Ortsname: Heather Beach Art: Freifläche Spezielles: --- Beschreibung: An der südlichsten Stelle Fiores gelegen befindet sich ein breiter Strandabschnitt, der die allgemein eher milde untere Hälfte des Königreiches mit einem fast schon tropischen Flair abschließt. Mit ein paar dichten Waldabschnitten nicht weit entfernt, fast immer heißen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein sowie echten Kokosnusspalmen hat dieser Strand alles, was man sich von einem Urlaub erhoffen könnte. Um ordentlich Touristen anzulocken stehen hier viele mietbare Liegen, zwei ordentliche Volleyballplätze und ein Haufen kleiner Wagen, die manuell herum geschoben werden, um Eis und andere Snacks und Getränke zu verkaufen.
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Der Fluss der Zeit... brennt alle Hoffnung nieder... That odd woman... | Cracked Mirror, Awaken!
„Man kann nie vorbereitet genug sein… aber ich gebe mein Bestes.“, entgegnete Álvaro auf die Bemerkungen von Arkos. Die Reaktion des Rotschopfs war nachvollziehbar, denn immerhin war es für ihn nicht mehr als ein kleiner Job. Für Álvaro ging es hier um die Sicherheit seines Vaterlandes. Darüber hinaus hatte Álvaro in seinem Leben bereits so einen großen Haufen an Scheiße verursacht, dass er gar nicht merkte, wie beschissen sein Verhalten war. Manchmal widerte es ihn selbst an. Trotzdem war es auch ein Zeichen dafür, dass Álvaro sich vergaß und nicht vorsichtig genug war, denn schließlich sollte niemand merken, dass es für ihn hier um deutlich mehr ging. Wenigstens bei Esmées Bedenken konnte Álvaro sich Arkos anschließen. „Im Exil kann man sich seine Beschützer nicht immer aussuchen.“ Álvaro war bewusst, dass dies gleichzeitig eine Spiegelung der Realität für Esmée war. Sicher hätte sie sich Erial und Álvaro auch nicht ausgesucht, wenn sie freie Wahl gehabt hätte, aber sie waren nun mal die einzigen, die verfügbar waren. „Der Prinz wird das sicher auch wissen.“
Dann war es auch soweit und das Boot des besagten Prinzen erreichte den Strand an dem die Magier warteten. Es war auffällig, dass das kleine Boot deutlich weniger prunkvoll als die Fregatte des Prinzen war. Hatten sie das Boot vielleicht auf ihrer Reise aufgelesen? Oder war es einfach Strategie? Für einen Adeligen war es oft von Vorteil sich nicht als solcher auszugeben. Das schien Álvaro jedoch schwierig, wenn das riesige Schiff am Horizont ankerte. Vielleicht klärt sich die Sache im Gespräch… Lange würde Álvaro auf diese Antwort nicht warten müssen, denn drei Personen stiegen aus dem Boot, dass gerade am Strand angelegt hatte. Sofort nahm Álvaro die Haltung ein, die ihm am Hof gelehrt wurde: Aufrecht, herausgestreckte Brust, die Hände hinter seinem Rücken. Wenn die Optik nichts her machte, dann wenigstens die Körpersprache. Arkos schien das ähnlich zu sehen, doch gleichzeitig war Álvaro sich nicht mehr so sicher, ob das alles so wichtig war, denn die andere Truppe schien kein deutlich besseres Bild abzugeben. Eine lange Reise kann Menschen verändern… Der großgewachsene Mann schien wie ein erfahrener Seemann und schien am ehesten ein Spiegelbild Álvaros zu sein, während der blonde Schönling wohl am ehesten Arkos zuzuordnen war. Jetzt fehlte nur noch ein wunderschöner, großer, gut gebauter, junger König, doch von dem fehlte jede Spur. Stattdessen verließ ein pummeliger, kleiner, unbeholfener Junge das Boot an letzter Stelle und suchte nach der Prinzessin. Immerhin ist er jung. Wirklich verwundern konnte der Anblick den de Bosco nicht. Er hatte schon etliche Adelige getroffen und wusste, dass das Bild des weißen Ritters nur selten zutraf. Reichtum und Macht machten träge und faul und nicht überall herrschte ein so disziplinarischer Grundton wie im Königshaus von Bosco.
Arkos riss das Gespräch als erstes an sich und machte seinen Job ganz okay. Für Álvaros Geschmack trug er sehr dick auf und sprach recht hochgestochen, doch auch hier wusste Álvaro aus Erfahrung, dass es leider weniger von manch einem Adeligen entfernt war, als er sich wünschen würde. Er machte ihre Position klar und spielte den Ball sofort an den Prinzen zurück, der wegen der Worte des Schmieds sofort errötete. „Das freut mich zu hören! Auch ich… habe auf der langen Reise an nichts anderes gedacht als an meine zukünftige Königin.“ Seine Stimme wirkte unsicher und er hatte wohl noch einen langen Weg vor sich bevor er irgendeinen Thron bestiegt. Viel interessanter war jedoch, wie er die letzte Frage von Arkos beantwortete. „Natürlich kann ich meine adelige Herkunft beweisen…“ Simon wühlte in seiner Brusttasche, während seine beiden Leibwächter sich nicht rührten. Nach einiger Zeit zog er einen kleinen Ring hervor. „Das Reisen für einen Prinzen unter seiner Flagge kann sehr gefährlich sein. Für mich sogar noch gefährlicher und ihr werdet gleich verstehen, warum…“ Seine Stimme wurde langsam sicherer als würde er sich an die Situation gewöhnen. Dann warf er den Ring in Richtung der drei Magier… oder wollte das jedenfalls tun, denn der Ring flog nicht weit genug und landete einige Schritte vor Álvaro im Sand, was die Sicherheit des Prinzen sofort wieder verschwinden ließ. Vorsichtig machte Álvaro einen Schritt nach vorn, ohne den Blick zu senken, um auf einen etwaigen Hinterhalt vorbereitet zu sein. Dann bückte er sich, um den Ring aufzuheben und stockte kurz als er das Wappen erblickte. Das kann nicht…?! Dann richtete er sich wieder auf, machte vorsichtig einen Schritt nach hinten und reichte den Ring zuerst nach hinten an Esmée. Der goldene Ring zeigte nicht weniger als eine blaue Sonne: Das Wappen von Bosco. Mehrere Gedanken schossen dem Boxer gleichzeitig durch den Kopf. Konnte das wirklich sein? Er war lange nicht in Bosco gewesen und wusste nicht, wie Prinz Raoul sich entwickelt hatte. Gleichzeitig hatte er keine Ahnung, ob es noch einen anderen Verwandten gab, der vielleicht nun die Rolle des Prinzen annehmen würde. Wie sollte er nun vorgehen? Arkos war sicherlich nur beruhigt, dass sie nicht das Königreich Bosco gewählt hatten. Er wusste jedoch nichts über alles, was hinter den Kulissen vorging und so konnte Álvaro nicht offen reden. Wie würde Esmée reagieren? Sie kannte sich besser damit aus, was in Bosco vorging, aber konnte sie sich kontrollieren? Álvaro brauchte mehr Informationen. „Es ist auch mir eine Ehre euch kennenzulernen, königliche Hoheit.“ Álvaro deutete nun eine leichte Verbeugung an. „Wie geht es eurem Königreich? Unsere letzten Informationen sind, dass eine Rebellion euer Land bedroht.“ Es war ein absurder Gedanke, dass sich zufällig zwei Fraktionen aus Bosco hier versammelten.
Das musste ein grausiger Scherz sein! Zuerst blickte Esmée zu dem ersten Mann mit den markanten Gesichtszügen, dann zu dem zweiten Mann, der noch immer verwegen lächelte und mit Leichtigkeit jedes Herz zum Schmelzen bringen konnte. Und dann… dann wanderte ihr Blick wieder zum Prinzen. Dieses kleine, pickelige Ding, das sich mit jeder Silbe, die ihm unsicher über die Lippen kam, weiter entfernte von dem Idealbild, das er versuchte, auszustrahlen. Arkos war es, der zuerst das Sprechen begann und beim Anblick des beinahe lüsternen Blickes des Prinzen lief es der 19-Jährigen eiskalt den Rücken herab. Welche normale Frau würde bei so jemandem bitte erröten?! Mitnichten verzehrte sie sich nach diesem Prinzen! Esmée, der es gerade vollkommen egal war, wie oberflächlich ihr Urteil war, wollte widersprechen, biss sich im letzten Moment allerdings auf die Zunge. Nein, es gab gerade wichtigere Dinge. Sie mussten herausfinden, was das für ein Prinz war und warum er in Fiore nach einer Prinzessin suchte. Wenn das hieß, dass sie als Lockvogel für ein pubertäres Schweinchen herhalten musste… dann musste Esmée das über sich ergehen lassen. Zum Wohle des Königreiches!
Die de Bosco musste zugeben, dass Arkos seine Sache insgesamt nicht schlecht machte. Auch seine Frage nach einem Beweis über die adelige Herkunft war mehr als sinnvoll. Es würde ihnen bereits weiterhelfen, zu wissen, woher genau Prinz Simon stammte. Natürlich war Esmée nicht mehr auf dem aktuellsten Stand, was die Umstände der königlichen Familien umliegender Länder anging, aber sie war sicher, dass ihr Wissen ausreichen würde, um Prinz Simon besser einordnen zu können. Die Dunkelhaarige wurde hellhörig, als der Fremde davon sprach, dass es für einen Prinzen wie ihn besonders gefährlich sein könnte, sein Wappen offen zur Schau zu stellen. Sie ging diverse Optionen gedanklich durch, aber als ihr wenige Augenblicke später durch Álvaro ein Siegelring nach hinten gereicht wurde, stockte Esmée der Atem. Ihre Gedankengänge glichen sich mit jenen des älteren Boxers: Das kann nicht sein Die junge Frau hielt einen Ring in der Hand, auf dessen Oberseite eindeutig das hellblaue Wappen ihres eigenen Heimatlandes abgebildet war: Bosco. Die Satyrs Magierin sah wieder auf und ganz kurz keimte Hoffnung in ihr auf. Sie dachte an ihren Bruder Raoul, an den Verlust, den sein Verschwinden nicht nur für das ganze Königreich, sondern auch für sie persönlich bedeutet hatte. Doch die Hoffnung erstarb, kaum dass die de Bosco den Prinzen auf der anderen Seite nochmals unter die Lupe genommen hatte. Das da war auf keinen Fall Raoul. Außerdem hatte er sich als Prinz Simon vorgestellt, ein Name, der nicht einmal nach ihrem Heimatland Bosco klang. Mit dem Daumen stricht Esmée über den Siegelring, begann dann, vorsichtig mit dem Fingernagel über die Farbe zu kratzen. Sie musste nicht einmal viel Kraft aufwenden, um einen winzigen Kratzer in dem Siegel zu hinterlassen. Wäre dieser Siegelring echt, wäre das absolut unmöglich. Nein, das hier war alles eine Lüge, dieses kleine Schwein spielte ein Schauspiel. Die Tatsache, dass er sich ausgerechnet ihres Heimatlandes dafür bediente, machte Esmée unendlich wütend. Eine Wut, von der Prinz Simon natürlich noch überhaupt nichts mitbekommen hatte, weshalb er auf die zuletzt gestellte Frage Álvaros antwortete: “Ihr habt Recht, mein Heimatland wird von Rebellen bedroht, die nicht zuletzt meinen Vater vergifteten.“ Ihren… ihren Vater?! Nein! Nicht auch noch ihr Vater. Das Herz der Explosionsmagierin blieb erneut stehen. “Aber meine Mutter ist noch dort und führt mutig den Kampf gegen die Feinde Boscos. Eine unglaublich starke Frau. Sie schickte mich fort, um mit einer neuen Armee zurückzukehren. Einer Armee... und einer Frau, mit der gemeinsam ich das Land anführen werde.“ Dann wurde es Esmée klar: Auch das war alles nicht mehr als eine Lüge. Dieser Prinz Simon verwechselte die Tatsachen. Es war nicht der König der vergiftet wurde, sondern die Königin. Und daher hatte auch nicht die Königin das Zepter in Bosco übernommen, sondern König Enzo. Hätte dieser Prinz sich nicht zumindest gut über die Umstände in Bosco informieren können? Es war eine Achterbahn der Gefühle, die die Prinzessin gerade über sich ergehen lassen musste und die schlussendlich in brodelndem Zorn endete. Sie trat von hinten auf Álvaro und Arkos zu, wobei sie letzterem den zerkratzten Siegelring mit mehr Nachdruck, als nötig gewesen wäre, ebenso nochmals in die Hand drückte. Vielleicht wäre es besser gewesen, sich weiterhin im Hintergrund zu halten und den Männern das sprechen zu überlassen. Aber die de Bosco konnte nicht weiter mit anhören, wie sich jemand den Namen ihrer Familie aneignete, um Lügengeschichten zu verbreiten. Und so war es die Stimme der Prinzessin, die aus dem Hintergrund ertönte: „Ihr lügt“, stellte sie ungehalten fest. Sie hätte so viel mehr sagen können, um zu begründen, warum Prinz Simon nicht aus Bosco stammen konnte. Aber wofür sie sich schlussendlich entschied, war: „Der Siegelring ist eine Fälschung. Eure Geschichte stimmt nicht. Wer seid ihr wirklich? Und wagt es nicht, erneut zu lügen.“ Eine Drohung schwang im Unterton mit, wenngleich Esmée selbst nicht wusste, was genau sie tun würde. Aber sollte dieses Schwein es wagen, sich auch nur noch eine Sekunde als Prinz von Bosco auszugeben, konnte die 19-Jährige für nichts mehr garantieren, so viel stand fest.
Arkos verstand wirklich nicht so recht, was Álvaro mit dem Stein bezweckte. Aber solange er ihn stecken ließ, war wohl alles gut soweit. Der Rotschopf war sich weiterhin nicht wirklich sicher, worauf dieses Gespräch überhaupt hinauslaufen sollte... und wer davon nachher etwas haben sollte. Grundsätzlich war es ihm zwar nicht furchtbar wichtig, wieso dieser Auftrag ausgeführt werden sollte und zumindest kurios war die Antwort des Prinzen hier ja schon, aber... es stellte sich doch trotzdem die Frage, warum die Gilden sich auf so einen Auftrag überhaupt einließen. Hm. Sehr seltsam.
Nun ja. Gesagt, getan, der Anfang war gemacht. Arkos hatte - seiner Meinung nach - einen guten Start hingelegt, um aus dem Prinzen zumindest ein paar Anfangsinformationen herauszulocken. Der Prinz reagierte ungefähr so auf seine Worte, wie Arkos es sich erhofft hatte, nur fast nicht begeistert genug. Aber sei es drum, wichtig waren die Ergebnisse, und Simon schien tatsächlich beweisen zu wollen, dass er adliger Herkunft war. Tatsächlich spürte der Aurelius so absolut gar nichts in diesem Moment - es war ihm im Prinzip schlicht und einfach egal, was hier herauskam. Schließlich verstand er nicht einmal genau, wieso es genau relevant war, ob Simon nun ein Prinz war oder nicht. Er zog einen Ring aus seiner Brusttasche und warnte förmlich noch vor seinem Siegel. Arkos runzelte leicht die Stirn und musterte seine Leibwächter für einen Moment. Sie waren wirklich sehr diszipliniert. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er gesagt, sie würden nicht einmal richtig atmen. Davon konnte man sich ja an Haltung noch etwas abgucken!
Álvaro übernahm es, den Ring aufzuheben. Das kurze Zögern entging Arkos nicht, dessen Talent für das Beobachten sich mal wieder zeigte. War irgendetwas gegen seine Erwartung passiert? Die goldfarbenen Augen des Schmieds huschten zu dem Prinz, der abzuwarten schien, was passierte, und dann für einen Moment wieder zur Seite zu dem Dunkelhaarigen, der der 'Prinzessin' das Schmuckstück überreichte. Arkos hatte nur einen flüchtigen Blick darauf werfen können, aber irgendwie hatte er sich einen Siegelring ein wenig pompöser vorgestellt. Falls es denn so etwas darstellen sollte. Wie sonst würde man seine adlige Herkunft beweisen, wenn nicht mit einem offiziellen Zeichen der eigenen Autorität? Nun ja. Das Wappen auf dem Ring kam ihm bekannt vor, aber so ganz genau konnte er es nicht zuordnen, wenn das nicht auch schon zuvor klar gewesen war - er war kein sonderlicher Experte, was royale Insignien betraf. Die Worte von Alvaro hingegen... klärten das schnell auf. Ach, ernsthaft? Ein Blinzeln von Arkos. Der Prinz war der Prinz von Bosco. Wie spannend. Na, gut, dass sie nicht entschieden hatten, auch aus Bosco zu kommen. Wäre ja schon ein wenig seltsam gewesen, oder? Aber es war ja noch nicht vorbei: Arkos blieb still und aufrecht, aber seine Aufmerksamkeit lag halbwegs hinter ihm, wo Esmée stand, die den Ring zu untersuchen schien. Er hörte kaum wahrnehmbare Kratzgeräusche, während Alvaro weitere Informationen herauszufinden versuchte. Die bekam er auch, aber... Moment, hatte es nicht gehießen, dass die Königin ermorden worden war? Normalerweise hätte sich Arkos wohl am Kopf gekratzt, ließ es aber. Wer war er schon, diese Geschichte anzuzweifeln? Gerade als er sich Gedanken darüber machte, wie er Esmée noch ein wenig weiter in die Scheiße reiten konnte (die Gelegenheit war halt verdammt günstig), trat eben jene von hinten an ihre 'Beschützer' heran und drückte ihm den Siegelring in die Hand. Seine Augen weiteten sich ein wenig, und ihm gingen zwei Gedanken durch den Kopf - erstens, seit wann er bereits wieder derart unprofessionell geworden war. Und zweitens... dass Esmée wütend aussah. Und nicht genauso wütend wie vorhin, sondern anders wütend. Der Schmied trat unwillkürlich einen kleinen Schritt zur Seite, um die Dunkelhaarige durchzulassen. Was ging denn nun ab?
Esmée beschuldigte den Prinzen mit einem Nachdruck und einem unterdrückten Zorn in der Stimme derart sicher der Lüge, dass Arkos ihr nahezu sofort glaubte. Für einen Moment hatte er überlegt, ob sie den kleinen Mann nur unter Druck setzn wollte, aber ehrlich gesagt wirkte das überhaupt nicht so. Er konnte zumindest ein wenig einschätzen, wie Esmée war, wenn sie versuchte hinterlistig zu sein - oder wenn sie ernst wurde. Das hier wirkte ziemlich ernst. Sein Körper spannte sich ein wenig unwillkürlich an, erneut, und er warf einen Blick auf den Ring in seiner Hand. Er hob ihn interessiert an und musterte das Schmückstück einen Moment. Er war kein furchtbar erfahrener Goldschmied, aber selbst sein ungeschultes Auge konnte in dem Werksstück Ungleichmäßigkeiten feststellen - irgendwie war sein Auge heute erstaunlich scharf, fand er. Er sah Dinge in diesem Werk, was er sonst nie sah. Kleine Dellen, minimalistische Kratzer, winzige Fehler - alles geschrieben in der Arbeit, und Beweis für zumindest eher minderwertige Arbeit. Mal ganz abgesehen von den Kratzern, die Esmée hinterlassen hatte. Erinner dich daran, wenn du sie das nächste Mal reizt, sagte er sich ein wenig nachdenklich und fragte sich, wie viel Schaden diese Fingernägel wohl so anrichten konnten.
Also, was tat der Prinz? Sein Gesichtsausdruck hatte sich erst aufgelockert, als Esmée nach vorne getreten war, und war dann von erstaunt zu erschüttert zu entsetzt gewechselt. War es wirklich eine Lüge? Arkos packte den Ring ein wenig fester. "D-d-das ist eine bösartige Unterstellung! Gute Prinzessin, ihr müsstet doch sehen, wen ihr hier vor euch habt!" Der kleine Prinz plusterte sich ein wenig auf, und sein Gesicht wurde ein wenig rot - ein wenig fleckig. "Ich habe einen Beweis angeführt, wer ich bin. Dieser Ring dort ist keine Fälschung und soll Euren Finger zieren, gute Prinzessin." Kurz schien er zu zögern und verschränkte dann die Arme. "Wenn Ihr denn beweisen könnt, d-d-das ihr überhaupt eine Prinzessin seid." Arkos legte den Kopf ein wenig schief. Simon hatte wohl recht, das würden sie nicht können. Das war eine kleine Lücke in ihrem Plan. Niemand hier war eine Prinzessin, wie also würden sie es beweisen können? "Gemach, Prinzessin", sagte er also sanft und legte vorsichtig eine Hand auf die Schulter von Esmée, sah ihr kurz in die Augen. "Sir Simon hat sicherlich eine lange Reise hinter sich, mit Strapazen, die man sich kaum vorstellen kann." "G-ganz recht. Es war sehr beschwerlich!" Das nahm er dem Kerl allerdings witzigerweise komplett ab. "Und das nur, um Euch zu finden!" Auch das... Arkos glaubte irgendwie nicht, dass er log. Wo also war die fehlende Verbindung - was stimmte an Simons Geschichte nicht? "Ich kenne mich mit Schmuckstücken aus", behauptete Arkos sanft und hob den Ring hoch. "Ein Schmuckstück dieser Schönheit und Qualität, ein Siegelring, der Euch ausweist... sicherlich ist er von herausragender Bedeutung und Langlebigkeit, so wie Eure Blutlinie?" "Ähm", machte Simon jetzt ein wenig verdattert. "... sicherlich!", fuhr er dann fort und Arkos nickte. "Natürlich. Das sieht man sofort." Er legte den Ring auf einen der größeren Steine des Strandes und löste seinen Hammer von seinem Gürtel. Langsam hob er ihn an seine Seite, das Werkzeug, das ihm in die Wiege gelegt worden war. "Ignite", murmelte er. Mit einem Mal brach die Waffe in Flammen aus und eine glühende Schicht aus züngelnden Flammen legte sich um den Hammerkopf. Wegen dem Style, und so. Arkos rotierte den Hammer einmal in seiner Hand, holte Luft, während ein paar Funken von der Waffe abstoben. "Haltet doch e-", rief der Prinz noch, aber es war zu spät. Arkos holte aus, hob den Hammer weit über den Kopf und ließ ihn mit einiger Wucht auf den Stein niedergehen, auf dem er lag. Ein Klirren ertönte, dann ein lautes Knacken, und Staub wirbelte ein wenig herum.
Das erste, was die Anwesenden wieder sahen, nachdem sich der Staub langsam legte, war ein goldenes Glühen, welches von dem Hammer ausging. Es sah anders aus als das Glühen der Flammen. Als wieder alles sichtbar war, konnte man Arkos erkennen, der vollkommen irritiert seinen Hammer ansah. An diesem waren kleine Risse zu erkennen, die goldfarben glühten, und so etwas wie goldenen Licht schien von dem Kopf der Waffe... herunterzutropfen. Es war ein unwirklicher Anblick, der aber... plötzlich wieder verschwand. Arkos sah immer noch irritiert aus, räusperte sich dann aber, bückte sich und griff in die Trümmer des Steines, den er mit zerschlagen hatte, und holte einen vollkommen zerstörten 'Siegelring' heraus. Er war verbogen und gerissen, und das Siegel war komplett zerstört. Er warf einen Blick auf die Splitter zwischen dem Steinstaub. "Einfaches Glas", sagte er und warf das 'Werksstück' zwischen dem Prinzen und Esmée in den Sand. "So etwas kann ich an einem Nachmittag herstellen. Ich fürchte, ich kann kaum zulassen, dass meine Prinzessin diesen Ring am Finger trägt", erklärte er trocken und fand es trotz allem immer noch witzig, so über Esmée zu sprechen.
Alvaro blieb ruhig während Prinz seine Antwort formulierte. Sie beruhigte ihn, weil sie die meisten Fragen beantwortete, die er hatte. Leider machte sie ihn auch wütend, denn sie wies stark darauf hin, dass diese ganze Aktion hier Zeitverschwendung war. Er mochte zwar nicht über alles im Bilde sein, was in den letzten 20 Jahren in Bosco passiert war, allerdings wusste er mit ziemlicher Sicherheit, dass seine Cousine tot war und der König noch lebte. Die Anwesenheit von Arkos hinderte ihn jedoch daran, den Prinzen direkt zu konfrontieren, denn so wie Arkos sich bisher verhalten hatte, würde er im Anschluss wieder Fragen stellen. Unangenehme, richtige, nervige und schlüssige Fragen. Was nun? Alvaro fand sich selten in einer Situation in der er nicht sofort wusste, was er tun sollte. Jetzt wollte er weder das Spiel des falschen Prinzen weiterspielen, noch irgendwelche Anhaltspunkte für die Neugierde von Arkos liefern.
All diese Überlegungen zerstreuten sich jedoch schnell als Esmée in sein Blickfeld trat und den Prinzen der Lüge bezichtigte und wirklich kein Blatt vor den Mund nahm. Wer konnte es ihr verübeln? Immerhin war es die tragische Geschichte ihrer eigenen Familie, die Simon sich aneignete. Esmée hatte kaum Distanz zu der Geschichte und jetzt drängte sich die Frage auf, ob es nicht Alvaros Aufgabe gewesen wäre, das früher zu erkennen und einzuschreiten, statt zu denken. Der vermeintliche Prinz versuchte seine Geschichte zu verteidigen, denn er konnte ja nicht wissen, dass gleich zwei wahrhaftige Mitglieder der Königsfamilie von Bosco vor ihm standen. So richtig nahm Alvaro gar nicht war, welche halbgaren Argumente der Prinz hervorbrachte, denn auch wenn das Vortreten von Esmée ein unnötig großes Risiko war, gab es ihm gleichzeitig mehr Freiraum zu agieren und er hatte vor genau das zu tun.
Selbstbewusst trat Alvaro einen Schritt nach vorne, doch bevor er etwas sagen konnte, kam Arkos ihm zuvor und füllte die Stille nach der Verteidigung des Prinzen mit einer eindrucksvollen Vorstellung. Ich wusste doch, dass er ein fähiger Magier ist, so wie der aussieht... Ungeachtet davon, wie die kürzlichen Fragen des Schmiede, Alvaro nervten, sah er sich in deinen Einschätzungen zu Arkos bestätigt. Da er selbst wenig Kontakt zu Magiern gehabt hatte, erreichte die Demonstration Alvaro genauso wie Simon mit dem Unterschied, dass sie bei Alvaro lediglich Respekt und keine Angst auslöste. …aber ich dachte wir wollten nicht drohen? Den entsprechenden Kommentar verkniffen der Boxer sich, um die Situation nicht zu torpedieren, sah es aber gleichzeitig als Freigabe, dass Arkos die Dinge wohl doch nicht so ernst nahm. Das war auch besser so, denn Alvaro konnte förmlich riechen, dass sie kurz vor einer Konfrontation standen.
„M-Mein Ring!“, stammelte Simon empört. „Das ist königliches Eigentum! Wisst ihr, was ihr da getan habt?“ Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben und er schien sich nicht ganz sicher zu sein, wie er mit der Situation umgehen sollte, weshalb Álvaro beschloss, ihm ein wenig auf die Sprünge zu helfen. „Meint ihr, ihr könnt das Königreich Enca verspotten? Meint ihr, wir – die mächtigen Männer von Enca – können Gold und Juwelen nicht von billigem Fummel unterscheiden?!“, das tiefe Grollen seiner Stimme hallte über den Strand hinweg und Simon zuckte zusammen. „Ich bin der rechtmäßige Prinz von Bosco! Was fällt euch ein?“ Simon schien sich langsam wieder zu fangen und gewann etwas Festigkeit in seiner Stimme zurück. Irgendwie war es auch beeindruckend, wie sehr er an seiner Geschichte festhielt. „In meiner Heimat würde man euch für solch eine Frechheit köpfen!“ Diese Aussage war gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt und scheinbar war sie gleichzeitig ein Stichwort für seine Leibwächter, die sich erstmals seit ihrem Eintreffen regten. Der Schönling griff zu einem Schwertgriff und der große Seebär wollte scheinbar zu einer Pistole greifen. Das werde ich dir schon austreiben. Vielleicht war es eine Überreaktion, aber Álvaro wollte auf keinen Fall riskieren, dass Esmée angeschossen wurde. In einer fließenden Bewegung zog Álvaro den Stein aus seiner Tasche, den Arkos so sehr fürchtete und zielte mit voller Kraft auf das Bein des Hünen, um diesen zu Fall zu bringen. „Wagt es nicht die Prinzessin von Enca zu bedro-“ Álvaro rechnete damit, dass der Stein das Schienbein des Hünen zerschmetterte und diesen zu Boden brachte, doch stattdessen wurde seine Ansprache durch ein lautes Krachen unterbrochen als der Stein in das kleine Ruderboot hinter der drei Männern einschlug. Sofort verengten sich die Augen von Álvaro zu Schlitzen, denn er war sich sicher, dass er den Mann getroffen hatte. Der Stein war allerdings einfach durch die Person hindurch geflogen, als wäre er lediglich ein Geist. "Moment mal." Langsam stampfte er auf den Mann zu während Simon schützend die Hände vor sich hielt. „Bleibt mir vom Leib oder ihr kriegt die Kraft meiner Leibgarde aus Bosco zu spüren!“ Alvaro ließ sich davon nicht beirren, bis er schließlich vor dem Hünen stand, der immer noch keine Mine verzog. Als Álvaro seine Hand ausstreckte, ging diese einfach durch den Mann hindurch ohne, dass dieser sich in irgendeiner Weise regte. „Die ganze Kraft der Leibgarde von Bosco?“Was Erial wohl dazu sagen würde? Álvaros Blick verfinsterte sich als er mit der Hand vor dem Hünen herumfuchtelte und sich kein Muskel im Gesicht des Mannes regte. „Was wird hier gespielt? Sagt uns sofort, wer ihr seid und was ihr hier wollt, wenn ihr nicht den geballten Zorn der Leibgarde von Enca spüren wollt.“ Álvaro konnte sich schon denken, dass es sich wieder um irgendeinen Hokuspokus handelte.
Dieser schmierige, widerliche, abstoßende, ekelhafte, abscheuliche… es waren zu viele Adjektive, als dass die Dunkelhaarige sich auf ein einzelnes Wort hätte reduzieren können. Zorn stand in ihren hellblauen Seelenspiegeln geschrieben und nur mit größter Mühe konnte sich die junge Frau zurückhalten. Am liebsten hätte sie diesem Mann eine Ohrfeige verpasst, das ihm Hören und Sehen verging – oder schlimmeres. „Eher friert die Hölle ein, als dass ein solcher Schund meinen Finger ziert“, zischte die 19-Jährige und holte Luft, denn sie war noch lange nicht am Ende ihrer Schimpftirade angekommen. Aber es war Arkos, der ihr zuvorkam. Beschwichtigend legte der Schmied eine Hand auf der Schulter der Prinzessin ab und schaffte es damit tatsächlich, Esmée wieder mehr zu Sinnen kommen zu lassen. Sie erinnerte sich daran, was ihre eigentliche Rolle war und dass sie vorhatten, Informationen aus dieser kleinen Ratte herauszuholen. Sie, als angebliche Prinzessin des Königreiches Enca, sollte sich im Hintergrund halten. Sie schluckte jedweden weiteren Kommentar herunter und nickte, überließ stattdessen dem Aurelius das Spielfeld. Nur kurzzeitig verengten sich die Augen der Dunkelhaarigen, als sie hörte, welch Qualität dieser Siegelring angeblich haben sollte…
… aber dann war es Erstaunen, das über das Gesicht der jungen Frau huschte.
Was war denn das gewesen? Nicht die Tatsache, dass Arkos den Siegelring mithilfe seines Hammers hatte zerstören können, war es, was Verwunderung in Esmée auslöste. Es war vielmehr die Art, wie der Rothaarige es getan hatte. Was war das für ein goldenes Glühen gewesen, das von seinem Hammer ausgegangen war? Dieses Licht? Ganz eindeutig: Auch Arkos selbst hatte damit nicht gerechnet. Erstaunt hatten seine Seelenspiegel die eigene Waffe gemustert, ehe er sich wieder auf die Aufgabe konzentrierte. Etwas, das Esmée sich als Vorbild nahm und sich ebenso wieder dem angeblichen Prinzen zuwandte. Ganz vergessen konnte sie den Anblick des leuchtenden Hammers dennoch nicht. Sollte sie den Schmied später nochmal darauf ansprechen?
Als wäre das nicht schon genug gewesen, nahm das Chaos weiterhin seinen Lauf. Immer noch behauptete Prinz Simon (ob der Typ wirklich Simon hieß?), dass es königliches Eigentum wäre, das soeben zerstört worden war. Königliches Eigentum? „Den König möchte ich sehen, der sich mit billigem Glas schmückt.“ Dieser Winzling verstand offensichtlich nicht, wann er verloren hatte. Er gab seiner Leibgarde ein Zeichen und es kam Bewegung ins Spiel. Schneller, als Esmée es erfassen konnte, zog Álvaro einen Stein hervor und schleuderte ihn auf einen der Männer. Aber der Stein… er flog einfach durch den Mann hindurch! Das konnte doch nicht sein, oder? Nur kurzzeitig war die Prinzessin irritiert, dann verstand sie allmählich. Und spätestens, als Álvaro seine Hand ausstreckte und ohne jedes Hindernis durch einen der beiden hübschen Männer hindurchgriff, als bestünden ihre Körper aus nicht mehr als Luft, war Esmée sich sicher: Das alles hier war nicht mehr als ein riesiges, verdammt miserables Schauspiel. Warum musste er ausgerechnet Bosco in diese Sache reinziehen?, dachte sich die 19-Jährige und seufzte stumm. Natürlich war sie immer noch wütend, schämte sich gleichzeitig aber auch in solch einem Ausmaß fremd, dass sie schon fast wieder Mitleid hatte.
Aber nur fast.
“Ich… ich kann das erklären!“, stammelte Prinz Simon und sein hektischer Blick wechselte panisch zwischen seiner Leibgarde und dem erbosten Álvaro hin und her. Lange hatte er seine Fassade aufrechterhalten, aber jetzt, in diesem Moment, schien er zu verstehen, dass es keinen Sinn mehr hatte. Die Tarnung war aufgeflogen, seine Geschichte als Prinz von Bosco geplatzt. Der Mann schluckte, hob dann die Hand und schnippte mit seinen dicklichen Wurstfingern. Ein Zeichen, das die Leibgarde verschwinden ließ. Einfach so. Und nicht nur das: Auch das gigantische Schiff, das noch immer auf den seichten Wellen schaukelte, löste sich in Luft auf. Esmée konnte gar nicht fassen, was sie da sah: Dort, wo eben noch der riesige Kahn eines Königshauses gewesen war, schipperte nun eine ziemlich heruntergekommene Nussschale. War dieser Typ etwa mit diesem Ding übers Meer gefahren? “Um ehrlich zu sein, bin ich gar kein Prinz.“ „Was Ihr nicht sagt“, war der Kommentar, der Esmée herausrutschte. Prinz Simon – wie auch immer er nun in Wirklichkeit hieß – ließ sich davon allerdings nicht beirren. „Eigentlich bin ich ein Fischer, der eine Vorliebe für kleine Abenteuer und große Geschichten hat. Und ein bisschen Magie beherrsche ich auch. Vor kurzem verschlug es mich in die Nähe eines Piratennestes. Ich konnte mich nicht zurückhalten und bin, getarnt durch eine Illusion, dorthin gefahren. Dort konnte ich so einige spannende Geschichten aufschnappen… unter anderem jene, dass es eine Prinzessin geben soll, die in Fiore untergetaucht ist. Sie sprachen darüber, wie wunderschön diese Prinzessin sei und was sie so alles mit ihr anstellen würden, wenn sie sie fänden. Sie haben es sehr detailliert beschrieben..." Prinz Simon hüstelte, um seine errötenden Wangen zu überspielen. "Angeblich würde diese Prinzessin nur darauf warten, gefunden zu werden. Und dann… nunja, es klang alles so verlockend. Ich dachte mir, warum nicht ich? Was, wenn ich derjenige bin, der die Prinzessin findet und ehelicht? Könnte ich dann nicht selbst ein Teil einer großartigen Geschichte werden?“ Also war das alles wirklich nicht mehr als eine gigantische Lüge gewesen. Arkos, Álvaro und auch Esmée hatten all diese Strapazen vollkommen umsonst auf sich genommen. Obwohl es die Dunkelhaarige doch skeptisch stimmte. War es Zufall gewesen, dass diese Piraten über eine verschollene Prinzessin in Fiore gesprochen hatten? Oder… hatten sie wohlmöglich wirklich auf Esmée angespielt? Die junge Frau wechselte einen schnellen Blick mit Álvaro, ehe sie einen Schritt vortrat: „Ihr solltet Euch schämen, Euch mit fremden Namen zu schmücken.“ Und obwohl sie sich damit selbst verleugnete, fügte die junge Frau an: „So wenig, wie ihr ein Prinz seid, bin ich eine Prinzessin. Wir sind Magier und ihr seid in unsere Falle getappt. Die großartige Geschichte, die Ihr Euch ersonnen habt, endet hiermit.“ Prinz Simon schnaubte, aber er widersprach nicht. Esmée wandte sich an ihre Kollegen: „Was fangen wir nun mit ihm an? Mitnehmen?“ Am liebsten hätte die junge Frau diesen Mann dafür, dass er den Namen ihrer Familie in den Schmutz gezogen hatte, in den Kerker geworfen. Aber hier in Fiore hatte sie kaum die Befugnisse dafür. Sie war sich nicht einmal sicher, ob er mit seinen Lügen eine echte Straftat begangen hatte. Vielleicht reichte es auch aus, ihm einen kleinen Schrecken einzujagen, damit er nicht auf die Idee kam, so etwas nochmal zu probieren?
Arkos fühlte sich kein bisschen schlecht, dass er das Ding zerstört hatte. Nicht nur, dass es dem Kerl als 'Beweis' gedient hatte und somit nun diesen Zweck eindeutig nicht mehr erfüllen konnte - sondern auch, weil er somit ein ziemlich schlechtes Werkstück kaputt gemacht hatte. Das war schon in Ordnung so, fand er. Und trotzdem... während die anderen beiden Kollegen die Fäden aufsammelten, die er hatte liegen lassen, und das Gespräch mit Simon weiterführten, stand Arkos wieder gerade da und verfolgte die Szene, zumindest oberflächlich. Seine Gedanken aber waren für einen Moment eher bei dem Hammer und dessen goldenen Schein. So etwas war bisher noch nie passiert, nicht beim Schmieden noch beim Kämpfen. Es schien irgendeine Reaktion darauf zu sein, dass er das Stück zerstört hatte... oder, weil er sein Mana hineingeleitet hatte? Der Rotschopf war immer noch mächtig verwirrt, und beschloss, seinen Ziehvater darauf anzusprechen. Einen Reim machen konnte er sich auf das Vorkommnis nicht, aber er konnte jetzt auch schlecht ausprobieren, ob das noch einmal funktionieren würde.
Seine Aufmerksamkeit wurde wieder auf die Szenerie gezogen, als Álvaro jetzt doch nach seinem Stein griff. Arkos wäre beinahe eingeschritten, weil er trotzdem nicht das Gefühl hatte, dass ein Kampf angemessen war. Andererseits zogen sie ihre Waffen zuerst. Der Schmied machte sich bereit und wartete ab - und wurde Zeuge einer sehr kuriosen Szene. Der... Stein von Álvaro flog einfach durch den einen Mann hindurch, und daraufhin veränderte sich das Gespräch ziemlich schnell. Simon sah sich so sehr in die Ecke gedrängt, dass er nicht mehr leisten konnte als leere Drohungen, bis er eindeutig einsah, dass es nichts mehr zu gewinnen gab. Arkos lockerte seine Haltung und die Erklärung von Simon war... schwach, irgendwie. Nicht, dass er ihm nicht glaubte, es war nur so, dass Arkos von dem Kerl ein wenig enttäuscht war. Irgendwie hatte er gehofft, dass ein wenig mehr hinter dem 'Prinzen' steckte, und wenn es nur war, um Esmée ein wenig zu ärgern. Andererseits... der Rotschopf schien zu überlegen, während SImon nach und nach seine Geschichte auftischte und sich somit mehr oder weniger den drei Magiern ergab. Diese Mann hier war überhaupt kein Problem. Er hatte eines, aber eine Gefahr stellte er definitiv nicht dar. Arkos war versucht zu fragen, was denn der Inhalt der detaillierten Beschreibungen gewesen war, aber unterdrückte vorerst das Verlangen danach... weil er den Gedanken plötzlich doch nicht mehr ganz so attraktiv fand. Esmee packte wieder ihre strenge 'Wie kannst du es wagen'-Tonlage aus (nur dass es in diesem Falle 'Ihr solltet euch schämen' war), und eröffnete dem Mann, dass sie gar keine Prinzessin war. Offenbar war Simon schon irgendwie klar gewesen, dass das nicht der Fall war - was er ihm nicht einmal übel nehmen konnte. Immerhin hatte Arkos Magie angewandt und hatte sich eher als Handwerker, als als Leibwache geoutet. Es gab aber noch etwas, was ihn an der Sache noch interessierte. Er sah einmal zu Esmée und Álvaro, aber auch die dunkelhaarige 'Prinzessin' schien nicht ganz zu wissen, wie sie jetzt mit dem Illusionisten umgehen sollte. Hm. "Mitnehmen?" Arkos schüttelte den Kopf. "Er hat nichts getan außer die Klappe weit aufzureißen." Kurz schwieg er und warf Simon einen Blick zu. "Allerdings würde wahrscheinlich nicht jeder so gnädig sein. Stell dir mal vor, du würdest auf echten Adel treffen. Die würden dir ohne Rücksicht auf Verluste deine Nussschale versenken und dich gleich hinterherschmeißen." Der Mann erblich ein wenig, aber wahrscheinlich würde das auch wenig helfen. Aber Arkos war halt niemand, der laufend Leute bedrohte. Álvaro konnte das deutlich besser als er... "Aber eine Sache wäre da noch..." Arkos legte den Kopf ein wenig auf die Seite. "Wer hat denn diese Geschichten verbreitet? Er muss ja irgendwie... verlässlich sein, oder zumindest nicht volltrunken und für's Lügen bekannt sein." Simon schien nachzudenken - dann erhellte sich sein Gesicht ein wenig. "Wenn ich euch den Namen sage, d-dann sind wir aber quitt!" Arkos seufzte leise. "Immer noch am Handeln?", brummte er und zuckte mit den Schultern. Ihm war das wurscht. "Ich glaube, der Kerl hiel Alaric... oder Afromik... hm... Alfric!" Er nickte. "Alfric hießt er, und schien zumindest lokal bekannt zu sein! Das war der einzige Name, den ich dort aufschnappen konnte." Mit diesen Worten sah er die Anwesenden noch einmal an, schniefte leicht und warf noch einen kurzen Blick auf Esmée - der Blick zeugte zumindest davon, dass er ihren Anblick nicht so schnell vergessen würde. Dann drehte er sich um. "Adios!", quiekte er, sprang in sein Boot und paddelte viel schneller als erwartet wieder aufs Wasser hinaus.
Arkos drehte sich zu seinen Kollegen. "War das jetzt in irgendeiner Form wertvolle Information? Es klingt für mich, als hätte da einfach jemand Seemannsgarn erzählt." Interessant fand der Rotschopf allerdings, wieso sich jemand so etwas ausdenken sollte. War jetzt nicht so, als wäre es wahrscheinlich, dass eine Prinzessin hier irgendwo herumstaktste. Schon seltsam. In Seemannsgarn steckte ja für gewöhnlich ein wahrer Kern...
Nun war das Kartenhaus, welches Simon sich zugegebenermaßen ziemlich leidenschaftlich aufgebaut hatte, komplett in sich zusammengefallen und er rückte mit der Wahrheit heraus. Einer Wahrheit, die dafür sorgte, dass Alvaro einen pochenden Schmerz in seinem Schädel verspürte. Verschlägt es eigentlich nur Vollidioten nach Fiore? Wie sollte er seinem Job ordentlich nachgehen, wenn irgendwelche Leute behaupteten sie hätten Verbindungen zu einer Prinzessin? Darüber hinaus schien dieser Mann sich keine Gedanken gemacht zu haben, welche Auswirkungen seine Lüge haben würde, denn Esmée und Arkos mussten ihm dies scheinbar erst klar machen.
Alvaro hätte genug Stoff, um diesem Mann jetzt ebenfalls eine Predigt zu halten. Eine lange Predigt an deren Ende Simon nicht mehr als ein kleiner Wurm wäre. Er entschied sich jedoch dagegen, denn er hatte zu große Angst, dass er das wahr machte, was Arkos beim Anblick des Steins befürchtet hatte. Die Wut darüber, dass dieser ganze Ausflug eine einzige Verschwendung von Geld und Zeit gewesen war, machte es ihm schon jetzt schwer genug sich zu kontrollieren. Weitere Wörter aus dem Mund dieses Schwätzers würden das definitiv nicht verbessern, denn hier gab es nichts weiter zu holen.
Das war es jedenfalls, was Alvaro dachte. Denn gerade als er sich schon bereit machte, sehr euphorisch zuzustimmen, dieses ganze sinnlose Theater endlich hinter sich zu lassen, fiel ein Name, der ihn aufhorchen lies. Alfric…? Er kannte jemanden aus Bosco, der auf diesen Namen hörte, was ihn nachdenklich stimmte. Seine Zustimmung dazu abzuziehen, äußerte sich daher lediglich in einem Nicken. Sein weiterhin grimmiger Gesichtsausdruck und seine allgemeine Art machten dies aber wahrscheinlich nicht weiter verdächtig. Wie hieß er? Alfric… Asbury. Ein Kopfgeldjäger aus Bosco, der sich durch seine Dienste für die Krone den Titel eines Lords verdient hatte. Als Alvaro noch beim Militär war, hatte er mit dem Hound zusammengearbeitet. Er war ein ambitionierter Mann, der seinem Job sehr passionierte und effektiv nach ging. Würde er seinen Status wirklich riskieren und sich gegen die Krone stellen? Konnten die Rebellen so viel überhaupt bieten? Wenn ja, war er schon da? Keine voreiligen Schlüsse ziehen. Alfric war sicher kein seltener Name. Er klang nicht nach Fiore, aber stammte ja auch aus irgendeinem Piratenhort. Zumal gab es wenig Grund, warum er bereits auf Fiore gestoßen sein sollte. Es war zwar seine Profession, aber auch so jemand bräuchte Zeit, um seine Verbindungen in allen Ländern spielen zu lassen. Wahrscheinlich war es nur ein Zufall, der nichts bedeutete. Vielleicht aber auch nicht, weshalb es zumindest eine weitere Spur war, die er auf dem Schirm haben sollte. In jedem Fall hatte diese Mission damit immerhin einen kleinen Mehrwert gehabt, auch wenn er das Gespräch mit Simon trotzdem nicht weiter vertiefen wollte. „Lasst uns gehen.“, richtete Alvaro an seine Begleiter ohne Simon weitere Beachtung zu schenken. „Es reicht mir, dass ich mich wahrscheinlich für die Rückreise mit irgendeinem idiotischen Betrüger rumschlagen muss.“ Die Begegnung mit dem Kutscher saß immer noch tief und seine finanzielle Lage hatte sich seitdem nur verschlechtert. „Da binde ich mir nicht noch einen weiteren ans Bein.“Damit wandte die Gruppe sich ab und hin ging den Strand hinauf. Je früher sie wieder in Heather waren, desto schneller konnte er sich überlegen, wie er wieder nach Maldina kam.
„Seht ihr? Sie sind überall! Auf der Veranda! Im Wohnzimmer! In den Bädern! Auf dem Dach! Ich weiß nicht mal, wie sie da hoch gekommen sind! Ich habe seit Monaten die Leiter nicht mehr gefunden!“
Sichtlich aufgebracht stand Ethaniel mit den beiden Magiern am Strand, die heute dafür zuständig waren, sein Haus zu säubern. Nicht im Sinne davon, Dreck und Müll loszuwerden, sondern es von... Zombies zu säubern. Offenbar hatte er gefeiert, so sehr, dass weder er, noch seine Gäste mitbekommen hatten, wie sich das Haus zunehmend mit Zombies aufgefüllt hatten. Die Variante, mit der man nicht reden konnte, was sie vermutlich nicht so sehr von den anderen betrunkenen Gästen um drei Uhr früh unterschied. Das nahm Iron zumindest an. Sein Leben war nie an den Punkt gekommen, an dem er sich so wenig unter Kontrolle hatte. „Na hoppla, so soll das natürlich nicht sein“, stellte er fest und bestätigte mit einem Nicken die Sorgen des Auftraggebers. Ja, das waren echt eine ganze Menge Zombies. „Und... ihr habt echt überhaupt nicht bemerkt, wie die aufgetaucht sind?“ „Gar nicht. Die sind einfach mit der Zeit gekommen... und als ich aufgewacht bin, sah das Haus so aus.“ „Huiuiui... Da sitzt du ja ganz schön in den Zwiebeln.“
Gut, wahrscheinlich wollte Ethaniel Millieu nicht Zustimmung dafür hören, dass er ein Problem hatte. Das wusste er. Die bessere Nachricht: Es war wohl niemandem etwas passiert. Die Zombies waren nicht sonderlich aggressiv, eher apathisch, und alle bekannten Partygäste waren gesund und sicher wieder zuhause angekommen. Das Einzige, was noch zu erledigen war, war also, das Privatgelände wieder frei zu räumen. Ein Kreischen im Himmel ertönte, als ein Falke gen Strand hinab stürzte, und Iron streckte einen Arm aus, sodass sein lieber Vogel Steel sicher darauf langen konnte. „Kein Grund zur Sorge“, versicherte der Hase mit einem amüsierten Lächeln. „Das Haus kriegen wir schnell wieder leer, dann ist alles wieder Tipp-Topp, hopp.“ „Das will ich doch hoffen.“ Der Erbe verschränkte die Arme vor der Brust und stöhnte. „Passt nur auf, dass ihr nichts kaputt oder dreckig macht...“
Es war ein denkwürdiger Tag. Absolut eines roten Kreuzes im Kalender wert. Vielleicht sollte sogar ein nationaler Feiertag daraus gemacht werden, denn...Taiji Xian hatte gute Laune. Da die Welt sich bekanntermaßen um seine illustre Person drehte, war das also nur noch eine Frage der Zeit, bis man sich am fiorischen Taiji-Xian-Tag der Forschung widmen solle. Oder der Huldigung eines gewissen Elben. Man musste dem Pöbel schließlich Optionen geben, die auch auch jenen offen standen, die zwar stetig von guten Gedanken verfolgt sich bislang jedoch stets als schneller erwiesen hatten. Die Gründe für die erstaunlich gute Laune des Elben waren ebenso facettenreich wie seine Persönlichkeit. Zunächst einmal hatte es funktioniert sich exakt die Länge der Bahnfahrt über zu betäuben. Zweitens litt dieser neureiche Schnösel vor ihm erhebliche Ungemach, was stets ein Grund zur Freude war, und eigentlich alleine bereits ausreichend wäre um Taijis Mundwinkel amüsiert in die Höhe zu schicken. Aber dann war da noch der dritte Streich. Sein Questpartner heute war ein munteres Persönchen von den Rune Knights (unerfreulich), ein Leporidae (erfreulich) und hatte einen Falken als Begleiter (höchstgradig erfreulich). Taiji hatte einen winzigen Schwachpunkt in seiner sonst so der Wissenschaft gewidmeten Seele für diese Tiere. Immerhin war seine werte Frau Mutter, möge sich irgendein Dämon der Hölle ihrer Seele erbarmen, eben diese Tiere ausgebildet. Sie waren gute Gesprächspartner, weitaus besser als die allermeisten "vernunftbegabten" Kreaturen. Und viertens bot sich hier die seltene Gelegenheit ein paar Zombies für die Forschungsabteilung von Midas Hands zu besorgen. Die Erschaffung dieser Kreaturen war, völlig unverständlicherweise, reichlich verpönt. Wenn man also an ihnen forschen wollte, musste man immer hoffen, dass irgendein Nekromant unvorsichtig geworden war. Und das war nun wirklich sehr anstrengend.
"Dem entnehme ich, dass die Zombies nicht dort drinnen aus dem Weg geräumt werden sollten", ließ Taiji hören, bleckte die Zähne nur ganz leicht. Oh, das war ja nun wirklich fabelhaft. Dann mussten sie die Zombies nach draußen treiben und dem kleinen Rune Knight an seiner Seite würde es sicherlich nicht auffallen, wenn zwei oder drei davon plötzlich fehlten. "Götter, bitte zermatscht sie nicht in meinem Haus. Das kriege ich ja nie wieder aus den Teppichen!" Nur mit Mühe unterdrückte Taiji ein Gähnen. Diese Eintagsfliege begann ihn zu langweilen. Einzig ein sehr, sehr langsam in den Pool kippender Zombie konnte seine sich rapide wieder verschlechternde Laune aufhellen. Es platschte selbst bis hier hin deutlich hörbar. Den Auftraggeber schlicht mental ignorierend, wandte sich Taiji zu seinem Questpartner um. "Taiji Xian. Wir hatten noch nicht das zweifelhafte Vergnügen, glaube ich. Aber, nun, wie gedenkt Ihr vorzugehen? Aufteilen und die Wesen vom Gelände begleiten? Wird Steel uns dabei helfen können?" Es bestand schließlich eine sehr gute Chance, dass der Falke intelligenter als mindestens eine und maximal zwei der anwesenden Personen war. Vielleicht konnte er die Zombies zusammentreiben wie eine Art geflügelter Hütehund? Taiji würde jedenfalls sehr gerne das Geld von jemand anderem hergeben, um das zu sehen. Dem Rune Knight das Zepter zu überlassen war natürlich ein absoluter Geniestreich. Nicht nur würde das Kerlchen dann die Verantwortung übernehmen müssen, sollten ein paar Zombies zufällig doch im Haus zerstört werden, es war auch dazu dienlich Taijis Weste rein zu halten. Hach, es war doch immer schön, wenn das Schicksal einmal so mitspielte, wie er, Taiji Xian, es verdient hatte.
„Hatten wir nicht, hopp!“, bestätigte Ippi fröhlich, als Taiji hervorhob, dass sie sich zuvor noch nicht getroffen oder vorgestellt hatten. Das Wort zweifelhaft ließ er dabei gekonnt unter den Tisch fallen. Was auch immer der Xian damit ausdrücken wollte, der Ran wollte es vermutlich nicht hören. „Ich bin Iron, mein Partner ist Steel. Lass uns zusammenarbeiten wie Karotten und Erbsen, ja?“ Dass man als Runenritter häufiger auch mit anderen Gilden zusammenarbeitete, manchmal sogar mit unabhängigen Magiern, das hatte der Ran bereits mitbekommen. Mit Midas Hands hatte er bisher allerdings noch nicht zu tun gehabt. Grundsätzlich bediente sich diese Gilde, die Magier und Nichtmagier gleichermaßen beschäftigte und neben den klassischen Hilfsarbeiten auch groß auf der Händlerseite aktiv war, einem ziemlich guten Image, insofern war es wohl nicht überraschend, dass er es mit einem höflichen und zielorientierten Kerlchen zu tun hatte. Bis auf dieses zweifelhaft. Das war schon echt komisch.
„Sicher, Steel trägt seinen Teil bei. Der ist nicht nur hier, um Sprossen abzustauben“, schmunzelte der Hase, während er seinem kleinen Partner tatsächlich ein paar der erwähnten Sprossen verfütterte. „Hey, wie wäre es, wenn du die vom Dach runter treibst? Dann müssen wir nicht da hoch und können uns um die im Haus kümmern, wo du dich eh nicht so gut bewegen kannst.“ Bestätigend klackte das Tier mit seinem Schnabel, und als Iron seinen Kopf in Reichweite senkte, verpasste Steel ihm eine kleine, liebevolle Kopfnuss. Mit einem Lachen streckte der Ran seinen Rücken durch. „In Ordnung, dann ist es abgemacht. Rauf mit dir, und gib Bescheid, wenn du fertig bist!“ Mit diesen Worten hob er noch einmal seinen Arm, und sein Partner erhob sich kreischend in die Lüfte. Ein paar Zombies umher zu treiben stellte sich der Ritter nicht allzu schwierig vor, vor Allem wenn man die laute Stimme eines Falken hatte – und im Notfall auch die scharfen Klauen, die dazu gehörten. „Damit sollte der Part erledigt sein“, stellte Iron fest und klopfte seinem Partner für den Tag auf die Schulter. Taiji Xian, ja? „Ich würde sagen, bleiben wir erst einmal zusammen und gucken, womit genau wir es zu tun haben, Taiji. Dann sind wir auf unangenehme Überraschungen vorbereitet und können uns den Rücken freihalten. Wenn sich herausstellt, dass das Ganze so einfach ist, wie es aussieht, können wir uns immer noch aufteilen, hopp!“ Seine rechte Hand auf dem Schwert an seiner Hüfte ruhen lassend, strahlte Iron den Elben fröhlich an. Erfahrungsgemäß war das die beste Vorgehensweise, das hatte er bei den Soldaten für sich mitgenommen. Kalt erwischt zu werden, wenn man es nicht erwartete, war einer der sichersten Wege, den Tod zu finden. Wenn man als Einheit agierte und jemanden dabei hatte, der in alle Richtungen hinweg aufpassen konnte – zum Beispiel jemand mit sehr guten und entsprechend großen Ohren –, dann ging deutlich seltener etwas schief, und man schaffte es eher, ordentlich zu reagieren. Eine Vorwarnung reichte oft, um einen Überraschungsangriff fehlschlagen zu lassen. „Na komm, auf mit uns, bevor du hier noch zum Wurzelgemüse wirst!“
Ins Innere zu gelangen würde wohl das erste Hindernis werden. Die meisten Zombies befanden sich im Gebäude und die paar, die hier draußen herumstanden und gelegentlich mal einen ungeschickten Schritt taten – einer war sogar hingefallen und hatte wohl über die letzten Stunden hinweg Sandengel gemacht – dürften kein großes Problem für irgendwen darstellen. Zur Tür kamen sie also... die mussten sie nur erst einmal aufbekommen. Durch ein kleines Glasfenster, das in die Tür zum Vordereingang eingelassen und bereits zerbrochen war, konnte man sehen, dass gleich mehrere der Untoten direkt hinter der Tür standen, die natürlich nach innen aufging. Oder eben nicht aufging, weil Zombies dahinter standen. Sie konnten sich nach anderen Eingängen umsehen, die gab es definitiv, aber ob es da besser aussah...?
Hopp? Wie bitte? Hielt diese winzige Kreatur diesen Zusatz für amüsant oder hatte sie einen Sprachfehler? Damit war er schon der zweite sozial-auffällige Rune Knight, den Taiji kennen gelernt hatte. Nun, kennen gelernt war zuviel gesagt. Besser war vermutlich: Mit denen er hatte zusammenarbeiten müssen. Und beide hatten ein Tier dabei gehabt, das vermutlich intelligenter war als sie selbst. Ob es da einen Zusammenhang gab? Vielleicht gab es bei den Rune Knights einen Ausbilder für tierische Begleiter jener Ritter, die Teil eines Kuriositätenkabinetts waren. So langsam wäre es wirklich nicht mehr verwunderlich. Warum konnte er, Taiji Xian, eigentlich nicht einmal die normalen Eintagsfliegen zugewiesen bekommen? Nun, es war immer noch besser als andere Elben. "Sicher. Wie Gemüse." Der Tonfall Taijis hatte die Trockenheit des Herzens von West-Fiore angenommen. Für den Elben stand bereits fest, dass er es natürlich mit einer Person mit, in Vergleich zu ihm, niederen Intellekts zu tun hatte. Das galt zugegeben für die allermeisten Personen. Und Herr Ran, selbst innerlich weigerte sich Taiji den Vornamen zu verwenden, ging wenigstens gut mit seinem Falken um. Und Steel war gut trainiert, schien seinen Zögling zu mögen. Zumindest drangen nur Bekundungen, dass Steel tun würde, was von ihm verlangt worden war, an Taijis spitze Ohren. Das war ausgezeichnet. Immerhin wäre es wirklich störend gewesen erst die verlorene Leiter der Eintagsfliege zu suchen und dann noch die Zombies herunter zu...es gab keinen Zugang zum Dach, der für humanoide Wesen geeignet war. Der Elb bleckte die Zähne. Oh, das versprach amüsant zu werden. Der Falke würde die Zombies vom Dach treiben. Und die Zombies würden vom Dach fallen. Oh, ja, es würde sehr amüsant werden.
Eine Augenbraue Taijis wanderte in die Höhe, als Herr Ran ihm auf die Schulter klopfte. Er konnte sich nicht dran erinnern diesem das erlaubt zu haben. Auch nicht die Nutzung des Vornamens. Die Eintagsfliegen hatten wirklich allesamt keinen Respekt. Wie kamen sie nur immer darauf, gleich einen auf kumpelhaft machen zu können? Eine Hand Taijis kam hinter dem Rücken des Elben hervor, wo sie bislang geruht hatten, und wischte dem Elben über die Schulter. "Sehr wohl, Herr Ran. Ihr seid vermutlich strategisch weitaus besser gebildet als meine forschende Wenigkeit. Daher werde ich mich ganz nach Euch richten." Innerlich über die Abstrusität, dass ihm jemand in irgendwas überlegen sein könnte, schnaubend verschränkte Taiji wieder die Arme hinter dem Rücken und folgte Iron ohne große Hast. Ein prüfender Blick ging durch den Vorbereich des Hauses. Ein Zombie war wohl im Verlaufe der Nacht in den Sand gefallen und hatte stumpf versucht in das Erdreich zu marschieren. Der, der vorher in den Pool gefallen war, dackelte nun auf dessen Grund durch das Wasser und wechselte nur die Richtung, wenn er an einem Ende angekommen war. Es waren verhältnismäßig wenige der Untoten vor dem Haus oder überhaupt außerhalb davon. Vielleicht gefiel ihnen das Sonnenlicht nicht oder aber etwas im Haus hatte sie angelockt. Ein Geruch oder ein Geräusch, vielleicht. Apropos Geruch. Taijis Nase kräuselte sich. Diese Zombies waren in ganz unterschiedlichen Stadien der Verwesung. Einige davon hatten bereits begonnen Verwesungsgase auszustoßen. Wirklich wunderbar. Wenn das so weiterging, waren die Teppiche das geringste Problem.
Das erste Hindernis eröffnete sich viel zu rasch. Die Eingangstüre war zwar nicht abgeschlossen, aber direkt dahinter drängte sich eine Traube Zombies. Vermutlich konnte man die Türe mit den Wesen dahinter einfach aufschieben, aber dabei riskierte man diese ummzuwerfen und zu beschädigen. Und Taiji wollte sie möglichst unversehrt haben. Einen Moment lang schaute er amüsiert zu, wie Iron durch das Glas des eingelassenen Fensters spähte. Der Leporidae machte sich wahrscheinlich seine eigenen Gedanken. Nur ein sanftes Glimmen der Augen deutete an, dass Taiji schon zu Werke gegangen war. Die Tür bestand aus Holz. Sie hatte sich ihm zu beugen. Das einzige, was verhinderte, dass die Tür aus den Angeln gehoben wurde, war der Türrahmen am oberen Ende. Das Schloss war entriegelt. Viel Veränderung würde nicht nötig sein. Ein wenig den Türrahmen und die Türe selbst verformen, dann wäre die Türe selbst für ein Wesen wie Herrn Ran kein Problem mehr. Dann konnte er sie einfach anheben und innen gegen die Wand schieben. Eine Hand Taijis hob sich Iron entgegen. Eine Geste, die dem Elben wohl etwas Zeit erkaufen sollte. Es brauchte tatsächlich mehr als nur einen Moment, bevor Taiji die Hand wieder sinken ließ. "Hebt doch bitte die Tür heraus, Herr Ran. Die Klinke und diese Verzierung dort sollten genug Griffmöglichkeit geben. Schiebt sie dann doch einfach innen gegen die Wand."
Zauber:
Wood Dragon’s Phytokinesis TYP: Lost Magic ELEMENT: Holz KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: 5 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Mit diesem Zauber kann der Dragonslayer Holz in einem Radius von fünf Metern verformen. Die Veränderung tritt dabei nur langsam ein, weswegen sich dieser Zauber nicht für den Kampf eignet. Im Verlauf von circa einer Minute können so circa 500 Kubikzentimeter Material verschoben werden. Der Zauber funktioniert bei allen hölzernen Pflanzen, wie Bäumen, ob lebendig oder nicht. Allerdings kann mit diesem Zauber Materie weder erschaffen, noch zerstört werden. Das verschobene Material muss also irgendwo hin.
Wie Gemüse? Irgendwie hatte Iron das Gefühl, dass sich Taiji schwer damit tat, seiner Metapher zu folgen. Aus großen Augen blinzelte er den Elben an, ehe er entschied, dass es vermutlich besser war, sich mit Steel abzusprechen. Das clevere Vögelchen wusste eigentlich immer, was der Möhrenritter von ihm wollte. Während der Falke gen Himmel aufstieg, machte sich Ippi mit seinem anderen Partner zusammen daran, die Zombies aus dem Haus zu treiben… oder wollte es zumindest. Erst einmal bekam er einen Lachanfall. “Haha! Was hast du gerade gesagt? Herr Ran? So hat mich ja noch keiner genannt!”, grinste der Hase breit und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln, die sich dort sammeln wollte. Das klang ja dämlich! So etwas Lustiges hatte er lange nicht gehört. “Iron passt voll und ganz”, winkte er also fröhlich ab. “Kein Grund für falsche Förmlichkeit unter Kollegen, nicht, Taiji?” Oder sollte er ihn jetzt Herr Xian nennen? Oh, es wurde immer komischer. So eine Show abzuziehen war dann doch ein ziemlich lächerlicher Gedanke.
An den Zombies hier draußen mit geringem Interesse, aber ein paar absichernden Blicken vorbei gehend trat Iron an die Tür heran, die vor ihm lag. Am Geruch störte er sich wirklich nicht, das gewöhnte man sich schnell ab, wenn man auf einer Farm groß wurde, aber wie sie ins Innere kommen wollten, ohne etwas kaputt zu machen, war ihm in dem Moment nicht ganz klar. Seine großen Ohren wackelten leicht, als er hörte, wie Taiji ihn ansprach, und er wandte sich zum Elben um. Er sollte also die Tür ausheben, hm? Grundsätzlich ein guter Gedankengang, wobei er sich nach dem ersten Blick nicht ganz sicher war, ob das im aktuellen Stand überhaupt ging. Der Rahmen war da ein Stück weit im Weg… oder doch nicht? “Hm?” Auf den zweiten Blick wirkte es ein gutes Stück machbarer. Man vermutete es selten, wenn man ihn so ansah, aber der fröhliche Mümmler war tatsächlich ziemlich detailorientiert. Etwas kam ihm anders vor als eben, auch wenn er nicht mit dem Finger darauf deuten konnte. “Na hoppla, das ist ne gute Idee!”, stellte er also fest und ließ sich von irgendwelchen Zweifeln nicht seine Freude nehmen. Wenn das Hindernis jetzt keins mehr war, dann würde er diesem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen - zumindest nicht gleich jetzt. Mit geübtem Handgriff packte er die Tür und zog sie leicht nach oben, sodass sie tatsächlich aus ihren Angeln herauskam und gleichzeitig einen Schild zwischen ihm und den Untoten bildete. Die drängten aber ganz schön dagegen. “Oho… Ich würd einen Schritt zur Seite treten, Taiji. Die kommen hier gleich raus wie der Saft aus einer Tomate.” Mit einem kecken Schmunzeln stemmte sich der Ran gegen den Ansturm, bis die Tür weit genug drinnen war, um zur Seite geschoben zu werden. Seine linke Hand legte sich an ihre Seite, ehe er sie mit einem Ruck nach rechts drückte, raus aus dem Weg, und dabei selbst einen flinken Hüpfer nach hinten machte. Wie nicht anders zu erwarten taumelten die an die Tür gepressten Zombies aus dem Gebäude heraus und stolperten übereinander, sodass sie sich selbst wie einen Teppich ausrollten, der die beiden neuen Gäste willkommen heißen wollte. Die Party hier fing gerade erst an.
“Vorsicht, wenn du über die drüber steigst. Zombies greifen gern mal nach den Knöcheln, hab ich gehört”, meinte Iron, während er selbst von einer freien Stelle zwischen den Körpern zur nächsten hüpfte, als würde er Himmel und Hölle spielen. Gut, nach ihm wurde nicht gepackt und die wirkten allgemein nicht, als hätten sie vor, viel zu tun, aber Vorsicht war im Allgemeinen besser als Nachsicht. Nur zur Sicherheit hatte er seine Hände an seiner Waffe, die rechte Hand am Saya, die linke am Griff, damit er… “Nicht die Zombies im Haus zerschneiden, nicht vergessen!”, rief Ethaniel hinterher, der aus halbwegs sicherer Entfernung sein Bestes tat, um ein Auge auf die Situation zu halten. Irons linkes Ohr zuckte. “Hab ich nicht vor, alles gut”, lachte er gut gelaunt, aber ohne sich umzudrehen. Seine Augen suchten den großen Partyraum ab nach Zeichen der Aggression. Hier war es schon ziemlich voll, man konnte keine zwei Schritte gehen, ohne in Armlänge eines Untoten zu stehen. Bisher wirkten die aber alle so, als wollten sie nichts tun… abgesehen von dem, der am Pooltisch stand und einen Queue in der Hand hatte, aber der lag schon mit dem Gesicht auf dem Tisch, also würde er auch nicht so viel anstellen. “Sieht soweit ganz friedlich aus hier…”
Es war vermutlich ein Wunder, dass keine Stirnader Taijis anschwoll und sichtbar zu pochen begann. Die sanft glimmenden Augen des Elben richteten sich nach unten, um den Hasenmenschen bei seinem Lachanfall beobachten zu können. Es überraschte ihn nicht im geringsten, dass es bislang noch niemand für nötig erachtet hatte Ippi mit dem respektvolleren Nachnamen anzusprechen. Der Leporidae machte sich nicht grade Mühe zu wirken als hätte er Respekt verdient. Taiji entließ einen leisen Seufzer, ließ den Kopf kurz hängen. Nun gut. Er würde mitspielen müssen. Je höher die Meinung der Rune Knights von ihm war, desto unwahrscheinlicher, dass man ihm rasch auf die Schliche kam. "Gut, gut. Iron. Wie gewünscht." Begeistert klang er dabei definitiv nicht. Und es würde bedeuten, dass Iron die schwere Tragearbeit auf dieser Mission erledigen durfte. Dem war zwar vorher schon auch so gewesen, aber jetzt erst recht. Entsprechend dieses Ansatzes ließ Taiji Iron auch gleich mal die Tür selbst aus den Angeln heben. Natürlich hätte er das selbst ebenfalls gekonnt, schließlich konnte er alles wenn er nur wollte, aber es war eine gute Gelegenheit sich die Fähigkeiten dieses Mümmelmonsters zu betrachten. Iron erledigte die ihm aufgetragene Aufgabe sowohl mit Leichtigkeit als auch ohne zu murren. Nun, das war doch schon einmal ausgezeichnet. Taiji mochte Leute, die taten, was er sagte.
Glimmende Augen verfolgten den sich selbst ausrollenden Zombieteppich. Die Untoten waren nicht einmal fähig sich selbst wieder aufzurichten. Als hätte der eine Zombie, der dort draußen Sandengel in den Strandabschnitt hampelte, nicht schon Beweis genug gewesen. Es war also davon auszugehen, dass diese Wesen hier selbst für Zombies unsagbar hohl waren. Das war schon fast so etwas wie ein Rekord. Dummer Zombie war normalerweise etwas wie "Kleiner Zwerg" oder "Nervtötender Mensch", doppelt gemoppelt. Ebenso vorsichtig wie Iron stieg Taiji hinter eben diesem her durch den Zombieteppich durch. Der Partyraum entpuppte sich als widerlicher Angriff auf Taijis empfindlichen Geruchssinn. Es stank nach abgestandenem Alkohol, Schweiß und Verwesung. Und die Eintagsfliege machte sich Sorgen über die Zombies. Es hatte ziemlich sicher jemand in eines der Löcher des Pooltischs erbrochen. Wer auch immer das sauber machen musste, Taiji wünschte ihm viel Spaß und hätte am liebsten zugesehen. Das ungleiche Duo stand nun also im Partyraum. Noch immer hatte Taiji die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Die Zombies konnten ihm vermutlich nichts anhaben, in diesem Zustand erst recht nicht. Aber... "Es ist seltsam, oder nicht? Untote müssen zumeist erschaffen werden. Das geschieht zu einem spezifischen Zweck. Wo also ist der Nekromant, der diese hier nutzen wollte? Warum sind sie hier? Irgendwas muss sie angelockt haben." Erneut kräuselte sich Taijis Nase, als er noch einmal schnupperte. Wieder attackierten nur die übrig gebliebenen Gerüche der vorherigen Nacht seine Nüstern. Dagegen war ja sogar Irons leicht erdiger Geruch angenehm. "Gibt es Berichte von Zombies aus der Nähe? Oder von einem Friedhof, wo plötzlich Gräber offen sind?" Oh, so langsam begann das Ganze ja doch wieder ein wenig Spaß zu machen. Wenn sich eine Möglichkeit finden ließ hirnlose Untote wie diese Zombies hier zu steuern, eröffneten sich damit ganz neue Möglichkeiten.
Ein Blick ging nach hinten in Richtung des verworrenen Knäuels untoter Gliedmaßen vor der Eingangstüre. Die Zombies bewegten sich träge, wenn sie es denn überhaupt taten, und nicht im Geringsten zielgerichtet. Warum hatten sie sich hinter der Türe versammelt? Taiji ließ den Blick durch den Raum schweifen. Die anderen Zombies standen herum. Der verwelkte Leichnam einer Frau starrte ihn aus leeren Augenhöhlen an. Der Elb starrte zurück. "Aber, nun gut. Sollen wir ein wenig testen, ob sie sich irgendwie bewegen lassen oder sie gleich packen und hinaus werfen? Das wäre natürlich die langweilige Methode, wenn auch effektiv."
Eine Tür aus den Angeln zu heben war nun wirklich keine Herausforderung. Auf der Farm hatte Irons Vater die meisten Reparaturen an Gebäuden selbst vorgenommen und seinem Sohn natürlich auch gezeigt, wie er das zu machen hatte, damit er mit zunehmendem Alter mehr und mehr unterstützen konnte. Ein wenig handwerkliches Geschick hatte er also, und das brauchte man für so eine Tür nicht einmal. Insofern dachte er nicht einmal darüber nach, dass er vielleicht nicht vorgehen sollte. Taiji machte bisher eh keinen sonderlich proaktiven Eindruck, also konnte der Ran auch die ersten Schritte übernehmen. Während er dabei war, die Umgebung zu sichern, begann der Elb allerdings damit, Smalltalk zu betreiben. Jetzt war er also plötzlich doch gesellig? „Ich habe nichts in der Richtung gehört“, antwortete der Hase nachdenklich auf die Rückfrage. „Also werden nicht haufenweise Gräber ausgegraben worden sein. Grabschändung spricht sich schnell rum und wird noch schneller angezeigt.“ Nicht zuletzt wegen der Existenz von Untoten war das an vielen Stellen ein heikles Thema, das kaum jemand einfach ignorierte oder fallen ließ. Abgesehen davon, dass sich viele Personen persönlich beleidigt sahen, wenn man die Überreste ihrer Verwandten und Geliebten ausgrub. „Du weißt es vermutlich nicht, aber wenn viele Untote auf einmal auftauchen, bedeutet das meistens nicht, dass sie gerade erst geschaffen wurden. Übermütige Nekromanten, die einen ganzen Friedhof auf einmal umgraben wollen, werden normalerweise direkt gefasst. Es soll Fälle gegeben haben, bei denen in alten Ruinen eine Menge Überreste gefunden und zu Untoten umgewandelt wurden, aber dafür sind unsere Freunde hier ganz schön frisch... und etwas zu modern gekleidet.“ Abgesehen war das extrem selten. Es gab zwar über Fiore verstreut viele Ruinen und Tempel alter Zeit, aber über die, die bis heute nicht gefunden worden waren, stolperte normalerweise nicht zufällig irgendein Nekromant. „Schwärme wie dieser werden normalerweise Stück für Stück über längere Zeit aufgebaut. Es gab auch Fälle, in denen Nekromanten ihre gesammelten Untoten zusammengelegt haben. Wobei alle Nekromanten, mit denen ich bisher zu tun hatte, eher Einzelgänger waren...“ Nicht, dass der Hase so oft welchen begegnet war, aber zwei, drei hatte er in seiner Karriere als Soldat schon persönlich miterlebt. Es war ein ziemlich schweres Verbrechen, aber auch eins, das im Normalfall eher Runenrittern und nicht Runensoldaten überlassen wurde. Mal davon abgesehen, dass es zum Glück nicht zu oft vorkam.
Okay, lange genug ernst gewesen. Es war für Iron natürlich gewesen, auf das Thema einzugehen, das Taiji aufgeworfen hatte, besonders weil er als Teil der königlichen Armee und des allgemeinen Bevölkerunsschutzes gewisse Schnittpunkte damit hatte. Jetzt wackelte er aber kurz mit seinen Hasenohren, um sich ein wenig zu entspannen, und nahm damit zwei Ploff-artige Geräusche wahr. „Ah, ich glaube, zwei sind grad vom Dach gefallen“, stellte er amüsiert fest, ehe er Taiji antwortete: „Da bin ich bei dir! Gucken wir erstmal, ob wir sie irgendwie treiben können!“ Je weniger direkten Kontakt sie zu den Zombies herstellen mussten, desto besser. Für den Moment war es ruhig genug und auf Geräusche reagierten sie bisher nur begrenzt, also fühlte sich Ippi sicher genug damit, beide Hände von seinem Schwert zu nehmen. Sich hinter eine Gruppe stellend, in der drei Zombies um einen vierten herum standen, der ahnungs- und ausdruckslos ein kaputtes Gemälde anstarrte, hob der Hase die Arme, wedelte mit ihnen und rief aus: „Hopp, hopp, ihr ollen Knollen! Da vorne ist die Tür, also raus mit euch! Bewegt euern Mehrretich!“ Wenn es einen Weg gab, sie gewaltlos von der Stelle zu bewegen, dann ja wohl so, oder?
"Das war mir bereits bekannt", erklang es in angestrengtem Tonfall vonseiten Taiji. Diese Tonlage war nicht etwa der Tatsache zu verdanken, dass der Elb nach der kurzen Akrobatikeinlage über den Zombieteppich hinweg außer Atem war. Mitnichten. Taiji stand so hoch erhoben wie es für ihn üblich war zwischen ein paar Zombies und neben Iron. Eben jener wurde während seines Monologs in Sachen angewandter Nekromantie mit einem absolut bombastischen Sideeye bedacht. Wer glaubte dieser karottensüchtige Mümmelmann eigentlich zu sein, dass er dachte ihn, Taiji Xian, belehren zu können?! Taiji wusste vermutlich mehr über Magie als diese Kreatur in ihrem Leben jemals lernen würde. Und dem Elben stand eine Vielzahl der Lebzeiten dieser Eintagsfliege zur Verfügung. Sicher, zugegeben - unter Zähneknirschen - war das hier Taijis erster Zusammenstoß mit Untoten in freier Wildbahn. Und einen Nekromanten hatte er bislang auch noch nicht getroffen. Aber er wusste es ja wohl trotzdem besser als Iron. Immerhin war sein Intellekt um Längen überlegen! Während Taiji also einen Mord durch pure Selbstkontrolle verhinderte, weil er nicht die Hände um Irons Kehle schloss, musste er auch - widerwillig - eingestehen, dass der Mümmelmann in einer Angelegenheit Recht hatte. Die Zombies waren recht modern gekleidet und verhältnismäßig frisch. Also stammten sie vermutlich aus der Nähe und waren vor nicht allzu langer Zeit erweckt worden. Hrmpf. Das war ihm natürlich auch bereits aufgefallen. Die Sinne eines Elben waren schließlich weitaus besser als die irgendwelcher Eintagsfliegen.
Sanft glimmende Augen verfolgten Iron bei seinem Versuch die Zombies fort zu locken. Während drei der Zombies den stumpfen Blick vom Gemälde abwandten, um Iron anzuschauen, starrte der Vierte weiter das Gepinsel an. Keiner von ihnen bewegte sich von der Stelle. Gut. Schlichte Lautstärke, Sprache oder Befehle konnte man also schon einmal ausschließen. Mit einem leisen Seufzer zupfte Taiji ein paar schlichter Handschuhe aus einer Tasche seiner Priester/Laborkombination und stülpte sie sich über die schlangen Finger. Dies war ein Test. Also mussten gewisse Dinge gewahrt bleiben. Mit einem entschiedenen Schubser gegen das Brustbein wurde jener Zombie bedacht, der den Elben die ganze Zeit schon angestarrt hatte. Mehr als einen ungeschickten Schritt nach hinten um den Stoß auszugleichen machte aber auch dieser Untote nicht. Auch sanftes Antreiben fiel also Option aus. Noch einmal schnupperte Taiji. Es gab keinen Geruch von Blut. Wenn etwas davon hier gewesen wäre, hätte es den Rest der Geruchskulisse durchschnitten wie er mit dem Skalpell durch irgendeinen bemitleidenswerten Probanden ging. Natürlich bestand immer die Option die Untoten einfach zu packen und vom Gelände zu werfen. Ordentlich bestattet würden sie dann später von irgendjemand anderem müssen. Wobei Taiji sehr gerne dabei helfen würde die Körper wieder ruhig zu stellen. Von ein paar einmal abgesehen. Die würde sicher niemand vermissen. "Es hat also niemand gesehen, wie diese Zombies hierher gekommen sind. Und den nahen Friedhöfen fehlen keine Körper." Der Elb zog seine eigene Hand zurück blähte noch einmal die Nüstern. Eine, hoffentlich, saubere Flasche Wasser war recht rasch gefunden, unter deren sanften Strahl Taiji seinen Handschuh reinigen konnte. Das Wasser wurde dabei freundlicherweise von der Jacke eines Zombies aufgefangen. "Wir müssen die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die Zombies aus diesem Gebäude kommen. Haben die Gäste das Gelände in voller Zahl wieder verlassen können? Siehst du vielleicht einen Eingang zu einer Art Keller oder dergleichen?"
“Ah, okay”, lächelte Iron unberührt, als Taiji ihm etwas schroff mitgab, dass er über diese ganzen Untoten-Sachen schon Bescheid wusste. Auf jeden Fall kam da gerade auch kein Widerspruch, also stimmten die Infos der beiden Langohren wohl überein. Ein gutes Zeichen. “Dann bist du ja echt gut informiert. Die wenigsten Zivilisten geben eine Bohne dafür, wie Verbrechen wirklich aussehen. Die stellen sich das wie in den Büchern vor oder malen sich sonstwas aus, hopp.” Das war in vielerlei Hinsicht schwierig, vor Allem, wenn man auf jemanden traf, der der Meinung war, den totalen Überblick über einen Fall zu haben, bei dem er nicht einmal die Grundlagen verstand. So gesellig Ippi auch war, solche Leute fand er anstrengend. Zum Glück musste sich das Duo heute nur mit Zombies auseinandersetzen, die abseits von ein wenig unkontrolliertem Stöhnen keine großen Kommentare zu ihrer Arbeit abgaben.
Besonders kooperativ waren sie dafür aber leider nicht. So gern der Hase auch hopste, es brachte ihn nicht weiter. “Auf jeden Fall merken sie, dass ich da bin…”, stellte er fest, während seine Ohren ein wenig zu hängen begannen. Drei von ihnen hatten sich ihm zugewandt, dafür war er offenbar interessant genug. Der, der vorher auf etwas anderes fokussiert gewesen war, war aber dabei geblieben. Nachdenklich blickte der Ran das Szenario an, ehe er sich entschied, noch eine Kleinigkeit auszuprobieren. Er schob seine rechte Hand zwischen den Untoten und das Gemälde, schnitt dessen Sichtlinie ab, ehe er den Arm auf und ab schüttelte. Als er die Hand zurückzog, folgte der Blick des Wesens und es drehte sich wie der Rest seiner Clique in seine Richtung. Man konnte ihre Aufmerksamkeit also brechen und auf etwas Anderes lenken, wenn man es geschickt anstellte. Das brachte allerdings herzlich wenig, solange sie trotzdem einfach stehen blieben, wo sie gerade steckten. “Keller seh ich keinen… gibt’s aber bestimmt irgendwo, oder?”, antwortete Iron auf Taijis Frage und zuckte dann leicht zusammen, als neben ihm die Stimme ihres Auftraggebers erklang: “Natürlich gibt es einen Keller! Der Eingang ist in der Küche, die Tür in der Ecke hinter dem Kühlschrank.” Verdutzt blinzelte der Hase ihn an. Natürlich hatte er Schritte in der Nähe gehört, aber das aus so ziemlich allen Richtungen, weil die Zombies halt auch teilweise herumliefen. Dass plötzlich Ethaniel draußen vor dem zerbrochenen Fenster stand und zu ihnen herein rief, damit hatte er nicht gerechnet. “Na hoppla, bist du nicht ein bisschen nah an den Zombies dran?”, fragte er mit einem schnell beruhigten Lächeln. “Wir wollen nicht, dass dir etwas passiert, also bleib in Sicherheit, ja?” “Ich muss doch gucken, was ihr in meiner Villa anstellt!”, kam der entrüstete Konter des Schnösels. War er echt so paranoid, dass sie hier etwas dreckig machen würden? “Naja… dann schauen wir uns mal den Keller an”, lachte Iron und trat weg von der Wand, um in Richtung der nächsten Tür zu blicken. Wobei es nicht wirklich eine Tür war, sondern ein offener Durchgang, nur durch einen Vorhang abgetrennt vom Wohnzimmer. Dass am Boden das Parkett in Fliesen überging war für den Ran ein ziemlich klares Zeichen dafür, dass das die Küche sein musste. “Jedenfalls… was die übrigen Gäste angeht. Ja, das haben wir vorab geprüft. Sieht aus, als wären alle zuhause angekommen”, nickte er. Wir, das waren in diesem Fall die Runenritter. Als offizielle Behörde für so etwas leisteten sie natürlich eine gewisse Vorarbeit für ihre Aufträge. “Selbst wenn es ein oder zwei gibt, wo noch die Rückmeldung fehlt, kann man da denke ich keine Korrelation zu der Menge ziehen, die hier steckt.” Vor dem Vorhang zur Küche ging der Hase kurz in die Hocke, um aus diesem niedrigeren Winkel nach ein paar Schatten zu gucken. Sah auf Anhieb nicht aus, als würde ein Untoter direkt hinter dem Vorhang auf sie warten. “Hast du ein Bild davon, wie das mit der Beschwörung von Untoten läuft, Taiji?”, hakte der Hase nach, über die Schulter zu seinem Partner zurückblickend, während er sich aufrichtete. “Es gibt schließlich einen Unterschied zwischen Erschaffung und Beschwörung.” Erst, als sein Blick wieder sicher nach vorne gerichtet und er nicht abgelenkt war, trat der Möhrenritter voran und streifte den Vorhang zur Seite, aufmerksam lauschend, ob sich um ihn herum etwas bewegte. Mal schauen, wie es in der Küche aussah…
"Ich lese keine Belletristik", informierte Taiji seinen Questpartner in monotonem Tonfall. Nein, die Idee, dass er solche Vorgehensweisen aus irgendwelchen Büchern haben könnte, war schlicht lächerlich. Grade etwas wir Kriminalromane war doch nun wirklich nur für Leute von minderem Intellekt von Interesse. Entweder sie unterschlugen die nötigen Informationen, sodass man den Fall entweder nicht lösen konnte oder man zwangsläufig raten musste. Die Alternative bestand darin den Fall weit vor dem Ende des Buches zu lösen, womit der Rest das Papier nicht wert war auf dem es gedruckt worden war. Nein, solche Romane waren wirklich und wahrhaft langweilig oder aber sie machten ihn wütend. Unterhaltung versprachen sie seltenst, also nutzte er seine kostbare Zeit lieber für produktive Dinge. "Hm", machte der Elb absolut nichtssagend auf Irons Aussage hin, dass die Zombies ihn bemerkt hatten. Der Keller war wirklich der wahrscheinlichste Ausgangspunkt. Die Zombies waren unbemerkt hierher gelangt, da war es am wahrscheinlichsten, dass sie unterirdisch hierher gelangt waren. Entweder, Teleportation oder aber sie waren direkt hier beschworen worden. Normalerweise sollte so etwas auffällig genug gewesen sein, dass man nicht unbedingt im gleichen Haus blieb, aber die Feier war wohl feuchtfröhlich genug gewesen, dass die torkelnden, grunzenden Wesenheiten nicht aufgefallen waren. Und da meldete sich auch schon der Hausbesitzer und gab das Vorhandensein und die Verortung des Kellers bekannt. Taijis Augen verengten sich zu glimmenden Schlitzen, als er den Mann einen Moment lang betrachtete. Ob er wohl Feinde hatte? Die Möglichkeit, dass die Zombies hier beschworen worden waren, um sich an dem Mann zu rächen oder ihm Schaden zuzufügen, standen schließlich auch noch im Raum.
"Schauen wir uns den Keller an", stimmte Taiji nachdenklich zu. Zunächst galt es von den wahrscheinlichsten Theorien her auszuschließen. Und natürlich nebenbei herauszufinden, wie man die Zombies unfallfrei aus dem Haus bekam. Wobei es wohl für mindestens einen oder zwei schon zu spät war. Die waren immerhin vom Dach gefallen und daher vermutlich ein wenig angematscht. Wie überreife Äpfel. Irons Sorge um den Auftraggeber teilte Taiji freilich nicht. Er war nicht wegen der Jewels hier. Die waren zwar ein willkommener Bonus, aber nicht zwangsläufig notwendig. Bezahlt wurde er so oder so. In Körpern. Auch Irons Sorge wegen möglichen Untoten hinter dem Vorhang wurde von dem Elben offensichtlich nicht geteilt. Ein paar schlanker Finger schoben sich in den Vorhang, teilten ihn wie manche Propheten das Meer. Natürlich stand kein Zombie direkt dahinter. Die Duftnote dieser Wesenheiten biss in der Nase wie besonders scharfer Essig. Nie im Leben hätte Taiji einen dieser Zombies überrochen. "Die Zombies sind also nicht die Gäste. Oh, bitte klärt mich doch auf, Iron. Ich platze vor Neugierde über Eure Expertise in diesem Bereich." War das Sarkasmus? Aber volle Möhre (höhö). Die Küche war...ein Schlachtfeld. Die Zombies hatten daran keine Schuld. Offene und nur teilweise leer getrunkene Flaschen diverser Alkoholika standen herum. Irgendwer hatte eine Dose Eis geöffnet und nur zwei Löffel herausgefuttert. Der Rest war eine unansehnliche Masse zusammengerührter Karamell-Schokosauce. Von der Paella sollte man definitiv nicht mehr kosten. Ein Zombie hatte den Kopf darin versenkt und versuchte scheinbar sich durch den metallenen Boden der Paellaform zu kauen. An sich wäre die Küche sicherlich hübsch gewesen, mit den großen Fenstern in Richtung Strand und der Kücheninsel. Noch ein Zombie rührte sich dort überhaupt nicht mehr. Dessen Kopf steckte ihn einem lacrimabetriebenen Kühlschrank, aus dem es angestrengt dampfte. Der Kristall versuchte wohl die Innentemperatur wieder zu senken. Ein letzter Zombie stand direkt an der Kücheninsel. Irgendwer hatte dem Wesen eine Partytröte in den Mund gesteckt und einen Hut aufgesetzt. Der Weg in Richtung Keller schien jedoch frei. "Nun, diesen einen dort werden wir wohl zwangsläufig selbst entfernen müssen. Die Kälte scheint seinem Hirn nicht zu bekommen. Es ist wie bei Erdbeeren. Keller?"
„Belle-was?“, fragte Iron eher nebensächlich, als Taiji ein kompliziertes Wort auspackte. „Meinst du Bella-Gurken?“ Nein, vermutlich meinte er die nicht. Hätte in dem Kontext auch wenig Sinn ergeben. Immerhin war sich der Xian nicht zu schade, nach Wissen zu fragen, das ihm fehlte, wie sich herausstellte, als die beiden in die furchtbar unordentliche Küche eintraten. „Naja... aus einem toten Körper wird ein Untoter verschaffen. Der Körper muss da sein und dann erweckst du ihn zum Leben. Gedanken wie die Annahme, dass gerade ein Friedhof leergeräumt werden musste oder dass die ganzen Zombies in Wahrheit die Partygäste sind, basieren auf der Annahme, dass die Untoten frisch erschaffen wurden.“ Wenn das Auftauchen eines Zombies bedeutete, dass er als totes Wesen von irgendwo hierher gelaufen war oder hier erst zu einem Zombie geworden war, dann machten die Gedanken, die Taiji äußerte, durchaus Sinn. Für Iron, der schon Nekromanten live erlebt hatte – auch wenn er in solchen Fällen als Soldat eher eine Hintergrundrolle gespielt hatte – gab es aber eine viel wahrscheinlichere Möglichkeit. „Die Nekromanten, die ich erlebt habe, laufen aber nicht die ganze Zeit mit ihren Zombies rum. Soweit ich das verstehe, machen sie die erst fertig und wenn sie dann einen brauchen, Puff! Dann zaubern sie sich den her! Und das nennt man eine Beschwörung.“ Bei schwachen Kreaturen wie denen hier war es wohl sogar möglich, mehrere davon auf einmal auftauchen zu lassen. Den Prozess hatte der Blondschopf aber selbst nicht beobachten können. „Ich weiß nicht wirklich, wie es funktioniert, hopp“, gab er zu und zuckte mit den Schultern. „Aber das heißt, die Zombies müssen nicht hierher gekommen oder hier gemacht worden sein. Es würde reichen, wenn ein Nekromant hier rein oder zumindest in die Nähe kommt.“
Auch in der Küche trieben sich ein paar Untote herum, auch wenn es hier nicht annähernd so voll war wie im Wohnzimmer. Aufmerksam betrachtete der Hase die drei Kreaturen, die alle nicht so richtig mit dem voran zu kommen schienen, was sie da machen wollten. “Sieht aus, als hätten die Lebenden hier mehr Ärger gemacht als die Toten…”, stellte er fest bei dem ganzen Chaos und musste schmunzeln. Ob es wohl Spaß machte, so zu feiern? “Da muss echt die Artischocke abgegangen sein, heh.” Und die arti-schockierende Entwicklung hatte wohl keiner mitbekommen beim ganzen Trinken. Wie sehr sich die Partygäste am Ende wohl von den Zombies unterschieden hatten? So oder so wirkten die drei Untoten hier gerade nicht wie relevante Gefahren, also trat Iron an die Tür zum Keller heran und sperrte die Lauscher auf. “... da unten ist etwas.” Hinter der Tür und die Treppe runter drangen Geräusche hervor, leise und gedämpft, aber zahlreich. Sie waren selbst für die großen Hasenohren nicht recht deutlich, aber entweder hatten sie es mit einer ganzen Menge oder ein paar besonders unruhigen Zombies zu tun… oder vielleicht mit etwas Anderem? Mit den Klängen hier oben war es jedenfalls nicht zu vergleichen. “Wenn wir da runter gehen, sollten wir vorsi-...”
“AAAHH!”
Ippis Augen weiteten sich, als er von draußen den lauten Aufschrei ihres Auftraggebers hörte. Mit zwei schnellen, geradlinigen Sprüngen jagte er durch den verhüllten Eingang zum Wohnzimmer und hinüber zum Fenster, die Hände bereits wieder an sein Schwert gelegt. “Was ist passiert?”, rief er Ethanial zu, der zitternd - und scheinbar sehr unverletzt - weiter vor dem Fenster stand, von dem der Hase ihn doch eigentlich weggescheucht hatte. “Da… da ist gerade… ein Zombie vom Dach gefallen!”, stammelte der Erbe schockiert und entlockte dem Ran damit ein Blinzeln. “... das war’s?” Als Runenritter war er ja eigentlich ein sehr geduldiger Typ, aber dieser Auftraggeber hier nervte Iron schon ganz schön. Folgte auf Schritt und Tritt, musste immer seinen Senf dazu geben und hörte nicht, wenn man ihm etwas sagte. Hoffentlich hatte er so langsam seine Lektion gelernt. “Es werden noch weitere vom Dach fallen. Bitte nehmen Sie Abstand und begeben Sie sich in Sicherheit”, mahnte der Hase noch einmal. Manche Leute ließen echt nicht mit sich arbeiten…
"Bell-Le-Tris-Tick. Vergnügungsliteratur. Kriminalromane, beispielsweise. Es hat nichts mit Gemüse in irgendeiner Form zu tun. Wenige Dinge in der Welt haben mit Gemüse zu tun", gab Taiji weiterhin absolut monoton zu hören. Dieser Iron war offensichtlich nicht sonderlich gebildet. Und den eigentlich doch reichlich beißenden Sarkasmus hatte er auch nicht verstanden. Taiji hatte ganz offensichtlich keine Erklärung gewollt. Und dennoch eine bekommen. Dass er tatsächlich nicht gewusst hatte, dass Totenbeschwörer die Untoten in eine metaphorische Tasche packen und bei Gelegenheit wieder rausholen konnten, war eine Geheimnis, das er mit ins Grab nehmen würde. Wieder glaubte Taiji, dass ihm eine Stirnader sichtbar pulsierte, als Iron schon wieder den Mund öffnete, um weiter zu erklären. Ob wohl Strategien wie der Schweigefuchs bei dem Leporidae funktionierten? Einen Versuch war es ja fast schon wert. "Das ist ausgesprochen störend. Es würde mich stark wundern, wenn auch nur einer der Gäste eine klare Erinnerung an gestern Nacht hat. Sie haben ja nicht einmal gemerkt, dass sich Zombies unter sie gemischt haben. Einen Totenbeschwörer hätten sie also erst recht nicht bemerkt." Und damit rückte die Lösung dieses Falles in weite Ferne. Was auch bedeutete, dass Taijis Interesse an dieser ganzen Angelegenheit rapide schwand. Der Elb seufzte leise. Nun, es ließen sich ja immer noch ein paar Zombies für die Forschung abstauben. Also hatte dieses Kriminalfiasko wenigstens etwas gutes.
"Hm", gab Taiji mal wieder einen komplett nichtssagenden Sozialgrunzer von sich. Es wirkte in der Tat so als wären die meisten Schäden und Unordnung von "intelligenten" Kreaturen verursacht worden. Intelligenter jedenfalls als der durchschnittliche Zombie...einige der Gäste waren bestimmt mit mehr Verstand als die Untoten gesegnet. Jedenfalls war es nicht auszuschließen. Das gemüsigste der anwesenden Hirne entschloss sich aber wenigstens die Türe zum Tellergeschoss zu öffnen. Eine Welle abgestandenen Geruchs brandete in die Küche. Fleisch. Wein. Dazu der typische, leicht feuchte Muff eines Kellers. Außerdem der Geruch von etwas Untotem. Es war schwer zu erkennen, ob des allgemein vorhandenen Gestanks nach totem Fleisch. Die genaue Anzahl oder Art dessen, was sich dort unten verbarg, ließ sich nicht heraus finden. Und dann kam der Schrei. Mit geringem Amüsement starrte Taiji einen Moment lang hinter Iron her, als dieser davon hopste. Er sprang wirklich wie ein Hase. Sehr interessant. Es juckte Taiji fast ein wenig in den Fingern festzustellen, wie der Körper Irons funktionierte. Ob er wohl willens war seinen Leib nach seinem Tod der Wissenschaft zu oblassen? Das abzuwarten würde Taiji nicht schwer fallen. Wie viel Lebenserwartung konnte ein Rune Knight schon aufbieten? Aber, nun, es bot sich eine wunderbare Gelegenheit, jetzt wo der Aufpasser fort war. Sich die Handschuhe wieder über die Hände stülpend, näherte sich der Elb dem Zombie, der halb im Kühlschrank steckte. "Mal sehen." Das Wesen bewegte sich nicht. Vernichtet war es wohl kaum. Der Frost hatte vielleicht den für die Motorik verantwortlichen Teil des Hirns lahm gelegt. Aber mit ein wenig Glück würde Iron das nicht erkennen und ihm den Zombie für eine Bestattung überlassen. Und Taiji musste nicht mehr tun als dafür zu sorgen, dass der Zombie sich auch weiter nicht rührte. Kurzerhand puhlte der Elb also eines der Kältelacrima aus dem Kühlschrank. Fast schon sanft wurde dem Zombie der Mund aufgezogen und der Kristall hinein geschoben. Der Kühlschrank würde zwar nicht mehr wirklich funktionieren, aber das war nicht Taijis Problem. Und durch die Stunden mit offener Tür war darin eh nichts mehr genießbar. Zufrieden schob Taiji dem Zombie den Mund wieder zu, schloss ihm die Augen um wenigstens den Anschein von Pietät zu erwecken. Weitaus weniger Arbeit war notwendig um den Schalter für die Lichtlacrima im Keller zu betätigen...was ein magisches Funkensprühen unterhalb der Treppe verursachte. Die Lacrima mussten beschädigt sein. Seltsam. Die Zombies waren nicht aggressiv gegenüber Licht. Also hatten sie vermutlich auch nicht die Lacrima im Keller beschädigt. Nachdenklich zupfte Taiji eine Tischdecke aus einer Schublade und breitete sie über dem nunmehr liegenden Zombie aus. Iron würde bestimmt gleich zurück sein. Und wenn er nichts dagegen hatte, konnten sie ja einfach eine Lacrima aus den Deckenlampen kurzzeitig entfernen (Und vielleicht vergessen zurück zu geben).
„... aha“, erwiderte Iron mit leerem Blick, als Taiji versuchte, ihm Ballistik zu erklären, und musste sich anstrengen, ihm nicht Gesundheit zu wünschen. „Du meinst also Bücher.“ Warum er das nicht einfach sagen konnte, das verstand der Hase nicht. Buch war so ein einfaches Wort. Aber gut, manche Leute waren halt so, da lächelte man freundlich und nickte drüber hinweg. Genau das machte er also auch gleich. „Ja, klingt nicht, als wären die Gäste gute Zeugen“, bestätigte er also fröhlich, als sie bei einem etwas einfacheren Thema waren. „Da hätten sie auch Tomaten auf den Augen haben können.“ Glücklicherweise waren die beiden ja auch nicht hier, um den Fall zu lösen. Im ersten Schritt sollten sie die Untoten hier rausbefördern. Ob das nun eine beabsichtigte Tat gewesen war oder die Zombies tatsächlich irgendwie eine Polonaise hierher gelaufen waren, vielleicht immer der Musik hinterher, das konnte Iron nicht sagen. Auch wenn er jetzt ganz schön viele Worte darüber verloren hatte, verstand er tatsächlich nur die absoluten Grundlagen, wenn es um Untote ging. Die Küche war nicht ordentlich, aber zumindest größtenteils frei von Zombies. Der Keller dagegen drohte, ein richtiges Schlachtfeld zu sein. Bevor sie sich darum kümmerten, zog der Auftraggeber aber noch einmal die Aufmerksamkeit des Hasen auf sich. „Ihr könnt mir nicht sagen, was ich zu tun habe! Ihr arbeitet für mein Geld, nicht andersrum!“, stellte der Millieu entrüstet fest und brachte damit den Ran dazu, seine Zähne etwas fester zusammen zu beißen. Wenn ein Team nicht funktionierte, war das ein Problem. Leute, die nicht ordentlich mitmachten, führten zu Toten, das hatte er schon zu oft gesehen. „Bitte vertrauen Sie darauf, dass wir unsere Arbeit ordentlich erledigen“, versuchte er, den Herren ein wenig zu beruhigen. Warum verstand er nicht, dass er hier keine Hilfe war? „Ich weiß, dass wir auf den Umgang mit dem Mobiliar zu achten haben. Wir achten auf die Sicherheit Ihres Heimes, aber bitte, Ihre eigene Sicherheit ist auch sehr wichtig. Überlassen Sie die Arbeit uns und nehmen etwas Abstand zu den Zombies.“ „Hm... na gut“, meinte Ethaniel und verschränkte leicht eingeschnappt die Arme vor der Brust. „Aber ich will kein Zombieblut auf meinem Teppich! Bluten Zombies überhaupt?“ „Eine gute Frage“, lachte Iron amüsiert, während er sich abwandte. „Wenn ich es in Erfahrung bringe, gebe ich Ihnen Bescheid. Bis später.“
Zurück in der Küche blieb der Ran kurz stehen, als er betrachtete, wie sein Begleiter einen der Zombies zudeckte. „Ist schon Bettzeit, hopp? Dann sollten wir wohl das Tempo anziehen“, stellte er fest, eine Hand in die Hüfte gestemmt, ehe er seinen Blick noch einmal schweifen ließ. „Ich habe eben ein Knistern gehört... Funken oder so etwas? Ist was passiert?“, hakte er nach, ehe er auch schon hinüber zur Kellertreppe stapfte, um noch einmal in die Tiefe zu sehen. Viel gab es leider nicht zu erkennen, dunkel, wie es war. Naja, genau für solche Fälle hatte er ja sein Inventar. Kurz in seinem Rucksack gekramt zog der Hase ein kleines Lichtlacrima hervor, das einmal aktiviert unablässig Licht abstrahlte. Wie eine Fackel hielt er es hoch, während er die erste Treppenstufe nahm. „Lass uns runter gehen“, forderte er seinen Partner auf. „Die Geräusche da unten wollen mir gar nicht gefallen...“
"Natürlich meine ich Bücher. Schriftrollen sind seit ein paar Jahrzehnten aus der Mode", kam es wieder einmal völlig monoton aus Taijis Mund geschossen. Ganz offensichtlich hatte Iron nicht nur Gemüse in der Sprechweise sondern auch unter den Ohren. Mit leidendem Ausdruck in den glimmenden Augen sah Taiji noch einen Moment lang zu Iron hinüber. Tomaten auf den Augen. Natürlich. Oder Blumenkohl im Schädel. Aber zumindest in einer Sache hatte Iron Recht. Die Gäste waren als Zeugen schlicht nicht zu gebrauchen. Wirklich vertrackt. Wenn die ganze Angelegenheit nicht langsam begonnen hätte sich Taijis Interesse massiv zu entziehen und Iron keinen Drahtseilakt auf einem der letzten verbleibenden Nerven des Elben hinlegen würde, hätte ihn diese Enttäuschung vermutlich deutlich mehr gestört. So jedoch blieb dem Elben nichts anderes zu tun als Iron beim Davonhoppeln zuzusehen und sich dann frisch ans Werk zu machen.
"Die letzte Ruhe, gewissermaßen. Um diesen hier kümmere ich mich später, damit er ein angemessenes Begräbnis erhält. Es ist das mindeste, was ich tun kann", log Taiji ohne auch nur mit der Wimper zu zucken als Antwort auf Irons Frage. Es war ein echtes Wunder, dass die Deckenbalken kein Ächzen von sich gaben, so wie sie sich grade biegen mussten. Ein Blick aus glimmenden Augen traf Iron. Immerhin hatte er sich um den ausgesprochen störenden Auftraggeber gekümmert. Wenn dieser neureiche Trampel die Arbeit noch einmal unterbrach, würde Taiji selbst etwas sagen und das würde weitaus weniger Freundlichkeit enthalten als Taiji Iron im Umgang mit Auftraggebern attestierte. "Die Funken stammen von den Lichtlacrima, die zu aktivieren ich versucht habe. Leider sind sie defekt." Die Lichtlacrima aus der Küche zu bemühen war wohl nicht notwendig. Iron kramte in seinen Taschen herum und förderte einen eigenen Kristall zutage. Mit nicht mehr als einem Funken Magie begann die Lacrima hell zu strahlen, tauchte die Treppe hinab in den Keller in helles Licht. "Das sollten wir wohl. Als bewaffneter Rune Knight überlasse ich dir den Vortritt. Immerhin seid ihr dem Schutz von Zivilisten verpflichtet, mh?" Gebunden durch Ehre und natürlich Taijis Charme übernahm Iron in der Tat die Führung. Während sich der Rune Knight vorsichtig bewegte, schlenderte der Elb die Treppe hinab als wäre sie ein Laufsteg. Die Hände waren hinter dem Rücken verschränkt. Einzig die Nase arbeitete unablässig. Es stellte sich kein neuer Geruch ein. Wein, Muff und die Verwesung untoten Fleisches. Iron machte den letzten Schritt die Treppe hinab. Zur Rechten öffnete sich ein bizarrer Anblick. Der Keller enthielt eine Tanzfläche, die vermutlich mal stroboskop-artig geleuchtet hatte. Inzwischen waren die Lichtlacrima darunter wohl leer gelaufen. Auf der Tanzfläche hatten sich ein paar Zombies breit gemacht und wohl getanzt bis die Fetzen geflogen waren. In der Mitte fand sich ein in weiße Schlaghosen gekleideter Untoter und führte ruckartige Bewegungen durch, die scheinbar eine Art Tanz sein sollten. Seine Groupies folgten den Bewegungen, deutlich verzögert und durcheinander. Vollständig war keiner von ihnen mehr. Irgendwo weiter hinten lag ein Arm, am Schultergelenk abgetrennt und davon geflogen. Ein paar weitere Zombies hingen über etwas, was wohl eine Bar war. Der Geruch nach Wein rührte jedoch nicht daher.
Zur Linken eröffnete sich ein beeindruckender Weinkeller. Hier stand Fass an Fass. Fässchen an Fässchen. Flasche an verstaubter Flasche. Irgendwer hatte richtig Jewels in diese kleine Sammlung an Schätzchen gesteckt. Allerdings hatte auch irgendwer eines der größeren Fässer aufgebrochen aus dem gleich vier deutlich angeschimmelte Füße ragten. Blubbernde Geräusche ließen darauf schließen, dass die Zombies noch reichlich aktiv und vielleicht sogar eingelegt waren. Taiji hob eine Hand, um sich damit in die Nasenwurzel zu kneifen. Dieser Auftrag wurde wirklich immer abstruser. "Zuerst die Säufer oder die Tänzer?", hakte Taiji in just dem Moment nach, in dem sich ein Bein eines Groupies abtrennte und fast schon lachhaft langsam zur Seite kippte um mit feuchtem Schmatzen auf der verdreckten Tanzfläche aufzukommen. Zombies konnten scheinbar bluten, wenn sie nur frisch genug waren.
„Die letzte Ruhe, hm?“ Leicht verwundert blinzelte Iron, stemmte eine Hand in seine Hüfte. „Hätte ja nicht gedacht, dass du der Typ bist, sich drum zu kümmern, wenn sich ein Zombie die Radieschen von unten anguckt. Vor Allem einer von, so... hundert?“ Offenbar war dem Xian dieser eine, spezifische Zombie wohl ans Herz gewachsen. Das würde das Duo aber nicht davon abhalten, den Keller des Gebäudes zu erforschen. Ein Licht hatte Iron schnell aus seinem Rucksack gefischt und erhellte so die dunkle Treppe, während er den seltsamen Geräuschen in die Tiefe folgte. Noch konnte er sich nicht recht zusammenreimen, was das, was er hörte, bedeuten sollte... Aber wirklich, wer hätte so einen Anblick erwarten können? Was sie bisher für einen einfachen Keller gehalten hatte, schien eine Art unterirdische Disco zu sein. Anstelle von apathisch herumstehenden Zombies – wobei es ein paar ziemlich apathische Fasstaucher gab – beherbergte die Tanzfläche hier tatsächlich einen ganzen Haufen Tänzer. Unterbrochen von einem gelegentlichen Knacken oder einem Abfall der Lautstärke gab ein Soundlacrima am hinteren Ende des Raumes sich Mühe, das letzte bisschen seiner Energie auszukosten, ohne die untote Afterparty hier unten zu stoppen. Es war eine abstrakte Situation, aber wenn Iron so darüber nachdachte, vielleicht gar nicht mal eine so schlechte.
„Fangen wir mit den Tänzern an. Die sind eh schon in Bewegung, also müssen wir nicht die Erbse neu erfinden, um sie hier raus zu bekommen“, stellte der Ran fest, während er nachdenklich den Raum betrachtete. Ein Schmunzeln legte sich auf seine Lippen. „Kennst du die Geschichte vom Hammel-Rattenfänger?“ Irgendwie so hieß das doch, oder nicht? So oder so hatte er eine Idee. Mit selbstsicheren Schritten trat der Hase voran, auf die kaputte Tanzfläche, die noch immer von den ungewohnt energischen Zombies besetzt wurde. Mit ein paar geschickten, flinken Bewegungen war es einfach, zwischen den Untoten hindurch zu kommen... zumindest, bis er sich dem Bosszombie näherte. „Wenn sie gerne tanzen wollen, dann tanzen wir sie hier weg“, lachte der ahnungslose Hase, während er über seine Schulter zurück blickte zu Taiji, und sah so nicht, wie der weiß gehoste Untote sich in einer tänzerischen Drehung in seine Richtung wandte und mit seinem fauligen, rechten Arm nach ihm stieß. „Tanzt du gerne, Tai-... Hopp!“ Mit einem schnellen zucken seiner Ohren erkannte Iron gerade noch, dass da etwas Schnelles auf ihn zukam, und nutzte seine kräftigen Hasenbeine, um geradewegs nach oben zu hüpfen, über den Arm seines Gegners hinaus, um dem Angriff zu entgehen. „Na hoppla!“, meinte er und wich leicht zurück, während das Monster, immer noch im Takt der Musik, einen horizontalen Schwung seines anderen Arms hinterher setzte. Auch die übrigen Zombies, die seiner Choreografie folgten, begannen langsam, Stück für Stück damit, sich seinen Mühen anzuschließen, wobei sie im allgemeinen weit genug hinter seinen Bewegungen her waren, dass sie keine relevante Gefahr waren. So gesehen war auch der große Tanzkönig nicht wirklich schnell genug, um dem Hasen Sorgen zu bereiten. Entschlossen hopste der Ran ein paar Schritte zurück, ehe er ein wenig Anlauf nahm, um in einem hohen Sprung über den Körper des Zombies hinweg zu kommen, auf der anderen Seite zu landen und zum Musiklacrima zu eilen. „Taiji! Fang!“ Den Kristall schnappend, wandte sich der Hase um und warf ihn zu seinem Partner. Als die Musik über die Köpfe der Zombies hinweg flog, konnte man sehen, wie ihre Blicke dem Lacrima folgten, und ohne zu zögern setzte sich der Bosstänzer in Bewegung, um ihm zu folgen. Er wirkte immer noch recht aggressiv, aber damit würde der Xian schon umgehen können. „Lock du sie schonmal nach oben“, grinste Iron zufrieden vor sich hin. Der Tänzer mit der weiten Hose schien ja ziemlich gut darin zu sein, seine Artgenossen zu animieren, ihm zu folgen. Vielleicht schaffte er das ja auch mit denen da oben, das wäre eine große Hilfe! „Ich schau solange, was ich mit den Trinkern hier anstelle, hepp!“
"Gebührt nicht allen toten und lebendigen Wesen ein grundlegender Respekt?", hob Taiji noch an, als die beiden Magier im Licht von Irons Lacrimalampe die Treppe hinab stiegen. "In meinem Volk gibt es den Glauben, dass zeitig angewandte Riten der letzten Ruhe verhindern, dass ein rachsüchtiger Geist entsteht. Die Geister sind gewiss durch die Entweihung ihrer Körper bereits agitiert und ich sehe nur wenig Sinn ihnen noch mehr Gründe zu geben wütend zu sein." Das alles war natürlich gelogen. Nicht nur war Taiji nicht im Geringsten der Meinung, dass allen Lebewesen Respekt gebührte. Das galt einzig und allein für ihn und Yongheng. Ebenso wenig hatte er auch nur den Hauch einer Ahnung, wie die anderen Elben das sahen. Und eigentlich war es ihm ja auch komplett egal. Es gab nur wenige Dinge, die Taiji Xian peripherer tangierten als die Feinfühligkeit irgendwelcher, weichgespülter Gutherzen. Solche Leute waren nur Hubbel auf dem Weg der unaufhaltbaren Walze des Fortschritts. Ein Schelm, wer dabei an gewisse, rustikal angehauchte Rune Knights dachte, die sich sicherlich auch wunderbar unter einer Walze machen würden.
"Diese Legende hat nichts mit schafartigen Wesen oder mit Tanz zu tun", stellte Taiji schon wieder deutlich monoton fest. Der Elb verfügte schließlich über ein enzyklopädisches - eigene Einschätzung - Wissen über Legenden. Es hatte mal einen Moment der Schwäche gegeben, an dem er in solchen nach einer Lösung für das Problem mit Yongheng gesucht hatte. Die Geschichten waren schließlich voller schlafender Prinzessinnen, die nur durch einen Kuss - meistens den Kuss der wahren Liebe - geweckt werden konnten. In Taijis Verstand gab es da nur zwei Probleme. Erstens war das verdammt übergriffig. Außerdem waren diese Prinzen anscheinend komplett triebgesteuert, wenn sie sich in jemanden verlieben konnten ohne auch nur ein Wort mit der Person gewechselt zu haben. Ihm, Taiji Xian, könnte das nicht passieren. So wenig er auf die körperliche Unversehrtheit irgendwelcher Personen gab, fasste er ja keine Leute einfach so an. Er hatte einen besseren Grund dafür als "Sahst halt gut aus wie du da bewusstlos rumlagst". Immerhin ging es um die Rettung eines Drachen und das war die Opfer doch mehr als wert. Nicht, dass Taiji schon einmal Experimente an unwilligen Personen durchgeführt hätte. So verzweifelt war er schlicht noch nicht. Zweites Problem: Was, wenn man eine Prinzessin küsste und die stellte sich danach als der größte Vollidiot seit dem Triumvirat der Leiter von Midas Hands heraus? Dann hatte man ein Königreich zu regieren und dabei nicht einmal brauchbare Hilfe. Und loswerden konnte man sie dann auch nicht so einfach. Nein, sowas kam überhaupt nicht in Frage. "Ich tanze nicht", ließ Taiji zu absolut niemandes Überraschung und vermutlich am wenigsten zu der von Iron verlauten. Einen Moment lang dachte er darüber nach, ob er Iron vor dem ihm bevorstehenden Angriff durch den Tanzzombie warnen sollte. Am Ende jedoch entschied er sich dagegen. Erstens war es sehr leicht einen Mangel an Warnung auf das dürftige Licht hinter unten zu schieben. Zweitens würde es ihm sehr viel Freude bereiten, sollte Iron verletzt werden. Und drittens wollte er sehen, ob der Mümmelmann dem Angriff von alleine entgehen konnte. Zum Leidwesen zweier der drei am Geschehen beteiligten - Taijis und des Zombies - gelang es Iron dem ungeschickten Hieb zu entgehen. Es kostete den Elben einiges an Mühe nicht enttäuscht auszusehen als er einen Arm ausstreckte, um die Musiklacrima zu fangen. "Natürlich. Ich werde mich dieser Zombies hier annehmen. Die Damen, die Herren. Man möge mir folgen."
Wie eine Familie Enten, Mutterente Taiji vorneweg, ging es wieder hinauf ins Erdgeschoss. Einige der Tänzer hatten ihre Probleme mit der Treppe. Am Ende waren es nur noch die Hauptattraktion der gammligsten Tanzshow Fiores und zwei seiner Groupies, die aufrecht standen. Der Rest zog sich die Stufen nach oben. Taiji war es gleich. Er war mit viel wichtigeren Problemen beschäftigt. Zum Beispiel, wie er einige der Zombies ungesehen hier wegschaffen konnte. Das würde ein bisschen Zeit in Anspruch nehmen und dieses kuriose Exemplar konnte er definitiv nicht mitnehmen. Das Fehlen des Tänzers würde selbst einem Erbsenhirn...Jetzt fing er auch schon damit an. Er musste dringend von diesem Rune Knight weg, bevor seine Art zu sprechen den Elben vollends ansteckte. In jedem Fall würde das Fehlen des Tänzers auch einem minderen Verstand wie dem Irons auffallen. "HEY! Was soll das mit der Musik...was ist das bitte für eine Polonaise?" Noch während sich Taiji fragte, was bitte eine Nudelsoße mit der gesamten Thematik zu tun hatte und was exakt ihr gemeinsamer Auftraggeber in der Küche verloren hatte, erhob er schon die Stimme: "Mir war als hätte mein Questpartner darum gebeten das Arbeitsumgebung zu verlassen? Und um Eure Frage zu beantworten. Ich leite diese Zombies von Eurem Grundstück. Fühlt Euch frei etwaige Beschwerden an das Hauptquartier der Rune Knights zu schicken. Und jetzt, husch. Lasst die Magier arbeiten." Die Beschwerden der Marke "Ich werde mich bei Ihrem Vorgesetzten melden!" klangen wie die süßesten Ergebnisse von Experimenten in Taijis Ohren. Das ganze wurde durch die plötzliche Flucht Ethaniels durch das Küchenfenster, die er antrat als die Zombieparade weiter Taiji folgte, nur noch verbessert. Und absolut nichts in der Welt übertraf das Geräusch eines dumpfen Aufpralls, dicht gefolgt von einem panischen Schrei, als der werte Herr Auftragsgeber wohl in ein bisschen Zombie gelandet war. Mit einem Mal deutlich besser gelaunt als vorher, hob der Elb die Hände und ahmte tatsächlich einen Dirigenten nach, der das augenscheinlich poppigste Orchester des musikalischen Olymps Fiores anleitete.
Leider folgten nicht alle der Untoten der Musik und damit Taiji. Etwa die Hälfte der im Partyhaus befindlichen Zombies schlossen sich der Parade an, die er schlicht vom Gelände führte. Inzwischen zog die ganze Angelegenheit auch die Aufmerksamkeit einiger Neugieriger auf sich. Noch hielten die Personen, die sich wohl eigentlich einen schönen Tag am Strand hatten machen wollen, genügend Abstand. Alles weitere war ein Problem für Iron, beschloss Taiji als er die Musiklacrima schlicht außerhalb des Geländes liegen ließ. Der Elb hatte nämlich ein paar Holzkisten in der Küche gesehen, die groß genug für Zombies waren. Zumindest, sofern man kein Problem damit hatte besagte Zombies zu falten. Ganz zufällig fiel die Kellertüre zu. Und noch viel zufälliger begann die hölzerne Türe ganz leicht zu klemmen, während sich Taiji damit amüsierte den gefrorerenen Zombie und einen weiteren in ein paar Gemüse - oder hier viel wahrscheinlicher: Kisten, die mal voller Alkoholika gewesen waren - zu quetschen. Das Versiegeln war mit seiner Magie ein Kinderspiel. Wenn die Zombies wirklich versuchen würden zu entkommen, würde es ihnen gelingen. Aber da sie friedlich waren, war die Chance recht gering. Damit verblieb das einzige Problem, wie exakt er die Kisten von hier wegschaffen konnte ohne dass Iron etwas davon mitbekam. Sonderlich lange konnte der Mümmelmann im Keller ja nicht mehr brauchen. Eilig machte sich Taiji daran das Holz der Kellertüre zurück in den Ursprungszustand zu bringen. Schließlich würde er ja niemals werte Kollegen sabotieren um eigene Ziele durchzusetzen, nicht doch.
Zauber:
Wood Dragon’s Phytokinesis TYP: Lost Magic ELEMENT: Holz KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: 5 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Mit diesem Zauber kann der Dragonslayer Holz in einem Radius von fünf Metern verformen. Die Veränderung tritt dabei nur langsam ein, weswegen sich dieser Zauber nicht für den Kampf eignet. Im Verlauf von circa einer Minute können so circa 500 Kubikzentimeter Material verschoben werden. Der Zauber funktioniert bei allen hölzernen Pflanzen, wie Bäumen, ob lebendig oder nicht. Allerdings kann mit diesem Zauber Materie weder erschaffen, noch zerstört werden. Das verschobene Material muss also irgendwo hin.
„Rachsüchtige Geister also, hm? Was es nicht alles gibt“, staunte Iron, als Taiji ihm die Riten seines Volkes erklärte. Spannende Geschichte. Das musste er sich merken und später Yunai weiter erzählen. „Aber mach das bitte nicht bei jedem von den Zombies hier, okay? Sonst hoppeln wir morgen früh noch hier rum.“ Von bösen Geistern oder guten Geistern oder andern solchen Sachen verstand der Ran herzlich wenig, aber er hatte nicht vor, den Auftrag die ganze Nacht über gehen zu lassen. Ihre Aufgabe war schließlich im Grundsatz eine sehr einfache: Sie mussten die Untoten einfach nur aus diesem Haus heraus bekommen. Das sollte ja wohl noch vor dem Sonnenuntergang zu schaffen sein!
„Okay, ich sehe, du kennst die Geschichte“, lachte der Hase fröhlich, als der Xian so stark auf den Rattenfänger reagierte. Was genau der Hammel in dem Titel zu suchen hatte, hatte Ippi ehrlich gesagt auch selbst nie verstanden, auch wenn es ihn weniger störte als seinen schwarzhaarigen Begleiter. „Kannst nicht tanzen, hm? Naja, nicht jeder ist ne Tanzbohne“, zuckte der Hase mit den Schultern, ehe er über einen Angriff des Bosszombies hinweg sprang. „Aber hoppla, dann ist das hier ja deine Chance! Üb das Tanzen doch gleich mal, macht echt Spaß, hehe!“ Das Soundlacrima flog zielsicher durch die Luft, landete in den Händen des Elben, der es damit tatsächlich schaffte, die Tänzer die Treppe hinauf zu locken. Dann war es also an Iron, seine Aufgabe hier unten zu Ende zu bringen. Wie brachten sie die Säufer in Bewegung? „Aaaufgesprungen! Ihr habt lange genug Brokkoli gesägt!“, rief der Hase aus, während er mit seinem rechten Fuß gegen eins der Fässer stieß, in dem gleich vier von den Zombies das Tauchen übten. Als das nicht reichte, legte er noch einmal etwas mehr Druck in seinen Stoß und kippte das Fass so komplett über, um Wein und Untote gleichermaßen herausrutschen zu lassen. Verwirrt bewegten die vier die Köpfe, stöhnten ein wenig vor sich hin, zeigten aber ansonsten herzlich wenig Motivation, sich von der Stelle zu bewegen. Mit der Fußspitze stupste Iron einen davon an, aber nein... Auch wenn er die Kreatur ein wenig in eine Richtung schob, wollte sie sich nicht erheben. „Vielleicht mit ein bisschen Nachhilfe...?“ Dem Zombie unter die Achseln greifend versuchte Iron, ihn hoch auf die Füße zu ziehen, doch der war überraschend schwer... und dann überraschend leicht, als sich seine untere Hälfte abtrennte und der Hase nur noch den Oberkörper in der Hand hielt, den er schnell wieder fallen ließ. „Ah... bäh! Das wollte ich jetzt nicht!“, meinte er, während er den Blick abwandte. Den Anblick hätte er sich wirklich sparen können, auch wenn er schon lebende Menschen in schlimmeren Zuständen gesehen hatte. Das war aber eigentlich nichts, was er wiederholen wollte. Irgendwo hier unten musste es doch etwas geben, das ihm dabei helfen konnte, die Zombies nach oben zu befördern...
„Hah... uff...“ Schwer atmend kam Iron oben an der Tür zur Küche an, in seinen Händen die Enden einer großen Tischdecke. Die zerrte er dann angestrengt die Treppe hinauf, und damit auch die Körper, um die die Decke gewickelt worden war. So musste er auch nicht viel von ihnen sehen, das tat gerade ganz gut. Jetzt nur noch die Tür öffnen, und... „Hm?“ Die Tür... öffnete sich nicht. Sie klemmte. Leicht frustriert zog er die Augenbrauen zusammen, überlegte, ob er sie kaputt machen musste, um hier wieder rauszukommen, aber nein. Als er noch einmal ordentlich rüttelte, schien sich die Klemme zu lösen und die Tür schwang auf. „Puh, da hab ich nochmal Kresse gehabt“, atmete er auf, ehe er seinen Zombie-Sack durch die Tür schnleppte und seine Augen auf seinen Begleiter fielen. „Oh, hey, Taiji. Das sind jetzt alle von unten... Wie läuft es hier oben? Ich sehe, die Tänzer sind nicht mehr hier.“ Die hatte er wohl herausbekommen. „Gute Arbeit.“ Ein aufmerksamer Blick durch die Küche lockte seine Augen hinüber zu den Kisten, die... irgendwie anders wirkten als vorher. „Na hoppla, was ist denn mit den Kisten da los? Hast du die bewegt? Können wir mit denen was anfangen?“ Eine neue Strategie, um die Zombies hier wegzuschaffen? Vielleicht war ja etwas Nützliches drin gewesen? Obwohl, die Kisten wirkten sehr... geschlossen. Also hatte der Xian nichts aus ihnen herausgeholt. „Oder hat sich unser Auftraggeber gedacht, er nutzt die Gelegenheit, um mal kurz umzuräumen? Der scheint ja nicht draußen warten zu wollen...“
Die glimmenden Augen Taijis rotierten in den Höhlen. Wenn der Elb die Augen noch weiter verdreht hätte, hätte die Gefahr bestanden, dass sie in einen stabilen Orbit um seinen Kopf eintraten. Zum Glück hatte er den Rücken gen Iron gewandt. Immerhin war der kleine Mümmelmann ein armer, kleiner Vollidiot. Nun, zugegeben galt das für die meisten Leute, die neben seinem, Taiji Xians, brillianten Intellekt schlicht keine Chance hatten. "Nein, ich werde mich nur um jene kümmern, die erneut von uns gegangen sind."
Während sich Taiji also um die Tänzer kümmerte und ein wenig den Aufgabenbereich der Quest um seine eigenen Interessen erweiterte und Iron seine Abenteuer mit auseinanderfallenden Zombies in Wein-Jus hatte, bekam jemand völlig anderes draußen eine Sinnkrise. Ethaniel hatte die Hände auf den Kopf gepresst. Der eine von den Kerlen, die hier sein Haus reinigen sollten, hatte grade eine ganze Polonaise an Zombies aus dem Haus geführt und einfach abseits des Geländes stehen gelassen! Nicht nur das, nein, der Kerl hatte auch noch die Musiklacrima aus dem Keller entwendet! Die Zombies sahen friedlich genug aus, sicher, und sie...tanzten? Wenn man die seltsamen Bewegungen denn Tanz nennen konnte. So langsam sammelte sich außerdem eine Traube Schaulustiger um die Untoten. Manch einer begann sogar den holprigen Tanz nachzuahmen. Oh Götter, wo sollte das nur hinführen?
"Die Tänzer befinden sich außerhalb des Geländes. Einige der Zombies aus den anderen Räumen sind ihnen gefolgt", berichtete Taiji und reckte die Hand in Richtung des Hauptraums, der sich tatsächlich ein wenig gelichtet hatte. Die glimmenden Glotzmurmeln des Elben richteten sich auf den triefenden Sack, den Iron da hinter sich herzog. Waren das...es waren wohl wirklich die Zombies, die im Wein geplantscht hatten. Ein leiser Seufzer entrang sich dem Elben. Nun, vielleicht konnte er Iron ja ein wenig mit diesen Wesen behilflich sein? Und sie später einfach mitnehmen, natürlich. Mit dem Fuß schob er die Kisten wieder unter die Theke, wo sie bislang geruht hatten. Was...gar nicht so leicht war. "Oh, nein, die Zombies müssen sie auf ihrem Weg herauf bewegt haben. Ich wollte sehen, ob sie sich vielleicht zum Transport eignen, aber sie scheinen versiegelt zu sein." Ohne weiter nachzufragen machte Taiji den einen Schritt zu Iron hinüber, um hinten an dessen Sack voller Untoter anzufassen. "Unseren Auftraggeber habe ich nicht gesehen. Aber er wird sich sicherlich bemerkbar machen. Bringen wir doch erstmal dieses...Gebilde hier nach draußen. Es tropft."
In der Tat machte sich der Auftraggeber bemerkbar. Ethaniel kam mit beiden Händen in der Luft wedelnd auf die Magier zugestürmt. Taiji blinzelte einmal, als der Mann ein quietschendes Geräusch von sich gab, dessen Tonlage irgendwo zwischen Zorn und blankem Entsetzen anzusiedeln war. "Warum stehen da draußen Zombies und tanzen?! Was ist das? Warum sind da immer noch Zombies in meinem! Haus?! Tut gefälligst wofür ihr bezahlt werdet! Sind das Tropfen?! Ich habe doch gesagt, dass ich kein Zombieblut auf meinen Teppichen haben will!" "Es ist Wein, kein Zombieblut." Die feine Nase Taijis machte die Unterscheidung recht einfach, während er monoton wie seit einer Weile die Situtation weiter zu eskalieren drohte. Ethaniel ging unterdessen in Schnappatmung über. Vielleicht war er zu zornig, um klare Worte zu formulieren. So oder so war es Taiji gleich. "Iron, was hältst du davon, wenn wir erst noch den Rest der Zombies aus dem Hauptraum nach draußen geleiten und dann die...versprengten Überreste einsammeln?"
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