Ortsname: Sportzentrum der "Crocus Middle- & Highschool" Art: Komplex aus mehreren Sportplätzen und Hallen Spezielles: - Beschreibung: Unweit des Schulgebäudes der renomierten "Crocus Middle- & Highschool" befindet sich das Sportzentrum, das zur Schule gehört. Die weitläufige Anlage besteht unter anderem aus einem halben Duzend verschiedener Hallen, vier Tennis-Courts, einem Schießplatz für Bogensport, zwei Schwimmbecken, einem Fußball-Feld, einer Kletteranlage, einem Restaurant und zwei Kiosken. Während das Sportzentrum Vormittags und Mittags für den Schulsport genutzt wird, können Sportvereine Nachmittags und Abends Teile des Sportzentrums für teuer Geld mieten.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
reden ✞ denken
Zuletzt von Gin am Sa 13 März 2021 - 0:58 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Rownan Canine in Disguise Anmeldedatum : 17.02.21 Anzahl der Beiträge : 333
#3 Was auch immer im Kopf des Runenritters vorging, Rownan konnte sich denken, dass es eine Mischung aus Scham und Reue war, gepaart mit den Überlegungen, wie er sich aus dieser Bredouille wieder befreie konnte. Wenn man es ganz simpel herunterbrach, dann hatte er gerade seinen Questleiter mehrfach widersprochen, einer Lüge bezichtigt und das Ganze noch mit einer Unhöflichkeit, die nicht zuletzt aufgrund der Haltung entstanden war. Jedoch war der Tiermensch keine per se nachtragende Person und er hatte alles weitere mit sich selbst ja bereits ausgemacht. Wenn der Mann vor ihm nicht wollte, dann würde er eben allein weiter machen. So einfach. Doch die zusammengeknäulten Zettel schienen wohl genug Wirkung gezeigt zu haben und das, obwohl der Mann wohl nicht in der Lage war sich nach diesem zu bücken, ohne irgendeine Maschinerie in Gang zu setzen. Sie würden sie also notgedrungen gegen Ende wieder Einsammeln müssen. So staunte der Grauhaarige nicht schlecht als Validar ad hoc zum Rückwärtssalto ansetze und dabei sogar etwas Strecke gutmachte, um so neben dem Satyrs zu landen. Endlich einen Blick auf das Gesicht seines vermeintlichen Partners bekommend, überraschte den Wolf tatsächlich nur eine Sache: die Augenklappe. Entweder war es eine Verletzung aus Kindheitstagen oder der Ritter hatte schon das ein oder andere Gefecht hinter sich. In Anbetracht seiner Umgebung ging der Magier vorerst von letzterem aus. Ein Punkt, der ihn definitiv wieder positiver stimmte. Ein kampferfahrener Partner war für diese Quest genau das richtige. Theorie war schön und gut aber nichts lehrte den Waffenkampf so effektiv wie die Praxis. Das unvorhersehbare, das Adrenalin. Und evtl. auch die Tatsache, dass diese Leute ihr Leben verteidigen musste. Alles Dinge, die man in Stärken verwandeln konnte, wenn man wusste wie. Die Analogie des rohen Diamanten. „Der Fehler sei euch verziehen. Es kommt nicht oft vor, dass ich Magier treffe, die sich ihre eigenen Fehler eingestehen können, noch dazu in einer so adäquaten Art und Weise. Ich bin mir sicher, dass eine gute Zusammenarbeit möglich sein wird“ aufgeschlossen nickte er seinem Gegenüber zu, ehe sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Parkour aber vor allem auf die Herausforderung, die er zuvor ausgesprochen hatte, legte. Auch Validar schien der Sache nicht abgeneigt, wobei dies nicht unbedingt durch seine Körperhaltung vermittelt wurde. Wohlmöglich akzeptierte er auch nur, weil er noch immer Reparationen leisten musste. Zwar hatte ihm Rownan seinen Fauxpas verziehen, jedoch musste man töricht sein, wenn man glaubte, dass der Eindruck, den der Hybride von ihm hatte, damit so einfach verworfen war. Dafür musste man noch immer etwas arbeiten. Aufmerksam lauschte er den Erklärungen seines Kontrahenten, während er die Strecke sondierte. Der erste Durchlauf würde ihm Hinweise geben. Trotzdem schien genug Willkür integriert zu sein, die es unmöglich machen würde den gesamten Verlauf zu antizipieren. Er würde sich auf seine Reflexe und sein Können verlassen müssen. So wie er es immer tat. „Gutes Gelingen“ wünschte er dem Ritter als dieser sich auf die Startposition begab. Wenn ich gleich dran bin, könnte ich auch die Zettel wieder einsammeln.
Kaum war der andere gestartet, lösten bereits nur wenige Sekunden später die ersten Fallen aus. Es war also genügend Zeit etwas Tempo aufzubauen, ehe man sich auf die Umgebung einlassen musste. Während seine Auge auf die Geschehnisse vor sich konzentriert waren, legte er Weste und Degen ab, eher er begann seine Ärmel hochzukrempeln. Den Staub des Platzes könnte er ohne größere Mühen abklopfen, aber selbst dieses kurze Intermezzo würde reichen damit ihm wärmer werden würde. Kein Grund also ein starkes Schwitzen zu provozieren und die feinen Klamotten auch von innen heraus zu verdrecken. Nicht viel mehr als eine Minute dauerte es und beinahe wäre der Runenritter auch ohne einen Treffer am Ziel angelangt als ihn plötzlich etwas berührte. Stärker hätte es der Tiermensch selbst nicht beschrieben, aber ein Treffer war nun einmal ein Treffer. Zeit, die der Lupine für sich nutzen konnte, sofern ihn nicht das gleiche Schicksal ereignen würde. „Imposante Leistung eurerseits“ pflichtet er dem anderen nun bei, nachdem dieser die Ziellinie hinter sich gelassen hatte. Eine Minute und fünfzehn Sekunden wäre die Zeit die der Wolf demnach brauchen würde. Nicht nur sah Rownan bereits seinen Sieg vor Augen, welcher ihm diesen Morgen noch etwas versüßen würde, sondern hatte sich auch schon einige Kritikpunkte zurechtgelegt. Immerhin war es nicht nur sein erklärtes Ziel sich stetig zu verbessern, nein, er wollte auch andere daran teilhaben lassen, sofern diese daran wirklich interessiert und dafür ausgeschlossen waren. Der Venatori machte einen solchen Eindruck. „Ich bin sehr guter Dinge. Ich hoffe nur ihr habt euch nicht treffen lassen, um mir einen Vorteil zu verschaffen“ äußerte er auf die Frage hin und konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Man konnte gut bemerken, wie der Magier diesen verbalen Schlagabtausch genoss. Immerhin folgten auf diese Worte auch Taten von beiden Seiten. Am Startpunkt angekommen, atmete er ein paar Mal tief ein- und aus, fokussierte sich auf das Ziel und sammelte seine Gedanken. Auf das Signal hin schoss er los und der Zuschauer konnte gewiss schnell bemerken, dass hier ein anderes Tempo an den Tag gelegt wurde. Seine erste Handlung, das Fischen des Zettels, hatte ihn beinahe einen Treffer beschert, dem er nur in letzter Sekunde ausweichen konnte. Jetzt vollkommen konzentriert auf Geschwindigkeit und Strecke, waren die Angriffe der Objekte zwar anspruchsvoll aber immer noch zu wenig komplex, um eine ernsthafte Gefahr darzustellen. Ob sie so etwas adaptieren könnten für ihre Questgeber? Spannender Gedanke. Kaum war die Ziellinie überschritten, blickte er auf die Uhr, während er sich den aufgewirbelten Staub von der Kleidung strich. Eine Minute und drei Sekunden. Auf den ersten Blick kein großer Unterschied, aber in diesem Kontext machte es einen gewaltigen. „Für den ersten Lauf eine durchaus respektable Leistung, meint ihr nicht auch?“ eröffnete er dem anderen, nachdem er wieder bei diesem angekommen war. „Hier, die Questinfos. Ich bin jetzt mehr als überzeugt davon, dass die Aufgabe gut gelingen wird. Wenn ich euch noch einen Rat geben dürfte: Die Rüstung macht euch schwerfällig. Vielleicht würde ein Lederharnisch oder ähnliches ausreichen, um euch zu schützen. Sofern ihr nicht verpflichtet seid, diese zu tragen“. Für Rownan war die metallene Hülle das erste Indiz, welches für die Differenz ihrer Zeiten sorgte. Er selbst hatte so etwas immerhin ebenfalls noch nicht gebraucht und nicht zuletzt aufgrund seines Fells würde er in absehbarer Zukunft auch nicht darauf zurückgreifen. Wenn der kleine Wettkampf damit beendet war, konnten sie zur ihrer eigentlichen Aufgabe übergehen.
# 1 Erstaunt lag ihr Blick auf dem Zettel in ihren Händen. Damit hatte die Aisawa nun nicht gerechnet. Kaum dass sie im Rang aufgestiegen war, sollte sie für einen Rune Knight bei einer Quest einspringen, wo es darum ging einem Dorf zu helfen. Es gab zwei Gründe, warum man sich für Shirayuki entschieden hatte. Der erste war ihre Heilmagie. Da man nicht sicher war, ob es in dem Dorf Verletzte gab, sollte die Rothaarige sich davon selber überzeugen und im Notfall den Verletzten helfen. Der zweite Grund war ihre neu gewonnene Waffen Kenntnis. Seit geraumer Zeit hatte Shirayuki immer wieder den Kampf mit dem Fächer trainiert und inzwischen war sie ziemlich gut darin. Sie würde dem Satyrs Magier, welcher diese Quest leitete eine große Hilfe sein. Mit ihrem blauen Pfauen ähnlichen Fächer im Rucksack machte sich die Aisawa auf den Weg. Kameyo ließ die Erbprinzessin lieber zu Hause. Die Vogeldame war mit ihrem blauen Gefieder viel zu auffällig. Während der Zugfahrt, beschäftigte die Fee sich mit dem Fächer. Ihr Trainer hatte ihr den geschenkt. Hatte noch gesagt, dass er etwas Besonderes sei. Bei genauerem Hinschauen, konnte Shirayuki erkennen, dass die sechs spitzen Enden jeweils eine Klinge besaßen. So konnte die Heilerin ihn auch als Dolch verwenden. Darauf musste man erst einmal kommen. Um kein weiteres Aufsehen zu erregen, zog die Aisawa ihre Kapuze auf und steckte den Fächer wieder in den Rucksack.
Endlich in Crocus angekommen reckte die Fee erst einmal ihre Glieder und überlegte dann. Man hatte ihr den Treffpunkt genannt. Es dauerte nur ein Augenblick und so machte die Heilerin sich auf den Weg zu dem Ort, wo die Runenritter wohl viel Zeit mit Training verbrachten. Kaum dass die Rothaarige das Gebäude betreten hatte konnte sie auch schon die Stimmen hören. Nach einmal tief durchatmen näherte sich die Erbprinzessin den beiden Magiern. Hatte noch immer ihre Kapuze auf. Aufmerksam wurden die beiden Herren genauer unter die Lupe genommen, bis das Gesuchte gefunden wurde. Der Gilden Stempel auf der Route des Wolfes, machte es der Aisawa sehr leicht auf den Magier zuzugehen. Für die Heilerin spielte das Aussehen auch hier keine Rolle, hauptsache die beiden würden gut miteinander klarkommen. Shira räusperte sich einmal und sprach dann den Wolf an. "Hallo, ich bin Shirayuki Aisawa von der Gilde Fairy Tail. Ich soll für ihn einspringen, da er für eine andere Quest gebraucht wird.", beim Reden deutete Shira auf den Runenritter. "Auf gute Zusammenarbeit.", lächelte die Heilerin und hielt ihrem Gegenüber die Hand hin.
Da sie hier gerade fernab von eventuell zuhören waren, wollte Shirayuki dies ausnutzen um sich ungestört besprechen zu können. "Habt ihr schon einen Plan, wie wir vorgehen wollen?", kam es höflich von der Rothaarigen. Da der Grauhaarige keiner ihrer Patienten war, blieb die Aisawa höflich. Verfluchte dabei mal wieder ihren Vater. Hätte der nicht so auf Manieren und Anstand bestanden, dann wäre es für die Erbprinzessin um einiges einfacher Kontakt zu knüpfen. Ein tonloser Seufzer verließ die Lippen der Fee. Dann konzentrierte Shira sich auf ihren Questpartner.
#4 Eben noch hatte Rownan einen kleinen, körperlichen Wettstreit für sich gewinnen können und in der nächsten Minute überschlugen sich die Ereignisse bereits. Es war ein fremder Geruch, welcher dem Wolfsmann in die Nase stieß. In erster Linie nichts, was ihn sonderlich überraschte oder ihn aufmerksam machte, prasselten doch sekündlich neue Eindrücke auf ihn ein. Als sich dieser Geruch jedoch so spezifisch den beiden zu nähern schien, war doch ein wenig gespannt, ob es sich nur um eine Schülerin handelte, die sich verlaufen hatte, oder ob der heutige Tag noch weitere, möglicherweise merkwürdige Überraschungen in sich hatte. Es war das Räuspern ihrer hellen Stimme, die die beiden Männer dazu brachte, ihr Gespräch zu unterbrechen und sich dem Neuankömmling zuzuwenden. Ihre Statur war schlank und dennoch sportlich. Die Kapuze erschwerte den Blick auf ihr Gesicht doch meinte der Hybride rotes Haar erkennen zu können. Wer sich traute zwei Magier auf diese Weise anzusprechen, hatte bestimmt gute Gründe dafür und so hielt sich seine eigene Vorsicht in Grenzen. Lange mussten die beiden Magier nicht im Dunkel tappen, denn die Dame stellte sich als Shirayuki Aisawa vor, ebenfalls Magierin jedoch von Fairy Tail. Ein bitterer Geschmack machte sich im Maul des Lupinen breit. Fairy Tail hatte einen Ruf und auch er selbst hatte schon das ein oder andere Treffen mit Mitgliedern aus Magnolia. Dennoch wusste er, dass jede Gilde ihre schwarzen Scharfe hatte und es unfair wäre jeden Einzelnen über diesen Kamm zu scheren. Viel interessanter war jedoch die Tatsache, dass sie eine Ablösung war. Aber nicht für ihn sondern den Runenritter. Schnell überflogen beide die Notiz der Magierin. Es hatte alles seine Richtigkeit. „Ihr seid aber heute ein sehr begehrter Mann Validar“ stichelte er den anderen beinahe, ehe sie sich voneinander verabschiedeten. Die hingehaltene Hand Shirayukis ergreifend, setzte Rownan ein freundliches Lächeln auf und statt eines klassischen Händeschüttelns wählte er die Variante des unvollendeten Handkusses, wie es für eine solche Frau nur entsprechend war. Viel zu selten hatte er die Chance die Gepflogenheiten anzuwenden, war es auch eher der Kratzfuß, der häufig Verwendung fand. „Ich freue mich euch kennenzulernen Shirayuki Aisawa. Ich bin Rownan aus Satyrs Cornucopia, aber das habt ihr gewiss bereits gesehen“. Erneut nur noch unter vier Augen fragte seine neue Partnerin natürlich sogleich, ob der Hybride das weitere Vorgehen geplant hatte. Dem war natürlich so, auch wenn sie jetzt die ein oder andere Änderung vornehmen mussten, wenn sie ihren Auftrag ohne Probleme ausführen wollen würden. Insgesamt war der der jungen Frau aber sehr aufgeschlossen gegenüber, war sie nicht nur deutlicher offener der Zusammenarbeit wegen sondern schien sich auch Manierlich auszukennen, was nicht zuletzt ihre Höflichkeit transportierte. Eine mehr als angenehme Abwechslung. „In der Tat habe ich das“ begann er seine Antwort. „Von hier ausgehend, werden wir uns an den nächstgelegenen Bahnhof begeben, wo wir mithilfe einer kleinen Kutschen den Ort unserer Auftrages ansteuern können. Getarnt als Händler können wir dann mit dem Verantwortlichen Kontakt aufnehmen und sehen von da aus weiter. Da wir nicht wissen, wie ernst die Situation ist, müssen wie diese Informationen abwarten. Sagt, seid ihr Vertraut im Kampf mit der Waffe oder dem waffenlosen Kampf?“. Wie zuvor mit Validar brauchte der Wolf eine Vorstellung davon, was seine Partnerin beitragen konnte. Mit einer Geste sich in Richtung des Ausganges zu bewegen, würden sie ihr Gespräch unterwegs fortsetzen können. Währenddessen könnte er so auch jede ihrer Fragen beantworten, die sie bezüglich der Quest oder ihm hatte. Endlich ging es vorwärts und Rownan hoffte nun, dass sie ein deutlich effektiveres und produktiveres Tempo an den Tag legen konnten. Zumindest so lange, bis sie den Ort des Geschehens erreicht hatten. Er war sich jedoch sicher, dass sie bestens darauf vorbereitet waren.
Vahid auf die Füße treten? Hah! Höchstens, indem man ihm wirklich die Hacken auf die Treter hämmerte. Das einzige Problem beim eher vorsichtigen Vorgehen Lyras war, dass subtile Hinweise gerne einmal weit über den Kopf des Drachensohnes hinwegzischten und er eine Weile brauchte, um zu raffen, was sie da eigentlich von ihm wollte. Es war ihm schon aufgefallen, dass seine Partnerin im Gegensatz zu ihm einen eher sanften und augenscheinlich auch besser durchdachten Weg wählte, um ans Ziel zu gelangen. Darin lag vermutlich auch die Tatsache begründet, wieso er bereits eine Bisswunde davongetragen hatte und sie eher persönliche Freundschaft mit einem der Plüschviecher geschlossen hatte. Auf die Idee, sie mit Fressen zu locken war er aber wiederum einfach nicht gekommen ... Wieso auch einen Schlüssel benutzen, wenn man eine Tür auch einfach auframmen konnte. Logisch.
Nach der Ablieferung ihrer Beutesäcke offenbarte ihnen ihr bester Kumpel Jake, dass sie nur noch drei Halbaffen zu bergen hatten und gab ihnen auch freundlicherweise direkt einen wichtigen Anfangspunkt, von dem aus die weiter vorgehen konnten. Ein Brunnen in einem kleinen Park! Crocus Town war riesig und ohne einen solchen Hinweis hätten sie noch den ganzen Tag suchen können, was wohl auch der Grund sein mochte, dass man sich für diese Aufgabe Magier gesucht hatte, die notfalls durch ihre übermenschlichen Fähigkeiten aufwarten konnten. Vahid hatte noch keinen Weg gefunden, wie Flammen beim Fangen von Affen helfen konnten, aber im Grunde waren Flammen immer nützlich, von daher ... Latschend und lauschend - zwei Dinge, die der Drachensohn in Perfektion beherrschte, wenn er nicht gerade selbst plapperte - hörte er Lyra also, auf einen der zahllosen kleinen Parks der Großstadt zuhaltend, genau zu. Und nickte eifrig, die Zähne zu seinem üblichen raubtierhaftem Grinsen gebleckt. "Wahrnehmen? Eh, will ich hoffen, nicht? Ich hab' eine sehr gute Nase. Hab ich von meinem Vater. Drachen können super gut schnüffeln, besser als Hunde." Ob das jetzt so der Wahrheit entsprach wusste Vahid nicht, aber Vahid hatte noch keinen Hund kennen gelernt, der besser roch als er. Oder ... riechen konnte. Ersteres durchaus, denn je nachdem wo er sich aufhielt, verwelkten ab und zu Blumen um den Körpergeruch des Drachensohns, der weniger Ekel oder Hemmungen als andere Leute hatte, sich die Hände schmutzig zu machen. Es schien aber nicht so, als würde die Quest nun von ihnen verlangen, sich in die Kanalisation von Crocus Town zu begeben, denn stattdessen standen sie recht bald vor einem äußerst dekorativem Marmorspringbrunnen. Er selbst stand in einem kleinen Park, in dem sich ein paar Leute befanden, welche die Sonne genossen oder mit ihren Kinderwägen spazieren fuhren. Der Park selbst öffnete sich vor ihnen in einen größeren Komplex aus Hallen und umzäunten Grünflächen. Teilweise hatte man weiße Linien auf den Boden gemalt und Netze in der Mitte der Turnplätze aufgespannt. Die meisten Leute trugen hier sehr ähnliche Kleidung. Weiß und schwarz, Kappen mit Visieren, Pferdeschwänze. Für Vahid gab es nur eine logische Schlussfolgerung, wo sie waren: "Ist das der Zoo?" Die Neugierde stand ihm im Gesicht geschrieben, während er auf den Brunnen zuhielt und mit einem Satz auf den Rand sprang, was eine kleine Gruppe an jungen Damen dazu veranlasste, leise schimpfend ihren Ruheplatz direkt neben ihm zu verlassen. In der Froschhocke beugte sich der Drachensohn nach vorne und begann die Zunge nach einem der Fontänenspruder auszustrecken, um einige wohltuende Schlücke vom Springbrunnen zu schlürfen, als wäre dies das normalste auf der ganzen Welt. "Krass, die Brunnen. Bei uns haben sowas nur die Reichen", erklärte er, sich mit dem Ärmel über den Mund wischend. "Wenn du ein Affe wärst, wo würdest du da abhängen?" Vahid wies auf den "Menschenzoo" und tauchte mit dem Kopf in den Brunnen, um sich zu erfrischen. Als er wieder auftauchte, erwartete er einen guten Plan von Lyra, der wunderbaren Assistenz!
Die beiden machten sich eiligen Schrittes daran, die schmalen Gassen des Wohngebiets zu verlassen und jenen Park aufzusuchen, wo die letzten Kattas gesichtet worden waren. Hoffentlich handelte es sich dabei um einen verlässlichen Hinweis. Es wäre ihnen wenig geholfen, wenn es sich bei den gesichteten Tieren stattdessen um streunende Katzen oder Ähnliches gehandelt hatte. Eine Aussage, die sie ihrem Questpartner durchaus zutrauen würde, wenn sie an seine Aussagen zu Beginn dachte. Als Lyra ihn auf seine Wahrnehmung ansprach, nickte er eifrig und beantwortete gelassen ihre Frage. Seine Worte ließen Lyra erstaunt einmal tief Luft einsaugen. Auch, wenn sie irgendwie bereits damit gerechnet hatte, war sie dennoch überrascht, einen weiteren Drachenslayer neben sich zu haben. Endlich traf sie jemanden anderen, der so war wie sie selbst…nur eben ganz anders. Ein Drachensohn! Er war auch von einem Drachen aufgezogen worden und hatte von diesem gelernt! Dieses Wissen schob alle Gedanken an ihre Quest in den Hintergrund und sorgte dafür, dass sie den jungen Mann neben sich erneut von oben bis unten musterte. Ja, das erklärte so einiges. Die Puzzleteile setzten sich zusammen und nun ergab auch der wohlige Kamingruch einen Sinn, der sie die ganze Zeit begleitet hatte. „Was für ein Drache hat dich aufgezogen? Ich tippe auf Feuer?“, fragte sie interessiert weiter und kniff musternd ein Auge zu einem schmalen Schlitz zusammen. Der Gedanke an Drachen und im Speziellen an Yuu, versetzten ihr aber bei all der Faszination einen tiefen Stich des Schmerzens. Sie vermisste die Begleitung der Winddrachendame noch immer sehr. Dass Vahid von sich selbst als Drachensohn und bei dem Wesen von einem Vater sprach, konnte sie nur allzu gut nachvollziehen. Yuu war definitiv wie eine Mutter für sie gewesen und sie hatte Lyra buchstäblich als Tochter aufgenommen. Was würde die junge Magierin nicht dafür geben, wieder mit ihr sprechen und mit ihr fliegen zu können! Das Verlangen nach diesem Gefühl der grenzenlosen, fast schwerelosen Freiheit am Himmel verzerrte sie an manchen Tagen nahezu innerlich. Und jetzt war definitiv nicht der richtige Moment für einen solchen Anfall.
„Ich würde sagen, wir sind hier…uhm…auf einem Trainingsgelände!“, überlegte Lyra, während sie den Blick rund herum schweifen ließ. Sie hatte nie eine Schule besucht und auch, wenn sie in den Grundzügen natürlich wusste, wie die Abläufe dort waren, konnte sie ihre jetzigen Aufenthaltsort keiner Schule zuordnen. Doch die Slayerin wurde sogleich aus ihren Gedanken gerissen, als Vahid geradewegs auf den Brunnen zuhielt, als hätte er so etwas noch nie in seinem Leben gesehen und sich wie ein Haut an dem sprudelndem Wasser erfreute. Lyra konnte nicht anders, als laut zu lachen. Sie hörte von anderen oft, dass sie sich so kindisch verhielt, aber das schien kein Vergleich zu Vahid zu sein, auch wenn sein Handeln vielleicht eher auf Unwissenheit beruhte. Wahrscheinlich war er der Zivilisation noch länger entfernt gewesen als sie! „Ich würde sagen, sobald du dich fertig erfrischt hast, schauen wir mal…“, sie ließ den Blick über die verschiedenen Sportanlagen schweifen, reckte schnuppernd die Nase in die Höhe und wartete mit dem zweiten Teil ihrer Antwort, bis er seinen Kopf wieder aus dem Wasser gezogen hatte: „…schauen wir doch mal da vorne nach!“, wies sie auf einen von Bäumen umgebenen Bereich, der dank des dichten Blätterdachs im Schatten lag. Die dort liegende Kletteranlage war derzeit nicht besucht und schlecht einsehbar. Es war wahrscheinlicher, dass sich die eigentlich scheuen und zur Mittagszeit sicher auch müden Tiere dort aufhielten, statt zwischen den tennis- oder fußballspielenden Schülern oder gar in einem der Schwimmbecken, auch wenn sie von hier aus keinen eindeutigen Katta-Geruch aus der Richtung wahrnehmen konnte „Und wenn wir von unten keines der Tiere entdecken können, dann wird nun wirklich geklettert!“, sprach sie mit einem freudigen Glanz in den Augen. Entweder von oben der Kletteranlage oder von den Ästen der noch höheren Bäume daneben, sollten sie sich einen guten Überblick verschaffen können. Und falls auch das keine neuen Informationen brachte, dann mussten sie wohl weiter (riechend) suchen oder die anderen Personen hier befragen.
Vielleicht hatte Vahid nicht nur aus spontanem Vergnügungstrieb den Kopf in den Brunnen gesteckt, sondern auch, weil man in den Augenblicken, wo er blubbernd untergetaucht war, sein Gesicht nicht sah. Lyra hatte da mit ihrer Frage nach dem Drachen ein Thema angeschnitten, das der fröhliche und die meiste Zeit über unbeschwerte Vahid eigentlich tunlichst mied: Er redete zwar gerne über Drachen und lobte sie in den Himmel, aber über seinen Drachen sprach er nicht gern, denn das eröffnete eine ganze Menge an komplizierten Gefühlen, die für die wenigen aktiv leuchtenden Hirnzellen des Drachensohnes momentan noch zu schwer waren. Auch wenn das Zurücklassen durch seinen Vater schon etwas länger her war, schmerzte die Wunde immer noch, weil er sie nie behandelt hatte, nie einen Abschluss gefunden hatte - sie blutete einfach weiter unter einer Schicht an Gebrüll und Ablenkungsversuchen. Das Wissen, dass etwas in Vahid nicht gut genug gewesen war, um das beste Wesen der Welt bei sich zu behalten fühlte sich beinahe so schneidend kalt an wie das erfrischende Nass des Springbrunnens, weswegen er auch erst dann antwortete, als er dieses um sich spülen fühlte und wieder aufgetaucht war: "Astarot. Drache des Feuers." Für seine Verhältnisse war das in recht normaler Lautstärke gesprochen und klang fast schon sanft.
Mit einem Satz stand Vahid neben Lyra und ahmte ihre Schnüffelversuche nach. Die Augen huschten prüfend, wie ein Adler, der in einem Feld nach einer saftigen Maus sucht, über die Gebäude der Sportanlage vor sich. Auf den Zeig seiner Partnerin nickte er knapp. Wenn es einen Ort gab, wo sich diese Viecher vielleicht aufhalten mochten, dann an der Kletteranlage im Schatten der Bäume. Affen kletterten ja gerne, oder? Lyra scheinbar auch, aber das nahm er mal einfach so als gegeben hin. Auch, dass sie schnüffelte und etwas von Drach ... Moment. Mit den Händen in den Hosentaschen begleitete Vahid die junge Magierin einige Schritte auf das Areal mit den Kletterparcours zu und beugte den langen Körper wie ein Fragezeichen, passend zur Frage, die er ihr stellte: "Woher weißt du so viel darüber? Bist du ein Drache, eh?" Ja, vielleicht war sie ja einer in Menschenform oder so! Das kam Vahid natürlich sinnvoller vor als zu denken, dass es neben seiner Großartigkeit noch mehr von der Sorte Dragonslayer geben könnte. Zwar war ihm da dumpf bewusst, dass es in seiner Gilde einen ganzen Haufen Slayertypen gab, aber das hatte er bisher wie alle Dinge im Leben, die ihn nicht betrafen, beflissentlich ignoriert. Wenn nun aber Lyra wirklich etwas mit Drachen zu tun hatte, dann würde sie a) in seiner Gunst steigen und b) vermutlich gleich von Fragen durchlöchert. Wie um seine These zu bestätigen, schnüffelte Vahid nun unvermittelt einmal an Lyras Haaren, indem er die Nase in ihnen versenkte. Sofern sie ihn nicht reflexartig mehrere Meter davonrammte, drehte er sich allerdings nach wenigen Sekunden der peinlichen Riechkolbenübung dem Wirrwarr an Metallstangen und breitkronigen Bäumen zu, die das Ketterareal bildeten. Es hatte nichts von einem richtigen Wald und war natürlich vollkommen künstlich erschaffen, doch Vahid meinte im Schatten der Bäume und an der höchsten Stelle des Kletterturms in der Mitte der Parkanlage einige dunkle Schatten zu erkennen, die sich allem Anschein nach ausruhten. Und schliefen. Wenn das hier nun eine Übung in Heimlichkeit wurde, hatten sie definiiv ein klitzekleines Problem ... Aber hey, dafür hatten sie ja die Verkörperung des Windes dabei, oder nicht?
Ein Dragonslayer…sie hatte tatsächlich einen anderes Drachenkind vor sich! Lyra konnte ihr Glück kaum fassen. Sie hatte sich bezüglich dieses Themas immer etwas einsam gefühlt. Die junge Magierin hatte noch nie Gleichgesinnte getroffen und niemand anderes konnte wohl ihren Schmerz über das Verschwinden von Yuu in all seinen Facetten verstehen…Vahid aber stand dieses Leid ins Gesicht geschrieben. Seine gesamte Art hatte sich verändert. Er wirkte ruhiger, seine Stimme war leiser und es lag eine Sanftheit darin, die sie von dem ungestümen Mann aus den letzten Stunden nicht kannte. Sogar die sonst etwas taktlose und sozial unaufmerksame Lyra erkannte, dass sie hier einen wunden Punkt getroffen hatte. „Astarot…“, hauchte sie ehrfurchtsvoll und sah vor ihrem inneren Auge Bilder davon aufflammen, wie ein Feuerdrache wohl aussehen konnte und wo oder wie er wohl lebte. Sie sah rubinrote Schuppen, schwelende Gluten und lodernde Feuer vor sich, die die dunkle Nacht erhellten. Die flackernden Flammen tanzten auf den glänzenden Schuppen des riesigen Geschöpfes und dann sah sie Vahid, wie er mühelos auf den Rücken des Drachen sprang und die beiden einen Feuerschweif hinter sich herziehend durch die Nacht ritten. Mit einem Lidschlag zwang sie sich dazu, sich von diesen Bildern zu lösen und sah wieder den hochgewachsenen Mann vor sich stehen…allein. Er hatte sich wieder etwas gefangen und reckte nun ebenso wie sie die Nase in die Luft. Obwohl Lyra unfassbar neugierig darauf war, Vahid weiter nach seinem Leben als Dragonslayer auszufragen, nutzte sie jetzt all ihre Kraft, sich voll auf die Aufgabe zu konzentrieren und den jungen Mann nicht weiter auf diesen Schmerz anzusprechen…oder jedenfalls noch nicht.
Die beiden bewegten sich zunächst schweigend auf das Kletterfeld zu. Lyra war dennoch weiterhin sehr in Gedanken versunken. Sie dachte an ihr eigenes Aufwachsen mit Yuu zurück und zog immer wieder unbewusst einen Vergleich zu Vahid, wobei sie natürlich nur eigene Vorstellungen von seinem Leben hatte, aber keine echten Informationen. Seine Worte rissen Lyra schließlich in die Gegenwart zurück. „Ich und ein Drache?!“, sie musste lachen und wies einmal an ihrem eigenen Körper hoch und runter. „Keine Schuppen oder Federn, keine Flügel und Feuer oder gar kein anderes Element speien kann ich auch nicht…leider! Das wäre so manches Mal sicher praktisch!“, sprach sie und hoffte, dass sie ihn so wieder etwas aufmuntern konnte. Sie wollte ihn keinesfalls betrübt sehen, zumal sie mit ihren Worten wohl auch mit dafür verantwortlich war. Kurz darauf schob er seine Nase in ihre Haare und da Lyra nicht wusste, was genau er da tat und ob er wohl gerade einen Katte genau hinter ihr entdeckt hatte, hielt sie zunächst überrascht einfach stocksteif inne und ließ ihn gewähren. Ein breites Grinsen bildete sich auf ihrem Gesicht, als sie begriff, dass er sie nur mit all seinen Sinnen genauestens untersuchen wollte. „Haha, ich bin wirklich kein Drache!“, sprach sie mit etwas gespieltem Nachdruck und einem glucksendem Lachen. Dann erfroren ihre Gesichtszüge innerhalb eines Herzschlages und ein betrübter Ausdruck zeichnete ihr Antlitz, als sie mit ungewohnt leiser Stimme sprach: „Sie heißt Yuurikinamirai…Yuu“, sprach sie und ging unbewusst davon aus, dass er genau verstand, was sie damit meinte. Sie spürte, wie ihre Augen feucht wurden und da sie ihren Schmerz nicht zu sehr offenbaren und sich auch nicht zu sehr da hinein denken wollte, nickte sie nur auf einen der Bäume neben sich und tippte auf sich selbst. Dann zog sie die Jutesäcke von ihren Schultern und bedeutete Vahid, dass er sie nehmen und sich damit unten der mittleren Kletteranlage nähern sollte. „…und sie hat mir die Freiheit der Lüfte geschenkt“, fügte sie flüsternd hinzu und begann die nahestehende Eiche zu erklimmen. Oben angekommen stellte sie sicher, dass Vahid bereit für das Einfangen des oder der Kattas war – je nachdem, wie viele Tiere sich dort wirklich befanden. Es wirkte wie ein schlafendes Knäuel und Lyra konnte aus der Entfernung nicht genau ausmachen, wie viele der Halbaffen dort wirklich lagen. Aber mindestens eines der entflohenen Tiere musste sich dort oben befinden und das war Grund genug, einen Fangversuch zu starten. Sie nickte von oben zu Vahid runter, als Zeichen dafür, dass sie nun beginnen würde. Dann nutzte sie ihre Magie, um ein Paar Flügel aus ihrem Rücken wachsen zu lassen. (
» Sky Dragon's Wings
). Mit einem kräftigen Sprung stieß sie sich vom Baum ab und glitt auf die etwas tiefer liegende Kletteranlage zu. Sicherlich würde der Katta sie anfliegen hören oder spätestens beim Landen auf der Anlage – falls ihr das Landen sicher gelang – aufschrecken und wahrscheinlich bei diesem „Angriff“ aus der Luft nach unten fliehen, wo Vahid hoffentlich mit geöffnetem Jutesack bereit stand, um ihn einzufangen. Danach würden sie sicher wieder Zeit haben, ihre Unterhaltung fortzusetzen.
Lyra war also kein Drache - aber nahe dran, ebenso wie er. Obwohl Vahid natürlich tief in seinem Inneren wusste, dass ihn nichts außer seine Magie mit diesen wundervollen und erhabenen Wesen verband, konnte er nicht anders, als sich ihnen näher zu fühlen als jenen verwirrenden Kreaturen, die angeblich doch so wie er waren. Die meisten von ihnen akzeptierten seine unflätige, direkte Art nicht, hielten ihn für barbarisch und wild und mieden ihn. Es gefiel den wenigsten, durch seinen Geruchsinn und sein Achten auf Instinkte und Triebe durchschaut zu werden, und so hatte sich die Einsamkeit des Dragonslayers zu einem Mantel entwickelt, den er wohl oder übel trug, seid die tröstende Präsenz seines Drachenvaters ihn verlassen hatte. Die Wunde, die dieses Wesen in ihm geschlagen hatte war nie verheilt, und zuvor hatte er geglaubt, dass niemand auf der Welt dieselbe Art von Schmerz spüren konnte - bis gerade eben.
Die Jutesäcke in den Händen, schaute er vollkommen verdattert Lyra hinterher. Er hatte keine Worte für ihre Offenbarung finden können, insofern hatte diese junge Frau ihn nicht nur durch ihre sanfte Art und ihre Toleranz gegenüber seinen Macken beeindruckt, sondern hatte auch die nicht gerade einfache Herausforderung gemeistert, Vahid dazu zu bringen, einfach mal die Schnute zu halten und zu gehorchen. Es brauchte kaum die Flügel aus Wind, damit er mit großen Augen zu ihr emporstarrte, und doch waren es diese, die einen tiefen Stich in seiner Brust verursachten. Statt sich aber abzuwenden und den Erinnerungen zu entfliehen, die in seinem Inneren aufwirbelten, bleckte er die Zähne zu einem drachenhaften Grinsen und lachte begeistert auf, als habe er in seinem Leben noch nie etwas gesehen, was sich mehr zu feiern lohnte als Yuus Geschenk an Lyra. Sie standen hier unter einem Klettergerüst und kratzten Halbaffen von Stangen, aber die Trivialität dieser Quest schien in den Hintergrund zu rücken - ob es Schicksal gewesen war, dass Vahid endlich einen anderen Dragonslayer getroffen hatte? Einer, der verstand, was der Verlust bedeutete und der sein Ersatzelternteil offenbar ebenso verehrte wie er selbst? Die beiden verschlungenen Katta auf der Stange reagierten genau wie von Lyra antizipiert: Als sich ihnen eine Art überdimensionaler Raubvogel näherte, flohen sie blitzschnell auf dem direkten Wege nach unten und purzelten wie flauschige Geschosse einer nach dem anderen in den offenen Sack des Drachensohnes, der immerhin ein wenig am Gerüst hochgeklettert war und den Sack so hielt, dass die armen Tierchen davon möglichst wenig Schaden davonnehmen würden. Ärgerliches Gepiepse wurde zu benommenen Gemecker. Da Vahid schon einmal gebissen wurde, nahm er diesmal kein Risiko in Kauf und machte die Säcke zu, in denen es nun ganz schön rumorte. Vahid hingegen hatte den Kopf in den Nacken gelegt und einen Moment nur Augen für Lyra. Er wollte unbedingt mehr von ihren Drachenfähigkeiten sehen, denn zugegeben waren die Seinigen eher für Zerstörung bekannt und hatten keine solch nützlichen Applikationen, wenn es einem nicht spontan nach Grillfleisch gelüstete oder man eine Töpferei besaß, deren Inhalte man mit bloßen Händen herausziehen wollte ... "Was für ein Drache ist Yuu?", brüllte Vahid empor, so als wäre das nach der Demonstration der Kräfte nicht irgendwie selbsterklärend gewesen. Vielleicht wollte er aber auch nur, dass sie erzählte ... Immerhin war man dann nicht so allein.
Lyras spontane Überlegung schien tatsächlich genauso zu funktionieren, wie erhofft. Sie glitt auf die zwei Kattas zu, welche oben auf dem Kletterparcous ineinander verschlungen schliefen. Kurz, bevor sie bei ihnen ankam, schreckten die zwei Tiere hoch und hasteten eilig gen Boden, wurde unterwegs allerdings von einem weit geöffneten Jutesack in Empfang genommen, noch ehe sie den weichen Sand am Grund berührten. Lyra hatte etwas geplant und es hatte auch noch funktioniert! Das kam selten vor und dieses Erfolgserlebnis schoss sofort eine heiße Welle Selbstbewusstsein und Stolz durch ihre Adern, die sie zufrieden breit grinsen ließen. Außerdem sorgte dieser Erfolg dafür, dass den beiden nur noch ein einzelner Katta fehlte, bis sie ihre Aufgabe erledigt hatten, jedenfalls sobald die Tiere dann auch bei ihrem Pfleger abgegeben waren. Zufrieden beugte sie sich ohne jegliche Anwallung von Höhenangst weit über die Kante der Kletteranlage, blickte nach unten und schenkte Vahid neben ihrem breiten Grinsen auch einen nach oben gerichteten Daumen. „Klasse! Jetzt fehlt nur noch einer!“, rief sie herunter und fügte ein schnelles „…moment, ich komme eben runter!“, nach, als er ihr eine Frage nach oben rief. Die flinke Magierin musterte kurz die Kletteranlage, um den besten Weg nach unten zu finden und hatte sich schnell entschieden: Nicht der kürzeste, aber der am interessantesten aussehende Weg führte über ein paar waagerecht verlaufende Holzplanken, dessen Enden an Seilen aufgespannten waren und somit ziemlich schwankten, als sie darüber trat. Eigentlich machte man diesen Parcours natürlich gesichert, aber sie war ja etwas unkonventionell hier herauf gekommen, machte diese Strecke nun rückwärts und eben ohne jegliche Sicherung, was ihr selbst aber nicht mal auffielt. Der weitere Weg führte ein schräg gespanntes Netz hinab, das sie in wenigen Atemzügen wie bei einer Leiter herunter geklettert war. Zuletzt sah sie eine Kletterwand unter sich, drehte dem Abgrund den Rücken zu, legte sich mit dem Bauch auf den Boden und begann mit dem Fuß nach dem ersten Tritt zu angeln. Sobald sie Halt fand, tat sie das gleiche mit dem anderen Fuß, dann stellte sie sich hin und machte sich an einen flotten Abstieg. Nach wenigen Sekunden trennten sie nur noch rund eineinhalb Meter vom sandigen Boden, sodass sie sich abdrückte und kurz darauf wieder festen Grund unter den Füßen spürte.
„Hach, das war herrlich!“, kommentierte sie sich glücklich selbst, wobei sie vermutete, dass Vahid eh noch zu weit entfernt war, um sie hören zu können. Mit schnellen Schritten tapste sie daher durch den Sand zu ihm herüber und beobachtete zufrieden nickend den zappelnden Sack. „Achso, du hattest nach Yuu gefragt…“, fiel es ihr dann wieder ein und ihr Lächeln verlor sogleich an Glanz, erlosch aber nicht gleich. Sie dachte voller Glückseligkeit an die Drachendame, aber es erfüllte sie ebenso mit unfassbarem, heißem Schmerz, der in allen Winkeln ihres Körpers brannte. „Sie war…ist!...eine wunderbare, liebenswerte, aufrichtige, fürsorgliche, freiheitsliebende, wilde, unberechenbare, loyale, sanfte Herrscherin der Lüfte! Mancher sagt Himmelsdrache, mancher Winddrache…ich würde sie vor allem als Königin der Freiheit bezeichnen und das ist sie wohl nun auch: frei! Ich hoffe, es geht ihr gut, wo auch immer sie gerade sein mag, sprach sie und musste zunächst den Kloß in ihrem Hals herunterschlucken, ehe sie weitersprechen konnte. Sie wusste selbst nicht, warum sie all diese Worte überhaupt laut aussprach, das hatte sie so bisher fast noch nie gemacht, aber in Vahid sah sie einfach sich selbst – wenn auch ganz anders. Es fiel ihr unerwartet leicht, um diesen wunderschönen und doch schmerzlichen Teil ihres Selbst zu sprechen. „Sie fehlt mir…sehr sogar. Ich habe ihr viel, eigentlich alles, zu verdanken. Aber es war Zeit für sie und wahrscheinlich auch Zeit für mich, weiterzuziehen und den nächsten Teil des Lebens zu wagen. Eines Tages werde ich sie wieder sehen, ganz sicher! Und wenn es soweit ist, dann muss sie mich nicht mehr auf ihrem Rücken tragen, damit ich die Freiheit der Lüfte genießen kann, dafür werde ich sorgen!“ Die Worte sprudelten aus Lyra heraus und mit ihr fiel ein kleiner Teil ihrer aktuellen Last von sich. Es tat gut, darüber zu reden, auch wenn es wehtat. „Und du? Magst du mir von dir und Astarot erzählen?“, fragte sie vorsichtig. Sie würde es ihm nicht verübeln, wenn nicht. Dann würden sie eben direkt weiter nach dem letzten Katta suchen. Aber die junge Magierin hoffte sehr, mehr von ihm zu erfahren.
Damit beschäftigt, die noch wütenden Katta in ihren Säcken zu beruhigen, bekam Vahid nicht allzu viel vom abenteuerlichen Abstieg seiner Questpartnerin mit, sonst hätte er sie wahrscheinlich angefeuert (nicht wörtlich zu nehmen!). So versuchte er die Tierchen irgendwie zu beruhigen, indem er sie durch den dicken Stoff des Jutesackes streichelte. Normalerweise war er ja nicht so der Typ für Feinmotorik und sanfte Sachen, aber dieses ganze Drachenthema hatte eine Seite an ihm geweckt, die ein wenig verletzlicher war, als der große, starke Drachensohn sonst zeigen wollte. Das Leben war manchmal schon ein wenig kalt und einsam, auf eine Weise, die nicht einmal seine Flammen erwärmen konnten. Der Blick des jungen Mannes war nachdenklich, die Stirn gerunzelt und die Hände streichelten zur Beschäftigung, was nicht nur seine wirren Gedanken, sondern eben auch die armen Tiere beruhigte, die allmählich ihren Frieden mit der Dunkelheit ihres temporären Gefängnisses machten. Vielleicht hatte er Lyra auch deshalb gefragt. Nicht, weil er sie streicheln wollte, sondern weil Gesellschaft gerade irgendwie gut tat, ob nun tierischer oder menschlicher Art. Zwischen den beiden Dingen machte Vahid ohnehin nie viel Unterschied.
Die meiste Zeit war er ein einsamer Drache, so wie diese Kreaturen eben auch eher eremitisch lebten. Er passte auf sich selbst auf, kam mit sich selbst am besten zurecht. Die anderen Mitglieder seiner Gilde fanden ihn albern und unprofessionell, und andere Menschen hielten ihn meistens für ungehobelt und grob. Aber nun hatte er jemanden getroffen, der nicht nur seinen Schmerz verstand, sondern auch ein klein bisschen wie er war - nur eben ganz anders. Vahid hielt die Säcke mit einer Hand fest und streckte die andere aus, als wollte er Lyra wie einen reifen Apfel vom Klettergerüst pflücken, aber sie bewies recht schnell, dass sie nicht nur auf dem Papier ein Himmelsdragonslayer war. Als sie wieder neben ihm stand und zu ihm hochschaute, hörte Vahid überraschend aufmerksam zu und beugte sich wieder ein wenig krumm zu ihr herunter, als könne er sie so besser hören. Er sah, wie sie ihren Kloß herunterwürgte, was seine Mundwinkel zucken ließ. Das gefiel ihm nicht. Er wusste nicht warum, aber er wollte nicht, dass diese Person traurig war - sie war ihm zu ähnlich. Wenn sie hier losflennte ... Aber, nein. Sie erholte sich von ihrem kurzen Tief, fand tatsächlich hoffnungsvolle Worte und fragte dann ihn, wie eigentlich sein Vater gewesen war. Damit hätte er eigentlich rechnen müssen, hatte es auch, aber die Frage traf ihn trotzdem wie ein Donnerschlag.
Instinktiv wandte Vahid den Blick von Lyra ab, dem Rest des Kletterparks zu, scheinbar um pflichtbewusst nach Fellfetzen Ausschau zu halten. In Wirklichkeit suchte der spontane, ungestüme und eigentlich recht vorlaute Vahid nach Worten. Seine Stimme war leise, wie ein dumpfes Grollen, das sich an den spitzen Eckzähnen vorbeikämpfte, als er sprach: "Astarot ist der mächtigste Drache, nichts für ungut. Er ist aber nicht ... lieb. Seine Zuneigung musste man sich verdienen, und er war immer ehrlich, wenn man ihn enttäuscht hat oder einen Fehler gemacht hat. Aber er hat mir gezeigt, was Ehre ist, weißt du? Dass man schwachen Leuten hilft, und wenn man stark ist, dann hat man eine Verantwortung und so. Gibt Leute in meiner Gilde, die haben einen ziemlichen Stock im Arsch, aber es juckt mich nicht, was die über mich denken. Er ist gegangen, weil irgendetwas an mir noch nicht gut genug war, oder so. Muss nur herausfinden, was." Eine seiner Hände krallte sich am Stoff seines Shirts fest, über der Brust, als hätten die Worte nicht nur emotionalen Schaden, sondern auch körperlichen verursacht. Einen Moment sah es aus, als würde er den Stoff zerstören oder irgendetwas in seiner Nähe zerschmettern, dann streckte er aber Lyra nur seine geballte Faust entgegen. "Hey, lass uns richtig krass stark werden, ja? Damit Yuu stolz ist und ich Astarot ins Gesicht sagen kann, dass er ein Pisser ist." Offenbar hatte er nicht vor, sie zu schlagen, sondern wollte eher, dass sie einschlug. Der letzte Katta ... Na, der konnte auch noch ein paar Minütchen länger ein Nickerchen machen, wo auch immer er war.
Einen kurzen Moment wirkte es, als würde Vahid ihre Frage unbeantwortet lassen, doch dann löste sich sein Blick vom Kletterparcours und er begann von seinem Drachenvater zu sprechen. Lyra war überaus interessiert an seinen Worten. Es gab zwar vieles, das sie faszinierte und ihre Wissbegierde weckte, aber nichts war so spannend wie Drachen. Normalerweise aber sah und hörte man davon nichts, außer vielleicht Gerüchten und Mythen. Sie selbst wusste, dass diese wunderbaren Geschöpfe existierten, die meisten aber ahnten davon nichts und auch Lyra hatte nie ein anderes dieser wundersamen Wesen getroffen, als ihre Yuu. Umso aufmerksamer lauschte sie nun Vahids Worten.
„Ich kenne leider nur Yuu, daher kann ich zur Macht anderer Drachen gar nichts sagen. Aber ich bin sicher, dass sie alle Erstaunliches beherrschen und mächtiger sind, als jedes anderes Geschöpf. Ich glaube, alle von ihnen bleiben lieber fernab der Menschen und wenn ihnen doch ein Mensch begegnet, dass ist es nicht gerade Zuneigung, was sie dabei als erstes empfinden. Da sind sie wahrscheinlich alle gleich. Aber mittlerweile bin ich mir sicher, dass Yuu und ich uns gegenseitig gerettet haben, wenn auch auf ganz anderen Ebenen. So mächtig Drachen auch sind; sie haben die gleichen Gefühle wie wir, wahrscheinlich nur noch viel intensiver“, sinnierte Lyra laut. Sie sah, wie sich eine seiner Hände fest in den Stoff seines Oberteils krallte. Na gut, vielleicht empfanden Menschen wohl doch genauso intensiv wie Drachen…Dann streckte er seine Hand nach vorne und machte ihr einen Vorschlag, den sie nicht ausschlagen kann. Ihre Augen erhellten sich und sie zögerte keinen Augenblick, um seinen Faustschlag auf gleiche Weise zu erwidern. „Wir werden stärker und eines Tages werden wir unsere Drachen wiedersehen und werden ihnen unserer neue Fähigkeiten zeigen!“, stimmte sie ein und nickte eifrig mit einem breiten Grinsen.
Ein Moment der Stille legte sich über die beiden Drachenkinder. Vahids Worte hallten laut in ihrem Kopf wieder. Es war deutlich, dass er Astarot auf eine Art liebte und zugleich seine letzte Entscheidung ihm Gegenüber verachtete. Yuu verstand den Schmerz des Verlustes, aber sie hatte Lyra ohne jegliche Schuldgefühle zurückgelassen, ohne eine brennende Unwissenheit über das eigene Versagen in der Brust. „Ich weiß natürlich auch nicht, was ihm in dir vielleicht noch fehlen mag, aber ich bin mir sicher, dass du es erlangen wirst, sonst hätte er dich nicht zurückgelassen. Er wäre sicher nicht gegangen, wenn er nicht davon überzeugt wäre, dass du dieses Loch selbstständig füllen kannst und füllen wirst. Und was auch immer es ist, für mich scheint da nichts zu fehlen“, ließ sie ihr Herz sprechen und stupste ihm aufmunternd gegen die Schulter (was bei ihrer deutlich geringeren Körpergröße von außen betrachtet sicher etwas unbeholfen aussah). „Und bis dahin…FANGEN WIR DEN LETZTEN KATTA!“, unterbrach sie ihren Satz abrupt, als sie in der Entfernung das letzte freie Tier auf eines der Ziele beim Schießplatz hüpfen sah und sofort in diese Richtung wies.
Ob die Größe eines Drachen wirklich bestimmte, wie intensiv sie fühlten? Lyra sprach da einige Dinge an, über die Vahid noch nie so wirklich nachgedacht hatte. Wo sie emphatisch und einfühlsam erschien, war der Drachensohn eben doch eher der Mann für's Grobe. Er erlaubte sich nicht so wirklich, über die Umstände von Astarots Verschwinden zu grübeln, denn das war ... gefährlich. Gefährlicher als der Kampf mit wilden Bestien, mit irgendwelchen Verbrechern. Der größte Feind Vahids schlummerte in ihm selbst, war gebaut aus Zweifeln und Verlustängsten, denn so stark sein Vater auch gefühlt haben musste, so intensiv seine Emotionen gewesen waren, so groß war eben. Und er hatte ein entsprechend drachengroßes Loch in das menschengroße Herz des jungen Mannes gerissen. Jeder anderen Person gegenüber hätte er nun an dieser Stelle einen forschen Schlussstrich gezogen und vehement klargestellt, dass er nicht wollte, dass man so tief in seinen Empfindungen herumbohrte, aber bei Lyra war der Sohn des Feuerdrachen erstaunlich zahm. Er wusste selbst nicht genau, wieso er nicht wütend wurde, als sie so frei heraus spekulierte und aufmunternde Worte fand, denn gewöhnlich war es seine Reaktion, diese "Schwäche" an ihm durch Zorn und Alphamännchengehabe zu überspielen. Vielleicht, weil sie ihn verstand? Lyra faselte nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe - trotz ihres Höhenunterschieds. Deshalb reagierte er auch fast verlegen, als sie ihm offenbarte, dass ihm scheinbar gar nichts fehlte, und dass er ja immer noch die Möglichkeit besaß, die ungenügenden Aspekte seines Seins selbst zu füllen. Er hob die Hand, die soeben noch mit der Faust der Dragonslayerin in Kontakt gekommen war und legte sie sich flach in den Nacken, den Blick abwendend. "Du bist auch in Ordnung und so", druckste Vahid, der eigentlich nicht mit Komplimenten und körperlicher Nähe hinter dem Berg hielt. Wenn das so weiterging, ähnelte er seinem Vater doch noch intensiver, denn der Drachensohn wurde doch tatsächlich ein bisschen rot ...
Lyras plötzlicher Enthusiasmus ließ Vahid daher unvermittelt zusammenzucken, doch die junge Frau hatte sich nicht entschieden, spontan herumzubrüllen, sondern ihren letzten Katta erblickt! Etwas verwirrt folgte er ihrem Fingerzeig und preschte mit seiner Begleitung und den (vermutlich gerade ziemlich durchgeschüttelten) Äffchen in den Säckchen los. Kurz bevor er den Platz betrat, hielt er aber in einem Anfall von gesundem Menschenverstand inne und warf einen Blick nach links und nach rechts, als wollte er eine Straße überqueren. Vahid, der in seiner ersten Zeit in der Zivilisation öfter von einer Kutsche angefahren worden war, als er zugeben wollte, war jedoch nicht auf der Hut vor etwaigen ausgebüchsten Gefährten, sondern linste nach Schützen, die diesen Platz nutzten. Wie ein Übungsplatz aussah hatte der Drachensohn auch erst lernen müssen, ebenso, dass man nicht vor den Zielen von Bogenschützen herumsprang, wenn man vom Gildenheiler keinen Pfeil aus der Pobacke operiert haben wollte. Lange Gesichte, kurzer Sinn: Er war doppelt vorsichtig! Momentan schien auf dem großen Areal aber niemand zu sein, weswegen Vahid einen Zahn zulegte und auf das Ziel zustürmte. Lyra bot sich nun für die nächsten zehn Minuten ein etwas ulkiger Anblick: Der Dragonslayer versuchte in einer Art "Hau den Lukas" über die Schießbahnen zu springen und den geöffneten Sack über den Kopf des Katta zu stülpen, während dieser einfach auf ein anderes, weiter entferntes Ziel hüpfte. Das Ganze wiederholte sich, untermalt vom panischen Affenkreischen des Tieres und dem lautem Gefluche Vahids (und beteuernden "ICH MACH DAS SCHON!"s) für eine peinlich lange Zeit, bis sie sich mehr oder weniger gegenseitig in die Ecke gedrängt hatten. Nach der ganzen Flüchterei entschieden sich beide für den Kampf. Zum vermehrten Mal an diesem Tag sprang Vahid eines der kleinen Biester ins Gesicht und verwickelte ihn in einen Faustkampf, der damit endete, dass der Drachensohn ein paar zusätzliche Schrammen an den Armen und am Gesicht aufwies, aber das Fellknäuel in einen der Säcke stopfen konnte. Trotz dieser Schlachtenverletzungen kam er breit grinsend zu Lyra zurück.
Ihr triumphaler Rückweg gestaltete sich als recht kurz, denn ein Haufen Augenzeugen hatte die abenteuerlichen Maßnahmen der beiden Magier am Sportgelände beobachtet. Jake hatte sich zuvorkommend (und vielleicht, weil er Grund zur Annahme hatte, dass sie sich verirrten oder mehr Unsinn anstellten) am Rand des Geländes platziert. Das Team an Pflegern war ebenfalls vor Ort und zeigte deutlich mehr Wohlwollen als ihr Questgeber, der die Tiere vorsichtig aufnahm und nach Verletzungen checkte, bevor er sie in ihre Käfige steckte, damit sie möglichst bald zurück in den Zoo gebracht werden konnten. Während Vahid wieder am Rand des Brunnens hockte und einer der Zoomitarbeiter darauf bestand, irgendwelches übel stinkendes und brennendes Zeug auf seine Wunden zu schmieren, hob Vahid die Hand und winkte Lyra zu, die als vernünftiger erscheinende Person der beiden immerhin das Lob einheimsen durfte - und einen kleinen Vortrag darüber, beim nächsten Mal Büroräume nicht zu verwüsten. Ach, das passierte schonmal. "WENN DU MICH WIEDERSEHEN WILLST, KOMM ZU ASIYAS TÖPFEREI IN ALOE TOWN!", brüllte er ihr entgegen, während sich sein Verarzter die Ohren zuhielt und aussah, als würde er einige Lebensentscheidungen bereuen. Vahid dagegen ... Der war glücklich.
Eigentlich hatte Madilyn gehofft sich ungehindert auf die Suche nach Maxwell zu begeben, doch die Suche dauerte weit länger als zunächst angenommen und sie hatte bisweilen nicht einen einzigen Hinweis auf seinen Verbleib. Allerdings hatte sie ja nunmehr den Umstand der Gildenlosigkeit, daher war sie notgedrungen dazu gezwungen, sich gelegentlich ein paar Aufträge zu schnappen, um die Haushaltskasse etwas aufzubessern. Das Leben war eben nicht günstig und erst recht nicht, wenn man in der Hauptstadt wohnte. Allerdings war Crocus Town nun einmal die letzte bekannte Adresse ihres Bruders, außerdem war er viele Jahre lang ein Ritter der Rune Knights gewesen. Für Madilyn war die Hauptstadt also die beste Anlaufstelle und glücklicherweise bot die Hauptstadt eben eine ganze Menge Jobs an. So auch den, den sie nun erhalten hatte. Lyn war in eines dieser Vermittlungsbüros gegangen und hatte nach einem Job gefragt, also hatte sie einen bekommen, ohne sich dabei groß aussuchen zu können, was genau für einen.
Als sie den Job erhalten hatte, fiel ihre Kinnlade natürlich zum Boden herab und schlug knallhart auf. Kinder an der Middle- und High School zu trainieren war nicht gerade das, worauf sie scharf war, zumal sie mit Kindern auch gar nicht so gut klarkam, doch schlussendlich brauchte sie die Kohle und daher wollte sie sich auch nicht mehr anstellen als notwendig. Schlussendlich musste sie die Kinder ja nur insoweit sportlich bespaßen, damit sie fit blieben und das sollte doch nicht schwer sein. Das mit dem Bogenschießen hatte sie zwar wahrgenommen, aber schleunigst wieder vergessen, denn mit diesen primitiven Fernkampfwaffen wollte sie nichts zu schaffen haben. Aber sie könnte ja die Gelegenheit nutzen, um die Kinder ein wenig an die Nutzung von Schusswaffen heranzuführen. Das dieser Umstand natürlich moralisch mehr als nur verwerflich war, mochte Madilyn gegenwärtig noch nicht einschätzen, aber die Bombe platzte sicherlich noch.
Der große Vorteil dieses Jobs war jedenfalls der Verbleib in Crocus Town, denn sie musste dadurch nicht reisen. Entsprechend konnte die Winchester morgens ein wenig länger im Bett verweilen und sich so fertig machen, dass sie schlussendlich gerade noch pünktlich bei der Schule eintraf. Natürlich trug sie aufgrund der Witterungsverhältnisse ihre typisch knappe Kleidung, dazu den Doppelholster mit den Pistolen und ihre obligatorische Zigarette im Mund durfte natürlich auch nicht fehlen. Madilyn Winchester verkörperte also äußerst auffällig so ziemlich alle Dinge, die Eltern für ihre Kinder im Regelfall nicht wollten und doch gab sie darauf einfach einen Pfiff. Sicherlich hatte sie ein gutes Herz, doch die Belange anderer Menschen juckten sie erst dann, wenn sie daraus Profit schlagen konnte oder ihr Moralkompass wie eine Wünschelrute anschlug. Madilyn hatte das Gildenleben einfach vollends im Blut und zählte dabei nicht zu den Menschen mit Nächstenliebe, wie es in Fairy Tail oft der Fall war.
Sie brauchte Geld und es waren Magier gefordert, also warum einen Hehl daraus machen? Eben, völlig unnötig. Man konnte ja einfach dazu stehen eine Söldnerin zu sein, denn mehr war Madilyn nun wirklich nicht. Rauchend verweilte sie vor dem Eingang zur Schule und zog genüsslich an ihrer Kippe, während sie auf das Eintreffen einer weiteren Magierin wartete. Bei der Jobvermittlung hatte man ihr mitgeteilt, dass sie diese Arbeit mit einer weiteren Magierin gemeinsam erledigen sollte. Der vereinbarte Treffpunkt war der Eingang zur Schule und das zur Mittagszeit, denn so blieb genug Zeit, den sportlichen Nachmittag zu besprechen, bevor dieser wirklich losging. Bogenschießen, ja klar…
Crocus Ana lebte ein Leben, in dem sie gewissermaßen zwei Jobs miteinander verband. Sie war Reporterin für den Sorcerer, verdiente nebenbei aber weiterhin Geld als Magierin. Das hatte gleich mehrere Vorteile. So konnte sie das Geld für ihren Lebensunterhalt aus verschiedenen Quellen beziehen. Wenn sie mal Probleme hatte einen catchy Artikel zu verfassen, dann holte sie sich eben die Belohnung für eine Quest ab, oder eben umgekehrt. Außerdem holte sie sich sehr viel Inspiration aus den Quests für ihre Zeitungsartikel. An diesem Tag war Ana wieder als Magierin unterwegs. Sie hatte von einem Auftrag mitbekommen, bei dem sie Schülern gewissermaßen Sportunterricht geben sollte. Es ging zwar in erster Linie ums Bogenschießen, von dem die Reporterin natürlich überhaupt gar keine Ahnung hatte, doch wie schwer konnte das schon sein? Außerdem ließ Ana hinterlegen, dass eine auf diesem Gebiet erfahrenere Person als Partnerin nicht schaden könnte. Schließlich ereilte sie dann die Nachricht, dass eine Magierin gefunden wurde, die sich die Aufgabe mit ihr teilte. Dieser Sportunterricht konnte also losgehen! Der Rothaarigen wurde ein Treffpunkt
mitgeteilt und so traf sie sich an jenem Tage bei der Crocus Middle- & Highschool ein. Natürlich tauchte Ana dort nicht ohne ihre magische Schreibausrüstung auf. Sie erhoffte sich nämlich von diesem Auftrag etwas Einsicht in das Bildungssystem des Königreiches zu erhalten. Ein Thema welches nicht zuletzt engagierte Eltern sicher interessieren dürfte. Auch wenn es um Kinder oder Jugendliche ging, so hielt das Ana nicht davon ab sich fesh zu kleiden. Die Reporterin wälzte immer mal wieder Modekataloge um sich über die neuesten Trends zu informieren und jene Kenntnisse nutzt sie dann dafür stets einen guten Auftritt hinzulegen. Sympathien konnte man sich sehr gut auch durch die Optik erarbeiten und demjenigen, den man sympathisch findet, offenbart man auch viel eher Informationen, die man sonst vielleicht eher nicht preisgab. Ana trug so etwas wie eine weiße, schulterfreie Bluse mit Rüschen. Dazu eine türkise high waste Jeans. Etwas Schmuck und eine modische Handtasche, in der auch ihr magisches Schreibset Platz fand, rundeten das Outfit dann ab. “Ja und nein!“, antwortete Ana einem Kind,
nachdem es sie gefragt hatte, ob sie eine neue Lehrerin sei. “Ich warte auf meine Kollegin. Wir sind Magierinnen, die hier zeitweise einen Sportkurs leiten sollen.“, erklärte sie weiter. Kaum hatte sie die Frage des Jungen ausreichend beantwortet, richtete sie sich auch schon wieder auf. Ana hatte die freie Hand auf ihren Oberschenkel gelegt und sich heruntergebeugt, um sich mit dem Kind in etwa auf Augenhöhe zu unterhalten. In der anderen Hand hielt sie, wie so oft, einen Pappbecher in dem Kaffee vor sich hin dampfte. Kaum hatte sich die Magierin wieder in eine aufrechte Position gebracht, ließ sie auch gleich schon ihren Blick umherschweifen. Eigentlich konnte es ja nicht mehr lange dauern, bis die andere Magierin eintraf. Sie hoffte innständig, dass diese schonmal einen Bogen in der Hand hatte oder zumindest Ahnung davon, wie man einen solchen bediente. Das grundsätzliche Prinzip war ihr durchaus bewusst, doch wie man Schüler darin verbessern konnte, wie man ihre Fähigkeiten im Umgang mit dem Bogen verbesserte, das wollte ihr noch nicht so ganz klar werden.
Die Crocus Middle- & Highschool. Ein Ort an welchem sich Madilyn eigentlich nicht aufhalten wollte, denn mit Kindern wollte sie möglichst wenig zu tun haben. Es war nicht so, dass sie Kinder nicht mochte, aber diese Biester waren immer so anstrengend und neugierig. Außerdem heulten sie bei jeder Gelegenheit, was gleich noch viel nerviger war. Dennoch brauchte sie die Kohle vom Auftrag und gleichwohl war es ja nichts verkehrtes, für die guten Dinge im Leben einzustehen. Schlussendlich teilte sie diese Eigenschaft mit ihrem Bruder Maxwell, daher wollte sie der ganzen Sache wenigstens eine vernünftige Chance geben. Und vielleicht machte Lehrerin spielen ja auch mehr Spaß als zunächst angenommen, allen voran, wenn sie den Kindern Schusswaffen näherbrachte und auf das Bogenschießen verzichtete. Ob ihr Vorhaben überhaupt zum Einsatz kam, war an dieser Stelle natürlich noch offen.
Die junge Winchester stand in ihrem knappen Outfit und mit beiden Pistolen unter den Armen vor dem Eingang und wartete auf ihre Partnerin, also hatte sie ausgiebig Zeit zu reichen. Die Fluppe qualmte vor sich hin und gelegentlich zog sie genüsslich daran, nur um den kalten Qualm wieder hinaus ins Freie zu blasen. Irgendwie ließ sich die andere Magierin doch mehr Zeit als gedacht, daher ließ Madilyn ihre bernsteinfarbenen Äuglein umherwandern, bis sie eine wartende Frau wahrnahm. Diese hielt einen Kaffeebecher in der Hand und hatte sich gerade mit einem Kind unterhalten, also war anzunehmen, dass sie entweder eine Lehrerin oder die gesuchte Magierin war. Da sie jedoch am Treffpunkt zu warten schien, war die Schose ja wohl völlig klar. An der Zigarette ziehend, wanderten ihre Augen die Silhouette ihrer Erscheinung entlang. Türkise Augen und kupferrotes Haar, modischer Kleidungsstil.
Definitiv ein hübsches Fräulein, wie Lyn empfand. Ihr Blick wanderte zum Schulgelände, während sie den letzten Zug tätigte und die Kippe danach ausdrückte, um sie fachmännisch zu entsorgen. Sie waren hier an einer Schule, daher musste sie durchaus auf ihren Fußabdruck achten, denn sie wollte hier niemanden nachhaltig beeinflussen. Das war die Aufgabe der echten Lehrkräfte, denn sie war nur hier, um einigen Klassen ordentlich Feuer unter dem Hintern zu machen, was sportliche Aktivitäten anbelangte. Dann spazierte Lyn auch schon auf die kupferrothaarige Dame zu und blieb etwa eineinhalb Meter von ihr entfernt stehen. Sie trug ein kokettes Lächeln auf den Lippen und hob eine Hand zum Gruß. „Heyho“, begrüßte Lyn sie und senkte die Hand dann alsbald wieder. „Bist zufällig die andere Magierin für den Auftrag?“, fragte sie direkt. Die Antwort folgte natürlich und das kokette Lächeln intensivierte sich.
„Perfekt. Ich bin übrigens Lyn“, stellte sie sich vor und hielt ihr auch schon die Hand hin, damit sie sich einander vorstellen konnten. Währenddessen hatten ihre bernsteinbraunen Augen die türkisenen Seelenspiegel fixiert. „Ich würd sagen, gehen wir ma direkt zum Sekretäridingsbums und melden uns an“, schlug Lyn lachend vor und stapfte dann gemeinsam mit Anahera los, um das Sekretariat der Schule aufzusuchen, schließlich mussten vor Beginn der sportlichen Unterrichtseinheiten noch die notwendigen Formalitäten geklärt werden. „Erzähl ma. Wohnst hier in Crocus?“, fragte Lyn frei heraus und versuchte etwas Smalltalk mit der Al Aron.
Crocus Scheinbar war Anahera an diesem Morgen etwas unaufmerksam. Normalerweise reichte es ja, wenn ihr Körper mit Koffein versorgt war, sodass sie auch am frühen Morgen funktionierte. Diesmal jedoch war ihr ein kleiner Fehler unterlaufen. Die Reporterin bekam irgendwie gar nicht mit, dass die Magierin, auf die sie eigentlich wartete, selbst bereits wartete und zwar umgekehrt auf Ana. Während diese sich mit neugierigen Kindern beschäftigte, fiel der Fremden das zum Glück auf, sodass sie den ersten Schritt machte und zur Gildenlosen aufschloss. Ein “Heyho.“, riss die Aufmerksamkeit der Rothaarigen an sich. Überrascht blickte Ana zur Seite. Dabei fiel ihr Blick auf eine junge Frau, deren Kleidungsstil an eine rebellische Teenagerin der Crocus Highschool erinnerte, für eine berufstätige Magierin hingegen sehr provokant und aufreizend wirkte. Ana jedenfalls erwischte sich selbst dabei, einen Moment lang gedankenverloren zu staunen. Schnell zwang sie sich ein Lächeln auf die Lippen, als sie dies bemerkte. “Oh, hey!“, entgegnete sie daraufhin, unbewusst die Begrüßung der Fremden durcheinandergewürfelt wiedergegeben. Etwas überrumpelt legte sie ihre Hand in die der Fremden, die sie ihr bereitwillig zum Gruße reichte. “J-Ja, genau! Das bin ich!“, entgegnete sie der Dame, die wie sie auf den zweiten Blick bemerkte, Waffen bei sich trug. Einerseits wirkte das etwas… abschreckend, andererseits konnte dies bedeuten, dass sie sich mit so etwas wie Bogenschießen auskannte!
Nachdem die Magierin sich als Lyn vorstellte, bemerkte die Rothaarige erst, dass sie ihren eigenen Namen noch gar nicht genannt hatte. Zu sehr ließ sie sich von der Optik ihrer Partnerin ablenken lassen. “Oh! Anahera. Nenn mich ruhig Ana.“, lächelte sie ihr also entgegen. Etwas salopp merkte Lyn an, zunächst das Sekretariat aufsuchen zu wollen, damit sie sich dort anmelden konnten. “Zum Sekretariat, genau.“, entgegnete Ana zwar positiv, doch kaum hatte sie das ausgesprochen, fiel ihr auf wie schlecht es vielleicht bei Lyn ankommen konnte, dass sie sie quasi berichtigt hatte. So ganz war sie eben doch noch nicht bei der Sache. Vielleicht ließ sie sich auch einfach ein wenig zu sehr von ihrer Kameradin, beziehungsweise ihrem Auftreten ablenken. “Ja, ich wohne tatsächlich hier in Crocus. Sogar gar nicht weit von hier. Du etwa auch?“, stieg die Al Aron dann in den Smalltalk mit ein. Auf den ersten Blick würde sie sagen, dass Lyn etwas schroff, aber auch tough wirkte. Den Eindruck machte sie aber auch so, blendete man ihre offen mit sich getragene Ausrüstung mal aus. “Du bist nicht zufällig eine Rune Knight, oder?“, erkundigte sie sich dann bei ihr.
Ana konnte sich nicht wirklich erklären woran sie das fest machte, aber irgendetwas an ihr wirkte einfach so. Vielleicht täuschte sie sich damit aber auch. Nebenbei nippte Ana an ihrem Kaffee, bis dieser dann letztlich auch leer war und seinen Weg in eine der vielen, auf dem Gelände aufgestellten Abfalleimer fand. “Du hast nicht zufällig Ahnung vom Bogenschießen, oder?“, streute die Magierin schließlich auch eine berufsbezogene Frage zwischen. Immerhin würde es in ihrer gemeinsamen Quest genau darum gehen. Um das Bogenschießen, beziehungsweise das Lehren dieser Kunst. “Ich muss leider zugeben, dass ich absolut keine Erfahrung damit habe. Aber ich dachte mir, dass es ja wohl nicht so schwierig sein kann und dass es ja nicht darum geht Wettbewerbe zu gewinnen, sondern es ein paar Kids beizubringen.“ Ana lächelte ein wenig verlegen. Sie war gespannt wie Lyn dazu stand. Eher beiläufig bemerkte sie, wie immer wieder Augenpaare an ihnen hafteten, wenn sie an Schülern vorbeigingen. Manche Schüler standen fassungslos da, andere tuschelten. Die Rothaarige vermutete, dass das weniger mit ihr, als mit der knappen Bekleidung ihrer Partnerin zutun hatte. Vermutlich hätte sie nicht anders reagiert, wenn Lyn an ihr vorbeigegangen wäre, statt an sie heranzutreten um sie anzusprechen.
Der intensive Blick der Al Aron war der Waffenträgerin durchaus aufgefallen, aber an so etwas störte sie sich nicht. Sie genoss die Blicke anderer Menschen, besonders dann, wenn sie von ebenso reizenden Personen kamen. Entsprechend trug Madilyn ein großes Lächeln im Gesicht, während sich Anahera allmählich konzentrieren und mit ihr kommunizieren konnte. Die Reporterin war bildschön und trotz weniger aufreizender Kleidungsstücke nicht minder reizend, aber der Auftrag stand zunächst im Vordergrund, daher läutete Lyn auch gleich den Weg zum Sekretariat der Schule ein. Bevor die beiden schönen Damen jedoch aufbrachen, war es die Reporterin, die ihren Namen noch kundgab. Sie hieß also Anahera, durfte aber Ana genannt werden. Das große Lächeln im Gesicht der Winchester wurde etwas sanfter, ehe sie nickte. „Ana, gefällt mir“, kommentierte sie die Vorstellung. „Freut mich!“, fügte sie an und verfiel in ein Grinsen.
Die beiden Damen spazierten los und die Winchester merkte deutlich, wie abgelenkt die Al Aron von ihr war. Das war schon niedlich mit anzusehen, wie unbeholfen sie mit der Situation umging, doch wenn sie sich erst einmal besser kannten, dann entspannte sich das Ganze sicher noch. Den Weg zum Sekretariat nutzte Lyn jedenfalls, um ein wenig Smalltalk mit Anahera zu führen und hakte daher nach, ob sie hier örtlich in Crocus Town wohnte. Die Chancen standen ja auch gut, dass sie für den Auftrag extra von außerhalb angereist war. Die kupferrothaarige Schönheit erzählte jedoch, dass sie nicht unweit von der Schule hier in Crocus Town lebte und richtete die Frage kurzerhand zurück. „Seit einigen Wochen wohn ich hier, jau“, bestätige sie also die Gegenfrage lächelnd. Geboren war sie auf Champa, doch hatte sie ewig bei Mermaid Heel gelebt. Es waren ihr neues Ziel, welches sie in die Gefilde der Hauptstadt geholt hatte.
„Ich? Ne Ritterin?“, lachte die Winchester amüsiert auf und hielt sich dabei den Bauch, der sicherlich alsbald schmerzen würde, wenn das Lachen nicht wieder versiebt wäre. „Mein Bruder istn Ritter, aber ich nicht“, klärte sie grinsend auf. „Ich gehör zurzeit keiner Gilde an“, fügte Lyn noch erklärend an. Sie selbst wirkte eigentlich überhaupt nicht ritterlich, aber vielleicht teilte ihre Ausstrahlung den einen oder anderen Aspekt, den auch die Ausstrahlung von Maxwell innehatte. Sie waren schließlich Geschwister und nicht völlig verschieden. „Und du? Gehörst du zu ner Gilde?“, fragte Lyn dann direkt und war gespannt darauf, zu welcher Institution die Reporterin gehörte, sofern sie es überhaupt tat. Die beiden Damen flanierten weiter über den Schulhof und näherten sich der Eingangstür, doch zuvor galt es noch eine berufsbezogene Frage von Anahera zu klären. „Nich wirklich, aber kann ja nich schwer sein“, lachte Lyn amüsiert und bekam nicht einmal mit, wie viele Schüler mit ihren Blicken an den Damen hafteten. „Wir deichseln das schon“, zwinkerte Lyn ihr aber zu, nachdem Anahera von ihrer mangelnden Erfahrung dahingehend erzählte.
Madilyn öffnete die Tür und ließ, ganz im Sinne einer Gentlewoman, Anahera den Vortritt. Im Schulgebäude war es recht leicht, sich zurecht zu finden, denn alles war einwandfrei ausgeschildert. Erst hier drin, wo sich Lyn aufmerksam umsah, bemerkte sie, wie sehr sie eigentlich im Fokus der Schüler stand. Ihre knappe Kleidung war nicht wirklich angemessen und ihre beiden Schusswaffen ganz sicher auch nicht, aber schlussendlich war das ihr Style und Anforderungen hinsichtlich Erscheinungsbild wurden im Auftrag nicht an die Magier gestellt. Für eine Beschwerde war es also zu spät. „Da vorn müssts sein“, deutete Lyn mit ihrem Finger auf eine Tür. Dort klopfte sie dann an und öffnete die Tür, als sie hineingebeten wurden. Gemeinsam mit Anahera betrat sie den Raum und erntete sogleich einen abwertenden Blick der Sekretärin. „Wir sind wegen der Trainingsbetreuungssache hier“, meldete sich Lyn zu Wort, doch die Sekretärin hatte nur Augen für Anahera, die offenbar einen deutlich angenehmeren Eindruck hinterließ. „Wunderbar. Füllt das hier aus und hier habt ihr den Schlüssel für die Sportanlagen. Die Unterrichte finden am Nachmittag statt, also habt ihr ausreichend Zeit, euch mit den Örtlichkeiten vertraut zu machen“, wies die Sekretärin an, händigte zwei Formulare und die Schlüssel aus.
„Geht klar“, bestätigte Lyn und erntete erneut einen abwertenden Blick. Sie schnappte sich einen Kulli und füllte den Wisch kurzerhand aus, krallte sich dann die Schlüssel und grinste Anahera an. „Komm. Sehen wir uns um!“, kicherte sie amüsiert und verließ auch schon wieder das Sekretariat. Draußen sah sie sich kurz um und musterte Anahera unauffällig dabei. Das versprach doch ein äußerst interessanter Tag zu werden.
Crocus Auch wenn die beiden Damen einen holprigen Start hatten, so setzte sich ihre Konversation mit viel Lächeln, voller Positivität fort. Das zeigte Anahera, dass zwischen ihnen grundsätzlich erstmal eine gute Atmosphäre herrschte. Das freute sie sehr. Nichts war schlauchender und anstrengender, als während der Quest mit jemandem unterwegs zu sein, den man nicht riechen konnte. So stiegen die Beiden auch gleich in den Smalltalk ein, während sie sich auf den Weg zum Sekretariat machten, um der Schule und damit gewissermaßen ihrem Auftraggeber ihre Anwesenheit zu melden. Die Reporterin musste sich nur ein wenig Mühe geben, sich von der äußeren Erscheinung ihrer Kollegin nicht allzu sehr ablenken zu lassen. Lyn landete mit ihrer Frage auch gleich einen Glückstreffer. Tatsächlich wohnte Ana schon seit geraumer Zeit in Crocus. “Oh, interessant!“, entgegnete sie, nachdem ihre Gegenfrage auch einen Treffer landete. Sogar erst seit kurzem wohnten sie in der gleichen Stadt. Mit der Eingebung, dass es sich bei Lyn um eine Ritterin handeln mochte, lag sie dann aber weit daneben. So weit sogar, dass die Magierin laut loslachte. Scheinbar konnte sie sich eine Mitgliedschaft bei den Rune Knights absolut nicht vorstellen. Ana ließ sich von dem Lachen aber nicht aus der Ruhe bringen. Ihre Gefährtin offenbarte ihr in dem Zuge, dass ihr Bruder
allerdings ein Rune Knight war. “Oh, ach so…“, hauchte Ana registrierend aus, bevor Lyn den Spieß dann wieder umdrehte. “Nein, nicht mehr. Ich war bis vor kurzem noch bei den Rune Knight, aber das war nichts für mich. Ich arbeite lieber… freier.“, erklärte die Rothaarige. Das war nicht ganz der Grund für das Quittieren ihres Dienstes, aber das sollte sie einer Frau, die sie seit etwa fünf Minuten kannte, vielleicht nicht erzählen. Zu Anas Bedauern äußerte sich ihre Kameradin leider nicht als erfahrene Bogenschützin. Dennoch besaß sie eine Selbstsicherheit ausstrahlende Aura, mit der sie ihr zusätzlich zu ihren Worten versicherte, dass sie das schon schaffen würden. Das geklärt, traten die Beiden dann in das Schulgebäude ein. Für das Aufhalten der Tür bedankte sich Ana mit einem Lächeln und vielsagendem Nicken. Drinnen schaute sich die Magierin dann kurz um, ehe Lyn den Weg entlang wies, den sie zum Sekretariat nehmen mussten. Dort meldete die Schützin sie wegen des Bogenunterrichts an, doch die Aufmerksamkeit der Frau am Schalter galt primär der Rothaarigen, was an dieser nicht unbemerkt vorbeiging. Ana versuchte die Situation mit einem peinlich berührten Lächeln durchzustehen. Unangenehm war es ihr in erster Linie deswegen, weil sie eine gewisse Spannung zwischen Lyn und der Angestellten verspürte. Erstere kümmerte sich um
die Unterlagen, die sie erhalten hatten und krallte sich schließlich auch den Schlüssel, den sie benötigen würden. “Eh… Vielen Dank!“ Sie winkte der Frau hinterm Schalter noch und verschwand dann mit ihrer Gefährtin nach draußen. Kaum hatten sie das Sekretariat wieder verlassen, lockerte Anas Stimmung gleich wieder auf. Aus dem peinlich berührten Lächeln wurde ein aufrichtiges. “Ja, gerne! Ich würde sagen… wir gehen direkt zur Sportanlage, oder?“, entgegnete sie Lyns Vorschlag. Wie sie dorthin kamen wusste die Reporterin schon. Das hatte sie gesehen, als sie sich auf dem Weg durch das Gebäude umgesehen hatte. Der Weg führte die Zwei also direkt dorthin, wo später am Tag auch der Unterricht stattfinden würde. “Vielleicht üben wir selbst vorher noch ein wenig, bevor die Kids kommen?“, kicherte Ana ihrer Kameradin zu. Wäre vielleicht nicht schlecht, wenn sie vor dem Unterricht zumindest schonmal einen Bogen in der Hand hatten. Kaum hatten die Beiden das Schulgebäude wieder verlassen, fanden sie sich auch schon vor einem großen Sportplatz wieder. Dieser war umzäunt und mit einem Metalltor versehen, zu dem Lyn vermutlich nun den Schlüssel hatte. “Sieh, da ist vermutlich das Material drin.“, sprach die Rothaarige, wobei sie an Lyn herantrat, um quasi direkt vor ihrer Nase an ihr vorbei, in Richtung eines Art Schuppens zu deuten.
Das die beiden Damen in Crocus Town lebten war in der Tat ein sehr interessanter Umstand, denn so bestand die Möglichkeit gemeinsam Zeit miteinander zu verbringen, selbst wenn der Auftrag sein Ende gefunden hatte. Man musste eben nicht zunächst durch das halbe Königreich mit der Bahn reisen, sondern lediglich ein paar Straßen entlang spazieren, um sich zu sehen. Den Gedanken behielt die Winchester im Hinterkopf, denn bisher stellte sich Anahera als wirklich angenehme Gesellschaft heraus. Die Atmosphäre zwischen den beiden Damen war sehr friedlich und entspannt, zumal es ihnen eben nicht an Gesprächsthemen mangelte. Das waren die besten Voraussetzungen für einen Job wie diesen, wo Kommunikation eben einfach alles erleichtern konnte. Hinsichtlich einer potenziellen Mitgliedschaft bei den Rune Knights waren sie zwar nicht auf einem Zweig, aber man konnte ja eben nicht immer richtig raten. „Das Gefühl mit der Freiheit kenne ich“, entgegnete Lyn schmunzelnd darauf. „Bis vor kurzem gehörte ich noch zu Mermaid Heel. Eine echt tolle Gilde“, gestand die Schützin. „Aber für meine aktuellen Ziele leider eher hinderlich“, seufzte sie. Sie hatte ihre Gilde geliebt und wäre gern noch dageblieben, aber keine Chance. Die Suche nach Maxwell kostete zu viel Zeit.
Im Sekretariat ging alles zum Glück sehr schnell, denn die Aufmerksamkeit der dort arbeitenden Tante galt überwiegend der Al Aron. Lyn war nur gut genug, die notwendigen Papiersachen auszufüllen und sich den Schlüssel zu krallen. Die Angestellte hatte sicher ein Problem mit dem Auftreten der jungen Frau, doch Lyn war eben ein Freigeist und ließ sich gewiss nicht vorschreiben, wie sie sich zu kleiden hatte. Die Temperaturen waren angenehm warm und sie zeigte gern etwas mehr Haut, denn sie war dahingehend keineswegs prüde oder altmodisch. Wenn die Leute gucken wollten, dann sollten sie eben, denn sie gab darauf wirklich einen Pfiff. Lediglich bei Menschen, die sie interessant fand, legte sie Augenmerk auf eventuelle Blicke. Und die Blicke von Anahera entgingen ihr keineswegs, aber die Al Aron konnte unbesorgt sein, denn Lyn brachte ihrem Auftreten die gleichen Blicke entgegen. Ein Glück stimmte die rothaarige Schönheit zu, sich schon einmal die Sportanlagen anzusehen und bei der Gelegenheit sollten sie vielleicht ein wenig das Bogenschießen üben. Es wäre peinlich, wenn sie vor den Schülern direkt versagten.
„Hammer Idee. Bevor wir uns blamieren“, grinste Lyn also, nachdem Anahera eben genau das vorschlug. Mit Schusswaffen konnte die Winchester echt gut umgehen, aber Bogenschießen sah schon immer so langweilig aus. Das dahinter eine filigrane, aber kraftvolle Technik steckte, vermochte sie an dieser Stelle ja noch gar nicht zu wissen. Gemeinsam flanierten die beiden Ladies zur Sportanlage der Schule, nachdem sie das Gebäude verlassen hatten. Im Grunde war es ein einfacher Sportplatz mit Umzäunung und einem Schuppen. Das Anahera direkt an ihrer Nase vorbei zum Schuppen zeigte und auf die Materialien aufmerksam machte, störte Lyn dabei überhaupt nicht. Stattdessen bildete sich ihr typisches Grinsen im Gesicht. „Dann mach ich mal dieses Tor auf da“, kicherte sie amüsiert und trat an das Schloss heran. Sie griff zum Schlüssel und „Tada“, das Tor war offen. „Schauen wir uns das Material an“, schlug sie also direkt vor und verwandelte damit die Vorlage von Anahera in einen konkreten Plan.
Der Schuppen war schnell aufgesperrt und schon sahen sich die Damen darin um. Hier war alles Mögliche zu finden, wie Lyn feststellte. „Krasses Zeug. Hatte unsere Schule damals nich“, gestand sie und pfiff einmal im Ulala-Stil. Dann erblickte die Winchester auch schon die Bögen und grinste. „Schnappen wir uns mal einen“, kündigte Lyn an und holte einen Bogen sowie einen Köcher mit Übungspfeilen. „Nimmst du den Zielaufbau mit?“, fragte sie Anahera und begab sich bereits nach draußen, um zum Feld zu spazieren. Es wurde höchste Eisenbahn herauszufinden, wie das mit dem Bogenschießen funktionierte. Probehalber nahm sie den Bogen auch schon in den Anschlag und zog einmal an Sehne, um den Kraftaufwand einzuschätzen. „Echt komisches Teil“, seufzte sie enttäuscht. Bögen waren echt uncooler Mist. „Was hältst du von einer Wette? Jeder schießt drei Mal“, grinste Lyn herausfordernd. „Der Verlierer lädt ein. Essen oder Kneipe oder so.“
Crocus Lyn war schon irgendwie… knallig, so alleine was ihr Auftreten betraf. So knallhart wie sie aussah, wirkte sie aber schließlich gar nicht. Jedenfalls nicht auf Ana. Das bedeutete nicht, dass sie in einem Konflikt nicht doch eine wirklich harte Nuss war. Das konnte sich die Rothaarige jedenfalls richtig gut vorstellen. Ihr gegenüber trat sie aber sehr freundlich und offen gegenüber. Die Zwei kamen sogleich ins Gespräch. Sie deckten gleich auf, dass sie tatsächlich beide in Crocus wohnten, doch das war nicht ihre einzige Gemeinsamkeit. Nachdem Ana ihre Partnerin fälschlicherweise für eine potenzielle Runenritterin hielt, offenbarte sie ihr, dass sie vor kurzem noch Mitglied einer anderen Gilde war. Sie gehörte zu Mermaid Heel, verließ diese allerdings, da sich die Gildenzugehörigkeit mit ihren „Zielen“ nicht vereinbaren ließ. Anahera grinste daraufhin breit. “Mermaid Heel? Ich bin tatsächlich auch vor kurzem erst aus einer Gilde ausgetreten. Ich war nämlich bei den Rittern, musst du wissen. Aber das hat für mich einfach nicht gepasst…“ Nicht hundertprozentig die Wahrheit. Allerdings wollte die Rothaarige nicht sofort offenbaren, dass sie dort nur eingeschleust wurde um nach Geheimnissen der königlichen Magier zu fischen. Dafür kannten sie sich doch noch nicht gut genug. – Die Idee der Al Aron, sich ein wenig warm zu schießen, bevor es ans Unterrichten der Schüler ging, fand bei ihrer Kollegin Anklang. Sie bezeichnete sie gar als „hammer“. Die Reporterin kam nicht drum herum zu bemerken, dass ihre Ausdrucksweise dann doch irgendwie zu ihrem sonstigen Auftreten passte, was ihr ein Schmunzeln entlockte. “Ja, genau!“, bestätigte sie ihr sofort. Blamieren wollte auch sie sich sicherlich nicht. Blieb nur zu hoffen, dass sie zumindest eine gewisse
Grundlage an Talent hatte, mit dem sie die mangelnde Erfahrung im Bogenschießen wettmachen konnte. Lyn schloss das Tor auf, welches den Zugang zum Sportplatz versperrte. Dann machten sich die Beiden gleich auf den Weg zum Materialschuppen. Auch der war schnell aufgeschlossen und als die Winchester die Tür des Schuppens weit öffnete, warfen die beiden Damen ihre neugierigen Blicke auf dessen Inhalt. Sie staunten dabei gleichermaßen. Als Lyn davon sprach, dass ihre Schule nicht so gut ausgestattet gewesen war, musste Ana überlegen. “Ehm, ich glaube… unsere schon. Glaub ich… Habe Sport eher gemieden.“, gab sie mit einem peinlich berührten Lächeln zu. War wirklich nicht ihr Lieblingsfach, aber das tat ja nun nichts zur Sache. Voller Tatendrang griff sich Lyn gleich Bogen und Köcher, wohingegen sie ihre Partnerin darum bat die Zielscheibe mitzunehmen. “Ja, klar doch.“, bestätigte die Rothaarige mit einer ähnlichen Energie. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis Ana verstand, wie das Ding umgekippt und auf die angebrachten Rollen gebracht wurde. Als sie den Dreh heraushatte, war es aber gar nicht so schwer wie es auf den ersten Blick ausgesehen hatte. Mit wenig Mühe folgte die Magierin ihrer Kollegin also hin zum Sportfeld, auf dem sie die ganze Nummer über die Bühne bringen würden. Lyn kommentierte unterwegs bereits das Sportgerät, mit dem sie nicht so zufrieden zu sein schien. Wenn die Frau mit den Knarren schon so etwas über das Ding sagte, wie sollte es ihr dann erst damit gehen? Zuerst jedenfalls baute Ana die Zielscheibe auf. Wobei Aufbauen da vermutlich nicht das richtige Wort war. Sie ging einen größeren Bogen, stellte das klobige Ding ab, in dem sie es wieder kippte, klappte ein an der Rückseite angebrachtes Standbein aus und damit war sie
eigentlich auch fertig. “Müsste so passen, oder?!“, rief sie zu Lyn herüber, auf die sie sich dann auch wieder zubewegte. Dabei rieb sie ihre Hände ineinander, um den Staub und Dreck, der am Griffstück des Ziels hing irgendwie wieder loszuwerden. Kaum war die Rothaarige bei ihrer Kollegin angekommen, äußerte diese auch schon eine Idee. Sie schlug ein Wettschießen vor und der Wetteinsatz sollte eine Einladung sein. Ana konnte sich einen verwunderten Blick kaum verkneifen, doch das Lächeln, welches sich sofort auf ihren Lippen bildete, verdeutlichte wie sie zu diesem Vorschlag stand. Zwar sah die Magierin sich bereits als diejenige, die bezahlen durfte, doch das hielt sie dennoch nicht davon ab zuzustimmen. “Eine klasse Idee!“, entgegnete sie ihr. “Aber lass mir wenigstens eine Chance.“ Gemeinsam etwas essen oder trinken zu gehen, könnte die Bekanntschaft der Beiden zu einer Freundschaft ausbauen. Sie wohnten in derselben Stadt, das konnte sich also wirklich lohnen. Zumal Lyn der Al Aron echt sympathisch war. Sie war aufgeschlossen, direkt und freundlich. Auch die Attraktivität der Schützin blieb natürlich nicht unbemerkt, wenngleich ihre Art, diese zur Schau zu stellen, zumindest… gewöhnungsbedürftig war. Aber im Endeffekt war es sicher nicht verkehrt, nichts darauf zu geben, was andere darüber dachten. Diese Einstellung unterstellte Ana ihr jedenfalls. “Schießen wir abwechselnd oder nacheinander? Ich lasse dir gerne den Vortritt.“, erklärte die Reporterin. Sie platzierte sich sogleich neben ihrer Gefährtin und nahm sich vor, sie genau dabei zu beobachten, wie sie mit dem Bogen umging. “Dann zeig mal was du draufhast.“, grinste sie Lyn entgegen.
„Du warst bei den Rittern? Das ist ja cool“, lachte Madilyn amüsiert und musterte Anahera dabei kurz. Sie wirkte aber wirklich nicht gerade ritterlich, womit ihre eigene Aussage hinsichtlich des Nichtpassens nachvollziehbar war. „Mermaid Heel könnte dir echt gefallen“, grinste die Schützin, während die beiden Damen zu den Sportanlagen spazierten. „Die Gilde kann Powerfrauen immer gebrauchen“, erklärte Lyn nämlich und schwelgte dabei ein wenig in schönen Erinnerungen. Sie hatte ihre Zeit bei Mermaid Heel wirklich geliebt, doch konnte sie aktuell einfach nicht in deren Gilde arbeiten, biss es sich zu sehr mit ihren Zielen bezüglich Maxwell. Es war wirklich sehr schade, aber Familie kam eben an erster Stelle und das setzte eine gewisse Aufopferungsbereitschaft voraus.
Beim Schuppen angekommen, wurde sich dann erst einmal der Inhalt angeschaut. Hier gab es echt einiges an Sportgeräten und Utensilien, doch wirklich interessant waren für die beiden schönen Damen natürlich nur die Dinge, welche sie für das Bogenschießen brauchten. Schlussendlich waren sie genau dafür da, also durften sie mit dem anderen Zeug definitiv nicht zu viel Zeit verschwenden. Anahera hatte zuvor die Idee geäußert, sich erst einmal zu beüben, damit sie sich vor den Schülern nicht blamierten und die Schützin war voll dafür. Es schadete sicher nicht, den Umgang mit dem Bogen zuvor selbst zu trainieren, um denen zumindest ansatzweise etwas mitteilen zu können. Zügig wurde sich also die Ausstattung geschnappt und schon ging es auf den Sportplatz selbst.
Dort bereitete Lyn den Standköcher mit den Übungspfeilen vor, während die Al Aron den Zielaufbau zur angedachten Position brachte und aufbaute. Tatsächlich lief zumindest das so weit reibungslos, also konnten die Damen vermutlich auch zuversichtlich an die eigentliche Arbeit herangehen. „Sieht spitze aus“, lächelte die Schützin aufrichtig und ehrlich, während sie der schönen Reporterin den Daumen entgegenhielt. Wäre ja gelacht, wenn zwei so attraktive Frauen damit nicht klarkämen. Als die beiden Damen wieder beieinander waren, äußerte Lyn ihre Idee hinsichtlich eines Wettschießens. Zwar wirkte Anahera zunächst skeptisch, doch ihr zügiges Lächeln zeigte deutlich, wie sie dazu stand. Die Herausforderung wurde angenommen und der Wetteinsatz, eine Einladung, stand fest. „Dir ne Chance lassen? Ich kann das doch selbst nich“, lachte die Winchester außerordentlich amüsiert.
„Ich würde sagen, wir schießen abwechselnd“, zwinkerte Lyn der attraktiven Reporterin zu und schnappte sich dann direkt den Bogen, um sich mit diesem vertraut zu machen. Anahera positionierte sich neben ihr und grinste ihr entgegen, zu zeigen, was sie so draufhatte. Das fachte den Wetteifer in der Winchester natürlich deutlich an, weswegen sie ebenso grinste. „Na schön. Pass gut auf, Schönheit!“, proklamierte die Schützin und schnappte sich einen Pfeil, um danach den Bogen zu spannen. Der Pfeil wurde hinten in die Sehne geklemmt, auf den Finger gelegt und schon wurde gezogen. Dann machte sich die dunkelhaarige Schönheit auch schon an das Ziel, da flutschte der Pfeil plötzlich nach vorn und knallte nur wenige Meter vor ihr in den Boden. Sofort zog Lyn eine enttäuschte Fratze und hielt Anahera den Bogen hin. „Scheiße“, fluchte sie dabei und sah dann zur Al Aron. „Du bist“, lachte sie dann aber. Der Wettbewerb machte natürlich Spaß, aber Bogenschießen war nicht so leicht, wie es immer aussah.
Crocus Anahera grinste breit, als Lyn eine so erfreuliche Reaktion zeigte. Sie hätte nicht gedacht, jemanden mit der Information, dass sie eine Runenritterin war, so begeistern zu können. Im Prinzip war sie ja gar keine richtige Rune Knight, sondern eher eine verdeckte Ermittlerin gewesen. Die Schützin empfahl ihr jedenfalls ihre eigene, ehemalige Gilde: Mermaid Heel. Dort könne man starke Frauen immer gebrauchen, sagte sie. Ana fühlte sich zwar geschmeichelt, als Powerfrau betitelt worden zu sein, doch lehnte sie kopfschüttelnd, jedoch dankbar ab. “Lieb von dir. Aber ich bin erstmal zufrieden, so wie es jetzt ist. Ich werd’s mir merken, falls ich wieder auf den Geschmack kommen sollte.“, lächelte sie ihrer Questpartnerin freundlich entgegen. Die Zielscheibe in Position gebracht, schloss die Rothaarige wieder zu Lyn auf. Die Idee, ein kleines Wettschießen zu veranstalten, bevor die anderen Schüler dazustießen, erhielt von der Reporterin ausdrückliche Zustimmung. Sie wollte jede Übung mitnehmen, die sie noch erhalten konnte, bevor pubertierende
Schüler sie verurteilend anstarren würden. Ana erbat sich nur ein wenig Nachsicht, hielt sie ihre Kameradin doch noch immer für eine von Natur aus bessere Schützin. Nicht, dass sie der Wetteinsatz eines bezahlten Ausgehens großartig stören würde. Ganz im Gegenteil. Die von Lyn mit Lachen herausgebrachte Aussage, dass sie selbst ja keine Ahnung vom Bogenschießen hatte, änderte nichts an Anaheras Sicht auf die Dinge. Die Winchester betitelte sie noch als Schönheit, zauberte ihr damit ein breites Grinsen auf die Lippen und schnappte sich dann auch schon einen Pfeil. Sie klemmte ihn in den Bogen und zielte. Einen richtigen Schuss brachte sie aber nicht heraus. Wie der Pfeil auf geringe Distanz zu Boden flog, sah das alles andere als nach Absicht aus. Das Grinsen der Reporterin verflog also und machte so Platz für einen Ausdruck der Verwunderung. “Nanu? Bist du abgerutscht?“, fragte sie sofort. Lyn hingegen hatte zunächst nur geflucht. Ob sie das wegen einem eigenen
Fehler tat, oder weil einfach nicht das gewünschte Ergebnis herausgekommen war, vermochte die Rothaarige allerdings nicht zu sagen. Sie nahm den Bogen entgegen und schnappte sich nun ihrerseits einen Pfeil. “Also gut. Dann bin ich wohl dran…“ Ein wenig aufgeregt, atmete die Al Aron tief durch, bevor sie den Pfeil an die Sehne legte und den Bogen spannte. Kaum hatte sie das getan, begann ihr Arm vor Anstrengung auch schon zu zittern. Ana versuchte zu zielen und ließ dann schnell los. Der Pfeil flog nicht wirklich weiter als der ihrer Partnerin zuvor. Sofort hatte die Magierin die altertümliche Waffe wieder gesenkt. “Das ist echt schwierig!“, stieß sie überrascht aus, bevor sie einen verdatterten Blick zu Lyn warf. “Ich hätte nicht gedacht, dass man dafür so viel Kraft braucht.“, gestand sie offen. Kaum hatte sie ihre Erkenntnis ausgesprochen, ertönte auch schon das schrille Klingeln der Pausenglocke. Es dauerte nicht mehr lange, da waren die Zwei nicht mehr unter sich.
Es war absolut in Ordnung die Dinge so zu belassen, wie sie waren. Sicherlich hätte man Anahera in Mermaid Heel gut gebrauchen können, denn pfiffige Frauen waren dort wirklich gern gesehen, doch Lyn hatte hier ja nun keinen direkten Anwerbeversuch unternommen. Aber da die Al Aron diese Information im Hinterkopf behielt, war die Option einer dortigen Mitgliedschaft jedenfalls nicht gänzlich ausgeschlossen. Die Zukunft war ohnehin ungewiss und auch Madilyn hatte noch einiges zu erledigen, bevor sie zurück zu ihrer geliebten Gilde konnte und er wusste schon, ob die beiden Schönheiten nicht sogar gemeinsam dorthin zurückkehrten. Dieser Auftrag war schließlich nur der Auftakt einer beginnenden Freundschaft, die sich definitiv beim gemeinsamen Ausgehen vertiefen sollte, unabhängig davon wer wen einladen musste. Und warum es bei einer einmaligen Einladung belassen, sollte der Abend schön sein.
Auf dem Sportplatz sollte es nun aber zu einem Wettkampf kommen, der entscheiden sollte, wer die Einladung bezahlte. Außerdem war das eine willkommene Übung und Vorbereitung für das Bogenschießen, welches die beiden Frauen mit den Schulkindern durchführen sollten. Sie beide hatten so eine Gerätschaft jedoch noch nie verwendet, also war es ohnehin fragwürdig, ob sie den Schülern ausreichend beibringen konnten. Die Damen ließen sich davon jedoch nicht beirren und starteten den Wettbewerb, wo Lyn den Anfang machte und direkt versagte. „Abgerutscht? Kann sein“, lachte Madilyn amüsiert, auch wenn ein gewisser Frust in der Stimme mitschwang. Sie gewann gern, sie war gern erfolgreich, das leugnete sie nicht. „Fühlte sich jedenfalls etwas danach an“, kommentierte sie noch. Nun war jedenfalls die Al Aron am Zug und machte sich ihrerseits am Bogen zu schaffen, wobei der benötigte Kraftaufwand definitiv eine Überraschung sein sollte. Lyn kam nicht umhin den Augenblick der stillen Konzentration dazu nutzen, sich Anahera noch einmal genauer anzusehen.
Viel Zeit zum Mustern blieb allerdings nicht, denn der Schuss löste sich und forderte sofort die Aufmerksamkeit der Winchester ein. Der Pfeil von Anahera flog ebenfalls nicht sehr weit, doch lag es bei der Al Aron lediglich an der Kraft und nicht zwingend an der Technik. „Glaube wenn man das nicht richtig gelernt hat, kann man das nicht einfach mal eben so“, vermutete Lyn und sah dann hinüber zum Schulgebäude, als die Pausenglocke läutete. Sie hatten nicht mehr viel Zeit wenigstens ein bisschen zu lernen, wie man das machte. „Dann bin ich wieder“, kicherte Lyn amüsiert und nahm den Bogen von Anahera, welche sie dabei kurzerhand anlächelte. Und schon wurde der nächste Pfeil gespannt, gezielt und tief durchgeatmet. „Ich glaube…ich habs“, stöhnte sie angestrengt, während sie zielte und dann schoss. Mit einem Affenzahn jagte der Pfeil los und…naja, fast. Der Pfeil flog über das Ziel hinaus in die Ferne, wo er mit Spitze voran in den Erdboden eintauchte und stecken blieb. „Och Menno“, jammerte sie erneut, war sie sich doch so sicher. Gespielt niedergeschlagen ließ sie den Kopf hängen und seufzte, doch dann reichte sie den Bogen direkt wieder zurück an die schöne Al Aron. „Dieses Mal triffste aber, garantiert“, grinste die Winchester dabei.
Während Anahera sich also vorbereitete, blickte die Schützin abermals gen Schulgebäude und konnte in der Ferne bereits die Klasse anmarschieren sehen. Es sollte definitiv noch reichen den Wettbewerb zu beenden, aber es stellte sich eben noch immer die Frage, wer ihn überhaupt am Ende gewann.
Crocus Die Anstrengung, die es kostete den Bogen vernünftig zu spannen, wirkte sogar noch ein wenig an. Sie brannte in in Anas Arm, auch nachdem sie die Waffe wieder gesenkt hatte. Verdattert hatte sie zu ihrer Gefährtin geschaut, unwissend, dass diese sie vorab schon einen Moment lang beobachtet hatte. “Oh, da stimme ich dir auf jeden Fall zu!“, kommentierte sie die Vermutung Lyns, dass man Bogenschießen nicht mal eben so beherrschte. Nein, dafür war Training und Übung notwendig, definitiv! Mit einem warmen Lächeln auf den Lippen, den Blick auf die Schützin gerichtet, überreichte die Rothaarige ihr ein weiteres Mal den Bogen. “Viel Glück!“, gab sie ihr noch mit auf den Weg. Dann richtete sie ihren Blick wieder auf die Zielscheibe. Ana war gespannt, was Lyn aus ihrem ersten Versuch gelernt hatte und wie sie nun nachjustieren würde, um zu treffen. Den Bogen noch weiter spannen? Höher zielen? Die Atmung besser kontrollieren? Es gab sicher dutzende Ansätze, dutzende Elemente, die die Qualität des Schusses alle irgendwie beeinflussten. Bogenschießen war wirklich komplizierter, als die Reporterin das zuvor gedacht hätte! Als Lyn voller Zuversicht ein paar Worte herauspresste, blickte Ana noch einmal verstohlen zur Seite. Sie kam nicht drum herum die Körpersprache der Magierin zu bewundern. Voller Konzentration, Bogen und Sehne fest im Griff, stand sie wie eine Statue da. Die Schützin hatte definitiv
weniger mit der Anstrengung zu kämpfen als sie, schaffte es sogar dabei noch eine gute Figur abzugeben! Als Lyn den Pfeil losließ und er sogleich davon sauste, folgte die Al Aron ihm verspätet. Das Geschoss flog über das Ziel hinaus und bohrte sich einige Meter weiter in den Boden. “Fast zu gut, könnte man sagen.“, schmunzelte Ana ihrer Gefährtin entgegen, als sie sich ihr wieder offensichtlich zuwendete. Sie nahm lächelnd den Bogen entgegen, versuchte dann allerdings gleich sich zu konzentrieren. “Ich weiß ja nicht…“, entgegnete sie den mutmachenden Worten der Winchester voller Zweifel. Ana setzte an. Sie versuchte den Bogen einigermaßen still zu halten, hielt dann die Luft an und riss die Bogensehen kurz vor dem Abschuss noch einmal ein wenig nach hinten, um dem Pfeil mehr Kraft zu geben. Scheinbar war sie aber beim loslassen noch irgendwie an das hintere Ende des Geschosses gekommen, denn es begann sofort zu eiern und driftete total ab. Letzten Endes schlug er nicht einmal in den Boden ein, so krumm wie er geflogen war. “Äh…hehe…“, kicherte sie nervös, ehe die Reporterin mit der anderen Hand kopfkratzend den Bogen wieder abgab. “Vielleicht zeigst du den Kindern lieber wie das geht und ich schaue wie ich dich unterstütze.“, überlegte sie laut. Eine weitere Runde konnten sie aber durchaus schaffen. Danach müssten sie den Wettbewerb entweder
vor den Augen der Schüler zu Ende führen – wie peinlich – oder aber auf das Ende des Unterrichtes warten. Wer dieses Wettschießen schließlich gewann, kristallisierte sich aber bereits heraus. Ana machte schon darauf gefasst, bei ihrem Date die Rechnung zu bezahlen. Sich unterhaltend, teilweise tuschelnd, schlenderte die Truppe Jugendlicher auf den Sportplatz. Sie alle hatten sich bereits umgezogen, hatten sportlichere Kleidung angelegt. Der Unterricht konnte damit eigentlich auch losgehen! Ana versuchte sich gleich mal nützlich zu machen, denn solange es noch nicht um die Sportart ging, die an diesem Tage das Thema sein sollte, war das ja noch möglich. Die Magierin räusperte sich einmal künstlich, um die Aufmerksamkeit der jungen Schüler auf sich zu ziehen und ihr Tuscheln zu unterbrechen. “Herzlich willkommen im Unterricht. Wir sind heute da, um euch das…“ präsentierend riss die Reporterin ihre Hände zur Seite, woraufhin dort das plastische, dreidimensionale Wort „Bogenschießen“ in der Luft entstand. Die Buchstaben dieses Wortes waren nahezu einen halben Meter groß. “Bogenschießen beizubringen!“, fuhr die Magierin mit einer kurzen Verzögerung, einer künstlichen, der Spannung zuzuordnenden Pause, fort. “Das ist Lyn, mein Name ist Ana.“ Während sie ihre Kollegin vorstellte, wanderte ihre Hand elegant in ihre Richtung. Das zuerst erschaffene Wort löste sich auf und über dem Kopf der Winchester bildeten sich die drei Buchstaben, die ihren Namen präsentierten. Über dem Kopf Anas passierte dasselbe.
Dieses Bogenschießen war doch echt behämmert. Das brauchte doch kein Mensch. Schusswaffen waren die Zukunft, so einfach war das. Weder die schöne Anahera noch Madilyn schafften es, diese verflixte Zielscheibe zu treffen. Die ersten Schüsse waren eine Katastrophe, aber auch die zweiten Schüsse waren einfach nur Schmutz. Ihr Wettbewerb beherbergte noch einen Schuss pro Nase, doch wenn sie auch beim dritten Schuss derart scheiterten, dann hatte sich der ganze Wettbewerb erledigt. Schlussendlich hätte er eh nur entschieden, wer bezahlen sollte, denn gemeinsam Essen gingen sie so oder so. Und ein Unentschieden bedeutete eben, das jeder für die eigenen Speisen aufkam, was für ein erstes Ausgehen auch nicht unbedingt verkehrt war. Anahera jedenfalls war überzeugt das Date bezahlen zu müssen, dichtete sie der Schützin doch weit mehr Talent zu. Das war natürlich sehr niedlich, aber die Winchester musste sie enttäuschen. „Ach narf“, stöhnte sie. „Ich geb‘ auf. Ich lad dich ein, Ana!“, lachte sie dann aber amüsiert. Der Wettbewerb war vorbei, ganz klar.
Die beiden Magierinnen waren sich dahingehend sehr ähnlich, waren sie beide vom jeweils anderen überzeugt gewesen, aber sei es drum. „Okay, meinetwegen“, stimmte sie dem Vorschlag ihrer hübschen Kollegin zu. „Ich zeige denen Technik. Du machst Unterstützung“, fasste Lyn also abschließend zusammen und lächelte sanftmütig. Der Unterricht ging so oder so in die Hose, da brauchten sich also weder Ana noch Lyn Sorgen machen. Wenn sie am Ende des Tages ihr Geld bekamen, dann grenzte das ehrlich gesagt schon an ein echtes Wunder. Vielleicht bezahlte man sie aber auch besonders üppig, um zu garantieren, dass sie nie mehr wiederkamen. Hauptsache es gab Geld am Ende, denn so einen Job würde Lyn ohnehin nicht nochmal annehmen. Außer sie durfte den Jugendlichen Schusswaffen zeigen, dann wäre sie voll am Start.
Die Jugendlichen trotten dann auch schon tuschelnd auf den Sportplatz und waren offenkundig bereit für den Unterricht, auf den Madilyn ja gar keine Lust hatte. Die Al Aron machte sich sofort nützlich und begrüßte die Schüler zum Unterricht, wobei sie ihre Solid Script Magie zum Einsatz brachte. Sowohl bei der Vorstellung der Thematik aber auch bei den Namen der beiden Magierinnen. Lyn pfiff beeindruckt und nickte Anahera lächelnd zu. „Beeindruckend, Ana“, komplimentierte sie das methodische Feuerwerk, welches zumindest einen Teil der Schülerschaft definitiv anzusprechen schien. Jetzt kam aber allmählich Lyn zum Zug und sie hatte noch gar keine Ahnung, wie sie denen die Technik näherbringen sollte. „Gut, liebe Schüler“, sprach sie die Meute an und verzichtete auf ihre üblich große Klappe.
„Zunächst wärmen wir uns ein wenig auf, damit wir uns auch nicht verletzen“, ordnete sie an und setzte dann zu einem Lauf um den Sportplatz an. Zwei Runden durften reichen, danach noch ein wenig die Gliedmaßen dehnen und dann konnte es losgehen. Hoffentlich war ihr bis dahin eingefallen, wie sie es den Jugendlichen erklären sollte. „Ana? Lege doch schon einmal die Bögen und Pfeile bereit“, bat Lyn ihre Kollegin, denn bisher hatten sie ja nur einen Bogen verwendet. Außerdem musste sie die verschossenen Pfeile noch einsammeln. „Folgt mir!“, wies sie den Jugendlichen dann an und lief vor. Das der ein oder andere Junge ihr dabei auf den Arsch glotzte, der in ihrer kurzen Jeanspants sehr knackig aussah, entging ihr dabei jedoch völlig. Sie war in Gedanken damit beschäftigt, eine Erklärung zurecht zu legen.
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