Typ: Zimmer Besitzer: Olivia Beschreibung: Dieses Zimmer ist ganz offensichtlich nicht für eine Person gedacht, die hier wohnt. Mehr als ein Bett und eine Minibar findet sich nicht an Ausstattung darin. Die Minibar enthält neben allem, was man für das Anmixen von Drinks so braucht, noch ein paar Packungen Fertigramen. Auf dem Bett liegen ein paar scheinbar völlig wahllos dorthin gepfefferte Kleidungsstücke. Der komplette Rest des Raums ist vollgehangen mit Stoffbahnen, in die kleine funkelnde Sterne, Sonnen und Monde aus Glas eingefädelt wurden. Dimmt man das Lichtlacrima im Raum genug, mag es ein wenig den Eindruck erwecken als schwämme man mitten durch eine Galaxie. Zumindest, sofern man sich gerne freiwillig täuschen lässt. Fenster hat der Raum keine, befindet er sich doch im Untergeschoss, dafür jede Menge flunselige Kerzen und Lacrimaleuchten. Dank der Stoffbahnen sind wenigstens auch die komplett kahlen Wände nicht mehr zu sehen.
Changelog: Wenn sich im Verlauf des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier aufgeführt.
"Sprache." | Gedanken. | Magie.
"A kingdom that cares not for its sick and starving has no right to exist."
Eigentlich war Olivia grade mit der Morgentoilette beschäftigt gewesen. Nun, was man hier so Morgentoilette nennen konnte. Irgendwo unter den Kissen hatte sich zum Glück ein Kamm versteckt, der es einigermaßen vollbrachte ihre Haarpracht aus dem Zustand kompletten Chaos' zurück in die Zivilisation zu zwingen. Violette-rötliche Augen hatten den Zettel verfolgt, der ihr unter der Türe des Zimmers durchgeschoben worden war. Ein erneuter Auftrag. Eigentlich war sie nur hierher gekommen, um die Informationen bezüglich des Auftrags eines Interessenten zu übermitteln. Das Gespräch darüber hatte zu lange gedauert, weswegen sie ausnahmsweise einmal ihr Zimmer im Hauptquartier der Gilde in Anspruch genommen hatte. Es wurde nicht viel benutzt, aber für diese seltenen Gelegenheiten war es doch ausgesprochen praktisch. Wer setzte sich mitten im Winter schon gerne spätnachts noch in einen Zug? Sie jedenfalls nicht. Außerdem wurde man darin immer schief angeschaut, wenn man sich eine Zigarette anzündete. In ihrem Zimmer gab es solcherlei Verbote nicht, weswegen der orange-glühende Punkt des Glimmstengels in ihrem Mund eine weitere Sonne unter all den herumhängenden bildete. Wie eine Maus, die grade vor einer geschrumpften Katze saß, die in ihr Loch eingedrungen war, musterte Olivia den Zettel. Es half nichts. Er ging dadurch nicht weg. Und das dicke, rote C darauf machte nur allzu deutlich, was der Zettel war.
Leise patschten nackte Füße durch den Raum. Mit einer Hand hielt die junge Frau ihre Haare davon ab sich der Zigarette zu nähern, als sie sich nach dem Zettel beugte. Die Zigarette zwischen zwei spitzen Fingern bergend, ging es zurück zum Bett, wo sie sich im Schneidersitz niederließ. Sie hatte nicht die Leitung. Erleichterung durchströmte Olivia, äußerte sich jedoch nur in einer entlassenen Rauchwolke, die sich sicherlich wunderbar in all die Stoffbahnen einarbeiten würde. Mal sehen. Laut den Informationen ging es nach Marokkasu um dort etwas zu stehlen. Alles weitere würde ihr Questpartner ihr eröffnen. Nachdenklich steckte sich Olivia die Fluppe zurück in den Mund und beförderte eine Strähne ihrer Haare hinter's Ohr. Das war...nicht gut. Sie lebte in Marokkasu. Die Gefahr erkannt zu werden, war dort deutlich größer als in jeder anderen Stadt des Landes. Aber andererseits...wer kannte sie schon? So gut wie niemand. Aber das sollte auch so bleiben. Also mussten die übertriebenen Kleider, Kontaktlinsen und eine andere Frisur her. Mit einem weiteren Paffer machte sich Olivia an die Arbeit. Wie wäre es ausnahmsweise einmal mit Flechtzöpfen? Normalerweise war ihr das viel zu viel Mühe, aber sie waren auffällig. Und auffällig war in diesem Fall gut. Wer auf die Zöpfe achtete, achtete vielleicht weniger auf das Gesicht. Und das war so ungefähr das einzige, was sich nicht so wirklich verändern ließ.
Es wäre gelogen zu sagen, dass es nicht lange dauerte, bis Olivia vor ihrem Zimmer stand. Insgesamt brauchte die komplette Aktion mehr als eine halbe Stunde. Aber vermutlich hatte man es nicht eilig. Immerhin mussten sie erst noch nach Marokkasu fahren. Und wenn ihr Questpartner mit dem bislang unbekannten Namen die Übergabe ihres Diebesguts übernahm, sparte sie sich sogar gleich zwei Tickets. Alles in allem kein schlechter Deal. Apropos...in dem Gang vor den Quartieren flackerte ein Feuerlacrima auf, dicht gefolgt von einer ersten Wolke Rauchs. Blieb nur noch auf den Questpartner zu warten.
Mana:
(95/100)
Zauber:
Magic Activation TYP: Allgemein ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 5 MAX. REICHWEITE: Berührung SPEZIELLES: Diesen Zauber erhält man Gratis sobald die Voraussetzungen erfüllt werden. VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Dieser simple Zauber wird von so ziemlich jedem beherrscht, der weiß, wie man mit Magie umgeht. Man nutzt eine kleine Menge Mana, um magische Schalter oder Lacrima zu aktivieren oder Türen zu öffnen.
"Sprache." | Gedanken. | Magie.
"A kingdom that cares not for its sick and starving has no right to exist."
"Zigarettenqualm hält sich unerfreulich lange in Textilien fest. Lüftest du nie?" Ein fröhliches Stimmchen kündigte sich auf dem Gang an, der die Quartiere der Crusaders beherbergte. Andrei wedelte mit einer Hand vor seinem Gesicht herum und zerstörte damit eine der Rauchfahnen, die den in das Ruinenversteck eindringenden Winden folgten. Mit raschen Schritten stand er neben der quarzenden Frau und lächelte sie an. Er kam gerade aus dem alten Weinkeller, aber sein Arm zeigte auf die Tür ein paar Meter weiter im Gang. Sie war offen und sogar mit einem Holzkeil fixiert, damit sie nicht von alleine zu ging. Von draußen konnte man gerade so das Fußende eines Betts sehen, das mit weißen Laken bezogen war und eine flauschige, rot-grüne Steppdecke als Tagesdecke trug. Kurz folgte Andrei selbst seinem Fingerzeig, dann wackelte er vergnügt mit den behandschuhten Fingern und blickte zurück zu Olivia. Ihre Aufmachung war ganz anders als bei ihrer letzten Quest, auch wenn sie weiterhin auf riesige Hüte zählte. Andrei trug dagegen einen dunkelblauen Rollkragenpullover, eine mit Bügelfalten ausgestattete, helle Hose aus festem Stoff und seinen Mantel. Die Armbrust verstaute er wie immer an ihrem Holster an einem seiner Handgelenke. Über eine Schulter trug er seine Umhängetasche geschlungen, die sich etwas auswölbte. Er hatte seine Lederrüstung dabei, schließlich stahl man Dinge am besten, während man dunkle Kleidung trug.
"Guten Tag, Olivia. Wie geht es dir?", fügte Andrei mit einem Lächeln an seine Belehrung an und fasste den Halteriemen seiner Tasche mit einer Hand. Die andere griff in seine Hosentasche und holte einen Zettel hervor, den er vor den Augen seiner Gesprächspartnerin einhändig entfaltete und in ihr Sichtfeld hielt. "Wir sind wirklich gesegnet, denn unsere Pfade kreuzen sich erneut für einen Auftrag." Seine Mundwinkel hoben sich zu einem breiten Lächeln. Wie schön, dass er erneut Gelegenheit haben würde, Royal Crusade an der Seite der treuen Olivia zu dienen! Sie wirkte ebenfalls aufgeregt. Soviel Enthusiasmus empfand Andrei als überaus löblich. Er lachte, faltete die Hände und ließ das Dreieck seiner Finger gen Olivia fallen. "Wir nehmen den nächsten Zug nach Marokkasu. Der fährt in ungefähr einer Stunde. Möchtest du in der Zwischenzeit ein Frühstück?" Er wies dorthin, wo er gerade hergekommen war. Der Weinkeller mit der Küche. "Ich habe etwas ausprobiert, was ich vor Kurzem in Sakura Town gesehen habe. Bist du interessiert? Sag mir, welche Frucht schmeckt dir am besten?" Dass sein Auftrag in Sakura Town nicht darin bestanden hatte, besonders nett zu Ladenbesitzern zu sein, verschwieg er. Es war für dieses Gespräch ohnehin nicht relevant. Stattdessen schaute er erwartungsvoll zu Olivia und zeigte ein fröhliches, unbeschwertes Lächeln. Ganz so, als könnte er sich tatsächlich nichts Schöneres vorstellen, als diese Zeit mit der lieben Hexe zu verbringen.
"Selten. Es gibt keine Fenster und das letzte Mal, als ich in den Gang gelüftet habe, hat jemand gemeckert", gab Olivia zurück. Anstalten die Zigarette auszumachen oder wenigstens das Rauchen zu unterbrechen, machte sie nicht im Geringsten. Wenn man wollte, dass sie aufhörte im Gildenversteck zu rauchen, dann musste schon ein hochrangiges Gildenmitglied ankommen und ihr das sagen. Dann würde sie es sein lassen und sich vielleicht sogar entschuldigen, abhängig davon wie hoch die Chancen standen andernfalls die Haut vom Körper geschmolzen zu kriegen. Mit dem Blick folgte sie Andreis Deut in Richtung dessen, was vermutlich sein eigenes Zimmer war. Es sah...erstaunlich normal aus. Wie ein Zimmer, das man in der Form in jeder Stadt Fiores vermutlich hundertfach fand. Aber das passte zu dem immer irgendwie gut gelaunten Andrei. Er wirkte so normal, wenn man einmal von der Hautzeichnung absah. Das war manchmal ganz schön verstörend. Jemand normales sollte nicht seinen Weg in Royal Crusade gefunden haben. "Hallo, Andrei. Uhm, recht gut. Dir ebenfalls, hoffe ich." Durch den Qualm hindurch musterte Olivia ihr Gegenüber. Meinte er das ernst? Warum interessierte es ihn wie es ihr ging? Sie kannten sich ja kaum. "Hm-mh. Es ist schon ein Segen dich an die Seite zu kriegen. Wobei, grade eher du mich." Immerhin war sie hier mehr oder weniger nur die Assistenz. Oder sowas. In jedem Fall würde sie versuchen exakt das zu machen, was Andrei haben wollte. Je mehr positive Dinge die Gildenmitglieder über sie zu sagen hatten, desto geringer war die Chance im Schlaf ermordet zu werden.
"Ob ich ein...? Ja! Ja, bitte! Natürlich möchte ich ein Frühstück! Kannst du kochen?", erkundigte sich Olivia, plötzlich sehr eifrig, mit leuchtenden Augen. Sie hatte noch nichts gegessen. Und wenn Andrei welches anbot, würde sie das sofort nehmen. Ihre Kochkünste beschränkten sich auf die Zubereitung von Einer-Minute-Instant-Ramen in achtundfünfzig Sekunden. Das machte zwar satt, aber extrem lecker war es nun wirklich nicht zu nennen. Oder zumindest hing es ihr auf Dauer echt zum Hals raus. "Ob ich? Ja klar bin ich interessiert. Grade bei Früchten. Kriege nicht sonderlich oft welche. Hm." Eine nachdenkliche Spur Zigarettenqualm hinter sich herziehend, folgte Olivia ihrem Questpartner in Richtung des Weinkellers. Lieblingsfrucht. Gute Frage. Sie mochte saure Sachen sehr gerne. Und süße Sachen. Eigentlich mochte sie sehr viele Dinge sehr gerne. Die Zigarette wechselte von einem Mundwinkel in den anderen. "Alles, was Citrus ist. Drachenfrucht finde ich sehr lecker. Aber sich für eine zu entscheiden ist wirklich schwierig. Hmmm. Das kostet nicht viel, oder? Viele Jewels habe ich nicht. Aber wenn du mir sagst, was an Drinks dazu passen würde, kann ich uns welche mischen. Auch Virgin." Die Laune der jungen Frau hatte sich alleine durch die Aussicht auf Essen bereits deutlich gehoben. Andreis freundliches Lächeln wurde daher mit einem eigenen, wegen der Zigarette leicht schiefen, erwidert. Vielleicht war das Leben bei Royal Crusade doch gar nicht so übel. Immerhin gab es Frühstück, das jemand selbst zubereitet hatte. Vorausgesetzt natürlich, sie saß hier keinem bösen Scherz auf. Das war leider immer auch eine Möglichkeit. Aber sie würde sich nur einmal hereinlegen lassen. Und wenn dem so war, konnte sich Andrei seine Drinks auch gepflegt in die Haare schmieren.
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"A kingdom that cares not for its sick and starving has no right to exist."
Andrei runzelte die Stirn und zeigte mit erhobenen Brauen auf Olivias Zimmertür. "Gemeckert? Du meinst - sich beschwert? Doch weshalb?" Wer konnte etwas gegen frische Luft einzuwenden haben? "Wenn der Vorfall sich wiederholt, dann lass es mich bitte wissen. Ich spreche mit dieser Person und erkläre ihr, wie schwer es ist, den Nachhall von Zigarettenrauch zu entfernen. Wärme oder Kälte helfen angeblich, aber ich muss gestehen, dass ich es noch nie versucht habe. Händige mir doch nach der Quest deine Kleider aus, dann werde ich sehen, was ich tun kann." Seine Mundwinkel kräuselten sich nach oben und er hob die Hände voller Vorfreude an, um dreimal mit den von Stoff bedeckten Fingerkuppen aneinander zu stoßen. "Mir geht es hervorragend liebe Olivia, danke der Nachfrage." Mit einem Lachen legte er den Kopf schief, so dass die wuschelige Mähne seine verfärbte Gesichtshälfte kurz bedeckte. "Wir stehen uns gegenseitig zur Seite. Wie schön!"
Andrei lächelte noch breiter, als er sah, wie sehr Olivia sich über ein Frühstück freute. Auf die Frage, ob er kochen konnte, hob er seinen Blick wieder und befreite damit sein Gesicht von Haaren. Mit leuchtenden Augen und amüsiert geschürzten Lippen tippte Andrei gegen seine Wange. "Kochen gehört zu meinen liebsten Beschäftigungen. Was du beschreibst, klingt jedoch nicht gut. Du solltest Obst und Gemüse in deine tägliche Ernährung einbeziehen." Auch wenn es hier in Crystalline nicht so einfach war an frische Feldfrüchte zu gelangen, nahm Andrei bei jeder seiner Quests etwas davon mit. Er wollte nicht, dass seine Abwehrkräfte an den unwirtlichen Temperaturen litten und achtete daher auf eine ausgewogene Ernährung. Außerdem war Hungerwut für ihn gefährlicher als für andere. Schnell wedelten seine Hände die Annahme fort, er könnte Geld für seine Dienste verlangen. "Nicht doch. Das kostet dich nichts, liebe Olivia. Du bist meine Kameradin. Es ist in meinem Interesse, dass du diese Quest gestärkt bestreitest." Mit einer leicht scheuchenden Bewegung trieb er die Hutträgerin vor sich her durch den Gang und bog in den Weinkeller ein. Zur Morgenstunde hielten sich nicht viele Crusader hier auf, so dass sie bis auf die ein oder andere Gestalt, die Andrei fröhlich grüßte, den Bereich für sich alleine hatten. Der Kevuem trat an den Küchenbereich heran und fischte zwei Schüsseln aus dem Schrank mit dem Kühllacrima. Eine davon enthielt eine fluffige, weiße Substanz, die andere war mit kleingeschnittenen Früchten gefüllt. Beides landete mit einem leisem Tocken auf dem Holz des Bartresens. "Ich nehme gerne ein Getränk hier ein, wenn unsere Quest erfolgreich abgeschlossen wurde", lächelte Andrei und angelte sich ein angelaufenes Brotmesser. Sorgfältig und mit beinahe chirurgischer Präzision wurde die aufgeschlagene Sahne auf eine Brothälfte verteilt, die Früchte darüber gestreut und der Deckel des Sandwichs darauf platziert. Das frische Weißbrot nur mit den Fingerkuppen berührend, schnitt er es in Dreiecke und gab noch mehr von den Früchten in eine kleine Schüssel, die normalerweise zum Trinken von Schnaps genutzt wurde. Die Ausstattung hier in der Ruine war eher trist, aber man arbeitete eben mit dem, was man konnte! Vorsichtig stellte Andrei seine Kreation vor Olivia hin und griff sich einen Lappen, damit er den Tresen in Ordnung bringen konnte. Dabei summte er leise vor sich hin. "Erzähl mir doch bitte etwas über Marokkasu."
"Weil man nicht wollte, dass der Rauch aus meinem Zimmer auf den Gang kommt. Aber du brauchst nicht mit der Person darüber sprechen. Der Rauch stört mich nicht. Und das Gemecker auch nicht." Mit einer weitschweifenden, fast provokanten Geste der Hand, verteilte Olivia den Rauch ihrer Zigarette noch ein wenig mehr im Gang. Ein Blick aus derzeit blassgrünen Augen richtete sich auf Andrei. Die in die Wangen der jungen Frau steigende Röte bildete dazu einen wunderbaren Kontrast, der im fahlen Licht der Lacrima des Ganges leider ein wenig verloren ging. Ihre...Kleidung...abgeben? Ein ganzer Zentimeter der Zigarette wurde zu Asche, als Olivia einen hastigen, gierigen, langen Zug nahm. Die freie Hand zog den Hut tiefer ins Gesicht, hüllte es damit in Schatten. "N-Nein...danke. Ich kümmere mich selbst um meine Kleidung. I-Ist mir lieber so." Nur ein Auge funkelte unter der Krempe des Huts hervor, als sie Andrei noch einmal ins Visier nahm. Was versprach sich dieser seltsam freundliche Kerl davon? Sie würde nicht mit ihm ins Bett hüpfen nur weil er nett war. Unter dem Hut wurde die Zigarette von einem Mundwinkel in den anderen verschoben, der darunter hervordringende Qualm folgte dementsprechend. Nicht, dass sie etwas dagegen hätte. Und sei es nur um zu sehen, wie weit diese seltsame Hautmarkierung reichte. "Obst ist teuer. Und das Wohlbefinden meiner Tiere kommt vor meinem", drang es immer noch ein wenig verschämt unter dem Hut hervor. Wieder funkelte ein Auge unter der Krempe hervor. Das Gesicht der jungen Frau zeigte einen Ausdruck irgendwo zwischen Misstrauen und purer Freude. Er lud sie auf ein Frühstück ein? Warum? Womit hatte sie bitte so eine freundliche Behandlung verdient? Oder was versprach er sich davon? "D-Danke. Bist du zu allen so nett?"
Im Gegensatz zum scheinbar immer fröhlichen Andrei, grüßte Olivia die anderen anwesenden Mitglieder der Gilde kaum. Eine Neigung des gewaltigen Huts gab es, mehr allerdings auch nicht. Eben jener wurde auch wieder in die Höhe gelupft, damit die Trägerin beobachten konnte wie Andrei das Sahnesandwich zubereitete. Metaphorische Sternchen bildeten sich in den Augen Olivias. Es kostete all ihre Willenskraft nicht anzufangen auf die Theke zu sabbern. Bei allen Sternen im Himmel, sah das lecker aus! "Abgemacht!", kam es wie aus der Pistole geschossen, als Andrei sich wenigstens dazu breit schlagen ließ später einen Cocktail gemixt zu kriegen. Wie eine Katze eine Maus beobachtete Olivia das sich langsam bildende Sandwich. Ihre Hände gingen nach oben, rupften die Zigarette aus dem Mund und drückten sie in einem nahen Ascher aus, bevor beide Grabscher sich an ihre Wangen legten. Wenn dieses Sandwich so schmeckte, wie es aussah, würde es himmlisch sein. Gierig schnappte sie sich eines der Dreiecke vom Teller, kaum dass Andrei das Essen abgestellt hatte, und biss sofort hinein. Der Geschmack breitete sich sofort im Mund aus. Die Sahne schmiegte sich an die Früchte. Jede einzelne davon war eine kleine Bombe an Säure und Süße, die sich mit der Sahne zu verband und selbst Olivias verkümmerte Geschmacksknospen flutete. Mit geschlossenen Augen gab sie einen Laut puren Entzückens von sich, bevor der Rest des ersten Dreiecks mit einem gewaltigen, zweiten Bissen verschwand. Es folgte ein weiterer Laut puren Entzückens mit erhöhter Lautstärke.
Ein Auge Olivias klappte auf, dann das andere. Sie schluckte. Eine Hand wanderte vor den Mund, um leise - verlegen - hinein zu hüsteln. "D-Das schmeckt sehr gut. Ich danke dir. Möchtest du nichts?" Spitze Finger streckten sich aus um Andrei anbietend den Rest des Sandwiches hin zu schieben. Und entführten auf dem Rückweg gleich das Schälchen mit den Früchten, die gierig gemampft wurden. "Mmpfh?", erkundigte sich Olivia eloquent bei ihrem Gegenüber. Wieso fragte er nach Marokkasu? Wusste er, dass sie da wohnte? Wieso wusste er, dass sie da wohnte? Wieso war das für ihn von Interesse? Oh, sie hätte doch ahnen müssen, dass niemand ohne Grund so nett war! War das Essen vielleicht vergiftet? Na ja. Wenigstens war es dann eine sehr leckere Art und Weise aus dem Leben zu scheiden. "Marokkasu ist...groß. Es hat ein paar weniger angenehme Gegenden, wo man sich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr alleine herumtreiben sollte. Der Bahnhof wurde vom Institut mit einer magieblockenden Fassade ausgestattet. Magische Tarnungen funktionieren dort also nicht." Moment. Sie mussten wegen der Arbeit nach Marokkasu. Erleichterung durchströmte Olivia. Puh. Also fragte er wahrscheinlich nur deshalb. Vorsichtig friemelte sie ihre zerdrückte Packung Zigaretten aus der Tasche, legte sie schon einmal auf der Theke bereit. "Wohin in Marokkasu geht es denn? Und was sollen wir machen?"
"Sprache." | Gedanken. | Magie.
"A kingdom that cares not for its sick and starving has no right to exist."
“Wie du es wünschst”, erwiderte Andrei mit einem Lächeln auf das ausgeschlagene Angebot, sich der Wäsche seiner Kameradin anzunehmen. Eigentlich schade. Er wusch seine Kleidung oft und gründlich, vor allem nach blutigen Quests, doch weil der Kevuem nun einmal nur eine einzige Person war und er die Kittel seines Doktors nicht mehr reinigen musste, kam ihm der Waschzuber für ihn alleine immer so verschwenderisch vor. Doch er würde Olivia nicht dazu zwingen, sich von ihrer Kleidung zu trennen. Dass sie das Waschen lieber in die eigene Hand nahm, verstand Andrei absolut. Er mochte es auch nicht, wenn seine Sachen von anderen geputzt wurden. Wie stellte er da sicher, dass nichts übersehen wurde? Ein wenig verwirrte es den Finsternismagier, dass Olivia so beschämt wirkte. Andrei hob die Hände in einer abwehrenden Geste an. “Sei unbesorgt, liebe Olivia. Deine Unterwäsche würde ich dabei nicht anrühren.” Vielleicht hatte sie Angst, ihre delikaten Kleidungsstücke seiner Verantwortung zu übergeben? Die musste sie nicht haben, denn er machte sich nichts daraus, in dieser Hinsicht zu spionieren. Damit es seiner Kameradin nicht unangenehm wurde, wechselte er schnell das Thema. “Ohne dich überleben deine Tiere aber nicht. Es ist bedeutend, dass es dir gut geht, damit du für sie sorgen kannst. Wir erwerben später etwas Obst.” Vorfreude wogte in Andrei auf. Sein Doktor hatte ihm beigebracht, dass man sich nur um andere kümmern konnte, wenn man seine eigenen Bedürfnisse nicht vernachlässigte. Eine gesunde Beziehung entstand aus gegenseitiger Hilfe und Vertrauen, nicht aus einem Wettbewerb der Aufopferung. Wer ständig das Gefühl hatte, auf etwas zu verzichten, der züchtete nichts anderes als Groll gegenüber Personen, die man eigentlich lieben und achten wollte. “Es liegt mir jedoch fern, dich zu belehren. Wir alle leisten das Beste, zu dem wir in unseren Umständen fähig sind.” Vielleicht nicht gerade die Weltanschauung, die man vom Mitglied einer dunklen Gilde erwartete, doch nicht alle Mitglieder von Royal Crusade waren erfüllt von bitterer Boshaftigkeit. Es war nun einmal keine Zugangsvoraussetzung, dass man in seiner Freizeit gerne Hundewelpen anzündete. “Nicht zu allen. Nur zu jenen, die mir Freundlichkeit entgegenbringen. So soll es doch sein, oder nicht?” Andrei hatte bisher keinen Grund, Olivia nicht zu mögen. Aber sie hatte offenbar schlechte Erfahrungen gemacht, um so voller Misstrauen zu sein. Darauf würde der Kevuem Rücksicht nehmen müssen. Damit sie ihre Quest erfolgreich abschließen konnten - etwas, das Andrei sehr wichtig war - würden sie sich bis zu einem gewissen Grad aufeinander verlassen müssen.
Es erfüllte den Kevuem mit Freude, dass Olivia seine kleine Kreation gut zu schmecken schien. Die Hutträgerin zeigte sich so dankbar, als würde sie nur selten gutes Essen bekommen. Welch tragische Vergangenheit wohl hinter den blass-grünen Augen lauerte? Andrei bohrte nicht weiter, sondern hob nur die in Handschuhen steckenden Hände und schüttelte den Kopf. “Ich hatte bereits meinen Anteil, als ich das Rezept entwickelt habe.” Mit einem Lächeln sorgte Andrei weiter für Ordnung. Er bekam häufig seltsame Blicke, weil er die Sauberkeit in der zugigen Gildenruine so ernst nahm. Ab und an hatten seine Mitglieder sogar spöttische Worte für ihn übrig oder verschütteten absichtlich etwas dort, wo er gerade sauber gemacht hatte. Er gab nicht viel auf solch traurigen Versuche, Dominanz gegenüber Rangniedrigen zu etablieren und ließ sich nicht beirren. Das Wichtigste war, dass er sich in seinem neuen Zuhause wohl fühlte und es so pfleglich behandelte, wie er dies von anderen wollte. Beim Gespräch über Marokkasu bemerkte Andrei eine leichte Anspannung in seiner Gesprächspartnerin. Ob sie eine schwierige Zeit mit der Stadt verband? Andrei konnte nicht sagen, dass er eine große Bindung zu jener Stadt besaß. Er war erst einmal oder zweimal dort gewesen und hatte jedes Mal nur einen kurzen Abstecher gemacht. Die Stadt war ihm nur aufgrund ihres hohen technischen Fortschritts im Gedächtnis geblieben. “Unser Auftrag wurde von einem Mann eingereicht, der sich als “Vater Joseph” bezeichnet. Seine Anhänger möchten, dass wir in ein Forschungsinstitut eindringen und den Prototypen einer Waffe entwenden”, erklärte der Blonde nonchalant den Gegenstand ihres Auftrages. Dass es sich dabei um schweren Diebstahl handelte und man einem unbekannten, vermutlich religiös motivierten Dritten mit Waffen versorgte, schien ihn nicht weiter zu kümmern. “Wenn du satt bist, dann sollten wir los, damit wir den Bahnhof von Crystalline pünktlich erreichen.”
"Ja-Ja. Es ist mir wirklich lieber so. KönntenwirvielleichtdasThemavonmeinerUnterwäschezuwasanderemwechseln?", bat Olivia eilig und scheinbar völlig ohne Luft zu holen ihr Gegenüber. Der Wunsch wurde ihr freundlicherweise auch rasch erfüllt. Das Thema wechselte rüber zu Obst. Damit kannte sie sich jetzt zugegeben nicht sonderlich gut aus, aber... "Ich kenne ein paar Geschäfte in Marokkasu, die gutes Obst verkaufen. Wir können uns später dort umsehen." Andrei konnte sich die angebotenen Waren wahrscheinlich locker leisten. Und vielleicht fand sie einen Apfel mit nur wenig Druckstellen oder einen nur leicht angeschimmelten Pfirsich für sich selbst. Die Restposten waren ja auch noch genießbar...meistens. Manchmal. Und wenn nicht, dann war das eben so. Sie würde jedenfalls nicht Andrei darum bitten mit ihr zu teilen, wenn er ihr schon ein unsagbar leckeres Frühstück gemacht hatte. Irgendwo hatte bestimmt auch seine Freundlichkeit und Großzügigkeit seine Grenzen und sie wollte nicht herausfinden wo diese Grenzen lagen. "Ich hab nix dagegen, wenn etwas besser weißt und es dann sagst. Echt nicht." Warum auch? Sie war nicht zu stolz um Hilfe abzulehnen, wenn sie welche kriegen konnte und sie auch brauchte. Mit vollen Hamsterbacken versuchte sich Olivia an einem Lächeln, was aufgrund eben jener jedoch leider kläglich misslang. Als zuerst einmal schlucken dann neu versuchen. "Dann werde ich versuchen extra-nett zu dir zu sein. Viel kann ich nicht bieten, aber wenn du mal ein Getränk haben willst, komm ruhig zu mir." Vor allem wenn ich im Tausch dafür mal was anderes zu essen als Instant-Ramen kriege.
Gierig stopfte sich die junge Frau auch den zweiten des Sandwiches in den Mund, kaute dagegen langsam und genüsslich. Es folgten weitere Laute puren Entzückens und der Bewunderung. Tatsächlich ballte Olivia sogar ihre kleinen Hände zu vor dem Körper empor gereckten Fäustchen und legte den Kopf in den Nacken während sie kaute. Es war wirklich himmlisch lecker. Ob das nun daran lag, dass sie sich ihre Geschmacksknospen mit ihrer üblichen Diät einfach vergiftet hatte und sie jetzt das Gegengift bekam, blieb mal dahingestellt. Unter katzenartig gesenkten Augenlider verfolgte sie nur vage wie Andrei ein wenig aufräumte und putzte. Ob er das vielleicht auch mal bei ihr zuhause machen wollte? Ein Schauder durchlief ihren Körper. Nein. Es ging kein Mitglied der Gilde an wo sie wohnte. Damit brachte sie nur ihre Tiere und Anna in Gefahr. Sie durfte nicht so unvorsichtig werden sich von ein wenig Freundlichkeit einlullen zu lassen. Überhaupt war sie hier die einzige, die lullen sollte...irgendwas stimmte an dem Satz nicht, aber sie war zu satt und zufrieden um darüber nachzudenken. Das grade wieder aufkeimen wollende Misstrauen legte sich wieder ein bisschen. Für den Auftrag mussten sie nach Marokkasu. Das erklärte die Frage von vorher. Etwas aus einem der zahlreichen Forschungsinstitute zu klauen würde aber nicht grade einfach werden. Aber ihnen würde schon irgendwas einfallen. Wofür waren sie Magier und die Sicherheitskräfte ganz bestimmt nicht. Ganz bestimmt, ha-ha! Mit beiden Händen lupfte sich Olivia von dem Barhocker herunter, rückte ihren Hut zurecht. "Bereiter werde ich nicht mehr. Lass uns gehen. Aber...langsam, bitte. Haben wir eine Beschreibung dieser Waffe?" Zielstrebig steuerte die junge Frau den ihr liebsten Teil der Klosterruine an, den Ausgang. Der Tag entpuppte sich als ein angenehm heller Frühfrühlingstag. Ausnahmsweise schneite es einmal nicht, auch wenn nach wie vor noch welcher lag. Der Weg in Richtung Crystalline Town würde nicht übermäßig anstrengend werden. Immerhin mussten sie sich nicht durch Neuschnee kämpfen, wie es sonst gerne einmal passierte.
"Sprache." | Gedanken. | Magie.
"A kingdom that cares not for its sick and starving has no right to exist."
Vergnügt sorgte Andrei in der kleinen Kochecke für Ordnung, während sich Olivia genüsslich mit seinen Fruchtsandwiches vollstopfte. Sauberkeit spielte eine große Rolle im Leben des Blondschopfes, der den Großteil seines Lebens in einem sterilen Labor verbracht hatte. Auch in der Wohnung hatte es sein Doktor immer gerne reinlich gehabt, daher stellten solche flotten Handgriffe für den Kevuem eine Selbstverständlichkeit dar und halfen ihm dabei, seine Gedanken zu ordnen. Andrei brauchte mehr solcher Mechanismen und Rituale als andere Menschen, da sein emotionaler Zustand bei heftigen Gefühlen schnell labil wurde. Er sah sich in der Verantwortung, diese Seite von sich nicht unbedingt zum Problem seiner Mitstreiter zu machen. Bewältigungsstrategien, die überdies noch dafür sorgten, dass die oft vernachlässigte Ordentlichkeit der Klosterruine in einem guten Zustand verblieb, stellten hier sicherlich eine positive Abwechslung zu ... destruktiveren Dingen dar. Leise summend brachte Andrei alles wieder an seinen angestammten Platz und teilte Olivia schließlich den Gegenstand ihres Auftrages mit.
Olivia erklärte ihre Bereitschaft, dann ging es auch schon los. Auf dem Weg durch die steinernen Gänge der Ruine dachte Andrei über ihre Worte nach. Sie hatte gesagt, dass sie extra-nett zu ihm sein würde ... weil er sein Essen mit ihr geteilt hatte? Irgendwie wirkte seine Kameradin ein wenig nervös im Umgang mit ihrer Gemeinschaft. Das fand Andrei natürlich schade, doch er wusste auch nicht so recht, wie er dafür sorgen konnte, dass sie sich wohler fühlte. Essen und Freundlichkeit, mehr Munition hatte der Blondschopf vorerst nicht. Aber Taten sprachen sowieso mehr als Worte, demnach sollte sich Olivias Gemütszustand sicherlich verbessern, sobald sich ihr Auftrag in trockenen Tüchern befand. Apropos: "Ich habe ein Diagramm erhalten, hier", erklärte der Kevuem und zog einen gefalteten Zettel aus seiner Tasche. Sofern Olivia ihn entgegennahm, würde sie eine Klaue mit spitzen Krallen erkennen, sowie einige Lacrima-Einfassungen, die entlang eines schuppenbedeckten Unterarmschoners angebracht wurden. "Die Waffe befindet sich angeblich im dritten Untergeschoss einer Einrichtung, die als Buchladen getarnt ist." Andrei kniff die Augen zusammen, als sie von der angenehmen Dunkelheit der Ruine ans helle Tageslicht traten. Der Schnee an den Füßen der Nadelbäume um sie herum reflektierte das Licht zusätzlich. Die dunklen Stellen seines Körpers pochten vor Protest, doch der Kevuem ignorierte dies vorerst. Der Stoff, der sie bedeckte und die in sein Gesicht fallenden Haare halfen, um die negativen Effekte der direkten Lichteinstahlung einigermaßen aufzufangen. Recht bald spendeten den beiden Magiern ohnehin die Bäume ihren Schatten. Andrei begutachtete sich die winterliche Natur. Auf dem Weg nach Crystalline begleitete sie nur das ewige Eis. Der einzige Begleiter, der sich neben ihnen bewegte, war der Crystalline Creek, der schmatzend und glitzernd vor Fischen an ihnen vorbeigluckerte. Andrei umfasste den Riemen seiner Umhängetasche mit seiner behandschuhten Hand und neigte den Kopf in Olivias Richtung. "Im Ansatz weiß ich bereits, über welche magische Fähigkeiten du verfügst, liebe Olivia. Aber könntest du mein Gedächtnis noch einmal auffrischen? Unser erstes Hindernis wird der Buchladen sein. Welches Vorgehen empfiehlst du?" Der Kevuem bezweifelte nämlich, dass es irgendwo dort ein großes Schild mit der Aufschrift "geheime Forschungseinrichtung" gab - auch wenn das wirklich freundlich wäre und ihnen die Arbeit sehr erleichtern würde.
Noch im Gehen zupfte Olivia, die freilich nichts von Andreis Gedankengängen in Hinsicht auf sie selbst mitbekam, vorsichtig den Zettel aus Andreis Hand. Das sah aus wie...ein Handschuh? In Klauenform? Mit Einlassungen für irgendwelche Steinchen oder Schmuckstücke? Vermutlich Lacrima. Die junge Frau schnaubte einmal deutlich amüsiert auf. Ja, ok, Modedesigner waren da ganz offensichtlich nicht am Werk. Nicht, dass ihre eigene Garderobe nun haute couture war, aber das...äh...das sollte so! "Gut. So hübsch wie Pickel auf der Wange. Aber das braucht uns ja nicht interessieren. Haben wir eine Adresse? Vielleicht kenne ich sie und kann uns den Weg dahin etwas verkürzen." Sorgsam wurde der Zettel gefaltet und an Andrei zurück gereicht. Immerhin war der der Leiter dieser Quest und alle Dokumente daher sicherer bei ihm aufgehoben. Mal ganz abgesehen davon, dass Olivia schlicht auch nicht mit solchen Dokumenten erwischt werden wollte. So weit kam das noch. Der frische Schnee knirschte nur leicht unter den Stiefeln der beiden. Die Frühlingssonne und die Tatsache, dass sie aus der Ruine heraus waren, taten ein Übriges, um ihre bereits durch das Frühstück deutlich gehobene Laune in ungeahnte Höhen zu befördern. Vielleicht wurde der Auftrag doch ganz...angenehm. Immerhin stand kein Mord auf dem Plan, ihr Magen war voller leckerem Essen, mehr Köstlichkeiten standen in Aussicht und bei diesem Auftrag könnte sie vielleicht sogar hilfreich sein.
"Wenn du mir ein paar Minuten mit Personen gibst, hole ich dir alles Wissen aus ihnen, über das sie verfügen", hob Olivia mit der typischen Nicht-Erklärung an, die sie bei dieser Frage stets gab. Ihrer Meinung nach musste der Rest der Gilde nicht exakt wissen, was sie konnte. Vermutlich wussten darüber eh mehr Leute Bescheid als ihr lieb war. Aber da sie keine Chance hatte das zu prüfen ohne ihre Magie gegen höherrangige Leute der Gilde einzusetzen, was einem Todesurteil gleich kam, blieb ihr nichts anderes übrig als innerlich mit den Schultern zu zucken und gute Miene zu bösem Spiel zu machen. "Meine Magie wirkt nicht sonderlich schnell. Sollte es zu einem Kampf kommen, wirst du das meiste machen müssen, auch wenn ich dich nach Kräften unterstützen werde. Wird aber etwa so leise wie ein Rock-Konzert." Langsam baute sich das Verlangen nach einer Zigarette schon wieder auf, aber noch widerstand Olivia. Im Bahnhof wurde das Rauchen nicht gerne gesehen, also sollte sie sich vermutlich vorher noch eine genehmigen. Bevor sie dann im Zug böse Blicke erntete und auf ein paar Stunden gar nicht mehr rauchen konnte. Es klickte leise, als der metallene Käfig um ihr Feuerlacrima aufsprang und eine eilig hervorgeholte Zigarette entzündete. Dieses Mal kringelte sich der ausgestoßene Rauch wenigstens nicht gegen die niedrige Decke der Gildenruine um sich dort zu wunderbaren Nikotinflecken zu sammeln. "Kommt drauf an wie viele Leute im Laden sind. Wenn es nur ein Verkäufer ist, überlass ihn ruhig mir. Wenn er weiß, wie man in das Labor kommt, erfahren wir es. Wenn es mehr sind, brauche ich eine Ablenkung." Inzwischen waren die beiden Crystalline Town schon nahe gekommen. Weit war es nicht mehr bis zum Bahnhof. Und von dort aus war es nicht mehr weit bis Marokkasu. "Kümmerst du dich um die Tickets?"
Unter leisem Quietschen öffnete sich die Türe in Olivias Zimmer. Unter dem Luftzug klirrten ein paar der Anhänger an den Stoffbahnen gegeneinander. Olivia tauchte gekonnt unter der ersten davon hindurch und sockte in Richtung der Minibar. Mehr als eine Kühltruhe mit winzigen Tresen, grade groß genug dass sie dahinter stehen konnte, und einem Schränkchen dahinter war das ganze Ding aber auch nicht. "Kommt rei. Kommt rei." Ungeduldig wedelte Olivia in Richtung von Hyun und Chime. Der Papagei war dankenswerterweise inzwischen abgegeben, weswegen sie sich um den nicht mehr kümmern brauchten. Ganz im Gegensatz zu dessen Besitzer, der auf jeden Fall noch irgendwas abkriegen würde. Paar Albträume oder sowas. Egal. Ein Finger Olivias deutete in Richtung des völlig überdimensionierten Betts, das das einzige andere Möbelstück im ganzen Zimmer war. "Setz euch. Machts euch bequem. Mi casa essu casa. Also, chab Ende. Huhn. Öh, Schrimmp. Gmüse. Was magse. Uh, brauch Chime was? Hab nur normals Futter hier, also...Oh! Wadde!" Die Ramenpackungen fallen lassend, flutschte Olivia zu ihrem Bett hinüber, krallte sich dort irgendwas aus Stoff und pfefferte es unter den Bettrahmen. Unter leisem Ächzen schob sich die junge Frau wieder in die Höhe, nachdem sie einen Bauchplatscher auf ihre Schlafstatt vollzogen hatte. "Oge. Jetz kannse dich hier setzn. Chime auch."
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Hyun
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Ganz genau. Olivia war nicht betrunken. Und Schweine konnten fliegen. Dass das weder Hund, noch Herrchen glaubte, war keine Überraschung. Viel überaschender war - zumindest für Chime - dass sein Zweibeiner noch einen kleinen Umweg machen wollte. Er wusste ja, dass der Kerl betrunken war, aber dass er so weit ging, hätte er nicht gedacht. 'Weit ging' für Hyun-Verhältnisse. Während ein Besuch bei Mitmenschen für viele Leute zum Alltag gehörte, war es für ihn etwas äußerst Außergewöhnlich, es grenzte beinahe schon an ein kleines Weltwunder, denn er traute Menschen für gewöhnlich nicht genug, um sich in deren vier Wände zu begeben. Nüchtern sähe die Sache sicherlich ganz anders aus, doch im betrunkenen Zustand ließ er sich von der Aussicht auf Ramen und Gesellschaft anlocken wie ein Kind, dem man Süßigkeiten versprach. Das Kind wusste genauso gut wie er, dass es vermutlich keine gute Idee war, doch die Versuchung war zu groß. Es war einfach unmöglich, zu widerstehen. Als es schließlich so weit war und er enthusiastisch hineingewunken wurde, zögerte er aber doch. Wenn er ersteinmal die Türschwelle übertreten hatte, war es schwer, wieder zurückzurudern. "Uhm ..." Ein leichter Schubs von hinten nahm ihm die Entscheidung ab. Chime hatte absolut keine Lust, hier länger herumzustehen. Er wollte einfach nurnoch seine Ruhe und ein wenig schlafen. Das konnte er auch in Olivias Zimmer, schließlich war sein Herrchen ja in der Nähe. Auch, wenn dieses betrunken war, spendete die Gegenwart dem Vierbeiner genug Sicherheit, um zu ruhen. Ob der Pan nun wollte oder nicht, er stolperte hinein in die Welt aus Stoff und Glitzerkram. Sichtlich verwirrt sah er sich um. War das irgendwelcher Esoterik-Kram? Naja, jedem das Seine. Besonders viel konnte man aus den kahlen Untergrundbunkern halt auch nicht machen. Und besser als seine eigene Bruchbude sah es allemal aus. "Uhm ... nedd hasdes." Verunsichert blieb er mitten im Raum stehen. Er sollte ... auf ihr Bett? Ach. Egal. Erstmal essen. "Jemüs bassd scho." Auf irgendwelchen falschen Fleischgeschmack hatte er gerade wirklich keine Lust. Obwohl es ihm letztendlich völlig egal war, was Olivia ihm auftischte, sein Körper hatte sich schon gar keine Hoffnung mehr gemacht, heute etwas Essbares zwischen die Zähne zu bekommen. Okay, zurück zum Thema Bett. Auf dieses schmiss sich die Mendez gerade, um irgendetwas verschwinden zu lassen. Fragezeichen ploppten über dem Schädel des Blonden auf, doch bis auf ein leises "Hä?" ließ er nichts hören. Naja. Egal ob mit oder ohne den unbekannten Gegenstand, er konnte es sich doch nicht auf ihrem Bett gemütlich machen. "Sicha, dassich...?" Wieso hatte sie ihm nicht gesagt, dass sie genauso wenig Sitzmöglichkeiten besaß wie er?! Fuuuuuck. "Uuuuuhhhhmmm...." Wie bestellt und nicht abgeholt stand er da, ließ den Blick immer wieder zwischen Bett und Gastgeberhin hin und her wandern. Das konnte er echt nicht tun. Oder? Sie hatte es ihm angeboten. Und sie war mit dem Essen beschäftigt. "Uuuhhh...." Langsam, in Minischritten und mit zahlreichen Zwischenstops wackelte er hinüber zu dem doch Recht einladenden Schlafplatz. Ach Scheiß drauf, was war schon das Schlimmste, was passieren konnte? Er würde schon nicht in Flammen aufgehen oder plötzlich zum Casanova werden. Zögerlich pflanzte er den Hintern also auf die weiche Matratze. Das ... war hundert Mal besser als sein eigenes Bett. "Ch sitz hier nua, weils nix andres gibd, glar?" Nicht aus anderen Gründen. Das musste klargestellt werden. "Muss aba scho sachn, is übel gemüdlich." Sein Blick wanderte hinab auf die Hände, die er auf seinem Schoß zwischengeparkt hatte. Das war so eine dumme Idee gewesen, das war einfach nur höllisch awkward. Er hatte keine Ahnung, was er sagen sollte. Dabei war er fucking betrunken, die Worte sollten von ganz alleine aus einem Mund gekullert kommen! "Aaaahhhhhhhhgghhh." Mit diesem wunderschönen Laut ließ er sich nach hinten auf den Rücken fallen und starrte der Decke entgegen. Krass. Selbst da waren diese schrägen Sternchen. Und die bewegten sich sogar! Halt ... nein. Die gesamte Welt bewegte sich, obwohl er still lag. Das war der Alkohol. "Noamal mach ich so Zeuch nich, ch schwöaa.", murrte er und klatschte sich die Hände vor die Augen. Konnte er nicht einfach eins mit dieser Matratze werden? Wieso musste er so awkward sein? Das machte die Sache nur noch awkwarder, als sie eh schon war. Ein unendlicher Teufelskreis der Awkwardheit. "Wie benimmd man sich wenn man wo zu Besuch is???"
"Dange. Wills nich wissn wie schwers wa s Bett hia runda ze kriegn. Jemüs, kay. Nn nehmch...ene, meene...öh...muh. Shrimp", brabbelte Olivia munter von der Minibar herüber. Eigentlich brauchte es keine Konzentration um Wasser heiß zu machen, die Becher mit dem Instantramen aufzureißen und heißes Wasser in eben jene zu schütten. Normalerweise wäre dem auch so. Aber grade hielt sich die junge Frau mit beiden Händen an ihrem winzigen Tresen fest und beobachtete das Wasser, das unter Einsatz der Feuerlacrima in seinem Pott langsam zu kochen begann, wie ein Habicht eine Maus. Vorausgesetzt der Habicht saß auf einem Ast und schwankte sanft von links nach rechts. Aber wer wusste schon, ob das Wasser sich nicht spontan dazu entschied zu explodieren? Sie derzeit jedenfalls nicht. "Hööh?", machte Olivia langgezogen. Ihr Blick wanderte, durch mehrere Bahnen mit funkelndem Krimskrams behangenen Stoffes, hinüber zu Hyun. Warum stand der denn vor dem Bett? Hatte sie vergessen ihm zu sagen, dass er sich setzen konnte? Olivia ließ die letzten paar Sekunden Revue passieren. Es brauchte sogar nur drei Anläufe, bis sie den vermutlich richtigen Ablauf rekonstruiert hatte. Die anderen beiden Male hatten sich ihre Gedanken verheddert wie ihre Haare beim Aufwachen, wenn sie mal wieder vergessen hatte/zu müde gewesen war sie bettfertig zu machen. Langsam krochen die dünnen Augenbrauen Olivias aufeinander zu, bevor sich der gesamte Gesichtsausdruck in einem amüsierten Giggeln entlud. Eine ihrer Hände wedelte noch einmal auffordernd in Richtung Bett. "Machs dia bekwem. Habch do scho gsagt." Augenrollen. Ugh. Keine gute Idee. Die Welt rollte noch einen Moment lang hinterher, was Olivia dazu veranlasste sich fester in ihrem Minitresen zu verkrallen. Das Flämmchen, dass das Wasser erhitzte, tanzte einen munteren Reigen, hinterließ blaugrüne Abdrücke in ihrem Sichtfeld. "Hyun, wennch denkn würd, dassde ne Sexbestie wärs, die mir gleich die Klamoddn vom Leib reißn tät, wärse jetz nich hia. Entspann dich. Hassu no nie beim wem anners im Bett gelegn?" Es gluckerte leise als Olivia das Wasser in die Ramenbecher goss. Auch eine Arbeit, die normalerweise keine Konzentration erforderte. Derzeit fühlte es sich jedoch an als versuche sie ein sehr heißes, wässriges Kamel durch ein verlockend nach billigem Ramen duftendes Nadelöhr zu treiben. Leises Plätschern, verärgertes Zischen vonseiten Olivia. Da war was daneben gegangen. Die Oberfläche des Tresens schwamm ein wenig in kochendem Wasser. Ugh. Ganz klar ein Problem für die Olivia des nächsten Tages, die sich sicherlich richtig über den feuchten Teppichboden freuen würde. "S glaubch dia, Hyun. Ehrlich, is do nix dabei." Metall klapperte als Olivia in ihrem Tresen herum grabbelte. Nur wenig später tauchte sie im Blickfeld Hyuns auf, beugte sich über diesen. Wieder fielen die Zöpfe nach vorne und attackierten ihn wahrscheinlich brutal. Grausames Schicksal. Das Gesicht Olivias wurde jedoch sehr rasch von einem Becher Ramen ersetzt, den sie Hyun hin hielt. "Gabl oda Stäbchn? Uh. Na ja. Könntes sum Beispiel "Dange fürs Essn" sagn. Chime, du kanns ruhig auch aufs Bett. S stört mich nich. Radi oder Skiddi penn da auch imma." Die Schuhe Olivias flogen in eine unbeachtete Ecke des Zimmers, bevor sie Hyun das gewünschte Besteck anreichte und sich dann selbst auf das Bett fallen ließ. Was gab es besseres als heiße Ramen nach viel zu viel Alkohol? Ne Zigarette. Später. Erstmal Mampfen. Kurz ging ein verschwörerisches Grinsen rüber zu Hyun, bevor Olivia eben damit begann. "Wennde mags, kannse auch hia penn. Stört mich nich."
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Zuletzt von Olivia am So 9 Jun 2024 - 19:10 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Hyun
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Bequem. Bequem machen. Wie machte man es sich in einem Zimmer, das nicht das eigene war, bitte bequem?! Das war eine Herausforderung, der sich Hyun nicht gewachsen fühlte. Wieso genau hatte er sich noch gleich in diese Situation begeben? Ach ja. Ramen. Essen. Das war schon wichtig. Sein Magen grummelte sowieso schon den halben Tag leise vor sich hin. Wann hatte er das letzte Mal etwas gegessen? Gestern? Vielleicht. "Ch wa- Alda!!!" Er war definitiv keine Bestie, schon gar keine im Bett und es war sehr gut, dass Olivia das nicht glaubte. Doch das änderte nichts daran, dass er sie nicht einschätzen konnte! Was, wenn er doch falsche Signale sendete?! Ne, das Risiko war verflucht gigantisch und das überforderte ihn schon maximal. "Uh ... ne? Nich wiaglich" Die Sache bei Yoru war eine Ausnahme gewesen, schließlich war er es nicht selbst gewesen, der sich auf das Bett gepflanzt hatte. Ansonsten ... war da immer nur Cas gewesen. Mit dem hatte er ab und an ein Bett geteilt, überwiegend, weil er einfach von ihm mitgezerrt worden war. Der kleinere Kerl hatte ständig an dem Tätowierten geklebt, wie eine Klette. Nur, dass es für Hyun okay gewesen war. Auch damals, als Teenie, war er recht zurückhaltend gewesen, jedoch nicht annähernd so sehr wie er es heutzutage war. Erst, nachdem man ihn gewaltvoll von seinem Kumpel getrennt hatte, hatte er angefangen, sich derart stark abzuschotten. Er hatte keine Lust, sich noch ein weiteres Mal mit dem alles zerquetschenden Verlustgefühl auseinanderzusetzen. Das konnte er nicht, wirklich nicht. Also musste jeder auf Distanz bleiben, so weit es nur ging. Bloß keine weiteren Freundschaften riskieren, keine Zuneigung, keine Nähe. Das alles war zu gefährlich. Dementsprechend waren auch fremde Betten Tabu, schließlich verlangte es ein gewisses Vertrauen, um jemanden an solch einen privaten Ort einzuladen. Ganz egal, ob man nun unanständige Absichten hatte oder nicht. Trotzdem war er nun hier, den Rücken in die weiche Matratze gebettet. Morgen hatte er die Angelegenheit garantiert schon wieder vergessen, genauso wie Olivia und sie würden wie auch zuvor getrennte Wege gehen. Als sie unweit von seinem Gesicht aufploppte, zuckte er zusammen. Das war unerwartet. Und ziemlich nah. Er drehte den Kopf zur Seite, rot war er garantiert nur wegen des Alkohols, der ihm das Gefühl gab, in der prallen Sonne zu hocken. "Wasn...", grummelte er während er den Drang bekämpfte, sich hinter seinen Händen zu verstecken. Die Olle stand aber auch echt auf Nähe. Und darauf, ihm ihre Zöpfe ins Gesicht zu klatschen. Wenn seine Spucke irgendwann in ihrem Haar landete, würde er nicht einen Funken Schuld auf sich nehmen, das war ihr hoffentlich klar! Den Ramenbecher schnappte er sich natürlich ohne zu zögern, saß dann auch schon direkt wieder kerzengerade. "Gabl bidde." Er besaß zwar theoretisch auch die Fähigkeit, mit Stäbchen zu essen, doch diese beschränkte sich ausschließlich auf den nüchternen Hyun. "Uhm ... dangge?" Sein Blick war fest auf die dampfende Mahlzeit zwischen seinen Patschern gerichtet. Im Gegensatz zu seinem Herrchen nahm Chime die Einladung, auf das Bett zu kommen, prompt an. Kurz wurde hier und da geschnüffelt, doch dann ließ er sich auch schon auf die Seite fallen und ließ ein langes, halb gegrummeltes Seufzen hören. Endlich. Endlich Ruhe. Ein Auge behielt er allerdings noch halboffen, nur für den Fall, das womöglich ein, zwei Nudeln nicht im Magen der Menschen landen würden. Bisher zeigte sich Hyun jedoch recht souverän in Sachen Augen-Hand-Koordination. Die Gabel traf sein Ziel. "Ufff, heiff, heiff!" Richtig heiß! Seine arme Zunge. Hektisch fächerte er sich Luft ind en halboffenen Mund, letztendlich entschied er sich aber dazu, einfach schnell zu schlucken. Ähnlich brennend wie der Alkohol zuvor rutschten auch die Nudeln seine Kehle hinab. Beim nächsten Happen pustete er. So wurde innerhalb kürzester Zeit der gesamte Becher geleert und schließlich ausgeschlürft. "Hä was????!" Wie gut, dass er gerade noch rechtzeitig geschluckt hatte, ansonsten hätte er gemeinsam mit seinen Worten eine ordentliche Menge Suppe quer durch das Zimmer gespuckt. "Uhm.... wo isn der Mülli? Das muss innen Müll.... ja ... Müll ..." Blitzschnell erhob er sich, ein großer Fehler. Die Welt drehte sich so sehr, dass die nächsten Schritte nur taumelnd gegangen werden konnten. Eigentlich wollte er nicht wirklich nach dem Mülleimer suchen. Er wollte sich einfach nur abwenden, damit die Dunkelhaarige nicht mitbekam, wie sehr sie ihn schon wieder in Verlegenheit brachte. Was sollte er auf solch ein Angebot bitte antworten? Flüchtig warf er einen Blick über die Schulter, während er den Becher auf dem Bartresen platzierte. Chime schlief bereits. Das Bett war gemütlich, im Gegensatz zu dem eigenen. Oh man. Aber das konnte er doch nicht machen. Wie lange er da wohl stand und nachdachte? Ein paar Sekunden? Oder doch ein paar Minuten? Auf jeden Fall zu lang. Ihm blieb nichts anderes übrig, als awkward wieder zurückgewackelt zu kommen. Der Hintern pflanzte sich ein weiteres Mal auf die weiche Matratze. War das eine Zusage? Er wusste es selbst nicht. Verlegen fuhr er sich durch das lange, blonde Haar, sodass es nicht mehr nur auf einer Seite ruhte, sondern in einem unordentlichen Mittelscheitel über beide Ohren hinweg fiel. "... aba nua, weil dein Bedd gmüdlicher is als meins... und Chime scho schläfft."
Man stelle sich nun einen Mathematikprofessor vor, der die Aufgabe erhalten hatte eins und eins zu addieren. Nun verleihe man besagtem Professor noch mehrere Auszeichnungen und gewonnene Preise für Innovation. Der Mangel an Überraschung, der sich in Olivia ausbreitete, als Hyun bestätigte nicht wirklich bei anderen Leuten zu übernachten, kam wohl in etwa an jenen Mangel an Überraschung heran, den der Mathematikprofessor beim Ausrechnen seines Ergebnisses empfinden mochte. Sie selbst störte so etwas nicht im Geringsten. Über die Jahre hatte sie sehr häufig mit Annabeth in einem Bett geschlafen. Einfach weil sie beide sich nicht mehr hatten leisten können. Ebenso häufig war es vorgekommen, dass sie woanders untergekommen war, aus diversen Gründen. Dementsprechend hatte sie nicht die geringsten Bedenken dabei Hyun bei sich schlafen zu lassen. So leicht wie er mit dem Thema zu verunsichern war, würde er sie wohl kaum anfassen. Und selbst wenn hatte sie ihre Magie und ihre Pistolen. Außerdem...wäre es ganz nett jemanden in der Gilde zu haben, mit dem sie wenigstens einen trinken gehen konnte. Vollständiges Vertrauen war gegenüber Hyun zwar noch lange nicht vorhanden. Aber was konnte es schaden ein wenig nett zu sein? Gar nichts. Schlimmstenfalls würde er wieder aus ihrem Leben treten wie alle Kunden des Lean-To früher oder später nicht mehr zurück kamen. Mit einem verschmitzten Grinsen reichte Olivia ihrem Questpartner also die Gabel an. Die übrig gebliebenen Stäbchen stopfte sie schlicht zwischen Bettrahmen und Matratze. Auch ein Problem für die Olivia des nächsten Morgens. "Gähne." Vorsichtig pustete Olivia auf ihren Becher Ramen. Das Zeug war noch viel zu heiß zum Essen. Da half auch die kühle Gabel darin nichts. Wieder gab es ein verschmitztes Grinsen als Hyun auf das Angebot ziemlich exakt so reagierte, wie sie es sich ausgemalt hatte. Herrje. Er war wirklich sehr leicht zu verunsichern, was diese Themen anging. Dabei hatte sie nicht einmal was Verruchtes angeboten. "Väbrenn dia nich die Zunge." Im Gegensatz zu Hyun blieb Olivia in aller Seelenruhe auf dem Bett sitzen. Chime hatte es sich inzwischen auch schon bequem gemacht. Der wusste, wie man sich zu benehmen hatte. "Gibt kein." In der Tat verfügte das Zimmer über keinen Mülleimer. Immerhin wohnte Olivia grade einmal eine oder zwei Wochen hier. Und wohnen war dabei schon verdammt weit gedacht. Mehr als die Hälfte der Zeit verbrachte sie in Marokkasu, wo ihre eigentliche Wohnung war. Ergo verfügte das Zimmer hier über nicht mehr als die dringlichsten Notwendigkeiten. Wechselkleidung, Bett, Alkohol, Kippen und Instantramen. Mit Herzchen in den Augen und Ramen in der Schnute beobachtete Olivia wie Chime langsam weg zu dämmern schien. Armer Chime. Er hatte heute ja wirklich Überstunden machen müssen. Leise schlürfend und deutlich langsamer als bei Hyun verschwanden die Ramen in der schmalen Gestalt Olivias. Erst als der Becher leer war und seinen Weg auf den Boden neben dem Bett gefunden hatte, drehte sich Olivia wieder zu Hyun herum. Vorsichtig zog sie die Beine an, bis sie im Schneidersitz auf ihrem eigenen Bett hockte. Ihre Hände schlangen sich um die Füße. Stumm, nur unterbrochen von einem herzhaften Gähner, musterte sie Hyuns Rücken. Als Hyun sich umdrehte, ertönte ausnahmsweise einmal kein bissiger oder zweideutiger Kommentar. Vielmehr streckte sie einladend die Hand in Richtung jener Seite des Bettes aus, auf der sie nicht hockte. In der Zwischenzeit flog auch das blutige Handtuch in eine Ecke des Zimmers. Vorsichtig kniff Olivia die Röllchen an ihrem Bauch zusammen, die durch die vorgebeugte Haltung entstanden. Da war noch überall Blut. Das Oberteil würde sie entsorgen. Erst als Hyun sich erneut auf das Bett fallen ließ, erwachte auch Olivia wieder zum Leben, löste ihre shrimpartige Haltung auf und ließ sich selbst auf ihr Bett fallen. Die Sterne an der Zimmerdecke wanderten einen Moment lang durch den Nachthimmel. Natürlich gab es noch die Abendtoilette zu erledigen, Kontaktlinsen entfernen, Blut entfernen, Haare vorbereiten. Aber das würde sie machen, wenn Hyun schlief, damit der arme Kerl keinen Herzklabuster bekam. "Kla. Nua dshalb. Sollch dich schlafn lassn? Magste nen schön Traum dazu habn?" Sags nicht, Olivia!
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Hyun
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Die Warnung vor verbrennenden Zungen kam viel zu spät. Hyuns Mundraum ging bereits in Flammen auf. Doch das war ein fairer Preis für einen vollen Magen. Damit konnte er absolut Leben. Zumindest für heute. Morgen würde er sich garantiert dafür verfluchen, doch für sein Zukunfts-Ich hatte sich der Pan noch nie sonderlich interessiert. Der würde schon klarkommen und sollte mal nicht rumheulen. Dank des Alkohols war die Zukunft sowieso unklar und in dichten Nebel gelegt, ihm blieb also gar nichts anderes übrig, als sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Hätte er den gesamten Abend über auch nur ein einziges Mal einen Gedanken an das Morgen verschwendet, so wäre er jetzt gerade gar nicht hier. Dann würde er nicht noch tiefer in die Schande stolpern, die seine sonst so zuverlässig unterdrückten Bedürfnisse waren. Auch Hyun war nunmal ein Mensch und somit ein Rudeltier, das die Gesellschaft seiner Artgenossen benötigte. Ob er das nun freiwillig zugab oder nicht. Das war vermutlich auch der Grund, warum er schließlich doch wieder zurück zum Bett gedackelt kam. Zögerlich, aber er tat es. Es fühlte sich fast schon falsch an, dieses Mal keinen blöden Kommentar um die Ohren gejagt zu bekommen. Nur eine nette Einladung, der er folgte. Bevor er sich aber voll und ganz auf die gemütliche Matratze warf, ließ er die Jacke von den Schultern rutschen. Das Shirt darunter behielt er selbstverständlich an. Genauso wie seine Hose und seine Socken. Nur die Schuhe durften sich noch verabschieden. Es fühlte sich trotzdem ein wenig so an, als würde er blankziehen. Dabei waren es nur seine Arme, die er zeigte. Bloß nicht zu viele Gedanken darüber machen. Wie ein nasser Sack ließ er sich auf die Seite fallen. Ähnlich wie Chime kurz zuvor ließ er dabei ein langes Seufzen entweichen. Wie der Herr so's Gescherr oder wie die Redewendung noch gleich hieß. Ohne die geringste Ahnung, was er sagen sollte, schielte er Olivia einfach von der Seite an. Noch immer war ihm nicht bewusst, wie skurril die Situation war, stattdessen dümpelte er einfach weiter in dem angenehmen Gefühl eines vollen Magens und der Gegenwart einer anderen Person. "mh ... glar wrum nich?" Schlafen klang wirklich gut. Selbst, wenn es nur zwei, drei Stunden waren. "Aufn Draum verzichd ich aba. Ch drau dia nich...!" Er grinste schief. Wer wusste, in was für eine Welt sie ihn schicken würde! Nene, das Risiko ging er garantiert nich ein. Es war schon mutig von ihm, sie wirklich ihren Schlafzauber wirken zu lassen, obwohl sie weiterhin in seiner Gegenwart bleiben würde. "Aba voahea solldesde dich ausziehn..." Ein Zeigefinger piekte ihr in die Seite. Was er damit meinte, war, dass sie nicht in blutiger Kleidung schlafen sollte. Wie es allerdings rüber kam ... tja, darüber hatte er keine Kontrolle. Seine Augenlider hingen, während er sprach, bereits auf halb acht, offen halten war schwer, dabei hatte sie noch gar keinen Zauber benutzt, oder? "Aaahhlsooohhh...", setzte er nach einem kurzen Moment des Schweigens dann doch noch an, "Weils mich neawös machn würd, wennde voahea noch rumwuselsd ... weißdscho..." Vielleicht würde er das auch gar nicht mehr mitbekommen, er kannte sich damit jetzt auch nicht allzu gut aus. Er wusste nur, dass selbst unscheinbare Bewegungen (die nicht von Chime kamen) in seiner Gegenwart ihn schnell aus dem Schlaf rissen. Man konnte schließlich nie wissen, wann der nächste Hinterhalt kam. Schlafen war gefährlich.
Eine der schmalen Hände Olivias wanderte theatralisch auf ihre Brust, die andere mit dem Handrücken auf die Stirn. Im Tonfall tiefsten Seelenschmerzes ließ sie ein "Das verletzt mich zutief!" hören. Nun, es klang eher wie ein "S verletz mich dodal". Aber er Gedanke war schließlich, was zählte. Dass er ihr nicht vertraute! Noch nie war sie derart enttäuscht und hintergangen worden! Möglicherweise auch betrogen, beschissen und angeschmiert. Der erst noch angeschlagene, ernste Ton blieb nicht sonderlich lange bestehen. Nur wenige Sekunden, nachdem sie es geschafft hatte die Worte vorzubringen, ging Olivia in einen vergnügten Giggelanfall über. Die Sterne über ihr schienen sich mit zu amüsieren. Zumindest wackelten sie. Oder sie wackelte. Oder die Welt wackelte. Wer wusste das schon. Na ja. Ob er ihr vertraute oder nicht war ziemlich egal. Sie konnte seine Träume eh nicht manipulieren. Also...noch nicht. Irgendwann würde ihr das ziemlich sicher möglich sein. Mit ihren eigenen gelang es ihr ja auch schon. Was ausgesprochen praktisch war. So konnte sie sich ein bisschen Albtraum leisten und einfach auf einen schönen Traum wechseln, sowie der Albtraum zu schlimm wurde. Ganz ohne ging es leider auch nicht. Der Verstand schien auch Albträume manchmal einfach zu brauchen. So unschön sie dann waren. Vielleicht würde sie sich heute mal einen leisten, die Kontrolle über die Träume abgeben. Das Geschehen das Tages war...kein Grund für schöne Träume. "Wu-wa-was? Hyun! Wo kamn das hea?" Vorsichtig fing Olivia den pieksenden Zeigefinger in ihrer Seite mit ihrer eigenen Hand ein. Da passte fast ihre ganze Hand drum. Nun, sie war halt klein. Da half nichts. Eine kleine, zarte Blüte. Total zart! Kurz wurde der Finger sacht gedrückt, bevor Olivia nun ihrerseits einen Zeigefinger in Hyuns Wange bohrte, um dessen Gesicht von ihr weg zu drehen. Es gehörte sich schließlich als Kerl nicht einer Dame beim Umziehen zuzuschauen. Und sie war ja schließlich eine Dame. Total. Und war definitiv noch nie in den Genuss gekommen anderen Leuten beim Wiederanziehen vor ihrem eigenen Bett zuzuschauen. Nee. Zarte Blume und so. "Un nich schaun. Oda mach halt. Is mia egal." Mit einem Ächzen wälzte sich Olivia zu ihrem Ende des Bettes hinüber und schob sich träge in eine Haltung, die vage aufrecht war. Mann, war sie am Arsch. Letzte Nacht schon kaum geschlafen. Dann der mittelprächtige Nervenzusammenbruch als der Auftrag reingeflattert kam. Dann der Auftrag. Und dann wenigstens noch das Besäufnis. Aber vielleicht hatte sie jemanden in dieser Gilde gefunden, der kein Vollarsch war. Das war doch schonmal was. Müde rieb sich die junge Frau einmal über die Augen, beugte sich vor und fischte ein paar Sachen unter dem Bett hervor. Da unten lagerten neben ihren Klamotten auch ihre restlichen Besitztümer. Andere Lagermöglichkeiten gab es im Zimmer nunmal nicht. Die Kontaktlinsen aus den Augen zu kriegen war an diesem Abend, oder besser in dieser Nacht, ein Akt sondergleichen. Sie schaffte es kaum mehr die Augen offen zu halten. Immer wieder unterbrach ein gewaltiger Gähner das Vorgehen. Aber am Ende lagen die Dinger in ihrer Lagerflüssigkeit. Und der Behälter war verschlossen. Das musste reichen. Kurzerhand rupfte sich Olivia das Oberteil vom Leib und pfefferte es in die gleiche Ecke, in der auch schon das blutige Handtuch lagerte. Einfach morgen abfackeln, die beiden Dinger. Um Hyun einen Herzklabuster zu ersparen wurde es dankenswerterweise durch ein übergroßes T-Shirt ersetzt. Zu guter letzt kamen die Zöpfe dran. Sacht wurden die Haare aus ihrem Gefängnis aus Haargummis befreit. Seidenhandtuch drum? Ne, drauf geschissen. "Oge. Machs dia bekwem. Also, so mit Gopfgissn un so." Olivia ging mit gutem Beispiel voran, schwang die Beine unter die Decke und muckelte sich in eines ihrer absolut luxuriösen Kissen. Das andere wurde schonmal in Hyuns Richtung geschoben. "Un jetz. Entspann dich." Befreit von den Kontaktlinsen begannen Olivias rote Augen zu schimmern wie der Vollmond während einer klaren Nacht. Die Stimme wechselte zu dem menschlichen Äquivalent eines Schnurrens. "Dia passiert nix. Chime un ich passn auf. S warn langa Tag. Sin dei Augnlida nich schwea? Das is oge. Du bis hia sicha."
Zauber:
Hypnotic Gaze TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 50 pro Minute MAX. REICHWEITE: 10 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 3 BESCHREIBUNG: Indem der Schlafmagier Augenkontakt mit einem Ziel herstellt, wird dieses langsam aber sicher eingeschläfert. Was als leichtes Gefühl von Müdigkeit beginnt, wird mit der Zeit zu deutlichem Gähnen und schließlich einem leichten Schlaf. Damit dieser Zauber gelingt, muss der Anwender ununterbrochenen Augenkontakt mit dem Ziel haben. Dabei braucht es mindestens eine Minute, bis ein Ziel einschläft, das nicht bereits müde war. Bereits schlafende Ziele werden jedoch durch Unterbrechung des Augenkontakts nicht aufgeweckt.
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Hyun
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Wie dramatisch Olivia sein konnte! Natürlich erkannte Hyun die Ironie hinter ihren Worten, weshalb er ohne zu zögern einstieg. "Oh neee, wie schregglich Leid mir des doch dud!" Er klatschte die flachen Hände vor der Brust zusammen und sah sie aus großen, ach so entschuldigenden Äuglein an. Das schiefe Grinsen, das sein 'perfektes' Schauspiel ruinierte, konnte er allerdings nicht unterdrücken. Erst zuckten die Mundwinkel nur, doch dann brach es einfach gnadenlos hervor, das Grinsen. "Wie soll ch mir des bloß jeeee verseihn??" Nie wieder würde er über diesen fatalen Fehltritt hinweg kommen. Sein Leben war zuende! Keine Hoffnung auf Rettung! Alkohol war wirklich nett, denn er ermöglichte es ihm, sich so zu verhalten, wie er wirklich war. Kein Arschloch-Gehabe, keine erzwungene Distanz. Er konnte es sich erlauben, einfach nur dumm dahinzuschmarren. "Eh? Wasn??" Woher kam was? War seine Aussage so verrückt? Er konnte sich wirklich nicht vorstellen, dass die Dunkelhaarige sich freuen würde, wenn sie morgen früh mit blutbefleckter Kleidung aufwachen würde. Er konnte da absolut aus Erfahrung sprechen. Das war kein schönes Gefühl, dann hatte das Besäufnis am Vorabend quasi nichts gebracht, denn man war direkt wieder zurück in der Situation, die man eigentlich verdrängen wollte. Viel merkwürdiger war doch, dass sie an seinem Finger und an seiner Wange herumgrabbelte. "Zuschaun...? Oh shid, achso, glar, sorry." Mit einem Ruck drehte er sich auf die andere Seite. Eine Bewegung, die zu einem leisen Ächzen führte, denn der Alkohol nahm es ihm absolut übel, sich so schnell bewegt zu haben. Doch lieber kämpfte er kurz mit dem Gefühl, sich übergeben zu müssen, als Olivia beim Umziehen zuzusehen. Auch, wenn er wohl doch durfte. Er selbst mochte es nicht, wenn jemand einen Blick auf seine unbedeckte Haut warf, dementsprechend vermied er es, genau das bei Anderen zu tun. Außerdem war sein Bedürfnis, andere Körper zu sehen, sowieso nicht vorhanden. Anständig wartete er, bis er die Erlaubnis bekam, sich wieder zurückzudrehen. Kurz ruhten die dunklen Augen auf Olivia, die mit offenen Haaren und ohne Kontaktlinsen irgendwie wie ein komplett anderer Mensch aussah. Dann landete er auch schon mit dem Gesicht voraus im Kissen. Das war echt weich und gemütlich. Und roch nichtmal stark nach Zigaretten. Vielleicht müffelte es auch überhaupt nicht nach ihnen und der Geruch kam von Hyun selbst. War ja eigentlich auch egal. Er sollte sich entspannen. Wie entspannte man sich? Obwohl der Alkohol einen Großteil seiner Gedanken lahmlegte, fiel es ihm immer noch schrecklich schwer, zur Ruhe zu kommen. Er rollte sich auf den Rücken. Dann auf die eine Seite. Dann auf die Andere, auch, wenn er bezweifelte, das es helfen würde, direkt zu seiner Bettnachbarin zu schauen. Ihre Gegenwart war doch eigentlich ... verflucht beruhigend? Langsam blinzelte er. Eigentlich hasste er es, Anderen über längere Zeit in die Augen zu schauen, doch ihr Blick war aus irgendeinem Grund fürchterlich einladend. Er sah sie an und fühlte sich tatsächlich sicher. Wie schräg. Super schräg, um genau zu sein. Er wollte ... was wollte er eigentlich? Es wurde immer schwerer und schwerer, überhaupt einen Gedanken zu fassen, nicht einmal mehr die wirren ließen sich noch greifen. Sie schlüpften einfach davon, wie extra wackeliger Wackelpudding. Urgh ... Er wollte noch etwas sagen, doch selbst seine Zunge fühlte sich fürchterlich schwer an. Es ging nicht anders, er musste schlafen ... Natürlich hielt der falsche Schlaf nicht ewig. In einem trägen Wirbel aus komplett verschwommenen Erinnerungen sickerte die Realität schließlich zurück in Hyuns Bewusstsein. Als er die Augen einen Schlitz weit öffnete, war alles dunkel, also ließ er sie wieder zufallen. Die Entspannung in seinen Gliedern war noch immer groß, sodass der Schlaf direkt wieder an seinem Bewusstsein kratzte und um Einlass bat. Bevor er sich dieser Bitte aber hingeben konnte, musste er die Hand ausstrecken. Ziellos umhertastend suchten sie das, was dringend fehlte: Chime. Es verging kaum eine Nacht, in der der Vierbeiner nicht an sein Herrchen gekuschelt schlief. Umso merkwürdiger war es, dass er es heute nicht tat. Tropetypisch war es natürlich nicht Chimes weiches Fell, das der Pan als erstes fand. Es waren Olivias Haare, in denen sich seine Finger verirrten. An deren Gegenwart erinnerte er sich aber gerade gar nicht, so blieb nur eine Schlussfolgerung: Es musste Jimmy sein. Der warme Körper wurde herangeholt und von starken Armen umwickelt. Hatte der Mischling abgenommen? Finger klammerten sich in das weiche Fell (Stoff), als würden sie um jeden Preis verhindern wollen, dass ihnen der wertvolle Körper wieder entglitt. Selbst im gemütlichsten Schlaf, den er seit langem hatte, konnte er eine Angst einfach nicht loslassen: Die vor dem Verlieren.
Amüsiert griemelte Olivia in sich hinein, als Hyun auf ihre kleine Frotzelei einstieg. Das war wie es sein sollte. Person eins fing mit dem Blödsinn an und Person 2 sponn ihn weiter. So fühlte sich das richtig an. Mit Annabeth machte sie auch immer sowas. Und die war vermutlich ihre einzige Freundin im Leben. Gut, okay. Die einzige Freundin ohne Fell und die der menschlichen Sprache mächtig war. Wobei sie manchmal schon den Eindruck hatte, dass Skee, Daddle und Doodle sie verstanden. Wenn es beispielsweise um Snacks ging. Dann hatten sie ausgezeichnetes Gehör. Wenn es darum ging zurück in den Käfig zu müssen, waren die Ratten dagegen spontan mit Taubheit geschlagen. Verrückt. Mit selbst nur noch halb offenen Augen beobachtete Olivia wie Hyun langsam aber sicher weg sackte. Sie kannte die Anzeichen für den eintretenden Schlaf nur allzu gut, hatte sie doch schon vielfach am anderen Ende eines Einschlafprozesses gestanden. Zuerst wälzte er sich herum um eine bequeme Position zu finden. Ein bisschen wie Skiddi, wenn sie mal wieder die endlose Dreistigkeit besessen hatte das Lieblingskissen der Katze aufzuplüschen. Dann schien er die richtige Position im Bett gefunden zu haben. Und sah aus zu winzigen Schlitzen gewordenen Augen zu ihr herüber. Olivia stahl ein dümmlich-zufriedenes, verräterisches Lächeln ins Gesicht. Es war irgendwie sehr nett, dass ihre Magie mal jemandem zu Gute kam. Bislang hatte sie sie eigentlich nur für die Zwecke Royal Crusades eingesetzt. Aber das hier. Das war für sie selbst. Und natürlich für Hyun, der ja überhaupt erst um die Behandlung gebeten hatte. Außerdem sah er ziemlich süß aus, wie er da langsam wegdämmerte. Überhaupt war er viel angenehmer, wenn er nicht einen auf harten Kerl machte. Fast schon lieb...da sprach wohl grade der Alkohol aus ihr. Hyuns Augenlider flatterten herunter. Olivia hielt den Atem an und die Magie weiter aufrecht. Schlussendlich erklangen jedoch die langsamen, tiefen Atmer einer schlafenden Person. Vorsichtig reckte sie eine Hand in Hyuns Richtung, streichelte ihm einmal sacht über den Kopf, bevor ihre Augen ihr Schimmern verloren und zufielen. Es war kein guter Start in einen erholsamen Schlaf, den Olivia sich abholte. Die Kontrolle über ihre eigenen Träume war abgegeben. Dunkle, tote Augen blickten sie aus der lichtlosen Leere an. Tausendfach spiegelte sich die Wunde wieder, drehte sich wie in einem Kaleidoskop. Röchelnd brachte der Tote seine Anklage vor, blutige Hände ausgestreckt. Mörderin. Verzweifelt versuchte sich Olivia zu verteidigen, aber kein Laut drang aus ihrem Mund. Ein Richterpult wölbte sich vor ihr in die Höhe. Irgendwo in schwindel erregender Höhe beugte sich der Tote vor und ließ den Richterhammer herunter fahren. Sie fiel. Blutige Hände streckten sich nach ihr aus, schlossen sich wie stählerne Zwingen um Arme, Beine und Kehle. Sie schnappte nach Luft. Zurück in der echten Welt flatterten Olivias Augenlider hoch. Ihre Atmung ging schnell. Viel zu schnell. Die Augen waren feucht. Das Kissen darunter auch. Ihre Kehle war staubtrocken. Vorsichtig angelte sie nach einer neben dem Bett stehenden Flasche Fruchtsaft und trank das ganze Ding in einem Zug leer. Ein träger Blick ging rüber zu der blonden Gestalt und der Chimäre im Bett. Langsam stellte sich pochender Kopfschmerz ein. Es war ganz entschieden Fuck-it-o'clock. Vorsichtig schlüpfte Olivia wieder unter die Decke um die beiden nicht zu wecken. Ein Manöver, das nicht ganz gelang. Hyuns Hände krochen vor, zogen sie erstaunlich sanft heran. Einen Moment lang fror die schmale Gestalt Olivias vollständig ein. Die Umarmung war warm. Wohlig. Als wäre der Pan ein Tier, das man nur allzu leicht verschrecken konnte, schmiegte sich Olivia sacht in die Umarmung ein und an ihn heran. Sie konnte spüren, wie er hinter ihrem Rücken atmete. Ein und aus. Ein und aus. Irgendwo in Richtung Fußende des Bettes grunzte Chime auf. Mit einer schmalen Hand wischte sich Olivia über die Augen. Es war okay. Sie war okay. Das hier war okay. Ihre Hände legten sich auf Hyuns viel größere, die ihre Mitte umklammerten als wäre sie ein Rettungsring und er am ertrinken. Die Magie wallte auf, äußerte sich in glimmenden Fingerspitzen. Wenigstens einer von ihnen beiden sollte schöne Träume haben. Wobei. Ein glimmender Faden schlängelte sich durch das Bett, drang in Chime ein. Es durften ja auch zwei Personen etwas schönes träumen. Zögerlich, fast schon scheu, schloss auch Olivia wieder die Augen. Die Hände fest auf Hyuns gepresst, sich an ihm festhaltend wie er sich auch festhielt.
Zauber:
Magical Dream TYP: Elementlose Magie ELEMENT: - KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 MAX. REICHWEITE: 10 Meter SPEZIELLES: das Ziel mussschlafen VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Dieser Zauber beeinflusst die Träume einer schlafenden Person. Dem Ziel wird ein zauberhafter Traum geschickt oder ein Alptraum in einen schönen Traum verwandelt. Was die betroffene Person träumt, hängt von ihr selber ab. Da nicht jeder die gleichen Träume als zauberhaften Traum bezeichnen würde.
FIN
"Sprache." | Gedanken. | Magie.
"A kingdom that cares not for its sick and starving has no right to exist."
Hyun
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Questbeginn: [B-Rang] Ruhe in Frieden featuring @Olivia & Hyun
01 | Outfit
Als würde man versuchen, Wackelpudding den Abfluss hinab zu stopfen, kam das Bewusstsein zurück zu Hyun. In widerlichen Klumpen und mehr schlecht als recht. Der Kater kratzte unaufhörlich gegen seinen Schädel, es war dunkel, stickig und Chime war da. Ein üblicher Morgen für ihn. Noch. Warm und kuschelig lag der Vierbeiner in seinen Armen, sodass sein Herrchen problemlos das Gesicht in dem warmen Fell vergraben konnte. Er war noch nicht bereit, aufzustehen. Gestern hatte er es definitiv übertrieben ... obwohl. Das machte er eigentlich fast jede Nacht. Das war nichts Neues. Der Unterschied zu sonst war, dass er sich ausnahmsweise ausgeschlafen fühlte. Genau deshalb wollte er noch liegen bleiben. Er wollte das ungewohnte Gefühl noch ein wenig genießen. Gemächlich dümpelte er in der warmen Umarmung des Halbschlafs. Seit wann umarmte ihn Chime eigentlich zurück? Seit wann roch er derart nach Kippen... und Pfirsich? Und wie schaffte er es, gleichzeitig in seinen Armen zu liegen und mit der feuchten Nase in seinem Rücken herumzupieken? Irgendetwas stimmte hier nicht. Ruckartig schossen seine Augenlider nach oben, dunkle Seelenspiegel starrten statt auf vertrautes weiß auf dunkles violett. "Oh fuck." So schnell wie eben hatte sich der Blonde vermutlich noch nie bewegt. Elegant sah jedoch anders aus. Er wollte sich zurückrollen, doch ihre Hände hielten zuerst noch zurück. Nachdem er sich erfolgreich losgerissen hatte, kullerte er vom Rand der Matratze und landete mit einem herzhaften 'fwomp' auf dem Boden. Was zur Hölle machte er denn noch hier?! Verzweifelt kramte er in seinem Gedächtnis nach Erinnerungen, fand jedoch nichts außer einem fetten Filmriss. Nichts. Gar nichts. Nur Schwärze. Alter. Fuuuuuck. Der einzige, aber eigentlich wertlose Trost war, dass er sich gut genug kannte, um zu wissen, dass er selbst mit Alkohol nichts absolut Dummes angestellt hatte. Er hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Nicht nur wegen des Schrecks, sondern auch wegen des Alkohols, der seinen Körper noch immer gut im Griff hatte. Er setzte sich auf. Der tonnenschwere Schädel landete begleitet von einem herzzereißenden Stöhnen in seinen Händen. Wie zur Hölle sollte er bloß reagieren? Er könnte schreien, sich aufregen, hinterfragen, was sie sich dabei bloß gedacht hatte. Das änderte jedoch nichts daran, das seine Hände ebenfalls den Weg um ihren Körper gefunden hatten. Dazu konnte ihn niemand zwingen. Laaaangsam schielte er über den Bettrand. Nope, doch nicht. Blickkontakt war absolut nicht drin. Er spürte den Scham heiß auf seinen Wangen brennen. Irgendwo zwischen all der Peinlichkeit versteckte sich sogar ein Hauch von schlechtem Gewissen. "Urghhhnnghghh..." war jedoch alles, was er herausbekam. Die Situation wäre garantiert nur halb so schlimm, wenn er sich nicht, bis er die Augen geöffnet hatte, so verflucht wohl gefühlt hätte. Das ging mal gar nicht. Vielleicht sollte er einfach abhauen. Aufstehen und rennen und nie wieder zurückkommen. Doch was, wenn ihn irgendwer aus Olivias Zimmer kommen sah? Scheiße. Tief vergrub er das warme Gesicht ein weiteres Mal in den Händen. Das war eine reine Katstrophe. Was hatte er sich bloß gedacht? Vermutlich rein gar nichts. Das war das Problem. Doch er wollte sich erklären. Er musste sich erklären. Irgendwie. Irgendwie musste er sich doch aus der Scheiße ziehen können. Als würde er auf einer Hüpfburg stehen, kämpfte er sich wackelig auf die Füße, strich sich in der selben Bewegung die vollkommen chaotischen blonden Haare nach hinten. "Ich-" Sein Blick heftete an den leeren Ramenbechern. Olivia konnte er echt nicht ansehen. Und damit sie ihn auch nicht ordentlich sehen konnte, hielt er sich eine Hand über die untere Gesichtshälfte. Für mehr reichte sie leider nicht. "Ich brech ab, Alda. Bild dir dadrauf bloß nix ein. Das hat rein gar nix zu sagen, klar? Ich hoff du kommst nich auf die dumme Idee, zu glaubn, dass da mehr laufn könnt, das is nämlich echt NICH der Fall. Und das wird auch nich nochma passieren." Seine Stimmbänder waren rau und träge vom Schlaf, ließen seine Worte eher wie ein panisches Krächzen wirken. Überzeugend klang anders. Normale Leute würden nun vermutlich noch etwas nach dem Motto 'Ich werde nie wieder trinken' hinzufügen, doch Hyun wusste, dass das niemals passieren würde. Er würde höchstens nie wieder in der Gegenwart der Mendez trinken. "Ich geh mich dann ma begraben, ey. Wie konnt das bitte passiern? Ich raffs nich, echt nich! Ich schwör, normal hau ich jedem auf die Fresse, der nur ne Hand nach mir ausstreckt. Das gibts doch nich! Kann mich bitte n Blitz treffen? Chime, kannste mich fressen?"
Zähflüssig bahnte sich die Realität ihren Weg in Olivias malträtierten Verstand. Die Ereignisse der letzten Nacht flossen zusammen, wurden zu einem vielfarbigen Strudel an verwischten Szenen und bruchstückhaften Erinnerungen. Ein langgezogener Atmer befreite sich aus ihren Lungen, sog stickige Luft zurück. Der Sand in Olivias Augen hätte für ein ganzes Kontingent Runensoldaten gereicht. Träge schob sie eine Hand unter dem Kissen hervor, rieb sich damit über die Glubschmurmel. Es krümelte. Mh. Sie hatte geweint in der Nacht. Wegen der Albträume. Und vorher auch schon. Spitze Finger fummelten unter einem ihrer Augen herum. Die sachte Schwellung schien zurück gegangen zu sein. Die Finger griffen fester zu, zwangen das Auge auf. Die zusammengepappten Wimpern trennten sich nur widerwillig. Okay. Sie hatte ein Auge offen. Und bereute es sofort. Eine Lanze an Kopfschmerz brannte sich quer durch ihren Schädel bis zum Nacken. Die Hand verschob sich über das Auge, während der Daumen ihre Schläfe zu massieren begann. Wenigstens lag sie warm und gemütlich. Und Hyun...vorsichtig streckte sie die Hand aus, kam damit gegen eine eindeutig männliche Brust. Der war also auch noch hier. Die Hand wanderte weiter um Hyun herum, damit sich Olivia wieder ankuscheln konnte. Das war eigentlich ganz nett. Hoffentlich blieb er weiter ruhig liegen. Am Arsch. Irgendwie musste Olivia wieder weggedämmert sein. Sie bekam nicht im Geringsten mit, wie sich Hyun aus der Umarmung befreite, gab bei der ganzen Aktion nur ein leicht verlangend klingendes Gebrummel von sich. Vielleicht missfiel es Schlaf-Livy ihren Teddybären zu verlieren, zu dem die Traumwelt Hyun ganz bestimmt gemacht hatte. Erst der Aufprall ihres ehemaligen Questpartners auf dem Boden ließ Olivia aus dem Schlaf aufschrecken. Wieder schickte der Kater eine schmerzhafte Lanze durch das Auge hindurch, dass sich bei dem Geräusch langsam geöffnet hatte. Eine Hand tastete die warme Mulde neben ihr ab. Wo war Hyun? Olivias Blick begegnete dem Chimes, der immer noch am Ende des Bettes lag und bei dem Geräusch wohl ebenfalls aufgewacht war. Na ja. Dann konnte Hyun wohl nicht weit sein. Von der anderen Seite des Bettes, beziehungsweise von davor drang ein gequältes Stöhnen empor. Lahm wie ein Faultier am Ast schob sich Olivia in eine aufrechte Position, rieb sich mit beiden Händen den Sand aus den Augen. Ugh. Ihre Kehle fühlte sich an als hätte ein Sandsturm darin getobt. Halb geschlossene Augen glotzten durch den Raum, fanden eine weitere Flasche Fruchtsaft. Wunderbar lauwarmer Kirschsaft rann Olivias Kehle hinab. Widerlich. Aber wenigstens vertrieb es den muffigen Geschmack einer überzechten Nacht. Als Hyun wie ein aufpassendes Erdmännchen über den Rand des Bettes linste, kam ihm ein Blick aus rötlichen, völlig ausdruckslosen Augen entgegen. Wobei der Mund darunter sich zu einem verschmitzten Lächeln verzog. Stieg ihm da das Blut in die Wangen? Tsk. Die Scherben an Erinnerung aus der letzten Nacht trogen wohl nicht. Er war niedlich, wenn er nicht einen auf richtig harten Macker machte. "Unnngh", antwortete Olivia ähnlich wortgewandet wie Hyun auf dessen bislang einzigen Kommentar an diesem Morgen. Die junge Frau zog die Beine an, fühlte dabei viel zu viel Stoff. Socken. Sie hatte in ihren Socken geschlafen. Die Nackenhaare stellten sich ihr auf. Das war widerlich. Und sprach Bände darüber wie viel sie letzte Nacht gesoffen hatte. Brutal wurden die Fußbedeckungen von eben jenen gerupft. Fast schon automatisch streckte sich ihre Hand unter das Kissen hin aus. Es knisterte leise als sie eine vollständig zerdrückte Zigarettenschachtel darunter hervor zog. Eine andere Marke als gestern. Mit den Lippen zog sie eine Fluppe daraus. Es klickte leise als sich über ihrer Feuerlacrima eine kleine Flamme bildete. Gleich darauf kringelte sich eine Rauchfahne in die Stoffbahnen unter der Decke. Mh. Das tat gut. Inzwischen hatte es Hyun auf die Beine geschafft, auch wenn er stand wie eine Weide im Sturm. Eine ganze Flut an Worten brach aus Hyun hervor. Die Predigt wurde reichlich von der Tatsache untergraben, dass er es partout nicht schaffte ihr in die Augen zu sehen. Die Worte hätten ganz schön weh getan, wenn Olivia auch nur einen Moment geglaubt hätte, dass Hyun dieses ganze Geblubber auch wirklich so meinte. Außerdem war doch nichts passiert. Sie hatte zwar nicht die geringste Ahnung wie sie beide in dieses Bett gekommen waren, aber sie musste Hyun wohl mit ihrer Magie beim Schlafen geholfen haben. Zumindest hatten sie doch vorher darüber gesprochen. Außerdem würde sie es ja wohl merken, wenn da mehr passiert wäre. Kurz wackelte sie mit den Beinen. Nope. Da war nichts gelaufen. Beide Füße Olivias patschten auf den Boden. Schwankend wie auch Hyun kam auch sie in eine stehende Position. Vorsichtig gesetzte Schritte brachten sie um das Bett herum, bis sie vor Hyun stand. Dem Mann wurde die Flasche Kirschsaft hingehalten. "Hier. Trink. Und sprich bitte nicht so laut." Hyun war also wieder der Alte. Der richtig harte Kerl, der zarten Blumen wie ihr androhte ihnen die Arme zu brechen. Olivia seufzte leise, pustete Rauch zur Seite weg, bevor sie sich vollständig abwandte und sich im Gehen einmal durch streckte. "Ist schon klar. Wie könnte irgendwer auf die Idee kommen, dass dir das gefallen hat." Mit patschenden Füßen umrundete Olivia ihren Miniaturtresen, schnippte die Asche ihrer Zigarette in einen darauf stehenden Ascher, der wahrscheinlich mal dringend entleert werden sollte. Ein Blick in die Kühlbox ergab...Alkoholika. Außerdem Müsli und Milch. Würde es ihn denn eigentlich umbringen zuzugeben, dass er den ordentlichen Schlaf genossen hatte? Vielleicht schon. Am Ende traf ihn ja vielleicht wirklich ein Blitz. Wäre ganz schon scheiße das zu erklären. Wobei sie dann ja vielleicht Chime behalten konnte? "Wärst kaum der erste, der eine Nacht bei mir bleibt und dann verschwindet." Die Hände Olivias kamen hinter dem Tresen hervor, formten sich zu einem flatternden Vogel wie aus dem Schattentheater. Wobei dieser Vogel eine Kippe im Schnabel hatte. In der Stimme schwang leichte Bitterkeit mit. "Möchtest du wenigstens noch Frühstück, bevor sich Chime an dir satt essen darf? Ich hab Müsli. Chime sollte auch was kriegen." Mit zwei Schüsseln, beziehungsweise einer Schüssel und einem Mörser, kam Olivia wieder hinter dem Tresen hervor, stützte sich vorsichtshalber daran ab. "Es ist nichts passiert, Hyun. Zumindest nichts Schlimmes. Also...hm. Hast du etwas Schönes geträumt?"
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Hyun
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Laut brummte der Schädel des Tätowierten. Leider nicht laut genug, um Olivias Worte zu überdecken. Dafür stand sie einfach zu nah. Obwohl er doch selbst versucht hatte, einige Schritte zurückzumachen. Diese waren jedoch derart wackelig gewesen, dass er es schnell wieder aufgegeben hatte, die Rückwärtsflucht anzutreten. Eine Flasche wurde ihm in die Hand gedrückt. Daraus sollte er trinken? Zweifelnd hob er eine Braue. Sie hatte doch selbst ihre Lippen eben noch daran gehabt ... Nein, danke.Ohne zu zögern wurde das Getränk wieder zurück zu ihr geschoben. "Ich trink doch nix, wo schon wer Anderes draus getrunken hat." Das ging ja mal voll nicht klar. Das konnte sie sowas von vergessen. Wenn sie nun dachte, alles wäre Friede, Freude, Eierkuchen und sie würden beide Besties werden, hatte sich die Dunkelhaarige sowas von geschnitten. "Nirgendwer wird drauf kommen, weils niemand erfahren wird, klar?" Er hatte keinen Bock auf dumme Gerüchte und noch dümmeres Getuschel und Geplapper. "Wir werden auch nich drüber reden. Ich hab so n Shit nich nöt- warte, was?" Ein kurzer Moment des Schweigens, während sein Hirn die Worte seines Gegenübers verarbeitete. "Alter, kannst du aufhören, so deprimierendes Zeug zu sagen? Ich fühl mich noch schlecht." Ruckartig wendete er den Blick ab. Ugh. Nervös fuhr er sich durch das lange Haar. Das war so unnötig. Außerdem hatte er wirklich nicht wissen wollen, dass sie ... naja, dass sie wohl öfter nächtlichen Besuch hatte. Er bezweifelte, dass es sich dabei um ausschließlich unschuldige Individuen wie er selbst handelte. Urgh. Auch, wenn er sich nicht für Bettgeschichten begeistern konnte, er konnte zumindest verstehen, wie es war, zurückgelassen zu werden. Natürlich würde er sein Mitgefühl nicht in Worte fassen. Er war schließlich Hyun. Wieso konnte die Mendez ihn nicht einfach rauschmeißen und die Angelegenheit einfacher für sie Beide gestalten? Wieso musste sie so widerlich nett sein? Sie bot ihm sogar Frühstück an. Vielleicht hätte er dieses Angebot sogar angenommen. Wann hatte er das letzte Mal Müsli gegessen? Doch sein Magen grummelte bereits bei dem Gedanken. Eine eindeutige Warnung: Iss etwas und ich sende es direkt zurück zum Absender. Selbst nach all der Zeit, in der er regelmäßig, ja fast täglich Alkohol trank, reagierte sein Bauch noch immer gereizt, wenn es mal ein wenig zu viel wurde. Einer der vielen Gründe, wieso er nicht sonderlich viel aß. Es passierte nicht selten, dass er es mit dem Gedankenvernebler übertrieb. Er schüttelte den Kopf. "Sorry, das geht echt nich. Außer du willst, dass ich dein Klo danach für ne Weile blockier." Schulterzucken. Der Hauch eines schiefen Lächelns huschte über seine Lippen. "... Aber Chime würde sich bestimmt über Milch freuen." Bei der Erwähnung seines Namens in Kombination mit 'Milch' schoss der massige Kopf des Vierbeiners sofort hoch. Natürlich. Sobald es um Ess- und Trinkbares ging, war er sofort ganz Ohr. Der Pan lächelte leicht. "Is mir schon klar. Selbst besoffen hab ich kein Bock auf solche Dinge." Natürlich würde Olivia diese Worte nicht ernst nehmen, davon war Hyun überzeugt. Niemand nahm ihn je ernst, wenn er das behauptete. Doch in dieser Hinsicht stimmte es wirklich, was er sagte. Während er hier und da vielleicht doch das Bedürfnis nach einer Umarmung oder emotionaler Nähe spürte, könnte alles, was darüber hinaus ging, kaum befremdlicher für ihn sein. Er hatte noch nie verstanden, wieso Leute solche Dinge tun wollten. Ob er es je verstehen würde? "Was Schönes geträumt?" Pure Verwirrung. Wieso fragte sie? "Ich hoff sehr, dass du nich an meinen Träumen rumgezaubert hast", grummelte er. Die waren privat, verdammt! "Aber ... ja. Frag gar nich erst nach Details." Es war nichts Besonderes gewesen. Einfach nur er und Chime, die ein ganz gewöhnliches Leben hatten genießen dürfen. Urgh. Währenddessen hatte es sich noch schön angefühlt. Doch wenn er jetzt im Nachhinein darüber nachdachte, war es einfach nur frustrierend. Genauso frustrierend wie Olivia, die noch immer versuchte, sich normal mit ihm zu unterhalten. "Was solln das hier werden?" Er kapierte es nicht. Nicht im Geringsten. Was hatte er im Verlauf der letzten Nacht getan, dass sie so nett zu ihm war?
Mit einer hochgezogenen Augenbraue nahm Olivia den Kirschsaft wieder an sich. Einen Moment lang hob sie die Flasche vor ihre Augen, musterte deren Hals eindringlich. Durch das Glas hindurch dementsprechend auch Hyun ein wenig. Langsam schob sich ein Auge Olivias an dem Glas vorbei und richtete sich vollends auf Hyun. War er germophob? Sicher, da war ein bisschen Spuren von ihren Lippen am Flaschenhals, aber sie war doch eigentlich ziemlich reinlich. Wenn sie nicht grade wegen einem kompletten Besäufnis am Vortag vergaß sich die Zähne zu putzen. Ups. Vermutlich roch sie grade aus dem Mund wie Kuh von hinten, auch wenn sie das im Leben nicht zugeben würde. Außerdem konnte es Hyun ja wohl kaum besser damit gehen! War ja nicht so als wäre der Kerl bislang ins Bad gesprungen. Ein Gedanke bahnte sich seinen Weg durch die träge Molasse von Olivias Verstand. Oder natürlich es lag an etwas anderem. Immerhin war Hyun gewaltig verklemmt. Mal sehen. "In Ordnung. Wär ja auch ein indirekter Kuss. Wenn man 14 Jahre alt ist und gigglend über den Schulhof hüpft wie ein Reh durch's Unterholz. Sicher, sicher. Ich sag's niemandem." Ein Schulterzucken folgte. Selbst wenn es sie nun brennend danach verlangt hätte, wem hätte sie bitte erzählen sollen, dass Hyun bei ihr übernachtet hatte. Wen interessierte das bitte? Vor allem, was sollte sie bitte erzählen? Sollte sie laut kreischend wie eine Banshee durch die Gänge und Hallen der Gildenruine streifen und heraus krakelen, dass Hyun - wie hieß er eigentlich mit Nachnamen? - Irgendwas bei ihr übernachtet hatte. Und sie hatten nicht einmal miteinander geschlafen. Wahrlich, es würde den konservativsten Nonnen die Socken von den Füßen hauen! Selbst innerlich tropften die Worte gradezu vor beißendem Sarkasmus. Ugh. "Weil dich selbst begraben wollen ja ein echtes Feuerwerk an guter Stimmung ist. Hyun, ehrlich. Ich hab' nicht damit angefangen." Kaum, dass die Worte Chime und Milch in Zusammenhang gebracht worden waren, wurde eine Schüssel mit Milch auf dem Boden abgestellt. Olivias eigenes Müsli schwelgte in der Zwischenzeit in seinem eigenen Milchbad, wo es bleiben würde, bis es eine kaum mehr identifizierbare Masse an Schlotze war. Perfekt. Zumindest für Morgende wie diesen. "Nimm' dir ein Glas und hol dir Wasser aus dem Bad? Hab kein Flaschenwasser hier. Irgendwas solltest du jedenfalls trinken." In der gleichen Körperhaltung wie ein gegarter Shrimp hockte sich Olivia mit ein wenig Abstand zu Chimes Milchschale auf den Boden. Es dauerte nicht besonders lange, bevor sich eine schmale Hand oben auf den Minitresen schob und die zweite Müslischale herunter hob. Die Zigarette durfte dafür im Ascher bleiben. Wie ein besonders kleiner Gremlin hockte Olivia also auf dem Boden, beobachtete Chime dabei, wie dieser die Milch vernichtete und futterte nebenbei ihr Müsli. Zum Glück drehte sich ihr nicht der Magen um. "Mh. Glaub' ich dir. Es wären nicht viele Leute anständig genug überhaupt nichts zu versuchen." Stattdessen hatte er sie einfach nur umarmt. Was auf eine grausame Art und Weise besser gewesen war. Rötliche Augen richteten sich vom Müsli auf Hyun. Sie konnte ihn sich ja schlecht jede Nacht besaufen lassen, nur weil ihr die letzte eigentlich ganz gut gefallen hatte. Wobei sie das eh nicht zugeben würde. Ihm gegenüber schon gar nicht. Ugh. Konnte er nicht einfach wieder betrunken sein? Mit dem betrunkenen Hyun konnte man sich echt gut verstehen. Nein, Livy. Du bist Bartenderin. Du machst keine Leute betrunken. Das gestern war eine Ausnahme, ein Fehltritt. Der Blick ihrer Augen heftete sich auf Hyuns Nase, bevor sie den Löffel im Müsli ließ und stattdessen die Hand erhob. Die Finger verschränkten sich zum Schwur. "Ich kann noch keine Träume manipulieren. Was auch immer du geträumt hast, war also ganz deins. Ehrenwort." Hatte sie seine Träume ausgelesen? Falls ja, wusste sie es nicht mehr. Außerdem fühlte es sich...falsch an? Die Vorstellung alleine schon. Seltsam. Plopp. Olivias Hinterteil kam auf dem Boden auf. Die Müslischale im Schoß drehte sie sich sitzend zu Hyun um, umfing ihre Beine mit den Griffeln. Der Kopf rollte ihr zur Seite weg. "Keine Ahnung, Hyun. Sag du es mir. Du hast hier nur geschlafen. Ziemlich gut, glaube ich. Keine Ahnung, habe selbst geschlafen. Sonst ist nichts passiert. Wo ist also das Problem? Ugh...Kopfschmerz." Ihre Hände fuhren hoch, verkrallten sich in den wild abstehenden Strähnen ihrer Haare. Aber der Schmerz draußen unterdrückte zumindest einen Moment lang den Schmerz drinnen. Nur langsam öffnete sich ein Auge der jungen Frau wieder, richtete sich erneut auf Hyun. "Sag mal...wer hat'n eigentlich gestern gewonnen?"
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Hyun
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Entsetzt verzog Hyun das Gesicht. Indirekter Kuss? Was zur Hölle?! Er wollte einfach nur nicht an etwas herumnuckeln, wo schon jemand Anderes dran gehangen hatte. Das hatte ja mal wohl gar nichts mit indirektem Knutschen zu tun. Hatte sich zwischen ihrem Müsli ein Clown versteckt, den sie gefressen haben könnte? Diese Frau machte ihn einfach nur fertig. Fix und fertig. "Meine Worte waren nur n Witz, deine nich, das isn Unterschied, man!" Wieso hatte sein betrunkenes Ich bloß entschieden, dass es fair war, sein nüchternes Ich mit sowas zu konfrontieren? Einerseits war sie rotzfrech und zog ihn auf, wo sie nur konnte. Andererseits benahm sie sich wie eine gute Freundin, bot ihm Essen und Trinken an, versorgte sogar Chime. Erkundigte sich, ob er gut geschlafen hatte und versicherte ihm, dass er nichts getan hatte, was er heute schwer bereuen könnte und dass sie seine Träume in Ruhe gelassen hatte. Was sie nicht wissen konnte, war, dass es genau dieses nette Verhalten war, das seine Reue, seine Angst wachsen ließ. Er hatte gute Gründe, wieso er sich so vehement von Leuten fern hielt und jedem Versuch, ihm näher zu kommen, einen Strich durch die Rechnung machte. Hyun war der festen Überzeugung, dass er früher oder später unweigerlich alles verlieren würde, was ihm wichtig war. Es war ein stetig wiederkehrender Trend seines Lebens, es gab kein Entkommen vor dem drohenden Verlust. Deshalb hatte er seine ganz eigene Methode gefunden, sich davor zu schützen. So sehr ihm dieser Weg auch schmerzte, so sehr er sich damit auch schadete, er war besser als das erdrückende, alles zerfressende Gefühl, wieder etwas von großem Wert verloren zu haben. Deshalb durfte niemand wissen, wie er wirklich war. Dass er auch nett sein konnte. Er musste das Arschloch sein, um sicherzustellen, dass niemand auf die dumme Idee kam, sich mit ihm anzufreunden. Obwohl es inzwischen mehrere Jahre her war, seit er seinen besten und einzigen richtigen Freund verloren hatte, war er noch immer nicht darüber hinweg. Der Blondschopf war nicht einmal tot, womöglich könnte Hyun ihn sogar finden, wenn er es wirklich versuchen würde. Doch davor hatte er viel zu viel Angst. Was, wenn er ihn noch ein zweites Mal verlieren würde? Der Pan würde nicht riskieren, dass sich dieses verfluchte Schicksal noch einmal wiederholte. Nicht mit Cas und auch nicht mit Olivia. Das war das Problem, der Grund, wieso er fast schon panisch reagierte. Eigentlich war es ganz simpel: Er wollte ihr nicht nahe kommen, weil er Angst hatte, sie wieder zu verlieren. Doch das in Worte zu fassen war für den Tätowierten nicht einfach so möglich. "Wär nix passiert, wär ich jetz nich hier, Alter." Wut schwang in seinen Worten mit, doch diese richtete sich eigentlich überhaupt nicht gegen Olivia, sondern ausschließlich gegen ihn selbst. Denn er war es schlussendlich, der seinen eigenen Schutzplan nicht eingehalten hatte. Als sie sich den Kopf hielt, zügelte er seine ungewollt laut gewordene Stimme sofort. "Fuck, sorry." Und da hatte er auch schon den Salat. Sobald er mit jemandem warm wurde, verlor er zunehmend die Fähigkeit, das Arschloch zu dieser Person zu sein. Resigniert seufzte er. "Ich hab einfach kein Bock mehr, wieder wen zu verliern, okay? Du solltest das doch verstehn. Also bitte lass mich einfach in Ruhe." Chime hatte in der Zwischenzeit seine Milchschale geleert und sich entschieden, dass er noch lange nicht satt war. Wie gut, dass er sich nur ein wenig drehen musste, um mit großen, gierigen Äuglein auf die Schüssel in Olivias Schoß starren zu können. Vollkommen unauffällig und gar nicht aufdringlich. Langsam bahnten sich sogar die ersten zähflüssigen Sabbertropfen den Weg hinab zum Boden. Der Vierbeiner nutzte es schamlos aus, dass sein Herrchen gerade keinen Kopf dafür hatte, sein Verhalten zu korrigieren. Dieser hatte sich inzwischen tatsächlich ein Glas geschnappt und war damit ins Bad gestiefelt. Ein flüchtiger Blick in den Spiegel verriet, dass er absolut beschissen aussah. Das war zwar nichts Neues, aber gerade fiel es ihm umso mehr auf. Sein Magen meckerte, als die Flüssigkeit seine Kehle hinabwanderte, doch das ignorierte er gekonnt. Der kurze Moment der Ruhe war zwar angenehm, doch ewig konnte er hier auch nicht stehen bleiben. Er ließ das Glas noch einmal volllaufen, klatschte sich etwas Wasser ins Gesicht und trat dann wieder zurück zu der Dunkelhaarigen. "Uh..." Wer gewonnen hatte? Stimmt. Da war ja was gewesen. Das hatte er vollkommen vergessen. Ehrlich gesagt hatte er keine Ahnung, wer gewonnen hatte. Er konnte sich an nichts mehr erinnern. "Is ja wohl klar: ich."
"Das war offensichtlich auch ein Witz. Das mit dem Kuss, meine ich. Warum stört dich das denn so?" Rotzfrech war eine ziemlich gute Beschreibung. Hyun hatte den fatalen Fehler gemacht die Maske des knallharten Kerls vor Olivia fallen zu lassen. Dementsprechend war er in ihrer Vorstellung jetzt als ganz nettes Bürschchen eingestuft, wenn auch verklemmter als die Schublade der Schande in ihrem Apartment. Darin befand sich so ungefähr alles, was sie irgendwann mal gebracht hatte und dann zu faul gewesen war es an den richtigen Ort zurück zu tun. Ergo steckte die Schublade voll mit mehr als einer Schere, vermutlich der einen oder anderen Tafel Schokolade, irgendwelche inzwischen antiken Leckereien für Hunde und Katzen und wahrscheinlich sogar einem ganzen Schnelllader für ihre Revolver. Irgendwo hatte sie mit diesem Vergleich hingewollt. Aber sie bezweifelte, dass Hyuns Verhalten an einer verklemmten Schere und schokoladenüberzogenem Leckerli lag. Kaum, dass Hyuns schärfer gesprochene Worte sich ihren Weg aus dessen Mund heraus bahnten, zuckte Olivia zurück als hätte man sie geschlagen. Einen Moment lang drängte sich ihr wieder das Bild Hyuns auf, der über ihr aufragte wie ein Berg, und androhte ihr die Arme zu brechen. Sie täuschte sich doch nicht. Nicht darin. Und trotzdem hatte sie Angst. Hyun war ihr weit, weit überlegen. Und wenn er wollte, konnte er ihr antun, wonach auch immer ihm der Sinn stand. Ein groß gewordenes Auge linste zwischen den schmalen Fingern rüber zu Hyun. Nur langsam entspannte sich der Ausdruck des durch Hände und Haare verborgenen Gesichts Olivias wieder als sich Hyun gleich darauf entschuldigte. Völlig stumm angelte die junge Frau nach ihrer Zigarette oben auf dem Minitresen und steckte sie sich zurück in den Mund. Es brauchte ein paar beruhigende Züge an dem Glimmstengel, bevor ihre Gedanken sich von brechenden Knochen lösen konnten. Nein. Hyun würde das nicht machen. Vermutlich. Solange sie ihm nicht zu sehr auf die Nerven ging. Wobei seine Erklärung nun seinerseits ihr das Blut in die Wangen trieb. Wo kam das denn jetzt bitte her?! Sie sollte ihn in Ruhe lassen, weil er Angst hatte wen zu verlieren?! Warum sollte er Angst haben ausgerechnet sie zu verlieren? Sie war nichts! Ein Niemand! Das neue Gesicht in der Gilde, das ohne Probleme verheizt werden konnte! Das machte keinen Sinn! Sie kannten sich doch kaum!...auch wenn das gemeinsame Besäufnis ein echter Augenöffner gewesen war. Aber trotzdem. Sie würde sich garantiert nicht für Hyun in den Weg einer Kugel werfen, so niedlich er in besoffenem Zustand sein mochte. Dafür hatte sie viel zu viel Schiss. Davor verletzt zu werden. Leises Husten erklang, während Hyun sich sein Glas Wasser im Bad besorgte. Wenigstens dort blieb man vor den Stoffbahnen verschont. Das Husten wiederum begründete sich darin, dass Olivia vor Schreck und Überraschung ihre Zigarette halb in den Mund gesogen hatte. Schmale Händchen entsorgten den Glimmstengel im Aschenbecher, bevor sie wieder herab wanderten und damit anfingen die Schläfen der jungen Frau zu massieren. Der stechende Kopfschmerz ebbte ein wenig ab. Kaum, dass die Augen wieder offen waren, sah sich Olivia mit einem anderen Problem konfrontiert. Chime sabberte auf den Boden. "Ich weiß nicht, ob du Müsli kriegen solltest, Chime. Aber, warte, hier." Die Schüssel mit dem Müsli wurde sorgsam auf dem Minitresen verstaut, bevor sich Olivia lang machte und nach Chimes Schüssel angelte. Pochend fraß sich eine weitere Lanze Kopfschmerz ihren Weg durch ihren Schädel. Diese ganze Sache mit Hyun war von glasklar sehr schnell zu sehr verwirrend übergegangen. Da war es einfacher sich erstmal um das Problem direkt vor ihr zu kümmern. Das Problem war natürlich, dass Chime definitiv kurz vor dem Hungertod stand und ganz dringend eine weitere Schale Milch benötigte, weil er absolut nie gefüttert wurde. Uh-huh, klar. Kannte sie von Radi und Skiddi. Die beiden wollten auch immer von nix wissen, dreißig Sekunden nachdem sie Futter bekommen hatten. Frauchen war offensichtlich sehr grausam und ließ ihre armen Geschöpfe schrecklichst darben. Es plätscherte leise als die Schale der armen, gequälten Kreatur namens Chime noch einmal mit Milch gefüllt wurde. Dieses Mal stellte Olivia sie ein wenig näher bei sich selbst ab. Mal sehen, ob Chime sich dazu herabließ sich ein wenig streicheln zu lassen. Mit den Händen und weiterhin auf ihrem Poppes sitzen bleibend, drehte sich Olivia zu Hyun um als dieser wieder aus dem Bad trat. Mit den wild abstehenden Haarsträhnen und den nach wie vor geröteten Augen war sie wohl kein bedrohlicher Anblick, was nicht grade dadurch verbessert wurde, dass sie angefangen hatte nervös mit beiden Grabschern eine Haarsträhne zu bügeln. "Es...tut mir leid, dass du jemanden verloren hast, Hyun. Ich. Ich verstehe das. Wirklich. Und ich will dich ja auch zu nix zwingen. Es. Es wäre nur wirklich schön jemanden in der Gilde zu haben, bei dem ich nicht...Angst haben muss. Wir müssen ja keine Freunde werden. Auch wenn das echt cool wäre. Obwohl du ne echte Stinkmorchel sein kannst." Ugggh. Warum war das bitte so schwer? Sie war echt nicht gut mit sowas. Es war viel leichter jemanden ins Bett zu kriegen als sich mit jemandem anzufreunden. Außer vielleicht bei Hyun. Scheiße. Ihre Finger schlossen sich um die Haarsträhne, rupften einmal daran. Der Schmerz half irgendwie. Vermutlich war das kein gesunder Mechanismus zur Problembewältigung, aber er war grade verfügbar. "Weißtduwas. Vergiss einfach, dass ich gefragt habe, ja? Ich komme schon irgendwie zurecht. Hat bislang immer alleine geklappt. Und ey: Wenn du gewonnen hast, wie viele Drinks hatten wir jeweils, mh? Hmmm?" So viel dazu sich ein wenig gegenseitig das Herz zu öffnen. Statt an der Haarsträhne herum zu spielen, stemmte sich Olivia die Hände in die Hüfte und starrte abwartend zu Hyun hoch. Nie im Leben hatte sie den Trinkwettbewerb verloren. Unentschieden, vielleicht. Das würde sie Hyun zugestehen. Aber immerhin stand hier etwas sehr wichtiges auf dem Spiel! Chimes flauschig weiches Fell unter ihren Fingern!
"Sprache." | Gedanken. | Magie.
"A kingdom that cares not for its sick and starving has no right to exist."
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