Ortsname: Stadtrand Magnolias Art: Freiraum Spezielles: - Beschreibung: Jede Stadt hat seine Grenzen. Irgendwo muss ein Ort ja auch aufhören. Diese Lande stellen die unmittelbare Umgebung Magnolias dar. Freie Fläche, Wiesen, Wege und Straßen, die aus der Stadt herausführen. Jemand, der aus der Stadt heraus, oder in sie hinein will, muss diese Landschaft passieren.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Rhys kannte sich aus mit Lügen. Im Grunde war sein gesamtes Leben eine Lüge und nun, da ihm diese weggebrochen war, war nur noch wenig übrig, dass ihn ausmachte. Er war nicht jemand, sondern nur das, was ihn ausmachte. Sein Name, sein Volk. Seine Probleme. Seine Kunst. Das war er, doch wirkliche Eigenschaften hatte er nicht mehr. Keine Grundsätze, auf die er sein Leben aufbauen konnte, weil es bisher immer von anderen Personen bestimmt worden war. Rhys war eine Waffe gewesen, was die Organisation betraf. Nur Sylvester hatte er etwas bedeutet, und so stand auch dieser für ihn an erster Stelle. Er wusste nicht mehr, ob er dies je Máirín erzählt hatte. Oder ob sie ebenfalls jemanden gehorchte, geschweige dem wen. Und so suchte er in ihren Worten nach der Lüge. Rhys war zwar nie hintergangen worden, aber er selbst hatte das bei anderen abgezogen. Und sollte der Hof in Erfahrung bekommen, dass der Mörder ihres Thronfolgers noch frei herumlief, würde man nur allzu bald eine Hetzjagd auf ihn veranstalten. Eine Jagd, die er wohl nicht überleben würde. Doch dann hätte sie ihn gewiss schon umgebracht. Noch einmal musterte er ihren Körper. Keine klar ersichtlichen Waffen. Nur zögernd entspannten sich seine Gesichtsmuskeln und seine Stirn glättete sich.
Dieser Anflug von Entspannung war vorbei, sobald sie ihn wieder zu sich zog. Rhys mochte es nicht, dass sie einfach über ihn bestimmte, doch vorerst schluckte er den Frust darüber hinunter. Er könnte sich umdrehen und gehen, doch seine Beine verweigerten ihm den Dienst. Irgendwo zwischen Ärger und Neugierde, was sie machen würde, wartete er ab, was sie zu sagen oder tun hatte. Und als er dies mit einem Kompliment quittierte, nahm sie diesen an. Das war verständlich, doch dass sie auf seine zweite Aussage nicht weiter reagierte, ließ ihn kurz stutzig werden. Rhys hatte die Angewohnheit noch nicht überwunden, zu fragen, bevor er jemanden näherkam. Auch wenn es nicht zu seinen Taten passen zu schien, so kam er nicht dagegen an. Dennoch war er es gewöhnt, mit einem Nein konfrontiert zu werden. Trotz der deutlichen Androhung eines Bisses blieb Máirín stehen wo sie war. Anstatt ihn wegzustoßen, krallten ihre Finger sich in seinen Pullover fest, als wollte sie ihn dazu animieren, weit zu machen. Wäre es ein Spiel, so hätte er nun aufgehört. Sie bot sich ihm so an, wirkte schon beinah sehnsüchtig. Er könnte sich über sie lächerlich machen, dass sie sich wie eine Straßenhure verhielt. Doch für Rhys war es kein Spiel. Er spürte das Blut unter seiner Zunge fließen, wie eine süße Verlockung. Seine Lippen waren kühl, als er diese leicht auf ihre Haut legte. Es war kein Kuss, nur eine Berührung. Seine Schultern spannten sich an, als er noch damit kämpfte, nicht sofort zuzubeißen. In seinen Ohren klingelte es, als würde das Blut ihn anflehen, endlich zu tun, wonach sein Körper sich verzerrte. Rhys aß kaum menschliche Nahrung, sodass er das meiste mit Blut hochrechnen musste – und entsprechend benötigte er ziemlich viel davon. Und dennoch fühlte sein Magen sich stets leer an, dennoch verlor er Muskeln und Körperfett. Mit einem Geräusch, dass eindeutig nicht menschlich war, vergrub er die Fänge in ihren zarten Fleisch. Rhys war kein vorsichtiger Beißer, der darauf achtete, seine Opfer nicht mehr zu verletzen als notwendig. Wie ein Raubtier verbiss er sich einfach, ungeachtet jeder Reaktion der betroffenen Person. Er riss an der Wunde, um sie weiter zu öffnen und zog die Zähne dann zurück, während sein Mund sich mit warmer Flüssigkeit füllte. Es schmeckte anders als das der Menschen, wie abgestanden, und kurz hob er den Kopf und funkelte Máirín hinter der Brille an. Ihr Blut lief ihm aus dem Mundwinkel. Er wollte etwas sagen, doch dann senkte er den Kopf wieder, wo die rote Flüssigkeit bereits ihren Hals hinablief, leckte über den Streifen und drückte den Mund wieder auf die unsauberen Bissstellen. Auch wenn er es zu Beginn am liebsten wieder ausgespuckt hatte, so fiel es ihm zunehmend schwerer zu denken. Wie ein Nebel nahm er nur noch war, was ihm erfüllte, was mit jedem gierigen Schluck seinen Hals hinab lief und ihn näherte. Er stöhnte leise und bekam kaum mit, dass Máirín ihn drehte, ließ es widerstandslos mit sich gestehen. Mit der linken Hand hielt er ihre Schulter fest und drückte sie an die Stadtmauer, mit der rechten zog er ihren Kopf zur Seite, um besseren Zugang zu haben. Dann, als sie versuchte ihn wegzudrücken, knurrte er und lehnte sich gegen sie. Dass er nicht weg wollte, war falsch gesagt. Er konnte nicht. Wie eine Mücke hing er an ihr, als hätte er sich an ihrem Hals verhackt. „Pschh!“, zischte er. „Pschh. Es tut doch nicht weh. Nicht? Nicht? Sonst hättest du dich früher gewehrt …“ Er zog erneut, auch wenn der Blutfluss bereits langsam weniger wurde und er sich mehr anstrengen zu musste, zu trinken. Rhys hob kurz den Kopf und starrte sie bittend an. Wie ein Süchtiger. Auch sein Atem ging nun schneller, in seinen Maßstäben minütlich und vermutlich konnte sie nun ganz schwach seinen langsamen Herzschlag spüren, wo sie sich gegen ihn stemmte. „Nicht?“, wiederholte er fast schon bettelnd danach, dass sie ihn weitermachen ließ, wo sie aufgehört hatten. Das Gesicht verschmiert von ihrem Blut wartete er einige Herzschläge ab. Ihre Chance ihm zu entfliehen, wo sein Griff sich gelockert hatte, ehe er sich erneut an ihr verbeißen würde.
Zwiespalt. Máirín steckte in einem ziemlichen Zwiespalt. Sie hatte die Wahl, sich entweder ihren Bedürfnissen, ihrer Begierde und ihrer masochistischen Ader nachzugehen oder zu leben. Oder viel mehr zu überleben. Für die Meisten war dies wohl eine recht einfache Entscheidung. Keiner würde so leichtsinnig sein Leben aufs Spiel setzen, nur für ein wenig Spaß, Erheiterung und Vergnügen. Die Daeva allerdings war da anders. Vermutlich auch wegen ihrer Vorgeschichte. Es gab einige Dinge in denen sie gut war, aber diese hier zählte zu ihren absoluten Meisterschaften. Schmerz, den andere ihr zufügten in etwas befriedigendes umzuwandeln. Für gewöhnlich fügte man einander Schmerz zu, um sich zu schaden, zu verletzen und einander leiden zu lassen. Mái hatte es geschafft, ihren physischen Schmerz als eine Art Freund, wenn nicht sogar Sucht zu sehen. Demnach war es nahezu unmöglich sie durch physische Schmerzen zu brechen. Klar, sie hielt widerstandsmäßig nicht viel aus, aber sie liebte dieses Gefühl. Das Adrenalin das bei jedem Schlag, jedem Kratzer, Schnitt oder Biss durch ihre Adern jagte. Sie liebte den Schmerz, der sie umarmte, wie ein alter Freund. Schmerz war in ihrem langem Leben das Einzige, was sie nicht im Stich gelassen hatte. Ihre Eltern hatten sie im Stich gelassen, erst um zu arbeiten und dann um zu sterben. Ihre Geschwister hatten sie allein gelassen aus Faulheit und Missgunst. @Valerian hatte sie einfach so verlassen und ihr Herz mit sich in den Tod gerissen. Sie war zwar vor all diesen Jahren bereits eine Daeva, eine Untote gewesen, aber sein Tod, hatte es ein für alle Mal besiegelt. Jeder der ihr je etwas bedeutet hatte, hatte sie fallen gelassen, weggeworfen wie ein Stück Müll, dass man achtlos auf die Straße warf und am besten noch drauf trat. Schmerz und Leid waren ihre einzigen waren Freunde über die Jahre geworden. Jeder rational denkende Mensch wusste, dass die Daeva ein sehr selbstschädliches und fast schon suizidiales Verhalten an den Tag legte. Aber ihr war es egal. Sie wollte nichts davon hören. Dennoch hatte sie bei Weitem noch nicht vor abzutreten. Sie könne erst ruhen, wenn sie ihre Rache bekommen hatte. Máirín hatte den gutaussehenden, wenn auch etwas zu schmächtigen Vampir wieder zu sich gezogen, welcher alles andere als begeistert von dieser Geste war. Rhys schien irritiert, als sie auf seine zweite Äußerung nichts erwiderte. Allerdings war sie schlichtweg einfach so in ihren Vorstellungen, Hoffnungen und Erwartungen vertieft gewesen, dass sie kein einziges Wort über die blass rosanen Lippen brachte. Anstelle dessen, dass sie sich von ihm entfernte und somit dem angedrohten Biss entfloh, krallte sie sich in seine Kleidung, gab sich ihm hin und zog ihn zu sich. Ihr war es egal, ob Rhys denken würde, dass sie eine Nutte, eine billige Hure war. Denn falsch läge er damit nicht. Sie ließ zwar niemanden ungestraft davon kommen, wenn er ihr ungefragt leid zu fügte, aber meistens genoss sie diese bestialischen, barbarischen Verhaltensweisen viel zu sehr. Sie war es gewohnt, dass sie dominiert wurde, verleitete vor allem Männer gerne dazu, dies zu tun. Die Dominanz abzutreten bedeutete nicht gleich das man unterwürfig oder sowas war. Es war in ihren Augen dominant, die Kontrolle abzugeben und sich von dem anderen überraschen zu lassen. In ihren Augen hatte sie eigentlich die Kontrolle in dieser Situation und freute sich bereits darauf die Früchte ihrer Arbeit zu ernten. Rhys enttäuschte die Daeva auch nicht. Er stieß leise einen bestialischen Laut aus und versenkte seine Vampirfänge in ihrem Fleisch, wie ein Jäger bei seiner Beute, bevor er sie zerfetzte. Aggressiv bohrte er seine Zähne in ihr Fleisch, jagte eine Welle des Schmerzes nach der anderen durch ihren Körper, entlockte ihr hier und da ein leises Keuchen oder Stöhnen. Mái spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen, schloss diese allerdings und vergrub das Gesicht japsend in Rhys Schulter. Es war eine völlig normale Reaktion angesichts dessen, dass sie nicht allzu widerstandsfähig war. Fester packte sie den warmen, weichen Stoff der den Körper des Vampirs vor der Sonne schützte, zog ihn näher an sich. Kurz hob Rhys seinen Kopf, blickte sie fragend an, ehe er sich auch schon, ohne ein Wort geäußert zu haben, wieder ihren frischen Bisswunden zuwandte. Hin und wieder stießen die beiden Untoten ein wohliges, gieriges Stöhnen aus, während Máirín ihre Position veränderte. Dies klappte tatsächlich ohne größere Probleme. Kaum lehnte ihr spärlich bedeckter Rücken gegen das kalte Gestein, da platzierte der Vampir auch schon eine Hand auf ihrer Schulter, drückte sie gegen die Mauer, während er sich mit der anderen einen besseren Zugang zu ihrem Hals verschaffte. Allmählich nahm die Daeva ein immer stärker werdendes Gefühl von Schwäche ein, kroch von ihren Fingern und Zehen durch ihre Gliedmaßen zu ihrer Körpermitte. Es fiel er schwer, sich von ihm zu lösen, zu versuchen ihn abzuwimmeln. Dennoch drückte sie ihn an der Brust von sich, sagte ihm, er solle aufhören. Er presste sich gegen sie, nagelte sie somit leicht zwischen sich und der Mauer fest, stieß ein Knurren aus und zischte sie an. Er fragte, dass es doch nicht wehtat, weil sie sich sonst früher gewehrt hätte. Für einen Augenblick sog er weiter das Blut aus ihrem Körper, was dafür sorgte, dass bei ihr ein leichtes Schwindelgefühl einsetzte. Bittend, flehend blickte er sie an, machte deutlich, dass er noch nicht aufhören wollte. Dass sie ihn nicht von sich stoßen sollte. Ihr gefiel der Schmerz und seine dominante Vampirader zwar sehr, aber sie waren hier um zu arbeiten. Außerdem wäre es keine gute Idee, wenn Rhys sie jetzt auf der Stelle aussaugte und somit tötete. Flach atmend blickte sie zu ihm auf, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. An seinem Mundwinkel war ein wenig Blut herab geträufelt, hatte einen roten Striemen hinterlassen. Achtsam legte sie ihre Hand unter sein Kinn, wischte ihr Blut mit ihrem Daumen weg, beobachtete, wie das Blut von seinem Kinn verschwand und nun ihren Daumen rot färbte. Ihr fiel auf, dass Rhys aus Sucht und Gier nach ihrem Blut vollkommen unachtsam geworden war. Sie musterte ihren Daumen, sah dann zu Rhys. "Tut mir Leid.", sagte sie, als hätte sie ausversehen einen guten wertvollen Wein vergossen. Sicherlich würde Rhys sich fragen was sie meinte. Diesen Moment nutzte sie aus, hob abrupt ihr Knie und jagte es ihm zwischen die Beine. Vampire waren zwar untot und hatten deshalb ein etwas anderes schmerzempfinden, aber sie waren auch nicht völlig immun. Zusätzlich stieß sie ihn von sich weg und schlüpfte zwischen Rhys und der Mauer weg, brachte sich selbst wieder ein wenig Freiraum. "Ich habs sehr genossen, aber ich würde es vorziehen, wenn du mich jetzt nicht aussaugst... Wir haben noch eine Quest zu erledigen - vielleicht haben wir danach nochmal eine Gelegenheit weiterzumachen.", sagte sie keck und mit einem schelmischen, verführerischen Grinsen auf den Lippen. Sie führte ihre Hand zu ihrem Hals, wo sich die Wunde befand, strich darüber, wodurch sich das Blut über die Wunden legte und unter ihren Fingern augenblicklich verhärtete. Schelmisch funkelte sie ihren Kameraden an, einen Blick in den Augen, der deutlich machte, dass sie sich nun ihrer Quest widmen sollten.
Rhys stützte sich weiter gegen Mai, sobald sie sie beide umgedreht hatte. Sein Körper arbeitete, um möglichst viel des so wichtigen Bluts aufzunehmen. Er saugte an den unsauberen Wunden, versuchte, den Blutfluss am Fließen zu halten. Das letzte Mal hatte er am Vortag zu Mittag getrunken. Einen der Obdachlosen am Bahnhof, der ihm den Weg erklärt hätte. Rhys war ihm ehrlich dankbar gewesen. Er hatte ihn angelächelt und sich fast schon umgedreht, da war der Alte über seine Fänge so erschrocken, dass er auf den glatten Steinen ausgerutscht war. Tja, die Kälte brachte allerlei unangenehme Kinder mit sich, sowie die Folge, dass jeder Tau auf den Stiegen des Bahnhofsgebäude zur Eis gefror. Er hatte noch versucht ihn vorm Sturz zu bewahren, doch der Mann hatte sich dennoch den Hinterkopf blutig angeschlagen. Rhys hatte versucht ihn zur Seite zu ziehen, ohne bemerkt zu werden, doch das Blut war zu verlockend gewesen. In den Büschen war er dann wie ein Tier über den bewusstlosen Mann hergefallen. Seitdem hatte er nichts mehr zu sich genommen. Also hing er an ihr, nicht gewillt, sich von ihr länger als wenige Augenblicke zu lösen, selbst als sie begann, ihn von sich zu drücken. Und so war in seinem Blick klar das Flehen zu erkennen, weiter zu machen. Rhys sprach es nicht aus, doch er war wie magisch von der Wunde angezogen. Máirín hob die Hand und wischte ihm ihr eigenes Blut vom Kiefer. Starr verfolgte er die Bewegung ihres Fingers und schellte dann vor, um ihren Finger in den Mund zu nehmen und das Blut davon abzulecken. Er dachte nicht darüber nach, was er da tat, es war, als sich darum bemühte, auch noch den letzten Tropfen nicht zu vergeuden. „Warum tut es Euch leid?“ Er runzelte die Stirn und fuhr mit den Fingern sanft über ihre Wange. Wischte mit spitzen Fingernägel die Tränen spuren weg. „Ihr habt geweint, Máirín. Es soll Euch nicht leid tun, was ich getan habe.“ Ein Anflug von Reue lag in seinen Worten, schwang sanft wie ein dünner Ast im Wind mit. Doch noch immer war seine Stimme wie starr, als würde er noch immer warten, dass sie ihm erlaubte, weiter zu trinken. Sein Gesicht näherte sich wieder ihrem Hals.
Und dann rammte sie ihr Knie ohne viel drum herum in seine Weichteile. Einen Moment reagiert er nicht, dann knurrte er, beugte sich vor, als der Schmerz sich rasant ausbreitete. Rhys konnte es nicht beschreiben, wo genau es anfing und aufhörte, doch selbst er fühlte ganz deutlich, dass das alles andere als angenehm war. Zischend stolperte er rückwärts und funkelte Máirín durch die Sonnenbrille an. In diesen Momenten nervte es ihn, dass man seinen Ärger nur an seiner Stirn und den gefletschten Fängen sehen konnte, nicht in seinen Augen. Doch das wog den Vorteil nicht auf, seine Augen zu verdecken. Und irgendwie fühlte der Schmerz sich auch irgendwo schwächer an, als würde er es durch Nebel wahrnehmen. „Tut Euch das leid, Miss?“, fragte er leise. Er wich zurück, sah, wie sie mit ihren Finger die Wunde verschloss. Sein Blick haftete wie gefesselt an der Stelle. Gefangen zwischen Schmerz und dem Rausch, den das Blut in ihm entfacht hatte, änderte er sich, die Schultern leicht vorgebeugt wieder, hielt allerdings genug Abstand, nicht in ihre Reichweite zu kommen. „Ich würde dich nicht aussaugen.“ Er meinte es ehrlich, zumindest soweit, dass er es nicht vorhatte. Dann aber hielt er in der Bewegung inne und das erste Mal, seit er sich entfernt hatte, richtete sich sein Blick von ihrem Hals auf ihr Gesicht. Quest? Quest? Er runzelte die Stirn. Richtig … die Quest. Doch was hatte Máirín damit zu tun? War sie es, mit der er die Quest machen sollte? Den Namen hatte er ja genauso wenig gelesen, wie alles andere. Er sollte nur eine seiner Gilde hier treffen, doch wenn sie ebenfalls von Royal Crusade war, würde das so einiges erklären. Denn vor allem das Angebot, war sehr, sehr verlockend … Der Vampir nickte langsam. „Gut. Gut“, murmelte er und schüttelte leicht den Kopf, wie um sich die Gedanken zu ordnen. „Gut.“ Er konzentrierte sich und zauberte dann ein etwas verrücktes Lächeln auf sein Gesicht. „So gut?“
Ein Schauer gefolgt vom anderen huschte über ihre blasse Haut, welche großzügig von dem dünnen, seidenhaften Stoff bedeckt wurde. Sein eigentlich sehr kalter, aber von der Wärme der Sonne, welche sich durch seine dunkle Kleidung angesammelt hatte, brannte leicht auf ihrer empfindlichen Haut. Sie genoss diesen Rausch, den Rausch der jede Zelle ihres Körpers einnahm ausgiebig. Sie schämte sich kein bisschen, dass sie nicht nur vor Schmerz, sondern auch ein wenig erregt keuchte und stöhnte. Sie genoss den Schmerz, den Rhys ihr bereitete und das durfte dieser auch schon wissen. Wobei es ihre darauffolgende Handlung wohl ein wenig unerklärlich oder zumindest überraschend sein ließ. Sie genoss die tierische Dominanz die von ihm ausging, trotz des Wissens, dass sie eigentlich die Kontrolle hatte. Sie hatte ihn dazu veranlasst sie zu beißen und hatte auch die Kontrolle darüber, wann sie wieder aufhörten. Ihr fiel es zwar nicht leicht, einmal weil sie sich eigentlich lieber weiter seinem Durst hingeben wollte, aber auch, weil sie durch den nun schon recht starken Blutmangel ein wenig geschwächt war. Mit jedem Tropfen, den der Vampir von ihr in sich aufnahm spürte sie mehr, wie durstig er eigentlich gewesne sien musste. Sie wusste zwar nicht, wie oft und wie viel Blut ein Vampir zum Überleben brauchte, aber ihr kam es fast schon vor als hätte Rhys seit Ewigkeiten nichts mehr zu sich genommen. Ziemlich überraschend, wenn man merkte, wie sehr er an ihr hing. Wie er, genau so wie eine Stechmücke sich an ihrem Blut und Körper labte und keine Kontrolle über sich selbst hatte. In seinen gefährlich funkelnden Augen war sie Sehnsucht und das Verlangen deutlich zu erkennen, während er sie mit seinen großen Händen weiterhin gegen die kalte Mauer presste. Ruhig hatte sie ihm ihr eigenes Blut aus dem Mundwinkel und vom Kinn abgewischt. Kurz darauf, hatte Rhys auch schon seine Lippen um ihren Finger gelegt und leckte das Blut gierig ab, wie ein Kind das an seinem Schnuller saugte. Mái gefiel die Erotik die von dieser eigentlich gewaltsamen und brutalen Sache ausging. Umso schwerer fiel es ihr, es zu beenden. Zusammenhangslos hatte sie sich bei ihm entschuldigt, was wie erwartet zu Verwirrung von Rhys Seite aus sorgte. Er fragte warum es ihr Leid tat, runzelte irritiert die Stirn und wischte die Spuren weg, welche die Tränen hinterlassen hatten. Rhys meinte, dass sie geweint habe, es ihr nicht leid tun sollte, was er gesagt hatte. In seiner gesenkten Stimme keimte ein wenig Reue auf, sein Blick war immer noch auf ihre Bisswunde gerichtet und sie merkte, wie er sich ihr wieder nährte. Genau diesen Moment nutzte sie, um ihm mit ihrem Knie feste in seine Kronjuwelen zu treten und von sich wegzustoßen. Er schieß ein schmerzerfülltes Zischen aus, stolperte rückwärts, was es der Daeva deutlich leichter machte Distanz zu ihm zu gewinnen. Sie wusste, dass es ihm nicht gefiel, ließ sich aber dennoch nicht davon abbringen eine Pause einzulegen. Leise erkundigte sich Rhys ob ihr das Leid getan hatte. Sie nickte knapp. "Jup und die Tränen waren eine völlig normale Reaktion... Du bist nicht gerade sanft.", erklärte sie ihm, ein schelmisches Lächeln auf den Lippen. "Das gefällt mir.", sagte sie wahrheitsgetreu. Ein sanfter Biss hatte sicherlich auch seine Vorzüge, aber gegen diese Form der Gewalt, dieses bestialische Bedürfnis... Es hatte einen ganz anderen Effekt auf sie. Auf ihre Aussage hin, dass sie nicht vorhatte sich von ihm aussaugen zu lassen, erwiderte Rhys nur, dass er das nicht tun würde. Mái hatte allerdings seinen immer noch sehnsüchtigen Blick bemerkt, der auf ihrer Wunde geruht hatte während sie diese verschlossen hatte. Vielleicht hatte er es nicht absichtlich vor, aber sie war sich ziemlich sicher, dass er nicht aufgehört hätte, wenn sie ihn nicht weggestoßen hätte. Als sie auf die Quest, welche die beiden überhaupt in die Stadt geführt hatte zu sprechen kam, schien Rhys erst irritiert sie sein. Sie hätte ihm zwar das Gildensymbol, welches auf ihren Rippen platziert war gezeigt, aber sie hielt es für eher unangemessen. Sie hätte sich dafür erst einmal ein ganzes Stückchen entblößen müssen und es war keine gute Idee mit dem Logo einer dunklen Gilde herumzuprahlen. "Diese Isabella wartet sicherlich schon auf uns.", sagte sie, was Rhys mit einem Nicken und dann folgendem Kopschütteln quittierte. Dann schmückte ein etwas verrücktes Lächeln sein Gesicht und er fragte sie, ob es so gut sei. Die Daeva schmunzelte amüsiert, ging zu ihm und tätschelte ihm sanft auf die Wange. "Perfekt.", sagte sie mit genauso amüsiertem, wenn auch etwas neckendem Unterton. "Und jetzt komm mit.", wies sie ihn an, drehte ihm den Rücken zu und ging in die Stadt, erwartend, dass Rhys ihr folgen würde. "Ihr Zuhause dürfte nicht weit sein."
Wie Espenlaub zitterte sie in seinen Händen. Dass seine Opfer – Rhys mochte das Wort eigentlich nicht, er verursachte nicht gerne Opfer – sich wehrten oder vor Angst schlotterten, das war er gewöhnt. Doch das hier war anders. Sie schien es zu genießen. Ihr Körper erinnerte ihn an die Mägde zu Hofe, die ihn zu sich in ihr Bett geladen hatten. Er hatte von sich aus nie groß Interesse daran gehabt, sich allerdings auch nicht geweitert, ihnen einen Wunsch zu erfüllen. Im Gegensatz zu ihm waren sie darin aber aufgegangen, hatte ebenso stöhnende Geräusch von sich gegeben, die er nur durch Schmerz oder Blutaufnahme kannte. Etwas verwirrte ihn ihre bereitwillige Reaktion, doch er störte sich nicht groß daran, solange er zu Trinken bekam und sein Organismus die kostbare Nahrung aufnehmen konnte. Rhys drückte Máirín gegen die Stadtmauer, auch wenn seine schlanke Gestalt sie nicht ganz abschirmte, zumindest nicht die Bissspur. Doch dann hob er den Kopf, als plötzlich versuchte, ihn wegzudrücken. Woher kam das jetzt? Hatte sie es nicht genossen? Und weshalb entschuldigte sie sich? Sie hatte doch nicht getan. Der Vampir war sich durchaus bewusst, dass das Beißen nicht für jeden mit Genießen verbunden war, doch er hatte gedacht … er hatte gedacht, es habe ihr gefallen. Verwirrt von den widersprüchlichen Signalen starrte er abwechselnd sie und das Blut an. Und schnappte dann nach ihren Fingern. Diesmal achtete er darauf, sie nicht zu beißen, als er die Lippen um ihre Fingerspitze schloss und mit der Zunge über ihre Haut fuhr, um diese auch noch von den letzten Rest Rot zu befreien. Er brummte leise, ein Geräusch der Zufriedenheit, bis sie ihm die Hand entzog und ihr Knie zwischen seine Beine rammte. Rhys hatte sich der Schmerzen wegen von ihr wegbewegt und auch wenn es ihm schwerfiel, aufrecht zu stehen, hielt er ab sofort einen Sicherheitsabstand ein. Während sein Körper noch mit dem Gefühl kämpfte, dass er als ziemlich nervig wahrnahm, schien plötzlich ein Puzzelteil seinen Platz zu finden. Das war es, was ihr leid tat. Nun, besser machte das aber jetzt auch nichts. Der Violetthaarige nickte langsam, als würde er verstehen. „Entschuldigt, Miss. Es war nie meine Absicht, Euch Schmerzen zuzufügen. Eure Tränen sollten dem nicht wert sein.“ Es waren die Worte eines Dieners, seines Niedergestellten, doch sein Blick hing nach wie vor an ihrem Hals. Ob er sie erneut angreifen konnte. Sie festhalten, um sich den Rest des Blutes zu nehmen, sich daran zu laben. Rhys warf den Kopf herum, um die Menschen in seiner Umgebung zu mustern. Oder die ältere Frau mit dem Sonnenschirm? Das Kind, dass über die Straße hastete? Das Pärchen, dass sich so verliebt in die Augen sah und alles andere ausgeblendet hatte? Ohne es mit zu bekommen hatte er sich ein paar Schritte von Máirín entfernt, den Blick auf das Pärchen gerichtet, da rief ihre Stimme ihn zurück. Der Vampir wirbelt herum und starrte sie mit deutlicher Überraschung und dann Misstrauen an. Langsam, leicht geduckt, näherte er sich ihr wieder, überwand sogar die Distanz. Er legte eine Hand unter ihr Kinn und hob es an. Ganz nah brachte er sein Gesicht an das ihre, als könnte er so eine Veränderung darin wahrnehmen. „Geht es Euch gut? Hat es Euch geschadet?“ Eine nette Formulierung für: Seid ihr übergeschnappt? Doch so würde Rhys nie mit jemanden zu sprechen wagen.
Doch dann, als wäre ein Vorhang gefallen, kam Máirín plötzlich auf eine Quest zu sprechen. Seine? „Habt Ihr den Auftrag bei Euch?“ Rhys konnte zwar nicht lesen, aber er hatte gelernt, die Buchstaben seines eigenen Names zu erkennen. Suchend besaß er sich die Frau erst von rechts, dann von links, konnte auf die Schnelle allerdings keinen Zettel entdecken. Doch wenn er sich richtig erinnerte, war eine Isabella erwähnt worden. Langsam nickte er und trat zurück. Und dann bemühte er sich sogar um ein Lächeln für sie und die Welt. Ihr Perfekt machte es etwas größer und erneut nickte er, wobei die Brille ihm wieder verrutschte. Irgendetwas würde er dagegen unternehmen müssen. Doch dafür wäre später Zeit. Máirín setzte sich nämlich in Bewegung und Rhys folgte ihr, ein kleines Stückchen hinter ihr, wie er es als Soldat gelernt hatte, den Kopf erhoben, die Schulter zurück. Dennoch holte er manchmal etwas zu weit auf, sodass er fast in sie hinein lief. Und dann war da noch nicht verschlossene, aber nicht verschwundene Wunde, auf die sein Blick immer wieder fiel. Rhys leckte sich hungrig über einen Fangzahn. Hoffentlich würde diese Quest schnell vorbei sein.
Etwas verschlafen schlenderte Shizuka zum Stadtrand Magnolias. Der Vorabend ging mal wieder viel zu lange und dann musste sie auch noch die Gildenhalle aufräumen und zumindest einigermaßen sauber wieder hinterlassen. Erst im Laufe des Abends hatte man ihr gesagt, dass sie am nächsten Morgen früh raus musste. Das hatte die Bardame der Gilde natürlich nicht davon abgehalten Vollgas zu geben! Ein wenig bereute sie es ja schon, also am nächsten Morgen. Die Weißhaarige streckte sich und schaffte es nicht mehr rechtzeitig sich die Hand vor den Mund zu halten, um ihr Gähnen zu verdecken. Anschließend versuchte sie wiederholt sich den Schlaf aus den Augen zu reiben. Ihr Gang war leicht vorn über gebeugt, ihr fehlte die Körperspannung. Warum war es denn eine Aufgabe für einen Magier ihres Kalibers, eine blöde Kiste durch Magnolia zu tragen? War die Stadt so gefährlich geworden, ohne dass sie das mitbekommen hatte? Oder war die Kiste etwa sooo unglaublich wichtig? Nichts genaueres wusste man nicht. Jedenfalls war die Magierin relativ spät dran. Am Rande der Stadt war der vereinbarte Treffpunkt. Dort sollte Shizuka nicht nur auf den Auftraggeber mit seiner komischen Kiste treffen, sie würde auch einen Kollegen, beziehungsweise eine Kollegin der Gilde kennenlernen. Mercy, so hatte man ihr gesagt, würde ihr an die Seite gestellt werden um diese simple Aufgabe zu bewältigen. Das bedeutete, dass sie wieder einmal einen neuen Gefährten traf. Zwar war es häufig so, dass die Weißhaarige ihre Kameraden mal gesehen oder mal von ihnen gehört hatte, doch war es immer etwas ganz anderes, diese Personen dann auch mal live zu erleben. Zumal viele Magier grade in gefährlichen Situationen ganz anders drauf waren. Wie gefährlich es schon werden würde, eine Kiste durch ihre Heimatstadt zu tragen, sei natürlich dahingestellt. Als Shizuka am abgelegenen Punkt, am Rande der Stadt ankam, konnte sie diesen Andreas nirgends sehen. Sie erspähte auch weit und breit keine Kiste. Ob Mercy schon irgendwo zu sehen war? Wenn sie sich richtig erinnerte, sollte Mercy ihr ja sofort ins Auge fallen. Schließlich war er… sie…? Mercy war kein Mensch, sondern eine brennende Gestalt oder so. Ach sie würde ja sehen…
1 Eine Quest vor der eigenen Haustüre, was wollte man mehr? Auch wenn die Golem Reisen gewöhnt war, so konnte sie die Vorzüge eines solchen Auftrages durchaus genießen. Sie hatte länger geruht als an anderen Tagen, bis sie ihren Körper erweckt hatte. Ein gewöhnlicher Wecker nützte ihr nicht viel, den Klingelton hörte sie im Schlaf nie und ein Gildenmitglied zu bitten, sie Tag für Tag aufzuwecken, wäre ihr unangenehm. Zudem hatte sie bei Orwynn weder einen Wecker, noch sonst jemanden gehabt. Sie hatte sich selbst beibringen müssen, aufzuwachen. Auch wenn ihr Körper wie erstarrt war und ihr Geist schlief, doch die Zeit hatte ihre Macht entfaltet, bis sie es gelernt hatte. Gelernt wie vieles, dass der Boss ihr nicht beigebracht hatte. Zwar hatte sie von seinen Dienern über die Welt gelernt, dennoch war ihr erster, wirklicher Kontakt ein wahrer Kulturschock gewesen. Faszinierend, wie viele Jahre dies nun schon her war … Gewiss mehr als 20 Jahre, in denen sie gelernt hatte, die Mimik der Menschen zu kopieren und sich mehr oder mindern gut anzupassen. Insoweit das mit ihrem Körper möglich war. Heute allerdings trug sie den schwarzen Mantel über ihren Schultern. Vorne an der Brust wurde er von einem der roten Rubine zusammengehalten, die sie wie ein Drache hortete. Ihr Füße steckten in den dunklen Stiefeln, die leise und regelmäßig klackten, als sie über den steigen Boden ging, das Tor, dass aus der Stadt führte, im Auge. Mercy hatte nicht viel bei sich. Was sie gehört hatte, sollte die Quest nicht allzu schwer sein und sie lebte, vom Schmuck abgesehen, allgemein sehr sparsam. Einer der Vorteile daran, nicht menschlich zu sein. Zumindest nicht so menschlich, wie ihre Partnerin es wohl sein würde. Sie hatte durchaus schon von der Magierin gehört, allerdings nie wirklich Kontakt zu ihr gehabt. Dennoch würde sie sie erkennen. Mercy tat sich relativ einfach damit, sich Gesichter, Stimmen und Namen zu merken. Es war nicht nur angeboren, sondern etwas, dass sie viel geübt hatte.
Eine Frau war ziemlich klein. Für einen Menschen wohl nicht allzu auffällig, doch für die Feuergolem würde das bedeuten, dass sie hinabschauen würde müssen. Sie war es gewöhnt, hatte Orwynn sie doch ziemlich groß geformt, etwas, für dass sie ihm keineswegs immer dankbar war, doch nie würde sie ihre Unzufriedenheit darüber ansprechen. Man sagte dem Boss einfach nicht, dass er etwas schlecht gemacht hatte. Wie sie hingegen mit der Gildenmagierin umgehen würde, und wie diese mit ihr umspringen würde, dass würde sich nur allzu bald zeigen. Mercy blieb einen guten Meter von der Hellhaarigen entfernt stehen, um ihr nicht auf die Pelle zu rücken. „Guten Morgen, Shizuka. Ich bin Mercy“, stellte sie sich lächelnd vor und bot der Ranghöheren die Hand zur Begrüßung an. „Keine Angst, ich verbrenne dich nicht“, setzte sie schmunzelnd nach.
Die Augen ein wenig zusammengekniffen und die Stirn ob der hellen Sonne in Falten gelegt, ließ Shizuka ihren Blick über die Szenerie schweifen. Als sie sich beinahe einmal um die eigene Achse gedreht hatte, fiel ihr Blick auf eine Gestalt, von der sie sicher sein konnte, dass das ihre Begleitung für diese Quest war. Es liefen ohnehin nicht viele Gestalten an diesem Platz vorbei, um genau zu sein war da keine einzige, neben Shizuka. Sie hatte schon seit mehreren Minuten niemanden gesehen. Davon abgesehen deuteten aber auch weitere Indizien darauf hin, dass dies kein Stadtbewohner war, sondern die angemerkte Fairy Tail Verstärkung. Bei Mercy handelte es sich um ein magisches Wesen. Es war hoch gewachsen hatte rote Haut… oder so. Es brannte? Oder glimmte? Es war auf jeden Fall faszinierend anzusehen und Shizuka schaffte es nicht, sich selbst vom Starren abzubringen. “H-Hallo Mercy!“, entgegnete sie auf die Begrüßung hin. Dabei wusste sie nicht, wie sie nun mit Mercy umgehen sollte. Die Tatsache, dass es der zum Gruße entgegengestreckten Hand noch ein paar beruhigende Worte hinzufügte, deutete jedenfalls darauf hin, dass diese Annahme wohl schon mehrere Personen vor ihr hatten. “Ah, gut.“, grinste die Weißhaarige etwas verlegen, bevor sie zögerlich doch die Hand Mercys schüttelte. “Du… Bist du eine… eine Frau? Also weiblich?“ So offen wie Shizuka war, sprach sie einfach aus, was manch anderer vielleicht für sich behalten hätte. Diese Gestalt wirkte so maskulin. Doch das konnte natürlich auch an ihrer Herkunft liegen. Was wusste die Ritterin schon über… Golems? Feuergolems? Jedenfalls klang die Stimme Mercys eher feminin. Genauso wie der Name auch. Auf der Weiblich Seite standen also mehr Argumente. Naja, war ja auch egal! Da sprach nur die Neugierde aus der Magierin heraus. Nicht, dass das irgendetwas zu bedeuten hatte für sie oder die Quest. “Freut mich jedenfalls!“ Nachdem Shizuka von der Hand ihrer Gefährtin abgelassen hatte, schaute sie sich noch einmal um. Diesmal aber eher zu demonstrativen Zwecken. “Ich kann diesen Andreas nirgends sehen und auch keine Kiste.“ Sie waren doch am richtigen Ort, oder etwa nicht? Die Magierin konnte ja nicht damit rechnen, was sich da grade anbahnen sollte.
Hinter großen, gestapelten Metallrohren. Hinter der Ecke des nächstgelegenen Gebäudes. Hinter Bäumen und Büschen. Gleich an mehreren Positionen hatten sich Magier verschanzt, die nur darauf warteten zuzuschlagen. Sie näherten sich, suchten neue, nähere Deckungen und pirschten sich immer weiter vor. Schon bald würden sie die beiden Feen überraschen, überwältigen und… ja was dann?
2 Mercy wurde keineswegs das erste Mal in ihrem Leben angestarrt. Sie war es gewohnt, Blicke auf sich zu ziehen. Nicht, weil sie sonderlich hübsch und bezaubernd war oder dergleichen. Es waren auch nicht die Muskeln selbst, an ihrem hochgewachsenen Körper. Viel mehr war es deren Bestandteil, der Passanten dazu brachte, sie anzugaffen wie ein seltsames Objekt, von dem sie nicht wussten, ob sie weglaufen sollten oder ob es eine nähere Begutachtung wert war. Trotz des Mantels war ihr Kopf, ihr breiter Hals und bei jedem Schritt kurz ihre Knie zu sehen, genug, um das Feuerwesen zu verraten. Ihre Gildenkollegin erwiderte die Begrüßung. Schmunzelnd schob sie selbst eine kurze Beruhigung hinterher, eine Entscheidung, die sich als gut herausstellte, denn zögernd, aber dennoch, wurde ihre Hand genommen. Für Mercy bedeutete das Handgeben mehr als nur Höflichkeit. Personen, mit denen zu zusammenarbeiten wollte oder müsste gab sie damit zu verstehen, dass nur ihr Körper nichts entflammen würde. Sie gab sich als ungefährlicher, als man auf den ersten Blick vermuten konnte, zu verstehen. Das einzig auffällige für Shizuka würde die doch etwas wärmere, raue Haut sein. Und die Klauen am Ende ihrer Finger, mit denen sie darauf achtete, die kleinere Hand in ihrer Pranke nicht zu verletzen. Dann kam auch schon die zweite Frage, an die sie mittlerweile gewöhnt war, neben ‚Brennt du Dinge und Menschen nieder?‘. Lächelnd verzichtete Mercy darauf, auf die erste Frage zu den Kopf zu schütteln und die zweite mit einem Nicken zu beantworten. So widersprüchliche Antworten brachten sie gerne durcheinander. „Ich würde mich als weiblich bezeichnen, als sie, auch wenn mein Körper eher männlich ist.“ Sie zuckte die Schultern. „Mein Erschaffer hatte wohl nicht gedacht, dass mein Geist sich dem Geschlecht entgegengewandt entwickelt.“ Die Golem war noch nicht ganz sicher, wie erfreut sie über die direkten Fragen der anderen war. Auf den ersten Blick mochten sie störend sein, da sie Mercy zwangen, über sich zu sprechen, doch zugleich boten sie ihr Platz dafür, den Ball zurückzuspielen. Und Shizuka schien ihr auf den ersten Blick keine allzu verschlossene Person. Gute Vorrausetzungen, erstmal. „Mich ebenfalls. Ich bin gespannt, wie sich der Auftrag entwickeln wird. Er sollte doch hoffentlich bald erscheinen.“ So schwer würde es schon nicht werden … Nur eine Kiste zu transportieren, auch sie hatte schon gefährlicheres durchlebt. Wenn Mercy nur gewusst hätte, wie sehr sie sich irrte. Wer sagte noch einmal, Maschinen machten keine Fehler? Offenbar doch, oder sie war zu gut darin geworden, wie ein Mensch zu denken und handeln …
Mercy hörte die Schritte, doch erstmal dachte sie sich nichts dabei. Ihre feinen Ohren verrieten ihr, dass mehr als eine Person unterwegs war, doch auch wenn es hier abgeschiedener war, war dies durchaus möglich und sollte ihr Auftragsgeber dabei sein, wäre er wohl nur zufällig in der Gruppe. Es sei denn, er nahm Verstärkung mit sich. Als die Golem sich dann umdrehte war es aber schon zu spät. Etwas traf sie von hinten, stach in ihren bloßen Nacken. Sie griff hinter sich, um das Ding zu ertasten, irrtiert davon. Ihre Finger schlossen sich um etwas, dass sich anfühlte wie eine Art kleiner Pfeil. Die Welt begann ihr zu verschwimmen, ihre Füße knickten ein und ehe sie es hätte verhindern können, kippte ihre Umgebung um. Oder sie. Denn das letzte was sie sah war ein ihr unbekanntes Gesicht, dass über ihr aufragte.
Mercy erwachte. Es war ein seltsames Gefühl. Sie konnte sich nicht erinnern, je wirklich erwacht zu sein. Nach und nach, so wie ein Mensch. So, dass ihre Sinne nur langsam zurückkehrten und ihr Körper seltsam träge war. Doch was sie spürte war der kühle, harte Boden unter ihr, und dass man sie in eine schwere Decke oder dergleichen gewickelt hatte. Wie eine Feuerschutzdecke. Sie kam nur schwer Luft darunter und konnte die Arme nicht wirklich bewegen, doch schließlich gelang es ihr, die Hände vor das Gesicht zu bringen. Weiße, jedes Licht ihres Körpers verschluckende Dunkelheit floss aus ihren Fingern und formte sich zu Krallen, mit denen sie nach der Decke schlug. Zehn Risse über ihrem Gesicht ließen sie schließlich die stickige, kühle Luft eines unterirdischen Ortes wahrnehmen.
Darkness Devil's Claws TYP: Lost Magic ELEMENT: Finsternis KLASSE: I ART: Nahkampf MANAVERBRAUCH: 20 pro Minute MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Hierbei formt der Devilslayer die Finsternis zu einer festen Gestalt von Krallen an den Händen oder Beinen. Diese sind etwa zehn Zentimeter lang und fähig ohne Weiteres durch weiche Dinge zu schneiden. Auf beide Füße oder Hände angewendet kostet der Zauber natürlich das Doppelte.
Shizuka war eine Magierin, die Handschläge mit mehr Hingebung praktizierte, als die breite Menge. In Erwartung eines kräftigen Händedrucks, legte sie selbst bewusst etwas mehr Kraft in ihren eigenen und wie zu erwarten sollte die Hand der Golemdame sie nicht enttäuschen. Eine Dame war es nämlich, wie sich gleich nach dem Handshake herausstellen sollte. Zumindest sah Mercy sich selbst so. Dass sie die Verwirrung um dieses Detail verstand, dafür sprach die Wortwahl, mit der sie auf die Frage Shizugas reagierte. Die Höflichkeitsfloskeln und die Begrüßung waren also abgehandelt. Eigentlich konnte es also gleich zur Tat gehen, bloß hatten sie nichts zu tun, solange ihr Auftraggeber sich nicht zeigen würde. Davon ging Shizuka jedenfalls aus, während sie sich weiter suchend umschaute. Instinktiv drehte sich die Magierin plötzlich um 180°. Da war doch was, oder wer! Sie schaffte es noch schemenhaft die Umrisse einiger Leute auszumachen, als ihr langsam aber stetig schwarz vor Augen wurde. Shizuka sackte zusammen und legte sich der Nase lang kraftlos auf die Straße. Die beiden gingen in einen Hinterhalt, mit dem wirklich nicht zu rechnen war. Nicht, dass die Weißhaarige das davon abhalten würde, sich mächtig darüber zu ärgern.
Immerhin bekam die Ritterin überhaupt noch die Chance dazu, sich über ihre mangelnde Vorsicht zu ärgern. Was da passiert war, hätte im schlimmsten Fall nämlich auch ganz anders ausgehen können. Diejenigen, die dafür verantwortlich waren, würden sich aber ihrerseits auch noch ärgern. Nämlich darüber, dass sie die Chance hatten Shizuka auszuschalten und sie nicht genutzt hatten! Langsam öffnete sie später am Tage wieder die Augen. Ihr Schädel brummte noch viel mehr als er es zuvor schon getan hatte. Doch diesmal hatte dies wahrscheinlich nichts mit Alkohol zu tun, jedenfalls mit keinem den sie freiwillig und selbstständig zu sich genommen hatte. Ihr war etwas unwohl in der Magengegend und sie brauchte einen Moment, bis sie wirklich ganz zu sich gekommen war. Shizuka versuchte sich zu bewegen, doch kam sie nicht sonderlich weit damit. Etwas beklemmte ihren Bewegungsapparat. Es fühlte sich an wie ein Seil, welches man um sie gewickelt hatte. Die Weißhaarige versuchte aufzustehen, indem sie ihre Wange noch mehr auf den kühlen Steinboden drückte und ihre Beine anzog, um ihre Körpermitte weiter in die Höhe zu bringen, doch sollte sie mit diesem Vorhaben scheitern. Darüber erzürnt wählte sie dann doch die magische Variante. Für einen kurzen Moment erhellte ein weißes Licht den Raum, welches ihr allerdings nicht dabei helfen sollte mehr zu sehen. Als Shizuka ihre Geisterrüstung angelegt hatte, war es ein Leichtes, sich mit Hilfe dieser einfach durch das Fesselseil zu schieben. Sie konnte also ganz einfach aufstehen. “Hng… Mercy?“ Die Anstrengung kurbelte ihren Blutkreislauf an und der Kopfschmerz intensivierte sich kurzzeitig. In der Finsternis meinte sie ein Glimmen ausfindig zu machen. Dort, in der anderen Ecke des Raumes, da stand doch ihre Kameradin, oder nicht? “Was zum Henker war denn das?“, fügte sie dann noch eine eher rhetorische Frage an. “Und wo sind wir?“ Nicht, dass ihre Kollegin da unbedingt mehr wusste als sie. Shizuka versuchte sich umzusehen, erkannte jedoch nichts. Die Informationen, die sie dabei sammelte, gelangen eher durch ihre Ohren und Nase an ihr Rechenzentrum. Es wirkte kühl und etwas feucht, außerdem war die Akustik so merkwürdig. “Ich glaube das ist ein Keller.“, sprach die Magierin ihre Gedanken einfach mal frei heraus. Mensch, sie konnte nicht einmal sagen welche Uhr- oder gar Tageszeit grade herrschte. Es war stockfinster, abgesehen von der natürlichen Beleuchtung Mercys. “Das heißt, hier muss es irgendwo auch eine Öffnung geben. Los, wir suchen nach einer Tür!“, sponn Shizuka dann weiter. Sie löste ihren Zauber wieder auf, auch wenn dieser sie direkt hätte herausbringen können und entschied sich lieber dafür, einen Ausgang zu suchen den sie auch gemeinsam nutzen konnten. Die Weißhaarige wanderte langsam in eine Richtung, bis sie die Wand dort erreicht hatte, indem sie vorsichtig einen Fuß vor den anderen setze. Sie wollte ja nicht über irgendetwas stolpern, was vielleicht zufällig herumlag. An der Wand angelangt, tastete Shizuka diese ab. Sie suchte nach einer Türklinke oder einer Erhebung, die sich wie eine Tür anfühlte.
Genutzte Zauber Ghost Warrior Armor TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: III MANAVERBRAUCH: 100 pro Durchgang MAX. REICHWEITE: --- SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Geschicklichkeit Level 6, Manaregeneration Level 4 BESCHREIBUNG: Die magischen Effekte dieser Rüstung verleihen dem Träger die Kräfte eines Geistes. Er ist durch sie in der Lage Material zu passieren, als sei es Luft. Er kann lediglich nicht magisches Material passieren. Das bedeutet, dass weder durch mit Magie belegtes Material, noch durch Zauber jedweder Art gewandert werden kann. Einen Schwertschlag durch sich hindurchfahren zu lassen ist beispielsweise auch möglich, solange es weder verzaubert, noch magisch hergestellt wurde, kostet aber jedes Mal den vollen Manabetrag. Außerdem kann im immateriellen Zustand natürlich auch kein Gegrnschlag erfolgen. Das Passieren funktioniert wie Schweben und mit normaler Gehgeschwindigkeit, was die Bewegung des Trägers angeht.
3 Mercy stoppte den Manafluss und nützte ihren Hauptvorteil, den ihr das Golem- Darsein gab. Im Gegensatz zu vielen anderen Zaubern verschwanden die verbesserten, scharfen Klauen nicht. Sie würde, hätte sie einen zusätzlichen Effekt, diesen zwar verlieren, doch die Krallen selbst blieben ein fester Teil, der mit ihrem eigenen Körper nahtlos verbunden war. Im Hinterkopf hörte sie Ai’Slah’Tzech leise kichern, als sie die Hände an ihrem Schädel gegen die dicke Decke drückte. Mit etwas Gewalt grub sie sie durch den Stoff und zerrte dann daran. Zum Glück war die Schicht über ihr nur einmalig, sodass ihre Klauen mit einem Ratschen die Decke zerschnitten. An ihrem Bauch stoppte sie und begann stattdessen, sich aufzusetzen und ihren Körper durch die kaputten Steifen zu zwängen. So kletterte sie schließlich auch ganz aus dem Stoff und blickte sich im Flackelschein ihres eigenen Körpers um. Ihren Mantel trug sie noch, doch er war vorne aufgegangen und der Rubin fehlte. Das war etwas, dass die Golem persönlich sauer machte. Sie war grundsätzlich nicht unbedingt besitzergreifend, außer es ging um ihren Schmuck, ihre Steine. Knurrend checkte sie ihren Körper weiter durch, alles noch da. Der Ledenschurz um ihre Hüften ebenfalls, aber auf die Stiefel waren verloren gegangen. Suchend blickte sie sich um, da fiel ihr Blick auf eine weitere Person. Das weiße Haar der Magierin hatte im Feuerschein einen leichten orangen Stich und der Großteil ihres Gesichtes lag im Schatten, doch Mercy erkannte Shizuka dennoch, als diese sie ansprach. Die Golem näherte sich der Magierin, unter ihren nackten Sohlen war der Steinboden kühl und feucht. Und etwas irritierte die Ohren der Slayerin, doch noch konnte sie es nicht benennen. Stattdessen folgte sie dem Beispiel der Ranghörern und sah sich um. Oder hörte sich eher, so weit reichte ihr eigenes Licht dann doch nicht. „Du könntest du recht haben“, überlegte sie. „Allerdings ist es auch mir ein Rätsel, wo mir sind. Oder warum das mit uns gemacht wurde.“ Mercy wurde nicht oft überwältigt und verschleppt, eher zog sie dergleichen mit anderen ab. Wenn jemand dem Boss ausbuchste oder dieser jemanden zum ‚Abendmahl‘ einlud. Entsprechend hatte sie durchaus Erfahrung damit, auch wenn ihr das nicht viel weiterhalf. „Es wird mit dieser Kiste zusammenhängen“, dachte sie bewusst laut nach. „Doch wir hatten sie nicht. Was denkst du, ging es darum, uns von der Kiste fernzuhalten? Oder ist alles eine große Finte?“ Zugleich ging sie zurück zu der Decke und hob sie hoch. Ein leises Schmunzeln huschte über das Gesicht der Golem. „Sie waren wohl nicht sicher, ob ich nicht brennbar bin“, scherzte sie und versuchte die verzwickte Situation etwas aufzulockern, während sie die Löschdecke wieder zu Boden sinken ließ. Dabei hörte sie darin etwas dumpfes aufschlagen. Sie ging in die Knie und tastete hinein, nur um kurz darauf einen der Stiefel herauszufischen. Vom zweiten weiterhin keine Spur. Nachdem sie weder schief laufen wollte und ihr die Kälte des Bodens sowieso nicht viel ausmachten, verzichtete sie darauf, ihn anzuziehen. Sie konnte ihn wenn nötig auch ersetzen – wenn sie hier hinaus kam. Nickend stimmte sie Shizukas Vorschlag zu und trat ihrerseits neben die Magierin, um sich von dort aus der anderen Seite anzunehmen. So reichte ihr Licht aus, um ein bisschen mehr zu erkennen, dennoch ließ sie ihre Hände über die Mauer gleiten. Dan stetige Ticken, dass sie auch zuvor schon vernommen hatte, wurde dabei stetig lauter, bis sie eine Ecke des Raumes erreichte. „Shizuka? Bist du in deinem Eck angekommen? Und kannst du mit mir als Markierung die grobe Größe des Raumes abschätzen?“ Zugleich folgte sie dem Geräusch, dass nun mehr ein Tropfen geworden war. Dann hatte sie es. Etwa 20 Zentimeter über dem Boden liefen kleine Wassertropfen aus einem Sprung an der Wand. Mercy tastete ihn ab. Der Sprung führte einen groben halben Meter hinauf und verlor sich dann. „Ich habe eine undichte Stelle. Hier läuft stetig Wasser. Aber wenn es nicht einen Ausfluss gibt, müsste der Keller untergehen“, teilte sie ihre Entdeckung. „Und einen Sprung, doch er scheint natürlichem Ursprung zu sein …“
Wie Shizuka es sich gedacht hatte, war Mercy mit ihr in dieselbe Räumlichkeit geworden worden. Spätestens an ihrer Antwort erkannte sie das. Wie zu erwarten hatte aber auch sie keine Ahnung was da genau geschehen war, oder warum. Sie vermutete aber, dass es mit der Kiste von Andreas, also mit ihrer Quest zu tun hatte. Die Weißhaarige nickte instinktiv, dachte dabei gar nicht darüber nach, dass das in der Finsternis kaum zu sehen sein dürfte. “Ja, bestimmt.“, fügte sie aber auch verbal bei. Was Mercy noch dazu sagte, hatte ebenfalls alles seine Richtigkeit. Gemeinsam philosophierten sie etwas darüber, was das alles sollte. “Vielleicht haben sie die Kiste aber auch noch nicht und sie wollten verhindern, dass wir sie in die Finger bekommen.“ Nachdenklich kratzte sie sich am Hinterkopf. “Oder sie haben sie vor uns bekommen und wollten einfach verhindern, dass wir ihnen auf die Schliche kommen.“ Die Magierin zuckte mit den Achseln. Half ja alles nicht. “Egal, zuerst müssen wir mal hier raus.“ Das war zunächst das Wichtigste. Sobald sie wieder draußen waren konnten sie sich in Ruhe um das Warum kümmern. “Wäre ich auch nicht, hätte ich dich nicht schon berührt.“, antwortete Shizuka auf den lockeren Kommentar Mercys, zu ihrer Brennbarkeit. Gemeinsam tasteten die Zwei also die Wand ab. Von einer Stelle wanderten sie jeweils nach links, beziehungsweise rechts. Die Ritterin fand dabei nichts. Lediglich normales Mauerwerk war es, was ihre Finger da ertasteten. “Aye. Ich würde schätzen so… zwölf, dreizehn Meter vielleicht?“, antwortete Shizuka, nachdem sie von ihrer Ecke aus in Richtung der glimmenden Golemdame geblickt hatte. “Schwer zu sagen, aber in Gefühl hab ich jetzt etwa.“ Eine hilfreiche Idee, für die sie ihre Kollegin zumindest in Gedanken lobte. Mercy fand jedenfalls eine Art Spalt oder Riss in der Wand. Aber das war ja vermutlich eher ein natürlicher Schaden und eher kein geplanter Ausgang. “Okay. Gehen wir weiter!“, ließ die Requip-Magierin es durch den Kellerraum hallen. Sie drehte sich um 90° und tastete die nächste Wand ab. Es dauerte einen Moment, bis ihre Finger dann endlich eine Art Erhebung fanden. “Ah! Ich hab da was!“, gab sie sofort kund, noch ehe sie sich selbst vergewissert hatte was sie denn da gefunden hatte. “Fühlt sich wie Holz an. Ich glaube das könnte eine Tür sein.“, sprach sie weiter. Ein Livekommentar! Schließlich griff ihre Hand einen Türgriff. Nun konnte sie sich ganz sicher sein. “Ja, eine Tür!“ Gleich stellte sich heraus, dass diese aber abgeschlossen war. War aber irgendwie auch zu erwarten. Man konnte Gefangene ja nicht in einen offenen Raum sperren. Shizuka rüttelte mehrfach laut hörbar an der Tür, die nicht nachgeben wollte. “Abgesperrt.“ Nur um es noch einmal klar zu machen. Sie wandte sich Mercy zu. “Hast du was dafür? Oder soll ich?“ In ihrem Arsenal gab es sicher etwas, womit sie diese Tür aufbekam. Diese Mistkerle hatten ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Doch plötzlich waren Geräusche zu vernehmen, Stimmen. “Oh, warte.“, zischte Shizuka leise durch den Raum. Sie wollte lauschen.
Die Stimmen sprachen davon, dass jemand erwacht sei. Vermutlich meinten sie ihre Gefangenen. Außerdem sagte da jemand, dass er nachsehen wollte. Vielleicht erledigte sich das Problem mit der abgeschlossenen Tür ja von ganz allein. Shizuka winkte hastig nach ihrer Golemkollegin. Hoffentlich konnte sie das auch erkennen. Sie wollte den Fremden an der Tür ein Überraschungskommando bereiten.
4 Shizuka stimmte in Mercys Überlegungen ein, was den Grund für all das hier betraf. Warum sollte man sie entführen, wenn sie nicht einmal die Kiste nur gesehen hatte? Was hatte man davon? „Das ist gut möglich“, spann sie den Gedankenfaden weiter, den die andere Magierin ihr übergab. „Sie könnten versuchen, sich als uns auszugeben. Es sei denn, unser Auftragsgeber wusste bereits, wie wir aussehen.“ Oder sie hatten ihn ebenfalls überfallen. Die Golem behielt den Gedanken erstmal noch für sich, doch wenn sie es hier herausschafften, könnte es nicht schaden, sich nach weiteren Orten umzusehen, an denen man Menschen verstecken konnte. Dafür allerdings mussten sie erstmal die die Wand, und dass war – zumindest für Mercy, schwer anstellbar. Also blieb ihr nichts anderes übrig als sich auf die Suche nach einem Ausgang oder dergleichen zu begegnen. Die beiden Fairy Tail Mitglieder begannen die Wand abzutasteten, bis sie in einem Eck stehen blieb. Sie konnte Shizuka nicht erkennen, hörte nur ihre Stimme, die ihr eine geschätzte Größe und Entfernung lieferte. Das war mehr als sie erwartet hatte. Vielleicht lag es daran, dass der Raum nicht alle hoch war, auch wenn sie das erst überprüfen musste. Oder er war nicht breit, auch etwas zum abchecken. Ersteres ging schneller, indem sie sie die Hand nach oben streckte. Hier an der Wand ertastete sie die Decke nur wenige Handbreiten über ihrem Kopf, doch war diese schräg, als wurde sie wie eine Art runde Pyramide nach innen hin höher. „Ich schätze die Höhe an der Wand auf etwa 2 Meter 20. Aber in der Mitte des Raumes wird sie weiter oben sein“, sprach sie, den Rücken der höheren Magierin zugedreht, während sie damit weitermachte, die Wand abzutasten. So entdeckte sie auf das Rinnsal, dass das Tropf Tropf verursachte, dass sie schon kurz nach ihrem seltsamen Nach-und-nach-Erwachen gehört hatte. Doch viel nützte es nicht, der Sprung in der Wand war keine Hilfe und wenn das Wasser nicht ablief und sie nicht hinauskamen, würden sie hier ertrinken. Oder besser gesagt erstmal verhungern, so langsam wie es lief. Aber vielleicht war es für Shizuka ja trinkbar? Mercy wollte es auf jeden Fall nicht ausprobieren. Stattdessen fand sie kurz darauf das andere Eck, kam sie mit Licht doch eine Spur schneller voran als ihre Questgefährtin und nun Leidesgenossin. Mercy würde hier an sich erstmal gut überleben können, sie brauchte nicht viel. Aber um ehrlich zu sein, gefiel ihr da Orwynns Keller, oder Kerker mehr. Vor allem, wenn sie dann draußen vor der Türe saß und den Verrätern zusah, wie sie darin wie ein alter, runzeliger Apfel vergammelten. Warum der Boss Gin und Alita nicht für immer weggesperrt hatte, war ihr absolut schleierhaft …
Ihre Gedanken wurden von Shizuka unterbrochen, die augenscheinlich etwas entdeckt hatte. Mercy lief quer durch das Zimmer und behielt den Boden im Auge, um nicht zu stolpern, bis sie neben der kleineren Blonden stand. Auf Mercy tastete nach dem Holz, was so manchem Zuseher vielleicht einen Schrecken eingejagt hätte. Allerdings war da niemand, und selbst wenn wäre für sie die Flucht durch eine brennende Türe die perfekte Sache. Nur leider konnte sie das Holz noch nicht zum brennen bringen, auch wenn sie seit einiger Zeit daran arbeitete, sich langsam an die Magie des Feuers heranzutasten. Oder zumindest diskutierte sie dies mit ihrem Dämon, der wenig erfreut darüber war, dass sie mehr als seine Magie beherrschen wollte. „Ich lasse dir gerne den Vor-“, begann sie, brach aber im Satz ab, als sie leise, sich nährende Schritte vernahm, vermischt mit Stimmen. Mercy schloss die leuchtenden, roten Stecknadelkopfaugen und lauschte hinaus. Zwei Stimmen vernahm sie, doch passten die Schritte eher zu drei Personen. Ein Stück vor der Türe verschwand ein Schrittepaar, als wäre einer stehen geblieben, dann vermischten sich die Schritte der kommenden Personen mit denen der sich entfernenden. „Zwei scheinen zu kommen, einer ist umgedreht. Ich kann ihn nicht länger so gut hören“, flüsterte Mercy. Sie hatte oft Schwierigkeiten wirklich leise zu sprechen, sodass sie die Worte nur warm hauchte, als sie wirklich zu sprechen. Mercy tastete noch einmal die Türe ab, und stellte sich dann so, dass sie dahinter stehen würde, wenn sie aufschwang. Die kalte Wand im Rücken zog sie den Mantel enger um sich, um ihr Leuchten zu unterdrücken, dass nun alles andere als praktisch war. Denn ihnen blieben nur noch Sekunden, da ging die Türe schon auf und ein kleiner Mann klimperte mit den Schlüsseln in der Hand. Sie konnte das Grinsen in seiner Stimme hören, als er mit scheinheiliger Stimme ein: „Guten Morgen, meine Damen und Herren“, in den Raum rief. Mercy wartete, dass er und sein Begleiter ganz herinnen waren dann warf sie sich mit der Schulter gegen die Türe und warf diese von außen her zu, um die beiden Männer mit ihr und Shizuka einzusperren. Der zweite, größere Kerl wirbelte zu ihr herum und ehe sie ausweichen konnte, hatte sie seine Faust im Magen. Nur gut, dass Golems eher dysfunktionale Magen hatten, nicht, dass es deshalb weniger schmerzte. Aber was war Schmerz schon, wenn man entführt und eingesperrt wurde?
Eher nebenher sponnen die beiden Magierinnen herum, was der Grund dafür war, dass man sie überwältigt hatte. Seltsam war ja, dass sie nicht von den Unbekannten umgebracht wurden. Es hätte wirklich schlimmer kommen können! Shizuka stutzte kurz, als ihre Gefährtin weiter erzählte und eine neue Idee mit einbrachte. “Hm… Jaaaa! Stimmt.“ Auch kein schlechter Einfall. Vielleicht gaben die Leute sich nun als Fairy Tail Magier aus! So mussten sie die Kiste nur annehmen und fertig, sie würden nicht einmal verdächtigt werden. Wenn, dann wahrscheinlich erst, wenn sie schon über alle Berge waren. “Ich glaube nicht, dass Raban unserem Auftraggeber Fotos von uns hat zukommen lassen.“, sprach sie zweifelnd. Das war äußerst unwahrscheinlich, da auch unüblich. Die Theorie war also gar nicht so verkehrt. Mercy war pfiffig, sie gefiel der Ritterin immer mehr. Dass die Golem davon sprach, dass die Decke des Raumes in der Mitte höher war als am Rand, irritierte Shizuka dann doch. Was war das denn für ein Kellerraum? Wofür wurde er benutzt, wenn man darin nicht zufällig grade Entführungsopfer einsperrte? Vielleicht dachte sie auch einfach zu lange darüber nach. Es war ja nicht weiter wichtig. Wichtig war, dass sie raus kamen und da spielte es doch kaum eine Rolle in welchem Gebäude sie sich befanden. Als Shizuka von ihrem Fund berichtete, trat Mercy kurze Zeit später heran. Je näher sie kam, desto besser konnte die Magierin die Tür erkennen. Nicht zu sehen war jedoch der Mechanismus, der sie verschloss. Dieser musste sich auf der anderen Seite befinden. Vor ihnen befand sich lediglich eine blanke Holztür, ohne ein Schlüsselloch. Als die Ritterin Geräusche vernahm, war auch die Golemdame sofort mucksmäuschenstill. Erstaunlich daran war jedoch, dass sie kurze Zeit später mit Informationen aufwartete, die sie selbst definitiv nicht hatte sammeln können. So wusste Mercy, dass es sich um zwei Personen handeln würde. Shizuka war zwar verwundert darüber, hinterfragte es aber nicht. Zum einen vertraute sie ihrer Kollegin, zum anderen blieb auch keine Zeit mehr das auszudiskutieren. Sie tat es Mercy gleich und nahm an der Wand, gleich neben ihr Platz. Gemeinsam warteten sie, bis die zwei Gestalten den Raum betraten, ehe die Golemfrau sich gegen die Tür warf, um diese zuzustoßen. Shizuka stieg in diesen Überraschungsmoment mit ein, indem sie sich auf den Kerl warf, der grade nicht dabei war ihre Kollegin anzugreifen. Die Laterne, die er in den Raum mitbrachte leuchtete Hell, ging aber bei dem Angriff zu Boden. Von dort aus leuchtete sie die Szenerie weiter aus. Die Beiden gingen zu Boden, doch die Magierin nutzte den Schwung den sie mitbrachte dafür, sich über den Fremden hinweg abzurollen und gleich wieder aufzuspringen. Dabei zückte sie gleich auch ihr Schwert. Diese Taschendimension war wirklich unglaublich praktisch. Damit konnte man so viele Leute überraschen. “Nur Damen, keine Herren.“, kommentierte sie verspätet, aber mit einer ähnlich durch Grinsen beeinflussten Stimme als der Kerl zuvor. “Raus mit der Sprache! Wer seid ihr? Was wollt ihr von uns und wo sind wir?“ Mit der Waffe in der Hand fühlte es sich für Shizuka so an, als habe sie die Gewalt über die Situation, doch sollte sie sich irren. Der Kerl raffte sich auf und schlug dabei in die Luft vor sich. Ein Hieb, der nicht direkt als Angriff gedacht war. Viel mehr aktivierte er damit einen Zauber. Eine Stahlkette schoss knapp an Shizukas Kopf vorbei in die Wand hinter sich. Das war knapp! Die Magierin zuckte irritiert zur Seite, entschied sich dann aber dafür selbst Magie anzuwenden. Aufgeben würde der wohl ohne weiteres nicht. Sie ging in gleißendes Licht auf und nur wenige Augenblicke später war die Ritterin in eine zuckende, springende und wackelnde Rüstung gekleidet. Eine Rüstung die wie geschaffen dafür war, den Feind zu irritieren. Der Kerl schoss eine weitere Kette ab, wieder daneben. Shizuka hingegen stürmte nach vorne und attackierte den Typen mit ihrem vollen Körpereinsatz.
5 Es war gut, das Shizuka Mercys Aussage nicht hinterfragte. Einerseits, weil dies unnötig Zeit gekostet hätte und es nur eine Frage der Zeit war, bis die beiden Personen nah genug waren, um auch sie und ihre Diskussion zu verstehen, als auch das die Golem keine große Lust hatte, das genauer zu erklären. Das Ai es nicht mochte, wenn sie von ihm als ihren Dämon erzählt, hielt sie oft davon ab, zu erzählen, dass ihre Magie mehr als gewöhnliche Finsternismagie war. Entsprechend vermied sie es grundsätzlich, näher auf dieses Thema einzugehen und schob ihr Gehör auf ihr Volk, wenn man darauf zu sprechen kam. Solange sie keine Dunkelheit verspeiste, merkte man es ihr auch kaum an. Jetzt allerdings blieb den beiden Magierinnen keine Zeit weiter nachzudenken oder sich darüber zu unterhalten. In diesem Punkt war sie den näherkommenden Wachen dankbar, während sie und Shizuka sich je an eine Seite stellten. Mercy versuchte ihren Körper so gut wie möglich unter dem Mantel und hinter der Türe zu verstecken, als ein Schlüssel in das Schloss geschoben wurde. Die Türe musste relativ dick sein, oder einen besonderen Mechanismus beherbergen. Dann schwang sie schon nach innen auf und eine helle Lampe beleuchtete den Raum. Einen Augenblick lang konnte Mercy die gewölbte, nackte Decke über ihrem Kopf sehen, dann, sobald auch die zweite Person im Raum war, warf sie sich gegen die Türe. Mit einem leisen Knall fiel sie ins Tor und unterbrach dein ersten Kerl in seiner spöttischen Begrüßung. Dann ging es schnell. Die Faust der zweiten Wache wurde in ihrem Bauch geparkt. Mercy beschloss, Shizuka erstmal sich selbst zu überlassen und konzentrierte sich auf ihren eigenen Gegner. Die Golem war weder schnell noch flink, ein einfaches Ziel für den Mann. Allerdings hatte er ihren Mantel getroffen, und auch sein zweiter Treffer, der ihre Schulter traf, war ganz klar nicht auf ihren Kopf gegangen. Er wollte nicht ihre brennende Haut berühren. Ein kleines Lächeln erschien auf dem Gesicht der Golem und sie schüttelte sich, um den Mantel zu Boden fallen zu lassen. Gleichzeitig trat sie einen Schritt auf den Mann zu, der nun zurückwich. Er schien zu zögern, unsicher, ob er sich an verbrennen würde. Mercy reichte das Zögern. Sie war kein e Kämpferin, eher wartete sie geduldig auf den richtigen Moment. Die großen, noch immer krallenbesetzten Pranken ergriffen in an den Schultern und sie riss ihn in ihre Richtung, anstatt ihn wegzudrücken. Die blütenweisen, jedes Licht verschluckenden Krallen durchschnitten seine Kleidung, während Mercy gerade damit beginnen wollte, Mana in ihrem Mund zu sammeln. Doch dann hielt sie inne. Ihr Blick flackerte zu Shizuka hinüber. Für gewöhnlich kümmerte es sie nicht, ob ihre Gegner starben. Doch jetzt war sie nicht alleine. An ihrer Seite kämpfte eine Fairy Tail Magierin und das hieß, dass Mercy dem Mann nicht mit den magischen Fängen die Kehle ausreisen konnte. Verdammt, wie die Menschen sagen würden. Ihre Unaufmerksamkeit hatte der Mann genützt, um sich aus ihrem Griff zu begreifen und jetzt, wo er seine Angst vor ihrem Feuer abgelegt hatte, griff er mit mehr Wucht an. Eine Klinge, etwa so lang wie ihr Unterarm hatte er aus der Hülle an seiner Seite gezogen und attackierte sie damit. Mercy schaffte es knapp, sich zur Seite zu ducken. Mit dumpfen Angriffen kam sie zurecht, doch nicht mit scharfen Klingen. Die Golem griff nach dem Handgelenk des Mannes, mit dem er die Klinge hielt. Nach dem zweiten Versuch gelang es ihr, es mit den Händen zum umschließen. Sie ging nah heran, um der Klinge nicht im Weg zu sein und drückte zu, bis sie etwas knacken spürte. Ob es gebrochen oder nur geknackst war wusste sie nicht, doch das schmerzerfüllte Gesicht erfüllte ihren Wunsch. Er war gezwungen, sobald er sie mit einem Tritt gegen ihr Knie, der sie taumelnd nach hinten gehen ließ, die Waffe in die andere Hand zu nehmen. Mercy hasste den Moment, den sie brauchte, um den Schmerz nicht gewinnen zu lassen. Es würde später mit aller Deutlichkeit zurückkommen, doch noch war etwas anderes wichtiger. Mit ihrem vollen Körpergewicht griff sie wieder an. Er schaffte es, ihre Schulter mit der Klinge zu erwischen und sie spürte, wie ihre innere, feurige Konsistenz aus der Wunde floss, während sie mit der Wache zu Boden ging. Trotz ihrer Größe war Mercy relativ leicht, was aber noch immer genügte, um sich rittlinks auf die Brust des Mannes zu setzen und seine Arme mit Anstrengung an seinem Körper festzuklemmen. Mit blitzenden Augen starrte sie auf ihn hinab. „Falls du es überhört hast“, knurrte sie. „Wer bist du? Warum sind wir hier? Und wo sind wir?“, wiederholte sie, was Shizuka zuvor ihren Gegner gefragt hatte.
Shizuka stürmte nach vorne. Sie warf ihren gesamten Körper in diesen Vorstoß. Noch bevor sie bei ihrem Gegner ankam bemerkte sie, dass dieser Probleme damit hatte sich von der Stelle zu bewegen. Er hatte seine Ketten beide hinter ihr in der Wand vergraben und nun hing er mit seinen beiden Armen daran. Er hatte sich selbst schachmatt gesetzt. Die Lippen der Weißhaarigen spitzten sich zu einem frechen Grinsen. Sie griff ihn mit der stumpfen Seite ihres Schwertes an, also mit dem Griff. Diesen rammte sie in seinen Magen, wohingegen ihre Schulter auf seinem Brustkorb aufschlug. Der Mann keuchte die Luft aus, die er noch in der Lunge trug, blieb aber auf den Beinen. Vermutlich auch deswegen, weil die Ketten ihn festhielten und das, obwohl sie doch seine Kontrahentin festhalten sollten. Shizuka prallte leicht an ihm ab. Sie nahm ihr Schwert hinter den Körper und trat dem Typen dann mit voller Kraft ein weiteres Mal gegen den Brustkorb. Er hustete und sank schließlich zu Boden. Seine Ketten lösten sich wieder auf. Das war es dann wohl. Er würde so schnell nicht mehr mit ihnen sprechen. Die Hoffnung lag also auf Mercy und darauf, dass sie ihren Gegner nicht gleich ganz ausschaltete.
Shizuka lachte auf, als sie sich ihrer Gefährtin zuwandte. Sie wirkte etwas ausgepowert, hatte aber alles im Griff. Sie sah wirklich bedrohlich aus wie sie da auf dem anderen Kerl hockte. Kein Wunder, das er so panisch dreinblickte. Die Magierin löste ihre Rüstung wieder auf und gesellte sich zu den Zweien. Sie trat ihm das Schwert aus der Hand, beziehungsweise vom Körper weg, sodass er da auch gar nicht so schnell wieder dran kam. Ihre eigene, schwere Klinge ließ sie ohne den Fall abzufangen neben dem Kopf des Mannes auf den Boden stürzen. Ein Dumpfer Stoß ertönte. “Hör lieber auf sie. Ich weiß nicht was sie sonst mit dir macht.“ Natürlich war das ein Scherz, der darauf beruhte, dass sie wirklich nicht so aussah, als solle man mit ihr spaßen. Dass sie tatsächlich dazu bereit war, diesen Mann ohne mit der Wimper zu zucken umzubringen, konnte Shizuka nicht ahnen. Das hätte sie ihr nicht zugetraut, gutmütig wie sie selbst war. „Ich… Luft!“ Er atmete schwer. Mercy war bestimmt auch nicht leicht. “Lass ihn mal atmen, sonst kann er uns nicht helfen.“, sprach Shizuka amüsiert. Der Mann bedankte sich zwar nicht verbal dafür, er wirkte aber deutlich erleichtert. „Wir brauchen Grote, sonst…“ Der Mann atmete noch immer etwas schwer und brauchte immer mal wieder einen Moment um besser Luft zu bekommen. „Nur er kann die Truhe öffnen…“ Shizuka war nicht sehr geduldig. “Wo ist die Truhe? Was wollt ihr dann von uns?“ Irritiert legte sie den Kopf schräg. Es schien so, als hätten sie die Kiste selbst bekommen. Doch was war mit Andreas? „Wir versuchen ihn zu erpressen, mit euch.“ Gut, so langsam wurde ein Schuh draus. Den Questgeber hatten sie anscheinend nicht, nur seine Truhe. Aber sie bekamen sie nicht auf, also suchten sie ein Druckmittel und das waren die beiden Magierinnen.
6 Das die Kampfgeräusche verstummt waren, machte die Golem vorsichtig. Sie konnte nicht mit Sicherheit sagen, dass Shizuka gesiegt hatte, auch wenn das Husten männlich geklungen hatte. Demnach konnte es sein, dass er sich von hinten auf sie stürzen wollte. Mercy zog die Oberlippe zurück. Sie würde sich weigern, hier draufzugehen. Nicht bei einer Quest in einem verdammten Keller, getötet von Menschen. Sie könnte es von Orwynn akzeptieren, wenn auch nur sehr wiederwillig, aber das war immerhin Vorstellbar und keine Schmach. Doch hier zu erlöschen, das wäre abgrundtief peinlich. Da sie die Arme des Kerls festgeklemmt hatte, erlaubte sie sich einen Blick nach hinten. Wenn Shizuka wirklich am Boden lag, würde sie immerhin nichts mehr davon abhalten, dem Abschaum unter ihr ein Ende zu setzen. Zum Glück für den Kerl erklang das Lachen der Magierin, ein Geräusch, der Mercy etwas verwirrte. Zwar hatte sie gesehen, dass auch gute Menschen in Panik zu seltsamen, für sie gänzlich unbegreiflichen Reaktionen neigten, dennoch war es etwas befremdlich. Außer natürlich, Shizuka hatte ehrlich Spaß daran, ihren Gegner regungslos zu schlagen, so genau konnte sie das natürlich nicht sagen. „Ist er bewusstlos?“, fragte sie ihre Mitkämpferin und drückte den rechten Arm des Kerls wieder zurück an seine Seite, um seinen kläglichen Befreiungsbesuch so zu verhindern. „Halt still“, zischte sie ihm zu und brauchte einen Moment, um sich das Lächeln zurück ins Gesicht zu holen, während Shizuka ihre Klinge neben seinem Kopf zu Boden fallen ließ. Er zuckte zusammen und sein geweiteter Blick wanderte zwischen der Golem und der Magierin hin und her, als wüsste er nicht, vor wem er nun mehr Angst haben sollte. Das konnte sie ihm nicht sagen. Ohne der Weißhaarigen würde er sich wünschen, tot zu sein. Und auch ihre Begleiterin schien alles andere als zimperlich zu sein. Dennoch erbarmte sie sich soweit, ihr Gewicht auf ihre Knie zu verlagern und ihm mehr Raum zum Atmen zu geben. Ihr brennender Blick lag auf seinem Gesicht, während sie die Hände auf seine Brust, unter dem Hals legte, die Klauen leicht auf der weichen Haut über dem Rand seines Oberteils. „Ich warne dich, die Wahrheit zu sagen“, schob Mercy noch dazu, ehe sie Shizuka die Befragung überließ. Das war sie gewöhnt. Mercy stellte wenige ausgesprochene Fragen. Sie sorgte eher dafür, dass die Leute sprachen.
Interessant war dennoch, was der Mann erzählte, je weiter Shizuka grub. Sie hatten die Truhe, doch fehlte ihnen der wortwörtliche Schlüssel zu ihren Ziel. Und den wollte sie mit ihr und der Hellharigen erpressen. Mercy kniff die verhältnismäßig kleinen Augen zusammen. „Wo genau habt ihr die Kiste versteckt?“, mischte sie sich in die Befragung ein und fixierte das Gesicht des Mannes. Er schien zu zögern, als wollte er nicht antworten, woraufhin Mercy ihre Krallen ganz leicht in seine Haut drückte. Nicht so weit, dass es blutete, aber durchaus spürbar. „I-ich sags euch!“, krächzte er. „Die Kiste ist oben. In, in der Küche. Aber ich weiß nicht, wo genau da. Ich schwöre es!“ Mercy hob die Augenbrauen. „Du schwörst es?“, wiederholte sie, woraufhin er heftig nickte. „J-ja. Ich hab euch hier hereingebracht. Die Kiste weiß ich nur von Erzählungen. Ich hab sie nicht oben gesehen! Aber sie ist irgendwo versteckt, nur soweit weiß ich.“ „Und wie gelangen wir in diese Küche?“ Die Verzweiflung in seinem Gesicht … Er hätte er beinah leid tun können, hätte Mercy Mitleid gekannt. „Den Gang entlang, Treppe rauf. Die Küche ist im Erdgeschoss, wenn ihr oben nach links abbiegt, solltet ihr sie finden.“ Mercy hob den Kopf, um Shizuka anzusehen. „Noch Fragen?“
Sobald das geklärt war, erhob sie sich, packte den Mann an den Armen und schleifte ihn zu den Ketten hinüber, die von der Wand hingingen. Im Licht der Laterne und ihr selbst war es einfach, den Mann festzuketten. Dann stellte Mercy sich vor die Türe. Selbst mit Schlüssel kamen sie hier nicht durch. „Wenn wir das aufbrechen, müssen die Türe von außen versiegeln. Oder wir ketten deinen Gegner auch noch an.“ Oder man brachte ihn um, die einfachste Methode, doch diesen Verschlag unterließ sie. „Ich überlasse dir das aufbrechen“, kündigte sie an und machte sich daran, Streifen von der Feuerdecke mit den Krallen abzutrennen und die Hände, Füße und den Mund des Mannes damit fesseln beziehungsweise zu knebeln. Dann kehrte sie zu Shizuka zurück, bereit, das Haus wenn nötig auf den Kopf zu stellen, um die verdammte Kiste zu finden.
Shizuka würde ihren Gegner nicht töten, nicht einfach so und erst recht nicht irgendeinen Handlanger, den sie innerhalb einer kurzen Zeit ausschalten konnte. Jemanden töten würde sie vermutlich nur im äußersten Notfall, wenn dieser jemand eine große Bedrohung darstellte und diese sich nicht irgendwie anders abwenden ließ. Der Kerl, dem sie sich gegenübergestellt hatte, war einer dieser Handlanger und er ging auf die Bretter. “Ja, der kommt uns so schnell nicht mehr in die Quere.“, entgegnete die Magierin ihrer Kollegin deswegen gut gelaunt. Sie wertete die Frage nach dem Zustand des Mannes eher so, dass Mercy in Erfahrung bringen wollte ob er bewusstlos war oder einfach nur keine Kraft mehr hatte. Sie kam gar nicht auf die Idee, dass es die Frage zwischen Bewusstlosigkeit und Tot hätte bedeuten können. Es dauerte einen Moment, bis Shizuka realisierte, dass die Golemdame plötzlich Krallen an den Händen hatte. Zuerst wunderte sie sich noch, doch tat sie diese Beobachtung schnell wieder ab, ohne sich großartig Gedanken darüber zu machen. Immerhin hatte sie keinerlei Ahnung davon, was es hieß ein Golem zu sein. Konnten Golems ihre Körper verformen? Sie waren doch selbst magisch zusammengetöpferte Materialien, denen man Leben eingehaucht hatte oder nicht? Vielleicht konnte man diese Geschöpfe auch weiter bearbeiten? Jedenfalls versuchte Mercy dem Kerl, auf dem sie grade hockte, klarzumachen, dass er lieber die Wahrheit und nichts als die Wahrheit sprach. Dabei drohte sie ihm mehr oder minder unterschwellig Gewalt an, was für Shizuka noch vollkommen im Rahmen lag. So musste man mit solchen Leuten umspringen, mit nett und höflich fragen kam man da nicht sonderlich weit. Glücklicherweise spurte der Kerl und Mercy musste ihre Drohungen nicht wahr machen. Der Mann blieb unversehrt, da er kooperiert hatte. Er verriet den beiden Magierinnen, dass die Kiste in der Küche versteckt war und sprach davon, dass er nichts Genaueres wüsste. Immerhin beschrieb er ihnen noch den Weg zur Küche. Die Weißhaarige schüttelte den Kopf, als Mercy sich bei ihr erkundigte, ob sie noch Fragen hatte. “Nein. Nein, das wars.“ Dann machte Mercy sich daran, die beiden, die nun von Wärtern zu Gefangenen wurden, fest zu ketten. Danach begutachteten die Zwei die Türe. Diese war im Eifer des Gefechtes zugestoßen worden und dabei wieder ins Schloss gefallen. Nun hatten sie zwar den Schlüssel zur Tür, doch gab es auf Seiten des Raumes kein Schloss, in das sie ihn hätten reinstecken können. “Hm, keine Sorge. Ich regle das.“, erklärte Shizuka mit einem breiten Grinsen. Sie wusste schließlich, dass sie die Türe aufgrund ihrer Fähigkeiten weder aufbrechen, noch versiegeln mussten. Sie nahm also den Schlüsselbund an sich und trat damit wieder vor die Tür. “Gleich wieder da.“ Sie lächelte Mercy noch einmal entgegen, bevor sich ihr Körper dann in ein weißes Licht hüllte, welches die Beschwörung ihrer magischen Rüstung darstellte. Mit Hilfe ihrer Geisterrüstung vermochte es Shizuka durch die Türe hindurchzugehen. Das tat sie dann auch. Auf der anderen Seite angelangt, löste die Magierin ihre Rüstung auch schon wieder auf. Zu mehr hatte sie sie ja nicht gebraucht. Die Tür kurz unter die Lupe genommen und den passenden Schlüssel gefunden, wurde die Tür dann auch schon aufgesperrt. “Herausspaziert.“ Shizuka machte mit ihrer Hand eine ein-, beziehungsweise ausladende Geste und Mercy konnte zu ihrer Kollegin nach draußen treten. Sobald sie das getan hatte, zog sie die Türe auch schon wieder zu. Die zwei Kerle waren eingesperrt und saßen nun in ihrem eigenen Gefängnis. "Was sagte er? Treppe rauf und dann links? Dann mal los." Die Magierin nickte in Richtung des Ganges und machte sich dann auf den Weg. Tatsächlich hatte der Herr ihnen die Wahrheit erzählt. Als Shizuka am Ende der Treppe um die Ecke lugte, sah sie einen weiß gefliesten Boden durch einen Türrahmen hindurch. Das musste die Küche sein. Stimmen hörte sie hingegen keine, was aber ja nichts zu bedeuten haben musste. "Er hatte Recht.", flüsterte die Weißhaarige ihrer Gefährtin zu. "Komm." Sie ging vorsichtig weiter, setzte bedacht und so leise wie möglich einen Fuß vor den anderen. Shizuka schlich also hin zur Küche. Hoffentlich bewahrheitete sich auch der Rest der Aussage und die Kiste war tatsächlich dort.
Genutzte Zauber Ghost Warrior Armor TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: III MANAVERBRAUCH: 100 pro Durchgang MAX. REICHWEITE: --- SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Geschicklichkeit Level 6, Manaregeneration Level 4 BESCHREIBUNG: Die magischen Effekte dieser Rüstung verleihen dem Träger die Kräfte eines Geistes. Er ist durch sie in der Lage Material zu passieren, als sei es Luft. Er kann lediglich nicht magisches Material passieren. Das bedeutet, dass weder durch mit Magie belegtes Material, noch durch Zauber jedweder Art gewandert werden kann. Einen Schwertschlag durch sich hindurchfahren zu lassen ist beispielsweise auch möglich, solange es weder verzaubert, noch magisch hergestellt wurde, kostet aber jedes Mal den vollen Manabetrag. Außerdem kann im immateriellen Zustand natürlich auch kein Gegrnschlag erfolgen. Das Passieren funktioniert wie Schweben und mit normaler Gehgeschwindigkeit, was die Bewegung des Trägers angeht.
7 Er würde ihnen erstmal nicht in die Quere kommen. Diese Aussage überließ Mercy mehr oder minder noch immer ihren Vermutungen und Hoffnungen. Das Problem war, dass sie sich etwas schwer damit tat, zwischen den Zeilen zu lesen und indirekte Aufforderungen oder Aussagen zu verstehen. Sie nahm das ‘so schnell‘ durchaus war, doch ob das ein ironischer Satzteil war oder nicht, dass konnte sie nicht erkennen. Da die andere allerdings als hohe Magierin auf einer Quest war, die nicht Royal Crusade zustand, ließ sie vermuten, dass die Person lebte. Auf Quests versuchte Mercy Tote auch zu vermeiden, immer so viel Erklärungsarbeit und es nahm den anderen schneller den Glauben, dass sie ein freundliches, nettes Mitglied von Fairy Tail war, als sie Orwynn sagen konnte. Entsprechend achtete sie darauf, den Mann unter ihr nicht wirklich zu verletzen, sondern ihm nur klarzumachen, dass sie durchaus bereit wäre das zu tun, wenn er sich ihr verweigerte. Zum Glück für den Kerl entschied er allerdings, mit ihnen zu sprechen. Er erzählte von der Kiste, von dem Versuch, ihren Auftragsgeber zu erpressen und von der Küche, in der man sie gebracht hatte. Nachdem Shizuka ihre Frage beneint hatte, machte die Golem sich daran, ihr Opfer dingfest zu machen. Auch der bewusstlose Mann, dessen Körperwärme sie beim hochheben spüren konnte, wurde befestigt, dann drehte Mercy sich Shizuka um. Die Golem hatte den Schlüsselbund am Gürtel des wachen Wächters gesehen, doch von innen schien es unmöglich, hinaus zu kommen. Solange man auf der anderen Seite war, war es gewiss schlau, von innen war es allerdings ziemlich kompliziert, wenn man bedachte, dass man hier ohne die Möglichkeit zur Befreiung festsaß. Irgendwann würde man nach den Männern suchen, doch bis dahin wollte Mercy diesen Raum verlassen haben. Also überließ sie es Shizuka, die Türe zu öffnen. Ehrlich interessiert beobachtete sie, wie die Weißhaarige die Schlüssel in die Hand nahm und dann zu leuchten begann. Die Finsternis, die sie so wohlig umgeben hatte, wurde schlagartig verdrängt. So grell war es, dass es in ihren Augen brannte und Mercy befahl ihrer Hand, ihre Augen zu verdecken, während sie das Gesicht senkte. Doch das Licht war überall, sorgte dafür, dass Mercy und die flackernde, am Boden liegende Lampe selbst fast schon Schatten warfen. Und dann, von einer Sekunde auf die andere, war das Licht weg. Völlige Dunkelheit senkte sich über den Keller. Ihre geblendeten Augen konnten ihr eigenes Licht nicht sehen, doch sie hörte Shizuka nicht mehr atmen. Wie versteinert stand die Golem da, bis sie ein leises Scharren an der Türe hörte. Die Slayerin näherte sich tastend der Wand, während ihre Augen sich nur langsam wieder an die Dunkelheit gewöhnten. Und dann schwang die Türe erneut nach innen auf. Einen Augenblick wartete Mercy ab. War das Shizuka? War es ihr tatsächlich gelungen, durch die Türe zu gehen? Ja … dem schien so. Sobald die Magierin Mercy zu sich rief, verließ diese den kühlen Raum und trat hinaus auf den Gang. Hinter ihrem Rücken fiel die Türe ins Schloss und schloss die beiden Wachen ein. Einen Moment zögerte Mercy. Ihr Stiefel war da noch drinnen. Doch dann drehte sieder Türe den Rücken zu. Sie lebte nicht am Rand der Existenz, sie würde sich ein neues, hübsches Paar zulegen.
Barfuß folgte die Golem nach einem Nicken ihrer Kollegin den Gang entlang. Die Treppe hinauf bis zum Torrahmen. Irgendwo hier hatte sie zuvor die Schritte der dritten Person verloren. Mercy lauschte angestrengt, auch wenn sie die Augen dabei offen behielt. Ironischerweise vergaß sie, wenn sie sich auf ihre Ohren konzentrierte, die Augen einem Menschen gleich zu schließen. Doch als sie nichts hörte, folgte sie Shizuka um das Eck bis zur Küche. Den schwarzen Mantel eng um sich geschlungen waren ihre nackten Füße leise auf dem Fließenboden, als sie die Küche erreichten. Auch von dort hörte sie beim Gehen nichts und so traten sie ein. „Suchen wir beide oder soll ich Wache stehen?“, fragte Mercy leise, während ihre Augen den Raum abtastete. Es waren viele Kästen, inklusive dem Tisch, der Bank an der Wand unterhalb des Fensters und den drei Stühlen. Ihr Blick blieb am Fenster hängen. Die Dunkelheit draußen wurde gerade von den ersten, oder letzten, hellen Strahlen sanft erhellt. Mercy trat näher und blickte hinaus, im Versuch, etwas zu erkennen, dass ihr einen Anhaltspunkt geben würde, wo genau sie war.
Aus dem Keller konnten die zwei Magierinnen wenigstens schon fliehen. Nicht nur das, sie hatten auch zwei ihrer Entführer, beziehungsweise Geiselnehmer überwältigen und einsperren können. Sie hatten gewissermaßen die Plätze der Feen eingenommen und versauerten nun in ihrem eigenen Gefängnis. Geschah ihnen auch recht. Als nächstes mussten sie erst einmal die Kiste finden, um die es bei der Quest ging. Wenn sie die hatten konnten sie ja weiterschauen wie sie so vorgehen wollten. Weiter machte Shizuka sich jedenfalls noch keine Gedanken. Ja selbst bis dahin, also bis zum Fund der Kiste dachte sie nicht einmal. Die Magierin agierte grade vollkommen spontan. Dementsprechend war die Frage der Golemdame gar nicht so verkehrt. Sollte sie Wache stehen oder mitkommen? Ein guter Einfall. "Hm… Steh du Wache. Aber vielleicht unauffällig. Beobachte ob jemand kommt und warn mich vor.", entschied die Weißhaarige genauso spontan wie sie bis dahin eben vorgegangen war. Es war wohl besser, wenn Mercy Schmiere stand. So wurden sie nicht plötzlich von Angreifern überrascht und im Zweifelsfall überwältigt. Wenn der Golem dabei noch unauffällig blieb, konnten sie sogar den Überraschungsmoment für sich behalten. Außerdem sollte es Shizuka ja auch alleine irgendwie schaffen eine Kiste aufzuspüren, die man nicht aufbekam. Entschlossen nickte sie Mercy also zu, bevor sie sich dann auf den Weg in die Küche machte. Die Magierin lugte durch den Türrahmen. Die Luft war rein, es war niemand dort. Sehr gut. Diese Truppe wähnte sich vermutlich in Sicherheit. Sie hatten die Magier, die ihnen hätten gefährlich werden können ja auch im Keller eingeschlossen. Das dachten sie jedenfalls. Wenn die wüssten… In der Küche ließ Shizuka ihren Blick schweifen. Auf Anhieb sollte ihr nichts ins Auge springen und „Hier!“ schreien. Blöd war eben, dass sie das Objekt ihres Auftrags nie zu Gesicht bekommen hatten. In der Küche stand relativ viel Gerümpel herum. Mehrere Kästen und Kisten. Der Reihe nach klapperte die Magierin sie ab. Mal ließ sich so ein Ding ganz easy öffnen und es waren ein paar Lebensmittel oder irgendwelche Papiere darin. Mal glaubte sie auch die richtige Kiste erwischt zu haben, doch klemmte lediglich der Verschluss etwas und sie ließ sich doch öffnen. Als Shizuka schon aufgeben wollte, fiel ihr ein Teppich auf dem Boden auf, dessen eine Ecke umgeschlagen war. Die Weißhaarige stutze etwas, griff aber schließlich danach um den Teppich wegzuziehen. Darunter befand sich eine Luke, also so etwas wie ein geheimer Stauraum. Da war sie doch etwas auf der Spur! Als sie die Luke öffnete, war darunter in der Tat eine weitere Kiste! Perfekt! Das musste sie doch sein! "Mercy!", presste sie leise, aber eindringlich heraus und schaute zur Tür. "Ich glaub ich hab sie!" Es war gewissermaßen laut geflüstert und ohne viel Stimme. Die Ritterin wollte nun nicht quer durchs Haus rufen und Alarm schlagen.
8 Den ersten Teil hatten sie geschafft. Für Mercy begann damit der gefährliche Teil. Nur in dem Raum zu sein, dass überstand sie. Was sie nicht überstehen würde wäre, wenn man ihr den Kopf abschlug. Jetzt war das Risiko dazu um einiges größer, als sie der Weißhaarigen die Treppe hinauf und in Richtung Küche folgte. Die Golem lauschte auf Schritte, könnte aber niemanden hören. Dennoch wollte sie sich nicht allzu sehr in Sicherheit wiegen, solange noch nicht geklärt war, was an dieser Kiste so unglaublich wichtig war und wo genau sie hier eigentlich waren. Entsprechend sprach sie ihre Frage aus, ob sie anstatt zu suchen, nicht besser Wache stehen sollte. Anders ginge es wohl schneller, doch nur solange sie nicht entdeckte wurde. Mercy war froh, als Shizuka ihrem unausgesprochenen Wunsch folgte. „Ich passe auf“, stimmte sie zu und blieb in der Türe stehen. Kurz überlegte sie, draußen zu warten, entschied sich dann aber anders. Sie folgte der höheren Magierin in den Raumen und stellte sich mit dem Rücken zur Türe. Ihr Körper wurde vollkommen ruhig, fast, als wäre das Licht der Sonne auf einen Bergtroll getroffen und hätte ihn zu Stein verwandelt. Nur die Flammen, die unter und über dem Mantel hervorlugten, bewegten sich weiter. Tanzend, wie tausend und abertausend Schlangen in rot, orange und gelb. Ai hatte sie einst darauf hingewiesen, dass dieser Zustand für manche Menschen auf längere Zeit befremdlich wirken könnte, als verließe sie ihren Körper. Dabei war Mercy mit voller Konzentration hier und sie hoffte, dass ihre Starre auch so interpretiert wurde. Als Form von reiner Konzentration, während sie hinter sich lauschte. Ihre feinen Ohren waren wortwörtlich gespitzt. Mercy hatte etwas Schwierigkeiten damit, die Geräusche, die Shizuka bei ihrer Suche machte, auszublenden und sie nicht mit etwas zu verwechseln, dass hinter ihr lag. Doch es schien, als wäre das Verschwinden der Wachen noch nicht aufgefallen …
Als ihr Name erklang, öffnete Mercy die Lieder. die sie diesmal bewusst geschlossen hatte. „Ja?“, fragte sie nach und blickte zu der Magierin hinab. Mercy warf einen Blick zu der Türe zurück, die sie als ihr bestes Versteck hatte auserkoren, ehe sie sich näherte. Besser, sie sprach nicht so nah an der Türe. „Hohl sie heraus, es ist besser, wir sind hier nicht länger als notwendig“, flüsterte sie zurück. Keinen Moment zu früh, da glaubte sie draußen etwas zu hören. Eine Unterbrechung der Stille. „Komm“, zischte die Golem und näherte sich wieder der Türe. Da, da waren eindeutig Schritte. Sie kamen näher, näher, bis sie nicht sicher war, ob nicht auch Shizuka sie schon hören konnte. Und dann veränderten sich die Schritte, wurden dumpfer und langsamer, als stiege jemand … die Treppe hinab. Mercy hatte Jahre damit verbracht, anderen Menschen zuzuhören, ihre Ohren verknüpften die Geräusche mit Erinnerungen und altem Wissen. „Ich glaube, jemand geht die Treppe hinab. Das bedeutet, dieser jemand wird bald sehen, dass wir nicht mehr da sind, wo wir sein sollten“, teilte sie ihre Vermutung. Sie sah sich um. Ihrer Meinung nach war es Zeit, hier abzuhauen. Doch war es wirklich die richtige Kiste? Und wie konnten sie dieses Haus verlassen? Mercy verfluchte sich selbst dafür, dass nicht aus dem Mann herausgequetscht zu haben, doch jetzt war es schon zu spät und ihnen lief die Zeit davon. Sie mussten handeln.
Mercy hatte nichts dagegen einzuwenden, von Shizuka als Türsteherin eingeteilt zu werden. Sie platzierte sich also an der Tür und gab darauf Acht, dass niemand sich ihnen unbemerkt nähern konnte. Ihre Kollegin verließ sich jedenfalls darauf. Die Weißhaarige bekam nichts davon mit, dass sie die Augen schloss, aber wenn sie gewusst hätte, was für ein ausgezeichnetes Gehör die Golemdame hatte, hätte es sie vermutlich auch gar nicht gestört. Jedenfalls konzentrierte sich Shizuka voll und ganz auf ihre eigene Aufgabe und die bestand daraus, diese verflixte Truhe zu finden, die ihr Auftraggeber ihnen eigentlich hatte übergeben wollen. Dazu war es ja bekanntlich nie gekommen. Damit hatte der Auftrag der Magierinnen vielleicht offiziell nie begonnen, aber das würde sie nicht davon abhalten alles zu geben, um ihn doch noch erfolgreich abzuschließen. Nachdem sie also die gesamte Küche auf den Kopf gestellt hatte, fand sie schließlich doch noch das Versteck des gesuchten Objektes. Die Kiste befand sich in einem Geheimfach im Boden, direkt unter einem Teppich. Ganz schön gewieft diese Leute! Shizuka wies ihre Kollegin darauf hin, dass sie die Kiste gefunden hat und rief sie herbei. Mercy meinte, sie solle die Kiste gleich herausholen, damit sie schleunigst verschwinden konnten. Da hatte sie in der Tat gar nichts gegen einzuwenden. Jedoch stellte sich heraus, dass das leichter gesagt als getan war. Dieses Ding war wirklich schwer. "Hilf mir mal.", sprach die Ritterin, woraufhin sie sich einen der Griffe an der Seite packte. Gemeinsam hoben sie das Ding aus der Vertiefung heraus. Mercy meinte dann, dass jemand durchs Haus wandere und dass diese Person zeitnah erfahren würde, dass die Fairy Tail Magierinnen nicht mehr dort waren, wo sie seiner Meinung nach hingehörten. Hastig schaute Shizuka sich um. Sie hinterfragte die Information gar nicht erst. Warum sollte sie ihrer Gefährtin auch misstrauen? Was es für Hintergründe hatte, dass Mercy davon erfuhr, konnte man auch später noch besprechen. Shizuka hatte keine Ahnung wie dieses Haus aufgebaut war und wo sie am schnellsten nach draußen gelangen konnten. Ihr Blick fiel schließlich auf das Küchenfenster. "Wir gehen da durch!", sprach sie wieder leise und gedrungen. Mit der Kiste zum Fenster gewandert, betätigte sie mit der freien Hand dessen Griff. Der Fensterrahmen war schon vollkommen Spröde, gezeichnet von der Zeit. Der Lack, der einmal darauf aufgetragen wurde, war beinahe vollkommen abgeblättert und das viergeteilte Fenster war an manchen Ecken schon etwas gesprungen, kleine Stücke fehlten. Als Shizuka das Fenster öffnete, knarzte und knackte es ein wenig. "Ich geh vor.", sprach die Schwertkämpferin. Sie legte ihr Ende der Kiste auf dem Fensterrahmen ab und kletterte dann daneben durch das Fenster. Sie waren aus dem Keller ausgebrochen und eine Treppe hoch. Glücklicherweise befanden sie sich also im Erdgeschoss. Hätte man die Kiste ein, zwei Stockwerke weiter oben versteckt, wären sie nun nicht so leicht nach draußen gekommen. Shizuka packte sich die Kiste wieder und hob sie mit Mercy zusammen ein Stück weiter, sodass nun auch die Golemin… Golin… die zusammengebastelte Frau durch das Fenster nach draußen steigen konnte. Während die Otorame wartete, ließ sie ihren Blick über das Gebäude wandern. Eine Art altes Fabrikgebäude, nicht mehr benutzt. Sie waren vermutlich immer noch irgendwo am Stadtrand. Es war mucksmäuschenstill, nur ein paar Grillen warfen ihr Zirpen durch die späte Nacht, beziehungsweise den sehr frühen Morgen. Am Horizont zeigten sich die ersten Sonnenstrahlen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis der Tag die Nacht verdrängte. Shizuka erkannte keine Gefahr. Sie konnte niemanden sehen. Aber wenn es stimmte was ihre Kollegin sagte, würde es nicht mehr lange dauern bis man ihnen folgen würde. Bis es soweit war wollte sie die Kiste gerne ein Stück weit vom Haus wegbringen. Sobald Mercy also durchs Fenster gestiegen war, gingen die beiden mit der Kiste weg von dem Haus.
9 Sie konnten wohl von Glück sprechen, die Kiste tatsächlich gefunden zu haben. In dem Versteck im Boden hätten sie noch so lange die Kästen und Kisten durchsuchen können, ohne sie zu finden. Doch entweder hatten ihre Entführer sie nur rasch hineingestellt und nicht darauf geachtet, die Stelle unkenntlich zu machen oder es war ihnen egal gewesen, in der festen Annahme, die beiden würden es nie und nimmer aus dem Keller schaffen. Mercy grinste. Nun, da hatte sie sich getäuscht. Die Golem liebte es, andere zu täuschen, mit dem einzigen Nachteil, dass sie zu gut darin war. Keiner hatte sie bisher durchschaut, dazu hatte sie zu viel Übung, indem sie Orywnn grenzenlose Treue und Zustimmung zeigte. Entsprechend lief alles wie am Schnürchen, bisher. Die Entführung hatte dem erst einen kleinen Dämpfer verpasst, doch nun hatte sie die Chance mit Shizuka einem Verbrechen auf die Spur zu kommen. Mit etwas Glück würde sich das herumsprechen und sie eine positive Erinnerung für die höhere Magierin bleiben. Um das zu bewerkstelligen musste sie sich allerdings noch etwas anstrengen. So beugte sie sich mit der Hellhaarigen über das Loch, umgriff einen Hänkel und zog daran. Zusammen gelang es ihnen, die Kiste ans frühe Tageslicht zu befördern. Die Kiste war groß genug, um alleine einiges zu wiegen, dennoch erschien sie Mercy zu schwer, als dass nur Papier oder dergleichen drinnen wäre. Wäre sie neugierig, hätte sie sie nun öffnen wollen, doch Mercys größte Stärke war das Warten. Ihre Geduld. Und so hielt sie such zurück, rechtzeitig, um die Schritte zu hören, die in den Keller führten. Die Golem teilte ihre Vermutung mit Shizuka, die diese zum Glück nicht hinterfragte und stattdessen handelte. „Gute Idee“, stimmte sie zu. Und vermutlich auch ihre einzige, wenn sie nicht riskieren wollten, gefasst zu werden. Die Kiste wurde zum Fenster getragen, dass die andere öffnete. Mercy hielt die Kiste mit der zweiten Hand ebenfalls fest, während die Menschin hinauskletterte. Dann schob Mercy diese über den rand, langsam. „Pass auf“, flüsterte sie als Warnung, dass Shizuka mit dem Gewicht hoffentlich rechnete. Dann war der Durchgang frei. Leider war er noch immer relativ klein für die über zwei Meter Golem, die sich nun hindurchquetschte. Mercy war nicht sonderlich geschickt oder beweglich und ihre Hörner kratzten an der Oberseite mit einem unangenehmen Geräusch. Zischend zog sie den Kopf ein und beeilte sich, das Fenster zu durchqueren. Mercy drückte daran um es anzulehnen. Schließen konnte sie es von außen nicht und ihre Flucht war mit Sicherheit schon bemerkt worden. Dann packte sie wieder die eine Seite am Griff und hob die Kiste mit Shizukas Hilfe hoch.
Draußen war die Sonne wohl noch nicht aufgetaucht, doch das Schwarz der Nacht verlor sich allmählich im anbrechenden Tag. So genau sagen konnte sie dies durch das hohe Fabrikgebäude allerdings nicht … Dennoch, besser sie entfernten sich. „Gehen wir an die Rückseite und von dort aus weg, vielleicht denken sie, wir wären gerade geflohen“, murmelte sie und lief los. Sie erreichten die Rückseite des Gebäudes und weiter die nächsten Häuser und Höfer, die alles andere als stabil und neu wirkten. Gespenstig still lagen sie da, nur der Atem der beiden war zu hören, als sie an weiteren Häusern vorbeikamen. Zwischendurch konnte Mercy in der Ferne die Mauer erblicken, von der sie hoffte, sie gehört zu ihrer Stadt. Doch noch waren sie für ihren Geschmack zu nahe und erst einige Minuten später, als ich Arm schwer wurde, bat sie Shizuka, Halt zu machen und sie verschwanden in die Nische eines Gebäudes. „Denkst du, wir sind weit genug entfernt, dass sie uns nicht finden, bevor wir dafür bereit sind?“, überlegte sie laut. „Und bist du in der Lage, zurück zu finden? Ich merke mir Dinge gut, aber rückwärts zu rechnen fällt mir schwer“, gestand sie ein und kratzte sich die knorpelige Nase. Fast erstaunt über den Schmerz bemerkte sie erst jetzt die Krallen, die sie bis gerade ganz vergessen hatte. Mercy konzentrierte sich kurz, um die weiße Finsternis zerfließen zu lassen und ihre Finger schrumpften auf die normalen, stumpfen Klauen zurück.
Nur mit Mercys Hilfe konnte Shizuka die Kiste aus der Vertiefung holen. Aber dies war ja auch ein Job für zwei gewesen. Gemeinsam beförderten sie sie durch das Fenster nach draußen. Die Weißhaarige ging vor, während ihre Kollegin die Kiste festhielt. Dann tauschten sie diese Aufgaben. Letztlich hievten sie das Ding wieder hoch um sich dann aus dem Staub zu machen. Die Idee der Golemdame war nicht verkehrt. Um das Haus herum und dann in die andere Richtung gehen bis man ordentlich Abstand zum Gebäude aufgebaut hatte. Vielleicht gingen die Kerle ja wirklich davon aus, dass sie einfach straight aus geradeaus getürmt waren. Es würde ihnen noch ein wenig mehr Zeit verschaffen, oder aber ihnen komplett die Flucht ermöglichen. "Gute Idee, so machen wir das.", bestätigte Shizuka also und verlieh ihren Gedanken somit Worte. Im Gleichschritt, jeder eine Hand an der Kiste, marschierten die beiden Magierinnen also durch die späte Nacht, beziehungsweise die anbrechende Morgendämmerung. Es war nicht mehr pechschwarze Nacht, doch wirklich viel sehen konnte man nicht. Das Glimmen der Golemdame spielte den Zweien diesmal nicht in die Karten. Half es ihnen im Keller noch dabei sich zu orientieren, glich es nun einem Leuchtfeuer, welches förmlich nach den Verfolgern rief, um sie auf die richtige Spur zu bringen. Noch hatte aber scheinbar niemand den Lichtpunkt in der Ferne gesehen. Fast als hätten Mercy die Gedanken der Ritterin gelesen, bat sie um eine kurze Pause. Die Zwei wichen hinter einem der näheren Häuser in eine Nische. Das verschaffte ihnen einen Augenblick um mal vernünftig durch zu schnaufen. Sie setzten die Kiste auf dem Boden ab und Shizuka atmete einmal tief durch, während sie ihre Schulter und ihren Arm etwas ausschüttelte. "Puuuuh…", seufzt sie aus. Mercy hingegen konzentrierte sich auf das Wesentliche. Sie erkundigte sich bei ihr, ob sie eine Ahnung hätte wo sie lang mussten. Shizuka blieb kaum etwas übrig als verneinend den Kopf zu schütteln. Zumindest eine ungefähre Ahnung hatte sie aber. "Ich denke wir sind am Rand des Industriegebietes. Ich habe eine Vermutung in welche Richtung wir müssen, sicher sagen kann ich es aber nicht." Vorsichtig lehnte sich die Magierin zur Seite. Sie wollte etwas um die Ecke lugen. Es war kaum etwas zu sehen. Sie konnte keine Verfolger erkennen, was allerdings nicht unbedingt etwas Gutes heißen musste. Nur weil sie niemanden sah, hieß das nicht, dass da auch niemand war. "Ich glaube die Luft ist rein.", flüsterte sie also. Dann wandte sie sich Mercy wieder zu. "Kannst du wi-" Weiter kam sie nicht. Shizuka verschluckte den Rest des Wortes. Sie nahm schützend die Arme vors Gesicht und versuchte sich noch etwas weg zu ducken. Mehr war nicht mehr drin. Ein Feuerball sauste durch die Nacht. Er schlug hinter ihnen, ein Stück über dem Kopf Mercys in die Wand ein. Der Einschlag sorgte dafür, dass sich ein Stück der maroden Wand löste. Einzelne Ziegelsteine prasselten auf die Magierinnen herunter. Da waren ihre Verfolger! Sie mussten einen Umweg gegangen sein, um sie in Sicherheit zu wiegen und dann abzufangen. "Geht’s dir gut?!", fragte Shizuka sogleich, als sie ihre Arme wieder sinken ließ um sich umzusehen. Am Ende der Gasse, die sich am Rand des Gebäudes entlang zog stand eine Gestalt, die auch schon den nächsten Feuerball erschuf. In dessen Schein erkannte die Ritterin weitere Personen. Mindestens fünf zählte sie, doch da konnten auch mehr sein. In der Finsternis war das wirklich schwer zu sagen. "Kannst du hier die Stellung halten?" Shizukas Blick war ernst. Sie wartete nur sehr kurz auf ein Signal ihrer Gefährtin, ehe sie ihr noch einmal zunickte. Im nächsten Moment erstrahlte ihr Körper wieder in gleißendem Licht und ihr Äußeres wandelte sich. Die Magierin nutzte ihre Geisterrüstung. "Wir kesseln sie ein." Die Weißhaarige grinste und tauchte dann auch schon in die Wand hinein. Sie war verschwunden. Shizuka wollte sich durch das Haus hinter die Angreifer bewegen und die Schlagkraft ihrer Gruppe dadurch aufteilen.
Genutzte Zauber Ghost Warrior Armor TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: III MANAVERBRAUCH: 100 pro Durchgang MAX. REICHWEITE: --- SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Geschicklichkeit Level 6, Manaregeneration Level 4 BESCHREIBUNG: Die magischen Effekte dieser Rüstung verleihen dem Träger die Kräfte eines Geistes. Er ist durch sie in der Lage Material zu passieren, als sei es Luft. Er kann lediglich nicht magisches Material passieren. Das bedeutet, dass weder durch mit Magie belegtes Material, noch durch Zauber jedweder Art gewandert werden kann. Einen Schwertschlag durch sich hindurchfahren zu lassen ist beispielsweise auch möglich, solange es weder verzaubert, noch magisch hergestellt wurde, kostet aber jedes Mal den vollen Manabetrag. Außerdem kann im immateriellen Zustand natürlich auch kein Gegrnschlag erfolgen. Das Passieren funktioniert wie Schweben und mit normaler Gehgeschwindigkeit, was die Bewegung des Trägers angeht.
10 Mercy war ganz froh, die Kiste abstellen zu können. Das schwere Ding war nur einer der Grunde davon. Zudem wollte sie mit Shizuka sprechen. Sie hatten es geschafft, der Gefangenschaft zu entfliehen und die Kiste mit sich zu nehmen, doch ihre Probleme waren noch lange nicht gelöst. Noch immer wurde der eigentliche Besitzer mit ihrem Leben erpresst und nichts konnte ihnen versprechen, dass er dem nicht nachgab. Also mussten sie etwas tun, herausfinden, was geschehen war. Und auch warum es geschehen war. Ein wichtiger Teil der Antwort war hoffentlich in der Kiste versteckt, doch ohne einen Schlüssel würden sie diese nicht öffnen können. Natürlich, sie könnten versuchen, sie zu zerstören, doch wer wusste schon, ob das dem Ding darin nicht schaden würde, wenn der Behälter kaputt ging? Wenn es eines gab, dass Mercy mit Leib und Seele (sofern man bei ihr davon sprechen konnte) hasste, dann war es das Risiko. Sie lief nicht gerne blind in Situationen, die unüberschaubar waren, brauchte sie doch auch länger, sich wirklich zu orientieren. Der andere Grund war, dass sie selbst auch merkte, dass sie zu hell war. Ihr Körper war wie ein wahres Lichtzeichen, wie eine Tafel, auf der groß mit leuchtenden Buchstaben stand: „Hier sind wir!“ Trotz dem Mantel wurde nicht genug Licht verschluckt, um sie zu verbergen. Mercy stellte sich in die Nische, im Versuch so weniger zu leuchten, während sie leise ihre Fragen stellte. Shizuka stellte ihre Vermutung auf, wo sie sich befanden. Mercy nickte langsam. „Was würdest du sagen? Sollen wir zum Gildenheim zurück? Oder die Kiste hier verstecken und versuchen eigenständig herauszufinden, was passiert war?“, fragte sie. Als Shizuka selbst zu etwas ansetzte wurde sie von etwas unterbrochen. Von etwas glühend Heißem, dass an ihrem Kopf vorbeizischte. Normalerweise beschrieb Mercy wenig als heiß. Sie bestand selbst aus Feuer, entsprechend hatte sie mit normalen Flammen kein Problem. Doch jetzt spürte sie die Hitze schmerzhaft, als der Feuerball ihre Schulter beinah streifte. Mercy hatte keinen Instinkt, entsprechend konnte sie sich nicht wegducken, ohne aktiv diese Bewegung ihrem Körper zu befehlen. Viele Gesten und Dinge hatte sie über die Zeit gelernt, um auf Anzeichen entsprechend zu reagieren. Einem plötzlichen Angriff ausweichen gehörte nicht dazu. Dafür behielt sie den Blick klar auf den Angreifer gerichtet, der am Ende der Gasse stand. Oder besser gesagt die. Es waren mehrere, doch zum Glück trugen nicht alle Feuer in Händen. „Ja“, antworte sie auf die Frage der Magierin, auch wenn sie grimmig klang. Das waren mehr Gegner als sie erwartet hatte. Mercy hasst es, sich zu irren. Dennoch musste sie nun damit umgehen und so nickte sie. Sie schob die Kiste tiefer in die Nische, hüllte sich enger in den Mantel und öffnete den Mund. Sie schluckte scheinbar die Luft, doch als sie sich wieder erhob, fühlte sie sich … wacher. Frischer. Wie ein Mensch, der sich eiskaltes Wasser ins Gesicht spritzte, so erfüllte die Finsternis der Nacht sie, spitzte ihre Ohren. Sie nickte nur mehr auf Shizukas Worten, als sie sich wieder aufrecht hinstellte, dann blendete das Licht sie und die Gegner. Mercy nützte den Moment um vorwärts zu laufen. Sie war nicht sonderlich schnell, aber verstecken kam nicht in Frage. Also ließ sie den Mantel von ihren Schultern rutschten und aktivierte zugleich die Krallen zurück. Aus weißer Finsternis bildeten sie sich. Zugleich kam Mercy den Gestalten immer näher. Auch wenn die große Frau selbst Feuer in Händen hielt, weiteten sich ihre Augen, als die brennende Golem wie ein Güterzug heranraste. Schwer in Gang zu setzen, aber auch schwer zu stoppen. Mercy prallte mit der Schulter gegen die Frau, die zurücktaumelte und beinah ihr Feuer verlor. Doch es schien, als hätte der Kontakt sie aus ihrer Starre gelöst und der Feuerball flog direkt auf die Golem zu, die nun schlitternd zum stehen kam, indem sie sich mit dem Krallen am Oberkörper einer der Begleiter der Feuermagierin festhielt, dessen Haut aufriss und er aufschrie, als sie mit ihrem Gewicht an ihm hing. Mercy ließ ihn nicht los und zerrte ihn stattdessen, den Schwung noch mitnehmen, vor sich. Just in dem Moment, in dem der Feuerball flog und die Welt um sie herum in Flammen aufging.
Darkness Devil's Claws TYP: Lost Magic ELEMENT: Finsternis KLASSE: I ART: Nahkampf MANAVERBRAUCH: 20 pro Minute MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Hierbei formt der Devilslayer die Finsternis zu einer festen Gestalt von Krallen an den Händen oder Beinen. Diese sind etwa zehn Zentimeter lang und fähig ohne Weiteres durch weiche Dinge zu schneiden. Auf beide Füße oder Hände angewendet kostet der Zauber natürlich das Doppelte.
» Crocus Lotus Mo 18 Nov 2024 - 23:17 von Sirviente
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