Ortsname: Hauptstraße Art: Straße Spezielles: - Beschreibung: Eine besonders breite Straße, die einmal quer durch die gesamte Stadt führt. Viele kleinere Straßen und Gassen zweigen von ihr ab, führen tiefer hinein in die Stadt, letztendlich enden aber fast alle Wege beginnen oder enden hier. Tag und Nacht herrscht hier Trubel, Kutschen fahren ständig auf und ab, Touristen und Einwohner wandern hier entlang um zu ihrer Arbeit oder den nächsten Sehenswürdigkeiten zu gelangen.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Auch wenn er sich nicht wirklich Gedanken um Schlüssel und Fähigkeiten und all diesen komplizierten Kram machte, war Iron echt froh darüber, dass Lauren ihm ein Bild von dem Mann vermitteln konnte, den sie suchten. Es war selbst mit seinen feinen Ohren schwierig, auf gut Glück in der Menge zu stochern. Wenn er die Stimme des Diebes gehört hätte, wäre das etwas anderes, die ließ sich im Allgemeinen sehr klar wiedererkennen, aber genau deswegen waren diese Kerle wohl eher schweigsam bei ihrer Arbeit. Sein Gesicht konnte man aber nicht so einfach verbergen, zumindest nicht, ohne dass es verdächtig war! Insofern wusste der Ran, worauf er jetzt zu achten hatte! “Jap, happ! Steel ist der beste Partner, den ich mir wünschen könnte”, grinste Ippi auf das Lob der Rothaarigen hin, ehe er sie mit sich durch die Menge zog, stets dem Falken folgend. Erst am Rand der Menschenansammlung löste er seine Hand von ihrer, lächelte ihr noch einmal motivierend zu, ehe er sich abwandte und weiter den Dieb verfolgte. Das hier war sein Einsatz!
Weit sollte der Fremde nicht kommen. “Verzieh dich, blöde Schwalbe”, fauchte er und versuchte, nach Steel zu schlagen, der aber einen guten halben Meter zu hoch für ihn in der Luft kreiste. Frustriert blickte sich der Mann um und hob einen Stein vom Boden auf, um ihn nach dem Vogel zu werfen. “Das würde ich nicht tun!” Ein Schatten legte sich auf den Dieb, als er die Worte Irons hörte. In einem flinken Sprung segelte der Hase über seinen Kopf hinweg, landete geschickt auf der anderen Seite, bereits eine Kampfhaltung einnehmend. Seine rechte Hand packte das Saya seines Schwertes, während die linke sich an dessen Griff legte. “Du bist festgenommen”, stellte der Ran klar, ein ruhiges Lächeln in seinem Gesicht, während seine Augen sein Gegenüber leicht zusammengezogen fokussierten. “Von einem Runenritter, für Diebstahl. Wenn du jetzt keinen Widerstand leistest und dich ergibst, dann wirst du nicht verletzt.” Skeptisch hob der Kriminelle eine Augenbraue, ließ aber von dem Vogel ab. Stattdessen starrte er nun den Leporidae an. “Was soll das denn?”, rief er, während seine Faust sich um den Stein herum ballte. Irons Beine spannten sich an. “Was denkst du Möchtegern-Ritter eigentlich, mit wem du dich anlegst?” Mit Frust in der Stimme holte er aus, warf seinen Stein geradewegs in Richtung des Ran. Das war Anlass genug. Ippis Beine streckten sich, katapultierten ihn nach vorne, wie es sich für einen Hasen-Hüpfer gehörte. Soweit er das einschätzen konnte, war dieser Mann keine besondere Gefahr. Er trug keine ersichtlichen Waffen mit sich herum und schien kein Magier zu sein. Während der Stein mit einer gewissen Wucht in die Schulter des Leporidae einschlug und einen Teil seiner falschen Rüstung abriss, griff er um, drehte seine Schwerthand, sodass sein Daumen nach außen zeigte statt nach innen. Die Beine angezogen erreichte er seinen Gegner, hing direkt vor ihm in der Luft, als sich ihre Augen trafen. Die des Diebes weiteten sich, während die ersten Zentimeter von Irons schneeweißer Klinge das Saya verließen und in der Sonne aufblitzten.
“Iaido: Neumond.”
Seine Stimme war ruhig, seine Hand dafür schnell. In einer flinken, kräftigen Bewegung zog sie den Griff des Schwertes nach vorne, wenn auch nicht besonders weit. Noch ehe das halbe Katana seine Scheide verlassen hatte, traf das Ende des Griffes auch schon auf die Stirn des Diebes, schlug ihm mitten zwischen die Augen. Unsanft wurde der Mann zu Boden geworfen und blieb dort liegen, während der Ran seine Beine wieder streckte und geschickt darauf landete. Langsam atmete er aus. So, wie es aussah, hatten sie einen der Diebe gefasst.
Ihr erster Versuch die Diebe zu fassen war zwar nicht gerade von Erfolg gekrönt, doch konnte Lauren mithilfe ihrer Magie eine konkrete Erinnerung an das Gesicht eines Täters speichern und diese mit Iron teilen, damit auch dieser genauestens wusste, wer gesucht war. Damit hatten die beiden Ritter ihre Chancen auf Erfolg deutlich erhöht und allen voran neuen Mut gewonnen, nachdem eine gewisse Enttäuschung Einzug erhalten hatte. Insbesondere Lauren hatte sich schlecht gefühlt, die sich ohnehin schon nur wie ein Klotz am Bein fühlte, denn sie konnte keinerlei Erfahrungen oder ritterlichen Fähigkeiten in die Waagschale des Einsatzes werfen. Ihre Archive Magie hatte zwar einen großen Nutzen bewiesen, doch solch gute Zufälle waren womöglich in naher Zukunft eher weniger häufig vertreten.
Dann wurde die Verfolgung aufgenommen und nun kam auch endlich Steel zum Einsatz, den die Caldwell beinahe schon wieder vergessen hatte. Doch nun zeigte sich ihr, wie eingespielt Iron und Steel als Team doch waren, was sie direkt mit einem Kompliment versah. Der Möhrenritter grinste zufrieden und bestätigte dies, also mussten sie jetzt nur noch abliefern und jenen Eindruck auch beweisen. Tatsächlich zweifelte Lauren aber keineswegs am Erfolg der Beiden, denn sie waren keine Anfänger mehr und griffen auf einen entsprechenden Schatz an Erfahrung und Training zurück. Die rothaarige Schönheit folgte also durch die Menge und bereitete sich innerlich auf ihre Aufgabe vor, denn sie sollte nach der erfolgten Konfrontation dafür Sorge tragen, dass der Dieb nicht zurück in die Menge verschwinden konnte. Zwar hatte sie noch keinen Schimmer, wie genau sie diese Aufgabe umsetzen sollte, doch im Ernstfall fiel ihr schon etwas ein.
„Beeindruckend“, murmelte die Riley mit großen Augen und beobachtete den heroischen Leporidae dabei, wie er den Dieb konfrontierte und festzunehmen gedachte. Er wirkte so selbstsicher und erfahren dabei, dass die Riley in diesem Augenblick großen Respekt für den Ran entwickelte. Sie hatte ihn zuvor bereits sehr respektiert, doch nun gab es noch eine Möhre auf den Rüblikuchen obendrauf. Der Dieb ließ sich allerdings nicht auf die Festnahme ein und warf seinen Stein, weswegen Lauren ihren Körper etwas anspannte und sich bereithielt, seine Flucht irgendwie zu unterbinden. Zu ihrem Glück und zum Pech des Diebes kam es dazu aber nicht, denn Lauren wurde Zeuge einer besonderen Schwerttechnik. Vom Iaido hatte sie noch nie etwas gehört, aber es sah äußerst beeindruckend aus. Er musste das Schwert nicht einmal gänzlich ziehen und doch wurde der Dieb zu Boden befördert.
Sofort nahm Lauren ihre Beine in die Hand und eilte zum Möhrenritter, der so eben seine Landung beendete. „Das war fantastisch, Iron!“, lobte sie den Ritter und strahlte ihn dabei euphorisch und staunend an. Emily Caldwell lebte für gewöhnlich in einer kaltblütigen und gefährlichen Welt, doch Lauren Riley war nun einmal eine blutige Anfängerin und besaß keinerlei Erfahrungen mit Kämpfen aller Art. Dann ging sie in die Hocke und wühlte in den Taschen des Diebes, um ihr Hab und Gut zurückzuerlangen, welches sich noch immer darin befand. Aber auch anderes Diebesgut kam dabei zum Vorschein. Der Dieb hatte also bis eben einen erfolgreichen Tag gehabt, doch nun war er verhaftet und durfte sich der Gerichtsbarkeit des Königreiches stellen. Damit hatten sie einen Dieb gefasst, doch unglücklicherweise hatte dieser einen Komplizen und der war noch immer auf der Flucht.
Lauren erhob sich wieder und blickte zum Ran, schließlich mussten sie nunmehr auch den Komplizen finden und festnehmen. Allerdings hatte sie keine Erinnerung zu ihm parat und konnte daher überhaupt nichts von Wert beitragen, was abermals ein gewisses Gefühl der Frustration in Lauren auslöste. „Meinst du, der Komplize ist schon üb…“, sprach Lauren gerade und wollte die Meinung von Iron einholen, als ein lautes „Hände weg von meinem Bruder“ durch die Szenerie hallte und die rothaarige Prinzessin kurzerhand zu Boden getacklet wurde. Erschrocken und voller Schmerz schrie Lauren auf, als sie auf dem harten Boden aufschlug, und blieb für einen Augenblick benommen liegen, während der Komplize des Diebes nunmehr versuchte einen direkten Fausthieb auf dem Leporidae landen zu lassen. „Verzieh dich, Hoppelhäschen!“
„Ich hopps nicht ohne dich geschafft“, grinste Iron vor sich hin, als Emily ihn für seine gute Arbeit lobte. Es wäre ja auch eine Schande, wenn er nach all den Jahren als Soldat nicht mit ein paar Taschendieben fertig werden würde. Nachdenklich rieb er sich am Kopf. „Also, wenn er clever ist...“ Wenn er clever war, dann würde der Komplize sich verziehen, solange er noch nicht ordentlich identifiziert worden war. Die beiden Ritter hätten nicht wirklich einen Weg ihn zu finden, und sie konnten den, den sie eingefangen hatten, auch nicht einfach allein lassen, also könnte er vermutlich tatsächlich entkommen. Es handelte sich aber glücklicherweise nicht um ein schlaues Kerlchen, wie sich herausstellte. „Lauren!“, rief Iron geschockt, als er seine Partnerin zu Boden gehen sah, ehe er auch schon selbst von einem Fausthieb direkt ins Gesicht getroffen wurde und einen Schritt zurück taumelte, ehe er mit seinem Stiefel aufstampfte, um sich wieder einen festen Stand zu sichern. „Das ist eine Festnahme! Wenn du dich nicht wehrst, wirst du nicht verletzt!“, wiederholte der Hase schnell, was er zuvor gesagt hatte. „Das hab ich deinem Bruder schon erklärt!“ Fehlender Gehorsam lag aber wohl in der Familie. Der Komplize, ein relativ kräftiger Typ, trat nach Iron und zwang ihn dazu, zurückzuweichen. Als er dann zu einem weiteren Kick gegen Lauren ansetzte, hüpfte der Hase schnell dazwischen und steckte dafür ein Knie in die Magengegend ein. „Urgh...“ Er keuchte, während sich sein Griff um sein Schwert festigte. Das tat ordentlich weh, aber dank seinem gefestigten Stand konnte er dagegen halten. Langsam atmete er aus, während er sich fokussierte. Sein Gegner grinste. „Viel Erfolg, dein Schwert zu ziehen!“ Er stellte sich seitlich vor den Ran, sodass nicht mehr genug Raum nach vorne hin war, um die Waffe aus dem Saya zu ziehen. Gleichzeitig holte er auch schon zum nächsten Schlag aus. Der hier würde wehtun... aber dass das Ziehen des Schwertes auf zu enger Distanz schwierig sein konnte, war ein bekannter Nachteil des Iaido. Einer, den Irons Vater und Lehrer gekannt hatte.
„Iaido: Erster Halbmond.“
Die Augen des Hasen wurden kalt, während er sein Saya zur Seite drückte. Anstatt nach vorne zu zeigen, zeigte die Öffnung des Saya diagonal von ihm weg, an seinem Gegenüber vorbei. Die weiße Klinge blitzte kurz unter der Sonne auf, als sie zur Hälfte gezogen wurden, ehe sie zur Seite gerissen wurde. Es war ein ungewöhnlicher Winkel für eine Iaido-Technik, nicht die übliche Kurve, sondern ein scharfer Winkel, als die leichte Rundung der Klinge ihr erlaubte, aus dem Saya gezogen zu werden. In einem schnellen Schnitt zog das Schwert eine gerade Linie vor Irons Körper, hinterließ einen tiefen Schnitt im Bauch seines Gegenübers. Er war einfach zu nah dran für einen ungefährlichen Angriff. „Es tut mir leid... ich hatte Blut vermeiden wollen, um die Stimmung auf dem Fest nicht zu ruinieren“, meinte der Ran ruhig, sein Schwert zurück in seine Scheide gleitend, während der Komplize vor ihm zusammenbrach. Mit einem Blick hinüber zu Lauren schenkte er ihr ein entschuldigendes Lächeln. „Denkst du, wir können das als Rote Beete-Saft verkaufen...?“
Die rothaarige Ritterin schenkte dem Möhrenritter ein aufrichtiges und liebevolles Lächeln, als dieser auch ihren Beitrag an der erbrachten Leistung zu würdigen wusste. Es fühlte sich gut an geholfen zu haben, auch wenn ihr Beitrag im Vergleich zu dem Irons durchaus von marginaler Natur war. Schlussendlich war es aber ein Produkt von Teamarbeit und darauf konnten beide Ritter stolz sein, auch wenn sich die Angelegenheit mit dem Komplizen wohl als deutlich komplizierter herausstellte. Ein kluger Dieb hätte die Möglichkeit genutzt gänzlich zu verschwinden und die wenige Ausbeute zu behalten, anstatt das Risiko einzugehen, alles zu verlieren und geschnappt zu werden. Die Ritter hatten im Grunde keine Chance den Komplizen zu identifizieren und folglich auch nicht zu jagen, es sei denn der gefangengenommene Dieb sang wie ein Rotkehlchen. Gerade wollte Iron der Machias die Optionen aufzeigen, da wurde sie auch schon kräftig getacklet und stürzte schmerzerfüllt zu Boden. Dort schlag sie unsanft und kaum gebremst auf, was ein wehrloses Fräulein wie Lauren auch noch Tage danach spüren sollte.
Vom Sturz benommen, bekam die Caldwell zunächst auch nicht mit, wie Iron vom Fausthieb getroffen wurde und zurücktaumelte. Glücklicherweise hatte er einen festen Stand einnehmen können, was den Sturz verhinderte und ihm die direkte Gegenwehr ermöglichte. Auch dem Komplizen machte er klar, dass das hier eine Festnahme war und Kooperation zur Vermeidung von Verletzungen führen würde. Allerdings war auch der Komplize nicht scharf darauf sich zu ergeben und bugsierte den Möhrenritter mit einem Tritt weiter auf Abstand, auch wenn dieser nicht getroffen wurde. „Mhm…“, stöhnte Lauren schmerzerfüllt auf und öffnete ihre Augen, um sich zu orientieren. Ihr erster Impuls war es aufzustehen, doch ihre Augen vernahmen den Tritt, der sich ihr näherte. Panisch riss sie ihre Augen auf und hielt sich einen Arm schützend vor das Gesicht, doch zu einem Treffer kam es nicht. Iron war dazwischen gegangen, hatte sie beschützt und dafür ordentlich eingesteckt. „Iron!“, stieß sie panisch aus und hievte sich unter Anstrengung auf die zittrigen Beine.
Gerade jetzt fühlte sie sich außerordentlich hilflos, denn sie konnte ihrem Freund einfach nicht beistehen. Als Emily Caldwell hätte sie jetzt Luke und seinen Trupp in der Umgebung, die auf alle Eventualitäten vorbereitet waren, doch Lauren Riley war hier nun völlig allein. Ob Steel helfen konnte? „Steel!“, rief Lauren hinaus und sah sich nach dem Partner des Leporidae um, doch dieser begegnete seiner heiklen Situation mit Gelassenheit und Mut. Erneut setzte er eine Iaido Technik ein, die sich Halbmond nannte und abermals konnte sich Lauren darauf keinen Reimen bilden, doch das Ergebnis sprach für sich. Der Kerl ging zu Boden und blutete umgehend den Boden voll, denn auf so kurzer Distanz konnte Iron ihn nicht verletzungsfrei attackieren. Emily Caldwell hatte kein Problem mit Blut und störte sich auch null daran, sollte dieser Kerl hier nun jämmerlich verrecken, doch als Lauren Riley differenzierte sie sich ein wenig von ihrem Wahren Ich.
„Ich…“, stammelte sie und blickte in das entschuldigende Lächeln des Ritters. Er wollte eigentlich kein Blut vergießen, doch er hatte keine andere Möglichkeit. Den Part mit dem Rote Beete-Saft ignorierte sie vorerst, denn sie machte einen Satz nach vorn und sprang dem Leporidae geradewegs in die Arme, um ihn fest zu drücken. „Ich danke dir“, sprach sie leiser, schließlich hatte er sie beschützt und vor weiterem Schaden bewahrt. „Du warst echt großartig“, lobte sie ihn und seinen Einsatz, was sie mit einem Kuss auf seine Wange untermauerte. Erst dann löste sie sich von ihm und blickte erneut zum blutenden Komplizen, ehe sie den Kopf schief legte. Ihr Gesichtsausdruck war dabei aber nicht zu deuten. „Rote Beete-Saft“, murmelte sie und lächelte dann etwas verlegen. „Gewiss kriegen wir das verkauft“, versicherte sie ihrem Kollegen. Damit hatten sie den Dieb gefasst und den Komplizen ausgeschaltet, also war die Gefahr für die Besucher des Festes gebannt. Für einen Augenblick kehrte Stille ein, doch dann musste Lauren ihn einfach fragen, schließlich war sie völlig unerfahren. „Was machen wir jetzt eigentlich?“
Und ihr Lächeln war dabei unschuldig und liebreizend, wie man sie eben kannte. Und das trotz all der Schmerzen, die in ihrem Körper hallten.
„Na hoppla!“ Überrascht weiteten sich die Augen des Hasen, als Lauren ihn plötzlich anhüpfte und in die Arme schloss. Für sie musste das wohl wirklich eine schockierende Situation gewesen sein. Mit einem sanften Lächeln erwiderte Ippi ihre Umarmung und strich ihr beruhigend über den Rücken. „Alles gut. Ich hatte Glück. Die beiden sind zwar gute Diebe, aber stümperhafte Kämpfer.“ Er kicherte kurz, ehe er sich leicht von der Rothaarigen löste, um sie kurz zu begutachten und ihr dann leicht besorgt in die Augen zu blicken. „Tut mir leid, dass er dich einmal erwischt hat. Geht es dir gut, Lauren?“ Das war schlussendlich das Wichtigste für Iron. Er selbst war nicht unverletzt aus dem Kampf gekommen, nachdem er einen Hieb, einen Tritt und sogar einen Stein eingesteckt hatte, aber seine eigenen Verletzungen interessierten ihn wenig. Ihm war eigentlich nur wichtig, dass seine Begleiterin nicht ernsthaft zu Schaden gekommen war. „Jetzt müssen wir die beiden zurück zum Hauptquartier bringen. Der eine wird direkt weggesperrt, der andere braucht ärztliche Hilfe. Ich hab ihn schwerer verletzt, als mir Rüb wäre“, gab der Ran zu und fuhr sich durch die Haare. Zwei erwachsene Männer zu tragen dürfte aber für ihn und Lauren nicht ganz einfach werden, und das war leider etwas, wobei Steel nicht helfen konnte. „Sekunde, ich probier was“, meinte er und ging auf ein Knie herunter, während er einen kleinen Erste-Hilfe-Kasten aus seinem Rucksack heraus kramte. Ordentlich behandeln konnte er den Schnitt zwar nicht, aber zumindest soweit abbinden, dass der Blutverlust nicht allzu schlimm ausfallen sollte, bis sie beim Quartier angekommen waren. Außerdem konnte er die Bandagen noch ein wenig weiter verwenden. Den ohnmächtigen Mann auf seinen Rücken hievend verband er dessen Hände und Füße, schnürte sie zusammen, sodass er sich quasi um den Hasen klammerte, ob er wollte oder nicht. Seinen Rucksack trug er stattdessen andersrum, und auch, wenn es ziemlich albern aussah, so vorne und hinten bepackt zu sein, bedeutete das zumindest, dass der Ran beide Hände frei hatte. „Soo...“, lächelte er Lauren an und atmete unter der Last ein bisschen tiefer durch. „Jetzt kann ich dich ein wenig dabei unterstützen, den anderen Kerl zu tragen. Zu zweit sollten wir das schaffen, hopp!“
Es war auch so nicht ganz einfach. Iron hatte eine ziemlich schwere Ladung zu tragen und seine Bewegungsfreiheit war ganz schön eingeschränkt. Trotzdem verlor er auf dem ganzen Weg zurück zu den Baracken der Rune Knights nicht sein Lächeln. „Das Mädel vom Tresen wird sich freuen. Die hat sich ja echt Sorgen gemacht, was passiert, wenn wir keinen Dieb fangen“, lachte er warm, ehe er Lauren anlächelte. „Und keine Sorge, ich hab den Salat nicht vergessen. Auch wenn ich glaube, ich sollte nochmal duschen, bevor wir das machen. Gurken und Ippis genießt man am Besten frisch, hehe!“
Mit der stürmischen Umarmung hatte der Leporidae offenbar nicht gerechnet, doch stand er ihr nicht ablehnend gegenüber. Stattdessen erwiderte er diese Umarmung und strich der Riley sogar noch beruhigend über den Rücken, denn für die Anfängerin war diese Situation gewiss keine Leichte gewesen. Diese Dieben waren zwar stümperhafte Kämpfer, aber Emily besaß überhaupt nichts, um sich zur Wehr zu setzen und das hatte man auch deutlich gemerkt. Sogar Iron musste ein wenig einstecken, doch das schien ihn überhaupt nicht zu kümmern, zu groß war die Sorge um sie. An Ritterlichkeit mangelte es dem Ran keineswegs und das erkannte sogar Emily an, wobei sie es als Lauren Riley natürlich eine Spur offensichtlicher tat. „Ich habe ein wenig Kopfschmerzen“, antwortete sie auf die besorgte Frage ihres Kameraden. Der Rempler war hart und der Aufprall nach dem Sturz ebenfalls, das ging natürlich nicht spurlos an ihrem zierlichen Körper vorbei. „Ich bin erstaunt, wie leicht du meinen Verletzungen fertig wirst“, gestand Lauren überrascht. „Vielleicht bin ich eines Tages auch so hart wie du. Dann könnte ich mich ja Titan nennen?“, kicherte sie amüsiert.
Doch ihre Scherze in allen Ehren. Sie hatten noch immer zwei Diebe hier liegen und diese mussten ins Hauptquartier verbracht werden, wobei der schwerverletzte Dieb ein Problem darstellte. Zwei erwachsene Männer tragen sollte wahrlich nicht einfach werden, doch irgendwie bekamen sie das schon hin, doch zuvor gab sich Ippi seinem Einfallsreichtum hin und probierte etwas aus. Aufmerksam schaute die Riley dabei zu und staunte nicht schlecht, denn auf so eine Idee musste man erst einmal kommen. Womöglich war das die mannigfaltige Erfahrung eines Soldaten, der jahrelang gedient hatte. Lauren wies derartige Kenntnisse nicht vor, schließlich war sie über Vitamin B zu den Rittern gekommen und verfügte über keinerlei Ausbildungen. Amüsiert klatschte Lauren in die Hände und legte dann Hand an, denn nun sollte das Tragen zweier Männer nicht mehr ganz so schwer werden. Die rothaarige Dame schleppte also gemeinsam mit Iron den einen Dieb, während dieser den anderen gleich mittrug. Ein beachtlicher Krafteinsatz. „Und wie wir das schaffen“, kicherte Lauren und zwinkerte dem Leporidae zu.
„Die wird Augen machen!“, stieß Lauren euphorisch aus und wurde ununterbrochen vom Lächeln des Ran angesteckt. Er strahlte eine interessante Aura an Gelassenheit und Freude aus, die man gern in sich aufnahm. Eigentlich war Emily ja überhaupt kein Fan von diesem Theater und spielte nur mit, weil das Königshaus es so verlangte, doch Lauren Riley zu sein konnte zeitweise wohl angenehmer und entspannter werden als zunächst angenommen. „Klingt gut“, kicherte Emily und legte den Kopf leicht schief. „Dann werde ich mich ebenfalls duschen und herrichten“, fügte sie an. „Knackfrisch ist Lauren auch viel schöner anzusehen“, schmunzelte sie dann noch kokett. Der Auftrag war ein Erfolg und der bevorstehende Salat sollte noch ein wahrliches Highlight darstellen. Also alles in allem: Ein sehr guter Tag!
Die Quest war vorbei und dennoch rührte sich niemand. Álvaro und Esmée warteten ab, denn die Nachbesprechung stand noch an. Sowohl die Nachbesprechung der Quest, als auch ihre persönliche Nachbesprechung. Álvaro wusste nicht, was ihm mehr Sorgen bereitete.
Lange musste er darüber nicht nachdenken, denn wenig später war es auch schon so weit und der Wagen knarzte als eine dritte Person sich auf den Wagen hiefte. Sie setzte sich neben Álvaro und beugte sich nach vorne, sodass Álvaro ihr Gesicht sehen konnte: Ein junger Mann mit einer Brille und schneeweißen Haaren, die von schwarzen Strähnen durchzogen waren. Seine Augen schienen nachdenklich und waren leicht zu Schlitzen verengt. Irgendetwas sagte Álvaro, dass mit diesem Mann nicht zu spaßen war. Einen Moment herrschte Stille und der Mann tat nichts weiter als Álvaro ins Gesicht zu schauen und dann zu Esmée zu schauen, die ihm scheinbar gegenübersaß. Dann ergriff er das Wort. „Mein Name ist Diego Marino. Ich gehöre zu den Rune Knights und koordiniere die Truppen rund um das Gefängnis.“ Wieder legte er eine Pause ein und betrachtete die beiden Magier, als wolle er aus ihren Gesichtern etwas ablesen. „Álvaro Simon – gildenlos – und…“ Irgendeinen Namen musste er schließlich angeben, als er sich für die Mission meldete. Die Runenritter nahmen es scheinbar genau mit ihren Formularen. „… Esmée Arnault – Satyrs Cornucopia, richtig?“ Niemand widersprach und trotzdem gab es eine erneute Pause. Diesmal war es das laute Zusammenschlagen eines Notizbuchs, welches die Stille brach und Álvaro zusammenzucken ließ, was erneut eine Welle von Schmerz durch seinen Körper schickte. „Entschuldigt. Den Aufzeichnungen zu folge ist es ein Wunder, dass ihr eine direkte Konfrontation mit den Simá-Geschwistern überlebt habt. Eigentlich hatte ich euch Verstärkung geschickt, sobald weitere Magier verfügbar waren, doch diese wurde in den Bergen von einer anderen Gruppe Verbrecher aufgehalten.“ Wieder eine dieser unsäglichen Pausen. Álvaro hatte jedoch nicht das Gefühl, dass Diego sie direkt irgendeines Verbrechens beschuldigte. Es schien viel mehr sein generelles Vorgehen zu sein, um Personen einzuschätzen, die ihm unbekannt waren. „Ein Schande, dass Eugein fliehen konnte, aber immerhin konntet ihr Alicia aufhalten. Ich nehme an, dass ein Kampf auf Leben und Tod unter diesen Voraussetzungen unvermeidbar war? Dennoch würde es mich für das Protokoll interessieren, wie ihr es geschafft habt gegen die beiden zu bestehen. Vielleicht sind eure Namen es wert, dass ich sie mir merke.“ Ganz sicher war Álvaro sich nicht, ob letzteres ein Kompliment oder doch eine Drohung war. Er wurde nicht schlau aus diesem Mann.
„Weißt du eigentlich, was für einen besonderen Mann du an deiner Seite hast, Amber?“
„Auch bekannt unter seinem bürgerlichen Namen… Álvaro Rafael Augustin de Bosco.“
„Verbannt von dem Boxkampf, verbannt von der Königsfamilie…“
Die helle Stimme von Alicia wollte einfach nicht aufhören, immer wieder hörte die Prinzessin die höhnisch ausgesprochenen Sätze der Verstorbenen, erlebte immer wieder den Moment, in dem sie Álvaro die Klinge an die Kehle gehalten und über seine Vergangenheit – seine wahre Identität – gesprochen hatte. Am Schlimmsten war allerdings der laute Schrei, voller Angst, Schrecken und Abscheu, der in den Gedanken der de Bosco nachhallte:
„Was bist du für ein Monster?!“
Alicia war gestorben. Man könnte beinahe sagen, sie war hingerichtet worden. All das war geschehen direkt vor den Augen der Prinzessin, die vollkommen überfordert gewesen war und dem Spektakel höchstens beigewohnt, aber nicht aktiv daran hatte teilnehmen können. Esmée schloss die Augen, presste die Lippen aufeinander und versuchte alles in ihrer Macht, um diese Stimme und die Bilder aus ihrem Geiste zu verbannen, nicht schreckliche Parallelen zum Angriff auf den Königspalast vor wenigen Jahren zu erkennen… es gelang ihr nicht. Die Magierin hatte gewusst, welchen Gefahren sie sich aussetze, als sie sich als Unterstützung beim Kampf gegen die Flüchtlinge aus dem Ashmound Royal Prison gemeldet hatte. Sie hatte es sich selbst und allen anderen beweisen wollen. Womit sie allerdings nicht gerechnet hatte, war eine Begegnung, die ihre eigene Vergangenheit aufwühlen würde und die – schlussendlich – dafür sorgte, dass sie das Vertrauen in eine der einzigen Personen verlor, von denen sie gedacht hatte, dass sie auf ihrer Seite stehen würden. Álvaro hatte sie die gesamte Zeit über angelogen, hatte seine Verwandtschaft mit ihr unter Verschluss gehalten. Weil er in Wahrheit genauso nach dem Thron von Bosco strebte wie einst sein Vater? Weil er noch auf den richtigen Moment gewartet hatte, um sich der Prinzessin zu entledigen und die Schuld wohlmöglich jemand anderem hatte zuschieben wollen? Oder – noch schlimmer – um sie auszunutzen, solange Bosco noch in den Händen der Rebellen lag. Wenn Álvaro damals aus Bosco verbannt worden war, weil er Teil des Putschversuches gegen die Königsfamilie gewesen war, warum hätte er von diesem Vorhaben abkommen sollen? So viele Fragen, so wenige Antworten. Die gesamte Fahrt über brachte Esmée es nicht über sich, Álvaro auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen. Irgendwann erreichten sie Crocus Town und die Dunkelhaarige hoffte darauf, endlich Abstand zu dem Älteren aufbauen zu können, von diesem Wagen zu springen und die Behandlung im Krankenhaus zu bekommen, die sie dringend nötig hatte. Doch eine Sache gab es noch, die die beiden Magier hinter sich bringen mussten, bevor man ihre Verletzungen genauer behandelte: Die Abschlussbesprechung mit dem befehlshabenden Offizier der Rune Knights.
Der Mann, der auf den Wagen kletterte, entsprach nicht wirklich dem Bild, das Esmée von einem hochrangigen Rune Knight gehabt hätte. Sein Körperbau wirkte eher schmächtig, die Augen lagen hinter einer schmalen Brille und schwarze Strähnen zierten das sonst helle Haar. Diego Marino hieß dieser Mann also? Als der Rune Knight die Informationen vorlas, die er hatte, war die Miene der Prinzessin wie versteinert. Álvaro Simon und Esmée Arnault? Beide Namen sind nicht mehr als eine weitere Lüge. Erschlagen von den Geschehnissen der letzten Stunden erwog die junge Frau für den Bruchteil einer Sekunde, Diego Marino zu korrigieren. Zum Glück entschied sie sich im letzten Moment dagegen. „Unsere Namen sind keine, die es sich zu merken lohnt“, entschied Esmée stattdessen als Formulierung und erntete dafür einen etwas überraschten Blick des Rune Knights. Bevor der Marino es kommentierten konnte, ging die Prinzessin auf die zweite Frage des fremden Mannes ein: „Sie haben uns in eine Falle gelockt und aus dem Hinterhalt angegriffen. Es war allem voran Glück, dass wir diesen Angriff abwehren konnten. Danach haben sie mit uns gespielt, wodurch wir Zeit und Alicia zu viel Selbstsicherheit gewonnen hat. Sie haben nicht damit gerechnet, dass wir gemeinsam zu einem Gegenangriff ansetzen können und das war der Moment, der uns das Leben gerettet hat… und jener, der Alicia das Leben kostete.“ Esmée hatte die Fahrt über sehr viel Zeit gehabt, um die Geschehnisse für sich zu analysieren. Das, war der Rune Knight zu hören bekam, waren die Ergebnisse dieser Stunden der Grübelei. Die hellblauen Seelenspiegel erwiderten nach Beendigung der Erklärung ungeniert den durchbohrenden Blick von Diego Marino, obwohl insbesondere der letzte Satz - jener, der den Tod von Alicia thematisierte - Überwindung kostete. Wieder waren es die Erinnerungen, die Esmée heimsuchten, der schrille Schrei von Alicia, der in ihren Gedanken nachhallte. Aber wenn die Prinzessin eines konnte, dann ein erhobenes Haupt präsentieren, selbst wenn ihr überhaupt nicht danach zumute war. Die eigenen Gefühle für einen späteren Zeitpunkt in den Hintergrund verdrängen. „Wäre der Unterstützungstrupp nur wenige Sekunden später eingetroffen, hätte Eugein uns mit Sicherheit getötet. Man kann also kaum davon sprechen, dass wir gegen beide bestanden haben.“ Erst jetzt, als Esmée es aussprach, wurde ihr gänzlich bewusst, wie knapp sie dem Tode entgangen war. Die Magierin war zu dieser Quest aufgebrochen, um zu beweisen, dass sie nicht mehr die auf Hilfe angewiesene Prinzessin war, die einst aus Bosco geflohen war. Ein Vorhaben, das offensichtlich nicht geglückt war. Was hatte Esmée in der Zwischenzeit überhaupt gelernt? War sie wirklich stärker geworden? Es fühlte sich nicht so an. Diego Marino schien wenig beeindruckt von den Erzählungen, nickte kurz und machte sich Notizen. Nur einen kleinen Kommentar konnte der befehlshabende Offizier sich nicht verkneifen: „Und dennoch habt ihr überlebt an einer Stelle, an der andere gestorben wären.“ War das so? Stimmt – es hatte Tote gegeben. Jene, mit denen Alicia und Eugein die beiden Magier in den Hinterhalt gelockt hatten. Aber war es wirklich den Fähigkeiten von Álvaro und Esmée geschuldet, dass sie überlebt hatten? Oder hatten jene Opfer der Geschwister einfach weniger Glück gehabt als die Boscos? „Na schön. Wenn ich noch Fragen habe, werde ich mich nochmal melden.“ Abrupt stand Diego Marino auf und sah bereits hinüber zu dem nächsten Wagen, auf dem einige verletzte Magier warteten. Es gab noch mehr Gespräche, die er an diesem Abend führen musste. „Bringt die beiden ins Krankenhaus zur Behandlung!“, befahl er in Richtung einiger Runensoldaten, die sich bereits mit einer Trage in Position gebracht hatten. Erst jetzt wagte Esmée es, in Richtung des verletzten Álvaros zu blicken, allerdings war es ein Blickkontakt, der nicht sonderlich lange anhielt. Sie wandte den Blick wieder ab. „Ich kann alleine gehen“, entschied sie, stand ebenfalls von ihrem Platz auf und kletterte trotz des fehlenden, linken Armes einigermaßen geschickt vom Wagen. Ohne sich umzudrehen, trat sie auf das Krankenhaus zu und verschwand schlussendlich in dessen Inneren. Nein, sie war noch nicht bereit dazu, das Gespräch mit Álvaro zu führen, das ausstand. Vorher musste sie selbst verarbeiten, wie sie zu den Dingen stand, die Alicia mit ihr geteilt hatte.
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