Ortsname: Wüstenoase „Vera“ Art: Oase Spezielles: --- Beschreibung: Einen nicht allzu langen Marsch von Aloe Town entfernt befindet sich inmitten der heißen Wüste eine kleine, aber optisch sehr ansprechende Oase. Unter einer Kuhle zwischen den Sanddünen offenbarte sich einst eine natürliche Wasserquelle, dank der schlussendlich nicht nur eine Art kleiner See aus Süßwasser entstehen konnte, sondern auch Pflanzenwachstum ermöglicht wurde. Gräser, vermischt mit ein paar Blüten, machen die Stelle ansehnlich und ein paar Palmen spenden dringend notwendigen Schatten für jeden, der in der heißen Sonne unterwegs ist. Tagsüber findet man gelegentlich einen Reisenden oder gar einen Händler hier, in der Nacht ist Aloes Vera aber meist verlassen.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten... Welches Potenzial liegt dann in mir?
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Thana Desert Queen
Anmeldedatum : 15.05.20 Anzahl der Beiträge : 1851 Alter : 32
Tatsächlich nahm Vahid an diesem Tage so etwas wie die Rolle eines Plagegeistes ein, der einzig und alleine dafür anwesend war, der Mahaf ihr Leben so unangenehm wie möglich zu machen. Es begann mit einem Angriff auf ihre Gesundheit und führte schließlich zu etwas, was der Manipulation ihrer Quest zu gleichen schien. Hatte sie sich zuvor extra dafür eingesetzt, dass er keinen Rückzieher machte und gefälligst die Quest auch mit ihr antrat, wenn er sich dafür schon meldete, bereute sie diese Entscheidung sehr bald schon. Nun aber war es zu spät. Glücklicherweise kam Thana selbst wirklich gut mit diesen Wüstengleitern klar. Mit ihrem magischen Talent war sie wie für diese Quest geschaffen. Das führte dazu, dass sie sich nicht allzu sehr darauf konzentrieren musste, beim Fahren keinen Bockmist zu verzapfen und sich ein wenig darauf konzentrieren konnte, ihrem Kameraden irgendwie zu helfen dieses Abenteuer zu überleben. Am besten ohne dass er den Gleiter dabei zur Schrott verarbeitete. Sie half ihm zuerst dabei sein Gefährt ebenfalls in Bewegung zu setzen, vernahm dann aber hinter sich unappetitliche Geräusche… ehe Vahid plötzlich an ihr vorbeischoss als fuhr er ein Rennen gegen sie. Die Mahaf schleuderte weitere Hinweise, nein, Anweisungen in seine Richtung und betete zu Ra, dass der Kerl sich ihrer Worte annahm und irgendwie abbremste. Wenn er so fuhr, war es nur eine Frage der Zeit, bis er den Gleiter am nächstbesten Felsen zerschellen ließ! Doch dazu sollte es nicht kommen. Statt vernünftig abzubremsen legte der Typ eine absolute Vollbremsung ein. Durch die Kralle, die er plötzlich in den Sand jagte, geriet sein Fahrzeug ins Schleudern. Das Verstellen des Segel sorgte dafür, dass der Wind ihn auch nicht weiter trug. Binnen eines Augenblicks blieb der Gleiter einfach stehen. Ganz zu Ungunsten des Magiers. Es gab keine Vorrichtung um sich anzuschnallen oder anderweitig zu sichern. Vahids Körper behielt also seine Bewegung bei. Er wurde über das Geländer hinweggeschleudert. Ein weiteres Mal an diesem Tag fegte es ihn über den Wüstensand hinweg. Diesmal nur weitaus höher und schneller. Dadurch, dass Thana selbst mit Hilfe ihrer Magie so viel Gas gab, wurde diese Szene zu einem gewissen Hin und Her. Betrachtete man das Fahren der Zwei als Rennen, so wechselte binnen Augenblicken mehrfach der erste Platz. Vahid schoss an seiner Gefährtin vorbei, sie beeilte sich um aufzuholen. Durch die Vollbremsung des grobschlächtigen Magiers überholte Thana ihn Rasant, doch war sie grade an ihm vorbei, da flog der Kerl wieder auf die Poleposition, wenn auch ohne sein Fahrzeug. “Was zum…“, entwich es den Lippen der Mahaf. Dieser Mann machte sie einfach fertig. Kurz richtete sie ihren Blick über die Schulter, hin zu dem verlassenen Wüstengleiter, der mit wachsender Distanz immer kleiner und kleiner zu werden schien. Sie müsste sich wohl später vergewissern, dass das Ding nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde. Zunächst besaß die Magierin die Güte sich um ihren Gefährten zu kümmern und diesen vor schwerwiegenden Verletzungen zu bewahren. Thana betätigte das Steuerrad und lenkte ihr Wüstenschiff dadurch direkt hinter Vahid. Sein Flug durch die Lüfte würde schnell an Geschwindigkeit verlieren, anders als die Magierin mit ihrem Gefährt. Ihr Blick richtete sich also nach oben, wo sie die Flugbahn ihres Kameraden verfolgte. Mit Hilfe ihrer Windmagie regulierte sie den Schub ihres Gleiters so, dass sie sich in Vahids Nähe brachte, als dieser wieder in den Sand zu stürzen drohte. Thana streckte ihre Hand nach ihm aus und nutzte Light Air, manipulierte so die Kleidung des Magiers so, dass sie ihn damit zum Schweben brachte. Jedenfalls war es das, was sie versuchte. Nie zuvor hatte sie versucht mit diesem Zauber jemanden auszubremsen. Ein knackendes, knirschendes Geräusch ertönte. War das etwa seine Kleidung, die nachgab? Seine Hose? Sein Shirt?
Genutzte Zauber Light Air TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 50 (Volksbonus: 45) pro Minute MAX. REICHWEITE: 20 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 3 BESCHREIBUNG: Aus 5m Reichweite kann der Anwender ein die Luft um ein Objekt herum so aufheizen, dass sie leichter wird als die Luft um sie herum und er das Objekt anhebt. So kann der Magier bis zu fünf Objekte in seiner näheren Umgebung schweben lassen und kontrolliert durch die Luft bewegen. Die maximale Schnelligkeit, mit der Objekte bewegt werden können, entspricht Level 5. Die Stärke, mit der Objekte angehoben werden können, entspricht der Willenskraft des Anwenders bis Level 9.
Mastery (Support):
Mastery-Stufe I: Startreichweite von Berührung auf 5 Meter Mastery-Stufe II: Stärke des Zaubers +1 Mastery-Stufe III: Stärke des Zaubers +1
Es war ja nicht so, als würden sonst viele wissenschaftlichen und wichtigen Gedanken durch die Birne des Drachensohnes wandern, doch im Moment herrschte tatsächlich einmal absolute Leere hinter der gebräunten Stirn. Vahid befand sich in einer Art Fegefeuer zwischen Leben und Tod, nur war dieses mit wildem Gestikulieren, mehreren Überschlägen und dem verzweifelten Versuch verbunden, sich irgendwo festzukrallen, wo nur Luft war. Einem normalen Menschen mit normalen Erfahrungen hätte es in diesem Moment womöglich vor Panik die Kehle zugeschnürt, doch Vahid war in seinem Leben schon mehrere Male auf ähnliche Art durch die Luft geflogen, auch schon in etwas tödlicheren Situationen. Der Rücken eines Drachen bot allgemein wenig Halterung, und wenn man sich nicht in der Mähne festkrallen wollte (was Astarot ihm recht bald ausgetrieben hatte), dann brauchte man entweder Oberschenkelmuskeln aus Stahl, oder war eben dazu bereit, öfter einmal abzurutschen und von Drachenklauen aufgefangen zu werden. Zugegeben hatten solche Situationen bisher immer in genau solchen überdimensionalen Händen geendet, die ihn aufgesammelt hatten, doch im Augenblick bezweifelte Vahid, wie er so das Fliegen erlernt hatte, dass sein Ziehvater spontan vorbeiflatterte, um ihn zu retten.
Dafür gab es ja seine bezaubernde Questpartnerin, deren Namen er noch immer nicht erfahren hatte. Wie eine menschliche Kanonenkugel schoss Vahid an ihr vorbei, welche wie bisher auf dieser Quest erneut mit Geistesgegenwart reagierte. Dem Drachensohn wurde ein wenig mulmig zu Mute, als seine Geschwindigkeit sich durch einen Schwall heißer Luft zu drosseln begann. Das hauptsächliche Problem daran war, dass er nur eine Pluderhose trug, die wunderschön und aufgebläht im Wind flattern konnte, aber auch dafür sorgte, dass sämtlicher freundlich spendierte Auftrieb von der Unterseite seines Körpers kam. Wie ein von einer Böe verwehter Löwenzahnsamen tänzelte Vahid durch die Luft, doch die Kraft der Windmagie belastete das dünne Material seiner Hose doch ziemlich. Ein Reißen ertönte, und kurz darauf schmeckte Vahid doch eine ordentliche Ladung Sand. Wie die Verkleidung einer Mumie hatte sich die Hose durch das Bremsen und den Wind von seinen Beinen abgeblättert, so dass am Ende nur wenige in Fransen hängende Stoffbahnen übrig blieben - wie eine Art Hularöckchen. Die Luft fand keinen Pfad mehr, den sie nutzen konnte, um die Kleidung aufzublähen und Vahid küsste den Sandboden aus kurzer Höhe. Er uffte, doch erlitt er immerhin keine schweren Verletzungen. Wie ein Strauß, der seinen Kopf in den Sand steckte oder eine Ente auf Beutesuche, war also einen ganzen, wunderschönen Moment lang der Kopf im Sand und der von Stofffetzen verdeckte Bürzel in die Höh'. Der freiheitsliebende Drachensohn offenbarte Thana, sofern die nicht in ihrem Gleiter an ihm vorbeibretterte, den bisherig nur sagenumwobenden "Knackarsch". Dass dies möglicherweise ein Problem war, bedachte Vahid jedoch nicht, der zu beschäftigt damit war, Sand zu spucken und sich mit wehleidigem Gekrächze aufzurichten. Trotz allem hatte sich Stopp und Landung angefühlt, als hätte man eine chiropraktische Behandlung an seiner Wirbelsäule ausgeführt. Der Drachensohn stemmte die Hände ins Kreuz und ließ es kräftig knacken. Wenigstens hatte die Hose sich entschieden, frontal einen Stofflappen zu behalten, so dass Thana nicht in den vollständigen Genuss eines Anblickes kam, um den sie alles andere als gebeten hatte. Zum Glück mussten sie hier ja nichts machen, was windig war ...
Die Quest startete damit, dass Thana ihren Partner an die Hand nehmen musste und wie sich herausstellte sollte er auch im weiteren Verlauf des Auftrags tatkräftige Unterstützung benötigen. Er schaffte es zwar mehr oder minder eigenständig auf den Gleiter zu steigen und ihn zu starten, doch was ab diesem Zeitpunkt geschah war absolut außerhalb seiner Kontrolle. Das Ding fuhr los und damit war Vahid einfach außer Gefecht gesetzt. Er ließ sich nur noch mitziehen und das Einzige was er noch schaffte war irgendwie eine Vollbremsung einzuleiten, die ihn aber gleichzeitig von seinem Gefährt katapultierte. Es lag an der Mahaf dafür zu sorgen, dass er sich bei diesem rasanten Manöver nicht all seine Knochen brach und sie war gewillt ihm diesen Gefallen auch zu tun. Auch wenn er sich immer noch nicht für sein grobes Verhalten, den Überfall auf ihren Rücken entschuldigt hatte! Die Mahaf gab Gas, um den nicht flugfähigen Möchtegerndrachen einzuholen und seinen Flug, beziehungsweise Fall dann mit Hilfe ihrer Magie abzubremsen. Dabei bremste sie dann auch gleichzeitig ihren Wüstengleiter. Das machte sie nur deutlich sanfter als es ihr Partner getan hatte. Sie bremste human ab, bis er zum Stehen kam, statt gleich voll in die Eisen zu gehen. Die Bremswirkung ihres Gefährts wirkte sich gleichzeitig auf die Bremsung Vahids aus, da diese ja an den Zauber gekoppelt war, der unter Thanas Kontrolle stand. Zunächst sah alles danach aus, als hätte der Magier so richtig Glück gehabt. Solange, bis seine Hose den Geist aufgab. Sie war es nämlich, die durch den Zauber aufgebläht wurde und dem Fall ihres Herrn gegenwirkte. Ein lautes Ratschen begleitete den Niedergang des Hosenstoffes, was gleichzeitig den Niedergang Vahids bedeutete. Also einen schnelleren Niedergang, als die Mahaf sich erhofft hatte. Das letzte Stück fiel er dann also doch ungebremst durch die Luft, geradewegs in den Sand hinein und zwar kopfüber. “Oh…“, entwich es der Magierin, die vor Schreck sogleich die Hand vor den Mund schob, die nicht grade mit dem Zauber die Stofffetzen der Hose kontrollierte. Jener Zauber wurde dann auch gleich aufgelöst. Die Hosenreste segelten unweit ihres Besitzers zu Boden. Thana näherte sich ihrem Partner, während dieser erst damit kämpfte seinen Kopf aus dem Sand zu ziehen und ihn dann auch davon zu leeren. Während sie so auf ihn zulief, streckte er ihr (ungewollt) seinen blanken Hintern entgegen. Ein Anblick, der einfach zu verlockend war. “Na, nicht gleich den Kopf in den Sand stecken.“, scherzte sie noch, bevor sie sich voller Vorfreude auf die Lippe biss. Was sie nun plante, sollte gleichermaßen ihre Versuchung befriedigen, wie auch einen genugtuenden Racheakt darstellen. Thana ließ ihren Arm baumeln und begann durch Heated Melting ihre Hand aufzuheizen. Als sie schließlich bei Vahid angelangt war und dieser damit beschäftigt war seinen lädierten Rücken zu richten, holte sie aus. Sie verpasste ihm einen saftigen Hieb auf den nackten Hintern. Ein lautes Klatschen schallerte über die weite Ebene des Wüstensandes. Ein satter Treffer. Dass dem so war, spürte die Mahaf auch in ihrer Hand, die vor Schmerz pochte. Aber das war es ihr definitiv wert! Für den Drachensohn war der Hieb aber noch einmal saftiger, da ihre Hand fast wie ein Brandeisen glühte. “So, Knackarsch. Damit sind wir quitt!“ Ganz schön großzügig von ihr. Immerhin mochte man meinen, dass Vahid ihr aufgrund der Rettungsaktion trotzdem etwas schuldete, auch wenn der Rückenklopfer abgegolten war. “So, wie machen wir jetzt weiter? Schleppe ich deinen Gleiter ab und du steigst bei mir mit auf? Du scheinst ja nicht in der Lage zu sein, das Ding selbst zu steuern. Was war da überhaupt los?“, stieg Thana ins Gespräch ein, als wäre nichts geschehen. Dabei umfasste sie ihr Gelenk. Sie schloss und öffnete ihre abkühlende Hand immer wieder, in der Hoffnung es würde ihren Schmerz lindern.
Genutzte Zauber Light Air TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 50 (Volksbonus: 45) pro Minute MAX. REICHWEITE: 20 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 3 BESCHREIBUNG: Aus 5m Reichweite kann der Anwender ein die Luft um ein Objekt herum so aufheizen, dass sie leichter wird als die Luft um sie herum und er das Objekt anhebt. So kann der Magier bis zu fünf Objekte in seiner näheren Umgebung schweben lassen und kontrolliert durch die Luft bewegen. Die maximale Schnelligkeit, mit der Objekte bewegt werden können, entspricht Level 5. Die Stärke, mit der Objekte angehoben werden können, entspricht der Willenskraft des Anwenders bis Level 9.
Mastery (Support):
Mastery-Stufe I: Startreichweite von Berührung auf 5 Meter Mastery-Stufe II: Stärke des Zaubers +1 Mastery-Stufe III: Stärke des Zaubers +1
Fire Magic: Heated Melting TYP: Elementarmagie ELEMENT: Feuer KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 10 -> (9) pro Minute MAX. REICHWEITE: Beim Anwender (15 Meter) SPEZIELLES: Die Eigenschaften dieses Zaubers können nicht verändert werden. VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Indem der Anwender Feuermagie in seiner Hand konzentriert, lässt er diese glühend heiß werden. In diesem Zustand könnte er durch seine Berührung brennbare Materialien entzünden und weiche Materialien schmelzen. Je schneller er seine Hand dabei jedoch bewegt, desto mehr kühlt sie ab, sodass eine Nutzung im Nahkampf deutlich erschwert bis praktisch unmöglich wird. Eine Anwendung auf beide Hände verdoppelt die Manakosten.
Beherrschung:
Willenskraft Level 6, Manaregeneration Level 4, Manakosten 45 -> (40) Volksbonus Bei längerer Berührung schmilzt nun sogar nicht-magisches Metall unter den Händen des Anwenders.
Thana konnte über die unglückliche Lage Vahids muntere Schenkelklopfer vom Zaun brechen, doch der Drachensohn war noch zu belämmert, um den Wortwitz zu verstehen, den die Windmagierin zum Besten gab. Selbst wenn er aktuell keinen Sand in den Gehörgängen gehabt hätte, wäre es sowieso fraglich, ob Vahid die Zweideutigkeit verstanden hätte - mit Redewendungen hatte es der junge Mann schließlich nicht gerade, oder mit Verständnis im Allgemeinen. Gerade knackten die Wirbel wieder in ihre angestammte Position und wurden von den kräftigen Armen des Drachensohns in die Subordination gequetscht, da geschah etwas höchst Eigenartiges: Es klatschte alles, nur kein Beifall.
Einen Moment lang wehte noch der Hosenrest, den Thana ihm gelassen hatte verwegen im Wüstenwind, kurz darauf war es eher die gefühlte Druckwelle des Schlags auf das Hinterteil des Dragonslayers, der die Stoffetzen verwirbelte und dafür sorgte, dass Vahid kurz allen Anwesenden die "Dracheneier" präsentierte. Ihn schien das wenig zu stören, denn er war damit beschäftigt herumzuwirbeln und sich die pochende Backe zu halten, auf der zwar keinerlei Hitze zu sehen war, aber ein schön roter Handabdruck, als hätte Thana sein Gesäß gestempelt. Die Augen des Dragonslayers waren groß und rund geworden, der Mund aufgerissen, und er drehte sich um, vollkommen perplex, was soeben geschehen war. Eine seiner Hände glitt an die getroffene Stelle und legte sich ironischerweise schön passend auf den Abdruck der kleineren Hand, die andere zupfte an der hängen Stoffbahn, die das Gemächt bedeckte, damit Thana nicht verstört wurde. Ihm war es ja eher egal, ob er hier den Freischwinger machte, doch das Tantchen, bei dem er lebte, würde ihn vermutlich in den Brennofen sperren, wenn sie davon erfuhr, was ihm heute so alles wiederfahren war. "Hey!", kam's eher aus Reflex aus der Kehle des Wüstenbewohners, dessen Stirnband noch dazu eine ordentliche Ladung Sand entließ, der ihn wild blinzeln ließ. Das Einzige, was Thana vielleicht seltsam an dieser Sache vorkommen mochte, war, dass die Hitze der Hand keinerlei Wirkung gezeigt hatte - vielleicht war der Dragonslayer selbst zu heiß? Die Haut Vahids hatte in jedem Fall eine gewisse innere Wärme zu geben, doch es war unwahrscheinlich, dass der Kontakt gereicht hatte, um dies zu spüren.
Es dauerte noch einen Moment, bis Vahid realisiert hatte, dass sich Thana auf die Aktion von vorher bezog. Die Brauen hoben sich, die Gesichtszüge zeigten Verständnis und die Verwirrung löste sich. Tatsächlich war es bisher eigentlich nicht vorgekommen, dass jemand genau dies bei Vahid getan hatte - vielleicht als Kind einmal zur Strafe für Fehlverhalten, doch daran konnte er sich nicht erinnern. Ein Drache hatte andere Mittel und so sozial der Drachensohn auch war, Hinternklatschen gehörte nicht zu den Begrüßungen, die er seinen Kameraden sonst so offerierte. Entsprechend hatte Thana wohl die zweifelhafte Ehre inne, den in der Wildnis aufgewachsenen Vahid diese Geste beigebracht zu haben. "Achso ... Wegen vorhin? Ich hab dir nicht halb so krass draufgeklatscht, und vor allem nicht auf'n Arsch!" Er verschränkte die Arme und bohrte die nackten Zehen in den Wüstenboden, grinste aber ein amüsiertes Grinsen, bei dem die spitzen Eckzähne gut zur Geltung kamen. Als Thana sich schließlich erkundigte, was da überhaupt passiert war, wies Vahid nur mit stolzgeschwollener Brust auf eben jene. "Fahrzeuge sind ein Problem für mich, mir wird da übel. Auf Drachen reiten ist viel besser. Zur Not auch ein Pferd oder so. Wir können gemeinsam reiten, wenn du willst." Kurze Pause. "Auf dem Gleiter. Ich reihere aber vielleicht nochmal."
Thana war selbst aufgefallen, dass Vahid mit Sprichwörtern nicht wirklich viel anfangen konnte. Er nahm alles viel zu wörtlich, was bereits ordentlich für Irritation gesorgt hatte. Doch die Vorlage, die sich aus der Situation ergab, konnte sie einfach nicht liegen lassen. Der Spruch mit dem Kopf in den Sand stecken bot sich viel zu sehr. Die Mahaf brachte ihn und die eigene Belustigung reichte ihr vollkommen. Ob Vahid es nun verstand oder nicht war eigentlich zweitrangig. Der Witz selbst verabschiedete sich allerdings daraufhin ebenfalls in die Zweitrangigkeit, nämlich als die Magierin die andere Chance erkannte und beherzt danach griff, beziehungsweise schlug. Es klatschte laut, danach folgte ein Moment der Stille, in dem der Wind den Hall von den Zweien davontrug, irgendwo in die Tiefen der Wüste hinein. Thana verarbeitete bereits den Schmerz, den ihr eigener Hieb auf den Hintern des Magiers ihr bereitete, als dieser sich zu ihr wandte. Er warf ihr einen entsetzten Ausruf entgegen, doch die Aufmerksamkeit der Wüstenkönigin hing gebannt an etwas… was ebenfalls hing. Einen kurzen, verstohlenen Blick konnte sie erhaschen, bevor Vahid das verhüllte, was das Reißen seiner Hose mehr oder weniger freigelegt hatte. Dass ihre glühende Hand nicht den Effekt erzielt hatte, den sie erwartete, war ihr aber nicht entgangen. “Hey…“, erwiderte die junge Frau anrüchig, mit nahezu quiekender Stimme. Es dauerte einen Moment bis Vahid realisierte, worauf Thana sich mit ihrer Aussage bezog. Als er das tat, begann er auch gleich zu meckern. Nicht, dass die Magierin das juckte. “Dafür bist du viel kräftiger. Das geht sich schon aus!“, antwortete sie voller Überzeugung. Er sollte doch froh sein, dass sie ihm anbot, quitt zu sein. Sie beide hatten einander also nun einen liebevollen Klaps gegeben. Gerettet hatten sie einander aber noch nicht! Da war Thana ihm einmal voraus! Dem Grinsen des Magiers war allerdings zu entnehmen, dass es keine vollkommen überzeugte Empörung war, die da aus ihm herausgesprochen hatte. Also beließ sie es dabei dann auch. Schließlich offenbarte Vahid seiner Kameradin, dass er ein Problem damit hatte Fahrzeuge zu nutzen. Ja gut, das hatte sie ja auch gemerkt. Er sagte, dass ihm dabei speiübel war. Das war vermutlich auch der Grund dafür, dass er es nicht schaffte die Kontrolle über sein Gefährt zu behalten. Er hatte schlichtweg nicht die Kraft, beziehungsweise Beherrschung dafür gehabt. Als Vahid ihr anbot, gemeinsam zu reiten, flammte das fiese Grinsen der Mahaf auf. “Ich reite liebend gerne mit dir. Auf dem Gleiter, einem Pferd, deinem Bett. Wo immer du magst, Hase.“, witzelte sie, auch wenn zu erwarten war, dass er auch hier die Anrüchigkeit ihrer Aussage oder die Doppeldeutigkeit seiner eigenen nicht verstehen würde. Hatte er etwas von Drachen gesagt oder hatte sie sich da verhört? Spielte ja auch keine Rolle. Wenn er wollte, würde sie es auch dort tun! Das war quasi in ihren Spruch mit enthalten. “Dann steig mal auf. Ich fahr dich die restliche Strecke. Wenn du dich übergeben musst, dann mach das bitte nach hinten, vom Deck runter in den Wüstensand. Wir wollen dem Auftraggeber seine Wüstengleiter ja nicht einsauen.“ Kaum hatte die Mahaf ihren Kameraden eingeladen, machte sie sich selbst auch wieder dran auf den Gleiter zu steigen. Sie nahm die Position der Fahrzeugführerin ein und wartete darauf, dass Vahid bereit war sich seiner Übelkeit herzugeben. “Wenn du magst, fessel ich dich ans Geländer, damit du nicht runterfällst.“ Wieder grinste sie verrucht. “Ich muss meine Aussage übrigens revidieren. Du hast nicht nur einen Knackarsch, sondern auch einen verdammt heißen. Der ist nicht zufällig feuerfest?“ Die Tatsache, dass der Magier sich so dösig anstellte, was ihre Sprüche betraf, bereitete ihr mittlerweile wirklich Freude. Sie durfte sich das nicht zu sehr angewöhnen, immerhin standen nicht alle Kerle in der Wüste so sehr auf dem Schlauch wie er. Ihre Frage war jedenfalls ernst gemeint. Dass der Handabdruck auf seinem Hintern zwar pochte, aber nicht so glühte wie er eigentlich sollte, beschäftigte sie noch einen Moment. “Bereit?“, erkundigte sie sich schließlich bei Vahid. Wenn er sein Zeichen gab, konnte es losgehen!
Wieder einmal war Vahid verwirrt. Dass man ein Fahrzeug ritt (irgendwie) und natürlich auch ein Pferd, das ergab für den Drachensohn durchaus Sinn. Aber in einem Bett? Kurz ging Vahid innerlich alles durch, was man in, oder eher auf einem solchem Möbelstück so alles anstellen konnte: Schlafen, entspannen, essen (dafür bekam man Ärger) und ... oh. Ein Seitenblick aus den strahlend blauen Augen traf Thana, musterte sie einen Moment lang von oben bis unten. Vielleicht zum ersten Mal auf dieser Quest "sah" er die gutaussehende Wüstenfrau richtig, glubschte ihr recht scheulos auf die Kurven und strengte das Rechenzentrum im Hirn an. Hatte er sie durch irgendetwas beeindruckt? Im Tierreich war es ja so, dass Weibchen sich ihre Partner aussuchten, weswegen die Männchen sich bemühten, besonders schön, besonders kräftig und im Allgemeinen ansprechend für potentielle Nachkommen auszusehen. Bei Menschen war das - wie man ihm erklärt hatte - oft anders herum. Aber Vahid war sich da nicht so sicher. Doch womit hätte er einen solchen Eindruck auf Thana machen können, dass sie ihn als potentiellen Fortpflanzungspartner betrachtete? Und wollte er das? Vahid legte den Kopf schief, gab dieser Angelegenheit ein paar Momente Bedenkzeit, auch weil er die Gefühle seiner netten Retterin nicht verletzen wollte. "Tut mir Leid, ich möchte noch keine Kinder. Vielleicht wenn ich A-Rang bin?", erklärte er mit bedauerndem Blick, aber einem breitem, eckzahnigem Grinsen. Das war das!
Kurz darauf stieg Thana auf den Gleiter auf und erläuterte dabei, wie sie diese Quest abschließen wollten. Es war ja schon freundlich, dass sich seine Partnerin bereiterklärte, seine Unzulänglichkeiten aufzuwiegen und ihn mitzunehmen. Im Verlauf der Quest hätte sie schon so viele Gelegenheiten gehabt, ihn einfach liegen zu lassen. Ein wahrer Kamerad! Er sollte ihr vorschlagen, ob sie vielleicht Crimson Sphynx beitreten wollte ... Vahid schaute ihr beim Besteigen des Fahrzeugs hinterher und verzog das Gesicht. Widerliches Teil. Der Drachensohn grabschte nach den Stofffetzen, die momentan seine Beinkleidung waren und wickelte sie um die Schenkel, so dass sie eine Art behelfsmäßigen Lendenschurz bildeten, der wenigstens die schlimmsten Offenbarungen der optischen Art verhinderte. Erst danach nahm er auf dem Fahrzeug Platz, hielt sich aber im hinteren Bereich, damit er, wie instruiert, zur Not seinen Mageninhalt in den Wüstensand speuen konnte. "Ich kann mich festhalten, kein Grund für die Fesseln!", beteuerte er grinsend. Natürlich bemerkte er auch hier den gewissen Unterton nicht - zwar hatte man Vahid mal erklärt, wie Menschen sich fortpflanzten (was eine etwas seltsame Konversation war, wenn man bedachte, dass eine Partei davon ein Drache war) alleine, damit er nicht am laufenden Band Minivahids produzierte, aber er hatte tatsächlich keine Ahnung davon, dass Leute das zum Spaß machten oder sogar irgendwelche Vorlieben besaßen. Insofern handelte es sich bei ihm sozusagen um die pure Unschuld - wenn er nicht gerade wildfremden Leuten seinen nackten Hintern ins Gesicht reckte. Der knackig war und, ja, durchaus feuerfest. "Joa, Feuer kann mir nichts anhaben, so generell. Ist einfach so." Wissenschaftliche Erklärungen durfte man von ihm nicht erwarten. Dafür krallte er sich an irgendeine Holzstrebe, glubschte treudoof zu Thana hoch und zeigte ihr ein Däumchen, das nach oben zeigte. Konnte losgehen!
Es dauerte einen Moment, bis Vahid seiner Partnerin folgte und sie ihren Weg somit fortsetzen können. Das lag ganz einfach daran, dass der Magier etwas brauchte, um das Geschehene und vor allem Gehörte zu verarbeiten. Zur Überraschung der Mahaf, schaffte er es dabei sogar diesmal die richtigen Schlüsse aus den Aussagen der Magierin zu ziehen. Also nahezu jedenfalls. Die erste Vorahnung, dass er mit der Zeit dazugelernt hatte und nun besser darin war ihre Worte zu interpretieren, ereilte Thana, als er plötzlich damit begann sie so eindringlich zu begutachten. Es war sein Glück, dass sie dabei nicht in der Lage war seine Gedanken über das Tierreich zu lesen. “Von Kindern hat niemand gesprochen.“, schmunzelte sie ihm dann entgegen, wobei ihr Mundwinkel eher halbherzig hochgezogen war. Eigentlich eine Frechheit, dass er es in Betracht zog, sich mit ihr zusammenzutun und das dann aber auf einen Zeitpunkt irgendwann in der Zukunft schieben wollte! Aber dieser Typ war eben ein einziges Rätsel. Es war so, als hätte er da oben irgendwie Sand im Getriebe! Vahid erklärte, dass die Fesseln nicht nötig seien, da er sich sehr wohl festhalten könne. Zu schade. Wäre er gefesselt gewesen, hätte ihn das ein Stückweit wehrlos gemacht… Wobei dafür wahrscheinlich auch die Fahrt an sich genügte. Jedenfalls schüttelte die Mahaf ihre verruchten Gedanken ab. Wie hieß es doch gleich? Wer nicht will, der hat schon. Als sie aber nochmal auf sein Gesäß zusprechen kam, verpackte Thana eine durchaus ernst gemeinte Frage in einem lockeren Spruch. Vahid verriet ihr daraufhin, dass ihm Feuer tatsächlich nichts anhaben konnte. Deswegen also hinterließ der Hieb mit der flachen Hand auf seinem Po nicht die Spuren, mit denen sie gerechnet hätte! Interessant! “Hältst dich also für sehr heiß. Wie eingebildet.“, kommentierte die Magierin scherzhaft. Reagieren konnte ihr Partner allerdings kaum noch. Denn noch während Thana ihm ihren Spruch drückte, hatte sie schon Windmana in ihrer Hand gesammelt. Sie löste die Kralle aus dem Sand, brachte das Segel in die richtige Position und entfesselte ihren Zauber. “Gut festhalten!“, rief die Magierin dann verspätet, als ein solcher Hinweis eigentlich schon zu spät kam. Dass sie dabei so laut kommunizierte, war aufgrund des gleich eintretenden Fahrtwindes dann auch notwendig, damit Vahid sie vernünftig verstand. Die weitere Strecke legten die beiden Magier also gemeinsam zurück. Schneller als der Wüstengleiter auf herkömmlichem Wege hätte sein können, fegte er von der Windmagie Thanas angetrieben durch die Wüste. Sie erreichten einen Felsen, in den oben eine rote Fahne getrieben wurde. “Das muss der Wendepunkt sein!“, rief die Mahaf ihrem Gefährten zu. Dabei wusste sie jedoch nicht, ob er etwas, oder wieviel er von dem mitbekam, was sie ihm erzählte. Trotzdem wollte sie ihn vor dem warnen, was nun folgte. “Das wird eine engere Kurve!“, erklärte die Magierin ihrem Questpartner. Dann leitete sie auch schon das Wendemanöver ein. Thana setzte wortwörtlich alle Hebel in Bewegung, um den Wüstengleiter um den Felsen zu lenken. Sie waren grade auf halbem Wege um ihn herum, als das Gefährt plötzlich wesentlich langsamer wurde. “Ich glaube… der Wind steht ungünstig!“, erklärte die Mahaf. Der Gleiter senkte sich. Er pflügte noch einen Augenblick durch den Wüstensand, wie der Rumpf eines Schiffes es auf dem Meer machen würde, dann kam er zum Erliegen. “Das ist ja fies…“, stellte Thana fest. Sie fuhr herum und schaute zu Vahid rüber. “Okay, großer. Wir haben zwei Möglichkeiten. Entweder ich bringe uns mit meiner Windmagie zurück, oder wir steigen aus und du ziehst das Ding bis zu seinem Erfinder.“
Genutzte Zauber Push TYP: Elementarmagie ELEMENT: Wind KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 40 MAX. REICHWEITE: 10 Meter SPEZIELLES: - VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5 BESCHREIBUNG: Mit Hilfe eines gezielt erzeugten, magischen Windes ist der Anwender in der Lage Objekte oder Lebewesen in eine beliebige Richtung zu bewegen, beziehungsweise zu drücken. Die Stärke, mit der der Anwender Objekte bewegen kann, entspricht Willenskraft des Anwenders bis zu einem Maximum von 6. Der Druck, der mit diesem Zauber ausgeübt wird, hält je nach Wunsch bis zu 10 Sekunden an.
Thana brauchte sich gar keine Gedanken darüber machen, Vahid wehrlos zu machen! Fesseln brauchte es dafür keine, auch keine verwirrenden Aussagen über Kinder und Bettreiten. Alles, was sie tun musste, tat sie schon, nämlich ein Fahrzeug unter seinem Hintern platzieren und es losbrettern lassen. Solange sich das Teil nicht bewegte, bekam es nur Vahids Abneigung ab, hatte jedoch keine negativen Auswirkungen auf die Konstitution des Drachensohnes. Insofern konnte der junge Mann auch noch grinsen, als Thana den Witz mit seiner Hitze brachte, doch kurz darauf wurde Vahid zu einer Art schlaffen Masse aus Armen und Beinen, dem sofort alle Farbe aus dem Gesicht wich. Er hätte den Spruch wahrscheinlich sowieso nicht so beantwortet, wie die Mahaf es sich gewünscht hätte, denn Vahid war eigentlich nie heiß - das war so ein Nebeneffekt seiner Magie. Eingebildet war er aber auch nicht, wenigstens nicht in dem Sinne, dass er nicht real war. Das hatten sie doch durch gegenseitiges Abklatschen schon bewiesen, Mann oh Mann. Thana sollte wirklich mal verstehen, worüber sie hier redeten! Dauernd kam sie vom Thema ab ... Äh, ja. Wo waren sie gerade?
Vahid würgte, sobald sie die ersten Meter in atemberaubender Geschwindigkeit zurückgelegt hatten und presste die Arme in einer Art Selbst-Umarmung um den schmerzenden Leib. Der Bauch krampfte, der Magen gurgelte und der Drachensohn erbrach sich nur deshalb nicht, weil er das auf dem eigenem Gleiter schon ausgiebig getan hatte. Stattdessen mimte er Thanas persönlichen Wackeldackel und rollte wie ein Zombie über die Oberfläche des Gleiters. Soviel zum Festhalten. Ächzend kugelte Vahid von einer Seite zur anderen und wurde wie eine braungebrannte Flipperkugel durch die Sitzfläche geschossen. Eine enge Kurve, ach wie schön! Eine Art "Hörghmpfl" entrang sich Vahids Kehle und er fuhr einen der kräftigen Arme aus, um sich mit einer Hand an einer Holzstrebe festzuhalten. Die Augen geschlossen, fühlte sich die Kurve an, als würden seine ganzen Innereien mit einem gewaltigen Nudelholz bearbeitet. Er schmeckte Galle, riss jedoch die Augen auf, als es sie urplötzlich bremste. Der Wind? Was? Es war ein Fehler gewesen, genau in dem Moment die Augen zu weiten, denn im nächsten Moment schob es den Gleiter schon in den Sand. Wie ein Wildschwein beim Graben ragte das Teil in den weichen Untergrund und schleuderte ordentlich von dem Material auf die Sitzfläche, sprich: In Vahids Augen und Mund. Es cronchte gefühlt bei jedem Zwinkern, also prustete der Drachensohn, der gerade gerne der Sandslayer wäre und kullerte vom Gleiter, indem er einfach nur schlaff im Sand liegen blieb. Dort verweilte er eine Weile mit gefühlten Drachenwelpen, die wie Vögelchen über seinem Kopf kreisten und ächzte.
"Gib mir 'nen Moment." Sonderlich lange brauchte Vahid nicht, um sich zu erholen, aber lange genug, dass er ein wenig trocken im Sand herumwürgen musste. Gerne hätte er nun etwas Wasser gehabt, um sich den Mund auszuspülen, aber dafür hätte er ja mehr mitnehmen müssen als seine Hose und nicht einmal die hatte die Aktion von eben überlebt. Der Lendenschurz hielt dafür bombenfest. Mit einem kräftigen Satz begab sich Vahid aus dem Stand auf die Füße, klopfte sich den Sand aus den Ritzen und starrte zum Gleiter. Die Vorschläge von eben wurden offenbar vorsichtig abgewägt. Die Nasenspitze des Drachensohnes zuckte. Er puhlte sich ein wenig Sand aus einem der Nüsternlöcher und glubschte Thana dabei an, den kleinen Finger in die Nase gesteckt. Ein wahrer Taktiker. "Eh, kein Problem. Gib mir ein Seil oder so, ich zieh dich und das Teil zurück. Wenn ich nochmal mitfahre, krieg' ich sowieso die Krise."
Thana hatte auf ihren Spruch ohnehin keine Antwort erwartet. Vielleicht wäre es noch interessant gewesen, ob er ihn verstand oder nicht, doch wichtig war diese Information auch nicht. So ging die Magierin einfach davon aus, dass er die Doppeldeutigkeit dahinter wieder nicht gerafft hatte. Das mit der Einbildung war dann ein Scherz. Wie auch immer. Die Mahaf bretterte los und ihr Mitfahrer verlor die Kontrolle über seinen Körper. Er wurde wieder zu einer unkontrollierten Puppe in Menschenform. So oder so ähnlich. Als Thana zwischendurch bemerkte, wie Vahid hinter ihr über das kleine Deck des Gleiters kugelte, seufzte sie genervt. “Ich habe dir doch gesagt, ich hätte dich festhalten können. So viel zum Festhalten!“, rief sie über die Schulter nach hinten. Nein, der Großkotz, der diesmal nicht wieder kotzte, hatte noch selbstsicher behauptet er brauche nicht angebunden werden. Nun kugelte er wie ein Ball von Back- nach Steuerbord und zurück. Sein Problem, auch wenn es sie dennoch ärgerte. Kurz darauf hatte es sich ohnehin ausgeglitten. Der Wind stand ungünstig, zumindest wenn man die gleiche Strecke wieder zurückfahren wollte. Für den Hinweg funktionierte das ja super. Eine eindeutige Schwachstelle, von der sie berichten mussten, wenn sie das Resümee dem Erfinder vortrugen. Der Gleiter senkte sich und schlug auf dem Sand auf. Eine relativ unsanfte Bremsung. Der nicht angeschnallte Vahid flog ein weiteres Mal von einem Wüstenschiff, diesmal nur nicht im hohen Bogen sondern recht flach und dementsprechend auch nicht weit. Thana hingegen sah das Unglück ja mit (von vorn hinein) offenen Augen kommen. Die Magierin nutzte High Jump, um von Deck zu springen und nicht das Schicksal ihres Kollegen zu teilen. Einmal in der Luft, segelte sie dann entspannt mit Hilfe ihrer Magie langsam gen Boden. Damit sie nicht in den weichen Sand treten musste, aktivierte Thana zu guter Letzt den Zauber Gentle Steps, der es ihr erlaubte stattdessen auf den von ihr erzeugten Luftkissen zu wandern. “Diesmal nicht den Kopf in den Sand gesteckt. Du machst Fortschritte.“, schmunzelte die Magierin ihrem Kollegen zu, der nun auf dem Boden lag. Man konnte es ihr als unkollegial ankreiden, dass sie sich nicht mal die Mühe machte ihm eine Hilfestellung anzubieten, damit er leichter aufstehen konnte. Andererseits hätte es auch keinen Sinn gemacht ihm die Hand hinzuhalten, da er sie eher zu Boden gezogen hätte, als dass sie ihn aufrichtete. Stattdessen stemmte sie die Hände in ihre Hüften. Vahid erbat sich einen Moment und den sollte er natürlich auch kriegen. Das war ja gar kein Problem. Die erbetene Zeit nutzte der Kerl dafür sich schwungvoll auf die Beine zu geben. Ganz schön „imposand“. Nein, Sand in der Nase! Deswegen… popelte er diesen weniger elegant aus jener hinaus. Kein Anblick, den Thana unbedingt gebraucht hätte, weswegen sie ihren Blick auch genervt abwendete. Jedenfalls erklärte Vahid sogleich welche Option er definitiv bevorzugte. Lieber zog er diesen blöden Gleiter quer durch die Wüste als damit noch einmal zu fahren. “Nichts liebe als das! Moment…“ Wenn er so wollte? Die Mahaf stolzierte elegant mit dem Popo wackelnd zum Fahrzeug zurück. Sie griff sich eines der Taue und wickelte es um das Geländer des Wüstengleiters. Sie verknotete es dort und reichte ihrem Kollegen das andere Ende. “Ich hoffe das hält.“, erklärte sie. “Also ein Spaziergang durch die Wüste? Es könnte romantisch werden. Die Sonne neigt sich dem Horizont.“ Die Crusaderin schmunzelte Vahid zu und nickte den Blickkontakt aufrechterhaltend in Richtung des besagten Himmelskörpers. Gemeinsam spazierten sie also dem Ende ihrer Quest entgegen. Nur noch den anderen Gleiter einsammeln, sie dem Erfinder bringen und ein vernichtendes Urteil fällen. Klang eigentlich ganz einfach. Also für Thana, die sich ja nicht abmühen musste.
Genutzte Zauber High Jump TYP: Elementarmagie ELEMENT: Wind KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 10 MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3 BESCHREIBUNG: Zunächst muss der Zauberer seine Windmagie in seinen Füßen konzentrieren. Als nächstes führt er einen normalen Sprung aus, während er die Windmagie daraus entlässt, sodass sie ihn wie ein Trampolin in die Luft katapultiert. Die Sprunghöhe/weite entspricht der Willenskraft des Anwenders in Metern, wobei sie aber nie einen höheren Wert als 6m erreichen kann. Desweiteren sollte man auch bedenken, dass man nach einem so hohen Sprung auch wieder landen muss.
Beherrschung:
Gentle Steps: Mit Hilfe des Zaubers Gentle Steps kann der Magier einen zu hohen Sprung bei der Landung abfedern. Geschicklichkeit Level 4: Nun ist man in der Lage sich einigermaßen geschickt abzurollen, um den Sprung auch bei maximaler Höhe sicher zu überstehen.
Lighter than Air TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: III ART: Support MANAVERBRAUCH: 150 (Mastery III: 120) (Volksbonus: 108) pro 3 Minuten MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 5, Geschicklichkeit Level 5, Heat Immunity BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber heizt der Magier die Luft um seinen Körper herum so sehr auf, dass sie leichter wird als die Umgebungsluft und ihn vom Boden heben kann, sodass der Magier kontrolliert schweben kann. Geschwindigkeit und Tragkraft werden durch das Level seiner Willenskraft definiert, bis zu einem maximalen Wert von 8. Dabei darf der Anwender sich maximal mit einer Fluggeschwindigkeit, 2 Level über dem Level seiner Geschicklichkeit bewegen, da der Magier ansonsten seinen Flug nicht kontrollieren kann. Auf diesem Level ist er nicht in der Lage, weitere Zauber einzusetzen, da er sich voll und ganz aufs Fliegen konzentrieren muss.
Beherrschung:
Willenskraft 6: Der Anwender kann nun nebenher Zauber bis Klasse II verwenden. Willenskraft 8: Der Anwender kann nun nebenher Zauber bis Klasse III verwenden. Willenskraft 10: Der Anwender kann nun nebenher Zauber bis Klasse IV verwenden. Willenskraft legendär: Der Anwender kann nun nebenher jeden Zauber verwenden, der ihm zur Verfügung steht.
Gentle Steps TYP: Elementarmagie ELEMENT: Wind KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3 BESCHREIBUNG: Durch eine Konzentration des Windmanas an den Füßen ist der Anwender in der Lage, ein Luftkissen zu erzeugen, welches viele Funktionen besitzt. Unter anderem kann man sich zum Beispiel geräuschlos fortbewegen, da man eben nicht auf kleine Äste oder knirschende Erde tritt. Weiterhin hinterlässt man auf diese Art und Weise keine Spuren, oder man kann es einfach dazu nutzen, um sich auf unebenem Boden gemütlich fortzubewegen. -133 Mana +200 Mana
Während seine wunderschöne, noch immer anonyme Begleitung hier bisher höchstens mentalen Schaden erlitten hatte, weil sie mit Vahid zusammen diese Quest erledigte, wies der Drachensohn mittlerweile einige Blessuren auf. Der vermehrte Kontakt mit den rauen Sandkörnern hatte seine Haut an einigen Stellen aufgeschürft, außerdem hatte er ein paar Abdrücke und Male, die sich zu blauen Flecken entwickeln würden. Diese stammten von seinem Ausflug als Flipperkugel auf dem Gleiter, wo er sich entgegen Thanas besseren Rat nicht ordnungsgemäß festgehalten hatte. Dies tat Vahid nicht etwa, weil er gerne rebellierte oder die Hinweise seiner Partnerin nicht schätzte, sondern weil Fahrzeuge bei ihm dafür sorgten, dass er in etwa so widerstandsfähig wie eine nasse Zeitung war und vermutlich genau so stark.
Tatsächlich hatte Vahid diesmal seine Landung hingekriegt - an sich schaffte er das ja durchaus in gefährlichen Situationen auch, aber dieser vermaledeite Gleiter stellte echt eine Herausforderung für den Wüstenbewohner dar. Er hasste alles daran und konnte gar nicht abwarten, dieses Mistding so schnell wie möglich los zu sein. Insgeheim freute sich Vahid also, dass die Karre den Geist aufgegeben hatte (oder irgendetwas mit dem Wind war), denn das bedeutete, dass er nicht mehr gezwungen war, sich die Speisen der letzten Tage noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Normale Menschen hätten sich vielleicht dafür entschieden, entspannt mit Thana in den Sonnenuntergang (oder zumindest zum Forscher) zu gleiten, doch wie sich mittlerweile wohl etabliert hatte, schrappte Vahid am Ottonormalbürger doch deutlich vorbei. Insofern war er freudig aufgeregt, als Thana ihm eine Art Zügel baute, als hätte sie insgeheim Übung darin, halbnackte Muskelprotze für sich die Drecksarbeit machen zu lassen. So weit dachte Vahid aber nicht. Wenn ein Mensch ein Affenhirn hatte, dass manchmal umschaltete, dann besaß der Drachensohn offensichtlich auch ein Eselhirn, denn sobald er nach dem Tau gegriffen und es sich ordentlich umgewickelt hatte, schaltete er in den Zugtiermodus um. Was genau an dieser Tätigkeit romantisch war, das raffte er aber mal wieder null.
Thana derweil bot sich gewiss ein anregender Anblick: Der mit einem Lendenschurz bekleidete Leib des Drachensohnes legte sich ganz schön ins Zeug, um seine Partnerin mitsamt gleitenden Untersatz durch den Wüstensand zu zerren. Dabei grunzte und schwitzte er, was aber weniger am Gewicht der ganzen Sache lag (das war tatsächlich eher vernachlässigbar), sondern vielmehr an der Unebenheit des Bodens und der Tendenz des Gleiters, sich darin zu verhaken. Tatsächlich neigte sich die Sonne dem Horizont entgegen und tauchte die Szenerie in ein glühendes, dunkles Rot. Vahid keuchte vor sich hin, wirkte aber trotz oder vielleicht gerade wegen der körperlichen Ertüchtigung ganz gut gelaunt. Zwischen Atemzügen und Gezerre und leisen Flüchen, wenn sich eine Kante in einer Düne verhakte, fand er sogar Zeit zu plaudern: "Hält doch gut, ne? Was mach'n wir mit dem andern Gleiter? Kannst du ihn mit deinem Blasezeug voraus wuschen oder so?"
Während Vahid seine wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Thanas Magie teilte, kam ihm nicht in den Sinn, dass er sie ja vielleicht einmal nach ihrem Namen fragen könnte. Stattdessen warf er einen Seitenblick über die Schulter, wodurch er beinahe in den anderen Gleiter hineinrannte und schürzte die Lippen, so als würde er hier gleich ein pikantes Geheimnis mit der Wüstenkönigin teilen: "Danke, übrigens. Hast mir echt den Arsch gerettet."
Thana hatte ihrem Partner eine gewisse Hilfestellung angeboten. Dass er diese von sich wies und dann im Endeffekt ohne Anschnallgurt ein zweites Mal durch die Gegend flog, war einzig und alleine seine eigene Schuld. Aber Vahid wirkte auf sie ja zuvor schon so als wäre er vielleicht einmal zu oft auf den Kopf gefallen. Ob er diese Bruchlandungen häufiger hinlegte? Vielleicht lag es ja daran? Eigentlich wirklich schade, dass solch ein seltsamer Geist in solch einem gut gebauten Körper hauste. Möglicherweise wäre es aber auch zu gut um wahr zu sein, hätte dieser Gestalt eine charmantere, intelligentere Persönlichkeit innegewohnt. Ein weiteres Mal bewies die Mahaf dann ihre Großzügigkeit, indem sie ihrem Partner die Option ließ, dass sie ohne die Gleiter zu nutzen zurückkehrten, um sie zumindest abzuliefern. Gut, dafür musste der Kerl dann auch ganz schön schuften und zumindest einen von ihnen mit seiner Körperkraft durch die Wüste zerren, aber er suchte es sich ja auch selbst aus! Thana reichte ihm noch das Tau, welches sie zuvor an dem Gefährt befestigt hatte und los ging es! Dabei gab der seltsame Wüstenmagier gleich so viel Gas, dass er seine Kameradin mit dem Gleiter förmlich abräumte. Glücklicherweise zog er Thana nur die Beine weg, sodass sie mit ihrem Hintern auf dem Wüstenschiff landete und zwar in einer sitzenden Position. Ein überraschtes “Huch!“, hatte sie noch ausgestoßen, dann aber gewöhnte sie sich schnell daran von Vahid gezogen zu werden. Auch wenn dieser nicht ganz so viel von Romantik verstand, so bot er seiner Gefährtin zumindest einen Anblick, der mit dem des Sonnenuntergangs konkurrieren konnte. Der knackige, halbnackte Hintern Vahids, wackelte vor der ihr hin und her, während der Magier mühsam gegen den weichen Untergrund ankämpfend, einen Schritt nach dem nächsten machte. Von dieser Situation amüsiert, schlug Thana ein Bein über das andere. Sie hatte nicht vorgehabt, sich wie in einer Rikscha durch die Wüste ziehen zu lassen, doch so kam es nun mal und Vahid machte das auch noch freiwillig. Sein Fluchen und Meckern konnte die Crusaderin dabei getrost ignorieren, denn er schien es ohnehin nicht an sie zu richten. Anders als ein paar Fragen, die er deutlich über die Schulter aussprach. Als er dabei von ihrer Magie als „Blasezeug“ sprach, entlockte ihr ein laszives Schmunzeln. “Wenn du wüsstest, was ich alles mit meinem Blasezeug machen kann.“, entgegnete sie zunächst wieder überfüllt von Zweideutigkeit, allerdings nicht besonders laut. Er würde es ja ohnehin wieder nicht verstehen. Sein Versäumnis. “Klar, das mache ich!“, fügte Thana dann deutlich lauter noch an. Vahid gab sich so große Mühe und er bot ihr so einen Service, da konnte sie ihn ruhig etwas entlasten. Ihn gleich zwei dieser Maschinen ziehen zu lassen wäre aber auch wirklich fies, wenn er das überhaupt packen würde. Zumal er ja gar nicht ahnte, mit was für einer mächtigen Frau er da grade unterwegs war. Sie war nicht auf ihn angewiesen. Sie spielte mit Vahid. Als der Drachenkerl sich schließlich bei seiner Kollegin bedankte, war diese überrascht davon, dass er ein solches Wort wie Danke überhaupt kannte. Bis dahin wirkte er schließlich nicht wie ein höflicher Typ. Er hatte sie geschlagen und war nicht einmal auf die Idee gekommen sich zu entschuldigen. Aber Dank verspürte er immerhin. Thana lächelte ihm dafür entgegen. Ein Lächeln, welches sich zu einem Schmunzeln formte. “Gerne. Ich mag ihn halt.“, erklärte sie. Aber das hatte sie ja bereits mehr als deutlich gezeigt. Zumindest jeder Andere hätte den Wink mit dem Zaunpfahl erkannt. Dann streckte sie ihren Arm nach dem zweiten Gleiter aus, den sie mittlerweile erreicht hatten. Lighter than Air ermöglichte es ihr mit Leichtigkeit das andere Fahrzeug anzuheben und mitzunehmen, während sie selbst weiter den Luxus genoss von Vahid gezogen zu werden. Solange, bis die Zwei schließlich dort auskamen, wo sie mit diesen Gefährten gestartet waren. Nahezu zur gleichen Zeit wie Vahid das Tau losließ, ließ die Mahaf den zweiten Gleiter in den Sand hinab. Der Erfinder war bereits außer sich, als er die Beiden aus der Ferne hatte sehen können. Er befürchtete, dass beide seine Prototypen von den Magiern kaputt gemacht wurden, dass sie damit zu grob umgegangen waren und ihn Monate an Zeit gekostet hatten. Er raufte sich schon die Haare, marschierte ungeduldig hin und her und versuchte die Worte zu sortieren, die er ihnen an den Kopf werfen wollte. Geld? Er sollte sie bezahlen? Das könnten sie vergessen, dachte er. Doch der Kerl ahnte ja gar nicht, dass eigentlich alles im Lot war, sah man von dem ein oder anderen Kratzer, der durchs Schleifen durch den Wüstensand entstanden war mal ab.
Genutzte Zauber Lighter than Air TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: III ART: Support MANAVERBRAUCH: 150 (Mastery III: 120) (Volksbonus: 108) pro 3 Minuten MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 5, Geschicklichkeit Level 5, Heat Immunity BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber heizt der Magier die Luft um seinen Körper herum so sehr auf, dass sie leichter wird als die Umgebungsluft und ihn vom Boden heben kann, sodass der Magier kontrolliert schweben kann. Geschwindigkeit und Tragkraft werden durch das Level seiner Willenskraft definiert, bis zu einem maximalen Wert von 8. Dabei darf der Anwender sich maximal mit einer Fluggeschwindigkeit, 2 Level über dem Level seiner Geschicklichkeit bewegen, da der Magier ansonsten seinen Flug nicht kontrollieren kann. Auf diesem Level ist er nicht in der Lage, weitere Zauber einzusetzen, da er sich voll und ganz aufs Fliegen konzentrieren muss.
Beherrschung:
Willenskraft 6: Der Anwender kann nun nebenher Zauber bis Klasse II verwenden. Willenskraft 8: Der Anwender kann nun nebenher Zauber bis Klasse III verwenden. Willenskraft 10: Der Anwender kann nun nebenher Zauber bis Klasse IV verwenden. Willenskraft legendär: Der Anwender kann nun nebenher jeden Zauber verwenden, der ihm zur Verfügung steht.
Keuchend wie ein Bauernpferd, das man in Ackerwerkzeug gespannt hatte, pflügte auch Vahid Rillen in die Wüste. Der einzige Unterschied zu den Tierchen war, dass man in deren beackerten Flächen am Ende etwas pflanzen konnte, während hier in der Wüste höchstens mal ein Kaktus oder ein dörriger Dornbusch aus dem Boden sprossen. Pflanzen eben, die es wie der Drachensohn verstanden, gegen die widerspenstige Natur seiner Umwelt anzukämpfen. Es hätte ja alles so einfach für ihn sein können, wenn er Thanas Angebot angenommen hätte, aber natürlich musste der Slayer hier und jetzt seine Männlichkeit demonstrieren und zum Ackergaul werden, während seine liebliche Begleitung eigentlich nur noch ein Cocktail mit Schirmchen und zwei ebenso leicht bekleidete Versionen seiner Selbst gefehlt hätten, die sie mit Palmwedeln betüdelten. Damit konnte Vahid leider nicht dienen: Er rammte die Hacken in den Sand, drohte öfter einmal von einer losen Düne wegzurutschten und schwitzte wie ein ... na ja, Pferd, eben.
So langsam roch er sich selbst, denn der intensive Geruchsinn seines Slayerdaseins funktionierte natürlich auch für Düfte, die er selbst produzierte. Andere mochten davon angeekelt sein, doch für ihn gab es ja wohl kaum etwas Besseres als den Duft harter Arbeit, die man mit den eigenen Händen und Füßen geschafft hatte! So quasselte er auch gut gelaunt mit Thana, checkte mal wieder gar nichts von ihrem Kommentar zum Blasezeug (hey, wenn sie gerne Flöte spielte, wieso nicht!), aber verstand nun die Assoziation zum eigenem Hintern endlich. Es war fast, als hätte seine Questkameradin sich in den Kopf gesetzt das Gesäß des Drachensohns vorm letzten Sonnenstrahl drei mal zu geloben, und wenn etwas bei Vahid Erfolge erzielte, dann waren es Wiederholungen. Was er nicht beim ersten Mal raffte, das klickte irgendwann beim zehnten Mal. Aha, Thana fand seinen Hintern also ansprechend - konnte es gar sein, dass sie seine äußere Erscheinung im Allgemeinen gut fand? Die Wüstenkönigin wusste ja gar nicht, was das für ein Motivationsboost für den Drachensohn war, der gefühlt drei Meter wuchs und mit neuem Elan und Geknurre nochmal einen Zahn beim Ziehen zulegte.
Beim Zerren bemerkte er natürlich auch, dass der andere Wüstengleiter wie von selbst davon"flatterte" und gaffte dem Teil mit unverhohlener Bewunderung entgegen. Das Ding gehörte eigentlich noch immer zu Feuerholz verarbeitet, aber wenn es so gebraucht werden könnte wie Thana es tat, hatte es wenigstens seinen Nutzen! Ihm war bereits entfallen, dass sie ja eigentlich zum Testen hier waren, weswegen der panisch auf sie zutrabende Forscher ihn auch dezent verwirrte. Es brauchte einen Moment, bis die durchgeschüttelten und momentan vor allem aufs Geziehe fokussierten Gedanken des Drachensohns die Person wieder zuordnen konnten, aber das hielt ihn nicht davon ab, zeternd und blökend wie eine irritierte Ziege um die Gleiter zu tänzeln. Was als Tirade begann, verdünnisierte sich zusehends, als er den tadellosen Zustand der Gefährte bemerkte. Vahid, der deutlich schlimmer zugerichtet war als die Fahrzeuge, ließ demnach sein Tau los und stakte noch ein paar Meter durch den Wüstensand auf die Oase zu, da sich plötzlich alles so leicht für ihn anfühlte. Gerade streckte der Forscher die Hand aus und fuhr über einen Kratzer in der Seite seines Gefährts, da schickte er Vahid einen bitterbösen Blick zu, der vielleicht etwas mit seiner Bekleidungssituation zu tun haben mochte. Der Drachensohn konterte mit einem Starren aus den stechend blauen Augen und einem Blecken der Fangzähne, was den Forscher dazu brachte, heftig blinzelnd seine Brille von nicht existentem Wüstensand zu befreien und zu Thana zu gehen. "A-also wie ist das Fazit? War die Steuerung angemessen einfach zu bedienen? Das Bremsen? Die Kurven?" Während er seine Begleitung löcherte, klopfte Vahid sich Dreck vom Lendenschurz und puhlte sich Sand aus den Öhrchen. Persönlich würde er diese Teile ja gerne anzünden ...
Thana entspannte mal so richtig, während der Magier vor ihr seine Männlichkeit demonstrierte und den Wüstengleiter mit purer Muskelkraft durch die Wüste zog. Das Einzige was die Mahaf noch mehr genossen hätte, als die Demonstration seiner Männlichkeit, wäre dessen Präsentation gewesen. Er hätte ja ruhig mal sein Shirt vom Leib reißen können und der selbstgebastelte Lendenschurz hielt doch sowieso kaum… Es gab durchaus interessantere Gegenden, durch die man die Magierin hätte fahren können. Die Wüste gab ja wirklich nichts her, obwohl auch sie im Rot der untergehenden Sonne definitiv hübscher war als mitten am Tage. Jedenfalls konnte sich Vahid so sicher sein, dass die uneingeschränkte Aufmerksamkeit seiner Questpartnerin einzig und alleine auf ihm lag. Blöd nur, dass er das gar nicht so wertschätzte, wie er das ihrer Meinung nach tun sollte. Thana entging aber nicht der plötzliche Boost, den er bekam, nachdem sie erneut sein Gesäß gelobt hatte. Ob er so langsam auf den Trichter kam, wovon sie da die ganze Zeit sprach? An der Oase angekommen, war der Erfinder auf Hundertachzig. Wer konnte es ihm aber auch verübeln? Es musste für ihn so ausgesehen haben, als brachten die Magier ihm nur Schrott wieder. Warum fuhren sie nicht mit den Gleitern? Warum wurde einer von ihnen gezogen und der andere magisch durch die Luft geschoben? Hatten sie sie kaputtgemacht? Nein, hatten sie nicht. Das erkannte er wohl bald auch, zumindest schienen die Wüstenschiffe äußerlich keine größeren Schäden davongetragen zu haben. Nachdem Vahid den armen Mann mit seinem Blick abschreckte, wandte er sich eingeschüchtert lieber an die Dame. Für Thana war das okay. Ihr Partner hatte genug gearbeitet und hätte dem Auftraggeber vermutlich eh kein vernünftiges Fazit mitteilen können. “Ich kann Sie beruhigen.“, vermittelte die Magierin dem Mann, während sie noch immer gemütlich auf dem geparkten Gleiter saß. “Die Steuerung funktioniert einwandfrei. Kurven lassen sich damit auch fahren. Die Bremswirkung ist bisweilen ein wenig… abrupt.“ Ein Schmunzeln huschte über ihre Lippen. Eigentlich plante Thana nur eine kurze Pause, in der ihr Augenpaar zur Seite huschte, um Vahid mit ihrem Blick einzufangen. Er hatte eine absolute Vollbremsung hingelegt und wurde dabei von seinem Gefährt geschleudert. Der Erfinder aber konnte kaum abwarten. “Was ist dann mit ihnen? Warum fahrt ihr sie nicht mehr?“, wollte er wissen. Als Antwort darauf erhielt er von der Crusaderin zunächst nur ein genervtes Seufzen. Warum nur diese Ungeduld? Sie erhob sich elegant von dem Gleiter, ehe sie fortfuhr. “Es ist auf Wind angewiesen. Dieser wehte aber in die falsche Richtung.““Ah, jaja… Verstehe… Ich sollte… mhm, ja. Vielleicht kann ich mit einem Lacrima… Kaum hatte er das Urteil der Magierin erhalten, stürzte er sich förmlich auf seine Erfindung. Er untersuchte sie und arbeitete im Kopf schon an den Verbesserungen. Die Mahaf blendete er dabei vollkommen aus. Umso besser, dann konnte sie sich ja verziehen. Wie so oft, wenn es um den weichen Wüstenboden ging, nutzte Thana Gentle Steps , um entspannt zu Vahid stolzieren zu können. “Hey, Großer. Gut hast du das gemacht. Hast ja ordentlich was in den Armen.“, schmunzelte sie ihm zu, ehe sie an ihn herantrat. “Damit hast du es geschafft und die Fahrt auf der wilden Höllenmaschine überlebt. Ich bin stolz auf dich.“ Ihr Schmunzeln wuchs heran zu einem Grinsen. “Das wars dann auch. Hat Spaß gemacht. Vielleicht sieht man sich ja wieder.“ Zum Abschluss, ehe sie davonstolzierte, holte die Magierin nochmal aus, um Vahid ein letztes Mal mit der flachen Hand auf seinen Knackpo zu hauen. Das bereitete ihr einfach viel zu viel Spaß.
fin
Genutzte Zauber Gentle Steps TYP: Elementarmagie ELEMENT: Wind KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3 BESCHREIBUNG: Durch eine Konzentration des Windmanas an den Füßen ist der Anwender in der Lage, ein Luftkissen zu erzeugen, welches viele Funktionen besitzt. Unter anderem kann man sich zum Beispiel geräuschlos fortbewegen, da man eben nicht auf kleine Äste oder knirschende Erde tritt. Weiterhin hinterlässt man auf diese Art und Weise keine Spuren, oder man kann es einfach dazu nutzen, um sich auf unebenem Boden gemütlich fortzubewegen.
Während Thana - wie eigentlich die ganze Zeit auf dieser Quest - das tat, was von ihnen erwartet wurde, hatte Vahid wieder die Rolle der Raumdeko angenommen, spielte mit den Zehen im Sand und gaffte in der Oase herum. Ab und an warf er einen hasserfüllten Blick auf die Wüstengleiter, als könnte er sie alleine durch seinen puren Willen anzünden. Sicherlich verstand Vahid irgendwo, dass diese Teile Potential besaßen und - wenn sie weniger vom Wind abhängig waren - gewiss ein nützliches Werkzeug für Karawanen und Händler sein konnten, ja vielleicht sogar das Leben der ein oder anderen Person zu retten vermochten, wenn man sie als eine Art Wüstenkrankenwagen einsetzte, doch alles in dem Drachensohn widerstrebte ihm, dieser Höllenmaschine irgendeine Art von positiven Gedanken zukommen zu lassen.
Im Verlauf der Quest, die irgendwie sehr kurz und sehr lang gleichzeitig gewesen war, hatte man Vahid geschunden wie kaum zuvor. Mehrmals war er im Dreck gelandet, hatte mit dem Gesicht gebremst. Er wurde durch die Luft geschleudert, ausgezogen, "geschlagen" und hatte sich sogar übergeben. An sich hatte der Draconia nichts dagegen, mit vollem Körpereinsatz eine Quest zu erledigen - Ehre und so! - aber eigentlich hatte er immer gedacht, dass er solche Blessuren von epischen Kämpfen bekommen würde, nicht vom Herumdüsen mit einem Gleiter. Die hellblauen Augen des Drachensohnes fuhren über Thana, die gerade irgendetwas mit dem Forscher schwätzte, das Vahid eh nicht verstehen würde. Vermutlich erklärte sie all die Schwachstellen des Gleiters! Hoffentlich kam das Teil nicht gut weg, auch wenn die letzte Strecke sicher sehr angenehm gewesen war. Aber da hatte ja auch Vahid gezogen ...
Vahid fiel ein, dass er ihren Namen nicht kannte. Wie ein Wüstengeist war sie gefühlt einfach so im Sand vor ihm aufgetaucht, hatte ihn angemeckert und sich dann trotz allem seiner angenommen. Die schöne Frau mit dem eindeutigen Talent für Windmagie (und mindestens einen Feuerzauber!) war auf dieser Quest so eine Art Schutzengel gewesen - ohne sie hätte er ziemlich alt ausgesehen und wieder einen Auftrag versemmelt, was zu weiteren Problemen mit der Gildenleitung geführt hätte. Aber dank ihr konnte Vahid nun hocherhobenen Hauptes in das Gildenhaus spazieren und vor allen anderen angeben, dass er endlich etwas hingekriegt hatte! Die Tatsache, dass eigentlich sie es war, die alle Auftragsbedingungen erfüllt hatte und Vahid mehr oder weniger ihr Handicap gewesen war, ignorierte er dezent. War ja auch egal, denn sie hatten es nun endlich geschafft!
Nach getaner Arbeit kam Thana auf ihn zu und wurde von Vahid mit einem breitem Grinsen begrüßt. Er war ja schon stolz auf sie und ihre Leistung, das wollte er ihr auch zeigen. Auch sie lobte ihn, was für den Dragonslayer natürlich runterging wie Öl. Um zu unterstreichen, dass er da ganz ihrer Meinung war, spannte er noch einmal die Armmuskeln an. "Yeah! Hat mich gefreut! Hoffentlich bist du mal bei Crimson Sphynx, dann sag Hallo, mh?" Vahid winkte, dabei vergessend, dass er sich vielleicht noch bei ihrem Questgeber verabschieden sollte und wandte sich um, um wie der Held, der er war, seines Weges gen Sonnenuntergang zu gehen. Da klatschte es plötzlich wieder. Mit einer Hand an der Stelle des Verbrechens wirbelte Vahid herum, doch da sah er Thana nur wie eine hinternklatschende Fata Morgana auf ätherischen Schritten durch den Wüstensand schreiten. "Versteh' einer die Frau ..."
“Ich kann mir vorstellen, dass jedes Volk so seine Leckereien hat. Wenn du ganze Länder oder gar Kontinente bereist, kann ich mich doch zumindest kulinarisch etwas vorwagen.“, lächelte die Marinakis ihrem Kameraden entgegen. Vielleicht würde sie es nicht unbedingt experimentierfreudig nennen, doch zumindest neugierig war sie ja. Ihre Aufmerksamkeit durch den Deut Charons auf das Schild des Lokals gerichtet, wanderten ihre Augen über den besagten Schriftzug, den sie nicht wirklich zu lesen vermochte. “Kalb Alshara“, widerholte sie halblaut und aufgrund mangelnder Erfahrung natürlich falsch betont, beziehungsweise ausgesprochen. Dies bedeutete ebenfalls Wüstenherz, wie auch der Name in der ihrigen Sprache war. Der Sinn daraus ergab sich eigentlich von selbst. Charon erklärte aber trotzdem, dass dies mit der Verbundenheit zur Vergangenheit und einer Art Qualitätsversprechen zu tun hatte. Das Essen dieses Ladens war wirklich Regional und das schon seit vielen Generationen. “Das ist wirklich interessant. Nun bin ich richtig gespannt.“ Wenngleich Helena es in ihrer Vergangenheit mit der Geschichte eines anderen Volkes zu tun hatte, dafür aber nicht grade selten oder wenig, fand sie diesen kleinen Exkurs ebenfalls interessant. Diese Leute hatten obendrein sicher ihre ganz eigenen, alten Götter. In Sachen Sprache konnte die Ritterin auch auftrumpfen, jedoch mit der ihres eigenen Volkes. Diese konnte Charon vielleicht ja noch nützlich sein. Sie musste sich nur überlegen, womit sie ihre Sprachkenntnisse begründen konnte… Das würde noch anstrengend werden. Ein Netz aus Lügen bedeutete nie etwas Gutes. Als Charon dann von einer Spezialität sprach, die er empfehlen würde, wurde Helena sogar noch hellhöriger. “Oh, Weinblätter habe ich auch schon gegessen. Die sind sicher lecker.“, sprach sie voller Vorfreude. Dazu ein paar Schaschlikspieße? Das klang nach einer guten Mahlzeit, erst recht in Verbindung mit einer guten Flasche Wein. So ließ sich der Tag doch ausklingen lassen.
Die Begegnung mit dem Gildenmeister war wirklich sehr erfrischend, ein tolles Erlebnis. Nicht zuletzt auch der Anerkennung wegen, die er Helena entgegenbrachte. Die Magierin fühlte sich wirklich geehrt. “Könntest du dir vorstellen, eines Tages an seiner Stelle zu stehen?“, äußerte die Halbgöttin einen flüchtigen Gedanken, der ihr in diesem Moment kam. Ob sich Charon darüber überhaupt mal Gedanken gemacht hatte? Jedenfalls tat sich nun die Frage auf, wohin es die Zwei zog, nachdem sie das Büro des Gildenmeisters wieder verlassen hatten. Helena vermutete das Dach als den Ort, an dem sie es sich gemütlich machen würden und grundsätzlich stimmte der Dargin ihr da auch zu, doch hatte er ein anderes Plätzchen im Sinn. Ein hübscheres, welches er ihr gerne zeigen würde. Er sprach von einer kleinen Oase. Die Überraschung war der Marinakis anzusehen, doch vertraute sie ihrem Gefährten bei dieser Entscheidung, so wie sie es allgemein eigentlich auch stets tat. So führte Charon seinen Gast also zunächst zu seinem Gemach, wo er die erworbenen Speisen in einem süßen Körbchen verstaute und auch gleich Gläser für den Wein dazulegte. “Uh, das ist dein Zimmer? Hier wohnst du?“, fragte Helena mehr rhetorisch, als sie Charons Reich betrat. Neugierig schaute sie sich um, erspähte dabei die vielen Bücher, die er gehortet hatte. Sie wusste ja, dass es sich bei ihm um einen belesenen Mann handelte, doch dieser Anblick bestätigte diesen Eindruck nochmal. Während des kurzen Aufenthalts spazierte die Magierin einmal im Zimmer rund herum, saugte dabei die Eindrücke auf, die seine Einrichtung und sein Hab und Gut so von sich gaben. Dann ging es nach kurzer Zeit auch schon weiter. “Ja, gerne.“, lächelte die Halbgöttin Charon warm entgegen, als sie den ihr angebotenen Arm annahm und sich bei ihm einhakte. Etwas in ihr empörte sich über das Vorgehen, welches sie an den Tag legte. Wie konnte sie Charon diese Verbundenheit entgegenbringen, hatte sie doch eigentlich mit ihm abgeschlossen? Der andere Teil der inneren Helena jedoch, der augenscheinlich dominantere, warf dieses Gefühl von Stolz und den Selbstschutz achtlos über Bord. Sich auf die Gesellschaft dieses Mannes einzulassen mochte ein Fehler sein, doch es fühlte sich gut an. Außerdem, wer überhaupt vermochte zu sagen, was falsch und was richtig war? Wer richtete über die Entscheidungen der Marinakis? Wem gegenüber hatte sie Rechenschaft abzulegen?
Der Weg führte die zwei Magier also zu einer Oase und diese hielt was Charon versprochen hatte. Sie war sehr naturbelassen. Es gab kaum Spuren der Menschen, die diese Region besiedelten. Keine Handelsstände, keine Zelte, keine Besucher. Sie waren unter sich, wurden von niemandem gestört. Über ihnen das Himmelszelt, welches nur darauf wartete eindringlich begutachtet und erforscht zu werden. “Es… ist wirklich schön hier. Hier lässt du dich nieder, wenn du zu später Stunde in den Himmel blickst? Ich kann mir vorstellen, dass diese Oase auch eine tolle Atmosphäre bietet, um sich in Ruhe seinen Studien hinzugeben…“ teilabwesend ließ Helena ihren Blick über die Wasserquelle schweifen. So voller Leben und doch so leise, so ruhig. Einfach wundervoll.
Helena schien sich auf das Essen ja echt zu freuen. Die Art, wie sie sich begeistern ließ und wie sie gerne seinen Erzählungen lauschte, tat Charon ja schon echt gut. Manchmal brauchte er das, jemanden an Seite, der genauso Lust darauf hatte, etwas zu tun oder über etwas zu sprechen wie er selbst. Mit zwei tatkräftigen Magiern wie ihm und Helena wurde es vermutlich nie langweilig. Auch ihre Freude über eine für Charon besonders geschätzte Person wärmte ihm das Herz. Die Frage dazu erwischte ihn aber ein bisschen kalt. “Ah… der Gedanke kam schon auf, natürlich”, lächelte er sanft, fuhr sich dabei mit der rechten Hand durch die Haare. Er war ein Magier, der viel für seine Karriere tat, also hatte er durchaus schon einmal das Bild von sich selbst als Gildenmeister betrachtet. Die Marinakis war auch nicht die erste, die ihn fragte, ob das nicht eine Position für ihn wäre. So ganz sicher war er sich da aber nicht. “Ich hoffe mal, dass ich einen guten Job machen würde… aber ich glaube nicht, dass sich das mit meinem Lebensstil vereinbaren lässt”, gab er zu und lachte leise. “Ich müsste aufhören, dauernd durch die Gegend zu reisen… Immer in der Gilde oder bei irgendwelchen wichtigen Gesprächen zu sitzen würde mir nicht guttun. Meiner Forschung erst recht nicht.” Außerdem wusste er gar nicht so recht, wie gut er darin wäre. Natürlich eignete er sich gut als Organisator und Verhandlungspartner, aber… auf menschlicher Ebene tat Charon sich schwer damit, Distanz zu überbrücken. Konnte er das gleiche Vertrauen aufbauen, das er in Aram hatte? Nicht nur in einer Person, sondern in Allen? Konnte er richtige und gütige Entscheidungen treffen, ohne dabei von seinen eigenen Interessen beeinflusst zu werden? Es war schwer zu sagen. Charon gab es ungern zu, aber er brauchte seine Freiheit… und manchmal, ganz, ganz selten, war er schon ein bisschen egoistisch. “Wie sieht es bei dir aus? Wo soll es mit deiner Karriere hingehen?”, hakte Charon nach, Neugier in seinen Augen, während er den Kopf zu Helena wandte. Sie hatte vorhin noch gesagt, sie sei keine Vorzeigeritterin… aber gleichzeitig wirkte sie wie jemand, der hoch hinaus wollte im Leben. “Du hast mir damals gesagt, du hast Aufgaben und Pflichten, die dich in Crocus Town halten”, erinnerte er sich an das erste Mal, als er versucht hatte, sie nach Aloe Town und zu Crimson Sphynx zu bewegen. Noch immer eine vielversprechende Vorstellung. Wenn er nur wüsste, was sie davon abhielt… “Klingt für mich, als hättest du große Pläne… oder zumindest irgendeine besondere Aufgabe, mit der du betraut wurdest.” Vermutlich von den Runenrittern. Woher sonst sollte das auch kommen? Von den Göttern? Er schmunzelte, während er ihr in die Augen sah. “Magst du mir ein bisschen darüber erzählen, Helena?”
Nach einem kurzen Besuch in Charons Zimmer und der Bestätigung, dass, ja, das tatsächlich sein Zimmer war - das, von dem er ihr schon beim ersten Treffen erzählt hatte und das auch immer noch die erste eigene Wohnung seines Lebens war - zögerte die Sphynx nicht damit, sich direkt auf den Weg zu machen, um Seite an Seite mit Helena in Richtung der Oase zu spazieren. In einer Hand ein Korb mit gutem Essen, am anderen Arm eine hübsche, junge Dame… Ja, so ließ es sich leben. Am Ort des Geschehens angekommen breitete er eine dünne Decke nahe des stillen Wassers aus und nahm darauf Platz, um mit der Marinakis zusammen die frische Nacht zu genießen. “So oft komme ich nicht her. Das hier ist ein Anblick für besondere Nächte”, lächelte er mit einem Blick hinauf zum Himmel. “Meist sehe ich von meinem Zimmer oder der Straße aus in die Sterne… oder aus dem Park. Was sich eben gerade anbietet. Die Zeit, aus Aloe Town heraus hierher zu kommen, finde ich eher selten.” Heute lohnte es sich natürlich. Wenn er Helena überzeugen wollte, dann war es nur richtig, ihr den mit Abstand schönsten Himmel in ganz Fiore zu demonstrieren. Außerdem war diese Nacht ohnehin ihr allein gewidmet, da spielten die Minuten extra keine große Rolle. “Meine Studien bleiben zuhause. Ich bemühe mich, meine Freizeit auch mal Freizeit sein zu lassen, da hilft es, klare Grenzen zu ziehen”, meinte er und legte den Kopf in den Nacken. “Entweder ich schließe mich ein und wälze Bücher, oder ich gehe bewusst auf einen Forschungstrip. Wenn ich einfach unterwegs bin, dann ist Pause. Hierher komme ich, wenn ich entspannen oder meinen Kopf freimachen will… auch wenn das natürlich dabei helfen kann, eine Denkblockade zu lösen und auf neue, frische Ideen zu kommen.”
20 Hinter Helenas Frage steckte kein ausgereifter Gedanke. Wie denn auch, entwickelte sie sich doch spontan aus dem Gespräch über den aktuellen Gildenmeister von Crimson Sphynx heraus. Es war einfach ein spontaner Einfall, den sie gleich nach außen trug. Zu ihrer Überraschung, war sie nicht die erste Person, die auf einen derartigen Gedanken kam. Charon erklärte sogar, dass dieser Gedanke „natürlich“ schon aufgekommen sei. Dann gab er seine Einschätzung darüber, wie das funktionieren würde, aber er sprach ebenfalls davon, dass er das nicht unbedingt für eine gute Idee hielt. Es ließe sich schwer mit seinem Leben vereinbaren, meinte er. Es war nicht so, dass Helena ihm da hineinreden wollte, aber was das betrifft wollte sie dennoch ihren Senf dazu geben. “Sicher, du hättest deine Pflichten. Aber gäbe es nicht auch eine Möglichkeit, einen Vertreter zu benennen? Und denke daran, dass dir ja zeitgleich auch Freiraum geschaffen wird, da du ja nicht länger Quests erledigen musst um deinen Lebensunterhalt zu verdienen.“, erklärte sie. So viel zu den Problemen, die er offen aussprach und aufzeigte. Aber… “Ich will dich natürlich zu nichts überreden, ich hab nur etwas herumgesponnen.“, reichte sie mit einem Lächeln nach. Es war nicht mehr als ein Gedankenexperiment, immerhin stand diese Position ja auch nicht mal zur Besetzung frei. Dass Charon ausgerechnet bei diesem Thema eine Gegenfrage stellte, sollte der Marinakis nicht unbedingt in den Kram passen. Er erinnerte sich an „Aufgaben und Pflichten“, von denen sie ihm mal erzählt hatte und darüber wollte er scheinbar mehr wissen. Ein schwieriges Thema, da es mit ihrem Hintergrund und ihrer Geschichte zusammenhing, die sie lieber verschwieg. “Aaaach, das mit meinen Pflichten…“, entgegnete sie langgezogen, während sie sich etwas nervös am Hinterkopf kratzte. “Das ist eine Familiengeschichte, über die ich jetzt nicht unbedingt reden möchte.“ Hey, so etwas in der Art hatte er doch früher am Tag auch gesagt. Es war etwas „für ein Andermal“ oder so ähnlich. “Was die Rune Knights betrifft habe ich jedenfalls keine spezifischen Pläne.“ Davon konnte sie ja erzählen, bloß gab es halt nichts zu erzählen. “Ich mache mein Ding, gehe meinen Weg und schaue wo der mich hinführt. Mein Ziel ist es, den Bürgern dieses Reiches zu helfen. Ein Ziel, welches man nie wirklich erreichen kann, da es nicht greifbar ist. Aber Tage wie dieser heute… die sind es, die mich wirklich antreiben. Es war so ein schönes Gefühl, das Glück in den Augen dieser Leute zu sehen.“ Ganz abgesehen davon, wie es war wenn die Leute einem zujubelten! “Das erfüllt mein Herz, verstehst du?“ Ein wenig verträumt schmunzelte die Magierin ihrem Gefährten zu. Sie wollte eine Heldin sein und genau so fühlte sich das an!
Wie sich herausstellte, war der Ort, zu dem Charon seinen Besuch führte, für ihn tatsächlich ein ganz besonderer. Er erklärte, dass er ihn selbst nicht sehr oft besuchte. Helenas Vermutung, dass er dort zum Lesen und Lernen hinkam, stellte sich als falsch heraus. Der Dargin trennte seine Studien und die Ruhe, die er an dieser Oase fand, strikt voneinander. Außerdem, so hatte es für die Magierin zumindest den Schein, war dieser Ort vermutlich etwas zu weit weg, um häufiger mal eben kurz herzukommen. “Umso schöner, dass du diese Erfahrung heute mit mir teilst.“, strahlte Helena zufrieden. “Sicher kommen dir hier trotzdem manchmal Gedanken, die nur ihren Weg zu dir finden, weil du dich von allem löst und dich vollkommen der Ruhe hingibst.“, stellte die Marinakis sich vor. Charon mochte seine Prinzipien haben und das eine vom anderen trennen, doch der Geist entwickelte manchmal einfach sein Eigenleben, welches kaum zu kontrollieren war. “Wollen wir uns einen Platz suchen? Vielleicht dort vorne am Wasser?“ Sie deutete einige Schritte vor, löste sich von Charons Arm und ging schnelleren Schrittes dorthin, wo die Grenze zwischen Wüstensand und Quellwasser lag. Helena kniete sich erst hin, warf dann einen Blick direkt vor sich ins Wasser. Der noch leicht rötlich angehauchte Himmel spiegelte sich im kristallklaren Nass, sowie es auch ihr eigenes Gesicht tat. Die Magierin kam nicht drum herum mit ihrer Hand durch das Wasser zu fahren, wodurch die Spiegelung sich zerschlug. “Es ist vollkommen sauber.“, stellte sie fest. “Ich muss sagen, dass dieser Ort seinen ganz eigenen Charme hat. Diese scheinbar unberührte Natur… auch wenn sie nicht so viel Leben zu bieten hat, wie die grünen Felder und Wälder, die man in anderen Regionen findet. Dennoch haben sich vor langer Zeit so viele Leute hier angesiedelt. Wie auch die Urahnen, deren Nachkommen nun das… Q.. Qalb Alsar führen. Trotz allen Hürden, den wortwörtlichen Steinen, die ihnen im Weg lagen, haben sie ihr Leben an diesem Ort verbracht.“ Helena erzählte garantiert nichts Neues, aber irgendwie verlor sie sich in den Gedanken, die ihr grade durch den Kopf schossen. Es war ein Moment, in dem sie Dinge so richtig realisierte, die sie eigentlich selbst schon wusste. So wie sie just in diesem Augenblick auch bemerkte, was sie da eigentlich erzählte. “Verzeih, wem erzähle ich all das?“ peinlich berührt lächelnd, wanderte ihr Blick letztlich wieder zu Charon. Natürlich wusste er, der Gelehrte, all dies. “Weißt du etwas über die Götter dieser Menschen, die einst hier ihr Zuhause fanden?“
„Ein Vertreter... wäre vielleicht möglich“, seufzte Charon, fuhr sich durch die Haare. „Schlussendlich ist es mir lieber, ein einfaches Mitglied zu bleiben. Ich mag es tatsächlich, Quests zu machen und mit eigenen Augen die Leute zu sehen, denen Crimson Sphynx hilft. Außerdem bin ich mehr als glücklich mit unserem aktuellen Meister.“ Fröhlich strahlte er die Dame an seiner Seite ein, ein entspanntes Lachen auf den Lippen. Aram wirkte jetzt nicht, als würde er in nächster Zeit abdanken, und darüber war der Dargin dann doch ziemlich glücklich. Dennoch nickte er der Marinakis zu. „Aber... wenn meine Gilde mich braucht, um diese Verantwortung zu übernehmen, bin ich natürlich da. Wenn überhaupt fühle ich mich geschmeichelt, dass du mir so eine bedeutsame Rolle zutraust, Helena!“ Natürlich interessierte sich Charon nicht nur für seine eigene Verantwortung, sondern auch für die von Helena – es wäre doch ein wenig egoistisch, das ganze Gespräch nur über sich selbst zu führen, nicht wahr? Dass sie nicht darüber sprechen wollte, konnte er natürlich nicht erahnen. „Ah, schade“, nahm er die Aussage entgegen, nickte aber. „Aber gut, das versteh ich. Du musst mir nicht mehr erzählen.“ Dabei hatte er sich ihr schon ganz schön geöffnet, auch bezüglich Themen, die ihm nicht jeder einfach so glauben würde. Da lag doch ein gewisses Ungleichgewicht in dieser Beziehung... Aber es lag nicht in Charons Natur, eine Frau zu bedrängen. Dass ihre Ziele nicht an die Runenritter geknüpft waren, war aber durchaus interessant. Bedeutete das nicht, dass die stetigen Rekrutierungsversuche des Finsternismagiers irgendwann Erfolg haben konnten? Der Gedanke, die Wassermagierin irgendwann hier, in erreichbarer Nähe leben zu haben, hatte etwas Kribbelndes. Dafür musste man wohl aber erst diese Familiengeschichte auflösen... hm. „Ich verstehe genau, was du meinst. Nichts ist Schöner als zu Wissen, dass man Menschen etwas Gutes getan hat“, nickte Charon zufrieden und erwiderte das Schmunzeln seiner Partnerin. In der Hinsicht waren sie sich doch sehr ähnlich. „Insofern... Aus der Güte meines Herzens und weil du eine hochgeschätzte Freundin bist... Wenn ich dich irgendwann einmal bei deinen Angelegenheiten unterstützen kann, zögere nicht, mich zu fragen, ja? Ich bin ein hochgradig fähiger Magier und Gelehrter, und ich verspreche, keine unnötigen Fragen zu stellen, also... denk einfach mal darüber nach.“
Gerne führte Charon Helena hinaus zu der hübschen kleinen Oase nahe der Stadt. Ja, es war ein Ort, den er nur in besonderen Nächten aufsuchte, aber das würde ihn heute nicht abhalten. Im Gegenteil. „Natürlich teile ich sie mit dir“, lächelte er sanft, strich mit einer Hand über den freigelegten Oberarm seiner Begleiterin. „Du bist es doch, die die heutige Nacht zu etwas Besonderem macht, Helena.“ Und er war nicht so naiv, die Gelegenheit verstreichen zu lassen. Die Marinakis wirkte geradezu verzaubert, ob nun von Charon oder von der Schönheit der Wüste, also zeigte er ihr gerne, wie viel von dem Zauber sie noch gar nicht gesehen hatte. Das war der Vorteil an der Endlosigkeit, sei es die Endlosigkeit der Finsternis, des Himmels oder der Wüste: Es gab immer wieder etwas Neues zu entdecken... „Haha. Natürlich, du hast Recht. Ich kann mich der Ideen hier nicht immer erwehren“, gestand das Weißhaar fröhlich, während er die Decke bereithielt. Näher ans Wasser, hm? „Klingt gut. Gefällt dir die Stelle hier? Ein bisschen Distanz zu den Palmen ist gut, wenn wir einen ungestörten Ausblick wollen.“ Während er sich um die restlichen, kleineren Vorbereitungen kümmerte und schon einmal den Wein aus dem Korb nahm, zeigte sich seine Begleiterin erst einmal interessiert an ihrem eigenen Element. Das klare Wasser schien ihr sehr zu gefallen; allgemein zeigte die Atmosphäre ihre Wirkung. Aufmerksam lauschte der Dargin ihren Worten dazu, wie sich die Region und die Menschen hier entwickelt hatten, und konnte nicht anders als aufzulachen, als sie meinte, dass sie das ihm vermutlich nicht erzählen brauchte. „Ach, sag so etwas nicht. Ich finde es faszinierend, deine Perspektive zu hören“, meinte er fröhlich und klopfte mit einer Hand auf die Decke, auf der er im Schneidersitz saß. Eine wortlose Einladung, sich zu ihm zu gesellen. „Aber weißt du... Schlussendlich waren es nicht die Götter, die entschieden haben, wo die Leute leben, und es war auch nicht einfach der schönste Teil der Wüste. Entscheidend ist die Lebensgrundlage... Das Wasser.“ Ein Thema, bei dem er ihr vermutlich nichts zu erzählen brauchte, aber er wollte gerne noch einmal hervorheben, wie wichtig ihr Element auch oder gerade für die Bewohner der Wüste war. „Ohne eine Oase wie diese oder unsere unterirdischen Quellen würde es Aloe Town nicht dort geben, wo es aktuell steht“, lächelte Charon. „Und auch die Nomaden aus dem Rest der Wüste hätten hier nicht bleiben können, hätten sie nicht Wege gefunden, sich zuverlässig mit Wasser zu versorgen. Und da gibt es selbst hier draußen so einige... Du wärst überrascht, wie kreativ Menschen werden, nur um etwas zu bekommen, das du immer an deinen Fingerspitzen haben kannst.“
Nachdenklich legte Charon den Kopf zurück, lehnte sich leicht von Seite zu Seite. Die Götter der Menschen hier... „Hm, hm. Ein bisschen weiß ich wohl. Leider ist nicht so viel erhalten, wie ich gerne hätte“, gab er zu, ehe er sich wieder auf Helena direkt fokussierte. „Aber es ist tatsächlich ganz spannend. Die Götter, die du kennst, haben ja eher mit groben Konzepten zu tun... Blitz und Donner, der Ozean, das Unheil und so weiter. Soweit ich das einschätzen kann sind die Götter der Wüste eher für Prozesse zuständig. Zum Beispiel der Gott, der die Sonne über den Himmel zieht.“ Die Menschen von damals waren wohl sehr explizit der Meinung gewesen, dass diese übergeordneten Mächte die Welt stetig am Laufen hielten, und das nicht mit irgendeiner passiven Kraft, sondern indem sie sehr aktiv ihren Teil in dem stetigen Kreislauf des Lebens erfüllten. „Viele von ihnen werden mit bestimmten Tieren in Verbindung gebracht. Dargestellt mit dem Kopf eines Schakals, oder dem eines Adlers... Es ist ein interessantes Konzept. Sehr anders, auf jeden Fall.“ Nachdenklich kratzte er sich am Kopf, schloss für einen Moment die Augen. So langsam drohte Charon, sich in seiner Erzählung und Spekulation zu verlieren, weil das Thema so interessant für ihn war. „Manchmal frage ich mich, ob die alten Einwohner der Wüste wirklich aus West-Fiore stammten... oder überhaupt aus Fiore...“
21 Es war keinesfalls so, dass Helena dem Weißhaarigen irgendetwas einreden, oder sie ihn zu etwas bewegen wollte. Es war in ihren Augen einfach eine gar nicht so abwegige Vorstellung, dass er den aktuellen Gildenmeister eines Tages ersetzen könnte. Das musste ja nicht einmal zeitnah der Fall sein. Was sie an Gegenargumenten hörte, war für sie nicht wirklich überzeugend, beziehungsweise ließ sich leicht aushebeln. Jedenfalls solange, bis Charon eindeutig erklärte, lieber ein normales Gildenmitglied bleiben zu wollen. Das war letztlich das Todschlagargument, das gegen eine Nachfolge sprach. Es sei denn natürlich, es fand sich bei Zeiten kein geeigneter Nachfolger und er ließe sich doch dazu breitschlagen. Aber das lag dann in seiner Hand und sowieso ging es ja nur um ein theoretisches Konstrukt. Eines, über das sich der Dargin allerdings freute. Er fühlte sich laut eigener Aussage darüber geschmeichelt, dass Helena ihm eine solche Position zutraute. Freudig und mit einem Hauch Verlegenheit, lächelte sie ihn daraufhin an. “Ich halte dich nun mal für einen fähigen und gütigen Magier, dem das Wohl seiner Mitmenschen am Herzen liegt.“ In ihren Augen wichtige Eigenschaften, für einen solchen Posten. Dass sich das Gespräch der Zwei wiedermal primär um Charon drehte, lag nicht ausschließlich an seinem Hang zur Selbstdarstellung. Seinen Versuch, den Fokus ein wenig mehr auf Helena zu verschieben, blockte diese recht schnell ab. Eigentlich war die Magierin gar nicht so verschlossen, doch die Tatsache, dass sie ein so großes Geheimnis durchs Leben begleitete, belastete sie in solchen Situationen sehr. “Das ist lieb von dir, danke.“, entgegnete sie der Aussage ihrer Begleitung. Charon beabsichtigte nicht sie auszufragen und er wollte auch keinerlei Druck aufbauen. “Es wird die Zeit kommen, dass wir darüber sprechen können. Da bin ich mir sicher.“, lächelte sie ihm daraufhin noch entgegen. Eines Tages, wenn sich die Gelegenheit ergibt, würde sie ihn aufklären. Wenn jemand mit solchen Informationen umgehen konnte, dann war es vermutlich Charon. Abgesehen von ihrer besten Freundin, die fast schon erschrocken gelassen damit umgegangen war, als Helena ihr von ihrer göttlichen Abstammung erzählt hatte. Was das erfüllende Gefühl betraf, welches die Magierin im Zusammenhang mit der großen Hilfsaktion an diesem Tag verspürte, so erhielt sie von Charon Zuspruch. Er wusste genau was sie damit meinte und empfand vermutlich dasselbe. Was sie allerdings nicht erwartete, war das, was er an seinen Zuspruch anhängte. Der Weißhaarige nutzte seine Worte als eine Art Überleitung und versicherte seiner Gefährtin, dass er ihr jederzeit bei „ihren Angelegenheiten“ helfen würde. Dabei betonte er auch, dass er selbst dann nicht unnötig viel nachfragen würde. Es war ein bedingungsloses, unbefristetes Hilfsangebot. Helena konnte die Überraschung in ihrem Blick nicht so recht verbergen, verdrängte sie allerdings schnell mit einem milden Ausdruck der Freude. “Das weiß ich sehr zu schätzen. Vielen Dank.“, entgegnete sie ihm sogleich. “Wenn ich deine Hilfe gebrauchen kann, dann zögere ich nicht mich bei dir zu melden. Versprochen.“, fügte sie noch an. Es war noch immer eine merkwürdige Situation, in der die Beiden steckten. Bis zu diesem Tage hätte sie ihr Bestes gegeben, die Nähe des Crimson Sphynx Magiers zu meiden. Kaum war die erste Hürde überwunden, fühlte es sich mit ihm fast wie vorher an. Wie vor dem letzten, unschönen Abschied. Vielleicht hatte sie voreilig gehandelt. Vielleicht musste sie sich gar nicht so sehr von ihm distanzieren, wie sie zuerst gedacht hatte. Dieser Tag könnte sie umstimmen, oder das bereits getan haben. Der Blick der Marinakis folgte der Bewegung von Charons Hand über ihren Arm, ehe sie wieder seine violetten Seelenspiegel betrachtete. Nur zu gut kannte sie die Zärtlichkeit, die in seinen Berührungen liegen konnte. Als sie die Oase erreicht hatten, löste sich die Magierin allerdings von ihm. Sie erkundete den Ort und stieß dabei schnell auf das Wasser, welches ihm Leben einhauchte. “Ja, sie ist super!“, bestätigte Helena voller Freude und Energie über die Schulter geblickt, als Charon sich daran machte die Decke auszurichten. Sich dabei von den Palmen wegzubewegen, so meinte er, würde sich auch positiv auf eine freie Sicht auf die Sterne auswirken. Am Tage spendeten diese widerstandsfähigen Pflanzen den Leuten Schatten und damit Schutz vor der brennendheißen Sonne. In dieser Situation jedoch waren die großen Blätter eher hinderlich. Das peinlich berührte Lachen der Magierin, nach ihrer Erklärung dessen, was Charon garantiert schon alles bekannt war, wischte er mit seinem Kommentar einfach weg. Er freute sich über die Schilderung ihrer Perspektive, darüber den Standpunkt einer anderen, diesem Ort fremden Person wahrnehmen zu dürfen. Das machte die Situation für Helena gleich wieder angenehmer. Während die Magierin ihn dann etwas über diese Region und ihre Gottheiten fragte, lud er sie nonverbal mit einem simplen Klopfen auf den freien Platz neben sich dazu ein, sich zu ihr zu gesellen. Ohne zu zögern erhob sich die Halbgöttin, um diesem Wunsch nachzukommen. Sie ging zur Decke hinüber, streifte mit kurzen, gezielten Bewegungen die Schuhe von ihren Füßen und ließ sich dann neben Charon nieder. Zunächst kniete sie sich hin, dann rutschte sie mit ihrem Po zur Seite, um auf der Decke zu sitzen und nicht auf ihren Waden. Mit den Händen stützte sie sich auf dem Boden hinter sich ab. Charon erzählte derweil davon, dass es nicht die Götter waren, die entschieden, wo sich die Leute damals ansiedelten und mit der Schönheit ihrer Umgebung hatte es auch nichts zu tun. Er hob die Rolle hervor, die das Element der Marinakis dabei spielte. Das Wasser. Das stimmte natürlich und Helena war sich der Tatsache, dass diese Oasen die Lebensgrundlage für die Wüstenbewohner darstellten, durchaus bewusst. Dennoch, obwohl es eigentlich gar nicht sie persönlich betraf, konnte Helena nicht abstreiten, sich irgendwie ein wenig geschmeichelt zu fühlen. Als bedurfte es einer Demonstration, führte Helena ihre rechte Hand vor sich, um in ihrer Handfläche ein wenig Wasser zu bilden und es zu betrachten. Schließlich schloss sie die Hand zur Faust, das Wasser verschwand und sie stützte sich damit wieder ab. Der Unterschied zwischen diesen Oasen und ihren Kräften war, dass ihr Wasser schwarz war. Sicher, es beherbergte die Macht, damit Götter verwunden zu können, doch das spielte in diesem Moment eigentlich keine Rolle. Es war ein kleiner Hinweis darauf, dass Helena anders war, dass ihre Magie anders war. Es war Fluch und Segen zugleich. “Ich bin stolz auf die mir gegebenen Kräfte.“, sprach sie. Dabei bezog sich ihre Aussage allerdings nicht nur auf das Element des Wassers, doch alles darüber hinaus war nicht für Gleich darauf folgte der Blick der Halbgöttin dem ihres Gefährten, hinauf in den Sternenhimmel. Es war das erste Mal an diesem Abend, dass sie diesen so gezielt und intensiv betrachtete. Erst Charon wieder zu ihr schaute, spiegelte sie seinen Blick. Er ging nun auf ihre Frage ein, erzählte ein wenig über die hiesigen Götter und hob dabei die Unterschiede zu den Gottheiten ab, denen andere Völker huldigten. So erklärte er, dass sie keine Objekte oder „Konzepte“ repräsentierten, sondern „Prozesse“. Als Beispiel führte er einen Gott auf, der die Sonne ihrer Auffassung nach über den Himmel zog. Eine Vorstellung, die Helena sichtlich belustigte. So konnte sie sich ein kurzes Auflachen nicht verkneifen. “Sie sahen nicht die Sonne selbst als Gottheit? Wie ungewöhnlich.“, schmunzelte sie Charon entgegen. Dabei war es doch oft so, dass die alten Völker all das als göttlich und magisch betrachteten, was sie sich nicht erklären konnten. Da hielten sie den großen Feuerball am Himmel nicht für einen Gott? Charon erzählte weiter, dass sich die Leute die Götter in Form ihnen bekannter Tiere vorstellten. Das wiederum wirkte auf die Halbgöttin gar nicht so weit hergeholt. “Ich glaube, wenn ich mir jetzt einen neuen Gott ausdenken müsste, würde es mir auch schwerfallen ihm ein Aussehen zu geben.“, erklärte Helena nachdenklich. “Klingt gar nicht so abwegig. Vielleicht waren diese Tiere für sie dann auch so etwas wie Gesandte der jeweiligen Gottheit? Oder standen irgendwie mit ihnen in Kontakt?“ Nur eine Vermutung der Magierin. Aber das Thema interessierte sie sehr und sie war froh, dass Charon zumindest ein wenig darüber wusste. Auch er äußerte dann so etwas wie eine Vermutung. Dass er die Herkunft dieser alten Völker hinterfragte, war auch gar nicht so weit hergeholt. “Ich denke sie waren vor der Gründung des Königreiches schon da? Kann natürlich sein, dass sie aus einem anderen Land stammten. Oder glaubst du, sie könnten von einem anderen Kontinent übergetreten sein?“ Der Blick der Magierin wanderte wieder hinauf zum Himmel. Dabei fiel ihr etwas ein, was ihr ein erheitertes Seufzen und ein Schmunzeln entlockte. “Wie das Leben damals wohl gewesen sein muss? Die Götter spielten früher eine viel größere Rolle als heute. Sogar Planeten wurden nach ihnen benannt.“ Helena suchte den Sternenhimmel ab, doch kannte sie sich auf diesem Gebiet nicht sonderlich gut aus. “Können wir eigentlich einen von ihnen sehen?“, richtete sie darum an Charon, in der Hoffnung er könne ihr auch mehr über die Sterne erzählen. “Ich habe mir von den Seemännern sagen lassen, dass sie die Sterne in- und auswendig kennen, da sie ihnen helfen sich auf den Meeren zu orientieren, selbst wenn alle anderen Hilfsmittel versagen.“
Ob Charon irgendwann erfahren würde, was Helena vor ihm verborgen hielt? Oder ob er sie zumindest dabei würde unterstützen können? Vielleicht. Für heute war er bereit, das Thema ruhen zu lassen. Anstatt in den Geheimnissen der Marinakis zu bohren, entschied er sich, ihr einen magischen Abend unter dem schönsten Sternenhimmel Fiores zu schenken. Es war schön, ihr zuzuhören und sich mit ihr auszutauschen. Es war schön, ihre Begeisterung zu sehen, als sie das klare Wasser betrachtete, auch wenn sich Charon umso mehr freute, als sie neben ihm auf der Decke Platz nahm. Amüsiert lachte er, als sie auf seine kurze Schilderung hin unbedingt noch einmal ihre Wasserkräfte fortführen musste. Sie war wirklich stolz darauf, hm? „Das kannst du auch sein“, schmunzelte das Weißhaar und begann, ihnen beiden ein Glas Rotwein einzugießen. Er reichte ihr ihr Glas, stieß dann mit seinem eigenen an, nun dicht an ihrer Seite sitzend. In der Kälte einer Wüstennacht wäre es doch mehr als unhöflich, ihr seine Körperwärme nicht zumindest anbieten, warum also nicht so sitzen, dass sie sich an ihn lehnen konnte?
„Ganz schön ungewöhnlich, ja“, lachte Charon mit einem Nicken. Die meisten Religionen würden wohl entweder eine eindrucksvolle Gestalt wie die Sonne vergöttlichen oder ihr zumindest einen Repräsentanten geben. Selten wurden Götter beschrieben als einfache Arbeiter, die die Sonne durch den Himmel zu ziehen hatten. Da war die Verbindung zu Tieren doch ein Stück leichter zu erklären. „Gut möglich. Sinn machen würde es“, bestätigte er ihre Gedanken dazu. „Wobei ich gestehen muss... So tief ist mein Verständnis der Götter West-Fiores noch nicht. Es ist erstaunlich schwierig, Schriften zu ihnen zu finden.“ Ein paar bestimmte Tiere konnte er bereits gut mit ihnen in Verbindung bringen, vor Allem Katzen und bestimmte Käferarten, aber im Moment fühlte sich der Dargin noch zu uninformiert, um mit seinem Wissen angeben zu können. Ein Grund mehr, sich mit seinen Studien zu bemühen. „Ich halte es für wahrscheinlich, dass sie von einem anderen Kontinent kommen, ja. Mein Tipp wäre Alakitasia“, nickte Charon, als die Marinakis seine eigenen Gedanken hinterfragte. „Wie gesagt... die Art, wie sie Götter interpretiert und definiert haben, ist sehr anders als Alles andere, was man in Fiore so zu sehen bekommt. Auch ihre Schriftzeichen sind sehr... einzigartig. Nicht zu vergleichen mit anderen Sprachen aus der Zeit. Da liegt der Gedanke nahe, dass sie andere Wurzeln haben, meinst du nicht?“ Ein paar andere kulturelle Unterschiede ließen sich auch noch finden... aber gleichzeitig sah es so aus, als wäre Westfiore kulturell gesehen lange vom Rest des Reiches abgeschnitten gewesen, also konnte er natürlich genauso wenig ausschließen, dass sich diese Unterschiede einfach durch Isolation entwickelt hatte. „Schlussendlich weiß ich es noch nicht. Ich hoffe, ich finde noch mehr über die Vergangenheit Westfiores heraus“, lächelte der Dargin, für den Moment zufrieden damit, dass er zumindest ein halbwegs interessantes Gespräch zu dem Thema führen konnte. Die Geheimnisse der Vergangenheit würden sich mit der Zeit schon offenbaren.
„Einen von ihnen...? Du meinst, ob wir von hier einen anderen Planeten sehen können?“ Nachdenklich zogen sich die Augen des Magiers zusammen, suchten den Nachthimmel über ihm ab. Er konnte viel über die Sternbilder erzählen, die sich gerade über ihnen erstreckten, aber andere Planeten... Das war gar nicht so einfach. „Gut möglich, dass wir von hier heute keine zu sehen bekommen...“, gestand er, auch wenn sein Blick noch immer auf der Suche war. So schnell wollte er den Wunsch von Helena nicht einfach abhaken. Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen, während seine Pupillen den Himmel prüften und seine Ohren den Worten seiner Partnerin lauschten. „Ja, ich kann mir vorstellen, dass sich Seeleute gut mit dem Sternenhimmel auskennen müssen... aber ich denke durchaus, dass ich mich da mit den Besten unter ihnen messen kann.“ Das wäre ja noch schöner, wenn ein einfacher Fischer dem großen Charon Dargin überlegen war, wenn es um die Endlosigkeit des Nachthimmels ging. Die Nacht war seine Welt, sie gehörte ihm. Er würde sich keinem anderen Menschen beugen, wenn es um sie ging. „... ah, da haben wir ihn ja.“ Selbstsicher legte sich der rechte Arm des Weißhaares um die Taille der Runenritterin, zog sie dichter an sich heran, während sich sein linker Arm nach oben hin ausstreckte. Sein linkes Auge geschlossen, sein Rechtes in der Nähe von Helenas Gesicht richtete Charon seinen Fingerzeig so aus, dass die Wassermagierin in genau die Richtung geleitet werden sollte, in die er selbst auch gerade blickte. „Da ist sie... die Venus. Siehst du sie?“, hakte er nach, an seinem Fokus festhaltend. Wenn er sie wieder aus den Augen ließ, war es zu leicht, sie wieder zu verlieren. „Benannt nach Venus, der Liebesgöttin... Von hier aus sieht sie kaum anders aus als ein Stern, aber wenn du genau hinschaust, wirst du sehen, dass sie nicht nur etwas größer ist als die anderen, sondern auch eher rötlich. Kannst du sie erkennen, Helena?“
22 Helena spielte tatsächlich sehr gerne mit ihrer Magie herum. Es war allerdings auch eine, die im Alltag häufig benutzt werden konnte. Wasser war mit unter das Element, welches sie alle tagtäglich umgab. Selbst in der so heißen und trockenen Wüste, wie diese Oase zeigte. Dabei war es allerdings nicht ihre Absicht mit ihren Kräften anzugeben. Dass Charon nicht näher gerückt war, damit er ihre Zauberkünste besser betrachten konnte, wusste die Magierin. Gegen seine Wärme spendende Nähe wehrte sie sich jedenfalls nicht. “Ich wusste gar nicht, dass es hier so frisch werden kann.“, schmunzelte sie ihm recht leise entgegen, während sie das ihr angebotene Glas Wein annahm und mit ihm anstieß. Sie war eben noch nie in der Wüste gewesen und kannte eigentlich nur die heißen Tage in Aloe, von denen vermutlich jeder in ganz Fiore schon gehört hatte. “Vielleicht hätten wir Glühwein mitnehmen sollen.“, scherzte die Marinakis in ihr Glas hinein, kurz bevor die rote Flüssigkeit ihre Lippen benetzte.
Das Gespräch über die alten Gottheiten des Wüstenvolkes war ein durchaus interessantes, auch wenn Charon beteuerte, darüber nicht allzu viel in Erfahrung gebracht zu haben. Das lag in erster Linie daran, dass es so wenige Aufzeichnungen gab, die er studieren konnte. Was dem Weißhaarigen blieb, war es Theorien aufzustellen. So glaubte er nicht nur, dass die Menschen damals von einem anderen Kontinent hergereist sein könnten, er vermutete sogar von welchem. Alakitasia. Das begründete er scheinbar mit der Darstellung der Gottheiten und der Schrift, die früher gebraucht wurde. “Ja, das klingt irgendwie naheliegend, so wie du das sagst…“, bestätige Helena ihm auf seine Nachfrage hin. “Und wie kommst du dabei ausgerechnet auf Alakitasia? Siehst du da Ähnlichkeiten in der Mythologie oder den Schriftzeichen?“ Die Magierin konnte schwer leugnen, dass sie sich mit diesem Kontinent nicht auskannte. Immerhin hatte sie, anders als Charon, Fiore nie verlassen und so fleißig wie er studierte sie keineswegs. Er stellte allerdings auch nochmal heraus, dass es sich bei seinen Beschreibungen um Vermutungen handelte und er nicht von Wissen sprechen konnte. Noch nicht jedenfalls. “Ist die Geschichte Alt Fiores eines der Themen auf die du dich hauptsächlich konzentrierst?“, hakte die Marinakis interessiert nach, bevor sich ihr Augenmerk auf das legte, weswegen sie eigentlich hergekommen waren: den Sternenhimmel. Sie nutzte die Überleitung der Planetennamen und fragte sich, aber auch Charon, ob sie an diesem Abend einen Planeten erspähen könnten. Dabei bemerkte gar nicht, wie zweideutig ihre Frage gewesen sein könnte. Erst schaute die Magierin irritiert zu ihrem Kameraden, ehe sie realisierte, was genau sie gesagt hatte. “Ja, Planeten. Ich meinte nicht die Götter.“, kicherte sie ihm zu. Solche erwartete sie bei einem Blick in den Himmel nicht zu entdecken. Charon dämpfte die Erwartungen der Halbgöttin sogleich, sprach er doch davon, vermutlich keinen Planeten sehen zu können. Dennoch gab er sich Mühe das Himmelszelt nach einem abzusuchen. Dass Seemänner sich mit den Sternen super auskannten, zweifelte Charon nicht an. Doch passte es natürlich auch zu ihm, sein eigenes Licht auf diesem Gebiet nicht unter den Scheffel zu stellen. Er behauptete sogar, sich mit den „Besten unter ihnen“ messen zu können. “Oh! Meinst du?“, stieß Helena gespielt überrascht aus, sich der Wirkung bewusst, die solche Zweifel auf den Dargin haben mochten. “Ich kann dich ja gerne mal Bruno vorstellen, oder noch besser! Dem Weißhaarigen Fährmann. Die würden sich bestimmt liebend gern mit dir messen.“, erklärte sie grinsend, ihren Blick dafür vom Himmel auf sein konzentriertes Gesicht lenkend. Doch nur für kurz, richtete Charon ihre Aufmerksamkeit doch gleich wieder nach oben, mehr oder minder. Helena schaute erst wieder hoch, ehe der Weißhaarige seinen Arm um sie legte und sie unweigerlich wieder zu ihm blickte, diesmal allerdings aus viel geringerer Distanz. Intuitiv hatte sie dabei die Schultern zusammengedrückt und sich schmaler gemacht. Die Magierin konnte die Wärme, die von seinem Körper ausging, noch intensiver spüren. Sein Duft erfüllte ihre Nase, was die sonst so toughe Magierin zusammengenommen etwas einschüchterte. Doch er wandte seinen Blick nicht von dem ab, was er entdeckt hatte, brachte gar sein Gesicht direkt neben das ihrige. Wortlos und etwas zögerlich folgte sie seiner nonverbalen Aufforderung und damit auch seinem Deut. Sofort erfasste ihr göttliches Auge im schwarzen Himmel ein Objekt, welches sich für sie vor allem durch seine Färbung, aber auch durch seine Größe von allen anderen abhob. Wissend, dass ihr Sehsinn dem Normalsterblicher um einiges überlegen war, verzögerte sie Charon gegenüber die Entdeckung jedoch einen Moment. “Ah, ja…“, antwortete sie also erst nach ein paar Sekunden. “Ich glaube schon.“ Charon erklärte, dass die Venus nach „der“, beziehungsweise einer Liebesgöttin benannt war. “Ja, stimmt…“, erwiderte Helena auf die Beschreibung des Planeten, deren Details ihr ja zuvor bereits aufgefallen waren. Sie bemerkte gar nicht, wie leise sie aufgrund der Nähe des Magiers sprach. “Erstaunlich… Im Vergleich zu den Sternen so nah und doch so fern. Ein kleiner Punkt am Himmel, eigentlich riesengroß. Ich finde auch heute noch, dass es etwas göttliches hat.“ Wie versteinert rührte sich Helena kein Stück, ihr Weinglas mit ihrem Arm zusammen eng an ihren Körper gezogen. Zumindest die Sprache aber verschlug es ihr nicht. “Wusstest du, dass der Begriff Planet in einer alten Sprache so etwas wie Wanderer bedeutet? Jeden Abend wandert er über das Firmament.“
Charon konnte Helena schwerlich einen Vorwurf dafür machen, gerne ihre Magie zu präsentieren. Er war selbst jemand, der nur zu gerne die Vorzüge der Finsternis zur Schau stellte und der selbst die Mächte der Götter hervorholte, nur um ein wenig Eindruck zu schinden - oder seine Klamotten trocken zu halten, wie zuvor. Allerdings war ihr schwarzes Wasser nicht das, was seine Aufmerksamkeit fesselte. “So glühend heiß die Tage in der Wüste werden… so eisig kalt sind manche Nächte. Die Welt hier draußen ist verspielt, wenn man so will”, schmunzelte Charon und verwandelte seine linke Hand. Mit ihren aufmerksamen Augen merkte Helena vielleicht sogar, wie die Finger des Magiers etwas heller, zarter und länger wurden. Es war der filigrane Arm einer jungen Dame, in dessen Handfläche sich das Glas mit Charons Wein zu erhitzen begann. “Glühwein, sagst du? Möchtest du einen Schluck probieren?” Leichter Dampf stieg auf von dem heißen Getränk im Kontrast zu der kühlen Luft, die die beiden Magier umgab. “An meiner Seite musst du dir keine Gedanken um die Kälte machen… So viel kann ich dir versichern.” Es war faszinierend, über die alten Götter und Charons Thesen darüber zu sprechen. Er teilte gern seine Gedanken, auch wenn es leicht frustrierte, sie nur begrenzt mit Fakten untermauern zu können. Ein Seufzen entkam Charon, als Helena nach Alakitasia fragte. “Schön wäre es… Ishgar ist ja leider nicht für seine Errungenschaften in der Seefahrt bekannt. Ich weiß herzlich wenig über die umliegenden Kontinente”, gestand das Weißhaar und rollte dabei leicht beschämt eine Haarsträhne auf seinem Zeigefinger auf. “Die Richtung würde passen… Fährt ein Schiff aus Alakitasia nach Ishgar, würde es in Westfiore landen. Reisende aus Giltena würden eher in Nordfiore ankommen, und so endlos lang, wie die Reise ist, zweifle ich, dass sie das halbe Reich umschiffen, ehe sie hier anlegen. Außerdem dürfte das kalte Klima in Nordfiore ihrer Heimat ähnlich genug sein, um sie nicht direkt abzuschrecken… Da wäre die Hitze der Wüste schwieriger.” Insofern war es ein einfaches Ausschlussverfahren. “Andere größere Landmassen im Westen Fiores sind bisher nicht bekannt… also bleibt eigentlich nur Alakitasia. Auf mehr basiert die These leider nicht.” Es war schwierig, sich groß über die anderen Kontinente zu informieren. Selbst die Länder von Ishgar teilen untereinander weniger Informationen, als dem Dargin lieb wäre. Immerhin konnte er etwas mehr über die Geschichte und Mythen Fiores sagen, aber selbst das würde er nicht als seinen Fokus bezeichnen. “Nicht direkt”, musste er also gestehen. Irgendwie hatte er das Gefühl, bei den letzten Fragen ganz schön enttäuschende Antworten zu liefern. Es gefiel ihm nicht, so oft gestehen zu müssen, dass er nicht bescheid wusste… Es passte nicht zu dem Image, das er gerne zeigte. “Mein Fokus liegt primär auf allgemeiner Magietheorie und auf Göttermythen, von denen die interessantesten nicht aus Fiore stammen. Das kreuzt sich natürlich an einigen Stellen mit Geschichte, insofern bin ich natürlich schon informiert… aber ich habe schon vor längerer Zeit festgestellt, dass es nichts bringt, mich in zu viele verschiedene Richtungen ausbreiten zu wollen. Wer zwei Hasen jagt fängt keinen, nicht wahr?” Nachdenklich betrachtete Charon das Gesicht seiner Begleiterin. Ja… Von Natur aus war er jemand, dem es schwerfiel, nur einem einzelnen Hasen hinterher zu laufen. Sein Interesse war schnell geweckt und er ließ ungern los. Umso wichtiger war es zu verstehen, wann man sich festlegen musste. “... es gibt so viele Dinge, die mich interessieren. Früher habe ich mich in alle möglichen Richtungen mitreißen lassen”, gab er mit einem Seufzen zu. “Aber wirklich Fortschritte mache ich erst, seit ich weiß, wo mein Fokus liegt. Deswegen… entschuldige, wenn ich dir außerhalb meiner Fachrichtungen nicht so viel erzählen kann, wie ich gerne würde.”
Ganz in seinem Element war Charon aber, als es an den Nachthimmel ging. Ein selbstbewusstes Grinsen legte sich auf sein Gesicht und ein Funkeln lag in seinen Augen, als die Marinakis meinte, ihn ein paar Seefahrern vorzustellen, die sie kannte. Experten der Sterne, hm? “Fühl dich frei. Warum sollte ich nicht ein paar deiner Freunde kennen lernen?”, meinte er zufrieden und zupfte seinen Kragen zurecht. “Solange sie die Gelegenheit nutzen, etwas Neues zu lernen…” Von ihm. Weil er sich auskannte. Besser als sie. Hah! Selbst die hier eigentlich nicht allzu große Chance, einen Planeten am Himmel zu entdecken, wollte Charon nicht verstreichen lassen. Wenn es jemanden gab, der einen der gut verborgenen Himmelskörper entdecken konnte, dann war das ja wohl er. Und als es soweit war, zögerte er nicht, seine Begeisterung zu teilen. Helena konnte sicherlich seine Wärme spüren, als er sie an sich heranzog - sowohl die körperliche als auch das Feuer, das seine Seele beflügelte. Seine Liebe für den Sternenhimmel ließ sich nicht verbergen. “Sie haben wirklich etwas Göttliches an sich, nicht…?”, erwiderte er verträumt, während sein Auge die Venus fixierte. Sanft legte sich seine Hand auf dem Oberschenkel der Marinakis ab, sein Daumen darüber streichend. “Wanderer also… Was für ein passender Name. Sie kommen nie wirklich zur Ruhe, hm?” Irgendwie eine süße Vorstellung. Der Dargin selbst war da wohl nicht anders, immer unterwegs, immer beschäftigt. Ein Wanderer. “Ich wusste das tatsächlich noch nicht… Ich bin immer wieder überrascht, wie gut informiert du doch bist, Helena.”
23 Helena staunte nicht schlecht, als Charon auf ihren Witz hin das Glas in seiner Hand und damit auch den darin befindlichen Wein erwärmte, sodass er sogar zu dampfen begann. “Wow! Deine Magie ist wirklich so… vielseitig.“, stieß sie aus. Dabei fiel ihr erst verzögert auf, dass es nicht mehr seine Hand war, die das Glas hielt. Nicht seine echte jedenfalls. Es war sicher die irgendeiner Gottheit, derer Mächte er sich in diesem Moment zunutze machte. “Gern!“ Das Angebot, von seinem improvisierten Glühwein zu kosten, nahm die Magierin mit Freuden an. Sie griff nach dem Glas, um es zu ihrem Mund zu führen. Sofort stellte Helena fest, dass dieser Wein sicher nicht dafür gemacht war, warm oder gar heiß getrunken zu werden. Es schmeckte nicht grausam, aber einen richtigen Glühwein machten unter anderem auch gewisse Gewürze aus. Das wohlig warme Gefühl, welches ihren Hals herunterwanderte machte allerdings deutlich, dass sie dieses Getränk in der Form aber von innen wärmte. “Oh, das glaube ich!“, lächelte sie Charon entgegen, bevor sie ihm sein Glas zurückgab und ihm dann auch ihres reichte. “Würdest du? Es schmeckt nicht wirklich besser, aber es wärmt.“, erklärte sie. “Natürlich nur unterstützend zu deiner Wärme!“ Es stellte sich heraus, dass die Vermutung der Marinakis falsch war. Sie zog potenzielle Schlüsse aus der Theorie, derer Charon sie teilhaben ließ. Doch das waren nicht jene, aufgrund deren er die Verbindungen zum Nachbarkontinent zog. Stattdessen begründete er die Vermutung einfach auf der geografischen Lage. Von Alakitasia aus wäre Aloe der Teil Fiores, den man zuerst entdeckte. Wenn es sich bei den ersten Bewohnern Aloes um Leute von weiter her handelte, dann war die Wahrscheinlichkeit nahezu null, dass diese beispielsweise aus dem Norden nach Fiore kamen und erst um das halbe Königreich geschifft waren, ehe sie dann in der Wüste anlegten. Helena war zwar überrascht auf welch dünner Faktengrundlage Charon seine Theorie stützte, doch klang sie immer noch sehr plausibel. “Ach so…“, entgegnete sie seinen Worten zunächst erstaunt, ehe sie noch ein Fazit anhängte. “Aber sie klingt trotzdem sinnvoll.“ Auf die Frage der Marinakis hin, erklärte Charon weiter, dass sein Fokus nicht auf Aloe lag. Viel mehr konzentrierte er sich im Allgemeinen auf Götter und Mythen. Dass er dabei auch Geschichtswissen aufsaugte, war eigentlich sogar eher eine Art Nebenprodukt. Das eignete er sich quasi passiv an, da es in der Regel eng mit einander verwoben war. Dieser Erklärung hängt er dann noch ein Sprichwort an. Eines, welches die Halbgöttin nicht mit der Situation der Beiden in Verbindung brachte, wenngleich jene Verbindung fast schon auf der Hand lag. Eine Entschuldigung seitens des Magiers war in ihren Augen allerdings nicht notwendig. Jedenfalls nicht was das aus seiner Sicht mangelhafte Geschichtswissen betraf. “Ach iwo…“, entgegnete Helena ihm sanftmütig. “Du weißt so viele, interessante Dinge zu erzählen. Ich höre dir gerne zu.“, sprach sie weiter und das war ihr voller ernst. Abgesehen davon, dass sie elementare Teile ihrer Person und Vergangenheit verschwieg, lag es vermutlich auch an Charons enormem Wissensschatz, dass er im Vergleich zu ihr so viel erzählte. Also wenn man seine Eigenschaft, gerne zu erzählen mal ausklammerte. So viel, von die Magierin sprechen konnte, verbarg sich hinter einer Art Blockade. Das es allerdings doch Dinge gab, über die sie reden konnte, zeigte sich als Charon auf den eigentlich als Scherz gemeinten Vorschlag einging, „Freunde“ von ihr kennenzulernen, auch wenn sie diese vermutlich eher als Bekannte bezeichnen würde. Allerdings würde sie auf diesem Detail nicht herumreiten wollen. “Wenn du magst? Dann stelle ich sie dir vor, wenn du mal wieder in Hargeon bist. Ich muss dich aber vorwarnen. Das sind eher grobe gesellen, aber wirklich nett, wenn man weiß wie man sie zu nehmen hat.“ Die Magierin strahlte, als sie daran dachte wie Cassius Weißkopf Seeadler-San kennengelernt hatte. Er hatte aus dem Ritter glatt einen Seemann gemacht. Die zwei Magier gaben sich dann schließlich dem Nachthimmel hin. Charon spiegelte die Begeisterung, die Helena ausstrahlte. Als sie spürte, wie er plötzlich die Hand auf ihren Oberschenkel legte, begann ihr Herz kräftiger zu schlagen. Die Nähe zum Weißhaarigen erzeugte bisher in erster Linie eine gewisse Wärme und eine Anspannung, von der sie nicht zu sagen wusste, ob sie positiv oder doch eher negativ war. Es fiel ihr zunehmend schwerer sich auf die Konversation mit dem Crimson Sphynx Magier zu konzentrieren. “Für wahr…“, stieß sie aus, als er die Bezeichnung der Planeten als „Wanderer“ kommentierte. Dann legte er den Fokus auf das Hintergrundwissen seiner Gefährtin. “Hahaha, ja…“, lachte sie, nervös angehaucht. “Punktuell habe ich da etwas aufgeschnappt. Aber mein Wissen beschränkt sich stark auf Zeus und den Olymp.“ Aufgeschnappt, ja. Während ihrer Träume, in denen Poseidon ihr von ihren Wurzeln und der alten Sprache erzählte.
Zugegeben, dieser Wein war vermutlich nicht der Beste, um ihn aufzuheizen. Es hatte seinen Grund, dass Charon sich damit auf sein Glas beschränkt und nicht auch noch Helenas in Mitleidenschaft gezogen hatte. Es war aber ein recht amüsanter Moment, ein Alleinstellungsmerkmal von diesem Abend und auch von ihm als Begleiter, und eine süße Geste. Dass sie gut ankam, konnte er auch in den Augen der Wassermagierin erkennen. Und schlussendlich bat sie ihn tatsächlich darum, auch ihr den Gefallen zu tun. „Für dich doch immer“, antwortete er keck und legte seine femininen Finger an ihr Glas, um auch dem Wein darin die Hitze von Hestias Ofenfeuer mitzugeben. Sein rechter Mundwinkel zog sich stolz nach oben. „Meine Vielseitigkeit ist Teil meines Stolzes. Ich kann viel für dich tun, das weißt du ja.“ Die letzten Worte wurden begleitet von einem Zwinkern. Es war eine subtile Andeutung, weit entfernt davon, direkt seine Gedanken auszusprechen. Dennoch... Er hatte das Gefühl, dass die Marinakis genau wusste, worauf er hindeutete.
Das Gespräch über die Vergangenheit Westfiores, die Menschen und Götter dieses Landteils und ihrer potenziellen Herkunft ging eine ganze Weile. Es war spannend, darüber zu philosophieren, und Charon musste sich auf eine ungewohnte Weise damit auseinandersetzen dank der Fragen, die Helena dazwischen schob. Sie genoss das Gespräch wohl auch, sagte ihm sogar sehr deutlich, wie gern sie ihm zuhörte. „Ich genieße es auch sehr, mit dir zu sprechen“, lächelte er ehrlich. Ihre Gegenwart heiterte ihn wirklich ganz schön auf. „Deine Geschichten sind nicht weniger interessant... und du gibst mir immer wieder so interessante Denkanstöße. Deine Perspektive ist teilweise so anders als meine, das macht jeden Austausch furchtbar spannend.“ Dass er mehr sprach als sie war ihm natürlich aufgefallen, aber das war jetzt kein Einzelfall. Auf die Geheimnisse der Marinakis führte er das nicht zurück, auch wenn er inzwischen wusste, dass sie welche hatte. Im Allgemeinen neigte der Dargin dazu, einen großen Sprechteil zu übernehmen. Er liebte es, sein Wissen zu teilen, liebte es, mit Worten zu begeistern, und mehr als all das liebte er es, seine eigene Stimme zu hören. „Mit groben Gesellen kann ich umgehen“, versicherte er mit einem warmen Lachen. „Ich würde mich einfach freuen, ein wenig mehr von deinem Leben zu sehen, Helena. Ich fühle mich dir so nah, dabei weiß ich eigentlich so wenig über dich.“
Hautnah konnte die Marinakis erleben, wie die Sterne ihren Zauber auf Charon wirkten. Sie kannte ihn ja; er war ein neugieriger Mann mit einer Menge Passion in seinem Leben. Er liebte das Abenteuer, das Unbekannte und das Endlose. Und sie sollte auch wissen, dass die Schönheit in seinem Leben eine große Rolle spielte. Hier saß er, der Götterjäger und Engelbezwinger, der große Magier, der so viele gefährliche Situationen überstanden und so viel gesehen hatte... und doch ließ er sich so leicht in den Bann eines Anblickes ziehen, den er sicher schon tausende Male gesehen hatte. Sein Lächeln war hell und ehrlich, während er Helena dicht an seinem Körper hielt, seine Augen fest an Venus gebunden. „In der Nähe der Venus kann man öfter auch Jupiter entdecken...“, meinte der Dargin, sichtlich in seinen eigenen Gedanken versunken, während er sanft den Schenkel seiner Partnerin streichelte. Es fühlte sich wirklich gut an, ihr so nahe zu sein. „Aber ich fürchte, da haben wir kein Glück. Ich finde in nicht.“ Langsam senkte sich sein Blick wieder, wandte sich Helena zu. Leicht überrascht blinzelte Charon, als er realisierte, wie nah er ihr eigentlich gekommen war. Beinahe hätte sein Gesicht ihres berührt, als es sich ihr zugedreht hatte, und nun blickten seine dunklen, violetten Augen so direkt in ihre großen, braunen Iriden. Schon wieder wurde sein Blick gefesselt, diesmal von der Schönheit vor ihm, während sein Atem etwas schneller ging. „Ah... richtig. Über den Olymp scheinst du wirklich viel zu wissen...“, hauchte er, ging auf ihre letzten Worte ein. „In der Hinsicht kann ich sicher noch etwas von dir lernen... Möchtest du vielleicht... auch ein wenig erzählen?“
24 Auf Helenas Bitte hin, erwärmte der Weißhaarige mit seiner magischen Hand auch ihr Weinglas, beziehungsweise dessen Inhalt. Als sie ihn auf die Vielseitigkeit seiner Fähigkeiten ansprach, antwortete er ihr keck zwinkernd und sie hatte definitiv eine Ahnung, worauf er dabei ansprechen wollte. Zumindest ging sie davon aus, dass er dabei nicht von Magie sprach. Nicht von herkömmlicher jedenfalls. “Oh, das kannst du.“, antwortete sie ein wenig überrumpelt und dennoch heiter grinsend, ehe sie ihr Weinglas zum Munde führte, um einen Schluck des warmen Weines zu sich zu nehmen. Dabei kam die Marinakis nicht drum herum an die Nacht zurückzudenken, die sie gemeinsam verbrachten und auf die sie diesen Spruch Charons auch bezog. Helenas Kompliment, dem Crimson Sphynx Magier gerne zuzuhören, spiegelte dieser. Auch er genoss die Gespräche mit ihr. Außerdem, so erklärte er, profitierte er von ihrer so anderen Perspektive, die ihn Gedankengänge auch mal anders betrachten ließ. “Das freut mich sehr.“, strahlte die Ritterin ihn von der Seite an. So sehr sie sich auch schon über Charon geärgert hatte, so genoss sie seine Nähe und den Austausch mit ihm doch sehr. “Ist doch sehr wertvoll, wenn man einander so viel geben kann.“, fügte sie noch an. In Gedanken schwelgend, nahm die Halbgöttin dann den letzten Schluck Wein aus ihrem Glas zu sich, bevor es um ihre Bekannten ging. Charon erklärte, auch mit groben Gesellen umgehen zu können, was ihrer Aussage nach nötig war, um sich mit den Seemänner Hargeons gut unterhalten zu können. Helena lächelte noch breit, ehe der Dargin das Gesprächsthema auf sie und die Tatsache, dass er so wenig über sie wusste, lenkte. Überrascht blickte sie ihn an. Unsicher was sie sagen sollte, dauerte es einen Moment, bis sie wieder ein Wort herausbrachte. Helena wusste ganz genau, dass sie wenig von sich preisgab. Es war schwierig von sich selbst zu reden, wenn es so viel zu verbergen gab. Aber irgendwie fühlte es sich für die Marinakis so an, als sei sie es ihm schuldig mehr von sich zu erzählen. “Was möchtest du wissen?“, stieß sie also intuitiv und unüberlegt aus. Es klang für sie nach einem Kompromiss. “Was soll ich dir über mich erzählen?“ Helena versuchte spontan zu sein und erhoffte sich, dass Charon dieses Spielchen mitspielen und sie einfach grade heraus etwas fragen würde. “Oder soll ich mich dir vorstellen? Ich glaube aber, darüber sind wir längst hinaus.“ Die Magierin schmunzelte. In gewisser Hinsicht kannten sie sich ganz gut, doch das war nicht, worauf Charon hinauswollte und was er eigentlich meinte. Den Blick auf die Sterne gerichtet, erklärte Charon, dass man in der Nähe der Venus oft noch einen weiteren Planeten erblicken konnte, den Jupiter. Er suchte diesen, um ihn ihr auch zu zeigen, fand ihn allerdings nicht. Helena, die sich auf diesem Gebiet ja ein wenig ahnungsloser darstellte, als sie eigentlich war, bemühte sich einen Moment länger als er, den größten Planeten des Sonnensystems zu finden. Verspätet realisierte sie, dass ihr Begleiter die Suche bereits aufgegeben hatte und mittlerweile sie an Stelle des Sternenhimmels betrachtete. Sogleich ergab sich ein intensiver Blickkontakt. Ihre Körpertemperatur stieg rasant und daran war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht nur der Wein Schuld. Mit großen Augen blickte die Halbgöttin in die Charons, während dieser ihre letzten Worte aufgriff und sie fragte, ob sie nicht etwas erzählen wolle. Das Herz der Magierin pochte stark in ihrer Brust und Reden fiel ihr schwerer als sonst. “Wo… soll ich anfangen?“, hauchte sie ob der Nähe zu Charon lediglich aus. Dabei hatte sie das Gefühl, dass die Wärme ihres Atems sich zu der restlichen Hitze gesellte, die sich zwischen den Beiden zu stauen schien. “Bei Eros? Oder Aphrodite? Bei der Liebe und dem Begehren?“ Wie sehr sich Helena geschworen hatte, Abstand zu Charon zu halten. Doch mit jedem Augenblick der verging, waren diese Vorsätze Stück für Stück geschmolzen. Grund dafür war vermutlich ebenfalls die enorme Hitze.
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