Ortsname: Hafenpromenade Art: Freifläche Spezielles: --- Beschreibung: Die Hafenpromenade Hargeon Towns ist ein wunderschöner, gepflasterter Weg direkt am Hafenbecken der Stadt. Der Blick über das gesamte Hafenbecken ist von hier aus möglich. Viele Geschäfte, Restaurants und Cafés haben sich deswegen hier angesiedelt. Bis zum späten Abend ist dieser Ort voller Touristen, da der Sonnenuntergang über dem Meer von hier aus besonders gut zu sehen ist.
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Valyria
Anmeldedatum : 02.08.15 Anzahl der Beiträge : 22 Alter : 28
Die beiden Schwestern spazierten zusammen durch die Stadt, Valyria erinnerte sich daran schon einmal hier gewesen zu sein, doch hatte sie anderes im Kopf gehabt, als auf ihre Umwelt zu achten und die prächtige Aussicht zu genießen. Sie kam nicht umhin zu sagen, dass Hargeon eine wunderschöne Stadt war! Die Meeresbriese ließ sie tief und kräftig einatmen und Valyria verspürte eine neu gewonnene Kraft und Lebenslust durch sie strömen, der salzige Wind wirkte erfrischend und lebendig auf sie. Die beiden Mädchen hatten noch eine gute Stunde zeit, bis sie sich bei ihrem Auftragsort einfinden mussten, deswegen beschlossen sie, noch ein bisschen die Stadt zu erkunden. Valyria hatte den Vorschlag gemacht, da sie nicht untätig herumsitzen und warten wollte, gingen die Vorstellungen doch erst etwas später los, und begeistert war sie, mit ihrer Schwester im Schlepptau, durch die Gassen bis hin zur Hafenpromenade gelaufen. Die weißen Häuser erbrachten einen schönen Kontrast zu dem blau des Meeres, die Sonne spielte auf der Wasseroberfläche und Möwen kreisten über der See. Es war unter dem Strich einfach magisch und Valyrias Augen fingen an zu leuchten. Viele Touristen tummelten sich entlang der Promenade, viele saßen bei einem Kaffee beisammen und tratschten. Sie alle strahlten eine Ruhe aus die es Valyria unmöglich machte, nicht von ihr in den Bann gezogen zu werden. Die junge Rounx merkte wie ihr innerstes mehr und mehr zur Ruhe kam und die Nervosität über die bevorstehende Aufgabe langsam von ihr abfiel. Sie lächelte in sich hinein, als sie ihre Schwester auf ein Stück Kuchen einlud, die Auswahl der Cafés hatte Valyria beinahe um ihren Verstand gebracht. Sie liebte jegliche Art von Obst- und Früchtekuchen, und so lief ihr das Wasser im Munde zusammen, als sie die schmackhaftesten Exemplare in den Auslagen liegen sah. Ihre Schwester schien nicht begeistert, doch Valyria hatte genug Zahlmaterial bei sich, um jedem der beiden ein schönes Stück zu kaufen. Sie wollte ihrer Schwester eine Freude machen und so suchten sie sich einen Platz unter dem Himmel. Auf bequemen weißen Stühlen und mit dem Ausblick aufs Meer neben sich, warteten die beiden Rounx Schwestern auf den Kellner und orderten beide ihre Kuchenstücke. Valyria wählte eines mit verschiedenen Früchten und freute sich darauf, den ersten Bissen in ihrem Mund zergehen zu lassen. Die beiden Schwestern redeten nicht miteinander, Valyria war viel zu sehr in Gedanken vertieft und auch Makani schien ihren eigenen Tagträumereien nachzuhängen. Das weißhaarige Mädchen sah den Kellner schon von weitem kommen und setzte sich abrupt aufrecht hin. Da war er wieder, der Hunger auf fruchtig Süßes. Der junge Mann stellte die Teller vor ihnen ab und wünschte ihnen einen guten Appetit, sogleich durchstach Valyria die glänzende Oberfläche des Kuchens, der mit allerlei Früchten bestückt war, und schob sich genüsslich das erste Stück in den Mund. Es war eine wahre Sinnesexplosion. Eine Weile später, und mit einem zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht, erhob sich das Mädchen und zusammen mit ihrer älteren Schwester traten sie den Weg zur Central Plaza an, denn dort in der Nähe befand sich ihr Zielort. Valyria war so glücklich und zufrieden wie nur selten zuvor und nun freute sich sich nur noch mehr über ihre bevorstehende Aufgabe, die sie zusammen mit ihrer Schwester erledigen würde.
▹Valyria's Theme ✧ Battle Theme ✧ Epic Theme◃
Wer mit Menschen spielt, sollte sie nicht unterschätzen, denn wer den Teufel in ihnen weckt, sollte das Feuer beherrschen.
Menschen die oft verletzt wurden, sind gefährlich, weil sie wissen, wie man überlebt.
So sehr ihr dieses eiserne, ekelhafte Gefährt auch zusetzte, die Vorfreude auf die Süßigkeit, die Alistair ihr gerade so mehr oder weniger versprochen hatte, ließ sich die Schwarzhaarige nicht nehmen. Was es wohl werden würde? Die Wahl der Nahrung sagte letzten Endes recht viel über eine Person aus, so fand sie. Gut, vielleicht war sie auch einfach nur etwas zu fixiert auf Essen. Dennoch schien Alistair eher der Typ für Schokolade zu sein, so hatte er ihr zumindest heute Morgen eines dieser schokoüberzogenen Keksstäbe angeboten. Die Tatsache, dass Alistair seine Erfahrung herunterspielte, würde sie erst einmal so stehen lassen. Wohl oder übel würde er ja später die Gelegenheit haben, zu zeigen, was er nun eben konnte oder nicht. Man sollte sich vielleicht nicht auf einen Kampf freuen, doch Linnéa war durchaus ein wenig gespannt, Alistair schließlich im Einsatz zu sehen. Wer weiß, vielleicht blieb für sie ja gar keine Arbeit mehr übrig. Aber nein, soweit würde sie es mit Sicherheit nicht kommen lassen! Am Bahnsteig blinzelte Linnéa ein wenig verdutzt, als der Weißhaarige so vollkommen ernst auf ihr Strecken einging. Sie kam nicht umher, ein wenig darüber zu Kichern. Er bemühte sich echt, einem das Gefühl zu geben, dass man sich nicht lächerlich machte, oder? Oder wohlmöglich war er auch einfach so. So oder so, es sorgte dafür, dass sie sich in seiner Anwesenheit doch recht wohl fühlte. Ein guter Punkt, wenn man bedachte, dass diese Reise wohl noch eine Zeit lang andauern würde. Dennoch gab es in diesem Moment nicht wirklich Zeit, über Belanglosigkeiten zu reden, wie bisher. Nun würde es ernst werden und jede Minute, in die Rochan Dwine in ein Boot hätte steigen können, zählte. Doch auch Linnéa wurde währenddessen nicht nachlässig, im Gegenteil. Sie achtete auf ihre Umgebung, suchte mit ihren Blicken stets alles ab ohne dabei zu auffällig zu sein.. und bemerkte das gleiche, wie auch ihr Kamerad. Sie wurden verfolgt. Was hatte es damit auf sich? Die Dragonslayerin konnte sich nicht vorstellen, dass Rochan Dwine selbst unter diesen Gestalten war. Er würde flüchten wollen, und das so schnell und unauffällig wie möglich. Letzten Endes war er ein Rune Knight – zumindest bis vor kurzem. In dieser Ausbildung bekam man regelrecht eingeprügelt, wie man sich in welcher Situation verhalten sollte. Und während man auf der Flucht war zwei bewaffneten Rune Knights nachzustellen, gehörte definitiv nicht zum Standard. Als Alistair sie letztlich drauf ansprach, ging die 18-Jährige gedanklich alle Möglichkeiten durch. Klar, sie hätten das Ganze schnell mit einem Kampf lösen können, doch inzwischen hatten sie die Hafenpromenade erreicht, und würde der Gesuchte dies mitbekommen, wäre er schneller weg, als sie „Da ist er!“ rufen konnten. »Wenn wir jetzt kämpfen, haben wir Rochan mit ziemlicher Sicherheit verloren. Wir sollten uns auf Nichts einlassen, bevor wir ihn nicht gefunden haben.« Doch wie konnten sie die Verfolger hier ohne Weiteres abschütteln? Am hilfreichsten wäre definitiv eine Menschenmasse.. Also gut. Linnéa richtete ihren Kopf ein wenig nach oben um.. zu schnuppern. Viele Gerüche machten sich hier breit – vor allem das Salzwasser des Meeres und Fisch. Doch auch die Spuren diverser Menschen nahm sie war. Offenbar hatten sie unverschämtes Glück, denn nicht unweit von ihnen entfernt befand hatten sie wohl heute einen Markt aufgebaut, wo diverse Fischer gegeneinander anschrien, um den tollsten Fisch der Stadt loszuwerden. Eine Tänzerin gab es auch. Die Gasse war recht eng und wohl die beste Gelegenheit, um mögliche Verfolger loszuwerden. Ja, sie brachte sie auch ein Stück weiter weg vom Zielort, was ihr gar nicht passte, doch sie würden die nächste Seitengasse nehmen können, um schnell wieder zurück zum Hafen zu gelangen. »Lass uns Otome-San einen leckeren Fisch mitbringen!« Von einem Moment auf den anderen wechselte sie von der ernsten Runenritterin zum heiteren Mädchen, welches offenbar mehr aus Vergnügen unterwegs war, als eine Mission zu erledigen. Nachdem sie den Blick an Alistair gewandt hatte, um ihn diesen tollen Vorschlag zu unterbreiten – gut, sie hatte schon bessere Ideen, doch was sollte man machen – schnappte sie sich, wie heute gefühlt schon viel zu oft, sein Handgelenk und tauchte mit ihm zusammen in die engen Menschenmassen ein. Durch diese kämpfte sie sich kreuz und quer, in der Hoffnung, man würde sie recht schnell verlieren, ehe sie in die nächste Seitengasse einbog. Entweder würden sie sie loswerden, oder damit einen Ort bekommen, an dem sie sie stellen konnten. Auch wenn sie hoffte, dass sie auf Letzteres verzichten und stattdessen schnell zu den Schiffen wandern konnten. Für genügend Geld würde einer der Kapitäne Rochan Dwine mit Sicherheit verraten..
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Alistair
Anmeldedatum : 23.09.14 Anzahl der Beiträge : 119 Alter : 29
Ähnlich wie er selbst war also auch seine Partnerin eher dagegen hier und jetzt einen Kampf anzuzetteln. Das war gut, so waren sie sich immerhin einig und konnten sich darauf konzentrieren ihren Verfolgern, wer auch immer sie waren, zu entkommen und sich wieder auf die Suche nach Rochan Dwine zu machen. Er antwortete ihr bloß mit einem Nicken, um ihren Verfolgern möglich wenig Hinweise darauf zu geben, dass sie sie bemerkt hatten. Anschließend versuchte er sich möglichst unauffällig nach einer Möglichkeit sie abzuhängen umzusehen. Dabei bemerkte er auch aus dem Augenwinkel, dass Linnéa scheinbar anfing zu... Schnuppern? Einen Moment lang war er verwirrt und fragte sich, was sie damit erreichen wollte. Selbst er konnte von ihrem momentanen Standort aus bereits das Salz des Meeres riechen, doch wie sollte ihnen das helfen? Während er noch immer etwas verwundert war, sprach sie ihn plötzlich mit einer ganz anderen Stimmlage an und sagte irgendetwas davon ihrem Vorgesetzten Otome einen Fisch mitzubringen. Etwas überrumpelt brauchte er einen Moment um sich auf die neue Situation einzustellen, doch in dem Moment packte die Schwarzhaarige ihn auch schon am Handgelenk und zog ihn mit sich in eine neue Richtung. In diesem Moment dachte er sich, dass sie einen Plan haben musste und obwohl sie sich erst seit heute Früh kannten, entschied er sich ihr zu vertrauen und ihrem Plan zu folgen. Einen Vorteil hatte das ganze jedoch: Da er Linnéa die Führung überließ hatte er noch mal die Gelegenheit sich umzusehen und entdeckte, dass ihre Verfolger scheinbar noch verwirrter als er selbst war und so einen Moment zögerten, ehe sie anfingen ihnen zu folgen.
Und kurz bevor sie in eine Seitenstraße einbogen bemerkte, oder viel mehr roch und hörte, auch Alistair endlich weshalb die Goldäugige plötzlich anfing von Fischen zu sprechen. Scheinbar war hier heute ein Fischmarkt und das Menschengedränge definitiv ideal um ihre Verfolger abzuhängen. “Wow, du musst einen verdammt guten Geruchssinn haben, wenn du diesen Markt aus der Entfernung riechen konntest.“ Jetzt wo sie näher dran waren, war der Geruch natürlich ziemlich stark geworden, doch zumindest der Weußhaarige hatte von ihrem vorherigen Standort aus definitiv nichts riechen können. Und kurz bevor sie die Seitenstraße verließen sah er schließlich auch die Menschenmenge, in die sie kurz darauf auch schon untertauchten. Als er, weiterhin von Linnéa am Handgelenk geführt, anschließend kurz zurück blickte musste er mit einem Lächeln erkennen, dass ihre Verfolger sie anscheinend aus den Augen verloren hatten und jetzt am Ausgang der Gasse, aus der die beiden gerade kamen, standen und sich wie wild umsahen. Etwas entspannter drehte er sich wieder nach vorne und seine Gedanken wanderten kurz zu einem der vielen Romanen die er gelesen hatte und wie klischeehaft es doch wäre, wenn die beiden sich jetzt in dem Menschengedränge verlieren würde... Als plötzlich hektische Bewegung in die Massen kam. Anscheinend hatte einer der Händler in ihrer Nähe gerade einen besonders seltenen und schmackhaften Fisch geliefert bekommen und jetzt wollten natürlich alle ihn haben. Kaum jemand achtete darauf wer oder was in ihrem Weg zu dem entsprechenden Stand war und so stießen immer mehr und mehr Leute gegen die beiden. Plötzlich stieß jemand so hart gegen Alistair, dass sein Handgelenk sich aus dem Griff seiner Partnerin löste und es tatsächlich so schien, als würden sie sich verlieren... Ehe er es schaffte geschickt nach ihrer noch immer ausgestreckten Hand zu greifen und sich durch die Menschen zu drücken, näher an sie heran. “Wir müssen aufpassen, dass wir nicht getrennt werden! Hast du eine Idee, wie wir wieder zur Hafenpromenade kommen?“ Durch die laute Umgebung musste der Weißhaarige fast schon schreien, damit überhaupt eine Chance bestand, dass er gehört werden würde. Andererseits würde das hoffentlich auch verhindern, dass ihre Verfolger ihn hören können.
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Mareo Schwarzer Blitz
Anmeldedatum : 26.10.14 Anzahl der Beiträge : 4570 Alter : 32 Ort : Magnolia Town
Ein wirklicher Freund von Bürokratie war der junge Fairy Tail Magier auch nicht, aber ihm blieb ja nichts anderes übrig, wenn er zukünftig nochmal in dieses Archiv wollte. Es wäre ein unkluger Schachzug gewesen, sich das Vertrauen des Archivars zu verspielen, nur weil er auf irgendeine Vorgehensweise pfiff. Aber wäre Thana an der Macht und hätte das Sagen über die Vorgänge in der Welt, dann hätte er vermutlich nichts gegen ihre ablehnende Seite gegenüber bürokratischen Vorgängen. Die Frage, die sich hier stellte, war natürlich, ob Mareo generell auf der Seite von Thana bleiben würde, wenn er ihre wahren Absichten kennen lernte. Für gewöhnlich war der Celeris ein sehr loyaler Mensch, der seinen Freunden und Liebsten treu war, egal welche Pfade im Leben sie einschlugen, aber die Welt in voller Gänze zu verändern konnte die Beziehung zwischen ihnen unter Umständen auch gefährden. Aber da musste einfach die Zeit arbeiten und zeigen, wie sich die Dinge in der Welt und zwischen den beiden Magiern eben noch entwickelten. Gegenwärtig fand der Blondschopf in Thana eine attraktive und sehr sympathische Bekanntschaft und daran würde er auch festhalten.
Sie verließen also nun die Bibliothek und fanden sich wieder inmitten von Hargeon Town wieder. Die Mahaf hatte den Hafen vorgeschlagen, weil man dort bestimmt das eine oder andere Lokal finden konnte und Mareo nickte. „Der Hafen klingt gut“, bestätigte er also auch verbal und spazierte daraufhin dann los, begleitet von der gut duftenden Frau. Den Fußweg nutzte der Magier natürlich, um Hargeon Town selbst in Augenschein zu nehmen. Es war definitiv eine anschauliche Hafenstadt, in der es sich bestimmt gut leben ließ, aber in Magnolia Town war der Celeris wirklich sehr zufrieden. Zwar kostete seine Einzimmer-Wohnung ein Vermögen, aber in die Fairy Hills durfte er als männliches Individuum ja nicht einziehen. Ob die Mädels dort Pyjama-Parties mit Alkohol feierten? Vielleicht sollte der Celeris mal prüfen, ob es coole Magierparties dort gab, von denen kaum einer wusste! Aber bevor er sich um so etwas kümmerte, sollte es zunächst ein Essen mit Thana geben. Dadurch dass sie ihm geholfen hatte, war es natürlich an ihm, sie einzuladen und für ihre Hilfe zu belohnen….oder zu entschädigen…je nachdem wie Thana es betrachtete.
Nach einigen Minuten des Fußmarsches, erreichten sie dann auch schon die Hafenpromenade, die natürlich von so einigen Menschen gefüllt wurde. Hier gab es definitiv einige Lokale, die meisten warben natürlich mit ihren Fischspeisen. Der Godslayer hatte wenig Interesse an Fisch, daher hoffte er natürlich, dass sie hier etwas fanden, wo es auch alternative Speisen gab. Thana bekundete ebenfalls, dass ihr nicht so nach Fisch war, also wusste Mareo ganz genau, wonach er Ausschau halten musste. „Wir werden schon etwas finden, ohne das wir unbedingt auf Fisch zurückgreifen müssen“, versicherte der junge Mann und schenkte der hübschen Mahaf ein ehrliches Lächeln, während seine Füße ihn weiter über die Hafenpromenade trugen. Sein Blick berührte kurz das Meer und blieb auch einige Augenblicke daran kleben, während die seichte Hafenbrise sein blondes Haar mit schwarzem Blitz zum tänzeln brachte. Die Luft am Wasser war sehr angenehm, richtig erholend, doch zu tief durfte er natürlich nicht einatmen, denn das Salz brannte sonst in der Nase. Und dennoch griff Mareo auf seinen besonderen Geruchssinn zurück, um zwischen all den Gerüchen vor Ort vielleicht die richtige Fährte ausfindig zu machen. Für Thana sah das bestimmt merkwürdig aus, wie er da versuchte etwas zu erschnüffeln, aber Mareo hatte Erfolg.
„Komm mit. Ich glaube, ich habe etwas“, schmunzelte der Godslayer und schlug dann die entsprechende Richtung ein, nur um wenig später ein Restaurant zu erreichen, was gemäß ausgehängter Karte so ziemlich alles an generischer Küche anbot, selbstredend auch Fisch, aber eben nicht nur. „Sagt dir das zu?“, hakte er also bei seiner Bekanntschaft nach und warf einen Blick auf den Schaukasten, in welchem die Karte ausgelegt war. Schnitzel, Steak, Pasta und was es hier nicht alles gab, echt Wahnsinn. „Sonst können wir uns natürlich auch ein anderes Plätzchen suchen“, fügte der Godslayer noch an und blickte Thana dabei lächelnd in die Seelenspiegel. Doch wirklich zu einer Antwort kam es nicht mehr, denn Thana verabschiedete sich von ihm und ließ ihn an der Hafenpromenade zurück. Mareo empfand das natürlich als sehr schade, allerdings konnte er sie auch verstehen und hatte daher absolutes Verständnis für die Dürremagierin. Vielleicht traf er die hübsche Frau ja eines Tages wieder. Und so ging Mareo eben allein futtern.
Oh. Ups. Er merkte ihren Geruchsinn an. Hatte sie sich etwa verraten? Nunja, ohne Frage war der Erfolg einer Mission – gerade einer solch wichtigen – definitiv von höherer Priorität, als dieses Geheimnis um ihren Ziehvater zu bewahren. Aber dies war nun auch noch nicht Grund genug, damit aufzuhören. »Meinst du? Ich finde Fisch riecht einfach schrecklich intensiv.« Zwar mochte Linnéa zwar fast jedes Essen, doch dessen Geruch war ein ganz anderes Thema. Und Fisch roch eben viel zu dominant und.. stinkend, ihrer Meinung nach – was man aus ihrer Betonung definitiv raushören konnte. Als das Thema damit eher beiläufig abgehakt wurde, beschäftigte sich die Dragonslayerin gedanklich mit den Verfolgern. Vielleicht war es doch dumm, vor ihnen abzuhauen. Wohlmöglich wäre es sinnvoll gewesen, den direkten Konflikt zu suchen, sie zu überwältigen und so Rochan ausfindig zu machen? Wobei das auch ein Risiko mit sich brachte. Es war schließlich nicht sicher, ob die beiden zu Rochan gehörten. Zwar war es durchaus denkbar, dass seine Männer die Runenritter in der Umgebung im Auge behielten, doch es gab auch genug andere zwielichtige Gestalten in einer solchen Stadt.
Die Schwarzhaarige war so tief in ihre Gedanken vertieft, dass sie von dem beinahe-Verlieren in der Masse gar nichts mitbekommen hatte. Allerdings blieb sie abrupt stehen, als der Zweifel so groß wurde, dass sie es lieber ansprechen wollte. Immerhin war Alistair der Leiter dieser Mission. Alistair, der nahezu unvermeidlich gegen sie stieß, als sie mitten im Bewegungsfluss gestoppt hatte. Ohne die Nähe, die in durch die Enge der Menschen und eben diese Tatsache entstanden war zu beobachten, wandte sie den Blick zu ihrem weißhaarigen Partner. »Denkst du, die Verfolger waren Männer von Rochan? Vielleicht hätten sie uns zu ihm führen können – zumindest wenn wir sie dazu zwingen.« Kurz ließ sie ihren Blick schweifen. Augenscheinlich hatten sie sie erfolgreich abgehängt, also war es dazu nun ohnehin zu spät. Dann erst – deutlich nachträglich – nahm sie die Frage wahr, die Alistair ihr eben gestellt hatte. Sie sollten wirklich schnell zum Hafen kommen. Wenn die Verfolger nochmal auftauchten, konnten sie immer noch auf den Plan wechseln – je nach Alistairs Einschätzung. Um die Orientierung zu finden, versuchte sie noch einmal konzentrierter die Gerüche um sie herum aufzunehmen – allerdings war der Fischgeruch so intensiv und ebenfalls salzig, dass die Meeresluft es erst gar nicht bis zu ihr schaffte. Und wenn sie sich umsah.. sah sie beinahe nichts, weil die Menschen um sie herum um einiges größer waren. Linnéa schnaubte. Manchmal war es durchaus nervig, klein zu sein. Na gut, es war also Zeit, Schamgefühl außer Acht zu lassen! »Sorry, Alistair«, entschuldigte sie sich kurz, ehe sie die Hand an die Schulter des Angesprochenen legte, um diese als Stabilität zu nehmen um anschließend in die Höhe zu springen. Dass sie dabei vermutlich wie ein Kind wirkte, war ihr für den Moment einfach egal. Und tatsächlich, sie erspähte ein Schild, welches als Wegweiser zum Hafen diente. »Da lang!« Ohne Umschweife manövrierte sie sich – mitsamt Alistair – durch das Gemenge, um schließlich tatsächlich wieder am Hafen zu landen und vor allem endlich wieder Freiraum zu haben. Sie genoss einen tiefen Atemzug, ehe sie die Schiffe am Hafen musterte, ebenso wie die Menschen die sich dort herumtrieben. Prinzipiell wäre wohl ein größeres Schiff besser, um in der Masse unterzutauchen.. doch kleine Schiffe bekamen von der Hafenwache weniger Aufmerksamkeit. Also ging es erstmal darum, welches Schiff aussah, als würde es bald ablegen. Und tatsächlich war dort eines, welches gerade die letzten Passagiere an Board ließ. »Das eine Schiff dort scheint gleich abzulegen. Wir sollten besser nachsehen - wenn er es eilig hat, könnte er es dorthin geschafft haben.« Dass ihre Verfolger wohl ebenfalls den Weg zum Hafen eingeschlagen hatten, bemerkte sie allerdings nicht.[/color]
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Alistair
Anmeldedatum : 23.09.14 Anzahl der Beiträge : 119 Alter : 29
Als er jetzt so auf dem Fischmarkt stand, musste Alistair ihr tatsächlich zustimmen, dass der Geruch ziemlich... Streng war. Dennoch, die Entfernung aus dem sie den Markt gerochen hatte kam ihm ungewöhnlich vor. Das war jedoch nichts was ihm jetzt gerade wirklich wichtig vorkam, wichtiger war es den Weg zum Hafen zu finden. Er war ein wenig überrascht, als sie plötzlich stehen blieb und er gegen sie stieß. Bedingt durch die sich noch immer bewegenden Menschenmengen musste er jetzt wirklich sehr dicht an ihr stehen, so dass ihm, auch ohne großartig danach schnuppern zu müssen, sogar trotz der Gerüche in der Umgebung den Duft ihrer Haare wahrnehmen konnte. Doch davon konnte er sich nicht ablenken lassen! "Ich denke... Es wäre durchaus möglich. Wobei ich glaube, dass sie wahrscheinlich nicht seine Männer sind... Sondern Agenten oder sogar Spione des Landes in das er fliehen will. Und ich glaube in dem Fall würden wir es kaum schaffen schnell genug Informationen aus ihnen heraus zu bekommen." Immerhin waren solche Männer dazu trainiert keine Informationen preis zu geben, selbst unter Folter. "Vielleicht können wir sie aber trotzdem schnappen, sobald wir Rochan haben. Ihn zu fassen hat jedoch Priorität." Er war etwas verwundert warum sie sich kurz darauf entschuldigte, doch als sie sich dann an seinen Schultern abstützte und hoch sprang konnte er sich denken, was der Grund war. Schnell platzierte er seine Hände so, dass er sie auffangen könnte wenn sie ihr Gleichgewicht verlieren sollte, doch zum Glück war das nicht notwendig. Ohne Probleme landete sie auf ihren Füßen und nahm ihn auch wieder an der Hand, um ihn durch die Menge in Richtung Hafen zu führen.
Dort angekommen entdeckte der Weißhaarige direkt mehrere Schiffe, große und kleine. "Hmm... Welches Schiff könnte es nur sein. Vielleicht sollten wir einen der Arbeiter fragen, ob sie ihn gesehen haben." Als er darüber nachdachte weißte Lin ihn auf ein bestimmtes, nicht allzu weit entferntes Schiff hin das bald abzulegen schien und nur die letzten Passagiere an Bord ließ. "Rochan!" Unvermittelt kam ihm dieser Name über die Lippen, als der letzte der Passagiere sich umdrehte und der Rotäugige den flüchtigen Runenritter erkannte. "Das ist es! Auf dem Schiff ist er!" Nun war es an ihm die Schwarzhaarige an ihrer Hand zu packen und sie eilig in Richtung des Stegs zu ziehen, an dem das Schiff aktuell noch anlag. Allerdings nicht mehr lange, denn das Schiff bereitete sich bereits darauf vor abzulegen. Und gerade als er am Anfang des Stegs, an dessen anderen Ende das Schiff lag, ankam fing es an auszulaufen. Alistair beschleunigte seine Schritte noch mehr, nahm viel Anlauf. Dabei ließ er jedoch das Handgelenk von Lin los, und als er beim noch immer auslaufenden Schiff ankam sprang er... Und schaffte es gerade so sich an der Takelage festzuhalten. Schnell drehte er sich zu seiner Partnerin und streckte ihr seine Hand entgegen, entdeckte dabei jedoch, dass direkt hinter ihr die zwei Verfolger waren. "Vorsicht, hinter dir!" Laut rief er die Warnung zu, in der Hoffnung, dass die beiden sie nicht überraschen konnten.
Zustimmend und ohnehin beinahe mehr für sich selbst nickte sie auf Alistairs Aussage hin. Er hatte Recht. Noch dazu kam, dass sowohl Linnéa als auch Alistair nicht wirklich in der Durchführung einer Folter geschult waren - und sie war auch alles andere als erwischt darauf, so etwas zu lernen. Klar was es nützlich und sie war nicht zimperlich wenn es um Gewalt ging, doch Folter spielte durchaus in einer anderen Liga. Einer, die sie nur betreten wollen würde, wenn es wirklich notwendig war. Und noch viel weniger mitten in der Öffentlichkeit. »Alles klar«, bestätigte sie dennoch noch einmal, um seine Entscheidung zu würdigen. Es gab in solchen Situationen durchaus einiges zu beachten - gerade, wenn man einen imaginären Timer mit unbestimmter Zeit im Nacken hatte. "Rochan!" - als Alistairs Ausruf an ihr Ohr drang, wechselte die Dragonslayerin augenblicklich ihren Modus - von suchend zu alarmiert und.. jagend - was zur Folge hatte, dass ihre Hand instinktiv an den Schwertgriff schnellte. Sie verengte die Augen um ihren Blick zu der Menschenmasse zu klären und siehe da: Rochan Dwine wie er leibte und lebte, als einer der letzten Passagiere. Ein wenig schneller als sie selbst - da sie einen Moment lang benötigt hatte, ihn in der Masse ausfindig zu machen - schnellte ihr Partner los in Richtung des Schiffes. Nach einem kurzen Schwanken ob der plötzlichen Beschleunigung fing sich die Schwarzhaarige wieder und löste die Hand von ihrem Griff, um sich dem Sprint besser widmen zu können. In diesem Moment nahm sie auch ihre Verfolger wahr - dank ihres schrecklichen Parfüms, was ihr zuvor schon aufgefallen war, weshalb sie recht schnell schalten konnte und Mana in ihren Händen sammelte. Als Alistair absprang, um gerade noch so auf das Schiff zu gelangen, sprach sie beinahe lautlos die Worte White Dragon's Holy Outburst, ehe sie ihren Oberkörper - ohne ihren Sprint zu unterbrechen, wenn auch vermutlich ein wenig langsamer werdend - schraubenartig eindrehte, um so einen kurzen Blick auf ihre Verfolger zu erhaschen und den Lichtstrahl, welcher nun aus ihrer Hand schoss, gegen diese zu jagen und die weitere Verfolgung somit unmöglich zu machen. Entweder mussten sie ausweichen oder wurden getroffen - so oder so war das Problem gelöst - auch, wenn sie selbst die Lösung nicht mehr erblicken konnte, da die Dragonslayerin ihren Fokus nun zurück auf das Schiff legen musste, welches gerade ohne sie abzulegen drohte. Sie war nicht die alleeschnellste, eine Tatsache, an der sie definitiv arbeiten musste, doch ihr Ehrgeiz erlaubte es ihr zumindest genug Energie in ihren Sprint zu legen, sodass sie nach einem recht waghalsigen Absprung noch gerade so Alistairs Hand erreichte. Knappes Ding. Und doch schaffte es ein recht amüsiertes Grinsen auf ihre Lippen, als sie hoch zu ihrem weißhaarigen Partner blickte. »Du willst das jawohl nicht ohne mich zu Ende bringen.«
Tatsächlich ging der eigentliche Part der Mission nun erst los. Und auch der schwierige. Einige der Passagiere bildeten eine Traube um sie herum, schließlich gab es ein solch actionlastiges Manöver nicht alle Tage. Und dass zwei Runenritter in letzter Sekunde auf ein Boot sprangen bedeutete prinzipiell nichts Gutes - jedenfalls aus der Sicht der Zivilisten, die lediglich einen kleinen Trip unternehmen oder sogar einfach nur zurück in ihre Heimat wollten. Als Linnéa - dank Alistair - wieder festen Boden unter den Füßen hatte.. Moment. Das war nichts, was sich als fester Boden bezeichnen ließ. Nein, es war ihr wahr gewordener Albtraum: eine Mission auf einem Schiff. Und natürlich wurde es nicht leichter, denn Rochan hatte diesen Tumult selbstverständlich genutzt, um in der Menschenmenge unterzugehen und sich ein Versteck zu suchen. Es war nicht das größte aller Schiffe, doch reiste in Anbetracht seiner Größe durchaus eine nennenswerte Summe an Menschen mit diesem. »Es besteht kein Grund zur Sorge. Genießen Sie ihre Fahrt. Wir waren... lediglich ein bisschen spät dran.« Letzteres sollte für einen kleinen, auflockernden Lacher sorgen - und glücklicherweise tat es das auch. Klar, viele blieben skeptisch, doch mehr Informationen würden sie für den Moment nicht erhalten. Auch, wenn es sehr danach aussah, dass das Schiff nicht sehr weit kommen würde. Zumindest war Linnéa nicht erpischt auf eine ungeplante Reise mit dem Schiff. Wäre sie nicht auf einer Mission und würde sich zusammenreißen, würde sie vermutlich schon an der Reling kleben und sich ihres Mageninhaltes entledigen. Nun ja. »Schnell, wir müssen ihn finden«, sprach sie gerade so laut genug zu Alistair, ohne sich ihm wirklich zuzuwenden. Je weniger unnötige Bewegung, desto besser. Nach dem ersten Schritt blieb sie noch eine Sekunde stehen, ehe sie sich weiter bewegte. Reiß dich zusammen, Mädchen. Ermahnte sie sich gedanklich selbst mit den Worten, die Luxren in dieser Situation verwendet hätte. Und dann erblickte sie zum Glück noch ein Detail, welches sie noch mehr von ihren Beschwerden ablenkte: einige Meter entfernt bog Rochan in das Innere des Schiffs ein. Offensichtlich hatte er es zuvor nicht leicht gehabt, durch die Menschen hindurchzukommen. Praktisch. »Da drüben ist er.« Die Zeit der Erholung nach ihrem Sprint war vorbei, denn nun hieß es wieder, die Verfolgung aufzunehmen. Glücklicherweise machten ihnen die Menschen diesmal Platz, sodass er nicht allzu weit kam. Leider Gottes war der Speisesaal, in dem sie ihm nahe genug kam nicht der günstigste Ort für einen Kampf. Allerdings war dies nichts, worauf sie Rücksicht nehmen konnten - im Gegenteil, es gab ihr sogar für den Moment einen Vorteil! Linnéa schnappte sich hastig ein Tablett von einem Tisch, welches sie minimal in die Höhe warf, um es anschließend mit einem gezielten - durch Dragonslayermagie verstärkten - Kick als Projektil zu verwenden, welches Rochens Kniekehle traf - nachdem er weiterhin versuchte, vor ihnen wegzulaufen - und ihn somit zu Fall brachte. »Rochan Dwine, Sie sind des Verrats beschuldigt und hiermit festgenommen!« Linnéa blieb mit ihrer Aussage gekonnt ungenau, brachte jedoch genug Informationen rüber, sodass die Zivilisten sich eilig von ihren Tischen erhoben und sich entfernten - zumindest die, die nicht vor Angst an ihren Stuhl gefesselt waren.
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Alistair
Anmeldedatum : 23.09.14 Anzahl der Beiträge : 119 Alter : 29
Zufrieden sah Alistair zu, wie ihre Verfolger dem magischen Angriff seiner Partnerin ausweichen mussten und sich dafür auf den Boden warfen. Glücklicherweise war der Steg aktuell relativ leer, so dass auch niemand anderes in Gefahr geriet von dem Zauber getroffen zu werden. Und glücklicherweise schaffte sie es sogar mit einem gewagten Sprung noch seine Hand zu packen. Einen Moment lang zog ihr Gewicht den Weißhaarigen nach unten, doch zum Glück war sie leicht genug, dass er sich relativ problemlos weiter festhalten und sie sogar soweit positionieren konnte, dass sie sich ebenfalls an der Takelage festhalten und hochziehen konnte. Mit ein wenig Anstrengung schaffte er es schließlich sich an Bord zu ziehen. Dort angekommen wurden sie, erwartungsgemäß, von einigen verwunderten und auch besorgten Blicken begrüßt. Es war verständlich, dass die Leute sich um sie sammelten, immerhin sah man nicht jeden Tag wie zwei eindeutig als Runenritter erkennbare Personen auf ein bereits ablegendes Schiff springen. Kurz warf der Weißhaarige noch einen Blick auf die Schwarzhaarige. Es schien einen Moment lang so als würde es ihr wieder ziemlich schlecht gehen, so ähnlich wie auch schon im Zug. Doch dann fasste sie sich wieder und schaffte es mit ihrer Anmerkung sogar einige Lacher hervorzurufen und die umstehenden Menschen zumindest ein wenig zu beruhigen. Allerdings war einigen die Sorge darüber, was die beiden überhaupt hier auf dem Schiff wollten, noch immer deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie sollten sich also ein wenig beeilen und Rochan schnappen, bevor noch Unruhen auf dem Schiff ausbrachen. Dieser war allerdings in der Menschenmenge untergetaucht und Alistair konnte ihn mit seinen Augen im ersten Moment nicht entdecken. Doch zum Glück konnte er noch nicht weit gekommen sein und ihnen entkommen schonmal gar nicht, immerhin waren sie auf einem Schiff, das sich bereits gut vom Hafen entfernte. "Ich denke wir sollten als erstes den Kapitän…" Gerade setzte er zu seinem Satz an, als Lin ihn auch schon unterbrach. Sie wollte Rochan so schnell wie möglich schnappen, was er durchaus verstehen konnte, und hatte ihn auch schon wieder entdeckt. "Hey, warte!" Das konnte er ihr gerade so noch hinterherrufen, als sie die Verfolgung aufnahm und er ihr nach kurzem Zögern hinterherlief. Das Ganze lief ein wenig zu auffällig nach seinem Geschmack und hatte eine zu große Möglichkeit für Kollateralschäden. Er hätte sich auch lieber die Unterstützung des Kapitäns gesichert, bevor sie etwas auf seinem Schiff unternahmen, doch dafür war es nun wohl zu spät. Bei ihrer Verfolgung hatte die Schwarzhaarige mit einem, durchaus beeindruckenden Manöver, Rochan zu Fall gebracht und nun standen sie beide über ihm und könnten ihn verhaften. "Was zur Hölle geht hier vor sich? Was fällt euch ein auf meinem Schiff solch einen Radau zu veranstalten?" Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn es so einfach geklappt hätte. Weiter hinten im Speisesaal gab es eine höher gelegene Plattform, zu der auch eine Treppe hinaufführte und von der man den tiefer gelegenen Teil des Speisesaals überblicken konnte. Am oberen Ende dieser Treppe stand nun eine wutentbrannte Gestalt, deren Aussehen geradezu Schiffskapitän schrie.
Der Blick der meisten im Raum, auch der des Rotäugigen, wandten sich zu dem Mann, der jetzt grimmig die Treppe hinabgestapft kam. Diese Ablenkung nutze Rochan allerdings für sich aus. Er zog sein Schwert, ein Rapier von dem eindeutig eine frostige Aura ausging, und stach in Richtung der beiden Runenritter. Glücklicherweise bemerkte der Weißhaarige das und stieß Lin zur Seite, ehe er in die andere Richtung auswich. Die eindeutig magische Klinge verfehlte sie beide, jedoch nutzte der Verräter diese Chance, um zwischen den beiden hindurch wieder in Richtung Deck zu laufen. "Verdammt!" Leise fluchte Alistair und wollte gerade zur Verfolgung ansetzen, als hinter ihm eine Stimme erklang. "Hiergeblieben!" Der Kapitän hatte es erstaunlich schnell geschafft den Saal zu durchqueren und stand jetzt mit verschränkten Armen vor den beiden. "Also, was geht hier vor sich?" Der grimmige Blick des Mannes fiel nun auf die beiden. "Bitte entschuldigen Sie die Unruhe. Aber auf Ihrem Schiff befindet sich ein gesuchter Verräter mit dessen Ergreifung wir von den Rune Knights beauftragt wurden. Das wäre der Mann, der soeben weggelaufen ist. Wenn es Ihnen nichts ausmacht würde ich ihn jetzt gerne erstmal ergreifen. Und anschließend mit Ihnen darüber reden ob sie das Schiff umdrehen könnten. Ich verspreche auch, weder ihre Passagiere noch ihre Fracht werden zu Schaden kommen." Ohne die Antwort, zu der der Mann bereits ansetzte, abzuwarten drehte sich Alistair nun um und rannte Rochan hinterher. Er konnte gerade auch nicht darauf achten ob seine Begleiterin ihm folgte oder noch blieb um den Mann zu beschwichtigen, er war gerade total darauf fokussiert den Verräter nicht zu weit kommen zu lassen. Als er wieder auf dem Deck, dass sich inzwischen von Menschen geleert hatte, ankam, entdeckte er auch ziemlich schnell den Gesuchten. "Rochan Dwine! Gib auf, es gibt keine Fluchtmöglichkeit für dich!" Während er sprach zog der Weißhaarige auch sein Schwert und schritt langsam auf den anderen Mann zu. "Wen haben wir denn da? Der kleine Lynch-Junge! Wie wärs, du lässt mich gehen und aus Respekt vor deinem Großvater lasse ich dich leben?" Trotz seiner Worte begab sich Rochan in eine Kampfhaltung und während er seinen Kopf schüttelte tat Alistair dasselbe. "Nichts an deinem Handeln zeugt von Respekt meinem Großvater gegenüber! Du trittst alle seine Werte mit Füßen! Mach dich bereit die Strafe dafür zu erhalten!"
Einige Augenblicke lang umkreisten sich beide nur mit gezogenem Schwert, warteten darauf wer den ersten Schritt tun würde. "Siehst du denn nicht, dass die Rune Knights verdorben sind? Den wahren Weg aus den Augen verloren haben? Dein Großvater würde mir zustimmen, hätten sie ihn nicht sterben lassen! Oder viel mehr… Ihn nicht aus dem Weg geräumt!" Der Weißhaarige zuckte kurz zusammen, als er diese Worte hörte. "Wie kannst du es wagen, so von meinem Großvater zu sprechen? Im Gegensatz zu dir war er den Rune Knights und seinem Land treu ergeben und verriet sie nicht im erstbesten Moment. Du hast absolut kein Recht überhaupt an ihn zu denken!" Natürlich wusste er, dass diese Worte sehr wahrscheinlich dazu gedacht waren ihn zu erzürnen und dazu zu bringen den ersten Schritt zu tun, doch Semias war ein empfindliches Thema für den jungen Magier. Und so gelang der Plan des erfahreneren Ritters, Alistair konnte einfach nicht mehr an sich halten. Das Mana floss aus dem Körper des Weißhaarigen hinein in die rötliche Klinge seines Schwerts, die anfing silbrig zu leuchten, ehe er es schwang und somit eine Klinge aus magischer Energie abfeuerte, die genau auf Rochan zuhielt. Dieser wich relativ problemlos aus und der Angriff flog über die Reling hinaus aufs weite Meer. Jedoch machte das Alistair nichts aus, war sein Plan doch nur seinen Gegner kurz abzulenken und in der Zeit die Entfernung zwischen ihm und sich zu überbrücken, um aus nächster Nähe mit seinem Schwert nach ihm schlagen zu können!
Nach dieser Eröffnung schwang Alistair sein Schwert in einem normalen Angriff, den Rochan jedoch noch recht problemlos mit seiner eigenen Klinge blocken konnte. Für so ein dünnes Schwert war die Klinge ziemlich robust und gab auch noch eine recht kühle Aura von sich. Der Weißhaarige ging daher davon aus, dass es sich dabei um eine magische Klinge handelte. Er musste also definitiv aufpassen nicht getroffen zu werden, egal was der Effekt sein sollte. Einige Sekunden lang hielten die beiden ihre Klingen wortlos gekreuzt, Alistair mit grimmigem Gesichtsausdruck und Rochan mit einem Grinsen auf den Lippen, ehe Rochan den Rotäugigen zurückdrückte und dieser versuchte etwas Distanz zwischen die beiden zu bringen. Doch noch bevor ihm das gelang, ging nun Rochan zum Angriff über. Mit seinem Degen stach er mehrmals nach dem Ritter, der es schaffte, knapp auszuweichen. Zumindest bis zum letzten Stoß, der ihn zumindest am Oberarm erwischte. Aus der Wunde an seinem Arm kam jedoch kein Blut, stattdessen hatte er das Gefühl, als würde sich vom Schnitt aus eine Kälte ausbreiten, die seine Bewegungen etwas erschwerte. Zum Glück war es sein linker Arm, bei dem es sich nicht um seinen Schwertarm handelte, der getroffen wurde. Dennoch biss er leicht die Zähne zusammen. Jetzt wo er wusste, was das Schwert machte, musste er nur noch mehr aufpassen, nicht getroffen zu werden…
Was folgte war ein Schlagabtausch zwischen den beiden, der sich mehrere Minuten hinzog. Im Laufe des Kampfes zeigte sich eindeutig, dass Rochan zwar der erfahrenere Kämpfer war, Alistair jedoch der bessere Schwertkämpfer. Zwar konnte keiner der beiden wirklich fatale Treffer landen, doch während der Weißhaarige es schaffte den meisten Angriffen auszuweichen, wurde Rochan immer wieder von ihm in die Ecke gedrängt. Und schließlich kam es dazu, dass sie wieder ihre Klingen kreuzten. Doch dieses Mal sollte es anders als zuvor ausgehen. Denn dieses Mal leitete Alistair Mana in seine Klinge, das sich in einem plötzlichen impuls entlud. Dies führte dazu, dass das Schwert von Rochan etwas zurück gestoßen wurde und er selbst ins Straucheln geriet. Dies nutzte Alistair direkt für seinen nächsten Angriff, für den er den vorher entstandenen Schwung ausnutzte, um sich einmal im Kreis zu drehen und mit seinem Mana eine Art Klingentornado verursachte. Dieser traf den anderen Magier frontal, verursachte einige leichte Schnittwunden und stieß ihn noch etwas weiter zurück. Rochan stieß einen Schmerzensschrei hervor, konnte sich jedoch noch auf den Beinen halten. Er atmete schwer und funkelte Alistair wütend an. "Eigentlich wollte ich dich ja mit dem Schwert bezwingen. Dir zeigen, dass ich der größte Schüler deines Großvaters bin. Doch ich muss wohl eingestehen, dass ich dafür noch nicht gut genug bin. Allerdings kann ich nicht zulassen, dass du mich schnappst. Es tut mir leid für deinen Großvater, doch ich muss das nun auf diese Art und Weise beenden." Mit diesen Worten hob er sein Schwert in die Höhe und begann eine Menge Mana in diesem zu sammeln. Anscheinend wollte er endlich seine Magie verwenden. Doch das konnte Alistair nicht zulassen, klang es doch so, als wollte er einen mächtigen Zauber loslassen! Dies könnte alle anderen auf dem Schiff gefährden. Dementsprechend sammelte er selbst fast sein gesamtes übriges Mana in seinem Schwert. Glücklicherweise war er schneller als Rochan und konnte mit einem Schwung seines Schwerts eine etwa ein Meter lange Klinge aus Mana auf ihn abfeuern. Er zielte auf dessen Hand, nahm jedoch in Kauf, dass er ihn womöglich direkt treffen und schwer verletzen oder sogar töten würde. Der Schutz der anderen Fahrgäste war jetzt wichtiger! Der Verräter, der sich sehr auf seinen eigenen Zauber konzentrierte, bemerkte die herannahende Klinge zu spät. Erschrocken riss er seine Augen auf und wollte noch zur Seite springen, doch die Manaklinge erwischte ihn noch am Handgelenk, das sauber durchtrennt wurde, ehe der Angriff über die Reling hinweg aufs Meer flog und dort schließlich verpuffte. Der Zauber von Rochan misslang dadurch natürlich und sein Mana versickerte in die Umgebung, als er nun vor Schmerzen schreiend und seinen Stumpf haltend auf dem Boden lag. "Rochan Dwine, im Namen der Rune Knights verhafte ich dich hiermit wegen Hochverrat!" Schwer atmend stand der Weißhaarige über ihm, die Klinge seines Schwertes auf ihn gerichtet. "Kann sich jemand um seine Verletzung kümmern? Er soll nicht sterben, bevor er nicht vor Gericht gestellt wurde!", rief er der Gruppe an Seefahrern und Passagieren zu, die sich inzwischen am Eingang zum Unterdeck gesammelt hatten. Schnell kamen einige Männer angelaufen und sobald diese den verletzten fixiert hatten, steckte Alistair auch sein Schwert weg. Er ging einige Schritte zur abgetrennten Hand, die noch immer das Schwert hielt und hob sie hoch. Er befreite die Klinge vom abgetrennten Körperteil und hielt sie einen Moment lang in seiner Hand, während er sie betrachtete. "Das Schwert… Wird natürlich beschlagnahmt." Nach diesen Worten drehte er sich schließlich zur Reling und ließ sich erschöpft gegen diese auf den Boden sinken. Endlich, endlich war es vorbei!
Ende Quest – Honourbound
Zauber:
Silver Slash TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 15 MAX. REICHWEITE: 10 Meter SPEZIELLES: Klingenwaffen, Stangenwaffen, Kettenwaffen VORAUSSETZUNGEN: Geschicklichkeit Level 2, Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber lädt der Anwender siene Waffe mit Mana auf und entlässt mit dem nächsten Schwung eine silberne, magische Druckwelle von 25 Zentimeter Länge. Die Geschwindigkeit und Stärke dieses Angriffs entspricht der Stärke des Anwenders -1 bis maximal Level 4.
Repulse Strike TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Nahkampf MANAVERBRAUCH: 15 MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: Klingenwaffen, Faustwaffen, Schlagwaffen, Kettenwaffen, Stangenwaffen VORAUSSETZUNGEN: Geschicklichkeit Level 3, Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Der Anwender leitet Mana in seine Waffe und entlässt es daraufhin in Form eines schwachen Mana-Impulses. Gedacht ist diese Technik für Situationen, in denen der Anwender seine Waffe länger mit der Waffe eines anderen kreuzt. Zwar ist der Mana-Impuls nicht sonderlich stark und entwaffnet den Kontrahenten nur selten, allerdings reicht dieser Zauber meistens dazu aus, um seinen Gegner kurzzeitig aus dem Konzept zu bringen, wodurch er für einen darauffolgenden Angriff offen ist.
Dragon Tornado TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 40 MAX. REICHWEITE: 2 Meter SPEZIELLES: Klingenwaffen, Stangenwaffen, Kettenwaffen, Schlagwaffen VORAUSSETZUNGEN: Geschicklichkeit Level 4, Willenskraft Level 3 BESCHREIBUNG: Der Magier lädt seine Waffe mit Mana auf und erzeugt aus der Drehung heraus einen kurzen Wirbel, der Gegner zurückstoßen kann. Der Wirbel ist scharf genug oberflächliche Schnittwunden hervorrufen zu können.
Moon's Cry TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: III ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 125 MAX. REICHWEITE: 20 Meter SPEZIELLES: Klingenwaffen, Stangenwaffen, Kettenwaffen VORAUSSETZUNGEN: Geschicklichkeit Level 7, Willenskraft Level 6, Demon Fang BESCHREIBUNG: Hierbei konzentriert der Anwender wieder sein Mana in seiner Waffe, sodass er bei seiner nächsten Bewegung eine magische Klinge von einem Meter Länge abfeuern kann. Die Stärke und geschwindigkeit der Klinge entspricht der Stärke des Anwenders bis maximal Level 8.
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"Reden" ~ "Denken" ~ "Magie"
Zuletzt von Alistair am Di 7 Sep 2021 - 21:54 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
Junpei
Anmeldedatum : 16.05.21 Anzahl der Beiträge : 798 Ort : Hargeon City
# 1 Sommerliche Sonnenstrahlen glitten funkelnd über die Hafenpromenade Hargeons. Mit karmesinroten Ziegeln versehene Dachstrukturen leuchteten beinahe wie das Feuer der Sonne selbst und verliehen einem gewaltigen Anteil der Stadt aus höchster Höhe einen mystisch schimmernden Eindruck. Auch das lang gestreckte Hafenareal war davon nicht minder betroffen. Das stellenweise bereits morsch getretene Holz, welches an einigen Ecken und Enden zu brechen drohte, erfreute sich der angenehmen Temperaturen und funkelte, zumindest hier und da, als sei es kaum einen Tag älter als zu dem Zeitpunkt der Verbauung. Junpei genoss die kontrastierende Meeresluft, welche sanft und ungestüm zugleich mit unsichtbaren, feinfühligen, erfrischend kühlen Fingern umher sauste, seinen ohnehin zerzausten Haarschopf aufwirbelte und mit etwas Glück auch den Fischersleuten auf hoher See Erfolg verhieß. Erfolg schien dahingehend eine Thematik, mit welcher sich der Weißhaarige nur spärlich auseinandersetzte. Jeder neu bereiste Ort kristallisierte sich für ihn bereits als Erfolg heraus. Jede gute Tat im Laufe des Tages, ganz gleich wie minimal sie sein mochte, durfte ebenfalls in diese Kategorie eingetragen werden. Jede noch so marginale Verbesserung der eigenen Person, ob nun auf mentaler oder physischer Ebene, zählte unvermeidlich ebenfalls als Erfolg. Aus exakt diesem und keinem anderen Grund zog es ihn an diesem verheißungsvoll angenehmen Mittag gen Meer. Abseits vom Tumult der angestrengt werkelnden Hafenarbeiter, welche Kiste um Kiste neuer Fracht von Schiffen trug und geleert wieder unter Deck eskortierten, Netze voller prächtiger - oder wenigstens zahlreicher - Fänge an Land hievten, schuf Junpei sich die gelassene Atmosphäre, welche er seinem eigenen Seelenheil zuliebe benötigte. Keineswegs unähnlich zu seiner gewöhnlich mürrischen Mimik verhielt sich auch in diesem Moment sein Gesicht. Angestrengt wanderten seine Augen über die heran schwappende Gischt. Segel flatterten im Hintergrund, mischten sich mit dem gleichmäßigen Chor der Wellen und wurden nur alle paar Minuten, wie es den Anschein erweckte, vom grellen Singsang einiger Möwen oder dem bissigen Rufen einiger Seebären kontrastiert. Junpei nahm all dies nur dumpf und eher nebensächlich wahr; seine gesamte Konzentration ruhte auf dem vor ihm liegenden Wasser. Vereinzelte Tropfen lösten sich aus dem Großen und Ganzen des Meeres, verließen ihr heimisches Gefilde, sagten sich von der Schwerkraft des Planeten los und zogen Mal individuell, mal als feiner Schleier ungleichmäßige Bahnen über die gelassen über sein Knie hängen gelassene, rechte Hand. Wasser. Ausgerechnet Wasser. Nach all den Jahren verstand Junpei noch immer nicht, woher diese Affinität seinerseits rührte. Mutter und Vater besaßen beide, entsprechend oder entgegen ihrer Persönlichkeit ein Geschick für Blitze - oder Elektrizität, wenn man so wollte. Und er? Er planschte im Wasser herum, erzeugte kleine Blubberbläschen. Unwissen strafte den jungen Mann mit einher gehender Ungewissheit. Ungewissheit führte zu Überlegungen, Grüblerei und nicht zuletzt selbstzerstörerischen Zweifeln. Unzufrieden vor sich hin zischend, mit der Zunge schnalzend, verzog Junpei den Mund. "Ausgerechnet Wasser", schoss es ihm erneut durch den Kopf. Nicht herablassend oder abwertend. Sondern unzufrieden. Gut gemeinte Ansätze verhalfen ihm dazu, ein Bindeglied zwischen seinen Eltern darzustellen. Ob nun zwischen Mutter und Vater oder zwischen ihnen beiden und ihrem Sohn. In einem zerrütteten Familienhaus wären Metaphern wie diese angebracht gewesen. Betrachtete Junpei jedoch das exzellente Verhältnis zwischen ihm und seinen geliebten Eltern, erwiesen sich diese bildlichen Darstellungen als nutzlos. Dennoch wollte er dieses fragwürdige 'Talent' nicht ungenutzt lassen. Irgendetwas würde daraus entstehen. Irgendwann, vielleicht an einem fernen Tag. Irgendwie. Weitere Tröpfchen sammelten sich um seine rechte Hand, wanderten Aufgeregt von ihrem Heimatort hinauf durch die Luft und zu seiner Hand - bis sie auch von der zweiten, ihnen nun entgegen getreckten, linken Hand erfasst wurden. Junpei schmunzelte. Für einen Moment schien es, als würde seine Geste einem Friedensangebot gleichen. Tropfen und Tröpfchen züngelten in denselben, ungleichmäßigen Bahnen um seine Hände, bis sie schließlich und endlich eine kopfgroße Blase ergaben. Wabernd schwebte dieses zerbrechlich das Sonnenlicht in allen Farben der Welt reflektierende Konstrukt zwischen seinen Handinnenflächen direkt vor ihm.
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Eohl The Sun's Shade
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Was für ein wundervolles Gefühl... Eohl hatte Thana zwar bereits für den Badeanzug gedankt, aber das musste sie definitiv wiederholen, denn das Schwimmen stellte sich als vergessene Passion heraus, die sie noch immer sehr genoss. Schon der kurze Tauchgang im Tempel hatte sich extrem natürlich angefühlt, und seit sie am Strand gewesen war, konnte Eohl kaum genug davon bekommen, sich im Wasser auszutoben. Zugegeben, ein Hafenbecken war vermutlich weder der beste, noch der sicherste Ort zum Schwimmen, aber da hatte sie ja auch gar nicht gestartet. Wo war es noch gleich gewesen, dass sie ins Wasser gestiegen war? Eohl erinnerte sich nicht mehr, konnte nicht mehr sagen, wie lange sie sich schon mit der Strömung treiben ließ und den Wellen folgte. Jetzt war sie hier, tauchte unter dem Kiel eines stillgelegten Bootes hindurch, die Augen weit geöffnet, um die faszinierende Aussicht des Meeres aufzunehmen. Sie drehte eine Schraube im Wasser, streckte ihre Arme vor sich aus um sich durch das angenehm warme Nass zu ziehen, geschickt und elegant wie eine Nixe. Sie war noch mitten in der Bewegung, als ihr nahe dem Ufer etwas auffiel, eine andere Bewegung, nicht erzeugt durch ein Lebewesen, sondern ausgehend vom Wasser selbst. Was war da denn los...?
Das erste, was die Wasseroberfläche durchstieß, waren die zwei goldenen Hörner auf dem Kopf der Yihwa, die in der Sonne glitzerten, während sich ihre Stirn, ihr grünes Haar und ihre beiden Augen über den Meeresspiegel erhoben und fasziniert auf den jungen Mann blickten, der wenige Meter vor ihr am Ufer stand und hunderte kleine Wassertropfen zu sich zog, durch die Luft tanzen ließ, bis er zwischen seinen Händen eine Wasserblase erschuf. „Oh, das ist ja cool!“ Bis zu den Schultern aus dem Wasser ragend lobte Eohl fröhlich den Fremden, aus dem Nichts heraus und mit nichts weiter als einem breiten Lächeln auf den Lippen. Sie hatte keine Ahnung, wer das war, und andersrum galt vermutlich das Gleiche. Dennoch brachen ihre Worte ungezwungen hervor, als würde sie mit einem alten Bekannten sprechen. „Ist das Wassermagie? Wie schön! Ich liebe Wasser!“ Freudestrahlend grinste die Yihwa, ehe sie näher zu ihm schwamm, heran an das Ufer. Ihre Arme streckten sich aus dem Wasser, ergriffen das Geländer vor dem Wasser, damit sie sich langsam herausziehen und an Land steigen konnte. Stück für Stück tauchte ihr Körper aus dem Gewässer auf, zeigte ihren schwarz-goldenen Badeanzug, der eng an ihren Kurven lag und mit der ein oder anderen offenen Stelle ihren dunklen Teint betonte, bis ihre langen Beine sichtbar wurden, umhüllt von einem dunklen, durchsichtigen Schleier. Mit Lederriemen an ihrem Oberschenkel befestigt reflektierte ihr Schwert Níu die Sonne, bis endlich auch ihre hochhackigen Sandalen herauskamen und sie ans Ufer treten konnte. Ihren Kopf leicht schüttelnd, damit das Wasser aus ihren grün-orangen Locken fliegen konnte, streckte sich die Yihwa und ließ kurz ihre Hände an ihrer Taille und Hüfte hinab gleiten, ehe sie sich voll und ganz dem Fremden zuwandte. „Einen schönen guten Tag, Mister Wassermagier“, meinte sie mit einem amüsierten Lächeln und trat näher an ihn heran, ließ nicht viel Platz zwischen sich und ihm, sodass er nach unten gucken musste, um ihrem nach oben gerichteten Blick zu begegnen. „Wie heißt du? Was machst du hier? Nur ein bisschen üben?“
# 2 In seinen zermürbenden Gedankengängen verloren registrierte der für gewöhnlich so aufmerksame junge Mann erst bedeutend später als er es selbst von sich gewohnt war, wie ein ungewöhnlich großes Lebewesen unter der Wasseroberfläche umher glitt. Bewegungen die in jedweder Form zu grazil, zu künstlerisch, aber auch nicht intuitiv genug waren, als das sie einem von menschlichem Intellekt befreiten Wesen zugesprochen werden durften. Zwar schickte es sich für einen höflichen Menschen nicht, einem - oder einer - Fremden so intensiv und vor allem längerfristig hinterher zu sehen, doch der finstere Schleier, welcher dort umher schwamm, war zu faszinierend, um von im abzulassen. Gleichermaßen skeptisch wie gebannt von dem ungewöhnlichen Spiel, machte Junpei ein paar wenige Schritte vorwärts, direkt auf das Meer zu. Die in allen Farben des Regenbogens leuchtende Wasserblase noch immer merklich vor sich in Händen haltend, blieb zumindest seine Konzentration für diese simple, deswegen wohl auch verinnerlichte, Magie von Bestand. Erst als für seine ungeschulten Augen ein undefinierbares Etwas aus den Wellen brach, verengten sich die sonst warmen Iriden. Sah er dort richtig? Waren das ... "Hörner?", fragte der Hüne deutlich hörbar, wenngleich mit heiserer Stimme. Was auch immer dort aus dem Wasser heraus kam, mochte auf den ersten Blick in der Gestalt eines humanoiden Lebewesens erscheinen - die Größe stimmte in etwa, ebenso wie die sanft geschwungene Silhouette. Jedoch waren ihm Menschen mit Hörnern kein Begriff; nicht einmal in den absurdesten, schönsten, gruseligsten oder aber fantastischsten Geschichten hatten ihm seine Eltern von etwas Vergleichbarem berichtet. Unter Umständen gab es auf dieser Welt auch nichts, was auch nur ansatzweise mit dem vergleichbar war, womit Junpei in Bälde eine bedeutsame Interaktion beginnen würde. Feuchte Haarsträhnen schälten sich aus dem hellen Einerlei der Wasseroberfläche, reflektierten vereinzelte Sonnenstrahlen und erinnerten, zumindest im ersten Moment, an eine widernatürliche Mischung aus Algen und Moos. Seetang, nur bedeutend heller. Je mehr der ungewöhnliche Schopf jedoch aus dem angenehm warmen Nass hervor trat, die Dunkelheit hinter sich ließ und dank der blitzenden Botschafter der Sonne an Helligkeit zunahmen, desto ungewöhnlicher wurde der Anblick. Keineswegs im negativen Sinne - denn schon auf den ersten Blick schien es für den Weißhaarigen so, als habe er einen Seelenverwandten gefunden. Und wenn es nur so war, dass sie Aufsehen erregten, allein weil ihr Haar nicht der gesellschaftlichen Norm entsprach. Die tief in seinem Herzen empfundene Neugierde, begleitet von aufgeregtem Poltern in seiner Brust, vollführte einen merkwürdigen Drahtseilakt; denn je mehr sich offenbarte und je deutlicher erkennbar wurde, dass es sich höchstwahrscheinlich doch um ein menschliches - oder menschlich erscheinendes? - Lebewesen handelte, desto mehr konkurrierte Junpeis rationaler Verstand mit dem Rest seiner sinnlichen Wahrnehmung. "Rote Augen" Zuerst grünes Haar, nun auch noch rote Augen? Nicht an dieser Gestalt schien wirklich normal. War das etwas ... Positives? Zeit für tiefer gehende Überlegungen blieb dem Hünen nicht. Abwägungen über eine potentielle Flucht vor einem bösartigen Monster aus tiefster See mussten wohl oder übel an einem anderen Tag angestellt werden. Unter Umständen handelte es sich auch nicht um ein Monstrum, das im Begriff war, ihn mit Leib und Seele zu verspeisen - vielleicht war es eine gutmütige Seele, die lediglich beabsichtigte, einem verlorenen Mann in Not guten Rat zu erweisen? "Oh. Danke." Es sprach mit ihm. Sie sprach mit ihm. Ihre Stimme mochte, bedingt durch das gleichmäßige Rauschen von Wind und Wasser nicht eindeutig durchgedrungen sein, doch die Farbe ihrer Stimme wirkte unverkennbar feminin. Und sie machte ihm ein Kompliment für seine Magie. Ausgerechnet dafür? "Danke", murmelte Junpei halblaut, senkte seinen Blick halb abwesend auf das fragwürdige Erzeugnis seiner arkanen Künste "Deine Hörner und Haare sind auch 'cool'", setzte der Weißhaarige in aller Ehrlichkeit fort und versuchte sich, wenigstens dieses eine Mal, an demselben Wortschatz wie sein Gegenüber. 'Cool' stellte sich nicht wirklich als ein Wörtchen heraus, das er allzu oft verwendete. Insbesondere dann nicht, wenn es um Urteile über Gegenstände, Situationen, Tiere oder Personen ging. Zusätzliche Worte blieben dem Burschen allerdings jäh im Hals stecken. Denn kaum streckte sich auch noch der gesamte Rest des fremdartigen Wesens - nun eindeutig eine Frau - aus dem Meer heraus, wurde jeder einzelne Tropfen Wasser entweder unsagbar interessant, oder eine absolut in den Hintergrund jeglicher Wahrnehmung gerückte Nebensächlichkeit. Der einzige Unterschied bestand darin, ob sich die feinen Tröpfchen auf von dunklem Teint gezeichneter Haut und eng anliegender Kleidung wiederfanden ... oder nicht. Junpei wollte tief einatmen, schien aber vom einen Moment auf den nächsten nicht mehr länger dazu in der Lage. Wer auch immer dort aus dem Meer brach, erhielt innerhalb eines einzelnen Herzschlags seine gesamte Aufmerksamkeit. Vergessen wurde die finale Lehre seiner Mutter, ehe er auf eigenen Füßen stehen und Reisen wollte: "Dort draußen gibt es die unterschiedlichsten Gestalten, Jun. Gut, schlecht und nichts von beidem. Sei vorsichtig. Wichtiger noch: bleib dir selbst treu. Hör' auf dein Herz. Und wenn du dich vor etwas in Acht nehmen solltest, dann", tief im Innersten erinnerte sich der Weißhaarige an die dramatische, überlange Pause und den stechenden Blick seiner Mutter "Dann sind es attraktive Frauen. Je schöner sie sind, desto gefährlicher." Und wenn sein Gegenüber etwas war, dann attraktiv - auf unterschiedlichsten Ebenen. Ihr fein Glänzendes Haar? Ungewöhnlich. Die feurig wabernden Augen? Ungewöhnlich. Der Schwung ihrer Taille und Kurven? Ungewöhnlich. Die Größe ihres Busens? Ungewöhnlich. Die Hörner auf ihrem Haupt? Ungewöhnlich. 'Ungewöhnlich', übersetzt aus der internen Sprache des jungen Mannes, wurde insbesondere in diesem Fall mit 'attraktiv' gleichgesetzt. "Guten Tag", erwiderte Junpei mit abrupt flatternden Lidern, als wenige Schritte die natürliche, respektvolle, erwartete Distanz beinahe auf einen Nullpunkt reduzierten, während er selbst wie am Boden festgenagelt schien "Junpei. Ich denke nach. Und praktiziere Magie." Als eloquent durfte man seine Replik nicht verstehen. Dafür mangelte es ihm schlicht und ergreifend an intellektuellem Inhalt, denn dieser schien mit einem Mal vollständig aus seinen Hirnwindungen geblasen. "Wer bist du? Bist du ein Drache?" Von gehörnten Tieren hatte er selbstredend gehört, einige sogar im Schoß Maldinas angetroffen. Gehörnte Tiere in menschlicher Gestalt schienen ihm fremd. Wenn sie also menschliches Äußeres besaß, dazu auch noch Hörner ... war das Magie? Oder stand ein wahrhaftiges Fabelwesen vor ihm? Konnten sich Drachen überhaupt verwandeln? Besaßen Drachen nicht eigentlich Flügel? Junpei schien eindeutig nicht in seinem bestmöglichen mentalen Zustand.
Manavorrat (120/130)
Zuletzt von Junpei am Do 17 Jun 2021 - 20:49 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet (Grund : Spell Mastery: Water Bubbles #1)
Eohl mag diesen Beitrag
Eohl The Sun's Shade
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Hoch gewachsen, kraftvoll, mit einzigartigem Haar so weiß wie der reine Schnee, der zu diesen heißen Zeiten mit Sicherheit nicht fallen würde... Was für ein interessantes Kerlchen das Schicksal der Yihwa heute in den Weg gestellt hatte. Mit aufmerksamen, neugierigen Augen studierte sie einige Momente lang sehr eingehend Körper und Gesichtszüge ihres Gegenübers, während sie seine ersten Worte in der Luft hängen ließ, ehe sie ihm wieder in die Augen sah und verspätet antwortete: „Es freut mich, dass sie dir gefallen. Deine Haare sind sehr hübsch. Ist die Farbe echt?“ Eine Hand glitt dabei ganz unbewusst hinauf zu ihrem Kopfschmuck, strich über eines der goldenen Hörner, die mehr Teil ihrer Identität waren als jeder Aspekt ihrer Persönlichkeit. Ein Lob ihrer Hörner war ein Lob für sie, das wärmte Eohl richtig das Herz. Auch wenn ihm, anders als ihr, sicher klar war, dass das kein Teil ihres Körpers, sondern nur Teil einer Rüstung war, von der sie gerade den Rest nicht trug. Das war ihm bewusst, richtig? Wer auch immer Junpei vor Frauen gewarnt hatte, kannte offensichtlich Eohl nicht, denn wenn es einen Menschen gab, vor dem man keine Angst haben musste, dann war das die nette, fröhliche Yihwa, die mit liebevollen Augen zu Junpei aufblickte, die Hände vor ihrem Körper gefaltet und ein sanftes Lächeln auf den Lippen. Viel weniger gefährlich als sie konnte ein Mensch überhaupt nicht aussehen; dabei half es vermutlich auch, dass sie einen die Figur betonenden Badeanzug trug und nicht ihre übliche finstere Rüstung. „Hallo Junpei. Es ist sehr schön, dich kennen zu lernen“, nickte sie ehrlich und legte den Kopf leicht schief. „Worüber denkst du denn nach, Junpei? Du hast überhaupt nicht so ausgesehen wie jemand, der nachdenkt...“ Ein wenig fokussiert hatte er gewirkt, ja, aber in erster Linie auf seinen Zauber. Andererseits war Eohl nun wirklich nicht die Beste darin, die Gefühle und Gedanken anderer Menschen zu ergründen, also konnte es gut sein, dass sie seinen Gesichtsausdruck einfach deutlich simpler betrachtete, als es angemessen wäre. Wenn man seine Frage an sie betrachtete, dann gingen seine Gedanken wohl doch ein gutes Stück weiter als die des durchschnittlichen Menschen...
„Ein Drache?“, wiederholte Eohl nachdenklich – nicht verblüfft, nicht überrascht, nur nachdenklich. Während ihre Augen sich zur Seite richteten, legte sich ihr Zeigefinger an ihre Lippen, zeigte, dass sie ernsthaft überlegen musste, wie sie diese Frage beantworten sollte. Was für die meisten Menschen vermutlich ein selbstverständliches Nein war – und auch in ihrem Fall definitiv als solches ausfallen sollte –, war für die Yihwa offenbar eine ziemlich herausfordernde Frage. „Ich schätze, ich bin sowas Ähnliches wie ein Drache, ja“, kicherte sie, auch wenn selbst Eohl unmöglich erklären konnte, wie sie zu dieser Überzeugung gelangt war. „Magst du Drachen, Junpei? Ich mag Drachen sehr. Sie wirken wie majestätische Kreaturen, die Himmel und Erde gleichermaßen beherrschen. Ich würde gerne irgendwann wie sie fliegen können...“ Mit einem verträumten Blick in die Lüfte drehte sich die Yihwa einmal um die eigene Achse und lachte amüsiert auf, tapste ein wenig auf der Stelle. Ihre Augen blieben auf die Wolken gerichtet, eine unerklärliche Sehnsucht in ihren Iriden verborgen. „Mein Name ist Eohl. Eohl Yihwa“, stellte sie sich vor, ohne sich wieder zu ihm umzudrehen, und deutete hinauf zu einer der Wolken. „Wusstest du, dass Wolken aus Wasser bestehen? Wasser ist immer niedriger als die Erde, aber Wolken sind immer höher als die Erde, obwohl Wolken auch Wasser sind... Ist das nicht faszinierend?“ Faszinierend war... ein Wort, das man dafür verwenden konnte, vermutlich. Sie konnte nicht anders, als breit zu grinsen. „Wasser ist wirklich cool! Ich liebe Wasser, Junpei! Du magst Wasser doch sicher auch?“
# 3 Erst auf den dritten oder vierten Blick schien zumindest ein winziger Bruchteil des noch übrig gebliebenen, rationalen Verstands, welchen Junpei durchaus besaß, über die Echtheit der vermeintlichen Hörner in Kenntnis gesetzt zu werden. An einigen Stellen des noch immer feucht an ihrem hübschen Gesicht entlang gleitenden Haars, konnte das mehr als aufmerksam auf Eohl gerichtete Augenpaar winzige Einzelheiten erspähen. Waren es tatsächlich echte Hörner? Oder spielte ihm nun sein Verstand doch noch einen Streich? Der Reflexion seiner Wasserblase nicht unähnlich, war es mehr als nur denkbar, wenn ihm aus anderer Quelle eine optische Illusion aufgezwungen wurde. Gegebenenfalls brach sich das Licht ausgerechnet so geschickt - oder ungeschickt - auf den vereinzelten Strähnen des moosgrünen Haars, dass diese hornähnlichen Auswüchse echt wirkten. Unter Umständen handelte es sich aber auch nur um eine abstrakte Krone, mitgebracht von einer siegreichen Reise in ferne länger. Oder sie gehörten lediglich zu einem hart erkämpften Deal, den eine wunderschöne Frau wie Eohl manchem Händler schmackhaft zu machen wusste. Für den Augenblick spielte es jedoch keine wirkliche Rolle. Bedeutend wichtiger war für den jungen Herrn, dass er nicht einfach nur mit einer beliebigen Frau sprach, sondern einer besonderen" Frau - gekommen aus den Untiefen des Meeres, geschmückt mit Hörnern wie denen eines Drachen; ihre bildhübschen Gesichtszüge umrahmt von mindestens so ungewöhnlich gefärbten Haaren wie den seinen. Sie mochte kleiner sein als er, im direkten Vergleich auch zierlicher - dafür jedoch bedeutend weiblicher, aufsehenerregender und schöner als alle anderen Vertreterinnen ihres Geschlechts, die er auf den letzten Jahren seiner Reise kennen gelernt hatte. Was daran so bedeutsam war? Er brach nicht auf der Stelle in unverständliches Stammeln aus. Zudem setzte bis zu diesem Punkt noch kein absurdes Nasenbluten ein. Von Pechsträhnen blieb er in den letzten dreißig Sekunden ebenfalls verschont - zwar besaß Eohl eine Affinität für das Farbschema einer schwarzen Katze, doch brachte sie, bis jetzt, noch kein Unglück. "Die Farbe ist echt, ja." Um zu demonstrieren, wie echt seine Haare und die mit ihnen einher gehende Farbe war, neigte sich der Hüne ein wenig herunter, die noch weiter verringerte Distanz zwischen ihren Körpern dabei intuitiv ausblendend. Ebenso wenig fiel ihm dabei auf, dass seine Hände, gehalten wie eine Schale, über welcher die glitzernde Wasserblase schwebte, beinahe Eohls Solarplexus berührten. "Danke für das Kompliment." Es war das erste Mal, dass man ihm ausgerechnet dafür ein Kompliment machte. Komplimente von einer Frau. Nicht von einem Mädchen, nicht einer Jugendlichen, keinen Bekanntschaften oder Freunden aus längst vergangenen Zeiten - sondern von einer echten, richtigen, gutaussehenden, neu kennen gelernten Frau. Junpei befand sich auf schrecklich dünnem Boden. Neuland. Gefährliches, nicht ertastetes Neuland. Als sich ihre Blicke trafen, erkannte der Magier keine Feindseligkeit in den schimmernden, an Rubine erinnernden Augen. Ihre gesamte Körpersprache verwies auf ehrliches Interesse, kindliche Neugierde. Beinahe so, als stünden sich zwei Seiten derselben Medaille entgegen. Unterschiedlich aber doch so ähnlich. "Die Freude ich ganz meinerseits", erwiderte er frohen Mutes, noch immer in einem schwerelosen Geisteszustand gefangen, in welchem der Hüne weder vollkommen klar denken konnte, jedoch auch nicht unverständlichen Unsinn von sich gab. "Worüber ich nachgedacht habe?" Noch immer in gebeugter Haltung neigte er seinen Kopf zur Seite, ließ den Blick nachdenklich, fast schon bedrückt, über das Meer hinaus gleiten und kehrte erst einige stillschweigend verbrachte Sekunden später zurück; seine Augen fokussierten dabei die zwischen ihnen schwebende Wasserblase, durch deren wabernde Form aufmerksame Geister eine verschwommene Eohl erhaschten "Über Wasser. Das Wasser hier", Junpei hob die Blase ein wenig mit beiden Händen an, wodurch sie, dem ausgeübten Druck folgend, ein wenig auf und nieder schwappte, ihre Form veränderte und, nur wenig später, wieder zu ihrem herkömmlichen Zustand zurückfand. "Danach bist du aus dem Wasser gekommen." Weswegen er offensichtlich nicht mehr über Wasser an sich, das hinter ihnen liegende Meer oder die konkret mit diesem Element verbundene Magie nachdachte. "Grübeln ist nicht immer hilfreich. Du hast mir also geholfen, mich auf etwas anderes zu konzentrieren." Unschuldig und ehrlich wie Junpei sein konnte, schenkte er Eohl in dieser Sekunde ein ungeteiltes, aufrichtiges und vor Herzenswärme aufblühendes Lächeln.
Etwas ähnliches wie ein Drache? Irritiert legte Junpei den Kopf schief. "Bist du dann ein mystisches Wesen, das aussieht wie ein Drache?" Eohl kicherte. Hatte er etwas falsches gesagt? Oder war sie lediglich amüsiert? Weil seine Frage so herrlich naiv und unendlich weit von der Wahrheit entfernt war ... oder kam er ihr auf die Schliche, ohne es explizit gewollt zu haben? Nein. Unmöglich. Eohl war unmöglich ein Drache. Drachen waren den Sagen nach zu urteilen, Jahrhunderte, Jahrtausende alte, monströse Wesen. Eohl schien auf den ersten Blick wie nichts davon. Keineswegs schrecklich, nicht ansatzweise alt, auch nicht rachsüchtig oder gierig, wie man diesen roten Drachen nachsagte. Beeindruckend? Atemberaubend? Gewiss, jedoch nicht so, wie man es bei einem mehrere Stockwerke hohen, über zehn Meter langen Monstrum eines Wesens erwartete! "Ich habe noch nie einen Drachen gesehen. Alles was ich weiß, haben mir meine Eltern vorgelesen. Märchen. Geschichten. Du weißt schon. Sachen die genau so wahr wie falsch sein können." Allerdings beantwortete das nicht die Frage, mit welcher Eohl ihn konfrontierte. "Drachen machen mich auf jeden Fall sehr neugierig. Davon ausgehend mag ich sie wohl." Junpeis Herz übersprang freudig einen Schlag, als Eohl davon berichtete, eines Tages gerne wie ein Drache am Himmel fliegen zu wollen. Könige der Lüfte, Königinnen der Erde. Drachen mussten extraordinär mächtige Entitäten sein, wenn sie nicht nur das Reich der Menschen beherrschten, sondern auch alles, was weit, weit außerhalb ihrer Reichweite existierte. "Eohl", wiederholte er andächtig "Das ist ein ungewöhnlicher Name. Irgendwie passt er zu dir. Ich mag ihn." Ohne den erklärenden Monolog seitens der Drachendame unterbrechen zu wollen, lauschte er ihren Ausführungen. Sicherlich wusste der Hüne einiges über Wasser, folglich auch über Regen und Wolken. Im Detail wusste er nicht über die wissenschaftlichen Beweggründe, wie Wasser in die Lüfte aufstieg und sich dort sammelte, um in Form von Regen wieder auf die Erde niederzugehen - allerdings spielte es auch keine Rolle. Der Gedankengang und die einher gehende Faszination, welche Eohl ausdrückte, waren einfach ... schön. Unschuldig. "Bist du deswegen geschwommen, Eohl? Weil du Wasser und das Meer liebst?" Erneut schenkte er seinem Gegenüber ein Lächeln. "Ich ..." Dann schluckte der Weißhaarige und senkte zum wiederholten Mal seinen Blick. "Ich denke schon. Ich bin gerne hier am Meer. Um nachzudenken. Es beruhigt mich." In den meisten anderen Facetten barg Wasser jedoch primär Frustration für den jungen Mann. Genauer genommen in allen Aspekten der Magie. Ausschließlich dort frustrierte ihn Wasser.
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Mutig hatte sich Junpei nach vorne gelehnt, die geringe Distanz zu Eohl noch weiter verringert, nah genug, dass sich ihre Körper und ihre Gesichter beinahe zu berühren drohten. Mit einer sanften Röte auf ihren Wangen schenkte die Yihwa ihm ein breites Lächeln, kommentierte die Situation aber nicht weiter. Stattdessen fuhr sie mit der Konversation, wie auch er, so fort, als sei alles ganz normal. „Du hast über Wasser nachgedacht, ja?“, wiederholte sie und musste leicht kichern. „Das ist ja niedlich... Ich hoffe, ich habe dich nicht erschreckt, als ich aufgetaucht bin, Junpei.“ Er meinte zwar, dass es gut war, ihn ein wenig aus seinen Gedanken zu holen, aber wer wusste schon, an welche wichtigen Stellen seine Gedankengänge noch gegangen wären, wäre sie nicht gewesen? „Na gut... wenn du meinst, ich hab dir etwas Gutes getan, dann nehme ich das so an“, nickte sie, ihr Lächeln kein Stück weniger strahlend und ehrlich als seines. Sein Gedanke der zwei Seiten einer Medaille wirkte gar nicht mal so falsch...
„Was müsste ich denn alles können, um ein mystisches Wesen zu sein, Junpei?“, fragte die amüsierte Yihwa, als er sich mehr und mehr in den Gedanken mit den Drachen vertiefte. Grübeln war offenbar wirklich nicht zielführend. „Bist du dir immer sicher, was genau du bist, Junpei? Wenn ich dich fragen würde, ob du eine Katze bist, wie sicher wärst du, dass die Antwort Nein ist?“ Sie blickte zur Seite, ließ einen tiefgründigen Blick über das Wasser schweifen, der deutlich nachdenklicher wirkte, als es ihr Gedankengang vermutlich wert war. „Wenn ich dir sagen würde, dass ich kein Drache bin, wäre ich zu etwa dreißig Prozent sicher. Reicht dir das, Junpei? Oder können wir uns darauf einigen, dass die Wahrheit unergründlich ist... für mich wie auch für dich?“ Sie lachte warm und trat einen Schritt näher ans Ufer heran, sodass sie selbst nur ein kleines Stück vom Wasserspiegel entfernt war, stellte sich auf die Zehenspitzen, lehnte sich leicht vor. Der kühle Wind, den das Meer zu ihnen an den Hafen trug, ließ ihre Haare wehen, auch wenn ihre Hörner stramm und regungslos auf ihrem Schädel verharrten, wie es sich für einen guten Kopfschmuck gehörte. Dann wandte sie ihren Kopf wieder dem Weißhaarigen zu, zwinkerte ihm entgegen. „Aber ich bin froh, dass du uns magst...“ Viele Menschen würden wohl sagen, dass Eohls Gedankengänge wirr waren. Unzusammenhängend und unsinnig, ins Nichts gehend, schon von der Basis her falsch und in sich selbst in keinster Weise geschlossen. Nicht Junpei – er urteilte nicht über das, was sie sagte. Sie selbst interessierte es natürlich auch kaum, wenn jemand nicht verstand, was sie so erzählte, aber es fühlte sich dennoch gut an, verstanden zu werden. „Genau, ich bin wirklich gerne im Wasser!“, nickte sie mit einem aufgeregten Grinsen. „Ich weiß gar nicht, wie lange ich geschwommen bin... Kannst du mir sagen, wo wir hier sind? Wie Nord-Fiore sieht es jedenfalls nicht aus...“ Kein Eis, kein Schnee, keine Berge. Ein Hafen war schon ein gutes erstes Indiz dafür, dass sie ziemlich weit von ihrem Heim weg war. Hatte sie hier in der Nähe zu schwimmen begonnen? Hatte sie im Norden einen Weg zum Meer gefunden? Oder hatte ihre Reise ganz woanders begonnen? Langsam fuhr sich die Yihwa mit einer Hand durch das feuchte Haar, während ihr Gedächtnis sie wieder einmal im Stich ließ. Unklare Scherben, fetzen von Bildern, die in einem zerstörten Häufchen im inneren ihres Kopfes lagen und sich nie wieder zu einem klaren Spiegel würden zusammensetzen lassen. Am Besten dachte sie gar nicht weiter darüber nach.
„Ich muss eine ganze Weile unterwegs gewesen sein... Jetzt, wo ich aus dem Wasser raus bin, zieht es ganz schön“, lachte sie fröhlich und wandte sich wieder ihrem Gesprächspartner zu, trat wieder näher an ihn heran. „Hunger hab ich auch... Ich bin so viel Bewegung gar nicht mehr gewöhnt. Da siehst du erfahrener aus, Junpei.“ Neugierig stupste einer ihrer Finger gegen den Oberarm des Größeren, fuhr sanft an seiner Muskulatur entlang, um den Unterschied zwischen seinem und ihrem Körperbau zu fühlen. Oh ja, das war definitiv anders. Ihre Muskeln waren dünn, lang, zart, nicht besonders belastbar. Seine Muskeln dagegen waren hart und breit, gaben kaum nach, wenn man dagegen drückte. Nicht gerade wenige Sekunden verbrachte sie mit dieser kleinen Analyse, mit dieser verlängerten Berührung, dem sanften Auf und Ab an seinem Arm. Ohne von ihm abzulassen blickte sie wieder auf in seine Augen. „Sag mal, Junpei... Du weißt nicht zufällig, wo man hier etwas zu Essen bekommt... oder etwas zu Trinken?“
# 4 Wunderschön. Ihr Lächeln war wunderschön. Kein zweiter Gedankengang bahnte sich seinen Weg in diesem singulären Moment in Junpeis Kopf. Im starken Kontrast zu ihrem ungewöhnlichen Erscheinungsbild sprach die gesamte Mimik, in welche Eohl ihre Worte hüllte, lediglich von kindlicher Neugierde. Sie offenbarte mal oberflächliche, dann regelrecht philosophisch angehauchte Überlegungen in einem undefinierbaren Wirrwarr, beinahe als existiere tief in ihrem Kopf ein Mahlstrom unterschiedlichster Impulse, aus dem sie nur mit viel Glück eine der Situation angemessenes Exemplar herausfischte. Allerdings war es diese keineswegs selbstverständliche Natürlichkeit, auf die er sich am besten verstand. Eohl sprach aus, was sie dachte, wie sie empfand und nahm dahingehend - so schien es zumindest - kein Blatt vor dem Mund. Sie offenbarte Komplimente exakt so, wie sie ihr in den Sinn kamen, drückte ihre Leidenschaft frei und unbefangen aus; mit etwas Glück, so dachte er, ging sie auch gleichermaßen mit negativen Aspekten um. "Erschreckt?" Junpei blickte verdutzt auf, beinahe so, als gäbe es dort oben in den Wolken eine passende Antwort auf die nun in seinem Innersten aufkeimende Frage. "Nein. Ich habe dich schon ein wenig vorher im Wasser gesehen", kam es ein wenig belustigt aus seinem Mund, begleitet wurde diese Aussage jedoch von einem freudigen, immer breiter werdenden Lächeln "Zumindest habe ich noch nie einen so großen Fisch im Wasser gesehen, der Schleier nach sich zieht und dann noch elegant wie du Schrauben drehen kann." Auszuschließen war es nicht, dass es bestimmte Fischarten gab, die zumindest teilweise auf seine wahrgenommenen, optischen Reize zutrafen, doch gleich mehrere Schrauben in kürzester Zeit sah er noch keinen Fisch vollführen. Um den leicht zweifelnd wirkenden Worten der Drachenlady wenigstens etwas Positives mit auf den Weg zu geben, kramte Junpei nach kurzer Überlegung eine ehrlich gemeinte, voll und ganz der Wahrheit entsprechende Kleinigkeit heraus: "Ich kenne nur wenige Personen hier in der Umgebung. Du machst einen ungewöhnlichen aber sympathischen Eindruck. Also hast du bereits zwei gute Dinge getan." Sie existierte. Sie sprach mit ihm. Sie schreckte nicht vor seiner eigentümlichen Visage - oder eher Mimik - zurück, sondern machte offenherzige Schritte auf den Hünen zu. Allein diese nebensächlichen Qualitäten des sozialen Umgangs erfasste der Weißhaarige als etwas Gutes. Junpei wusste auf die nächste Frage nur bedingt einzugehen. Verdattert blieb er einfach stehen, blinzelte mehrfach in kurzer Abfolge und versuchte nun, da Eohl konkret nach seinen persönlichen Kriterien eines mystischen Wesens, eben diese aus seinen zum Großteil sehr kindlichen Vorstellungen herauszuschälen. "Kommt auf das mystische Wesen an, denke ich? In vielen Geschichten sind mystische Wesen unglaublich alt. Sie sind von beeindruckender Gestalt, gewaltig groß, haben riesige Flügel, können Feuer speien, und ...", er setzte einen Moment lang aus, hielt den Mund offen "Zumindest wenn wir von Drachen sprechen. Wenn es generell um mystische Wesen geht, ist das wohl sehr kompliziert." Mürrisch plusterte der junge Mann zuerst die linke, dann seine rechte Wange auf; mal links, dann wieder rechts, während seine feinen, weißen Brauen immer wieder zusammengezogen wurden und ein eindringlich musternder Blick zuerst die Spitze von Wohls Hörnern betrachtete und dann langsam an ihr herunter glitt - besaß sie denn Merkmale, die denen eines mystischen Wesens gleich kamen? "In Märchen sind mystische Wesen, sofern sie als böse beschrieben werden, unglaublich furchteinflößend, nicht selten hässlich, dafür aber auch sehr mächtig. Kaum verwunderlich, immerhin sind sie der Antagonist solcher Geschichten", Junpei verzog den Mund "Den Eindruck erweckst du nicht", wieder neigte er seinen Kopf zur Seite, sah länger in die rötlichen Iriden seines Gegenüber und konnte, zumindest für den Moment, keinerlei Negativität in ihnen lesen "Gute mystische Wesen auf der anderen Seite, sind oft verspielt, neckisch und neugierig, sie ärgern Menschen hier und da, ohne es böse zu meinen. Sie sind Ratgeber, Begleiter. Sie sind nicht immer selbst unglaublich stark, können es aber sein. Und sie sind oftmals sehr", erst jetzt, da Junpei über seine kommenden Worte nachdachte, sie noch einmal Revue passieren ließ und sich selbst dabei ertappte, wie genau er Eohl die letzten Sekunden in Augenschein genommen hatte, schlich sich eine peinlich berührte Röte auf seine Wangen "Sie sind oftmals sehr ... schön. Ungewöhnlich, aber schön." Stille. Nichts als bedrückte, peinliche Stille. Ohne länger als notwendig darüber nachzudenken, hatte er Eohl ein massives Kompliment gemacht. Zu seinem Glück war ihm nicht über die Lippen gekommen, inwiefern er die junge Dame als attraktiv betrachtete und welche Qualitäten sich eindeutig für ihn aus ihrem insgesamt interessanten, neugierig machenden Erscheinungsbild herauskristallisierten, doch war es, seinen Erinnerungen nach, das erste Mal. Das erste, richtige Kompliment, ohne unbeabsichtigt darüber gestolpert zu sein. Nur Momente später, in denen Junpei alles daran tat, möglichst wieder zu alter Form und Hautfarbe zurückzukehren, wandelte Eohl ihre Konversation in vollkommene Absurdität. Sie war sich lediglich zu dreißig Prozent sicher, kein Drache zu sein? Wusste er denn mit absoluter Gewissheit, dass er keine Katze war? "Nun, ich sehe weder aus wie eine Katze, noch verhalte ich mich wie eine Katze. Wie kann ich dann eine Katze sein?" Aufrichtig verdutzt blickte wanderte der Blick des Weißhaarigen an sich selbst herab. Kein Fell, keine Pfoten, keine Schnurrhaare und auch kein Schwanz. Keine Qualitäten, die eine Katze über Name und Erscheinungsbild hinaus ausmachten. Auch wenn die Frage, gemeinsam mit der gesamten Thematik, ein wenig überfordernd wirken konnte, brachte Eohl auf diese Weise dennoch intellektuelle Stimuli mit sich. Es erforderte zwar ein wenig Geschick, schnelles Denken und generelle Flexibilität, doch auch wenn Junpei nicht der größte Denker ihres Jahrhunderts war, stellte er sich kniffligen Fragestellungen gerne. So wie mit der erneut aufkommenden Fragestellung, ob Eohl ein Mensch war. "Nein, das hier ist definitiv nicht Nord-Fiore. Wir sind in Hargeon. Eine Stadt in Ost-Fiore." Verwunderung mischte sich unter die grundlegende Skepsis, mit welcher die nun verengten Augen sie betrachteten. "Bist du den gesamten Weg über geschwommen? Wie hast du das gemacht?" Nach der ersten, grundsätzlichen Frage ihrer bloßen Fähigkeit, reihten sich allerdings noch andere, dringlichere Fragen an. "Hast du in der Zeit etwas getrunken? Hast du gegessen? Ist alles in Ordnung, geht es dir gut?" Junpeis Stimme verfiel leichtem Zittern, als Besorgnis in seinem Herzen aufkeimte. Wieder betrachtete er sein Gegenüber; diesmal eindringlicher, geschulter, weniger fasziniert, dafür jedoch noch weit ehrlicher. Eohl lächelte ihm entgegen, zeigte keine Anzeichen von Erschöpfung. Konnte das überhaupt sein? Gaukelte sie ihm etwas vor, nur um niemanden Sorge zu bereiten? ... oder war sie vielleicht doch einfach ein mystisches Wesen, welches innerhalb eines Tages den gesamten Kontinent umrunden konnte, ohne jedwede Schwierigkeiten? Gerade als Junpei zum wiederholten Mal - nun da es sich bestätigt hatte - auf den rein physischen Zustand seines Gegenüber eingehen wollte, schossen winzig kleine, elektrische Impulse direkt durch seinen Arm. Überrumpelt von der Berührung ihrer Finger auf seinem Oberarm, erweitert durch die Nachhaltigkeit eben dieser Berührung, zerplatzte mit einem Mal die lange aufrecht gehaltene Wasserblase zwischen seinen Händen. "Natürlich weiß ich das", ungeachtet des nun zerstörten Wasserkonstrukts, welches gierig vom Sand unter ihrer beider Füßen aufgesaugt wurde, umschloss Junpei reflexartig die bedeutend zierlichere Hand Eohls "Ich dachte mir doch, dass dir kalt sein muss", er schnalzte unzufrieden mit der Zunge "Hunger und Durst. Sicher. Wir können beides auftreiben, wenn wir in die Stadt gehen. Fühlst du dich sonst gut? Oder unwohl? Ich ...", die Augen für einen Moment schließend, atmete der Hüne kräftig ein, als ihm unweigerlich bewusst wurde, was er da im Begriff war, überhaupt anzubieten "Zur Not kann ich dich auf meinem Rücken dorthin tragen. Oder ich kann dir etwas holen, wenn du möchtest."
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Eohl wusste zwar nicht so recht, was sie Gutes für Junpei getan haben sollte, aber wenn er glücklich war, dann war sie es auch. Und glücklich schien er zu sein, ging richtig auf in dieser ziellosen Konversation über die Yihwa und das, was mystische Lebewesen auszumachen hatte. „Ich bin weder groß noch habe ich Flügel... ich schätze, die Idee können wir streichen“, kommentierte sie seine erste Beschreibung. Der einzige Teil, dem sie nicht widersprach, war das Alter. Unglaublich alt also... Wer konnte schon sagen, ob das auf sie zutraf oder nicht? Auch die nächste Beschreibung traf nicht ins Schwarze, das erkannte der Weißhaarige auf selbst. „Ja, so mächtig bin ich noch nicht“, nickte sie und verschränkte nachdenklich die Arme. Einen letzten Versuch wagte er allerdings noch. „Verspielte, neckische Begleiter...“, wiederholte sie seine Worte und nickte leicht. Eine Begleiterin war sie auf jeden Fall, eine treue und loyale Nummer zwei, die jene, denen sie zugehörig war, nicht im Stich lassen würde. Damit war die Erklärung aber noch nicht fertig. „Schön...?“ Eine Stille legte sich über die beiden Magier, während sie einander ansehen, ehe Eohl mit einem sanften Lächeln eine ihrer Haarsträhnen um einen ihrer Finger wickelte. Mystische Wesen waren also schön, ja? „Das bedeutet dann wohl, dass ich kein mystisches Wesen bin“, meinte sie fröhlich und nickte Junpei zu. „Danke, dass du das mit mir durchgegangen bist. Jetzt fühle ich mich sicherer.“ Enttäuscht wirkte sie darüber nicht unbedingt. Ihr Gesichtsausdruck zeigte wenig mehr als eine optimistische Akzeptanz. Sie hatte die Information aufgenommen, viel weiter ging es von hier aus nicht.
„Oh, nein. Ich weiß nicht, ob ich den ganzen Weg geschwommen bin“, winkte sie ab, als Junpei danach fragte. „Ich meine, es kann sein. Vielleicht aber auch nicht. Ich kann mich gerade nicht erinnern.“ Das wüsste sie tatsächlich selbst gerne. Etwas getrunken hatte sie unterwegs allerdings nicht, wenn man ihrem trockenen Hals Glauben schenken konnte. „Ich habe auf jeden Fall Durst... und Hunger. Hunger auch“, nickte sie. Sie hatte kein Problem damit, mal ein, zwei Tage ohne Nahrung auszukommen, und störte sich auch nicht daran, mit ihrem körperlichen Zustand ehrlich zu sein, aber jetzt gerade wollte sie tatsächlich gerne etwas tun, um ihre Gesundheit zu erhalten. Sie spürte die Energie, die sie das Schwimmen gekostet hatte. Wenn sie noch eine Weile funktionieren wollte, sollte sie diese Reserven wieder auffüllen. Die Art, wie Junpei ihre Hände ergriff, war plötzlich und überraschend. „Oh“, kommentierte sie mit einem erstaunten Blick hinab auf seine starken, großen Hände, die sie so unerwartet zart festhielten. Dann glitten ihre Augen wieder seinen Oberkörper hinauf, bis sich ihre Blicke erneut trafen. „Ehehe... mir geht es wundervoll“, antwortete sie mit unerwartet schüchterner, leiser Stimme, ehe sie ihren Blick wieder gen Boden wandte. „Ich fände es sehr schön, wenn du mich tragen kannst, Junpei...“ Ohne jede Gegenwehr ließ sie sich auf seinen Rücken heben. Ihre Arme legten sich sanft um seinen Hals, verschränkten sich vor seiner Brust, sodass sie sicher und fest an seinem Rücken hing. Sie konnte seinen Körper spüren, seinen kraftvollen Rücken unter ihrem zarten, weichen Fleisch, ihr Oberkörper fest an ihn gedrückt. Ihre Augen schlossen sich, während sie sich zufrieden seufzend an ihn kuschelte. „Mmmh... oh, Junpei...“, murmelte sie, während es sich ihr Kopf an seiner Schulter bequem machte, ihr Mund nur Zentimeter von seinem Ohr entfernt. „Du bist so schön warm... da fühlt man sich richtig sicher...“ Einer ihrer Finger drückte sanft gegen seine trainierte Brust, zeichnete ein paar undefinierte Linien darauf, ohne ihnen direkte Bedeutung zu geben. Wie eben noch an seinem Arm, spürte die Yihwa auch hier, wie definiert er war. Hoffentlich störte es ihn nicht, dass ihr gesamter Körper immer noch feucht war, nachdem sie gerade erst aus dem Wasser gestiegen war. Das bedeutete schließlich, dass auch seine Kleidung nicht ganz trocken bleiben konnte. Er machte allerdings nicht den Eindruck, dass es ihn störte, schien sich nur um die Yihwa kümmern zu wollen. Was für ein guter Junge. Ihre Lippen verzogen sich zu einem verschmitzten Lächeln, nicht sichtbar für den jungen Mann, auf dessen Rücken sie lag.
„Ich denke, ich bin echt froh, dich getroffen zu haben, Junpei...“
# 5 Junpei stockte in seinen Überlegungen. "Du kannst dich nicht daran erinnern?" Skepsis mischte sich in offenkundige Neugierde. "Was meinst du damit? Du bist die gesamte Zeit über geschwommen und weißt nun nicht mehr, ob du von Nord-Fiore bis hier her gekommen bist?" Verurteilung suchte man vergeblich in den Worten des jungen Mannes. Gleichzeitig war er sich höchstpersönlich nicht im Klaren darüber, ob er schlicht und ergreifend verwundert sein sollte, die Gedächtnisleistung Eohl fragwürdig war, oder zusätzliche Gründe für aufrichtige Sorge bestanden. Weiter kamen sie hingegen mit eindeutigen Antworten. Eohl hatte sowohl Durst wie auch Hunger. "In Ordnung. Wir werden erst einmal dafür sorgen, dass dein Magen gefüllt wird und du nicht mehr durstig durch die Weltgeschichte schwimmen musst." Trotz seines gut gemeinten Angebots zeichnete sich ein Funke mangelnden Glaubes den Zügen des Weißhaarigen ab. Zustimmung. Ohne auch nur einen Moment länger als notwendig darüber nachzudenken, ob sie von einem quasi Fremden getragen werden mochte, stimmte Eohl dem selbstlosen Angebot zu. "Dann spring auf." Wie und warum es seinem gegenüber wundervoll ging, konnte der Hüne nicht aus ihrer Mimik oder Gestik entziffern. Nicht einmal aus dem Gesprochenen erschloss sich für Junpei so recht, wie es ihr überhaupt ging - hungrig, durstig, angestrengt aber trotz allem wundervoll? Mystisches Wesen oder nicht - Eohl war unglaublich undurchsichtig. Ihr verhalten wirkte einerseits so unkompliziert, spontan und von Impulsen gesteuert, gleichzeitig kam er nicht um die Vermutung herum, hinter dieser Fassade stecke noch viel mehr. Kaum fand die zierliche Dame, federleicht wie sie war, einen unproblematischen Weg auf seinen Rücken. Im innersten vollkommen überfordert von dieser Situation und zu verunsichert, um genau zu wissen, wie er seine Arme exakt unter ihrem zierlichen Leib positionieren sollte, entschloss Junpei sich dafür, beide Unterarme höflich und respektvoll unter ihrem Po zu verschränken. Hände unter Kontrolle behalten. Keine unbeabsichtigten Berührungen, nichts was falsch interpretiert werden konnte, ihn in Schwierigkeiten brauchte, ihm zu viel Blut in den Kopf schießen ließ oder-- Mit einem Mal entwickelte sich die gesamte Situation in ein gewaltiges Problem. Junpei atmete scharf ein, beide Hände und auch Arme verkrampften sich. Die zuerst begonnenen Schritte von der Hafenpromenade hinweg, gen Stadtkern, stoppten abrupt. "Weich. Weich, weich, weich." Er durfte einfach nicht darüber nachdenken. Nicht darauf fokussieren. Junpei durfte einfach nicht, nein, er erlaubte sich nicht, genauer im Detail darüber nachzudenken, mit welchem bewusstem Druck Eohl ihren Busen gerade an seinen Rücken schmiegte - bedingt durch ihre noch immer feuchte Haut, die tropfende, schwarze Kleidung, würde von seinem ohnehin nur dünn beschichteten Oberteil nicht lange etwas übrig bleiben. "F-freut mich, wenn du das", einen ersten, behäbigen Schritt wieder aufnehmend, atmete der Weißhaarige schwer ein, das Gesicht auf einmal puterrot und noch angestrengter als während seines magischen Trainings "Wenn du das so siehst. Ja. Genau." Wärme. Sicherheit. Geborgenheit. Werte die er zweifelsohne in anderen auslösen wollte. Nur stimmten die eigentlichen Vorstellungen des jungen Mannes, wie er das alles erreichte, wie sich diese Empfindungen zeigten, nicht mit dem überein, was just in dieser Sekunde geschah. Vor allem dann nicht, wenn Eohls Mund, ihre Lippen, ihre Stimme so nah an seinem Ohr waren. Leicht torkelnd, unsicher auf den eigenen zwei Beinen, machte er sich auf den Weg gen Hargeon City. Was unter normalen Umständen ein Reiseweg von vielleicht fünf bis zehn Minuten war, würde nun bedeutend mehr Zeit, Kraft und Willen in Anspruch nehmen. "Die Freude ist ganz meinerseits", nuschelte Junpei halblaut, wenngleich fester als seine gestammelten Worte zuvor. Man machte ihm ein aufrichtiges Kompliment. Eohl freute sich. Über ihn, ihre Bekanntschaft. Es wäre falsch gewesen, dies zu verneinen oder mit geringerem Ernst zurückzugeben. Sie war besonders. Ungewöhnlich. Einzigartig. Mehr als andere Menschen. Auch wenn sie sich erst fünf Minuten kannten.
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„Ehehe... ich bin so lange geschwommen, dass ich nicht mehr weiß, wann ich angefangen habe...“, gab Eohl zu und kratzte sich am Kopf. „Ich bin immer so zerstreut... aber es ist auch nicht wichtig, wo ich angefangen habe, richtig? Jetzt bin ich ja hier! Hier in Hargeon!“ Er hatte gesagt, dass der Ort so hieß. Das zu wissen würde sicherlich dabei helfen, wieder nach Hause zu kommen. Später, wenn sie hier fertig war. Für den Moment hatte Eohl großen Spaß daran, ihre Zeit einfach mit Junpei zu verbringen, und hüpfte fröhlich auf seinen Rücken, als er sie tragen wollte. „Ich hoffe, ich bin nicht zu schwer“, murmelte sie ihm ins Ohr, ihre Stimme leicht schläfrig, während sich ihr Kopf näher an sein Gesicht kuschelte, sodass die Spitzen ihrer Haare seine Wange und seinen Nacken kitzelten. „Irgendwie bin ich doch müde... Vielleicht war ich zu lange im Wasser...“ Hoffentlich störte er sich nicht daran, wenn sie sich ein wenig auf ihm ausruhte, während sie auf dem Weg in Richtung Innenstadt waren. Bei der Sommerhitze konnte es ihr doch auch keiner verübeln, wenn sie vor sich hin döste. Selbst wenn das bedeutete, dass er ihren flachen Atem direkt an seiner Haut spüren würde...
„Mmnaaah...“ Kaum hatte Junpei die Yihwa wieder von seinem Rücken gelassen, gähnte diese und streckte sich ausgiebig, ihre Augen noch etwas müde, ihre Bewegungen leicht schwankend, ehe sie sich an der frischen Luft des Tages wieder ordentlich sammelte. „Das war so gemütlich... danke dir, Junpei“, meinte sie mit einem Nicken, während ihr Blick über die Straßen von Hargeon wanderte. Mit etwas Glück fanden sie eine Stelle, wo sie sich ordentlich hinsetzen konnten. „Weißt du, irgendwie hat diese Tragerei Erinnerungen geweckt...“ Entfernte Erinnerungen aus einer Zeit, die für sie quasi nicht mehr existierte. Dennoch waren die Bilder, die sie eben erträumt hatte, seltsam vertraut und klar. Anders als alle anderen Teile ihrer Vergangenheit war das, was sie gerade nacherlebt hatte, so real gewesen, keine Scherbe in einem undurchsichtigen Haufen, sondern ein Fenster in eine Zeit, von der sie sich schon lange getrennt hatte. Wie seltsam. „Früher habe ich meine kleine Schwester genauso getragen“, meinte sie fröhlich, auch wenn es leicht schmerzte, daran zu denken. Ein leiser Stich in Herz und Hirn, den sie nicht genau definieren konnte. „Das muss ganz schön lang her sein... aber es ist eine schöne Erinnerung, denke ich. Hehe, denkst du, wenn ich einen Bruder hätte, würde der mich auch so tragen wie du...?“ Amüsiert hob sie eine Hand vor ihren Mund, während ihre schmalen Augen ihr kräftiges Gegenüber fokussierten. Er war ein gutes Stück größer als sie... dennoch wirkte er noch recht jung und naiv, blind gegenüber der Welt. Jemand, der schnell verletzt werden konnte, jemand, der beschützt werden musste. „Naja, nicht, dass du mein großer Bruder sein könntest. Dafür bist du viel zu jung. Ich sollte mich um dich kümmern, nicht andersrum“, lachte sie fröhlich, ehe sie auch schon die Arme hinter ihrem Rücken verschränkte und sich weiter umsah. Das war ein lustiger kleiner Gedanke gewesen, aber dafür waren sie ja nicht hergekommen. „Wo kriegen wir jetzt etwas zu Essen her...? Denkst du, es gibt hier irgendwo Brot?“
# 6 "Keine Sorge. Du bist nicht schwer." Junpei schnaubte leise unter seinen eigenen Worten. Eohl verbalisierte exakt das, was ihm durch den Kopf ging. Sie wirkte zerstreut. Eine Aussage die nicht zwingend nur auf ihr Gedächtnis abzielte, sondern die generelle Art und Weise, mit welcher sich die junge Dame ausdrückte. Ihre Gedankengänge schienen geprägt von abrupter Willkür; spontan aus dem metaphorischen Ärmel geschüttelt, querbeet aneinander gereiht und nicht zwingend zusammengehalten von einem roten Faden. Gegebenenfalls lag es auch zu nennenswerten Anteilen an mangelhafter körperlicher Verfassung. Geplagt von Hunger und Durts ließ es sich schlecht denken; auch wenn die Wortwahl, mit welcher Eohl sich ausdrückte, nicht bloß auf einen akuten Zustand verwies, sondern verallgemeinert wirkte. "Ruh' dich einfach ein kleines Weilchen aus. Wir werden ein paar Minuten brauchen, bis wir Hargeon erreichen", die Arme minimal enger um den zierlichen Frauenkörper schließend, atmete Junpei noch einmal tief ein und aus "Vielleicht geht es dir bis dahin ja schon besser und du kannst dich daran erinnern, wo deine Reise angefangen hat." Für den Augenblick verweilte der Weißhaarige lediglich skeptisch. Zeitgleich aber auch neugierig. Würde eine gute Tasse Tee, zusammen mit Früchten und einer anderen Kleinigkeit ihrer Wahl in so kurzer Zeit helfen? Feine Sonnenstrahlen rieselten auf die beiden nieder und trockneten, wie in Zeitlupe, nicht nur die eng anliegende, schwarze Badebekleidung, welche Eohl am Körper haftete, sondern ein wenig verspätet, auch die feucht an Junpeis Rücken liegenden Stoffe. Hochgradig amüsante Abdrücke eines fremden Körpers würde man trotz allem erkennen können - wenngleich erst, nachdem die schlummernde Prinzessin wieder festen Boden unter ihren Füßen spürte. Etwas worauf sie beide nur wenige Minuten warten mussten. "Gemütlich?" Noch immer peinlich berührt von all dem, was sich in der letzten, kurzen Zeitspanne abgespielt hatte, wandte sich der Hüne herum. Auf seinem Rücken nun, in voller Pracht, neben vereinzelten Tropfen und Streifen, welche von von Eohls Haarsträhnen rührten, auch zwei nennenswert große Abdrücke auf Höhe seiner Schulterblätter. "Es gibt nichts, wofür du dich bedanken bräuchtest. Alles was ich getan habe, ist dich ein paar Meter zu tragen. Das ist alles." Als die Drachenlady begann von ihren eigenen Erinnerungen zu erzählen, wandte Junpei sich wieder herum. Eine jüngere Schwester. Sie hatte also Geschwister. Nicht nur das; ihren Äußerungen zufolge Geschwister mit denen sie sich gut genug verstanden hatte, um sie ebenfalls auf ihrem Rücken durch die Straßen eines womöglich weit entfernten, fremden Stadt zu tragen. Allerdings bezog sich auch das, wie beinahe alles, von dem Eohl sprach, auf die Vergangenheit. "Trägst du deine Schwester bei Gelegenheit noch immer? Oder ist sie zu groß dafür?" Bewusst wurden andere Optionen ausgelassen. Alter. Vergänglichkeit. Tod. Wenn es wirklich schon sehr lange her war und die ihm gegenüber stehende Dame eine Lebenserwartung besaß, welche deutlich über die eines herkömmlichen Menschen wie ihm hinaus ging - was geschah dann? Andererseits, so grübelte Junpei, musste ihre Schwester rein biologisch betrachtet doch ähnlich lange leben? "Sicher würde dich dein fiktiver Bruder tragen", den Kopf ein wenig schief legend, kratzte er sich am Hinterkopf "Warum auch nicht? Wenn man sich gut versteht, einander vertraut und dann noch eine gutmütige Schwester wie dich hat?" Gründe fielen ihm nicht ein, warum man anders handeln sollte. Zudem kam es doch gar nicht auf das Alter an. Selbst als jüngerer Bruder konnte man Geschwisterkinder tragen, ihnen eine starke Schulter bieten, oder lediglich als emotionale Stütze da sein. Unter flatternden Lidern registrierte Junpei dann jedoch, wie Eohl davon sprach, sie müsse sich um ihn kümmern. Theoretisch natürlich. Nicht anders. Immerhin waren sie weder über Blut verbunden, noch kannten sie sich ernsthaft oder lang genug, als dass es relevant wurde. Seine Geste fasste lediglich darauf Fuß, dass sie ... es brauchte. Nichts anderes. Nichts davon hing auch nur im Ansatz mit anderen Faktoren zusammen. Nein. "Du solltest dich erst einmal um dich selbst kümmern, bevor du dich um andere kümmerst", kam es gutmütig zwinkernd über seine Lippen "Und Brot? Brot finden wir sicher. Wir haben einen Bäcker ganz in der Nähe. Sicherlich lässt sich auch etwas anderes finden. Tee würde sich anbieten, um wach zu werden. Warm wie kalt. Bei den Temperaturen vielleicht eher als Abkühlung?"
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Junpei war so ein guter Kerl, kümmerte sich liebevoll um eine Frau, die er gerade erst getroffen hatte, trug sie durch die Gegend und schenkte ihr nette Worte. Er wollte nicht einmal dank dafür, aber diesen Wunsch lehnte Eohl kopfschüttelnd ab. „Nein. Du warst sehr lieb zu mir, also spreche ich dir meinen Dank aus“, meinte sie und stellte sich auf die Zehenspitzen, um liebevoll die Haare des Hochgewachsenen zu streicheln. „Du bist so ein guter Junge, Junpei. Vielen, vielen Dank!“ Ihr Lächeln war dankbar und sanft, spiegelte sich in ihren Augen wider. Sie wollte wirklich, dass er wusste, wie sehr sie seine Hilfe schätzte. Wie lange war es eigentlich her, dass Eohl zuletzt an ihre Schwester gedacht hatte? Ein Teil von ihr wollte die Gedanken schon jetzt wieder wegschieben, strafte sie mit einem stechenden Schmerz in ihrem leise rauschenden Kopf, aber etwas an Junpei fühlte sich so familiär an, dass sie es einfach nicht schaffte, diese Bilder wieder zu verdrängen. „Bei Gelegenheit würde ich das, egal, wie groß sie ist“, kicherte die Yihwa, schüttelte dann aber den Kopf, während ihre roten Augen über einem traurigen Lächeln gen Boden blickten. „Aber das geht nicht. Sie ist nicht, wo ich bin. Es wird viele Jahre dauern, ehe ich auch nur hoffen kann, sie wieder zu sehen. Und auch das nur, wenn sich mein Schicksal bewahrheitet...“ Es musste noch so, so vieles passieren, ehe sie wieder glücklich mit ihrer Schwester zusammenleben konnte. Wie war ihr Name noch gleich gewesen? Naja, daran würde sie sich erinnern, wenn die Zeit gekommen war. Nicht jetzt. Jetzt war es besser zu vergessen. „Für den Moment muss ich mit dem leben, was ich jetzt haben kann. An der Vergangenheit zu hängen ist eine Bürde, die zu tragen mir nicht gestattet ist.“ Sie hob ihren Blick wieder, schloss ihre Augen, während sie die salzige Hafenluft tief ein- und ausatmete. Als sich ihre Pupillen wieder offenbarten, war die Trauer gewichen und ihre sanfte Freundlichkeit dominierte wieder ihren Blick.
„Ehehe... du findest, ich bin eine gutmütige Schwester?“, meinte Eohl fröhlich und verschränkte die Arme hinter dem Rücken, wippte aufgeregt von einer Seite zur anderen. „Das ist so lieb von dir! Hättest du gern so eine Schwester? Große Schwester Eohl? Wie klingt das?“ In einem amüsierten Lächeln bleckte sie ihre Zähne, während sie Junpei beäugte. Er wusste jetzt so viel mehr über sie als sie über ihn. Vielleicht sollte sie ihm auch ein paar Fragen stellen. „Wie ist es bei dir, Junpei? Hast du eine Schwester? Geschwister? Oder suchst du noch?“ Der Gedanke an ein wenig trockenes Brot heiterte die ohnehin recht fröhliche Yihwa gleich wieder auf, schließlich brauchte sie tatsächlich etwas, das ihren Magen füllte. „Ein Bäcker klingt toll!“, nickte sie überzeugt, und folgte dann Junpeis Gedankengang zum Thema Tee. Eigentlich trank sie ja nur Wasser, aber wenn sie sich nicht irrte, war Tee auch nur Wasser, das mit irgendwelchen Pflanzen gekocht worden war. Das sollte nicht zu gut sein für jemanden wie sie. Kurz nickte sie sich selbst zu, bestätigte sich, dass sie Tee trinken durfte, ehe ihre Augen die Umgebung durchsuchten und sie auf ein Schild deutete: „Meinst du so etwas?“ Da stand Tea. Bubble Tea, um genau zu sein, aber was konnte schon der Unterschied sein? Wenn Junpei Lust auf Tee hatte, dann sollten sie so schnell wie möglich welchen holen, also ergriff sie ohne zu zögern seine Hand, verschränkte ihre Finger mit seinen, ehe sie den jungen Mann in Richtung des kleinen Ladens zog. „Na komm, holen wir dir... uns einen Tee!“ So richtig wusste die Yihwa nicht, was sie erwartete. Wie Wasser würde es vermutlich nicht schmecken, aber das war in Ordnung. Es war ja nicht so, als würde sie es für den Geschmack trinken...
# 7 Unter marginaler Verunsicherung erzwang Junpei ein fahles Lächeln. Dankbarkeit. Sah er in die tiefen Augen Eohls, erkannte der Weißhaarige nichts anderes als das. Sie wirkte in jedem einzelnen Moment so natürlich, aufrichtig, fast schon ein wenig kindlich - ganz im Gegensatz zu den einzelnen Funken regelrecht philosophischer, bei Zeiten allerdings auch hochgradig irritierender, wirr zusammengewürfelter Aussagen. Just in diesem Augenblick war nichts davon vorhanden. In seinen Ohren widerhallende Klarheit durchzog ihre Worte und sendete einen feinen, wenngleich merklichen Schauer über Junpeis kräftigen Rücken. "Du brauchst mich wirklich nicht als guten Jungen bezeichnen", erwiderte er schnell "Nur weil ich dich getragen habe, macht mich das nicht automatisch zu einem guten Menschen", ihm war es schlicht und ergreifend nicht möglich, eine derart überschwemmende Form von Dankbarkeit anzunehmen. Eohl war müde von einer langen, gewiss anstrengenden Reise; ohne nennenswerte Mahlzeiten, geschweige denn Wasser auf ihrem Weg, zeichnete sich deutlich Anzeichen physischer Schwäche in ihren Bewegungen ab. Es schien sogar so weit zu gehen, als dass erste Müdigkeit einsetzte, sie zu einem herrlichen Nickerchen einlud und sogar die Bereitschaft, sich einem Fremden anzuvertrauen. Letzteres konnte bei genauerer Betrachtung auch schlicht ein herkömmlicher Wesenszug des 'mystischen Wesens' von seinen Augen sein - allerdings dachte Junpei nicht weit genug, um auf einen Gedankengang wie diesen zu kommen. "Dein.. Schicksal?" Respektvolle Skepsis ruhte in seinen Worten, tanzte jedoch im selben Atemzug mit kindlicher Neugierde, welche Junpei eher schlecht als recht zu verbergen wusste. Nicht bloß stellte sich Eohl als Drache heraus - auch wenn sie es verneinte - nun sprach sie auch noch von gewichtigen Dingen wie dem Schicksal. Ihrem Schicksal. "Das klingt so, als sei dir dein Schicksal bereits bekannt", kam es in Form eines halblauten Murmelns über seine Lippen, ehe die kräftigen Finger über Junpeis bartloses Kinn wanderten. Rückfragen lagen ihm schwer auf der Zungenspitze, doch wurden sie nach kurzem Öffnen des Mundes wieder heruntergeschluckt. Er war nicht in einer Position, derart intime Details zu erfragen. Ganz gleich wie neugierig er auch sein mochte. Statt dessen holte Junpei noch einmal spürbar für Eohl tief Luft, schluckte alles was ihm unter der Haut brannte noch einmal herunter und verabschiedete sich mit einem sanftmütigen: "Verstehe", ehe ein nicht weniger gutmütiges, von Überzeugung geprägtes "Du bist, beziehungsweise warst, mit Sicherheit eine großartige Schwester" folgte. Zu keiner Sekunde zweifelte der Weißhaarige auch nur eine Sekunde daran, dass sie ihren Bruder, ihre Schwester, jedes Geschwisterkind oder nahe Verwandtschaft mit absoluter Hingabe und Liebe regelrecht überschütten würde. Selbst wenn sie es nicht zwingend wollten. "Wenn du jemand zum Zuhören brauchst, biete ich mich an", murmelte der Weißhaarige eher halblaut, neigte den Kopf leicht zur Seite und wollte sich eigentlich am Hinterkopf kratzen - wäre da nicht eine junge Frau auf seinem Rücken, die beide Arme und Hände nutzlos machte "Auch wenn du ganz bestimmte viele andere Menschen hast, die dir zuhören würden. Mich kennst du immerhin erst seit... fünf Minuten?" Junpei lachte beschämt auf. Warum machte er solche Angebote, wenn er es ohnehin besser wusste? Kaum schien die Ernsthaftigkeit für einen Moment verschwunden, musste er schon wieder darauf achten, Eohl nicht allzu genau anzusehen. Aufgeregt blinzelnd sah er mehrfach dabei zu, wie sein Gegenüber von einer Seite zur anderen wippte, nicht nur ihre kindliche Freude zum Ausdruck brachte, sondern auch ihre mehr als erwachsene Physis. "Nicht hinsehen, Junpei. Einfach nicht hinsehen!", mahnte er sich, kam allerdings nicht umhin, noch in dieser Sekunde an die Neuland gleichenden, weichen Sinneseindrücke der letzten Minuten auf seinem Rücken zu denken. Nicht hinsehen! Nicht erinnern! Aber wie sollte er Eohl ausgerechnet jetzt ausblenden? Unmöglich! "Große Schwester Eohl?", wiederholte der Weißhaarige unsicher, die Augen nun merklich zusammengekniffen "Ich habe keine Geschwister, nein. Ich... suche auch nicht explizit nach Geschwistern?" Unsicher wie mit einer solchen Frage umgegangen werden sollte, versteckte sich viel mehr eine Rückfrage in seinen Worten als eine konkrete Antwort. Gewiss wäre eine große Schwester wie Eohl ein unbeschreiblicher Zusatz im Leben eines jeden Mannes - oder Menschen - nur wusste Junpei nicht recht, wie andere darauf reagierten. Oder wie er darauf reagieren sollte. Als wäre all das nicht bereits mehr als überrumpelnd genug gewesen, spürte der Weißhaarige einen rapiden Anstieg in der eigenen Körpertemperatur, als Eohl näher an ihn heran trat, ihre zierlichen fünf Finger mit den seinen verwob und sich keineswegs der Bedeutung einer solchen Geste bewusst schien. Mit weit aufgerissenen Iriden hüpfte Junpeis Aufmerksamkeit gleich mehrfach binnen weniger Sekunden zwischen ihren eng miteinander verbundenen Händen, den treuherzigen Augen seines Gegenüber und zum vollkommenen Überfluss auch das anderweitig nah gekommene Äußere Eohls. "J-ja, ganz genau sowas meine ich!", sprudelte es mit einem Mal unbeholfen aus seinem Mund. Er achtete nicht eine Sekunde lang daran, worauf gezeigt wurde. Seinetwegen konnten die beiden auch eine verruchte, heruntergekommene Bar ansteuern. "Der Bäcker ist allerdings ein kleines Stück die Straße runter, auf der gegenüber liegenden Seite", merkte Junpei heiser an und rief wenigsten nun einen festgebrannten Fetzen unnötigen - der Orientierung allerdings dienlichen - Wissens ab. Lange brauchten die beiden nicht, um den angestrebten Bubble Tea Shop zu erreichen. Bereits von außen präsentierte sich ein vor bunter Farben regelrecht leuchtendes Inventar; auch das lichterloh angemalte Holzschild, welches fein montiert an der Häuserwand prangte und auf die primäre Verkaufsware hinwies, ließ jeden Betrachter wissen, worum es ging. Zumindest im groben Sinne. Ein Getränk. Eines das man scheinbar mithilfe eines Strohhalmes zu sich nahm. Und da waren Kugeln. Viele verspielt innerhalb der Flüssigkeit schwimmende Kugeln. Insbesondere neugierige Seelen mochten bei einem so unbekannten Etwas nicht lange zögern, es wenigstens einmal auszuprobieren. Noch während sie sich zielstrebig und vor allem Hand in Hand auf den Shop zubewegten, ein bauchiger Herr und eine durch ihren blonden Haarschopf auch von hinten erkennbare Dame schon auf einige Entfernung potentielle Kundschaft erspähten, kam Junpei nach wie vor nicht mit der Situation zurecht. Große Schwester Eohl? Sie hielt seine Hand? Wie passte das zusammen? Und wie kam es, dass eine derart schöne Frau ausgerechnet ihm so nah kam? Sprach das nicht bereits von einem ihm auflauernden Desaster?!
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„Hm? Ja, genau. Ich weiß mein Schicksal schon“, nickte Eohl und lächelte sanft. „Ich bin auf dem Weg in eine Zukunft, in der es Fiore gut geht und ich mit meiner Schwester glücklich leben kann... Ich habe viel Leid vor mir, aber ich weiß, dass ich dieses Schicksal wahr machen kann.“ Die düstere Seite dieser Aussage schien sie nicht zu belasten. In ihrer Mimik und Gestik lag nichts als die Vorfreude auf das Leben, das sie eines Tages erwarten würde. Was auch immer sie durchstehen musste, am Ende würden Eohl und ihre Schwester zusammen eine sichere Heimat haben... Das war das Einzige, was für sie wichtig war.
„Du liegst falsch“, meinte sie mit einer gewissen Melancholie, als Junpei ihr anbot, ihr zuhören zu wollen. „Ich habe in den letzten Monaten viele Menschen kennen gelernt... aber ich bin anders als sie. Das macht es schwer, normal miteinander zu sprechen...“ Wo sie allgemein so unbeschwert wirkte, war das hier ein Thema, bei dem man merkte, dass es sie beschäftigte. Eohl wollte gehört werden, sie wollte mit Leuten reden, wollte Antworten hören, aber es lag nicht in ihrer Natur, interessant für jene zu sein, mit denen sie lebte. Es gab keinen Grund, warum ein Auserwählter den Worten eines Werkzeuges lauschen sollte. Entsprechend dankbar legte sie dem Hünen die Hand auf den Rücken. „Glaub mir... wenn du mit mir sprechen möchtest, weiß ich das wirklich zu schätzen...“ Neugierig sah sie Junpei entgegen. „Nicht... explizit? Was meinst du?“, fragte sie und lehnte sich leicht vor, legte den Kopf schief. „Heißt das, du sichst implizit nach Geschwistern? Du bist so lustig, Jun...“ Amüsiert kicherte sie, hob eine Hand vor ihren Mund, während sie einen Schritt von dem Jüngeren weg trat, ihn mit ihren warmen Augen hinter einem leichten Grinsen betrachtete. „Also soll ich implizit deine große Schwester sein?“, hakte sie nach und lachte leise. Er war wirklich lustig!
„Ui, Tee sieht interessant aus... den hatte ich mir anders vorgestellt“, meinte Eohl, als sie den durchsichtigen Becher hinter dem Tresen betrachtete; eine tief gefärbte Flüssigkeit, in der sich kleine Kügelchen tollten. Nein, damit hatte sie wirklich nicht gerechnet. Es sah aber ganz lustig aus. Fröhlich lachend eilte sie vor und deutete darauf mit der Hand, die sie Junpei in ihrer Aufregung nach der Ankunft wieder entzogen hatte. „So eins möchte ich bitte!“, nickte sie dem Herren zu, der mit seiner blonden Frau – seiner Tochter? Seiner Kollegin? – zusammen auf Kunden wartete. Er schenkte ihr ein warmes Lächeln und nickte. „Aber natürlich! Welche Geschmacksrichtung hätten Sie denn gerne?“ „Welche... was?“ Maximal verwirrt starrte die Yihwa den Mann aus großen Augen an. Er deutete hinab auf ein Schild vor dem Tresen, auf dem diverse Früchte aufgelistet waren. Kirsche, Erdbeere, Limette, Waldmeister... Moment, war Waldmeister eine Frucht? War Limette eine Frucht? Und warum war da mehr als eine Spalte an Geschmacksrichtungen? Mit Milch, ohne Milch... Poppings? Das Wort hatte sie ja noch gar nicht gesehen! Unsicher blinzelnd blickte Eohl zurück zu ihrem Begleiter und fuhr sich peinlich berührt durch die Haare. „Ääh, Junjun? Hast du vielleicht Lust, deiner Schwester einen Geschmack auszusuchen...?“
# 8 "Du hast viel Leid vor dir?" Junpei stoppte abrupt jede einzelne Bewegung seines Körpers. "Was soll das heißen?" Natürlich verstand er die einzelnen Worte. Ebenso wie den konkreten Inhalt. Wer oder was auch immer in der Lage gewesen war, Eohl von ihrem vermeintlichen 'Schicksal' zu berichten, versprach ihr einen von Leid geprägten Werdegang - auf dem Weg zu einer glorreichen Zukunft, in welcher eben dieses Leid nicht länger vorhanden war. Nicht bloß für sie selbst, sondern ganz Fiore. Entgegen der nun deutlich im Gesicht des Weißhaarigen ablesbaren Skepsis befand lediglich ein durch Vorfreude dominierter Ausdruck auf den Zügen des mystischen Wesens. Junpei mangelte es an vielen Bekanntschaften. Er war kein von Naturtalent gesegneter Menschenkenner. Und doch schlich sich ein wissendes, hochgradig unangenehmes Gefühl in seinem Bauch ein. Eohl wirkte in diesem Moment, trotz ihres Wissens über das eigene Schicksal und was es für sie bereit hielt, wie eine Entität die bereits mit all dem abgeschlossen hatte. Akzeptanz. Resignation. Sie war bereits sich selbst für das Wohl anderer aufzuopfern. Unabhängig davon, was es für sie selbst auf lange Sicht bedeutete - ob sie das versprochene, glückliche Fiore überhaupt mit eigenen Augen erleben würde. "Das klingt wie ein... gewichtiges Schicksal", offenbarte er anerkennend, biss sich allerdings nur einen Moment später energisch auf die Unterlippe. "Hast du jemand, der dir dabei hilft?" Es war der erste, ungefilterte Gedankengang, welcher ihm durch den Kopf schoss. Junpei wusste bestens, dass Menschen dazu tendierten, keinerlei Hilfe zu akzeptieren, wenn ihnen eine Aufgabe gegeben wurde, die nur sie erfüllen konnten. Einige wählten bewusst die Route von Einsamkeit und Verzicht, um anderen nicht zur Last zu fallen. Um die Bürde eines solchen Schicksals allein zu tragen, damit niemand anders in ihrer Nähe direkt oder indirekt zu Schaden kam. Daraus resultierende, gnadenlose Pein, ob physischer oder mentaler Natur wurde als gegeben betrachtet, ohne Murren geschultert und weiter getragen. Junpei sah diese Vermutungen nur weiter bestätigt, nachdem Eohl davon berichtete, viele, viele Personen kennen gelernt zu haben, welche allesamt nicht so waren wie sie. Auf rein physiologischer Ebene ein offenes Geheimnis, doch war das nicht, worauf sie anspielte. "Natürlich möchte ich mit dir sprechen. Und dir zuhören. Wenn es etwas gibt, worüber du mit niemandem sonst sprechen kannst, dann leihe ich dir jederzeit ein Ohr." "Das meine ich nicht", Junpei verzog das Gesicht, rieb sich einmal mit der gesamten Handfläche durch den Nacken "Ich... suche eigentlich überhaupt nicht nach Geschwistern." Den Kopf abwägend einmal nach links, dann nach rechts legend, betrachtete der junge Mann Eohl etwas genauer. "Allerdings... naja." Nun da er sie so betrachtete, immer wieder abgelenkt von den eng miteinander verwobenen Fingern - wie sollte man ihr diesen indirekten Wunsch, beziehungsweise das Angebot, ernsthaft abschlagen? Noch bevor Junpei erweiternd auf den eigenen Gedankengang eingehen konnte, schwand Eohl bereits. Hinüber zu dem vermeintlichen Tee. Nur ein kurzer Blick hinauf resultierte in einem misstrauischen Ausdruck auf Junpeis Gesicht. 'Bubble Tea' - davon hatte er selbst noch nie gehört. Allerdings machte es den jungen Mann neugierig. Kaum wurde das überwältigende Sortiment genauer in Augenschein genommen, fand sich der Weißhaarige mindestens genau so überfordert wie Eohl. Nichts von dem, was er sah oder las, wirkte weniger schmackhaft als das andere. Milch hatte er zudem noch nie mit seinem Tee probiert, weswegen diese Option ganz besondere Aufmerksamkeit erhielt. Ob das Ganze auch schmeckte stand auf einem vollkommen anderen Blatt. "Ich, also, äh...", wenig eloquent und nun, da man ihn so ins Rampenlicht rückte, merklich verunsichert, versuchte sich der junge Mann an einem kräftigen Räuspern, um eben diese Verunsicherung zu überspielen. Ein Akt der zum Scheitern verurteilt war. "Mango klingt gut, oder?" Von einigen Früchten oder Nicht-Früchten hatte Junpei noch nie gehört. Weder kamen sie in seiner Heimat vor, noch landeten sie auf dem Tisch. Und wieder ganz andere Geschmacksrichtungen hatte er nicht einmal ausgeschrieben in einem Buch gesehen. "Möchtest du Milch dazu?" Eohl keineswegs unähnlich kratzte er sich an der Wange, ließ seine Hand einige Zentimeter wandern, bis sie in dem Gefilde schneeweißer Strähnen hängen blieben. "Meinen Sie, das würde schmecken?" Nervös brachte er ein hageres Lächeln über die Lippen; eines der Sorte, die überdeutlich mit seiner - und Eohls - Überforderung einher ging. Fachmännisch lupften beide hinter dem gläsernen Tresen die Brauen, sahen sich gegenseitig wissend an und machten einen beherzten Schritt auf die von Unkenntnis erschlagenen Kunden zu.
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Was es heißen sollte, fragte er. Was die Yihwa mit Leid meinte? „Ich meine... viel Leid“, wiederholte sie, nicht sicher, wie sie das weiter ausführen sollte. „Findest du das Wort... unverständlich?“ Junpei schien es ja auch grundlegend zu verstehen. Er ahnte, dass ihr Schicksal Gewicht trug, dass es nicht einfach war. Fragte, ob sie Hilfe dabei hatte. Sie lächelte. „Ja, indirekt“, antwortete Eohl mit einem sanften Nicken. „Ich allein habe keinen großen Einfluss auf die Zukunft. Nicht jeder Mensch ist gleichermaßen relevant, in der Weite des Flusses der Zeit. Ich bin nichts Besonderes, Junpei.“ Da war es wieder. Sie sagte etwas, das traurig oder zumindest deprimierend sein sollte. Eine Erkenntnis, die einen Menschen hart treffen, ihm die Motivation nehmen sollte. Und doch sagte sie es fröhlich, entspannt, wie einen simplen Fakt über das Wetter oder die Naturgesetze. Für sie war es ein Naturgesetz. Kein Grund, zu trauern. Einfach die Realität der Welt, in der sie lebte. „Aber es gibt jene, die Einfluss haben. Die Dinge verändern können, die nicht verändert werden sollten. Ich habe das Glück, auf sie aufpassen und ihnen helfen zu dürfen. Ich habe ein Auge darauf, dass wir auf die beste Zukunft zugehen... und dass jene, denen es zu verdanken ist, das gute Leben haben, das sie verdienen.“ Wahre Freude war im Gesicht der Yihwa zu lesen, während sie amüsiert kicherte und die Hand ihres Begleiters einen Moment etwas fester drückte. „Ich finde, die Rolle einer Unterstützerin... jemand, der sich um Andere kümmert... Das passt gut zu mir. Das macht mich glücklich.“
Heute war es aber eher Junpei, der sich um die Yihwa kümmerte. Er hatte sie getragen, wollte ihr etwas zu Essen und zu Trinken beschaffen und war nun sogar so lieb, die Bestellung für sie zu übernehmen, denn normalerweise war es nicht Eohls Aufgabe, Geschmacksrichtungen auszusuchen. So eine Wahl hatte man praktisch nie, wenn man sich ausschließlich von Wasser und Brot ernährte, und wenn sie mal etwas Anderes gehabt hatte, dann war es ihr von einer anderen Person angeboten worden. Selbst entscheiden zu müssen, welche Lebensmittel sich für sie eigneten, wenn Wasser und Brot nicht zur Wahl standen, gehörte einfach nicht zu ihren Gewohnheiten oder zu ihrem Hoheitsgebiet. In ihren Augen wirkte das stammelnde Weißhaar gleich viel sicherer und überzeugender. „Ja, Mango klingt gut“, nickte sie, keinen Zweifel daran, dass die Wahl ihres kleinen Bruders korrekt sein würde, auch wenn sie nicht die geringste Ahnung hatte, wie eine Mango wohl schmeckte. „Oh ja, ich nehme gerne Milch dazu!“, bestätigte sie energisch, auch wenn das eine Substanz war, die sie so gut wie nie getrunken hatte und zu der sie keine allzu starke Meinung besaß. Aber wenn Junpei es empfahl, dann war es sicher die richtige Wahl! „Das schmeckt sicher toll“, nickte sie, auch wenn er eigentlich die Verkäufer gefragt hatte. Sie war einfach so aufgeregt und gespannt darauf, zu probieren, was er für sie ausgewählt hatte. „Ein gutes Auge. Ja, Mango-Tee mit Milch ist eine wundervolle Wahl. Ich bin sicher, es wird ihnen munden“, nickte der Verkäufer mit einem breiten, warmen Lächeln, während er den Becher an die Frau an seiner Seite weiterreichte. „Wenn ich eine Empfehlung aussprechen darf, Erdbeer-Poppings sind ein Klassiker und passen gut zum fruchtigen Geschmack der Mango! Und es erspart Ihnen, die ganze Popping-Liste durchzugehen, hoho!“ Offenbar hatte er gemerkt, dass die beiden Neulinge der Bubble Tea-Bestellung sich noch nicht ganz sicher mit der Karte fühlten, und übernahm ein wenig die Führung. Das passte sehr gut. Nach kurzer Zeit drückte er der Yihwa einen Plastikbecher mit dicken Strohhalm in die Hand und wandte sich erneut an Junpei. „Was ist mit Ihnen, mein Herr? Einmal das Gleiche?“
„Oooh...“ Mit leuchtenden Augen betrachtete die Yihwa die Kügelchen in ihrem Becher, wie sie hin und her schwappten, wenn sie ihn schief hielt, hüpften, wenn sie ihn ein wenig schüttelte. Fasziniert sah sie sich ihr Getränk an, die neblig-gelbe Flüssigkeit und ihren Kontrast zum hellen Rosa des Strohhalmes, den sie bekommen hatte... Es sah wundervoll aus. Für das, was noch am Tresen geschehen mochte, hatte Eohl gar keine Augen mehr...
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