Ortsname: Hafenpromenade Art: Freifläche Spezielles: --- Beschreibung: Die Hafenpromenade Hargeon Towns ist ein wunderschöner, gepflasterter Weg direkt am Hafenbecken der Stadt. Der Blick über das gesamte Hafenbecken ist von hier aus möglich. Viele Geschäfte, Restaurants und Cafés haben sich deswegen hier angesiedelt. Bis zum späten Abend ist dieser Ort voller Touristen, da der Sonnenuntergang über dem Meer von hier aus besonders gut zu sehen ist.
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Kitani
Anmeldedatum : 24.10.22 Anzahl der Beiträge : 72 Alter : 22 Ort : reisend
"Ein Hotel, ja!" wiederholte der Tahimora mit einem kräftigen Nicken und enthusiastisch geballten Fäusten. Mit vierhundertfünfzig Jewel konnten sie sich sowas doch sicherlich leisten! Wann hatte sich das Duo schonmal etwas so richtig gegönnt? Und wenn nicht jetzt, wann dann? War der Beginn ihres neues Lebens nicht der perfekte Zeitpunkt, um sich eine kleine Ausnahme zu erlauben? "Ja ... das könnten wir schon auch machen ..." erwiderte er leise, als Norah seine Idee äußerte. Das war definitiv vernünftiger ... aber wenn sie eh bald in Geld schwimmen würden, war diese eine Nacht doch egal, oder? "...aber das ist halt nicht so cool und gemütlich ..." Er zog einen Schmollmund. Da konnte man doch nicht nein sagen, oder? Natürlich nicht. "Ja, du hast es erfasst. Jetzt beginnt etwas gaaaanz neues, wir werden nicht länger jeden Jewel zweimal umdrehen müssen." Diese Zeiten waren vorbei und würden auch nie wieder zurückkehren. Das würde der Schwarzhaarige auch gar nicht zulassen! "Wir werden das sowas von feiern, ja, JA!" Sie konnten eine extra heiße Dusche nehmen, dann ein riiichtig langes Bad und dann vielleicht noch eine heiße Dusche und dann konnten sie sich in die garantiert kuscheligste Betten ihres Lebens kuscheln und schlafen wie auf Wolken! Natürlich nicht, ohne vorher ausgelassen zu der Musik der Live-Band zu tanzen, die sie garantiert bekommen würden, wenn sie schon so viel Geld bezahlten. Ah, alleine bei dem Gedanken zuckte der flauschige Schweif des Fennecs erwartungsvoll. "Oh, was Marcy wohl gerade treibt?" überlegte er laut auf die Frage seines Wegbegleiters hin. Er hatte die junge Frau immer ein wenig schräg gefunden, aber letztendlich teilten sie ein ähnliches Schicksal. "Aber ja, glaube schon..." Sie hatte viel erzählt von den Orten, die sie schon gesehen hatte und den Dingen, die sie erlebt hatte. Manchmal hatte er sie wirklich beneidet. Doch jetzt, wo sie hier in Fiore waren, würden sie ihre Geschichten bestimmt bald trumpfen können! "Jeden Tag so viel essen wie wir mögen?" Der Gedanke war einfach zu schön. "Mensch, ich kann's kaum noch erwarten!" Von solchen Dingen hatten sie früher nur geträumt und geschwärmt, doch jetzt waren sie alle zum Greifen nah. Sie brauchten nurnoch die Hand danach ausstrecken! Ein warmes Kribbeln machte sich in seiner Brust breit, er konnte einfach nicht anders, als zu grinsen wie ein Honigkuchenpferd. Jetzt, wo ihr Plan stand, mussten sie nurnoch herausfinden, wo genau dieses supertolle Hotel, in dem sie sich erholen und auf den morgigen Tag vorbereiten wollten, war. Dafür mussten sie wohl oder übel jemanden fragen. Ein Glück übernahm Norah diese Aufgabe ohne zu zögern. Auf ihn war eben immer Verlass! Kit verstand bis heute nicht, wieso die Jangala so vehement das Gegenteil behauptete. Niemand, wirklich niemand im gesamten Stamm war so treu und verlässlich wie sein bester Freund! "Ganz genau, wir wollen das allerbeste Hotel der gesamten Stadt finden!" pflichtete er bei, blieb jedoch einen Schritt hinter seinem Kumpel. Nur zur Sicherheit. Immerhin wussten sie noch nicht genau, wie die Leute hier drauf waren. Die Dame hob vollkommen überrascht die Arme, blickte mit großen, verängstigten Augen den Speer an, der auf sie gerichtet war. "W-was?" stotterte sie "I-ich habe kein Geld, tu-tu-tut mir Leid!" Verwirrt legte Kitani den Kopf schief. Das wollten sie doch auch gar nicht, hatte die Frau etwa nicht zugehört? "Vielleicht solltest du den Speer wegtun...?" flüsterte er seinem Kumpel ins Ohr. Vielleicht hatte sie ja Angst? Das war zwar absolut dumm, schließlich würde der N'Doul niemals jemandem einfach weh tun, aber vielleicht wusste sie das ja einfach nicht? Eine kleine Ansammlung hatte sich um die drei gebildet, Augen waren von allen Richtungen auf sie gerichtet und es wurde leise getuschelt. Was sollte das denn jetzt? "Wir wollen echt nur wissen, wo das beste Hotel hier ist, dafür brauchen wir auch kein Geld. Das haben wir schon selbst." erklärte er nocheinmal, sprach seine Worte langsam und deutlich. Das konnte man nun wirklich nicht mehr missverstehen! Die Dame ließ ihren Blick zwar auch weiterhin nicht von dem Speer, ließ aber langsam die Hände sinken. "O-oh achso..." Unruhig trat sie von einem Fuß auf den anderen, schien kurz zu überlegen. "Ähm, naja, es gäbe da das Golden Sunrise, das soll wohl sehr nobel sein." Wirklich überzeugend klang sie zwar nicht, aber je öfter der Untote den Namen des Hotels in seinen Gedanken wiederholte, desto besser klang es. Golden Sunrise, Golden Sunrise, Golden Sunrise. Oh ja, da wollte er übernachten! "Ja, das klingt toll! Vielen Dank die Dame!!" Er packte seinen besten Freund leicht an der Schulter und schüttelte ihn. "Lass uns da hin gehen Norah!"
Wer sich sein ganzes Leben nur durch die Gassen und Absteigen schlug, verzweifelt auf der Suche nach etwas Geld, hatte wenig mehr als die Klamotten am Leib und die Personen, mit denen er sich verstand. Für Norah war das in erster Linie Kit, aber selbst er hatte sich in der Zeit in Minstrel mit anderen verlassenen Seelen auseinander setzen müssen. Manche von ihnen hatten ihm Material gegeben, um seine Geschichten noch ein gutes Stück aufzupolieren, und gerade bei so etwas wie dem mystischen Buffet hoffte er darauf, dass die Träume, die man ihm mitgegeben hatte, der Wahrheit entsprachen. Nicht nur sich selbst zuliebe, sondern auch, weil er das Glück in Kitanis Augen sehen wollte. Darum war es so wichtig, dass er ein Hotel fand, in dem die beiden die Nacht verbringen konnte. Seine Unsicherheiten würden ihn nicht davon abhalten, dem Tahimora das Glück zu schenken, das er verdiente! „Wo soll ich den Speer denn hintun? Der passt doch in keine Tasche!“, meinte er mit einem Kopfschütteln auf Kits Hinweis, hörte aber auf, die Spitze auf die Fremde zu richten. Stattdessen ließ er die Stange der hölzernen Waffe auf seiner Schulter ruhen und lauschte ihren Worten. „Golden Sunrise... Das klingt wirklich gut.“ Mit einem Nicken pflichtete er dem Fuchs bei. Ein passender Ort für den Start ihres neuen Lebens. Während Kitani an seiner Schulter rüttelte, Lächelte Norah ihn an. „Na klar, wir machen uns direkt auf den Weg. Heute wirst du schlafen wie im Himmel, Kit!“, meinte er fröhlich, ehe er sich wieder an die Frau wandte und das Lächeln verschwinden ließ. „Danke für die Info! Wo müssen wir denn hin, um da hin zu kommen?“ Wenn sie erst einmal den Weg zum Hotel kannten, dann stand ihrer ersten gemeinsamen Nacht in Fiore nichts mehr im Wege. Zugegeben, es schmerzte ein wenig, dass sie vermutlich ihr ganzes Geld ausgeben musste, aber das war es wert. Norah würde kein Hindernis zwischen Kitani und einem warmen, weichen Bett stehen lassen!
„T-Tausendzweihundert Jewel?“
Die Augen weit aufgerissen stieß Norah einen schockierten Ruf aus, als er erfuhr, wie viel sie hier für eine einzelne Nacht bezahlen sollte! Ja, auch in Minstrel waren Hotels unerschwinglich teuer gewesen, aber doch nicht so teuer! „Was ist das denn für ein Wucher? Für so viel Kohle könnte ich mir gleich ein eigenes Haus kaufen gehen!“ Der Kerl hinter dem Tresen da hatte sie doch nicht mehr alle! Selbst beim Feilschen, wo man im Allgemeinen mit verdammt hohen Preisen startete, wäre in ihrer Heimat niemand so unverschämt gewesen, ein so absolut unrealistisch Angebot auszusprechen! Aber gut, das war hier in Fiore vielleicht anders. Dann musste Norah wohl ähnlich frech zurück sein. Wenn die Leute hier so handelten, dann passte er sich eben an. „Also bitte. Wenn ich zur Konkurrenz gehe, komme ich damit einen Monat unter. Fünfzig Jewel zahle ich Ihnen, aber das war's“, meinte er und winkte ab, den Kopf desinteressiert zur Seite gedreht. Der junge Mann auf der anderen Seite lächelte, sichtlich unkomfortabel, ließ aber beide Hände ruhig auf dem Holz liegen. „Entschuldigen Sie, Sir, aber der Preis sind 1.200 Jewel“, wiederholte er noch einmal, kam nicht einmal ein bisschen entgegen. Skeptisch zog Norah eine Augenbraue hoch. Wusste der etwa nicht, wie das mit dem Feilschen funktionierte? „Ist wohl irgendein Neuling“, raunte er Kit zu, ehe er sich räusperte und selbstbewusst nach vorne trat, selbst eine Hand auf den Tresen stemmen. „Nennst du das Kundenservice oder was? Ein bisschen entgegen kommen musst du mir schon!“, meinte er entschlossen und schüttelte den Kopf. „Pass auf, hundert Jewel mach ich noch mit. Klingt doch gut!“ „Sir, ich mache die Preise hier nicht“, erwiderte der Concierge und hob abwehrend die Hände an. „Es sind 1.200 Jewel für eine Nacht. Da kann ich nichts dran ändern.“ „Das ist ja wohl...!“ Aufbrausend fletschte Norah die Zähne. An was für einen Sturkopf war er denn da geraten? Wirkte fast, als würden die Leute hier in Fiore nicht nur alles unheimlich teuer machen, sondern sich auch noch weigern zu feilschen. Eine schlechte Kombination. Entrüstet hob der N'doul den Kopf. „Dir ist schon klar, dass du hier zwei wertvolle Kunden verlierst, oder? Wir gehen gleich! Das mein ich ernst!“
"Nein, nein. Ich meine nur, du sollst ihn vielleicht lieber nicht auf die Dame richten." klärte der Schwarzhaarige das kleine Missverständnis zwischen sich und seinem besten Freund auf. Es war irgendwie verständlich, dass die Leute Angst bekamen, wenn man eine Waffe auf sie richtete, oder etwa nicht? Kaum hatte Norah den Speer auf seiner Schulter ruhen lassen, schien die Dame sich ein wenig zu entspannen. Deutlich klarer und offener erklärte sie den Neuankömmlingen, welches Hotel sie empfahl und wie man dorthin kam."Wir werden schlafen wie im Himmel!" Hätte das Duo doch bloß gewusst, dass das, was sie für mehr als genug Geld für eine Nacht sahen, meilenweit davon entfernt war, auszureichen. Dementsprechend groß war der Schock, als der Kerl hinter dem Tresen behauptete, dass eine einzige Nacht fast das dreifache von ihrem heutigen Lohn kostete. Ungläubig blinzelte Kitani. Im Gegensatz zu dem Weißhaarigen war er deutlich weniger aufbrausend, sondern einfach nur sichtlich enttäuscht. Die großen Ohren legten sich nach hinten, während er traurig seufzte. Selbst wenn sie es schafften, den Preis auf die Hälfte herunterzuhandeln, hatten sie immer noch zu wenig. Sein Blick fiel auf Norah, der trotz der schlechten Aussichten sein bestes gab. Manchmal wunderte sich das Großohr, woher er wohl die Energie und die Motivation dafür nahm. Er selbst war jemand, der viel zu oft dazu neigte, aufzugeben, sobald sich ein großes Hindernis in den Weg stellte, so wie auch jetzt: So groß die Hoffnungen zum Zeitpunkt ihrer Ankunft auch gewesen sein mochten, innerhalb weniger Momente wurden sie im Keim erstickt - und er nahm es einfach hin. Doch Norah? Der ließ sich nicht abhalten, versuchte immer, irgendeinen Weg zu finden, auch wenn dieser nicht immer unbedingt fair war. Aber er versuchte es - und genau das mochte der Schwarzhaarige so sehr an seinem Kumpel. Dieser unermüdliche Wille. Aber ob der hier was half? "Vielleicht läuft das hier ja irgendwie anders?" flüsterte er zurück und blickte den Mann gegenüber mit leicht schiefgelegtem Kopf an. Vielleicht gab es irgendeinen geheimen Weg, wie man hier in Fiore Preise herunterhandelte? Vielleicht mussten sie den erst finden? Ach ... vielleicht sollten sie doch einfach Norahs anfänglichen Plan verfolgen und sich doch eins der kleinen Häuser am Stadtrand suchen. Eine Nacht mehr oder weniger in irgendeinem Heuhaufen ... So hatte er sich ihren Neuanfang eigentlich nicht vorgestellt, er hatte nicht damit gerechnet, dass die erste Enttäuschung bereits hinter der allerersten Ecke lauerte. Er schluckte. Vielleicht hatten sie gerade einfach nur etwas Pech? Das hieß ja nicht, dass der Rest ihres neuen Lebens ebenfalls so verlief. Er musste optimistisch bleiben, für Norah! "Ach, lass den Kerl doch. Ist doch seine Schuld, wenn er uns nicht wertschätzt." Seine Ohren richteten sich wieder auf, während er den Typen fixierte und sich bemühte, möglichst finster dreinzublicken. "Dann ist er unser hart erarbeitetes Geld nicht wert. Und deinen Ärger erst recht nicht." Mit dem Ellenbogen stupste er seinen besten Freund an, schließlich wollte er nicht, dass er sich aufregte. Viel lieber sah er ihn lachen und strahlen. Vor allem an einem besonderen Tag wie heute! Nein, er würde auf keinen Fall zulassen, dass heute irgendwer den N'doul ärgerte! "Dann richte mal dem Kerl, der die Preise macht, aus, dass die total bescheuert sind! Kein Wunder, dass noch Zimmer frei sind!" blaffte er, streckte dabei seinen Schweif in die Höhe. "Komm Norah. Ich suche uns jetzt ein viel viel schöneres Hotel, wo wir nicht abgezockt werden." Er packte den Schakal an der Hand. Er konnte einfach nicht zulassen, dass dieser Tag ohne ein Happy End zuende ging. "Na dann viel Glück bei Ihrer Suche, die Herren." Pfff! Sie brauchten kein Glück, sondern einfach nur einen Hotelbesitzer, der Verstand, dass nicht jeder als Millionär geboren wurde. Das konnte ja wohl nicht allzu schwer zu finden sein, nicht wahr? Kit konnte es nur hoffen und sich bemühen, sich seine Zweifel nicht anmerken zu lassen. "Ich hoffe du hast einen ganz, ganz blöden restlichen Tag!" Eigentlich wünschte er nur ungern anderen Leuten Pech, aber der hatte es doch verdient! Wer Norah ärgerte, hatte einfach kein Glück verdient!
Wo Norah seine ganze Kraft hernahm? Das war eine gute Frage. Wenn man bei den Jangala nachhakte, dann war er niemand, der große Kraft oder Ambition in sich trug. Nichts, was er gut konnte, nichts, wofür er sich wirklich einsetzte. Und doch schaffte es der N'doul, hier so zu kämpfen. Es war wohl offensichtlich, wofür er es tat... oder eher, für wen. Es gab eine Person auf dieser Welt, die er nicht enttäuschen, unbedingt glücklich sehen wollte. Für diese Person würde er vermutlich durch Feuer gehen, auch wenn er eigentlich Angst davor hatte. Er war da schließlich nicht resistenter als jeder andere Schakal. All die Mühe stellte sich aber schnell als fruchtlos heraus. Egal, was er tat, der Mann hinter dem Tresen handelte nicht mit ihm, beharrte starr auf seinem irrsinnigen Preis. Selbst die Drohung, dass sie woanders schlafen würden, half nicht. „K-komm schon... es ist doch nur ein Zimmer...!“, flehte er fast schon, der Zorn in seinem Gesicht langsam in Verzweiflung zerfließend, während ihm die Tränen kamen. Oh nein, da war es. Der Stress wurde zu viel, die Emotionen drangen hervor. „Ich... ich arbeite auch dafür...!“ Man konnte es wohl in seiner Stimme hören, aber Norah stand kurz davor zu heulen. Das Einzige, was ihn davon abhielt, war der plötzliche Einschnitt von Kitani. Der Fuchs meinte, es war gar nicht Norahs Schuld, dass das hier nicht so klappte, wie es sollte... sondern die von dem Concierge! Mit bebenden Lippen schluckte der Schakal, schniefte einmal kurz, ehe er seinen Blick abwandte. Mit dem Handrücken wischte er sich über die Augen, damit Kit nicht bemerkte, wie sich die Feuchtigkeit hinein geschlichen hatte. „J-ja... du hast Recht! Der Typ ist einfach dämlich!“, stieß er aus, noch immer praktisch direkt vor dem Angestellten, der sich wirklich bemühte, sein höfliches Lächeln aufrecht zu erhalten. Es fiel ihm zunehmend schwer. Mit leicht roten Wangen folgte Norah seinem besten Freund, während der das Hotel verließ. „Wir brauchen den Ort hier gar nicht! Zusammen finden wir schon genau den richtigen Schlafplatz!“ Nicht, dass es ihm persönlich wirklich wichtig war, wo er schlief. Er war es ungemütlich und dreckig gewöhnt. Aber Kit... Kit wollte er seinen Wunsch erfüllen. Der Ältere sollte erleben können, was es bedeutete, in einem Hotel zu übernachten, und das unbedingt noch heute! Das war schließlich ihr großer neuer Start!
„Hehe... dem hast du es aber echt gegeben!“, kicherte Norah draußen an der frischen Luft, noch etwas verhalten, aber er wirkte zumindest ein gutes Stück optimistisch. Den ersten Schock hatte er verarbeitet. Jetzt war die Frage, was sie als Nächstes tun würden. „Weißt du... Wenn man so drüber nachdenkt, versteh ich es schon“, fiel ihm dabei auf, und während eine seiner Hände weiterhin in der seines besten Freundes lag, tippte die andere zweimal das Ende des Speers gegen den Boden für ein hölzernes Klopfen, eine kleine Vorbereitung seiner folgenden Worte. „Ich meine, denk mal nach, Kit! Wir sind doch hier, weil man viel besser Geld verdienen kann! Deshalb sind die Sachen auch so teuer: Weil alle Leute hier Geld im Überfluss haben! Hier verdient doch keiner nur ein paar hundert Jewel, so wie wir in Minstrel!“ Ja, das ergab gleich viel mehr Sinn. Außerdem war es ein Hoffnungsschimmer: Wenn die Leute hier so gut verdienten, dass sie sich solche Hotels leisten konnte, bestätigte das doch noch einmal, das die beiden Stammesflüchtigen bald in Geld nur so schwimmen würden! „Hehe... Wenn das mit der Arbeit erst mal losgeht, werden wir stinkreich sein!“, freute sich der N'doul optimistisch, legte dann aber den Kopf in den Nacken. Das war, wenn sie Jobs gefunden hatten, aber vor dem Sonnenuntergang würden sie so sicher nichts verdienen. Dabei war es doch so wichtig, dass sie ihre erste gemeinsame Nacht in Fiore auf die richtige Weise verbrachten. Nachdenklich betrachtete Norah die Menschen, die so die Straße entlang gingen, und sein Blick sank hinab zu deren Hosen, ihren Taschen. Ein Gedanke drängte sich ihm auf – einer, den er eigentlich in seiner Vergangenheit hatte lassen wollen, weil er nicht in ein Paradies wie dieses gehörte. Aber als schnelle Lösung würde es sich eignen. Es war ja nur für eine Nacht. Langsam löste er seine Hand aus Kits, hob sie an, um an dessen Ärmel zu zupfen, ehe er sich näher an seinen besten Freund lehnte und in dessen großes Ohr wisperte:
„Sag mal... Die Geldbeutel hier sind doch bestimmt auch viel voller als die in Minstrel...“
Kitani kannte seinen besten Freund, schließlich hatten sie quasi ihr gesamtes Leben miteinander verbracht. Er kannte jeden seiner Gesichtszüge, jedes Zucken seiner Augenbrauen oder seiner Unterlippe. Und so erkannte er auch jetzt, dass es dem Weißhaarigen zu viel wurde, dass der Frust über den Concierge überhand über seine Emotionen gewann. Natürlich schritt er dann ein, denn für was waren Freunde sonst da? Eigentlich war der Fennec keine besonders konfrontale Person, doch wenn es um den wichtigsten Menschen in seinem Leben ging, schaffte er es, über seinen eigenen Schatten zu springen. Plötzlich sprudelten die Worte nur so aus ihm heraus, ehe er Norah schließlich an der Hand packte. "Ganz genau, so richtig dämlich." stimmte er zu, nickte dabei kräftig. So musste man es sehen und nicht anders. Es war nicht die Schuld des Duos, dass sie nicht genügend Geld hatten, es war die Schuld des Kerls, der solch verrückte Preise forderte. "Wer braucht schon überteuerte Hotelzimmer? Wir nicht!" So, damit war alles gesagt! Und jetzt schnell raus hier. Das war bereits genug Aufregung und Ärgernis für den eigentlich schicksalhaftesten Tag in ihrem bisherigen Leben! Als wieder frische Seeluft die runde Nase des Schwarzhaarigen umwehte, fühlte dieser sich direkt wieder ein wenig lockerer. "Irgendwer musste dem doch mal die Wahrheit geigen." meckerte er und bließ spielerisch die Backen auf. Es war schön, zu sehen, dass sein Freund sich wieder beruhigte. Sein Kichern war wie Musik in den großen Ohren des Fuchses. "Wie? Was verstehst du?" Doch nicht etwa den Kerl hinterm Tresen? Verwirrt legte Kitani den Kopf schief. Seine Augen ruhten neugierig auf seinem Kumpel. Er selbst war zwar auch nicht auf den Kopf gefallen, aber Norah war eben doch der Cleverere der beiden. Oft hatte er die guten Ideen und Einfälle. Aufmerksam lauschte er also seinen Worten. "Oooh! Du meinst die Preise sind an den Lohn angepasst? Wenn man mehr verdient, gibt man auch mehr aus... ja, das macht Sinn." Langsam nickte er. Das machte sogar sehr viel Sinn. Dann würden sie sich solche Sachen sicherlich bald regelmäßig leisten können. So musste es einfach sein! "Wir werden in Geld schwimmen!" stimmte er trällernd zu, sein plüschiger Schweif wackelte leicht. Irgendwann konnten sie sich mit den Scheinen sogar den Hintern abputzen, weil sie so viele hatten. Ja, dieser Gedanke war vollkommen realistisch und kein bisschen übertrieben! So schön all diese Überlegungen aber auch waren, ein Problem bestand weiterhin: Wohin sollten sie für die heutige Nacht? Es fiel dem Tahimora schwer, sich damit abzufinden, dass sein Traum von einem luxuriösen Hotelzimmer wohl noch etwas warten musste, doch was sein musste, musste wohl sein. Viel wichtiger war es doch eigentlich, dass er bei seinem besten Freund war. Der Rest war zweitrangig. Gerade wollte er dem N'doul diese Entscheidung mitteilen, da zupfte dieser plötzlich an seinem Ärmel, flüsterte ihm leise Worte ins Ohr. Schlagartig wurden die grünen Seelenspiegel riesengroß, starrten ihr Gegenüber verdutzt an. "Nein, auf gar keinen Fall." erwiderte er sofort. "Was, wenn wir erwischt werden? Das können wir einfach nicht riskieren." Ja, sie waren gut darin geworden, den Leuten in Minstrel wortwörtlich das Geld aus den Taschen zu ziehen, aber wer sagte, dass es hier genauso einfach war? Wer wusste, wie die Menschen hier tickten? "Wir wollten einen kompletten Neuanfang starten, Norah. Ohne solche Sachen! Hast du das etwa vergessen?" Ja, es war schnelles, einfaches Geld, aber ... aber nein! Hier in Fiore wollte er ein ehrlicher Fennec sein, gemeinsam mit seinem Schakal. Sie waren hier unbeschriebene Blätter und ihre ersten Worte darauf konnten doch nicht 'Dieb' sein ... "Norah, wir sind besser als sowas. Du hast doch vorhin gesagt, dass diese Hütten am Hafen bestimmt billiger wären. Lass uns einfach da nachsehen. Ich kann warten, echt jetzt."
Überrascht blinzelte Norah, als Kitani seine Idee so entschieden abwies. Auch wenn er immer versuchte, die weniger legalen Sachen wie Diebstahl von seinem besten Freund fernzuhalten - selbst jetzt hatte Norah es ja nicht einmal geschafft, das Wort auszusprechen - war es ein offenes Geheimnis zwischen ihnen. Kitani wusste nicht nur, dass der N’doul stahl, sondern erkannte meist sofort, wenn er es getan hatte. Vermutlich war es eher andersrum: Kitani durchschaute Norah von vorne bis hinten, aber der Schakal konnte gar nicht so recht sagen, wie oft sich sein Freund die Finger schon schmutzig gemacht hatte. Trotzdem wollte er es nicht so sehen. Für das Weißhaar war er derjenige, der sich im Dreck suhlte, und Kit war der glückliche, fröhliche Heilige, der in einer Welt ohne Fehl und Tadel lebte. So surreal dieser Gedanke auch war, erfüllte er den N’doul mit Hoffnung. Das gab er ungern auf. Trotzdem war es nun der Tahimora, der ihm deutlich sagte, dass er das zu lassen hatte.
“Aber… dein Traum…”, stammelte Norah, dachte an das strahlende Gesicht seines Freundes, das er so gerne sehen würde. Dann schluckte er aber. “Nein… Du hast Recht. Entschuldige. Ich denke schon wieder wie früher.” Es war eine schwierige Umgewöhnung. Norah wollte unbedingt Kitanis Held sein, soweit es möglich war, aber das ging nicht mehr mit den alten Methoden. Es war Zeit, umzudenken. Der Schakal war nichts wenn nicht flexibel. Er konnte überall überleben, fand immer einen Weg. Nicht unbedingt mit Intelligenz, aber mit einer gewissen Anpassungsfähigkeit. Überreste fand man überall. Man durfte sich nur nicht scheuen, sie einzusammeln. Und nichts schrie Reste so sehr wie die dreckigen Barracken am Hafen. “Selbst wenn die hier auch teurer sind… drei Nächste sollten wir wenigstens herausschlagen können”, murmelte Norah nachdenklich vor sich hin, während er wieder zurück in Richtung des Piers ging - sein Speer in der einen Hand, Kitanis Hand in der anderen.
“Dreihundertfünfzig… für eine Nacht? So, wie es hier aussieht?”, meinte der N’doul skeptisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Der Besitzer der Hütte hier stand nicht so aufrecht wie der Rezeptionist im Hotel und war auch nicht so schick gekleidet. Er zwang sich auch nicht zum Lächeln, ganz im Gegenteil. Ihm war wohl sehr bewusst, dass die Leute, die hierher kamen, keine große Wahl hatten. “Nimm’s oder lass es”, knurrte der alte Seebär, der sich hier wohl irgendwann niedergelassen hatte, aber Norah schüttelte den Kopf. “Mal im Ernst, fühlst du dich nicht schlecht, Leute so auszunehmen? Mehr als hundert zahlt doch kein Mensch für so ne Hütte!” Die beiden starrten sich ein wenig nieder, eher der alte Mann seufzte. “Was auch immer. Für dreihundert lass ich euch ne Nacht lang hier. Letztes Angebot.” “Hm… klingt besser. Würd ich eigentlich auch gern nehmen, aber wir suchen was, wo wir wenigstens zwei Nächte schlafen können. Sechshundert Jewel hab ich aber nicht.” “Wie viel habt ihr denn?” Demonstrativ zog Norah wieder sein kleines Säckchen hervor und legte es offen auf den Tisch, sodass sein Gegenüber einen guten Blick ins Innere hatte. “Vierhundertfünfzig. Mehr kann ich Ihnen nicht geben.” Die Augenbrauen des alten Mannes zogen sich zusammen. “Mach dich nicht über mich lustig, Junge! Ich hab schon den Preis gesenkt und du willst mir die Hälfte geben? Spuck mir doch gleich ins Gesicht!” Norah zuckte mit den Schulter, nahm seinen Geldbeutel wieder. “Als hättest du so eine große Wahl. Ist nicht so, als würden dir die Leute die Bude einrennen”, meinte er und deutete auf die Schlüssel, die hinter dem Mann an der Wand hingen. Vier Räume hatte das kleine Häuschen insgesamt. Drei Schlüssel hingen noch. “Hundertfünfzig Jewel haben oder nicht haben, darum geht’s doch. Ich kann dir ja nicht mehr geben, als ich habe.” Den Kopf schüttelnd drehte sich der N’doul schon um, ging auf die Tür zu, doch der Hund hinter der Theke biss die Zähne zusammen und rief ihm hinterher, als sich seine Hand auf die Klinge legte. “Ah, von mir aus! Zwei Nächte für euern kleinen Beutel da! Hier ist euer Schlüssel!” Er war offensichtlich angefressen, aber er ließ sich auf den Handel ein. Anscheinend war hier doch nicht jeder gegen das Feilschen gefeit. Das war gut zu wissen. Mit einem dankbaren Lächeln nahm Norah die entgegen. “Sehen Sie, es geht doch. Danke für das Zimmer”, meinte er fröhlich. “Wie sieht es mit Essen aus? Wann kriegen wir Frühstück?” “Nicht frech werden, Bursche!”, drohte der Seebär und jagte den lachenden Schakal mit seinem Fuchs-Freund die Treppe hinauf. Gut, Essen würden sie hier wohl keines kriegen, aber die Frage musste man doch stellen!
"In meinem Traum sind wir ehrliche, stolze Leute, keine Diebe.", erwiderte das Großohr sanft, aber bestimmt. Er verstand, was Norah fühlte und er konnte sich vorstellen, was ihm gerade durch den Kopf schoss. Der Weißhaarige würde alles tun, damit sein bester Freund glücklich war. "Du musst dich nicht entschuldigen. Ich weiß, dass du nur das Beste für uns willst." Und das wusste Kitani sehr zu schätzen. Doch gerade war es wichtig, dieses Bedürfnis in die richtigen Bahnen zu lenken, sodass sich der Schakal nicht direkt in Schwierigkeiten brachte. Zwar sah Kit gerne, wie seine Träume in Erfüllung gingen, jedoch nicht, wenn das auf Kosten seines besten Freundes geschah. Das würde er nicht zulassen. Sanft tätschelte er den Kopf seines Kumpels zwischen den 'Ohren'. "Genau, wir schauen einfach, was wir rausschlagen können.", nickte er zufrieden. Da war er wieder, der alte N'doul. Zufrieden wackelte er mit der Rute, während er seinem Freund hinterher trottete. In einer der alten Bruchbuden angekommen, entstand genau die gleiche Situation wie zuvor: Der Mann hinter der Theke forderte einen verrückten Preis. Die Äuglein des Fennecs wurden groß bei dem Preis, der ihnen genannt wurde. Das war doch verrückt! Selbst für Fiore, oder?! Doch dieses mal schien Norah deutlich entschlossener. Er wählte seine Worte und Taten weise, schien genau zu wissen, wie er dem Seebärn die richtige Reaktion entlocken konnte. Dieses mal hielt Kitani sich zurück. Er wusste, dass er gerade nicht gebraucht wurde, er wusste, dass der Schakal das hier alleine meistern wollte. So lauschte er einfach nur dem Schlagabtausch. Es ging hin und her, auf und ab, aber letztendlich fielen dem Duo doch die Schlüssel in die Hände. "Frühstück erwarten wir dann pünktlich um acht ans Bett! Aber vorher klopfen!", scherzte der Fuchs und streckte dem alten Knacker die Zunge heraus, bevor er hinter seinem Freund die alte, knarzende Treppe hinaufhüpfte. "Ahaha, dem hast du's ja voll gezeigt!", jubelte der Tahimora, seine Schritte leicht wie eine Feder während er den kleinen Gang ganz nach hinten folgte. Den Schlüssel hatte er seinem Freund aus der Hand gezogen und ließ ihn an dem kleinen Ring um seinen Finger kreisen, ehe er ihn in die Luft warf und wieder auffing. "Nicht frech werden, Bursche!", äffte er nach, das Grinsen auf seinen Lippen breiter denn jeh, "Spuck' mir doch gleich ins Gesicht!" Seine fröhlich wackelnde Rute plusterte sich ein wenig auf, als er prustete. "Der hatte ja keine Ahnung, dass er dem minstrelschen Feilschkönig gegenüber stand!" Mit einem 'Klick' sprang die letzte Tür im Gang auf und erlaubte den zwei Neulingen, einzutreten. Im Inneren erwartete sie nicht, wie erhofft, ein riesiges Doppelbett, ein prall gefüllter Kühlschrank, ein riesiges Bad und ein atemberaubender Überblick über die gesamte Hafenstadt inklusive Meer. Nein, es war kaum mehr als ein kleines Kämmerchen mit einem alten Bett, das gerade noch mit letzter Kraft von ein paar Nägeln zusammengehalten wurde. Ein kleines Fenster gab es zwar, dieses offenbarte jedoch nur den Blick auf die nächste Bruchbude nebenan. Das war nicht, was Kit erwartet hatte, als er vom Schiff gestiegen war, doch er wollte sich nicht unterkriegen lassen. Nicht, nachdem Norah so hart für das hier gekämpft hatte. "Also in Minstrel hatten wir schon schlimmeres!" verkündete er, weiterhin grinsend. Mit ein wenig Anlauf schmiss er sich auf das Bett, welches unter dem Gewicht qualvoll stöhnte ... und schließlich nachgab. Knackend brachen mehrere Latten und Bretter und die Matratze, inklusive Kit, krachten auf den Boden. Die Äuglein des Fennecs wurden riesengroß, einen Moment lang schwieg er... dann erfüllte schallendes Gelächter das kleine Zimmer. Nein, er würde sich nicht unterkriegen lassen. Als wäre nichts passiert, griff er nach dem Kissen hinter sich und schleuderte es auf seinen Freund. "Komm schon!"
Norah musste herzhaft lachen, als Kitani dem Besitzer der kleinen Hütte noch eine reinwürgte und sich dann geschickt den Schlüssel schnappte. Dicht hinter seinem besten Freund erklomm der Schakal die Stufen, breit grinsend bei den Worten, die sein Partner sprach. “Tja, wer dich draußen in der Kälte sitzen lassen will, kriegt es halt mit mir zu tun”, meinte er mit einem ziemlich überheblichen Schultzerzucken und stieß dabei mit dem Ende seines Speers versehentlich gegen die Wand, woraufhin er die Waffe schnell wieder näher zu sich zog. Gemeinsam warf das Duo den ersten Blick in ihr Zimmer für die nächsten zwei Nächte und…
Na gut, das war vielleicht nicht unbedingt, was sich die beiden erhofft hatten. Das Bett war klein, die Decken und Vorhänge alt, die Einrichtung fragwürdig. Platz hatten sie auf jeden Fall herzlich wenig. Etwas besorgt huschte Norahs Blick hinüber zu Kitani, aber der schien mit der gesamten Situation gut umzugehen. Das war eine Erleichterung, die dem N’doul ein Lächeln ins Gesicht zauberte. “Oh ja, ich weiß gar nicht, was das Schlimmste war”, lachte er mit einem Kopfschütteln, während sein Freund sich auf das Bett warf. “Erinnerst du dich noch an die Absteige, wo die Ratten die Katze gefressen haben? Das war richtig gruselig!” Besonders, wenn man die Bedeutung der Katze im Stamm der Jangala im Kopf behielt. Als Tier des Glücks und langen Lebens war es mehr als ein böses Omen, sie in so einem Zustand zu sehen. Mit ihrer Entschlossenheit hatten es die beiden Stammeskinder aber doch geschafft, trotz aller Omen und Schicksalsschläge ihren Weg hierher zu finden, in diese neue Welt… auch wenn die schlechten Zeichen noch nicht aufhören wollten. Das Bett gab nämlich sogleich nach, kaum dass Kitani darauf lag. “Geht es dir-”, setzte Norah besorgt an, doch ehe er den Satz beenden konnte, lachte sein bester Freund auch schon und ein Kissen schoss geradewegs auf seinen Kopf zu. Schnell hob der Schakal seinen Speer schützend vor sich - etwas zu schnell. Die Spitze passierte sein Gesicht und kurz darauf schlug auch schon das weiche Geschoss ein, ungebremst direkt an der Waffe vorbei. Irritiert taumelte Norah zwei Schritte zurück, ehe er das Kissen abzog und seinen Speer an die Wand lehnte. “Na warte!”, knurrte er, breit grinsend, den Schalk in seinen Augen. “Das kriegst du zurück!” Entschieden warf Norah das flauschige Kissen zurück zu seinem Freund, ehe er hinüber eilte und sich neben ihm auf die Matratze warf. Passieren konnte jetzt ja eigentlich nichts mehr. Schnell schlang er seine Hände um den linken Arm des Fuchses und zog diesen dicht an sich heran. “So, jetzt hab ich dich, Kit!” Spielerisch bleckte Norah die Zähne, während er sich an den Tahimora kuschelte. Wirklich böse sein konnte er nicht und er war auch immer ganz schön vorsichtig mit dem Körper, bei dem er seit Kits Tod nicht mehr ganz so sicher war, wie viel er aushielt. Deswegen war diese kleine Kuschelattacke jetzt erst einmal das Limit. Allein das reichte dem N’doul aber auch, um seine Wangen rot glühen zu lassen. “Ü-übrigens…”, murmelte er, jetzt wieder etwas kleinlaut. “Wir können den Kerl morgen auf keinen Fall hier ins Zimmer lassen. Wenn er das Bett sieht, können wir die zweite Nacht vergessen. Zum Glück scheint es mit dem Zimmerservice hier nicht weit her zu sein…”
"Baaahh, die Ratten da waren aber auch riesig gewesen!" Alleine der Gedanke an diese ließ den Schwarzhaarigen erschaudern. Das war echt schräg gewesen. Dagegen war das hier echt purer Luxus. Selbst das Bett, das sofort unter seinem Gewicht zusammenkrachte, war ein Scherz im Vergleich. Norah schien im ersten Moment besorgt, doch Kitani war weich gepolstert und nicht tief gefallen. So ließ er Taten sprechen und feuerte ein Kissen auf seinen besten Freund. Einen Moment lang befürchtete er, dass der alte Stoff nicht halten würde und das Zimmer bald mit Daunen dekoriert wurde, doch es hielt stand. "Volltreffer!", jubelte er stolz, streckte dabei die Arme in die Luft. "Fünf Punkte für Team Fennec!" So grausig manche Orte auch sein mochten, solange der N'doul da war, fühlten sie sich trotzdem an wie zuhause. Mit ihm ließ es sich wirklich überall aushalten. Was würde Kit nur ohne ihn machen? "Ich warte!" Herausfordernd fixierte das Großohr seinen Freund, bereit, es mit jedem Angriff aufzunehmen. "Zeig mir, was du drauf hast!" Schon von klein auf hatte er es geliebt, zu raufen. Die meisten Jungs hatten sich damals gescheut, schließlich dachten sie, er wäre ein Mädchen und Mädchen waren schwach und zerbrechlich. Aber so war Kit nicht und Norah hatte das gewusst! Er war einfach schon immer der beste Spielpartner gewesen! Als das Kissen auf den Fuchs zuflog, emfping er es mit ausgebreiteten Armen, ließ sich von dem Schwung, den es mitbrachte, nach hinten fallen. Kurz darauf folgte auch schon der Hellhaarige. Durch das zusätzliche Gewicht ächzte das Bett ein weiteres Mal, aber kaputter konnte es ja nicht mehr gehen. "Uwahh!", rief er dramatisch, als er am Arm gepackt und herangezogen wurde. "Erwischt, der große Krieger wurde erwischt! Ob das wohl sein Ende bedeutet?" Verspielt knurrte er, presste seine Stirn gegen die seines Kumpels. Eigentlich konnte er sich locker aus dessen Griff befreien. Seit ... seinem Tod war Norah vorsichtiger geworden. Hin und wieder nutzte er das aus, doch er wollte es nicht Überhand gewinnen lassen, das wäre ja unfair. Und langweilig! Deshalb nutzte er eine andere Taktik. "Wieso so rot?", fragte er direkt, ein verschmitztes Grinsen auf den Lippen. Er wusste genau, dass der Schakal sich nur zu leicht von ihm aus der Fassung bringen ließ und so nutzte er diesen Moment, um seinen umschlungenen Arm zu befreien und stattdessen seine Hände gegen die Schultern des Weißhaarigen zu drücken und ihn so auf der Matratze festzunageln. "Das Blatt hat sich gewendet! Der große Krieger hat seinen Gegner gnadenlos unter sich begraben. Seine stählernen Muskeln lassen kein Entkommen zu!" Fröhlich tänzelte seine flauschige Rute umher. "Jetzt hab ich dich!" Allzu lange konnte und wollte der verspielte Fuchs diese Position jedoch nicht halten, denn ganz so stählern waren seine Muskeln doch nicht ... stattdessen ließ er seine Arme also zur Seite rutschen und seinen Kopf auf die Brust seines Kumpels sinken. "Bestes Kissen.", murmelte er, während er sein Gesicht in dem weichen Stoff seines Oberteils vergrub. Ein wenig neidisch war er schon, dass Norah so schön warm war ... "Mhhh?", murrte der Untote leise und hob die Augenlider, um seinen Freund von unten anzuschielen. Bei dessen Worten musste er unweigerlich kichern. "Ahahihi ich will gar nicht wissen, was der denkt. Der würde ausrasten." Er versuchte, sein Gekicher zu unterdrücken, aber es platzte doch wieder hervor. Der Gesichtsausdruck vom alten Seebärn, den er sich gerade vorstellte, war einfach zu lustig. "khhh.... hihhih wir können dem echt nicht mehr unter die Augen treten. Dabei können wir halt echt nichts dafür, wenn das Bett nichts aushält." Aber es war tatsächlich unwahrscheinlich, dass der Kerl hier hereinkam, solange das Duo hier schlief. "Wir machen uns einfach übermorgen ganz früh aus dem Staub. Den Schlüssel lassen wir einfach im Schloss stecken oder so. Sehen tun wir den doch eh nie wieder."
Ob Norahs zögerlicher Angriff das Ende des Kriegers bedeutete? Nein, sicher nicht. Ihnen war wohl beiden bewusst, dass er den Fuchs nicht zähmen könnte, wenn der es nicht wollte. Glücklicherweise ging es darum auch gar nicht. Soweit sich Norah zurückerinnern konnten, hatten sich die beiden nie so sehr gestritten, dass sie handgreiflich hätten werden müssen oder dass es nicht nach ein paar Minuten und einer ehrlichen Entschuldigung wieder gut gewesen wäre. Wenn sie sich rauften, war das meistens eine Spielerei. Früher war Norah eindeutig zu schwach gewesen, um es mit dem ausgebildeten Krieger aufzunehmen, aber da hatte Kitani immer Rücksicht drauf genommen. Jetzt war es der N'doul, der vielleicht etwas zu vorsichtig mit seinem Freund umging. Der gegenseitige Respekt, der Spaß und ihre ehrliche Freundschaft kamen aber noch immer nicht zu kurz. Insofern hatte Norah an der kleinen Kabbelei auf dem Bett eine Menge Spaß, auch wenn er wusste, dass er Kit nicht wirklich festhalten könnte, wenn der sich ernsthaft wehrte. Kitani hatte aber auch mehr als nur einen Weg, den Schakal kalt zu erwischen. „R-rot? Ich? Niemals!“, wehre er ab und errötete dabei nur noch mehr. Peinlich berührt blickte er weg, einen Moment, den der clevere Fennek sofort ausnutzte, um seinen Arm zu befreien und den Griff des N'doul zu kontern, indem er ihn auf der Matratze festnagelte. Ein Schauer lief durch Norahs Körper und seine Haare standen zu Berge, als er spürte, wie sein Rücken in die weiche Unterlage gedrückt wurde und der Hut auf seinem Kopf abrutschte, um mit einem leisen Ploff von ihm herunter erst auf die Bettkannte, dann weiter auf den Boden fiel. Seine Augen waren geweitet, seine Pupillen zusammengezogen, während er hinauf starrte, direkt ins Gesicht seines besten Freundes, dessen sanften Druck er so dicht auf sich spürte. Norahs Herz klopfte umso kräftiger und sein Mund öffnete, sich, doch statt Worten entkam ihm nicht mehr als ein „Ah... äh.. aah...“ Irgendwie war er fast schon dankbar dafür, dass er keine Körperwärme fühlte, der Moment war auch so intensiv genug. Wenn man seine Reaktion betrachtete – den Herzschlag, den Blick, dieses Kribbeln – dann konnte man wohl darauf schließen, dass er Angst hatte, Angst vor einem überlegenen Jäger, der ihn ansah wie Beute, aber dafür fühlte sich dieses Herzklopfen doch ein Stück zu gut an. Nervös biss der Schakal die Zähne zusammen, schluckte. „O-okay... Gut, die Runde geht an dich“, meinte er und schloss die Augen, atmete einmal tief durch. Er war auf einmal viel zu aufgeregt. Glücklicherweise war der Tahimora gnädig mit ihm, kuschelte sich entspannt an seine Brust, süß, wie er war. Irgendwie konnte Norah jetzt doch nicht anders, als zu lächeln, und legte liebevoll die Arme um seinen Freund. „Ruh dich gut aus“, wisperte er, streichelte sanft den Rücken des Älteren, während er mit ruhiger Atmung seinen Herzschlag zumindest ein wenig näher an seinen Ruhepuls trug. Nach ein paar Augenblicken der stillen Reflexion zog er dann aber doch nochmal eine Schnute. „... wenn hier einer rot wird, dann ja wohl du...“
Auch wenn nicht alles so gelaufen war, wie es sollte, fühlte sich Norah doch sehr wohl damit, wie er jetzt mit Kitani zusammen auf dieser Matratze lag und sie beide langsam ins Land der Träume abdrifteten. Auf der einen Seite war dieses Bett nicht wirklich anders als Alles, was sie in Minstrel gehabt hatte, aber dafür ein gutes Stück teurer. Auf der anderen Seite... war es wirklich, wirklich schön. Und irgendwie, auch wenn es schwer zu erklären war, fühlte es sich auch anders an, so hier zu schlafen, in einem fremden Land. Einer neuen Welt. Vielleicht war das auch nur der Nervenkitzel, weil Norah genau wusste, wie viel Ärger sie an der Backe hatten, wenn der Vermieter in das Zimmer einfiel. Aber so oder so... war ihr Start in Fiore gar nicht mal so schlecht...
Der plüschige Schweif des Fennecs zuckte amüsiert. Es war einfach zu schön, seinen besten Freund ein wenig aus der Fassung zu bringen. Nicht etwa, weil er ihn gerne ärgerte, sondern weil es einfach zu putzig war. Außerdem ... wenn die Rollen vertauscht gewesen wären, hätte Kitani genauso reagiert wie der Weißhaarige. Ein freches Grinsen zierte sein Gesicht, während sein Kumpel begann. "Was?", fragte er fordernd, "Fehlen dir im Angesicht des größten Kriegers etwa die Worte?" Ein bisschen necken konnte man den Schakal ja noch, wenn er schon so vor sich hinstammelte! "Oder ist es etwa was anderes?" Er fixierte sein Gegenüber mit einem frechen, herausfordernden Blick, ließ dann aber doch durch das Eingeständnis zur Niederlage ab. "Hehe, vielleicht lasse ich dich ja nächstes Mal gewinnen!" Triumpfhierend reckte er seine Lunte in die Luft, ehe er schließlich von Norah abließ und sich stattdessen an ihn kuschelte. Er sollte schließlich keinen Herzinfarkt bekommen. Im Gegensatz zu ihm wusste Kit nämlich nicht, wie man jemanden zurück ins Leben holte. Es war ein Gedanke, den der Schwarzhaarige schon öfter gehabt hatte. Was würde er bloß tun, wenn er seinen besten Freund verlieren würde? Ein Leben ohne ihn konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. So ganz alleine wäre er vollkommen verloren. Wer würde ihn dann beschützen und ihn verteidigen? Und wer würde ihm in billigen Hotelzimmern Gesellschaft leisten, sodass er die modrige Umgebung vergessen konnte? Vor allem würde ihm aber eins fehlen: Die Motivation. Denn das, was er tat, tat er für sein gemeinsames Leben mit dem N'doul. Es war ein simpler Antrieb, aber es war ein guter... doch letztendlich hatte es keinen Sinn, sich Gedanken über Dinge zu machen, die nicht real waren. Es war so viel wichtiger, im Hier und Jetzt zu bleiben. Und hier und jetzt war er bei Norah. Es war also alles gut. Tief atmete er ein, um sich von dem vertrauten Geruch seines Freundes umgeben zu lassen. Zwar war es nicht mehr so wie früher, alle Gerüche schienen auf einmal so weit entfernt ... doch die Vertrautheit, die war trotzdem da. "Du auch." Schließlich würde morgen ein langer Tag werden. Nach der anstrengenden Überfahrt konnten sie jede einzelne Minute Schlaf nur zu gut gebrauchen, wenn sie wieder fit sein wollten. Trotzdem hatte es der Tahimora gar nicht so eilig, einzuschlafen. Stattdessen schloss er einfach nur die Augen und lauschte dem Herzschlag seines Freundes. Ein vertrautes Geräusch. Es musste merkwürdig sein, wenn man es bei seinem Gegenüber nicht hörte, oder? Genauso seltsam musste es sein, keine warmen Hände zu haben. Aber Norah hatte noch nie etwas gesagt. Ob es ihn tatsächlich nicht störte? Oder wollte er Kit einfach nicht verletzen? Er selbst fand so viel Behaglichkeit und Vertrautheit in diesen Dingen ... und es tat ein wenig weh, das selbe nicht seinem besten Freund bieten zu können. Aber irgendwie würde er das wettmachen. Ganz sicher. Seine Hand wanderte nach oben, vergrub sich in dem weißen Haar seines Kumpels. Irgendwie, auch, wenn er noch nicht wusste, wie. "Jajaja, gib es doch einfach zu..." kicherte er leise, wurde dabei vielleicht selber ein klein wenig rot. Das war einfach zu süß. Als ob Kit den N'doul inzwischen nicht gut genug kannte um diese Ausrede zu durchschauen. Es waren sicherlich nicht mehr die ersten Sonnenstrahlen des Tages, die den Fuchs wachkitzelten. Träge blinzelte er in das warme Licht, während langsam die Erinnerungen an die vergangenen Tage zurückkehrten. Er war noch immer dicht an seinen besten Freund gekuschelt, hatte dabeii die gesamte Decke auf seine Seite gezogen. Ein wenig kalt war es ja schon irgendwie ... immerhin war Norah da, um zu verhindern, dass er frierte. "mmhhh.....", murrte er leise, eigentlich noch gar nicht bereit, aufzustehen. Zumindest bis ihm schlagartig klar wurde, wo sie eigentlich waren. In Fiore!! Schlagartig saß er kerzengerade im Bett, die großen Öhrchen ebenso gerade erhoben. "Fiore!" quietschte er aufgeregt. Wenn Norah nicht bereits wach gewesen war, dann auf jeden Fall jetzt. Plötzlich konnte er gar nicht mehr schnell genug wach werden und aufstehen. Ungeduldig rüttelte er an der Schulter des Weißhaarigen. "Norah, Norah! Steh auf, unser neues Leben beginnt doch jetzt!"
Es gab so manchen Kampf im Leben, den konnte man einfach nicht gewinnen. So ging es Norah mit Kitani. Er wusste ganz genau: Wenn der Fuchs es darauf anlegte, dann würde der Schakal immer verlieren. Er war nicht so schlau, war kein so großer Krieger, hatte nicht das gleiche Durchhaltevermögen. Kit war einfach in jeder Hinsicht in einer ganz anderen Klasse als der N'doul. Selbst das größere Herz hatte er. Dabei reichte Norahs Herz schon aus, um es ihm nicht zu erlauben, je ernsthaft die Hand gegen seinen besten Freund zu erheben. Selbst bei diesem spielerischen Raufen wurde er rot wie eine Tomate und schaffte es nicht, ein einziges klares Wort zu formen. Das einzige, worin der Schakal gut war, war der Drang, unter allen Umständen zu überleben, aber wenn es wirklich mal zu einem Kampf auf Leben und Tod zwischen ihnen beiden kommen sollte... Würde er es dann überhaupt versuchten? Vorstellen konnte Norah es sich nicht. Die Motivation verließ ihn schon, wenn er nur daran dachte. Nicht, dass es ein realistischer Gedanke war. Der Schamane mochte von Natur aus ein Egoist sein, der sich nur um sich selbst kümmerte, aber selbst ein Monster wie er würde sich niemals so gegen den Menschen stellen, der ihm am Meisten bedeutete. Und Kitani... der war viel zu lieb dafür. Ein Engel unter den grausamen Kreaturen dieser Welt. Der N'doul hielt die Augen geschlossen, beruhigte seinen Atem. Über so etwas sollte er gar nicht erst nachdenken. Es war wichtiger, sich für morgen auszuruhen...
„Ngh... Wo nimmst du nur so früh am Morgen die Energie her...?“ Etwas durch den Wind fuhr sich Norah durch die weißen Haare, während er im Bett aufsaß und seinen Blick kurz durch das Zimmer schweifen ließ. Fiore, richtig. Anders als seinem Freund war ihm noch immer sehr bewusst, wo sie waren, und doch war es schwer, die gleiche Begeisterung aufzubringen. Sein Rücken tat weh von der auf dem Boden liegenden, dünnen Matratze, unter der definitiv noch Holz vom kaputten Bettrahmen lag. Es war, als könnte er jede einzige Delle spüren. Schlimmer als die meisten Betten, die er in Minstrel erlebt hatte. Dennoch konnte er nicht anders, als sanft zu lächeln. „Unser neues Leben, richtig...“ Der Zynismus, ewiger Begleiter des Schakals, hatte schon fast wieder zu ihm aufgeschlossen gehabt, doch das strahlende Licht von Kitani Tahimora befreite ihn schnell wieder aus dieser Falle. Richtig, Fiore war mehr als der Name eines Königreiches. Fiore war ein Versprechen, das sich die beiden Stammeskinder sich gegeben hatten. Und so wenig Norah auch für den Angeber im Hotel oder den grummeligen Besitzer dieser Absteige übrig hatte, umso mehr bedeutete ihm sein Versprechen. Er hatte nicht vor, Kitani zu enttäuschen. Die Augen schließend, atmete der N'doul langsam aus, während er sich von der Matratze hoch drückte und auf die Beine kam. Müde, wie er war, taumelte er noch ein bisschen, aber es reichte, um hinüber zu seinem Speer zu stolpern und ihn mit beiden Händen zu nehmen. Fest auf den Boden aufgedrückt konnte der N'doul ihn wie eine richtige Stütze nutzen. So musste er sich zumindest keine Sorgen ums Umkippen machen. „Keine Ahnung, ob die hier eine Dusche haben...“, stellte Norah fest und schüttelte den Kopf. „Den alten Kauz will ich auf jeden Fall nicht fragen. Der berechnet uns das noch.“ Nun gut, es wäre nicht das erste Mal, dass er seinen Tag ungewaschen starten musste. So einen Luxus hatte man eben nicht überall, erst recht nicht ohne Eigenheim. Entschlossen zog er die Kapuze wieder über seinen Kopf und verdeckte somit den Teil seiner Haare, der zu verfilzen drohte. So ließ es sich doch arbeiten! „Ich glaube, ich habe gestern ein Schild für ein öffentliches Bad gesehen“, fiel ihm ein und er grinste. „Hehe, dann ist es doch klar! Wir machen heute ordentlich Kohle und entspannen dann heute Abend in heißem, klarem Wasser!“
In der Theorie war das mit der Arbeit hier in Fiore ja eigentlich eine leichte Sache. Viel musste Norah gar nicht tun, es reichte, wenn er mit stolzem, stoischen Gesichtsausdruck auf eine Person zuging und mit dem Ende seines Speeres auf den Boden stieß, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Ich bin ein mächtiger Magier auf der Durchreise! Gerne kümmere ich mich um deine Leiden, im Austausch für ein paar Jewel!“, musste er sagen, nicht mehr als das, und auch, wenn es ihn nervös machte, sprang Norah für seinen besten Freund über seinen Schatten. Mit diesen einfachen Worten eröffnete er die Tür für ihre Zukunft – in der Theorie. „Was wollt ihr?“ „Wer bist du?“ „L-lass mich in Ruhe!“ „Mamaaa! Der Mann ist gruselig!“ „Eh?“ Verdutzt weiteten sich Norahs Augen, als eine wütende Mutter ihn mit sehr deutlichen Worten darauf aufmerksam machte, dass er sich gefälligst von ihr und ihrem Kind fernzuhalten hatte und dass es für ihn Konsequenzen haben würde, wenn er nicht sofort verschwand. „E-entschuldigung! Es war nicht so gemeint!“, versicherte der Schakal panisch, ehe er sich auch schon umwandte, Kits Handgelenk ergriff und Reißaus nahm. Erst nach der nächsten Häuserecke kam er schwer atmend wieder zum Stehen. „Huff... huff... die Leute hier... sind doch alle verrückt...“, keuchte der N'doul und schüttelte den Kopf. Wie viele Absagen waren das jetzt schon gewesen? Fünf Stück? Zehn? Er hatte den Überblick verloren. „Ich... ich dachte, als Magier kriegt man hier ganz leicht Arbeit... Aber... aber warum will niemand mit uns reden...? Das... das ist so unfair...!“ Man konnte den Kloß in Norahs Hals richtig hören, während seine Augen feucht wurden. Hatte er doch etwas falsch gemacht? Er hatte doch sein Bestes gegeben! Kitani verließ sich doch auf ihn... Kitani! Nein, Norah konnte hier nicht einfach aufgeben. Die Zähne zusammenbeißend fuhr er sich mit der freien Hand über das Gesicht. „E-entschuldige... ich hab da was ins Auge gekriegt“, log er und lächelte zuversichtlich. „Alles in Ordnung. Wir probieren es weiter, okay? Hey, du da drüben!“ Erneut seinen Holzspeer klacken lassend rief Norah einer Frau entgegen, die sichtlich zusammen zuckte, und trat auf sie zu. „Ich bin ein mächtiger Magier auf der Durchreise! Gerne kümmere ich mich um deine Leiden, im Austausch für ein paar Jewel!“
Unsicher sah die Fremde ihm entgegen, nervös und angespannt, ehe sie langsam den Kopf schüttelte. „E-entschuldigung... Ich brauche nichts“, piepste sie, und Norahs Schultern senkten sich, die Enttäuschung deutlich zu sehen. War es wirklich so vergebens? Überrascht blinzelte die Fremde, als sie die Trauer in den Augen des Schakals sah. Er war ganz schön aufbrausend gewesen, aber in diesem Moment wirkte er so klein und hilflos. „Aber... ihr seid Magier auf der Suche nach Arbeit, richtig?“, fragte sie nach und entschloss sich, den beiden Jungen ein wenig zu helfen. Sie hatten offensichtlich keine Ahnung, was sie taten. „Dort drüben auf dem Marktplatz findet ihr ein großes, schwarzes Brett. Da pinnen Leute Aufträge an, wenn sie die Hilfe von Magiern dafür wollen. Habt ihr da schon geschaut?“, fragte sie, und ein Hoffnungsschimmer kehrte zurück in Norahs Augen. Ein schwarzes Brett? Die Fremde kicherte. „Sagt bloß, ihr wisst das nicht?“, fragte sie, sichtlich amüsiert. Kaum zu glauben, dass sie sich vor diesem Jungen eben noch gefürchtet hatte. „Wenn ihr möchtet, bringe ich euch gerne hin. Da findet ihr bestimmt einen guten Auftrag.“
Woher Kitani die ganze Energie nahm? Das war doch offensichtlich! All die Vorfreude auf ihr neues Leben spornte ihn so richtig an! Auch Norah schien es nun von sich aus begriffen zu haben, auch wenn er ein wenig länger brauchte, um in die Puschen zu kommen. Aber das war schon okay so, schließlich hatte der Tahimora genug Energie für sie Beide. Während der Weißhaarige noch sichtlich verschlafen auf die Beine stolperte, war Kit mit einem einzigen Satz aufgesprungen und hinüber zum Spiegel geschlendert. Mit den Fingern richtete er seine Haare ein wenig, sodass diese nicht mehr vollkommen verzottelt waren. Sie sollten sich demnächst definitiv einen Kamm leisten - oder gleich zwei! Denn auch Norah war gerade dabei, das Vogelnest, das sein Haar war, zu verbergen. Es gab so viele Dinge, die sie sich so dringend kaufen mussten, aber bald würde er sich darüber keine Sorgen mehr machen müssen. Da war er sich vollkommen sicher. "Uuuh, der Plan gefällt mir!", trällerte er fröhlich, sah sich vor seinem inneren Auge bereits mit seinem besten Freund in einem heißen Bad schmoren. Hach, das würde schön werden! Aber zuerst mussten sie so richtig hart dafür arbeiten! An der Moral fehlte es den Beiden auf jeden Fall nicht. Zuversichtlich und stolz marschierten sie gemeinsam durch die vollen Straßen der Hafenstadt ... doch aus irgendeinem Grund wollte ihnen keiner Arbeit geben. Waren die alle etwa schon zufrieden? Irgendwelche Probleme mussten sie doch haben ... wo war denn das Problem? Eine Absage nach der anderen folgte ... und nicht ein einziger Auftrag. Letztendlich wurden sie sogar davon gescheucht! Mit einem schweren Seufzen lehnte sich der Fennec gegen die Hauswand in seinem Rücken. Das war wirklich schwerer, als er gedacht hatte ... machten sie womöglich etwas falsch? Mit beiden Händen fuhr er sich über die Ohren, bemühte sich, Ruhe zu bewahren. Auf keinen Fall durfte er seine Hoffnung verlieren! Aufgeben kam nicht infrage, sie waren doch schon so weit gekommen! Sein Blick fiel auf Norah, sein frustrierter Gesichtsausdruck erweichte sofort. "Ssshh, hey...", begann er sanft, stieß sich von der Wand ab, um auf seinen Freund zuzuschreiten. "Ich bin mir sicher, dass es eigentlich ganz leicht ist, wir haben nur noch nicht den Dreh raus. Wenn man es einmal weiß, du weißt doch." Seine Lauscher legten sich ein wenig zurück, ein aufrichtiges Lächeln zierte sein Gesicht. Von einen Moment auf den anderen fing sich der N'doul wieder. Erleichtert atmete Kit aus. Da war er wieder, der richtige Norah! Manchmal wünschte sich Kitani wirklich, dass sein Freund nicht so schnell an sich zweifelte. Zusammen waren sie doch stark, unaufhaltbar sogar! Da gab es keinen Platz für Selbstzweifel. "Ja, hier in der Gasse ist es irgendwie ziemlich staubig.", stimmte er zu, auch wenn er wusste, dass das nicht der wahre Grund für die Tränen in den Augenwinkel des Weißhaarigen gewesen war. "Weiter geht's!" Mit geballten Fäusten nickte er. Irgendwer in dieser riesigen Stadt würde schon Hilfe brauchen. Sie mussten nur Geduld haben und ihn ausfindig machen! Die junge Dame, die sie als nächstes ansprachen, schien jedoch nicht die Gesuchte zu sein. Aufmunternd legte der Fuchs dem Schakal eine Hand auf die Schulter. Nicht aufgeben, es gab noch so viele andere Leute! Sie mussten einfach weiter machen. Doch auch, wenn er sich bemühte, auch er konnte die Enttäuschung in seinen Augen nicht verbergen. Eigentlich rechnete er damit, dass die Frau ihnen direkt den Rücken zuwandte, so wie alle anderen auch. Doch das tat sie nicht. "J-ja, genau!", antwortete er lautstark, nickte dabei kräftig. Um genau zu sein war nur Norah ein Magier ... Kit hatte überhaupt keine Magiebegabung. Nicht die geringste. Aber das behielt er für sich. "Ein schwarzes Brett? Echt jetzt?" Seine Stimme war schlagartig mehrere Oktaven höher, es war fast schon ein aufgeregtes Quietschen. Seine Äuglein wurden groß, schimmerten mit der Sonne um die Wette. Tränen der Erleichterung bildeten sich in seinen Augenwinkeln. War es wirklich so einfach? "Naja, ähm, wir sind ja nicht von hier..." Er kratzte sich hinter dem Ohr. Ein wenig peinlich war es ihm schon, aber woher hätte das Duo es wissen sollen? Das hier war schließlich ihr allererster Tag in dieser vollkommen neuen Welt! "Das würdest du wirklich tun? Ja, bitte!" Diese Dame war wirklich äußerst nett. Sie nickte, ehe sie den Minstrelern mit einer einladenden Handbewegung bedeutete, ihr zu folgen. Ihr langes, weißes Haar wehte leicht in der Meeresbrise, sie besaß, ähnlich wie Kit, ein Paar Tierohren. Ihre waren jedoch deutlich kleiner. Zielstrebig marschierte sie hinüber zu einem großen Platz, in dessen Mitte ein großes Brett stand. Dort stand bereits eine Person, die gerade dabei war, einen Zettel anzupinnen. Einer von vielen. "Da sind wir auch schon. Entscheiden müsst ihr euch schon alleine." Ein sanftes Lächeln zierte ihre Lippen. "Ich muss nämlich weiter, ich habe auch noch etwas zu erledigen. Vielleicht trifft man sich ja mal bei einem Auftrag." Sie zwinkerte, hob die Hand zum Abschied und war im nächsten Moment auch schon zwischen einigen Passanten verschwunden. War sie etwa auch eine Magierin?! "Ich habe es doch gesagt! Es ist echt einfach, wir wussten bloß nicht wie!" Stolz hob Kit das Kinn, ehe er seinen Freund an der Hand packte. "Lass uns schnell was Gutes finden, bevor alles weg ist!" Eilig flitzten sie also hinüber zu dem großen Brett. Mit gewetieten Äuglein ließ der Fuchs seinen Blick über all die Zettel wandern. Wo sollte man da anfangen? "Das ist ja sooo viel Auswahl...", murmelte er leise vor sich hin. Manche Sachen klangen echt gefährlich ... andere hingegen ziemlich langweilig. "Entschuldigung. Seid ihr etwa Magier?" Hm? Das war die Person, die eben noch einen Zettel aufgehängt hatte. "Wärt hr vielleicht so lieb und würdet euch meinen Zettel ansehen? Es ist ziemlich dringend. Und ihr seht aus, als kennt ihr euch aus." Sie nickte auf die Hände der Beiden, die immer noch in einander lagen. Was meinte sie denn damit?! Schnell zog Kit seine Hand zu sich. "Schaut, der hier." Mit dem Zeigefinger tippte sie auf einen der Zettel, der in ordentlicher Handschrift darum bat, zwei Leute zu verkuppeln ...
Es war ein Geschenk vom Himmel, dass die Weißhaarige die beiden Stammeskinder in Richtung des schwarzen Brettes führte. Mit leuchteten Augen betrachtete Norah die Auswahl an Aufträgen. Wo er eben noch verzweifelt nach auch nur einem gesucht hatte, hatte er nun plötzlich eine ganze Bandbreite vor sich. „Ja... du hattest Recht! Wir wussten nur nicht wie!“, nickte der N'doul, stimmte seinem besten Freund zu. Jetzt war die Frage nur, was davon sie machen wollten. Die Welt stand ihnen offen – so, wie sie es sich bei der Reise nach Fiore erhofft hatten! Aufmerksam strichen die Augen Norahs über die verschiedenen Zettel. Auf die Idee, die Frau anzusprechen, die gerade einen neuen angebracht hatte, kam er nicht. Das war aber auch okay, die nahm den beiden Jungs nämlich die Initiative ab. „Der hier...?“ Etwas irritiert nahm Norah den Zettel ab, ehe er den Blick hob und die Fremde aus skeptischen Augen ansah. „Was sollen wir denn machen...?“
„Naja... es ist so“, seufzte die junge Dame und legte sich dramatisch eine Hand an die Wange. „Mein Bruder schmachtet schon seit Wochen nach dieser Verkäuferin aus Crocus. Immer wieder geht er in ihrem Laden einkaufen, obwohl er gar nichts von dort braucht! Sie reagiert sogar ganz positiv, versucht ihm Zeichen zu geben und er checkts einfach nicht! Bitte helft mir und verkuppelt die zwei. Mir geht sein ständiges Seufzen auf die Nerven!“
Mit zusammengezogenen Augenbrauen blinzelte Norah die Frau an, sah dann hinüber zu Kit. War das ihr Ernst? „Sowas machen Magier hier in Fiore?“, hakte er nach, stemmte eine Hand in die Hüfte. Er war ein großer Schamane, kein Kuppler! Das war so gar nicht sein Gebiet! „Was meinst du überhaupt für Zeichen?“ „Naja... die typischen Zeichen eben.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Sie spielt mit ihren Haaren... Sie lacht über seine furchtbaren Witze... Sie lächelt, obwohl er die ganze Zeit nur dummes Zeug quatscht... Sie nennt ihn beim Vornamen, obwohl sie das bei anderen Kunden nicht macht... Beim Bezahlen berührt sie ihn immer... Die Zeichen halt!“ Sie seufzte. Norah dagegen kratzte sich am Kopf. „Und das sind Zeichen für was...?“, murmelte er vor sich hin, entschied sich aber, nicht allzu sehr darauf eingehen. Stattdessen hob er beschwichtigend die Hände. „Okay, okay, ich versteh schon. Jemand braucht unsere Hilfe, also warum nicht?“ Auch wenn solche Annäherungsversuche nicht gerade Norahs Forte waren, war das immer noch besser, als sein Leben da draußen in der Wildnis im Kampf gegen irgendwelche Monster zu riskieren. Stolz klopfte er sich auf die Brust. „Ich bin Norah N'doul, einer der größten Schamanen unserer Zeit. Ich habe eine tiefgreifende Verbindung zu allen Arten von natürlichen Energien, also sollte es nicht schwer sein, die Gefühle von ein, zwei Personen zu lenken“, stellte er sich vor, ehe er die Hand seines besten Freundes nahm und den einen Schritt näher zu sich heran zog. Er würde Kitani nicht vorstellen, das war schließlich unhöflich. Der Tahimora konnte das schön selber machen! „Was meinst du, Kit? Wollen wir der guten Frau helfen?“
Im ersten Moment war der Fuchs mindestens genauso verwirrt gewesen, wie sein bester Freund. So etwas erledigten Magier? Niemals hätte er damit gerechnet, dass Leute mit solch persönlichen Dingen um Hilfe baten. Viel mehr hatte er erwartet, dass sie gefährliche Monster bekämpfen, böse Geister austreiben oder gar Essen für schwache Familien jagen sollten - aber sowas? Es war jedoch keine Enttäuschung, die der Dunkelhaarige verspürte, im Gegenteil. Irgendwie war er sogar erleichtert, denn das bedeutete, dass er sich ebenfalls nützlich machen konnte! Er gab sich zwar gerade als Magier aus, aber die Wahrheit war, dass er das eigentlich nicht war. Während Norah alle möglichen faszinierenden Dinge zaubern konnte, konnte Kit überhaupt nichts. Egal was er tat, es funktionierte einfach nicht. Anscheinend hatte er einfach keine Begabung dafür. Doch wenn es gar nicht nötig war, Magie zu beherrschen, um den Menschen in Fiore zu helfen, war das ja perfekt! Eine große Welle der Erleichterung überrumpelte ihn beinahe. Aufmerksam lauschte er der Dame, seine großen Ohren waren nur auf sie gerichtet. "Hm, das klingt ja genau wie das, was wir immer machen!" Vielleicht hatte sie also doch recht und das Duo kannte sich aus! Nur eins verstand er dabei nicht so recht: Wie kam die Dame dadurch darauf, dass ihr Bruder und die Verkäuferin verliebt waren? War das hier in Fiore etwa mehr als nur freundschaftliches Verhalten? Man sagte ja immer andere Länder, andere Sitten ... vielleicht stimmte das? Kitani legte den Kopf ein wenig schief, behielt seine Fragen jedoch für sich. Er wollte nicht, dass die Frau vielleicht doch Zweifel daran bekam, dass sie geeignet waren. Sein Blick wanderte schließlich hinüber zu dem N'doul. "Wer unsere Hilfe braucht soll sie auch bekommen!", nickte er überzeugt. Endlich hatten sie die Möglichkeit, sich zu beweisen! Und dann auch noch ganz, ohne ihr Leben dabei zu riskieren. Das war doch perfekt, auch, wenn Norah etwas enttäuscht wirkte. Vermutlich hatte er sich erhofft, direkt all seine fantastischen Fähigkeiten als Schamane zur Schau stellen zu können, doch wenn Kit ehrlich war, war er ganz froh, dass das nun (hoffentlich) nicht nötig war. Nicht etwa, weil er an dem Können des Weißhaarigen zweifelte, im Gegenteil. Doch er war einfach froh, dass sie kein Risiko eingehen mussten, um an etwas Geld zu kommen. "Ja, Norah ist wirklich talentiert!", stimmte er ein, ehe er plötzlich zur Seite gezogen wurde. Hm? Moment, wollte Norah etwa, dass er sich selbst vorstellte? N-nun, das kam nun ein wenig unerwartet. Schließlich hatte er selbst keine nennenswerten Fähigkeiten im Vergleich zu dem Weißhaarigen ... "Und, äh, ich bin Kitani Tahimora! Und, ich, ich ... bin ganz clever, was das Planen angeht. Ich finde sicher eine gute Idee, wie sich die Beiden näher kommen können! Ja, so ist das!" Eigentlich hatte er im Stamm gelernt, Kampf- und Jagdpläne zu schmieden ... das hier war doch ein wenig anders. Aber so schwer war die Umstellung doch sicherlich nicht, oder? "Ja natürlich wollen wir das! Schließlich war sie schon so mutig und hat uns direkt angesprochen. Sie hat unsere Hilfe mehr als verdient!" Überzeugt stämmte er die freie Hand in seine Hüfte, mit der anderen hielt er die von Norah fest umklammert. Nun war er doch ein wenig nervös ... das war ja eine ganzschöne Verantwortung ... aber sie waren ja zu zweit und solange sie das waren, konnte nichts schief gehen. Sie waren schließlich das beste Team der Welt! Die Frau kicherte auf die Antwort der Neuankömmlinge hin nur, schien aber äußerst zufrieden zu sein. Sie holte noch einen weiteren Zettel hervor, welchen sie gegen die Pinnwand drückte, um einige Dinge darauf niederzuschreiben. Als sie fertig war, hielt sie ihn dem Duo entgegen. Ein wenig zögerlich nahm Kit ihn entgegen, musterte neugierig die Worte, die darauf geschrieben waren. "Das ist der Laden, wo die Auserwählte meines Bruders arbeitet. Normalerweise kreuzt er da ungefähr in einer halben Stunde auf, das solltet ihr also problemlos schaffen." Sie tippte auf den ersten kleinen Absatz. "Und das hier ist meine Adresse. Da werde ich auf euch warten." Nun deutete sie auf den zweiten Textblock. "Ich mache mich dann mal auf den Weg. Ich verlasse mich auf euch zwei!" Mit einen Lächeln auf den Lippen nickte sie den Beiden zu, ehe sie sich (vermutlich) auf den Heimweg machte. Kit winkte ihr noch kurz hinterher, ehe er sich Norah zuwendete. Laut, aber erleichtert, atmete er aus. "Puuuh, ich bin auf einmal so nervös geworden. Ein Glück hat sie nichts gemerkt." Würde sein Herz noch schlagen, dann würde es vermutlich gerade herumhüpfen wie verrückt. Seine Aufregung stammte jedoch nicht nur von Angst und Sorge, sondern auch einer guten Portion Vorfreude und Hoffnung. "Wir haben es wirklich geschafft, Norah! Wir haben es geschafft!" Er breitete seine Arme aus und schlang sie fest um seinen besten Freund. Jetzt war es wirklich offiziell: Ihr neues Leben hatte begonnen! Nun mussten sie nurnoch unter Beweis stellen, dass sie es auch verdient hatten.
Überrascht zuckte Norah zusammen, als Kitani meinte, dass die sogenannten 'Hinweise' ihrer Auftraggeberin wie das klang, was die beiden auch taten, und blickte den Fuchs mit leicht geröteten Wangen an. „Du... du findest meine Witze furchtbar?“, fragte er überrascht und verschränkte die Arme vor seiner kaum bedeckten Brust, ehe er die Wangen aufblähte und seinen Blick wieder nach vorne wandte. Cool bleiben. Sie hatten gerade erst einen Job bekommen, das durften sie nicht gleich wieder vermasseln. Mit einem Räuspern kehrte der Schakal zurück zu seiner üblichen Selbstsicherheit. „Aber gut, Kitani hat gesprochen! Wir kümmern uns um deinen Bruder! Wenn wir fertig sind, ist er noch viel verknallter als vorher!“ Moment, war es das, worum sie gebeten hatte? Mehr oder weniger kam das schon hin. Wenn die Frau, die er wollte, sich ihm öffnete, würde das sicher auch seine Gefühle vertiefen. Erst recht, wenn sie sich so benahm wie Kit. Etwas Süßeres und Imposanteres konnte sich der N'doul nämlich nicht vorstellen.
„Du bist gut cool geblieben. Ich hab's auch kaum gemerkt“, lächelte Norah und tätschelte sanft die Schulter seines besten Freundes, während die beiden auf dem Weg zu dem Geschäft machten, um das es in ihrem Auftrag ging. Erst studierte er noch kurz die Karte, die hier am schwarzen Brett aufgehangen worden war, schließlich hatten die beiden Stammeskinder absolut keine Ahnung von den Straßen hier in Hargeon, aber es dauerte nicht lange, da war sich der Schamane ziemlich sicher, dass er sie in die richtige Richtung führen konnte. „Jap, wie du sagst: Wir haben unseren Durchbruch! Unser erster Auftrag! Wir sind praktisch schon reich!“ Ein breites Grinsen zeichnete sich auf dem Gesicht des jungen Mannes ab, während er die Hand des Tahimorah etwas fester hielt, dichter an seinen Körper zog. „Hast du gesehen, wie viel Geld da als Belohnung auf dem Zettel stand? Vergiss drei Nächte, davon können wir eine Woche lang irgendwo schlafen! Und was zu Essen kriegen wir da auch noch raus!“ Vor lauter Aufregung – oder eventuell einfach dank schlechter Orientierung – bog Norah dann doch ein paar Mal falsch ab, aber glücklicherweise kam es zu keinen extremen Umwegen. Es dauerte nicht lange, bis sie die Straße erreicht hatten, die sie suchten.
„Traumgarderobe – für sie“, las Norah das Schild vor, das über der Ladentür hing, und blickte über Kits Schulter hinab auf den Zettel, den ihnen die Auftraggeberin mitgegeben hatte. Jap, keine Frage. Das war der richtige Laden. „Das heißt... dieser Typ geht dauernd in einen Laden für Frauenkleidung?“, stellte der Schamane fest und lehnte sich mit dem Rücken gegen die dem Geschäft gegenüberliegende Wand, einen Fuß gegen das kalte Gestein stemmend. Machte der das echt nur für die Liebe? Komischer Kauz. Dem N'doul und Norah erging es da allerdings nicht viel besser. Wenn zwei Kerle in so einen Laden gingen, kam das bestimmt komisch, oder nicht? Mussten sie da überhaupt jetzt schon rein? Der Bruder sollte ja erst in so... zehn Minuten kommen, also war es wohl am Besten, sie warteten bis dahin... oder machte es mehr Sinn, sich das Innere schon einmal anzugucken und vielleicht die Frau, die bezirzt werden sollte, einmal kennen zu lernen? „Was denkst du, oh großer Planmeister?“, grinste Norah seinen Kumpel an. Der hatte sich ja eben als Kopf der ganzen Sache vorgestellt. Dann sollte er sein hübsches Köpfchen auch mal anstrengen! „Was sollen wir jetzt machen?“
Erleichtert atmete der Fuchs auf. Wenn selbst Norah nichts gemerkt hatte, dann musste er seine Nervosität wohl wirklich erfolgreich überspielt haben. Puh! Er hätte sich in Grund und Boden geschämt, wenn er deswegen dafür gesorgt hätte, dass sie den Auftrag nicht bekamen. Es hätte zwar noch genug Alternativen gegeben ... aber es fühlte sich einfach viel offizieller an, wenn man direkt von einer Person um Hilfe gebeten wurde! Nur dann war es wirklich genau so, wie sie es sich vorgestellt hatten. "Reich, reich, reich!", trällerte er fröhlich, plusterte dabei den hoch erhobenen Schweif auf. Im Im Vergleich war der Lohn, den sie sich auf dem Schiff erackert hatten, wirklich ein feuchter Pups. Die Leute hier hatten anscheinend wirklich zu viel Geld. "Und das nicht in einem kaputten Bett bei nem komischen, alten Knacker!", nickte er begeistert, "Und vielleicht können wir uns dann heute so ein richtig cooles Kräuterbad oder so leisten!" Seine Worte waren gefolgt von einem aufgeregten Quietschen. Ein Fuchs durfte ja wohl träumen - und so wie es aussah, würde es womöglich gar nicht so lange bei Träumen bleiben! Mit Hoffnung im Herzen und einer wundervollen Aussicht auf eine ganze Menge Geld machte sich das Duo also auf den Weg. Es war gar nicht so einfach, sich in einer so riesigen Stadt zurechtzufinden. Überall waren Leute und Seitengassen und hinzu kam auch noch, dass sich die Beiden kaum auf den Weg konzentrieren konnten. Letztendlich kam der gesuchte Laden jedoch in Sicht. "Na endlich.", seufzte Kit erleichtert. Wären sie zu spät gekommen, hätte das ihren Auftrag garantiert erschwert. "N-naja, ist das denn so komisch?" Ein wenig verunsichert kratzte er sich hinter dem Ohr. Bereits in frühen Jahren hatte er selbst damit begonnen, die Kleidung des anderen Geschlechts zu tragen. Für ihn war das ganz normal gewesen - vielleicht war es für diesen Mann genauso? Bisher hatte Kit noch niemanden getroffen, der in dieser Hinsicht genauso tickte wie er. Das war etwas, das er nur zu gerne ändern würde ... falls es denn noch solche Leute gab. Es konnte allerdings genauso gut sein, dass der Herr nur in diesen Laden ging, um seine Angebetete zu sehen. Vermutlich war diese Option sogar wahrscheinlicher. "Hm, großer Planma-meister?" Überrascht von der Aussage seines besten Freundes blickte er zur Seite, verbarg so eher schlecht als recht die Röte auf seinen Wangen. "Das habe ich doch nur gesagt, um sie zu überzeugen..." Nervös zupfte er am Saum seines Oberteils herum. Diese Erwartungshaltung machte ihn ganz schön nervös. Er wollte unbedingt einen guten Plan vorschlagen und Norah damit beeindrucken. Aber wenn er ganz ehrlich war ... "Ich habe doch überhaupt keine Ahnung von Liebe und Beziehungen undso..." Nichtsdestotrotz musste eine Idee her und zwar schnell. Tief atmete er also durch, versuchte, seine aufgewirbelten Gedanken wieder zu beruhigen. Es brachte ja nichts - und so konnte er sich überhaupt nicht konzentrieren. Er griff nach oben an die Spitzen seiner Ohren, um diese herunterzuziehen und gab einen leisen "Hmmm."-Laut von sich. Es war etwas, das er nur zu gerne tat, wenn er über etwas nachdachte, aus irgendeinem Grund schien es ihm zu helfen. So wie es schien hatte die Dame ja bereits Interesse gezeigt, wartete eigentlich nurnoch darauf, dass er den nächsten Schritt wagte. Dort mussten sie also noch nicht eingreifen. Die Frage war eher: Was war dieser Schritt? Eine Einladung zu einem romantischen Abend? Oder g-gar ... ein Kuss?! Nein, das wäre doch viel zu schnell, oder? Für einen Moment drifteten seine Gedanken ab. Er selbst hatte noch nie jemanden so richtig geküsst, konnte also schlecht einschätzen, wie wichtig das war. Er wusste nur, dass man das machte. Manchmal gab er Norah ein Küsschen auf die Wange, aber das war etwas ganz anderes. Konzentration! Wenn Kit zumindest eins wusste, dann war es, dass, wenn er jemanden küsste, er nicht wollen würde, dass sich jemand anderes bewusst einmsichte. Das war schließlich richtig peinlich. "Ich glaube wir sollten eher unauffällig handeln." Wie Geheimagenten oder so. Er ließ seine Ohren wieder los, sodass diese von ganz alleine zurück in eine aufrechte Position sprangen. "Vielleicht können wir ihnen eine Falle stellen? Also, eine Positive. Sodass sie ganz unbewusst zugeben, was sie von einander wollen. Und dann zack!" Er klatschte. "Haben wir unser Ziel quasi schon erreicht." Seine Augen wanderten hinüber zu Norah. Somit fehlte eigentlich nurnoch eine Sache: "Aber was für eine Falle wollen wir ihnen dann stellen. Hast du eine Idee?"
„So meine ich das nicht. Du weißt, dass ich das nicht so meine!“, gab Norah zurück, als Kitani fragte, ob es komisch für einen Mann war, Frauenkleidung zu kaufen. Manchmal vergaß der N'doul, dass sein Freund nicht schon immer der war, der er jetzt war. Für ihn war der heutige Kitani einfach so selbstverständlich, dass er sich manchmal aktiv daran erinnern musste, wie er als Kind ausgesehen hatte. „Beim besten Willen, ich bin der letzte, der sagt, dass ein Typ nicht bei Mädels mitmachen kann. Bin doch nicht mein Vater“, schnaubte er mit verschränkten Armen. „Aber so klang es halt nicht, als sie es uns erzählt hat. Er, er, er hat sie gesagt. Wenn jemand dich dauernd ein Mädel nennen würde, würd ich dem auf die Nase hauen!“ Naja, aktuell wussten sie beide nicht, wie das mit dem Bruder wirklich aussah, also sollten sie sich wohl lieber mit konstruktiveren Themen beschäftigen. Zum Beispiel mit den Plänen, mit denen Kitani vorhin so geprahlt hatte. Der war jetzt aber ein gutes Stück weniger selbstsicher, was dem Schakal ein Grinsen aufs Gesicht trieb. „Nanu, plötzlich so kleinlaut, großer Krieger?“, meinte er amüsiert, ehe er sich von der Wand abstieß und auf den Fuchs zutrat, bis er dicht vor ihm stand und ihm eine Hand auf die Schulter legen konnte. Aus dem bissigen Grinsen war schnell ein warmes Lächeln geworden. „Hey, kein Grund, nervös zu sein. Zusammen kriegen wir das schon hin... und ich hab dich schon jagen gesehen, ich weiß genau, wie toll deine Pläne sind, Kit! Ich vertraue dir, also vertrau dir auch ein bisschen selbst, ja?“
So, wie Norah ihn kannte, fasste sich Kitani wieder, überlegte in aller Ruhe. Es schien auch zu funktionieren. „Unauffällig, ja? Das kann ich gut“, nickte der Schakal, der es gewohnt war, Dinge zu tun, bei denen man ihn nicht erwischen sollte. Eine Falle klang ja an sich nicht schlecht, aber wie sollte die aussehen? „Eigentlich bist du ja der Fallensteller von uns...“, meinte Norah nachdenklich, ließ aber seinen Kopf dennoch nachdenklich zur Seite kippen, sodass die langen Ohren seiner Mütze auf und ab wippten. Eine Falle, die jemanden dazu brachte, zuzugeben, was er fühlte... Der N'doul war sich ziemlich sicher, dass ihn noch nie jemand auf so eine Weise gemocht hatte. Wieso auch? Seine Stammesmitglieder hatten ihn alle für einen furchtbaren Menschen gehalten und auch in Minstrels Hafenstadt Sao Palma war er nicht mehr gewesen als Abfall am Straßenrand. Und er selbst... Nein, verliebt war er noch nie gewesen. Die innigste Beziehung seines Lebens war ohne Zweifel die enge Freundschaft, die er mit Kitani teilte – nichts Anderes kam auch nur nahe. Aber er musste sagen... Bei jemandem, den er so sehr mochte, war es viel einfacher, ehrlich zu sagen, was er fühlte. „Vielleicht ist die Hürde kleiner, als wir denken...“, murmelte er vor sich hin und überlegte, was ihn am Ehesten dazu antrieb, Kitani zu zeigen, wie viel er ihm bedeutete. An sich war Norah ein ziemlicher Feigling, aber wenn es um Kits Wohlergehen ging, dann wuchs er über sich hinaus, um ihn zu beschützen. Ob die Verkäuferin wohl zugab, wie sie sich fühlte, wenn sie gerettet wurde? „Okay, ich hab's!“, meinte der Schamane und reckte stolz seine Nase in die Luft. „Wir müssen den zwei nur einen ordentlichen Schock verpassen! Er beschützt sie, und ihr fällt auf, wie heldenhaft er ist! Dann ist sie entweder so dankbar, dass sie ihm ihre Gefühle gesteht, oder er fühlt sich so selbstbewusst, dass er es tut!“ Ein Kinderspiel. Norah wusste auch schon genau, wie er das anstellen konnte. Belehrend hob er seinen rechten Zeigefinger. „Wir können ihnen ja glauben machen, dass es brennt! Ich kann eine Feuer-Verzauberung auf eine der Sachen legen, dann sieht es so aus, als würden die Klamotten verbrennen, obwohl ihnen eigentlich gar nichts passiert! Einfach, sicher, Liebesgeständnis garantiert! Wie klingt das, Kit?“
Verlegen kratzte sich der Fuchs an der Nase. Eigentlich wusste er ja, dass Norah niemand war, der ihn für seine Andersartigkeit verurteilte. Genau genommen machte sich der Weißhaarige vermutlich weniger Gedanken darüber als Kit selbst. Darüber war er außerordentlich erleichtert, es war schön, einfach akzeptiert zu werden, ohne dafür kämpfen zu müssen. In Minstrel hatten sie sich ständig dafür einsetzen müssen, überhaupt als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft angesehen zu werden ... Trotzdem ergriffen den Fennec manchmal Zweifel, jedoch nicht an seinem besten Freund, sondern an sich selbst. Zweifel, die so stark waren, dass er sogar begann, seinem Kumpel falsche Worte in den Mund zu legen. "Du hast Recht, das war unfair. Du bist nicht wie die Anderen." Ein sanftes, erleichtertes Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. "Oh ja, dann würden wir ihn zusammen verprügeln!" Es war wirklich ein Segen, Norah an seiner Seite zu haben. Auch wenn sie sich nur zu gerne gegenseitig ärgerten, sich aufzogen und neckten, in Momenten des Selbstzweifels waren sie stets für einander da. "Ich bin kein großer Planer ... und selbst wenn, dann bin ich immer noch kein Liebesbote!", murrte er, zog eine Schnute und lehnte den Kopf zur Seite. Das war etwas komplett anderes. Trotzdem schien der N'doul ihm und seinen Fähigkeiten zu vertrauen und seine warme Geste sorgte sofort dafür, dass die angespannten Gedanken des Fuches sich lockerten. Er legte seine Hand auf die seines Begleiters und nickte. "Danke. Ich vertraue dir auch! Wir kriegen das Pärchen schon verkuppelt!" Sie mussten nur zuversichtlich sein und sich bemühen. So wie sie es immer taten. Und bis jetzt hatte es auch immer irgendwie geklappt! Heute würde keine Ausnahme sein, sie würden auf keinen Fall scheitern. Mit neu gefundenem Elan machte sich der Schwarzhaarige direkt daran, sich die Grundlagen ihres Vorgehens auszudenken. Eine ordentliche Basis war schließlich das, was jeder erfolgreiche Plan benötigte. Darauf konnten sie dann schließlich auf- und ausbauen. So war Kit schon immer vorgegangen, auch, wenn er nicht unbedingt jeden einzelnen Schritt mit seinem Umfeld teilte. Oft legte er direkt einen kompletten Vorschlag vor, doch heute benötigte er Hilfe. Das war einfach nicht sein Fachgebiet. "Meine Fallen dienen eigentlich dazu, Eindringlinge oder Beute zu fangen, das ist anders..." Peinlich berührt zog er die Schultern nach oben. Seine Fähigkeiten waren stark auf das Leben im Stamm beschränkt. Da hatte es Norah definitiv besser mit seiner faszinierenden Magie und seinen Schleichfähigkeiten! Gemeinsam überlegten sie also weiter. Es musste ja schließlich eine Möglichkeit geben, ein Geständnis aus ihnen herauszulocken. "Kleiner, hm?" Er zog seine Ohren wieder nach unten und schloss die Augen. Das machte irgendwie Sinn, schließlich mussten die Beiden ja ein gewisses Bedürfnis haben, ihre Gefühle zu verraten. Wenn man jemanden mochte, wollte man diesem ja auch nahe sein und das ging nur, wenn man auch wusste, dass man einander lieb hatte. Ob es vielleicht Furcht vor einer Abfuhr war, die die Turteltäubchen zurückhielt? Das war die einzige logische Erklärung, auch, wenn es laut er Schwester doch so offensichtlich war, dass sie das selbe fühlten. Aber wie bekämpfte man so eine Angst schnell und effektiv? Man, das war gar nicht so einfach! Als Norah wieder das Wort ergriff, schreckte der Tahimora aus seinen Gedanken heraus. Er zuckte zusammen, ließ sofort seine Ohren los, er hatte ganz vergessen, dass er seinen Freund gebeten hatte, mit ihm nachzudenken! Der Schreck war jedoch sofort wieder vergessen, sodass er sich voll auf die vorgeschlagene Idee konzentrieren konnte. Seine neugierigen, aufmerksamen Augen lagen auf dem Weißhaarigen, während dieser erzählte. "Ah, du willst also ihre Angst umleiten und gleichzeitig die anderen Gefühle, die sie für einander haben, hervorheben!" Er nickte begeistert. Das war genial! "Vielleicht hättest du auch ein Krieger werden sollen!" Seine Lunte wackelte aufgeregt. Am liebsten wollte er die Idee sofort umsetzen. Unruhig bewegte er sich auf der Stelle. "Man, was würden wir nur ohne dich als großen Magier machen?" Wie gerne Kit auch etwas mit seiner Magie beigetragen hätte ... doch er konnte ja keine wirken. Immerhin hatte er die Grundlage für ihr Vorhaben geliefert, das war ja auch schonmal etwas, richtig? Er durfte sich jetzt auf keinen Fall von seinen Selbstzweifeln verunsichern lassen. "So machen wir es, Norah!" Er ballte seine Hände zu Fäusten und nickte kräftig. Fast wie auf Kommando spazierte ein junger Mann um die Ecke. Sein kurzes Haar war dunkel und seine Augen huschten nervös umher. War er das womöglich? Er schien auf den Laden zuzugehen, als er das Duo erblickte und stehenblieb. Sofort packte Kitani seinen Kumpel und brachte diesen dazu, sich die Klamotten im Schaufenster anzusehen. Anscheinend wollte der Dunkelhaarige nicht dabei beobachtet werden, wie er in einen Frauenladen spazierte. Wieso machten sich Leute darüber nur so viele Gedanken? Es war doch nur Stoff ... Eine kleine Klingel ertönte, als er die Eingangstür öffnete und eintrat. Ein weiteres Klingeln, als die Tür wieder geschlossen wurde. "Das muss er gewesen sein!", zischte der Fennec leise, aber sichtlich aufgeregt. Seine Füße konnten nicht mehr stillstehen. "Komm, lass uns schnell hinterher. Vielleicht fühlt er sich ja auch sicherer, wenn er nicht der einzige Mann in dem Laden ist?" Er packte den N'doul an der Hand und betrat in kurzem Abstand zu dem Dunkelhaarigen den Shop. Sofort wurden sie von einer freundlichen, jungen Stimme begrüßt. Über die Schulter blickte sie dem ungewöhnlichen Duo entgegen, ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen. "Hallo, herzlich Willkommen!" Ihr rundes Gesicht wurde von sanften, roten Locken umspielt. Anscheinend war sie gerade dabei gewesen, dem schüchternen Dunkelhaarigen etwas zu zeigen. Leise entschuldigte sie sich bei ihm, ehe sie hinüber zu den neuen Gästen huschte. "Ich bin Miya und kümmere mich um diesen Laden. Kann ich euch irgendwie helfen?" Ihr Blick war offen und herzlich, entweder sie war gut, darin es zu verstecken oder es wunderte sie nicht im geringsten, dass noch mehr junge Männer in ihr Geschäft für Frauenbekleidung spaziert kamen. Kuz blickte Kit zu seinem besten Freund hinüber, ehe er die Hand hob und abwinkte. "Oh, nein, nein. Wir möchten uns nur etwas umsehen." Sie nickte, sah ehrlich gesagt sogar ein wenig erleichtert aus. "Okay, falls ihr eure Meinung ändert, ich bin da drüben bei Akio- oh, äh, ich meine bei dem anderen Kunden."
“Ich, ein Krieger? Nein, wirklich nicht”, lachte Norah auf und hob abwehrend seine freie Hand vor sich, während er mit der anderen wieder seinen an die Wand gelehnten Speer aufnahm. Das Leiten von Energien war der Alltag eines Schamanen, nicht eines Kriegers - da war es nur natürlich, dass er auch beim Thema Gefühle eher daran dachte, wie man sie umleiten konnte, anstatt komplett neue Aufflammen zu lassen. Dass sie existierten, das hatte die Auftraggeberin ja schon bestätigt, und wenn das stimmte… Nun, dann sollte Norahs Methodik aufgehen. Vermutlich. Das machte ihn aber noch lange nicht zu einem Krieger. “Sag bloß, du hast vergessen, wie unser kleiner Kampf gestern gelaufen ist…” Zwar konnte der N’doul seinen selbst geschnitzten Speer ein bisschen herum schwingen und dabei auch ganz gut aussehen, das war aber mehr Show als Kampfkunst. Er hielt sich zwar halbwegs fit, war aber weder besonders stark, noch besonders schnell. Als Krieger wäre er einer von denen dir früh fielen, weil sie einer überraschenden Herausforderung nicht gewachsen waren. Ohne seine Magie hätte der Schakal schließlich überhaupt nichts, was ihn zu etwas Besonderem machte…
Plötzlich von Kit gepackt verlor Norah kurz das Gleichgewicht, wurde so vor das Schaufenster des Ladens gezogen, dass er nicht anders konnte, als sein verwirrtes Spiegelbild im Glas anzustarren. “Wer ist da?”, hakte er leise nach, ließ seine Augen erst hinüber zu Kitani zucken, ehe er durch die Scheibe ins Innere das Ladens auf den jungen Mann blickte, der gerade hinein gegangen war und mit der Verkäuferin sprach. Und die… machte echt das, was die Schwester angekündigt hatte! Sie spielte mit ihren Haaren und lachte über irgendwas! “Oh, das muss der Bruder sein!” Der wirkte ganz schön nervös, mit seinen roten Wangen und seinem Blick, der nur gelegentlich in der Lage war, Augenkontakt herzustellen, aber den Rest der Zeit über Regale und den Tresen huschte. “Der würde keine drei Tage draußen im Dschungel überleben”, seufzte Norah und schüttelte den Kopf. Was für ein Versager. Kein Wunder, dass er ihre Hilfe brauchte! Von seinem besten Freund mitgezogen folgte Norah hinein in das Geschäft und sah sich um. Wie erwartet waren hier nur Kleider, Blusen, Röcke… War das da hinten Unterwäsche?! Die Zähne zusammenbeißend wandte Norah seinen Blick ab. Nein, es war nicht falsch, wenn ein Mann die Klamotten einer Frau tragen wollte oder sonstwas, aber… es gab Dinge, die wollte der N’doul einfach gar nicht sehen! Man sah ihm wohl an, dass er sich nicht ganz wohl hier fühlte. Die Verkäuferin, die sich nach dem kurzen Austausch mit Kit eigentlich wieder ihren eigenen Themen widmen wollte, schien es auf jeden Fall zu merken und sah ihn aus freundlichen Augen an. “Ist alles in Ordnung? Geht es dir nicht gut?”, hakte sie nach, ihre Stimme sanft mit einem Hauch von Sorge darin. Der Schakal zuckte leicht zusammen. “Oh, äh… Ja. Nein, alles gut, ich…” Er zögerte kurz. Eigentlich wollten sie doch keine Aufmerksamkeit auf sich lenken. “Ich bin in Ordnung. Bin es nur nicht gewöhnt, in… Läden wie diesem rumzulaufen.” “Ah, das kann ich mir vorstellen”, nickte sie, ihre Sorge wie weggefegt, und schenkte dem Weißschopf ein warmes Lächeln. “Kauft ihr für eine Freundin ein? Oder für jemanden in der Familie? Ein Geschenk?” “Was? Nein!” Perplex hob Norah eine Augenbraue, guckte diese Frau an, als wäre sie irre. Eine Freundin? Da wüsste er niemanden - nicht zuhause und erst recht nicht hier in Fiore. Und sein Vater würde sicher auch nichts von hier wollen. Er schüttelte abfällig den Kopf, mit dem Ende seines Speers auf den Boden klopfen. “Pah! Da wüsste ich gar nicht, für wen! Abgesehen davon verschenke ich doch nichts! Ich bin hier, weil…” Moment, das konnte er nicht sagen. Norahs Augen weiteten sich und seine Wangen wurden rot. Wie dumm von ihm, da hätte er sich fast verplappert! Peinlich berührt schaute er zu Boden. “Ähm… ich bin aus… meinen eigenen Gründen hier.”
Der Blick, den der Schakal für seinen Ausbruch erntete, war mehr als perplex, wandelte sich aber, als das Leuchten der Erkenntnis in den Augen der Verkäuferin erschien. “Oh, ich verstehe!”, nickte sie und legte die Hände vor ihrer Brust zusammen, während sie rein gar nichts verstand. “Mach dir keine Sorgen! Es ist vollkommen in Ordnung, mal etwas Neues auszuprobieren.” “H-Hä?” Verdutzt starrte Norah sie an, realisierte aber schnell, dass was auch immer sie sich gerade in ihrem Kopf ausmalte für sie auf jeden Fall logischen Sinn zu ergeben schien. Was auch immer sie dachte, war für ihn die perfekte Gelegenheit, seine eigentlichen Intentionen unter den Tisch zu kehren. Entschlossen hob er seine rechte Faust. “Äh, ja! Ganz genau! Ich… ich will etwas Neues ausprobieren!”, bestätigte er und sie verneigte sich leicht, ehe sie in Richtung des hinteren Teils des Ladens deutete. “Sehr gerne. Ich suche dir gerne ein paar Stücke in deiner Größe heraus. Komm mit, ich zeige dir den Umkleideraum.” Verdutzt folgte Norah ihr, ehe er realisierte, was sie da eigentlich vorhatte. Oh… damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Sein Kopf wurde endgültig von Röte umschlossen, während sein Kopf raste, um zu überlegen, wie er von dieser Situation aus zurück zum eigentlichen Plan kommen sollte. Gerade… fiel ihm nichts ein. “Gibt es eine Stilrichtung, die du gerne ausprobieren möchtest? Oder bist du da noch unentschlossen?”, fragte sie freundlich und Norah, der von solchen Sachen absolut keine Ahnung hatte, sah hilfesuchend zu seinem besten Freund hinüber. “Ääh… W-was sagst du, Kit?”
Es wunderte Kit kein bisschen, dass sein bester Freund es ablehnte, ein Krieger sein zu können. Er war schließlich äußerst zufrieden in seiner Rolle als Schamane gewesen und gut war er darin ebenfalls gewesen! Der Tahimora selbst hingegen war sich nie wirklich sicher gewesen, ob er als Krieger wirklich etwas taugte. Er war weder groß, noch muskulös, so wie die Anderen. Er war es nur geworden, weil seine Eltern es so wollten. In all den Jahren hatte er zwar seine Nische im Pläneschmieden gefunden, aber er hatte sich trotzdem nie als richtiger Krieger gesehen. Er seufzte. Wieso ließ er sich davon noch immer herunterziehen? Diese Zeiten lagen in der Vergangenheit und würden nie wiederkehren. Seine Familie, nein, der gesamte Stamm, glaubte, er wäre tot. "Das ist doch was anderes!", entgegenete er und schüttelte sich einmal kräftig, "Du kennst nur nicht die richtigen Taktiken! Und du willst ja gar nicht gewinnen." Ups, das hätte er besser nicht laut aussprechen sollen. Das durfte er doch eigentlich gar nicht wissen! Schnell fuhr er sich über den Mund, ehe zum Glück auch schon der Bruder um die Ecke kam und die gesamte Konzentration der Magier einforderte. Kurz nach dem Blauhaarigen betrat das Duo den Laden und wurde dort direkt von der erwähnten Verkäuferin empfangen. Kitani war gerade dabei gewesen, sie abzuwimmeln, da war ihr Norahs Nervosität aufgefallen. Sie war wirklich aufmerksam! Fürsorglich erkundigte sie sich nach den Sorgen und Wünschen des Weißhaarigen, während dessen Kollege nur daneben stand und kontinuierlich mehr damit zu kämpfen hatte, sein Lachen zu unterdrücken. Zum Glück konzentrierte Miya sich gerade voll und ganz auf den N'doul, sodass Kit das immer größer werdende Grinsen gerade noch so hinter seiner Hand verstecken konnte. Um sich zu beruhigen schickte er seinen Blick durch den gesamten Laden. Alles hier war so feminin und in hellen Tönen. Vieles schien außerdem ziemlich eng geschnitten. Das war wirklich das exakte Gegenteil von dem, was die Magier trugen. Seine Seelenspiegel wanderten weiter ... und trafen plötzlich die des Bruders. Dieser linste gerade vorsichtig über seine Schulter, sah wohl nach, wo seine Angebetete blieb, blickte jedoch direkt wieder weg, als er bemerkte, dass er gesehen wurde. Gerade hatte Norah noch behauptet, dass Akio keine halbe Woche im Dschungel überleben würde ... dabei waren die Beiden sich gerade eben gar nicht so unähnlich! Apropos Norah! Das Grinsen auf dem Gesicht des Fuchses verschwand schlagartig, als er realisierte, dass sein bester Freund gerade dabei war, ihren Auftrag auszuplaudern. Schnell verpasste er ihm einen -hoffentlich- unauffälligen Stups mit dem Ellenbogen in die Seite, woraufhin er sich wieder fing ... zumindest halbwegs. Das nervöse Stottern blieb, doch dafür hatte er sich mit einer geschickten Notlüge aus der brenzligen Situation herauswinden können. Diese war jedoch alles andere als spezifisch, sodass die liebe Verkäuferin ihre eigenen Schlüsse zog. Sie schien so offen und hilfsbereit, als sie verkündete, dass es okay war, 'Neues' auszuprobieren, dass Kit sich schon fast schlecht fühlte, als er einen lauten Lacher herunterschlucken musste. Er kannte Norah und wusste nur zu gut, wie stolz er auf seine Männlichkeit und sein Aussehen war. Der hatte sicherlich nicht vor, wirklich etwas Neues auszuprobieren. Doch dieses Grab hatte er sich selbst geschaufelt und auch, wenn es für ihren Auftrag unpraktisch war, Kit konnte sich einfach nicht dazu bringen, diese Situation zu beenden. Außerdem wäre es sicherlich hinderlich, wenn sie überhaupt keine Ausrede hatten, wieso sie in diesen Laden spaziert waren. Mit einem listigen Lächeln erwiderte er den hilfesuchenden Blick seines Freundes. "Wie wäre es mit etwas richtig niedlichem? Mit Rüschen oder vielleicht in rosa?" Miya schien absolut begeistert von dieser Idee. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und nickte entschlossen. "Oh ja, das passt sicher gut zu deinen schönen, weißen Haaren. Geh schonmal vor, ich suche das perfekte heraus!" Mit diesen Worten huschte sie davon und ließ das Duo vorerst alleine. Sofort brach der Tahimora in leises Kichern aus, wischte sich dabei eine Träne aus dem Auge. Das war zwar ein wenig gemein, aber er konnte es einfach nicht zurück halten. "Das ist doch eine gute Chance,", versuchte er Norah zu erklären, musste aber zwischendrin immer wieder lachen. "Rede doch ein wenig mit ihr, während ihr die Sachen ausprobiert. Ich schaue solange, ob ich dem Bruder etwas Mut machen kann." Für ihren Plan war das zwar eigentlich nicht nötig, aber es konnte trotzdem nicht schaden. Je besser sie vorbereitet waren, desto größer waren auch die Chancen für den Erfolg! "Und zeig mir dann dein fertiges Outfit, ja?"
„H-Häh?“ Schockiert zuckte Norah zusammen, als Kitani behauptete, er wolle ihre kleinen Kabbeleien überhaupt nicht gewinnen – bevor er darauf reagieren konnte, wurde er aber auch schon von seinem besten Freund hin und her gezogen. Irgendwie hatte sich die Quest mit dieser Aussage sehr plötzlich sehr hektisch entwickelt – so sehr, dass Norah am Ende von der Verkäuferin, die sie doch eigentlich manipulieren sollten, in eine Umkleidekabine gesteckt wurde, zusammen mit einem Kleid, das er eigentlich wirklich nicht hatte anprobieren wollen. Aber gut, was hatte er an diesem Punkt für eine Wahl? Kit wollte, dass er mit ihr sprach und... und was? Was sollte er aus ihr herausholen? Wollten sie nicht eigentlich Feuer machen. „Nnh... Na gut...“, stimmte Norah widerwillig ein und begab sich in die Umkleide, bekam kurz darauf auch schon ein Kleid hinein gereicht. Das... sollte er also anprobieren, ja?
„Sicher, dass das meine Farbe ist?“, fragte er nach, betrachtete die rosanen und violetten Töne, die den Stoff dominierten. Die dunkleren Stellen waren seinen üblichen Klamotten gar nicht mal so unähnlich, wenn er ehrlich war. Außerdem... hatte sie wohl gemerkt, dass er seine Haut gern unbedeckt hielt. Brustkorb, Bauch, Arme und Beine waren so ziemlich nur da bedeckt, wo sie es sein mussten. Und so etwas trugen Frauen...? „Das sehen wir, wenn du angezogen ist“, antwortete seine Gesprächspartnerin höflich und kicherte dann leise. „Dein Freund wird es sicher mögen.“ „Äh... Ja, ich schätze schon.“ Etwas nervös kratzte sich Norah am Kopf, ehe er einen ersten Arm in das Kleid zwängte. War das der richtige Weg, es überzuziehen? Und umso wichtiger: Würde es Kitani echt gefallen? Er hatte schließlich um die ganzen Rüschen und Schlaufen gebeten, und davon waren an diesem Kleid definitiv mehr als genug. Nun ja, er würde später sehen, was der Fuchs dachte. Erst einmal sollte er vermutlich mehr mit der Verkäuferin Sprechen... auch wenn Small Talk nicht wirklich zu Norahs Stärken gehörte. „Wie... wie suchst du eigentlich deine Kleider aus?“, fragte er also, ein wenig ungeschickt, aber thematisch stimmig, während er mit dem Kleidungsstück kämpfte. Es wollte einfach nicht so, wie er es wollte. „Guckst du auch, was... was deinem Freund da vorne gefällt?“ „Was? Mein... mein Freund?“ Norah konnte von hier drinnen quasi hören, wie seine Gesprächspartnerin rot wurde. Nicht, dass er mit dem Rot werden Erfahrung hatte, aber sie klang sehr so, als wäre sie peinlich berührt. „Also, ich... Ich habe gar keinen Freund, haha. Akio ist zwar süß, aber er... er mag bestimmt jemand anders...“ Etwas irritiert stockte Norah. „Du hast echt keinen Freund? Überhaupt nicht?“ Das war ja krass. Freunde hatte doch eigentlich jeder. „Das ist ja traurig. Ich mag mir gar nicht vorstellen, so allein zu sein.“ Der Schakal realisierte es nicht so recht – er realisierte einige Teile dieses Gespräches nicht so recht –, aber er traf gerade einen wunden Punkt bei der freundlichen, jungen Dame auf der anderen Seite des Vorhangs. Die lachte kurz – ein gequältes, erbärmliches Lachen – und legte sich die Hände auf die Brust. „Aha... haha... Ja, da hast du wohl Recht“, stimmte sie widerwillig zu und legte mit einem gezwungenen Lächeln den Kopf zur Seite. „Aber was soll ich tun, wenn der Mann, den ich mag, schon eine Freundin hat? Ich kann ja nur mit ihm reden, weil er hier immer Geschenke für sie kaufen kommt...“ „Hm? Ich versteh das Problem nicht.“ Norah klang etwas abgelenkt, hatte gerade einen Reißverschluss in seinem Kleid entdeckt. Ob der wohl einen Nutzen hatte? Und wo der angebracht war... War das vorne oder hinten? „Man kann doch nicht nur einen Freund haben. Frag ihn doch, ob du auch seine Freundin sein kannst.“ Das brauchte sie vermutlich gerade mehr als irgendwelchen Liebeskram. Erst einmal sollte sie ein paar Freunde finden! Das würde ihr guttun! Sie sah das aber wohl anders, wurde wieder knallrot. „Wie? Was sagst du?“, keuchte sie und schüttelte den Kopf. „Aber... das geht doch nicht... S-seid ihr etwa so drauf?“
Okay, die Situation war Miya ganz schön unangenehm. Den Kopf schüttelnd schob sie das Thema beiseite. „Ähm, ist ja auch egal. Sag mal, kommst du da drin klar? Du brauchst ganz schön lange?“ „Ähm... ich hab's fast“, log Norah, der noch immer absolut keinen Plan hatte, wie er in dieses Ding reinkommen sollte. So viel Haut es auch zeigte... das Kleid war weit restriktiver, als er es gewohnt war. Resignierend seufzte er. „Ehrlich gesagt... Ich weiß nicht, wie ich das richtig anziehe.“ Ach, richtig. Er hatte ja gesagt, dass er gerade etwas Neues ausprobierte. Er hatte vermutlich noch keine Kleider getragen. Miya kicherte. „Ach, dann sag doch was! Moment, ich helfe dir“, sprach sie freundlich und der N'doul stutze. „Moment, was...?“ Bevor er die Frage beenden konnte, hörte er auch schon die Bewegung des Vorhangs und spürte, wie Hände an seinem Kleid zu zupfen begannen. „Hey, was machst du da?“, hallte seine Stimme durch den Laden, plötzlich ein gutes Stück lauter als vorher. „N-nicht anfassen! Hey, nein! D-da erst Recht nicht! L-lass mich in Ruuuheee!“
Hätte Kitani auch nur im Ansatz gewusst, was für ein Gespräch sein Kumpel da, gerade so außerhalb seiner Hörreichweite, führte, hätte er sich garantiert mit der flachen Hand mitten ins Gesicht geklatscht. Liebe war ein Thema, das ihm mindestens genauso fremd war wie ... keine Ahnung, Astrophysik oder so. Doch selbst er hätte verstanden, dass es bei Miya nicht um die Art Freund ging, wie die Stammesflüchtlinge es waren, sondern um die Art von Freund, die man küsste und so richtig schnulziges Zeug mit machte. Da er von all dem aber nichts ahnte, konzentrierte er sich stattdessen darauf, Akio irgendwie näher zu kommen. So unauffällig wie möglich streunte er durch die Gänge, schaute sich hier und da mal ein Kleidungsstück an, ehe er es wieder zurückhängte. Nein, von all dem würde er nichts tragen wollen. Dafür fühlte er sich viel zu wohl in seiner aktuellen Kleidung. Zum Glück ging es darum aber auch gar nicht. Irgendwann landete er direkt neben dem Blauhaarigen, ganz zufällig natürlich. Dieser versuchte viel zu offensichtlich, Augenkontakt zu vermeiden, doch davon durfte sich der Fennec nicht abhalten lassen. Vorsichtig tippte er dem jungen Mann auf die Schulter, der direkt zusammenzuckte. "Ähm, darf ich da mal hin?" Wie sonst hätte er ein Gespäch anfangen sollen? Er konnt ihn ja nicht einfach so grundlos anquatschen. Die Frage war jetzt nur: Wie hielt er das Ganze am laufen? Akio trat nickend zur Seite, antwortete nicht ein Wort. Der machte es einem wirklich nicht leicht! Wie hätte sich Norah in dieser Situation bloß verhalten? Vermutlich hätte er mit seinem Speer auf den Boden gestampft und einfach plump 'Was hälst du von Miya?' gefragt. Der N'doul besaß aber auch eine riesige Menge an Mut, ganz im Gegensatz zu Kit. Dieser wurde bereits rot, wenn er nur daran dachte, so direkt zu sein. Aber hatte er gerade wirklich die Möglichkeit, er selbst zu sein? Das hier war schließlich was anderes als seine Freizeit. Da gab es jemanden, der sich auf ihn verließ und sogar bereit war, ihn für seine Mühen zu bezahlen. Nervös starrte er hinab auf die Kleiderbügel, die er nun schon mehrfach mit seinen zittrigen Händen hin und her geschoben hatte. Er schluckte. Eigentlich war es doch gar nicht so schwer, er musste nur ein paar Worte aussprechen. "Äh-ähm... sag mal, es scheint als würdest du Miya kennen...", begann er, hob langsam den Blick und nahm peinlichen Augenkontakt mit Akio auf. "Magst du sie? So richtig?" Mit einem nervösen Grinsen fuhr er sich über die Ohren, wartete ungeduldig auf die verzögerte Antwort des blauhaarigen Lauchs. Dieser wirkte regelrecht überrollt von dieser vollkommen spontan wirkenden Frage. "Öh, also- wieso willst du das denn wissen?" Das war eine Gegenfrage und nicht im geringsten eine Antwort!! Damit konnte Kit überhaupt nichts anfangen! "Mmhh, nur so?" Nervös zog er die Schultern nach oben, ließ seinen Blick ziellos durch den Laden wandern. Das war ja mal komplett nach hinten los gegangen. "Hä?" Stille hing einen Moment lang im Raum. "W-warte ... magst du sie etwa auch?!" Völlig überrascht von dieser Schlussfolgerung riss der Fuchs die Augen auf und lehnte den Kopf nach hinten. Warte mal... "Auch?!" Die beiden jungen Männer standen sich gegenüber, einer guckte verdutzter und planloser als der andere. Dieses Gespräch war eine Katastrophe!
„N-nicht anfassen! Hey, nein! D-da erst Recht nicht! L-lass mich in Ruuuheee!“
Die lauten Worte des N'douls, die nun durch den Laden hallten, waren Segen und Fluch zugleich. Einerseits erlösten sie Kitani von diesem fürchterlichen Gespräch, andererseits überrumpelten sie ihn jedoch auch mit einer gewaltigen Welle Sorge. "Norah!" - "Miya?!" Die beiden jungen Männer stürmten los inrichtung der Umkleidekabinen. Mit einer ausladenden Bewegung riss der Untote den Vorhang zurück, bereit, den Weißhaarigen vor welcher Bedrohung auch immer zu schützen. Dabei war das, was er da erblickte, alles andere als dramatisch oder gar lebensgefährlich. Mit rosafarbenen Bäckchen blinzelte er der Verkäuferin, die gerade noch einen letzten Reißverschluss an Norahs Rücken hinaufzog, entgegen. Diese schien mindestens genauso überrascht wie die beiden Männer, die nun vor ihr standen. "E-entschuldigung...", entgegneten sie beinahe zeitgleich. Kit fügte jedoch noch hinzu: "Ich dachte irgendwer tut meinem Freund etwas an..." Jener Freund, von dem er seine Augen gerade einfach nicht lösen konnte. Ungläubig starrte er dem Weißhaarigen, der in einem Mischmasch aus mädchenhaften Tönen, Schleifchen und Rüschen steckte, entgegen. Eigentlich hatte er damit gerechnet, etwas zum Lachen zu haben, etwas, mit dem er seinen besten Freund noch Wochen später aufziehen konnte, aber das ... das war wirklich, wirklich "...süß..." So süß, dass er für einen Moment glat vergaß, dass sie eigentlich einen Auftrag erledigen wollten. Eigentlich hielt er nicht viel von Mädchenkleidung und eigentlich hatte er auch nicht damit gerechnet, das er etwas davon hielt, wenn sein Kumpel sie trug. Doch irgendwie passte es perfekt zu dem Weißhaarigen. Hier und da vielleicht etwas zu viel unnötiger Stoff, aber gleichzeitig ließ es ihm trotzdem viel Luft. Genau so, wie er es mochte. Und dieser Farbwechsel passte auch überraschend gut. "...äh, w-was wollte ich nochmal hier?"
Panisch kämpfte Norah an gegen die – zugegebenermaßen recht unschuldigen – Berührungen der Verkäuferin, die ihm dabei half, das Kleid anzulegen. Er fühlte sich einfach nicht wohl damit, einen lebenden Menschen so dicht an sich zu haben, erst recht keine Frau, die er so gut wie gar nicht kannte. Umso schlimmer wurde es, als plötzlich der Vorhang, das Einzige, was ihn vor weiteren Blicken schützte, weggerissen wurde. Steif vor Schock starrte Norah aus großen Augen seinem besten Freund entgegen, der genauso entgeistert ihm gegenüber stand. Er wurde gesehen, sein ganzer Körper, gehüllt in dieses strahlende, mit Accessoires überladene, violette Kleid, so anders als alles Andere, was er je getragen hatte. Das Herz unter seiner größtenteils unbedeckten, dunklen Brust klopfte kräftig. Miya und Akio rückten in den Hintergrund, als die beiden Männer aus Minstrel sich einfach nur... ansahen. „S-süß?“, wiederholte er das einzelne Wort, das der Tahimora ihm entgegen warf, und wurde knallrot, während ihm bewusst wurde, was er da eigentlich gehört hatte. „F-findest du?“
Eine Stille legte sich über die Gruppe, eine Pause, in der die Zeit still zu stehen schien, bis es schlussendlich Kit war, der sich wieder fasste. Was er hier wollte? „Ah, ähm...“ Richtig. Sie mussten etwas tun. Sie konnten nicht einfach stehen bleiben. „Du... wir... Wir wollten uns weiter umschauen! Komm mit!“ Hastig entzog er sich dem Griff der Verkäuferin, packte Kitanis Arm und zog ihn auch schon mit sich, schnell vor der Kabine fliehend. „Aber... das Kleid...!“, rief Miya ihnen hinterher, doch Norah unterbrach sie mit einem entschiedenen „Wir bleiben noch! Ich bezahl beim rausgehen!“, ehe er den Fennec auch schon zwischen die Regale zog, damit sie ungestört waren. Schwer atmend versuchte der Schakal erst einmal, seine Fassung wiederzugewinnen. Seine Augen trafen nicht auf die seines besten Freundes, huschten hin und her zwischen Boden, Regel und knapp über Kitanis Schulter. Was ihm dabei immer wieder in den Blick fiel, war die Tatsache, dass er noch immer dieses Kleid trug. Es war ein seltsames Gefühl. Nicht unbedingt unangenehm, aber sehr ungewohnt. Ob der Fuchs das eben ernst gemacht hatte? Sah es wirklich... süß aus? „Also... ähm... genau. Miya.“ Es war nicht ganz einfach, aber er schaffte es irgendwie, zurück zum Thema zu kommen. Sie hatten schließlich einen Auftrag zu erfüllen! „Hast du irgendwas aus diesem Akio-Typ rausbekommen? Ich muss sagen... Miya ist echt erbärmlich.“ Er stöhnte, schüttelte den Kopf. Und von so einer hatte er sich in ein Kleid stecken lassen... „Die Schwester hat denke ich keine Ahnung. Ich glaube nicht, dass Miya auf Akio steht“, stellte er fest. Zumindest hatte er kein einziges Zeichen dafür gesehen. Das hieß aber nicht, dass die beiden sich nicht näher kommen sollten. „Aber ich denke, es wäre gut, wenn die beiden Freunde werden. Sie braucht das. Kannst du glauben, dass die echt keinen einzigen Freund hat?“ Ob sie dafür dann auch die Belohnung einstreichen konnten? Naja, selbst wenn nicht... er und Kitani waren schon einmal hier und hatten sich mit den beiden befasst. Diese kleine, gute Tat konnten sie ja wohl begehen. Die Frage war nur, wie ihre Chancen standen, denn ehrlich gesagt hatte Norah nicht das Gefühl, dass diese bemitleidenswerte Frau sehr interessant für Akio sein konnte... „Ehrlich gesagt... hat sie vermutlich eh keine Chance“, meinte er mit einem Kopfschütteln und verschränkte die Arme vor der Brust. „Er hat wohl schon jemanden, den er lieber mag. Er kommt dauernd rein und kauft Sachen für irgendeine andere Frau. Das hätte uns die Schwester auch gleich sagen können...“ Für jemanden, der glaubte, dass sie die Gefühle Anderer nach Belieben bewegen lassen konnte, hatte sie echt keine Ahnung von den Menschen um sie herum. Nicht nur war Miya gar nicht als Partnerin interessant, Akio war sogar schon vergeben! Hatte sie das nicht gewusst? Oder konnte es sein, dass die Frau, die ihn immer wieder hierher schickte...?
Diese Situation lief wirklich ein wenig aus dem Ruder. Eigentlich waren sie hier, um zwei junge Menschen zu verkuppeln, stattdessen durfte Norah nun als Modepüppchen herhalten und Kitani hatte sich versehentlich als Rivale für Miyas Zuneigung etabliert. All das war so schnell und überraschend passiert, dass der Tahimora gar nicht sagen konnte, wo genau alles begonnen hatte, schief zu laufen. Nun stand er hier, die Augen auf seinen besten Freund fixiert und suchte nach den richtigen Worten, um zu beschreiben, was er von ihm in dem Kleidchen hielt. "Äh ... ja..." Mit größter Mühe riss er seinen Blick fort und ließ ihn stattdessen hinauf an die Decke wandern. "Schon i-irgendwie..." Mit der kalten Hand fuhr er sich über den Nacken, versuchte verzweifelt, sich wieder zu fassen. Es war aber auch wirklich unfair, egal was der Schakal trug, er sah immer gut aus. Man könnte fast glauben, dass es nicht an der Kleidung lag, die gut aussah, sondern an ihm selbst. Aber darum ging es ja eigentlich gar nicht! ... um was eigentlich dann? Glücklicherweise half ihm Norah ein wenig auf die Sprünge und bevor er sich versah, wurde er auch schon davon gezerrt. War es nicht für gewöhnlich genau anders herum? "Ich stelle sicher, dass er bezahlt!", ergänzte er noch die Worte seines Kumpels, ehe die Beiden hinter einer Reihe Kleiderständern verschwanden. Die Gedanken des Fuchses fuhren noch einige Runden Karussell, ehe sie sich langsam wieder ordneten und klarer wurden. Norah und sein Kleid waren gerade zweitrangig. Sie mussten sich auf das hoffnungslose Liebespärchen konzentrieren! "Ähm jaahhh Akiooo..." Wie sollte er erklären, dass er sich aus versehen mit dem Blauhaarigen verfeindet hatte? Zum Glück musste er das vorerst gar nicht. "W-wie Miya steht nicht auf Akio?!" Es kostete ihn größte Beherrschung, diese Worte nicht durch den gesamten Laden zu plärren. Das konnte doch nicht sein! Wie sollten sie denn dann ihren Auftrag erfüllen? Zunehmend nervös packte der Fennec die Spitzen seiner Ohren und zog diese nach unten. "Das ... das kann doch nicht sein. Bist du dir sicher, dass du sie nicht missverstanden hast?" Er wollte seinen besten Freund beim besten Willen nicht anzweifeln, doch selbst den größten Schamanen konnte mal ein Verhörer passieren, oder nicht? "Keinen einzigen Freund?" Seine Schweifspitze richtete sich auf, als ein kleiner Hoffnungsschimmer ihn durchzuckte. "Hat sie gesagt, sie hat keine Freunde oder keinen Freund?" Da gab es einen gewaltigen Unterschied! "Also fester Freund oder freundschaftlicher Freund?" Erwartungsvoll legte er dem N'doul die Hände auf die Schultern. Es war wirklich selten, dass er hoffte, dass sein Kumpel sich geirrt hatte, doch gerade wünschte er es sich wirklich inständig. "Nein, das kann ich mir nicht vorstellen! Pass auf...!" Zumindest in dieser Hinsicht konnte Kit seinem Gegenüber vollster Überzeugung widersprechen. Sein Gespräch mit Akio widerlegte nämlich die Theorie, dass er kein Interesse an Miya hatte! So viel war zumindest sicher. "Ich habe doch mit ihm geredet, ja?" Es war keine große oder gar erfolgreiche Konversation, aber zumindest eins war klar: "Er hat mich gefragt, ob ich Miya etwa auch mag! Das hat er ganz eindeutig gesagt und da habe ich mich auch nicht verhört, glaub mir!" Zumindest einen kleinen Nutzen konnten sie also doch aus Akios vorwurfsvoller Aussage ziehen! "Nur, naja, ich glaube, er denkt jetzt, ich stehe auch auf sie. Irgendwie hat er mich missverstanden." Peinlich berührt blickte er hinab auf den Boden. Das war wirklich nicht sein Ziel gewesen. Zugegeben, er konnte nicht einmal nachvollziehen, wie der blauhaarige Lauch überhaupt auf diese Idee gekommen war. Kit hatte ihn doch nur gefragt, ob er Miya besonders gern hatte! "Es muss ja nicht sein, dass er die Kleidung für seine Frau kauft! Vielleicht hat er ja eine Tochter!" Nein, dafür war er zu jung ... und das würde es nicht besser machen. "Oder für seine Familie oder irgendeine Freundin... Es gibt doch noch Alternativen! Davon dürfen wir uns nicht abhalten lassen!" Die Schwester musste doch davon wissen, falls ihr Bruder schon vergeben war und wenn das wirklich der Fall wäre, dann würde sie doch niemanden bezahlen, der dafür sorgte, dass er sich an eine Andere heranmachte! Oder? Zumindest in Kitanis Kopf machte das nur wenig Sinn. So oder so, sie durften auf keinen Fall aufgeben, ohne es zumindest versucht zu haben. Wenn sie es schafften, die Beiden näher zu bringen, egal ob auf freundschaftliche oder romantische Art, war das doch schonmal ein vorzeigbarer Erfolg, für den sie zumindest einen Teil des Lohns einheimsen konnten, wenn sie Glück hatten. Aber Kit wäre nicht Kit, wenn er nicht sein Bestes geben würde, das eigentliche Ziel zu erreichen. "Oh man, das Ganze ist echt schwieriger als gedacht", gestand er. Sein Blick wanderte durch die Gänge hinüber zur Umkleide, wo die beiden vermeintlichen Turteltäubchen noch immer standen und sich mit einander unterhielten. Früher hätte er womöglich gehört, was sie da sprachen, doch seit seinem ... Tod war sein Gehör kaum noch zu etwas zu gebrauchen. Vielleicht wunderten sie sich ja gerade über die merkwürdige Szene, die das Stammesduo ihnen dargeboten hatte? "Meinst du wir sollen es einfach mit unserer Feuer-Taktik versuchen? Jetzt scheinen sie zumindest abgelenkt von uns zu sein."
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