Ortsname: Hafenpromenade Art: Freifläche Spezielles: --- Beschreibung: Die Hafenpromenade Hargeon Towns ist ein wunderschöner, gepflasterter Weg direkt am Hafenbecken der Stadt. Der Blick über das gesamte Hafenbecken ist von hier aus möglich. Viele Geschäfte, Restaurants und Cafés haben sich deswegen hier angesiedelt. Bis zum späten Abend ist dieser Ort voller Touristen, da der Sonnenuntergang über dem Meer von hier aus besonders gut zu sehen ist.
Als die kleine Dragonslayerin die Bar wieder verließ, hatte sie ein handliche Schatulle bei sich. Nüchtern äußerte sie sich zu dem kleinen bisschen Unordnung, das der Riese in der Zwischenzeit draußen angerichtet hatte. Doch immerhin bestätigte sie, den Schatz gefunden zu haben. Hoho, gut gemacht, Mikoto!, jubelte Flint ihr zu und machte sich dann doch zugleich mit ihr auf den Weg. Seine Taten würden sicher nicht sonderlich unbemerkt bleiben, subtilität war nicht gerade eine von Flints Stärken. Da war der Gedankengang, den Ort des Geschehens möglichst bald zu verlassen, durchaus sinnvoll. In Flints Augen flohen die beiden auch nicht feige von der Bar sondern machten sich, erhobenen Hauptes, mit ihrem erbeuteten Schatz auf den Weg in Richtung Heimat, wie ein Eroberer das tun würde. Durch das morgendliche Hargeon Town gingen die beiden Magier schnurstracks in Richtung des Bahnhofes. Flint war schonmal hier gewesen, er hatte den groben Plan der Stadt noch im Kopf. Die beiden Royal Crusade Magier gingen an Läden vorbei, die langsam ihre Türen für Kunden öffneten, an kleinen Cafés, in denen die Bürger Hargeons sich noch einen Kaffee oder ein Frühstück gönnten, bevor es zur Arbeit ging und an jungen Leuten, die nach einer durchgezechten Nacht langsam wieder den Heimweg im Morgengrauen antraten.
Später würde der schreckliche Mord bekannt werden. Vermutlich waren Gardisten schon längst an der Bar und befragten Zeugen. Sie würden einen Riesen beschreiben, der einem Menschen auf brutalste Art und Weise das Leben genommen hatte. Von einem Diebstahl oder einer jungen Dame würde nicht die Rede sein. Flint selbst war zwar nicht sonderlich subtil, doch war er ziemlich gut darin, Blicke auf sich zu ziehen. So konnten andere wie Mikoto ihrem heimlicheren Handwerk besser nachgehen. Ich würd’ liebend gern was über Drachen wissen!, ging Flint auf das Angebot Mikotos ein, doch er musste es ausschlagen. Oder zumindest vertagen. Aber ich glaube, ich werd’ nicht mit dem Zug fahren. Bisschen eng… Der Riese war viel, viel zu groß für einen normalen Wagon. Mit ein wenig Vorlauf hatte er es bereits ein, zwei Mal hinbekommen, dass er in einem Güterwagen mitfahren konnte, doch weder wollte er die Abfahrt verzögern noch wollte er wirklich bei Mikoto bleiben. Die Gardisten würden nun nach ihm suchen, nicht nach ihr. Es war schlauer, sich zu trennen. Doch dass Flint ebenfalls zu etwas taktischem Denken fähig war musste er Mikoto nicht unter die Nase reiben. So nutzte er seine Größe als Ausrede. Ich reise zu Fuß in den Norden. Wenn du willst kannst du mir meinen Anteil am Schatz in mein Zimmer stellen lassen. Ich lad’ dich dafür mal auf was zu trinken ein. Dann kannst du mir auch was über Drachen erzählen., schlug Flint vor, während vor den beiden schon der Bahnhof auftauchte. Es war also Zeit, sich zu verabschieden. Flint war gar nicht in die Verlegenheit gekommen, Mikoto hochzuheben und herumzutragen. Sie war eine gute Kameradin und eine verlässliche Mitstreiterin gewesen, wenngleich sie anfangs auch noch ein wenig verschlossen gewesen war. Doch das hatte sich gelöst und als Flint sich mit den Worten: Mit hat es Spaß gemacht, mit dir zu arbeiten. von der Amley verabschiedete, meinte er jedes davon ernst. Ich hoffe, wir sehen uns bald mal wieder. Pass auf dich auf, Mikoto.
Die Leichen so zermust wie die waren, waren zu auffällig. Das würde ihnen die Wache schneller auf den Leib hetzen als sowieso schon. Nun hieß es die Leichen verschwinden lassen. “Ok, dann wollen wir mal aufräumen” mit diesen Worten drückte die Grauhaarige dem Riesen die Truhe in die Hände. Die Leiche in Tür Nähe brachte sie in die Bar. Die beiden auf der Straße in einen Gully, um dann einen Eimer Wasser zu verschütten und die Tür zu verrammeln keine 10 Minuten später war kaum noch etwas zusehen. Ihre Erfahrungen in der Leichen Beseitigung spielten ihr hier in die Hände. “So das sollte sie eine Weile beschäftigen oder zumindest erstmal nicht auffallen.” meinte die Grauedame und nahm die Truhe wieder an sich.
Wie Sieger zogen sie durch die Straßen, Mikoto hielt ihre Beute, diese würden die Magier durch drei teilen ein Drittel ging an die Gilde, eines an Flint und eines an Mikoto. Dementsprechend munter war sie, immerhin freute sich sich auf den Schatz, aber zuvor würde sie noch einmal Flints Hilfe benötigen. Es war ihr zwar peinlich aber um einen Blauen Stein zu bekommen, würde sie ihn fragen müssen.
Langsam fing das Leben in den Ort an, Mikoto machte sie nun Sorgen, dass sie nicht gründlich genug gewesen ist. Als Flint meinte er würde gerne noch etwas über Drachen erfahren schlich sich ein kleines Lächeln auf das Gesicht der Dragonslayerin. “klar wir können uns gern darüber unterhalten.” Der Riese wollte, dann jedoch nicht mit dem Zugfahren, und Mikoto wurde blass, sie hatte gehofft sich mit einem Gespräch ablenken zu können. Würde Sie auch laufen käme sie zu spät zurück, also würde sie alleine die Tortur über sich ergehen lassen müssen. Allein der Gedanke trieb der Grauhaarigen alle Farbe aus dem Gesicht.
In der Gilde würde sie ihn nach dem Blauenstein fragen. “Ja, es hat echt Spaß gemacht. Ich warte mit der Aufteilung von unseren beiden Dritteln, bis du dabei bist. Nur um es fair zu machen. Pass auf dich auf ok.” Damit verabschiedete sie sich von dem Riesen.
Eigentlich war der Hawthorne nur für einen kleinen Ausflug in die hübsche Hafenstadt gekommen. Das Meer übte eine ungewöhnliche Anziehungskraft auf ihn aus, lockte ihn immer wieder zu sich wie das geheimnisvolle Lied einer Sirene. Er konnte es einfach nicht vergessen. Wie auch? So wie es im Sonnenlicht funkelte und schimmerte, wie ihm das salzige Wasser leichten Auftrieb verleihte und ihn beinahe wie auf Wolken schweben ließ, wenn er sich auf dem Rücken treiben ließ. Es war einfach toll. Wäre es bloß nicht so weit von seiner Heimat entfernt! Hin und wieder konnte er sich jedoch einen kleinen Ausflug leisten, so wie heute eben. Vielleicht vor einer Stunde war sein Zug hier angekommen und nachdem er sein Gepäck kurzerhand in einem naheliegenden Motel abgeladen hatte, war er nun hier am Hafen, wanderte gemütlich die Promenade entlang. Inzwischen waren einige wertvolle Gespräche vergangen, sodass der Skinwalker inzwischen tatsächlich ein wenig Mut gefunden hatte. Zwar verwandelte er sich noch immer in einen Menschen, wenn er aus dem Haus ging, aber er versteckte nicht mehr panisch die Merkmale, die sich nicht mit verwandelten. So schwang auch heute sein Schweif fröhlich im Takt seines Schrittes mit, ganz, ohne sich im Hosenbein verstecken zu müssen. Zwar schlug sein Herz ein wenig schneller, doch bisher hatte ihn noch niemand schräg angeblickt, sodass er sich halbwegs wohl in seinem Körper fühlte. So schlenderte er also ein wenig vor sich hin, beobachtete, wie die Boote langsam und gemütlich vor sich hinschaukelten und genoss die sanfte Wärme der untergehenden Sommersonne auf seiner Haut. Schließlich traf er jedoch auf eine kleine Traube an Menschen, die sich um einen Herrn gebildet hatte. "Huh?" Neugierig lauschte Flynn den Worten, die über den Platz gerufen wurden:
"Die Hafenbehörde sucht dringend nach fähigen Magiern! Unsere Fischer sind nicht mehr sicher und das muss ein Ende haben!"
Jedem, der nah genug war, egal ob er dem Mann nun Aufmerksamkeit schenkte, oder sich nur vorbeischleichen wollte, bekam außerdem einen Zettel in die Hand gedrückt, auf dem die wichtigsten Informationen zusammengefasst waren. Auch der Wuschelkopf war einer der (Un)Glücklichen. "Sie sehen doch sehr fähig aus, der Herr. Wollen Sie uns nicht helfen?" Vollkommen überrumpelt von der direkten Art kam er ins Stottern. "Ähm... uhm... Ich- naja eigentlich..." Eigentlich war er doch nur auf einen Ausflug hier und nicht, um zu arbeiten. "Das ist ein eindeutiges Ja! Kommen Sie mit. Wir suchen Ihnen noch einen netten Kollegen." Vollkommen ohne Berührungsängste packte der Mann ihn am Handgelenk und zerrte ihn mit. "Wa-ahh? Halt...?" Schnell war auch schon das nächste Opfer gefunden. "Aha! Sie, der Herr!" Zielstrebig marschierte der Mann von der Hafenbehörde auf einen riesigen, blonden Kerl zu. Doch weder seine Körpergröße, noch seine Frisur waren das, was als allererstes auffiel. Der Typ hatte einige Körperteile durch Maschinen ersetzt...? War das überhaupt möglich? Hilflos, wie ein Fisch im Netz beobachtete Flynn, wie sich das Gespräch entwickelte. "Sie wirken wie ein talentierter Magier!" Wirken tat er tatsächlich, aber wie ein talentierter Magier? Der Hawthorne war sich nicht sicher, ob das sein erster Gedanke gewesen wäre. "Wissen Sie, wir brauchen dringend Unterstützung bei einem kleinen Problemchen. Einen Kollegen für Sie haben wir auch schon gefunden!" "Also eigentlich-" "Pscht!" Am liebsten hätte sich dieser Kollege weggeduckt und wäre schnurstracks aus der Situation geflohen, doch sie war so skurril, dass er gar nicht auf die Idee kam, zu flüchten. Stattdessen stand er wie festgewachsen da und lauschte still, während die Männer sich unterhielten. "Selbstverständlich gibt es eine ordentliche Bezahlung und Ihren Aufenthalt, bis unser Problem gelöst ist, finanzieren wir Ihnen ebenfalls! Da kann man doch nicht nein sagen, nicht wahr?"
Ein winziger Hinweis, nicht viel mehr als ein Flüstern und doch das einzige, was der gefallene Engel besaß, hatte ihn in den Hafen geführt. Obwohl das eher indirekt gewesen war. Er hatte Gerüchte darüber gehört, dass in der Nähe in einem Lagerhaus Experimente vorgenommen wurden, wie jenes welches man auch an ihm verübt hatte, doch all das hatte sich als haltlos und nicht viel mehr als eine kleine Schauergeschichte der lokalen Bevölkerung erwiesen – sehr zum Verdruss des Neu-Machias, der damit wieder genau so weit war wie vor seiner Reise hierher. Allerdings hatte dieses Gerücht nun auch dazu geführt, dass er eben hier war, an diesem Ort, an dem ein etwas aufdringlicher Auftraggeber gerade Flynn eingesammelt hatte und ihn ganz offensichtlich als sein zweites ‚Opfer‘ auserkoren hatte. Fenris war bereits drauf und dran den Mann abzuwimmeln, als sein Blick auf den Begleiter und vermeintlichen Kollegen fiel und das der nicht freiwillig hier war und diesen Auftrag angenommen hatte konnte selbst ein Blinder sehen.
Kurz schmunzelte der Machias, bevor er dem Mann ein strahlendes Lächeln schenkte: “Aber natürlich, das klingt absolut fantastisch.“ Streng genommen hatte Fenris nicht einmal zugehört, aber dieser Kerl da neben ihm hatte die Aufmerksamkeit des Ex-Engels geweckt. Kurz rekapitulierte Fenris im Kopf, was der Mann gesagt hatte, immerhin musste er jetzt noch irgendwie herausfinden wofür er sich hier gerade freiwillig gemeldet hatte, aber letztendlich war das auch zweitrangig: “Also worum genau geht es hier eigentlich?“ Fenris setzte darauf, dass er die Erklärung nicht einfach verpasst hatte, bevor sein Blick nun sichtbar auf Flynn fiel: “Und wenn Sie schon so einen edlen und mutigen Mitstreiter gefunden haben, dann will ich natürlich nicht hinten anstehen.“ Fenris zwinkerte dem etwas größeren zu. Tatsächlich hatte sein Kollege in spe es geschafft sogar noch einen Kopf größer zu werden als er selbst. Durchaus ungewöhnlich für den Machias, normalerweise konnte er eher auf die Leute herabblicken, aber das und der Schwanz, den sein neuer Kollege am Körper trug ließen das Interesse des ehemaligen Engels nur noch größer werden. Dieses mal weniger auf Grund seiner Vergangenheit, sondern einfach weil diese Person spannend wirkte.
Oh Gott, was passierte hier bloß? Alles geschah Schlag auf Schlag, sodass der arme Skinwalker kaum eine Chance hatte, seine Meinung kundzutun. Mit offenem Mund stand er da, blickte hektisch zwischen den anderen Gesprächsteilnehmern hin und her. Zwischenzeitlich hob er sogar die Hände vor die Brust, in einem verzweifelten Versuch, sich doch noch einzumischen, aber so wirklich schien sich niemand für seine Meinung zu interessieren. Resigniert ließ er schließlich die Schultern hängen, seufzte schwer und gab sich seinem Schicksal hin. Dann wohl kein Urlaub, sondern wieder nur harte Arbeit. Immerhin konnte er ein paar armen Fischerleuten helfen. Ein kleiner Hoffnungsblick. Im Gegensatz zu ihm selbst schien der Blonde vollkommen begeistert. Ohne zu zögern ging er auf die Bitte ein ... und das sogar ohne vorher genau zu wissen, um was es ging. Wenn Flynn zuhause war, war in der Regel er es, der genau diesen Tag an den Elan legte. Doch hin und wieder brauchte selbst jemand wie er eine Pause um sich von all dem Stress und der Anstrengung zu erholen. Vielleicht war das Problem ja einfacher gelöst als gedacht und er konnte es schnell hinter sich bringen? "Oh, natürlich, natürlich. Die Details!" rief der merkwürdige Kerl aus, sichtlich begeistert darüber, so leicht sein nächstes Opfer gefunden zu haben. "Wie ich sehe sind Sie ein ganz cleveres Kerlchen. Es geht darum, dass immer mehr Fischer von ihren Ausflügen zurückkehren und von einer Vielzahl an äußerst merkwürdigen Geschehnissen berichten. Viele von ihnen wollen vor Angst nicht einmal mehr auf die See hinaus. So kann das einfach nicht weitergehen." Seltsame Dinge auf hoher See? Das war nun wirklich nichts, mit dem sich der Hawthorne gerne auseinandersetzen wollte. Er schluckte. Wieso führten seine Quests ihn ständig an isolierte, äußerst gefährliche Orte? Er zog ja sowieso schon zu gerne Chaos an ... Aber was tat man nicht alles für andere Leute? Es war schließlich schon lange sein Wunsch gewesen, seinen Mitmenschen zu helfen. Dafür musste man hin und wieder eben ein gewisses Risiko eingehen, auch wenn ihm diese Tatsache überhaupt nicht gefiel. "Ach, haha, das klingt ja fast, als wäre ich ein Ritter." lachte er auf die Worte seines neuen Kollegens hin. Ein Anderer hätte sich womöglich dadurch geschmeichelt gefühlt, doch für Flynn war es nicht mehr als ein kleiner Scherz am Rande. Ein sympathischer Partner machte die anstehende Aufgabe doch gleich ein wenig erträglicher! "Der Name ist übrigens Flynn. Freut mich undso!" Ohne zu zögern packte er die mechanische Hand seines Gegenübers und schüttelte diese ordentlich durch. Das kalte Metall war irgendwie merkwürdig, ein Teil von ihm erwartete wohl bei einem Händedruck automatisch eine gewisse Wärme. Doch das war hier eben nicht der Fall. "Ach, perfekt, Ihr versteht euch sogar direkt! Dann könnt ihr ja heute direkt loslegen. In wenigen Stunden bricht von hier ein kleines Fischerboot auf. Wieso schließt ihr euch dem nicht direkt an und geht der Sache ohne Umwege auf den Grund?" Auch, wenn seine Aussage wie eine Frage formuliert waren, war es viel eher ein unterschwelliger Befehl. Selbst der Skinwalker konnte den Druck in den Worten spüren. Doch bevor er auch nur den Mund öffnen konnte, um ein Wort zu sagen oder gar noch irgendwelche Fragen zu stellen, war der rundliche Mann der Hafenbehörde auch schon verschwunden. Blitzschnell hatte er sich aus dem Staub gemacht, man hätte beinahe glauben können, er hätte sich einfach in Luft aufgelöst. So blieben nur die zwei Magier zurück, einer davon sichtlich verdutzt. "Was...." Er schüttelte den Kopf, ehe er seufzte und sich durch das wuschelige, braune Haar fuhr. "Na gut. Scheint, als hätten wir nicht wirklich eine Wahl, eh?" Mit einem schiefen Lächeln blickte er hinauf zu dem blonden Riesen. So unangenehm es auch für ihn war, beim Reden den Kopf in den Nacken zu legen, es war ihm immer noch lieber, als der zu sein, der ständig herabblicken musste. "Du hast nicht zufällig irgendeine Ahnung von Seefahrt, oder?"
Fenris hörte nur am Rande zu, während ihr Auftraggeber die Details erläuterte. Fischer, die Angst vor dem Wasser hatten, vermutlich irgendwas im Meer also, das würde schon nicht so schwer sein, würden sie hinkriegen. Außerdem wirkte sein Begleiter so als wenn er tatsächlich aufpasste, also musste Fenris das ja nicht so genau tun, oder? Und selbst wenn, es ging hier nur um Fischer, das war auch nicht schlimm, wenn hier was in die Hose ging. Sehr viel interessanter war hingegen, wie sein Begleiter, der sich kurze Zeit später als Flynn vorstellte, reagierte: “Die Freude ist ganz meinerseits. Ich bin übrigens Fenris, bisschen altertümlicher Name, aber stör dich nicht dran, derjenige der ihn mir gegeben hat ist auch schon ein bisschen älter.“ Fenris grinste breit, sparte sich aber jegliche weitere Erklärung dazu, vielleicht konnten sie später darüber reden, dann konnte er immer noch entscheiden, ob er mehr erzählte, oder nicht. Fürs erste mochte er es eventuell auch ein bisschen mysteriös zu wirken. Bei Fenris war sich manchmal nicht einmal Fenris selbst sicher, was genau er da tat.
Und kurze Zeit später war auch schon ihr Auftraggeber verschwunden. Das war ganz schön schnell gegangen. Fenris blickte noch einen Moment an die Stelle, an der er verschwunden war und plötzlich wurde aus dem sonst so gut gelaunten Ausdruck in seinem Gesicht tatsächlich ein eher ernster: “Das ging mir etwas zu schnell. Irgendwas stimmt hier doch nicht.“, murmelte er mehr zu sich selbst als zu Flynn, aber auf jeden Fall laut genug, dass er es würde hören können. Erst danach antwortete er auf die Frage, die ihm gestellt worden war: “Ich schätze ich hab schon mal ne Angel ausgeworfen, zählt das? In der Regel war ich doch eher Passagier, selber gesteuert hab ich so einen Kahn noch nie, aber es klingt eigentlich lustig.“ Jetzt war auch das Grinsen und die Sorglosigkeit zurück, die Fenris so häufig zu eigen war, während er sich im Hafen umsah, auf der Suche nach dem Fischerboot, welches sie mitnehmen sollte.
“Schätze wir sollten die Experten fragen. Immerhin sollen die uns mitnehmen und auf dem Weg können wir lernen wie man das Ding steuert, falls irgendwas schlimmeres passiert. Wird schon nicht so schwer sein.“ Fenris wartete gar nicht lange darauf, was Flynn von dem Plan hielt, sondern lief einfach los und wirkte dabei irgendwie beschwingt, während er auf die Fischer zulief: “Hey, wir wurden gerade angeheuert, weil wir uns mal angucken sollen, was da draußen los ist. Irgend so ein Kerl von der Hafenbehörde, hab nicht nach dem Namen gefragt, aber er meinte ihr könnt uns mitnehmen. Wir sind leider nicht so bewandert was Seefahrt angeht, aber wir sind bereit zu lernen.“ Er grinste die Fischer an, vollkommen ungeachtet der Tatsache, dass er mit seinem Implantaten recht martialisch aussehen musste. Er hoffte einfach, dass seine offene Art wie so häufig helfen würde und die Menschen außerdem etwas überforderte, wenn er einfach so auf sie zu kam.
Also sonderlich viel sah er von den schönen Ausblick. Eigentlich sah er gar nichts. Lash stand am Rande dieser verdammten Stadt und starrte auf den Ozean hinaus. Zumindest nahm er an, dass das Meer in diese Richtung lag. Sein Gefühl sagte ihm, dass er in Richtung Süden starrte, der Kompass, den seine Magie ihm verlieh und der so ziemlich das einzige war, worauf er sich ganz verlassen konnte. Außerdem roch er die See, den salzigen Geruch, den ihm der Wind zutrug. Nur konnte er die Wellen nicht hören. Kalte Tropfen trafen auf sein Gesicht, die ein frischer Lufthauch ihm zuwehte. Auch wenn es bereits Frühling war, waren die Nacht über dicke Wolken aufgezogen. Er hatte den Mantel angezogen und Des eine regenfeste Decke übergelegt. Jetzt lag diese über ihrem Sattel, während er halb unter einem Baum stand. Viel half es nicht, der Regen fiel einfach hindurch. Lash schüttelte den Kopf und vergrub die Hände in den Hosentaschen, darauf achten, sich nicht an der Kette, um seine Hüften zu schneiden, die er wie immer als Gürtel benützt. Die Pistole und das Messer trug er in Halfter und Scheide je links und rechts von sich. Die Pistole rechts, um die Kette gleichzeitig links halten zu können. Er hatte seinen kleinen Rucksack gepackt, mit der neuen Wasserflasche, die er von der Gilde bekommen hatte, bevor er nach wenigen Tagen wieder abgehauen war. Kein rühmlicher Anfang. Lasciel hatte wirklich geplant gehabt, sich mehr um die Gilde zu kümmern, und das vor Ort, aber er war rastlos gewesen. Sein Zimmer hatte ihn eingesperrt, ihm die Luft zum Atmen abgeschnürt, bis er die laute, volle Stadt wieder verlassen hatte. Er meldete sich regelmäßig mit Briefen, allerdings hatte sich herausgestellt, dass er ein wenig schwer zum erreichen war … Dennoch hatte sich etwas geändert. Das Symbol auf seinem Hals änderte die Sicht der Menschen auf ihn. Die meiste Zeit hatte er den Kopf war gesenkt, doch wer es sah, schien seine Waffen nicht mehr so erschreckend zu finden. Das war der schöne Teil. Der nervige war die Verantwortung. Lash hatte viele Jahrzehnte lang keine Verantwortung mehr getragen, die nicht ihn oder Desperatio betraf. Es gab nur ihn und seit wenigen Jahren die helle Stute, auf die er aufpassen musste. Jetzt war er plötzlich für Recht und Ordnung in der Welt verantwortlich. Das war seltsam, wirklich gewöhnungsbedürftig. Und er konnte ein ziemlicher Sturkopf sein, sich an neue Dinge zu gewöhnen. Dennoch hatte er im letzten Brief die Hafenstadt als sein Neues Ziel angekündigt und hier in dem Gasthaus den Auftrag bekommen. Frisch eingeliefert, dass er sich hier mit zwei seiner Gilde treffen sollte. Ihre Namen sagten ihm nichts, also war es zum Glück nicht das verdammte Kuscheltier. Er hoffte einfach, dass seine Begleiter weniger nervenaufreibend wären als so manch anderer Rune Knight, den er bisher getroffen hatte …
Zu diesem Zeitpunkt war es Sirviente noch nicht bewusst, aber er stand wohl kurz davor, einen Runenritter kennen zu lernen, der ihm Alles andere als ähnlich war. Während Lasciel gern alleine unterwegs war und für niemand anderen als sich selbst Verantwortung zu übernehmen wünschte, war Sirviente jemand, der sich nur dann wohlfühlte, wenn er jemand anderen hatte, um den er sich kümmern konnte. Er hatte es gern, wenn Leute ihm sagten, was er tun sollten, und wenn er Menschen unterstützen konnte bei all den Dingen, bei denen sie seine Unterstützung benötigten. Anstatt sich bei den Runenritter eingeschränkt zu fühlen, waren ihre Baracken regelrecht befreiend im Vergleich zu den Lagerhäusern, in denen er so lange hatte stehen müssen. Es würden zwischen dem Engel und dem Golem also sehr unterschiedliche Erfahrungen und Überzeugungen aufeinandertreffen.
Zuvor hatte Sirviente allerdings das Glück, eine andere, etwas jüngere Runenritterin kennen zu lernen.
Sein übliches Lächeln auf den Lippen trat Sirviente aus dem Zug und warf einen Blick auf seine Begleiterin. Aska van der Velden. Ein bekannter Name. Sirviente hatte es sich zur Gewonheit gemacht, die Zeitung zu studieren, und hatte somit nicht gerade wenig von den Heldentaten dieser Person mitbekommen, auch wenn er sich damit als nur oberflächlich informiert ansah. Dennoch konnte er anerkennen, dass ihr Beitritt sicherlich ein großer Gewinn für die Runenritter war. „Ihr seht ein wenig blass um die Nase aus. Fühlt Ihr Euch unwohl?“, fragte er höflich, während er an ihrer Seite über den Bahnhof schritt. Der Golem war nicht unbedingt ein Experte, wenn es um Small Talk ging, und sprach daher nicht allzu viel, wenn die Konversation nicht von der anderen Seite eröffnet wurde. So hatte er es damals gelernt: Nur sprechen, wenn man angesprochen wird. Oder wenn es im Rahmen der Kindererziehung notwendig war. Nun, da es auf ihn wirkte, als ginge es seiner Begleiterin seit der Zugfahrt nicht sonderlich gut, sah er aber durchaus Anlass für ein paar Worte. „Wenn wir die Zeit für einen kleinen Zwischenstopp haben, bereite ich euch gerne einen Tee zu, der dazu geeignet ist, den Magen zu beruhigen“, bot er freundlich an. „Zugang zu einer Küche wäre dafür natürlich ideal. Ich fürchte, ich besitze nicht die Fähigkeit, gekochtes Wasser herbei zu zaubern. Perdóname.“
Es war ein mehr als ungleiches Duo, das hier zusammengefunden hatte, und das sollte nicht besser werden. Beim dritten Mitglied der Gruppe handelte es sich um einen hoch gewachsenen Mann, der sehr nachdenklich unter einem Baum stand und interessanterweise knapp am Meer vorbei in Richtung Horizont blickte. Neugierig folgte Sir seinem Blick, konnte aber nicht ausmachen, was genau er zu fixieren versuchte. Auf Anhieb wirkte es etwas unsinnig, in exakt diese Richtung zu sehen, aber der Golem hatte ja schon öfter festgestellt, dass Menschen nicht immer auf die gleiche Weise dachten wie er selbst. Auch dieser würde schon seinen Grund haben. „Einen schönen guten Tag. Sie müssen Herr Lasciel sein“, grüßte Sirviente mit einer höflichen Verbeugung. Die Optik dieses Mannes entsprach zumindest der Beschreibung und dem Bild, die er erhalten hatte. „Mein Name ist Sirviente, einer der Runenritter, die für diese Quest abgestellt wurde. Es ist mir eine Freude, Euch kennen zu lernen.“
War die Zugfahrt schlimmer als sonst? Irgendwie schon. Es lag wohl an diesem allgemeinen Gefühl von Unwohlsein und Beklemmung, welches Aska seit einigen Tagen schon begleitete. Alles war ihr fremd. Die Mitglieder ihrer Gilde, die Rune Knights allgemein, ihr Gemach, Crocus Town und der neue Alltag. Die junge Frau war noch lange nicht angekommen. Zwar bereute sie ihre Entscheidung nicht, der Gilde der Rune Knights beigetreten zu sein, aber Fairy Tail verlassen zu haben schmerzte nach wie vor. Doch es gab kein Zurück mehr, diese Entscheidung war endgültig und ließ Aska leiden, wie eine harte Strafe es tun musste. Würde diese schmerzhafte Buße sie eines Tages von ihren Sünden befreien? Aska konnte es nur hoffen. Und sie konnte nur hoffen, dass sie sich bald in ihrer neuen Umgebung einleben und zurechtfinden würde.
Völlig erledigt schleppte sich Aska aus dem Zug, um an einem ihr bekannten Ort anzukommen. Hargeon Town war nie die Heimat der Magierin gewesen und doch fühlte sich diese Stadt vertrauter an als Crocus Town. Ein paar tiefe Atemzüge der salzigen Luft der Hafenstadt halfen Aska auch, schnell wieder fit zu werden. Ihre erste Quest als Ritterin also! Zugegeben, ein wenig hatte sie schon gestutzt, als sie bemerkt hatte, unter welchem Rang man diesen Auftrag eingestuft hatte. Aska war höhere Aufträge gewohnt, doch sie hatte das demütig angenommen. Natürlich würde es seine Zeit dauern, bis man sie auf Quests schicken würde, welche ihrem eigenen Rang und ihren Fähigkeiten entsprachen. Wahrscheinlich war dieser Auftrag sowieso bereits der Kompromiss, schließlich hatte sie erst kürzlich ihre Ausbildung beendet. Es war schon komisch, als S-Rang Magierin zwischen all den Grünschnäbeln gelernt zu haben. Aber auch das war ein Preis, welchen Aska bereitwillig gezahlt hatte. Und immerhin hatte man sie bereits mit der Leitung dieses Auftrages betraut. „Hm?“, entgegnete Aska irritiert, als sie bemerkte, dass ihr Kollege sie angesprochen hatte. Naja. Immerhin war dieses Wesen freundlich. „Das ist die Reisekrankheit. Es legt sich bereits“, entgegnete die Blonde und rang sich zu einem Lächeln für den netten Golemkin durch. Andersartigkeit war noch immer etwas, das Aska zu schaffen machte. Sie schürte Misstrauen. Doch die junge Frau war fest entschlossen, an sich zu arbeiten.
Er war größer als Aska und dunkelblauer, als sie. Seine Haare hatten etwas faszinierendes, schneeweiß und aus Eis. Sein Kleidungsstil gefiel der Ritterin sehr, das musste sie zugeben. Auch Aska hatte einen Faible für edle Uniformen oder aufwendige Kleider. Und Sirviente lächelte immerzu. Wann immer die junge Frau im Zug zu ihm geblickt hatte, lächelte der Kamerad. Da hatte Aska schon ein schlechtes Gewissen gehabt, weil sie aufgrund ihrer Vorbehalte kein aufrichtiges Lächeln erzeugen konnte. Doch überraschte der junge Mann sie durchaus. Seine freundliche und zuvorkommende Art hatte etwas Sympathisches, beinahe aber auch Unterwürfiges. Er würde ihr sogar einen Tee zubereiten? Warum? Weil er einfach nett war? Oder lag es an ihrem Rang? Aska wusste es nicht. Sie hatte die Gepflogenheiten der Rune Knights noch nicht gänzlich verstanden. So gelang es der blonden Magierin sogar, Sirviente erstmals ehrlich anzulächeln, woraufhin sie leicht den Kopf schüttelte. „Vielen Dank für das freundliche Angebot, aber das müsst Ihr nicht tun. Mir geht es bereits besser“ Ein netter, aber komischer Kauz!
Der andere hingegen war ein komischer, komischer Kauz. Schon von weitem hatte er eine Ausstrahlung, welche nicht so einladend war wie Sirvientes. Der brünette Fremde war sehr groß, trug einen langen, braunen Mantel und starrte schweigend gen Horizont. Aska war froh, dass ihr blauer Begleiter das Sprechen vorerst übernahm, denn sie selbst musterte den Mann noch kurz unbemerkt, ehe sie sich in sein Sichtfeld begab. Noch wusste sie nicht, dass Lasciel kein Sichtfeld mehr hatte. Die Augenklappe war ein erster Hinweis darauf, doch erst seine unnatürlich helle Pupille ließ Aska stutzig werden. Wie auch immer. „Ich bin Aska van der Velden und führe diese Quest an“, klinkte sie sich in die Vorstellungsrunde ein und erwartete selbiges auch von dem Kameraden gegenüber.
„Ich habe hier die ehemalige Adresse unserer Auftraggeber. Dort finden wir die Amme des Mädchens vor, welche seit dem Umzug der Eltern auf es aufpasst. Lasst uns gleich aufbrechen, Fragen und Unklarheiten klären wir unterwegs“, beendete Aska den Smalltalk, sollte er denn stattgefunden haben. Es war ihre gewohnte Art und Weise, schließlich hatte sie zwei unbekannte Gesichter vor sich. Bevor sie die beiden nicht besser kennengelernt hätte, würde sie ihre distanzierte Art kaum ablegen können. So machte die Dämonentöterin auf dem Absatz kehrt und marschierte stolz und erhobenen Hauptes los in Richtung Stadt. Die würden schon mitkommen.
Lash spürte wie Desperatio ihn leicht mit der Nase am Ellbogen streifte und drehte den Kopf in Richtung des Pferdes. Er hob die Hand und tastete nach ihrem Rücken, fuhr über ihre Schulter hoch zum Hals und legte die Hand unter ihre Mähne, wo es warm und trocken war. Blind sah er über ihren Rücken hinweg, drehte den Kopf als er Schritte hörte aber aus antrainierter Gewohnheit zur Seite, um dem kommenden das Ohr hinzuhalten. Sehen tat er ihn ja sowieso nicht. Es waren gleichmäßige Schritte zweier Personen, die sich ihm näherten. Der Alte seufzte leise. Das war es dann wohl mit der schönen guten Ruhe, in dem verdammten Nieselregen am Meer zu stehen. Er verzog die Lippen zu einem höhnischen Lächeln über sich selbst, das erstarb, als eine männliche, höfliche Stimme erklang. Lash zog eine Braue hoch. Herr Lasciel. War das so üblich? Immerhin dachte er sich keinen nicht existenten Zweitnamen oder Titel aus. Wie Lasciel der Reisende. Es würde zwar passend, aber er war ganz zufrieden, wenn man seinen Namen einfach so ließ, wie er war. Die Verbeugung sah er nicht und er war zu unaufmerksam, sie herauszuhören. Wenn, hätte es ihn nur noch mehr irritiert. So nickte er dem Kerl nur zu und begann mit der freien Hand seine Tasten abzutasten. Kippen und Tabak, Feuerzeug, Schnur, ein paar zerknitterte Scheine, ein relativ sauberes Taschentuch mit ein paar Blutflecken, die er meistens sowieso nicht sah. Eine kleine Tube mit Harzheilsalbe für den Notfall … seine Standartausrüstung zu den verdeckten Waffen. Und da, da war sie. Lash zog die Augenklappe aus der Hosentasche außen neben dem Knie und zog sie über den Kopf. Mit einem Manaimplus aktivierte er ihren Effekt und während die Zweite, Aska, sich vorstellte. Beide Namen sagten ihm nicht sonderlich viel. Oh, er glaubte, Aska mal aufgeschnappt zu haben, aber für wichtig empfunden hatte er es nicht, sodass er sich den Zusammenhang nicht bemerkt hatte. „Ich bin Lasciel … wie dein Kollege bereits gesagt hat.“ Und er führte diese Quest nicht an. Das schluckte er. Stattdessen nickte er zustimmend, als Aska losstarten wollte. Das gefiel ihm. Kein unsinniges Gequatsche, keine ewige Vorstellungsrunden, in denen er sich bemühen musste, freundlich zu sein. Nein, sie wollte mit der Aufgabe loslegen und es schien, als wüsste sie auch, was sie da tat. Das schätzte Lasciel an Menschen. Er konnte durchaus die Führung einer Quest übernehmen, aber wenn es jemand anderen gab, der Interesse daran hatte und es zu seinen Vorstellungen auch gut hinbekam, war er ganz und gar zufrieden damit, ihr die Entscheidungen zu überlassen. So griff er in dem fahlen Grau, in dem er auf einem Auge nun grobe Konturen sah, nach den Zügeln der Stute. Kaum hatte er sie in der Hand setzte er an, seinen Kollegen zu folgen, wobei er Desperatio links und Aska rechts von sich hielt. Er sah zu Sirviente hinüber und runzelte die Stirn. Obwohl er farblos war … oder gerade deswegen, erinnerte ihn dieser an einen sich bewegenden, menschlichen Stein. Was für ein Mensch hier wieder gepfuscht hatte? Sich an Des haltend, um nicht zu wanken, betrachtete er die beiden so gut es eben ging. Seine Kameraden zu erkennen war eine gute Sache, weshalb er auf die Augenbinde gesucht hatte. „Wie weit liegt das Haus entfernt?“, fragte er. Lash war nicht aus Zucker, war länger als nötig wollte er auch nicht durch die feuchte Stadt spazieren. Eigentlich spazierte er sehr ungern durch Städte, aber da kam er eben nicht dran vorbei.
„Ah. Es ist gut, wenn es Euch besser geht“, nahm Sirviente die Antwort der van der Velden mit einem freundlichen Nicken auf. Der Star von Fairy Tail wirkte sehr umgänglich, was wohl wenig verwunderlich war, kam sie doch aus einer Gilde, die für ihre Kameradschaft bekannt war. Dennoch waren sie beide nicht sonderlich redselig, wie es aussah. Obwohl die Interaktionen, die sie miteinander teilten, durchaus angenehm waren, verbrachten sie die meiste Zeit schweigend. Auch das dritte Mitglied der Gruppe zeigte sich eher wortkarg. Der Mann an der Seite des Pferdes zog sich eine Augenklappe an, um eines seiner hellen Augen zu verbergen, und lieferte eine minimale, aber absolut funktionale Begrüßung, ehe Aska auch schon ankündigte, dass es mit der Arbeit losging. Direkt und effizient, damit konnte Sirviente sehr gut umgehen. Lächelnd nickte er der jungen Dame zu, bereit, ihr in Richtung des Familienhauses zu folgen. Widerworte gab es keine. Dieses Trio wirkte eher zielgerichtet als gesprächig, was unter den Runenritter wohl keine große Seltenheit war.
Anders als Lasciel störte sich der Eismann kein Stück weit an dem Regen. Das Wasser perlte einfach an seinem Körper ab und auch, wenn seine Kleidung ein wenig feucht wurde, spürte er davon herzlich wenig. Sirviente war nicht dafür gemacht, solche Dinge als störend zu empfinden, ganz im Gegenteil, sein alter Herr hatte es zu Kindeszeiten sehr gemocht, draußen in Pfützen zu spielen, wenn es nur leicht nieselte oder gerade ein Schauer vergangen war. Für den Golem war das also recht alltäglich gewesen. Ganz amüsant war es, dass gelegentlich ein einzelner Tropfen auf seiner Haut gefror und dann eine Weile an ihm hing, bis er sich wieder löste und als kleine Eiskugel zu Boden fiel wie ein Hagelkorn, doch auch das schien ihm kaum aufzufallen. Mit unvermindertem Lächeln blickte Sir nach vorne und folgte Askas Führung, bis sie das Haus erreicht hatten. „Da wären wir also. Ein hübsches Eigenheim“, kommentierte er kurz gefasst, während er das Gebäude betrachtete. Es wirkte nicht übertrieben teuer, aber schön groß und gemütlich mit einer etwas altmodischen Baustruktur. Altmodisch für die heutige Zeit; Sirviente glaubte, zu seiner Zeit ein paar der ersten Häuser gesehen zu haben, die so gebaut worden waren. Damals, als er mit Enrico durch Fiore gereist war. Inzwischen war so etwas aber, wie er, das Relikt einer vergangenen Ära.
Da war ja nicht gerade ein geschwätziges Trio ausgesandt worden. Aska nickte nur als Zeichen, dass sie Lasciels Namen vernommen hatte, woraufhin ihre Augen von den Zügeln in seiner Hand weiter wanderten zu dem Pferd, welches treu neben ihm stand. Dann wischte sie sich einen Regentropfen aus dem Gesicht, welcher eine empfindliche Stelle unter ihrem rechten Auge getroffen hatte, ehe sie das weitere Vorgehen verlauten ließ. Aska war nicht entgangen, dass Sirviente stets lächelte. So wirkte er zufrieden, als sie den sofortigen Aufbruch angesagt hatte. Erst bei genauerem Hinsehen bemerkte sie erstmals, dass dieses Lächeln ein Teil seiner Gesichtszüge zu sein schien. Sie drehte den Kopf weg, doch ihre Augen folgten dieser Richtung erst einen Augenblick danach, als Lasciel eine Frage stellte. Aska war immer vorbereitet, weswegen sie natürlich noch in der Gilde die Routen ausführlich studiert hatte. Eine Altlast des Dämon Fenrir, welcher ihr stets gepredigt hatte, dass man nichts dem Zufall überlassen durfte. „Das Anwesen ist relativ zentral gelegen, wir müssen also in die Stadt. Von hier aus etwa zwanzig Minuten Fußmarsch“ Einen Moment lang überlegte Aska, ob sie den Kameraden wegen des Pferdes ansprechen sollte. Wollte er das Tier wirklich mit ins Zentrum einer belebten Stadt nehmen? Aber dann entschied sie, dass das wohl seine Sache war und marschierte los.
Ob Sirviente merkte, wie faszinierend er auf Aska wirkte? Sie würde es wohl niemals aussprechen, aber seine Gestalt war einzigartig. Immer wieder blickte sie verstohlen in seine Richtung und fand es unglaublich, wie einzelne Regentropfen an ihm gefroren und wie Hagel zu Boden gingen. Einmal erwischte Aska sich sogar dabei, wie sich ihre Lippen zu einem leichten Lächeln formten. Als ihr das bewusst wurde, wandte sie sofort den Blick ab und marschierte strengen Blickes nach vorne weiter.
Es war kein langer Weg, sodass die drei Rune Knights schon bald am Zielort angekommen waren. Ehe sie das Gebäude betraten, betrachteten sie es zunächst, schließlich machte das Anwesen der reichen Geschäftsleute durchaus etwas her. „Ja“, bestätigte Aska ihrerseits die Wertschätzung Sirvientes bezügliches des Hauses. Er hatte recht, es war ein schönes Eigenheim. „Das Ehepaar Watari hat sich arbeitsbedingt dazu entschlossen, nach Oshibana Town zu ziehen. Dorthin bringen wir daher auch ihre Tochter“, erklärte Aska ihren Kameraden und fand es insgeheim schon ein wenig komisch, dass sie ihr Kind nicht gleich mitgenommen haben. Aber gut, wer weiß, welche Gründe die Geschäftsleute Watari Mufu und Sasemi für dieses Vorgehen hatten. „Die Eltern befürchten eine Entführung ihres Kindes. Sie könnten aufgrund ihres Vermögens ein Opfer von Erpressung werden. Behalten wir das im Hinterkopf“ Wovor hatten die beiden wohl mehr Angst? Davor, ihr Kind zu verlieren oder ihr Vermögen?
Beherzt klopfte Aska schließlich an die Tür. Es dauerte einen Moment, ehe eine mollige Dame diese öffnete. Ihr Haar war noch Braun, zeigte jedoch erste graue Haare und war zu einem Dutt verknotet. Sie trug ein wadenlanges Kleid und eine Kittelschürze darüber. Ihr Gesicht war zwar freundlich, doch wirklich erfreut schien sie nicht zu sein, die drei Rune Knights zu sehen. „So, guten Tag!“, begrüßte sie die drei beinahe etwas misstrauisch. „Sie sind..?“ „Die beauftragen Magier der Rune Knights. Mein Name ist Aska van der Velden, mir obliegt die Verantwortung dieses Auftrages. Diese beiden Herren sind Lasciel und Sirviente“ Wirklich zu dumm, dass Aska die Nachnamen der beiden nicht kannte. Das war nicht besonders eindrucksvoll gewesen, aber immerhin bekam die Dame kurzzeitig große Augen, als sie den Namen der Blonden vernahm. Aber warum schickten die Rune Knights diese beiden anderen Gestalten? Die Frau musterte erst Sirviente, dann Lasciel. Ein blauer Eismann und ein einäugiger Miesepeter? Denen sollte sie ihre geliebte Sakkaku anvertrauen? Misstrauisch verschränkte die Amme die Arme vor ihrer üppigen Oberweite. „Naja“, gab sie ihre mangelnde Begeisterung offen kund. „Ich bin Muriel Finster, die Amme der kleinen Sakkaku. Hmpf, dann kommt erst mal rein. Aber das Pferd bleibt draußen“ Innerlich verdrehte Aska die Augen. Darauf wäre Lasciel wahrscheinlich auch selbst gekommen. Widerwillig ließ die Dame die Rune Knights also in das Haus ein und wies sie vorerst in das Esszimmer an den großen Tisch.
Lash hatte die Augenklappe aufgesetzt. Entweder hatten die beiden Runenritter weniger Vorurteile und sie wussten, warum er sie trug. Ohne Eignungstest hatte er es nicht in die Gilde geschafft, sodass diese wusste, dass er nichts sah und der Stoff kein Zeichen seiner kriminellen Vergangenheit war, sondern dass er ihm half, zu sehen. Und im Gegensatz zu einer dieser Brillen, hielt das Band um seinen Kopf auch im Kampf bestens. Dahingehend war sie ihm lieber, eine Augenklappe konnte er auch nicht aus Versehen kaputt machen, im Gegensatz zu Glas. Dem Misstrauen … mit dem musste er eben umgehen, aber das war nichts Ungewöhnliches. Der Alte hatte auch nicht alles über sich erzählt, was noch nett ausdrückte, dass seine Geschichte nicht die eines Engels war, der älter war als er selbst wusste. Zu dritt hatten sie sich auf den Weg gemacht. Eigentlich zu viert, immerhin bewegte Lasciel sich nur selten ohne Desperatio durch die Welt. Sie fand heim, wenn er sich verlief und verhinderte, dass er gegen Menschen und Wände stolperte. Entsprechend war es ihm recht gleich, was seine Kameraden darüber dachten, dass er sie mitnahm. Aska kannte den Weg und er nickte knapp. Zwanzig Minuten. Da verschreckte ihn das Wort zentral viel mehr. In ihrer Beziehung war Lash derjenige, der sich in Menschenmengen unwohl fühlte, nicht die helle Stute. Doch bis auf ein grimmiges Verziehen des Mundes erzählte er nicht, wie sehr er sich darauf freute … Sirviente derweilen schien höchst zufrieden, zumindest glaubte Lash ein Lächeln auszumachen. Viel sprechen tat keiner von ihnen, was den Alten zwar nicht störte, ihm aber auch verbot, die Ohren zur Einschätzung der Laune seiner Kollegen zu verwenden.
Lash behielt eine Hand an Des Hals, bis sie vor dem Haus anhielten. Er blickte mit gerunzelter Stirn hoch. Ein schönes Haus. Vermutlich war es das. Lash hasste Häuser, seit seines ihn nur noch an das erinnerte, was er verloren hatte. Ob es noch stand? Ob eine neue Familie darin lebte, eine neue Generation? Ob Lassiter sich von Zeit zu Zeit um das Gebäude gekümmert hatte, oder hatten die letzten zwei- dreihundert Jahre es zerfallen und verwittern lassen? Lash blinzelte mit dem blinden, freien Auge und das Bild in seinem Kopf ersetzte sich wieder durch den Ausschnitt der Welt, der ihm von der Augenklappe geboten wurden. „Nett“, kommentierte Lash, was ihm Aska erzählt. „Und warum nehmen sie das Kind nicht mit?“ Er hatte sein Kind keinen dahergelaufenen Magiern anvertraut, ohne selbst dabei zu sein. Aska klopfte an die Tür und eine Frau erschien, deren Laune er absolut verstehen konnte. Obwohl die Runenritterin sich und ihre Kollegen vorstellte, schien sie bis auf Aska von den anderen beiden von keinem erfreut zu sein. Lash verzichtete auf ein Lächeln zur Beruhigung. Er hatte gesagt bekommen, es ließ ihn seltsam und gruselig aussehen, weil er es nicht recht hinbekam. Als sie einwilligte, sah Lash sich im Vorgarten um und führte Des ein Stück in den Garten, der das Haus umgab. Er band Des dann kurzerhand an einem Zaunpfosten an. Von innen, natürlich und strich ihr mit den von Brandnarben übersehenden Fingerspitzen über die Stirn. „Bin gleich zurück.“ Dann folgte er Aska und Sirviente in das Haus. Hoffentlich kam bei diesem Wetter kein Dieb auf die Idee, ihm Des zu stehlen. Er hatte genug Erfahrung damit gesammelt. Vielleicht hätte er selbst kein Pferd von teurer Rasse stehlen sollen … Zumindest nahm er das an, so genau kannte er sich damit nicht aus. Er wusste ja nicht einmal, ob sie wirklich grau war oder mehr hellbraun. Lash folgte den anderen in das Esszimmer und nahm mit ihnen am Tisch Platz. Er zog den Stuhl vor, saß aber weit genug vorne, um sich nicht mit dem Rücken anzulehnen. Muriel verschwand aus der Küche und man hörte sie einige Zimmer weiter auf jemanden einreden. „Habt ihr Erfahrung im Umgang mit Kinder?“, wandte er sich an Sirviente und Aska. „Und wie man sie am besten von hier nach … zu unserem Ziel bringt?“ All sein Wissen war ziemlich veraltert und nicht erprobt. Und zum Großteil vergessen. So hoffte er wirklich, dass zumindest einer der zwei wusste, wie sie mit dem Mädchen umgehen sollten, bevor Muriel mit dem Kind zurückkehrte.
Verständnisvoll nickte Sirviente, als Aska die Umstände des Kindes erklärte, das das Trio abholen sollte. Ja, er konnte das gut nachvollziehen, war er doch selbst Aufpasser eines Kindes adeliger Eltern gewesen. Die anderen beiden taten sich damit aber wohl schwerer; gerade Laciel fragte sehr plump, wieso die Familie das Kind nicht einfach mitgenommen habe. „Ich fürchte, so simpel ist es nicht“, erwiderte der Golem mit einem etwas bedrückten Kopfschütteln, kontrastiert von seinem gefrorenen Lächeln. „Wenn ich an meine Zeit im Dienste der Familie de Cardona zurückdenke, würde ich davon ausgehen, dass sie eine vergleichbare Entscheidung treffen würden. Wenn sie Grund zu der Annahme haben, dass jemand ihr Kind attackieren könne, wäre es fatal, es in ein ihm unbekanntes Gebiet mitzunehmen, das sie selbst vorab nur geringfügig prüfen können. Es ist davon auszugehen, dass sie beide mehrere Termine gehabt haben werden, zu denen sie das Kind nicht hätten mitnehmen können. Es ist allgemein unglücklich, ein Kind ohne Eltern sein lassen zu müssen, aber es ist umso schlimmer in einem dem Kind unbekannten und potenziell unsicheren Areal.“ Demonstrativ nickte der Golem, ehe er Lash in die Augen sah. Ob der Mann mit dem Pferd wohl nun verstehen würde, was für Gedanken hinter der Entscheidung vermutlich steckten? Schlussendlich würde sich das Mädchen vermutlich alles Andere als wohl fühlen, wenn sie in einem fremden Haus mit ihm fremden Menschen allein gelassen wurde... „Aus genau solchen Gründen haben solche Familien ja Personal, das mit dem Kind persönlich vertraut ist. So fühlt es sich selbst in Abwesenheit der Eltern nicht allein gelassen. Besonders, wenn die gewohnte Betreuerin nicht mit in die neue Stadt reisen wird, ist es besser, ihre Tochter erst einmal in gewohnter Umgebung mit bekanntem Umgang zu behalten, bis die relevantesten Angelegenheiten geregelt sind und es wieder mit seinen Eltern vereint werden kann.“
Als Aska das Trio der bereits besprochenen Amme vorstellte, verneigte sich Sirviente höflich. Diese Muriel schien ihm gegenüber nicht sonderlich aufgeschlossen zu sein, aber das störte ihn herzlich wenig. Es war alles Andere als ungewöhnlich, dass man dem blauhäutigen Eisklumpen schiefe Blicke zuwarf. Da überraschte es eher, dass auch Aska und Lasciel davon betroffen waren. Geduldig stellte er sich hinter seine Kollegen und wartete, wie angewiesen. Der Gedanke, sich mit an den Tisch zu setzen, kam ihm nicht. Als Diener war es immer eine Selbstverständlichkeit gewesen, dass er nicht Teil der Tischgesellschaft war, sondern nur ein Teil der Inneneinrichtung, der jederzeit bereit stand, wenn eine Bedienung benötigt wurde. Auch hier hielt es der einäugige Herr jedoch für notwendig, ein Gespräch zu beginnen. „Aber natürlich. Ich wurde schließlich dazu geschaffen, mich um den jungen Herren der Familie de Cardona zu kümmern“, bestätigte er also die Frage, ob er schon Erfahrung mit Kindern hatte. „Ich war zum größten Teile für sein sicheres, gesundes Wachstum, seinen emotionalen wie geistigen Zustand sowie seine Erziehung verantwortlich und habe ihn von seinen jüngsten Jahren bis an das Ende seines Lebens begleitet. Wenngleich ich mich nicht zwingend als Experten der Kindererziehung bezeichnen würde, gibt es doch vermutlich wenige, die auf einen vergleichbaren Erfahrungsschatz zugreifen können.“ Was von der Formulierung her stolz klingen konnte, war sowohl in Intention als auch in der Farbe von Sirvientes Stimme nicht mehr als eine objektive Beobachtung der Tatsachen. Die nötigsten Funktionen zum Kinderhüten waren ihm von vorneherein einprogrammiert worden, sodass es im wahrsten Sinne des Wortes ein Teil von ihm war, ein natürlicher Bestandteil seiner Persönlichkeit und seiner Seele. Das konnte wohl kaum jemand von sich behaupten – erst recht niemand, der bereits so viel Zeit auf der Welt verbracht hatte wie der Eisgolem. „Der Transport sollte unproblematisch sein. Ideal wäre natürlich, wenn wir eine Art Gefährt haben. Ich bin nicht sicher, ob unser Ziel an den Bahngleisen liegt... Wie sieht es damit aus, Miss Aska?“, fragte er, auf die weitere Planung der Quest bedacht. Sie hatten schließlich noch ein paar Minuten, bis Muriel wieder den Raum betrat...
… und dabei ein Baby in den Armen trug.
„Hier ist sie. Die gute Sakkaku“, sprach sie ruhig, blickte richtiggehend liebevoll auf das Mädchen hinab, während zwei Finger ihrer linken Hand Haare aus dem kleinen Gesicht strichen. Als sie ihre Augen hob, wurden diese aber wieder so kalt wie der Körper des Golem. „Ihr darf nicht auch nur ein Haar gekrümmt werden! Es ist wichtig, dass sie heil und glücklich in ihrem neuen Zuhause ankommt, verstanden?“ Ihre Augen glitten skeptisch über die drei Magier, während Sirviente einen Schritt näher heran trat und einen Blick hinab auf die Kleine warf. Mit einem fröhlichen Lächeln hob er seinen linken Arm hinter seinen Rücken, während er die rechte Hand an seine Brust legte, direkt über den kalten Ersatz eines Herzens in seinem Inneren. „Ah, sie ist herzallerliebst. Ein sehr hübsches Kind“, nickte er strahlend. Seit er den Runenrittern beigetreten war, kam er nicht mehr allzu oft dafür, freiberuflich den Babysitter zu spielen, dabei war das so ein erfüllendes Gefühl. Er freute sich schon darauf, es heute noch einmal zu durchleben. „Hat sie irgendwelche Vorlieben, die wir kennen sollten? Essen, das sie besonders mag, oder ein Spielzeug, das sie beruhigt? Als aufmerksame Amme kennen Sie sicherlich auch ihre Abneigungen, Miss Finster. Was sollten wir spezifisch bei Sakkaku vermeiden?“
Beinahe wäre Aska ein mürrisches „Woher soll ich das wissen?“ entkommen, als Lasciel nach den Beweggründen der Familie gefragt hatte, warum sie das Kind hiergelassen hatten. Doch glücklicherweise war Sirviente zur Stelle und gab freundlich eine plausible Erklärung zum Besten. Seine Dienste bei der Familie de Cardona? So, wie der Eisgolemkin sprach, schien er sich mit solchen Familienangelegenheiten ja gut auszukennen. Immerhin, denn Aska verstand davon natürlich wenig, schließlich verbrachte sie wenig Zeit in einer Familie. Wenn sie so darüber nachdachte, erinnerte sie sich kaum mehr an ihre Zeit bei ihren Eltern. Manchmal kostete es so viel Anstrengung, sich zu erinnern, dass man meinen könnte, ihr Leben begann mit Fenrirs Erscheinen. Wie dem auch sei, so wie es schien, kannte Sirviente sich aus mit Kindern. Sehr gut! Noch bevor Aska klopfte, wandte sie sich kurz dem Blauhäutigen zu. „Ihr scheint Erfahrung auf dem Gebiet zu haben. Da kann sich das Kind glücklich schätzen, dass Ihr dabei seid“, sprach sie ihm mit einem schwachen Lächeln zu und machte eine erste indirekte Anspielung darauf, dass Aska ein wenig überfordert war mit Kindern.
Die misstrauische Amme ließ die Magier also widerwillig eintreten, Lasciel musste sein Pferd parken und kam dann nach. Für einen kurzen Moment saßen die drei unter sich am Esszimmertisch. Wobei - Sirviente stand komischerweise nur daneben. Der Mann mit der Augenklappe nutzte den Moment der Ruhe zugleich, um sich nach den Kompetenzen der anderen zu erkundigen. Ein wenig ertappt huschten Askas helle Augen zu Lasciel. „Ich musste mich noch nie um eines kümmern. Geschweige denn mich mit einem befassen“, entgegnete sie knapp. Wann auch?! Sie hat fast ihr gesamtes Leben bisher damit verbracht, Dämonen aufzuspüren. Im Gegensatz zu Sirviente, der hatte sein Leben bisher wohl für eine fremde Familie gelebt. Und für einen Menschen, den er seit seiner Geburt bis zu seinem Ableben begleitet hat. Ungläubig musterte Aska den Blauhäutigen. Dabei ging sie gar nicht auf das ein, was er sagte, sondern stellte ihm eine direkte Frage: „Wie alt seid Ihr eigentlich?“ Kurz darauf erkundigte sich Sirviente danach, ob das Reiseziel an den Bahngleisen läge. Und in der Tat, das tat Oshibana Town. Schade für die beiden Rune Knights, denn sie müssten mögliche Angreifer ohne Aska besiegen, denn die war im Zug völlig im Eimer. „Oshibana Town liegt zwar auf der Bahnlinie zwischen Magnolia Town und Clover Town, allerdings können wir derzeit nur bis zu einem Bahnhof in der Prärie, einige Kilometer von Magnolia Town entfernt, fahren. Die Bahnstrecke muss von dort ab repariert werden. Wir haben also je nach Reisegeschwindigkeit noch mindestens einen halben Tag Fußmarsch zusätzlich vor uns“ Soweit die schlechte Nachricht, aber zumindest könnte Aska zu Fuß notfalls aushelfen, sollten sie tatsächlich überfallen werden.
Und dann kam Muriel Finster mit dem Kind rein. Askas Augen wurden tellergroß. Man hatte doch von einem Kind gesprochen, oder? Die Frau hatte aber ein Baby auf dem Arm welches das erste Lebensjahr gerade erst vollendet hatte. Wow, damit hatte die große Heldin nicht gerechnet. Darum könnten sich mal schön die andern beiden kümmern. In ihrer Empörung bemerkte Aska die Spitze der Amme nicht, dafür aber war ihr nicht entgangen, wie entzückt und gekonnt Sirviente auf das Baby zuging. Ein Glück, er schien sich zu freuen, dass Sakkaku nun ein Teil der Gruppe war. Aska warf nur einen verstohlenen Blick zu Lasciel. Wie der das wohl fand? Während Sirviente sich noch immer freute und sich nach Informationen über Sakkaku erkundigte, erhoben sich die beiden anderen Rune Knights mit etwas Abstand zum Geschehen. Aska wollte alsbald aufbrechen.
„Ich habe genügend Gläser mit den Lieblingsmahlzeiten der Kleinen vorbereitet. Ihr müsst die mitnehmen und unter hygienisch einwandfreien Bedingungen meinen Engel füttern. Dazu gebe ich euch noch ihren Plüschaffen, ohne ihn kommt ihr keinen Meter weiter. Windeln sind selbstverständlich! Wickeln findet nur unter hygienisch einwandfreien Bedingungen statt! Sakkaku hasst laute Geräusche und sie spürt Streit und Konflikte sehr sensibel, das setzt sie unter enormen Stress. Zur Beruhigung muss man ihr ein Schlaflied vorsingen“, unterrichtete die Amme die drei Magier streng, ehe sie ausgerechnet auf Aska zuging. Als einzige Frau der Gruppe vertraute Muriel Finster darauf, dass die Blonde wusste, was zu tun war. Die Amme reichte Aska vorsichtig das Baby, diese nahm es entgegen und gab es noch in derselben Sekunde mittels einer galanten Drehung an Lasciel weiter. Was sollte er auch dagegen tun? Es fallen lassen? Da pokerte Aska einfach mal hoch. Nun hatte er das Problem am Hals. Doch Muriel Finster war nicht einverstanden und nahm Sakkaku Lasciel schnell wieder ab. „Kennt ihr denn ein Schlaflied?“, fragte die Amme an Aska gewandt. Ungläubig hob die Magierin die Augenbrauen. Bitte! „Nein“ Nun war es an Muriel, komisch zu gucken. „Warum nicht?!“, fragte sie harsch. Ärger stieg in Aska auf. Für wen hielt sich diese Frau? „Weil mir nie eines vorgesung-“ Abrupt endete die Devilslayerin mitten im Satz. Was war plötzlich geschehen? „Und was ich mit Euch? Singt ihr? Ich kann das Kind nur jemandem geben, der singen kann“, motzte Muriel Finster und sah Lasciel herausfordernd an.
Lasciel hatte etwas Mühe den Worten zu folgen, als der Eiskerl versuchte ihm zu erklären, warum man sich von seinem Kind trennen sollte. Er war nicht ganz sicher, ob er alles schnallte. „Simpel ist das echt nicht“, meinte er. Aber gut, vermutlich machte das Sinn, wenn man nicht fähig war, selbst für sein Kind zu kämpfen. Wenn er es so betrachtete, war es vermutlich eine Schwäche, eine Ablenkung. Lash widerstrebte es, ein Kind so zu betrachten. Er war oft ziemlich pragmatisch, aber der Engel war nicht bei den Rune Knights, weil er keine Moral kannte. Er hatte seine Prinzipien und dazu gehörte auch, ein Kind nicht als Ballast sondern als schützenswertes Wesen anzusehen. Sirviente sprach aber darüber, als wäre es nur eine Puppe. Er verzog die Lippen zu einmal schmalen Strich. Er nahm es nicht einmal arrogant auf, Lash akzeptierte es, wenn jemand etwas gut konnte. Aber irgendwie wurde ihm der Blaue immer unsympathischer. So objektiv, als ginge es nicht um ein Wesen mit Gefühlen und schlagendem Herzen. Wobei … Herzen waren seit einigen Monaten auch kein guter Punkt, um das Leben festzumachen. Die Vampirin hatte trotz ihres stummen Herzens sehr wohl gelebt. Lash blinzelte mit dem freien Auge und schüttelte leicht den Kopf, wobei ihm die strähnigen, kinnlangen Haare ins Gesicht fielen. Aska, die ihm bisher viel sympathischer war, hatte wohl keine Erfahrung mit Kinder. „Meine ist auch nicht sehr ausgereift.“ Ein Stück veraltet, dass er zuletzt eines in den Armen gehalten hatte. Das letzte waren die leichten Bewegungen seines eigenen ungeborenen Babys gewesen, wenn er die Hand auf Lins Bauch gelegt hatte. Bei Askas nächster Frage blickte er sie überrascht an. Einen Moment lang dachte er, sie hätte ihn gefragt, ehe ihm klar wurde, dass sie sich wohl auf Sirvientes Geschichte bezog. Richtig … er hatte von einem ganzen Menschenleben gesprochen. Etwas, das für den Engel völlig unwichtig war. Wesen konnten alt werden, da war er der lebendige Beweis. Doch ob der Eismann älter war als er selbst? Interessiert drehte er das Ohr in Sirs Richtung, um die Antwort nicht zu verpassen. Der Frage folgte die niederschmetternde Erkenntnis, in einem der verfickten Züge fahren zu müssen. Lash hasste sie. Sie waren laut, sie waren groß, sie waren tot. Eine Maschine, nicht fähig ihr Leben zu retten, wenn nötig. Er vertraute den Dingern nicht – und vor allem war es verdammt umständlich, Des mitzunehmen. „Fuck … Ich schätze ein Pferd mitnehmen wird schwer? Damit würden wir oder zumindest einer von uns den Weg ziemlich schnell schaffen.“ Er musste sich wirklich ein Pony anschaffen. Oder einen Hund. „Naja, gehen wir den Weg eben, wenn die dort nichts zum Reiten anbieten. Oder eine Kutsche.“ Er zuckte die Schultern, auch wenn seine Stimme klar zu erkennen gab, dass er von der Zugidee nicht gerade angetan war.
Lash hielt sich erstmal zurück, als Muriel Finster mit dem Kind … dem Baby zurückkehrte. Sakkaku. Lash hätte sein Kind anders genannt … aber es war ja nicht seines. Mit leicht erhobener Braue hörte er zu, was sie ihnen erzählte, als Sirviente nachfragte. Vermutlich war das schlau, sich zu informieren und nicht wie es der Engel gemacht hätte, einfach loszugehen. Lag wohl auch daran, dass er sich nicht ganz wohl fühlte, wie er da auf der Sofakante saß. Dennoch wanderte die Braue immer höher. Hygienisch einwandfrei? Hm, das würde sehr spannend werden. Lash, der die letzten Jahrzehnte auf der Straße und in den Wäldern verbracht hatte, konnte damit recht wenig anfangen. Und ein Kind, das Stress nicht mochte fand er doch gut. Nur das mit Konflikten war so eine Sache. „Wir werden uns perfekt und hygienisch einwandfrei um sie kümmern“, meinte er mit einer Spur Sarkasmus in der Stimme. Zum Glück schien Muriel das nicht rauszuhören, denn sie reichte Aska das kleine Mädchen. Einen Augenblick später hielt er das kleine Bündel in den Armen. Instinktiv hielt er es fest, als Aska sie ihm weitergab. Er konnte die Wärme des kleinen Körpers durch die Decken kaum spüren, aber die Bewegungen, als es den Arm hochstreckte und mit großen blauen Augen zu dem Liebesengel hochsah. Wäre es so gewesen? Hätte er sein eigenes Kind so gehalten, wenn Apophis, die gottverfluchte Schlange, nicht der Mutter das Leben genommen hätte? Ein Knoten in seinem Bauch, der alte hässliche Schmerz, die Wut. Brennende Flammen verhinderten seine Sicht, das Gefühl von tausend und abertausend Schlangenkörper auf ihm. Unter ihm, um ihn herum. Muriel nahm ihm das Baby ab und Lash wich einen Schritt zurück. Sein Herz, sein Atem gingen schneller als zuvor und er drückte die Faust auf die Brust. Verdammt. Es war einige Tage her, dass die Vergangenheit ihre Klauen nach ihm austreckte. Das Gesicht angespannt nickte er. „Ja, ein paar.“ Das er ein paar Jahrhunderte nicht mehr gesungen hatte, erwähnte er nicht. Ob Desperatio es sich anhören würde? Oder würde sie dann doch noch versuchen, ihm davonzulaufen? Der Gedanke belustigte ihn fast schon. Sirviente erklärte auch, dass er Lieder kannte. Einprogrammiert. Der Golem war ihm wirklich genauso sympathisch wie eine Haarschere. Hatte ihren Zweck, aber ein Messer tat es auch. Am Ende gewann Sirviente. Lash wollte das Baby nicht zurück, sich nicht wieder seiner Vergangenheit annähern und so bekam der Golem das Baby und Lash nahm die restlichen Sachen, Fläschchen und Windel in der Tasche über die Schulter. Nach einer Verabschiedung und letzten Warnungen, sich ja gut um das Kind zu kümmern, verließen die drei das Haus. Er sah zu Des hinüber. Würde er sie hierlassen müssen? Lash wanderte hinüber, um in dem Falle seinen Rucksack mit den nötigen Sachen wie die neue Wasserflasche über die andere Schulter zu nehmen und sich von der hellen Stute zu verabschieden. Zum Glück hatte er das meiste Zeug schon am Körper … Kippen, Waffen und alles was noch nicht in der Nähe von kleinen Kinder verwendet werden sollte.
„Es freut mich, wenn meine Erfahrungen der Quest dienlich sein können“, lächelte Sirviente dankbar auf Askas Worte hin und schenkte ihr eine sanfte Verbeugung. Seine beiden Kollegen gaben an, sich in der Richtung eher weniger auszukennen. Glücklicherweise scheute sich der geschaffene Diener in keinster Weise davor, Arbeit zu übernehmen, ganz im Gegenteil. Genauso, wie er nicht zögerte, Fragen zu beantworten, die ein Mensch vielleicht persönlich nehmen würde. „Ich wurde vor etwa zweihundertfünfzig bis dreihundert Jahren im Dienste einer Adelsfamilie aus Bosco erschaffen“, erklärte er also, sein Lächeln unverändert, keine Trübung in seiner Haltung oder seiner Mimik. Die Frage hatte keine Auswirkungen auf seinen emotionalen Zustand. Es war nicht mehr als ein Fakt, den er erwähnte. „Ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich nicht mit einer genaueren Jahreszahl dienen kann. Es gibt einzelne Phasen meines Lebens, in denen es nicht ganz einfach war, das Vergehen der Zeit zu verfolgen.“ Das schien ihm allerdings niemand übel zu nehmen. Sehr gut. Was das kommende Thema anging hatte er nicht wirklich eine Vorliebe, hatte aber durchaus Verständnis dafür, dass Lasciel sein Pferd nicht zurücklassen wollte. Das machte die Reise in einem Zug wohl etwas schwieriger. „Ich weiß nicht, ob wir so kurzfristig eine Kutsche werden organisieren können“, gab der Diener zu bedenken. „Aber ich bin sicher, es gibt den einen oder anderen Weg, ohne eure Begleiterin zurücklassen zu müssen.“
Mit den notwendigen Informationen dazu, was beim Kümmern um dieses spezifische Baby zu beachten war, und dem dazugehörigen Baby, das nach einer kurzen Entscheidungsrunde in Sirvientes kühlen Armen lag – glücklicherweise vor der Kälte geschützt durch seine Decken –, konnte es wohl losgehen. „Macht euch keine Sorgen“, versicherte der Golem der Amme mit einem strahlenden Lächeln. „Ich wurde mit allerlei Liedern ausgestattet, um Kinder zu unterhalten, sie beim Einschlafen zu unterstützen oder ihnen auf angenehme Weise relevantes Wissen zu vermitteln. Ihr kleiner Engel ist in besten Händen.“ Das stimmte vermutlich tatsächlich. In den letzten paar Jahren hatte Sirviente mehrfach auf Kinder in Crocus Town aufgepasst und allgemein sehr positive Rückmeldungen und Empfehlungen erhalten. Seine endlose Geduld und seine feste Umsetzung der Regeln, die die Eltern aufstellten, waren dabei große Verkaufsargumente. Davon abgesehen hatte er tatsächlich große Freude an dieser Art Arbeit. Mehr als an Allem anderen, was er seit seinem Erwachen getan hatte. „Nun bleibt lediglich die Frage zu klären, wie wir nach Oshibana Town reisen wollen“, fasste Sirviente noch einmal zusammen, als sie das Familienhaus hinter sich gelassen hatten. Noch war das Mädchen in seinen Armen ruhig und friedlich, hielt ihren Affen fest in ihren müden Ärmchen. Ein sehr liebenswerter Anblick. Sein Blick wandte sich hinüber zu der van der Velden, der Ranghöchsten unter ihnen. „Natürlich obliegt diese Entscheidung unserer Teamleiterin. Sollen wir trotz Einwänden den Zug nehmen? Oder habt Ihr eine Alternative im Sinn, Miss Aska?“
„Lasst mich einen Moment darüber nachdenken“, vertröstete Aska ihre beiden Kameraden monoton, als sie über die Zugproblematik gesprochen hatten. Der Zug war auch nicht ihr liebstes Transportmittel. Naja. Kein Transportmittel war das liebste Transportmittel von Aska, denn ihr wurde in allen schlecht. Mit Sicherheit sagen konnte sie nur, dass Schiffe am schlimmsten waren. Ihr Problem mit dem Zug speziell bei diesem Auftrag war jedoch, dass sie die Fähigkeiten ihrer Mitstreiter nicht einschätzen konnte. Was nutzte ihr das Wissen über deren Magie, wenn sie nicht wusste, wie gut sie diese beherrschten oder wie sicher und erfahren sie in kämpferischen Auseinandersetzungen waren? Wenn sich die junge Frau auf jemanden verlassen konnte, dann auch sich selbst. Doch im Zug wäre sie außer Gefecht gesetzt und könnte das Baby nicht mehr schützen. Sie würde halbtot herumliegen und könnte das Gefährt nicht verlassen, ohne es zu beschädigen - und das mochten die Rune Knights nicht so. Da musste Aska echt aufpassen! Eine fahrende Kutsche zu verlassen war hingegen viel einfacher. Und wenn Lasciel dadurch sein Pferd mitnehmen konnte, wäre er sicherlich in besserer Form, schließlich müsste er sich keine Gedanken um dessen Zustand machen. Mal sehen, ob es ihr gelang, noch eine Alternative ausfindig zu machen.
Sirviente konnte nicht genau sagen, wie er alt war. Er wurde vor ungefähr zweihundertfünfzig bis dreihundert Jahren erschaffen? Wenn Aska das Wort „erschaffen“ schon hörte, hatte sie zumeist schon genug. Aber sie wollte den freundlichen Golemkin nicht mit ihrem Misstrauen abstrafen, schließlich schien er ein loyaler und gutherziger Rune Knight zu sein, der obendrein Kinder sehr zu mögen schien. Aska glaubte nicht, dass es sich bei ihm um eine schlechte Kreatur handelte. Abgesehen davon versuchte sie sowieso, ihre Vorurteile so gut es ging zu überdenken.
Wer hätte gedacht, was die kleine Sakkaku in den Armen der Magier alles auslöste? Während Sirviente mit der Aufgabe selig zu sein schien und seine Qualitäten anpries, löste sie in Lasciel eine schmerzvolle Erinnerung aus, welche ihn regelrecht erstarren ließ. Aska hingegen hatte gerade behaupten wollen, dass ihr niemals Kinderlieder vorgesungen worden waren, als plötzlich Bilder vor ihrem inneren Auge auftauchten. Eine Erinnerung, welche sie als ihre identifizieren konnte, aber seit über zehn Jahren nicht mehr Teil ihrer Seele gewesen war. Sie war noch ein kleines Kind, lag in ihrem Bett und ihre Mutter sang ihr im dunklen Zimmer etwas vor. Diese Bilder ließen der Magierin einen kalten Schauer über den Rücken laufen und das Herz wurde ihr schwer. Woher kam das plötzlich? Seit Fenrirs Tod kamen immer wieder derartige Erinnerungen zurück in ihr Bewusstsein. Der Dämon schien ihre Kindheit vor seinem Erscheinen gänzlich ausgelöscht zu haben, doch dann hatte Aska ihn ausgelöscht.
Zurück zum Geschehen musterte die Blonde ihre Kameraden kurz, ehe sie sich Sirviente zuwandte: „Wunderbar“, meinte sie nur, „das macht dich zum Babybeauftragten“ Sie war nur heilfroh, dass das nicht ihre Aufgabe war - also zumindest nicht direkt. Endlich verließen die drei das Haus, in welcher die Amme noch immer lebte, nachdem diese sich theatralisch und tränenreich von Sakkaku verabschiedet hatte. Ein wenig übertrieben, wie Aska fand, schließlich würde die Amme in wenigen Tagen mit dem Zug hinterher reisen. Aber sie sagte nichts und war einfach froh, dass dieser Teil nun abgeschlossen war. Sakkaku schlief friedlich mit ihrem Affen in den Armen und Sirviente stellte die Frage, wie sie nun nach Oshibana Town gelangen würden. Aska nickte knapp, ehe sie ihre Entscheidung verkündete: „Wir verzichten auf den Zug und suchen eine Kutsche“ Kurz blickte sie zwischen den beiden hin und her, um mögliche Einwände sofort und gnadenlos im Keim zu ersticken. Dann begründete sie ihr Vorhaben: „Sämtliche Transportmittel setzen mich außer Gefecht. Wenn wir ein solch schützenswertes Gut bei uns tragen, dürfen wir nicht das Risiko eingehen, auf meine Kampfkraft zu verzichten, nur um einen Tag früher am Ziel zu sein. Ich kann keinen fahrenden Zug verlassen, eine Kutsche hingegen schon“ Dann blickte sie zu Lasciel. „Und dir ist es mit Leichtigkeit möglich, dein Pferd mitzunehmen“ Nach irgendwelchen Einwänden fragte Aska gar nicht erst. Die Entscheidung war gefällt.
Gemeinsam ging die Gruppe zum Marktplatz, auf welchem in aller Regel einige Kutscher standen, da an diesem belebten Ort oft auch Kundschaft wartete. Die ersten beiden lehnten Askas Auftrag ab, da ihnen der Weg zu weit war. Der dritte Kutscher hingegen war ganz Ohr, wartete aber eigentlich auf eine andere Reisegruppe, welche nach Oshibana Town reisen wollte. Er war hin- und hergerissen, schließlich lehnte man die Rune Knights nicht einfach ab. Andererseits aber fürchtete er, Zielobjekt von Banditen zu werden, wenn diese Ritter etwas Wertvolles bei sich trugen. Erst als Aska ihm deutlich mehr Geld bot, als die andere Gruppe zahlte, war er einverstanden. Sie würde das schon mit der Gilde klären, sicherlich sollte das kein Problem sein. Sehr schön! Dann konnte die Reise ja losgehen! Und gerade, als Aska sich zufrieden lächelnd ihren Kameraden zuwandte, begann Sakkaku zu quengeln und schließlich zu schreien. Wirklich ein sehr aufdringliches Geräusch! „Ich sitze auf dem Kutschbock“, bestimmte Aska sogleich, denn drin bei diesem Schreihals wollte sie nicht sitzen. Daraufhin sah sie erwartungsvoll zu Sirviente. „Also dann.. mach doch bitte, dass sie aufhört“
Ja, es war ganz gut den Eisklotz dabei zu haben. Lasciel hätte andernfalls Zweifel, was den Erfolg der Quest anginge und das nicht wegen den möglichen Gefahren. Er konnte sich sehr wohl verteidigen, auch blind und hatte das bei seinem Beitritt bewiesen. Auch wenn er sich nicht groß um Geschichten und Legenden gekümmert hatte, sich nicht bemühte, sie sich zu merken, war allein die Tatsache, dass er ihren Namen aufgeschnappt hatte ein Zeichen dafür, dass sie etwas großen getan hatte müssen. Außerdem wirkte sie nicht wie jemand, der sich einfach zur Seite schieben ließ. Nein, das war weniger das Problem, eher das keiner der zwei sich mit Kindern auskannte. Nur weil Sirviente ihnen da half, machte ihn das für den Engel nicht sympathischer. Es mochte vielleicht vorschnell geurteilt sein … aber Lash hatte aus Erfahrung gelernt, dass es sein Leben meist vereinfachte, Menschen und Dinge in Schubladen zu packen anstatt sich wirklich mit ihnen zu beschäftigen. Ein Punkte machte den Golem aber wirklich interessant. Lash hob eine Augenbraue, erstmal mit wirklichem Interesse im Gesicht. Sein Mundwinkel zuckte belustigt. Dreihundert Jahre. Alt für einen Menschen und noch immer die Hälfte von ihm. Allerdings war Sirviente damit das Wesen, das er kannte, dass ihm seines Wissens ihm am nächsten kam. Entsprechend interessiert wartete er ansonsten schweigend Askas Reaktion auf diese Enthüllung ab. Bosco sagte ihm zwar nichts, aber die Welt war groß und er hatte vermutlich noch genug Zeit, sie zu erkunden, wenn ihm je danach wäre. Das Sirviente weder sein Alter genug wusste, noch Desperatio hier lassen wollte sondern ihm einen Vorschlag machte, brachte dem Eismann genug Pluspunkte ein, dass Lash sich bemühte, nicht zu verstimmt über seine emotionale Kälte zu sein. Ein klein wenig zumindest. „Eine Kutsche wäre gut.“ Zwar verband er nicht nur gutes mit Kutschen … bei der letzten Fahrt, bevor er der Gilde beigetreten war, war seine überfallen worden. Das letzte Mal, dass er seitdem jemanden getötet hatte. Ein Gedanke, der zwar nicht schön war, für einen Runenritter aber wohl zu wenig bitteren Nachgeschmack hatte. Nicht das Lash es genossen hatte, ein Messer in das Bein zu bekommen, aber es war nötig gewesen um sich und das Mädchen zu retten. Mitleid und Reue brachten einen nicht weiter.
Lash empathische Fähigkeiten waren zu verkümmert, als dass er bemerkt hätte, dass nicht nur er von der Vergangenheit heimgesucht wurde, als das Baby im Kreis ging und am Ende bei Sirviente landete. Sie verließen nach einer emotionalen Verabschiedung, die er stumm mit düsterer Miene verfolgt hatte, das Haus und er atmete auf. Er war nicht gerne in Räume eingeschlossen. Die Lage schien sich weiter zu bessern, da die Zugidee abgeschafft wurde. Er nickte Aska zu, seine Art eines knappen Dankes. „In einer Kutsche sind wir flexibler“, stimmte Lasciel zu. Zwar setzten ihn Transportmittel nicht außer Gefecht, aber unwohl fühlte er sich dennoch. Trotzdem war er froh, nicht an Reisekrankheiten zu leiden wie einige andere Menschen. Vermutlich weil er zum Reisen, zum Fliegen geschaffen war. Lash löste die Zügel und führte Desperatio zurück auf die Straße. Das leise, vertraute Klack Klack ihrer Hufe, als sie sich dem Marktplatz näherten. Schnell ging das Geräusch ihrer Schritte im Lärm unter. Lasciel hielt sich an Sirviente, den er am besten unterscheiden konnte und der ihre kostbare Fracht trug. Aska sprach mit den Kutschern, der Eisgolem trug das Kind und er passte auf. Solch eine Verteilung mochte er. Als ein Kutscher gefunden und, so würde er es beschreiben, bestochen war, lagerte Lasciel seine Reisetasche in die Kutsche um, kontrollierte den Gurt ohne hinzusehen wie er es tastend gewöhnt war, und stieg auf. Des schlug mit dem Schweif, als das Baby zu schreien begann und Lasciel war wirklich froh, dass er nicht derjenige mit der Kleinen war. Es gab nur eine Situation, von der er sich wünschen würde, Babygeschrei zu hören. Diese Situation war vor etwa so viel Jahren wie der Golem alt war gestorben. Lash wartete ab, dass alle ihren Platz gefunden hatten und der Kutscher die beiden Pferde antrieb. Sie waren größer als Desperatio, doch ihr Tempo gemächlich, als sie sich in Bewegung setzten. Lash ordnete sich links von ihnen ein, halb auf mit den Pferden, halb auf mit Aska vorne.
„Sehr wohl“, nickte Sirviente ohne jedes Anzeichen der Unzufriedenheit, als Aska ihn zum Babybeauftragten erklärte. Er hatte nicht vor, sich der Anführerin dieser Quest zu widersetzen, und er war auch alles Andere als unglücklich mit dieser Position. Sie spielte gut in seine Stärken und zog ihn vermutlich im Falle einer Konfrontation von den vordersten Linien ab. Dass er sich mit Kämpfen schwer tat war wohl keine Überraschung. Dass eine große Magierin wie Aska van der Velden eine ziemlich erhebliche Einschränkung mitbrachte schon eher. „Ah... Nein, auf eure Kraft wollen wir sicher nicht verzichten“, bestätigte der Golem mit einem ruhigen Lächeln. „Ich für meinen Teil bin für jede Art der Konfrontation ungeeignet. In dieser Hinsicht würde ich mich gerne auf euch beide verlassen, soweit möglich.“
Insofern war die Aufteilung der Sitzplätze wohl eine Selbstverständlichkeit. Lasciel hatte sein eigenes Pferd mitgebracht und Aska setzte sich mit nach vorne auf den Kutschbock, wo sie neben Zugang zu frischer Luft auch noch jederzeit die Möglichkeit hatte, sich von der Kutsche zu entfernen und so ihre volle Kampfkraft zu entfesseln... auch wenn Sirviente nicht ganz klar war, wieso gerade eine solche Handlung den Unterschied machen konnte zwischen stark und schwach. Er für seinen Teil verspürte keinerlei Unterschied, unabhängig davon, ob er sich auf festem Boden, einem Schiff oder in einer Kutsche befand. So war es wohl auch nur natürlich, dass er im Inneren saß – der sicherste Ort, sowohl für ihn selbst als auch für das Kind in seinen Armen. Für den Golem bestanden hier weder Nachteile, noch erhebliche Ablenkungen, und außer dem Rumpeln der Straße konnte auch nichts die Ruhe des Kindes stören. Schon vor dem Einsteigen zeigte Sakkaku die Aufregung, die mit der Erfahrung von ihrem gewohnten Heim und ihrer Hebamme ganz natürlich aufkam, und schon war es an Sirviente, die ihm zugeteilte Aufgabe zu erfüllen. „Aber natürlich. Ich kümmere mich darum“, nickte er, während die van der Velden ihren Platz einnahm. Kurz schloss der Eismann die Augen, rief eine der Erinnerungen hervor, die ihm eingepflanzt worden waren, als er gerade frisch entstanden war, und kaum war er fertig, öffnete er neben seinen Augen auch den Mund. „Gu-ten Aa-bend, gute Nacht, mi-it Ro-sen beda-acht, mi-it Näg-lein be-e-steckt, schlü-üpf uhunter die Deck...“ Das sanft in seinen Armen gewogene Mädchen wurde tatsächlich leiser, während sie sich fester an ihr kleines Kuscheltier klammerte und ihre eigenen Augen wieder schloss. Seinen Oberkörper starr halten stieg Sirviente hinauf in die Kutsche, stoppte für keinen Moment seinen ruhigen, sanften Gesang. Die Tür musste der Fahrer hinter ihm schließen, schließlich konnte er schwerlich seine Hände von Sakkaku nehmen, ohne ihre Ruhe zu stören, aber nun waren sie alle, wo sie sein sollten. Ihre Positionen eingenommen begannen die Räder, sich zu drehen, und das Magiertrio startete seine Reise in Richtung Oshibana Town. Schnell wurde aus der festen Straße in und vor Hargeon Town einer der ruckeligen, fast schon naturbelassen wirkenden Wege, die sich durch Ost-Fiore zogen. Die Sumpfgebiete würden sie sicherlich umfahren, aber selbst auf den regulären Wegen bemerkte Sirviente, dass Sakkaku unruhig wurde. Mit einem Lächeln blickte er hinab auf sie. „Wirst du etwa hungrig, Miss Sakkaku?“, stellte er fest, ehe er das Mädchen sanft neben sich auf den gepolsterten Sitz legte, sie mit einer Hand sicher haltend, während er mit den anderen das Fläschchen hervorkramte, das die Amme ihnen mitgegeben hatte. Aktuell hatte er von den drei Magiern wohl am Meisten zu tun, so konnte es in seinen Augen aber auch bleiben. Der Runenritter hoffte nun wirklich nicht auf eine ungemütliche Konfrontation...
Offplay – Eine neue Welt Teilnehmer: Norah, Kitani
„Wusstest du eigentlich, dass auf dieser Route häufiger mal Seeungeheuer auftauchen, Kit? Mächtige Bestien mit schuppenbedeckten Körpern, die größer sind als die höchsten Häuser!“, erzählte Norah mit aufgeregter Spannung in der Stimme, seine faszinierten Augen weit offen, während er über die Reling hinweg über die Wasseroberfläche blickte. Der Wischmopp in seiner Hand hatte sich schon seit einer guten Minute nicht mehr bewegt. Das, was er gerade erzählte, war ein zusammengeflickter Teppich aus lauter Fetzen, kleinen Geschichten, die der N'doul während ihrer gemeinsamen Zeit in Minstrel aufgeschnappt hatte. Wie real diese Ungeheuer waren, das konnte er nicht einschätzen, aber auf der kurzen Strecke, die dieses einfache Handelsschiff abfuhr, würde wohl kaum jemand auf eines von ihnen treffen. Dennoch... Es fühlte sich einfach gut an, diese kleine Legende so zu erzählen, als stünde eine tiefe Realität dahinter. „Aber ich dachte mir schon, dass wir sicher sein werden. Die Monster trauen sich sicher nicht, weil sie spüren, dass ein mächtiger Schamane an Bord ist! Die Natur ist gnädig mit jenen, die sie wahrlich zu schätzen wissen, weißt du, Kit?“ Fröhlich lächelte der Schakal seinen besten Freund an, ehe er zusammen zuckte. „Hey! Ich bezahle euch nicht fürs Reden, und erst recht nicht fürs Rumstehen! Zurück an die Arbeit!“, meckerte der Händler, für den sie gerade arbeiteten, und schon verschwand das Lächeln aus Norahs Gesicht. Unbeeindruckt blickte er hinüber zu seinem Auftraggeber. „Wir putzen doch die ganze Zeit! Hast du keine Augen im Kopf?“, rief er zurück und stieß den Mop verärgert zurück in dem Eimer, um ihn dann auf die Planken platschen zu lassen und tatsächlich wieder mit dem Saubermachen anzufangen. Nerven hatte der Kerl! „Pah...“
Die Fahrt selbst war nicht unbedingt etwas, woran Norah Spaß hatte, aber schlussendlich war sie ein Mittel zum Zweck. An Kitanis Seite kam er weg von ihrer Vergangenheit, von dem Land Minstrel, in dem nicht nur ihr Stamm wartete, sondern auch harte Arbeit und geringe Chancen auf Erfolg. Stattdessen ging es auf in ein neues, vielversprechendes Land, in dem sich ihnen eine neue Welt auftun sollte! Eine Welt, in der man Norahs Talente wirklich würdigen und ihn entsprechend entlohnen würde, wenn man die Geschichten glaubte, die man so hörte – was er tat. Ohne jeden Zweifel tat er das! Der Gedanke, alleine so viel Geld einzubringen, dass Kitani alles essen konnte, was er wollte, ließ das Herz des Schakals höher schlagen. Keine Sorgen mehr darum, ob sie hungern mussten oder ob sie aus ihrer Wohnung geschmissen werden würden. Keine Diebstähle, keine unangenehmen Gespräche mit Polizisten und Gesetzeshütern. Nur die bewundernden Blicke und Worte seines besten Freundes und jeden Tag ein voller Magen! „Es ist endlich so weit“, flüsterte er dem Tahimora zu, während die beiden auf Geheiß ihres Bosses die Planke ausfuhren. Sein Blick hob sich, betrachtete aufgeregt die Stadt, die sich vor ihnen darbot. Sie hatten zwar auch die letzte Zeit in einer Hafenstadt verbracht, aber im Vergleich zu Hargeon Town war ihr Gegenstück in Minstrel lächerlich klein. „Wow...“, entkam es Norah, während er betrachtete, wie groß sich nicht nur der Hafen, sondern auch die daran liegende Stadt vor seinen Augen ausbreiteten und wie viele Menschen hier unterwegs waren, wie viele Schiffe an den ganzen Stegen angelegt hatten, um be- und entladen zu werden oder Menschen abzuholen. „Wir haben wirklich das Paradies der Magier erreicht...“
Mit aufrechten Ohren lauschte der Schwarzhaarige gebannt den Worten seines besten Freundes. Alleine der Gedanke an Meeresungeheuer ließ ihn erschaudern. Nur zu gut konnte er sich vorstellen, wie diese Biester ihre riesigen Mäuler aufrissen und das gesamte Schiff mit einem Haps verschlangen. "Wäre schon irgendwie cool, so eins zu treffen! Stell dir mal vor, wir könnten es zähmen! Dann wären wir bestimmt die stärksten Männer im ganzen Land!" Oder vielleicht ließen sich die Schuppen teuer verkaufen? Irgendwas ließe sich daraus bestimmt machen ... "Oh ja, ich wette die wissen genau, dass du sie mit einem Wimpernschlag erledigen könntest!" grinste er und machte eine ausladende Handbewegung, die das wirken eines Zaubers immitieren sollte. Das war vielleicht ein wenig übertrieben, Norah war zwar stark, aber SO stark nun auch nicht, oder? Er konnte zwar Tote zu den Lebenden zurückholen, aber ob er sie mit einem simplen Wimpernschlag auch zurück ins Reich der Toten schicken konnte? Kitani selber hatte leider nicht das Glück gehabt, mit einer Zauberbegabung zur Welt zu kommen. Egal was er versuchte, es hatte einfach nie geklappt ... Anscheinend war ihm die Natur einfach nicht so gnädig wie dem N'Doul... Bevor er diesen Gedanken jedoch zuende denken konnte, wies eine scharfe Stimme das Duo darauf hin, ihre Arbeit nicht zu vergessen. Der Großohrige machte einen kleinen Satz, ehe er sofort antwortete: "Ja Sir!" Sogleich begann er wieder damit, das Deck zu wischen. "Ach, rege dich doch nicht auf. Oder hast du etwa vergessen, was uns in wenigen Stunden erwartet?" tröstete er seinen Kumpel und wischte direkt an ihm vorbei, um ihm auf die Schulter zu klopfen. "Da kann man doch gar keine schlechte Laune haben!" Aufgeregt hob er den plüschigen Schweif an. Oh, alleine der Gedanke, in eine neue Welt einzutauchen, ließ ihn ganz hibbelig werden. Je mehr er darüber nachdachte, desto hektischer wurden die Bewegungen seines Mops. Doch dadurch verging die Zeit leider auch nicht schneller... Trotzdem hatten sie es schließlich geschafft. Direkt vor ihren Nasen erstreckte sich eine riesige, vollkommen neuartige Stadt. Wie ein Fuchsjunges auf und ab springend stand er am Fuß der Planke, die gerade leise knarzend das Ufer erreicht hatte. "Ja, ja!" entgegnete er, seine Stimme mindestens eine Oktave höher. Jetzt würde alles anders werden. Nur wenige Meter trennten sie nun von einem neuen Leben, einem besseren Leben. Die grünbraunen Augen des Untoten funkelten mit dem Spiegelbild der Sonne im Meer regelrecht um die Wette. "Wir haben es geschafft, Nori!!" In der Regel nannte Kitani seinen besten Freund bei seinem richtigen Namen, doch gerade konnte er einfach nicht anders, als ihn bei einem Spitznamen zu nennen. Er packte ihn an der Hand und zog ihn mit sich über die Planke. Die ersten Schritte auf dem unbekannten Festland fühlten sich so ... unwirklich an. Ein wenig erwartete er, gleich an einem dunklen, düsteren Ort aufzuwachen, alleine. Doch das geschah nicht. Eine große Welle der Erleichterung überrollte ihn, kurz darauf folgten aber auch schon kleinere Sorgen. Wie wollten sie jetzt weiter machen? Wo fanden sie Unterschlupf? So viele Hürden bauten sich plötzlich vor dem Wiedergänger auf, doch er wollte sie nicht sehen. Stattdessen schüttelte er sich kräftig, ehe er enthusiastisch die Arme um den Größeren warf und sich fest an ihn drückte. Er war warm. "Jetzt sind wir endlich frei." nuschelte er in dessen Brust. "Ob wir wohl jetzt reich werden können?" Würde er noch einen Herzschlag besitzen, wäre dieser sicherlich gerade extrem hektisch. Doch da war nichts, rein gar nichts. Hoffentlich würde Norah das nicht bemerken. "Heehhh, aus dem Weg! Hätte ich gewusst, dass ihr so gut im Herumstehen seid, hätte ich euch nicht eingestellt!"
„Hehe... irgendwann zähme ich mal ein Seeungeheuer für dich, Kit! Verlass dich drauf!“, freute sich Norah darüber, wie sein bester Freund auf seine Geschichten ansprang. War doch egal, ob ihr Boss ein nerviger Egoist war, der zwei oder drei Brillen brauchte. Solange er und Kitani zusammen waren, konnte ihn nichts unterkriegen! Offensichtlich war der Tahimora genauso aufgeregt wie der Schamane, aber das war wohl kaum ein Wunder. Die beiden Stammesmitglieder kamen aus den tiefsten Wäldern und hatten es gerade halbwegs geschafft, sich in eine kleine Hafenstadt einzuleben. Nirgendwo hatten sie bisher so wirklich hingehört und nirgendwo hatten sie sich so wirklich wohl gefühlt. Dazu kam die endlose Neugier, die sowohl Kit als auch Norah schon immer angetrieben hatte. Da war es wohl kein Wunder, dass ihnen beide der Gedankes an ein neues, weites Paradies voller Möglichkeiten Hoffnung in die so oft enttäuschten Herzen trieb...
Während Norah den Hafen Hargeons mit ruhiger Bewunderung betrachtete, hüpfte Kit fröhlich auf und ab, zeigte seine Freude ein gutes Stück lauter und deutlicher. So unterschiedlich sie sich auch äußerten, spürte man aber, dass sie im Inneren beide das Gleiche fühlten. Eine neue Chance tat sich vor ihnen auf, eine, die sie beide ergreifen wollten, um endlich den Ort zu finden, an den sie wirklich gehörten. An dem sie zusammen glücklich sein konnten. Ein neues Heim in Fiore. „Wir haben es geschafft“, wiederholte Norah die Worte seines Freundes, ein Lächeln auf seinen Lippen, während er sich auf ein Knie senkte und seinen hölzernen Speer aufhob, der an der Reling lag. Er ließ ihn ungern mehr als ein paar Meter von sich entfernt, selbst während der Arbeit. Viel mehr hatte er schließlich nicht, womit er Kitani verteidigen konnte. Wo er gerade noch so entspannt wirkte, zeichnete sich aber plötzlich Überraschung auf seinem Gesicht ab, als der übereifrige Fuchs ihn am Handgelenk packte und mit sich an Land zog, nur um sich kurz darauf zu schütteln und ihn eng an sich zu drücken. Sofort flammten seine dunklen Wangen rot auf. „H-hey, Kit! Doch nicht vor all den Leuten!“, meinte er, während sein Blick aufgeregt hin und her huschte. Er musste doch cool und beeindruckend wirken, damit niemand auf die Idee kam, sie einfach anzupöbeln! „Das... Das machen wir dann, wenn wir allein sind, okay...?“ Nicht, dass sich Norah an der Nähe seines besten Freundes störte, im Gegenteil. Die kühle Haut, der fehlende Herzschlag, nichts davon schreckte ihn ab, im Gegenteil. Kitani war wundervoll, genau so, wie er war, und egal, wie sehr er sich verändert hatte und wie sehr er sich noch verändern würde, das würde immer stimmen. Aber... das konnten sie doch nicht so in der Öffentlichkeit machen! Norah tat sich schwer genug damit, seine Zuneigung ordentlich zu zeigen, aber wenn ihn jemand dabei sehen konnte, war das echt peinlich! Und als wäre das nicht genug, pöbelte sie auch der Händler gleich noch einmal an. „Ah! Entschuldigung!“, rief Norah überfordert und zog den Tahimora aus dem Weg, ehe er sich aus der Umarmung löste und räusperte. Ein grimmiger Blick legte sich in seine Augen, als er seinen Boss anstarrte. „Außerdem sind wir doch fertig! Unser Service geht nur bis hier, so war's ausgemacht! Rück raus mit dem Rest der Bezahlung, alter Mann!“
Der Boss zickte ein wenig herum, aber solange er nicht gerade überfordert war, konnte sich der N'doul tatsächlich ganz gut durchsetzen. Mit einem selbstsicheren Grinsen warf er das kleine Säckchen voller Jewel in die Luft und kniete sich dann schnell hin, um es wieder aufzuheben, ehe er sich räusperte und tat, als sei nichts geschehen. „Hah. Diese kleinen Hungerslöhne gehören der Vergangenheit an, mein Freund“, meinte er überzeugt, während er den Beutel wegsteckte. Schlussendlich war es egal, wer von ihnen das Geld bei sich trug. Er hatte schließlich nicht vor, von Kitanis Seite zu weichen. „Pass auf, ich könnte locker auf jede Person hier zugehen und ihnen sagen, dass ich Magier bin, und schon haben wir ordentliche Arbeit!“ Selbstbewusst blickte er hinüber in die Menschenmengen. Wow, das... waren ja tatsächlich eine ganze Menge Leute. Auf die musste er einfach nur zugehen und... sie ansprechen... von sich aus... Norah schluckte, nahm vorsichtig Kitanis kalte Hand. Mit noch immer geröteten Wangen blickte er ausweichend zur Seite. „Aber, naja... Vorher sollten wir vermutlich eine Unterkunft finden... Das ist ja auch wichtig...“
Oh ja, sie hatten es geschafft, endlich. Jetzt konnten sie alles hinter sich lassen. Den Stamm, die miesen Löhne, das Stehlen und alles andere, was ihnen bisher das Leben schwer gemacht hatte. Es war so unwirklich und gleichzeitig so real. Ja, es war Norahs Hand in der von Kitani, die diesem versicherte, dass all das hier wirklich echt war. Die Wärme breitete sich von seinen Fingerspitzen über die Arme bis in seinen restlichen Körper aus. Hach, er könnte gerade wirklich die gesamte Welt umarmen! Und genau das tat er auch. Nur seine Welt war davon wohl nicht so begeistert. Trotzdem konnte er nicht anders, als zu kichern: "Noraaaahh, das klingt total falsch. Du machst es ja nur noch schlimmer!" Eigentlich wusste er ja, dass sein bester Freund großen Wert darauf legte, ein gewisses Image an den Tag zu legen, aber manchmal konnte Kit einfach nicht anders. Und gerade jetzt, wo sie doch sowieso noch keiner kannte, war eine kleine Umarmung doch absolut kein Problem! "Wenn wir ersteinmal große Magier und Ungeheuerzähmer sind, dann erinnert sich doch eh keiner mehr an den Tag hier." Dafür mussten sie natürlich ersteinmal groß rauskommen, aber das würde schon früher oder später passieren, da war er sich sicher. Sie waren schließlich harte Arbeiter und außerdem clever und motiviert. Viel mehr brauchte es doch gar nicht! Als der Boss plötzlich hinter ihnen auftauchte, zuckte das Großohr sofort zusammen, wich instinktiv zur Seite. Ein Glück war der N'Doul da, um auf ihn aufzupassen. Dieser erinnerte sich zum Glück auch daran, ihren Lohn einzufordern. Kitani war so sehr damit beschäftigt gewesen, von ihrem zukünftigen Leben zu fantasieren, dass er das fast vergessen hatte. Zwar war die kostenlose Überfahrt schon fast Lohn genug, aber irgendwie mussten sie hier ja auch über die Runden kommen. Nach kurzer Diskussion rückte der Kerl dann endlich mit der Kohle raus. Natürlich tat er das, schließlich würde er sonst von dem Weißhaarigen voll eins auf die Mütze bekommen, das wusste der bestimmt! "Und wie sie das werden!" flichtete Kit begeistert bei, ignorierte gekonnt, wie sein Kumpel das Geld hatte fallen lassen. Er wusste schließlich genau, dass dieser nicht darauf angesprochen werden wollte. "Woah, jeden meinst du?" Mit großen Äuglein betrachtete er die verschiedenen Personen, die an ihnen vorbei schlenderten. Sie sahen eigentlich genauso aus wie die Leute in Minstrel, doch irgendwie fühlte es sich trotzdem anders an. Vielleicht lag es an der schieren Menge? Genau das schüchterte ihn aber auch ein ... Es waren einfach zu viele Leute! Dementsprechend war er sichtlich erleichtert, als sein bester Freund vorschlug, zuerst eine Unterkunft zu finden. Sofort willigte er ein. "Ja, bitte! Wir können schließlich nicht richtig arbeiten, wenn wir nicht ausgeschlafen sind." Fest umschloss er die Hand seines treuen Begleiters mit seinen Fingern und zog ihn schnurstracks aus der Menschenmasse hinaus in eine kleine Seitengasse. Hier und da wurden sie von einigen Passanten angepöbelt, folgten sie doch nicht dem Strom der Masse, doch das ignorierte er gekonnt. Kaum war endlich etwas Ruhe eingekehrt, atmete der Tahimora erleichtert auf. "Boah, ich hätte nicht gedacht, dass hier so viele Leute sind!" Auch, wenn diese Tatsache ihn stark unter Strom setzte, er konnte einfach nicht anders, als zu grinsen. Schließlich zeigte es nur zu gut, wie groß die Veränderung war, die sie gewagt hatten. "Sag mal, wie viel Geld hat uns der Alte eigentlich gegeben?" Neugierig stupste er die Tasche an, in der Norah den Lohn verstaut hatte. "Meinst du, wir können uns dafür ein Hotelzimmer leisten? So ein richtig gutes? Nur für eine Nacht!" Seine Augen funkelten wie kleine, grüne Juwelen, als er sprach. Normalerweise war der Untote durchaus sparsam, schließlich wollte er nicht, dass sein bester Freund hungerte. Aber hier gab es doch Arbeit im Überfluss, also konnten sie sich ja heute mal etwas gönnen? Nach all der harten Schufterei auf dem Schiff hatten sie sich das mehr als verdient. "Bitte, bitte! Und morgen wir uns dann direkt eine richtig gut bezahlte Arbeit, genau so, wie wir es geplant haben!" Er zog die Ohren ein wenig zurück, während er seinen Kopf auf die Schulter des N'Douls legte und ihn bettelnd anblinzelte. "Was sagst du? Das ist doch eine gute Idee, oder?"
Im Gegensatz zu Norah schien Kitani echt gar nichts peinlich zu sein. Die Aussage, dass seine Worte alles nur schlimmer machten, ließ den Schakal nur umso mehr glühen, aber er hatte nichts, was er erwidern konnte. Viel Zeit blieb dafür auch nicht, schließlich musste noch mit dem ungehobelten Händler verhandelt werden. Feilschen konnte er eigentlich ganz gut, darauf war er auch stolz. Neben seinen Diebstählen war das Norahs bester Weg, mit dem limitierten Einkommen des Duos ordentlich zu wirtschaften und das Meiste aus ihren Münzen herauszuholen. Die Leute hier in Fiore ahnten ja nicht, was für eine Gefahr für ihre Geldbeutel es über das Meer zu ihnen geschafft hatte! „Genau, genau. Sobald wir ausgeschlafen haben, räume ich hier ab. Du wirst schon sehen“, nickte Norah entschlossen, versuchte dabei nicht nur Kit zu überzeugen, sondern auch sich selbst. Zögern würde keinen von ihnen weiterbringen. Gleich als Erstes morgen würde er eine neue Arbeit finden. Eine bessere! „Vierhundertfünfzig Jewel hab ich dem Kerl aus den Rippen geleiert. Für einen Händler versteht der echt nicht viel vom Handeln. Die Fischer zuhause hätten sich vielleicht auf die Hälfte eingelassen, an nem guten Tag.“ Gut, allzu viel war das jetzt nicht unbedingt, aber es hätte deutlich schwächer ausfallen können. Der N'doul war schon dabei, darüber nachzudenken, wie sie das Geld am Besten investieren konnten, um über die Runden zu kommen. Sie brauchten ja nicht nur einen Schlafplatz, sondern auch etwas zu Essen. Letzteres sollte allerdings nicht allzu schwierig sein. Wenn man einen guten Obststand spät am Abend fand, dann war es immer relativ leicht, einen Apfel zu kaufen und dafür zwei mitgehen zu lassen, das sollte sie zumindest durch die erste Nacht bringen. Und dann...
„Ein... ein Hotel?“ Aus großen Augen sah Norah seinen besten Freund an, der Schock in seinem Gesicht deutlich zu lesen. Ein Hotel wäre ihm nie in den Sinn gekommen! Die waren doch unheimlich teuer! Nervös kratzte er sich am Hals, rieb mit den Fingerspitzen die Haut um seinen Choker herum. „Ich hatte eigentlich überlegt, ob wir bei einer von den kleineren Hütten in der Nähe vom Hafen nachfragen... Da könnten wir uns locker drei Nächte leisten... Ach was, ich kann bestimmt sogar fünf rausschlagen!“ Das war definitiv die verantwortungsbewusstere Entscheidung... aber als der Weißhaarige in die hoffnungsvollen Augen des Tahimora blickte, schluckte er. Was machte er denn da? Er wollte doch eine große Zukunft für sich und Kit schaffen, da durfte nicht geknausert werden! Ein breites Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. „Nein, du hast Recht! Ich denke noch viel zu sehr in alten Mustern!“, meinte er also und löste seine Hand aus der des Fuchses, um sich selbstbewusst auf die Brust zu klopfen. „Das wird die erste Nacht unseres neuen Lebens! Das will gefeiert werden! Wir haben das Paradies erreicht, also genießen wir es!“ Wie Kitani schon sagen: Ab morgen würden sie eh einen Haufen Kohle scheffeln, da brauchten sie sich jetzt nicht zurückhalten! Der verträumte Blick des Schakals glitt hinauf in den Himmel. „Hey... Marcy war öfter mal in Hotels, nicht?“, fragte er, auch wenn er die Antwort wusste. So wie die beiden war Marcy eine einsame Seele gewesen, die gelegentlich in den gleichen heruntergekommenen Absteigen zu finden gewesen war. Sie hatten sich oft genug gesehen, um mit der Zeit immer mal ein paar Worte zu wechseln, aber allgemein hatte sie wohl einen besseren Lebensstandard gehabt. Wenn sie arbeitete, bekam sie deutlich mehr als die beiden Kinder des Waldes. Manchmal hatten die Männer sie sogar mit in Hotels genommen, hatte sie gesagt. „Sie hat mal gesagt, dass es da zum Frühstück etwas gibt, das sich Buffet nennt“, meinte Norah, tiefe Hoffnung in seiner Stimme. „Da kann man so viel essen, bis man satt ist, und dann noch mehr! Wenn wir in Hotels schlafen, müssen wir uns niemals Gedanken machen, hungrig zu bleiben! Das ist die Zukunft, Kit, ich sag's dir!“ Mit neuer Motivation und einem Feuer in seinen roten Augen entschied sich Norah, dass der richtige Zeitpunkt, auf andere Menschen zuzugehen, nicht morgen war oder irgendein unbestimmter Moment in der Zukunft. Nein, der richtige Zeitpunkt war jetzt! Entschlossen stieß er das stumpfe Ende seines Speers gegen den Boden, ließ damit ein hölzernes Geräusch ertönen, das gleich mehrere Augen sich auf die beiden Jungen richteten. „Du, dort drüben!“, stieß er aus, deutete mit der Spitze des Speeres auf eine Frau in der Menge, die tatsächlich stehen geblieben war. „Wo geht es zum besten Hotel der Stadt, hm?“
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