Ortsname: Ackerfelder Ost-Fiores Art: Freiraum Spezielles: --- Beschreibung: Nahe der großen Städte Ost-Fiores ist ein Teil der Ländereien von großen Ackerfeldern durchzogen, auf denen allerlei Pflanzen angebaut und geerntet werden. Darunter auch zahlreiche, gigantische Mais- und Getreidefelder. Die Höhe der bepflanzten Felder variiert sehr stark und kann sogar über der eines ausgewachsenen Menschen liegen. Unbedachte Reisende können leicht die Orientierung in den riesigen Feldern verlieren und es ist Vorsicht geboten, wenn man sich zu weit von den Trampelpfaden, die sich durch die Felder ziehen entfernt.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Zahar Naga war eine Echse mit vielen Gesichtern. Die kleine, grüne Gestalt mit den hübschen Kleidchen und neugierigen, braunen Augen nahm von Situation zu Situation eine andere Rolle ein. Mal war sie die entschlossene A-Rang Magierin, die sich mutig großen Monstern entgegen stellte. Mal war sie eine Mentorin, die mit Geduld und Wärme die Menschen um sich herum stärkte. Mal war sie die Heldin, die im Zuge ihrer Reisen durch die Welt plötzlich aus dem Gebüsch hervor brach, um unschuldige Zivilisten vor Gefahr zu retten.
Und manchmal… manchmal war sie immer noch das verspielte Kind, das sich in Fairy Tail so viele Freunde gemacht hatte.
Die Maiskolben an ihren langen Stängeln begannen zu wackeln, während Zahar zwischen ihnen hindurch flitzte. Auf allen Vieren jagte sie voran, einem kleinen Mäuschen hinterher, während ihr flexibler Körper sich zwischen dem dicht beieinander stehenden Grünzeug hin und her schlängelte. Ihre Augen, starr fixiert auf das Tierchen, das sie einfangen wollte, leuchteten geradezu, während ihr Herz höher schlug. Die Naga liebte es, so frei in der Natur unterwegs zu sein! Nachdem sie viele Jahre lang in der kleinen Hütte ihres Vaters aufgewachsen war, ohne einen Fuß nach draußen zu setzen, war die Welt, die sich ihr seit dem Betreten von Fairy Tail eröffnet hatte, so groß und spannend, dass selbst jetzt, wo sie sich daran gewöhnt hatte, kein Tag verging, an dem ihre Neugier nicht geweckt wurde oder sie das Gefühl verspürte, dass das Leben ein Genuss war. Trotz den ernsten Themen, mit denen sie sich als Magierin auseinandersetzen musste, konnte sie manchmal einfach verspielt sein, amüsiert über Dächer und Wände klettern, an Ästen schwingen oder - wie jetzt - durch widrige Felder der Natur eilen. Es machte unheimlich Spaß! Auch Ronya, die ihr aktuell ein Dach über dem Kopf bot, hatte ein Faible für Parcours, für das Turnen und Sprinten, sodass sich Zahar sowohl zuhause als auch auf Reisen nach Lust und Laune austoben konnte. Und ihre Laune stand hoch heute. Hungrig leckte sie sich über die zu einem Grinsen hochgezogenen Lippen, während ihre Zähne nach der Maus schnappten, aber noch konnte das kleine Tier vor ihr weglaufen.
Noch. Nicht mehr lange, dann würde Zahar sie schnappen!
Der Plan änderte sich unerwartet, als sich die Maispflanzen lichteten. Aus dem engen Wäldchen heraus kamen die beiden Tiere auf einen kleinen Pfad, der über den Acker gezogen war, damit sich Menschen freier hindurch bewegen konnten. Ein Pfad, der gerade genutzt wurde. Die Maus hatte kein Problem damit, zwischen den Beinen der Fremden hindurch zu huschen, auf die andere Seite, wo sie wieder zwischen dem Mais verschwand, aber Zahar… die realisierte erst zu spät, worauf sie gerade zu lief. Schnell bremste sie ab, aber es war zu spät. Mit dem Rest ihres Schwunges kollidierte sie mit den beiden Beinen, die sich vor ihr auftaten, und riss damit auch den restlichen Körper zu Boden. “Au… ähm… Ah! Entschuldigung!” Nach ein paar kurzen Momenten der Orientierung sprang Zahar wieder auf die Beine, ihre grünen Wangen gerötet. Hatte sie gerade einen Menschen gerammt? Das war echt peinlich! “Ich hoffe, dir ist nichts passiert! Tut dir etwas weh?”, fragte sie besorgt und hielt dem Mädchen eine Hand hin. Sie hatte braune Haare, relativ kurz gehalten, also so ähnlich wie Zahar selbst, und sah aus, als wäre sie auch nicht viel größer. Hoffentlich nahm sie der Echse ihre Tollpatschigkeit nicht übel…
Am Morgen hatte sich Lyra um ein paar Gefälligkeiten kümmern müssen, aber am Nachmittag hatte sie endlich freie Zeit und war einer Empfehlung Midoris gefolgt; ihre Freundin mit dem kleinen Blumenlädchen in Magnolia Town hatte ihr von einem Ort bei den Ackerfeldern Ost-Fiores berichtet, bei dem sie vor einigen Tagen einen wundersamen Vogel gesehen und gezeichnet hatte. Es war nur eine schnelle Skizze gewesen, aber Midoris Talent zum Dank war die Schönheit und Eigenartigkeit dieses Tieres selbst anhand weniger bunter Linien zu erkennen – es brauchte allerdings auch nicht viel, um Lyra von etwas zu begeistern. Die junge Frau hatte sich fest vorgenommen, dieses Tier mit eigenen Augen sehen zu wollen.
So hatte sie sich nur ein wenig Proviant eingepackt und war zu den fruchtbaren Feldern aufgebrochen. Sie war zuvor noch nicht hier gewesen und brauchte einen Moment, um sich richtig zu orientieren, zumal ihr aufgrund der teils sehr hochgewachsenen Pflanzen ein guter Überblick verwehrt wurde. Midori hatte ihr beschrieben, wie sie den Ort wiederfinden konnte, an dem sie den wundersamen Vogel mit den herrlich blau schimmernden, ausladenden Federn gesehen hatte; Sie sollte dem Weg durch das Maisfeld folgen und sich ganz am Ende links halten. Dort würde sie – das Maisfeld zur Linken und ein frisch gekeimtes Kornfeld zur Rechten – einen knorrigen Apfelbaum am Wegesrand sehen. In dessen Geäst hatte der Vogel gesessen, seinen mit flaumigen Federn geschmückten Kopf hin und her zucken lassen und immer wieder sehr hohe, fast klirrende Laute von sich gegeben.
Lyra war dieser Beschreibung gefolgt und befand sich gerade auf dem Weg durch das Maisfeld, als sie bereits aus der Ferne ein Geräusch hören konnte. Da bewegte sich etwas schnell durch das Feld und brachte die hochgewachsenen Maispflanzen zum Rascheln. Sie blieb stehen und folgte mit dem Augen dem Geschöpf, als könnte sie es sehen, vermochte aber nicht mehr als einen dichten Maiswald zu erkennen. Doch die Dragonslayerin konnte dem Rascheln mit den Ohren so gut folgen, dass sie ihren Blick stets genau dorthin wandte, wo sich das Wesen gerade befand. Und doch rechnete sie nicht mit dem, was dann geschah: Eine kleine Maus suchte flink ihren Weg zwischen den Maispflanzen und schließlich durch ihre Beine hindurch. Wie konnte ein so kleines Tier nur ein solch lautes Rascheln erzeugen? Einen Moment von dem grau-braunen Geschöpf abgelenkt, folgte sie seinem Weg auf die andere Seite des Weges zurück in das Maisfeld mit dem Blick, verfolgte dadurch aber nicht weiterhin das laute Rascheln aus den vorherigen Richtung und wurde plötzlich von den Füßen gerissen. Der Stoß gegen ihre Beine nahm ihr sofort jegliche Haftung zum Boden und sorgte dafür, dass sie rücklinks dort landete, wo die Maus gerade eben verschwunden war. Mit erschrockenen, weit aufgerissenen Augen sah sie vor sich ein grünhäutiges Mädchen, das sich schnell wieder aufrappelte und ihr sogleich entschuldigend die Hand entgegenstreckte. Nun, das – oder besser sie – erklärte das laute Rascheln im Maisfeld.
„Nichts passiert!“, erwiderte Lyra reflexartig. Sie landete sooft auf dem Boden (oder in einer Pfütze, oder in einer Hecke, oder in einer Felsspalte, …), dass ihr dieser Satz schon über die Lippen flog, ehe sie dessen Inhalt genau prüfen konnte. Sie ergriff die ihr angebotene Hand und sprang zurück auf die Beine. Die Minell klopfte sich die Erde von ihrer gelben Kleidung und rückte ihren Beutel mit dem Proviant zurecht. Nein, es schien tatsächlich nichts passiert zu sein. Dann schaute sie das Mädchen, das genauso groß schien wie sie selbst, fragend an und wies kurz mit dem Kopf in die Richtung hinter sich nickend. „Ähm…falls du der Maus gefolgt bist: die ist da hinein gerannt. Aber die ist wohl mittlerweile schon wieder in einem Mauseloch verschwunden“, sagte Lyra und fügte ein fast entschuldigendes Achselzucken hinzu. „War sie dir wichtig?“, fragte sie weiter und überlegte, ob sie bei ihrem kurzen Blick auf das Tier etwas Besonderes hatte ausmachen können oder ob es eine ganz gewöhnliche Maus gewesen war. Vielleicht konnte sie ihrem Gegenüber irgendwie bei der Suche nach eben jener oder einer anderen Maus weiterhelfen, wenn ihr etwas daran lag.
„Ich bin übrigens Lyra“, stellte sie sich selbst schließlich vor. Alleine schon die Begegnung mit dem Mädchen war es den Weg hier her Wert gewesen, auch wenn sie den von Midori gesichteten Vogel heute nicht mehr finden würde. Sie konnte nicht umhin, als ihr Gegenüber fast etwas neugierig zu mustern; die grüne Haut, diese einzigartigen Augen und der kräftige Schwanz; sie musste zu den Reptilienmenschen gehören und davon hatte die junge Magierin bisher nicht wirklich viele getroffen. Es würde spannend sein, sich mit ihr unterhalten und austauschen zu können. „Ich wollte hier eigentlich einen bestimmten Vogel mit langen, dunkelblauen, metallisch glänzenden Federn suchen…aber das kann ich auch später machen“, erklärte sie ihr Anliegen und fügte dann, als würde es ihr urplötzlich in den Sinn kommen, hinzu: „…oder hast du so einen hier schon mal gesehen und kannst ihn mir zeigen?“.
Zahar hatte eine gewisse Neigung dazu, sich in ihren Spielereien zu verlieren – eine Eigenschaft, auf die sie nicht unbedingt stolz war. Das war Teil ihrer kindlichen Seite, die für ihr Alter wohl angemessen war, die sie aber gern zu leugnen oder abzulegen versuchte. Dass sie gerade eine Fremde von den Füßen gerissen hatte half allerdings nicht dabei, als vernünftige Erwachsene aufzutreten. Immerhin fasste sie sich ziemlich schnell. Wie eine verantwortungsbewusste Person erkundigte sich die Naga nach dem Wohlergehen ihres Gegenübers und half ihr dabei, wieder auf die Beine zu kommen. „Ich bin froh, dass es dir gut geht“, atmete Zahar erleichtert aus, ehe sie auch schon wieder zusammen zuckte. „Ah... d-du hast die Maus gesehen...“ Wie peinlich! Zielsicher hatte die Fremde festgestellt, dass Zahar wie ein Kind, wie ein Tier einer Maus hinterher gejagt war! Ihren Blick leicht nach unten gerichtet schaffte es das Mädchen nicht, ihrem Gegenüber in die Augen zu sehen. Das war so eine unangenehme Situation! „N-nein! Nicht wichtig! Ma-mach dir keine Gedanken!“, versicherte sie und wedelte abwehrend mit ihren Händen vor ihrer Brust. Man konnte wohl erkennen, dass Zahar nicht unbedingt stolz darauf war, was sie gerade getan hatte.
„Hallo, Lyra. Mein Name ist Zahar. Freut mich, dich kennen zu lernen“, erwiderte die Naga mit einem höflichen Knicks, als die Ältere sich vorgestellt hatte. Lyra also... Das war ein hübscher Name. Er hatte einen sanften Klang, passte gut zu dem so lieb wirkenden Mädchen. Schlussendlich musste Zahar doch wieder lächeln, als sie es schaffte, ihren Blick zurück zu den Augen der Brünetten zu heben. Aufmerksam betrachtete sie das Gesicht ihres Gegenübers. Die Haarfarbe und Länge, die Augen, die allgemeine Gesichtsform, selbst die Stupsnase... irgendwie sahen sich die beiden wirklich, wirklich ähnlich. Sie waren sogar gleich groß und hatten einen vergleichbaren Körperbau. Wenn Zahar ein Mensch wäre, ohne die grüne Haut, den Schweif oder die dämonischen Symbole in ihren Augen, dann würde sie wohl ziemlich genau so aussehen wie Lyra. Nur ihr Kleidungsstil war etwas... gewöhnungsbedürftig. „Was sind das für Klamotten? Hat es einen Grund, dass du sowas trägst, Lyra?“, hakte die Echse nach, legte ihren Kopf leicht schief. Als modisch oder modern würde sie die Sachen jedenfalls nicht bezeichnen. Nicht, dass jeder etwas von Mode verstehen musste. Es gab nur ein paar merkliche Unterschiede zwischen Lyras knalliger und doch schlichter Ganzkörperkleidung und Zahars Kleidern, deren Farben zwar weniger hervorstachen, die aber vom Design her ein paar mehr hübsche Details mitbrachten.
„Hmm... ich hab ein paar Vögel gesehen, aber keinen, der so aussieht“, meinte die Naga nach kurzem Überlegen und schüttelte den Kopf. Schade, sie hätte Lyra gerne geholfen – nicht zuletzt, um den Zusammenstoß von eben wieder gut zu machen. Nachdenklich legte sie einen Finger an ihr Kinn und hob ihren Blick. Vielleicht gab es ja doch etwas, das sie tun konnte. „Also, gesehen hab ich ihn nicht, aber...“ Erst noch am Überlegen, hob Zahar entschlossen ihre Fäuste vor die Brust und sah Lyra ernst an. „Weißt du vielleicht, wie der Vogel klingt?“
Ihr Gegenüber schient etwas verunsichert, vielleicht auch beschämt, als Lyra die Situation mit der Maus ansprach. Sie missdeutete allerdings den Grund dahinter. „Tut mir Leid, dass ich nicht gleich reagiert habe, dann hätte ich sie vielleicht am Flüchten hindern können!“, versuchte sie das grünhäutige Mädchen aufzumuntern. Für die Dragoslayerin schien Zahar doch zumindest so sehr an dem Tier interessiert gewesen zu sein, dass sie nun etwas enttäuscht war, die Maus nicht in den Händen zu halten und sich dafür zu schämen, dass das Tier entkommen war. Dass es sie allerdings beschämt darüber war, überhaupt die Maus gejagt zu haben, kam Lyra nicht in den Sinn. Sie selbst verlor sich ja gerne Stundenlang in den Verfolgungen von Krabbelkäfern, Schmetterlingen oder – wie sie es für heute geplant hatte – außergewöhnlichen Vögeln.
„Hallo Zahar, freut mich auch dich kennen zu lernen“, erwiderte Lyra mit einem breiten Grinsen. Als sie auf ihre Kleidung zu sprechen kam, schaute die Dragonslayerin an sich herab. „Wieso, sollte ich das hier besser nicht tragen?“, fragte sie und begann sogleich darüber nachzugrübeln, ob sie irgendwo etwas davon gelesen oder gehört hatte, dass helle, knallige Farben hier nicht gerne gesehen waren, weil sie für irgendeinen Kult standen oder gar ein gefährlichen, stechendes Insekt anzogen. „Die sind einfach totaaaal bequem und super angenehm zu tragen…fühl mal, ganz geschmeidig!“, fügte sie unbefangen hinzu und hielt dem Mädchen ein Zipfel ihres Oberteils in. Lyra war schon häufiger aufgefallen, dass die Menschen in ihrer Umgebung eher gedeckte Farben trugen oder sich gar in schwere Klamotten oder Rüstungen zwängten. Das war der freiheits- und bewegungsliebenden jungen Frau viel zu unbequem und unpraktisch. Sie liebte es locker, leicht und luftig, sie musste sich gut bewegen können und die Kleidung musste einiges aushalten können. Pailletten und Riemchen, Tüll oder Rüschen…all das fühlte nur dazu, dass sie schneller in Sträuchern hängen blieb, riss allzu schnell kaputt, raschelte und klimperte viel zu laut oder ließ sich schlecht säubern. „Zuhause habe ich noch einen Wingsuit…ach, echt schade, dass ich dir den heute nicht zeigen kann. Aber wenn du magst, können wir das ein anderes Mal machen. Der Stoff ist zwar nicht ganz so weich, aber richtig leicht und trotzdem reißfest und man kann eben damit das machen, was er sagt: Gleiten!“, bei diesen Worten leuchteten die Augen der jungen Frau und es unübersehbar, wie viel Freude sie bei dieser Aktivität verspürte, obwohl sie gerade nur daran dachte. „Wir sind ja auch gleich groß, da könntest du den auch mal anziehen…oh…wobei…mh, ich weiß nicht, ob das damit überhaupt geht“, sprach Lyra erst euphorisch, dann grübelnd und deutete auf den Schwanz ihres Gegenübers. „Kannst du damit auch zugreifen…und zuschlagen…oder dich an einem Ast festhalten…oh, oder beim Schwimmen richtig viel Geschwindigkeit bekommen?“, fügte sie fasziniert hinzu und versuchte, nicht unbewusst immer näher fasziniert musternd an das Mädchen heran zu rücken, dass zudem so wunderbar zu duften schien.
„Och schade, aber nicht so schlimm. Vielleicht ist der Vogel auch heute gar nicht hier. Ich habe ihn bisher selbst noch nicht gesehen oder gehört, aber er muss ganz anders klingen als all die anderen Vögel hier und auch sehr ungewöhnlich aussehen. Deshalb wollte ich ihn so gerne sehen“, sie klang dabei etwas wehleidig, fasst sich aber sogleich wieder, als sie auf Zahar blickte und das Gefühl hatte stattdessen, eine richtig nette, spannende Personen kennengelernt zu haben, mit es sich mindestens ebenso gut den Nachmittag verbringen ließ.
“Ah… nein, nein! Das mit der Maus ist fein!”, versicherte Zahar zunehmend intensiv. Sie wollte einfach nur, dass dieses Thema endlich vorbei war. Sehr peinlich berührt blickte sie zur Seite, kaute leicht auf ihrer Unterlippe herum. “Ich… ich wollte sie gar nicht fangen. Nur ein bisschen jagen…” Auch das Thema Kleidung begann ein wenig unangenehm. Auf Zahars ungenierte Frage hin hakte Lyra nach, ob sie so etwas nicht anziehen sollte, und die Naga winkte ab. “Nein, das ist schon in Ordnung. Ich seh solche Klamotten nur nicht oft, das ist Alles.” Wenn Lyra sich so anziehen wollte, war das ja ihre Sache. Und bei genauerem Hinsehen… bequem sahen die Sachen wirklich aus. “Das ist schön! Bequem ist wichtig! Sind meine Kleider aber auch”, lachte Zahar fröhlich und drehte sich einmal um die eigene Achse, damit Lyra ihr Outfit betrachten konnte. Mit ihren hellen, erdigen Tönen reihte sich das Echsenmädchen tatsächlich gut auf dem Maisfeld ein. Aus erwartungsvollen, großen Augen sah sie die Ältere an, fischte nach dem Lob, das sie doch so dringend verdient hatte!
“Ein Wingsuit? Was ist das denn?” Überrascht staunte die kleine Brünette, als Lyra ihr von einem Kleidungsstück erzählte, von dem sie noch nie gehört hatte. Ein… Flügelanzug? Waren das wirklich Klamotten, mit denen man fliegen konnte? Oder zumindest gleiten, nach dem, was die Minell sagte. Zahar kicherte. “Gleiten kann ich auch”, meinte sie stolz, während sie sich abwandte und loslief. “Guck mal!” Weißer Schleim bildete sich an den nackten Fußsohlen der Echse, während sie über den unebenen Boden lief, und als sie nach einem kurzen Hüpfer wieder aufkam, schlitterte sie geschickt über den Boden, ohne die Füße anheben zu müssen. Wie eine geschickte Eisläuferin bewegte sie sich über die Erde, drehte sich in einer engen Kurve wieder herum, um ohne Schwung zu verlieren wieder auf Lyra zu zu gleiten und ein paar Kreise um sie zu ziehen, ehe sie wieder zum Stehen kam und ihr Sekret abtrocknen ließ. Ein stolzes Grinsen lag über ihrem Gesicht. Da konnte Lyra mal sehen, wie cool sie eigentlich war, wenn sie nicht gerade Mäusen hinterher lief!
“Ah, mit dem Schweif kann ich echt nicht alles tragen… aber er ist schon cool”, meinte die Naga und hob das große Organ vor ihren Körper, wo sie es mit beiden Händen in eine Umarmung schloss. Es war einfacher, ihn mit den Armen hochzuhalten. Ihn die ganze Zeit hochzuziehen war ein bisschen, als würde sie eine Dehnübung machen, das wurde schnell anstrengend. Fröhlich wedelte die Spitze ihres Schweifes, während das darauf gestempelte, dunkelgrüne Gildenzeichen Fairy Tails deutlich sichtbar war. “Greifen geht nicht damit, aber ich kann damit übel zuhauen! Der hat ganz viel Masse… ist praktisch mein halber Körper, haha!”, fröhlich lachte die Naga auf, während sie die Arme aufbreitete und sich auf ein Bein stellte, ihren Schweif nutzend, um sich auszubalancieren, wenn ihr Körper leicht zur Seite glitt. “Außerdem ist er gut, um das Gleichgewicht zu behalten… wenn man weiß, wie es geht!” Ihr Bein wieder abgestellt fuhr sie sich durch die Haare. Wo sie gerade noch so fröhlich und selbstsicher gewirkt hatte, schließ sich jetzt wieder eine leichte Unsicherheit ein und Zahar tat sich schwer damit, Lyra in die Augen zu sehen. Ihre Hand wanderte hinab zu ihrem Nacken. “Was schwimmen angeht… das kann ich gar nicht…”
Das mit dem Vogel war ein bisschen schwierig. Wenn Zahar ehrlich war, dann hatte sie gar nicht so sehr darauf geachtet, was hier so herumgeflogen war… Ihr Blick war wie so oft mehr an die Erde gebunden gewesen. Als Echse hatte sie es nicht so mit dem Himmel. Das Aussehen, das Lyra beschrieb, war ihr auf jeden Fall nicht aufgefallen, aber auch die Beschreibung seiner Klänge war nicht sehr hilfreich. “Ganz anders als die anderen… ich horche mal”, meinte die Naga kurzentschlossen und schloss die Augen, während sie ihre Hände hinter ihre Ohren legte. Ruhig atmend lauschte sie in die Umgebung. Zahar nahm viel wahr: Das Rascheln des Windes in den Feldern, leises Scharren auf der Erde, wo kleine Tiere gruben, Atmung und Herzschlag von Lyra… andere Fußstapfen fehlten, die beiden Mädchen waren also auf eine gute Distanz alleine hier. Und dann waren sie da, die Vögel. Ihre Augenbrauen zogen sich leicht zusammen, während sie sich darauf fokussierte… bis sie sie nach einigen Sekunden wieder öffnete. “Die klingen alle total unterschiedlich.” Mit dem feinen Gehör einer Dämonentochter nahm Zahar selbst die kleinsten Unterschiede zwischen dem Gezwitscher unterschiedlicher Vögel wahr… und da gab es ganz, ganz viele. So viele, dass selbst zwei Tiere der gleichen Gattung leicht auseinander zu halten waren und dass zwei unterschiedliche Vogelarten für sie komplett anders klangen. Der Hinweis, dass Lyras Vogel klang wie kein anderer, half ihr da praktisch gar nicht. Der eine klang hoch, der andere niedrig. Der eine zwitscherte schnell und kurz, der andere nur wenig, aber dafür länger. Manche klangen stolz, andere eher unruhig. Keine zwei waren gleich. Sie schüttelte den Kopf. “Ich weiß nicht, welchen du genau meinst…”, gab sie zu, grübelte ein wenig. “Aber… ich kann auf jeden Fall die Vögel hier finden. Wenn du magst, können wir ja einfach mal gucken, welcher der Richtige ist?”
Zahars grüne Haut bekam einen rötlichen Schimmer, als die beiden über die entflohene Maus sprachen und sie winkte vehement ab, sodass Lyra das Thema mit einem freundlichen Kichern ruhen ließ. Es ging sie ja auch eigentlich gar nichts an, was genau das Mädchen da getan hatte oder erreichen wollte, sie war einfach nur neugierig gewesen und wollte ihre Hilfe anbieten. Als die beiden über ihre Kleidung zu sprechen begannen, drehte sich Zahar zufrieden über die eigene Kleidungswahl im Kreis und präsentierte ihr damit ihr Outfit. „Das sieht auch sehr gemütlich aus!“, tat Lyra ihre Meinung kund und blieb mit ihrem Blick vor allem an den helleren Farbtönen hängen.
„Oh, du kennst keinen Wingsuit? Na dann muss ich dir den umso dringender mal zeigen!“, sprach Lyra voller Feuer in ihrer Stimme. „Der erinnert ein wenig an ein Flughörnchen, mit dünnen Stoffbahnen zwischen Armen und Beinen, sodass man damit wie ein Vogel durch die Luft fliegen kann“, fügte sie leidenschaftlich hinzu. „…mh, also eigentlich eher wie ein Papierflieger und auch eher gleiten, als fliegen – man kommt damit nämlich im Prinzip nur von einer Erhöhung heile und mit viel Spaß nach unten, aber nicht wieder hoch…leider!“, gab sie und spürte diese Leere in sich, die in ihre brannte, seit sie nicht mehr bei der Drachendame Yuu war. Mit ihr hatte sie die Leidenschaft am Fliegen entdeckt und sie hatte es geliebt, auf dem Rücken des Himmelsdrachen durch die Lüfte zu fliegen, diese Freiheit und Schwerelosigkeit zu fühlen, den rauschenden Wind in den Ohren zu hören und die Welt unter sich vorbei rauschen zu sehen. Doch jetzt war Yuu nicht mehr da und damit konnte sie nicht mehr wie ein Vogel die Welt erkunden, sondern war weitestgehend an den Boden gebunden. Der Wingsuit und ihr besonderer Windzauber ermöglichten ihr zwar das Gleiten durch die Luft, aber das war kein Vergleich zum richtigen Fliegen. Sie seufzte einmal kurz und versuchte so, den Gedanken daran abzuschütteln. Zum Glück zeigte ihr Zahar kurz darauf ihre Art vom Gleiten und lenkte sie dadurch famos ab.
Nach der Vorstellung musste Lyra ehrlich, herzhaft lachen. „Das ist ja toll! Du gleitest über den Boden und ich durch die Luft!“, das war ja ein lustiger Zufall. „Wenn du magst, zeige ich dir nachher meine Art mit Windmagie zu gleiten, aber zuerst…“, daraufhin ließ sich Lyra fast auf den Boden plumpsen, um diesen genauer betrachten zu können. Dort saß sie, wie man es häufig von kleinen Kindern kannte: Beide Füße gänzlich auf dem Boden, den Po fast auf dem Boden und die Knie gebeugt fast auf Höhe ihrer Schultern. Auf dem Boden glänzten nur schwach die Reste des trocknenden Schleims. „Wie machst du das?“, fragte Lyra neugierig, die eine solche Technik noch nie gesehen hatte und nicht gleich einordnen konnte.
Daraufhin kam die Sprache auf den Schweif des Mädchens. Sie streckte ihn nach vorne und hielt ihn umarmend hoch, ehe sie damit fröhlich hin und her wedelte, wobei Lyra das Symbol darauf erkannte. „Ha! Du bist eine Fairy Tail!“, stieß Lyra jauchzend aus. „Das ist ja wunderbar!“, machte sie ihrer Freude noch einmal Luft und streckte die Hand in die Luft, wobei sie mit ihrem Zeigefinger auf sich selbst zeigte. „Ich auch!“. Die Freude über diese Erkenntnis lenkte Lyra kurzzeitig ab. In Gedanken malte sie sich bereits aus, was die beiden zusammen vielleicht noch alle sehen und erleben konnte, wie sie durch die Lüfte flog und Zahar über den Boden glitt, während die beiden einem geheimnisvollen Geschöpf auf der Spur waren. Sie beobachtete, wie die Naga ihre Balance demonstrierte und dabei das Gleichgewicht mit ihrem Schweif hielt. Dann wurde sie wieder ruhiger und etwas verhalten. „Oh, du kannst nicht schwimmen?“, das konnte sich Lyra als echter Seebär gar nicht vorstellen. Sie war auf einem Schiff aufgewachsen; sie lernte schwimmen wohl noch vor dem Laufen – naja, nicht ganz, aber sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals nicht in der Lage gewesen zu sein, sich auf und unter Wasser sicher zu bewegen. Und gerade unter Wasser lagen doch so viele spannende Welten! „Das macht nichts…ich kann es dir bestimmt beibringen, wenn du magst. Sag einfach Bescheid, dann üben wir das“, offerierte Lyra und meinte es auch genauso: die junge Echsenfrau konnte sich gerne jederzeit – auch direkt jetzt – bei ihr melden und sie würde ihr Bestes geben, dass sich Zahar im Wasser sicher bewegen konnte. Wenn sie es denn überhaupt wollte! „Aber wir können auch gerne einfach erstmal die Gegend erkunden und vielleicht finden wir da ja diesen sonderbaren Vogel…oder etwas ganz anderes Spannendes!“. Auch wenn sie aufgebrochen war, um diesen Vogel zu finden, war ihr jede andere, spannende Beschäftigung genauso lieb. Sie wollte einfach nur raus, die Welt erkunden, Neues entdecken…was genau sie untersuchte, war ihr schon fast egal. „Aber ich will dich nicht aufhalten! Hattest du hier ein dringendes Anliegen?“, fragte sie vorsichtshalber. Aber falls Zahar Lust und Zeit hatte, konnte das mit der Echsenfrau an ihrer Seite bestimmt toll werden.
„Fliegen ist schön“, stellte Zahar mit einem verträumten Lächeln fest, als Lyra über ihre Erfahrungen mit ihrem Wingsuit sprach. Die Naga konnte selbst nichts in der Richtung, hatte aber dennoch Erfahrungen mit dem Thema gemacht. „Eine Freundin kann mit Magie fliegen, die hat mich mal mitgenommen. Das war unglaublich! Ich gehöre aber eigentlich mehr auf den Boden, haha!“ So sehr sie den Flug auch genossen hatte, so sehr wie Lyra vermisste Zahar das Gefühl nicht. Es war für sie doch ein sehr ungewohntes Gefühl, keinen Boden unter den Füßen zu haben – oder unter den Händen, wie ihre neue Freundin ja schon beobachten konnte. Wie ein Gecko bewegte sie sich gerne auf allen Vieren, und das auch gerne an Wänden und Decken entlang, in jede beliebige Richtung – nur eben nicht in den Himmel. Oder ins Wasser. Da erst recht nicht. Aber ja, solange sie hier unten auf der Erde war, zeigte sich Zahar sehr mobil. Das demonstrierte sie auch gleich, indem sie über den Acker glitt. „Klar! Ich freu mich drauf, deine Magie zu sehen“, erklärte die Echse fröhlich, während sie ihre rechte Hand hob und daraus ihr blütenweißes Sekret austreten ließ. Der viskose, nach Zucker duftende Schleim tropfte von ihr ab und hinab auf die warme Erde vor ihren Füßen. „Für mich ist das ganz einfach. Mein Körper produziert dieses Zeug, und mit meiner Magie kann ich es dann verwandeln. So zum Beispiel!“ Ihr Mana fokussierend formte die Naga aus dem Schleim in ihrer Handfläche eine reine, weiße Kugel, die sie dann ein paar mal leicht in die Luft warf und wieder vorsichtig auffing, ehe sie sie in die Ferne warf und die Kugel auf dem Boden zerplatzte, um eine große, rutschige Pfütze formte. Mit einem amüsierten Kichern sah Zahar ihr Werk an, ehe sie stolz ihren Kopf reckte. „Auf dem Sekret kann ich auch rutschen, und ich kann es klebrig machen, um an Zeug rum zu klettern! Und noch ein paar andere Sachen, hehe...“
Es war schön, ein bisschen angeben zu können mit dem, was man konnte. Und mit anderen Eigenheiten wie dem eigenen Schweif. So richtig bewusst war Zahar nicht, dass sie damit gerade ihr Gildenzeichen präsentiert, aber das merkte sie schnell. „Du auch? Echt?“ Aus großen, überraschten Augen starrte Zahar ihr menschliches Ebenbild an, das wohl auch zu den Feen gehörte. Wie viel mehr Zufälle konnten sie noch verbinden? „Cool, dann sind wir ja Kollegen! Und jetzt auch Freunde, haha!“ Fröhlich lachte sie, ehe sie ihren tollen Gleichgewichtssinn vorführte. Auf die gleiche Weise wollte Lyra ihr das Schwimmen näher bringen, aber... damit tat sich die Brünette dann doch schwer. „Ah... i-ist schon gut. Ich bleib lieber weg von Wasser, wenn ihr die Wahl habe“, meinte sie peinlich berührt, vor Allem, wenn sie daran zurückdachte, wie sie auf einer Quest beinahe ertrunken wäre. Okay, das war vermutlich eher ein Grund, warum schwimmen lernen gut für sie wäre... aber der Schatten, über den sie dafür springen müsste, war ganz schön groß. Und gruselig. Wie der böse aussehende Schatten von ein paar gezackten Ästen, der bei Vollmond durch ein Zimmerfenster schien. „Gucken wir lieber nach den Vögeln... Ich bin nicht wirklich hier, um was Bestimmtes zu tun, weißt du? Ich reise ganz viel rum, da ist es Zufall, dass wir uns gerade hier getroffen haben.“ Für Zahars aktuelle Verhältnisse war sie auch ziemlich nah an Magnolia Town dran, aber die Wahrscheinlichkeit, hier auf ein Gildenmitglied zu treffen, hatte sie doch als eher gering eingeschätzt. Das war zwar offensichtlich falsch, aber noch eine zweite Person würde hier sicher nicht auftauchen! Noch einmal konzentrierte Zahar sich, lauschte. Ihre Ohren zuckten leicht. Dann grinste sie breit und ihre rechte Hand hob sich, deutete nach Nordwesten weiter zwischen die Acker. „Da! In der Richtung sind viele Vögel!“, stellte sie fest und sah Lyra hibbelig an. „Was meinst du? Schauen wir doch, ob deiner mit dabei it, Lyra!“
Poison Devil's Puddle TYP: Lost Magic ELEMENT: Gift KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 20 MAX. REICHWEITE: 15 Meter VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber sammelt der Devilslayer sein Sekret in seiner Handfläche und formt daraus eine große Kugel, die er werfen kann. Sobald diese Kugel auf dem Boden aufkommt, zerplatzt sie und verteilt das schleimige Sekret in einer Pfütze mit etwa einem Meter Durchmesser. Auf dieser Pfütze rutscht man sehr leicht aus, vor Allem, wenn man nicht besonders geschickt ist.
Lyra horchte auf, als Zahar von einem eigenen Flugerlebnis sprach. Lyra fehlte das Fliegen sehr und sie wusste, dass sie es eines Tages wieder schaffen würde sich eigenständig und kontrolliert in die Lüfte zu erheben und sich dort zu bewegen. Aber bis dahin, war es ein langer Weg und wenn sich ihr die Möglichkeit einer Abkürzung oder einer Unterstützung bot, dann wollte sie diese nutzen. „Weißt du, wie sie das erreicht hat, welche Form der Magie sie dafür genutzt hat?“. Die beiden passten wirklich unglaublich gut zusammen und ergänzten sich zugleich optimal; Lyra liebte es in der Luft und unter Wasser, Zahar bewegte sich am liebsten am Boden. Was für ein gutes Team sie gemeinsam darstellen würden! Da lag sicherlich viel Potenzial drin…jedenfalls, sobald Lyra etwas trainiert hatte.
Zuerst präsentierte die Halboni ihre Fähigkeit und Lyra rückte unbewusst näher an sie heran, um sich das erzeugte Sekret an ihrer Hand genau anschauen zu können. Es erinnerte sie ein bisschen an Schneckenschleim, roch aber für Lyras übermenschlich gute Nase unfassbar gut und süßlich. Sie war kurz davor, ihre Fingerkuppe in das Sekret zu tauchen, um diesen kosten zu können, wurde aber zum Glück davon abgehalten, als Zahar ihre Magie nutzte, um das weiße, viskose Material zu einer Kugel zu formen die sie werfen konnte. „Das ist ja echt cool!“, kommentierte die Dragonslayerin. In Gedanken dachte sie an ihren eigenen Körper und was sie daraus vielleicht mal für den Kampf würde nutzen können, aber abgesehen von salzigen Schweißtropfen oder Spucke fiel ich nichts ein, das sie dafür wirklich verwenden könnte und wollte. Und das würde ihr sicherlich nicht groß helfen können. Sie würde sich wohl erst mal auf die Beherrschung der Winde und den Umgang mit ihrem Kampfstab konzentrieren, darin sah sie für sich mehr Potenzial.
Und dann kamen die beiden auf Fairy Tail zu sprechen. „Ich bin noch ganz neu, daher sind wir uns wohl noch nicht begegnet“, erklärte Lyra ihre Sicht. Kollegen und Freunde! Lyras Gesicht leuchtete vor Freude und sie tippelte ganz aufgeregt auf der Stelle. Genau das hatte sie sich gewünscht. Sie brauchte Anschluss, Kollegen und Freunde um sich. Sie war kein Mensch, der auf Dauer alleine leben konnte. Das war es, das sie in die Arme des Himmelsdrachen geführt hatte und das war es auch, was sie nun zu Fairy Tail gebracht hatte. Zahar blieb dabei, dass sie sich lieber fernab vom Wasser hielt und für Lyra war das nur recht so. „Na gut, dann lass uns mal schauen, ob wir diesen sonderbaren Vogel oder ein anderes interessantes Tier finden “, stimmte sie zu. Das Mädchen lauschte und sie schien unfassbar gute Ohren zu haben, denn sie vernahm offenbar zahlreiche Vogellaute, die Lyra kaum hören und gar nicht differenzieren konnte. „Na dann würde ich sagen, geht’s zuerst dahin!“, rief Lyra aus, drehte sich um und begann in jene Richtung aufzubrechen, in die Zahar gezeigt hatte.
Ihr Weg führte zunächst weiter durch das Maisfeld, wurde dann von einem riesigen Weizenfeld abgelöst, an dessen Rand zahlreiche Klatschmohnpflanzen im Wind flatterten. Der Weizen war gerade so hoch gewachsen, dass die beiden Frauen nur darüber schauen konnten, wenn sie in die Luft hopsten – was Lyra auch sogleich tat, um sich einen guten Überblick verschaffen zu können, wie ihre Umgebung aussah. „Ah, am Ende des Felds scheinen ein paar Obstbäume zu stehen, vielleicht sitzen die Vögel dort?“, überlegte sie und schaute fragend zu Zahar, die diese Information vielleicht mit ihrem Gehör bestätigen oder korrigieren konnte. „Bist du denn schon lange in der Gilde? Hast du noch Tipps für mich? Wie hast du dein Training gestaltet? Was denkst du, sollte ich unbedingt machen oder nicht machen? Und…“, sprudelte es dann aus Lyra raus, während sie über einen Stein auf dem Feldweg stolperte und fast nach vorne fiel, sich aber noch fangen konnte und dann den Satz beendete: „…wie ist so deine Erfahrung mit den Quests?“,
“Ihre Magie nennt sich The Knight! Sie ist eine richtige Ritterin”, begann Zahar damit, zu erklären, wie toll Shizuka war, als Lyra nach deren Flugzauber fragte, ein breites Lächeln unter ihren Augen voller Begeisterung. “Sie kann ihre Rüstung auswechseln und dann Magie damit benutzen! Eine von ihren Rüstungen hat große, schwarze Flügel und kann fliegen! Eine andere hüpft rum wie ein Gummiball, hehe!” Ja, die Otorame war schon ziemlich cool. Da war Zahar richtig stolz drauf, sie ihre Freundin nennen zu können. sie nutzte gerne die Gelegenheit, um ein bisschen mit Fairy Tail angeben zu können… ohne zu realisieren, dass ihre Gesprächspartnerin auch mit dazu gehörte! “Oh… ja, wenn du neu bist, dann… haben wir uns vermutlich noch nicht gesehen”, gab die Naga mit einem etwas angespannten Lächeln zu und fuhr sich durch die Haare, ehe sie den Blick gen Boden wandte. “Ich… bin aktuell nicht oft hier in der Gegend. Viel unterwegs.” Das war die Wahrheit, wenn auch nicht die ganze. Es fiel Zahar ganz schön schwer, zuzugeben, was gerade ihre Situation war. Dass sie sich nicht im Gildenhaus aufhielt, weil sie das Gefühl hatte, eine Gefahr für ihre Kollegen zu sein. Dass sie durch die Welt zog, um mehr über sich selbst zu lernen und eine Seite von ihr unter Kontrolle zu bringen, die sich aktuell sehr wild und unvorhersehbar anfühlte. Das waren dann doch sehr persönliche Sachen, und so sympathisch Lyra auch war… noch kannten sie sich kaum. Insofern hoffte Zahar, mit einer ungefähren Floskel das Thema kurz zu halten. “Was hat dich denn zu Fairy Tail gebracht? Ist es okay, das zu fragen?”
Die Vögel zu verfolgen stellte sich als ganz lustige Idee heraus. Den Geräuschen folgend das Maislabyrinth zu durchkämmen, bis sie an einem anderen Teil des Ackers wieder herauskamen, fühlte sich ähnlich an wie eine Jagd oder ein Versteckspiel. Irgendwie aufregend, auch wenn eigentlich nicht viel passierte. “Dann wollen wir die Obstbäume mal das Fürchten lehren!”, kicherte sie verspielt und streckte die Zunge raus. “Ich kann Obst eh nicht leiden. Bäh!” Ob Lyra wohl Obst mochte? sie wirkte wie jemand, der Obst mochte… aber das musste ja nichts heißen. Sie war auf jeden Fall ein neugieriges Mädchen, das nicht um Worte verlegen war; schon wieder eine deutliche Parallele zu der jungen Echse. Als wären sie dafür gemacht, einander hier zu begegnen. “Ich bin jetzt seit… zwei Jahren dabei, mehr oder weniger”, stellte Zahar fest, auch wenn sie darüber kurz nachdenken musste. Sie hatte nicht wirklich im Kopf, wann sie beigetreten war. Damals hatte sie noch keinen Kalender lesen können. “Ich glaube, mein Training war sehr anders im Vergleich zum Rest… Ich bin Giftmagierin, musst du wissen. Gift tut den meisten Menschen nicht gut, also… hab ich am Anfang versucht, meine Magie nicht groß zu benutzen. Zumindest nicht zum Kämpfen.” Sie hatte schon immer eine Tendenz dazu gehabt, mit ihren Zaubern Schabernack zu treiben, und das tat sie bis heute. Vom Schlittern über Haarverlust und Schwindel in schlechten Momenten bis hin zu ihrem wilden Klettern an allen Wänden entlang war sie ziemlich versatil, wenn es darum ging, andere ein bisschen zu ärgern - auf eine süße Weise -, aber die Fähigkeit, wirklich zu kämpfen, hatte sie erst lernen müssen. “Deshalb habe ich Selbstverteidigung gelernt! Also, körperlich. Ein älteres Mitglied hat mir seinen Kampfstil gezeigt und ich habe ihn ein bisschen… Zahar-mäßiger gemacht!” Sie musste lachen. Ihre Akrobatik und ihr wildes Herumgehüpfe konnte der alte Mann so nicht kopieren, und auch ihr Schweif war ein für einen Menschen unerwartetes Element. Ihr Kampfstil kam vielleicht ursprünglich von jemand Anderem, war inzwischen aber wirklich ihr eigener geworden. “Das hat auf lange Sicht dann aber auch nicht gereicht… irgendwann musste ich auch meine Magie üben. Inzwischen bin ich mit beidem ganz gut, würde ich sagen!” Okay, ein Tipp war das jetzt nicht, eher ihre Lebensgeschichte… Nachdenklich legte die Naga eine Hand an ihr Kinn. “Wenn ich einen Tipp hätte… Wir haben in der Gilde alle möglichen Leute, und du kannst von vielen davon lernen. Guck, ob jemand etwas kann, das gut zu dir passt. Ich habe ganz viel von anderen Mitgliedern gelernt!” Da ging es nicht einmal nur ums Kämpfen. Sie hatte vieles fürs Leben gelernt. Ihr größter Erfolg war wohl, dass Aska ihr im Verlauf des vergangenen Jahres das Lesen beigebracht hatte. Noch war Zahar nicht perfekt darin, aber sie wurde immer besser - etwas, was sie sich in ihren ersten Tagen als Fairy Tail-Magierin nie hätte vorstellen können. “Quests sind ganz unterschiedlich. Manche sind einfach, manche sind gefährlich. Du hast eigentlich immer einen Partner dabei, also… solange du nicht allein bist und kreativ bleibst, sollte alles okay sein, hehe!”
Als Zahar von jener Magieart zu sprechen begann, mit dessen Hilfe ihre Freundin fliegen konnte, war Lyra angetan und innerlich etwas niedergeschlagen zugleich. Eine Ritterin war sie selbst ganz und gar nicht und das würde sie sicherlich niemals werden. Somit wäre dieser Weg zum Fliegen weiter, als jener, den sie aktuell zu verfolgen gedachte. „Diese Fähigkeit von deiner Freundin klingt wirklich super praktisch!“, kommentierte sie die Beschreibung Zahars angetan. Beeindruckend war die Magie auf jeden Fall, nur für sie eben nicht der richtige Weg. „Oh wie toll, du bist viel unterwegs?! Dann musst du mir unbedingt erzählen, wo du so gewesen bist oder sein wirst, was du so entdeckt und erlebt hast und welche Orte du mir unbedingt empfehlen kannst“, sprach Lyra verzückt aus. Die Welt in all seinen Facetten zu entdecken, war einer jener Punkte, der sie antrieb – zum Aufstehen, zum Trainieren, zum Lernen. „…also, nur wenn du willst natürlich und muss auch nicht jetzt gleich sein. Aber ich würde mich sehr über deine Erfahrungen freuen“, fügte sie noch hastig hinzu, als ich bewusst wurde, dass sie vielleicht etwas zu aufdringlich mit ihrer ganzen Fragerei war.
„Oh also, ich bin einfach jemand, der unbedingt viele nette Leute um sich braucht, ich mag und kann auf Dauer nicht alleine leben. Und ich war zu dem Zeitpunkt mehr oder weniger alleine und habe anderswo – zumindest so schnell – keinen tieferen, festen Anschluss gefunden. Und dann war ich in Magnolia Town und habe von Fairy Tail gehört und dass sie auch so chaotische Leute wie mich aufnehmen würden. Joa und dann habe ich es einfach mal gewagt und bin bisher sehr glücklich darüber.“ Dass sie so schnell eine passende Gesellschaft gefunden hatte, empfand sie als großes Glück. Sie ermöglichte ihr die benötigte soziale Zuwendung, bot ihr die Möglichkeit, ein wenig Geld zu verdienen und zudem konnte sie hier viel lernen, im besten Falle sogar mit direkter Unterstützung anderer. Das war viel leichter, schneller und effektiver als im Alleingang und würde ihr sicherlich viel Frustration ersparen. „Du kannst kein Obst leiden? Egal welches? Wie kann denn sowas passieren? Es gibt doch sooooo viele unterschiedliche Sorten“, kicherte Lyra, die eigentlich fast alles aß und fast alles davon auch noch super gerne. Ihr schmeckte einfach so viel so gut, selbst eher simple Gerichte oder eben einfach ein paar herrlich reife Früchte. So oder so wandten sich die beiden dem Weg in Richtung der Obstbäume zu, der sie hoffentlich auch zu den Vögeln brachte. „Oi, Gifte?!“, schon wieder so ein faszinierendes Thema! „Hachja, ich muss auch noch viel lernen, aber ich glaube, das wird mir bei Fairy Tail sicherlich gelingen. Was für Gifte kannst du denn herstellen, was bewirken die denn genau? “, fragte sie und dachte darüber nach, ob sie jemals wirklich Kontakt zu Giften gehabt hätte. Nun, einige wilden Pflanzen, denen sie bisher begegnet war, waren zweifelsohne giftig. Aber von denen hatte sie sich ferngehalten und abgesehen davon hatte sie in diese Richtung bislang keine Erfahrungen gesammelt. Das war aber vielleicht auch ganz gut so! Dann sprach sie nickend: „Selbstverteidigung ist wichtig! An meinen direkten kämpferischen Fähigkeiten muss ich auch noch trainieren. Bisher habe ich den Umgang mit dem Stab geübt, aber da ist noch viel Luft nach oben“, sagte sie und dachte an ihren Kampfstab, den sie liebevoll Crutchy nannte und der sie bereits seit etlichen Jahren begleitete – allerdings nicht die ganze Zeit als Unterstützung im Kampf. Heute hatte sie diesen allerdings wie den Wingsuit Zuhause gelassen, weil sie befürchtet hatte, dass er sie bei der stillen Jagd auf die Vögel eher behindern würde. Apropos still…wahrscheinlich sollten sie gleich beginnen leiser zu reden oder zu schweigen, wenn sie überhaupt noch Vögel bei den Obstbäumen treffen wollten. „Ja, genau das ist auch meine Hoffnung: Dass ich ein paar nette Leute finde, die mich unterstützen können. Aber die werden sich ganz bestimmt finden. Und kreativ bin ich! Dann sollte das mit den Quests bestimmt gut klappen – hoffentlich!“ Ihre Tollpatschigkeit zerschlug der Dragonslayerin so manches Vorhaben und hatte schon oft dazu geführt, dass ein eigener Plan vereitelt wurde. Sie fürchtete schon jetzt, dass sie bestimmt häufig selbst dafür verantwortlich war, wenn bei diesen Aufgaben etwas nicht optimal lief. Etwas, das sie aber einfach nicht ändern konnte. Sie versuchte ja, sich konzentriert zu bewegen und zu handeln, aber trotzdem passierte es einfach viel zu oft, dass sie auf der Nase landete, etwas zerbrach, auf einen knackenden Zweig trat, sich den Kopf stieß, etwas fallen ließ und und und… „Ah, wir kommen näher!“, sprach sie schließlich etwas leiser und blieb stehen, als auch sie das Rufen unterschiedlicher Vögel gut hören konnte. Sie drehte leicht den Kopf hin und her und ermittelte so unbewusst wie ein Surfer auf dem Wasser, aus welcher Richtung der Wind kam. „Ich würde sagen, wir laufen noch einen kleinen Bogen durch das Kornfeld da… “, sprach die junge Frau und deutete auf einen Acker mit so hochgewachsenem Getreide, dass die beiden vollkommen vor den Blicken der Vögel verborgen bleiben würden. „…und nähern uns dann gegen den Wind, dass sie uns nicht schon hören und davon flattern, ehe wir einen genauen Blick auf sie werfen können. Was denkst du?“, sprach Lyra achtsam leise, um die vermutlich scheuen Tiere nicht vorab aufzuschrecken.
„Hehe... wenn du mehr hören willst, erzähl ich es dir gerne“, grinste Zahar auf Lyras Frage hin. Oft wurde die Echse nicht nach ihren Reisen gefragt, was wohl daran lag, dass sie im Moment so wenig Zeit unter Leuten verbrachte. Da war es schön, ein wenig plaudern zu können. „Zurzeit bin ich oft im Norden, dabei mag ich es da gar nicht. Es ist voll kalt, und die Bäume haben piksende Nadeln“, stellte sie fest und schüttelte den Kopf. „Aber die haben da auch ganz viele Probleme, deshalb muss ich dauernd hin und helfen. Da gibt es große Monster und böse Organisationen und Wikinger! Wikinger sind wie Piraten, aber brutaler“, fasste die Naga zusammen, was sie auf ihren letzten Quests so alles zu Gesicht bekommen hatten. Gruselig, wenn man so darüber nachdachte, was im Norden Fiores alles los war. Ob es einen Grund hatte, dass sich gerade dort so viel Böses sammelte? „Im Moment wohne ich bei einer Freundin in der Wüste. Die Wüste ist viel besser! Da ist es super warm und es scheint immer die Sonne, hehe!“ Mit einem fröhlichen Lachen und einem Funkeln in den Augen sah Zahar ihre neue Freundin an. „In der Wüste sind nicht viele Leute unterwegs, da gibt es auch nicht viel Ärger. Es ist wohl ein bisschen gefährlich, weil es trocken ist und wenig Wasser gibt und nachts kalt wird, aber ich finde es da richtig toll.“
Lyra war also bei Fairy Tail, weil sie allein war und einen Ort gesucht hatte, wo sie hin passte... Zahar nickte verständnisvoll. „Ja, so ähnlich war es bei mir auch“, meinte sie, auch wenn sie damit einen Teil der Geschichte unterschlug. Umso einfacher fiel es ihr, zu lächeln. „Du hast eine gute Wahl getroffen. Mehr Chaos findest du bestimmt nicht, hehe!“ Die beiden jungen Magierinnen fanden wohl an ähnlichen Menschen gefallen. Bei Früchten waren sie unterschiedlicher Meinung, aber Zahar wusste ja, dass die meisten Leute einen anderen Geschmack hatten als sie. Das machte sie doch recht wählerisch, wenn es um Dinge ging, die normale Menschen auch essen konnten. Grinsend sah sie über das Thema hinweg und hielt Lyra ihre rechte Hand hin, in der sich ihr blütenweißer Schleim bildete und langsam in ein helles Grau färbte. „Oh, meine Gifte sind ganz unterschiedlich. Die meisten sind ungefährlich... Jucken ein bisschen, tun ein bisschen weh, sowas. Das hier ist super lustig! Probier mal, dir das in die Haare zu schmieren!“, kicherte sie fröhlich, ohne preiszugeben, was genau passieren würde, wenn die Ältere dem Vorschlag folgen würde. Überall dort, wo das Gift Hairless Ape an die Haut kam, fielen die Haare aus, die dort heraus wuchsen. So hatte sie schon dem ein oder anderen Mitglied Fairy Tails eine Ganz- oder Halbglatze verpasst. Glücklicherweise wuchs das Haar danach schnell wieder nach, es war also nichts Böses. „Wirklich starke Gifte hab ich eigentlich nur zwei... Eins ist dafür da, Leute einschlafen zu lassen. Das ist gut, um nicht kämpfen zu müssen, oder wenn man nicht gesehen werden will“, meinte die Echse und zog ihre Hand wieder zurück. Der Schleim, der noch darauf war, tropfte zu Boden, während sie ihren Zauber löste. Wenn Lyra bis jetzt nichts davon genommen hatte, war ihre Chance verstrichen. „Und das andere... ist eine Säure. Die ist echt böse, aber die benutze ich auch nur gegen böse Menschen!“ Offenbar war die Naga nicht die einzige Nahkämpferin hier. Ihr Gesicht hellte sich auf, als auch Lyra sich der Kampfkunst bekannte. „Wenn du mal zusammen üben willst, sag Bescheid“, freute sich die Jüngere. Was für einen Kampfstil die Minell wohl ausübte? Der Gedanke allein war aufregend für sie. Gern wäre Zahar eine der Personen, die sie auf ihrem Weg unterstützten, aber dafür war sie wohl nicht oft genug da. Dennoch wollte sie Lyra zumindest das bisschen Hilfe anbieten, das ihr im Rahmen des möglichen lag.
Oh, offenbar kamen sie den Obstbäumen näher! Erst jetzt merkte die Naga, wie sehr sie sich von dem Gespräch hatte ablenken lassen, und gab sich Mühe, nur noch leise Schritte zu machen. „Gegen den Wind?“, wiederholte sie überrascht den Gedanken ihrer Begleiterin, ehe ihr auffiel, dass Lyra ja ein gutes Stück leiser gesprochen hatte. Das... hatte sicher seinen Grund, oder? Auch sie senkte ihre Stimme. „Du weißt ja echt, was du da machst! Machst du sowas öfter?“ Zahars Art zu jagen... Nun, die hatte die Minell ja eben gesehen. Ganz so clever ging das junge Mädchen nicht vor. Sie senkte ihren Körper, bewegte sich wieder auf allen Vieren, ganz achtsam, während sie zwischen dem Korn versank. So konnten die Vögel sie nicht einmal sehen! Keine Chance, dass die abhauten! „Ich jage normalerweise keine Vögel, also... vertrau ich dir da mal“, flüsterte sie Lyra zu und lächelte entschuldigend. Das hier war wirklich nicht die Stärke der Echse. „Was genau ist der Plan? Willst du dir den Vogel schnappen, wenn du ihn siehst?“
Contact Poison: Hairless Ape TYP: Gift ELEMENT: Gift KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 5 MAX. REICHWEITE: Beim Anwender VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Dieses Gift sorgt bei Hautkontakt dazu, dass an der betroffenen Stelle sämtliche Haare des Opfers ausfallen. Verliert man seine Haare durch dieses Gift, wachsen sie aber recht schnell wieder nach.
Lyra freute sich über die Bereitwilligkeit Zahars, von ihren Reisen zu berichten, verschluckte sich aber fast an ihrer eigenen Spucke, als sie von Piraten sprach. Auf ihre eigene Piratenvergangenheit wollte sie auf keinen Fall eingehen. Obwohl die junge Magierin sehr offen war, hielt diesen Aspekt ihrer Vergangenheit stets geheim. Sie fürchtete sich vor den Konsequenzen, sollte dies je ans Licht kommen. Große Monster und Wikinger hingegen klangen aufregen, sodass sie gleich nachhakte: „Was leben dort für sonderbare Kreaturen?“, fragte sie und vermied den Begriff „Monster“ bewusst, weil sie diesen immer etwas negativ behaftet fand und selbst eigenartigen Geschöpfen grundsätzlich eher positiv gegenüberstand. Wahrscheinlich bezeichneten viele auch Drachen als Monster, dabei wusste Lyra aus eigener Hand, wie wunderbar und liebevoll diese sein konnten. „Mit sehr kalten Temperaturen komme ich nicht so gut klar, aber das Leben in einer Wüste wäre mir auch zu extrem. Wie hältst du das denn nur aus? Und mir würde das Wasser doch sehr fehlen…“, gab sie ihre eigenen Präferenzen kund. Sie liebte das Gefühl von Freiheit in und unter Wasser fast genauso sehr, wie in der Lüfte. Aber wahrscheinlich lag Zahar, die ja auch nicht schwimmen konnte, nicht viel am kühlen Nass.
„Ich fühle mich wohl im Chaos, alles andere ist doch langweilig!“, fügte sie lachend hinzu und fühlte innerlich eine warme Glückseligkeit über ihre Zugehörigkeit zu Fairy Tail. Als Zahar ihre Hand hob, darin ein gräuliches Sekret erzeugte und ihr hinhielt, zögerte die sonst völlig unbedachte Lyra doch einen Moment. Auch wenn sie sich sicher war, dass die Grünhäutige ihr nicht ernsthaft schaden würde, sehnte sie sich auch nicht gerade nach einem Jucken oder einem leichten Schmerz. Aber schlimm wäre es ja nicht und dass Zahar so ein Geheimnis um die Wirkung des Giftes wob, machte sie dann doch so neugierig, dass sie sich etwas von dem hellen Sekret nahm. Kurz schnupperte sie neugierig daran und war kurz davor auch ihre Zunge in das Zeug zu stecken, als ihr einfiel, dass sie es sich doch in die Haare schmieren sollte. Also löste sie mit der anderen Hand geschickt ihren Dutt und rieb sich das Zeug auf den Kopf. Mit einem Wischen über die Erde befreite sie sich von den Resten des Sekrets zwischen ihren Fingern und wollte gerade fragen, was denn passieren würde und ob ihre Haare nun vielleicht schon eine andere Farben hatten, als plötzlich Strähnen ihres braunes Haares gen Boden fielen. „Oh…“, sprach sie erstaunt und ein bisschen besorgt. „…aber die waschen wieder nach, oder? Also, schneller als normal?“, wollte sie sich absichern. Aber auch wenn nicht, konnte sie diese Wirkung nun eh nicht mehr rückgängig machen.
Dann berichtete die Echsenfrau von weiteren Giften, die sie beherrschte; „Oh wow, jemanden einfach einschlafen lassen oder gar sich selbst einschlafen lassen, wenn man zu viel im Kopf hat, ist sicher praktisch! Eine starke Säure klingt allerdings wirklich ziemlich heftig, damit will ich lieber keinen Kontakt haben! Mir war gar nicht klar, wie vielseitig solche Gifte sein können. Und vor allem wie nützlich!“ Sie dachte bei Gift vor allem an Substanzen, die andere auf meist grausige Weise umbrachte oder zumindest ordentlich leiden ließen. Doch das Spektrum dieser Fähigkeit schien noch viel größer. Es beruhigte sie ein wenig zu wissen, dass sie mit ihrer guten Nase so manches Gift aufspüren konnte, bevor sie es selbst konsumierte oder damit in Kontakt kam. „Du würdest wirklich mit mir trainieren? Das wäre toll! Darauf komme ich ganz bestimmt zurück! Aber du darfst nicht zu hart mir sein, ich stehe noch ganz am Anfang!“, ein breites Lächeln zeichneten sich auf ihrem Gesicht ab. Der zufällige Kontakt zu Zahar entwickelte sich mehr und mehr zu einem echten Glücksfall.
Als sie den Obstbäumen näher kamen, senkten beide ihre Stimme. „Damit sie uns nicht so gut wittern können“, erklärte sie flüsternd ihre Vorgehensweise. Doch auch wenn Zahar dies fremd war, machte sie auf allen Vieren laufend den Eindruck einer sehr geübten Jägerin. „Och, meistens jage gar nicht, sondern versuche nur näher heranzukommen. Nein nein, nicht schnappen. Er soll sich nicht bedroht fühlen, er sollte uns am besten gar nicht bemerken! Hier ist sein Lebensraum und nicht unserer, da sollten wir uns anpassen“, sprach Lyra mit gehauchter Stimmte ihrer Begleiterin zu. Dann legte sie einen Finger an Lippen, um ihr zu bedeuten, dass sie nun aber vollkommen ruhig sein sollten. Sehr langsam und mit bedachten Schritten bewegten sich die beiden vorwärts und als sie die Grenze des Kornfeldes durchbrachen und ihren Kopf auf die Lichtung streckten, sahen sie einen Vogel mit ausladenden, dunkel blau schimmernden Federn auf dem Baum sitzen und sein Gefieder säubern. Ein Glitzern erhellte die Augen der jungen Magierin und sie hielt andächtig ihren Blick auf das Tier gerichtet, während sie ihren weiter hinten stehenden Fuß nachzog, um bequemer stehen zu können. Doch obwohl sie sich unfassbar langsam bewegte, blieb sie mit ihrer Hose an einem im Korn verdeckten Ast hängen und sie musste einen Ausfallschritt machen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Das Geraschel ihrer Kleidung und der reifen Ähren schreckten den Vogel auf und sorgten dafür, dass er sich sogleich mit kräftigen Flügelschlägen in den Himmel erhob. Wenn sie doch nur fliegen könnte…! Oder wenn sie nicht so unfassbar tollpatschig wäre…„Oh nein, tut mir Leid!“, sprach sie enttäuscht und etwas traurig. Noch mehr aber betrübte sie es, dass sie diesen wunderbaren Moment auch für Zahar zerstört hatte. „…soll ich dir dafür nun zeigen, wie ich gleiten kann?“, fragte sie mit neuem Enthusiasmus und wartete die Antwort Zahars erst gar nicht ab, als jenen Baum erklomm, auf den gerade noch der Vogel gesessen hatte. So weit oben wie möglich angekommen trat sie weit nach außen auf den Ast, beschwor ein Paar Flügel und stieß sich kräftig ab (
» Sky Dragon's Wings
). Für einen kurzen Moment glitt sie damit lautlos durch die Luft, rauschte über Zahar hinweg und rollte sich schließlich geschickt im Kornfeld dahinter ab, als sie bis kurz vorm Boden gesunken war. Mit dem Schwung des Gleitflugs sprang sie aus der Rolle direkt wieder auf die Füße, drehte sich mit einem Sprung energisch um und schaute mit einem glückseligen Blick zu Zahar.
“Da war so eine riiiesige Bestie, wie ein großer Hund, aber mit sechs Beinen und fünf Mäulern und ganz vielen Augen!”, erklärte Zahar Lyra, was für eine Kreatur sie in Nordfiore getroffen hatte, und streckte ihre Arme nach oben aus, um zu zeigen, wie groß dieses Wesen gewesen sein musste. Natürlich konnte ihr kleiner Körper das nicht authentisch nachstellen, aber die Ältere würde schon verstehen, was sie meinte. “Und dann ist sie mit einem Menschen verschmolzen, und dann ist sie noch größer geworden und konnte dunkle Magie benutzen! Das war voll gruselig!” Dass es sich bei diesem Wesen um Senka, einen Dämonen, gehandelt hatte, behielt die Naga lieber für sich. Das würde Lyra ihr ja eh nicht glauben. Außerdem wollte sie nicht, dass Leute sich Sorgen machen mussten. “Aber ich und meine Schülerin haben die Stadt gerettet und den Bösewicht hinter Gitter gebracht, also ist alles wieder gut!”, grinste sie zum Abschluss. Das würde ihr Gegenüber sicher beruhigen. Weg vom kalten Norden komment erzählte sie stattdessen von der Wüste, die ihr so gefiel, und bekam auch da gleich neugierige Nachfragen. “Das mit dem Wasser ist kein Problem! Ich bin ein Reptil, weißt du? Das heißt, ich habe kaltes Blut, und das wird wärmer, wenn es um mich herum warm ist. Ich verliere nicht viel Wasser, um meine Körpertemperatur kalt zu halten, wie ihr Menschen.” So verstand sie das System zumindest. Zahar Naga war nun wirklich keine Biologin. “Aber… wenn dir die Berge zu kalt sind und die Wüste zu heiß, wo magst du dann überhaupt sein?”
Die beiden Chaotinnen waren wohl Paradebeispiele für gute Fairy Tail Magierinnen; ein Gedanke, der die Naga zum Lachen brachten. Sie waren eben doch in der besten Gilde! Ihr gegenseitiges Chaos ging sogar soweit, dass Zahar ihrer Kollegin nicht nur Gift anbot, sondern die es auch noch annahm und sich tatsächlich in die Haare schmierte. “Wer weiß, wer weiß?”, lachte Zahar fröhlich, musste sich den Bauch halten, so, wie die Freude über ihren Streich aus ihr heraus bersten wollte. Zufrieden wischte sie sich die kleinen Tränchen in die Augen, ehe sie den Kopf schüttelte. “Alles gut. Vielleicht ein paar Tage, dann sind sie wieder, wie sie sein sollen”, beruhigte sie ihre neue Freundin mit einem breiten Grinsen. “Wenn dir der Look gefällt, geb ich dir aber auch noch mehr, hehe!” Gern erzählte sie, was für Gifte sie noch so beherrschte, schließlich gab es unter Kameraden keine Geheimnisse. Ein wenig stutzig wurde sie dann aber schon. “Mich selber kann ich nicht schlafen lassen. Mein Gift wirkt nicht auf mich”, erklärte sie und winkte den Gedanken mit ihrer rechten Hand ab. “Überhaupt funktioniert Gift nicht gegen mich. Ich bin nämlich, ähm… ungiftig.” War das das richtige Wort? Nein, definitiv nicht. “Ungiftbar?” Das war es auch nicht. Kurz überlegte die Echse, ehe sie entschlossen auf Lyra deutete. “Ich habe Immunität!” Ja, genau so war es! Zahar Naga, Devilslayerin des Giftes, konnte selbst nicht vergiftet werden! Der größte Feind aller Lebewesen hatte auf sie einfach keine Wirkung! “Eine gute Lehrerin muss stark und streng sein! Man darf beim Training nicht zu lasch werden!” Entschlossen verschränkte Zahar die Arme vor der Brust und starrte Lyra an, ehe sie die so ernst wirkende Haltung mit einem Kichern wieder fallen ließ. “Aber meine Lehrerin war nicht nur streng, sie war auch lieb. Das gehört nämlich auch dazu! Also keine Sorge, Lyra. Ich würde nie was Gemeines tun, okay?” Die Naga mochte ihre ältere Gefährtin wirklich. Sie waren sich sehr ähnlich, aber auch sehr unterschiedlich. Konnten vermutlich beide noch etwas voneinander lernen. Solange Lyra bereit war, ein bisschen Spaß zu haben und nicht alles zu ernst zu nehmen, was die Naga so sagte, dann würden sie sicher gut miteinander auskommen!
Auch bei der Jagd nach dem Vogel zeigte sich schnell, dass die beiden Magierinnen sehr unterschiedliche Ansätze hatten. Gegen den Wind zu gehen war eine gute Idee, aber irgendwie bezweifelte die Echse, dass das reichen würde, um ihren süßen Duft zuverlässig zu überdecken. Da war sie vermutlich besser damit bedient, schnell und plötzlich zuzuschnappen, wie sie es normalerweise tat. Für Lyra funktionierte das aber bestimmt gut! Die wusste eher, wie man sich der Natur anpasste. Andererseits… wollte die wohl gar nicht das Tier fangen. Irritiert legte Zahar den Kopf schief. “Aber… warum bist du denn dann hinter ihm her?” Wenn sie nur hierher kam und sich das Tier angucken wollte… dann hatte sie doch nichts gewonnen. Wo war ihr Preis? Wo waren die Federn zwischen den Zähnen? So ganz verstand Zahar das jetzt nicht… Schlussendlich machte es aber auch keinen Unterschied, denn ehe sie das Tier hätte fangen können, flog es auch schon weg. Mit einem sanften Lächeln schüttelte Zahar den Kopf. “Ist doch alles gut! Tut mir nur leid, dass du deinen hübschen Vogel verpasst hast”, antwortete sie, nickte dann aber mit einem Leuchten in den Augen, als die Ältere anbot, ihr stattdessen ihre Flugfähigkeiten zu zeigen. “Aber klar doch!” Der Baum, dem Lyra sich eben noch kaum hatte nähern wollen, wurde plötzlich bestiegen, bis sie oben in der Krone saß. Dann stieß sie sich davon ab… und flog! Mehr oder weniger. Sie fiel auf jeden Fall nicht, das sah anders aus. Geschickt landete sie auf dem Boden, und Zahar klatschte in die Hände. “Das sah ja mehr so aus, als wäre das hier doch dein Lebensraum, hehe!”
Lyra klebte gespannt an Zahars Lippen, als diese über eine ihrer monströsen Begegnungen sprach. „Das klingt ja total verrückt, wie eine richtige Chimäre! Aber ziemlich beängstigend, dass sie mit einem Menschen verschmilzen konnte. Was ist denn aus dieser Person geworden, konntet ihr sie wieder sicher voneinander trennen? Und wo kam denn wohl dieses Wesen her? Von so einem Geschöpf habe ich noch nie gehört“, sprach sie und grübelte darüber nach, was wohl der Ursprung dieses Monsters sein konnte. Ganz natürlich war es sicherlich nicht entstanden. Vielleicht handelte es sich dabei um ein Experiment. Auf jeden Fall tat ihr diese Kreatur irgendwie leid, auch wenn so eine gefährliche Gestalt natürlich einfach frei herumlaufen und sein Unwesen treiben können sollte. „Oh wow, du hast eine Schülerin? Wer ist denn das? Wie läuft denn das ab? Trefft ihr euch ganz regelmäßig oder nur hin und wieder mal? Worin lehrst du sie denn? Und denkst du, ich sollte mir auch eine/n persönliche/n LehrerIn suchen…?“, dachte sie laut und hoffte, dass Zahar ihr dahingehend einen guten Ratschlag und ein paar mehr Informationen geben konnte. Die Dragonslayerin hatte große Ambitionen und alles, was ihr auf dem Weg zu körperlicher und geistlicher Stärke helfen konnte, waren ihr willkommen. „Für mich siehst mehr aus wie Mensch…nur mit dem zusätzlichen Bonus eines Schwanzes!“, kommentierte Lyra die Aussage Zahars, dass sie ein Reptil war. Lyra waren Äußerlichkeiten so sehr egal, dass sie dabei sogar die ungewöhnliche Hautfarbe der jungen Frau übersah. „Ach und eigentlich mag ich es überall, solange ich draußen sein kann. Nur solche extremen Bedingungen erschweren natürlich das Erkunden der Natur oder das Reisen, da mag ich es bei einem guten Mittelmaß einfach am Liebsten. Aber grundsätzlich bleibe ich dabei: Es gibt überall Schönes zu sehen, ob es nun ungewöhnliche Blüten, seltene Tierchen oder zauberhafte Eisflocken sind…“, sprach sie kichernd in Gedanken versunken. Sie fand jedenfalls überall etwas, das es sich zu untersuchen lohnte, draußen zumindest. „Ich wäre aber lieber in den kältesten Bergen, den heißesten Wüsten oder den windigsten Steppen, als den ganzen Tag in einem Raum zu sitzen und über irgendwelchen Bücher oder Papieren zu hängen“, fügte Lyra noch hinzu.
Anschließend sprachen die beiden sich so ähnlichen jungen Frauen über Zahars wunderliche Gifte. Es beruhigte Lyra zu wissen, dass ihre Haare in ein paar Tagen wieder ganz normal aussehen würde. Aktuell kam sie eher einem Vogel in der Mauser ähnlichen; ein Teil ihres Kopfes war noch fast normal behaart, auf dem Rest waren an den verschiedensten Stellen ganze Bereiche gänzlich kahl. „So können diese Stellen wenigstens auch mal braun werden!“, sagte sie und stieg in Zahars Lachen ein. Manch einer mochte sich für so eine Frisur schämen oder sich über Zahar ärgern und anschließend versuchen, dieses eigenartige Aussehen zu verdecken. Aber Lyra machte sich nicht viel daraus; solange die Haare bald wieder da waren und sie sich dann wieder einen praktischen Zopf machen konnte, fand sie dieses Erlebnis nur belustigend. „Achso, das klingt logisch! Sonst würdest du dir wahrscheinlich auch zu schnell selbst versehentlich mit dem eigenen Gift schaden“, nickte Lyra und dachte an so viele giftige Tiere, die sich natürlich alle nichts selbst mit ihrem Gift schadeten. So gesehen hätte sie daran natürlich auch selbst denken können. Dann teilte die Dragonslayerin ihre eigene Einschätzung einer guten Schüler-Lehrer-Berziehung. „Ein wenig Strenge als LehrerIn ist bestimmt wichtig. Ich finde aber, dass solche Personen vor allem einfühlsam und kreativ sein müssen, damit sie die Probleme ihrer SchülerInnen verstehen und Wege finden, wie sie diesen damit helfen können“. Lyra hatte mit Yuu wirklich Glück gehabt, denn die Drachendame hatte sich wirklich sehr gut um Lyra gekümmert. Ja, auch sie war manchmal streng gewesen und hatte sehr viel von Lyra erwartet, aber sie hatte sich auch sehr auf ihre Zweibeinige Schülerin eingelassen und einfallsreiche Lösungen für Probleme gefunden. Nur deshalb beherrschte Lyra jene Technik, die sie Zahars kurz darauf hatte präsentieren können.
Nachdem der Vogel geflohen und sie vom Baum geglitten war, trat sie wieder zu Zahar heran. „Och, ich mag die Tiere gerne in ihrem eigenen Habitat sehen. Wenn sie einen nicht wittern, dann zeigen sie ihre einzigartigen und ganz eigenen Verhaltensweisen, die man sonst oft nicht beobachten kann. Ich mag die Geschöpfe kennen lernen, beobachten, alles über sie wissen, was es zu erfahren gibt. Ich verfolge sie häufig nicht mit der Absicht, die zu verspeisen – obwohl eine Jagd manchmal einfach unabdingbar ist, wenn man ein Abendessen haben möchte“, erklärte sie und schloss ihre Worte mit einem Achselzucken ab. „Ja, Draußen ist mein Territorium, wenn man das so sagen kann. Tatsächlich klettere ich gerne in Baumkronen, beobachte die Welt da oben und die Welt von da oben unter mir und genieße das Gefühl eines fast schwerelosen Flugs nach unten. Schade, dass ich dich das nicht erleben lassen kann“, bedauerte Lyra, die ihrer neuen Freundin dieses wunderbare Gefühl so gerne geschenkt hätte.
Es fühlte sich irgendwie total gut an, wie aufmerksam Lyra Zahars Geschichten zuhörte und wie aufgeregt sie darauf reagierte. „Die Person ist jetzt im Gefängnis! Es hat sich nämlich rausgestellt, dass das ganze sein Plan war!“, erklärte sie, nicht weniger gespannt als Lyra, obwohl sie die Geschichte hautnah miterlebt hatte. Dann fuhr sie sich etwas peinlich berührt durch die Haare. „Wie das ganze funktioniert hat, kann ich nicht genau sagen, entschuldige. Ich versteh es selber nur ein bisschen, und er hat sich jetzt nicht die Mühe gemacht, uns seinen Plan zu erklären, hehe.“ Den genauen Prozess kannte die Naga nicht, im Gegenteil, sie fragte sich selbst noch immer, wie ein einfacher Mensch so viel Kontrolle über einen Dämonen ausüben konnte. Ein paar mehr Details gab es, die sie noch kannte, aber die zu teilen wäre keine gute Idee. Insofern hoffte Zahar, dieses Thema an der Stelle ruhen lassen zu können, so gerne sie auch von ihren Erfahrungen berichtete.
„Alleine lernen ist schwierig... Ich denke, einen Lehrer haben ist eine große Hilfe, ja. Jetzt gerade bin ich an einem Punkt, wo mir Leute nicht groß helfen können, weil ich meine ganz eigenen Fähigkeiten entwickeln muss, aber wenn ich keine Lehrer gehabt hätte, wäre ich nie so weit gekommen.“ Die Einstellung der Jüngeren war bei diesem Thema ziemlich klar. Sie hatte größtenteils gute Erfahrungen mit Lehrern gemacht und hatte den Großteil ihrer Fähigkeiten von anderen gelernt oder zumindest von ihnen inspirieren lassen. Nachdenklich legte sie den Kopf schief. „Die Fliegerin ist Shizuka... frag sie vielleicht mal, ob sie dir was beibringen mag. Mareo kann ich auf jeden Fall empfehlen, der kennt sich mit ganz vielen Sachen aus und ist richtig stark!“ Aska war ja leider nicht mehr dabei, die wäre Zahars erste Empfehlung gewesen... aber die beiden S-Rang-Magier, die sie gerade aufgezählt hatte, waren auf ihre ganz eigene Weise beeindruckend und hatten sich den Titel eines Helden redlich verdient. Was Zahars eigene Schülerin anging... „Meine Schülerin wohnt in Aloe Town, da ist sie ganz oft. Wenn ich gerade nicht unterwegs bin, bleib ich auch da, und wenn wir beide da sind, dann trainieren wir zusammen und ich bringe ihr bei, was ich weiß“, erklärte Zahar – so kompliziert war die ganze Sache tatsächlich nicht. „Wir haben beide eine ähnliche Art, ähm... Elementmagie. Da kenn ich mich einfach mehr aus, deshalb helf ich ihr damit.“ Auch das entsprach der Wahrheit, auch wenn die Echse wieder Informationen für sich behielt. Dass ihre Magie sich Slayermagie nannte und mit etwas mehr als reiner Elementkontrolle einherging musste sie nicht jedem auf die Nase binden; die meisten Menschen würden ihr eh nicht glauben, dass es Dämonen gab, dass sie unter ihnen gelernt hatte und dass sie sie töten konnte. Auch für Lyra war Slayermagie sicher etwas Neues. Wenn sie sich besser kannten, konnte man vielleicht darüber sprechen, aber auch das wirkte unwahrscheinlich; Cayra, Mareo, Akay und die anderen wussten ja auch nichts über die wahre Natur ihrer Fähigkeiten. Schlussendlich war die Naga wirklich niemand, der ihre Andersartigkeit gerne hervorhob... weswegen Lyras nächste Worte sie so bewegten. „Fi-findest du wirklich?“ Aufgeregt weiteten sich die Augen des Mädchens und ihr Schweif begann, aufgeregt von einer Seite zur anderen zu zucken, als die Minell erklärte, dass sie Zahar auch nur als Mensch mit einem Schweif sah. Ihre Wangen röteten sich leicht, während sich ein Lächeln auf ihre Lippen zauberte. „Das... das ist echt lieb von dir, hehe!“ Lyra konnte nicht wissen, wie viel Einfluss es auf Zahars Leben gehabt hatte, eben kein einfacher Mensch zu sein – in vielerlei Hinsicht. Dass über ihre weniger normalen Eigenschaften mit solcher Leichtigkeit hinweggesehen wurde, fühlte sich gut an. Zahar arbeitete zwar aktuell daran, all ihre Seiten zu akzeptierten... aber da gehörte auch ihr menschlicher Teil mit dazu. Es war schön zu hören, dass auch der auf Zustimmung treffen konnte. „Hehe... Ja, ja! Ich würde auch nicht einfach in einem Raum hocken wollen!“, lachte die Grünhaut fröhlich, neuer Elan in ihrer Stimme. Sie fühlte sich gerade wirklich heiter. „Draußen unterwegs sein macht einfach viel mehr Spaß! Und es gibt so viel zu sehen!“ Mehr und mehr zeigte sich, wie ähnlich sich die beiden jungen Damen doch waren. Neben den optischen Merkmalen waren da noch ihr Optimismus, ihr Tatendrang, ihre Liebe zur Natur und zur Freiheit. Lyra legte auch einen guten Humor an den Tag, als sie Zahars Gift nicht so eng sah, und erntete damit ein fröhliches Lachen ihrer neuen Freundin. Auch was Lehrer anging, sahen sie wohl ähnliche Ideale. „Hehe, ja. An Kreativität hab ich gar nicht gedacht, aber die ist super wichtig“, nickte die Naga überzeugt. „Du bist so clever, Lyra! Du gefällst mir voll!“
Die gemeinsame Suche nach dem Vogel hatte funktioniert, auch wenn sie nicht viel Zeit bekamen, ihn zu bestaunen. Dafür durfte Zahar ihre Freundin schweben sehen, was auch ziemlich beeindruckend war. „Hm... ich glaube, ich musste noch nie wirklich jagen... Ich war noch nie in einer Situation, wo ich sonst nichts zu essen hatte“, gab Zahar zu, jetzt, wo sie darüber nachdachte. Lyra machte das wohl nur, wenn es darum ging, sich zu ernähren. Für die Schlange war es Sport, Unterhaltung. Es machte ihr Spaß, und ja, lecker war das Ergebnis oft auch. Ob das mit ihren tierischen Instinkten zu tun hatte? „Ich klettere auch gern Bäume hoch, aber ich spring eher von Krone zu Krone als rumzuschweben“, meinte sie und zuckte mit den Schultern. „Das funktioniert nicht so gut, wenn ein Baum alleine rumsteht wie der hier. Ich kann mich an engeren Orten wie in Wäldern oder Höhlen oder Häusern tatsächlich besser bewegen.“ Sie musste grinsen, schelmisch wie so oft. Sie kannten sich zwar noch nicht lange, aber irgendwie hatte Zahar das Gefühl, dass sich Lyra an diese Eigenart schon gewöhnt haben musste. „Dafür kann ich ganz viel rumhüpfen. Ich bin oft an Wänden oder an der Decke, und ich komm durch jede Lücke. Ich glaube, so frei, wie du dich beim Fliegen fühlst, fühl ich mich, wenn ich drinnen bin.“ Nicht, dass Zahar nicht auch große, weite Wiesen und Felder genießen konnte. Die Minell hatte sie ja vorhin im Maisfeld erlebt. Es bedeutete nur, dass sie ihre besten Eigenschaften an unterschiedlichen Orten auspacken konnten. „Es ist okay, dass ich nicht so oft fliegen kann. Ich würde dir nur auch gerne zeigen, wie cool es sein kann, von einer Wand zur anderen zu hüpfen! Mauern, die andere einschränken, sind für mich nur noch mehr Wege, hehe. Das ist auf seine ganz eigene Weise total befreiend!“
Lyra freute sich über die Zahars bereitwillige Erklärung ihrer Erlebnisse. Es war fast ein wenig, als hätte sie selbst ein weiteres Abenteuer erlebt. „Oh, was hat diese Person wohl dazu getrieben, mit diesem Monster verschmilzen zu wollen?! Aber naja, immerhin kann er nun keine weiteren gefährliche Experimente mehr machen, wenn er hinter Gittern sitzt“, kommentierte sie Zahars Erläuterung. Früher oer später würde sie im Laufe der Jahre bei Fairy Tail sicherlich auch ihre ganz eigenen spannenden Erlebnisse haben und dann anderen davon berichten können. Darauf freute sich die ungestüme Magierin schon jetzt!
„Ich bin durchaus mal gerne alleine unterwegs und lasse mich von den Erlebnissen der Natur leiten und immer wieder auf einen neuen Pfad weisen, aber ansonsten bin ich gerne in Gesellschaft und lerne auch am liebsten mit anderen. Also, trainieren! Beim Lernen aus einem Buch tue ich mich ehrlich gesagt immer etwas schwer…“, fügte sie mit zartrosa-gefärbten Wangen hinzu. Sie kannte ihre Schwäche dahingehend mittlerweile und gestand sich diesen Makel ein. Etwas daran ändern konnte sie aber nicht, so sehr sie es auch versuchte. Egal, wie sie sich anstellte, selbst wenn sie ihre Lektüre mit nach Draußen nahm oder wenn sie sich vornahm, sich selbst nach dem Büffeln mit einer neuen Entdeckungstour zu belohnen; sie fand einfach keine Freude am trockenen Lernen und war dementsprechend unfassbar schnell von allem anderen abgelenkt. Wirklich produktiv war das daher eigentlich nie, weshalb sie es noch lieber erst gar nicht begann. „Also, was ich eigentlich sagen wollte: Ich habe gerne jemanden dabei, der mir beim Training gute Tipps geben und mir da weiterhelfen kann, wo ich irgendwie alleine schlecht vorankomme. Bestimmt können dir andere Leute auch bei deinen ganz eigenen Fähigkeiten helfen, es muss ja nicht immer eine direkte Anleitung sein. Vielleicht habe ich ja eine Idee, wenn ich weiß, worum es geht!“, sprudelte es schließlich optimistisch aus der selbstsicheren Frau. Sie half einfach gerne und wollte diese Situation nicht verstreichen lassen, ohn zumindest ihre Unterstützung angeboten zu haben, auch wenn sie nicht sicher war, ob sie wirklich würde helfen können. „Ich stehe zwar selbst noch ganz am Anfang, aber manchmal hilft ja schon ein neuer Blick auf etwas oder eine völlig neue Heransgehensweise oder einfach nur das gegenseitige Anspornen!“, fügte sie noch hinzu, wohlwissend, dass sie Fähigkeiten Zahars ihre eigenen deutlich überstiegen. Doch Lyra hatte beim ihrem Zusammenleben mit dem Drachenweibchen Yuu immer wieder festgestellt, dass eine Hilfe nicht unbedingt darin bestehen musste, eine exakte Lösung für ein bestehendes Problem zu erhalten, sondern dass indirekte Hilfestellungen in Form neuer Ansätze oder dem vorherigen Stärken des eigenen Selbstbewusstsein schon ausreichen konnten. Und dabei würde sie vielleicht tatsächlich helfen können. „Oh, zu Mareo hatte ich schon Kontakt, er wird mir bestimmt in einigen Dingen weiterhelfen können und Shizuka werde ich bezeiten auch mal aufsuchen und danach fragen. Vielen dank für den Tipp!“, nickte sie zufrieden und schrieb dies auf eine imaginäre To-Do-Liste. Bestimmt würden erstmal tausend andere, scheinbar wichtigere Dinge dazwischen kommen, aber früher oder später würde bestimmt der richtige Zeitpunkt dafür kommen. „Aloe Town liegt doch mitten in der Wüste, oder? Da muss ich dich dann unbedingt mal besuchen kommen, wenn du da bist! Ich war noch nie in einer richtigen Wüste!“, erzählte Lyra freudig und hoffte sehr, dass Zahar sich darauf einlassen würde. Es würde Lyra viel leichter fallen und viel mehr gefallen, diese völlig neue Welt der Trockenheit und Hitze mit einer Freundin und vor allem echten Wüstenkennerin zu entdecken. „Elementmagie? Meinst du die Gifte…?“, fragte Lyra grübelnd. In ihrem Kopf drehten sich die Gedanken darum, ob Gift ein Element war oder nicht und immer wieder kam sie dabei zu völlig unterschiedlichen Antworten. Es gab ja natürliche Gifte, also zählte das ja vielleicht schon als Element…aber so richtig passte das nicht zu Wind, Feuer, Erde und den anderen Elementen, die sie ganz klar als welche kannte…andererseits hatte Zahar ihr gerade gezeigt, wie sie ein solches Gift produzieren und kontrollieren konnte, wie andere es mit Wassermagie taten…Vielleicht meinte die Naga damit ja aber auch etwas völlig anderes. Da wurde ihr mal wieder bewusst, wie sehr und wie lange sie doch abeits der Zivilisation gelebt hatte. Natürlich kannte sie noch einiges von vor ihrem Leben auf der einsamen Insel, doch damals war sie noch ein Kind gewesen und als Piratenkind auch damals schon nicht ganz gewöhnlich und inmitten gewöhnlicher Sitten aufgewachsen. Sie hatte einiges an Wissen seit dem Verlassen der Inseln aufholen können, aber dennoch merkte sie immer wieder, wie unwissend sie doch auf so vielen Genbieten war. Es war ihr nicht peinlich, aber solche Lücken wollten sie einfach schließen, immerhin könnte eines Tages mal ihr Leben davon abhängen.
Zahars Blick veränderte sich und ihre Stimme wurde etwas zittrig, als Lyra sie als eigentlich gewöhnlichen Menschen sah. Für sie selbst war gar nichts dabei, sie nahm Zahar so normal war, wie normal eben sein konnte. Für die Grünhäutige war dies aber wohl keine Selbstverständlichkeit und so freute sich Lyra sehr, dass sie Zahar mit ihren Worten hatte erfreuen können – auch wenn sie damit gar nicht gerechnet hatte. Dafür wurde diese etwas rosa, als Zahar sie als clever bezeichnete, denn das war etwas, dass sie weder von sich selbst hielt, noch von außen gespiegelt bekam. Meistens hielt man sie eher für unreif und somit auch eher für unerfahren und noch nicht allzu schlau. Zahars Worte hingegen zündeten einen kleinen Funken der Freude und des Selbstbewusstsein in ihr, der sicherlich weiter wachsen würde, wann immer sie sich in dieser Eigenschaft bestätigt sah.
Es war faszinierend, wie gleich und doch wie unterschiedlichen die beiden waren und wie unfassbar gut sie sich ergänzten. „Damit decken wir alle Gebiete ab! Ich fliege durch die Luft und gleite durchs Wasser und du bist geschickt in engen Räumen und überhaupt auf dem Boden!“, sprach sie begeistert ihre Gedanken aus. „Wenn wir zwei fusionieren könnten, dann wären wir super stark!“, kicherte die Dragonslayerin und malte sich auch, wie beiden wohl verschmolzen aussehen mochten; blassgrüne Haut, ein beweglicher Schwanz, vielleicht nützliche Schwimmflossen zwischen den Finger und Zehen und ein paar starker Flügel oder einfach in einen Wingsuit gequetscht. Damit wäre alles möglich, die Welt ständ ihnen offen! „Aber vielleicht kann ich das irgendwann lernen, von Mauer zu Mauer zu hüpfen, das würde mir ganz neue Möglichkeiten eröffnen!“, sponn sie ihre Gedanken weiter. Natürlich konnte sie sich nicht einfach so an einer Mauer oder gar der Decke festhalten, aber vielleicht würde sich dafür auch noch irgendeine Lösung finden lassen. „Und…uhm…was machen wir jetzt, wo der Vogel eh davon geflogen ist?“
„Haha, ja. Aus Büchern lernen ist doof“, lachte Zahar, als Lyra meinte, mit so etwas würde sie sich schwertun. „Es ist einfach was Anderes, wenn du was selber ausprobierst und man dir zeigen kann, was noch nicht richtig ist. Einfach nur was zu lesen und dann zu machen geht fast gar nicht, finde ich!“ Da war es ja fast besser, einfach blind herum zu probieren. Inzwischen konnte Zahar zwar relativ gut lesen, aber das hieß nicht, dass Bücher gut darin waren, ihr Interesse zu halten. Dabei mochte sie Geschichten eigentlich. Wenn jemand ihr vorlas war das eigentlich immer ganz schön... Nur selber machen mochte sie halt nicht so. Mit einem Lächeln schüttelte Zahar den Kopf, als Lyra meinte, sie hätte vielleicht eine Idee dafür, ihr mit ihrer eigenen Magie zu helfen. „Das ist lieb für dich, aber... meine Magie ist doch sehr speziell“, meinte sie und lachte noch einmal ein wenig. „Ich hab dir ja schon gezeigt... Ich bin eine etwas besondere Giftmagierin. Ich kann das rutschige, klebrige Sekret absondern, das du vorhin gesehen hast, und ich kann es giftig machen. Also gibt es eigentlich nur zwei Wege, wie meine Magie besser werden kann: Ich finde heraus, wie ich neue Gifte erschaffe, oder ich finde neue Wege, meinen Schleim zu kontrollieren.“ Dass jemand, der mit dem Thema nichts zu tun hatte, ihr beim Generieren neuer Gifte helfen konnte bezweifelte Zahar ehrlich. Das war nichts, was man einfach mit einer neuen Perspektive machte. Der Schleim war da etwas Anders, mit dem konnte man sehr kreativ werden... aber da war Zahar auch schon ein paar Schritte weiter. „Ich benutze das Sekret vor Allem für Fortbewegung... Zum Rutschen, zum Kleben, zum Hüpfen. Deshalb kann ich mich drinnen so gut bewegen“, erklärte sie mit einem Grinsen im Gesicht. „Und ein paar gute Angriffszauber habe ich auch drauf. Mein Ass im Ärmel ist es, mein Gift als Gas um mich herum abzugeben... da kommt man nicht gut gegen an. Also brauch ich nicht unbedingt Hilfe dabei, mehr Kampftechniken zu lernen.“ Sicher gab es noch immer Spielraum, aber die Fragen, mit denen sich die Naga aktuell befasste, waren eher ideologischer Natur. „Ich suche nicht wirklich einen Weg, stärker zu werden... sondern ich will meine Stärke nutzen, ohne Angst haben zu müssen, dass ich den Menschen um mich herum wehtue. Verstehst du, was ich meine?“
Mit einem Nicken bestätigte Zahar, dass Aloe in der Wüste lag. „Klar, ich zeig dir gern Alles, wenn du vorbei kommst! Wenn du mich sprechen willst, geh am Besten zu Crimson Sphynx und frag nach Ronya... das ist die, mit der ich zusammen wohne. Sie ist eine Magierin aus der Gilde da.“ Für Lyra war die Naga doch gerne da! Sie kannten sich zwar noch nicht lange, aber sie passten gut zueinander. Vielleicht konnten sie ja sogar mal zusammen arbeiten! Da hatte sie kein Problem damit, zu teilen, wo und wie sie aktuell auffindbar war... wenn sie nicht gerade auf Reisen unterwegs war. Das passierte relativ oft, aber trotzdem würden die beiden schon einen Weg finden, einander zu treffen. Schließlich war die Brünette eine der wenigen Personen, die Zahar klar sagen konnten, dass sie in ihr einen guten Menschen sahen. Etwas, das zu hören ihr wichtiger gewesen war, als sie selbst geglaubt hätte. „Aber wenn wir fusionieren... was, wenn wir dann zu schwer zum Fliegen sind? Oder zu groß, um in engen Räumen rumzuhüpfen?“, fragte die Naga besorgt auf die Idee ihrer Freundin hin. Ja, vielleicht gewannen sie so die Möglichkeit, Luft, Wasser und Boden abzudecken... oder aber sie behielten die Erdgebundenheit von Zahar und verloren dafür ihre tollen Bewegungsmöglichkeiten. Schnell schüttelte sie den Kopf. „Nein, nein. Bleiben wir lieber zwei Leute“, meinte sie und grinste. „Dann hab ich auch eine Freundin mehr, das gefällt mir besser!“ Sie lachte fröhlich. Schlussendlich war es der Naga doch wichtiger, mehr Freunde zu haben als mehr Kraft. Außerdem war sie ganz zufrieden mit ihren erdgebundenen Fähigkeiten. Dennoch stellte Lyra eine gute Frage: Was wollten sie denn jetzt machen? Nachdenklich kratzte Zahar sich an der Wange, blickte hinüber in Richtung der Äcker. „Hm... die Maus ist jetzt wohl auch auf und davon...“, stellte sie fest. „Wir könnten was Anderes jagen, aber... jagen willst du eigentlich gar nicht, richtig?“ Hier draußen gab es nicht so viel zu tun... Die ganzen wirklich spannenden Sachen fand man in Städten, manchmal auch in Dörfern. Dass ihnen plötzlich ein weiteres seltenes Tier unter die Nase kam war unwahrscheinlich, oder? Magnolia war weit weg, aber... „Nach Magnolia will ich nicht.“ Was blieb denn dann noch übrig? Mit einem entschuldigenden Lächeln fuhr sich Zahar durch die Haare. „Sorry... ich hab nicht wirklich noch was zu tun...“
Zahars Worte bestätigten nur wieder, wie ähnlich sich die beiden jungen Frauen waren. Lyra konnte nur eifrig zustimmend nickend, während sie über die Schwierigkeit sprach, aus Büchern zu lernen. Und tatsächlich konnte sie innerlich auch bestätigen, selbst eine spezielle Magie zu beherrschen, aber darauf sollte sie wohl nicht weiter eingehen und auch Zahar hielt sich dahingehend zurück. „Ich bin gespannt, was du noch alles entwickeln und Neues mit dem giftigen Sekret lernen wirst. Hauptsache, du testet deine neuen Fähigkeiten dann nicht an mir!“, sprach sie lachend und zeigte auf ihre nun rupfige Frisur. Die Dragonslayerin hing wieder gebannt an Zahars Lippen, als diese detaillierter erläuterte, wie sie ihr Sekret vor allem nutzte und dass sie es sogar gasförmig nutzen konnte. „Das stelle ich mir übel vor! Da wagt man sich bestimmt nicht mehr nah an dich heran…außer vielleicht, man kann die Winde kontrollieren und das Gas damit vertreiben“, fügte sie mit einem überaus breiten Grinsen hinzu und wies auf sich selbst. Fügte dann aber etwas leiser hinzu: „Also, theoretisch, bisher reichen meine Fähigkeiten dafür wohl noch nicht aus.“ Doch es war nur eine Frage der Zeit und des Trainings, bis sie ihre Fähigkeiten soweit ausgebaut hatte, dass sie eine solch mächtige Technik wirken konnte.
Erst nach Zahars nächsten Worten, verstand die junge Frau wirklich, um was es der Naga ging und sogleich wurde sie etwas betrübt. Da fiel ihr tatsächlich wenig ein, wie sie ihr helfen konnte. Sie schätzte ihre neue Freundin schon so fähig ein, dass sie nicht aus Versehen wahllos mit ihren gefährlichen Gifte um sich spritzte, aber es ging ihr wahrscheinlich eher um jene Situationen, in denen sie diese Fähigkeiten nutzen musste und zugleich von Freunden oder Kollegen umgeben war, denen sie unter keinen Umständen schaden wollte. Am Ende blieb es aber dabei, dass sie dafür einfach keinen guten Rat hatte, zumal sie Zahar und ihren genauen Kampfstil, beziehungsweise das Vorgehen in solch potenziell gefährlichen Situationen nicht kannte. „Ich habe keine Angst vor dir!“, sprach sie daher schließlich aufmunternd und umarmte Zahar stürmisch und ohne Vorwarnung. Als sie sich aus dieser kurzen, aber festen Umarmung löste, schaute sie ihrer gleichgroßen Gegenüber fest in die Augen und hielt sie einen Augenblick noch an den Schultern. „Ich bin mir sicher, dass du da gute Wege für dich finden wirst!“. Mit einem knappen Druck auf die Schultern, ließ sie von der Frau ab und nickte zustimmend, als wollte sie sich dahin noch einmal selbst bestätigen.
„Oh toll! Dann komme ich dich da auf jeden Fall mal besuchen, da freue ich mich drauf!“, antwortete Lyra fröhlich und male sich innerlich erneut Bilder davon aus, wie es wohl mitten in der Wüste aussah und was sie dort alles sehen und erleben konnte. „Ach, dafür würden sich bestimmt Lösungen finden lassen! Vielleicht reicht dann ein stärkerer Zauber zum Fliegen oder einer, um uns am Boden agiler werden zu lassen. Aber du hast recht, ich habe dich auch lieber als Freundin bei mir“, entgegnete sie auf Zahars Überlegung einer potenziellen Verschmelzung der beiden. Und innerlich hüpfte ihr Herz, als die Naga sie erneut als Freundin bezeichnete. Der Tag war überraschend so viel besser geworden, als gedacht und das, obwohl sie den seltsamen Vogel kaum hatte beobachten können. „Och, wir könnten auch etwas verfolgen, wenn wir eine interessante Spur finden….oder wir angeln ein wenig…oder wir sammeln ein paar Pilze und Beeren zum Essen…oder wir arbeiten gemeinsamen an unseren Fähigkeiten. Ganz wie du magst“, offerierte Lyra der Grünhäutigen. „Allerdings muss ich heutee Abend pünktlich zurück sein, wir dürften uns also nicht zu weit entfernen. Allzu viel Zeit hätten wir also nicht mehr. Wenn du noch nicht zurück nach Magnolia willst, könnten wir uns sonst auch für ein anderes Mal verabreden und unsere Ideen dann fortführen“, sprach Lyra etwas nachdenklich weiter und hoffte sehr, dass sich Zahar in dem Fall auf ein baldiges Wiedersehen einlassen würde.
Lyra war gut darin, Zahar ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Sie sah Zahars Entwicklung so positiv entgegen, auch wenn sie nicht ihr Versuchskaninchen sein wollte; sie überlegte sich, wie sie wohl mit den giftigen Gasen der Echse umgehen konnte; sie zeigte, dass sie sich nicht fürchtete, und schloss die Jüngere in die Arme. „Ah... vielen Dank!“, erwiderte Zahar, während ihr warm ums Herz wurde, und erwiderte die Umarmung. „Dann muss ich wohl beweisen, dass dein Vertrauen verdient ist, hehe!“ Das würde sie schon hinbekommen. Die Naga hatte schon viele Fortschritte gemacht. Sie würde auch den Rest des Weges noch schaffen!
Auch wenn sie sich gerade erst getroffen hatten, waren die zwei so ähnlichen Mädchen schon jetzt offiziell Freundinnen. Beide waren glücklich damit, beide freuten sich auf ein Wiedersehen, und beide hatten es in der Hand. Zahar konnte jederzeit hierher nach Magnolia Town und Lyra finden, während Lyra jederzeit bei Crimson Sphynx nach ihr fragen konnte. Für heute sah es allerdings so aus, als würde ihre gemeinsame Zeit ihr Ende finden. „Pilze und Beeren mag ich beide nicht so“, grinste Zahar peinlich berührt und fuhr sich durch die Haare. Es gab Ausnahmen, keine Frage, aber das waren normalerweise die Pilze und die Beeren, die Menschen wie Lyra nicht essen wollten und konnten. Insofern war es für die Naga häufiger mal schwierig, beim Thema Essen auf einen gemeinsamen Nenner mit ihrer Umgebung zu kommen. „Wenn du heute noch Pläne hast, lass mich dich nicht aufhalten. Bis die Sonne untergeht will ich eh weiter weg von Magnolia Town sein, also... ja. Eine Verabredung fr nächstes Mal fände ich gut!“ Das hier war sicher nicht das letzte Treffen der beiden Magierinnen. Als Mitglieder der gleichen Gilde und als Freundinnen würden sich ihnen sicher noch einige Gelegenheiten bieten, einander zu treffen. Also versprach Zahar, wieder vorbeizuschauen, und holte sich das gleiche Versprechen von der Minell ein. „Bis dann“, lachte die Naga fröhlich, als es Zeit war, sich zu trennen, und winkte ihrer Freundin zum Abschied. „Ich freu mich schon auf nächstes Mal!“ Mit diesen Worten ließ sie sich zurück auf alle Viere fallen und verschwand wieder zwischen den hohen Ähren des Feldes, um durch sie hindurch zu eilen und dann kurz über die hügeligen Wiesen Ostfiores zu huschen, bis sie in einem näher gelegenen Wald verschwinden konnte. Für heute konnte Lyra sie wohl nicht mehr sehen... aber ein nächstes Mal würde kommen. Daran glaubte Zahar von Herzen.
Lyra war froh, dass ihre Umarmung von Zahar erwidert wurde. Obwohl sie ihr eigentliches Ziel für heute nicht erreicht hatte, kam ihre dieser Tag unfassbar erfolgreich vor. Eigentlich konnte sie ihr Glück, buchstäblich über die Naga gestolpert worden zu sein, gar nicht fassen. Wäre sie nicht genau in dem Moment durch dieses sparziert und hätte Zahar nicht genau dann diese Maus gejagt, die direkt vor ihren Füßen den Weg gekreuzt hatte, dann wäre diese wunderbare Begegnung zwischen den beiden so ähnlichen, unterschiedlichen Frauen wohl nie entstanden – oder zumindest für eine lange Zeit nicht. „Keine Pilze und Beeren – ist notiert! Aber heute schaffen wir es dann wohl eh nicht mehr, gemeinsam etwas zu Essen. Das können wir einfach nächstes Mal nachholen!“, kommentierte Lyra zufrieden. „Dann trennen sich hier für heute unsere Wege, aber wir bleiben in Kontakt. Ich freue mich sehr auf unser nächstes Treffen und ich bin schon jetzt gespannt, von dir deine Heimat gezeigt zu bekommen, auch wenn die Hitze sicher anstrengend ist“, fügte Lyra kichernd hinzu. Nun, vielleicht erlernte sie ja bis dahin noch ein einen praktischen Zauber, mit dem sie in die Luft um sich herum etwas abkühlen konnte, sodass es für sie in der brütende Mittagshitze der Wüste besser würde aushalten können. Aber auch wenn nicht, sie war unglaublich neugierig darauf, die Heimat Zahars mit ihr gemeinsam erkunden zu können. „Bis bald, ich freue mich drauf!“, erwiderte Lyra gleichermaßen und winkte der Grünhäutigen zum Abschied. Einen Moment blieb die Dragonslayerin reglos stehend, nicht ganz sicher, was sie nun tun wollte. Dann fasst sie sich ein Herz, wandte sich von dem Blick auf jene Stelle im Feld ab, wo die Naga gerade auf allen Vieren laufend verschwunden war.
Mit freudigen Hüpfern machte sie sich gut gelaunt an den Rückweg nach Magnolia Town. Sicherlich würde sie noch Tagelang an die heutige Begegnung denken und von ihr Zehren. Auf dem Rückweg klaubte sie sich noch zwei Maiskolben aus einem der Felder und steckte diese frech grinsend in ihren Rucksack. Sicherlich nicht ganz legal gewonnen, aber zwei kleine Kolben würde der Bauer schon verkraften könnten, ihr Abendessen wunderbar ergänzen und sie an den heutigen Tag denken lassen. Und danach könnte sie ihre müden Glieder dann endlich zur Ruhe betten, auch wenn sie bezweifelte, dass sie nach dem heutigen Tag die Gedanken schnell genug verstummen lassen konnte, um dann auch wirklich schnell zur Ruhe zu finden und einzuschlafen.
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