Wohngebiet im Zentrum

Es gab keine weiteren Fragen, dann konnte es ja losgehen, richtig? Richtig. Neferet legte gleich mal vor und erklärte, dass sie mit in das Haus hineingehen würde, wen auch immer sie dabei begleitete. Da man auf sie ja nicht achten sollte stand für ihr Verständnis fest, dass sie nicht alleine mit dem Herren sprechen würde. Sie war ja quasi gar nicht da. Das musste schon einer von den anderen Beiden übernehmen. Freiwillig dafür meldete sich dann Whisper. Sie wollte nicht nur mit ihm reden, sondern auch die „Vorauszahlung sicherstellen“. Die Mahaf registrierte ihre Überzeugung mit dem Heben ihrer Augenbrauen. So ruhig und zurückhaltend wie diese Magierin war, wirkte sie nicht so, als würde sie ihrem Auftraggeber die Pistole auf die Brust setzen. Doch stille Wasser waren bekanntlich tief. Sie würde sich gerne von dem Gegenteil überzeugen lassen und war gespannt darauf, wie ihre Gefährtin dem Mann gegenüber auftreten würde. Whisper erklärte weiter, dass sie zu Rhys nach draußen stoßen würden, sobald die Sachlage drinnen geklärt war. Langsam und bedächtig nickte die Mahaf zustimmend. Ja, so konnten sie es durchaus machen. War der andere Crusader denn damit zufrieden? Eigentlich sprach ja wenig dagegen, hatte er seiner Gefährtin doch die Wahl gelassen. Rhys fragte viel mehr, als dass er entschied was nach dem Gespräch im Haus passierte. “Wie Ihr es für richtig haltet.“, blockte die Mahaf ab, womit sie die Entscheidung wieder in seine Hände legte. Er leitete diese Quest, er führte seine Kameradinnen. Ihr Rang sollte dabei keine Rolle spielen.

Kaum hatten die zwei Damen sich von ihrem Kollegen entfernt, bot Whisper Neferet an sie zu unterbrechen, wenn diese der Auffassung war, dass dies notwendig sei. “Ach, Ihr macht das schon. Dessen bin ich mir sicher. Aber ich mime selbstverständlich die Rückendeckung, sollte diese von Nöten sein.“, erklärte die Magierin schmunzelnd. Kurz nachdem die verhüllte Dame an der Tür geklopft hatte, öffnete der Auftraggeber ihnen auch schon die Türe um sie einzulassen. Wer sagte ihm denn, dass die zwei Frauen nicht die Geldeintreiber waren, die herkamen um ihm an die Gurgel zu gehen? So ein leichtgläubiger Typ. Es wäre nicht Thanas erster Auftrag als Teil eines Schlägertrupps gewesen. Jedenfalls erklärte Whisper ihm, dass ein dritter Magier ums Haus herumschlich um die Lage zu sondieren. Das sollte dem Mann etwas Sicherheit geben, nicht schlecht. Die Zufriedenheit strahlte er jedenfalls gleich aus. Für den Moment. Während Whisper bereits dazu überging die Schulden anzusprechen und das damit einhergehende Risiko, dass er bei Royal Crusade selbige machen würde, stolzierte Neferet elegant durch den Raum, um sich schließlich auf die gleiche Art und Weise in dem Sessel des Mannes niederzulassen. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen beobachtete sie ihre Kollegin und den Mann dabei, wie sie sich über das Geschäftliche unterhielten. Thana schlug die Beine übereinander und platzierte ihre Hände in ihrem Schoß. Wie würde der Mann wohl reagieren? Zunächst unsicher. Er stotterte ein wenig und wie er so sprach wirkte er keinesfalls überzeugend. Was wollten sie schon mit seinem Wort? Ein Wort war nichts wert. Erst recht nicht, da er ebendieses vermutlich auch an die Person gegeben hatte, die nun Leute nach ihm schickte, weil sie nicht bezahlt wurde. Zufrieden lauschte die Mahaf den Worten ihrer Freundin, die schon von einem ganz anderen Kaliber waren. Whisper forderte die besagte Vorauszahlung, was dem Kerl wirklich nicht schmeckte. Sogleich meckerte er darüber, dass der Deal so nicht ausgehandelt war. Er wollte nun doch nicht etwa frech werden, oder? Was Whisper daraufhin sagte, hatte Gewicht. Wenn er das Geld hatte und zahlungsfähig war, wo lag dann das Problem darin ihnen bereits etwas vorab zu bezahlen? Thana löste die Haltung ihrer Beine wieder auf. Sie setzte beide auf den Boden und erhob sich so überzogen anmutig wie sie sich auf dem Sessel niedergelassen hatte. Sogleich stolzierte sie das Stück durch den Raum zurück, hin zu ihrer Kameradin. Sie platzierte sich gleich neben ihr, legte leger einen Arm um ihre Schulter. “Wir machen es, wie sie es sagt. Die Hälfte jetzt gleich, bar auf die Hand, oder wir räumen das Feld und geben uns mit den Schlägern die Klinke in die Hand. Ihre Entscheidung.“ Etwas Unterstützung konnte doch nicht schaden. So ganz konnte Thana sich wohl nicht zurückhalten. “Unser Freund wartet draußen in der Kälte auf eine Entscheidung.“, setzte Neferet noch nach, ehe sie den Kopf ein wenig zur Seite Wandte, um ihrer Kameradin ein Schmunzeln zu schenken. Blöd nur, dass ihre Kapuze dies verdeckte.

Auch wenn Thana der Meinung war und sogar betonte, dass man sich wegen ihr keine Gedanken machen solle, so hatte sie vollstes Verständnis dafür, dass sie bei ihren Kollegen zumindest für eine gewisse Nervosität und Aufregung sorgte. Die Tatsache, dass eine mächtige und hochrangige Magierin sie auf ihrer eigentlich für die Gilde relativ unbedeutenden Quest begleitete, ließ sich eben nicht so einfach ausblenden. Zumal in der Gilde viel gesagt und behauptet wurde und nur weil die Mahaf die Relevanz ihrer Anwesenheit herunterspielte, hieß das ja nicht, dass sie dabei auch die Wahrheit sprach. Dass dem so war, konnte nur die S-Rang Magierin selbst wirklich wissen.
Nachdem Neferet sich von ihrer Sitzgelegenheit erhoben hatte und auf die Zwei zu stolziert war, lag ihr Fokus in erster Linie auf ihrem Auftraggeber. Er war es, den sie mit ihrem Auftritt einschüchtern wollte. Whisper sollte lediglich ihre Unterstützung erhalten. Sie konnte höchstens erahnen, wie unangenehm ihrer Gildenkollegin die plötzliche Nähe zu ihr doch war. Dafür zeigte die Verhüllte nämlich einen durchaus positiven Ausdruck, der unter der Kapuze, die ihr Gesicht verhüllte, hindurchlugte. Der Kerl jedenfalls gab schließlich klein bei, auch er seinen Unmut noch mit einem Knurren zum Ausdruck brachte. Mehr Gegenwehr kam von seiner Seite dann aber nicht mehr. Er wandte sich von ihnen ab und kehrte kurze Zeit später mit einem Umschlag zu den beiden Damen zurück. Als er diesen an Whisper gab, empörte er sich noch darüber, dass sie sogleich nachzählen wollte, doch das Misstrauen schien berechtigt zu sein. Die Magierin kam nach mehrfachem Zählen nämlich wieder und wieder zum selben Ergebnis, welches sie dann auch aussprach. Es fehlten Jewel. Die nervöse Reaktion des Herren sagte eigentlich schon alles. Er wusste, dass dem so war, ließ seinen vermeintlichen Fehler aber dennoch entschuldigen. “Bei Geld sollte man ganz besonders aufmerksam sein, das sollten sie sich merken.“, stichelte die Mahaf mit einem schiefen Grinsen in Richtung ihres Auftraggebers. Whisper machte ihm auch klar, dass sie ihm sein „Missgeschick“ nicht abkaufte, doch letzten Endes händigte er ihnen das Geld aus. Damit hatten sie den ersten Schritt getan und konnten zu ihrem Gefährten stoßen, der draußen bereits auf sie warten dürfte. Die zwei Damen verließen das Haus und suchten Rhys auf. Whisper händigte ihm daraufhin auch sofort den Kuvert mit der Anzahlung aus. Sie hatten ihre Aufgabe erledigt, wie sah es draußen aus? Die Verhüllte erkundigte sich sogleich beim Questleiter, wie der Stand der Dinge war. Wie sie kam auch die Mahaf zu dem Urteil, dass es ruhig und friedlich wirkte, vielleicht zu ruhig? Thana ließ ihren Blick noch einmal durch die Nacht schweifen, doch es war finster. Sie konnte also nicht nur nichts Auffälliges hören, sondern auch nichts sehen. Derweil erwartete sie stumm Rhys Antwort, glaubte aber nicht, dass er etwas zu berichten hatte. Wäre es zu einem Kampf gekommen, hätten die Zwei das drinnen bestimmt schon gehört.

Es war wirklich eine Frechheit von ihrem Auftraggeber, dass er auch nur in Erwägung zog die Zwei übers Ohr zu hauen. Scheinbar fühlte er sich in seiner Rolle, als derjenige, der die Dienstleistung orderte, also gewissermaßen als Kunde, ein wenig zu sicher. Neferet war der Auffassung, dass er wissen sollte, dass er bei weitem nicht so wichtig war wie er vielleicht dachte. Er konnte sich gar glücklich schätzen, dass sie ihre Quest einfach fortsetzten und ihn nicht seinem Schicksal überließen. Das Geld eingesackt, ging es dann jedenfalls wieder nach draußen. Dort stießen die beiden Damen auf Rhys, ihren Partner. Diesem übergab die Verhüllte dann auch das eingesammelte Geld. Er leitete die Quest und so lag es auch an ihm, die weiteren Anweisungen zu geben. Zur Zufriedenheit der Wüstenkönigin ließ er ihre Meinung dabei auch außer Acht. Er sollte sie quasi nicht beachten und so ging er nun auch vor. Zumindest solange, bis er die Ranghöhere fragte, wem sie sich anschließen wolle. Whisper hatte er nach vorne, vor das Haus geschickt. Sie übernahm die Wache über den offensichtlichen, den freien Zugang zum Haus. Wie es aussah wollte er sich selbst weiter um den finstereren Garten kümmern. “Achtet nicht auf mich. Ich gedenke mein eigenes Ding zu machen. Aber seid Euch sicher, dass ich zur Stelle sein werden, wenn es die Situation erfordert.“, lächelte die Mahaf ihrem Gefährten milde zu. Kurz hatte sie in Erwägung gezogen sogar zum Auftraggeber zurückzukehren und diesen gewissermaßen direkt zu bewachen, so als letzte Instanz für die Angreifer, sollten sie es schaffen durchzudringen. Allerdings hatte sie keine Lust sich auf weitere Gespräche mit ihm einzulassen und auf diese wäre es wohl oder übel hinausgelaufen. Also nahm Thana eine ganz andere Rolle ein. Ihr Blick haftete noch einen kurzen Moment an Rhys. Sie schaute kurz über die Schulter, während sie ihm schon ihren Rücken zukehrte. Dann hob sie sich grazil in die Luft. Die Magierin entschied sich zwar gegen den Auftraggeber, aber gleichermaßen auch gegen die Gesellschaft Whispers oder Rhys. Sie schwebte elegant zum Dach des Hauses hinauf. Von dort aus verschaffte sie sich einen Überblick, soweit es die Finsternis der Nacht es denn zuließ. Nach vorne hinaus war die Straße zu sehen, spärlich beleuchtet durch das Licht der Laternen. Hinten hinaus war es weitaus dunkler und schwieriger einzusehen. Thana war aber der Überzeugung, dass sie schon hören würde, sobald sich etwas tat. Sei es nun vorne auf der Straße, hinten im Garten oder gar unter ihr im Haus. Es hieß immerhin, dass man Schläger auf den Mann hetzen würde, keine lautlosen Assassinen.
Thana ging zunächst in die Hocke, ehe sie sich schließlich auf dem Rand des flachen Daches setzte. Ihre Beine ließ sie über jenen hinweg baumeln. Sie schlug eines über das andere und stützte sich mit ihren Armen links und rechts am Dachsims ab. Immer wieder ließ sie ihren Blick schweifen. Sie schaute nach vorne, dann über die Schulter nach hinten in den Garten. Etwas Besonderes fiel ihr dabei nicht auf. Es war eine recht ruhige Nacht, was sie natürlich wiederum misstrauisch machte. Dann aber wurde die Stille jäh unterbrochen und zwar von einem dumpfen… steinigen Geräusch? Sogleich fuhr die Mahaf herum. Sie erhob sich aus ihrer sitzenden Position und wechselte die Hausseite, hin in Richtung der Geräuschquelle. Wieder ein dumpfer Aufprall. Irgendjemand warf Steine auf das Haus. Statt den Kerl aufzusuchen und zurechtzuweisen, beschränkte man sich auf Sachbeschädigung? Thana kniff ihre Augen zusammen. Sie bemühte sich in der Finsternis zumindest ein wenig was zu erkennen, was ihr dann auch gelingen sollte. Sie glaubte die Silhouette von Rhys auszumachen, wie er sich mit ein paar Kerlen hinter der Hecke raufte. Geschwind eilte die Mahaf zum vorderen Teil des Daches. Sie legte eine Hand an ihren Mund und nutzte einen Zauber, um eine Botschaft an Whisper zu richten, die irgendwo dort unter ihr verharren sollte. “Rhys braucht deine Hilfe.“, flüsterte die Magierin dem Wind, der jene Worte nach unten trug, hoffentlich zu ihrer Kameradin. Sie selbst jedenfalls wartete noch ab und mischte sich zunächst nicht ein. Mit ein paar Schlägern sollte der Kerl doch klarkommen, oder nicht? Im Zweifelsfall übernahm es Thana halt doch, aber sie wollte sich ja möglichst wenig einmischen.

Es war nicht Neferets Aufgabe sich großartig in diese Quest einzumischen. Sie war viel mehr als neugierige Beobachterin vor Ort, wollte schauen was die Beiden so gemeinsam leisten konnten. Natürlich würde sie ihnen helfen, wenn ihre Hilfe denn wirklich gebraucht wurde. Aber auch nur dann. Bis dahin lag es an den Beiden sich durch die Quest zu schlagen. Eine kleine Hilfestellung wisperte die Mahaf Whisper zu, als sie der Auffassung war, dass Rhys hinter dem Haus etwas Verstärkung gebrauchen konnte und es so schien, als wolle seine Gefährtin ihm diese nicht sofort und nicht von selbst geben. Gleich nachdem ihre Worte die Magierin erreicht hatten, setzte sich diese dann direkt in Bewegung, um in den Garten zu gehen. Der Fokus Thanas, die auf dem Dach hockte, wie ein Pirat auf dem Ausguck, legte sich also nun auf den hinteren Teil des Geländes. Dort war der Kampf bereits in vollem Gange. Voll war auch der Körpereinsatz, den Rhys an den Tag legte, um den ersten Gegner zu überwältigen. Bevor Whisper ihm zur Hilfe eilen konnte, beschwor der Kerl sich sogar eigene. Das Skelett eines Tieres wühlte sich aus der Erde herauf, um gleich einen der Angreifer anzufallen und ihn zu beißen. Wie es aussah, hatte der Magier die Situation doch besser im Griff, als sie es ihm zugetraut hatte. Vielleicht war Thanas Botschaft an Whisper etwas zu voreilig gewesen? Rhys sprang jedenfalls auf und machte sich bereit, den Kampf weiter zu führen, als schließlich seine Kameradin eintraf und die Aufmerksamkeit eines der Kämpfer auf sich zog. So bestand ihre Unterstützung erst einmal daraus, diesen Mann abzulenken, während Rhys sich um den Rest kümmerte. Es wirkte jedenfalls nicht so, als würde die Magierin großartig mehr als das anstellen. Beinahe wie versteinert, stand sie da, machte lediglich ab und an einen kleinen Schritt nach hinten, den der Kerl vor ihr dann spiegelte, beziehungsweise nach vorne trat. Da es den Anschein hatte, dass Rhys noch einen Moment beschäftigt war, wollte die Mahaf gerne einschreiten, es kam ihr eigentlich aber etwas früh dafür vor. Nach einem Augenblick des Haderns, entschied sie sich dazu, möglichst unauffällig einzugreifen. Thana kniete sich an den Rand des Daches. Sie streckte ihren Arm aus, um die Distanz zwischen dem Mann und ihr noch ein wenig zu reduzieren. Dann bläute sie dem Kerl mit Feint Attack ein, dass Rhys ihn von der Seite mit seinem Stab angreifen würde. Das tat der Crusader natürlich nicht wirklich. Er kämpfte grade seinen eigenen Kampf, schien in den Augen des Schrankes aber auf ihn zu zulaufen und mit seiner Waffe nach ihm zu schlagen. Der Kerl machte einen Satz zur Seite und kam ins Taumeln. Seine Aufmerksamkeit löste sich auf jeden Fall von Whisper, soviel konnte die Mahaf trotz der fortgeschrittenen Finsternis noch erkennen.
 

Als die Mahaf auf dem Hausdach mit anhörte, was der widerliche Kerl zu ihrer Kollegin sprach, hatte sie unverzüglich gegen einen gewissen Kotzreiz anzukämpfen. Wie konnte man nur so ein abscheuliches Ekelpaket sein? Die Magierin verspürte auch gleich einen Drang danach, dem Kerl viel mehr anzutun und ihn damit richtig leiden zu lassen, doch hatte sie sich vorgenommen sich eigentlich möglichst gar nicht in die Situation dort einzumischen. Gut, das war ihr zwar nicht gelungen, doch waren ihre Interventionen bisher nichts weiter als ein gut gemeinter Tipp und etwas, was nicht zwingend zu ihr zurückzuverfolgen war. So half sie Whisper aus der Bedrängnis und verschaffte ihr die Möglichkeit sich mit ihrem Partner zusammenzuschließen. Dass dieser derweil seine eigenen Zähne als Geschosse verwendete, um sie auf seinen Gegner zu feuern, konnte Neferet in der Dunkelheit nicht erkennen. Sie hätte es aber außerordentlich ekelhaft gefunden und auch nicht zwingend sehen wollen. Also war es vermutlich auch besser so, so wie es gelaufen war. Nachdem Rhys sich freigekämpft hatte, schloss er zu dem Kerl auf, der vor lauter Tollpatschigkeit in eine Hecke gestürzt war, um sich um diesen zu kümmern, beziehungsweise mit diesem um seine eigene, mitgebrachte Waffe zu streiten. Dass der Kerl, dem er seine Zähne geschenkt hatte, ihn nicht verfolgen und sich wieder einmischen würde, dafür wollte die Mahaf dann sorgen. Sie streckte ihre Hand nach dem Kerl aus, der sich aus was auch immer für Gründen das Gesicht hielt und feuerte mit Wind Knives die nächsten Geschosse auf ihn ab. Sie trafen das bewegungslose Ziel in die Brust und warfen ihn schließlich zu Boden, wo er dann auch liegen blieb. Ein zufriedenes, aber dennoch mildes Lächeln legte sich auf die Lippen der Crusaderin. Nun sollten die Zwei dort unten keine Probleme mehr haben. Den Kampf gegen den einen Unruhestifter, der noch stand, traute sie ihnen definitiv zu. Thana hätte auch weiter zugesehen, so gut es in der Finsternis eben möglich war, doch ein Geräusch zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Jemand machte sich an dem Haus zu schaffen und zwar neben ihr. Die Magierin blickte erst irritiert drein, bevor sie sich auf dem Dach zur Seite bewegte und dort herunterlugte. Tatsächlich stand da jemand vor einem Fenster, an dem er herumfummelte. Scheinbar versuchte er sich an dem Kampfgeschehen vorbei zu schleichen! Na der würde noch sehen was er davon hatte… Die Mahaf breitete ihre Arme aus und zog ihre Knie ein wenig, unterschiedlich weit an. Geräuschlos ließ sie sich vom Dach des Hauses herunterschweben. Sie kam zu spät um den Fremden daran zu hindern, das Fenster aufzuhebeln und einzusteigen, doch schloss sie sich ihm gleich an. Der Kerl stapfte in geduckter Haltung über den Holzdielen Boden. Seine Schritte waren laut und deutlich zu hören und doch schien es so als versuche er dabei leise zu sein. Die Magierin konnte sich ein breites Grinsen kaum verkneifen, während sie ihm in geringem Abstand hinterher schwebte. Dadurch, dass sie keinen Fuß auf den Boden setzte und den Fensterrahmen auch nicht einmal berühren musste um hineinzukommen, konnte der Typ sie auch nicht hören. Beide Hände nach dem Eindringling ausgestreckt, erschuf sie um ihn herum nach fünf Sekunden ein Vacuum Prison. Von jetzt auf gleich ging es für ihn nicht mehr weiter. Irritiert versuchte er gegen die Luft, also den Wind anzukämpfen, der ihn an ein und derselben Position hielt, doch vermochte er dies nicht zu schaffen. “Was zum…“, murmelte er noch, wobei seine Stimme durch die Winde nur sehr gedämpft überhaupt nach außen drang. “Hey, mein Lieber. Wohin des Weges?“, fragte ihn Neferet amüsiert und bewusst etwas lauter sprechend, mit einem koketten Unterton. Panisch, schwer definierbare Laute ausstoßend, fuhr der Einbrecher herum. Er hatte ihre Anwesenheit ja noch gar nicht bemerkt. Die Magierin ließ sich elegant wieder auf den Boden sinken und beendete damit ihren Schwebezauber. “Du siehst nicht wie ein geladener Gast aus.“
 

Thana hatte gesagt, dass sie nur eine Zuschauerin sei und dass es die Mission ihrer Kollegen war, doch konnte sie sich letztlich doch nicht zurückhalten. Sie verspürte den Drang danach, ihren Gefährten zu helfen, als sie vermeintlich in Not gerieten. Dabei gab sie sich allerdings zumindest Mühe, ihr Einschreiten so unauffällig wie möglich zu gestalten. Das bedeutete in erster Linie, dass sie sich nicht zeigte und nicht offensichtlich erkennbar war, dass sie Zauber wirkte, um den Crusadern den Rücken freizuhalten. Als sie schließlich bemerkte, wie sich jemand ins Haus schleichen wollte und sie zu dem Entschluss kam, dass Rhys und Whisper die Situation nun unter Kontrolle hatten, folgte sie dem Eindringling, um diesen zu stellen. Lautlos schwebte sie ihm hinterher, bis sie sein Weiterkommen mit einem Zauber verhinderte und ihn damit an Ort und Stelle festhielt. Der Kerl knurrte ihr entgegen, sah sich allerdings nicht in der Lage sich aus eigener Kraft zu befreien. Er war der Magierin ausgeliefert. “Okay, mein Freund. Pass auf. Dieser plumpe Versuch der Einschüchterung ist offensichtlich ganz schön in die Hose gegangen. Ihr seid gescheitert, gnadenlos sogar. Das Einzige, was mich davon abhält dir nun richtig den Hintern zu versohlen ist die Möglichkeit, dass du für mich noch einen Wert haben könntest.“ Antworten wollte der Mann ihr wohl nicht, aber er wusste ja auch noch gar nicht worum es ihr überhaupt ging. Thana schloss zu dem Windgefängnis auf. Sie platzierte sich näher daran, musterte ihren Gefangenen. “Das mit dem Übermitteln eurer Botschaft war leider nichts, aber du könntest dich noch einmal als Bote versuchen. Wir würden deinem Auftraggeber gerne eine Nachricht zukommen lassen. Bekommst du das hin?“ Der Kerl haderte. Ihm war sicher bewusst, dass er den aktuellen Auftrag nicht mehr umgesetzt bekam. Er wusste aber auch, dass sein Scheitern für ihn Konsequenzen haben würde. Dieser Verbrecher befand sich in einer Art Zwickmühle.
Was die Mahaf in der Zwischenzeit nicht mitbekam war, wie sich die Lage draußen im Garten langsam entspannte. Der Angriff war niedergeschlagen, ihr Auftraggeber in Sicherheit. Wo grade die „Rede“ von ihm war, trat er just in diesem Moment die Treppe herunter, in das Zimmer in dem Thana ihren Gefangenen verhörte. Er erschrak, beruhigte sich aber wieder, als er bemerkte, dass der Fremde sich nicht rührte. “Ah, alles unter Kontrolle. Sie sind nicht weit gekommen.“, versicherte die Magierin dem Mann, der sie zuvor noch versucht hatte übers Ohr zu hauen. Dafür, dass er nochmal draufzahlen musste, was ja eigentlich auch nur dem vereinbarten Preis entsprach, hatten die Crusader auch gute Arbeit geleistet. Vielleicht war dem Herrn das ja eine Lehre. “Ich bin mir sicher, meine Kollegen stoßen gleich wieder dazu. Dann können wir über das weitere Vorgehen besprechen.“, erklärte die Mahaf. “Beeil dich lieber mit deiner Entscheidung. Das Angebot steht nicht mehr lange.“, schmunzelte sie dann dem Verbrecher zu, der sich noch immer in ihrem Vacuum Prison befand.

Es dauerte gar nicht lange, da kehrte Whisper ins Haus des Auftraggebers zurück. Sie traf dort wieder auf Neferet, die einen der Angreifer in ihrem Zauber gefangen hielt. Sie erklärte, dass draußen alles geklärt war, woraufhin die Magierin bestätigend nickte. “Sehr gut.“, kommentierte sie diese Berichterstattung. Auf die Frage ihrer Kollegin hatte sie allerdings keine zufriedenstellende Antwort parat. Noch nicht. “Bisher nicht.“, entgegnete sie. “Aber ich bin mir sicher, dass dieser feine Herr noch kooperieren wird.“ Dass seine Mimik sich deutlich geändert hatte, nachdem er von dem Tod seiner Kameraden erfahren hatte, war ihr nicht entgangen. Es mochten diese gar nicht so gezielt genutzten Worte ihrer Kollegin gewesen sein, die am Ende das Zünglein an der Waage darstellten und ihn davon überzeugten, lieber mitzuspielen und zu tun was man von ihm verlangte. Kurz darauf war dann auch Rhys wieder zurück. Er hatte draußen noch aufgeräumt und sich deswegen gewissermaßen verspätet. Er stellte gewissermaßen die gleiche Frage, wie die gemeinsame Kollegin. Auch er wollte die Adresse wissen, die Thana noch nicht herausgefunden hatte. “So, du hast ihn gehört. Wir brauchen Informationen.“, richtete die Mahaf an den Gefangenen. Um diesem wieder etwas Freiraum zu geben und weil sie zu dritt nun deutlich in der Überzahl waren, löste sie auch ihren Zauber wieder. Der Verbrecher war frei, mehr oder minder. Einfach laufen lassen wollten sie ihn ja immerhin nicht. “Wo wohnt er? Wir haben da noch etwas zu klären.“, richtete Neferet finster schmunzelnd an den Mann, der mit Ende ihres Zaubers gleich auf die Knie gegangen und in sich zusammengesackt war. “Ich…“, sprach er, jedoch viel zu leise. “Wie war das?“, hakte die Crusaderin sofort nach, woraufhin der Mann zu ihnen aufschaute. “Ich kann euch hinführen…“, ergänzte er zumindest etwas lauter. “Wie die Adresse lautet weiß ich nicht. Aber ich kanns euch zeigen.“, meinte er. Ob das so wirklich der Wahrheit entsprach wusste Thana nicht. Es mochte gut sein, dass er sich dadurch einfach erhoffte, weiter wichtig für sie zu sein und nicht direkt seinen Freunden in die ewigen Jagdgründe zu folgen. Das musste er auch gar nicht, wenn es nach der Ranghöchsten ging. Aber sie entschied im Endeffekt ja gar nicht, weil sie dieses Privileg Rhys, dem Questleiter überließ. “Also gut. Prima.“ Die Mahaf wandte sich nun an eben jenen, also Rhys und ignorierte den Gefangenen damit erst einmal. “Also spazieren wir nun zusammen zum Auftraggeber und geigen ihm mal unsere Meinung?“ Wenn das der Weg war, den Rhys gerne einschlagen wollte, dann würden sie sich wohl durch das Dunkle der Nacht, hin zu der unbekannten Adresse bewegen. Angeführt von ihrem unfreiwilligen Kumpanen. “Macht ihn fertig. Hier gilt es ein Zeichen zu setzen!“, mischte sich dann auch ihr unsympathischer Auftraggeber mit ein, der jedoch sofort wieder herunterfuhr und zurückwich, als Thana ihn daraufhin stechend anblickte. Dieser Kerl hatte hier ja wohl grade gar nichts zu melden!

Obwohl Neferet diejenige war, die der Quest beiwohnte, um ihre Kollegen im Auge zu behalten und ihre Arbeit zu bewerten, sah ausgerechnet sie die Situation weitaus weniger kritisch als ihre Gefährten selbst. Sie machte ihnen keine Vorwürfe, schritt lediglich ein, weil es sich eben ergab. Bei einem solchen Szenario konnte es halt passieren, dass einer der vielen Angreifer irgendwie durchrutschte. Vermutlich hätten die Crusader eine Person abstellen sollen, die sich zum Auftraggeber gesellen und ihn schützen sollte, aber das hätte vermutlich auch noch einen weiteren Magier gebraucht. Oder aber stärkere Kämpfer, sodass sich einer alleine um die Leute im Garten hätte kümmern können. Den Vorwurf machte Thana nicht den Beiden, sondern viel mehr der Questplanung. Whisper schien keine gute Kämpferin zu sein, was sie in diesem Szenario fast schon disqualifizierte. Das hätte man vorher wissen sollen.
Während Neferet den Auftraggeber lediglich mit einem bösen Blick strafte, antwortete ihr Gefährte auf seinen Ausruf. Er versicherte ihm, dass sie ihrer Arbeit nachkommen und dann zur Abholung des ausstehenden Restbetrages zurückkehren würden. Grade letzterem sollte er sich bewusst sein, denn um das Zahlen eines Preises kam er nicht herum. Welche Form jener auch immer haben sollte.
Die nun vierköpfige Gruppe verließ also das Haus, in vorderster Reihe der Gefangene, der die drei Magier zu seinem Auftraggeber führen sollte. Dass Rhys unterwegs noch einen leblosen Körper aufgabelte, irritierte die Mahaf zwar, doch wollte sie sich da nicht einmischen. Er würde dafür schon seine Gründe haben. Vermutlich wollte er dem netten Herren einen Beweis dafür mitbringen, dass mit ihnen nicht zu scherzen war und dass sie es ernst meinten, wenn sie sein Leben bedrohten, damit er seine Schläger zurückhielt. Wenngleich Thana es etwas aufwändig fand, dafür extra eine Leiche mit sich zu schleppen, aber sie musste die Last ja nicht tragen. Wichtig war nur, dass sie mit dieser „besonderen Ladung“ nicht aufflogen. Die Verantwortung trug Rhys on top.
Als die Truppe schließlich an einem anderen Haus ankamen, wies der Gefangene darauf hin, dass sie angekommen waren. Natürlich war seine Arbeit damit nicht getan. Es reichte nicht aus, um nun abtreten und verschwinden zu können. Die Magier brauchten Beweise und zwar stichfeste. Rhys wies ihn also indirekt an, sie bis zu seinem Chef, bis in ein Gespräch mit diesem zu bringen. Er öffnete ihnen also das Gartentor und klopfte schließlich, wenn auch widerwillig, an der Tür. Da nichts geschah, unterstützte der Questleiter den Kerl ein wenig. Auf ein erneutes Klopfen seinerseits hin, ertönte dann eine dumpfe Stimme hinter der Tür. Rhys war es, der übermittelte, dass „die Arbeit erledigt“ sei. Es folgte ein kurzer Augenblick unangenehmer Stille. Dann hörte man das Rasseln einer Kette und ein Klicken, bevor die Tür geöffnet wurde. “Seher gut. Habt ihr das Geld?“, fragte der Mann, der ihnen aufgemacht hatte. Die Worte hatten noch nicht ganz seine Kehle verlassen, als man ihm schon die Verwunderung ins Gesicht geschrieben sah. Der Anblick seines Besuches irritierte ihn deutlich, doch die Erkenntnis, dass nicht alles wie geplant lief, sollte ihn sicher schnell ereilen. Thana schmunzelte dem Mann amüsiert entgegen, hielt sich aber bedeckt. Dieser Spaß gebührte ihren Kollegen. Es war ihre Quest.