Ortsname: Halligheim Art: Ortschaft Spezielles: --- Beschreibung: Etwa einen Stundenmarsch von der großen Stadt Crocus Town entfernt findet sich das kleine Dorf Halligheim, das für Fiores Verhältnisse sehr gläubig ist. Eine Kirche im Zentrum des Dorfes wird täglich von den meisten Einwohnern besucht und veranstaltet jeden Sonntag kleinere Feierlichkeiten, die sich oft über den halben Tag ziehen. Was dem größtenteils aus kleinen Hütten bestehenden Örtchen an Moderne fehlt, macht es mit Kunstfertigkeit wett: Überall finden sich Bilder, Schnitzereien und Statuen, die meisten geformt nach dem Bildnis einer Göttin, einige aber auch in der Form von Engeln oder ähnlicher Ikonografie. Halligheim beherbergt viele Künstler und Handwerker, Menschen, die einen Wert darin sehen, Dinge mit eigenen Händen zu schaffen, anstatt auf Geschenke zu warten.
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Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten... Welches Potenzial liegt dann in mir?
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Helena
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# 27 Auch wenn Charon mit Sicherheit der stärkere Magier und Kämpfer war, oblag der letzte Schlag in diesem Kampf Helena. Es war ihre Aufgabe, weil sie die Macht besaß, die genau zu solch einem Zweck geschaffen war. Das brachte ihr trotz der niedrigeren Kampfkraft eine Schlüsselrolle ein, die sie nun erfüllte. Mit einem geschickten Manöver brachte sie sich in die Luft, über ihren Gegner, um diesen mit ihrem stärksten Wasserzauber tiefer in den Boden zu spülen. Als sie wieder gelandet war, wurde es ruhig. Der Kampf war vorbei. Doch hoffentlich nicht das Leben des Engels! Doch dazu später mehr. Zuerst lobte der Weißhaarige ihre kleine Showeinlage, mit dem Sprung und dem Flugangriff. "Danke! Aber wie du in die Luft emporgestiegen bist, die Wolken geteilt hast und das Licht auf dich herabschien… Das hatte fast etwas Göttliches!" Oh, ob das die richtige Wortwahl war? Schmeichelte sie damit nun seinem Ego oder gab das „fast“ ihm eher einen kleinen Knacks? Jedenfalls war dies ein Bild, welches Helena vermutlich noch lange in Erinnerung bleiben würde! Erst nach diesem Austausch von Schmeicheleien wanderte der Fokus langsam wieder auf den Geflügelten, der im Krater lag und sich nicht mehr wirklich rührte. "Ehm… Ja, sicher…", entgegnete die Halbgöttin eher unsicher auf die Frage des Weißhaarigen. Sie wusste es zwar nicht, aber sie hätte ihn nun nicht so eingeschätzt, als dass dieser Angriff das Lebenslicht des Engels gelöscht hätte. Oder hatte Charon ihn doch zu sehr heruntergeschwächt, als er ihm seine Kräfte abknöpfte? Was zumindest aus war, war das Feuer, welches den Engel zuvor noch eingehüllt hatte. Doch das überraschte sicher auch nicht. Charon stieg zu ihrem Gegner hinab in den Krater, wobei er glücklicherweise nicht im Matsch ausrutschte. Er prüfte die Lebenszeichen des Engels und gab kurz darauf grünes Licht. Helena war erleichtert zu hören, dass er noch atmete. "Sofort! Moment!" Sofort eilte die Magierin ihrem Partner zur Unterstützung, als dieser danach gefragt hatte. Gemeinsam holten die Beiden den Engel aus dem Krater, um ihn an einem besser geeigneten Ort niederzulegen und daran zu arbeiten, dass er seine Augen wieder öffnete. Er war zwar noch am Leben, doch die Zwei hatten ihm wirklich sehr zugesetzt. Kein Wunder also, dass er hektisch wurde, als er wieder zu sich kam. Sogleich versuchte Charon ihn wieder zu beruhigen. Sie waren schließlich nicht gekommen um den Engel zu töten, sie wollten ihn davon abhalten Leute anzugreifen… Nur musste ihm das auch klar werden. Irritiert stellte Helena fest, dass dieses Wesen keinen Ton mehr von sich gab, auch wenn seine Lippen sich bewegten. Dabei hatte er doch vorhin noch gesprochen… Nachdem sie schon davon ausgegangen war, dass er das gar nicht konnte. Merkwürdig. Helena spielte zunächst mal die treue Begleiterin. Milde, warmherzig lächelnd blickte sie auf den Engel herab, während Charon ihm klarzumachen versuchte, dass er in Sicherheit war und dass sie ihm nichts Böses wollten. Alles was die Halbgöttin dazu beitragen konnte war, Ruhe auszustrahlen und damit die Worte ihres Gefährten zu untermauern. Er erklärte dem Gotteswesen, dass er die Last, die Bewohner Halligheims zu schützen, auch nicht alleine auf den Schultern tragen müsse und das es nicht fern von diesem Ort eine Gilde voller Magier gab, die ihn jederzeit dabei unterstützten. Dieser Gilde gehörte auch Helena an, die Charon dann direkt ansprach und damit auch ins Boot holte. "Genau!", entgegnete sie ihm also, wobei sie dem Magier kurz ein Lächeln schenkte, ehe sie sich wieder dem Engel zuwandte. Vorsichtig platzierte sie ihre Hand auf seiner Brust. "Wenn es Probleme gibt, kommen wir dir zur Hilfe. Halligheim ist sicher und niemand braucht sich vor einem Fremden fürchten. Versprichst du uns, dich mit deinem Eifer etwas zurückzunehmen?" Die Magierin gab sich Mühe, so wenig bedrohlich, dafür aber so freundlich und aufgeschlossen wie möglich zu wirken, was ihr aufgrund ihrer Herzlichkeit nicht schwerfallen sollte. Die Verwunderung darüber, dass der Engel nicht mehr sprechen konnte wich bereits, doch wenn sie genauer darüber nachgedacht hätte, wäre sie vermutlich zu dem Entschluss gekommen, dass es so besser war. So konnte er schließlich nicht aussprechen und bestätigen, was Helena bereits vermutete. Er hatte sie so fokussiert, weil sie göttlichen Blutes war. Ein Geheimnis, welches sie mit sich trug und welches Charon auf keinen Fall erfahren durfte. Noch nicht… Noch lange nicht!
„Etwas Göttliches, hm?“ Das Lächeln auf Charons Gesicht ließ sich nicht verbergen, als der Dargin seinen Kopf ein wenig hob und verspielt nachdenklich eine Hand an sein Kinn legte. Es war wohl ziemlich offensichtlich, dass er sich von der Aussage mehr als nur geschmeichelt fühlte. „Nun, ich schätze, das kann ich nicht von der Hand weisen...“ Ein erfolgloser Versuch, halbwegs bescheiden zu wirken, endete recht schnell, als der Magier realisierte, dass der Engel, dem sie eigentlich helfen wollten, sich nicht mehr zu regen schien. Hoffentlich hatten sie es nicht übertrieben...
Der Engel wirkte angespannt, aber nach ein paar Momenten konnte man wirklich sehen, wie er sich etwas beruhigte. Gerade in die Worte von Helena schien er ein gewisses Vertrauen zu legen, sah sie fast schon bewundernd an, ehe er nickte. Ja, wenn sie es wünschte, dann würde er sich zurückhalten. Er fühlte sich gerade ohnehin nicht in der Lage, Widerworte zu geben, schwächer denn je und nicht nur einem Segen, sondern sogar einem seiner Flügelpaare beraubt. Den Kopf gesenkt richtete er sich auf, ehe er Helena mit seinem einen sichtbaren Auge ins Gesicht blickte und mit einem Lächeln seine Hand auf sein Herz legte. Er schwor, ihrem Wunsch zu folgen... solange es bedeutete, dass den Menschen, die in seinem Schutz standen, geholfen wurde. „Das sieht doch gut aus“, meinte Charon mit einem Lächeln auf den Lippen, stellte sich etwas näher an Helena heran. Wie nebenbei griff seine rechte Hand nach ihrer, verschränkte ihre Finger mit seinen, während er dem Engel seine Linke hinhielt... und damit den goldenen Stab, den er ihm abgenommen hatte. „Hier, bitte. Benutze lieber deine Waffe... und verbrenn bitte deinen Körper nicht weiter. Die Bewohner von Halligheim würden eine Menge verlieren, wenn von ihrem persönlichen Schutzengel nichts mehr übrig bleibt.“ Etwas skeptisch betrachtete Charons gefiedertes Gegenüber erst ihn, dann den Bo in seiner Hand. Vorsichtig nahm er ihn wieder auf, ehe er einen Schritt zurück trat. Wieder nickte er, hatte wohl verstanden, was sie ihm sagen wollten. Sein Auge schließend, schlug der Engel mit den Flügeln und erhob sich vom Boden, nur um wieder nach oben zu verschwinden – in einer einzelnen, weißen Wolke auf einem ansonsten klaren, blauen Himmel.
„Ende gut, alles gut, nicht wahr?“, meinte Charon mit einem verschmitzten Lächeln, während er sich wieder Helena zu wandte. Es fühlte sich gut an, ihre Hand in seiner zu halten. Allgemein hatte ihre Gegenwart ihm einiges an Freude bereitet. Dicht trat er an sie heran, blickte ihr tief in die Augen, während sich seine freie Hand sanft an ihre Wange legte. „Ich danke dir, Helena. Es war wundervoll, dich an meiner Seite zu haben“, sprach er ruhig, brach die Stille, die er ein paar Sekunden lang über die beiden gezogen hatte. „Ich wünschte, ich müsste dich gar nicht gehen lassen...“, meinte er nachdenklich, ehe er sanft seine Stirn an ihre legte, ihre Lippen nur wenige Zentimeter davon entfernt, wieder zueinander zu finden. „Sag, Helena... Wie stehen die Chancen, dass ich dich einfach mit nach Aloe nehmen kann? Weg von hier, weg von den Runenrittern... einfach an meine Seite?“
# 28 Es war nicht schwer Charon davon zu „überzeugen“ was für einen epischen, ja gottgleichen Eindruck er dort oben in der Luft gemacht hatte. Er war sehr von sich eingenommen, das merkte man ohnehin sehr schnell. Allerdings verurteilte Helena das keineswegs. Als Halbgöttin hatte sie selbst eine gewisse, arrogante Ader. Sie war besser als andere, sie war wortwörtlich göttlich. Die Magierin lächelte ihrem Freund milde entgegen, als dieser sich schnell geschlagen gab und das Lob entgegennahm. Doch besonders lange hielt der Moment auch nicht an. Die Sorge, der Engel könnte den Angriff der Magierin nicht überstanden haben, beendete ihn abrupt. Sofort kümmerten sie sich um das Wohl des Wesens, welches sie grade noch erbittert bekämpften. Nachdem der Engel wieder zu sich kam, redete Charon freundlich und gutherzig mit ihm. Es war deutlich, dass er ihm zu verstehen zu geben versuchte, dass sie keine Feinde waren. Es sollte alles gut sein und er brauchte keine weitere Gewalt fürchten, solange er niemandem weiter grundlos schade. Als er an Helena verwies, befürchtete sie dass die Auswirkung, die ihre Magie im Kampf auf den Körper des Engels hatte, ihn zurückschrecken lassen könnte. Sie befürchtete Angst, seitens des göttlichen Wesens, da sie in der Lage war ihm wehzutun, doch so kam es nicht. Die Sorge war scheinbar unbegründet. Stattdessen begegnete der Engel ihr mit Offenheit. Er konnte zwar weiterhin nicht sprechen, so wie es vor dem Kampf ebenfalls war, doch nickte er als Zeichen des Verständnisses, welches er verdeutlichen wollte. Er fasste sich ans Herz, blickte sie aufmerksam an. Etwas, was nur zu sehen war, weil Charon zuvor den Helm des Wesens gebrochen hatte. Die überraschend positive Reaktion erfreute Helena, was sie durch ein herzliches Lächeln zeigte. Es wirkte fast beiläufig, wie der Weißhaarige ihre Hand ergriff, so als wäre es bereits alltägliche Routine. Zufrieden strahlte die Marinakis auch ihm entgegen. Damit war ihre Reise von Erfolg gekrönt, aber das sollte ja eigentlich auch keine Überraschung sein, bei all der Großartigkeit dieser zwei Magier. Charon überreichte dem Engel noch seinen Kampfstab, ehe dieser dann gen Himmel stieg und in der einzigen, verbliebenden Wolke am Himmelszelt verschwand. Ende gut, alles gut, wie Charon treffend anmerkte. Als die Beiden einander zuwandten, legte sie auch ihre andere Hand an die seine. Diese Verbindung fühlte sich gut, sie fühlte sich richtig an. Sowohl die physische, in Form der gehaltenen Hände, als auch die geistige. Die Halbgöttin war glücklich. Erst hatte sie einen wundervollen Abend, dann einen sehr schönen Morgen und gekrönt wurde das ganze von einem spannenden Abenteuer, welches nun auch sein Ende fand. Mit diesem Ende kündigte sich allerdings auch ein weiteres an. Charon war deswegen hergekommen und nun hatte er sein Ziel erreicht. Sie konnte ihm kaum vorwerfen, dass es ihn nun zurück nach Aloe zog, in seine Heimat. Allerdings drückte Charon auch sein Bedauern darüber aus, dass die Wege der Zwei sich zunächst wieder trennten. Er witzelte sogar darüber, sie mit nach Aloe nehmen zu wollen. Jedenfalls hielt Helena das für einen Scherz. Vielleicht wäre sie sogar darauf eingegangen, wären die Umstände andere gewesen. Neben der Arbeit für die Rune Knights war es primär eine andere Sache, die einen Umzug in die Wüste für sie ungünstig gestaltete. Es brächte sie weiter gen Westen, weiter Weg von ihrer Zielperson. Weiter weg von Mareo, den sie im Auge behalten sollte. Eine Aufgabe, die ihr aus Crocus schon unangenehm schwerfiel. "Nein…", brachte die Magierin süßlich in die Länge gezogen hervor. "Das geht leider nicht. Noch nicht. Ich habe doch meine Aufgaben und Pflichten. Die kann ich nicht einfach von jetzt auf gleich ablegen." Mehr Aufgaben noch, als den simplen Job als Runenritterin. Mehr als sie hätte aussprechen wollen. "Aber du bist immer willkommen. Wir könnten uns ja abwechseln, die Wochenenden miteinander verbringen. Die eine Woche besuche ich dich in Aloe, die andere schaust du in Crocus vorbei.", phantasierte sie offen vor sich her, während sie darüber nachdachte, wie solch eine Fernbeziehung wohl am besten funktionieren könnte.
Ja, es war tatsächlich ein ziemlich perfektes Ende, das die beiden Götter unter den Menschen da gemeinsam erspielt hatten. Ein einfacher Kampf war es nicht unbedingt gewesen, aber schlussendlich war der Engel abseits seiner Immunität kein Vergleich zu Charon Dargin… und diese Immunität half nicht viel, wenn Helena dabei war. Alles in Allem waren sie ein sehr gutes Team, nicht nur hier, nicht nur im Gloria-Center, sondern auch bei der Marinakis zuhause. Sie schienen wirklich gut zueinander zu passen. Leider erlaubte sie es dem Weißhaarigen aber nicht, sie einfach mit zu sich zu nehmen. Mit einem Seufzen schüttelte er den Kopf. „Zu schade… Einen Schatz wie dich hätte ich gerne gestohlen.” Ein verspieltes Lächeln tanzte über Charons Lippen, während er die Nähe zu seinem Gegenüber genoss. Auch die Marinakis schien ganz verzaubert zu sein, wenn man sie so betrachtete. Eventuell war sie aber noch immer fester in der Realität verankert, als der Dargin es gerne hätte. Anstatt sich einem süßen Traum hinzugeben, dachte sie doch ernsthaft darüber nach, wie man eine Fernbeziehung gestalten könnte. Die Freude verschwand recht schnell aus dem Gesicht des Magiers, als er ihre Worte hörte. „Jedes Wochenende?”, wiederholte er, während ihm klar wurde, was für Vorstellungen Helena zu haben schien. Den Blick zur Seite wendend fuhr er sich durch die Haare. „Ich fürchte, das wird nicht möglich sein… Als Magier bin ich unterwegs, wenn ich gebraucht werde. Da ist es schwer, einen festen Zeitplan zu schaffen. So schön ich es in Aloe auch finde, ich bin oft andernorts unterwegs. Da kann ich nicht versprechen, am Wochenende hierher zu kommen oder da zu sein, wenn du mich besuchen willst. Mit meinen Verpflichtungen ist so ein Arrangement nicht wirklich machbar.” Wenn sie sich in der Realität verwurzeln wollte, dann hatte Charon wohl keine andere Wahl, als ihr mit Realität zu begegnen, auch wenn es ihm missfiel. Er war eher jemand, der Menschen die Möglichkeit gab, das zu sehen, was sie sehen wollten, der sich nicht scheute, die Wahrheit so zu formulieren, dass sie am Ende so positiv wirkte, wie sie es eben konnte. Quasi ein Gott, der Menschen ihre Träume schenkte. Doch die Wahrheit hatte ihre Grenzen. Wenn man niemanden belügen wollte, dann musste man Träume an der rechten Stelle beenden. Dafür war die Zeit wohl gekommen.
„Ich fürchte, wenn wir so weit voneinander entfernt leben, wird es schwierig, sich so regelmäßig zu treffen“, meinte der Dargin nachdenklich, während er sich von Helena löste, ein paar Zentimeter Distanz zwischen ihnen gerade noch so nahen Körpern schaffte. „Und ich würde dich ungern in einer Beziehung fesseln, wenn ich nicht oft genug da bin, um dich glücklich zu machen... Oh!“ Sein gedankenverlorener Blick zuckte wieder auf, erwachte, als er Helena in die Augen sah. Peinlich berührt lächelte er sie wieder an, legte eine Hand an seine eigene Wange. „Ach je, habe ich das gerade wirklich gesagt? Eine Beziehung, wo wir uns doch gerade zweimal getroffen haben? Wie anmaßend von mir, entschuldige bitte.“ Er lachte auf, hob beschwichtigend die Hände. Welcher Mensch würde sich schon so schnell an einen anderen binden wollen? Helena doch ganz sicher nicht! „Hehe, vergiss bitte, was ich gesagt habe. Ich denke wohl schon ein Stück zu weit. Für den Moment ist es wohl am Besten, wenn wir alles so belassen, wie es ist... auch wenn ich dich in Zukunft gerne etwas öfter sehen würde. Es ist doch okay, wenn ich vor unserem nächsten Treffen nicht ganz so viel Zeit verstreichen lasse, Helena?“
# 29 Nachdem der Engel seine Waffe übergeben bekommen hatte, verabschiedete er sich auch schon gen Himmel. Als er weg war, waren die beiden Magier wieder unter sich und so konnten sie sich auch um sich selbst kümmern. Charon wandte sich Helena zu und er sprach den Wunsch aus, sie mit sich nach Aloe zu nehmen. Ein Wunsch, den sie ihm leider nicht erfüllen konnte. Doch sie machte sich sogleich Gedanken darüber, wie sie ihre Zukunft sonst miteinander verbringen konnten. Eine Idee, die sie dann auch aussprach. Sie schlug abwechselnde Besuche vor und sprach dabei zunächst von jeder Woche. In ihrem Kopf klang der Gedanke, den Weißhaarigen so regelmäßig zu treffen gar nicht verkehrt. Sie hatte das Bedürfnis, ihn häufiger zu sehen und ihre Freizeit mit ihm zu verbringen. Doch als sie die Worte aussprach, trafen sie bei Charon nicht so wirklich auf Gegenliebe. Er wirkte gar erschrocken, ehe er seine Stirn von der ihren nahm, sich mit der Hand durchs Haar fuhr und dann erklärte, dass sein Job ihn durch das ganze Land trieb und die Zeiten in denen sie sich sehen konnten nicht so eng getaktet zu planen waren. "D-Das ist doch gar kein Problem!", stotterte Helena ihm hastig entgegen, hatte sie doch realisiert ihm vielleicht zu sehr auf die Pelle gerückt zu sein. Es lag ihr natürlich fern zu sehr zu klammern und Charon damit zu bedrängen. "Das war ja nur eine Idee. Wir können uns ja deinem Zeitplan anpassen…", schlug Helena noch vor, doch der Herr aus Aloe hatte scheinbar andere Vorstellungen von dem, was die Zwei verbinden sollte. Als er die Verbindung ihrer Hände auflöste und zurücktrat, wenngleich nur wenige Zentimeter, verspürte die Magierin einen Stich ins Herz. Es war eine Geste, die fast mehr sagte, als die Worte die er daraufhin aussprach. Die fehlende Möglichkeit sich so regelmäßig zu sehen, wie sie es vorschlug, war das eine. Doch Charon sprach davon, sie nicht an eine Beziehung fesseln zu wollen, da er fürchtete sie damit nicht glücklich machen zu können. Eine Botschaft, die sie erst einmal verdauen musste und die sie sprachlos machte. Hatte sie sich etwa so verschätzt, was ihre gemeinsame Zeit betraf? Die Harmonie zwischen ihnen, die bereits im Einkaufscenter zu spüren war? Das darauffolgende Essen. Am Vorabend das nächste Date, ihre gemeinsame Nacht. Hatte Helena das alles falsch eingeschätzt? Hatte sie die Handlungen des Weißhaarigen falsch interpretiert? Scheinbar. Während ihre Augen zunächst leicht glasig wurden und ihr Blick fassungslos an seinem Gesicht hing, ertappte sich Charon förmlich dabei das Wort „Beziehung“ ausgesprochen zu haben. Wie abwegig es doch war, dieses Wort zu benutzen, ja… Ein zweiter Stich ins Herz, der sich wie ein Nachtreten anfühlte. "Hehe… Ja… Schon okay.", schob sie pseudozustimmend nach, wobei ihre Mimik langsam erkaltete und die Tränen glücklicherweise zurückblieben. Helena gab ihr Bestes, die Fassung zu halten, beziehungsweise zurückzugewinnen. Sie führte die Hand, die der Dargin eben noch gehalten hatte, gemeinsam mit ihrer anderen zu ihrer Brust. In diesem Moment haderte Helena mit sich. Hätte sie sich am Vorabend nicht so schnell auf ihn einlassen sollen? War sie viel zu überstürzt gewesen? Wie gerne die Marinakis einfach auf der Stelle verschwinden würde und wenn es das berüchtigte im Boden versinken war… "Hm ja, vielleicht. Mal schauen was die Zeit hergibt…" Im Gegenzug sprach er davon sich häufiger mit ihr treffen zu wollen. Sie wusste gar nicht, was sie dazu sagen sollte, weswegen sie leere Worthülsen vorzog. Allgemein brauchte Helena Zeit. Sie musste nachdenken, sie musste verarbeiten. Sie wollte nachhause, allein. "Wollen wir uns schonmal auf den Rückweg machen?", stieß sie einfach mal an. Die Magierin gab ihr Bestes stark zu bleiben und Charon nicht plötzlich komplett abzuweisen, auch wenn ihr wirklich danach war. Aber eine emotionale Handlung im Nachhinein bereuen wollte sie auch nicht.
Der Gedanke, sich auf eine Fernbeziehung einzulassen, die auf regelmäßigen Treffen und impliziter Treue basierte, hatte etwas Unangenehmes an sich. Etwas, das Charon nicht wirklich deuten konnte, über das er aber auch nicht allzu sehr nachdenken wollte. Viel wichtiger als irgendwelche Gefühle im Hintergrund war doch die einfache Tatsache, dass ein viel beschäftigter S-Rang Magier und Forscher wie er einfach nicht die Zeit und die Möglichkeiten hatte, sich wirklich jede Woche mit einer bestimmten Person zu treffen, die nicht dort wohnte, wo er es auch tat. Schlussendlich war es eben ein Problem bloßer Logistik, unabhängig davon, was er selbst eigentlich wollte. Insofern war es gar nicht erst notwendig, sich damit zu befassen, was Charons Wünsche bezüglich Helena eigentlich waren und wieso er sich bei dem Gedanken einer Fernbeziehung so seltsam fühlte. Wäre es nur realistisch, dann hätte er sich sicherlich gefreut. Aber nein, die Ritterin bestand auf das Unmögliche. „Ah, ich bin froh, dass wir da einer Meinung sind“, meinte ein offensichtlich glücklicher Charon, als Helena ihm zustimmte. Ja, es war in Ordnung, dass sie es erst einmal ruhig angingen – abseits von dem, was in der letzten Nacht geschehen war. Die Enttäuschung in ihrer Mimik konnte der Dargin nicht herauslesen. Empathie hatte noch nie zu seinen Stärken gehört. Wer seine eigenen Gefühle so konsequent ignorierte, tat sich nicht ganz leicht damit, bei Anderen nicht das Gleiche zu tun. „Ich bin sicher, die Zeit wird gnädig mit uns sein. Ideal wäre es natürlich, wenn wir näher beieinander leben würden... Aber ich fürchte, wie auch du hänge ich an meiner gewählten Heimat. Wir werden wohl sehen müssen, wie es läuft.“ Die Arme vor der Brust verschränkt blickte der Magier hinauf in den Himmel, überlegte für den Moment. Was es wohl für Mittel und Wege gäbe, mehr Zeit mit Helena zu verbringen? Denn wenn er ehrlich war, dann wollte er das tatsächlich. Sie war eine angenehme Begleitung, ein Mensch, mit dem man gut reden und gleichzeitig gut wetteifern konnte, aber mit dem es auch möglich war, einfach gemeinsam etwas Schönes zu genießen. Ruhe, Zweisamkeit, eine Unternehmung. Selten fühlte sich Charon so wohl in der Nähe einer anderen Person... was den Gedanken daran, ihre Ferne zu akzeptieren, umso unerträglicher machte. Nein, er konnte nicht einfach akzeptieren, dass Helena sich gegen ihn entschied, so fern von seinem Heim und doch in der Erwartung, dass er ihr hinterher lief. Wenn sie ihm gehören wollte, dann nahm er sie gerne an... aber nicht für einen Schatz, den er am Ende nur zur Hälfte hatte. Wenn Charon etwas gefiel, dann nahm er es sich. Da gab es keinen Raum für Kompromisse.
„Ah... Ja, du hast Recht. Ich schätze, wir sollten uns auf den Rückweg machen.“ Aus seinen Gedanken gezogen nickte Charon Helena zu. Sie hatten wohl erreicht, wofür sie nach Halligheim gekommen waren. Er würde sie nach Hause bringen und dann... dann war es wohl Zeit, sich voneinander zu trennen, Zeit für eine Rückkehr nach Aloe Town. Ein Seufzen entkam den Weißhaar, als ihm das bewusst wurde. Irgendwie... irgendwie wollte er nicht alleine sein. Nicht heute. Nicht nach der gestrigen Nacht. Aber eine große Wahl hatte er wohl nicht. Mit einem höflichen Lächeln übernahm er die Führung, ging Seite an Seite mit ihr den Pfad in Richtung Crocus entlang. Irgendwie war ihre Nähe zueinander nicht mehr so eng wie auf dem Hinweg. Auch die Stimmung war eine andere, mit einer deutlich ruhigeren Helena. Glücklicherweise hatte Charon ein Talent dafür, auch für zwei Personen zu sprechen...
Erleichtert atmete die Anführerin der Karawane aus, während ihre Kameradinnen sich daran machten, die Wagen zu sichern und zu entladen. Ihre müden Augen blickten dankbar auf zu der Oni, die über sie hinweg türmte. „Es ist nicht immer einfach, ordentlichen Schutz auf diesen unsicheren Straßen zu finden... und wir haben schlechte Erfahrungen mit männlichen Bodyguards gemacht. Ist es in Ordnung, wenn wir nächstes Mal wieder nach dir fragen?“ „Hey, hey, HEY, HEEEY! Ist doch nix zu danken!“, lachte Ravinuthala, lautstark wie immer. Für sie war es heutzutage nichts Besonderes, als Bodyguard für jene dabei zu sein, die von Maldina Town aus nach Zentral- oder Ostfiore reisten. Das hatte sie bei ihrer ersten Quest getan und sie tat es immer gerne wieder! „Hat Spaß gemacht mit euch, und so'n paar Banditen sind nich ne große Sache! Ich helf gern, wenn ich kann, aber wenn's ma nich' geht, fragt nach Valda! Die's auch ne Oni bei uns in Satyrs und sie hat's VOLL drauf, HEY!“ Ein breites Grinsen legte sich auf das Gesicht der Tsumiho, während sie zu schnuppern begann. Ihr Blick fiel zurück auf die Wagen, und sie deutete darauf. „Hey, hey! Wenner mir echt danken wollt, gebt mir doch noch was von euerm guten Fleisch ab, HEY!“ Gemeinsam lachten die beiden Frauen. Die ältere verpasste dem dicken Arm der Oni einen sanften Klaps, schüttelte aber den Kopf. „Wenn ich dir noch mehr abgebe, gehen wir pleite!“, grinste sie amüsiert. „Ich bin immer noch eine Händlerin, Ravi!“
„Verzeihung... Habe ich das richtig gehört? Sie sind ein Bodyguard?“
Überrascht blickten die beiden hinab auf ein schmächtiges Kerlchen, das sich schüchtern in ihr Gespräch einmischte. Sein Blick war auf Ravinuthala gerichtet, die ein paar Sekunden brauchte, um die Frage wirklich mitzubekommen, sich dann aber stolz auf die Brust klopfte. „Jawohl, hey! Ich bin Ravinuthala Tsumiho, stärkste Kriegerin aus dem Stamm der roten Sonne und Magierin der Gilde Satyrs Cornucopia! Bin aktuell unterwegs, um Karawanen zu beschützen, HEY!“ Die Hände zu Fäusten geballt hob die Oni ihre Arme, um ihre Muskeln anzuspannen und hervorzuheben. Erleichtert atmete der Mann aus. „Sehr gut... Meine Frau und ich sind auch Händler, und die Route, die wir nehmen wollten, ist gesperrt. Da soll ein... sowas wie ein Hai sein Unwesen treiben. Aber ein Hai mit Beinen!“ Ein Hai mit Beinen? Ravis Augen weiteten sich. „Hab ich ja noch nie von gehört!“, rief sie erstaunt aus. „Das muss ich sehn, HEY!“ „Nicht nur sehen... ich möchte dich darum bitten, ihn zu erlegen. Wir bezahlen natürlich auch dafür“, stellte der Mann klar, und die Oni nickte. „Alles klar! Von wie viel sprechen wir?“, forderte sie ihn heraus. Sie hatte ein ungefähres Bild davon, wie viel die Gilde für so eine Jagdquest normalerweise verlangte. „Zahlung geht dann an Satyrs Cornucopia, HEY!“
Die Verhandlungen dauerten nicht lange, die beiden waren sich schnell einig. Seine Handelsroute sicher zu haben war diesem Mann wohl durchaus das Geld wert, dabei wirkte er nicht wie ein toller Verkäufer. Ob seine Frau die Zügel in der Hand hatte? Apropos... „Meine Frau und ich haben uns aufgeteilt, um Leute zu finden... Sie müsste aber noch hier in der Nähe sein“, stellte er fest und sah sich um. „Schauen wir mal, dass wir sie finden, bevor sie noch eine zweite Person anheuert...“
“Hey, was machst du denn da?!” Eine überraschte und entrüstete, männliche Stimme hallte vor dem Eingang Haligheims umher. Der Ursprung: Ein Mann mittleren Alters, schwarze Haare und halbglatze, der gerade entsetzt auf die Szenerie schaute, die sich vor ihm auftat. Vor ihm saß eine Person, die ihn selbst im Sitzen um einiges überragte. Grüne Haare, schwarzes Tanktop, ein einzelnes Horn auf ihrem Kopf und ein Bärenhunger. Direkt hinter ihr war eine Ansammlung von erstaunlich großen Wildschweinen, deutlich massiver als es normalerweise der Fall gewesen wäre. Die drei Prachtexemplare lagen regungslos und offensichtlich nicht mehr lebendig hinter ihr, während sie sich genüsslich eines der abgerissenen Beine nahm und über einem schnell selbst zusammengeschusterten Lagerfeuer schön knusprig briet. “Ich hab doch gesagt, du sollst diese Biester mitbringen und übergeben, nicht essen!” Einen Moment lang starrte Zani in die Richtung des aufgebrachten Mannes, widmete sich dann jedoch ihrem Mittagessen und biss ein großes Stück Fleisch vom Knochen. “Du hast gesagt, ich bekomme etwas dafür. Und ich sollte doch eh nur zwei jagen…” Sagte sie und kaute auf dem saftigen Stück herum. Was hatte der Kerl denn für ein Problem? Sie hatte den Auftrag doch erfüllt und gleichzeitig noch einen Snack besorgt. “Das war so nicht abgemacht, ich…das kannst du nicht machen, dafür gibt es keine Bezahlung.” Bezahlung…Bezahlung…achja, wieder diese Jewel. Von denen besaß die Grünhaarige meist eh nicht so viel. “Hmmm…also kann ich den Rest auch essen? Cool.” Sagte sie recht trocken und hob eines der großen Biester mit einer Hand an, was bei den gaffenden Leuten für Erstaunen sorgte. In ihrer anderen Hand befand sich ein großer Stock, den sie offenbar vorhatte, direkt durch das Tier zu jagen und dann auf das Feuer zu stecken. “N-Nein, warte, du kannst…” Sie starrte ihn erneut an, diesmal wich er einen Schritt zurück. Anscheinend wollte er sich wirklich nicht mit einer so großen Frau anlegen und zückte leicht zitternd seinen Geldbeutel. “H-Hier, nimm. Deine Belohnung, u-und wir nehmen unsere beiden Wildschweine. Los, Männer!” Sagte er und drei weitere Leute kamen mit Seilen und einem Karren an, um die beiden Exemplare wegzuschleppen. Joa…sollten sie machen, immerhin hatte die Mahna noch eins davon übrig.
Plötzlich ertönte eine neue Stimme. Zierlicher, weiblich klingend. Und während Zaniyahtra den Mund voll hatte, schaute sie seitlich nach unten. Neben ihr stand nun eine Frau, die beim Blick der Grünhaarigen leicht einknickte. Was hatte sie denn? Als ob sie gerade so einschüchternd aussah. “Du…du bist stark?” Zani nickte und schluckte gleichzeitig. Wortlos präsentierte sie ihre Oberarmmuskeln und futterte in Ruhe weiter. “Ich…also wir, mein Mann und ich, brauchen Hilfe. Unser Weg wird von einem Monster versperrt. Ein…ein…” sie zögerte, anscheinend war ihr der Name entfallen. Kurz hielt die Dame inne und gab Zani genug Zeit, den Rest, der am Knochen hing, zu verschlingen. “Hai, genau. Ein Hai, der laufen kann.” Klang…spannend? Zani wusste ehrlich gesagt nicht, was ein Hai ist. “Ist es groß?” Die Frau nickte. “J-Ja, wir können nicht weiter. Es ist gefährlich und greift jeden an, der in seine Nähe kommt.” Die Mahna schaute einmal zwischen dem Wildschwein und der Dame hin und her. Ob das Ding sich als Abendessen eignen würde? Naja, theoretisch konnte sie sich auch bestimmt von ihren frisch verdienten Jewel etwas holen, aber…wo wäre der Spaß? Sie fing schon langsam an, sich zu langweilen und brauchte schnell eine neue Beschäftigung, die ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. “...okay.” Das Gesicht der Dame leuchtete auf. “Wirklich? Das ist wundervoll. Oh, wegen der Bezahlung...” Zani erhob sich, ließ die Frau damit sprachlos werden. “Öhhh…ich nehm den Hai.”
“Oh… du hast auch jemanden gefunden…” Mit einem unsicheren Lächeln kratzte sich der unerfahrene Händler am Kopf, als er seiner Frau gegenüber stand. Ihm selbst nicht unähnlich hatte sie eine ganz schön große Dame angeschleppt… sogar eine nochmal deutlich größere als die, die er aufgegabelt hatte. Im Vergleich zu der enthusiastischen Ravinuthala wirkte die zweite aber ein gutes Stück bedrohlicher. Ihre helle Haut, ihr eindrucksvolles Horn und ihre weniger emotionale Art wirkten nicht so einladend wie die fröhliche Tsumiho, auch wenn ihr langes, grünes Haar echt schick aussah. Muskelpakete waren sie aber offensichtlich beide… Anders als ihr Auftraggeber schreckte Thala nicht im Angesicht der Größeren zurück, im Gegenteil. Die Schultern breit, die Brust stolz angeschwollen, beide Arme in die Hüfte gestemmt betrachtete sie ihr Gegenüber, umgeben von einer Aura der Selbstsicherheit. Nach einer kurzen Einschätzung hob sie auch schon ihre rechte Faust, um den dazugehörigen Arm ordentlich anzuspannen. “Hey, hey, HEY, HEY!”, rief sie als Gruß aus, während sie Zaniyahtra in die Augen starrte. “Mein Name ist Ravinuthala Tsumiho, stärkste Kriegerin aus dem Stamm der roten Sonne und Mitglied von Satyrs Cornucopia! Voll cool, dich kennen zu lernen, HEY!” Ihre dröhnen laute Stimme hallte durch die Straßen - schon wieder. Neben dem Händler, der sich neben ihr eine Hand auf das der Oni zugewandte Ohr gelegt hatte, hatten auch einige andere Leute hier in der Nähe diese exakte Vorstellung gerade das zweite Mal gehört.
“Du bist auch ne Oni, nich?”, rief Ravinuthala aus, während sie einen großen Schritt näher an Zani herantrat und ihr die rechte Hand für einen kräftigen Händedruck hinhielt. Die wahrscheinlich etwas ältere Oni sah schon ziemlich beeindruckend aus… Ravi wollte wissen, wie viel Kraft wirklich in diesen Armen steckte! Das erklärte wohl auch ihr herausforderndes Grinsen, als sie darauf wartete, dass die Große die Hand in ihre legte, damit sie ordentlich zupacken konnte. “Gesehn hab ich noch keine wie dich… Sind nich aus der gleichen Ecke, kann’s sein? Mein Stamm is innen Bergen im Südwesten von Aloe, mitten inner Wüste, hah!” Auch wenn es von außen vielleicht aussah, als würde Ravi provokant auftreten, hatte sie ehrliches Interesse daran, die andere Oni kennen zu lernen. Auf Oni-Weise, eben. Als stärkste Kriegerin ihres Stammes war es nur natürlich, dass die rote Oni erst einmal sicherstellen musste, womit sie es zu tun hatte, wenn sie die Repräsentantin eines anderen Stammes traf. War sie auch eine Kriegerin? War sie auch eine der Stärksten? War sie vielleicht sogar stärker als Ravi selbst? Ein neugieriges Funkeln lag in den Augen der Jüngeren, während sie auf eine Antwort wartete…
Musternd starrte Zani auf zwei weitere Personen, die nun vor ihr standen. Der eine war ein Mann, sehr schmal und er sah auch andersweitig nicht nach viel aus. Man konnte vernehmen, dass dieser Kerl und die Frau, die sie anheuerte, wohl zusammengehörten. Doch eigentlich waren die beiden echt uninteressant für jemanden wie die Grünhaarige. Viel eher starrte sie auf die Person, die neben dem Mann stand. Sie war groß. Größer als diese A…Amaya oder so. Und irgendwie bekam sie von ihr sehr starke Vibes, die sie auch in ihrem Stamm spüren konnte…neben dem großen Sprechorgan, welches laut durch die Straße brüllte. Einige hielten sich die Ohren zu, andere schauten überrascht zu der etwas ungewöhnlichen Gruppe, dich Zaniyahtras Miene blieb gleich. Sie war verwirrt und legte den Kopf schief. “Du bist die kleinste Oni, die ich kenne.” Sie kannten sich zwar erst seit ungefähr 30 Sekunden, aber sie kannten sich nun! Irgendwie…zweifelte Zani ein wenig, gleichzeitig konnte sie diese Ausstrahlung nicht ignorieren. Karmajeevan hatte eine ähnliche gehabt, doch bei ihr hatte man eindeutig die Zugehörigkeit zu den großen Oni gesehen. Auf ihre Frage hin nickte sie nur. “Zaniyahtra Mahna vom Stamm der brennenden Erde.” Irgendwas meldete sich in ihrem Gehirn. Etwas an der Aussage ihrer Gegenüber weckte eine Erinnerung…was…hmmm…nachdenklich schaute Zani sie weiterhin an, bis schließlich… “Oh, rote Sonne. Karmajeevan war auch von euch.” Ja genau, die rote Oni hatte sich auch als Jägerin dieses Stammes vorgestellt. Jetzt war Zaniyahtra noch interessierter und erwiderte den Händedruck ihrer neuen Bekanntschaft. Sie drückte so fest zu, wie sie konnte, doch es war schnell klar, dass in der kleineren Oni deutlich mehr Kraft steckte, als man dachte. Überrascht weiteten sich die Augen der Mahna, bis ihr schließlich doch ein Lächeln auf die Lippen fiel. “Hey, du bist echt kräftig. Könntest bestimmt bald Agmundr Konkurrenz machen.” Ihr Stammeshäuptling hatte natürlich noch einiges mehr an Stärke in seinem Körper, doch Ravinuthala machte es nicht schlecht.
Manche würden es vielleicht als Aggression sehen, doch das, was Zani nun tat, war eigentlich nur reine Neugier. Mit ihrer freien Hand holte sie einmal aus und ballerte diese kräftig gegen den Oberkörper der Tsumiho. Und weil Zani definitiv das Limit ihrer neuen Bekanntschaft testen wollte, tat sie das auch mit voller Kraft, während ihr Arm für die Dauer des Schlags etwas an Dicke zunahm und sich dichte Behaarung entlang der Gliedmaße bildete. Warum nicht mit allem, was man hatte? Das Ehepaar erschrak und wich einen Schritt zurück, denn für die beiden wirkte es, als würde gleich ein Streit ausbrechen. Dabei wollte die Grünhaarige nur sehen, ob sie auch genauso stabil wie stark war. “Öhhh…kann sein. Habs nicht so mit Ge…Geogra…Dings. Bei uns waren Berge, aber immer umgeben von Wald.” Ravi wirkte wie eine Person, mit der sie sich verstehen könnte und fast hatte sie schon den Auftrag vergessen, bis der Herr sich räuspernd meldete. “Gibt…gibt es ein Problem? Oh Schatz, ich hab doch gesagt, zwei Leute sind bestimmt nicht gut…” Er wollte nicht, dass die beiden angeheuerten Oni sich gegenseitig verprügelten und nicht den Landhai.
Strong Arms: Neanderthal Soul TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Nahkampf MANAVERBRAUCH: 20 pro 3 Minuten MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: Partial Take Over VORAUSSETZUNGEN: Manaregeneration Level 2, Stärke Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber verwandelt der Anwender seinen Arm in den eines kräftigen Neandertalers, was besonders an den großen Muskeln und der starken Behaarung zu erkennen ist. Die Stärke des verwandelten Armes steigt während der Verwandlung um 1. Bei der Anwendung auf beide Arme verdoppeln sich die Manakosten.
Ravi war also die kleinste Oni, die Zaniyahtra je gesehen hatte, hm? Die fiel ja echt mit der Tür ins Haus… Genau, wie die Tsumiho es mochte! Breit grinsend klopfte sie sich auf die Brust. “Jap, jap! Das bin ich! Gehör in meinem Stamm zu den Kleinsten, HAH!” Grundsätzlich war das nichts, worauf sie stolz war. Es gab eine Zeit, da hatte sich Thala etwas unsicher gefühlt über diesen Unterschied zu den anderen Oni, der ihr gerade als Kind auch gern mal vorgehalten wurde… aber je besser sie als Kriegerin und als Trommlerin geworden war, desto weniger machte es ihr aus. Inzwischen konnte sie diesen Worten auch mit Stolz begegnen. “Aber mach dir kein Kopf, hey! Hab dafür die Kraft von zwei von deiner Größe!” Fröhlich lachte die Tsumiho. Für sie war ziemlich offensichtlich, dass das hier ein gutes, sogar ein ziemlich friedliches Kennenlernen unter zwei Oni war. Das Zittern des Händlers neben ihr konnte sie nicht nachvollziehen, aber es interessierte sie auch nicht wirklich. Zani war viel spannender! “Stamm der brennenden Erde, hm? Nee, hab ich noch nix von gehört”, stellte sie fest, schüttelte den Kopf. “Musst mir dann mal mehr von euch erzähln, kay? Kay?” Anders als Ravinuthala hatte ihr Gegenüber tatsächlich schon mit ihrem Stamm zu tun gehabt. Und zwar nicht mit irgendwem aus dem Stamm… sondern mit einer von Thalas liebsten Rivalinnen und einer direkten Verwandten! “Du kennst Karma? Is ja krass! Jap, jap, sie gehört zu uns. Zu mir, sogar. Is meine Cousine. Tochter vom Bruder von meim Vater.” So wie auch Ravi war Karma hier unten in der Zivilisation unterwegs. Das waren keine neuen Nachrichten, sie hatten sich bereits getroffen und wusste, in welcher Gilde sie gegenseitig untergekommen waren. Schon krass, dass sie beide jetzt komplett unabhängig Gildenmitglieder geworden waren… Ob Zani wohl auch in einer war? “Biste auch inner Gilde, Zani?” In den Händedruck legte die Oni ein gutes Stück ihrer Kraft, und das war auch gut so. Sie konnte schnell erkennen, dass die Mahna ein robustes Mädel war, die selbst auch gut zudrücken konnte. An so eine Herausforderung konnte man nicht halbherzig treten. “Hah, klingt richtig! Wer’sn Agmundr?”, hakte sie nach, ohne Zweifel an ihrem Sieg. Schließlich war Thala stärker als ihre eigene Mutter, und niemand war stärker als ihre Mutter! Auch wenn es Menschen gab, die stärker waren als Thala… aber gut, Ausnahmen bestätigten die Regel. Die Welt war groß, es gab viel zu sehen. Vielleicht war Agmundr ja auch so beeindruckend. Gewinnen würde Ravi trotzdem! “Bist selber auch nich’ übel! Freu mich drauf, mit dir zu arbeitn, Zani!”
Kaum hatten sich die Hände gelöst, wurde Zaniya auch schon aggressiv. Leicht überrascht - eher darüber, wie schnell es ging, als darüber, dass es passierte - legte Ravinuthala den Kopf schief, ehe die Faust ihrer Gegnerin mitten in ihre Brust krachte. Obwohl, nicht mittenrein. Ein wenig lehnte sich die Oni zur Seite, um sicher zu gehen, dass sie nicht an einer echt üblen Stelle getroffen wurde. Falls der Schlag richtig, richtig stark sein sollte, war es okay, wenn ihr ein oder zwei Rippen gebrochen wurden, aber mehr als das oder Lungenschäden oder irgendwas mit ihrem Herz wollte sie jetzt grad echt nicht riskieren. Die Entscheidung war auch eine gute, denn der magisch verstärkte Arm der Mahna brachte echt übel Kraft mit sich. “HOAA!”, entwich es Ravinuthala, als die Faust ihres Gegenübers in sie hinein schmetterte und sie zurück zu drängen drohte. Sie spürte den Schlag, spürte den Schmerz. Er war echt GUT! Die Zähne zusammen ruderte die Oni einmal mit ihren Armen, um den Schwung ihres Körpers wieder nach vorne zu richten, anstatt umzukippen, ehe sie ihren rechten Fuß vom Boden abhob und kraftvoll hinter sich in die Straße stampfte, die einen leichten Riss davon trug. “Krass, krass, KRASS! Was ne Power, Mädel!” Wieder schallte tiefes, gellendes Lachen durch die Straße, kam tief aus dem Bauch der Oni wie ein Donnergrollen, das die Welt erbeben ließ. Weniger cool fand das anscheinend der Auftraggeber. Der war aber auch ein bisschen ne Memme, ne? Konnte nicht mal genießen, wenn er zwei große, starke Frauen traf! “HAH! Nee, nee, alles gut! Habt echt ne gute ausgesucht!”, versicherte sie dem Händler lautstark und zeigte dem Mann einen Daumen nach oben. “Die Frau hat’s drauf und Schneid hatse auch! Da hat kein Hai ne Chance, HEY!” Ja, die Tsumiho war sehr überzeugt von ihrer Partnerin. Das bedeutete aber noch lange nicht, dass das Kennenlernen schon fertig war. Die Muskeln in ihrem Arm anspannend zeigte sie ihre Zähne, ein Feuer in ihren Augen, und ballte ihre Hand zur Faust. “Aber hey, hey, HEEEY! Was de austeilst, kannste auch einstecken, ne? NEE? Bist keine, die anfängt und dann nen Rückzieher macht, NEEE?” Mit einem schnellen Ausfallschritt nach vorne erwiderte Thala den Schlag von eben. Magie steckte keine in ihrem Angriff, aber die brauchte sie auch nicht zum Zuhauen! Wie Zaniya zuvor ließ sie ihre Faust auf den Brustkorb ihres Gegenübers zuschnellen, auch wenn das aus ihrer Position einen Uppercut bedeutete. Das passte ihr aber auch gut in die Karten! Das hier war kein “Ich hau dich KO”-Schlag, das würde wenig Sinn machen, wenn sie noch zusammenarbeiten wollten, sondern ein “Ich ramm dich weg”-Schlag. Nach oben gerichtet konnte sie so immerhin sichergehen, dass die große Oni nicht in irgendwelche Passanten gehämmert wurde…
Die Kraft von Zweien ihrer Größe? Das waren große Worte, die Ravinuthala gerade äußerte, doch der Enthusiasmus gefiel Zani irgendwie. Es erinnerte sie ein wenig an ihren Stamm…zumindest an die guten Teile. Vielleicht lag es in der Natur von Onis, vielleicht war es auch einfach nur Zufall. Was auch immer der Grund war, die Größere der beiden ließ sich von der Energie ihrer Kollegin ein wenig mitreißen. Mittlerweile hatte sie auch schon fast vergessen, aus welchem Anlass die beiden Onis eigentlich aufeinandertrafen, denn den Händler und seine Frau blendete sie getrost aus. War ja viel spannender, sich mit jemandem wie Ravi zu unterhalten. “Kay.” Antwortete sie ruhig, mit breitem Lächeln auf ihren Lippen, während ihre Stimme unpassend monoton für ihre Mimik war. Was auch immer Ravi über den Stamm wissen wollte. Aber gut, dafür hatten sie bestimmt später noch Zeit. Viel interessanter war die Tatsache, dass beide von ihnen die gleiche Oni kannten! Karmajeevan, vom Stamm der roten Sonne, genau wie die Tsumiho. Und anscheinend hatte Ravi eine noch engere Verbindung zu der großgewachsenen. “Echt? Ihr seht euch gar nicht ähnlich. Karmajeevan war viel größer und hatte zwei lange Hörner.” Es überraschte die Grünhaarige ein wenig. Auf den ersten Blick würde sie nicht darauf kommen, dass Ravinuthala und Karmajeevan in irgendeiner Weise miteinander verwandt wären. Selbst wenn es sich dabei nur um Cousinen handelte, sah sie da keine Ähnlichkeit abseits der Haarfarbe. “Nö, keine Gilde.” Das Konzept einer Gilde kam der Mahna immernoch etwas komisch vor. Sie konnte doch gerade für sich selbst sorgen. Es machte ihr nichts aus, alleine zu jagen, zu essen, zu trinken und zu trainieren. Und wenn sie doch jemanden suchte, dann…suchte sie halt nach nem geeigneten Partner. Wieso dann so einer Gilde beitreten?
“Agmundr is mein Chef. Clanchef unseres Stammes und sooooo groß.” Sie hob ihre Arme so weit sie konnte, um die Größe des Halb-Oni Halb-Riesen darzustellen, doch er war noch ein gutes Stück größer, als sie zeigen konnte. “Hat echt was drauf und ist krass stark. Aber nen Arsch.” Sie war nicht ohne Grund gegangen, denn mit den Praktiken, wie ihr Stamm funktionierte, war Zani weiterhin unzufrieden. Doch mit bloßen Worten konnte man nichts ändern, darum musste sie trainieren und ihren Körper stählen, um dem Typen schließlich massivst eins auf die Mütze zu geben! Apropos auf die Mütze geben, die Mahna wollte außerdem testen, wie stabil Ravi war. Wie schon gesagt, Worte alleien reichten nicht. Ravinuthala konnte gerne behaupten, wie stark sie war, aber das musste auch bewiesen werden. Dementsprechend hielt die Grünhaarige sich kein bisschen zurück und feuerte ihre magieverstärkte Faust in den Körper der kleineren. Ein massiver Aufprall, vor dem das Ehepaar erneut einen Schritt zurückwich und langsam an ihrer Entscheidung zweifelte. Kaum war ihr Schlag vollzogen, löste die Magie sich wieder auf und ihr Arm kehrte in den Normalzustand zurück. “Hältst echt was aus, Respekt.” Meinte sie nur mit einem ehrlichen Lächeln auf den Lippen. Ihre Faust tat nach dem Aufprall nicht weh, doch das Gefühl, als hätte man gegen eine massive Stahlmauer geschlagen, blieb trotzdem für ein paar Sekunden bestehen. Wie zu erwarten revanchierte sich ihr Gegenüber auch direkt und bretterte der Mahna ebenfalls mit voller Wucht in den Oberkörper. Zani spannte ihren Körper an und schaute dem Uppercut entgegen, doch mit so einer Stärke hatte sie ehrlich gesagt nicht gerechnet. Wie ein anfahrender Zug, prallte die Faust in ihren Oberkörper und sorgte dafür, dass sie einen Meter vom Boden abhebte. Mit weit aufgerissenen Augen blickte die Grünhaarige ihrer Kollegin entgegen. Sie spürte den Schmerz, spürte die Kraft dahinter und heilige Scheiße, hatte sie sowas lange nicht mehr gefühlt. Es war nicht so schlimm wie ihr Stammeschef, aber mit dieser Kraft hätte Ravi bestimmt einiges im Stamm der brennenden Erde reißen können. Kaum landete sie wieder auf ihren Füßen, begann Zani, laut zu Husten und kurz nach Luft zu schnappen. Der Schlag hatte einiges in sich, doch zum Glück war ihr Körper so widerstandsfähig, dass es neben einem kleinen Knacken im Rippenbereich zu keinem Schaden kam. Jaaa…das würde schon heilen. Erneut legte sich ein breites Grinsen auf ihr Gesicht und sie klopfte der Tsumiho anerkennend auf die Schultern. “Du hast echt Power, verdammt noch mal. Hab dich unterschätzt.” Was sollte so ein Landhai schon gegen zwei wie Zani und Ravi ausrichten wollen? Beide hatten soeben gezeigt, was für eine Kraft hinter ihnen steckte, da dürfte so nen komisches Tier ja wohl kein Problem sein. “K-Können wir dann bitte losgehen?” Kam es etwas unsicher vom Mann, der die beiden Oni zitternd anstarrte.
Ravinuthala und Karma sahen sich nicht so ähnlich, hm? Da konnte sie schwerlich widersprechen, zumindest wenn es um den ersten Blick ging. Der Unterschied in Größe und die Hörner der Jüngeren ließen sich nicht einfach wegargumentieren. “Man sieht’s ganz gut, wennwer beide da sind”, versicherte die Tsumiho fröhlich grinsend. “Wir ham die gleiche Haut, un unsre Haare sind auch total ähnlich. Müssn wir ma gucken, dasswer uns irgendwie alle drei annen gleichen Platz kriegen, HAH!” Außerdem war Karma Ravi definitiv ähnlicher als Zani. Die Grünhaarige unterschied sich doch sehr erheblich von den anderen beiden. Offenbar auch beim Thema Geselligkeit, denn sie zeigte wenig Interesse an einer Gilde. Stattdessen gingen ihre ersten Gedanken zurück zu ihrem Stamm, zu einem Agmundr, mit dem sich Ravi mal prügeln könnte. “Großes Kerlchen, aber wenner’n Arsch is, gehört er echt ma vermöbelt”, lachte sie und spannte ihre Muckis an. “Unsre Chefin is top, hey! Is die erste Frau seit langem, die zur Anführerin wird, aber hat’s voll verdient, HEY! Is stärker als jeder Kerl un ne richtige Leiterin. Unserm Stamm ging’s noch nie so GUT, HEY!” Nicht, dass Thala irgendwelche alten Führer kennen gelernt hatte - zu ihrer Geburt war ihre Mutter ja schon an der Spitze gewesen. Hatte sich seitdem auch nicht von ihrem Platz reißen lassen, egal wie oft sie herausgefordert wurde. Aber sie kannte die Geschichten aus der alten Zeit, und irgendwie wirkten da die Meisten nicht so begeistert von. Manche schon, aber Alles in Allem war es im Stamm der roten Sonne wohl noch nie so harmonisch zugegangen. “Und wenn ich genug vonner Welt gesehn und gelernt hab, dann werd ich noch ne bessere Führerin! Kann mich doch nich von meiner Mama innen Schatten stelln lassen, hey, HEY!”
Natürlich auch von niemand anders. Selbstsicher steckte die Oni den Schlag ihrer Artgenossin ein, und auch, wenn sie den Schmerz spürte, ließ sie sich nicht von den Beinen reißen. Sie hielt echt was aus, hm? Das hatte Zani richtig erkannt! “Klar, klar, KLAR!”, stieß die Jüngere lauthals aus, ehe sie zum Gegenschlag ansetzte. Wer austeilte, der musste auch einstecken, so viel war klar. “Die kleinen Oni wern immer unterschätzt!”, grinste Ravi breit, während sie der Großen freundschaftlich an den Oberarm klopfte. “Aber hey! Is nur ein Grund mehr für mich, mir Mühe zu geben, nich?” Wer für den Underdog gehalten wurde, der musste sich halt hochkämpfen. Und gekämpft hatte Ravinuthala von kleinauf. Die stärkste Kriegerin ihres Stammes wurde sie schließlich nicht von ungefähr!
“Klar, klar! Machn wir uns aufn Weg!”, nickte die Oni fröhlich und ließ sich dann leicht zurückfallen, damit der Händler und seine Frau mit ihrem Wagen die Führung übernehmen konnten. Passte ihr ganz gut in den Kram. Dann konnte sie sich noch ein wenig mit ihrer neuen Oni-Freundin unterhalten. “Hast vorhin Magie benutzt, ne?”, stellte sie fest. Sie hatte durchaus bemerkt, wie sich der Arm der Größeren verändert hatte. “Kannste das kontrollieren? Biste gut drin? Ich bin ja mit Magie voll übel, ne?” Lautes Gelächter schallte über den unebenen Weg, der sich beim Verlassen des Dorfes vor der Gruppe erstreckte. Auch wenn es ihr vermutlich unangenehm sein sollte, hatte Ravi kein Problem damit, über ihre Schwächen zu sprechen. “Karma macht ja ihre Magie einfach nur, die funktioniert, ohne dass sie groß denken muss…”, erinnerte sich die Kleinere daran, was ihre Cousine ihr so erzählt hatte. “Mochi is aber voll gut, die kapiert Magie total. Hat sie von unserm Papa gelernt. Aber ich… ich kann voll nix, was mit Magie zu tun hat, HAH!” Das magische Potenzial hatte sie, das wusste Thala gut. Viel zu gut. Wie viele verschiedene Leute hatten ihr schon vorgehalten, dass sie eigentlich echt Talent für Magie haben müsste? Schlussendlich war sie halt einfach zu dumm. Was die Oni um sie herum im Kopf und an Höhe hatten, war bei der Tsumiho halt in die Muskeln geflossen. War jetzt auch nicht das Schlimmste, was ihr hätte passiern könn. “Aber naja. Nen Hai krieg ich auch ohne Magie klein, keine Frage”, stellte sie fest und rotierte ihren rechten Arm ein wenig, um ihn aufzulockern. “Wie sieht’s bei dir aus, Zani? Schonma mit nem Hai Wrestling gemacht?”
“Ja, der verdient Prügel!” Bei diesem Thema wurde Zani uncharakteristisch enthusiastisch. Agmundr zu besiegen war immerhin der Grund, warum sie überhaupt abgehauen war. Um mehr zu lernen, stärker zu werden und dann zurückzukehren, um diesem Kerl zu zeigen, was sie von ihm hielt. “Hat nur noch nie jemand geschafft.” Musste sie dann leider zugeben, dieses Mal wieder etwas weniger aufgeregt und in ihrer üblichen, monotonen Stimmlage. “Der Kerl ist ungeschlagen, wohl noch bevor ich geboren wurde. Habs zumindest nie miterlebt, dass den mal jemand erfolgreich verdroschen hat.” Der Kerl war größer und stärker als jeder andere Oni in ihrem Stamm. Und man mochte es vielleicht mit seiner Statur nicht glauben, doch Zani hatte mal erlebt, wie der Kerl einige schnellere Landraubtiere abhängen konnte. “Aber irgendwann bekommt er von mir aufs Maul.” Mit Selbstbewusstsein sprach sie diese Worte, die absolut ernst gemeint waren. Selbst wenn es erst in einem Jahr, oder vielleicht auch zweien sein würde, irgendwann bekam der Kerl sein Fett weg. “Eure Anführerin ist deine Ma?” Wenn sie wirklich so stark war, wie Ravi gerade meinte, dann war es kein Wunder, wie stark sie war. Der Apfel fiel nicht weit vom Stamm, was? “Meine Ma ist auch stark. Könnte sich sicher mit deiner messen.” Ob das wirklich so stimmte? Keine Ahnung, Zani kannte Thalas Mutter ja nicht. Aber wenn es eine Sache gab, die die Mahna an ihrer Mama schätzte, dann war es die Stärke und das Durchhaltevermögen der Oni-Frau.
Letztendlich machten sie sich dann aber endlich auf, um diesen komischen Landhai zu vermöbeln. Wie lange brauchten sie überhaupt bis zu ihrem Zielort? Naja, an sich auch egal, denn eine Beschäftigung lief direkt neben ihr. Ohne Ravinuthala wäre die Grünhaarige nicht sicher gewesen, ob sie sich auf der Reise nicht etwas gelangweilt hätte. Doch die Oni neben ihr war dafür viel zu gesprächig und offen, um nicht direkt ihr Gespräch fortzusetzen. Sie kam auch direkt auf ihre Magie zu sprechen und Zani hob den linken Arm. “Naja, ich kann nur das hier.” Und erneut wurde die Gliedmaße dicker, etliche Haare wuchsen in einem rasanten Tempo, bis alles davon bedeckt war. “Kann dann extra hart zuschlagen. Aber mehr auch nicht.” Eine simple Fähigkeit, die ihrer sonst so großen Schlagkraft nur zugute kam. “Kann das auch mit beiden Armen, aber das ist so anstrengend. Also lass ich es.” “Mochi? Wer isn das? Noch eine Cousine?” So wie die Andere davon redete, war sie auf jeden Fall ne Verwandte…oder zumindest eine andere, ihr bekannte Oni. Bei ihrer Nachfrage nach Hai-Wrestling musste Zani kurz überlegen, schüttelte jedoch den Kopf. “Nö, noch nie. Du? Was war denn das größte, was du mal mit Händen erlegt hast?” Wenn Zani so überlegt, gab es bei ihr bestimmt einige Kandidaten. In den Bergen waren ab und zu wirklich komische und große Biester unterwegs. Erstaunlicherweise hatten solche Monster aber auch immer das beste Fleisch! “Sag mal, wie isn so ne Gilde überhaupt?” Die Mahna hatte mit Gilden noch gar keine richtigen Berührungspunkte gehabt, außer die wenigen Male, bei denen sie auf Gildenmagier traf. Aber sonst…eigentlich nicht.
Strong Arms: Neanderthal Soul TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Nahkampf MANAVERBRAUCH: 20 pro 3 Minuten MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: Partial Take Over VORAUSSETZUNGEN: Manaregeneration Level 2, Stärke Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber verwandelt der Anwender seinen Arm in den eines kräftigen Neandertalers, was besonders an den großen Muskeln und der starken Behaarung zu erkennen ist. Die Stärke des verwandelten Armes steigt während der Verwandlung um 1. Bei der Anwendung auf beide Arme verdoppeln sich die Manakosten.
“Heh, hast ja echt Laune drauf, diesem Agmundr ne Abreibung zu verpassn”, lachte Ravinuthala auf, ehe sie die Größere mit einem breiten Grinsen und Feuer in den Augen anstarrte. “Dann pass ma auf, dass ich dir nich vorher komme hier!” Dieser Typ klang nach ner richtigen Herausforderung… Nach genau der Art Kampf, die die Oni bestehen müsste, wenn sie ihre Wunschposition als Stammesführerin verdienen wollte. Sie hatte große Ziele und große Erwartungen an sich selbst. Schließlich wollte sie ihrem Stamm nochmal mehr Schutz und Veränderung bieten, als sie bisher getan hatte - und das war schon eine große Herausforderung. “Hah! Das will ich sehn, wie deine Mama sich an meiner versucht! Wär bestimmt’n krasser Kampf!” Einer, den Sheherazade mit Sicherheit gewinnen würde, daran bestand überhaupt kein Zweifel. Zugucken würde Ravi trotzdem gerne. Es gab sicher viel, das man von den beiden lernen konnte. “Ich hab nich so’n Typ wie Agmundr, den ich unbedingt kleinhaun mag…”, stellte die jüngere Oni nachdenklich fest. “Aber Ziele hab ich trotzdem. Will alle möglichen großen Bestien erledign, bevor’s zurück zu meinem Stamm geht. Weil, ich muss doch ne große Kriegerin sein, HEY!” Das war ihr wichtig. Ihr Stolz als Oni hing davon ab. Wenn sie mit den Größten mithalten wollte, dann musste sie auch die Größten von ihrem Thron reißen. “Hey, hey, Zani. Haste schonma was gehört von Chimären?”
Es war echt spannend, mit der Mahna zu reden - selbst über Sachen wie Magie, von denen Ravinuthala herzlich wenig verstand. Sie selbst hatte es bisher nur geschafft, einen einzigen Zauber zu meistern… aber so, wie es aussah, konnte die Grünhaarige gar nicht so viel mehr. Sie war nur etwas souveräner in der Anwendung. “Ich mein… Härter zuhaun is schon ziemlich gut. Viel mehr braucht man doch nich mit Power wie du, HAH!” Gellend lachte die Tsumiho auf, klopfte ihrer Partnerin auf den Rücken. Die beiden konnten vermutlich eine Menge Probleme mit ihren Fäusten lösen! “Mochi’s meine Schwester. Ukemochi Tsumiho, Tochter des Stammesschamanen!”, erklärte sie, rief den Namen ihrer Schwester laut in die Welt. “Und diese Schamanen-Sache… Die kapiert das ja komplett, ne? Kann ich nix mit anfangen, aber sie’s großartig.” Breit grinsend spannte Ravinuthala ihren Bizeps an. Sie war sichtlich stolz auf ihre geliebte Schwester. “Ich bin voll die Starke und sie’s voll die Schlaue! Beste Schwestern sind wir, HEY! Wennwer zurück im Stamm sind, dann kümmern wir uns drum, dasses den Leuten so gut geht wie NOCH NIE vorher, hey, HEY!”
Ravinuthala freute sich schon darauf, den Hai zu Boden zu ringen. Sie kannte Haie bisher nur aus Büchern, die waren schließlich im Meer unterwegs und sie… sie stand an Land. Da traf man sich halt nicht so oft. “Das Größte, hm…?”, murmelte die Oni nachdenklich, legte den Kopf in den Nacken. Sie hatte viele Wildschweine erlegt, und Wölfe auch, aber die waren relativ klein. Sie erinnerte sich an ein paar ziemlich große Hirsche, aber die beeindruckten sicher keinen. Außerdem gab es da wohl wirklich ein Wesen, das noch ein kleines Stück über selbst den höchsten Hirsch hinaus ragte… “Nen Bär. Hab ma gegen nen echt großen Bär gekämpft, der ne Freundin von mir bedroht hat”, stellte Ravi fest und hob ihre rechte Hand ein gutes Stück über ihren Kopf, um die ungefähre Größe anzuzeigen. “War etwa so groß wie du, würd ich sagen.” Ansonsten… Gab es noch etwas, was sie benennen konnte? Tigerman war vermutlich der stärkste Gegner, den sie je gehabt hatte, aber den hatte sie auch noch nicht besiegt… und wenn man ihn nicht kannte, war das wohl auch nicht so spannend. Er symbolisierte aber gut Ravis Ansicht von Magiergilden, war ja neben Savanna auch ein großer Faktor dabei gewesen, diese Ansicht zu bilden. “Oh, Gilden sind das Coolste!”, rief die Oni aus, ihre Augen vor Freude strahlend. “Das is wie’n zweiter Stamm mit nem Haufen Leute, die zusamm arbeiten und sich ummenander kümmern! Inner Gilde gibt’s Leute die dir Zeug beibringen und die mit dir trainiern, und es gibt Köche und Bauleute und Leute, die Musik mit dir machen! Haste immer was zu tun und haste immer, wasde brauchst, HAH!” Gut, konnte sein, dass da nicht jede Gilde so cool war wie Satyrs, aber die anderen kannte Thala nicht wirklich. Sie arbeitete nur manchmal mit den Magiern da zusammen, und die waren eigentlich auch alle echt cool, also… Viel schlechter konnten die nicht sein, ne? “Ich freu mich jeden Morgen, wenn Mary mir was zu Futtern mitgibt”, grinste Ravinuthala fröhlich. “Oder wenn Valda ne Torte backt und wir zusamm feiern, oder wenn Temu und Nicky mit mir Musik spieln. Oder beim Streichelzoo mit Teri kuscheln! Haha!” Sie lachte fröhlich, sah verträumt in die Ferne. Da bekam man glatt direkt Lust, wieder heimzugehen. Sie konnte ja ein bisschen Haifischfleisch mitbringen. “Und meine beste Freundin hab ich da auch getroffn, hey.”
Es war eigentlich ein echt schönes Gespräch und bisher ein ziemlich entspannter Spaziergang an der Seite der Händlerkutsche, als plötzlich ein Rumpeln durch die Erde fuhr. Der Boden unter Thalas Füßen begann zu Beben, erst leicht, dann immer kräftiger, als sich etwas auf sie zu bewegte. “Oh, jap, jap! Das sieht nach’m Hai aus!”, stellte sie fest, als sie die große Rückenflosse sah, die eine Furche durch die harte Erde zog… und direkt auf den Wagen zusteuerte.
“Agmundr ist meine Beute.” Entgegnete Zani ihr nun, ihre Stimme wieder weniger monoton, sondern mit einer bestimmenden und selbstbewussten Note. Wenn Ravi es versuchen wollte, nur zu. Aber erst, nachdem sie diesen Typen selbst in den Boden gestampft hatte. Das war eine der wenigen Sachen in ihrem aktuellen Leben, die die Oni mit einem gewissen Ernst anging und aktiv verfolgte. Und diese Gelegenheit würde sie sich sicher nicht einfach so nehmen lassen. Jetzt erzählte die Tsumiho allerdings von ihren eigenen Zielen, die sich mehr darum drehten, Bestien zu erledigen. Auch keine schlechte Idee, immerhin konnte man nach so einer Jagd auch direkt die Beute essen. “Bist doch schon ordentlich stark. Haben die Leute in deinem Stamm auch so viel Power?” Zumindest vermutete die Grünhaarige, dass Ravis Mutter noch krasser war als sie selbst. Sonst wäre sie doch bestimmt nicht die Stammesführerin, es könnte sich ja jederzeit ein Stärkerer den Platz nehmen. Zumindest funktionierte das bei der brennenden Erde so. “Chimäre? Nö, keine Ahnung, klingt stark. Ist das auch son großes Biest?” Es war erstaunlich, was für Monster und Tiere es überall gab. Selbst in der kurzen Zeit, die die Mahna bisher unter Menschen lebte, hatte sie ein paar Lebewesen gesehen, die ihr völlig fremd waren. Da fragte man sich doch, was für Biester es dort draußen noch gab, die eine ordentliche Herausforderung darstellten. Vielleicht war der Landhai ja auch eines davon!
“Diese Magie-Sache ist voll schwierig.” Die Grünhaarige kratzte sich mit zusammengezogenen Augenbrauen am Hinterkopf und betrachtete ihre Kollegin. “Der Arm ist dafür echt cool und so. Meinst du, diese Ukemochi kann da was beibringen?” Zani war an ihrer eigenen Magie ja schon irgendwo interessiert, allerdings war es unglaublich schwer, von selbst irgendwas zu lernen, wenn man kein richtiges Konzept davon hatte. Also…soweit der Kerl, der ihr das beibrachte meinte, musste sie für diese Take Over Geschichte alte Relikte finden oder so…Fossilien waren das…vielleicht. Vielleicht blieb sie ja doch nur bei dem Arm. Als Ravi den Bär beschrieb, schaute Zani zu sich selbst hinunter und rief sich ihre eigenen Erfahrungen mit großen Tieren ins Gedächtnis. “Oh, so einen hatte ich auch mal. War echt nen krasses Tier, hat mir fast den Arm abgebissen.” Aber wie man sah, wurde daraus nichts. “War auch echt lecker danach.” Nach einem Kampf etwas zu essen war sowieso das beste Gefühl, was es gab. Schnell wurde ihr Kopf jedoch auf andere Gedanken gebracht, als Ravi schließlich von ihrer Gilde erzählte. Also ein zweiter Stamm, cool. Aber wofür brauchte man denn überhaupt einen zweiten? Die Sachen, die sie aufzählte, klangen auf jeden Fall gar nicht so schlecht. “Gibts da auch Festmahle mit Musik und Kämpfen?” Interessiert lehnte die Mahna sich zu ihrer Partnerin, denn wenn es ein Stamm war, dann war sowas doch bestimmt ein regelmäßiges Ereignis! Ohh, sich mal wieder was zu futtern reinschieben und währenddessen jemandem das Fressbrett polieren (alles in einem freundlichen Rahmen natürlich), das klang echt cool. “Mary, Temu, Valda, Nicky, Teri, beste Freundin…” Murmelnd zählte sie all die Leute auf, die Ravi erwähnte. “Sind die auch alle stark?”
Plötzlich rumpelte die Erde jedoch, wodurch das entspannte Gespräch ein wenig unterbrochen wurde. “Das isn Hai?” Die Grünhaarige sah der Flosse entgegen, die sich fast schon problemlos durch die Erde schnitt und bald den Wagen erwischte, sollte niemand dazwischen treten. “Ob das Ding stark ist?” Gute Frage, die es herauszufinden galt! Zaniyahtra stapfte nach vorne, direkt vor den Wagen und stürmte der Flosse entgegen. Je näher sie kam, desto einfacher war zu sehen, dass die Haifischflosse ungefähr die Größe eines normalen Menschen hatte. Das Ding in der Erde musste also riesig sein! Zani streckte beide Arme nach vorne und stemmte sich mit ihrem gesamten Körper gegen das Tier, welches sie kurzerhand einen Meter nach hinten schob. “Wow, das Teil hat Kraft!” Doch nicht mit ihr, denn nach dem anfänglichen Schub, hatte sie ihren Halt gefunden und drückte sich dagegen, wodurch beide Parteien gerade an Ort und Stelle verweilten.
Agmundr war also Zanis Beute, hm? Wie egoistisch! Amüsiert schnaubte die Tsumiho. “Die Starken suchen sich ihre Beute aus”, meinte sie nur. “Wer nicht mithalten kann, muss sehen, was er abkriegt.” So viel sollte Zaniya doch bewusst sein. Einen Oni-Stamm, der dieses Prinzip nicht kannte, konnte sich Ravinuthala kaum vorstellen. Natürlich ging bei ihnen, im Stamm der roten Sonne, am Ende niemand leer aus, aber Stärke lohnte sich. Sie gab einem Wahlmöglichkeiten und Freiheiten. Das war doch Teil des Ansporns für jeden einzelnen Oni, so stark zu werden wie die Besten unter ihnen! Nicht, dass es Thala wirklich so wichtig wäre, diesen Agmundr zu erlegen. Sie kannte ihn ja gar nicht, würde ihn nicht einmal erkennen, wenn er ihr über den Weg lief. Außerdem hatte sie ja ihre ganz eigenen Ziele. “Na, die Stärkste bin ich”, stellte sie auf die Frage der Grünhaarigen hin klar und klopfte sich stolz auf die Brust. “Aber unter den andern Kriegern sind klar ne Menge Gute dabei. Meine Mama is super beeindruckend und wir haben auch’n paar andere alte Hasen, die viel mit ihr kämpfen. Selbst die Mädels, die unsere Zelte bauen, haben ordentlich Muckis, HAH!” In ihrem Stamm fielen Ravi nur ein paar wenige Personen ein, die wirklich nicht kräftig waren. Ihr Fokus lag immer darauf, dass möglichst jedes Mitglied des Stammes auch allein überleben und jede Rolle füllen konnte, wenn es nötig war, auch wenn jeder so seine Spezialisierungen hatte. “Oh ja, Chimären sind super gefährlich! Gibt hier ganz viele Geschichten über die!”, erinnerte sich Ravinuthala aufgeregt an die Bücher, die sie gelesen hatte, nachdem Savanna ihr das Alphabet der Menschen beigebracht hatte. “Die sind wie ein Löwe und eine Ziege und eine Schlange zusammen! Aber du kriegst kein Fleisch von denen im Laden, deshalb will ich selber mal eine erlegen. Sowas muss man doch probiern, HEY!” Genau wie den Landhai. Seltene Pflanzen oder Tiere konnte die Oni nicht einfach ignorieren; bei dem Gedanken lief ihr schließlich direkt das Wasser im Mund zusammen! Was man nicht oft haben konnte, das bettelte gerade darum, gegessen zu werden!
Was das Thema Heißhunger anging waren sich die beiden Oni offenbar ziemlich ähnlich… und was Magie anging erst recht! Nicht nur hatten sie beide erst einen Zauber gemeistert, sondern Zani fand auch, dass das echt schwierig war! “Find ich auch, HEY!”, stützte die Tsumiho die Aussage mit geballten Fäusten. “Mochi kann dir da bestimmt was zeigen, klar. Die freut sich auch sicher, mal ne andere Oni zu treffen. Ist nich so ein Fan von den Menschen hier.” Mit den Leuten hier konnte die Ältere gerne mal etwas gröber umgehen. Anders als ihre Schwester war sie nicht so ein heiteres Energiebündel. “Hah. Ihr würdet euch sicher gut verstehn, denk ich!” Als es um den Bären ging, konnte Ravi nicht anders, als zu lachen. Jap, sie war da auch mit ein paar üblen Verletzungen rausgekommen, aber am Ende stand sie noch und konnte ihre leckere Beute verputzen. “Mit dir jagen macht sicher voll Laune”, lachte sie auf und klopfte Zaniya wieder auf den Rücken. “Freu mich schon, den Hai zusammen zu verputzn, HEY!” Essen schmeckte eh besser, wenn man eine Kameradin dabei hatte. Auch wenn es der Tsumiho an Kameraden im Moment nicht mangelte. Gern erzählte sie ihrer Begleiterin ein bisschen mehr über die Gilde. “Klar, KLAR!”, nickte sie breit grinsend. “Wir feiern bis tief in die Nacht, HEY! Und manchmal noch am Tag danach! Da gibt’s Trinken und Musik und gute Laune bis zum Ende!” Kämpfe waren da im Normalfall von getrennt - der Großteil von Satyrs Cornucopia machte lieber andere Sachen. “Kämpfen tu ich auch viel, aber halt mit den richtigen Leuten. Gibt die, die viel Bock drauf haben, und die, die andres Zeug machen. Die Köche und Künstler und all das.” Mit einem schiefen Grinsen schüttelte sie den Kopf. “Stark sind die nich alle, nee. Mary und Temu und Nicky und Teri sind kuschelweich, heh. Aber Valda würd dich im Wrestling fertig machen! Oh, und dann gibt’s noch Tigerman… das ist der King unter den Wrestlern! Hab noch kein Mensch gesehn, der so stark is, hey HEY!”
So angeregt, wie sich die fröhliche Thala mit ihrer Begleiterin unterhielt, war es fast schon schade, dass sie von dem großen Hai-Monster unterbrochen wurden. Andererseits juckte es ihr auch schon in den Fingern, hier zu kämpfen, also würde sie sich nicht beschweren. Sie stellte sich die gleiche Frage wie die Mahna: Ob die Bestie wohl stark war? “Ich will’s ja wohl hoffen!”, lachte Ravi laut auf, als ihre Partnerin vorpreschte. “Soll doch auch Spaß machen, HEY!” Mit einem breiten Grinsen und Feuer in ihren Augen nahm Ravinuthala Anlauf, während Zaniyathra den Ansturm der bestie stoppte. Die große Flosse zerschmetterte Problemlos die Erde, durch die sie schwamm, doch an einer waschechten Oni kam das Vieh so leicht nicht vorbei! “Machste gut!”, lobte Thala, ehe sie mit einem großen Satz hoch über den Hai hinweg sprang, um laut krachend am anderen Ende anzukommen. Ihre Füße gruben sich in den Boden, brachen die Erde unter ihr in Stücke unter dem Schwung des aufpralls und legten so frei, was sie hatte sehen wollen: Eine breite, braune Schwanzflosse! Entschlossen schlang Ravinuthala ihre Arme darum, packte sie fest und zog sie nach oben, aus dem Boden heraus. “Kay, kay, KAY! Hab ihn!”, rief sie Zani vor. Die hatte das vordere Ende, Ravi das hintere. Perfekte Voraussetzungen für ein bisschen Teamwork! “Reißen wir das Ding aus dem Boden, HEY!”
Oh, Zani wusste ganz genau, was es hieß, sich in einem Meer aus starken Leuten beweisen zu müssen. Ihr Stamm war in diesem Sinne vermutlich etwas radikaler als andere Oni-Stämme, doch das Prinzip war im Endeffekt dasselbe. Und wenn Ravi irgendwann darauf aus war, Agmundr herauszufordern, wäre sie die Erste, an der die Tsumiho vorbei musste. Ehrlich gesagt auch kein uninteressanter Gedanke. Aus ihrem kleinen Schlagabtausch vorhin wusste die Grünhaarige, dass Ravi unglaublich stark war. Momentan hatte sie mehr Power als sie selbst, doch das war nur ein Grund, noch härter zu trainieren. Wenn sie dieses Level nicht erreichen konnte, wie sollte die Mahna überhaupt davon träumen, Agmundr auch nur einen Kratzer hinzuzufügen? “Löwe, Ziege und Schlange? Wie das wohl schmeckt?” Nachdenklich schaute sie gen Himmel und dachte darüber nach, ob sich dann diese drei Fleischarten geschmacklich einfach zusammenfügen würden oder ob es eine komplett neue Variation ergab. “Hab irgendwie Lust darauf. Willst du nach dem Hai so ne Chimäre jagen?” Wenn dieser Auftrag hier gut lief, hatten sie zwar genug Fleisch für…vermutlich ein paar Stunden oder so, aber eine gemeinsame Jagd klang doch echt nicht schlecht, oder? Im Thema Magie waren die beiden sich wohl recht ähnlich. Doch der Gedanke, ein wenig mehr zu können, war auch nicht schlecht. Wenn diese Ukemochi ihr was beibringen konnte, umso besser. “Irgendwie sind Menschen so komisch.” In gewisser Weise konnte sie Mochi wohl verstehen. “Versteh nicht, was die mit diesem Papier so haben. Jewel heißen die, glaub ich.” Wenn jemand etwas besaß und ein anderer etwas haben wollte, tauschte man entweder andere Wertgegenstände oder löste so ein Problem mit Fäusten. Warum man Papier so einen Wert zusprechen musste, war ihr echt unklar.
Diese ganze Gildengeschichte klang doch echt nicht so uncool. Feiern, Trinken, Musik und Kämpfen? “Hm, ich komm mal vorbei. Nehmen einfach den Hai und ne Chimäre mit und machen ne große Feier.” Zani ließ das Aufspüren und Erlegen einer Chimäre so einfach klingen. Allerdings hatte sie auch keine Ahnung, ob das schwer war oder nicht. Sie hatte halt Lust drauf, also wollte sie es machen. Doch bevor sie sich um so ein Vieh Gedanken machen konnte, stand erstmal der Hai an, der sich den Weg durch den Boden bahnte und den Wagen in Schutt und Asche zu verwandeln versuchte. Seine Kraft war gewaltig, immerhin konnte die Grünhaarige momentan nur ein stärkemäßiges unentschieden erzwingen. Doch je länger der Clash der beiden anhielt, desto fester wurde ihr Griff und langsam schaffte sie es, das Monster nach hinten zu drängen. Im gleichen Moment hatte Ravi sich eingemischt und das Ding an der Schwanzflosse genommen. “Schauen wir mal, wie groß es ist.” Die Mahna veränderte ihren Griff nun und umklammerte die Rückenflosse fest mit beiden Händen. Mit aller Kraft zog sie daran, sodass der Boden bald erste Risse zeigte. Große Risse, der Hai war riesig. Die beiden Onis merkten, wie das Monster umherstrampelte und sich wehrte, doch mit einem großen Ruck zerbrach der Boden und sie hoben es aus seiner gewohnten Umgebung heraus, wodurch es nun für einige Sekunden in der Luft hing. “Halt es gut fest” Rief Zani ihrer Kollegin hinüber und ließ die Flosse los. Der Landhai war in seiner Gesamtlänge vermutlich doppelt so groß wie Zani selbst, doch war er auch so widerstandsfähig? Die Mahna holte einmal kräftig aus und zielte auf die Schnauze des großen Biestes. Sie wollte dem Ding ordentlich eins aufs Maul geben, so viel stand fest.
Wie so eine Chimäre wohl schmeckte… Das wollte Ravinuthala auch gerne wissen! Schon ziemlich lange, tatsächlich. “Gibt nur ein Weg, das rauszufinden!”, grinste sie breit und starrte die Mahna fast schon auffordernd an. Und das, was als Antwort zurückkam, war genau das, was sie hören wollte! “Aber klar, klar, KLAR!”, rief sie lautstark aus, sodass es war, als würde ihre Stimme die Luft zum Erzittern bringen. “Lass uns absolut nochma zusamm jagen! Ne Chimäre is doch auch das perfekte Ziel, wenne für diesen Agmundr trainiern willst, hey!” Und auch, wenn Ravi sich auf diese Weise als Kriegerin beweisen konnte, schadete es ja nicht, wenn sie den Kampf nicht ganz alleine ausfocht. Krieger arbeiteten meist zusammen und es machte mit einer Partnerin halt auch gleich doppelt so viel Spaß. Gerade ein cooles Mädel wie Zaniyahtra wollte die Tsumiho gerne an ihrer Seite haben! Da gab es nur ein Problem. “Hast du ne Ahnung, wo man so ne Chimäre finden könnt?” Wahrscheinlich nicht, wenn man bedachte, das Zani eben erst gelernt hatte, was das überhaupt für eine Bestie war. Wenn sie nie davon gehört hatte, wusste sie wohl auch nicht, wie und wo man sie jagte. Ravi kratzte sich am Kopf. “Ich such so ein Vieh schon ne ganze Weile, hab aber bisher noch kein getroffn, der weiß, wo’s stecken würd. Is echt nervig, hey!” Das war schon einmal die große Hürde Nummer Eins auf ihrem Weg, aber nichts, was die Oni runterziehen würde. Ihr Lächeln blieb optimistisch, als sie ihre Begleiterin ansah. “Hey, hey! Wenn du rausfindest, wo eine is, gib mir Bescheid, klar? Dann jag ich mit dir! Find’st mich in Maldina Town, bei meiner Gilde, HEY!” Sie kämpften gerne, sie jagten gerne und sie verstanden nichts von Magie. Die Ähnlichkeiten zwischen den beiden Oni schienen gar kein Ende nehmen zu wollen. Zani sagte sogar noch etwas ganz Interessantes zu Menschen. “Menschen sind echt komisch, ja!”, lachte Thala auf, auch wenn sie es nicht böse meinte. Sie hatte sich an all die seltsamen Eigenheiten der Menschheit, die sie bisher erlebt hatte, bereits gut gewöhnt und ließ sich nur noch selten davon überraschen, wenn neue dazukamen. Für sie funktionierte das wohl alles so, auch wenn einige ihrer Angewohnheiten auf die Kriegerin sehr umständlich wirkten. “Papier find ich aber super. Bücher sind ne richtig coole Sache, HEY!” Seit sie hier bei den Menschen steckte und gezeigt bekommen hatte, wie man deren Buchstaben las, hatte Ravi so viele neue Sachen gelernt! Zum Beispiel über Chimären, und über Drachen, und über ganz viele andere Dinge, die sie nie gekannt hatte! “Kannste lesen, Zani? Bücher lesen ist krass! Da sind super spannende Geschichten dabei und du weißt am Ende viel mehr über die Welt als vorher! Wenn ich Stammesführerin werd, will ich meinem Stamm auch Bücher geben, hey!” Mit einem schiefen Grinsen nickte sie. “Aber hast schon Recht. Jewel find ich immer noch doof.” Geld war echt eine unnötige Sache. Ravi hatte sich damit so langsam arrangiert, aber wirklich sinnvoll fand sie das immer noch nicht.
“Zusamm feiern klingt super! Bist immer eingeladen!”, rief die Oni ihre Antwort aus, als die Erde zu beben und eine Haifischflosse auf sie zuzujagen begann. Zaniyahtra begann mit dem ersten Streich und der zweite folgte sogleich, als die Tsumiho das Tier an der Schwanzflosse packte und sie es gemeinsam aus der Erde rissen. Während Zaniya ihr Ende in die Luft warf, sollte Thala ihrs weiter festhalten. Erkenntnis zeigte sich in ihren Augen und sie begann zu lachen. “HAH! Denk ich weiß, wasde vorhast”, grinste sie und schlang ihre Arme fester um die Flosse, während sie ihren Körper von der Mahna wegdrehte und mit ihrem rechten Fuß fest in den Boden stampfte, um ihren Halt zu sichern. “Wenn das klappt, wird das voll cool, cool, COOL!” Wie zu erwarten erwischte die Faust der Grünhaarigen die Schnauze des in der Luft ziemlich wehrlosen Hais mit ordentlich Kraft und verpasste ihm gleich das nächste Stück Schwung, um ihn wieder nach oben gen Himmel zu stoßen. Schwung, den Ravinuthala als Wrestlerin natürlich voll auskosten würde! Ihren Griff noch einmal festigend drehte sie ihren Oberkörper, stampfte mehrere Schritte vorwärts, das riesige Tier mit sich reißend und seine Bewegung weiter in ihre Richtung lenkend. Wie ein nasser Sack wurde das Tier durch die Luft gezerrt, in großem Bogen über Ravis Kopf hinüber geschleudert, um dann, als sie ihre Arme nach unten riss, mit voller Kraft Rücken voraus in die harte Erde zu krachen. Kaum hatte Ravinuthala losgelassen, war sie auch schon mit einem entschiedenen Sprung hoch in der Luft, eine schwarze Silhouette mit der Sonne hinter ihr, ehe sie mit einem lauten “Diving Crossbody” hinab auf ihren Gegner stürzte. Ihr ausgestreckter Körper landete mit voller Wucht auf der nach oben gerichteten Unterseite des Tieres und löste dabei gleich ein zweites, lautes Krachen aus, während das Gestein unter ihr und dem Landhai weiter aufzubrechen begann. Mit großen Augen starrten die Händlerin und ihr Mann auf das Spektakel, während sie ihren Wagen ein Stück weit beiseite zogen, wo es etwas sicherer wirkte. Wenn sie sich Sorgen darum gemacht hatten, ob ihre gewählten Bodyguards wirklich zuverlässig waren, dann verpufften diese Sorgen gerade ganz schön. Ernsthaft verletzt wirkte der robuste Hai allerdings bisher noch nicht…
“...” Kurzes Schweigen. Jaaaaa, der Plan eine Chimäre zu jagen war ja schön und gut, aber keine von beiden wusste anscheinend, wo sich so ein Ding finden ließ. Dann würde die Jagd auch nicht funktionieren. Wobei…irgendwo war das ja auch Teil davon, oder? Wenn man von Anfang wusste, wo sich die Beute aufhielt, wäre ja etwas von der Spannung weg. “Jo, ich schau mal.” Stimme Zani schließlich zu. Sie überlegt erneut, doch so ein Monster war ihr bisher nicht untergekommen. Daran hätte sie sich bestimmt erinnert. Eigentlich kein schlechter Anhaltspunkt, denn wer auch immer einer Chimäre begegnete, würde das Treffen so schnell nicht vergessen. Und wenn sie eine Spur hatte, würde sie Ravi Bescheid geben…wo auch immer Maldina Town war. Aber wenn sie eh mal bei Satyrs vorbeischauen wollte, dann musste die Grünhaarige das wohl lernen. “Lesen? Öhm…joa, ein bisschen.” Am Hafen von Kaiso gab es ein paar Gestalten, die der Oni gerne mal dabei halfen, Buchstaben und Worte zu lernen. War manchmal auch wichtig, immerhin trug sie dort hin und wieder mal Fracht von einem Ort zum Anderen. Manchmal war auf den Kisten Zeug drauf, was man wissen musste, dementsprechend hatte sie schon ein wenig was aufgeschnappt. “Aber kann man nicht einfach etwas machen, anstatt das zu lesen?” Sich hinzusetzen und stundenlang einfach nur in einem Buch herumblättern…nein, das würde sie nicht können. Irgendwann ging die Geduld der großen Frau flöten und ihre Aufmerksamkeitsspanne war auch nicht die beste.
Aber genug davon, denn ein Hai hatte sich mittlerweile bemerkbar gemacht. Schnell packten Zani und Ravi das Ungetüm an seinen beiden Enden, nur um es dann aus der Erde in die Luft zu schleudern. Zumindest auf der Seite der Größeren flog das Ding wehrlos über ihr herum, während die Tsumiho weiterhin die Schwanzflosse fest umgriff. Mit einem satten Treffer auf der Schnauze verpasste Zani dem Tier nochmal einen ordentlichen Schwung und aufmerksam sah sie dabei zu, wie ihre Partnerin das Biest in die Erde krachen ließ und sich danach selbst draufstürzte. Der Hai zappelte herum, für ihn war das hier noch lange nicht vorbei. Zani war gerade schon drauf und dran, auf ihn zu stürmen, da begann die Erde erneut zu beben. Diesmal jedoch etwas stärker, als der Hai offensichtlich in einem braunen Licht leuchtete und der Boden unter ihm begann, sich zu verflüssigen. Aus dem harten Gestein wurde schlammiger Matsch, in den sein Körper nun zu versinken begann. Ein Zentimeter nach dem anderen. Ob Ravi sich nun davon abschrecken ließ oder nicht, Zani rannte weiter auf den Hai zu und packte ihn an seiner Schwanzflosse, wie es die Tsumiho vorhin tat. Doch im Gegensatz zu gerade eben, löste sich der Boden langsam unter ihren Füßen und sie fand keinen Halt mehr. “Hey, das Ding kann auch Magie oder so. Echt krass.”
Die Chimärenjagd stand noch ganz am Anfang, aber was Lesen anging, waren die beiden Oni wohl schon fortgeschritten. Die eine hatte aber deutlich mehr Interesse daran als die andere. „Hm? Ich mein, klar kannst du was Anderes machen, statt zu lesen“, meinte Ravinuthala und blinzelte Zaniyahtra an. Sie war nicht ganz sicher, worauf die Grünhaarige raus wollte. „Aber du kannst auch lesen, statt was Anderes zu machen. Oder du machst erst das Andere und liest dann. Oder Andersrum. Geht alles.“ Hilfreich war die Aussage vielleicht nicht, und ziemlich offensichtlich noch dazu, aber was sonst sie darauf antworten sollte, wusste die Tsumiho auch nicht. So kompliziert dachte sie da gar nicht drüber nach. „Ist einfach cool, Sachen über Sachen zu wissen, die du nicht selber kennst“, meinte sie und zuckte mit den Schultern. „Ich find's gut.“
Den Hai hatten die beiden Oni schnell fest im Griff. Sie rissen ihn aus der Erde heraus und ließen ihn dann wieder darauf krachen mit beeindruckendem Teamwork für zwei Frauen, die sich gerade erst getroffen hatten. Als Ravinuthala sich aber auf das Wesen stürzte, bewies es, dass es cleverer war, als es schien; vielleicht sogar cleverer als seine Gegnerinnen, die sich beide ziemlich schwer mit Magie taten, während dieses Monster mit scheinbarer Leichtigkeit den Boden unter ihm zu dickflüssigem Schlamm machte, in den es – mit dem noch immer auf ihn einwirkenden Druck von Thalas Angriff – relativ schnell hinein sank. Da schien es auch nicht zu helfen, als Zani ihn packte. Die Ältere verlangsamte es nicht einmal, sondern drohte eher, selber in den Schlamm zu sinken. Nicht die optimale Ausgangslage. „Hey, hey! Versuchst du, abzuhaun?“, stieß Thala aus und bleckte die Zähne. Das wollte ihr gar nicht schmecken. Kämpfe hatte man ernst zu nehmen und es musste einen Sieger geben! Der Sieg bedeutete schließlich Futter! Allerdings fiel ihr nicht wirklich ein Weg ein, das Vieh wieder aus dem Schlamm zu ziehen, ohne selber darin einzusinken. „Hast du'n Plan, wie wir's rausholen?“, rief sie ihrer Kollegin zu, die aber – ehrlich gesagt – ganz schön planlos wirkte. Dass die Mahna keine Denkerin war hatte sie ja schon ziemlich deutlich gemacht. Das hier war halt ein Team aus zwei Machern. Also würde Ravi wohl auch nicht zu viel darüber nachdenken, sondern einfach machen. Noch immer auf dem Bauch der sinkenden Kreatur stehend begann die Hünin zu hüpfen. Auf, dann wieder ab, um auf dem gut mit Fett ummantelten Bauch zu landen. Leicht sanken ihre Füße ein, drückten die Masse zusammen, ehe sie wieder hoch hüpfte – ein kleines Stückchen höher dieses Mal. Ein bisschen wie ein Trampolin. „HAH! OKAY, KAY, KAY!“, rief sie aus, ein breites Grinsen auf dem Gesicht, während sie noch einmal und noch einmal sprang, immer ein bisschen mehr Höhe gewinnend. „Ich hab nen Plan! Hab nen PLAN, HEY! Lass die Flosse ma los!“ Das war doch die Idee! Genug Schwung gesammelt drückten sich die letzten gut fünfzig Zentimeter des Hais, die noch aus dem Schlamm herausragten, zusammen, ehe das Trampolin die kräftige Oni ein paar Meter hoch in die Luft schleuderte, wo sie sich in der Luft drehte. „Wir kriegen's nich aus der Erde raus...“, rief sie aus, die Beine nach oben gerichtet, den Kopf nach unten. Ihre rechte Faust zog sie zurück, machte sich bereit für einen wirklich großen Schlag. „Also HÄMMER ich's einfach wieder REIN, HEEEYYY!“
Es war ein simpler Plan. Ihre Aufgabe war nicht, das Tier zu jagen, sondern sicher zu stellen, dass die Händler dahin kamen, wo sie hin wollten. Wenn Ravi den Hai einfach so tief in die Erde schlug, dass er nicht wieder rauskam, dann war das Problem gelöst, oder? Sie hätte zwar gern das Fleisch gehabt, aber das würde schon passen. Sie konnte sicher Savanna überzeugen, dass sie sich für diesen guten Job eine ordentliche Portion von irgendwas Leckerem verdient hatte! Kurz schloss sie die Augen, fokussierte sich, während sie das Mana in ihrem Körper so zu lenken versuchte, wie sie es von Ronja gelernt hatte. Ein paar Mal hatte sie es schon hinbekommen, im Training zumindest. Das jetzt wäre der große Moment, ihren einen Zauber im Kampf zu verwenden. „OOOORRRAAAAHH!“ Mit einem Mal begann die Faust der Oni anzuschwellen, breitete sich aus wie ein Ballon, bis sie deutlich größer war. Die Augen auf ihr Ziel fixiert stürzte die Tsumiho hinab auf ihren Gegner und steckte all ihren Schwung in den nächsten Schlag, während sie ihre große Faust geradewegs in seinen Bauch krachen ließ. Wenn alles klappte, wie es sollte, sollte ihn das tief in den weichen Untergrund jagen, während die Oni selbst sicher im Schlamm landete. Ob das Tier danach noch einmal hochkam um zu kämpfen oder nicht, darauf war sie gespannt... aber zumindest sollte das hier ordentlich Schaden machen!
Enlarged Hand TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Nahkampf MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Stärke Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Der Anwender ist in der Lage die Größe seiner Hand zu verdoppelt, neben der größeren Fläche kann der Magier nun mit der Faust auch mit einer Stärke zuschlagen, die der eigenen Stärke +1 entspricht. Auf beide Hände angewendet kostet der Zauber doppelt so viel Mana.
Ain't no difference between the head of an opponent and a good ol' Taiko drum! Theme: Donnernde Trommeln | Hungrige Bestie
Also Zani verstand zwar irgendwie, dass es cool war etwas zu wissen, was man eigentlich noch gar nicht kannte, aber irgendwie…kam ihr das einfach verschwendet vor. Warum sollte sie denn etwas wissen, wenn sie es denn vielleicht nie anwenden würde? Für die Oni war das Wissen von Dingen, die in ihrem direkten Interessensfeld waren und von dem sie auch wusste, dass das mal nützlich sein würde, viel wichtiger. Aber gut, sollte Ravi machen. Es war ja nicht ihr Problem und um ehrlich zu sein kümmerte es sie auch nicht genug, um darüber zu diskutieren oder sich ernsthaft Gedanken zu machen. Viel wichtiger war der Landhai! Oh ja, das Tier, das die beiden Oni mit gemeinsamen Moves direkt in die Mangel nahmen. Vom Boden, in die Luft, zurück auf den Boden, das Vieh hatte bestimmt keinen Spaß. Dafür war das hier für die Mahna umso aufregender. Dementsprechend war es auch eine herbe Enttäuschung, als das Ding sich nach ihrem ersten Satz von Angriffen direkt wieder in die Erde verschanzen wollte. Das gabs doch wohl nicht, sie hatten gerade erste angefangen und sollten jetzt schon wieder aufhören? Dabei war Zaniyahtra noch nicht mal ansatzweise warm gelaufen. So einfach wollte sie das Tier sicher nicht fliehen lassen, weswegen sie die Schwanzflosse ganz fest griff. Leider…wollte der Boden nicht mitspielen. Oder eher gesagt, der Hai sorgte dafür, dass der Boden nicht mitspielte, denn dieser verwandelte sich langsam in Schlamm und ließ die Grünhaarige langsam darin versinken. Trotzdem weigerte sie sich, weiterhin loszulassen, bis Ravi schließlich eine neue Idee hatte. Hmm…begeistert war sie von der Idee nicht unbedingt, auch wenn es vielleicht effektiv war. Ihnen würde dadurch bestimmt gutes Fleisch entgehen, doch andererseits war es vermutlich für den Auftrag am besten. Meh, was ne blöde Entscheidung. Kurz haderte sie, ob sie nicht einfach stehenblieb und weiterhin versuchte, den Landhai herauszuziehen, doch letztendlich zog Zani ihre Füße aus dem Schlamm und ging zur Seite, sodass Ravi freie Schussbahn hatte.
Mit verschränkten Armen folgten die Augen der Mahna den Aktionen ihrer Kollegin, deren Hand plötzlich deutlich größer war als zuvor. Zuerst traute sie ihren Augen nicht, doch im Vergleich zur anderen Hand war sie definitiv gewachsen. “Ohhh, das ist auch Magie?” Jedenfalls war das der erste Gedanke, den sie aussprach. Es war ja ihrer eigenen nicht unähnlich. Ihr Arm wurde haariger und muskulöser, während die Hand der Tsumiho wuchs. Und damit prallte sie auch schon auf den Körper vom Landhai und boxte ihm geradewegs in den Bauch. Die massive Kraft des Schlages zusammen mit der Schwerkraft des Falls sorgte für eine leichte Druckwelle, die durch die Gegend wanderte. Sie war spürbar für Zani und haute ihrem Auftraggeber fast den Hut vom Kopf. Der Hai schrie auf, doch lange waren seine Schreie nicht zu hören, als die Wucht ihn in hohem Tempo durch die Erde jagte. Wer wusste schon, wie viele Meter es waren? Es war auf jeden Fall ein gewaltiger Schlag, den Ravi ihne gerade hatte spüren lassen und kurz war es still. “Cool. Aber irgendwie schade, das ging echt sch-” doch kaum konnte Zani diese Worte zu einem Ende bringen, da vibrierte der Boden erneut. Diesmal jedoch deutlich stärker als es noch zuvor der Fall gewesen war. An einem Punkt, ein paar Meter von ihnen entfernt, brach der Landhai erneut durch den Boden. Der Schlag der Tsumiho hatte ihm eine Delle im Bauch hinzugefügt und man merkte, dass das Ding nach Blut trachtete. Doch erstaunlicherweise hörten die Vibrationen nicht auf und genau unter Ravi waren diese Tremore am stärksten. Es dauerte nicht lange und unter ihr brach die Erde auf, als ein gigantisches Maul genau unter ihr aufsprang. Riesige weiße Zähne, ein grauer Körper, eine Flosse, die nun eher der Größe eines Onis glich. Ein zweiter Landhai, deutlich massiver als der Erste. Und er war drauf und dran, die rote Oni mit einem Haps zu verspeisen.
Es war gut, dass Zani die Schussbahn frei machte, denn die Tsumiho hatte nicht geplant zu stoppen, nur weil ihre neue Freundin im Weg war. Dass die beiden Oni nicht zögerten, einander in Mitleidenschaft zu ziehen, hatten sie ja schon gezeigt, hatten sich direkt bei ihrer ersten Begegnung erst einmal ordentlich schlagen müssen. Jetzt zogen sie zwar gemeinsam an einem Strang, aber das wohl auch nur so weit, wie sie sich nicht gegenseitig in die Quere kamen. Thala für ihren Fall fand ihre Idee mit dem Riesenfaust-Sturzschlag auf jeden Fall absolut spitze und genoss das zufriedenstellende Gefühl, als ihre Faust in dieses übergroße Monster krachte und es tief in die weiche Erde trieb. Auch wenn die Oni danach komplett von Schlamm bedeckt war, konnte sie nicht anders als laut aufzulachen. „Hey, hey, HEY! War das RIESIG oder was, was, WAS?“ Laut brüllte sie ihren Triumph hinaus, auch wenn ihre Teampartnerin weniger begeistert wirkte. Die hatte den finalen Hieb wohl selber ausfallen können, aber dafür war sie zu langsam gewesen! Nächstes mal musste sie wohl früher aufstehen!
Oder vielleicht bekam sie ihre Gelegenheit auch noch.
„Hah, oh-KAY! Sieht aus, als wär's noch nich vorbei!“, grinste Ravinuthala, immer noch voll und ganz dabei, wenn es um einen Kampf ging. Klar hatte sie schon einen coolen Moment gehabt, aber mehr kämpfen ging immer! Insofern begrüßte sie es geradezu, dass das lädierte Tier wütend aus dem Boden brach, heiß auf eine zweite Runde. Der Landhai war wohl kein Stück weniger nachgiebig als sein ozeanischer Namensvetter! Dass das aber noch nicht alles war, realisierte die Oni erst, als sich das Beben des Bodens direkt unter ihr konzentrierte und die Erde unter ihr plötzlich aufriss. „Whoa, WHOOAA! Was'n da los?“ Ihre Augen weiteten sich, während sie stürzte, direkt in das weit aufgerissene Maul einer dieser großen Bestien. Das hier musste die Mutter oder sowas sein, denn es war nochmal ein gutes Stück größer als Hai Nummer Eins. Wenn man bedachte, dass Ravi ihre erste und einzige Spezialtechnik schon eingesetzt hatte, war das wohl eine schlechte Nachricht. Andererseits hatte sie auch in keinem ihrer Kämpfe vorher irgendwelche Magie oder geheime Techniken benötigt, und wenn sie sich bald mit einer Chimäre anlegen wollte, dann musste sie es wohl vorher mit diesem Zwischenschritt hier aufnehmen. „Hey, hey! So einfach mach ich's dir nicht!“, grinste Ravinuthala und packte noch im Sturz das Spitze Ende eines der Zähne, um nicht direkt in den Tiefen von Mamas Rachen zu versinken. Nicht zu fallen würde aber nicht genügen, wenn sie diese Begegnung überleben wollte, denn die Haidame konnte ihr Maul auch schließen! Thala sah schon, wie die Zähne der Anderen Seite ihr entgegen kamen, und stampfte mit ihrem Fuß kräftig in den Zwischenraum zwischen dem scharfen Zähnchen, an dem sie sich festhielt, und dem daneben. Schnell löste sie ihre Hände und packte mit voller Kraft den neuen Reißer, der ihr gerade entgegen kam. Sie spannte ihren Körper an, nutzte ihre volle Kraft, um den Zahn vom Zahnfleisch weggedrückt zu halten. Kurz vor ihrem Kopf stoppte dann die scharf funkelnde Spitze, die sich nur zu gerne in ihr Fleisch bohren wollte. Fokussiert atmete sie durch – jetzt bloß nicht entspannen. Wenn auch nur einer ihrer Muskeln nachgab, dann würde sie gleich zerbissen werden. „Jo, jo, Zani!“, rief sie aus, ihre laute Stimme gut draußen zu hören. „Da draußen ist noch so'n Vieh, ne? Kommste klar oder brauchste meine Hilfe?“
Es war wirklich ein wenig schade, dass der Landhai sich offenbar verzogen hatte. Noch blöder war es allerdings, dass die andere Oni so einen saftigen Treffer landen konnte, dass Zani gar keine Chance hatte, es ihr gleich zu tun! Spielverderberin, eindeutig. Aber gut…das sollte es dann gewesen sein, ja? Die Grünhaarige glaubte nicht, dass das Vieh sich nochmal zeigte, weswegen sie sich schon wieder umdrehte und…hm? Erst überrascht, doch nur wenige Momente später drehte sie sich wieder mit einem Lächeln um, als sie das Grummeln des Bodens vernahm. Die Vibrationen waren spürbar und kurz darauf tauchte der Hai auch schon wieder auf, anscheinend bereit für Runde Zwei. Dieses Mal wollte die Oni der brennenden Erde länger mit ihm raufen, ihm ordentlich eine verpassen und schauen, wie viel es wirklich aushielt. Zani streckte ihre Arme in die Luft und spannte ihren Körper an. Sie machte sich warm, um ihrem Kontrahenten sofort entgegenzusprinten. Doch bevor sie das auch nur in Angiff nehmen konnte, wurden die Vibrationen im Boden nur stärker und ein noch größeres Monster brach durch die Erde, direkt unter Ravi. Ein Landhai, der dem kleineren Exemplar nicht unähnlich war, doch mit deutlich ausgeprägteren Merkmalen. Also abgesehen vom größeren Körper waren etliche Kratzer und Narben am Körper der Mutter zu sehen. Ihre Augen waren in einem stechenden Bernstein-Ton gehalten und die massiven Zähne waren drauf und dran, die rote Oni zu zermalmen. Zani blieb stehen und betrachtete das Monstrum kurz. Sie hatte keine Angst, nein. Zani verspürte beim Anblick riesiger Biester keine Furcht, das wäre ihrem Stamm unbekömmlich. Allerdings war es gerade wichtig, die Lage zu checken und zu schauen, was denn aus Ravi wurde.
Diese ließ sich aber nicht so einfach verputzen und hielt sich wacker im Maul der Mutter. “Das ist eine Menge Fleisch.” Kommentierte die Magierin nur ruhig. Der Wagen des Ehepaars machte übrigens mittlerweile erstmal einen Rückzieher, anscheinend hatte der Anblick des großen Tieres für Aufruhr und Schrecken gesorgt. Alle beteiligten, bis auf die Onis, flüchteten. Zaniyahtra schaute nur kurz nach hinten, doch ihre Aufmerksamkeit war weiterhin den Haien zugewandt. Sollten die schwachen Leute fliehen, mehr als Hindernisse wären sie bei solchen Monstern sowieso nicht gewesen. “Hilfe?” Die Mahna verkreuzte ihre Finger und streckte ihre Arme nach vorne, sodass man mehrfaches Knacken hören konnte. “Solltest du nicht erstmal aufpassen, dass du nicht als Futter endest?” Immerhin war es gerade Ravi, die in einer deutlich gefährlicheren Situation steckte, auch wenn die Grünhaarige keinerlei Zweifel daran hatte, dass ihre Kollegin das schon packte. Immerhin hatte sie am eigenen Leib erfahren, wie stark und widerstandsfähig Thala eigentlich war. Zani griff an ihre linke Seite und löste den doppelseitigen Streitflegel, ihr treuer Begleiter und Waffe ihrer Wahl, vom Gürtel. “Das wird spaßig, nicht?” Sagte sie und stürmte nun auf den kleineren Landhai zu. Sie hatte nicht vor, den Ruhm der großen Bestie an Ravi allein zu geben. Doch bevor sich ein ungebetener Gast einmischte, sorgte sie lieber dafür, dass das Kind ruhig blieb. Sie überbrückte die Distanz zwischen ihr und ihrer Beute und stand nun vor ihr. Anscheinend hatte es auch seinen Kampfgeist nicht verloren, denn sofort öffnete der kleine Landhai sein Maul, um seine Zähne im Körper der Oni zu versenken. “Nette Beißer. Ob Karmajeevan daraus auch eine Kette machen kann?” Sagte sie und holte mit ihrem Streitflegel aus, dessen erste metallene Kugel und deren Spitzen mit einem gewaltigen Aufschlag die Schnauze des Biestes traf. Sofort wurde das offene Maul wieder geschlossen, das hatte es bestimmt gespürt. Doch das hier war ja nur der Anfang. Zani setzte zu weiteren Schlägen an, allesamt mit der gleichen Wucht. Wie viel es wohl aushielt?
Dass der Landhai zurückkehrte war für Ravinuthala erst einmal kein großer Schock, aber eine Rückkehr im Doppelpack war dann doch eine ganz schöne Überraschung. Vor Allem, weil sie sich direkt im Maul des größeren Tieres befand! Eine Situation, die ganz schön gefährlich war, selbst für eine erfahrene Oni-Kriegerin, aber Thala ließ sich nicht aus der Ruhe bringen dadurch. „Hast Recht! Das wird ein Festmahl, HEY!“, rief sie Zaniya zu, die sich über das ganze Fleisch freute. So unterschiedlich die beiden hier und da auch wirken mochten, waren sie doch ein ziemlich gutes Duo. Mindestens hatten sie ihre Prioritäten ordentlich gesetzt. „HAH!“, entkam der Oni ein lautes, bellendes Lachen, als Zani meinte, sie solle auf sich aufpassen, anstatt Hilfe anzubieten. „Als ob, OB, OOOB! Ich verreck hier doch nicht, HEY!“ Die Sorge der Mahna war aber grundsätzlich verständlich. Die Tsumiho spürte den kraftvollen Druck der Zähne, die sie zu zerquetschen versuchten und das wohl früher oder später auch schaffen würden, wenn sie nichts dagegen tat. Die Zähne zusammengebissen stieß sich die Oni mit dem Fuß von einem der Zähne ab, zwischen denen sie sich stabilisiert hielt, und schoss so ihren Körper akrobatisch nach oben, sodass sie einen Handstand auf dem Zahn machte, der den freigemachten Bereich schnell schloss und die Luft zerbiss. Ihre Füße hinab krachen lassend auf das stabile Kalzium schlug Ravi ein paar feine Risse in den Zahn unter ihr, aber keine allzu tiefen und vor Allem keine, die ihn kaputt hauen würden. Das Monster hier war ganz schön robust! Den Schmerz im Gebiss spürte es aber wohl trotzdem, riss das Maul zu einem Brüllen auf und zwar so fix, dass Thala wohl wieder runter gefallen wäre, hätte sie sich nicht schnell festgeklammert. Das sollte sie wohl vermeiden, denn sie wusste tatsächlich nicht, ob sie aus dem Abgrund, dem Rachen unter ihr wieder herauskommen konnte. Auf der anderen Seite wusste sie aber auch nicht, wie sie von hier oben aus viel Schaden machen wollte... also erst einmal anfangen! „Ohkay, kay, KAY! Zeit zum Draufhauen!“, lachte die Oni, während sich der Körper unter ihr in Bewegung setzte, und zog einen ihrer Trommelstöcke aus ihrem Hosenbund, um damit kräftig gegen den Zahn zu schlagen. Wieder löste sie nur ein paar leichte Risse aus, aber was viel wichtiger war, war die Verwandlung ihrer Waffe: Was eben noch ein kurzes Stück Holz war, wurde von einem Moment zum nächsten zu einer großen, schweren Eisenkeule, die von einer inzwischen ziemlich schief hockenden Ravi grinsend hochgerissen wurde für einen zweiten, mächtigeren Hieb. So langsam bemerkte sie aber ihre Schieflage und den Effekt der Schwertkraft, die plötzlich anders auf sie einwirkte. Richtig – der Hai war geradewegs nach oben aus dem Boden geschossen, um sie zu verschlingen, aber so konnte und wollte er vermutlich nicht ewig bleiben. Vier seiner sechs Beine hatte das Muttertier schon aus dem Boden erhoben und sich einen festen Stand gesichert, während sich der Kopfteil seines länglichen Körpers wieder senkte, um zurück in seinen horizontaleren Stand zu geraten.
„Whoa, whoa!“
Nicht in der Lage, einfach an vertikalen Wänden stehen zu bleiben, stürzte Ravinuthala vom Gebiss des Monsters und rollte erst einmal ein paar Meter über den grasigen Boden, ihre Keule noch immer fest in ihrem Griff. Hui, jetzt war ihr schwindlig. Zu ihrer Rechten verließ die Mutter gerade endgültig den Boden und machte sich bereit, auf sie zu zu stürmen. Zu ihrer Linken hatte der kleinere Hai Zani gerade mit seinem Schweif von sich gestoßen und sprang in die Luft, um so auf ihr zu landen, wie Ravi ihn zuvor aus der Luft geschlagen hatte. Alles in Allem nicht die beste Ausgangslage. Die Oni kam besser schnell wieder auf die Beine...
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