Ortsname: Heather Beach Art: Freifläche Spezielles: --- Beschreibung: An der südlichsten Stelle Fiores gelegen befindet sich ein breiter Strandabschnitt, der die allgemein eher milde untere Hälfte des Königreiches mit einem fast schon tropischen Flair abschließt. Mit ein paar dichten Waldabschnitten nicht weit entfernt, fast immer heißen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein sowie echten Kokosnusspalmen hat dieser Strand alles, was man sich von einem Urlaub erhoffen könnte. Um ordentlich Touristen anzulocken stehen hier viele mietbare Liegen, zwei ordentliche Volleyballplätze und ein Haufen kleiner Wagen, die manuell herum geschoben werden, um Eis und andere Snacks und Getränke zu verkaufen.
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Der Fluss der Zeit... brennt alle Hoffnung nieder... That odd woman... | Cracked Mirror, Awaken!
Eohl The Sun's Shade
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Die Zugfahrt war sehr angenehm gewesen. Eohl hatte die Gelegenheit genutzt, um sich an die Schulter ihrer besten Freundin zu lehnen und ein wenig die Augen zu schließen, schließlich dauerte es ein paar Stunden, vom hohen Norden des Kontinents aus zum südlichen Ende zu kommen. Mehr als einmal wurde den beiden doch recht leicht bekleideten Damen der Blick eines passierenden Passagiers zuteil, doch das interessierte die Yihwa überhaupt nicht. „Du bist warm...“, murmelte sie nur zufrieden zwischendurch, während sie die Fahrt entspannt verstreichen ließ. Was für ein angenehmer Tag...
Schlussendlich stiegen die beiden Magierinnen in Heather Town aus, einer kleinen Stadt im Süden Fiores, durchzogen von saftig grünem Gras. Eine zufrieden gähnende Eohl trat aus dem Zug heraus und streckte sich ausgiebig, reckte einen Arm in die Höhe, während sie ihren Rücken ein wenig nach hinten bog. „Hm, wenn man so lange sitzt, wird der Körper ganz steif“, meinte sie ruhig, ehe sie sich umsah. Es war ein hübsches Örtchen, in dem sie hier gelandet waren. Ziemlich still und langweilig, aber hübsch. Einen Strand, oder auch nur andere Personen in Badekleidung, sah die Yihwa allerdings noch nicht. Der war wohl ein Stück außerhalb des Dorfes. „Hier war ich noch nicht... du aber schon, richtig, Thana?“, fragte sie neugierig, schließlich war hier der Lieblingsstrand der Jüngeren, also musste sie diesen Ort ja kennen. „Weißt du, wo wir lang müssen, um zum Strand zu kommen?“, hakte Eohl nach und zupfte ihren Badeanzug ein wenig zurecht. „Oh, und was machst du normalerweise so, wenn du an den Strand gehst? Bist du eine Schwimmerin? Ich glaube, ich bin früher gerne geschwommen...“
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Thana Desert Queen
Anmeldedatum : 15.05.20 Anzahl der Beiträge : 1851 Alter : 32
# 6 Thana stutzte, als Eohl fragte, ob Sand und Sonne Voraussetzungen für einen Strand wären. Immer wieder erwischte sie sich dabei zu denken, sie könne die Magierin einschätzen und immer wieder schaffte sie es, Thana aufs neue zu überraschen. „Ja. Sonne, Sand und Meer. Alternativ ein See, aber das wertet den Strand dann schon ab.“, stellte sie einfach mal fest, als stünde das irgendwo in einem Lexikon genau so, per Definition. Etwas, was sie definitiv häufiger machen sollte. Als ob ausgerechnet Eohl irgendetwas anzweifeln würde, was aus ihrem Munde stammte. Sie hatte gewissermaßen einen Freifahrtschein, was das anging. Was Eohls Bereitschaft zur Abreise anging, so bezweifelte Thana, dass sie so vorbereitet war, wie sie sich selbst sah. Vielleicht sollte sie besser Vorkehrungen treffen, um die Magierin vor dem Erfrieren zu bewahren. Ihr Lebensstil war doch pure Selbstzerstörung. Wie konnte diese Frau nur so lange überleben? Die letzte Frage aus dem Mund der Schwertkämpferin, bevor die Zwei das Zimmer verließen, um sich auf den Weg zu einem Strand zu machen, war für Eohls Verhältnis unglaublich… intelligent. „Nein. Eine Oase ist eine Oase.“, tat ihre Freundin diese Frage einfach mal ab, ohne genauer darüber nachzudenken. Ihren eigenen Worten nach, konnte man eine Oase vielleicht tatsächlich als Strand sehen. Überall war Sand, da war Wasser, eine Art See oder Teich und die Sonne schien ohnehin den ganzen Tag… Na egal. Den Weg zum Bahnhof über, packte sich Thana ihre treudoofe Freundin. Sie legte ihren Arm um ihre Hüfte und versuchte so sie durch ihre Magie mit zu wärmen und etwas vor der Kälte zu schützen. Spätestens im Zug jedoch konnte Eohl sich wieder etwas aufwärmen. Während sie an Thanas Schulter lehnte, las letztere während der Fahrt gen Süden in ihrem Buch. Zerstörung, Okkultismus, finstere Götter. Eine spannende Lektüre. Seltsame Blicke von Passanten waren für sie keine Seltenheit mehr. Daran hatte sie sich schon vor Ewigkeiten gewöhnt. Immerhin kleidete die Mahaf sich bewusst aufreizend und provozierend. Es dauerte eine Weile, die für die Wüstenmagierin aufgrund ihrer mitgenommenen Unterhaltung recht schnell verging, bis die zwei Damen in Heather Town ankamen. Auch Thana reckte und streckte sich, nachdem sie den Zug verlassen hatten. Den Worten ihrer Begleitung hatte sie nichts entgegenzusetzen. „Wahre Worte.“, stimmte sie demnach zu. Die Frage danach, ob Thana schon einmal in Heather Town war, schwieg sie einfach tot. Das war doch auch nicht von Belangen, ob sie schon dort war oder nicht. Die Zwei wollten zum Strand und so große Unterschiede gab es zwischen den Stränden des Königreiches doch nicht, oder? Nein, entschied sie einfach eigenwillig. „Immer Richtung Meer.“, navigierte die Wüstenmagierin. Der Strand bildete schließlich die Grenze zwischen Wasser und Land. Thana ging voraus. „In der Sonne liegen, die Wärme genießen und ein gutes Buch lesen.“ Das tat sie gerne am Strand. Allerdings war sie in der Regel auch alleine und nicht in Begleitung einer… Freundin. Allerdings sprach Eohl auch erneut etwas an, was sie hellhörig werden ließ. Bereits in ihrem Zimmer sprach sie davon, erwacht oder aufgewacht zu sein. „Sag mal…“, leitete Thana zögernd ein. „Dieses Früher, wann war das? War das vor deinem Erwachen?“ Sie war neugierig. Während die Zwei gen Strand spazierten, bohrte die Mahaf mal ein wenig nach. Am Strand angekommen, machten sie erst einmal einen Abstecher bei einer der Umkleidekabinen. Immerhin war Thana nicht im Badeanzug unterwegs gewesen. Den hatte sie mitgenommen, um ihn vor Ort anzuziehen.
Es war interessant zu hören, dass Strände nur mit Sonne funktionierten. Eohl konnte nicht anders als sich zu fragen, wie man Sand am Meer in der Nacht nannte oder während es regnete, aber die Fragen wirkten nicht wichtig genug, um sie Thana zu stellen. Da nahm sie doch lieber die Oase, die anscheinend aber wirklich ihre eigene Sache zu sein schien. Warum, das wusste sie nicht. So schlau, bei diesen ganzen Regeln durchblicken zu können, war die Yihwa leider nicht. Dafür hatte sie ja ihre beste Freundin. „Verstanden! Das merke ich mir! Du bist die Beste, Thana!“, bedankte sie sich also ehrlich, ohne den geringsten Zweifel daran, dass jedes Wort der Mahaf die Wahrheit gewesen war.
Der Weg nach Heather war sehr schön, allein dadurch, dass sich Eohl Thana sehr nahe fühlte. Die Schwarzhaarige hatte einen Arm um sie gelegt, als sie durch die Stadt gelaufen waren, und ließ sie an ihrer Schulter schlafen, als sie im Zug unterwegs waren. Vor lauter Dankbarkeit lag eine leichte Röte in den Wangen der Yihwa, als die beiden auf dem Weg zum Strand waren. „Du sonnst dich gerne?“, fragte Eohl fröhlich und ließ einen ihrer Finger kreisen. „Weißt du, was dabei nützlich sein soll? Spiegel! Ich glaube, man kann Spiegel benutzen, um selbst wenig Sonne aufzufangen und auf deinen Körper zu richten, und um sich gleichmäßiger zu sonnen!“ Sie zwinkerte ihrer Freundin zu. Es sollte klar sein, worauf sie hinaus wollte. „Wenn du meinst, du brauchst einen Spiegel, frag einfach! Für dich mach ich doch alles...“ Früher war Eohl gerne geschwommen, da war sie sich fast sicher. Das Gefühl, als sie in dem Tempel ins Wasser gefallen war und ihr Körper wie von selbst begonnen hatte, zu schwimmen, war sehr angenehm gewesen. Genauso wie das Gefühl, wenn sie Schwerter oder zumindest große Messer in der Hand hielt, das darauf hinwies, dass es für sie in einem vergangenen Leben eine Selbstverständlichkeit gewesen war. Aber wann dieses früher gewesen sein sollte...? „Hmm... wann...?“ Nachdenklich legte Eohl einen Finger an ihre Lippen, blickte hinauf in den hellen Himmel. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, aber je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr verschoben sich die Spiegelscherben in ihrem Kopf, bildeten ein verworrenes Kaleidoskop, und je mehr sie darauf sah, desto mehr spürte sie ein unangenehmes Ziehen, das Stück für Stück zu richtigen Schmerzen wurde. Ihre Augen schmälerten sich, während sie eine Hand an ihre Stirn legte und diesen Gedankengang fallen ließ. Da war die Frage nach ihrem Erwachen deutlich einfacher. Gleich verschwand aller Schmerz aus Eohls Gesicht und wich einem strahlenden Lächeln. „Oh ja, genau! Das war davor“, nickte sie fröhlich. „Danach war ich bei Royal Crusade. Früher war davor. Da erinner ich mich aber nicht so gut dran.“ Eigentlich gar nicht. Es war, als wäre ihr altes Leben vollkommen verschwunden bis auf ein paar kleine Bruchstücke, von denen sie bewusst den Blick abwenden musste, wenn das Rauschen in ihrem Kopf aufhören sollte. Viel weiter ging sie auf das Thema allerdings nicht ein. Nicht, weil es sie störte – nur, weil Thana bisher nicht nach mehr gefragt hatte.
In der Umkleidekabine, in die Eohl ihre Freundin natürlich nicht allein gehen ließ, setzte sich die Yihwa auf einen kleinen Hocker an der Seite und schlug die Beine übereinander, während sie die Mahaf beobachtete. „Ich wusste nicht, dass du dich noch umziehen musst... Deine normalen Klamotten sehen schon wie ein Bikini aus, meinst du nicht?“, fragte sie fröhlich und legte den Kopf schief. Ihre Augen blieben natürlich offen, aktuell auf Thanas Gesicht gerichtet. Es interessierte sie wirklich, was hinter dem Kleidungsstil ihrer Freundin stand, wenn die ihre Sachen nicht einmal im Wasser tragen konnte. „Trägst du einen Einteiler oder einen Zweiteiler? Ich bin gespannt, was für ein Stil es ist! Du magst lieber dunkle Farben, richtig? Oh, hast du vielleicht den gleichen Badeanzug wie ich? Dann wären wir im Partnerlook...“
# 7 Thana hätte nicht erahnen können, welch irrsinnige Gedanken wieder durch den Kopf ihrer Freundin huschten. Da sie diese aber auch nicht aussprach, erfuhr sie letztlich nicht einmal davon. Die Hände vors Gesicht zu schlagen wäre wohl eine denkbare Reaktion darauf geworden. Stattdessen bekam die Magierin lobende Wörter zu hören. Sie schmunzelte. Es war so einfach Eohl zu beeindrucken. „Ich genieße diese Wärme. Sie tut gut. Man sagt sogar, dass es gesund sein soll, sich wenigstens immer mal wieder ein bisschen in die Sonne zu legen.“, antwortete Thana auf die Frage ihrer Freundin, ehe diese natürlich wieder Werbung für ihre Spiegel zu machen begann. „Das weiß ich doch.“ Wieder schmunzelte die Magierin, diesmal jedoch zielgerichtet in die Richtung ihrer Gefährtin. Dabei bezogen sich ihre Worte sowohl darauf, dass sie ihr jederzeit einen Spiegel beschaffen würde, das wurde sie ja auch nicht müde zu sagen, als auch darauf, dass Eohl ihren eigenen Worten alles für sie tun würde. Angestoßen von ihrer Neugierde, lenkte Thana das Gespräch in eine Richtung, die der Spiegelmagierin nicht so leicht zu fallen schien, wie das Philosophieren über die Definition eines Strandes. Heraus kam eine sehr kindlich klingende Erklärung. „Davor“ war vor ihrem Einstieg bei Royal Crusade. Daran hatte sie allerdings kaum noch Erinnerungen. Die Mahaf erinnerte sich daran, dass sie früher mal eine Runenritterin gewesen sein sollte. Dieser Umstand brachte die beiden Frauen ja überhaupt erst zusammen. Thana wollte sie foltern, weil sie sie für eine Spionin hielt…
Die Umkleide betreten, wollte die Magierin grade die Türe hinter sich schließen, als Eohl einfach wie selbstverständlich hinter ihr hindurch spazierte, um sich dann neben ihr auf einer Sitzmöglichkeit niederzulassen. Thana zögerte, ehe sie dann doch abschloss und die Situation hinnahm, wie sie war. Eigentlich war ja auch nichts dabei. Während sie damit begann sich ihre Kleidung vom Körper zu streifen, angefangen mit dem Cape, über das spärlich Haut bedenkende „Oberteil“, hin zur Schärpe um ihre Körpermitte und der Unterwäsche. Die Worte ihrer Freundin klangen in ihren Ohren dabei fast schon wie Kritik. „Das ist nicht zu vergleichen.“, erklärte sie stutzend. „Außerdem ist der Bikini aus einem anderen Stoff, der extra dafür gemacht ist auch im Wasser getragen zu werden.“, sprach sie weiter. Die Kleidungsstücke hatten also durchaus Sinn! Nicht, dass ihre normale Kleidung das nicht auch ab konnte, aber das spielte ja grade keine Rolle. Dort stand sie nun, splitterfasernackt in der Kabine, angestarrt von Eohl. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in ihrer Magengegend breit. Hervorgerufen wurde dies allerdings weniger davon, dass man sie nackt sehen konnte, als dadurch, dass die Magierin sie dabei auch noch so eindringlich begutachtete. Es war nicht wirklich Scham, denn davon brachte Thanas Psyche in der Regel sehr wenig hervor. Sie griff in ihre Tasche und holte die Badekleidung hervor. „Ich trage Zweiteiler.“, sprach die Magierin, woraufhin sie ihrer Freundin die Teile kurz hinhielt, sie gewissermaßen präsentierte. Sie waren rot, obwohl es stimmte, dass sie eher auf dunkle Farben stand. Dann aber machte sie sich sofort daran, ihre Beine durch die dafür vorgesehenen Schlaufen ihres Höschens zu schieben und sich danach das Oberteil umzulegen. Das beseitigte dann auch langsam dieses unwohle Gefühl… Während sie also alles zurechtrückte, sie das Höschen über die Hüfete zog und das Bikinioberteil verschloss und richtig herum drehte, sprach sie weiter. „Ich bin nicht so ein Fan von Badeanzügen.“ Das mochte vielleicht auch an ihrer alltäglichen Kleidung liegen. „Aber vielleicht finden wir ja das nächste Mal was Schickes für den nächsten Strandbesuch im Partnerlook.“ Wieder schmunzelte Thana ihrer Freundin zu. Bei der nächsten Shoppingtour musste sie definitiv ein paar Schritte weitergehen, um ihre Gefährtin weiter zu „transformieren“.
Die abgelegte Kleidung in die Tasche gestopft, öffnete Thana die Tür der Kabine, um wieder nach draußen zu treten. Sogleich umspielte die Seeluft wieder ihr Haar und der typische Strand- und Küstengeruch stieg ihr in die Nase. Die Luft war förmlich erfüllt von dem Salz des Meeres. Es konnte weiter gehen. „Was weißt du noch von dir, außer dass du gerne geschwommen bist?“, fragte die Mahaf weiter, noch immer neugierig was Eohl früher erlebt hatte. Dabei ging es ein paar Schritte in Richtung des Meeres. Unterwegs gabelte sie einen Sonnenschirm auf. Zwar genoss sie es in der Sonne zu liegen, aber lange würde ihre helle Haut das ohne Schatten nicht aushalten. Verbrennen wollte sie sich sicher nicht.
Für die meisten Menschen war es vermutlich ein abstrakter, schwer vorstellbarer Gedanke, aber es fiel Eohl unglaublich schwierig, über ihre eigene Vergangenheit nachzudenken. Auch nur der Gedanke, sich erinnern zu wollen, war unangenehm und potentiell schmerzhaft für sie, und wenn sie es dennoch versuchte, traf sie schnell auf eine schwer zu erklärende Blockade in ihrem eigenen Schädel. Da war es doch so viel einfacher, frei von unfreundlichen Gedanken in Thanas Nähe zu bleiben und ihre tolle beste Freundin einfach zu beobachten. Eindringlich und aufdringlich, wie es sich gehörte. Je mehr sie über Thana nachdachte, desto weniger musste sie an etwas Anderes denken... „Der Stoff ist anders... verstehe“, nickte Eohl interessiert und fuhr mit einer Hand über die kleine Kurve ihres Bauches, spürte den Stoff ihres eigenen Badeanzuges. „Das ist auf jeden Fall anders als mein Bodysuit, ja...“, murmelte sie nickend vor sich hin, ehe sie auch schon aufstand und sich bereit machte, Thana aus der Umkleide zu folgen. „Du siehst gut aus“, meinte sie fröhlich, um dann die Mahaf an der Hand zu nehmen. „Rot und Schwarz sind meine Lieblingsfarben, weißt du...“
Die salzige, sanfte Meeresluft, die warmen Sonnenstrahlen und das Gefühl von Sand unter den Füßen war ziemlich angenehm. Auf eine seltsame Weise besser als der eisige Schnee, über den die Yihwa zuvor spaziert war. Sie zog noch ihre offenen Stöckelschuhe aus, um sich ordentlich bewegen zu können, und streckte die Arme aus, fing so viel wie möglich von der Sonne auf, die Thana so liebte. Eohls dunkle Haut war von Natur aus ziemlich gut darin, selbst ohne irgendwelche Cremes und Salben Sonne aufzufangen, ohne davon Schaden zu nehmen. Zeit, die Zeit am Strand zu genießen! „Ach, so viel gibt es von mir nicht zu wissen... Wollen wir uns nicht lieber auf den Strand konzentrieren?“, fragte Eohl entspannt auf Thanas Aussage hin. „Ich meine, du weißt schon alles über mich, nicht wahr? Ich bin ein Werkzeug Royal Crusades, ich bin Spiegelmagierin und ich bin Thanas beste Freundin. Aus mehr besteht meine Existenz nicht.“ Ein zuckersüßes, glückliches Lächeln lag auf ihren Lippen, zeigte deutlich, dass die Yihwa glücklich war mit dieser unabstreitbaren Tatsache. Trotzdem konnte sie das Gefühl nicht loswerden, dass sie die einzige war, die sich darüber freute. War das für Thana eine enttäuschende Antwort? Das wollte sie doch eigentlich vermeiden. Nachdenklich legte sie ihre freie Hand – die, deren Finger nicht mit denen der Mahaf verschränkt war – an ihre Wange und sah ihre Freundin an. Sie musste ein wenig überlegen, aber schlussendlich fiel ihr doch etwas ein. „... Ich mag Schwerter, Thana. Ich mag Schwerter sehr.“ Das war Persönlichkeit, richtig? Das war ein Teil von ihr. Das war etwas, das sie über ihren Status hinaus definierte. „Wenn ich ein Schwert in der Hand halte, oder ein großes Messer, dann fühlt es sich immer so an, als hätte ich das schon ganz oft gemacht... dabei kann ich mich nicht erinnern, bis vor Kurzem je eins in der Hand gehabt zu haben. Ist das nicht verrückt?“, fragte sie ungewohnt ernst, wenn auch mit einem Hauch ihrer üblichen Naivität in der Stimme. Als reine Anhängerin von Royal Crusade definierte sich Eohl über ihre Fähigkeiten und darüber, nützlich für den Rest der Gilde zu sein, um sie auf dem Weg zur richtigen Zukunft zu unterstützen. Für Hobbys, Interessen oder eine Persönlichkeit hatte sie weder eine Zeit, noch einen Zweck gehabt. Dass sie sich so darauf einließ, mit Thana zusammen Freizeitaktivitäten auszuüben, war schon seltsam genug. Die Schwarzhaarige hatte etwas an sich, hatte einen Einfluss auf die Yihwa. Vielleicht lag es daran, dass sie keine Auserwählte enttäuschen wollte. Wenn sie Thana dadurch nützlich war, dass sie ihre Freizeit genoss, dann tat sie das gerne. Und es fühlte sich... gut an. Allein diese Empfindung machte einen großen Unterschied in ihrem Leben. Mit einem schmalen Lächeln und roten Wangen blickte Eohl auf den sandigen Boden zu ihren Füßen. War sie etwa verlegen? Auch dieses Gefühl kannte sie eigentlich so gut wie gar nicht. „Ich mag Thana mehr als Schwerter“, murmelte sie leise und ließ ihren Kopf von Seite zu Seite wippen, unsicher, was sie da eigentlich sagte und warum. „Ich bin dir dankbar, Thana...“ Eine schwer zu definierende Dankbarkeit, da sie über den Horizont hinaus ging, den Eohl verstehen konnte. Sie wusste nicht so recht, wofür sie dankbar war. Für diese seltsamen Gefühle, die sie eigentlich nicht brauchte, auch wenn sie schön waren? Das wirkte sehr unsinnig. Vielleicht sollte sie nicht so viel darüber nachdenken. Plötzlich etwas ungeduldig machte Eohl ein paar große Schritte nach vorne, in Richtung des Meeres, und zog an der Hand ihrer Freundin, damit diese mitkam. „Aber naja! Wir wollten doch ins Wasser, Thana! Kommst du mit mir ins Wasser? Biiitte?“
# 8 Thana grinste verschmitzt, als ihre Begleiterin ihr sagte, dass sie gut aussah. „Flirtest du mit mir?“ Ein fast schon absurder Gedanke, sah Eohl sie grade eben komplett unbedeckt, ohne einen einzigen Fetzen Stoff ab Körper. Sie erlebte gewissermaßen eine Fantasie, die viele Herren, die Thana zuvor begegnet waren, sich in ihren Köpfen ausgemalt hatten. Jedenfalls ergriff die Spiegelmagierin ihre Hand. „Dann weiß ich ja, worauf wir beim nächsten Mal Shoppen achten müssen.“ Gemeint war natürlich die Kleidung für Eohl, nicht für sie. Weitere Nachfragen nach Eohls Vergangenheit blockte diese ab. Stattdessen reduzierte sie ihr eigenes Universum auf ihr Dasein als „Werkzeug“ der Gilde, die Freundschaft zu Thana und verwies nebenbei noch auf ihren Strandbesuch. Die blassere der Beiden schürzte die Lippen. Das Mystische, das Ungewisse war das, was Menschen von Natur aus reizte und interessierte. Eohl brachte genau so etwas mit. Es ummantelte ihre Vergangenheit wie ein Tuch. Man konnte nicht drunter blicken und die Magierin wollte oder konnte es einem nicht offenbaren. Kurzgesagt, Thana war neugierig. Sie rechnete jedoch nicht damit, dass ihr nicht grade zufriedener Ausdruck ausreichte, um Eohl noch einmal zum Nachdenken zu animieren. Dementsprechend überrascht war sie, als dann doch noch etwas zu Schwertern gesagt wurde. „Das klingt verrückt, ja.“ Scheinbar löste das fühlen oder der Anblick von Schwertern bei Eohl eine Art Erinnerung aus, die sich aber mehr durch ein Gefühl, als durch ein Bild ausdrückte. In der Tat war das faszinierend, auch für Thana. Schließlich schob die Grünhaarige hinterher, dass sie ihre Freundin lieber mochte als Schwerter. Diese konnte nicht anders als mit einem beherzten Lachen darauf zu antworten. „Das will ich doch hoffen!“, waren die Worte, die das Lachen wieder unterbrachen. Diese Heiterkeit relativierte sich jedoch schnell, als Eohl aussprach, wieviel ihre Freundin ihr bedeutete. Stille. Noch immer lächelte Thana milde. Ein merkwürdiger Moment. Immerhin hatte sie nie etwas getan. Nichts, was irgendeine Art dieser schier uneingeschränkten Zuneigung rechtfertigen würde. Ein komisches Gefühl machte sich in der Dürremagierin breit. Eines, welches wieder bei Seite geschoben wurde, als Eohl ihren Wunsch ausdrückte, ins Wasser zu gehen. „Jaaaa, na klar.“, stimmte sie zu. Wenn sie schon am Strand waren, dann mussten sie einfach auch ins Meer gehen. So ließ sie sich sowohl mental, als auch physisch von ihrer Freundin mitreißen. Die Zwei gingen den Strand hinunter bis zu dem Bereich, in dem die Wellen sich unaufhörlich den Sand hinauf arbeiteten. Thana hielt kurz inne, was ihre Gefährtin am dem Ziehen an ihrer Hand sicher merken durfte, um aus ihren Sandalen herauszuschlüpfen. Nach ein paar Schritten merkte die Magierin den Unterschied, den eine fehlende Schuhsohle auf dem heißen Sand machte. Jedoch war das nichts, was sie extrem störte. Barfuß ging es also weiter, bis ins Meer hinein. Mit jedem zurückgelegten Schritt berührte das kühle Wasser mehr und mehr von den Beinen der beiden Damen.
„Flirten? Ich...?“ Was für ein seltsamer Gedanke. Wer flirtete, der bekundete ein Interesse. Eohl als leere Puppe, als Maschine, als simples Werkzeug hatte kein Recht auf Interessen. „Das geht eigentlich nicht...“, meinte sie also nachdenklich, legte den Kopf schief, zog aber gleichzeitig Thanas Hand ein wenig näher zu sich. Sie musste durchaus gestehen, dass ihr Bild von ihrer guten Freundin nicht exakt dasselbe war wie das Bild von jedem anderen Mitglied ihrer Gilde. Natürlich bewunderte sie Thana wie jeden anderen Auserwählten auch und wollte ihr nützlich sein, aber irgendwie war es auch nicht nur das. Sie waren nicht nur die Herrin und die Sklavin, die Göttin und das Gefolge, die Gilde und Eohl. Sie waren... Freunde. Freunde mit einer relativ eindeutigen Machtverteilung, aber dennoch sah Eohl im Angesicht der Mahaf etwas Anderes als bei jeder anderen Person auf dieser Welt. Bedeutete das, dass sie doch Gefühle hatte? Emotionen? Interessen? „... ich schätze, wenn es um Thana geht... dann kann es schon sein...“, setzte sie leise nach, unsicher. Das war Neuland für sie, ein eigentlich verbotenes Territorium für die Eohl des Jetzt. Vielleicht wirkte die Rehabilitation der Schwarzhaarigen ja tatsächlich. Vielleicht schaffte sie es langsam, Stück für Stück, etwas aus Eohl herauszuholen, das eigentlich verschlossen bleiben sollte. Vielleicht, nur vielleicht, war es ja ganz okay, wenn die Yihwa auch mal etwas wollte. Mit einem schmalen Lächeln nickte sie Thana zu. „Wenn wir wieder shoppen, dann... will ich etwas im Partnerlook...“
Auf dem Weg zum Wasser stockte Thana kurz, nahm sich einen Moment, um ihre Sandalen auszuziehen, und Eohl wartete geduldig auf sie, sah kurz mit neugierigen Augen zu. Sie selbst behielt die hochhackigen Sandalen, die Teil ihres Schwimmoutfits waren, einfach an. Es konnte ja nicht schaden. „Hehe... im Wasser merkt man erst, wie warm es draußen eigentlich ist...“, meinte die Yihwa, als sie bis zur Hüfte im kühlen Nass stand, während die Sonne immer noch auf ihren Oberkörper glühte. Sie grinste Thana an. „Ich glaube, Wasser mag ich auch!“, meinte sie fröhlich, ehe sie sich mit einem schnellen Sprung nach vorne in das Kühle nass beförderte, ihren ganzen Körper eintauchen ließ. Mit geschickten Zügen ließen ihre Arme und Beine sie elegant durch das Wasser gleiten, während sie einen kleinen Halbkreis schwamm, um sich zurück in Thanas Nähe wieder ordentlich hinzustellen. Ob man ihr wohl ansah, dass allein das bisschen Schwimmen ihr schon Spaß machte? „Das mit dem Strand war eine tolle Idee, Thana. Vielen Dank, dass wir das zusammen machen“, meinte die Yihwa mit einem strahlenden Lächeln. „So etwas hat noch nie jemand mit mir gemacht... Die anderen aus der Gilde haben keinen Grund, ausgerechnet mit mir unterwegs zu sein... und meine anderen Freunde habe ich alle nur einmal gesehen... vielleicht zweimal...“ Für einen kurzen Moment blickten die roten Augen der Yihwa hinab auf die sanften Bewegungen des Wassers direkt vor ihr, matt und niedergeschlagen. Obwohl sie nichts wollen sollte, war ein Teil der einsamen Yihwa doch sehr darauf bedacht, nicht immer allein sein zu wollen. Sie wollte mit anderen Menschen zu tun haben, wollte, dass sie mit ihr redeten und ihr Aufmerksamkeit schenkten. Egal, wie wertlos und bedeutungslos sie sein mochte. Glücklicherweise gab es wenigstens eine Person, die ihr das Gefühl gab, erwünscht zu sein. Ihre Augen hellten sich wieder auf, leuchteten richtig, als sie in Thanas Gesicht blickte und ihr plötzlich, wie aus dem Nichts, mit beiden Händen einen Schwall Wasser entgegen warf.
# 9 Eohl schien von dem fast beiläufig gefallenen Kommentar sichtlich beeinflusst zu sein. Sie hinterfragte sich. Ihre Taten, ihre Gefühle, ihren Sinn? Ja, die Magierin dachte dabei gar laut, sprach aus, dass es nicht sein könne, dass sie flirtet, relativierte dies jedoch im selben Atemzug mit einem „eigentlich“. Letzten Endes kam sie zu dem Entschluss, dass sie es nicht ausschloss, vielleicht zu flirten, wenn es denn um Thana ging. Ein Ausgang Eohls interner Denkprozesse, mit dem ihre Gefährtin sicher nicht gerechnet hatte. Überrascht blickte sie Eohl an. Ihr Mund öffnete sich etwas, ohne dass Worte herauskamen. Interessant… Eohl war und blieb ein Mysterium. Überspielt wurde das Ganze jedenfalls durch einen weiteren Kommentar. Sie wollte das nächste Mal etwas im Partnerlook kaufen. „Uh.“, seufzte Thana wie eine Boxerin, die einen Treffer abbekam, der ihr die Luft raubte. „Dann passt du dich aber definitiv meinem Stil an, statt umgekehrt.“ Als ob sie jemals etwas wie grauschwarze Metallrüstungen tragen würde. Komplett undenkbar.
Nachdem Thana ihre letzten Vorbereitungen getroffen, also ihre Sandalen abgestreift hatte, ging es ins salzige und kalte Meerwasser. „Oder wie kalt das Meer ist.“, gab sie zur Diskussion frei. Anders als sonst jedoch, aktivierte die Dürremagierin keinen Zauber, der sie aufwärmte. Es war warm, gar heiß in der Sonne. Die Kälte des Meerwassers war eher eine Abkühlung, als eine lebensfeindliche und unangenehme Umgebung… Der Umstand, dass Eohl glaubte Wasser zu mögen, überraschte sie jedenfalls nicht. „Wie passend, magst du doch zu schwimmen.“, kommentierte sie dafür ironisch. Gleich darauf brach der Körperkontakt in Form des Händchenhaltens ab. Eohl war diejenige, die sich freiwillig löste, um sich im Wasser auszutoben, in es hinein zu tauchen und zu spüren, es zu leben. Thana verharrte an Ort und Stelle, kam aber nicht drum herum zu bemerken, wie frei die Magierin aussah. Sie ähnelte einem in Gefangenschaft gehaltenen Fisch oder Delphin, der seit Ewigkeiten wieder auf seine gewohnte Umgebung traf. Die Dürremagierin ließ sich gar einen Moment von diesem Anblick verzaubern. Ohne dass sie es merkte, formten ihre Lippen ein mildes, aber warmes Lächeln. Als ihre Freundin sich wieder zu ihr gesellte und ihre Freude aussprach, verwunderte es Thana gar nicht, dass kein anderes Gildenmitglied in Sachen Umgang mit Eohl dem ihrigen nahekam. Dann aber musste sie kurz nachdenken, was mit „anderen Freunden“ gemeint war. Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen, als sie sich dran erinnerte, wie Eohl von Freunden aus anderen Gilden sprach. „Ja, das… sind auch nur Bekannte, keine Freunde.“, versuchte sie zu relativieren. „Ich bin deine Freundin, eine richtige Freundin.“ Sie lächelte wieder, diesmal bewusst. Ein Moment der Stille ereilte die Zwei. Es wurde ruhig, die beiden verfolgten ihre eigenen Gedanken, arbeiteten Emotionen auf, überlegten, was folgte. Der plötzliche Wassertreffer in Thanas Gesicht überraschte sie. Die Magierin zog schreckhaft ihre Hände hoch, konnte jedoch nichts mehr abwehren. Sie grinste. Statt jedoch einen Wasserkampf anzuzetteln, ging sie langsam auf Eohl zu. Sie wischte sich das Wasser aus dem Gesicht, breitete dann die Arme aus und setzte zu einer Umarmung an. Bei ihrer Freundin angelangt, umarmte sie diese dann auch tatsächlich. Kurz drückte sie ihren Körper an den ihren. Sie spürte die wärmer ihrer Haut… Urplötzlich schlängelte sie ihre Fußgelenk um die Hacke Eohls, um sie dann zu drücken, aus dem Gleichgewicht zu bringen und komplett ins Wasser fallen zu lassen. Diesmal war es kein Grinsen. Diesmal war es lautes Gelächter, mit dem Thana reagierte.
„Hm? Ist es kalt? Ich dachte, das Meer ist angenehm.“ Fröhlich lächelte Eohl ihrer Freundin zu. Wenn Thana entschied, dass das Meer kalt war, dann war das sicher so, aber sie würde sich so oder so nicht daran stören. Dafür war sie die kalten Nächte in Nord-Fiore viel zu sehr gewöhnt. Selbst wenn es hier zu kalt sein sollte, genoss sie es, ihren Körper eintauchen zu lassen und ein wenig durch das flache Meer am Strand zu streifen, bis sie wieder vor Thana auftauchte, sich vor sie hinstellte. „Hm... das stimmt. Du bist mehr Freundin als alle anderen“, meinte Eohl mit einem glücklichen Nicken. Sie schätzte die Beziehung, die Thana zu ihr aufbauen wollte, sehr. Sie hatte zwar kein Recht darauf, aber wenn es der Wunsch einer Auserwählten war, dann konnte doch niemand der Yihwa einen Vorwurf dafür machen, die Gelegenheit zu genießen, sich vielleicht sogar darauf einzulassen. Solange sie ihren Zweck noch erfüllte, konnte man ihr diese kleine Glückseligkeit doch gönnen... Schlussendlich war es ein kleiner Anfall der Freude bei dem Gedanken an Thana, der Eohl dazu bewegte, mehr von diesem freundschaftlichen Spaß zu haben, wegen dem sie hier waren. Sie begann den Kampf mit einem einfachen Spritzer Wasser, der die Mahaf auch voll erwischte, doch die ließ sich davon nicht einschüchtern oder provozieren. Stattdessen... umarmte sie Eohl? „E-eeh?“ Überrascht blinzelte die Yihwa – damit hatte sie wirklich nicht gerechnet. Sie spürte, wie ihr Herz begann zu schlagen, und lehnte sich instinktiv in die Berührung. Das sollte sie bereuen. Geschickt und ohne auch nur einen Moment zu zögern zog die Crusaderin ihr das Bein weg und ließ Eohl lautstark und mit reichlich Spritzern ins Wasser platschen. Kurz blinzelte die Yihwa, ehe sie das Gelächter ihrer Freundin hörte... und direkt mit einstimmte. Ja, auch sie musste lachen. Ein herzliches, warmes, glückliches Lachen, wie sie es sich selbst kaum zugetraut hätte. Aus freudestrahlenden Augen blickte sie auf zu der Mahaf und ihre Hände schossen aus dem Wasser hervor, ergriffen die Hände ihrer Freundin, zogen leicht daran. Nicht ansatzweise kräftig genug, um sie ins Wasser zu zwingen. Sie würde Thana niemals so grob anfassen. Aber die Bitte, die dahinter steckte, konnte man sicher spüren. „Komm doch mit rein... lass dich einfach fallen“, meinte Eohl amüsiert, wollte Thana mit sich zusammen im Wasser haben. Sie hatte die Umarmung genossen, auch wenn sie kurz gewesen war... Vielleicht konnten sie das ja wiederholen, hier unten, wo keiner von ihnen mehr stürzen lesen. Sie lächelte verschmitzt. „Das Wasser ist wundervoll warm...“
Eine kurze Weile hatten die Magierinnen die Gelegenheit, sorglos zu plantschen, doch es dauerte nicht allzu lange, bis ihre unterschiedlich unbekleideten Körper die Aufmerksamkeit anderer Strandgänger auf sich zogen. „Hey, Mädels. Ihr seht aus, als bräuchtet ihr ein bisschen Gesellschaft“, rief ein selbstbewusster Typ vom Strand aus zu ihnen hin, stand gerade weit genug weg, dass das Wasser nicht seine Zehen berührte. Er war durchtrainiert und hatte wohl nicht wenig Zeit in der Sonne verbracht, beides Fakten, die man gut erkennen konnte, da er nicht mehr als eine lange Badehose trug. Dafür hatte er einen Volleyball unter den Arm geklemmt, als wäre nicht offensichtlich genug, dass er ein sportlicher Typ war. Sein etwas höher gewachsener Kumpel, der hinter ihm her trabte und amüsiert grinste, war da etwas bedeckter – einerseits von einem weißen T-Shirt, andererseits von dem schulterlangen Haar, das ihm über die Augen fiel. „Kommt doch raus, hier am Strand ist es schön warm, dann können wir in Ruhe reden. Oder wollt ihr lieber, dass wir reinkommen?“ Überrascht blinzelte Eohl in Richtung der beiden Kerle, zog dann aber grimmig die Augenbrauen zusammen. Eigentlich wollte sie doch nur Zeit mit Thana verbringen... ihr Blick glitt fragend hinüber zu ihrer Freundin, und sie wisperte ihr leise zu: „Was machen wir? Töten wir sie?“
Gierig sog Knox die nahe Meeresluft durch die Nase, die sein Körper dankbar annahm und das geistige Wohlbefinden förderte. Salzig, frisch, belebend - eine sehr gute Alternative zur geliebten Bergluft, die optimale Reinigung für Leib und Seele. Unbeschwertes Atmen war einfach die halbe Miete im Leben. Die Luft in Maldina Town war vergleichsweise zu anderen Städten zwar klarer, doch außerhalb der Mauern natürlich nicht gleichzusetzen. Als der Schwarzhaarige den weißen Schaum der ersten Wellen durch das lichte Gestrüpp vor sich entdeckte, verlangsamte er seinen Schritt über den auslaufenden Waldrand, ehe die erste Fußspitze den Sand berührte. Knox wählte einen inoffiziellen Weg durch einen Waldabschnitt und vermied bewusst den öffentlichen Zugang zum Strand Heather Beach um nächtliche Besucher wie etwa Liebespaare auszuweichen. Wer wollte schon als Spanner abgestempelt werden? Eben. Unter dem Schein des Mondes konnte der junge Heiler verschiedene dunkle Umrisse ausmachen, mehrere Steine, Treibholz, angeschwemmte Muscheln und vermutlich Algen. Auch üppige Palmen, Strandliegen und ein geschlossener Eiswagen waren vorhanden. Ein besonders großer Schemen im Wasser, noch ein bisschen weiter entfernt, zog seine gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Der Brewster kniff die Augen zusammen, welche ihm im schwindenden Licht des Tages im Stich ließen.
Dort strandete das Objekt, der Grund, weshalb er überhaupt hier war: ein unbekanntes Schiff, das angeblich niemand beanspruchte und doch vermehrt einzelne Lichter preisgab - allerdings nur nachts. Die Gilde Satyrs Cornucopia beauftragte Knox dem vermeintlichen Irrlicht auf den Grund zu gehen; seine erste offizielle Quest, wie aufregend! Allerdings schickte man ihn alleine los, deshalb suchte er nach Verstärkung, die nicht lange auf sich warten ließ. Eine Frau Namens Aileen meldete sich auf sein Gesuch, das er in Maldina auf ein öffentliches Board für Magier heftete. Es waren keine zwei Tage vergangen, bis die Anzeige sehr interessiert abgesegnet wurde. Blöderweise gab es keinen genauen Treffpunkt, weswegen Knox einfach mal so nah wie möglich im Schutze eines Felsens verweilte und geduldig auf die unbekannte Partnerin wartete. Er hatte zwar kein Talent im Zeichnen, doch das Kreuz in der angehängten Karte sollte mehr als ausreichend sein, um den Ort ausfindig zu machen. Während des Wartens sammelte der Hobby-Handwerker ein paar ausgewählte kleine Steine und Holzteile auf und steckte sie in die schwarze Brusttasche, die über dem weißen, lockeren T-Shirt ruhte. Auf den Hüften trug er eine lässige hellgraue Cargo-Shorts, denn die Temperatur war selbst nachts noch angenehm warm. Die schwarzen Sneaker befreite er von Sand, den er beim Spaziergang zum Wrack fleißig im Inneren anhäufte und mit sich herumschleppte. Flip Flops waren keine Option! Niemals. Ob Aileen bereits auf dem Schiff war? Das war unwahrscheinlich, oder? Immerhin war Knox mehr als pünktlich, da er sie nicht mit Unsicherheit füttern wollte. "Mann, bin ich gespannt.", flüsterte der Brewster in die rauschende Nacht, die mit Sicherheit einige Überraschungen bereit hielt.
Es war eine Kurzschlussreaktion gewesen, dass Aileen diese Quest angenommen hatte. Und ein Fehler. Was hatte der Rotschopf sich nur gedacht? Am Heather Beach war sie Spelunken, Kneipen, Docks und Piers abgelaufen, hatte bei Seefahrern, Hafenarbeitern und Tagelöhnern nach einer Spur ihres Vaters oder zumindest seines Schiffes gesucht. Doch weder der alte Herr Aileens oder sein Schiff, die Morningstar, schien in den letzten Monaten gesehen worden zu sein. Resignierend hatte Aileen schon die Hoffnung aufgegeben, da war ihr am Aushangbrett einer nahen Hafenstadt etwas aufgefallen: Ein Magier einer anderen Gilde suchte Hilfe beim Erkunden eines Geisterschiffswracks, so hatte es sich zumindest gelesen. Der Rotschopf war sich sicher, beim gestrandeten Schiff würde es sich nicht um die Morningstar handeln. Ihren Vater oder dessen Crew würde sie eines Tages fröhlich feiernd bei Rum und Musik irgendwo antreffen. Doch die Quest, sie las sich genau wie eine richtige Schatzsuche. Sogar eine Schatzkarte war dabei gewesen. Wie hätte die Freibeuterin denn widerstehen können? Einen Tag länger an der Küste zu verbleiben, bevor sie wieder in die staubige, trockene Wüste zurück musste, war ihr ohnehin recht, und wenn sich ihre Interessen ausnahmsweise mit ihrer neuen Arbeit als Gildenmagierin überschnitten, dann war das doch sicher ein Wink des Schicksals. Aileen hatte sich so sehr gefreut, hatte dem Magier Knox eine Nachricht hinterlassen und konnte es kaum erwarten, ein richtiges Abenteuer zu erleben.
Und nun, nun tappte sie ein wenig orientierungslos und dafür umso verängstigter durch die dunkle Nacht. Eine Lampe wollte sie keine mitnehmen, immerhin verschreckte Licht die Geister, die sie mit diesem anderen Magier aufsuchen sollte - das wusste selbst die naive Aileen. Nur im Licht der Sterne und des Mondes wandelnd war es kein Leichtes, der Schatzkarte zu folgen. Oftmals musste die Rothaarige anhalten, die Karte mit der Umgebung vergleichen und sich still und heimlich darüber ärgern, dass Corrick nicht dabei war. Das mit dem Kartenlesen hätte der Navigator sicher super hinbekommen, war ja irgendwie auch seine Aufgabe. Doch damit nicht genug! Still und leise am nächtlichen Meer entlang zu wandern war - und das hatte Aileen nicht bedacht - ziemlich einsam. Während ihre Lederstiefel sanft Spuren im kalten Sand hinterließen, war das Rauschen der Wellen der einzige Laut, den Aileen vernehmen konnte. Wo das Kräuseln und Schäumen der See sie früher behutsam in den Schlaf wiegen vermochte, spendete es ihr in dieser Nacht keinen Trost. So ganz für sich alleine war der Freibeuterin ein wenig klamm und unheimlich, wenn sie bedachte, dass sie es bald mit einem waschechten Geisterschiff zu tun haben würde, dann war das nur umso gruseliger. Geister hatte Aileen bisher noch nie gesehen und wenn die Geschichten stimmten, die man ihr so erzählt hatten, dann waren Geister ganz gemeine Halunken, die einen von Bord ins Meer zogen oder Schiffe mit falschem Licht auf Riffe lockten. Ganz unterbewusst hatte die freie Hand der blauäugigen Seefahrerin an das Entermesser an ihrer Seite gelegt. Zwar erhoffte der Rotschopf sich nicht, damit Geister bekämpfen zu können, doch die schmale, gebogene Klinge an ihrer Hüfte gab Aileen ein wenig Halt und Stabilität. Sie konnte sich noch gut erinnern wie Randro, der beste Kanonier an Bord der Morningstar, Aileen das Entermesser nach einem Aufeinandertreffen mit einem anderen Schiff überreicht hatte und auch die vielen Lektionen im Schwertkampf, die verschiedenste Mitglieder der Crew der jungen Captainstochter gegeben hatten, waren ihr noch im Geist geblieben. Ab und zu einen Blick auf die Karte werfend und sich dann weiter umsehend meinte Aileen, ihrem Ziel, dem großen dicken Kreuz auf der Karte, langsam aber sicher näherzukommen. Eine steife Brise wehte landeinwärts und zerrte an Aileens Kleidung. Neben knöchelhohen, festen, braunen Lederstiefeln mit ein wenig Absatz und einer braunen Lederhose trug die Seefahrerin eine weiße Bluse mit langen Trompetenärmeln, ein dunkles Mieter, den Hut ihres Papas und einen dunkelblauen Mantel mit goldenen Zierknöpfen, den die Seefahrerin jedoch bei den warmen Temperaturen der Sommernacht entspannt offen gelassen hatte. Das Heulen des WIndes brachte die Rothaarige auf eine Idee. Bestimmt war es nur so gruselig, weil es so leise war. Ein Lied auf den Lippen würde dem sicher Abhilfe schaffen! So stimmte Aileen, ganz für sich selbst, ein Liedlein an.
Wind, Wind, Wind. Auf den tosenden Tiefen der See tanzt ein Kind, eine Tochter der Weiten, von Sturm und Gezeiten, ein Wesen so schön wie der Schnee.
Doch leider half das Singen nicht. Die Stimme der Rothaarigen zitterte, ihr Gesang war zögerlich, vorsichtig, beinahe schon schüchtern. Sonst sang sie in Gesellschaft, wo andere mitsangen, freudig klatschten oder zumindest im Rhythmus schaukelten. Doch diese Nacht war das nicht so und dieser Kontrast machte Aileen ganz deutlich klar, dass sie es nicht mochte, alleine zu singen - also ließ sie es bleiben. Zwar war die kleine Gesangseinlage kläglich daran gescheitert, der eingeschüchterte Seefahrerin zaubergleich die Stimmung zu heben, doch immerhin hatte Aileen vor sich hin singend irgendwie genügend Zeit überbrückt, um nun endlich dort angekommen zu sein, wo das Kreuz die Stelle markierte. Einige Dutzend Meter von ihr entfernt ragte eine dunkle Konstruktion, ein Gerippe aus Balken, Mast und Schot, wie ein gestrandeter Wal aus dem Sand. Unheimliche Schwärze ruhte in ihrem Inneren, schien Sternenlicht und Mondenschein gierig, nimmersatt zu verschlingen. Was hatte Aileen sich nur gedacht, hier herzukommen. Ha….Hallo? Hier sollte sie sich mit dem Magier Knox treffen, der die Karte gezeichnet und die Questausschreibung verfasst hatte. Vielleicht war er schon hier? Ein wenig bedröppelt und unschlüssig, was sie nun tun sollte, stand die Seefahrerin am leeren Strand und zwang sich, nicht allzu lange das gruselige Wrack anzusehen. Mister Knox?!, wollte Aileen eigentlich rufen, doch kaum mehr als ein Sprechen konnte das Mädchen ihrer zugeschnürten Kehle nicht entreißen. Zu groß war die Angst, das gestrandete Schiff könne sie auch hören.
Noch immer entspannt im Schatten des Felsens herumlungernd, zögerte Knox’ nächster Schritt, sobald eine leise, zittrige Stimme aus unmittelbarer Nähe ein Ohr streifte. Abrupt versteinerte der restlicher Körper und der Brewster horchte zwei Minuten; doch das Flüstern war verstummt und nur noch das milde Rauschen und Plätschern der Wellen war auszumachen. Er drückte sich alarmiert an die Felswand und schlich vorsichtig näher Richtung Wrack. Mit schnell klopfendem Herz wagte er einen Blick um das kantige Gestein. Kam das Säuseln etwa von einem Geist?! Oder waren doch bereits die nächtlichen Besucher vor Ort? Aber wie und wann hätten die sich dann unbemerkt an ihm vorbeibewegen können? Als weiter nichts geschah, zog sich Knox langsam wieder zurück, fuhr erleichtert seufzend durch das schwarze Haar und lachte leise, um die absurden Gedanken zu vertreiben. Angst empfand er (noch) keine, allerdings war die Szenerie sowie die Geräuschkulisse zusammen so passend wie die Faust aufs Auge. Ein gewisser Nervenkitzel war also völlig normal - nicht, dass der junge Mann seine Gefühle verstecken müsste, weil Männer ja die Starken vermitteln sollten, nein, aber wenn kein Geist auftauchte, war die Angst einfach unbegründet und lächerlich. Die würde bloß alle anderen Sinne betäuben und die Quest vielleicht von Anfang an unnötig gefährden. Nachdem Knox noch einmal die salzige Luft durch seine Lungen pusten ließ, entfernte er sich mutig vom Felsen und erkundete mit seinen Augen die Umgebung. Viel konnte er natürlich nicht erkennen, doch ein leicht gebeugter, dunkler Umriss ganz in der Nähe schien ihm neu. Warte, bewegte er sich etwa? Ja, zögerlich zwar, aber dennoch! Der junge Brewster schluckte, ehe er gefasst die eigene Stimme in die Freiheit entließ. “Aileen, bist du das? Ich bin hier drüben!”, er hob einen Arm und setzte zum Winken an, doch das würde sie wohl kaum sehen. Bevor er auf die vermeintliche Partnerin zustapfte, holte er ein verpacktes Skalpell aus der Tasche und ließ es im Hosenbund verschwinden. Der scharfe, griffbereite Gegenstand verschaffte ihm ein kleines Gefühl von Sicherheit.
“Aileen? Ich bin Knox, dein Partner für diese Nacht, wir werden das Wrack erkunden.” Die Lautstärke wieder senkend, näherte er sich langsam und erkannte bald im Mondlicht eine junge Frau mit rotem Haar. Gute Güte, er hätte sich wohl im Tageslicht mit ihr treffen sollen, die Dunkelheit gestaltete sich doch schwieriger als gedacht. Oder am Strandeingang, an dem eine helle Laterne stand. Na ja, Übung machte den Meister. Die Rothaarige wirkte jedenfalls alles andere als begeistert, nämlich wirklich ängstlich. Dabei sah sie wie eine Piratin aus, stellte Knox fest, als er schließlich keinen Meter zwischen ihnen übrig ließ. “Hast du dich vielleicht verlaufen?”, versuchte er es anders und kratzte sich unsicher über die Wange. Eigentlich hatte er echt keine Lust, die ganze Zeit auf einen Angsthasen aufpassen zu müssen und hoffte bei ihr tatsächlich auf einen zufälligen Passanten. Eine echte Piratin kannte keine Furcht, oder? Nun leicht grinsend steckte er seine Hände gechillt in die Tiefen der Taschen der Shorts und wartete geduldig auf Antwort. Einen komischen Eindruck von ihm sollte sie keinesfalls bekommen; hegten Frauen meist automatisch Zweifel gegenüber Männern, die bei Nacht einfach so ein Gespräch suchten. Knox trat noch einen großen Schritt zurück, um der Fremden genug Freiraum zu lassen und wandte sich dann halb dem Meer zu.
Auf Aileens leises Rufen antwortet tatsächlich eine Stimme aus der Finsternis. Die Seeräuberin hatte zwar mit einer Antwort gerechnet, doch als sie ihren Namen in der dunklen Nacht hörte, schreckte sie dennoch überrascht um. Die grobe Richtung hatte sie einschätzen können, doch als die Rothaarige dorthin blickte, konnte konnte nur die Umrisse der Felsen am Strand und der Bäume dahinter erkennen. Schwarze Schemen in tiefblauer Dunkelheit. Erneut ihr Name, gefolgt von einer Erklärung. Ja, ich bin hier, direkt am Strand., rief sie zurück und schlug beide Hände winkend über den Kopf um so auf sich aufmerksam zu machen. Und tatsächlich löste sich ein Schatten von einem anderen und bewegte sich auf die Seefaheerin zu. Obwohl sie wusste, dass ihr Partner, Mister Knox, es sein musste, der sich ihr gerade näherte, fand die Seefahrerin dennoch ein wenig Sicherheit darin, die linke Hand auf dem verzierten Griff ihres Entermessers zu spüren. Als die Piratin sich sicher war, dass der Schatten, der ihr nun entgegen kam, von den Ausmaßen her kein Seeungeheuer (wie ein fleischfressender Rieseneinsiedlerkrebs, die sollte es hier ganz besonders häufig geben) war, machte sie ebenfalls einige Schritte auf den Anderen zu. So fanden die beiden Magier, mit vorsichtigen Herantasten, letzten Endes im Mondlicht zueinander. So, hier bin ich, Mister Knox! Mit den in die Hosentaschen gestopften Händen wirkte Mister Knox ziemlich gelangweilt, der gelassen-neutrale Gesichtsausdruck des Igelkopfes machte das nicht unbedingt besser. Schlagartig wurde Aileen eines klar: Der arme Kerl hatte bestimmt ewig auf sie gewartet und sah daher so gelangweilt aus. Wenn die Rothaarige an das Erkunden eines Geisterschiffes dachte, dann schlug ihr Herz schneller und ihre Gedanken schossen zwischen alten Geschichten und jungen Ängsten hin und her. Langweilig konnte dem Schwarzhaarigen also nur sein, weil er so lang auf Aileen gewartet haben muss. Oder täuschte sie sich da? “Hast du dich vielleicht verlaufen?” Schlagartig lief die Seeräuberin knallrot an. Ja… Ein bisschen., gab sie zerknirscht zurück. Das war ja ein toller Start in die Quest. Irgendwie hatte Aileen das mit dem Magier-Sein scheinbar noch nicht so recht drauf. War ja auch noch Neuland - und “Land” war noch nie so recht das bevorzugte Element der Seefahrerin gewesen. Mister Knox wandte sich ein wenig von der Rothaarigen ab (hatte Aileen ihn etwa verärgert oder so?) und blickte in Richtung des Meeres. Etwas fragend folgte die Blakesworth dem Blick des Schwarzhaarigen und versuchte, etwas zwischen den sanft wiegenden Wellenkämmen und der schäumenden Gischt zu erspähen, doch mehr als Meer und gelegentlich ein wenig Tang war nicht zu sehen. Vermutlich die Dunkelheit. Da die Rothaarige sich fühlte, als hätte sie schon direkt den ersten Eindruck vermasselt, gab sie sich ein wenig Mühe, das wieder gut zu machen. Ich hab eine Menge Erfahrung mit Schiffen., erklärte sie dem Schwarzhaarigen in der Hoffnung, dass dieser sie nicht ganz als nutzlos abtun würde. Im Wrack werde ich mich also sicher zurechtfinden. Was an der anderen Seite der Bucht auf Grund gelaufen war, sah größer aus als ein einfacher Fischkutter. Da gab es sicher das ein oder andere Unterdeck oder dergleichen. Bestimmt würde Aileen da nützlich werden. Ach, und ich habe eine kleine Laterne dabei. Meinst du, wir sollten uns zum Wrack hin schleichen? Dann lasse ich die Laterne für’s erste noch aus. Der Rotschopf war hier, um Mister Knox bei der Quest zu helfen, also wollte sie nicht einfach ohne ihn irgendwas machen. Das kam der Piratentochter ohnehin gelegen, immerhin war sie noch nicht so wahnsinnig lange eine Magierin und würde bestimmt einiges vermasseln, wenn man ihr das Komando überlassen würde. Die Pistolenmagierin machte einen Schritt auf Knox zu, stellte sich so ein wenig seitlich neben ihn und blickte zu Knox hinauf (der Kerl war doch fast einen dreiviertel Kopf größer als die Freibeuterin). Hast du schonmal einen Geist gesehen?, wollte sie ein wenig neugierig wissen. Sie selbst hatte nur ein paar Mal Irrlichter gesehen, aber so ein richtiges Gespenst, das noch nicht.
"Gut, ich hatte kurz befürchtet, du wärst vielleicht eine zufällige Passantin, der ich helfen und dafür blöderweise den Treffpunkt verlassen muss. Das wäre sehr ungünstig für uns beide gewesen., erklärte Knox ausführlich und lachte leise, erleichtert auf nachdem er sich wieder komplett der Rothaarigen zuwandte. Noch immer locker grinsend, legte er wie so oft eine Hand an seinen Hinterkopf und fuhr flüchtig durch die Haare. “Ich gebe zu, dass ich den Treffpunkt wohl eigennützig gewählt habe, genauer genommen niemanden auf dem Weg hierhin stören wollte. Nächstes Mal weiß ich's besser.” Er zuckte mit den Schultern. Schließlich hatte der junge Brewster noch nie eine Quest geleitet gar organisiert, geschweige denn Erfahrungen in solcherlei Jobs gesammelt. Man musste offenbar wirklich auf jede noch so unwichtige Kleinigkeit achten, damit das Vorhaben rundlief. Etwas unschlüssig von einem Fuß auf den anderen tretend, musterte er die Partnerin unauffällig und versuchte sich ein Bild von ihren Fähigkeiten zu machen - natürlich kam Knox nicht dahinter. War die Frage eigentlich angebracht? Für den Erfolg der Quest mit Sicherheit, aber direkt am Anfang vermutlich weniger. Als Aileen das Gespräch glücklicherweise weiterspann und von sich aus etwas Privates teilte, nahm Knox aufmerksam Haltung ein. “Das ist gut zu wissen, ich war nämlich noch nie auf einem Schiff.”, gab er also zu und fühlte sich gleich in sicheren Händen. Gleichzeitig kam ein innerlicher Druck auf, immerhin war er derjenige der quasi das Sagen hatte, doch wenn die junge Frau mehr Ahnung hatte, würde er bestimmt nicht auf sie einreden. “Falls du Ideen oder Ratschläge hast, posaune sie gerne heraus.”, merkte der Heiler an und zeigte mit einem Daumen nach hinten, während er sich bereits rückwärts Richtung Wrack bewegte.
“Zusätzliches Licht und Schleichen sind nicht nötig, der Mond scheint hell genug und der Sand sowie das Rauschen des Meeres dämpfen unsere Bewegungen. Aber auf deine Laterne komme ich möglicherweise im Inneren des Wracks zurück.” Dass Knox zuvor ein vermeintliches Säuseln hörte, erwähnte er lieber nicht, er würde schon für die Anwesenheit des Duos sorgen, vielleicht war Angriff dann einfach die beste Verteidigung. Als ob Geister oder Räuber Bock auf mutige Menschen hatten! Einfach keine Angst vortäuschen und rein in das Getümmel! Oder? “Nee, ich habe noch keinen Geist gesehen. Du etwa?” Der Brewster versuchte gefasst zu wirken und starrte einfach auf die Umrisse des Wracks, das direkt vor ihnen lag und total verlassen tat. Das Licht, das die Einwohner erwähnten, war zurzeit nicht zu sehen, auch vorhin blitzte nichts auf. Deshalb war es fast unglaubhaft und der Magier tat das Ereignis schon beinahe als blödes Gerücht ab, doch eine Untersuchung war dennoch nicht falsch, wer wusste schon, was man dort noch fand, unabhängig von Regung. Angeblich waren längst Vertreter einer bekannten Gide, dessen Namen er vergaß, auf dem Schiff und hatten es auf allerlei Dinge untersucht - anscheinend nicht gründlich genug und bloß bei Tag. Schwache Leistung. “Also, wie kommen wir am besten unbeschadet hinauf?” Knox umrundete das gestrandete Objekt so weit es ging, stemmte dann beide Hände in die Hüften und begutachtete es mit zusammengekniffenen Augen. Hier und da wirkte es stellenweise brüchig und unüberwindbar. Auch wenn das Team wie geplant ein wenig Krach machen sollte, sollte es nicht zu Beginn das ganze Ding auseinandernehmen und wem oder was auch immer unbemerkt zur Flucht verhelfen. “Sieh mal, dort drüben hängt eine Strickleiter.” Der guten Beobachtungsgabe sei Dank. Tatsächlich sah diese im Vergleich zum Rest ziemlich unverbraucht aus, gar nicht alt, spröde und verfärbt. Merkwürdig. “Sollte ich etwas wissen, bevor ich hinauf klettere? Oder willst du zuerst? Nicht, dass Knox irgendwelche besonderen Bedenken hegte, doch wenn Aileen sich mit Schiffen auskannte, könnte sie ihm vielleicht zeigen, wie man diese wacklige Angelegenheit ohne Probleme bezwang. Außerdem war sie eventuell in der Lage, gewisse Sonderbarkeiten auszumachen, die dort nicht hingehörten.
Als dem Schwarzhaarigen klar wurde, dass es sich bei Aileen um… naja um Aileen handelte, lachte er leise aus und griff sich, beinahe schon verlegen, an den Hinterkopf. Die Sorgen der Rothaarigen, sie hätte ihren Questleiter durch ihre Verspätung verärgert oder dergleichen verflog ebenso schnell, wie sie aufgekommen waren. Flut und Ebbe. Und allerspätestens als der Brewster einräumte, den Treffpunkt ein wenig ungeschickt gewählt zu haben, fühlte die Kapitänstochter sich richtig erleichtert. Mit einem Lächeln, das von neuem Mut zeugte, schloss die gestrandete Freibeuterin ihre Hände hinter dem unteren Rücken zusammen und wippte ein wenig mit den Schultern hin und her - vielleicht nur, um nicht ganz so steif dazustehen und vielleicht, um ihren Körper für die kommenden Minuten aufzulockern. Sie dachte nicht darüber nach. Also was das angeht hast du den Treffpunkt gut gewählt. Auf dem Weg hierher bin ich keiner Menschenseele begegnet., berichtete die Rothaarige Knox und hoffte so, die Stimmung des Brewsters ein wenig zu heben. Zwar war es schön, dass er die Schuld für Aileens Zuspätkommen auf sich genommen hatte, doch ein wirklich schlechtes Gewissen musste er sich ja auch nicht machen. Waas echt? Für Aileen, die ihr ganzes Leben auf hoher See verbracht hatte, war es beinahe unverständlich, dass andere den staubigen Klumpen Fiore noch nie verlassen hatten. Du musst mal, es ist wundervoll! Die Luft auf hoher See ist so klar und frisch, bei Sonnenuntergängen wird manchmal das ganze Wasser Rot und wenn du mit dem Steuermann gut auskommst gibt es keine Richtung, in du nicht kannst. Keine Grenzen oder Berge oder Wälder, die im Wegen sein können. Nur Freiheit!, schwärmte sie dem Schwarzhaarigen begeistert vor, dann schlug sie erschrocken die Hände auf den Mund. Da hatte sie sich so sehr Mühe gegeben, auf dem Weg zum Treffpunkt nicht allzu auffällig zu sein und nun schrie sie beinahe durch die Gegend. Hehe… Ich sollte besser ein wenig die Stimme senken., gestand sie sich lächelnd ein als sie die Hände wieder senkte. Von Knox blickte die Seefahrerin hinüber zum hölzernen Rumpf, der sich auf der Sandbank festgefahren hatte. Es würde gewaltige Anstrengung benötigen, den Kahn wieder so weit ins Meer zu ziehen, dass er wieder genug Wasser unter dem Kiel hatte, um erneut eine Fahrt aufzunehmen. Als sie das Schiff näher betrachtete, fiel ihr ein Stein vom Herzen. Es war nicht die “Morningstar”. Das Schiff ihres alten Herrens war hier vor Heather Beach also nicht auf Land aufgelaufen. Der Zweimaster, der hier am Strand schlummerte, war ein wenig kleiner als das Piratenschiff, das Aileen beinahe sechzehn Jahre lang ihre Heimat genannt hatte. Es lag schräg auf der Seite, nach steuerbord geneigt, und schien - zumindest aus der Ferne betrachtet - nicht großartig beschädigt zu sein. Dennoch wirkte es, so beinahe auf der Seite liegend, ohne Hoffnung, das Meer wieder zu sehen, fernab des eigenen Elements und voller Sehnsucht, fast schon traurig auf Aileen. Wie ein Vogel, dessen Flügel keine Federn mehr trugen. Die offensichtliche Parallele zwischen ihrer Situation und dem gestrandeten Wrack entging ihr, doch unterbewusst nahm sie etwas wahr. Wo war Knox stehen geblieben? Ach ja, Hilfe beim Erkunden. Das Deck, also der Boden vom Schiff, ist wahrscheinlich arg schräg. Da müssen wir aufpassen, dass wir nicht über die Reling fallen. Also über das Geländer außen rum., erklärte sie dem Brewster und gab sich dabei Mühe, Worte, die er vielleicht nicht kannte, zu übersetzen. Lustigerweise hatte sie es eher andersrum genannt. Man hatte sie belächelt, als sie das Treppengeländer im Gildenhaus als Reling bezeichnet hatte.
Nickend ließ Aileen die Kette einfach stecken und gab sich mit den Erklärungen des Brewsters zufrieden. Sonderliche Heimlichkeit war nicht vonnöten, die Nacht und der Sand würden dafür Sorge tragen, dass die beiden Magier nicht allzu sehr auffielen (wenn Aileen ihre Klappe ein wenig halten konnte). Sag dann einfach Bescheid! Und mit den Worten machten Aileen und Knox sich dann auf den Weg in Richtung des gestrandeten Schiffes. Der Schwarzhaarige griff die Frage Aileens auf und reichte sie ihr zurück. Nachdenklich legte die Rothaarige den Zeigefinger auf die vollen Lippen. Ich hab mal einen Leuchtturm gesehen, in dem ein Irrlicht wohnt., erzählte sie, als die Schritte das Duo weiter und weiter auf den schwarzen Kasten zutrugen. Plötzlich erfasste ein kalter Windstoß die beiden Magier, der scheinbar direkt vom Wrack zu kommen schien (oder bildete Aileen sich das nur ein?). Er zerrte mit unsichtbaren Fingern an Haaren und Klamotten, brachte das Holz des Schiffes zum Ächzen und Stöhnen. Erschrocken kreischte Aileen kurz doch schrill auf (ein wenig wie ein Eichhörnchen) und klammerte sich instinktiv an den Oberarm des Brewsters. Einen kurzen Moment später flaute der Wind wieder ab und ein wenig verlegen löste sich die Rothaarige von ihrem Begleiter. Hehe… entschuldigung… bin wohl ein wenig schreckhaft…, gab sie von sich, während ihr vor Scham das Blut in die Wangen schoß, diese erröten ließ und der Seefahrerin heiße Ohren bereitete. Der Wind hatte ihr sicher nur einen doofen Streich gespielt. Dennoch wollte Aileen sich auf alle Eventualitäten vorbereiten. Mit ihrem Entermesser konnte sie Gespenster vielleicht gar nichts anhaben? So sammelte die Rothaarige über einige Sekunden hinweg ein wenig Mana um ihre Hand, das sich dort in leuchtend gelben Kreisen und Symbolen zeigte, die um den Unterarm der Seefahrerin kreisten wie kleine Sonnenstrahlen. Langsam zog den Hut vom Kopf, griff hinein und zog dann eine Steinschlosspistole hinaus. Die Schusswaffe war aus rotbraun-lackiertem Holz und mattem Stahl, der sich in einer breiten Mündung endete, geschaffen. Beiläufig steckte Aileen sich die Knarre in den Gürtel und nickte Knox dann zu. Für die Geister…, erklärte sie ihren kleinen Zaubertrick und setzte sich dann den Hut zurück auf das Haupt.
Währenddessen hatte der Brewster eine Frage gestellt und direkt selbst beantwortet. Ans Oberdeck hinauf zu klettern wäre mühsam gewesen, da kam die Strickleiter ja geradezu gelegen. Knox wollte wissen, ob er irgendwas beachten sollte. Also wenn du ein Tau oder so findest, dann können wir uns vielleicht irgendwo festbinden? Auf die Idee, als erstes hochzuklettern, kam Aileen nicht (und das, obwohl sie keinen Rock und kein Kleid trug). Stattdessen ließ sie dem Schwarzhaarigen den Vortritt, rief ihm noch Sag, wenn du was komisches siehst! hinzu (so viel zum Thema Heimlichkeit oder Klappe Halten) und zog dann das Entermesser aus dem Gürtel. Wie ein richtiger Seeräuber klemmte sie sich die Waffe (natürlich mit der Klinge von sich weg zeigend) zwischen die Zähne, als sie die Strickleiter erklomm. Oben angekommen klammerte Aileen sich mit einem Arm an der Reling fest, während die andere Hand sich um den Griff ihres Entermessers schlang und dieses angriffslustig vor sich hob. Ein Blick zu Knox, der irgendwie die Ruhe in Person schien, zeigte Aileen auf, wie blöd es war, hier mit Gegenwehr oder so zu rechnen. Oh…, stieß sie leise aus und steckte langsam die Klingenwaffe zurück an den Gürtel. Schlechte Angewohnheit…. Das war nicht wirklich wahr, Aileen hatte bei keinem Entermanöver dabei sein dürfen - aber sie hatte es mit den Leuten auf der Morningstar ein paar Mal geübt gehabt. Ihre Augen schweiften von Knox ab und ihr Blick erkundete das Deck. Es schien noch halbwegs ordentlich in Takt zu sein, auch wenn es definitiv mal wieder geschrubbt gehörte. Große Beschädigungen oder Löcher konnte die Seefahrerin im Mondlicht nicht ausmachen, dafür etwas anderes. Sie zeigte mit der nun freien Hand auf die Mitte des Decks. Das Schiff hat da eine Luke. Eine große, die in den Rumpf ‘runterführt. Vielleicht waren die Scharniere beim Auflaufen beschädigt worden? Also da aufpassen., warnte sie den Brewster und wartete dann kurz auf weitere Anweisungen, während sie sich schon an der Reling entlang hangelte um mehr und mehr des Oberdecks erkunden zu können.
Requip: Firearms TYP:Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: Entsprechend der Klasse der beschworenen Schusswaffe: 5 / 20 / 50 / 100 / 250 MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: Dieser Zauber kann nur Schusswaffen beschwören. VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Mit Hilfe dieses Zaubers kann der Magier auf seine Taschendimension zugreifen und eine Waffe daraus beschwören. Dabei ersetzt der Anwender seine aktuelle Waffe durch die Gewählte. Das Beschwören einer Waffe dauert 10 Sekunden minus 1 Sekunde pro Level der Willenskraft.
Pistol TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 15 pro 10 Schüsse MAX. REICHWEITE: Beim Anwender, Schüsse 20 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Geschicklichkeit Level 2, Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Diese kleinkalibrige, jedoch äußerst kompatible Waffe ist eine der einfachsten Beschwörungen dieses Magieauslegers. Mit ihr lassen sich einzelne Schüsse auf Ziele abgeben, jedoch muss man manuell nachladen. Die Geschwindigkeit der Schüsse mit dieser Waffe entsprechen der Willenskraft des Anwenders minus 1, kann jedoch Level 4 nicht überschreiten. Kompatibel mit: Pistol Shot, Mud Shot, Sunlight Shot, Tornado Shot, Spark Shot, Blazing Shot, Blast Bullet, Tranquillizing Shot, Tracking Shot, Hounding Shot
“Deine Begeisterung über Meere und frische, klare Luft kann ich mit meiner Schwärmerei über Berge und das Klettern vergleichen. Freut mich, dass du die Natur auch so würdigen kannst; auf andere Weise zwar, aber das ist unerheblich.” Meinte Knox breit grinsend, jedoch mit betont gedämpfter Stimme und legte einen Zeigefinger über die Lippen. Er konnte Aileens Euphorie sehr gut nachempfinden, schaukelte seine Stimme gleichermaßen während eines Gesprächs über die eigenen Leidenschaften nach oben. Doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür, das Thema würde er bei Gelegenheit und Interesse noch einmal aufgreifen und ihr eine ordentliche Antwort schenken. Das weite, große Meer auf einem Boot oder Schiff zu erkunden klang tatsächlich sehr spannungsreich und entspannend zugleich. Zugegeben, viel hatte der junge Brewster nicht von der Welt gesehen. Vielleicht wurde er deshalb in das eiskalte Wasser geschmissen, um damit zu beginnen und Erfahrungen zu sammeln? “Ja, das hört sich nachvollziehbar an.”, kommentierte Knox die Erklärungen der Rothaarigen, als die Magier schließlich an das Objekt herantraten und die Umrisse begutachteten. Da die vermeintliche Piratin scheinbar allerlei Fachbegriffe im Bereich Wasserfahrt kannte und dementsprechend über theoretische Kenntnisse verfügte, konnte sie Knox ein paar nützliche Dinge beibringen. Vorher hatte ihn das Meer nie sonderlich neugierig gemacht, gab es doch noch so viel auf Land zu entdecken. Ein Grund mehr, um die ganze Welt zu bereisen und diese Quest möglichst unbeschadet zu überstehen. “Ein Irrlicht?” Er zog skeptisch eine Braue hoch. “In einem Leuchtturm? Ich dachte, die kommen nur in Sümpfen, Mooren, Morasten, in dunklen Wäldern sowie auf Friedhöfen vor.” Oder war das etwa nur ein Gerücht? Die Information schnappte er damals flüchtig aus einem Buch auf, das er dann kopfschüttelnd beiseite legte und lieber den Schlaf suchte. Das waren angeblich Seelen von unglücklich Verstorbenen. Wenn der Brewster genauer darüber nachdachte, war er kaum bis gar nicht abergläubisch, insofern war Aileens Aussage zweifelhaft. Nicht, dass der junge Mann sie dafür verurteilte - er glaubte einfach nicht an Dinge, die er selbst nicht sah. Und vielleicht war sie wirklich in der Lage solch ein Phänomen zu beobachten … “Wie sah es aus? Hat es dich auch gesehen? Wenn ja, ist was passiert?”, ruderte Knox also ein bisschen zurück und ließ der Neugierde die Oberhand gewinnen. Nun war er das Plappermaul, na toll. Als plötzlich Wind auffrischte, der die nächtliche Stille für einen Moment störte, machte die Begleiterin ihm Konkurrenz indem sie wie von einer Tarantel gestochen einen Satz machte und dem Brewster um den Oberarm fiel. Es war nicht unbedingt die Kälte, die über den Köpfen hinwegfegte und Knox perplex an Ort und Stelle festhielt, sondern die unerwartete Reaktion der Blakesworth. Wind kam dann und wann auf, das war natürlich und gehörte zur Natur. Ein Mädchen, das wie aus dem Nichts seine Nähe suchte allerdings nicht. Sein amüsiertes, leicht verlegenes Grinsen gewann bloß an Breite, das schreckhafte Verhalten erwähnte er sicherheitshalber mal nicht. Der Magier regte sich so lange nicht, bis Aileen bereit war ihn freizugeben. “Beeindruckend und platzsparend.” Warf Knox jedoch ein, als er sie dann dabei beobachtete wie sie eine Schusswaffe aus ihrem Hut zauberte. Aber ob diese wirklich etwas gegen Geister ausrichten könnte?
Ein Tau zum Festbinden fand der Heiler dann doch zu lästig und zeitaufwendig, griff also ohne Weiteres nach der wackligen Strickleiter und setzte einen Fuß auf die erste Sprosse. Wie vermutet gestaltete sich das Klettern recht mühsam, doch unbezwingbar war die Reling nicht, es dauerte nur drei Momente. Dabei stieß er ein paar Mal geräuschvoll gegen das Holz, so viel zu vorzugsweise leise sein. Na ja … Magier waren eben keine Ninja und als Laie konnte man ihm nun wirklich keine Vorwürfe machen. Hätte er seine Bergsteig-Skills angewendet, wäre der Krach wahrscheinlich doppelt so laut gewesen. Oben angekommen, huschte er gleich duckend hinter eine morsche Holzkiste und sah sich flüchtig um, während er die Hände aneinander rieb. “Kannst ruhig hochkommen, hier ist niemand.”, flüsterte er in Richtung Reling, die soeben überwunden wurde. Zumindest nicht offensichtlich. Als der Brewster umdrehte, blitzte ihm eine blanke Klinge entgegen - offenbar hörte die Rothaarige seine Entwarnung nicht. Kaum merklich zuckte er zurück und richtete sich wieder auf, die Hände in die Hosentaschen schiebend. Schlechte Angewohnheit? Was zum Teufel hatte die junge Frau in der Vergangenheit durchmachen müssen? Die Frage ließ Knox vorerst stecken, empfand er diese bislang noch zu intim und tat so, als hätte er das alles gar nicht wahrgenommen. Es gab durchaus Situationen in denen er nicht wusste, wie er sich richtig zu verhalten hatte, oder was er sagen sollte. Deshalb tat er einfach nichts und widmete sich lieber anderen Dingen als Ärgernis zu kassieren und dadurch die Zusammenarbeit zu gefährden. Ob die Reaktion in dem Moment aber auch in Ordnung war, war natürlich fraglich. Während die Rothaarige ohne Zögern auf Entdeckungstour ging, blieb der Schwarzhaarige unschlüssig stehen und ließ stattdessen seine Augen wandern. Ehrlich gedacht hatte er keine Ahnung, wie das Duo die Sache nun angehen sollte, und alles auf seine Partnerin abwälzen, weil sie über Schiffe Bescheid wusste, wollte er auch nicht. Erstmal hangelte Knox hinterher, darauf bedacht, die Stellen zu berühren, die sie auch berührte. “Die Luke werden wir uns vornehmen, nachdem wir das Deck erkundet haben. Magst du dir vielleicht die Steuerung hinten ansehen? Oder Captain’s Kajüte?” Dass die Wortwahl wahrscheinlich hauptsächlich falsch war kümmerte ihn recht wenig, immerhin gab er zu, dass er keinen Plan hatte. Sie wüsste schon, was der Ahnungslose meinte. Solange nichts Außergewöhnliches passierte, konnten die beiden ein wenig herumblödeln. Wäre schon ziemlich merkwürdig, wenn auf dem offenen Deck etwas Unerwartetes auftauchte. Oder?
Ist klettern nicht voll gefährlich und anstrengend?, wollte die Seefahrerin, die Berge bisher nur aus der Ferne gesehen hatte, neugierig von Knox wissen. Dass er allerdings auch gerne draußen und unterwegs und kein Stubenhocker war, das machte den Wuschelkopf gleich viel interessanter. Wenn er gerne mehr vom Land sah und sie selbst gerne mehr von der See, dann war das ja im Prinzip tatsächlich fast dasselbe. Interessiert stellte ihr Missionsleiter ein paar Fragen zu dem Irrlicht, das Aileen gesehen hatte. Leider war die Begegnung gar nicht so spannend oder lange gewesen, wie sich der Brewster das vielleicht vorstellte. Hmm, so gut kenne ich mich nicht damit aus…, gab die Rothaarige etwas kleinlaut auf die Aufzählung, wo man Irrlichter eigentlich sonst fand, zu. Das hatte sie nicht gewusst. Das war halt in einem Leuchtturm drin und hat ganz komisch und gruselig blau geleuchtet. Wir haben es nur von der Küste aus gesehen, aber einer von der Crew hat mir erklärt, dass das ein Irrlicht ist., erzählte sie dem Brewster. Dass Aileen noch ein Kind gewesen war als sich das zugetragen hatte, musste Knox ja nicht unbedingt wissen. Und ich glaube, es hat mich gesehen. Aber wir sind weit dran vorbei gefahren und ich bin davor auch brav gewesen, also hat es mich nicht zu sich geholt. Über Geister zu sprechen, wenn es auf ein verspuktes Schiffswrack zuging, bescherte Aileen ein mulmiges Gefühl im Bauch. Das Übernatürliche, Fabelwesen wie Meerjungfrauen, Geister, Schafe und Irrlichter, waren zwar ein spannendes Thema für Geschichten und Lieder, doch sich wirklich mit ihnen befassen wollte Aileen eigentlich vermeiden. Nur wurde sie, auf dieser kleinen Quest, wahrlich dazu gezwungen. Um sich selbst ein wenig aufzumuntern ballte sie die Hände zu Fäusten. Da musste sie jetzt durch! Als sie, nicht ganz so wacker wie sie das eigentlich hatte sein wollen, von einer plötzlichen Brise aufgeschreckt wurde und sich Schutz suchend am Brewster fest klammerte, hielt dieser kurz inne. Keinen Moment später war die nun auch im Gesicht knallrote Piratin ein wenig beschämt über ihr Verhalten. Knox musste sie bestimmt für ein nerviges Kind oder so halten. Anstatt irgendetwas zu sagen blieb er einfach still und stoisch stehen und so löste Aileen sich langsam wieder von dem Wuschelkopf und ging dann, an seiner Seite, weiter auf das gestrandete Schiff zu. Immerhin mit ihrer Zauberei konnte sie den Brewster ein klein wenig beeindrucken. Ja, ist ganz praktisch! Außer ich vergess’ Mal den Hut zu Hause. Etwas, das nie wirklich geschah. Den Hut, den Aileen aus den kalten Fängen der See entrissen hatte und neben der kleinen Laterne in ihrer Tasche das einzige Andenken an ihren Vater war, vergaß die Rothaarige nie, sie hütete ihn wie den eigenen Augapfel.
Dem Brewster folgend kletterte Aileen die Strickleiter hinauf. In Tauen und auf Masten fühlte sie sich ein wenig wohler, dennoch hätte der Brewster erkennen können, dass Aileen sich durchaus geschickt anstellte, als sie mit dem Säbel zwischen den Zähnen die Leiter erklomm. Als Aileen oben angekommen war (und die peinliche Aktion mit dem Entermesser beschämt hinter sich gebracht hatte), gab es tatsächlich nichts sonderlich besonderes zu sehen. Wie schon zuvor gewarnt lag das Schiff ein wenig zur Seite, das Deck war also eher diagonal ausgerichtet. Ein unvorsichtiger Tritt würde dafür sorgen, dass man zur anderen, tiefer gelegenen Seite herunter rutschte und dort entweder gegen die Reling prallte oder - wenn sie ein wenig morsch war - sogar direkt durch sie durch brach und dann von Bord ging. Das wollte Aileen tunlichst vermeiden, weshalb sie sich, Schritt für Schritt, an dem Holzgeländer auf ihrer Seite des Schiffes festklammerte und so Halt fand. Knox erklärte Aileen das weitere Vorgehen und diese nickte ihm zu (hoffentlich sah er das bei der Dunkelheit auch). Aye, dann gehe ich in die Kajüte., bekräftigte sie seinen Vorschlag und hangelte sich dann Stück für Stück weiter achtern, bevor sie nach einer knappen Minute ankam. Das Achterdeck war etwa zwei Meter erhöht und zwei Treppen führten zum Steuerrad hinauf, an einer davon hangelte sich die Seefahrerin entlang und hüpfte dann mit einem beherzten Uuuund hopps! zu einer Türe, die unter das Achterdeck führte. Meist hatte der Kapitän und die wichtigsten Seeleute dort ihre Schlafplätze, während der Rest der Crew unter Deck schlief. Aileen griff nach der Klinke und wollte die Türe aufdrücken, doch sie gab nicht nach. Auch ziehen brachte nichts. Also hier ist noch abgeschlossen., ließ sie Knox wissen. Das war ein Zeichen dafür, dass dieses Schiff vielleicht noch nicht ganz geplündert war. Mit großen Augen griff Aileen an die Hüfte, zog ihre Steinschlosspistole, drückte sie gegen die Türe (etwas unterhalb des Schlosses) und drückte ab. Sesam, öffne dich! Ein lauter Knall hallte durch die Nacht. Holz splitterte. Aileen drückte gegen die Türe, doch noch immer gab sie nicht nach. Ähm… Einmal ist keinmal! Ein erneuter Schuss. Dieses mal war es genug gewesen. Wo eben noch das Türschloss hing war nun nur noch ein unübersichtlicher Haufen aus Splittern, Holzfasern und verbogenem Eisen zu sehen. Aileen drückte mit der Schulter gegen die Türe, die leise nach innen aufschwang. Jetzt is offen!, ließ sie Knox, der sicher seine eigenen Erkundungen anstellte, wissen, bevor Aileen eintrat. Die Pistole behielt sie besser mal in der Hand. Hinter der Türe erwartete die Seeräuberin nur ein einziger, großer Raum, der jedoch miserabel beleuchtet war. Durch eine Fensterfront fiel zwar Mondlicht in die Kajüte, doch der Schräglage des Schiffes geschuldet leuchtete dieses nur einen winzigen Teil aus. Normalerweise sollten hier jede Menge Kerzen oder Laternen brennen und den Raum erhellen, doch wenn niemand da war, der die entzündete, dann blieb es halt dunkel. In der Finsternis konnte Aileen einige große, unförmige Umrisse ausmachen. Ein Schritt in den Raum hinein resultierte in einem kleinen Splittern, auf irgendetwas aus Glas war sie wohl hineingetreten. Hallo…?, fragte sie leise, doch nur Stille antwortete ihr. Sie war sich nicht sicher, ob sie das mehr oder weniger beruhigte. Ein Knacken von Holz war zu hören, das definitiv nicht von Aileen kam. Nur das sich verziehende Holz? Oder ein stiller Beobachter? Schleunigst griff die Captainstochter an den Gürtel, in eine kleine Tasche, und zog ihr zweites Andenken an ihren Vater heraus. Das Leuchtfeuer von Haithabu, eine kleine silberne Laterne an einer ebenso silbernen Kette. Der Rotschopf zog sich die Kette um den Hals und konzentrierte sich kurz auf ihr Artefakt. Sofort antwortete ihr ein helles Leuchten, das den Raum in ein fahles Weiß badete. Nun etwas mehr sehend konnte Aileen zumindest festmachen, was die seltsamen Umrisse waren: Möbel. Wohl beim Auflaufen wurden Tische, Schränke, Stühle und das Bett durch den Raum geworfen, lagen nun quer verteilt in der Kajüte. Verrottete Reste von Essen, Klamotten, Ausrüstung, Utensilien, alles lag quer verstreut im Raum. Sich hier durchzuwühlen würde eine kleine Weile brauchen, also machte Aileen sich schleunigst ans Werk.
Pistol TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 15 pro 10 Schüsse MAX. REICHWEITE: Beim Anwender, Schüsse 20 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Geschicklichkeit Level 2, Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Diese kleinkalibrige, jedoch äußerst kompatible Waffe ist eine der einfachsten Beschwörungen dieses Magieauslegers. Mit ihr lassen sich einzelne Schüsse auf Ziele abgeben, jedoch muss man manuell nachladen. Die Geschwindigkeit der Schüsse mit dieser Waffe entsprechen der Willenskraft des Anwenders minus 1, kann jedoch Level 4 nicht überschreiten. Kompatibel mit: Pistol Shot, Mud Shot, Sunlight Shot, Tornado Shot, Spark Shot, Blazing Shot, Blast Bullet, Tranquillizing Shot, Tracking Shot, Hounding Shot
Pistol Shot TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 15 pro 3 Schüsse MAX. REICHWEITE: --- SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Auf der Vorgehensweise dieser Technik bauen die ganzen anderen Pistolenmagietechniken auf. Hierbei schießt der Anwender ein einfaches Projektil mit seiner magischen Waffe ab. Bei diesem magischen Geschoss ist die Wucht entsprechend der Geschwindigkeit des Schusses -1, kann jedoch Level 4 nicht überschreiten.
The Beacon of Haithabu GATTUNG: Artefakt TYP: Kette BESITZER: Aileen ELEMENT: Licht KLASSE: I MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Das Leuchtfeuer Haithabus ist eine etwa daumengroße Laterne aus Silber, die an einer ebenso silbernen Halskette hängt. Aileen hat sie als Geschenk von ihrem Vater bekommen, trägt die Kette meist aber in einer Tasche, nicht um den Hals, weil ihr das Silber nicht steht. Wird Mana in die Laterne geleitet, leuchtet sie Weiß mit leichtem Blaustich auf. Wer des Morsens mächtig ist, kann auch durch kurze oder längere Manaimpulse Nachrichten an Beobachter übermitteln. Die Helligkeit entspricht einer normalen Öllampe.
“Klar ist das Klettern gefährlich.”, griff Knox das passende Thema währenddem Hangeln wieder auf, nachdem er beinahe in ein kleines Loch trat und kurz innehielt, um erleichtert durchzuatmen. Dieser Fehltritt hätte böse ausgehen können. “Wenn man sich vorbereitet und die Struktur kennt, ist es jedoch so harmlos wie mit einer Gabel zu essen.” Komischer Vergleich, aber vielleicht konnte sich Aileen denken, wir er das meinte. Auf die Geschichte mit dem Irrlicht ging der Brewster nicht weiter ein, da ihm die Erzählung doch eher unglaubwürdig vorkam. Ein Leuchtturm verschluckte mit Sicherheit das blaue Schimmern eines Irrlichts, außerdem konnte man diese Erscheinung bestimmt nicht von der Küste geschweige denn vom Schiff aus sehen. Möglicherweise wollte die Rothaarige bloß die gruselige Stimmung beibehalten und die Quest so ein wenig spannender gestalten oder Knox verarschen. Zugegeben: bisher geschah nichts, auch keine verdächtigen Geräusche waren zu hören. Ob die beiden Magier zu früh hier waren? Oder sogar zu spät? Beides ärgerlich. “Hm? Wie kann die Tür denn noch verschlossen sein?” Dieser Umstand war äußerst merkwürdig. Dass die Knights ausgerechnet die Kajüte bei der Inspektion vergaßen, schien dem Heiler doch sehr suspekt. Hastig und alarmiert überwand Knox den letzten Meter. “Warte-” Ein lauter Knall. Zu spät. Instinktiv kniff er die Augen zusammen und wartete, warum auch immer, auf Schmerz. Als nichts passierte und er es wagte, ein Auge ganz vorsichtig zu öffnen, knallte es erneut. Schützend hob er die Unterarme über den Kopf, allerdings wieder umsonst. Die Arme sinkend, trat der Satyrs neben die triumphierende Aileen, die ohne Zögern die Türschwelle hinter sich ließ. Hätte die Tür irgendwelche Fallen besessen … Nein, an das Szenario dachte er lieber nicht. Und wenn hier etwas Lebendiges oder Untotes kreuchte und fleuchte, bemerkte es spätestens jetzt, dass Besuch an Board war. “Hey, Aileen.”, flüsternd schlich Knox an ihre Seite, zückte dabei das Skalpell aus dem Hosenbund, während seine Augen durch die Dunkelheit wanderten, die andere Hand umhertastend. “Einigen wir uns darauf, verschlossene Dinge erst mal zu untersuchen, bevor sie geöffnet werden, okay?” Seine Stimme wirkte ernst, nachdrücklich, aber nicht böse oder nachtragend. Diesmal sind sie glücklicherweise unbeschadet davongekommen, doch Knox war kein Freund davon, das Glück aufs Spiel zu setzen. Nicht in der Fremde und blindlings.
Der junge Heiler sog scharf die Luft ein, als er irgendwo mit dem Schienbein gegen stieß, presste die Lippen fest aufeinander, um nicht laut klagend zu jaulen und die vermeintlich schlafenden Hunde zu wecken. Obwohl. Der Schuss aus Aileens Pistole war nicht gerade leise, das Verkneifen also unnötig. “Scheiße, verdammte.”, fluchte der Gepeinigte, hockte sich hin und rieb energisch das Bein. Als der pochende Schmerz langsam nachließ, richtete er sich ungelenk auf. Die Finsternis machte ihm zu schaffen, selbst sein eigener Körper schien fremd. Und schon erhellte etwas den Raum. Irritiert blickte Knox sich um, stellte dabei fest, dass er bereits inmitten des Raumes stand und die Rothaarige durch die Dringlichkeit aus Versehen überholte. Das weiße Licht stammt aus einem Kettenanhänger um ihren Hals; wohl die erwähnte Laterne, die sie draußen noch stecken lassen sollte. “Hah, gute Idee.” Grinsend hob er einen Daumen, ehe die Kajüte wieder seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Bevor er irgendwas in die Hände nahm und sich weiter bewegte, beäugte er alle offenen Ecken und Lücken in der Nähe. Ob das Knirschen und Rascheln allein durch seine Kollegin entstand, konnte er nicht immer sagen, deshalb ruhte das Skalpell noch immer zwischen den Fingern. “Achte auf frische Schrammen oder Sachen, die dir neuwertig vorkommen und nicht ins Gesamtbild passen. Dann sollte relativ schnell klar sein, ob tatsächlich jemand oder etwas hier war …” Eine Gestalt huschte trippelnd zwischen Stuhl und Bett hindurch. “... hier ist.” Knox ging in Kampfstellung - nicht, dass man die Haltung als wahrer Kämpfer ernstnehmen konnte, er war immerhin keiner. Wieder huschte die Gestalt umher, so schnell, dass man nicht ahnte, was es war. In einer anderen Ecke fiel ein Stuhl um, in der nächsten kippte ein angelehntes Bild von der Wand. Das mussten mehrere sein! Staub rieselte von einer Laterne, der Brewster blinzelte heftig: in diesem Moment streifte etwas sein Bein und ehe er den Dreck aus dem Gesicht wischen konnte, war es schon wieder fort. “Woah, was war das, hast du es gesehen?!” Ein Schauer erfasste seinen Nacken. Leere Kisten, Geschirr, alte Laken und alles was eher leichtes Gewicht hatte, schien dann und wann in Bewegung, während das Trippeln beinahe unaufhörlich die Geräuschkulisse erzeugte. Was ging hier vor? War die Kajüte deshalb verschlossen? Quatsch. Knox schnappte sich mit der anderen Hand einen Antiken Bilderrahmen und hielt ihn wie ein Schutzschild vor sich. Flüchten würde er bestimmt nicht!
Mit einem langgezogenen Knarschen schwang die aufgeschossene Türe auf und rummste dumpf, als sie gegen die Innenwand der Kajüte knallte. Zufrieden mit ihrem Werk wollte Aileen gerade eintreten, da schloss Knox - ein wenig gestresst wirkend - zur Rothaarigen auf. Oh, hey Knox., antwortete sie und wechselte dabei, wie der Igelkopf, in den Flüsterton. Der Anführer wollte, dass Aileen beim nächsten Mal ein wenig vorsichtiger vorging, damit konnte die Piratin leben. Okay, machen wir so!, flüsterte sie Knox zu und nickte dabei ernst. Vermutlich würde das sprunghafte Mädchen diese Anweisung schon wenige Augenblicke später wieder vergessen haben, doch für jetzt nahm sie sich zu Herzen. Gemeinsam mit dem Brewster trat Aileen dann in die Kapitänskajüte ein und lud die Pistole nach. Knox half auf seine eigene Art und Weise beim Untersuchen der chaotischen Räumlichkeit, aber er gab Aileen einige Anweisungen, worauf sie achten musste. Aye, aye!, antwortete sie und gab ihrem Anführer damit Bescheid, verstanden zu haben. Doch bevor es wirklich an das Untersuchen gehen konnte, kam etwas dazwischen. Das kleine Trippeln wie von einer Vielzahl an Füßlein war zu hören, immer wieder huschten kleine Schemen durch die Dunkelheit. Selbst nachdem Aileen das Leuchtfeuer Haithabus entzündet hatte und kaltes, weißes Licht den Raum in eine beinahe gespenstische Stimmung badete, konnte die Rothaarige kaum erkennen, was vor sich ging. Mit erhobener Pistole blieb Aileen stehen und blickte in den Raum. Das Chaos aus umgestürzten Möbeln und in der Kajüte verteilten Gegenständen aller Art machte es schwer, etwas genaues auszumachen. Doch als sie sah, wie sich links neben ihr eine Schranktüre bewegte, riss sie Pistole dorthin, presste die Augen zusammen und drückte ab. Krachend löste sich ein weiterer Schuss aus der Pistole, dieser schlug in dem alten Möbelstück ein. Als Aileen die Augen wieder öffnete hatte sich ihr Projektil in die Schranktüre gebohrt und das Holz war ein wenig gesplittert. Von einem sich bewegenden Scheimen oder irgendetwas, das Aileen getroffen hatte, fehlte jedoch jede Spur. Mövenkacke…, fluchte die Piratin leise vor sich hin, dann blickte sie zu Knox. Fast getroffen., meinte die Rothaarige und zuckte zusammen, als irgendwas ihren Fuß berührte. Einen Moment später musste sie sich unter einem umfallenden Kerzenständer wegducken, der zuvor irgendwie noch an der Wand gelehnt hatte. Reflexartig kniff sie die Augen zusammen und schoss sie in die Richtung, doch wieder geschah nichts. Walfischdreck!, schwor sie und schloss den Griff um ihren Pistolengriff enger. Dass sie nichts traf, ärgerte sie ein wenig. Zum Glück hatte sie da was. Knox… Weg da…, warnte sie mit angenervter Stimme den Questleiter vor, während ihre Hand - wie schon zuvor am Strand - mit arkanen Symbolen zu Leuchten begann. Dieses Mal schlangen sie sich jedoch weiter vorwärts, um die Pistole in Aileens Hand, und umschlossen diese bald schon mit goldenem Licht. Als sich der Zauber wieder gelegt hatte, hatte Aileen anstatt einer Pistole eine richtige Donnerbüchse, ein kleines Gewehr mit weitem Lauf, in der Hand. Die Seefahrerin ging auf Nummer sicher, dass Knox aus der Schussbahn war, dann drückte sie den Kolben ihrer Schrotflinte gegen die Schulter, sah über Kimme und Korn hinweg in den Raum und wartete. Tief atmete Aileen ein und hielt die Luft an, als bereite sie sich auf einen Tauchgang vor. Als sich das nächste Mal etwas bewegte, drückte die Blakesworth die Augen zu und ließ einen Schuss los. Die Schrotflinte verschoss magisch leuchtende Munition, wie hundert kleine Bannkreise, und deckte fast ein Viertel des Raumes ab. Holz brachte auseinander, Stoff von Laken und Klamotten riss, metallene Gegenstände “ding”-ten hohl auf, als sie vom Schuss getroffen wurden. Und dann war da noch ein Quietschen.
Als Aileen die Augen wieder öffnete waren viele der Möbelstücke von ihrer Schrotflinte wie durchsiebt. Das Tappsen und Trappeln wurde leise, wer oder was auch immer hier gewesen war, verzog sich auf ungesehenen Wegen weiter ins Innere des Schiffes. Mit ein klein wenig Magie ließ Aileen die Schrotflinte wieder verschwinden und blickte Knox dann mit einem entwaffnend-unschuldigen Lächeln an. Hab es verjagt!, berichtete sie stolz. Doch nicht nur das. Nachdem die Seefahrerin in die Kajüte zurückging, stieß sie erschrocken ein schrilles Kreischen aus. IIIIIIIIIIIIIHHH!!! Mit der Stiefelspitze trat sie vorsichtig und sichtlich angeekelt ein Häufchen Pelz in Knox’ Richtung, das - bei genauerer Betrachtung und mit ein wenig Fantasie - die erschossenen Überreste einer Ratte, die beinahe so groß wie eine Katze war, darstellte. Vor Abscheu zitternd kam Aileen dem Ding, sobald sie es so hingetreten hatte, dass Knox es sehen konnte, nicht näher als nötig. Das ist kein Geist, oder?
Requip: Firearms TYP:Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: Entsprechend der Klasse der beschworenen Schusswaffe: 5 / 20 / 50 / 100 / 250 MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: Dieser Zauber kann nur Schusswaffen beschwören. VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Mit Hilfe dieses Zaubers kann der Magier auf seine Taschendimension zugreifen und eine Waffe daraus beschwören. Dabei ersetzt der Anwender seine aktuelle Waffe durch die Gewählte. Das Beschwören einer Waffe dauert 10 Sekunden minus 1 Sekunde pro Level der Willenskraft.
Pistol TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 15 pro 10 Schüsse MAX. REICHWEITE: Beim Anwender, Schüsse 20 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Geschicklichkeit Level 2, Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Diese kleinkalibrige, jedoch äußerst kompatible Waffe ist eine der einfachsten Beschwörungen dieses Magieauslegers. Mit ihr lassen sich einzelne Schüsse auf Ziele abgeben, jedoch muss man manuell nachladen. Die Geschwindigkeit der Schüsse mit dieser Waffe entsprechen der Willenskraft des Anwenders minus 1, kann jedoch Level 4 nicht überschreiten. Kompatibel mit: Pistol Shot, Mud Shot, Sunlight Shot, Tornado Shot, Spark Shot, Blazing Shot, Blast Bullet, Tranquillizing Shot, Tracking Shot, Hounding Shot
Shotgun TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 20 pro Schuss MAX. REICHWEITE: Beim Anwender, Schüsse 5 Meter SPEZIELLES: Diese Waffe kann keine magische Munition laden. VORAUSSETZUNGEN: Geschicklichkeit Level 3, Willenskraft Level 3 BESCHREIBUNG: Mit dieser manuellen Waffe lassen sich wenige, aber kraftvolle Schüsse auf den Gegner angeben. Durch den besonderen Lauf dieser Waffe lassen sich großflächige Angriffe starten, die Streuung beträgt bis zu 5 Metern. Die Geschwindigkeit und Stärke dieser Schrotmunition ist gleich der Willenskraft des Anwenders, kann aber Level 6 nicht überschreiten.
Mit erhobenem Bilderrahmen sah Knox der mutigen Piratin beim Schießen zu, denn… was sollte er sonst tun? Er besaß weder eine richtige Waffe noch Kampfmagie, die in dieser Situation am nützlichsten schien. Als Kommentator wollte er nicht agieren, war so was bloß nervig und machte unnötig nervös. Doch die junge Frau schoss irgendwie wahllos umher, visierte zwar das nächste Rascheln und Trippeln an, traf aber jedes Mal weit daneben. Er löste seinen Blick von ihren Händen, die die Pistole umklammerten und suchte das Problem zunächst in ihrem Gesicht. Volltreffer. Dass sie ihre Augen beim Schießen eigentlich offen halten musste, wusste sie bestimmt selbst. Oder? Sollte der Brewster was dazu sagen? Es könnte sich dabei auch um eine besondere Technik handeln… vielleicht erst mal der hektischen Lage entkommen und keine magische Kugel im Hintern riskieren. Etwas hilflos hob der Heiler das Bild zwischendurch höher, wenn sich Geräusche in unmittelbarer Nähe regten und spannte erwartungsvoll seine Muskeln an, um mögliches Rammen standzuhalten und gegebenenfalls zustoßen zu können. Aileens kreatives, fast schon niedliches Fluchen ließ den Brewster absurderweise Schmunzeln, allerdings hütete er sich vor dem Loslachen, klang sie nämlich wirklich genervt. Außerdem war sie momentan die Einzige, die die Situation irgendwie unter Kontrolle und das, was auch immer in Schach hielt, da wollte er sie natürlich nicht aus der Bahn werfen. Nach der Warnung wechselte Knox ohne Zögern und Nachfragen die Position und beobachtete gespannt das folgende Lichtspiel ihrerseits. Er staunte nicht schlecht, zog sich aber sicherheitshalber weiter zurück, als die Magierin statt der Pistole ein kleines Gewehr in den Händen trug. Ob Aileen mit dem Ding besser zielen und treffen konnte, wagte der junge Mann zu bezweifeln,… doch dann verschoss es wie eine Maschinenpistole mehrere Kugeln auf einmal, sodass ein unbeschadetes Entkommen unmöglich war. Falls man hier wahre Schätze versteckte, waren die somit genauso zerstört wie der Rest des Mobiliars. Den Brewster störte das nicht unbedingt, denn dadurch kamen unerwünschte Besucher eventuell nicht wieder.
Der Magier reagierte nicht sofort auf die Entschuldigung der Rothaarigen, machte er noch einen prüfenden Rundumblick und versuchte das entstandene Chaos nachzuvollziehen. War das wirklich nötig? Scheinbar ja, keine verdächtigen Geräusche mehr. Als Knox schließlich zu einer Antwort ansetzte, zuckte er durch Aileens plötzliches Kreischen schockiert zusammen, fuhr eilig herum und konnte sich gerade noch bücken und so dem fliegendem Etwas ausweichen. Wieder drehte er herum, um es zu identifizieren. Doch das gestaltete sich als schwierig… “Was zum Teufel ist das? Eine mutierte Ratte? Ein Geist jedenfalls nicht.”, riet er verwirrt und hoffte auf eine wissende Aufklärung seiner Kollegin, obwohl sie ebenso keine Ahnung hatte. “Was auch immer, es lebt nicht mehr. Und der Rest davon ist wohl getürmt. Geht es dir gut?” Das Bild in die nächste Ecke werfend und das Skalpell wieder in den Hosenbund steckend, trat Knox auf sie zu und begutachtete ihren Körper kritisch. Weil die Blakesworth unverletzt wirkte und er dadurch ein bisschen entspannen konnte, stahl sich ein schiefes Grinsen auf seine Lippen. “Tut mir leid, im Kampf bin ich nicht die größte Hilfe.”, meinte der junge Mann ehrlich, wartete kurz und lief dann Richtung Ausgang. Auf dem Weg kickte er aus Sicherheitsgründen Glassplitter, Nägel und zersplittertes Holz zu den Seiten. Schob und hob kaputte, umgeworfene Möbel und andere Dinge hinterher. “Ich besitze die Heilmagie, stelle die Gesundheit also wieder her, statt sie zu gefährden.”, erklärte er die eigene Fähigkeit und wünschte ein bisschen Verständnis. Klar, er hätte sich dafür körperlich arrangieren oder den Umgang mit Waffen lernen können, doch das wollte er nach wie vor nicht. Im Vergleich zu anderen Magiearten war die Heilmagie seines Wissens nach eher selten, deshalb wollte Knox ein bisschen Ausgleich schaffen und keine Angst und Schrecken verbreiten. Natürlich musste er dafür noch um einiges mehr Lernen. Er hatte keine Ahnung, was er damit alles erreichen könnte. Auf dem Deck angekommen, holte der Satyrs tief Luft - die Abgestandene aus der Kajüte musste in den Lungen unbedingt erneuert werden. “Ich frage mich, wo die Viecher nun Unterschlupf gefunden haben. Die sind bestimmt nicht freiwillig von der Planke gesprungen. Wahrscheinlich im Rumpf.”, rätselte er, blickte jedoch zum großen Steuerrad nach oben, ehe die Holzstufen dorthin erklommen wurden. “Hast du mal ein Schiff gelenkt? Nennt man das so?” Er versuchte am Rad zu drehen, doch hakte es irgendwie fest. Schade. “Ich glaube, auf dem Deck wird nichts mehr passieren. Die Fläche ist viel zu offen für Überraschungen. Gehen wir runter, sobald auch du mit dem Umsehen fertig bist.” Geschickt verließ Knox die Steuerung und trat langsam und gespannt auf die große Luke zu. Schwärze gähnte ihm durch die Löcher entgegen. Hier war definitiv Licht nötig. "Warum schießt du eigentlich mit geschlossenen Augen?", fragte er dann doch noch neugierig und versuchte die Frage wie nebenbei klingen zu lassen, so als wäre sie ihm gerade wieder in den Sinn gekommen.
Angewidert blickte Aileen auf das erschossene Tier. Die Schrotflinte hatte nur wenig zurückgelassen, was noch wirklich zu identifizieren war, aber die zerschossenen Reste sahen tatsächlich wie eine Ratte aus - eine katzengroße Ratte. Sich vor Ekel schüttelnd blieb sie dem toten Ding fern und blickte stattdessen zu Knox. Der war hübscher anzusehen. Ich hab noch keinen Geis gesehen, aber das ist glaube ich echt keiner., meinte sie. Von der ganzen Action eben raste ihr Herz, schlug wild pochend von innen gegen die Brust und Aileen meinte, hören zu können, wie ihr das Blut durch die Adern rauschte. Das war aufregend gewesen! Die hellblauen Augen fuhren wach hin und her, sprangen von Knox durch den Raum und ständig wieder zurück. Mir geht’s gut, ja!, antwortete die rothaarige Freibeuterin auf die Frage des Heilers, ob denn bei ihr alles in Ordnung war. Zwar zitterte die Piratin noch ein wenig, doch das kam von der Aufregung her. Oder der Kälte. Oder beidem. Das Trappeln und Krabbeln war mittlerweile verstummt, in der Kajüte rieselte nur noch Staub wi feiner Schnee durch die Luft. Knox machte Anstalten, den Raum zu verlassen und räumte dabei einen Weg frei. Aileen fühlte sich ein wenig schuldig, da sie das Chaos ja verursacht hatte, trottete dem Strubbelkopf dennoch dicht auf den Versen hinterher. Du kannst heilen? Woooaaah!!, stieß Aileen ernsthaft beeindruckt aus. Auch wenn ihr Vater stets versucht hatte, die Tochter von den eher härteren Seiten des Piratendaseins fernzuhalten, so war es doch nicht immer ganz möglich gewesen, die Wahrheit vor Aileen fern zu halten. Manchmal waren von einem Überfall Leute einfach nicht mehr zurück gekommen. Und einmal, da hatte der einäugige Chip auch noch einen Arm verloren. Die Schreie des Piraten und den ein oder anderen Blick, den die Piratentochter auf die schreckliche Verletzung erhaschen konnte, bevor Corrick sie unter Deck gebracht hatte, hatten sie viele Nächte in Alpträumen begleitet. Dass Knox in der Lage war, Menschen so richtig zu heilen, das sah Aileen als eine viel beeindruckendere Gabe an als alle Gewehre der Welt aus ihrem Hut zu ziehen. Cool… Mit großen Augen und einer noch viel größeren Meinung von Knox trat Aileen ebenfalls an Deck. Das Leuchtfeuer Haithabus ließ sie erlischen, hier draußen schien der Mond wieder hell genug auf die beiden Magier hinab, dass sie auch ohne die kleine Laterne sehen konnten. Danke, Papi…, flüsterte Aileen leise und steckte die Silberkette wieder in die Tasche. Sie hatte den Anhänger einst von ihrem Vater bekommen und warum auch immer - Aileen konnte es sich selbst nicht ganz erklären - dachte sie stets an ihren Vater, wenn das fahle Licht des Leuchtfeuers entzündet wurde.
Die Worte des Brewsters ergaben Sinn. Ja, bestimmt weiter im Schiff unten. Das war eine Begegnung, auf die die Rothaarige sich ganz und gar nicht freuen würde. Mehr von den Dingern. Grinsend betrachtete Aileen, mit hinter dem Hintern verschränkten Händen, wie Knox zum Steuerrad schlenderte und daran zu drehen versuchte. Dass es nicht klappte sprach dafür, dass es noch mit dem Ruder verbunden war. Klar. Mein Papa hat mich oft steuern lassen. Aber nur auf hoher See, nicht im Hafen oder so., erzählte die Freibeuterin gesprächig und musste an die schönen Zeiten zurückdenken. Eine nach Salzwasser riechende Brise fuhr ihr durch das Haar, sodass sie den Hut festhalten musste. Ich will gerne mal wieder…, sprach sie - fast schon ein wenig wehmütig - voller Melancholie aus. Doch von einem Moment auf den anderen war dieser Anflug von Kummer wieder verschwunden, als es daran gehen sollte, endlich unter Deck zu gehen. Vorsichtig, nicht auf dem schräg stehenden Schiff durch die Gegnd zu rutschen, arbeitete die Piratin sich auf hohen Hacken zu der großen Luke, die in den Laderaum unter Deck führte. Doch die Frage des Brewsters erwischte Aileen ein wenig auf dem kalten Fuß. Tu ich das?, wollte sie neugierig wissen. Es war ihr selber nicht aufgefallen, dass sie bei jedem Schuss - ganz unterbewusst - die Augen zusammen gekniffen hatte. Da muss ich mal besser darauf aufpassen., fuhr sie ein wenig nachdenklich fort. Und “nachdenklich” passte nicht so recht zu Aileen. Besser war es, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Hast du sowas wie eine Lampe oder so?, meinte sie und blickte sich suchend nach einer Kiste oder einem Fass mit Pechfackeln um. Manchmal gab es sowas an Deck. Meine Laterne kann ich noch nicht so lange am Stück benutzen.
Mist. Da war Knox mit der letzten Frage doch geradewegs ins Fettnäpfchen getreten. Manchmal war die zwischenmenschliche Kommunikation schwierig, vor allem in einer Welt voller Magie. Die Existenz von fragwürdigen Techniken, während man einen Zauber wirkte, gab es bestimmt, wieso dann nicht mit geschlossenen Augen schießen? Leider war das bei Aileen nicht der Fall, wie anfangs hin und her vermutet. Eine Fifty-fifty-Chance vermasselt, so ein Pech. Nächste Frage: darauf eingehen oder ignorieren? Stillschweigend überlegte der Brewster, sah sich derweil flüchtig nach etwas um, das als provisorische Lichtquelle dienen konnte. Natürlich hatte er keine Lampe oder Ähnliches dabei. Gemächlich schlenderte der Heiler über das Deck, nachdem er erfolglos dem suchenden Blick der Rothaarigen folgte, linste in zerstörte Fässer und Kisten. Einfach hineinfassen ließ er lieber bleiben, auch wenn das spärliche Mondlicht nicht besonders hilfreich war, stieß stattdessen die weniger kaputten Behälter mit einem Fuß um. Zeitgleich schluckte Knox aufkeimende Anmerkungen bezüglich des Nachteils hinunter, da Aileen selbst auf die Idee kam, darauf zu achten. Scheinbar nahm sie die Erwähnung gefasst auf, zum Glück. Ob er wegen Licht noch mal in der Kajüte nachsehen sollte? Als er sich zur Kollegin umdrehte, fiel sein Blick zufällig auf einen Fackelhalter, der neben dem Türrahmen fast von den dunklen Schatten verschlungen wurde. Die Fackel darin war zur Hälfte abgebrannt, der Rest sollte aber für den Abstieg vorerst reichen. Im Rumpf gab es mit Sicherheit mehr davon. “Schräg hinter dir steckt eine Fackel in der Halterung. Ich hoffe, du kannst sie irgendwie anzünden.” Beim nächsten Einkauf musste er unbedingt an Streichhölzer denken, denn der Bergmensch hatte peinlicherweise keine Ahnung, wie man Feuer ohne die üblichen Hilfsmittel entfachte. Heute Abend fielen ihm erstaunlich viele Kleinigkeiten auf, die er in Zukunft verbessern könnte und sollte.
Als die neue Lichtquelle schließlich gebar, trat Knox deutlich motivierter an die Luke heran und rüttelte ein paar Mal energisch am Holzgitter, bis es ächzend nachgab und wie eine Buchseite - nur schwerfälliger - aufklappte. Auch diese Aktion war nicht sonderlich leise, aber sei’s drum, der Zug war nach der ersten und zweiten und dritten schon längst abgefahren. Möglicherweise war Krach machen sogar irgendwie vorteilhaft im Sinne von wem oder was auch immer die Stirn bieten. Man musste alle Optionen einfach mit Optimismus begegnen, dann klappte die riskante Vorgehensweise irgendwie. “Halte die Fackel bitte so weit wie möglich in die Tiefe, ich versuche mir dann einen ersten Überblick zu verschaffen.”, eröffnete Knox den neuen Plan, der damit eigentlich auch das Ende fand. Die Magier wussten ja nicht, was dort unten abgesehen von den mutierten Ratten lauerte. Bevor Aileen jedoch unüberlegt ihren Arm auf dem Silbertablett servierte, schnappte sich der Heiler ein kleines Stück Holz und ließ es mit Schwung in das Loch fallen. Als nichts passierte, nickte er ihr zu. Während die leuchtende Fackel langsam sank, spähte Knox mit Argusaugen in den Abgrund, bereit, die junge Frau zurückzuziehen, falls nötig. Er legte sich auf den Bauch, sobald die Piratin ihre Grenze erreichte und streckte seinen Kopf in das Innere. Der Hohlraum war sehr geräumig, das Licht war nicht in der Lage, alles zu erfassen, doch da, wo es die Umrisse entblößte, schien keine Auffälligkeiten vorhanden zu sein. Wie in der Kajüte zuvor gab es im Rumpf allerlei Gerümpel zu entdecken, mal mehr und mal weniger kaputt. Außerdem standen an den Seiten verrutschte Kanonen und die dazugehörigen Kugeln waren überall verstreut. Einige von ihnen steckten sogar im Boden und in den Wänden, als hätte jemand aus Spaß oder Langeweile Kugelstoßen praktiziert. Und dann spürte der junge Mann das Blut in den Kopf laufen, deshalb verließ er die unangenehme Position, setzte sich an den Rand und ließ seine Beine herunter baumeln. Kurze Pause. “Ich werde mich nach unten begeben und sage dir Bescheid, wenn du mir folgen kannst.” Gesagt, getan. Ein dumpfes Geräusch verriet seinen Aufprall, nachdem er am Rand hing und die Finger löste. Für einen Moment wagte er nicht zu atmen und auch keine Bewegung. Doch wieder passierte nichts. “Die Luft ist rein. Wirf die Fackel einfach- hmpf!” Von wegen rein. Noch ein dumpfer Ton, dann ein über den Boden zerrendes Geräusch, ein Poltern und Stille. Weiterhin Dunkelheit. Leises, hektisches Murmeln und Zischen flutete bald aus der hintersten Ecke. Man könnte an einen intensiven Streit zwischen zwei erhitzte Gemüter denken, eine Stimme hysterisch hoch, die andere brummend tief.
Knox machte sich, während Aileen sich nach eine Fackel umsah, daran, das große, schwere Gitter, das den Eingang zum Unterdeck, in den Bauch des Schiffes, versperrte, zu öffnen. Er demonstrierte seine Kraft und Technik, trat das Ding quasi durch die Gegend. Währenddessen hatte Aileen auch, mit ein wenig Hilfe des Igelkopfes, endlich eine Fackel gefunden. Nun musste sie das blöde Ding nur noch irgendwie anbekommen… Krieg’ ich hin!!, rief Aileen guter Dinge zu ihrem Partner hinüber. Ihre Augen huschten die Umgebung der Fackel an, suchten nach Zunder, Feuerstein, Streichhölzern, einer Feuer-Lacrima oder dergleichen, fand allerdings nichts. Unschöne Worte leise vor sich hinmurmelnd zog die Piratentochter ein weiteres Mal ihren Hut aus und griff hinein. Wie zuvor zog sie eine Pistole heraus, spannte den Hebel, legte Kimme und Korn an und holte tief Luft. Jetzt wird’s heiß…, sprach sie leise - beinahe schon an die Fackel selbst gerichtet - aus und drückte ab. Ein Schuss löste sich lautstark, der in grellen, beinahe schon weißen Flammen leuchtete. Das Blast Bullet schlug in das ober Viertel der Fackel ein, blieb darin stecken und entzündete sie binnen Sekundenbruchteilen. Phew…, atmete Aileen erleichtert auf. Sie merkte, dass der ganze Einsatz ihrer Magie sie langsam an ihre Grenzen brachte. Und dabei hatten die beiden noch nicht einmal ansatzweise herausgefunden, was denn hier wirklich vor sich ging. Nicht gut, Aileen…, scholt sie sich selbst in Gedanken, während sie den Hut wieder auf den Kopf setzte, die Pistole in den Gürtel steckte und dann - endlich - die Fackel zu Knox brachte.
Der gab Aileen die Anweisung, den Rumpf möglichst weit auszuleuchten. Auf seine Bitte hin nickte Aileen, begab sich ihrerseits kurz in die Hocke nur um daraufhin ebenfalls auf den Bauch zu legen. Hnngh…, entwich es ihr, als sie sich gegen den Holzboden presste und den Arm möglichst weit in die Tiefe zu strecken. Der Fackelschein reichte nicht aus, um das Unterdeck ganz zu erhellen. Nur unförmige Objekte und ein brüchiger, morscher Boden, auf dem weitere Kadaver dieses Rattenvieher verstreut waren, gab es zu sehen. Die Ecken und Wände des Schiffsbauches hatten undurchblickbare Dunkelheit wie Schleier aus Schatten an sich gezogen. Also ich seh’ nix…, gab Aileen ihre fachmännische Einschätzung zum besten. Dann beschloß Knox, als erstes nach unten zu hüpfen. Aye, Aye!, erwiderte die Seefahrerin auf seinen Vorschlag, als erstes runterzuhüpfen. Die Rothaarige hatte ein etwas mulmiges Gefühl, in den Schiffsrumpf vorzudringen, doch war er der einzige Ort, der noch übrig war, und Knox und Aileen hatten ihre Quest zu erledigen. Pass auf dich auf., wisperte sie Knox noch besorgt zu, doch der hatte sich schon in die Tiefe fallen lassen. Ffump… Dumpf landete der Magier auf morschen Dielen, der kleine Hüpfer ließ Staub von der Decke auf den Wuschelkopf herabregnen. Aileen blickte ihm hinterher, er blickte auf soweit alles gut. Es war alleine dort unten, also wollte ihm die Kaptainstochter die Fackel hinterherwerfen, doch just in diesem Moment erklang ein weiterer dumpfer Aufprall von unten und Aileen verlor Knox - der mitten im Satz einfach umgekippt zu sein schien - aus den Augen. KNOOX!!, rief sie entsetzt hinterher. Sofort war alle Vorsicht, alle Angst vergessen. Instinktiv öffnete Aileen die Finger, gab das rußige Holz frei und blickte dem Licht hinterher, als es unten auf den Planken aufschlug und, von der Schräglage des Schiffes verursacht, in Richtung einer der Wände rollte. Dann tat sie es der Fackel gleich. Geschickt fing Aileen ihren Sturz ab, richtete sich auf. Die Fackel lag einige Meter weit von ihr entfernt, im Schatten des Rumpfes, konnte die Seefahrerin stimmen hören. Nein, nein, nein, warum, warum? Die Stimme brummte tief, gemächlich, doch ließen sie einiges an Verzweiflung erkennen. Er wollte uns holen, ganz bestimmt! Verzweiflung sprach auch aus der zweiten Stimme, die sich schrill und hohl beinahe zu überschlagen schien. Nun hat er uns gesehen. Aileen zog sirrend das Entermesser aus ihrer Schwertscheide. Da ist noch wer! Schnell ging sie auf die Fackel zu. Ich sehe sie auch. Verdammt, Aileen sah die beiden nicht. Doch sie hatte die Lichtquelle erreicht. Mit der Fackel links und dem säbelartigen Schwert rechts lief sie langsam, rückwärts von den Stimmen weg. Lauf nicht, Kind. Bringt doch nix. Da geht’s nicht weiter. Da hatte die Stimme recht, Aileen wusste nur zu gut, dass sie geradewegs in eine Sackgasse lief. Wir tun dir nix…, sprach die erste Stimme, dann lachte die zweite hohl und gehässig. Kommt mich doch holen, ihr Hafenbeckenkapitäne!!, rief Aileen in die Finsternis. Langsam konnte sie etwas erkennen. Ihr näherte sich - aus dem Schatten des Rumpfes - eine Person. Sie war groß gebaut und muskulös, wirkte beinahe schon aufgedunsen. Auch wenn Aileen noch nicht mehr als die Silhouette erkennen konnte wusste sie doch, dass sie hier einen argen Muskelprotz vor sich hatte. Aber wo war die zweite Person? Komm, komm zu uns! Langsam konnte Aileen die nahende Wand hinter sich spüren. Der Mann näherte sich ihr immer weiter, doch damit entfernte er sich wenigstens von Aileens Partner - oder? Komm schon, Knox…, dachte sie. Wenn Knox wieder zu Bewusstsein kommen würde, dann könnte er Aileen helfen! Dass der Heilmagier wenige Minuten zuvor lang und breit erklärt hatte, dass er in einem Kampf keine Hilfe war, hatte die Piratentochter schon wieder vergessen.
Requip: Firearms TYP:Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: Entsprechend der Klasse der beschworenen Schusswaffe: 5 / 20 / 50 / 100 / 250 MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: Dieser Zauber kann nur Schusswaffen beschwören. VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Mit Hilfe dieses Zaubers kann der Magier auf seine Taschendimension zugreifen und eine Waffe daraus beschwören. Dabei ersetzt der Anwender seine aktuelle Waffe durch die Gewählte. Das Beschwören einer Waffe dauert 10 Sekunden minus 1 Sekunde pro Level der Willenskraft.
Blast Bullet TYP: Elementlose Magie ELEMENT: Feuer KLASSE: II ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH:40 44 MAX. REICHWEITE: --- SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3 BESCHREIBUNG: Bei diesem Munitionstypen handelt es sich um konzentrierte Feuerkugeln, die bei einem Treffer schwere Verbrennungen hinterlassen.
Den unvermittelt stumpfen Schlag gegen den Hinterkopf spürte Knox in dem Moment kaum, wunderte er sich zunächst über das plötzliche Auftreten der Benommenheit und Herabsinken des Körpers, obwohl er nicht den Befehl dazu gab. Auch seine Stimme schien verloren, konnte er seinen Satz weder beenden noch Aileen vor wen oder was auch immer warnen. Der betäubte Brewster wurde ohne jegliche Gegenwehr am Kragen gepackt und mit Leichtigkeit weiter ins Innere des Rumpfes gezogen, während er still und heimlich um das Halten des Bewusstseins kämpfte, das vor seinen flatternden Lidern flimmerte. Seine Verwirrung ließ ihn keinen klaren Gedanken formen und die Benebelung den hängenden Kopf auf dem Hals hin und her rollen, der schlaffe Körper wie eine Marionette ohne Fäden. Der entsetzte Schrei von Aileen und die Stimmen der Unbekannten klangen dumpf, so als wäre Knox mit beiden Ohren unter Wasser. Weil das T-Shirt durch eine fremde Hand hochgezogen wurde, sammelte der nackte Unterrücken sowie die Unterarme lose Holzsplitter auf, die ihn später garantiert noch quälen würden. “Nein, nein, nein, warum tust du das? Warum bringst du ihn nach Hause?” Wiederholte das Brummen weinerlich, aber konkreter als zuvor. Der Schlag war nicht allzu stark; mehr überraschend, deshalb klarte der Verstand des Geschädigten bereits langsam, aber sicher auf. Der Körper wurde nur schleppend hinter sich her gezogen, der Angreifer war vermutlich riesig und machte große, schwerfällige Schritte. Im nächsten Moment lud man den jungen Mann in eine Art Wohnecke mit einer provisorischen Schlafstelle mit allerlei Kram ab, ehe man von ihm abließ und sich dem nächsten Störenfried widmete. Als der große, breite Mann - wie der Satyrs nun irgendwie erkennen konnte - ihm den Rücken kehrte und auf die provokante Aileen zustapfte, sah er sich im Kerzenschein hilfesuchend um. Er tastete am Hosenbund und stellte fest, dass sein Skalpell verschwunden war. “Sie haben uns entdeckt! Ich hole auch die andere…”, fauchte die zweite Stimme schrill zurück, die Knox niemandem zuordnen konnte. Immer noch leicht benommen rappelte er sich mühsam auf, nachdem er auf dem Boden suchend einen leeren, zerbeulten Metallbecher in die Hand nahm. Leise fluchend fing er den größten Schwenker beim Aufstehen gerade so ab, indem er gegen einen Holzpfeiler taumelte, dabei zum Glück keinen Krach machte.
“Nein, lassen wir sie in Ruhe, dann lassen sie uns bestimmt auch in Ruhe…” “Sei nicht dumm! Die wollen uns von hier vertreiben!” Ein lautes Wehklagen. Auf halbem Wege schien der Große mit sich selbst zu ringen und hielt seinen massigen Kopf mit beiden Pranken, als würde er von starkem Schmerz geplagt werden. Er versuchte ihn durch ein kräftiges Kopfschütteln abzuwerfen, so gewaltsam, dass sein gedrungener Körper einen Satz zur Seite machen musste, um nicht wie ein großer Baum umzustürzen. Aufgrund des schweren Gewichts sackte das gesamte Wrack noch ein Stück weiter in Schieflage, sodass Gerümpel und Plunder auf die andere Seite rutschten. Da Knox noch am Pfeiler stand, war er größtenteils geschützt. Die Gunst der Stunde und den Lärm nutzte er für seine eigene Fortbewegung, die noch ein bisschen wackelig vonstattenging. Zeit, um sich die vermeintliche Wunde am Kopf zu kümmern, blieb ihm im Augenblick nicht; Adrenalin sei Dank konnte er diesen Umstand vorerst ignorieren, denn Aileen war wichtiger. Der kleine Riese war nämlich wieder startklar und dabei den nächsten Schritt zu setzen - sein verstreutes Hab und Gut wich einfach seiner massiven Masse. Knox bemühte sich darum, sein Schatten zu sein, damit er dem ganzen Krempel nicht erst ausweichen musste, was durch die überwiegend anhaltende Dunkelheit problematisch wäre. Als die beiden der Fackel und somit auch Aileen nahe waren, wechselte der junge Heiler den Schatten, indem er hinter einen umgeworfenen Tisch huschte. Etwas blitzte auf dem Boden der anderen Seite auf: das Skalpell! “Ich will das nicht. Was hast du mit ihnen vor…?”, jammerte der große Mann, der im Schein der Fackel tatsächlich einem lebendigen Fleischberg glich und die Pranken nach der Piratin ausstreckte, die nun noch etwa zwei Meter entfernt war. “Wir werden sie einfach essen! Niemand wird wissen, dass wir sie verschwinden ließen…”, kicherte die hohe Stimme, die auch von dem kleinen Riesen stammte! Er hatte gar keinen Komplizen! Er war… krank? Vernunft und Wahnsinn in Zwietracht, gefährliche Kombination. Das gute Zureden funktionierte wahrscheinlich nur bedingt, die beiden Magier mussten den Mann erst irgendwie überwältigen und festsetzen. Bevor er Hand anlegen konnte, richtete Knox sich hinter der Tischplatte auf. “HEY, DU!”, rief er laut aus und hob den Becher wurfbereit hoch. Sobald der Berg von der Kollegin abließ und umdrehte, schmetterte der Brewster das Trinkgefäß so fest er konnte gegen den Kopf von ihm. Er jaulte auf und patschte eine Pranke gegen seine Schläfe, während ihn seine Beine Richtung Knox trugen. Ewig konnte das Hin und Her nicht weitergehen, sie mussten hier raus! Im Rumpf hatten sie kaum Spielraum, dem Riesen war das wohl egal. Der zerschmetterte einfach alles auf seinem Weg. Vielleicht fanden die beiden eine brüchige Stelle im Rumpf, den er mit seinem Körper versehentlich durchbrechen könnte… Für eine Räuberleiter war keine Zeit. “Aileen! Wir müssen hier raus oder ihn überwältigen!”, gab er die gedachten Optionen preis. Daraufhin gluckste der Mann amüsiert, wirbelte gefährlich mit seinen fleischigen Armen herum. Aber vielleicht hatte sie auch eine andere Idee? Das Pochen im Kopf meldete sich durch das Ausweichen und den schnellen Bewegungen zurück und erinnerte Knox daran, dass das nicht lange gut ging. Dazu stieg leichte Übelkeit hoch. Plötzlich brach der Große mit einem Fuß durch eine morsche Stelle im Holzboden, blieb unglücklich stecken und stürzte gegen die nächste Wand, die unter dem Gewicht ächzend nachgab. “Das ist unsere Chance!”, keuchte der Heiler angestrengt. Für was? Für das K. O. oder die Flucht durch die beinahe zerbrochene Wand? Oder beides? Noch konnte der Fremde sich wehren.
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