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 Rins Hundehütte

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Rin
Blood Hound
Rin
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BeitragThema: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptyDo 7 Jan 2021 - 20:53

das Eingangsposting lautete :

Rins Hundehütte - Seite 3 Titelloses-41-20210107204857

Ortsname: Rins Hundehütte
Art: Wohnung
Spezielles: -
Beschreibung: Simpel, aber gemütlich. Das ist Rins Devise, wenn es um's Einrichten ihres Reiches geht. Die Wände sind in einem warmen weiß, schon beinahe beige, gehalten. Hier und da hängen einige Bilderrahmen und Wandregale, gefüllt mit Büchern, Hauspflanzen und vereinzelten Plüschtieren.
Insgesamt gibt es gerade einmal drei Räumen.
Tritt man durch die Eingangstüre, so landet man zuerst in einem großen Wohnbereich, der gleichzeitig als als Küche und Schlafzimmer dient. Direkt in der Mitte befinden sich ein großes, gemütliches Sofa, links und rechts davon jeweils ein Sessel und schließlich direkt davor ein großer, bunter Teppich sowie ein kleiner, runder Cafetisch. Links befindet sich der Kochbereich, welcher alles beinhaltet, was man so braucht. Esstisch, Spüle, Herd mit Backofen, ein kleiner Kühlschrank und genügend Stauraum für Geschirr, Kochutensilien etc.. Auf der rechten Seite findet sich schließlich ein breites Hochbett, auf welches man mithilfe einer kleinen Leiter gelangt. Darunter hat sie sich einen Schreibtisch, sowie einige Regale, vollgestopft mit allen möglichen Unterlagen und Lehrbüchern eingerichtet. Überall verstreut stehen unterschiedlichste Topfpflanzen, von groß bis klein, die selbstverständlich regelmäßig von ihr gepflegt und mit Wasser versorgt werden. Die Fenster sind umrahmt von hellen Vorhängen. Außerdem lassen sich, vor allem auf Bett und Sofa, eine Vielzahl an Decken und Kissen finden. Es ist nicht wirklich unordentlich, aber als wirklich ordentlich kann man es auch nicht nennen.
Eine schmale Tür führt schließlich ins Badezimmer, wo sich neben Toilette, Waschbecken und Spiegel eine Badewanne befindet, welche gleichzeitig als Dusche genutzt werden kann.
Das Highlight - zumindest in den Augen der Inuyama - ist jedoch eine weitere Tür, direkt neben ihrem Bett, welche in ein kleines Kämmerchen führt, welches sie als begehbaren Kleiderschrank umfunktioniert hat. Sorgfältig zusammengefalten oder aufgehängt finden sich hier all ihre Klamotten und Schuhe.
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Lian
Thief in Distress
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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptySa 15 Okt 2022 - 16:11

Es war düster in dem kleinen Zimmer, das Lian seit mittlerweile gut zwei Jahren seine Wohnung nannte. Er lag mit dem Rücken auf seinem Bett, den rechten Arm über die Augen gelegt und den Mund leicht geöffnet, während sein Brustkorb sich langsam, aber gleichmäßig hob und senkte. Der Falls hatte keine Ahnung, wie lange er schon auf seiner Matratze lag, die Zeit schien einfach an ihm vorübergezogen zu sein. Allgemein hatte er seine Wohnung in den letzten Tagen auffallend wenig verlassen. Noch deutlich weniger, als man es sonst von dem 20-jährigen Eigenbrötler gewohnt war. Irgendwie war seine Welt seit seiner Begegnung mit Gin wieder vollkommen aus den Fugen geraten und es waren viele Dinge, über die er nachdenken und die er neuerlich verarbeiten musste. Und anstatt aufzustehen und der Welt, die ihm so oft mies mitspielte, nicht nur mit eisernem Willen die Stirn zu bieten, sondern vielleicht auch aus eigener Kraft heraus die zum Großteil selbstverschuldeten Konflikte zu lösen, hatte Lian es vorgezogen, eine gänzlich andere Strategie zu verfolgen: Das Hineinsteigern in ziemlich erbärmliches Selbstmitleid. So hatte der Lockenkopf höchstens die Kraft aufgebracht, um sich zu waschen und neu einzukleiden, bis er früher oder später doch wieder liegend auf seinem Bett gelandet war und seinen Gedanken nachhing.

Es war das Knurren seines Magens, das ihm das Ende seiner armseligen Selbstmileidsphase ankündigte.

Erst dieses Signal ließ den Dieb wieder in die Realität zurückkehren. Sein rechter Arm rutschte von seinen Augen und er blinzelte mehrfach in die Düsternis, bevor sein Magen ein weiteres Mal knurrte. Hunger war ein Gefühl, das der Falls in den letzten Tagen vollkommen verdrängt hatte, sodass er einen Augenblick brauchte, um das Signal richtig zuordnen zu können. Träge richtete er sich auf, robbte an die Bettkante und stellte die Füße auf dem Boden ab. „Fuck, ich muss mich zusammenreißen…“, ermahnte sich Lian selbst mit brüchiger Stimme und fuhr sich mit der Hand durch das lockige Haar, um einige verirrte Strähnen aus seinem Sichtfeld zu schieben. Er klang entschlossener, als er sich fühlte, dennoch stand der Braunhaarige auf, trat an das Fenster und öffnete die Vorhänge.

Die Intensität des Sonnenlichts überwältige den Falls.

Instinktiv wich er zwei Schritte nach hinten, hielt eine seiner Hände schützend vor die Augen und befürchtete einen winzigen Augenblick, vollkommen erblindet zu sein. Natürlich war das Quatsch und doch fragte sich Lian in einem Anflug von Galgenhumor, ob das eine Kostprobe von dem war, wie sich ein Vampir fühlte, der vom Tageslicht überrascht wurde. Ein humorloses Grinsen schlich sich auf seine Lippen, noch ehe seine Sehkraft gänzlich zurückgekehrt war. Anstatt weiter abzuwarten, drehte sich der 20-Jährige auf dem Absatz herum und tastete sich halbblind in Richtung seiner Küchenzeile. Immerhin das war ein Vorteil daran, allgemein eher ein Stubenhocker zu sein: Man kannte seine vier Wände auch blind. Zumindest fast – denn Lian hatte einen der Bücherstapel vergessen, die Charon bei seinem letzten Besuch in dieser Wohnung abgestellt hatte. Er fluchte leise, als die Bücher vom Stapel rutschten und zu Boden glitten, aber immerhin war das der einzige Zwischenfall, der geschah, ehe der Bogenschütze am eigenen Kühlschrank angekommen war. Er öffnete die Tür und linste hinein, sodass das Licht aus dem Inneren des Gerätes sein Gesicht anstrahlte. „Leer…“, murmelte der Braunhaarige resigniert, sah danach auch in die restlichen Schränke und Schubladen, aber auch hier wurde er nicht fündig. Tatsächlich waren seine ohnehin spärlichen Vorräte in den letzten Tagen vollkommen aufgebraucht worden. Er musste also… die Wohnung verlassen? Nach draußen gehen? Der Falls erwog tatsächlich, seinen Hunger einfach zu ignorieren, doch das erneute Knurren war unmissverständlich: Wenn er hier drinnen nicht krepieren wollte, führte kein Weg daran vorbei, durch die Tür nach draußen zu treten. Lian seufzte stumm und fand sich danach erst mit seinem Schicksal ab. Er warf sich ein weißes Shirt über, dazu die nächstbesten schwarzen Hosen und schlüpfte in seine Schuhe, bevor er vor den Spiegel trat. „Keine Schönheit, aber ausreichend, um keine Massenpanik auszulösen“, urteilte der junge Mann über sich selbst und zuckte mit den Schultern. Im Gehen warf er sich eine kleine Tasche über die Schulter, in die er gedachte, seine Einkäufe unterzubringen, ehe er auch schon an die Haustür getreten war.

Absolut nichts hätte Lian darauf vorbereiten können, was ihn gleich vor seiner eigenen Wohnung erwartete. Weder hatte er sich bisher umgesehen, noch hatte er die Haustür hinter sich geschlossen, als er eine Stimme hörte. Es war nicht irgendeine Stimme, sondern eine, die ihm allzu bekannt vorkam. Die Stimme alleine hätte gereicht, um den Falls sichtlich zusammenzucken zu lassen, aber es war auch noch sein Name, der ausgesprochen worden war. Verwechslung ausgeschlossen… es war Rin. Und die Tatsache, dass sie seinen Namen genannt hatte, machte dem Falls klar, dass es auch für jede Form eines Fluchtversuches zu spät war. Er erinnerte sich an Gins Worte… und gleichzeitig lief es ihm eiskalt den Rücken herunter. Gin kann sich geirrt haben, rief er sich ins Gedächtnis. Wie oft kam es vor, dass Gin sich geirrt hat?, war der Kommentar einer zweiten Stimme in seinem Kopf und Lian hätte am liebsten laut aufgeseufzt. Was für grandiose Aussichten – musste seine Rückkehr in die Welt der Lebenden gleich so starten? So dauerte es auch zwei Sekunden länger, bis Lian sich aus seiner Starre löste, halb umwandte und in die Richtung blickte, aus der er angesprochen worden war. „Rin“, erwiderte er die Begrüßung auffallend kleinlaut und blinzelte dann, als er bemerkte, dass die Canine nicht alleine war. Die hellgrünen Augen huschten hinüber zu Charon, der gleich neben der Inuyama stand. An sich wäre es nicht verwunderlich gewesen, die beiden Hellhaarigen zusammen im Gildenpalast anzutreffen, verbrachten sie immerhin viel Zeit miteinander. Aber es war ein anderes Detail, das Lian plötzlich auffiel: Ihre Outfits. Der Dargin war allgemein jemand, der auf sein Äußeres achtete, aber sogar für seine Verhältnisse schien er sich besonders herausgeputzt zu haben. Rin wiederum… der Falls kam nicht umhin, die junge Frau anzustarren, sodass man seinen Blick schon beinahe als Gaffen hätte werten können. Er hatte bereits in der Vergangenheit mitbekommen, dass die Canine gerne kurze Kleidchen mit entsprechendem Rückenausschnitt trug, aber sogar für diese Verhältnisse war der Rock von Rin verdammt kurz. Vielmehr als das fiel ihm allerdings das bauch- und schulterfreie Top auf, das er so noch nie zuvor an der jungen Frau gesehen hatte. Lian hätte nicht behaupten können, dass es der Magierin nicht stand, dennoch überraschte es ihn, so viel Freizügigkeit an der Caninen zu sehen. Der Falls besann sich, in was für einer Situation er sich eigentlich befand und riss den Blick von der Hellhaarigen los. Er hatte keine Ahnung, was hier abging, aber dass irgendetwas anders war als sonst, bemerkte sogar der sonst eher stumpfsinnige Falls. Nur dass er nie geahnt hätte, was genau hier gerade passierte. „Charon, lange nicht gesehen“, grüßte er auch seinen Freund, die Stimme in diesem Zusammenhang deutlich fester. Er wich einem direkten Blickkontakt mit der Inuyama aus, konzentrierte sich stattdessen eher auf den Dargin. Eine kurze Stille legte sich über die Anwesenden, bevor es Lian war, der sich leise räusperte. „Habt ihr irgendetwas vor?“, fragte er, um die unangenehme Stille zu durchbrechen… und schüttelte im gleichen Atemzug noch den Kopf. Es war eine verdammt dämliche Idee, hier plötzlich einen Smalltalk zu beginnen, nach allem, was zwischen Rin und ihm geschehen war, oder? Gott, wie unangenehm sich das hier alles anfühlte! Er hob die Hände beide ergeben an. „... obwohl, was geht mich das an. Ich wollte euch nicht stören.“ Lian zog die Haustür hinter sich zu und machte Anstalten, sich umzudrehen und einfach zu gehen. Wie immer war es die Option der Flucht, die er favorisierte. Eine der wenigen Sachen, die er gut konnte.

@Charon @Rin


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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptySa 15 Okt 2022 - 19:41

Schwer zu sagen, woran genau es lag, aber etwas an der Art, wie Rin mit ihm umging, fühlte sich für Charon wirklich gut an. Als sie ihm versicherte, dass sie sich immer Zeit für ihn nehmen würde; als sie versprach, ihn auch in Zukunft auszuführen; als sie ihr freizügiges Outfit akzeptierte, ohne auch nur zu versuchen, seine Hand von ihr zu nehmen. Jedes Mal, wenn sie einem seiner Wünsche so bereitwillig folgte, wirkte die Inuyama noch begehrenswerter als auch nur einen Moment davor. „Zu viel Haut? Nicht doch“, winkte er ab und streichelte sanft ihre Wange. „Du hast so wunderschöne Haut, Rin. Es freut dich doch sicher, mich einen Blick darauf werfen zu lassen.“

Ein paar Schritte aus der Tür heraus und einen schmackhaften Kuss später wurde das Paar aber auch schon aufgehalten, als ein Geräusch ihrer beider Aufmerksamkeit auf sich zog. Charon hätte gar nicht mal so sehr darauf geachtet, wenn sich seine Begleitung nicht plötzlich so versteift hätte. „Alles in Ordnung?“, fragte er, machte sie doch einen sehr unsicheren Eindruck, als sie da so stand und ihre Rute zu wedeln aufhörte. Lian? Der Blick des Dargin hob sich, und plötzlich sah er tatsächlich seinem besten Freund entgegen. „Hm? So lange ist es doch gar nicht her“, meinte er etwas erstaunt und legte den Kopf schief. Hatten sie nicht gerade vor ein, zwei Wochen gemeinsam Karma in der Gilde begrüßt, kurz nach Charons Aufstieg zum S-Rang Magier? Seitdem war der Dargin tatsächlich ganz schön beschäftigt und meist nicht direkt in Aloe gewesen, aber die Details konnte er gern ein andermal erzählen. Ihm war es jedenfalls nicht so vorgekommen, als hätten er und der Falls sich zu lange voneinander getrennt. Dennoch hob er freundlich die Hand zum Gruß. „So oder so: Schön, dich zu sehen.“
Auch wenn er nicht die Art Typ war, die nach ein paar Tagen schon das Gefühl hatte, jemanden zu vermissen, erfreute es Charon eigentlich immer, Lian gegenüber zu stehen. Auch wenn er und Rin beide seine Freunde waren, waren die Beziehungen, die er zu jedem einzelnen von ihnen hegte, doch ein wenig unterschiedlich. Schon immer gewesen, jetzt nicht einmal so deutlich mehr als vorher. Ihnen beiden war er ein gutes Stück näher gekommen in letzter Zeit. Es war eine chaotische Zeit gewesen, aber für Charon eine sehr angenehme. Insofern lächelte er fröhlich weiter, als Lian fragte, ob sie etwas vorhatten. „Haben wir, ja. Rin wollte mich gerade zum Essen ausführen“, meinte er und nahm die Hand der Jüngeren in seine. „Wir sind haben gerade ein Date.“

Er hatte es ausgesprochen wie eine Selbstverständlichkeit. Anders als Rin hatte Charon nie auch nur einen Gedanken daran gehegt, das, was er mit ihr machte, geheim zu halten. Wieso auch? Es war nicht so, als würde er sich dafür schämen. Wie immer tat der Dargin nur, was er selbst für richtig hielt. Er bezweifelte auch, dass Lian damit ein Problem haben würde. Sie hatte oft genug mehr als deutlich gezeigt, dass sie Interesse an ihm gehabt hatte, und er hatte sie immer ein Stück weit auf Abstand gehalten. Dass jemand ihre Aufmerksamkeit übernahm dürfte ihm also eher gelegen kommen.
Charons Aufmerksamkeit ließ sich aber nicht so einfach stehlen. Auch wenn er einen Teil davon gerade Rin schenkte, fiel ihm doch auf, dass der Falls ein wenig... anders wirkte als sonst. Er zog leicht die Augenbrauen zusammen, musterte den Schützen skeptisch. „Du wirkst ein bisschen durch den Wind“, stellte er fest und fühlte sich erinnert an den Tag, an dem Lian ihn aus seinem Zimmer geholt hatte, als es ihm nicht gut ging. War es heute er selbst, der unter etwas litt? In dem Fall hatte Charon nicht vor, ihm den Rücken zuzuwenden, auch wenn er eigentlich Pläne hatte. „Ist alles in Ordnung, Lian?“

@Rin @Lian


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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptySa 15 Okt 2022 - 22:35

03 | @Charon ; @Lian
Oh Gott. Je länger die Inuyama den braunhaarigen Wuschelkopf anstarrte, desto mehr bekam sie das Gefühl, dass sich ihr Magen jeden Moment umdrehte. Doch während ihre Seelenspiegel unmissverständlich in seinem Gesicht hingen, konnte man das von den seinen nicht behaupten. So ließ Rin keine Sekunde verstreichen, bevor sie die Seiten ihrer Jacke packte, sie zuzog und schließlich auch ihren Rock noch einige Zentimeter hinabzog. Sie wollte ihn fragen, warum er so glotzte, ob er nun vielleicht endlich erkannte, was er verpasste, doch kein Wort verließ ihre Lippen. Es wäre sowieso kaum mehr als ein schiefes Wimmern herausgekommen. Glücklicherweise löste er schließlich doch seinen Blick von ihr, stattdessen sprach er zu Charon, als wäre sie überhaupt nicht da. Hätte er sie eben nicht so angeblickt hätte sie glatt geglaubt, dass er weiterhin sein Ziel verfolgte, so zu tun, als würde sie nicht existieren. Einerseits war sie froh, dass er seine Aufmerksamkeit von ihr nahm, doch andererseits tat es weh, immer noch. Gab es denn gar nichts, dass er ihr zu sagen hatte? Nicht mal ein Wort außer ihren Namen? Auch, als er fragte, ob sie etwas vorhatten, auch wenn er das Wort 'ihr' verwendete, wusste sie genau, dass diese Frage nicht an sie gerichtet war. Nicht, dass sie gewusst hätte, was sie darauf hätte antworten sollen. Eine Notlüge? Oder die Wahrheit? Aber was war die Wahrheit? Was, wenn sie für Rin anders aussah als für Charon?
Bevor sie sich darüber weitere Gedanken machen konnte, stellte dieser klar, was sie in seinen Augen vorhatten. Ein Date...?! Scharf sog sie die Luft ein, zuckte sichtlich zusammen, als er ihre Hand ergriff. Fast schon reflexartig zog sie sie wieder fort, schob sie unter die Arme, die sie vor ihrer Brust verkreuzte. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was sie gerade mehr schockierte: Dass es für den Weißhaarigen tatsächlich ein Date war, oder, dass ihr erster Reflex war, diese Wahrheit unbedingt vor Lian zu verheimlichen. "E-essen, wir gehen es-sen." stammelte sie, starrte geradeaus als hätte sie gerade einen schweren Unfall beobachtet. Die Augen weit aufgerissen vor Schock und doch irgendwie leer. Was machte sie denn da? Was wollte sie erreichen? Endlich hatte sie jemanden, der so offensichtlich Interesse an ihr hatte, dazu stand, ihren Körper liebte ... und was machte sie? Sie versuchte, es zu verheimlichen, vor dem Idioten, der mehr als deutlich gemacht hatte, dass sie ihm nichts wert war. Doch die Wahrheit, die sie einfach nicht verdrängen konnte, war: Er bedeutete ihr noch immer alles. Kaum eine Stunde verstrich, ohne, dass sie mindestens einmal an ihn dachte. Dabei hatte sie ihn längst verloren. Wieso konnte sie sich ihren Verlust nicht endlich eingestehen? Jetzt, wo sie mit dem Vergangenen konfrontiert war, schaffte sie es einfach nicht, sich ihrer Zukunft zuzuwenden. Wieso konnte sie nicht Beides haben? Sie konnte einfach nicht aufhören, sich für den Falls zu verbiegen, sodass sie vielleicht doch endlich die Form fand, die seinen Ansprüchen entsprach ... und gleichzeitig tat sie die ganze Zeit exakt das selbe mit Charon, ohne es wirklich zu bemerken. Vielleicht hatte der Erfolg sie blind gemacht. Einen Erfolg, den sie sich gerade wieder verspielte. Und für was? Die minimale Aussicht für einen 'größeren' Gewinn? Nein ... Weder Charon, noch Lian waren ein Gewinn, wenn sie alleine kamen. Doch gerade war sie auf dem besten Weg, sich beide zu verspielen. "Tut mir Leid, Charon ... ich habe mich erschreckt..." murmelte sie, traute sich jedoch nicht, den Größeren bei ihren Worten anzublicken. "Ich wusste nicht, dass du es tatsächlich so siehst." gestand sie ehrlich.
Als der Bogenschütze schließlich kehrt machen wollte, konnte die Inuyama nicht anders, als zu reagieren. "Bleib." Ihre Worte blieben ihr beinahe im Hals stecken, sie wusste nichteinmal, ob sie sie wirklich hatte aussprechen wollen, doch ihre Zunge war ihrer Vernunft zuvor gekommen. Charon hatte recht, Lian wirkte wirklich durch den Wind. Und sie wusste ganz genau wieso. Auch der Dargin wusste es eigentlich, doch sie hatte ihm nie verraten, wer eigentlich Schuld daran gewesen war, dass sie an diesem einen Tag so verheult bei ihm aufgetaucht war. Hätte sie es, hätte er sich seine Frage problemlos selbst beantworten können. Doch selbst jetzt, wo die Wahrheit so offensichtlich im Raum (oder eher Gang) stand, brachte sie sie nicht über die Lippen. Letztendlich war sie auch nicht gefragt, doch selbst wenn, hätte sie es niemals geschafft, sich das Geschehene einzugestehen. Denn das bedeutete, dass sie sich auch ihre Gefühle ein Stück weit eingestehen musste. Und nicht nur sich selbst, sondern auch Lian ... und Charon. Langsam senkte sie den Kopf. Dafür war sie noch lange nicht bereit. Sie wusste einfach nicht, was all das Chaos in ihrem Herzen zu bedeuten hatte und sie wollte es auch nicht.


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Lian
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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptySa 22 Okt 2022 - 21:37

„Wir haben gerade ein Date.“

Ein Satz, der so einfach und simpel klang, obwohl er doch viel mehr als nur das vermittelte. Lian verfiel in eine Schockstarre, das jedem aufgeschreckten Reh locker hätte Konkurrenz machen können. So lapidar, wie Charon die Worte aussprach, passte es überhaupt nicht zu dem, was es im Falls auslöste. Zuerst war es eine Leere gewesen, die sich in seinem Kopf breitmachte, während er verarbeitete, was ihm da gerade erzählt worden war. Fragend, beinahe einfältig, starrte er den Dargin an. „Ein Date“, wiederholte er in einem Tonfall, der nüchterner nicht hätte klingen können. Und dann, endlich, sickerte die Erkenntnis tatsächlich durch. Der 20-Jährige fühlte sich, als wäre er frontal von einem herannahenden Zug erfasst und umgerissen worden. Ein Date?!, schrie die Stimme im Kopf des Braunhaarigen hysterisch und wäre beinahe in gleicher Lautstärke an die Außenwelt gedrungen. Obwohl er sich gerade eben noch darum bemüht hatte, dem Blick der Inuyama auszuweichen, konnte der Falls es nun nicht verhindern: Er wandte den Kopf in ihre Richtung und musterte sie von Kopf bis Fuß. Der Illusionist sah nicht erfreut, nicht entsetzt, nicht erzürnt aus… einfach nur im höchsten Maße verwirrt. Immer wieder hatte Gin betont, dass es ein Date gewesen wäre, zu dem Rin ihn eingeladen hatte – keine Verabredung zwischen normalen Freunden. Dass es sie auch nicht gefreut hätte, als Freundin bezeichnet zu werden. Tagelang hatte ihn das Bild der enttäuschten Caninen verfolgt, er hatte ihre zittrige, weinerliche Stimme zum Abschied wieder und wieder gedanklich gehört. Nur um jetzt durch Zufall zu erfahren, dass sie genau das gleiche auch mit Charon abzog? Hatte die Du Bellay dem Ganzen etwa doch zu viel Bedeutung zugestanden? Der Falls verstand nicht mehr, was er denken sollte, ob er sich schlecht fühlen sollte oder nicht. Erst Recht nicht, als Rin nach den Worten des Finsternismagiers scharf die Luft einsog, ihm die Hand entriss und den Blick abwandte. War das jetzt ein Date? War es keins? Oder… Zieht sie das mit jedem ab?, war die Frage, die dem 20-Jährigen am Ende durch den Geist schlich und die sich vehement in einem Teil seiner Gedankenwelt festbiss. Der Lockenkopf wollte es nicht – wollte nicht, dass das unschuldige Bild, das er sich bisher von der naiven Caninen gemacht hatte, zerstört wurde. Rin war so ziemlich der einzige Mensch in seinem bisherigen Leben gewesen, dem Lian absolut keine boshaften oder egoistischen Absichten hätte unterstellen können. Sie war – das ging ihm jetzt erst auf – wie ein Abbild einer besseren Welt gewesen. Vollkommen rein, gänzlich unschuldig, freundlich und immer nur auf das Wohl des Anderen konzentriert. Obwohl es der Inuyama gegenüber alles andere als fair war, hatte der junge Mann sie gedanklich auf ein Podest erhoben und es war ein Bild, das er nicht zerstört haben wollte. Und doch… konnte der Illusionist nichts dagegen tun, dass ihm die Blutmagierin mit einem Schlag in einem ganz anderen Licht erschien und das dafür sorgte, dass sich eine nicht besonders erwachsene Form von Wut und auch Frustration in ihm breitmachte. Sicherlich konnte man Lian ansehen, dass es diverse Dinge waren, über die er sich Gedanken machte, während er die Canine musterte – worüber genau war allerdings etwas, was ein Außenstehender höchstens erraten konnte. Es war nicht so, dass der Falls vorgehabt hatte, viel Zeit mit seinen beiden Freunden zu verbringen. Er hatte gehen wollen… ein Drang, der just in diesem Augenblick größer war denn je. Er war Zeuge von etwas geworden, was er weder hatte sehen und hören sollen, noch wollen. „Durch den Wind?“, wiederholte der 20-Jährige perplex die Worte, die ihm von seinem besten Freund zugeworfen wurden und sah endlich wieder zum Dargin. Ob alles in Ordnung war? Nein, war es nicht! Lian war mit allem überfordert, was in seinem Leben passierte und hatte sich tagelang in seinem Zimmer verkrochen, um der Welt zu entfliehen. Und kaum, dass er auch nur einen Schritt vor seine Wohnung getätigt hatte, wurde er damit konfrontiert, dass auch noch das letzte Stückchen heile Welt, an das er sich hätte klammern können, einfach zertreten wurde und in tausend Teile zersprungen war. Mindestens genauso schockiert war Lian darüber, dass man es ihm scheinbar so offensichtlich ansehen konnte, dass es ihm nicht gut ging… wie schlimm musste er aussehen? Keinesfalls wollte er gelesen werden wie ein offenes Buch! Insbesondere jetzt nicht! „Später“, war die einsilbige Antwort, die er gerade so noch über die Lippen bekam. Unter anderen Umständen hätte er vielleicht geredet, aber… nicht, während Rin gleich neben ihm stand. „Ich… wollte euch wirklich nicht in die Quere kommen…“ Lian schüttelte den Kopf und wandte sich geschwind um, darauf bedacht, das Szenario ganz schnell zu verlassen und alles zu vergessen und zu verdrängen, womit er sich gerade nicht auseinandersetzen wollte.

Aber anders, als er es erwartet hatte, wollte auch Rin, dass er blieb.

Lian gehorchte, hielt inmitten seiner Bewegung inne. Es war mucksmäuschenstill in dem langen Gildenflur, in dem niemand sonst anwesend war außer die drei Magier, die schon so viel gemeinsam erlebt hatten, die sich so unglaublich gut kannten. Obwohl… nein, das stimmte nicht. Es war eine Erkenntnis gewesen, die der Falls aus dem Treffen mit Gin mitgenommen hatte: Die Magier der Gilde Crimson Sphynx kannten ihn mitnichten. Er war nicht derjenige, den sie sich vielleicht einredeten zu kennen. Und so langsam ging ihm auf, dass es etwas war, das auf Gegenseitigkeit beruhte. Gerade Rin… er hatte vielleicht geglaubt, die Canine zu kennen, hatte sich deshalb umso schwerere Vorwürfe gemacht, nur um jetzt festzustellen, dass das alles vollkommen sinnlos gewesen war. Die Wut in dem Braunhaarigen kochte hoch und ließ sich nur noch schwerlich unterdrücken. „Wie zum Henker sollte es mir gehen?“ Er drehte sich herum und konnte nicht verhindern, dass er tatsächlich grinste, als Rin nur zu ihren Füßen starrte. Sie wollte ihm nicht einmal in die Augen sehen? Lian kam sich vor wie ein verdammter Narr. „Nachdem ich mir ausgerechnet von meiner Ex-Freundin eine Predigt darüber anhören musste, dass ich die Gefühle von Rin Inuyama verletzt hätte, sitze ich tagelang grübelnd in meiner Wohnung, gehe wieder und wieder diesen Tag durch nur um beim ersten Schritt an die Außenwelt festzustellen, dass ich offensichtlich der Einzige gewesen bin, der an den Geschehnissen zu knabbern gehabt hatte?“ Es war nur die halbe Wahrheit, die der Falls hier aussprach. Es hatte noch mehr Dinge gegeben, die ihm nach seiner Begegnung mit Gin den Schlaf geraubt hatten – aber die waren gerade weniger relevant. Während der Zorn in ihm brodelte, bekam der Falls zunehmend Lust, einfach sämtliche Seile zu kappen, die ihn mit anderen Leuten verbanden. Dann müsste er sich nicht mehr mit so lästigen Dingen wie Schuldgefühlen herumschlagen. Er fühlte sich so erbärmlich, dass er seine Zuflucht im Angriff suchte, obwohl das sicherlich nicht der beste Weg war, um eine Klärung herbeizuführen. Aber immer noch besser als das Schweigen, das sich die letzten Tage zwischen ihnen eingespielt hatte. Denn es gab keinen Konflikt, den man mit Schweigen aus der Welt schaffen konnte.

@Charon @Rin


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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptySa 22 Okt 2022 - 22:28

Ohne zu zögern hatte Charon gesagt, was er für die Wahrheit hielt: Er und Rin waren gerade auf dem Weg zu einem Date. Sie hatte ihm – zumindest seiner Meinung nach – Interesse gezeigt, sie hatten sich beide schick gemacht, wollten zusammen Essen gehen und hatten eben gerade sogar noch einen Kuss miteinander geteilt. Viel Raum für Missverständnisse gab es da ja eigentlich nicht... Warum also wirkte die Inuyama plötzlich so schockiert? Entzog ihm ihre Hand, die sie ihm so willig gegeben hatte, und bestand darauf, dass sie nur gemeinsam aßen, meinte sogar recht deutlich, dass sie geglaubt hatte, er würde etwas Anderes meinen. Charons Gesicht war typischerweise nicht so leicht bewegt von Dingen, die um ihn herum geschahen, von Worten anderer, aber in diesem Fall konnte man ihm durchaus ansehen, dass er verdutzt war. Sein Blick glitt hinüber zu Lian. Lag es an ihm? Er hatte gedacht, dass sie sich entschieden hatte, weiter zu gehen, dass sie dafür offen war, sich anderen zu öffnen... aber da hatte er offensichtlich falsch gelegen. Kurz schloss er die Augen, atmete durch, ehe er ein sanftes Lächeln aufsetzte. „Ah, mein Fehler. Ich weiß nicht, wie ich darauf gekommen bin, du hättest Interesse an mir“, meinte er, die Arme vor seiner Brust verschränkend. Was war das für ein seltsames Gefühl in seinem Inneren? Unangenehm, aber schwer zu definieren. Am Besten, er ignorierte es einfach. Offenheit für Gefühle war nichts, was ihm im Leben nutzen würde. Wenn sie noch immer Lian wollte, dann würde er ihr nicht im Weg stehen. „Kein Grund, dich zu entschuldigen. Ich habe offensichtlich etwas zu sehen geglaubt, was nicht da war.“

Lian wirkte ähnlich geschockt. Oder nein, eher... mitgenommen. Als würde es ihn fertig machen, was er gerade gehört hatte. So naiv er auch sein mochte, hatte er sich wohl ihrem Charme auch nicht entziehen können. „Du kommst in keine Quere“, versicherte Charon, hob beschwichtigend die Hände, auch wenn das wohl unglaubwürdig war, unangenehm, wie die Situation vermutlich für sie beide geworden war. Alle drei, wenn er genauer darüber nachdachte. Da war es schwierig, eine gute Antwort zu finden, aber Charon musste gar nicht weiter sprechen. Ein einzelnes Wort von Rin genügte, um den Falls zu stoppen, und anscheinend entlockte sie ihm mehr als seine Zeit. Charon fragte nur, ob er in Ordnung war, und plötzlich spie er eine ganze Salve an Worten aus, an wütenden Worten, die überhaupt keinen Sinn ergaben.
Oder... etwa doch?
Verwirrung wich Erkenntnis, als Charon die Worte seines besten Freundes noch einmal durchging. Er hatte mit seiner Ex über Rin gesprochen, weil er deren Gefühle verletzt hatte... und dabei hatte sie sich gar nicht weiter daran gestört? Erinnerte das den Dargin nicht an etwas, was er von der Inuyama gehört hatte? Etwas mit jemandem, der wegen seiner Ex ihre Gefühle verletzt hatte? Warum... Warum wirkte das auf einmal so offensichtlich? Oder eher... warum war es vorher nicht offensichtlich gewesen? Jetzt, wo es Charon traf, realisierte er, dass er sich ganz schön selbst hatte blenden müssen, um nicht von Anfang an zu kapieren, um wen es in Rins Geschichte eigentlich ging. Der Kerl, der sie hatte sitzen lassen für eine andere Frau, ohne ihr auch nur Beachtung zu schenken.

„Du warst das?“

Es war ungewohnt, Charons Stimme so zu hören, wie sie gerade klang. Noch etwas tiefer als sonst, nicht so weich, sondern hart, mit scharf geschliffenen Kanten. Ein Zorn lag mit drinnen, ein ungewohnter Ausbruch an Emotion. Ein einziges Mal hatte Lian schon gehört, wie der Dargin mit dieser Stimme sprach. Er erinnerte sich vermutlich noch gut daran, während ein wütender Charon ihm näher trat. „Ich kann nicht glauben, dass ausgerechnet du jemanden einfach beiseite werfen würdest, der sich auf dich verlässt und bei dir sein will! Weißt du überhaupt, wie sehr es wehtut, wenn du...“

Charon stockte. Seine Worten stoppten, seine dunklen Augen weiteten sich, als der gesamte Zorn in einem einzigen Augenblick verpuffte. „Nein... Nein, du wusstest es nicht“, realisierte er ungläubig, während die Szene vor seinen Augen langsam Form annahm. Dem Schützen in die Augen sehend spürte er, wie sein Blick weicher wurde. „Du... du hattest überhaupt keine Ahnung, kann das sein? Du bist vermutlich der einzige Mensch auf dieser Welt, der nicht versteht, was Rin eigentlich für dich fühlt...“ Es war so offensichtlich, aber der Dickschädel, den Lian so stolz herumtrug, ließ diese einfache Wahrheit nicht hinein. Er hatte es noch nie getan. Schwankend trat Charon zwei Schritte zurück, lehnte den Kopf in den Nacken, während er die Hand über seine Augen legte. Warum fühlte es sich in diesem Moment an, als bekäme er furchtbare, furchtbare Kopfschmerzen. „Rin... du hast kein Wort gesagt, kann das sein?“, fragte er und stöhnte auf. Das waren also seine zwei besten Freunde auf dieser Welt. Wie passend. „Ihr absoluten Dummköpfe... Warum könnt ihr eigentlich nie einfach miteinander reden...?“

@Rin @Lian


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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptySa 22 Okt 2022 - 23:46

Rin schwieg. Sie brachte kein Wort heraus, kein einziges. Selbst wenn sie es gekonnt hätte, hätte sie nicht gewusst, was sie hätte sagen sollen. Stattdessen sah sie einfach nur zu, wie die Welt, wie sie sie bisher kannte, noch ein bisschen  mehr zu bröckeln begann. Und das schlimmste an der ganzen Sache war: Sie ganz alleine war Schuld daran. Da war sie sich sicher. Eine wandelnde Katastrophe war sie. Fest biss sie die Zähne zusammen bis es beinahe schon schmerzte. "Nein..." Sie hatte Interesse an dem Dargin, ganz sicher. Er war für sie der Fels in der Brandung, er gab ihr Sicherheit, wenn sie sie brauchte, ganz, ohne, dass sie überhaupt fragen musste. "... so ist das nicht. Ich weiß nicht, wieso ich das alles gesagt habe." Erst jetzt realisierte die Hundedame langsam, dass sie selbst genau das war, wovor sie in anderen immer Angst gehabt hatte: Jemand, der nicht zu seinen Gefühlen, zu seiner besseren Hälfte, stehen konnte, der Andere offensichtlich nur ausnutzte. Egoistisch. Selbstsüchtig.
War sie schon immer so gewesen?
Sie konnte einfach nicht verstehen, wieso Charon gerade lächelte. Hatte sie ihm gerade nicht regelrecht das Herz herausgerissen? Sie wollte ihre Worte einfach nur rückgängig machen. Die Zeit zurück drehen. Irgendwas, denn nichts, was sie jetzt noch sagen konnte würde die Wunden, die sie gerade bei ihren Mitmenschen hinterließ, wieder heilen. Nichteinmal ihre Magie würde da helfen.
Immerhin schaffte sie es, den Falls dazu zu bewegen, zu bleiben. Es war nicht so, als hätten ihr die Blicke gefallen, die er ihr zugeworfen hatte. Er hatte sie angesehen, als ob da nicht eine kleine, verzweifelte Hündin stand, sondern ein großer, böser Wolf, der zu Mittag am liebsten Herzen fraß. Vielleicht stimmte das sogar, er war zumindest nicht der Einzige, der die Inuyama gerade in diesem Licht sah. Sie sah es ebenfalls. Vermutlich war auch das der Grund, warum sie seine Tirade einfach über sich ergehen ließ. Wie ein Kind stand sie da, den Blick gesenkt, die Öhrchen zurückgelegt und mit den Tränen kämpfend. Wieder schwieg sie. Doch dieses Mal war der Dargin da um die Leere, die sie entstehen ließ, zu füllen. Anscheinend hatte er die Puzzleteile endlich zusammen gesetzt. Es war vermutlich das erste Mal, das sie ihn so außer sich sah. Sie war nicht mehr die Einzige, die heute ihre Fassade verlor. "Charon, bitte. Er hat dir doch nichts getan." versuchte sie leise, sich einzumischen. Sie hätte an seiner Stelle sicherlich das selbe getan, doch sie wollte nicht, dass wegen ihr nun auch noch die Freundschaft zwischen den Beiden zerbrach. Es war schlimm genug, dass sie bereits ihre eigenen Beziehungen sabotierte. "Lian ist doch dein Freund." Es war vermutlich das einzige, was sie noch tun konnte.
Glücklicherweise schien der Hellhaarige sich schnell wieder zu fangen. Hatte der Falls es tatsächlich nicht gewusst? Ja, Rin hatte es ihm nie direkt gesagt. "Was hätte ich denn sagen sollen? Als ob es irgendetwas geändert hätte." Sie schüttelte den Kopf. "Als ob nicht jeder Blinde sieht, dass er sich nicht für mich interessiert." Lange hatte sie sich gescheut, diesen Gedanken zuende zu denken, geschweige denn auszusprechen. Sie hatte es nicht wahr haben wollen. Doch spätestens nach ihrem 'gemeinsamen' Essen hatte sie die Bestätigung gehabt. Was hätte sie dazu noch groß sagen sollen? "Was erwartest du von mir, Lian?" fragte sie schließlich, hob endlich wieder den Blick und sah in seine grüne Seelenspiegel. Wieso musste er sie so ansehen? "Was hätte ich denn in deinen Augen tun sollen?" Sie schniefte. Es war schwer, die Tränen, die in ihren Äuglein brannten, zurückzuhalten. Unmöglich, um genau zu sein. "Du hast mir sehr weh getan. Du hast mir das Gefühl gegeben, nicht mehr als ein Hindernis für dich zu sein, als wäre ich nichts weiter als im Weg. Ich wollte einfach nur abschließen." Keine Bürde mehr sein, sondern geliebt und akzeptiert werden. "Ich habe jeden Tag auf dich gewartet. Ich habe so sehr gehofft, dass du zurück kommst." Aber das hatte er nie getan. Sie hatte vergeblich gewartet. "Du musst mich nicht lieben. Wir können Freunde sein... aber nicht so. Ich kann das so nicht, Lian." Sie wollte ihn nicht verlieren. Doch noch viel weniger wollte sie sich selbst verlieren. Genau das tat sie schließlich schon eine ganze Weile. Sie wollte zurück zu ihrem alten Ich, zurück zu der sanftmütigen, aufopferungsvollen Rin. Die Rin, die sich selbst verstand, mit sich selbst im Einklang war. Die Rin, die Andere nicht einfach leichtfertig verletzte, weil sie selbst litt.  "Hättest du überhaupt realisiert, wie sehr du mich verletzt hast, wenn Gina es dir nicht gesagt hätte?" Es war schwer, ihre Gedanken auszusprechen und ihren Gefühlen Raum zu geben, doch sie wusste, dass sie es musste, wenn sie wollte, dass sich etwas änderte. Mit dem Handrücken wischte sie sich über die Wangen. "Charon war der einzige, der in der Zeit für mich da war. Er hat mich unterstützt, damit ich nicht versinke, so wie du." Und dafür war sie sehr dankbar. Ohne ihn wäre sie vermutlich verzweifelt. Als Dank behandelte sie ihn nun wie ein Stück altes, fades Brot. "Und Charon, du bedeutest mir die Welt. Ich habe mich falsch verhalten. Es tut mir so leid. " Wie sollte sie das bloß je wieder gerade richten? Es gab so viel zu reparieren und sie hatte keine Ahnung, wo sie anfangen sollte ...


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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptyMo 31 Okt 2022 - 16:32

Wut und Frustration vernebelten die Gedanken des Falls, ließen ihn Dinge sagen, die er vielleicht nicht so meinte, die er anders formuliert hätte, wenn er sich auch nur zwei Sekunden mehr Zeit gegeben hätte. Genauso waren seine Handlungen weniger überlegt und er ließ sich mal wieder zu Aktionen hinreißen, die wider aller Vernunft waren. Eine davon war eindeutig die Provokation von Charon, die der Falls nicht versuchte zu beruhigen, sondern auf die er vielmehr ansprang, als hätte er nur auf das Startsignal gewartet. Die dunkle Stimme mit dem drohenden Unterton hätte dem Braunhaarigen eine Warnung sein können – es war noch nicht allzu lange her, dass Lian diese Stimme zuletzt gehört hatte. Damals, in Nanto. Zu gut hatte er erlebt, zu welchen Handlungen der Dargin fähig war, wenn es die dunkle Stimme aus dem tiefsten seines Inneren war, die sich den Weg an die Oberfläche suchte. Aber Lian sprach nicht beruhigend auf seinen besten Freund ein, er bemühte sich auch nicht darum, irgendwie die Wogen zu glätten. Stattdessen kam er dem Hellhaarigen sogar einen Schritt entgegen, reckte das Kinn nach vorne und verzog die Augen zu schmalen Schlitzen. Wollte Charon ihm jetzt auch noch Vorwürfe machen? Offensichtlich. Ob er überhaupt wüsste, wie es sich anfühlte, verlassen zu werden? Wie sehr es wehtat, beiseite geworfen zu werden? Der Falls spürte, wie sein Kiefer mahlte und sich seine Hände zu Fäusten ballten, während die Vernunft sich immer mehr verabschiedete. Hätte Lian eine Chance in einer Auseinandersetzung mit Charon? Höchstwahrscheinlich nicht. Hatte ein ungleiches Kräfteverhältnis einen Lian Falls jemals daran gehindert, sich in eine Auseinandersetzung zu begeben? Ach wo! Der 20-Jährige schien solchen Unfrieden einfach anzuziehen und ganz gleich, wie oft Lian eines Besseren hätte belehrt werden müssen, warf er sich doch jedes Mal aufs Neue in den Kampf wie ein unbelehrbarer Idiot.

Vermutlich waren es nur wenige Atemzüge, die beide junge Männer davon trennten, inmitten des Gildenpalastes von Crimson Sphynx eine Szene abzuziehen, die nicht nur an ihrer Freundschaft einen bleibenden Schaden hinterlassen hätte. Und es war nicht Lian, der dafür sorgte, dass die zum Zerreißen angespannte Atmosphäre sich von einer Sekunde zur anderen wieder ein keines bisschen beruhigte. Es war Charon. „Was wusste ich nicht?“, spie er dem Finsterinsmagier immer noch erzürnt entgegen und die Falte zwischen seinen Augenbrauen war so tief, dass man ein Papier hätte hineinstecken können. Warum gab es keinen Kampf? Keine Schlägerei? Irgendetwas, um den geballten Frust loszuwerden, der sich in den vergangenen Tagen im Inneren des Bogenschützen aufgebaut hatte? Je mehr Charon sprach, desto mehr verpuffte der Zorn, wich Verwirrung… und am Ende der Unsicherheit, mit der sich der Braunhaarige in den letzten Stunden und Tagen ausreichend hatte beschäftigen können. „Was Rin…“, begann er zu wiederholen, was sein Freund ausgesprochen hatte und sah dann, nachdem er als Dummkopf beleidigt worden war, endlich zu der Hauptakteurin in diesem ganzen Dreier-Schlamassel. Gin hatte es ausgesprochen und der Falls hatte versucht, abzuwehren. Nun deutete es auch noch Charon an, was es schwieriger machte, sich der Wahrheit immer noch zu entziehen. Aber nicht unmöglich – solange Rin es nicht aussprach, gab es immer noch die Möglichkeit, dass sich alle anderen Leute irrten.

Aber Rin entschied sich dazu, das Schweigen zu brechen.

Es waren nicht nur ihre Worte, die ihn eiskalt trafen, sondern auch die hellblauen Seelenspiegel, die ihn nach so langer Zeit endlich wieder direkt anblickten. Seit der Geschichte im Restaurant waren sich Lian und Rin ausgewichen – körperlich, aber auch, was ihre Blicke anging. Jetzt sah er die Inuyama an und es war kein übereifriges Strahlen, das aus ihren Augen hervorblitzte und das ihm so manches Mal in der Vergangenheit entnervt die Augen hatte rollen lassen. Nein, es waren vielmehr Tränen, die in den Augenwinkeln erschienen und sich unweigerlich ihren Weg über die Wangen der Caninen suchten. Tränen, Trauer und … Vorwürfe. Zuerst bemühte sich der junge Mann noch darum, die Fassung zu bewahren, sich zu distanzieren, aus diesem unbändigen Trieb des Selbstschutzes heraus. Doch spätestens als Rin ihn damit konfrontierte, dass sie jeden Tag auf ihn gewartet hätte, sich so sehr gewünscht hätte, dass er zurückkommen würde… fiel die Fassade in sich zusammen.

Er wusste, wie heftig sich dieser Schmerz und diese Sehnsucht anfühlten. Wie sie einen lähmten, einem das Atmen unmöglich machten. Er wusste es aus seinen Erfahrungen mit Gin.

"Du musst mich nicht lieben. Wir können Freunde sein... aber nicht so. Ich kann das so nicht, Lian."

Wie paralysiert hatte er Rin angesehen, öffnete den Mund und wollte etwas sagen, aber er bekam einfach keine Worte über die Lippen. Der Falls schloss den Mund wieder, wollte schlucken, aber sein Inneres fühlte sich staubtrocken an. Was hätte er in diesem Augenblick gegeben, um ein Glas Wasser zu trinken. Du musst darüber reden, gab er sich gedanklich den Anstoß, vor dem er zuletzt immer geflohen war. Charon hatte gesprochen. Und auch Rin hatte ihr Schweigen gebrochen. Sie standen vor ihm, konfrontierten ihn, hatten jedoch gleichzeitig den Mut gezeigt, ihr Innerstes zu offenbaren. Beide waren sie einen Schritt auf ihn zugegangen… der Einzige in diesem Gespann, der sich bisher keinen Millimeter bewegt hatte, war Lian. Und wie wichtig ihm die Freundschaft zu den beiden hellhaarigen Magiern war, wurde ihm erst jetzt richtig bewusst. Er wollte nicht schon wieder die Menschen aus seinem Leben stoßen, die ihm eigentlich alles bedeuteten. Warum war es nur so schwer für ihn, sich in sozialen Beziehungen anders zu verhalten? Warum sabotierte Lian seine Beziehungen immer selbst? Würde das jemals besser werden?

Er schloss die Augen und legte seine Handflächen über Mund und Nase. „Du verstehst das falsch. Ich… ich hatte Angst, dass sie geht.“ Das Zittern in Lians Stimme war unüberhörbar. Die gesamte Situation nahm ihn mit, aber es war auch so unglaublich schwer, sich zu öffnen… über die Gefühle zu sprechen, die ihn drangsalierten und ihn immer wieder Dinge tun ließen, die er sich im Nachhinein kaum noch erklären konnte. Obwohl er wusste, dass Rin und vermutlich auch Charon gerade nicht über Gin sprechen wollten, war es doch essenziell wichtig, dass sie verstanden, dass hinter dieser Sache mehr steckte als eine stinknormale Ex-Beziehung. Sie kamen nicht umhin, es zu thematisieren, wenn sie die Geschehnisse im Rosemary und Thyme aufarbeiten wollten. „Ich habe Monate gewartet, um Gin…a wiederzusehen.“ Beinahe hätte er sich verhaspelt, aber er hatte nicht vergessen, in was für einer Gefahr sich die Vampirin als Undercover-Mitglied der Rune Knights befand. Diese Gefahr sollte wegen seinem Gefühlswirrwarr nicht noch weiter steigen. „Wir kennen uns aus einer Zeit, die weit vor meinem Beitritt zu dieser Gilde liegt. Und sie war es, die damals mich verlassen hat. Ich habe sie vor einigen Monaten vollkommen unerwartet in Miln bei einem Auftrag getroffen und schreckliche Dinge über die Umstände unserer Trennung erfahren, die mich nachts nicht haben schlafen lassen. Ich hatte Fragen, die ich niemandem stellen konnte und keine Ahnung, wo sie sich befindet. Und dann… dann tauchte sie plötzlich im Restaurant auf. Einfach so.“ Es musste sich erbärmlich anhören, was er da sagte. Aber es war ausgesprochen, es gab keinen Weg mehr zurück. Lian löste die Handflächen von seinem Gesicht, stieß die Luft hörbar aus und hob endlich wieder die Lider. Die hellgrünen Augen sahen direkt zu Rin und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. „Ich interessiere mich für dich, Rin. Auch wenn ich dir nicht sagen kann, dass ich dich liebe.“ Liebe – ein Wort, das den Falls in den letzten Wochen mehr beschäftigt hatte als in seinem gesamten, vorherigen Leben. Es verwirrte ihn und es war trotz allem ein Terrain, in dem er sich nicht sicher bewegen konnte. Es war ein paar Augenblicke still, denn auch der 20-Jährige musste verarbeiten, was er da eben laut ausgesprochen hatte. Doch dann schüttelte er den Kopf und sammelte sich. „Ich kann dir nicht sagen, was ich realisiert hätte und was nicht. Alles, was an diesem Tag geschehen ist, war… ich kann es dir nicht richtig beschreiben. Ich habe das Gefühl, als wäre ich nicht richtig bei mir gewesen.“ Es war eine schwache Entschuldigung und doch war es genau das, was Lian über jenen Tag dachte. Er war wie besessen gewesen von dem Drang, Informationen über Gin und ihren Meister zu erhalten und war bereit gewesen, hierfür über Leichen zu gehen. Alles war ihm egal gewesen, solange er dieses Ziel nur hätte erreichen können. „Was ich allerdings weiß, ist, dass ich mich dir gegenüber schrecklich verhalten habe, Rin. Obwohl ich dich nicht verletzen wollte, habe ich es doch getan und danach nicht einmal den Mut aufbringen können, um mit dir darüber zu sprechen. Ich weiß, wie es sich anfühlt, jeden Tag auf jemanden zu warten und doch nichts von dieser Person zu hören.“ Und erst jetzt wurde Lian klar, dass Rin nicht die einzige Person war, der er genau das angetan hatte. Es gab da noch jemanden, der vermutlich seit Wochen auf eine Nachricht von ihm wartete… eine Nachricht, vor der der Falls ständig geflohen war. Wen wollte er eigentlich noch alles verletzen? „Rin, es tut mir leid.“ Noch kurz hielt er dem Blickkontakt mit der Caninen stand, sah dann auch nochmal zu Charon, der immer noch an ihrer Seite stand. „Ich hätte reden sollen. Mit euch beiden. Stattdessen habe ich mich in meiner Wohnung verkrochen. Diese Freundschaft… ist mir wichtig. Und so möchte ich sie auch behandeln.“ Aber war es überhaupt möglich, dass sie ihre Freundschaft fortführten in all diesen wirren Verstrickungen, in denen sie sich befanden? Lian verstand auch tatsächlich noch nicht, in welchem Verhältnis die Inuyama und der Dargin jetzt eigentlich zueinanderstanden… aber sein Bauchgefühl sagte ihm, dass die beiden Hellhaarigen sich da selbst noch nicht ganz einig waren.

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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptyMi 9 Nov 2022 - 22:32

„Alles in Ordnung. Ich verstehe schon“, wehrte Charon Rins Versuch ab, ihre Worte klarzustellen, seine Stimme so sanft wie sein Lächeln. Was auch immer da gewesen sein mochte... Es war nicht echt. Das war ihm deutlich bewusst geworden in dem Moment, in dem sie ihn so vehement verleugnet hatte. Schon immer hatte die Inuyama Gefühle für Lian gehabt, nie für Charon. Der Glaube, über diese Barriere hinweg gekommen zu sein, war naiv gewesen. Der verblendete Wunsch eines Mannes, der seine eigene Wirkung auf Andere gerne einmal überschätzte. Eigentlich wusste er es besser, als sich emotional auf eine Beziehung einzulassen. Den Fehler würde er so schnell nicht wieder begehen.
Schnell stellte sich heraus, dass er nicht der Einzige war, der eine Dummheit begangen hatte. So wie immer waren Rin und Lian nicht in der Lage gewesen, einander mit offenen Worten gegenüber zu treten. Soweit der Dargin wusste, war Lian niemandem außer ihm selbst gegenüber ehrlich – oder war das auch nur eine hoffnungsvolle Illusion? – und die Inuyama... Die schien selbst oft nicht zu wissen, was sie mit sich, ihren Gefühlen und ihren Gedanken anzufangen hatte. Das war dem Dargin ja durchaus bewusst. Er hatte schließlich versucht, ihr das Ganze zu vereinfachen. Auch jetzt zwang er die beiden dazu, sich endlich einmal ins Gesicht zu sehen und sich und anderen gleichermaßen zu sagen, was sie wirklich dachten. So langsam schien Lian tatsächlich zu verstehen, was er so gezielt übersehen hatte, und von Charon so direkt konfrontiert, ihr großes Geheimnis ausgeplaudert, brach es auch aus Rin hervor. Ihr war bewusst, dass ihre vermeintliche Liebe nicht erwidert wurde. Dass ihre eigenen Erwartungen ihr Herz gebrochen hatte, weil jemand, mit dem sie nicht ehrlich war, nicht das getan hatte, was sie sich erhoffte. Und dass der Dargin, so ungern er es auch hörte, schlussendlich nicht mehr war als ein Strohhalm, an den sie sich geklammert hatte, um sich nicht in ihren eigenen Gefühlen zu ertränken. Mit einem oberflächlichen Lächeln betrachtete er ihre Entschuldigung, konnte sich in diesem Moment allerdings nicht zu einer Antwort bringen. Schlussendlich hatte er kein weiteres Wort verloren, ehe sich sein eigener Blick wieder auf Lian richtete.

Er hatte... Angst gehabt? Neugier zeigte sich in Charons Augen, als diese sich weiteten und den Falls fixierten. Das klang nicht nach den Worten von einem weiteren Dummkopf, der einer alten Flamme hinterher lief, weil sie vielleicht doch die große Liebe sein könnte. Die Umstände ihrer Trennung? Keine Antwort auf Fragen, weil sie... verschwunden war? Was auch immer da zwischen Rin und Lian schlummerte... Was auch immer sie für Gefühle füreinander haben mochten... Was zwischen ihnen vorgefallen war... All das wirkte auf einmal so unbedeutend. Anders als sein Freund hatte Charon kein außergewöhnliches Gespür dafür, was die Menschen um ihn herum empfanden, ganz im Gegenteil, aber sein Herz klopfte kräftiger, als er den Worten folgte. Er spürte den Horror, den Lian durchlebt hatte. Dafür brauchte es keine übermenschlichen Kräfte, keine Magie, nicht einmal das bisschen Empathie, das im Körper des Dargin schlummerte. Mit Sorge im Blick trat er auf den Schützen zu.
„Mir bedeutet diese Freundschaft auch mehr, als du vielleicht denkst“, sprach er leise und hob seine Arme, um Lian damit zu umschließen und an sich zu ziehen. Die Augen schließend hob er den Kopf, sodass der Kopf des kürzeren Magiers darunter an seine Brust gezogen wurde. „Lian... Ich kann es dir nicht oft genug sagen“, meinte er, seine tiefe Stimme weich und sorgsam. „Du bist nicht mehr allein. Schon lange nicht mehr. Ich habe dich längst akzeptiert, mit all deinen Geheimnissen und deinen Sorgen. Zögere nicht, mit deinen Problemen zu mir zu kommen, in Ordnung? Einen besseren Freund wirst du nämlich nicht finden.“ Mit dem letzten Satz weitete sich sein Lächeln zu einem Grinsen, ehe er wieder von dem Jüngeren abließ. Eine Hand in seine Hüfte gestemmt betrachtete er den Illusionisten, schaute, ob er sich verändert hatte. Eigentlich mochte der Falls es ja nicht, wenn sie emotional miteinander umgingen, aber die Umarmung hatte sich der Dargin nicht sparen können. Genauso wenig seine Ehrlichkeit. Er war schon immer der Ehrlichere der beiden gewesen, auch wenn keiner von ihnen dazu neigte, seine Gefühle offen nach außen zu tragen. Eine Sache gab es noch, die Charon gerne loswerden würde, aber er wusste nicht, ob es vor Rin richtig wäre, es anzusprechen. Was auch immer mit Lians Ex los war... Da ging etwas Ernstes vor, da bestand für ihn eigentlich kein Zweifel. Ihm fehlten Details, aber er würde jetzt nicht danach fragen. Stattdessen blickte er Lian direkt in die Augen.

„Du wirst kaum jemanden mit mehr Wissen und Kraft finden als mich“, meinte er also, selbstsicher wie immer. „Wenn du vor ernsten Schwierigkeiten stehst, hoffe ich, dass du immer auf mich zukommen wirst, Lian.“

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Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten...
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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptySo 4 Dez 2022 - 19:25

Alles in Ordnung.... War es das wirklich? War Charon die Sache hier so egal gewesen, dass er es es wirklich mit einem simplen Lächeln wegstecken konnte? Oder log er sie gerade ohne mit der Wimper zu zucken an? Frustriert biss die Hundedame die Zähne zusammen, ihre Finger packten den Saum ihres unangenehm kurzen Shirts. Welche dieser zwei Optionen wollte sie glauben? Beide waren schmerzhaft für sie. Entweder sie hatten beide ein falsches Spiel gespielt oder ihr Freund, dem sie bisher immer blind vertraut hatte, war ein Lügner und scheute sich nicht davor, ihr Unwahrheiten aufzutischen. Konnte sie mit dieser Ungewissheit leben? Nein, das konnte sie nicht. Sie wollte wissen, was Sache war. "Ist das wirklich die Wahrheit...?" fragte sie, ihre Stimme war ungewollt leise. Sie hatte ihm diese Frage gnadenlos vor die Füße klatschen wollen, sodass er überhaupt keine andere Option gehabt hätte, als ehrlich mit ihr zu sein. Doch so hatte sie es nicht herausgebracht. Stattdessen war es kaum mehr als ein Fiepsen. Sie war einfach keine starke Frau, die ohne mit der Wimpern zu zucken für sich selbst einstand, tat (oder fragte) was sie wollte.
Es scheiterte ja schon daran, dass sie oft nichteinmal wusste, was sie tun wollte. Denn all ihre Gefühle, ihre Gedanken und Wünsche waren oft so widersprüchlich, so komplex und verworren, dass sie sich selbst regelrecht damit fesselte und blind machte. Auch jetzt wusste sie gar nicht so recht, was sie überhaupt alles erzählte. Die Worte sprudelten regelrecht aus ihr heraus; Emotionen wurden zum ersten Mal seit langem zu Worten. So wenig Sinn sie auch selbst daraus ziehen konnte, vielleicht konnte es ja Lian. Und vielleicht schaffte er es ja auch, all das, was in seinem Inneren tobte, auszusprechen?
Als er zögerlich begann zu sprechen, schwieg die Inuyama. Nur ein leises Schniefen war hin und wieder von ihr zu hören. Sie lauschte seiner Geschichte, gab ihr bestes, sein Handeln nachzuvollziehen. Angst war also der Grund für sein Verhalten gewesen. Wieso sagte er ihr das bloß erst jetzt? Wieso hatte er ihr nicht irgendeinen Hinweis, nur ein einziges Wort, gegeben, sodass sie Bescheid gewusst hätte? Sie hätte ihm doch geholfen! Auch wenn sie Gina nicht leiden konnte, niemals würde Rin jemandem Hilfe verweigern, der sie benötigte. Ob sie nun wusste, um was genau es ging oder nicht. Sie war doch nicht umsonst Magierin geworden! Zu gerne hätte sie den Braunhaarigen gefragt, wieso er nicht direkt mit ihr gesprochen hatte. Fehlte ihm etwa das Vertrauen in sie? Doch sie biss sich auf die Lippe, es ging gerade nicht um sie. Sie zwang sich ein zartes Lächeln auf die Lippen, so schwer es auch gerade für sie sein mochte. "Sch-schon oka-ay." versicherte sie dem Braunhaarigen. Gerade mochte es nicht okay sein. Die Worte aus seinem Mund zerrissen ihr fast das Herz, auch, wenn sie es von Anfang an gewusst hatte. Doch es würde irgendwann okay sein, wenn auch nicht jetzt. Daran musste sie fest glauben. Irgendwann würde sie jemanden finden, der sie liebte. Jetzt konnte sie vielleicht endlich loslassen. "Dan...ke." Mit dem Handrücken wischte sie sich über die feuchten Wangen und schniefte. Sie musste sich zusammenreißen. Tief atmete sie durch. "Ich vergebe dir. Und, und ich hoffe ihr könnt mir auch vergeben." Ihr Blick wanderte hinab auf den Boden, die Ohren zurückgelegt. Sie schämte sich, wirklich. "Auch ich bin in letzter Zeit nicht wirklich ich gewesen. Ich werde mich bessern, versprochen." Ein Versprechen, das sie nicht nur ihren Freunden gab, sondern auch sich selbst. "Mir ist diese Freundschaft auch wichtig, sehr sehr wichtig." Was würde sie ohne die Beiden machen?
Mit dem Blick weiterhin auf ihre Füße gerichtet, ließ sie Charon und Lian ihren kleinen Moment teilen, traute sich nicht, sich dazu zu gesellen. Auch wenn sie sich durchaus nach einer Umarmung von den Beiden sehnte. Hatte sie sich dieses Recht schon wieder verdient? Das wollte sie nicht selbst entscheiden. Was sie jedoch unbedingt wollte, war dem Dargin beizupflichten: "Egal um was es geht, du kannst uns vertrauen. Ich möchte dich unterstützen ... auch, wenn es um Gina geht." So schwer ihr der Name der Schwarzhaarigen auch über die Lippen ging, wenn sie dem Falls wichtig war, wenn er ihr unbedingt helfen wollte, dann würde sie ihn dabei unterstützen. "Egal was es ist, wir werden es gemeinsam meistern. So wie bisher immer." Dafür waren Freunde schließlich da, richtig? Langsam hob sie die zittrige Hand, an der sich ihr Ring befand. Der blaue Kristall wirkte in dem fahlen Licht des Gangs beinahe matt und leblos, doch das war er nicht. Der nächste Lichtstrahl würde kommen und ihn wieder in seinem alten Glanz erstrahlen lassen. Genauso würde es mit der Freundschaft des Trios sein. Da war sich die Inuyama vollkommen sicher.


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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptyFr 9 Dez 2022 - 19:47

Lian hatte sich sehr lange in Schweigen gehüllt, nicht nur Charon und Rin gegenüber, sondern allem voran gegenüber sich selbst. Ja, er hatte sich Gedanken gemacht, war einige Dinge immer und immer wieder gedanklich durchgegangen. In Summe konnte man durchaus sagen, er hatte sich wie so oft zu viele Gedanken gemacht. Es war etwas anderes, die Gedanken, diese Ängste und Sorgen endlich laut auszusprechen, sie mit der eigenen Stimme zu hören. Es hatte eine andere Tragweite, machte die Gedanken nach der langen Zeit endlich real und dadurch greifbarer. Fühlte sich Lian nun besser? Auf lange Sicht gesehen mit Sicherheit, in diesem Augenblick war sich der 20-Jährige aber noch nicht sicher, dafür war das alles einfach noch zu frisch. Aktuell fühlte der Falls sich schlicht aufgewühlt und überwältigt.

"Sch-schon oka-ay."

Die Stimme der Canine war brüchig und so leise, dass man sich anstrengen musste, um sie überhaupt zu hören. Nein, sicherlich war es gerade nicht okay für Rin und Lian konnte das nachvollziehen, auch ohne seine Emotional Magic einzusetzen. Er… er mochte es selbst nicht glauben, aber er hatte gerade das Herz der Hellhaarigen gebrochen, oder? Ronja war es gewesen, die ihm hatte vermitteln wollen, dass Gefühle gut waren, dass sie einem zu dem machten, was man war. Aber was bitte sollte hieran gut sein? Was war gut an dem Schmerz, den Lian verursacht hatte und den Rin aushalten musste? Daran konnte einfach nichts Gutes sein. er war überzeugt davon. Was sollte er jetzt tun? Dass die junge Frau aussprach, ihm zu vergeben, bedeutete Lian wirklich viel. Dennoch bekam er keine Worte als Entgegnung auf ihren Dank über die Lippen. Sie konnte sich nicht ernsthaft dafür bedanken, dass er ihr wehgetan hatte! Aber es war noch eine andere Sache, die ihm auffiel, je mehr die Canine sprach: Scheinbar war er nicht die einzige Person in diesem Dreiergespann gewesen, die sich selbst immer mehr aus den Augen verloren hatte. Auch Rin betonte, dass sie wieder mehr zu sich selbst finden wollte und zupfte dabei vielsagend an dem Saum ihrer kurzen Kleidung. Hatten sie alle ihren eigentlichen Weg aus den Augen verloren, hatten mit ihren ganz eigenen Problemen zu kämpfen gehabt, die in Kombination miteinander noch viel schlimmer geworden waren? Immerhin betonte auch die Inuyama, wie wichtig ihr die Freundschaft wäre, dass auch sie daran festhalten wollte. Sie würden alle ihre Zeit brauchen, um wieder richtig zueinanderzufinden, aber auch Lian war gewillt, daran zu arbeiten. Er… er wollte Rin und Charon nicht verlieren, trotz der merkwürdigen Umstände, in denen sie sich befanden. Auch der Dargin stimmte in die Worte ein und Lian wollte gerade den Kopf in seine Richtung drehen, da wurde er überrascht:

Arme legten sich um ihn und zogen ihn in eine unerwartete Umarmung.

Die Augen des Falls weiteten sich, als er den eigenen Kopf gebettet an Charons Brust wiederfand. Nein, sie beide waren nicht die Typen dafür, sich gegenseitig ihre Emotionen zu offenbaren, entsprechend überwältigt war Lian von dieser Aktion in aller Öffentlichkeit, auch noch vor den Augen der Inuyama! Gleichzeitg spürte der Lockenkopf aber auch, dass die Umarmung zusammen mit dem beruhigenden Tonfall von Charon irgendetwas in ihm bewirkte. Die Ruhe griff auf ihn über. Ohne die Umarmung zu lösen betonte der Finsternismagier, dass er – Lian – nicht mehr allein wäre. Dass er so akzeptiert wurde, wie er war und dass er nicht zögern sollte, mit seinen Problemen zu dem Dargin zu kommen. Der 20-Jährige schloss die Augen und atmete tief ein, sein zuvor rasender Herzschlag beruhigte sich. Die düsteren Gedanken schienen zurückzuweichen, machten einer sanften Wärme in seinem Inneren Platz. Auch jetzt musste er an Ronja denken. Auch sie hatte es geschafft, Lian aus seiner Finsternis zu befreien, die Ketten in seinem Inneren ein wenig zu lösen. Als Charon schlussendlich von dem Illusionisten abließ, stutzte Lian, machte sich selbst nochmal bewusst, was da eben passiert war. Selbst wenn sie beide nicht die emotionalen Typen waren, wäre es eine Lüge gewesen, zu behaupten, dass ihn die Zusicherung des Dargin nicht geholfen hatte. Und so... lächelte er schlussendlich, als er den Blick seines Freundes erwiderte. „Danke, Charon.“ Aber das waren nicht alle Informationen, die seine Freunde für Lian übrighatten. Charon betonte, dass er niemanden finden würde, der über mehr Kraft und mehr Wissen verfügte als er selbst. Und auch Rin bestätigte, dass sie ihm helfen würde, ganz gleich, worum es ging. Plötzlich keimte eine Idee in dem Braunhaarigen auf, nahm Gestalt an.

Könnten sie ihm auch gegen Orwynn Zerox helfen?

Bisher hatte er sich ganz alleine dieser Macht gegenübergestellt gesehen. Diese Macht, die ihn – so wie Gin es sich gewünscht hatte – töten sollte. Wären seine Chancen auf einen Erfolg nicht viel größer, wenn er Rin und Charon an seiner Seite wüsste? Wenn er sie in die Pläne einweihen würde? Die hellgrünen Augen sahen zu dem Freundschaftsring, den Rin mit zittrigen Fingern anhob. Ergriffen von dieser Überlegung, diesem Gedanken, doch nicht alleine zu sein, griff der Falls in seine Hosentasche und holte tatsächlich den Freundschaftsring mit dem Peridot hervor. Trotz all der Zwischenfälle hatte der Falls ihn bei sich getragen, hatte die Wohnung nicht ohne ihn verlassen wollen. Er hielt das Schmuckstück auf seiner Handfläche liegend symbolisch in Richtung Rin und Charon und öffnete den Mund, um etwas zu sagen.

Schwächling.

Lian stutzte. Das… was war das für eine Stimme? Es waren nicht Rin und nicht Charon gewesen, die gesprochen hatten, diese Stimme… das waren seine Gedanken gewesen, oder? Die eigene Stimme, in seinem eigenen Kopf. Aber woher war die Stimme so plötzlich gekommen? Das… das machte doch keinen Sinn. Verlor er etwa doch allmählich den Verstand? Lian wusste es nicht, aber die Stimme hatte ihm zumindest insoweit einen Dämpfer verpasst, dass ihm die Gefahr, die von dieser Aktion und von allem, was mit Orwynn Zerox zusammenhing, wieder bewusst wurde. Er war nicht bereit, auch noch Charon und Rin in diese Sache hineinzuziehen, sie dieser Gefahr ebenso auszusetzen.  Zumindest noch nicht.. Zuerst brauchte er einen Plan, dann konnte er über Verstärkung nachdenken.

„Um ehrlich zu sein, gibt es etwas, wobei ihr mir helfen könntet“, offenbarte er seinen Freunden stattdessen und schloss die Faust um den Freundschaftsring, hielt ihn dadurch fester. Der 20-Jährige sah zur Seite weg, grübelte, wie er es genau ausdrücken sollte. „Mein Fenster…“, begann er, unterbrach sich allerdings wieder, bevor er den Satz beendet hatte. Wie würde sich das anhören? Was würde das für Konsequenzen verursachen? Andererseits hatten Charon und Rin ihm klargemacht, dass er ihnen vertrauen konnte. Also auch auf ihre Verschwiegenheit? „Kennt ihr jemanden, der mein Fenster reparieren könnte? Und zwar… diskret, ohne dass es die restliche Gilde mitbekommt?“ Ein paar Sekunden verstrichen, ehe er endlich den Kopf drehte und sich Charon und Rin erneut zuwandte. Die Sache war ihm wirklich wichtig, denn es graute ihm davor, dass sein Onkel irgendetwas von den Geschehnissen der letzten Tage mitbekam. Von dem, was zwischen ihm und Gin vorgefallen war. Die Gefahr – in vielerlei Hinsicht – war einfach zu groß. „Es gab einen Zwischenfall, der mein Fenster... zerstört hat", erklörte er weiter und seufzte. "Ich... ich wäre euch wirklich dankbar, wenn ihr euch vorerst mit Fragen zurückhalten würdet.“ Sie hatten ihm gesagt, dass er ihnen vertrauen sollte. Wäre das auch umgekehrt der Fall? Würden Charon und Rin ihm helfen, selbst wenn sie nicht im Detail wussten, was vor sich ging? Und dann war da ja auch noch der Hunger, der überhaupt erst dafür gesorgt hatte, dass Lian seine Wohnung am heutigen Tag verlassen hatte - eine weitere Sache, um die er sich kümmern wollte.

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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptyDo 29 Dez 2022 - 9:42

“Hm?” Etwas überrascht blickte Charon hinab auf den weißen Schopf von Rin, die ihn gerade noch einmal leicht angefiepst hatte. Was war das für eine Frage gewesen? Ob er wirklich die Wahrheit sagte? “Aber natürlich”, versicherte er mit einem warmen Lächeln. Es war lieb von ihr, sich so viele Sorgen um ihn zu machen. Sie ging wohl wirklich davon aus, ihn mit ihren Worten schwer verletzt zu haben. Dem Magier war aber deutlich bewusst, dass dieses Stechen in seinem Herzen nicht echt war, nicht echt sein konnte. Von Gefühlen allein ließ er sich doch nicht bezwingen! Außerdem wollte er nun wirklich nicht, dass sich die Inuyama seinetwegen schlecht fühlte. Sein Lächeln zu bewahren war für sie beide das Beste. “Mir geht es gut. Versprochen.”
Dass Rin ihm die Worte im Mund umdrehte und sich von seiner Rücksicht angegriffen fühlte, das ahnte der Dargin nicht. Wo er nur das Beste für sie wollte, dachte sie wohl, dass sie ihn nicht berührt hatte… so falsch dieser Gedanke auch sein mochte. Nicht, dass es einfach zu beurteilen war, schließlich verstand nicht einmal Charon selbst seine Gefühle wirklich. So schürte er ein Missverständnis, von dem er selbst nicht einmal wusste.

Auch die Geheimnisse, die Lian noch für sich behielt, konnte das Weißhaar nicht durchschauen. Der bat ja auch sehr bewusst darum, keine Fragen zu stellen; eine Bitte, die Charon gerne abnickte. “Natürlich. Du kennst mich doch”, meinte er belustigt, hatte doch noch jedes Geheimnis des Falls bewahrt und ihm jeden Schatten gelassen, den er werfen wollte. Wenn Lian ehrlich sein wollte, dann konnte er es bei dem Dargin tun, und wenn er schweigen wollte, dann würde er ihm auch das lassen. “Das Geld wirst du selbst herschaffen müssen, aber die Kontakte habe ich. Innerhalb von zwei Tagen sollte ich jemanden hierher bekommen können, der sich um dein Fenster kümmert. Wie klingt das?” Fröhlich stemmte das Weißhaar eine Hand in seine Hüfte, erfreut, dass er seinen Freund unterstützen konnte. Sicher würde Lian ihm dankbar sein, schien sich ja ordentlich Gedanken um dieses Fenster zu machen. Verständlich, wenn man von seiner Beziehung zum Gildenmeister wusste. Aber genau für solche Situationen, wenn seine Kameraden Schutz und Deckung brauchten, war Charon ja da.
“So… nun, da das geklärt wäre… Was haltet ihr davon, etwas Essen zu gehen?”, fragte der Dargin nach, brachte das Thema wieder zurück auf das, was er eigentlich hatte tun wollen. Jetzt, wo sie sich mit Lian endlich wieder zusammengerauft hatte, war Rin doch sicher in Spendierlaune, und er hatte in weiser Erwartung eines gemeinsamen Mittags den ganzen Tag noch nichts gegessen. Da wäre es doch Unsinn, die Pläne einfach fallen zu lassen…

@Rin @Lian


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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptyMi 11 Jan 2023 - 19:24

Aber natürlich. Rin schluckte schwer. "Ja ... wie komme ich überhaupt auf so eine Idee." Es war wohl verrückt, zu glauben, dass sie dem Weißhaarigen tatsächlich genug bedeutet hatte, um ihn mit ihrem Verhalten zu verletzen. Einerseits war sie zwar froh, keinen Schaden angerichtet zu haben, doch gleichzeitig tat es auch weh, zu wissen, dass sie gar nicht genug wert gewesen war, um das zu tun. Sie blickte hinab auf ihre Füße. Das Positive, sie musste das Positive sehen. Ihre eigenen Emotionen waren hierbei doch zweitrangig. Es ging darum, dass es ihren Freunden gut ging - und zumindest bei Charon schien das der Fall zu sein. Das war ein Grund zur Freude! Wieso freute sie sich dann nicht?
Wer war sie überhaupt gerade eben? Wenn sie sich selbst gegenüber stehen würde, würde sie sich dann überhaupt wiedererkennen? Würde sie da Rin Inuyama erkennen oder jemand vollkommen anderen, der zufällig das gleiche Aussehen teilte? Nein, das hier war schon lange nicht mehr Rin Inuyama. Sie war es vielleicht irgendwann gewesen, doch jetzt war sie etwas anderes geworden. Eine graue Hülle ihres ehemaligen Selbst, schwach, zerbrechlich. Nein, das war sie nicht und das würde sie auch nicht länger bleiben. Es war Zeit, sich zu bessern und wieder zu sich zurück zu finden. Sodass sie Lian unterstützen konnte und auch Charon, egal bei was. Selbst, wenn es dabei um Gin ging. Es mochte ihr schwer fallen, doch sie wollte ihre Freunde glücklich sehen. Und wenn der Falls die Schwarzhaarige brauchte, um glücklich zu sein ... dann würde die Canine das unterstützen. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen wischte sie sich die Tränen aus den Augenwinkeln und blickte auf den Ring in der Hand des Wuschelkopfs. Er war das Symbol, dass die drei zusammengehörten, komme was wolle.
Eigentlich hatte Rin nicht damit gerechnet, dass der Braunhaarige ausgerechnet fragte, ob sie ihm helfen konnten, das Fenster in seinem Zimmer zu reparieren. Es wirkte fast schon banal im Vergleich zu dem, was er zuvor erzählt hatte. Doch sie verstand es. Wenn er noch nicht bereit war, ihre Hilfe im großen Stil anzunehmen, dann würde sie sich auch damit zufrieden geben, ihm einfach nur dabei zu helfen, ein neues Fenster zu bekommen. Auch, wenn sie nur zu gerne gewusst hätte, wie er es geschafft hatte, dieses überhaupt zu zerstören. Ihre Neugierde war groß, es brannte ihr regelrecht auf der Zunge, nach Details zu fragen, doch sie respektierte seinen Wunsch. "Schick die Rechnung einfach an mich." Sie lächelte. Das war das wenigste, was sie tun konnte. Charon hatte die Kontakte und sie hatte das Geld. "Du musst dir also um nichts Gedanken machen, Lian." Sie trat an ihn heran und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Das wird schon." Ob man diese Aussage jetzt auf das Fenster bezog, oder vielleicht sogar auf die gesamte Situation, das war jedem selbst überlassen. Klar war aber, dass man gerade zum ersten Mal seit Langem wieder einen Funken der richtigen Rin sah. Hoffnung und Zuversucht spiegelten sich in ihren Augen, auch, wenn sich dahinter immer noch Schmerz verbarg. Dieser würde vorüber gehen, solange sie nur zusammenhielten. Da war sie sich sicher. Ihre Rute wedelte sacht.
"Essen? Ach ja..!" Den eigentlich Grund für Charons Gegenwart hatte sie komplett aus den Augen verloren. Sie hatte ihm ja versprochen, ihn zum Essen auszuführen. Sie hatte tatsächlich Hunger, ihr Magen grummelte wie auf Kommando leise. Aber gleichzeitig ... sie blickte an sich hinab. Eigentlich wollte sie nicht mehr ausgehen ... nicht so. Außerdem wollte sie gar nicht wissen, wie verheult sie aussah. Vermutlich waren ihre Augen ordentlich gerötet. "Ähm ... wie wäre es, wenn wir uns was zum Mitnehmen holen?"


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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptyMi 11 Jan 2023 - 20:38

Es war so unglaublich schwierig, diese Sache mit dem Vertrauen. Obwohl Lian noch gar nicht alles erzählt hatte, eigentlich nicht mehr zugab, als die Tatsache, dass das Fenster in seiner Wohnung zerstört worden war… reichte diese Kleinigkeit schon aus, um ihm erneut bewusst werden zu lassen, dass er Vertrauensprobleme hatte. Was würde geschehen, wenn diese Sache in der Gilde die Runde machte? Wenn es gar sein Onkel war, der ihn mit den Geschehnissen konfrontieren würde? Oder was, wenn man den Abgang von Gin sogar mitbekommen hatte? Was würden auch Charon und Rin von ihm denken, wenn sie wüssten – im Detail – was zwischen ihm und der Du Bellay in seiner Wohnung geschehen waren? Es waren so viele Dinge, die im Kopf der Sphynx kreisten und die sein Herz schneller schlagen ließen.

Aber Charon und Rin zeigten mal wieder, dass sie wirkliche Freunde waren.

Trotz all der Dinge, die passiert waren und der Stimmung, die über dem Dreiergespann hing, nickten sie die Bitte des Falls ab. Sie stellten keine weiteren Fragen, sondern nahmen nur zur Kenntnis, dass er Hilfe brauchte: Und diese Hilfe wollten sie ihm auch gewähren. Zuerst war es der Dargin, der erklärte, die notwendigen Kontakte zu haben. Innerhalb von wenigen Tagen würde jemand vorbeikommen, um diskret und ohne großes Aufsehen das Fenster in der Wohnung auszutauschen. Und dann kam gleich auch noch die Inuyama dazu, die erklärte, dass man die Rechnung für den Austausch an sie senden sollte. Lian… nein, er wusste überhaupt nicht, was er darauf sagen sollte. Er starrte seine beiden hellhaarigen Freunde an und spürte einen Kloß in der Kehle, denn das Gewicht, das seit Tagen auf den Schultern des Lockenkopfes gelastet hatte, fühlte sich mit einem Schlag so unendlich viel leichter an. Weil er es nicht mehr gänzlich alleine stemmen musste? Weil er es gewagt hatte, sich jemandem anzuvertrauen und nach Hilfe zu fragen? Verdammt, er wollte hier jetzt nicht mitten im Gildenflur losheulen! Er riss sich zusammen und wandte das Gesicht herum. Die hellgrünen Seelenspiegel sahen nachdenklich auf die Hand von Rin, die sich auf seiner Schulter abgelegt hatte. „Ja, es wird schon“, stimmte er ihr zu und hob die Mundwinkel leicht an, wobei er ebenso offen ließ, ob er deutlich mehr meinte als nur die Sache mit dem zerstörten Fenster. Natürlich war nicht alles vergessen, was zwischen dem Dreiergespann geschehen war, ein jeder von ihnen würde ein wenig Zeit benötigen, um alles zu verarbeiten. Aber jetzt glaubte der Falls wirklich, dass sie es schaffen könnten. Es ging endlich wieder in die richtige Richtung, oder? „Hm.“ Er musterte Rin, der man vermutlich am Meisten ansehen konnte, was alles geschehen war. Die sichtlich geröteten Augen nur ein Indiz. Der Braunhaarige konnte sich auch nicht vorstellen, sich jetzt in ein Restaurant zu setzen und so zu tun, als sei nichts geschehen. „Essen zum Mitnehmen sollte machbar sein. Wenn ihr noch keine Idee hattet: Ich würde da etwas empfehlen.“ Und dann grinste Lian – dieses typische Grinsen, das ihn manchmal mehr wie einen Flegel erscheinen ließ als wie ein ernstzunehmender Magier. „Und ich lade euch ein. Fühlt euch geehrt.“

Sie alle hatten an diesem Vormittag ihre Wohnung aus dem gleichen Grund verlassen: Sie hatten Hunger gehabt und wollten etwas essen. Eigentlich eine ganz banale Sache. Gleichzeitig hatte niemand von ihnen damit gerechnet, dass es kein Essen wäre, das heute auf den Tisch kam, sondern klare Worte und diverse Wahrheiten, die in der Vergangenheit verschleiert worden waren. Sie alle hatte es gleichermaßen mitgenommen, was heute geschehen war und gleichzeitig war es die Basis, um endlich gemeinsam an diesen Dingen zu wachsen. Charian konnte langsam wieder zu sich selbst zurückfinden. Und… naja, offensichtlich am Ende zusätzlich auch noch ihren Hunger stillen.

Off Ende


@Charon @Rin


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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptySo 2 Apr 2023 - 21:31

Offplay – Sommerblumen
Teilnehmer: Charon, Rin

Hach je... Wieso war das nur so schwierig? Vor Kurzem erst hatte Charon Rin und Lian dafür zurechtgewiesen, dass sie nicht den Mund auf bekamen, wenn etwas zwischen ihnen nicht stimmte, und nun war er es selbst, der sich schwer damit tat, über seine Gefühle zu sprechen. Um fair zu sein war das etwas, das er normalerweise nicht tat, weil er im Allgemeinen keine negativen Gefühle hatte. Charon Dargin genoss die Schönheit der Welt und korrigierte was korrigiert werden musste. Er ärgerte sich nicht, trauerte nicht, machte seine Zufriedenheit nicht von Anderen abhängig. Normalerweise.

Wieso also beschäftigte ihn die Sache mit Rin so sehr?

Es war ein kleiner Schock gewesen, als die Inuyama so vehement abgelehnt hatte, dass er mit ihr auf dem Weg zu einem Date war, und dieser Schock hatte den Dargin wachgerüttelt. Richtig, die junge Hundedame hatte immer Interesse an Lian gehabt – nie an ihm. Er hatte sich dazu verleiten lassen, etwas Anderes zu glauben, und sein Herz einen Spalt breit geöffnet. Diesen Spalt hatte sie schnell wieder zugeschlagen, und... das war es eigentlich. Charon war nicht auf der Suche nach einer Beziehung, das wusste sie auch. Er war mehr als glücklich mit seiner Freundschaft mit Rin und wollte daran auch nicht wirklich etwas Ändern – nicht einmal irgendwelche Vorzüge einarbeiten. Sie war attraktiv, sicher, aber das hinderte ja niemanden an einer einfachen Freundschaft. Etwas verändern wollte er also gar nicht. Er wollte eher... sichergehen, dass es ihr gut ging. Ihnen beiden. Auch wenn es wieder verschlossen war, war ihm die Weißhaarige doch sehr ans Herz gewachsen und ihr Wohlergehen war ihm wichtig. Er wusste, dass es andersrum nicht anders war. Aber irgendwie hatte sie die letzten paar Male, seit dem Tag mit Lian, ein bisschen anders gewirkt. Es war schwer, mit dem Finger darauf zu deuten, eher ein ungefähres Gefühl als eine klare Beobachtung. Unbekanntes Gebiet für Charon Dargin also. Am Liebsten hätte er es ruhen lassen und sich auf das fokussiert, was funktionierte, aber nachdem er Rin und Lian für genau dieses Verhalten als kindisch bezeichnet hatte, war er wohl an der Reihe, sich Erwachsen zu zeigen. Mit einem kurzen Seufzen klopfte er an der Tür der Hundedame.

Angezogen war Charon wie fast immer – helles Oberteil, dunkle Hosen, eine konservative Menge kleiner Accessoires, die seine Schönheit unterstrichen, ohne davon abzulenken oder ihn zu überladen. Seine Haare waren gepflegt und perfekt. Er hatte sich nicht besonders herausgeputzt für diesen Besuch, anders als beim letzten Mal, und zeigte sich mit dem gleichen Lächeln, das die Inuyama so gut von ihm kannte. Er war einfach... normal. Wie immer. Der Charon, den sie kennen gelernt hatte, den sie auf Quests begleitet hatte. Einer ihrer Freunde. Und trotz einer gewissen Anspannung freute er sich darauf, sie zu sehen.

@Rin


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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptyMo 3 Apr 2023 - 20:42

01 | @Charon | Outfit
Es waren viele Dinge, die die Inuyama in letzter Zeit beschäftigten. Obwohl sich einige Dinge gebessert hatten, plagte sie noch immer ein schlechtes Gewissen, sie erwischte sich immer wieder dabei, wie sie geistesabwesend dasaß und sich in ihrem eigenen Kopf verlor. Heute sollte anders werden, ihre Tagträumerei sollte ein Ende finden! Zwischen verschiedensten Töpfen, Tassen und Tellern huschte sie hin und her, erhitzte hier eine Zutat, zerpflückte dort eine andere. Ein großes Backkonzept probierte sie allerdings nicht aus, es war etwas viel simpleres: eigene Schokolade. Es war kein Geheimnis, dass die Hundedame Süßes liebte. Jeder, der sich einmal kurz mit ihr unterhalten hatte, wusste es. Was jedoch die wenigsten wussten, war, dass sie dieses auch gerne selbst machte. Klar konnte man Süßigkeiten auch kaufen, aber das war einfach nicht das selbe. Wenn sie es zuhause machte, konnte sie genau die Kombinationen zusammenstellen, die sie am liebsten mochte, die es nirgends zu kaufen gab. Ob Marshmellows, Nüsse, Gummibärchen oder sogar Obst, es gab keine Grenzen, was sie zu ihrer Schokolade hinzugeben konnte!
Fröhlich schwankte ihre Rute zum Takt des Liedes, das sie vor sich hinsummte, während sie vorsichtig dünne Bahnen aus Karamell über die dunkle Masse träufelte. Jetzt nur noch ein paar Stückchen getrocknete Beeren und dann konnte das Ganze ab in den Kühlschrank! Dort warteten bereits einige anderen Täfelchen darauf, dass sie endlich hart wurden und vernascht werden konnten. Rin wäre schließlich nicht Rin, wenn sie nicht genug machte, um eine ganze Familie damit zu versorgen. Genau genommen hatte sie exakt das vor: Sie würde es mit den Menschen teilen, die ihr am nächsten standen, die sie quasi schon als Familie sah. Also, vielleicht. Wenn sie sich traute ... Wer hätte gedacht, dass eine dieser Personen sogar gerade auf dem Weg zu ihrer Tür war um ihr diese Entscheidung abzunehmen?
Nun, die Canine sicherlich nicht. Deswegen schmiss sie all das dreckige Geschirr vorerst in die Spüle und auch die Schürze durfte sich vorerst auf dem Herd ausruhen. Aufräumen konnte sie ja immer noch später - eigentlich. Stattdessen hüpfte sie hinüber zu ihrem Spiegel, natürlich nicht, ohne sich auf dem Weg ein paarmal um die eigene Achse zu drehen und weiter vor sich hin zu summen. Dort löste sie den Zopfgummi, der ihre Mähne zusammengehalten hatten. Nun konnten die langen Strähnen endlich wieder locker über ihre Schultern fallen, verdeckten dabei teilweise ihr weißes Top und die gleichfarbige Jacke. Passend zu deren hellblauen Akzenten trug sie einen gleichfarbigen Tellerrock und ein schmales Halsband, verziert mit einem kleinen Herzchen. Nicht zu vergessen war natürlich auch der goldene Ring, der sich wie immer an ihrer rechten Hand befand.
Gerade wischte sie sich noch die letzten Schokoladenspritzer von den Wangen, da klopfte es auch schon an ihrer Tür. "Oh? Ich kommeee~", rief sie, machte sich im gleichen Moment auch schon auf den Weg. Wer das wohl war? Eigentlich rechnete sie nicht mit Besuch. Hoffentlich war nichts passiert ... oder war es vielleicht ein besonders dringlicher Auftrag? Das wäre wirklich schlechtes Timing.
"Charon...!" Überrascht blinzelte sie dem Hellhaarigen entgegen, der da vor ihr stand. Mit ihm hatte sie überhaupt nicht gerechnet! "Bist du etwa gekommen, um mich zu besuchen?" Ein kleines Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, im nächsten Moment erinnerte sie sich aber auch schon wieder daran, was sie ihm angetan hatte. Instinktiv zog sie die Schultern nach oben und legte die Ohren zurück. Es war nicht das erste Mal, dass sie ihn seit diesem Tag gesehen hatte, doch sie konnte einfach nicht verhindern, dass sie ständig daran zurück dachte. "Äh ... du siehst heute wirklich gut aus." Nicht, dass das etwas besonderes war. Er sah immer gut aus. Fast schon zu gut. Doch wem machte sie eigentlich etwas vor? Als ob ein simples Kompliment all ihre Fehler aufwog. Wie schön wäre es, wenn genau das der Fall wäre, wenn dadurch alles so sein könnte wie zuvor. Wenn sie ihn einfach wieder umarmen könnte, ohne sich dabei schlecht zu fühlen. Sie wendete den Blick ab. Doch nachdem sie ihn so eiskalt hinter's Licht gefühlt hatte, konnte sie das wohl vergessen. Vielleicht konnte er ihr dafür verzeihen, doch wie sollte sie sich jemals selbst dafür verzeihen?! Sie hatte das Gefühl, dass sie ihm eine gewaltige Lüge aufgetischt hatte! Und sie hasste es mehr als jeder andere, zu lügen! Dabei ... dabei hatte sich das Herzklopfen, als er sie geküsst hatte doch so echt angefühlt. Oder als er ihre Hand gehalten hatte ... Was war bloß los mit ihr? Sie verstand es ja selbst nicht. Tief durchatmen. Charon sollte davon nichts mitbekommen (sie war ja schließlich so gut darin, ihre Gefühle vor ihm zu verbergen). Mit Mühe und Not holte sie ihr Lächeln zurück. "Magst du mit rein kommen? Ich würde dir ja was anbieten, aber das muss noch etwas abkühlen. Aber ein Tee oder so kriege ich sicher noch hin!"


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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptyMo 3 Apr 2023 - 22:34

„Hallo, Rin. Schön dich zu sehen“, lächelte Charon mit einer leichten Verbeugung, als sich ihre Tür vor ihm öffnete. Schnell bemerkte er wieder, was ihm in letzter Zeit immer wieder auffiel: Die Dinge zwischen ihnen standen anders, als sie es früher getan hatte. Wenn Rin versuchte, ihre Gefühle zu verbergen, dann tat sie es nicht gut. Nicht einmal im Ansatz. Ihre Ohren verrieten sie, ihr peinlich abgewendeter Blick verriet sie, ihr gezwungenes Lächeln verriet sie. Aber der Dargin war darauf vorbereitet, eventuell nicht so erwünscht zu sein, wie er es sich erhoffte. Über die deutlichen Signale hinweg sehend schmunzelte er und fuhr sich stolz durch das lange, weiße Haar, als sie ihm ein Kompliment aussprach. „Danke dir. Du bist auch sehr hübsch“, antwortete er und lachte leise auf. „Aber gut, wann siehst du nicht hübsch aus?“ Wie selbstverständlich kamen die schmeichelhaften Worte über seine Lippen, gleichermaßen Wahrheit wie Gewohnheit. Dabei wollte er das Gespräch doch heute eigentlich gar nicht in diese Richtung steuern... Seine Hand kurz an der Seite seines Kopfes liegen lassend rief der Dargin sich wieder zur Vernunft. Er war hier, um ein ernstes Thema anzusprechen. Davon würde er sich nicht ablenken lassen, auch wenn es ihm schwer fiel.

Dankend nahm Charon die Einladung ins Innere des Zimmers an, schritt an der jungen Dame vorbei und sah sich kurz im Raum um. Er kannte ihn zwar schon, aber er wirkte ein bisschen anders. Ein wenig unordentlicher als sonst. War sie beschäftigt gewesen? „Ein Tee klingt wundervoll“, antwortete er nach ein paar Momenten des Überlegens, ehe er sich fröhlich strahlend zu ihr umdrehte. „Darf ich dir zur Hand gehen? Du weißt, ich koche gern Tee, und ich freue mich immer, wenn wir etwas gemeinsam tun können.“ Sich nur bedienen zu lassen war oft nicht, was Charon wollte. Er war ein aktiver Mensch, jemand der stolz auf die Beiträge war, die er leistete. Einfach sitzen und warten missfiel ihm, es passte nicht zu ihm. Außerdem meinte er, was er sagte: Seine Zeit hier wäre sicher angenehmer, wenn er mit Rin zusammen handelte, anstatt sie alles für ihn tun zu lassen. Schließlich war er hier, weil er gern an ihrer Seite war.
„Du lässt etwas abkühlen, sagst du? Hast du wieder gebacken?“, fragte er amüsiert und zeigte in einem breiten Lächeln seine Zähne. „Ich bleibe gern, bis es essbar ist. Das lasse ich mir doch nicht entgehen!“ Ja, Rins Backkunst war immer ein Genuss, und Charon, der sowohl für Süßigkeiten als auch für kostenfreies Essen eine große Vorliebe hegte, freute sich sehr auf mehr davon. Auch davon durfte er sich aber nicht ablenken. Es war, als würde sein Kopf wollen, dass er über andere Sachen sprach als das, wofür er hier war. Als wäre ihm das Thema... unangenehm. Ein irrsinniger Gedanke, schließlich ließ sich ein wahrer Stoiker wie Charon Dargin nicht von irgendwelchen halbherzigen Gefühlen stoppen. Einmal tief durchgeatmet begann der Zeigefinger seiner rechten Hand, mit einer seiner Haarsträhnen zu spielen, während er darüber nachdachte, wie er wohl am Besten an das Thema herantrat. Er sollte wohl... direkt sein, hm?

„Sag, Rin... ich hatte gehofft, wir könnten reden“, meinte er und merkte dabei nicht, wie sich eine leichte Nervosität in seinen sonst so gelassenen Gesichtsausdruck schlich. Nicht, dass ihn das stoppen würde. Komme, was da wolle, der Magier würde nicht zurückschrecken und sich nicht ablenken lassen. Entschlossen setzte er zu seinem nächsten Satz an... und stockte. Schnupperte. Charon mochte nicht das feine Näschen der Inuyama haben, aber das Aroma in der Luft war eines, das er sehr gut kannte. „... Ist das Schokolade?“, stellte er fest, befeuchtete seine Lippen mit der Zunge, während ihm das Wasser im Mund zusammen lief. „Das duftet wirklich gut...“

@Rin


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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptyMo 3 Apr 2023 - 23:31

"Fa-fa-findest du?" Die Röte, die sich auf die Wangen der Inuyama schlich, suchte wirklich Ihresgleichen. Wenn sie ehrlich war, gab es viele Momente, in denen sie sich nicht hübsch fand. Viel zu viele, wenn sie ehrlich war. Wie gerne sie sich selbst auch nur ein einziges Mal durch Charons Augen sehen könnte. Was sie dann wohl sehen würde? Sie hatte das Gefühl, dass er einen vollkommen anderen Menschen sah, als sie selbst. Er schien etwas in ihr zu sehen, was sie selbst nicht finden konnte. "Dan...ke..." So sehr seine Worte sie auch mit Wärme erfüllten, die Zweifel, ob sie diese wirklich verdient hatte, waren trotzdem da. Sie war so fürchterlich zu ihm gewesen und trotzdem hatte er Lob für sie übrig? Am liebsten hätte sie ihn gefragt, wieso er das tat, doch das traute sie sich einfach nicht. Lieber wechselte sie das Thema und bat ihn hinein in ihre Wohnung.
Hätte sie auch nur damit gerechnet, dass der Weißhaarige sie besuchen kam, hätte sie ein wenig aufgeräumt. Ordnung in ihren eigenen vier Wänden war noch nie ihre Stärke gewesen, was bis jetzt nie ein Problem gewesen war, denn sie bekam quasi nie Besuch. "Alles klar!", nickte sie und war bereits auf dem Weg in die Küche, als er ihr seine Hilfe anbot. "Oh, äh, wenn du magst, natürlich." Sie gab sich wirklich größte Mühe, sich gelassen zu geben, doch sie scheiterte kläglich. Es war das erste Mal, dass sie wieder so richtig alleine mit dem Weißhaarigen war. Sie war sich einfach nicht sicher, wie sie sich angemessen verhalten konnte. Was erwartete er von ihr? Was sollte sie tun, damit es für ihn ein angenehmer Aufenthalt war? Es war wohl das Beste, wenn sie erst einmal seine Wünsche erfüllte. So winkte sie ihn von hinter der Anrichte heran. "Nachdem du mich deinen selbstgemachten Tee hast probieren lassen, wollte ich es unbedingt mal selbst probieren", begann sie zu erklären, ehe sie eins der Regale öffnete und eine kleine Dose hervorholte. "Ich bin noch nicht so gut darin wie du, aber es würde mich freuen, wenn du meine Mischung probieren würdest." Sie schenkte ihm ein kleines, aufrichtiges Lächeln. Das hatte sie sich schon lange gewünscht. "Würdest du bitte Wasser aufsetzen?" In der Zwischenzeit bereitete sie zwei Tassen - die natürlich typisch für die Inuyama mit niedlichen Tiermustern verziert waren - vor. Ein wenig Angst, dass es ihm überhaupt nicht schmecken würde, hatte sie schon. Sie mochte es süß, das schmeckte man auch in ihrem Tee. Herbe Kräuter fand man darin keine, dafür eine größere Früchtevielfalt und sogar ein wenig Vanille. Man konnte fast sagen: typisch Rin. "Naja, backen stimmt nicht ganz. Aber ich habe etwas gemacht, ja!" Natürlich hätte sie ihm einfach sagen können, was genau es war, aber das wäre doch langweilig! Er sollte es ruhig selbst herausfinden. "Oh, wirklich? Das ... das würde mich freuen, ja." Sie nickte. Nur Mut. Sie hatte zwar nichts geplant, aber sie würden schon etwas finden, um die Zeit, bis die Schokolade bereit war, totzuschlagen. Es gab doch nichts, wovor sie sich fürchten musste.
... Außer davor, dass Charon reden wollte. Ihre Äuglein wurden groß. "R-r-r-reden? Wo-wor-rüber denn?" Nervös packte sie den Saum ihrer Jacke und zupfte daran herum. In einem letzten, vergeblichen Versuch, ihre Scham zu verbergen, starrte sie auf den Boden. Sie hätte damit rechnen sollen. Natürlich wusste auch sie, dass ein Gespräch dringend nötig war, wenn sie wollten, dass ihre Beziehung wieder besser wurde, wenn sie das Geschehene geradebiegen und hinter sich lassen wollte. Doch das minderte nicht die Angst, die sie davor hatte. Sie hatte schließlich nicht die geringste Ahnung, was sie dem Dargin sagen sollte. "Ich... ich- hm?" Eigentlich hätte sie erleichtert sein sollen, als er so plötzlich das Thema wechselte, doch stattdessen war sie enttäuscht. Das wäre die Chance gewesen. "Ja, ich habe Schokolade gemacht. Aber sie ist noch nicht fest." Nur ungern enttäuschte sie ihren Freund so, aber Schokolade war nunmal am besten, wenn sie nicht noch halb flüssig war. Das verstand er doch bestimmt auch. "Bitte gedulde dich noch etwas. Ich verspreche dir, dass ich mit dir teile, sobald sie soweit ist." Sie lächelte. "Apropos fertig, ich glaube der Tee hat jetzt lange genug gezogen." Sie zog die beiden Teesiebe aus den Tassen und ließ sie ebenfalls in die Spüle wandern. Eine Tasse reichte sie Charon, die andere behielt sie. "Kommst du?"
Auf dem kleinen Sofa ließ sie sich nieder, zog jedoch die Knie an und ruhte ihren Kopf auf diesem. Jetzt. Bevor er ein neues Thema anschnitt, musste sie sich zu Wort melden. Sie wollte es ja eigentlich, auch, wenn sie Angst hatte. Wieso war es bloß so schwer. "Also", begann sie, atmete tief durch, "ähm, du wolltest ja re-reden." Der Anfang war geschafft. Jetzt musste sie nur weiter machen. Aber was wollte sie nun sagen? Ihr Kopf war wie leergefegt. Vielleicht sollte sie das lieber Charon überlassen? "W-was wolltest du mir denn sagen?" Aus den Augenwinkeln schielte sie zu ihm hinüber. Ob sie sich wohl bei ihm anlehnen durfte? War das falsch? Ihr Herz klopfte wirklich wie verrückt. Wovor hatte sie bloß solche Angst? Sie rechnete doch nicht wirklich damit, dass er ihr sagte, dass er sie hasste, dass er ihre Freundschaft beenden und sie nie wieder sehen wollte, oder? Das passte doch überhaupt nicht zu dem Hellhaarigen. Wenn er das vorgehabt hätte, dann wäre er doch niemals so nett gewesen, oder?


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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptyMi 5 Apr 2023 - 1:05

„Oh, das ist deine eigene Mischung?“, stellte Charon fasziniert fest, Neugier deutlich in seinen Augen sichtbar. „Dann freue ich mich umso mehr darauf, sie zu probieren.“ Rins ganz eigener Geschmack... Wie sich der Tee wohl zusammensetzen würde? Er konnte sich vorstellen, dass er süßer ausfiel als das, was er selbst normalerweise servierte. Das störte den Dargin aber nicht, im Gegenteil. Er hatte ein Faible für Alles, was er als süß bezeichnen würde. Davon konnte die Canine ein Lied von singen. Wie gewünscht setzte er das Wasser auf und unterstützte Rin bei allen Vorbereitungen, bis es Zeit war, über das zu sprechen, was er unbedingt ansprechen musste...

… oooder er konnte auch über den Duft von Schokolade sprechen, der im Raum hing. Auch wenn Charons Kopf wusste, dass er einfach geradeheraus auf sie zugehen und mit ihr sprechen sollte, versuchte er weiterhin, ihn von diesem schwierigen Thema abzulenken, und das erfolgreich. „Du machst selbst Schokolade?“, wiederholte er überrascht und hatte damit sehr erfolgreich das Thema gewechselt. „Wie kann ich mir das vorstellen? Ich dachte immer, da steckt ein größerer Prozess dahinter.“ Aufmerksam an jedem ihrer Worte hängend stellte Charon seine Fragen und selbst, als es Zeit für den Tee war, nahm er erst einmal einen entspannten Schluck und ließ sich den Geschmack auf der Zunge zergehen. Sein rechter Mundwinkel hob sich in einem amüsierten Schmunzeln. Süß, wie erwartet. Ein wenig unausgeglichen. Aber Alles in Allem... gar nicht übel. „Ist das dein erster Versuch?“, hakte er neugierig nach, schenkte der Inuyama ein warmes Lächeln. „Es ist eine gute Basis! Ich nehme an, es ist Absicht, dass da keine bittere Note mit dabei ist?“ Eigentlich bevorzugte er seinen Tee ja etwas ausgeglichener, aber schlussendlich war Charon ein Genießer, kein Kritiker. Ohne zu Zögern nahm er einen weiteren, größeren Schluck, ehe er die Tasse wieder abstellte. „Du hast Talent, Rin. Spielt da dein gutes Näschen eine Rolle?“, lachte er und hob zum Erklären einen Zeigefinger. „Die Geschmäcker sind gut aufeinander abgestimmt, aber sie ziehen doch ein wenig in unterschiedliche Richtungen. Du hast einige unterschiedliche Früchte mit drin, nicht wahr? Es wäre vielleicht eine gute Idee, zwei, drei von den stärkeren herauszunehmen, sodass du eine klarere Linie mit dem Geschmack fährst und ein weniger... wildes Aroma dabei herausbekommst. Im Gegenzug kann ich dir gern etwas milderes als Basis empfehlen, auf der sich die Geschmäcker der übrigen Früchte etwas fokussierter ausbreiten können.“

Aber egal, wie sehr Charon versuchte, mit geschicktem Small Talk in seiner Komfortzone zu bleiben... Er hatte bereits gesagt, dass er etwas zu besprechen hatte, und Rin ließ ihn nicht so leicht damit davonkommen. Das... war vermutlich das Beste. Er wollte ja mit ihr reden, auch wenn es kein angenehmes Thema war. „Ja. Richtig. Jetzt, wo du es erwähnst...“, leitete er ein, immer noch ein wenig dem Beginn des Gespräches ausweichend. Kurz atmete er durch, nahm einen weiteren Schluck. Wie sollte er das wohl anfangen? „Ich denke, es ist wichtig, dass wir uns einmal ordentlich aussprechen. Es geht um die Sache mit Lian... und um das, was zwischen uns passiert ist.“ Ja... Das war der große Elefant im Raum. So viel hatte sich Rin wohl auch schon denken können. Wieso nur war Charon so angespannt? Warum konnte er nicht so einfach reden, wie er es sonst immer tat? Langsam atmete er aus, ehe er seinen Kopf zu der Seite des Sofas drehte, auf der Rin saß, und tief in ihre hübschen Augen blickte.
„Es tut mir leid.“
Diese Worte... waren schwer zu sprechen. Aber sie mussten ausgesprochen werden, wenn Charon wollte, dass Rin lieber früher als später wieder normal mit ihm umging. Seinen rechten Arm auf die Lehne des Sofas stützend verneigte er kurz seinen Kopf, ehe er sie wieder direkt ansah. „Obwohl ich wissen sollte, was du wirklich gefühlt hast... habe ich mich selbst davon überzeugt, dass ich dir so gefalle, wie du mir auch gefällst. Mein hoffnungsvoller Egoismus hat dich in eine sehr unangenehme Situation gebrach... und auch, wenn ein paar Worte das nicht einfach wieder gut machen, möchte ich mich bei dir entschuldigen. Ich hatte nie vor, dir wehzutun. Das meine ich ehrlich.“ Damit war es ausgesprochen. Ob Rin die Entschuldigung annehmen und alles wieder wie früher werden können, das wusste er nicht. Aber es war besser, das Thema anzusprechen, anstatt es ewig unter der Oberfläche schwelen zu lassen. „Ich verstehe, dass du sauer auf mich bist und es dir schwerfällt, mit mir zu sprechen“, meinte er und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, ohne den Blick von Rin abzuwenden. „Aber ich möchte alles dafür tun, dass wir wieder so miteinander umgehen können wie früher. Du bedeutest mir nämlich viel, Rin. Du bist jemand, den ich auf keinen Fall verlieren möchte.“

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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptyMi 5 Apr 2023 - 19:51

03 | @Charon
Natürlich hatte Rin kein Problem damit, dem Weißhaarigen alles darüber zu erzählen, wie man zuhause seine ganz eigenen Schokoladenkreationen herstellen konnte. "Naja, einige Produkte musst du natürlich kaufen, die kannst du nicht von Grund auf selbst herstellen.", begann sie. Das hieß jedoch nicht, dass man in der eigenen Herstellung nicht trotzdem viel mehr Freiheiten hatte, als wenn man sie einfach nur fertig einkaufte. Sie erzählte und erzählte, führte ihn Schritt für Schritt durch die eigentlich sehr simple Herstellung. Es war kaum zu übersehen, wie sie sich darüber freute, dass jemand aufrichtiges Interesse an ihrem geliebten Hobby zeigte. Viele realisierten gar nicht, wie komplex, aber auch spaßig, es sein konnte, seinen eigenen Süßkram herzustellen. Es war so viel mehr als nur einige Zutaten in einer Schüssel zu vermischen und es dann in den Ofen zu schieben! Für sie war der Weg hierbei oft viel schöner als das Ziel. Obwohl das Ziel, ihre fertigen Kreationen, natürlich auch nicht schlecht waren, vor allem, wenn sie sie teilen konnte. "Doppel-ja!", bestätigte sie schließlich, als der Tee schließlich in den Mittelpunkt rückte. "Ich glaube für jeden Teekritiker wäre das ein Graus. Aber ich mag es." Wieso sollte man die Süße auch durch eine bittere Note ausgleichen, wenn man auch volle Kanone Süße haben konnte? Natürlich schmeckten ihr auch die herben Tees, daran gab es keine Zweifel, aber sie hatte eben eine klare Vorliebe! "Talent würde ich das aber nicht nennen ..." Dass Charon diese nicht von Grundauf verändern, sondern sie schlichtweg ausgeglichener wollte, passte einfach zu gut zu ihm. Aufmerksam lauschte die Hundedamen seinen Vorschlägen, nickte dabei hin und wieder und versuchte, sich alles zu merken, auch, wenn sie nicht unbedingt alles verstand. Tees waren wirklich eine Wissenschaft für sich!
So schön all diese Themen aber auch sein mochten, Beide wussten, dass es darum eigentlich nicht gehen sollte. So verlockend es auch war, dem gewaltigen Elefanten im Raum aus dem Weg zu gehen und so zu tun, als wäre er nicht da, es war keine Lösung. Mit beiden Händen umklammerte sie fest ihre Teetasse, während sie ihr Gesicht hinter den Knien verbarg. Wie gerne sich die Canine einfach nur versteckt hätte, ihrer eigenen Existenz noch ein wenig länger entflohen wäre. Doch wenn sie wieder zu ihrem (halbwegs) glücklichen Selbst zurückfinden wollte, dann war es nötig, dass sie jetzt redete. Nicht später, nicht morgen, jetzt. "Mh-hm..." Mehr bekam sie nicht heraus. Natürlich wusste sie, dass es um dieses Thema gehen würde, sie hatte es schon gewusst, als der Dargin vor ihrer Tür aufgetaucht war. Trotzdem saß der Schreck tief, als er es aussprach. Durchatmen. Rin war dieses Szenario schließlich hunderte Male in ihrem Kopf durchgegangen. Es gab keine Möglichkeit, auf die sie inzwischen nicht vorbereitet sein könnte. Nichts konnte sie mehr überraschen!
Außer eine Entschuldigung. Vollkommen überrascht hob die Hundedame den Kopf und starrte ihr Gegenüber ungläubig an. "...was?", fiepte sie leise. Für was wollte er sich entschuldigen? Wenn hier jemand um Vergebung flehen sollte, dann war sie es selbst! Auch seine Erklärung machte es für sie nicht leichter, seine Gedanken nachzuvollziehen. "Ich verstehe nicht...", gab sie leise zu, "W-wie gefalle ich dir denn?" Dass sie ihn mit anderen Augen sah als er sie, das war wohl klar. Doch was hatte das mit seinem Egoismus zu tun? Welcher Egoismus überhaupt?? Für sie war Charon einer der selbstlosesten Menschen, die sie je kennengelernt hatte. Ja, er war selbstbewusst und wusste durchaus, was er wert war, doch das würde sie niemals als Egoismus bezeichnen. Hier lag ganz offensichtlich ein Missverständnis vor, jedoch konnte Rin nicht sagen, wo dieses überhaupt begonnen hatte. Genauso wenig wusste sie, wie sie damit umgehen sollte. Sie nahm einen großen Schluck von ihrem Tee, einerseits um ihr hüpfendes Herz zu beruhigen, andererseits um ihr ein paar Sekunden mehr zum Nachdenken zu verschaffen. Dieses Schweigen nutzte der Dargin jedoch sofort aus um weiterzusprechen. Er glaubte, dass sie sauer war? Wie kam er nur auf soetwas? Zumindest in einer Hinsicht waren sie auf dem gleichen Nenner: Sie beide wollten, dass es wieder so wurde wie früher.
Die Ursache für die Schwierigkeiten in ihrer Beziehung sahen sie aber an vollkommen unterschiedlichen Stellen. "Charon ..." Langsam atmete sie aus. Ihre Gedanken waren so wirr und all die Gefühle, die in ihrem Körper herumschwirrten, ebenfalls. "I-...ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, um dir klar zu machen, wie falsch du liegst." Sie schluckte, stellte ihre Tasse auf den Boden neben dem Sofa. "Erstmal ... ich bin doch nicht sauer!" Zuerst sollte sie all die Dinge loswerden, die sie mit vollster Sicherheit sagen konnte. "Wie könnte ich jemals sauer auf dich sein?" Rin war kein Mensch, der einfach sauer wurde. Schon gar nicht auf eine Person, die ihr so unfassbar wichtig war wie der Dargin. Sie konnte sich nicht einmal vorstellen, auf ihn wütend zu sein, würde sie ihm nicht alles sofort vergeben? Irgendwo lag er jedoch richtig. "Ich bin sauer auf mich!" Genau! Das war es. Am liebsten würde sie sich selbst ohrfeigen, bis sie nichtmal mehr gerade stehen konnte. "Ich war doch die, die sich furchtbar verhalten hat. Ich war doch die, die dich fallen gelassen hat. Einfach so, ohne mit der Wimper zu zucken." Doch das schlimmste daran war, dass sie nicht wusste, ob sie es bereute. Sie machte sich Vorwürfe, dass sie ihn verletzt, ihn unfair behandelt hatte. Aber fühlte sie sich auch schlecht, dass sie das, was sie hatten, damit aufgegeben hatte? Wollte sie das, was sie für einen kurzen Abend und einen noch kürzeren Morgen hatten, zurück? Oder nicht? Darauf konnte sie einfach keine klare Antwort finden. "Ich konnte dich danach einfach nicht mehr ansehen. Ich habe so ein schlechtes Gewissen und ich habe Angst, dass ich dich ansehe und in deinen Augen sehe, wie sehr du mich hasst." Sie schüttelte den Kopf. "Aber noch mehr Angst habe ich davor, dass ich nicht weiß, ob ich das, was du für mich fühlst, erwiedern kann." Was wollte sie für ihn sein? Und was wollte er für sie sein? Sie wusste, dass er nicht an Liebe glaubte, doch das verwirrte sie nur umso mehr. Woran glaubte er dann? Was war all das für ihn gewesen? Vorsichtig blickte sie zu dem Weißhaarigen, ehe sich ihre Finger hinüber zu seiner Hand schlichen und diese zu sich holten. Fest hielt sie sie zwischen den Eigenen. "Ich weiß sehr vieles gerade nicht und es tut mir wirklich Leid. Ich wünschte, ich könnte klarer sagen, was in mir vorgeht. Aber eins weiß ich: Ich will und kann dich nicht verlieren. Und ... und ich bin froh, dass du das genauso siehst." Sanft strich sie mit dem Daumen über seinen Handrücken. "Und du trägst überhaupt keine Schuld. Also gib sie dir bitte nicht."


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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptySa 8 Apr 2023 - 0:42

„Interessant... Denkst du, wir könnten das beizeiten mal zusammen ausprobieren?“, fragte Charon, nachdem er aufmerksam Rins Erklärungen zu selbstgemachter Schokolade gelauscht und hier und da seine eigenen Fragen eingeworfen hatte. An ihren Lippen hatte er richtiggehend gehangen, eindeutig interessiert an dem, was sie erzählte. Es war natürlich eine gute Ablenkung von Themen, über die er nur theoretisch sprechen wollte, aber andererseits auch ein Prozess, den er durchaus spannend fand. „Ich würde es gerne einmal versuchen, aber wenn ich es alleine tue, verschwende ich sicher nur Schokolade“, lachte er warm, ehe er Rin noch einmal in die Augen blickte. „Da freue ich mich über deine Hilfe.“
Während Rin die Ansprechpartnerin für Schokolade war, konnte Charon ihr im Bereich Tee ein paar Tipps geben, aber all das war schlussendlich nicht der Kern dessen, worüber sie heute sprechen wollten. Von der Inuyama auf den Boden der Tatsache zurückgeholt nahm das Weißhaar endlich seinen Mut zusammen und sprach an, was ihnen beiden auf der Seele lastete. Mit seiner Entschuldigung hatte das Hundemädchen aber anscheinend nicht gerechnet...

„Ähm...“ Selbst von ihrer Überraschung etwas kalt erwischt, wusste Charon erst gar nicht, was er sagen sollte. Warum war sie so geschockt? Sie verstand seine Entschuldigung nicht? Hinterfragte, wie sie ihm gefiel? Was sollte er denn dazu noch weiter ausführen? Zum Glück war die Weißhaarige noch nicht fertig, ging nach ein paar Momenten tiefer darauf ein, sodass sich für den Dargin langsam ein Bild davon bot, wo sie beide aneinander vorbei sprachen. Kein ganz klares, zugegeben, aber immerhin konnte er so noch einen Schritt weiter auf sie zugehen.
„Du bist also... gar nicht sauer auf mich?“, wiederholte er noch einmal ihre Worte, stellte etwas fest, womit er ganz offensichtlich nicht gerechnet hatte. Warum hatte sie dann so komisch auf ihn reagiert? Das emotionale Verständnis des Dargin war nicht so tiefgreifend, wie es vielleicht sein sollte. Während er menschliche Gedanken und Handlungen oft erschließen konnte, waren Gefühle sehr schwierig für ihn nachzuvollziehen. Dass die Inuyama nicht etwa mit ihm, sondern mit sich selbst Probleme hatte, war etwas, das ihn stutzen ließ. Aber... wenn er selbst gar nicht das Problem war... wie sollte er es dann wieder in Ordnung bringen?
„Rin... ich hasse dich nicht. Ich bin auch nicht wütend, ganz im Gegenteil“, meinte er, nachdem er seine Gedanken soweit gesammelt hatte, und sah der Jüngeren direkt ins Gesicht. Wo kam all diese Nervosität her? Er hatte doch sofort versucht, ihr deutlich zu machen, dass alles in Ordnung war. „Du schuldest mir auch nichts, Rin. In meinen Augen bist du eine wundervolle Person, so, wie du bist. Offenherzig und freundlich, voller Rücksichtnahme für Andere. Du machst Geschenke, ohne eine Gegenleistung zu fordern, und zeigst so viel endlose Positivität und Akzeptanz für die Leute um dich herum, selbst wenn du mit dir selbst zu kämpfen hast. Dein Inneres ist voller Eigenschaften, die selbst dein gutes, gepflegtes Aussehen in den Schatten zu stellen drohen“, stellte er fest, ein warmes Lächeln auf seinen Lippen, während er näher an sie heran rückte. Sanft legten sich seine Arme um die kleine Hündin. „Du bist ein Sinnbild der Schönheit, Rin. Und ich bin froh, dass ich an deiner Seite stehen darf. Solange du tust, was dich glücklich macht, werde auch ich glücklich sein. Das ist, was du mir bedeutest.“ Der Gedanke, dass er hier war, um Schuld hin und her zu schieben oder um Rin wütende Worte an den Kopf zu werfen, war in den Augen des Dargin lächerlich. Das war allgemein nichts, was er tat, und gegenüber seinen besten Freunden würde es erst recht nicht geschehen. Eine Entschuldigung allein war schon viel verlangt, für seine Verhältnisse.

„Ich hatte gehofft, dass ich einen größeren Beitrag zu deinem Glück leisten kann...“, seufzte er schlussendlich, als er nach einer doch recht langen, ruhigen Umarmung langsam wieder von seiner Freundin abließ und sich wieder zurücklehnte, allerdings ohne wieder von ihr weg zu rücken. Die Distanz, die vorhin zwischen ihnen geherrscht hatte, wollte er nicht wiederhaben. Nicht, wenn so deutlich war, dass keiner von ihnen beiden Interesse daran hatte. „Aber wenn du das nicht möchtest, ist das in Ordnung. Wichtig ist, dass ich dich genauso wenig verlieren will... und, dass du genauso wenig in irgendeiner Schuld stehst. Sei dir dessen bewusst, Rin: Du bist nicht schuldig!“ Er hob es noch einmal explizit hervor, sprach die Worte deutlich und mit Nachdruck. So viel sie auch lächelte, die Inuyama neigte dazu, alles Leid aus ihrer Umgebung auf sich selbst zu nehmen. Das hatte selbst der emotional begrenzt kompetente Charon Dargin längst begriffen. Das war nicht hilfreich, wenn sie doch eigentlich beide wollten, dass Rin glücklich war. Vorausgesetzt, sie wollten es tatsächlich beide. „Aber... wenn keiner von uns beiden etwas gegen den Anderen hat, gibt es keinen Grund mehr, komisch miteinander umzugehen, nicht?“

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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptySa 8 Apr 2023 - 19:53

04 | @Charon
Überrascht blinzelte die Hundedame ihr gegenüber an. Er wollte mit ihr zusammen Schokolade machen? Er hatte wirklich Interesse daran? Ihre Seelenspiegel weiteten sich, die Begeisterung in ihnen war kaum zu übersehen. "Natürlich, liebend gerne!", rief sie schwanzwedelnd, "Ich könnte mir nichts besseres vorstellen!" Es war wirklich einfach, Rin von den eigentlich wichtigen Dingen abzulenken, indem man einfach über Themen sprach, für die sie brannte. Gerade eben hatte sie tatsächlich kurz vergessen, dass der Dargin eigentlich aus vollkommen anderen Gründen hier war. "Mit etwas Geduld würdest du das sicherlich auch alleine hinbekommen." Daran zweifelte sie überhaupt nicht. Selbst komplette Laien konnten keine große Katastrophe anrichten, solange sie sich einfach an das Rezept hielten. "Aber ich zeige dir natürlich gerne meine Tricks! Dann musst du mich aber auch Frau Lehrerin nennen." Frech streckte sie Charon die Zunge heraus, ihre Rute wackelte verspielt.
Wenn sie doch nur immer so zu ihm sein könnte. Doch kaum blieb ihr ein kurzer Moment zum Nachdenken, schlich sich ihr schlechtes Gewissen wieder zurück. Wenn die Inuyama ihren zukünftigen Schüler mit der Lockerheit, die er verdient hatte, behandeln wollte, dann mussten sie zuerst die Unklarheiten beseitigen, die aktuell zwischen ihnen herrschten. So schwer ihnen das auch fiel. Zum Glück war der Anfang doch schneller gemacht als gedacht. "Nein, natürlich nicht!", bestätigte sie ihm noch einmal. Er hatte schließlich nichts falsch gemacht, sie hatte überhaupt keinen Grund, auf ihn sauer zu sein. Gerne hätte sie ihm deutlich gemacht, dass sich all ihre Wut einzig und alleine auf sich selbst bezog, doch das war schwerer zu erklären als gedacht. Wie beschrieb sie jemandem, dass sein Anblick sie jedes mal daran erinnerte, was für ein fürchterlicher Mensch sie war? Dass sie einen fürchterlichen Fehler begangen hatte? "Aber du hast jedes Recht, böse zu sein", entgegnete sie, wendete den Kopf ab, als er versuchte, ihren Blick aufzufangen. Wieso war er so furchtbar gut zu ihr...? Er verdiente eine Freundin, die ihn genauso gut behandelte. Darin hatte Rin kläglich versagt, auch, wenn sie es nicht so gewollt hatte. Warum nur hatte sie so reagiert? Seine Worte sorgten nur dafür, dass sie umso verzweifelter wurde. "Rücksichtsvoll? Ich?!" Ihre Muskeln spannten sich an, um im nächsten Moment vom Sofa aufzuspringen, doch bevor sie dazu kam, hielt er sie fest. Nicht mit Gewalt und auch nicht mit Druck, nein. Das war auch gar nicht nötig. Er legte einfach nur sanft seine Arme um sie. "Charon...", schniefte sie, ehe sich auch schon die ersten Tränen aus ihren Augenwinkeln lösten. Wieso war sie es, die weinte? Die Trost benötigte? Sollte es nicht umgekehrt sein? Zögerlich erwiderte sie die Umarmung, ließ ihren Kopf gegen seine Brust fallen. "Ich verstehe nicht, wie du all das in mir sehen kannst, nachdem ich so fürchterlich zu dir war." Und nun versaute sie ihm auch noch sein schönes Oberteil. Sie wollte ihm wirklich eine gute Freundin sein. "Aber ... aber du machst mich glücklich! Ich will dich glücklich sehen! Oh Charon, du bist mir so wichtig und anstatt dazu zu stehen, dass ich gerne deine Hand halte, dass ich gerne in deiner Nähe bin, behandle ich dich wie ein schlecht gewordenes Stück Kuchen!" Ihre Finger klammerten sich in den Stoff seines Oberteils. Sie hatte das Gefühl, dass sie ihn verlieren würde, wenn sie ihn nicht fest genug hielt - obwohl er doch so deutlich gemacht hatte, dass er nicht vor hatte, sie zurück zu lassen. Manchmal mussten Menschen sie nicht zurück lassen wollen, um es trotzdem zu tun.
"D-doch! Doch das will ich!", platzte es aus ihr heraus, ohne, dass sie groß überlegte. Vermutlich hätte es ihr gut getan, zumindest ein, zwei Sekündchen ihre Gedanken zu ordnen, bevor sie sprach. Doch darin war die Inuyama wohl noch nie gut gewesen. "Charon, du machst mich so so glücklich! Und ich will nicht, dass sich das jemals ändert! Ich brauche dich! Aber ich habe auch Angst, dass ich dir weh tue." Auch, als er die Umarmung löste und versuchte, sich wegzudrehen, ließ sie nicht los. Dafür war sie noch nicht bereit. "Bitte bleib...", bat sie ihn leise und vorsichtig. Wenn er es forderte, würde sie die Umarmung natürlich lösen, doch sie hoffte innig, dass er das nicht tat. "Ich will ja, dass du so nah wie möglich bei mir bist. Aber gleichzeitig habe ich auch irgendwie Angst davor. Was sollen die Anderen denken? Und ... und Lian?" Was, wenn sich das auf ihre Freundschaft auswirkte? Was, wenn Lian dachte, er wäre weniger wert? Sie wollte auf keinen Fall, dass sich die Beziehung, die zwischen ihnen dreien herrschte, wieder verschlechterte. Und ... und es war nicht so, als würde sie nicht ebenfalls Lians Hand halten wollen. Daran hatte sich nie etwas geändert. Doch sie wusste, dass er es nicht wollte. "Und ich weiß nicht, naja ... ich weiß nicht, wieso ich das so will. Ich weiß nicht, aus welchen Gefühlen heraus ich das alles will. Ich habe Angst, dass es die Falschen sind."  Obwohl sie nicht mal wusste, was diese 'Falschen' überhaupt sein könnten. Ihre eigenen Emotionen waren so oft ein Rätsel für sie selbst. Wie lange hatte sie gebraucht, um zu realisieren, dass sie in Lian verliebt war? Hätte sie es ohne Einfluss von Außen überhaupt so schnell verstanden? Ihre Gefühle für Charon fühlten sich anders an als die für Lian, aber sie waren nicht weniger besonders. Erklären konnte sie das wohl niemanden mit ihren Worten, doch sie fühlte es. Aber was genau war dieses anders? Sie wusste es nicht. Schniefend wischte sie sich über die geröteten Augen. Zumindest wurde ihr langsam klarer, wieso sie so gehandelt hatte, als sie Lian begegnet waren. Sie wollte selbst entscheiden, ohne Einfluss von außen herausfinden, was sie eigentlich fühlte. Nur zu bewusst war sie sich, wie leicht sie sich von außen beeinflussen lassen konnte. "Nein, den gibt es wohl nicht." Sie schüttelte den Kopf.


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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptySa 8 Apr 2023 - 20:47

„Wird gemacht, Frau Lehrerin!“, hatte Charon vorhin noch gegrinst, bevor es ernst geworden war. Jetzt gerade fühlten sich solche kleinen Scherze und Neckereien aber endlos weit entfernt an. Mit Lian konnte Charon in einem Moment über ein emotionales Thema sprechen und ihn im nächsten wieder aufziehen. Bei Rin fühlte es sich irgendwie anders an. Vielleicht, weil die Inuyama zerbrechlicher wirkte. Weil sie eher dazu neigte, sich selbst die Lasten aufzuladen, die die beiden Herren normalerweise einfach abstellen würden, bis sie wieder ein Auge darauf werfen wollten. Das war wohl der Grund, warum er das Gefühl hatte, auf sie ein bisschen mehr aufpassen zu müssen. Mit einem sanften Lächeln hob er seine linke Hand von ihrem Rücken und legte sie stattdessen liebevoll auf eine der Hände die sich in sein Oberteil gekrallt hatte. Sie mochte es, wenn er ihre Hand hielt, ja? Dann würde es ihr in diesem Moment vielleicht helfen, wieder ein bisschen Stabilität zu gewinnen.

„Rin... du hast mich so oft gut behandelt. Und ein einziges Mal, in einer Situation, in der du überfordert warst, hast du gesagt, dass wir... kein Date haben. Das ist nicht Mal etwas Schlimmes. Und, ich meine... du hattest Recht. Ich habe dir nie gesagt, dass es ein Date sein sollte.“ Langsam atmete er aus, während er seinen Kopf senkte, ein trauriges Lächeln auf seinen Lippen. Rückblickend... hatte ihm der Moment wehgetan. Das konnte er nicht leugnen. Aber deswegen böse auf Rin zu sein, war ihm nicht eine Sekunde lang in den Sinn gekommen. „Hey, sag mal... erinnerst du dich noch an unser erstes Treffen? Unseren gemeinsamen Abend bei Lian, wo ich dein ganzes Gebäck aufgegessen habe?“, fragte er und zog ihren kleinen Körper wieder etwas dichter an sich heran. „Du hast es vermutlich gar nicht mitbekommen, aber... als du und Lian auf dem Boden eingeschlafen seid... Ich bin nur noch einmal kurz aufgestanden und wollte dann wieder ins Bett, aber auf dem Weg hast du mein Bein gegriffen und nicht wieder losgelassen. Als wolltest du mir sagen, dass ich nicht gehen soll. Dass ich bei euch bleiben soll. Das... das war das erste Mal, dass du mein Herz hast höher schlagen lassen. Das erste Mal von vielen.“ Er hob seine Hand wieder von ihrer, führte sie an sein Gesicht, strich mit der Spitze des mittleren Fingers über den unteren Rand seines Auges. Es war... feucht. Wie ungewöhnlich. Noch einmal tief ausatmend schloss Charon die Augen. Mit Lian teilte er ein Vertrauen, an das niemand sonst heranreichen konnte, aber Rin... Rin war die eine Person, die seine kalten, kontrollierten Gefühle mehr bewegte als jeder Andere auf dieser Welt. Es war gefährlich für einen großen Stoiker, der so viel Wert auf Kontrolle legte, aber gleichzeitig... angenehm. Angenehm auf eine schwer zu beschreibende Weise. „Du bist... die erste Person, bei der ich mich je so gefühlt habe, als wollte jemand mich bei sich haben. Mich und nicht einfach jemanden, meinte er leise, auch wenn ihm bewusst war, wie irrsinnig das klingen musste. „Dabei... wusstest du es nicht einmal. Du hast einfach... gegriffen, wer da war. Und auch sonst... du warst mit Lian unterwegs, und ich war dabei. Ich weiß nicht, wieso ich mir eingeredet habe, dass ich dir auch so viel bedeuten würde wie er. Oder dass ich ihm so viel bedeuten würde wie du. Ich schätze, ich... ich wollte es einfach.“ Wieso... wieso weinte er? Wieso liefen Tränen seine Wangen hinab? Das... das passierte nicht! Nicht ihm! Nicht Charon Dargin! Den Kopf in den Nacken legend strich er sich mit seinem hellen Ärmel über die Haut, versuchte, sich zu trocknen. Er machte sich nicht einmal Gedanken darüber, dass seine gute Kleidung nass wurde. Es war einfach gerade... nicht wichtig.

Rin hielt sich für furchtbar, machte kein Geheimnis daraus. Charon... ging es ähnlich. Er war ein verblendeter Egoist gewesen, der die Gefühle der Menschen um sich herum ignoriert hatte, um in einer Welt zu leben, die sich nur um ihn drehte. Seine beiden besten Freunde hatte er sich eingeredet, hatte sich ihnen aufgedrängt und so getan, als würde das bedeuten, dass er dazu gehöre. Erst jetzt, wo er Rins Reaktion auf ihn reflektierte, wurde ihm das wirklich bewusst. Natürlich wollte sie nicht sagen, dass sie mit ihm ein Date hätte. Er spielte kaum eine Rolle in ihrem Leben. Er war nur da gewesen, als sie ihn gebraucht hatte. Als sie jemanden gebraucht hatte. Und davor? Davor war er nur der Freund des Mannes gewesen, den sie mochte. Es fühlte sich an, als würden sich all die Beziehungen, an die Charon geglaubt hatte, wieder um ihn herum auflösen. Kein Wunder, dass Helena nichts mit ihm zu tun haben wollte. Dass Ronya sich nur für seine Bücher und seine Geschichten interessierte. Und auch Karma war schlussendlich nur jemand, den er dazu überredet hatte, hier in der Gilde zu bleiben. Niemand... Niemand von ihnen wollte wirklich ihn in seiner Nähe haben, nicht wahr? Das hatte schließlich noch nie jemand gewollt. Er war einfach da. Er störte niemanden. Er benahm sich ordentlich und versank im Hintergrund. Egal, wie sehr Charon versuchte, der Star der Show zu sein... er war schlussendlich nur ein Nebencharakter, der versuchte, sich und der Welt um ihn herum etwas Anderes einzureden.
„... du hast Recht“, antwortete er schlussendlich mit gebrochener Stimme. „Es war rücksichtslos von mir, Lian einfach zu sagen, was ich mir als Wahrheit zurecht gelegt habe... und dich damit in die Ecke zu drängen. Natürlich willst du nicht, dass jemand davon weiß...“ Er war ein Fehltritt gewesen. Eine unbedachte Handlung im Affekt. Und Rin hatte natürlich Angst, dass sie sich Wege verbaute, wenn sie zugab, dass sie diesen Fehler begangen hatte. Auf einer logischen Ebene verstand Charon voll und ganz, dass sie Recht hatte.

Warum also schmerzte es so sehr?

„Ich... ich will das nicht, Rin...“, krächzte er, während er den Arm über seine Augen legte. „Ich will nicht... zurücktreten und nicht mehr bei dir sein. Oder bei ihm. Oder... bei allen.“ Der Dargin biss die Zähne zusammen, schluckte. Vor einigen Jahren hatte ihn diese Art Schmerz komplett zerrissen. Aber seitdem... seitdem hatte er doch noch jeden Schmerz durchgestanden. War durch jede Hölle gegangen, um seine Ziele zu erreichen. Körperlich, emotional, materiell war er durch den Reißwolf gedreht worden, aber er hatte sich nie abbringen lassen. Wenn überhaupt, hatte er seine Ziele höher gesteckt. Warum sollte er jetzt damit aufhören? „Ich... stehe zu dem, was ich dir damals gesagt habe“, meinte er und zog den Ärmel von seinem Gesicht, hob seinen Kopf. Über seinem verlaufenen Make-up starrten entschlossene, dunkle Augen in das Gesicht der Inuyama. „Ich... will für die Leute da sein, die mir wichtig sind. Für jeden von ihnen. Egal, was sie von mir halten. Egal, was die Anderen denken. Ich werde dich nicht allein lassen, Rin! Du kannst tun, was auch immer du willst. Ich hüte deine Geheimnisse und ich lasse dich in Ruhe, wenn du deine Ruhe brauchst. Aber... wenn du mich an deiner Seite haben willst... dann werde ich da sein. Das sind meine Gefühle. Dazu... dazu stehe ich.“

@Rin


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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptySa 8 Apr 2023 - 22:14

05 | @Charon
Nein, tatsächlich erinnerte sich Rin nicht daran, wie sie damals nach Charons Bein gegriffen hatte. Wie auch? Sie hatte schließlich tief und fest geschlafen. Trotzdem musste sie bei dem Gedanken lächeln. Irgendwie passte es zu ihr. Anscheinend hatte sie schon lange, bevor es ihr wirklich bewusst war, gewusst, wie besonders der Dargin für sie war. "Und daran hat sich bis heute nichts verändert", entgegnete sie ohne zu zögern, "Ich will, dass du bei mir bleibst. Ich würde mich jedes mal wieder an dein Bein klammern, wenn ich die Chance hätte." Kurz kicherte sie. Was für eine merkwürdige Aussage, doch in diesem Zusammenhang machte sie einfach Sinn.
Ehrlich gesagt hätte sie niemals gedacht, dass Charon ein Mensch war, der so viel Bedeutung in die kleinen Momente legte. Vermutlich, weil er es sich nie anmerken ließ. Ähnlich wie Rin versteckte er seine tieferen Gefühle gerne hinter einem Schleier oberflächlicher Ehrlichkeit. Sein schmales, tapferes Lächeln, wenn er konfrontiert wurde mit einer Situation, die ihm schwer fiel, die an seinem gar nicht so harten Herzen rüttelte, kannte sie inzwischen nur zu gut und langsam hatte sie begonnen, an dessen Ehrlichkeit zu zweifeln. Er tat es nicht, um Andere zu betrügen, da war sie sich sicher. Er tat es, um seinen Mitmenschen Kraft und Sicherheit zu spenden, schließlich war er der große, starke Charon Dargin. Der, auf den in jeder noch so düsteren Situation stets verlass war. Auch sie war gewissermaßen daran Schuld, dass er diese Rolle spielen musste, vermutlich sogar wollte. Doch zumindest jetzt, wo niemand anderes ihn sah, wo er sich nicht davor fürchten musste, einmal nicht der Starke zu sein, wollte sie ihm den Raum geben, seine Gefühle ehrlich zu zeigen. Vielleicht würde er dadurch ja etwas Sicherheit finden, sodass er seine Maske in Zukunft auch hin und wieder in der Gegenwart anderer Personen ablegen konnte. Auch, wenn es ihr schwer viel, wenn die Tränen auch bei ihr in den Augenwinkeln lauerten, er hatte es verdient, dass jemand für ihn stark war und nicht umgekehrt. "Was redest du denn da?" Jetzt, wo ihre Hände wieder frei waren, rappelte sie sich langsam wieder auf, fuhr sich kurz über die unordentlich gewordenen Haare. Von wegen gepflegte Schönheit. Aber das war schon okay so. "Schau mich bitte mal an, ja?" bat sie ihn, rutschte hinüber auf seinen Schoß, sodass er kaum eine Chance hatte, ihren Blick zu vermeiden. Er war hübsch, selbst, wenn er weinte. "Du bist ja auch nicht irgendwer. Du bist nicht das fünfte Rad am Wagen neben mir und Lian.", erklärte sie ihm sanft, "Vielleicht war es mir damals nicht bewusst, doch was ist mit all den Malen danach? Wärst du nur irgendwer für mich, dann wären wir jetzt nicht hier." Sie konnte nicht verneinen, dass seine Worte schmerzten. Zu wissen, dass er sich so unwichtig fühlte, war nicht schön. Doch es war gut, dass er es ihr erzählte, denn nur so konnte sie ihm vom Gegenteil überzeugen. "Ich bin hier und nicht an der Decke." Während er hier war, würde sie nicht zulassen, dass er sich selbst die Tränen vom Gesicht wischen musste. Sie schnappte sich seine Hand, schob den Ärmel wieder zurück und verkreuzte ihre Finger mit den seinen. "Ich will nicht irgendjemanden. Keinen Franz, keinen Uwe. Ich will auch keinen Charon Marvin. Ich will nur Charon Dargin. Dich. Okay? Niemand passt so gut an meine Seite und ohne dich wäre auch die Zeit mit Lian nur halb so schön." Ihre freie Hand legte sie an seine Wange, strich mit dem Daumen jede Träne fort, die dort herabkullern wollte. Und da ihre Andere noch immer damit beschäftigt war, die seine zu halten, tat sie das einzige, was ihr übrig blieb, um auch die Tränchen auf der anderen Seite seines Gesichts abzufangen: Sie küsste ihn dort. Konnte sein, dass normale Freunde das nicht taten, doch das war Rin egal. Gerade fühlte es sich richtig an. "Du bist für mich unersetztbar. Keiner versteht mich so wie du, keiner nimmt so Rücksicht auf meine merkwürdigen Bedürfnisse wie du. Keiner krault mir so gut die Öhrchen. Keiner ist so gut darin, mich wieder aufzumuntern." Diese Liste hätte sie noch lange fortführen können. "Und selbst wenn du all das nicht könntest, dann wärst du mir trotzdem wichtig, denn es ist einfach schön, dich da zu haben. Für mich bist du etwas sehr besonders und wenn ich die ganze Welt zur Verfügung hätte, wenn mir wieder jemand das Herz bricht, dann würde ich jedes mal wieder zu dir kommen." Sie würde jedes Mal wieder ihn ihre Haare machen lassen, wieder ihn küssen und wieder bei ihm die Nacht verbringen. Ja, das war niemals typisch für sie gewesen und vielleicht hatte sie sich zu sehr von ihrer Trauer verleiten lassen, doch bereuen tat sie nichts davon. Sie wusste, dass das erlebte, diese Erinnerungen, bei Charon sicher waren.
"Du warst doch nicht rücksichtslos." Sacht schüttelte sie den Kopf. "Bitte versteh mich nicht falsch. Es ist mir egal, ob die Leute denken, dass wir uns näher stehen. Das dürfen sie gerne tun. Ich habe nur Angst, dass sie dem einen Namen geben, bevor ich- bevor wir das tun konnten." Vermutlich war es dumm, sich so viele Gedanken über einen aufgedrückten Stempel zu machen. "Ich möchte selbst herausfinden, was es ist, das ich für dich fühle, ohne, dass mir jemand dazwischen funkt. Das ist mir wichtig." Manchmal war es okay, für etwas keinen Namen zu haben. Doch für Rin hatte es Bedeutung, denn wenn es einen Namen hatte, dann konnte sie lernen, damit umzugehen. "Ich habe da wirklich nicht groß nachgedacht. Ich habe mich einfach erschreckt, irgendetwas getan, ohne zu wissen, ob es überhaupt Sinn macht."  Sie wollte eigentlich nicht sagen: 'Oh nein, wir gehen nicht auf ein Date! Ich will kein Date!' Inzwischen konnte sie langsam schlussfolgern, wieso sie so reagiert hatte, doch in dem Moment hatte sie sich eigentlich überhaupt nichts gedacht. Sie war wie ein Reh im Kutschenlicht gewesen. Eigentlich wollte es flüchten, nicht von den herannahenden Pferden niedergetrampelt werden. Doch irgendeine schräge Logik hielt es an Ort und Stelle, sorgte dafür, dass es etwas dummes tat.
Ihre Entscheidung in diesem Moment konnte sie nicht rückgängig machen. Sie konnte bloß versuchen, den Fehler wieder auszubügeln. Und das würde sie tun, denn Charon so leiden zu sehen, nur wegen ihr, das konnte sie nicht. Das hatte er nicht verdient. "Das musst du doch auch nicht." Er hatte einen festen Platz zwischen Lian und ihr. Daran würde sich nie etwas ändern. Die Anderen konnte sie zwar nicht zwingen, den Dargin in ihrem Leben zu behalten, doch wer würde solch eine tolle Chance freiwillig wegwerfen? "Meine Gefühle für Lian bedeuten nicht, dass du mir egal bist oder, dass du zweitrangig bist." Grantiert nicht. "Warst du es nicht, der mir gesagt hat, dass es möglich ist, für mehr als eine Person einen wichtigen Platz im Herzen zu haben? Ich glaube damit hattest du wirklich recht, auch, wenn ich mich erst daran gewöhnen muss." Wieso musste man sich entscheiden? Manchmal schafften es eben mehrere Personen, sich im Herzen und den Gefühlen einzunisten. Ganz egal, ob man das für möglich hielt oder es wollte. Emotionen folgten nicht immer klaren Linien und sie taten auch nur ungern das, was ihre Besitzer von ihnen verlangten. Sie lächelte. Damals, als sie in dieser Gilde angekommen war, war sie kaum mehr gewesen als ein verwirrtes, hoffnungsloses Mädchen. Seitdem hatte sich viel geändert. Sie hatte viel gelernt, über sich selbst, aber auch über das Zusammenleben mit anderen Menschen. Daran war unter anderem der Weißhaarige schuld - und das nicht wenig. Dafür war sie ihm dankbarer, als Worte es jemals ausdrücken konnten. "Ach Charon..." Während sein Blick voller Entschlossenheit war, war ihrer weich und voller Zuneigung. "Weißt du, genau das ist einer der Gründe, warum ich dich so liebe. Niemand sorgt sich so sehr um das Wohl seiner Mitmenschen, wie du." Sie legte den Kopf schief und die Ohren leicht zurück, lächelte sanft. Vielleicht konnte sie nicht sagen, welche Art von Liebe sie für den Dargin empfand, doch manchmal war das vielleicht gar nicht so wichtig. Manchmal war es wichtiger, es seine Mitmenschen einfach wissen zu lassen, was man für sie fühlte, dass sie etwas äußerst besonderes und wertvolles waren. Auch, wenn man es nicht definieren konnte und auch, wenn sie vielleicht gar nicht daran glaubten. "Aber bitte vergiss dabei nicht auch dich selbst. Solange du das nicht kannst, werde ich das übernehmen. Wenn du nicht für dich selbst da sein kannst, dann werde ich es sein, okay?"


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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptySo 9 Apr 2023 - 23:54

Oh, wie schön wäre es, einfach glauben zu können, dass er Rin so viel bedeutete? In diesem Moment wünschte sich Charon wohl kaum etwas mehr, aber mit jeder Sekunde, die die Räder in seinem Kopf sich drehten, wurde es schwieriger zu glauben. Warum sollte überhaupt jemand gerade ihn an seiner Seite wünschen? Warum glaubte er, dass er irgendwem etwas bedeutete? Nicht einmal seine eigene Familie hatte Aufmerksamkeit für ihn übrig gehabt, und seine Reaktion darauf war es gewesen, in die Welt zu flüchten und sich selbst aufzuspielen, damit er glauben konnte, jemand zu sein. Hatte Leuten den Kopf verdreht, um sich beachtet zu fühlen, und sich dabei eingeredet, dass er ihnen etwas Gutes tat. Was stimmte nicht mit ihm?
Es fiel ihm schwer, die Inuyama anzusehen, so, wie sie es forderte. Charon war schon lange jemand, der sich nicht daran störte, wenn er verletzt wurde. Der es akzeptierte und einfach weitermachte. Das hatte ihn stark gemacht, und davon würde er wohl kaum ablassen. Aber er wollte nicht, dass es den Menschen um ihn herum schlecht ging, und es gab eine Sache, die ihn noch stärker mitnahm als alles Andere: Wenn er es war, der einer anderen Person wehtat. Das sah er gerade in Rin. Er war es gewesen, der ihre Gefühle missachtet und sie in eine schmerzhafte Situation gebracht hatte. Sie jetzt anzusehen, während sie für ihn stark zu sein versuchte, brach ihm das Herz. Dennoch hörte er auf sie, schluckte. Es war angenehm, sie auf seinem Schoß sitzen zu haben. Er genoss die Nähe, die sie teilten. Auch die Art, wie sie ihre Finger mit seinen verschränkte, hatte etwas sehr tröstendes. Etwas Schönes. Er spürte ihren sanften Kuss auf seiner Wange, und sein Herz schlug höher. „Natürlich... nehme ich Rücksicht auf dich. Du verdienst es“, brachte er hervor. Die Worte zwängten sich nur unter Anstrengung aus seinem Hals. „Es... tut mir leid, dass ich es... an dem Tag nicht getan habe...“ Ja, er sah seine Handlung als rücksichtslos an. Uninformiert, wenn er hätte informiert sein können, müssen. Er hatte bewusst übersehen, was sie für Lian fühlte, obwohl er es wusste. Warum, das konnte er sich bis heute nicht erklären.

Aber das ließ Rin ihm nicht durchgehen.

Charons Pupillen zitterten, als die Jüngere meinte, er sei nicht rücksichtslos gewesen. Sie wollte nicht, dass... Leute der Sache zwischen ihnen einen Namen gaben? „Aber...“ Verständnislos sah der Dargin sie an. Was bedeutete das? Dass sie... doch etwas fühlte? „Sind... sind Namen dir wichtig?“ Für ihn selbst waren sie es nicht. Leere Worte bedeuteten nichts, das wusste wohl kaum jemand besser als Charon. Er sprach oft leere Worte, und er sprach oft Worte mit ehrlicher, tiefer Bedeutung. Beide hatten ihren Platz. Und eine Sache, der er sich mit der Zeit sehr bewusst war, war, dass Titel und Namen immer leere Worte waren. Er bewunderte den Lebensstil der Adeligen, aber nur die wenigsten von ihnen hatten ihn verdient. Selbst die Götter waren nicht die allmächtigen Wesen, für die man sie hielt. Und der Titel des S-Rang Magiers, mit dem er in letzter Zeit so oft um sich war, bedeutete nichts. Früher hatte er die Leute beneidet, die diesen Titel tragen durften. Jetzt, wo er ihn hatte... hatte sich nichts geändert. Er hatte eine Form der Anerkennung erhalten, aber es genügte vorne und hinten nicht. Schlussendlich war er immer noch einfach Charon Dargin, der sein Leben für das Wohl anderer riskierte und der nie so beliebt sein würde wie ein Yuuki Grynder oder eine Aska van der Velden. „Namen sind mir völlig egal, Rin...“

Was ihm nicht egal war, war das, was sie teilten. Die Nähe. Die Zärtlichkeit. Das war etwas, das die Beziehung zwischen Charon und Rin deutlich von dem unterschied, was sie beide mit Lian hatten. Charon war sanft und Rin war gütig. Lian war dagegen jemand, der diese beiden Träumer gerne mal zurück in die reale, raue Welt holte. Charon brauchte beides. Er brauchte Lians Härte, aber auch Rins Zärtlichkeit. Deswgen... konnte er hier nicht einfach aufgeben. Er wollte es nicht! Er wollte an ihrer beider Seite bleiben, und sagte das auch deutlich. Rin schien es zu verstehen. Er nickte.
„Ja... ich kann nicht an ein Gefühl glauben, das uns zwingt, alle Menschen außer einem zu ignorieren und hinten anzustellen“, sprach er bitter, während er ihr tief in die Augen sah. Inzwischen versuchte sein Blick nicht mehr, vor ihrem zu flüchten. Das hieß nicht, dass er ihr das Wort absprechen würde. In diesem Moment, ausnahmsweise, fühlte es sich sogar gut an, es aus ihrem Mund zu hören. Jemand, der sich um das Wohl seiner Mitmenschen sorgte... Ja, das war Charon wirklich. Egal, wie viele schlechte Seiten er hatte, das konnte ihm niemand absprechen. Wieder legten sich seine Arme um ihren Oberkörper, zogen sie dicht an seinen. So, wie sie gerade auf seinem Schoß saß... Sie konnte vermutlich das kräftige Schlagen seines Herzens spüren, so, wie sie aneinander saßen. „Rin...“, wisperte er, zögerte. Er hatte das Gefühl, seine nächsten Worte zu bereuen, aber sie wollten ausgesprochen werden.

„Du weißt gar nicht... wie sehr ich mir gerade einen Kuss von dir wünsche...“

Sein Gesicht näherte sich ihrem, so, wie es an jenem schicksalhaften Tag gewesen war. Aber dieses Mal redete er sich seine Handlungen nicht schön, verpackte seine Fehler nicht in schöne Erklärungen. Anstatt seine Lippen auf ihre zu legen, berührte seine Stirn die von Rin, und er schloss die Augen. Tief durchatmend schenkte er ihr ein sanftes Lächeln. „Aber es wäre ungerecht, dir das jetzt anzutun“, meinte er leise, ließ seine Finger sanft durch ihr Haar und über ihre Wange streichen. „Du brauchst Zeit, deine Gefühle zu ordnen. Das verstehe ich. Ich will nur... in dieser Zeit... nicht ohne dich sein...“

@Rin


Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten...
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BeitragThema: Re: Rins Hundehütte
Rins Hundehütte - Seite 3 EmptyDi 11 Apr 2023 - 21:14

06 | @Charon
Rin verdiente Rücksicht? Ja ... das war wohl wahr. Oft benötigte sie diese, denn sie war nicht so stark, nicht so widerstandsfähig wie die meisten Magier. Manch einer würde sie vielleicht sogar als verweichlicht bezeichnen. Doch das änderte nichts daran, dass sie es verdiente, dass ihre Mitmenschen Rücksicht auf sie nahmen, denn sie tat doch das selbe. "Wenn ich es verdiene, dann du ebenfalls", entgegnete sie leise. Wer Rücksicht spendete, der durfte sie im Gegenzug auch von anderen genießen. Das war nur fair und der Dargin war hierbei keine Ausnahme. Doch das schien er gerade zu vergessen, denn während er sich bemühte, die Vergebung der Inuyama zu erlangen, stellte er seine eigenen Gefühle vollkommen hinten an.
Natürlich konnte die Hundedame das nicht mit Ansehen. Wie sollte sie seine Fürsorge genießen, wenn er währenddessen selbst litt? Das war einfach nicht fair. Sie schloss die Augen. All das wäre so viel einfacher, wenn er und sie in manch einer Meinung auf der selben Wellenlänge wären. Das waren sie jedoch nicht. Das war okay, doch es war für sie nicht immer einfach, ihre Gedanken so in Worte zu packen, dass man sie nachvollziehen konnte. "Nicht immer, aber manchmal schon. Wenn etwas einen Namen hat, dann kann ich lernen, damit umzugehen. Dann hat es eine Form, die ich begreifen kann. Aber ich kann nichts begreifen, das keine Form, keinen Namen hat." Schubladen waren nicht immer schlecht, solange man nur seine eigenen Angelegenheiten hinein steckte - und das natürlich freiwillig. So fühlte sich zumindest Rin. Sie konnte sich gut vorstellen, dass es Charon vollkommen anders sah. Er dachte in vielerlei Hinsicht vollkommen anders als sie. Genauso wie Lian. Doch das machte sie oft zu solch einem guten Team. Es waren drei Blickwinkel, die zwischen ihnen vereint wurden, sodass kaum tote Winkel über blieben. Der Nachteil war jedoch, dass sie hin und wieder Schwierigkeiten hatten, einander zu verstehen. Davon wollte sich die Canine jedoch nicht aufhalten lassen. "Es macht es einfach leichter für mich, mich selbst zu verstehen, weißt du?" Sie lächelte. Im Gegensatz zu ihr selbst wirkte Charon wie eine Person, die kaum Schwierigkeiten damit hatte, seine eigenen Gedanken und Emotionen zu begreifen. Es wunderte sie also nicht, dass er es nicht für nötig hielt, Dinge zu benennen. Sie hoffte jedoch, dass er trotzdem nachvollziehen konnte, wieso es für sie so wertvoll war.
Auch das Thema Liebe war etwas, bei dem sich die Meinungen der Weißhaarigen stark unterschieden. Für Rin war es ein besonderes Wort, eines, dessen Bedeutung tiefer ging als sie es mit etwas anderem hätte beschreiben können. Doch der Dargin sah darin Fesseln, die einen umschlangen und einschränkten. Wie gerne sie ihn doch von ihrer Ansicht überzeugen würde, doch sie wusste, dass er das - zumindest zu diesem Zeitpunkt - nicht wollte und das respektierte sie. Trotzdem bat sie ihn: "Du weißt doch, dass es für mich eine ganz andere Bedeutung hat. Also sei doch so nett und sieh es so, wie ich es denke. Zumindest, wenn es aus meinem Mund kommt, ja?" Sanft lächelte sie ihn an, ehe sie ihren Kopf gegen seine Brust sinken ließ. Er war wirklich nervös. Sie hatte ja mitbekommen, dass er aufgewühlt war, doch dass es so schlimm war, hätte sie nicht erwartet. Ihr Lächeln wurde noch ein wenig breiter. Sie konnte es sich nicht erklären, doch irgendwie war es schön, zu wissen, dass sie es war, die bei einer anderen Person Herzklopfen verursachte. Schließlich ging es ihr ganz genauso. Wenn sie bei Charon war, hüpfte ihr Herz so viel höher. In dieser Hinsicht waren ihre Gefühle für Lian nur wenig anders. Manchmal verfluchte sie dieses Gefühl, denn es machte es schwer, klar zu denken. Doch eigentlich war es etwas Schönes. Ihre Rute wedelte fröhlich. Man durfte Dinge auch genießen, ohne über sie nachzudenken. "Hm?" Neugierig hob sie wieder ihren Kopf, sah ihr Gegenüber fragend an. "Was ist denn?" Irgendetwas schien ihn noch zu beschäftigen. Traute er sich nicht, ihr etwas zu sagen? Dabei sollte er doch wissen, dass sie ihn für nichts auf dieser Welt verurteilen würde. Vielleicht brauchte er aber auch einfach nur etwas Zeit, die sie ihm nur zu gerne gab.
"H-hä?" Ihre Augen wurden groß, größer und runder als der Mond. Damit hatte sie nicht gerechnet. Es störte sie nicht, eigentlich freute sie sich sogar, was spätestens an ihrer wedelnden Rute zu erkennen war. Es war nur noch immer so ungewohnt. "Dann tu das doch...", entgegnete sie schließlich leise, ihre Wangen rot und heiß wie Feuer. Sie erinnerte sich noch zu gut daran, wie gut es sich das letzte Mal angefühlt hatte. Endlich gewollt zu werden, ganz so, wie man war. Seine Lippen auf den ihren, es war perfekt ... Ja, die Canine hätte sich auch noch ein weiteres Mal dazu verleiten lassen. Dieses Mal mochte sie vielleicht nicht so verzweifelt und einsam sein wie damals, doch ihr Wunsch, gesehen und gewollt zu sein, war noch immer größer als ihre Vernunft. Doch der Dargin verhinderte, dass sich die Ereignisse des letzten, gemeinsamen Abends wiederholten. Auch, wenn sie einen Moment lang überzeugt war, dass er auf ihre Bitte einging, er tat es nicht. Stattdessen lehnte er nur seinen Kopf gegen den ihren. Sie war enttäuscht, das sah man ihr vermutlich auch an. "Du hast recht..." Auch, wenn sie sich wünschte, dass er sich irrte, er irrte sich nicht. Sie benötigte Zeit und Geduld. Sie konnte nicht schon wieder einem Impuls nachgeben. Nicht nur sich selbst zuliebe, sondern auch für Charon. Auch er hatte es nicht verdient, ein weiteres Mal Opfer ihrer Ungeduld zu werden. Tief atmete sie durch. "Mir geht es genauso. Aber es wäre weder für mich, noch für dich gut. Danke, dass du das verstehst." Manchmal war die die richtige Entscheidung schmerzhaft. Das Leben war nicht immer nur schön und rosig, auch, wenn sie nur zu gerne so tat. In manchen Momenten musste man einfach realistisch sein, um sich und sein Umfeld vor noch größeren Schmerzen zu bewahren. Einer dieser Momente war gerade eben. "Wenn du nicht ohne mich sein willst, dann musst du es nicht, versprochen." Es war nur selten, dass die Hundedame ein Versprechen aussprach. Für viele waren diese nur leere Worte, eine Nettigkeit, um den Anderen in Sicherheit zu wiegen, doch sie meinte jeden Schwur, den sie machte. Sie hielt daran fest und gab alles für die Umsetzung. Doch dieses Mal war es besonders einfach. Sie musste nicht kämpfen, keinen Umweg gehen, keine Berge erklimmen, um ihr Versprechen zu halten. Sie musste einfach nur das tun, was sie sowieso schon wollte: Bei dem Dargin bleiben. Denn egal, zu welcher Entscheidung sie kam, welches Wort sie fand, um ihre Gefühle zu beschreiben, eins würde sich nie ändern: Er war einer der wichtigsten Menschen in ihrem Leben, sie brauchte ihn, wollte, dass er da war. Es gab nur wenige Hände, die sich so gut in ihren Haaren und auf ihrer Haut anfühlten, Arme in denen sie sich so sicher fühlte. Er war schlichtweg eins der besten Dinge, die ihr je passiert waren und es fühlte sich so unfassbar gut an, zu wissen, dass sie ihn nicht aufgrund eines dummen Fehlers verlieren würde. "Du wirst immer einen Platz an meiner Seite haben, komme, was wolle." Weil sie ihn liebte. Als Freund, als Weggefährte, als Retter in der Not, als Kollege und vielleicht auch als mehr. "Danke, dass du gekommen bist, um zu reden."


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