Ortsname: Viertel der Reichen Art: Gebäudeansammlung Spezielles: --- Beschreibung: Das Viertel der Reichen liegt deutlich abgegrenzt von den Slums der Stadt - immerhin wollen die schönen sich ihre Aussicht nicht verderben! Hier finden sich imposante Villen, die sich gegenseitig zu übertreffen versuchen. Einige dieser Grundstücke haben sogar kleine Springbrunnen oder künstlich angelegte Gärten, die teuer bewässert werden müssen, um dem hiesigen Klima standzuhalten. Die meisten Leute, die hier wohnen, sind Händler, die sich Reichtum auf mehr oder weniger legale Weise angehäuft haben.
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~ I'm still a delicate flower, you know. ~
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Helena
Anmeldedatum : 19.08.20 Anzahl der Beiträge : 911 Alter : 32
# 3 Das göttliche Blut, welches durch die Adern der Marinakis floss, war auch für ihre recht ausgeprägte Arroganz verantwortlich. Als Frau, die zum Teil von den Göttern abstammte, war sie natürlich in vielen Belangen „besser“ als eine normale Menschen Frau. Kein bewusster Gedanke der Magierin, aber einer, der in ihrem Denken irgendwo verankert ist. So wie ihr Suchen nach Wettstreit und das genießen der Anerkennung anderer. Letzteres war es, was sie nun noch einen Funken heller strahlen ließ. Dieser Crimson Sphynx Magier erfreute sich an ihren Fähigkeiten. Und natürlich daran, dass es nicht mehr allzu bestialisch stank. Als die Zwei an der Tür recht ungewöhnlich begrüßt wurden, blieb Dastan standhaft, während seine Gefährtin die Distanz suchte. Als mimte der Krieger den Beschützer, war er an ihrer Stelle vorgetreten, um sich dem Monster dem Hausherren zu stellen. Glücklicherweise musste er sich nicht bewaffnet mit einem Schuh mit ihm duellieren. Dafür erklärte er aber, dass diese unkonventionelle Waffe ruhig wieder bei Seite gelegt werden konnte. Es herrschte schließlich keine Gefahr und die Vandalen waren sie auch nicht, ganz im Gegenteil. Dastan stellte seine Kollegin als Runenritterin und sich selbst als eine der Sphynxen vor und legte die wahren Gründe für ihren Besuch offen. Die Haltung der Marinakis hatte sich bereits gelockert, doch als der Axtkämpfer ihre vorangegangene Tat hervorhob und sie dabei als „wundervoll“ bezeichnete, kehrte auch gleich wieder ihr Strahlen zurück. Derartiges Lob erzielte bei ihr nun mal einen gewissen Effekt. “Lieb von dir.“, lächelte sie ihm entgegen, die Hand an seinen Oberarm gelegt. Der Hausherr war derweil an ihnen vorbeigetreten, um sich sein Mauerwerk genauer anzusehen. Sich für die Aktion bedankt, lud er die beiden Magier dann ein, ihm in sein Haus zu folgen. Das ließen die Beiden sich natürlich nicht zweimal sagen. Ins Innere des Hauses vorgedrungen, schaute Helena sich neugierig um. Der Weg, beziehungsweise der Mann, führte sie in seine Küche, in der auch seine Frau sich grade aufhielt, um den Abwasch zu machen. “Hallo.“, lächelte Helena dieser entgegen, ihre Hand minimalistisch zum Gruß gehoben. Doch die Dame war ungefähr so höflich und freundlich, wie ihr Mann. Sie schaute zwar in die Richtung der Ritterin, reagierte allerdings nicht weiter auf die Begrüßung. Die ersten Motive, warum jemand diesen Leuten so etwas Gemeines antat, hätte Helena jedenfalls schon mal herausgefunden. Einen Verdächtigen gab es allerdings leider nicht. Der Mann erklärte, dass weder er noch seine Frau irgendwelche Feinde hatten. Damit war die Hoffnung der Marinakis, sie hätten gleich eine Spur zu verfolgen, zerschlagen. Der Mann jedenfalls sah nicht nur den Ärger mit seiner Mauer, sondern in möglichen, weiteren Schritten auch das Leben des Pärchens bedroht. “Wir verstehen, dass Sie sich damit unwohl fühlen. Glauben Sie mir, wir werden unser Bestes geben, den Täter so schnell wie möglich zu fassen.“, erklärte Helena. Mitfühlend platzierte sie dabei die Hand auf ihrem Brustbein. “Haben Sie denn sonst irgendwelche Informationen, die uns weiterhelfen können? Zum Beispiel wann die Mauer verdreckt wird? Ein Zeitraum an Tagen oder eine Tageszeit? Eher morgens, eher nachts?“ Irgendwomit mussten sie doch anfangen.
„So bin ich“, grinste Dastan auf den Kommentar Helenas hin und spürte ihre Hand an seinem Oberarm. Das kannte er nur zu gut, diese Vorwände, mal den Bizeps zu testen. Da war Helena bei weitem nicht die erste Frau, die gerne mal in Form einer netten Geste Hand anlegte. Doch der Karimi ließ sich das natürlich gefallen, denn wer wurde nicht gern zärtlich von einer schönen Frau angefasst? Der Hausherr war ein ziemlich grantiger Kerl, aber daran störte sich Dastan nicht weiter. Er selbst lachte und grinste ohnehin die meiste Zeit und ließ sich von Fremden darin nicht beirren. Also folgte der Krieger dem alten Mann frohen Mutes in seine Küche, wo die werte Gattin gerade den Abwasch erledigte und nicht einen Ton zum Gruße sagte. Vor so etwas hatte Dastan große Angst.. dass er versehentlich eine Frau heiratete, die im Alter eine fiese Bissgurke wird. Da wurde ihm richtig flau im Magen und wandte sich schnell wieder von ihr ab. Deswegen musste er so sorgfältig wählen! Alle Eventualitäten mussten abgeklärt sein!
Der Herr machte die Sorgen der beiden deutlich und man bemerkte die Verzweiflung und die Angst. Tja, als alter Mann war man eben schnell mal ausgeliefert und wehrlos, Dastan konnte diese Belastung verstehen. Helena erkundigte sich nach weiteren Details und der alte Mann nickte langsam. „Das ist schwer zu sagen, denn es ist unterschiedlich. Zu Beginn war es nur nachts. Dann habe ich Wache gehalten und nichts geschah. Eines Tages hatten wir uns dann in der Morgendämmerung schlafen gelegt und als wir erwachten, zog der Gestank bereits in unser Schlafzimmer. Wir fühlen uns regelrecht beobachtet“ Dastan verschränkte nachdenklich die Arme. Das klang so, als würde sich jemand wirklich viel Zeit nehmen und enorme Mühen in sein Unterfangen investieren. Er würde es dem Mann nicht sagen, aber da wollte jemand ihm wirklich Schaden zufügen. Der Zeigefinger des Karimis fuhr über die Narbe an seinem Kieferknochen, hoch und runter. Dann meinte er: „Ich würde sagen, sie zeigen in den nächsten Tagen dasselbe Verhalten wie immer. Machen sie nichts anders, als sonst. Die Täter sollen keine Veränderung feststellen und sich in Sicherheit wiegen. Die Beobachtung übernehmen wir. Das sollte nicht allzu schwer werden, aber ich kann nicht sagen, wie lange es dauern wird, bis sie zuschlagen. Wir müssen eben geduldig sein“, meinte Dastan und blickte zu Helena, um ihre Meinung zu dem Plan zu hören. Vielleicht hatte sie eine andere Idee?
So oder so, schließlich verabschiedeten sich die beiden wieder von den Auftraggebern und machten sich schleunigst auf den Weg, um aus der Gegend weg zu kommen. Es wäre besser, wenn die Täter sie nicht dort gesehen haben. „Was denkst du? Suchen wir uns einen Ort, von welchem aus wir unentdeckt das Haus beobachten können, oder?“
# 5 Helenas erster Gedanke war, irgendeinen Anhaltspunkt zu finden, an dem man sich entlanghangeln konnte. Etwas, was bei dieser Sache herausstach, etwas worüber man Nachforschungen anstellen konnte. Doch das gestaltete sich allerdings weitaus schwieriger, als sie gedacht hätte. Nicht nur hatte das Pärchen keine Verdächtigen, da sie laut eigenen Aussagen niemanden kannten, der ihnen Schlechtes wollte, sie sahen auch absolut keine Regelmäßigkeiten. Die Wand wurde nicht zum Beispiel alle zwei Wochen beschmiert, es geschah nicht immer nachts, wenn alle schliefen. Stattdessen wirkte es nahezu willkürlich, oder aber gezielt auf das Verhalten der Hausbewohner angepasst? War das die Spur? Wenn ja, dann wusste Helena noch nicht, was genau sie damit anfangen sollte. Es gestaltete sich einfach schwierig. Die Magierin lauschte der Erklärung des Mannes. Sie nickte bestätigend und dachte derweil nach. Es war Dastan, der dann das Wort erhob. Er erklärte, dass das Pärchen sich ganz normal verhalten sollte. Zum einen, um dem Täter das Gefühl zu vermitteln, dass sich nichts verändert hatte, sodass auch er sein Verhalten nicht änderte. Zum anderen aber auch, damit die beiden Magier sich einen Überblick verschaffen konnten. Er erklärte dem Mann, dass sie nun diejenigen waren, die beobachten würden. Außerdem erzählte er ihm, dass sie natürlich nicht wussten, wie lange ihre Arbeit dauern würde. Helena seufzte. Das hatte sie schon befürchtet. Wenn sich nun einfach Tage lang nichts tat, dann würden sie irgendwo hocken und sich Stunde um Stunde um die Ohren hauen. Geduld war da gar kein Ausdruck. Als der Blick des Magiers zu ihr wanderte, zuckte sie mit den Schultern. “Ich fürchte, wir haben keine andere Wahl.“ Wenn sie keine Spur hatten, mussten sie leider darauf warten, dass der Verbrecher ihnen eine lieferte. “Nicht die Nerven verlieren, wir machen das schon.“, lächelte die Halbgöttin dem Hausherren noch entgegen, ehe sie mit ihrem Gefährten wieder nach draußen ins Freie trat, um sich mit ihm unter vier Augen zu besprechen. Dastan schlug vor, sich einen Ort zu suchen, von dem aus sie unauffällig die Mauer beobachten konnten. Man sollte sie dabei besser nicht sehen, sonst würde der Täter ja schließlich nicht wieder zuschlagen. “Wir könnten noch Geschäfte abklappern, in denen es Eier und Milch zu kaufen gibt und dort nach Stammkunden fragen, die… jung sind und potenziell frech wirken oder so. Aber… davon gibt es in der Stadt ja wahrscheinlich dutzende.“, erklärte die Magierin noch einen Gedanken, der ihr gekommen war, der aber alles andere als vielversprechend klang. “Ich glaube wir haben gar keine Wahl als ihm aufzulauern und zu warten.“, befürchtete sie resignierend. “Kennst du dich hier gut aus? Gibt es eine Möglichkeit, auf ein nahegelegenes Hausdach zu kommen oder so?“ Er arbeitete doch in der hiesigen Gilde, da waren seine Ortskenntnisse bestimmt besser ausgeprägt als die ihre. Dennoch schaute Helena sich auf der Straße ein wenig um, den Blick eher nach oben gerichtet. Häuser gab es um sie herum genug. Es brauchte nur eine günstige Möglichkeit heraufzusteigen. Irgendwelche Feuerleitern, oder im Zweifelsfall auch leicht kletterbare Hauswände, wenngleich die Kletterkünste der Marinakis nicht grade die besten waren. Ihre Stärken lagen definitiv woanders.
Helena sah es ähnlich wie Dastan, sie hatten keine andere Wahl als sich auf eine langweilige Wache zu begeben. Aber das war für den Krieger okay, denn er brauchte nicht immer nur Action. Er sah es als nette Abwechslung an, quasi fürs Herumsitzen bezahlt zu werden. Dastan war durch und durch ein Optimist, er fand in fast allen Situationen das Positive und filterte es gezielt heraus. Die beiden Magier verabschiedeten sich schließlich von dem alten Ehepaar und ging wieder nach draußen ins Freie.
Helena hatte noch eine gute Idee, sie könnten die Geschäfte abklappern und sich wegen des Verkaufs von Milch und Eiern erkundigen. „Gute Idee, das könnte nicht schaden. Vielleicht ist jemandem ja etwas aufgefallen? Was denkst du, wäre es besser, wenn einer sich darum kümmert und der andere in der Zeit das Haus beobachtet?“, fragte Dastan. Es wäre doch so, wie es immer ist: Kaum wären er und Helena nicht mehr beim Haus des Auftraggebers, gäbe es erneut diese Schweinerei. Dastan grinste seine Partnerin an. „Ne, ich kenn mich noch nicht so gut hier aus. Bin erst seit ein paar Wochen in Aloe Town“, verriet er ihr und sah sich genau um. Er war zwar ein unerfahrener Magier, aber ein erfahrener Krieger. Spähen und Verstecken gehörte seit jeher dazu, also suchte er ein geeignetes Hausdach, möglichst weit entfernt, aber nah genug, um alles zu erkennen. Ein günstiger Winkel, welcher sie nicht zu erkennen gab. „Hm.. da wäre es gut. Siehst du es? Mit dem grünen Sonnenschirm. Auf geht’s, komm mit“, meinte er gut gelaunt und breit grinsend wie immer zu Helena. Auf dem Weg zum Haus, welcher über ein paar Seitengassen führte, erkundigte er sich ein wenig nach der Schönheit: „Du bist schon länger als Magierin tätig, nicht wahr? Ich weiß nicht, aber irgendwie kommst du mir bekannt vor“, gestand er ihr nachdenklich und musterte sie noch einmal. Wo hatte er sie schon einmal gesehen?
Vor dem Haus, dessen Dachterrasse einen grünen Sonnenschirm beherbergte, blieb Dastan stehen. Dann würden sie jetzt wohl klettern, oder? Nein, kleiner Scherz. Unbeirrt wie immer ging Dastan lässig zur Haustür und klopfte beherzt an. „Fragen wir einfach mal!“, lachte er noch leise in Richtung der Brünetten. Eine Frau, ungefähr Mitte dreißig, öffnete die Tür. „Guten Tag, bitte entschuldigen Sie die Störung. Mein Name ist Dastan Karimi, Magier von Crimson Sphynx“, stellte er sich charmant lächelnd vor und schob seinen T-Shirt-Ärmel hoch, um das schwarze Gildenzeichen zu zeigen - natürlich spannte er vorher schön die Muskeln an. Die Frau wurde rot um die Nase. „Das ist eine Magierin der Rune Knights. Wir sind wegen der Aufklärung von Sachbeschädigung hier. Sie können das natürlich ablehnen, aber ihr Hausdach eignet sich perfekt, um den Tatort zu beobachten. Wären Sie so freundlich, uns Zugang zu gewähren?“, fragte er und lächelte sie weiterhin charmant an. „Äh.. oh.. ja.. ja! Natürlich! Bitte“, stammelte sie aufgeregt und ließ die beiden eintreten. „Vielen Dank! Sie sind innerlich wie äußerlich reizend“, machte Dastan ihr sogleich noch ein Kompliment, was die Dame verlegen kichern ließ. Der Weg war geebnet! Ab aufs Dach!
# 6 Eigentlich hatte Helena ihren Gedanken schon wieder verworfen, noch bevor sie ihn ausgesprochen, also ihrem Kollegen vorgetragen hatte. Dieser wirkte der Sache gegenüber jedoch gar nicht so ablehnend, wie sie vermutet hätte. Scheinbar fand Dastan ihre Idee besser als sie selbst. “Ach, lieber nicht. Ich glaube das wäre nur vergebene Liebesmüh. Dann lass uns lieber zusammen auf die Lauer legen, da langweilen wir uns vielleicht nicht so sehr.“ Sicher, die Geschäfte absuchen war eine Möglichkeit. Aber ihrer Meinung nach wirklich keine gute. Auf die Frage der Marinakis hin, entgegnete ihr die Sphynx, dass sie sich in Aloe scheinbar auch nicht besser auskannte. Das war damit begründet, dass der Krieger selbst noch nicht lange in der Stadt war. Wenige Wochen sogar erst. Damit fehlte den Beiden die nötige Ortskenntnis und sie mussten sich gemeinsam nach einer Möglichkeit umsehen, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Als Dastan etwas gefunden und seine Gefährtin darauf aufmerksam gemacht hatte, folgte diese seinem Hinweis. “Ja, ich sehs!“, bestätigte sie. Dann ging es auch schon los. Auf dem Weg zu ihrem Ziel streute der Krieger dann etwas Smalltalk ein. Dabei ließ er auch fallen, dass er sie von irgendwo kannte, was Helena sichtlich überraschte, jedoch deutlich positiv. “Ach, echt?“, fragte sie rhetorisch. “Hast du mal von mir gehört oder gelesen?“ Fanden ihre Taten etwa in der Zeitung Anklang? “Ich habe vor kurzem geholfen, Aloe von der Algenplage zu befreien. Daher vielleicht?“ Sie ahnte ja noch gar nicht, dass er sie vermutlich sehr wohl von einem ihrer Abenteuer kannte. Jedoch von einem, welches länger zurücklag. Also suchte sie weitere Möglichkeiten. “Ich stamme aus Hargeon. Haben wir uns dort vielleicht mal gesehen?“
Als die beiden Magier bei dem Haus mit dem Sonnenschirm auf dem Dach ankamen, bereitete Helena sich tatsächlich schon seelisch darauf vor, auf unkonventionellem Wege an Höhe zu gewinnen, um auf das Dach zu gelangen. Doch Dastan kam ihr zuvor, zum Glück! Ungeniert klopfte er einfach an der nächsten Türe, also an der vor ihrer Nase, um lieb und nett zu fragen, ob man die Zwei nicht einfach unterstützte. So ein Fuchs! Es dauerte nicht lange, da öffnete eine Frau die Türe. Der Krieger stellte sich vor und… protzte mit seinen Muckies? Ach, nein, er bewies der Frau durch sein Gildenlogo, dass er sie nicht betrügen würde. Dann bat er um Einlass. Es folgte eine Zusage, ein Kompliment und verlegenes Kichern. Helena erkannte, dass ihr Gefährte ein richtiger Charmebolzen war, keineswegs verlegen die Damen um den Finger zu wickeln! “Ehm… Wir wissen allerdings nicht, wie lange das dauern wird. Es kann sein, dass wir ein paar Tage mit der Observierung beschäftigt sind.“, merkte die Halbgöttin ehrlicherweise an. Damit wollte sie Missverständnissen und unangenehmen Gesprächen vorbeugen, die folgen könnten, wenn die Zwei die Dachterrasse der freundlichen Bürgerin ewig lang belagerten. "Kein Problem, wirklich.", winkte die Frau allerdings ab, während sie die Haustür hinter ihnen ins Tür schubste. "Möchtet ihr etwas trinken? Etwas Limonade vielleicht?" Die Dame war ja wirklich freundlich! Zum Glück hatte sich der Gedanke der Marinakis, auf das Dach zu klettern, nicht durchgesetzt. Mit kalten Getränken und ein paar Plätzchen versorgt, konnten die beiden Magier es sich also auf der Dachterrasse der Frau gemütlich machen.
Na gut, dann eben keine Läden befragen. Das konnte Dastan nur recht sein, denn das wäre bestimmt eine eher undankbare Aufgabe gewesen. Und wenn Helena mit den Augen geklimpert und ihn darum gebeten hätte, dann hätte er zugesagt und sich in dieser Affenhitze von Laden zu Laden geschleppt. Und womöglich hatte sie recht, sehr ergiebig wären die Ermittlungen nicht geworden. Welcher Ladenbesitzer achtete schon darauf? Und anscheinend waren die Täter nicht gerade blöd, daher verteilten sie ihre Einkäufe bestimmt auf verschiedene Läden, um kleinere, unauffällige Mengen zu beziehen. Also machten sich die beiden Magier auf den Weg zum auserkorenen Haus, von welchem aus sie eine gute Sicht auf die Hauswand des Auftraggebers hatten. Währenddessen teilte Dastan mit, dass er das Gefühl hatte, Helena schon einmal gesehen zu haben. Diese freute sich sichtlich, was Dastan sofort zum breiten Grinsen alarmierte. „Nein, nichts gelesen.. es ist eher so, dass ich das Gefühl habe, dich schon einmal gesehen zu haben“, überlegte er weiter und musterte Helena. Ne, nichts mit Algen. „Hargeon? Nein, da war ich bisher immer nur kurz auf der Durchreise wegen des Hafens“, murmelte er und kam einfach nicht auf die Antwort. „Vielleicht verwechsle ich dich auch. Wäre ja verrückt, dich zu vergessen, du Schöne“, schloss er das Thema wieder und grinste gen Ende wieder, als er seine übliche Anrede für die Damen ausgesprochen hatte.
Die freundliche Bewohnerin des Hauses überließ den beiden Magiern großzügig ihre Dachterrasse, als Dastan sich schön ins Zeug gelegt hatte. Natürlich störte sie sich auch nicht daran, dass die beiden ein wenig länger bleiben könnten. Immer wieder wich ihr Blick zu Dastan aus, welcher natürlich stets charmant lächelte. „Limonade? Das ist ja toll, vielen Dank“, bedankte er sich aufrichtig. Super! Ein gutes Hausdach, ein Sonnenschirm und ein kaltes Getränk! So ließ es sich doch aushalten.
Und so saßen sie da, achteten darauf, nicht hinter der Brüstung des Hausdaches hervorzukommen, um stets versteckt zu bleiben. Die ersten Stunden vergingen und natürlich geschah nichts Verdächtiges. Bis Dastan plötzlich die Augen weitete und Helena ansah. „Hey! Jetzt weiß ich es wieder!“, stieß er völlig unvermittelt hervor und lachte dann erfreut auf. „Du bist Helena Marinakis von den Rune Knights!“ Nicht, dass Helena das nicht selbst wusste.. „Du warst damals auf Champa, als die Piscibae die Insel überfallen haben! Du hast das ganze Fass auf einmal geleert!“, lachte er und erinnerte sich an diese verrückte Partynacht in seiner ehemaligen Gilde Iron Maxim. Das waren gute Zeiten.. „Zu dieser Zeit war ich noch ein Krieger dieser Gilde und war Zeuge dieses Spektakels!“, lachte er weiter.
# 7 Das weitere Vorgehen war schnell besprochen. Eine Tour durch ganz Aloe, auf der Suche nach Verkäufern, die ihnen vielleicht einen Verdacht liefern konnten, ersparten sich die Magier lieber und zwar beide. Stattdessen ging es auf die Dächer. Abwarten hieß es. Das brachte allerdings auch mehr als ausreichend Zeit mit sich, um einander etwas kennenzulernen und sich auszutauschen. Dastan merkte sogar an, dass er meinte seine Gefährtin bereits zu kennen, beziehungsweise sie mal gesehen zu haben. Es waren also nicht ihre Heldentaten, durch die er sie zu erkennen glaubte. Schade drum! Hargeon schien nicht der Ort zu sein, an dem sie sich mal begegnet sein könnten. Dort war Dastan nämlich nur sehr selten und wenn dann eher zur Durchreise. Dass dies bereits ein Hinweis darauf war, wo sie sich stattdessen getroffen hatten, ahnte die Marinakis zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht. Stattdessen nickte sie nachdenklich. Der Charmebolzen nutzte die Gelegenheit hingegen, um seiner Gefährtin weiter zu schmeicheln. “Ach, aber verwechseln wäre möglich?“, konterte sie sein Geflirte mit einem kecken Grinsen. Sie sei zu schön, um sie vergessen zu können aber eine Verwechslung mit anderen Frauen wäre im Bereich des Möglichen? Helena erfreute sich derartiger Aufmerksamkeit und Komplimente, doch hielt sie das nicht davon ab ein wenig zu necken.
Das Gespräch mit der Hausherrin und das Beziehen der Position auf der Dachterrasse unterbrach das Gespräch der beiden Magier einen Moment lang. Sobald die Situation wieder ruhiger wurde, setzten sie den Smalltalk aber wieder fort. Sie plapperten ein wenig über die Quest und über die Gastfreundlichkeit der jungen Frau, die sie so bereitwillig hereingelassen hatte. Dann hörte Helena förmlich den Groschen fallen, als sie den Blick ihres Kollegen sah. Zuerst konnte sie diese Reaktion nicht deuten, doch Dastan erklärte es ihr ja sogleich. Sie war Helena Marinakis, von den Rune Knights! Ja, genau! Als genau diese hatte sie sich ihm ja vorgestellt, als sie sich vor der verdreckten Mauer trafen. Doch es war nicht das, was ihm eingefallen war. Er hatte sie auf Champa gesehen und die Verbindung zu damals jetzt erst ziehen können. Dastan erinnerte sich daran, dass sie wegen des Überfalls der Fischwesen da war und… ein ganzes Fass geleert hatte. Das war es, was hängenblieb? Nicht ihr Kampf gegen die Piscibae? Ihre Verhandlungen? Oder wie sie am Strand stand und ihre mächtigen Gottesfähigkeiten präsentiert hatte? Nun, vermutlich war es auch besser so, dass letzteres unbeobachtet blieb. Aber dennoch. “Ah, ja! Das war ich!“, bestätigte die Magierin, mit einem innerlich weinenden Auge. “Wie klein die Welt doch ist. Du hast zu Iron Maxim gehört?“, fragte sie ihn danach überrascht. Dann hatten sie sich ja wirklich getroffen, auch wenn der Axtkämpfer für sie da nur einer von vielen war, denen sie an diesem Tag das erste Mal begegnet war. Umgekehrt war Helena nur eine von drei Gästen gewesen. Da konnte sie ja viel besser auffallen. “Wurdest du aufgrund deiner magischen Fähigkeiten aus der Gilde verbannt?“ Helena erinnerte sich daran, dass sowohl Frauen, als auch Magier in der Gilde nicht erwünscht waren. Wenn Dastan aber zu diesen Kriegern gehörte, dann waren die Fähigkeiten, die ihm Zugang zu Crimson Sphynx gewährten, vermutlich auch die, die sie aus seiner vorherigen herausgeholt hatten. “Wie ist es Champa danach eigentlich ergangen? Ich war seit dem nicht mehr dort.“, fragte sie weiter.
„Ich bin nur ein einfacher Mann“, lachte Dastan und hob unschuldig die Hände, lachte dabei aber leicht auf. Zugegeben, er hatte schon öfter mal Namen oder Gesichter verwechselt, aber nur dann, wenn es sich dabei um flüchtige Bekannte gehandelt hatte! Wer ihm am Herzen lag oder sein Interesse aufrichtig geweckt hatte, der blieb ihm natürlich sehr gut im Gedächtnis. Das bedeutete nun nicht, dass Helena das nicht wert wäre, aber anders konnte der Karimi sich nicht erklären, warum er sie verwechseln musste.
Ja, es war das Fass gewesen, welches Helena in nur einem Zug geleert hatte. Wie hatte Dastan das nicht sofort zuordnen können? Ehrlich gesagt waren diverse Heldentaten der Brünetten nicht in seinem Gedächtnis verankert, aber dieser Geniestreich hatte ihn schwer beeindruckt. Und sie bestätigte seine Vermutung, sie war es, die mit ihrer Trinkfestigkeit beeindruckt hatte. Er nahm einen Schluck von der Limonade, die leider nur semi-geil war und stellte das Glas wieder ab. „Richtig, bis vor kurzem war ich dort Mitglied und lebte auf Champa. Deswegen kenne ich mich hier noch nicht so gut aus“, erklärte er lächelnd, ehe er den Blick über die Stadt schweifen ließ. Aloe Town war wirklich gut.. aber eben nicht Champa. Nichts war vergleichbar mit seiner Heimatinsel, auf welcher er wirklich eine großartige Zeit gehabt hatte. Eines Tages würde er auch wieder dort leben, so hoffte er. Aber bis dahin war es an der Zeit gewesen, zu gehen. Erstmals lag kein Lächeln oder Grinsen auf dem vernarbten Gesicht des Kriegers. Es war immer schwer, sich damit auseinanderzusetzen, alles verkackt zu haben.
Rauswurf aufgrund magischer Fähigkeiten? „Was? Oh, nein!“, lachte er beherzt los, als sei es völlig daneben, auf so eine Idee zu kommen. Dabei hatte es seinen besten Freund Maxwell so erwischt - und ein paar andere auch. Dastan hatte das immer geheim gehalten. Niemand, wirklich niemand wusste davon. Und das war daher auch nicht der Grund, warum er rausgeschmissen wurde. Verlegen strich er sich durch das Haar und ließ seine Hand im Nacken ruhen, während er Helena unschlüssig anlächelte. Nein, er konnte es ihr einfach nicht sagen. Nicht jemandem, den er eigentlich nicht kannte. „Nein, das war nicht der Grund. Und warum gehst du davon aus, dass ich verbannt wurde?“, lachte er wieder und grinste sie herausfordernd und verschmitzt an. „Mache ich so einen schlechten Eindruck auf dich, Helena?“, fragte er sie und lächelte charmant.
Sicher, dass Helena seither nicht mehr auf Champa war? War da nicht noch diese Sache mit den Entführern? Na, wie dem auch sei, Dastan wusste es ohnehin nicht besser. „Wir waren einige Wochen mit den Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten beschäftigt, aber die Stadt erstrahlte wieder in neuem Glanz. Der Älteste hält sich an den Vertrag mit den Piscibae und seither leben wir wieder in Frieden nebeneinander her“, erzählte er Helena zufrieden. Ende gut, alles gut! Doch diese Quest schien kein Ende zu nehmen. Bereits der zweite Tag neigte sich dem Ende und es war nichts passiert. Durfte das wahr sein? „Wenn bis morgen früh nichts passiert ist, dann stimmt doch hier was nicht. Denkst du, jemand weiß, dass wir hier sind?“, fragte Dastan ein wenig ratlos. Die Ehegattin des Auftraggebers wusste, dass sie mit ihren Schandtaten aufhören musste, solange diese Magier aufpassten. Na, die würden nicht ewig bleiben.
# 8 Helena nickte registrierend. Nun gab alles einen Sinn. Der Kerl kannte sich in Aloe noch nicht aus, so erklärte er noch einmal, weil er erst ganz frisch hergezogen war. Bis vor kurzem lebte er noch auf Champa, der gemütlichen, kleinen Insel vor der südlichen Küste Fiores. Ein Ort, den die Halbgöttin einst mit Freunden bereisen durfte. Dass diese Reise dafür verantwortlich war, dass Dastan sie erkannt hatte, hätte sie vermutlich nicht so schnell gedacht. Umso besser, dass es ihm von alleine wieder eingefallen war. Helena glaubte dann einen Hauch Melancholie im Blick ihres Gefährten erkannt zu haben, als seine Gedanken wahrscheinlich an seine Heimat gerichtet waren. Jedenfalls erstarb das sonst so prägnante Lächeln auf seinen Lippen für einen Moment. Die Stimmung änderte sich jedoch schlagartig, als die Magierin die Vermutung aussprach, Dastan wäre aufgrund seiner Magie aus Iron Maxim herausgeworfen worden. So überrascht wie er darauf reagierte, ließ es Helena ganz verdutzt stutzen. “Nicht?“, fragte sie ungläubig. Aber was war an ihrer Vorstellung so abwegig? Dastan verneinte es jedenfalls. Außerdem fragte er sie, wie sie auf das Wort „Verbannung“ käme. “Was? Nein…“, stieß die Marinakis, die sich plötzlich ein wenig schuldig fühlte, abwehrend aus. Warum denn einen schlechten Eindruck? Dabei winkte sie mit beiden Händen vor dem Körper ab. Lag sie etwa so daneben? “Aber funktioniert das bei Iron Maxim nicht so? Sie lehnen die Mitgliedschaft von Magiern… und Frauen doch ab oder nicht? Und wenn herauskommt, dass jemand zaubern kann, wird er doch sicher rausgeworfen, oder irre ich mich?“ Aber Moment mal! Wenn es das nicht war, was führte dann zu seinem Gildenwechsel? “Wie kommt es denn dann, dass du von Champa weg bist?“ Das war eine unbeantwortete Frage, welche Helena natürlich neugierig machte.
Tatsächlich dachte die Magierin in dem Moment gar nicht dran, dass sie ja doch noch einmal nach Champa gereist war. Vielleicht verdrängte sie dieses Ereignis aber auch nur, da es mit gewissen Herren der Gilde, Exkollegen Dastans, wirklich unangenehme Wiedersehen gab. Wenn der Axtkämpfer sie da aber nicht zufällig nochmal gesehen hatte – und Aska und sie hatten die Gilde ja bewusst gemieden – dann würde er sie wohl auch nicht lügend strafen. “Sehr schön. Das freut mich. War wirklich ein einschneidendes Erlebnis für die Bewohner der Insel. Nein, für uns alle…“ Helena dachte an die Schlacht zurück und daran, wie sie Aska durch ihr Handeln enttäuscht hatte. Auch war die Lichtmagierin schwer verwundet worden. Eigentlich konnten sie von Glück reden, dass alles eine solche Wendung genommen hatte…
Dafür dass es eine niedrigrangige Quest war und sie dementsprechend schlecht bezahlt wurde, zog sie sich ganz schön in die Länge. Am ersten Tage sollte nichts geschehen, also mussten die beiden Magier sich länger auf die Lauer legen. Glücklicherweise war die Bewohnerin des Hauses, auf dessen Terrasse sie sich verschanzt hatten, ausgesprochen gastfreundlich und hilfsbereit. Sie hatte kein Problem damit, ihr Haus und Grund langfristig zur Verfügung zu stellen. Sicher, weil sie so eine gute Bürgerin war. Vielleicht freute sie sich aber auch nur darüber, den charmanten Magier noch etwas in ihrer Nähe zu haben. “Es wissen ja nicht viele, das wir hier sind.“, dachte Helena laut nach. “Die Dame, die uns hier sitzen lässt und der Mann, dem die Mauer gehört. Ja und seine Frau halt. Es müsste schon mit dem Seeteufel zugehen, wenn wir bei unserer Ankunft beobachtet wurden. Meinst du, einer von den Dreien hat etwas damit zu tun? Die Dame wirkt doch sehr nett.“, erklärte sie weiter, mit dem Daumen in Richtung der Terrassentür gedeutet. “Und warum sollte der Herr seine eigene Wand beschmieren? Außerdem war seine Reaktion als wir geklopft haben sehr authentisch. Er war auf Hundertachzig und bereit jemanden die Straße entlang zu jagen.“ Nein, das machte keinen Sinn…
Obwohl Dastan die wahren Gründe für seinen Rauswurf aus Iron Maxim natürlich nicht mit einer Fremden teilen würde, so amüsierte diese Situation ihn dann doch wieder. Es war lustig, Helena ein wenig auf die Schippe zu nehmen und ihr den scherzhaften Vorwurf zu machen, sie hätte einen solch schlechten Eindruck von ihm, dass sie ihm pauschal eine Verbannung unterstellte. Er lachte aufrichtig und herzlich, als sie abwehrend die Arme hob und das sofort verneinte. Was für ein süßes Mäuschen! Helena war jedenfalls informiert, was die groben Regeln der Kriegergilde betraf. „Genauso läuft das! Keine Frauen, keine Magier!“, bestätigte Dastan das. „Aber niemand wusste, dass ich ein Magier bin. Hab ja nie gezaubert, ich wollte immer lieber Teil dieser Gilde sein. Welch Ironie, dass das nicht das Problem war“, schmunzelte er noch am Ende. Er würde das mit der Magie schon irgendwann hinkriegen. Bis dahin kämpfte er weiterhin lieber wie ein wahrer Krieger. „Es ist, wie in allen Gilden. Wer sich nicht an die Regeln hält, der fliegt raus“, ergänzte Dastan schließlich, ohne ins Detail zu gehen. Helena konnte sich schon denken, dass Iron Maxim ein paar mehr Regeln hatte, als nicht zaubern und nicht weiblich sein. „Lange Rede, kurzer Sinn: Deswegen habe ich Champa verlassen, um meinem Beruf weiterhin nachgehen zu können. Jetzt muss ich das mit der Magie aber noch ordentlich lernen“
Beide Magier wurden des Wartens müde. Das war aber auch nervig, dass ausgerechnet jetzt zwei Tage und zwei Nächte lang nichts passierte! Auch Helena war über die Situation frustriert und fragte sich sogleich, wer die Beteiligten waren, die von ihrer Anwesenheit wussten. Da waren die Hausbesitzerin und das alte Ehepaar. Bei keinem konnte man sich vorstellen, dass jemand gegen die Magier arbeitete. Nachdenklich fuhr Dastan sich durchs Haar. „Was hältst du davon: Es dämmert ja bereits. Wir gehen noch einmal zum Haus des Auftraggebers, sagen ihm, dass wir nichts Verdächtiges feststellen konnten und dass sich in ein paar Tagen andere Magier bei ihm melden werden. Und dann verbringen wir die Nacht noch einmal hier. Einfach nur, um alle Eventualitäten auszuschließen“, schlug Dastan ein etwas eigenartiges Vorgehen vor, doch es wäre einen Versuch wert.
Gesagt, getan. Der Alte war total sauer und verfluchte das gesamte System, doch da musste er nun durch. Dastan und Helena mussten es versuchen, vielleicht hätten sie dadurch ja Erfolg. Zurück auf dem Hausdach dauerte es verdammt lang, bis endlich etwas passierte. Und siehe da, gegen vier Uhr morgens bemerkten sie etwas: „Hey, Helena, da landen Eier auf der Hauswand! Komm schnell! Wir müssen da hin!“
# 9 Also doch, Helena war sich aber auch sicher, dass Iron Maxim neben den anderen, typischeren Regeln auch ganz spezielle, auf die man sonst vermutlich nirgendwo traf. Dastan bestätigte ihr das, was sie aus eigenen Erfahrungen und teilweise vermutlich auch aus Askas Erzählungen noch so wusste. Doch diese Sonderregeln waren nicht der Grund dafür gewesen, dass der Krieger das Team gewechselt hatte. Sehr kryptisch verwies er darauf, dass er wohl andere Regeln verletzt haben musste, die zum Ausschluss geführt hatten. “Mhm, soso. Warst also ein Bad Boy, ja?“ Na gut, aber darüber reden wollte er offensichtlich nicht. Sonst würde er sich nicht so davor drücken, zumindest ansatzweise zu beschreiben, was er getan hatte. Da würde die Marinakis auch nicht weiter nachbohren. Auch wenn es sie durchaus interessiert hätte. Die Zwei Magier waren sich jedenfalls darüber einig, dass diese Quest wirklich nicht gut verlief. Dastan vermutete gar, dass irgendetwas nicht stimmte, auch wenn der Auftraggeber ihnen ja erklärt hatte, dass die Verschmutzungen eher willkürlich geschahen, sowohl was die Tage, als auch die Uhrzeiten anging. Er schlug jedenfalls vor, die Quest zum Schein abzublasen und sie an andere Magier weiter zu reichen, die sich dann in ein paar Tagen darum kümmern würden. “Ja und wenn wir dabei belauscht werden, dann glaubt der Täter, dass er freie Bahn hätte, die Wand wieder zu beschmieren.“, dachte Helena den Örtlichkeiten entsprechend laut mit. “Gar nicht so dumm. Vielleicht bringt es ja was.“, stimmte sie noch zu und damit war es beschlossene Sache. Die Zwei klopften erneut an der Tür und erklärten dem Hausbesitzer, dass sie nicht vorankamen. Entsprechend seines bisherigen Auftretens war er darüber natürlich ganz und gar nicht erfreut, aber diese Reaktion mussten sie in Kauf nehmen, wenn der Plan fruchten sollte. Die Beiden kehrten zur Dachterrasse zurück und bezogen erneut Stellung. Ihrer Gastgeberin hatten sie ohnehin nur verklickert, kurz etwas besprechen zu müssen. Diese wunderte sich also nicht darüber, dass ihr Besuch doch zurückkehrte. Nichtsdestotrotz war es ein sehr langer Abend. Es war bereits mitten in der Nacht und Helena war kurz weggenickt, als die aufgeregte Stimme ihres Kollegen sie wieder aus dem Reich der Träume zurück riss. “Hm? Wa… was?“, fragte die Halbgöttin noch etwas verschlafen, doch das Adrenalin setzte schnell ein und sie war von jetzt auf gleich wieder hellwach und voll bei der Sache. Dastan hatte bemerkt, dass sich etwas tat und so gaben sie Knallgas um schnellstmöglich zur Mauer zu gelangen. Helena beeilte sich zwar, als sie unten auf der Straße ankamen, doch versuchte sie auch leichtfüßig zu laufen, damit ihre Schritte den Täter nicht alarmierten. Vor der Wand stand nämlich eine vermummte Person. Sie trug einen Kapuzenpullover, hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Dazu trug sie eine Jogginghose und bewaffnet war sie tatsächlich mit einem Karton voller Eier. Eines nach dem anderen fand seinen Weg bis zur Wand, an der es zerschellte. Solange, bis Helena, die eine Ecke schneller war als ihr Kollege, zum Hechtsprung ansetzte, um den Vandalen von den Beinen zu reißen und so an einer Flucht zu hindern, bevor sie überhaupt hätte stattfinden können. “Hab ich dich!“, rief die Magierin schadenfroh und siegessicher. Wenn Dastan ihr half, hatten sie im Nu heraus, wer hinter dieser S
Wie immer lachte Dastan amüsiert auf, aufrichtig und herzlich. Ein Bad Boy! Nein, das wollte er ja eigentlich gar nicht sein. Er gehörte zu den Guten! Er hoffte, Helena nahm es ihm nicht krumm, aber er konnte einfach nicht mit Fremden darüber reden, warum er aus der Gilde geworfen worden war. Das war wirklich nichts, worauf man stolz war und es hatte ihm viel Ärger eingebracht. Sein bester Freund Rafael war tagelang stinkwütend auf ihn gewesen, weil sie nun nicht mehr Seite an Seite stehen konnten. Oh man. Dastan vermisste Iron Maxim, aber er wollte nicht in der Vergangenheit leben. Als Magier war es eigentlich ganz nett, er kam viel umher. Und Crimson Sphynx war ein guter Ort.
Helena sah wohl auch keine andere Möglichkeit, als zu versuchen, die Täter zu täuschen. Sollte es tatsächlich so sein und jemand im engeren Kreise war der Schlawiner, der mit Eiern und Milch um sich warf, dann musste es sein. Es tat dem Karimi leid, dass der alte Mann so enttäuscht und wütend war. Der Auftraggeber fühlte sich im Stich gelassen und das brach dem Krieger wirklich das Herz. Doch vielleicht könnten sie ihm schon morgen gute Nachrichten bringen. Zurück auf dem Dach hieß es für Helena und Dastan wieder warten. Ab und an beobachtete der Axtschwinger seine hübsche Partnerin beim Schlafen und lächelte dabei, ehe er seine smaragdgrünen Augen wieder auf die Hauswand richtete. Gott.. er konnte diese bescheuerte Wand bald nicht mehr sehen.
Doch dann wurde es endlich spannend! Endlich flogen die ersten Eier! Dastan hätte nie gedacht, dass er sich einmal so darüber freuen würde, rohe Eier an einer Wand zerplatzen zu sehen. Schnell weckte er Helena, wobei die Süße nach einem kurzen Moment des Wachwerdens wieder voll da war. Die beiden eilten so schnell wie möglich nach unten und versuchten, möglichst geräuschlos voranzukommen, um den Täter nicht zu vertreiben. Vor Ort angekommen zeigte Helena richtig Courage und macht einen richtig coolen Hechtsprung auf den Übeltäter zu, packte ihn an den Beinen und hielt ihn somit auf. Schnell war der Karimi zur Stelle und packte den Vermummten an den Oberarmen, konnte das Gesicht aber nicht erkennen. Bevor er sich jedoch der Enthüllung widmete, musste er erst etwas anderes loswerden: „Wow, Helena! Das war ja ein wahnsinns Manöver! Du bist richtig gut drauf!“, grinste er begeistert, ehe er die Kapuze ansah. Doch bevor er etwas sagen konnte, knurrte eine heisere Stimme: „Was macht ihr denn noch hier?! Ihr habt doch gesagt, ihr brecht ab!“, beschwerte sie sich. Sie? Moment. „Das glaube ich ja nicht..“, hauchte Dastan völlig von den Socken und nahm vorsichtig die Kapuze vom Kopf der Täterin. Es war die Frau des Auftraggebers! „Aber.. aber warum?“, fragte der Axtschwinger völlig fertig mit der Welt und ließ von der alten Frau ab. Diese ballte ihre Hände zu Fäusten und keifte: „Weil mein fauler Mann nur eine einzige Aufgabe im Haus hat! Er soll den verdammten Müll rausbringen! Und nicht einmal das tut er! Ständig schwirren Fliegen in unserer Küche herum und alles stinkt! Also wollte ich ihm zeigen, wie lästig das ist!“ Die smaragdgrünen Augen waren groß, der Mund leicht geöffnet. Wirklich? „Äh.. okay.. also.. Helena? Ziehst du dein Rune Knight-Ding durch?“, gab er das Wort ab. Er musste erst mal klar kommen.
# 10 Natürlich nahm Helena es dem Axtschwinger nicht übel, dass er nicht weiter über eine Art Schandfleck seiner Vergangenheit sprechen wollte. Wer wenn nicht sie verstand, wie es war etwas für sich behalten zu müssen. Sicher war es bei ihr etwas anderes. Sie hatte ja nichts verbrochen, aber dennoch hatte sie zumindest das Gefühl ihn ein Stück weit verstehen zu können. Die unbekannte Vergangenheit Dastans bremste sie dann aber zeitgleich auch etwas aus, das übergeordnete Thema Champa noch weiter zu besprechen. Schade eigentlich, stellte es doch eine Verbindung der beiden Magier dar und über Verbindungen zueinander ließ sich bekannterweise sogar sehr gut sprechen. Da aber auch bald die Nacht hereinbrach, wurde der Austausch der beiden Magier immer weniger, bis es Helena schließlich dahinraffte. Sie wäre definitiv bereit die nächste Schicht zu übernehmen, wenn Dastan auch müde wurde und drohte einzuschlafen, doch dazu kam es nicht mehr. Der Krieger erkannte verdächtige Tätigkeiten und weckte seine Kameradin auf, damit sie gemeinsam losstürmen und den Verdächtigen stellen konnten. Endlich kam Bewegung in die Sache und zwar sehr starke Bewegung! Helena hechtete auf die Person zu, um sie zu packen und am Flüchten zu hindern. Sie hielt die fremde Person auf, damit Dastan sich um sie kümmern, sie endgültig gefangen nehmen konnte. Das tat er jedoch nicht, ohne zuvor noch ein Lob für sie dazulassen. “Ich danke dir!“, entgegnete sie voller Stolz, auch wenn ihre unvorteilhafte Position am Boden, die Beine einer fremden Person umklammernd, sich mit dieser Emotion kaum vereinen ließ. Aber Lob beflügelte die Halbgöttin nun mal! Diese kleine Heldentat der Magierin rückte allerdings schnell in den Hintergrund, als die gefangene Person sich zu Wort meldete. Diese Stimme… die kam Helena so bekannt vor! Auch Dastan erkannte sie, das war seiner Reaktion deutlich anzusehen, bevor er dann das Geheimnis endgültig lüftete, parallel zum Lüften der Tarnung, beziehungsweise des Kopfes der Person. Die Kapuze wurde abgezogen und die Täterin war… die Frau des Hausherren?! Irritiert ließ Helena von ihren Beinen ab. Sie richtete sich auf, klopfte sich den Staub der Straße von ihren Klamotten, ohne dabei jedoch ihren staunenden Blick von der Frau zu nehmen. “Was zum…“ Die Frau meckerte sogleich. Sie erklärte sich, indem sie sich darüber beschwerte, dass ihr Mann seiner einzigen Aufgabe im Haushalt nicht nachkam und dass sie ihm damit zeigen wollte, wie lästig und eklig es sein könnte, wenn Abfälle stanken. Eine wirklich radikale Art und Weise, mit so einem Problem umzugehen. Wäre es nicht viel leichter gewesen, einfach über das Thema zu sprechen? Aber vielleicht war das ja schon geschehen und hatte nichts verändert, die Marinakis steckte ja nicht drin. Es ging sie aber auch gar nichts an. “Naja…“, zögerte sie, als Dastan darum bat, dass sie ihren Aufgaben als Runenritterin nachkommen solle. “Ich bin mir nicht sicher. Ich meine… es ist ihr eigenes Eigentum und-“ Konnte man jemanden dafür verhaften, dass er sein eigenes Hab und Gut beschädigte? Weiter kam die Magierin jedenfalls nicht, da eine laute, entrüstete Stimme sie unterbrach. “Was geht denn hier vor?! Warum der Krach?!“, meckerte der Hausherr laut los, als er zu den anderen auf die Straße trat. Erst dann erkannte er seine Frau, die von den Magiern festgehalten wurde. “Was macht ihr denn noch hier? Und was wollt ihr von meiner Frau?!“ Er verstand es wohl nicht sofort. “Tut uns wirklich leid, Sir. Mein Kollege…“ Sie wies mit einer Hand in Richtung Dastans, dem dieser Schachzug zu verdanken war. “… kam auf die Idee, eine Falle zu stellen. Es kam uns seltsam vor, dass nichts geschah und wir vermuteten, dass dem Täter bekannt sein musste, dass wir versuchten ihm aufzulauern. Seine Intuition sollte Recht behalten.“ Reichte das aus, damit der Herr verstand was vor sich ging?
Dastan konnte nicht glauben, was er da sah. Die Frau des alten Mannes war für den Vandalismus der Hausmauer verantwortlich! Aber.. warum tat sie ihm das an? Und warum tat sie sich das selbst an, das stank doch wie Hölle, wenn die Sonne erst einmal drauf schien. Dastan verstand gar nichts mehr und hoffte, Helena würde die Gesetzeskeule schwingen und die Sache klären. Das war allerdings nicht so einfach, denn sie hatte durchaus recht: Das Haus gehörte auch der Frau zur Hälfte, nicht nur dem Gatten. Tja, wie blöd! Und als wäre die Sache nicht schon verzwickt genug, kam nun auch noch der Auftraggeber selbst in der Morgendämmerung auf die Straße, um nach dem Rechten zu sehen. Der Krach hatte ihn aus dem Bett gerissen.
Ja, es war Dastans Idee gewesen, die Leute auszutricksen. Der Auftraggeber war wütend, die Gattin ebenfalls und der Karimi grinste und zeigte stolz mit dem Daumen in Richtung seiner Brust. „Gut, oder? Hat geklappt!“, lachte er und ließ endlich von der alten Dame ab. „Sie sollten ihrem Mann sagen, warum sie das getan haben“ „Nein“ Dastan lachte auf, so was! Dann legte er bekräftigend seine Hand auf die Schulter der Frau und lächelt sie ermutigend an. „Aber wenn er nicht weiß, was sie stört, dann kann er sein Verhalten doch nicht ändern“, erklärte er ihr freundlich und geduldig, denn Dastan war ein wahrer Beziehungsexperte. Er wusste, wie die Dinge liefen und wie man eine Frau glücklich machte. Also gab sich die Alte geschlagen und seufzte auf, ehe sie ihrem Mann erklärte, dass sie ihn mit diesem Gestank alter Abfälle zeigen wollte, wie nervig es ist, wenn man das Problem in der eigenen Küche hat, weil er seiner einzigen Aufgabe im Haus nicht nachkam. „Aber.. Geli, warum hast du denn nicht einfach mit mir darüber gesprochen? Ich habe gedacht, du wärst glücklich“ Plötzlich lagen sich die beiden in den Armen und schienen sich wieder zu vertragen. Der Auftraggeber war natürlich nicht mehr sauer auf die beiden Magier und bedankte sich für ihren Einsatz. Außerdem nahm er sich vor, von nun an immer den Müll rauszubringen. Ende gut, alles gut! „Ich denke, wir können die Sache auf sich beruhen lassen, oder?“, fragte Dastan Helena gut gelaunt, ehe er sie noch um einen Gefallen bat: „Würdest du die Hauswand vielleicht noch einmal reinigen, bevor die Sonne drauf knallt?“
Zufrieden streckte sich der Krieger von Champa, ehe er sich Helena zuwandte. „Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich leg mich jetzt schlafen!“, lachte er erleichtert, dass es geschafft war. „Du kommst klar, ja? Weißt du, wo du hin kannst?“, erkundigte er sich noch bei der Brünetten, da er sie ja nicht obdachlos auf Aloes Straßen stehen lassen würde. Doch Helena würde ihren Weg finden, daher hob der Karimi die Hand zum Abschied und grinste die Halbgöttin charmant an. „Also dann, du Schöne! Es war mir wirklich eine Freude. Nächstes Mal spendier ich dir was zu trinken, statt eine fremde Dame“, lachte er gegen Ende auf, zwinkerte Helena zu und ging schließlich lässig seiner Wege. Endlich ins Bett..
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