Ortsname: Das Anwesen von Orwynn Zerox Art: Gebäude Spezielles: Wohnort von Quentin und Momo Beschreibung: Am Rand einer der besseren Wohngegenden Crystalline Towns steht das Anwesen des Royal Crusade Magiers Orwynn Zerox. Das Bauwerk ist mit seinen beiden Korridorden, die ins Nichts laufen und scheinbar den Gesetzen von Statik und Schwerkraft trotzen, höchst seltsam anzusehen. Nicht selten sieht man seltsame Lichter im Inneren des Anwesens aufblitzen. Wer schlau ist, macht einen Bogen um das verfluchte Gemäuer, denn dass der Mann, der darin wohnt, nichts Gutes im Schilde führt, weiß jedes Kind. Das Innere des Anwesens ist ein Labyrinth aus Korridoren, Räumen, Fluren und Treppen. Der Bewohner hat eine Vorliebe für "paranormale Architektur", so ist in manchen Treppenhäusern beispielsweise die Schwerkraft umgekehrt, manche Räume sind magisch vergrößert oder verkleinert, so mancher Wandteppicht ist eigentlich ein verstecktes Portal in einen anderen Raum und auch mit magischen Fallen wurde nicht gespart. Einen Grundriss des Anwesens festzuhalten scheint ähnlich unmöglich zu sein wie die Wolken zu kartographieren. Neben den Gemächern Orwynns beherbergt das Gemäuer auch etwa ein Dutzend Bediensteter unterschiedlichster Art. In den weitläufigen Katakomben unter dem Anwesen sammelt Orwynn allerlei magische Geheimnisse und Schätze verschiedenster Art.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
reden ✞ denken
Zuletzt von Gin am Do 20 Jan 2022 - 23:37 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
Mercy war anders, anders als Momo erwartet hatte und andererseits war sie genauso wie sie es erwarten hätte müssen. Ein stetig brennendes Feuer, bei dem jeder falsche Handgriff dazu führen konnte, sich zu verbrennen. Wenn sie lernte, mit dem Feuer zu tanzen, konnte sie der Golemdame vielleicht gerecht werden. Es fiel ihr schwer zu durchblicken was Mercy genau erwartete, was sie sich wünschte und wie sie handeln musste um sich anzupassen, noch war ihr all dies nicht ganz klar und doch versuchte sie es. Sie versuchte es immer. Denn sie hatte ein Ziel, einen Wunsch, für das sie kämpfte und all das tat was man ihr auftrug, um sich zu beweisen, zu zeigen das sie, auch wenn sie jung war etwas konnte. Nützlich war… Sie hatte eine ganz spezielle Beziehung zum Leben von Orwynn antraniert bekommen, wenn sie nicht nützlich war oder stark, dann würde sie die Welt da draußen wohl nicht bestehen….dann würde sie nicht richtig leben und sie wollte richtig Leben.
Ein Lächeln erschien auf Mercys Gesicht und Momos Augen weiteten sich einen kleinen Augenblick, das war meist ein gutes Zeichen, oder? Dann nickte sie, bemüht jedes Wort, das gesprochen wurde zu verinnerlichen. Auf die kleine Frage schüttelte sie den Kopf und schon im nächsten Atemzug wurde die Frage auch aufgelöst. ...wie ein kopfloses Huhn…eine Gefahr….Vorsicht man sah ihr an wie sie konzentriert über alles nachdachte und aufmerksam zuhörte. Im Grunde war sie sehr dankbar, für alles was sie heute lernte, was ihr zeigte, wie man stark sein konnte auch ohne ihre Magie. Etwas was bisher nie Relevanz gewesen war. Zumindest nicht komplett, da sie immer auf etwas zurückgreifen konnte…bis auf dieses Mal wie es aussah. Erst als die Golemdame sich auf ihre rechte Seite stellte kam mehr von Momo als nur nicken. ”Das Herz…. ” nachdenklich schweifte ihr Blick hin und her und als sie aufsah, antwortete sie ”Da ist der Brustkorb und die Lunge….vielleicht ist es dadurch schwerer zu treffen, als zum Beispiel die Kehle. Man muss zwischen die Brustkorbknochen treffen, diese…da hat man ja so mehrere.” Sie deutete an sich selbst auf die Rippen, für die ihr der Name gerade entfallen war. Durch das Anatomiebuch das sie ganz am Anfang noch geholt hatte, fiel es ihr leichter, die anatomischen Gegebenheiten eines Menschen aufzuzählen, was aber nicht hieß, dass sie wirklich alles auswendig wusste. ....ich bin da, aber werde dir nicht helfen hallte es in ihrem Kopf nach und sie umgriff instinktiv das Messer fester und sah Mercy ernst an als sie nickte. Sie hatte es mittlerweile verstanden, sie wusste das sie dies hier alleine schaffen musste, Mercy bereitete sie vor, zeigte ihr wie, sie machten einen Plan, aber diesen durchzuführen lag ganz an ihr. Erneut nickte sie nur.
Als Mercy den Arm und ihre Schultern legte und sie in die Bewegung zog fühlten sich ihre Hände wie zwei schwere Felsbrocken an, die sie erdrücken wollten. Momo zog scharf die Luft ein und als sie in Bewegung war steckte sie den Dolch in den Bund ihres Rockes, um sich auf die Situation einzulassen. Auch nun wo Mercys Hände weg waren spürte sie eine Art Druck in sich und es rauschte in ihren Ohren. Wann ist es am besten zuzuschlagen? Sie hatte den Dolch weggesteckt, denn sie würde den Dolch ja nicht so offen mit sich rumtragen können. Sie musste schnell sein, sobald ihr Auftragziel merkte was los war, war es zu spät….demnach sollte sie das Messer ziehen wenn er nicht hinsah, oder? Und dann angreifen sobald er sich ihr zuwandte. Ja das ergab Sinn, oder nein…lieber ziehen und angreifen wenn derjenige abgewandt ist, dann konnte sie eventuell nochmal angreifen, wenn ein Treffer nicht genügte…nein… in ihrem Kopf rasten die Optionen hin und her, was sollte sie nur tun? Tief sog sie die Luft ein und senkte kurz den Blick, dann besann sie sich, da sie nicht wollte das Mercy zu lange auf eine Entscheidung von ihr warten musste traute sie ihrem Gefühl, ihrem ersten Impuls. In der nächsten Kurve in der sich Mercy wegdrehte zog sie den Dolch hervor und umgriff ihn fest mit ihrer Hand. Sie schätzte die Höhe ab in der sie treffen musste und spannte ihren Arm an. Sie hob den Arm und als Mercy sich ihr zuwandte, drehte sie sich ein und versuchte zuzustechen. Und das tat sie wirklich. Denn Mercy hatte gesagt, du versuchst mich zu treffen. Daher tat sie das auch genauso, wie es aufgetragen wurde. Natürlich war sie noch etwas ungeschickt, sie hatte den Dolch krampfhaft umschlossen und der Winkel, indem sie zustechen wollte war etwas groß gewählt, wodurch es länger dauerte als nötig. Aber dennoch nahm sie gerade keine Rücksicht und alles in ihr hatte das Ziel Mercy zu treffen. Denn dieser Druck den sie spürte der würde bleiben, bleiben bis sie den Auftrag erfolgreich durchgeführt hatte oder versagt hatte und sie musste alles dafür tun das ersteres der Fall sein würde.
10Mercy hatte die Seite gewechselt, nachdem sie Momo die erste Grundlage des Messerkampfes erklärt hatte: Was man damit nicht tun sollte. Dinge, die man nicht sicher konnte, waren besser, man unterlies sie. Es ging zu schnell etwas schief, besser man hielt sich an das, was man zumindest ansatzweise beherrschte. Natürlich gab es … Ausnahmen. Zeiten, wo man gezwungen war zu improvisieren und kreativ zu sein. Mercy war auch bewusst, dass die Chancen gut standen, dass Momo damit weit besser zurechtkommen würde als sie selbst. Dass sie einfacher neue Dinge erlernte und kreative Lösungen fand, die sie zuvor nicht gehabt, gewusst hatte. Dennoch missfiel ihr die damit steigende Chance, dass die Nymphe sich noch selbst verletzte. Da die meisten Menschen keinen Schmerz mochten, hatte Mercy nicht gesagt, dass Momo darauf achten sollte, wirklich den Gegner und nicht sich selbst zu treffen. Hoffentlich war das vorauszusetzen. Nun, rechts von der kleinen Gefolgin Orwynns, bekam Momo einen weiteren, raschen Kurs. Mercy hatte ihre Frage offen gestellt und sie wurde zu ihrer Zufriedenheit beantwortet. Die Golem nickte. „Korrekt. Die Rippen schützen die inneren, angreifbaren Organe und es ist gefährlich, an ihnen abzurutschen oder danebenzutreffen, sodass du einen weiteren, gezielten Stich benötigst. Zudem soll unser Mensch schnell sterben, also versuche, ihm die Kehle aufzuschneiden.“ Ihre Stimme war freundlich, etwas kühler als wenn sie mit ihren Freunden und Gildenmitgliedern sprach, aber gleichfalls geduldig. Ja, fast als spräche sie darüber, einen Kuchen zu backen und nicht einem Mann den Hals von einer Fünfjährigen aufschneiden zu lassen. Doch so war es nun mal, Mercys Gefühl für Richtig und Falsch war stets nur eine der vielen Fassaden, auf denen sie sich gebaut hatte, um draußen zu überstehen. In ihrem Kern war es ihr gleichgültig, wer lebte und starb – solange sie selbst zu Ersteren gehörte.
Um das weiterhin zu gewehrleisten, behielt sie Momo im Augenwinkel, als sie einen schweren Arm um die schmalen Schultern der Kleineren legte und sie mit sich zog. Das faszinierende war, wie … plötzlich sie angriff. Und wie sie offensichtlich es dennoch war. Die Anspannung ihrer Schulter, als sie das Messer umgriff. Wie ihr Gewicht sich verlagerte, ihr Körper unter ihrem Arm kippte, als sie sich zu ihr herumdrehte und mit dem Messer auf ihren Hals zielte. Auf Mercy, die mehr dachte, als sie tat und sagte, sehr viel mehr, wirkte es dennoch … unüberlegt. Sie konnte sich täuschen, oder verallgemeinern, was ihr dahingehend oft geschehen war, dennoch musste sie Momo dafür loben, dass es ihr unmöglich gewesen war herauszufinden, wo genau sie angreifen würde. Nur ihr Körper hatte sie verraten. Mercy gab Momo mit dem Arm einen festen Schubs, sodass die Klinge ihren Hals an der Seite nur streifte, anstatt sie tödlich zu verletzten. Es brannte kurz, mehr Aufmerksamkeit schenkte sie dem nicht. Stattdessen wich sie einen Schritt zurück und lächelte die Nymphe an. „Gut. So sehe ich deinen Angriff erst zuletzt. Indem du keine Stelle fixiert hast, konnte ich auch keinen Ort ausmachen. Auf eine Sache wirst du aber achten müssen: Wenn er dir den Arm um die Schulter legen möchte oder dich anderweitig berührt, sagst du ihm, dass es ihr nicht ganz angenehm ist. Und dass es nicht direkt etwas mit ihm zu tun hat, du es nur nicht sonderlich magst, wenn man dich angreift. Dann wird er deine Bewegungen nicht spüren können.“ Mercy trat erneut zu Momo, ohne sie diesmal zu berühren. „Einmal noch, allerdings versuch es mit dem Griff. Ohne mich wirst du ihn nicht finden können“, trug sie ihr auf und setzte sich in Bewegung. „Und danach sehen wir zu, dass du etwas mehr ins Schwitzen kommst.“
Für jedes andere Wesen, das genauso jung wie sie war, wäre die ganze Sache vermutlich absurder als es für sie war. Sie lernte hier zu kämpfen, sogar jemanden zu töten. Und das Ganze in einer Atmosphäre als wäre es dasselbe wie Kuchen essen, oder einkaufen zu gehen. Doch für sie war es normal, sie kannte es ja nicht anders. Sie kannte es sich anzustrengen und neues zu lernen, sich stetig beweisen zu müssen und mit Konsequenzen zu rechnen, sofern ihr das nicht gelang. Natürlich hatte auch sie ein inneres Kind, was öfter hervortrat als sie selbst realisierte, doch heute nicht. Mercy lenkte die Aufmerksamkeit der Nymphe so stark auf die Mission, dass sie zum ersten Mal einen richtigen Druck verspürte. Nachdem Mercy ihre Antwort bestätigte und ihr ein guten Punkt zum anzielen nannte, ging es daran zu üben.
Und das nahm Momo ebenso ernst, wie es ihr aufgetragen wurde. Auch wenn sie innerlich Unsicherheiten verspürte. Deshalb zog sie es durch, der festen Überzeugung Mercy würde sie abwehren. Immerhin war die Golemdame stärker als sie und hatte ihr ja genau diese Aufgabe aufgetragen. Zudem war sie es gewöhnt, wenn sie mit Orwynn ihre Magie übte, jene gegen untote Diener zu richten, bei denen musste sie auch nie Rücksicht nehmen. Ein Ruck ging durch ihren Körper als Mercy sie fest anstieß und das Messer an Mercy vorbeirutschte. Momo starrte jene kurz an und lächelte dann leicht wissend, wie sie gedacht hatte, Mercy war eben stärker als sie. ”In Ordnung, ich wüsste zwar nicht, wieso der Herr dies tun sollte, aber ich werde darauf achten, dass es nicht dazu kommt.” bestätigte sie das sie Mercy verstanden hatte. Auf deren Aussage, trat sie beiseite und tauschte den Dolch durch den Fächer und griff ihn so, dass die stumpfe Seite nach vorne zeigte. Damit würde sie die gleiche Bewegung wie beim Dolch machen können, ohne das etwas passierte, auch wenn sie traf, auch wenn sie sich wunderte, wieso die Golemdame diesen Wunsch äußerte. Auch wenn sie natürlich nichts dazu sagte. ”Bereit” sagte sie also nur leise und gesellte sich an Mercys Seite. So wie eben war gut gewesen. Also, nochmal genauso…doch es kam nur ein zucken von ihr ehe sie innehielt. Würde sie nicht genau damit jetzt rechnen? Falls ja konnte sie einfach zurückweichen, da sie größer war. Also musste sie Mercy dazu bringen, sich ihr zuzuwenden. Den Fächer fester greifend. ”Also ich habe da noch eine kurze Frage, wenn ihr erlaubt…” setzte sie also an und sobald Mercy sich ihr zuwenden würde, würde sie mit dem Arm vorschnellen um zu versuchen sie zu treffen. ”...war das gut?” sagtesie nach der Bewegung an, hoffte das es gut war etwas verändert zu haben. Zumal sie gar nicht dran gedacht hatte, dass es hilfreich sein konnte, die Aufmerksamkeit seines Gegenübers auf sich zu ziehen, aber natürlich, wenn sie so besser rankam. ”Oder war das eine schlechte Idee?” fragte sie dennoch nach. Denn auch wenn sie die Idee gehabt hatte, bisher waren ihre Ideen oft nicht gut bei Mercian angekommen, ob es diesmal anders war?
Zumindest eins war anders, und zwar die nächste Aufgabe, welche sie erwartete. Denn die beiden verließen den Speisesaal und Momo folgte der Golekim durch die Gänge vor das Gebäude. Momo sagte nichts in der Zeit, stattdessen ging sie konzentriert im Kopf alles, durch was Mercy ihr bereits beigebracht hatte. Erst als jene draußen anhielt, blickte Momo auf und sah sie fragend an. ”Was üben wir nun? Ich bin bereit.” Denn das war sie, bereit zu zeigen, dass sie lernen konnte, selbst dann, wenn es um etwas ging was sie gar nicht wirklich konnte, geschweige denn gern tat. Denn bisher würde es ihr immer noch besser gefallen, ihre Magie nutzen zu dürfen. Aber hier ging es nicht um, was sie gut und was sie schlecht fand, hier ging es um einen Auftrag, von dato waren persönliche Präferenzen irrelevant. Deswegen sah sie mercy nur entschlossen an und wartete ab.
11Langsam wurde es interessant. Mercy hatte sich bisher nicht genug mit Momo beschäftigt gehabt, um wirklich viel über sie zu wissen. Sie war ihr natürlich nicht unbekannt, allerdings hatte sie keine Ahnung, was die kleine Nymphe alles aushielt. Wann sie zusammenbrach und begann zu weinen, ob sie das überhaupt konnte. Ob ihre Tränen aus Wasser waren, wo ihr Element zudem doch passte? Mercy konnte nicht wirklich weinen, bei ihr war es eher ein ‚Aus den Augen bluten‘, wenn sie sich in der Nähe absichtlich verletzte. Tatsächlich ein Stück weit neugierig beobachtete sie die Kleine nun aufmerksam. Wie ging sie mit dem Druck um, mit der Verantwortung? Hatte sie Angst? Hatte sie genug Mut, um über die Angst hinwegzukommen? Es waren viele Fragen, die ihr durch den Kopf schossen, während Momo sie anlächelte. Eine seltsame Reaktion dahingehend, dass sie Mercy nicht getroffen hatte, sondern stattdessen weggestoßen worden war. Kurz war die ältere Golem irritiert davon, hielt inne und legte dadurch eine leider unbewusste Pause in ihren Erklärungen ein. Einen Moment zögerte Mercy, auf Momos Unverständnis hin, warum der Herr das tun sollte. „Menschen tun Dinge, die einem auf den ersten Blick oft unverständlich erscheinen. Für gewöhnlich solltest du dich anpassen und lernen zu sein wie sie.“ Mercy beugte sich ein Stück zu ihr hinab und senkte die Stimme. „Fällt es dir einfach, ein Mensch zu sein? Es geht nicht um dein Äußeres, auch wenn das kein allzu großen Problem darstellen sollte, sondern darum, wie du mit ihnen umgehts. Was du ihnen zeigst. Wenn du dich zu unmenschlich verhältst, verschreckt sie das. Zum Beispiel würde beinah jeder da draußen dich für Böse halten, weil du hier so ruhig stehst.“ Die Golem war etwas von dem eigentlichen Punkt abgeschweift und richtete sich nun wieder auf. Das Verhalten war hoffentlich ihr kleinstes Problem. Sie hatte Momo ja noch nie außerhalb des Anwesens begleitet, doch diesmal musste sie ein kleines, verfluchtes Risiko eingehen und dieses Thema auf einen späteren Tag verschieben. „Egal was passiert, denk einfach daran, seinen Arm abzuweisen“, widerholte sie die Aufforderung und zog die Schultern zurück, um sich wieder aufzurichten, ohne Momo dabei aus den roten Knopfaugen zu lassen.
Auf das leise Bereit hin gingen sie erneut los. Mercy hatte diesmal nicht die Sicherheit und bemühte sich darum, nicht auf Momos Hände zu achten, sondern abwechselnd auf den Boden, den Tisch und ihr Gesicht. Dann, als die Kleine sie ansprach, drehte sie sich ihr vollends mit ihrer Aufmerksamkeit zu. Es waren nur Augenblicke in denen sie von ihren Worten abgelenkt war, Augenblicke, die ihrer Schülerin genügten. Der Fächer traf sie am Schlüsselbein, in etwa dort, wo bei einem normalgroßen Mensch der Hals wäre. Mercy drehte sich zwar zur Seite, doch es war zu spät. Als sie von Momo zurückwich, schmerzte die Stelle, dennoch glitt ein geübtes Lächeln über ihr Gesicht. Es hatte seine Vorteile, wenn man seinen Gesichtsausdruck und Gesten erst soweit unter Kontrolle hatte, den Schmerz bei einem raschen Blick auf ihr Gesicht zu überspielen. Da sie nun aber ausnahmsweise tatsächlich erfreut war, ging es ihr noch leichter von den Lippen. „Eine gute Idee“, lobte sie. Mercy warf mit guten Worten nicht um sich, vor allem nicht in Orwynns Haus, doch wenn, so war es ehrlich. Ein Begriff, mit dem sie ansonsten nur sehr wenig Berührungspunkte hatte. „Ihn abzulenken und auf dein Gesicht zu konzentrieren ist ein guter Versuch. Merke dir das.“
Auch wenn Mercy sie gelobt hatte, war sie noch nicht vollkommend fertig mit der Nymphe. Zwar würde es nicht mehr viel nützen, doch kein Schritt, keine Anstrengung war je umsonst. So standen sie nun außerhalb von Orwynns Anwesen auf der Wiese, der Mond war ein trübes Licht durch die dünne Wolkensicht und vermischte sich mit dem Licht von Mercys Körper. „Jetzt üben wir das Davonlaufen. Das wichtigste ist, dass du überlebst. Solange du das gewehrleisten kannst, kannst du dir helfen. Das ist allerdings eine Lektion, deren Sinn du dem Boss so nicht übermitteln darfst. Verstehst du?“ Eindringlich starrte sie Momo an, um ihr den Ernst der Sache klar zu machen. Dann trat Mercy einen Schritt zurück. „Ich zähle bis 10. Dann suche und jage ich dich.“ Mit einer Handbewegung scheuchte sie Momo in die Schatten und schloss die Augen. Dann begann sie leise im Kopf zu zählen und eines der ältesten Kinderspiele in Gang zu setzen. Eins. Zwei. Drei.
Sicher Momo sah aus wie ein Püppchen, fein angezogen, mit meist hübsch gemachten Haaren, ihre Sprache war mit Zuckerguss überzogen, wo sie doch stets jedem höflich begegnete. Sogar heute wo sie die Haare ausnahmsweise offen trug, würde trotzdem ein jeder beim ersten Eindruck denken sie ist eine wohlbehütet aufgewaschene junge Frau, mit einem recht eigenen Stil. Oder etwas Ähnliches, bestimmt konnte man sich vieles denken beim ersten Eindruck, nur die Wahrheit an die dachte vermutlich keiner. Das Momo durch einen anderen Magier geschaffen wurde, jünger war als sie aussah und von klein auf gelernt hatte, dass sie stärker sein musste um das zu dürfen, was die anderen durften. Sicher sie war hübsch anzusehen, aber auch wenn man es meinen konnte, sie war nicht so zerbrechlich wie Porzellan. Nein sie hielt viel mehr aus, als man erwarten würde. Immerhin spürte sie die Nachwirkungen noch, die Nachwirkungen, die es nach sich gezogen, hatte das, ihre letzte Aufgabe nicht gelungen war, oder nicht zur Zufriedenheit von Orwynn gelaufen war. Momo sieht selbst darin zwar keinen Unterschied, aber andere würden dies sicher tun. Doch sie beklagte sich nicht über die matten, noch leicht schmerzenden Arme, nein sie tat trotzdem alles, um hier das zu lernen, was es erforderte, die nun gestellte Aufgabe zu erfüllen. ”Ja…?” antwortete sie auf die Frage mit dem menschlich sein, auch wenn ein leicht fragender Ton am Ende mitschwang. ”Bisher haben die meisten immer gedacht ich sie ein Mensch, außer natürlich ich habe ihnen gesagt eine Nymphe zu sein. Aber ob Nymphe oder Mensch sollte ja keinen Unterschied machen…” erklärte sie danach ergänzend und nickte. ”Also ich denke ich kann mich menschlich verhalten ja.” Auch wenn Momo wohl nicht ganz den Inhalt der Aussage von Mercy erfasst hatte, denn das worauf sie anspielte war eher ihre Reaktion auf die aktuelle Thematik. Doch Moral war ein unbekanntes Konzept für die junge Nymphe, weshalb sie die Anspielung darauf natürlich nicht wahr nahm.
Sie nickte nur und dann ging es erneut zum Trefftraining. Dieses Mal wollte Momo was anderes probieren, um nicht dasselbe wie eben zu tun und tatsächlich schien es zu funktionieren. Eine gute Idee hatte Mercian gesagt. Dann würde sie sich das merken. Zumal sie genau dazu auch aufgefordert wurde. Mit neuer Motivation erfüllt, nickte sie enthusiastisch. Endlich hatte sie etwas erreicht, hatte erfüllt, was Mercy sich wünschte. Sie musste jetzt nur noch so weitermachen.
Die nächste Gelegenheit dazu ergab sich draußen, denn sie verließen die Räumlichkeiten des Hauses und betraten den großflächigen Gartenbereich. Sanft schimmerte der Mond aus den Wolken hervor und die Dunkelheit ließ einen Schauer über Momos Rücken laufen. Doch sie sagte nichts, zumindest war es nicht ganz dunkel. ”Ja, ich verstehe” antwortete sie und doch neigte sie den Kopf leicht schief und runzelte einen Augenblick die Stirn. Da sie es Mercy rehct machen wollte antwortete sie so wie es erwartet wurde und doch würde sie dem nicht zustimmen. Denn der Auftrag ging immer vor, sie würde alles tun, um den Auftrag zu erfüllen und erst dann…obwohl… Wenn du Verantwortung übernehmen und stark sein willst, musst du erst darauf achten, was du aushalten kannst... und was zu viel ist. Worte aus einer vergangenen Quest schossen ihr durch den Kopf. Sie hörte Charons Stimme quasi vor sich, seine Belehrung über ihren Versuch koste es was es wolle, die Quest erfüllen zu wollen, ist es das, was auch Mercy meinte? Also sah sie Mercy nun direkt in die feurigen Augen. Ja, vielleicht war dies hier so ähnlich. ”In Ordnung” sagte sie nur und nachdem Mercy mit dem Arm gewinkt hatte, verschwand sie in den Schatten.
Sie umrundete das Haus und hielt an der Ecke eine Sekunde inne, um sich umzusehen, wo wäre ein gutes Versteck? Das Gebüsch…ihre Hände glitten zwischen die Blätter und hinterließen ein leises Rascheln, dann heilt sie inne, nein zu auffällig. Also lief sie weiter und entdeckte einen Karren, der an der Seite des Hauses stand, perfekt. Sie kletterte in den Karren und duckte sich hinab, da sie nicht groß war konnte sie sich gut weg ducken, also ein ganz gutes Versteck, nur da Mercy recht groß war, würde sie ab einer bestimmten Entfernung vermutlich einfach von oben hineinsehen können. Aber ihr Plan war sowieso ein anderer, sollte Mercy nämlich an dem Karren vorbei gehen, würde sie raushüpfen und wieder vor das Haus gehen und im besten Fall gar nicht erst von ihr erwischt werden, aber ob das so einfach klappen würde…immerhin war sie na ja eben sie und Mercy ja um einiges stärker. Was aber nicht hieß, dass sie sich keine Mühe geben würde, nein das würde sie. Sie drückte sich also in den Karren und lauschte, auf Schritte von Mercy um sie kommen zu hören. Denn sie musste ja auf eine Flucht vorbereitet sein…denn sie wollte sich ja immer noch vor de Golemdame beweisen.
12Mercy war tatsächlich zufrieden mit der Leistung ihrer Schülerin. Sie war nicht kaltherzig, eher herzlos, wenn auch weniger dramatisch als Gin. Vor allem unter Orywnns Blick blieb sie kühl und distanziert, auch gegenüber der kleinen Nymphe. „Das ist gut“, murmelte sie noch und beendete damit ihre erste Trainingsrunde im Speisesaal. Die Uhr tickte stetig und sie hatten noch Dinge zu tun. Neben dem allgemeinen Inhalt des weiteren Trainings war es für Mercy persönlich wichtig, ihr Gespräch nach draußen zu verlagern. Sie wollte nicht, dass es jemand anders als Momo mitbekam, was sie ihr nun beibringen wollte. Die größte Lüge, die sie dem Boss je erzählt hatte und die wichtigste Regel wenn es darum ging, das wichtigste auf dieser Erde zu retten: sich selbst. Egoistisch? Auf jeden Fall, allerdings war das egal, wenn es um Leben und Tod ging. Leider hatte sie diese Tatsache bisher für sich behalten – bis jetzt.
Sie nickte nur und dann ging es erneut zum Trefftraining. Dieses Mal wollte Momo was anderes probieren, um nicht dasselbe wie eben zu tun und tatsächlich schien es zu funktionieren. Eine gute Idee hatte Mercian gesagt. Dann würde sie sich das merken. Zumal sie genau dazu auch aufgefordert wurde. Mit neuer Motivation erfüllt, nickte sie enthusiastisch. Endlich hatte sie etwas erreicht, hatte erfüllt, was Mercy sich wünschte. Sie musste jetzt nur noch so weitermachen. „Vergiss nicht Momo. Diese Informationen war nur für deine Ohren“, widerholte sie leise und eindringlich. „Weder er noch jemand anders darf davon erfahren. Andernfalls werde sie böse auf dich.“ Vermutlich würden sie, oder eher er, eher auf Mercy böse sein als auf die Nymphe. Sie setzte ihr den Floh in das Ohr, einen Kern, der, wenn er sich richtig entwickelte, seine Verbindung und Loyalität verlieren würde. Ein Risiko, ein ziemliches Großes, dass sie hiermit einging, doch viel die Golem auf dasselbe herein, auf dass auch hoffentlich jener Mann hereinfallen würde, der nur allzu bald tot sein würde. Sie unterschätzte Momo. Jetzt, und auch das, wohin die Kleine sich vielleicht entwickeln könnte. Die Zeit unter den Menschen hatte sie dazu gebracht, Momo als Kind, als jemanden, der ungefährlich und einfach zu kontrollieren war, anzusehen. Auch jetzt bekam Mercy den Beweis dafür: Momo hatte die Chance genutzt, sobald sie den Auftrag erklärt hatte, und war verschwunden. Als sie die Augen öffnete, war der Platz vor ihr leer. „Ich komme“, rief sie in die Dunkelheit, dorthin, wo sich der Nebel in den Schatten verlor. Sie ging los, die dichten Schwaden waberten um ihr Füße. In der kühlen Herbstnacht war es beinah vollkommen still. Ihre feinen Ohren zuckten bei jedem Geräusch. Mercy lief seitlich um das Haus, lauschte. Blieb kurz stehen. Ging weiter. Durch den feurige Schein ihres Körpers warfen die langen Grashalme Schatten auf den Boden. Und dann, als sie einige Schritte an einem Karren vorbei war, hörte sie hinter sich eine Bewegung. Mercy drehte sich ruckartig um, ihr Augen fixierten den Ursprung des Geräusches. Sie lief los, im Versuch, Momo zu erwischen, bevor diese ihr entfloh und sich erneut verstecken konnte.
Momo hatte diesen Überlebenswillen nicht , ode rnicht so sehr wie sie ihn haben sollte. Denn sie will schon leben, nur ihre Prioritäten hat sie dafür, falsch gesetzt. Die Quest geht immer vor, auch wenn sie sich dabei selbst verletzt. Sie würde sehr viel dafür in Kauf nehmen um einen Auftrag zu erfüllen, sicher will sie nicht sterben, aber die Grenzen zwischen viel riskieren und zu viel sind eben fließend. Vielleicht gar nicht so eine schlechte idee Momo genau das beibringen zu wollen. Auch wenn die Worte von Mercy sie mit leichter Verwirrung zurück ließen. Doch sie hatte etwas ähnliches von einem anderen starken Magier auch schonmal gehört…doch etwa sin irh sträubte sich die Worte und deren Bedeutung vollkommen in sich aufzunehmen. Stattdessen konzentrierte sie sich auf die Aufgabe, die mit den Worten verbunden war. ”Kein anderer wird diese Worte je von mir hören.” bestätigte sie Mercy erneut. Sie wusste, das es gewisse Dinge gab die man gegenüber anderen nicht ansprach. Auch wenn sie nicht verstand wieso der Golemdame dies besonders wichtig erschien, wenn sie es doch als so wichtige Lektion bezeichnete. Doch sie tat das was man ihr sagte - ein Vorteil für Mercy die das ja nicht umsonst bisher für sich behalten hat. Doch sie wippte leicht hin und her und schien mit sich zu hadern, fast so als wollte sie noch etwas fragen. ”Aber wie…” setzte sie leise an, doch die Golemdame fing bereits an zu zählen. Also schob sie die Frage beiseite. Denn eines verstand sie nicht, wenn die anderen böse auf sie werden würden deswegen, wieso brachte Mercy es ihr dann bei?
Mit der Frage im hinterkopf war sie hinter dem Haus verschwunden und hat sich kurzerhand den Wagen als Platz zu verstecken ausgesucht. In der Konzentration und dem Adrenalin hatte sie die Dunkelheit der Nacht bisher ignorieren können. Doch nun wo sie nichts tun konnte außer warten, kribbelte es in ihrem Körper. Auch wenn die natürliche Dunkelheit der Nacht besser war, da der Himmel ja meist noch einen sanft beleuchtete, unbehaglich war ihr dennoch. Doch sie hatte eine Aufgabe und sie kauerte sie, sprungbereit im Karren. Ein sanfter Lichtschein fiel zwischen die Bretter des Karren, kündigten die Golemdame dmait an. Momo starrte regelrecht durch die kleine Lücke und zählte leise in ihrem Kopf…1…2…3..4… und 5. Mercian war einige Schritte am Wagen vorbei und die Nymphe sprang. Sie sprang alles andere als lautlos, wie sie es sich gewünscht hatte und doch bog sie um die Ecke ab um die andere Seite des Hauses zu erreichen, ihr blieb nichts als rennen. Genau das tat sie auch, ihr Blick scannte während sie lief regelrecht die Umgebung und sie musste um nicht direkt von der Golemdame erwischt zu werden, ein neues Versteck finden, aus dem sie direkt wieder entwischen könnte. Wand, Zaun, Baum, Busch… nichts in das sie unauffällig verschwinden konnte, so wie in dem praktischen Karren…obwohl? Die Buschreihe die sich auf der einen Seite auftat war zumindest groß genug um sich zu verstecken, aber ob das ausreichen würde, sie sah kein direkten Feuerschein um sich, was nur bedeuten konnte das Mercy noch ein paar Schritte entfernt war, vielleicht genug um das sie das nicht kommen sah. Momo drehte also nach rehcts und steuerte auf einen der Büsche zu, mit einem halben Hechtsprung sprang sie Arme voraus in den Busch. Es raschelte und die Äste kratzten übers Momo Haut, was sie aber nicht weiter interessierte. Denn das was sie beschäftigte war das rascheln das sie ausgelöst hatte, indem sie einfach in das Buschwerk gesprungen war. Das war doch auffällig… sie knirschte mit den Zähnen und griff am Boden nach einem Stock, oder Stein. Tatsächlich wusste sie es nicht genau, denn sobald sie was gegriffen hatte warf sie es auf den Busch der nicht weit entfernt stand. Dort traf was auch immer sie genommen hatte raschelnd in den Busch. Vielleicht war das Ablenkung genug, denn nun hatten wenigstens zwei Büsche geraschelt, das gab doch eine gewisse Chance. Das stimmte zwar, aber nur aus einem Busch kam das aufgeregte Atmen von Momo, die zwar für das was sie ausgelöst hatte schnell einen Lösungsansatz gefunden hatte, in der Erschrockenheit darüber aber vergaß sich aufs ruhige atmen zu konzentrieren. Ob Mercy das auffallen würde, oder sie sich doch ablenken ließe? Oder hatte sie von vornherein gesehen wohin Momo verschwunden war, weil sie doch zu langsam war. Vermutlich würde die junge Nymphe das bald merken.
13Als Mercian das erste Mal mit einem Kind verstecken gespielt hatte, hatte sie dieses aus Gewohnheit beinah umgebracht. Es war einer ihrer ersten Aufträge gewesen und sie hatte die Mutter des Jungen verfolgt. Leider war ihr der Kleine immer wieder in die Quere gekommen. Um Kollateralschaden zu vermeiden, hatte sie ihn aufgefordert, mit ihr verstecken zu spielen. Das Kind hatte sich versteckt und Mercy hatte sie um die Mutter gekümmert. Anschließend hatte sie den Kleinen gesucht. Die Erinnerungen an ihr Training waren hochgekommen. Sie hatte oft Verstecken gespielt, wenn auch es eher ein Suchtraining gewesen war. Schatten, Geister, seltsame Wesen, die in dem Haus sich herumtrieben, hatte sie gesucht und je nach Auftrag ermordet. Entsprechend hatte sie sich ohne Nachzudenken mit diesem Ziel auf den Weg gemacht. Auch wenn sie keinen Instinkt besaß, handelte Mercy meist rein nach festen Abläufen. Das kostete sie die wenigste Energie und sie konnte sich auf andere Dinge konzentrieren. Am Ende hatte sie sich nur knapp davon abgehalten das Kind zu seiner Mutter ins Licht zu schicken und auch jetzt musste sie sich ins Gedächtnis rufen, dass es nur eine Übung war, bei der ihre Zielperson, die kleine Nymphe, nicht sterben sollte. Orwynn würde ihr das nicht so einfach vergeben, da war sie sicher, wenn sie sein Spielzeug nicht mehr ins Haus brachte. Ebenso wichtig gewesen war es dafür zu sorgen, dass Momo die Dinge, die Mercy ihr zuvor gesagt hatte, für sich behielt. In nächster Zeit würde sie sie im Auge behalten müssen, etwas, dass sich mit ihren Plänen für das Mädchen gut traf.
Mercy war um das Haus herumgegangen. Tarnung war nicht das, wofür sie geschaffen worden war, und so richtete sie ihre Konzentration ganz darauf, Momo zu finden. Ihre feinen Ohren zuckten bei jedem Geräusch. Beim Rascheln der Grashalme in der Nähe, als kühler Wind hindurchstrich. Beim Knacken eines Astes in der Ferne, dass ihr ohrenbetäubend laut erschien. Und das leise Atmen ganz in ihrer Nähe. Die Golem hatte gelernt, das Atem nachzuahmen, doch in solchen Situationen vergaß sie darauf. Entsprechend konnte das Geräusch nur von einer anderen Person kommen, wenn sich kein Eindringling hier herumtrieb. In beiden Fällen musste sie nachsehen. Mercy war einige Schritte vorbei, als sie diesen Entschluss faste. Keine Sekunde zu früh und doch zu spät. Es raschelte laut und als sie sich umdrehte, sah sie gerade noch Momos Rücken, der sich entfernte. Langsamer drehte sie sich um und folgte der Nymphe, die sich umsah. Dann verschwand ihr Körper, verschluckt von einem dichten Gebüsch, vor dem Mercy stehen blieb. Sie sah nicht hinein, zumindest nicht gut, doch sie konnte Momos schnellen Atem hören. Wie verletzlich die Menschen doch waren … Mit dem, was sie am Leben hielt und zugleich ihre größte Schwäche darstellte verrieten sie sich. Selbst Momo hatte diese Schwäche abbekommen. Die Golem hob den Fuß und trat das Gebüsch kurzerhand nieder, um sich über die Nymphe zu beugen und sie aus ihrem Versteck zu zerren. Sie schleppte sie am Kragen heraus und setzte sie am Weg, der um das Anwesen führte, wieder ab. „Ein guter Versuch“, lobt sie. „Zu Beginn hätte ein Mensch dich kaum gehört, wenn er von seinem eigenen Atem abgelenkt gewesen wäre. Allerdings bist du viel zu früh und zu laut aufgesprungen.“ Sie sah Momo streng an. „Du benötigst mehr Geduld, doch das ist nichts, dass man innerhalb von Tagen oder Nächte lernt.“ Mercy sah sich um, schwieg einige Momente, ehe sie wieder auf Momo hinabblickte. „Was denkst du? Hättest du dich besser verstecken können, hättest du mehr Zeit gehabt? Ich möchte, dass du dir mindestens drei weitere Verstecke aussuchst. Nimm dir solange du brauchst und sieh dir deine ganze Umgebung mit allen Sinnen an. Überlege, von welcher Seite aus dein Gegner kommt. Wie kannst du im Notfall am besten fliehen oder angreifen? Wie fällt dein Schatten, sollte er ein Licht benützen? Wo kommst du schnell hinein, am besten ohne dabei gesehen zu werden? Lass dir all das durch den Kopf gehen und zeig mir dann deine Auswahl.“
Noch immer schwirrte die Frage, wieso Mercy ihr etwas beibrachte, wenn es andere nicht gefiel in ihrem Hinterkopf. Jedoch wollte sie sich auch auf die gestellte Aufgabe konzentrieren, damit die Golemdame am Ende nicht entschied, ohne sie den Auftrag durchzuführen. Wenn sie es also für wichtig hielt, dass sie lernte sich zu verstecken, dann würde sie das tun. So war sie also in dem Busch gelandet und trotz ihres Ablenkungsmanövers, kam das helle leuchten der Golemdame auf sie zu. Momo wollte bereits aufspringen, doch der Bush um sie wurde niedergetrampelt und als sie den Kopf drehte wurde sie aus dem Gebüsch gehoben. Mit in der Luft baumelnden Beinen, hatte Mercian sie geschnappt, doch es drang kein Ton der Beschwerde über ihre Lippen. Ein weiterer Abschnitt der Lektion zum Thema verstecken wurde ihr vermittelt. Bei all den Informationen, die sie heute bekommen hatte, fing ihr Kopf langsam an zu schwirren. Wie hielt man eine Waffe, wie griff man am besten an, worauf musste man achten, welche Stellen wollte man treffen, um jemanden zu töten… sie musste sich so viel wie möglich davon merken. ”Ich denke das erste gewählte Versteck war schon mal in Ordnung. Ihr seid vorbei, so konnte ich aufspringen und entkommen, bevor ihr mich doch dort drin erwischt hättet. Ich habe jedoch nicht auf die Geräuschkulisse geachtet und anstatt hektisch aufspringen, hätte ich mich leise rausbewegen sollen, nehme ich an.” erklärte sie und fuhr dann fort, während der Blick der Golemdame streng auf ihr lag ”Ich werde die Zeit die ich nun habe nutzen” sagte sie und strich sich einmal über die Klamotten, an denen noch Blätter vom Busch hingen. Dann sah sie sich um.
Sie lief einmal um das Haus und suchte im Halbdunkeln nach einem guten Versteck: Das Adrenalin und die Konzentration auf die Aufgabe, sorgte dafür, dass ihr die immer mehr einkehrende Dunkelheit nicht allzu viel ausmachte. Ihr Blick wanderte einen Baum hoch der einen niedrige Astgabel und ein guter Blätterbewuchs hatte, sie stellte sich näher an den Baum, doch erreichen konnte sie die Astgabel nicht, zumindest nicht so. Von dort konnte man jedoch gut angreifen, falls man bemerkt werden würde. Licht würde sie vermutlich nur verraten, wenn sie helle Klamotten trug, wie gerade, aber bei grünen oder dunklen Klamotten würde das gehen, oder? Nur sie war eben nicht schnell hoch. Sie konnte versuchen, zu klettern und kurz darüber nachgedacht war sie auch dabei, doch sie fand kaum Halt an der Rinde, vielleicht wenn… sie zog den Dolch hervor, den sie noch bei sich trug und stieß ihn in die Rinde, sie drückte mit beiden Händen nach und zog sich dann daran hoch, so konnte sie mit etwas Hilfe die Astgabel erreichen und mit strampelnden Beinen zog sie sich die Astgabel hinaus. Sie nuschelte unverständlich vor sich hin und ließ sich dann langsam wieder hinunter, mit zwei kräftigen Rucken am Dolch hatte sie diesen auch schnell wieder in der Hand. Dann ging sie weiter herum und hielt beim Schuppen inne, in denen sämtliche Geräte zur Gartenpflege und anderes Zeug verstaut waren. Die Tür war ab ca. halber Höhe verglast. Sie würde schnell reinkommen und auch wohl unbemerkt, doch einfach dastehen wäre, sobald jemand Licht hatte zu auffällig. Aber was, wenn sie sich duckte?
Bisher hatte sie nicht drauf geachtet ob Mercian ihr folgte, doch egal, ob sie das tat oder nicht, Sie ging nun auf sie zu und meinte ”Entschuldigung, könntet ihr bitte kurz mitkommen und euch dort hinstellen ” sie deutete vor den Schuppen und öffnete leise die Tür um sich hineinzuwagen. Angestrahlt durch das Licht war sie sehr aufällig und sie sah nach hinten auf ihren Schatten. Dann veränderte sie ihre Position innerhalb des Schuppens und am Ende hockte sie in der vorderen Ecke, wo das Licht sich nicht erreichen konnte. Sie nickte erneut und schob sich dann aus dem Schuppen ”Dankeschön” murmelte sie und verbeugte sich leicht.
2 Verstecke hatte sie schon. Als Nächstes steuerte sie auf die Kutsche zu und begutachtte sie von allen Seiten. Die schmucke Kutsche stand quasi unberührt im Garten. Momo war sich nicht mal sicher, ob sie jene jemals im Einsatz gesehen hatte, oder ob es sich dabei nur um ein prunkvolles Objekt von Orwynns Sammlung handelte. Unter die Kutsche ginge schnell, aber man würde sie gut sehen… dann blieb ja nur in der Kutsche. Man konnte zu beiden Seiten hinaus, was ganz gut zum fliehen oder angreifen war, wenn man sich an die Ränder drückte oder die Vorhänge vorschob wäre Licht auch kein Problem mehr. Vielleicht war das hier die beste Auswahl, die sie kriegen konnte. Sie ging im Kopf alles durch auf das sie achten sollte, bisher waren ihre Verstecke nämlich nicht perfekt gewesen, erfüllten sie nicht immer alles so genau wie gefordert. War es bei diesem hier anders? Ganz sicher war sich die junge Nymphe nicht als sie zu Mercian zurückkehrte. ”Ich habe meine Auswahl getroffen, wenn ihr mir folgen würdet” begann sie und führte die Golemdame zum Baum ”Der Baum ist gut, um einen Überblick zu behalten, von dort kann man gut angreifen, wenn man natürliche oder dunkle Farben hat fällt man auch mit Licht durch die dichte Blätterkrone weniger auf, vermute ich zumindest. Jedoch brauch man etwas Zeit um sicher auf dem Baum zu gelangen, wenn es schnell gehen muss also keine gute Wahl. ” dann ging es weiter zum Schuppen. ”Der Schuppen ist leicht und leise zu erreichen, jedoch muss man sich geschickt positionieren, da man sonst durch Licht schnell aufgedeckt wird. Man kann sich in eine Ecke kauern, um das zu umgehen, jedoch ist ein schneller Angriff oder fliehen dadurch schwieriger, zumal wir nur die eine Tür haben. ” als Letztes machte sie vor der Kutsche halt ”Die Kutsche ist auch leicht und schnell zu betreten, wenn man sich in die Seite drückt oder die Vorhänge vorzieht ist man vor Licht geschützt und man kann zu 2 Seiten raus. Wenn man nur mit den Vorhängen arbeitet, nimmt man sich selbst die Sicht auf den Gegner.” sie seufzte leise als sie dann sagte ”Sie sind also leider alle nicht perfekt” etwas betrübt ließ sie den Kopf hängen, sie hatte sich wirklich bemüht, aber gab es überhaupt ein versteck das alles erfüllte, was die Golemdame forderte?
14Mercy nickte zustimmend. Momo riss sich besser zusammen als sie zu Beginn gedacht hatte. Sie wirkte viel zarter, war viel jünger und doch bemühte sie sich offensichtlich nach Kräften ihre Aufgabe gut zu erfüllen. Ob die Nymphe das jedoch selbst wollte, sie Orwynn und ihre Trainerin stolz machen wollte oder das ganze vielmehr mit Angst zu tun hatte, wusste sie nicht. Ihr war nur bewusst, dass Angst gefährlich war. Natürlich erreichte man damit was man wollte, es war eine Waffe, die man gut einsetzen konnte. Nicht umsonst wagte Mercy es nicht, gegen den Boss vorzugehen: Sie fürchtete die Konsequenzen. Dennoch war es ein zweischneidiges Schwert. Mercy wagte zwar nicht zu sich wehren, hatte allerdings begonnen im Hintergrund ihre Fäden zu spinnen. Zudem hatte sie festgestellt, dass Angst nicht nur Großmäuler zu Feiglingen machte. Angst machte auch Feiglinge zu Helden. Nein, sie hatte einen anderen Weg gewählt. Mercy ging es darum, gemocht zu werden. Die Zuneigung von anderen war viel tiefgreifender als Angst und hielt Menschen auch einfach davon ab einen Fehler zu begehen wie zum Beispiel die Seiten zu wechseln, wenn einem solch ein Angebot gestellt wurde. Auch aufgrund dessen würde sie Momo im Auge behalten müssen. Jetzt allerdings folgte sie der Nymphe nur bis vor das Haus und blieb in den Schatten davor stehen. Sie lauschte auf die Geräusche von Momos Schritten. Einige Male verharrten sie, mehrmals raschelte es, doch die Kleine schien ihre Aufgabe ernst zu nehmen. Mercy ließ ihr wie versprochen Zeit. Ihr war es gleich und wenn die Nymphe bis ins Morgengrauen suchen wollte, dann wäre es eben so. Nur vor ihrem Aufbruch sollte sie fertig sein.
Als Momo zurückkehrte, war weniger Zeit vergangen als sie erwartet hatte. Tatsächlich überprüfte die Nymphe nur etwas und wie gewünscht stellte Mercy sich vor den Schuppen. Interessiert sah sie zu, wie die Kleinere darin verschwand. Als sie zurückkehrte, hielt Mercy sich zurück, ihr etwas zu sagen. Sie wollte zuerst sehen, was Momo alleine schaffte, ehe sie mit ihr sprach. Die Golem blieb stehen wo sie war und wartete ab, bis Momo zu ihr zurückkehrte. „Ich bin gespannt“, meinte sie tatsächlich ehrlich und folgte der Jüngeren zu ihrem ersten Versteck. „Über die Kleidung sprechen wir noch, doch der Überblick ist ein wichtiger Punkt. Wenn du im Team arbeitest, dann kann sich einer von euch an solch Orten verstecken und die Situation überwachen, um Notfalls einzugreifen.“ Das zweite Versteck war der Schuppen, den Momo ihr bereits gezeigt hatte. „Merk dir folgende Dinge. Es ist nicht nur wichtig für diesen Auftrag, es kann dir dein Leben retten. Wenn du nicht kämpfen kannst, dann flieh. Wenn du nicht fliehen kannst, verstecke dich. Wenn du dich versteckst und von dort aus nicht entkommen kannst, dann muss dein Versteck so gut sein, dass dich niemand dort finden kann. Im Notfall kann es der Schuppen tun, um sich kurz wegzuducken und die Gegner vorbeilaufen zu lassen. Vor allem wenn es mehrere sind, so kannst du sie trennen, indem nur ein Teil von ihnen in den Schuppen geht und die anderen dich draußen suchen.“ Das letzte Versteck war die Kutsche, die schon dastand, als Mercy noch so jung gewesen war wie die Nymphe, die ihr diesen Ort mit Vor- und Nachteilen erklärte. „Das mit der Sicht mag ein Hindernis sein, korrekt. Allerdings besitzt du auch andere Sinne. Wenn du jemand siehst, steigt die Chance, dass auch er dich erkennt. Du kannst allerdings auch lauschen, auf Schritte und Stimmen.“ Langsam nickte sie und drehte sich dann um. „Komm, gehen wir zurück. Einige Dinge besprechen wir noch, dann beenden wir das Üben für heute.“ Mercy kehrte mit der Nymphe zurück in den Speisesaal. „Wenn wir damit fertig sind, gehst du essen, schreibst alles wichtige auf, das du heut gelernt hast und legst dich an Schlafen. Du musst morgen fit sein.“ Zusammen erreichten sie den Ausgangsraum und Mercy hob das Buch auf und hielt es Momo hin. „Wir werde uns morgen mit deiner Kleidung beschäftigen, zieh zu Beginn das an, was du für praktisch hältst. Was du noch aufschreiben solltest ist das Thema Hinterausgänge. Ein Ausgang ist immer ein Eingang. Du solltest die Wege in und aus Räumen immer kennen, um zu fliehen oder um mit Gegner zu rechnen.“ Dann winkte sie mit der Hand. „Jetzt geh, ich erwarte dich hier morgen früh wenn die Sonne aufgeht.“
Momo hatte keine Angst, im Gegenteil sie hatte wohl eher zu wenig davon. Ihre fleißige Art, war für sie etwas Natürliches, so wie das atmen. Für sie war es normal sich anzustrengen, die Quest vor alles andere zu stellen und alles zu tun, was ihr möglich ist. Sie kannte es nur so und da sie sich mit anderen meistens nur innerhalb eines Auftrages auseinandersetzte, bekam sie zwar einige Einflüsse von anderen mit, doch niemand bekam die Gelegenheit so einen Eindruck zu hinterlassen wie Orwynn es getan hatte. Auch vor möglichen Strafen bei einem Misserfolg hatte sie keine Angst. Wenn sie versagte, gehörte diese Konsequenzen dazu, ja tatsächlich wunderte sie sich eher darüber, wie nachlässig manche, denen sie begegnete, mit dieser so simplen Regel umgingen. In Momo steckte vieles, vieles, was man ihr nicht direkt ansah.
Wie üblich nahm sie also die Aufgabe ernst und zeigte Mercy dann ihre 3 gewählten verstecke. Sie meinte zu verstehen, wieso es wichtig war sich zu verstecken oder schnell wegzukommen, natürlich, falls sie einer sah, mussten sie möglichst ungesehen entkommen. Ein erneuter Informationsregen prasselte auf Momo ein und in ihrem Kopf rasten alle Informationen durcheinander, während sie versuchte alles für sich zu sortieren. Daher nickte sie wieder nur, bemüht aufmerksam zu lauschen, doch Rückfragen zum Thema Verstecke stellte sie nicht. Alle Sinne verwenden… in Schuppen nur kurz wegducken… nicht den Arm um mich legen lassen… Kehle anzielen ging sie innerlich durch, als sie Mercy durch die Nacht zurück zum Haus folgte.
Sie erhielt ihre Anweisungen und nahm das Buch entgegen, das sie selbst hergebracht hatte. ”Jeder Eingang ist auch ein Ausgang und umgekehrt!” wiederholte sie und machte dann eine leichte Verbeugung vor Mercian. ”Ich danke euch für die ganzen Unterweisungen. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um den Auftrag zum Erfolg zu verhelfen!” versicherte sie noch ehe sie sich etwas zu Essen holte und sich auf den Weg in ihr Zimmer machte. Sie brachte das Buch dorthin zurück, wo sie es herhatte und setzte sich an ihren Tisch, um sich zu notieren, was sie heute gelernt hatte. Sie deutete Zeichnungen an und schrieb über Dolche, Angriffe, Schwachpunkte, Ablenkungen, Verstecke und Hinterausgänge. Tatsächlich saß sie noch eine ganze Weile dort um sich vorzubereiten. Sichtlich erschöpft und mit schwirrenden Kopf ließ sie sich schlussendlich ins Bett fallen. Morgen ist ein wichtiger Tag, ich darf nicht versagen…
—----- Am nächsten Morgen —-----
Der nächste Morgen kam schnell und der erholsame Schlaf, war unruhig und angespannt gewesen. Durch Mercians Reaktion war Momo sich sicher, das hier war keine einfache Mission, wie jene, die sie jeden Tag absolvierte. Das hier war wichtiger und schwieriger so ganz ohne auf ihre Magie zurückgreifen zu können. So stand sie im Speisesaal, früh morgens, wie von der Golemdame erwartet.
Sie hatte sich für eine kurzhaarige Frisur entschieden und trug die Haare ansonsten ähnlich hochgesteckt, wie man es kannte. Ein einfaches dunkelblaues Kleid mit weißem Kragen und langen Ärmeln trug sie mit einer hellblauen Leggins. Über ihren Arm lag ihr roter Mantel und neben ihr auf dem Tisch lag der Dolch und Kampffächer. Eine Tasse Tee stand neben ihr und Momo steckte mit der Nase in ihren Notizen, während sie regelmäßig den Kopf hob, da Mercian jederzeit um die Ecke kommen konnte. Noch war Momo von einer seltsam ruhigen Anspannung erfüllt. Diese lag fast greifbar in der Luft und doch war es ruhig im Speisesaal. Die Nymphe war konzentriert…sie war bereit…oder sie musste es sein. Also würde sie es sein müssen…sie hatte ja quasi keine Wahl.
15Mercy war zufriedener mit Momos Fortschritt als sie dieser zeigte. Zuhause in Orywnns mehr als vier Wänden fiel die Freundlichkeit wie eine Maske von ihr ab. Nur noch kriechen musste sie vor ihm, doch bei der Nymphe war selbst das nicht notwendig. Es war eine der seltenen Situationen, in denen die Golem fast schon sie selbst sein konnte, sofern es ein ‚sie selbst‘ überhaupt gab. Damit verbunden war Mercy streng mit Momo ins Gericht gegangen, als sie dieser einen Crashkurs über das Leben verpasst hatte. Ein paar lobende Worte hatte sie geschafft, immerhin hatte Momo sich gut geschlagen, dafür, dass sie mit all dem wenig Erfahrung hatte. Nicht nur die Nymphe war in der Nacht beschäftigt gewesen Mercy war lange wach gewesen, hatte auf dem Bett gesessen, dass in ihrem alten Zimmer stand, und nachgedacht. Unvorbereitet zu sein war für sie eines der schlimmsten Dinge und so war sie im Geist verschiedene Situationen durchgegangen. Komplikationen, die es geben könnte und wie sie damit umgehen sollten. Mercy hatte beschlossen, sich so gut wie ganz im Hintergrund zu halten, das hieß, das Momo dem Mann den Brief abnehmen musste. Sollte er aber nicht alleine kommen, so würde sie sich um den Zeugen kümmern müssen. Es bereitete der Golem keine Freude, vor allem weil es Zeit in Anspruch nahm und riskant war, doch es war ungemein wichtig, nicht entdeckt zu werden. Es gab nicht allzu viele brennende, über zwei Meter große Wesen in dieser Welt und ihr Gesicht war dank der Zeitschriften manch einem schon untergekommen. In erster Linie half das auch, da die Menschen, wenn sie sie als Mitglied von Fairy Tail erkannten, ihr mehr Vertrauen entgegenbrachten. Wenn sie aber erwischt wurde, verkomplizierte es die Sache stets. Weiters hatte sie sich mit der Fahrt beschäftigt. Es gab keine direkte Zugverbindung. Sie würden sich eine Kutsche besorgen müssen und diese entweder selbst lenken, einen Fahrer von Orwynn mitnehmen oder den Kutscher im Nachhinein ebenfalls erledigen müssen. Vielleicht könnten sie auch ihm die Schuld in die Schuhe schieben? Mercy gefiel der Gedanke.
Früh morgens, die Sonne streckte ihre ersten Strahlen erst zögernd über den Horizont, war Mercy bereits auf den Beinen. Von Orwynns Diener bestellte sie ein stärkendes Frühstück für ihre Schülerin und nahm dieses mit. Mit einem Teller mit warmen Brot und Marmelade betrat sie den Speisesaal. Zufrieden entdeckte sie Momo, die bereits mit einem Buch auf sie wartete. Mercy stellte ihr den Teller vor das Gesicht. „Hast du dich gut erholen können?“, fragte sie statt einem Guten Morgen und deutete auf das Essen. „Hier, stärk dich. Wir werden später noch einmal Essen und dann aufbrechen, aber ob du ein Abendessen bekommst, kann ich dir nicht versprechen. Außerdem musst du essen, um stärker zu werden.“ Mercy nahm ihrerseits der Nymphe gegenüber Platz und musterte deren Erscheinungsbild aufmerksam. „Das Kleid ist eine gute Wahl. Für das Wetter und unseren Zielort wäre ein Mantel mit weniger intensiver Farbe angemessener. Etwas in dunklem Silber, mit dem du nachts nicht zu sehr auffällst. Und ohne Stichereien an den Ärmel, die im Licht blenden und die Aufmerksamkeit auf deine Hände lenken. Welche Waffen hast du dabei und wo trägst du sie? Und wie planst du sie einzusetzen?“ Ihren Fragen folgen zog sie selbst das Foto, das Orwynn ihr gegeben hatte, aus der Tasche ihres dunklen Mantels und reichte ihn der jungen Nymphe. "Hier, behalte den Zettel. Präge dir das Gesicht gut ein und nimm ihn mit. Das Büchlein können wir zu Hause lassen." Sie deutete auf Momos Notizbuch. "Wir wollen es ja nicht verlieren.
In Momos Kopf wirbelten die Informationen und alles, was sie gelernt hatte, während sie in ihrem Notizbuch nachlas, was sie sich notiert hatte. Mercian forderte sie, auf eine ganz neue, andere Art und Weise. In ihrem Kopf entstanden auch neue Überlegungen, verhielt sie sich denn manchmal nicht wie ein Mensch? Wieso könnte der andere ihr den Arm um die Schulter legen wolle, ja manchmal kamen andere einem näher, aber sie überbrachten ja nur eine Nachricht. Wenn sie gesehen wurden, mussten diejenigen dann auch getötet werden? Sollten diese dann auch gefunden werden? Bei den ganzen Fragen, die sie noch hatte, fühlte sie sich weniger vorbereitet, als sie vermutlich war. Versunken in ihren eigenen Notizen nahm sie Mercian nicht direkt wahr. Erst als sie nach ihrer Tasse griff und dadurch einen Augenblick innehielt, hörte sie Schritte hinter sich. Also drehte sie den Kopf und sie nickte auf die Frage ohne zu zögern. Das sie weniger geschlafen hatte als sonst oder dass sie sich unbehaglich bei dem Gedanken fühlte, diesen Auftrag ohne ihre Magie lösen zu müssen erwähnte sie nicht. Denn das war nicht das, was von ihr erwartet wurde. Die Nymphe zog den Teller zu sich und nahm das Brötchen und biss einmal ab. ”Ich habe mir alles notiert und ein Outfit zusammengestellt” sagte sie und während Mercy sie musterte und ihr Aussehen kommentierte, beschäftigte sie sich damit, mit kleinen Bissen ihr Brot zu essen. Die süße Marmelade war wie Balsam auf ihrer Zunge, hatte sie doch einen scharfen Tee mit Ingwer vor sich stehen. Extra so gewählt, um wach zu werden, damit sie direkt mit allen Sinnen aufmerksam sein würde.
”Ich…also…” begann sie leicht zu stammeln und sah dann betreten auf ihr angebissenes Brötchen, als Mercian fertig mit ihrer Beurteilung war. ”Ich hab keinen anderen Mantel” gestand sie dann leise. Tatsächlich hatte Momo nicht allzu viele Sachen, einige Basic Ausstattung an Shirts, Pullovern, Röcken und Hosen. Immer wenn sie etwas gebraucht hatte, hatte Orwynn das für sie besorgen lassen und bisher hatte der eine Mantel immer ausgereicht. Ihr war nie bewusst gewesen, dass es eines Tages wichtig sein könnte, mehrere Mäntel zu haben. ”Ich habe zwei Sachen dabei…” sie legte den Dolch und den Kampfächer auf den Tisch und sagte ”Ich würde beides mitnehmen, den Dolch kann ich im Ärmel verstecken und der Kampfächer passt in die Manteltasche, wenn ich beides auf je einer Seite habe, kann ich agieren, egal auf welcher Seite sich die Zielperson befindet” bei den Worten klang sie wieder etwas sicherer, immerhin gehörte das zu dem Plan und den Überlegungen die sie sich am Vorabend bereits gemacht hatte.
Dann streckte sie die zarten Finger zum Zettel aus. ”Das ist unsere Zielperson?” fragte sie und musterte die Gestalt, im Versuch sich Details einzuprägen. ”Okay, ich fasse zusammen. Wir treffen uns mit der Zielperson, er möchte uns einen Brief überreichen und erwartet uns. Der Auftrag lautet das die Zielperson ausgeschaltet werden soll, das ganze muss ohne Magie und ohne Zeugen passieren. ” Sie biss wieder von ihrem Brötchen ab, als wäre dies hier gerade ein nettes Morgengespräch und nicht die Planung eines Mords. Doch für Momo war dies ein Auftrag, wie jeder andere auch. Vielleicht schwieriger, mit mehr Vorgaben…also im Grunde war es für sie ein normales Morgengespräch. Aufträge von Orwynn wurden erfüllt, egal was es war. So war nun mal die Regel. ”Ihr werdet da sein, aber nicht eingreifen. Ich muss die Aufgabe erfüllen. Die Leiche soll gefunden werden und den Brief bringen wir zurück hierher, um ihn Orwynn zu übergeben” Sie nickte leicht als sie fertig war, das müsste alles gewesen sein. Sie blickte nochmal in ihre Notizen udn wnen Mercy einen Blick dort hineinwarf, fand sie Aufzeichnungen zum Umgang mit den Waffen, sowie Notizen darüber, wie man gute Verstecke fand und weitere Stichpunkte. Eine kleine Zeichnung von einem Menschen war zu sehen, wo sie Stellen markiert hatte, wo es gut wäre anzugreifen. Darunter stand in Farbe: Ablenkung der Zielperson kann helfen, den gewünschten Zielort leichter zu erreichen. Die Nymphe schien sich tatsächlich Mühe gemacht zu haben beim notieren der ganzen Sachen, die sie gelernt hatte, sie nahm ihre Aufgaben eben ernst. ”Das mit dem Abendessen ist kein Problem, der Auftrag geht selbstverständlich vor!” fügte sie noch hinzu, da Mercy ja etwas derartiges erwähnte. ”Ich bin jederzeit bereit! Ist es ratsam, früher zum Zielort aufzubrechen? Wissen wir schon, wo genau das Treffen stattfindet. Um keine Zeugen zu haben wäre ein weniger gut besuchter Ort ratsam, oder? Ein Gasthaus oder Laden ist also ungeeigneter als eine Gasse vielleicht? ” überlegte sie laut, nachdem sie wieder ins Buch blickte. Wieso waren denn noch so viele Fragen offen, wo sie doch gestern schon so unglaublich viel gelernt hatte? Hoffnungsvoll wurde die Feuergolemdame angesehen, jene war erfahrener als sie und hatte hoffentlich auf all jene Fragen passende Antworten.
16Mercy beobachtete die Nymphe. Sah sie sie nicht, oder tat sie nur so – vertieft in ihre Notizen? Doch Golem sagte dazu nichts. Wenn Momo nur ein Stück weit Emotionen hatte, hatte sie vermutlich genug mit sich selbst zu tun. Bei ihrem ersten Mord war Mercy jung gewesen, keine zehn Jahre aber damit immer noch älter und vor allem vorbereiteter als ihr Lehrling. Für sie war es von Beginn an klar gewesen, dass es dazu kommen würde, und sie hatte alles aufgesogen, was sie hatte lernen können. Und obwohl sie wenig, noch weniger Gefühle gehabt und gezeigt hatte als jetzt, hatte sie keine Erfahrung gehabt. Die Theorie in die Praxis umzusetzen war etwas, das selbst sie stark beschäftigt hatte. Nicht etwa, weil sie Reue empfand, sondern weil sie befürchtet hatte, einen Fehler zu machen. Sie hoffte für die Nymphe, dass diese keine Reue empfand. Mercy nahm Platz und reichte der Jüngeren ihre Frühstück. Sie betrachtete Momos Outfit. Es war süß, zumindest hätten die Menschen daran nichts auszusetzen gehabt. „Dann werden wir uns darum kümmern, dir einen zu besorgen.“ Sie ließen schon vieles schleifen, schnitten Themen im Zeitdruck nur an. Nicht gut. Es war nur der antrainierten Geduld zu verdanken, dass sie Momo nicht drängte, noch eine Übungseinheit abzuhalten. So nickte sie zustimmend, als die Jüngere ihre Waffen vorstellte. „Halte dich an das Messer, wenn möglich und schaue, dass du so stehst, dass du es verwenden kannst. Damit haben wir mehr geübt.“ Hoffentlich würde sie es nur nicht zu offensichtlich machen. Manchmal musste am mitspielen, etwas, das der Nymphe sicher bald leichter fallen würde als der einem gewissen Ablauf folgenden Golem, die von Überraschungen leicht aus der Bahn geworfen wurde.
Mercy reichte Momo nun das Bild, das sie am Vortag vom Boss erhalten hatte. „Ja. Im besten Fall wird er alleine sein und bleiben. Ihn zu erkennen sollte kein Problem sein.“ Sie lauschte der kurzen Widergabe der Kleineren, währende diese ihr Frühstück verzerrte. Immerhin schien sie den Appetit nicht dadurch zu verlieren, dass sie gerade einen Mord planten. Richtig. „Auch darum ist es besser, auf deine Magie zu verzichten. Wir dürfen nicht riskieren, dass der Brief nass und unleserlich wird“, schärfte sie ihr die Nicht-Magie Regeln noch einmal ein. Der Inhalt war wichtig, auch wenn sie ihn womöglich nicht erfahren würden, musste er heil und vollständig bei Orwynn ankommen. Dafür hatten sie Sorge zu tragen. Zufrieden sah sie zu, mit welchem Ernst Momo aß und ihre Notizen durchlas. „Falls unser Ziel nicht alleine kommt, werde ich dir helfen. Dein Ziel wird der Mann sein, wenn du ihn getroffen hast, dann weich zur Seite aus und ich kümmere mich um den zweiten“, schloss sie ihr kurzes Gespräch mit einer letzten Erklärung und erhob sich. „Noch Fragen? Wenn, dann können wir diese leise auf unserem Weg klären.“ Momos Vorschlag zauberte ein stolzes Lächeln auf Mercys Gesicht und sie erhob sich und warf sich den dunklen Mantel um, um ihre Gestalt ein wenig einzudimmen. „Ja, wir werden uns vor Ort umsehen und dir einen Mantel besorgen.“ Sie deutete Momo, ebenfalls aufzustehen. „Dann los, gehen wir. Lass uns auf eine Shoppingtour nach Oak Town fahren.“
Mercy ging vor, um sich mit der Nymphe auf zum Bahnhof zu machen. Es wurde Zeit, sich auf den Weg zu machen. So öffnete sie die Türe und ließ Momo vorgehen. Dann folgte sie ihr in die kühle, nach regen riechende Luft.
Viele Lektionen, viele Aufträge und einige Erlebnisse hatten Momo dahin gebracht, wo sie heute war. Sie war genügsam, obwohl ein innerer Drang sie dazu Antrieb, sich jeden Tag neu zu bemühen. Denn auch wenn es sie es nicht offensichtlich zeigte, sie hatte Wünsche, sie hatte Träume. Eine ganz eigene Motivation stark zu werden, sie tat das alles nicht nur für Orwynn, sondern auch für sich selbst. Sie hatte viele verschiedene Leute getroffen während ihrer Aufträge und das hat ihr Blickwinkel eröffnet, die sie ohne diese Treffen vermutlich nie bekommen hätte.
Da waren Charon und Mercy zum Beispiel, die ihr in ganz unterschiedlichen Situation eine doch so ähnliche Lektion beigebracht hatten. „Wenn du Verantwortung übernehmen und stark sein willst, musst du erst darauf achten, was du aushalten kannst... und was zu viel ist“ hatte der Weißhaarige Magier gesagt, der ihr bis heute noch so klar im Kopf geblieben ist. In einem anderem Zusammenhang hat die Feuergolemdame gesagt “Das wichtigste ist, dass du überlebst. Solange du das gewährleisten kannst, kannst du dir helfen.” Zuerst hatte sie nicht verstanden, was damit wirklich gemeint war, auch wenn sie es ziemlich kurze Zeit danach am eigenen Leib gespürt hatte. Diese Lektion war wichtig, gehörte zum stark sein dazu und es war etwas das nicht Orwynn ihr beigebracht hatte. Sie hatte auch Momente wo eine angenehme Wärme sich in ihr ausgebreitet hatte, wo sie sich ganz anders fühlte, bis heute konnte sie nicht richtig beschreiben, wieso diese Momente für sie etwas Besonderes waren. Dazu zählte das Treffen mit dem Skinwalker, Temujin. Der sie gefunden hatte als sie sich verlief, ihr half und mit ihr Tee getrunken hatte. Seit diesem Treffen war Aryra bei ihr und die beiden waren gute Freunde geworden. Oder das erste mal shoppen gehen, wo Alita sie begleitet hatte. Diese Momente waren anders und Momo sehnte sich nach mehr Begegnungen dieser Art, ohne zu verstehen wieso. Sie hat sogar eine andere Nymphe getroffen. Dieses Gefühl, nachdem sie sich sehnte, hatte sie bei Orwynn nie.
Das alles brachte sie hier her. Die letzten Aufträge waren alle erfolgreich gewesen. Unermüdlich hatte sie Auftrag nach Auftrag bearbeitet. Sie hatte an sich gearbeitet, um widerstandsfähiger zu werden, um Verantwortung übernehmen zu können. Sie hatte kämpfen gelernt, auch ohne ihre Magie. Sie war stark geworden und sie wollte noch mehr erreichen. Sie wollte eines Tages so stark sein wie Charon, der nach Orwynn der stärkste Magier zu sein schien, den sie kannte. Aber um das zu erreichen, musste sie reisen, sie wollte den Westen und Süden erkunden, den sie bisher nicht gesehen hatte. Um zu lernen, denn wenn sie noch stärker wurde, durfte sie vielleicht wie die anderen in eine Gilde. Sie wollte sich beweisen… Orwynn würde das verstehen, oder? Er würde auch sehen, wie weit sie schon gekommen war, was sie alles erreicht hatte.
Momo stand zögernd in einem der Gänge des großem Hauses. In ihrer Hand hielt sie ihr Notizbuch, das sie fleißig führte, um ihre Fortschritte zu dokumentieren. Ihre Haare waren in einen einfachen Zopf zusammengebunden und sie trug eins der Kleider, die sie von Alita geschenkt bekommen hatte, ein einfaches weiß-blaues Kleid mit hellblauer Schleife. Sie war adrett gekleidet und ansehnlich, wie man es von ihr gewohnt war, nur der Ausdruck in ihrem Gesicht war anders als viele es kennen würden, denn Nervosität lag in ihm. Die Nervosität die sie sonst so gut herunterschlucken konnte und vor anderen verbarg, um keine Bürde zu sein. Doch dieses Mal konnte sie das nicht unterdrücken. Sie hatte gehört, wie Orwynn vor kurzem nach Hause gekommen ist und sie musste die Chance jetzt nutzen, bevor es wieder zu spät dafür da. Denn momentan war er wohl sehr beschäftigt, oder zumindest wirkte es so. Tatsächlich war er nicht wie üblich in den Saal verschwunden, in denen die anderen und manchmal auch sie gerufen wurden, sobald es einen Auftrag von Orwynn persönlich gab. Tatsächlich wusste Momo wohl am wenigsten, was für eigene Pläne der Magier verfolgte. Bis heute war ihr nicht bewusst, dass sie ein Unfall war, ein Forschungsobjekt, das es zu untersuchen galt und was nützlich war. Nein, in ihrer ganz eigenen Vorstellung war es Orwynn wichtig, dass sie stärker wurde. Weil er wollte das sie auf dieser Welt bestehen konnte, weil er wollte das sie, sie stark wie die anderen wurde. Sie wurde nicht gehalten durch Angst vor Bestrafung oder durch den Diebstahl lebenswichtiger Organe. Sie blieb, weil sie sich beweisen wollte, ihn zeigen wie viel sie lernte, damit er stolz sein konnte sie erschaffen zu haben. Sie hatte ein Pflichtbewusstsein, weil auch er schon viel für sie getan hatte. Und nun, nun war es an der Zeit.
Sie rückte sich nervös die Schleife ihres Kleides zurecht und folgte dem Weg den Orwynn eben gegangen war. Sie hielt inne und nahm einen Atemzug, ehe sie durch das Portal lief, das sich vor ihr auftat. ”Verzeiht die Störung”sagte sie sogleich und verbeugte sich, sogar etwas länger als sonst. Dann sah sie auf und ihr Blick war hoffnungsvoll. ”Aber ich habe ein Anliegen, das ich euch gerne vortragen würde”Momo drückte die Hände in die Hülle ihres Notizbuches während sie Orwynn Zeit gab zu reagieren. ”Es dauert wirklich nicht lange…”
Momo? Der als Frage ausgesprochene Namen der Nymphe ließ keinen Aufschluss darüber, ob der Schwarzmagier von der Anwesenheit der Nymphe in dieser Kammer ihn überraschte oder nicht. Der Raum, in dem die beiden sich gerade alleine befanden, war nicht sonderlich groß. Ein großer Tisch stand im vorderen Drittel. Es war die Art von Tisch, um die man sich Feldherren und Generäle vorstellen konnte, die auf Landkarten blickten, um eine Schlacht zu planen. Und tatsächlich fand das wachsame Auge eine Karte auf diesem Tisch, sie zeigte jedoch anstelle eines Schlachtfeldes das Königreich Fiore. So manche Stelle darauf war fein säuberlich mit verschiedenen Symbolen markiert - alle in tiefroter Tinte geschrieben. Hinter dem Tisch nahmen Schränke und Regale den Rest des Raumes ein. Die Schriftstücke, Bücher, Manuskripte, Ordner, Gesprächsabschriften, Berichte und Notizen, die sich darin befanden, waren akribisch beschriftet, sortiert und kategorisiert. Natürlich wäre es ein törichtes Vergehen und ein schändlicher Verrat, ohne die Erlaubnis Orwynns dort zu stöbern oder gar zu spionieren. Ohne sich zu Momo umzudrehen, legte der Schwarzmagier eine Schriftrolle, die höchst altertümlich und vom Zahn der Zeit schon brüchig und zerschlissen aussah, auf dem Tisch ab. Seine rauen Finge breiteten das staubige Pergament auf der glatten Holzfläche aus. Alte Runen waren darauf zu sehen - scheinbar unentzifferbar, selbst für die gelehrtesten der Gelehrten. Eine Code vielleicht?
Als die kleine Nymphe offenbarte, mit einem Anliegen zu Orwynn zu kommen, ließ der Schwarzmagier von seiner neu errungenen Lektüre ab und drehte sich langsam und getragen zu Momo um. Neugierde stand ihm in die schmalen Augen geschrieben. Wie ein Forscher, dessen Experiment gerade eine ungeplante Wende vollführte, sah der Magier Momo durchdringend an - als könne er direkt in ihre Seele blicken. Er ließ sie warten. Nur ein paar Sekunden, aber lange genug, dass eine Stille zwischen den beiden aufkam, die die meisten Menschen als unangenehm empfinden würden. Ein einzelnes Wort durchschnitt das Schweigen. Sprich. Orwynn war kein Mann von vielen Worten. Sich kurz zu halten war eine Qualität, die Momo hoffentlich ebenfalls besaß, denn schließlich war Orwynn Zerox ein geschäftiger und beschäftigter Mann, dessen größter Feinde zumeist die Zeit zu sein schien. Doch einige Augenblicke würde er heute für Momo entbehren können. Einige wenige.
”Ja!” formulierte die jungte Nymphe auf die fragende Formulierung ihres Namens, als sie sich an den Rand des Raumes platzierte, um nicht großartig im Weg zu sein. Immerhin konnte sie sich nicht sicher sein, wie beschäftigt Orwynn am Ende wirklich war. Orwynn war dem großen Tisch zugewandt, auf dem er ein Pergament ausbreiten. Momo stand dort, das Notizbuch in einer Hand, die andere darüber gefaltet. Sie ließ einen flüchtigen Blick über das Pergament streifen, auf denen sich Zeichen unbekannter Natur oder Sprache befanden. Ob sie eines Tages Orwynn bei seinen Forschungen zu magischen Artefakten direkt unterstützen durfte? Sobald sie sich bewiesen hatte?
Sie erklärte ihre Anwesenheit und erst da reagierte Orwynn wirklich auf sie, drehte sich um und sah sie mit einem neugierigen aber durchdringenden Blick an. Die gleiche Neugierde stand auch oft in Momos Augen, wenn sie die kleinen Wunder der Welt sah, doch ihr Blick war meist liebevoller, freundlicher. Doch es war nichts was Momo störte, denn sie war Orwynn Blicke gewöhnt, immerhin war er eine gewisse Zeit lang ihre einzigste Bezugsperson. Je mehr sie auf Aufträgen war und andere kennenlernte, desto weniger Zeit schien Orwynn in letzter Zeit zu haben, umso wichtiger ihm zu zeigen, dass sie ihre Aufgabe nicht vergaß. Momo schwieg und erwiderte den Blick gewissenhaft, während etwas in ihr flatterte vor Nervosität. Ein befremdliches Gefühl, das sie nicht gut zuordnen konnte, doch das war gerade auch nicht wichtig. Denn während sie einen Herzschlag dieses nervöse Flattern überdeutlich in sich spürte, folgten nun die Worte von Orwynn und Momo öffnete den Mund. ”Ich bin stärker geworden, aber sicher noch nicht genug. Ich möchte weiter kommen und ich denke, dass kann ich nur erreichen, wenn ich frei reisen kann für eine gewisse Zeit.” begann sie und klang dabei beherrschter als sie sich fühlte ”Damit ich danach bereit bin. Einer Gilde beitreten kann und genauso stark durchs Leben kann wie die anderen.” Sie schluckte und klappte ihr Buch auf, fein säuberlich waren dort drin Listen geführt von jedem Auftrag den sie erfüllt hatte, Lernotizen, Dokumentation ihrer Fortschritte. Sie öffnete es und blätterte hindurch, bereit es Orwynn auszuhändigen, wenn er es prüfen wollte. Gin, Quentin, Alita und Mercy sie alle waren stark, in Gilden und das wollte Momo auch. Sie wollte mehr über sich selbst und andere Nymphen erfahren, die Welt sehen. Andere Magier treffen, andere Wesen kennenlernen...so sein können wie die anderen.
Sie vertraute auf Orwynn und seine Ansichten, die ganze Zeit hatte sie gedacht er würde ihr schon sagen wenn sie bereit war, doch etwas in ihr wollte nicht mehr warten. Nein, sie wollte das er sie ansah und sah wie stark sie geworden war, dass er stolz war. Vielleicht war Orwynn für die Nymphe ja wirklich so etwas wie eine Vaterfigur, ohne dass sie es selbst so bewusst wahrnahm. Seit sie nun seit ca. 1 Jahr in die Welt durfte, war sie stets in einem Auftrag unterwegs, trainierte und lernte in die Welt der Menschen zu passen. Dennoch hatte sie längst nicht alles gesehen West-Fiore war ihr gänzlich fremd und Süd-Fiore mittlerweile auch. Sie wusste das sie damals nicht soweit war, sie wusste das Orwynn Recht hatte…doch seitdem war Zeit vergangen. Denn sie hatte sich enorm verbessert und das würde er auch sehen, oder? ”Deshalb möchte ich euch um die Erlaubnis bitten genau dies tun zu dürfen” sie verneigte sich leicht und als sie den Blick wieder hob, schimmerte ein Funken in ihren Augen, den man so nicht kannte. All die Begegnungen mit anderen hatten sie geformt und etwas ausgelöst. Was sie am Ende hier herbrachte und sie zum ersten Mal eine wirkliche Bitte an Orwynn wenden ließ. Alles andere, all die Artefakte die sie besaß waren immer für die Aufgaben die sie zu erledigen hatte. Nur im ersten Jahr hatte sie einiges erhalten, als noch alles für sie neu war, das erste Jahr, indem Orwynn mit ihr hier her gereist war. Seitdem hatte sie nie direkt um etwas gebeten, bis auf heute, hier und jetzt.
Orwynn ließ Momo ausreden und hielt ihrem Blick und ihrem Vorschlag beinahe regungslos, doch aufmerksam stand. Die Bitte, die die Nymphe an den Schwarzmagier herantrug, war die erste gewesen, die Momo je geäußert hatte. Und sie entsprang sicher der natürlichen Entwicklung dieses durchaus unnatürlichen Geschöpfes, das Orwynn vor sich stehen hatte. Ein jedes Küken müsste das Nest einmal verlassen, so war es der Lauf der Dinge.
…oder?
Um zu beweisen, wie stark sie mittlerweile geworden war und wie viel sie gelernt hatte, hatte Momo Notizen und Aufzeichnungen gemacht. Eine gute Angewihnheit. Die Beweise für ihre Entwicklung und ihre Fortschritte hatte sie zu Papier gebracht und war nun bereit, sie ihrem Erschaffer zu präsentieren. Langsam streckte Orwynn seine Hand nach dem Notizbuch aus, das das Momo ihm entgegenhielt. Doch anstatt es zu ergreifen oder genauer zu betrachten, schloss er es in den Händen der Nymphe. Was darin stand, schien ihn nicht zu kümmern. In diesem Haus hat ein jeder eine Aufgabe. So funktionierte das alles. Orwynn sorgte sich um seine Finger, versorgte sie mit allem, was nötig war, ließ sie ein gutes Leben leben. Doch dafür hatten sie ihn Gehorsam zu leisten und der Aufgabe zu folgen, die der alte Schwarzmagier ihnen auftrug. Doch was der Schwarzmagier von seinen Fingern verlangte war ganz unterschiedlich. Manche einer war da, un Orwynn zu beschützen, manche waren Spione, andere Diebe oder Erkunder. Und dann gab es noch solche wie Momo. Was denkst du ist deine Aufgabe, Momo? Das war etwas, über das Orwynn bisher so direkt noch nicht mit der Chaosnymphe gesprochen hatte. Er hatte ihr aufgetragen, stärker und schlauer zu werden, Erfahrungen zu sammeln, mit den anderen Fingern zu gehen und sie auf ihren Aufträgen zu begleiten, doch zu welchem Zwecke? Welche Hoffnung war da wohl in Momo aufgekeimt?
Hoffnungsvoll funkelten die Augen der Nymphe als die Hände von Orwynn Richtung ihres Notizbuches gingen, er würde nicht leugnen können, welche Fortschritte sie gemacht hat. Trotz einiger Fehlschläge hatte sie nicht aufgegeben und im nächsten Auftrag ihre Fehler wieder rausgeholt. Doch anstatt es sich anzusehen klappte er das Buch in ihren Händen zusammen und Momo ließ die Hände mit zugeklappten Buch ausgestreckt, während ihr Blick zum Buch und zurück zu Orwynn wanderte. In ihr arbeitete es, die Situation zu analysieren. War das etwa nicht ausreichend, konnte er Aufzeichnungen nicht so sehr vertrauen wie etwas, was er selbst gesehen hatte? Oder aber war ihm bewusst was Momo wann, wie und wo erreicht hatte? Immerhin war Orwynn sehr mächtig. Langsam zog sie das Buch zu sich und presste es an sich. Erst mit dem Druck an ihre Brust folgte sie dem Impuls des Luft holen, hatte die Luft unbewusst angehalten. Momo hatte sich dem Mensch sein so sehr angepasst nur, um dazuzugehören. So kam ihr dieser Impuls schon fast natürlich vor.
Fest umklammerte sie das Buch, das sich wie ihre ganze Existenz anfühlte und wand den Blick wieder zu dem Magier, der nun ihr eine Frage stellte. Meine Aufgabe….was ist meine Aufgabe? hallte es in ihrem Kopf nach, wie ein endloses Echo, das sich in einer riesigen leeren Halle verbreitete. Sie…sie wusste, was sie zu tun hatte. Sie wusste, dass sie Aufträge zu erfüllen hatte, stärker werden sollte, von den anderen Fingern lernen. Aber wozu? Für sie war das stärker werden selbst zu der Aufgabe geworden die es zu erfüllen gab, sie hatte dies nie hinterfragt. Wieso auch, immerhin wusste Orwynn besser über das Leben Bescheid und wenn er sagte, es war nötig…steckte da die ganze Zeit mehr hinter?
Ihr Mund öffnete sich, doch es kam nicht heraus und erst nachdem sie schluckte und sich ein unsichtbarerer Kloß aus ihrer Kehle löste, kamen endlich Worte zustande ”Stärker werden…” waren die ersten Worte, ihr primäres Ziel war das. Dar rüber hinaus? ”Und wenn ich stark genug bin, um in dieser Welt zu bestehen, wenn ich so stark werden wie die anderen….wenn ich stärker werden als die anderen! Stark genug, um an eurer Seite zu stehen, bei den Dingen zu helfen, die viel Stärke erfordern. Etwas erreichen, was bisher noch keiner der anderen geschafft hat! Genau dafür muss ich doch auch stärker werden!” sagte sie und man merkte wie fokussiert und auch fixiert sie darauf war. Im Grunde wollte sie eines Tages die beste sein, denn nur die Beste konnte an Orwynns Seite stehen. All die Finger, die stärker als sie waren, waren auf Reisen und in Gilden, doch keiner war hier an Orwynns direkter Seite. Eines Tages wollte sie stark genug dafür sein. Aus dem einfachen Grund, da sie glaubte dass so das Leben funktionierte. Niemand hat ihr erklärt, was Leben wirklich bedeutet. Was Gefühle wie Glück und Freude sind, die sie durchaus empfand, aber nicht direkt so benennen konnte. ”Die Ziele erreichen, die es brauch, um richtig leben zu können eben!” verkündete sie also schließlich und nickte sich selbst leicht zu. Ja nur wenn sie stark genug war, war sie für dieses Leben bereit, nur dann konnte sie leben so wie die anderen es taten. Dieses seltsame Gefühl der Benommenheit war einer Entschlossenheit gewichen. Genau, das wollte sie und dafür musste sie stark werden und frei reisen war davon ein weiterer Schritt. Immerhin musste sie mindestens so stark werden wie Charon! Ja, das war ihre Antwort! Sie wusste, was ihre Aufgabe war, oder nicht?
Schweigend und mit wachen Augen lauschte Orwynn den Ausführungen Momos. Sie hatte sich die falschen Vorbilder gesucht, die falschen Ziele gesteckt, die falschen Erwartungen entwickelt. Doch war ein Ausgang dieser Art keineswegs etwas gewesen, was Orwynn überraschte. Die Entscheidung, Momo nichts von ihrer eigentlichen Bestimmung zu erzählen, sondern ihr nur vage Brotkrümel auf den Weg zu streuen, hatte von Anfang an das Risiko getragen, dass die Nymphe ihren Weg verlor. Wenigstens hatte sie eine wichtige Sache nicht vergessen. Momo musste stärker werden. Es war schwer, so etwas wie Güte in ein Gesicht wie das von Orwynn Zerox hineinzuinterpretieren. Dennoch hatten seine harten Gesichtszüge ein wenig an Weiche gewonnen, als er Momo antwortete. Momo, du bist kein Finger, den ich als Spion an einem anderen Ort haben will. Vielleicht hatte sie sich das so erdacht. Vielleicht hatte Momo gedacht, dass das die einzige Arbeit war, die Orwynn für seine Finger hatte. Doch dem war nicht so, und für Momo hatte Orwynn ohnehin ganz andere Pläne. Ich brauche dich hier, bei mir. An meiner Seite. Wenn das Mal kein Ansporn war, sich törichte Pläne vom in-die-Welt-ziehen abzuschminken. Langsam trat Orwynn zur Seite und offenbarte Momo den Blick auf Regale, die bis zur Decke mit alten Büchern und Schriftrollen vollgestopft waren - ein Blick, den Orwynn zuvor noch mit seinem Körper und der rot-goldenen Robe daran verdeckt hatte. Es gibt in diesem Haus mehr zu lernen, als ein Sterblicher in seinem Leben Zeit hätte. Du musst nicht in die Welt ziehen, um schlauer und stärker zu werden. All mein Wissen werde ich mit dir teilen - zur gegebenen Zeit. Das stimmte. Beides. Orwynn hatte im Lauf der Jahre so viel verloren geglaubtes Wissen zusammengetragen, dass er selbst nicht mehr dahinter kam, sich alles einzuverleiben. Und er hatte nicht vor, dieses Wissen vor Momo zu verbergen. Du musst nicht reisen, um stärker zu werden. Bleib hier, wo du sicher bist. Und das war dann für Orwynn auch das Ende der “Diskussion”. Er hatte ihr einen Befehl gegeben und sich sogar die Mühe gemacht, zu erläutern, was hinter dem Befehl steckte. Langsam schritt der Schwarzmagier an Momo vorbei und machte sich daran, den Raum zu verlassen. Such dir ein Buch von hier aus. Schließe danach die Türe. So manches gut gehütetes Geheimnis hatte Orwynn in diesem Raum versteckt. Die meisten der alten Schriften, die hier zu finden waren, drehten sich darum, magische Kreaturen zu erschaffen. Schriften über die Herstellung von Golem, die Animation von Homuncouli und sogar neuere Abhandlung über Machias, halb Mensch und halb Maschine, fanden sich hier - genauso wie Aufzeichnungen über magische Wesen wie Dschinns und sogar Nymphen. Sicher ein Ort, an dem ein neugieriger Geist wie Momo eine geeignete Lektüre finden würde.
Mit nur einem Satz zerschlug Orwynn die Pläne der Nymphe. Wieso nicht? Wieso durfte sie nicht reisen und in eine Gilde, um stärker zu werden? War es nicht das was sie erreichen musste? An seiner Seite… wiederholte sie in Gedanken, genau das wollte sie damit doch erreichen. Irritiert neigte sie den Kopf leicht zur Seite, denn in ihr spürte sie ein zittern, ohne zu verstehen wieso. Er hatte ihr Notizbuch nicht angesehen, aber die Worte, die er sprach, schienen alles zu sein, was Momo sich wünschte. Sie wollte genau das erreichen, was er hier gerade in den Raumstellte. Doch blieben seine Aussagen im Grunde so wage, wie zuvor…denn zur gegebenen Zeit konnte alles bedeuten. Doch, Orwynn hatte Recht das war schon immer so gewesen. Orwynn wusste, wie die Welt funktionierte. Also nickte sie und gab ein kleinlautes ”Ich verstehe.” von sich. Und hob denn den Blick. Ein höfliches Lächeln erschien, doch noch nie hatte ein Lächeln von Momo so wenig ihre Augen erreicht wie dieses. ”Das…das werde ich tun. Vielen Dank!” sagte sie und sie meinte es wirklich ehrlich. Nein, sie wollte es ehrlich meinen. Doch irgendetwas…etwas war …es sie konnte es nicht greifen. Doch als Orwynn das Zimmer verließ und außer Sichtweite war, schleuderte sie aus einem spontanen Impuls heraus ihr eigenes Notizbuch in die Ecke.
Er hatte es sich nicht mal angesehen, nicht mal…er wusste nicht wie viel reisen ausrichten könnte… oder das sie so gerne die Blumen von Süd-Fiore wiedersehen würde. Er konnte das alles nicht wissen, weil er danach nie fragte. Aber andere taten das…wieso waren die anderen so…anders? Was war es…was war das, was fehlte? Steif ging sie zu ihrem Notizbuch rüber, um es aufzuheben und wand dann den Blick zum Regal. Sie hatte eine Aufgabe bekommen, sie wusste, was sie zu tun hatte, sie würde dieser Aufgabe folgen, wie es sich gehörte. Als sie die hand hob, stellte sie fest das ihre Hand zu einer Faust geballt war und zitterte, erschrocken senkte sie die Hand wieder. Es war doch alles okay, Orwynn hatte ihr zugehört, sie hatte eine Aufgabe, was stimmte denn nicht mit ihr? Sie schüttelte den Arm und griff nach einem Buch, ein unbewusster Manaimpuls ging durch ihren Arm, uns als sie das Buch berührte, blätterte es von alleine auf. In ihrem Kopf erschienen Informationen wie aus dem Nichts, und vor Schreck ließ sie das Buch fallen und zog sofort sie die Hand zurück. Nymphen? wiederholte sie in Gedanken und das Buch, dass sich wieder zugeklappt hatte, zeigte auf dem Einband “Nymphen und ihre verschiedenen Arten”. Momo starrte nur auf den Einband, natürlich hier in einem der Privaträume von Orwynn, gab es vermutlich ganz andere Bücher als in der Bibliothek oben. Aber woher hatte sie gewusst, worum es in dem Buch? Sie war verwirrt und noch immer schien sie innerlich zu beben. Also hob sie das Buch auf und drückte es fest an sich. Nymphen, sie hatte schon so lange mehr darüber lesen wollen und ist nie dazu gekommen. Vielleicht…vielleicht war das gut, so sie… es musste gut so sein. Alles war gut. Oder? Sie eilte aus dem Raum und schloss fein säuberlich die Tür. An jene lehnte sie kurz den Kopf und spürte erst dann, wie etwas warmes, feuchtes über ihr Gesicht lief. Sie fasste sich irritiert in Gesicht und starrte die feuchten Tropfen auf ihrer Fingerspitze an. Wieso, was? Sie erinnerte sich daran, sie hatte es bei anderen schon gesehen. Menschen machten das, wenn es ihnen nicht gut ging…aber es war doch alles in Ordnung. Sie fuhr sich mit dem Ärmel übers Gesicht und drückte die Bücher fester an sich. Schluzend drehte sie sich um und ging zu ihrem Zimmer, noch immer benetzte ihr Gesicht die Tränen. Wieso? Wieso war das so? Wieso war denn nicht alles in Ordnung? Orwynn wollte sie an seiner Seite wissen, sein Wissen mit ihr teilen…das ist doch alles, was sie wollte. Das war es doch, was es brauchte, um zu leben. Oder nicht? Was fehlte?
Read Entry TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 5 pro Minute MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Dieser Zauber erlaubt es dem Magier, Bücher zu lesen, die er berührt oder die sich in seiner Taschenbibliothek befinden. So kann man den Inhalt eines Buches deutlich schneller und detaillierter verstehen als durch reguläres Lesen. Außerdem kann man im Nachgang sehr genau sagen, welche Informationen sich auf welcher Seite befinden.
sprechen | denken
It’s dangerous to wish... Dangerous to even have that thought
But I would love to know is it dangerous to dream?
Man sollte meinen, dass Alita sich mittlerweile daran gewöhnt hatte. Das sie sich mittlerweile damit abgefunden hatte. Dennoch zitterten ihre Knie, als sie wieder dort stand. Dort, vor diesem dunklen, finsteren Gebäude. Der Wind peitschte durch ihre weißen Haare, die sie mit Haarnadeln zu einem unordentlichen Dutt gesteckt hatte, während sie ihre Hände in die Taschen ihrer weißen, gefütterten Jacke vergraben hatte. Nervös bis, kaute sie auf ihrer Unterlippe, während sie die Jacke enger zog. Unwohlsein und das Gefühl von Panik breiteten sich von ihrer Bauchgegend in ihre restlichen Gliedmaßen aus. Am liebsten würde sie sich umdrehen und so schnell es ihr möglich war wegrennen. Doch stattdessen stand sie wie angewurzelt da, starte auf die riesigen Pforten, die den Eingang des Anwesens kennzeichneten. Das Anwesen von Orwynn Zerox war für die meisten Augen bereits ein verstörendes, gruseliges Gebilde, doch für Alita... Es war ein Ort voller Erinnerungen. Erinnerungen, die ihr Albträume bereiteten. Ihre Atmung verschnellerte sich, je mehr sie über den Grund ihres "Besuches" nachdachte. Besuch war ja eigentlich falsch. Besuchen tat man Leute für gewöhnlich aus freien Stücken. In diesem Moment öffnete sich die gigantische Tür und einer von Orwynns Handlangern kam ihr entgegen. Alita blickte in ein Gesicht, dass ihr mehr als vertraut war. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals, den sie versuchte herunterzuschlucken. Der breitgebaute Mann vor ihr deutete ihr hereinzukommen. Die Kevuem zog die Tasche auf ihrer Schulter zurecht, während sie sich umblickte. Es sah aus wie immer... Schwerfällig setzte sie einen Fuß vor den anderen, schritt durch das Labyrinth des Anwesens. Für die meisten war es ziemlich schwer sich hier zurechtzufinden. Doch Alita hatte so viel Zeit, so viele Jahre in diesen Mauern verbracht, dass sie eine ziemlich klare Vorstellung davon hatte, wie das Gebäude aufgebaut war. Auch wenn ihre innere Karte des Hauses nicht ganz so ausgefeilt war wie die von @Mercy. Die Golemkin war doch schon einige Jahre länger ein Teil von Orwynns Handlangerschaft, schon länger einer seiner Finger. Es gab sicherlich einige Geheimgänge und Portale, die Mercy kannte, die Alita selber fremd waren. Doch das war unwichtig. Wenn man es genau nahm, genügte es, wenn Alita den Weg zu ihrem "Zimmer", Orwynns Büro und seinem Labor kannte. Das waren die Orte wo sie sich immer am meisten auffhielt. Es war üblich, dass sie immer etwas mehr als nur einen Tag in dem Anwesen war. Orwynn nahm seine Disziplinarmaßnahmen sehr ernst und legte viel Wert darauf, dass sie sich einbrannten. Das Alita von allen Fingern vermutlich das geringste Vertrauen genoss, war der Kevuem sehr bewusst. Manchmal fragte sie sich allerdings, ob Orwynn seine Experimente, Tests, auch an @Mercy oder @Gin ausübte. Alita kam immer noch nicht ganz über die Tatsache hinweg, dass Orwynn sie im Glauben gelassen hatte, das Gin nach wie vor in Sicherheit war. Das er es ihr verschwiegen hatte. Nicht das sie erwartet hätte, dass er es ihr sagen würde. Sie konnte sich schwer vorstellen, dass Orwynn die anderen Finger nicht unter die Lupe nahm. Dafür war der Wissensdurst des Mannes zu hoch. Wenige Augenblicke später hatte Alita ihr Zimmer erreicht, drückte die alte, vermoderte Tür auf. Ihr Zimmer war ziemlich klein und schlicht gehalten. Es war eigentlich dumm, das sie überhaupt hier hin ging, würde sie die meiste Zeit ohnehin im Labor verbringen. Wie auch immer. Alita räumte ihre Tasche weg und tauschte ihre dicke, gefütterte Jacke, gegen eine dünnere. Sie war ebenfalls weiß, von Innen allerdings orange. Darunter trug sie ein schwarzes T-Shirt, das ihr knapp bis unter die Rippen ragte, sowie eine schwarze Jogginghose und Turnschuhe. Kaum war das erledigt, verließ sie den Raum wieder und machte sich auf den Weg durch die Gänge. Ob Momo hier war? Es war bereits eine Weile her, dass sie das kleine Mädchen gesehen hatte. Das letzte Mal war sie zusammen mit ihr Shoppen gewesen. Die ganze Situation war etwas unschön ausgegangen, doch hatte Alita den Tag mit der Nymphe sehr genossen. Wie es ihr wohl ging? Ob Orwynn und Mercy sie immer noch so hart rannahmen, was das Training anging? Alita hoffte, dass wenn sie das Mädchen traf, sie dieses Mal vielleicht nicht über und über in Bandagen gewickelt war... Momo war zwar tough und hielt mehr aus als man ihr zutraute... Dennoch gefiel es der Kevuem nicht, das Mädchen verletzt zu sehen. Die Tamaki war so in Gedanken verloren, dass sie beinahe verpasste wie ein kleines Geschöpf, nicht weit von ihr durch die Gänge huschte. Irritiert schüttelte Alita den Kopf und sah in die Richtung. Da stand tatsächlich Momo vor Orwynns Büro! Ein warmes, glückliches Lächeln legte sich auf Alitas Gesicht. Doch es schwand sogleich, als sie das Mädchen schluchzend, weinend davon stürmte. Sie brauchte einen Moment um das zu verarbeiten. Momo weinte? Was war denn passiert? Einen Augenblick dachte sie nach, entschloss sich dann aber der Nymphe zu folgen und zu schauen, was los war. Sie sollte sich zwar eigentlich auf den Weg zum Labor machen, doch das war ihr in diesem Moment egal. Sie verdrängte die Gedanken daran und machte sich auf den Weg, Momo zu folgen. Gerade noch sah sie, wie das Mädchen in ihrem Zimmer verschwand und die Tür hinter sich schloss. Alita warte kurz, ehe sie an die Tür herantrat und sanft klopfte. Nach einer kurzen Pause, drückte sie die Klinke herunter. "Momo?"
Das hohe Gras fühlte sich wunderbar unter den Füßen an. Die hellen Haare wehten im Wind. Pollen und Blüten wurden durch die Luft gewirbelt, genau vor ihren Augen. Die warme Luft trug den Geruch von Blumen und Blüten mit sich. Der Wind fühlte sich wie ein warmes Streicheln an. Das erste Mal spürte sie ihr Umgebung so. Es war so anders, fremd, aufregend und neu. Die Form, die sie gewählt hatte, kam mit einer ganz neuen Art, die Natur um sich herum zu fühlen, zu erleben. Sie verzog ihr Gesicht, zu ihrem ersten Lächeln. Sie folgte den Bewegungen des Winds als sie über die Wiese sprang und sich im Kreis drehte. Denn diese neue Form, erlaubte ihr zu Leben. Ein Leben mit Reisen, Abenteuer, Forschung und Magie. Alles Dinge die sie erfahrene und erleben wollte, auch wenn sie bei noch nicht allem wirklich begriffen hatte, was das überhaupt bedeutete, doch sie wollte alles davon. Denn die Welt, die Welt war voller unbekannter Wunder und sie würde alle davon erleben. Das hatte er ihr versprochen.
Kaum eine Nymphe wird so naturgetreu einen Menschen nachahmen können wie sie. Da es nicht viele Nymphen gab, die aufgrund eines Buches und den Erklärungen, was ein Mensch sei, sich für diese Form entschieden. Sicher einige Nymphen Namen menschenähnliche Gestalt an, doch Momo hatte ihre Erscheinung so naturgetreu wie möglich gewählt. Denn als Mensch konnte sie ein richtiges Leben führen. Das war das Versprechen vor einigen Jahren. Ein richtiges Leben… Nichts hatte Momo sich mehr gewünscht damals und nichts wünschte sie sich mehr heute. Doch etwas stimmte nicht und sie begriff nicht, was es war… was ihr fehlte.
Die Nymphe wischte sich übers Gesicht, als sie zum Zimmer lief und die Tür hinter sich schloss, ohne sich umzusehen. Sie bekam nicht mit, dass Alita das Gebäude betreten hatte oder überhaupt jemand anderen. Sie lief zum Bett und ließ sich ungeachtet darauf fallen, während sie das Buch noch immer an sich presste. Immer wieder wischte sie sich übers Gesicht. ”Hör auf damit… wieso machst du das?” sagte sie zu sich selbst, verwirrt über die Intensität der Gefühle, die sie in sich spürte. ”Was ist denn los?!” zischte sie entsetzt über sich selbst. Sie starrte auf ihre Hände, feucht von ihren eigenen Tränen als sie ein Klopfen hörte. Ja… murmelte sie leise und als die Tür sich öffnete, wischte sie schnell ihre Hände an dem Kleid ab. ”Ja, was kann ich für Sie tun?” begann sie als sie Alitas Kopf erkannte. Sie blinzelte noch immer mit Tränen in den Augen. Momos Augen wurden weit, als ein weiteres Gefühl in ihr zu wirbeln begann. Wie von alleine dachte sie ans Einkaufzentrum, das gemeinsame Essen, das shoppen, die Geschenke. Eins der Geschenke trug sie heute, das Kleid. Ohne darüber nachzudenken, stand sie auf und ließ das Buch dabei fallen, als sie auf Alita zulief und ihr in die Arme fiel, während sie leise schluzte. Sie vergaß den anstatt die Höflichkeit, alles. Sie warf sich regelrecht in Alitas Arme und murmelte ”Alita… irgendwas stimmt nicht mit mir” und drückte sich an sie. ”Irgendwas ist falsch… ich versteh das nicht” an Alita gepresst klangen ihre Worte dumpf, aber voller Gefühle. Ungewohnt, wo sie sonst meistens so beherrscht und bedacht war. Vollkommen verwirrt ließ sie den Tränen freien Lauf in der Hoffnung das Alita ihr helfen konnte. Immerhin war sie schon größer und stärker als sie. Schon länger hie rund konnte so viel mehr als sie… sie würde ihr helfen können, oder?
Alita hatte sich zwar sehr erhofft, die kleine Nymphe wiedersehen zu können, sobald sie das Anwesen Orwynns erreichte, doch damit.. Hatte sie nicht gerechnet. Das hatte sie sich nicht im Traum, oder viel mehr Albtraum ausmalen können. Wollen. Als sie die Türe zu Momos Zimmer aufgedrückt hatte, entdeckte sie das kleine Mädchen, in eines der Kleider gehüllt, die Alita ihr bei ihrem letzten Zusammentreffen geschenkt hatte, auf ihrem Bett kauernd ein altes Buch an ihre Brust gedrückt. Ihre fliederfarbenen Augen waren gerötet und schimmerten von dem Wasser, dass sich dort gesammelt hatte. Auch ihre Wangen glänzten im schwachen Licht. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in der Bauchgegend der Kevuem aus. Sie hatte das Gefühl, das irgendwas schlimmes passiert war. Dieser Gedanke... Gefiel ihr gar nicht. "Ich wollte schauen, ob bei dir alles okay ist..", erwiderte sie auf ihre Frage. Offenbar löste diese Aussage etwas in der Jüngeren aus, wurden ihre Augen mit einem Mal ganz groß und im nächsten Moment fiel sie Alita auch schon weinend um den Hals, oder viel mehr in die Arme. Sie schlang die dünnen Ärmchen um Alitas Oberkörper, presste das Gesicht an ihre Brust. Alita spürte Momos Tränen durch ihr Shirt, sog sich dieses damit voll und begann leicht an ihrem Körper zu kleben. Überrascht war Alita für einen Augenblick wie erstarrt, sah einfach zur Nymphe herab während diese auf sie einredete, davon sprach, das irgendetwas nicht mit ihr stimmte und sie nicht verstand was. Es dauerte noch einen Augenblick bis die Kevuem wieder die Fassung gewann und ihre Arme sanft um den schmalen Körper ihrer jungen Freundin legte. Sanft und beruhigend strich sie mit den Händen über ihren Rücken, stützte ihren Kopf auf dem von Momo ab und hielt sie einfach ganz nah bei sich. "Shh-Shhh-Shh...", stieß sie leise und sanft aus, hob eine ihrer Hände und begann über ihren Kopf zu streicheln. Sie musste gestehen. Als sie Momo auf sich zurennen gesehen hatte, hatte es ihr ein wenig das Herz zerbrochen. Die Nymphe war sonst so kontrolliert, gefasst und beherrscht... Sie so voller Traurigkeit und Verzweiflung zu sehen... Es tat weh. Es fühlte sich nicht richtig, eher falsch an. In Alita keimte das starke Bedürfnis, sie einfach nur in ihre Arme zu schließen, nie wieder loszulassen und sie in Sicherheit zu wiegen. Ihr den Trost zu spenden den sie brauchte und ihr wieder ein Lächeln in das zarte Gesicht zu zaubern. So wie bei ihrem letzten Treffen. Eine Weile hielt sie das Mädchen einfach nur in ihren Armen, abwartend, ob sie sich so wieder etwas beruhigen würde. Danach löste sie sich sachte wieder, blickte zu ihr herunter, die Hände sachte auf ihre Wangen gelegt und mit den Daumen die Tränen wegwischend. "Was ist denn passiert? Magst du darüber sprechen? Dann kann ich dir vielleicht helfen.", schlug sie vor, ein aufmunterndes Lächeln auf den Lippen, während sie Momo vorsichtig zurück zu ihrem Bett führen wollte. Dabei fiel ihr Blick auf das Buch, das auf den Boden gefallen war und sie hob auf. "Was ist denn das?", erkundigte sie sich irritiert, blickte zu Momo. Sie hatte zwar einen kurzen Blick auf die Überschrift geworfen, doch ohne Momos Einwilligung, wollte sie nicht einfach hineinschauen.
Aus einem Impuls heraus war sie aufgesprungen und hatte sich Alita regelrecht in die Arme geworfen. Jetzt würde alles gut werde, oder? Die Ältere war sicher gekommen, um ihr zu helfen, damit es aufhörte. Bevor jemand anderes davon erfuhr, es würde alles gut werden… Sanft drückte sich Momo an Alita und versuchte ihr zu erklären, dass etwas falsch lief. Nach einem Moment spürte sie, wie sich die Arme von der Größeren um sie legten und einen leichten Druck auf ihrem Kopf. Regelmäßige, sanfte Bewegungen über ihren Rücken veranlassten sie dazu, ruhiger zu atmen. Während die Tränen noch immer flossen. Sie schluzte leise und nach einer Weile wurde ihr Griff etwas lockerer. Sie sprachen nicht, sondern standen beisammen, ganz still für den Moment. Alita war da und sie ging nicht einfach, oder? Etwas in Momo hoffte so sehr, dass sie bleiben würde, ihr zuhören und nicht direkt wieder gehen . Sie wollte das Alita sich ihre Notizen ansah, ihr zuhörte….sie wollte das Alita sie selbst sah. Bitte…
Als Alita ihr sanft die Tränen wegwischte, fasste sich Momo ins eigene Gesicht und murmelte ”Ja genau das hier” sie hielt ihre feuchten Hände vor sich und sie schien über die Tränen zu sprechen. ”Das ist falsch, das ist mir noch nie passiert” meinte sie und schüttelte den Kopf. ”Ich also…eigentlich war nichts… ich” begann sie zu erklären und stammelte etwas bevor sie nach Fassung suchte ”Also ich war bei Orwynn und hab mit ihm gesprochen. Weil ich dachte da ich auf den Aufträgen so viel gelernt habe, vielleicht wäre es gut etwas zu reisen, damit ich auch eines Tages stark genug bin einer Gilde beitreten kann, wie ihr alle. Ich hab einen sehr starken Magier getroffen, der meinte, er sei durch seine Reisen stark geworden und ich hab doch noch so viel zu lernen.” begann sie und begann rum zu tigern durch den Raum ”Orwynn sagte ich soll in Sicherheit bleiben und, dass ich nicht so bin wie ihr. Er brauch mich hier an seiner Seite und es gibt hier noch soviel zu lernen. Und er hat Recht, das hat er immer.” erklärte sie und nickte um sich selbst zu bestätigen ”Ich wollte ihm mein Journal zeigen, aber er hat es nicht angesehen. Aber das wird er sicher, wenn ich mehr lerne, wenn ich noch stärker werde. Ich durfte mir sogar ein Buch aus seinem Regal aussuchen, das durfte ich vorher noch nie. ” Sie deutete auf das Buch, das auf dem Boden lag. ”Es ist ein Buch über Nymphen, ich hab hier noch nie ein Buch über Nymphen gesehen, ich dachte, es gibt hier keine, aber doch, bei Orwynn direkt. Mir wurde mal gesagt das es Nymphen gibt, die nicht so sind wie ich, sie entstehen einfach so glaub ich und ich konnte nie etwas darüber in Erfahrung bringen. Es gibt Wassernymphen in dem Buch, Seite 40.” sagte sie und blinzelte irritiert. Sie hatte das Buch doch nur einen Augenblick in der Hand gehalten und nicht mal gelesen, woher wusste sie dann so genau, wo sich der Inhalt der Wassernymphen befand. Sie stockte in ihren Bewegungen und murmelte ”Was?” und hob das Buch auf, um zu Seite 40 zu Blättern. Wassernymphen zeigte die Überschrift und sie starrte die Überschrift an ”Es stimmt, Seite 40? Aber woher?” die Tränen waren etwas verebbt - wenn auch nicht ganz - nachdem sie nun mehr verwirrt war als alles andere. Einen Augenblick starrte sie ungläubig auf die Seiten, bevor sie sich umdrehte, um wieder zu Alita zu sehen. Sie musste ja immernoch zu ende erzählen. Sie deutete mit ihren Fingern auf ihr Gesicht ehe sie fortfuhr ”Und dann…ist das da passiert. Aber das ergibt gar keinen Sinn, es ist doch alles in Ordnung. Deshalb muss mit mir irgendwas nicht stimmen” erklärte sie und nach all dem, was sie erzählt hatte, sollte deutlich werden, dass sie wohl einfach nicht verstand, dass sie traurig war. Wie sollte man sowas auch Wissen, wenn man das nie gelernt hatte. Sie wusste einiges in gewissen Bereichen, aber beim Thema Gefühle, war sie nicht mehr als ein unwissendes Kind.
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