Ortsname: Ländereien Zentral-Fiores Art: Freiraum Spezielles: - Beschreibung: Die Landschaft Zentral-Fiores ist geprägt von satten, grünen Farben und weitläufigen Feldern, Wiesen und Wäldern. Abgelegen von der großen Hauptstadt führen nur noch Feldwege und Trampelpfade Reisende an ihr Ziel. Je nach dem, in welche Richtung des Landes man sich begibt, ändert sich die Umgebung natürlich dementsprechend.
Die unerwartete Umarmung, die Lucien einen Moment lang das Herz erwärmte, kam wirklich vollkommen unerwartet. Doch jetzt war nicht der Zeitpunkt für weiche Knie und Herzklopfen. Fokus und vollste Konzentration waren gefragt. Dass er Nate als Ablenkung nutzen wollte, lag nicht etwa daran, dass er ihm nichts zutraute. Der Wunsch, dass der beste Freund unversehrt wieder nach Hause zurückkehren konnte, war deutlich stärker an dieser Entscheidung beteiligt. Wer nicht in die Nähe von Gegnern kam, der konnte nicht von ihnen verletzt werden. Dass dem Lockvogel die Idee nicht gefiel, war keine große Überraschung, umso erleichterter war der Ashworth, als er trotzdem Zustimmung bekam. "Mir wird nichts passieren", versprach er leise und fuhr mit dem Daumen über die Hand seines Gegenübers. Bis auf ihre Feinde würde heute niemand verletzt werden, daran musste er glauben. Mit einem flauen Gefühl im Magen ließ er den Kleineren gehen, sah noch zu, wie er von der Dunkelheit verschlungen wurde, ehe er den Blick auf den Raum voller Banditen richtete. Das kühle Metall seiner Waffe hatte er fest mit den Fingern umgriffen, während er angespannt darauf wartete, dass der Felton auf sich aufmerksam machte. Kurz darauf erklang auch schon ein dumpfes Hämmern. Das lockere Gelächter verstummte und Stuhlbeine kratzten über den Boden. Entschlossen legte Lucien den Finger über den Abzug. Jeden Moment war es soweit. Die ersten Schritte erklangen, während er den Lauf auf ungefähre Kopfhöhe anhob. Er hatte nicht vor zu töten, doch er würde auch nicht davor zurückschrecken. Der erste Umriss einer Person zeichnete sich ab. Klick. Kugel Nummer eins sauste beinahe lautlos durch die Luft und traf ihr Opfer - zumindest dem darauffolgenden, dumpfen Aufschlag und dem überraschten Schnappen nach Luft, das von den noch stehenden Banditen kam, nach zu urteilen. Weitere Schüsse folgten, sodass vier von fünf Gegnern es nicht einmal schafften, Lucien zu erreichen. Der Letzte bekam zwar die Möglichkeit, den Arm bereits hoffnungsvoll nach dem Eindringling auszustrecken, wurde jedoch von dessen Faust noch rechtzeitig ins Traumland geschickt. War es ein fairer, ehrenvoller Kampf? Nicht im geringsten, doch das war Lucien vollkommen egal. Ein Sieg war ein Sieg. Ohne die Verlierer eines weiteren Blickes zu würdigen trat er den Rückzug an, eilte - so schnell es die Dunkelheit erlaubte - den Gang zurück. Ohne einen Moment zu zögern, schwang er die Luke auf und schwang sich zurück an die frische Luft. Er wollte einfach nur zurück zu Nate. Einen Moment lang brannte die plötzliche Helligkeit in seinen Augen und zwang ihn so, kurz innezuhalten. Dann sah er ihn, den Kerl, der dem Felton auf die Pelle gerückt war. Ein Schreck jagte durch seinen Körper, ließ sein Herz einige Schläge aussetzen. Die Situation schien halbwegs unter Kontrolle, doch der Gunner bezweifelte stark, dass das Blondchen mit dem Holzbrett, das noch zerbrechlicher als er selbst wirkte, ernsthaft etwas ausrichten konnte. Ein Schuss aus dieser Distanz, während Freund und Feind so nah beisammen standen, war keine sichere Option, weshalb er die Waffe einfach fallen ließ und stattdessen einen Sprint hinlegte. Zumindest war das sein Plan. Noch bevor seine Füße sich wieder richtig in Bewegung setzen konnten, traf ihn irgendetwas an der Schulter. Es erinnerte an eine Paintball-Kugel, würde wohl kaum mehr als einen blauen Fleck auf seiner Haut hinterlassen. Kurz huschte sein Blick umher, doch er konnte niemanden entdecken. Was zur Hölle? Was auch immer es war, es musste warten. Nate hatte Priorität. Schade, dass er diesen niemals erreichte, denn wenige Schritte später hatte der Schwarzhaarige absolut keine Chance mehr, auch nur einen Muskel zu regen. "Ach, da haben wir ja unsere Nummer zwei", schmunzelte der Schrank von einem Mann und richtete den Blick gelassen auf Lucien. Der Schmerz war ihm noch immer ins Gesicht geschrieben, doch er schien sich langsam wieder zu fangen. Fuck. Nein, das war nicht, was der Ashworth dachte, oder? Wie? "Na, wie gefällt dir unsere neueste Kreation, Lucien? Ich hätte nicht gedacht, ausgerechnet dich hier zu sehen. Trauen sie einem Ashworth wirklich zu, den Prototypen nicht für sich selbst mitgehen zu lassen? Müssen ja echt verzweifelt gewesen sein." Urgh. Natürlich. Solange der Kerl ihm den Rücken zugekehrt hatte, hatte er ihn nicht erkannt, doch jetzt, wo er ihm unweigerlich ins Gesicht sehen musste, erkannte er das schmierige, selbstgefällige Grinsen sofort, denn es machte seinem eigenen Konkurrenz. "Auch von dir hätte ich ein wenig mehr erwartet. Midas enttäuscht mich in letzter Zeit immer mehr. Was ist bloß aus uns geworden? Man hat ja viel davon gehört, dass du dich mit dem Versager da gut verstehst, aber dass du ihn auf so eine Quest schleppst, hätte ich nicht erwartet. Wie leichtsinnig bist du eigentlich?" Klack. Der Gunner wollte widersprechen, sich aufregen oder zumindest Nate befehlen, abzuhauen. Doch nicht einmal seine Zunge gehorchte ihm. Egal wie entschlossen er seinen Muskeln befahl, irgendetwas zu tun, ganz egal was, nichts regte sich. "Versteh mich nicht falsch. Das ist keine Beschwerde. Ich freue mich. Ich konnte dich noch nie leiden. Du hättest zurück zu Mami und Papi laufen sollen, solange du noch konntest." Shit. Fuck. Helles Metall blitzte auf und kam dem Ashworth in besorgniserregender Geschwindigkeit näher.
Nachdem Nate den Schrank von einem Mann notdürftig festsetzte und bisher noch nichts von Luce hörte, schluckte er nervös und begann zu zittern. Natürlich war ihm klar, dass er den Kerl nicht ewig unter Kontrolle halten konnte, der bereits Anstalten machte, sich grinsend aufzurichten. Das dünne Brettchen zwischen seinen Fingern war im Vergleich zu seinen Armen so robust wie ein Strohhalm. Trotzdem fuchtelte der Felton tapfer damit vor seinem Gesicht herum, in der Hoffnung, der Mann würde dennoch zurückweichen. Auch ein harmloser Strohhalm konnte fies ins Augen gehen! Als von irgendwo dumpfe Schüsse fielen, zuckte er leicht zusammen, aber sein Gesicht erhellte sich wohlwissend und der Griff festigte sich. Gleich, ja, gleich würde der schwarze Schopf unbeschadet durch die Luke schlüpfen und ihm zur Hilfe eilen, ganz sicher! “Hey, Versager, das war gar nicht nett! Dieser Move ist ein No-Go unter Männern! Aber ich vergaß, du bist ja nur ein kleiner, hilfloser Junge!”, brummte der Typ, der mittlerweile wieder auf zwei Beinen stand und seine Hände lachend in die Hüfte stemmte. Versager? Nach einem genaueren Blick auf den Hünen, kam er Nate doch irgendwie bekannt vor … War der nicht einer aus Midas Hands? Was zum Henker machte der hier? Hatte der etwa die Seite gewechselt? Na toll. “Eh, bist du nicht einer von uns?! Was machst du hier?”, versuchte er dann ein bisschen mehr Zeit zu schinden, damit er nicht gleich vom Schiff geworfen wurde oder schlimmeres. “Einer von euch, pah! Wirf mich nicht mit dir in einen Topf, du Versager!” Stummes Seufzen. Wie gut, dass das Blondchen mittlerweile über solch dummen Beleidigungen drüberstand. Na gut, die Frage wollte der Kerl also nicht beantworten. Scheinbar war er dafür zuständig, unerwünschte Besucher unsanft zu entfernen, für einen kleinen Plausch vorher war er sich aber wohl nicht zu schade, auch wenn nichts dabei herauskam. “Jetzt leg das Ding weg und lass dich von mir brav verprügeln, darauf hatte ich schon Bock, als ich dich das erste Mal sah!” Hah, nett wie eh und je. Als er auch schon beide wuchtigen Arme nach ihm ausstreckte und Nate nach hinten auswich, tauchte Luce endlich auf, der zum Glück tatsächlich unbeschadet wirkte. Doch irgendetwas schien mit ihm nicht zu stimmen, denn er bewegte sich nach ein paar Schritten nicht weiter. Es war, als würde ihn irgendwas Unsichtbares festsetzen. Seine Anwesenheit reichte allerdings aus, um von dem Felton erstmal abzulassen und sich dem anderen zu widmen. Wow, er stand auf der Bedrohlichkeit-Skala offensichtlich am Abgrund, dass er ihm nochmal zwischen die Beine treten konnte, hatte er wohl auch wieder vergessen! Während der Schrank also einen Monolog in Richtung Luce spuckte, dachte der Jüngste fieberhaft nach, er war derjenige, der etwas tun musste, bevor die Labertasche seinen besten Freund angreifen und ernsthaft verletzen konnte. Aber Moment mal. Vielleicht sollte er auch erstmal die Quelle der unsichtbaren Fessel ausfindig machen und sie brechen. Tja, entweder oder. Selbst angreifen oder helfen. Das war ein Dilemma, das wirklich unschön enden konnte, in beiden Fällen. Weil er anscheinend sowieso in Vergessenheit geriet, schlich sich das Blondchen geduckt mit dem Brettchen bewaffnet langsam und vorsichtig weg. Es umrundete Kisten und andere Dinge an Deck, auf der Suche nach etwas Merkwürdigem, das sich schließlich unfreiwillig in Menschenform eine kleine Plattform höher offenbarte. Nur durch puren Zufall entdeckte Nate die Person durch das Gitter über sich, das mit drei festen Stufen an einer dicken Säule erklommen werden konnte. Er hatte keine Ahnung, was sie dort tat, sie stand still und war scheinbar total auf Luce konzentriert. Das war DIE Chance, irgendwas (hoffentlich) Nützliches zu tun! Ohne länger darüber nachzudenken, nahm er die Stufen so geräuschlos wie möglich in Angriff, pirschte sich an die fokussierte Frau an. “Fallen lassen und Hände hoch oder ich … hacke dir den Kopf ab! Nicht umdrehen, nicht bewegen, nichts sagen!”, befahl und bluffte der Felton gleichzeitig mutig in der Nähe ihres Ohres, damit der Schrank von einem Mann unten nichts davon mitbekam. Um ihr einen Vorgeschmack von dem “Beil” zu geben, legte er die scharfe Kante vom Holz auf ihre Schulter und drückte leicht.
Erleichterung machte sich in dem Ashworth breit, als er sah, dass Nate leise und vorsichtig begann, sich davon zu schleichen. Das war genau das, was er gewollt hatte, auch, wenn er es nicht hatte aussprechen können. Hauptsache der Blondschopf würde irgendwo Schutz suchen, der Rest war ihm erst einmal egal. Nie hatte er damit gerechnet, jemals so gegenüber einer anderen Person zu fühlen. Er war es gewohnt, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen und das eigene Wohl zu priorisieren, auch, wenn es bedeutete, Andere dafür in Gefahr zu bringen. Doch sobald er seine Augen auf den Felton legte, überkam ihn das Gefühl, ihn unbedingt in Sicherheit wissen zu müssen. Koste es, was es wolle. Natürlich gefiel ihm die Klinge, die bedrohlich auf ihn gerichtet war, nicht, doch wichtig war nur, dass es nicht Nate war, der als Opfer auserkoren war. Die anfängliche Erleichterung, die er verspürte, schwand jedoch sofort, als er realisierte, dass sein bester Freund gar nicht flüchtete. Lucien wollte den Kopf schütteln. Was zur Hölle machte der Idiot da? Wieso kletterte er da rauf?! ... Oh. Ein Funke der Erkenntnis machte sich in dem Schwarzhaarigen breit, als er den menschenförmigen Schatten entdeckte, der sich in einem der Lüftungsschächte verbarg. Sie hatten das Deck also doch niemals unbeaufsichtigt gelassen. Scheiße. Verdammte Scheiße. "Noch irgendwelche letzten Worte? Ach, verzeih mir. das geht ja überhaupt nicht." Herzhaftes Lachen hallte über das Schiff. Selbst wenn Lucien es gekonnt hätte, hätte er in diesem Moment nicht einmal geschmunzelt. Er war einfach nur angepisst. "Eigentlich hätte mich ein ordentlicher Kampf mit dir schon gereizt. Aber wir haben noch eine Menge vor, daher muss ich meine Energie leider aufsparen. Vielleicht haben wir ja in einem anderen Leben das Glück." Dieser Schwachkopf hatte wirklich eine Vorliebe für große Reden, was? Konnte er es nicht einfach hinter sich bringen? Oder gefiel ihm genau das? Wollte er Lucien absichtlich auf die Folter spannen? Er hätte sich lieber ein kleines Bisschen weniger Zeit lassen sollen. Mit jeder Sekunde, die verstrich kehrte ein wenig mehr Gefühl in den Körper des Gunners zurück. Zuerst waren es nur die Fingerspitzen, dann schließlich die gesamte Hand. Doch er regte sich weiterhin keinen Millimeter. Noch nicht. Er nutzte die Kontrolle nur, um Mana in seiner Hand zu sammeln. Sekunden fühlten sich an wie Minuten. "War wirklich eine nette Unterhaltung mit dir. Jetzt ist es aber wirklich Zeit, tschüss zu sagen." Der Verräter holte herzhaft aus im selben Moment, in dem Lucien die Finger endlich fest um seine Pistole legen konnte. Selbstverständlich hätte er sie seinem Gegenüber nun direkt gegen die Stirn drücken können und sich somit hoffentlich die Tuchfühlung mit dem Messer erspart. Doch das war nicht sein Plan. Er hatte nicht vor, Nates Bemühungen den Bach hinunter zu schicken. Den winzigen Moment vor dem Klingenkontakt und der Realisation, dass er sich wieder regen konnte, nutzte er also, um eine kleine Drehung zu vollführen, die Pistole in die Luft zu reißen und zu schießen. Es gefiel ihm nicht, so knapp an Nate vorbei zu zielen, doch für Risikovermeidung war gerade einfach keine Zeit mehr. Die unzähligen Übungsstunden, die er am Schießstand verbracht hatte, machten sich nun endlich bezahlt. Zielsicher sauste die Kugel durch die Luft und durch die schmalen Gitterstäbe hindurch und traf das Opfer genau dort, wo es treffen sollte: mitten in die Stirn. Natürlich würde der Scharfschütze das nicht überleben, doch das war dem Ashworth in diesem Moment vollkommen egal. Er musste sicherstellen, dass Nate hier sicher fortkam, ganz egal, wie. Ein leises "Urgh" entwischte ihm, als die kühle Klinge seinen Magen um einige Zentimeter verfehlte und stattdessen einmal quer durch seine Hüfte wanderte. Er versuchte wirklich, dem Kerl auch noch einen Schuss zu verpassen, doch der Griff um seine Waffe entglitt ihm einfach. Immerhin stand er noch, auch, wenn sich der stechende Schmerz zunehmend von der getroffenen Stelle aus in seinem gesamten Körper ausbreitete. Panisch drückte er die Hände auf die Stelle, spürte das warme Blut, das sich durch seine Kleidung hindurch an seine Finger haftete. Die Augen lagen dabei fest fixiert auf den Kerl vor ihm, der zufrieden, aber auch ein wenig überrascht auf ihn herabgrinste. "Dein Ernst? Du hättest mich killen können. Das ist echt ein bisschen lame. Als ob ich das Kerlchen nicht auch alleine fertig machen kann." Nate war flink und flott, der würde schon davon kommen, vielleicht sogar mit dem Gewehr. Aber das war Lucien nicht wichtig. "Unterschätze ihn nicht, ich- ugh." Reden war eine schlechte Idee. Tief durchatmen, um sich zu sammeln, ebenfalls. Mist. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was er nun tun sollte. Seine Gedanken schienen leergefegt zu sein oder vielleicht wurden sie auch von dem lauten Rauschen seines Bluts in den Ohren überdeckt. So weit hatte er nicht gedacht. Er hatte damit gerechnet, getroffen zu werden, dass es ihn derart fertig machte, erwischte ihn eiskalt. Leichtes Zittern machte sich in seinem Körper breit, während er einfach dastand, vollkommen überfordert. Hinzu mischte sich Übelkeit, als er realisierte, dass er sehr wohl hier und jetzt sterben könnte. Wie würde er das seinen Eltern erklären? Halt. Das würde er nicht mehr können. Er würde es niemandem erklären müssen. Außer vielleicht Nate. Aber wie? Scheiße. Das war echt richtig Scheiße.
Es war ein richtig mieses Gefühl, dieser Person zu drohen, aber es ging leider nicht anders. Noch nie zuvor war Nate auf irgendeine Art und Weise dazu imstande, doch gerade handelte es sich hierbei um Leben und Tod und nicht um Schikane oder einen unangenehmen Streit, eine Situation, die man irgendwie über sich ergehen lassen konnte. Wenn der Felton nicht eingriff, würde der Feind ihm seinen Lieblingsmenschen aus dem Leben reißen und das konnte er auf keinen Fall zulassen. Die Angst um seinen besten Freund zwang ihn zum Aktiv werden, nicht wie üblich an Ort und Stelle zu erstarren und zu warten, bis es vorbei war. Zum Glück gehorchte die kniende Frau vor ihm, die ihren merkwürdigen Zauber, der Luce lahmlegte, stoppte und brav in den Ruhemodus wechselte. Er wagte einen Blick in Richtung seines Partners, dessen Finger sich bereits rührten, gut so. Wenn alles glatt ging, dann würde er seinen Kontrahenten vor ihm rasch überwältigen, dann dem Blonden zu Hilfe eilen und- fomp Huh? Was- Wieder ein prüfender Blick zum Messer-Heini und dem Schwarzhaarigen, Letzter richtete seine Pistole auf die Frau, die Nate in Schach hielt und bereits leblos vor seinen Füßen lag. Was zur Hölle war passiert, als er blinzelte? Die blaugrünen Augen huschten zur blanken Klinge, die nicht wie erwartet im Fluss oder einfach außer Reichweite landete, sondern eine rote Spur im Körper des Mannes hinterließ, den er unbedingt schützen wollte. Das war jetzt ein schlechter Scherz. Das war nicht wirklich passiert. Mit purem Entsetzen starrte er hinunter, auf die zwei Männer, die mit dem Leben spielten. Es war nicht bloß ein Kratzer, den man mit einem Pflaster versorgen konnte. Nein, das Messer war tief in Luces Seite eingedrungen, und das Blut sickerte langsam aus der Wunde, als wäre ein Damm gebrochen.
Nate’s Herz setzte für einen Moment aus, seine Gedanken rasten, während er verzweifelt versuchte, die Situation zu erfassen. Sein Kopf war ein einziges Chaos, doch instinktiv schwang er sich von der Plattform und warf sich neben seinen Freund, ignorierte den bedrohlichen Blick des Feindes, der weiterhin die Waffe erhoben hielt. “Luce … Luce bleib bei mir!”, keuchte der Blondschopf, seine Stimme zitterte vor Panik. Er ließ das dünne Holzstück fallen und drückte seine Hände auf die klaffende Wunde, in der Hoffnung, das Blut irgendwie aufzuhalten. Die Wärme des Lebens, die unter seinen Fingern entwich, fühlte sich an wie ein Todesurteil, das er nicht akzeptieren konnte. Es war nicht fair, er hatte alles getan, was in seiner Macht stand, um das zu verhindern, und trotzdem war es passiert. Er musste etwas tun. Er durfte nicht einfach zusehen, wie sein bester Freund vor seinen Augen verblutete. Das Geräusch von schweren Schritten ließ ihn aufblicken. Der grinsende Verräter, der die Klinge durch den Ashworth zog, stand nun unmittelbar vor ihm, die Überlegenheit bereitete ihm unweigerlich reine Freude. Doch bevor er ihm die nötige Behandlung verpassen konnte, musste er das andere Problem beseitigen, am besten sofort. Nates Augen brannten vor Wut und Verzweiflung, aber es war die Hilflosigkeit, die ihn fast lähmte. In diesem Moment war er nicht sicher, ob er kämpfen oder fliehen sollte, doch er wusste, dass keine dieser Optionen eine Rettung für Luce bringen würde.
“Gib auf, Versager!”, höhnte der Verräter, seine Stimme triefte vor Spott. “Denkst du wirklich, du kannst ihn noch retten? Keine Sorge, du wirst ihm gleich folgen!” Der Felton ignorierte ihn, sein Blick auf die blutende Wunde fixiert. Er konnte den stetigen Verlust des roten Elixirs beinahe körperlich spüren. “Bleib bei mir, Luce. Bitte, halte durch”, flüsterte er erneut, doch seine Worte klangen hohl, als ob sie von einem weiten Abgrund zurückgeworfen würden. Der Mann ließ ein lautes Lachen hören und hob die Klinge wiederholt, bereit, dem Blonden das gleiche Schicksal zu bereiten. Doch in einem verzweifelten Anflug von Überlebensinstinkt und purer Entschlossenheit griff er nach dem dünnen Holzstück, das er zuvor fallen gelassen hatte. Mit einem wilden Schrei stürzte er sich auf den Feind. Überrascht parierte dieser den Angriff mühelos, Nate taumelte zurück, der Zusammenstoß warf ihn beinahe aus dem Gleichgewicht. “Du hast keine Chance, Kleiner!” Er wusste, dass er recht hatte. Aber er war nicht bereit, aufzugeben. Der Blick huschte zu Luce, dessen Atem flach schien. Er musste einen Weg finden, um Hilfe zu holen. Irgendetwas. Irgendwie. Als der Mann zum finalen Schlag ausholte, wich der Kleine zur Seite aus und griff nach Luces Pistole auf dem Boden. Zittrig zielte er auf den breiten Piraten, der dem Ganzen nur ein müdes Lächeln abgewann; er war sich wohl sicher, dass der Versager nicht schießen würde. Allerdings täuschte er sich. Ohne großartig nachzudenken, drückte der den Abzug. Der Verräter stöhnte auf, griff sich an die Schulter, und für einen kurzen Moment ließ er seine Verteidigung fallen. Der Felton nutzte die Gelegenheit, sprang vor, riss die Klinge aus der Hand des Feindes und stach zu; der Kerl keuchte, und seine Augen weiteten sich in einem Ausdruck des Unglaubens. Blut sickerte aus der Wunde, die er nun selbst erlitten hatte, und er sank besiegt zu Boden. Der Mörder hatte keine Zeit für Selbsthass, er warf die Klinge endlich über Bord und kniete sich neben Luce. “Es ist vorbei, Luce, wir haben es geschafft, sie sind weg”, murmelte er, seine Stimme brüchig vor Erschöpfung und Angst. Der eigentliche Kampf war noch nicht vorbei - der Kampf, den Ashworth am Leben zu erhalten. Eilig grabschte der Blonde nach seinem Rucksack, zog hastig das Erste-Hilfe-Set hervor und behandelte die Wunde mit Desinfektionsmittel, Wundgaze und Verband.
Es war so schwer. Schwer, stehenzubleiben. Schwer, den Blickkontakt zu seinem Gegner aufrecht zu erhalten. Aber am schwersten war es, Nates Stimme zu hören. Lucien wusste selbst nicht, wieso er so gehandelt hatte. So leichtsinnig und selbstlos. Er war doch gar nicht der selbstlose, aufopferungsvolle Typ. Wieso fühlte er sich wie ein anderer Mensch, sobald er mit dem Felton zusammen war? Niemals hätte er von sich gedacht, sein eigenes Leben auf's Spiel zu setzen, um jemanden zu beschützen. Trotzdem hatte er es getan. Und nun bereute er es. Nicht, weil er spürte, wie seine Lebensenergie unaufhörlich aus der Stichwunde sickerte, sondern weil Nate neben ihm stand, die Hände auf die Verletzung presste und ihn anflehte, am Leben zu bleiben. Wieso haute er nicht ab? Wieso brachte er sich nicht in Sicherheit? "Geh", knurrte der Ashworth, doch der Nachdruck in seiner Stimme fehlte vollkommen. Es war viel mehr ein klägliches Ächzen. Und tatsächlich, die zierlichen Finger, nun tiefrot und klebrig, lösten sich vom Körper des Gunners, der durch den Verlust seines Haltes aufstöhnte. Plötzlich wirkte der Boden deutlich gemütlicher und verlockender als noch wenige Minuten zuvor. Eine kleine Pause konnte nicht schaden. Sein Körper sank hinab, genauso wie seine Augenlider. Er hörte die Stimme des Feindes, hektische Schritte und dann ... ein lauter Schuss. Als wäre er selbst getroffen worden, schreckte Lucien auf, die Augenlider schossen in die Höhe und so konnte er gerade noch rechtzeitig sehen, wie Nate dem Verräter zeigte, was Karma war. Der Schwarzhaarige war sich nicht sicher, ob er stolz oder entsetzt sein sollte. Einerseits freute er sich, zu sehen, dass der Mensch, der ihm alles bedeutete, endlich seinen Mut fand, sich wehrte und sich bewies. Andererseits konnte er sich bereits denken, wie schwer diese Tat auf den schmalen, zierlichen Schultern lasten würde. Der Felton war niemand, der die Last eines genommenen Lebens tragen sollte. Doch rückgängig machen konnten sie das Geschehene nicht, nicht einmal mit der Waffe, die die Zeit manipulieren konnte. "Tut mir Leid, Nate..." Kraftlos ließ er den Oberkörper gegen sein Gegenüber fallen, der plötzlich tonnenschwere Kopf landete auf der Schulter. Wie immer fühlte sich die Nähe des Feltons angenehm warm an, doch gerade umso mehr. Eine Hand klammerte sich flüchtig, so sehr sie es noch konnte, an den weichen Stoff seines Oberteils. Er wollte Nate nicht loslassen. Selbst, als der Kleinere sich daran machte, die Wunde, so gut es ging, zu versorgen, ließ Lucien nicht los. Auch, wenn das Desinfektionsmittel und der Druck durch den engen Verband die Schmerzen nur schlimmer werden ließ. Hier und da kommentierte er die Geschehnisse mit einem schmerzerfüllten Stöhnen. "Nate." Er wollte etwas sagen, dringend, doch letztendlich hüllte er sich doch wieder in Schweigen, konzentrierte sich stattdessen darauf, seine Atmung ruhig zu halten. Erst, als der Blonde fertig war, brach er sein Schweigen wieder. "Danke... du bist so mutig ..." Er fühlte sich kein Bisschen besser. Alles um ihn herum und auch seine Gedanken waren flau, wie verschluckt von dickem Nebel. Nun hob er endlich auch den zweiten Arm, legte ihn um sein Gegenüber. Der richtige Zeitpunkt für eine Umarmung war jetzt nicht, doch für den Fall, dass Lucien es nicht nach Hause schaffte, wollte er seinen besten Freund noch einmal umarmt haben. Es gab kein schöneres Gefühl ... außer vielleicht einen Kuss ... was?! Nein. "Ich werde nicht sterben, oder?" Seine Worte wurden undeutlich gemacht durch den Stoff, in den er nuschelte. "Ich will heim ..." Zurück in seine eigenen vier Wände, in sein Bett mit der besonders warmen und kuscheligen Bettdecke. Dorthin, wo er sich sicher fühlte. Gemeinsam mit Nate. Er durfte hier nicht sterben. Es gab einfach zu viel, was er noch tun und sagen musste. "Hilf mir auf...", bat er leise, ehe er auch schon versuchte, auf die Beine zu kommen. Jede Bewegung war wackelig und unbeholfen, wie die eines kleinen Kindes, das zum ersten Mal laufen lernte. Letztendlich stand er aber, wenn auch nur mit der Hilfe seines Kumpels und mit schwerem Atem. Jede noch so kleine Anstrengung fühlte sich an wie ein Marathonlauf. Ein Teil von ihm hätte nur zu gerne aufgegeben, sich einfach gehen lassen. Doch er konnte nicht, nicht, nachdem Nate alles für ihn gegeben hatte. Er wollte seine Zukunft gemeinsam mit ihm erleben. "Wenn wir zurück sind ..." Er machte eine kurze Pause, verzog das Gesicht und schnaufte. Der Schritt, den er gerade gemacht hatte, jagte eine Welle scharfen Schmerzes durch seinen Körper. "koch bitte für mich ... Curry, wie an unserem ersten Tag ... okay?" Er lächelte, nur leicht und mit zuckenden Mundwinkeln, aber er lächelte. Der Gedanke gefiel ihm und gab ihm die Kraft für die kommenden Schritte. An der Reling angekommen hielt er jedoch inne, streckte eine Hand nach ihr aus um sich daran festzuhalten. Es gab noch zwei Dinge, die getan werden mussten, bevor sie dieses verfluchte Schiff verlassen konnten: Sie mussten die Brücke zum Land herunterlassen und die Waffe, für die sie überhaupt hergekommen waren, mitnehmen. "Geh ruhig. Ich komme einen Moment lang zurecht ... keine Sorge ..."
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