Ortsname: Champa Art: Freiraum Spezielles: - Beschreibung: Champa ist eine kleine Insel, welche südöstlich von Hargeon Town liegt. Sie ist innerhalb weniger Stunden mit einem Schiff zu erreichen. Seit einigen Jahren wurde Champa bekannt durch die hiesige Gilde Iron Maxim - eine Kriegergilde, welche nur Männer beherbergt und deren Mitglieder sämtlicher Magie abgeschworen haben. Weiterhin gibt es auf der Insel auch eine Kleinstadt und viele sattgrüne Berge, welche zum Wandern einladen.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
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Helena
Anmeldedatum : 19.08.20 Anzahl der Beiträge : 911 Alter : 32
15/15 Aska war erst wenige Augenblicke im Zimmer der genesenden Magierin, da kümmerte sie sich bereits rührend um sie. Die Magierin zog ihrer Freundin die Decke wieder etwas höher, da dies ihrem Wohlbefinden sicher zugutekommen würde. Zudem teilte sie ihre Einschätzung der Lage, in der sich Helena vermutlich grade befand. Aska ging davon aus, dass Kaleb einfach nicht zu ihr passte, dass er nicht der Richtige war. Zudem stimmte sie zu, dass Abstand zu diesem Thema gut sein könnte, aber nur teilweise. So erklärte sie weiter, dass solche Pläne gar keine Rolle mehr spielten, wenn der Richtige auftauchte um ihr den Kopf zu verdrehen. Die Halbgöttin lauschte den Worten ihrer Freundin, die dann sogar noch etwas aus dem Emotionalen schöpfte. Überrascht öffnete sich der Mund der Wassermagierin, als Aska davon sprach, dass sie sich gar Sorgen um sie gemacht hatte. Das hatte Helena wirklich nicht erwartet. Weder die Tatsache, dass ihre Trauer ihr Sorgen bereitete, noch, dass sie ihr das nun so offen und ehrlich offenbarte. "Das… das tut mir leid. Aber das ist vorbei. Mir geht es gut, wirklich!" Das Husten, welches ihr dann ob ihrer hastigen, energievollen Aussprache entwich, sollte sie lügend strafen. Aber von ihrer körperlichen Verfassung sprach die Magierin ja eigentlich auch gar nicht.
"Haha, das stimmt wohl!", stimmte Helena ihrer Gefährtin noch zu, als auch schon die Person ins Zimmer trat, von der sie grade gesprochen hatten. Die Ärztin Emilia Winchester stellte gleich mal unter Beweis wie eisern sie doch war. Die Diskussion, die sie in erster Linie mit Aska führte, war wirklich zäh. Das Ganze führte dann sogar soweit, dass die Ritterin einen Boten zum Schiff der Rune Knights entsenden musste, um den Arzt, der sogar schon geschlafen hatte her zu zitieren, damit er sich an dem Gespräch auch noch beteiligen konnte. Das Ergebnis war im Endeffekt, dass die Ritter am nächsten Morgen ablegen konnten. Aber nur unter der Bedingung, dass Helena vom Krankenbett der Winchester in das des Schiffes umzog. Mehr noch folgten weitere Tage Bettruhe, als sie wieder in Crocus ankamen. Aber im Endeffekt konnte Helena die Überfahrt nach Hargeon eigentlich mit ihrer Freundin zusammen im Krankenbett verbringen, denn dieser ging es ja immer so schlecht, sobald das Schiff abgelegt war. Andererseits war eine Unterhaltung mit ihr dann auch nicht mehr drin. Helena freute sich bereits wieder darauf gesund zu werden. So außer Gefecht gesetzt zu werden war wirklich mies. Die Magierin ging doch so gerne raus, erlebte Abenteuer und kämpfte mit ihren Freunden Seite an Seite, ähnlich wie in der Höhle mit Aska. Tage lang das Bett zu hüten war im Vergleich dazu echt ätzend. Aber die Marinakis konnte sich ja darauf verlassen, dass ihre Freunde sie besuchen würden. Vielleicht erlebte sie das frisch verliebte Pärchen ja dann sogar mal zusammen! fin…
Mittlerweile waren unzählige Wochen vergangen, in denen Aurea und Maxwell gemeinsam ihrem Schicksal in Royal Crusade entgegenblickten. Eine Zeit voller Höhen und Tiefen, voller Erfahrungen und voller Umstände, die es zu meistern galt. In Kürze stand eine gewaltige Sache bevor, die Royal Crusade als gesamte Organisation betraf und das Ashmound Royal Prison grundlegend mit einbezog. Maxwell hatte einige klassifizierte Informationen bekommen und wurde von Adrius Dhakalis persönlich mit einigen Aufgaben dahingehend betreut, zumal er nun offiziell ein Seraph geworden war. Informationen, die er Aurea vorenthalten musste, bis alles initiiert war. Eigentlich war der Soldat kein Freund davon, seiner guten Freundin Aurea derartige Dinge zu verschweigen, doch noch war nicht der richtige Zeitpunkt, von der Förderung durch Adrius zu erzählen.
Stattdessen hatte sich der Winchester dazu entschieden, die junge Dhakalis auf einen Ausflug mitzunehmen, der von einer ganz besonderen Art war. In Kürze würde ein großer Krieg beginnen und die Zukunft war mehr als ungewiss, zumal Maxwell dabei ja auch sein Leben lassen konnte. Gleiches galt natürlich für Aurea, die leider mehr in diese Angelegenheit involviert war, als ihm lieb war. Er hatte zwar keine Details bezüglich ihres Einsatzes, aber er kannte Adrius gut genug, um zu wissen, das Aurea dort vielen Gefahren ausgesetzt wurde. Maxwell hatte die Absicht eine gemeinsame und allen voran schöne Erinnerung zu schaffen, fernab all ihrer Probleme und dafür hatte er sie zu einem ganz besonderen Ort mitgenommen. Einen Ort, wo er noch nie jemanden mit hingenommen hatte und allen voran ein Ort, an welchem er bereits seit unzähligen Jahren nicht mehr gewesen war. Ein Ort voll mit seiner Vergangenheit.
Gemeinsam standen die beiden Magier am Pier in Hargeon Town und kündigten sich an, damit sie ein kleines Schiff chartern konnten. Natürlich hatte Maxwell einen ganz besonderen Kapitän für die Überfahrt konsultiert, den er bereits aus seinen frühen Kindheitstagen kannte und ihm daher blind vertraute. „Bist du bereit, Aurea?“, fragte Maxwell und deutete dann auf den Kahn, der mehr als sanierungsbedürftig wirkte. Aber die Holey Bucket brachte sie schlussendlich alle nach Champa, denn selbst die große Heldin Aska hatte es damit geschafft. Etwas, wovon Maxwell gehört hatte, als er noch zu den Runenrittern zählte. War da nicht irgendetwas mit einer Hydra gewesen? Er selbst war ja ein verdeckter Operator gewesen, kein brachialer Krieger, aber neidisch auf solch Heldengesang war er schon. „Arrgh Max Minjung!“, ertönte es und ein alter Mann kam an Deck. Es war natürlich niemand geringeres als Weißkopf Seeadler-san, Kapitän der Holey Bucket. „Guten Morgen, Kapitän“, begrüßte Maxwell ihn lächelnd und half Aurea hinauf auf den Kahn. Wohin die Reise ging, hatte er ihr noch immer nicht verraten.
Weißkopf musterte Aurea und grinste den Soldaten danach schief an. „Du bist ein echter Glückspilz, weißt du das, Minjung?“, lachte er amüsiert und deutete an, dass sich die Beiden auf dem Kahn wie Zuhause fühlen sollten. „Wir legen in 5 Minuten ab. Es ist bestes Wetter für eine Überfahrt!“, erklärte der Kapitän und machte sich lachend als Werk. Ob er seinen Weißkopf-Witz noch riss? Möglich, denn die Fahrt nach Champa dauerte seine Zeit. Maxwell blickte lächelnd zur Dhakalis. „Ich freue mich, dass du mich begleitest, Aurea.“
Die Aussprache in Falba, als die beiden Freunde die Wogen zwischen sich geglättet hatten, war bereits einige Monate her. Sie hatten Wort gehalten und die Ereignisse bei dem magischen Flaschendrehen einfach gut sein lassen. Sie wollten ihre Freundschaft deswegen nicht unter einem schlechten Stern stehen lassen. Aurea hatte sogar das Gefühl, dass diese Sache sie im Nachgang sogar enger zusammengeschweißt hatte. Mittlerweile war viel passiert. Aurea war viel mit Eohl unterwegs gewesen, denn die Yihwa hing regelrecht an ihr und auch die Dhakalis stellte fest, dass es oft sehr lustig und schön mit der Assassine war. Ein Konflikt, welcher täglich in der jungen Frau schwelte. Ihr Vater Adrius Dhakalis hatte sich Maxwell angenommen, um ihn zu fördern. Er hielt den Davis für einen vielversprechenden Magier und wollte ihm die Chance geben, ihm seine Loyalität ihm gegenüber zu beweisen. Aurea machte sich deswegen schlimme Vorwürfe, doch Maxwell winkte nur stets ab. Gemeinsam waren die beiden Freunde gezwungen gewesen, in eine Kaserne der Runensoldaten einzubrechen. Außerdem mussten sie gemeinsam mit Eohl einen Widerstand innerhalb der Gilde Royal Crusade zerschlagen. Es waren wirklich ereignisreiche, verrückte Zeiten gewesen. Da war die ungeplante, durchzechte Nacht mit einer Magierin namens Lyn in Crystalline Town eine willkommene Abwechslung gewesen, denn so viel ausgelassenen Spaß hatte die Heilerin schon seit Wochen nicht mehr gehabt. Wobei die bevorstehenden Tage das womöglich toppen konnten!
Maxwell hatte sie kurzerhand gebeten, sie zu einem Auftrag auf eine der Inseln in den Gewässern unweit von der Bucht von Hargeon Town zu begleiten. Dabei wusste sie nicht, welche Insel oder um was für einen Auftrag es sich handelte. Bisher hatte sich der Schwarzhaarige diesbezüglich in Schweigen gehüllt. Da das Wetter jedoch warme Temperaturen versprach, hatte Aurea sich für einen luftigen, schwarzen Rock und eine leichte, stahlblaue Bluse entschieden. Wie immer war ihr Kleidungsstil stilvoll und feminin und die Heilerin war einfach froh, nicht den Umhang oder das uniformartige Gewand tragen zu müssen. „Ich bin bereit, ja!“, entgegnete sie in freudiger Aufregung. Ein wenig stutzte die junge Frau jedoch, als sie die Holey Bucket sah. War dieses Schiff seetüchtig? Besorgt über den Zustand des Gefährtes wollte sie Maxwell gerade danach fragen, als bereits der Kapitän den Davis von der Reling aus begrüßte. Oh, sie kannten einander? Das beruhigte Aurea bereits. Maxwell wüsste schon, was er tat. „Guten Morgen!“, begrüßte auch die Magierin den Kapitän freundlich. Gemeinsam begaben sich die beiden auf den Kahn, wobei der Magier ihr Gentleman-like half. Die Dhakalis lächelte ihn dankbar an und spürte das mittlerweile gewohnte Gefühl, welches in ihr aufkam, wann immer die beiden solche Zeiten miteinander verbrachten. Es war ihr bewusst, dass man so nicht für einen einfachen Freund empfand, aber sie würde nicht mit der Tür ins Haus fallen. Die beiden befanden sich in einer schwierigen Situation und das verunsicherte Aurea. Hatten solche Gefühle überhaupt Platz? Doch wehren konnte sie sich dagegen nicht.
Der Kapitän musterte die junge Frau und ließ daraufhin einen Kommentar über Maxwell ab, welcher ihr vor Verlegenheit die Wangen rosa färbte. Sprachlos hatte sie das zur Kenntnis genommen und war erleichtert, dass der ältere Herr nicht weiter darauf einging. Stattdessen aber sprach er Aurea nun direkt an: „Mich nennt man Weißkopf Seeadler-san! Ihr fragt Euch warum, junge Dame?“, begann er grinsend. Und noch ehe die Heilerin überhaupt antworten konnte, löste er das Rätsel auf: „Weil mein Haar weiß ist! Hahaha!“ Anerkennend und mit einem amüsierten Lächeln nickte Aurea verstehend, womit der Haudegen bereits zufrieden war. Er kündigte die Abfahrt in knapp fünf Minuten an.
Gemeinsam nahmen die beiden Freunde auf einer Bank auf dem Kahn Platz, wobei sich Aurea sehr über das Geständnis von Maxwell freute. Glücklich lächelte sie ihn an und entgegnete: „Das mache ich gerne. Ich habe mich gefreut, dass du mich gefragt hast“ Einen Moment lang lächelte sie ihn noch an, sah ihm in die blutroten Augen, ehe sie sich etwas verlegen abwandte und das Meer betrachtete, welches aufgrund des Sonnenlichts glitzerte. Jedoch nicht lange, dann wandte sie sich wieder dem ehemaligen Ritter zu. „Und verrätst du mir jetzt, zu welcher Insel wir fahren? Und was das für ein Auftrag ist? Noch hätte ich die Möglichkeit zu verschwinden“, scherzte sie grinsend.
Es war bereits sehr viel geschehen und auch wenn Maxwell sein Bestes gab, um sein Versprechung an Georgius in die Tat umzusetzen, konnte er nicht verhindern, tiefer in die Gefilde der dunklen Gilde abzurutschen. Es war nicht so das er plötzlich Lust hatte ein Bösewicht zu sein, aber je mehr Aufträge er im Namen der Gilde erledigte und je mehr Aufmerksamkeit er erhielt, desto enger zog sich die Schlinge zu. Mittlerweile befand er sich auch direkt in den Fängen einer der hochdekorierten und mächtigen S-Rang Magier, der auch zeitgleich Vater von Aurea Dhakalis war. Aber es war nicht nur Adrius, denn auch die eigenartige Freundschaft zu Eohl legte ihm eine gewisse Kette an und die Aufmerksam die er von Lady Neferet erhielt, vereinfachte die Dinge auch nicht gerade. Ein gefährliches Spiel mit dem Feuer, welches Maxwell hier unter Einsatz seines Lebens spielte, aber eine andere Möglichkeit gab es einfach nicht, um Aurea aus den Strukturen zu lösen. Er besaß einfach zu wenig Informationen, aber interessanterweise ausreichend Freiheiten, um eine derartige Reise mit ihr anzutreten.
In Kürze würde die groß angelegte Operation beim Ashmound Royal Prison beginnen und die Zukunft des Königreiches Fiore massiv beeinflussen, zumal sowohl Aurea als auch Maxwell einen gewissen Anteil vor Ort innehaben mussten. Die junge Dhakalis hatte ohnehin keine Chance gehabt, der Operation zu entfliehen und Maxwell hatte sowohl einen Auftrag von und mit Lady Neferet als auch einen Auftrag von Adrius vor Ort zu erledigen. Die Chancen standen gut, dass sie sich danach nie wieder sahen, weil einer von ihnen tot war. Gleichermaßen konnte auch sonst unvorhergesehenes geschehen, was ihre Beziehung zueinander im Nachgang massiv belasten konnte. Es gab einfach zu viele Variablen, die Maxwell nicht berechnen konnte und das machte ihm durchaus Angst. Mittlerweile war ihm Aurea viel zu wichtig geworden, was im Sinne seines Auftrages aber überhaupt nicht gut war. Er war dem Paket zu nahe gekommen, hatte eine Beziehung zu ihr aufgebaut und fühlte mittlerweile Dinge, die definitiv über Freundschaft hinausgingen. Doch mit ihr darüber sprechen tat er nicht, denn diese Gefühle hatten keinen Platz in dieser Welt, denn er wusste, dass er sein Leben für sie gänzlich aufopferte.
Wie ein Gentleman half er der schönen Dhakalis an Bord, die sich sicher schon einige Fragen dazu stellte, aber ihm ausreichend Vertrauen entgegen zu bringen schien, um sie nicht zu fragen. Maxwell begab sich an die Reling und warf einen Blick hinaus auf das blaue Meer, während der Kapitän nun mit Aurea sprach, nachdem er glücklicherweise nicht weiter auf seine vorherigen Äußerung eingegangen war. Bereits jetzt lächelte Maxwell ein wenig entschuldigend, denn tatsächlich brachte Weißkopf Seeadler-san seinen gewohnten Spruch zur Vorstellung. Als Aurea ihm das bestätigende Nicken entgegenbrachte, nahmen sie gemeinsam auf einer Bank Platz und lächelten einander an. Die gemeinsame Zeit mit Aurea war einfach immer schön und der Soldat genoss sie wirklich in vollen Zügen, auch wenn er wusste, dass es eigentlich keine gute Idee war. Aber er konnte sich gegen seine Gefühle auch nicht wehren und versuchte es daher gar nicht erst. „Das ist schön zu hören“, entgegnete er auf ihre Freudenäußerung und richtete seine blutroten Iriden auf das Meer. Es war wunderschön blau und der Himmel war so klar, dass während der Überfahrt nichts geschehen durfte.
Dann fiel die Dhakalis allerdings mit der Tür ins Haus und wollte nun endlich wissen, wohin die Reise ging und um was für einen Auftrag es sich handelte. Gelockt hatte er Aurea mit einem Auftrag, hatte sich dazu jedoch bislang in Schweigen gehüllt. Länger geheim halten konnte er es aber offenbar auch nicht, daher lächelte Maxwell sie verlegen an und wich dabei ein wenig ihren Blicken aus. „Also der Auftrag…Das ist…“, begann er und sah kurz zum Kapitän, der Maxwell nur strafend anblickte und den Kopf schüttelte. Warum war die Moral des Mannes so einwandfrei? Der Kapitän hatte recht. „Hör zu, Aurea“, begann Maxwell dann erneut, wesentlich gefasster, aber noch immer sanftmütig. „Wir reisen zur Insel Champa“, erzählte er dann also. „Mein Geburtsort“, fügte er umgehend an und lächelte dabei, ehe sein Blick zum Meer wanderte. „In Kürze wird einiges geschehen und wir können einfach nicht wissen, was danach ist“, gestand er und man merkte, wie die Stimmung ein wenig kippte. Sie wurde melancholisch, trauriger und ernster. „Vielleicht ist das unsere einzige Chance noch einmal in einer normalen und sorgenfreien Welt zu leben, bevor wir...“, fügte er an und sah dann mit seinen blutroten Iriden in ihre Augen. „…naja, du weißt schon.“ Im Hintergrund war der Kapitän ordentlich am rotieren, denn gerade löste er die Leinen und machte sich alsbald daran, den Motor des Kahns zu starten.
Aurea hatte insgeheim schon oft darüber nachgedacht, wie einfach die Dinge doch wären, wenn sie noch in Crocus Town als Studentin - oder mittlerweile berufstätige Zivilistin - leben würde und Maxwell noch ein offizielles Mitglied der Rune Knights wäre. Hätten sie einander getroffen? Die Sterne wären günstig gestanden, schließlich war Maxwell ein Freund ihres Onkels. Und über diese Verbindung hätte sich das bestimmt eines Tages ergeben. Hätte sie auch unter normalen Umständen diese Gefühle für den Dunkelhaarigen entwickelt? Wäre Maxwell auch dann so aufmerksam und bemüht um sie gewesen, lautete die Antwort Ja. Hätte er diese Gefühle erwidert? Das stand in den Sternen. Erwiderte er sie jetzt? Das konnte Aurea ebenso wenig einschätzen. Eigentlich hatten sie andere Gedanken, Probleme und Sorgen. War dafür überhaupt Platz? Dass Onkel Georgius aber tatsächlich das Verbindungsstück zwischen ihr und Maxwell war, das ahnte Aurea nicht. Nicht einmal im Traum käme sie auf diese Idee, dass ihr geliebter Onkel einen solch gefährlichen Auftrag erteilen würde. Schon gar nicht, wenn der Zuschlag an einen Freund ging. Dieses Wissen würde die Freundschaft der beiden womöglich auf die Probe stellen. Aurea genoss die Zeit, welche sie mit Maxwell verbrachte. Sie hatte ihn gern um sich und erfreute sich daran, dass auch er den Kontakt und die Nähe zu ihr zu suchen schien. Zu erfahren, dass all das seinerseits auf einem Auftrag basierte, käme einem saftigen Faustschlag ins Gesicht gleich.
Fröhlich erkundigte sich Aurea ein weiteres Mal bei Maxwell, was genau das nun für ein Auftrag war. Er hatte ihr nichts gesagt, daher war sie immer neugieriger geworden. Der Dunkelhaarige begann etwas holprig, erntete einen mahnenden Blick von Weißkopf Seeadler-san und schien dann Klartext reden zu wollen. Das Lächeln der Dhakalis entglitt ihr aufgrund der Verwirrung, woraufhin sie den Davis mit großen, gebannten Augen ansah. Champa? Maxwells Geburtsort? Unweigerlich kehrte ihr Lächeln zurück. Das war doch wundervoll! Sie war noch nie zuvor auf Champa gewesen und freute sich, die Insel zu sehen, auf welcher ihr Freund aufgewachsen war. Doch ihr Lächeln hielt nicht lange, als sie die Begründung des Älteren hörte. Die Heilerin senkte den Blick, sie wusste, wovon er sprach. Die letzte Chance, Momente einer sorgenfreien Welt zu genießen? Ihr Herz zog sich zusammen. Und sie wäre an dem Chaos beteiligt. „Ja, ich weiß“
Einen Augenblick wurde es still, man hörte nur das Werken des Kapitäns und das Rauschen des Meeres. Doch Aurea erkannte alsbald, dass Maxwell recht hatte. Die kommenden Tage mussten sie genießen und schönere Erinnerungen sammeln. Sie wollte jetzt kein Trübsal blasen, denn er hatte sie zu einer wirklich schönen Sache eingeladen. Als hob sie den Blick wieder, sah ihm direkt in die roten Iriden und lächelte ihn aufrichtig und volle Glück an. Ihr Herz schlug schneller, am liebsten hätte sie mehr seiner Nähe gesucht, doch das konnte sie nicht. „Mit anderen Worten: Es gibt keinen Auftrag“, lachte sie leicht auf, ehe sie ihn wieder glücklich ansah. „Ich hätte dich auch ohne einen Vorwand liebend gern begleitet“, versicherte sie Maxwell noch immer amüsiert. Ja, Aurea war bereit, gemeinsam mit ihm die kommenden Tage die Zukunft zu verdrängen. „Also gut. Stimmt es, dass ich das Gildenhaus von Iron Maxim nicht betreten kann?“, erkundigte sie sich also bei ihm, um sich auf die private Touristentour einzustimmen.
Das Schiff legte am Hafen an und die Brücke zum Festland wurde eilig ausgefahren. Da der Kapitän Maxwell noch eben unter Deck etwas für dessen Vater mitgeben wollte, ging Aurea schon einmal voraus. Noch bevor sie die Brücke überhaupt betreten hatte, hörte sie jemanden lauthals rufen: „Hey, Weißkopf! Hast du endlich den Rum aus Crocus Town dabei? Die Männer werden langsam wütend, du hast schließlich Vorkasse von uns ver- Oh, guten Tag die Dame!“, schwenkt der rothaarige Hüne plötzlich in seinem Ton um und grinste Aurea charmant an. „Guten Tag“, erwiderte sie die Begrüßung freundlich und ging von Bord. „Du hast nicht zufällig ein paar Fässer Rum an Bord gesehen?“, fragte er die Dhakalis noch immer grinsend. „Leider nicht, nein“, antwortete Aurea mit aufrichtigem Bedauern. „Der arme Teufel, die Männer werden sein Boot versenken. Na, nicht mein Problem! Mein Name ist Rafael, ich bin ein Krieger der Gilde Iron Maxim. Bist du das erste Mal auf der Insel, schöne Fremde? Ich kenne jeden Winkel von Champa und stehe für eine private Führung stets zu Diensten“, bot er mit diesem unerschütterlichen Grinsen und außergewöhnlichem Charme an. Sicherlich machte er das gerade nicht zum ersten Mal. „Das.. das ist ein nettes Angebot, aber-“ Rafael setzte gerade zu weiterer Überzeugungsarbeit an, als er im Blickwinkel eine weitere Person auf dem Boot bemerkte. Eher halbherzig blickte er nach oben, widmete sich dann aber lieber wieder Aurea. Doch dann riss Rafael den Kopf noch einmal hoch. Hatte er sich gerade verguckt?! Seine Augen weiteten sich verblüfft, als er seinen besten Freund dort stehen sah. „Max“, entfuhr es ihm entgeistert. Doch dann ging ein Ruck durch seinen Körper und er lief ihm freudestrahlend entgegen, streckte seine rechte Hand aus, um mit ihm abzuklatschen und zog ihn dann an sich in eine brüderliche Umarmung. „Max, was führt dich denn her?!“, fragte er erfreut. „Wo treibst du dich denn rum? Wir haben uns Sorgen gemacht, selbst deine Schwester ist-“ Er hielt inne, grinste plötzlich breit. Dann nahm er den Schwarzhaarigen ordentlich in den Schwitzkasten. „Sag nicht, ich hab gerade versucht, mir deine süße Freundin für ein Date klar zu machen! Hahaha, sorry Bruder! Konnte ich ja nicht ahnen! Oh man, du glaubst nicht, welch einzigartige Braut ich-“ Erneut hielt Rafael inne und blickte beschämt zu Aurea. Diese wandte ebenfalls peinlich berührt den Blick ab. „Willkommen zurück! Na los, wir gehen einen trinken!“
Die Fehde mit dem falschen Auftrag wurde aufgeklärt, insbesondere nachdem Weißkopf Seeadler-san seinen Blick auf Maxwell gerichtet und ihn schweigend aufforderte, diese junge Dame nicht hinters Licht zu führen. Der Davis kam dieser Aufforderung natürlich nach und setzte Aurea ins Bild, woraufhin diese natürlich beteuerte, ihn auch ohne Auftrag begleitet hätte. Grundsätzlich wusste Maxwell das natürlich, aber sie beide führten ein sehr gefährliches Leben und Vorsichtsmaßnahmen waren einfach notwendig. Hätte er sie von vornherein zu einem Urlaubsausflug eingeladen, dann wäre diese Information sicher irgendwo durchgerutscht und schon wären sie unter irgendeinen Verdacht geraten, aber so ging jeder in der Gilde davon aus, dass sie zusammen einen Auftrag erfüllten. Mehr wollte Maxwell mit dieser Notlüge gar nicht erreichen, aber es hatte gefruchtet und bis zuletzt konnte sich die Dhakalis daher völlig natürlich verhalten. „Alles für den Anschein“, kommentierte er daher nur knapp und lächelte. Sie würde schon verstehen.
„Das Gildenhaus von Iron Maxim?“, wiederholte Maxwell nun das angesprochene Thema. Offenbar war über die Kriegergilde in der Welt mehr bekannt als angenommen. „Das ist richtig. Eine Frau hat dort keinen Zutritt“, erklärte er und blickte in die Ferne. „Aber es gibt Ausnahmen. Für eine solche Ausnahme muss man sich aber der Gilde gegenüber entsprechend beweisen“, setzte der Soldat fort. „Und das ist nicht gerade einfach, um ehrlich zu sein“, lachte der ehemalige Krieger. „Sogar ich habe keinen Zutritt mehr. Ich bin schließlich verbannt“, fügte er dann noch an, wobei sein Blick diesbezüglich sehr betrübt wirkte. Einen Ausschluss aus der Gilde hatte er ja verstanden, aber die Verbannung war schmerzlicher als er zugeben würde. Doch wieso er verbannt wurde, war nun einmal eine andere Geschichte und definitiv nichts für den jetzigen Zeitpunkt. „Ich habe uns übrigens ein Hotel am Strand gebucht, Doppelzimmer mit Einzelbetten“, gestand er dann noch. Einzelzimmer gab es keine mehr und ein Doppelzimmer mit Doppelbett wäre nicht angebracht gewesen.
Das Schiff legte am Hafen an und die Brücke zum Festland ausgefahren, während Maxwell noch eine kurze Unterredung mit Weißkopf hatte. Dieser hatte ihm noch etwas für seinen Vater mitgegeben, was Maxwell doch bitte übergeben sollte, auch wenn er dazu gar keine Lust hatte. Eigentlich hatte er gehofft seine Eltern an diesen Tagen nicht sehen zu müssen, doch offenbar führte daran nur bedingt ein Weg vorbei. Aurea machte sich bereits daran das Schiff zu verlassen und geriet dabei an einen Krieger der örtlichen Gilde, besser bekannt als Rafael. Der Mann hatte Aurea sofort erblickt und sich zunächst nach dem bestellten Rum erkundigt, schwenkte dann aber zügig zu einem romantischen Angriff um und bot Aurea eine Führung an. Diese wollte gerade ablehnen, als Rafael den anderen Reisenden erblickte. Es dauerte einen Augenblick, doch dann wurde es ihm klar. „Rafael?“, stutzte der Davis und hielt inne, hatte er nicht mit dieser Begegnung gerechnet. Das war natürlich nicht zu vermeiden, aber das bedeutete gleichwohl, dass bald jeder von seiner Rückkehr wusste.
Schon kam ihm der Krieger entgegen und klatschte mit ihm ab, ehe sie sich brüderlich umarmten. Mittlerweile strahlte auch der Soldat vor Freude und seine Körperhaltung wirkte leicht angepasst, lässiger und irgendwie kriegerlicher. „Das ist eine lange Geschichte“, lachte Maxwell, auch wenn die Erwähnung seiner Schwester ihn kurz stocken ließ. Madilyn hatte sich sicher auf die Suche nach ihm gemacht, nachdem er offiziell verschwunden war. So zumindest schätzte er sein eigenes Fleisch und Blut ein. Dann befand sich Maxwell aber auch schon in einem Schwitzkasten und errötete, als Rafael Aurea als seine süße Freundin bezeichnete. „Also..ich…äh…Quasi?“, brachte Maxwell überfordert hervor und blickte hilflos in Aureas Richtung. Vielleicht war es besser die Leute im Glauben zu lassen, sie wären liiert, sonst würde sich die Dhakalis in Kürze an einer ganzen Schar testosterongesteuerten Interessenten erfreuen dürfen. Champa war eben ein besonderer Ort.
Doch wie sollte es anders sein, setzte natürlich ein gewisser Revertigo-Effekt ein. Die Einladung zum Trinken wurde nicht ausgeschlagen, stattdessen stimmte Maxwell grinsend zu. Mit einem geschickten Manöver befreite er sich dabei aus dem Schwitzkasten, drehte Rafael den Arm seitlich um und bugsierte ihn in seinen Schwitzkasten. „Dann erzähl mal. Welche Braut hast du klar gemacht?“, fragte er ihn ungeniert und achtete dabei nicht auf Aurea und wie diese sich mit solchen Themen fühlen würde. Dann sah er grinsend zur Dhakalis. „Komm, Aurea. Es wird Zeit, Champa kennenzulernen“, lachte er amüsiert und ließ Rafael auch schon frei. Für einen kurzen Augenblick sah der Royal Crusade Magier über seine Schulter zurück auf das Meer. Wie viele Jahre war er jetzt schon nicht mehr hier gewesen? Unzählige.
Es war Aurea nicht entgangen, dass es Maxwell betrübte, als der Gilde Iron Maxim verbannt worden zu sein. Es tat ihr leid, ihn so zu sehen. Wie sein Leben wohl verlaufen wäre, wäre er immer ein Mitglied der Gilde Iron Maxim gewesen? Dann hätte es keine Rune Knights geben und keine Onkel Georgius. Und auch wenn Aurea es nicht wusste, doch er wäre dann auch niemals zu Royal Crusade gekommen und ihre Wege hätten sich niemals gekreuzt. Es wäre ein besseres Leben für Maxwell gewesen, denn sie brachte ihm nur Unheil. „Verbannt, weil du Magie anwenden kannst?“, erkundigte sie sich vorsichtig. Ja, Aurea hatte vieles über Champa und Iron Maxim gelesen, seit sie wusste, dass Maxwell von dort stammte. Sie kannte daher die traditionellen Gepflogenheiten. Aurea lachte leicht auf, lächelte den Dunkelhaarigen mit den blutroten Augen verschmitzt an. „Ich sehe schon, du hast das bereits länger geplant“, entgegnete sie amüsiert auf seine Information, er habe ein Hotel am Strang gebucht. Der Strand.. darauf freute Aurea sich sehr! Ihr Herz schlug schneller, denn die Nähe der nächsten Tage zu Maxwell machte sie durchaus nervös. Es war ein angenehmes Kribbeln, doch fürchtete sie, dass der Zauber der gemeinsamen Zeit mit dem Verlassen von Champa schnell wieder durch die Kälte des Alltags eingeholt werden würde. Doch nun wollte sie sich einfach auf die Auszeit mit ihm freuen.
Die Ereignisse überschlugen sich plötzlich. Ein rothaariger Krieger der hiesigen Gilde wollte ein Date mit Aurea, ließ sie jedoch urplötzlich stehen, als er Maxwell erblickte. Die beiden schienen alte Freunde zu sein und feierten ihr Wiedersehen. Lächelnd beobachtete die Heilerin die beiden Männer von ihrem Standpunkt aus, wich ihren Blicken jedoch ertappt aus, als Rafael die Fronten klärte. Quasi?! Aurea war quasi Maxwells süße Freundin? Das Herz der Dhakalis setzte aus, während sie besonnen wie eh und je dastand und sich nichts anmerken ließ. Gut. Wer wusste schon, was der Davis sich dabei dachte? Sicherlich hatte er gute Gründe dafür, weswegen sie darauf eingehen würde. Etwas überrumpelt stellte sie weiterhin fest, dass die beiden jetzt einen trinken gehen würden und dann kam es noch schlimmer: Maxwell wollte wissen, wer die ominöse Brut war?! Das war Aurea beinahe unangenehm. Sie sah zwar verunsichert zur Seite, bekam aber natürlich dennoch tellergroße Ohren vor Neugier. „Aska von den Rune Knights! Na, was sagst du jetzt?! Ist aber schon ne halbe Ewigkeit her, laut den Klatschblättern hat sie sich ja jetzt mit dem Schwarzen Schwertkämpfer verlobt“, prahlte Rafael stolz und blickte erwartungsvoll zu seinem besten Freund. Aurea hingegen konnte kaum glauben, dass das stimmte. Oder etwa doch? Warum sollte er das erfinden?
Das ungleiche Trio fand sich schließlich zusammen und beschloss, zusammen etwas trinken zu gehen. Aurea wäre für den Spaß zu haben und wandte sich lächelnd Rafael zu. „Ist es wahr, dass Aska sogar euer Gildenhaus betreten durfte? Wie hat sie das geschafft?“, erkundigte sie sich beim Krieger. Dieser lachte und schwelgte grinsend in Erinnerungen. „Naja.. sie ist einfach durch das Tor getreten und stand in der Halle, niemand hätte sie daran hindern können. So ist Aska eben“, lächelte er verträumt und man könnte beinahe meinen, Rafael sei noch immer nicht darüber hinweg. „Und dann hat sie mich in den Boden gerammt“, lachte er. Abgesehen davon hatte sie ordentlich mit den Männern gesoffen und die Hydra mit ihnen niedergestreckt. Da durfte man in das Gildenhaus. „Jedenfalls, Max, deine Schwester ist-“ „Rafael! Ein Notfall! Du musst schnell kommen!“, riss eine Frauenstimme die drei aus ihrem Gespräch. Eine Dame mittleren Alters kam angerannt und griff nach der Hand des Kriegers. „Mein Joel ist schon wieder auf das Scheunendach geklettert und kommt nun nicht mehr runter!“, klagte sie mit Tränen in den Augen. „Was?! Dein Sohn ist echt ein verrückter Typ! Ich komme! Wir sehen uns später, Max! Nicht wieder verschwinden!“ Und schon rannte Rafael gemeinsam mit der Frau aus der Stadt..
„Weg ist er“, stellte Aurea ein wenig bedröppelt fest, ehe sie Maxwell anlächelte. „Rafael ist ziemlich einzigartig, oder?“, lachte sie. Doch der Plan stand bereits, weswegen die beiden Freunde den Umtrunk auch gleich mit einem Essen kombinierten, schließlich waren sie schon eine ganze Weile unterwegs gewesen. Aurea sah sich die ganze Zeit über gespannt um, nahm alle Eindrücke von der Stadt auf, in welcher Maxwell aufgewachsen war. Als die beiden sich am Tisch gegenüber saßen, blickte die Heilerin von ihrer Speisekarte auf und suchte den Blickkontakt zu Maxwell. Ihre hellen, graublauen Augen trafen seine blutroten Iriden. Dann lächelte sie, wie immer, wenn sie ihn ansah. „Champa ist ein wundervoller Ort. Alle sind so freundlich.. und sie scheinen sich sehr zu freuen, dich wiederzusehen“
„Das Magie anwenden können ist per se kein Problem“, erklärte Maxwell. „Sie anzuwenden ist es“, fügte er an. Es gab sicher einige Mitglieder in Iron Maxim, welche die Fähigkeiten besaßen, Mana in Zauber umzuformen, es aber schlichtweg nicht taten. Gab es keine Kenntnis darüber, war es auch überhaupt kein Problem. „Ich habe meinem besten Freund damals das Leben gerettet, mit Magie“, erzählte er knapp die Vergangenheit. „Deswegen musste ich die Gilde verlassen. Ohne Möglichkeit auf eine Wiederkehr“, fügte er noch an. Es war wirklich traurig, denn wer wusste schon, wo er heute stehen würde? Auf der anderen Seite hatte er eine erfüllte Zeit bei den Rune Knights gehabt und trotz aller herrschenden Umstände in Royal Crusade hatte er einen Menschen in sein Leben gelassen, der ihn glücklich machen konnte. Hinsicht der bereits längeren Planung des Ausfluges nickte er lediglich lächelnd. Ein wenig Vorbereitung schadete eben nie!
Am Pier trafen sie dann auf Rafael, der sich natürlich an Aurea heranmachte, sie aber direkt fallen ließ als Maxwell ins Sichtfeld geriet. Für seinen besten Freund ließ er jede Frau am Straßenrand stehen, so viel war klar und wurde in diesem Augenblick auch spürbar deutlich. Durch Rafael durchlebte Maxwell einen Revertigo-Effekt und verhielt sich gleich ganz anders, weswegen es nun direkt zum Saufen gehen sollte und damit nicht genug. Aurea war nun quasi die süße Freundin von ihm und er wollte unbedingt wissen, wen Rafael aufgerissen hatte. Für die Dhakalis war das sicher total seltsam und unangenehm, doch der Winchester bemerkte es dieses Mal schlichtweg nicht. Zu groß war der Einfluss von Rafael, der die beiden Magier gen Stadt führte. „Aska? Die Aska?“, stieß der Soldat ungläubig aus, schließlich kannte er die Dämonentöterin. „Das killt mich jetzt“, gestand Maxwell, aber die Information hinsichtlich Aska und Cassius stimmte ihn innerlich froh. Deren Herumgeier war ja nicht zu ertragen gewesen. Ob er dieses Glück mit Aurea auch mal haben konnte? Er wünschte es sich, aber eigentlich durfte er es nicht.
In der Stadt angekommen war es nun die Dhakalis, welche ein Gerücht hinsichtlich Aska aufbrachte. Gehört hatte Maxwell auch davon, doch nachgefragt hätte er nun nicht, wenngleich es etwas besonderes war. Das hatte der Winchester während seiner Zeit auf Champa noch nie erlebt. „Klingt wirklich nach ihr“, lachte der Soldat amüsiert und spitzte dann die Ohren als Rafael auf seine Schwester zu sprechen kam. „Meine Schwester?“, fragte er gerade, als eine Frau mittleren Alters angerannt kam und den heldenhaften Rafael um Hilfe bat. Damit erübrigte sich jedes weitere Gespräch, denn Rafael hatte nun einen Auftrag zu erfüllen. „Verlass dich drauf!“, rief er seinem Freund hinterher, der dann auch schon verschwunden war. Damit endete zugleich aber auch der Revertigo-Effekt, denn plötzlich war Maxwell ebenso, wie Aurea ihn kannte. „Das ist er“, stimmte er der Einschätzung von Aurea zu und lächelte. „Er war immer so, schon, als wir noch Kinder waren“, erklärte der Winchester.
Gemeinsam flanierten die Magier durch die Stadt und beinahe jeder Einwohner bekam große Augen, als sie Maxwell erblickten. Alle begrüßten ihn und strahlten förmlich, denn ein verlorener Sohn kehrte nach all den Jahren nach Hause zurück. Zwar war Maxwell kein Krieger von Iron Maxim, doch feierte man hier zuhause dennoch als Held, kämpfte er als Rune Knight schließlich gegen das Böse im gesamten Königreich. Hier verweilte ein Ruf, den es gegenwärtig eigentlich nicht mehr gab. Schlussendlich saßen sie sich in einem Lokal gegenüber, denn der Umtrunk wurde kurzerhand mit einem Essen verbunden. „Dieser Ort ist etwas ganz Besonderes“, entgegnete Maxwell auf die Äußerungen seiner quasi süßen Freundin. „Auf dieser Welt wirst du nichts Vergleichbares finden, daher wollte ich es dir zeigen“, fügte er lächelnd an. Das seine Eltern mittlerweile Kenntnis seiner Ankunft erhalten hatten, wusste er nicht. Dieses bevorstehende Aufeinandertreffen sollte auch für Aurea etwas besonderes werden. „Mir haben sie auch alle sehr gefehlt“, gestand Maxwell mit traurigen Augen. „Nach meiner Verbannung hätte ich natürlich weiter hier leben können, doch ich fühlte mich einfach zu Größerem berufen“, erzählte er ein wenig aus dem Nähkästchen. „Deswegen bin ich Runensoldat geworden und später sogar ein Ritter, wie du weißt.“
Dann sah er zurück in die Speisekarte und wählte eine Spezialität der Insel aus: Lachsfilet mit Bandnudeln und Spinat. „Hast du dich schon entschieden?“, fragte er die schöne Dhakalis dann, während sich allmählich ein seltsames Gefühl breit machte. Wurden sie etwa beobachtet?
Aurea war sich nicht sicher, ob sie sich irrte.. aber zeichnete sich da gerade ein rötlicher Schimmer auf Maxwells Wangen ab, als er erfahren hatte, dass Rafael angeblich eine Nacht mit Aska von den Rune Knights verbracht hatte? Irritiert wandte sie schnell den Blick ab, um nicht erwischt zu werden. Ob Aska auf ihm gefiel? Und wie stand es um Aurea? Gefiel sie Maxwell? Sie war ein ganz anderer Typ als die Dämonentöterin. Es war schon eigenartig, denn plötzlich erinnerte sich die Dhakalis daran, wie kompliziert und schwierig es sein konnte, wenn man Gefühle für jemanden hatte und nicht wusste, wie es um die Gefühle des anderen stand. Innerlich seufzte sie auf. Sie sollte lieber die Zeit genießen, statt sich den Kopf über diese Dinge zu zerbrechen. Rafaels Gesellschaft war von kurzer Dauer. Er schien auf der Insel bekannt wie ein bunter Hund zu sein, denn kaum war er in der Stadt angekommen, bat man ihn bereits um Hilfe. Edel, wie er war, nahm er sich der Bitte der Frau an und verschwand, um ihren Sohn vom Scheunendach zu holen. Der rothaarige Krieger war wirklich ein Unikat und Maxwell sagte, er sei schon immer so gewesen. „Ihr wart schon als Kinder befreundet?“, fragte sie interessiert nach. Solch lang bestehende Freundschaften konnte Aurea leider nicht nachweisen.
Der Umtrunk wurde mit einem Essen verbunden. Aurea nahm alle Eindrücke der Insel aufmerksam auf, wobei ihr besonders aufgefallen war, wie bekannt und beliebt Maxwell hier zu sein schien. „Ich bin froh, dass du mir diesen Ort zeigst. Ich habe noch nichts Vergleichbares gesehen“, gestand sie ihm mit einem warmherzigen Lächeln. Es tat ihr leid, dass der Magier Sehnsucht nach seiner Heimat hatte. Doch sie verstand seine Beweggründe, er wollte eben mehr im Leben haben. Allerdings hatte das Übel dadurch seinen Lauf genommen. Sie würde ihm gerne sagen, dass er vielleicht eines Tages zurückkehren könnte. Doch war das überhaupt noch möglich? „Ich weiß nicht, was die Zeit bringt.. aber vielleicht kannst du ja eines Tages wieder hier leben“, sprach sie ihren Gedanken dennoch mit traurigen Augen aus. Es war kein leichtes Thema, daher widmeten sie sich lieber der Speisekarte. „Ich denke ich nehme den Lachs mit Bandnudeln und Spinat“, entgegnete sie lächelnd, schließlich wurde dieses Gericht als Spezialität der Insel angepriesen. Sie legte die Speisekarte beiseite und lächelte Maxwell amüsiert an. „Beinhaltet deine Planung denn auch einen Strandbesuch?“ Zuletzt war Aurea als Kind am Meer gewesen. Das wäre mal wieder eine schöne Gelegenheit!
Plötzlich geschah etwas sehr Unerwartetes. Zwei Personen kamen zielgerichtet auf den Tisch der beiden Magier zumarschiert und kamen direkt davor zum Stehen. Irritiert blickte Aurea zu den Fremden auf, deren strenge Blicke jedoch allein Maxwell galten. „Du hast vielleicht Nerven, Max!“, schimpfte die Frau mit dem brauen Haar und den eigentlich freundlichen Augen los. „Ich dachte ich höre nicht richtig, als Rafael uns vom Scheunendach unserer Nachbarin aus zurief, dass du auf Champa bist! Wo warst du?! Wir waren krank vor Sorge!“, fuhr sie fort und legte daraufhin ihre Arme um Maxwell, um ihn in eine feste Umarmung zu ziehen. „Bahram Karimi führt derzeit ein paar Reparaturen im Hotel aus und sagte mir, dass das Zimmermädchen ihm erzählt hat, dass der Koch von seiner Cousine, der Rezeptionistin erfahren hat, dass du dich dort eingebucht hast! Meidest du uns etwa, Max?“, mahnte der Mann ihn mit streng in die Seiten gestemmten Fäusten an. Die Frau löste sich von ihm und trat zu Aurea, um ihr sanft die Hand auf die Schulter zu legen. „Wolltest du uns deine Freundin vorenthalten? Aber warum?“, fragte die Frau sichtlich verletzt, ehe ihre Augen groß wurden. Der Schock der Erkenntnis stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Du hast geheiratet, ohne uns etwas zu sagen“ Der Mann seufzte schwer, nahm einfach am Tisch Platz und winkte der Kellnerin zu, welche ihm sofort einen Krug voll Bier brachte. „Sohn, so geht das nicht.. Du kannst uns doch nicht so ausschließen..“, seufzte er und nahm einen großen Schluck. „Maxwell..?“, sprach Aurea den Davis, der eigentlich keiner war, an.
„Sind wir, ja“, nickte Maxwell lächelnd und erinnerte sich an die guten Zeiten im Clubhaus zurück. „Dastan Karimi ist der Dritte im Bunde. Mein wohl bester Freund“, klärte er die schöne Dhakalis dann noch auf. Sie hatten als Kinder immer Iron Maxim gespielt und ehe sie sich versahen, waren sie auch schon Krieger von Iron Maxim und lebten ihren Traum. Die Kindheit von den Dreien war im Grunde unbeschwert und echt toll gewesen, denn niemand hatte etwas gehabt, worüber sich beklagt werden konnte. Auf Champa wuchs man für gewöhnlich sehr behütet und sicher auf, denn sie waren hier alle eine große Familie und man achtete stets auf die nachfolgende Generation. Grundsätzlich konnte sich Maxwell auch ein entspanntes und ruhiges Leben auf Champa vorstellen, allerdings konnte er nicht zu Iron Maxim zurückkehren und eine Magiergilde gab es hier auch nicht. Und selbst wenn er eine Gründen wollen würde, dann gäbe es nur Clinch mit den Kriegern.
Der eigentlich angedachte Umtrunk wurde kurzerhand mit einem gemeinsamen Essen verbunden, denn Rafael musste aufgrund eines Hilfegesuches vorzeitig Abschied von der Reisegruppe nehmen. Gemeinsam saßen Aurea und Maxwell also im auserkorenen Lokal und durchkämmten die Speisekarte nach dem Gericht, welches es zu vertilgen galt. „Ich bin auch froh, dass ich dir diesen Ort zeigen kann“, gestand Maxwell mit einem warmen Lächeln. „Diese Insel ist ein Teil von mir und ich möchte, dass du weißt, wer ich wirklich sein kann…wer ich bin“, fügte er dann noch an. Sicher war er ein Mitglied von Royal Crusade geworden, doch im Grunde war er ein herzensguter Krieger mit vernünftigen Moraleinstellungen. „Und wer weiß. Vielleicht führt mich meine Zukunft eines Tages wieder hierher zurück“, lächelte er noch abschließend. Zwar rechnete er damit nicht, aber die Hoffnung starb zuletzt. „Ah, eine Spezialität unserer Insel. Ich habe das Gericht auch gewählt“, schmunzelte der Soldat.
Bevor die Bedienung jedoch kommen konnte, um die Bestellungen aufzunehmen, nahm das Übel des Tages seinen Lauf. Zwei Personen kamen zielgerichtet auf die beiden Magier zugelaufen, wobei es die Frau war, die zuerst zu schimpfen begann. Mit einem Schlag lernte Aurea eine weitere Seite von Maxwell kennen, die bisher nur seine Schwester und seine beiden besten Freunde kannten. Mit großen Augen und einer gewissen Nervosität blickte er in die Iriden der brünetten Frau, die ihn dann auch schon schlagartig in eine Umarmung zog. Wirklich etwas sagen konnte er nicht, denn der Mann begann zu sprechen und erzählte von einer Aneinanderreihung von Informationsweitgaben, dass der Aufenthalt von ihm im Hotel bekannt war. Maxwell stieß einen Seufzer aus und ließ die Schultern hängen, denn er wurde gerade vor den Augen Aureas von seinen Eltern zurechtgewiesen.
„Mum, es ist nicht so, wie du…Dad, du jetzt auch noch?“, stammelte Maxwell leicht überfordert hin und her. Und seine Freundin? Verheimlichen vor den Eltern? Geheiratet? Dem Soldaten schoss die Röte ins Gesicht und die Kehle wurde so unsagbar trocken, während sich William einen Bierkrug bringen ließ, von welchem er einen ordentlichen Schluck nahm. Erschöpft ließ Maxwell seinen Kopf endgültig hängen, denn eigentlich hätte er es wissen müssen. Informationen verbreiteten sich auf Champa wie ein Lauffeuer, weswegen er womöglich zuerst bei sich zuhause hätte vorbeigehen sollen. „Mum, Dad? Das ist Aurea“, stellte er seine Freundin nun also vor. „Und nein, wir sind nicht verheiratet“, fügte er dann noch an. Es gab da nichts zu verheimlichen, denn auch wenn er die hellhaarige Schönheit vor sich liebte, so waren sie kein Pärchen. „Tut mir leid, dass ich so lange nichts habe hören lassen“, entschuldigte sich Maxwell dann aber aufrichtig und griff nach der Hand seiner lieben Mutter. „Meine Arbeit hat es unmöglich gemacht“, erklärte er ihr. Es war nicht gelogen, aber auch nicht so, wie sich seine Eltern es gerade zurechtlegten. „Aber nun bin ich ja hier. Und nach dem Essen wären wir auch zu Besuch gekommen“, führte Sohnemann weiter aus und seufzte schmunzelnd.
„Aber wie üblich müsst ihr ja sofort losstürmen. Ich habe ja nie die Zeit euch zuvorzukommen“, beschwerte er sich, wenn auch nicht ernstgemeint. „Wir haben dich nur so vermisst, Max“, wimmerte die Mutter und es bildete sich erneut eine Träne. Dann folgte ein saftig kräftiger Handschlag auf den Rücken des Soldaten, der dadurch beinahe im Tisch einrastete. „So siehts aus, Sohn“, brummte William und lächelte dann zufrieden. Er war eben der harte Hund der Familie. „Und schreib deiner Schwester nen Brief. Lyn ist krank vor Sorge. Hat sogar Mermaid Heel wegen dir verlassen, um dich zu suchen“, erklärte William dann noch. Mit großen Augen sah Maxwell seinen Vater an. Erst jetzt wurde ihm bewusst wie viel Kummer er seiner Familie, seinen Freunden und seiner Heimat beschert hatte. Dann kniff er die Augen zusammen und zog die Atemluft tief ein. Dann richtete er seine blutroten Augen auf Aurea und lächelte sie sanftmütig an, wenngleich er dabei einen rötlichen Schimmer auf den Wangen trug. Ihm war das echt peinlich, irgendwie. Emilia legte ein Grinsen auf und sah zwischen den beiden jungen Magiern hin und her. „Ich will alles wissen. Wie habt ihr euch kennengelernt? Wo? Wer hat den ersten Schritt gemacht? Der erste Kuss“, forderte sie also alle Informationen und legte dabei andächtig die Hände auf ihre Brust. William nickte nur.
Als er sie so warmherzig anlächelte, spürte Aurea deutlich die Schmetterlinge in ihrem Bauch. Wie sie wild umherflatterten und ihr Herz dazu brachten, schneller zu schlagen. Dass Maxwell sie mit zu seiner Heimatinsel genommen hatte, war mehr als nur ein Ausflug. Er sagte, er wolle ihr zeigen, wer er wirklich sein kann - wer er ist. Seine Worte machten Aurea sehr glücklich und sie brachte diese Freude in ihrem aufrichtigen Lächeln auch zum Ausdruck. Sie bemerkte, dass ihre Wangen wärmer wurden und befürchtete, dass sie bereits rot schimmerten. Sie senkte kurz verlegen den Blick, atmete durch und suchte dann erneut den Blickkontakt. „Das, was du mir heute gezeigt hast.. auch von dir.. hat im Grunde mein Bild von dir bestätigt. Genau das ist es, was ich sehe, wann immer ich dich ansehe“ Sie sah in Maxwell keinen Verbrecher der dunklen Gilde. Er war dieser edle Rune Knight, der verwegene Krieger von Champa. Und sie war so verliebt in ihn.. sie glaubte nicht, jemals so für einen Mann empfunden zu haben.
Die Wahl des Essens war schnell getroffen, beide wollten die Spezialität der Insel essen. Doch noch bevor sie bestellen konnten, geschah etwas wirklich Verrücktes. Neuigkeiten verbreiteten sich auf Champa wohl wie ein Lauffeuer. Aurea war sichtlich irritiert über die Vorwürfe an Maxwell, lief aber schon bald tomatenrot an. Freundin? Verheiratet? Mum, Dad? Das waren seine Eltern? Die Heilerin lächelte und beobachtete diese Diskussion, in welcher Maxwell händeringend versuchte, die Wogen zu glätten. Nur kurz mischte sie sich ein, als sie vorgestellt wurde: „Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen! Und ich möchte mich für die Aufregung entschuldigen..“ Sofort hoben beide Elternteile beschwichtigend die Hände, lächelten das Silberhaar an und wandten sich mit funkelnden Augen wieder Maxwell zu, welcher weiter ins Kreuzfeier geriet. Erst als Lyn aus Mermaid Heel erwähnt wurde, seine Schwester, schwand das Lächeln der jungen Frau. Es bestand kein Zweifel mehr.. Es gab zu viele Parallelen, die Geschichten deckten sich. Aurea musste mit Maxwell darüber sprechen.
Erst als sich Emilia wieder der Heilerin zuwandte, galt ihrer Aufmerksamkeit wieder der Situation. Die hellgrauen Augen wurden groß, als nach dem ersten Schritt und dem ersten Kuss gefragt wurde. „Äh..“, begann sie zögerlich, ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust. „Also.. so.. so ist das nicht“ Verständnislose Mienen. „Wir sind nicht..“ Wieder galten die bitterbösen Blicke Maxwell. „Sohn, ich hätte niemals gedacht, dass ich das einmal sage, aber nimm dir doch mal ein Beispiel an Dastan“ „Das verstehe ich nicht, mit der letzten Dame, die du mit auf Champa genommen hast, warst du doch aus zusammen! Wie hieß sie noch gleich?“ Aurea wollte im Boden versinken, doch dann spürte sie erneut Emilias Hände auf ihren Schultern. „So war er schon immer, es liegt nicht an dir“ Dann wandte sie sich ihrem Sohn zu. „Stornier eure Bestellung und sieh zu, dass du mit Aurea nach Hause kommst. Ich koche Lachs mit Bandnudeln und Spinat! Wir gehen vor“ Dann packte Emilia ihren Mann energisch am Arm, welcher noch schnell den letzten Schluck Bier nahm und zog ihn mit sich. Geschafft lehnte sich Aurea auf ihrem Stuhl zurück. „Wir sollten uns lieber beeilen“, meinte sie ein wenig verschüchtert.
Gemeinsam gingen die beiden zum Elternhaus des jungen Mannes. „Ich hoffe, es bringt dich nicht allzu sehr in Verlegenheit, was deine Eltern oder die Leute hier über uns denken. Sicher ist es dir unangenehm, da dich hier alle kennen“, sprach sie entschuldigend während des Weges auf ihn ein und wagte es kaum, ihn anzusehen. Bald schon war das Domizil erreicht. Papa Winchester war gerade draußen und rief ihnen zu, dass die Tür offen sei. Nachdem sie ihre Schuhe ausgezogen hatten, fanden sie sich im Eingangsbereich des Hauses wieder. Die Wand war übersät mit Fotos des Familie.. „Winchester“, murmelte Aurea und blickte kurz über ihre Schulter zu Maxwell. Ohne mehr darauf zu sagen, blickte sie wieder nach vorn. Und da hing ein Foto von ihr. „Ja, das ist Lyn Winchester. Eine gildenlose Magierin, die aus Mermaid Heel ausgetreten ist um ihren verschwundenen Bruder Max zu suchen, der zuletzt bei den Rune Knights war“, sprach sie mit leiser Stimme. Sie wandte sich um und ging auf den Magier zu. Sie war nah an ihn herangegangen, wenig Abstand herrschte zwischen ihnen. Sie konnte sogar seinen Duft wahrnehmen, hatte den Blick jedoch gesenkt. „Ich bin ihr vor nicht allzu langer Zeit begegnet. Wir haben uns zufällig kennengelernt und uns so gut verstanden, dass wir den ganzen Abend zusammen verbracht haben. Ich wusste es nicht.. ich dachte, dein Name sei Davis. Ich wollte ihr keine falschen Hoffnungen machen.. außerdem war ich nicht sicher, ob du überhaupt gewollt hättest, dass ich ihr etwas über dich erzähle. Aber ich hätte es dir früher sagen sollen..“
Den Pfad den Maxwell bestreiten musste, um Aurea aus den Fängen der Rune Knights zu bugsieren war mit außerordentlich viel Dunkelheit und Selbstaufopferung verbunden. Es war völlig klar, dass der Ritter eines Tages in dieser Dunkelheit verschwunden war und zu einem Menschen wurde, der sein Leben verwirkt hatte und doch nahm er dieses Ziel in Kauf, um die schöne Dhakalis zu retten. Mittlerweile nicht mehr nur, weil man es ihm aufgetragen hatte, sondern weil er gelernt hatte, sie über alles zu lieben. Diese Frau hatte jede Faser seines Seins erreicht und vereinnahmt, deswegen ist er ohne zu zögern bereit für sie alles aufzuopfern, wenn es ihr das Leben retten konnte. Im Grunde war es aber egoistisch, schließlich nahm er dabei keine Rücksicht auf ihre Gefühle oder ihre Wünsche. Und bevor er irgendwann in der Dunkelheit verschwand und auch das letzte bisschen seines Selbst verloren hatte, wollte er Aurea unbedingt zeigen, wer er wirklich war und wie er wirklich sein konnte. Deswegen waren sie auf Champa. Deswegen lernte die Dhakalis sein eigentliches Leben kennen.
Dennoch entwickelte sich der Aufenthalt auf Champa deutlich anders als vorgesehen. Eigentlich wollte Maxwell ihr die Insel zeigen und nach und nach an die Eigenheiten seines Lebens heranführen, wozu auch seine Eltern zählten, doch diese kamen ihm zuvor. Sie lauerten ihm auf, beobachteten die beiden Magier und konfrontierten sie schlussendlich. Die Entwicklung war völlig verrückt und überforderte den gebürtigen Winchester deutlich, das zu sehen erforderte keinen akademischen Abschluss. Und leider Gottes wurde Aurea auch noch direkt mit hineingezogen, was noch viel unangenehmer war, denn kurzerhand wurden sie für ein Pärchen gehalten. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Die Dhakalis meldete sich zu Wort und schaffte etwas Klarheit, doch damit war Maxwell gleich wieder seinen Eltern ausgesetzt. Mit überraschten Augen sah Maxwell seinen Vater an und blinzelte. Dastan? Echt jetzt? „Du hast ja Nerven, Dad“, raunte der Winchester. „Dastan wechselt seine Freundinnen doch wie Unterhosen!“, entgegnete Max. Vielleicht war das ein wenig übertrieben und wurde dem Karimi nicht gerecht, aber ein Schwerenöter wie er versuchte es dennoch ein wenig zu oft für seinen Geschmack. Und dann wurde auch noch seine Ex-Freundin ins Gespräch gebracht, die er mal zu Besuch hatte. Im Augenblick wollte nicht nur Aurea im Boden versinken, sondern auch der einstige Ritter. „Sie hieß Lia“, seufzte Max also ins Gespräch.
Nachdem sämtliche Schuld auf den Schultern des jungen Davis geparkt wurde, forderte Emilia eine Stornierung der Bestellung und lud zum gemeinsamen Essen im Hause Winchester ein. „Ist gut, Mum“, lächelte Maxwell etwas wehleidig und schon waren seine Eltern verschwunden. Der Soldat atmete tief durch und sah auf den Tisch herab, während er sein Wort an die Dhakalis richtete. „Es tut mir so leid, Aurea“, entschuldigte er sich für all die Unannehmlichkeiten. Dann wurde auch schon die Bestellung storniert und es ging gen Haus Winchester, um die Eltern von ihm nicht lange warten zu lassen. „Alles in bester Ordnung“, versicherte Maxwell ihr und schenkte ihr dabei ein aufrichtiges und liebevolles Lächeln. Sollten die Gerüchte brodeln wie sie wollten, ihm war es egal, Hauptsache er hatte sie bei sich. Der Gedanke sie an seiner Seite als feste Freundin zu haben ließ sein Herz kurz aussetzen, denn das wäre ein sehr wünschenswerter Zustand, doch war das überhaupt möglich? Schwierig. Der junge Mann öffnete die Tür und gewährte Aurea den Einlass, nachdem sein Vater ihnen zugerufen hatte. Die Dhakalis erhielt einen ersten Einblick in die Kindheit des jungen Soldaten, allen voran weil sehr viele Fotos an der Wand hingen. Kinderfotos, Fotos vom Clubhaus, sein Beitritt bei Iron Maxim, ein sehr militärisches Foto von den Rune Knights, welches ihn als Captain auszeichnete. Bilder von seiner Schwester und seinen Freunden.
Aurea kam auf seine Schwester zu sprechen, nachdem sie ein Foto gesehen hatte und fasste kurz zusammen, was sie bereits über sie wusste. Max blickte über die Schulter zu ihr und senkte dann den Blick, der so voller Trauer und Schmerz war, dass selbst eine Katze anfangen würde zu weinen. Dann kam Aurea ihm näher, sprach leise und erzählte ihm von der Begegnung mit seiner Schwester, die ihn schwer aufatmen ließ. Das war typisch Madilyn, immer direkt mit dem Kopf durch die Wand anstelle den Kopf fürs Nachdenken zu benutzen. „Schon gut“, winkte Maxwell ab und atmete tief durch. „Ich danke dir für deine Zurückhaltung“, fügte er zunächst an und lächelte schwach. Es war schon hart all jene zu belügen und sich ihnen zu entziehen, die er eigentlich so sehr liebte. Aber er liebte auch Aurea so sehr und konnte sie in Royal Crusade einfach nicht allein lassen. Es gab aber auch keine Möglichkeit ein offenes Leben zu führen, sonst waren alle in Gefahr. „Ich habe meinen Namen geändert, um mich selbst nicht mit meiner Familie in Verbindung zu bringen“, gestand er leise. „Es soll niemand in Gefahr geraten, nur weil ich dort bin, wo ich gerade bin“, fügte er an. Aurea konnte das sicher verstehen, aber das war natürlich nur ein kleiner Bruchteil der allumfassenden Wahrheit um seine Person.
„Kommt ihr in die Küche?“, hallte es dann den Hausflur entlang.
Aurea war die ganze Sache zwar ein wenig unangenehm, aber sie fühlte sich deswegen nicht unwohl. Eigentlich war die Situation in dem Bistro sogar ganz lustig. Zu sehen, wie Maxwell von seinen Eltern gemaßregelt wurde, zeigte eine ganz neue Seite des jungen Mannes. Eindeutig hatte seine Mutter die Hosen an, sein Vater gab ihm Ratschläge und Max hingegen schien nicht fassen zu können, dass er wie ein Kind behandelt wurde. Aber so war das wohl mit Eltern und ihren Kindern, selbst wenn sie erwachsen waren, kümmerte man sich ein wenig zu gern um deren Angelegenheiten. Einzig das Gespräch um die Exfreundin von Maxwell war Aurea dann tatsächlich unangenehm. Sie wusste, dass er eine Vergangenheit hatte, wie auch sie. Und dennoch war das kein schöner Gedanke. Ein Glück war das Thema schnell wieder vom Tisch!
Die beiden Magier mussten sich geschlagen geben und stornierten die Bestellung, wie befohlen. Schon witzig, dass Max‘ Mutter genau das Gericht kochen würde, welches sie sowieso bestellen wollten. Kurze darauf machten sie sich schon auf dem Weg zum Elternhaus des Winchesters. Innerlich seufzte die Dhakalis auf. Es könnte alles so schön sein! Wären die Umstände nicht so erdrückend und fürchterlich, wer weiß was zwischen ihnen wäre? Hätte Maxwell sie tatsächlich als seine Freundin vorgestellt? Vielleicht wären sie ja zusammen. Aurea liebte den Mann mit den roten Augen, welcher seit Monaten an ihrer Seite stand. Sie vertraute ihm blind und er ließ ihr Herz höher schlagen. Doch so liefen sie nebeneinander her, als wären sie Gefährten, welche das Schicksal aus anderen Gründen zusammengeführt hatte, als für die Zuneigung.
Im Haus der Winchesters angekommen, fiel Aurea sofort die Wand mit all den Fotos auf. Dabei stach ihr Lyn sofort ins Auge. Sie hatte ja bereits die Vermutung gehabt, doch nun gab es keinen Zweifel mehr: Die beiden waren Geschwister. Das schlechte Gewissen plagte Aurea, denn sie hatte es sowohl vor Max, als auch vor Lyn geheim gehalten. Sie wusste nicht, ob es gut war, sich in die Sache einzumischen. So erklärte sie es auch Maxwell. Dieser nahm es ihr nicht übel, bedankte sich sogar für ihre Zurückhaltung. Sie sah es dem Schwarzhaarigen an. Er litt unter dieser Situation.. er vermisste sein Leben auf Champa, seine Freunde und seine Familie. Aurea verstand bis heute nicht, warum genau er in Royal Crusade war, was sein Auftrag war. Doch sie ahnte bereits, dass er ein Spion der Rune Knights war und daher gezwungen war, dort zu bleiben. Deswegen auch die Änderung des Namens und die Tatsache, dass keiner bei den Rune Knights Auskunft gab. „..ich weiß, dass du nicht aus freien Stücken dort gelandet bist.. aber wann kannst du endlich wieder zurückkehren?“, fragte sie ihn leise. Allein der Gedanke ließ ihr Herz schwer werden. Sie würde Maxwell schmerzlich vermissen, doch sie wünschte ihm nur das Beste. Ernst, aber auch voll Sehnsucht sah sie ihm direkt in die roten Augen. Sie standen noch immer nah beieinander, während die Dhakalis auf eine Antwort wartete. Vorsichtig bewegte sich ihre Hand zu seiner. Ihre Fingerspitzen berührten sich, woraufhin sich langsam ihre Finger miteinander verschränkten. Doch noch bevor sie diese Geste abschließen konnten, zogen sie wieder zurück. Maxwells Mutter rief die beiden in die Küche, da das Essen fertig war. Aurea senkte den Blick kurz, ehe sie den Davis sanft anlächelte. Sie wollten die Dame des Hauses nicht warten lassen!
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