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 Blutkreuz

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Maeve

Maeve
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BeitragThema: Blutkreuz
Blutkreuz - Seite 2 EmptySo 15 Nov 2015 - 15:18

das Eingangsposting lautete :

Ortsname: Blutkreuz
Art: Gebäude
Spezielles: ---
Beschreibung: Die bekannte Schenke „Blutkreuz“ ist nicht nur ein Ort, an dem sich das Gesindel und der Abschaum der Stadt trifft, um gemeinsam zu trinken und dabei die Wechsel der Welt auf laustarke und eingenomme Art und Weise zu diskutieren, sondern wo auch mehrmals täglich das Blut über mehrere Tische schießt, weil man sich einer spontanen Eingebung folgend an irgendeiner Stelle im Raum wieder zu einer Schlägerei hinreißen lassen hat. Einen entsprechend räudigen Eindruck erweckt daher auch die gesamte Bar, welche mehr einer einsamen Absteige gleicht, als einem wirklich erfolgreichen Lokal.

Change Log: ---


»Reden« - »Heimatsprache (Dalkan)«  - Erdmagie
Blutkreuz - Seite 2 3rapmlsk
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AutorNachricht
Gin

Gin
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BeitragThema: Re: Blutkreuz
Blutkreuz - Seite 2 EmptySo 6 Feb 2022 - 0:30


Kaum eine Überraschung war, dass Lasciel es wohl ähnlich eilig hatte, das Haus des Heilers zu verlassen, wie Gin. Doch während die Vampirin sich hier nicht mit einem Teil ihrer Vergangenheit konfrontieren wollte, den sie eigentlich hinter sich lassen musste, war der Braunhaarige vermutlich einfach nur erpicht darauf, so wenig Menschen wie möglich um ihn zu haben. So schätzte die Blauäugige ihn zumindest ein.
Ein Lächeln konnte die Vampirin sich aber nicht verkneifen, als Lasciel von alleine - ohne dass jemand ihn hatte zwingen müssen - die Hand auf Gins Rücken legte. Tatsächlich machte sie, obwohl sie eigentlich schleunigst aus Shabans Haus verschwinden wollte, an der ein oder anderen Stelle absichtlich einen kurzen Moment nur - ein zwei Schritte - ein wenig langsamer. So musste Lasciel sie dort ein klein wenig schieben und ihm würde hoffentlich auffallen, dass er er selbst dabei war, Hand anzulegen.
Gin blickte nicht zurück, als sie über die Türschwelle trat und den dicken Vorhang durchschritt, den die Nacht ihr entgegen warf. Wie ein kaltes Tuch empfing Dunkelheit und Kälte die junge Dame, als sie das Haus des Wundnähers verließen. Seit sie ihr Leben verloren hatte, hatte Gin manchmal Dinge wie Hunger, Müdigkeit oder auch Kälte nicht mehr so deutlich wahrgenommen, doch heute Nacht kroch sie ihr in den Leib, zerrte mit tausend toten Fingern an der Vampirin. Es war nicht die kalte Luft, die sie spürte, sondern das klamme Fehlen ihres Herzens, das ihr sicher aufgegangen wäre, als sie den alten Shaban gesehen hatte. So fühlte Gin sich seltsam unberührt. Und kalt.
Diese Erkenntnis traf sie einen Moment lang härter, als dass Lasciels Flasche ihren Arm getroffen hatte. Glücklicherweise waren die knappen Worte des Kettenkämpfers es auch, die Gin aus ihren seltsamen Gedankengängen zerrten. Hm?, fragte sie, als hätte sie Lasciel nicht verstanden. Dabei benötigte ihr Kopf einfach nur einen Moment, um “aufzuholen”. Ja, Des ist hier sicher., meinte sie dann, nachdem sie realisiert hatte, was Lasciel von ihr wollte. Shaban ist ein Freund der Straßenkinder, hier ist das Pferd unter seinem Schutz., verriet sie dem Braunhaarigen.
Vorsichtig näherte Gin sich Des, hob langsam die Hand. Früher war sie mal auf Pferden geritten, als sie noch bei ihrer Familie gelebt hatte. Das war lange, lange Zeit her. Als die Vampirin der Stute näher kam, wich diese schnaubend zurück und sofort hielt Gin inne. Das Pferd hatte wohl Angst vor ihr. Zurecht. Etwas geknickt biss Gin sich auf die Unterlippe und ließ von Des ab, suchte stattdessen ihren Alkohol zusammen.
Männerbesuch darf für den Morgen danach gerne bleiben., meinte die Vampirin ein wenig verspielt und versuchte, die Stimmung zwischen den beiden und auch die eigene Laune wieder ein wenig zu heben. Also wenn du dich nicht sehr daneben benimmst, sei mein Gast bis morgen. Na wenn das kein Angebot war…


Mit ihrem Ellenbogen stieß Gin die Türe zu ihrem Zimmer auf. Es war für ein Paar ausgestattet, beherbergte ein Doppelbett (das circa 70% des Platzes im Raum einnahm), einen Kleiderschrank, in den Gin einfach eine Reisetasche geworfen hatte und einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen. Das Fenster war vergittert - vermutlich besser so - und eine Toilette oder ein Bad suchte man vergebens, das gab es nur den Gang hinunter. Mi scario es su scario, wies sie den Braunhaarigen hin. “Scario” hieß “Bruchbude”.
Tänzelnd drückte die Vampirin ihren schlanken Körper zwischen Bett und Tisch hindurch, stellte dabei drei Flaschen und zwei Gläser auf dem Tisch ab. Mach’s dir gemütlich… wenn du’s hinbekommst. Ich glaube, wir beherbergen unter dem Bett eine Rattenfamilie, die waren aber bisher recht freundlich., scherzte die Vampirin, als sie die Hände aus den fingerlosen Lederhandschuhen streifte, die sie bisher getragen hatte.
Die Beleuchtung im Zimmer war mehr als nur spärlich. Eine Lichtlacrima war hinter dem trübem Glas einer simplen Deckenlampe weggesperrt, flimmerte in unregelmäßigen Abständen. Vorsichtig zog Gin die rote Sonnenbrille ab und legte sie in den Kleiderschrank. Weiter zog sie sich vorerst nicht aus. Also?, meinte sie dann fragend zu Lasciel. Worauf hast du Lust? Hast du überhaupt Lust auf irgendwas?, fragte sie, zog die 54 Bindings, ihr magisches Kartenspiel, aus der Hosentasche und legte es auf den Tisch.  Dann setzte sie sich so, dass Lasciel die drei Optionen vor sich aufgereiht hatte. Trinken. Gin. Spielen. Vielleicht fand er aber ja auch etwas viertes, was man machen konnte. Oder er kombinierte ein paar Sachen? Gin war da offen. Sie hatte Lust auf etwas ganz bestimmtes, aber das würde sie bekommen - so oder so. Darf ich dich fragen, bist du immer so scheiße drauf?, wollte sie forschend von Lasciel wissen. Oder liegt’s an mir? Ihr lag kein Vorwurf in der Stimme. Nur Neugierde.

@Lasciel

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Lasciel
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BeitragThema: Re: Blutkreuz
Blutkreuz - Seite 2 EmptyMo 7 Feb 2022 - 21:28


There is nothing you can do.
Off Wie die Würfeln fallen …

Hatte er es wirklich überstanden? Hatte sich die Sache für ihn derart einfach geregelt? Lash traute dem Frieden nicht ganz. Irgendwann würde das Pendel, der Bolzen wieder in seine Richtung schwingen und ihn, ohne dass er etwas dagegen tun könnte, treffen. So verlief es eben, das Leben war wie ein Gebirgszug, voller auf und ab. Voller Kanten und Schluchten, unendliche, dunkle Abgründe, die nur auf einen warteten.
Das war eine ziemliche düstere Ansicht der Welt, das war dem Engel durchaus bewusst. Aber es war eben seine Ansicht und so schnell würde er diese nicht loslassen. Da würde auf die hübsche Frau nichts daran ändern, die er da vor sich aus dem Haus schob. Er hatte wirklich kein Bedürfnis, dort zu verweilen. Eigentlich vermied Lash es, andere anzufassen. Würde man ihn fragen, so wäre seine Begründung, dass es genug Menschen gab, die das als Einladung nahmen, ihn ihrerseits anzutatschen. Das war auch nicht gelogen, nur eben nicht die ganze Wahrheit. Ein kleines Stückchen von ihm wusste nur zu gut, wie unangenehm eine ungewollte Berührung war. Aber dieser kleine Funken von Rücksicht hatte es schwer, überhaut gesehen zu werden.
Dann endlich draußen bekam er die Bestätigung, dass sein Pferd hier sicher wäre. Das war gut, denn so müsste er sich nicht über eine Unterkunft für sein Tier Gedanken machen, wenn er die Nacht … anderweitig beschäftigt wäre. Er schmunzelt leicht, was für ihn einem ehrlichen Lächeln am nächsten kam. „Ich werde mein bestes geben.“

Wow, Lasciel wusste wirklich nicht, wann er sich zuletzt für einen Menschen bemüht hatte. Sie starben wie Insekten dahin, wie eine Eintagsfliegen, für ihn nicht bedeutend. Aber Lasciel war unter Menschen aufgewachsen, wenn man es so nennen wollte. Und er konnte nicht leugnen, dass es nicht seine Vorteile mit sich trug, zumal es alles war, was er noch hatte. Seine Bestimmung, sein Zweck, dass er überhaupt existierte war nicht mehr da, doch vielleicht konnte er heute einfach weniger darüber nachdenken?
Und so folgte er Gina bis zum Blutkreuz zurück, wo er sich von der Frau durch die Menschen leiten ließ, bis sie in den zweiten Stock gelangten. Den Gang entlang und dann traten sie in eines der Zimmer ein. Lash konnte kaum etwas erkennen, also tastete er sich mit den Füßen vorwärts, bis sein Schienbein gegen etwas niedriges stieß, dass er als Bett identifizierte. Die fremden Worte klangen in seinem Kopf nach und er sah sich nach der Kurzhaarigen um. „Welche Zunge ist das?“, fragte er. Lasciel war an vielen Orten gewesen, doch diese Sprache war ihm nicht bekannt.
Zugleich tastete er mit den Händen das Bett ab. Die Matratze war hart, doch als er sich auf die Kante setze, zögerte er dennoch. Lash war es gewohnt auf dem Boden zu schlafen. All sein Hab und Gut war in der Tasche bei dem Heiler und darin hatte bei weitem kein Bett Platz. Er gab ihm zudem ein Gefühl von Sicherheit, anstatt halb in der Luft zu schweben. Und er konnte nicht hinabfallen, wenn er im Schlaf unruhig herumrollte. Doch wie hatte er gesagt, er wollte sich bemühen.
Sich selbst verfluchend rutschte er zur Seite, sodass das halbe Bett auf Ginas Seite frei blieb und ließ sich dann langsam auf den Rücken sinken. Immerhin waren seine Füße noch auf dem Boden. Die Augen geschlossen atmete er konzentriert ein. Es war nur ein Bett. Nur ein Bett. Lash zog sich die Augenklappe vom Kopf, hier drinnen sah er sowieso kaum und würde im besten Falle das Bett nicht so schnell verlassen. Er stopfte sie in die Hosentasche und blinzelte dann blind zu Gina hoch. Worauf er Lust hatte? Das war eine sehr, sehr gute Frage. Lash ließ sich wenn überhaupt treiben, es ging selten darum, auf was er Lust hatte. Wenn er in Quests agieren musste, blieb ihm meist auch nichts anderes übrig. Der Engel hörte sie herumhantieren, während er nachdachte. „Hm“, machte er schließlich. „Möchtest du den Spielglück erneut versuchen? Nur habe ich nichts mehr, das ich einsetzen könnte.“ Es sei denn, sie hätte da eine bessere Idee.

Dann aber lachte er harsch auf. Scheiße drauf? Nun … er war es nicht gewöhnt, die Worte aus dem Mund einer Frau zu vernehmen, doch das wäre fast schon amüsant. Wäre nur das Thema ein anders. Nach einer kurzen Pause schüttelte Lasciel den Kopf und legte einen Arm darunter, um in die Dunkelheit hochzublicken. „Nein“, murmelte er schließlich. „Nein, das liegt nicht an dir. Ich denke … man könnte sagen, mein Interesse für diese Zeit ist einfach sehr gering.“ Oder anders gesagt, es war ihm die meiste Zeit entweder scheiß egal oder es nervte ihn.


@Gin [ 11 ] Kleidung

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Gin

Gin
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BeitragThema: Re: Blutkreuz
Blutkreuz - Seite 2 EmptySo 13 Feb 2022 - 3:52


Auf Lasciel “Bestes”, sich nicht daneben zu benehmen, war die Vampirin schon sehr gespannt. Die beiden fanden ihren Weg in Ginas Zimmer und nachdem er sich mit einem lauten Knall vermutlich das Schienbein gestoßen hatte, ließ Lasciel sich erst einmal auf’s Bett der Vampirin fallen. Das Gestell knirschte gefährlich unter der Last des Braunhaarigen. Also falls du denkst, wir steigen jetzt miteinander in die Kiste, dann hast du irgendeins meiner Signale definitiv falsch verstanden., ließ die Vampirin Lasciel kichernd wissen. Es war keinesfalls ernst oder anschuldigend gemeint, doch wie der Braunhaarige sich quasi auf direktem Weg in Ginas Bett geknallt hatte und nun auf dem Rücken mit unter dem Kopf verschränkten Armen da lag ließ es beinahe so aussehen, als warte er gerade darauf, dass Gina ihn nun besteigen sollte. Leider sah der Trottel nicht, wie er gerade aussah.
Als der Braunhaarige fragte, um was für eine Zunge es sich handelte, musste Gina kurz die Stirn runzeln. Meine nicht, vielleicht die Ratten… Wer schleckte Lasciel gerade ab, dass er sich nach einer Zunge erkundete? Erst einen Augenblick später dämmerte der Vampirin, worauf der auf dem Bett liegende eigentlich hinaus wollte. Aaah ach so. Er spürte nicht irgendwo eine Zunge, die er nicht zuordnen konnte, nein, er hatte sich für die Worte interessiert, die Gina gesprochen hatte. Einer der Akzente aus Süd-Fiore., verriet sie dem Braunhaarigen. Diesen Akzent konnte Gin nicht ansatzweise so fließend sprechen wie ihren eigenen. Ich kenne noch einen anderen., säuselte sie, bevor ihre Stimme in ein Fließen überging, wie warmer Rosenblütenhonig klang sie. Pour toi, j’irais décrocher la lune., flüsterte sie dem Braunhaarigen zu. Kurz überlegte sie, ob sie noch einen dritten Dialekt sprechen konnte, doch musste passen. Im Norden, wo die Vampirin eigentlich wohnten, hatten einige der Leute aus den ländlicheren Gegenden auch einen Dialekt, doch der hörte sich weder sinnlich noch temperamentvoll an, also hatte die Kurzhaarige sich nie darüber Gedanken gemacht, ein paar Phrasen aufzuschnappen.

Was es nun zu tun galt, das war die Frage. Leider war Lasciel - überraschenderweise - nicht wirklich erpicht darauf, Initiative bei der Wahl des Abendprogramms zu zeigen. Ach, es gibt genug, um das man spielen kann., schmetterte die Kurzhaarige das Lamentieren des Braunhaarigen ab. Trinken. Klamotten. Wahrheiten. Sei nicht so unkreativ. Apropos Trinken, das durfte nicht vernachlässigt werden. Sie köpfte die beiden Flaschen, die für sie waren, und mischte beide zu gleichen Teilen in ein leicht rissiges und stark schmutziges Glas, das sie aus der Schänke mitgebracht hatte. Lasciel konnte sich um seinen eigenen Kram kümmern.
Die Antwort auf Ginas Frage war ein Lachen. Nun, das war mehr Regung als der Braunhaarige in den letzten Minuten gezeigt hatte, das konnte Gina sich sicher gut anrechnen. Was Lasciel dann jedoch noch antwortete, war interessant. Zum einen war es natürlich beruhigend zu wissen, dass sie nicht der Grund für seine Laune war. Zum anderen ließen die Worte eine ganz offenkundige Frage aufkommen: Was meinst du? “Diese Zeit”? Das waren nun wirklich ominös gewählte Worte, so, als würde er aus einer anderen Zeit kommen.
Doch… das war nicht unmöglich.

Es war ein Gedankengang, der Gina bisher verängstigt hatte. Sie war sich nicht sicher, aber die Vampirin glaubte, dass sie nicht mehr sterben konnte - also zumindest nicht von Alter. Sie wusste, dass die anderen untoten Kreaturen, die ihr Meister erschaffen hatte, nicht alterten. Sie selbst war da vermutlich keine Ausnahme.
Wenn sie… unsterblich war. Wenn sie hunderte Jahre alt werden konnte. Dann konnte das auch auf andere Leute zutreffen. Leute, denen man das gar nicht ansah? Lasciel… Gina wurde leise,, trank einen großen Schluck. Wie..alt bist du?

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BeitragThema: Re: Blutkreuz
Blutkreuz - Seite 2 EmptySo 13 Feb 2022 - 19:16


There is nothing you can do.
Off Wie die Würfeln fallen …

Er schnaubte leise. „Von jetzt hat keiner etwas gesagt.“
Lasciel legte es – nicht mehr – darauf aus, mit Gina in die ‚Kiste‘ zu steigen, wie sie es genannt hatte. Er hatte es getan, als er sich zu ihr an die Bar gesetzt hatte, oder zumindest hätte er sich darauf gefreut, sonderlich viel getan hatte er dafür ja nicht. Doch jetzt, nachdem sie den Jungen eigenständig durch die Gassen geschleppt hatte, nachdem sie seine Wunde versorgt hatte und ihn dennoch mit auf ihr Zimmer nahm, hatte sie etwas bekommen, dass nur wenige hatten. Seinen Respekt. Er respektierte sie, nahm sie als mehr als nur als Frau war. Für ihn hatte sie sich ihren Namen verdient und er würde sich nicht das Recht nehmen, sie zu irgendetwas zu überreden.
Das hieß natürlich nicht, dass er sie abweisen würde. Am Ende war Lasciel immer noch jemand, für den Sex beinah die einzig ertragbare Berührung war, bei der er sich nicht wehren wollte. Zumindest solange es belanglos und ohne mehr Umarmung und Körperkontakt als notwendig ablief. Dennoch, ihr Kichern erschien ihm nicht, als würde sie diese Worte allzu ernst meinen. Und nachdem er endlich lag und sich mit dem Bett … angefreundet war übertrieben, bekannt gemacht hatte, würde er sich nicht auf den Boden setzen, solange sie ihn nicht von der Matratze trat. Außer … es wäre die einzige Möglichkeit, um an seinen Whiskey zu kommen.

Ihre Zunge nicht? Sie sprach die Zunge der Ratten? Verwirrt sah er hoch. Sie verstand die Tiere? Sein Bruder hatte es gekonnt, oder es zumindest behauptet, doch ansonsten kannte er keinen, der sie verstand. Doch dann klärte sich die Verwirrung beider Parteien. Seine Version von Sprache war ihr wohl ebenso seltsam vorgekommen, wie die Zunge der Ratten.
Lash nickte und lauschte der zweiten Fuhr seltsamer Wörter. „Was bedeutet dies?“, fragte er nach, ehe ihm etwas einfiel. „En kriger er ikke kun god til sine våben.“ Ob es diese Zunge überhaupt noch gab oder ihr sogar bekannt war? Ihr erster Freund hatte diese Worte stets gewählt, als er ihnen die Welt gezeigt hatte und Lassiter noch erpicht darauf gewesen war, mit einem Holzschwert jeden Strohsack in der Umgebung zu attackieren, um seine Techniken zu erweitern.
„Ich denke, um Trinken müssen wir nicht spielen. Dazu benötigt es so etwas nicht.“
Seine Tonlage war die übliche, nicht sonderlich begeistert, doch ein kleines Grinsen umspielte seine Lippen. Klamotten oder Wahrheit. „Von Kleidung hätte ich nicht viel“, gab er zu bedenken. „Wenn du mich mit weniger Kleidung sehen möchtest, dann sage Bescheid.“ Lasciel hatte nichts dagegen, angegafft zu werden. Er mochte es nur nicht, berührt zu werden. Aber Wahrheiten. Alles sagte ihn nicht sonderlich zu. Lasciel konnte im Kampf kreativ sein, doch in seiner Wortwahl oder im Umgang mit anderen war das etwas anderes. Er war eigentlich auch darauf bedacht, möglichst wenig bei sich zu haben, dass man von ihm verlangen könnte. Nun, er hatte einen Silberring am Mittelfinger, doch ansonsten war an ihm nicht wertvoll.
„Spielen wir um eine Geschichte. Eine beliebige, die der Gewinner aussuchen darf“,
schlug er schließlich vor. Eng gekoppelt mit Wahrheit, aber noch immer angenehmer. Doch davor schien wohl etwas anderes wichtiger zu sein. Nachdem das Lächeln verflogen war, zu einem freudlosen Lachen übergegangen, hatte er seine Antwort gegeben. Er hatte sich nicht absichtlich derart ausgedrückt, es war lediglich eine Tatsache. Doch für Gina schien es mehr zu sein, als er gedacht hatte. Mehr, als er gewollt hatte.

„Nichts. Das geht dich ni-„
Lash unterbrach sie selbst. „Ah fuck.“ Er hasst es darüber zu sprechen, wie alt er war. Oder warum er so alt war. Oder generell über sich selbst. Aber … da war etwas in ihrer Stimme, dass ihn innehalten ließ. Und er respektierte sie für das, was sie war. Mehr als eine Straßenhure, die ihn mitnahm. Nein, sie war jemand, jemand, der es vielleicht verdiente, zumindest etwas über ihn zu erfahren. Langsam ausatmend drehte er das Gesicht ihr zu. Doch was sollte er sagen? Er wusste doch selbst nicht, wie viele Jahre er bereits lebte. Keiner wusste es. Eine verlorene Zahl, verloren in den heißen Fluten der Höhle.
„Ich weiß es nicht“,
gestand er nach einer langen Pause und zuckte die Schultern. „Irgendwo ab 500 habe ich aufgehört zu zählen.“ Zu jener Zeit hatte ihn Apophis geholt und es war ihm unmöglich zu sagen, ob es 40 Jahre oder 140 gewesen waren, die er bei ihm verbracht hatte. Und danach … war er unverletzt erwacht. Auch das musste seine Zeit gedauert haben.
„Mir fehlt ein Teil der Zeit. Aber wenn ich raten müsste … 700? Ein paar Jahrzehnte mehr oder weniger.“


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Gin

Gin
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BeitragThema: Re: Blutkreuz
Blutkreuz - Seite 2 EmptyFr 18 Feb 2022 - 22:50


Belustigt schnaubte Gina. Sie wusste nicht, ob Lasciel seinen kurzen Kommentar ernst gemeint hatte oder nicht, aber ehrlich gesagt vermutete sie stark, dass der Braunhaarige ernsthaft versucht hatte, einen Witz zu machen. Das war ein gewaltiger Fortschritt. Vielleicht, ganz vielleicht hatte sie ja endlich die Eisschicht geschmolzen, die diesen Kerl umgeben hatte.
Ein kurzes Missverständnis von Ginas Seite aus brachte die beiden Trunkenbolde dann dazu, sich über Sprachen zu unterhalten. Gut, das hatte die Runenritterin definitiv nicht erwartet, als sie sich heute Abend in das Blutzkreuz gesetzt hatte. Ehrlich interessiert erkundigte sich Lasciel nach der Bedeutung von ihren Worten. Die wollte Gina ihm natürlich - so mehr oder weniger - verraten. Was das bedeutet ist nicht so wichtig, aber merk’s dir, falls du mal eine hübsche Frau um den Finger wickeln willst. Das traf doch die Quintessenz des gesagten, oder? Und außerdem geht es nicht nur um die Bedeutung. Der Akzent selber, der hört sich an wie Zungenküssen als Sprache. Soooo romantisch., schmachtete sie ein wenig (über sich selbst) und lauschte dann wiederum den Worten des Braunhaarigen, als dieser in einer Gina unbekannten Sprache redete. Hmm…, grübelte sie. Ein Krieger, er ist kein Gott… sine… ähm… ohne Wabe?, riet sie. Das machte keinen Sinn, aber es hörte sich lustig an. Bist du insgeheim ein Imker? Immerhin hatte Lasciel hier definitiv keine Waben dabei.

Dann kamen die beiden auf das Spiel zu sprechen. In einer Sache war Gina mit Lasciel definitiv einer Meinung. Ich spiel’ auch nicht gerne um trinken. Da muss man durstig bleiben, wenn man gut ist. Das macht gar keinen Sinn., erklärte sie und griff nach ihrem Glas, um den Worten Nachdruck zu verleihen.
Tatsächlich folgte ein weiterer kleiner Scherz des Braunhaarigen. Entweder er war einfach nur schüchtern gewesen und taute nun, hinter dem Schloss und Riegel von Ginas Zimmertüre, ein wenig auf, oder… keine Ahnung. Aber dieser Lasciel gefiel der Untoten definitiv besser als der Lasciel, der sie am Tresen eine Viertelstunde angeschwiegen hatte. Da hast du recht, das würde dir nix bringen…, meinte sie nachdenklich. Schade…also für dich., fügte sie keck hinzu und blickte dann zu dem Kerl auf ihrem Bett. Hmm. Also wenn du hier oben ohne sitzen würdest, da hätte ich definitiv nix dagegen., witzelte die Vampirin und schielte dabei zu Lasciel hinüber. Er hatte große Töne geschwungen, ob er nun auch liefern würde?
Der Einsatz, den Lasciel vorschlug, war durchaus interessant. Er ließ genügend Freiraum, um ihn zu interpretieren, wie man wollte, und hatte so das Potenzial, sehr tiefe Einblicke in den anderen zu liefern. Eine Ausnahme.Es gibt eine Geschichte über mich, wenn die rauskommt, werd' ich sehr wahrscheinlich umgebracht werden. Schon wieder. Die erzähle ich dir nicht. Alles andere, von mir aus. Hoffentlich war das für den Braunhaarigen in Ordnung - wenn nicht, dann hatte er halt Pech gehabt. Du darfst dir dafür auch eine Geschichte aussuchen, die du nicht erzählen wirst. Das war doch nun hoffentlich ein faires Angebot.
Auf noch einmal Pokern hatte Gina keine Lust, sie kannte da ein viel interessantes und kurzweiligeres Spiel. Doch bevor die beiden loslegen konnten, ließ Lasciel eine kleine Bombe platzen. Die Vampirin brauchte einen kleinen Moment um sich sicher zu werden, dass Lasciel sie nicht auf den Arm nahm. Letztlich traute sie dem braunhaarigen Griesgram jedoch nicht so viel Witz und Kreativität zu, also glaubte sie ihm seine Geschichte. Siebenhundert Jahre… Das Thema ging ihr nahe. Bisher hatte sie noch niemanden getroffen, der so wirklich unsterblich war - außer Quentin, aber der war irgendwie seltsam. Dass ihr selbst vermutlich ein ähnlich langes Leben bevorstand verunsicherte die Vampirin - und noch hatte sie vor, es nicht so weit kommen zu lassen.
Doch nun, da sie einen derart alten Herren bei sich sitzen hatte, wurde sie einen Moment lang richtig still und fragte den Braunhaarigen fast schon richtig ernst: Wie…ist es? So lange zu leben? Sicher eine seltsame Frage. Vermutlich war er es nicht anders gewohnt. Warum er so alt geworden war, das wollte die Vampirin ihn nicht fragen. Das war eine Geschichte, die sie sich erspielen konnte.
Einen kurzen Moment war die Fassade von Gina erneut gebröckelt und Gin hatte darunter hervorgesehen. Das war heute schon öfter vorgekommen. Die Stadt tat der Vampirin nicht gut, sie würde hier schleunigst weg müssen - zurück in die Lüge, die ihr neues Leben war.
In der Hoffnung, dass Lasciel ihr das nicht angemerkt hatte, fing Gina sich wieder, schlug die Beine übereinander und blickte zum Braunhaarigen auf ihrem Bett. Zum Glück steh’ ich auf Ältere…, witzelte sie und rieb ihren Fuß gegen das Schienbein des Braunhaarigen. Dann begann sie, die Karten zu mischen. Also, spielen wir? Ich kenn’ ein tolles Spiel. Du wirst mir ein wenig vertrauen müssen, wegen deinen Augen und so, aber ich schummel sicher nicht. Mit einem Knall legte sie schwunghaft das Kartenspiel auf den Tisch, zog die oberste und schaute sie an. Schwarz oder Rot?

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Lasciel
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Lasciel
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BeitragThema: Re: Blutkreuz
Blutkreuz - Seite 2 EmptySa 19 Feb 2022 - 23:22


There is nothing you can do.
Off Wie die Würfeln fallen …

Sie wollte es ihm nicht erzählen? Nun … es störte ihn an sich nicht groß. Lash war keiner, der Wissen absichtlich in sich hineinzog, das machte er mit dem Whiskey. Er hatte bereits genug Erinnerungen in seinem Kopf und sammelte täglich Weitere. Dennoch war er zuweilen an Dingen wirklich interessiert und hier hatte er wissen wollen, was es bedeutete. „Einen Akzent zu lernen dauert seine Zeit. Ich denke nicht, dass ich dafür unbedingt geeignet bin.“ Immerhin sträubte er sich seit über 70 oder 80 Jahren mit Händen und Füßen dagegen, den Akzent dieser Zeit zu erlernen. Natürlich kam er nicht drum herum, wo er doch immer wieder in Kontakt mit den Menschen hier kam, doch man hörte ihm manchmal noch an, dass es nicht ganz seine Sprache war. Vor allem wenn es um für ihn seltsame Wörter ging wie Arzt anstatt dem ihm vertrauten Wort Heiler oder eine Frau nicht einfach mit Frau oder Weib anzusprechen ging. „Bitte wiederhole die Worte, Gina“, bat er sie. Ob er sie sich merken würde? Das bezweifelte er, doch diesmal würde er sich mehr auf die Worte und deren Klang konzentrieren.
Auch der Engel selbst wählte nun die Worte seines ersten Menschenfreundes, um der Kurzhaarigen im Gegenzug dazu ebenfalls ein kleines Rätsel zu stellen. Er grinste leicht, ein ehrliches Grinsen. Es erinnerte ihn an Konrad, und an eine Zeit, als er noch frisch auf der Erde gewesen war. Eine Zeit, in der er erst fliegen gelernt hatte und noch viel mehr gelacht hatte als jetzt. Als er noch ehrlicher und ein besserer Engel gewesen war, an der Seite seines Bruders. Es war eine schöne, unglaublich wertvolle Zeit für ihn gewesen.
Lasciel schüttelte den Kopf. „Nicht ganz. Es geht darum, dass ein Krieger, dieses Wort hast du verstanden, mehr ist als seine Waffen. Ein Krieger ist auch sein Kopf, sein Geist, seine Entscheidungen. Er ist Ruhe und Energie. Und er ist auch sein Herz, seine Güte.“ Für gewöhnlich hätte er jetzt sarkastisch geschnaubt. Dass er etwas über Güte und Energie erzählte. Doch es waren Konrads Worte gewesen und für den Engel waren sie wahr, auch wenn das ein sehr schlechtes Licht auf das warf, was er in sich selbst vorfand. Sein Geist? Immer mehr in Chaos. Seine Ruhe nur Dessinteresse. Seine Energie verloren. Seine Güte? Nun, tauchte meist in den falschen Momenten auf.

Das Thema wurde erfreulicher, als es an den Verlauf des Abends ging. Trinken fiel aus, allerdings nicht, weil sie nicht trinken wollten sondern eher aus dem gegenteiligem Grund. Lash richtete sie auf und beugte sich in Ginas Richtung, tastete in der Luft herum, bis er die Kommode fand und sein Getränk. Damit in den Hand zog er sich auf seine Betthälfte zurück und nahm einen langen Schluck. Dann stellte er den Whiskey ab und legte sich wieder auf das Bett zurück, wobei der Stoff seine Schulter und Bauch protestierten, wobei das Tuch auf letzterem Körperteil verrutschte. Lash ignorierte es, vorerst.
Auch der zweite Vorschlag fiel flach, wenn auch mit einem trockenem Kommentar seinerseits. Solange er auf dem Rücken lag, würde sie seinen Rücken nicht sehen, zumindest nicht mehr als zuvor. Natürlich war auch seine Vorderseite gekennzeichnet - von Ketten und der eingeritzten Schlange auf seinem Brustbein-, wie zu so ziemlich alles an ihm, doch nicht ganz so schlimm.
Nicht ganz sicher, ob sie ihre Aussage ernst meinte, wartete er kurz ab, ob noch etwas folgen würde. Dann aber zuckte er die Schultern, nicht seine beste Idee, und setzte sich auf. Er zog den Mantel soweit aus, dass dieser hinter ihm lag. Das zerrissene, blutige Shirt war vermutlich sowieso besser, wenn er es auszog. Im Versuch den Oberarm nicht zu sehr zu berühren, zog er es sich ganz über dem Kopf und drehte sich seitlich, um es neben dem Trinken anzulegen, sodass er es auch wieder finden würde. „Gibt es hier Fenster?“, kam ihm plötzlich der Gedanke. Wenn ja, würde es morgen hier vielleicht hell genug sein, dass er etwas sehen konnte. Dann drehte er sich zurück. Das Tuch war nun ganz von seinem Bauch gerutscht, wo es neben dem leichten Schnitt auch die alten Narben der Kettenschläge verdeckt hatte. Vorsichtig fuhr er mit den Fingern über die Wunde und zuckte zusammen, doch da der Blutfluss bereits gestoppt hatte, legte er das Tuch zu seinem Shirt. Dann ließ er sich zurück sinken, atmete tief durch und versuchte sich erneut mit dem Bett, nun noch besser spürbar, anzufreunden.
Die letzte Idee schien es dann zu werden. Eine Geschichte. Vielleicht hätte er sich doch nicht ausziehen sollen? Zu vielen seiner Narben gab es Geschichten. Doch im Moment hatte etwas was sie gesagt hatte, mehr Aufmerksamkeit verlangt. Ihre Bitte akzeptierte er mit einem Nicken, doch an einer Sache blieb er hängen. Schon wieder. Als wäre sie … als hätte sie bereits einmal gelebt … Es schien, als wäre er nicht der Einzige mit Geheimnissen. „Ich werde für keine Geschichte sterben. Aber …“ Was wollte er nicht erzählen? Nachdenklich runzelte er die Stirn. Da musste er nachdenken. Vieles wollte er nicht wirklich erzählen, aber was wäre wirklich so schlimm? Er hasste, was passiert war, ja. Aber Lasciel bereute es nicht.

Doch zuerst wurde seines aufgedeckt. Nach Hadern damit ob er etwas sagen sollte und vor allem was, war es schließlich draußen. Und es war ein eigenartiges Gefühl. Irgendwie, als hätte es ein wenig den Druck von ihm genommen, der stetig auf seinem Brustbein lag wie ein schweres Gewicht. Es war nicht weg, doch ein bisschen besser zu ertragen. Nun blieb ihm nicht anderes übrig als abzuwarten, wie Gina darauf reagieren würde. Und ihre Frage … war nicht die, die er erwartet hatte. Es war nicht das Warum, es war das Wie. Wie war es, so lange zu leben? Lash schwieg einige Momente lang, ehe er leise sprach. „Anstrengend. Es is verdammt anstrengend. Nicht zu sterben ist etwas, dass ich keinem wünsche.“ Natürlich konnte man noch umgebracht werden, aber selbst das wurde mit der Zeit unwirklich. Und so waren die Worte pure Wahrheit. Lash jammerte nicht, er sprach nur ehrlich aus, wie es war, wenn ein Tag mit dem nächsten verschwamm, wenn alles egal wurde. „Man wird abgestumpft. Was bedeutet ein Leben, das so schnell vergehen wird? Es wird wertlos.“ Noch nie zuvor hatte er darüber gesprochen, seit über 200 Jahren nicht, nur ausgelebt, wie er es empfand. Er drehte das Gesicht von Gina weg der Decke zu und atmete tief durch. Verdammt, das war wirklich beschissener als gedacht. Es war die perfekte Erklärung für sein Verhalten, doch Lasciel wusste, dass es schwach, dass es falsch war, wenn man sich der Wertlosigkeit übergab. Dennoch hatte er es getan. Nein, was das anging war es rein sein Verdienst, wie er sich verhielt.
Mit der folgende, saloppe Antwort hatte er nicht gerechnet und runzelte etwas irritiert die Stirn, als er ihren Fuß spürte. Instinktiv spannte er sich an und wollte wegzucken, doch er drückte die Fersen gegen das Bett und hielt sich so daran fest, um nicht auszuweichen. Er wollte sie schon aufhalten und selbst mehr über das schon wieder erfahren, doch da begann sie schon. Er würde sich das Thema aber definitiv merken. Etwas wurde hart auf dem Tisch abgelegt und ihre Frage kam. Lash mochte beide Farben nicht. Schwarz wie die Dunkelheit. Rot wie das Feuer. Dennoch würde er sich entscheiden müssen.
„Rot.“


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BeitragThema: Re: Blutkreuz
Blutkreuz - Seite 2 EmptyDi 1 März 2022 - 1:21


Ein Schmunzeln zog sich auf die bleichen Lippen der Vampirin. Mein Name? Und sogar ein “bitte”? Dem Braunhaarigen musste es ja wirklich ernst sein, wenn er so lieb nachfragte. Na da kann ich ja nicht nein sagen…, meinte die Vampirin mit fröhlichem kichern und leichtem Kopf. Musste der Rum sein, den merkte sie so langsam. Pour toi, j’irais décrocher la lune., wiederholte sie langsam. “Pour toi” heißt “Für dich”. , erklärte sie dem Mann in ihrem Bett dann. “La lune” ist “der Mond” Der Satz heißt so viel wie “Für dich würde ich den Mond aus dem Himmel holen.” . Das war aber dann auch genug Sprachunterricht für heute, zumindest von Ginas Seite aus.
Denn nun war es an Lasciel, seine Worte zu erläutern. Und wie interessant sie waren. Bist du denn ein Krieger, Lasciel? Wenn es nach den Worten des Braunhaarigen ging, dann war Gina keine. Immerhin hatte sie kein Herz. Aber das - oder zumindest die Güte darin - schien dem Braunhaarigen auch abhanden gekommen zu sein. Du warst vorhin weder herzlich noch gütig. Dass Gina den Braunhaarigen für seine harschen Handlungen gegenüber dem jungen Pferdedieb ein wenig verurteilte, das wusste Lasciel schon. Darum riss Gina mit ihren Worten hier keine neuen Wunden oder Streitpunkte auf.

Das Gestichele ließ die Vampirin aber ganz schnell bleiben als Lasciel bewies, dass seine Worte nicht nur hohl und leer gewesen waren. Stattdessen zog er sich zur Hälfte aus - was Gina natürlich ausführlich betrachtete. Zwar hatte sich Lasciel - per eigener Definition - nicht wie ein Krieger verhalten, dennoch konnte Gina an seinem entblößten Oberleib erkennen, dass der Braunhaarige schon so einige Schlachten geschlagen haben musste. Sie blickte die Narben und Wunden, alte und neue, an und blieb dann am markanten Gesicht des Braunhaarigen hängen. Eigentlich war er ja ganz süß. Gina nahm noch einen Schluck Rum-Cola.
Ich glaube ja., antwortete sie auf die Frage Lasciels, ob es ein Fenster gab. Zumindest gibt es eine staubbedeckte Glasscheibe. Ist aber vergittert, also bleibt dein einziger Fluchtweg die Türe. Leise vor sich hin kichernd ließ die Vampirin den Zeigefinger über den Rand ihres Glases fahren. Es war klebrig.
Lasciel und Gina einigten sich auf einen Einsatz. Der Verlierer war dem Gewinner eine Geschichte schuldig, das versprach ein spannendes Spiel zu werden. Gnädigerweise gestand Lasciel Gina auch ihren “Joker” zu, die eine Geschichte auszulassen, die sie selbst und vermutlich viele andere Involvierte in Gefahr bringen würde. Lasciel selbst überlegte anscheinend, ob er selbst eine Geschichte auslassen wollte, kam jedoch zu keinem Schluss. Gina drängte ihn nicht. Und wenn ihm während dem Spiel eine Geschichte zu unangenehm sein würde, dann würde die Blutsaugerin ihm seinen Joker auch später noch zugestehen.

Was Lasciel zu seiner Unsterblichkeit (oder Langlebigkeit) zu sagen hatte, dämpfte die Stimmung Ginas. Das hatte sie befürchtet. Hmm…, war alles, was sie zu den wenigen Sätzen Lasciels aufbringen konnte. Zu sehr war sie mit den Gedanken in ihrem Inneren beschäftigt. Würde sie tatsächlich alle, die sie liebte, überleben? Hast du… schon mal daran gedacht… zu sterben? Also… freiwillig? Es waren dunkle Gedanken, die Gina heraufbeschwor. Doch in ihren Augen hatte sie dieses verfluchte Leben, das sie gerade führte, nicht verdient. Sie war gestorben, damit war ihr Leben zu Ende gewesen. Dass sie es jetzt noch weiter führen durfte (oder eher: musste) stieß ihr bitter auf.
Vielleicht…
Vielleicht war es besser, zu sterben?
In der  Welt der Lebenden hatten die Toten nichts zu suchen, oder?

Mit einer schwungvollen Bewegung klatschte die Vampirin das Kartendeck auf den Tisch und beendete damit den schrecklichen Gedankengang. Nachdem Lasciel seinen Tipp abgegeben hatte drehte Gina die oberste Karte des Decks um. Karo Sechs. Verdammt…, murmelte die Vampirin ehe ihr einfiel, dass Lasciel von seinem Glück vermutlich nichts mitbekommen hatte. Also, hast gewonnen. Die Karte ist rot. Während Gina sich nachschenkte und tief durchatmete, blickte sie zum Braunhaarigen hinüber. Das war immerhin ein ansehnlicher Anblick. Also schulde ich dir eine Geschichte. Wünschst du dir was? Oder soll ich einfach irgendwas erzählen?, fragte Gina nach. Sie hätte mit beidem kein Problem. Schließlich war sie selbst eines der Themen, über das die Vampirin tagein tagaus reden konnte. Um Lasciel ein wenig anzuspornen rieb Gina ihr Schienbein weiter gegen die Wade des Braunhaarigen. Das hatte er sich verdient.

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BeitragThema: Re: Blutkreuz
Blutkreuz - Seite 2 EmptyDi 1 März 2022 - 21:21


There is nothing you can do.
Off Wie die Würfeln fallen …

Lasciel hatte durchaus gelernt, bitte und danke zu sagen. Konrad hatte ihnen den Umgang der Menschen beigebracht. Von ihm wusste Lash die Manieren, die man erwartete, mit dem einzigem Problem, dass diese mindestens vierhundert Jahre veraltet waren, und in dieser Zeit hatte sich doch einiges geändert. Doch so einfache Dinge wie das um etwas Bitten, war geblieben. Oder, zumindest in seiner Ansicht, den Namen einer Person aus einem Zeichen von Respekt und … Verbundenheit, Nähe zu verwenden.
Ob er sich verbunden fühlte, war fragwürdig. Lash war nicht gerade mit anderen verbunden, wenn sie ihn am Ende wieder verließen. Oder wenn er sie verließ. Es zahlte sich für ihn einfach nicht länger aus, sich zu binden, auch wenn es ihm oft schwerfiel, sich dagegen zu wehren. Auch wenn er nur für den Zweck geschaffen war, hatte er dennoch Gefühl und das Bedürfnis nach der Sicherheit, die einem der Kontakt zu Lebewesen gab. Wie ein Magnet zog es an ihm, zerrte ihn immer näher zum Abgrund, wenn er nicht darauf achtete. Doch für diese Nacht würde er zulassen, dass es ihn anzog. Nur für die nächsten Stunden, was sie auch bringen würden, bis er sich am Morgen auf den Weg machen würde und Gina eine der vielen Gesichter werden würden. Eines, dass er vielleicht nicht so schnell vergessen würde, doch nur wenige Menschen waren wirklich in seinem Kopf geblieben und selbst die Erinnerungen an sie oftmals verblasst. Früher hatte er sich oft mit Lassiter an sie erinnert, doch seit der alleine war, war das Vergangenheit.
Lash wartete ab, doch je länger er auf dem Rücken so lag und Gina einfach nur zuhörte, umso mehr entspannte sein Körper sich. Nicht viel, doch genug, dass ein aufmerksames Auge es sehen würde, wie der schmale Strich seiner Lippen weicher wurde und sein Atem ruhiger ging. Dann schnaubte er belustigt. Es war nur ein Satz, Lasciel bezog ihn nicht auf sich, dazu war er einerseits zu unbewandert in der emotionalen, zwischenmenschlichen Ebene, als auch sich darüber bewusst, dass er und Gina sich kaum kannten. Dennoch hatte sie diesen Satz gewählt. Er konnte nur mutmaßen, ob er ihr wichtig war, doch selbst dem Engel war seiner wichtig gewesen. Nach einer kurzen Pause schüttelte er leicht den Kopf. „Nein, ich denke nicht.“ Aber … „Zu was macht es mich dann?“, überlegte er ausnahmsweise laut. Was war er, wenn kein Krieger? Ein Feigling? Ein Verlierer? Ein Friedensbringer? Nun, letztes schloss er ebenfalls aus. Obwohl Lash sehr viel Zeit zum nachdenken hatte, hatte er ein Thema, dass er stets wunderbar umschiffte: Sich selbst. Es gefiel ihm nicht sonderlich, was zu sehen war, wenn er auf sich selbst hinabblickte. Und ein Teil von ihm, ein ziemlich großer sogar, war auch nicht mit dem Gefühl zufrieden, dass dann aufkam. Es war kein Hass oder Scharm auf sich selbst. Es war eher eine bittere Akzeptanz, obwohl er es nicht wahrhaben wollte.

Sich dann das Oberteil und den Mantel auszuziehen war eine willkommene Ablenkung, sowie auch die Antworten der Frau. Auch wenn er sich bisher im Vergleich zu den meisten menschlichen Interaktionen ziemlich zugänglich gezeigt hatte, so schwieg er nun. Er hatte seine Antwort und fertig, mehr benötigte er in diesem Falle nicht. Was er aber benötigte war der Alkohol. Lash richtete sich halb auf, tastete nach dem Glas und trank, bis nichts mehr kam. Es brannte in seinem Hals, als er sich wieder zurücklehnte, um weiter zuzuhören, was Gina ihm erzählte. Er erwartete nicht viel. Lash mochte Glücksspiele, und hier hatte er sogar eine 50 Prozentchance auf das richtige, doch ihm selbst war das Ergebnis gleich. Es war nur etwas Abwechslung vom täglichen Trott.
Nur hatten sie davor noch ein Thema, dass sie zu interessieren schien. Nach seiner wenig begeisterten Auskunft über die Unsterblichkeit, war die Frage sicher nicht unerwartet, dennoch, zwang sie den Engel zum Nachdenken. Ja, er hatte sich gewünscht tot zu sein, damals. Doch das hatte nicht direkt etwas mit der Tatsache zu tun, dass die Zeit seinen Körper spurlos passieren ließ. Dennoch … Langsam schüttelte er den Kopf. „Manchmal fühlte es sich nicht mehr an, als würde man leben“, gestand er. „Doch … ich wollte nicht sterben. Nicht wegen der Unendlichkeit. Sie ist ziemlich erschreckend, wenn man darüber nachdenkt. Und es ist beschissen, wenn du siehst, wie alle um dich herum sterben. Aber ich wollte es nie beenden." Lash konnte es nicht ganz sagen, was es war, dass ihn hier hielt. Ob es die Angst vor dem war, was dann passieren würde? Ob er nur zu lustlos war, dem ein Ende zu setzen? Oder … „Vielleicht habe ich Hoffnung.“
Das Wort nur auszusprechen, hatte auf ihn mehr Wirkung, als das sagen seines Alters. Denn vielleicht war es das, was ihn weitermachen ließ. Er zuckte leicht die Schultern und drehte das Gesicht von Gina weg. „Dass es noch eine Aufgabe gibt. Vielleicht ist es das, was wir alle brauchen.“

Der leise Fluch war keine allzu große Auskunft, also wartete er ab, was sie noch sagen würde. Lash schnaubte. Glück im Spiel, Pech im Leben, oder wie hatte er gesagt. Doch was wollte er hören. Er hatte einige Fragen, doch zu welchen würde es eine Geschichte geben. Er könnte sich eine Geschichte über den Satz wünschen, wann sie ihn das erste Mal gehört hatte, von wem. Was er ihr bedeutete. Oder darüber, warum sie das mit der Unsterblichkeit und dem schon wieder Tod gesagt und gefragt hatte, doch diese Geschichte wäre schwer zu fordern.
Oder eine Geschichte über die Zukunft, darüber, wie sie sich ihre perfekte Zukunft vorstellen würde. Doch mit etwas Glück würden es mehr als eine Runde werden, und so entschied er sich kurzerhand über das erste.
„Dieser Satz, mit dem Mond. Woher kennst du den Satz? Was ist er für dich?“


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BeitragThema: Re: Blutkreuz
Blutkreuz - Seite 2 EmptyDo 10 März 2022 - 16:38


Hmm…, grübelte Gina vor sich her. Wenn Lasciel kein Krieger war, was war er dann? Ein ganz normales Arschloch, vermutlich. Aber das wollte sie ihm jetzt so direkt nicht auf die Nase drücken. Vielleicht ja noch ein Knappe? Das würde zumindest bedeuten, dass der Braunhaarige sich noch bessern konnte. Das war doch was!
Die Worte Lasciels ließen die Vampirin nicht gerade zuversichtlich auf Zukunft blicken. Er teilte ihr mit, dass ihre Befürchtungen wahr waren. Es war anstrengend und frustrierend, ewig zu leben.
Aber Lasciel hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Und der Gedanke daran, eine Aufgabe zu haben, hielt ihn davon ab, seinem Leben ein Ende zu bereiten. Komm’ mit nach Crocus., wisperte Gina ihm zu. Es war ein Kurzschluss, eine spontane Entscheidung. Wenn du einen Sinn, eine Aufgabe suchst, steig’ doch bei uns ein. Werde ein Runenritter. Nimm all die Frust und die Bitterkeit in dir und mach ‘ etwas Gutes draus. Gina hätte sich selbst auslachen können, wenn sie ehrlich gewesen wäre. Sie war eine Diebin und eine Mörderin und eine Betrügerin, aber hier war sie und versuchte, den braunhaarigen Unsterblichen für “die gute Sache” zu gewinnen, der sie selbst nur wegen einer Farce angehörte. Es war zu ironisch.
Nun, Lasciel hatte die erste schnelle Runde des Spieles gewonnen. Irgendwie schien Fortuna dem Braunhaarigen heute wohl hold zu sein. Gina trank von ihrem Mischgetränk und warf Lasciel, der oben ohne auf ihrem Bett lag, einen Blick zu. Dazu gibt es keine Geschichte…, sprach sie nüchtern zu ihm und drehte sich auf ihrem Stuhl nun soweit, dass sie ihm entgegen saß. Ich würde dir gerne von einem süßen Kerl erzählen, der mir die Sterne vom Himmel versprochen hätte. Einer ersten Liebe in Jugendjahren. Aber so eine Geschichte gibt es über mich nicht. Nun gut, da war das mit Lian, aber das war was anderes gewesen. Keine unschuldige Romanze. Nur Worte. Hat noch nie jemand zu mir gesagt.
Seufzend erhob Gina sich von ihrem Stuhl, schob ihn dabei mit ihren Oberschenkeln ein Stück weit nach Hinten, dass sie Platz hatte, richtig aufzustehen. Mit einem großen Schritt stieg sie über Lasciel und kniete sich über ihn. Die Oberschenkel endeten mit ihren Knien direkt unter seinen Achseln und ihren Hintern platzierte Gina ihrendwo dort, wo die Brust des Braunhaarigen langsam in seinen Bauch überging. Langsam beugte sie sich nach vorne, sodass ihr eigener Bauch nur zentimeterweit vom Gesicht des grummeligen Mannes entfernt war, und legte die nächste Spielkarte neben sein Ohr. Schwarz oder Rot?
Die Stimme der Vampirin war flüsternd. Sie war mit der Distanz, die sich zwischen Lasciel und ihr selbst aufgebaut hatte, als sie am Tisch saß und er auf dem Bett lag, nicht zufrieden gewesen. Die beiden hatten genug miteinander durchgemacht, um ein wenig auf Tuchfühlung zu gehen.
Die freie Hand der Vampirin glitt sanft mit den Fingernägeln über Lasciels Schulter. Ihre Augen folgten den Arm hinab, wo sich seine Wunde befand. Der Atem Ginas beschleunigte sich, sie wippte ungeduldig auf Lasciel nach vorn und zurück.

Sie wollte ihn beißen.

Wie würde sie das hinbekommen? Musste sie ihn irgendwie ablenken? Sollte sie einfach fragen? Der Blinde wusste sicher noch nicht, was Gina für ein Wesen war. Gibt es eine Mrs Lasciel, die ich fürchten muss?, wollte die Blutsaugerin wissen. Im Eifer des Gefechtes würde sie bestimmt einen Biss hinbekommen, wenn es zwischen den beiden mehr zur Sache gehen sollte. Gina musste nur noch entscheiden, ob sie das wollte.

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BeitragThema: Re: Blutkreuz
Blutkreuz - Seite 2 EmptySo 13 März 2022 - 21:12


There is nothing you can do.
Off Wie die Würfeln fallen …

Vielleicht hätte er das doch nicht sagen sollen? Dass er eine Aufgabe brauchte? Das dumme daran war nämlich, dass die meisten das dann als Herausforderung ansahen, ihn eine zu geben, unabhängig davon, ob er eine hatte oder nicht. Hatte er zwar nicht, doch ebenso ob er wollte oder nicht. Vielleicht war es auch einfach nur Höflichkeit, so seine Hilfe einer anderen Person anzubieten, aber Lasciel war kein Freund davon. Er mochte es klar und deutlich. Schwarz und weiß. Wenn jemand seine Hilfe wollte, dann sollte er um Hilfe bitten und zwar eindeutig. Und wenn nicht, dass war es nicht seine Aufgabe, sich um Probleme anderer zu kümmern. Der Engel hatte den Nerv wirklich verloren, sich um Belanglosigkeiten zu kümmern. Seiner Meinung nach fragten die Leute schon um Hilfe, wenn es wirklich notwendig wurde und bis dahin, schafften sie es auch alleine. So lebte er zumindest, aber seine Art der. Kommunikation stieß mit der anderer oft auf Schwierigkeiten. Einmal, dass er als kaltherzig und unsensibel abgestempelt wurde, und zugleich, dass ihm andere aufdringlich erschienen.
Doch jetzt, wo er bereits sich mehr geöffnet hatte, als in den letzten annähernd 100 Jahren, abgesehen von seinem Pferd, brachte er es auch nicht übers Herz, Gina von sich zu stoßen. Einfach die kühle Mauer wieder aufzubauen, wo der Alkohol gerade begonnen hatte, den Mörtel zwischen den Stein wegzuspülen und der Kurzhaarigen einen Blick auf ihn zu ermöglichen. Lash verstellte sich nicht, es gab nichts mehr, wofür das das Auszahlen würde. Zumindest wenn man von einer Statue absah, doch er war sehr in sich gekehrt und dass er Gina überhaupt erzählte, wie es war alt zu sein, war eine Prämiere. Und so erlaubte er sich einen Moment, darüber nachzudenken. Nur ein Gedankenexperiment, ein ‚Was wäre wenn?‘. Was wäre, wenn er sich wieder eine Pflicht auferlegte? Als Runenritter. „Ich war nie ein Ritter. Ich war eher … ein Verbinder zweier Parteien.“ Ob es ein Wort dafür gab, was seine Bestimmung gewesen war? Abgesehen von Liebesbringer? Doch wenn er es rein theoretisch betrachtete … „Würden sie mich nicht für das, was ich mit dem Jungen gemacht habe – oder hätte – verbannen?“, fragte er. Das war irgendwie schwer vorstellbar. Was er glaubte, waren Runenritter ziemlich fixiert darauf, gutes zu tun. Andererseits, Gina hatte sich betrunken, ihn geschlagen und dann mit auf ihr Zimmer genommen. Vielleicht war das doch etwas ausdehnbar, wenn man nicht im Dienst war? Doch auch das war etwas, dass ihm nicht ganz passen wollte. Lash war ein ‚immer‘ Typ. Er mochte keine Ablaufdaten, da er jedes davon erlebte und die Vorstellung, dass seine Taten von einer Uhrzeit abhängig waren, war für ihn seltsam. Dann bräuchte er eine Uhr, die er nicht sehen konnte.

Ihr Spiel begann gut für ihn, zumindest erstmal, doch als er sich für eine Frage entschied, wurde er enttäuscht. Nun, er sag nicht traurig drein, aber er hatte sich doch mehr erwartet. Vor allem bei ihr, sie wirkte nicht, als wäre sie zu scheu, jemanden näher zu kommen. Andererseits fühlte er sich irgendwie schäbig, von ihr mehr erwartet zu haben. Meist konnte er ganz gut ignorieren, dass er älter war, als die Menschen um ihn herum, doch jetzt war ihm das zu präsent, als dass er sich noch ganz wohl mit der Frage fühlte. Doch als er Gina sich bewegen hörte und dann spürte, wie sich das Bett unter ihm bewegte, erinnerte er sich auch daran, dass die Dunkelhaarige auch erwachsen war. Er sprach nicht, aber er lauschte angestrengt nach ihrem Atem, wo sie war. Trotz seiner ungewandten Konzentration auf sie, zuckte er zusammen, als er sie plötzlich über sie spürte. Ihre Beine seitlich an seinem Oberkörper, was, da er die Arme hinter dem Kopf verschränkt hatte, auch ganz gut klappte. Und dann ihren Hintern knapp über der flachen Bauchwunde. Lash schluckte hart.
Sein Körper war vollkommen angespannt, die Zähne fest zusammengebissen, die Oberarme und den gesamten Rumpf, als erwarte er einen Schlag. Er spürte ihren Atem auf der Haut, und zuckte erneut zusammen, als ihre Fingernägel über seine Haut glitten. Obwohl er körperlichen Kontakt mit Frauen akzeptieren konnte, war der, auch wenn es ihm selbst nicht ganz gefiel das so zuzugeben, nicht von großen Zärtlichkeiten geprägt. Zärtlichkeiten war etwas, das seit Lin keiner mehr ihm gegeben hatte. Etwas, dass er auch nicht wollte. Es machte ihm Angst, Angst, dass es die Erinnerungen mit Lin verdrängen und überschreiben könnte. Doch zugleich wagte er nicht, Gina von sich zu werfen. Starr lag er also da und hielt den Atem an. „Rot“, flüsterte er erneut und hielt die Augen fest geschlossen. Er knirschte mit den Zähnen, als sie sich bewegte. Seinem Körper gefiel es durchaus, es war ihm an sich auch nicht unangenehm. Es fühlte sich nur falsch an, so mit einer Frau umzugehen. Es zuzulassen.

Doch mit ihrer Frage kippte sie ihm einen Kübel Eiswasser über den Kopf. Lash öffnete die blinden Augen und starrte Gina an. Er wollte schon nicht antworten, wollte flüchten, vor der Wahrheit. Er hasste die Wahrheit. Hasste sie so sehr, dass er sie kaum denken mochte. Denn das Problem war ein kleines Wort. „Gab“, flüsterte er.
Es gab eine Mrs Lasciel.
Aber sie war tot.


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BeitragThema: Re: Blutkreuz
Blutkreuz - Seite 2 EmptyMo 21 März 2022 - 23:49


Ein Verbinder zweier Parteien? Amüsiert lächelte Gina auf. Mit seiner grummeligen Art bezweifelte sie irgendwie, dass Lasciel einen guten Boten oder Diplomaten abgeben konnte. Die Hände der Blutsaugerin glitten über die entblößte Brust des Braunhaarigen, strichen sanft über die raue, vernarbte Haut, die wortlos Geschichten von zahlreichen geschlagenen Kämpfen erzählte.
Die Frage des Mannes traf ins Schwarze. So, wie er heute Abend gehandelt hatte, das war kein akzeptables Verhalten für die Runenritter. Also Ärger hätte es auf jeden Fall gegeben., witzelte die junge Dame. Dabei legte sie tadelnd einen Finger auf die Nase Lasciels, auch um der Situation ein wenig den Ernst zu nehmen. Dann ließ sie den Finger wandern, fuhr an der Schlafe ins braune Haare und strich sanft hindurch wie die Mutter, die ihren Spross ins Bett wiegte. Aber vielleicht hilft das ja. Ein Weg, all diese… Gina versuchte ein passendes Wort zu finden. Frustration(?), die du mit dir einträgst, in richtige Bahnen zu lenken? Langsam lehnte die Vampirin sich vornüber, sodass ihre Brust nun auf der von Lasciel lag. So kam sich mit ihrem Gesicht seinen Ohren ganz nahe. Manchmal ist es nicht schlimm, sich auch einmal von jemand anderem führen zu lassen., flüsterte sie ihm, einem Mantra gleichend, zu. Immer wieder hatte sie es sich seit ihrer frühen Jugend selbst gesagt: Es war nichts Schlimmes dabei, einem Herren zu dienen. Manchmal war es besser, einen Weg zu gehen, der einem vorgegeben wurde, wie einfach nur auf der Stelle stehen zu bleiben oder sich im Kreise zu drehen wie ein Kreisel.

Als Lasciel die nächste Entscheidung im Kartenspiel traf und Gina die Spielkarte wie ein sanftes Flüstern auf die Matratze neben das Ohr des Braunhaarigen legte, schien Fortuna ihr endlich irgendwie hold zu werden. Leider falsch., gab die Vampirin ein wenig kichernd von sich und hob den Kopf und Rumpf wieder an, um sich erneut aufrecht auf Lasciel zu setzen. Damit schuldest du mir jetzt eine Geschichte.
Doch bevor es soweit kam, gib der Braunhaarige auf die Frage Ginas ein. Und obwohl er nur mit einem einzigen Wort antworte, erzählte dies doch die Geschichte von Hoffnung und Zuversicht, die von der Hand des Schicksals durch das zähe, triefend schwarze Teer der Verzweiflung gezogen wurde.
Alles Kichern und Lachen entwich der Vampirin, als sie in die trüben, milchigen Augen Lasciels Blickte und das Entsetzen darin erkannte.. Sie war sich bewusst, dass es in einem derart langen Leben wie dem von Lasciel früher oder später Zeitpunkte geben musste, in denen man sich von seinen Liebsten verabschieden musste. Nicht alle gleichten das Schicksal, unsterblich zu sein.
Und wenn Gina darüber nachdachte, dann war das vielleicht der Grund für Lasciels abweisendes Verhalten?
Wollte er einfach niemanden mehr an sich heranlassen, weil er Angst hatte, wieder jemanden zu verlieren?
Und sollte Gina das auch so machen?
Die Frage brodelte in der Vampirin wie kochende Säure in einem Hexenkessel.
Vermisst du sie? Das Fass war nun schon aufgemacht worden, nun musste Gina nicht mehr so tun, als würde es sie nicht interessieren. Ihre ursprüngliche Frage hatte eigentlich nur darauf abgezielt, Lasciels Beziehungsstatus herauszufinden, doch dass sich ein derart ernstes Thema entblößte, damit hatte die Vampirin nicht gerechnet.
Während sie auf eine Antwort Lasciels wartete, wechselte Gina die Position - gab dabei Acht, nicht die frischen Verletzungen Lasciels zu streifen. Sie legte sich an seine Seite, legte den Kopf in der Schulterbeuge des Braunhaarigen ab. Als sie einatmete, konnte sie seinen Duft deutlich wahrnehmen und auch er musste nun das Parfum der Vampirin erschnuppern können, dass sie wie immer nach Flieder und Lavendel duften ließ. Ich bin seit ein, zwei Jahren auch unsterblich…, flüsterte sie dem Braunhaarigen zu. Und es macht mir wahnsinnige Angst.

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BeitragThema: Re: Blutkreuz
Blutkreuz - Seite 2 EmptyDo 24 März 2022 - 23:18


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Off Wie die Würfeln fallen …

„Müsste ich wohl etwas … wie sagt ihr? Flunkern?“, gab er mit schwachem Grinsen zurück. Zugleich war sein Körper verspannt, je länger sie ihre Hände auf seinem Körper hatte. Seiner Nase, Stirn. Dann in seinen Haaren, die die großflächigen Verbrennungen und Narbenmuster auf seinem Kopf verdeckten. Der Schlangenmeister hatte nicht viel von sorgfältiger Frisur gehalten und ihm die Haare lieber vom Kopf gefackelt. Trotz seiner sicher spürbaren Anspannung nickte er schwach. „Ich behalte es im Hinterkopf …“ Ein Ja war es nicht, aber ganz vergessen würde er es nicht. Zumindest hoffentlich. Ob er allerdings so viel Interesse haben würde, sich wirklich einer Gilde anzuschließen bezweifelte er. Dennoch wollte er Gina auch kein Nein vor die Füße werfen. Oder vor den Oberkörper, den er gerade vorm Gesicht zu haben schien, angesichts dem, woher ihre Stimme kam. Je weiter sie sprach, umso näher kam diese seinem Ohr und dann spürte er ihren Atem auf der Wange und ihre Brust auf der seinen. Damit konnte er etwas besser umgehen als mit ihren Händen.
Lasciel schüttelte instinktiv den Kopf. Er mochte es nicht, sich führen zu lassen. Amor hatte ihn und Lassiter der Welt ausgesetzt und seit dem hatte er sich selbst durchgekämpft. Vielleicht war es stolz, vielleicht einfach sein Sturkopf, doch er wollte sich nicht führen lassen. Vor allem nicht von jemanden, dem er nicht ganz und gar vertraute. Im Grunde war das einzige führen das er zuließ, wenn Desperatio ihn trug und er nicht sah, wohin es ging. Ansonsten traf Lash seine Entscheidungen gerne bewusst und selbstständig. Das konnte schon mal beinhalten, dass es ihm egal war, was geschah, was der anderen Person automatisch die Führung zugestand, ging ihm aber etwas gegen den Strich, dann machte er das auch klar. In der Hinsicht konnte der Alte auch mal bockig werden und sich einfach weigern, etwas mitzumachen. Oder gehen.

Das hatte er jetzt aber nicht vor, auch nicht, als seine Glückssträhne im Spiel eine Unterbrechung erlebte. Das sie sich aber aufsetzte ließ den Engel aufatmen. Lasciel sah blind zu ihr hoch, doch schon gespannt, was für eine Geschichte sie fordern würde. Doch anstatt dessen kam eine andere Frage, die ihn aus dem Konzept warf. Ob es eine Miss Lasciel gäbe. Sein Gesicht wurde ausdruckslos und einen Hauch blasser, während die milchigen, leeren Augen mehr erzählten, als es das kleine Wort tat, dass schließlich flüsternd seine Lippen verließ. Gab. Es gab einst eine Miss Lasciel. Und allein das auszusprechen fühlte sich an, als würde man ihm in den Magen treten. Er presste die Lippen fest zu dem typisch schmalen Strich zusammen, den er sonst stets zur Schau stellte. Ja, er war mit Gina aufgetaut, was sowohl ihrer Art, als auch dem Alkohol geschuldet war, wie auch der Tatsache, dass er mit der hirnrissigen Idee losgezogen war, Spaß zu haben. Und jetzt? Lag er halb nackt unter einer Frau und gestand sich und ihr ein, dass es jemanden gab, den er einst geliebt hatte. Den er immer noch liebte. Trotz der Tatsache, dass er alles andere als enthaltsam lebte, war es ihm unbedeutend. Es war wie das Kartenspielen, nichts, wo sein Herz dabei war.
Zugleich machte es ihm das schwerer, Gina zu ertragen. Einerseits die sanften Berührungen, andererseits, da sie für ihn mehr als eine austauschbare, unbedeutende Person. Er war nicht sicher, ob er sich das mit so etwas kaputt machen wollte.
Auf ihre Frage schwieg er. Die Antwort war klar, doch das Wort steckte in seiner Kehle fest. Lasciel kämpfte damit, während sie sich auf ihm bewegte und sich dann von ihm herabstieg und sich neben ihn legte. Etwas besser, dennoch blieb er angespannt – was wohl auch dem aktuellem Thema geschuldet war. Doch er zwang sich, nicht zurückzuweichen, als sie ihren Kopf in seiner Schulterbeuge ablegte. Tief atmete er ein, die Augen geschlossen. Seine Finger öffneten und schlossen sich unablässig, ehe er schließlich mit einem knappen Nicken antwortete. „Ja. Ich vermisse sie.“ Fuck … Das auszusprechen, grub sich wie ein brennender Dolch in seine Brust. Lash musste sich zusammenreisen, nicht mehr Emotionen zu zeigen, als die zusammengebissenen Zähne, die zugekniffenen Augen. Er hasste das Thema. Über sie zu sprechen, während jemand bei ihm war … So nah, dass er ihr Parfum riechen konnte … Es kam ihm falsch vor.
Doch das, was sie ihm dann sagte, schob den Schmerz über den Verlust kurz ein Stückchen zurück. Der Engel drehte den Kopf zu Gina um. Ihre geflüsterten Worte beantworteten die Frage, die ihm bereits zuvor durch den Kopf gegeistert war. Dass sie bereits gestorben war. Was bist du, Gina?“, fragte er leise. Ganz langsam hob er die Hand und legte sie auf ihre Schulter, tastete sich über ihren Körper bis zu ihrem Brustkorb, um nach ihrem Herzschlag zu fühlen. Er betete, dass er einen finden würde.
Dann, nach einigen Momenten Stille, sprach er langsam weiter: „Die Ewigkeit kann ziemlich einschüchternd sein. Ich wurde unsterblich erschaffen. Ich kenne es nicht, zu altern.“ Kurz verstummte er. „Ich bin nicht sonderlich gut darin, über schöne Dinge zu sprechen.“ Ein ironisches Schnauben folgte. „Und ich werde dich nicht anlügen. Es ist nicht immer schön. Der einzige Vorteil … du hast auch die Ewigkeit Zeit das zu tun, was du dir wünscht. Die Zeit wird dir nicht davonlaufen, auf etwas hinzuarbeiten. Denn auch wenn es ein paar hundert Jahre dauern mag … du wirst es überleben – wenn du dich nicht dumm anstellst.“
Was dieses Ziel war, war jedem die seine Entscheidung. Lash hatte ein Ziel, einen Traum, der zwar nicht sonderlich heldenhaft war, aber der ihm unablässig Brennstoff lieferte: Rache.


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BeitragThema: Re: Blutkreuz
Blutkreuz - Seite 2 EmptySo 3 Apr 2022 - 12:27


Flunkern? Das konnte die Vampirin dem Braunhaarigen nicht wirklich vorwerfen. Ihre ganze “Karriere” bei den Rune Knights war eine reine Flunkerei. Das bedeutete aber nicht, das daraus nichts Gutes resultieren konnte. Ein bisschen flunkern ist in Ordnung. Da hatte sich Ginas Meinung auch nach ihrem Gespräch mit dem frechen orangehaarigen Nero, der das Konzept von Wahrheit über alles gestellt hatte, nicht geändert.
Der Vorschlag, dass es bei den Rune Knights vielleicht ein wenig Führung, einen Zweck für Lasciel gab, ließ diesen den Kopf schütteln. Das konnte die Vampirin verstehen. Für Viele war Freiheit und Selbstbestimmung ein oberstes Gut, das es mit Klauen und Zähnen zu verteidigen galt. Stattdessen den Pfad eines Dieners zu wählen, der sich in den Auftrag eines anderen begab, war ein intuitiver Schritt. Doch es gab - und das musste Gin trotz ihrer Situation anerkennen - einer Person einen Zweck. Bei ihr war es mit Orwynn ebenso gewesen.
Als die beiden Einsamen auf die ehemalige Miss Lasciel zu sprechen kamen, fiel die Stimmung im heruntergekommenen Gasthauszimmer, als hätte Gin sie eine Treppe hinuntergestoßen. Nachdem die Vampirin in ihre neue Position neben Lasciel gewechselt war, schmiegte sie sich an dessen Seite, rieb Stirn und Wangen gegen seine Flanke und schloss die Augen.
Er sah ja auch nichts. Vielleicht war es nicht wichtig, sich zu sehen. Das Sprechen und Zuhören sollte reichen, sie wurden ergänzt durch das Austauschen von kleinen Zärtlichkeiten - obwohl diese momentan noch Großteils von Gin ausgingen. Tut mir leid…, sprach sie mit schwacher Stimme aus und ließ dabei offen, ob es ihr für Lasciel leid tat, dass er seine Verflossene vermisste, oder ob es ihr leid tat, dieses Gesprächsthema angeschnitten zu haben. Das durfte er für sich entscheiden, es stimmte beides.

Auf Gins Offenbarung hin stellte Lasciel die Frage, die Gin ihm schon vor einiger Zeit in den Kopf gesetzt hatte. Er hatte ihr ein wenig über sein Wesen erzählt, da war es nur gerecht, dass Gin ihm antwortete. Ich bin eine Vampirin, eine lebende Tote., erklärte sie. Es war etwas, zu dem die Schwarzhaarige stand. Sie verbarg diese Tatsache nicht vor der Welt (und sich selbst) und wann immer jemand sie darauf ansprach gab sie eine ehrliche Antwort. Die schlanken Finger der Blutsaugerin griffen nach der forschenden Hand des Braunhaarigen, betteten sie an ihre Brust, nach der Lasciel gesucht hatte. Und auch, wenn Gin nicht den wahren Grund verstand, warum der Braunhaarige auf einmal die Oberweite der Blutsaugerin erkundete, hatte diese doch nicht wirklich etwas dagegen, wenn Lasciel ein wenig auf Tuchfühlung mit ihr ging. Sie hatte ihn ja auch schon zu genüge betatscht.
Und was bist du? Die Frage durfte Gin ja wohl nun erwidern. Lasciel war warm, strahlte Leben aus. Er war nicht wie Gin oder ihresgleichen, die sie im Anwesen des Nekromanten Orwynns getroffen hatte. Gin lebte im Tod weiter, aber Lasciel war nicht tot. Er war auf eine andere Art unsterblich, das musste so sein. Noch immer mit geschlossenen Augen schlang die Vampirin ihre Arme um den des Braunhaarigen, der sich an die Erkundung von Gins Brust gemacht hatte, zog ihn an sich heran. So lange ließ sie sich die Worte Lasciels durch den hübschen Kopf wandern. Er hatte Recht, dass Gin nun untot war, hatte auch einige Vorteile. Sie hatte Zeit. Sie konnte vieles überdauern.

Ob Orwynn wohl unsterblich war?

Ob Gin wohl ihn überdauern konnte?

Mit einem schwachen Seufzer nickte Gin. Das… hat geholfen…, ließ sie Lasciel wissen. Es war gut, mit jemandem zu reden, der zumindest ein ähnliches Schicksal wie die Vampirin teilte. Und dass selbst ein verbitterter Miesepeter wie Lasciel etwas Positives an dieser ganzen “Für immer Leben”-Sache gefunden hatte stimmte die Vampirin zuversichtlich, dass sie auch das Beste daraus machen konnte. Wie seltsam es das Schicksal doch manchmal meinte. Hätte man ihr vor drei Stunden gesagt, dass sie sich jetzt angetrunken im Bett mit einem Kerl fände, sie hätte es nickend hingenommen. Doch hätte man ihr verraten, dass sie Themen wie Unsterblichkeit, Zweck und Moralität ausdiskutierten, die Vampirin hätte gelacht.
Doch so unvorhersehbar wie der Abend auch gelaufen war, Gin war froh darüber, wohin er sie geführt hatte.

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BeitragThema: Re: Blutkreuz
Blutkreuz - Seite 2 EmptyMo 4 Apr 2022 - 21:48


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Off Wie die Würfeln fallen …

Das Problem am Überleben war, dass es sich nicht steuern lassen wollte. Egal was man versuchte, egal ob man es wollte, was man tat, um es zu verhindern. Am Ende blieb nichts außer die eiskalte Gewissheit, die sich wie Eiskristalle in seine Haut bohrten. Er würde leben. Und sie, sie nicht. Mit Lin hatte er versucht es zu verdrängen. Er hatte es nicht wahr haben wollen, dass er sie eines Tages, der in seiner Zeitrechnung gerade ein Fünftel oder Sechstel seines Lebens ausgemacht hatte, überleben würde. Dass das Alter sie zu sich holen würde, hatte Lassiters Versuche die Unsterblichkeit und Sterblichkeit zu besiegen doch stets fehlgeschlagen. Ob er es mittlerweile konnte? Sein Bruder, der unzählige Nächte dafür geopfert hatte, um ein Mittel dagegen zu finden. Ob es ihn überhaupt noch gab? Ob Amor ihn bestraft hatte? Lash wusste es nicht. Und obwohl er es hasste, dass sein Bruder schwieg, wünschte er ihm nicht, dass auch er gefallen war.
Jetzt aber, während er im harten Bett der kurzhaarigen Frau lag, war ihm, als würde ihr Körper ihn wie eine Leine, ein Sicherungsseil in dieser Welt halten. Sie hielt ihn davon ab, weiter in die Erinnerungen zu versinken, etwas, wofür er ihr ehrlich dankbar war. Obwohl sein Körper gemischt auf sie reagierte, genoss er es fast schon. Dieses Gefühl, von nicht alleine sein. Das Gefühl, dass ihn jemand, und wenn auch nur ein bisschen verstand und sein Schicksal teilte. Er hatte seit jenem Vorfall keinen Unsterblichen mehr getroffen, zumindest nicht so, dass er es gewusst hätte. Dennoch war er nach wie vor angespannt. Er war keine Zärtlichkeit gewöhnt, nicht wie sie sich an ihn schmiegte, sodass er seine Augen nicht brauchte, um ihren Körper wahrzunehmen. Lash nickte leicht und berührte dabei mit dem Kinn aus Versehen ihren Scheitel. Das Schöne daran blind zu sein war, dass andere sein Nicken sehen könnten und er sich Worte sparte. Und dass er sie wiederum nicht sehen musste. „Es ist wohl so wie es ist. Das kann ich nicht mehr ändern, nur noch das, was kommt“, murmelte er leise. Ihr Ohr musste nah an seinem Gesicht sein, ansonsten würde er nicht ihre Haare an der Nase fühlen, die ihn kitzelten. „Es ist wohl einfach so …“, wiederholte er und verlor sich in den Worten. Ja, es war so. Und Lash hasste es. Er hasste die Tatsache, dass ihm keine Möglichkeit blieb, es rückgängig zu machen. Und er hasste sich selbst dafür, dass er nicht sicher war, ob er es tun würde, wenn er denn die Chance dazu hätte.

Seine fast schon entspannte Stimmung war schlussendlich ganz hinüber, als sie gestand, wer sie war. Was sie war. Lash hielt den Atem an. Der beinah unbändige Drang sie von sich zu stoßen, nach der Kette zu greifen, die ihm als Gürtel diente, brannte in seinen Adern. Zugleich mit seiner Frage hatte er nach ihrem Brustkorb getastet. Er betatschte für gewöhnliche keine Personen, aber beim Amor, er lag mit Gina halbnackt in ihrem Bett. Und ihm blieb auch nichts anderes übrig als zu tasten. Dieser Vorgang wurde durch die Mithilfe der Frau abgekürzt, indem sie seine Hand an ihre Brust legte. Das wirkte wohl etwas anders als geplant … Aber er bekam war er wollte. Oder besser gesagt, was er bekam nichts. Kein Herz pochte unter seinen Fingern. Und als sich diese Erkenntnis mit ihrer Antwort mischte, sich wie ein immer schneller werdender Vulkan in seinem Kopf drehte, hielt ihn nur eines davon zurück, wegzurutschen: Er würde dabei vermutlich vom Bett fallen. Und so haderte er mit sich. Mit seinem Versprechen, jedem Nachtkind den Gar aus zu machen, ehe sie über unschuldige Menschen herfielen, dass er Lin gegeben hatte, als ihre beste Freundin einem dieser Monster zum Opfer fiel. Doch noch nie hatte er sein Ziel dabei in Händen gehalten, wie es sich an ihn kuschelte. Gina wirkte anders als der Vampir, den er damals gejagt hatte. Menschlicher. Ehrlicher.
Und sie war eine Frau.
Vermutlich hätte sie ihn für den Gedanken geschlagen, doch abstellen konnte er ihn nicht. Es gehörte sich einerseits nicht, einer Frau Schaden zuzufügen, und andererseits hatte er selbst Gefallen der ihr gefunden. Daran, wie sie sprach und mit ihm umging. An ihrem Mut und Herz, auch wenn es nicht länger schlug, sich ihm in den Weg zu stellen und den Jungen zu retten. Lash hatte ihn umbringen wollen, sie hätte ihn machen lassen und sich dann sattfressen können wie ein Tier. Doch nein, sie hatte dem Jüngling geholfen und auch den Alten verarztet und mitgenommen. Und sie schien ehrlich mit ihm gewesen zu sein.
Nur langsam lockerte sein Griff sich und er atmete scharf durch den Mund aus. „Vampir“, wiederholte er leise. Es widersprach ihm liegen zu bleiben, jede Alarmglocke in seinem Kopf läutete. Sie könnte ihn beißen. Sie könnte jemand anders beißen und dadurch umbringen. Jemanden, der es nicht verdiente so grausam zu sterben. Doch war er selbst so viel besser? Lash lachte leise auf. Es war keines der fröhlichen Lachen, sondern voller Selbstironie. „Der Vampir und der Engel“, brummte er und beantworte damit ihre Gegenfrage. „Scheiße, ich bin nicht betrunken genug, mir das zu erträumen.“ Lash fuhr sich über die blinden, nutzlosen Augen, während er noch spürte, wie Gina ihre Arme über seine nackte Brust legte und ihn enger an sich zog. Diesmal verspannte er sich nicht, zu sehr war er noch damit beschäftigt, zu entscheiden, ob er seinen eigenen Kodex einfach so über den Haufen werfen wollte.
Doch allzu lange würde ihn nicht bleiben sich zu entscheiden. Denn immerhin lag ein Vampir auf ihm. Und er hatte dem Blutsauger … geholfen.


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BeitragThema: Re: Blutkreuz
Blutkreuz - Seite 2 EmptyMi 13 Apr 2022 - 0:31


Flach atmete Gin aus, als sie die Worte das Braunhaarigen hörte. Obwohl er Verständnis für das Geschehene predigte war es der Klang seiner Stimme, der ihn als Heuchler offenbarte. Es war nicht so, wie es war. Lash hatte nicht damit abgeschlossen, was ihm und seiner Verflossenen geschehen war. Es war zwar wohl einfach so, aber die Vampirin hatte nicht das Gefühl, als würde Lasciel sein Schicksal wirklich kampflos hinnehmen wollen. Lautlos rieb sie ihren Schopf an den Kiefer des Herrens. Sie hatte keine Worte für ihn, nur eine Geste. Nähe. Verständnis. Mitgefühl. Sympathie. Vielleicht sogar Zuneigung.
Die Stimmung änderte sich kaum, doch merklich, zwischen den beiden, als das Gespräch auf das Wesen Gins kam. Sie hatte es dem Braunhaarigen nicht vorenthalten, dass sie ein Kind der Nacht, hatte ihre Art nicht verborgen. Manche schätzten ihre Offenheit, andere fürchteten Gin für das, was sie war. Es war ein Münzwurf und die Vampirin fühlte sich, als hätte sie auch dieses Spiel verloren. Suchend tastend glitten die Finger des Braunhaarigen über ihren Brustkorb. Was in einem anderen Moment spannend und erregend wäre fühlte sich hier nun seltsam an. Dabei war Gin es eigentlich schon von Eohl gewohnt, dass man ihr nach dem Puls suchte. Dennoch kam die Vampirin nicht darum umhin, sich wie eine Monstrosität zu fühlen, die erkundet werden musste. Dass Lasciel sich dabei neben ihr versteifte und eine gefühlte Ewigkeit kein Wort von sich gab machte das für die Vampirin nicht gerade angenehm. Untypisch erlegen biss die Kurzhaarige sich auf die Unterlippe, wartete gebannt eine Antwort, ein Urteil oder irgendwas ab. Stattdessen wiederholte Lasciel nur kurz das Wort. Vampir. So als wolle er sich vergewissern, dass er die Blauäugige richtig verstanden hatte. Sie widersprach ihm nicht.
Und dann verriet Lasciel Gin, dass er ein Engel war. Langsam öffnete die Untote die strahlend blauen Augen, blickte den Mann neben ihr an. Sie war nicht sicher gewesen, ob es so etwas wie Engel gab und selbst wenn es so wäre hätte sie sich die himmlischen Diener der Götter in keinem Moment ihres Lebens so vorgestellt wie Lasciel. Und dennoch gab es keinen Grund, seine Worte anzuzweifeln. Warum sollte er kein Engel sein?
Das würde auch erklären, was die schrecklichen Verletzungen auf seinem Rücken waren. Gin benötigte einen Moment, ihr benebelter Schädel zählte eins und eins und nochmal eins zusammen, bevor sie sich so in etwa zusammenreimen konnte, was Lasciel wohl widerfahren sein musste. Ein scharlachroter Film legte sich für Gin über das schwach erleuchtete Gasthauszimmer, glücklicherweise konnte der Braunhaarige nicht sehen, wie Gin einige blutrote Tränen in die Augen gestiegen waren. Je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr Sinn ergab es. Das erklärte, warum Lasciel so war, wie er war. Herb schluckte die Vampirin, setzte sich zitternd auf. Ich auch nicht…, sprach sie langsam und streckte die Hände nach den beiden Glasflaschen aus, die noch auf ihrem Tisch standen. Eine davon reichte sie Lasciel, die andere setzte sie an und nahm einige große Schlücke.
Früher… früher hätte sie so ein Schicksal nicht derart berührt. Nicht derart aus der Fassung geworfen. Früher hatte sie nicht gewusst, wie es war, wenn einem etwas genommen wurde, was einen ausmachte, was einem Sinn, Zweck und Identität gab. Nun konnte die Herzlose ein Stück weit nachvollziehen, wie der flügellose Engel sich fühlen musste.

Darf ich dich beißen? Die Worte hatten die Lippen der Vampirin wie von alleine verlassen. Noch immer saß sie auf der Bettkante, den Blick nach vorne gerichtet. Lasciel neben ihr sah sie nicht an. Er würde es ja nicht sehen. Vielen Leuten gefällt es, wenn man ein wenig an ihnen herumknabbert. Und danach bin ich meistens sehr lustig drauf., erklärte sie nüchtern. Wie ein Engel wohl schmeckte? Die Worte sprudelten aus der Schwarzhaarigen heraus während ihre Gedanken langsam und zäh wie Honig waren. Ich trinke nicht so viel, dass es für dich gefährlich ist. Während Gin absolut überzeugt von dem war, was sie sprach, war ihre Stimme hohl und monoton. Sie rechnete fest mit einem Nein, so wie Lasciel reagiert hatte. Aber das war nicht schlimm. Das war ihr Plan. Wenn er ihr verbieten würde, sie zu beißen, und sie es nicht tat, dann würde er ihr vielleicht ein wenig mehr vertrauen. Vielleicht konnte Gin dem Engel so die Angst nehmen, die sicherlich dazu beigetragen haben musste, dass er so verschreckt gewesen war. Du bist viel zu gute Gesellschaft um dir ernst was anzutun... Und mit diesen Worten griff Gin neben sich, fand das Bein Lasciel und ließ ihre Handfläche auf seinem Oberschenkel ruhen. So gab sie ihm ein wenig der Nähe zurück, die sie ihm durch’s Aufsitzen entzogen hatte. Lasciel war zwar unnahbar und ein ziemlicher Arsch, aber langsam konnte Gin verstehen, was ihn dazu gemacht hatte. Und es war kein hohles Mitleid sondern ehrliches Mitgefühl, das in ihr den Wunsch aufkeimen ließ, irgendwie dazu beitragen zu können Lasciel zu heilen. Wenn auch nur ein kleines wenig.

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BeitragThema: Re: Blutkreuz
Blutkreuz - Seite 2 EmptySa 16 Apr 2022 - 15:00


There is nothing you can do.
Off Wie die Würfeln fallen …

Nicht betrunken genug. Das war eine verdammte wichtige, störende Tatsache. Lash trank nicht gesund, das war ihm durchaus bewusst. Er trank zu viel, genug, dass er zwar entspannter wurde, sich allerdings noch lange auf den Beinen halten und koordinieren könnte. Er konnte sich selbst angetrunken noch verteidigen, und leider auch noch geordnet denken. Entsprechend konnte er sich das, was hier passierte, kaum einbilden. Neben sich spürte er Gina, deren kleinerer Körper unter seiner Hand zitterte. Der Engel riss seine Hand von ihrem Oberkörper, als hätte er sich verbrannt und setzte sich mit ihr ruckartig auf. „Fuck …“, murmelte er und schüttelte den Kopf, die blassen, leeren Augen geschlossen. Blind wie eh und je versuchte er herauszufinden, wo die Flaschen waren, bis Gina sie ihm zum Glück übergab. Dankbar nahm er sie an, setzte sie an die Lippen und trank. Allzu viel war nicht mehr drinnen, nachdem er bei der kurzen Auseinandersetzungen einen Teil von dem für ihn wertvollen Getränk verschüttet hatte. Als nur noch einsame, schwere Tropfen aus dem Flaschenhals flossen und auf seine Zunge fielen, stellte er die Flasche wieder ab. „Ich glaube, dafür brauche ich noch ein paar Flaschen“, brummte er und starrte gedankenverloren auf das leere Getränk, oder zumindest in die Richtung, wo er sie neben dem Bett abgestellt hatte. Gina hatte er halb den Rücken zugedreht, sein vernarbter Oberkörper hob und senkte sich bei jedem tiefen Atemzug in dem stickigen Raum. Er saß in seiner eigenen Moralklemme. Lasciel wollt ihr nichts antun. Wenn er ehrlich war … wollte er … Was wollte er eigentlich? Was wollte er von ihr? Was erhoffte er sich von ihr?
Zu Beginn war sein Ziel klar gewesen, doch mittlerweile war nicht mehr sicher, was er sich wünschte. Oder vielleicht hatte er das Wünschen auch einfach nur verlernt? Vielleicht hatte er die Träume so lange nicht angesehen, dass er nicht mehr wusste, wie er die Augen öffnen konnte. Seine Lieder zu schwer, um sie zu öffnen, als hingen Gewichter der Angst daran. Nein, Lash hatte keine Angst zu sterben. Er hatte nur Angst davor, dass seine Träume starben und solange er sie nicht ansah konnte er sich einbilden, sie wären noch da.

Erneut fluchte er leise und drehte sich dann zu Gina herum, streifte sich die Stiefel ab und schwand die Beine hoch, sodass er die Fersen links und rechts von ihr auf dem Bett abstützte. Langsam öffnete er die Augen, ohne dass sich diese verdammte Dunkelheit lichtete.
Manchmal hatte er, mit Lin in den Armen, die Flügel um sie beide geschlossen und sie und schützende Dunkelheit getaucht. Aber jetzt war nur er darin gefangen, nicht sie. „Schalte bitte das Licht ab“, bat er einer spontanen Eingebung folgen die Vampirin. Die Augen hielt er ohne zu blinzeln geöffnet, während er mit der Hand herumtastete, bis seine verbrannten Fingerspitzen ihren Kiefer ertasteten und sein Blick von rechts über ihren Kopf ihr Gesicht traf. Lash ließ sie nicht los. Seine Finger klebten an ihrer Haut, obwohl diese ungewohnt kühl war. Ein Stück beugte er sich zu ihr vor. „Ich habe einst einen Vampir gejagt. Er hatte ein Mädchen aus der Nachbarschaft ausgesaugt und sie im Dreck auf der Straße liegen lassen. Sie war nicht sein erstes Opfer, und nicht sein letztes. Aber sie war sein vorletztes Opfer. Einen alten Mann hatte er danach in sein Versteck verschleppt. Auf den Dachboden, wo er sich tagsüber versteckte.“ Lashs Daumen fuhr über ihr Kinn. „Ich habe ihn dort aufgespürt, doch er ist geflohen. Für den Mann kam jede Hilfe zu spät. In der folgenden Nacht konnte ich ihn im Wald auftreiben. Es war seine letzte Nacht.“ Seine Finger erstarrten auf ihrer Haut, sein Daumen knapp unter ihrer Unterlippe. „Seitdem habe ich jeden Vampir gejagt. Jedes dieser seelenlosen, blutfressenden Monster.“

Der Engel legte den Kopf leicht schräg und ließ die Hand sinken, ließ zu, dass sie ihren Kopf wegdrehte. Er sah weiter blind in ihre Richtung, als sie wieder sprach. Ihn etwas fragte, dass ihm den Atem stocken ließ. Ihn beißen? Lash biss die Kiefer zusammen. Es fiel ihm sehr schwer, sich das vorzustellen, was sie ihm erzählte. Und dennoch glaubte er ihr. Einerseits, weil er ihr glauben wollte, andererseits traute er den Menschen allerlei seltsame Sachen zu. Und während er noch versuchte nachzudenken, näherte sie sich ihm wieder. Ihre Hand lag auf seinem Oberschenkel. Lash schob sie nicht weg. Stattdessen schluckte er hart und schloss die leeren, weißen Augen wieder. Blind fuhr er mit den Fingerspitzen von ihrer Hand aus, ihren Arm entlang, bis zu ihrer Schulter und Nacken hinauf, bis seine Finger sich in ihrem kurzen Haar verfingen. Er könnte sie packen und wegziehe. Wie eine Kakerlake. Ein Insekt, dass ihn aussaugen wollte. Vermutlich wäre es das richtige, dass, was er tun sollte. Doch Lash war zu alt um sich darum zu kümmern, was er sollte. Er hatte die verfickte Ewigkeit Zeit, um die Dinge noch richtig zu machen. Und so zog er stattdessen beinah schon sanft an ihr. Zwang sie nicht näher, bot es ihr durch leichten Druck nur an, dem sie sich jederzeit entziehen konnte. Erst als ihr Gesicht ganz nah vor dem seinen war, sprach er wieder: „Ich denke nicht, dass du mich aussaugen würdest. Oder könntest. Dennoch bist du, was du bist. Ein Vampir, ein Nachtkind.“ Ein Mundwinkel zuckte beinah schon amüsiert, als er leise schnaubte. „Engel sollten gut sein, nicht wahr? Schutzengel. Liebesengel. Aber das bin ich nicht mehr.“ Er zuckte leicht die Schultern. „Vielleicht haben wir Rollen getäuscht, hm? Vielleicht hast du das in dir, was ich verloren habe. Vielleichte habe ich das in mir, was du haben solltest. Aber weißt du was, Gina?“ Seine Nasenspitze streifte die ihre. „Was wir auch sind … Vielleicht ist es Zeit, dass es einfach unwichtig wird.“
Damit legte er den Daumen, den er während dem Sprechen wieder über ihre Wange hatte streifen lassen, in den letzten Freiraum zwischen seinen und ihren Lippen und drückte ihn leicht gegen die feinen Fangzähne.


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BeitragThema: Re: Blutkreuz
Blutkreuz - Seite 2 EmptySo 24 Apr 2022 - 23:41


Auch wenn die beiden Magier sich im Verlaufe des gemeinsamen Abends an einigen Punkten in die Haare gekommen waren, in einer Sache waren beide wortlos einer Meinung: Vom Alkohol durfte nichts übrig bleiben. Gin hatte Lasciel seine Flasche gereicht, sie selbst schüttete ihren Rum und die passende Cola zusammen und hatte so etwa noch eine Drittel Flasche über. Die Hälfte davon kippte sie sich jetzt schon den Rachen hinunter. Der Rest würde für noch ein, zwei Schluck reichen, die hob sich die Vampirin auf.
Die beiden hatten sich während dem Trinken voneinander abgewandt, doch die kurze Verschnaufpause währte nicht lange. Lasciel drehte sich zu Gin um und schlüpfte aus seinen Stiefeln. Die bleiche Lady zog sich das Tank Top über den Kopf und warf es beiseite. Den schwarzen BH aus Lederbändern, der von einigen Eisenringen und -schnallen in Form gehalten wurde, konnte Lasciel zwar nicht sehen, doch vielleicht würde er ihn vielleicht ertasten können, wenn er seine Finger wieder an Gins Brust wandern lassen würde.
Zwar missfiel Gin der Gedanke, dass ihr hübscher BH ungesehen blieb, dennoch fühlte es richtig an, sich auszuziehen. Zum Teil, weil Lasciel vorgelegt hatte, und zum Teil, weil sich nackt sein, wenn auch nur zum Teil, einfach inniger und intimer anfühlte.

Lasciel wieß Gin an, das Licht auszumachen, griff ihr jedoch im nächsten Moment tastend an das Gesicht, hielt ihre Wangen dann fest in den Händen. Witzig…, grummelte die Vampirin, sah sich kurz um, schnappte sich Lasciels leere Flasche und schleuderte sie mit voller Wucht gegen die Deckenlampe. Glassplitter und Funken regneten über den Tisch, auf dem die beiden Magier noc zuvor ihre Getränke hatten stehen lassen. Morgen bisschen vorsichtig beim Aufstehen sein., riet die Vampirin Lasciel.
Hotelzimmer trashen? Eine Frau wie Gin durfte das. Sie war quasi ein Rockstar!
Gin hatte sich um eine etwas lockere Stimmung bemüht, doch die Worte Lasciel vertrieben diese schnell. Der Engel hatte seine Beine um Gin gestellt, sie saß beinahe in ihm drin. Während er sprach fuhren die Finger des Braunhaarigen über die spröden, brüchigen Lippen der Vampirin. Sein Kopf näherte sich dem ihren. Bald würde er alles sein, was sie wahrnehmen konnte. Das Licht war erloschen, damit sah sie zumindest schonmal nichts mehr. Nur seine Berührungen und seine Worte drangen noch an Gin heran. Das würde sie sicher genießen können, wenn sie nicht der schaurigen Geschichte des Engels lauschte.


Aber das nahm Gin nicht hin. Sie ließ Lasciel ausreden, doch dabei belassen konnte sie es nicht. Ich habe einst einen Magier verhaftet. Er war lange im Geschäft gewesen, hatte sich Reichtum und Einfluss erarbeitet. Ein Junge hatte im Spiel den Lieblingshund des Magiers mit einem Stein getroffen. Daraufhin hat der Magier den Jungen von seinen Leuen schnappen lassen. Er hat ihn ausziehen lassen. Er hat ihn ihn schlagen lassen. Er hat  ihn angehiesen: “Lauf, Junge.” Und als er wegrannte, dann hat er ihm den Hund hinterher gehetzt. Hat ihn zerfleischen lassen. Gut, die Geschichte hatte Gin ein wenig übertrieben, in Wahrheit hatte der Magier den armen Jungen mit einem Blitzstrahl gegrillt, aber die Moral blieb die selbe, oder? Langsam ließ die Vampirin die Stimme senken, ergriff die Hand Lasciels, die eben von ihrer Wange abgelassen hatte. Monster gibt es in allen Völkern… Gin schluckte. Das schrecklichste Wesen, das sie kannte, war kein Vampir, kein Dämon, kein Monster. Es war ein Mann mit Macht. Nun war Gin es, die sich weiter zum Gesicht des Engels lehnte (oder zumindest dorthin, wo sie es vermutete). Nicht unsere Herkunft bestimmt unseren Wert sondern unser Handeln, oder? Sie führte die Hand des Engels zurück an ihre Wange, sodass er sie erneut erfühlen konnte. Ich hab’ mir das nicht ausgesucht… Ihr Stimme wurde brüchig. Das wurde mir aufgezwungen… Die Vampirin glaubte nicht, dass sie das je jemand anderem erzählt hatte. Wem auch? Sie stand niemandem nahe. Langsam schüttelte sie den Kopf, führte dann die Hand des Engels von ihrer Wange weiter hinab, sodass seine Finge um ihren Hals lagen. Gin legte den Kopf ein wenig in den Nacken. Kannst du mich dafür hassen?

Ein warmes Kribbeln lief durch den Körper der Schwarzhaarigen als Lasciels Finger ihren nackten Arm erkundeten. Sie fanden sich am Ende ihrer Reise in den Haaren Gins wieder, wo sie den Kopf der Vampirin fest hielten. Uhh…, entwich es ihr, als Lasciel ein wenig härtere Saiten aufzog. Gekonnt ignorierte sie den Fakt, dass er sie womöglich nicht aus sexuellem Interesse so hart anpackte sondern weil er sie seelenloses Monster jagen und töten wollte. Besser war es, nicht darüber nachzudenken.
Glücklicherweise zog Lash sanft an ihrem Kopf, führte ihn so ein wenig näher an den seinen heran. Gin folgte der Bewegung, ließ sich von Lasciel leiten. In vielen Momenten des Abends hatte sie das Ruder in der Hand gehabt, den Engel so bestimmend handeln zu spüren war daher umso spannender.
Die Worte des Braunhaarigen trieften voller Selbsthass und Unsicherheit. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut und dass Gin kein seelenloses, gieriges Monster war, schien ihn zu verwirren. Die Untote konnte es ihm nicht verübeln. Gebannt hielt sie den flachen Atem an als Lasciel seine Lippen immer näher an die ihren brachte. Sie konnte den warmen Atem schon an ihrer kalten Haut spüren. Doch anstelle eines Kusses bekam Gin den Daumen des Engels zwischen die Lippen geschoben und gegen die Zähne gedrückt: Die wortlose Antwort auf ihre Bitte.

Gin biss zu, drückte die Spitzen ihrer Zähne in das Fleisch des Daumens.

Es tat ihr schon leid für den Braunhaarigen, denn Wunden an den Händen oder Fingern waren ungeschickt, doch allzu lange konnte sie nicht darüber nachdenken, denn schon hatte sie den eisernen Geschmack des warmen Lebenselixiers auf der Zunge und es war so ungleich von allem, was die Schwarzhaarige je getrunken hatte.
Im ersten Moment fühlte es sich an, als hätte sie Säure getrunken. Doch nachdem sie das erste Mal geschluckt hatte war es ein treffenderer Vergleich, zu behaupten, sie hätte sich flüssiges Feuer einverleibt. Es brannte. Schmerzte. Reizte ihren Hals unerträglich. Engel waren Wesen der Götter, Gin eine verfluchte Seele. Das konnte nicht funktionieren.
Doch zeitgleich spürte die Lebendtote eine wallende Hitze, die aus ihrem Innersten ausging, und ihren ganzen Körper flutete wie ein Fieberschub. Das Blut des Engels spendete Gin Trost und Hoffnung und es schmeckte wie Güte und Gnade. Gin könnte es nie in Worte fassen, wenn sie es je versuchen müsste. Es war unbeschreiblich und überwältigend.
Still verfluchte sie Lasciel, dass er sie nur in den Finger hatte beißen lassen. Dort blutete es nicht so sehr. Die Hände der Vampirin legten sich um den Unterarm des Engels, hielten seine Hand so nicht wirklich fest, führten sie aber mit Nachdruck weiter nach vorne in Gins Mund hinein. Sie nahm in sich, was hineinpasste. Ihre Zunge glitt fordernd den Daumen entlang, rieb über die raue Haut. Ihre Lippen schmiegten sich um den Handballen Lasciels, versiegelten ihren Mund, sodass auch ja kein Tropfen verloren ging. Gin war mittlerweile ein wenig genügsamer geworden, was das Bluttrinken anging, doch das hier, das war eine ganz neue Erfahrung. Und sie wollte sie auskosten.
Also saugte sie. Zog an dem Finger wie an einem Strohhalm. Drückte ihren Kopf der Hand entgegen bis der Daumen drohte, gegen ihren Gaumen zu stoßen. Ließ Blut und Speichel in ihrem Mund ineinander verfließen, ehe sie die zähe Flüssigkeit herunterschluckte und erneut das Brennen und die Wärme spürte. Ließ die Lippen den Daumen auf und ab gleiten und reiben um so jeden Tropfen Blut, den sie bekam, aus Lasciel zu melken.

Und dann riss sie die Hand des Engels abrupt aus dem Mund, schob sie weg. Sie durfte nicht weiter machen, sonst würde sie die Kontrolle verlieren. Heh…, seufzte Gin erschöpft aus und ließ den Oberkörper nach vorne fallen. Ihr Kopf lag an den Schulter Lasciels, ihr Torso lehnte kraftlos gegen seinen. Danke… Gin atmete schwer, ihr Körper war nass vom Schweiß und der Hitze, die sich durch  ihre Innereien fraß. Die Schwarzhaarige öffnete die Augen (wann sie sie geschlossen hatte hatte sie gar nicht mitbekommen) und erblickte nichts in der Schwärze des lichtlosen Hotelzimmers. Aber sie spürte die Leichtheit, die sich in ihr ausbreitete, als sie langsam in ihren Blutrausch verfiel.
Die Arme der Vampirin hingen schlapp an ihrer Seite entlang. Die beiden Magier saßen auf dem Bett und Gin hatte sich wie eine Marionette, der man die Fäden abgeschnitten hatte, gegen den starken Körper Lasciels gelehnt. Sie sah ihn nicht, aber sie spürte ihn um sich herum. Noch war sie nicht sicher, was sie von dem halten wollte, was Lasciels Blut ihr gezeigt hatte, doch eines war dennoch sicher.
Du…redest dich schlecht… Ihre Lippen formten ein stilles Grinsen. Sie hatte Lasciel durchschaut, vermutlich sogar mehr, als er sich selbst durchschaut hatte. Du hast ein gutes Herz. Obwohl du mich und meine Art hasst, hast du mich trotzdem trinken lassen. Der Körper Gins zeigte keinerlei Regung, doch ihr Mundwerk kam in fahrt. Du hast mich gerettet, Lasciel., flüsterte sie ihm zu. Nicht nur vor dem Verdursten sondern auch davor, ein Monster zu werden. Der Durst der Vampirin war für’s erste gestillt, sie würde heute Nacht keine Jagd auf junge Mädchen oder alte Männer machen müssen. Das hatte Lasciel verhindert. Das war eine Tat eines Engels würdig, hihihi, kicherte die Schwarzhaarige, biss sich dann auf die Unterlippe und begann, Kraft zu sammeln. Nur ein wenig. Für eine letzte Tat.

Dafür hast du eine Belohnung verdient., sprach sie in die Schwärze. Mit einem gezielten Griff schnappte die Runenritterin sich den Braunhaarigen und ließ sich nach hinten auf den Rücken fallen, zog Lasciel so mit ihr auf sich. Es ist nur fair. Nimm mich. Trunken kicherte sie ihm entgegen. Du brauchst es nicht verstecken, brauchst dich nicht zu schämen oder zurück zu halten. Willig bog Gin den Rücken durch, streckte sich Lasciel entgegen. Du hast den Preis in Blut bezahlt, nun nimm’ meinen sündigen Körper. Schände mich. Benutz’ mich. Das ist dein Recht. Ich werd’ mich nicht wehren. Demonstrativ zog die Vampirin die Arme zurück, kreuzte sie hinter dem Rücken, so als hätte man sie ihr dort festgebunden. Kurz schluckte die Vampirin herb und trocken, dann flüsterte sie in die Stille der Nacht: Das ist der Preis, den ich bezahle, um nicht zum Monster zu werden, Lasciel. Sie verkaufte ihren Körper für die karmesinrote Nahrung, die ihr verfluchtes Unleben weiter antrieb. Gin war eine Hure, doch das war sie mittlerweile lieber, als eine Mörderin zu sein. Aber es ist okay. Das ist meine Bürde. Ich bin stark genug, es zu ertragen und daran nicht zu zerbrechen.



...und mit dir macht es mir nichts aus.


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BeitragThema: Re: Blutkreuz
Blutkreuz - Seite 2 EmptyDi 26 Apr 2022 - 18:36


There is nothing you can do.
Off Wie die Würfeln fallen …

Im Scherbenregen, der leise klirrend neben den beiden hinabrieselte, hatte Lash kurz das Gesicht erhoben. Er sah die Funken über seinem Kopf nicht, die sich in der Dunkelheit verloren, spürte nur einen kleinen Splitter, er ihn am Ellbogen erwischte. Ein kurzer, scharfer Schmerz, der sich allerdings nur allzu schnell wieder verlor. Ihrer Antwort nach hatte sie wohl die Lampe, die er beim Eintreten als hellen Flecken oben an der Decke wahrgenommen hatte, der von ihm erbetenen Dunkelheit geopfert. Nicht das, was er direkt beabsichtigt hatte, doch immerhin war es nun gänzlich dunkel. Zumindest hoffte er dies, überprüfen konnte er es nicht. Doch jetzt gerade, in diesem Moment, gab es für den Engel wichtigere Dinge. Zum Beispiel die Vampirin, der er so nah gegenüber saß, dass er glaubte, ihren Atem auf dem Gesicht zu spüren. Lasciel war sich nicht sicher, ob es nur eine Wunschvorstellung war, nur ein Traum, eine Einbildung, die sie menschlicher machte, oder ob sie tatsächlich atmete. Sein Daumen fuhr sachte über ihre Unterlippe, während er ihr leise die Geschichte des ersten Vampirs erzählte, den er hatte davonkommen lassen. Dieser war ein Monster gewesen, ein Mörder. Doch als er so da saß und ihrem Beitrag lauschte, da musste er ihr zustimmen. Monster gab es überall. Monster waren in jeder Form, in der von Göttern, Vampiren, Menschen, Feen, … Er hatte sich nicht übermäßig mit den persönlichen Eigenschaften von Vampiren beschäftigt, sondern das ganze Volk kurzerhand in eine Schulblade gesteckt. Nun erschien es ihm, als hätte er damit zu vorschnell geurteilt. Denn was machte einen Vampir demnach aus, was er über sie wusste oder zu wissen glaubte? Sie hatten Hunger nach Blut, bevorzugten die Nacht. Sie lebten lange, länger als Menschen, doch das tat er auch. Ihre Haut war oftmals blass, ihre Körper kühl und tot. Doch das machte sie noch lange nicht zu Monster. Langsam schüttelte Lash den Kopf, bis ihm wieder einfiel, dass auch Gina ihn nicht sehen konnte. „Nein.“ Seine Finger stellten ihre Bewegungen ein, doch er wich weder zurück, noch drückte er sie von sich weg. „Ich denke nicht, dass ich dich dafür hassen kann“, sprach er ehrlich zu ihr, doch zugleich ließ etwas anderes seine Stimme leicht abgelenkt klingen. Nicht ganz bei der Sache … Denn da war etwas, dass sie noch gesagt hatte. Es war ihr aufgezwungen worden. Langsam wanderte der Daumen von ihrem Mund herab zu ihrem Kinn. „Von wem? Von wem wurde dir das aufgezwungen, Gina?“, fragte er eindringlich mit leiser Stimme. Er konnte sie nicht dafür verurteilen, ja. Doch er konnte den oder diejenige dafür verurteilen, die aus ihr ein Geschöpf der Nacht gemacht hatte. Die Person, die ihr die Unendlichkeit und den Brust auf die Schulter gelegt hatte, durch die sie nun den Hass und Furcht gewiss mancher Personen auf sich zog. Das war etwas, dass sie nicht verdiente. Auch wenn er sich für gewöhnlich nur geringfügig um andere scherte, so hatte sie irgendwie etwas in ihm zum Klingen gebracht. Denn obwohl er heute bereits gesehen hatte, dass sie stark war, war da Wut in ihm, dass ihr so etwas geschehen war. Er kannte es ja nur so, für ihn war es normal für die Ewigkeit auf dieser verfluchten Erde zu wandeln, doch wenn er nur den Schock, Lin, sein Augenlicht, seine Flügel verloren zu haben dagegen aufwog, musste dies mehr sein. Alles ändern.
Diesmal lachte er nicht in seinem typisch sarkastischen Ton, als ihm der Gedanke durch den Kopf schoss, wie unwahrscheinlich das hier war. Er, der Engel ohne Bestimmung. Sie, die Frau ohne Enddatum. Dabei sollte es ihn doch freuen, jemanden gefunden zu haben, der ihn vielleicht besser verstand, als er sich selbst, wenn er das Thema einfach immer verdrängte. Dennoch … der Gedanke hatte einen bitteren Beigeschmack.

Um diesen zumindest ihr aus dem Mund zu waschen hatte er kurz darauf, als er sich kurz gelöst hatte, wieder nach ihr getastet und ihren Kopf an seinen herangezogen. Ähnlich wie zuvor mit dem Daumen an ihren Lippen spürte ein paar der dünnen Härchen an ihrem Haaransatz an seiner Stirn. Während er noch immer versuchte zu verstehen, was da geschah, was er tat, schob er schließlich mit sanften Druck den Finger in ihren Mund. Hätte er weiter nachgedacht, hätte es noch länger gedauert, doch so schloss er die Augen und atmete tief ein, in Erwartung des Bisses. Als er dann kam, zuckte er beinah zusammen, trotz dessen, dass er mit ihm gerechnet hatte. Es schmerzte nicht mehr, als wenn er sich selbst an der Kette in die Hände schnitt oder ihm ein Messer ausglitt, doch mit einem Fangzahn in seiner Haut war es irgendwie … anders. Lash war noch nie zuvor von jemanden blutig gebissen worden, der kein Tier oder sein Gegner war, und vor allem über letzteres wollte er nicht weiter nachdenken. Er wusste auch nicht, wie er schmeckte, ob er ihr schmecken würde, doch das war nicht sein Problem, solange sie ihn nicht austrank oder anspuckte. Dass ihre Hände sich dann aber um sein Handgelenk schlossen und sie seinen Finger weiter in den Mund nahm, deutete er als – für sie – gutes Zeichen. Lasciel ließ es zu, spürte die feuchte Wärme ihrer Zunge, als sie das Blut ableckte. Durch die Brandnarben an den Fingern floss dort zusätzlich weniger, aber das war unter anderem der Sinn dahinter gewesen. Doch … er musste zu geben, dass er es sich schlimmer vorgestellt hatte. Dass es ihn dreckig machen würde oder dergleichen, doch stattdessen mochte er es irgendwie. Auf eine seltsame Art und Weise. Seine Brust hob und senkte sich, während seine Stirn nun endgültig an der ihren ruhte. Bis Gina seine Hand wegriss und sie umkippte. Ihr Kopf rutschte an seinen Vorbei, dann spürte er ihre Vorderseite … deutlich an seinem Oberkörper. Das Rascheln vorhin hatte er beinah nicht wahrgenommen, noch nun erklärte es den vielen Hautkontakt. Ihr Oberteil, abgesehen des BHs hatte sie mittlerweile ebenfalls verloren.
Jetzt spürte er ganz deutlich, wie sie atmete, nach Luft schnappte und sich bedankte. Die ungewohnte Wärme ihres Körpers ließ ihn beinah stocken. „Wird dein Körper stehts warm, wenn du trinkst?“, murmelte er leise und fuhr mit den Händen von ihrem Gesicht zu ihrem Rücken. Eigentlich hätte er sie nun von sich gedrückt. Zu viel Kontakt. Doch was war eigentlich schon geworden? Es war, als hätte er das Wort erst im Whiskey ersoffen und dann in der Dunkelheit verloren. Für ihn ging es nicht mehr darum, wie er normal auf der Straße draußen handeln würde, denn dort war er gerade nicht. Also stahl er sich den Kontakt, indem er die Arme locker um ihren Rücken legte, während sie locker gegen ihn lehnte.
Dennoch wusste er im ersten Moment nicht, was er auf das antworten sollte, was sie ihm da erzählte. Dass er ein gutes Herz hatte … Lash hielt sich nicht wirklich für ein Monster, er handelte, wie er dachte, dass es richtig war. Allerdings war er dennoch kein allzu positiver Mensch. Und er konnte sich nicht erinnern, wenn man so etwas zuletzt zu ihm gesagt hatte. Es musste mindestens 200 Jahre her sein. Verdammt lang, wenn man es so betrachtete. Leicht schüttelte er den Kopf. „Seit ich … gefeuert wurde, war es wohl das, was dem wirklich am nächsten kommt“, murmelte er schließlich. Es war nicht das, was seine Bestimmung war. Aber es war immerhin etwas, sie … gerettet zu haben. So seltsam dies in seinen Ohren auch klingen mochte.

Dann spürte er ihre Hände auf seinem Rücken. Einen Augenblick war er davon zu abgelenkt, sodass er Ginas stummen Wunsch folgend nach vor kippte. Mit den Ellbogen stützte er sich gerade so noch ab, ging allerdings deutlich tiefer als notwendig, um ihren Händen auf seinem Rücken zu entgehen. Seine Schultern war vollkommen verspannt und er musste sich bemühen, sie nicht anzuschnauzen. Er gewöhnte sich nach und nach an das, was sie in dieser Nacht teilten, doch dass hieß nicht, dass er alles vergaß, was er davor erlebt hatte. Dass sein Körper es vergaß. Natürlich reagierte er darauf, dass sie, wie sie so unter ihm lag, solche Dinge zu ihm sagte, doch das Zittern seiner Arme blieb, der knirschende Kiefer, so fest hatte er die Zähne zusammengebissen, bis sie ihn endlich losließ.
Lasciel brauchte zwei Momente. Einen, um sich selbst wieder unter Kontrolle zu bringen, obwohl der Kontakt zu Gina half. Und einen um sich ihre Worte ein zweites Mal durch den Kopf gehen zu lassen. Schände mich. Benutz‘ mich. Er schluckte. Das ist meine Bürde. Sie bot sich ihm an, so, dass selbst er ohne Augenlicht in der Dunkelheit des Zimmers es zu sehen vermochte. Und ja, er konnte nicht bestreiten, dass er nur allzu gerne auf ihr Angebot eingegangen wäre. Er verstand auch, warum sie das tat. Der Engel hasste es, jemanden etwas schuldig zu sein. Er bezahlte gerne zurück, wenn er etwas bekam – sofern er es sich überhaupt gewünscht hatte, natürlich. Wenn man es ihm nur vor die Füße warf, hatte er kein solches Bedürfnis. Also, was hielt ihn davon ab? Was stoppte ihn noch?
Lasciel konnte es nicht ganz in Worte fassen, es war nur ein Gefühl, dass es falsch wäre. Nicht, dass er sich selbst zu unwürdig empfand, eher wollte der Wunsch, den sie äußerte, nicht mit seinem Bild von ihr zusammenpassen. Was sie wollte, das kannte er. Hatte er bei namenlosen Stimmen getan, bei denen er dankbar für seine Blindheit gewesen war. Jetzt auch Gina in diese Ecke zu stellen … Er wollte das nicht. Er wollte etwas … anders. Anders machen.
Leicht schüttelte er den Kopf, wobei die Strähnen wohl ihre Haut streiften, während er sich zugleich wieder etwas hochhievte, um ihr mehr Raum zum Atmen zu geben. „Ich würde es dir gerne schenken, Gina. Lass es etwas sein, dass aus der Reihe fällt, etwas kostenloses.“ Etwas so Unmögliches, wie es auch die Situation der beiden war. "Ich möchte dir das Blut schenken, dass du genommen hast“, flüsterte er und fuhr leicht mit den Fingern der linken Hand von ihrem Kinn an ihrem Kiefer entlang bis zum Nacken. Lasciel senkte den Kopf zu ihrem Gesicht herab. „Das ist kein Nein. Aber ich werde dich nicht benützen. Nur etwas geben.“ Damit legte er die Lippen federleicht auf die ihren.

Es war sein erster Kuss seit Lin.
Und dennoch … es diesem Moment gab es für ihn keine Lin.
Nur ihn und die Vampirin in diesem billigen, kleinen Hotelzimmer auf der harten Matratze.


@Gin [ 19 ] Kleidung

#LasO2


Manaverbrach [55/55]:


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BeitragThema: Re: Blutkreuz
Blutkreuz - Seite 2 EmptySo 1 Mai 2022 - 15:53


Nein. Lasciel sprach das Wort aus und Gin verstand, wie schwer ihm das hatte fallen müssen. Er hatte ihre Art als verachtenswert, als gefährlich und als etwas, das man um jeden Preis vernichten musste. Und doch war er hier, so eng mit ihr verwoben wie Liebende es in ihren geheimsten Stunden waren, mit dem Feind und er gestand sich ein, dass er falsch lag. Dass er Gin nicht einfach für das hassen konnte, was sie war - was man aus ihr gemacht hatte.
Der Daumen Lasciels glitt über die kühle Haut der Lebendtoten und er fragte Gina, wer sie zu dem Wesen gemacht hatte, mit dem er nun das Bett teilte. Leicht schüttelte die Schwarzhaarige den Kopf, eine Geste die der Engel spüren würde, hielt er doch seine Hand weiter am Gesicht der Schwarzhaarigen. Das ist Teil des Geheimnisses, über das ich nicht reden kann. Sie hätte Lasciel anlügen können. Hätte die Geschichte erzählen können, die sie sich für Gina Mazziotta erdacht hatte. Doch sie wollte, so gut es ging, ehrlich zum Braunhaarigen sein, das hatte er sich verdient. Zudem hatten er zugestimmt, das Gin sich nicht in Gefahr bringen musste, wenn sie über sich sprach. Sie hoffte von ganzer Seele dass Lasciel das verstand. Noch nicht…, fügte sie aber hinzu. Vielleicht war das Schicksal den beiden Unsterblichen gnädig und ließ sie in ferner Zukunft erneut aufeinander treffen. Dann, wenn die Schwarzhaarige keine Lüge mehr leben musste, würde sie Lasciel gerne von sich und Orwynn erzählen. Von ihrem Herzen. Doch jetzt konnte sie das nicht.


Schwer atment lehnte Gin gegen Lasciel. Er gab ihr Halt und Stütze. Trunken vom Blut waren die Sinne der Schwarzhaarigen mehr als benebelt, sie fühlte sich leicht und unbeschwert. Glücklich. Lebendig.
Als Lasciel sprach spürte sie, wie seine Brust sich dabei hob und senkte, sanft gegen die ihre drückte. Haut an Haut klebten die beiden aneinander, die Kühle der Wüstennacht konnte die Hitze, die im Hotelzimmer zwischen den Magiern entstand, nicht besiegen. Heiß atmete die Schwarzhaarige aus, noch immer konnte sie das warme Kribbeln in ihren Innereien spüren. Und Lasciel auch, er fragte sie, ob sie immer so warm wurde.
Gin lachte kurz aus, einen einziger Atemzug lang nur. Mhm… Das ist…Leben… das nur kurz in mir wohnt…, erklärte sie dem Braunhaarigen. Ihre Worte waren flach und brüchig, kaum mehr als ein in die Finsternis gesprochenes Flüstern. Langsam hob die Vampirin die Hände ein wenig an, die bis eben noch schlapp an ihrer Seite herabgehangen hatten. Sie griff um Lasciel herum und legte die Hände auf seinen Schultern ab, eine Art Umarmung. Und diesen Griff nutzte die Lebendtote um sich an den Engel heranzuziehen, sodass er ihre Hitze spüren könnte. Aber… So heiß wie eben… hat mich bisher noch niemand gemacht…, sprach sie anzüglich, grinste in sich selbst hinein.

Die Wärme, die Nähe, der Alkohol und die Trunkenheit übermannten sie letztlich vollends. Gin ließ sich fallen, zog den flügellosen Engel mit sich hinab in die Tiefe. Die Finsternis raubte sie ihrer Sicht, ihr Wesen schien nur noch aus der harten Matratze in ihrem Rücken, dem schwer atmendem Engel auf ihrem Körper und dem heißen Brennen in ihrem Inneren zu bestehen. Ihre Existenz war auf den Druck auf ihrem Lein und dem Zehren und Sehnen darin reduziert.
Gin bot sich an. Schellte sich vor Lasciel bloß. Und während der Wunsch, nicht Lasciels Schuld zu stehen, in ihrem Angebot mitschwang, war er bei weitem nicht alles, was sie dazu brachte, sich ihm derart zu unterwerfen. Gin wollte es. Wollte Lasciel in sich aufnehmen und sich von ihm erfüllen lassen. Sie wollte sich den wenigen Gelüsten und Leidenschaften hingeben, die sie noch oh so menschlich fühlen ließ; In Sünde und Schamlosigkeit Konzepte wie Unsterblichkeit und Moral vergessen.
Und Lasciel erlöste Gin. Er versprach ihr, dass das Blutopfer keine Gegenleistung benötigte und dass er sie dennoch nehmen würde. Beinahe schon verzweifelt keuchte die Vampirin aus, das Maul bereits gierig geöffnet. Doch ein Krieger. Mit Herz. Und Güte. Das konnte der Braunhaarige gerne abstreiten, doch Gin wusste, dass es zutraf.
Einen Moment später spürte sie die Lippen des Engels auf den ihren.

Gin hasste Küsse.

Eine Ausnahme gab es: Die Art, bei der man sich dem anderen beinahe schon aufzwang, ihn an Ort und Stelle hielt, seinen Mund mit der Zunge erfüllte, ihn überwältigte nur um ihne einen Moment später wieder von sich zu stoßen. Kein Zeichen der Liebe oder Zuneigung sondern eines von Dominanz. Das tat sie gerne.
Aber Lasciels Kuss war so… echt. Leidenschaftlich. Zärtlich schon. Sie hasste es, denn es fühlte sich ehrlich und aufrichtig an. Wie der Kuss eines Liebenden. Und das hasste Gin, denn sie war niemand, den man lieben sollte.
Und gleichzeitig liebte sie es. Es war wie ein Stück Schokolade essen während man eigentlich Diät machte. Sie wusste, dass es gut war, dass es sie glücklich stimmte. Dass es ihr das gab, wonach sie sich schon lange gezehrt hatte, obwohl sie selbst es sich verboten hatte. Langsam schloss sie die Augen, gab sich hin und ließ es geschehen. Sie erlaubte sich selbst, es zu genießen.


Weißt du, Lasciel…, erzählte Gina dem Braunhaarigen. Sie hatte sich mittlerweile ihr Tanktop wieder angezogen, auch wenn der BH noch auf dem Bett neben dem Braunhaarigen lag. Die Vampirin saß auf der Bettkante, hatte den letzten Rest Alkohol zusammengeschüttet und sich dagegen entschieden, ihn zu trinken. Ich glaube, ich bin verflucht. Die Worte der schwarzhaarigen Runenritterin waren leise, doch aufrichtig und ehrlich. Jeden, den ich treffe, ziehe ich in Leid und Unglück. Selbst, wenn es anfangs auch gut läuft, am Ende steht die andere Person immer schlechter da, als zuvor. Es fiel ihr schwer, darüber zu reden, denn an so etwas wie Flüche glaubte Gina eigentlich nicht. Die wenigsten taten das, daher fühlte es sich komisch an. Doch mit Lasciel war das etwas anderes. Er würde nicht urteilen. Aber… bei dir habe ich ein gutes Gefühl., gestand sie ihm während sie sich von der Bettkante erhob. Wo hatten sie ihr Höschen hingeworfen? Suchend tastete die Vampirin sich durch die Nacht und wurde nicht fündig. Na dann eben ohne. Während sie ihren nackten Unterleib in die dunkelgraue Jeanshose schob, redete sie weiter. Ich glaube, dir geht es heute besser als gestern. Und deswegen musst du mir einen Gefallen tun.
Es hätte der Vampirin das Herz gebrochen. Glücklicherweise hatte sie keines mehr.
Vergiss’ mich. Triff mich nie wieder. Sei einfach ein bisschen glücklicher als zuvor und lass es mich nicht kaputt machen. Nicht schon wieder., flehte sie den Braunhaarigen regelrecht an. Lass’ mich einmal etwas nicht kaputt gemacht haben…
Lasciel schwieg. Wie hätte er auch antworten können, er schlief tief und fest. All die Worte, die Wünsche, die Geständnisse, sie waren am Braunhaarigen vorbei gegangen. Und dennoch hatte es der Vampirin geholfen, sich auszusprechen. Vorsichtig sammelte die Vampirin ihren BH ein, warf ihn in die Reisetasche, die sie hier ins Blutkreuz mitgebracht hatte, und schlang sich diese dann über die Schulter. Letztlich schlüpfte die Schwarzhaarige in ihre Stiefel und schlich sich aus dem Zimmer.
Zwischen Tür und Angel drehte sie sich noch einmal um, blickte in die Richtung, in der sie das Bett vermutete. Es war zu dunkel, um etwas zu sehen. Um Lasciel zu sehen. Die Runenritterin hatte keine fünf Schritte getan und doch war es, als hätte die Dunkelheit den Engel bereits verschlungen und der Vampirin entrissen. Gina schluckte herb, hielt noch einen Moment inne. Und sie hoffte, betete, dass Lasciel ihr vergeben würde. Dass er einen Weg finden würde, den er bestreiten konnte. Und dass dieser Weg den ihren nie wieder kreuzen würde - für Lasciels Wohl.
Und dann entschwand sie in die Einsamkeit einer kühlen Wüstennacht.

Fin~


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Rhys
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BeitragThema: Re: Blutkreuz
Blutkreuz - Seite 2 EmptyFr 23 Sep 2022 - 22:42


Off
Weil der Hass uns verbindet …
verdunkelte sonnenbrille
schwarze hose, silbernes hemd


Am Abend tat seine Wange nicht mehr weh. Zum Glück, denn zugeschlagen hatte das Mädchen ziemlich. Vor allem da Lady Máirín ihn wieder einmal angetatscht hatte. Er war nicht ganz sicher, was er am wenigsten mochte. Wenn sie ihm auf den Hintern klopfte? Oder an seinem Ohr knapperte? Beides hatte immerhin nicht weh getan. Er hatte den Kopf weggedreht und ihr Handgelenk genommen und es sanft weggedrückt. Immerhin hatte sie ihn nicht wieder angeknabbert. Dem nach, was sie ihm dann erzählte, hätte es ihn da wirklich geschüttelt. Rhys konnte sich zwar verstellen, was sie getan hatte … aber er wollte es nicht. Es ging ihn nichts an, was sie mit ihrem Mund tat. Er war zu sehr in seine Rolle als Diener hineingewachsen, während Lady Máirín sich zum Gegenteil davon entwickelt hatte. Und das war eine entstandene Grenze, die man nicht überschritt.
Jetzt aber hatte Lady Máirín ihn für den Abend zur Feier und für ein Zimmer für die Nacht mit zu einer Schänke genommen. Rhys hatte nicht zurückgeblickt, als er ihr gefolgt war und jetzt sah er das heruntergekommene Gebäude stirnrunzelnd an. „Das ist Eure Vorstellung von Vergnügung?“ Lärm schallte aus dem Inneren zu ihnen in die kühler werdende Abendluft. Die Fenster des Blutkreuzes waren hell erleuchtet und Gelächter und wütende, zuweilen betrunkene Rufen waren zu hören. Nicht seine Version eines schönen Abends. Rhys brauchte keine … keine solche Masse. Vor allem nicht in einem Gebäude mit dem Namen. Blutkreuz hieß es sicher nicht umsonst und er hatte schon jetzt keine Lust darauf zuzusehen, wie die Raufbolde sich darin die Köpfe einschlugen. Dennoch … er erbarmt sich und nahm ein Päckchen an Wechselkamotten und anderem Besitztum an die Brust und drückte mit der anderen Hand Lady Máirín die Türe auf. „Wie Ihr wünscht, Mylady. Aber wenn ich bitten darf, könntet Ihr uns zu Beginn ein Zimmer besorgen? Ich habe unsere Gegenstände ungern auf dem Tisch oder gar dem Boden liegen. Da ist es nur dreckig oder sie werden gestohlen“, gab er zu bedenken und hoffte wirklich sehr, dass sie der Bitte nachgeben würde. Schon zum Wohl ihrer eigenen Sachen, die sie für den doch längeren Aufenthalt besorgt hatten. Und Rhys wollte sie wirklich nicht verlieren. Außerdem würde er seine Sonnenbrille gerne im Zimmer lassen, damit sie nicht zertrümmert wurde …

Hinter der Daeva betrat der Vampir das schon gut gefüllte Gebäude. Der Geruch von Schweiß, Gewalt und Alkohol hing wie eine dichte Wolke in der Luft und verpestete ihm die Lunge. Für jemanden, der entweder die Palastluft, die Leere seines Zimmers und den Farbgeruch oder nun die eisige Luft des Nordens gewöhnt war, war es warm und stickig. Immerhin warm, denn den Mantel hatte er um sein Hab und Gut gewickelt, und so trug er nur das silberne, kurzärmlige Hemd in die schwarze Hose eingestrickt. Lady Máirín gut gekleidet wie immer und er passten alleine von der teuren Kleidung nicht ganz herein, aber zu stören schien das keinen. Nur die gierigen Augen des Kellners, als sie an die Bar traten. Rhys verzog das Gesicht. Ob er sich daran gewöhnen würde, wie viele Männer die Daeva betrachteten? Was hatte Lady Máirín gesagt? Dass er … das andere Mädchen zu Hofe ihn auch so angesehen hatte? Der Vampir schüttelte leicht den Kopf. Er hatte natürlich Kontakt zu manchen von ihnen gehabt, aber … aber im Grunde brachte es ihm nichts.
„Was kann ich für euch tun? Wollt ihr was trinken?“ Rhys sah zu der Untoten hinüber.

205 I 205







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Máirín
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BeitragThema: Re: Blutkreuz
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Máirín Sarnai Visha Viziato

Off
Post Nr.1
Weil der Hass uns verbindet …
Mái war sich nicht hundertprozentig sicher ob ihr die Entwicklung von Rhys so wirklich gefiel. Klar, sie hatte ihn als höflichen, netten Burschen in Bosco kennengelernt und somit war es nichts neues, aber irgendwie.. Ihr gefiel die Bestie lieber, die sie in Fiore gefunden hatte. Das Monster, das nach Blut lächzte und bereit war jeden Preis dafür zu bezahlen. Sie erinnerte sich an die erste Quest, die sie widervereint bestritten hatten. Wie er sie grob an den Handgelenken gepackt und gewaltsam gegen die nächstbeste Wand gepresst und die spitzen Fänge erbarmungslos in ihr Fleisch gebohrt hatte. Ja, es war riskant gewesen - sogar gefährlich, aber man hatte es ihr gefallen. Doch kurz darauf hatte der Mann auf einmal beschlossen, dass er das nicht wollte. Erst die Quest, die er in Auftrag gegeben hatte um zu lernen, seinen Blutdurst zu kontrollieren und dann der Besuch bei Magierin, die fähig sein sollte, mit Essen zu zaubern. Ja, sie machte mit, ging mit, aber wirklich gefallen tat es ihr nicht. Sie hätte das Monster gerne noch etwas länger für sich gehabt.
Mái wäre allerdings nicht Mái, wenn sie ihn bedingungslos unterstützte. Nein. Viel mehr hatte sie einen kleinen Plan, ein kleines Vorhaben geschmiedet um den Willen des Vampires zu testen. Um zu prüfen, wie sehr er sich wirklich ändern wollte. Aber auch um sein Durchhaltevermögen und seine Disziplin zu testen. Sie hatte sich also mehr als bewusst entschieden, die Schänke die den Namen "Blutkreuz" trug entschieden. Sie hatte durch Zufall, während sie auf dem großen Basar der Wüstenstadt Aloe Town gewesen waren, Wind davon bekommen. Rhys war an einem der anderen Stände gewesen, hatte sich Waren angesehen, während Mái sich mit einer Dame unterhalten hatte. Diese hatte ihr ganz klar dazu geraten, die Gegend um diese Schänke zu meiden, da sich dort oft zwielichtige Gestalten herumtrieben und es im "Blutkreuz" wohl ziemlich täglich zu blutigen Auseinandersetzungen kam. Mái schreckte vor sowas nicht zurück, fand sie in der Gewalt und den Qualen eher ein zuhause als Angst. Die Schänke war perfekt um Rhys zu provozieren und ihn herauszufordern. Nur, dass er sicherlich noch nicht so ganz wusste, was ihn erwartete.
Wie immer hatte sich die Daeva ziemlich in Schale geworfen, auch wenn sie ein eher heruntergekommenes Viertel besuchen würde. Sie fühlte sich aufgetakelt einfach wohler und mochte es, ein wenig raushängen zu lassen, dass sie etwas besseres und vor allem reicher war. Für diesen Anlass hatte sie sich also für ein navy- bis königsblaues Kleid entschieden. Dieses hatte einen hohen Beinschlitz, an dessen oberen Ende der Stoff ein wenig gerafft war und es sehr durchdacht und qualitativ hochwertiger wirkte. Der Rock reicht bis zum Boden. Die Corsage ist etwas komplexer designed. Unter ihrer Brust zieht sich ein breiter Stoffteil entlang, wie als würde er ihren Busen von unten stützen und schmale Streifen, ziehen von unteren Rand bis hin zum Rock - dazwischen befindet sich transparenter Stoff oder viel mehr Tattoospitze, die vollkommen mit der Haut der Daeva verschmolz. Es wirkte also wirklich so, als könne man ihre Haut zwischen den Streifen sehen. Unter dem "Stützband", um ihre Brüste schließt sich ein weißer, mit edelsteinen, spitze und weiterem teuren Stoff verzierter BH, der ihr Dekollté perfekt in Szene setzte. Zudem trägt die Daeva eine Art Körperkette, die sich wie eine gewöhnliche Kette um ihren Hals schließt, aber ihre kompletten Schulter, ihre Arme bis zu ihren Handgelenken bedeckt - wenn auch alles andere als Lückenlos. In ihrem Dekollté sitzt ein großer Diamant und an den einzelnen Strängen, die ihre Arme herunterfallen ebenfalls. Dazu passend trägt die Daeva hohe Schuhe in silber, die perfekt mit dem Kleid harmonieren, sowie Ohrringe mit passenden Diamanten und silberner Fassung. Ihre langen roten Haare hat sie zu einem Dutt zusammen gebunden, der nicht zu messy, aber auch nicht zu streng war und eher spielerisch wirkte. Generell machte ihr Aussehen einiges her, betonte ihre Figur und ihre Kurven perfekt, handelte es sich, wie bei vielen ihrer Kleider um ein maßgeschneidertes. Ihr Make Up war etwas stärker, ihre Nägel in dergleichen Farbe wie das Kleid lackiert und wie immer, sehr gepflegt. Rhys dagegen lief eher.... Entspannt rum. Seine Kleidung war keineswegs schäbisch oder billig, aber er hatte es ein wenig dezenter gehalten als die Untote. Das war allerdings nichts neues. Mái störte sich auch nicht daran - somit würde sie einfach noch mehr Strahlen.
Gemeinsam gingen sie die Straßen entlang, bis sie die Schänke erreichten, auf die die Daeva es abgesehen hatte. "Es gibt viele Formen und Varianten von Vergnügen... Dieser Ort selbst, ist sicherlich kein Ort, an dem ich mich gerne aufhalte und sicherlich voller Leute mit denen ich mich eher ungerne abgeben würde, aber jeder muss Mal seine Komfortzone verlassen. Meinst du nicht auch?", sprach sie, wobei ihre Stimme zum Ende hin ziemlich provokativ und neckend wurde, während sie sich zusätzlich noch bei dem Mann einhakte. Rhys spielte mit, auch wenn er sie dazu aufforderte ihnen so schnell wie möglich ein Zimmer zu besorgen, dass sie ihre Sachen verstauen könnten. Mái schmunzelte, antwortete nicht darauf und ging einfach durch die Tür, die Rhys für sie öffnete und betrat den Laden. Kuam dass sie drinnen waren, empfing sie auch schon der Gestank von Schweiß und Alkohol. Mái rümpfte die Nase. Hoffentlich weiß Rhys das zu schätzen... Ich würde nicht für jeden in so eine Drecksbude gehen., dachte sie sich, ging dann allerdings direkt zum Tresen, beugte sich über diesen zum Kellner. Natürlich fiel der Daeva direkt der Blick auf, der immer wieder von Máis Gesicht zu ihrem ins Rampenlicht gestellten Busen auf - aber auch auf die kostbaren Steine die an ihrem Körper prangten. Sie fragte sich, ob einer der Kerle hier es wagen würde, den Versuch zu starten sie ihrer Juwelen zu erleichtern... Rhys machte schließlich keinen sonderlich toughen Eindruck. Somit würden sie zumindest nicht aus Angst davor, sich mit dem Vampir anlegen zu müssen zurückhalten. Auch wenn der Blick des Mannes ganz klar seine Interessen und Gelüste offenlegte, machte er erst einmal keine Anstalten sich an die Untote ranzumachen und erkundigte sich danach, was er für sie tun konnte. Mái legte die Hände leicht ineinander, sackte unauffällig ein wenig zusammen, wodurch der Kellner nochmal besser von oben auf sie herab blicken konnte. "Uns wurde gesagt, dass hier Zimmer vermietet werden... Stimmt das?", sprach sie freundlich, wenn auch langsam und betont, leckte sich beiläufig über die vollen Lippen, hob langsam und geschmeidig eine ihrer perfekt geformten Augenbrauen - sie gab sich ja bekanntlich sehr viel Mühe für ihr Äußeres. Der Kellner nickte. "Das tun wir....", sprach er ein wenig verwundert. Ja, so jemanden wie Mái...- und Rhys sah man nicht alle Tage, erst recht nicht an einem Ort wie diesen, aber nunja... Jetzt war es nunmal so. "Und wie viel kostet es?", erkundigte sie sich, legte den Kopf leicht schräg und wartete. Der Kellner schrubbte das Glas in seiner Hand und überlegte eine ganze Weile, ließ den Blick nochmal über Máis Kleidung wandern. Er nannte seinen Preis und es war mehr als offensichtlich, dass er diesen angehoben hatte, in der Hoffnung den beiden etwas extra Geld aus der Tasche zu ziehen. Mái senkte kurz den Blick, schmunzelte leicht, ehe sie ihn wieder anhob und sich noch weiter vorbeugte, sodass sie relativ nah an seinem Ohr war, er aber noch besser auf ihr Dekollté blicken konnte. "Das ist ja schon teuer... Lässt sich über den Preis verhandeln? Vielleicht kann ich ja irgendwas tun und dafür bekommen wir ein paar der Kosten erlassen...", wisperte sie leise, wenn auch mit einem leicht verruchten Unterton. Sie zog bewusst und vollkommen absichtlich die Luft scharf ein, dass es an etwas "unartiges" erinnerte. Sie zog den Kopf ein wenig zurück und lächelte den Barmann freundlich an. Auf ihr Angebot folgte eine weitere Pause des Denkens von Seiten des Mannes. "Es gäbe tatsächlich etwas...", sprach er, stellte nach einer weiteren Pause das Glas ab und kramte einen Schlüssel hervor und legte ihn vor Mái auf den Tisch. Diese wollte danach greifen, aber der Barmann legte seine Hand auf ihre sodass sie diese nicht wegbewegen konnte. "Ihr könnt das Zimmer haben... Aber nur, wenn der Deal steht...", sprach er ziemlich ernst. Mái zwinkerte erst überrascht, nickte dann aber. "Natürlich.", sagte sie, sah ihm dabei in die Augen. Der Barmann entspannte sich wieder, zog seine Hand zurück und widmete sich wieder seinem Glas. "Das Zimmer befindet sich hier hinter der Bar, die zweite Tür links.", erklärte er und nickte mit dem Kopf in die Richtung. Mái bedankte sich und der Barmann nickte ihr verschmilzt grinsend zu. Mái trat vom Tresen weg und deutete Rhys ihr zu Folgen. Es ist doch immer wieder dasgleiche, was sie wollen...

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BeitragThema: Re: Blutkreuz
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Off
Weil der Hass uns verbindet …
verdunkelte sonnenbrille
schwarze hose, silbernes hemd


Der Vampir hob die Brauen und sah seine Begleiterin durch die verdunkelte Brille skeptisch an. Sie mochte verrückt sein, zumindest hätten die meisten Menschen sie so beschrieben, aber bei der Sache verstand selbst er sie nicht mehr. Dabei hatten sie beide zu Hofe gearbeitet, bereit zu töten um den Plan durchzusetzen und auch jetzt war es nicht gerade so, als gingen sie tagtäglich zur Beichte und sich von ihren Sünden zu befreien und ihnen endgültig den Rücken zuzukehren. In den letzten Tagen hatte Lady Máirín sich mit einem Verlobten vergnügt und dessen ehemalige Geliebte bestohlen, sie hatten eine Beziehung zerstört und Rhys hatte einen jungen Mann ausgesaugt und in dessen Zimmer geschlafen, bis die Reservierung abgelaufen war. Nein, Heilige waren sie nicht – aber zumindest er war nicht daran interessiert, sich mit voller Absicht an einen Ort zu begeben, der keinen Spaß machte. „Ich muss gestehen, ich bin mir nicht sicher.“ Mit Zweifel in der Stimme deutete er mit dem Kinn auf das Gebäude. „Es ist einem auch möglich die Komfortzone zu verlassen, ohne sich an einen Ort zu begeben, der nichts Gutes verspricht. Ihr könntet diese zum Beispiel verlassen und Euch etwas mehr … benehmen.“ Den letzten Satz konnte er nicht zurückhalten, aber er ließ zu, dass die kleinere Dame sich bei ihm einhakte, als sie den Laden betrafen. Der Vampir sah auf sie hinab. Ein kleiner Fehler. Durch die hochgesteckten Haare war ihr Hals frei. Im Allgemeinen war Lady Máirín sehr … hautbetont gekleidet. Wo ihre Arme nicht von den silbernen Bändern und dem Schmuck gedeckt waren, lag sie ihm direkt auf. Es war Zeit her, dass er jemanden hautnah an sich gehabt hatte, den er nicht gerade aussaugte. Vermutlich auch, weil es ihm sonst immer zu kalt war, um die Arme freizulassen. Jetzt aber war der feine, silberne Armreifen an seinem linken Handgelenk – Rhys hatte ihn am Basar gekauft – gut zu sehen. Gefiel ihm, wie ihr beider Outfits im Gegensatz zu dem der anderen glänzte.

Gemeinsam näherten sie sich nun der Bar. Rhys, der seinen Vorschlag brachte, überlegte kurz, ob er ihren Arm weiter halten sollte oder nicht. Am Ende beschloss er, es so zu lassen. Aus der Komfortzone? Wenn sie das wollte … So schoben die beiden Untoten durch die Gäste bis der Mann hinter dem Tresen sie ansprach. Lady Máirín folgte seiner Bitte, zu seiner Zufriedenheit. Mit gerunzelter Stirn betrachtete er ihr Verhalten und die Blicke des Mannes, den sie als Ziel hatte. Rhys ließ ihren Arm los. Stattdessen konzentrierte er sich ganz auf den Kellner, der zu lange überlegte, ehe er einen Preis nannte. Teuer. Auch Lady Máirín schien das so zu sehen und bot ihm … bot ihm etwas an, um den Preis zu senken. Oder gar gegen null laufen zu lassen? Dazu würde sie den armen Kerl gewiss bekommen, wenn man ihr die Zeit ließ. Dieser reichte ihr mit einer letzten, ernsten Nachfrage die Schlüssel und erklärte den Ort ihres Zimmers. Als die Daeva sich aber zum Gehen drehte und ihm deutete ihr zu folgen, zögerte er. Rhys ließ sie gerne zahlen, aber nicht so. Es gefiel ihm nicht, dass sie mit ihrem Körper überall durchkam und auch wenn es für sich nichts nützen würde, gefiel ihm der Gedanke, was das anging, nicht davon abhängig zu sein, dass andere Männer Sex gegen etwas was sie wollte tauschten. Sie beugte er sich noch einmal über den Tresen. Er hatte manchmal für Raoul verhandelt, oft auch nur dem erfahrenen Jungen zugehört. „Wir ändern den Deal.“ Er zog ein Bündel Scheine hervor, das meiste von dem, was er noch hatte und schob es über den Tisch. Der Mann zählte es und ein Glitzern erschien in seinen Augen. Geld und die Daeva schienen ihm zu gefallen. Rhys griff sich ein paar Scheine zurück. „Die gibt’s, wenn Ihr eure Finger bei euch behaltet. Versteht Ihr mich?“Mit entsprechender Verspätung entfernte er sich. „Danke für das Zimmer.“ Dann folgte er Lady Máirín hinter die Bar und zu der ihnen zugewiesenen Türe, um nach der Untoten einzutreten. Im einfallenden Licht konnte er ein offensichtlich hartes Bett in der Mitte, einen Tisch und einen Kasten an der Wand ausmachen. Und das war in etwa der Moment, in dem er begriff, der er diese Nacht wohl nah an der Daeva verbringen würde. Nicht gut. Am besten, er ging nicht schlafen.

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BeitragThema: Re: Blutkreuz
Blutkreuz - Seite 2 EmptySo 25 Sep 2022 - 18:30



Máirín Sarnai Visha Viziato

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Post Nr.2
Weil der Hass uns verbindet …
Das Rhys immer noch nicht ganz überzeugt von der Idee war stand ihm buchstäblich ins Gesicht geschrieben. So ein jammer aber auch... Dem Kerl musste Mal jemand gehörig den Stock aus dem Arsch reißen - ziehen würde da bei weitem nicht reichen. Dieser Stock, der steckte viel zu tief und viel zu fest. Rhys war schon ein ziemlicher Spielverderber. Als wenn das nicht schon genug war - nein, jetzt wurde er auch noch frech. Dabei war er in einer Position in der er esich mehr als nicht leisten konnte - durfte. "Ich würde meine Zunge hüten wenn ich du wäre.", sprach sie so scharf, wie eine Klinge an der man sich bereits schneiden konnte, wenn man sie nur ansah. Die Daeva blieb stehen, stellte sich vor den Vampir, sah zu ihm hoch und legte ihre Hand gewaltsam um sein Kinn. Ihr Blick war bedrohlich und Rhys dürfte spüren, dass er eindeutig zu weit gegangen war. "Wage es nicht, mir zu sagen was ich zu tun habe... Du scheinst dich zwar mit den Fesseln zufrieden zu geben, die dich lähmen. Die dich davon abhalten, dass zu tun was du willst, aber nicht mich. Ich lass mir nicht länger vorschreiben, was ich tun und was ich lassen soll... Ich hab mein Leben, mein Verhalten viel zu lange an irgendwelche Regeln gebunden... Daran was andere denken könnten. Wenn du wüsstest, was ich durchlebt habe, würdest du nicht so große Töne spucken.", sprach sie eiskalt, drückte ihre Finger immer stärker zusammen, kratzte mit ihren spitzen Fingernägeln über seine Haut. "Also wage es nicht noch einmal mir zu sagen, ich solle mich "benehmen".", sprach sie voller Hass und Ekel, spuckte ihm die Worte regelrecht ans Gesicht. Wenn sie eine Eismagierin wäre, hätte sie ihm sicherlich bereits das Kinn gefrieren lassen... Was das anging beneidete sie elementare Magier ein wenig. Sie konnten ihren Gefühlen ungezügelter Ausdruck verleihen.
Danach ließ Mái ihn wieder los und hakte sich bei ihm ein, betrat zusammen mit ihm die Schänke als wäre es nichts gewesen. Hoffentlich hatte dieser Narr diese Warnung verstanden und würde die Geduld der Daeva nicht weiter testen und überstrapazieren. In der Bar hatte sie schnell von ihm abgelassen und war zu der Bar gegangen, an der der Barmann bereits ein Auge auf sie gelegt hatte. Er sah aus wie jemand, den man wohl eher vor einen Club stellte als an eine Bar. Groß, breit und muskulös gebaut mit definiertem Gesicht. Muskeln imponierten, wie man wusste der Daeva sehr. Also störte sie sich nicht im geringsten ein wenig mit ihm zu flirten und ihm ein Angebot zu machen um ihre Rechnung auf 0 sinken zu lassen. Rhys wollte ihr aber offensichtlich nicht einmal diesen Spaß lassen. Gerade als sie sich auf den Weg zu dem Zimmer hinter der Bar machen wollte, erhob er das Wort und schob dem Barmann ein paar Scheine zu, damit er seine "Finger bei sich behielt". Diese Aktion brachte das Blut der Daeva nun entgültig in Wallungen. Aber nicht im positiven Sinne. Sie sagte zwar nichts, aber ihr Blick sprach Bände. Am liebsten wäre sie Rhys an den Hals gesprungen, doch sie hielt sich zurück, ging in das Zimmer und wartete dort, bis Rhys seine möchtegern Beschützeraktion hinter sich gebracht hatte. Als er sich zu ihr bequemte, saß die Untote bereits auf dem Bett, die Arme ein Stück weit hinter sich darauf gestemmt. Erst sah sie Rhys nicht an, hob erst ein ganzes Stück später den Blick. "Was soll das? Verrat es mir... Erst sagst du mir, ich solle mich benehmen ohne zu wissen, was ich durchmachen musste und jetzt verdirbst du mir auch noch meinen Spaß?", sprach sie nach außen hin ruhig, aber der Vampir dürfte mit seinen Sinnen wahrnehmen können, dass sie innerlich kochte. Sie erhob sich langsam und ging ruhigen, eleganten Schrittes auf ihn zu, stieß die Tür hinter ihm zu, griff dabei an seinem Kopf vorbei. "Weißt du was... Es interessiert mich auch gar nicht...", sprach sie und zog ihre Hand zurück, legte sie auf seiner Schulter ab. "Ich möchte lediglich eine Entschädigung...", wisperte sie, fuhr mit den Fingern den Kragen des Hemdes des Vampirs entlang, bis hin zum ersten Knopf, an dem sie sich langsam zu schaffen machte. "Wir beide wissen, dass ich mir so oder so das holen werde was ich will... Egal für welchen Preis...", flüsterte, beugte sich zu ihm hoch sodass ihr Atem seine Lippen treffen würde. Der erste Knopf war offen, also machte sie sich am nächsten zu schaffen. "Ich krieg immer was ich will."

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BeitragThema: Re: Blutkreuz
Blutkreuz - Seite 2 EmptySo 25 Sep 2022 - 19:38


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Weil der Hass uns verbindet …
verdunkelte sonnenbrille
schwarze hose, silbernes hemd


Rhys erstarrte. Er und die Daeva hatten sich seit ihrem Zusammentreffer immerzu auf einer dünner Gratwanderung bewegt. Sie reizten sich gegenseitig, gingen sich wortwörtlich an die Kehle und unterstützen sich doch. Irgendetwas in seinen Worten schien nun einen wunden Punkt getroffen zu haben. Die Untote hatte ihn trotz allem noch nie so angesprochen. Nicht nur giftig, sondern auch ernst. Todernst. Der Vampir rührte sich keinen Millimeter, als die Untote sein Kinn fest umklammerte. Der Vortrag, den er bekam, war äußerst unerwartet. Im Großen und Ganzen befahl er ihm, ihr nicht zu sagen, dass sie sich benehmen durfte, aber statt ihm dabei zu drohen, wählte die Magierin einen anderen, persönlicheren Weg. Sie sprach über die Freiheit, die sie sich genommen hatte und darüber, dass es ihm nicht gestattet war, diese anzufechten. Darüber, dass er die Fessel duldete und dass er keine Ahnung hatte, was sie denn erlebt hatte. Es war das erste Mal, seit er sie wieder gefunden hatte, dass er über die Rothaarige nicht als die Daeva, als Lady, als Feind und Freund nachdachte, sondern über Máirín. Über die Person, die blieb, wenn man alle Schalen und Schichten von ihr streifte. Über die Gründe, dass der Hass in ihren hellen Augen loderte, bis sie brannten wie heißes Feuer.
Erst als sie die Hand senkte und sich wieder einhakte, sprach er bemüht ruhig: „Entschuldigt.“ Es war nicht mehr, aber er beobachtete die Daeva aufmerksamer als zuvor, als sie die Bar betraten. Auch wenn es um etwas anderes gegangen war, hatte ihn ihre Worte mitten ins Gesicht getroffen. Du scheinst dich zwar mit den Fesseln zufrieden zu geben, die dich lähmen. Die dich davon abhalten, dass zu tun, was du willst, … Sie hatte recht. Rhys wusste das, er hatte es auch darauf ausgelegt, als Diener ausgebildet zu werden und er hatte nicht gewagt, es abzulegen. Es war so tief in ihm verankert. Während es für die Daeva womöglich nur ein Wimpernschlag ihres Lebens gewesen war, hatte es für Rhys mehr als ein halbes Leben dargestellt. Er wusste nicht, wie man sich anders verhielt. Was wollte er denn eigentlich? Jetzt, ohne konkreten Auftrag, wie er sein Ziel erreichen sollte … wer war er? Wer wollte er sein? Wer konnte er sein? Es waren Fragen, die er sich noch nie zuvor gestellt hatte, Fragen, die ihn ziemlich verwirrten. Das würde ein langer Gedankenprozess sein.

Besagter Prozess wurde unterbunden, als Lady Máirín, zumindest was Namen und Sprache anging, würde er sich nicht allzu schnell ändern können, dem Mann hinter der Bar sich als Bezahlung anbot. Rhys runzelte die Stirn und beschloss, dem entgegenzuwirken. Er bezahlte, ohne zu wissen, wie viel eigentlich. Mehr als er musste, immerhin verlangte er noch, dass der Kellner seine Finger von der Daeva ließ. Dann folgte er der erstaunlicherweise stillen Frau auf das Zimmer. Ihr gemeinsames Zimmer. Wenn Rhys sich sicher bei einer Sache sicher war, dann das eine Nacht neben Lady Máirín keine leichte Nacht werden würde. Das lag an ihr, an dem, was sie womöglich tun würde und daran, dass das Wissen, die ganze Zeit über einen warmer, blutgefüllten Körper neben sich liegen zu haben, ihn irre machen würde. Entsprechend mit wenig positiven Erwartungen trat er ein und entdeckte die Dame auf dem Bett. Sie sah ihn nicht direkt an, als er sein Päckchen ablegte. Erst als sie wieder sprach, trafen sich ihre Blicke. Die Daeva sah … berechnend aus. Wobei nein. Eher wie ein Luftballon, den man zu stark aufgepustet hatte, kurz vor dem Zerplatzen. Noch war er wunderschön, bis einem nur Sekunden später mit einem Knall die Fetzen um die Ohren flogen. Rhys wartete auf den Knall.
„Ich dachte, Ihr sucht hier keinen … Spaß.“
Er konnte nichts daran tun, eine Spur sarkastisch zu klingen. „Wie soll ich denn auch wissen, was Ihr durchgemacht habt? Habt ihr es mir etwa erzählt, auf dem Schloss?“ Seine Stimme schwankte kurz in Unsicherheit, ehrliches Nachfragen. Je mehr Zeit er mit ihr verbrachte, umso deutlicher erinnerte er sich zurück. Als wäre die Untote eine Verbindungsleine zu seinem alten Leben, doch nicht alles wusste er mit Sicherheit. Auch wenn er glaubte, sich zumindest an den Ansatz von etwas erinnern zu müssen, hätte sie ihm mehr erzählt …
Während der Vampir noch grübelte, hatte Lady Máirín sich erhoben und die Türe hinter ihm geschlossen. Rhys wich nicht zurück. Mit verengten Augen sah er auf sie hinab. Lady Máirín war kleiner, sodass ihm wie so oft die Brille verrutschte. Er benötigte definitiv eine bessere Halterung, die an seiner Nase besser saß. Genervt davon schob er sie hoch ins Haar, wodurch er auch die violetten Strähnen aus dem Gesicht hatte. Die Daeva fuhr derweil mit den Händen an seinen Hals, unterhalb der langen Narbe, wo man ihm sie Kehle ausgeschnitten hatte. Ihre Finger lösten den ersten Knopf. Der Vampir, der mit der Situation eindeutig überfordert war, ließ sie einen Moment machen. Ihr nur bedürftig bedeckter Körper war ihm nah, sehr nah. Rhys war ein Diener gewesen. Er hatte sich zurückgestellt und nicht gerade viele Liebhaberinnen gehabt, aber er war am Ende des Tages ein Mann. Er biss sich auf die Lippe, was er unterlies, sobald er das Blut schmeckte. Seines. Nur seines. Der Blick seiner hellgrünen Augen flackerte zum kunstvoll bedeckten Hals der Daeva. Da … da unten pochte das Blut. Und auch in ihren Lippen, die ihm jetzt so nah waren. Rhys atmete tief aus und legte die Hände an die Schultern der Magierin. „Immer? Ihr habt eine sehr hohe Meinung von euer Durchsetzungsfähigkeit“, murmelte er und zwang sich, wieder in ihre Augen zu blicken. Er leckte sich die Lippen. „Wagt es niemand, sich Euch entgegenzustellen oder habt Ihr sie alle umgebracht oder verführt wie Ihr es mit dem Kellner geplant hattet? Sagt, Lady Máirín … war es das, was ich wolltet, oder was ihr glaubtet, das nötig war, um zu tun, was ihr möchtet?“ Er blinzelte und legte den Kopf schief. Jetzt musste er sie von sich drücken und seine Sachen aufheben. Nur kostete es ihn ungemeine Selbstbeherrschung, sich nicht vorzubeugen und sie zu beißen. Der Vampir kniff die Augen fest zu und drehte das Gesicht. Dann schob er sie von sich und bückte sich. Er krallte die Finger in sein Bündel und schob sich grob an ihr vorbei, um sein Hab und Gut in eine Lade des Schrankes zu stopfen. Nur die Knöpfe ließ er offen. Die konnte sie ruhig sehen - und wissen, dass sie nicht so einfach mehr bekommen würde, als das, was sie sich gestohlen hatte.

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BeitragThema: Re: Blutkreuz
Blutkreuz - Seite 2 EmptySo 25 Sep 2022 - 21:35



Máirín Sarnai Visha Viziato

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Post Nr.3
Weil der Hass uns verbindet …
Rhys schien es zu verstehen. Zumindest ein wenig. Offenbar hatte er bei seiner Verwandlung zu einem Vampir nicht sämtliche Kompetenz und Intelligenz verloren. Er verstand es, dass er die Daeva nicht weiter provozieren sollte und entschuldigte sich. Dies half sehr dabei, dass die Daeva wieder ein wenig herunterkam. Sie nickte, atmete tief durch ehe sie sich bei ihm eingehakt hatte. Dass ihre Worte ihn sehr beschäftigten, dessen war sie sich nicht bewusst, hatte Rhys mehr als einmal klar gemacht, dass er nur ein Diener war, der tat was man von ihm verlangte. Menschen wie er, hatten ihrem eigenen Willen und ihren Wünschen abgedankt und jegliche Individualität aufgegeben. Es war traurig. Aber umso mehr hatte es sie aus eben jenem Grund geärgert, dass er es gewagt hatte ihr zu sagen sie solle sich benehmen. Mái hatte zwar nie erwähnt, wie alt sie in Wirklichkeit war - sprach sie nicht so gerne darüber, weil sie nicht wollte, dass die Leute sie für alt hielten, aber er war schon taktlos gewesen. Es schickte sich nicht, anderen zu sagen wie sie sich benehmen sollten. In der Hinsicht war Mái besser als er. Sie sagte ihm nicht wie er sich verhalten sollte, steckte nur ihre Grenzen fest. Dass sie ihn überhaupt so tolerierte wie er war, war schon ein Wunder. Denn normalerweise war die Daeva um einiges forscher und strenger. Bei Rhys aber nicht. Sie arrangierte sich mit seinem Verhalten und wies ihn nur hin und wieder zurecht. Máis Leben hatte sie geprägt und auch wenn sie Rhys nie davon erzählt hatte, war es kein Grund dafür, sie auf ihr Verhalten in Frage zu stellen. Zumal es in den Augen der Untoten mehr als gerechtfertigt war.
Gemeinsam hatten sie die Schänke betreten, Mái wollte sich einen Quickie klären, der ihre Kosten darüber hinaus noch auf 0 senken würde und Rhys machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Er war wirklich ein Spielverderber. Und er machte dies, obwohl er wusste, dass die Untote ziemlich unruhig und empfindlich an diesem Abend war. Er hatte ihre Geduld schon mit seinem respektlosen Verhalten strapaziert, aber dass er sich zunehmend in ihre Angelegenheiten einmischte, war nicht gerade... schlau. "Ich habe nicht gesagt, dass ich keinen Spaß haben will... Da hast du offensichtlich etwas falsch verstanden.", sprach sie viel zu ruhig, angesichts ihres wallenden Blutes. Auf seine weiteren Fragen ging sie nicht ein, fand sie, dass er es sich verspielt hatte, darauf eine Antwort zu bekommen. Wenn er nicht so dreist gewesen wäre oder ihr nicht die Nummer vermiest hätte, hätte sie womöglich drauf geantwortet. Aber da er beides getan hatte, würde sie sich in tiefes Schweigen hüllen. Denn sie gab nichts über sich, über ihre Vergangenheit preis, wenn sie nicht musste. Nicht wollte. Statt zu Antworten hatte sie sich also erhoben und war zu dem Mann gegangen, hatte die Tür hinter ihm geschlossen. Wie gewöhnlich auch, wich er nicht zurück, musterte sie aber streng als sie nicht wieder Abstand nahm. Man konnte fast meinen, dass er ein wenig nervös war, so wie er frustriert seine Sonnenbrille in sein Haar schob, nachdem diese wieder einmal nach unten gerutscht war. Doch dass sie so nah an ihm stand, dass kein Blatt mehr zwischen sie passte und sie mit ihren Fingern über seinen Körper fuhr schien ihn nicht kalt zu lassen. Denn Rhys biss sich unbewusst auf die Lippe, während Mái den ersten Knopf geöffnet hatte. Ihr Blickkontakt brach keine Sekunde ab. Jedoch lief es nicht ganz nach Plan. Rhys gab sich nicht der Versuchung hin. Er legte seine Hände auf ihre Schultern, wodurch die Untote abrupt aufhörte, den dritten Knopf zu öffnen. So wie er von ihrer Durchsetzungsfähigkeit sprach klang es, als glaubte er, dass das was Mái sagte nur heiße Luft war. Das beleidigte sie. Denn Mái hatte nicht nur eine hohe Meinung davon. Sie war bisher immer sehr erfolgreich gewesen, bis auf ein paar wenige Ausnahmen. Angesichts der Tatsache mit wie vielen Personen sie verkehrt hatte, hielt sich der Anteil aber wirklich gering. Dann behauptete er auch noch, dass sie alle umgebracht hätte, die sich ihr entgegen gestellt hatten. Pfah! Wie konnte er es nur wagen? Mái hatte niemanden gezwungen etwas mit ihr zu haben. Die meisten wollten ohnehin, ein paar andere hatte sie überzeugt indem sie... gute Argumente geliefert hatte. Rhys dürfte in ihrem Blick wohl klar erkennen können, dass sie sich beleidigt fühlte. Denn ihr Blick wandelte wieder in das scharfe, kalte, aber auch von Hass getränkte. "Beides...", zischte sie. Es war das was sie wollte, mit einem kleinen Boni. Sie ging aus der Sache nur mit Vorteilen heraus. Sie hätte ihre Befriedigung und eine kostenlose Nacht in einem Zimmer bekommen. Doch was Rhys als nächstes tat, verletzte sie mehr als die Worte die er ihr an den Kopf geworfen hatte. Denn er schob sie von sich weg, sammelte seine Sachen auf und ließ sie einfach an Ort und Stelle stehen um diese wegzuräumen. Zornig ballte sie ihre Hand zu einer Faust, starrte einen Augenblick die Tür an. Sie verstand es nicht... Es hatte ihm doch offensichtlich gefallen. Nicht nur, weil sie ihm so bereitwillig Blut gab, sondern auch auf andere Art und Weise. Warum stieß er sie dennoch von sich? Warum ließ er es nicht zu? Warum gab er nicht nach? Vor allem, nachdem er sie so schamlos beraubt hatte? Unbewusst wechselten ihre Augen von dem gewohnten orange in ein tiefes rot. Doch kurz darauf, bevor sich der Effekt entfalten konnte, erlosch es wieder. Sie atmete tief ein und aus, drehte sich um, ging zu Rhys. Geschickt ließ sie ihre Hand unter seinem Arm hindurch zu dem Stapel in seiner Hand wandern, wo sie die kleine Phiole Parfüm, die er sich gekauft hatte klaute. "Jeder hat Bedürfnisse... Bedürfnisse, die er gerne Stillen will.", sprach sie, mit ruhiger, verführerischer Stimme. "Auch du, Rhys. Ich hab es doch gesehen...", fuhr sie fort und trat ein paar Schritte zurück, die Phiole immer noch in der Hand. "Es hat dir gefallen. Warum wehrst du dich so sehr dagegen, dir das zu nehmen was du willst?", fragte sie, hielt den Zeigefinger an ihre Lippen, ehe sie das Fläschen in ihren Ausschnitt verschwinden ließ. Wenn Rhys sie wiederhaben wollen würde, müsste er das Paket, was sich ihm da so willig anbot schon auspacken. "Wo liegt das Problem? Denkst du, du hast es nicht verdient? Glaubst du, dass du nicht gut genug bist?", sprach sie weiter und ließ sich wieder auf das Bett fallen. "Was auch immer es ist, dass dich aufhält, lass mir dir sagen... Du solltest dich davon nicht abhalten lassen. Du hast es verdient und selbst wenn nicht... Manchmal muss man sich einfach das nehmen, was man will.", wisperte sie und lehnte sich soweit zurück, dass sie die Wand berührte, an der das Bett stand. "Du bist kein schlechter Mensch, wenn du dein Schicksal selber in die Hand nimmst. Wenn du dir nimmst, was dein ist...", sprach sie leiser werdend.

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