Ortsname: Schmuddelige Nebenstraße Art: Freiraum Spezielles: --- Beschreibung: Die Nebenstraßen vieler Städte werden nur unzureichend gewartet und so ist es kein Wunder, dass auch in Magnolia Straßen hinter Gebäuden verborgen existieren, die scheinbar vergessen wurden. Schmutz, Müll und die ärmere Seite der Gesellschaft findet hier ein Heim und die Häuser, die man von hier erreichen kann, sind nur noch als heruntergekommen zu bezeichnen.
Auch wenn Shirayuki ihr vor einiger Zeit angeboten hatte, in ihrer Praxis zu nächtigen, so konnte Dianthe dieses Angebot unmöglich annehmen. Die Selbstlosigkeit dieses jungen Mädchens schien sie regelrecht zu erdrücken und auch wenn sie dies von ihren Dienern gewohnt war, so wollte sie es außerhalb der Vaest-Villa nie wieder erleben. Sie hatte das Gefühl all den Menschen das zurückzahlen zu müssen, was sie die Jahre gratis genießen durfte. Freundlichkeit schreckte sie ab, sie verstand es nicht, wie jemand ohne Befehl ihrerseits dennoch von sich aus bereit war zu helfen. So lief sie gedankenverloren in einer dunklen Nebengasse auf und ab. Noch immer hatte sie keinen Platz gefunden, wo sie ihre Nacht verbringen wollte. Sie wickelte sich weiter in ihren roten Umhang hinein, die Kapuze verdeckte halbwegs ihr Gesicht. Ihr Bein schmerzte noch, doch das war kein Wunder, denn sie konnte es nicht schonen. Wer jeden Tag auf Reisen war, hatte keine Möglichkeit für längere Zeit abzuschalten. „Hinsetzen“, quengelte sie, strich sich dabei an ihrem Schönheitsfleck, der sich direkt an ihrem unteren Wimpernkranz befand. Da es kaum eine Sitzmöglichkeit gab, lehnte sie sich gegen eine kühle Hauswand und schlitterte daran langsam hinunter. Ihre braune Umhängetasche, die bereits leicht dreckig war, zweckentfremdete sie als Kissen. Erst als sie darauf saß, zog sie die Luft scharf durch ihre zusammengekniffenen Zahnreihen. Ihr schmerzendes Bein machte sie lang, während das andere nah an ihren Körper ran gezogen wurde, so dass sie es mit ihren Armen umschlingen konnte und ihr Kinn auf dem Knie ruhen ließ. Klar, sie besaß Geld für ein Hotelzimmer, doch sie war der Meinung, dass sie es besser nutzen sollte. Für Notfälle, für Essen und sowas. Sechs Wochen ein Hotelzimmer buchen würde sie bestimmt ins Minus treiben. Das wollte sie unter keinen Umständen. Aber noch weniger wollte sie nach Hause, dort erwartete sie nur Bestrafung. Außerdem wäre Noel nicht mehr da, … was hielt sie dann noch Zuhause? Sanft lächelte sie in sich hinein, denn jetzt war es okay, immerhin sah sie keiner. Immer wenn sie an ihn dachte, war sie glücklich. Mag vielleicht daran liegen, dass er sie behandelte wie ein Mensch und nicht wie ein Utensil, so wie es ihr Vater tat. Ferner war Noel mal jemand, mit welchem sie nicht verwandt war. Sie hatte die Schnauze voll von ihrer Familie. Kurz hielt sie den Atem an, lehnte nun ihren Kopf gegen die harte Wand, ehe sie begann ihr Bein abzutasten. Ja, es tat immer noch weh. Kein Wunder, unter ihrem Kniestrumpf befand sich auch ein riesiger Bluterguss. Wäre es in Ordnung, wenn sie vorerst hier bleiben würde? Bestimmt. Kurz schaute sie sich um. Hier war niemand. Hier standen nur Mülltonnen, hin und wieder miaute eine Katze und ansonsten beleuchtete die Gasse nur eine Laterne. Da bekam sie schon ein wenig Angst. Doch als sie versuchte aufzustehen, realisierte sie, dass es alleine fast unmöglich war. Deshalb blieb sie sitzen. Mutterseelenalleine.
Gähnend wanderte Sophia durch den Laden des alten George. Ihre zart rosafarbenen Augen suchten Regale und Kisten ab. Hin und wieder beugte sie sich auch über eine Kiste, um darin zu wühlen oder stellte sich auf Zehenspitzen, um zu sehen, was sich über ihrer Sichthöhe in den Regalen befand. Der alte George paffte eine Zigarre und erzählte ihr irgendetwas von seinen Erlebnissen diese Woche. Sie nickte nur, sagte hin und wieder Ah und Oh, während sie sich durch seinen Kram wühlte. Man sagte ihm nach, dass er ein Messie war. Er hatte hier so ziemlich alles… vor allem aber viel Technik. Alte Mikrochips, Kabel, Werkzeuge, Schrauben… Hier wurde Sophia eigentlich immer fündig. Als Magierin konnte sie sich da zwar hin und wieder etwas behelfen, doch um damit umgehen zu können, brauchte man auch ein gewisses Grundverständnis von Technik. Das war ihr ja quasi schon in die Wiege gelegt worden… Sie bastelte unwahrscheinlich gerne und mit dem Tüfteln und Zocken verbrachte sie die meiste Zeit ihres Tages, wenn sie nicht gerade arbeiten musste. Das musste sie heute nicht! Und ihrer Spielkonsole war heute irgendein technischer Fehler unterlaufen. Das Ding wurde zu heiß, vermutete sie… Einen passenden Lüfter zu kaufen, war aber kompliziert. Das Modell war schon etwas älter, doch sie hatte gerade angefangen einen Megagirl Speedrun zu starten und war richtig gut darin geworden! So konnte sie das nicht stehenlassen. Das richtige Lacrima um die Stabilität des Spielverlaufs zu optimieren, hatte sie schon da… aber die Hitze des Geräts machte ihr Sorgen… Sie schnappte sich eine alte Pappkiste und begann darin zu stapeln, was ihr nützlich erschien. Sophia hatte nie nur ein Projekt und wenn sie hierherkam, dann fand sie so unglaublich viele Dinge! Dass sie dabei zum Großteil auf Zehenspitzen durch den Laden gehen musste, machte ihr gar nicht so viel aus… Am Ende knallte sie die schwere Kiste auf den Tresen neben den Kettenraucher und der warf einen Blick hinein. Sophia war sich nie ganz sicher wie seine Preise sich zusammensetzten, aber es wirkte überwiegend fair und bezahlbar. Heute war es sogar günstig! Nachdem sie ihm die Jewel für die schwere Kiste gegeben hatte, machte sie sich auf den Weg.
Huch? Es war ja schon dunkel geworden. Da hatte sie hier wohl mehr Zeit verbummelt als gedacht. Na gut… Sie hatte auch bis in den Nachmittag hinein geschlafen, weil sie gestern zu lange gezockt hatte. Mhm… Jetzt musste sie schnell nach Hause, damit sie die Teile verbauen konnte. Fröhlich gestimmt, mit einem vorfreudigen Lächeln auf den Lippen, lief sie durch die dunklen Nebengassen. Sophia war völlig angstfrei in Magnolia. Hier waren die Leute alle so nett. Selbst im Dunkeln machte sie sich keine Sorgen, wenn sie durch die Nebengassen wanderte, die schon einen schlechten Ruf hatten. Das Miauen einer Katze weckte die Aufmerksamkeit der Magierin. Sofort verzog sich ihr Gesicht. Räudiges Viehzeug… Das wühlte sicher im Müll. Ihgitt. Da machte sie lieber einen großen Bogen drum! Also holte sie aus und ging ganz an den Rand der Gasse, wo sie tatsächlich auf etwas… oder eher jemanden stieß. Mit ihrem Fuß berührte sie etwas Weiches, nur ganz leicht. Dann trat sie rasch einige Schritte zurück und blickte über den Rand der großen Kiste hinweg. Hoffentlich kein Viehzeug! Aber… Es war nur ein Mädchen? Da lag ein Mädchen. Vermutlich in ihrem Alter… Das flackernde Licht der Laterne schien auf sie hinab, während Sophia den Kopf schieflegte. „Nanu? Warst du so müde, dass du hier ein Nickerchen machen musstest?“, fragte sie neugierig und stellte die Kiste neben sich ab, bevor sie sich neben das Mädchen kniete. Schlief sie? Da war sie nicht sicher. „Hallo? Du solltest hier wirklich kein Nickerchen machen… Das ist doch kalt… und hier sind überall Tiere im Müll unterwegs… Das ist nicht gut.“ Vielleicht antwortete das Mädchen ihr ja. Schließlich sollte sie wirklich nicht hier schlafen… Ob es ihr nicht gut ging? Sophia könnte sie ja nach Hause bringen… Mal sehen was sie sagte…
Die Sehnsucht und das Bedauern brodelte stark in ihrem toten Körper. Es war ihr alles andere als einfach gefallen, aber irgendwie konnte sie auch nicht anders, als über diesen Zwiespalt nachzudenken, der sie selbst, als die Entscheidung getroffen war, einholte. Es war nun mehr oder minder zu spät, ihre Entscheidung war die Richtige gewesen und sie mussten vorran kommen. Sie waren schließlich aus gutem Grund hier und aus glücklichem Zufall aufeinander gestoßen. Nun hieß es, dass sie nicht nur ihre gegenseitigen Vorzüge genossen, sondern auch anpackten und ihre Aufgabe erledigten. Ihr war bewusst, dass ihr Verhalten für reichlich Irritation bei dem Vampir sorgte. Sie nährte und labte sich an dem Schmerz, den er ihr bereitete. Aber andererseits hatte sie ihn auch von sich gestoßen. Diese Irritation und Verwrriung konnte sie klar und deutlich in den dürstenden Augen des Vampirs erkennen. Keine Sorge, wir werden dich noch satt bekommen..., nahm sie sich vor. Ob sie am Ende seine Beute würde oder jemand anderes, würde sich allerdings erst noch zeigen. rhys entschuldigte sich bei der Daeva, sagte, dass es nicht seine Absicht gewesen war ihr Schmerzen zuzufügen und dass er ihrer Tränen nicht wert war. Ein Schmunzeln huschte über ihr Gesicht und sie musterte den Mann, welcher sehr bedacht darauf war Abstand zu halten. Sie war sich allerdings nicht sicher, ob er Abstand wahrte, aus Sorge, sie würde ihm wieder wehtun oder weil er sich sorgte, dass er sie jeden Augenblick wieder anfallen würde. Immerhin hatte ihr Zauber nur die Wunde versickern und trocknen lassen. Aber sie war dennoch da. Nicht geheilt, nicht verschwunden. Nachdenklich ließ der Vampir den Blick wandern, musterte die Menschen um sie herum, als würde er nach neuer Beute ausschau halten. Der kanns ja kaum erwarten, dem nächsten seine Fänge ins Fleisch zu jagen. Kaum hatte sie wieder das Wort erhoben, wandte sich der andere Untote der Daeva auch schon wieder zu. Mit wenigen Schritten war er wieder an sie heran getreten. In seinem Blick lag Überraschung aber auch Misstrauen. Nun war er es, der die Hand unter dem Kinn der Daeva platzierte und es hochdrückte, dass sie ihm in die Augen blicken musste. Mái hielt dem Blick mühelos stand, lauschte ihm, wie er versuchte, nett auszudrücken, dass er sie für diese Aussage als übergeschnappt und verrückt wahrnahm. Er gab zwar sien bestes, aber es würde mehr brauchen, um die Botschaft oder Wahrheit hinter den netten Worten zu verbergen. Schmunzelnd beugte sie sich vor, ein wenig mehr in seine Hand hinein und biss sich nachdenklich auf die Lippen, während sie ihren Blick über Rhys Gesicht schweifen ließ. "Jeder hat eben seine eigenen Vorzüge...", sagte sie, legte ihre Hand sachte an seinen Ellebogen, zog diese über den Arm und legte sie schlussendlich um sein Handgelenk. Geschickt umgriff sie dieses und entfernte die Hand von ihrem Kinn, sah ihm wieder in die Augen. Auf ihre Hinweise zur Quest erkundigte sich der Vampir, ob sie den Auftrag bei sich habe und suchte mit seinem Blick ihren Körper ab, als würde er nach einem Zettel suchen. Ein leises, amüsiertes Kichern entfuhr ihr. "Ja, habe ich. Es ist aber nicht so wichtig, wo ich den Zettel hab. Wenn ich mich recht erinner, könnte ich dir den Zettel in die Hand drücken und du wüsstest nichts damit anzufangen...", sagte sie leise, vielleicht ein wenig provokant und neckend. "Außer du hast mittlerweile gelernt, wie man liest?", erkundigte sie sich bei ihm, legte fragend den Kopf schief, erwartete allerdings keine Antwort. Sie hatte also das Kommando zum losgehen gegeben und war in die große Stadt getreten, durch das riesige Stadttor. Rhys folgte ihr ohne ein weiteres Wort. Sie ließ den Blick nachdenklich schweifen. "Isabella, unsere Auftraggeberin wohnt irgendwo in einer Nebenstraße in einem der äußeren Teile der Stadt...", erklärte sie Rhys während sie eleganten Schrittes durch die bepflasterten Straßen Schritt. Es dauerte tatsächlich nicht allzu lange bis sie die entsprechende Straße gefunden hatte. Isabella lebte im Armenviertel von Magnolia Town. Vermutlich lebte sie hier und war hier aufgewachsen. Also war es kein Wunder, dass sie die Kette ihrer Uroma an ein Pfandhaus gegeben hatte. Mái wusste wie es war arm zu sein und wie schwer es in solchen Fällen sein konnte genügend Geld aufzutreiben, um sich zu ernähren und am Leben zu halten. Ihre Eltern hatten fast den ganzen Tag gearbeitet damit sie etwas zu Essen hatten. Die Straße durch die sie Schritten war sehr heruntergekommen. Überall lag Müll verstreut, es war extrem dreckig und die Häuser und gebäude die sich entlang der Straßen aneinanderreihten waren sehr herunter gekommen, teilweise eingestürzt und boten wenig Schutz vor Wind und Wetter. Hin und wieder sah man Kinder, die mit einer leeren Dose Fußball spielten, spärlich und beschädigten Stoffen gekleidet, dreckig und manchen von ihnen sah man an, dass sie krank waren. Ein Kloß bildete sich im Hals der Daeva. Dieser Ort erinnerte sie extrem an ihre Heimat, dem Ort in dem sie aufgewachsen war. In Orten wie diesen waren nicht nur die Lebensbedingungen immens schlecht, nein. Vor allem die Kriminalitätsrate schoss in solchen Orten regelrecht in die Höhe. Mit aufrechtem Gang und dem Blick starr nach vorne gerichtet, ging sie an den spielenden Kindern, bettelnden und laut hustenden Leuten vorbei. Ihr Blick suchte jedes einzelne der Häuser ab. Bald hatten sie ein Gebäude gefunden, welches ursprünglich aus mehreren Stöcken bestand, aber die oberen eingebrochen waren und nur noch das unterste Stockwerk intakt war. Zur Haustür führte eine kurze Holztreppe auf der ein paar der Stufen zerbrochen waren. Die Daeva stieg über die kaputten Planken hinweg zur Tür und klopfte an dieser. Es dauerte eine Weile aber bald schon öffnete eine junge Frau die Tür, blickte durch einen schmalen Türspalt zu ihnen heraus. "Wir suchen eine gewisse Isabella... Sind Sie das?", erkundigte sie sich bei der jungen Frau. Diese musterte die Daeva und ihren Begleiter, nickte dann aber.
Rhys blickte deutlich zweifelnd Máirín. Nicht anklagend, doch besorgt. Er hatte sich zwar nicht besonders verbunden mit ihr gefühlt, doch er hatte sie respektiert und nicht gewollt, dass ihr etwas Böses geschah. Das wünschte er keinem, auch Raoul hatte er das nicht gewünscht. Natürlich hatte das nichts daran gehindert, dass er den Prinzen in den Fluss geworfen hatte, doch er hatte ihn ehrlich gemocht. Es war in dem Moment nur das einzig möglich gewesen, um Silvester nicht zu enttäuschen, dass er auf ihn gesetzt hatte. Und genauso wenig wollte er, dass es Máirín wegen ihm schlecht ging. Seine Worte waren keine Lüge, Rhys stand dahinter. Doch sein Körper verlangte dennoch nach Blut. Der Vampir ließ zu, dass sie seine Hand von ihrem Kinn entfernte. Das war in Ordnung. Rhys berührte sie nicht so gerne. Sie war etwas kühler unter seinen Fingern, als der normale Mensch. Das war noch etwas, was er den Blut liebte: Es wärmte ihn so angenehm wohlig von innen heraus. Doch bei ihrem war das nicht der Fall gewesen. Es war wie ein Brei, den man den Tag über stehen gelassen hatte, zimmerwarm aber nicht geeignet, wenn man im Winter mit roten Wangen nach Hause kam. Und es hatte auch ein bisschen so geschmeckt, mit anderen verglichen. „Vorzüge?“, wiederholte er. Warum sprach sie so undeutlich in Rätsel? Inwiefern war es ein Vorzug. Oder … ihm ging ein Licht auf. Vielleicht meinte sie Vorlieben? Anders könnte er es sich nicht erklären.
Dann aber verzog er das Gesicht zu einer missmutigen Miene. Er zischte leise. „Ich würde ihn dennoch gerne sehen, wenn Ihr mir dies gestatten würdet.“ Eigentlich hätte er ihr jetzt glauben sollen. Er zweifelte auch nicht groß daran, doch das war ein wunder Punkt. Wenn es darum ging, Fremde um Hilfe zu bitten, war das einfacher für ihn. Doch Máirín kannte er länger. Sie wusste, dass er es bei seinem Eintreffen auf dem Hof nicht gekonnt hatte und man ihn später, als er in die höheren Kreis aufgestiegen war, gerne damit aufgezogen hatte. Damals war es für ihn nicht so wichtig gewesen, immerhin hatte er es zu dem Zeitpunkt ja gekonnt. Er hatte mit den anderen darüber lachen können, oder müssen. Sie darum bitten, damit aufzuhören, war nicht zur Debatte gestanden. Doch seit dem hatte sich viel geändert. Denn seit man ihm den Hals aufgeschnitten hatte, konnte er die verfluchten Buchstaben einfach nicht mehr erkennen! Rhys hasste das. Er hasste es, dass sein Kopf sich weigerte, sie sich zu merken. Mehr als einmal hatte er die Stirn vor Frust schon gegen seine Bettkante geschlagen, bis er etwas feuchtes auf der Stirn gespürt hatte. Sylvester hatte ihm versprochen, es würde wieder kommen. Dass das normal war. Aber bisher hatte er niemanden gefunden, dem es ähnlich ergangen war. „Lüge“, knurrte er sichtlich aufgebracht über sich selbst und den Kommentar, ungeachtet der Tatsache, dass auch dieses Wort gelogen war. Dazu, ob er es mittlerweile gelernt hatte, sagte er allerdings nichts. Hatte er. Hatte er verloren. Verloren. Verloren. Verloren. Rhys rammte die Faust neben Máirín Kopf gegen die Wand und knurrte erneut auf, als seine Fingerknöcheln protestierten und er sich die Haut aufkratzte. Es tat kaum weh, doch es ärgerte ihn noch mehr. Demonstrativ drehte er sich halb um, sodass sie sein verkniffenes Gesicht nicht sehen konnte. Es arbeitete in ihm, sein Brustkorb hob sich nun sichtbar, während er weiter Laute ausstieß, die irgendwo zwischen animalischen Geräuschen und Flüchen lagen. Das Lächeln von zuvor, dass er extra für sie aufgesetzt hatte, war verschwunden. Extra! Er hatte sich bemüht, und nun das. Verärgert schüttelte er die Hand aus und starrte seine aufgeplatzten Fingerknöchel an. Dann, blitzschnell, ob er die Hand und leckte das Blut ab. Es schmeckt nicht gut, sein eigenes, voller Mängel und Staub von der Mauer.
Am Ende war er ihr dennoch gefolgt, ohne weiter mit ihr zu sprechen, ging etwas hinter ihr, fluchte abwechselnd und starrte hier und da ihre Wunde an. Ob sie seinen Hunger spürte? Zudem wollte er sich den Mund nun auswaschen, oder den dreckigen Geschmack mit etwas anderem übertönen. Rhys weigerte sich wie ein bockiges Kind auf sie zu reagieren. Je weiter sie in die Stadt kamen, umso mehr vielem ihm die misstrauischen Blick auf, und wie die Leute einen Bogen um die beiden schwarz gekleideten machten. Vermutlich sahen sie aus wie auf dem Weg zu einem Begräbnis. Es erheiterte ihn etwas, die neugierigen Blicke mit einem raubtierhaften Lächeln zu erwidern, bis die Leute schneller als zuvor weiterliefen. Ob sie sich wohl fragten, ob sie sich die längeren Eckzähne in seinem Mund nur eingebildet hatten? Doch je weiter sie gingen, umso mehr konzentrierte er sich auf wieder auf Máirín und blieb näher an ihr. Nicht, weil er Angst hatte, doch obwohl sie ihn verärgert hatte, wollte er nicht, dass ihr etwas geschah. Die Gegend hier war verfallener, der Müllhaufen der Stadt. Rhys war selten in diesen … Armenvierteln gewesen. Zu Hofe war er darüber gestanden, zuvor hatte er darunter gelebt: Auf einer kleinen Tierfarm, mit einem Haus, dass sich die sechsköpfige Familie mit ihren Tieren geteilt hatten. Er wusste nur noch wenig davon, war er da noch gerade fünf gewesen, als er es zuletzt gesehen hatte. Aber bekleidet war er wohl ähnlich gewesen wie die Kinder hier. Nur eine Dose hatte er nicht gekannte. Rhys hatte noch nie in seinem Leben Fußball gespielt. Dann hielt Máirín vor einem der Häuser inne, wenn man das noch so nennen konnte. Trotz der Sonnenbrille hielt er sich die Hand über die Augen, während er hochsah. „Passt auf Eure Füße auf“, warnte er seine Begleiterin und schob sich dann ungefragt vor. Er war der Tester, ob es stand hielt. Ob er schwerer war als sie wusste er zwar nicht. Rhys konnte mit Waagen nicht umgehen, aber er sah sich im Spiegel. Dennoch, besser er stürzte, als sie, so hatte er es gelernt. Also stellte er sich neben die Türe und wartete, dass Máirín die Entscheidung traf zu klopfen. Ein letztes Mal wischte er sich über den leicht stoppeligen Kiefer, was man unter der Sonnencreme aber kaum sah, um die letzten Blutreste hoffentlich zu entfernen. Dann ging auch schon die Türe auf. Eine junge Frau, die hellen Haare hochgesteckt, öffnete im Sommerkleid die Türe. Teuer sah es nicht aus. Selbst sein Pullover sah teurer aus und auch wenn er von Zahlen nicht viel wusste, Geld hatte auf dem Hof für ihn keine Rolle gespielt, so kannte er sich mit hochwertiger Kleidung eins A aus. Gerade so hielt er ein abfälliges Schnauben zurück und verwandelte es in ein Husten. Als die Frau, Isabella, bei Máiríns Frage nickte, hob Rhys die Augenbrauen. Kurz war es still, dann fragte Isabella: „Ihr seid Máirín und A’Rhys?“ Der Vampir nickte knapp. „So ist es. Lasst Ihr uns eintreten?“ Erneut zögerte die Blonde, dann trat sie zurück. „Ja … ja. Kommt herein.“ Diesmal überließ Rhys Máirín den Vortritt in das halb zerfallene Haus, wo Isabella sie durch den dunklen Eingangsbereich in einen Raum führte, er offenbar als Küche und Wohnzimmer gleichzeitig diente. Sie streckte die Hand in einer einladenden Geste aus, auch wenn ihr Gesicht müde wirkte. „Setzt euch bitte“, bot sie den Untoten, die sie gerade in ihr Haus gelassen hatte, den Platz an. „Danke Euch“, senkte Rhys den Kopf und sah dann abwartend Máirín an. Welchen Sitzplatz sie wählen würde. Das Sofa mit den bunten Decken? Den Stuhl am Tisch? Das Fell auf dem Boden?
So langsam ließ der Rausch in ihrem Körper, ihrem Kopf und ihrer Seele wieder nach. Es fühlte sich an, wie wenn man nach einem Absturz mit Alkohol allmählich wieder nüchtern wurde. Ein für sie eher unschönes Gefühl. Dieses Übergangsgefühl ließ sie den Rausch und den Schmerz nur noch mehr vermissen und ließ sie mehr bedauern, dass es geendet hatte. Aber damit musste sie sich abfinden. Rhys schien sehr irritiert, als sie auf ihre masochistische Ader anspielte. Sie glaubte fast schon, dass er nicht wusste was das überhaupt war oder dass er einfach nicht in der Lage war sie zu verstehen. Er schien ja in einigen Dingen seit seiner Verwandlung ein Brett vor dem Kopf zu haben. Also würde es sie nicht allzu sehr überraschen, wenn es auch hierbei so war. Er wiederholte das Wort und kurz darauf, hatte sie das Gefühl, dass er es womöglich doch verstanden hatte. Mái schämte sich kein bisschen dafür, dass sie Schmerz als etwas erotisch, anregendes beziehungsweise erregendes wahrnahm. Hätte sie nicht begonnen gefallen an dem Schmerz zu finden, wie hätte sie all die Zeit es nur aushalten können ohne komplett auszuticken und verrückt zu werden? Also verrückt war sie trotzdem geworden, aber hätte sie nicht gelernt den Schmerz zu genießen wäre sie sicherlich nicht hier, wo sie nun war. Es war für sie eine Art geworden mit ihrem physischen, aber auch psychischen Schmerz umzugehen und daran konnte doch nichts falsches sein... Oder? Als sie ihn ein wenig wegen der Sache aufzog, von der sie erfahren hatte, als sie in den Königspalast von Bosco gekommen war reagierte Rhys wie erwartet gereizt. Allerdings war sie sich nicht sicher ob es war, weil sie recht hatte oder ihn weiterhin mit seiner vergangenheit aufzog, obwohl es sich geändert hatte. Diese Frage wollte er nicht beantworten, forderte sie stattdessen viel mehr dazu auf, dass sie ihn ihr dennoch zeigen sollte und er ihn sehen wollte. Ein etwas enttäuschtes Seuzfen verließ den Mund der Daeva, als sie den Zettel mit dem Auftrag herausholte und ihm in die Hände drückte. Oder viel mehr gegen die Brust. Ihr war es egal, ob er den Zettel an sich nahm oder zu Boden fallen lassen würde. Er hatte drum gebeten, also dürfte er sich jetzt auch darum kümmern. Dann hatte Rhys etwas geknurrt, was Mái allerdings nicht verstand und dann einfach mit einem desinteressierten Schulterzucken abtat. Als er wütend mit der Faust in die Mauer schlug, welche neben ihm war, hob sie nur die Augenbraue, musterte ihn, aber beließ es dabei. Somit machten sie sich endlich auf den Weg zu ihrer Auftraggeberin. Schnell hatten sie die arme Gasse, das "dunkle" Stadtviertel erreicht, in dem Isabella lebte. Die Leute an denen sie vorbeischritten musterten sie einerseits neugierig, aber auh ehrfürchtig und misstrauisch. Kein Wunder, da sie ja eigentlich recht gepflegt aussahen. Zumindest Mái. Rhys hingegen sah ziemlich idiotisch aus, mit der fetten Schicht Sonnencreme auf dem Teil seiner Haut, die nicht mit Stoff bedeckt war, sowie der Sonnenbrille. Innerlich verdrehte sie die Augen. Rhys als Partner zu haben war zumindets nicht förderlich, wenn man nicht auffallen wollte oder sich unter die Menge mischen wollte. Sie selbst trug zwar auch eher dunkle Kleidung, von den lilanen Bereichen ihrer Kleidung mal abgesehen. Aber Rhys war deutlich schlimmer. Seufzend trat sie weiter zwischen den Gebäuden hindurch, bis sie dann das Gebäude erreichten, in dem Mái ihre Auftraggeberin vermutete. Gerade als Mái die Treppe hochgehen wollte, schob sich Rhys vor sie, warnte sie und zog es vor vorzugehen. Als wolle er sichergehen, dass es "sicher" war. Nun rollte Mái ihre Augen wirklich, verschränkte die Arme vor der Brust, während sie wartete, dass Rhys die Stufen geprüft und endlich aus dem Weg gegangen war damit sie ebenfalls hoch konnte. Als sie endlich konnte stieg sie zur Tür hinaus und klopfte ziemlich direkt. Eine junge Dame mit blondem, hochgestecktem Haar öffnete die Tür und Máirín fragte sie, ob sie Isabella sei. Sie nickt eund erkundigte sich, ob die beiden Máirín und Rhys waren. Der Vampir bestätigte die Frage und fragte, ob sie reinkommen könnten. Die Anfrage bejahte die Frau und öffnete die Tür wodurch man besser das schlichte Sommerkleid sehen konnte das sie trug. Besser als das was die meisten in diesem Stadtteil trugen, aber immer noch nicht wirklich hochwertig. Die Daeva betrat das Gebäude, dessen Boden mit Dielen bedeckt war, zumindest zum Großteil. An manchen Stellen waren diese eingebrochen oder fehlten komplett. Die Wände waren dreckig und an ein paar Stellen war ein wenig Stein abgebrochen und lag am Boden, direkt neben den Wänden. Viele der Fenster hatten keine richtige Fensterscheiben mehr. Diese fehlten entweder komplett oder waren beschädigt, hatten Löcher oder ähnliches. In dem Eingangsbereich war eine kleine, heruntergekommene Küche mit den notwendigsten Dingen eingerichtet, eine beschädigte Couch stand in der einen Ecke, war mit bunten Decken bedeckt, auf dem Boden lag ein Fellteppich und ein Tisch mit Stühlen stand ebenfalls im Raum. Isabella forderte die beiden auf sich zu setzen. Also ging Mái zu dem Sofa, ließ sich auf dieses Fallen, lehnte sich zurück und überkreuzte ihre Beine und verschränkte abwartend die Arme unter der Brust. Sie wartete bis Rhys sich gesetzt hatte bevor sie das Wort erhob. "Uns wurde mitgeteilt, dass Sie die Kette ihrer Uroma an ein Pfandhaus gegeben haben und diese weg war, als sie sie zurück kaufen wollten... Stimmt das?", erkundigte sie sich bei der jungen Frau, welche zögerlich nickte, Rhys die ganze Zeit anstarrte. Vielleicht hatte sie gemerkt, dass er kein normaler Mensch war oder sie war irritiert von seinem Erscheinungsbild. Mái wusste nicht was genau davon zutraf. "Ok, gut. Wir werden uns der Sache annehmen, aber vorher benötigen wir noch ein paar zusätzliche Informationen...", erklärte sie der jungen Frau, welche hin und wieder nickte oder ein bestätigendes "Hmm" ausstieß, aber Mái weiterhin nicht anblickte. Es störte sie, dass Isabella die ganze Zeit Rhys ansah, obwohl Mái sich mit ihr unterhielt. Frechheit... "Wie sieht die Kette aus? Wann haben Sie die Kette ans Pfandhaus verkauft? Wie heißt die neue Besitzerin und wo wohnt sie?",, stellte sie die Fragen, die in ihren Augen am wichtigsten waren. Sie sah die Frau abwartend an, blickte aber auch hin und wieder zu Rhys, ob er ebenfalls etwas sagen oder fragen wollte.
In dem Zustand, in dem das Haus war, war es durchaus verständlich, dass Isabella ihre Kette verkauft hatte. Außerdem war es nur ein Gegenstand gewesen. Rhys Eltern hatten ihn auch verkauft, um davon die Steuern zu bezahlen. Als ihr jüngster Sohn hatte er noch am wenigsten helfen können und war in ihren Augen mehr ein Schmarotzer gewesen. Zumindest nahm er das an, es fiel ihm einfach schwer zu glauben, dass sie ihn je geliebt hatte, wenn sie ihn einfach eingetauscht hatten. Doch das hatte ihn am Ende zu dem Mann geführt, der ihm wie ein wahrer, großer Bruder gewesen war, der auf ihn aufpasste und ihn stark gemacht hatte. Rhys hielt sich nicht damit zurück, die Umgebung zu beobachten. Durch eines der beiden Fenster im Wohnraum, dass zerbrochen war, kam die heiße Luft in das ansonsten kühlere Gebäude. Während Rhys wartete, wohin Máirín sich nach der Einladung von Isabella setzen würde, steuerte er darauf zu und betrachtete abschätzig die einst weiße Wand. Mit dem kleinen Finger strich er darüber und blieb den Staub weg, der sich darauf sammelte. Den Teufel würde er tun und sich dagegen lehnen. Mit etwas Abstand stellte er sich links neben das Fenster in den schmalen Sonneneinfall. Seine Nase kitzelte angesichts des Staubes, doch es war ein eindeutig angenehmeres Gefühl als der ständige Schnupfen, der ihm oben im Norden heimsuchte. Der Vampir strich sich die schulterlangen Haare zurück und verschränkte die Arme vor dem schlanken Brustkorb. So spürte selbst er die Formen seiner Rippen darunter. In einer Hand hielt er noch den Zettel, den Máirín ihm schließlich gegeben hatte. Er war zu Boden gesegelt und nachdem er ihn aufgehoben hatte, war er zu beschäftigt damit gewesen, sauer zu sein und ihr folgen, um die Zeilen nach seinen Namen zu durchsuchen. Während seine Begleiterin begann, mit Isabella zu reden, hielt er sich den Zettel vor das Gesicht. Die Stirn gerunzelt versuchte er, etwas zu entziffern, doch die Buchstaben wollten keinen Sinn ergeben. Leise brummte er genervt davon und sah kurz auf, nur um festzustellen, dass Isabella ihn anstarrte. Ob das dem Geräusch geschuldet war oder der Tatsache, dass er im Somme mit Pullover und Sonnenbrille im Haus stand, wusste er nicht. War ihm aber auch nicht allzu wichtig. Starr erwiderte er den Blick, bis sie wegsah. Dann suchte er weiter nach seinem Namen und lauschte Máirín. Ah! Da! Da stand sein Name, oder ein Wort, dass dem sehr ähnlich war. Er strich mit dem Finger darüber und nickte in sich hinein. Dann knüllte er den Zettel zusammen und schob ihn in die Hosentasche. Rhys hob den Blick wieder, um dem Gespräch besser folgen zu können. „Ich habe sie vor etwa einem halben Jahr verkauft“, begann Isabella leise und sah endlich von ihm weg. „Man hat mir gesagt, ein Adem Torrens habe sie vor ein paar Wochen gekauft. Er … ich“, Isabella stockte und ihr Blick glitt zu Boden. „Ich habe nach ihm gesucht und sie schließlich gefunden. Er hat sie seiner Frau, Tessa geschenkt. Was ich herausfinden konnte, ist er oft auf Reisen, aber Tessa ist viel zu Hause. Sie wohnt in der Nähe vom South Gate Park. Ich bin ihr von dort aus in das wohlhabende Viertel gefolgt, da wohnt sie in einem hübschen, weißen Haus in der Fliedergasse 4. Dort habe ich sie mit ihrem Hund gesehen.“ Frust und Eifersucht sprachen aus ihren Worten. „Wie genau sehen sie und ihr Hund aus?“, fragte Rhys und sie sah wieder ihn an. „Ein hübsches Ding ist sie. Die Kette passt ihr gut. Honigfarbene Locken, wie ein Löwe, groß ist sie. Ihr Hund sieht genauso aus, hellbraun und groß.“ Je weiter sie sprach, umso mehr redete Isabella sich in Rage. Etwas, mit dem Rhys durchaus Erfahrung hatte. Da er allerdings nicht länger als notwendig hier bleiben wollte und im Staub ersticken, übersprang er es, Máirín wieder zu fragen anzublicken. „Und die Kette?“, wiederholte er die Frage seiner Begleiterin. „Weiß und Silber, ein wahres Kunststück. Sie besteht aus vielen Gliedern, wie sie Königinnen tragen, mit nach unten hin sieben in helles Gold gefasste Bernsteinen“, begann sie, die Kette näher zu beschreiben. „Máirín, habt Ihr noch Fragen? Oder wollen wir aufbrechen?“, fragte er schließlich und trat von der Wand weg. Rhys hatte genug gehört. Hoffentlich ging es der Deava genau so.
Kurz darauf standen sie nach einer Verabschiedung wieder auf der Straße und Rhys wartete darauf, dass Máirín vor ging.
Es war ein anstrengender Tag gewesen. Für Shizuka war es gefühlt noch schlauchender in irgendeiner Szenerie zu stehen, umringt von einem Produktionsteam und allen möglichen Anweisungen zu folgen, damit man aus verschiedensten Winkeln Fotos von ihr schießen konnte, als quer durch das Reich zu reisen und hochrangige Quests zu absolvieren. Dieser ganze Stress!
„Mach doch mal dies.“ „Wie wäre es damit.“ „Oh, mir kam da grade eine Idee. Wir brauchen noch eine andere Einstellung.“
Stunden lange Arbeit, bei dem letzten Endes ein, zwei Plakate herauskamen, die dann zu Werbezwecken in der Stadt verbreitet wurden. Die Leute wussten ja gar nicht, was da für ein Aufwand hinter steckte! Dieser Auftrag aber war etwas Anderes als sonst. Shizuka hatte sich extrem darauf gefreut. Es ging um die Werbung einer neuen Brauerei. Also was hieß neu? Es war viel mehr eine alte, nicht mehr genutzte Brauerei, die nun neu aufgezogen werden sollte. In Kooperation mit Fairy Tail hatte man Shizuka engagiert. Als langjährige Barfrau und mittlerweile Model der Gilde sollte sie das Gesicht der neuen Kampagne zieren. Ganz nebenbei hatte sie dann noch ein Gespräch mit dem Chef der Firma. Die Magierin hatte Interesse daran, Anteile der Firma zu erwerben, also gewissermaßen mit einzusteigen. Da sie ohnehin mit dem Gedanken spielte, nebenbei eine eigene Bar zu eröffnen, wäre dies doch eine gute Sache! Sie könnte ihr eigenes Bier verkaufen! Die Otorame spazierte jedenfalls noch immer euphorisiert von dieser Idee durch die eher weniger schönen Straßen der Stadt, in Richtung Fairy Hills. Das Shooting fand auf dem alten Gelände der Brauerei statt, welches schon lange nicht mehr genutzt worden war. Dieser Ort lag zwar eher abseits, brachte aber einen gewissen industriellen Charme mit, den man für das Setting nutzen wollte. Die Sonne senkte sich bereits gen Horizont, den sie schon rot einfärbte. Der Weg nach Hause würde eine Weile dauern, erst Recht da Shizuka sich durch den ganzen Stress so ausgepowert hatte, dass sie lieber nicht einfach in ihre geflügelte Rüstung steigen und über die Stadt fliegen wollte. Die Magierin genoss derlei Flüge, erst recht nachts oder bei solch einem schönen Sonnenuntergang wie diesem, aber es fühlte sich für sie einfach nicht richtig an. Nur weil sie dazu in der Lage war zu fliegen, machte sie das schließlich nicht unverwundbar. Vor Abstürzen durch eigene Fehler bei Flugmanövern war sie ja nicht gewappnet. Auf eine schöne Aussicht verzichtete die Schwertkämpferin also, damit aber auch gleichermaßen darauf, die Bewohner der Stadt in Gefahr zu bringen. Stattdessen gab sie sich die dreckigen Nebenstraßen der Stadt. Kein schöner Tausch. Ihr Weg führte sie schließlich an den Fluss der durch Magnolia führte. Da es für sie keinen direkten Weg hinüber gab, war sie gezwungen ihm ein Stück zu folgen. Dabei führte der Weg sie nach der ein oder anderen Windung auch unter einer Brücke entlang, über die der Personenverkehr geleitet wurde. Interesse, diese Brücke zu überqueren hatte sie nicht, da diese Richtung sie nur weiter weg von ihrem Ziel bringen würde. Doch die Brücke interessierte die Magierin auch aus einem anderen Grund schnell nicht mehr. Ihr war nämlich etwas Anderes ins Auge gesprungen, beziehungsweise jemand. “Hey, uhm… Hallo!“, rief Shizuka bereits aus einigen Metern Entfernung. Scheinbar hatte es sich diese Person unter der Brücke gemütlich gemacht? Wenn man dabei von Gemütlichkeit sprechen konnte. Jedenfalls wollte sie die Gestalt nicht verschrecken, wenn sie vielleicht für sie aus dem Nichts kam und überraschend an ihr vorbeiging. Mit jedem Schritt, den die Otorame machte, kam ihr die Person aber plötzlich bekannter vor. “Sag mal… Haben wir uns schon mal gesehen?“ Rotes Haar quoll aus der Kapuze dieser Person hervor. Diese Aufmachung, das Outfit, diese Person erinnerte Shizuka an jemanden, den sie schon einmal in der Gilde gesehen hatte. War dies etwa ein Magier Fairy Tails? Wenn ja, was machte er unter dieser Brücke?
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Xavi hatte einen Kopfhörer im Ohr und rappte einen der neusten Songs, die sie sich von Young Jae auf ihren MP3-Player gespielt hatte, leise mit. Sie hatte endlich einen Shop gefunden, wo sie die Musik herbekam und hatte die neuen Songs seitdem auf Loop laufen. „Ich serviere Platten wie ne Kellnerin, räume richtig ab Sammle Preise wie Trinkgeld, werde niemals satt Check meine Tour, in deiner Nähe findet‘s statt Crocus, Aloe, Magnolia, auch in deiner Stadt Fette Bass Mashine, Fünftausend Watt Erst wenn ihr glücklich seid, mache ich nen‘ Cut.“
- Text von Jae
Xavi hatte wirklich Interesse daran, ihre Tour auszuchecken, aber da war sie noch nicht weitergekommen. Dennoch, es war definitiv ein Ziel, dass sie eines Tages erreichen wollte. Vielleicht könnte sie sogar Norah oder Delia mitnehmen. Auch wenn Norah das Getümmel wohl nicht so mögen würde … aber es ging immerhin um Young Jae! Es störte Xavi auch, dass sie die Rapperin noch immer nicht gesehen hatte. Sie wusste nicht, wie sie aussah und das, obwohl sie in ihrem Skizzenbuch gerne alles festhielt, was ihr gefiel oder etwas in ihr auslöste. Für gewöhnlich zeichnete sie aber an irgendeiner Bar, nicht unter einer Brücke. Für den heutigen Abend saß sie aber hier, wo keiner sie beim Musikhören stören würde. Xavi liebte es im Plus des Lebens, oder im Beat der Musik zu sein, aber hier und da zog auch sie sich zurück. Außerdem waren vom Horizont her Wolken aufgezogen, als die Sonne sich gesenkt hatte. Xavi hatte keine Lust nass zu werden und Mareo wollte sie nicht fragen, nachdem sie mit dem schon genug Zeit verbrachte, in der sie nicht als Gewinnerin hervorging. Es war ganz schön frustrierend. So saß sie also unter der Brücke in schwarzer Lederkleidung und der Mütze, unter die sie ihre Haare so gut es ging gestopft hatte, ihr Buch im Schoß. Hm. Vielleicht waren alle diese Gründe auch nur Ablenkungen davon, warum sie wirklich hier war und über ihre halbfertige Zeichnung grob drübermalte. Es zeigte das Gesicht eines jungen Mannes in ihrem Alter, dunkle, schulterlange Haare und Gesichtszüge, die ihren ganz ähnlich waren. Ihr Bruder. Es war jetzt sieben Jahre her, dass Vasic tot war. Xavi presste die Lippen zusammen und ihre Striche verdichteten sich zu immer dunkleren Flächen um das Gesicht herum. Sie vertiefte sich darin und in der Musik in ihrem Ohr, so sehr, dass sie erst gar nicht mitbekam, wie jemand nach ihr rief. Erst als diese jemand fast vor ihr stand und sie wieder ansprach, sah sie auf. Ihre Augen wurden schmal, als sie die hellhaarige Frau musterte. Nein. Nicht jetzt. „Verdammte scheiße.“ Sie ließ den Block sinken und starrte in das Gesicht von Shizuka. Xavi hatte von der Magierin öfter gehört und sie in Zeitschriften gesehen und um ehrlich zu sein hatte sie irgendwann mit ihr reden wollen, aber das hier war der schlechteste Zeitpunkt, den sie hätte wählen können. Die Rothaarige schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung, ob du mich kennst?“ Vielleicht, wenn Mareo sich über sie beschwert hatte? Wenn er das tat? „Willst du hier was?“ Sie fischte nach dem MP3-Player, der auf der Schwerthülle neben ihr lag, und drückte auf Stopp, ehe sie den Blick wieder direkt herausfordernd auf die erfahrene Magierin richtete.
Zunächst war es nicht mehr als ein vager Verdacht. Aus der Distanz, im Schatten der Brücke und in den trüben Lichtverhältnissen, die die Tageszeit mit sich brachte, konnte Shizuka aus der Distanz wirklich nicht ausmachen wer da unter der Brücke saß. Aber als sie an die Person herangetreten war, erkannte sie die junge Frau. Da war sie sich eigentlich ziemlich sicher. Die Weißhaarige bemerkte aber zunächst gar nicht, dass die Dame Musik hörte. Das fiel ihr erst auf, als sie nach ihrem MP3-Player griff, um sie auszuschalten. Es erklärte jedenfalls, warum sie zuerst gar nicht reagiert hatte. Nun aber, nachdem Shizuka an sie herangetreten war, antwortete sie auch. Nicht unbedingt sehr freundlich, aber das erwartete die Magierin auch gar nicht, wenn sie jemanden, der zudem beschäftigt wirkte, einfach von der Seite anquatschte. Die Rothaarige stellte sich dumm. Sie wirkte so, als habe sie die Ritterin noch nie gesehen, beziehungsweise getroffen. Das sagte sie zwar nicht, aber das konnte man ihrer Antwort indirekt entnehmen. Sie erklärte nämlich, dass sie nicht wisse ob Shizuka sie kenne, verheimlichte aber die Tatsache, dass sie derselben Gilde angehörten. Etwas, was die Otorame aber ahnte. “Ich dachte… bist du… bist du nicht aus Fairy Tail?“ Die junge Frau hatte sich zwar eingepackt, ihren Haarschopf größtenteils unter einer Mütze verstaut, aber Shizukas Gefühl, sie zu kennen, ließ sie nicht los. Als die vermeintlich Fremde dann fragte, ob die Magierin an diesem Ort „etwas wolle“, war sie damit weiterhin etwas forsch. Aber das schreckte die Schwertkämpferin ja nicht ab. “Hm? Ach, ich schlendere hier nur grade so lang. Bin auf dem Heimweg und hab dich zufällig gesehen. Wie gesagt, ich dachte ich hätte dich mal in der Gildenhalle gesehen. Hast du nicht auch mal bei Mareo übernachtet?“ Der Blondschopf hatte da mal etwas in einem Nebensatz fallenlassen. Was war das denn noch für ein Name? Xa… “Xavi?“ Es war bemerkenswert, was für ein gutes Herz der Halbgott hatte. Stets nahm er sich seiner Gildenkameraden an. Sei es Zahar, Cayra oder auch Xavi. Er half ihnen, kümmerte sich um sie, schützte sie. Es war fast so, als wolle er ihnen die Familie sein, die er selbst außerhalb der Gilde nicht hatte, beziehungsweise an die er sich zumindest nicht erinnern konnte. Doch die Gedanken der Otorame schweiften ab. Wo waren sie stehengeblieben? “Und was machst du hier? Gibt sicher bequemere Orte um… zu zeichnen? Zu schreiben?“ Die Weißhaarige streckte ihren Hals. Sie beugte sich leicht vor, warf einen Blick auf das was im Schoß der Dame lag. Es sah jedenfalls danach aus, als führte sie einen Stift über einen Block oder ähnliches. Ein frischer Wind zog den Kanal entlang, unter der Brücke hinweg. Er zupfte am Haar der Otorame, versuchte es mit sich zu ziehen, nur um sich dann in der Ferne zu verlieren. Als erinnere er die Zwei daran, dass der Tag vorbei war, die Temperaturen sich senkten und die Kälte der Nacht bald einzog. Eine Kälte, die zumindest Shizuka aufgrund ihrer Affinität zur Eismagie nicht mehr störte.
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Xaviera war nicht in bester Laune. Sie war nicht wütend, bisher zumindest nicht, aber sie war … verletzt. Die meiste Zeit wirbelten ihre Gefühle wild um sie herum, schoben sie vorwärts und kontrollierten ihre Handlungen, aber Xavi bemühte sich zugleich auch nicht groß, sie zu kontrollieren oder zu stoppen. Sie verdrängte den Schmerz meist, nicht zurück in ihr Inneres, sondern nach außen, und setzte ihn in Flammen. Aber heute nicht. Ein Teil von ihr würde sich am Liebsten einfach zusammenrollen und schlafen, bis der nächste Tag anbrach und sie für ein Jahr ihre Ruhe hatte. Der Gedanke machte ihr Angst. Sie sollte vielleicht doch nicht her alleine sein, wo es sich anfühlte, als würde ihr Herz von einer dünnen Schicht Eis umgeben sein. Es war ihre eigene Traurigkeit, die ihr Angst machte. Für gewöhnlich forderte Angst sie heraus und die Rothaarige nahm die Herausforderung an, machte erst recht das, wovor sie sich fürchtete. Sie hatte keine Angst vor dem Tod, aber sie hatte Angst, Panik, davor, dass die Welt ihr egal werden könnte. Ihr Stift fuhr grober über das Papier und sie klammerte sich an den Gefühlen fest, die durch die brandeten, während sie der Musik in ihren Ohren lauschte. Es war nicht egal. Vasic hätte nicht gewollt, dass es ihr egal wäre. Andererseits hätte er auch nicht gewollt, dass sie abends unter einer Brücke saß wie die noch Obdachlose, die sie war. Xavi hatte zwar mehr oder weniger einen Platz gefunden, eine kleine Hütte im Wald, aber sie wusste nicht, ob sie wirklich keinem gehörte und außerdem war das Dach undicht. Sie krallte die Finger um den Stift und atmete tief durch, als sie sich wieder an das linke Auge des jungen Mannes machte, dass sie von der Zeichnung her anlächelte. Sie zeichnete ihn immer lächelnd, lebend.
Xavi wurde von einer blonden Frau unterbrochen, kaum, dass sie damit angefangen hatte. Es dauerte etwas, bis sie diese mitbekam und dann stoppte sie die Musik. Ihre Worte waren zurückhaltender als sonst. Sie kannte die Magierin. Nicht persönlich zwar, aber sie wusste, wen sie da vor sich hatte und leider hinderte sie das nicht an einer etwas groben Antwort. Für gewöhnlich war sie gerne bei der Gilde. Fairy Tail war ihr neues Zuhause und dass hieß für sie mehr als nur einfach Zugehörigkeit. Das hieß, dass sie da wäre, wenn die Gilde sie brauchte … aber warum heute? Außerdem wurde es schon Abend. Xavi schob die Kapuze etwas zurück und nickte mit zusammengekniffenen Augen. „Doch, ich gehöre zu Fairy Tail.“ Ihre Miene lockerte sich etwas, als Shizuka Mareo erwähnte. Sie hatte nicht gedacht, dass eine andere hochrangige Magierin so etwas über sie wusste. Überhaupt wusste, wer sie war und dass sie zur Gilde gehörte. Und sie kannte sogar ihren Namen. Das überraschte die Rothaarige genug, die Augenbrauen zu heben. „Ja, stimmt so weit alles. Raban hat mit Mareo als äh … Trainer zugesteckt.“ Ihre Begeisterung war sicher zu hören … nicht. Xavi kam mit dem Blonden zwar zurecht, aber es war verdammt frustrierend, zumal sie gezwungen wurde. Nur weil ihre Magie ihr einmal, zumindest offiziell einmal, entkommen war und jemanden verletzt hatte. Sie selbst hatte nichts gegen Training, aber dieser Muss-Aspekt kratzt an ihr wie ein alter Pullover. Ob Shizuka darüber auch Bescheid wusste, oder hatte sie nur die paar Sachen, die sie gerade erzählt hatte, mal aufgeschnappt? Naja, Xavi würde es auch nicht verleugnen. Das Gespräch ging zu ihr zurück und Xavi sah auf ihren Block hinab. Auf die Zeichnung von Vasic. Ihre Züge verhärteten sich und sie presste die Lippen zusammen. Dann klappte sie den Block zu und schob den Stift in ihre Hosentasche. „Ich sitze hier, höre Musik und zeichne.“ Die Schattenläuferin zuckte die Schultern, erhob sich aber von ihrem Platz, nachdem das Kopfverdrehen, um Shizuka im Blick zu behalten, ihr langsam im Nacken wehtat. Sie kletterte unter der Brücke hervor und trat zu Shizuka auf den Weg. Selbst mit den Stiefeln war die andere noch größer als sie. Ein kühler Wind spielte mit den Strähnen, die unter der Mütze hervorlugten. Die Hände in den Taschen zog sie die Lederjacke enger um sich. „Vermutlich, aber ich hatte nicht große Lust auf viele Leute“, sagte sie plump die Wahrheit. Und eine Wohnung hatte sie ja nicht. „Ist dir hier nicht kalt?“ Im Gegensatz zu ihr hatte Shizuka ja wenig an.
Shizuka hatte natürlich keine Ahnung in was für einem Gefühlschaos die junge Frau steckte. Sie war nichtsahnend diese Straße entlanggelaufen und hatte sie zufällig gesehen. Offenherzig und neugierig wie sie war, konnte sie dann natürlich nicht einfach an ihr vorbeigehen, ohne sie anzusprechen. Schnell bestätigte sich die erste ihrer Vermutungen. Bei dieser Frau handelte es sich tatsächlich um ein Mitglied ihrer Gilde. Wusste sie doch, dass sie dieses Gesicht schonmal gesehen hatte und vor allem auch wo! Irgendwo in Zusammenhang mit Fairy Tail, vermutlich auf dem Gildengelände oder gar im Gebäude. Schnell flammte ein Lächeln auf den Lippen der Otorame auf. Weiter Recht sollte sie auch mit der anderen Vermutung haben. Sie hatte von dieser Magierin schon gehört, weil Mareo irgendetwas hatte fallen lassen. Die Rothaarige erklärte sogar gleich, dass der Meister sie ihm zugeordnet hatte, als eine Art Schülerin. “Ja, genau! Ich erinnere mich!“, stieß Shizuka sofort freudig aus. Davon hatte sie gehört! Ihr war natürlich auch nicht entgangen, dass die Mimik ihrer Gegenüber sich ein wenig aufgelockert hatte, was sie selbstredend begrüßte. Das gab der Schwertkämpferin das Gefühl, dass sie ihre Kollegin nicht so bedrängte und mit dem Gespräch nervte. Mit der Entscheidung, Mareo zugeordnet worden zu sein, war Xavi aber alles andere als zufrieden. Der Sarkasmus war ihr überdeutlich anzuhören. Als die Aufmerksamkeit Shizukas hinab zu dem Block wanderte, auf dem die Rothaarige mit ihrem Stift ihre Linien zog, reagierte diese sehr abwehrend. In Windeseile klappte sie den Block zu, was ihr einen verwunderten Blick entlockte. “Oh, tut mir leid. Geht mich nichts an.“ Sie hob abwehrend ihre Hände und wich ein wenig zurück. Mit ihrem neugierigen Blick wollte sie ihrer Kollegin nicht zu nahetreten. Xavi entgegnete zumindest offen, dass sie Musik hören und zeichnen würde. Nun, das war Shizuka auch aufgefallen. Sie fragte sich eher, wie es dazu kam. Also dazu, dass sie diesen Tätigkeiten ausgerechnet unter dieser Brücke, draußen nachkam. Auch wenn es sich die Magierin scheinbar gemütlich gemacht, doch wirklich gemütlich konnte das doch kaum sein. Als die Rothaarige sich dann schließlich erhob, so als fühlte sie sich von ihrer Kameradin dazu indirekt aufgefordert, erkannte Shizuka erst, dass Xavi sogar noch ein bisschen kleiner war als sie selbst, die ja schon nicht die Größte war. Ein kleines Detail, welches kaum eine Rolle spielen sollte. Viel wichtiger war für die Otrame die Frage, was ihre Kollegin hier machte. Nicht wortwörtlich, weil das wurde ihr ja schon beantwortet. Aber sie wurde die Vermutung nicht los, das da mehr hinter steckte. Xavi erklärte noch, dass sie keine Lust auf „viele Leute“ hatte, was natürlich nachvollziehbar war. Gleich danach fügte sie aber noch eine Frage an, deren Hintergrund ebenfalls nahelag. Irritiert blickte sie an sich herunter. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis der Groschen fiel und die Magiern verstand. “Ach so!“, fuhr es aus ihr sogleich heraus. “Ich habe mich vor nicht allzu langer Zeit der Eismagie zugewandt. Seitjeher bin ich weniger Anfällig, was das unangenehme Kältegefühl angeht.“, grinste sie ihrer Kameradin entgegen. Kälte betraf sie wirklich kaum noch, aber das zählte für Xavi doch nicht, oder? “Wie ist es mit dir? Hast du Lust noch auf ein heißes Getränk mitzukommen? Ich kann dir Kaffee oder Kakao anbieten.“, warf sie einfach mal in den Raum, beziehungsweise auf die Straße. Dort musste die Rothaarige hingegen nun wirklich nicht landen!
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Xaviera kniff die Augen zusammen. Sie war noch immer irritiert davon, dass Shizuka sich so darum bemühte, mit ihr ein Gespräch zu beginnen … aber andererseits war genau dass der Grund, warum ihr Fairy Tail so wichtig war. Der Zusammenhalt, sich gegenseitig nicht im Dreck versinken zu lassen. Und die Hellhaarige lächelte sie sogar noch an, trotz Xavis schroffer Stimmlage. Es war ihr gegenüber nicht fair, aber das war etwas, für das Xavi im Moment wenig Gedanken übrighatte. Weiterhin fragte die Rothaarige, was genau Mareo erzählt hatte. Ihr war bewusst, dass sie nicht gerade die einfachste Schülerin war – vor allem, weil Xavi noch immer nicht ganz verstand, warum sie überhaupt Kontrolle lernen sollte. Aber seine Drohung, dass sie damit Fairy Tail gefährdete war genug, damit sie sich bemühte. Doch Shizuka ging darauf nicht viel weiter ein. Für einen Moment tendierte sie dazu, das Thema ebenfalls fallen zu lassen, aber jetzt, wo die andere schon einmal da war … war sie eine Ablenkung. Und Xavi wollte nicht alleine in ihrem Kopf sein, auch wenn sie zugleich das Gefühl hatte, es sein zu sollen. Dass sie heute keinen Spaß haben sollte, sondern hier alleine sitzen sollte. Xavi klappte den Block zu und sah die andere überrascht an. Diese entschuldigte sich sogar. „Jap, das stimmt.“ Es gab Dinge, die keinen etwas angingen, und Vasic war eines der Themen. Sie erwähnte zwar ihn immer wieder, aber was mit ihm geschehen war, und vor allem, was das mit ihr gemacht hatte, waren keine Worte, die ihr über die Lippen kamen. Shizuka blieb aber stehen, sodass Xavi sich schließlich aufrappelte und von ihrem Platz hervorkam, um sich auf den Weg neben die andere zu stellen. Ihr Blick glitt über deren Outfit, kurz nachdem sie die Frage beantwortet hatte. Die Rothaarige war keine Lügnerin, eines ihr Prinzipien, aber sie konnte auch auf Fragen einfach nicht oder nur halb antworten. Und sie wollte nicht mit der Älteren darüber reden, warum sie unter der Brücke saß. Stattdessen sprach sie deren Kleidung an, vor allem verbunden mit dem frischen Wind und Wetter. Shizuka schien einen Moment zu brauchen, um die Frage ganz zu verstehen, ehe sie Xaviera von der Eismagie erzählte. Diese runzelte die Stirn. „Ich dachte, damit erschafft man Eis?“ Vermutlich machte es Sinn, dass es sie auch weniger anfällig für Kälte machte … ob es sie dafür auch kälter machte? Xavi behielt die Finger ab bei sich, anstatt der Frage nachzugehen. Die Schatten, die um ihren Körper tanzten, dichter als sonst, hatten sie nicht verändert. Sie hatte noch immer Angst im Dunklen, war blind im Dunklen. Vielleicht aber auch, weil es nicht wirklich Finsternis war, wie Azaels Magie? Die Rothaarige blinzelte, um sich aus ihren Gedanken zurückzubringen. Eigentlich hatte sie keine Lust darauf … aber Xavi hatte immer den Geldaspekt im Hinterkopf. Ein gratis Platz zum Schlafen, Essen, dass nichts kostete. Oder ein Getränk … außerdem war ihr die Kälte in der Tat in die Haut gekrochen. Sie zuckte leicht die Schultern. „In Ordnung. Aber ich gehe nicht feiern oder irgendwelche anderen, amüsanten Sachen.“ Sie schob die Hände in die Jackentaschen.
Shizuka war eine recht extrovertierte Person. Sie suchte die Nähe zu anderen und damit einhergehend auch Gespräche. Auch von zurückhaltenderen Personen lässt sie sich nicht so schnell abschrecken. Das war einer der Gründe dafür, warum sie grade zu Fairy Tail so gut passte. Die Gilde glänzte mit Kollegialität, Freundschaft und Nächstenliebe und eben das war es, was die Magier verkörperte und ausstrahlte. Dass sie dabei auch mal etwas zu weit ging, zeigte sich in dem Moment, als Xavi ihren Block zuklappte und damit andeutete, dass ihr ein Blick der Kollegin auf ihr Kunstwerk nicht lieb war. Das ging für Shizuka natürlich auch in Ordnung. Sie war einfach nur neugierig. Die Bestätigung der Rothaarigen, dass sie das nichts anginge, so wie es ja auch aus ihrem eigenen Mund kam, fühlte sich zwar wie ein unangenehmer Seitenhieb an, doch darüber konnte die Fee mit Leichtigkeit hinwegsehen. Nachdem Shizuka ihrer Kollegin auf ihre Nachfrage hin erklärte, warum ihre Kleidungswahl nicht ganz so sehr vom Wetter beeinflusst wurde, wie es bei Anderen wohl der Fall war, fragte die Hobbykünstlerin weiter nach. Sie zeigte sich irritiert von den Fähigkeiten, welche die Eismagie der Otorame verlieh, ging sie doch davon aus, dass man mit dieser lediglich Zauber des Elementes erzeugen könne. “Ja, auch.“, entgegnete die Weißhaarige milde lächelnd. “Aber wenn man sich näher mit der Magie beschäftigt, dann geht man auch eine Art Bund mit dem Element ein… So ähnlich kann man sich das glaube ich vorstellen. Hat irgendwie etwas Spirituelles, jetzt da ich da so drüber nachdenke…“, erklärte die Magierin weiter, wobei sie gar einen kurzen Moment mit ihren Gedanken in dieses Thema eintauchte und abschweifte. Solange, bis sie ihrer Kollegin ein Angebot unterbreitete. Sie bot Xavi an mit zu ihr nachhause zu kommen, sich dort aufzuwärmen und vielleicht noch ein wenig zu quatschen, auch wenn sie letzteres nicht direkt erwähnte. Die Rote zögerte einen Augenblick, stimmte dann aber zu. Allerdings nicht ohne eine Bedingung zu nennen. Sie wolle nicht feiern, oder „andere amüsante Sachen“ unternehmen. Eine wirklich seltsame Aussage, die Shizuka kurz ungläubig blinzeln ließ. Dennoch würde sie sich trotzdem darauf einlassen. “Okay?“, stieß sie verwundert aus. “Wie du meinst. Keine Party, kein Spaß. Wir bleiben ernst!“ So wie sie es sagte, klang es in ihren eigenen Ohren auch direkt seltsam, fast ironisch. Shizuka würde sich aber trotzdem daran halten, oder es zumindest versuchen. Dass sie daheim nicht laut Musik aufdrehte, Bierkrüge schwang und tanzte, war allerdings auch nichts Außergewöhnliches. Dafür ging sie ja sonst eigentlich in die Gilde. “Dann mal los!“, meinte sie noch, in Richtung des weiteren Weges nickend, ehe sie sich in Bewegung setzte. “Magst du mir denn verraten, warum du explizit keinen Spaß haben willst? Ist dir heute einfach nicht danach?“ Oder war ihr allgemein nie danach? Die Otorame kannte die Hintergründe dieses Wunsches nicht. Es machte aber irgendwie sehr stark den Eindruck, als wolle sich die junge Frau selbst bestrafen. Ob das auch der Grund dafür war, warum sie dort so einsam, im Kalten unter einer Brücke herumsaß? Fragen über Fragen, die Shizuka so gerne beantwortet haben wollte. Es galt aber das richtige Maß auszumachen und ihre Gefährtin nicht zu sehr unter Druck zu setzen.
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