Ortsname: Friedhof Aloe Town Art: Freifläche Spezielles: --- Beschreibung: Hinter einer großen, rustikalen Kirche liegt ein großer, umzäunter Bereich, der den örtlichen Friedhof darstellt. Der Boden hier ist sandig wie der Rest der Wüste, auch wenn zwischen den Reihen an Gräbern ein steiniger Weg gebaut wurde und man hier und da ein paar Blumen zu Gesicht bekommt. Die Grabsteine selbst sehen, je nach Familie, unterschiedlich aus, und geht man tiefer auf den Friedhof, kann man auch das ein oder andere ordentlich gehaltene Mausoleum sehen.
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Der Fluss der Zeit... brennt alle Hoffnung nieder... That odd woman... | Cracked Mirror, Awaken!
Charon Desert Night
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Abgehoben also... Ein trockenes Lachen entkam Charon bei dem Seitenhieb von Lian, und er schüttelte leicht den Kopf. Für den Moment würde er es so stehen lassen, schließlich schien Lian wirklich nicht die Art Person zu sein, die eine gehobene Gesellschaft schätzte. Das lag nicht jedem. Charon für seinen Teil sehnte sich nach Adel und Anerkennung, aber aktuell waren sie beide Mitglieder der Mittelklasse. Kein Grund, ein Fass aufzumachen. „Ha! Mache ich so einen gefühlsduseligen Eindruck?“, fragte der Dargin amüsiert. Eine Liebesgeschichte... Nein, so etwas gab es in seinem Leben bisher nicht. Er hatte mit der einen oder anderen Frau zu tun gehabt, aber niemand kam so wirklich an ihn heran, da war es schwer, eine bedeutende Verbindung aufzubauen. Wenn er sich auf jemanden einließ, war es kurz und intensiv – kein Grund dafür, an seinen bestimmten Ort zu ziehen. „Ich finde die Wüste tatsächlich auch sehr bezaubernd. Wenn ich mich auf eine Sache einschränken müsste, die mich überzeugt hat, wäre das...“ Nachdenklich blickte er auf in den Himmel, legte eine Hand an seine Wange. Es war die Schönheit der Wüste, die unendliche Freiheit, die in dem weichen Sand verborgen lag. Aber eine Sache hatte ihn mehr als alles Andere von dieser Schönheit überzeugt. „Der Nachthimmel.“ Nächte in der Wüste waren unendlich schön. In den meisten Städten wurde der nächtliche Blick eingeschränkt, überall waren Lichter oder Wolken zu sehen. Ging man jedoch in die Wüste, war alles frei. Es regnete oder schneite so gut wie nie, also war der Himmel wieder frei, und es gab Kilometer um Kilometer abseits der Zivilisation, die von allen Lichtern befreit waren. An keinem anderen Ort Fiores konnte man den Mond und die Sterne so betrachten wie hier... „Die Sterne in der Wüste sind etwas ganz Anderes als im Rest von Fiore. Es war hier, dass die Schönheit der Welt mich verzaubert hat“, nickte er, als er mit dem Nachdenken fertig war. Deswegen lebte er hier, und deswegen konnte er sich keine andere Heimat vorstellen – nicht einmal das Zuhause, in dem er geboren war. „Ich denke, ich werde noch lange Zeit hier bleiben...“
Während sie noch am Sprechen waren, erreichte das Zweiergespann auch schon den Friedhof. Hier sollte also ihr Auftrag stattfinden. „Das Mausoleum, das wir überwachen, sollte relativ weit hinten stehen“, meinte Charon, während er sich umsah. Hier waren ganz schön viele Gräber, was für einen Friedhof vermutlich nicht ungewöhnlich war. Einige sahen aus, als würde sich niemand um sie kümmern, während andere sehr gepflegt wirkten. Charon achtete darauf, auf den stabilen Steinplatten zu gehen, die hier einen Weg bildeten, und nicht auf den Sand dazwischen zu treten. Bisher hatte er den Friedhof so gut wie nie besucht. Seine Familie lebte nicht hier und wirklich nahe stand er in Aloe Town niemandem, also würde er auf absehbare Zeit auch keinen Grund haben, privat hierher zu kommen. Ein gläubiger Mensch war er erst recht nicht, also war auch die Kirche eher uninteressant für ihn. Entsprechend wenig Ehrfurcht zeigte er im Beisein dieser ganzen Gräber. „Ich würde mir die Gruft gern mal ansehen... Vor Allem das Schloss. Du hast nicht zufällig Erfahrung mit Einbrüchen? Vielleicht kannst du einschätzen, ob wir es mit Amateuren oder Experten zu tun haben.“ Ein düsteres Grinsen zeigte sich auf seinem Gesicht. Mit seiner Abneigung für gehobene Gesellschaft, seinen nächtlichen Eskapaden und seiner allgemeinen Heimlichtuerei war es nicht unwahrscheinlich, dass Lian eine interessante Vergangenheit hatte, und er hatte ja sehr deutlich gesagt, dass er nicht immer alles unbedingt auf dem legalen Weg machen wollte. Im Umgang mit Räubern war eine erfahrene Meinung immer von Vorteil... „Und danach können wir uns in aller Ruhe hinsetzen und essen, auch wenn du schon angefangen hast. Es sollte ja bald dunkel werden.“
Der Dargin konnte also keine Liebesgeschichte erzählen, die ihn in die Wüste getrieben oder ihn auch in der Stadt gehalten hatte. Ob er einen gefühlsduseligen Eindruck machte? Nein, das nicht, sehr wohl wirkte Charon allerdings wie jemand, der sich durchaus für die Schönheit der Liebe – wenn man es so ausdrücken wollte – entscheiden könnte. Der Hellhaarige machte auf den Illusionsmagier den Eindruck eines Künstlers, zu dem auch so ein Verhalten durchaus gepasst hätte. Allerdings war Lian ganz froh, dass der Dargin die Vermutung von ihm verneinte und stattdessen lieber auf seine Liebe zur Stadt, nicht die Liebe zu einer bestimmten Person, einging. Der Nachthimmel hattes ihm also angetan… der Falls nickte zustimmend, war der Nachthimmel doch auch etwas, was er schon immer an seiner Heimat geliebt hatte. Die Sterne, die über das Firmament glitzerten und strahlten, wie sie den Mond umrahmten, der die Stadt in der Nacht stets ungehindert in sein weiches Licht hüllte. Der Braunhaarige erinnerte sich an unzählige Nächte, in denen er gedankenverloren zum Himmel gestarrt und ihm der Anblick geholfen hatte, seine wirren Gedanken zu ordnen. Und er erinnerte sich an eine ganz bestimmte Nacht, in der er zusammen mit einer ihm damals sehr wichtigen Person zu genau diesem Nachthimmel aufgeblickt hatte und der leuchtende Mond auch auf sie diese magische Wirkung entfaltet hatte, sodass sie sich in jener Nacht nähergekommen waren. Eine schöne Erinnerung, was es umso trauriger machte, dass sie heutzutage immer mit einem bitteren Beigeschmack behaftet blieb. „Die Schönheit der Welt. Deine Ausdrucksweise ist echt gewöhnungsbedürftig.“ Er schenkte Charon ein Lächeln, was hoffentlich verdeutlichte, dass er seine Aussage gar nicht als Beleidigung meinte. Lian selbst käme einfach nie auf die Idee, Dinge so auszudrücken, wie der Ältere es tat. Aber ganz egal, wie Charon es aussprach, der Inhalt blieb gleich: Sie empfanden beide die Wüste und auch die Wüstenstadt als wunderschön und hatten sich beide bewusst dazu entschieden, hier bleiben zu wollen. Das reichte dem Falls schon aus, um Charon trotz aller Eigenschaften, die zum Teil ziemlich nervig waren, insgesamt dann eben doch sympathisch zu finden.
Und dann betraten sie auch schon den Friedhof. Lian folgte dem Kollegen stumm, der zielsicher dem steinernen Pfad folgte, der in den hinteren Teil des Ortes führte. Natürlich gab es in einer riesigen Stadt wie Aloe Town noch mehr Friedhöfe als diesen hier, doch soweit der 19-Jährige wusste, war der Zentralfriedhof die insgesamt größte Ruhestätte der Stadt. Anders als Charon war der Illusionsmagier in der Vergangenheit des Öfteren hier gewesen. Ob seine Verwandtschaft hier begraben lag? Nein, das nicht. Aber es war in seinem früheren Freundeskreis eine von vielen typischen Mutproben gewesen, eine Nacht alleine auf dem Friedhof verbringen zu müssen. Und natürlich hatte sich die restliche Gruppe in dieser Nacht stets einen gehörigen Spaß daraus gemacht, die getestete Person zu erschrecken und ihm höllische Angst einzujagen und sich daran zu erfreuen, wenn doch mal wieder jemand weinend davonlief. Eben die typischen Mutproben, die man sich in seiner Kindheit und Jugend so ausdachte. Auch Lian hatte so etwas früher über sich ergehen lassen müssen, das gehörte eben dazu, sein Mitleid für die Anderen hatte sich daher stets in Grenzen gehalten. Charon erwähnte, dass er sich gerne das Mausoleum und das Schloss ansehen wollte. Und er wollte auf die Expertise von Lian zurückgreifen? „Ob ich…“, fragte er nochmal übertrieben ungläubig nach. Im Normalfall hätte der Braunhaarige es vielleicht abgestritten, aber irgendwie hatte er mittlerweile das Gefühl, dass der Dargin soweit auf seiner Seite spielte, dass er sich nicht als komplett unschuldiges Lamm darstellen musste. Dafür war der Zuf vermutlich eh schon abgefahren. Er legte theatralisch eine Hand aufs Herz und seufzte hörbar. „Ich bin schockiert, dass ausgerechnet du mir eine solche Sache zutraust, Charon. Da hätte ich doch mehr erwartet.“ Mit einem feinen Grinsen auf den Lippen schielte er zum Älteren und lachte dann gelöst, als er die Hand von seiner Brust nahm. „Aber ich kann mir das Schloss natürlich dennoch mit meinen nicht vorhandenen Fachkenntnissen ansehen“, betonte er und zwinkerte dem Kollegen zu. Lian hatte nicht direkt zugegeben, Erfahrungen mit Einbrüchen zu haben… so wirklich abgestritten hatte er es aber auch nicht. Der Dargin wüsste das schon richtig zu deuten. Als sie am hinteren Ende des Friedhofs angekommen waren, führte der Hellhaarige sie direkt zu dem Mausoleum, das es in den kommenden Nächten zu bewachen galt. Das monumentale Grabmal zeichnete sich deutlich von den restlichen Ruhestätten ab: Es hatte die Form eines kleinen Gebäudes, einige Treppenstufen führten hinauf zum fest verschlossenen Eingang, der unter einem Vordach lag, das zur rechten und linken Seite von massiven Säulen gehalten wurde. Über dem Mausoleum stand in großen Buchstaben der Familienname, sowie die Geburts- und Todesdaten jener, die in diesem Mausoleum ihre letzte Ruhe gefunden hatten. Es schrie förmlich nach wohlhabender Gesellschaft und auch Lian erahnte sofort, mit welchen Habseligkeiten die Toten da drin begraben sein mussten. Wow. Warum man so viel Geld für Tote ausgab, wollte sich ihm bis heute nicht erschließen, aber er war ja heute nicht hier, um darüber zu urteilen. Er trat noch vor dem Dargin die penibel gesäuberten Treppenstufen hinauf und kam vor dem Eingang zum Stehen, ging in die Hocke und besah sich das Schloss. Gerade als der Falls mit den Fingern über die Kratzspuren am Schloss fuhr, riss eine Stimme die Aufmerksamkeit des Magiers auf sich. „Ey! Was macht ihr da?!“, brüllte eine angriffslustige Stimme in seinem Rücken. Lian drehte sich wie ertappt um – war natürlich Schwachsinn, er war immerhin für einen offiziellen Auftrag hier und nicht für einen Einbruch. Aber alte Gewohnheiten saßen eben tief. Waren sie von einem Friedhofswärter erwischt worden?
„Hah!“ Gewöhnungsbedürftig war er also, so so. Lian nahm ja kein Blatt vor den Mund. Er meinte es sicher nicht böse, auch wenn die Aussage ein wenig am Stolz des Dargin kratzte. Obwohl ihm natürlich klar war, dass sein überlegenes Vokabular einfach nicht dem niederen Durchschnitt entsprach, den die meisten Normalbürger vermutlich gewohnt waren. „Ich bin sicher, du gewöhnst dich früh genug daran. Vor Allem, wenn wir tatsächlich eine Woche lang hier Wache halten müssen.“ Zusammen auf dem Friedhof gab es vermutlich nicht allzu viele Ablenkungen. Charon hatte den Sternenhimmel zu beobachten, aber er hatte den jungen Schützen bisher nicht als jemanden erlebt, der gerne den Mund hielt – eher als jemand, der ihn gerne aufriss. Nicht, dass das ein Problem war, es gab ohne Zweifel auch deutlich weniger interessante Begleiter. Allein schon seine Antwort was das Knacken von Schlössern anging zauberte dem Weißhaar ein seltenes Grinsen auf die Lippen. „Ah, mein Fehler. Wer weiß, wie ich auf die Idee gekommen bin, dass jemand wie du das Gesetz missachten könnte“, antwortete er amüsiert und breitete theatralisch die Arme aus. „Ich weiß doch genau, dass du ein Streber und kein Tunichtgut bist. Aber wenn du dennoch ein Auge auf die Tür werfen solltest, schadet das sicher nicht.“
Trotz all seiner fehlenden Erfahrungen schien Lian ganz schön angespannt zu sein, als ihn plötzlich jemand auf seine tatsächlich vollkommen legale Tätigkeit ansprach. Fast, als wäre er es gewohnt, sich schuldig zu fühlen – anders als Charon, der die Worte des Wärters gar nicht zu bemerkten schien. Erst nach ein paar Sekunden drehte er sich langsam herum, ein entspanntes Lächeln auf den Lippen, und blickte auf den Fremden hinab. „Kein Grund zur Aufregung. Wir sind Magier von Fairy Tail“, erklärte er besänftigend und schmunzelte er, während er den Saum seines Oberteils ergriff und nach oben zog, sodass das rote Gildenzeichen auf der fahlen Haut seines Abdomens sichtbar wurde. Es war wie ein magisches Siegel, das ihm erlaubte, zu tun was er wollte, solange er die richtigen Worte fand. Egal, wofür man ihn hinterfragte, es war immer leicht, seine Arbeit als Grund anzugeben – ob es seinem Gegenüber nun gefiel oder nicht. Der Friedhofswächter zog, offensichtlich skeptisch, die Augenbrauen zusammen, hatte aber rechtlich gesehen nicht wirklich die Möglichkeit, Charon von seiner Arbeit abzuhalten. „Wir sind hier auf Geheiß der Besitzer dieses Mausoleums. Es gab Einbruchsversuche, und mein Kollege hier inspiziert nun das Schloss. Irgendwelche Probleme?“ Unzufrieden sah der ältere Mann in Lians Richtung, gab sich aber schlussendlich auf und wandte sich ab. Er grummelte etwas in seinen Bart hinein, dass sie nicht so verdächtig aussehen sollten und dass er ein Auge auf sie haben würde, das Übliche eben. Nichts, was für den Dargin von Interesse war. „Hach ja, manche Leute sind furchtbar unhöflich“, meinte das Weißhaar kopfschüttelnd und setzte sich auf einen rechteckigen Grabstein mit passender Höhe, um die Beine übereinander schlagen zu können. Nachdenklich zwirbelte einer seiner Finger eine Strähne seiner Mähne um sich, während seine dunklen Augen bereits hinauf in den Himmel wanderten. „Weißt du, wärst du eine weniger tugendhafte Person, fände ich es sehr amüsant, dass du dich so leicht aus der Ruhe bringen lässt. Rein hypotetisch“, grinste er, während seine Pupillen die Sterne des Cygnus fixierten. „Kannst du schon etwas zu dem Schloss sagen, Lian?“
Lian und ein Streber! Der Illusionsmagier musste das amüsierte Grinsen auf Charons Lippen glatt erwidern, als er diese Schlussfolgerung mit ihm teilte. Nein, nein, natürlich war Lian Falls kein Tunichtgut, sondern stets darauf bedacht, immer regelkonform und legal zu handeln. So wie es sich eben gehörte, er war ja gut erzogen. Der Dargin machte ziemlich deutlich, dass er – ohne es auszusprechen – ganz genau wusste, wie der den Braunhaarigen einzuschätzen hatte. Interessanterweise störte es Lian nicht, dass Charon es wusste oder zumindest sehr stark ahnte, dass er nicht unbedingt regelkonform lebte. Weil er nicht das Gefühl hatte, dafür verurteilt zu werden? Weil er das Gefühl hatte, dass sie beide Seiten an sich hatten, die nicht unbedingt an die Öffentlichkeit treten mussten und deshalb auch einfach nicht direkt thematisiert wurden? Vermutlich. Sie konnten darüber witzeln, ohne von dem jeweils anderen zu verlangen, dass er nun ganz klar Tatsachen aussprach. Das machte den Umgang mit Charon für Lian wirklich angenehm – es war für ihn der angenehmste Umgang, den er bisher in der Magierwelt erlebt hatte. Der Illusionsmagier war mit einigen Personen aneinandergeraten, hatte sogar mehrere handfeste Auseinandersetzungen gehabt. Charon hingegen wusste vermutlich einfach, wie man eine Person wie den Falls zu behandeln hatte, um sympathisch zu wirken. Egal ob das ehrlich oder gewollt manipulativ war, es hatte auf jeden Fall die Wirkung, die Charon sich vermutlich erhoffte. Lian mochte den Hellhaarigen irgendwie.
Schließlich betrachtete der 19-Jährige das Schloss am Mausoleum und zuckte merklich zusammen, als eine fremde Stimme sich näherte. Viel schneller reagierte der Dargin, der mit einem entspannten Lächeln zu dem Friedhofswärter blickte und diesen darüber in Kenntnis setzte, dass sie Magier waren. Magier von… Fairy Tail? Versprochen? Lian stutzte, als er den Namen dieser berühmt berüchtigten Gilde aus Magnolia hörte. Der Friedhofswärter schien sich mit der Erklärung allerdings zufriedenzugeben, was nicht zuletzt daran lag, dass Charon sie mit Überzeugung ausgesprochen hatte. Vielleicht hatte der Wärter den falschen Gildennamen auch einfach überhört? Auch möglich. Woran auch immer es lag, der Falls war glücklich darüber, dass sein Kollege das Gespräch mit dem Wärter übernommen hatte und sah dem älteren Herrn nur kurz hinterher, als dieser sich grummelnd wieder entfernte. Er würde sie im Auge behalten? Na, das konnte er gerne machen, das würde aber voraussichtlich ziemlich langweilig werden. Charon und Lian hatten immerhin vor, die kommende Woche jede Nacht hier Wache zu halten. Der Blick des 19-Jährigen huschte zum Dargin. „Wir sind Magier von Fairy Tail?“, fragte er naiv nach und spielte damit ganz bewusst auf den Versprecher seines weit gereisten Kollegen an. Er hatte es sich einfach nicht verkneifen können. „Interessant, hast du mir etwas verschwiegen?“, ergänzte er noch, lachte leise und winkte dann bereits ab. Aber auch im weiteren Gesprächsverlauf wusste der Dargin zu amüsieren: Er beschwerte sich über das unhöfliche Verhalten des Wärters und suchte sich im gleichen Atemzug einen nahegelegenen Grabstein als Sitzmöglichkeit aus. Das machte er doch gerade mit Absicht, oder? Dem Illusionsmagier zauberte das Verhalten ein schiefes Grinsen auf die Lippen. „Oh ja, manche Menschen wissen wirklich nicht, was sich gehört“, stimmte er dem anderen Magier unumwunden zu. Er pausierte kurz, bevor er immer noch im amüsierten Tonfall ergänzte: „Na, wie sitzt es sich auf dem Grabstein von Familie Aziz?“, las er aus der Ferne den in großen Buchstaben geschriebenen Namen vor, der auf dem dunklen Stein eingraviert war. Charons Respekt den Toten gegenüber schien sich in Grenzen zu halten, soweit der Falls das einschätzen konnte. Gut, die Toten würden sich kaum darüber beschweren, dass ihr Grabstein als Sitzmöglichkeit missbraucht wurde, was? Als der Dargin darauf zu sprechen kam, dass er sich zu schnell aus der Ruhe bringen lassen würde, rieb sich Lian über den Hinterkopf und seufzte. Ja, er hatte nicht Unrecht, das war eindeutig eine Sache, an der der Braunhaarige arbeiten musste. Er zuckte schuldbewusst mit den Schultern, was sollte er dazu sagen? Dass Charon auf das Schloss zu sprechen kam, nahm er gerne als Anlass zum Themenwechsel. Nur kurz musterten die grünen Seelenspiegel erneut das Schloss, dann legte sich der Kopf des 19-Jährigen etwas schief. „Es war auf jeden Fall jemand am Schloss zugange, der Ahnung davon hatte, was er macht“, antwortete er sachlich auf die Frage und fuhr mit dem Zeigefinger über ein paar Kerben, die sich in das Metall gefressen hatten. „Das Schloss wurde mit passendem Werkzeug bearbeitet. Viel hat nicht gefehlt, um es zu öffnen. Es sieht für mich so aus, als wären sie durch irgendetwas oder irgendjemandem unterbrochen worden, bevor sie es endgültig hatten knacken können.“ Hm. Lian ließ das Schloss los und erhob sich, bevor er die Arme vor der Brust verschränkte und sich Charon zuwandte. „Keine Anfänger in ihrem Geschäft, so viel kann ich sagen. Und ich bin mir sicher, dass sie es erneut versuchen werden. Kein Dieb kann es mit seiner Ehre vereinbaren, einfach aufzugeben, wenn man so kurz vorm Ziel war.“ Er stoppte, zuckte dann mit den Schultern. „Das ist zumindest das, was man sich so über diese Leute erzählt, meine ich“, relativierte er geschwind die Aussage und lächelte fein. Anders als Charon setzte sich Lian nicht auf einen nahegelegenen Grabstein, sondern ließ sich auf der obersten Stufe der Treppe zum Mausoleum nieder und stützte sich nach hinten mit den Händen ab. Er sah sich in der Umgebung um, bevor er wieder zum Dargin blickte. „Hast du dir schon überlegt, wo wir uns am besten positionieren können?“ Auf dem Dach des Mausoleums wäre vielleicht ein bisschen hoch. Es musste in der Nähe sein, sodass sie schnell eingreifen konnten, aber so versteckt, dass die Diebe sie nicht entdeckten. Ach und ein weiteres Thema! „Oh und vergiss dein Essen nicht, kalt schmeckt es nur halb so gut.“ Ja, Lian hatte sein eigenes Essen bereits auf dem Weg verspeist, aber das hieß ja nicht, dass der Dargin das nicht jetzt noch nachholen konnte!
„Fairy Tail? Was meinst du? Ich habe doch...“ Charon stockte. Er hatte Crimson Sphynx gesagt, richtig? Kurz blinzelte er unsicher, ehe er die Zähne zusammen biss. Ja, natürlich hatte er Crimson Sphynx gesagt! Warum sollte er etwas anderes sagen? Sichtbar peinlich berührt verschränkte er die Arme vor der Brust und blickte zur Seite, Lians Blick ausweichend. „Du hast dich sicher verhört. Ich habe Crimson Sphynx gesagt, nichts anderes.“ Der Dargin mochte nicht perfekt sein, aber er war ja wohl so nah dran, wie es ein Mensch sein konnte. Solche Fehler kamen ihm mit Sicherheit nicht unter! „Familie Aziz hat einen sehr komfortablen Grabstein gewählt. Sie müssen ihre Großeltern wirklich schätzen“, nickte er mit einem Gähnen, während er auf die Auswertung seines Kollegen wartete. Sie hatten es also mit Experten zu tun. „Ah, das hätte ich fast vergessen“, fiel ihm auf, als Lian ihn auf sein Essen ansprach, und machte sich daran, sein Essen zu genießen. Es war wohl noch wärmer gewesen, als er es gekauft hatte, und war in der Zwischenzeit ein wenig aufgeweicht, aber der Geschmack kam immer noch gut hin. „Mmh... nicht übel. Auf deine Einschätzung kann man sich wohl verlassen.“ Das überbackene Brot in einer Hand erhob sich das Weißhaar wieder von seinem morbiden, aber stilvollen Platze, ehe er sich ein wenig auf dem Friedhof umsah. „So gemütlich es hier auch ist, unsere Gesuchten werden sich vermutlich nicht zeigen, wenn sie uns hier sehen“, meinte er ruhig und ging auf den Rand des Friedhofs zu. Auf der anderen Seite des Zauns war ein kleines Gärtchen angelegt, das sicher zu der Kirche gehörte. Jemand hatte sich sogar die Mühe gemacht, ein kleines Tischchen aufzustellen, und untergestellt unter einem kleinen Vordach standen ein paar Stühle – vermutlich das Setup, um an sonnigen Tagen ein wenig Tee im Freien zu genießen. „Wenn wir da sitzen, sollten wir im Dunkeln nicht allzu auffällig sein, und es sieht erst einmal nicht so aus, als hätten wir etwas mit dem Friedhof zu tun.“ Sein Blick glitt hinauf zum Himmel. „Außerdem sieht man von dort gut den Nachthimmel. Ich denke, da können wir uns eine Weile niederlassen.“
Natürlich hatte Lian Recht: Die Chancen standen nicht gut, gleich am nächsten Tag die Verbrecher wieder am Tatort wiederzufinden. Allzu leicht gaben sie die kaum geschützten, wertvollen Güter der reichen Familie sicher nicht auf, aber so dumm, sich nach nicht vierundzwanzig Stunden gleich wieder zu zeigen, waren diese vermeintlichen Experten dann doch nicht. Für die beiden Wüstenbewohner war es also eine ziemlich ruhige Nacht. Charon aß noch in aller Ruhe sein Dinner auf, während er und Lian relativ still beieinander saßen und sich auf ihren eigenen Kram fixierten. Worüber sollte man auch die ganze Nacht lang reden? Hier und da wechselten sie noch ein paar Worte, unterhielten sich ein bisschen, um nicht einzuschlafen, aber die meiste Zeit wechselten die Augen des Dargin nur zwischen dem Friedhof und den Sternen am Himmelszelt hin und her. Entsprechend müde waren seine dunklen Augen, als er sich mit dem Hintergrund der aufgehenden Sonne von seinem Stuhl erhob und streckte. „Naja, sieht so aus, als könnten wir uns auf ein paar Nächte gefasst machen... Wäre auch zu schön gewesen, wenn wir so schnell fertig wären“, meinte er mit einem kurzen Schulterzucken und gähnte einmal langgezogen. Den Tag würde er vermutlich komplett verschlafen... „Dann sehen wir uns heute Nacht wieder, ja?“
Einen sehr komfortablen Grabstein hatte die Familie Aziz also gewählt, ja? Lian lachte leise, als er die Erwiderung von Charon hörte. Der Typ war schon eine Klasse für sich – beschwerte sich einerseits über das unhöfliche Verhalten anderer Leute und setzte sich gleichzeitig auf einen Grabstein, ohne sich irgendeiner Schuld bewusst zu sein. Der Dargin wurde Lian mit jeder Minute sympathischer und das ganz ohne dass der Hellhaarige sich dafür anstrengen musste. Auch das Essen aus der Bäckerei schien den Geschmack von Charon zu treffen, was der Falls mit einem kurzen Nicken kommentierte. Der Kollege stand vom Grabstein auf, schlenderte ein wenig herum und sah sich nach einem geeigneten Platz um, von dem aus sie das Mausoleum im Blick behalten konnten, ohne selbst aufzufallen. Lian blieb in der Zeit sitzen und folgte den Schritten des Älteren aufmerksam, bis dieser schließlich auf einen Tisch und Stühle in einem nahegelegenen Gärtchen aufmerksam machte. Ja, das sah so aus, als könnte man sich gut niederlassen. Okay, dann stand ihrer ersten Wachschicht doch nichts mehr im Wege, oder? Der Falls stand auf, streckte sich und gähnte, als ihm bewusstwurde, dass ab jetzt der stinklangweilige Part dieser Quest beginnen würde.
Und genau so kam es auch. Charon und Lian konnten die gesamte Nacht über zwar einen wunderschönen Sternenhimmel genießen… aber viel mehr passierte auch nicht. Stunde um Stunde verging und je tiefer die Nacht war, desto ruhiger wurde die Umgebung. Mehr als einmal hatte der Braunhaarige seinen Kopf auf die Tischplatte gebettet und einfach nur gelangweilt zum Mausoleum gestarrt, obwohl er ganz genau wusste, dass die Diebe mit Sicherheit nicht auftauchen würden. Theoretisch hätten sie den Wachposten auch einfach abbrechen und morgen wiederkommen können, aber Lian verkniff es sich, diesen Vorschlag zu machen. Ein Gefühl sagte ihm, dass Charon da nicht mitziehen würde. Und so dauerte es noch einige Stunden mehr, bis endlich die Morgensonne langsam über das Firmament kroch. Die Kühle der Nacht verschwand schlagartig und wich einer wohligen Wärme, die Lians Körper sofort dankbar aufnahm. Der Dargin war der Erste, der sich aus seiner sitzenden Position erhob und sich streckte. Als der Illusionsmagier es ihm gleichtun wollte, bemerkte er, wie versteift seine Muskeln waren und alles kribbelte wie Hölle… er blieb lieber noch einen Moment sitzen, wenn er nicht gleich vor Charon umkippen wollte. „Ja, klar. Heute Nacht wieder. Gleiche Zeit, gleicher Ort“, antwortete er dem Kollegen auf seine Nachfrage und hob die Hand zum Abschied. Er machte keine Anstalten, mit ihm zusammen den Friedhof zu verlassen. Charon fragte aber auch nicht weiter nach und war schließlich verschwunden. Kaum war der Dargin aus dem Blick des Falls verschwunden, stöhnte dieser seinen angestauten Frust heraus und ließ die Stirn auf die Tischplatte knallen. „Eine Woche lang? Das wird die langweiligste Woche meines Lebens…“ Wenn Lian eines konnte, dann im Selbstmitleid versinken. Tja. Aber er hatte sich darauf eingelassen, jetzt gab es kein Zurück mehr. Er klammerte sich gedanklich an den guten Verdienst, den dieser Job brachte. Immerhin ein bisschen Motivation brachte dieser Gedanke zurück.
Und so zog Nacht für Nacht ins Land. Charon und Lian trafen sich stets kurz vor Abenddämmerung, suchten sich ihren Platz und starrten Nacht für Nacht abwechselnd in den Himmel und dann wieder zum Mausoleum. Es ließ sich nicht verhindern, dass sie auch immer wieder miteinander sprachen und auch wenn es keine sehr persönlichen Themen waren, die sie in diesen Nächten miteinander austauschten, so fühlte der Falls sich seinem Kollegen zwangsweise doch Tag für Tag ein bisschen mehr verbunden. Irgendwann keimte in ihm sogar der Gedanke auf, ein bisschen mehr mit dem Dargin über verwandtschaftliche Verhältnisse zu sprechen, vielleicht sogar über ihre Beweggründe – echten Beweggründe – warum sie überhaupt Magier der Gilde Crimson Sphynx geworden waren. Aber meistens fühlten sich diese Themen dann doch deplatziert an und bevor sie wirklich über so ein Thema ins Gespräch hätten kommen können, zeigte sich auch schon wieder die Morgensonne am Horizont. Lian bekam in diesen Tagen wenig vom Leben in Aloe Town mit – er schlief, wenn andere wach waren und war wach, wenn alle anderen schliefen. Und je mehr Nächte vergingen, desto leichter fiel es ihm, sich an diesen neuen Rythmus anzupassen. Irgendwann war Lian auch dazu übergegangen, sich eine Beschäftigung für die Nachtschichten mitzunehmen. Es war irgendwann in der fünften Nacht, in der der 19-Jährige stumm von seinem Platz aus Federn musterte, prüfte und schließlich mit einem kleinen Messer bearbeitete. Warum er das tat? Wenn man von Lians Hobby wusste, kam man vermutlich schnell darauf, dass es nicht mehr als ein Schritt in der Herstellung neuer Pfeile war. „Wenn das so weitergeht, bin ich mit meinen Pfeilen fertig, bevor sich die Diebe nochmal gezeigt haben“, flüsterte der Falls in die Dunkelheit, ohne von seinen Federn aufzusehen, aber natürlich an Charon gerichtet. Wie er sich wohl die Zeit vertrieb? Und würden die Diebe doch bald auftauchen?
Der stinklangweilige Teil der Mission... Ja, Lian hatte nicht Unrecht. Charon begann schon damit, sich Bücher über Magie mitzunehmen, die er über die Nacht hinweg studieren konnte, und wenn seine Augen müde wurden, wandte er seinen Blick in Richtung des Himmelszeltes. „Siehst du die Sterne dort oben?“, fragte er in einer der Nächte, deutete auf eine elegante Konstellation, die ihm ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. „Das ist Cygnus... der Schwan. Man sieht ihn tatsächlich nur zu dieser Jahreszeit, was schade ist. Er gehört zu meinen liebsten Sternbildern.“ Wenn der Schütze gewillt war, zuzuhören, war Charon auch gewillt, mehr darüber zu erzählen. Viel mehr als den Sternenhimmel hatten sie hier ja nicht. Tatsächlich – und das überraschte ihn selbst – fühlte sich der Dargin Lian nach ein paar Nächten ein ganzes Stück näher als zuvor. Ein Gefühl, das er so nicht wirklich kannte. „Ich höre gelegentlich, dass ein paar unserer Gildenmitglieder mich für distanziert halten“, meinte er in einem ihrer Gespräche mit einem theatralischen Schulterzucken. „Ich schätze, es lässt sich nicht vermeiden. Wir sind unterschiedliche Menschen. Dennoch hoffe ich, dass es auch jene gibt, die in mir einen verlässlichen Freund sehen. Die Gilde ist mir tatsächlich wichtig, Lian. Ich würde mich gern als wichtigen Teil davon geschätzt fühlen.“ Dass er sich mit Lian über solche Themen unterhielt – wenn auch eher kurz und oberflächlich – war sehr ungewohnt. Diese Art Gedanken passten nicht zu dem perfekten Bild, das er üblicherweise zur Schau stellte. Er konnte ja auch nicht leugnen, dass da eine Distanz zwischen ihm und dem Rest der Gilde stand. Nur, wie er sie loswerden sollte, ohne seine Masken aufzugeben, das war eine Frage, die er nicht zu beantworten wusste.
Schlussendlich brachte der Braunschopf Charon dazu, ein leises Lachen auszustoßen, als er meinte, er würde eine ganze Ladung neuer Pfeile zusammenbekommen, bevor sie einen Dieb zu Gesicht bekamen. „Es schadet doch nicht, vorbereitet zu sein“, antwortete der Weißschopf amüsiert. „Abgesehen davon finde ich deine Handarbeit sehr beeindruckend. Sehr geübt. Es schadet sicher nicht, die Zeit dafür zu haben, nicht wahr?“ Er selbst war in diesen gemeinsamen Nächten ja weniger produktiv. Ein Knistern holte ihn aus seinen Gedanken, und mit einem Mal wandten sich die Augen der beiden Magier in Richtung des Friedhofes. In der Stille dieser Nächte war es sehr einfach, das Knirschen des Geästes mitzubekommen, als sich eine kleine Gruppe Personen auf den Friedhof schlich. Das mussten sie sein. Es war soweit. Charons Augen trafen auf die seines Partners. „Sieht aus, als wäre die Langeweile vorbei. Ich habe mir schon eine Position ausgeguckt, um sie abzufangen... Kannst du sie ablenken, bis ich dort bin?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, wandte sich der Dargin bereits um und machte sich auf den Weg. Er vertraute darauf, dass Lian seinen Teil ordentlich erfüllen würde...
Es schadete nicht, vorbereitet zu sein? Nun, da hatte Charon nicht Unrecht. Die hellgrünen Augen wandten sich für einen kleinen Moment von den Federn ab, stattdessen sah der 19-Jährige hinüber zu seinem hellhaarigen Kollegen und schmunzelte. Er hatte den Dargin in den letzten Nächten, die sie hier gemeinsam auf dem Friedhof Wache gehalten hatten, tatsächlich ein bisschen besser kennengelernt. Es war nicht so, dass sie sich gegenseitig alle düsteren Geheimnisse der Vergangenheit anvertraut hatten, aber man hatte doch ein paar kleine Einblicke bekommen können in Hintergründe, die man sonst nicht jedem dahergelaufenen Fremden anvertraut hätte. Lian dachte auch nochmal darüber nach, was Charon so erzählt hatte – dass manche Menschen in der Gilde ihn für distanziert hielten, er aber als wichtiges Mitglied von Crimson Sphynx wertgeschätzt werden wollte. Dass ihm die Gilde wichtig wäre. Der Falls hatte nicht widersprochen und sich fürs Erste dafür entschieden, Charon nicht direkt auf die Nase zu binden, dass er selbst nicht viel mit Crimson Sphynx anfangen konnte und ihre Ansichten dahingehend auseinanderliefen. Bereits bei ihrem letzten Treffen im Park hatte Lian durchblicken lassen, dass er nicht unbedingt aus einer intrinsischen Motivation heraus ein Magier der Gilde Crimson Sphynx geworden war, daher konnte der Dargin zumindest ahnen, wie Lian zu diesen Ansichten stand. Dennoch hatte der Illusionsmagier nach all der Zeit, die sie nun schon miteinander verbracht hatten, gar nicht wenig Lust, das Gespräch ein wenig zu vertiefen. Er öffnete den Mund bereits einen Spalt breit, um zu einer Erwiderung anzusetzen, doch die Worte blieben ihm im Halse stecken, als das Geräusch von brechenden Zweigen aus der Dunkelheit ertönte. Es war weit nach Mitternacht – da verirrte man sich doch nicht aus Versehen auf den Friedhof, oder? Sofort huschte der Blick von Lian zu seinem Partner, der wohl das gleiche dachte. Er hatte sich eine Position ausgeguckt, um sie abzufangen? Welche Position? Er… sollte die Diebe ablenken? Moment! Sie wussten doch noch gar nicht, ob das tatsächlich die gesuchten Diebe waren! Lian wollte etwas erwidern, aber da war der Dargin auch schon mit der Nacht verschmolzen und verschwunden. Verdammt nochmal, das war jetzt nicht sein Ernst! Das war ja wohl keine gute Kooperation! Der 19-Jährige biss sich verärgert auf die Unterlippe, ließ die Feder aus seiner Hand auf den Tisch sinken und das Messer in seine Tasche gleiten. Na Danke auch, Charon! Er stand vom Platz auf, wieder knackten Äste. Die Schritte kamen eindeutig näher. Keine Ahnung, was der Dargin genau vorhatte, aber irgendetwas würde Lian sich schon einfallen lassen. Er schnaubte leise und huschte dann ebenso durch die Dunkelheit.
Der Braunhaarige schlitterte hinter einen der Grabsteine und linste vorsichtig an diesem vorbei auf den gepflasterten Weg, der vom Eingang des Friedhofes wegführte. Zum Glück hatten sich seine Augen bereits an die Dunkelheit gewöhnt, sodass er keine Probleme damit hatte, die Gruppe aus vier Menschen im fahlen Licht des Mondes zu erkennen. Ihre Tarnung war allerdings dennoch nicht schlecht: Sie trugen nicht nur schwarze Oberteile und Hosen, sondern ebenso dunkle Mützen, die sie deutlich besser mit dem Hintergrund verschmelzen ließen. Lian fragte sich einen Moment, ob er bis vor wenigen Monaten noch genauso ausgesehen hatte? Vermutlich. Ein merkwürdiges Gefühl, jetzt auf der anderen Seite zu stehen… er schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu klären und sich wieder auf die eigentliche Aufgabe zu konzentrieren. Er wusste nicht, wo genau Charon sich positionieren wollte, aber offensichtlich benötigte er dafür ein bisschen Zeit. Zeit, die Lian ihm durch ein Ablenkungsmanöver verschaffen sollte. Alles sah danach aus, dass sie es mit den Dieben zu tun hatten, aber bisher hatten sie noch nichts Verbotenes getan – der Falls musste also eine dezente Ablenkung verursachen, die nicht dafür sorgte, dass die Fremden sofort in Panik gerieten und auseinanderstoben. Noch während der Falls sich umsah und nach einer guten Möglichkeit suchte, fiel ihm plötzlich auf, wie eine der Personen auf einen der Grabsteine zeigte, dann auf einen Zettel sah und die Gruppe schließlich nach links vom beleuchteten Hauptweg abbog. Ah, natürlich. Sie wollten nicht den Hauptpfad nehmen, um zu den Mausoleen zu kommen, sondern lieber auf die unbeleuchteten Seitenwege ausweichen. Und da der Friedhof von Aloe Town groß war und man sich in der Dunkelheit schnell verlaufen konnte, hatten sie sich vorab einen Weg überlegt und orientierten sich dafür an den Grabsteinen? Hm. Keine schlechte Idee, die Lian natürlich sofort auf einen genialen Einfall brachte. Der Magier grinste.
„Aber das kann nicht sein!“, zischte eine weibliche Stimme erbost, deutete erst auf den Zettel, dann auf den Grabstein. „An dem Ding sind wir schon dreimal vorbeigekommen! Was stimmt nicht mit deinen Notizen?!“ Die Frau kochte, zerknüllte das Papier und warf es der gegenüberstehenden Person vor die Füße. Was? Wie hatte denn das passieren können? Hatten sie sich wirklich verlaufen? Lian, der nicht weit von der Gruppe entfernt immer noch versteckt in der Dunkelheit lauerte, musste sich ein Lachen verkneifen, obwohl der Anblick so unglaublich amüsant war. Diese Gruppe hatte keine Ahnung, dass sie von einem Illusionisten an der Nase herumgeführt worden waren und jetzt stritten sie auch noch miteinander. Es war so simpel und doch genial gewesen, dass sich der Braunhaarige gerne selbst auf die Schulter geklopft hätte: Mithilfe seiner Magie Phantom Mirage hatte er am laufenden Band das Aussehen und die Inschriften der Grabsteine verändert, an denen sich die Gruppe hatte orientieren wollen. Dadurch hatte er sie gekonnt im Kreis geführt, bis ihnen jetzt, bei der dritten Runde, scheinbar die Lust verging. Was auch immer Charon vorgehabt hatte, dieses Ablenkungsmanöver musste ihm genug Zeit verschafft haben, um sich in Position zu bringen, oder? Bevor seine Illusionen aufflogen, entschied er sich, dass es jetzt reichte und wandte sich bereits ab, um zurück zum Mausoleum zu schleichen. Doch dann hielt Lian inne. „Die Aufzeichnungen stimmen. Lass mich das machen, dann kommen wir auch an“, keifte eine männliche Stimme zurück. Diese Stimme – der Falls kannte sie. Ganz sicher. Lian wandte sich erschrocken um, doch da hatte die vermummte Gruppe sich bereits wieder auf den Weg in Richtung Mausoleum gemacht. War das möglich? Von allen Dieben, die es in Aloe Town gab… musste ausgerechnet Levi bei dieser Truppe dabei sein?!
Kooperation war eine interessante Sache. Sie hatte durchaus eine Zweckmäßigkeit, die sich schlecht verleugnen ließ, erforderte gleichzeitig aber auch eine gewisse gemeinsame Koordination und Koordination, auf die Charon, einfach gesagt, wenig Lust hatte. Insofern entschwand er in die Nacht und nutzte die Gelegenheit gleich, um sein blütenweißes Oberteil abzustreifen und an einen nahegelegenen Ast zu hängen – natürlich penibel darauf achtend, dass es nicht schmutzig wurde oder gar riss. Dafür war es deutlich zu teuer. Damit war sein Oberkörper nur noch in ein eng anliegendes, schwarzes Unterhemd gehüllt, das im schwachen Mondschein deutlich weniger auffällig war als sein übliches Gewand. Das half natürlich nicht mit seiner nicht minder hellen Haut, die das Mondlicht genauso reflektierte, doch auch dafür hatte der Dargin eine einfache Lösung. Er war nicht ohne Grund Finsternismagier, die Nacht war sein Element, sein natürliches Habitat, seine Waffe. Ein wenig Mana durch seinen Körper geleitet bildete sich ein dunkles Muster auf seiner Haut, das ihn im Dunkeln deutlich weniger auffällig machte, während er zwischen den das Gelände umgebenden Bäumen verschwand.
Als die Diebe zum dritten Mal den gleichen Grabstein erreichten, ahnten sie noch nicht, wie nahe ihnen der Magier eigentlich war. Einer der Täter blickte sich immer mal besorgt um, fühlte sich wohl beobachtet, konnte aber nichts Auffälliges erkennen. Woran auch? Mit einem süffisanten Lächeln saß Charon da, mit dem Rücken an den übergroßen Grabstein eines Familiengrabes gelehnt, und fokussierte sein Mana. Dieser Platz war vom Großteil des Friedhofes aus nur schwer zu sehen, lediglich vor dem Mausoleum hatte man einen guten Blick, und das suchten die Grabräuber ja gerade noch. Außerdem war er nah genug am Eingang des Mausoleums, um Personen, die sich daran zu schaffen machten, in der Reichweite seines Zaubers zu halten – eine Reichweite, die die Diebesgruppe gerade betrat. Es war in der Dunkelheit der Nacht nicht leicht zu erkennen, aber in der Luft um den Dargin herum, über den Köpfen der Diebe, sammelten sich kleine, runde Finsternispartikeln an einigen Stellen, um hübsche, detaillierte Blumen zu bilden, die nach einem kurzen Moment zerplatzten und einen scheinbar endlosen Regen schwarz-violetter Blütenblätter zu erzeugen. Die Blätter trafen auf Haut und Klamotten der Diebe, versanken scheinbar harmlos in ihnen, während sie Stück für Stück an ihrer Energie zehrten. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis der erste von ihnen gähnte. „Hey, nicht müde werden! Wir müssen aufmerksam bleiben“, meinte die Frau, deren unangenehmes Keifen dem Dargin schon zuvor unangenehm aufgefallen war. Es war schwer einzuschätzen, ob sie tatsächlich ein wichtiges oder nur ein wichtigtuerisches Mitglied der Gruppe war, aber es brauchte nur ein paar weitere Momente, bis auch sie einmal ausführlich gähnte und dann grimmig die Zähne zusammenbiss. Ihren eigenen Rat nicht zu befolgen, schien ihr nicht zu munden. „Hey... seht ihr das auch?“, fragte ein anderer der Diebe, ein Mann, der bisher den aufmerksamsten Eindruck der Gruppe machte. Er hatte wohl die Führung übernommen, als er sich seine Notizen zurückgeholt hatte, und blieb stehen, kniff leicht die Augen zusammen, um dem Mond entgegen zu sehen – und so auch die kleinen, schwarzen Blätter zu erkennen, die vor dem Licht des Mondes fielen. „Da stimmt etwas nicht. Das sieht aus wie Magie.“ Er sah sich um, fokussierte sich, auch wenn sich die Erschöpfung bald spürbar machen würde. Von seiner Position aus war Charon glücklicherweise noch komplett verdeckt, der hatte nämlich noch keine Lust, sich aus seinem Versteck zu begeben. Zuerst einmal sollten seine Blüten die Energie der Räuber stehlen, wie sie es mit den Schätzen der Toten machen wollten.
Skin of Darkness TYP: Elementarmagie ELEMENT: Finsternis KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 40 pro 5 Minuten MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 4, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber sammelt der Magier Finsternismagie in seiner Haut. Dadurch bildet sich auf seiner Haut ein Muster, welches sich von Person zu Person unterscheidet. Berührt nun eine andere Person die blanke Haut des Anwenders, so wird, an der Berührungsstelle, ein wenig der gesammelten Magie als finsteres, die Sicht raubendes Strahlen freigesetzt. Die Menge hängt von der Stärke der Berührung ab.
Graveside Flowers TYP: Elementarmagie ELEMENT: Finsternis KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 50 pro Minute MAX. REICHWEITE: 5 Meter Radius SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 4, Manaregeneration Level 3 BESCHREIBUNG: Dieser Zauber erlaubt es dem Magier, in der Luft um sich herum Finsternis zu sammeln und in die Form von frisch aufblühenden Blumen zu bringen. Die so geschaffene Flora ist im ersten Moment ungefährlich, kann aber mit einem einzelnen Manaimpuls zum Platzen gebracht werden und sorgt so für einen Regen aus Blütenblättern um den Anwender herum. Während diese Blätter keinen physischen Schaden verursachen, dringt die finstere Energie bei Kontakt mit Haut oder Kleidung in den Körper des Betroffenen ein und sorgt so recht schnell für Erschöpfungserscheinungen, die mit jeder verstreichenden Sekunde schlimmer werden. Konzentration und Reaktionsgeschwindigkeit werden schnell negativ beeinflusst und schafft man es ein paar Minuten lang nicht, sich der Reichweite des Zaubers zu entziehen, kann auch Ohnmacht die Folge sein. Nach Verlassen der Reichweite lassen die Effekte des Zaubers langsam nach.
Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten... Welches Potenzial liegt dann in mir?
Lian Thief in Distress
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Lian beobachtete aus sicherer Entfernung die Geschehnisse und staunte. Auch er konnte nicht ausmachen, wo genau Charon sich befand, konnte allerdings den vollen Mond am Nachthimmel bestaunen und entsprechend auch die schwarzen Blüten erkennen, die sich dort am Himmel bildeten. Was hatte der Dargin vor? Nur nochmal fürs Protokoll: Bisher hatten diese dunkel gekleideten Leute eigentlich noch gar nichts angestellt. Klar, es war ziemlich verdächtig, wenn man als Gruppe in schwarzer Kleidung weit nach Mitternacht auf einen Friedhof kam. Aber grundsätzlich war das nicht verboten, vielleicht war das auch nur ein Haufen verkappter Gruftis. Der Falls war davon ausgegangen, dass der Kollege wartete, bis sich die vermeintlichen Diebe am Schloss des Mausoleums zu schaffen machten und damit der Verdacht, dass es Diebe waren, bestätigt wurde. Charon schien darauf aber gar nicht warten zu wollen? Nein, offensichtlich nicht, denn kurz nachdem der Regen der dunklen Blütenblätter begonnen hatte, wurden die Bewegungen der Fremden träger und schon bald ertönten die ersten Gähner. Lian konnte nur ahnen, was für eine Magie Charon gerade einsetzte… und dass er die Diebe einschläferte? Bisher hatte er nur die brachiale Gewalt gesehen, die der Hellhaarige mit seiner Finsternismagie anwenden konnte, diese raffiniertere Variante der Magieanwendung faszinierte den Falls allerdings deutlich mehr. Ob er so etwas mit seinen Illusionen auch bewerkstelligen könnte? Er sollte Charon tatsächlich nach einem Tipp fragen.
„Hey… seht ihr das auch?“
Die Stimme beendete jäh die kleine Schwärmerei von Lian für die Finsternismagie, denn die Stimme gehörte niemand anderem als Levi. Verdammt, er hätte schon fast wieder vergessen, dass auch er bei dieser Truppe dabei war – was an sich ein ziemlich eindeutiger Beweis dafür war, dass es sich tatsächlich um Diebe handelte. Ein Beweis allerdings, den Charon kaum kennen konnte. Und Levi bewies auch dieses Mal wieder, dass er vieles, aber sicher nicht dumm oder naiv war. Er erkannte die Gefahr, in der sie schwebten und reagierte genau richtig: „Wir verschwinden!“, rief er, noch ehe jemand seiner Kumpanen hätte reagieren können. Lian glaubte nicht, dass Levi der Kopf der Truppe war, aber als der erste Körper in der Gruppe plötzlich zusammenklappte und regungslos auf dem Boden liegenblieb, waren alle genug alarmiert, um auf den Befehl zu hören. Sie schwärmten auseinander – vielleicht wären sie entkommen, wenn sie es nicht mit zwei Magiern zu tun gehabt hätten. Lian reagierte instinktiv, als er die Hand ausstreckte und gleich mehrfach Living Undead einsetzte. Er sah genau vor Augen, was diese Truppe sehen sollte… und plötzlich schrien die vermeintlichen Diebe auf. „Z-Zombies?!“, brüllte der Eine, eine andere wimmerte. Alle blieben sie wie angewurzelt stehen, denn die Illusion gaukelte ihnen vor, dass die Zombies ihre Beine umklammert hielten und sich langsam aus dem Boden hochhievten. “Das… kann nicht sein…“ Wieder war es Levi, der trotz aller Angst am ehesten bei Sinnen blieb. Dann kippten weitere Körper um – natürlich, denn durch die Illusion hatten sie den Radius von Charons Finsternismagie nicht verlassen. Levi war der Letzte, der noch stand, sich umsah… und schließlich in den Schatten der Nacht die Umrisse von Lian erkannte. Seine Augen wurden groß, so als könnte er nicht glauben, was er da sah. “Lian?“, murmelte er perplex, kam allerdings ins Wanken. Kurz versuchte er sich noch zu halten. “Was…“, begann er, wollte offensichtlich noch etwas sagen. Aber ehe Levi die richtigen Worte gefunden hatte, kippte auch er um. Und der Falls? Er war wie erstarrt stehen geblieben, als er Levi seinen Namen hatte aussprechen hören. Er hatte ihn erkannt. Und Lian fühlte sich absolut grausig.
„Oh, ist es schon vorbei? Zu schade... Ich hatte da noch einen Trick, den ich dir gerne gezeigt hätte.“ Mit einem sanften Lächeln erhob sich der Dargin aus seinem Versteck. Wenn alle ihre Gegner bereits das Bewusstsein verloren hatten, dann machte es keinen Sinn, sich weiter verborgen zu halten. Mit zufriedenem Gesichtsausdruck trat er über dein einen der bewusstlosen Körper zwischen den Gräbern hindurch. „Nun, die Gelegenheit bekommen wir sicher noch. Klang ja fast so, als würdet ihr euch kennen. Ein alter Freund von dir?“ Gerade nah genug, dass Lian nicht in Reichweite seiner noch immer zu Boden rieselnden Blüten kam, trat Charon an den Körper des Diebes heran, der seinen Begleiter angesprochen hatte, und blickte belustigt auf ihn hinab. Wie es sich wohl anfühlte, seine eigene Sippe zur Strecke zu bringen? Wenn Lian mal ein Dieb gewesen war, dann hatte es sicher Gründe dafür gegeben, genau wie bei ihnen hier. Er verstand ihr Leid, verstand ihren Antrieb besser als das durchschnittliche Gildenmitglied es vermutlich könnte. Und als wäre das nicht genug, kannte er diesen Mann auch noch persönlich. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ging das hier nicht spurlos an ihm vorbei, musste wenigstens ein wenig schmerzhaft sein. Wie amüsant. „Sehr gut, sehr gut. Wenn du ihn kennst, dann haben wir wohl tatsächlich unsere Diebe erwischt. Das bedeutet, wir müssen morgen Nacht nicht noch einmal hier aufschlagen.“ Der Dargin lachte zufrieden – ein warmes, sanftes Lachen, das nicht einmal eine Implikation seiner düsteren Gedanken enthielt. Tatsächlich war das der einzige Grund, warum es ihn interessierte, ob das hier ihre Diebe waren oder nicht. Die moralischen Fragen dazu, Magie auf Zivilisten zu verwenden, störten ihn wenig, denn er hatte darauf geachtet, dass Alles innerhalb des gesetzlichen Rahmens blieb, sodass weder er, noch Lian mit Konsequenzen zu rechnen hatten. Mitgefühl für irgendwelche Fremden, die nachts auf dem Friedhof rumhingen? Nein danke. Das Weißhaar blickte Lian in die Augen und lächelte ihn an. „Freust du dich nicht? Die Warterei hat endlich ein Ende. Dir war doch langweilig“, meinte er, während sich hinter dem Rücken des Magiers zwei Pentagramme bildeten, aus denen dicke, lange Tentakeln aus reiner Finsternis hervorstießen, geformt wie die eines Oktopus. Beide von ihnen packten je zwei der gefallenen Diebe, sodass Charon sie nicht von Hand tragen musste – das wäre schließlich ziemlich umständlich.
Nach einer kurzen Weile, als er relativ sicher war, dass wirklich keiner der Diebe mehr bei Bewusstsein war, löste Charon Graveside Flowers auf, sodass er wieder auf Lian zugehen konnte. Es wäre unschön, wenn sie wieder zu sich kamen, da man sich aus den Tentakeln relativ leicht befreien konnte – auch wenn er ihnen ohnehin nicht dazu raten würde, sich zur Wehr zu setzen, wenn sie irgendwie freikommen sollten... „Untote auf dem Friedhof. Sehr passend“, nickte der Dargin zufrieden, während er die Hände in seine Hosentaschen sinken ließ und Lian anerkennend zunickte. „Ich wusste doch, dass ich mir einen guten Partner ausgesucht habe. Wir können gern jederzeit wieder zusammenarbeiten, Lian. Es gibt definitiv weniger angenehme Personen in unserer Gilde.“ Kurz blinzelte der Dargin, ehe er den Kopf schüttelte. Nein, das meinte er natürlich nicht so. „Nicht, dass ich jemals über eines unserer Gildenmitglieder urteilen würde...“
Dark Tentacle TYP: Elementarmagie ELEMENT: Finsternis KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 50 pro Arm pro Minute MAX.REICHWEITE: 20 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 4, Manaregeneration Level 3 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber erschafft der Magier direkt vor sich ein violettes Siegel mit einem Pentagramm darauf, aus dem er dann eine Art Tentakel entstehen lassen kann, bestehend aus völliger Finsternis. Die Geschwindigkeit und Stärke entsprechen der Willenskraft und erreichen maximal Level 6. Dark Tentacle ist nur zum Greifen, Heben und Ziehen von Gegenständen geeignet, dient also als Armverlängerung für den Magier und ist nicht für den Kampf gedacht.
Beherrschung:
Willenskraft Level 6: Nun können auch zwei Tentakel kontrolliert werden. Willenskraft Level 8: Nun können auch drei Tentakel kontrolliert werden.
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Lian Thief in Distress
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Lian musste sehr genau hinsehen, um die dunkle Gestalt von Charon inmitten der Nacht ausmachen zu können. Sogar als er nähergetreten war und mit ihm sprach, dauerte es mehrere Sekunden, bis sich der Gildenkollege soweit vom Hintergrund abhob, dass der Falls wusste, wohin genau er schauen musste. Vor allem die Augen des Dargin fielen in der Dunkelheit auf: Obwohl sie einen düsteren Violettton hatten, funkelten sie beim Anblick der ohnmächtigen Diebe verdächtig auf. Ob Charon das bewusst war? In jedem Fall war es ein Detail, das Lian auffiel und ihn zumindest kurzzeitig ins Grübeln brachte. Es bestätigte ihn tatsächlich in den Gedanken, die er ohnehin schon bei Charon gehabt hatte. „Hm.“ Der 19-Jährige hatte nicht das Gefühl, dass der Hellhaarige auf die Nachfrage, ob es sich um einen alten Freund handelte, wirklich eine Antwort haben wollte. Es war zu offensichtlich gewesen, dass sich Levi und er kannten – mehr noch als entfernte Bekannte. Ja, Levi war ein alter Freund. Vielleicht sogar einer seiner besten Freunde aus alten Zeiten. Sie kannten sich seit ihrer Kindheit, waren zusammen älter geworden und irgendwie auch zusammen auf die Bahn abgedriftet, die sie in die Diebstähle und Einbrüche gebracht hatte. Hätte der Falls eine Sekunde länger nachgedacht, hätte er sich auf Levis Seite geschlagen und mit Sicherheit nicht seine Magie eingesetzt, um ihn an der Flucht zu hindern. Aber er hatte nicht lange genug nachgedacht, er hatte aus Instinkt gehandelt, rein aus seiner Rolle als Magier heraus. War es wirklich passiert? Identifizierte er sich plötzlich mehr mit seinem Magier- als mit dem Diebesdasein? Lian bereute seine Handlungen, was sich nochmal verstärkte, als er das zufriedene Lachen von Charon vernahm. Er machte dem Dargin keinen Vorwurf daraus, immerhin hatten sie beide so gehandelt, wie man es von ihnen als Magier verlangte. Glücklich war Lian damit dennoch nicht. „Nein. Ich gehe auch nicht davon aus, dass wir morgen nochmal hier Wache schieben müssen“, stimmte er Charon bei seiner Schlussfolgerung zu, ohne ihm direkt auf die Vermutung, es würde sich um Diebe handeln, zu antworten. Ja, es handelte sich um Diebe, das wusste der Falls. Aber Tatsache war, dass die vermeintlichen Diebe bisher noch nichts Verbotenes auf dem Friedhof angestellt hatten und sie vermutlich nach kurzer Zeit auf der Polizeiwache schon wieder entlassen werden würden – das war die Hoffnung, an die Lian sich in diesem Moment klammerte, um sein Gewissen zu beruhigen. Levi würde nicht wirklich für das, was er getan hatte, geradestehen müssen. Aber ob Levi diese guten Gedanken von Lian auch bewusst waren? Zu gern hätte der Falls gewusst, was sein einstiger Freund jetzt von ihm denken würde. Wie ihr nächstes Aufeinandertreffen ablaufen würde. Aber… das würde sich erst in Zukunft zeigen. Für den Moment musste Lian mit der Ungewissheit leben.
Der Dargin zeigte erneut eindrucksvoll, dass er seine Magie auf einem gänzlich anderen Level als der Falls beherrschte. Dunkle Schattententakel erschienen hinter ihm und griffen nach den regungslosen Körpern der Diebe. Auch nach jenem von Levi – Lian blinzelte, verwundert, beeindruckt… vielleicht einen kleinen Hauch verängstigt? Die Finsternismagie von Charon ließ sich so verschieden anwenden, dass der Braunhaarige sich mit seinen Illusionen mal wieder weit abgehängt fühlte. Wie so oft. Nichts Neues. „Nimms mir nicht übel, aber meine Freude hält sich tatsächlich in Grenzen“, antwortete er dem Kollegen wahrheitsgemäß und erwiderte den Blickkontakt des Kollegen. Charon war nicht dumm, er wusste genau, dass es Lian zu schaffen machte, sich gegen seinen einstigen Freund gewandt zu haben. Aber mit Sicherheit würde er gegenüber dem Dargin jetzt nicht weinerlich werden. Es war ein merkwürdiger Spalt, in dem sich der 19-Jährige gerade befand: In den letzten Nächten, die er gemeinsam mit dem Finsternismagier verbracht hatte, hatte er durchaus eine tiefergehende Verbindung zu ihm aufgebaut. Gleichzeitig waren nun allerdings Erinnerung an alte Freundschaften aufgetaucht und man verlangte von Lian, dass er sich endlich entschied. Für seine neue Rolle als Magier oder die alte Rolle als Dieb. Der junge Mann spürte, dass er nicht bereit war, diese Entscheidung zu treffen… und das wurde noch schlimmer, als Charon nähertrat und ihm mitteilte, dass sie auch zukünftig gerne zusammenarbeiten könnten. Dass er sich einen guten Partner ausgesucht hätte. Lian wollte nichts sagen, was er später bereuen würde und sah daher die einzige Möglichkeit in der Flucht. Er wusste, dass er gerade einfach zu aufgewühlt war, um rationale Entscheidungen zu treffen. „Charon, ich brauch ne Auszeit. Du bekommst sie alleine abgeliefert, oder? Wir sehen uns.“ Kurz, bündig. Er ließ die Hände in den Taschen seines dicken Pullovers verschwinden, tauschte noch einen letzten Blick mit dem anderen Magier aus und nickte ihm dann zu. Lian dachte in seinem aufgewühlten Zustand nicht einmal mehr daran, den Dargin darauf anzusprechen, ihm seinen Anteil an der Questbelohnung pünktlich zukommen zu lassen, als er sich umdrehte und in der Dunkelheit verschwand. Mindestens das war eine Sache, die Charon sicherlich auffallen würde – aber vermutlich konnte er sich sonst auch denken, was los war. Wie die zukünftige Zusammenarbeit des Illusions- und Finsternismagiers sich wohl gestalten würde? Lian war irgendwie überzeugt, dass Charon noch die eine oder andere Überraschung bereithielt.
#1 Der heutige Tag konnte nicht anders, als trostlos bezeichnet werden: Der Herbst neigte sich langsam dem Ende zu und der Winter kündigte sich an, was man an den kälteren Temperaturen und dem wolkenbedeckten Himmel erkennen konnte, selbst hier in der Wüste. Bei solch einem Wetter war es auch kein Wunder, dass die Menschen etwas froren, sofern sie nicht die weise Voraussicht besessen hatten, ihre Kleidung entsprechend anzupassen. Diese düstere und trostlose Stimmung passte auch wie die Faust aufs Auge für den heutigen Tag und spiegelte auch die Atmosphäre im Friedhof von Aloe Town wider. Eine große Trauergemeinschaft hatte sich für das Begräbnis von Ryo Grynder eingefunden, einer der S-Rang Magier von Crimson Sphynx und Yuuki’s Bruder. Der jüngere Grynder, der lediglich für wenige Minuten das Glück gehabt hatte, mit seinem lange verschollenen Bruder vereint zu werden, ehe er ihm endgültig abhanden gekommen war, schaute genauso leer drein, wie er sich innerlich fühlte. Der Schmerz und die Trauer über den Verlust seines Bruders waren zu groß, als dass er sie auf seinen Schultern tragen konnte. Er war nur ein Mann mit einem kleinen Herzen, welches in der Vergangenheit bereits genug gelitten hatte, und welches nun endgültig zerbrochen war. Nur dunkel erinnerte sich der Rotschopf an die Momente nach dem Tod seines Bruders, als sich dieser vor den Avatar der Gier geworfen hatte, um seinen verwundbaren kleinen Bruder zu retten. Es war seine Schuld, dass sein Bruder gestorben war … Nicht zum letzten Mal am heutigen oder den vergangenen Tagen, rollten Tränen über das Gesicht des Rotschopfes.
Der sandige Friedhof von Aloe Town war tatsächlich voller Leute, denn eine Menge Leute waren gekommen, um sich von Ryo zu verabschieden und am Begräbnis teilzunehmen. Es hatte sich eine heterogene Gruppe eingefunden, die lediglich von ihrer dunklen oder schwarzen Kleidung vereint wurde. Unter den ganzen Gesichtern hatte Yuuki auch unterbewusst einige ihm bekannte Menschen entdeckt. Alle S-Rang Magier von Crimson Sphynx standen still in der Menge und auch Seraphim, einer der Wizard Saint und Mitglied der Wüstengilde, hatte sich eingefunden und stand neben Aram Falls. Aus den Augenwinkeln hatte der Grynder auch Charon und Rin gesehen, sowie Ronya, welche viele der hier Anwesenden aufgrund ihrer Größe überragte. Doch auch viele andere Menschen und Magier anderer Gilden waren anwesend. Neben dem Gildenmeister von Fairy Tail befand sich der Diplomat von Fairy Tail, Akay, der die Vereinigung der Brüder sowie die letzten Momente von Ryo mit eigenen Augen gesehen hatte. Aber auch weitere bekannte Fairy Tail Gesichter waren in der Menge zu sehen, zum Beispiel Mareo, Shizuka oder gar Kazuya. Die Feen stellten nach Crimson Sphynx tatsächlich nicht die zweitgrößte Gruppe dar, denn diese Ehre fiel den Runenrittern zu. Das war nicht verwunderlich, da die Eltern von Ryo und Yuuki hochrangige Runenritter waren, bis zu dem Tage, an dem sie verschwunden waren. Neben einer ganzen Menge an Leuten, die der trauernde Magnetismusmagier nicht kannte, war auch die oberste Runenritterin anwesend sowie seine gute Freundin Linnéa. Auch Helena, eine weitere Runenrittern, nahm der junge Mann in seinem Unterbewusstsein wahr. Dennoch reagierte er kaum, als er von den Leuten angesprochen wurde. Zu sehr war sein Innerstes zerrissen und mit der Trauer um seinen Bruder beschäftigt…
Der für die Beerdigung zuständige Priester hatte sich bei Yuuki erkundigt, ob er eine Rede halten wollte – doch der Rotschopf hatte abgesagt. Nicht, dass er nicht seinen Bruder ehren wollte. Er war jedoch einfach nicht in der Lage und hätte vermutlich nur einen Wasserfall von Tränen von sich gegeben. Damit hätte er Ryo auch nicht alle Ehre getan. Dementsprechend war es der schwarzgekleidete Priester, welcher die Trauerrede anstimmte. „Liebe Trauergäste, unser lieber Ryo ist leider für immer von uns gegangen und es ist für viele von uns nicht fassbar, dass wir sein fröhliches Lachen nie wieder hören werden.“ Bei diesen Worten blitzten Bilder aus der Vergangenheit vor den Augen des Jüngeren der Grynder auf. Erinnerungen, welche die seinen waren, genauso wie jene, die denen seines Bruders angehörte und die er ihm im Augenblick seines Todes übertragen hatte. Vor seinen Augen sah er das Lächeln seines Bruders, welches er niemals wieder im richtigen Leben sehen würde… „Ryo hatte ein unglaublich großes Herz und eine ansteckende Lebensfreude. Er war ein starker, unabhängiger Magier, der nach dem Verlust der Eltern für seinen kleinen Bruder sorgte und die Werte und eine Haltung vermitteln konnte, wie seine Eltern es für richtig gehalten hätten.“ Kleine Tropfen fielen auf den Friedhof und die Trauergäste, denn auch der Himmel tat das Seine, um dem Verlust von Ryo Grynder gerecht zu werden. Der Priester führte die Trauerrede fort, doch als Yuuki’s Eltern sowie die Rolle Ryo’s, die dieser in ihrer Abwesenheit eingenommen hatte, erwähnt wurden, setzte der Verstand des jungen Mannes aus. Es war einfach zu viel für ihn. Stumm richtete er den Blick gen Himmel, als schließlich der Regen einsetzte und sich die Wassertropfen mit den Tränen auf seinem Gesicht vermischten. Sein Verstand und sein Blick waren eine Leere, die nicht mehr aufnahmefähig waren und insofern nicht mitbekamen, wie die Trauerrede zu seinem Bruder endete und der Sarg heruntergelassen wurde. Dieser Zustand setzte sich fort, weshalb er auch nicht wirklich die Beileidsbekundungen der Menschen mitbekam, genauso wenig wie das Schulterklopfen oder die gelegentlichen Umarmungen, die er nicht wirklich erwidern konnte. Passiv und schwach ließ er diese über sich ergehen und er sehnte sich nur nach dem Augenblick, an welchem er alleine sein konnte…
Der Grynder war sich nicht bewusst, wie er zurück nach Hause gekommen war. Und doch befand er sich scheinbar zuhause, gerade im Eingangsbereich. Wie lange stand er schon hier? War er erst vor Kurzem heimgekommen? Der trocknende Sand an seinen Schuhen erzählte eine andere Geschichte und es war davon auszugehen, dass er hier sicher schon mindestens eine halbe Stunde gestanden hatte. Der junge Mann atmete aus und machte sich daran, die Schuhe auszuziehen. Heute hatte er eigentlich nur noch ein Ziel: Sich in sein Bett zu legen und zu schlafen. Vielleicht hatte dann dieser Albtraum endlich ein Ende und er wachte auf. Dann würde sein Gildenmeister ihn nach Clover Town beordern und er würde nochmal die Chance bekommen, den Avatar der Gier zu verfolgen und schließlich seinen Bruder in Seven zu treffen. Und dann würde er ihn retten. Wäre das nicht fantastisch? Yuuki war noch keine zwei Schritte aus dem Eingangsbereich in Richtung des Wohnbereichs gegangen, als die Tür klingelte. Was sollte das? Konnte er noch nicht mal in seiner Trauer in Ruhe gelassen werden? Energie- und motivationslos drehte er sich ganz langsam um und lief in Richtung der Haustür, um sie zu öffnen. War es denn so schwer, zum Trauern allein gelassen zu werden? Mal sehen, wer ihn da an der Tür erwartete!
#1 Das markerschütternde Gebrüll des Avatar erfüllte die Umgebung und verdeutlichte, dass die Kreatur keinesfalls vor hatte aufzugeben. Viel eher wirkte es so, als ob sie jetzt erst richtig loslegen wollte. Doch noch viel schlimmer war das Schreien von Yuuki. Die Art, wie er den Namen seines Bruders schrie, hatte etwas befremdliches, fast unnatürliches und bewegte Akay auf eine ganz andere Art und als er es je gespürt hatte. Die Wunde des älteren Grynder war ein Todesurteil und das wussten alle Anwesenden hier. Das Bild brannte sich förmlich in seinen Kopf. Sie hatten es nicht verhindern können. Wie auch, war es doch Ryo selbst, der sich geopfert hatte, um seinen Bruder zu retten. Es war so schnell passiert, dass keiner der anderen beiden reagieren konnte. Hätte es nicht er sein sollen, der nun dort lag, wo der ältere Rotschopf gerade lag, damit diese beiden ihre verdiente Wiedervereinigung leben konnten? Hätte es nicht einer seiner Geister sein können? Die Stimme Leos vernahm er nur wie ein leiseres Flüstern im Hintergrund. Eine Stimme die ihn aufforderte, weiterzumachen, weiterzukämpfen. Die Stimme, die seinen Namen rief, veränderte sich. Sie kam noch immer aus dem Mund seines beschworenen Gefährten, allerdings wurde sie zusehends femininer und lauter. Dann wirkte es für ihn so als käme sie aus dem Himmel selbst. „Akay!“. Die Szene veränderte sich schlagartig. Akay schaute plötzlich in das Gesicht seiner Mutter, die dabei war, die Krawatte seines schwarzen Anzuges zu richten. Sein Vater stand bereits am Ausgang des Hotelzimmers und richtete einige kleinere Details an seinen eigene Klamotten. Ein schwaches, gespieltes Lächeln bildete sich im Gesicht des Jungen. „Ich bin schon wieder abgedriftet, oder?“ fragte er sie. Ihre Mimik bestätigt ihm dies. „Ihr hättet nicht extra mit uns aus Magnolia hierherkommen müssen, wisst ihr? Es ist eine ganz schön weite Strecke für euch. Ihr habt extra Urlaub genommen“. „Was redest du da für ein Quatsch, Junge“ unterbrach sein Vater ihn und schaute vom Spiegel weg zu ihm. „Was passiert ist, ist eine Tragödie. Auch wenn wir keine Eltern von den anderen Magiern kannten, vergeht kein Tag an dem wir uns nicht auch Sorgen machen, uns deinetwegen so anzuziehen. Für uns normale Leute ist es nicht vorstellbar, was ihr da durchmacht. Das mindeste das wir tun können ist für dich da sein“. So direkt sein Vater nun mal war, hatte er irgendwo Recht. Akay selbst hatte es schon gemerkt: das hier waren nicht mehr die entspannten Aufträge. Jeder Handgriff musste sitzen. Ein paar weiche Händen berührten seine Wangen und zogen ihn ein Stück herunter. Es waren die Hände seiner Mutter. „Hör zu Akay: ich erlebe, wenn vielleicht auch nicht in einem solchen Umfeld, den Tod von Menschen in regelmäßigen Abständen. Das lässt einen nicht los, nie. Aber du darfst dich davon nicht auffressen lassen, hörst du? Wir sind für dich da wenn du reden willst. Wir sind immer für dich da“. So, wie er das Glitzern in den Augen seiner Mutter erkennen konnte, bemerkte er selbst wie einzelne Tränen sein Gesicht hinabglitten. Er war unwahrscheinlich privilegiert und noch mehr war er dankbar, dass ihn seine Eltern am heutige Tag begleiteten. Einige innige Umarmung später verließen die Minorus das Zimmer auf dem Weg zum Friedhof.
Selbst für eine so warme und dadurch oft herzliche Oase wie es Aloe war, wirkte es, nein, war es kalt an diesem Tag. Wie immer in den letzten Tagen driftete er wieder in Gedanken ab. Dabei war die letzten Tage das passiert, worauf Akay schon so lange hingearbeitet hatte: Er war zum S-Rang Magier seiner Gilde befördert worden, einem kleinen Kreis an ausgewählten und fähigen Magiern. Magiern, die nun die schwierigsten und gefährlichsten Aufträge angehen durften. Und Grundvoraussetzungen, um irgendwann einmal Gildenmeister zu werden. Nicht vielen wird diese Ehre zu teil, fehlt ihnen entweder das magische Geschick, die physischen Fähigkeiten oder die psychische Forte. Dies alles hatte er, wenn er Raban Adair glauben durfte, in diesem letzten Auftrag bewiesen. Teilweise allein hatte er sich dem Avatar entgegengestellt, diesen mehr als heftig zugesetzt und alles dafür getan Yuuki und die sterblichen Überreste Ryos aus Seven zu retten, ohne dabei auf den ersten Blick eine internationale Krise auszulösen. Wenn man all diese Taten nebeneinanderstellte, waren sie durchaus bemerkenswert. Der junge Magier, der im Tempel beinahe einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte und sein Team in Gefahr gebracht hatte und der Magier, der am heutige Tag hier stand, waren so unterschiedlich, dass Akay sich selbst fragte, ob es noch die gleiche Person war. Und doch fühlte es sich so unbefriedigend, so falsch an. Es war der Preis des Erfolges, der dafür sorgte, dass nicht ein Fünkchen Freude existierte. Jeden Ruhm, jeden Titel, einfach alles hätte er aufgegeben, wenn er Yuuki dafür seinen Bruder zurückgeben könnte. Aber das war etwas was er nicht konnte. Gefährliche Gedanken hätte hier ein „noch nicht“ gesetzt. Aber die Fee wusste es besser als sich aufgrund dessen mit Magien auseinanderzusetzen, die aus gutem Grund verboten waren. Es gab schlichtweg Dinge im Leben, die auch Magier zu akzeptieren hatten. Noch immer fragte sich der Schwarzhaarige, wie es Yuuki wirklich ging. Er selbst hatte keine Geschwister und einen solchen, familiären Verlust noch nie erleben müssen. Er traute sich nicht einmal Vermutungen aufzustellen aus Angst er könnte seinen Freund beleidigen. Was er wusste, war, dass er für seinen Partner da sein musste, selbst wenn es bedeutete einfach nur da zu sein. Als einziger hatte er gesehen, wozu der Rotschopf in der Lage war, wenn dessen Emotionen ihn übermannten. Nicht auszumalen, was noch passieren konnte, wenn er völlig ausgeruht war. Akay musste ihm helfen diese Spirale zu unterbrechen. Er durfte trauern, keine Frage, aber er durfte nicht aus Schuld oder ähnlichen Motiven versauern, gar in Selbstmitleid versinken. Das wäre nicht das, was Ryo wollen würde. Dabei wusste Akay selbst nicht einmal wie er gerade fühlte. Eine Mammutaufgabe.
Erst auf dem Friedhof zeigte sich die wirkliche Tragweite dessen, was passiert war. Aus ganz Fiore waren bekannte Magier angereist. Nicht zuletzt aus Fairy Tail waren ihm bekannten Magier mitgekommen, die in einer Verbindung zu Yuuki oder seinem Bruder standen. Allen voran waren es aber die Runenritter, die nur von Crimson Sphynx selbst noch übertroffen wurden. Es war beeindruckend wer am heutigen Tag die letzte Ehre erwies. Nachdem sein Blick über die Trauergesellschaft gewandert war, entdeckte er endlich die Sphynx und dieser sah furchtbar aus. Es war diese Leere, diese Apathie, die den Stellarmagier beunruhigte. Genau wie er selbst die letzten Momente des älteren Bruders immer und immer wieder durchlebte, musste es für den Jüngeren um ein Vielfaches schlimmer sein. Nur noch mehr bestärkte es ihn in seinem geplanten Unterfangen. Er würde ihn nach der Veranstaltung begleiten. Adair hatte ihn bis auf weiteres sowieso von Pflichten entbunden und so konnte er sich alle Zeit der Welt nehmen. Es zeigte nur umso deutlicher, wie diese beiden Magier, die die Rivalität ihrer Gilden gelebt hatten gewachsen waren und schlussendlich auch miteinander gewachsen waren. Mit der Hand seines Vaters auf seiner Schulter und seinen anderem Arm von dem seiner Mutter umschlungen, lauschte er zusammen mit den anderen Gästen der Trauerrede und es dauerte nur wenige Augenblicke, bis er zu weinen begann. Er kannte den Grynder nur aus einer Vision und von den wenigen Momenten in Seven. Womöglich war es ganz einfach sein emphatisches Wesen, das ihn dazu bewegte. Vielleicht waren es auch Proxytränen für seinen Freund, der dazu noch nicht in der Lage war. Fast schon symbolisch und überaus selten, setzte der Regen ein. So konnte er nicht sehen, dass Yuuki doch noch ergriffen wurde von dem, was um ihn herum passierte. Es war so, als ob die Welt selbst sich von einem außergewöhnlichen Menschen, aber allen voran von einem liebenden Bruder verabschiedete. Die Zeremonie nahm ihren Lauf und als auch Akay letztlich vor Yuuki ankam, war es eine stumme Umarmung, an welcher er sein Gegenüber teilhaben ließ. In diesem Moment gab es keine passenden Worte nur Gefühle, die er vermitteln konnte. Nur mühsam löste er sich und zog weiter. Außer ihnen beiden war niemand hier, die derart verbunden waren. Akay wäre es lieber gewesen, sie hätten ebenso glückliche Momente, die ihre Beziehung definierten. Während der obligatorischen Veranstaltung im Nachhinein hielt der Junge sich ebenso bedeckt, wie es der eigentlich Trauernde tat. Zu frisch war die Wunde, als dass er mit den Anwesenden darüber sprechen wollte. Dennoch tat es gut zu hören, so merkwürdig es auch klingen mochte, dass die Leute froh waren, dass es Akay war, der in diesen Momente bei Yuuki war. Es bestätigte das, was sein Gildenmeister gesagt hatte, aber bestätigte ihn auch in dem Wissen, dass sein Herz am rechten Fleck war. Er war ein guter Mensch mit edlen Prinzipien. Es war während dieser Veranstaltung als er sich erneut nach der Sphynx umschaute und diese plötzlich nicht mehr sah. Ist er gegangen? Unter Umständen war der Arme in einer unbeobachteten Sekunde einfach gegangen. Den Ort kurz absuchend, bestätigte sich dies. Es war diese Abwesenheit, die Akay zurückholte, fokussierte. Seine Eltern aufsuchend, drückte er seiner Mutter die losgemachte Krawatte in die Hand. „Ich muss los. ihr versteht sicher“ eröffnete er, nur um zuerst in zwei fragende, dann zwei verständnisvolle Gesichter zu blicken. Kaum war er drei Schritte gegangen, drehte er sich um und umarmte beide seine Elternteile innig. „Danke… für alles“ wisperte er schließlich, ehe er endgültig aufbrach.
Es gab nur zwei Orte an welchem er Yuuki vermutet: das Gildenhaus und das eigene Haus. Wenn man überlegte, wie sein Freund damals reagiert hatte, als Akay über die Bilder an den Wänden gesprochen hatte, ging er relativ schnell davon aus, dass er dort hingehen würde. An keinem Ort wäre dessen Familie näher und gleichzeitig ferner als dort. Und nirgendwo könnte der Magier wirklich sonst zur Ruhe kommen. Vor der Tür des Anwesens angekommen, klopfte er energisch an die Tür. Hoffentlich hatte er richtig gelegen.
#2 Tatsächlich lag Akay richtig in seiner Annahme, dass Yuuki die veranstaltete Trauerfeier vorzeitig verlassen hatte. Nicht nur, dass er aufgrund seines Zustands weder Gedanken noch Arbeit in diese investiert hatte und sie stattdessen von Mitgliedern von Crimson Sphynx organisiert worden war. Er sah auch keinen Sinn darin, umgeben von all diesen Menschen zu sein, welche sicherlich die Trauer um seinen verstorbenen großen Bruder teilten, jedoch nicht mal ansatzweise nachfühlen konnten, wie es ihm mit diesem Verlust wirklich ging. Das bereits all die Jahre lädierte kleine Herz des jungen Mannes war mit diesem letzten Verlust endgültig zerbrochen, weshalb er nur noch eine große Leere in seinem Inneren verspürte. Das Verhalten, welches der Rotschopf auf der Trauerfeier an den Tag legte, war dementsprechend genauso apathisch wie jenes während des Begräbnisses. Ohne wirklich nachzudenken, hatte es ihn weg von all den Trauernden und zu dem Ort gezogen, an welchem er sich am wohlsten fühlte: Sein Zuhause. Hier fühlte sich Yuuki wohl unterbewusst sicher, weshalb ihn seine Schritte ganz automatisch hierher gebracht hatten, ehe er sicher eine ganze Weile einfach regungslos im Eingangsbereich gestanden hatte, nachdem die Haustür hinter sich geschlossen worden war. Und hierher kehrte er auch sogleich zurück, kaum hatte er einige Schritte in den Wohnbereich getätigt, als energisch an der Tür geklopft wurde.
Für gewöhnlich handelte es sich beim Grynder um einen herzlichen und offenen Menschen. Er bekam zwar nicht allzu oft Besuch, freute sich dennoch stets über bekannte Gesichter und hätte zu jedem anderen Zeitpunkt eine entsprechend angemessene Hospitalität an den Tag gelegt. Nun, man musste kein Genie sein, um nachvollziehen zu können, dass es an diesem Tag nicht wirklich so war. Motivationslos machte er im Wohnbereich kehrt und stapfte langsamen Schrittes zurück zur Haustür, um den Störenfried abzuwimmeln, der ihn in seiner alleinigen Trauer unterbrach. Kraftlos legte sich seine kalte Hand auf die Klinke der Haustür und betätigten sie, sodass er die Tür langsam aufzog. Die leer wirkenden, rubinroten Seelenspiegel betrachteten kurz die Person, die vor der Eingangstür stand. Es dauerte einen kleinen Augenblick, ehe Yuuki schließlich erkannte, wer sich da in schwarzem Traueranzug vor ihm befand. „… Akay.“, ertönte die brüchige und schwache Stimme des Rotschopfes. Als einzig andere Person hatte der Fairy Tail Magier die kurzweilige Vereinigung der beiden Geschwister miterlebt, sowie die tragische Aufopferung von Ryo für seinen kleinen Bruder. Insofern handelte es sich beim Minoru wohl um den einzigen Anwesenden auf der Trauerfeier, der bereits einen Einblick in die verletzte und trauernde Psyche des Rotschopfes bekommen hatte. Man erinnere sich, dass Yuuki durch den Tod von Ryo von seinen Emotionen übermannt wurde und die halbe Nekropolis dem Boden gleichgemacht hatte – genau wie das Monster, welches ihm seinen Bruder für immer genommen hatte. Zumindest glaubte Yuuki dies, da er auch in der Nachbesprechung zur Quest nicht wirklich viel gesagt und mitgenommen hatte. Zu sehr war er vom Tod seines Bruders traumatisiert. Also wusste er auch nicht, dass sich der Avatar hatte regenerieren wollen und Akay einen Schlussstrich unter das Ganze gezogen hatte.
Wie dem auch sei. Das bedeutete dennoch nicht, dass der Grynder gewillt war, sich von irgendwem in seiner zurückgezogenen Trauer unterbrechen zu lassen – auch nicht vom Minoru! „… danke, dass du gekommen bist … aber ich möchte gerne allein sein. Geh bitte wieder…“, sprach er im selben gebrochenen Ton wie zuvor zu seinem schwarzhaarigen Freund und machte sich dann an, die Tür wieder zu schließen. Sobald die Fee weg war, würde er sich für den Rest des Tages in sein Bett legen und schlafen. Und je nachdem wie er sich fühlte, würde er das auch den Rest der Woche über machen. Leider hatte er die Rechnung ohne die Beharrlichkeit seines Kollegen gemacht, der wohl andere Pläne hatte und sich nicht vom Rotschopf abwimmeln lassen wollte. Es gelang Yuuki die Tür nur so weit zuzumachen, bis sie auf ein Hindernis traf. Stirnrunzelnd schaute er auf die Tür und bemerkte, dass ein schwarzer Schuh sie blockierte. Somit konnte er die Tür nicht schließen, selbst als er mehr Kraft aufwandte. Das konnte doch nicht wahr sein … Zur Leere und Trauer in seinem Inneren mischte sich Zorn. Er wollte doch einfach nur alleine trauern, war das denn zu viel verlangt?! Der Crimson Sphynx Magier biss frustriert die Zähne zusammen, während neue Kraft durch seinen Körper jagte – sicherlich das Resultat der Wut und des Zorns in seinem Inneren. Yuuki fühlte sich für den Tod seines Bruders schuldig und verantwortlich. Wäre er nicht so hilflos gewesen, dann wäre das alles nicht passiert! Tränen der Trauer und der Wut sammelten sich in seinen Augen und rollten kurz daraufhin seine Wangen herunter. Voller Wut versuchte er ein letztes Mal die Tür zu schließen – jedoch ohne Erfolg – ehe ihm der Kragen platzte. Mit einem Mal riss der Grynder die Tür auf und starrte den schwarzhaarigen Feenmagier an, der sich ihm entgegenstellte und ihn nicht allein ließ. „Hast du vielleicht was an den Ohren?! Ich habe gesagt, dass ich allein sein möchte!“, blaffte er den Magier an, der sich über die Jahre zu einem wahren Freund entwickelt hatte. Hoffentlich mochte ihm Akay irgendwann verzeihen, dass er ihn so anfuhr, obwohl er nur das Beste für den Wüstenmagier im Sinn hatte. All die Frustration, Schuldgefühle und Zorn die Yuuki in diesem Moment fühlte, strahlte er nach außen hin aus. Ob freiwillig oder nicht, soeben hatte sich der Fairy Tail Magier als Ventil für all die negativen Emotionen des Grynders präsentiert. „Also verschwinde jetzt!“ Und mit diesen Worten führte der Grynder mit seiner nach vorne flach ausgestreckten Hand eine Bewegung in Richtung des Minoru aus, um diesen aus von der Eingangstür zu vertreiben, sodass er die Tür endlich schließen und sich vom Rest der Welt abkapseln konnte. Wie würde wohl Akay auf diese eskalative Reaktion des Rotschopfes reagieren?
Eingesetzte Zauber:
Force Palm TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Nahkampf MANAVERBRAUCH: 10 MAX. REICHWEITE: Berührung SPEZIELLES: Waffenlos VORAUSSETZUNGEN: Geschicklichkeit Level 3, Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Bei dieser Nahkampftechnik lädt der Anwender eine seiner Hände mit Mana auf und versucht mit der flachen Hand zuzuschlagen. Bei einem Treffer der aufgeladenen Handfläche wird dem Schlag, egal, wie stark oder schwach er war, ein Rückstoß von 2 Metern hinzugefügt, sodass der getroffenen Gegner oder Gegenstand weggestoßen wird. Die Technik dient vor allem dazu etwas Abstand zwischen sich und einen Kontrahenten zu bringen. Auf beide Hände angewendet verdoppeln sich die Manakosten.
#2 Ungeduldig tapste der junge Magier mit seinem rechten Fuß auf der Schwelle zur Tür. Wenn es keine Antwort geben würde, müsste er noch einmal den Garten absuchen, sich womöglich aufs Dach schwingen und in die Zimmer schauen, um wirklich sicher zu gehen, dass niemand hier war. Die Privatsphäre des andere war ihm zwar weiterhin wichtig, aber es war nun immer noch die Gesamtsituation, die ihn antrieb die Dinge nicht einfach so laufen zu lassen, Yuuki nicht einfach so laufen zu lassen. Unruhig strich er mit den Daumen seiner Hände über die restlichen Finger und war bereits dabei ein weiteres Mal zu klopfen als er das leise Klicken der Tür vernahm. Eine Tür die sich ins Innere des Anwesens der Grynder öffnete aber noch viel wichtiger war die Tatsache, dass es Yuuki selbst war, der die Tür so kraftlos öffnete. Ein kurzer Blick in das Gesicht seines Freundes zeigte ihm eine nicht überraschendes Bild. Der Rotschopf wirkte er wie ein Gast in dieser Welt, während er gedanklich weit entfernt davon war, mit seiner Umwelt zu reagieren. So oder so ähnlich musste es ihm auch gegangen sein als wir in der Ruine waren überlegte der Minoru für sich im Stillen als er die leise Stimme seines Gegenübers vernahm, die seinen Namen sprach. Ob dies wirklich der Tatsache geschuldet war, dass es Akay war, der hier stand oder eher eine bloße Feststellung des Wüstenmagiers ließ sich nicht wirklich ablesen. Während die Augen des Schwarzhaarigen das Gesicht des anderen studierten, folgten Worte, mit welchen die Fee schon eher gerechnet hatte. Natürlich war er ihm dankbar und natürlich wollte er allein sein. Aber gerade letzteres war etwas, ein Wunsch, ein Bedürfnis, welches er dem Älteren nicht erfüllen konnte. Nicht nach allem was passiert war. Hätte er gewusst, was sein Partner gerade dachte, hätte er sich nur bestätigt gefühlt in dem, was er im Begriff war zu tun. Akay war mit Verlaub alles andere als ein Störenfried, besonders aufmüpfig oder gar frech waren alles keine Beschreibungen für den höflichen und aufrichtigen jungen Mann, den dessen Eltern erzogen hatten. Jedoch waren schon immer seine Überzeugungen gewesen, die ihn angetrieben hatten an sich zu arbeiten, neue Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erlernen, alte Differenzen zu überwinden und neue Verbindungen zu knüpfen. Alles Punkte, die ihn genau an diesem Tag an diesen Punkt gebracht hatten. Der Zeitpunkt, an welchem er seinen Fuß zwischen die Tür schob, auf dass Yuuki sie nicht mehr ohne weiteres schließen konnte. Ob diese Tat wirklich bewusst geschehen war oder eher aus dem Affekt heraus, würde er im Nachhinein nicht einmal mehr sagen können. Ein, zwei, dreimal stieß die Tür gegen seinen Fuß, der durch nicht viel mehr als die schwarzen Schuhe seiner formalen Klamotte geschützt wurden. Wirklich schmerzen tat es nicht, aber es war durchaus unangenehm. „Yuuki…“ begann er gerade seinen Satz als er sehen konnte, wie der Magier ihn mit seinen Augen fixierte. Echte Emotion konnte darauf deuten, dass der Rotschopf noch nicht ganz versunken war in dem Meer aus Emotionen.
Bevor er allerdings darauf antworten konnte, war es erneut die Sphynx, die das Wort ergriff und ihn nun mehr als vehement aufforderte zu gehen. Etwas, was Akay getrost ignoriert hätte, wäre da nicht die daran anknüpfende Handbewegung gewesen, die den Magier schlichtweg von der Türschwelle katapultierte. Es kam mehr als unerwartet, dass sein Gegenüber diese Technik beherrschte. Dennoch schaffte es Akay zumindest auf einem seiner Füße zu landen, seine Balance wiederzufinden und seinen Stand wieder zu festigen. Genug Zeit war trotzdem verstrichen und so hörte er nur das Klacken der Tür, welche wieder im Rahmen eingerastet war. Frustriert wischte er sich über das Gesicht und ließ seine Hand über dem Mund verweilen. Das war überhaupt nicht so gelaufen wie geplant. Die Wunde war noch frisch, keine Frage, aber gerade jemand so pflichtbewusstes, wie es sein befreundeter Diplomat war, wusste, dass es nicht die richtige Art war damit umzugehen. Ein waghalsiger, vielleicht einfach dummer Gedanke schlich sich in den Kopf des Fairy Tail Mitglieds. Unter Umständen musste er hinhalten als Ventil für diese aufgestauten Gefühle, die sich bis jetzt nur in einem mächtigen, magnetischen Zauber geäußert hatten. Seit Yuuki erwacht war, hatte er nicht einmal richtig darüber gesprochen. Irgendwo in ihm schlummerte diese Gefühle und es war wohl am Schwarzhaarigen sie herauszukitzeln. Natürlich musste er sich im selben Moment an die eigene Nase fassen. Auch seinen Eltern gegenüber war eher sehr verhalten aufgetreten und dem Gildenmeister ebenso. Bis dato hatte er ebenfalls mit niemanden über die Erlebnisse aus Seven gesprochen. Womöglich würde es Therapie für beide Magier werden. Noch viel mehr wollte er dem Rothaarigen jedoch die Sphäre zeigen, die sich in einem kleinen Beutel auf seinem Rücken befand. Es war die letzte Erinnerung, das letzte Erinnerungsstück, welches beide eventuell von Ryo bekommen würden. Allerdings war es für den Minoru noch immer ein Mysterium, was genau diese Kugel bewirkte. Den Dreck von seinen Klamotten abklopfend, streckte er sich einige Mal, ließ das ein oder andere Gelenk knacken, ehe er einen Entschluss fasste: Er würde jetzt mit Yuuki reden. Und Yuuki würde mit ihm reden. Ob er nun wollte oder nicht. Dann nutze er die kurze Distanz als Anlauf, ehe er in einer drehenden Bewegung die Tür direkt neben dem Griff traf, welche aufgrund der Wucht und der Tatsache, dass sie nicht verschlossen war, nach innen aufflog. Etwas Holz splitterte und ehe die Tür wieder einrasten konnte, stand bereits Akay in der Türschwelle. Ob es wirklich klug war, seinen Freund in den eigenen vier Wänden zu konfrontieren und diese darüber hinaus noch zu beschädigen? Die Fee würde es gleich herausfinden. „Yuuki! Du weißt so gut wie ich, dass das keine gute Idee ist. Und du weißt selbst, dass Ryo es so nicht gewollt hätte“.
Zugegeben, es war ziemlich unfair von Yuuki, all seinen Frust und die negativen Emotionen an Akay auszulassen. Zumal sich dieser einzig und allein so beharrlich gab, da er sich um seinen Freund sorgte und nicht etwa, um ihm in diesen Zeiten unnötig auf die Nerven zu gehen. Doch im Augenblick war der Grynder nicht bei klarem Verstand, sodass er das Ganze nicht zu differenzieren und wertschätzen wusste. Im Moment war der schwarzhaarige Magier ein Eindringling in seinem selbsternannten Exil der Trauer und musste entfernt werden. Mithilfe einer fließenden Handbewegung erwischte er den Minoru kalt und bugsierte ihn weg von der Türschwelle. Dass ein solch erfahrener Magier, wie es der Fairy Tail Diplomat nun mal war, nicht von so einem Angriff komplett überrumpelt wurde, bewies er, als er zwar zurückgeworfen wurde, aber sicher auf den Füßen landete. Und das gerade rechtzeitig, um noch mitansehen zu können, wie der Rotschopf die Tür hinter sich schloss und seinen Diplomatenkollegen damit wortwörtlich ausschloss. Mehrmals frustrierend ein- und ausatmend, stand Yuuki also im Eingangsbereich des Anwesens und lehnte sich kurz an der Tür ab. Es war geschafft! Er hatte Akay abgewiesen und konnte sich nun ganz entspannt in sein dunkles Loch fallen lassen, welches ihn erwartete. Dementsprechend drehte sich der junge Mann um und lief langsamen Schrittes zurück in den Wohnbereich.
Das Krachen und Splittern von Holz führte dazu, dass sich Yuuki mit einem Hauch von Lethargie langsam umdrehte und das Schauspiel vor sich ungläubig aus seinen rubinroten Seelenspiegeln heraus betrachtete. Die Tür schwang auf und offenbarte Akay, der in der Türschwelle stand. Dieser verdammte Typ hatte doch ernsthaft seine Haustür eingetreten und sich gewaltsam Zutritt verschafft. „W-was zum Teufel?“, stotterte Yuuki erbost, aber völlig verdattert, beim Anblick seines Kollegen, der sich partout nicht abwimmeln lassen wollte. Dass der schwarzhaarige Magier das Anwesen seiner Eltern beschädigt hatte? Geschenkt. Dass er ihn einfach nicht in Ruhe lassen wollte, weil er sich um ihn sorgte? Auch das konnte Yuuki verzeihen. Aber dass es Akay wagte, Ryo’s Namen in den Mund zu nehmen und für seinen Bruder sprach? Das war unverzeihlich. „Ryo hätte es nicht so gewollt?“ Die Stimme des Grynder zitterte vor Zorn und er ballte seine Hände, während er versuchte, seine Wut im Zaum zu halten. An dieser Stelle musste gesagt werden, dass ihm das nicht wirklich gelang. „Ryo wäre am liebsten hier und nicht unter der Erde. Also wag es ja nicht, für meinen Bruder zu sprechen oder seinen Namen dazu zu benutzen, mich zu irgendwas zu bewegen.“, fauchte er seinen Kollegen an und redete sich langsam in Rage. Der Rotschopf zitterte vor Wut, während sich ein Druck dunkler Emotionen in ihm staute. Schuldgefühle. Trauer. Wut. „Raus hier!“ Und dann wurde der Druck zu viel und Yuuki gab seinen aufgestauten Emotionen nach und kanalisierte diese auf Akay.
Dies war einige der wenigen Male in seinem Leben, dass der für gewöhnlich so gefasste und kontrollierte junge Mann tatsächlich die Kontrolle über sich verlor. Der Grynder sah rot und ging auf das Ziel los, was ihn über die Schwelle geschickt und seine Knöpfe gedrückt hatte. Es gab jedoch einen Unterschied zwischen jemandem, der völlig blind und die Fäuste wild schwingend auf seinen Kontrahenten zuging und jemanden, der voller Wut war, aber meisterhaft kämpfen konnte. Ja, es hatte nicht viele Situationen gegeben, welche der Rotschopf nicht mit seinen magischen Fertigkeiten hatte lösen können, sodass er auf brachiale Gewalt zurückgreifen musste. Zudem war er körperlich nicht der stärkste und widerstandfähigste. Doch mithilfe des Geistes von Wukong und mediativem Training, hatte er eine Kampfkunst erlernt und gemeistert, welche sich auch nicht mit viel Kraft einsetzen ließ und darauf abzielte, seinen Kontrahenten schnellstmöglich auszuschalten. Je nach angegriffenem Körperteil werden Fauststöße, Fingerstiche, Handkantenschläge oder Hammerfäuste bei Schlägen eingesetzt, um maximalen Schaden zu verursachen. Außerdem konnte man die Kraft des Gegners durch Schritttechniken wie Wendungen neutralisieren und gegen ihn verwenden, was durchaus nützlich für jemanden war, der selbst nicht über eine große Körperkraft verfügte. Unterstützt wurde das Ganze durch Trittarbeit, welche auf niedrige Ziele bis etwa zur Höhe der Hüfte zielte. Zum Beispiel konnte man seinen Gegner höchst effizient ausschalten, indem man das Knie angriff und dieses so weit beschädigte, dass die Bewegungsfreiheit des Kontrahenten stark eingeschränkt wurde. Zusammenfassend konnte man also sagen, dass selbst mit vor Wut rauchendem Verstand, es einen deutlichen Unterschied zwischen einem wildgewordenen Hooligan und Yuuki gab, was Kampfkunst und Schadensmaximierung anging. Und damit ging der Crimson Sphynx Magier auf sein Fairy Tail Pendant los!
1500/1500
"Sprechen" ~ *Denken* ~ *Wukong*
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Akay Minoru
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#3 Sein Atmen relativ schnell wieder beruhigt, blickte der junge Mann dem Hausherren eindringlich an, nachdem er die Worte geäußert hatte, die so ebenso wahr wie verheerend sein konnten, abhängig davon, wie der Adressat aktuell gestrickt war. Bei Yuuki konnte man davon ausgehen, so frisch wie die berechtigt schmerzende Wunde noch war, dass man irgendeine Reaktion erwarten konnte. Die Stärke und Wildheit dieser Antwort war jedoch selbst für den Minoru unerwartet ungeachtet des Wissen darüber, wie überaus präsent ihm die letzte Konfrontation mit einem emotional aufgewühlten Grynder war. Bevor er allerdings die volle Wucht der physischen Manifestation abbekam, war es die verbale mit welcher er sich auseinandersetzen musste. Die Verwunderung über das Eintreten der Tür spürten beide Parteien, wobei es die Fee eher im Inneren erlebte. Nie im Leben hätte er geglaubt aufgrund solcher Geschehnisse die Tür eines seiner engsten Freunde eintreten zu müssen. Noch dazu am Tag einer Beerdigung. Spätestens als dann die Information im Kopf seines Gegenübers ankam, wessen Namen er gerade ausgesprochen hatte, ereignete sich die Reaktion, mit welcher er zuvor gerechnet hatte. Wut baute sich in der Sphynx auf und die war mehr als berechtigt. Man konnte wütend sein. Wütend auf den Avatar, wütend auf seinen Partner ja sogar wütend auf Ryo selbst, der seinem jüngeren Bruder nicht einmal die Chance gegeben hatte eine eigene Entscheidung zu treffen. Noch immer waren all diese Gefühle ungeordnet, so ging zumindest Akay davon aus, der sich selbst noch nicht von dem Erlebten erholt hatte, war es doch durch den heutigen Tag fast genauso präsent, wie am eigentlichen Tag der Tragödie. Und genau wie beim Avatar waren die Worte des Schwarzhaarigen ausreichend um all diese Wildheit zu kanalisieren, ihr ein Ziel zu geben: Akay selbst. Spätestens als der Rotschopf ihn förmlich anbrüllte zu verschwinden, ging er jetzt davon aus, dass er gleich zu ihm durchdringen konnte. Dass er ihm von der merkwürdigen Sphäre erzählen konnte, um das letzte Rätsel um ihren gemeinsamen Auftrag zu lösen. Wie bereits zu Beginn beschrieben, hatte sich der Stellarmagier an diesem Punkt ein wenig verkalkuliert. Um genau zu sein hatte er gänzlich falsch gedacht. Das Ergebnis dieses Fehlers würde er gleich am eigenen Leib spüren.
„Yuuki, versteh doch…“ begann er seinen Satz als sich seine Nackenhaare aufstellten. Natürlich konnte man das kaum oder gar nicht beobachten, wie es evtl. bei wolfs- oder waschbärenähnlichen Tieren der Fall gewesen wäre, das Resultat dieses Verhaltens war dabei doch sehr ähnlich: sein Körper signalisierte ihm Gefahr. Fight or Flight. Der klassische Kampf der Urinstinkte. Der beinahe schon mörderische Absicht strömte vom Anderen förmlich rüber und noch rechtzeitig konnte sich der Magier in eine Kampfhaltung begeben, um die furiose Eröffnung seines Kontrahenten zu blocken. Im Angesicht der Art des Angriffs war dies eine überaus weise Entscheidung gewesen, denn sie hätte schlimmen Schaden anrichten können. Wann hat er das gelernt!? schoss es dem jungen Mann durch den Kopf, hatte er Yuuki das letzte Mal wirklich körperlich bei ihrem freundschaftlichen Volleyballspiel gesehen. Und auch sonst hatte der Magnetismusmagier nie Anstalten gemacht sich auf etwas anderes als seine Magien zu verlassen. Der Eingangsbereich war mehr als unvorteilhaft für die Fee und wenn er lebendig aus dieser Sache herausgehen wollte, musste er umschalten. Dennoch wollte er den Rothaarigen nicht einfach in die Kapitulation prügeln, sofern er das überhaupt konnte. Er musste es weiter probieren. Aber bereits bei der nächsten Flut an Attacken merkte Akay recht schnell, dass er sein ganzes Wissen im Bereich der Kampfkunst aufbringen musste, um seinem Gegenüber überhaupt ebenbürtig zu sein. Sich von der kaputten Tür abstützend, klammerte er sich mit Mühe an einer kleinen Kannte in der Decke fest und zog die Beine aus der Reichweite Gegenspielers. „Yuuki hör mir nur einen Moment zu“ gab er in dem kurzen Moment von sich, ehe er die Arme nach sich greifen sah und geschickt über den Anderen ins Innere des Haus sprang, wo er sich über eine Rolle hin im Wohnzimmer aufrichtete. Zu seinem Glück war ihm zumindest das Erdgeschoss dieser vier Wände vertraut. Keine Sekunde zu früh als die nächste Kombination folgte. Anders als zuvor, griff der junge Magier nun nach Dingen, die herumlagen oder sich irgendwie nützlich machten. Allen voran der kleine Beistelltisch, der durch zwei geschickte Tritte, in die Luft und dem anderen entgegen geschleudert wurde. Das darauf liegende Tablett, auf welches ihm der Ältere damals Wasser angeboten hatte, fischte er aus der Luft und nutze es direkt als Schild als die Faust des Rotschopfes in seine Richtung schoss. Der Schlag gegen dieses ließ Grynder kurz zurückweichen und genau diese Öffnung nutze Akay nun zum Gegenangriff, beginnend damit, das verbeulte Service nach ihm zu werfen. Tatsächlich wusste der junge Mann nicht, dass er etwas stärker als sein unfreiwilliger Feind war, aber wie dieser bereits in kurzer Zeit gezeigt hatte, gab es eine Fülle an Techniken, die diesen marginalen Vorteil aushebelten. Sofern man sein Gegenüber nicht gezielt dazu zwang, ebene jene Schläge zu blocken. Denn das tat so oder so immer noch weh. Wollte er den anderen nicht etwas mitteilen? Irgendwie war dies gerade aus dem Kopf des jungen Mannes verschwunden. Eventuell war seine kämpferische Seite gerade im Vordergrund und eventuell machte es ihm irgendwo auch Spaß gegen einen ebenbürtigen Gegner zu kämpfen, unabhängig von den Umständen, die sie dazu getrieben hatte. Womöglich hatte er den anderen ja genug ausgepowert, um ihn zur Vernunft zu bringen.
Die Worte von Akay, so nobel sie auch gewesen sein mochten, waren eine verlorene Müh‘. In seiner Trauer und Wut sah Yuuki rot und ging auf die einzige Person los, die sich in seinem direkten Umfeld befand: Akay Minoru. Sein geschätzter Freund hatte ihn nicht alleine in dieser dunklen Stunde lassen wollen, doch dabei hatte er versehentlich die falschen Knöpfe beim Grynder gedrückt. Dass der schwarzhaarige Magier den Namen seines Bruders in den Mund genommen hatte und ihn dazu nutzte, ihn irgendwie beeinflussen zu wollen, hatte die frischen emotionalen Wunden des Rotschopfes wieder aufgerissen. Ja, Yuuki war davon überzeugt, dass er den Tod seines älteren Bruders zu verschulden hatte. Wäre er nicht so töricht vor ihren Feind zu Boden gegangen, dann hätte sich der ältere Grynder niemals für seinen jüngeren Bruder opfern müssen. Schlimmer noch war, dass der überlebende Grynder nicht mal die Wahl gehabt hatte – sein Bruder hatte einfach das getan, was ihm durch den Kopf gegangen war. Aber vielleicht hatte es ja auch etwas Positives, dass er seinem ganzen Frust, seinen Emotionen, den Schuldgefühlen, der Trauer und der Wut freien Lauf ließ. Möglicherweise führte das ja wirklich dazu, dass er sich auspowerte und im Nachhinein einen klareren Kopf hatte. Doch bis es so weit war, musste der Fairy Tail Magier noch ein bisschen Geduld haben und sicherlich das eine oder andere einstecken.
Ärgerlich nur, dass Akay gar keine Anstalten machte, wie ein guter Boxsack still zu stehen und sich schlagen zu lassen. Stattdessen wich der Fairy Tail Magier seinen Angriffen geschickt aus, duckte sich unter seinen Schlägen hinweg oder sprang über ihn. Das führte jedoch dazu, dass Yuuki knurrte und noch wütender und verbissener kämpfte. Es erfüllte ihn nicht mit Stolz, doch in diesem Augenblick folgte er seinem üblichen Credo und wollte den Minoru deshalb möglichst effizient und schnell neutralisieren. Und wenn er ihm dafür starke Schmerzen zufügen musste, dann nahm er das auch in Kauf. Der Fairy Tail Magier nutzte auch das Umfeld und fischte von irgendwo ein Service her, welches er als Schutzschild gegen Yuuki’s Schläge nutzte. Als der Rotschopf seine schmerzende Hand fluchend zurückzog, ging der Stellarmagier sogar noch einen Schritt weiter und bewarf ihn mit dem Service, welches ihn an der Schläfe erwischte und herumriss. Der Crimson Sphynx Magier nutzte den Schwung und drehte sich entsprechend, damit er sich auf dem Boden abrollen und sogleich wieder in Kampfposition bringen konnte. Nun war es an ihm, den Angriffen seines Freundes auszuweichen und sie ins Leere gehen zu lassen. An dieser Stelle kristallisierte sich ganz schnell der Unterschied zwischen einem Kämpfer, der seine Emotionen im Griff hatte und einem, der von ihnen beherrscht wurde. Meter um Meter wurde Yuuki zurückgedrängt und steckte tatsächlich weitaus mehr Treffer ein, als er selbst austeilte.
Vergangene Bilder aus der Nekropole in Seven blitzten beim Schlagabtausch mit Akay vor seinen Augen auf. Die Infiltration des Labors. Die Rettung seines Bruders. Der Kampf gegen den Avatar. Der Tod von Ryo. Und dann … Dunkelheit. Der Rotschopf biss seine Zähne so fest zusammen, dass er versehentlich sogar seine Lippe erwischte und diese zu bluten begann. Mit einem Mal materialisierte sich die Affenkrone von Wukong auf seinem Haupt, welche sogleich weiß aufleuchtete. Nun war es, als ob Yuuki einen weiteren Sinn hatte, der ihn vor allen Angriffen des Schwarzhaarigen warnte. Mit diesem unfairen Vorteil auf seiner Seite, ging er nun seinerseits in den Angriff und konnte problemlos durch die Verteidigung des Minoru durchtauchen. Mit einer Hand packte er ihn am Kragen und mit der anderen holte er aus, um seiner Faust mit aller Kraft in das Gesicht seines Diplomatenkollegen zu versenken … als ein Räuspern aus der Richtung der Haustür ertönte. Das führte dazu, dass Yuuki inmitten seines Angriffes innehielt und zur Tür schaute. Dort stand jemand in schwarzer Trauerkleidung, der jedoch einen offiziellen Flair besaß. Der Grynder hatte oft genug mit hohen Regierungsvertretern gesprochen, um einen zu erkennen, wenn er vor ihm stand. „Man sagte mir, dass ich hier die … Diplomaten von Crimson Sphynx und Fairy Tail finde?“, erkundigte er sich mit skeptischer Stimme und hochgezogenen Augenbrauen bei den beiden Männern, die gerade alles andere als einen diplomatischen Eindruck erweckten. Die Worte des Mannes führten dazu, dass der Grynder zum ersten Mal richtig seine Umgebung wahrnahm und erkannte, was für einen Schaden der Minoru und er im Haus angerichtet hatten. Schwer schnaufend ließ er von seinem Kollegen und wandte sich ab, denn nach Reden mit den Hohen Tieren war ihm jetzt ganz und gar nicht. Sollte sich doch Akay um den Regierungsvertreter kümmern. Das Einzige, was Yuuki beim Umdrehen machte, war eine Handbewegung auszuführen, um die Verwüstungen in seinem Haus wieder rückgängig zu machen. All die Kraft, die er vorhin noch verspürt hatte, war verpufft. Der Rotschopf fühlte sich einfach nur müde und leer und wünschte sich, allein gelassen zu werden. Nur irgendwie überkam ihn das Gefühl, dass der Neuankömmling nicht einfach gekommen war, um sein Beileid auszurichten…
Eingesetzte Zauber:
Requip: Masks TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: Entsprechend der Klasse der beschworenen Maske: 5 / 20 / 50 / 100 / 250 MAX. REICHWEITE: 10 Meter SPEZIELLES: Dieser Zauber kann lediglich Masken beschwören. VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Mit Hilfe dieses Zaubers kann der Magier auf seine Taschendimension zugreifen und eine Maske daraus beschwören. Falls bereits eine Maske beschworen wurde, ersetzt der Anwender seine aktuelle Maske durch die gewählte Maske. Die Maske kann der Anwender auf sich selbst oder auf ein Ziel in Reichweite beschwören. Das Beschwören einer Maske dauert 10 Sekunden minus 1 Sekunde pro Level der Willenskraft.
Wukong's Enlightenment TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: IV ART: Support MANAVERBRAUCH: 250 pro Minute MAX. REICHWEITE: Beim Anwender; Gespür 15 Meter Radius SPEZIELLES: Persönlicher Zauber von Yuuki Grynder VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 9, Manaregeneration Level 7, Wukong's Crown BESCHREIBUNG: Der Affenkönig war in seinen alten Tagen ein himmlisches Geschöpf, welcher auf einer erschwerlichen Reise voller Herausforderung in achtundachtzig Prüfungen von Buddha selbst getestet wurde. Als Erfolg für das Bestehen dieser erschwerlichen Reise, erlangte er Buddhas Erleuchtung und vermochte fort an die Welt mit anderen Augen zu sehen und zu spüren. Ob diese alte Legende der Wahrheit entspricht, vermögen nur der Affenkönig und Buddha selbst zu zu sagen. Auf jeden Fall ist der Anwender in der Lage, mithilfe dieser erweiterten Form der Krone des Affenkönigs, ebenfalls die Welt mit anderen Augen zu erblicken. Dabei erlangt der Anwender einerseits die Fähigkeit, die generelle Gesinnung von Lebewesen ihm gegenüber zu erspüren und wahrzunehmen: Sind sie ihm gegenüber beispielsweise feindlich eingestellt oder doch eher wohlgesonnen? Andererseits verspürt er auch Gefahren um sich herum und entwickelt auf diese Art und Weise einen Gefahrensinn, welcher es ihm ermöglicht, darauf zu reagieren, sofern er auch über die nötige Geschwindigkeit und das entsprechende Geschick verfügt. Je größer die Gefahr und das Verletzungspotenzial des Anwenders durch etwas, das sich in seinem Wirkungsradius befindet und ihn verletzen würde, wenn er nicht reagieren sollte, desto eindringlicher wird sich sein Gefahrensinn melden und ihn warnen. Äußerlich macht sich diese erweiterte Form der Krone bemerkbar, indem sie weiß leuchtet und sich die Augen des Anwenders zu kreuzförmigen Schlitzen verändern.
Recycling TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 25 MAX. REICHWEITE: 15 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 4, Backtrack BESCHREIBUNG: Dieser Zauber dreht die Zeit für ein anorganisches Objekt, das zerstört wurde, zurück bis an den letzten Punkt, an dem es noch unversehrt war. So kann man alle möglichen Objekte reparieren. Der Zauber wirkt nur auf Objekte, die klein genug sind, um vom Anwender mit einer Hand angehoben zu werden, und schlägt fehl, wenn das Objekt vor mehr als einem Monat zerstört wurde. Für die Reparatur benötigt der Anwender mindestens einen Bestandteil des ursprünglichen Objektes. Beherrschung: Willenskraft Level 6, Manaverbrauch 65: Dieser Zauber wirkt auf Objekte, die groß genug sind, um zwei Menschen zu beherbergen, beispielsweise große Kisten oder Felsen. Willenskraft Level 8, Manaverbrauch 145: Dieser Zauber kann ganze Gebäude wiederherstellen, bis zur Größe eines Schlosses. Mastery (Support): Mastery-Stufe I: Manaverbrauch -5. Mastery-Stufe II: Manaverbrauch - 5 Mastery-Stufe MAX: Manaverbrauch - 5
1000/1500
"Sprechen" ~ *Denken* ~ *Wukong*
Character Theme | Battle Theme
Akay Minoru
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#4 Endlich hatte er Yuuki in der Defensive. Spätestens jetzt, wenn er tatsächlich noch die überaus überragende Deckung seines Gegners überwinden konnte und ein oder zwei gut platzierte Schläge landen könnte, hätte er den Mann so weit, dass er ihm schlichtweg zuhören musste. So sehr wie sich Akay darauf konzentrierte hatte keine magischen Attacken oder Vorteile in den Kampf einzubringen, um die Sache nicht eskalieren zu lassen, schien der aufgebrachte Rotschopf wenig von seiner Lage zu halten und so konnte auch der Minoru erkennen, wie sich eine Krone auf dem Kopf seines Kontrahenten materialisierte. Was auch immer dieses Ding tat, neben des Aufleuchtens, es veränderte die Dynamik des Kampfes grundlegend. Er würde es nicht als sechsten Sinn bezeichnen, aber besonders die Schläge, die gefährlich waren, blockte der andere unnatürlich gut. Es waren nämlich genau diese Attacken, die ihn selbst angreifbar machten. So durchbrach die Sphynx seine Verteidigung und erfasste ihn am Kragen und drängte schon dazu genau den Treffer zu landen, den eigentlich die Fee ausführen wollte. Da er sich nicht mehr retten konnte, drehte er bereits das Gesicht zur Seite und kniff die Augen zusammen, um sich physisch wie mental auf den Einschlag vorzubereiten. Doch dieser blieb überraschenderweise aus, denn es war ein Räuspern, welches beide aus ihrem Kampf oder gar ihrer Trance herausriss. Wie in Zeitlupe drehten beide Köpfe sich zu der Tür, die noch halb in den Angeln hing, und sahen eine Person vor sich stehen. Ähnlich wie die meisten Gäste des Gyrnder am heutigen Tag, trug auch diese Person die formelle schwarze Trauerbekleidung und teilte bereits dadurch ihre Anteilnahme aus. Jedoch wirkte dieser jemand irgendwie anders. Ach, verdammte… ging es Akay durch den Kopf. Das hier war kein Bote oder sonst wer. Hier ging es mal wieder um etwas größeres. Kein Wunder, waren beide Anwesenden im Raum S-Rang Magier, die sich genau so verhielten, wie es ihrem Rang gerecht wurde … nicht. Bereits als dieser Vertreter begann zu sprechen, die Art, wie er sprach, wäre Akay am liebsten im Boden versunken. Selbst wenn es für den anderen nicht so aussah, als ob sich gerade zwei Diplomaten in aggressiven Verhandlungen befanden, so war diese Position einfach alles andere als vorteilhaft. Von dem Dreck an ihren Sachen ganz zu schweigen. Allerdings hatten sie hier wirklich nicht irgendeinen Laufburschen erwischt und die hochgezogene Augenbraue zementierte alle sorgen des Schwarzhaarige. Jetzt wo Yuuki genau das gleiche realisierte, ließ er von seinem Freund ab und ließ sowohl diesen als auch den Gast kommentarlos stehen. Der Stellarmagie atmete schwer, musste sich von diesen Strapazen auf Hochleistung erst einmal erholen. Noch während er nach Atem rang und dem Vertreter kurz deutete zu warten, sah auch er endlich das ganze Ausmaß der Zerstörung, welches sich begann von selbst zu heilen. Eine überaus praktische Fähigkeit. Den Dreck von seinen Klamotten klopfend, ging er zu nun endlich zu der Person rüber, die schon ungeduldig auf die Uhr zu gucken schien und völlig unbeeindruckt von den Geschehnissen um ihn herum.
„Entschuldigen Sie bitte das Chaos, es ist nicht so, wie es aussieht. Sie müssen verstehen…“ begann er eine Entschuldigung für beide Würdenträger und verbeugte sich dabei einige Mal und bekam dadurch nicht einmal das Augenrollen seines Gegenübers mit, welches ebenfalls ganz sachte angedeutet war. Auch dieser Mensch wollte sich nach dem, was er gerade beobachtet hatte, ja nicht selbst blamieren. Den Fairy Tail Magier ausreden lassen, wollte er jedoch ebenfalls nicht. „Ich habe eine Nachricht für Akay Minoru und Yuuki Grynder mit höchster Priorität. Wenn Sie es mir bitte hier abzeichnen … Dankeschön. Den Erhalt der Nachricht müssen Sie zudem entweder bei Raban Adair oder Aram Falls melden“ mit einem Blick an Akay vorbei, sah es so aus, als ob er nach Yuuki Ausschau hielt, ehe er sich wieder dem Minoru zu wendete „richten Sie bitte mein Beileid aus. Guten Tag“. Und damit verabschiedete sich der Mann durch die nun wieder reparierte Tür und schloss diese sogar hinter sich. Wie überaus Aufmerksam. Mit Nachricht lag der Typ allerdings sehr daneben, wirkte das, was er ihm in die Hand gedrückt hatte, eher wie ein Päckchen. Bereits beim Streichen darüber entdeckte er das magische Siegel. Es waren sehr viele Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden. Und Akay ahnte schon weshalb. Sich selbst nun einmal nach seinem Partner umschauend, der wohl irgendwo anders im Haus unterwegs war, sackte der Diplomat auf einem der Sessel ein und löste das Siegel durch einen kleinen Manaimpuls. Was ihm offenbart wurde, war ein Berg an Informationen, Papieren, Einladungen und Notizen. Und allen voran eine offizielle Questauschreibung. Ausgerechnet heute!? Kein Wunder, dass selbst Falls sich nicht traute, diese Nachricht persönlich zu überbringen. „Yuuki!“ rief er einmal in die Stille hinein. „… es tut mir leid, aber ich glaube wir haben Arbeit bekommen“. Wie sollte er es auch groß anders sagen. Womöglich ein dringend benötigter Icebreaker?
Lediglich mit halbem Ohr lauschte Yuuki den Worten des Gesandten des Magischen Rates, die er zu Akay sprach. Der junge Mann hatte sich nämlich von dem Neuankömmling abgewandt und überließ das Reden dem Minoru, während er sich selbst in die Küche begab. Die unerwartete Konfrontation mit dem Diplomaten von Fairy Tail hatte ihn all seiner Kräfte beraubt. Der Körper des jungen Mannes zitterte, so schwach fühlte er sich. Dadurch, dass er den schwarzhaarigen Magier als Ventil für all seine Emotionen und Frust benutzt hatte, hatte er zum ersten Mal seit Tagen einen recht klaren Verstand. Wann war das letzte Mal, dass er etwas zu sich genommen und sich gestärkt hatte? So lose, wie der schwarze Anzug hin, musste es Tage her sein, dass er etwas gegessen hatte. Recht kraftlos schleppte sich der Grynder in die Küche und durchstöberte eine der Schränke nach etwas, dass er schnell zu sich nehmen konnte. Als Erstes fielen ihm einige Kekse zum Opfer, dann etwas – hart gewordenes – Gebäck. Zunächst protestierte sein leerer Magen über den plötzlichen Besuch von Essen, doch nach kurzer Zeit begann die Verdauung und sein ganzer Kreislauf kam in Schwung. Durstig von dem trockenen Gebäck, durchforstete Yuuki als nächstes den Kühlschrank und führte eine Flasche Eistee an seine Lippen. Gierig leerte er die Flasche mit großen Schlucken, als er schließlich Akay’s Ruf nach ihm vernahm. Arbeit? Ernsthaft? An dem heutigen Tag?!
Recht motivationslos, um nicht von lethargisch zu sprechen, schleppte sich der rothaarige Magier zurück in den Wohnbereich. Der Minoru hatte es sich auf einem Sessel gemütlich gemacht und studierte einen kleinen Stapel an Dokumenten. Wortlos trat der Grynder zu ihm, setzte sich auf einen anderen Sessel und griff sich die Dokumente, die Akay bereits studiert hatte. Die rubinroten Seelenspiegel huschten über die Zeilen, doch er musste den Brief mehrmals lesen, bevor der Inhalt in seinen Verstand sickerte. Eine Delegation der umherliegenden Bevölkerungen wurde in Kakriko erwartet. Steinfresser, Fischmenschen und Laublinge würden zusammenkommen, um die weitere Zukunft zu besprechen. Problematisch war nur, dass im Augenblick Unruhen in Kakariko herrschte. Ein seltsames, vermutlich magisches Phänomen herrschte im Dorf, denn jeder Dorfbewohner konnte die Gedanken des jeweils anderen hören. Erfahrene Diplomaten von Crimson Sphynx und Fairy Tail wurden gebeten, sich umgehend nach Kakariko im Osten des Landes zu begeben, um dieser seltsamen Situation auf den Grund zu gehen und sie zu lösen, bevor die Delegation ankam. Ansonsten würde das Ganze in einem diplomatischen Desaster enden. Mit von Tränen verquollenen Augen blickte der Grynder auf und starrte Akay an. „Nicht mal in Trauer wird man in Ruhe gelassen. Erst im Tod endet die Pflicht, was?“, gab er nihilistisch von sich und warf den Questzettel auf den Tisch vor sich. Kurz schoss ihm der Gedanke durch den Verstand, die Quest einfach abzusagen. Immerhin hatte er gerade erst seinen Bruder begraben, also stand ihm doch etwas Auszeit zu, oder etwa nicht? Dieser Gedanke wurde sogleich vom Pflichtbewusstsein des jungen Mannes verdrängt. Er war S-Rang Magier und offizieller Diplomat seiner Gilde. Die Welt drehte sich weiter, ungeachtet seiner eigenen persönlichen Befindlichkeiten. Es stand in seiner Verantwortung, sich darum zu kümmern, gleich wie elendig er sich fühlte. „Kannst du bitte Raban Bescheid geben? Ich … schaffe es jetzt nicht, mit Aram zu reden.“ Ansonsten würde er ihm noch dafür an die Kehle gehen, dass er ihm diesen Auftrag aufdrängte. „… In einer halben Stunde am Bahnhof? Ich muss noch Vorbereitungen treffen.“, fragte er seinen Kollegen, wobei er gar nicht auf dessen Zustimmung wartete. Er wollte alleine sein und wenigstens in aller Ruhe packen. Dementsprechend erhob sich Yuuki und begab sich langsamen Schrittes zur Treppe, die ins obere Stockwerk führte. „Du findest alleine raus.“, teilte er noch seinem Diplomatenkollegen mit und verabschiedete ihn mit diesen Worten.
Da der junge Mann seine Ausrüstung stets in seiner karmesinroten Flasche mit sich führte, musste er nichts vorbereiten und saß einfach in der Stille auf seinem Bett. Die Sekunden und Minuten vergingen, und wieder und wieder versuchte ein Teil von ihm, die Quest auszureden und einfach hier zu bleiben. Doch die pflichtbewusste Seite war stärker, sodass sich der junge Mann nach einer guten Viertelstunde erhob, um sich umzuziehen. Für gewöhnlich trug er etwas schickere Outfits, doch heute war ihm nicht danach. Statt Wildlederschuhe, Stoffhose und gemütlichen Cardigans, trug er eine dunkle Hose, ein schwarzes T-Shirt und hatte sich darüber eine schwarze Lederjacke gezogen. Entsprechend passende Schuhe rundeten das ganze Outfit ab. Mit einem letzten Seufzen lief er zunächst die Treppe runter zum Erdgeschoss und schließlich zur Haustür. Kurz zögerte er, ehe er doch die Tür öffnete und schließlich hinter sich zuzog. Er hatte einen Auftrag zu erledigen. Und wie hatte er vorhin so schön gesagt? Erst im Tod endete die Pflicht!
Er flog mit ihr zum Friedhof. Das war eine Strecke, die er in relativ kurzer Zeit recht schnell zurücklegen konnte. Denn es war auch eine gewisse Zeit vergangen und natürlich würde der Zauber zudem auch seinen eigenen Tribut von ihm fordern. Aber dennoch war es die Situation an sich, die ihn zwang, jetzt diesen Schritt zu gehen. Allerdings, es war schon beeindruckend, denn man musste sich auch die Frage stellen, warum Tartaros die junge Dame überhaupt weiterhin mitnahm und sie nicht schon auf dem Dach erledigt hatte. Diese Frage galt es zu beantworten. Aber die Antwort darauf war auch denkbar einfach, denn sie hatte ihn ja mit ihrer selbstmörderischen Aktion beeindruckt und natürlich wollte er jetzt herausfinden, wozu sie noch so alles im Stande gewesen ist. Vielleicht hätte sie ihm ja ganz nützlich gewesen sein können und falls nicht, ja, dann hätte er sie immer noch töten können. Aber, seine Verletzung durch die Explosion, die er am Oberkörper hatte, meldete sich auch und schmerzte ihm, obwohl er während des Transportes die junge Dame gerade an seine Brust presste und während des Fluges auch den harten Griff um ihren Hals gelockert hatte.
Als sie am Friedhof angekommen waren, erkannte er, das sie alleine waren. Generell wurde der Friedhof von Aloe nur sehr selten wirklich noch besucht, er war schon eher verkümmert und in Vergessenheit geraten. Hier und da waren vereinzelnte offene Gräber aufzufinden, Orte die dereinst ausgehoben worden waren, in denen aber niemals jemand beerdigt worden war. Doch für ihn war das wirklich hervorragend. Er steuerte den Flug genau auf eines dieser verlassenen Gräber im hintersten, abgelegensten Winkel des Friedhofes an und lies die junge Dame genau in so ein Grabloch fallen. Als sie unsanft landete und auf dem harten Erdboden aufprallte, landete er selbst auch im Grab und zwar direkt über ihr. Das Grab war gerade so lang, das sie beide darin Platz genug hatten. Es war also kein Platz für unnötige Bewegungen. Mit seinem Körper lag er also direkt über ihrem, sie waren bis auf wenige Millimeter direkt miteinander verbunden. Seine Maske verbarg zwar sein Gesicht, sie waren aber dennoch exakt Gesicht über Gesicht. Augen über Augen, Nase über Nase, Lippen über Lippen. Nur die Maske war eben noch im Weg. Hier waren sie nun ungestört und niemand würde sie hier schnellstmöglich finden können. "Mit deiner Explosion habe ich nicht gerechnet. Aber, ich konnte reagieren und mich fliegend davon machen. Trotzdem habe ich noch etwas abgekriegt. Und auch nur das war der Grund, warum du jetzt noch lebst. Also, sei mir dankbar..." Tartaros zog sich seinen Schal vom Hals und fesselte die Hände vom Blauköpfchen damit über ihrem Kopf. Sie sollte ihm Rede und Antwort stehen. "Du hast die Hoffnungslosigkeit also gelebt, sagst du? Jeden verdammten Tag? Hat diese grausame Wirklichkeit dir jemals etwas gegeben, von dem du sagst, es war ein Erfolg? Auch du hast an etwas geglaubt und gehofft, das es eintreten wird, ist dem nicht so?" Mit seinem im Handschuh verborgenen Zeigefinger fuhr Tartaros über das Gesicht der jungen Dame. Sanft, aber dennoch bestimmend. Zuerst über die Wange, dann über die Augen und schlussendlich über die Lippen. Der Geruch der Süßspeise ihres Lollis drang in seine Nase. "Verrätst du mir nun deinen Namen? Oder muss mich erst herausfinden, wie sich der Geschmack deines Lollis anfühlt? Muss ich mir diesen Geschmack erst holen?" Tartaros stellte sie also vor eine schier unlösbare Aufgabe. Aber das tat er deshalb, weil sie ihn mit ihrer irrationalen Reaktion beeindruckt hatte. Ja, er hatte eine Vermutung, wer sie war, aber er wollte diese Bestätigung von ihr selbst hören. Denn wenn sich ihr Talent wirklich als wahr offenbaren sollte, dann würde er in Zukunft auf den Weg zur besseren Welt noch sehr viel Verwendung für das Doppelzöpfchen haben...
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Meteor TYP: Elementlose Magie ELEMENT: - KLASSE: III ART: Support MANAVERBRAUCH: 150 pro 3 Minuten MAX. REICHWEITE: Auf den Anwender SPEZIELLES: - VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 6, Manaregeneration Level 5, Geschicklichkeit Level 5 BESCHREIBUNG: Der Anwender sammelt seine magische Kraft gezielt um seinen Körper und ist nun in der Lage zu fliegen. Die Magie ist sichtbar in Form einer gelb-orangenen Aura, die sich um Körper bildet. Geschwindigkeit und Tragkraft werden durch das Level der Willenskraft definiert, bis zu einem maximalen Wert von 8. Dabei darf die Geschicklichkeit maximal der Willenskraft -2 entsprechen, da der Magier ansonsten seine Geschwindigkeit nicht kontrollieren kann und anderweitig die Kontrolle über sich verliert.
Beherrschung:
Willenskraft Level 6: Der Magier muss sich alleine auf das Fliegen konzentrieren und kann keine Magie anwenden. Willenskraft Level 9: Nun kann der Zauberer auch Magie wirken, während er fliegt.
Oh, der maskierte, trug eine Maske, um sich zu verbergen und sprach davon, dass es armselig war sich verstellen zu müssen. Er deutete sogar an, dass er den Mann hier getötet hatte, weil er sein Gesicht gesehen hatte, wenn das musste ja bedeuten, dass seine Maske dazu, diente ihn, zu verbergen. Ihn und sein Gesicht. Sie trugen beide Masken, nur Amiras waren weniger sichtbar. Ihre provokante Art stieß auf Ablehnung, es war fast egal, was sie antwortete, denn alles, was sie als Antwort zurückbekam, war, im Grunde, eine einfache Aussage: Ich spiel keine Spielchen. Wie langweilig, wenn jemand einem mit so kühler Berechenheit begegnete, vielleicht wenn man die Metapher eines Jägers, der sich auf seine Beute stürzen wollte, ausbaute, hatte er ja von seinen Eltern gelernt, dass man nicht mit seinem Essen spielte. Jedoch änderte sich die Situation dann schlagartig und sie fand sich im Griff des Maskierten, okay er spielte wirklich keine Spielchen.
Sie aber auch nicht. Diese Situation setzte vieles in ihr in Bewegung, die Sicherheit, die sie ohne es bewusst wahrzunehmen spürte, seit sie hier war, verpuffte in diesem Moment. Im Augenblick, wo sie seit Jahren in einer Situation war, die sich wirklich ins Ungute wenden konnte. Es war, als würde etwas freigesetzt, das Amira lange Zeit in sich eingeschlossen hatte. Und das, was da freigesetzt wurde, war explosiv. Im wahrsten Sinne des Wortes. Sie floh auf ein nahegelegenes Dach, um sich nicht selbst mit der Explosion zu sprengen und doch hatte sie etwas abbekommen. Amira, die sich nur langsam wieder aufrichtete, sah etwas kommen, zu spät realisierte, was es war und ein Schmerz zuckte durch ihren Körper. Ihr wurde schwarz vor Augen als sie angehoben wurde und sie realisierte die ersten Augenblicke nicht, was passierte. Sie flog, realisierte sie ein paar Minuten später und als sie aufsah, entdeckte sie den Mann mit der Maske. Ach verdammt, wieso? Wieso hatte er Sie nicht in Ruhe gelassen. Bevor sie etwas tun oder sagen konnte, ließ er los und sie fiel. Ihr Gesicht verzog sich schmerzhaft als sie auf dem Rücken landete, der ihre Explosion abbekommen hatte. Dann wurde der Blick in den Himmel, von einer Maske verdeckt, als der Fremde sich zu ihr ins Loch gesellte. Hm, gemütlich. Sie hustete als sie sich etwas aufrichtete und die dreckige, Spinne seinen Schal um ihre Arme wickelte. Oh, hatte sie soviel Eindruck hinterlassen, dass er nun das tat. Als ob sie das aufhalten würde. ”Wieso sollte ich dir dankbar sein...” begann sie mit rauer Stimme. Sie erholte sich noch von dem Aufprall und den Nachwirkungen ihrer eigenen Explosion ”In dieser Welt voller Verzweiflung hat es überhaupt keinen Wert zu existieren, oder nicht? Deine Worte und wenn du mich also als so wertlos ansiehst, ist es dann nicht die logische Schlussfolgerung, mich am Leben zu lassen. Also nichts wofür ich danken müsste” sie seuftze und kam langsam wieder mehr zu sich. Als dann der Finger von dem Mann über ihr Gesicht fuhr, reagierte sie von alleine und zischte im Versuch ihre Hände aus seinem Griff zu befreien. Auf solche Berührungen reagierte sie grundsätzlich mit Abwehr und das, obwohl sie anderen manchmal selbst nahekam. Jedoch war es etwas anderes, wenn es von ihr ausging, wenn jemand sie berührte, bedeutete es einfach zu oft Schmerz. Nachdem er geendet hatte, starrte sie ihn an, bevor sie langsam anfing, zu reden ”Meine Hoffnungslosigkeit begann als ich überlebt habe. Wenn du so ein großer Fan von Hoffnungslosigkeit bist, solltest du Wissen, dass man um diese zu verspüren am Leben sein muss. Alles endet mit dem Tod, auch die Hoffnungslosigkeit.” sagte sie und klang bitter als beabsichtigt. Was sie da sagte, entsprach ihren alten Vorstellungen. Damals, als sie den Drachenangriff überlegte und ihr Vater nicht, als Alita entführt wurde. Ja genau zu der Zeit hatte sie sich oft gewünscht tot zu sein. Doch mittlerweile…hing sie irgendwie an ihrem Leben, zumindest mehr als damals. Wieso hatte sich das so verändert?
Während sie antwortete, schob sie ihr Knie langsam nach oben und schob es unter die Brust von dem Maskierten. ”Absurderweise könnte man sagen, dass ich bis heute überlebt habe, ist ein Erfolg, paradox oder. Aber wenn es um wahre Erfolge geht, dann vermutlich nur dieser eine. Weißt du ich glaube das jeder irgendwie bekommt, was er verdient” in ihrem Kopf erschien das Bild ihrer Mutter, die mit entsetzen, Gesichtsausdruck zu ihr blickte, als das Forschungsgebäude langsam in Flammen aufging. Natürlich sprach sie auch damit nicht alles, aus was sie dachte. Denn wenn jeder bekam, was er verdiente, dann hieß es, sie hatte all den Schmerz verdient, den sie hatte ertragen müssen, aber ja, vielleicht war das ja auch so. Sie war immerhin einfach zu naiv gewesen. Aber auch das wahr wohl nicht die ganze Antwort. Leben war kompliziert. Zu kompliziert, um es so einfach in ein paar Sätzen erklären zu können. Während sie sprach, begann sie Druck gegen die Brust von dem Mann aufzubauen. Denn seine penetrante Nähe war ihr nicht wirklich angenehm. Wie sehr wollte er diese Position beibehalten, würde er den Schmerz an seiner Brust ertragen, nur damit er die Position halten konnte. Denn da sie so in die frische Wunde drückte, war es schmerzhafter als so eine Bewegung eigentlich wäre. Oder würde er nachgeben, sodass sie etwa hochrutschen konnte in eine sitzende Position. ”Wir sind Menschen, also zumindest irgendwie. Es liegt in unserer Natur zu hoffen und zu glauben. Sogar nachdem man erkannt hat, wie sinnlos es ist. Ja selbst dann hoffen und glauben wir dennoch, selbst dann, wenn es hoffnungslos ist. Ist es nicht so? Du wüsstest nicht, was Hoffnungslosigkeit ist, wenn du es nicht genau so selbst erlebt hast. Weil wenn es nicht so wäre, dann frage ich mich… wenn du nichts hast, woran du glaubst, wieso bist du dann noch hier? Wenn die Existenz in dieser Welt doch keinen Wert hat? Wie gesagt deine Worte.” und bei diesen Worten verstärkte sie den Druck auf seine Brust, drückte ihr Knie in seine Wunde und schob sich selbst damit etwas in die Höhe, sodass sie anstatt liegend nun sitzen im Grabloch hockte. Sie hatte seine eigenen Worte gegen ihn verwendet. Immerhin wollte sie auch rausfinde, mit wem sie es hier zu tun hatte. Und dennoch, obwohl sie antwortete und das durchaus ehrlicher als sie sonst manchmal war, verbarg sie sich tief in ihrem inneren. Ja, die Erkenntnis, dass sie sich an eine Illusion klammerte, hatte sie wie ein Schlag getroffen, doch mittlerweile legte sie sich wie eine Decke über sie. Eine schwere, erdrückende Decke und dennoch war es eine Decke. Auch der maskierte vor ihr glaubte an etwas, und wenn es nur Zerstörung sein mochte. Irgendwas war da, etwas was ihn dazu bewegte das zu tun, was er hier tat. Ein Teil von ihr brannte darauf, vielleicht erfahren zu können was es war.
Das sie nun saß, nahm einiges an Druck von ihrem verletzten Rücken nahm. Sie atmete auf und sah den Maskierten an ”Du kannst mich Alice nennen, und das ist schon ein Zugeständnis.” sagte sie und nannte ihn somit ihr Synonym, das sie in der Gilde verwendete. Wenn es einen Namen gab, der am meisten mit ihr verbunden wurde, dann dieser, also war es wirklich ein Zugeständnis. Normalerweise sagte sie allen außerhalb der Gilde einen anderen Namen. Dass es dennoch nicht ihr Name war, nun ja, das konnte der Maskierte ja nicht wissen. ”Warum ist dir mein Name so wichtig? Er ist lediglich eine Bezeichnung, er sagt dir nichts darüber, was und wer ich bin. Oder sammelst du Namen für eine Art Poesiealbum der Grausamkeit?” fragte sie, deutete damit an, dass er vielleicht eine Liste für seine Opfer führte. Sie klang aber nicht so frech wie zuvor, eher ernst und sie schüttelte sacht den Kopf und legte ihre gefesselten Hände auf den Schoß. Während sie ihre Knie, mittlerweile Bein noch immer auf seine Brust hatte. Es war der effektivste Weg ihn gerade auf Abstand zu halten, auf soviel es gerade möglich war. Denn so wirklich viel Platz war in so einem Grabloch nun ja nicht wirklich. Ihr gefiehl die Situation nciht, aber gerade blieb ihr nichts anderes übrig, als sich mit diesem netten Gentleman zu unterhalten. Vorerst zumindest.
Provokation und Leid waren für sich genommen zwei völlig unterschiedliche Begriffe. Provokation und Leid waren für sich genommen aber letztendlich auch nur zwei alleinige Teile einer einzelnen Phrase, die so letztendlich auch nichts bewirken konnte. Denn, was war schon der Wert für sich genommen von Provokation auf dieser Welt? Provokation sorgte nur für Zynismus, nicht aber für wirkliche Relevanz. Alle Entscheidungen, die aufgrund von Provokationen getroffen wurden, sind grundsätzlich irrational. Mit Rationalität allein hat das dann nicht wirklich viel zu tun. Aber, das Gleiche kann man auch über dsa Leid sagen. Wenngleich das Leid auch eine etwas größere Rolle spielt und sich in seiner Entwicklung sogar in Hass verwandeln könnte, so ist das Leid doch immer noch ein Thema, was mehr in Phrasen verwendet, aber deutlich weniger in wirklichen Situationen benutzt wird. Denn schaut man sich die Kombination aus Provokation und Leid an, so erkennt man, das jegliches Leid, verursacht durch Provokation, letztendlich nur eine Reaktion auf eben diese war. Somit befinden sich diese beiden Worte auch nur in einer irrationalen und absurden Wirklichkeit, in der sie versuchen, einander zu entkommen, aber dennoch irgendwie untrennbar miteinander in Zusammenhang stehen. Und was erkannte man damit? Richtig, letztendlich irgendwo auch wieder die so viel zitierte Situation von Ursache und Wirkung, einem Effekt, den Tartaros gänzlich vernichten will. Denn nur wenn man es schafft, die Ursache von der Wirkung zu trennen, erreicht man wirkliche Veränderung. Doch bis es soweit ist, mussten noch so viele Dinge geschehen. Dafür mussten wohl auch noch so viele Personen sterben, die sich nicht dem Glauben von Hoffnungslosigkeit unterwerfen wollten. Sie mussten alle erkennen, dass es letztendlich nur ein wahres Gefühl im Leben gab. - Den Hass. Dafür war es auch wichtig, die absurde Wirklichkeit auszutauschen. Gegen eine Realität, in der alle Individuen gleich sein können. In der alle einzig und allein dasselbe Gefühl verspüren. - Hass.
Nachdem er ihre Hände gefesselt hatte, ertönte eine etwas raue Stimme, die sich wohl so langam vom Aufprall erholte. Und auch von der Schockwirkung, welche der Maskierte ihr in den ersten Minuten ihrer Begegnung hatte in den Körper gejagt. Zumindest hatten sie beide eine Gemeinsamkeit: Sie hatten beide etwas von der Explosion abgekriegt. Seine Frage, warum sie ihm dankbar sein sollte, hinterfragte sie doch tatsächlich. Dann sprach sie seine eigenen Worte aus, nur um diese mit einer absurden Wahrscheinlichkeit zu beantworten. Das zeigte ihm, das sie wirklich nichts verstanden hatte. Aber das war ja auch nicht anders zu erwarten gewesen. Nur die Wenigsten verstanden auf Anhieb die Brillianz hinter diesen von Tartaros gewählten Worten. "Hmpf, ich sehe ich dich als völlig wertlos an. Du bist mir nur völlig egal. Die Existenz in dieser absurden Realität ist nicht erstrebenswert. Denn sie zeigt uns nur das, von dem wir glauben, wir können es erreichen. Illusionen. Träume. Wünsche. Das ist alles nur sinnloses Gewäsch. Diese Welt muss erst geläutert werden, damit die wahre Veränderung eintreten kann." Es stimmte, mit Amira persönlich hatte das wirklich erst einmal nichts zu tun. Wenn sie nicht auf die glorreiche Idee gekommen wäre, ihn zu verfolgen, dann würde sie sich jetzt überhaupt nicht in einer derartigen Situation wiederfinden, sondern hätte tun können, was Amiras eben so tun. "Ich musste mich darauf konzentrieren, mich vor der von dir verursachen Explosion ausreichend zu schützen. Dadurch hatte ich aber keine Kapazität mehr frei, um dich zu töten. Und genau deshalb wurdest du gerettet. Deshaöb solltest du mir dankbar sein. Du lebst immerhin jetzt noch."
Wachsamkeit und Wehrhaftigkeit waren zwei Punkte, welche der geschickte visuelle Beobachter in ihrer körperlichen Reaktion deutlich vernahm. Er testete sie, ob sie sich dafür eignete, ihn bei seinen Vorhaben in Zukunft noch irgendwie von Nutzen sein zu können. Da erkannte er, das sie es deulich weniger mochte, wenn man sie auch nur berührte. Sie versuchte sofort, eine Blockade zwischen sich und der jeweiligen Person zu bringen. Das war erst einmal eine wirklich gute Einstellung. Nur die Umsetzung war noch etwas fehlerbehaftet. Beispielsweise gegen wen man sich so zur Wehr setzte und bei wem man sowas besser einfach zuließ. "So etwas wie Hoffnung gibt es in Wirklichkeit überhaupt nicht. Wer auf etwas hofft, hat sich schon aufgegeben. Es ist ein Wort, mit dem man sich selbst betrügt. Du solltest doch wissen, das die Hoffnungslosigkeit mit dem Tod anfängt. Sie endet niemals. Hoffnungslosigkeit ist der Pfeiler, der Schatten, der immer über einem schwebt, egal wie sehr man auch versucht, ihn zu verbergen..." Ob es wirklich Sinn hatte, mit der Blauhaarigen dies zu erörtern, lies sich jetzt noch nicht sagen, aber vermutlich hatte es nicht wirklich viel Sinn. Aber es war schon interessant, wie sie versuchte, Tartaros eigene Worte gegen ihn zu richten. "Was du da redest sind nichts als Phrasen. So einen Unsinn gibt es in dieser Welt nicht. Du musst der absurden Wirklichkeit ins Gesicht blicken. Erst dann erkennst du den wahren Abgrund." Während sie diese Konversation führten, bemerkte der Dragonslayer, die sich langsam ein Knie zwischen sich und der Blauhaarigen schob. Dabei wurde aber auch seine Brust getacktet, genau der Bereich, der gerade frisch von Sprengverletzungen übersäht war. Sie hatte da eine Stelle, die ihm schon deutliche Schmerzn bereitete, sodass er keine andere Wahl hatte, als sich zu erheben und sich seinerseits mit dem Rücken gegen das Erdreich zu lehnen, was sich vom Fußende des Grabloches in die Höhe auftürmte.
"Sieh mich an." Tartaros legte die Hand auf seine Brust und deutete damit auf eine Stelle, die weitläufig als das Herz bekannt ist. "Dieser Ort ist nur noch ein hohles Loch. Es gibt nichts mehr in meinem Herzen. Ich fühle noch nicht einmal mehr Schmerz. Diese Höllenwelt ist dafür verantwortlich, dass sich dieses Loch in meinem Inneren gebildet hat." Tartaros Stimme klang dabei sehr ruhig, klar und verständnisvoll, aber sein Blick war eiskalt und vollkommen emotionslos. Sofern man ihn durch die Augenöffnungen der Maske hindurch erkennen konnte. "Früher habe ich an dieser Stelle nichts als Schmerzen getragen, doch... hatte das eigentlich eine Bedeutung? Ich habe das alles aufgegeben. Ich habe sie erkannt, die Hoffnungslosigkeit. Jetzt geht es nur darum, diese Spirale aus Ursache und Wirkung zu trennen, damit diese Höllenwelt sich verändern kann." Im Moment wirkte Tartaros überhaupt nicht so, als wollte er die junge Dame vor sich töten. Aber, konnte das wirklich ein Indikator sein?
"Alice also... Hmh, interessant. Diesen Namen werde ich mir merken. Völlig egal, ob es nur ein Zugeständnis war oder nicht." Tartaros hatte in der Tat seine Gründe, warum er sie nach ihrem Namen fragte, aber diese Gründe würde er ihr nicht verraten. - Noch nicht zumindest. "Ich habe meine Gründe. Doch die musst du jetzt nicht wissen." Er erkannte in ihr ein Talent, wenngleich sie ihn auch wirklich sehr stark an sich selbst erinnerte. Vermutlich war das der Grund, warum er nun so langsam von der Absicht absah, das Doppelzöpfchen zu töten. "Dann mache ich dir wohl auch mal ein Zugeständnis. Eigentlich bin ich Niemand und will auch niemand sein. Aber... du kannst mich Vain nennen." Ein erkaltetes Grinsen zierte sich unterhalb der Maske auf den Lippen des Orangehaarigen. Es wurde Zeit, mal wieder ein paar Dinge herauszufinden. "Nun Alice, lass mich etwas herausfinden. Wirst du gewillt sein, dir von mir helfen zu lassen, dieses Grab wieder zu verlassen und unser Gespräch an der Oberfläche fortzusetzen? Oder ist dir der Gedanke nach Flucht ein vertrauensvollerer Ausweg? Verrat es mir, besitzt du dieses Vertrauen, nur für einen kurzen Moment?" Nun stellte sie dem Taktiker die Frage, auf die er gleichwohl eine Antwort erkennen konnte. Er war gespannt, wie ihre Reaktion ausfallen würde. Denn eines stand fest, flüchten würde er sie von diesem Ort auf keinen Fall so ohne Weiteres lassen...
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