Domus Flau

Natürlich wollte Shizuka gewinnen. Das tat sie aber immer, unabhängig davon, wem sie gegenüberstand. Dass dies in diesem Fall eine ihrer engsten Freundinnen war, spielte dabei auch keine Rolle. Was sie aber definitiv nicht wollte war, einen Sieg geschenkt zu bekommen. Sei es, weil die Naga sich zurückhielt, was aber nicht zu erwarten war, oder weil sie von irgendwelchen, nicht zu kontrollierenden, äußeren Einflüssen benachteiligt wurde. Das wäre beides nicht schön. Zahar konnte aber all diese Szenarien ausschließen. Das erste mit ihrer eigenen Motivation und das zweite mit einem magischen Artefakt, welches sie vor der hinterhältigen Kälteattacke bewahrte. Der Kampf konnte also endlich weitergeführt werden. Voller Elan stürmten die beiden Magierinnen aufeinander zu. Shizukas Schwert traf die Lanze ihrer Kameradin. Grade als die Zwei zusammenstießen, schaffte es Zahar allerdings ihre Gefährtin wieder einmal zu überraschen. Sie stieß eine pinke Wolke aus, in die sie das gesamte Kampfgeschehen sofort einschloss. Bei der Otorame wurden unweigerlich Erinnerungen daran wach, wie dieser pinke Nebel zu ausgesprochen schnellem Einschlafen führte. Fast schon panisch verließ sie ihre geflügelte Rüstung, um stattdessen in die Magical Swimsuit Armor zu wechseln. Diese Reaktion bewahrte sie allerdings nicht davor, zumindest einen tiefen Atemzug zu nehmen, der aufgrund ihrer Position mitten in der Wolke unweigerlich dazu führte, dass sie ordentlich einschläfernden Nebel einatmete. Die Luft auf diese Weise angehalten, kämpfte Shizuka sich weiter vor. Ihre Gedanken kreisten nun sehr viel um ein Thema: Sie wollte auf gar keinen Fall einschlafen. Das lenkte sie zwar etwas ab, sie schaffte es dennoch ihre Freundin mit dem Schwert weiter und weiter zurückzudrängen. Als sie Zahar bis an die Wand der Arena gebracht hatte, suchte sie sich einen kreativen Ausweg. Die Grüne kletterte ihre Lanze herauf und sprang ein weiteres Mal auf ihre Freundin zu, um ihr einen ihrer typischen Schweifhiebe zu verpassen. Shizukas Blick folgte ihr herauf, wobei sie eher beiläufig bemerkte, wie Zuschauer in den ersten Reihen ein wenig den Kopf hängen ließen. An mangelnder Spannung wird dies nicht gelegen haben. Jedenfalls fehlte es der Ritterin an geistiger Frische, was vermutlich ähnliche Hintergründe hatte. Shizuka schaffte es nicht mehr dem Angriff zu entgehen und bekam eine volle Breitseite ab. Sie wurde nach hinten gestoßen und der Schlag in ihr Gesicht stieß ihr auch die zurückgehaltene Atemluft aus. Ein deutlicher Wirkungstreffer, der die Zuschauer zum jubeln brachte. Also den Großteil, der wach geblieben war und das Kampfgeschehen weiter bestaunte. Sofort versuchte die Weißhaarige nahe am Boden wieder Luft in sich aufzunehmen, um dem Einschlafen weiter zu entgehen. Sie packte sich ihr Schwert und raffte sich auf. Zu gerne hätte sie ihrer Freundin ein paar Worte entgegengeworfen, doch dafür war die Atemluft zu kostbar. Stattdessen kombinierte sie nun ihre Swimsuit Armor mit ihrer Enhanced Bunny Suit Armor: Battle Bunny. Die Mobilität der Blackwing Armor war ihr abhanden gekommen, doch als Häschen mit Badeanzug konnte sie sich sicherlich auch gut schlagen. Das Häschenkostüm ergänzte das Äußere der Magierin um Hasenohren und einen Püschel am Po, sowie eine Netzstrumpfhose und High Heels. Der Badeanzug blieb. Shizuka spürte aber, wie ihre Augen stark nach unten zogen. Ihre gesamte Körperspannung ließ nach. Kurz zuckte ihr der Gedanke durch den Kopf, aufs Ganze zu gehen. Die Magierin dachte über die Fairy Armor oder die Mighty Wheel Armor nach, hielt diese Maßnahmen dann aber doch für übertrieben.

War der Kampf der beiden Magierinnen kurzzeitig unterbrochen, nahm er danach solche Fahrt auf, dass die Unterbrechung im Nachhinein eher wie Anlauf holen gewirkt haben mochte. Grade physisch ging es zwischen den Beiden so richtig zur Sache. Bei Shizuka war das alles andere als überraschend. Ihre Magie erlaubte ihr im Allgemeinen ja nur unterstützende Effekte, während sie ihr Schwert schwang und ihren Gegner damit unter Druck setzte. So auch in dieser Situation. Den einschläfernden Giftnebel versuchte sie mit einer Rüstung zu kontern, die es ihr erlaubte für eine lange Zeit die Luft anzuhalten und so den Nebel zu meiden. Gleichzeitig nutzte sie die agilen Kräfte ihrer Hasenrüstung, um die Geschwindigkeit ihrer Freundin mit Luftsprüngen zu beantworten, die sonst gar nicht möglich wären. Zahar ließ ihr aber auch keine andere Wahl, sie setzte Shizuka richtig unter Druck. Statt ihre Magie für offensive Zauber zu nutzen, brachte sie ihre Gefährtin mit dem pinken Dunst in eine unvorteilhafte Lage, in der sie sie dann mit ihrem Schweif attackierte. Mehrere, schnelle Kampfmanöver sorgten für ein Hin und Her. Die Zuschauer, also jene, die nicht eingeschlafen waren, kamen vollkommen auf ihre Kosten. Die Naga aber war alles andere als zufrieden. Konträr zum Publikum war sie gar richtig angefressen. Das meinte die Otorame zunächst auch an ihrem Blick ausmachen zu können, aber mit fortschreitendem Kampfgeschehen, brachte sie das dann auch verbal zum Ausdruck. Zahar fühlte sich betrogen. Sie erwartete mehr von ihrer Freundin, wollte keinen Trainingskampf mit ihr führen. Sie hatten vorab ja auch darüber gesprochen, einander nicht gewinnen lassen zu wollen und alles zu geben. Ein Stück weit konnte die Weißhaarige sie also verstehen, doch ganz so einfach wie sich die Kleine das vorstellte, war es ja gar nicht. Gerne hätte Shizuka ihr das sofort erklärt, doch dieser dumme Nebel… Zahar zwang sie förmlich dazu, mit dem Swimsuit einen verhältnismäßig schwachen Zauber aufrecht zu halten, der in dieser Situation Gold wert war, sie aber auch davon abhielt wesentlich stärkere Rüstungen anzuziehen, die weitaus mehr Offensivpower hätten. Noch während die Ritterin im Kopf eine Diskussion durchging, die sie aufgrund der Schlafwolke nicht führen konnte, tauchte plötzlich Zahar direkt vor ihrer Nase auf. Sie war unter ihrem Schwert her getaucht, blickte ihr aus unmittelbarer Nähe direkt in die Augen. Dann folgte ein Hieb in die Magengrube, den Shizuka nicht mehr abwehren konnte. Die durch Unterstützung der magischen Rüstung einbehaltene Luft wurde ihr aus der Lunge gepresst und wenn sie nun noch einmal tief einatmete, dann konnte es sie vielleicht dahinraffen. Verschiedene Aspekte halfen aber, sich zusammenzureißen. Shizuka wollte nicht einfach so verlieren. Adrenalin schoss durch ihre Adern. Dazu staute sich etwas Wut an, ob der Beschuldigungen ihrer Freundin. Das musste definitiv noch geklärt werden, bevor sie ein Schläfchen hielt!
Tief ausgeatmet, wechselte die Otorame ihre Rüstungen ein weiteres Mal. Den Badeanzug und das Hasenkostüm wechselte sie aus, um erneut auf ihre Flügelrüstung zurückgreifen zu können. Dem Drang des Einatmens noch ein wenig widerstehend, schlug Shizuka kräftig mit den Flügeln, was zwei Effekte hatte. Zum einen brachte sie sich in die Luft, weg von Zahar. Zum anderen wehte der dadurch erzeugte Wind auch den Nebel von ihr weg. Kräftig hustend, eine Hand auf der Brust, auch wenn das nichts brachte, rang die Ritterin nach Atemluft. “Wie… Wie stellst du dir das vor?!“, rief sie, von Husten unterbrochen und wütend. “Wenn ich nichts dagegen unternehme, schläferst du mich doch ein! Oder ist dir das hier lieber? Du wirst kaum wollen, dass ich deinen Zauber hier oben aussitze!“ Das wollte niemand. Nicht Zahar, nicht Shizuka selbst und garantiert auch nicht das nun so von Action verwöhnte Publikum. Wenn es irgendetwas ätzendes wäre, wenn sie Schmerzen hätte oder heftigen Juckreiz, da könnte sie sich zusammenreißen und durchbeißen. Aber das Schlafgift war zwar vergleichsweise sanft, dafür aber verheerend. Die Magierin sah sich einem Problem gegenübergestellt, welches sie kaum überwinden konnte. Solange der Nebel aktiv war, käme sie nicht einmal mit den Schwertern der Heavens Wheel Armor an ihre Gegnerin heran. Alles was sie tun konnte war sich dem Schlafgift auszusetzen und Vollgas geben oder sich vor ihm schützen und weiter kämpfen, wie sie es bisher getan hatte. Wieder einmal wurde sich die Weißhaarige der Grenzen ihrer magischen Fähigkeiten bewusst. Das schmerzte.
Vor Wut die Stirn in Falten gelegt, ließ sie sich auf den Boden herab. Die Flügelrüstung wurde innerhalb eines Wimpernschlags in die magische Taschendimension zurückgelegt. Dafür zog sie eine Rüstung über, die zwar nicht Fairy Tail exklusiv war, vermutlich aber an keinem Magier so passend saß, wie an Fairy Tails Ritterin. Die Fairy Armor. “Gut, dann lass es uns zu Ende bringen.“ Der Griff um Shizukas Waffe festigte sich, ehe sie nach vorne schoss. Der Plan war simpel. Kein Zeitspiel mehr, Vollgas war die Devise. Zahar mit allem was sie hatte, mit Geschwindigkeit, Kraft und Geschick attackieren. Vielleicht schaffte es die Weißhaarige ja zwischendurch außerhalb der Wolke Luft zu schnappen, sonst war sie halt auf ihre Atemkapazitäten beschränkt. Dann war es eine Frage weniger Minuten, ob sie die Naga besiegen oder einschlafen würde. Für die Otorame bedeutete das also volle Offensive. Schlag nach Schlag, keine Verschnaufpausen, weder für sie noch für die Grüne.

Es war einfach nicht so leicht, wie Zahar sich das vorstellte. In ihren Augen nutzte sie vielleicht nur einen simplen Zauber, doch die eigentlich so flexible Magie der Otorame, hatte keine Antwort darauf, jedenfalls keine gute. Der magische Badeanzug schützte sie davor, das Schlafgas einzuatmen, doch hinderte er sie gleichzeitig daran schwerere Geschütze aufzufahren. Die schwebenden Schwerter, mit denen sie gegen die Wikinger gekämpft hatte? Dieser magische Effekt hatte keine ausreichende Reichweite um damit außerhalb des Gases zu agieren und mit dem Badeanzug ließ sich die Rüstung auch nicht kombinieren. Diesen Konflikt aber nun in der Arena auszudiskutieren, machte keinen Sinn. Zum einen waren die Gemüter innerhalb der Arena etwas aufgeheizt, zum anderen dürsteten die Zuschauer nach Kampfhandlung, nicht nach Diskussionen. Für Shizuka gab es also nur eine sinnvolle Option. Vollgas durchs Gas. Gerne hätte sie gegen ihre Freundin anders gekämpft, es bereitete ihr ein wenig Bauchschmerzen derartige Geschütze aufzufahren, doch eine andere Möglichkeit gab es in ihren Augen nicht, wenn sie ihr den Sieg nicht schenken wollte und so war es abgemacht gewesen. Mit Manövern und Moves auf einem ganz anderen Niveau als zuvor, setzte die Weißhaarige ihre Freundin also unter Druck. Dass sie nicht außer Atem wirkte? Nun, sie hatte ihn ja angehalten, um nicht einzuschlafen. Viel Zeit blieb ihr aber so nicht, weswegen sie in die Vollen ging. Zahar konnte kaum so schnell gucken, wie Shizuka mit ihrem Schwert wirbelte und dort wo es einschlug, waren die Folgen fatal. Als die Magierin dann schließlich nach Luft schnappen musste, weil sie nicht länger ohne auskam… passierte nichts. Der Nebel hatte sich gelichtet, das Schlafgift war verpufft. Der Druck, der auf der Ritterin lastete, vor allem der zeitliche, er war weg. Ein Zurück gab es für sie aber nicht mehr. Shizuka konnte ihre Rüstung nicht mehr einpacken und anders weiterkämpfen, was für ein Bild gäbe sie dann ab? Nein, das Finale des Halbfinales war bereits eingeläutet. Zahar zeigte sich tapfer. Sie gab noch einmal alles und wollte sich eine Niederlage nicht eingestehen. “Das will ich auch hoffen!“, entgegnete die Magierin auf die Kampfansage ihrer Gefährtin. Shizukas Blick war ernst und fokussiert. Sie war bereit, sich dem letzten Aufeinanderprallen hinzugeben und den Kampf zu beenden. Den Schweifangriff ihrer Freundin blockte sie, doch die Naga hatte noch einen Trumpf im Ärmel. Die Weißhaarige spürte, wie sich plötzlich eine um sie herum bildete. Ihre Augen begannen zu glühen, während Shizukas sich überrascht weiteten. Zahar drohte damit, eine gewaltige, magische Kraft freizusetzen. Würde sie ihre Fähigkeiten nochmal auf ein neues Level heben? Würde sie Kräfte entwickeln, die es ihr erlaubten mit Shizuka mitzuhalten, die die Spannung des Kampfes noch einmal auf die Spitze trieben? Die Antwort war so simpel wie für viele enttäuschend. Nein. Nein, das konnte Zahar nicht. Ganz im Gegenteil sogar, ihre Kräfte verließen sie. Die Naga hatte sich komplett ausgepowert und ihre Reserven verpulvert. Der Druck, den sie mit ihrem Schweif auf die Klinge Shizukas ausübte, ließ nach. Der Angriff Otorame gewann das Kräftemessen und pfefferte die Grüne letztlich durch die Arena, bis deren Begrenzung sie aufhielt. Der Arm der Ritterin schwang aus. Einen Moment lang stand sie fassungslos da. Zum einen nahm dieser Kampf ein sehr abruptes Ende, zum anderen hatte ihre Freundin da Fähigkeiten angedeutet, die sie nicht zu ergründen wusste. Was hatte es mit ihren gleißenden Augen auf sich? Was waren das für seltsame Symbole, die Shizuka glaubte erkannt zu haben? Fragen, auf die sie nun keine Antworten hatte. Dinge, die sie nachdenklich stimmte und die Freude über den Sieg gegen ihre Freundin ein wenig hemmten. Ob es für einen Teilnehmer an einem solchen Wettbewerb nun seltsam war oder nicht, aber die Magierin schritt sogleich zu ihrer Kameradin herüber, als der Stadionsprecher sie als Siegerin betitelte und den Kampf damit offiziell beendete. Shizuka wollte sich nach dem Wohlergehen ihrer Freundin erkundigen. Sie verstaute sowohl Rüstung als auch Waffe in ihrer Taschendimension und gesellte sich zu Zahar, die sich nach dem Wirkungstreffer bereits wieder sammelte. “Du warst spitze, wirklich.“, schmunzelte die Weißhaarige ihrer Kollegin entgegen, während sie ihr auch ihre Hilfe anbot, um wieder hochzukommen. “Du auch. Ich wusste, dass du dich gut machst, aber ich hab dich trotzdem noch unterschätzt.“ Shizuka schlug ein. Sie nahm die Hand ihrer Freundin als Geste des Glückwunschs und als eine, des gegenseitigen Respekts. Doch mehr noch. Sie zog ihre Freundin an sich heran und legte auch ihren anderen Arm um sie herum, um sie zu drücken. “Du weißt nicht zufällig, was für Mittel gegen den Juckreiz helfen, oder?“, grinste die Otorame Zahar entgegen, als sie die Umarmung wieder gelöst hatte.

Das war es also mit dem Halbfinale. Die Finalisten standen fest und das Finale fand am nächsten, am letzten des Turniers statt. Die beiden übergebliebenen Kämpfer sollten sich noch ein letztes Mal erholen. Gerne hätte Shizuka ihre Freundin gegen die Riesin in den Ring steigen sehen, hatte sie es sich doch so gewünscht. Doch Bertha war ohnehin überraschend ausgeschieden. Die Rollenverteilung am Finaltag war jedenfalls offensichtlich. “Schau dich einfach um. Sie werden den Kampf irgendwie beeinflussen wollen, so wie sie dich mit der Kälte manipulieren wollten. Ich glaube nicht, dass ich die Siegerin sein soll. Es wäre irgendwie langweilig, denke ich. Dieser andere Typ ist ein Mysterium und genau deswegen wollen sie, dass er gewinnt. Da bin ich mir sicher. Du musst sie finden und überwältigen.“, erklärte Shizuka ihrer Freundin wenige Minuten vor ihrem Kampf, um noch einmal den Plan durchzugehen. Im Halbfinale standen sie gleichzeitig im Ring, da konnte sich niemand nach den Betrügern umsehen, während diese handelten. Im Finale war das anders. Es lag nun in Zahars Händen. Sie erledigte die Arbeit, während die Ritterin die Aufmerksamkeit auf sich zog.

Das Publikum toste, als Shizuka und der mysteriöse Fremde in die Arena stiegen. Wen sie anfeuerten, war zumindest größtenteils klar. Mit dem packenden Kampf gegen ihre eigene Kollegin hatte sich die Weißhaarige viele Sympathien eingeheimst. Zudem beäugte man den Fremden kritisch, hatte er doch den wahrscheinlich größten Publikumsliebling – in mehrerlei Hinsicht – herausgeworfen. Viele, wenn nicht alle, eingeschlossen Zahar, wollten die Gigantin im Finale sehen, doch daraus war nichts geworden. Der Kampf begann, als der Stadionsprecher ihn einläutete. Sofort schlüpfte Shizuka in ihre Hasenrüstung. Sie hatte eine grobe Vorstellung davon, wieder Kampf laufen sollte. Zum einen musste sie nämlich auf Zeit spielen, damit Zahar genug davon hatte, die Betrüger zu finden und zu stellen. Zum anderen musste sie ohnehin vorsichtig sein. Immerhin hatte ihr Gegner es geschafft Bertha in Rekordzeit auf die Bretter zu schicken. Da würde Shizuka nun nicht blindlings in die volle Offensive gehen und riskieren ein ähnliches Schicksal zu erleiden. Ganz sicher nicht. Der Typ durfte sie erstmal fangen!

Also kein Hausmittel gegen das Jucken, welches Zahars Gift bei Shizuka hervorgerufen hatte. Dann musste sie sich wohl oder übel damit abfinden. Übel nahm sie es ihrer Freundin jedenfalls nicht. Im Vergleich zu dem, was sie mit ihrem Gift anstellen konnte, war das vermutlich noch das Harmloseste. Da konnte sie sich sicher glücklich schätzen.
“Ja, natürlich. Da hast du Recht…“, stimmte Shizuka der Grünen überzeugt nickend zu. Natürlich konnten diese Gauner im großen Finale auch noch richtig Kohle abgreifen. Niemand hatte diesen Kämpfer vorher auf dem Schirm und nun stand er im Finale des Turniers, sollte den Kampf aller Wahrscheinlichkeit nach für diese Halunken gewinnen und damit das richtig große Geld einbringen. Es war offensichtlich, wessen Sieg die Verbrecher provozieren wollten. Darum brauchte sich niemand streiten. Die Frage war einfach nur, wie die Magierinnen sie davon abhalten, beziehungsweise sie am besten sogar auf frischer Tat erwischen konnten. Also in erster Linie, wie Zahar das konnte. Shizuka war schließlich in der Arena und musste dort ihren Kampf antreten. Die Naga wies ihre Freundin an, sich schonmal auf den Kampf vorzubereiten. Sie selbst plante noch auf die „Geheimwaffe“ zurückzugreifen. Damit meinte sie den gefangenen Geldeintreiber. “Ja, quetsch ihn nochmal aus. Wir brauchen seine Informationen. Uns rennt die Zeit davon.“, stimmte die Weißhaarige zu. Irgendwelche Anhaltspunkte brauchten sie, sonst würde Zahar die gesamte Arena auf den Kopf stellen müssen.
Shizuka hatte nicht wirklich gut geschlafen. Sie hatte es nicht geschafft, den Kopf abzustellen und musste dementsprechend viel nachdenken. Im Endeffekt ohne wirkliches Ergebnis. Sie konnte ihrer Freundin halt nicht helfen, alles lag in Zahars Händen. Fast alles. Das Einzige, was die Otorame tun konnte war, Zeit herauszuholen. Je länger der Kampf andauerte, desto mehr Zeit hatte ihre Gefährtin, bis diese Gauner nach ihrer getanen Arbeit abhauen konnten. Je länger sie den Kampf aber künstlich herauszog, desto ungemütlicher würde das Publikum werden. Der Finalkampf drohte zu einem Drahtseilakt zu werden.
Die Stimmung in der Arena war gleich angeheizt, als Shizuka auf ihren Gegner zusprang. Sie hoppelte nach vorn, schräg zur Seite, am Ende einmal knapp an ihrem Gegner vorbei, ehe sie auf der Stelle eine Drehung vollzog, um ihn mit einem finalen Sprung von hinten anzugreifen. Der Gegner kam mit seinen Augen kaum hinterher und fing den ersten Treffer direkt mit seinem Gesicht ab. Ein Volltreffer, eigentlich. Die Weißhaarige war überrascht davon, wie einfach das ging. Es überraschte sie aber nicht minder, wie gut der Kerl die Attacke wegsteckte. Er rieb sich ein wenig die Nase, nachdem er zurückgetaumelt war, zeigte sich aber sonst eher unbeeindruckt. So ging der Kampf auch in etwa weiter. Shizuka attackierte, traf, richtete aber gar nicht so viel Schaden aus. Irgendwann hatte sie die Schnauze voll. Von ihrem Gegner kam nicht viel, also wollte sie dafür in die Vollen gehen. Am Vortag erst hatte Zahar sich darüber beschwert, dass sie ihre Heaven’s Wheel Rüstung nicht nutzte, obwohl die Umstände das eben einfach schwer gemacht hatten. Diesmal waren die Gegebenheiten aber anders. Shizuka schlüpfte also in diese Ikonische Rüstung und beschwor gleich mehrere Schwerter, die ihr im Kampf gegen ihren Gegner helfen sollten. “Ein Schwert steckst du echt gut weg. Aber wie sieht es mit zwanzig aus?“, fragte die Magierin frech grinsend. Sie wollte damit grade wieder auf ihren Kontrahenten springen, da stockte sie plötzlich. Shizuka konnte sich kein Bisschen rühren. Erst dachte sie, man hätte ihre Bewegung eingefroren, doch dann bemerkte sie, dass es nicht ihr Körper war, der streikte. Es war ihre Rüstung. Irritiert und hastig, schaute die Otorame sich um. “Was soll das?!“, fragte sie ihren Gegner, der damit aber herzlich wenig zutun hatte. Shizuka konnte sich in ihrer Rüstung frei bewegen, doch alles was aus Metall war, hielt eisern still. Auch ihre Schwerter ließen sich nicht bewegen. War da etwa ein Magnetismusmagier am Werk? Eines stand für sie jedenfalls fest, das waren diese Verbrecher. Angespannt presste sie ihre Zahnreihen aufeinander. Ein wütendes Knurren entwich ihrer Kehle. Es lag nun an Zahar diesem Treiben ein Ende zu bereiten!