Ortsname: Hotel „Kirschresidenz“ Art: Gebäude Spezielles: --- Beschreibung: Mit Blick auf den wunderschönen Sakura Park hat das Hotel „Kirschresidenz“ die perfekte Lage, um für Touristen attraktiv zu sein und entsprechend viele Gäste zu bewirtschaften. Wie es sich für die Stadt gehört, sind alle Zimmer, aber auch die Flure und Lobby, in einem Kirschblütenthema gestaltet mit den vorherrschenden Farben von Weiß und Rosa im Akzent mit dunklem Holz. Die Südzimmer sind nicht sonderlich beliebt, da man direkten Blick auf den Wolkenkrater von Aisawa Industries hat, dafür sind sie erschwinglicher.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Number of Statues: 312
No statue would defy me
So you shouldn't either
Akira Rune Knights Icebreaker
Anmeldedatum : 17.02.20 Anzahl der Beiträge : 1155 Alter : 37 Ort : Zeven
Bei einem ihrer Einkäufe stieß die Füchsin auf ein Plakat der Firma Aisawa Industries, welche Werbung für ein riesen Feuerwerk machte. Lud Jung und Alt dazu ein diesem beizuwohnen. Akira hatte noch nie von der Firma gehört. Doch da ihre Eltern sowas schon mal mit ihr gemacht hatten, bekam die Weißhaarige Lust mal wieder eines zu sehen. So entschied sich Akira dafür eine kleine Auszeit zu nehmen und nach Sakura Town zu fahren. Also wurde dieses Mal ein Koffer gepackt, wo für mindestens eine Woche Gepäck verstaut wurde. Dann überprüfte die Minamoto alle Fenster und verschloss dann nach verlassen der Hütte die Tür. Da Akira sich selber ein paar Tabletten gegen Reisekrankheit besorgt hatte, machte ihr die Zugfahrt keine großen Sorgen. Kurz nachdem der Zug los gefahren war, döste die Jugendliche ein.
Erst als der Bahnhof von Sakura angekündigt wurde, wurde die Weißhaarige wieder Munter. Erstaunt schaute das Mädchen aus dem Fenster. Der Anblick welcher sich ihr bot war einfach nur Atemberaubend. Alleine dafür hatte sich der Ausflug schon gelohnt. Sofort nahm sich die Slayerin ihren Koffer und begab sich dann zu dem nächstgelegenen Ausgang. Bevor an den Ausstieg gedacht wurde, kontrollierte Akira ob ihr Umhang auch ja ordentlich saß. Kaum dass der Zug hielt und die Türen auf waren, verließ die Weißhaarige das für sie noch immer Höllengefährt. Erstaunt sah sich die Füchsin um. Es war einfach nur herrlich. Traumhaft. *Wie kommt es, dass die Bäume in voller Blüte stehen?*, ging es der Jugendlichen durch den Kopf. Dies würde sie auf jeden Fall noch in Erfahrung bringen. So schlenderte die Weißhaarige durch die Straßen und folgte der Beschilderung in Richtung Hotel. Dann kam ein leicht angenehmer Wind auf und zog dem Mädchen die Kapuze vom Kopf. Da es sie nicht störte, lief Akira einfach weiter und ließ den Wind mit ihren Haaren und Ohren spielen.
Dann kam das Mädchen endlich an dem Hotel an. Ein kleines Glöckchen kündigte ihr eintreten an. Sofort wurde die Slayerin von einer Frau begrüßt. Akira schätzte die Blondine auf Mitte dreißig. "Willkommen im Hotel Kirschresidenz, was kann ich für Sie tun?", kam es freundlich mit einem Lächeln und die Slayerin fühlte sich Willkommen. "Hallo, ich würde gerne ein Zimmer mieten.", lächelte die Minamoto zurück. "Sehr gerne. Hier haben Sie den Schlüssel. Ihr Zimmer ist die Nummer 6.", war die nächste höfliche Aussage. "Vielen Dank. Ich habe da noch eine Frage. Wie kommt es, dass die Kirschbäume in voller Blüte stehen?", kam es interessiert.
Es war ein paar Tage her seit der letzten Mission, so hatte Blaze endlich mal wieder frei um sich selbst zu erholen. So befand er sich zurzeit in Sakura Town, wo im laufe der Tage sogar ein Feuerwerk stattfinden sollte. Für Blaze war die herfahrt vor seiner Quest ziemlich anstrengend gewesen, da er durch seine Mission nicht mit Gefährten fahren konnte ohne Reisekrank zu werden. Doch der Devilslayer und Halbdämon hatte sich davon wieder erholt, so heute der Magier ordentlich was gegessen und saß danach in der Lobby des Hotels in dem er eingecheckt hatte. Am heutigen Tag trug der schwarzhaarige junge Mann sein weißes T-Shirt und dazu seine spezielle rote Jacke, passend dazu hatte er seine grüne Hose und schwarze Stiefel an. Um seinem Hals trug der Mann mit den gelb goldenen Augen eine Kette die er mal geschenkt bekommen hatte. Seinen Dämonen schweif hatte der Magier in seiner Hose versteckt, immerhin sollte nicht jeder erkennen was er war oder besser gesagt welcher Rasse er angehörte.
Sakura Town war durch aus eine schöne Stadt, es gab hier viel Natur, welche vor allem sehr unberührt aussah. Die Bäume waren hier in voller Pracht und Blüte, was das eine oder andere Herz durchaus höher schlagen lassen konnte. Dem schwarzhaarigen Magier gefiel es selbst sehr in diesem Ort und wer wusste schon, vielleicht kam Blaze nach seinem Urlaub für eine andere Mission nochmal hier her. Man konnte ja nie wissen und als Rune Knight war es schon die Aufgabe von Blaze in der Welt der Magier für Recht und Ordnung zu sorgen, wie ein Polizist nur cooler. Blaze selbst war noch kein wirklich hohes Mitglied der Rune Knights er selbst stand noch am Anfang seiner Karriere, aber er hatte sich vorgenommen die Welt zu verändern. Mal sehen ob er selbst das schaffen konnte.
Während Blaze auf einen Sessel in der Lobby saß kam ein neuer Gast hinein, eine junge Frau die wenn der schwarz haarige es richtig deutete ein Tiermensch war. Immerhin hatte sie Tierohren am Kampf, nun Blaze war sich nicht wirklich sicher, immerhin traf er das erste mal so nah auf eine Person dieser Spezies. Sie hatte weiße Haare und rote Augen und wirkte auf den ersten Blick direkt wie eine nette junge Frau die man einfach kennenlernen wollte. Die Dame bekam nun von der Frau an der Rezeption ihre Schlüssel, woraufhin die weißhaarige Frau noch einmal Frage warum die Bäume so in ihrer vollen Blüte standen. Das war definitiv eine gute Frage, so war Blaze selbst aufgestanden und sich in die nähe der Rezeption bewegt wo er die Frage gehört hatte. So sprach er selbst auch dazu ''Das mit den Bäumen würde mich auch interessieren'' lächelte er die weißhaarige Dame an.
# 2 Konzentriert ruhten die robinroten Seelenspiegel auf die zierliche Gestalt der Rezeptionistin. So bemerkte Akira den Schwarzhaarigen Mann nicht, der sich ihr näherte. Auch dass dessen Geruch, den die Slayerin bereit unterbewusst wahrgenommen hatte, immer dichter kam, drang nicht in ihr Bewusstsein vor. So zuckte das Mädchen zusammen, als er meinte, dass ihn das mit den Bäumen ebenfalls interessieren würde. Durch den leichten Schock schlug das Herz der Füchsin nun etwas schneller. Leicht aufgebracht warf sie dem jungen Mann ihre Worte an den Kopf. "Erschrecken sie mich doch nicht so.", als die Minamoto das Lächeln des Fremden sah, konnte sie nicht anders und schenkte auch ihm ein leichtes Lächeln. Die Angestellte beobachtete das Geschehen und wartete dann darauf, dass die Beiden die Aufmerksamkeit auf sie lenkten. Dies geschah nach dem kurzen Wortwechsel auch. "Um ihre Frage zu beantworten, die hiesigen Kirschbäume werden durch Magie in diesem Stadium ihres Wachstums gehalten und dass das ganze Jahr über.", kam es freundlich Lächelnd von der Blondine. "Wow, alleine dafür hat sich die Anrese schon gelohnt.", lächelte Akira. Wartete dann ab, was der Schwarzhaarige zu sagen hatte.
Dann stellte sich die Weißhaarige vor. "Ich heiße Akira Minamoto. Freut mich ihre Bekanntschaft zu machen.", sprach Akira noch immer lächelnd zu dem Schwarzhaarigen. Da sie sich nicht sicher war, wie alt der junge Mann war, siezte das Mädchen ihren Gegenüber. Fühlte sich damit zu diesem Zeitpunkt einfach wohler. Dann klinkte sich die Rezeptionistin noch einmal in das Gespräch ein. "Darf ich erfahren, weshalb ihr nach Sakura Town gekommen seid?", sprach die Blondine noch immer freundlich. "Ich habe von dem Feuerwerk gelesen und wollte es mir gerne ansehen.", kam es aufgeregt von der Slayerin. In dem Moment wo Akira geendet hatte, veränderten sich die Gesichtszüge der eigentlich freundlichen Frau. Man konnte ihre Abneigung gegen die Firma Aisawa Industries ganz deutlich sehen. Und doch konnte Akira nicht nachvollziehen, weshalb die Frau so reagierte. Bezog die Abneigung auf das Feuerwerk. "Mögen sie kein Feuerwerk?", machte die Minamoto ihrer Verwirrung Platz. Sofort hob die Blondine beschwichtigend ihre Hände. "Es tut mir leid. Ich mag die Firma nicht, die das Feuerwerk ausrichtet.", erklärte die Rezeptionistin. Noch immer verstand die Füchsin nicht, was die Frau für ein Problem hatte. Genauer wollte das Mädchen darüber auch nicht nachdenken, denn es ging sie schlichtweg nichts an.
#1„Das. Ist. Nicht. Euer. ERNST!“ brüllte er beinahe schon das letzte Worte heraus, während er sich mit etwas Mühe am Schalter der Questausgabe festhielt. Ein Anblick, der nicht zuletzt bei dem Personal für ein paar verlegene Schmunzler sorgte. Nur die führende Angestellte, die auch gleichzeitig Flux‘ Ansprechpartnerin war, war die Professionalität in Person und ließ sich vom Murren des Sansargillers alles andere als überzeugen. Es wirkte sogar eher so als ob sie der ständigen Diskussionen müde war. "Ich habe es euch schon mehrfach gesagt: Über die Verteilung wird nicht diskutiert. Das war euch bei Eintritt genau so bewusst wie jedem anderen Rekruten. Wenn ihr euch weiterhin weigert werde ich einen Verfahren wegen Insubordination in die Wege leiten. Also nehmt ihr nun den Auftragszettel entgegen?“. Auch wenn sie vermeintlich genervt von ihrer aktuellen Situation war, gab sie weder durch Ton noch durch Wortwahl irgendeine Art von Angriffsfläche preis. Zudem, und das wusste auch Crash, war es mehr als dumm an diesem Punkt noch weiter zu diskutieren. Missmutig blickte er ihr noch einige Sekunden in die Augen, ehe er den Zettel aus ihrer Hand riss und sich auf den Boden des Raumes absetze. „Außerdem“ begann die Dame nun das Gespräch und blickte dabei über die Anmeldung nach unten „wurdet ihr aufgrund der positiven Rückmeldung eures letzten Auftraggebers für diese Quest angefordert. Es scheint, dass ihr euch einen Ruf im Entertainment-Business aufbaut“. In diesem letzten Moment hätte der Rune Knight schwören können, dass ein leichtes Grinsen über ihr Gesicht huschte, ehe es für geraume Zeit in den Untiefen der eisernen Mine verschwand. Wie vom Magier nicht anders gewohnt, holte er noch einmal Luft und hob den Zeigefinger nur um dann einige Sekunden in dieser Position zu verweilen. Erst dann ließ er den Atemzug langsam entweichen und zog eine unzufriedene Fratze. Getrieben durch seine eigene Frustration verließ er den Raum und machte sich los seine Utensilien und Ausrüstung zu packen. Während dieses Vorganges und mit stetig abflauendem Frust schoss dem Magier ein neuer Gedanke in den Kopf. War das etwa die Rache? Hatte man ihn doch noch überführt? Immerhin hatte er zusammen mit Flynn ein Viertel des Domos Flau im Chaos versinken lassen, dafür Jewel eingestrichen und währenddessen auch noch die Inhaber beklaut. Seinerseits ein absoluter Meisterstreich. Bis jetzt war diese Quest mit keiner Silbe erwähnt worden. Die Tatsache, dass er diese Art von Aufträgen jedoch verabscheute und er explizit auf die Empfehlung des Direktors angefordert wurde, brachte ihn deshalb ins Grübeln. Wenn er aufgeflogen war, warum wurde er dann nicht zur Rechtschaffenheit gezogen? Oder war der Mann mit dem komischen Hut etwa noch viel hinterlistiger als der Gunslinger es war? Wohlmöglich würde er es nie herausfinden. Unabhängig davon, ob es das Schicksal auf Crash abgesehen hatte, waren seine Hilfsmittel gepackt, die Pistolen geholstert und er bereit sich nach Sakura Town aufzumachen. Dieses Mal war er allerdings nicht genervt von der Tatsache, dass er einen Partner, beziehungsweise genauer eine Partnerin, zur Seite gestellt bekam. Die Künstlertruppe von Satyrs Cornucopia war bestimmt noch um einiges geeigneter für diese Art von Aufgaben. Mit etwas Glück konnte er wieder etwas Spaß haben und müsste sich noch weniger anstrengen als bei seiner Mission in Crocus. Ein Gedanke, der ihm die Zugfahrt versüßte.
Wie bereits in der Beschreibung festgehalten, sollten die Magier sich vor dem Hotel „Kirschresidenz“ einfinden. Dorthin zu kommen, stellte sich jedoch etwas schwieriger heraus als erwartet. Die Unmengen an Touristen, die dieser beschauliche Ort versammelte, machten ihm den Weg alles andere als leicht, da nicht zuletzt ihre Blickhöhe nicht wirklich auf seine Körpergröße optimiert war. Das wusste auch Flux, der diese Tatsache weiterhin gekonnt ignorierte. „Au… aua… AU“ entfleuchte es ihm daher fortwährend, meistens dann, wenn ihn ein Ellenbogen oder ein Knie unsanft trafen. Wäre nicht die Insigne in dem markanten Rotton an seine Fußsohle gestempelt, hätte er schon den ein oder anderen Weg gefunden sich etwas Raum aber vor allem Respekt zu verschaffen. So musste er es noch etwas über sich ergehen lassen, ehe er den Absprung auf die Treppe des Hotels schaffte und dadurch der Menschenmasse entkam. Mit Blick auf den Wolkenkratzer von Aisawa Industries verdeutlichte dieser ihm, wie gerne er doch an einem anderen Ort wäre. Irgendwo fern der nutzlosen Bäume und nah dran am Geschehen der Maschinen und Technologie. Wo war denn nun diese Magierin?
Esmée wusste, wie es war, für irgendetwas engagiert zu werden. Nicht unbedingt als Magierin, war sie tendenziell jemand, der sich davor scheute, zu viel zu arbeiten. Wohl aber dank ihres kleinen Nebenjobs als Model. Immer wieder stellte sie sich vor irgendwelche Kameras und ließ sich ablichten, um am Ende auf verschiedenen Fotoleinwänden für alle Welt sichtbar die neueste Mode zu präsentieren oder bei einem kleinen Werbespot in Maldina Town aufzutreten. Man konnte durchaus sagen, dass sich die Schwarzhaarige dank dieser Aufträge einen nicht zu verachtenden, zusätzlichen Verdienst aufgebaut hatte, wenngleich sie sich jedes Mal wieder von Erial anhören durfte, dass sie ihren Job als Model doch endlich an den Nagel hängen sollte. Als eine Prinzessin, die in einem fremden Königreich untergetaucht war, weil irgendwelche Menschen nach ihrem Leben trachteten, war es nicht unbedingt klug, an Litfaßsäulen und Anschlagtafeln Passantinnen und Passanten auf der Straße anzulächeln. Es waren Einwände, die durchaus berechtigt waren… und über die die 19-Jährige bisher dennoch gekonnt hinweghörte. Weil es das einzige kleine Stückchen Selbstbestimmtheit war, das ihr zur Verfügung stand? Weil sie sich vorstellen konnte, sie könnte alles machen, wonach ihr war und wäre nicht auf ihre Rolle als Prinzessin beschränkt, die sich immer dem Willen und dem Wohle ihrer Heimat unterzuordnen hatte? Vielleicht. Ganz gleich, warum die de Bosco nicht auf ihren engsten Vertrauten hörte, auch heute wieder hatte sie einen Auftrag bekommen. Ein Auftrag, der zwar an sie in ihrer Funktion als Magierin herangereicht worden war, der aber dennoch gewisse Ähnlichkeiten mit ihrem Job als Model hatte. Ein Grund, weshalb sie die bevorstehende Arbeit eigentlich gar nicht so schlimm fand.
Sie sollte in einem Hotel auftreten und die Menschen dort mit ihrer Präsenz, aber auch mit ihrer Magie unterhalten. Das klang doch… machbar. Und irgendwie sogar lustig, wenngleich sie keine Ahnung hatte, was konkret eine Walpurgisnacht sein sollte. Fiore war ein Land voller Rätsel für die Prinzessin, was nicht hieß, dass sie sich für den Auftrag an sich nicht gewappnet fühlte. Sie war eine Explosionsmagierin. Wer mochte bitte keine Explosionen? Jeder liebte Explosionen! Gedankengänge, von denen sie so eingenommen war, dass sie geflissentlich den letzten Absatz überlas, in dem darauf hingewiesen wurde, dass die Sicherheitsstandards des Hotels gewahrt bleiben sollten. Explosionen und Sicherheitsstandards… zwei Dinge, die nur schwer miteinander in Einklang zu bringen waren. Aber das war ein Problem, mit dem man sich beschäftigen konnte, wenn es soweit war. Es war ein Problem, über das sich die Prinzessin in dem Moment, als sie in Richtung Sakura Town aufbrach, noch gar nicht bewusst war. Vielleicht auch besser so.
Ausnahmsweise hatte sich die Schwarzhaarige vorgenommen, gut vorbereitet zu ihrem Job aufzutauchen. Was genau das hieß? Nun, ihre Nase steckte in einem kleinen Büchlein, während ihre Schritte sie durch das ziemlich belebte Sakura Town führten. Nur ein sehr aufmerksames Auge würde erkennen können, dass es sich bei dem Büchlein um einen kleinen Guide für Touristen hielt, die mit den Bräuchen und Sitten in Fiore vertraut werden wollten. Zumindest ein Indiz, dass die junge Frau nicht aus der Gegend stammte, abgesehen von ihrem etwas auffälligem Äußeren. „Die Walpurgisnacht leitet sich von der heiligen Walburga ab…“, las die junge Frau sich leise im Selbstgespräch vor, ohne dabei aufzublicken. Weiter flogen die Seelenspiegel über die Zeilen, sogen den Inhalt förmlich auf. „Der Sage nach versammeln sich zur Walpurgisnacht die Hexen und feiern das Hexenfest. Sie tanzen um ein Feuer und…“ Esmée stockte, blinzelte und runzelte am Ende die Stirn. „… und küssen anschließend dem Teufel den Hintern?!“ Oh Gott. Sie… sie sollte doch nicht wirklich… man würde doch nicht von ihr verlangen… das Gesicht der 19-Jährigen lief hochrot an und sie schlug erschrocken das Buch zu, fast so, als hätte sie etwas gesehen, was sie niemals hätte sehen dürfen. Ihr war nicht einmal aufgefallen, dass sie bereits auf Höhe des Hotels angekommen war, als sie angewidert und ein Stückchen zu laut ausrief: „Ich werde ganz bestimmt niemandes Hintern küssen!“ Sekunden verstrichen, ehe die de Bosco verstand, was sie soeben in aller Öffentlichkeit und für alle Menschen hörbar geäußert hatte. Diverse Blicke lagen auf ihr, manche verwirrt, manche belustigt, manche sogar verärgert. Als ein kleines Kind in Hörweite kicherte und nochmal wiederholte “Papa, die hat Hintern gesagt!“, wollte Esmée am liebsten im Erdboden versinken. Oh Gott. Dieses Land. Dieses Land würde ihr noch den letzten Nerv rauben!
#2 Noch einige Momente verweilte Flux am Fuß des Aufstiegs zum Etablissement während sein Blick über die Massen der Touristen wanderte. So unscheinbar wie er es war, konnte doch nicht jeder Magier Fiores sein! Erst einmal konnte er nicht anders als ungeduldig mit dem Fuß auf dem Boden tippen. Notfalls würde er es auch alleine bewältigen. Aber auf wen würde er die Schuld dann abwälzen können, wenn er seinen seiner genialen Pläne umgesetzt hatte? Über den Hotdog-Vorfall sprach man noch immer. Womöglich einen der Angestellten, der sich dafür eignete? Schwierig, würde man den älteren aus dem Team vermutlich eher trauen. Vielleicht gab es ja einen ehrgeizigen Azubi, den er für seine Zwecke missbrauchen konnte. Man durfte nicht vergessen, dass gerade Crash sein Leben und seine Aufträge nicht immer all zu ernst nahm nach allem, was sein Bruder und er erlebten hatte. Dafür war die Zeit auf dieser Welt doch manchmal viel zu kurz. Von daher wollte er niemand etwas wirklich böses, nur so manchen Job etwas interessanter gestalten. Außerdem galt die Quest bis dato immer als erfüllt. Was wollten seine Vorgesetzten mehr? Es war eine weibliche Stimme, die ihn aus seinen blödsinnigen Gedanken riss. Was hatte sie da gerade gesagt? Das Schmunzeln in seinem Gesicht verdeutlichte, dass er sehr wohl verstanden hatte, was die Fremde von sich gegeben hatte er nur einige Sekunden brauchte, um es wirklich zu verarbeiten. Nicht anders als die Personen um sie herum, begaffte nun auch der Sansargiller die Frau oder das Mädchen. Ihre Hautfarbe war etwas dunkler und sofern der Gunslinger sich recht erinnerte, durfte sie daher aus der Ecke Aloe kommen. Zusammen mit dem Touristenguide passte es auch gut zusammen, war die Gute wohl zu Besuch in dieser Stadt und dafür quer durch das Königreich gereist. Andere Städte andere Sitten. Die restliche Statur war für ihn relativ unscheinbar, wenn man von den blauen Strähnen im Haar absah. Unter Umständen Mamas liebste Tochter mit etwas Geld von Papa hier hergeschickt? Erst als Kind kicherte und den Satz noch einmal wiederholte, packte es Flux und er lachte inbrünstig aus. Natürlich war es nicht so lustig, wie es seine Lache geraden vermuten ließ, sonst während bestimmt mehr Menschen drauf eingestiegen. Jedoch reichte für ihn bereits der Hauch eines Rotwerdends in ihrem Gesicht, um gefühlt noch einmal nachzutreten.
"Wenn du jemanden suchst, der dir deine Zeit hier bezahlst, hast du ne echt spannende Herangehensweise Süße" presste er zwischen seinem Anfall heraus, ehe er seinen Bauch langsam losließ und sich amüsiert nach hinten lehnte, dabei eine Träne aus beiden Augen wischend. "Danke für den Lacher, Kleine". Es folgten noch ein paar einzelne, amüsierte Ausstöße, bevor sich sein Blick auf den Guide fokussierte, was auch die erste Stelle war, an welcher er wirklich wieder leise war. Der Auftritt kam bestimmt nicht von irgendwo her. Das Buch musste bestimmt den ein oder anderen Gag bereithalten. Vielleicht könnte er es ja für seinen Auftritt nutzen, wenn er noch den ein oder anderen Fakt über den Ort mit einbauen konnte. Crash war vieles aber sicherlich nicht unkreativ. Und nach der Nummer eben würde sie das Ding doch eh nicht mehr benutzen. Mit einem beherzten Sprung und Schnappen seiner Hand, hatte er die Info aus ihrer Hand gefischt. Allerdings wusste er, wie die Leute reagierten, wenn Eigentum umverteilt wurde. In der Regel waren diese Sachen bei ihm selbstverständlich besser aufgehoben. Nicht jeder sah das so. So hob er, nachdem er ihr direkt den Rücken zugedreht hatte, die Pfote auf welchem sein Gildenzeichen prangerte nach hinten, um es ihr gut sichtbar zu präsentieren. "Reg dich ab. Ich brauch das hier für Runenritterarbeit. Weißt schon übel wichtiges Zeug und so". Schon kurz nachdem er angefangen hatte es zu überfliegen, vergaß er, dass die Fremde womöglich noch immer hinter ihm Stand, während er auf einem Bein balancierend den Guide studierte.
Es war nicht nur ein einzelnes Lachen, das nach dem erschrockenen Ausruf von Esmée in der Umgebung ertönte. Tatsächlich war es ein Stimmengewirr um sie herum, manche etwas lauter, manche ein Stückchen leiser, die sich in ein gebündeltes Kichern auf ihre Kosten vermischte. Das alleine war der Prinzessin bereits sichtlich unangenehm. Die Krone wurde der Situation aber von ganz genau einem Lachen aufgesetzt, das über das allgemeine Durcheinander hinweggetragen wurde. Ein so lautes und haltloses Lachen, dass sogar die restlichen Passantinnen und Passanten inmitten des Amüsements verstummten und das nicht zuletzt dadurch die de Bosco endgültig bloßstellte. Die Dunkelhaarige drehte sich herum und öffnete ihren Mund, um diesen ungehobelten Grobian in die Schranken zu weisen. Wer wagte es, sie Süße oder Kleine zu nennen, während man sich über sie lustig machte?! Diesem Fremden gehörten eindeutig einige Manieren im Umgang mit einer feinen Dame beigebracht! Bevor einige erboste Worte ihre Lippen verlassen hatten, stoppte die 19-Jährige und stutzte. Da stand ja überhaupt niemand… oder? Woher war denn dann die Stimme gekommen? Erst mit Verzögerung senkte die junge Frau ihren Blick und sie erkannte das winzige Tier, das auf sie zusteuerte. Eine Ratte?, fragte sich die de Bosco sichtlich erschrocken, verwarf diesen Gedanken allerdings schnell wieder. Dieses Ding hatte eindeutig zu viel Fell für eine Ratte. Wohl nur im übertragenen Sinne…, mutmaßte sie, denn ganz gleich, dass man ihr die Verwunderung über dieses sprechende Getier immer noch vom Gesicht ablesen konnte, so hatte sie die unhöflichen Worte ihr gegenüber immer noch nicht vergessen. „Was fällt Euch eigentlich ein…“, begann sie, die Röte um ihre Nase immer noch nicht gänzlich verschwunden. Wäre die junge Frau ein bisschen schlagfertiger, hätte sie nachgefragt, wer von ihnen beiden bitte die Kleine war, wenn sie ihm gerade mit Leichtigkeit auf den Kopf spucken konnte. Da die behütet aufgewachsene Prinzessin ihre verbale Schlagfertigkeit derzeit allerdings noch erlernte und einige Hemmungen besaß, so etwas vulgäres einfach zu äußern, blieben diese Worte ausschließlich gedanklich geäußert. Wenn man bedachte, in was für Kreisen sich die 19-Jährige seit ihrer Flucht aus Bosco aufhielt, war es aber nur eine Frage der Zeit, bis sie auch ihren Tonfall an diese Umgebung anpasste...
Ehe die de Bosco sich versah, war das Tierchen bei ihr angekommen und hüpfte nach oben. Mehr aus Schreck heraus stolperte die 19-Jährige ein bisschen nach hinten und bemerkte zu spät, dass das Wesen überhaupt nicht an ihr hatte hochspringen wollen, sondern nur nach dem kleinen Touri-Guide in ihren Händen gegriffen hatte. Des leichten Büchleins entledigt drehte der wandelnde Fellhaufen ihr wieder den Rücken zu. Und dann fiel es ihr endlich ein! Sie wusste ganz genau, was für ein Wesen da vor ihr stand! „Ein Frettchen, das sprechen kann?“, fragte sie unüberhörbar und runzelte im nächsten Augenblick die Stirn. „Und lesen noch dazu… Fiore ist schon ein merkwürdiges Land…“, murmelte sie, legte eine Hand ans Kinn. Ob sich das Tier mit ein bisschen Pastete ablenken ließ? Im Königspalast waren die Haustiere zumindest immer ganz wild auf solch ein Zeug gewesen, soweit Esmée wusste. Manchmal, wenn die Hausbediensteten einen guten Tag gehabt hatten, hatte sie die Tiere auch füttern dürfen. Aber nur die zahmen – das Bauchgefühl der Prinzessin sagte ihr, dass dieses Frettchen alles andere als zahm war. Noch während sie grübelte, hob das Tier seine Pfote und die junge Frau erblickte ein Gildenzeichen, das sie bisher nur aus Büchern kannte. Ein Runenritter? Das hieß, das das Fellknäuel Magie anwenden konnte, oder? „Ein Frettchen, das sprechen, lesen und Magie anwenden kann?!“, rief sie schockiert aus und schüttelte den Kopf. Das alles passte so gar nicht in Esmées Weltbild. Vorsichtig trat die Dunkelhaarige näher, behielt aber einen Sicherheitsabstand bei – nicht, dass das Ding sie doch noch biss. „Ich habe noch nie ein Frettchen wie Euch getroffen. Konntet Ihr schon immer sprechen? Oder habt Ihr nur dank Eurer Magie eine solche Gestalt angenommen?“ Wenn sie das Abzeichen der Rune Knights nicht gesehen hätte, wäre Esmée glatt davon ausgegangen, dass dieses Tier irgendeinem Zoo entflohen war. Aber so… irgendwie musste es dieses Ding in eine Gilde geschafft haben.
#3 Im einen Moment noch amüsiert seine neuste Errungenschaft studierend, wurde er unsanft aus seinem wohlig warmen Zustand gerissen. Hatte die peinliche Alte ihn gerade als Frettchen bezeichnet. Als Frettchen!? Hätte sie in diesem Moment das Gesicht des Sansargiller sehen können, wäre es eine Mischung aus Verwirrung, Wut und Unglaube gewesen. Wie um alles in der Welt würde man darauf kommen, dass er ein Frettchen war? Die Dinger stanken wie die Pest, sahen komisch lang und gestreckt aus und vergruben ihre Zähne in allem, was nicht niet- und nagelfest war. Und dann noch diese merkwürdigen Geräusche, die sie von sich gaben. Furchtbar! Warum um alles in der Welt würde sie ihn damit beleidigen wollen, diese Wesen auf seine Stufe zu erheben. Lächerlich. Doch die Göre schien nicht einmal aus ihrem Fehler gelernt zu haben, sprach sie ihn daraufhin auch noch direkt mit diesem „Titel“ an. Genug, um das letzte kleine Stück seiner Geduldslunte zu verbrennen. Mit einem nervösen Zucken seines linken Augen, setzte Crash den noch immer schwebenden Fuß wieder auf dem Boden ab, ehe er sich langsam zu ihr umdrehte. Erst als er sich vollständig gedreht hatte, sah er langsam von seiner Beute aus auf, der Blick nun starr auf ihr Gesicht gerichtet. Ein weiteres Mal ging er kurz in sich, um zu überlegen, ob er sie wirklich richtig gehört hatte. „Wie, wie hast du mich gerade genannt“ begann er langsam zu sprechen, noch immer am ehestens verwirrt durch die Aussage der Fremden. „Ich will… also ich gehe davon aus, dass du fertig bist, oder? Dann lass mich dir antworten“ sprach er langsam und bedacht. Bevor er ihr jedoch antwortete, ging er noch einige Schritte hin- und her, den Zeigefinger dabei einige Mal auf seine Nasenspitze tippend. Dann, als ob er einen Geistesblitz hatte, streckte er den Finger hoch und wendete sich erneut zu der Fremden sein Blick fixierte sie nun nicht nur. Er durchbohrte sie förmlich. „Erstens! Ich bin kein verdammtes Frettchen! Zweitens!“ und ein weiter Finger erhob sich „Kann ich natürlich sprechen? Was ist das für eine bescheuerte Frage! Das kann doch überhaupt nur jemand Fragen der vollkommen ahnungslos oder bösartig ist! Das können doch nur Idioten fragen! Und drittens!“ und dabei ging nicht nur ein weiter Finger hoch, sondern der Guide in seiner Hand zerplatze förmlich in viele, gleichförmige Blöcke. „Drittens! Solltet ihr eine verdammt gute Antwort parat haben, warum ihr einem Rune Knight, der hier her für eine Quest entsendet wurde, um für irgendwelche Leute Theater zu spielen, derart auf die Füße tretet, dass er sich Fragen muss, ob diese Aufgabe noch die höchste Priorität hat oder ob er sich nicht vielleicht lieber um euch kümmern sollte!“. Nach außen wirkte dieses ganze Schauspiel gerade zu übertrieben theatralisch, als wäre er bereits in eine Rolle geschlüpft, die eines exzentrischen Mannes, der in seinem eigenen Kosmos zu leben schien. Dabei war er zu Beginn wirklich noch aufgebracht, musste sich aber bereits beim Zeigen des zweiten Fingers zusammenreißen, nicht direkt loszulachen. Es fühlte sich gut an sich in diesen Rage zu reden und so war am Ende sein ganzer Frust über ihren Fehler schon fast wie verpufft. Die Frage war nur, ob sie auch so reagieren würde, dass es dabei bleiben sollte.
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Gewirkte Zauber:
Crash Punch TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Nahkampf MANAVERBRAUCH: 20 pro Minute MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Der Anwender konzentriert seine Crashmagie in den Händen, wodurch er erhöhten Schaden an menschlichem Gewebe verursacht. Weiterhin werden bei Kontakt kleine und weiche Gegenstände, etwa Pflanzen oder Stoffe, in ihre Einzelteile zerlegt. Je höher die Willenskraft ist, desto härtere Gegenstände können zerlegt werden.
Beherrschung:
Willenskraft Level 4: Man kann schon härtere Gegenstände wie Holz zerlegen. Willenskraft Level 6: Es können nun härtere Gegenstände wie Steine zerlegt werden. Willenskraft Level 8: Der Anwender ist nun in der Lage Metalle zu zerlegen.
Seit Esmée in Fiore angekommen war, hatte sie so manch merkwürdige Dinge erlebt. Orte gesehen, die sie verwundert hatten. Aussagen gehört, die sie nicht hatte zuordnen können. Menschen getroffen, die sich vollkommen anders verhielten, als sie es in der Vergangenheit hinter den sicheren Mauern des Königspalastes kennengelernt hatte. Aber… dieses Tier, das sich hier vor ihr aufbaute, schlug dem Fass endgültig den Boden aus. Es sprach nicht nur, sondern bezeichnete sich selbst auch noch als Runenritter. Und die Aussagen, die das Vieh tätigte, passten genauso wenig zum einen wie zum anderen. Es war nicht viel, das die de Bosco bisher über die Rune Knights vernommen hatte, aber wenn das Thema im Gildenhaus von Satyrs Cornucopia aufgekommen war, war doch nicht selten ein ehrfürchtiges Raunen in den Reihen der Magierinnen und Magier zu hören gewesen. Die Angehörigen dieser Gilde sorgten angeblich für Recht und Ordnung und waren Vorbilder für jeden Bürger und jede Bürgerin im Königreich Fiore. Es war ein glanzvolles, Ehrfurcht erweckendes Bild eines Ritters gewesen, das sich im Köpfchen der Prinzessin gebildet hatte. Umso schwieriger fiel es der Dunkelhaarigen, dieses Bild mit dem vorlauten Frettchen in Einklang zu bringen… Die 19-Jährige blinzelte verwundert, als das Fellknäuel sich umdrehte, langsam und vorsichtig und kurzzeitig befürchtete sie, das Ding würde wirklich auf sie losgehen. Doch die Attacke, die ihr entgegengefeuert wurde, war rein verbaler Natur. Aufmerksam verfolgte die Schwarzhaarige die Bewegungen des kleinen Wesens, schlussendlich blieb ihr Blick allerdings an dem mahnend erhobenen Finger kleben. Es… war kein Frettchen? Aber was denn dann? Und natürlich war es verwunderlich, dass er sprechen konnte! Seit wann konnten Frettchen sprechen?! Es waren so viele Fragen, die Esmée hatte und die verhinderten, dass die Rüge, die für sie bestimmt war, vollständig von ihr verarbeitet wurde. Bevor sie auch nur eine dieser Fragen final hätte stellen können, war es eine Sache, die sie gänzlich ablenkte: Dieses Vieh zerstörte ihren Tour-Guide!
Unzählige Fetzen flogen von einer Sekunde zur nächsten durch die Luft und tatsächlich war es der jungen Frau in diesem Augenblick vollkommen egal, wie das Buch zerstört worden war. Viel wichtiger war doch… warum?! Ihr königliches Verhalten hinter sich lassend, stolperte Esmée nach vorne, fischte in hastigen Bewegungen einige der Buchfetzen aus der Luft und versuchte vergebens, diese zu einem zusammenhängenden Teil wieder aneinander zu führen. Erst nach mehreren Versuchen ließ sie von diesem aussichtslosen Unterfangen ab und japste erschrocken nach Luft. „Das habe ich von Erials letzten Jewels gekauft!“, rief sie entrüstet und drehte sich dann zum Frettchen herum. Eben noch war es Verwunderung gewesen, die man aus den hellblauen Augen der 19-Jährigen hatte ablesen können. Jetzt war es echte Erzürnung, während sich ihre schlanken Hände zu Fäusten ballten. „Wie könnt Ihr das Eigentum anderer Leute einfach so zerstören?!“ Sie presste die Lippen zusammen, löste dann die rechte Faust auf, um mit dem Zeigefinger vorwurfsvoll auf den Runeknight zu deuten. „Wenn hier jemand bösartig ist, dann eindeutig Ihr!“ Ja, jetzt hatte Esmée es diesem Tier aber so richtig gegeben. Erneut blickte die Prinzessin auf die Überreste des Buches auf dem Boden und legte die Hände an ihre Schläfen. „Erial wird mir wieder eine Predigt halten…“, murmelte sie, nicht einmal darauf achtend, dass das ein Name war, mit dem das sprechende Tier kaum etwas anfangen konnte. Und als Esmée glaubte, der Tag konnte kaum noch schlimmer werden, wurde sie eines Besseren belehrt. Moment – eine Quest? Theater spielen? Hier, in der Kirschresidenz? Die de Bosco konnte ihren Ohren zuerst kaum glauben (und das lag nicht daran, dass sie dieser Sache mit den sprechenden Tieren immer noch misstraute), aber als sie sich umwandte und das Fellknäuel skeptisch musterte, wurde ihr bewusst, dass sie sich nicht verhört hatte. Esmée hatte die Möglichkeit, diesen Auftrag mit einem Kollegen erledigen zu dürfen, durchaus vorab in Erwägung erzogen. Ihre bisherigen Kolleginnen und Kollegen waren allerdings weitaus sympathischer gewesen. Und… weniger beharrt. Irritiert schüttelte sie den Kopf. „Was auch immer Ihr seid und woher Ihr kommen möget, Höflichkeit habt Ihr dort eindeutig nicht gelernt“, fasste die junge Frau zusammen, plötzlich weitaus weniger wütend. Das da war kein Ritter in strahlender Rüstung, das da war… ein Bauerntölpel. Ein Hochstapler, der sich vielleicht als Ritter ausgab, aber eindeutig aus irgendeinem entlegenen Dörfchen vom Lande kommen musste. Ja, dort lernte man keine Höflichkeit, waren diese Menschen doch vielmehr damit beschäftigt, irgendwelche Felder zu bestellen oder sich um die eigenen Höfe zu kümmern. Ja, das musste es sein, das erklärte das Verhalten. Manche von ihnen sind eben ein bisschen beschränkt, zitierte die junge Frau gedanklich ihren älteren Bruder, wobei sein Tonfall weniger beleidigend geklungen hatte, als es die Worte vermittelten. Anstatt ihm weiter zu erklären, was alles an seinem Verhalten unangemessen gewesen war (das würde er vermutlich nicht verstehen können), neigte die junge Frau den Kopf leicht zur Begrüßung und erwiderte verhältnismäßig nüchtern: „Ich heiße Esmée Arnault und bin eine Magierin der Gilde Satyrs Cornucopia.“ Sie stoppte kurz, atmete dann tief durch, denn nicht nur das Fellknäuel würde die kommende Erkenntnis erstmal verdauen müssen. „So wie auch Ihr wurde ich für eine Quest hierher entsendet. Ich denke also, wir… wir…“ Sie bemühte sich darum, sich zusammenzureißen und mit geradem Rücken sowie erhobener Nase zu verkünden: „Wir werden für diesen Auftrag zusammenarbeiten müssen.“ Noch immer grollte Esmée diesem kleinen Ding dafür, dass es ihren Guide zerstört und ihr aller Wahrscheinlichkeit nach eine Standpauke von Erial eingebrockt hatte, aber sie hatte gelernt, ihre eigenen Befindlichkeiten notfalls auch für das größere Ganze zurückstellen zu können. So wie in diesem Falle für den Auftrag und ihre Gilde. Auch wenn sie nicht freundlich lächelte, versuchte sie doch, die verpatzte Begrüßung von zuvor nachzuholen: „Ich habe verstanden, dass Ihr kein Frettchen seid. Aber was seid Ihr dann? Und ich denke, ich habe es durchaus verdient, den Namen der Person zu erfahren, die mich innerhalb der ersten Minute auszulachen, zu beleidigen und direkt danach auch noch zu bedrohen vermag.“ Die rechte Augenbraue wanderte leicht nach oben.
#4 Es erforderte seine ganze Konzentration das bereits so stark unterdrückte Lachen nicht herauszulassen, als das Püppchen, geschockt von seiner Zerstörung, förmlich nach vorne zu taumeln schien und verzweifelt die gecrashten Fetzen aufzusammeln versuchte. Nicht oft erlebte Flux, wie jemand die kleinen, quadratischen Objekte sammelte, wenn er mit etwas fertig war. Doch jedes Mal aufs Neue war es interessant zu sehen, was genau seine Magie mit der Umwelt anzustellen vermochte. Jeder Würfel schien ihr nur noch mehr wehzutun und beinahe hatte er schon etwas Mitleid mit ihr. Dabei war es kein wirklich guter Guide, aber naja. Bevor er jedoch irgendeine Überlegung machen konnte, wie er sich jetzt verhalten sollte, war es ein Satz, den die Fremde äußerte, der ihn hellhörig werden ließ. Erial? War das nicht der Fischerbengel? Wenn sich Crash richtig erinnerte, war er ein ganz cooler Typ. Und allem Anschein nach befreundet mit dieser Magierin vor sich. Ob sie sich aus der gleichen Gilde kennen? Immerhin hatte der Sansargiller noch kein Gildenzeichen entdecken können. Als sie sich zum Gunslinger umdrehte, veränderte sich ihre Mimik von Verwunderung zur echter Erzürnung, was tatsächlich ein etwas unbehagliches Gefühl in der Magenregion des Magiers auslöste, obwohl es keine große Anstrengung brauchte, um es sich zumindest nach außen anmerken zu lassen, zudem die Tatsache, dass sie Erial kannte ihn noch weiterhin beschäftigte. Spätestens allerdings als ihr Zeigefinger in pädagogischer Manier zum Vorschein kam, lehnte sich der Akimbo Knight etwas hinten, verschränkte die Arme und ein leichtes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Temperament war schon immer ein Pluspunkt beim Runenritter. Erneut fiel der Name Erials und anscheinend war der Junge mehr als nur ein Freund? Vielleicht ein heimlicher Freund? Geschwister? Die Achterbahn der Gefühle endete mit einem Kopfschütteln. Zu welcher Erkenntnis ist sie wohl gekommen? fragte er sich im Stillen. Es war die Erkenntnis, dass er ihr gehörig auf den Schlips getreten war, was ja auch irgendwo seine Intention war. Die Bemerkung zur Höflichkeit ließ ihn tatsächlich auflachen, während er kurz nach hinten schwankte und sein Gewicht auf den anderen Fuß verlagerte. Darüber hinaus lag sie mit ihren Gedanken nicht so weit von der Wahrheit entfernt und hätte wohlmöglich auch eine positivere Reaktion des Ritter hervorgerufen. Ohne jedoch ihre Gedanken lesen zu können, konnte er nur beobachten wie sie innerlich ruhiger zu werden schien, bevor sie das Wort wieder an ihn richtete. Arnault. Kein Name, der irgendwelche Assoziationen bei ihm auslöste. Ihre Gilde war aber tatsächlich die gleiche wie Erials, was nun auch endlich die Bekanntschaft der beiden und ihre einzige Gemeinsamkeit erklärte. Wo er sich sonst unter Umständen über die Künstlermagier aufgeregt hätte, war er tatsächlich etwas froh darüber, jemanden aus dieser Richtung für den Auftrag zugeteilt bekommen zu haben. Wenn nicht diese Leute, wer dann konnte eine wirkliche Show auf die Beine stellen? Trotzdem verschwand sein amüsiertes Lächeln, musste er die Attitüden dieser Göre noch für die restliche Quest aushalten. So lustig wie mit Flynn würde es demnach nicht werden.
Ihre abschließend Zusammenfassung ließ ihn dann doch noch ein letztes Mal auflachen, ehe er selbst die Hände in die Hüften stemmte, um das maximale aus seinen 99 Zentimetern herauszuholen. Wenn sie sich schon nicht die Mühe machte mit ihm auf Augenhöhe zu reden, dann musste er sich wohl etwas aufspielen. „Du bist ja ganz entzückend Esmée“ und dabei betonte er ihren Namen auf übertriebene Art und Weise. „Anscheinend haben wir das Vergnügen heute zusammenzuarbeiten, was mir die Mühe erübrigt mich um euch kümmern zu müssen. Wundervoll!“. Viel spannender war dann doch die Frage, wer und was er eigentlich war. Eine Frage, die er oft genug gestellt kam, allerdings selten bis nie beantwortete. Warum auch. Ein mentaler Münzwurf sozusagen. So lieb, wie sich die junge Dame anstellte, sollte sie doch belohnt werden. Etwas übertrieben verbeugte er sich dann vor ihr, ehe er wieder ihren Blick suchte. „Der Name ist Flux Velnarion, auch gerne Crash, meines Zeichens Runenritter. Gewiss habt ihr bereits von meinen Taten gehört, ansonsten verzeihe ich dir das natürlich. Aus mir unerklärlichen Gründen soll ich heute hier für etwas Belustigung sorgen. Mit dir an meiner Seite sollte das jetzt aber bestimmt vieeel leichter werden“. Schon durch die Worte konnte man bemerkten, wie ernst Flux die ganze Sache nahm und so richtig schien er nicht daran interessiert Esmeé von sich zu überzeugen. „Ach und die Frage: Ich bin ein Sansargiller. Sagen wir mal so… ich bin nicht unbedingt von hier“. Mit allem Wichtigen geklärt, könnten die Quest eigentlich starten, oder? Noch etwas übertriebener verbeugte er sich erneut und deutete auf den gemeinsamen Weg. „Wie es sich gehört: Nach euch. Dann könnt ihr mir auf dem Weg erzählen woher ihr Erial kennt. Wir waren nämlich zusammen fischen“.
Es missfiel der jungen Frau, das gallende Gelächter dieses gemeinen Frettchens über sich ergehen zu lassen, aber Esmée war gut genug erzogen, um nicht gleich die nächste Szene zu beginnen. Sie war eine Prinzessin, sie wusste, wann sie über den Dingen stehen musste. Immer wieder wiederholte sie für sich, dass sie es mit einem Bauern zu tun hatte, der nichts für sein Benehmen konnte. Dieses Wesen war nicht fähig dazu, eine gewisse Höflichkeit zu zeigen, zudem reichten die geistigen Kapazitäten nicht aus, um die Tragweite der eigenen Handlungen richtig einschätzen zu können. Ganz anders als bei Esmée, versteht sich! Die Dunkelhaarige schluckte daher jedweden Kommentar mühsam herunter und wartete ab, bis das Tierchen sich ausgelacht hatte und endlich zu einer Antwort ansetzte. Sie war also ganz entzückend, ja? „Zumindest einer von uns beiden“, murmelte die 19-Jährige in den nicht vorhandenen Bart, bevor sie sich innerlich erneut maßregelte. Die Quest heute könnte zu einer echten Geduldsprobe für die de Bosco werden, wie sie allmählich feststellte. Als der Vorname Flux fiel, nickte die Explosionsmagierin ihm formvollendet zu, wenngleich die rechte Augenbraue weit nach oben wanderte, als der Spitzname Crash ergänzt wurde. Hoffentlich ist der Name nicht Programm, schoss es Esmée wenig königlich durch die Gedanken, aber sie kontrollierte sich ausreichend, um diese Aussage lieber für sich zu behalten. Was sie stattdessen sagte, war: „Ich habe noch nie von Sansargiller gehört.“ Es war nicht mehr als eine Feststellung, während die hellblauen Augen das Wesen erneut musterten. Ihr Gesichtsausdruck war nüchtern, als sie achselzuckend ergänzte: „Aber auch ich stamme ebenso nicht von hier. Ich werde mich jedenfalls darum bemühen, es mir zu merken… Flux.“ Die 19-Jährige hatte sich schon sichtlich anstrengen müssen, um direkt den Vornamen dieses frechen Dings zu verwenden. Den Namen Crash zu verwenden, widerstrebte ihr allerdings so sehr, dass sie es trotz aller Bemühungen nicht über die Lippen bekam. Naja, es würde auch ohne gehen. Esmée runzelte die Stirn, als ihr winziger Kollege für den heutigen Auftrag sich übertrieben verbeugte. Sie kam nicht einmal auf die Idee, sich mit ihm auf Augenhöhe zu begeben, viel lieber sah sie weiterhin von oben auf Flux herab. Als allerdings Erial Erwähnung fand, horchte die 19-Jährige doch auf und die gerunzelte Stirn glättete sich wieder. Sie waren gemeinsam fischen gewesen? Die Prinzessin grübelte, ob die ehemalige Palastwache irgendetwas von einem solchen Treffen erzählt hatte… aber nein, sie konnte sich nicht erinnern. Vermutlich sollte sie Erial nach ihrer Rückkehr darauf ansprechen. Wie konnte er es ihr vorenthalten, wenn er in diesem fremden Königreich auf ein sprechendes Frettchen… Pardon, auf einen sprechenden Sansargiller gestoßen war?
Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren (und auch, um das ganze Spektakel möglichst schnell hinter sich zu bringen), folgte die de Bosco der Aufforderung und stieg die Treppenstufen zum Hotel „Kirschresidenz“ hinauf. Während es für Esmée nur einzelne Schritte waren und ihre langen Beine beinahe schon dazu einluden, zwei Stufen auf einmal zu nehmen, musste Flux die einzelnen Stufen hinaufspringen. Nur mit einem kurzen Seitenblick sah die Prinzessin dem Wesen bei diesen ungewöhnlichen Bewegungsabläufen zu, ehe sie ihren Blick wieder nach vorne richtete. Er würde schon mithalten können. „Erial ist mein Cousin“, antwortete sie auf die Frage, die Crash zuvor gestellt hatte. Kaum, dass die Worte ausgesprochen worden waren, erinnerte sich die Dunkelhaarige an die Reaktion von Arkos, der die mögliche Verwandtschaft von ihr und Erial sofort angezweifelt hatte. Nicht nur, weil sie so unterschiedlich aussahen, sondern auch, weil ihr Verhalten miteinander nicht unbedingt für eine gewöhnliche Verwandtschaft sprach. Von den Zweifeln ließ Esmée sich in diesem Augenblick aber nichts anmerken, wenngleich sie sich innerlich wappnete, erneut mit Zweifeln konfrontiert zu werden. „Wir sprechen viel miteinander, weshalb es mich überrascht, dass er jemanden wie Euch nie erwähnt hat“, erklärte die Dunkelhaarige weiter. Tatsächlich verbrachten Erial und sie so viel Zeit miteinander, dass sie selten die Gelegenheit hatte, zu erfahren, wie der Novel sich anstellte, wenn sie nicht zugegen war. Und irgendwie war die 19-Jährige schon neugierig, weshalb sie erneut zu Flux blickte und ergänzte: „Aber es würde mich interessieren, wie mein Cousin sich beim Fischen geschlagen hat? Wart Ihr erfolgreich?“
Nachdem sie die Treppenstufen überwunden hatten, wandte sich Esmée noch einmal um, denn von hier oben hatte man wirklich einen wunderschönen Ausblick auf den naheliegenden Sakura Park. Gerne hätte die junge Frau dieses malerische Bild noch länger genossen, aber es waren aufgeregte Stimmen im Hintergrund, die schlussendlich die Aufmerksamkeit der Satyrs Magierin auf sich zogen. Die Prinzessin wandte sich herum und konnte durch die weit geöffneten Eingangstore des imposanten Hotels nur am Rande die hübsche Inneneinrichtung in den Akzenten rosa und weiß bewundern, bevor der Blick der hellblauen Seelenspiegel an einem älteren Herren hängenblieb, der inmitten des Eingangsbereiches stand und vorbeieilenden Menschen irgendwelche Befehle zurief. Nicht nur fiel der 19-Jährigen der feine Anzug auf, der offensichtlich maßgeschneidert war, sondern auch die einzelnen grauen Strähnen, die sich in dem mittellangen Haar des Mannes zeigten. Kein Jungspund, so viel stand fest. So, wie er mit den umherstehenden Menschen sprach, schien er hier das Sagen zu haben. Oder begrüßte er nur alle Neuankömmlinge in dem Hotel? „Entschuldigt“, begann Esmée, kaum dass sie den Eingangsbereich des Hotels betreten und vor dem Mann zum Stehen gekommen war. „Esmée Arnault mein Name. Ich bin im Auftrag der Gilde Satyrs Cornucopia hergeschickt worden. Und…“ Sie sah hinunter auf Flux und bemühte sich, jeden Zweifel aus Mimik und Gestik herauszuhalten, als sie weitersprach. „Flux Velnarion, ein Runenritter.“ Bevor irgendein anderes Thema aufkommen konnte, gab es eine ganz spezielle Sache, die Esmée klarstellen musste. Vorher würde sie sich einfach nicht auf den Auftrag konzentrieren können. „Ich habe mich vorab zu diesem Auftrag über Traditionen zur Walpurgisnacht informiert und war doch ein wenig… überrascht.“ Überrascht? Vielmehr entsetzt, wenn man ihren Auftritt vorhin auf dem Platz vor dem Hotel nochmal Revue passieren ließ. „Sagt, was genau… ist unser Auftrag heute?“, fragte sie vorsichtig nach.
#5 Im Gegensatz zu der Prinzessin vor sich, von der Flux nicht einmal wusste, dass sie eine Prinzessin war, obwohl es ihm vermutlich ziemlich egal gewesen war, machte er sich im aktuellen Moment wieder weniger Gedanken. Er hat sich gerade köstlich amüsiert und nebenbei sowohl seine Questpartnerin als auch eine Freundin von Erial getroffen. Bis jetzt entwickelte sich der Tag also zum Positiven. Ihre Aussage bezüglich ihrer Herkunft jedoch interpretierte der Sansargiller tatsächlich falsch. Bereits zuvor hatte er vermutet, dass die Dame sehr wahrscheinlich aus der Ecke von Aloe kam. In dieser Aussage fühlte er sich nun bestätigt, denn keiner von beiden spezifizierte wo „hier“ eigentlich war. Eine Tatsache, die irgendwann wohlmöglich noch einmal lustig oder interessant werden könnte. Da die Begrüßung nun beendet war und Esmée auch seiner Aufforderung nachkam, ließ sich Crash nicht lange bitten und tapste ihr hinterher in Richtung des Hotels „Kirschresidenz“. Wobei tapsen nicht unbedingt das beste Wort war, denn in der Regel waren diese Arten von Treppen für die größeren Individuen gebaut worden. Eine mechanische Bewegungsvorrichtung wäre seiner Meinung nach viel sinnvoller gewesen, aber er war nicht für die Technik oder als Berater hierhergekommen. Es gab wohl einen guten Grund, weshalb sein Volk relativ unter sich lebte. Dann musste sie die Dummheit anderer nicht in diesem Ausmaß erleben. So musste er, nicht zuletzt aufgrund der Geschwindigkeit seiner Partnerin, die Stufen in einem guten Tempo hinter sich lassen, sofern ihn die weiteren Informationen tatsächlich interessierten. Einen kurzen Moment überlegte er, ob sie dies gerade mit Absicht tat, erinnerte sich dann aber an seinen Bruder, der sich in solchen Moment oft genauso verhielt. Veralbern die mich alle? Bin ich irgendwie nicht eingeweiht? Ein paar kurze Gedanken, die er verwarf als seine Begleiterin begann zu erzählen. Die Tatsache, dass er schlichtweg halb so groß war wie alle anderen hier, waren jedenfalls kein Argument für dieses Verhalten. „Dein Cousin!?“ platze direkt aus ihm heraus. Wie kann denn jemand so spießiges mit so einer Spaßkanone verwandt sein? Dann wiederum war auch Cassius nicht immer der beste in dieser Hinsicht. Vielleicht gehörte es sich so bei Verwandtschaften. Man wollte wohl kein Ungleichgewicht erzeugen. Etwas, wenn auch nur innerlich, war Flux durchaus gekränkt, dass man nicht von ihm erzählte. Egal in welcher Art und Weise. Wohlmöglich nahm Erial seine Cousine ähnlich war, wie er es gerade tat. Das wäre jedenfalls eine sehr gute Begründung, weshalb er ihr nichts erzählt hatte. Ob sie diese Info nun hatte oder in Crocus ein Sack Reis umfiel, es hatte vermutlich beides den gleichen Effekt. Diese Gegebenheit fürs erste übergehend, kombinierte er seine Antwort sogleich mit der auf ihre Frage. „Wahrscheinlich war dieses komische Katzenwesen viel interessanter als ich. Ich meine, kannste dir das vorstellen: Der Typ hatte nen Schweif und Katzenohren! Und es war nicht mal ein Kostüm! Wilde Sachen gibt es hier in Fiore. Und erfolgreich waren wir sowas von. Wir waren zwar etwas unkonventionell, aber wie du gesehen hast, ist das eine meiner Stärken. Der Fisch war verdammt lecker“. Noch ab und zu erinnerte er sich an den Geschmack dieser Seltenheit. Das war ein guter Tag.
Die Treppe fürs erste überwunden, zeigte sich den beiden Magiern recht schnell, warum dieser Ort ein so touristischer Hotspot war, wenngleich die durchaus imposante Aussicht gemischte Gefühle auslöste. Flux für seinen Teil popelte lieber den Dreck aus den Zwischenräumen seiner Pfoten, die sich beim Aufstieg dorthin verirrt hatten, ehe er seinen Onesie richtete, was alles andere als glorreich geschweige denn vornehm aussah. Dann erst wendete er sich um und sah das Gewusel am Eingang, welches er zuerst einmal mit einem müden Kratzen seines Hinterns zur Kenntnis nahm. So viel Stress um diese Zeit konnte in der Regel nichts gutes bedeuten und so hoffte er einfach, dass sie zumindest ihnen beiden etwas mehr Freiraum geben würden. Sonst könnte er dem Verantwortlichen immer noch seinen Stempel aufdrücken. Apropos Verantwortlicher. Passend zum hochtrabenden Ambiente dieses vermeintlich exquisiten Hotels, stach auch der Mann mittleren Alters heraus, dessen Beliebtheit wohl durch seine Funktion zu erklären war. Die Arme hinter dem Kopf verschränkte, folgte er der Satyrs, die eben jenen Mann anzusteuern schien. Crash hoffte innerlich nur, dass ihre Interaktion möglichst auf einen Minimum blieb. Kaum hatte sie sich vorgestellt und auch seinen Namen fallen gelassen, quittierte er diese Nennung mit einem Wink seiner Hand. Noch wollte die Cousine den Herrn nicht zu Wort kommen lassen und kurz musste sich der Gunslinger schon fragen, ob sie überhaupt an dem interessiert war, was dieser Typ ihnen eventuell gleich sagen könnte. Zum Glück hatte er dieses lustige Buch zerstört, sonst hätte sie es unter Umständen noch herausgekramt und auf die Textstelle verwiesen. So blieb ihm nix anderes als mit den Augen zu rollen, ehe sie endlich zum Ende kam. Etwas, was dem Sansargiller jedoch aufgefallen war, war das Glitzern in den Augen des Mannes als sein Name gefallen war. Die Erinnerung, weshalb er für diese Quest ausgewählt worden war, kam hoch und der Runenritter hoffte innständig, dass daraus keine große Szene gemacht würde. Fehlanzeige.
„Ah, die Magier, natürlich“ begann der Mann und schüttelte daraufhin sogleich die Hand von Esmée. „Meine Name ist Dumont, ich bin der Maître d’hôtel. Ich beantworte ihnen gleich alle Fragen aber erst einmal darf ich sie beide natürlich ganz herzlich im Hotel „Kirschresidenz“ begrüßen. Besonders freue ich mich, dass die Rune Knights unsere Anfrage nach ihnen, Herr Velnarion, positiv beantwortet haben“. Sei leise, Sei leise, Sei leise war das Mantra im Kopf von Flux, während er nach außen hin etwas verlegen lächelte und versuchte irgendwie abzuwinken. Etwas, was ihren Gesprächspartner reichlich wenig interessierte. Alles Futter für seine Partnerin, um sich über ihn lustig zu machen. Der absolute GAU. „Ihre Vorstellung im Domus Flau hat unser Interesse geweckt, wenn auch ihr Aufritt ja leider unterbrochen wurde durch den… nennen wir es Wurstunfall. Wie dem auch sei, heute geht es um die Walpurgisnacht. Ich darf sie daher beruhigen Frau Arnault. Die Bräuche sind zwar hier und da noch stärker ausgeprägt, dienen aber primär als Aufhänger für Festlichkeiten. Sie müssen wissen, das alte Fest hat in den letzten Jahren durchaus an Popularität gewonnen“. Aus den Notizen seines Klemmbrettes holte er zwei Abschriften des Ablaufplanes hervor und händigte es den Magiern aus. „Um unser Programm zu komplementieren, sollen sie mit ihren Fähigkeiten als Darsteller und Magier das Publikum wahrlich „verzaubern“ und den Abend noch erinnerungswürdiger machen. Wie sie das Anstellen, ist ihnen überlassen. Ich muss sie jedoch“ und dabei holte er einen deutlich größeren Stapel Papier hervor „über unsere Sicherheitsbestimmungen informieren. Es sind noch einige Stunden bis zum Programmstart. Mein Assistent kann hat ihnen ein freies Zimmer eingerichtet und zusätzliches Material besorgt, sodass sie Zeit haben sich vorzubereiten. Gibt es noch Fragen“?
„Ja, mein Cousin“, erwiderte Esmée und rümpfte die Nase. Schon wieder jemand, der ihre Verwandtschaft mit Erial infrage stellen wollte? Wie unverschämt! Nie wäre sie auf die Idee gekommen, was der tatsächliche Grund für Flux Verwunderung war… und vermutlich hätte es die junge Frau ziemlich gekränkt, als Spießer bezeichnet zu werden. Sie war ja wohl die Spaßkanone schlechthin! Wenn man nicht mit ihr Spaß haben konnte, mit wem dann?! … Naja, man konnte von Glück sprechen, dass das Gedankenlesen nicht zu den Fähigkeiten der Prinzessin zählte, so blieb sie nicht nur unwissend, sondern auch ein gutes Stück zufriedener mit sich selbst. „Ein Mann mit Schweif und Katzenohren?“, fragte die de Bosco nochmal nach, legte dann eine Hand ans Kinn und versuchte, sich besagte Person bildlich vorzustellen. „Oh, ich bin mir nicht sicher, ob ein Mann mit Katzenohren und Schweif tatsächlich interessanter ist als ein… Sansargiller?“ Esmée hatte kurz nachdenken müssen, damit ihr der richtige Name auch einfiel. Als sie sicher war, nicht korrigiert zu werden, überbrückte sie die letzten Treppenstufen bis zum Eingang des Hotels und endete schließlich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen: „Aber ja, ich stimme Euch zu. In Fiore gibt es wirklich einige wilde Sachen. Dieses Land hört nicht auf damit, mich zu überraschen, zu erschrecken und irgendwie auch zu faszinieren.“ Bewusst blickte die 19-Jährige ein paar Sekunden länger auf das Wollknäuel hinab, das ihr dicht gefolgt war, ehe sie sich auf dem Absatz herumdrehte und ins Innere des Hotels entschwand.
Natürlich erwiderte Esmée das Händeschütteln des adrett angezogenen Mannes, der sie und Flux begrüßte. „Habt Dank, Monsieur Dumont.“ Aufmerksam lauschte sie den Worten und konnte nicht verhindern, dass sich Verwunderung in ihren Ausdruck mischte, als sich die Aufmerksamkeit plötzlich auf Crash richtete. Was? Sie hatten Flux ganz bewusst beauftragt? Warum… warum sollte ein nobles Hotel wie dieses so einen unflätigen Bauern wie den Sansargiller mit einem Auftrag betrauen? Genauso wie der vermeintliche Auftraggeber den kleinen Magier ansah, starrte nun auch die de Bosco auf ihren Kollegen. „Domus Flau, sagt Ihr?“ Aber das war noch gar nicht die Krönung. Als Dumont schlussendlich einen mysteriösen Wurstunfall ins Gespräch brachte, musste die gut erzogene Prinzessin wirklich alles aus ihrer Erziehung herausholen, um nicht für alle Anwesenden offensichtlich aus allen Wolken zu fallen. Wurstunfall… konnte viel bedeuten. Sehr viel. Und fast alles, woran Esmée just in dem Augenblick dachte, als das Wort fiel, wollte sie so schnell wie möglich wieder aus ihrem Geiste verscheuchen. Es kostete sie Anstrengung, den Blick der hellblauen Augen von Flux zu lösen, als Dumont auf die Walpurgisnacht zu sprechen kam. Plötzlich war der Gedanke an den Guide und die Traditionen, die sie dort gelesen hatte, eine ganz willkommene Ablenkung! „Das beruhigt mich tatsächlich, muss ich gestehen“, ließ sie den Angestellten wissen und schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln, das dieser sogleich erwiderte. Sie sollten die Gäste des Hotels als Darsteller und Magier verzaubern? Hm. Das sollte machbar sein. Immer wieder nickte Esmée, wurde dann allerdings vollkommen überrascht von dem riesigen Stapel Papier, das Dumont selbst hervorzauberte. Woher?..., dachte sich die Dunkelhaarige noch, bevor ihr der dicke Haufen Dokumente auch schon in die dünnen Ärmchen gedrückt wurde. Natürlich bekam Flux seine eigenen Zettel und Papiere zugeschoben, wenngleich die Prinzessin das Gefühl hatte, das ihr Stapel deutlich größer und schwerer war. Wie ungerecht! So geht man hier mit einer Prinzessin um… Angestrengt musterte sie das Titelblatt, das direkt unter ihrer Nase hing. „Das scheinen sehr umfangreiche Sicherheitsbestimmungen zu sein.“ Dumont nickte mit Nachdruck. “Natürlich! Wir wollen immerhin nur das Beste für unsere Gäste und ihrer Gesundheit!... Und das natürlich nicht aus Angst vor Klagen oder dergleichen.“ Esmée löste den Blick vom Papier und musterte den freundlich dreinblickenden Dumont skeptisch, entschied sich aber dafür, es bei dieser Aussage zu belassen. Stattdessen fragte sie mit drängendem Unterton: „Ich habe keine Fragen mehr. Wäret Ihr so freundlich, uns zu besagtem Zimmer zu führen?“ So langsam wurde dieser Papierhaufen in ihren Armen wirklich schwer. Wieder einmal wünschte sie sich Erial herbei – der hätte ihr das Zeug mit Sicherheit sofort abgenommen!
Und so dauerte es nicht lange, bis Flux und Esmée sich in einem der Hotelzimmer wiederfanden, das – so musste die Explosionsmagierin gestehen – auch einer Prinzessin würdig gewesen wäre. Eine große Fensterfront eröffnete einen wunderschönen Blick hinab in den blühenden Sakura Park und ließ ausreichend Tageslicht auf den frisch gebohnerten Parkettboden fallen. Ein großes Doppelbett mit pompösen Vorhängen stand in der einen Ecke des Zimmers, ergänzt um einen einladenden Kleiderschrank in dunkler Holzoptik auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes. Esmée legte den Kopf in den Nacken, um hinauf zu der hohen, hellen Decke zu blicken, die nicht nur durch bunte, altertümlich wirkende Zeichnungen besonders in Szene gesetzt wurde, sondern auch dank eines imposanten Kronleuchters überzeugen konnte. Abseits dieser Einrichtung gab es allerdings mittig des Zimmers noch ein paar andere – vermutlich extra für die Magier – bereitgestellte Utensilien. Zwei Runde Tische und ganze vier gepolsterte Stühle luden zum Sitzen ein, dazu zwei Flipcharts und diverse Moderationsutensilien, die darauf warteten, genutzt zu werden. Das Hotel schien wirklich daran interessiert zu sein, dass die Magier ihren Auftritt bis ins letzte Detail durchplanten. Schade, dass sie mit Esmée und Flux hierfür vermutlich die gänzlich falschen Kandidaten bekommen hatten. Ohne ein Wort zu sagen, trat die Prinzessin in die Mitte des Zimmers und ließ den Stapel Papier mit den Sicherheitsbestimmungen, den sie immer noch in den Armen getragen hatte, lautstark auf einen der beiden Tische fallen. „Das hätten sie auch einfach hier bereitstellen können, als es uns den ganzen Weg über tragen zu lassen“, beschwerte sich die junge Frau murrend und ließ sich dann auf einen der Stühle nieder. Sie blätterte die ersten Seiten durch und überflog die Zeilen, bevor sie resigniert seufzte. Esmée war es nicht gewohnt, sich selbst irgendetwas erarbeiten zu müssen. Warum gab es keine Zusammenfassung? Warum verlangte man von ihr, so etwas selbst zu erstellen? „Was sind das alles für Sicherheitsbestimmungen? Wer soll das denn alles lesen?“ Die Prinzessin verlor sämtliche Motivation, sich noch länger mit diesem Kram auseinanderzusetzen. So kam es unweigerlich, dass ihr Blick durch den Raum schweifte und am Ende an Flux hängenblieb. Ein paar Sekunden lang sah sie ihn nur schweigend an, bevor sie auffallend nüchtern fragte: „Sagt, von was für einem Wurstunfall hat Monsieur Dumont gesprochen?“
#6 Der Stapel mit Papier machte wirklich einen massiven Eindruck, jedoch wusste der Akimbo Knight sehr genau, wohin dieser Stapel verschwinden würde. Flux war kein Sansargiller vieler Worte und noch weniger las er Dinge, wenn sie zu viele Seiten hatten. Er war einfach ein Macher, von der ganz wilden Sorte. Perfektes Runenrittermaterial eben. Dumont jedenfalls schien ganz entzückt von dieser Ausarbeitung zu sein, was er natürlich nicht zuletzt mit der Sicherheit der Gäste und einen potenziellen Klagenflut begründete. Zusammen mit dem Augenrollen, welcher Crash heimlich vollführte, wusste er, dass er es auch dieses Mal schaffen würde sich aus der Schlinge zu ziehen. Womöglich brauchte er bald eine zweite Identität. Ein kurzer Blick zu seiner Begleiterin verriet ihm, dass sie wohl mit dem Haufen etwas zu kämpfen hatte. Die kann den schööön bis zum Zimmer schleppen. Ein wenig körperliche Ertüchtigung tut ihr gut. Ein wirklich wundersamer Tag, wenn es selbst er einmal sagte. Die Führung durch das Hotel verdeutlichte nur noch einmal sehr deutlich, welches Klientel hier ein- und ausging und vor allem, welches Geld dahintersteckte. Würde er besser riechen können, hätte er glatt behauptet, dass er das Geld förmlich riechen konnte. Was Flux sonst dankend angenommen hätte, wirkte es in diesem Kontext einfach überzogen. Wirklich scharf drauf länger hier zu verweilen als er musste war er daher nicht. Trotzdem konnte er sich nicht verkneifen einmal laut zu Pfeifen als sie ihren designierten Raum erreicht hatten und ihnen die Tür geöffnet wurde. Wenn die Leute noch ein paar Snacks und geile Getränke stellen würde, könnte er sich glatt wohlfühlen. Das bisschen Arbeit könnte er dann immer noch nebenbei erledigen. Ob die Verantwortlichen dieses Zimmer mit Absicht ausgewählt hatten, um die Magier auf ihre Seite zu ziehen und endgültig zu gewährleisten, dass diese einen guten Job absolvierten. Gut möglich. Er würde seine eigene Agenda weiterverfolgen. Kaum hatte sich die Tür geschlossen pflanzte sich der Magier sogleich auf das Bett, legte den Stapel Papier mehr als unsanft neben sich und strecke sogleich alle viere von sich. Mit einem erholsam „ahhhhh“ verkündete er lautstark, wie sehr ihm seine Position gerade gefiel, während seine Pfoten sichtbar die weißen Lacken verschmutzen. Die Utensilien im weiteren Teil des Raums ignorierte er fürs erste völlig. Das letzte Mal musste er sich echt zusammenreißen und er würde heute einen Teufel tun sich irgendein dummes Kostüm anzuziehen. Konnte doch die Touristin aus Maldina machen, wenn sie unbedingt wollte.
Natürlich sollte die Stille nur eine begrenze Zeit halten und natürlich lag es an seiner Partnerin. Einmal frustriert atmete der Velnarion ein- und aus, ehe er sich aufrichtete, um zu sehen, was sie jetzt von sich geben würde. Es war nicht so, dass er Esmée nicht mochte oder permanent von ihr genervt war. Es war viel eher, dass er sich nach ihrem kurzen Intermezzo auf der Treppe noch nicht ganz sicher war in welche Richtung es sich entwickeln würde. Mit ihrem Lärm trug sie nicht dazu bei auf die gute Seite zu kommen. Mit seiner fast typischen Geste für diesen Tag rollte er mit den Augen. Die Lösung für ihr Problem lag doch auf der Hand. Aber natürlich wollte er sie nicht unterbrechen. Letztlich blieb ihr Blick auch auf ihm liegen, was er mit amüsierten Kopfschiefstellen seinerseits quittierte. Und dann passierte natürlich das eine, worauf er gar kein Bock hatte. Sie sprach den dummen Wurstvorfall an. Oh, man eeeeeeey regte er sich erst einmal innerlich auf. Nach außen hin konnte er seinen Frust anders transportieren. „Erstmal was dein Problem mit dem Papier angeht“ sprach er und nahm den Stapel in die Hand, ehe sich dieser wieder in die vielen quadratischen Kuben auflöste. „Denk nicht so viel drüber nach, das ist eh nur Palaver. Und was den Wurstunfall angeht. Einer meiner stolzesten Leistungen“. Flux war sich immerhin unsicher, wie er sie einschätzen sollte. Ihre Reaktion auf seine Geschichte würde ihm sicher Aufschluss geben. „Pass auf“ begann er zu erzählen und lehnte sich dabei nach vorne. Was folgte war eine fast viertelstündige Erzählung seiner Quest mit dem Fairy Tail Magier, wie sie eine Puppenshow auf die Beine stellen, die die Leute tatsächlich belustigt hatte, wie er sich dieses dumme Kostüm anziehen musste und wie er den armen Jungen nach und nach für seinen Schabernack einspannte. Abschließend natürlich die Sabotage sämtlicher Essenswagen der Veranstaltung, die allesamt auf ein Signal hin explodierten. „Du hättest es sehen müssen, SO VIEL WURST“ lachte er gegen Ende auf und kugelte sich sogar etwas. „Die haben mich nicht nur bezahlt, sondern auch weiterempfohlen, kannst dir das vorstellen?“. Am Ende dieser Lachanfalls lag Crash auf seinem Rücken und schaute die Magierin an, die nun an der Decke klebte. „Du bist doch ein kluges Köpfchen: Was machen wir feines?“. Er hatte bereits durch seien Erzählung bewiesen, dass er jedes Szenario erfolgreichen beenden konnte. War Esmée ihm ebenbürtig?
Egal wie sehr sie sich anstrengte, Esmée konnte es einfach nicht verhindern: Zum wiederholten Male an diesem Tag zog sie die rechte Augenbraue weit nach oben, als sie sah, wie Flux sich ohne Umschweife auf der weichen und lupenreinen Matratze des teuren Zimmers niederließ. Das Problem lag hier weniger darin, dass ihr Kollege es sich gemütlich machte, sondern vielmehr wie er es tat. Während sie selbst sich die Räumlichkeit mit der hohen Zimmerdecke und dem luxuriösen Mobiliar mit einer gewissen Ehrfrucht und Respekt angesehen und sogleich den für sie vorherbestimmten Sitzplatz eingenommen hatte, verunstaltete der Sansargiller ohne jede Scham oder Reue das ehemals blütenweiße Laken mit Dreck und Unrat, der sich an seinen Pfoten gesammelt hatte. Die Herren und Damen, die sich zu einem späteren Zeitpunkt darum kümmern mussten, die Flecken aus dem hellen Stoff zu entfernen, konnten einem beinahe leidtun. Ob man das Zeug überhaupt noch retten konnte? Schlussendlich war es ein Stirnrunzeln, das in den Zügen der 19-Jährigen zurückblieb, als Flux sich endlich wieder erhob und nach einem theatralischen Rollen der Augen wieder mit ihr sprach. „Ah, Eure überaus praktischen Fähigkeiten hatte ich schon fast wieder vergessen“, kommentierte sie trocken, als Flux die eigenen Sicherheitsbestimmungen in unzählige Kleinteile zerlegte, anstatt sie zu lesen oder sich näher mit dem Inhalt auseinanderzusetzen. Noch mehr Konfetti, das die Putzkräfte später aus dem Teppichboden pfriemeln durften. Die Prinzessin hielt die Nase hoch und ihre Mimik vermittelte den Eindruck, als würde sie missbilligen, was Flux tat… aber wenn sie ehrlich war, beneidete sie ihn ein wenig um seine Fähigkeiten. Sie selbst hatte immerhin genauso wenig Lust, sich mit dem Papierkram auseinanderzusetzen. Was wohl passieren würde, wenn sie einfach eine kleine Explosion in diesem Zimmer zündete, um ihren Teil der Dokumente gleichfalls zu zerstören?... Zum Glück lenkte Flux die Aufmerksamkeit der manchmal einen Hauch zu rabiat vorgehenden de Bosco geschwind wieder um, ehe sie ihre Gedanken in die Tat umsetzen konnte und erzählte seinerseits von dem erwähnten Wurstunfall. Die Satyrs Magierin unterbrach den Sansargiller während seiner Erzählung nicht, aber es war eine Vielzahl an Emotionen, die man im Verlauf der Geschichte von ihrem Gesicht ablesen konnte: Unverständnis, Schock, Überraschung, Skepsis und alles umrahmt von einem gewissen… Amüsement. Schlussendlich schüttelte die Prinzessin leicht den Kopf und stimmte – wenn auch deutlich leiser und kontrollierter – in das Lachen ein, das Flux vorgegeben hatte. Ein erster Schritt der Annäherung zwischen den beiden äußerst ungleichen Magiern? „Nein, ich muss gestehen, dass es mich überrascht, dass Ihr nach dieser Geschichte weiterempfohlen worden seid“, antwortete sie wahrheitsgemäß und sah erneut auf den Stapel Papier, in dem die unzähligen Sicherheitsbestimmungen des Hotels aufgelistet waren. Sie legte die Rechte ans Kinn. Wenn die Leute Flux nach dieser … Aktion … beauftragt hatten, konnten sie doch nicht ernsthaft davon ausgehen, dass die Magier eine Show auf die Beine stellten, die sämtliche Sicherheitsmaßnahmen berücksichtigte, oder? Und die wichtigste Information für die Prinzessin: Sie konnten nicht damit rechnen, dass es eine Show ohne Explosionen gab, oder?
Ja, das spielte Esmée eindeutig in die Karten.
Sie erwiderte aufmerksam den Blick, der ihr von Crash zugeworfen wurde und hob die Mundwinkel überzeugt an. Selbst wenn sie der Art von Flux nicht allzu viel abgewinnen konnte, so war die junge Frau doch gewillt, mit ihm zusammen für eine gewisse Unterhaltung zu sorgen und diesen Auftrag erfolgreich durchzuziehen. Dass sie auf die Einnahmen dieser Quest angewiesen war, um nächsten Monat ihre Miete zu bezahlen, war natürlich auch kein zu vernachlässigender Grund. Immerhin hatte der Runenritter einige Pluspunkte damit gesammelt, Esmée als kluges Köpfchen zu bezeichnen. Sie mochte es, Komplimente zu bekommen und nahm diese auch immer allzu gerne an – ganz gleich, ob die Komplimente gerechtfertigt waren oder nicht. Es gab sicherlich einige Köpfe, die klüger und allem voran weitsichtiger waren, als die Prinzessin… „Also zuerst möchte ich feststellen, dass Ihr wirklich ganz anders seid als alles, was mir je von Runenrittern erzählt worden ist“, begann sie ihre Antwort und musterte Flux auffallend genau, bevor sie mit den Achseln zuckte und demonstrativ das Papier auf dem Tisch zur Seite schob. „Aber vielleicht ist das für diesen Auftrag ja gar nicht so schlecht.“ Noch allzu genau war der Prinzessin in Erinnerung geblieben, wie sie gemeinsam mit Eohl während ihres letzten Auftrages absolutes Chaos gestiftet hatte. Ihr Bauchgefühl sagte der de Bosco, dass der heutige Tag vermutlich genauso chaotisch werden würde. Sie stand von ihrem Platz auf, trat auf das Fenster zu und sah hinaus in den Vorhof des Hotels, wo bereits eine Bühne und diverse Sitzmöglichkeiten aufgebaut wurden. Der Ort, an dem die Show stattfinden würde? Sie drehte sich herum und blickte erneut zu Flux. „Wenn Ihr gerne mit Explosionen arbeitest… damit kann ich dienen“, ließ sie ihn mit selbstbewusstem Unterton wissen, öffnete die rechte Handfläche vor ihrem Körper und ließ mehrere, kleine Explosionen hochgehen, um zu verdeutlichen, was sie meinte. Eine kleine Kostprobe, denn natürlich war die junge Frau fähig genug, um noch deutlich größere Explosionen zu erzeugen. Erst nach dieser Vorführung schloss die Dunkelhaarige ihre Handfläche wieder und sah nochmal aus dem Fenster. Sie prüfte die Umgebung um die Bühne herum, stellte einen ersten Plan auf, was sie alles in ihre Show einbinden könnten. Endlich war es von Vorteil, dass Esmée eine blühende Fantasie besaß – ein kleines, spitzbübisches Grinsen schlich sich auf ihre Lippen, je länger sie nachdachte. Ein Ausdruck, den der Sansargiller so bisher noch nicht im Gesicht der Prinzessin zu sehen bekommen hatte. „Was könnt Ihr noch, außer das Zerlegen von ungewolltem Papierkram?“, fragte sie herausfordernd, ohne auch nur in Flux Richtung zu blicken. „Wenn das hier von Erfolg gekrönt sein soll, müssen wir über alle Fähigkeiten Bescheid wissen“, sprach sie weiter, beinahe so, als würden Flux und sie gleich zu einem echten Kampf gegen irgendein Monster antreten. Und nicht so, als würden sie einfach nur eine kleine Show zur Belustigung einiger gut zahlender Hotelgäste durchführen wollen…
#7 Zu gerne hätte der freche Sansargiller in den Kopf seiner unfreiwilligen Partnerin geschaut, um zu sehen, wie seine Saat des Chaos sich langsam in ihrem Kopf breit machte. Womöglich war das gar nicht sein Verdienst sondern einfach ein Teil ihrer Persönlichkeit. Aber mit diesem Wissen wäre er ihr von vornherein positiver gegenüber gestimmt gewesen. Den missbilligenden Blick verpasste er schlichtweg als er seinem Konfetti beim Regnen zuschaute, sondern vernahm ihren Kommentar mit etwas wie Genugtuung. Wenn es um Technik und Tüfteleien ging, war seine Magie einfach perfekt. Ein Grund mehr, warum er sich aus der Kolonie verdünnisiert hatte. Das war viel zu anstrengend. Seiner Erzählung jedenfalls lauschte sie aufmerksam, auch wenn die Grimassen, die sie dabei schnitt, ein wahres Feuerwerk an Emotionen waren. Die langweiligen Gefühle waren ihm dabei richtig egal, aber es war dieses leichte Schmunzeln, man musste schon genau hinschauen, welches sich ab und an heraus traute, was ihn nur noch mehr motivierte die Geschichte in dieser Art und Weise zu Ende zu erzählen. Mit ihrer Reaktion hielt sie sich jedoch weiterhin bedeckt und es war ihm noch immer nicht möglich einen Blick hinter die Fassade zu erhaschen. Sie ist wirklich hartnäckig. Aber irgendwo hatte sie dadurch auch sein Interesse geweckt. Flynn war damals auch ein graues Mauerblümchen gewesen und es war wahrlich wohltuend zu sehen, wie er nach und nach auftaute. Esmée hingegen wirkte fast so als ob sie gegen den inneren Drang ankämpfte sich genau so zu verhalten wie er. Irgendwas bremste sie förmlich. Ihre Blicken trafen sich nach seiner Frage und er beobachtete aufmerksam, was sie nun tun und sagen würde. Superschlimm wäre es jetzt nicht mehr, wenn sie langweilig und förmlich bleiben würde. Dann könnte er sie immer noch nach der Quest bearbeiten. Ein wenig verwundert war er schon, wohin seine Gedanken wanderten, war er doch eigentlich ein Runenritter, der für Recht und Ordnung sorgen sollte. Seine Art mit Situationen umzugehen, brachte ihn schon eher in Richtung der Feenmagier, mit welchen er in der Vergangenheit geliebäugelt hatte. Hätten die Brüder nicht die Ressourcen gebraucht, wer weiß, ob er nicht einen anderen Stempel an der Pfote hätte. Mit seinem Kompliment hatte er auf jeden Fall die richtige Richtung. Belustigt musste Crash schnaufen als sie das wohl offensichtlichste feststellte, was ihn ausmachte: er war definitiv anders als diese Papierschieber aus Crocus. Und in dieser Hinsicht auch anders als sein Bruder. Irgendwer musste doch auch für Spaß zuständig sein.
Und dann passierte es. Schon als sie den Stapel auf den Tisch ablegte, statt damit anzufangen ihn aufmerksam zu lesen, breitete sich ein Grinsen in seinem Gesicht aus. Das war es, was er haben wollte. Es wirkte beinahe schon so als ob sie ihn anfüttern wollte, wie sie durch den Raum schlenderte und die Umgebung musterte, ehe sie wieder mit ihm sprach. Explosionen? Hatte er das gerade richtig verstanden. Interessierte drehte er sich auf seinen Bauch und schaute auf ihre Handfläche. Wie ein kleines Kind trat ein Leuchten in seine Augen, sie wurden groß und er stützt sich auf seine Hände, um sich noch weiter nach vorne zu lehnen so, als ob er sie noch besser sehen könnte, wenn er näher dran war. „Das ist ja mal absolut geil!“ brach es aus ihm heraus und er musste sich schon fast bremsen nicht loszuklatschen. Jede Vorstellung, die er an diese Quest hatte, wurde gerade über den Haufen geworfen. Das hier hatte Potenzial. So verdammt viel Potenzial. Jetzt wo sie wieder aus dem Fenster schaute und weitersprach, hatte sie nicht nur sein Interesse sondern auch seinen Respekt. Wer so etwas konnte, musste einfach cool sein. Geschwind beförderte er sich mit einem Purzelbaum aus dem Bett, griff einer der Stühle und stellte sich auf diesen, um zumindest etwas auf Augenhöhe zu kommen. Flux würde sich nur zu gerne mitteilen. „Ich bin im Fern- wie Nahkampf fit und kann noch so manche Waffe mit Munition beschwören. Blendgeschosse, Staubgeschosse, Geschosse die ein Folgen ermöglichen..“ begann er zu erzählen, bis er auch das kleinste Detail ausgeplaudert hatte. „Und du so? Du kannst doch safe noch mehr als dieses kleine Feuerwerk. Wir brauchen was richtig geiles, den reichen Schnöseln muss der Kaviar vom Brot fliegen. Ach, und es muss irgendwas mit Hexen zu tun haben, sonst schimpfen die bestimmt“. Ein fieses Grinsen manifestierte sich auf seinem Gesicht. „Und am besten denken alle am Ende es war ein Unfall“. So würden sie bestimmt wieder gebucht werden.
Oh ja, ganz genau sollte es weitergehen! Wenn diese kleinen Explosionen nicht bewiesen, dass Esmée alles andere als langweilig war, dann wusste sie auch nicht weiter... und die Reaktion von Flux gab ihr in ihrer Annahme recht. Absolut geil, ja? Die Prinzessin konnte sich nicht daran erinnern, dass je ein Familienmitglied oder ein Angehöriger des Königspalastes eine solche Formulierung mit Bezug auf sie geäußert hätte… was nicht hieß, dass es ihr nicht gefiel. Die de Bosco fühlte sich richtig cool, während die Augen von Crash strahlten und er auf einen der Stühle hopste, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein. Das war ein Gefühl, das sie gerne beibehalten konnten. Etwas, woran sich die 19-Jährige gewöhnen wollte - schließlich strebte doch jeder danach, cool zu sein, oder? Er konnte also Fern- und Nahkampf, ergänzt um die Beschwörung von Waffen und Munition? Das hörte sich tatsächlich ziemlich vielseitig an – mehr, als sie diesem kleinen Waschbären zugetraut hätte, wenn Esmée ehrlich war. Allerdings wollte sie sich die positive Stimmung, die sich zwischen ihr und dem Kollegen eingespielt hatte, nicht gleich wieder verlieren, weshalb sie sich hütete, das laut zu äußern. Stattdessen nickte sie ihm zu. „Damit können wir arbeiten!“, ließ sie ihn wissen und grinste vielsagend. Er fragte, ob sie mehr könnte als diese kleinen Explosionen? Also bitte! „Ich kann auch ziemlich große Explosionen“, führte sie aus und verschränkte die Arme vor der Brust. „Explosionen in einer Linie durch die Luft, Explosionssäulen, Explosionen direkt bei mir, Explosionen auf Distanz…“ Ja, ziemlich explosionslastig mit der Tendenz, für diverse Sachschäden zu sorgen. Es war auch weniger vielseitig als die Fähigkeiten des Runenritters. Aber Esmée war zuversichtlich, dass es reichen würde, um ‚den reichen Schnöseln den Kavier vom Brot fliegen zu lassen‘. Wortwörtlich. Was für eine unkonventionelle Ausdrucksweise das doch war.
Die Sache mit dem Bezug auf Hexen war allerdings legitim und bisher nicht von der Prinzessin in ihren Plänen bedacht worden. Sie sah sich um und schließlich blieb ihr Blick an einem der Kleiderschränke des Raumes hängen. Das Hotel hatte die beiden Magier gezielt in diesen Raum geführt und alle Utensilien bereitgestellt, damit diese ihre Show vorbereiten konnten. Dann hatten sie doch mit Sicherheit auch… Die Dunkelhaarige trat auf den Schrank zu, öffnete die Türen und war zufrieden, als sie fand, was sie gesucht hatte. „Das passt doch hervorragend.“ Geschwind zog sie einen überdimensionalen Hexenhut hervor und setzte ihn sich auf. Hinzu kam ein dunkelblauer Umhang, den sie sich über die Schultern werfen konnte sowie ein Zauberstab. Ignorieren tat sie dabei das grüne Make-Up, das ebenso im Schrank bereitgestellt wurde, um Gesicht und allgemein die sichtbare Haut zu verunstalten. Niemand hatte verlangt, dass sie eine hässliche Hexe sein musste. „Wie wäre es, wenn wir einen Kampf inszenieren? Ich, die Hexe, die zur Walpurgisnacht hervorkommt, um ihren Hexenbräuchen nachzugehen. Und du, der Widersacher, der die Hexen vertreiben möchte. Warte, dann solltest du dich aber auch verkleiden.“ Esmée drehte sich wieder herum, allerdings merkte sie schnell, dass sämtliche Kostüme, die hier zur Verfügung gestellt wurden, für Menschen gemacht waren. Obwohl das Hotel bewusst Flux beauftragt hatte, hatten sie offensichtlich nicht darüber nachgedacht, dass ein Sansargiller etwas andere Maße hatte als ein Mensch besaß. Mit Make-Up konnte man bei einem vollkommen befellten Wesen auch nicht viel anfangen. Das einzige, was dann noch übrigblieb… „Wie wäre es damit?“, fragte die de Bosco, drehte sich herum und hielt Crash eine viel zu große Brille mit Knollennase und Fake-Bart entgegen. Viel schlechter konnte eine Verkleidung kaum aussehen. „Wird dir bestimmt gut stehen...“, ergänzte Esmée, wobei man ihrer Stimme mehr als deutlich anhören konnte, dass die Zweifel ziemlich groß waren.
#8 Nicht nur war sie in einer Art und Weise erfreut über seine mitgebrachten Fähigkeiten, die sie wohl sinnvoll in die Show integrieren konnte, sondern beantworte auch die Frage des frechen Magiers gleich noch positiv und so konnte sie mit Leichtigkeit erkennen, wie das Leuchten in seinen Augen immer größer wurde. Langsam überlegte Flux sogar, ob er sie nicht darum bitte sollte ihm diese sonderbare Magie beizubringen. Explosionen und Dematerialisierung. Eine überaus wundervolle und desaströse Kombination, wenn auch gerade noch auf zwei einzelne Personen verteilt. Mit den Arten der Explosionen und seinen Munitionsarten konnte sie tatsächlich ein ganz schön vielseitiges Programm auf die Beine stellen und Crash fragte sich natürlich auch, wie gut sie in einem echten Kampf zusammen funktionieren würden. Ein Gedanke, der sich womöglich in der Zukunft erst präsentieren würde. So sehr die beiden sich gerade auch in ihr Chaos hineinsteigerten, hatte der Sansargiller natürlich einen validen Punkt angebracht. Sie mussten in irgendeiner Art und Weise das Thema der Veranstaltung treffen. Vermutlich wäre es den Gästen total egal, was die beiden da vorne für ein Theater veranstalteten, solange sie unterhalten waren, gut unterhalten waren. Denn sie hatte bestimmt einen ganzen Batzen Geld dafür ausgegeben. Ihr Auftraggeber jedoch, und das zeigte sich nicht zuletzt an dem rieseigen Berg an Papier, der mehr oder minder noch im Raum zu finden war, würde deutlich pingeliger sein. Musste er natürlich auch. Nie im Leben wäre er beim letzten Mal bezahlt worden, wenn sie das alles auf die angeheuerten Magier hätten zurückführen können. So wäre es natürlich auch in diesem Fall. Seine Beurteilung von Esmeé lag weiterhin goldrichtig, denn das aufgeweckte, junge Mädchen brauchte wieder mal nicht lange, um sich den Gegebenheit anzupassen und damit auch ihre Idee zu optimieren. Gespannte folgte er ihr zu dem Schrank, indem er von seinem bereitgestellten Stuhl heruntersprang, und die wenigen Schritte ging, während er selbst die Utensilien betrachtete. Nichts wirklich dabei, was sein Interesse weckte. Solange er sich nicht so schlimm verkleiden musste, wie beim letzten Mal, wäre er mit allem anderen Einverstanden. Die Satyrs hatte sich derweil einen übergroßen Hut herausgesucht und kurz hoffte Flux, dass sie sich auch die alberne Schminke ins Gesicht schmieren würde. Fehlanzeige. Schadeee. Zwar hatten sie jetzt eine Verkleidung aber immer noch keinen Plan. Dieser folgte erst, nachdem sie wohl zufrieden mit ihrem Outfit. „Ein Kampf inszenieren?“ wiederholte er ihre Worte und kratze sich sowohl überlegend das Kinn als auch aus Lust den Hintern. Im Domus Flau hätte er gerne genau das getan, allerdings passten ihre Fähigkeiten nicht zusammen. Die beiden Magier hier waren unverkennbar offensiv aufgestellt, es würde also gut funktionieren. Ein wenig Respekt vor der Idee hatte er trotzdem. Feuer und Fell vertrugen sich in der Regel sehr schlecht miteinander. Die Idee mal der Held in der Geschichte zu sein gefiel im dennoch sehr gut. „Klingt nach Spaß“ tat er ihr daraufhin kund, während er sich selbst ebenfalls weiter umsah. „Pass nur auf, dass du mir mein Fell nicht ankokelst. Sonst vergesse ich mich“. Eine Warnung, die seine Partnerin beherzigen sollte. Einige weitere Sekunden vergingen als sie plötzlich fündig wurde. Crash wusste gar nicht was dümmer war: die Brille oder die Tatsache, dass er einen Bart auf sein Fell kleben sollte. Ohne seine neutrale, fast ernste Miene zu verziehen, nahm er ihr die Gegenstände ab, wartete noch einen Augenblick, ehe sein freches Grinsen zurückkehrte. „Das ist so maximal dumm. Ich liebe es“. Die Brille war ohne eine Sehstärke und würde ihn daher nicht behindern, während das falsche Haar sich vermutlich relativ schnell verabschieden würde. Eine Tatsache, die vielleicht etwas Komik in den Kampf brachte. „Na dann planen wir mal unseren Kampf, was?“.
Einige Zeit verging in der die Magier nicht nur ihren Plan besprachen, sondern natürlich auch weitere Programmpunkte auf der Bühne vorgeführt wurden. Seiner Meinung nach nichts Spektakuläres, eine Feuershow, ein paar Tanzchorographien, solche langweiligen Dinge. Mit der einsetzenden Dämmerung war es dann in diesem schummrig, schaurigen Licht auch ihre Zeit, das edle Publikum zu unterhalten. Die Stimmung passte also schon mal dazu. Jetzt bliebe nur die Frage, ob sie mehr als sich selbst für ihre Idee begeistern konnten. Vom Personal des Hotels an die Bühne gebracht und in Position würde es jeden Moment losgehen. Natürlich fragte sich der Akimbo Knight schon, ob in der Hitze des Gefechts jedes Detail wirklich umgesetzt würde. Aber er war ein Meister der Improvisation. Unter Umständen würde aus dem Showkampf auch ein echter werden. Ein nicht uninteressanter Gedanke. Was war schon spannender als die Realität? Gespannt wartete er auf den Aufritt seiner Kollegin. Immerhin musste das Bösen zuerst auftreten, wenn das Gute sich dagegenstellen sollte.
Noch ein letztes Mal überflog Esmée die Notizen, die sie sich für den gemeinsamen Auftritt mit Flux gemacht hatte, während die Show auf der Bühne bereits im vollen Gange war. Gelegentlich blickte sie hinüber, beobachtete die kunstvollen Tanzchoreographien und die spannenden Feuershows, die die Zuschauerinnen und Zuschauer in Erstaunen versetzen sollten. Schlussendlich hatte die Prinzessin allerdings nicht allzu viel Aufmerksamkeit für die anderen Darstellerinnen und Darsteller übrig – viel wichtiger war es ihr, den eigenen Auftritt perfekt vorzubereiten. Während die Dunkelhaarige zu Beginn noch skeptisch gewesen war – sowohl der Walpurgisnacht, dem Auftrag und auch ihrem Questkollegen gegenüber – war sie doch zunehmend vom Elan gepackt worden, je länger sie mit Flux über die Pläne für den Auftritt gesprochen hatte. Die de Bosco spürte das Kribbeln in ihren Fingerspitzen und sie freute sich darauf, nicht nur im Mittelpunkt aller Blicke zu stehen, sondern auch ihre magischen Fähigkeiten in einer Art und Weise zu präsentieren, dass den Beobachtenden die Kinnlade herunterklappen würde. Viel zu selten war Esmée in ihrer Vergangenheit erlaubt worden, die Explosionsmagie aktiv zu nutzen. So selten, dass sie sich jetzt, wo es endlich soweit war, nur schwerlich zurückhalten konnte. Auch die Vorstellung, als Prinzessin nicht die Rolle einer Heldin, sondern jene eines Bösewichts einzunehmen, gefiel ihr. Mit der einsetzenden Dämmerung endete die vorletzte Show des Abends und kündigte gleichzeitig den Hauptakt an. Die Prinzessin hatte dem Hotelpersonal einige Instruktionen mitgegeben, denn natürlich mussten Bühne und Zuschauerränge entsprechend vorbereitet werden, um dem Auftritt der Magier auch die gewünschte Tiefe zu geben. Während die Mitarbeitenden des Hotels sich um den Aufbau der Kulisse kümmerten und die Zuschauerinnen und Zuschauer die Zeit nutzten, um sich in einer kleinen Pause zu erleichtern oder auch neue Getränke zu besorgen, richtete Esmée ihre Kleidung, rückte den überdimensionalen Hexenhut zurecht und warf Flux – der am anderen Ende hinter der Bühne stand – einen letzten Blick zu. Ein Nicken ihrerseits war schlussendlich das Startsignal… und damit trat die 19-Jährige auf die Bühne. Nicht nur fanden sich nun, nach der neuen Dekoration, diverse Holzbesen auf der Bühne, auch die Plätze des Publikums waren zur rechten und linken Seite verschoben worden, um in der Mitte einen freien Platz zu schaffen. Dort stand ein auffallend hübsch dekorierter, kleiner Maibaum, passend zur Walpurgisnacht. Naja… noch stand er jedenfalls dort.
„Hexenritt und Teufelskult, mich ergreift die Ungeduld!“, verkündete die dunkelhaarige Hexe mit Nachdruck, kaum dass ihre Füße die Bühne betreten hatten. Die Stimme von Esmée schwang über die Zuschauerränge hinweg, ließ das Stimmengewirr verstummen. Ein Scheinwerfer warf das Licht auf die Satyrs Magierin, die den Moment im wortwörtlichen Rampenlicht sichtlich genoss. Und ja, natürlich hatte die junge Frau mindestens eine halbe Stunde Vorbereitungszeit nur in diesen Einstiegssatz investiert... „Wollt ihr mir im Wege stehen, werdet ihr bald untergehen!“ Die Hand der jungen Frau flog nach oben und die ersten, leuchtenden Funken tänzelten durch die Abendluft. Ein Raunen ging durch die Zuschauerränge, was ein klitzekleines Lächeln auf den Lippen der de Bosco erzeugte. Rechts und links der Bühne erschienen Mitarbeiter in schwarzen Ganzkörperanzügen, die riesige Peitschen durch die Luft knallen ließen und langsam, aber kontinuierlich auf die Hexe in der Mitte der Bühne zutraten. Ein Maibaum, diverse Holzbesen und nun auch noch das Peitschenknallen – all das waren Traditionen, um die bösen Geister in der Walpurgisnacht zu verscheuchen. Eine Aktion, die von Esmèe selbst nur mit einem müden Lächeln beantwortet wurde. „Ihr armseligen Menschen glaubt wirklich, dass ihr eine waschechte Hexe mit diesen Kinderspielchen vertreiben könnt?!“ Sie griff einen der umstehenden Besen, reckte ihn unerschrocken in die Luft, sodass das Publikum ihn sehen konnten, ehe die de Bosco ihn im hohen Bogen von der Bühne warf. Dann drehte sie sich zu den Peitschenschwingern rechts und links von ihr, ließ zwei der Funken über ihnen erscheinen und in einer kleinen – tatsächlich kontrollierten – Detonation hochgehen. Nicht nur zuckte das Publikum vor der Bühne bei dieser Explosion zusammen, auch hörten die Peitschenhiebe schlagartig auf und die schwarzen Gestalten ergriffen nach Drehbuch gespielt die Flucht. Wieder stand Esmée alleine auf der Bühne und drehte sich den Zuschauerinnen und Zuschauern zu, breitete die Arme vor ihnen aus und legte den Kopf in den Nacken, um ein weiteres Mal laut krächzend zu lachen. Oh, sie ging richtig in dieser Rolle auf! „Ihr habt euch schon immer eingeredet, dass es Feuer ist, das uns Hexen vertreiben könnte. Aber lasst euch gesagt sein: Das Feuer beherrscht nicht uns Hexen, sondern wir beherrschen das Feuer!“ Und um ihren Worten entsprechendes Gewicht zu verleihen, zeigte die junge Frau entschlossen mit dem Zeigefinger auf den kleinen Baum in der Mitte des Publikums, ließ mehrere ihrer magischen Funken hochgehen, sodass die Spitze des Baumes Feuer fing. Ob das noch im Rahmen der Sicherheitsbestimmungen war? Das war das abgemachte Startsignal für den Helden der Geschichte… vorausgesetzt, Flux hielt sich auch an das Drehbuch.
#9 Anders als Esmeé hatte sich Flux relativ wenig Notizen gemacht. Nein, das war gelogen. Er hatte sich rein gar nichts aufgeschrieben. Warum auch, er kannte das Startsignal und wusste, dass er der Gute war. Er musste also nur am Ende siegreich auf der Bühne stehen. Trotzdem spürte er ein Kribbeln in den Fingern, je näher der Auftritt kam. War das etwa Aufregung? Oder war es nicht viel eher dem unterbewussten Verlangen geschuldet, diesen Auftritt auf irgendeine Art und Weise zu sabotieren. Natürlich alles im Sinne der Show. Ein boshaftes Grinsen machte sich in seinem Gesicht breit, während er die letzten Snacks aus dem Hotel verputzte. Was ihn am meisten an diesem Gedanken reizte, war die womöglich wiederkehrende Tatsache, dass sie am Ende für ihren Mist nicht nur bezahlt sondern auch weiterempfohlen werden würden. Wie herrlich es wäre! Eigentlich war Crash aufgrund ganz anderer Dinge, allen voran seinem Bruder den Runenritter beigetreten. Und obwohl sich die Aufträge überwiegend als alles andere als spannend herausgestellt haben, hatte sie beiden doch eine Menge Spaß. Wenn er noch mehr Entertainerjobs bekäme könnte ihn das fast dazu verleiten die Karriere zu wechseln. Jedoch befürchtete er bereits in diesem Moment, während er diese abstrusen Gedanken formulierte, dass diese Glückssträhne irgendwann enden würde. In den Rune Knights könnte er immerhin noch ein paar wirklich Bösen die Leviten lesen. So sehr wie er Waffen liebte, wäre das auch die deutlich geilere Variante. Ein leichter Seufzer entfuhr ihm, ehe er sich wieder auf das Geschehen konzentrierte. Seine Fakebrille saß soweit ganz gut, wenn er nicht zu akrobatisch werden würde. Der Schnurrbart hingegen verschmolz etwas mit seiner eigentlichen Behaarung. Ein wenig kam die Sorge auf er würde mehr als nur die künstlichen Haare verlieren wenn er ihn manuell entfernen müsste. Vielleicht war es gut, dass er so locker war. Erst als seine Partnerin die Bühne betrat, nachdem er ihr Nicken erwidert hatte, beschwor er seine Muskete. Für ein so geschichtsträchtiges Stück hielt er sie für passender als seine zwei modernen Pistolen. Notfalls könnte er noch eine etwas ältere requippen. Aber dafür würde es sicher keinen Grund geben, oder?
Beachtlich war es schon, was die Mitarbeiter in so kurzer Zeit mit ihren Instruktionen gemacht hatten aber gleichzeitig war das Hotel auch verdammt gut ausgestattet, dafür, dass es kein Theater war. Dann, fast plötzlich, ertönte die Stimme der Satyrs. Ganz schönes Organ für so ein Püppchen huschte er durch den Kopf des Magiers. Erst beim zweiten Satz verflog die Vorfreude oder das Amüsement als er bemerkte, dass sie bei jedem Satz reimte. Seine Pfote wischte durch sein Gesicht und riss dabei fast das falsche Haar mit. Allerdings hatte er selbst gesagt: es war maximal dumm. Und Esmeé schien diese Tatsache nicht nur verstanden zu haben sondern regelrecht zu leben. Konkurrenz für den kleinen Gaukler? Nie im Leben! Mehr als ihrem Auftritt schenkte er jedoch ihrer Magie Beachtung. Die kleinen Fünkchen waren süß aber noch lange nichts Spektakuläres. Für die Tölpel aus dem Publikum wohl ausreichend, die nicht nur verstummt waren sondern auch mit diversen „Ohhh“ und „Ahhhh“ der Magierin bestätigten, dass sie erfreut waren. Allgemein war der Aufritt, dass musste er zugeben, gelungen. Nicht zuletzt die größten Explosionen sorgten dafür, dass auch Flux langsam wieder gehyped war. Ganz sicher war er nicht, ob sie es wirklich durchziehen würde mit dem brennenden Baum. Aber dann tatsächlich fingen die Spitzen des Baumes Feuer. Eiskalt die Braut. Sein Startsignal würde er daher nicht verpassen. Auf sein Handzeichen hin erklangen schwere Hörner, ehe er eine spezielle Munition abfeuerte, die seinerseits die Bühne in Staub hüllte. „So lange noch eine gute Seele in diesen Landen heimisch ist, wird keine Hexe hier Fuß fassen“ ertönte es aus dem Staub heraus, bevor die Silhouette, die durch das Scheinwerferlicht sichtbar wurde aus dem Staub trat, begleitet von einem weiteren Klang der Hörner. Ein wenig verlor sich der kleine Ritter schon irgendwie in seinem Schauspiel. Die Zuschauer allerdings waren geteilter Meinung. Als nur seine Form zu sehen waren, flüsterten die Leute eifrig, begierig darauf zu wissen, wer der Held des Stückes war. Mit Betreten der Bühne gab es jedoch geteilte Reaktionen. Das zurückgehaltene Lachen war dabei noch am prominentesten. Für den Crashmagier sonst etwas, wobei er schnell rot sah, zwang er sich in der Rolle zu bleiben und die Leute durch sein Schauspiel wieder einzufangen. „Vielleicht sind es Kinderspiele ja, vielleicht beherrscht ihr das Feuer. Aber es wird das Feuer dieser Muskete sein, die euch zu euren Herren und Meistern zurückschicken wird!“ rief er nun bestimmt und begleitete diesen Ruf mit einem lauten Schuss der Waffe, der seine Gefährtin nur knapp verpasste. War da etwa etwas zu viel Wumps hinter. Womöglich. „Stellt eure teuflisches Tun ein sonst wird hier ein Unglück passieren!“. Damit war das Setting gesetzt und selbst Crash war gespannt, wie es weitergehen würde. Brannte der Baum immer noch?
Ein tiefes Geräusch, das Esmée durch Mark und Bein ging, kündigte den Auftritt ihres Widersachers in dem heutigen Schauspiel an. Die Hörner. Ja, damit hatte die Prinzessin gerechnet, immerhin war es ein ausgemachtes Signal gewesen. Leider… endeten die Informationen, die sie mit Flux ausgetauscht hatte, an dieser Stelle bereits wieder. Denn während die 19-Jährige diese Aufführung akribisch bis ins letzte Detail durchgeplant hatte, sodass ihre Mutter mit Sicherheit voller Stolz gewesen wäre, ging der kleine Waschbär… Pardon, der kleine Sansargiller die Sache mit einer gänzlich anderen Vorgehensweise an. Nämlich mit… gar keiner. Zumindest mit keiner, die er gegenüber Esmée hätte kommunizieren können oder wollen. Und so blinzelte die Hexe auch verwundert, als sich ein dichter Rauch über die Bühne legte, der ihr für ein paar Sekunden sämtliche Sicht raubte. Eher aus Instinkt als aus tatsächlich bewusster Entscheidung heraus trat die Dunkelhaarige einen Ausfallschritt nach hinten, hob den linken Arm schützend vor ihr Gesicht und kniff die Augen angestrengt zusammen. Eine gute Sache hatte die fehlende Absprache: Die de Bosco konnte sich die Überraschung über das Auftauchen des befellten Kollegen wirklich grandios vom Gesicht ablesen lassen. Sollte es am Ende des gesamten Abends einen Preis für das beste Schauspiel geben, so hätte Esmée zumindest gute Chancen, in die engere Auswahl zu gelangen. „Wer behauptet das?!“, rief sie improvisiert dem Schemen entgegen, der sich aus dem dick wabernden Rauch vor ihr schälte und unterdrückte den Hustenreiz, der sich in ihrer trockenen Kehle breitmachte. Sie wollte noch etwas sagen, sich vielleicht noch mehr verbal zur Wehr setzen… doch im nächsten Atemzug schossen Projektile an ihrem Gesicht vorbei, so knapp, dass Esmée meinte, sie hätten ihre samtweiche Wange gekitzelt. Wow! Okay, also das war eindeutig nicht abgemacht gewesen. Und ja, es verschlug der Prinzessin doch glatt für ein paar Sekunden die Sprache.
Obwohl sie wusste, dass das hier alles nur ein Theater war, war es irgendetwas, was sich bei dieser nahenden Gefahr, dem Rauch und den Projektilen in ihr meldete. Ihr Herz raste. Der Atem blieb ihr weg. Und dann hörte sie irgendwelche Stimmen an ihrem Ohr. “Bringt die Prinzessin hier weg!“, riefen die einen. “Schnell, Prinzessin Esmée, sie sind bewaffnet!“, schrie eine andere Stimme energisch.
Es war nur der Bruchteil einer Sekunde gewesen, in der die Satyrs Magierin abgedriftet war. Plötzlich kam sie zurück in die richtige Welt und japste nach Luft, als wäre sie tief unter die Wasseroberfläche getaucht worden. Die Magierin wusste nicht, was da eben mit ihr losgewesen war. Was es war, das ihre Hände immer noch bis in die Fingerspitzen zittern ließ. Aber sie versuchte, sich zu besinnen – sie war eine Hexe. Das hier eine Bühne. Und es waren unzählige Augenpaare auf sie gerichtet, während Flux noch immer seine Waffe auf sie gerichtet hielt. Nein, sie musste jetzt funktionieren! „Wie könnt Ihr es wagen?!“, rutschte ihr dennoch heraus. Ein Satz, den sie vorrangig als Prinzessin nutzte, um ihre Empörung kundzutun. Ein Glück, dass es auch in dieser Situation einigermaßen passte. Sie räusperte sich, um wieder gänzlich in ihre Rolle zurückzufinden, das wild pochende Herz in ihrer Brust ignorierend. „Ich kann es kaum glauben. Aus was für einem Kaninchenstall seid Ihr ausgebrochen? Ein kleines Fellbündel, dass es doch tatsächlich wagt, eine waschechte Hexe zu bedrohen!“ Esmée lachte schallend auf, vielleicht eine Spur zu laut und hysterisch, ehe sie sich erneut an Flux wandte und höhnisch grinste. „Aber wisst Ihr, eigentlich gefallt Ihr mir. Wisst Ihr auch warum?“ Nur kurz verstummte die Hexe, bevor sie die Augen weit aufriss und das Gesicht – so gut die junge Frau es eben geschauspielert hinbekam – zu einer grotesken Maske verzog, die hoffentlich den irren Wahn rüberbrachte, den Esmée sich erhoffte. „FELL BRENNT BESONDERS GUT!“ Und damit fuhr die Hand der Dunkelhaarigen einmal senkrecht nach unten durch die Luft und in genau gleicher Linie waren es mehrere (einigermaßen kontrollierte...) Explosionen, die sich durch die Luft fraßen und direkten Kurs auf Flux nahmen. War das vielleicht ein bisschen zu heftig? Vielleicht. Aber da waren immer noch diese Stimmen, irgendwo im Unterbewusstsein der Prinzessin und das Geräusch von Waffenklirren, ein Schatten aus der Vergangenheit, der versuchte, die de Bosco heimzusuchen. Und alles, was die 19-Jährige gerade wollte, war diesen dunklen Schatten zu verdrängen, sich mit aller Kraft an die Gegenwart zu klammern – in die sie sich gerade deshalb ein bisschen zu sehr hineinsteigerte.
Linear Explosion TYP: Lost Magic ELEMENT: Feuer KLASSE: II ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 50 MAX. REICHWEITE: 10 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber führt der Anwender eine schneidende Bewegung in der Luft in die Richtung aus, die er zum Explodieren bringen will. Eine kleine Schockwelle rast mit einer Geschwindigkeit , die der Willenskraft des Anwenders entspricht und maximal level 6 erreichen kann in gerader Linie auf diesem Bereich entlang und nur Momente später explodiert der ganze Bereich entlang dieser. Sollte die Schockwelle auf ein Hindernis stoßen, so breitet sich die Explosion nur bis zu diesem aus.
#10 Eifrig klatschten die Leute als sich der kleine Sansargiller der ach so gemeinen Hexe entgegenstellte. Womöglich fanden sie ihn einfach nur niedlich, wie er in seinem Outfit dastand, mit seiner schlechten Brille und dem Schnurrbart, den man vermutlich von hinten nicht einmal sehen konnte. Nichtsdestotrotz hatten sie die Leute gefesselt. Der Schuss seiner Muskete hatte ordentlich Mana hinter sich aber Flux vertraute seinen Fähigkeiten blind und so wusste er, dass er sie verfehlen würde. Der Rauch, den er abgefeuert hatte und der sonst der Deckung diente, verlor sich zwar schnell auf der großen Bühne, war aber wohl dicht genug zu ihr herübergekommen. Ihr Blick verriet ihm, dass sie ein wenig mit sich kämpfte. Wenn auch nur kurz musste er schmunzeln. Sorrrry, I guess. Esmée wusste worauf sie sich eingelassen hatte. Er würde seinen Schabernack treiben und hatte bereits damit begonnen, unwissend darüber, was er gerade ausgelöst hatte. Eine gefährliche Kombination aus Triggern, die ihm natürlich völlig unbekannt waren. Wie sollten sie auch, kannten die beiden sich nicht mehr als einen halben Tag und damit bei weitem nicht gut genug, um irgendetwas wirklich persönliches miteinander zu teilen. Während er so tat, als würde er seine Waffe nachladen, stockte seine Partnerin sichtbar. Ein kurzer Anflug von Unsicherheit ergriff Crash. War der Schuss vielleicht doch zu viel? Nein, er machte sich umsonst sorgen. Kaum hatte er die Waffe wieder auf sie gerichtet, darauf wartend, dass sie nun reagierte. Dann erklang bereits ihre Stimme von neuen und sie war wieder ganz die Hexe. Puh, Glück gehabt. Noch bevor die Zuschauer misstrauisch werden konnten oder aus der Illusion gerissen wurden, sprach sie ihren geplanten Dialog weiter, der auch bei Flux für ein Lächeln sorgte. Er wusste, nein, er war sich ziemlich sicher, wie viel Wahrheit sie in ihre Aussagen packte. Ein wenig Revanche für ihren Schlagabtausch auf der Treppe. Aber wer austeilte musste eben auch einstecken. Das Gelächter war wirklich, wirklich gut und so musste sich der Rune Knight tatsächlich konzentrieren nicht aus der Rolle zu fallen. Aus komödiantischer Sicht senkte er die Waffe und hielt eine Hand an sein Ohr als sie ihre Frage gestellt hatte, um besonders aufmerksam zu wirken. Ein fataler Fehler wie sich herausstellen sollte. Warte, was..? waren noch die kurzen Gedanke als er sah, wie die Hand der Satyrs nach unten schnitt und sich wie aus dem Nichts Explosionen vor ihm auftaten. Eine ganz und gar sonderbare Magie, die hier zum Einsatz kam. Die kleinen Funken waren noch niedlich, aber der Ritter konnte sehr schnell bemerken, dass hinter diesen etwas mehr Schmackes war, genauso, wie bei seinem Schuss vorher. „Verdammte…“ entfuhr es ihm noch, passend zur Situation, ehe ihn die Explosion erfasste und ein gutes Stück über die Bühne katapultierte.
Immerhin geschickt war der Akimbo Knight und so konnte er den Sturz zumindest etwas abfedern. Sein Onesie hatte ihn vor den der Entflammbarkeit größtenteils geschützt, obwohl er sich nun schnell von seinem falschen Schnauzer verabschieden musste. Wo das Publikum zuerst geschockt war über die Härte der Attacke, mussten sie nun wieder lachen als Flux wie ein wilder auf seinem geliebten Schnurrbart trat, um das Feuer zu löschen, während sein Körper insgesamt schmerzte, getrieben durch die Aufregung der Situation. „Das werdet ihr mir büßen!“ rief er und auch Esmée dürfte am Ton der Aussage merken, dass das nicht mehr nur geschauspielert war. Eine Mischung aus Kopfschütteln und diesem Lächeln, wenn man etwas gehört oder bemerkt hatte, was man nicht so wirklich glauben konnte, waren die Emotionen, die nach außen hin sichtbaren waren, als sich Crash schon fast reflexartig hinter einen der Bühnenbäume rollte, nur um wenige Sekunden später mitsamt seiner Muskete, auf dem Weg zum nächsten Dekostück als Deckung, erschien und diese nun deutlich gezielter auf seine Questpartnerin abfeuerte. Noch konnte er sich so weit bremsen, sie nicht mit konkreten Projektilen direkt zu attackieren. Aber sein verwendetes Projektil hatte eine „schockierende“ Überraschung in sich. Der Jäger war nun Feuer und Flamme diesen Kampf für sich zu gewinnen. Es roch hier immer mehr nach Rauch, oder?
Eingesetzte Zauber::
Spark Shot TYP: Elementlose Magie ELEMENT: Blitz KLASSE: II ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 40 MAX. REICHWEITE: Entspricht der verwendeten Schusswaffe SPEZIELLES: Schusstechnik VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 4 BESCHREIBUNG: Bei dieser Technik schießt der Anwender eine mit Donnermagie geladene Patrone ab, die dem Gegner beim Aufprall einen ordentlichen Stromschlag verpasst. Ein getroffener Gegner wird für einige Sekunden seinen Körper nicht mehr voll unter Kontrolle haben, der Stromschlag führt nämlich zu Verkrampfungen oder unkontrolliertem Zucken. Ein hoher Widerstandswert hilft natürlich, die Auswirkungen dieses Zaubers abzuschwächen Verletzenden Schaden richtet der Spark Shot keinen an, seine Schnelligkeit entspricht der der verwendeten Schusswaffe mit einem Maximum von 6.
Die Explosionen fegten in einer mörderischen Geschwindigkeit über die Bühne, eine nach der anderen und… sie trafen ihr Ziel. Esmée realisierte erst in dem Moment, als sie den kleinen Körper von Flux über die Bühne fliegen sah, was genau sie da gerade getan hatte. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie ihre Explosionen so zielgerichtet eingesetzt hatte. Und dann auch noch gegen einen Kollegen. Sie war schockiert über die Stärke, die in diesen Explosionen lag, sodass sich ihr Herzschlag nochmal beschleunigte. Ja, sie behauptete gerne, was für eine begabte Magierin sie doch war. Sie spielte sich auf und ließ sich einem Außenstehenden gegenüber keinerlei Unsicherheit anmerken. Aber die de Bosco wusste, tief in ihrem Inneren, dass das alles mehr Schauspiel als Realität war. Sie war noch nicht lange eine Magierin, war ohnehin in ihrer Kindheit und Jugend von sämtlichen Gefahren ferngehalten worden, hatte Leibwächter gehabt, die sich um sie kümmerten. Ihr fehlte Erfahrung und Können. Und das… machte sich in diesem Augenblick leider extrem bemerkbar.
Es beruhigte sie ein wenig, dass Flux dank seiner Geschicklichkeit keine schlimmeren Schäden von der Attacke davontrug und das Publikum zum Lachen brachte, als er sich den falschen Schnauzer vom Gesicht riss und hektisch versuchte, das Feuer zu löschen. Aber die Erleichterung hielt nicht lange, denn das Theater ging weiter und forderte damit die gesamte Aufmerksamkeit der Prinzessin. „Ihr wagt es also immer noch, mir zu drohen“, gab sie ihm beinahe knurrend zur Antwort und biss die Zähne zusammen, während das kleine Fellknäuel hinter dem Bühnenbild abtauchte und sich so – größtenteils ungesehen – langsam näher an sie heranpirschte. Esmée war vollkommen fokussiert, wartete darauf, was passieren würde. Warum hatten sie sich nur nicht mehr abgesprochen?! Sie wusste nicht, wohin sie blicken, worauf sie achten sollte… und dann ging es auch ganz schnell. Die Prinzessin nahm die Bewegung im Augenwinkel noch wahr, drehte sich in die Richtung, aber sie war den Projektilen hilflos ausgesetzt. Ihre Explosionsmagie war rein offensiver Natur, hatte zwar ein großes Angriffspotenzial, eignete sich aber umso weniger für die Verteidigung. Und rein körperlich war Esmée zu schwach und auch zu langsam, um sich gegen die Projektile zur Wehr zu setzen. Und so trafen sie zwei Projektile an Arm und Bein, die zwar keine blutenden Wunden hinterließen, sehr wohl aber einen Schock durch den zerbrechlichen Körper der 19-Jährigen jagten. „Ahhhh!“, schrie sie instinktiv, wortwörtlich geschockt und sie ging in die Knie, während sie die Augen fest zusammenkniff. Die Magierin verstand nur halb, was Flux da abgefeuert hatte, aber ihr rechter Arm zitterte wie wild und ihr linkes Bein hatte nachgegeben. Was… Esmée umgriff mit der linken Hand ihren zitternden Arm, in dem Versuch, ihn zu beruhigen. Es gelang ihr nicht. „Noch habt Ihr mich nicht geschlagen!“, rief sie Flux voller Inbrunst entgegen, schüttelte sich und sah auf. Sie hob die wild zitternde Hand, konzentrierte ihr Mana, um weitere Explosionen entstehen zu lassen.
„Eine Explosion im Westflügel! Prinzessin Esmée, wir müssen umkehren!“
Die Augen der 19-Jährigen waren weit aufgerissen. Sie hörte die Schreie, roch den Rauch, hörte den Knall und fühlte sich zurückversetzt in eine Zeit ihrer Vergangenheit, die sie lieber vergessen wollte. Immer noch zitterte ihre Hand, aber anders als zuvor griff dieses Zittern jetzt auch auf den Körper der Prinzessin über, während sie entsetzt ins Leere blickte. Die eingeplanten Explosionen blieben einfach aus. „Der Baum!“, kreischte eine Frauenstimme aus dem Publikum. Und dann: “Die Bühne!“ Noch immer rührte sich die Dunkelhaarige nicht, während die ersten Teile des zuvor angezündeten Baumes auf das vollkommen überraschte Publikum regneten und Funken, getragen durch den Wind, auch Teile des Bühnenbildes angezündet hatten. Angst lähmte Esmées Körper – aber aus anderen Gründen, als man von außen vielleicht zu wissen glaubte.
#11 Sich zwar in die Deckung abgeduckt, aber weiterhin mit einem Augen hinschauend, konnte er sehen, wie seine Kontrahentin unter dem schockenden Effekt seiner Kugeln zu Boden ging. Genau für diese Dinge war die Munition gemacht worden und es war schön sie wieder in Aktion zu sehen. Nur einen Augenblick bemerkte Flux, wie er gerade über seine Partnerin gedacht hatte. Das hier war immer noch einen Quest. Alles um sie herum nur ein Schauspiel. Doch die Prinzipien des Fellritters blieben standhaft. Es galt immer noch seine Gefährtin nicht umzubringen. Diesen Showkampf allerdings würde er für sich entscheiden. Und so sehr wie auch jeder Knochen und Muskel in seinem Inneren ihn anschrien aufzugeben, nachdem er seinen Sturz nur wenige Momente zuvor mühevoll abgebremst hatte, so sehr freute sich auch sein Schützenherz endlich einen würdigen Kampf über eine gewisse Distanz zu führen. Selten bot sich eine solche Möglichkeit, weil er entweder direkt in einen Nahkampf verwickelt wurde oder gemütlich aus einer Deckung heraus seine Ziele erledigt. Herausforderungen waren etwas, wovor sich der Sansargiller nur selten drückte. An sich eine lobenswerte Einstellung, verkannte er dadurch vollkommen, was im Inneren seiner Partnerin vor sich ging. Aber selbst wenn er gewollt hätte, wäre kein Indiz davon bis zu ihm durchgedrungen. Wie auch, hatte sie gerade eben noch vor Schmerzen aufgeschrien, da rief sie ihm nun bereits die nächste Parole entgegen. Nein, noch hab ich dich nicht geschlagen. Aber das ist nur eine Frage der Zeit. Bereits als sich ihre Hand von neuen zu Bewegen begann, hechtete Crash zwischen den verschiedenen Requisiten hin und her. Er wusste natürlich, dass sie ihm keinen wirklichen Schutz boten, jedoch war alles was er brauchte Zeit. Einen weiteren direkten Treffer würde ihn vermutlich vollständig aus dem Kampf nehmen. Ein Streifschuss oder ein Fehlschuss hingegen, eröffnete ihm das Fenster eines Gegenangriffes. Und ganz nebenbei sorgte ihr unechter echter Kampf dafür, dass das Publikum unterhalten, ja sogar teils am Rand ihrer Sitzfläche klebten, gespannt darauf, was als nächstes passieren würde. Einen kurzen Moment zu Atem kommend, lugte er erneut durch einen gemalten Busch. Statt einer Explosion folgte .. gar nichts. Der Rune Knight stockte, schaute zu seiner Partnerin. Hab ich die Alte ausgeknockt? Von dem bisschen Strom. Nein, das war es nicht. Hastig griff er nach der Muskete und verwendete die Zieloptik, um ein besseres Bild zu bekommen. Esmée saß auf der Bühne, die Hand in Angriffshaltung aber es geschah einfach nichts. Ein mulmiges Gefühl machte sich in seiner Magenregion breit. Hatte er erneut über die Strenge geschlagen? Flynn war eine Sache, allerdings wohnte in der Magierin wohl eine zartere Seele, was sich so ebenfalls auf ihre körperliche Widerstandfähigkeit übertrug.
Natürlich könnte er jetzt zu ihr herüberrennen, die Illusion des Schauspiels beenden, und sich aufrichtig Sorgen um sie machen. Die Frage, die er sich allerdings stellte, war, ob sie das auch so wollte. Womöglich würde sich der Aussetzer gleich von allein erledigen und ihr Wettkampf von neuem entfacht werden. Dieses Risiko musste er irgendwie mittragen. Die Show musste weitergehen. Fast schon passend, kreischte das Publikum aufgrund der aufkeimenden Brände auf. Frustriert rollte Flux mit den Augen. Auch das noch, Hysterie. Demnach waren seine Aufgaben klar: er musste Esmée wieder ins Geschehen holen und die Leute davon überzeugen, dass es normal war, wenn alles um sie herum zu Schutt und Asche niederbrannte. Nichts leichter als das. Aus seiner Deckung hervorspringend, die Muskete im Anschlag, erhob er die Stimme, noch lauter als zu Beginn des Stückes, während er immer weiter auf sie zuging. „Seht ihr was ihr angerichtet habt, Hexe! Der Wald steht in Flammen, das Volk ist verängstigt. Doch hier seid am Boden, eurer Terror hat nun ein Ende. Ich will gnädig zu euch sein und die Leute entscheiden lassen, was mit euch geschehen soll. Gebt ihr auf?“. Je näher er ihr kam, desto mehr erkannte er, welche Art von Emotionen Besitz von ihr ergriffen hatten. Eventuell war es nicht die beste Idee, eine geladene Waffe auf sie zu richten. Eventuell war diese Erkenntnis ein wenig spät für Flux gekommen.
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