Ortsname: Die gruselige Hütte Art: Gebäude Spezielles: Wohnort von Eohl Yihwa Beschreibung: Nahe des Gildenhauses von Royal Crusade, zwischen den Häusern Crystalline Towns und den Ruinen, die die Stadt umgeben, findet sich eine kleine Lichtung, umgeben von Tannenbäumen und meist in Schnee gehüllt. Am Rand der Lichtung steht eine alte Jagdhütte, die dank Wind und Wetter sehr mitgenommen aussieht, aber immer noch gute Dämmung gegen die Kälte bietet. Das Schloss an der Tür funktioniert nicht mehr, aber das ist kein Problem; im Inneren des kleinen Gebäudes gibt es nicht viel zu stehlen, abgesehen von einem spärlichen Lebensmittelvorrat, einem warmen, kuscheligen Bett mit einladendem Duft und einem Globus. Einige Stadtbewohner geben an, nachts das gruselige Gelächter einer Frau in dieser Gegend zu hören, doch die meisten Menschen halten sich von diesem Ort einfach fern.
Change Log: Wo einst nur eine alte Matratze auf dem Boden lag, steht nun ein simples, aber sehr kuscheliges und einladendes Bett, ein Geschenk von Thana. Durch eine Grundrenovierung des Gebäudes ist aus der verfallenen Jagdhütte ein hübsches, bewohnbares Häuschen mit Möbeln geworden, in dessen Keller sich sogar ein Bad befindet. Eohl und Thana wohnen gemeinsam darin. Das Schloss wurde repariert.
Der Fluss der Zeit... brennt alle Hoffnung nieder... That odd woman... | Cracked Mirror, Awaken!
Zuletzt von Eohl am So 23 Okt 2022 - 1:59 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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Eohl The Sun's Shade
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Eohl war ziemlich glücklich mit dem Ergebnis ihres kurzen und eindeutigen Kampfes. Man konnte vielleicht sehen, dass sie aufgeregte Blicke in Richtung Thana warf, auf ein kleines Lob hoffend. Das Ergebnis war ein wenig schroffer als gehofft, und Eohls Lächeln schwand, ihre Mundwinkel sanken. Oh, jetzt war also kein guter Zeitpunkt? „Bist du sicher? Ich hab schon öfter für Leute gekocht, Thana. Ich bin nicht schlecht, glaube ich“, meinte sie, während sich ihr Daumen und ihr Zeigefinger um die orange Haarsträhne zwischen ihren Augen legten und ein wenig mit dieser spielten. Sie wollte der großen Dürremagierin doch imponieren, ihr zeigen, dass sie ihr Leben auch bereichern konnte! Es sollte ein gegenseitiges Geben sein, nicht nur die unendliche Güte, die die Yihwa von ihrer Freundin bisher erhalten hatte. „Ich meine... wir haben so ein Glück, dass ein gutes Essen einfach reinspaziert...“ Mit einem mulmigen Gefühl im Magen stoppte sie. Es gefiel ihr nicht, einer Auserwählten zu widersprechen. Wenn Thana sagte, sie wollte jetzt nicht essen, dann war das so. „... verstanden. Ich bringe die Einzelteile nach draußen.“ Das Gute daran, in so einer kalten Gegend zu leben, war, dass die Gliedmaßen, die sie eins nach dem anderen nach draußen trug und in den sich rötlich färbenden Schnee warf, nicht allzu schnell schlecht werden würden. Am großen Torso des Tieres schleppte sie sich ganz schön ab, aber mit Thanas – rein emotionaler, nicht physischer – Unterstützung schaffte sie es, ihn bis aus der Tür zu ziehen und draußen umzustoßen, sodass er zumindest nicht direkt im Weg lag.
„Oh ja, wir sollten hier ganz viel zusammen machen!“, stimmte Eohl Thana fröhlich zu, ehe sie realisierte, dass sie mit „Hier muss viel gemacht werden“ nicht ihre potentiellen freundschaftlichen Aktivitäten meinte. „Reno-... wie bitte?“ Der verständnislose, schräge Blick der Yihwa traf auf die Augen ihrer Freundin, zeigte deutlich, dass sie absolut keine Ahnung hatte, was sie meinte. Es war nicht so, dass ihr das Wort an sich fremd war, aber irgendetwas an der Aussage machte in ihrem Kopf einfach überhaupt keinen Sinn. „Du meinst... etwas verändern? Warum sollte ich das?“ Das strahlende Lächeln kehrte wieder zurück, als sie so langsam kapierte, wovon Thana sprach. Es musste sich um eine Art Missverständnis handeln! Niemals würde ein wundervoller Mensch wie die Mahaf einem Geschenk des Schicksals Schaden zufügen wollen. Etwas zerstören, das ihrer besten Freundin auf der ganzen weiten Welt so wichtig war. Nein, hier gehörten keine Veränderungen hin, und das würde Thana sicher auch niemals vorschlagen. Sie meinte etwas anderes, das einfach nur zu schlau war, als dass Eohl es verstehen könnte! „Ich meine, hier gibt es alles, was man wollen kann! Da drüben ist Essen“, meinte Eohl und deutete auf den kleinen Holzschrank, in dem ein paar trockene Laibe Brot und ein paar offene, halbleere Flaschen Wasser zu finden waren. „Und schlafen kann man hier auch gut.“ Ihr Blick glitt hinüber zu der dünnen Matratze, die ungeschützt und mit einer für dieses Wetter absolut nicht ausreichenden Decke direkt auf dem harten Boden lag. „Und guck... guck dir den hier an. Ist er nicht wundervoll?“ Ihre Augen leuchteten Auf, als sie sich mit ausgebreiteten Armen dem Globus in der Ecke zuwandte. Wenn eines ihrer drei Möbelstücke jemanden überzeugen konnte, dann ja wohl der. Er war makellos, eine große, hölzerne Weltkugel, die schockierend gut gemacht war und deren Holz edel wirkte, selbst wenn man es mit etwas anderem als dem langsam verkommenden Holz von Eohls Heim verglich. Liebevoll legte sie eine Hand daran, drehte ihn ein wenig, sodass man die sorgsam ausgefeilten Umrisse der Kontinente bestaunen konnte. Wirklich ein Meisterwerk der Handwerkskunst. „Der war einfach hier, als ich gekommen bin... Kannst du das glauben?“
# 4 Thana war nicht die emphatischste Frau, aber sie erkannte sofort das Sinken von Eohls Stimmung. Jene Frau war es, die sie ein bisschen dazu animierte, an ihrer Empathie zu arbeiten. Ein guter Moment für etwas Übung in diesem Punkt. „Kann ich mir gut vorstellen. Hab grade einfach keinen Hunger.“ Sie lächelte milde, nachdem sie diese Lüge aufgetischt hatte. War es überhaupt eine Lüge? Sie war wirklich nicht besonders hungrig. In erster Linie rührte ihre Ablehnung allerdings von dem Bild, welches sich ihr grade ergeben hatte und von der Tatsache, dass es um Bärenfleisch ging und sie sich unsicher war, ob das so lecker sein konnte. Im Prinzip war es also weniger eine Lüge als eine Halbwahrheit…? „Vielleicht später.“ Die Magierin spendete Trost in Form von aufschiebenden Worten. Auch wenn sie selbst nicht der Ansicht war, dass sie später mehr Lust auf Bärenragout hatte. Thanas Hilfestellung beim Abtransport des Kadavers bestand daraus, einen Schritt aus dem Weg zu gehen, um diesen frei zu machen, beziehungsweise um sich und die eigene Kleidung davor zu bewahren von der Seite angeblutet zu werden. Sie bemühte sich dabei, das milde Lächeln aufrecht zu erhalten, was auf Dauer ungewohnt anstrengend für die Gesichtsmuskulatur wurde. Thana verzog ihre Miene, als Eohl sie in ihre Renovierungsarbeiten mit einbinden wollte. Wobei, wollte sie das überhaupt? Das „zusammen machen“ wahr anscheinend gar nicht auf die Umbauarbeiten der Hütte bezogen. Darauf deutete jedenfalls ihre Unkenntnis des Wortes Renovieren hin. Überrascht schaute die Magierin ihre Freundin an. „Re-no-vie-ren.“, sprach sie so klar und deutlich wie möglich und fühlte sich dabei an das Zyaena erinnert. Warum Eohl etwas ändern sollte? Weil es absolut furchtbar aussah! Das Haus war eine einzige Bruchbude. Wie konnte man nur freiwillig einen Fuß in dieses modernde Ding setzen, welches den Namen „Haus“ gar nicht verdiente?! „Weil es hier schöner aussehen muss, wenn ich dich besuche.“ Thanas Blick folgte den Hinweisen auf Essen, Trinken, Schlafplatz und einen… Globus. „Ich glaube über die Beschreibung gut müssen wir noch mal reden.“ Als die Magierin dann voller Stolz ihren Globus präsentierte, fiel Thana natürlich auf, wie viel ihr an diesem Ding liegen musste. Warum auch immer. Wie sich herausstellte, schien sie nicht einmal ein besonderes Erlebnis mit ihm zu verbinden, außer, dass er schon da war, als sie kam. Klasse. Doch vielleicht tat sich ja genau dabei ein Weg auf. „Der ist… wirklich wunderschön!“, erklärte Thana zunächst zögerlich, dann aber mit zunehmender Überzeugung. „Ich finde aber, er kommt nicht so gut zur Geltung, verstehst du?“ Abermals schaute sie sich ausgiebig im Raum um. „Wir müssen das alles etwas anpassen, damit er mit seinem… dekorativen Wert… so richtig glänzen kann!“ Langsam spazierte die Dürremagierin etwas umher. „Zuerst muss das alles mal sauber gemacht werden. Dort gehört ein schöner Ledersessel hin. Davor ein Tisch, vielleicht ein Fell.“ Ein Licht ging ihr auf. „Ein Bärenfell! Nicht das von dem da, das hast du ja vollkommen durchlöchert und zerschnitten.“ Sie deutete mit dem Daumen über die Schulter, in Richtung Eingang. „Der Kamin macht sich super. Der muss nur mal ausgefegt und von den Spinnenweben befreit werden.“ So wie die gesamte Hütte. „Die Matratze muss weg. Da gehört ein richtiges Bett hin. Du weißt, was das ist, oder? So wie in meinem Zimmer oder in der Herberge.“ Ihr Hirn lief auch Hochtouren. Langsam bildete sich in ihrem Geiste ein Bild des Raumes, wie er mal aussehen könnte.
„Ehehe... ja, ich hab auch grad keinen Hunger“, stimmte Eohl zu, plötzlich wieder sichtlich zufrieden mit sich und der Welt. Thana hatte ihr geglaubt, dass sie eine gute Köchin war! Thana vertraute ihr! Wenn sie keinen Hunger hatte, dann war das eben so! Musste ja alles nicht jetzt sein. „Ich mache dir auf jeden Fall mal was zu Essen! Was richtig, richtig Gutes!“ Sie würde vermutlich so schnell nicht wieder das Glück haben, einen frischen Bären im eigenen Haus zu finden, aber es gab ja Alternativen. Beispielsweise Eier, vielleicht etwas Fisch, ein Salat. Oder Geflügel! Geflügel klang echt gut! Bis hierhin gingen die beiden also konform. Beide waren glücklich, beide waren sich einig. Dann kam das nächste Thema auf: Die Renovierung. Und hier spalteten sich die Meinungen sehr deutlich. Thana wollte, dass sich Dinge änderten, und Eohl... Eohl wollte das überhaupt nicht. Nicht einmal ein kleines Bisschen. „Es sieht toll aus!“, widersprach sie patzig und stampfte mit einem Stiefel auf eine knarrende Holzdiele auf. „Und wenn ich sage, man schläft hier gut, dann meine ich wundervoll!“ Das war vielleicht ein bisschen zu viel des Guten. Eohl schlief hier nicht unbedingt wundervoll. Das lag allerdings mehr an der Einsamkeit, die ihren inneren Stimmen Raum gab und sie meist in die Ecke drängte. Könnte sie ordentlich auf der Matratze schlafen, dann hätte sie bestimmt eine perfekte Nachtruhe! Immerhin, die Schönheit von Eohls Globus erkannte die Magierin an. „Ja, das ist er!“, nickte sie aufgeregt, erfreut, endlich wieder ihre Freundin auf ihrer Seite zu haben. Die erklärte dann, wie man den Globus mehr in den Mittelpunkt rücken sollte, und Eohl nickte, zeigte Interesse mit einem ruhigen „Mhm, mhm.“ Offenbar dachte Thana richtig darüber nach, was man mit der Inneneinrichtung alles anstellen konnte, ließ sich mitreißen von den Gedanken, die sie überkamen. Das war wohl kein Wunder. Ein Zimmer in der Gilde war sowohl von der Freiheit, als auch von der Geräumigkeit her etwas ganz Anderes als diese tatsächlich nicht unbedingt kleine Hütte, aus der man sicher einiges machen konnte, wen man ein wenig Mühe hinein steckte. „Ooh, das Bett aus Thanas Zimmer ist schon toll“, murmelte Eohl leicht aufgeregt, blickte auf die Matratze, während sie sich den Unterschied vor Augen führte. „Thanas Bett hätte ich gerne hier...“ Man konnte sehen, dass sie über die Worte der Mahaf nachdachte. Ihre Augen huschten hin und her und ihr Zeigefinger legte sich unsicher auf ihre Lippen. Dann, als ihr Gedankenprozess ein Ende erreicht hatte, nickte sie.
„Nein. Auf gar keinen Fall.“
Vehement und entschlossen blickte Eohl Thana in die Augen... und widersprach ihr. Das hatte sie noch nie gemacht – nicht nur gegenüber Thana, sondern gegenüber allen Auserwählten, die sie kannte. Nein gehörte in diesem Kontext einfach nicht zu ihrem Vokabular, und doch zog sie es nun hervor gegenüber der Person, die sie von Allen am Liebsten mochte. „Ich besitze nicht viel, Thana. Diese Rüstung gehört mir. Dieses Schwert gehört mir. Und diese Hütte gehört mir. Das ist Alles, was ich habe, Thana. Das ist, was mich ausmacht. Hier liegt mein Herz.“ Sie war ernst, ungewohnt ernst. Ihre Worte waren klar, entschlossen und eindeutig. Das Gefühl dahinter mochte ihrem Gegenüber fehlgeleitet vorkommen, doch das hier war nicht die wirre Eohl, die nichts verstand und deswegen sinnlose Sätze aneinander reihte. Diese Eohl wusste genau, was sie sagte. „Hier draußen lebt niemand außer mir. Das hier ist mein Heim, nur meines. Solange ich alleine bin, sollte es dann nicht so aussehen, wie ich es mir wünsche?“, fragte die Yihwa und schüttelte den Kopf. „Ich wünsche mir, dass die Gabe, die mir das Schicksal geschenkt hat, erhalten bleibt. Solange ich es bin, die hier lebt, und nicht jemand anders, wird sich daran nichts ändern. Und ich plane nicht, hier jemals auszuziehen.“
# 5 Das Thema mit dem Essen hatte sich also erledigt. Thana hatte sie davon überzeugen können, dass es grade wirklich nicht der Zeitpunkt war etwas zu kochen und ihre Freundin gab sich damit scheinbar zufrieden. Doch aufgeschoben war nicht aufgehoben, wie Eohl dann direkt deutlich machte. Es stellte sich ziemlich bald heraus, dass das Kochen des Bären nicht das schwierigste Thema an diesem Tage sein sollte. Die Lage würde sich noch zuspitzen. Thana staunte nicht schlecht, als ihre Freundin patzig mit ihrem Stiefel auf den Boden stapfte und klar machte, dass sie die Hütte toll fand wie sie war. In ihren Augen war das Ding eine Art Luxuszimmer. So stellte sie es jedenfalls da. Eine Sache, die nun wirklich nicht nachzuvollziehen war. Das „Bett“ war vollkommen verdreckt, bestimmt sogar mit Ungeziefer befallen. Der Raum hatte keine Beheizung, es war bestimmt bitterkalt, auch wenn Thana das aufgrund ihres persönlichen Heizzaubers schlecht sagen konnte und es moderte an allen Ecken und Kanten. Was um Himmels Willen war es wert, diese Bruchbude überhaupt instand zu halten? Nur dass Thana den Globus hervorhob erkannte ihre Freundin an. Super, die einzigen Worte, die von ihr nicht ernst gemeint waren. Für den Moment schien es jedenfalls so, als könne ihr Trick funktionieren. Der schäbige Globus als Instrument dafür, ihren Willen durchzusetzen und Eohl zu überlisten. Es kamen erstmal keine Widerworte mehr und die Spiegelmagierin wirkte so, als stelle sie sich tatsächlich vor, was ihre Gefährtin ihr da grade alles vorschlug. Thana baute Stück für Stück ein wenig Vorfreude auf den baldigen Triumph auf, der dann, wenige Augenblicke später kommen sollte. Eohl nickte und ein breites Grinsen legte sich auf Thanas Lippen. Bis es sich gleich darauf zerschlug, wie ein Steinwurf in einen Spiegel. „Nein?!“ Sie hatte sich verhört, oder? So sehr sie es sich auch wünschte. Aus einem Ja konnte man nur mit sehr viel Einbildung ein Nein verstehen. „Warum nicht?!“ Sie verstand die Welt nicht mehr. Nicht, dass sie das jemals getan hatte. Was war denn an diesem Tage mit ihr los? Seit wann brachte die Gerüstete so viel Gegenwehr auf? Eigentlich unterstützte Thana ja genau diesen Prozess, die Bildung einer eigenen Meinung und das Durchsetzen jener gegenüber anderen. Aber ausgerechnet jetzt diese extremen Fortschritte? Eohl machte deutlich, dass diese Hütte, wie sie war, zusammen mit allem was sie am Körper trug, das einzige war was sie überhaupt besaß. Thana nahm sich einen Moment, die Worte ihrer Freundin zu verarbeiten. Dafür und um sich selbst ein paar zurecht zu legen. Der Schock wich aus ihrem Gesicht. Er machte Platz für einen ernsten Ausdruck. „Wenn es das ist, was dich ausmacht, dann solltest du es genau aus diesem Grund renovieren. Wenn das hier ein Sinnbild für dein Leben ist, “ Sie breitete ihre Arme aus und drehte ihren Oberkörper ein wenig. „dann bekomm es in den Griff und mach etwas daraus. Wenn du es hier wirklich so schön findest und nichts verändern willst, was ich mir beim besten Willen wirklich nicht vorstellen kann, dann denk vielleicht drüber nach wie es andere hier finden. Willst du einsam bleiben? Du willst dich hier wohlfühlen, okay. Aber sollen sich nicht auch Gäste hier wohlfühlen, wenn du welche haben möchtest?“ Ihre Arme senkten sich wieder. „Ich sag dir ganz ehrlich, ich finde es hier zum kotzen, wie es grade ist. Ich verbringe gerne Zeit mit dir, aber wenn du das Haus hier so verkommen lassen willst, dann sollten wir uns lieber woanders treffen. Ich will dir diese schicksalhafte Gabe ja nicht abnehmen. Ich will, dass du es hier schön hast und ich will, dass du deine Ansprüche etwas hebst. Wasser und Brot als Mahlzeit, eine selbst ausgesuchte Knastzelle als Behausung… Das ist ja schäbig!“ Thana ballte ihre Hände zu Fäusten. Wie gerne sie diesen Haufen Holz abfackeln würde, denn nur dafür war er in diesem Zustand noch gut! Der Blick der Magierin fiel auf den Koffer. Vielleicht war es besser, sie brachte dieses Vieh nun in die Gilde und nahm dann ein heißes Bad, um wieder etwas herunter zu kommen.
„H-hä?“ Sie fand es... zum Kotzen? Die Aussage von Thana war direkt... Mehr als direkt. Selbst der beschädigte Kopf der Yihwa konnte nicht anders, als exakt zu verstehen, was ihre Freundin meinte, und man sah ihre Reaktion deutlich. Ihr Körper zuckte zusammen, lehnte sich furchtsam ein Stück von Thana weg, während sich ihre Hände defensiv vor ihren Torso hoben. Hätte Thana sie mit einem Dolch angegriffen, hätte sie Eohl nicht so viel Angst machen können. Ihre großen Augen, das Zittern, das durch sie fuhr, der offene Mund... Offensichtlich war Eohl überfordert und eingeschüchtert. „Aber... aber es ist doch... das bin ich...“, meinte sie wimmernd. Die Stärke und Entschlossenheit, die sie eben gezeigt hatte, war verschollen. „Das hier ist... was ich bin... wer ich bin...“ Ihre Aufregung und Sorge waren offensichtlich, ihr Körper und Geist näherten sich merklich einem ungesunden Zustand, einem Punkt, an dem sie auseinanderzubrechen drohte...
Und dann stoppte sie einfach.
Ihre Augen leerten sich zu einem matten, dunklen Rot, wirkten leer und abwesend, ehe sie sich schlossen. Das Zittern legte sich, dann kehrte ihr Körper langsam wieder in einen entspannten Ausgangszustand zurück. Ihre Arme senkten sich an ihren Seiten, ihre Haltung wurde gerade. Dann zeichnete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ab, und sie verschränkte die Arme hinter ihrem Rücken. „Ah, das ist schon in Ordnung.“ Mit einem zufriedenen, fast schon fröhlichen Lächeln sprach sie Thana an. Ihre Augen blieben geschlossen. „Es ist kein Wunder, dass mich niemand besuchen möchte. Ich bin nur Eohl. Niemand mag Eohl.“ Sie sagte das so sanft und sorglos, so selbstverständlich. Als wäre es vollkommen okay für sie. Als würde sie sich nicht sehnlich Kontakt zu anderen Menschen wünschen. „Wenn Thana mich hier nicht besuchen will, dann... dann...“ Sie stockte, kam nicht mehr weiter. Ein kurzes Zittern fuhr durch ihren Körper, dann atmete sie einmal tief durch. „Dann ist das okay. Das ist okay. Thana muss mich nicht mögen.“ Was war das für ein seltsames Gefühl? Da war etwas Warmes, etwas Feuchtes, das sich an ihrem Auge bildete und langsam ihre Wange herablief. Was konnte das sein? Am Besten gar nicht darüber nachdenken. „Dann treffen wir uns eben woanders und du... du... du kommst nicht... nicht wieder...“ Warum fiel ihr das Atmen auf einmal so schwer? Instinktiv hoben sich Eohls Hände, begannen, die Tränen von ihrem Gesicht zu wischen, während sie zu schniefen begann. „Warum... warum ist mir das so wichtig?“, meinte sie mit bebender Stimme, und ihre Augen öffneten sich wieder. Dunkel, aber nicht leer. Mit weit aufgerissenen Augen, verzweifeltem Blick sah sie hinab auf die feuchte Innenfläche ihrer Handschuhe. „W-warum...? Ich sollte froh sein... dass du überhaupt mit mir sprichst...“ Ihre Stimme war wenig mehr als ein Wispern, in der stillen Hütte aber deutlich zu hören. „Du solltest nicht mit mir sprechen... mich nicht einmal ansehen... ich bin ein Werkzeug, ein wert-... wertloses...“ Ihre Stimme brach ab. Was stimmte nicht mit ihr? Vor wenigen Minuten hatte sie doch noch etwas ganz Anderes gedacht, aber jetzt drängten sich all diese Gefühle wieder in den Vordergrund. Dass sie nichts wollen durfte. Dass sie keinen Wert hatte. Dass Thana nicht gut für sie war. Hilfesuchend blickte sie auf, sah ihrem Gegenüber in die Augen. „Th-Thana... irgendwas... stimmt nicht mit mir...“ Sie wimmerte, flehte. Sie brauchte etwas, auch wenn sie nicht wusste was. Nicht nur ihre Iris, auch der Rest ihres Auge war leicht gerötet und aufgequollen vor Tränen, während sie spürte, wie sich ein Riss durch eine ihrer Erinnerungen ziehen wollte. Etwas in ihr zerbrach... schon wieder. Sie hatte etwas gewollt oder gedacht, das sie nicht wollen oder denken sollte, und was auch immer da in ihrem Kopf steckte, es wollte sie davon abhalten. Die Mahaf konnte sehen, wie sich der Horror auf dem Gesicht der Yihwa ausbreitete. „Es ist okay! Renovieren wir! Ich tue alles, was du willst!“, flehte die Yihwa, streckte zögerlich ihre Hand nach ihrer Freundin aus. „Aber bitte... bitte... h-hilf mir...“
# 6 Thana war vollkommen unvorbereitet und wie von alleine in eine Rolle hineingerutscht, in der sie wahrscheinlich die einzige Person war, die versuchte Eohl aufzubauen und sie tatkräftig zu unterstützen. Sie hatte von ihr gefordert ihre Frau zu stehen und zu äußern, wenn sie etwas nicht wollte. Sie wollte Eohl einen eigenen Willen einimpfen, ihr ein Selbstbewusstsein geben und sie stark machen. Nun stand sie ihr gegenüber und bekam Widerworte, wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Es war aber nicht die Tatsache, dass Eohl ihr widersprach. Es war viel mehr der mangelnde Sinn hinter diesen, den Thana nicht fand. Das beides in Kombination ließ sie fuchsteufelswild werden. Sie wollte Eohl plötzlich nicht mehr schonen. Sie wollte sie nicht in die Richtung manipulieren, die sie für die Spiegelmagierin vorsah. Sie wollte ihr nun ganz offen, ehrlich und schonungslos ihre Meinung kundtun und das tat sie auch. Eohl war nach diesem Ausbruch der Gefühle sichtlich geschockt. Sie erschrak förmlich und ging sogar physisch ein wenig auf Abstand zu ihrer Freundin. Diese war aber noch nicht ganz fertig. „Das bist nicht du! Das ist ein Drecksloch, in das du dich selbst einsperrst, weil du meinst, dass dir nichts besseres zustehe.“, warf sie den Versuchen einer Rechtfertigung entgegen. Konträr zum Weglehnen ihrer Gefährtin, hatte Thana einen halben Schritt vor gemacht und sich etwas vor gebeugt, wenngleich sie sonst keine drohende Haltung einnahm. Plötzlich wandelte sich die Atmosphäre im Raum. Sie wurde kälter und das lag nicht an Thana. Ihre Freundin veränderte sich. Der Ausdruck von Angst und Sorge verschwand und sie mimte wieder den gefühlslosen Roboter. Thana biss auf ihre Lippe. Das war nicht die Form von Zustimmung, die sie sich erhofft hatte. Es war viel frustrierender sie so zu sehen. Das war nicht Eohl, wie sie sich sie wünschte. Doch was war das! Ein kurzes Zittern durchbrach den monotonen Auftritt der Magierin. Die kalte Fassade der jungen Frau begann zu bröckeln. Ihr Körper spiegelte nicht das wider, was sie grade auszudrücken versuchte. In ihr musste ein heftiges Chaos wüten. Thana beobachtete zunächst nur. Sie war überrascht von dieser Reaktion und wusste nicht so recht, was sie nun tun sollte. Eohl rannten Tränen über die Wangen. Sie selbst verstand nicht, was da vor sich ging. War dies ein verzweifelter Ausbruch ihrer selbst? War dies der Kampf ihrer Persönlichkeit gegen dieses Auftreten, welches eines gewaschenen Gehirns glich? Die Anspannung war mittlerweile vollkommen aus der Dürremagierin gewichen. Sie hatte ihre Arme baumeln lassen, ihre Hände bildeten keine Fäuste mehr. Sie wollte etwas tun, doch wusste sie nicht was. Konnte sie diesen Prozess unterstützen? Den Prozess der Charakterformung? Der verzweifelte Ausdruck Eohls verstärkte den Drang ihr zu helfen nur noch. Langsam machte sie einen Schritt nach dem anderen auf sie zu. Thana legte die Arme um ihre Freundin. Sie näherte sich ihr, bis ihre Silhouetten sich aneinanderlegten. Die Magierin platzierte ihre Hand auf dem Hinterkopf der Yihwa und drückte sie so und mit ihrem anderen Arm um ihre Hüfte gegen sich. „Ich helfe dir. Wir schaffen das.“, flüsterte sie in ihr Ohr. Sie war sich nicht sicher wie Eohl das meinte, doch sie selbst sprach nicht direkt vom Renovieren. Viel mehr ging es ihr um ihre Freundin selbst und die Probleme, die sie hatte. Welcher Natur diese auch immer zu sein vermochten. Thana intensivierte die Wärme, die sie durch ihren Zauber ausströhmte und hoffte so die Entwicklung eines Gefühls von Geborgenheit zu verstärken.
Es war nicht das erste Mal, dass Eohls Gedanken, Handlungen oder Worte von einem inneren Drang überkommen wurden, der sie zu Gehorsam, zu Stille und Ruhe drängte, der ihr Erinnerungen und Wünsche und Gefühle verwehrte. Es passierte sogar recht häufig. Es gab Dinge, die sie nicht tun sollte, und wenn sie zu nah herankam, dann wurde sie gestoppt. Von wem, von was, das war schwer zu sagen. Sie hinterfragte es auch nicht, tat sich schwer damit, an Momente wie diesen zurück zu denken. In ihr steckte einfach eine natürliche, grenzenlose Akzeptanz, die sie weder erklären, noch überdenken konnte. Das war normal. Das, was sie jetzt gerade fühlte, war nicht mehr normal. Es ging über alles hinaus, was sie normalerweise spürte. Es war nicht das Gefühl an sich, das sich geändert hatte. Der Drang, einfach alles zu akzeptieren und zu lächeln, war der Gleiche wie immer. Wenn es etwas gab, das hier und heute anders war... dann war es Eohl selbst. Ihr eigener Unwille, dem Gefühl Folge zu leisten. Eine ihrer Emotionen spiegelte sich... Der Wunsch, Thana hier zu haben, ihrer Freundin nahe zu sein. Ein klares Bild, deutlich zu erkennen, und eine Oberfläche, die sich weigerte zu zerspringen. An den Rändern bildeten sich leichte Risse, wollten auch diesen Spiegel zu einem Haufen winziger Scherben zersprengen, doch sie konnten nicht. Eohl spürte, wie sich die Arme der Mahaf um sie legten, spürte ihre Wärme und ihre Nähe, und die Erinnerung an das Gefühl wurde klarer.
„Ich will dich... bei mir haben“, wisperte die Yihwa, während sie die Umarmung erwiderte. „Ich mache, was du willst... aber lass mich nicht allein.“ Ihre Stimme war schwach, aber ihre Tränen begannen, zu versiegen. Ihr Herzschlag normalisierte sich und die Anspannung verließ ihren Körper, sodass sie sich etwas mehr auf Thana stütze, an ihren Körper anlehnte. „Du bist so warm... so wundervoll...“ Der Spiegel bring intakt. Er brach nicht. Die Schmerzen in ihrem Kopf legten sich, das Rauschen verschwand, aber der Spiegel blieb. Das Bild der fröhlichen Thana, die mit Eohl am Strand gelacht hatte... das blieb. Die Mahaf brachte so viel in das Leben der Yihwa, das diese nicht kannte, vergessen hatte im Zuge ihres Erwachens. Eine sanfte, faire Beziehung zueinander, Besitz, andere Klamotten, ein Selbstbild, Freundschaft, Spaß, Wärme und Nähe. Schwer atmend löste sich die Grünhaarige, stolperte ein paar Schritte zurück, ehe sie sich auf die Matratze an der Seite des Zimmers fallen ließ, ihr Hintern auf dem weichen Stoff, während ihr Rücken an die Wand lehnte.
„... Ich weiß gar nicht, wie man renoviert.“
Ein ruhiger Gedanke, zögerlich und ziellos. Sie blickte auf an die Decke, die so halbherzig aussah wie der Rest der Hütte. „Und ich weiß nicht, was für Möbel gut sind... oder gut aussehen... oder wo ich sie her bekomme... Ich habe nur meinen Globus...“ Ihre Hand strich über die Matratze unter ihr, und sie blickte nachdenklich darauf hinab. „Du hast gesagt, ein neues Bett brauche ich auch, richtig...?“ Langsam hoben sich ihre Augen wieder, sahen die Mahaf an. Ein nervöses Lächeln und eine sanfte Röte zeigten sich auf ihrem Gesicht, während ihre Fingerspitzen vor ihrer Brust unsicher aneinander tippten. „Denkst du, ich kann dein Bett haben...? Ich mag Thanas Bett sehr...“
# 7 Es war eine Achterbahn der Gefühle. Die Spiegelmagierin wollte ihr unbedingt ihr Zuhause zeigen, was ja an sich ganz süß war. Als sie an der Hütte ankamen traf Thana fast der Blitz. Die Behausung war der letzte Dreck. Mit der Absicht ihr zu helfen, wollte sie Eohl dazu drängen mal richtig Hand anzulegen und die Hütte zu renovieren, nur um dann auf unerwartete Gegenwehr zu stoßen. Das wiederum brachte die Dürremagierin richtig in Rage und sie geigte ihrer Freundin mal so richtig ihre Meinung. Schließlich stand Eohl wie ein verängstigtes Kind da und brach in Tränen aus. Sie wirkte hilflos und verlassen… War Thana zu weit gegangen? Sie konnte ihr, nein, sie tat ihr richtig leid. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in ihr breit. Sie war unzufrieden mit sich. Wo kam das her? Dass die Magierin auf ihre Freundin zuging, um sie in ihre Arme zu schließen, sollte nicht nur der Spiegelmagierin helfen. Es war auch dazu angedacht, den eigenen Schmerz zu lindern, wenn auch eher unterbewusst. Dass Eohl die Geste annahm und sogar erwiderte, tat gut. Sie hatte sie mit ihrer Art also nicht verstoßen. „Ich bin da. Ich bleibe für dich da.“, versicherte Thana in ähnlich leisem Ton, wie die Yihwa grade gesprochen hatte. Dass sie dabei die Wärme angesprochen hatte, die von ihr ausging, irritierte die Magierin dabei ein wenig. Eohl konnte im Badeanzug durch den bitterkalten Schnee des Nordens spazieren und dennoch erfreute sie sich grade ihrer Wärme? Es war die Wirre, die sich aus der Umarmung löste, um ein paar Schritte rückwärts zu stolpern und sich dann auf ihrer Matratze niederzulassen. Thanas Blick folgte ihr dabei. Eohl erklärte, dass sie keinerlei Ahnung davon hatte, wie man renovierte und dass sie ebenso wenig wusste, wie sie die Hütte einrichten sollte. Schließlich stellte sie eine an sich sehr verwunderliche, für die Magierin aber vielleicht gar nicht so ungewöhnliche Frage. Sie wollte Thanas Bett haben. Die Mahaf stutzte kurz, ehe sich ein Lächeln auf ihre Lippen legte. „Öhm, klar. Wenn du willst.“ Eleganten Schrittes stolzierte sie vorwärts, um sich dann neben ihrer Freundin niederzulassen und sich auch an die Wand zu lehnen. „Ist wirklich nicht das Beste, aber wenn du magst, kannst du es haben.“ Sie legte ihre warme Hand auf den Oberschenkel ihrer Freundin. „Das mit dem Renovieren bekommen wir schon hin. Erstmal muss eh nur sauber gemacht werden und mit dem Aussuchen der Möbel helfe ich dir.“ Ihr Blick wanderte von ihrer Hand auf Eohls Bein, hin zu ihrem Gesicht. „Aber nur der Globus bleibt, okay?“ Thanas Augenpaar wanderte weiter, hin zur gegenüberliegenden Wand. Einen Moment lang wurde sie ruhig und nachdenklich. „Vielleicht schaffen wir ein paar Handwerker aus der Stadt her?“ Sie kam zu dem Entschluss, dass sie definitiv kein handwerkliches Geschick hatte und so eine Renovierung war doch auch viel zu anstrengend! Thana konnte kommandieren und anweisen, aber Pinsel schwingen und Dachdecken? Um Himmelswillen!
Thana war für sie da. Thana blieb für sie da. Diese Worte bedeuteten Eohl deutlich mehr als alles andere, was sie je gehört hatte – soweit sie sich erinnern konnte zumindest. Es gab Vieles, das sie verloren hatte. Vieles, von dem sie Nichts oder kaum Etwas wusste. Viele Dinge, die ihr vielleicht einmal wichtig gewesen waren, aber all das existierte nicht mehr. Für die Eohl des Hier und Jetzt gab es nur die Zukunft, ihr Schicksal. Konzepte, die nicht greifbar waren, und die, war man ehrlich, mit der Eohl des Jetzt keine Verbindung hatten. Die Zukunft gehörte einer anderen Eohl. Die Eohl des Jetzt hatte Nichts. Vielleicht ihre Rüstung, vielleicht ihre Hütte, vielleicht ihr Schwert, aber eigentlich Nichts. Außer Thana.
Die Eohl des Jetzt hatte Thana.
„Du machst mich so glücklich...“
Ein letztes Wispern, bevor sie überlegen musste, wie es weitergehen sollte. Wenn die Eohl des Jetzt Nichts hatte außer Thana, dann war es kein Problem, die Hütte zu verändern. Das machte Sinn, richtig? Dann musste sie wohl überlegen, ob es etwas gab, das sie selbst wollte... und tatsächlich, eine Sache fiel ihr ein. „Ooh, ich kann es haben? Danke, danke!“, rief sie aufgeregt, als Thana ihr altes Bett abzugeben bereit war. „Ich hab überlegt, ob ich es kopieren kann, aber dann hält es nicht lange und ist nicht so weich...“, meinte sie nachdenklich und senkte den Kopf. Ihre Worte wurden etwas leiser. „Außerdem kann ich den Geruch nicht kopieren... das funktioniert nicht.“ Sie grinste, blickte wieder auf. „Wenn ich das Original haben kann ist das super! Danke dir!“ Dankbar rieb Eohl ihre Wange an die Hand, die Thana an ihr Gesicht gelegt hatte, und blickte ihr in die Augen. „Nur der Globus bleibt“, nickte sie. Viel mehr blieb ja auch nicht übrig. Eine Matratze und ein kaputter Schrank... davon konnte sie sich wohl trennen, wenn es denn sein musste. Ihr neues Bett war auf jeden Fall ein Upgrade, auch wenn sie beim gleichen Modell von einem anderen Vorbesitzer oder als Neukauf vielleicht anderer Meinung gewesen wäre, und bei dem Schrank würde sie einfach auf Thanas Überzeugung vertrauen. Dieses Vertrauen hatte sich die Mahaf verdient. „Hm, ich kenne keine Handwerker... aber wenn wir ein paar finden, überzeuge ich sie schon davon, uns zu helfen! Ich bin gut im Überzeugen, hehe!“ Mit einem stolzen, verschmitzten Lächeln nickte sie, auch wenn sie selbst vermutlich überhaupt keine Hilfe beim Bauen wäre. Aber diese Probleme würden sie schon irgendwie überkommen. Wichtig war, dass Eohl und Thana etwas hatten, das sie zusammen machen konnten.„Ooh, das wird ganz toll! Ich freu mich schon!“
Dankbar legten sich die Arme der Yihwa um die Taille ihrer Freundin, sodass sich ihre Körper aneinander schmiegen konnten. Die Schwarzhaarige hatte ihr mehr körperliche Nähe gezeigt; eine Einladung, die sie gerne anzunehmen bereit war. Es gibt Eohl schon lange so. Sie hatte so viel Zeit damit verbracht, ihre eigene Einsamkeit zu fürchten, dass sie physischen Kontakt brauchte, um sich sicher zu fühlen. Den meisten ihrer Gildenkollegen war es unangenehm, von ihr berührt zu werden, ihre beste Gelegenheit war es normalerweise, getreten, gekniffen oder weggezerrt zu werden. Die sanften Berührungen und die liebliche Wärme Thanas war ein ganz anderes Kaliber. Zufrieden schmiegte sich die Yihwa an den weichen Oberkörper ihrer Freundin und drückte sie heraus aus ihrer sitzenden Position, sodass sie Seite an Seite auf der Matratze lagen. Abstand brauchte und wollte sie nicht, genoss einfach die ruhige Nähe zwischen ihnen. „Wir machen ein Haus, das Thana ganz doll gefällt“, murmelte sie schläfrig, mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen. „Damit du immer, immer bei mir sein willst...“
# 8 Dass Thana ihre Freundin so glücklich machte, stimmte sie selbst nur unterschwellig glücklich. Es war ein Gefühl, welches sie erst lernen musste einzuordnen. Allgemein war es ungewohnt für sie, etwas für andere zu tun. Eohl war für sie so etwas, wie ein Haustier für ein Kind. Das Kind lernte Verantwortung zu übernehmen und sich um ein Lebewesen zu kümmern. Und was lernte die Magierin? Das galt es für sie herauszufinden. Dafür musste Thana in sich hinein horchen.
Für Thana war es keine große Sache ihr Bett an Eohl abzutreten. Das war ein geringer Preis dafür, die ganze Diskussion rund um die Renovierung ein für alle mal abzuschließen. Es war nur etwas Holz und eine Matratze. Das ließ sich ersetzen und wenn es ihr wirklich so viel bedeutete, hatte sie obendrein noch eine gute Tat getan, richtig? Die Spiegelmagierin erklärte dann, dass dieses Objekt mehr als nur auf optische Art Wert für sie hatte. Sie verband damit Thana, ihren Geruch und vermutlich auch ihre Wärme. Es war für sie schwer zu fassen, was für einen Stellenwert sie für ihre Gefährtin haben musste. Was die Renovierung anging, so brauchten die beiden Damen sicher tatkräftige Unterstützung. Zwar war Eohl eine Frau, die es sicher nicht scheute, anzupacken und harte Arbeit zu verrichten, Thana dafür aber umso mehr. Sie war was das anging eher der Kopf der Sache. Anleiten und Anweisungen geben würde sie hinbekommen, Werkzeug in die Hand nehmen hingegen schloss sie von vorn herein aus. Daher der Gedanke den Auftrag dafür an Handwerker zu geben. Eohl kommentierte das damit, dass sie keine kenne, was Thana nachdenklich ihre Lippen spitzen ließ. "Persönlich kenne ich auch keine. Aber in jeder Stadt laufen welche herum. Sicher auch in Crystalline." Sie zuckte mit den Schultern und war sich sicher, dass sie Recht hatte, auch wenn sie ihre These nicht belegen konnte. "Ich auch, ich auch." Auch Thana freute sich auf die Umbauarbeiten. Dieser Ort war kein schöner, so wie er war. Wenn sie wirklich häufiger vorbeischauen sollte, dann musste sich so einiges ändern! Und das würde auch geschehen.
Gegen die körperliche Haltungskorrektur Eohls wehrte die Mahaf sich nicht. Im Gegenteil, sie folgte dem sanften Druck und fand sich kurz darauf liegend auf der Matratze wieder. "Wenn der Weg nur nicht so anstrengend wäre. Meinst du wir sollten noch einen Pfad durch den Wald pflastern lassen?" Eine eher rhetorisch gedachte, da scherzhaft gestellte Frage. Eine Weile verweilte die Magierin noch so, ehe sie sich schließlich vorsichtig von ihrer Freundin löste und sich in eine aufrechte Haltung brachte. "Ich werde mal das Zyaena wegbringen. Führst du mich aus dem Wald raus?" Thana hatte überlegt zu fragen, ob sie noch mitkommen wollte, aber aus welchem Grund sollte Eohl zur Gilde laufen, nur um dann wieder umzukehren und den gesamten Weg wieder zurück zu marschieren?
Auch wenn die Bäume und Sträucher alle ziemlich gleich aussahen und sämtliche Spuren, denen man hätte folgen können, bereits unter dem stetig fallenden Schnee verborgen und vernichtet worden waren, bewegte sich Eohl mit einer ruhigen Sicherheit durch den dichten Nadelwald, ihre Begleiterin immer dicht bei sich haltend. „Es ist wirklich schön, dich bei mir zu haben, Gin“, meinte sie mit ruhiger Stimme, ohne auch nur nach vorne zu sehen. Stattdessen sanken ihre Augen hinab zu den Lippen der Vampirin. „Ich bin noch nicht fertig mit deinen süßen Zähnchen... und du hast noch so viele Seiten an dir, die ich sehen will...“ Ein leises Kichern entkam ihr, während sie weiterhin zielsicher und entschlossen durch den Schnee schritt, als würde eine unsichtbare Macht sie an den Ort führen, den sie suchte. Viele andere Wege, sich hier zu orientieren, schien es nicht zu geben.
Dennoch kamen die beiden Frauen an. Die Bäume teilten sich und offenbarten eine Lichtung, eine freie Ebene in wunderschönem Weiß, gefüllt mit nicht mehr als ein paar Sträuchern und einer alten Jagdhütte. Mit Gin an ihrer Hand trat Eohl hervor und blieb stehen, um einen Blick darauf zu werfen. „Da sind wir...“, meinte sie verträumt, sah sich kurz ihr Heim an, ehe ihre Augen wieder zu Gin hinüber wanderten, um deren Reaktion zu beobachten. Zögerlich löste sie ihre Hand, ließ die Finger der Untoten los, um ihre wieder zurück zu ziehen, auch wenn sie in der Bewegung noch einmal innehielt, um die Nähe einen Moment länger zu spüren, ehe sie sich voneinander trennten. Mit langsamen Schritten trat sie auf ihr Heim zu, die zwei Stufen zu der Tür hinauf, ehe sie diese aufzog und mit einer einladenden Geste hinein deutete. „Bitte sehr!“ Ein wenig aufgeregt war sie schon. Es war immer spannend zu sehen, wie Besucher ihr Heim empfanden. Während Gin an ihr vorbei schritt, war die Yihwa bereits dabei, ihren Brustpanzer zu lösen – diesmal deutlich geschickter als noch vor zwei Stunden. Der wäre schließlich nur im Weg und durfte leise ihren Arm hinab zu Boden rutschen. Ihr Herz war immer noch kräftig am Schlagen, als sie der du Bellay folgte und sich dicht hinter sie stellte.
„Ich hoffe, es gefällt dir...“
Ihre Stimme war wenig mehr als ein Wispern, während sich der Mund der Yihwa dem Ohr ihrer neuen Freundin näherte. Sie hatten tatsächlich so ziemlich die perfekte Größe dafür – etwas kleiner als Gin musste Eohl nur ihre linke Hand auf Gins linke Schulter legen und ihre Brust gegen den Rücken der Jüngeren lehnen, um ihr mit ihrem warmen Atem zuflüstern zu können. Es bedeutete wohl auch, dass Gin ihren Herzschlag spüren konnte... Ungefragt legte sich Eohls rechter Arm um den Bauch ihrer Begleiterin, hielt sie in einer sanften Umarmung.
„Das Bett ist wirklich bequem...“
Der Fluss der Zeit... brennt alle Hoffnung nieder... That odd woman... | Cracked Mirror, Awaken!
Gin
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Seite an Seite mit der hübschen Eohl führten Gins Schritte sie durch das nächtliche Crystalline Town. Sie hatte viele Jahre in der Nordstadt verbracht, kannte viele der Wege und Straßen wie ihre Westentasche (vor allem, wenn sie irgendwo in der Nähe von Bars, Clubs oder Pubs waren) und dennoch fühlte die Vampirin sich in der Stadt noch immer ein wenig fremd. Sie wohnte zwar hier, doch ein wirkliches zuhause-fühlen hatte die Bleiche nicht entwickelt. Sicher, das Anwesen von Orwynn war Gins Schlafstätte und ihr ganzes Zeug hatte sie dort auch, doch war die Vampirin noch immer irgendwie eine Fremde im Haushalt - so fühlte sie sich zumindest. Doch heute Nacht würde die Schwarzhaarige nicht dorthin zurückkehren, stattdessen nahm Eohl sie mit zu sich nach Hause. Die Wege durch Crystalline Town führten die beiden Magierinnen an den Rand der Stadt. Einen Moment lang war Gin verwundert, dass Eohl aus der Stadt herausging, doch die Richtung, die sie einschlug, machte Sinn. Gin hatte Orwynn ab und zu zum Gildenhaus von Royal Crusade begleitet: ein altes Kloster außerhalb der Stadt. Das war die Richtung, die Eohl einschlug - was auch Sinn machte. Die Vampirin wusste, dass manche der Gildenmitglieder im Hauptquartier wohnten. Vielleicht hatte Eohl ja ein Zimmer dort? Mit gemischten Gefühlen ließ Gin sich weiter in den Wald treiben. Konnte sie dort einfach aufkreuzen? Trat sie damit niemandem zu nahe? Obwohl sie die Handlangerin eines hohen Tieres in Royal Crusade war, gehörte Gin (Gott sei Dank) nicht zu der schwarzen Gilde dazu. Eohls Stimme zerstäubte Gins Bedenken wie eine Schneewehe. Die Vampirin war nicht alleine unterwegs, sie kam als Begleitung. Wenn Eohl Gin abgeschleppt hatte, dann konnte das ja kaum Gins Schuld sein, oder? Ich bin auch froh, dass du da bist., antwortete Gin also offen und ehrlich, während sie an ihren kalten, nassen Füßen bemerkte, dass die Stiefel, die sie trug, wohl nicht für Schneewanderungen ausgelegt waren. Verdammtes Kunstleder. Jetzt, da sie ihre Aufmerksamkeit darauf lenkte, bemerkte die Untote, dass sie tatsächlich sehr frierte. Den warmen Mantel hatte sie dummerweise in der Crystal Villa liegen gelassen und gegen die Minustemperaturen einer Crystalliner Nacht half selbst der Baumwollpullover, den Gin trug, nicht so recht. Die Lippen der wandelnden Leiche schlotterten vor Kälte und die Hand, die sich nicht um die Eohls geklammert hatte, zitterte ein wenig. Das alles hätte Gin beinahe nicht bemerkt, doch jetzt, da es sich an den Rand ihres Bewusstseins geschummelt hatte, war es kaum noch zu ignorieren. Ebenso die Ohren, die schon vor Kälte brannten und schmerzten. Was für S..Seiten denn?, wollte die Vampirin wissen. Das hörte sich nun doch ein wenig gruselig an. Nicht einmal ein dummer Spruch über Gins Schokoladenseite kam ihr über die Lippen, so sehr nagte die Kälte an ihr. Ein wenig verwirrt blickte sie sich um. Nein, sie waren hier ganz und gar nicht mehr auf dem Weg zum Gildenhaus. Eohl schleppte sie tief in den Wald. Hatte Gin einen Fehler begangen? Hatte sie der Grünhaarigen zu sehr vertraut? War sie in Gefahr? Eohls Mine war freudig, erwartungsvoll, ließ keine Deutung zu. Mist. Die tauben Finger Gins schlossen sich enger um den Griff ihrer Mordaxt, nur für alle Fälle…
...und dann betraten die beiden die Lichtung. Im fahlen Mondlicht konnte die Vampirin keine Details der Jagdhütte wahrnehmen, sie wirkte wie ein unförmiger Klotz Finsternis, der zwischen Nadelbäume gebettet war. Wie ein Ungeheuer, das im Schatten auf seine Beute lauerte. Gin hasste es, dass sie die Beute zu sein scheinte.
Eohl verkündete, dass die beiden an ihrem Ziel angekommen waren. Wohnte sie hier? Gin blickte die heruntergekommene Hütte genauer an, wandte dann den Kopf zu Eohl, die noch immer erwartungsvoll und freudig grinste. Das passt zu dir…, ließ Gin - ein wenig nachdenklich - verlauten. Dann folgte sie der Yihwa - vor allem in der Hoffnung, dass es drinnen ein wenig wärmer war. Ein halbwegs intaktes Dach und ein erhöhter Fußboden - immerhin mussten die beiden zwei Treppchen nach oben stiegen - ließen darauf hoffen. Galant hielt Eohl ihrem Gast die Türe auf und ohne weiter darüber nachzudenken trat Gin ein. Drinnen war es recht dunkel, doch sonderlich viel zu sehen gab es ohnehin nicht. Einen kleinen Haufen mit Säcken und Kistchen, ein gutes Bett und eine seltsame Kugel. Das wenige, was es an Inneneinrichtung gab, passte irgendwie gar nicht zusammen - das Bett am wenigsten. Sehr… geräumig…, versuchte die Vampirin das Haus der Gastgeberin ins rechte Licht zu rücken oder wenigstens irgendwas Nettes zu sagen. Und ruhig…, fügte sie hinzu. Keine Zeugen weit und breit. Niemand, der einen schreien hören könnte. Der dumpfe Aufprall der Rüstung Eohls ließ Gin aufschrecken. Noch ehe die Vampirin sich umdrehen konnte, war die Grünhaarige schon da und hatte sich von hinten an die Blauäugige geschlungen. Gin konnte die angenehme Wärme der Gastgeberin nur bedingt genießen, zu sehr wurde der Vampirin gerade klar, dass sie Eohl hier draußen sehr sehr ausgeliefert war. Und dass die Crusaderin schnell dazu neigte, das Messer (beziehungsweise die Spiegelscherben) zu zücken, hatte Gin den Abend lang wiederholte Male erlebt. So sträubte sie sich nicht dagegen, den Arm der Yihwa urplötzlich um den Bauch geschlungen zu spüren. Die Vampirin schaffte es irgendwie, den linken Arm zu befreien und lehnte die olle Josy an die Wand der Jagdhütte, sodass keine der beiden Damen sich aus versehen am scharfen Axtblatt schneiden oder an den spitzen Dornen pieksen konnte. Wie nun weiter? Wenn Gin ehrlich zu sich selbst war, dann sah sie Eohl zwar als gruselig und auch potentiell gefährlich an, doch im Verlauf des Abends hatte sie großen Spaß mit der Grünhaarigen gehabt und ein paar intime Momente mit der Yihwa geteilt. Das nun fortzusetzen, das musste die Vampirin nicht fürchten. So zog sie keck den Pullover ein wenig hoch, schob Eohls warme Hand den Bauch hinauf, sodass sie auf ihrer nackten Haut unter dem Pulli lag, und lehnte sich leicht zurück, an die Grünhaarige heran. Das sieht echt bequem aus. Und mir ist auch ganz kalt…
„Ehehe...“ Amüsiert kicherte Eohl, als Gin fragte, was sie an ihr so alles sehen wollte. Ob sie darauf antworten sollte? Eigentlich war sie der Untoten ja keine Antwort schuldig. „Hm, soll ich dir das wirklich sagen...?“, fragte sie verspielt und hob nachdenklich einen Finger an ihre Lippen. „Ich will dich doch nicht verschrecken, Ginny...“ Nicht, dass es einen Grund zur Furcht gab. Die du Bellay hatte sicher schon gemerkt, dass Eohl Yihwa vollkommen vertrauenswürdig war. Sie war so zuverlässig, wie es auch ihr Heim war, das Tag für Tag dem kalten Wetter trotzte – wie Gin es schon sagte, es passte zu ihr. „Das tut es, nicht wahr?“, meinte Eohl fröhlich, während sie ihre neue Freundin einließ. Ruhig und geräumig, ja, das war es. Heimelig, konnte man fast sagen. „Hehee...“
Gins Duft war sanft und angenehm. Eohl war ihr nah genug, um ihn sich ausführlich einzuprägen, während sie den Körper der Jüngeren unter ihren Fingerspitzen erfühlte. „Mmhh...“ Ein sanftes Stöhnen entwich ihr, als der Pullover ihr Platz machte und sie den Kontakt von Haut auf Haut spürte. „Kein Wunder, dass dir kalt ist... Du bist so kühl...“ Die Yihwa neigte schon immer dazu, eine etwas höhere Körpertemperatur zu haben – man mochte es auf ihre Herkunft schieben, auf ihre von der Sonne geprägte Haut. Mehr ihres Armes presste sich auf die nackte Haut ihrer Partnerin, während ihre Hand langsam nach oben glitt, sich Stück für Stück an die Stelle bewegte, die sie am meisten faszinierte. Sie stoppte erst direkt über dem Herzen, hielt das weiche Fleisch für einige Momente still in ihrer Hand, während sich ihre Augen schlossen. Sie fokussierte sich auf ihre eigene Atmung, die warm Gins Hals entlang glitt, und an das, was sie unter ihrer Hand fühlte. Kein Herzschlag. Es hatte sich nichts verändert. Es wirkte so unmöglich und war doch so real. Eohls Zunge fuhr über ihre Lippen, während ihre Finger einen leichten, rhythmischen Druck auf die Brust ihrer Partnerin ausübten, als wollte sie die Schläge simulieren, die fehlten. Ihre linke Hand glitt indes die Schulter des Mädchens hinab, strich ihren Arm entlang, bis sich kurz ihre Fingerspitzen berührten. Dann löste sie sich, legte sich stattdessen an Gins Hüfte, um wieder nach oben zu wandern – ebenfalls unter dem Pullover, den Saum des Oberteils nach oben ziehend. Ihre Augen beobachteten neugierig, wie der Oberkörper ihrer Freundin Stück für Stück freigelegt wurde. Von Eohls Position aus konnte sie beobachten, wie sich das Kreuz der Vampirin entblößte, sich mehr und mehr ihres Rückens zeigte, bis sie selbst die Schulterblätter klar sehen konnte. Ihre Hände ergriffen beide den Saum des Pullovers, bereit, ihn über Arme und Kopf zu ziehen und Gin endlich davon zu erlösen. „Der ist im Weg“, wisperte Eohl. „Wenn ich dich warm halten soll, muss der hier weg, meinst du nicht...?“
Sie selbst hatte sich schließlich auch von ihrer Rüstung getrennt, und der Bodysuit, den sie noch immer trug, tat herzlich wenig, um die Form ihres Körpers zu verbergen. Gins Pullover war da anders. Wenn Eohl ihre Faszination befriedigen wollte... dann musste er weg.
Auf ihre Frage, welche ihrer Seiten die Grünhaarige denn noch alles sehen wollte, bekam Gin keine wirklich zufriedenstellende Antwort. Nicht, dass sie es irgendwie erwartet hätte. Eohl hatte sich schon den ganzen Abend damit ausgezeichnet, undurchschaubar zu sein, also wäre eine einfach, direkte Antwort auf eine einfache, direkte Frage ganz und gar nichts, was zu der Yihwa passen würde. Was allerdings sehr gut passte, war das kindlich-erfreute Kichern, das Eohl ab und zu von sich gab. Eine Art Markenzeichen, wie es schien.
Eohl ließ keine Zeit verschwenden. Kaum war die Hütte hinter der Du Bellay zugefallen, wandt die Grünhaarige ihren Arm um den Rumpf der Vampirin. Gin hatte sie still eingeladen, die Hand auf ihren Bauch zu legen, doch Eohls Finger fanden schnell ein anderes Ziel. Als sie die warme Hand auf der großen Narbe spürte - dort, wo Orwynn ihr das Herz entfernt hatte - keuchte Gin aus. Blut schoss ihr in die Wangen, ließ diese sanft erröten. Farbe im sonst so marmorfarbenen Gesicht der Du Bellay war kein allzu häufiger Anblick. Hngh… Die Umarmte biss die Zähne zusammen und verspannte sich im ganzen Leib. Etwas fühlte sich nicht recht an. Der Blutsaugerin war es durchaus nicht fremd, berührt zu werden. Oftmals provozierte sie eine derartige Situation herauf, hatte ihren Spaß in flüchtigen Momenten körperlicher Nähe und intimer Zweisamkeit. Oder Dreisamkeit, manchmal. Doch heute Nacht war irgendetwas falsch. Etwas verängstigte Gin. Gegen die Reaktionen ihres eigenen Körpers konnte die Schwarzhaarige sich selbst mit dunklem Gemütszustand nicht erwehren. Das Pumpen und Drücken der Yihwa brachte Gin zum Schaudern. Wie von alleine lehnte ihr Torso sich leicht nach vorne, in die Hand ihrer Partnerin hinein, während die Hüfte und das Becken nach hinten schwangen. Sicherheit und Erdung fand Gin, als ihr Hintern gegen die Oberschenkel Eohls drückte, dennoch keine. Während ihr Körper sich danach verzehrte, dass das rhythmische Pressen der warmen Eohl-Finger doch an Intensität, an Frequenz zunehme, schrie eine andere Stimme im Kopf der Vampirin danach, dass es aufhören solle. Es war die Stimme einer Vierzehnjährigen, die sich zum ersten Mal einem Mann hingab.. Sie hatte es gehasst. Sie hasste es jetzt. Eohl, wie sie mit ihrer Umarmung Gins Arme zu unnutzem Dasein an den Körper der Vampirin drückte, während die eigenen Hände den Leib der Herzlosen ohne jegliche Rücksicht oder Zurückhaltung erkundete, entblößte, ließ Gin sich an schlimme, schlimme Dinge erinnern, die mit ihr angestellt wurden. Normalerweise war es eher die Vampirin, die in derart Situation die Oberhand hatte. Vermutlich war es deshalb, dass Eohls gieriges, rücksichtsloses Verhalten Gin derart verängstigte. Und dennoch wollte sie nicht aufhören. Sie war zuvor auf den Geschmack gekommen. Voller Sehnsucht zuckte ihr Körper unter jeder Windung und Regung der Finger Eohls. Flach und schnell atmend hatte Gin mittlerweile die Lippen leicht geöffnet. Als sie den Atem der Yihwa am Hals spürte, stellten sich ihr die Nackenhaare auf.
Dann, als Eohl Gin ihres Pullovers entledigen wollte, fasste die Vampirin sich ein Herz. Dass sie dieses Aufeinandertreffen, dieses Näherkommen genießen konnte, durfte es nicht so weitergehen wie die letzten Augenblicke. Sie würde abschalten, sich in die hintersten, dunkelsten Ecken ihres Bewusstseins verziehen und Eohl mit ihrem Körper anstellen lassen, was die Crusaderin wollte. Das war nicht, weshalb Gin hergekommen war. Für ihren Meister ertrug sie das, aus freien Stücken würde die Vampirin sich das nicht antun. So ergriff Gin die Gelegenheit, dass Eohl um den Pullover nach oben zu ziehen beide Hände benutzt hatte. Noch während ihr Kopf und ihre Arme gerade aus dem Pulli schlüpften, duckte die Schwarzhaarige sich, drehte sich um und ging ein, zwei Schritte rücklings von der Yihwa weg, in die Mitte des Raumes (und auf das Bett) hin.
Ohne Pullover entblößt war Gins Oberkörper nur noch von einem schwarzen BH mit ein wenig Spitze und einem roten Zier-Schleifchen in der Mitte bedeckt. Unterhalb des Halters blickte die große Narbe recht zentral hervor, zog sich bis zum Ende des Rippenkäfigs hinab. Eohl, Liebes…, began Gin, während sie sich ein wenig nach links und rechts drehte, um sich so besser betrachten zu lassen. Ich möchte an dir auch noch ganz viele Seiten sehen. Vielleicht half es, wenn Gin sich mit Eohl gleich stellte. Vielleicht verstand die Yihwa Gins Bitte, wenn die Vampirin der Gehörnten zeigte, dass es das selbe war, wie auch die Crusaderin wollte. Darf ich dich, als deine neue Freundin, bitten, dass du nicht mehr hinter mir sein sollst. Ich will dich ja auch sehen. Das war es, was Gin es am meisten gestört hatte. Sie war eben wie eine Puppe gefangen gewesen, zu Handlungsunfähigkeit verdammt. Eohl hatte sich geschickt in den toten Winkel der Blutsaugerin begeben und ihre Position gnadenlos ausgenutzt. Doch wenn die beiden sich Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden, dann hatte Gin etwas mitzubestimmen, war nicht ganz hilflos aufgeschmissen. Und außerdem war es wahr, was sie gesagt hatte. Eohl war ein hübsches Ding und ihr Bodysuit ließ die sinnlichen Rundungen der Frau deutlich erahnen. Weiter langsam rückwärts schreitend steuerte die Vampirin zielstrebig auf das Bett zu. So lange du vor mir bist, wo ich dich sehen kann, darfst du gerne mit mir machen, was du magst, in Ordnung? Vielleicht ließ die Yihwa sich auf diesen Kompromiss ein.
Da war sie! Das war Gin! Wie schön, dass sich das Mädchen ihr zugedreht hatte. Gierig glitten die Augen der Yihwa über ihren zarten Hals, die fast schon schneeweiße Haut, die über ihr Schlüsselbein hinab führte zu... der Narbe. Es war das erste Mal, dass sie sie mit eigenen Augen zu Gesicht bekam, und sie war faszinierend; dennoch blieben Eohls Augen nicht länger als einen kurzen Moment auf ihr liegen. Gins Form, ihre Haltung... die Tattoos, die ihre Unterarme bedeckten. „Du siehst so einzigartig aus“, hauchte Eohl ihrem Gegenüber entgegen, die Aufregung in ihren Augen zu lesen, und blickte wieder auf, sah Gin ins Gesicht. Das sanfte Leuchten ihrer Iris war noch immer ein lieblicher Anblick. „Ich will dich auch sehen, Gin. Ich bin froh, dass du das Gleiche fühlst!“ Sie folgte der Jüngeren zum Bett, hatte keinerlei Interesse daran, Spielchen zu spielen oder sie in eine andere Position zu zwingen. Tatsächlich hätte Eohl kaum glücklicher sein können. Ehe sie es sich versah kniete sie auf allen Vieren auf ihrer Matratze, über dem Körper ihrer Begleiterin, und hob eine Hand, um damit sanft die Wange ihrer Partnerin zu streicheln. „Was für ein schönes Wesen du doch bist...“ Ihr Blick blieb kurz an Gins Lippen hängen, unter denen sich wieder die Zähne verbargen, die sie gerne noch einmal sehen würde... aber dafür war noch genug Zeit. Zuerst einmal wollte Eohl ein anderes Bedürfnis stillen, das sie schon länger verfolgte. Sie hatte selbst kaum gemerkt, wie sich ihr Kopf gesenkt hatte. Ihre eigenen Lippen waren nicht weit von Gins entfernt, während sich ihr Blick im schönen Gesicht der Vampirin verlor. Sie konnte sogar Gins Atem spüren, der ein gutes Stück wärmer war als ihre Haut. Langsam zog sich die Yihwa ein wenig zurück, bewegte ihr Gesicht hinab zu Gins Hals, den erst ihre Lippen, dann ihre Zähne leicht berührten, um ein wenig daran zu knabbern, ehe sie an der Haut entlang weiter glitt, bis zur Basis, wo ihr Hals und ihre Schulter ineinander übergingen. Und mit einem verschmitzten Lächeln... biss sie zu.
Das Gleiche war es nicht. Ihre Zähne waren nicht so spitz, ihr Biss nicht so geübt, allzu kräftig auch nicht. Eohl würde kein Blut aus Gin herausbekommen. Dennoch hielt sie sich kaum zurück, und dennoch genoss sie es. Eine sanfte Röte breitete sich auf den dunklen Wangen der Yihwa aus, während sie an Gins Schulter nuckelte. Was für ein angenehmes Gefühl... Kein Wunder, dass die Vampirin es so sehr genoss. Mit einem sehr zufriedenen Ausdruck, schwerem Atem und der Hoffnung, zumindest ein Zeichen auf der Haut ihrer Freundin hinterlassen zu haben, entließ Eohl wieder die Schulter der Jüngeren, hob ihren Kopf und blickte auf sie hinab. „Köstlich...“, wisperte sie mit verträumten Augen. „Mmh... du darfst dich gern auch bedienen, meine Große...“
Es war, als viele der Vampirin eine bedrückende Last von den Schultern, als Eohl auf ihre eigene Art und Weise auf die Bitte Gins, sich nicht mehr hinter sie zu platzieren, einging. Die Schmeicheleien, die die Grünhaarige dabei äußerte, trafen Gins Kern. Sie mochte es, wenn man ihr Komplimente machte. Eohl hatte eine erfrischend-direkte Art, mit der Vampirin umzugehen, da ließ die Schwarzhaarige keine Gegenwehr erahnen, als die Gehörnte weiter und weiter auf sie zuging und Gin so aufs Bett drückte. Sie landete auf der weichen, federnden Matratze und sofort hatte Eohl sich über ihr aufgebaut. Wie eine Raubkatze war sie auf allen vieren über Gin geklettert und streichelte ihr nun zärtlich über die Wange. Die Vampirin atmete aus, ihre rasenden Gedanken beruhigten sich langsam wieder und stattdessen konnte Gin sich mehr auf die Gegenwart konzentrieren. Eohls athletischer Körper, der sich langsam senkte. Das sanfte, doch aufgeregte Schlagen ihres Herzes, das Gin nun so nah an Eohl wieder locken spürte. Die Hitze der Hand, die ihre Wange berührte. Das warme Orange in den Augen der Crusaderin. Und erneut die Worte Eohls, süß wie Honig. Gin spürte, wie ihr das Blut in Wangen und Ohren schoss, ihr Kopf schien zu glühen während Eohl sie betrachtete und lobte. Ich… Gin wusste nicht ganz, was sie darauf erwidern sollte. Ebenfalls ein Kompliment? Das würde abgedroschen wirken. Nein, stattdessen sprach sie aus, was sie in diesem Moment wahrlich und tatsächlich fühlte, auch wenn es sie ein wenig Überwindung kostete. Es freut mich, dass ich dir auch gefalle. Das “auch” würde Eohl vielleicht erahnen lassen, wie Gin für sie empfand. Dann senkte sich der Kopf Eohls hinab. Gin drehte den ihren leicht zur Seite, einen kurzen Moment lang hatte sie befürchtet, die Grünhaarige hätte sie küssen wollen (Gin hasste es, Leute zu küssen, die sie nicht liebte), doch glücklicherweise hatte die Yihwa andere Pläne. Entzückt vernahm Gin das wohlige Kribbeln, als die Lippen Eohls ihren Hals hinab glitten, genoss die gelegentliche Härte der knabbernden Zähne.
Dann biss die Grünhaarige zu. Richtig. Gins Augen weiteten sich in Schock und Schmerz. Hngh…., keuchte sie aus, presste die Zähne aneinander und ballte die Hände zu Fäusten. Wie von alleine streckte sich ihr Rücken durch, hob Po und Hüfte der Magierin leicht vom Bett ab, während Eohl sich an ihrem Hals zu schaffen machte. Gin hob die Arme und schlang sie in einer Art Umarmung um Hals und Kopf der Yihwa, hielt sie so nah an sich. Der stechende Schmerz, die Hitze der Freundin, der süße Duft ihres Haares, Gin genoss es alles. Bereitwillig drehte sie den Kopf weiter zur Seite um Eohl so den Zugang zu Hals und Schultern weiter zu vereinfachen. Einmal auf der Seite der Gebissenen zu sein war ein spannendes, erfrischendes Empfinden, das Gin dazu brachte, sich genüsslich unter Eohl zu winden. Viel zu schnell für ihren Geschmack ließ die Grünhaarige von Gin ab. Der Atem der Lebendtoten ging flach und unregelmäßig, ihr Leib streckte sich noch immer nach Oben durch, Eohl entgegen, die über ihr aufragte. Ein Blick in das Gesicht der Yihwa verriet Gin, dass die Braungebrannte ebenfalls auf ihre Kosten kam. Keck lud die Grünhaarige Gin dazu ein, ebenfalls zuzubeißen. Wie von alleine teilten sich die Lippen der Vampirin, entblößten die beiden Reißzähne der Untoten.
Sie durfte. Eohl hatte es erlaubt. Es war keine schlechte Sache. Gin würde sich nicht deswegen hassen müssen, Sie durfte es genießen.
Die Vampirin riss die Arme zur Seite, stieß damit die beiden Hände, auf denen Eohl sich abgestützt hatte, um. Der Oberkörper der Grünhaarigen fiel auf den Torso Gins herab. Die Hände der Vampirin fanden ihren Weg an Eohls Körper: Die rechte Hand griff nach ihrer linken Schulter, die Linke wob sich in ihr Haar. Gemeinsam zerrten die Hände der Vampirin den Hals der Yihwa direkt vor das weit geöffnete Maul, das mit einem letzten Ruck nach oben schoss. Gin hielt inne. Ihr Ziel - der Hals der Yihwa - war nur Millimeter von ihrem Maul entfernt. Gierig zitterte ihr Unterkiefer, angespannt hielt die Vampirin ihr Opfer fest. Sie musste nur noch zubeißen. Der Puls Eohls zog sie hypnotisierend an, lud zum Festmahl ein. Mit weit aufgerissenen Augen fixierte Gin den Hals der Grünhaarigen. Und dennoch hielt sie inne. Einen kleinen Moment nur. Um sich zu beweisen, dass sie innehalten konnte. Dass sie noch immer Herrin ihrer selbst war. Danke, Eohl…, wisperte sie ihrer neuen Freundin entgegen und schloss die Augen, bevor die Zähne der Bleichen durch die Haut Eohls stießen. Eine unbeschreibliche Welle aus Energie und Erleichterung durchströmte den Körper der Vampirin, setzte ihren ganzen Leib wie unter Strom. Wie schon zuvor benetzte das heiße, dicke Blut der Yihwa die Lippen und den Mundraum der Vampirin, rann ihr den Mundwinkel und den Kiefer hinab. Nachdem die Zähne für eine blutende Wunde gesorgt hatten, legte Gin wie schon zuvor die Lippen um die blutende Stelle und begann, daran zu saugen. Ihre Beine wandten sich langsam um die Hüften der Yihwa, kreuzten sich hinter ihrem Hintern und zogen sie näher an Gin heran. Derart an die Grünhaarige herangeklammert ließ Gin sich dieses Mal mehr Zeit. Sie wollte es auskosten. Wollte sich satt trinken. Ihr Körper bebte in Ekstase, als sie den ersten vollen Schluck von Eohls Blut nahm. Gin zeigte keine Zeichen, aufzuhören.
Essence Drain TYP: Elementlose Magie ELEMENT: - KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: - MAX. REICHWEITE: Berührung SPEZIELLES: Dieser Zauber kann nur von Vampiren erlernt werden VORAUSSETZUNGEN: - BESCHREIBUNG: Dass Vampire Blutsauger sind, weiß jedes Kind. Mit diesem Zauber kann ein Vampir einem Ziel Mana entziehen, indem er dessen Blut trinkt. Das kann an einer bereits offenen Wunde geschehen, oder aber, indem der Vampir das Opfer mit seinen spitzen Zähnen beißt. Dieser Vorgang benötigt jedoch mindestens 15 Sekunden, deshalb ist der Zauber nur wirklich effektiv gegen gefesselte, bewusstlose oder freiwillige Ziele. Je mächtiger ein Blutspender ist, desto mehr Magie kann der Vampir entziehen, nicht aber über seinen maximalen Manawert kommen. Trinkt der Vampir mit diesem Zauber frisches Blut, so kann er den Attributsmalus, den der Aufenthalt im Sonnenlicht verursacht, kurzzeitig aufgehoben
Tier: Der Vampir kann sich 1 Stunde ohne Mali im Sonnenlicht aufhalten
Vernunftbegabtes Lebewesen: Der Vampir kann sich 2 Stunden ohne Mali im Sonnenlicht aufhalten.
Magier/Magisches Wesen: 2% des Maximalen Manas des Wirtes pro 15 Sekunden; der Vampir kann sich 4 Stunde ohne Mali im Sonnenlicht aufhalten.
reden ✞ denken
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Eohl The Sun's Shade
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Es war so niedlich, wie Gin rot wurde, wie ihre Aufregung selbst ohne jeden Herzschlag unter Eohls Körper zu spüren war. Die Augen der beiden hatten sich getroffen und zeigten kaum die Absicht, sich wieder voneinander zu trennen. Sie waren natürliche Gegensätze, Eohls Augen warm und sonnig wie ihr Körper, während Gins Haut und Iris gleichermaßen von einer gewissen Kälte dominiert wurden. Dabei könnten sie sich so ähnlich sein... Die Yihwa war fast sicher, dass ihre Partnerin jede Menge Selbstsicherheit und Kraft in sich trug. Eine starke Frau, die wusste, was sie wollte, und es bekam, wenn sie es nicht gerade mit ihrem Meister zu tun hatte. Und dennoch machte sie hier und jetzt so einen verlässlichen Eindruck... Wer konnte es Eohl da verwehren, dass ihre Neugier in einem gewissen Hunger endete? Eohl genoss es, Gin zu beißen. Genoss es aus tiefstem Herzen. Sie spürte die zarte Haut unter ihren Zähnen. Es war nicht das Gleiche wie das Gefühl von Fleisch auf ihrer Klinge, aber es fühlte sich umso direkter, umso persönlicher, umso intensiver an. Und das, obwohl sie nicht einmal Blut zog... Der Körper der Vampirin reagierte allemal. Dicht an dicht konnte Eohl spüren, wie sich ihre Muskeln anspannten, wie Gin ihr entgegen nach oben kam, um sich an sie zu drücken. Wo eben noch ein minimaler Abstand geherrscht hatte zwischen ihren Körpern, jede tatsächliche Berührung ein kleiner Geschmack des großen Ganzen gewesen war, spürte sie jetzt Beine, Brust und flachen Bauch ihrer Freundin und senkte sich selbst darauf, entließ einen Teil ihrer eigenen Körperspannung, um sich in Gin hinein zu lehnen. Eohls Körper war vermutlich ein Stück weicher, etwas kuscheliger, und natürlich deutlich wärmer. Dafür bekam sie ein gutes Gefühl, wie durchtrainiert Gin eigentlich war. Instinktiv glitt die Hand der Yihwa in den Zwischenraum zwischen Gins Rücken und der Bettdecke unter ihr, strich langsam und genüsslich an ihrer Wirbelsäule entlang, von ihren Schultern bis hinab zu ihrer Hüfte, ehe ihre Zähne von der Jüngeren abließen. „So ein starkes Mädchen...“
Eohls Hunger war nicht der einzige, der gestillt werden wollte. Zum zweiten Mal an diesem Tage nutzte Gin die Gelegenheit, die ihr geboten wurde, bediente sich am Hals der Yihwa. Mehr als ein paar Sekunden hatte Eohl nicht gehabt, um die spitzen Zähnchen zu bewundern, ehe sie sich auch schon wieder schmerzhaft in sie bohrten und den Weg zu ihrem Blut freigaben. Bluten und bluten lassen, beides waren Erfahrungen, die die Magierin genießen konnte. Gin hielt sie so entschlossen, so kräftig, stellte diesmal selbst sicher, dass sich der Hals nicht ungewollt regte, indem sie Eohls Kopf über Haar und Schulter kontrollierte. Sie war wirklich ein starkes Mädchen... Ein langgezogener, zufriedener Seufzer entkam Eohl, während sie spürte, wie Gin an ihr saugte. Die Gelegenheit, auf den Dank ihrer Freundin zu reagieren, fehlte ihr, zu schnell wurde ihr Kopf eingenommen von den Gefühlen, die sie übermannten, während ihr Blut ihren Körper verließ. Besonders die Zunge der Vampirin, die sich an Eohls Hals presste, war eine ungewohnte, schwer vergleichliche Empfindung. Sie wirkte so viel hungriger, so viel gieriger als zuvor, richtiggehend entfesselt. Ob sie überhaupt noch nachdachte, während sie sich bediente? Oder sich einfach darauf einließ, alles zu nehmen, was ihr angeboten wurde? „Mm... mhh!“ Sich auf die Zunge beißend versuchte Eohl, einen lauten Ausruf zu vermeiden, als die Empfindungen intensiver wurden. Sie spürte, wie das Nuckeln der Vampirin mit ihrem Kopf spielte, doch für eine Freundin ertrug sie das gerne... vor Allem, wenn es sich so gut anfühlte.
Gin ließ sich Zeit. Mehr als zuvor. Nach einer kurzen Weile hatte sich die Vampirin noch immer nicht beruhigt. Eohl dagegen war deutlich ruhiger geworden, hatte für einen kurzen Moment sogar das Gefühl für die Welt verloren, sich gefühlt, als würde sie im Nichts schweben. Ihr Körper war erschlafft, hatte sich kraftlos auf Gin niedergelassen, und sie musste blinzeln, um sich wieder zurück in die Realität zu rufen. „Meehee... du lässt dir wirklich Zeit, Ginny... bin ich so lecker?“, murmelte sie, auch wenn sie merkte, dass ihr Kopf nicht mehr so recht mitspielte. Alles schien sich ein wenig zu drehen, und ihre Worte, selbst ihr Lachen waren leicht verzerrt, kamen nicht mehr so kontrolliert heraus wie zuvor. So schnell Blut zu verlieren tat wohl nicht besonders gut. Vielleicht sollte sie die du Bellay stoppen. „Ginny, Liebes...“, murmelte sie, schloss die Augen. Ein Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. „Bedien dich... soviel du möchtest...“
Mit zusammengebissenen Zähnen und flachem Atem nahm Gin es hin, ausnahmsweise einmal die Gebissene zu sein. Der lang anhaltende Schmerz, der aus ihrem Hals-Schulter-Bereich ausging, hatte ihren ganzen Körper dazu gebracht, sich anzuspannen und nun drückte dieser sich nach oben, der an ihrem Hals hängenden Eohl entgegen. Diese ließ sich wiederum auf Gin hinab senken. Obwohl noch die dünne Lage Stoff des Bodysuits der Crusaderin die erhitzten Leiber der beiden Magierinnen trennte, konnte Gin jede Regung, jedes Zittern und jedes Winden Eohl so deutlich spüren, als hätte auch die Grünhaarige ihr letztes bisschen Kleidung abgelegt. Mit durchgestrecktem Hals und Armen, die sich langsam um den Leib Eohls schlossen um die Rotäugige näher an sich heranzuziehen, fühlte sich die Vampirin seltsam verletzlich und behütet zugleich, eine äußerst berauschende Kombination. Die Finger Eohls fanden ihren Weg unter den Rücken der Vampirin, schlossen sie so in eine innige, leidenschaftliche Umarmung, bis die Crusaderin die Zähne von Gin löste, einen tiefdunkelvioletten, schmerzlich pochenden Fleck zurück ließ und die Rollen der beiden wechseln sollten.
In der Crystal Villa hatte Gin sich noch Zeit gelassen und Mühe gegeben, Eohl auf den Biss vorzubereiten. Wie das Küssen und Saugen einer Liebenden, die ihrem Freund einen Knutschfleck verpasste, hatte sie Eohl langsam an den Schmerz hingeführt, der mit ihrem Biss kam. Doch hier, in Eohls Hütte, verzichtete die Vampirin darauf. Vielleicht war es der Glaube, Eohl war ohnehin schon in der richtigen Stimmung für derart Knabbereien oder die Hoffnung, die Grünhaarige erinnerte sich noch gut an das Beißen von zuvor, oder schlichtweg das Bedürfnis, das Blut der Crusaderin, das sie zuvor schon gekostet hatte, ohne Verzögerung wieder auf den Lippen zu spüren, die Gin dieses Mal ohne großes Vorspiel dazu brachte, sich am Hals der Gehörnten zu vergehen. Während Endorphine den Geist der Vampirin benebelten, verschwamm die Welt um sie herum. Alles, was nicht Eohl, Gin selbst oder das Bett unter ihrem Rücken war, wurde langsam aber stetig aus der Wahrnehmung der Vampirin verbannt, bis die komplette Existenz nur noch aus den beiden Magierinnen zu bestehen schien. Vergessen waren die Kälte, die Erlebnisse der Nacht, der Status von Eohl als Crusaderin und Kollegin Orwynns, nur noch das warme Leben, das aus ihrem Hals quoll und gierig in Gins Rachen endete, war noch wichtig. Mit ihrer Zungenspitze rieb Gin gelegentlich über die Haut um den Biss, reizte Eohl weiter, denn jede ihrer Windungen und Regungen belohnte Gin mit einem weiteren Schwall Blut, den sie schlucken und trinken konnte. Rhythmisch tanzte ihre Gurgel auf und ab. Die Hände der Vampirin ließen Eohl nicht locker. Wie eine Schlange, die sich um ein Kaninchen gewunden hatte, behielt die Vampirin ihre Gefährtin fest im Griff, gaben gnadenlos nicht nach, egal wie sehr Eohl sich über Gin und unter ihren Berührungen drehte, sträubte oder genüsslich ihren Leib an den der Blutsaugerin rieb. Die Worte der Grünhaarigen vernahm Gin nur am Rande ihres Bewusstseins. Jeder Schluck des heißen, dicken Nektars der Yihwa sandte einen elektrisierenden Schub Wohlergehens durch den schlanken Vampirkörper, ließ ihn in unregelmäßigen, doch schneller werdenden Abständen, erzittern. Eohl hingegen reagierte genau andersrum. Wo sie sich am Anfang noch an Gin gerieben und leidenschaftlich umarmt hatte, lag ihr dumpfer Leib nun schlapp auf der Vampirin. Es war nicht etwa, dass Gins Durst gestillt worden war, als sie nach sicher zwei, drei Minuten von Eohl abließ. Doch dass selbst das spielende Necken ihrer Zunge dem beinahe schon leblos-schlaffen Körper der Crusaderin kaum noch eine Regung entlocken konnte, ließ Gin ablassen. Der Wille, sich mit Eohl weiter zu vergnügen, bezwang nur knapp das Bedürfnis, die Crusaderin bis auf den letzten Tropfen zu leeren und als blutleere Leiche zurückzulassen. Orwynn würde das nicht gutheißen. Langsam und mit zitternden Händen ließ Gin von Eohl ab und drückte ihr zugleich die Handfläche auf die noch immer stoßweise Blut-hervorgurgelnde Wunde der Yihwa. Gins Lippen waren mittlerweile blutrot gefärbt, als trüge sie einen dicken, verwaschenen Lippenstift. Rasend hob und senkte sich ihre Brust, ihr ganzer Körper schien unter Strom und gleichzeitig in Flammen zu stehen und ihr Unterkiefer war derart verkrampft, dass sie selbst mit größten Anstrengungen ihren Mund nicht geschlossen bekam. Sprechen war der Vampirin nicht möglich, sie fürchtete, sich wegen ihrem schnellem Atem zu verschlucken. Stattdessen schloss sie die Augen, rieb vertraulich wie ein Kätzchen ihre Stirn gegen die Wange Eohls und gab sich Mühe, den Blutfluss vorerst zu stoppen.
Gin mochte es sich als Vorwand nehmen, dass Eohl bereits willig war, sich bereits danach fühlte, dass nichts weiter nötig war, um ihre Aufregung anzufachen, aber es stimmte. Selbst wenn die du Bellay damit nur ihre eigene Gier rechtfertigte, war es die Wahrheit. Eohl war sich schon lange bewusst, was kommen würde, und sie lud es ein, erwartete keinerlei Rücksicht oder Zurückhaltung. Im Gegenteil, sie wollte, wünschte sich, dass Gin ihre inneren Begierden entfesselte, dass sie nicht einmal mehr darüber nachdachte, ob das, was sie tat, richtig oder falsch war. Ihr Kopf durfte gerne voll und ganz leer sein, solange die Yihwa ihren Platz darin fand. Das Blut, der Schmerz, die Nähe, Eohl würde alles davon genießen, jeden einzelnen Moment. Die Gier in ihren Augen bewies das.
Zumindest, solange noch ein Ausdruck in ihren Augen lag.
In den ersten Momenten war Eohl noch amüsiert, beobachtete Gin, genoss die Tatsache, dass sie es genoss, ehe sie langsam aber sicher an den Punkt kam, an der ihre eigenen Gefühle stärker wurden und das Wohlgefühl des Bluttausches über sie hereinbrach. Eine Phase, in der sie stöhnte, sich an ihre Partnerin presste, die Kurven ihres Körpers, besonders ihres Kreuzes, mit ihren Fingern liebkoste. Sie hatte Freude an der Berührung, am sanften Saugen der Vampirin, und sie zeigte es, hätte es vermutlich kaum verbergen können, wenn sie es gewollt hätte. Doch je mehr Gin sich an ihr bediente, desto weniger Reaktionen zeigte die Yihwa. Nicht, weil die Intensität abnahm, sondern weil die Kraft sie verließ. Ihre Bewegungen wurden langsamer, weniger, hörten dann komplett auf, mit ein paar letzten, schwachen Worten. Danach blieb wenig mehr als ein Stöhnen und Wimmern, und auch das wurde leiser, bis es versiegte. Doch selbst, als die Yihwa still und stumm auf ihrer Freundin lag, war diese noch nicht fertig, genoss weiter die warmen Säfte ihres Körpers, bis sie es schlussendlich schaffte, sich zu lösen. Die Augen Eohls hatten sich bereits geschlossen, ihre Atmung ging flach, langsam. Hub und Senkung ihrer Brust waren nur noch minimal, kaum spürbar, gerade ausreichend, um zu wissen, dass sie noch lebte. Noch. Es hätte schnell anders ausgehen können, wehrlos, wie die Grünhaarige sich zeigte. Besorgt war sie natürlich nicht gewesen, als sie Gin die Erlaubnis gegeben hatte. Sie wusste ja, dass sie hier nicht sterben würde. Langsam rutschte der Körper der Yihwa von ihrer Partnerin hinab, legte sich neben ihr aufs Bett, auf die linke Schulter. Ihre Brust lag immer noch an der Vampirin, während ihr rechter Arm langsam an der Schwarzhaarigen entlang glitt, nach oben, sodass ihre Hand den Hals der Jüngeren fand. Eohls Augen öffneten sich wieder. So warm wie zuvor waren sie nicht mehr, ihr Orange ermattet. Sie wirkten kühler, langsamer, weniger aufmerksam, aber gleichzeitig trug Eohl ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen, während ihre Finger sich an Gins Kinn legten und sicherstellten, dass sie in die hübschen, blauen Augen der Vampirin sehen konnte. „Gweeh... ehee... hee...“ Ihr übliches, leises Kichern kam nicht so ganz heraus, wie sie es wollte. Irgendwie war der Yihwa gerade so schwindlig. Sie hatte Gins Kopf leeren wollen, und doch war es ihr eigener, der jetzt gerade kaum etwas wahrnehmen wollte. Selbst das Gesicht der Vampirin verschwamm vor ihren Augen, genauso wie ihr Lächeln verschwamm zu einem dösig geöffneten Mund, der ihre ehrliche Freude zeigte. „Ginny... Schaaatz...“ Der Versuch, etwas zu sagen, das kohärent oder sinnvoll war, scheiterte spektakulär. Was sie noch konnte, war, sich an den kühlen Körper zu schmiegen, der an ihrer Seite lag, während sich ihre Augen wieder schlossen. Energie hatte sie keine mehr und ihr Bewusstsein trug sie mehr schlecht als recht bei sich... aber Gin war noch bei ihr. Etwas musste sie also richtig gemacht haben...
Es war ein simpler Tausch gewesen. Mit jedem Moment, in dem Gin das heiße, flüssige Leben aus Eohl getrunken hatte, war sie Grünhaarige schwächer und schwächer geworden, während der Körper der Vampirin Moment um Moment wacher, kräftiger und beinahe schon lebendiger wurde. Die Schwarzhaarige hatte von Eohl genommen und sich selbst gegeben. So war sie es mittlerweile beinahe schon gewohnt. Meist jagte sie jedoch Tiere oder, wenn ihr Durst besonders schlimm war, fremde Menschen. Eine Bekannte zu verspeisen, das war noch recht neu für die Vampirin. Zwar hatte sie die Yihwa auch im Laufe des Abends erst kennen gelernt, doch das gemeinsam Erlebte ließ Gin sich fühlen, als kenne sie die Grünhaarige schon eine halbe Ewigkeit. Hätte die Du Bellay noch ein Herz, Eohl wäre ihr sicher daran gewachsen. Der anfängliche Spieltrieb der Vampirin, die Idee, einen intimen Moment mit Eohl zu teilen, war jedoch schnell der Befriedigung ihrer Sucht gewichen. Gin hatte sich anfangs noch über das Aneinanderschmiegen, das Streicheln und die Nähe gefreut, doch als Eohl schlapper und schlapper wurde, die Intimitäten mehr und mehr nachlesen, hatte die Schwarzhaarige es nicht bereut. Das Saugen, Schlucken und Trinken war ihr wichtiger gewesen. Diese Erkenntnis größte die Vampirin nun im hinterher. Sie hatte es übertrieben, war zu weit gegangen. Nun lag sie hier, ihr Körper war aufgedreht wie nach einem hundert Meter Sprint und Eohl, die einzige Person mit dem sie dieses Hoch teilen konnte, lag schlapp neben der Blutsaugerin. Die Augen der Grünhaarigen waren trüb und matt, ihr Blick hatte Schwierigkeiten, an einem Fleck zu verweilen. Die Hand, die nach Gins Kinn griff, war kraftlos, schwach. Die Eohl von jetzt unterschied sich so sehr von der Eohl, die Gin kennen gelernt hatte. Die kaltblütig Killerin, die zwei Menschen getötet hatte, weil sie nicht in eine Bar gekommen war, suchte Gin in ihrer Bettgefährtin nun vergeblich. Es war beinahe verachtenswert, wie schwach die Grünhaarige gerade war. Ein seltsames Gefühl kochte in der Vampirin auf, während sie den schwindenden Blick Eohls erwiderte; eine schreckliche Erkenntnis: Obwohl Eohl vermutlich viel stärker als Gin war, war sie ihr dennoch unterlegen. Nein. Andersrum. Es war Gin gewesen, die Eohl bezwungen hatte. Denn letzten Endes war Eohl nur ein…
Gin schloss die Augen und atmete tief ein. Kälte Luft füllte ihre Lungen, der verlockende Geruch von Eohl mischte sich unter das Holz- und Tannenaroma der Umgebung. Als sie die Seelenspiegel wieder öffnete, beschloss sie, diesen Gedanken nicht weiter zu spinnen. Sie entschied sich bewusst dagegen, daß zwischen Eohl und ihr als einen Wettstreit oder ein Kräftemessen zu betrachten. Und Und sah zu Eohl hinüber. Nicht auf sie herab. Dann hob Gin langsam die Arme und began, den Verband, den die Yihwa ihr einige Stunden zuvor angelegt hatte, vom Arm zu wickeln. Sehen wir mal zu, dass du nicht verblutest…, meinte Gin fröhlich und begann, den Hals der Yihwa rudimentär zu verbinden (und sie dabei nicht zu erwürgen), indem sie den abgerissen Ärmel wie einen Schal um den Hals Eohls schlang.
Und dann? Nochmal aufstehen wollte Gin nicht, in der Hütte gab es nicht sonderlich viel zu tun und nach Hause wollte die Vampirin auch nicht mehr gehen. Also im Bett bleiben. Du, Eohl…, flüsterte sie der Gastgeberin sinnlich zu, während ihre Hände nach geleisteter Erster Hilfe den Bodysuit Eohls nach einem Reißverschluss oder dergleichen abtasteten. Als Gin fündig wurde, entgleist sie der Umarmung der Yihwa, drehte den kraftlosen Leib der Grünhaarigen auf den Rücken und schälte ihn langsam und genüsslich aus dem violetten Anzug. Danke, dass ich von dir trinken durfte Der gemeinsame Abend mit Eohl war wirklich denkwürdigen gewesen und hatte für Gin in einem wahren Feuerwerk geendet. Nachdem sie Eohl ihrer Klamotten entledigt hatte, deckte sie die Braungebrannte behutsam zu, wie ein Kind seine Puppe. Nur der Gute-Nacht-Kuss auf sie Stirn hatte noch gefehlt, doch Gin war kein großer Fan vom Küssen. Dafür will ich dich belohnen, liebe Eohl. Und mit diesen letzten Worten glitt Gin unter die Decke und zeigte sich erkenntlich.
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Nach vollendetem Werk schlüpfte die Vampirin aus Stiefeln und Jeans, kuschelte sich liebevoll an die kraftlose Eohl heran und fiel nach eine Weile in einen unruhigen Schlaf - denn der Vampirin war es nicht vergönnt, in Frieden zu ruhen.
Es kam nicht allzu oft vor, aber heute Nacht lächelte Eohl im Schlaf. Sie war es gewohnt, allein zu sein. Auch wenn sich an der Kühle ihrer Umwelt herzlich wenig änderte, fühlte sie sich heute doch berührt, spürte eine schwer zu erklärende Nähe. Als sich Gin an ihrem Körper zu schaffen gemacht hatte – ihren Hals verbunden, ihr Outfit entfernt – waren ihr so langsam die Augen zugefallen. Es war so schwer, sich zu konzentrieren, wenn man keine Energie mehr hatte... Dennoch machte ihr Körper kurz darauf noch Geräusche. Sehr glückliche Geräusche sogar. Es war schwer zu sagen, ob das ungewohnte Gefühl, das die Yihwa übermannte, Realität oder Traum war, aber es erfüllte sie mit einer gewissen Wärme in ihrer Magengegend. Ein Wohlgefühl und eine innere Zufriedenheit, die sich schwer beschreiben ließ, wenn man sie – so wie die Grünhaarige – noch nie empfunden hatte. Etwas an Gins Anwesenheit bescherte ihr wohl besonders gute Träume...
Visionen blieben aus, seien sie von einer traurigen, tödlichen oder glücklichen Zukunft. Was stattdessen für den Rest der Nacht vor den Augen der Yihwa schwebte, waren weiche Wolken und Erinnerungen, während sie sich an den Körper schmiegte, der ihr zur Verfügung stand. Beim Aufwachen bemerkte sie die Berührung allerdings nicht so schnell. Dadurch, dass die Wärme fehlte, war es eher ein unterbewusstes Wissen, das Gins zarte Haut von ihrer kuscheligen Decke unterschied. Entsprechend entspannt genoss Eohl also das Gefühl der Kissen und ihren angenehmen Duft, schnupperte ihn zufrieden... wobei etwas anders war. Unangenehm war es nicht, im Gegenteil, aber anders. Leicht verwirrt öffnete die Grünhaarige die Augen, blinzelte ein paar Mal, ehe sie so richtig erkennen konnte, was da vor ihr lag... oder eher an ihr, sehr dicht sogar. Selbst im Schlaf hatte sich die possessive Seite der Yihwa gezeigt, die Gin sehr gerne eher als Teil ihres Besitzes betrachtete, nicht als Scherge von Orwy. Während sich ihre Arme um den Körper der Vampirin gelegt hatten – einer um ihre Taille, der andere an die Rückseite ihres Kopfes, um Gins Gesicht an den vermutlich weichsten Part von Eohls Körper zu ziehen – hatte sich eines ihrer Beine um die ihrer Partnerin gehakt. Man konnte also annehmen, dass die du Bellay eine warme Nacht gehabt hatte... „Mmh... guten Morgen, Schätzchen“, murmelte Eohl glücklich, während sie den Käfig, den ihr Körper gebildet hatte, wieder löste und sich im Bett aufsetzte. Ihre Bewegungen waren langsam, sorgfältig und geschickt, um keinen Lärm zu machen oder die Matratze zum Wackeln zu bringen. Ihr Kopf fühlte sich wieder deutlich besser an, wenn sie jetzt so auf ihre niedliche Begleitung herabblickte. Keine Müdigkeit mehr, keine Einschränkung ihrer Konzentration, kein seltsames Dämmern. Sie fühlte sich sehr klar, was ganz normal war. Eohl Yihwa als gute Waffe hatte nach dem Aufwachen so schnell wie möglich in Bestform zu sein, um Befehle befolgen und Partner verteidigen zu können. Gin konnte sich also sicher sein, dass ihr in ihrer Nähe selbst kurz nach dem Erwachen keinerlei Gefahr bevorstand. Zufrieden mit sich und der Nacht, die sie hinter sich hatte, schwang sich Eohl aus dem Bett... und begann erst einmal zu taumeln, als sie sich gänzlich erhoben hatte. Mit dem dumpfen Geräusch eines Aufschlags stützte sie ihre Schulter gegen die Wand an ihrer rechten Seite, um sich mit der linken Hand an den Kopf zu fassen. „Hui... schwindlig“, stellte sie fest – auch wenn ihr Geist wieder da war, schien ihr Körper die Folgen des massiven Blutverlustes noch zu spüren. Das musste sie sich merken. Achtsam löste sie sich wieder von dem Holz an ihrer Seite und stakste in vorsichtigen Schritten hinüber zu einem Schrank, aus dem sie ein staubiges Glas und einen Lappen nahm. Geübt ließen ihre Finger den Stoff über das Glas gleiten, sodass dieses nach kurzer Zeit blitzblank glitzerte und sie eine Flasche Wasser nehmen konnte, um es zu füllen. Mit dem Getränk in der Hand ging sie dann wieder zurück zum Bett, umrundete es, um die Seite ihres Gastes zu erreichen und sich neben sie auf die Matratze zu setzen. Dass sie an irgendeinem Punkt ihre Kleidung verloren hatte, fiel ihr überhaupt nicht auf.
„Naa, gut geschlafen, kleiner Engel?“, wisperte Eohl mit einem sanften Lächeln, während die Finger ihrer freien Hand durch das Haar der Untoten kraulten. Ihre andere Hand hielt ihr das Glas hin. „Hier, bitte sehr... ich habe dir Frühstück gemacht.“
Mit ihrem Unleben macht Gin die meiste Zeit gute Mine zum bösen Spiel. Die Vampirin plagten existenzielle Ängste und Fragen, der Verlust ihrer Menschlichkeit suchte sie heim wie ein Gespenst bei Nacht. Doch als die Bleiche des Nachtens kurz erwachte, als der Ruf eines Tieres den leichten Schlaf der Schwarzhaarigen störte, und ich in einer tiefen, innigen Umarmung an den baren Leib einer hübschen Dame fand, da war für einen beinahe schon unwirklich wirkenden, friedlichen Moment alles in Ordnung im (Un)-Leben der Blauäugigen. Zufrieden fand sie eine gemütliche Position in den Armen Eohls und schloss erneut die Augen.
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Unendliche Schwärze umgab die Vampirin. Das Nichts drückte von allen Seiten auf sie ein, oder zog es sie eher auseinander? Vorsichtig tat sie einen Schritt und von der Stelle, wo ihr bleicher Fuß auftrat, ging eine blutrote Welle durch den Raum. Sie füllte das Unten des Raumes tiefrot aus - ein Ozean aus Blut, auf dessen Oberfläche die Vampirin stand. Wie Teer stieg eine zähe, schwarze Masse vor Gin aus dem Blutmeer, floss auf- und übereinander, als zerrte die Schwerkraft sie in eine andere Richtung wie die Vampirin. Bald schon hatte sich ein großer, pechschwarzer Klumpen, sicher anderthalbmal so groß wie Gin, gebildet, der blubberte, dampfte und rauchte. Langsam doch deutlich formte sich aus der Masse eine annähernd humanoide Gestalt aus wabernder Schwärze. Gin hatte dieses Wesen schon einmal gesehen, es war der Dämon Andras, mit dem sie in Miln einen Pakt eingegangen war. Seitdem schlummerte das Höllenwesen in der Mordaxt, die Gin ihr eigen nannte. Damals hatte er sich in einer Art Vision offenbart. Dieses mal suchte er die Beschwörerin im Traume heim. Du enttäuschst mich, Kind., war das Urteil, das er Gin entgegen brachte. Diese blickte die stetig wandelnde Gestalt ein wenig ungläubig an und legte den Kopf schief. Was habe ich falsch gemacht? Ihr Pakt mit Andras lag Gin besonders am Herzen, den der Dämon war der einzige, den Gins Meister Orwynn nicht kannte. So war er für die Dienerin des Schwarzmagiers ein geheimes Ass im Ärmel. Du hast mir deine Pläne, deine Überzeugungen gezeigt Ich verbündete mich mit dir, weil du mir versprachest, Großes tun zu wollen. Leere Worte. Du bist nicht mehr als eine kleine Dienstbotin. Die Worte des Wesens trafen Gin, Andras hatte Recht. Seit ihrem Kennenlernen in Miln hatte Gin keine Fortschritte gemacht, sich von Orwynn zu lösen. Sie hatte noch nicht einmal damit angefangen. Oder einen Plan gemacht. Er kann mich jederzeit töten, wenn ihm danach ist. Ich muss vorsichtig sein., versuchte die Vampirin dem Dämonen zu erklären. Doch dieser trat mit einem Mal direkt vor Gin (oder war es eher, dass der Raum zwischen den beiden sich zusammen zog und Mädchen und Dämon so näher aneinander zog?) Wo sein Kopf sein musste konnte die bleiche Dame Umrisse erkennen. Einen scharfen Schnabel. Leuchtend gelbe Augen. Du warst heute Nacht etwas wahrlich, wahrlich Großem so nahe, aber du bist blind. Und dumm. Hatte die Vampirin etwas verpasst? Was meinte Andras? Hatte es etwas mit Eohl zu tun? Mit der Tochter? Der Mutter? Nathanael? Als Gins Gedanken zum Hausherren der Crystal Villa schweiften, nickte Andras. Doch nicht so dumm… Konnte er etwa in Gins Gedanken sehen? Er nickte erneut. Shit… Irgendwas gab es bei Nathanael also, was Gin helfen konnte. Vielleicht die Verzauberung seines Hauses? Oder doch eher das letzte Geheimnis, das Eohl und Gin nicht hatten lüften können. Das, was im Keller verborgen war. Was du dort findest, wird dir die Augen öffnen. Da bin ich mir sicher. Ich kenne seine Art Was meinte Andras damit? “Seine Art”? Das musst du selbst herausfinden. Und plötzlich gab das Meer aus Blut, auf dem Gin gestanden war, nach. Die Oberfläche riss, ließ Gin in eine scharlachrote Leere sinken, bevor sie schlagartig die Augen aufriss.
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Die zärtliche Berührungen Eohls ließen Gin schaudern, ein Schauer lief ihr den Rücken hinab. Die Vampirin linste noch etwas benommen zu ihrer Gastgeberin. Eohl hatte sich noch nicht wieder angezogen, ihr Körper offenbarte sich in voller Pracht und unverhangen vor Gin. Guten Morgen…, erwiderte sie schläfrig. Ja, es war ganz wundervoll. Hast du auch gut geschlafen? Das Wasser nahm sie und stellte es sogleich auf dem Boden ab, denn viel lieber schloss Gin, noch immer im Bett liegend, beide Arme um die Hüften Eohls, zog sie kurz an sich heran und drückte ihr einen Kuss an die Leiste. Dankesehr., säuselte sie, ehe sie das Glas griff und daraus trank. Das klare Wasser “Frühstück” zu nennen war zwar ein wenig hoch gegriffen, doch wenigstens gab Eohl sich Mühe. Glücklich stellte die Blutsaugerin fest, dass von ihren “Der Morgen danach”-Erfahrungen dies eine der etwas angenehmeren Sorte war. Mit leichtem Kopf schlüpfte Gin aus den Laken und machte sich auf die Suche nach dem Wollpullover, den Eohl ihr letzte Nacht ausgezogen hatte. Aus dem warmen Bett kommend war es in der Jagdhütte vergleichsweise kalt. Eohl musste erfrieren. Beim Gang durch die Hütte fiel Gin etwas auf, das hier nicht so recht hinein zu passen schien (neben dem Bett, natürlich): Ein Globus. Gin hatte ein solches Stück schon einmal in einem der Studierzimmer Orwynns gesehen und hatte sich gefragt, wie die Welt wohl außerhalb Fiores ist. Warum besaß gerade Eohl so etwas? Es gab nur eine Art, das herauszufinden. Langsam trat Gin an die Miniatur-Weltkugel heran. Der ist beeindruckend…, ließ sie Eohl wissen und strich mit der Zeigefingerspitze über den Globus. Gehört der dir? Eine banale Frage, wenn er doch in Eohls Hütte stand, doch vielleicht schnappte die Grünhaarige ja auf, dass Gin sich für das seltsame Stück interessierte und wollte ein wenig darüber erzählen?
Dann sickerte langsam ihr Traum in Gins Bewusstsein. Die Unterhaltung mit Andras hatte sie für einige Momente derart komplett vergessen gehabt, dass Gin sich nun wunderte, wie das überhaupt hatte passieren konnte. Doch wie ein Lawine brach nun die Erinnerung an das Gespräch über die Untote herein. Und deshalb gab es etwas sehr viel wichtigeres zu besprechen als einen Globus: Sag mal, Eohl… Ich muss irgendwann wieder zu Natey zurück, weil ich meinen Mantel da vergessen habe. Wenn das soweit ist, möchtest du dann wieder mitkommen? Du bist ziemlich stark und mit dir fühle ich mich sicher., wollte die Untote wissen, während sie sich vom Globus löste und - nahe der Eingangstüre, ihren Wollpullover vom Boden auflas und zügig über den zitternden Oberkörper zog. Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. Was würde die Spiegelmagierin wohl dazu sagen?
Es war ein schönes Erwachen gewesen. Hätte Eohl wählen können, sie hätte Gin vermutlich in ihrer Hütte behalten. Aber ihr war bewusst, dass sie die Jüngere gehen lassen musste... für heute. Einerseits war da natürlich Orwynn, der bestimmt nicht froh darüber war, wenn die Yihwa eins von seinen Spielzeugen behielt, auf der anderen Seite war die du Bellay ihre Freundin, und wenn ihre Freundin gehen wollte, dann durfte sie das. „Natürlich habe ich gut geschlafen“, nickte sie zufrieden, während sie Gins Haar liebevoll streichelte, während diese sich an ihren Schoß schmiegte. Was für einen niedlichen Gast sie sich da geangelt hatte. „Es ist schön, nicht allein zu sein...“ Nach dem ausgiebigen Frühstück, das Eohl – die selbst erst einmal keine Nahrung zu sich nahm – Gin vorbereitet hatte, schälte sich auch die Vampirin aus dem Bett, um ihren Tag zu beginnen. Aufmerksam betrachtete Eohl von ihrem Sitzplatz auf der Matratze aus, wie sie sich durch den Raum bewegte und umsah. Sie schien das schicksalhafte Häuschen wirklich zu schätzen, umso mehr, als sie vor dem Globus stehen blieb. Zweifellos das schönste Geschenk, das die Yihwa je erhalten hatte, selbst wenn man das Bett unter ihrem Hintern mitzählte. „Ooh, er gefällt dir?“, fragte sie aufgeregt, während sie sich wieder erhob und zu Gin hinüber lief, um ihren Körper an die noch freie Haut der Jüngeren zu schmiegen, während sich die Finger ihrer rechten Hand an das glatte Holz legten. Ihre linke Hand spielte stattdessen lieber wieder mit der Taille ihres Gastes. „Gehört er mir... oder eher dem Schicksal?“, murmelte sie auf die Rückfrage ihrer Partnerin hin. „Schlussendlich macht es wohl keinen Unterschied.“ Unter Eohls Fingerspitzen begann die Kugel, sich langsam zu drehen, bewegte sich über das Land Fiore, den Kontinent Ishgar, dann darüber hinaus. Als er stoppte, war eine kleinere Landmasse zu sehen, ein eigenständiges Reich fernab dieser Heimat Vieler. „Siehst du das?“, wisperte Eohl von hinten ins Ohr der Untoten. „Da komme ich her.“ Namen von Ländern und Kontinenten suchte man auf diesem Globus leider vergeblich. Eohl selbst erinnerte sich nicht daran, wie ihre Herkunft genannt wurde – es war erstaunlich genug, dass sie überhaupt noch einschätzen konnte, wo sie geboren worden war. Große Teile ihrer Vergangenheit waren ihr verloren gegangen hier. Dieser eine zumindest nicht komplett.
„Hm... ich mochte Natey nicht wirklich...“, meinte die Yihwa nachdenklich, als Gin den Villenbesitzer erwähnte und dort unbedingt noch einmal hin wollte. Den Kopf schief legend spielte die Yihwa mit einer Strähne ihrer Haare. „Aber wenn du etwas von ihm zurück haben willst, dann komme ich mit... Nächstes mal töte ich ihn auf jeden Fall! Ich weiß nur noch nicht wie.“ In seinem kleinen Reich war der Maxwell ziemlich unbesiegbar gewesen. Nicht nur, weil er Angriffe abbrechen konnte, sondern auch, weil die Verletzungen, die sie ihm zugefügt hatte, schnell wieder verschwunden waren und ihn überhaupt nicht aufhalten konnten. Ob das auch funktionierte, wenn er nicht zuhause war? Sie wussten ja, dass dieser Mann gerne mal in Clubs vorbeischaute, also konnte er nicht den ganzen Tag in seinem Keller hocken. Aber wenn sie ihn außerhalb seines Hauses stellen sollten und ihre Angriffe genauso erfolglos blieben, konnte das ganz schnell nach hinten losgehen. Als Assassine verließ sich Eohl auf schnelle, tödliche Attacken. Wenn ein Gegner die Gelegenheit bekam, zurückzuschlagen, endete das meist nicht allzu gut für sie. „Hm... ich glaube, ich muss ein bisschen mehr planen, bevor wir ihn das nächste mal sehen... aber du kannst dich auf mich verlassen, Gin! Eohl wird dich sicher da rein und raus bringen!“
Morgendliche Zärtlichkeiten mit einer nackten, gutaussehende Dame auszutauschen, genoss die Vampirin in vollen Zügen. Entspannt nippte Gin an der Hüfte Eohls, während diese der Untoten sanft durch die Haare streichelte. Neckend ließ Gin die Lippen ein wenig wandern, bevor sie sich beinahe schon widerwillig von Eohl löste. Der Traum, der sie des Nachts ereilt hatte, ließ die Vampirin Tatendrang verspüren. Andras hatte recht, Gin musste endlich damit beginnen, einen Weg zu finden, gegen Orwynns Kontrolle vorzugehen. Da konnte sie leider keine zweite Runde mit Eohl einlegen. Auch wenn Gin das wohl sehr genossen hätte. Da hast du recht., gab Gin auf Eohls Feststellung zurück. Es fühlte sich tatsächlich gut an, die Nacht mit jemandem zu verbringen, der einem nicht egal war. Als Gin sich nach dem Globus erkundete verwendete Eohl wieder dieses Wort. Schicksal. Und dann auch noch derart unsinnig (Dem Schicksal konnten doch keine Dinge gehören), dass Gin zweimal darüber nachdenken musste, ob sich in den Worten Eohls nicht eine geheime Botschaft oder ein verborgener Einblick in ihr Wesen verbarg. Doch wenn dem so war, dann konnte Gin Eohl nicht durchschauen - wie auch schon am Vorabend. Interessiert folgten die eisblauen Augen der Vampirin dem Finger der Gastgeberin, als dieser behutsam über den Globus fuhr. Die Grünhaarige zeigte der Untoten, wo ihre Heimat lag. Warum bist du dann hier…?, wollte die Schwarzhaarige wissen, doch wie sie Eohl kannte, würde sie sicher keine befriedigende Antwort auf diese Frage bekommen.
Beinahe schon nebensächlich stimmte Eohl dem Vorhaben Gins, Nathanael in seiner Villa aufzusuchen, zu, und ließ Gin gleich wissen, dass sie dieses Mal fest vorhatte, den Gentleman der anderen Sorte zu töten. Er hat von einer Verzauberung geredet. Die müssen wir irgendwie zerstören, bevor wir ihn töten können. Zwar lag der Vampirin viel mehr daran, herauszufinden, was Andras wohl in Nathanael gesehen hatte und was sie daraus lernen konnte, doch dem schmierigen Kerl und Frauenschänder den Garaus zu machen, das würde sich Gin nicht nehmen lassen. Es würde quasi das Sahnehäubchen werden, den Maxwell in seinem eigenen Blut ertrinken zu sehen. Nachdem sie sich wieder in ihren Pullover gehüllt und die Mordaxt gegriffen hatte, machte Gin Anstalten, zur Türe zu gehen, doch nicht ohne sich zuvor von Eohl zu verabschieden. Hübsche Eohl…, begann Gin langsam. Meist wurde sie nach einer Nacht voll Leidenschaft mit einem Typen, den sie in einem der Clubs Crystalline Towns aufgerissen hatte, einfach vor die Türe gesetzt oder floh, noch bevor der andere erwachte. Das hier, das war mittlerweile etwas ungewohnt für die Herzensbrecherin. Es kostete die Vampirin daher ein klein wenig Überwindung, die Ältere in die Arme zu schließen und sie ein letztes Mal für heute feste an sich zu drücken. Danke für heute Nacht, es war ganz wundervoll. Die Blauäugige musste sich zusammenreißen, nicht loszukichern, so dämlich kam sie sich gerade vor. Wie ein Schulmädchen nach dem ersten Mal. Ich will dich gerne öfter besuchen. Darf ich? Ich weiß ja jetzt wo du wohnst., fragte sie mit leicht roten Bäckchen. Eohl war eine der wenigen Menschen in Crystalline Town, die Gin auf Anhieb richtig gerne hatte, vielleicht würden die beiden Magierinnen tatsächlich so etwas wie Freundinnen werden. Gin betete zu diesem Schicksal, von dem Eohl so gerne redete, dass es so kommen würde.
Doch das Schicksal hatte andere Pläne. Noch am selben Tag wurde Gin von ihrem Gebieter nach Crocus Town geschickt, wo sie die kommenden Monate verbringen würde. Sie hatte keine Gelegenheit gehabt, sich von Eohl zu verabschieden oder ihr ihre Abwesenheit zu erklären. Während ihrer Zeit in der Hauptstadt dachte Gin ab und zu dachte die Vampirin ab und zu an diese Nacht zurück. An den Spaß, den die beiden Magierinnen beim Stürmen des Outlander Clubs gehabt hatten, an den intimen Moment im Bett der Crystal Villa, an die Unterhaltung mit dem Maxwell, an das Trinken und das danach. Und immer wurde Gin schmerzlich bewusst, dass Eohl sicher glauben musste, Gin hätte sie vergessen, würde sich nicht mehr um sie kümmern oder mochte sie doch nicht leiden. Die Yihwa hätte Gins erste richtige Freundin werden können, doch stattdessen zerrte das Schicksal die beiden auseinander. Und vor ihrem nächsten Aufeinandertreffen graute es der von Schuldgefühlen und Sehnsucht geplagten Vampirin deshalb.
Als sie endlich auf die Lichtung zutraten, auf der sich das Gebäude befand, sah es plötzlich doch deutlich besser aus, als die Mahaf es vermutlich in Erinnerung hatte. Die Wand, die zuvor aus altem, teils rissigen Holz bestanden hatte, war nicht nur ordentlich und frei von Löchern, sondern auch frisch lackiert in einem sanften Beige, das in der verschneiten Landschaft kaum hervorstach – in Eohls Augen ein klarer Pluspunkt. Das Dach war repariert worden und sah richtig ansehnlich aus, nun mit einem kleinen Dachfenster, das ein wenig mehr Tageslicht ins Innere des Hauses werfen würde. Die Tür war nicht nur ordentlich gerichtet, sondern besaß nun ein Guckloch und ein funktionierendes Schloss, und eine kleine Veranda war auch aufgebaut worden. „Uhuhu... voll schick geworden“, kicherte die Yihwa, auch wenn sie da wohl nicht der beste Maßstab war, schließlich hatte sie ihr kleines Heim schon vorher genossen. Ein vorsichtiger, hoffnungsvoller Blick huschte zur Seite, versuchte Thanas Gesichtsausdruck einzuschätzen, um zu sehen, ob die Jüngere auch so begeistert war wie sie. Gerne würde sie ihre Liebste beeindrucken, wollte sehen, dass die sich auf ihre gemeinsame Freude genauso sehr freute, wie Eohl es tat. Eventuell würde Thana diese Begeisterung aber erst im Inneren packen. Beschwingt trat die Grünhaarige die Treppen hoch, um vor der Tür stehen zu bleiben. Ihr Fuß stemmte sich dagegen, aber sie wollte sich nicht öffnen. Ihre roten Augen glitten hinab zum Schloss. „Ach, richtig... Jetzt braucht man ja einen Schlüssel“, murmelte sie vor sich hin und sah hinab auf die Spiegelplatten in ihren Händen. „Ähm... Thana?“ Mit einem entschuldigenden Blick sah sie ihre Freundin an. „Ich kann grad nicht... A-aber ich hab den Schlüssel in der Hosentasche, glaub ich. K-kannst du kurz...?“
Der Fluss der Zeit... brennt alle Hoffnung nieder... That odd woman... | Cracked Mirror, Awaken!
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