Ortsname: Luciens Zimmer Art: Wohnung Spezielles: - Beschreibung: Viel Persönlichkeit birgt dieses unspektakuläre Heim wohl kaum. Die Einrichtung ist schlicht, farblos und modern und läd dementsprechend nur bedingt zum Dableiben ein. Man bekommt fast schon das Gefühl, man sollte hier lieber nichts anfassen, da alles ziemlich teuer wirkt. In einigen, großen Schränken ist alles verstaut, was etwas über den Bewohner aussagen könnte: Aktenhefter, Werkzeugkoffer und allerelei Lacrima-betriebene Elektronik, die vermutlich noch nie für das genutzt wurde, für das sie eigentlich geschaffen wurde. Insgesamt teilt sich die Wohnung des Ashworth in drei Zimmer auf: Ess- und Wohnzimmer, Schlafzimmer und Bad, wobei die Eingangstür direkt in Ersteres führt.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Musste Lucien sich nun wirklich wiederholen? So, wie sein Gegenüber dreinblickte, hatte der ganz genau verstanden, was gesagt wurde. Jedes einzelne Wort. Wie hinterlistig, solches Verhalten gehörte nicht gefördert! Doch es ging hier um Nate, der noch immer ziemlich traurig wirkte, also erklärte der Schwarzhaarige seine Worte noch einmal extra deutlich: "Es ist für mich unmöglich, mich nicht in dich zu verlieben." Eine Wahrheit, die er lieber hätte nicht aussprechen und schon gar nicht wiederholen sollen. Doch als er in die blaugrünen Augen sah, war es genau das, was er dachte. Nur, dass er dank dem Alkohol nicht dachte, sondern sprach. Was konnte er dafür, dass der Felton so toll war? Früher schon und nun erst recht. Er war wie ein kleines, viel zu flauschiges Hündchen: Man wollte ihn festhalten, liebhaben, mit unendlich viel Aufmerksamkeit überschütten. Und nie mehr gehen lassen. Und küssen. Ja, das auch. Und genau das tat der Schwarzhaarige schließlich ... Naja, er versuchte es zumindest. Zu schnell holte ihn die Realität ein, erinnerte ihn daran, dass das Blondchen nicht einfach irgendwer war, kein dahergelaufener Mann, bei dem man alles auf's Spiel setzen konnte. Das hier war sein bester Freund, der sicherlich nicht glücklich darüber war, einfach geküsst zu werden. Schließlich gehörte das nicht zu den Dingen, die beste Freunde taten. Stille kehrte ein. Die nervösen Atemzüge der Kindergartenfreunde wurden von dem Prasseln des Regens gegen die Fensterscheiben verschluckt, sodass nichts außer dieses zu hören war. Keiner der Beiden wusste, was genau gerade passiert war, das Einzige, was sie wussten, war, dass es nicht richtig war und sie trotzdem mehr wollten. Bevor Lucien die Entschuldigung, das Flehen um Vergebung, das auf seinen Lippen lag, aussprechen konnte, entschloss sich der Jüngere, zu handeln. Der Ältere wurde entschlossen am Kragen gepackt und zurück in den Kuss gezogen, den er zuvor unterbrochen hatte, bevor er beginnen konnte. Seine Seelenspiegel weiteten sich, als die zarten Lippen wieder auf seine trafen, als er nun doch die Chance bekam, sich voll und ganz auf sein Gegenüber einzulassen. So schnell ließen sich Zweifel ausradieren. Er zögerte keine Sekunde, legte die Hände in den Nacken des Felton und küsste ihn, als hätte er ihn nicht über ein Jahrzehnt lang aus den Augen verloren, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Dabei war es eigentlich nur der Alkohol, der ihn dazu motivierte, so zu handeln. Daran dachte er natürlich gerade nicht, er achtete ausschließlich darauf was er fühlte. Und das eben hatte sich verdammt gut angefühlt. So gut, dass man es glatt widerholen könnte. Nate hatte allerdings andere Pläne, verzog sich an die Bettkante. Verwirrt setzte sich der Gunner auf, rutschte an die Seite seines besten Freundes. "Häää? Aber wieso?" Vollkommen entgeisterte goldene Seelenspiegel starrten den Blonden an. Das fühlte sich schon ein bisschen an wie ein Tritt in die Magengegend. Er war es doch, der zurückgeküsst hatte, er hatte sein okay geegeben und mehr gefordert. Und nun wollte er einfach gehen? Nein, nein, auf gar keinen Fall! Ein bisschen wie damals, wenn die Eltern gekommen waren, um ihre Kinder abzuholen, legte Lucien die Arme um die Taille des Kleineren, schmiegte den Kopf an dessen Schulter. "Geh nicht. Bittebittebitte." Sein Herz sprang immer noch fröhlich auf und ab, umso mehr, als er seinem Gegenüber wieder näher kommen konnte. Das war es doch, was zählte, nicht? Die Vernunft wurde gemeinsam mit der Rationalität vom Alkohol in Handschellen gelegt und geknebelt. Brav hielten sie Beide die Klappe. "Weiß nicht, aber is doch egal, solang es sich gut anfühlt. Oda niiich?" Man musste das Leben doch nicht komplizierter machen, als es sowieso schon war. Optimistisch grinste er das Blondchen von der Seite an. Auch, wenn gerade eben der Alkohol in ihm sprach, allzu weit entfernt war die Aussage gar nicht von seinen wirklichen Ansichten. Wenn ihm etwas Spaß und Freude bereitete, dann würde er es tun. Vorausgesetzt natürlich es schränkte niemand anderen in seiner Freiheit ein, da zog er durchaus eine Grenze. Ausnahmen dazu gab es selbstverständlich an jeder Ecke. Über diese wurde er für gewöhnlich von seiner Vernunft informiert, doch diese hatte aktuell ja nichts mehr zu sagen. Dementsprechend war in dem sturen Köpfchen gerade einfach alles erlaubt. Komplexes Denken? Nein danke. Alles, was gerade zählte war die wohlige Wärme und das Gefühl von Sicherheit und Vertrauen, das der Kleinere auslöste. Das musste unbedingt erhalten werden. Die Sonne war inzwischen schon längst unter gegangen, sodass die recht fahle Deckenlampe die einzige Lichtquelle im Raum war. Wie spät es inzwischen wohl war? Schwer zu sagen. Lange Schatten zogen sich über die Körper der beiden Magier. Lucien weigerte sich weiterhin, Abstand zwischen sich und seinen so sehnlichst vermissten Besuch zu bringen. Ein langer, anstrengender Tag lag hinter ihm, sodass es kaum ein Wunder war, dass die Augenlider immer schwerer wurden, hin und wieder sogar ganz zufielen. Er gähnte als er langsam den Kopf von der Schulter nahm und kurz über die Wange, die bisher so schön gewärmt worden war, rieb. Für gewöhnlich wäre jetzt der Zeitpunkt, an dem man Besuch heim schicken sollte. Der Felton hatte es ja nicht einmal weit, musste nicht einmal nach Hause begleitet werden, höchstens zur Tür. Doch der Ashworth wollte nicht, dass er ging. Was, wenn er nicht mehr wieder kam? Nein, nein, das ging nicht. "Naaate!", grummelte er, der goldgelbe Blick legte sich auf den blaugrünen. Er hatte eine grandiose Idee, die er sofort mitteilen musste. So konnten sie die gesamte Nacht beisammen verbringen."Schlaf mit mir." Bei. Eigentlich meinte er 'bei mir', doch das schlaf- und alkoholtrunkene Hirn hatte da wohl ein Wörtchen verwechselt. Oder war es doch ein Freudscher Versprecher? Wer wusste das schon. Lucien definitiv nicht. Der bemerkte nicht einmal, dass er etwas vertauscht hatte. Begleitet von einem leisen Grummeln löste er die Umarmung, in der er Nate bisher gefangen hatte und strich sich mit den nun frei gewordenen Händen all die losen, pechschwarzen Strähnen aus dem Gesicht. "Hmmm ... Gummi brauch ich noch. Ohne geht nicht." Denn sonst wachte er früher oder später mit lauter Haaren im Mund auf, so unruhig, wie er immer schlief. Darauf hatte er wirklich keine Lust. Dass er noch immer einen von vorhin um das Handgelenk trug, verpeilte er vollkommen. Dementsprechend hievte er sich von der Matratze. "Bin gleich wieder dahhhaaa!" Zielstrebig wackelte er hinüber ins Bad, entledigte sich dabei des Jacketts und der Krawatte. Effizienz undso! Er zog die Tür des kleinen Spiegelschranks über dem Waschbecken auf und nickte zufrieden. Ja, da waren sie. Auf dem Weg zurück schwang er bereits den Kopf nach unten, schnappte sich die schwarze Mähne und begann, sie mit einigen zielsicheren Bewegungen zu einem Dutt zusammenzuknoten. Na immerhin hatten seine Hände einen Plan, denn durch die ungewöhnliche Laufposition stolperten seine Füße hier und da über sich selbst. Als er es zurück ins Schlafzimmer schaffte, waren seine Hände bereits dabei, sowohl Hemd, als auch Hose aufzuknöpfen. Im Anzug schlief es sich nicht sonderlich gemütlich, das war ja wohl klar. "Mh? Is was?"
“Da-das is … das is …” Maximal absurd. Immer noch. Nate starrte auf die Stirn wenige Zentimeter unter sich entfernt, während die Worte seines besten Freundes in seinem Kopf widerhallten. Der Alkohol schien die Grenzen zwischen Freundschaft und etwas Tieferem zu verwischen. Da sprach definitiv der Sorgenbrecher aus ihm, alles andere war unvorstellbar. Als wäre sein Schädel plötzlich schwer wie Blei, ließ er ihn auf den anderen sinken und schloss für einen Moment die Augen. Verrückter Gedanke. Warum war sein Leben nur mit Chaos gefüllt? Einfach mal das Leben chillen, das wär's. Für einen Moment verpufften allerdings auch die Sorgen des Blondchens, sobald Luciens weiche Lippen flüchtig auf seine trafen. Viel zu schnell war der Hauch von Berührung vorbei, hinterließ sogar Unzufriedenheit, obwohl er echt nichts erwarten durfte. Aber der Alkohol - ganz bestimmt nicht Nate - gab sich einen Ruck und holte sich mehr von dem süßen Verlangen. Keine bloße Andeutung, sondern nachdrücklich fordernd, etwas, das er nur selten tat. Ein Glück zögerte Luce nach seinem Fluchtversuch nicht. Noch nie zuvor hatte sich der Felton während eines Kusses so gewollt gefühlt. Scheiß auf die Konsequenzen. Nein, halt, das war nicht richtig; er beendete die Zärtlichkeit ohne Eile und rutschte an die Bettkante. “Sorry, das könn wa nich tun …", nuschelte er leise zur Antwort, legte seine eigenen Arme jedoch sehnsüchtig um die des Klammernden. Kopf und Körper spielen sich gegeneinander aus, wie schön. Die Gefühle waren lauter, als jede Sprache es könnte. Seine Finger strichen wie von selbst über Luciens Haut und ein Lächeln stahl sich durch das eindringliche Bitten auf die Lippen. Der Dunkelhaarige war scheinbar in der Lage, seine Vernunft komplett auszuknipsen, eine vorteilhafte und gleichzeitig gefährliche Fähigkeit. “Egal, hmm.” Ein zufriedenes Seufzen, trotz klopfendem Bedenken in der hintersten Ecke. Das gesteigerte Wohlbefinden breitete sich wie eine warme, weiche Decke aus, die man nie wieder ablegen wollte. Nate hob langsam eine Hand und versenkte sie abermals in den langen, weichen Haaren seines besten Freundes, dessen Kopf auf der Schulter ruhte. “Für heute vielleicht.”, flüsterte er und schob die nervigen Gedanken entschieden zur Seite. So oder so, es war sowieso bereits zu spät und er war Schuld daran. An dem Rückzug hätte er teilnehmen sollen, stattdessen rannte er der süßen Versuchung hinterher. Als Schweigen eintrat, einfach nur genossen wurde und sich bald auch Müdigkeit dazu gesellte, fiel der Kopf immer wieder nach vorn und die Streicheleinheiten lahmten unregelmäßig. Luce entfernte sich langsam und schien wieder eine grandiose Idee zu haben, so, wie er seinen Namen laaaangezogen aussprach. Nate klappte ungläubig die Kinnlade herunter, als der Dunkelhaarige sogleich seinen glorreichen Einfall mitteilte, ohne Antwort abwartend aufstand und nach einem Gummi suchte. “W-was?! Wa-warte Luce, ich …!” Er soll was mit ihm??? Okay, da kreischte die Vernunft von irgendwoher. Mit ihm- nein, nein, nein, Nate verstand wieder das, was sein Körper verlangte. Wieso nur musste die Sache erneut so unglaublich kompliziert werden?! Mit offenem Mund starrte er dem Größeren nach, der soeben das Zimmer verließ, unfähig auch nur einen Muskel zu bewegen und den Abend vernünftig und erwachsen zu beenden. Dann, ohne weiter nachzudenken, ließ er sich nach hinten fallen, schnappte sich die Decke, rollte einmal quer über das Bett, sodass er nun einer festen Sushirolle glich und setzte sich stocksteif auf. Warum? Einfach um irgendwas zu tun, okay?! Vielleicht auch, um Luce zu symbolisieren, dass er definitiv vergessen konnte, was er vorhatte. Als der Gastgeber ins Zimmer zurückkehrte, kniff Nate die Augen fest zusammen und hielt die Luft an, hoffte, mit dieser eins zu werden und zu verpuffen. Er zuckte auf die Nachfrage zusammen und gab ein unbestimmtes Quieken von sich, öffnete dann doch ein Auge vorsichtig und linste zu ihm hinüber. “Das könn wa nich tun …” Wiederholte er sich, beobachtete dennoch gebannt das Aufknöpfen der Kleidung und schluckte schwer. Oh, wüsste er doch bloß die wahre Absicht, dann wäre das Drama halb so wild, aber wann war das Leben mal fair zu ihm? Eben. Es passierten ständig irgendwelche komischen Sachen, mit denen er klarkommen musste, ob er wollte oder nicht. “Ich will auch … mit dir sch-schlafen, aber das …” Mit jedem weiteren Knopf wurde sein Schädel röter und röter, drohte beinahe zu explodieren oder sich in Sirup oder Pudding zu verwandeln. Boah, aber der Blondschopf wollte ihn so sehr, welch Qual! Vielleicht … nur einmal? Nur dieses eine mal? Dann wäre die Sache, die sexuelle Spannung womöglich aus der Welt? Langsam und zögerlich befreite er sich von der Decke, hievte sich schwerfällig vom Bett und wackelte zu seinem Freund. “I-ich … helfe dir.” Die Finger fanden ihren Weg zu den letzten Hemdknöpfen, die schließlich über nackte Haut streiften, um das Oberteil von den Schultern zu schieben. Die Arme wickelte er dann locker um seine Taille und das Kinn reckte sich, bereit, für einen weiteren Kuss. Nur einmal.
Wieso? Einmal mehr verstand Lucien nicht im Ansatz, wieso der Blonde eine seiner glorreichen Ideen ablehnte. Was war so schlimm daran, wenn sie die Nacht gemeinsam verbrachten? Das war doch harmloser als der Kuss, den sie zuvor geteilt hatten. So konnten sie jede wertvolle Minute nutzen, um noch mehr zu kuscheln! Schon jetzt, obwohl er nur kurz im Bad gewesen war, vermisste er die zarten Berührungen auf Haut und Haar. So wie er da jetzt stand, mit den Händen an sämtlichen Knöpfen seiner Kleidung, fühlte er sich unangenehm kühl und ehrlich gesagt ein wenig fehl am Platz. "Hä?", sprach er also schließlich die Essenz seiner wirren, doch recht ziellosen Gedanken aus und blickte mit halb geschlossenen Augen hinüber zu seinem burritoartigen Kumpel. Es war doch okay, als Freunde ein Bett zu teilen, letztendlich war sogar so viel Platz, dass Lucien ihn vermutlich nicht einmal versehentlich in den Rücken treten würde. Er sah beim besten Willen keinen Grund, es nicht zu tun. Dementsprechend kümmerte er sich gemütlich weiter um die Knöpfe seiner Kleidung, die ihm jedoch ständig aus den Fingern rutschten und es ihm deutlich schwerer machten, als nötig. Man, heute war alles äußerst kompliziert. Wieso bloß musste es sich trotzdem so unwiderstehlich gut anfühlen? Die goldgelben Seelenspiegel wanderten wieder fort von seinem Freund, hinab zu dem Gefummel, das seine Finger veranstalteten, um sich darauf vollständig zu konzentrieren. Ausziehen musste er sich schließlich, ganz egal, wo der Felton heute übernachten würde. Apropos Nate. Während der Ashworth seinen gesamten Fokus auf die eigene Kleidung legte, reimte der sich etwas vollkommen Absurdes zusammen. Naja, so absurd war es theoretisch gar nicht, es war eine nachvollziehbare Reaktion, wenn man Luciens Worten gelauscht hatte. Doch der wusste überhaupt nicht, was er erzählt hatte und wie sein träges Mundwerk seinen eigentlich vollkommen unschuldigen Gedanken hervorgebracht hatte. Er hatte wirklich nur schlafen wollen. Dementsprechend groß wurden erst einmal die goldenen Äuglein, als das Blondchen seine Bedürfnisse kommunizierte. Wie so oft war da ein 'aber', doch der Fokus des Gunners lag gänzlich auf dem ersten Teil der Aussage. Mit ihm schlafen. Nicht bei ihm. Das kapierte er durchaus, doch woher das auf einmal kam, das kapierte er nicht. Er hielt mitten in seiner verzweifelten Knöpferei inne und starrte der menschlichen Tomate entgegen. Erst begleitet von einem ungläubigen Blinzeln, so als hätte er sich womöglich verhört, doch dann schlich sich ein immer breiter werdendes Lächeln auf seine Lippen. Das war gar keine schlechte Idee. Obwohl ... Moralisch war es eine Katastrophe. Man schlief doch nicht mit seinem besten Kumpel. Schon gar nicht beim ersten Wiedersehen nach so vielen Jahren. Um das zu erkennen, musste er nicht nüchtern sein. An diesem Punkt sollte der Gedanke zuende sein. Kein aber. Doch so simpel war es nicht. Es war viel, viel komplizierter, denn was die Theorie und der moralische Kompass nicht mit einbezog, war, wenn man es trotzdem wollte und betrunken genug war, um sich von den eigenen Bedürfnissen verleiten zu lassen. Trotzdem wollte Lucien vernünftig sein, die richtige Entscheidung treffen. Er musste nur stark sein und sich an das kleine Fünkchen Vernunft klammern, das aufflackerte.
Bei dem Plan spielte der Felton jedoch nicht mit. Langsam verabschiedete er sich von seinem Burrito-Dasein und kam angelaufen. Wollte dem Schwarzhaarigen helfen. Sicherlich war damit gemeint, dass er ihn beim Ausziehen des Hemds unterstützen wollte, doch auch die Entscheidungsfindung förderte er damit drastisch. Damit stand fest, dass sie vorerst nicht schlafen würden. Die letzten Knöpfe wurden geöffnet und das lästige Hemd von seinen Schultern gestreift. Fuck. Nate hatte ihn voll und ganz um den Finger gewickelt. Dementsprechend gab es auch kein Zögern, als er um einen weiteren Kuss gebeten wurde. Leicht beugte er sich hinab, um seine Lippen auf seines Gegenübers fallen zu lassen während seine Hände sich den Weg unter das helle Shirt bahnten. Wie konnte sich etwas zeitgleich so gut und so falsch anfühlen? Das schlechte Gewissen wurde prompt verdrängt und der Fokus voll und ganz auf den Körper des jungen Mannes gelenkt, der bereit war, ihm, zumindest für diese Nacht, alles zu geben. Lang war er nicht damit zufrieden, dessen Oberkörper nur unter seinen Fingerspitzen zu spüren, ganz egal wie gut sich die warme Haut anfühlen mochte. Kurz unterbrach er den Kuss, um dem Kleineren das Shirt über den Kopf zu ziehen. Daraufhin wurde er von den Füßen gehoben, leider nicht so elegant und leichtfertig, wie Lucien es sich gewünscht hätte. Das Problem war nicht etwa das Gewicht des Felton, sondern voll und ganz das mangelnde Gleichgewicht. Trotzdem brachte er seinen besten Freund unversehrt zurück zum Bett, bevor er aber hinterher kam, entledigte er sich noch der Hose, deren Bund sich sowieso nurnoch gerade so an seine Hüften klammerte. "Von wegen kein Aufreißer, eh?", neckte er sein Gegenüber mit einem selbstgefälligen Grinsen auf den Lippen. Eigentlich hatte er überhaupt kein Recht, ihn aufzuziehen, schließlich würde er von sich für gewöhnlich behaupten, dass er solche Aktivitäten auf Beziehungen beschränkte. Nate war eben eine besondere Ausnahme. Die Knie landeten neben den Hüften des Blonden und die Seelenspiegel ruhten einen Moment lang einfach nur auf der blanken Haut, ehe die Arme schließlich neben Nates Ohren landeten und die goldenen Iriden sich wieder in den Blaugrünen verloren. "Du bist aber auch unwiderstehlich", fügte er noch hinzu, ehe er einen weiteren Kuss einforderte. Es war alles andere als einfach, sich zu zügeln und seinem Gegenüber nicht das letzte Bisschen Kleidung auch noch zu entreißen und direkt zur Sache zu kommen. Geduld war einfach nicht seine Stärke, doch der Moment musste genossen und voll und ganz ausgenutzt werden. Jede Berührung ließ sein Herz höher schlagen, jeder Kuss machte das warme Gefühl in seinem Magen unerträglicher. Nur widerwillig löste er sich von den so einladenden Lippen des Kleineren, konzentrierte sich stattdessen auf dessen Hals. Spitze Fangzähne streiften die empfindliche Haut, verzichteten aber letztendlich doch darauf, zuzubeißen. Am Ende weinte Nate noch so wie früher. Es hatten sich so viele Dinge verändert, doch es gab gewiss auch Punkte, die gleich geblieben waren. Das Risiko eingehen und den Moment zerstören wollte er auf gar keinen Fall. Wer wusste schon, ob er je wieder die Chance bekam? Wer wusste schon, ob sie je wieder so betrunken und vernunftlos zusammensitzen würden? Die Hand, die sich gerade unter den weichen Bund der Jogginghose stahl, hielt inne. Eigentlich war es offensichtlich, doch dem Ashworth war es erst jetzt wirklich bewusst geworden: Er war zweifelsohne nicht der Einzige, der betrunken war. Er nahm seine Finger zurück zu sich und richtete sich auf. Scheiße. Wenn er selbst es war, dann war das eine Sache, doch sein Gegenüber? Was, wenn der sein Handeln morgen früh bereute? Er fuhr sich über die Stirn und die Haare, von denen sich schon wieder zu viele aus dem Zopfgummi gelöst hatten. "Lass uns das lieber fortsetzen, wenn du nüchtern bist, Nate." Wow, so vernünftig! Was war denn da los? Diese simple Erkenntnis war doch nicht etwa der metaphorische Schlag auf den Hinterkopf, der seinen Verstand wieder zum Laufen brachte? Naja, der Schädel brummte ihm immer noch, der Alkohol packte ebenfalls noch immer alles in weiche Watte, doch die Zweifel an der Sache waren gewachsen, zu sehr, um einfach so weitermachen zu können. "Ich möcht nich, dass du morgen etwas bereust."
Das langersehnte Wiedersehen mit Lucien Ashworth ging definitiv in eine Richtung, die Nate niemals erwartete. Er lud sich quasi selbst in die muskulösen Arme ein und verlangte gierig nach Liebe, die auf rein freundschaftlicher Ebene völlig fehl am Platz war. Doch hätte sein Kumpel die Sache gar nicht erst ins Rollen gebracht, wäre das Blondchen bestimmt total brav geblieben! Das bloße Anschmachten ohne jegliche Berührung hätte er zweifelsfrei durchziehen können! Aber nein, der andere musste sich ja unbedingt in seinen Schoß werfen und und und ... da stand die Tomate nun vor dem halbnackten Adoniskörper, den sie soeben wie ein teures Geschenk vorsichtig von Schleife und Papier befreite. Die grünen Augen wanderten zurückhaltend über die perfekt definierte Brust, hinab zum Waschbrettbauch. Ein tiefes Ein- und Ausatmen. Sowas heißes gehört verboten, war Luce überhaupt sterblich? Bevor Nate es sich anders überlegen konnte, wickelte er die Ärmchen um dessen Taille und reckte mutig das Kinn, um sich gleich einen weiteren leidenschaftlichen Kuss abzuholen. Als fremde Hände seinen eigenen Oberkörper unter dem Shirt erforschten, zuckte er während der Berührung am unteren Rücken zusammen. Shit, die Prellung hatte er ganz vergessen! Die war längst nicht mehr so schlimm wie vor ein paar Wochen, aber bei Kontakt immer noch empfindlich. Das kurze Erstarren hinterher überspielte Nate mit Wohlwollen und drückte sich noch enger an Luce, der hoffentlich nichts von dem flüchtigen Schmerz bemerkte. Der Kuss unterbrach jedoch und er fürchtete sofort, er wäre doch aufgeflogen; allerdings sollte sich sein überflüssiges Shirt nur ebenfalls verabschieden und die hungrigen Lippen fanden erneut zueinander. Pff, schon wieder diese absurde Behauptung. “B-bin ich nich …”, nuschelte der Felton halb empört, halb verlegen, nachdem er zurück auf das Bett befördert wurde und seinen besten Freund schüchtern dabei beobachtete, wie er sich ohne Zögern der Hose entledigte. Er wollte das Vorhaben, das Risiko also wirklich realisieren und eingehen, oh Mann. Der Blick in die Zukunft war unscharf, und dennoch spürte er eine Mischung aus Aufregung und Unsicherheit. Es war, als würde er auf dem schmalen Grat zwischen Wahnsinn und Vernunft balancieren, wissend, dass jede weitere Entscheidung den Verlauf des gemeinsamen Schicksals beeinflussen könnte. Und dann landeten Knie wie eine Zange links und rechts von ihm, ein Entkommen war - ob er nun wollte oder nicht - somit nicht mehr möglich. Ergeben ließ sich der Blonde in Ruhe ansehen, das dadurch ausgelöste Prickeln unter der Haut zog bis in die Finger und Zehenspitzen. Offenbar gefiel dem Ashworth der Ausblick, denn er kommunizierte genau das und überbrückte die restliche Distanz einmal mehr mit einem Kuss. Ein leises Keuchen konnte sich Nate nicht verkneifen, sobald die spitzen Fangzähne an seinem Hals entlang glitten und … die fremden Finger an seinem Hosenbund hatten den Effekt von eiskaltem Wasser, er riss die Augen auf und wollte den großen Körper von sich drücken, doch der richtete sich in diesem Moment von alleine abrupt auf. “Wenn wir beide nüchtern sind, Luce.”, erwiderte der Felton sofort erleichtert und grinste schief. Oh, zum Glück. Boah, zwei Dumme (am Ende doch Vernünftige?) und ein Gedanke. Das hier war kein erstrebenswerter Akt, den man von bloßem Alkohol kontrollieren lassen sollte. Dass es überhaupt erst so weit kommen musste, war echt bescheuert. Der Leichtsinn klopfte zwar die ganze Zeit über irgendwo, aber die Emotionen und der künstliche Rausch waren so extrem einladend. Eigentlich richtig dumm, dass Nate nicht an seine angeeignete Magie dachte, die dafür da war, Gefühle zu beeinflussen. Längst hätte er die Sache damit auf beiden Seiten unterbinden können, aber … hätte der Ältere irgendwann herausgefunden, dass er dazu in der Lage war, würde er ihm wahrscheinlich die Schuld an allem geben. An das hier. An das, was vielleicht folgen könnte. Einfach an allem. Trauer bahnte sich an und das Grinsen verschwand, doch ließ der Untere ein Erkennen nicht zu, stand auf, sobald er frei war, schnappte nach dem weißen T- Shirt am Boden und zog es eilig über den Kopf. “Darf ich … trotzdem bei dir schlafen?” Oder war die Situation nun so komisch, dass man sich erstmal tagelang aus dem Weg gehen musste, ehe einer den anderen damit zufällig konfrontierte? Ugh, nein, aus diesem Alter war zumindest der Blonde raus. Außerdem war dieser Mann hier Lucien Ashworth, sein Kindheitsfreund, sein bester Freund, heutiger Kollege und … ja. Solch eine Beziehung konnte und durfte man nicht einfach links liegen lassen. “Tut mir leid, ich wollte … nicht …” Nervös und aus dem Konzept gekommen, fuhr sich Nate über den Nacken und brachte ein äh und öh nacheinander, ein Bein wippte auffällig, der Blick ging überall hin, wich dem Goldenen jedoch aus. Den blöden Alkohol wollte er echt nicht als absolute Ausrede nutzen, so war das ja auch gar nicht. Aber die Wahrheit, welche das auch immer war, war genauso … keine Ahnung.
Jede noch so kleine Reaktion des Blonden war eine Bestätigung mehr für Lucien, ein weiterer Grund, nicht aufzuhören und zur Vernunft zurückzukehren. Dass sein Gegenüber einmal unter seiner Berührung zusammenzuckte, schob er getrost auf die Überraschung, denn danach drückte er sich nur umso enger an ihn. Sein Herz schlug höher und höher, wollte sich kaum noch einkriegen. Es gab überhaupt keinen Grund, zu stoppen oder zumindest innezuhalten und noch einmal darüber nachzudenken, was er gerade eigentlich tat. Zumindest, bis er Nate auf dem Bett unter sich hatte. Damit war der Kleinere genau da, wo der Ashworth ihn wollte, alles war perfekt. Eigentlich. Ein kleines Detail hatten sie beide bisher bewusst verdrängt. Der Alkohol. Wollten sie diesen Moment wirklich teilen, während sie nicht vollständig bei Sinnen waren? Nein. Eigentlich nicht. "Ja...", bestätigte er noch einmal die Entscheidung und die Worte seines besten Freundes. Auch, wenn er wusste, dass sie das Richtige taten, ließ sich das kleine, flimmernde Gefühl von Enttäuschung nicht vollständig aus seinem Herzen verdrängen. Schließlich konnte auch die Vernunft seine Emotionen und Bedürfnisse nicht einfach verschwinden lassen. Ugh. Er ließ sich von dem Felton herunter zurück auf seine Matratze rollen, richtete den Blick stur auf die Schlafzimmerdecke. Alte, faltige Großmütter. Insolvenz. Leidende Kätzchen. Börsencrashes. Er bemühte sich, all die schlimmen Dinge im Leben in sein Gedächtnis zu rufen und die Bilder des shirtlosen Blondchens und das Gefühl von dessen Lippen auf den eigenen damit zu verdrängen. Doch die vorausgegangenen Minuten hatten sich einfach zu gut angefühlt, um sie einfach zu vergessen. Sein Herzschlag ließ sich nur widerwillig ein wenig verlangsamen. Ein Seufzen zurückhaltend wischte er sich die losen Strähnen aus seinem Gesicht und setzte sich wieder auf. "Natürlich, du darfst immer hier sein", erwiderte er ohne zu zögern, das war überhaupt keine Frage. Wenn Nate hier sein wollte, dann war er jederzeit willkommen. Schließlich bedeutete die Entscheidung, die sie eben getroffen hatten, nicht, dass sein Handeln nicht aufrichtigen Gefühlen entsprungen war. Ob es das nun besser machte oder nicht ... war schwer zu sagen. wie gut, dass die Watte in seinem Kopf noch immer dick genug war um ihn davon abzuhalten, sich Gedanken darüber zu machen. Sein bester Freund schien dahingehend nicht so viel Glück zu haben. Eine Entschuldigung gefolgt von undefinierbarem Gestammel prasselte auf den trägen Schädel des Ashworths ein und ließ ihn vollkommen verwirrt zurück. Blinzelnd blickte er zu seinem Gegenüber, der offenbar mit irgendetwas zu kämpfen hatte. Aber was? Was tat ihm Leid? "Nate", sprach er nachdrücklich, "Es ist alles okay." Vorsichtig legte er die Hände um die Schultern des Kleineren und zog ihn zurück zu sich heran. Wann wohl das nächste Mal sein würde, dass sie so nah beisammen sein würden? Würde es je wieder passieren? Oder war Nates Zuwendung wirklich einzig und alleine dem Alkohol zuzuschreiben? Eilig schluckte er die aufbrodelnden Zweifel wieder herunter und ließ das Kinn auf die freie Schulter seines Freundes sinken. Die Augen hielt er halb geschlossen. Lieber sollte er den Moment genießen, solange er ihn noch hatte. "Würde mich freuen, wenn wir das irgendwann ohne Alk wiederholen", gestand er halb genuschelt, öffnete den Mund erst ordentlich, um nach seinen Worten zu gähnen. "Und falls du das nich willst, hab ich das eben nie gesagt." Während er sprach, fischte er mit einer Hand nach der Decke am Fußende. Er griff sich den weichen Stoff und holte ihn heran, ehe er sich zurück in die Kissen fallen ließ - Nate nahm er dabei selbstverständlich mit. Loslassen konnte und wollte er ihn einfach noch nicht, schließlich hatte er ihn nun endlich wieder. Ganz egal ob als bester Freund oder was auch immer. "Gute Nacht." Eigentlich wollte der Ashworth überhaupt nicht schlafen, egal wie schwer seine Augenlider waren. Wieso bloß konnte man sich nicht mehr Zeit erkaufen? Egal wie sehr er sich auch dagegen wehrte, irgendwann holte ihn die Welt der Träume doch zu sich. Das sanfte Trommeln des Regens und das gleichmäßige Atmen des Felton war besser als jedes Schlafmittel.
Ein unangenehmes Pochen gegen seine Schläfen war es, was ihn schließlich wieder weckte. Ugh, das war definitiv ein richtig toller Kater. Was zur Hölle hatte er gestern noch gleich getrieben? Seine Gedanken waren verhangen von schwerem Nebel, der sich nur widerwillig lichten wollte. Wie alter Kaugummi unter einer Parkbank haftete er an allen Ecken seines Gedächtnisses und ermöglichte überhaupt keinen Durchblick. Er wollte tief durchschnaufen, doch der Druck auf seiner Brust erlaubte das nur schwerfällig. Er grummelte unzufrieden und hob nun doch endlich schwerfällig den brummenden Schädel, blickte blinzelnd einem Haufen strohblonder Haare entgegen. Eh? Eeeeeehhhhh?! Sein Atemzug blieb dem Schwarzhaarigen im Hals stecken, als er nun doch endlich kapierte, dass es Nate war, der da noch auf ihm vor sich hinschlummerte. Nate war zurück in seinem Leben. Okay, soweit so gut. Aber warum genau pennte er nochmal genau da?! Hitze krabbelte von seinem Herzen aus durch seinen gesamten Körper, bis in die Zehen und die Nasenspitze. Er traute sich nicht, sich auch nur einen Millimeter zu regen, nur ein selbstgefälliges Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Dabei war das sowas von unangebracht. Konnte er bitte aufhören, sich so zu freuen? Das hier war keine gute Situation. Doch wenn er sich regte, würde er den Felton garantiert wecken und das wollte er aus einer Vielzahl von Gründen nicht. Da gab es wohl nur eine Lösung: Er ließ den Kopf zurück in die Kissen sinken und schloss die Seelenspiegel wieder. Es würde garantiert klappen, wenn er so tat, als wäre er nicht der, der als erstes aufwachte. Und sobald Nate wach war, würde er sich ganz einfach dessen Reaktion anpassen. Der ultimative Plan! Hah! Und solange würde er den Moment still und heimlich noch ein wenig genießen, die Hände um den schmalen Körper geschlungen lassen.
Nate spürte die festen Hände von Luce auf seinen Schultern, die ihn wieder zu sich in die warmen Arme zogen. Die Gedanken wirbelten nach wie vor wild durcheinander. Ein vertrautes Gefühl, das ihm gleichzeitig Trost und Unsicherheit schenkte. Die Entschuldigung hing wie ein schwerer Vorhang in der Luft, und er konnte nicht genau sagen, warum er sie überhaupt ausgesprochen hatte. Vielleicht war es der verdammte Alkohol, der die Worte aus ihm herausgelockt hatte, oder vielleicht war es der Drang nach Ehrlichkeit - wie auch immer diese aussah. “… okay, dann … okay.” Hah, so redegewandt, mutig und in den nicht vorhandenen Bart genuschelt wie eh und je. Inzwischen lag die Müdigkeit schwer in den Augen, während er einen sehnsüchtigen Seitenblick auf die Kissen warf und sich dann ein bisschen näher an die Haut des anderen schmiegte. Ein wackeliges Lächeln huschte über seine Lippen und eine Hand landete streichelnd in den schwarzen, langen Haaren, als sich der hübsche Ashworth für eine Wiederholung aussprach, aber eine Antwort darauf gab Nate ihm nicht. Schließlich war nicht sicher, ob bloß das Gift in seinen Adern die Zunge lockerte oder er sich wirklich auf ihn - einen Mann - einlassen könnte. Lieber nahm der Felton diese süßen Worte als harmlosen Scherz, als ein Angebot, das beider Leben und die Beziehung zueinander verändern könnte. Als dann im nächsten Moment die Decke über sich gezogen wurde, spürte er, wie sein Herz einen unregelmäßigen Rhythmus einschlug. Das trübe Grün wanderte zu den halb geschlossenen Augen seines Freundes, der den Moment genoss. “Gute Nacht, Luce”, wiederholte er den Wunsch leise, als er sich in den Armen des Größeren kuschelte und bald entspannte. Stille senkte sich zwischen ihnen nieder, nur unterbrochen vom sanften Regen und dem ruhigen Atem neben ihm. Die Zweifel möchten immer noch an ihm zerren, aber für diese Nacht ließ er sie beiseite und erlaubte sich, die Geborgenheit zu genießen, die er so lange vermisst hatte. Als Nate am frühen Morgen erwachte, spürte er zunächst die angenehme Wärme um sich herum. Verwirrt öffnete er die vom Schlaf verklebten Augen, blinzelte ein paar Mal und stellte dann fest, dass er auf der breiten Brust eines Mannes lag. Ein zartes Erröten überzog sein Gesicht, als die Erinnerungen an den gestrigen Abend langsam wieder zurückkehrten. Die Worte, die sie geteilt hatten, und die unmissverständliche Nähe, die beide wollten. Dieser Mann hier war Luce, Lucien Ashworth, sein bester Freund aus Kindertagen und nun auch Gildenkollege. Verrückt. Ein vorsichtiges Lächeln stahl sich auf Nates Lippen, als er sich langsam aufrichtete, um einen Blick auf den Schlafenden zu richten. Er konnte nicht anders, als das beruhigende Auf und Ab seiner Brust zu betrachten und sich dabei zu fragen, was das hier bedeutete. War es nur der Alkohol gewesen, der sie so nah zusammenbrachte, oder steckte mehr dahinter? Leise versuchte das zerzauste Blondchen aufzustehen, um den Dunkelhaarigen nicht zu wecken. Noch immer liefen die Gedanken kreuz und quer, und er versuchte, die Wirren der Nacht zu entwirren. Auf dem Rand des Bettes spürte er einen pochenden Schmerz im Kopf, der darauf hinwies, dass der Inhalt der Flasche nicht spurlos an ihm vorbeigegangen war, weshalb er sich einen Moment nahm und die Schläfen massierte. Dann drehte sich Nate und räusperte leise, in der Hoffnung, Luce sanft genug zu wecken. “H-Hey.” Gespannt beobachtete er die Reaktion seines Freundes, unsicher, ob er ihn nicht doch lieber weiterschlafen lassen sollte. Nee, er hatte keine Lust, zu warten und wollte auch nicht wortlos wie ein Schuldiger oder so verschwinden. “Bist du wach?” Behutsam legte er eine Hand auf die Schulter der Schlafmütze und gab ihm einen sanften Ruck. Jetzt bestimmt! Magenknurren, hui. “Uhm, wenn du weiterschlafen willst, gehe ich schnell duschen und mache uns dann Frühstück, wenn du willst … falls dein Magen das zulässt.” Zu viel Laberei nach dem Aufwachen? Wahrscheinlich. Aber irgendwas musste passieren, selbst wenn der Ashworth ein Morgenmuffel war und ihn gleich rausschmiss, besser sowas als gar nichts und den ganzen Tag Sorgen machen. Man musste allerdings nicht sofort mit der Tür ins Haus fallen und Fragen, was zum Teufel die sich bei der Aktion gestern Nacht dachten. Während er also auf Antwort wartete, hob Nate die restliche Kleidung vom Boden, warf sie an das Bettende und zog seine eigene eilig über. Vielleicht sollte er einfach schon mal Kaffee machen? Bevor er die nächste Entscheidung traf, kam leichter Schwindel auf und zwang ihn erstmal auf die Bettkante zurück. “Uff. Keine hektischen Bewegungen, du kennst das doch!”, rügte er sich selbst und schnaubte.
Hnggghhh .... Leise grummelte der Ashworth, als sich das Gewicht, das bisher so beruhigend auf seinem Brustkorb geruht hatte, hob. So viel zu 'er würde einfach so tun als würde er noch schlafen'. Er war tasächlich wieder eingenickt. Die Kälte, die nun neben ihm einzog, gefiel ihm überhaupt nicht. Aber freiwillig regen tat er sich jetzt, wo sein Kumpel wach war, auch weiterhin nicht. Dafür schmerzte der Schädel zu sehr. Außerdem wollte er noch warten, bis die Erinnerungen an den Vorabend endlich zurückkamen. Doch egal wie lange er da lag, sie wollten einfach nicht zurück in sein Bewusstsein sickern. Scheiße. Das war echt nicht gut. Oder war es besser so? Er konnte es nicht beurteilen, solange er nicht wusste, was passiert war. Sicherlich hätte er Nate fragen können, aber es war einfacher, davon auszugehen, dass er ebenfalls nichts mehr wusste. So war es, garantiert. Was sollte schon groß passiert sein? Sie hatten bestimmt nur ein wenig Wein getrunken und sich über ihre gemeinsame Kindheit und die Zeit, die sie verpasst hatten, unterhalten. So wie zuvor auch. Als eine Hand sich vorsichtig auf seine Schulter legte und rüttelte, schlug er nun doch widerwillig die Augen auf. Nur schwer ließen sich die Lieder heben, wollten direkt wieder herabfallen. Das helle Licht vereinzelter Sonnenstrahlen, die durch das Fenster in den Raum fielen, machte es nicht leichter. "Jetzt schon", brummte er träge, die Stimmbänder noch schwer vom Schlaf. Ein weiteres Grummeln rumpelte in seiner Kehle, als er sich in eine sitzende Position kämpfte. Er hockte da wie ein nasser Sack, sämtliche gelöste Strähnen hatten sich in sein Gesicht verirrt. Goldene Iriden ruhten auf blaugrünen. Nate. Nicht im geringsten kapierte Lucien, was passiert war, aber eigentlich war das doch gar nicht so wichtig. Er hatte seinen besten Freund wieder, das zählte. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, wurde breiter und breiter, bis es sogar die Augenwinkel in Falten legte und die spitzen Fangzähne präsentierte. "Guten Morgen erstmal." Duschen war eine gute Idee. Am besten gemeinsam. Halt, was? "Schon gut, ich stehe auf." Gleich zumindest. Einen Moment brauchte er noch. Seinen Kumpel schien es nicht ganz so schlimm erwischt zu haben, denn der schwang sich aus den Federn und sammelte erst einmal sämtliche Kleidung, die sich finden ließ und warf sie dem Ashworth entgegen. Hä? Kleidung? Der Blick fiel hinab, die Decke wurde angehoben. Ok, Unterwäsche war vorhanden. Das war ein kleiner Trost. Aber ... Fuck! Das war sowas von unangebracht! Sicherlich hatte er nur ein wenig angeben wollen und deshalb ohne Klamotten geschlafen. Ja. Alles Andere machte keinen Sinn. Trotzdem durfte er ab sofort nicht mehr dem Alkohol die Kontrolle überlassen, zumindest nicht, wenn das Blondchen dabei war. "Frühstück wirst du hier nicht finden", sprach er, als würde er innerlich nicht gerade eskalieren, "Geh schonmal duschen, danach können wir irgendwo hingehen. Ich gebe aus." Er brauchte definitiv ein paar Minuten für sich selbst, um seine Gedanken zu ordnen und seinen Herzschlag zu zähmen. Im nächsten Moment landete der Kleinere aber auch schon wieder auf der Matratze. Goldene Augen blinzelten besorgt. Vielleicht war Nate doch nicht so fit, wie gedacht. "Dich hat der Kater also auch erwischt, was? Dabei war es doch nur eine halbe Flasche." Ein Lächeln ruhte auf seinen Lippen, während er den Kopf schüttelte. Und es direkt bereute. Die Welt drehte sich einmal im Kreis. "Mach bitte langsam. Ich kann dich schlecht mit in die Dusche begleiten, um sicherzugehen, dass du mir da nicht umkippst." Leichtes Lachen folgte, um hoffentlich zu verschleiern, dass er eigentlich kein Problem damit hatte. Oh man, das würde sicherlich noch eine interessante Zeit werden. So wirr die Gedanken und Gefühle gerade auch sein mochten, er war einfach nur froh. Eine Hand streckte sich aus, um den sowieso schon zerzausten Blondschopf weiter durchzuwuscheln. "Man, ich bin echt froh, dass du wieder da bist."
-Off-Ende-
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Lorelai
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Du liebe Güte. Ach du grüne Neune! Dreimal schwarzer Kater. Verflixt und zugenäht. Eine Höhlenexpedition war nun nicht gerade das, was Lorelai sich erträumte. Sie war eine tapfere Frau, scheute keine Abenteuer und war stets zuversichtlich, dass ihre Talismane sie vor jeglichen Gefahren schützen. Doch dunkle, enge Höhlengänge konnten ihre Glücksbringer nicht heller und breiter machen. Oh, was hatte sie nur falsch gemacht, dass das Schicksal sie vor diese schwere Herausforderung stellte? War es etwa eine Strafe? Oder die Chance, über sich hinauszuwachsen? Vermutlich beides. Ja, so musste es sein. Lorelai wurde bestraft, da sie irgendetwas falsch gemacht hatte. Was genau, musste sie noch herausfinden, doch es gab sicher etwas. Und zugleich wäre dieser Auftrag eine einzigartige Gelegenheit, um die eigenen Grenzen zu überwinden und der Gilde Midas Hands eine noch größere Hilfe zu werden! Sich die Hand theatralisch an die Brust legend atmete die junge Frau auf. „Nun denn“, sprach sie dem Mann zu, welcher ihr den Auftrag gegeben hatte. „So möge es sein. Ich begebe mich auf eine lehrreiche Reise in die dunkle Pilzhöhle“ Eine Frau, ein Wort! Entschlossen sah sie ihn an und nickte einmal, um ihre Aussage zu untermalen. „Öhm, ja.. gut. Kennst du den anderen Magier?“ Lorelai blickte auf das Auftragspapier. Neben ihrem eigenen Namen stand noch ein zweiter. „Such‘ ihn auf“
Lucien Ashworth war der Rosahaarigen kein Begriff. Doch sie hatte erfahren, dass er in den Quartieren der Gilde Midas Hands seine Unterkunft hatte, wo sie ihn finden würde. Es war der traditionellen Frau durchaus unangenehm, in den privaten Gemächern eines fremden Mannes aufzuschlagen, doch die Gilde verlangte nach Lucien. Wie immer war Lorelai in dem für Sin typischen, traditionellen Gewand gekleidet, in welchem sie in einer modernen Stadt wie Marokkasu auffiel wie ein bunter Hund. Doch auch die vielen Talismane, mit welchen sie wie immer behängt und ausgestattet war, waren ein Blickfang. Doch sie brauchte sie, sonst würde mit Sicherheit etwas Schreckliches passieren. Und nicht zuletzt trug sie natürlich den Ring ihrer Großmutter Constance Chamberlain am Finger. Dieses Erbstück war das wertvollste in ihrem Besitz, jedoch nicht aufgrund des materiellen Wertes. Ohne ihn würde Lorelai ihre geliebte Großmutter nie mehr wiedersehen, denn er ermöglichte es ihr, ihren Geist zu rufen.
An der Pforte hatte Lorelai erfahren, auf welchem Stockwerk dieser Lucien Ashworth zu finden war. Sie ging durch die Gänge und hielt inne, als sie seinen Namen an einer Tür gefunden hatte. Sie strich ihr Kleid glatt, hielt das Auftragspapier bereit und atmete noch einmal durch. Es war in Ordnung. An der Tür eines fremden Mannes zu klopfen machte sie nicht zur Dirne. Also nahm sie ihren Mut zusammen und klopfte. Die Tür öffnete sich und Lorelai zeigte sich von ihrer besten Seite. Sie lächelte sanft und machte einen kurzen, koketten Knicks. Ja, einen Knicks. „Guten Morgen, werter Lucien Ashworth. Mein Name ist Lorelai Chamberlain und man schickt mich im Namen der Gilde, da wir einen Auftrag zusammen ausführen sollen“, erklärte sie ihm lächelnd und reichte ihm schon das Dokument, damit er sich davon überzeugen konnte.
Meine Güte. Lucien musste wirklich aufhören, seinen Schlaf gegen Zeit mit Nate auszutauschen. Die zarten Ringe unter seinen Augen waren ihm ein massiver Dorn im Auge. Eben noch hatte er sich von dem Blondchen verabschiedet, denn er musste sich dringend auf einige wichtige Papiere fokussieren und brauchte daher Zeit für sich. Als es nach einem zügigen Bad an seiner Tür klopfte, zogen sich die dunklen Brauen des Ashworths zusammen. Er erwartete keinen Besuch. Es konnte also nur Einer sein. Dementsprechend machte er sich nicht die Mühe, sein bisher nur halb geschlossenes Hemd weiter zuzuknöpfen oder es gar in die Jeanshose zu stecken. Stattdessen riss er die Tür mit einem breiten Grinsen auf den Lippen auf. "Na, hast du was verge- oh." Die Hände streckten sich bereits zu einer dicken Umarmung aus, glücklicherweise konnte er sich gerade noch zurückhalten. Überrascht blinzelnd sah er die Dame an, die da vor ihm anstelle seines Freundes stand. Sofort schwand das Grinsen und wurde durch einen ernsten Gesichtsausdruck ersetzt. Auch die Enttäuschung ließ er geschickt hinter seiner Maske verschwinden. Mit aufmerksamen Seelenspiegeln beobachtete er die Unbekannte, wie sie vor ihm einen Knicks machte und ihn dann mit fast schon übertriebener Höflichkeit darauf hinwies, dass er gemeinsam mit ihr für einen Auftrag eingeteilt worden war. Fantastisch. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Er verkniff sich ein Augenrollen, ließ stattdessen seine Brust doch lieber hinter ein paar Knöpfen verschwinden. "Verzeihung, ich habe nicht mit Damenbesuch gerechnet." Sicherlich hätte er mit ihr diskutieren können, dass er gerade absolut keine Zeit für Aufträge hatte, doch sie würde wohl kaum etwas dagegen tun können. "Moment", bat er stattdessen, trat nach draußen, zog die Tür hinter sich zu und stopfte den Saum seines Hemds unter den Hosenbund. Es war ungewohnt, sich nicht in einem Anzug an die Arbeit zu machen, sondern in Freizeitkleidung, doch er musste zügig wieder zurückkehren. Die Zeit zum Umziehen nutzte er lieber effektiver. Seine Eltern würden ihn in die Hölle schicken, wenn die Unterlagen nicht rechtzeitig bei ihnen auf dem Schreibtisch lagen. Nachdem sein Outfit gerichtet war, nahm er ihr endlich den Zettel ab. Eilig überflogen er die Informatonen, ehe er erleichtert aufatmete. Sie mussten nicht die Stadt verlassen und sich scheinbar nur darum kümmern, dass ein paar Pilze in Frieden wachsen konnten. Sollten sie sich nicht katastrophal anstellen, sollte der Auftrag keinen ganzen Tag in Anspruch nehmen. Sorgfältig legte er das Papier wieder zusammen und gab es an die junge Frau zurück, die er nun zum ersten Mal ausführlich musterte. Sie hatte ein hübsches Gesicht und scheinbar sorgfältig gepflegte Haare, der Rest ihres Auftretens war jedoch ein wenig schräg. Ihre Outfitwahl war ... ungewöhnlich. "Du hast mich wirklich ungünstig erwischt, vergib mir bitte mein unangemessenes Auftreten." Er schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln. "Ich stehe ein wenig unter Zeitdruck, jedoch freue ich mich trotzdem, deine Bekanntschaft machen zu dürfen, Lorelai." Genau genommen hatte er ihr zwar einen Gefallen getan - schließlich bekamen nur die wenigsten Frauen die wohltrainierte, straffe Brust des Schwarzhaarigen je zu Gesicht - aber da die Rosahaarige recht anständig wirkte, ließ er lieber den Gentleman heraushängen. Dementsprechend reichte er ihr höflich die Hand, anstatt sie rotzfrech zu fragen, ob der Ausblick ihr denn gefallen hätte. "Wirklich ein merkwürdiger Auftrag, für den wir ausgewählt wurden. Hast du eventuell Erfahrung mit Pilzen?" Wenn er sie so ansah, ließ sich eher vermuten, dass sie Erfahrung mit allerlei unnötigem Blingbling hatte, doch diesen Gedanken behielt er für sich. Vielleicht war sie ja für eine Überraschung gut!
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Lorelai
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Die Tür öffnete sich und Lorelai ging ihre bereits vorbereitete Begrüßungszeremonie durch. Höfliche Worte und ein koketter Knicks, gefolgt von der Erläuterung des Grundes für ihren Besuch. Das hatte sie sich extra vorgenommen, um die unangenehme Situation für beide erträglicher zu machen. Doch es schien kein Entkommen für die tugendhafte und traditionelle Dame zu geben. Denn kaum hatte sie abgeschlossen und war wieder für ihre Umgebung empfänglich, erkannte sie, dass dieser Lucien Ashworth splitterfasernackt vor ihr stand! Zumindest fast. Das Hemd war ja halb offen! „Du liebe Güte!“, hauchte Lorelai hektisch, wich erschrocken einen halben Schritt zurück und wandte sich sofort von dem Anblick ab, indem sie ihm den Rücken zukehrte. „N-nein, n-nicht doch! Ihr müsst Euch nicht entschuldigen! Ich hätte es wissen müssen, die privaten Gemächer sind nun einmal tabu für Außenstehende“, redete sie nervös drauf los und hatte sich die Hände vor Scham an die Wangen gelegt.
Er bat um einen Moment, welchen Lorelai ihm selbstverständlich stocksteif verharrend gab. Als sie die Tür ins Schloss fallen hörte, traute sie sich, sich wieder umzudrehen. Erleichtert stellte sie fest, dass das Hemd nun zugeknöpft war. Sie setzte zu einem Lächeln an, doch just in diesem Moment hob er das Hemd hoch, um es ungeniert vor ihren Augen in die Hose zu stopfen. Reflexartig drehte sie ihr Gesicht zur Seite, spürte die Schamesröte erneut auf ihren Wangen und hielt sich eine Hand wie Scheuklappen vors rechte Auge, damit sie nichts sah. Die Menschen in Fiore waren ganz anders als die Menschen aus der kleinen Provinz in Sin, aus welcher Lorelai stammte. Diese freizügige Freikörperkultur war noch immer etwas, worüber die traditionelle Frau stolperte. Doch dann entschuldigte sich Lucien für seinen Aufzug. Vorsichtig blickte die Rosahaarige zu ihm und erkannte, dass er endlich angezogen war. Wie höflich, dass er um Verzeihung bat! Sofort lächelte die Chamberlain ihn aufrichtig an und beruhigte ihn: „Grämt Euch nicht, Euch trifft keine Schuld“, versicherte sie ihm. Da er sie unvermittelt mit dem Vornamen ansprach, durfte Lorelai es ihm gleich tun. Sie nickte einmal aufmerksam und antwortete: „Ich freue mich ebenfalls, Lucien. Wenn du noch Zeit für Erledigungen brauchst, nimm sie dir bitte. Wir können bestimmt auch erst in einer Stunde noch aufbrechen, wenn das ausreicht?“, schlug sie ihm wohlwollend vor. Es würde Lorelai nichts ausmachen, im Gildenturm oder in der Nähe der Höhle auf ihn zu warten.
Erstmals fiel Lorelai auf, wie groß der Ashworth war. Zwischen ihm und Ken bestand kein Unterschied, könnte man meinen. Sein Haar war schwarz und gepflegt, allgemein machte er einen ordentlichen Eindruck. Und er sah jung aus. Jünger als Lorelai. Sie legte ihre Aufmerksamkeit wieder auf seine Worte, als er auf den Auftrag zu sprechen kam. Bedauernd schüttelte die Rosahaarige den Kopf. „Leider sind meine Erfahrungen mit Pilzgewächsen sehr begrenzt. Aber dem Auftrag wurde eine ausführliche Beschreibung des Pilzes beigelegt. Hier“, erklärte sie ihm und reichte ihm das Dokument aus ihrer Tasche.
Eigentlich war Lucien ein selbstbewusstes Kerlchen, das sich vollkommen bewusst war, was es für einen Einfluss auf andere Leute haben konnte. In seiner selbstabsorbierten Welt, in der er der Mittelpunkt des Universums war, war es vollkommen unmöglich, dass sich jemand von ihm abwendete, wenn er seinen atemberaubenden Adoniskörper präsentierte. Wenn sich Lorelai ein wenig bemühte, könnte sie sogar einen Blick auf seinen wohltrainierten Waschbrettbauch werfen, auf dem man inzwischen garantiert hätte Käse reiben können. Zwar war es nicht von ihm beabsichtigt gewesen, seiner Kollegin so gegenüberzutreten, aber ab und zu behielt das Schicksal eben kleine, positive Überraschungen bereit. Heute war wohl einfach ihr Glückstag. Da war es vollkommen selbstverständlich, wenn sie den Blick gar nicht mehr abwenden könnte ... Halt. Wieso drehte sie sich weg? Stopp! So sollte das nicht laufen! Wieso starrte sie nicht? In diesem Moment brach für den Schwarzhaarigen die gesamte Welt zusammen, womöglich hörte man sogar sein Herz leise brechen - oder auch nicht, denn es wurde von einem lauten "Hääää?!" übertönt. Wieso war diese Frau seinen Reizen gegenüber resistent? Handelte es sich bei ihr womöglich nicht um einen gewöhnlichen Menschen? War sie vielleicht vom anderen Ufer? Oder hatte sie Wind von seinem Beziehungsstatus bekommen und besaß genug Anstand, einen vergebenen Mann nicht anzugaffen? Irgendetwas davon musste es sein. Es war unmöglich, dass die Ursache für ihr Verhalten bei ihm zu finden war! Tief schnaufte der Schwarzhaarige durch, knöpfte währenddessen sein Hemd zu. Er brauchte überhaupt keine Bestätigung von ihr. Wenn sie ihren Blick von wahrer Schönheit abwendete, dann war das ihr Problem und nicht seins. So war es und nicht anders. Was war noch einmal der Grund für das Aufkreuzen der Rosahaarigen? Ach ja. Eine Quest. "Nein, nein. Es sind keine Erledigungen, die auf mich warten. Ich brauche dafür vollen Fokus und kein Auftrag, der im Hintergrund drängt." Mit einem Lächeln winkte er ab. Das war zwar wirklich nett von der jungen Frau, doch letztendlich hatten sie Beide davon nur wenig. Erst die Pilze, dann die Unterlagen. Natürlich hatte sie keine Erfahrung mit Ersterem. Wäre ja auch zu schön gewesen. Immerhin eine Beschreibung konnte sie vorweisen. Mit einem dankenden Nicken nahm er den Zettel entgegen und überflog ihn. Rundlich, braun, mit langem, hellen Stängel. Klang nun wirklich nicht spektakulär, doch von der Essenszubereitung hatte der verwöhnte Millionärssohn ja sowieso keine Ahnung. Scheinbar waren die Pilze äußerst empfindlich gegenüber Licht und bevorzugten eine feuchte Umgebung. Dass düstere Tunnel ideal für die Zucht waren, erschien aber sogar ihm logisch. Ihre Aufgabe war nun, die bereits dort wachsenden Delicashrooms nicht zu stören und gleichzeitig sicherzustellen, dass ihre unterirdische Heimat nicht von ungewollten Gästen besetzt wurde. Fahle Lichtlacrima waren wohl akzeptabel, darüber hinaus sollten sie auf Lichtquellen verzichten. "Boah wird das nervig...", seufzte der Ashworth leise zu sich selbst und gab den Zettel an seine Begleitung zurück. Begeisterung sah anders aus. "Scheint, als gäbe es Einiges zu beachten", stellte er fest, "Aber solange wir aufmerksam vorgehen, sollten wir keine Probleme haben." Der goldene Blick wanderte hinab zu der rosahaarigen Dame, während ihre Füße sie hinaus aus dem von außen eher schäbig wirkenden Gebäude führten. Wirklich eine merkwürdige Gestalt, aber auf der Schrägheitsskala konnte sie Ken um längen nicht toppen. "Der B-Rang lässt mich vermuten, dass wir einen Kampf womöglich nicht vermeiden können, wir sollten uns also bereits vorher im Klaren darüber sein, was der jeweils Andere zu bieten hat." Damit waren sie am Punkt des nervigen Questbeginn-Smalltalks angekommen, der dem Schwarzhaarigen langsam aus den Ohren herauskam. Selbstverständlich ließ er nur ungern eine Möglichkeit, ein wenig anzugeben, aus, aber in diesem Zusammenhang war es einfach immer und immer wieder das Selbe und das langweilte ihn. Er brauchte Abwechslung! "Als zukünftiger Erbe einer der größter Schusswaffenunternehmen in ganz Fiore habe ich mich selbstverständlich auch auf diese spezialisiert. Aber du kannst dich auch im Nahkampf auf mich verlassen." Stolz plusterte er die Brust, die eben noch so herzlos ignoriert worden war, auf. Natürlich nutzte er auch jede Gelegenheit, deutlich zu machen, dass er der Ashworth-Familie angehörte. "Was ist mit dir?" Eigentlich war es ihm egal, was sie auf dem Kasten hatte, hauptsache sie war kompetenter als manch andere Kollegin, mit der er bereits das 'Vergnügen' gehabt hatte. Das war alles, was er sich wünschte. Schließlich am Ausgang angekommen, machte er schließlich langsam. Selbstverständlich hielt er der jungen Dame die Tür auf, sodass diese ungehindert hindurchschreiten konnte. Neben Höflichkeit hatte er aber noch einen anderen, deutlich triftigeren Grund dafür: Er ließ ihr den Vortritt, sodass sie hoffentlich die Führung übernahm. Ahnung, wie sie zu den Tunneleingängen gelangten, hatte er nämlich keine und er würde einen Teufel tun und das offen zugeben. Seine Orientierung war für die Tonne, doch das war ein Geheimnis, das er mit ins Grab nehmen würde!
Lorelai
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Welch unangenehme Begegnung! Lorelai schämte sich in Grund und Boden, dass sie den armen Lucien so überfallen musste und ihn dann auch noch halbnackt (er war angezogen, nur das Hemd war halb auf..) in seinen privaten Räumlichkeiten antraf. Natürlich war Lorelai nicht vom anderen Ufer und hatte auch keine Ahnung, dass Luciens Herz bereits vergeben war - sie war sehr traditionell und tugendhaft und einen Mann in diesem Aufzug zu sehen, war unangemessen. Doch schnell entspannte sich die Situation wieder und der Auftrag rückte in den Fokus. Lorelai nickte verstehend und lächelte sanft. „Vorbildlich“, meinte sie schließlich, „Man sollte sich stets gänzlich auf den aktuellen Auftrag fokussieren“ Sei es nun ein Erledigung oder eine Quest. Lucien machte das alles richtig.
Als die beiden den Wohnkomplex verlassen hatten und durch die Straßen Marokkasus marschierten, besprachen sie sich über den Auftrag und die Pilze. Leider besaß Lorelai kein umfassendes Wissen über Pilze, doch immerhin hatte sie sich vorab das Dokument aufmerksam angesehen. Es schienen wirklich überaus empfindliche Kerlchen zu sein! „Sei unbesorgt, verehrter Lucien. Es wird alles gut“, erwiderte sie auf sein Aufseufzen und umgriff einen ihrer vielen Talismane zur Untermalung. Der Anhänger an ihrer Kette war besonders wertvoll und versprach Sicherheit und Unversehrtheit. Solange Lorelai all ihre Glücksbringer bei sich trug, würde nichts passieren. Das wusste sie genau.
Es gefiel der Chamberlain sehr, dass Lucien so höflich war und über die Manieren verfügte, ihr jede Tür aufzuhalten und ihr den Vortritt zu lassen. Lorelai mochte gutes Benehmen und hatte daher bereits Sympathie für den jungen Herrn mit dem langen, schwarzen Haar übrig. Und sein Plan ging auf: Sie übernahm dadurch unbewusst die Führung. „Du liebe Güte, ein Kampf. Ich verstehe“, entfuhr es ihr nachdenklich und sie sah aufmerksam in die goldenen Iriden. Er selbst hatte sich auf Schusswaffen spezialisiert, weil er der Erbe des größten Schusswaffenunternehmens des Königreichs Fiore war? „Wirklich beeindruckend. Du musst sehr stolz sein“, meinte Lorelai lächelnd und nickte anerkennend. Und nein, sie kannte die Ashworth-Familie natürlich nicht. Und dementsprechend auch nicht das Unternehmen. Das lag aber nicht daran, dass Lorelai ungebildet war, sondern viel mehr an der Tatsache, dass sie in Sin aufgewachsen war und erst seit knapp einem Jahr in Fiore lebte. Würde sie sich für Schusswaffen interessieren, wäre das vermutlich etwas anderes.. So aber wurde Lucien erneut nicht gebührend gefeiert.
„Meine Fähigkeiten? Nun, in aller Regel bestehe ich sämtliche Abenteuer Seite an Seite mit meiner Großmutter Conny. Sie steht mir bei und hilft mir“, erklärte Lorelai lächelnd. Ja, Constance Chamberlain ließ ihre Enkelin niemals im Stich. Egal wie brenzlig die Situation auch war, die alte Frau war stets zur Stelle. Dass es sich dabei aber um den Geist der verstorbenen Großmutter handelte, erwähnte Lorelai nicht. Manchmal war es so normal, die Alte an ihrer Seite zu haben, dass sie dieses Detail vergaß, zu erwähnen. „Ansonsten verfüge ich über Windmagie. Ich bin allerdings unsicher, ob sie für die empfindlichen Pilzlein so gut verträglich ist“, tat die Rosahaarige ihre Gedanken kund.
Es war immer wieder schön, auf Kameraden aus den eigenen Reihen zu treffen. Lorelai wollte Lucien daher auch ein wenig besser kennenlernen, schließlich sehnte sie sich nach positiven Kontakten und Freundschaften. Also sah sie ihn wieder herzlich lächelnd an und erkundigte sich nach ihm: „Und wie lange bist du bereits ein Teil der Gilde, verehrter Lucien? Warst du schon einmal in dem neuen Laden Midas‘ Golden Goods?“ Ob er wohl wusste, dass Lorelai dieses Geschäft führte? Und dass die liebe Ken dort ihre Angestellte war?
Verehrter Lucien. Mit einem selbstgefälligen Lächeln auf den Lippen ließ er sich die zwei Wörtchen auf der Zunge zergehen. Ja, daran konnte er sich definitiv gewöhnen. Wirklich Sorgen machte er sich natürlich nicht, er litt einfach nur an einem akuten Mangel an Motivation. Doch das brauchte Lorelai nicht zu wissen. "Ich verlasse mich auf deine Worte", erwiderte er stattdessen. Die goldenen Seelenspiegel ruhten dabei auf der Hand der jungen Frau, die fest einen der schrägen Anhänger umgriff. Scheinbar waren es Glücksbringer. Eine ganze Menge Glücksbringer. Im Gegensatz zu ihr nahm er sein Glück lieber aktiv in die Hand und überließ es nicht zweifelhaften Gegenständen. Natürlich würde er ihr diese Meinung nicht mitteilen, denn bis auf eine ordentliche Delle in seinem Image hatte er davon nichts. Als die Rosahaarige, wie erhofft, durch die Tür schritt und ohne weiteres Bitten den (hoffentlich) korrekten Weg einschlug, holte der Ashworth direkt wieder auf. Mit einem höflichen Lächeln auf den Lippen erwiderte er ihren Blick. "Ich hoffe selbstverständlich, dass wir es vermeiden können, doch ganz sollten wir die Möglichkeit nicht außer acht lassen." Eine realistische Einstellung war ihm wichtiger, als eine optimistische. "Du musst dir selbstverständlich keine Sorgen machen. Ich werde an deiner Seite sein und sicherstellen, dass niemand dir auch nur ein Haar krümmt." Um seine Aussage zu unterstreichen, ließ er die Hand auf ihrer Schulter ruhen. Seine Worte waren womöglich etwas übertrieben. Sie war seine Teamkameradin und konnte sich dementsprechend durchaus darauf verlassen, dass er sie schützen würde. Doch sich selbst würde er dafür nicht in Gefahr bringen. Das war ein Privileg, dass nur den wichtigsten Menschen in seinem Leben zuteil wurde und von diesen gab es nicht viele. Lorelai, so gutmütig sie auch zu sein schien, war eine Fremde. Doch auch das musste sie nicht wissen. "Selbstverständlich bin ich das", erwiderte er, das Kinn hoch erhoben. Keine Frage, er bildete sich gewaltig etwas darauf ein, ein Ashworth zu sein. Auch, wenn er eigentlich nichts dafür getan hatte, es war ihm wortwörtlich in die Wiege gelegt. Ein wenig kränkte es ihn trotzdem, dass sie keine Ahnung zu haben schien, wer die Ashworths eigentlich waren. Zugegeben, sie wirkte nicht sonderlich wie eine Person, die sich mit Schusswaffen auskannte, also war es ihr verziehen. Spannender war sowieso, was sie zu bieten hatte. Auf den ersten Blick mochte die fein gekleidete Dame nicht wie eine Kämpferin wirken, doch diesen Eindruck erweckte er selbst vermutlich auch, wenn er im Anzug aufkreuzte. Dementsprechend wusste er, dass darauf nicht zu viel Wert zu legen war. "Deiner Großmutter?!" War das ein Scherz? Es musste einer sein. Eilig warf er einen Blick über beide Schultern. Nein, kein Großmütterlein, das ihnen heimlich gefolgt war. Also definitiv ein Scherz. Er lachte leicht. "Netter Witz, ich hätte dir fast geglaubt." Sie hatte es so ernst und überzeugend ausgesprochen, da konnte man ihm das kaum übel nehmen, oder? Windmagie klang schon deutlich besser. Auch, wenn sie Recht hatte, für die Pilze war diese vermutlich eher unschön. Das hieß, sie mussten ihre potentiellen Kämpfe auf ein pilzfreies Areal verlegen - falls es das denn gab. "Im Ernstfall solltest du dich nicht scheuen, deine Magie einzusetzen. Unser Wohl steht über dem der Pilze." Natürlich legte er großen Wert auf ein zufriedenstellendes Ergebnis seiner Aufträge, doch für ein paar Pilze, die sowieso nachwachsen würden, würde er kein unnötiges Risiko eingehen. Das war lächerlich. Als die junge Frau wieder leichtere Themen ansprach, lockerte sich auch der Ton des Ashworths etwas. Mit halb zusammengekniffenen Augen erwiderte er ihr lächeln, zeigte dabei sogar ein wenig die spitzen Zähnchen. "Lass mich überlegen ... ich glaube, seit meinem Beitritt ist schon beinahe ein ganzes Jahr vergangen." Wie schnell die Zeit doch verging, es war wirklich verrückt. "Midas' Golden Goods, hm? Nein, davon habe ich noch nichts gehört. Aber ich vermute, dass du etwas damit zu tun hast, sonst würdest du mich wohl kaum fragen. Also, was hat es damit auf sich?" Es konnte nicht schaden, eine gute Bindung zu seiner Kollegin aufzubauen. Sie wirkte nett und normal. Letzteres war ihm am wichtigsten. Er brauchte beim besten Willen keine zweite Ken oder Ravinuthala an der Backe und so sehr er Athena auch mochte, zwei von ihrer Sorte würde er kaum aushalten. Irgendwie hatte er ein Talent dafür, an schräge Kolleginnen zu geraten. Hoffentlich täuschte ihn sein erster Eindruck nicht und Lorelai entpuppte sich nicht ebenfalls als verrückt. "Ich muss gestehen, dass ich keinen besonders guten Kontakt zu den meisten meinen Kollegen pflege und nicht daher nicht wirklich viel davon mitbekomme, was sich in der Gilde tut. Verzeih mir."
Lorelai
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Auf Lorelais Worte konnte Lucien sich verlassen. So, wie sie sich auf ihre Talismane verließ. Die Chamberlain legte ihr Glück tatsächlich in die Hände ihrer Glücksbringer. Und es half, denn Lorelai war wirklich vom Glück gesegnet! Bisher war immer alles gut gegangen und sie bekam viele wunderbare Möglichkeiten vom Schicksal. Sie war eine unerschütterliche Optimistin, die immer das Gute in allem sah. Und bemerkte sie auch nur den Hauch von Missfallen, dann wurde die Realität ein wenig gedreht, sodass alles wieder im Lot war. Aus diesem Grund konnte Lorelai gar kein Pech haben, denn sie sah es am Ende sowieso mit ihren eigenen, positiven Augen. Ein sehr unbewusster Prozess, denn der Glaube an die Wirkung der Talismane war echt. „Nun, ich befürchte du hast recht“, entgegnete Lorelai ein wenig besorgt, denn Lucien hatte recht. Eine Auseinandersetzung konnte nicht per se ausgeschlossen werden.
Lorelai lächelte den Mann mit dem langen, schwarzen Haar an. Es waren schöne Worte, welcher sprach. Worte, die eine Frau wie Lorelai gerne hörte! Ein tapferer Magier würde dafür sorgen, dass ihr kein Haar gekrümmt wird! Wundervoll romantisch.. doch dann wurde es unangenehm. Lucien legte seine Hand auf ihre nackte Schulter. Augenblicklich wurde die traditionelle Chamberlain stocksteif und machte sich - in aller Höflichkeit unauffällig - ein wenig kleiner, um sich kaum merklich aus der Berührung zu befreien, indem sie daraufhin einen Minischritt zur Seite auswich. Also so was! Diese jungen Männer in Fiore! Er konnte doch nicht einfach ihre nackte Haut berühren! Sicherlich meinte er es nicht so, doch er vermittelte Lorelai damit das Gefühl, käuflich zu sein. Du liebe Güte! Die Chamberlain war natürlich zu höflich, um ihr Unbehagen auszusprechen, daher ließ sie es bei ihrer ausweichenden Bewegung.
Lorelai kicherte lieblich auf, als sich alles wieder beruhigt. „Aber nicht doch, verehrter Lucien. Das war kein Scherz. Ich stelle dir meine Großmutter bei Gelegenheit vor“, versprach sie ihm wohlwollend und legte kurz darauf nachdenklich ihren Zeigefinger ans Kinn. Das Wohl der Magier stand über dem Wohl der Pilze? „Wie überaus verzwickt“, murmelte Lorelai. Aber der Erfolg des Auftrages war doch ebenso wichtig! Und die Pilze entsprachen dem Erfolg. Wirklich kompliziert. „Nun, so bleibt uns nur die Hoffnung, die Höhle friedlich wieder verlassen zu können“ So viel dazu. Ach und notfalls wäre Conny ja auch noch da. Sicherlich würde alles gut gehen!
„Das ist ein neuer Laden, du findest ihn im Gildenturm im Erdgeschoss, jeder hat also Zugang“, erklärte sie Lucien lächelnd. Die arme, naive Lorelai hatte ja keine Ahnung, dass sie eigentlich eine Hehlerin war und Diebesgut verkaufte. Oder manch unliebsame Ware vom Schwarzmarkt. „Dort findest du ein vielfältiges Angebot magischer Gegenstände, mystischer Artefakte und Relikte.. aber natürlich auch spezielle, magische Waffen und Lacrima“, fuhr sie mit sichtlicher Faszination fort und legte sich schwärmerisch die Hände auf die Brust. „Es ist ein wundervoller Ort“ Doch der Ashworth erklärte unterdessen, dass er kaum gute Kontakte zu den Gildenmitgliedern pflegte und entschuldigte sich sogar dafür. Sehr manierlich! „Gräme dich nicht deswegen, verehrter Lucien. Es ist nichts Schlimmes dabei, den Beruf strikt vom Privatleben zu trennen“, tröstete sie ihn weichherzig, wie sie nun einmal war und kicherte dann erneut auf. „Ich habe Freunde dort gefunden, das macht mich sehr glücklich“, endete sie und lächelte ihn erfreut an. „Schade, dass du sie nicht kennen wirst, sie sind alle sehr nett“
Es war tatsächlich nichts weiter als eine Geste der Gewohnheit, als Lucien seiner Begleiterin die Hand auf die Schulter legte. Er verlor nicht einen Gedanken darüber, dass keine Stoffschicht ihre Haut von der seinen trennte. Wieso auch? Für ihn war es so oder so nichts besonderes. Erst, als die junge Frau sich unter seiner Hand ein wenig anspannte, begannen seine grauen Zellen, sich zu regen. Früher hätte er es niemals bemerkt, doch seit seiner ersten Begegnung mit Claudia war er in dieser Hinsicht deutlich aufmerksamer geworden. Er sagte nichts dazu, ließ sie den Abstand aufbauen, den sie brauchte und machte sich eine mentale Notiz, die Rosahaarige nicht mehr zu berühren, wenn es nicht absolut notwendig war. Er liebte es, Grenzen zu überschreiten, aber es gab auch jene, die man stets wahren sollte. "Entschuldige meine Wortwahl, aber bitte was?" Die Oma-Sache war kein Scherz gewesen? Der entgeisterte Blick des Ashworths machte deutlich, dass er ihr noch immer nicht ganz glauben konnte. Er kannte noch nicht einmal Nates Familie und die Chamberlain wollte ihm bereits jetzt, während einer Quest, ihr Großmütterchen vorstellen? Da musste es doch irgendwo ein Missverständnis geben. Es machte einfach keinen Sinn! Er hatte wirklich keine Lust auf irgendwelche Familientreffen, aber so direkt würde er es selbstverständlich nicht ausdrücken. "Meinst du nicht, dass eine potentiell gefährliche Quest der falsche Ort für eine alte Dame ist?" Er hatte wirklich keine Lust, im Ernstfall noch eine weitere Person babysitten zu müssen. Es war schon nervig genug, überhaupt hier zu sein. Tja, man konnte eben nicht immer glücklich und zufrieden sein. Er musste einfach die positiven Aspekte dieser Situation sehen. Zum Beispiel, dass Lorelai bei weitem nicht so verrückt schien wie manch anderer Kollege, den er bisher kennengelernt hatte. Sie schien wahrlich begeistert von dem neuen Laden der Gilde, jedoch in einem erfrischend normalem Rahmen. "Vielleicht werde ich dem Laden in Zukunft einen kleinen Besuch abstatten", antwortete er, unsicher, ob er es tatsächlich tun würde. Zugegebenermaßen klang der Shop eher wie ein magischer Ramschladen. Es könnte höchstens interessant werden, wenn er den Verkäufern etwas wertvolles für viel zu billig aus der Tasche ziehen könnte. Hm. Mal sehen. "Es freut mich zu hören, dass du Leute gefunden hast, die dir ans Herz gewachsen sind." Er schenkte ihr ein breites Lächeln. Eigentlich war es ihm egal. Eine Sache sollte er jedoch richtig stellen, schließlich gab es durchaus Überschneidungen zwischen seinem Privat- und Arbeitsleben. "Ich muss dich allerdings korrigieren. Meine Lebensgefährtin ist auch Teil unserer Gilde. Sie ist jedoch eine Ausnahme." Es kam ihm nur schwer über die Lippen, von seiner Partnerin zu sprechen, doch so war es nunmal. In den Augen der Öffentlichkeit war er mit Claudia Romano zusammen und das war auch gut so. Zumindest für sein Image. "Sie ist wundervoll. Vielleicht hast du auch irgendwann das Glück, sie kennenzulernen." Ugh. Es stimmte zwar, dass die Katzendame angenehme und niedliche Gesellschaft war, doch seinem eigentlichen Partner konnte sie nicht das Wasser reichen. Von diesem konnte er aber auf keinen Fall sprechen. Wie gut, dass sie nun sowieso ihr Ziel erreicht hatten und hoffentlich nicht weiter über dieses Thema reden konnten. Der Eingang des Tunnels schmiegte sich fast schon unauffällig in die Umgebung ein. Man könnte ihn problemlos für einen simplen Kellereingang halten, wenn man es denn nicht besser wüsste. "Scheint, als wären wir angekommen." Typisch Gentleman, trat er natürlich den Kampf mit der schon leicht angerosteten Tür an. Selbst den kräftigen Mann kostete es mehrere ordentliche Rucks, bis das Ding sich endlich öffnete und einen ersten Einblick in das, was vor ihnen lag, gewährte. Nun, viel sehen konnte man nicht, denn bis auf die ersten Meter lag alles in tiefen, pechschwarzen Schatten. Unzählige Staubpartikel schimmerten im wenigen Licht, das wohl zum ersten Mal seit sehr langer Zeit in den Tunneleingang schien. Auch einige Spinnen verzogen sich zügig aus ihren großen, aufwändig gesponnen Netzen. Ganz sicher war sich Lucien nicht, doch er glaubte, sogar einen Mause- oder gar Rattenschwanz in der Dunkelheit verschwinden gesehen zu haben. Das war ... widerlich. Trotzdem wagte er, ohne das Gesicht zu verziehen, den ersten Schritt die unangenehm große Stufe hinab. Natürlich wäre er nicht Lucien Ashworth, wenn er der netten Dame daraufhin nicht die Hand anbieten würde. Es ging ja nicht an, dass sie womöglich stolperte und fiel!
Mit einer Drehung versuchte Athena die ganze Stadt alleine per Blick aufzusaugen. Marokkasu war so...anders als die anderen Orte, an denen sie bisher eingesetzt worden war. Sicher, sie war schon einmal hier gewesen. Auf einem Auftrag mit Lucien, der in einem Einkaufszentrum begonnen hatte. Da hatte sie auch ihre erste Zivilkleidung gekauft. Seitdem hatte sich der Garderobe noch die eine oder andere andere Klamotte hinzu gesellt. Ein paar Kleider, Anzüge und Kombinationen, eben. Alles war fein säuberlich in der Taschendimension verstaut, irgendwo neben einem ganzen Haufen Waffen. Ein ganz normaler Kleiderschrank halt. Diese Gedanken gingen der Nymphe durch den Kopf, während sie komplett orientierungslos durch die Straßen von Marokkasu hüpfte wie ein junges Reh durch's Unterholz. Ausnahmsweise war es einmal kein Auftrag, der sie herbrachte. Im Gegenteil. Sie wollte jemanden besuchen. Einen Freund. Zugegeben den einzigen Freund, den sie hatte. Beim letzten Besuch hatte ihr Marokkasu nicht sonderlich gefallen. Und auch jetzt störte sie sich schon deutlich an dem Mangel an Grün, der in der Stadt vorherrschte. Andererseits nahmen die gewaltigen Häuser, die sogar an den Wolken kratzten, langsam ab. Dafür nahmen die kleineren Häuser zu. Manche hatten sogar Gärten. Nun blieb nur noch eine wichtige Frage: Was sollte sie als Gastgeschenk mitbringen? In ihren Romanen, die natürlich die beste Spiegelung des echten Lebens waren, klare Sache, brachten Gäste immer Gastgeschenke mit. Und es war ein echter Faupa...Fauxper...Fopper...echt ein Problem, wenn das Gastgeschenk nicht gut genug war. Irgendwie hatte sie in Crocus nichts gefunden, was ihr passend erschienen war. Wobei sie ohnehin nicht viel von dem wusste, was Lucien mochte. Außer...Anzüge, Schusswaffen und seinem Lebenspartner. Aber einen Anzug konnte sie ihm nicht kaufen. Zihrun hatte ihr davon abgeraten. Anscheinend brauchte man dafür die "Maße" der Person, die in den Anzug passen sollte? Und als sie angefangen hatte Lucien zu beschreiben, hatte der Verkäufer sie derart komisch angesehen, dass sie die Flucht ergriffen hatte. Dabei hatte sie ihre Beschreibung eigentlich ganz gut gefunden. Aber groß, dunkelhaarig und recht muskulös hatte wohl irgendwie nicht ausgereicht. Seltsam. Und Schusswaffen...waren so ein Ding. Seine Familie stellte Schusswaffen her. Also kam er vermutlich ziemlich leicht an welche. Wozu sollte sie ihm dann also noch eine Schusswaffe kaufen? Zumal er ja, soweit sie das wusste, nur die Waffen aus der familieneigenen Schmiede verwendete. Dann kaufte sie eine Waffe von ihm, indirekt, um sie ihm dann zu schenken? Das war doof. Und seinen Lebenspartner kannte sie nicht. Nicht mal seinen Namen. Was ein bisschen seltsam war, wenn sie so recht drüber nachdachte. Aber so konnte sie halt auch dem Mann nichts schenken. Es war ein wenig vertrackt. Oder wäre es zumindest gewesen, wenn sie nicht soeben an einer Konditorei vorbei geschlendert wäre, die Törtchen und Muffins in Katzenform verkaufte. Sofort klebte Athena an dem Schaufenster wie ein kleines Kind vor dem Süßwarenladen. Ein Geräusch, das auf der Skala eher in Richtung Ballon mit Loch anzusiedeln war, entfuhr ihr. Sie musste diese Dinger haben.
Ergo stand Athena, in ihrer Ausgehuniform, frisch frisierten Haaren und einer gewaltigen Box voller Süßkram vor der Tür zu Luciens Unterkunft. Zum Glück hatte man ihr im Gildenturm von Midas Hands sagen können, wo er wohnte. Wenn auch erst nach mehreren Nachfragen. Komisch. Egal. Es klopfte drei Mal lautstark an der Türe. Das würde bestimmt ein wunderbarer Tag werden.
Träge hob der Ashworth den Kopf aus seinem viel zu gemütlichen Kissen. Hatte es gerade geklopft? Urgh. Widerwillig schob er sich in eine sitzende Position und strich sich die chaotischen Haare aus dem Gesicht. Er erwartete doch überhaupt keinen Besuch. Nate, der bei ihm vorbeischaute, blinzelte ihn schließlich gerade aus verwirrten Äuglein an. "Ich kümmere mich schon", versicherte er, schwang seine Beine aus dem Bett und fischte nach dem gelben Shirt, das am Bettende herumlag. Der Schlaf hing noch schwer über seinem Bewusstsein, obwohl es bereits beinahe Mittag war. Er hatte gestern noch bis spät abends über Unterlagen für seine Eltern gehangen. Er würde ihren Fängen wohl niemals gänzlich entkommen, doch er hatte kein Recht sich zu beschweren. Schließlich wirkte sich das bisschen Arbeit, die er noch für AW erledigte, gut auf seine Geldbörse aus. Doch auch um seine Familie konnte es sich bei dem unangekündigten Besucher nicht handeln, sie wussten schließlich nicht, wo er wohnte. Ob ihm jemand einen Auftrag andrehen wollte? Etwas anderes konnte es kaum sein. Aber das konnten sie sowas von vergessen. Er war verfluchter A-Rang Magier, niemand hatte mehr das Recht, ihn herumzukommandieren. Mit Schwung und scharfen Worten auf der Zunge riss er die Tür auf, bereit, seinen Frust an dem armen Tropf, der das Pech gehabt hatte, geschickt zu werden, auszulassen. Doch seine Lippen verließ nicht ein Wort. Entgeistert und mit leicht geöffnetem Mund blinzelte er der jungen Frau entgegen. Was machte sie hier? Und vor allem: wie war sie hierher gekommen? Er hatte ihr nie seine Adresse verraten, da war er sich vollkommen sicher. "...Thena?" Sein Blick rutschte hinab zu der Box in ihren Händen. "Hmm?" Die war von einem Bäcker, der nicht weit von hier entfernt war, oder? Hastig zupfte er ein wenig an den pechschwarzen Strähnen herum, ordnete sie zu einem halbwegs ordentlichen Scheitel. Auch das zerknitterte Shirt wurde glatt gestrichen. Das absolut größte Problem ließ sich jedoch nicht so einfach beseitigen. Sein Blick wanderte an sich hinab. Jogginghose. Am liebsten wäre er im Boden versunken. Es war nicht ungewöhnlich, dass er solche Kleidung innerhalb seiner eigenen vier Wänden trug, dass ihn aber jemand darin sah, passierte maximal alle drei Schaltjahre. Sein Partner, sowie Laufburschen, die gnadenlos verscheucht wurden, spielten in dieser Gleichung selbstverständlich keine Rolle. "Ich habe nicht mit dir gerechnet. Verzeih mir mein Auftreten." Wie schrecklich unangenehm. Er warf einen flüchtigen Blick über seine Schulter. "Moment." Kurz wurde der Blonden der Rücken zugekehrt, um ein paar Turnschuhe und eine Jacke zu angeln. Seinem Partner wurde dabei ein leises "Ist nur eine Freundin. Athena. Ich komme dann wieder, schlaf weiter." zugerufen. Daraufhin zog er die Tür zu, schlüpfte in die Kleidung und zog sich die Kapuze tief ins Gesicht. Sicher, er hätte sich umziehen können, doch er wollte Nates sowieso schon zarten Nerven nicht weiter strapazieren. Es würde ihn schon niemand erkennen. "Also, was gibt es? Was bringt dich hierher? Woher weißt du überhaupt, wo ich wohne?!" Sein Blick fiel wieder auf Athena. Neben der Müdigkeit waren die großen Fragezeichen darin kaum zu übersehen. Er verstand beim besten Willen nicht, wieso sie hier war. Nicht, dass es ihn unbedingt störte, er war einfach nur überrascht. Sehr, sehr, sehr überrascht. "Beantworte mir erst Letzteres. Das ist wichtig. Wer hat dir das verraten?!"
"Halloho!", plärrte Athena sofort los als die Türe sich auch nur einen Spalt weit öffnete. Das Auge, das durch den Spalt linste, hätte sie jederzeit und überall erkannt. Lucien. Sofort verfärbten sich die Augen der Nymphe zu erfreutem Goldgelb, den Iriden ihres Gegenübers nicht unähnlich. "Mh-hm. Athena. Oh, ich hab dir was mitgebracht. Das war gar nicht so...Oh, das macht doch nichts. Mach dir meinetwegen bitte keine Umstände. Du musst doch nicht...oh. Okay." Warum sollte es ihr etwas ausmachen, wie Lucien angezogen war? Sicher, sie war es deutlich mehr gewohnt ihn in irgendeinem schicken Anzug zu sehen. Aber zuhause konnte er doch nun wirklich rumlaufen wie er wollte. Das ging sie nichts an und es war ihr doch auch egal. Die Tür schloss sich wieder. Athenas Stirn knitterte. Hatte sie etwas falsch gemacht? Hätte sie sich ankündigen sollen? Aber wie hätte sie das machen sollen? Sie hatte ja seine Adresse bis vor einer Stunde noch nicht einmal gehabt. Also hatte sie ihm ja auch keinen Brief schreiben können, um ihren Besuch bekannt zu geben. Zum Glück kam Lucien recht rasch wieder hervor, auch wenn er den Blick in die Wohnung nicht frei gab. War das komisch? Es war das erste Mal, dass Athena jemanden in dessen Wohnung besuchte. Gut, sie hatte auch Lady van der Velden und Meister Cassius besucht. Aber die hatten nur ein Zimmer im Hauptquartier und keine eigene Wohnung. Außerdem waren die Besuche in offizieller oder geschäftlicher Funktion erfolgt. Das war also nicht das Gleiche. Vorsichtig hob Athena die Box mit den Gebäckstücken an und bot sie Lucien an. "Ich habe dir etwas mitgebracht. Ein Gastge-uhm. Einer der deiner Gildenkollegen hat es mir gesagt. Die meisten wussten aber nicht einmal, wo du wohnst. Aber sie schon. Ich glaube sie war eine Art Empfangsdame? Jedenfalls stand sie hinter dem Tresen im Eingang eures Turms. Und ich musste ihr erklären, warum ich dich suche. Aber ich denke sie hat mir schon geglaubt, dass ich eine Freundin von dir bin." Noch immer hielt die Nymphe ihrem Gegenüber die Box entgegen, wobei sie langsam zurück wanderte als wäre das flimsige Konstrukt aus Papier, gefüllt mit katzenförmigen Leckereien, ein Schild. Hatte sie einen Fopper begangen? Oh, das wäre gar nicht gut. In der Welt ihrer Romane war das immer mit dem sozialen Tod gleich zu setzen. Und dabei hatte ihre "Karriere" als Person mit Freunden doch grade erst begonnen. Sie war noch zu jung, um als einsame Katzenlady zu sterben. Wobei sie ohnehin nie verstanden hatte, was darin schlimm sein sollte. Tiere waren toll. Leute waren manchmal ganz schön kompliziert. "Uhm. Ich-ich habe dir etwas mitgebracht. Aber ich wusste nicht so ganz, was du gerne magst. Außer Schusswaffen und schicker Kleidung. Aber ich wollte dir keine Schusswaffe von deiner Familie schenken, also...habe ich...Gebäck gekauft? Es ist sehr süß. Also, nicht vom Geschmack her. Vom...Aussehen?" Trotz der schmucken Uniform mitsamt den Schulterpolstern schaffte es Athena irgendwie sich klein zu machen. Ein plötzlich besorgter Blick traf Lucien. "Habe ich einen Fehler gemacht, Lucien? Sollte ich dich nicht besuchen? Magst du keine Besuche? Ich...kann wieder gehen. Und ich wollte auch echt nicht stören."
In Sachen Gastfreundschaft gewann Lucien gerade sicherlich keinen Preis. Nicht mal eine Teilnehmerurkunde würde er für seine Leistung erhalten. Doch wenn es etwas gab, das er überhaupt nicht leiden konnte, dann waren es Leute in seinen vier Wänden. Insbesondere, wenn diese Leute unangekündigt vor seiner Tür standen. Das lag nicht etwa daran, dass es sonderlich unordentlich war - wenn man von vereinzelten Kleidungsstücken und Werkzeug absah -, sondern daran, dass es sich wie ein Bruch der Privatsphäre anfühlte. Dabei war seine Wohnung bereits äußerst unpersönlich und schlicht eingerichtet. "Du hast was?!" Entgeistert riss der Schwarzhaarige die Hände in die Luft, nur um sie sich danach ins Gesicht zu klatschen. Mit einem langen Seufzen ließ er sie nach unten flutschen und zog seine unteren Augenlider dabei lang. "Ich hoffe schwer für dich, dass du eine Freundin gesagt hast. Obwohl. Das macht vermutlich keinen Unterschied. Diese Schwachköpfe hören sowieso nur das, was sie wollen." Und Klatsch und Tratsch hörten sie am liebsten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ihm irgendwer die Frage stellte, ob er wieder auf die andere Seite gewechselt war. Er konnte es kaum erwarten. Ein weiteres, tiefes Seufzen erklang. Es war viel zu früh, um sich aufzuregen. Auch, wenn es eigentlich schon fast mittag war. Es ging um das Prinzip. Er ließ die Hände herabsinken, versenkte sie in den den Taschen seiner Jogginghose. Ein weiteres Mal landete der goldene Blick auf der Box, die Athena in den Händen hielt. Das war also für ihn? Sie konnte es nicht wissen, doch Essen war ein ungeeignetes Geschenk für den Ashworth. Er war extrem wählerisch, was seine Mahlzeiten anging, achtete penibel auf jede noch so kleine Zutat und aß nichts, was nicht gut für seinen Körper war. Natürlich gab es hier und da Ausnahmen, doch diese waren rar. Schließlich konnte er es sich nicht leisten, Fettpölsterchen anzulegen. Eine weitere Sache, die die Blonde nicht hatte wissen können, war, dass ihr Gegenüber eine gewaltige Schwäche für niedliche Dinge hatte. Eine derart gewaltige Schwäche, dass sie die ein oder andere Regel, der er folgte, aushebeln konnte. Als er die Schachtel einen Spalt weit öffnete und die goldenen Seelenspiegel sich auf den Inhalt legten, wurden diese zunehmend größer. Das war wirklich verflucht süß. Höllisch süß sogar. Frustriert biss er die Zähne zusammen. Nein, so ein Geschenk konnte er auf keinen Fall hier mitten im Gang annehmen. Sofort wurde die Box wieder zugeklappt und an die junge Frau zurückgegeben. Dass diese die Geste als Abfuhr interpretierte, war nicht überraschend - zumindest, wenn man nicht Lucien Ashworth hieß. "Was? Nein. Es ist alles in Ordnung. Es ist nur-" Wie sollte er das erklären? Kurz schwieg er. "Ich mag keinen unangekündigten Besuch. Aber es ist okay. Du kannst bleiben." Ein flüchtiger Blick nach links, dann einer nach rechts. Gerade war der Gang leer. Das konnte sich allerdings zu jeder Zeit ändern. "Komm mit", lud er sie, begleitet von einem Nicken, ein. Ohne zu zögern steuerte er den Ausgang des Gebäudes an. "Hier ist kein Ort, um sich zu unterhalten. Wir können ... uhm ..." Er überlegte. Wohin konnten sie? Es gab nicht viele Orte in Marokkasu, die er ohne Hilfe beim ersten Anlauf fand. "Ins Einkaufszentrum? Da gibt es einige Bänke ... und ich kann mir ein angemessenes Outfit kaufen." Draußen empfing das Duo eine angenehm kühle Brise. Typisch für Marokkasu fühlte sich die Luft jedoch nicht besonders frisch an. Etwas, das Lucien schon lange nicht mehr auffiel. "Bist du schonmal M-Rad gefahren? Du weißt sicherlich inzwischen, dass ich keine öffentlichen Verkehrsmittel mag." Alleine der Gedanke daran verursachte ein flaues Gefühl in seinem Magen. Es war also sicherlich keine Überraschung, dass der junge Mann zumindest für Kurzstrecken seinen eigenen fahrbaren Untersatz hatte. "Solange du nicht herumzappelst oder klammerst, wie ein Affe, kann ich dich problemlos mitnehmen. Und die Schachtel musst du natürlich gut festhalten." Da sie wertvolles Gepäck dabei hatten, musste er wohl oder übel langsam und vorsichtig fahren. Hmpf. Ausnahmsweise.
Athenas Kopf legte sich bei der Reaktion leicht schief, wie bei einem neugierigen Küken, das die Welt noch nicht so ganz verstand. Wenn sie sich nicht täuschte, reagierte Lucien etwas frustriert. Aber warum nur? Sie hatte ja den Leuten in der Gilde ja nichts davon erzählt, dass er einen Freund hatte. Das hatte sie schließlich versprochen. Wobei dafür auch gar keine Gelegenheit gewesen war. Die Leute von Midas Hands waren sehr geschäftig gewesen. Überhaupt war der Gildenturm sehr wuselig gewesen. Dort schien die ganze Zeit ein Klima zu herrschen, das man bei den Rune Knights nur bei Notfällen fand. Die Knights bewegten sich die meiste Zeit über mit militärischer Ruhe. Eher zackig und gradlinig. Die Leute bei Midas Hands hingegen rauschten. Wie Pfauen, die es ganz besonders eilig hatten. "Ich habe eine Freundin gesagt. Da bin ich sehr sicher. Aber das macht doch einen Unterschied? Wenn ich deine Freundin gesagt hätte, würde das bedeuten, dass wir zusammen wären. Was wir aber ja nicht sind. Also wäre das falsch. Und ich lüge doch nicht. Warum hören die Schwachköpfe nur, was sie hören wollen? Was wollen die Schwachköpfe hören? Welche Schwachköpfe eigentlich?" Fragen über Fragen. Keine davon sonderlich klug, aber eben von Interesse für Athena. Zumindest ruckte der Kopf Athenas aber wieder in die Grade, als Lucien das Geschenk entgegen nahm. Er schien nicht begeistert. Oder wenigstens machte er diese Bewegung mit Mund und Zähnen, von der sie gelernt hatte, dass sie meistens Frustration anzeigte. Kurz ahmte Athena den Gesichtsausdruck nach und versuchte sich einzuprägen, wie Lippen und Wangen lagen. Das konnte sie später bestimmt nochmal irgendwann brauchen. Sonderlich lange hielt der Ausdruck jedoch nicht an, wurde stattdessen von einem besorgten abgewechselt. Lucien mochte keinen unangekündigten Besuch. Das war wohl relativ normal. Man hatte ihr empfohlen sich anzukündigen, aber sie hatte nicht gewusst wie sie das machen sollte. Na ja. Jetzt war sie jedenfalls hier. Im Zweifel würde sie...sich in Marokkasu umsehen oder sowas. Vielleicht konnte man hier irgendwo ein Pferd leihen und einen Ausritt in die Umgebung machen. Oder vielleicht einen Park hier besuchen. Selbst diese Stadt musste doch welche haben. Oder auch nicht. Bei der Einladung hellte sich Athenas Gesicht sofort auf. Die Augen wechselten zu erfreutem Goldgelb. "Einkaufszentrum klingt gut. Ich wollte mir sowieso nochmal ein paar Waffen kaufen. Eine Axt wäre ganz hübsch. Oder ein Streithammer. Vielleicht eine Repetierarmbrust. Mal sehen, was wir finden können. Oh. Oder kauft man da eher keine Waffen? Ich könnte mir auch...Kleidung kaufen. Wenn ich muss." Beschwingten Schritts folgte Athena als Begleitung Lucien nach draußen. Der Sommertag war recht angenehm. Die Lage Marokkasus schien dafür zu sorgen, dass man nicht beim ersten Schritt vor die Türe an seinem eigenen Schweiß ertrinken musste wie in einigen Regionen Süd-Fiores. Eine Böe brauste durch die Straße, brachte die Haare und Mantelschöße Athenas in Bewegung. Bei der Erwähnung eines M-Rads hingegen nahm die Umgebung von Athenas Nase sofort die Färbung frischen Käsekuchens an. Das M vor dem Rad war verdächtig. Das war wie bei dem M-Mobil. Und das war eine ziemliche Höllenfahrt gewesen. Zugegeben waren sie da von einem mehrere Meter großen Wildschwein verfolgt worden, aber die Fahrt selbst war auch nicht grade angenehm gewesen. "Was-was ist ein M-Rad. Ist das wie ein M-Mobil, aber mit noch weniger Rädern?" Das M-Mobil hatte ihrer Meinung nach schon gute vier Räder mehr vertragen können. Die Nymphe seufzte. Lucien mochte keine öffentlichen Fortbewegungsmittel. Bei der Kutsche hatte er sich ja schon nicht wohl gefühlt und war den letzten Teil der Strecke lieber gelaufen. Sie würde das durchstehen. "Es...wird schon gehen. Aber ich halte mich fest. Vielleicht rüste ich lieber auch gleich die sturzfeste Rüstung aus." Mit der würde sie im Falle eines Sturzes zwar wie ein Flummi quer durch die Straßen titschen, aber das war allemal besser als ungünstig zu fallen.
Voller Überraschung hüpften die Brauen des Ashworths nach oben. Athena kannte also den Unterschied. Aus irgendeinem Grund hatte er nicht damit gerechnet. "Gut." Auf die darauffolgenden Fragen hin konnte er nur seufzen. Manchmal hatte er wirklich das Gefühl, ein kleines Kind vor sich zu haben. "Weil sie sensationsgeil sind. Hauptsache, sie können tratschen. Meine Gildenkollegen natürlich." Selbst, wenn sich ein bekanntes Gesicht hier im Gang befunden hätte, hätte Lucien seine Worte nicht gezügelt. Sie durften ruhig wissen, dass er nicht viel von ihnen hielt. War die Blonde nur hierher gekommen, um ihn mit Fragen zu bombardieren? Hoffentlich nicht. "Nein, man kauft dort keine Waffen", seufzte er, "Du warst doch schon dort. Mindestens zweimal. Oder hast du das schon wieder vergessen? Mehr als eine Softair wirst du wohl kaum bekommen ... falls der Laden nicht inzwischen dicht gemacht hat." Es würde ihn nicht überraschen. Dafür überraschte es ihn umso mehr, dass Athena scheinbar vollkommen vergessen hatte, dass Einkaufszentren kein Ort für den Waffeneinkauf waren. "Du musst gar nichts ... Allerdings würde ich dir ein neues Outfit sehr ans Herz legen." Mit zusammengezogenen Brauen musterte er sie einmal von oben bis unten. Sie sah nicht katastrophal aus, allerdings auch nicht für die Umstände passend. Er war nicht besser, doch deshalb hatte er ja diesen Zielort gewählt. Mit irgendeinem schrecklichen öffentlichen Verkehrsmittel würden sie dort allerdings nicht hinkommen. Natürlich wusste die Ritterin nicht, was ein M-Rad war. Lucien seufzte. Sie würde es gleich herausfinden. "Schau es dir einfach an." Das war vermutlich einfacher, als es ihr zu erklären. Gemütlichen Schrittes marschierte er zu einem Betonblock, der neben dem Betonblock, der sein aktuelles zuhause war, stand. Aufgeteilt war dieser, nun, in mehrere kleine Betonblöcke. Selbstverständlich bot Midas Hands Unterstellmöglichkeiten für allerlei kostspielige Fahrzeuge - für einen saftigen Preis verstand sich. Doch für den Sohn eines erfolgreichen Unternehmers war das natürlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Ein kleiner Manaimpuls reichte aus, um das Tor aufspringen zu lassen. Dahinter stand sie. Aufpoliert wie ein Affenhintern, komplett frei von jeglichen Kratzern und Dellen. Zweifelsohne die schönste Maschine, die auf dieser Welt existierte. Nichts, das vom Händler kam, kam an ihre Schönheit heran. Es gab nur zwei Dinge, die Lucien mehr liebte, als dieses M-Rad. Sich selbst und seinen Partner. Doch nur, weil es auf Platz Drei stand, hieß das nicht, dass er einen lieblosen Umgang akzeptieren würde. Widerwillig löste er den Blick von dem wunderschön glänzenden Lack und legte die goldenen Seelenspiegel auf seine Begleiterin. "Ein einziger Kratzer und du bist tot." Purer Ernst. Wenn es um sein Schätzchen ging, verstand er keinen Spaß. Das Zweirad war garantiert teurer als alles, was Athena an sich trug. Doch um den materiellen Wert ging es dem Ashworth in diesem Fall ausnahmsweise nicht. Er hatte unendlich viel Zeit, Schweiß und Lebenszeit in das Gefährt gesteckt. Hinzu kamen die Erinnerungen. "Du darfst dich festhalten." Sie durfte ihn nur nicht zerdrücken. Er war nunmal kein Mensch (mehr), der unter Freunden und Fremden besonders scharf auf Körperkontakt war. "Auf die Rüstung kannst du verzichten. Wir werden nicht umkippen und herunterfallen wirst du auch nicht." Glaubte sie wirklich, dass er ein derart schlechter Fahrer war? Das war fast schon ein wenig beleidigend. "Ich würde mir ein wenig mehr Vertrauen wünschen, Athena. Die M-Mobil-Fahrt hast du auch überlebt oder nicht?" Mit tadelnd erhobenem Zeigefinger grinste er ihr entgegen. Dieses Mal würden sie nicht einmal von einem wütenden Riesenwildschwein verfolgt werden. "Also los jetzt, ich will mich wirklich gerne umziehen können." Mit einer scheuchenden Handbewegung bedeutete er ihr, endlich Platz zu nehmen. Er wollte hier weg, bevor ihn doch noch jemand erkannte. Mit einer inzwischen geübten Bewegung schwang er sich hinter den Lenker und wartete. Ungeduldig. Kaum saß die junge Frau, drückte er auch schon das Gaspedal durch. Vielleicht hatte er sich das mit dem 'vorsichtig fahren' doch noch einmal anders überlegt. Es fühlte sich nunmal einfach besser an, wenn der Fahrtwind unnachgiebig an den Haaren (die Athena unweigerlich ins Gesicht klatschen würden) zerrte und die Welt so schnell an einem vorbei zog, dass sie fast schon verschwamm. Außerdem war man so schneller am Zielort.
"Oh." Das war aber nicht besonders nett, wie Lucien hier über seine Gildenkollegen sprach. Athena wäre im Leben nicht darauf gekommen so über die anderen Rune Knights zu sprechen. Selbst wenn sie nicht perfekt sein mochten, waren sie doch trotzdem Brüder und Schwestern an den Waffen. Ergo hatten sie zumindest eine gewisse Mindestmenge an Respekt verdient. Alleine durch die Tatsache, dass sie unterstellen konnte, dass die anderen Rune Knights auch ihr Leben für die Bürger und Sicherheit Fiores zu geben bereit waren. Aber die Rune Knights waren nun mal auch nicht, wie hatte Lucien es genannt? Sensationsgeil. Sie wusste nicht wirklich, was geil in diesem Zusammenhang bedeuten sollte. Aber ein Geiltrieb bei einer Pflanze war ein nutzloser Trieb, den die Pflanze bei einem Überschuss an Nährstoffen ausbildete. Die waren zu viel und überflüssig, weil sie die Pflanze mehr Energie kosteten ohne zu blühen. Also schnitt man sie ab. Vielleicht bedeutete sensationsgeil also, dass sie Sensationen zu sehr mochten, ohne dass dadurch irgendein Nutzen entstanden wäre? Das musste es sein. Das klang zumindest einigermaßen logisch. "Oh, stimmt! Ich war schon ein paar Mal da, hehe. Oh, aber nein, der Laden ist dicht. Die Runensoldaten haben sich seine Verkäufe angesehen und sind auf mehr als dreißig Unregelmäßigkeiten gestoßen. Die meisten davon waren wahrscheinlich Verkäufe illegaler Waffen. Ich glaube er hat seine Lizenz verloren? So genau habe ich den Fall nicht verfolgt. Auf den Kommentar Luciens hin sah Athena einmal an sich herab. Was stimmte denn mit ihrer Kleidung nicht? Das war ihre Paradeuniform. Schicker konnte es doch wohl kaum mehr sein. Hm. Vielleicht sollte sie etwas anziehen, was passender für die Umgebung war? Immerhin liefen hier viele Leute in Anzügen rum Zumindest war das in Nähe des Bahnhofs und bei diesen gewaltig großen Gebäuden so. Also sollte sie vielleicht einfach ihren Anzug anlegen? Goldenes Licht strömte aus der Nymphe heraus, hüllte ihre Gestalt vollständig ein. Die dicken Schulterpolster der Paraderüstung schrumpften weg, der Umhang ebenfalls. Zurück blieb ein Anzug über einer simplen, weißen Bluse. Damit sah sie doch schon sehr viel mehr aus wie die Geschäftsleute hier. Fand jedenfalls Athena. "Ich werde es mir anschauen."
Es war ein sehr seltsam aussehendes Fahrrad, was Lucien da vorzeigte. Die Räder waren viel dicker. Der Sitz ebenfalls. Und sie konnte keine Pedale erkennen. Außerdem hatte es komische Glasfenster vorne und hinten. Das Ding mit dem Leder war doch hoffentlich der Sitz, oder? Aber wo waren die Anschnallgurte? Lucien hatte gesagt, dass es unglaublich wichtig war sich anzuschnallen, um Unfälle zu vermeiden. Athena konnte merken, wie sie zu schwitzen begann. Und das lag nicht nur an der Wärme. Die Unfallfreiheit Marokkasus lastete auf ihren Schultern! Wenn jemand einen Unfall baute, nur weil sie nicht angeschnallt war, würde sie sich das nicht verzeihen können. "Keine Kratzer! Die Box weiter wie einen Schild vor sich haltend, umrundete Athena das Gefährt einmal. Es hatte viel zu wenig Räder. Da fehlten doch mindestens zwei. Ein unsicherer Blick ging zu Lucien rüber. Der schien das völlig normal zu finden. Also war es vermutlich auch normal. Außerdem war das ja sein Emmrad. Da musste er ganz bestimmt besser Bescheid wissen als sie. "Dir vertraue ich. Aber was ist mit den Wildschweinen? Werden sie nicht wieder angreifen? Gehört das nicht zu einer Fahrt dazu?" Trotz ihrer Bedenken schwang Athena ein Bein über den Sitz des Fahrzeugs. Ein Arm schlang sich um Lucien. Der andere wurde gebraucht, um die Box mit dem Süßkram zu sichern. Ein gellender Schrei hallte durch die Garage, als Lucien Gas gab kaum dass Athenas vier Buchstaben den Sitz berührten. Die Finger der Hand verkrallten sich irgendwo in Luciens Kleidung, während die Haare ihrer Begleitung der Nymphe ins Gesicht klatschten. Nicht, dass sie davon irgendwas mitbekommen hätte, denn ihre Augen waren fest verschlossen.
Zauber:
Requip: Basic TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 5 MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: Dieser Zauber wird automatisch erlernt, sobald der Requip-Magier die Voraussetzungen erfüllt. VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Durch diesen Zauber steht dem Magier eine Taschendimension zur Verfügung, in welcher er Gegenstände aufgewahren kann, die zu seiner Requip-Magie gehören, sowie magische und nicht magische Gegenstände des gleichen Typus wie die seiner Requip-Magien. Über die Taschendimension kann er den Gegenstand direkt zu sich beschwören, im Fall von Rüstungen oder dergleichen schon fertig angelegt, und kann dabei auch einen entsprechenden Gegenstand durch den Neuen austauschen. Die Beschwörung dauert 10 Sekunden minus 1 Sekunde pro Level der Willenskraft.
Es wunderte Lucien nicht im geringsten, dass der Airsoft-Kerl von damals noch mehr Dreck am Stecken hatte, als sie hatten aufdecken können. Hoffentlich hockte der Typ dafür nun in irgendeiner Knastzelle und rottete elendig vor sich hin. Beschissene Waffen zu verkaufen war in den goldenen Augen des Ashworths ein abgrundtief verwerfliches Verbrechen, das die Höchststrafe verdiente. Doch darüber wollte er sich nicht aufregen. Es hatte keinen Wert und war nichts weiter als verschwendete Energie. "Mh? Was?" Die Augenbrauen des Schwarzhaarigen hüpften nach oben, als sich Athena plötzlich in Licht hüllte und ... ihr Outfit wechselte? Okay, damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Insbesondere, weil sie ausgerechnet einen Anzug wählte. Wie nett. Jetzt fühlte er sich noch unwohler in seiner Jogginghose. "Das hättest du nun wirklich nicht tun müssen..." Wie gut, dass die Schönheit seines M-Rads jegliche schlechte Laune fortbließ. Er konnte sich niemals daran sattsehen. Diese Begeisterung schien Athena nicht zu teilen. Sie schien viel mehr besorgt. Komplett unverständlich. M-Räder waren äußerst sicher, selbst in Luciens Händen (nicht). Vielleicht würde sie den Reiz ja zu verstehen lernen, wenn sie mitfuhr. Wenn das Gefühl unendlicher Freiheit sie packte, der Wind ihr Haar erfüllte und sie glaubte, von nichts und niemandem aufhaltbar zu sein. Ja. Neben der Schönheit der Technologie war es genau das, was Lucien immer und immer wieder hinter den Lenker zog. So wie auch heute. Doch dieses Mal war etwas anders. Es war nicht Nate, der hinter ihm hockte. Lucien hatte noch nie jemanden anderen mitgenommen. Ein wirklich komisches Gefühl. Er würde sich schon daran gewöhnen. "Du kannst mir vertrauen. Auf dem Ding zu fahren ist schließlich ... hm, nennen wir es mein Nebenjob." Er grinste. Es als Hobby zu bezeichnen wäre nicht richtig, schließlich gab es ordentlich Kohle, wenn er eins der Rennen, die er bestritt, gewann. Überwiegend tat er es jedoch aus Spaß. Er liebte es, zu gewinnen, aber noch mehr liebte er es, einfach Gas geben zu können, ganz ohne hindernde, lahmentige Verkehrsteilnehmer. "Du hast Glück. Wildschweine mögen bloß keine M-Mobile. Wir sind also dieses Mal sicher." Sein Grinsen wuchs noch ein wenig weiter über seine Wangen hinweg. Ehrlich gesagt war er sich nicht vollkommen sicher, ob Athena den Sarkasmus hinter seinen Worten erkannte, doch dieses Risiko nahm er in Kauf. Es wäre sogar noch ein wenig lustiger, wenn sie seine Worte für bare Münze nahm. Kaum gab der Ashworth (Voll)Gas, erfüllte lautes Kreischen seine Ohren, überdeckte beinahe komplett den süßen Klang des Motors. "Übertreibe mal nicht", plärrte er gegen den Fahrtwind und ihre Stimme an. Er konnte sich schließlich nicht einfach umdrehen, um mit ihr zu sprechen. Theoretisch konnte er das schon, aber so leichtsinnig war nichtmal er. "Wenn ich sage du kannst mir vertrauen, dann meine ich das auch so." Er hatte das Schätzchen unter seinem Hintern schließlich voll unter Kontrolle, auch, als er vielleicht ein wenig zu knapp zwischen zwei M-Kutschen hindurchschlüpfte. Warten auf die nächste Lücke war für Langweiler. In einem Durcheinander aus bunten Lichtern - die am Tag leider nicht so eindrucksvoll waren wie bei Nacht - rauschte der Ashworth durch die Straßen. Das laute, geschäftige Treiben wurde von dem gleichmäßigen Surren seines Motors (und Athenas Kreischen) einfach verschluckt. Die Kurven, die er nahm, wirkten ausnahmsweise vertraut, als wäre er die Strecke schon derart oft gefahren, dass sogar er sie inzwischen kannte. Eine scharfe Linkskurve noch, die von Fahrer und Mitfahrer gleichermaßen verlangte, sich in sie zu legen, dann bretterte Lucien auch schon auf einen kleinen Parkplatz. Langsamer wurde er jedoch nicht, legte stattdessen eine Vollbremsung hin, als er eine Stelle gefunden hatte, an der er sein wertvolles Rad als gut aufgehoben befand. Mit einem zufriedenen Seufzen löste er die Hände vom Lenker und streckte sie stattdessen über den Kopf aus. "Das hat gut getan. Und du hast es überlebt. War es wirklich so schlimm?"
"Nicht tun müssen, aber tun wollen. Außerdem fand Zihrun, dass der Anzug ganz schick aussieht. Ich glaube seine Worte waren etwas anders, aber ich verstehe nicht wirklich etwas von Mode." Der Engel hatte irgendwas von schmiegsam und otte kotüre geredet. Dazu einen ganzen Haufen irgendwelcher anderer Fachwörter, die Athena allesamt nicht verstanden hatte. Tatsächlich hatte sie es seit einiger Zeit aufgegeben Zihruns Modeeskapaden verstehen zu wollen. Der Engel machte sie hübsch. Und das reichte. Dafür musste sie nicht verstehen, was hübsch war oder warum Lockenwickler notwendig waren. "Keine Wildschweine? Oh-ok. Das ist gut. Ich glaube wenn uns eines auf die Hörner nehmen würde, würden wir nicht so glimpflich davon kommen." Und Athena hatte sich schon davon fliegen sehen. Die Frage, woher mitten in der Metropole Marokkasu die Wildschweine eigentlich kommen sollten, stellte sich der Nymphe leider so überhaupt nicht. M-Mobil-Fahrten und Wildschweine waren fest miteinander verbunden, wie Rune Knights und Ehrenhaftigkeit. Vielleicht hielt jemand welche im Hinterhof und sie brachen exakt dann aus, wenn Lucien und Athena an dem Haus vorbei fuhren. Und zack hatten sie eine ganze Rotte blutrünstiger Hauertiere am Hintern kleben. So ungefähr jedenfalls ihre Vorstellung der Fahrt. "Ich übertreibe nicht!", ließ Athena in einer für weitere Schreie nötigen Atempause hören. Sie hatte es ein paar Mal gewagt die Augen zu öffnen und über Luciens Schulter hinweg die Straße in Augenschein zu nehmen. Die Kutschen rauschten viel zu schnell an ihr vorbei. Und als sich das M-Rad das erste Mal in eine Kurve gelegt hatte, hatte sie sich derart stark in Lucien verkrallt, dass es sie nicht wundern würde, wenn sie damit Blut gezogen hätte. "Ich vertraue dir! Das ist trotzdem furchteinflößend! AHHHHH!" Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie hätte die Hände ausstrecken und die beiden Kutschen links und rechts berühren können. Das war zu nah! Viel zu nah! Das musste doch gefährlich sein. Den Rest der Fahrt verbrachte sie damit das Gesicht in Luciens Rücken zu pressen und ab und an einen erschreckten Kreischer los zu lassen, wenn sie es doch mal wieder wagte die Augen zu öffnen oder wenn die Schieflage in der Kurve über zwanzig Grad hinausging. Pferde machten das nicht! Die galoppierten anständig und legten sich nicht in die Kurve! Aber irgendwann hatte auch diese Fahrt ihr Ende. Mit Beinen, wobblig wie Wackelpudding, stieg Athena von dem M-Rad ab, wankte ein paar Schritte davon weg. Normalerweise hatte sie nicht das geringste Problem in ihren Heels zu laufen oder gar zu stehen. Aber grade fühlten sich ihre Beinen an wie Zuckerwatte. Die Box mit dem Süßkram hatte leider ein paar Drehungen abbekommen. Hoffentlich klebte nicht alles am Deckel. "N-nein. Es ging total!", beteuerte Athena bei der Nachfrage sofort. Es war gelogen. Vermutlich sah man ihr das auch an. Wahrscheinlich drehten ihre Augen noch in den Höhlen. Wenigstens ließ das Schwanken langsam nach. Den Boden sollte sie wohl besser auch nicht küssen, wie das in manchen Romanen stand. Wobei sie das eh nie verstanden hatte. Die Welt kümmerte sich ja nicht darum, ob sie geküsst wurde oder nicht. "Wir-wir sollten einkaufen...gehen. Ja, einkaufen gehen. Du wolltest...Dings. Kleidung kaufen. Kleidung kaufen klingt gut." Stakend hielt Athena auf den Eingang zu...und versuchte sich in die Kurve in Richtung Türe zu legen. Stolpern.
"Ich bin kein Stressball, verdammt!", fluchte der Ashworth. Die Finger der Blonden krallten sich derart fest in sein Shirt und seine Haut, dass er, wüsste er es nicht besser, glauben könnte, er hätte eine Katze hinter sich sitzen. Sie konnte sich glücklich schätzen, dass er gerade keinen seiner teuren Anzüge trug. "Dann vertrau mir mehr! Es gibt nichts, wovor du Angst haben müsstest!" Es mochte zwar sein, dass Lucien nicht gerade mit Geduld und Vorsicht an die Fahrt heranging, aber das hieß nicht, dass er die Situation nicht trotzdem unter Kontrolle haben konnte. Er wusste genau was er tat. Würde sich Athena darauf verlassen, dass er das tat, würde sie wohl kaum so herumkreischen! Nicht einmal, als sie von den Wildschweinen verfolgt worden waren, hatte sie derart geschrien. Dabei war er zu dieser Zeit deutlich rücksichtsloser und riskanter gefahren. Pffff. Auf dem Parkplatz angekommen, wartete der Schwarzhaarige, bis seine Begleitung aufgestanden war, ehe er selbst das Bein über das M-Rad schwang. Mit einem Kopfschütteln strich er sich über die Kleidung. "Natürlich", stimmte er vollkommen überzeugt zu, "Ich sehe, du hast nicht besonders an deinen Lügen gearbeitet." Enttäuschend. Dabei hatte er sich damals doch so viel Mühe gegeben, ihr die Grundlagen zu erklären. In seinen Augen hatte er es sogar recht verständlich herübergebracht. Vielleicht waren einige Leute einfach nicht fähig, ihre Mitmenschen anzuflunkern. Vielleicht war Athena einfach ein hoffnungsloser Fall. Auch, wenn es ihn tatsächlich ein wenig kränkte, dass sie seine Fahrkünste nicht zu schätzen wusste, konnte er nicht anders, als zu schmunzeln. Mitleid mit der ganz offensichtlich schwer traumatisierenden Frau hatte er keins. Dafür sah es zu lustig aus, wie sie schwankte. Als sie drohte, umzukippen, überlegte er einen Moment, es einfach geschehen zu lassen. Wäre ziemlich lustig. Aber nicht besonders nett. Bevor ihr Gesicht auf Tuchfühlung mit dem Boden gehen konnte, packte er sie an der Schulter und zog sie zurück in eine aufrechte Position. "Falls du es noch nicht mitbekommen hast, du stehst wieder auf deinen eigenen Beinen." Ein leises, amüsiertes Schnauben. "Ich würde dir ja anbieten, dich an mir festzuhalten, aber mir reichen die blauen Flecken, die du während der Fahrt hinterlassen hast, vollkommen aus." Auf mehr konnte er verzichten. Generell käme es ihm Recht, wenn er in nächster Zeit keine weiteren Macken davontragen würde. Seine Schulter fühlte sich noch immer ein wenig steif an. Und Nate meckerte jedes Mal. Es gab definitiv schönere Dinge. Man mochte es kaum glauben, doch er stand nicht auf Schmerzen. "Korrekt. Ich brauche dringend ein neues Outfit. Wenn mich jemand so sieht, ist das das Ende meines guten Rufs." Die ein oder andere zynische Zunge würde jetzt sicherlich fragen 'welcher gute Ruf?', doch Athena war sicherlich nicht so herzlos. Hoffentlich. Das Einkaufszentrum war überraschend leer. Neben einigen Müttern mit ihren Kindern und Rentnern war nicht sonderlich viel los, was vermutlich daran lag, dass die meisten Leute arbeiten waren. Dem Ashworth war das mehr als Recht. Kein Gedränge war immer gut und außerdem hieß das, dass hier weniger Augenpaare waren, die ihn für seine Kleidung verurteilen konnten. "Mh, ich fühl mich heute irgendwie mutig." Sein Blick schweifte nachdenklich über all die Läden, die sich vor ihm erstreckten. Er konnte nicht genau sagen, worauf er Lust hatte. Ein neuer Anzug? Oder lieber gewöhnliche Alltagskleidung? "Wieso suchst du mir nicht etwas aus? Ohne deinen komischen Kumpel, selbstverständlich. Wenn es mir gefällt, bezahle ich dir dein Outfit. Das ich zusammenstelle, das sollte auch klar sein." Hatte da etwa jemand seine Spendierhosen an?! Vielleicht sollte man ihn öfter in Gammelkleidung aus dem Haus zerren. "Aber damit das klar ist, Stücke unter 10.000 Jewel kommen mir nicht in den Kleiderschrank. Da geht es um das Prinzip. Verstanden?"
» Crocus Lotus Mo 18 Nov 2024 - 23:17 von Sirviente
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