Heiße Quellen

Ortsname: Heiße Quellen von Crystalline
Art: Freifläche
Spezielles: ---
Beschreibung: Die heißen Quellen von Crystalline sind eine Attraktion, welche das ganze Jahr über dutzende Besucher in die ferne Stadt des Nordens lockt und nicht nur durch ihr wunderbares Ambiente, sondern auch durch ihren einzigartigen Charakter überzeugen. Umgeben von einer Schneelandschaft findet man etwas abseits der Stadt einige natürliche heiße Quellen, welche auf der einen Seite eine heiße Entspannung schenken und auf der anderen auch auf Grund ihrer recht einzigartigen Bewohner überzeugen, baden doch  Rotgesichtsmakake öfter in den beheizten Wasserbecken. Eingeteilt ist das Gebiet in mehere Areale, wobei eines davon den Frauen vorbehalten ist, eines den Männern und das letzte beiden Geschlechtern Platz zum Baden und entspannen bietet.

Change Log: ---

Maeve mochte kaltes Wetter nicht und im Grunde war diese Information weder ein gut gehütetes Geheimnis, noch ein wirklicher Schandfleck auf der Weste der so stolzen Dragonslayerin. Tatsächlich konnte man von einem Menschen, der den Großteil seiner Existenz in den hitzigen Weiten verschiedener Wüsten verbracht hatte, wohl nicht erwarten, dass sie sich sonderlich begeistert von Eis und Schnee zeigen würde und gerade deshalb war es wohl irgendwie verwunderlich, dass sich die recht frostscheue Crimson Sphynx Magierin ausgerechnet nach Nord Fiore verirrt hatte. Es war kalt. Tatsächlich konnte die Rothaarige zu ihrem persönlichen Entsetzen ihren Atem in der Luft sehen und eine Gänsehaut tanzte über ihre Arme, als sie aus der Richtung des Bahnhofs den Bereich anstrebte, welchen man ihr  zuvor als Quellenareal beschrieben hatte, um sie in die richtige Richtung zu weisen. „So ein Scheiß“, fluchte die Dame in den Silben ihrer Heimatsprache, ehe sie ihre bernsteinfarbenden Augen auf den Boden richtete, um auf Grund hren zitternden Gliedmaßen nicht auch noch auszurutschen und dabei mit dieser seltsamen Substanz, welche die lokalen Einwohner des Dorfes als Schnee bezeichneten und von der die Erdmagierin bisher nur in Gerüchten und Erzählungen gehört hatte, in Kontakt zu kommen. Es war eklig kalt und zudem auch noch nass, zwei Eigenschaften, welche die Dame aus der Wüste weder besonders schätzte, noch überhaupt irgendwie akzeptieren konnte, und trotzdem war sie hier, was allein den aktuellen Umständen entsprechend einer kleinen Sensation gleichen durfte. Dabei mochte die Jakun schwimmen nicht einmal besonders, eigentlich hegte sie sogar eine sehr leidenschaftliche Abneigung gegen Wasser und lediglich der Gutschein, welchen sie auf ihrer letzten Quest als Geschenk bekommen hatte und den sie sich aus diesen Gründen weigerte, einfach verkommen zu lassen, hatte sie dazu getrieben, den fernen Norden aufzusuchen und sich in die schrecklichen Klauen des Landes zu bringen, welches in der Regel von Schnee, Eiseskälte und grausamen Windböen nur so gepeinigt war.
„Widerartiges Wetter…“, brummte die junge Frau, als sie schließlich die Tür zum Eingangshaus der Quellen aufstieß und sich zunächst das lange, rote Haar aus dem Gesicht schüttelte, in der Hoffnung die vereinzelnden nassen Tropfen geschmolzener Schneeflocken loszuwerden und gleichzeitig die Klammheit in ihrem Nacken und auf ihrer Kopfhaut abzuschütteln. „Wie ihr aus’altet dieses nasse Luft ist mir unbeschreiblich“, meinte sie schließlich an die überraschte Rezeptionistin gewandt, welche zunächst auf Grund ihrer Erscheinung und dann bedingt durch ihren fremdländischen Akzent und das gerollte R, welches Maeve fast schon butterweich von der Zunge ging, auf ihre ferne Herkunft zurückschloss und sich deutlich überrascht zeigte, Gäste von soweit außerhalb zu kommen. Eigentlich war es nicht unbedingt die idealste Jahreszeit, um die heißen Quellen zu besuchen und gerade jetzt bestand die Kundschaft des Resorts zum größten Teil aus einheimischen Personen, welche sich mit den Wetterbedingungen besser auskannten und auf die verschiedenen Bedingungen und Außentemperaturen in der Regel angepasst waren. Die Dame vor ihr gehörte offensichtlich nicht zu dieser Sorte von Menschen und auch sonst wirkte sie recht unglücklich, sich aktuell an diesem Ort zu befinden. Nun, Madame Rezeption war auf Höflichkeit und Zuvorkommenheit trainiert, weshalb sie nicht länger zögerte und Maeve ein höfliches Lächeln schenkte. „Wie kann ich Ihnen helfen?“, zwitscherte sie schließlich und ihre Finger tasteten automatisch nach ihren Unterlagen, falls sie denn gezwungen wäre, etwas nachzuschlagen. „Eure Lun’gen werden nicht aus Eis, bei der Kälte, ich sehe schon. Ich bekomme ein Geschenk, das i’ch einlösen möchte…“ Vergangenheitsform war noch schwierig für die Dame, daher musste man ihr diesen sprachlichen Fehler wohl verzeihen und auch die Verwirrung der Rezeptionistin klärte sich, als Maeve ihr den Zettel über den Tresen zu schob und ihre Worte so näher erklärte. „Ach, Sie haben einen Gutschein, dann können Sie eigentlich direkt durchgehen“, meinte die werte Frau da auch schon und deutete des Verständnis halber in Richtung der Umkleidekabinen, um sicher zu gehen, dass Maeve die Kernaussage ihrer Worte auch wirklich verstanden hatte. Zuvor griff sie allerdings noch nach dem Papierstück und stanzte ein Loch in es, ehe sie den Fetzen in eine Ablage verstaute und ihrer Kundin dann ein Holzkörbchen reichte. Die Dragonslayerin neigte den Kopf kurz zur Seite und grinste dann wölfisch, ehe sie ihr immer noch nasses Haar über die Schultern warf und in entschlossenem Schritt in Richtung Kabine stolzierte. Zeit sich umzuziehen und das Wunder von Crystalline zu besuchen, welches ihre vorherige Auftraggeberin als so „atemberaubend“ und „unbeschreiblich entspannend“ bezeichnet hatte. Dass die Jakun nicht schwimmen konnte, würde sich hoffentlich nicht als weiteres Problem herausstellen?

Maeve hatte sich mit dem Entkleiden Zeit gelassen, fast schon langsam die behindernden Stoffhüllen abgestreift, um anschließend in Ruhe ihr Haar zu bürsten und dabei darüber nachzudenken, warum sie die störenden Massen aus roten Strähnen nicht endlich abschnitt und dem Elend damit ein Ende bereitete. Natürlich kannte sie die Antwort auf diese Frage und  doch fiel es der Dragonslayerin nicht immer leicht, sich einzugestehen, dass sie doch noch immer in solchem Maß an ihrer so an ihrer Vergangenheit festhing. Sie war mittlerweile älter, reifer und stärker und trotzdem kam sie nicht umhin, in einigen Situation an ihre frühe Kindheit zu denken, welche sie im Freudenhaus ihrer Mutter verbracht hatte und wo es ihre Pflicht gewesen war, ihr Haar auf Grund ihrer Tarnung kurz zu tragen. Nun, letztendlich hatte ihr auch das wenig gebracht, immerhin war sie enttarnt worden und früher oder später dann doch auf der Straße gelandet. Ein Grinsen breitete sich auf den Zügen der Jakun aus, dann griff sie nach ihrem Handtuch und schlang die Stoffbahnen um ihre Gestalt, ehe sie den Gang entlang lief, welcher sie wohl zu den Bädern führen würde. Die Ausschilderung sagte ihr nichts, konnte Maeve doch weder lesen noch schreiben, weshalb sie schlichtweg ihrem Gefühl folgte und kurz darauf auch einen Weg gefunden hatte, der sie in die Richtung einer Quelle führte. Die Luft hier war nebelig, hing dicht in der Luft und erschwerte der jungen Frau für einen Augenblick das Atmen, ehe sich ihre Luft klärte und sie nur wenige Sekunden darauf auch von einem lauten Schrei empfangen wurde, der ihr sogleich ein amüsiertes Grinsen auf die Lippen zauberte. Direkt vor Maeve im Wasser saß ein rothaariger Kerl, der so jämmerlich und schmerzverzerrt dreinblickte, dass sie ihm am liebsten schwungvoll auf den Rücken geklopft und mitgeteilt hätte, dass er in Zukunft sicher mehr Glück haben würde. Nun, in der Realität tat sie etwas fast ähnliches, denn die Rothaarige warf in beherzter Geste den Kopf in den Nacken und brach in schallendes Gelächter aus. Ihre Stimme musste sich eine ganze Weile über die Anlage tragen, bis sie schließlich keuchend nach Luft schnappte und erst dann wieder in der Lage war, das Wort zu ergreifen. „Wie sagen Fi’ore Menschen? Gutes reg’net hinunter den Himmel? Von oben?“ Ihr eher halbherziger Versuch der Wiederholung des Sprichwortes ‚Gutes kommt von oben‘ musste bei ihren Gegenübern erst einmal für Verwirrung sorgen, doch Maeve war schon kurz darauf damit beschäftigt, die beiden einzigen Anwesenden der Quellanlage genauer zu studieren, ehe sie den Griff um ihr Handtuch ganz einfach löste und wie Gott sie geschaffen hatte in Richtung Quelle watschelte, sowohl ihrer Erscheinung, als auch der Anwesenheit des zuvor so fluchenden Mannes gegenüber vollkommen ignorant.
„Was bedeutet dieser Ausruf, den du be’nutzt hast?“, fragte sie schließlich neugierig und blinzelte den Rothaarigen, ehe ihre Augen seinen Körper hinunter wanderten und dann kurz unter seinem Nabel verharrten. „Wallah, du bist ein Wüstenbruder“, stellte sie sofort fest und ihr Grinsen verbreiterte sich daher noch ein Stück, ehe sie sich ganz ungeniert auf den Fremden zubewegte und ihm in einer beherzten Geste auf den Rücken klopfte. Immerhin musste es doch gebührend gefeiert werden, dass sie hier, so fern der eigenen Heimat und der üblichen Landschaft, ausgerechnet in der verfluchten Eiswüste auf einen Kameraden ihrer eigenen Gilde stieß. Wie oft passierte es immerhin schon, dass man nichtsahnend durch die endlosen Weiten stapfte und einem dann ein derartiges Glück wiederfuhr? Ja, Maeve freute sich jedes Mal, wenn sie das unermessliche Glück besaß, auf eine ihrer Reisen eine ähnlich gesonnte Person zu treffen und wenigstens die gemeinsame Gilde Crimson Sphynx war etwas, dass die beiden Magier unleugbar verband. Vermutich hatte sie daher zunächst auch keinen weiteren Blick für die Dritte im Bunde übrig und musste erst noch einige Worte an den Rotschopf richten, ehe sie auch der zweiten Frau in der Quelle ein wenig Aufmerksamkeit schenken konnte.
„Was für eine unberührte Über’raschung.“ Dann drehte sie den Kopf zu der anderen Anwesenden und nahm auch ihre Erscheinung von Kopf bis Fuß in sich auf, ehe sie auch ihr einen interessierten Blick schenkte. „Deine Haare sind Eis, du ge’hörst bestimmt her hier. Dabei riechst du viel mehr wie Gewittersturm, als Eiswüste“, stellte sie schließlich nach einer kurzen Pause der Beobachtung fest, ehe sie die Arme aus ihrer verschränkten Haltung löste, und ihre Fingerspitzen fast schon zögerlich über die heiße Oberfläche des Wassers gleiten ließ. Oasen kannte sie, aber heiße Quellen hatte sie noch nie in ihrem Leben gesehen, weshalb der Anblick des kochenden Wassers in Mitten einer Eislandschaft ein wenig den Charakter von Magie trug. „Was zauber’t ihr, damit das Wasser warm bleibt?“ Sicher wäre es interessant zu hören, welche Teufelei genau hinter dieser Erfindung steckte und vielleicht war Sylvana, als von Maeve ausgekorene Eisprinzessin, ja bereit, ihr diese Technik näher zu erklären? Miss Schneekönigin musste doch bestimmt etwas darüber wissen, immerhin wirkte sie in ihrer gesamten Ausstrahlung fast so, als handele es sich bei ihr um eine doch recht regelmäßige Kundin der heißen Quellen, auf die man sich im Falle von Informationsbeschaffung durchaus verlassen konnte.

Das war ja seltsam, es steckte also keine geheime Zauberei hinter diesem heißen Wunderwerk? Etwas ungläubig blinzelte Maeve in Sylvanas Richtung, ehe sie den Kopf zur Seite neigte und das Wasser zu ihren Füßen unruhig beobachtete. Die Tatsache, dass es sich bei diesen Quellen um ein Phänomen natürlichen Ursprunges handelte, beunruhigte die Dragonslayerin noch mehr, als wenn es hierbei um einen knifflichen Trick von Zauberer gehandelt hätte, sah sie sich doch einmal mehr mit der Bedrohung des Regengottes konfrontiert, welcher in gewisser Hinsicht auch sicherlich einen Machanteil gegenüber Quellen, Bächen, Flüssen und Seen besaß. Und allein die Tatsache, dass es sich hierbei um eine unterirdische Quelle handelte, also um Wasser, dass es wagte, sich seinen Weg durch ihr Reich zu suchen, ließ eine Portion Unwillen in der Jakun aufsteigen. „Hurensohn…“, brummte sie eine ihrer Lieblingsbeleidigungen und starrte fast schon finster auf das Wasser, welches plötzlich gar nicht mehr so angenehm und warm wirkte, sondern einen eher beklemmenden Effekt auf sie hatte. „Glaubt, er könnte mein Leben grei’fen und ver’sucht dann, mein Element zu steh’len. Elender Feig‘ling…“, zischelte sie und schlug, vermutlich um ihrem Unwillen noch einmal mehr Ausdruck zu verleihen, mit der geballten Faust auf die Wasseroberfläche, um die heiße Flüssigkeit einige Zentimeter um sich herum zu verteilen. Sie war wütend, dass konnte der werte Herr Gott des Regens ruhig spüren und auch Sylvanas nächste Worte trugen nicht unbedingt dazu bei, ihre Laune zu mildern. Nicht nur, dass sie die Hälfte davon nicht einmal verstand, sie wusste auf der anderen Seite auch nicht wirklich einzuordnen, warum genau die Blauhaarige so missbilligend klang und rätselte gleichzeitig, was genau die einzelnen Worte wohl zu bedeuten hatten und was noch einmal ‚vermeidbar‘ bedeutete.
Die Frau sprach wie eine Gelehrte, fand die Dragonslayerin und zeigte sich schließlich umso erstaunter, als sie das Symbol auf dem Brustbein der jungen Frau entdeckte. Maeves goldene Augen weiteten sich nicht wenig überrascht, ehe sie den Kopf in rätselhafter Manier zu einer Seite neigte und ihrer Gesprächspartnerin schließlich direkt in die eisblauen Augen starrte. „War’um spricht eine Verlorene wie eine Pr’inzessin?“, fragte sie schließlich nach einer kleinen Pause nicht unbedingt bösartig, aber doch ernsthaft verwirrt, offensichtlich keinerlei logische Antwort auf diese Frage findend. Maeve war als Desiertomagierin in Inzilar geboren, der Hochburg des Sklavenhandels und kannte sich daher ein wenig damit aus, wie diese Menschen zumindest in ihrer eigenen Heimat behandelt wurden und wenn sie so darüber nachdachte, dann konnte sie sich kaum vorstellen, dass es hier in Fiore deutlich besser sein sollte. Verlorene nannte man die gefangengehaltenen Menschen in Desierto, welche in der Regel keinen höheren Wert als Vieh besaßen und auch dementsprechend behandelt wurden. Maeve wusste, dass ihre Mutter vermutlich als eine Verlorene geendet wäre, wenn sie ihre Berufung als Hure nicht behalten hätte und ihr war gleichzeitig bewusst, dass sie als Bastardtochter dieser Frau keinen wertvolleren Stand in der Gesellschaft einnahm und doch war es irgendwie abstrus, eine sichtbar markierte Sklavin alleine in einer heißen Quelle zu erblicken, welche zudem auch noch sprach, als wäre sie eine gebildete Dame. Vermutlich scheute sich die Dragonslayerin daher auch nicht, dass Thema anzusprechen, unabhängig davon, wie die andere Frau auf diesen vielleicht sensiblen Abschnitt ihres Lebens reagieren würde.
Stattdessen wandte sich die Rothaarige lieber wieder an ihren Wüstenbruder und runzelte fast schon automatisch die Stirn, nicht unbedingt erfreut, dass er keine ihrer Fragen beantwortet oder auch nur zu Kenntnis genommen hatte. So schlecht sprach sie seine Sprache doch nicht, dass er sie nicht verstanden hatte, oder? Beinahe war die junge Frau versucht, ihn am Kragen zu packen und ein Weile zu schütteln, um deutlich zu machen, dass sie Ignoranz ihr gegenüber nicht tolerieren würde, entschied sich jedoch spontan anders und fragte stattdessen recht unverblümt: „Was mach’st du hier?“ Die Frage war vermutlich etwas zu direkt formuliert, doch er würde sie hoffentlich verstehen und begreifen, dass sie ihn fragte, was genau ein Magier Crimson Sphynx‘ hier in der fernen nördlichen Kälte zu suchen hatte. „Und warum bit’test du um Verzeihung, du bist nicht ex’tra hingefallen, oder?“ Maeve war ehrlich verwirrt, denn nicht nur war sie es nicht gewohnt, dass Menschen (allen voran Männer) sich für irgendetwas entschuldigten, noch verstand sie, welcher Grund genau hinter seinen Worten steckte. Maeve war niemand, der leichtfertig um Vergebung bat und wenn, dann handelte es sich immer um ein Thema, bei dem sie einen schwerwiegenden Fehler begangen hatte, ging doch alles andere gegen ihren persönlichen Stolz. Den Rothaarigen nach ihrem Empfinden nun so einfach vor der Blauhaarigen kuschen zu sehen, glich einem Kulturschock, wie sie ihn schon seit einigen Monaten nicht mehr erlebt hatte.

In einem Augenblick konnte man Maeve noch als durchaus milde gestimmt und interessiert beschreiben, da war sie im nächsten Moment auch schon in ihrer Bewegung verharrte und hatte ihre goldenen Augen aprubt wieder in Richtung Sylvana gerichtet, die anfängliche Verwirrung und den darauf folgenden Zorn recht offensichtlich auf ihren Gesichtszügen tragend. Die Blauhaarige schien aufgebracht und doch interessierte die Erdmagierin dieser Umstand nicht genug, als das sie plötzlich Rücksicht auf ihre Gefühle genommen hätte. Stattdessen fühlte sie sich selbst gekränkt und in ihrem Zorn so verletzt, dass sie ihre Zunge noch weniger zügelte, als es vorher ohnehin schon kaum der Fall gewesen war, die Hand zu einer Faust geballt, ehe sie schließlich das Wort ergriff. "Pass auf, Prinz'essin, falls mir der Wunsch folgt, dass ich dich belei'dige, dann wirst du das mer'ken. Wallah, du sitzt da und spr'ichst wie ein Gott und doch wimmerst du wie ein Kind, wenn jemand nach deinen ver'gangenen Sommern fragt." Zumindest nahm die Jakun an, dass ihre Zeit als Sklavin bereits ein wenig zurück lag, denn sonst würde sich die Unbekannte wohl kaum so offen, frei und vor allem stolz durch die Lande von Fiore bewegen, oder? Die golden Seelenspiegel der Dame verengten sich, dann breitete sich ein beinahe wölfisches Grinsen auf ihren Lippen aus, welches ihrem Gesicht nicht nur ein Stück weit an Femininität nahm, sondern ihm auch noch einen wilden, unbeherrschten, ja fast schon barbarischen Zug verlieh. "Meine Hei'mat ist Inzilar in Desierto und Verlorene gibt es dort über'all.Wir nennen sie so, weil Sklaven das hässlichere Wort ist." Wieder ein Wort in ihrer Heimatsprache, dass sie nicht wörtlich zu übersetzen vermochte und für einen Augenblick konnte man die Magierin mit ihren Gedanken hadern sehen, ehe sie schließlich mit einem Seufzen aufgab und irritert die Stirn runzelte. "Wie nennt ihr es? Men'schen die für ihre Frei'heit kämpfen müssen? Es gibt diese Wort, dass mir nicht einfällt." Das war die ehrlichste Beschreibung, die Maeve für die recht unschöne Wahrheit des Sklaventums einfiel und vielleicht würde gerade der Umstand, dass die Jakun das Wort nicht offen und direkt aussprechen konnte und die Blauhaarige somit nicht direkt in eine unangenehme Lage bringen würde, deren Laune wenigstens ansatzweise mildern.
"Maeve, ich bin übrigens Maeve", meinte sie dann mit einem plötzlichen Grinsen, die gute Laune offensichtlich wieder hergestellt und gleichzeitig in der unterschwellin Vermutung, dass wahrscheinlich ohnehin keiner der Beiden ihren Namen richtig würde aussprechen können. Immerhin hatte sie diese Bezeichnung ihrem Gottespropheten zu verdanken und da wäre es schon reichlich seltsam, wenn sie ausgerechnet hier in Fiore auf jemanden treffen würde, der seiner Sprache mächtig war, oder? Allein der Gedanke war erheiternd und erhellte die Laune der Rothaarigen für einen Augenblick, dann jedoch kam sie nicht umhin, für kurze Zeit über Soutas Erklärung nachzu denken und schließlich verwirrt den Kopf zu schütteln. "Fio're Menschen haben seltsame Traditionen...", meinte sie, nicht unbedingt abfällig oder unfreundlich, aber dennoch wenig überzeugt von dem Standpunkt ihres Wüstenbruders. Nun, er war ein Magier von Crimson Sphynx, so schlimm konnte er also bestimmt nicht sein und Maeve war gewillt, über eventuelle seltsame Charaktereigenschaften hinweg zu sehen, wenn er sich denn sonst als eine angenehme Gesellschaft herausstellen würde. Ob sie den Herrn wohl als Zeichen der Bruderschaft zu einem Wetttrinken einladen konnte? Bisher war die Resonanz auf dieses Angebot hier in Fiore immer sehr gemischter Natur gewesen, aber vielleicht hatte sie ja diesmal das Glück, mit Souta einen Beführworter dieser recht rabiaten und undamenhaften Tradition zu finden?
Gerade wollte sie nachfragen, da hörte sie hinter sich hektische Schritte und dann näherte sich auch schon mit wehendem Haar Lady Rezeption, welche die Konstellation der drei Quellbesetzer unruhig mustert und dann besorgt die Stirn runzelte. "Ist alles in Ordnung? Ich habe jemanden Fluchen und dann ein manisches, bösartiges Lachen gehört", meinte sie besorgt, in der offensichtlichen Angst, jeden Augenblick angegriffen und in den heißen Fluten der Quelle ertränkt zu werden. "Wenn jemand verletzt ist, dann kann ich jederzeit den Arzt bitten zu kommen!" Was für ein süßes, verschrecktes Ding, Maeve sah sich fast schon in der Lust, sie in einer beherzten Umarmung an sich zu drücken, damit sie vor Angst und Nervosität nicht ohnmächtig wurde. Ob das wohl eine so gute Idee war?

Wäre Sylvana in der Lage gewesen, an dieser Stelle in Maeves Kopf zu schauen, so wäre sie wohl noch weniger von der Situation angetan, als es ohnehin schon der Fall war, denn offen und ehrlich gesagt verstand die Jakun weder das Problem ihrer blauhaarigen Gesprächspartnerin, noch verfügte sie über genügend Empathie, um sich in irgendwie in ihre Situation hineinzuversetzen. Maeve war ein praktisch veranlagter Mensch, der dazu neigte die Dinge so zu sehen, wie sie ihr vor die Füße traten und gerade bei ihrer Gegenüber sah sie keinerlei Grund, um im Verlauf ihrer kommenden Worte besondere Rücksicht auf deren Seelenheil zu nehmen. Immerhin war die Dame offensichtlich keine Sklavin mehr, da fragte sich die Rothaarige doch, warum genau ihre Worte so verbittert und schwarzmalerisch klangen. Natürlich war ihr Leben als Verlorene sicherlich nicht leicht gewesen und doch erklärte das nicht, warum sie sich so verbissen an etwas festklammerte, an dem sie im Nachhinein ohnehin nichts ändern konnte. Immerhin lief Maeve selbst auch nicht durch die Gegend und verfluchte all diejenigen, die sie darauf ansprachen, dass sie praktisch nichts weiter als die wertlose und schändliche Vergangenheit einer Hure als Mutter besaß, welche gleichzeitig dafür Verantwortung trug, dass sie sich in ihren jungen Jahren das Essen aus dem Abfall anderer Menschen hatte zusammensuchen müssen. Natürlich waren das Erinnerungen, an die sie nicht gerne zurückdachte und doch biss sie nicht jedem den Kopf ab, der sie ganz einfach darauf ansprach und eine harmlose Frage stellte. „Ahh, ja, Skl’aven ist das Wort. Nun, so schwa’rz gemalt das Bild dieser Kultur in euren Augen ist, habt ihr es doch gescha’fft eure Ketten zu zerstö’ren“, meinte sie dann, den Umstand beschreibend, dass sich die Blauhaarige offensichtlich aus freien Stücke und eigenem Willen hier befand, war doch weder ein Halsband, noch ein Meister in Sichtweite und somit das beste Beispiel dafür darstellte, dass nichts auf dieser Welt unmöglich war. Und gerade dieser Umstand wurde der Erdmagierin auch in den nächsten Worten der blauhaarigen Frau bewiesen, denn als diese ihren Namen plötzlich mit der absolut grollenden Korrektheit aussprach, welche die Jakun sonst nur von ihrem Gottespropheten kannte, verharrte sie abrupt in ihrer Bewegung und ihre goldenen Augen verengten sich zu schlitzen, ehe sie ein fast schon animalisches Knurren ausstieß. „Du elendest Miststück!“, fauchte sie wütend und diesmal nicht einmal bewusst in der Zunge ihrer Väter. „Mutig bist du, dass du die Spr’ache meines Gottes offen sp’richst.“ Der Hass musste sich offensichtlich in ihrer zuvor noch so neutralen und fast schon warmen Stimme wiederspiegeln, ebenso, wie auch ihre Augenbraune nun in einer steilen Kurve nach unten geneigt waren und ihrem Unmut in offensichtlicher Art und Weise Ausdruck verliehen. „Beschwe’ren tust du dich, dass man in Zungen sp’richt, die du nicht verstehst und str‘afst selbst mit Lügen, indem du nichts anderes tust. Wie fühlst du es, dein Heuchlersein?“ Je wütender sie wurde, desto mehr ging ihr auch die Grammatik ihrer zweiten Sprache verloren, was man besonders in diesem Augenblick fast schon ausgezeichnet erkennen konnte, während lediglich das Auftauchen der Rezeptionistin die Gladiatorin noch daran hinderte, ihrer Gegenüber mit bloßen Händen an die Gurgel zu gehen. Was fiel diesem Miststück eigentlich ein, sich wie eine gottverdammte Königin in ihrem Palast aufzuführen und was genau ließ sie glauben, dass Maeve sich dieses Verhalten gefallen lassen würde?
Dann riss die Rothaarige mühevoll den Blick von ihrem Zornobjekt loß, ignorierte jegliche weitere Reaktion der anderen Frau und wandte sich erneut an ihren selbsternannten Bruder, welcher bisher recht unbeteiligt daneben gestanden hatte und dem sie schon vor einer Weile eine Frage reinen Interesses hatte stellen wollen. „Du bist ein selt’samer Kerl, aber als mein Bruder kann ich dich fragen: Falls es zu einer Schlacht zwischen mir und dir kommt, und ich vernichte, möchtest du dann ster’ben?“ Die Frage mochte im ersten Augenblick denkbar ungünstig und verwirrend klingen und doch ließ es sich die Jakun nicht nehmen, noch einmal näher zu erläutern, in dem Wissen, dass sie manchmal die Tendenz besaß, andere Personen mit ihren Fragestellungen zu verwirren. „Als Zoll an deine Eh’re, meine ich.“ Immerhin war es daheim Gang und Gebe, dass man besiegte Gegner nach einem Gefecht auf Stolz und Ehre tötete, um ihnen eine letzte Form der Anerkennung zu schenken und die Schmach einer Niederlage zu ersparen. Da sie diesem Kerl hier sicher noch einmal über den Weg laufen würde, wäre es vermutlich interessant zu hören, was genau er dazu zu sagen hatte. Jedenfalls deutlich spannender, als sich weiter mit Madame Diamanthaar abgeben und ihre geschwollenen Proletenworte hören zu müssen.

Sylvanas plötzlicher Gemütswechsel verwirrte Maeve nicht nur, er ließ sie auch für einen Augenblick verwirrt ins Nichts blinzeln und darüber nachdenken, was genau sie mit der Sprache der Drachen meinte und  welcher Teufel sie genau geritten hatte, dass sie von Zorn und Hochmut plötzlich zu Verständnis und gestelzter Höflichkeit zurück wechselte. Ja, über dem Kopf der Rothaarigen konnte man das große gelbe Fragzeichen fast schon rotieren sehen, als sie der Blauhaarigen mit den Augen folgte und dabei beobachtete, wie diese sich aus dem Wasser erhob und auf ihrem Weg das Handtuch fallen ließ, welches ihre Figur zuvor verdeckt hatte. Mit milden Interesse ließ sie ihre goldenen Augen über den ansehnlichen Körper der anderen Frau gleiten, ehe ihre Augen schließlich auf der Narbe an ihrer Hüfte zur Ruhe kamen und sie in scharfer Manier ihren Atem ausstieß. Maeve wusste, woher eine solche Verletzung ihren Ursprung hatte, erkannte das gezackte Muster und die auffällige Form und ihre Seelenspiegel schienen sich in fast schon entsetztem Charakter zu weiten, ehe sich ihre Lippen einen Spalt breit öffneten und ihr Erstaunen Preis gaben. Das war unmöglich. Ja, die Jakun war sich sogar verdammt sicher, dass es sich hierbei um einen bösen Streich des Teufels handeln musste, denn anders konnte sie sich wirklich nicht erklären, wie genau die fremde Frau zu einem Mal kam, dass allein von Beschaffenheit und Charakterzug einzig und allein von ihrem Gottespropheten hätte stammen können.
Für Maeve war das Konzept von Drachen und auch Dragonslayern eine fremdartige Vorstellung, hatte sie sich doch seit jeher für einzigartig gehalten und nicht einmal in Betracht gezogen, dass es auch andere Menschen geben könnte, die ebenfalls in den Genuss einer Ausbildung bei ihrem Drachenvater gekommen waren. Immerhin war Tiamat so etwas für sie nie gewesen, sie hatte ihn niemals als eine exotische und fremdländische Kreatur betrachtet, sondern viel mehr als ein Geschenk des Himmels, welches ihr ihr Gott in Zeiten der Not und Hilflosigkeit als Unterstützung zukommen lassen hatte. Der Gedanke, dass es nun andere Menschen gab, die in ähnlichen Kontakt gekommen waren, verwirrte die junge Dame nicht nur, es entsetzte sie auch in gewissem Maße, wusste sie doch nicht, wie genau sie auf eine solche Entdeckung zu reagieren hatte. Was bedeutete das nun? War Miss Sylvana Eishaar etwa auch eine außerwählte ihres Gottes und hatte deshalb einen Propheten gesandt bekommen? Ja konnte es vielleicht sogar sein, dass es mehrere von ihnen gab und sie fast schon wie Champions dazu geboren waren, einander zu bekriegen und letztendlich zu vernichten? Maeve wusste wenig über die Willkür der Götter und maß es sich auf der anderen Seite nicht an, über ihre Entscheidungskraft zu urteilen und doch behagte ihr der Gedanke, dass auch der Gott des Regens eventuell einen Menschen auf der Erde unterstützte, in ihrer momentanen Gemütslage überhaupt nicht. Allein der Gedanke, jetzt in Kontakt mit Wasser zu stehen und sich weiterhin dieser abartigen Gefahr auszusetzen, ließ die rothaarige erschaudern und so zögerte sie nicht lange, sich kurzerhand in Richtung Souta umzudrehen und diesen direkt mit einem ihrer stechenden Blicke zu taxieren. »Wir wer’den später reden müssen…«, stellte sie in ihrer schlichten und einfachen Art fest, ehe sie sich mit der feuchten Hand durch die Haare fuhr und die Strähnen in einer fahrigen Geste nach hinten kämmte. Ein eindeutiges Anzeichen dafür, dass sich die Magierin in einem emotionalen Moment befand, welcher sie nicht nur unsicher und nervös machte, sondern ihr gleichzeitig auch ein seltsames und unangenehmes Gefühl der Hilflosigkeit schenkte, dessen Wahrnehmung sie weder besonders genoss, noch wirklich gutheißen konnte. »Ich freue mich trotz’dem bei anderem Zeit’punkt mit dir zu sp’rechen.«, meinte sie dann jedoch noch und schenkte ihrem Kollegen ein fast schon halbherziges Lächeln, ehe auch sie sich erhob und mit eiligen Schritten aus den zuvor noch so angenehm heißen Quellen trat, die Richtung der Umkleidekabinen ansteuernd. Jegliche Berührung mit Wasser schien ihr mit einem Mal unangenehm und allein der Gedanke, weiter mit diesem Element in Kontakt zu treten, bereitete ihr Bauchschmerzen. Es war ein Trauma aus alter Zeit, als Maeve noch ein junges und hilfloses Mädchen gewesen war und doch hatte sie es auch einige Jahre später nicht geschafft, diese uralten Ängste tatsächlich und vollständig zu besiegen, sah sich in Konfrontation mit ihnen noch immer in ihre hilflose Lage zurückgesetzt, in welcher sie sich damals dem Tod in fast schon beschämender Demut hingegeben und einfach aufgegeben hatte.
Mittlerweile war sie stärker, mutiger und selbstständiger und doch schien sich seitdem so vernichtend wenig geändert zu haben, dass es fast schon keinerlei Unterschied zu machen schien, ob sie immer noch dieselbe Person von damals war, oder nicht. Es waren solche Momente, in denen sich Maeve fragte, wie lange die Schatten der Vergangenheit ihr wohl immer noch anlasten und sie in ihrem alltäglichen Leben verfolgen würden.

Grishira hatte heute einen freien Tag, den sie sich selbstverständlich zunutze machte. Und was war da besser, als zu den heißen Quellen zu schlendern und sich dareinzusetzen? Der Weg vom Hauptquartier ihrer Gilde bis zu dem heißen Gewässer dauerte zwar eine Stunde zu Fuß, aber das machte nichts. Ein bisschen Bewegung tat gut und sie wollte sich ja auch schließlich fit halten. Natürlich lief sie nicht schnell, sondern langsam und entspannt – ohne Hektik. Als sie da war, bemerkte sie, dass sich keiner bei den heißen Quellen befand. Seltsam, warum war sie denn die Einzige hier? Aber gut, das machte nichts. Es war vielleicht sogar besser so, denn dann hatte sie ihre Ruhe und sie konnte sich ausgiebig ausruhen und entspannen. Grishira zog sich ihre Kleidung aus und stand dort im Bikini. Nackig wollte sie nicht sein, – falls doch noch jemand kam. Der Bikini hatte dieselbe Farbe wie ihre schönen, seidigen und langen Haare und war mit fast unsichtbaren Blümchenmuster bedeckt. Sie tauchte den rechten Zeh ins Wasser und musste sich an die Hitze erst gewöhnen. Es war nämlich ziemlich heiß. Langsam tauchte sie den ganzen Fuß, dann den linken und zum Schluss stand sie mit beiden Beinen im Wasser. Es schmiegte sich heiß um ihre Haut und langsam machte sie ein paar Schritte vor, wo der Grund immer tiefer wurde. Am Ende war sie so tief im Wasser, dass es ihr bis zum Hals reichte. Wundervoll… Genüsslich seufzte sie und schloss ihre Augen. Diese Ruhe… keiner war da, der sie stören konnte.
„Na Sakura? Genießt du es auch?“
Aber sicher… Es ist perfekt. Ich könnte hier schlafen und würde nie wieder aufwachen.
„Das lass mal schön sein, meine Liebe. Ich brauch dich noch…“
Ach, das weiß ich doch, ich verlasse dich niemals, niemals…
„Das ist schön…“ Grishira schloss ihre Augen und verfiel in eine Art Trance. Fast hätte sie nicht mitbekommen, dass eine weitere Person ins Wasser gegangen ist und sie seltsam ansah.
„Mit wem redest du?“ Es war ein Junge, der vielleicht sechzehn oder siebzehn war. Auf jeden Fall etwas jünger als sie. Genervt öffnete das Mädchen die Augen und fuhr mit dem Kopf leicht herum, um zu sehen, wer es wagte, sie zu stören.
Sein Blick war ein bisschen stumpf. Er hatte kurzes, strubbeliges braunes Haar, grüne Augen, helle Haut und einen schlaksigen Körper. Zwar guckte er sie etwas unschuldig an, aber Grishira ärgerte es plötzlich extrem, dass sie nicht mehr alleine war. Was war das nur für ein Glück, allein in den Wasserquellen zu sein? Wie konnte er es wagen, sich in IHRER Nähe aufzuhalten? Wie konnte er es wagen, ihr so eine infantile und dumme Frage zu stellen? Mit wem redest du da, pah! Das hatte ihn einen Scheißdreck zu interessieren. Ein normaler Mensch hätte in aller Wahrscheinlichkeit anders reagiert und sich vielleicht sogar mit ihm unterhalten. Doch Sie war kein normaler Mensch, – ihr Charakter glich dem einer Bestie und das wusste das Mädchen auch. Und es gefiel ihr. Sehr sogar. Sie hatte die Lust bekommen, den kleinen Fratz einen auszuwischen. Töten würde sie ihn nicht, doch sie würde dafür sorgen, dass er sich nie wieder hierhertraute… Ein freundliches Lächeln umspielte ihre Lippen und sie wank mit der rechten Hand.
„He, komm doch auch ins Wasser! Es ist wundervoll hier.“ Bei ihrer Stimme und ihrem Gesichtsausdruck hätte nicht mal ein Psychologe erahnt, was für ein Teufel sie war. Der Junge wurde etwas lockerer und grinste zurück. Schnell ging er ins heiße Nass und kam auf Grishira zu. Als er etwas schüchtern auf sie zuging, lächelte sie den Jungen warmherzig an. „Ist toll, nicht? So still und keiner ist hier. Wo sind denn deine Eltern?“
„Die kommen später auch. Aber ich glaub in einer halben Stunde oder so.“ Oh, wie naiv der war. Ging einfach auf eine fremde Frau zu und redete mit ihr, als würde er sie kennen! Na gut, man musste ihn auch zugute heißen, dass die meisten Frauen eher einen gutmütigen Kern hatten und bei weiten nicht so drauf waren wie sie. Außerdem waren sie sich alterstechnisch sehr nah beieinander, weshalb er sich vermutlich deswegen eher unbefangen mit ihr unterhalten konnte. Wäre sie fünfundzwanzig oder älter, und das hätte man ihr definitiv angesehen, dann wäre er vermutlich schüchterner gewesen.
„Wie heißt du?“, wollte er wissen.
„Ich bin Sakura.“ Als ob sie ihren richtigen Namen nannte. Sie war doch nicht blöd…
Und warum musstest du meinen Namen dafür nehmen?
Mir fiel gerade keinen Besseren ein, also lass mich…
„Und wie ist dein Name?“, wollte sie wissen. Es interessierte sie zwar nicht im Geringsten, aber sie wollte erst mal sein Vertrauen gewinnen.
„Ich bin Yako. Hab dich noch nie in der Stadt gesehen. Bist wohl nicht oft draußen oder?“ Vermutlich spielte er auf ihre weiße Haut an. Man hätte tatsächlich meinen können, dass sie ihr Leben in Dunkelheit verbracht hatte. Immerhin befand sich auf ihrer Haut null Melanin… Grishira ging ein wenig näher zu dem Jungen, der sie offensichtlich hübsch fand, wie zu erwarten, denn er lief leicht rot an.
„Ich bin viel unterwegs…“, begann sie. Das Mädchen umkreiste den Jungen langsam. „Ich habe auch schon viele Menschen kommen und gehen sehen...“ Der Braunschopf schaute sie ein wenig verwirrt an, wusste nicht, was sie damit meinte. Tja, einfältig war er…
„Und du bist mir auch begegnet…“ Sie stand jetzt hinter ihn und berührte seine Schulter mit ihrer Hand. Der Junge war wohl schüchtern und versteifte sich, wagte es nicht, sich zu bewegen. Ob ihn wohl das erste Mal ein Mädchen berührt hat? Oh, vielleicht sollte sie erst einmal mit ihm spielen...
„W-was machst du da?“, wollte er verschüchtert wissen. Seine Schultern haben sich angespannt und her zog sie hoch.
„Oh entspann dich, Yako. Alles ist gut. Ruhig…“ Ihre Stimme war sanft und liebevoll. Ein Lächeln breitete sich auf ihr Gesicht auf. Gut, dass er es nicht sehen konnte…
Sie ging ganz nah an seinem Ohr und flüsterte: „Du wirst diesen Tag nicht vergessen, denn du bist mir begegnet.“ Plötzlich ging alles sehr schnell. Sie packte seinen Kopf, zog ihn mit aller Kraft nach hinten und drückte ihn ins Wasser. Natürlich wehrte er sich, schlug mit seinen Armen in alle Richtungen und traf, wie hätte es auch anders sein können, ihr Gesicht. Seine Fingernägel hinterließen einen kleinen Kratzer auf ihr makelloses Gesicht, – das gefiel ihr selbstverständlich überhaupt nicht! Er wehrte und wehrte sich immer weiter, versuchte ihrem festen Griff zu entkommen. Blasen stiegen auf, immer mehr, der Körper zuckte und sie konnte die erstickten Schreie hören… Seine Augen weit aufgerissen, sie starrten panisch in ihre… Ob sie seinen Kopf vielleicht einfrieren sollte? Aber nein, das heiße Wasser würde ihn garantiert wieder schnell auftauen … Dem Mädchen gefiel dieser Blutrausch sehr und die erhöhte Stellung, die sie über diesen Bengel hatte, bereitete ihr eine sadistische Freude. Denn sein Leben war in ihrer Hand. Wie ein zartes Glas, dass sie auf den Boden schmettern konnte. Wie es ihr beliebte, ohne dass er etwas dagegen machen konnte. Ob sie ihn vielleicht erblinden lassen konnte? Ja, dann konnte er nicht mehr sagen, wer ihm das angetan hat! Wer ihn fast ertränkt hätte, konnte er dann auch nicht mehr berichten. Ein teuflisches Grinsen pflanzte sich auf ihr hübsches Gesicht. Natürlich übernahm in dann in diesem Moment Sakura das Ruder und sie musste es nicht selbst machen. Die Drecksarbeit konnte ruhig ihre liebste Freundin machen.
Das Wasser färbte sich rot. Der Anblick war so schrecklich, dass man ihn nicht in Worten fassen konnte. Und sie lachte… Sie lachte vor Vergnügen. Als er sie losließ, kam er aus dem Wasser und schrie wie am Spieß. „Meine Augen, oh Gott, meine Augen, Mama! Hilfe!“ Der Junge schrie und weinte so laut, dass man meinte, seine Stimmbänder rissen gleich. Er hielt sich seine Hände vor die beiden Wunden und hatte keine Orientierung mehr. Die Indigoblauhaarige seufzte und schubste ihn Richtung Ufer, wo er sich vor Schmerzen krümmte. Plötzlich bemerkte sie, dass sie nicht mehr allein waren…

Bei ihren letzten Einkäufen in der Stadt, hat Akira immer wieder mit anhören können, wie die Menschen über die heißen Quellen sprachen, die ca eine Stunde Fußmarsch entfernt waren. Für die meisten war der Weg nicht gerade einfach, doch schien sich der Aufwand zu lohnen. So entschied sich auch Akira mal einen Blick zu wagen. Von ihrer Hütte bis zu den Quellen dauerte es eine gute halbe Stunde. Den Weg nutzte die Weißhaarige um die Natur zu genießen. Die Bewohner des Waldes waren wieder in rege Gespräche vertieft, weshalb allerlei Tiergeräusche an die empfindlichen Fuchsohren drangen. Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen und man sah auf den ersten Blick, wie wohl sich das Mädchen fühlte. Für einen Stillen Beobachter wirkte dieses Bild idyllisch.

Doch diese Idylle sollte nicht sehr lange halten. Denn kaum das Akira an ihrem Ziel ankamen wurden Wortfetzen eines Gesprächs aufgenommen. Ein dicker Baumstamm versperrt noch die Sicht auf die Quellen. Die zwei Stimmen konnte die Slayerin einem Jungen und einem Mädchen zuordnen. Während die des Jungen beinahe schüchtern klang, war etwas in der Stimme des Mädchens, was Akira nicht zuordnen konnte. Vorsichtig lugte das Mädchen um den Stamm herum, nur um dann geschockt die Augen aufzureißen. Einen Moment kam ihr das Bild vor Augen, wie ihre Eltern brutal von zwei fremden Magiern ermordet wurden. Erst der Hilferuf des Jungen riss die Weißhaarige aus ihrer Trance. Holte sie ins hier und Jetzt zurück. Dann trat sie aus ihrem Versteckt heraus und mischte sich ein. "Lass sofort den armen Jungen in Ruhe!", klang ihre Stimme fest. Wachsam ruhten ihre rubinroten Augen auf ihrer Gegenüber. Auch wenn die Umgebung durch den Wasserdampf beeinflusst wurde, so hatte Akira doch keine Schwierigkeiten sich den Geruch ihrer Gegenüber einzuprägen.

„Lass sofort den armen Jungen in Ruhe!“
Das Mädchen, das sich als die ungebetene Zuschauerin entpuppt hatte, stand nun am Ufer und starrte Grishria fassungslos an. Sie hatte weißes Haar und Tierohren, – ein Tiermensch also. Grishira ist in ihrem Leben nur recht selten Tiermenschen begegnet, weshalb der Anblick für sie ein wenig ungewohnt war. Ihre roten Augen waren sehr ausdrucksstark und in ihnen wohnte eine gewisse ästhetische Schönheit inne. Rote Augen waren etwas Besonderes! Doch jetzt ging es nicht darum, wie hübsch das kleine Ding war, sondern darum, dass sie ziemlich dreist war. Immerhin hatte sie sie gestört und das ging gar nicht. Der Junge robbte sich heulend aus dem Wasser und krümmte sich vor Schmerzen. Und hier half es auch nicht mehr, die Unschuldige zu spielen. Was geschehen ist, ist geschehen. Vielleicht hätte sie sich rausreden können, dass er sie hat versucht zu vergewaltigen oder sowas, aber das war so offensichtlich nicht der Fall, dass sich das Mädchen nicht die Mühe gab, ihr Wesen zu verstecken. Er blutete sehr stark, – kein Wunder: Immerhin hatte das teuflische Mädchen ihn beide Augen zerquetscht. Die Indigohaarige grinste noch breiter. Da hatte sie wohl nicht aufgepasst, so ein Pech aber auch. Aber gut, jetzt war es sowieso zu spät und gegen den Umstand, dass sie gesehen wurde, konnte sie nichts mehr unternehmen.

„Schrei doch nicht so… und außerdem: was kümmert dich der fremde Junge?“ Sakura sprach in ihr, aber das wusste das weißhaarige Mädchen ja nicht. Sie wusste gar nichts über sie. „Lass mir doch den Spaß… Es fühlt sich toll an, die Macht zu haben, über Leben und Tod zu entscheiden. Glaub mir: Das ist die beste Art, um Glückshormone zu produzieren!“ Sie lachte vergnügt. Grishira hob das Handtuch auf, das sie auf den Strand gelegt hatte und warf es sich über ihre Schultern. Der ungebetene Gast musste ja nicht sofort das Tattoo auf der rechten Schulter sehen, das ihre Mitgliedschaft der Royal Crusade bewies. Durch den heißen Dampf in der Luft hatte sie das Glück, dass es eher schwer zu erkennen war. Ihre nassen Haare klebten an ihrem Rücken und hing glatt und tröpfelnd herunter. Der Pony ging ihr über die Augen; sie selbst konnte zwar noch genug sehen, doch das fremde Mädchen würde die königsblauen Seelenspiegel garantiert nicht sehen. Oh, der Effekt war gewiss vom Vorteil. Sie machte sich bestimmt vor Angst in die Hose! Und wenn Grishira bedachte, dass das Mädel einfach winzig war – die Indigoblauhaarige war mit ihren 1,60 Metern auch eher klein, – würde ihre Körpergröße und das angsteinflößende Auftreten bestimmt ihre Wirkung zeigen! Und da sie sie jetzt so gesehen hat, wie sie wirklich war, brauchte sich die junge Erwachsene auch nicht die Mühe zu machen, sich zu verstellen. Wie gut, dass Sakura jetzt für sie sprach.

„Tja, Kindchen… Ich rate dir, von hier zu verschwinden oder ich reiß dir deine hübschen Öhrchen aus dem Kopf!“ Ohja, sie zeigte gerade Gnade! Wenn sie daran dachte, wie sie den Jungen zugerichtet hat, weil er es wagte, hier aufzukreuzen… Ein Blick auf ihre Hände verriet ihr, dass sie noch blutbefleckt waren. Sie wollte nicht noch mehr davon auf ihre schöne Haut. Und das Kind besaß die Dreistigkeit, sie im Akt zu unterbrechen… Sie wischte sich den Pony nach hinten, weil er langsam zu kitzeln begann, ihre Augen schmälten sich und fixierten den Weißschopf.
„Oder wählst du dasselbe Schicksal wie dieser kleine Lauch da?“

Nachdem Akira auf dich aufmerksam gemacht hatte, begann die Täterin mit ihr zu reden. Aufgrund des Nebels, der von der Quelle aufstieg, konnte Akira nicht sehr viel erkennen. So konnte sie auch nur grob sehen, wie ihre Gesprächspartnerin sich ein Handtuch umlegte. Den verletzen Junge beachtete Akira nur am Rande. War es ihr doch wichtiger das andere Mädchen im Auge zu behalten. Dann kam auch die erste Äußerung. Ohne lange über die Frage, was sie der fremde Junge kümmerte, nachzudenken viel die Antwort aus. "Ich hasse es, wenn etwas ungerecht ist. Ich denke nicht, dass dir der Junge etwas getan hat, das er eine solch grausame Brutalität verdient hätte.", sprach Akira noch immer mit ernster Stimme. Auf die zweite Aussage hin schüttelte die Weißhaarige lediglich den Kopf. Glaubte einfach nicht, dass es so viel mehr Freude bereiten konnte, als jemandem eine Freue zu machen. Immerhin hatten ihre Eltern ihr etwas anderes beigebracht.

Als die Slayerin dann auch noch als Kindchen bezeichnet wurde, traute sie ihren Ohren nicht  glaubte sie habe sich verhört. "Ich werde erst gehen, wenn der Junge in Sicherheit ist. Dazu wirst du nicht die Gelegenheit bekommen.", sprach die Jugendliche noch immer mit ernster und fester Stimme. Auch wenn ihr die Situation so langsam Unwohlsein bereitete, so wollte sich die Füchsin dies doch nicht anmerken lassen. Als dann auch schon die nächsten Worte an ihre flauschigen Ohren drangen, ruhte ihr Blick starr auf ihrer Gegenüber. "Was ist dein Problem?", wollte Akira dann wissen. Sie konnte einfach nicht nachvollziehen, warum die Menschen immer wieder so fiese Neigungen besaßen.

Grishira legte ihren Kopf schief und grinste. Ungerechtigkeit, Grausamkeit…
„Manche haben eben eine andere Moralvorstellung, Schätzchen. Oder wagst du es deine Moralvorstellungen als universell gelten zu lassen? Wie größenwahnsinnig.“ Das Grinsen wurde breiter und sie kicherte bösartig. Dass sie es auch nur dachte, andere als größenwahnsinnig zu bezeichnen, war an Komik gar nicht mehr zu überbieten. Doch dieser Widerspruch kam dem Mädchen gar nicht in den Sinn. Warum auch? Die junge Erwachsene ging ein paar Schritte auf dem Weißschopf zu und stemmte ihre Hände in die Taille. Als ihr Gegenüber meinte, dass sie erst ging, wenn Yako weggebracht wurde, hob die Indigoblauhaarige eine Augenbraue. Als ob sich Grishira noch einmal die Hände schmutzig machte und den Knirps anpackte. Niemals. Sollte er doch selbst zurechtkommen. Warum hielt ihr Gegenüber sich mit solchen Kleinigkeiten auf? Konnte sie gar nicht nachvollziehen. Das kleine Ding war wirklich hartnäckig und mutig – oder eher gesagt töricht? Wusste sie eigentlich, wen sie da vor sich hatte? Tse, natürlich nicht. Aber das würde sie bald herausfinden. Denn wer sie getroffen hat, würde sie nicht mehr so schnell vergessen!
„Was ist dein Problem?“, wollte das Mädel wissen.
„Ich habe kein Problem. Offensichtlich hast du eins, sonst würdest du dich ja nicht für diesen Knirps einsetzen. Ich hätte mich meines Lebens weiter gefreut, wärest du nicht aufgetaucht. Ich wäre gemütlich aus dem Wasser gestiegen, hätte mich in aller Ruhe abgetrocknet und wäre vielleicht in ein nahegelegenes Lokal gegangen und hätte etwas Gutes gegessen. So, als wäre nichts geschehen.“ Grishira wollte das Mädchen provozieren und ballte die Fäuste. „Ich sage es nicht noch einmal, heute bin ich sehr gnädig und gut gelaunt. Hau ab, es sei denn dein bemittleidenswertes Leben ist dir nichts wert!“ Ihr drohender Unterton war nicht zu überhören. Es machte sie wütend, dass das kleine Ding sich scheinbar gar nicht fürchtete. Und das, obwohl sie gerade jemanden schwer zugerichtet hatte. Wie war das möglich? Vielleicht hatte sie auch ein ähnliches Wesen wie sie und der Anblick des Jungen ließ sie kalt? Hatte sie vielleicht schon vieles gesehen? All die Fragen schwirrten der Weißen durch den Kopf. Doch sie machte keine Anstalten zu gehen. „Na schön, wenn du nicht verschwindest, dann wirst du heute dein blaues Wunder erleben!“ Nur mies, dass sie noch wenig Zauber auf Lager hatte! Aber egal, sie hatte ja noch ihr Icy Breath. Das fiese Grinsen wurde breiter und sie ging ein paar Schritte hin und her. „Kälteverbrennung sind sehr, sehr schmerzhaft… Ich würde sagen, du hast deine kostbare Chance verspielt. Mach dich auf abgetrennte Gliedmaßen gefasst!“ Und dann wollte Grishira ihr an den Handgelenken packen. Sie hatte vor, sie einzufrieren und diese dann mit einem kräftigen Schlag von den Armen zu trennen…

Als ihre Gegenüber davon sprach, das manche Menschen eben andere Moralvorstellungen besaßen, musste sie automatisch an den Mord an ihren Eltern denken. Sie wusste durchaus, das es nicht nur guten in dieser Welt gab. Doch es gab Gesetze, und die sollte man doch einhalten. So war ihre Meinung und die vertrat die Weißhaarige auch. "Meine Moralvorstellungen haben damit überhaupt nichts zu tun. Ich bin lediglich der Meinung, dass die Gesetze eingehalten werden müssen.", kam es ernst von der Slayerin. Dabei geriet der Junge immer mehr in Vergessenheit. Als die Blauhaarige ein paar Schritte auf die Weißhaarige zu ging, blieb diese erst einmal unbeeindruckt stehen. Bei den Worten die dann folgten, zog Akira eine Augenbraue nach oben. Wie konnte man nur so skrupellos sein? Beim besten Willen konnte es die Jugendliche einfach nicht nachvollziehen. Verstand die Beweggründe solcher Menschen kein bisschen. Wollte sie auch gar nicht verstehen. Auf die Provokation ging sie jedoch ein. "Gut zu wissen, dass du mich scheinbar so gut kennst, das du weißt, wie es um mein Leben bestellt ist. Ich kann mich durchaus verteidigen wenn es sein muss.", grinste nun Akira ihrerseits. Soweit kam es noch, dass sich das Mädchen in die Flucht schlagen ließ.

Als ihre Gegenüber dann davon anfing ihr mit Kälte schadenzufügen zu wollen, musste sich Akira ein schmunzeln verkneifen. Das angekündigte machte ihr keine Angst. Immerhin war sie gegen Eis und Kälte Immun durch ihre eigene Magie. Erst als die letzten Schritte überbrückt waren und die Blauhaarige ihre Handgelenke packte, konnte die Füchsin ein fieses Grinsen nicht verhindern. "Überraschung.“, gab Akira von sich, ehe sie ihrerseits zum Angriff überging. Sie setzte ihr Ice Dragon's Breath ein und pustete diesen dem anderen Mädchen ins Gesicht, um sie aus dem Konzept zu bringen. Sie nutze ihre Chance und befreite die Hände aus denen der anderen Magierin. Dann machte Akira einem Rückwärtssalto um wieder Abstand zwischen die beiden zu bringen. "Du solltest nie deine Gegner unterschätzen.", kam es nun belehrend von der Slayerin.

Grishira schaute ihr Gegenüber zornig an. Die Flamme der Wut wuchs mit jeder Sekunde und sie hatte es schwer, sich zurückzuhalten. Sie zog ihre Augen zu schlitzen zusammen, fletschte die Zähne und knurrte. Sie war also auch Eismagierin – genau wie sie. Doch als sie das Eis in ihr Gesicht pustete, schrie sie vor Schmerz auf. Ihre Haut brannte höllisch, sie spürte, wie sich eine Eisschicht auf ihr bildete und ruckartig wand sie das Gesicht ab und hob die Hände, um es zu schützen. Vorsichtig versuchte sie das Eis zu entfernen. Die Haut, wo das Eis noch eben war, fühlte sich hart und ungesund an und es schmerzte grauenvoll. Sie konnte von Glück reden, dass sie die Augen rechtzeitig geschlossen hatte! Und dann dieses belehrende Benehmen der Kleinen…! Sie ballte die Fäuste und starrte ihren Gegner kampfeslustig und schmerzverzerrt an. Wie konnte sie es wagen, so mit ihr zu sprechen? Auf die Knie sollte sie eigentlich gehen und sie um Gnade anwinseln. Vermutlich hätte Grishira sie auch dann getötet oder so, aber die Kleine hätte dann vielleicht noch eine kleine Chance gehabt, lebend herauszukommen. Doch diese war verspielt, endgültig. Wäre sie nicht aufgekreuzt, hätte sie ihr wertloses Leben weiterleben können!
„Tja“, sie grinste gehässig. Der Kälteschmerz ließ aufgrund der feuchtwarmen Umgebung langsam nach. „Ich bin auch Eismagierin! Und du solltest deine Gegner auch nicht unterschätzen, du weißt nicht, mit wem du es hier gerade zu tun hast!!“
Schrei nicht so laut, Sakura. Sonst hört man uns und wir sind dann in der Unterzahl!
Stimmt, scheiße.
Die junge Erwachsene hatte gar nicht bemerkt, dass der Junge sich aufgerappelt hatte und sich langsam an sie herangeschlichen hatte. Sein Gesicht war voller Blut, schmerzverzerrt und doch so wütend, dass er trotz der qualvollen Schmerzen aufrecht stehen konnte. Wären die beiden Frauen versucht haben, sich gegenseitig einzufrieren, ist er aufgestanden und ist der Stimme von Grishira gefolgt. Er biss sich wutentbrannt auf die Zähne, lauschte, wo er hingehen musste und erreichte die beiden schließlich. Als er sich sicher war, dass er direkt hinter Grishira stand, packte er sie von hinten und riss sie mit seinem ganzen Körpergewicht zu Boden.
„Argh!“, schrie sie. Die Indigoblauhaarige hatte gar nicht mehr auf den Bengel geachtet, war viel zu sehr damit beschäftigt, diese weißhaarige Tussi zu erledigen. Und da hatte er es doch glatt geschafft, sie aufzuspüren und zu packen. Beeindruckend! Ein kleiner Teil zollte dem Burschen Respekt, doch nur einen winzig kleiner. Denn die Wut hatte die Vorhut übernommen, sie zappelte mit ihren Armen und Beinen, kratzte seine Arme blutig und versuchte sich mit aller Macht zu befreien. Sie konnte die Blicke des Mädchens auf sich spüren. Panik kam langsam in ihr auf. Sie wollte nicht sterben! Immerhin hatte sie noch so einiges im Leben vor. Einiges! Der Halbmensch machte den Fehler, einen Schritt näherzukommen. Sofort nutzte Grishira die Gelegenheit, ihr volle Kanne ins Schienbein zu treten. Sie legte all ihre Kraft in diesen Angriff, sodass Akiras Bein weggerissen wurde und nach vorn wankte. Wie in Zeitlupe fiel das Mädchen auf sie darauf – das war so nicht geplant! NEIN! Warum fiel sie nicht zur Seite, scheiße! Doch die Weißhäutige kam noch von diesem kräftigen Griff des Bengels los! Was sollte sie tun?!

Just in dem Moment passiert etwas, das sie so verwirrte, dass sie erst einmal innehalten und damit klarkommen musste. Die Weißhaarige hatte sich zwar versucht aufzufangen, doch es reichte nicht, um DAS aufzuhalten. Eis traf auf Eis! Haben sie sich gerade geküsst!? Sie zog die Augenbrauen zusammen, packte sie an den Schultern und riss sie von sich herunter und verzog angewidert das Gesicht. „Na warte du kleine!“ Beherzt biss sie dem Wuschelkopf in den Arm, sodass er aufschrie und kurz den Griff locker ließ. Das war die Chance, sich von ihm loszureißen…

Als ihre Gegenüber meinte, sie solle ihre Gegner ebenfalls nicht unterschätzen und sie wisse ja nicht, mit wem sich die Weißhaarige gerade anlegte. Das gehässige Grinsen gefiel der Füchsin überhaupt nicht. Dennoch ließ sich Akira davon nicht aus der Ruhe bringen. "Und du weißt natürlich, mit wem du es zu tun hast. Ich bin keine einfache Eismagierin.", konterte die Weißhaarige. Dann bemerkte die Slayerin eine Veränderung in der Luft. Der Geruch von Blut kam näher. Noch ehe das Mädchen wusste was genau los war, lag ihre Gegenüber auf dem Boden. Der Junge hatte es geschafft trotz der Schmerzen sich aufzurichten und dann seine Angreiferin ausfindig zu machen. Mit seinem ganzen Körpergewicht riss er die Eismagierin zu Boden. Diese verschaffte ihrem Schock durch einen kurzen Ausruf gehör.

Obwohl ihre Gegenüber eindeutig nicht sehr nett war, wollte Akira doch wissen, ob alles in Ordnung war. Daher ging sie näher an das Geschehen, sollte dies jedoch Kurz darauf bereuen. Denn die ihr noch unbekannte verpasste ihr so einen Tritt gegen das linke Schienbein, das Akira das Gleichgewicht verlor. Wie in Zeitlupe fiel die Slayerin nach vorne. Schaffte es einfach nicht den Sturz zu verhindern. Auch was daraus resultierte. Ohne es zu wollen war ihr erster Kuss mit einer Frau. Zudem noch einer, die alles andere als gut darauf zu sprechen war. So schnell konnte Akira gar nicht reagieren, wie die Blauhaarige sie von sich runter warf. Nachdem der erste Schock darüber verdaut war, sprang die Füchsin auf und brachte wieder Abstand zwischen sich beide. Dennoch waren ihre Wangen gerötet. Dann schien es so, als würde ihre Gegnerin ihr die Schuld für das gerade geschehene geben. "Hättest du mir das Bein nicht weggetreten, dann wäre ich auch nicht nach vorne gefallen. Also selber Schuld.", entgegnete Akira leicht wütend.

Dann nutzte Akira die Chance, die sich ihr bot. Während die Blauhaarige sich von dem Jungen losriss, stürmte die Slayerin auf die andere Frau zu, setzte ihre Ice Dragon's Fist ein und schlug dann der anderen in den Bauch. Sofort wurde wieder ein Rückwärtssalto gemacht, damit sie selber nicht noch ein Treffer kassierte.

Als Akira ihr in die Magengrube schlug, entwich ihr jegliche Luft aus den Lungen. Sie riss den Mund auf, rang nach Atem, doch kein Luftzug vermochte ihre Lungen zu füllen. Der Tritt schmerzte, brannte gar. Ihr Herz schlug gegen die Brust, Panik kam in ihr auf. Langsam konnte sie wieder nach Luft schnappen, doch die getretene Stelle schmerzte, wenn sie dort ihre Muskeln anspannte. Hustend versuchte sich Grishria aufzurappeln. Doch gleich darauf wurde sie wieder angegriffen. Erneut pustete ihr Feind sie mit diesem eisigen Atem an. Wieder ins Gesicht. Da die Haut noch von eben sehr empfindlich war, schmerzte die klirrende Kälte jetzt umso mehr. Die junge Frau schrie wie am Spieß, hielt sich die Hände vors Gesicht und bekam auch etwas auf die Finger. Dieses Mal hatte sie aber nicht rechtzeitig die Augen geschlossen, weil sie noch damit beschäftigt war, sich von dem Tritt zu erholen. Der stechende Schmerz pochte unaufhörlich und sie hatte das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden.

„Argh, du kleines Miststück!“, zischte sie. Der Hass in ihr Stieg ins Unermessliche und sie hatte einen unerschütterlichen Drang, sie zu töten. In den wildesten Fantasien stellte sich die Indigoblauhaarige vor, wie sie das Tiermensch-Mädchen möglichst langsam und qualvoll ermordete. Sie wusste, dass sie nach diesem Kampf nie wieder wunderschön aussehen würde. Nie wieder würde sie sich in den Spiegel schauen können und sich glückselig anlächeln können, ihre Haut mit pflegenden Cremes beglücken… Nach diesem Kampf würde sie hässlich sein. Als der Erwachsenen dieser Umstand klar wurde, erstarrte sie. „Das wirst du mir büßen, hast du gehört? Ich werde dich töten. Und du wirst schmerzen erleiden, dass die Folter eines Folterknechts wie ein Wellness-Urlaub ist!“ Ihre Stimme überschlug sich vor Zorn. Doch das Mädchen hatte sich längst in Sicherheit gebracht. Im guten Abstand stand sie nun da und schien ihr überlegen. Und sie konnte nicht einmal Magie gegen sie anwenden, weil sie immun dagegen war! Verzweiflung erfüllte sie am ganzen Leib. Wie konnte das bloß passieren? Die Gedanken der Glacies rasten. Es musste schnell eine Lösung her. Und dieser Junge… Der hatte es doch gewagt, sie von hinten anzugreifen. Zornig drehte sie sich um und trat ihm mit aller Kraft auf den Kopf. „Du kleiner Mistkerl. Du bist der Erste, der stirbt. Und dann kommst du dran, hast du kapiert!? Hast du kapiert?!“, schrie sie. Ihr Hals schmerzte, die Stimme wurde heiser vom ganzen Geschrei.

Der Körper erschlaffte, die Brust hörte auf, sich zu heben und zu senken. Der Herzschlag erstarb. Er war tot. Grishira hatte ihn den Schädel zertreten und sie fühlte sich dabei auch noch gut. Wenigstens hatte sie ihrem ersten Teil der Rache Genüge getan. „Siehst du, du kleines, degeneriertes Ding!? Hast du das gesehen? Das stelle ich jetzt mit dir an!“ Sie drehte sich zurück zu Akira. Ihre Augen loderten vor Hass. Die junge Frau konnte sich nicht daran erinnern, das letzte Mal so wütend geworden zu sein, wie am heutigen Tag. Doch dann hielt sie inne. Trotz der Wut, trotz des Hasses war ihr eines schmerzlich bewusstgeworden: Ihre Feindin war Grishira überlegen. Das Einzige, das sie tun konnte, waren körperliche Angriffe. Mit einem Satz sprang sie auf Akira zu und schlug ihr mit aller Kraft aufs Gesicht…

@Akira