Ortsname: Jahrmarkt in Oak Town Art: Freifläche + Stände und Attraktionen Spezielles: Beschreibung: Bunte Ballons, Süßigkeiten und abenteuerliche Attraktionen. Der Jahrmarkt in Oak Town hat alles zu bieten. Bunte Stände mit Süßkram, Jahrmarktspiele und diverse Fahrgeschäfte warten hier auf die Besucher. Das Markenzeichen des Jahrmarkts ist das Riesenrad, womit man ganz Oak Town überblicken kann. Aber auch für die adrenalinsuchenden Gäste ist gesorgt, mit Achterbahnen und anderen lustigen Fahrgeschäften
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
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Charon Desert Night
Anmeldedatum : 23.09.14 Anzahl der Beiträge : 1571
„Ach ja? Was für einen praktischen Nutzen hat sie denn?“, neckte Charon amüsiert, während er sich ein wenig über Amiras Frisur lustig machte. Er lehnte sich etwas näher zu ihr, senkte seine Stimme. „Außer, dass sie dich auch süß und lieblich wirken lässt, meine ich...“ Süß und lieblich, hm? Die Tamaki hatte nicht Unrecht damit, dass das Charons Geschmacksnerven schmeichelte. Und mit ein bisschen Zucker sollten sie ja wohl beide die Energie haben, um die übrigen Attraktionen durchzuhalten! Der Dargin hatte auf jeden Fall vor, sein Wort zu halten... Während er sich schon darauf freute, das Riesenrad zu nehmen, hatte Amira andere Pläne. Ihr brannte es schon unter den Nägeln, ihn noch einmal herauszufordern, hm? Überheblich zuckte der Dargin mit den Schultern. „Du bist keine gute Verliererin, hm?“, stellte er fest mit einer hochnäsigen Selbstsicherheit, ehe er nickte. „Aber ja, sicher. Wer bin ich, eine Herausforderung abzulehnen? Lass uns spielen, Alice!“ Der Hai war tatsächlich ein ganz hübscher Punkt, um einen Sieg festzumachen, sowohl als Preis, als auch von der Punktzahl her, die sie brauchten. Eine Hand in seine Hüfte gesteckt nickte Charon. „In Ordnung. Das bedeutet...“
Lautes Rattern in der Höhe über dem Stadt unterbrach das Weißhaar kurz, ließ ihn seinen Blick heben. Über die hoch gebauten Schienen raste ein Achterbahnwagon, die Leute darin aufgeregt rufend – ein Anblick, der ihm in Lächeln ins Gesicht zauberte. Ja, so eine Fahrt war schon spannend. Wie die wilde Fahrt wohl Alice gefallen würde, die ja selbst recht wild unterwegs war? Vielleicht sollten sie als nächstes doch die Achterbahn nehmen. Die Attraktion war ganz in ihrer Nähe, und während man das Riesenrad auch im Dunkeln genießen konnte, sollten sie die Achterbahn auf jeden Fall ausprobieren, solange noch Licht da war. Auch wenn das bedeutete, dass Charon auf seine Lieblingsattraktion noch etwas länger warten musste.
„Nun gut. Dann wollen wir mal“, rief sich Charon zurück zum Boden; nur weil er warten musste, sollte er nicht seine Partnerin warten lassen. Entschieden trat er an den Stand heran und bestellte zwei mal drei Bälle. Ein Set für sich, eins für Amira. „Dosenwerfen klingt doch gut.“ Es lag ihm auf jeden Fall besser, und er würde nicht mit einer geübten Schützin Pfeile werfen. So präzise war er auch wieder nicht. „Von der Punktzahl her bedeutet das... wenn einer von uns drei von den Dosentürmen umwirft, ohne dass etwas stehen bleibt, dann haben wir deinen Hai. Wer das zuerst schafft, ist der Sieger.“ Eine einfache, klare Kondition. Wahrscheinlich waren sie auch beide in der Lage, mit jedem Wurf einen Turm umzustoßen. Die Frage war also, wer es schneller hinbekam... oder ob sie mit ihrer Magie nachhelfen konnten. Nach dem, was Alice eben bei den Meta-Scootern abgezogen hatte, hatte Charon da schon so seine Ideen. Mit einem entschlossenen, herausfordernden Grinsen blickte der Dargin sie an, seine Hand bereits über den Bällen schwebend. „Also, wie sieht es aus? Bist du bereit?“
Die Tamaki knurrte als Charon sie nekisch aufzog. Er war nicht blöd, ihm - vorallem da er selbst lange Haare hatte - sollte bewusst sein, was Zöpfe für Vorteile hatten. Doch er krönte seinen Kommentar und anstatt ihn also die offensichtliche Antwort zu geben, nahm sie einen ihrer Zöpfe und drehte ihn einmal bevor sie ihn Charon entgegenschleuderte ”Ich kann zum Beispiel sowas tun” sagte sie und reckte den Kopf hoch und grinste. Dann zog sie beide Zöpfe nach vorne uns duckte sich etwas, um zu Charon hochzublicken, als sie einen Schritt näher trat. ”Außerdem scheinst du für süß und lieblich eine Schwäche zu haben, also ist das doch auch nur zu meinem Vorteil” sie blinzelte mit großen Augen und unschuldig wie sie war, biss sie kurz darauf in seine Schokobanane und zwinkerte ihm zu, als sie sich wieder entfernte. Sie schnaubte leicht als sie weiterlesen, sie würde sich sicher nicht die Blöße geben, ihn zu zeigen, dass sie der verlorene Sieg etwas wurmte.
Das Rattern der Schienen von Fahrgeschäften, fröhliches Kreischen und überall süßer Geruch in der Luft versetzte Amira fast schon in einen kleinen Rausch. Eine fast kindliche Faszination von allem was sie wohl als Kind verpasst hatte und besänftigte ihre Wut. Auch die Schuldgefühle, die sich anfangs aufgedrängt hatten, verebben durch die Herausforderungen und dieses Hin und Her mit frechen Sprüchen. Gönnen tat sie Charon den ersten Sieg trotzdem nicht, aber er war ja auch ganz unfair im Vorteil.
Sie wollte nicht zugeben, dass sie gerne diesen Plüschhai hätte und im Grunde deswegen an dem Stand anhielt. Nicht, dass sie nicht überlegt hatte eine Revanche zu fordern, dennoch war es ein ebenso guter Vorwand. Und darauf ließ er sich auch ein, er konnte wohl Herausforderungen auch nicht ausschlagen, gut für sie. Er wählte das Dosenwerfen und Amira zuckte mit den Schultern, als wäre ihr das ja total egal. Dabei wollte sie diesen Hai. Unbedingt. Weil… er hatte so ein schief dusseliges Grinsen, das aussah wie Charons. Damit würde sie ihn ärgern können. Sie mochte nicht einfach Plüschtiere, nein, niemals! Kondition stand und als die 3 Bälle vor ihr lagen, grinste sie selbst schief. Ob Charon wohl wieder fair spielen würde, obwohl dies hier ein Spiel war wo beide ähnliche Ausgangslagen hatte. Kräftig werfen konnte sie, sie hatte etliche Steine auf Soldaten in Seven geworfen. Als er fragte, ob sie bereit war, sah sie zu ihm hin, hob beide Augenbrauen, während ihre Hand an den Ball wanderte. Sie drehte sich um, nahm den Ball hoch, schob ein Bein zurück und warf und erst als der erste Ball schon flog, rief sie ”Bereit!” Sie nahm keinerlei Rücksicht, sie versuchte nicht mal hier so zu tun, als wäre sie eine faire, brave Spielerin. Charon hatte bewiesen, dass er damit umgehen konnte, außerdem müsste er ja mittlerweile wissen, worauf er sich eingelassen hatte. Sie griff nach dem zweiten Ball, holte wie eben aus, um ihren Stand zu verstärken. Ihr Blick huschte zu Charon als ihr Ball flog und sie ließ keine Zeit vergehen, sie musste siegen. Sie würde bei kaum anderen Attraktionen eine so ausgeglichen Grundlage haben. Ich schätze das wird wehtun, aber wenn es mir den Sieg… dachte sie als sie den letzten Ball griff. Sie warf ihn hoch und schlug zu, Funken stoben auf, als sie den Ball mit ihrer Magie fortschleuderte und sie zischend den Schmerz in ihrer Hand spürte. Verstärkt durch ihre Explosion flog der Ball und riss den letzten Dosenturm mit einer solchen Wucht um, dass eine Dose an der Holzwand des Standes eingedrückt wurde. ”Fertig!” rief sie und schob ihr Hand hinter ihren Rücken, die schmerzhaft pochte. Es hatte seine Gründe, wieso sie vermied ihre Magie mit bloßen Händen anzuwenden, bis heute war sie so einfach zu wuchtvoll und sie kam selten, unbeschadet dabei raus. Doch das war gerade egal, wichtiger war hatte es sich denn gelohnt? Ihr Blick wanderte zu Charons Dosentürmen,wie weit war er und wichtiger, war sie schneller gewesen?
Mini Explosions TYP: Lost Magic ELEMENT: Feuer KLASSE: I ART: Nahkampf MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Bei dieser Technik fokussiert der Zauberer seine Explosionsmagie in seiner Hand, sodass bei jedem Schlag eine kleine Explosion ausgelöst wird. Dies kann dazu genutzt werden, um dem Gegner mehr Schaden zuzufügen. Auf beide Hände angewendet verdoppelt sich der Manaverbrauch.
Charon Desert Night
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Mh, toll. Haare im Gesicht. Als hätte Charon das nicht oft genug mit seinen eigenen Haaren. Aber gut, Alice hatte ihren Punkt dargestellt und ging sogar noch einen Schritt weiter. Weil er Süßes mochte, war es doch ein Vorteil für sie, süß zu sein?„Das stimmt natürlich“, schmunzelte er selbstzufrieden. „Wenn du mir gefallen willst, ist es natürlich ein Vorteil. Ich wusste nur nicht, dass dir das so wichtig ist, hehe.“ Das Zwinkern und der sehr inszenierte Biss in die Banane stützte aber, dass er mit diesen Worten genau in ihr Szenario hinein spielte. Nun gut. Wenn sie Charon zeigen wollte, wie toll sie war, dann musste sie sich wohl im nächsten Wettstreit beweisen, nicht? Sehr überzeugt von sich nahm der Dargin den ersten seiner Bälle auf und warf einen Blick hinüber zu Amira, die sich ebenfalls bereit machte. Sicherlich würde sie nicht ganz fair spielen, aber das war in Ordnung. Jetzt, wo er das im Voraus wusste, konnte er ja entsprechend reagieren. Ein Grinsen im Gesicht richtete er seinen Blick nach vorne, festigte seinen Griff um den Ball. Während er ausholte, begann finstere Energie, sich um seine Hand herum zu sammeln. Alice hatte zuerst geworfen, aber die paar Augenblicke konnte er mit Leichtigkeit wieder reinholen. In dem Moment, in dem er den Ball losließ, löste sich auch eine zweite Kugel, gebildet aus purer Finsternis, aus seiner Hand. Während der geworfene Ball einen der Türme umhaute, zerfetzte das magische Projektil den anderen, ließ die eingedrückten Dosen in alle Richtungen davonfliegen, ehe er sich kurz vor der Holzwand dahinter auflöste. Man wollte ja nichts beschädigen. Gleichzeitig packte Charon schon den zweiten Ball. Mit zwei Würfen drei Türme abgeräumt... das musste Amira erst einmal nachmachen! Eilig, wie sie war, steckte die Blauhaarige schon mitten in ihrem zweiten Wurf, während Charon seinen zweiten Ball auflas. Es würde auch sein letzter sein. Kurz gezielt, warf er ihn geradewegs auf den Dosenstapel zu. Amira hatte ihren zweiten gerade umgehauen, warf den dritten hinterher... begleitet von einem Knall! Das waren wohl ihre Explosionen, hm? Aber das würde nicht reichen! Augenblicke vor ihrem beschleunigten Ball schlug der von Charon schön mittig in seinem Turm ein, zwischen der untersten Ebene und der direkt darüber. Die zentralen Dosen aus der unteren Reihe wurden weggerissen, alle darüber stürzten zusammen... und die beiden unten am Rand? Die blieben stehen. Entgeistert weiteten sich Charons Augen, ehe auch schon der wuchtige Wurf der Tamaki auf sein Ziel traf und die Dosen geradezu von sich stieß. Ihre Dosen waren gefallen, zwei von seinen standen noch. Und der Sieg... war eindeutig.
„... hübsches Pluschtier“, lobte Charon leicht verstimmt, als die Blauhaarige den großen Hai in die Hände gedrückt bekam. Schlussendlich hätte er ihr den eh überlassen, schließlich hatte der Dargin weder Platz, noch Verwendung dafür. Dennoch wurmte es ihn, verloren zu haben, und auch, wenn er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, würde seine Begleiterin vermutlich merken, dass sein übliches Lächeln verschwunden war und dass sein Ton ein wenig kühler ausfiel. Er war wohl tatsächlich eingeschnappt, nicht den Sieg davon getragen zu haben. Unzufrieden blickte er zur Seite. „Damit steht es Eins zu Eins“, stellte er klar. Alles in Allem hatte er noch nicht verloren! „Unsere nächste Herausforderung entscheidet.“ Und die würde er gewinnen... aber noch war nicht die Zeit dafür. Sein Blick kehrte zurück zu den fröhlich fahrenden Wagen der Achterbahn. Wenn sie die noch bei Tageslicht erwischen wollten, sollten sie sich wohl beeilen...
”Oh, ja äußerst wichtig!” sagte sie langgezogen und eindeutig sarkastisch. Was sie mit ihrer Geste nochmal betonte. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass Charon sie zu wörtlich nahm, oder es war seine Art sie zurück zu ärgern. Aber sie mochte ja Herausforderungen nicht wahr. Und damit meinte sie nicht die kleinen Spiele, die sie hier zum Wetteifern nutzten. Auch wenn die auch etwas für sich hatten. Denn der nächste dieser Wettstreite würde nicht nur ein Gleichstand bringen, sondern auch den von ihr ausgewählten Plüschhai. Sie musste diesen Wettstreit also für sich entscheiden. Doch der Weißhaarige schien mittlerweile verstanden zu haben, wie sie tickte. Denn als Amira selbstzufrieden sah, wie ihr Dosenturm fiel, zersprungen die Dosen bei Charon regelrecht und nach dem ersten Ball waren zwei Türme vernichtet. Er ließ ihr keine Wahl, als ihren Ball zu verstärken, denn sonst wäre er zu schnell und nachdem sie den zweiten Ball geworfen hatte, würde der dritte mit einem Knall auf den Dosenturm zufliegen. Die Wucht würde keine Dose hinterlassen, das konnte gar nicht sein und doch war ihr Blick auf den Dosenturm von Charon gerichtet. Sie beachtete ihren Ball nicht, als er knallend zum Aufschlag komm, stattdessen starrte sie auf die beiden verbliebenen Dosen und fing dann selbstgefällig an zu grinsen. Da wollte er extra unfair spielen, hatte es sogar und hatte es doch nicht geschafft. Ah, dafür hatte sie ihre Hand garnicht verwunden müssen, tja, aber wie konnte sie das wissen. Immerhin hatte sie von dem großartigen Charon Dargin mehr erwartet.
”...Danke” sagte sie grinsen, auch wenn sie leise zischte als sie das Plüschtier ergriff. Die wunde Hand nun ins Flauschige des Plüschai gedrückt, drehte sie den Hai zu Charon. ”Ach, jetzt schau doch nicht so grimmig.” Sie hielt den Hai direkt vor seine Nase. ”Komm du kannst ihn benennen, damit du nicht so traurig bist.” sie kicherte und als er sie darauf Hinweis das dies nur das eins zu eins war, nickte sie. ”Oh, darauf kannst du Gift drauf nehmen, ich habe nicht vor dich zu schonen.” Den Plüschhai an sich gedrückt. Setzten sie ihren Weg fort. Sie bemerkte gar nicht wie schmunzelte als sie sich vom Stand entfernten. Zufrieden und fast schon sorglos, aber vor allem ehrlich. ”Verträgst du noch etwas Aufregung oder bist du zu alt dafür Chai-Chai?” fragte sie als sie seinem Blick folgte. Sie streckte ihm die Zunge raus, als sie abbog und in den Pfad zur Achterbahn einbog, ohne seine Antwort abzuwarten. Sie verfolgte die Schienen mit großen Augen, als die Wagen rasend an ihr vorbeisausten. Wind fuhr ihr durch die Haare und ihr Herz begann aufgeregt zu pochen. Das sah ja spannend aus. ”Oh das werden wir sowas von fahren, ich bin noch nie…” sie stoppte kurz als sie realisierte, was sie gesagt hatte und drehte sich zu Charon um um diese kleine Pause zu überspielen. Sie streckte ihre Hand zu der Strecke aus und meinte ”...so eine Strecke gefahren.” ob das ausreichte zu überspielen, was sie eigentlich angesetzt hatte wusste sie nicht. Doch ausnahmsweise schien es ihr egal, als sie Charon ganz ungehemmt am Arm packte und mit sich zog. Der Plüschhai und dieser Achterbahn, die das ihr allzu bekannte Prickeln des Adrenalins auslöste, hatten sie tatsächlich aufgelockert. Und hier, genau in diesem Augenblick war sie einfach, sie. Aufgeregt und verspielt wie ein kleines Kind. Für diesen einen kleinen Moment.
Sie standen in der Schlange und Amira tippte ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Mit jedem Schritt näher wurde die Aufregung mehr. Sie grinste als sie sich zu Charon umwandte ”Ich wette, du schreist auch wie ein kleines Mädchen…oder hat der große Charon Dargin vor gar nichts Angst?” fragte sie frech. Sie selbst jeden Fall war aufgeregt. ”Keine Sorge danach fahren wir was immer du willst” meinte sie zwinkern und rückte auf. Sie waren fast da. ”Vorne, lass uns ganz vorne!” verkündete sie und schob sich an den anderen vorbei.
“Ich bin doch nicht grimmig”, murrte Charon grimmig als Antwort auf Amiras verspielte Aufmunterung. Er mochte versuchen, es zu überspielen, aber ein wenig eingeschnappt war er nach der Niederlage schon. “Ist nicht so, als hätte ich Zielwurf je trainiert… da ist es kein Wunder, wenn du als Sniper mal einen Sieg davonträgst.” Wobei es ja schon irgendwie niedlich war, dass sie ihn den Hai benennen ließ… Ob sie ihn damit wirklich trösten wollte war mal dahingestellt, aber es wirkte auf jeden Fall nicht provokant. Am Besten suchte er nichts allzu Kompliziertes oder Hochgestochenes aus, es sollte ja zum Auftreten der Tamaki passen. Er hatte sie gerade Sniper genannt, nicht? “Wie klingt Snapper?”, hakte Charon nach mit einem kurzen Blick auf die scharfen Stoffzähne des süßen Meeressäugers. Mit seinem rechten Zeigefinger stupste er gegen die Schnauze des Tieres. “Der kleine Schnapper passt zu dir. Gib auf ihn Acht, ja?” Auch wenn sie ihn ein wenig ärgerte, musste Charon lächeln, als er sah, wie sich die Blauhaarige auf die Aufregung des Rummels einließ. Der Gedanke, sie auf der Achterbahn schreien zu hören, war ganz schön erheiternd. “Zu alt? Also bitte”, grinste das Weißhaar und schüttelte entschieden den Kopf. “Mit einem kleinen Mädchen wie dir kann ich allemal mithalten. Pass nur auf, dass ich dich nicht ans Händchen nehmen muss, weil es dir zu wild wird.” An sich war sich der Dargin ziemlich sicher, dass er und Alice ziemlich genau im gleichen Alter waren, aber mit seinem hellen Haar und ihren süßen Zöpfchen passte der Vergleich ganz gut. Davon abgesehen benahm sie sich ja auch gerne wie ein Kind, dafür konnte er sie gern ein wenig aufzuziehen. Etwas Besseres hatten sie gerade ohnehin nicht zu tun, wenn sie auf die Schlange der Achterbahn warteten.
“So außergewöhnlich kommt mir die Strecke jetzt nicht vor…”, stellte Charon fest, seinen Blick hinaufgerichtet zu den Kurven und dem Looping der Achterbahn. Das konnten dann ja keine tollen Bahnen sein, die sie bisher erlebt hatte… aber gut, daran sollte er sich nicht stören. Lieber schenkte der Dargin ihr ein Lächeln. “Aber gut, dann kann ich dich dabei begleiten, wie du etwas Neues kennen lernst. Schön für mich.” Auch wenn sie es dabei nicht belassen konnte. Natürlich nicht. Dachte sie wirklich, er würde sich vor etwas Geschwindigkeit fürchten? “Vor überhaupt nichts”, versicherte er überheblich, die Arme vor der Brust verschränkt. “Warum sollte jemand wie ich Angst haben? Angst ist etwas für Leute, die die Welt nicht recht verstehen. Ich dagegen bin ein Magier des höchsten Kalibers… und ich halte vermutlich mehr aus als der Stahl, aus dem diese Schienen gebaut sind.” Also wirklich… Wovor sollte Charon Dargin sich bitte fürchten? Er war perfekt, fehlerfrei, unantastbar. Das müsste Alice doch so langsam realisiert haben! Zugegeben, hier und da hatte sie ihn erwischt, und auf menschlicher Ebene war er vielleicht antastbarer, als er zugab… aber solange er das für sich behielt, war er praktisch unverwundbar! Mit entsprechendem Selbstbewusstsein saß er ganz vorne in dem Wagen, nicht angespannt, aber durchaus ein wenig aufgeregt. Wie er ihr schon gesagt hatte, war es eine ganze Weile her, dass er das letzte Mal ein Fahrgeschäft wie dieses erlebt hatte. Es war schon irgendwie ganz lustig, jetzt wieder so etwas mitzuerleben. “Halt dich gut fest”, grinste er, überheblich wie immer, während seine Augen kurz prüften, dass Amira auch wirklich ordentlich eingespannt war. Nicht, dass sie unachtsam wurde und ihr noch etwas passierte… Das konnte er sich irgendwie gut vorstellen. Auch wenn er sich wieder nach vorne ausrichtete, fiel es Charon schwer, nicht immer wieder zurück zu der Blauhaarigen zu blicken, besonders als sich die Wagen in Bewegung setzten. Wenn sie eine Strecke wie diese noch nicht erlebt hatte… dann wollte er unbedingt ihre Reaktionen sehen!
”Du hast beim Scooter auch nur gewonnen, weil du mich zufällig ungünstig getroffen hast” setzte sie nach. Sie verstand Charon gut, sie hatte sich auch geärgert. Beide waren wohl einfach keine guten Verlierer. ”Auch wenn dein Argument besser gepasst hätte, wenn wir am Schießstand gewesen wären, aber ich lasse es dir ausnahmsweise durchgehen” sie zwinkerte. Sie lachte, als Charon sich einen sehr verspielten Namen überlegte und tatsächlich ganz gut traf, wie sie selbst Dinge benannte. Manchmal war sie wohl doch einfach ein großes Kind, wenn man daran dachte, dass ihre Waffen Pew Pew und Bang hießen. ”Ha, pass auf, dass Schnapper sich deinen Finger nicht schnappt. Er und ich haben wohl beide scharfe Reißzähne” sagte sie und knurrte als sie mit dem Hai wiggelte und ihn gegen Charon drückte wie zu einem Angriff. Dann zog sie das Plüschtier zurück und kicherte dunkel als Charon sie aufzog. ”Hm, wenn du gewonnen hättest, hätte ich dir den rosa Hasen ausgesucht. Aber ja, ja ….ich bin diejenige, die an die Hand genommen werden muss. Wer brauchte denn vorhin ein paar tröstende Worte, nur wegen eines Kostüms? ”
Sie schnaubte und als Charon sich zur Strecke äußerte, war sie abgelenkt von dem Wagen der gerade an ihnen vorbeirauschte. ”Wieso ist das schön für dich?” fragte sie eine Augenbraue hochgezogen und als sie weiterredete bestätigte er, er habe keine Angst. ”Außer vor bunten Maskottchenkostümen…oder das jemand fremdes deine Haare berührt…. Ach, ich find das schon noch raus Chai-Chai” als er dann eine Erklärung folgen ließ, pfiff sie einmal und murmelte ”Ha, manche behaupten auch Angst sei ein Schutzmechanismus. Aber vielleicht magst du das Risiko einfach genauso gerne wie ich. Gut für mich! ” sie schmunzelte. Als sie dann endlich zum vordersten Wagen kamen, und sich setzen konnten, zitterte sie leicht vor Aufregung. ”Pff.” machte sie nur und ihr Blick richtete sich nach vorne auf die Strecke. Dann gings los und als sie ansetzten und erstmal eine Anhöhe hinaufgezogen wurde, rutschte sie auf ihrem Sitz hin und her. Das war ja ziemlich hoch und sie fing an wie bekloppt zu grinsen, nach der Erkenntnis. Dann schob sich der Wagen langsam über die Anhöhe und es ging bergab. Der Wind peitschte ihr ins Gesicht, als sie die steile Abfahrt nahmen und ihre Haare wild hinter ihr herflogen. Während Amira anfing, begeistert zu schreien, was schnell von einem Lachen abgelöst wurde. ”Whoo.” machte sie als es sich einen Moment so anfühlte, als würde sie vom Sitz abheben und als sie mehrere Kurven entlanggerast waren und auf den Looping zuschossen, bewegte sie nervös die Finger. Die Arme wurden ihr weg gerissen und baumeln in der Luft als sie den Looping entlangfahren und sie immenroch laut lachte. Gut durchgerüttelt und mit mehren Anschlagen an den Sitz kamen sie ans Ende der Achterbahn und Amiras Augen funkelten begeistert. Ihr Herz klopfte wild in ihrer Brust und lange, viel zu lange, nachdem sie hier in Fiore war, hatte sie sich ncihtmehr so lebendig gefühlt. Sie hatte nichts von Charon die Fahrt über mitbekommen. ”Wieso sind wir nicht direkt hierhergekommen?” fragte sie als sie ausstiegen. Die durch den Wind zerzausten Zöpfe warf sie hinter ihren Rücken. Ihr Gesicht war kalt, doch vor Spaß gerötet und ihr Hals fühlte sich trocken an vom Fahrtwind. ”Ich glaub, das könnte ich stundenlang machen!” sagte sie als sie die Attraktion verließen. ”Wieso ist das hier nicht das Highlight des Freizeitparks? Was ist daran schon so besonders?” sie wedelte Richtung Riesenrad.
„Wie gnädig...“, schmollte Charon noch immer leicht, als Amira ihm seinen kleinen Konter durchgehen ließ. Allzu lange ließ er sich von seinem kleinen Fehlschlag allerdings nicht herunterziehen. Selbstsicher breitete er die Arme aus, als ihr Hai ihn attackierte. „Ihr zwei könnt es gern mit euren Reißern probieren! An mir beißt ihr euch die Zähne aus“, lachte er, zusammen mit der Blauhaarigen. Sie schien heute wirklich Spaß zu haben. Das war schön zu sehen – es wärmte ihm das Herz. „Wie kommst du gerade auf einen rosa Hasen?“, hakte er nach, leicht irritiert, eine Augenbraue gehoben. Es war schwer, eine schlagfertige Antwort zu finden, wenn sie ihm so etwas aus dem Blauen Gegriffenes entgegen warf. Sie war eben ziemlich unvorhersehbar...
Sich nicht weiter zu dem Kostüm äußernd – auch dazu hatte Charon leider kein gutes Comeback – stellte sich das Weißhaar mit seiner Begleiterin zusammen an, um die Achterbahn auszuprobieren. Was er zu erwarten hatte wusste er ja schon, aber es war dennoch interessant, das ganze mit Alice zusammen zu erleben. „Ist das nicht offensichtlich?“, schmunzelte der Dargin und schüttelte selbstzufrieden den Kopf, als seine Partnerin fragte, warum es schön für ihn war, zu erleben, wie sie etwas Neues kennen lernte. In diesem Moment fühlte er sich gleich wieder überlegen. „Also wirklich. Ich kann dir nicht alles erklären“, grinste er mit einem Schulterzucken. „Denk ruhig selber drüber nach, vielleicht kommst du ja darauf.“ Überheblich tätschelte er ihr das Köpfchen, passend zu ihrem kleinen Altersspielchen, wurde dafür aber gleich wieder von der Tamaki herausgefordert, als er behauptete, keine Angst zu haben. „Das... das sind keine Ängste“, gab er zurück, etwas zu langsam. „Den Unterschied zwischen Angst und Abneigung hat dir nie jemand beigebracht, hm? Wobei ich zugeben muss... Das Risiko hat schon seine anziehenden Seiten, ja.“ Das Weißhaar hatte sich schon immer sehr bereitwillig in Gefahr begeben, wenn es seinen Interessen oder dem Schutz anderer diente. Ob er das Risiko suchte war schwer zu sagen, aber er fühlte sich doch sehr wohl darin, eine riskante Situation zu meistern. Vielleicht, nur vielleicht, war er ihr in dem Punkt also doch nicht unähnlich...
Auf der Achterbahn brach es dann wirklich aus der Blauhaarigen heraus. Sie zögerte nicht damit, ihre Aufregung zu zeigen, als der Wagen fuhr, und rief ihre Freude geradezu nach draußen in die Welt. Ein paar Momente lang beobachtete Charon noch ihr Gesicht, ehe auch er nicht anders konnte, als nach vorne zu blicken und das Abenteuer zu genießen. Im Gegensatz zu seiner Begleiterin blieb er allerdings recht ruhig. Sein weißes Haar hinter ihm im Wind wehend, lächelte er der rasenden Welt vor ihm entgegen, sich von dem wilden Ritt tragen lassend, ohne dass er die Arme in die Luft riss oder einen furchtsamen Ausruf startete. Er bewahrte die Ruhe durch wilde Stürze und selbst den großen Looping hindurch, und als sie das Ende erreichten, wandte sich sein entspannter Blick wieder hinüber zu der sichtlich aufgeregten Alice. Gemeinsam stiegen sie aus dem Wagen heraus. „Vielleicht hätten wir wirklich früher kommen sollen. Ich hätte mir denken können, dass dir das gefällt“, schmunzelte er, während seine Finger stetig durch sein Haar glitten in einem Versuch, es wieder in Ordnung zu bringen. Das würde wohl noch ein paar Minuten lang so gehen. Er selbst mochte Achterbahnen zwar, hatte aber auch kein Problem damit, ihnen ein wenig aus dem Weg zu gehen. Schlussendlich waren sie für seine Frisur ganz schön schwierig. „Es ist schön zu sehen, dass du so viel Spaß hast“, stellte Charon fest und betrachtete die Tamaki eine kurze Weile mit einem leicht verträumten Blick. Das Strahlen stand ihr. Sie hatte wunderschön gewirkt beim Tanzen, und auch jetzt sah er diese Schönheit in ihr. Als wäre sie... natürlicher. Als könne er mehr von ihrer inneren Schönheit sehen in Momenten wie diesen. Langsam schlug sein Lächeln in ein leichtes Grinsen um. „Aber das ist kein Grund, das Riesenrad zu unterschätzen“, stellte er klar und hob seinen Blick hinauf zu der größten Attraktion des ganzen Marktes, auf die sie gerade zutraten. In Kürze würde die Sonne untergegangen sein. Sie bekamen also eine gute Sicht auf all die Lichter des Jahrmarktes. „Du wirst schon sehen, wie majestätisch so ein Riesenrad eigentlich ist...“
”Ist das eine Herausforderung? ” fragte sie und biss spielerisch die Zähne aufeinander ”Findest du da nicht passend. Flauschiger, kleiner Hase? ” sie neigte den Kopf zur Seite und grinste frech. Dass sie den flauschigen Hasen nur gewählt hatte, um Charon möglicherweise zu ärgern, musste sie ja nicht verraten. Sie hatte etwas besonders niedliches und mädchenhaftes ausgesucht. Und die Nachfrage war alles, was sie sich als Reaktion hätte wünschen können. ”Ich wüsste nichts anderes was passt, du bist ja quasi selbst fast wie einfach ein flauschiger Hase zumindest mit offenen Haaren. Also solltest du vielleicht doch Angst vor meinen Beißerchen haben.” sagte sie schulterzuckend.
Doch auch er wusste, wie man Fragen umging und nicht wirklich beantwortete und sie kniff nur die Augen zusammen, um ihn anzusehen. ”Ach kannst du nicht? Den ganzen Tag klang es so, als würdest du aber genau das versuchen wollen. Aber vielleicht hörst du dich selber auch nur gerne reden.” sie warf ihm einen herausfordernden Blick zu und auch das Thema Ängste streifte der Dargin ab als wäre es ein Mantel, den man einfach ablegen konnte. Dieser Magier war eben einfach eigen, wie sie. Doch seine Worte zum Thema Risiko brachten sie zum Schmunzeln. ”Ha, ich wusste, dass du das Risiko magst, immerhin bist du immenroch mit mir unterwegs. Wäre es anders, hätte dein armes Herz sicher schon ein Herzinfarkt erlitten, aber keine Sorge, ich kenne genug Wege, um Herzen schneller schlagen zu lassen” hätten ihre Worte nicht einen dunklen Unterton, wären das wohl etwas, was man als aktives flirten verbuchen konnte, so betont jedoch könnte es auch eine versteckte Drohung sein. Wie das ihr gegenüber aufnehmen würde war nicht ihre Sache, sie ließ sich nur gerne solche Schlupflöcher, anderer Bedeutungen in ihren Worten offen.
Die Achterbahnfahrt brachte die Amira zum Vorschein, die sie immer in sich verborgen hielt. Eine fast kindliche Freude hatte sie ergriffen, als das Adrenalin durch ihre Adern zu rauschen begann. Auf Charons Worte sah sie ihn an und lächelte einfach. Dann nachdem sie ein paar Schritte gegangen war, fügte sie schnell hinzu ”Nicht dein Verdienst, das war die Achterbahn!” so als wäre ihr bewusst geworden, dass sie seine Aussage unkommentiert angenommen hatte. Auf dem Weg zum Riesenrad betonte Charon nochmal, wie toll jenes sein würde und sie hob nur eine Augenbraue. Doch sie ging den Weg ohne zu mosern weiter. Vor dem Riesenrad hob sie den Kopf und sah auf die oberen Gondeln und nickte langsam. ”Das ist hoch, aber langsam… aber ich verstehe ja, der alte Mann brauch eine Pause” sie zwinkerte und kicherte. Das Adrenalin in ihr noch stark als sie sich angestellten, um in die Gondeln gelassen zu werden. Den Hai noch immer im Arm betrat sie die Gondel mit Charon und setzte sich auf den Sitz und rutschte nach vorne, um sich hinten anlehnen zu können. Ihr Blick wanderte in den sich verdunkelnden Himmel, während sie langsam losfuhren. Das Adrenalinrauschen ebbte ab und nach einem tiefen Atemzug blieb ein seltsames Gefühl in ihr zurück. Sie konnte es nicht deuten und schwieg im ersten Moment, bevor sie ihre Füße dreist auf den Beinen des Weißhaarigen platzierte und seitlich zur Gondel raussah. Langsam stiegen sie höher und höher und der Moment der Stille war, angenehm. Normalerweise hatte sie oft das Bedürfnis Stille irgendwie zu füllen, doch in ihr war vieles gerade durcheinander, aber auf eine gute Art? Sie seufzte leise. Was für ein Tag, so still und nachdenklich hatte Charon sie den ganzen Tag noch nicht erlebt.
„Versuch's doch“, grinste Charon, kam Amira näher, reckte sogar seinen Kopf, sodass mehr von seinem Hals sichtbar wurde. Als ob sie sich trauen würde, ihn zu beißen! Die Tamaki hatte eine große Klappe und solange sie nur reden und süß gucken musste war sie stark. Wenn es aber dann tatsächlich zu Kontakt kam, gab sie klein bei. Er hatte sicher keine Angst vor ihr. „Ich bin ein Fuchs, kein Hase. Normalerweise erkennt das jeder“, meinte er, ihre Beißerchen nicht im Geringsten fürchtend. „Wusstest du, dass Füchse Haie erlegen können, Alice...?“ Damit, dass er zu gerne Dinge erklärte, hatte die Jüngere allerdings ziemlich ins Schwarze getroffen. „Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, eine wohlklingende Stimme zu haben“, schnaubte er mit leicht geröteten Wangen, denn sie hatte Recht: Er hörte sich echt gerne reden. Dafür, dass er gerade behauptet hatte, ihr nicht alles vorkauen zu wollen, machte er das doch viel zu gerne. Seine rechte Hand an seine Schläfe gehoben strich er seine Haare zurecht, zog eine sture Strähne hinter sein Ohr, um sich selbst einen Moment zu geben, um wieder die Fassung zu gewinnen. „Bitte, bring mein Herz dazu, für dich zu schlagen. Wenn mein Puls weiter so ruhig bleibt, schlafe ich noch ein“, meinte er mit einem Gähnen – das war nicht einmal gestellt, der Nimmerschläfer war wie so oft tatsächlich ein bisschen müde – und zuckte mit den Schultern. „Aber Vorsicht. Wer mit dem Feuer spielt, verbrennt sich. Wir wollen doch nicht, dass dein Herz aus deiner Brust springt, meine Kleine...“
Trotz ihrer ganzen Sticheleien freute sich Charon tatsächlich, dass die Blauhaarige hier und heute eine schöne Zeit hatte. Da war es sogar fast egal, ob es an ihm lag oder nur an der Achterbahn – fast. Dass es in Wahrheit natürlich definitiv seine Gegenwart, sein Charisma, seine Ausstrahlung, einfach er als Gesamtpaket war, der Alice den Tag versüßte, daran zweifelte der Dargin nicht einen Moment lang. Wer könnte denn bitte Zeit mit ihm verbringen, ohne sich wohler zu fühlen? „Ich weiß die kleine Pause, die das Riesenrad bietet, durchaus zu schätzen, ja“, meinte er offen, ließ zumindest diese Provokation nicht an sich heran. Stattdessen legte sich ein warmes Lächeln auf sein Gesicht. „Du wirst schon sehen warum.“ Zufrieden stellte sich Charon in die Schlange, Seite an Seite mit seiner Begleitung des heutigen Tages. Heute früh hatten sie sich noch über ein Questboard bekriegt, und jetzt standen sie kurz davor, sich zusammen in eine Riesenrad-Gondel zu setzen. Wenn das nicht der Date-Spot schlechthin war, wusste Charon auch nicht. „Das ist die letzte Attraktion auf deinem Arm“, durchbrach er die Stille zwischen ihnen mit einem Lächeln, tippte mit seinem Zeigefinger direkt auf seinen Unterarm, um sie an ihre Markierung zu erinnern. Nicht mehr lange... In ein paar Stunden würde die Finsternis verschwinden und man könnte nicht mehr ahnen, was er auf den Körper der Tamaki gezeichnet hatte. Mehr als einen Tag hielt sein Zauber nicht, zumindest nicht auf der Haut eines Menschen. „Wenn wir das hinter uns haben, dann habe ich mein Versprechen gehalten, also... Ladies First.“
Als hätte er es gewusst, hielt just in diesem Moment die nächste Gondel vor den beiden. Sie öffnete sich, ließ erst Amira, dann den Dargin unbehelligt hinein steigen. Nur langsam setzte sie sich wieder in Bewegung und Charon spürte, wie sein Herz ein wenig schneller Schlug. Auch, wenn ihn die Achterbahn nicht sehr bewegte, war er hier und jetzt doch ein wenig aufgeregt. „Wenn du die beste Aussicht haben möchtest, setz dich hier hinüber auf meine Seite“, meinte er, während sie den Aufstieg langsam begannen. Es würde noch ein wenig dauern, ehe wirklich etwas zu sehen war, aber die Atmosphäre hier drin war schon richtig. Mit großen Augen blickte der Dargin hinaus in die zunehmend dunkle Nacht, während die Lichter des großen Rades vor sich hin tanzten. Es war gleich soweit... Sie würden diese leuchtende, nächtliche Welt von ganz weit oben sehen...
Charon trat näher und Amiras Augen verengten sich. Er wollte es also wirklich herausfordern, ja? Meinte er wirklich, sie würde es nicht tun? Sie zögerte, wägte ab, ob sie ihm einen Sieg schenkte, wenn sie es ließ oder wenn sie es tat. Sie überwand die kleine Distanz und stand genau vor Charon, beugte sich vor, öffnete leicht den Mund bevor sie den flauschigen Hai in seien Halsbeuge drückte. Sich zu seinem Ohr lehnend murmelte sie ”Ärger mich weiter und der nächste ist wirklich von mir” säuselte sie lieblich in sein Ohr und zog den Plüschai und sich selbst wieder zurück. vermutlich war das ein Punkt für ihn, egal was sie getan hätte. ”Ein Fuchs also werde, ich mir merken… und ach ja? Jetzt bist du wohl auch noch ein Fuchs Experte…” sie zuckte die Schultern. Sie würde diese Diskussion nicht weiter führen, wenn er dabei gewann. Doch das Thema verklang sowieso und Charons maßlose Arroganz kam wieder zum Vorschein. Amira blickte langsam ncihtmehr durch bei ihrem internen Punkte zählen. Wieso musste der Weißhaarige auch so verdammt schlagfertig sein. Obwohl sie ihn einige Male auch erwischt hatte, sie aber leider auch. Denn auch auf ihre nächste Aussage war er fix mit einer Antwort parat. ”Keine Sorge ich bin Feuerresistenz.” sagte sie also nur.
Das er sie so von diesem Riesenrad überzeugen wollte, brachte sie zum Schmunzeln. Doch sie ließ sich darauf ein, war sie doch gerade lockerer als sie selbst je vermutet hatte. Das hatte ja nur den ganzen Tag gedauert, doch das war vermutlich die größte Errungenschaft, der größte Sieg den Charon heute bekam, ohne es zu wissen. Und als er das mit ihrem ansprach, nickte sie und murmelte ”Ja….das ist es wohl…” fast schon bedauernd. Sie stieß hörbar die Luft aus und meinte ”Sieht wohl so aus” und sah Charon mit einem weichen, fast ungläubigen Blick an, während sie zuerst in die Gondel stieg. Er hatte es wirklich gehalten, etwas was sie…nicht gewohnt war. Versprechen hatten für sie keine Bedeutung, sie wahren nichts mehr als hohle leere Worte, egal wie klein sie sein möchten. Doch dieses hier nicht, dieses war echt gewesen. Dabei hatte sie den ganzen Tag sich Mühe gegeben, ihn zu nerven. Während sie sich nach hinten lehnte und in den Himmel starrte, tauchte ein sanftes Lächeln auf ihrem Gesicht auf. Sie hatte es nicht geschafft, sie waren noch immer hier. Sie hatte wohl verloren. Doch diese Niederlage war viel zu süß, viel zu…sie schloss die Augen und nahm ein paar tiefe Atemzüge, bevor sie sich aus der halb liegenden Position hochdrückte und Charon wieder frech angrinste. ”Es geht dir sicher nuuur um die Aussicht…” sagte sie und rollte mit den Augen, stand jedoch auf und bevor sie sich neben ihn setzte. Einige Momente wirkte sie etwas unschlüssig, wie sie sitzen sollte und dann schob sie kurzerhand den Plüschai gegen Charons Schulter und lehnte sich ohne ein Wort leicht an den weichen Hai. Den Blick schweigend in den Himmel gerichtet, während sie langsam höher wanderten. Nur einen kleinen Moment, nur einen kleinen Moment genießen…. diesen Moment der sich anfühlte wie ein schimmernder Stern, der eine tiefe Dunkelheit in ihr durchbrach. Denn dieser Moment, den sie sich erlaubte still zu genießen, wehte wie eine frische Brise um sie. Dieses flüchtige Gefühl, dieser Funke Hoffnung, den sie sich immer selbst verbat, aus Angst, von dem sie wusste, dass er verwehen würde…. Nur für diesen einen kleinen Moment würde sie ihn sich erlauben. Nur für ein paar Minuten…erlaubte sie sich einfach über den Tag glücklich zu sein.
Ob sie nun zubiss oder nicht… Einen wirklichen Sieg konnte Alice an der Stelle nicht einfahren. Da hatte sie sich selbst ein wenig in die Ecke manövriert, ihre tatsächliche Reaktion fand der Dargin aber tatsächlich ganz elegant. Es war sogar ziemlich niedlich, wie sie den Hai beißen ließ und dann noch hinterher schickte, dass sie es nächstes Mal selber tun würde. “Ich freue mich schon”, grinste er zufrieden, ehe er eiskalt irgendeine Erfindung über Füchse erzählte. Konnte ein Fuchs einen Hai erlegen? Vermutlich nicht. Woran sollte man das auch festmachen? Da war es sein Glück, dass die Tamaki seinen dummen Spruch nicht hinterfragte. Mit einem Schmunzeln registrierte Charon, dass Amira fast schon traurig wirkte, dass sich der Tag zum Ende neigte. So aufmüpfig sie auch aufgetreten war, hatte sie seine Gegenwart wohl genossen… und das war der größte Sieg, den er einfahren konnte. Egal, wie viele kleine Schlachten er gewonnen oder verloren hatte, mit diesem Ergebnis konnte er zufrieden sein. Auf seine Einladung an seine Seite reagierte sie frech wie immer, woraufhin er theatralisch mit den Schultern zuckte. “Unterstellst du mir etwa, eine schöne Frau an meine Seite locken zu wollen?”, meinte er dramatisch, gespielt schockiert. “Du hältst mich wohl wirklich für einen Gauner höchsten Grades!” Mit einem kleinen Lachen ließ er das Thema damit auch ruhen, neckte nicht zurück. Stattdessen lächelte er ruhig, ließ ein wenig Stille über die Gondel niedergehen. Er kommentierte nicht, dass sie sich an ihn lehnte, brauchte nicht hervorheben, wie weit sie sich geöffnet hatte oder wie entspannt sie geworden war. Seine Hände behielt er bei sich, seine Augen lagen nur kurz auf ihr, ehe sie hinaus schweiften zu der Schönheit der Welt, die mit jeder vergehenden Sekunde weiter unter ihnen lag. Ihren kleinen Moment der Ruhe hatte sich die Tamaki mehr als verdient, und er wollte ihn ihr gönnen. Auch, weil er selbst ihn sehr genoss.
Leicht schwankend kam die Gondel zum Stehen, leider nicht ganz an der Spitze, als das Riesenrad anhielt, um seinen Insassen ein wenig Zeit zu geben, die Aussicht zu genießen. Die letzten Strahlen der Sonne vergingen gerade am Horizont, die ersten Sterne am Himmel bereits zu sehen. Es war ein malerisches Bild eines gespaltenen Himmels, Licht und Dunkel, die ineinander griffen in ihrem alltäglichen Wechsel. Für Charon war es eins der vielen Zeichen dafür, wie schön die Welt, in der er lebte, eigentlich war. Es war schwer, seine Augen davon zu lösen, aber für einen Moment schaffte er es dann doch, um noch einmal hinab zu sehen in das süße Gesicht seiner Begleiterin. Ihr blaues Haar hing über seine Schulter, ihr Kopf an dem zusammengedrückten Hai, der mit ein bisschen Schütteln sicher wieder seine alte Form zurückerlangte. “Wie gefällt es dir?”, fragte er leise, seine Stimme sanft und freundlich. Er versuchte nicht, sie zu ärgern, versuchte nicht, sie dazu zu bringen, die Fahrt zu loben, die er so vehement empfohlen hatte. Es war eine ehrliche, offene Frage, denn es fühlte sich wie der richtige Moment an, sich nach ihren Gefühlen zu erkunden. Vielleicht, nur vielleicht, würde sie ja sogar ehrlich zu ihm sein. “Weißt du… ich hätte nichts dagegen, so etwas wie heute nochmal mit dir zu machen”, lächelte das Weißhaar glücklich. “Ich hatte tatsächlich eine Menge Spaß, Alice.”
Vielleicht war genau das auch der Reiz, dass sie nicht jeden kleinen Kampf gegen ihn gewinnen konnte, nur deshalb war sie vermutlich noch hier. Hätte sie schon am Questbrett erreicht, was sie wollte und ihn zur Weißglut getrieben. Ja dann hätte sie gewonnen, aber es wäre auch furchtbar langweilig gewesen. Sie hatte den arroganten Weißhaarigen heute mehrfach bekommen, so bemüht darum gekämpft, nichts zu offenbaren und im Laufe des Tages dann vermutlich doch mehr gezeigt als sie wollte. Naja, das passierte wohl.
Charons Antwort auf ihre frechen Worte ließen sie den Kopf schütteln. ”Ich halte dich nicht nur dafür, ich weiß das du einer bist” sagte sie und beide lachten leicht. Als sie den Hai dann an seine Schulter drückte und sich dann an ihn lehnte, hüllten die beiden sich in Schweigen. Während die Gondel leicht schaukeln nach oben bewegte und Amira den schimmernden Himmel dabei zusah, wie die Nacht ihn langsam ablöste. Die kühle Luft in ihren Lungen kühlte ihr Adrenalin aus der Achterbahnfahrt gänzlich ab. Amira stieß hörbar die Luft aus den Lungen, als sie daran dachte wie die Dunkelheit das Licht ablöste, wie lange bis das auch bei ihr so war und der kleine Funke erlosch. Sie rückte ein Stück höher und als Charon sie ansprach schaute sie ihn mit einem Seitenblick an. ”Diese Schönheit zu genießen kann gefährlich sein….” murmelte sie ohne ihn anzusehen bevor sie mit einem Blick hinzufügte ...schön finde ich es dennoch. Trügerisch aber schön. sie lächelte melancholisch und als die Gondel sich weiter bewegte, schnaubte sie leicht auf Charons Aussage. Sie reagierte nicht. Nicht direkt. Stattdessen lehnte sie sich vor und sah aus der Gondel hinunter auf die bunten Lichter, die den Jahrmarkt erfüllten. Erst als die Gondel wankend am Boden hielt und die beiden aussteigen, hielt Amira kurz inne und sah zu Charon. ”Wir werden sehen …” sagte sie und stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte Charon ein sanften Kuss auf die Wange ”Wir werden sehen ob du dir das auch wirklich verdient hast, Charon”
Dann streckte sie die Hände über den Kopf und gähnte übertrieben. ”Boah, jetzt bin ich todmüde nach dieser langsamen Attraktion. Wird es wohl Zeit fürs Bett, ob ich mir noch etwas Süßes für unterwegs mitnehme? Chai– Chai du bezahlst doch sicher , dann nehmen wir einfach einmal alles. und sie lief los, wieder mit ihrem frechen, leicht provokanten Ton. Den übertriebenen Gesichtszügen und dem schelmischen Grinsen. So als wäre nichts gewesen.
Vielleicht sollte Andrei dem Doktor einen Brief schreiben? Er hatte ein Individuum entdeckt, dass statt Schweiß schlechte Laune aus den Poren dünstete! Der Kevuem schmunzelte wegen dem tollen Witz in sich hinein, der ihm beim Verlassen des Zimmers spontan gekommen war. Doch er zügelte sich, dergleichen an seinen Kollegen heranzutragen. Der Tätowierte sah tatsächlich aus, als könnte er zuschlagen und auch wenn Andrei die Unversehrtheit seines Körpers nicht weniger interessieren könnte, wollte er auf der Quest nicht grün und blau geschlagen auftauchen. Es reichte ja schon, dass sein Gesicht das violette Mal aufwies, das sich nur teilweise durch seine fransigen Haare verbergen ließ. "Verstehe", meinte der Finsternismagier sanft und folgte Hyun und seiner Begleitung durch die Gänge der Ruine. Er mochte die schlechte Laune seines Kameraden nicht verstehen, doch Privatssphäre und Grenzen respektierte Andrei. Wenn er nichts über seine Zirkuszeit erzählen wollte, dann hatte es dort vielleicht nicht gerade rosige Aussichten für ihn gegeben. Die Leute schlossen sich einer dunklen Gilde schließlich nicht einfach so an. Manche nicht einmal freiwillig. Kurz ruhten die Augen des Kevuem auf dem Hinterkopf seiner Begleitung, als könnte er durch ihn hindurch in seine Gedankenwelt schauen. Seine eigene Vergangenheit behandelte er wie ein offenes Buch. Andrei hatte nichts zu verbergen. Das sorgte bei seinen Gildenmitgliedern manchmal für Befremdlichkeit. Seine stets angelehnte Tür, seine unbekümmerte Sprechweise und die absolute Abwesenheit von Geheimniskrämerei - es passte eigentlich nicht in das Profil dieser Organisation. Und doch ließ sich der Kevuem davon nicht beirren und folgte seinen Aufträgen mit flammendem Eifer und Gewissenhaftigkeit. Er arbeitete gerne für Royal Crusade. Die Ziele der Gilde resonierten mit seinen eigenen. Möglicherweise war ein williger Diener des Dunkeln in gewisser Hinsicht furchteinflößender als eine Marionette oder ein guter Mensch ohne Alternativen.
"Sterben Leute beim Zirkus häufig?" Andrei stellte die Frage nonchalant, als erkundigte er sich über das Wetter. Eine seiner behandschuhten Hände rückte den Trageriemen seiner Tasche zurecht, als sie in die frische Luft hinaustraten. Die Sache mit dem Traummann und dem Zirkusdate hatte er mit einem seligen Lächeln übergangen. Ein wenig kam Hyun ihm vor wie ein missgelaunter, alter Mann. Wenn man ihn brummeln und sich aufregen ließ, dann würde es gewiss für alle Beteiligten leichter werden! Und er entging Schlägen, was grundlegend erstmal gut klang. Die frische Luft tat gut. Der eisige Wind weckte die Lebensgeister und fuhr einem geradewegs in die Knochen. Andrei streckte sich ausgiebig und ließ dabei Hände, Nacken und Rücken knacken. Wenn er das Ruinenversteck verließ, fühlte er sich immer wie ein Bär, der aus seinem Winterschlaf krabbelte. Nur das Licht ... das hätte er nicht gebraucht. Als sie die schatten spendenen Tannen des Großwaldes von Nordfiore verließen, um sich Crystalline und damit dem Bahnhof zu nähern, der sie nach Oak bringen würde, wo der Zirkus aktuell seine Vorstellungen abhielt, zuckte Andrei zusammen. Er vermied es, direkt in die Sonne zu schauen und holte eine getönte Brille hervor, die er sich auf die Nase setzte, zusammen mit einem Hut. Er sah nun ein wenig aus wie der ultimative Tourist. Fehlte nur die Bauchtasche und der Lacrimafotoapparat. "Neugierige Gäste, verstanden", gab er derweil Rückmeldung über ihren Plan. Andrei verströmte gerade sowieso die Energie einer Person, die in einer Broschüre über den Zirkus gelesen hatte und nun unbedingt das Leben dort erkunden wollte. "Ist es denn einfach, Vorstellungen zu sabotieren? Ich würde annehmen, dass man ein gewisses Interesse daran besitzt, dass kurz vor den Auftritten die Sicherheitsmaßnahmen geprüft werden." Er verstand zwar nichts vom Alltag in einem Zirkus, doch er ging ja auch nicht in ein Gefecht über, wenn er sich nicht sicher war, wie viele Bolzen in seinem Holster lagen. "Ich weiß, dass es nicht Teil unseres Auftrages ist, doch hättest du etwas dagegen, wenn wir die Zirkustiere befreien? Ich habe gehört, dass es in solchen Etablissements oft keine artgerechte Haltung gibt und das ist aus einem rein wissenschaftlichen Standpunkt nicht vertretbar."
Was zur Hölle. Was war das bitte für eine Frage? Irritiert zog der Pan die Brauen nach oben und warf seinem Kollegen einen fragenden Blick zu. "Nich öfter als wo anders?" Er konnte sich nicht daran erinnern, dass in seiner Zeit beim Zirkus, und das waren gut 18 Jahre, jemand gestorben wäre. Hin und wieder hatte es allerdings teils schwere Verletzungen gegeben. Auch er hatte einmal einen Auftritt beinahe mit dem Leben bezahlt. Aber wie man sah, war er noch immer lebendig. Urgh. "Verletzen tut man sich aber oft." Etwas, das sich nur zu leicht beweisen ließe, wenn er seinen Pulli ein wenig anheben würde. Natürlich tat er das nicht. Er hasste es, Haut zu zeigen. Grund dafür waren jedoch nicht die unzähligen Narben und Macken, die seinen Körper zierten, die waren ihm egal. Das Gesehenwerden war es, was ihm gegen den Strich ging. Für ihn war weite, lockere Kleidung wie ein Vorhang vor der Show. Nur, dass es keine Show mehr gab. Er Vorhang war gefallen und würde keine Vorstellungen mehr geben. Er hatte genug davon, sich wie ein Zirkustier präsentieren zu müssen. Anerkennung hin oder her. Als sein werter Begleiter sich direkt nach dem ersten in der Sonne vermummte, zog der Tätowierte die Brauen hoch. Bitte nicht schon wieder. "Bist du n Vampir oder was?" Amüsiertes Schnauben. Er hatte bisher noch keinen genauen Blick auf die Zähne des Kerls geworfen. "Das würd mich übrigens auch nich jucken, solang du deine Beißerchen schön bei dir behälst", stellte er klar, bevor das Blondchen direkt wieder anfing zu schmollen. Hyun war es vollkommen egal, welchem Volk sein Gegenüber angehörte, solange er nicht selbst zu schaden kam. Bevorzugt würde er auch nur ungern ein weiteres Mal zusehen müssen, wie ein Blutsauger sich sein Mahl gönnte, doch seine bisherigen Erfahrungen behielt er für sich. Wen interessierte das schon? "Kommt aufn Zirkus an, denk ich." Schulterzucken. Je nachdem, wie der Besitzer drauf war, wurde die Sache mit der Sicherheit mehr oder weniger ernst genommen. "Und auf die Art des Auftritts. Bei Tieren kannste dir zum Beispiel nie ganz sicher sein." Selbst mithilfe seiner Magie hatte Hyun die besonders willensstarken Kreaturen nie vollständig unter Kontrolle bekommen. Damals war er allerdings auch noch ein Magierfrischling gewesen. "Wir werden sehn müssen, wies der Dionysos mit der Sicherheit hat." Das konnte er pauschal wirklich nicht sagen. Apropos Tiere. Hyun hoffte wirklich, dass er sich nur verhört hatte, doch eigentlich war ihm klar, dass er ganz genau verstanden hatte, was sein Kollege gerade gesagt hatte. Ruckartig blieb er stehen. "Willst du mich grad verarschen?" Falls es nur ein Kommentar war, um ihn auf die Palme zu bringen, löste Andrei die Sache lieber so schnell wie möglich auf. "Klar, lass die Tiere frei, die schon immer so gelebt ham. Weil sie auch wissen, wie sie in der Natur klar kommen. Logisch. Das würde den Tieren ja so gut tun." Frustriertes Knurren. Wie konnte man so eine bescheuerte Aussage loslassen und nicht einmal merken, wie dumm man klang?! "Glaubst du alles, was du hörst oder wie? Würdest du mir auch glauben, wenn ich dir sage, ich bin unsterblich in dich verknallt, während ich dir mit meiner Faust die Fresse polier? Sag ma, wer hatn dir das Hirn geklaut, Alter." Unfassbar. Einfach unfassbar. Es war wirklich eine Herausforderung, seine Worte nicht in die Tat umzusetzen. Also, das Verprügeln, nicht das Liebesgeständnis. Musste er das überhaupt klarstellen? Irgendeine Person rempelte den noch immer angewurzelten Pan an und erinnerte ihn so daran, weiterzulaufen. Den Zug zu verpassen, wäre keine besonders tolle Idee, denn so müsste er noch länger mit diesem Schwachkopf herumhängen. "Sieht der hier auch nur annähernd aus, als würde er alleine in der Wildnis klar kommen?" Er deutete mit den Händen auf Chime, der einfach nur treudoof zu seinem Herrchen hinaufblickte. Man konnte ihm ansehen, dass er vermutlich nicht mehr Gehirnzellen besaß als Andrei. "Und selbst wenn. Jetz setz hier mal nen Tiger aus. Wie soll das klappen, hä?! Tarnung hätte der keine und würde vermutlich innerhalb weniger Tage vom nächstbesten Jäger geschossen werden. Oder gehen wir mal davon aus, dass auch das nich der Fall wär. Er würde das gesamte, eingespielte Ökosystem zerficken. Schonmal was von invasiven Spezies gehört?!" Da hatte wohl jemand absolut Hyuns Schwachpunkt erwischt, mitten ins Schwarze. Bei Tieren hörte der Spaß für ihn wirklich auf. "Wenn du den ach so großen Retter spielen willst, dann nimmste gefälligst jedes Viech, das du befreien willst, höchstpersönlich mit."
"Kein Vam-pir." Andrei betonte das Wort ein wenig seltsam. Eine solche Bezeichnung war ihm nicht geläufig. Er konnte aber mit Sicherheit sagen, dass er sich nicht zu dieser Gruppierung zählte. Er wusste genau, was er war. Das hatte sein Doktor ihm schon von Kindesbeinen an beigebracht. Offenbar besaßen Vampire besondere Fähigkeiten, was ihre Zähne anging. Andrei achtete sehr auf die Hygiene seines Mundraumes und hatte kräftige und weiße Beißerchen, wie Hyun sie nannte, doch er hatte noch nie das Bedürfnis verspürt, vernunftbegabte Wesen anzuknabbern. Dafür kochte er viel zu gerne und bereitete anderen und sich selbst mit Speisen eine Freude. Jemanden zu beißen war allerdings eine Überschreitung persönlicher Grenzen, und die respektiere Andrei, wenn man nicht gerade seine Zimmertür aufstieß, während er sich bückte. Er bekam den Eindruck, dass Hyun in ständiger Furcht lebte, dass sich sein Partner oder andere auf ihn stürzen könnten. Was er nur erlebt haben mochte, um eine solche Grundhaltung zu besitzen? "Ich hatte ein reichhaltiges Frühstück." Die Stimme des jungen Mannes klang dabei eigenartig aufrichtig, so als würde er sich wirklich Sorgen machen, dass Hyun ihn als Fressfeind ansah. "Ich vertrage Licht nicht besonders gut." Ein schlanker, stoffumhüllter Finger richtete sich zuerst auf das violett, das man unter der Sonnenbrille hervorlugen sah und dann auf die Sonne, die zwischen den Nadelbäumen strahlte.
Beim Laufen ging es wieder um den Zirkus. Langsam kamen mehr Menschen an sie heran, denn sie näherten sich den Bahnhof und damit einer der Hauptverkehrsadern von Crystalline. Scheinbar waren Zirkusse (Zirki? Zirken?) nicht alle gleich. Interessant! Andrei, dessen Wissen über alles außerhalb von Medizin aus Büchern und Zeitschriften und Erzählungen stammte, brummte interessiert. Warum gab es wohl keine standardisierten Zirkusrichtlinien, denen alle folgen mussten? Konnte man Kunst nicht Regeln unterwerfen? Andrei überlegte eine Weile und kam dabei auf die Idee mit den Tieren. Doch statt eifrige Zustimmung erhielt er eine Standpauke, die sich gewaschen hatte. Andreis Augen weiteten sich hinter der Sonnenbrille, als Hyun aufging wie ein Hefeteig und eine Tirade entbrannte, die der Kevuem absolut nicht einordnen konnte. Er schwieg, während er die mit Feuer hervorgebrachten Aussagen über sich ergehen ließ, zeigte aber keine Anzeichen von Furcht, auch dann nicht, als Hyun ihm erneut drohte. Andrei war Schmerz gewohnt - er wusste, wie sich das anfühlte. Was ihm jedoch Unbehagen bereitete, waren die Argumente. Wieso hatte er daran nicht gedacht? Er hatte doch keine Ahnung vom Vorgehen eines Zirkus und nur wiederholt, was er von den Büchern seines Doktors wusste ... Aber stimmte das nicht? Hatte die Person, die er über alles verehrte fehlerhafte Informationen geliefert? Andrei blinzelte mehrmals. Violette Schlieren rutschten in sein Blickfeld, verzerrten seine Sicht. Er musste mehrmals tief durchatmen, um Hyuns verschwommene Form zu sehen und sich zu fokussieren. Etwas schien sich auf den violetten Malen zu bewegen, wie tieflila Schlangen, die unter seiner Haut dahinkrochen. "Das habe ich nicht bedacht." Er sprach ruhig, versuchte den Geschmack von Teer in seiner Kehle zu ignorieren. Fassung zu bewahren. Sie kam, langsam, als er lächelte. Nur ganz leicht. Er wollte wirklich keinen Schlag kassieren. "Ich bin nicht in Freiheit aufgewachsen. In diesem Vergleich bin ich der Tiger." Er legte den Kopf schief. "Ich verstehe."
Kein Vampir und gut gefrühstückt auch noch. Na dann war ja alles in Butter. Hyun nickte, auch, wenn das genau das war, was ein Vampir sagen würde, der sich nicht als jener outen wollte. Allzu groß war seine Sorge aber sowieso nicht. "Tageslicht wird eh überbewertet", murmelte er beiläufig. Er hatte zwar im Gegensatz zu seinem Gegenüber kein Problem mit Licht, aber er bevorzugte es trotzdem dunkel. Schon alleine, weil man in den Schatten nicht sonerlich auffiel. In der Nacht sahen alle Leute gleich aus. Der Marsch hinein in die Stadt war überraschend entspannt - zumindest zu Beginn. Andrei stellte keine allzu persönlichen Fragen, sodass der Tätowierte diese ohne Widerstand beantwortete. So hätte es eigentlich weitergehen können. Tat es aber nicht. Es benötigte nur eine einzige Frage und schon platzte Hyun wieder der Kragen. Dieses Mal jedoch nicht ohne guten Grund und auch nicht, um sich selbst zu schützen. Es ging um das Wohl einer ganzen Reihe an Tieren. "Sollteste aber, bevor du so scheiß Pläne machst", zeterte er. Wie konnte man bloß so undurchdacht sein? Insbesondere, wenn es um Tierleben ging?! "Oh, boo-hoo. Du armes Ding, soll ich jetz Mitleid ham oder was?" Als ob er nicht selbst am besten wusste, wie es sich anfühlte, als Zirkustier gehandhabt zu werden. Viel mehr war er für seinen Vater doch eh nie gewesen. Für tolle Kunststückchen und Tricks in der Manege war er gut genug gewesen, doch für mehr auch nicht. Urgh. Der Frust brodelte kochendheiß und messerscharf in seiner Brust. Er wollte diesem Mann so sehr den verfluchten Hals umdrehen. Tief durchatmen. Seine Finger wanderten in seine Hosentasche, fischten ein Schächtelchen Kippen hervor, aus welchem er eine herauszog und anzündete. Der widerlich kratzige Rauch, der seine Lungen erfüllte, sorgte für sofortige Entspannung. "Wir Menschen sind nich wie Tiger oder andre Tiere. Wir können lernen, mit Freiheit umzugehen. Tiere nich." Ein Wolf, der das Jagen in der Jugend nicht gelernt hatte, würde es nie lernen. "Also überlegs dir genau. Wenn du n Tier von dir abhängig machst, sei auch bereit, es bis ans Ende seines Lebens zu begleiten." Das war nur fair. Im Gegensatz zu seinem Kollegen hatte der Pan sogar Kontakt zu den Geistern verstorbener Tiere. Er kannte ihre Schicksale, wusste, dass einige von ihnen von den Menschen schwer hintergangen worden waren. Trotzdem entschieden sie sich ein weiteres Mal, ihr Wohl in die Hand eines Zweibeiners zu legen. Etwas, das der Pan zu schätzen wusste, insbesondere, weil er selbst es nicht konnte. Sein Misstrauen gegenüber Seinesgleichen nahm ihn vollkommen ein, prägte jede noch so kleine Interaktion. Er bezweifelte stark, dass er jemals eine ähnlich enge, vertrauensvolle Bindung wie zu Chime mit einer Person aufbauen konnte. Wie gut, dass er sich davon überzeugt hatte, dass er das gar nicht wollte. Bevor er sich versah, stand der Pan schließlich am Bahngleis. Überall um ihn herum wuselten Leute, wie gut, dass sein blonder Begleiter groß genug war, um ihn in dem Gemenge nicht zu verlieren. Mit lautem Quietschen fuhr der erwartete Zug schließlich ein. Sofort schlüpfte Hyun in einen der Wagons, pickte sich den nächstbesten Platz heraus und schmiss sich ganz selbstverständlich in den Sitz am Fenster. Wenn er sich schon durch eine Fahrt mit dem Kerl quälen musste, dann wollte er wenigstens etwas zu sehen haben. Chime, für den der Fußraum einfach zu klein war, quetschte sich auf seinen Schoss, wendete sich einige Male hin und her, klatschte Andrei dabei womöglich mehrfach den Fischschwanz ins Gesicht, ehe er schließlich eine halbwegs gemütliche Position fand und sich einkugelte. Sein Hintern hing trotzdem halb auf der Seite des Florescu. Ein weiteres Mal kramte der Tätowierte die Zigarettenschachtel aus seiner Hosentasche, zeigte sich dieses mal sogar so sozial und streckte sie seinem Begleiter entgegen. "Kippe?" Ja, sie befanden sich in einem geschlossenen Raum mit anderen Leuten. Doch das interessierte ihn reichlich wenig.
Andrei zog den Kragen seiner Jacke höher, als der kalte Wind durch die schmalen Straßen der winterlichen Stadt Crystalline fegte. Die ersten Schneeflocken fielen lautlos vom Himmel. Hyun ging neben ihm. Andrei wusste, dass Hyun ihn nicht besonders leiden konnte. Was er auch sagte, es wurde als persönlicher Angriff gewertet. Vermutlich lag es nicht an Andrei, sondern an Hyuns genereller Persönlichkeit, dennoch hatte er sich seine Quest ein wenig friedlicher vorgestellt. Er ignorierte den gefühlt tödlichen Blick und hielt das Tempo. Ihr Ziel war der Zirkus, in dem eine Serie seltsamer Unfälle die Artisten heimsuchte. Sabotage wurde vermutet, und sie sollten der Sache auf den Grund gehen - Kameradschaft wäre nur ein Bonus, wurde aber gerade in Royal Crusade nicht verlangt.
Der Bahnhof von Crystalline war wie alles in dieser Stadt von einem Hauch von Frost bedeckt. Die alten, eisbedeckten Züge standen auf den Gleisen, und die Dampfschwaden aus den Lokomotiven vermischten sich mit dem kalten Atem der Passagiere. Andrei und Hyun erreichten ihren Zug rechtzeitig und suchten einen Sitzplatz. Andrei seufzte innerlich, als Chime sich auf dem Sitz neben Hyun ausbreitete, was den verfügbaren Platz noch mehr verringerte. Andrei bemühte sich dennoch, sich neben die beiden zu quetschen, auch wenn er dabei mehrmals klatschend den Fischschwanz von Chime schmeckte. Chime sah ihn mit seinen großen, leuchtenden Augen an und gähnte, als wäre der Platzmangel für ihn kein Problem. Immerhin einem ging es gut.
Während der Zug aus dem Bahnhof fuhr und sich langsam in Bewegung setzte, ließ Andrei seinen Blick vorbei an Hyun aus dem Fenster schweifen. Die winterliche Landschaft zog an ihnen vorbei, und seine Gedanken wanderten. Er fragte sich, ob die Zirkustiere ähnlich wie die Versuchstiere im Labor behandelt wurden. Waren sie auch nur Werkzeuge in den Händen von Menschen, die ihre Fähigkeiten zu eigenen Zwecken nutzten? Oder gab es vielleicht einen Unterschied, den er nicht sah? Hyun hatte gesagt, dass sich Menschen an Freiheit gewöhnen konnten ... galt das auch für Wesen wie ihn?
Hyun zog eine Zigarette aus seiner Tasche und hielt sie Andrei hin. Andrei schüttelte den Kopf und lehnte dankend ab. Der Rauch erfüllte bald den kleinen Raum, aber Andrei schloss einfach die Augen und lehnte sich zurück. Qualm war ihm egal - seine Questpartner schienen alle ganz versessen darauf, sich die Lunge zu schwärzen. Und er hatte keine Angst vor gesundheitlichen Folgen für sich selbst. Die rhythmischen Geräusche des Zuges und das leise Atmen von Chime wirkten beruhigend auf ihn, und trotz des Platzmangels und der Anwesenheit von Hyun gelang es ihm, sich zu entspannen. Das war eines der großen Talente des Kevuem - Ruhe im Sturm, mochte man es nennen.
Andrei dachte an den bevorstehenden Auftrag. Die Artisten hatten wiederholt Unfälle erlitten, und man vermutete, dass jemand absichtlich Sabotage betrieb. Die Vorstellung, dass jemand mit der Sicherheit anderer spielte, erfüllte ihn mit Unbehagen. Der Gedanke ließ ihn nicht los, und er fragte sich, welche Art von Magie oder Machenschaften hinter diesen Ereignissen stecken mochten. Konkurrenz?
Doch seine Müdigkeit holte ihn bald ein. Die letzten Tage waren anstrengend gewesen, und er hatte kaum Schlaf gefunden. Trotz Hyuns rauem Wesen und der Enge des Sitzes, schloss er langsam die Augen. Der Zug ratterte weiter durch die verschneite Landschaft, und Andrei glitt in einen tiefen, traumlosen Schlaf, bei dem sein Kopf sich unaufhörlich gen Fenster und damit gen Hyun bewegte ...
Wer nicht wollte, der hatte schon. Eigentlich war Hyun sogar ganz froh, nicht mit seinem Kollegen teilen zu müssen. Zigaretten waren schließlich teuer. Mit einem leisen Seufzen lehnte er den Kopf gegen die Scheibe. Das leichte Rütteln ignorierte er gekonnt, stattdessen fokussierte er sich voll und ganz auf das schwere Gefühl des Rauchs in seinen Lungen. Er hatte keinen Bock. Keinen Bock auf seinen Kollegen, aber vor allem keinen Bock auf den Auftrag. Wenn es um den Zirkus ging, musste er unweigerlich an seine Vergangenheit denken. Daran, was sein Vater getan hatte und vermutlich immer noch tat. Aber auch daran, was er durch diesen verfluchten Lebensstil verloren hatte - oder eben nie hatte haben können. Wieso hatte seine Mutter ihn nicht bei einer normalen Familie absetzen können? Selbst ein Kinderheim wäre besser gewesen. In seiner Geldbörse war noch immer der Zettel, den sie ihm hinterlassen hatte. Das Einzige, was er von ihr besaß. Er bahm ihr ihre Entscheidung nicht übel, ihn aufgegeben zu haben. Trotzdem wünschte er, sie hätte sich anders entschieden. Unaufhörlich tuckerte der Zug voran, während Hyuns Gedanken allerlei Szenen seiner Kindheit und Jugend ablklapperte. Obwohl er unentwegt aus dem Fenster blickte, nahm er kaum etwas von der Natur, die an ihm vorbei huschte, wahr. Seine Finger streiften rastlos durch das Fell seines vierbeinigen Begleiters. Erst, als sie kurz davor waren, im Bahnhof von Oak Town einzufahren, änderte sich daran etwas. Die Hände flogen regelrecht in die Luft, als ein Kopf, der eindeutig nicht Chime gehörte, auf seiner Schulter landete. Ein Schauer rannte durch seinen Körper. Gab es irgendetwas schlimmeres als eine unerwartete, ungewollte Berührung? Definitiv nicht. Gerade noch so den Reflex unterdrückend, den Typen einfach wegzuklatschen, landete eine Hand in dessen blonden Schopf und drückten ihn von sich. So weit, wie es Hyuns Armlänge zuließ. "Alter, sag ma hast du sie nich mehr alle? Seh ich aus wie dein beschissenes Kissen?!" Mit einer ordentlichen Portion Wut täuschte er hoffentlich erfolgreich über den Schreck hinweg. "Was hat dir bitte den Eindruck gegeben, dass ich fucking Körperkontakt mit dir will?!" Obwohl er dem Kerl schon mehrere eindeutige Ansagen gemacht hatte, war er immer noch viel zu nah an ihm. Eine unausweichliche Klette. Er hasste es. So sehr. Wieso konnte er für diesen Auftrag aus der Hölle nicht wenigstens einen normalen Crusader an seiner Seite haben? Bevor der Blonde sich weiter aufregen konnte, blieb der Zug mit einem ordentlichen Ruck und lautem Quietschen stehen. Sowohl Hyuns, als auch Chimes Kopf ruckten nach vorne. So sehr, wie er in seinem Frust feststeckte, brauchte es jedoch die Ansage, die über ihren Schädeln ertönte, um ihn daran zu erinnern, dass sie hier aussteigen mussten. "Fuck, wir müssen raus." Jimmy bemerkte die Unruhe seines Herrchens und erhob sich. Er versuchte, sich zu wenden, scheiterte jedoch. Notgedrungen wählte er also den Rückwärtsgang quer über Andreis Oberschenkel. Seine gewaltigen Tatzen und Pranken nahmen dabei keinerlei Rücksicht, wohin sie stapften, hauptsache weg. Im Gang angekommen schüttelte er sich kräftig, sodass Fell und Sabber gleichermaßen um ihn herumflogen. Zurück an der kühlen, frischen Luft streckte sich der Pan ausgiebig, ehe er sich mehrfach über die Schulter wischte, als hätte sich dort eine Menge Dreck angesammelt. Eigentlich wollte er aber nur das unangenehme Gefühl loswerden, das der fremde Körper dort hinterlassen hatte. Hatte er Andrei diese Aktion verziehen? Nein, nicht im geringsten. Doch er zwang sich, seinen Fokus nach vorne und somit auf den Auftrag zu richten. Er würde diesen Höllentag einfach so schnell er konnte hinter sich bringen und dann konnte er sich in seinem Zimmer einsperren und den Abend mit einer Flasche Wodka ausklingen lassen. Das war das Ziel, das durfte er nicht aus den Augen lassen, dann würde er das schon überstehen. "Du weißt noch, was der Plan is?"
Andrei erwachte abrupt, als sein Kopf grob von der Schulter seines Kameraden gestoßen wurde. Die Bewegung war rabiat und unerwartet, und für einen Moment war der Kevuem desorientiert. Die Fahrt im Zug hatte ihn offenbar tiefer in den Schlaf gesogen, als er gedacht hatte. Andrei rieb sich die Augen und versuchte, sich schnell zu sammeln.
Als wäre das nicht schon genug, spürte er plötzlich einen Schmerz an seinem Bein, gefolgt von einem warmen, feuchten Atem. Chime war über ihn getrampelt, offenbar auf der Suche nach einem Ausweg. Andrei zog die Beine reflexartig zurück und unterdrückte ein Stöhnen, während er sich aufrichtete, denn eine Tatze hatte beinahe die Florescu-Blutlinie beendet.
Hyun hatte im Verlauf der Fahrt keine bessere Laune bekommen, wie es aussah. "Das war unbeabsichtigt." Andrei seufzte leise und rückte seine Kleidung zurecht. Es gehörte tatsächlich nicht zu seinen liebsten Beschäftigungen, mit anderen zu kuscheln. Der angenehme Rhythmus des Zugs hatte ihn allerdings effektiv in den Schlaf geschuckelt. Wenn das mit den Fettnäpfchen so weiter ging, dann kamen er und Hyun wirklich auf keinen grünen Zweig mehr ...
Der Zug verlangsamte sich schließlich und kam mit einem leichten Ruck zum Stehen. Sie waren angekommen! Andrei streckte sich kurz und warf einen Blick aus dem Fenster. Die Stadt, die sie erreicht hatten, lag eingebettet in einen dichten Wald. Raureif schmückte die Dächer der Häuser, und die Luft roch nach frischem Frost. Oak Town - eine Stadt, in der er einige Zeit als Tagelöhner verbracht hatte. Andrei beschloss, keine weiteren Worte zu verlieren und machte sich zusammen mit seinem Partner auf den Weg. Vielleicht half es ja, wenn er nicht zeigte, dass Hyuns Laune ihn beeinflusste?
"Natürlich. Wir sind begeistert vom Zirkus", wiederholte Andrei den Plan und stakte voran. Ihr Ziel lag am Rande der Stadt: ein Zirkus, der in der Winterlandschaft wie ein lebendiges Gemälde wirkte. Bunte Zelte und kunstvoll verzierte Wagen waren um einen zentralen Platz gruppiert, der von neugierigen Besuchern umringt war. Andrei näherte sich gelassen, während er die lebhaften Gespräche der Menschen um sie herum aufnahm. Es war ein belebter Tag in der Stadt, und das frostige Wetter schien niemanden abzuschrecken.
Andrei konnte den Geruch von Popcorn und Zuckerwatte in der Luft wahrnehmen, gemischt mit einem Hauch von Rauch und Feuer. Die Zirkuszelte waren mit kunstvollen Mustern geschmückt, und überall liefen Artisten und Clowns in ihren farbenfrohen Kostümen umher. Das unterirdische Labor, in dem Andrei aufgewachsen war, unterschied sich drastisch von dem lebhaften Zirkusgelände, das er nun betrat.
Das Labor war ein Ort der Stille und Konzentration. Abgeschottet von der Außenwelt, war es ein Hort des Wissens und der Forschung. Es war eine Welt der Wissenschaft und der Disziplin, in der jeder Schritt sorgfältig geplant und jeder Gedanke genau durchdacht war.
Im Gegensatz dazu war das Zirkusgelände ein lebendiger, pulsierender Organismus. Farbenfrohe Zelte ragten in den Himmel, geschmückt mit funkelnden Lichtern und kunstvollen Mustern. Die Luft war erfüllt von den Klängen der Musik, dem Lachen der Kinder und dem Rufen der Verkäufer. Es war ein Ort der Unterhaltung und des Staunens, wo jede Ecke eine neue Überraschung bot.
Andrei musste die Begeisterung für seine Umgebung gar nicht spielen. Mit großen Augen schaute er sich um und konnte sich an den Eindrücken, die sie umgaben, kaum satt sehen. "Faszinierend ...", schwärmte der Kevuem und fand sich fast wie von selbst vom Strom der Menschen näher an die Attraktionen und Zelte der Zirkusleute gespült.
"Is mir scheißegal, ob das unbeabsichtigt war oder nich." Nähe war Nähe und auf die hatte der Tätowierte einfach keinen Bock. Das sollte Andrei doch eigentlich inzwischen geschnallt haben. Wenn er dringend jemanden zum Kuscheln und Umgarnen brauchte, dann sollte er es bei einer anderen Gilde versuchen. Bei den Fairy Tails kam das garantiert gut an. Aber eben nicht bei Hyun. Musste er wirklich erst gewalttägig werden, damit sein Kollege es kapierte? Kaum hatten sie ihr Ziel erreicht, fiel die Laune des Pans komplett ins Negative. Obwohl es sich nicht um den Zirkus handelte, in dem er aufgewachsen war, fühlte sich alles so verflucht vertraut an. Die bunten Zelte, der Geruch, das fröhliche, aufgeregte Getratsche der Besucher. Alles waren Dinge, die in jedem Zirkus gleich waren. Die Gesichter der Artisten waren fremd, doch das war nur ein kleiner Trost. Die restlichen Eindrücke reichten aus, um Erinnerungen zu wecken, an die er nie wieder hatte denken wollen. Überall lachten Leute, freuten sich und strotzten nur so vor Lebensfreude. Nur der Pan war wie üblich das schwarze Schaf des Zirkus', früher wie heute. Es fiel ihm schwer, sich überhaupt ein Lächeln auf die Lippen zu zwingen. Er wollte abhauen, den Auftrag abblasen, doch diese Option besaß er nicht. Urgh. Chime gab ihm einen sanften Stups gegen die Nase, blickte ihm aus hellen Augen entgegen. Der Fischschwanz hing tief, machte deutlich, dass auch er sich nicht besonders wohl fühlte. Hyun legte ihm die Hand auf die Stirn. Im nächsten Moment schrumpfte er auch schon, sodass sein Herrchen ihn einfach in einer Jackentasche verschwinden lassen konnte. Wenigstens einem von ihnen blieb der grausame Anblick so erspart. Zügig holte er wieder zu seinem Kollegen auf, der aufrichtig fasziniert schien und beinahe von einer Menschentraube verschluckt worden war. "Vergiss nich, dass wir nich wirklich zum Vergnügen hier sind", zischte er ihm leise entgegen. Er hatte keine Lust, auch nur eine Minute länger als nötig hier zu verbringen. Die Gruppe, der sich Andrei angeschlossen hatte, beobachtete gespannt, wie ein hungriger Löwe seine Mahlzeit gefüttert bekam. Große, scharfe Zähne bohrten sich tief in ein saftiges Steak, zerlegten dieses innerhalb weniger Sekunden. Die Begeisterung darüber schien schier endlos. Für Hyun war es - selbst nach den Jahren, die er bei der Gilde verbracht hatte - Alltag. Es war niedlich, ja, aber es haute ihn nicht von den Socken. Etwas vollkommen Anderes ließ ihn überrascht nach Luft schnappen. Noch bevor er das, was er sah, wirklich verarbeitet hatte, zerrten seine Finger bereits an dem Zopfgummi, der sein Haar zusammenhielt. Zügig wurden die Strähnen aus ihrem geflochtenen Gefängnis befreit, sodass sie in leicht welligem Chaos an den Seiten seines Kopfes herabfallen konnten. Ob das ausreichte? Er hoffte es. Zumindest sorgte sein Tattoo so nicht länger dafür, dass er eindeutig identifiziert werden konnte. "Der Kerl da, mit den weißen Haaren und der dunklen Haut, den lassen wir nich aus den Augen. Klar? Der gehört nich hierher." Der junge Mann mochte wie ein ganz gewöhnlicher Besucher wirken. Mit Neugierde in den Augen musterte er die Raubkatze, als hätte er solch ein faszinierendes Tier noch nie aus dieser Nähe gesehen. Dabei hatte er das schon unzählige Male. Das wusste Hyun, denn es handelte sich bei dem Kerl um einen von seinen ehemaligen Kollegen. Was zur Hölle machte er hier? Als er sich schließlich abwendete und davonwanderte, nickte der Pan seinem Kollegen sofort zu. "Hinterher." Mit ein wenig Sicherheitsabstand setzte er seinen Befehl in die Tat um. Als würde er sich umsehen, ließ er die Augen immer wieder über die Zelte und Stände streifen, die Hände hatte er gemächlich in seinen Hosentaschen vergraben. Er hoffte inständig, dass der Kerl nur hier war, um zu sehen, was die Konkurrenz zu bieten hatte, dass es nur ein Zufall war, dass er sich ausgerechnet an einem Ort herumtrieb, an dem in letzter Zeit viele Dinge schief gegangen waren. Es musste Zufall sein. Chime steckte neugierig die schnüffelnde Nase aus der Jackentasche, wurde jedoch von seinem Herrchen sofort wieder ins Innere verbannt. "Fallses sich um nen Fehlalarm handelt, sorry, aber ich kenn den Kerl. Der sollte hier nich sein", erklärte er schließlich leise. So ungern er dieses Detail auch teilte, vollkommen im Dunkeln konnte er Andrei nicht lassen. "Ich will sichergehn, dass er nix hiermit zu tun hat. Falls er in unsre Richtung schaut, deckst du mich. Wir könnens nich gebrauchen, dass er mich sieht."
Mussten sich Arbeit und Vergnügen gegenseitig ausschließen? Andrei verschränkte die Arme hinter seinen Rücken und stellte sich auf die Zehenspitzen, um das Spektakel am Löwenkäfig zu beobachten. Hyun mochte all das Schauspiel hier bereits gut kennen, doch für den Kevuem war alles hier neu und aufregend. Er hatte noch nie zuvor ein Tier mit einer solchen Mähne gesehen. Überhaupt hatte er abgesehen vom gefangenen Chupacabra in den Kellergewölben von Royal Crusade und den Tieren im Labor seines Doktors wenig Kontakt zu Tieren gehabt. Der Großteil seines Wissens setzte sich aus Sachbüchern und Erklärungen anderer zusammen.
Andrei nickte Hyun zu, um seinem Partner zu signalisieren, dass er aufpasste, und sah aus dem Augenwinkel ein kleines Kind auf den Schultern seines Vaters, das auf das Gesicht des Crusaders zeigte. Das Elternteil folgte dem Deut seines Sprösslings und verzog angewidert das Gesicht. Andrei ließ das begeisterte Lächeln fallen und wandte sich zur Seite, seinem Kameraden zu.
Gerade wollte der Kevuem verkünden, dass sie jetzt gerne aufbrechen konnten, da benahm sich Hyun noch merkwürdiger als sonst. Er veränderte seine Frisur so, dass er eine ganz andere Ausstrahlung hatte und zischte Andrei eine Warnung zu. Dieser sah sich unauffällig in der Menschenmenge um. Der Blick blauer Augen glitt über verschiedene Besucher, bis er die Person ausfindig gemacht hatte, die Hyun meinte.
Auf dem ersten Blick wirkte der Weißhaarige nicht ungewöhnlich. Er genoss das Schauspiel wie der Rest der Menge. Doch wenn Hyun in ihm etwas Verdächtiges sah, dann wollte Andrei ihm vertrauen - immerhin wusste er mehr über das Leben im Zirkus und die Zusammenstellung von Mannschaften.
Sobald Hyun zum Aufbruch blies, setzte sich Andrei an seiner Seite in Bewegung. Der Weg durch das Zirkusgelände schlängelte sich vorbei an verschiedenen Ständen und Buden, wo Popcorn, Zuckerwatte und andere Leckereien verkauft wurden. In der Ferne konnte man das fröhliche Lachen von Kindern und die Geräusche der Zirkustiere hören. Entlang des Pfades gab es auch kleine Lichtinstallationen und Laternen, die den Weg bei Einbruch der Dunkelheit beleuchten sollten.
Andrei besah sich die Umgebung. Obwohl vieles hier ihn ansprach und er gerne ein paar Jewel hiergelassen hätte, wusste er, dass dafür gerade nicht der richtige Zeitpunkt war. Stattdessen konzentrierte sich Andrei auf die vielen Ecken und Gassen zwischen den Zelten und Ständen, in die sich eine Person ducken könnte, um Verfolger abzuschütteln. Derweil erläuterte Hyun etwas mehr über die Zusammenhänge ihres spontanen Planwechsels. Andrei schlang eine Hand um den Griff seiner Umhängetasche und legte die andere Hand darauf, damit sie beim Laufen möglichst wenige Geräusche von sich gab.
Wie sollte er Hyun decken? Der Gedanke verursachte ein verwirrtes Echo in Andreis Kopf, aber sonderlich viel Zeit blieb nicht. Unvermittelt drehte der Verfolgte sich um, und der Kevuem reagierte aus Reflex statt Logik. Eine seiner Hände schloss sich kurz um Hyuns Handgelenk und er zog ihn zu sich, in Richtung eines Essensstandes, an den man sich zum Verzehr seiner Mahlzeit lehnen konnte. Er selbst posititionierte sich so, dass sein Körper zur Straße zeigte und Hyun teilweise von ihm verdeckt wurde. Der Blonde war größer als er, also schob Andrei eine Hand zwischen sich und Hyun, so dass sie von außen kaum zu sehen war. Eine kleine, dunkle Flamme flatterte über den Fingern des Kevuem auf, während die Male auf seinem Gesicht in Wallung gerieten. Der Schatten unter der Fressbude breitete sich aus und wurde zunehmend dunkler. "Solange ich die Flamme aufrecht erhalte, werden wir nicht gesehen, wenn wir uns in dunklen Ecken aufhalten." Andrei behielt das violette Flämmchen in seiner Hand und wandte sich wieder dem Weg zu. Von außen würde ihr Verfolgter nur die Silhouetten von zwei Personen sehen, die sich an den Rand eines Essensstandes kuschelten.
Vorausgesetzt natürlich, diese Person konnte nicht durch Dunkelheit sehen.
Es war vollkommen egal, wie Andrei seinen Kollegen decken würde, hauptsache er tat es. Das wie war gerade die geringste Sorge für Hyun. Unzählige Fragen schossen ihm durch den Kopf, als er sich durch die Menschenmengen schlängelte und all die vertrauten Eindrücke zu verdrängen versuchte. Wieso trieben sich vertraute Gesichter hier herum? War der Triple C, der Zirkus, in dem er aufgewachsen war, ebenfalls hier in der Nähe? Hatte sein alter Kollege sich einen neuen Arbeitsplatz gesucht? Wieso tat er dann so, als wäre er Besucher? Irgendetwas stimmte nicht. Zwar war der Pan nicht clever genug, um Herlock-Sholmes-mäßig die Hinweise zu einem sinnigen Ergebnis zusammenzufügen, doch er würde der Sache auch so auf die Schliche kommen müssen. Falls es überhaupt etwas gab, dem auf die Schliche gekommen werden musste. Er hoffte nicht. Er hoffte inständig, dass er sich nicht irrte. Wenn seine 'Familie' irgendetwas mit den Geschehnissen zu tun hatte, wenn sie noch immer schräge Dinge trieben ... was würde er dann tun? Darüber wollte er sich keine Gedanken machen. Konnte er auch gar nicht, denn plötzlich wurde er an der Hand gepackt und zu einem der Fastfood-Stände gezerrt. "Ey, für Snackpausen is jetz keine Zeit", knurrte er leise und warf seinem Kollegen einen scharfen Blick zu. Erst, als dieser sich merkwürdig hinter ihm platzierte und anfing, mit irgendeinem Zauber zu hantieren, verstand Hyun. Er war unaufmerksam geworden ... "Oh." Kurzes Schweigen. Eigentlich wäre nun Zeit für eine Entschuldigung. Doch diese kam ihm nicht über die Lippen. Stattdessen schenkte er seinem Gegenüber nur ein knappes Nicken, gefolgt von einem fragenden Blick in dessen Gesicht. Sollte er etwas dazu sagen? Oder lieber nicht? Weiteres Schweigen. "Dein ..." Mit dem Finger kreiste er den Teil seines eigenen Gesichts ein, der dem mit der merkwürdigen Färbung in Andreis entsprach. "Macht Dinge. Falls dus noch nich gemerkt hast." Er wusste nicht, wie er es sonst formulieren sollte. Ewig konnten sie hier aber auch nicht herumstehen. "Geht er weiter?" Sicher, Hyun hätte sich umdrehen und es selbst herausfinden können, doch das Risiko wollte er nicht eingehen. Erst, als Andrei das Okay gab, nahm er aufmerksam wieder die Verfolgung auf, hielt sich, wie empfohlen, in den Schatten. Stände, Tische, Bäume und co. gab es glücklicherweise zu Genüge. Vorausgesetzt keiner seiner ehemaligen Kollegen hatte daran gearbeitet, seine magischen Talente auszubauen, sollten sie mit dem Zauber des Finsternismagiers auf der sicheren Seite sein. Die meisten Leute im Zirkus seiner Familie beherrschten die Animal Shamanism Magie, doch darüber hinaus sollte es eigentlich nicht gehen. Ob er seinen Kollegen darauf hinweisen sollte, dass sie es womöglich mit Magiern zutun bekommen würden? ... Lieber noch nicht. Vielleicht war all das nur ein Fehlalarm. Der Weißhaarige marschierte weiter, ließ das Gelände langsam hinter sich und tauchte ab in das Straßengewusel Oaks. Doch besonders weit ging er nicht. Er blieb stehen vor einem blonden Mann, der über einen Kopf größer war. Hyuns Blick krallte sich fest an dem eisblauen Auge und der Augenklappe, die sich selbst nach all den Jahren scheinbar nicht verändert hatte. Übelkeit packte seinen Magen. Unbewusst trat er mehrere Schritte zurück. Nein. Echt nicht. Das konnte er nicht gebrauchen. Schon gar nicht jetzt. Er war doch nicht Magier geworden, um seinem verfluchten Vater über den Weg zu laufen. "Shit." Die Hände in seinen Jackentaschen hatten sich heimlich zu Fäusten geballt, sodass seine Fingernägel sich zunehmend in seine Haut drückten. "Scheiße man, das is doch n dummer Scherz."Hatte das Schicksal ihn nicht schon genug gequält? Die beiden Männer unterhielten sich. "Ich habe das Pulver über das Futter gestreut." "Wunderbar. Und du hast auch gesehen, dass er es gefressen hat?" "Selbstverständlich." "Tsk. Man könnte glauben, dass sie inzwischen vorsichtiger geworden sind. Scheinbar lernen sie gar nichts. Idioten. Nächstes Jahr gehört der Platz uns. Gut gemacht, mein Sohn." Der Kleinere bekam einen herzhaften Schulterklopfer. Hyun verzog das Gesicht. Er hatte genug gesehen. Am liebsten hätte er den Beiden vor die Füße gekotzt. Er war nicht eifersüchtig. Nicht eifersüchtig. "Gehn wir zurück. Schnell. S wird blutige Probleme geben." Mit einem kräftigen Ruck wendete er den Blick ab. Nicht jedoch, ohne vorher flüchtig mit dem seines Vaters in Kontakt gekommen zu sein. Er glaubte, einen Hauch von Schrecken und Ungläubigkeit darin erkannt zu haben, doch vielleicht wollte er das auch einfach sehen. Es war definitiv besser, jetzt zu gehen. Nicht nur, weil der Pan seinen Frust sicherlich nicht mehr lange zurückhalten können würde, sondern auch, weil der Löwe, wenn er tatsächlich das Pulver bekommen hatte, das Hyun vermutete, nicht mehr lange ruhig und zahm bleiben würde. Eigentlich war es nur ein Mittelchen, das müden Tieren wieder Energie einhauchte. Zu beachten war jedoch, dass es bei vielen Raubtieren zu schweren Nebenwirkungen kam. Es förderte die Aggressivität und das Hungergefühl. "Ich erklärs dir müssen den Löwen ausknocken. So schnell wie möglich." Mit zusammengekniffenen Augen warf er seinem Kollegen einen scharfen Blick zu. "Ohne ihn zu töten."
An der Seite seines übellaunigen Kameraden huschte Andrei durch das Festgelände. Die vielen Stände, Laternen und Menschen verschluckten sie, wenn es die Schatten nicht schafften, die beiden blonden Gestalten zu verbergen. Er hielt die kleine Flamme über seiner Hand aufrecht, die sich gierig vom Licht ernährte, als handelte es sich dabei um köstliches Anzündholz. "Ich weiß", wisperte Andrei, als Hyun ihn auf sein Gesicht aufmerksam machte. Mehr führte er dazu nicht aus, denn wie immer, wenn der Kevuem seine Magie nutzte, verlangte sie vollste Konzentration. Er musste sich beherrschen, die genau richtige Menge an Energie in seine Hand zu lenken und gleichzeitig die wallenden Stimmen in seinem Kopf ignorieren. Sie fragten sich, wie es wohl aussehen würde, wenn er dunkle Flammen auf die Stoffbahnen der Stände schleuderte, oder ob er Hyun nicht einfach ein Beinchen stellen sollte. Eine andere Stimme versuchte ihn zu überreden, irgendwelche Laute auszustoßen, die ihre Verfolger alarmieren würden.
Andrei schüttelte den Kopf und atmete tief und gleichmäßig durch. Er folgte Hyun, orientierte sich an ihm, und behielt zugleich die Umgebung im Auge. Es war offensichtlich, dass dem Pan die Anwesenheit dieser Menschen beschäftigte. Er kannte sie persönlich. Hätte Andrei eine Familie gehabt, dann hätte er vielleicht Anzeichen dafür gesehen, wieso sich Hyun so eigenartig verhielt. Er hätte sich vielleicht einen Reim darauf machen können und irgendwie versuchen zu helfen oder zu beruhigen. So wie die Dinge standen, wusste Andrei aber nichts von alledem und konnte nur auf das reagieren, was er sah.
Sie blieben stehen, als sich der Weißhaarige mit einem einäugigen Mann unterhielt. Andrei lehnte sich gegen eine Hauswand und ließ zu, dass die Dunkelheit sich um sie ausbreitete. Seine Augen folgten dem Gespräch, das sie aufgrund ihres guten Versteckes problemlos mithören konnten. Ein Pulver im Futter? Interessant - und bisher der deutlichste Hinweis für einen Sabotageversuch. Blaue Augen huschten gen Hyun, dessen Körpersprache seine Anspannung deutlich zeigte. Zwar konnte Andrei seine Fäuste nicht sehen, doch dass etwas zwischen diesen Personen und seinem Kameraden vorgefallen war, das sah sogar ein Blinder.
Es dauerte nicht lange, bis Hyun zum Angriff blies. Andrei rechnete eigentlich damit, dass sie nun diese beiden Gestalten überfallen und zur Rede stellen würden, doch stattdessen wollte sein Kamerad, dass sie zurück zum Löwen gingen. Was kümmerte sie denn ein Tier und die Leute im Zirkus, wenn ihr Ziel so nahe war? "Wir sollen die Verantwortlichen stellen", erinnerte Andrei Hyun und warf noch einen Blick auf die beiden Männer, die kurz in ihre Richtung blickten, aber mit ziemlicher Sicherheit nur Schatten sehen würden. Dennoch folgte Andrei seinem Kameraden und blies sich ein paar Haarsträhnen aus der Stirn. Er hätte gerne einen ordentlichen und zielgerichteten Ablauf ihrer Quest gehabt, doch das schien ihm offenbar nicht vergönnt zu sein. Wie sie einen Löwen ausknocken sollten ohne ihn zu töten, das erschloss sich Andrei ebenfalls nicht. Kaum hatten sie genug Abstand zwischen sich und den beiden Verschwörern gebracht, ließ der Kevuem seinen Zauber fallen und bewegte die Hand, die sich anfühlte, als würden tausende Käfer unter seiner Haut krabbeln. Die Finsternis schnappte wie ein Gummiband zurück in die hintere Ecke seines Bewusstsein. Andrei ignorierte sie wie ein schmollendes Kind. "Betäubungsmittel?", schlug er vor und sah sich nach einem Ort um, der so etwas haben könnte. "Es gibt doch sicher einen Arzt oder etwas Ähnliches hier?"
Diese Situation war lächerlich. Einfach nur lächerlich. Hyun hatte gerade mit eigenen Ohren gehört, wie sein Vater und ein ehemaliger Kollege zugaben, die Mahlzeit eines Löwen manipuliert zu haben. Damit riskierten sie nicht nur das Wohl des Tiers, sondern auch das der Zirkusartisten. Trotzdem war alles, worauf der Pan sich konzentrieren konnte, die Tatsache, dass sein Vater diesen weißhaarigen Nichtsnutz als Sohn bezeichnet und ihn sogar gelobt hatte. Frustriert trat er gegen die Hauswand in seinem Rücken. Kotzte ihn das an. Hatte sein Hirn keine anderen Probleme? Scheinbar ja nicht. "Ach was", blaffte er seinen Kollegen an. Die Worte platzten deutlich rauer und aggressiver aus ihm heraus, als er eigentlich wollte. "Der Löwe is mir trotzdem wichtiger." Für gewöhnlich war auch er nicht die Art von Person, die auf Missionen Umwege ging. Er hob nicht einen Finger, der nicht nötig war. Doch wenn es um Tiere, insbesondere Zirkustiere, ging, sah die Sache anders aus. Er würde nicht dabei zusehen, wie ein Löwe etwas, woran er überhaupt nicht Schuld war, mit dem Leben bezahlte. Verdammt, selbst, wenn die Raubkatze etwas dafür könnte, würde der Tätowierte sie nicht einfach sterben lassen. Er konnte nicht anders, als in den Tieren Teile von Chime zu sehen. Ohne Rücksicht auf die Meinung seines Kollegen zu nehmen nahm er also die Beine in die Hand und eilte zurück Richtung Löwengehege. Immer wieder fing er sich wütende und fragende Blicke ein, wenn er jemanden beiseite stieß, doch das war ihm -gelinde gesagt- scheißegal. Niemand musste sein Handeln verstehen, hauptsache sie hielten ihn nicht auf. "Keine Ahnung, ob wir dafür genug Zeit ham." Es wäre sicherlich clever, einen Tierarzt im Zirkus-Team zu haben, doch es konnte genauso gut sein, dass man sich diese Zusatzkosten sparen wollte. Bis sie herausgefunden hatten, ob sich hier ein solcher Doc herumtrieb und wo dieser seine Mittelchen aufbewahrte, konnte es bereits zu spät sein. Scheiße man, wieso musste diese Sache so verflucht frustrierend sein? Flüchtig streifte der Blick des Pan den Käfig des Löwen, der langsam wieder in Sichtreichweite rückte. Noch schien das Tier ruhig, doch das konnte sich jeden Moment schlagartig ändern. Vermutlich sollten sie die Chance nutzen. "N Versuch isses wert." Die dunklen Augen hüpften über die bunten Zelte und Verkaufsstände hinweg, suchten nach den Wägen, in denen ein Zirkus für gewöhnlich umherreiste. Ein Arzt würde wohl kaum Teil der Attraktion sein. "Lass ma da drüben schaun." Er nickte in die entsprechende Richtung. Tatsächlich ließ sich dort ein kleiner Wagen finden, der mit einem roten Kreuz versehen war. Ließ sich bloß hoffen, dass sich da drin nicht nur Medikamente für Zweibeiner finden ließen. Hyun warf einen Blick über beide Schultern. Sie schienen alleine zu sein. "Wart hier draußen. Wenn wer kommt, lenk ihn ab. Ich beeil mich." Spätestens wenn sie den Löwen in das Reich der Träume schickten, würden sie auffallen. Doch vorher war es besser, wenn sie unentdeckt blieben. Nicht, dass jemand auf die Idee kam, sie von ihrem Vorhaben abzuhalten. Die Tür war - wenig überraschend - verschlossen. Also tat der Pan das einzig Logische: Er warf einen Stein durch das kleine Fenster an der Hinterseite des Wagens und schlüpfte so ins Innere. Scharfe Glaskanten zerrten an seiner Kleidung, doch davon ließ er sich nicht aufhalten. Lange Schränke reihten sich an den Wänden. Wer auch immer hier das Sagen hatte, mochte es scheinbar ordentlich, denn jedes einzelne Schubfach war mit einem kleinen Etikett, das den Inhalt auswies, versehen. Das machte die Suche deutlich einfacher. Das richtige Fläschchen war schnell gefunden, schließlich hatte der Blonde eine grobe Ahnung, nach was er suchen musste. Deutlich schwieriger gestaltete sich das Aufziehen auf eine kleine Spritze. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was die passende Menge war. Nahm er zu wenig, würde der Löwe gar nicht oder nicht lange genug einschlafen. Nahm er zu viel, könnte das Tier nie wieder aufwachen. Hinzu kam, dass der Stress zu zitternden Fingern führte, die das Aufziehen alles andere als einfach gestalteten. Draußen war es tatsächlich ein kleines Weilchen ruhig, die meisten Leute waren damit beschäftigt, die Besucher zu bespaßen oder die Auftritte vorzubereiten. Hin und wieder musste der ein oder andere aber doch zurück in seine mobilen vier Wände. Auch der Arzt, der den umgeknickten Knöchel eines Kollegen mit Salbe und Verbandszeug versorgen wollte, gehörte dazu ...
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