Es war geschafft. Der Drache war besiegt, die Kraft, die ihm neues Leben eingehaucht hatte, war in das Buch in Thanas Händen zurückgekehrt. Zufrieden, wenn auch etwas erschöpft, lächelte die Magierin ihrer Freundin entgegen. Sie wusste noch nicht so recht wie sie es überhaupt geschafft hatte und wie diese dunklen Mächte wirkten, aber das würde sie vielleicht in Erfahrung bringen, wenn Ravnika es zulassen würde. Immerhin war es ihre Aufgabe, das Buch zu besorgen. Nicht mehr und nicht weniger. Das stellte die Zwei ebenso vor die Frage, was sie mit Blair machen sollten. Die Mahaf wollte sie nicht zurücklassen, der Nekromant war nicht mehr. Sie musste ihr ein Heim geben, eine Perspektive. “Naja, vielleicht für eine Weile…“ Eigentlich wollte sie Blair nicht bei sich haben. Das Mädchen war wirklich gruselig! Aber sie hatte ihr Wort gegeben, sich um die Kleine zu kümmern. Dazu wollte Thana auch stehen. Als dann plötzlich der ganze Turm nachgab, schockierte das die Magierin. Zuerst fragte sie sich, wie sie am besten unbeschadet runterkamen, doch Eohls scharfer Verstand schaltete sofort. Blair! Sie hatte das Mädchen während des Kampfes in Sicherheit gebracht, um es vor den Zaubern des Knochendrachen zu schützen. Wohin genau aber, das wusste nur sie. Thana war ja oben geblieben, um den Drachen zu bekämpfen. Woher plötzlich die Fürsorge der Assassine kam, wusste sie nicht, doch es war schön zu sehen, wie Eohl sich gleich für das Mädchen einsetzen wollte. “Wo ist sie?“, fragte die Mahaf, als ihre Freundin losstürmte. „Da unten“ war eine sehr ungenaue Beschreibung und sie wollte ihr doch helfen, das Mädchen nach draußen zu bringen. Blöd nur, dass der Steinboden über der Treppe einstürzte, kaum war die Grünhaarige nach unten geeilt. Thana war der Weg abgeschnitten, sie konnte ihr nicht folgen. “NEIN!“, rief sie gleichermaßen besorgt wie erzürnt. “EOHL!“ Das Buch unter den Arm geklemmt, hob die Magierin ab. Sie sprang von der Plattform und schwebte um den zerbrechenden Turm. Sie erhaschte durch einen großen Spalt kurz ein Bild davon, wie Eohl nach unten jagte, verlor sie aber schnell wieder aus den Augen. “Eohl…“, murmelte Thana wieder. “Pass bloß auf dich auf…“ Sie wusste, dass ihre Freundin zu allem im Stande war. Sie hatte weitaus Schlimmeres überlebt, doch konnte die Mahaf ihre Sorge einfach nicht abstellen. Wann immer Eohl sich in Gefahr begab, beschäftigte das die Dürremagierin. Thana gab sich wirklich Mühe. Sie suchte eindringlich nach einer Spur ihrer Gefährtin und nach Blair, doch je mehr Mauerstücke herabbrachen, je mehr die einzelnen Ebenen des Gebäudes zu einem fallenden, sich zu einem undurchsichtigen Brei vermischten, desto weniger war zu erkennen. Schnee und Staub trugen ihres dazu bei, dass die Sicht nur noch schlechter wurde. Als die Mahaf einige Schritte von dem Ort entfernt landete, wo einst die Eingangspforte stand, konnte sie nur noch abwarten und hoffen, dass ihre Freundin es herausschaffte. Zusammen mit Blair. Der große Krach hatte sich gelegt, anders als der Schutt und Staub. Das Echo des Einsturzes wanderte noch durchs Gebirge, dann wurde es langsam still… Gespenstisch still.
Genutzte Zauber
Voiceactor – Neferet Stimme TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: 20 25 Meter SPEZIELLES: Jeder in Reichweite VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Dieser Zauber greift einzig den Hörsinn seiner Opfer an. Der Anwender täuscht vor, mit einer anderen Stimme zu sprechen – dabei muss der Anwender die Stimme, die er oder sie kopiert, natürlich selbst schon einmal gehört haben. Für den direkten Kampf ist die Technik nicht unbedingt geeignet, da die Opfer den Anwender sehen. Daher lässt die Illusion sich eher nutzen, wenn kein direkter Blickkontakt zum Anwender besteht und dieser Verwirrung stiften möchte.
Mastery (Support):
Mastery-Stufe I:Reichweite +5m
Inner Drought TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 10 (9) für 5 (12,5) Minuten MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Bei dieser grundlegenden Kunst strahlt der Anwender Trockenheit und Wärme aus, um bei Regen oder Schnee nasse und kalte Füße zu vermeiden, die Kleidung zu trocknen, und sich und seinen verfrorenen Kameraden Wärme zu spenden.
Mastery (Support):
Mastery-Stufe I: Dauer der Fähigkeit erhöht sich um 50%. [+2,5 Minuten] Mastery-Stufe II: Dauer der Fähigkeit erhöht sich um 50%. [+2,5 Minuten] Mastery-Stufe III: Dauer der Fähigkeit erhöht sich um 50%. [+2,5 Minuten]
“Sie ist ein Stockwerk weiter unten”, antwortete Eohl Thana, während sie zur Treppe stürmte. “Im Wohnbereich.” Es gab nicht viele Orte in diesem Turm, an denen man ein Mädchen verbergen konnte. Unten war der Keller, oben das Zimmer, das sie vorhin erspäht hatten, und dann hier oben die Plattform. Dazwischen hatten sie praktisch nur die enge Treppe gefunden. Zu Lebzeiten musste der Nekromant ziemlich fit gewesen sein, wenn er jeden Tag diese endlosen Stufen hinauf und hinab gelaufen war. Jetzt war es Eohl, die über die Stufen eilte, das Gebäude hinter, über und unter ihr in sich zusammenbrechend. Der Kontakt zur Mahaf ging ihr verloren, als auch diese hinter dem Geröll verschwand. Zum Glück wusste Eohl, dass sie sicher war, dass ihr nichts passieren konnte. In dem Wissen, dass es ihrer Freundin gutgehen würde, konnte sich Eohl darauf konzentrieren, Blair zu retten.
“Blair!”, rief sie aus, während sie in das Zimmer eilte, in dem sie das Mädchen abgesetzt hatte, und entdeckte sie auch schnell. Da hockte sie, auf dem Sofa, und spielte mit… etwas. Ihre Finger zogen an einem kleinen, leblosen Körper, den Eohl erst nach einigen Sekunden als die Echse mit dem menschlichen Ohr wiedererkannte, die im Keller die Wände entlang gelaufen war. “Kiko bewegt sich nicht mehr”, meinte das Mädchen ruhig und hob ihren Blick, sah Eohl aus großen, starren Augen an über dem gefühlskalten Gesicht, das sie von der Kleinen schon gewohnt war. “Das heißt, Papa ist tot… nicht wahr?” Kurz hielt die Assassine inne, blinzelte. Mit der Frage hatte sie nicht gerechnet. Sie war aber gerade auch nicht wichtig. “Ja”, bestätigte sie und setzte sich wieder in Bewegung, trat schnellen Schrittes auf das Kind zu. “Der Turm stürzt ein, und ich lasse dich nicht sterben. Komm mit.” Blair zeigte allerdings keine Sorge, keine Angst vor ihrem eigenen Verderben. Aus kühlen Augen betrachtete sie die Yihwa, ohne sich zu regen, ehe sie doch noch eine Frage stellte: “Habt ihr Thargun dabei?”, hakte sie nach. “Könnt ihr es benutzen?” “Ja”, bestätigte Eohl mit einem kurzen Nicken, und ein Lächeln legte sich auf die Lippen des Mädchens. “Wenn das so ist”, schmunzelte sie und hielt Eohl ihre Hand hielt, während sie in der anderen weiterhin die tote Echse behielt. “Dann nehmt mich bitte mit.”
Zweimal musste die kleine Blondine das nicht sagen. Schon hatte die Yihwa sie gepackt, zog das Mädchen an sich heran und wickelte die Arme um sie, um Blair sicher an ihren Oberkörper zu drücken. Sie eilte hinüber zu einem eingerissenen Teil der Wand, vor dem noch immer ein Stück abgebrochener Drachenklaue lag, und sprang geradewegs hinaus. “Ich habe sie!”, rief sie laut aus in der Hoffnung, dass Thana sie trotz all dem Wind hören würde. Sie blickte hinab in die Tiefe. Wenn sie landen wollte, dann musste sie darauf achten, wann sie ihren Spiegel erschuf. Mehr als ein paar Minuten konnte Eohl gerade wahrscheinlich nicht fliegen…
Im Wohnbereich hatte Eohl das Mädchen untergebracht. Das antwortete sie noch auf die Frage ihrer Freundin, ehe sie die Treppen herabgeeilt war und das stürzende Gestein den Weg zwischen den Beiden abschnitt. Sie waren nun auf sich alleine gestellt. In erster Linie war die Yihwa auf sich alleine gestellt, denn Thana war ja draußen. Sie konnte einfach abheben und war vor den Gefahren geschützt. Die Assassine jedoch war geradewegs in jene hineingetaucht. Sie setzte ihr eigenes Leben aufs Spiel, um das des gruseligen Mädchens zu retten. Eine seltsame Entwicklung, erinnerte sich die Mahaf an das Kind zurück, welches Eohl im Zuge des Phönixangriffes eiskalt ermordet hatte. Doch sie tickte da einfach anders. Voller Sorge und Angst um ihre Gefährtin, drehte die Mahaf in halbwegs sicherem Abstand ihre Kreise um den einstürzenden Turm. Es war erstaunlich, wie kaum noch ein Stein auf dem anderen hielt. Als wäre es der Zauber des Nekromanten gewesen, der auch diesen Turm zusammenhielt, wie die Knochen der Gerippe, die er beschwor. Nun da er endgültig das Zeitliche gesegnet hatte, fiel alles was er erschuf einfach in sich zusammen. Thana würde auch im Nachhinein noch die Macht bestaunen, die in ihm steckte, wenn nicht grade ihre Freundin drohte von all den Steinen begraben zu werden. Aufmerksam fuhren ihre Augen über die beeindruckende, bedrohliche Szenerie, bis sie plötzlich eine Gestalt durch einen gewaltigen Spalt im wackeligen Mauerwerk springen sah. Das war “EOHL!“, schrie die Mahaf gegen den sausenden, rauschenden Wind. Natürlich eilte sie ihr sofort zur Hilfe, unabhängig davon, ob sie das Mädchen nun gerettet hatte oder nicht. Das konnte sie nämlich nicht hören. Genauso wie sie sich nicht sicher sein konnte, ob die Grünhaarige umgekehrt sie gehört hatte. Thana steckte sofort alles hinein, sich unter ihre Freundin zu begeben. Bereits aus einigen Metern Entfernung entfesselte sie einen Zauber, der für eine Windströmung sorgte, die Eohls Fall verlangsamen und sie so abfangen sollte. “Eohl!“, rief die Magierin erneut, diesmal aus deutlich geringerer Distanz. In ihren Augen hatten sich bereits Tränen gebildet. Tränen der Freude. All die Angst, all die Sorge lösten sich binnen Sekunden auf, was einen überwältigenden Effekt auf die Mahaf und ihre Emotionen hatte. Ihrer Freundin ging es gut. Nicht nur ihr, auch Blair war diesem steinernen Grab entkommen, dank Eohl. Sie hatte sie vor dem Necrodrachen bewahrt und vor dem sicheren Tod im Turm auch. Dabei war Thana diejenige, die gelobte sich um das Mädchen zu kümmern. Sobald die zwei Damen gelandet waren, schloss sie beide in ihre Arme. “Ich bin so froh…“, säuselte sie. Aber so ganz sicher waren sie noch nicht. “Kommt, wir müssen hier weg.“, trieb Thana sie direkt darauf wieder an. So nahe am Turm drohten immer noch Steine auf sie niederzuregnen. Ausruhen konnten sie sich immer noch, sobald das Gebäude den Prozess des Auseinanderfallens abgeschlossen hatte. Spätestens aber daheim, vor einem schön warmen Kaminfeuer und einem heißen Kakao. Die Mahaf spürte die Kälte aufgrund ihrer Magie zwar nicht, doch setzte ihr dieser dichte Schneesturm auf Dauer dennoch irgendwie zu…
Szene Ende
Genutzte Zauber Graceful Descent TYP: Elementarmagie ELEMENT: Wind KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 50 pro Minute MAX. REICHWEITE: 20 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 3 BESCHREIBUNG: Indem die Windmagierin ihre Hand ausstreckt, kann innerhalb der Reichweite ein anhaltender Luftstrom mit fünf Metern Durchmesser erzeugt werden. Der Wind bläst für ein paar Meter stetig nach oben und verlangsamt so den Fall aller Lebewesen und Objekte, die in seinen Wirkungsbereich gelangen. Alles, was in den Wind gelangt, wird sanft auf dem Boden abgesetzt. Dieser Zauber hat keine Wirkung auf physische oder magische Angriffe und eignet sich daher nicht als Schild.
Voiceactor – Neferet Stimme TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: 20 25 Meter SPEZIELLES: Jeder in Reichweite VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Dieser Zauber greift einzig den Hörsinn seiner Opfer an. Der Anwender täuscht vor, mit einer anderen Stimme zu sprechen – dabei muss der Anwender die Stimme, die er oder sie kopiert, natürlich selbst schon einmal gehört haben. Für den direkten Kampf ist die Technik nicht unbedingt geeignet, da die Opfer den Anwender sehen. Daher lässt die Illusion sich eher nutzen, wenn kein direkter Blickkontakt zum Anwender besteht und dieser Verwirrung stiften möchte.
Mastery (Support):
Mastery-Stufe I:Reichweite +5m
Inner Drought TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 10 (9) für 5 (12,5) Minuten MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Bei dieser grundlegenden Kunst strahlt der Anwender Trockenheit und Wärme aus, um bei Regen oder Schnee nasse und kalte Füße zu vermeiden, die Kleidung zu trocknen, und sich und seinen verfrorenen Kameraden Wärme zu spenden.
Mastery (Support):
Mastery-Stufe I: Dauer der Fähigkeit erhöht sich um 50%. [+2,5 Minuten] Mastery-Stufe II: Dauer der Fähigkeit erhöht sich um 50%. [+2,5 Minuten] Mastery-Stufe III: Dauer der Fähigkeit erhöht sich um 50%. [+2,5 Minuten]
Ein Bett? Das war nicht der erste Gedanke gewesen, der Arkos gekommen war. Aber wahrscheinlich waren die Prioritäten von Esmée einfach ein wenig anders als seine eigenen, und das war ja auch kein Wunder. Sie wirkte nicht unbedingt wie jemand, der zelten mochte, wenn man ehrlich war. Aber sie hatte sich bislang ja eigentlich verhältnismäßig beschwerdefrei verhalten, insofern, tja... wollte Arkos auch nicht zu hart sein. "Wenn wir es hier drin warm genug bekommen, kannst du meinen Mantel als Decke benutzen", bot der Rotschopf ein wenig nachdenklich an. Dann nickte er aber und zuckte mit den Schultern. "Ich schätze nicht, dass wir einfrieren werden." Nicht, solange die Hütte einigermaßen dicht hielt und sie das Feuer einigermaßen am Laufen halten konnten.
Was sich bei den Bemühungen von Esmée wohl nicht als einfach herausstellen würde.
"Ein Teil meiner Arbeit besteht darin, das Feuer am Leben zu halten. Lass mich das doch übernehmen", meinte er ein wenig brummelig und bugsierte sie sanft beiseite. Die junge Frau war deutlich aktiver geworden dabei, Arbeit auch mal anzunehmen. Jetzt musste sie nur noch ein wenig besser darin werden, diese auch tatsächlich durchzuführen. Mit einer kleinen Magiespielerei war das Feuer allerdings natürlich noch ein wenig schneller dabei, Fuß zu fassen, während der Rotschopf nachdenklich den Worten seiner Mitstreiterin lauschte. "Resistenz gegen Magie, hm", murmelte er und schüttelte dann leicht den Kopf. Irgendwie war das hier wirklich eine andere Art von Quest als üblich. Bislang war er noch nicht auf so eine eindeutige... Tötungsmission gegangen. Bisher war alles ein wenig weniger martialisch gewesen, zumindest vom ersten Klang her. Was nachher daraus geworden war, nun ja, das war ja eine ganz andere Sache. "Es scheint aber nicht so, als hätten sie euch in Bosco Schauergeschichten darüber erzählt. 'Geht nicht in den Wald, sonst holt euch der Frostbär' oder so." Er nahm das mal als gutes Zeichen auf und als vor ihm schließlich das Feuer stabil lief, lehnte er die Klappe des Ofens an und setzte sich in den Schneidersitz vor die eiserne Heizung, die ihm wirklich gerade Recht kam. Tatsächlich war er durchgefrorener, als er wirklich hätte sagen wollen.
"... fliegen?", fragte der Rothaarige mit einem Anflug von... Ermattung? "Du kannst fliegen?" Was hieß das überhaupt? Schweben? Wie ein Vogel mit den Armen flattern? Was für ein magischer Nonsens war das schon wieder? "Ich weiß nicht, woher du das plötzlich kannst, aber... ich schätze, das könnte ziemlich nützlich sein. Ich...", fing er an, wurde aber ein wenig überrascht, als Esmée plötzlich neben ihm hockte und sich die Flossen wärmte. Er schmunzelte ein wenig. Hunger hatte sie auch noch? "Hast du nicht eben noch...", fing er an, schüttelte dann aber den Kopf und seufzte ergeben. Es machte keinen Sinn, sich über die Menge an Essen, die Esmée offensichtlich verbrannte, zu beschweren oder lustig zu machen. Bei diesen Temperaturen war es auch einfach, viele Kalorien zu verbrennen. "Cracker und gebrannte Mandeln? Ich glaube, ich werde mir lieber etwas von dem Proviant nehmen, welches mir unser Auftraggeber noch mitgegeben hat. Er wusste ja, dass wir ein wenig unterwegs sind." Seine Augen funkelten im fahlen Licht ein wenig amüsiert, fast so, ja, als hätte er Humor. Was natürlich nicht sein konnte, schließlich war er dafür definitiv nicht schlau genug.
"Ich hoffe nur, dass er sich nicht die Freiheit genommen hat, Schokolade mit Currywurst zu vermischen", ergänzte der Rotschopf und streckte sich ein wenig, nachdem er aufgestanden war. Es wurde langsam ein wenig wärmer in dem Raum, aber wenn man ehrlich war - wirklich gemütlich war es noch nicht. Trotzdem zog er seinen Mantel aus und legte ihn auf die Bank, auf der Esmée bis eben gesessen hatte. Den Beutel, den er selbst mithatte, sowie den, den er von ihrem Auftraggeber erhalten hatte, legte er daneben und begann - ein bisschen neugierig - darin zu kramen. Überraschenderweise... schienen die Dinge in dem Beutel nicht wirklich so kurios zu sein wie die Dinge, der er angeboten hatte. Wenngleich, schätzte Arkos, man wahrscheinlich ähnliche Gerichte daraus hätte zaubern können. "Sogar eine leichte Pfanne ist dabei. Er... hat wohl gewusst, dass wir heute Abend hier sein würden." Der Blick in den Schrank offenbarte tatsächlich ein paar Utensilien, die man nutzen konnte, um notdürftig Gerichte zu fertigen, sowie ein wenig Essgeschirr. "Scheint als sei das hier eine Art Unterschlupf, damit man auf dem Weg in die Berge oder daraus zurück nicht in diesem Waldabschnitt ohne einen Schutz übernachten muss." Sehr löblich. Und vorausschauend gedacht. Während er also das abgepackte Fleisch, welches der Mann ihnen mitgegeben hatte, sowie die paar Gemüse- und Gewürzsorten sortierte und sich dann dafür entschied, eine Art Paprika-Fleisch-Tomaten-Soße zu machen, ließ ihn allerdings ein Gedanke nicht ganz los. "Diese Magie, von der du vorhin gesprochen hast... worum handelt es sich dabei genau?" Er hatte bisher noch nie jemanden fliegen sehen, glaubte er. Naja, dass Minerva so etwas draufhatte, konnte er sich schon vorstellen, aber Esmée? Das einzige Mal, dass er sich bei ihr an Magieeinsatz erinnern konnte war ihre erste Begegnung gewesen. Und die war, naja, unschön verlaufen. "Wenn ich so darüber nachdenke, weiß ich nicht sonderlich viel über dich." Auch wenn es sich ein wenig so anfühlte. "Was ist eigentlich mit Erial passiert? Er hängt..." Arkos legte die Stirn in Falten. "Er ist nicht hier. Das wundert mich fast ein wenig. Ich habe ihn auch nicht mehr gesehen, seit ich seine Waffe repariert habe."
Geht nicht in den Wald, sonst holt euch der Frostbär? Esmée dachte kurz darüber nach, aber nein, das war nichts, was man ihr erzählt hatte. Lag das daran, dass man sich keine Schauergeschichten über die furchteinflößenden Bären erzählte oder vielmehr daran, dass es für eine Prinzessin niemals infrage gekommen wäre, einfach so einen Wald zu betreten? Die junge Frau hatte ja nicht einmal das Gelände des Königspalastes verlassen dürfen, da die Gefahr viel zu groß gewesen wäre, einem Angriff zum Opfer zu fallen. Die meisten Dinge, die sie wusste, hatte sie sich selbst aus den unzähligen Büchern aneignen müssen, die sie gelesen hatte. Die Sache mit den Frostbären war eine davon. Während die Wärme der Flamme im Ofen allmählich auf den durchgekühlten Körper der 21-Jährigen überging, lächelte sie vor sich hin. „Ja, fliegen“, bestätigte sie die Worte von Arkos und fand seine Überraschung ein bisschen amüsant. Also wusste er tatsächlich noch nichts über diese Fähigkeiten der Dunkelhaarigen, auf die sie – zugegeben – schon ein bisschen stolz war. Insbesondere, seit sie mehr einzuordnen wusste, was diese Fähigkeiten eigentlich bedeuteten. Sie war zu mehr fähig als nur zu Explosionen, wie sie seit einiger Zeit wusste. Bevor sie genauer darauf eingehen konnte oder wollte, kam der Hunger dazwischen. Der Magen von Esmée grummelte und der Schmied machte deutlich, dass gebrannte Mandeln und Cracker nicht das war, was er sich unter einem anständigen Abendessen vorstellte. Nicht, dass die de Bosco etwas dagegen hatte, eine andere Mahlzeit auf den Tisch zu bekommen. „Wir haben Proviant mitbekommen?“ Das… hatte sie überhaupt nicht mitbekommen. Wann war das geschehen? Und wo genau war sie zu diesem Zeitpunkt mit den Gedanken gewesen? Wohlmöglich bei der Zuckerwatte, die noch nicht gänzlich aufgegessen gewesen war… Naja. Egal. Immer noch vor der warmen Flamme positioniert, beobachtete Esmée ihren Gildenkollegen, der zuerst den Proviant des Auftraggebers auf der Bank verteilte und sich danach einen Überblick über die Kochutensilien verschaffte, die es in dem kleinen Häuschen und in der Tasche des Aufraggebers zu finden gab.
Und dann machte Arkos sich tatsächlich daran, ein kleines Abendessen zu kochen.
„Ich muss gestehen, dass ich nicht dachte, dass du kochen kannst.“ Weil er ein Schmied war und daher eher für die groben Dinge zuständig schien? Weil er – anders als Erial, der ein herausragender Koch war – so aussah, als würde er mehr Zeit beim Krafttraining als mit dem Schneiden von Obst und Gemüse verbringen? Vielleicht eine Kombination aus beidem. „… du kannst kochen, oder?“, schob Esmée dann nochmal hinterher, als sie genauer darüber nachdachte und stand langsam aus ihrer hockenden Position auf. Sie hatte sich inzwischen soweit am Feuer gewärmt, dass die Kälte vertrieben worden war und ihre Glieder sich nicht mehr gänzlich taub anfühlten. Nur weil der Aurelius damit begann, Kochutensilien zu verteilen und das Gemüse zu schneiden, hieß das noch nicht, dass er überhaupt Ahnung von dem hatte, was er da tat. Wenn jemand das aus eigener Erfahrung wusste, dann ja wohl die Prinzessin, die sich in der Vergangenheit viel zu oft an Sachen probiert hatte, von denen sie keine Ahnung gehabt hatte. Einfach nur, weil sie sich keine Blöße hatte geben oder eine Schwäche hätte anmerken lassen wollen. Die Erziehung war eben nicht spurlos an der Prinzessin vorbeigegangen. Entsprechend zeigte die folgende Aussage, dass sich Esmée ein bisschen weiterentwickelt hatte und sie – zugegeben – Arkos als Person mittlerweile genug Vertrauen entgegenbrachte, um ein bisschen offener zu sein: „Wenn nicht, dann sind wir verloren. Ich bin keine Köchin.“ Zum Glück ließ der Rothaarige verlauten, tatsächlich fähig zu sein, die Mahlzeit zuzubereiten, die er sich ausgedacht hatte und so blieb der Explosionsmagierin nicht viel mehr übrig, als abzuwarten. Obwohl, ganz so stimmte das nicht: Zumindest die Vorbereitung des Tisches war eine Aufgabe, um die die junge Frau nicht drum herumkam. Als auch das erledigt war, ließ sie sich auf einem der hölzernen Stühle nieder und beobachtete aus der Distanz Arkos bei seinem Tun. „Erial hat seine Waffe bei dir reparieren lassen?“, fragte Esmée mit einiger Verzögerung. Hatte der Novel ihr davon erzählt? Sie konnte sich nicht daran erinnern. Andererseits waren sie zuletzt nicht gerade im Guten auseinandergegangen und vielleicht war es deshalb auch untergegangen. Was das hieß? Nun, Esmée hatte mehr Freiraum für persönliche Weiterentwicklung gewollt und Erial war dagegen gewesen, da die Prinzessin in ständiger Gefahr lebte. Lange Rede, kurzer Sinn: Sie hatten sich gestritten und seitdem hatte die Dunkelhaarige zumindest nicht mehr direkt Kontakt mit ihrer ehemaligen Palastwache gehabt. Vermutlich beobachtete der Novel sie nun immer aus irgendwelchen Verstecken heraus… irgendwie eine gruselige Vorstellung, oder? „Erial ist in letzter Zeit oft auf Quests unterwegs. Vielleicht hast du ihn deshalb nicht mehr gesehen“, antwortete Esmée auf die Frage von Arkos und hoffte, ihn damit zufriedenzustellen. Vielleicht hörte man ihrer angespannten Stimme auch an, dass es ein Thema war, das sie nicht unbedingt vertiefen wollte. „Und was meine Magie betrifft…“ Wie genau sollte sie das erklären? „Kennst du den Magier Dorian Irons? Er ist ein Freund der Gildenmeisterin und selbst hochrangiger Magier der Gilde Midas Hands. Er hat mir erklärt, dass ich… nunja, mir scheinbar mit meiner Magie die Fähigkeiten von Gottheiten ausborgen kann. Dazu zählt unter anderem die Fähigkeit, zu fliegen.“ Na? Wie Arkos das wohl finden würde? Zugegeben: Esmée selbst hatte ein bisschen gebraucht, um das zu verdauen, denn es klang wirklich ziemlich abgefahren. Dennoch ging es der jungen Frau deutlich besser, seit sie einzuordnen wusste, was diese magischen Verwandlungen eigentlich bedeuteten, die immer wieder unkontrolliert über sie gekommen waren. Oh und nebenbei angemerkt: Es roch wirklich verführerisch gut. Ob das Essen bald fertig war?
Arkos antwortete nicht noch einmal auf die rhetorische Frage von Esmée, ob sie Proviant mitbekommen hatten. Die auf dem Tisch ausgebreiteten Zutaten sollten dafür sprechen: Er selbst hatt diese nicht mitgenommen. Jedenfalls nicht aus Maldina. Sein Blick huschte erst zu der Dunkelhaarigen hinüber, als sie anzweifelte, dass er kochen konnte. Frechheit. Naja, nur so halb: Arkos war jetzt nicht unbedingt als der beste Koch in ganz Maldina bekannt. Es gab aber etwas, was dafür sprach, dass der Rotschopf doch ein wenig mehr in diese Richtung vorweisen konnte, als man denken würde.
"Ich weiß in etwa, was ich mache", bestätigte er ein ein wenig mundfaul und begann, sich den entsprechenden Raum zu nehmen, den er brauchte. Die Hütte war immer noch kalt, aber seine Finger und Gliedmaßen funktionierten gut genug um die Paprika in Streifen zu schneiden und sich dem Rest der Zutaten zu widmen. Die Wärme des Ofens schaffte es nur sehr langsam, die beißende Kälte zu vertreiben, aber zumindest sah man nicht mehr (immer) seinen eigenen Atem beim atmen. "Mein Ziehvater ist ein Reptilia. Einige der Ernährungsgewohnheiten, die Reptilia haben, sind für Menschen schwer... nun..." Er wedelte leicht mit der Hand. "Ich musste lernen, mir auch selbst etwas zubereiten zu können. Wir sind nicht eben reich, täglich auswärts zu essen wäre keine Option." Obwohl sich die Einnahmen in letzter Zeit durchaus positiv entwickelten. Seitdem Arkos übernommen hatte und den Großteil der Arbeit erledigte - und sich mit der Gilde auch noch ein paar Handelspartner ergeben hatten - kam das Geld nicht nur ein wenig öfter, sondern vor allen Dingen sehr regelmäßig rein. Das half dabei, planungssicher zu sein.
"Hätte ich nie erwartet", erwiderte er allerdings noch ein wenig trocken, aber es wirkte nicht unbedingt angreifend. Es wirkte eher so, als wäre er auf seine Tätigkeit konzentriert, während er eine Zwiebel anschnitt. Kurz darauf sah er ein wenig nachdenklich zu Esmée, und eine Träne schimmerte darin. "Ich dachte, ich hätte dir bei unserem Essen erzählt." Man hätte meinen können, er wäre so angegriffen, dass er weinen musste, aber nein - es war nur die Zwiebel, die ihm die Tränen in die Augen trieb. "Ja, hat er. Eine Stangenwaffe mit dem Bosco-Emblem." Es sprach allerdings Bände, dass sie das nicht wusste - es hieß nämlich auch, dass Erial ihr nicht davon erzählt hatte. Seltsam. "Hm", brummte er also ein wenig unsicher darüber, was diese Information heißen sollte. Oft auf Quests? Und dabei seine Tätigkeit als Aufpasser vernachlässigen? Das kam ihm doch ein wenig seltsam vor... allerdings konnte man nicht behaupten, dass er aus Esmées Stimme irgendetwas heraushörte. Es war nur ein Gefühl, was ihn vermuten ließ, dass es da mehr gab.
"Nein, keinen Schimmer", erwiderte er nur kurz, ließ sie dann aber erzählen. Midas Hands? War nicht dieser Alte - Arkos hatte seinen Namen vergessen, aber er war sich sicher, dass es mit Y anfing - Teil dieser Gruppierung gewesen? Nun, sei es drum. Esmée konnte sich also die Fähigkeiten von Gottheiten ausborgen. Er nickte. Klang nach typischem Magie-Unsinn, denn... Moment, Gottheiten? "Hä?", machte er und drehte seinen Kopf. "Was soll das heißen, Gottheiten?" Er konnte sich absolut nichts darunter vorstellen. "Ich habe ja sowieso wenig Ahnung, was diese ganzen Magiezweige angeht, aber das klingt schon recht... speziell." Das Bedürfnis sich am Kopf zu kratzen musste warten, denn er hatte gerade ein Messer in der Hand - und ziemlich feuchte Finger, wegen der Zutaten. Erst einmal stellte er die Pfanne auf den Ofen, ein wenig Öl folgte und kurz darauf das Fleisch und die Zwiebeln. Nach und nach würde jetzt eine Zutat nach der nächsten folgen und die Hütte mit einem Duft erfüllen, der - zumindest für sehr hungrige Mägen - ziemlich gut riechen konnte. Der Rotschopf schien zwar konzentriert, aber nicht vollkommen abwesend, während er das Essen recht akribisch zubereitete. Trotzdem: Es wirkte nicht so, als hätte er darin unendlich viel Übung. Aber er tat es mit der gleichen konzentrierten Aufmerksamkeit, die er auch beim Schmieden an den Tag legte. Insofern würde es zumindest nicht anbrennen. "Wachsen dir dann Flügel oder wie kann ich mir das vorstellen?" Er warf ihr kurz einen Blick zu und versuchte, den ihren zu deuten. So richtig schlau wurde er aber nicht daraus. "Ich kann nur Feuermagie anwenden. Nützlich, aber..." Den Rest schwieg Arkos aus. Er kam an Esmée als Magier vermutlich nicht heran.
Nachdem der Pfanneninhalt mit ordentlich Gewürzen und Wasser abgelöscht worden war, entspannte sich der Schmied ein wenig und ließ sich auf einem der Bänke nieder. "Und das ist dir... einfach irgendwie aufgefallen, dass du das kannst?" Er wirkte ein wenig verdutzt. Schien doch ein wenig weit hergeholt, oder etwa nicht? "Ist deine andere Magie nicht auch irgendwie speziell?" Offensichtlich hatte er keinen echten Schimmer. Bislang war es ihm egal gewesen. "Auch wenn ich schätze, dass ich die Antwort kenne, aber... du hast nicht zufällig auch noch gelernt, wie man eine Waffe führt?" Das Brutzeln in der Pfanne wurde langsam leiser. Es würde jetzt vielleicht noch ein paar Minuten ziehen, aber Arkos sah den gierigen Blick seiner Reisepartnerin. "Wir warten noch ein wenig, bis es ganz durch ist", entschied der (aktuell zuständige) Koch.
Man konnte festhalten: Arkos kannte Dorian Irons nicht. So wirklich verwundert war Esmée darüber nicht. Der Aurelius hatte nie den Anschein erweckt, sich in besonderem Maße für Magier oder die magische Welt im Allgemeinen zu interessieren, hatte diese Dinge eher am Rande mitbekommen, weil es mit der Tätigkeit als Gildenmitglied unausweichlich war. Am Ende war Arkos aber vor allem eines: ein Schmied. Er war in eine Gilde eingetreten, weil es ihm nützlich für seine eigentliche Leidenschaft erschien, er hatte neue Kontakte knüpfen und Aufträge für sich und seinen Ziehvater generieren wollen. Das tiefergehende Wissen um Magie hatte ihn hingegen nie gereizt. Mit einem leicht belustigten Lächeln beobachtete die junge Frau, wie der Rothaarige die Stirn in tiefe Falten legte, als ihm mit merklicher Verzögerung klar wurde, was die Prinzessin soeben erzählt hatte. Ja, sie konnte fliegen und die Fähigkeiten von Göttern nutzen. Die Unwissenheit, die der Aurelius an den Tag legte, war fast schon süß! Welch Ironie, dass es ausgerechnet ein Halbgott war, der über diese im Vergleich simplen Dinge verwundert war. Als Arkos das frische Gemüse in die heiße Pfanne warf, erfüllte ein lautes, scharfes Zischen den Raum. Der intensive Duft der Gewürze, die in der Hütte zur Verfügung standen, verbreitete sich rasch und nahm das kleine Zimmer für sich ein. Esmée beobachtete den Kollegen dabei, wie er mit sicherer Hand kochte und als er schließlich den Deckel auf die Pfanne legte und das Brutzeln verstummte, nahm sie den Faden des Gesprächs wieder auf: „Hm. So ähnlich war es.“ Sie erinnerte sich zurück an ihre gemeinsame Quest mit Flux: Damals hatte die Magie sich das erste Mal manifestiert. Es war ein ziemlich dunkler Moment gewesen, als das brennende Holzgestell über der Prinzessin einbrach und drohte, sie unter sich zu begraben. Unfähig hatte die de Bosco auf dem Boden gekauert, weil Erinnerungen aus der Vergangenheit sie gelähmt hatten und war nur knapp schweren bis tödlichen Verletzungen entgangen. Heute glaubte Esmée zu verstehen, dass die Göttin Dali ihr in jenem Moment unverhofft beigestanden hatte. Es war die Göttin selbst gewesen, die Esmée einen Funken göttlicher Magie übertragen hatte, genau in dem Augenblick, als die Schwarzhaarige ihn am dringendsten gebraucht hatte. So oder so: Daraus war schlussendlich die Fähigkeit entstanden, allgemein die Magie von Gottheiten nutzen zu können. Erst die Erklärungen von Darion hatten das Ganze für Esmée greifbarer gemacht, sie zu der Magierin heranwachsen lassen, die sie heute war. Arkos unterbrach ihre Gedanken mit einer unerwarteten Frage: Waffenbeherrschung? Verwirrt hob Esmée den Kopf und begegnete dem Blick des Rothaarigen mit ihren hellblauen Augen. „Was? Nein, wie kommst du darauf?“ Zu diesem Zeitpunkt wusste sie tatsächlich noch nicht, dass einige der Gottheiten ihr auch den Umgang mit Waffen ermöglichen würden. Dazu war es bis dato noch nicht gekommen.
Das Abendessen verlief unauffällig. Als das Essen fertig war, vertilgten die beiden Satyrs Magier die warme Mahlzeit mit großem Appetit. Esmée musste anerkennen, dass Arkos ein überraschend guter Koch war – etwas, das sie ihm gar nicht zugetraut hätte. Sie aßen bis auf den letzten Rest und räumten anschließend auf. Die Dunkelheit hatte den Tag bereits lange abgelöst und die späte Stunde drängte beide Magier schließlich zur Vernunft. Trotz der entspannten Atmosphäre waren sie hier, um eine wichtige Quest zu erfüllen – eine Tatsache, die man schnell vergaß. Sie sollten versuchen, ausreichend Schlaf zu finden, um gut vorbereitet zu sein. Mit einem leichten Seufzen drehte die Prinzessin sich schließlich zu Arkos. „Also? Wo willst du schlafen?“, fragte sie in seine Richtung.
Esmée war nicht furchtbar gesprächig, weder während dem essen noch danach – allerdings war das Arkos grundsätzlich ganz recht. Während er zwar auf einige seiner Fragen und Anmerkungen nicht mehr sonderlich viele Antworten bekam, so war es doch eine zumindest vernünftige, konstruktive Atmosphäre. Zumindest nahm er das einfach mal so wahr, ohne, dass er dafür tatsächliche Belege gehabt hätte. Tatsächlich fiel es ihm immer noch recht schwer, Esmées Launen korrekt einzuschätzen, auch wenn er schon ein, zweimal richtig gelegen hatte. Es würde wohl noch eine Weile dauern, bis sie sich von dem Laster ihrer ersten Begegnungen befreien würden können. Nicht, dass der Rotschopf das Gefühl hatte, dass das nichts werden könne – es war nur so, dass es Zeit brauchte. Zeit, die sie auf dieser Quest so natürlich nicht hatten. Einigermaßen still säuberte Arkos mit ein wenig geschmolzenem Schnee die Teller und das Besteck und ließ es zum Trocknen schließlich auf einer kleinen Anrichte stehen. Es musste wohl so gehen. Bei diesen Temperaturen und unter den Umständen glaubte der Schmied nicht, dass sich jemand darüber beschweren würde.
Allerdings stand wohl noch eine Frage aus, die Arkos allerdings erstaunlicherweise ganz gut beantworten konnte. „Ich werde mich irgendwie gegen den Schrank lehnen und die Wärme des Ofens ein wenig genießen“, antwortete er ohne mit der Wimper zu zucken. Das bedeutete zwar, dass er im Sitzen schlafen musste, aber gleichzeitig war ihm die Vorstellung, weiter weg vom Ofen zu schlafen als notwendig ein Graus. „Du hast also freie Platzwahl auf den Bänken“, ergänzte er nachdenklich und hob die Schultern leicht an. „Ich vermute, viel besser wird’s nicht mehr.“ Wirklich Recht behalten sollte er nicht, jedenfalls nicht auf die gesamte Quest gesehen. „Gute Nacht“, wünschte er schließlich, als sie sich mit den wenigen Kissen und Decken, die sie hier noch gefunden hatten, angemessen eingedeckt hatten. Der Rotschopf fühlte sich ein wenig seltsam dabei, Esmée eine ‚Gute Nacht‘ zu wünschen, wo er sich selbst nicht einmal sonderlich wohl fühlte – und die junge Frau sicher noch weniger.
Der nächste Tag find ein wenig so an wie der letzte aufgehört hatte – mit recht wenig Worten und mehr Taten. Arkos und Esmée wechselten nur einige Worte, während sie ihre Siebensachen zusammenpackten und die Hütte schließlich in etwa so zurückließen, wie sie sie vorgefunden hatten. Warum Esmée stiller wurde, wusste Arkos nicht. Er selbst hingegen war sich ganz sicher, wieso er stiller wurde. Die Kälte nagte an ihm. Und dass sie vor der Hütte einige große Tierspuren fanden, machte seine Laune nicht eben besser.
Die Stille wurde mit der Zeit noch intensiver. Der Schnee, der sanft vom Himmel rieselte, schluckte die meisten Geräusche problemlos und selbst die paar wenigen Informationen, die die beiden anwesenden Magier austauschten, verschluckte die Umwelt einfach. Entweder sie kamen nicht an oder man vergaß sie einfach: Es gab irgendwann nur noch Fuß vor Fuß. Dabei war es nicht einmal eine hässliche Szenerie – selbst im Zwielicht der Wolken glitzerte der Schnee fröhlich vor sich hin, während leichte Windböen manchmal ein wenig pudrige Schneewatte vor sich hertrug. Die Tannen wiegten sich nur leicht und verloren so hier und da ein wenig ihrer Haube, aber waren trotzdem weiß genug. Arkos fragte sich, ob die Heimat von Esmée oft genau so aussah. Wenn ja, nun, dann wusste er was nicht sonderlich weit oben auf seiner Reise-Liste stand. Ihm froren nämlich nach und nach alle Gliedmaßen ab.
Am Ende des Tages standen sie endlich vor der versprochenen Berghütte. Es wurde bereits wieder dunkel, aber immerhin war das hier eine richtige Hütte. Nicht so rudimentär wie die Hütte der ersten Nacht. Arkos gerötete Wangen entspannten sich ein wenig. Er wirkte nahezu erleichtert. „I-ich hatte geho-hofft, dass unsere Operationsbasis eher so aussieht“, gab er zu, stieß die Tür auf und zog Esmée und all ihre Sachen hinein. Der steinernde Eingangsbereich strahlte einen rustikalen Charme aus, war aber ideal geeignet dafür, sich Schnee und Dreck von den Schuhen zu klopfen und einen Blick in den Hauptraum zu werfen, der vor allen Dingen von einem großen, gemauerten Kamin dominiert wurde. Arkos zitterte immer noch am ganzen Körper und der Tropfen an seiner Nase zeugte von seiner schlechten Immunität gegenüber dem Wetter. Bevor er irgendetwas anderes tat, hockte er sich auf die zwei Stufen, die den Eingangsbereich mit dem Hauptraum verbunden, und beschwor eine kleine Flamme heraus, um die er sich förmlich wickelte. „S-sag mal, was macht ihr in Bosco, im dieser Kälte zu entkommen?“, fragte er leise und versuchte damit wohl, von sich abzulenken. Er schniefte. „Ich hasse Kälte“, sagte er in einem etwas uncharakteristischem Anflug von Frustration. „Alles wird nass, man friert, alle Kraft wird aus dem Körper gesaugt.“ Immerhin hatte er mit einer Sache Recht gehabt: Strom gab’s hier keinen. Trotzdem konnte man wohl sagen, dass etwas mehr Ausrüstung auch nicht schlecht gewesen wäre. „Ich sch-schätze, die Beeren wachsen hier direkt in der Umgebung. Das sollte wohl einfach sein. Aber wie wir diesen Bären aufspüren wollen…“
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