Ortsname: Das Anwesen von Orwynn Zerox Art: Gebäude Spezielles: Wohnort von Quentin und Momo Beschreibung: Am Rand einer der besseren Wohngegenden Crystalline Towns steht das Anwesen des Royal Crusade Magiers Orwynn Zerox. Das Bauwerk ist mit seinen beiden Korridorden, die ins Nichts laufen und scheinbar den Gesetzen von Statik und Schwerkraft trotzen, höchst seltsam anzusehen. Nicht selten sieht man seltsame Lichter im Inneren des Anwesens aufblitzen. Wer schlau ist, macht einen Bogen um das verfluchte Gemäuer, denn dass der Mann, der darin wohnt, nichts Gutes im Schilde führt, weiß jedes Kind. Das Innere des Anwesens ist ein Labyrinth aus Korridoren, Räumen, Fluren und Treppen. Der Bewohner hat eine Vorliebe für "paranormale Architektur", so ist in manchen Treppenhäusern beispielsweise die Schwerkraft umgekehrt, manche Räume sind magisch vergrößert oder verkleinert, so mancher Wandteppicht ist eigentlich ein verstecktes Portal in einen anderen Raum und auch mit magischen Fallen wurde nicht gespart. Einen Grundriss des Anwesens festzuhalten scheint ähnlich unmöglich zu sein wie die Wolken zu kartographieren. Neben den Gemächern Orwynns beherbergt das Gemäuer auch etwa ein Dutzend Bediensteter unterschiedlichster Art. In den weitläufigen Katakomben unter dem Anwesen sammelt Orwynn allerlei magische Geheimnisse und Schätze verschiedenster Art.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
reden ✞ denken
Zuletzt von Gin am Do 20 Jan 2022 - 23:37 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
Gin
Anmeldedatum : 04.03.21 Anzahl der Beiträge : 1247
cf: Diamante - Das beste Viertel Tatsächlich war der Gedanke, jetzt ein Eis zu essen, den Eohl in Gins Kopf gepflanzt hatte, beunruhigend-verlockend. Wie zu erwarten nahm Eohl Gins Plan, kurz schnell in die "eigenen" vier Wände abzuhauen, nicht ganz so gut auf. Die Vampirin musste der Gehörnten jedoch ein Stück weit rechtgegeben. Amy hatte ihr aufgetragen, auf Gin zu achten, und Eohl wollte ebendas tun. Gegen ihren Vorschlag, Gin zumindest bis zum Anwesen ihres Herren zu begleiten, hatte die Untote absolut nichts einzuwenden - immerhin benötigte die Vampirin nicht die Erlaubnis Orwynns, Leute auf der Straße warten zu lassen. Wo der Schwarzmagier wohnte war kein Geheimnis. So streiften die beiden Damen also gut gelaunt durch das nächtliche Crystalline Town und ließen den Outlanders Club und die drei Leichen dort zurück. Gin wandte sich ab und zu um, doch zu folgen schien den beiden niemand. Ich zeig dir wann ander mal mein Zimmer., versprach Gin Eohl und griff das Gespräch von zuvor wieder auf. Sie hatte der Grünhaarigen schon zuvor erklärt, dass sie selbst nicht entscheiden durfte, wer im Anwesen Orwynns ein und aus ging, doch das schien Eohl nicht verstanden zu haben - oder sie hatte es nicht verstehen wollen. Wie dem auch sei, wiederholen wollte Gin sich nicht, also war sie zufrieden damit, dass ihre reizende Abendbegleitung nicht darauf bestand, ihr Zimmer aufzusuchen. Die Vampirin wusste ernsthaft nicht, wie denn eine Konfrontation mit Eohl aussehen oder ausgehen würde. Seit dem Vorfall vor dem Club war sie sich nur sicher, dass sie dabei eine Wand im Rücken haben wollte. Wenn wir da sind, geht es schnell. Ich brauche nur ein paar Augenblicke drinnen., sagte sie Eohl zu. Die olle Josy hatte Gin in ihrem Zimmer griffbereit und auch ein kurzer Abstecher in die Katakomben, wo das Ars Goetia gelagert wurde, sollte auch nicht allzu lange dauern. Orwynn enthielt Gin das Buch nicht vor, es war in seinem Sinne, dass sie stärker wurde.
Es dauerte nicht lange, da kamen die beiden Magierinnen schon bei Gins Zuhause an, denn Orwynn hatte sein imposantes Anwesen am Rand des Doamante-Viertels errichtet. Oder gekauft. Das wusste Gin nicht. Das Gebäude war von einem ungepflegten Garten umgeben, eine Mauer oder einen Zaun suchte man vergebens. Stattdessen bekam man einfach ein mulmiges Gefühl und dunkle Angst, wenn man dem Bau zu nahe kam, der die meisten Leute dazu brachte, einen großen Bogen um das seltsame Gebäude zu machen - so hatte Gin das zumindeste andere beschreiben gehört. Da sie eine der Bewohnerinnen des Bauwerkes war hatte Orwynn eine Ausnahme für sie in seinen Bannzauber gewoben. So, hier wohne ich., erklärte Gin der Yihwa. Im Keller., fügte sie erklärend hinzu (auch wenn sie sich bei der seltsamen Architektur des Hauses nicht sonderlich sicher war, ob das wirklich stimmte). Danke, dass du hier kurz wartest. Ich bin gleich wieder zurück. Mit diesen Worten eilte Gin auf die Tür des Hauses zu, hinter der sie wie von einem Maul verschluckt verschwand. Den Weg innen kannte sie wie ihre Westentasche. Geradeaus durch das Foyer, eine Treppe hinauf, durch einen Flur rechts, dritte Türe links den Knauf dreimal gegen den Uhrzeigersinn drehen, dann durch die Türe schreiten. Der Korridor, der dahinter wartete, war unterirdisch, roch nach Wasser und Erde, und beherbergte einige Meter weiter Gins Zimmer. Rein, Parfum neu auftragen, Axt und etwas zu Schreiben schnappen, dann weiter. Der Gedanke, Eohl allzu lange alleine zu lassen, beunruhigte die Vampirin ein wenig, hoffentlich stellte die unberechenbare Crusaderin nix dummes an. Hinter einem Wandteppich führte eine Treppe nach unten ins Dachgeschoss des Anwesens. Dort fand sich der Raum, in dem Orwynn zumeist residierte: Eine Art Thronsaal mit rotem Samtteppich, verhangenen Fenstern, einer Empore, auf der sich sein Schädelthron befand, und jede Menge Platz zum knien. Heute war Orwynn nicht hier. Gin schritt an den rechten Rand des Raumes, an dem sich eine Wendeltreppe in die Tiefe befand, und eilte die Stufen hinab. Am Ende befand sich ein schweres Portal aus Eiche und Eisenbeschlägen, das sich bereitwillig öffnete, als Gin näher trat. Nun war sie in Orwynns Heiligtum: Seinen Schatzkammern. Gin wusste nicht, wie viele Räume es hier unten gab, die wenigsten davon durfte sie betreten. Es war ein Labyrinth aus identischen Fluren und Türen, durch das sie gekonnte navigierte. Hinter einer der Türen fand sie, was ihr Meister für sie zurückgelassen hatte: Das Ars Goetia. Es war ein Wälzer mit sicher einem halben Meter Kantenlänge. Der Einband war aus einem gefärbten Leder, doch Gin wusste nicht, von welcher Art von Tier der Stoff stammte. Wahrscheinlich wollte sie es auch nicht wissen. Als sie das Buch aufschlug, offenbarten sich ihr weiße Schrift auf schwarzem Pergament. Mit ein wenig Blättern fand sie den Eintrag, den sie gesucht hatte: Andromalius. Dass am Rande ihres Blickfeldes Schatten wie Lebewesen über die Wände tanzten, nahm Gin kaum noch wahr, sie war das dunkle Buch gewohnt. Kurz überflog die Vampirin erneut die Beschreibung der Kreatur, laß die Notizen, die ihr Meister in blutroter Schrift hinterlassen hatte, und zeichnete sich schnell das Siegel des Dämonen auf den bleichen Unterarm. Den Namen konnte sie sich merken. Dann schloss sie den Wälzer, verließ den Raum, der sich hinter ihr wie von Geisterhand mit einem dumpfen Knall verriegelte, und machte sich hastig auf den Weg zurück aus dem Haus heraus.
Nun sollte sie also warten. Verständnisvoll hatte Eohl ihre Freundin verabschiedet, aber kaum war sie aus ihrer Sichtweite verschwunden, spürte die Yihwa auch schon Sorge aufkeimen. Ein unangenehmes Gefühl stieg in ihr auf, wenn sie dieses Gebäude beobachtete. Es konnte nichts anderes sein als das Gefühl, dass sie für Gin da sein sollte und diese gerade im Stich ließ, aber sie hatte ihr ein Versprechen gegeben. Dreißig Minuten sollte das Mädchen haben, ehe Eohl ihrem endlosen Willen nach Nähe folgte und das Anwesen stürmte. Der Blick der Yihwa glitt hinauf zu einem Uhrturm in der Ferne. Wie es der Zufall so wollte, schlug die Stunde gerade Punkt sechs Uhr, was gut zum Sonnenuntergang in diesem verschneiten Teil der Welt passte. Eine halbe Stunde, von jetzt an, würde sie also abwarten. Mit jedem Moment, der verstrich, verstärkte sich das sanfte Unwohlsein, das die Magengegend der Crusaderin eingenommen hatte. Sie schloss die Augen, atmete tief durch. Die eisige Luft schien ihr in die Kehle zu schneiden, wenn sie sie einatmete. Es musste grausam für Gin sein, allein und einsam in ihr eigenes Heim zu gehen, nicht einmal in der Lage, ihre neue beste Freundin mitzunehmen. Inzwischen war sie sicherlich in ihrem eigenen Zimmer angelangt, fantasierte vielleicht darüber, wie es wäre, Eohl dabei zu haben. Oder war sie auf dem Weg vielleicht gestürzt? Hatte sich verletzt? Das Knie aufgeschürft? Grauenvolle Bilder fuhren Eohl durch den Kopf, doch sie biss die Zähne zusammen. Nein, sie hatte Geduld versprochen. Eine halbe Stunde. Eine halbe Stunde, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte. Vielleicht brauchte die junge Dame mit der hellen Haut ja einfach nur einen Moment länger. Vielleicht war sie keine schnelle Läuferin, oder vielleicht war sie so unordentlich, dass sie nichts zu finden vermochte. Dennoch, so langsam wurde die Yihwa ungeduldig. Ihre Arme verschränkten sich instinktiv vor ihrer Brust, ihre Hände legten sich an ihre Oberarme, spendeten ihr Trost in der Umarmung einer einzelnen Person. Eine Schneeflocke sank auf ihre Nase, verflüssigte sich dort. Gin war noch immer nicht zurück. Ob sie sich wohl verlaufen hatte? Wohnte sie vielleicht noch nicht lange hier? Dennoch, so langsam musste sie doch zur Tür kommen. Eohls Augen öffneten sich, doch niemand war bei ihr. Auch das Grundstück war leer und verlassen, wie eh und je. So langsam machte sie sich wirklich Sorgen. Die Angst um das jung wirkende Mädchen gewann die Überhand. Sie musste etwas tun! Sie konnte nicht länger warten! Eine halbe Stunde musste schon längst vergangen sein, und sie war immer noch nicht hier. Furchtsam wandte die Yihwa ihren Blick zurück zum Uhrturm, wollte nur ein letztes Mal sichergehen, ehe sie sich in das Anwesen stürzte, auch wenn kein Zweifel daran bestand, dass eine Unmenge an Zeit vergangen war. Just in diesem Moment schlug der große Zeiger der Uhr um. Sechs Uhr, zwei Minuten. Mit großen, ungläubigen Augen starrte Eohl hinauf zu dem Uhrturm. Hatte sie wirklich zwölf Stunden hier gestanden? Nein, dann würde die Sonne sicher schon wieder aufgehen. Vierundzwanzig Stunden? Hatte sie Gin wirklich so lange im Stich gelassen? Ihre Knie zitterten bei dem Gedanken, aber noch schlimmer fühlte sie sich, als ihr ein anderer, weit wahrscheinlicherer Gedanke kam: Was, wenn sie erst zwei Minuten hier war? Wenn diese unendliche, qualvolle Zeitspanne in ihrem Kopf nicht mehr gewesen waren als zwei Minuten in der Realität? Wenn sie die gleichen Qualen noch vierzehn Mal durchmachen musste, ehe sie das Recht hatte, ihrer Freundin zur Hilfe zu eilen? Das Herz der Yihwa begann zu rasen, der Atem blieb ihr im Halse stecken und trotz der Kälte begann ihre Stirn zu schwitzen. Das konnte doch nicht sein! Das konnte sie nicht ertragen!
Ihre Augen durchgehend an den Uhrturm geheftet, um auch ja sicher zu gehen, dass sie nicht noch einmal einen ganzen Tag wartete, litt Eohl stillschweigend, bis sie Geräusche aus der Richtung des Anwesens hörte. Schnell huschte ihr Blick hinüber – bereit, jeden Moment wieder zur Uhr zu schnellen, damit in einem kurzen Moment der Unaufmerksamkeit nicht plötzlich doch weitere zwölf Stunden vergingen – und erblickte die fahle Haut, der Person, auf die sie gewartet hatte. Kaum hatte sie sie bemerkt, begann der Körper der Yihwa auch schon wie von selbst, auf das Mädchen zuzueilen. „Da bist du ja, Schneeweißchen!“, rief sie aufgeregt, während ihre Augen vor Erleichterung zu tränen begannen. Ob Gin wollte oder nicht, sie wurde stürmisch umarmt und an den Körper der Yihwa gedrückt, konnte spüren, wie sich deren Gesicht an ihren kühlen Hals kuschelte. „Lass mich nicht nochmal so warten... b-bitte“, flehte die Crusaderin mit bebender Stimme. „Lass mich nicht allein... lass mich nicht allein! Ich will nicht mit meinem Kopf allein sein. Ich will bei dir sein, Rosenrot. Lass mich nicht allein...“
Die kalte Luft Crystallines empfing Gin, als die Vampirin das Anwesen ihres Meister verließ. Draußen, vor dem Anwesen auf dem Gehweg, sah sie ihre neue Freundin Eohl warten sehen, und als die Gehörnte widerum Gin erblickte, rannte sie mit ausgestreckten Armen auf die Blauäugige zu. Die Yihwa schien richtig besorgt gewesen zu sein, und das obwohl Gin nur vielleicht Zehn Minuten gebraucht hatte. Na egal. Die Vampirin ging Eohl entgegen (sodass die Gerüstete dem Anwesen Orwynns nicht allzu nah kommen würde) und hob mit beiden Armen die Mordaxt über den Kopf - Nicht, dass die Yiwah sich in ihrem ungestümen Anstum selbst pfählte. Während Eohl sich an Gin schmiegte und sich fest an sie klammerte, dachte die Schwarzhaarige über diese Seite von Eohl nach. So verzweifelt und voller Sehnsucht nach Gesellschaft hatte Gin die Crusaderin bisher noch nicht erlebt. "Ich will nicht mit meinem Kopf allein sein.", hatte sie gesagt. Was für Gespenster wohl hinter den blutroten Augen Eohls umherspukten? Keine Angenehmen, so viel stand für Gin fest. Die Vampirin senkte den Kopf ein wenig und drückte der Crusaderin einen Kuss auf den Kopf, direkt zwischen die beiden güldenen Hörnern. Alles gut, Eohl, ich bin ja wieder da., sprach sie der Yihwa beruhigend zu, stellte die olle Josy mit einer Hand auf dem Boden ab und nutzte die freie Hand um der klammernden Magierin langsam über den Rücken zu streichen. Gin wartete, bis Eohl sie frei ließ, lehnte die blutrote Mordaxt auf die rechte Schulter und bat Eohl die linke Hand zum halten an. Du kannst mich ja festhalten, dann kann ich dich nicht mehr alleine lassen., schlug sie Eohl vor, zugleich bekroch sie allerdings das faule Gefühl, dieses Angebot noch zu bereuen.
Eohl und Gin schritten gemeinsam Seite an Seite durch die stetig düsterer werdenden Straßen Crystalline Towns, während die Vampirin sich Gedanken machte, ob sie den Dämonen Andromalius direkt beschwören und an sich binden sollte oder ob sie damit warten wollte, bis seine Dienste wirklich gebraucht wurden. Für's erste würde sprechen, dass Gin den dämonischen Grafen dann sehr viel schneller spontan beschwören konnte, wenn kurzfristig eine Verfolgungsjagd anstand. Für's zweite sprach Gins generelle Vorsicht, sich nicht mit zu vielen der Dämonen auf einmal einzulassen. Jeder Pakt, den sie schloss, hatte seinen Preis. Doch aus den Seiten des Ars Goetia ging heraus, dass der Dämon Andromalius keinen allzu hohen Preis für seine Dienste forderte. Wie auch Amy nahm er dem Beschwörer ein wenig Kraft, während er in dieser Sphäre verweilte, doch sonst verlangte er nichts von seinen Herren. Eigentlich machte es nur Sinn. Eohl, Liebes..., began Gin und hielt inne. Die olle Josy steckte die Vampirin mit dem Stiel voraus und dem Axtkopf nach oben in einen größeren Schneehaufen, drehte das blutrote Axtblatt und die silbern glänzende Klinge zu sich. Ich brauch schnell einen Moment. Ich möchte einen neuen Freund kennen lernen, der uns später vielleicht helfen kann. Bestimmend lößte Gin sich von Eohl, trat an die präparierte Axt heran und zog sich den linken Ärmel der Lederjacke zurück. Wir können gleich weiter. Gib mir nur schnell eine Minute Zeit. Mit einem Lächeln zu Eohl legte Gin das linke Handgelenk an die Schneide und drückte mit der rechten Hand dagegen. Der kalte Stahl zwang sich durch die fahle Haut, tauchte sie schon bald in dunkel schimmerndes Rot. Mit einem beherzten Ruck drückte Gin das Handgelenk die Klinge hinab und ließ sie durch ihre fahle Haut schneiden. Ein üppiges Rinnsal aus dunklem Blut gluckerte aus der gerissenen Wunde, floss ihren Unterarm hinab in die Handfläche der Beschwörerin. Schmerzerfüllt keuchte Gin aus, bevor sie auf die Knie und an die Arbeit ging. Sie hatte sich das Zeichen des Dämonen als Vorlage auf den Unterarm gezeichnet, nun übertrug sie die Sigille mit ihrem Blut in den Schnee. Rot auf Weiß sah so schaurig wunderschön aus. Bald schon hatte die Vampirin mit einigen Linien den Kopf einer Schlange in den Schnee gemalt, dieser wurde von einem Kreis umfasst und mit einigen Runen, die ihrem Schutz dienten, kombiniert. Dann began sie, einen Zauberspruch zu rezitieren. Während des Rituals hatte sie Eohl nicht so recht beachten können, denn schon ein kleiner Fehler, eine einzige Unachtsamkeit reichte aus, um die Gunst des Dämons in Feindseligkeit umzukehren. C'est pour l'honeur de ton nom, ô grand Andromalius, que je répands le fang de cette victime; daigne, ô grand Andromalius, recevoir fes cendres pour agréable., rezitierte sie einen der Beschwörungssprüche aus dem dunklen Buch, den sie in den Dialekt ihrer Heimat übersetzt hatte. Sie flüsterte den Zauber leise, doch trug die Nacht ihre Stimme weit, ließ sie von Häusern und Wänden, Mauern und Baumen wiederhallen, sodass sie aus allen Richtungen auf Eohl und Gin einzudrücken schien. Ein Knistern und das Geräusch, als würde Stoff zerrissen werden, antwortete Gins Beschwörung. Bald schon ging ein unheimliches grünes Leuchten von den gezeichneten Glyphen aus, gefolgt von dunklem Rauch, der aus der Mitte des Beschwörungskreises aufstieg. Das Zischen einer Schlange war zu hören, als eine menschliche Gestalt aus dem Rauch trat. Er hatte männliche Gesichtszüge, kurze, dunkle Haare und um seinen Körper wandte sich eine massive Schlange, die nicht viel von seiner Statur preisgab. Sowohl die Schlange als auch der Dämon hatten gelbe, geschlitzte Augen. Ich folgte deinem Rufe, Sterbliche. Doch bist du mir noch fremd. Erkläre dich. Gin neigte das Haupt. Mein Name ist Gin, Schülerin von Orwynn Zerox., began sie, sich vorzustellen. Sie wusste, dass ihr Meister einen Pakt mit den meisten Dämonen aus dem Ars Goetia geschlossen hatte, also kannte Andromalius den Magier vielleicht. Demütig ersuche ich Euch, einen Pakt mit mir zu schließen. Die meisten der Dämonen mochten es, wann man sie mit Respekt behandelte, ihnen ein wenig Honig ums Maul strich, das konnte Gin mittlerweile gut. Schwörst du, mir deine Kraft zur Verfügung zu stellen, so lange ich in deinen Diensten hier verweile? Gin hasste es, wenn die Dämonen ihre kosten so schwamig ausdrückten. Doch sie vertraute den Notizen ihres Gebieters. Ich schwöre es Euch. Und gelobt Ihr, meinen Rufen zu folgen und meinen Befehlen zu gehorchen. Der Dämon blickte Gin abschätzend ab, ihre Forderung war ebenso offen formuliert. Sie meinte, ein Lächeln über seine Lippen huschen zu sehen. Ich gelobe es, so lange deine Wünsche nicht anmaßend sind. Das war Gin genug. Sie nickte und bat dem Dämonen ihren linken Unterarm an. Er griff mit der einen Hand danach und lächelte schaurig. Ich sehe, du hast dir schon eine Stelle herausgesucht., sprach der Dämon und spielte auf die kleine Zeichnung seiner Sigille an, die Gin dort als Gedächtnisstütze aufgemalt hatte. Die Schlange, die sich um den Leib des Mannes wandte, ließ auf einmal ihren Kopf vorschnellen und versenkte die Zähne in ihrem Unterarm. Um die Bisswunde färbte sich die Haut der Vampirin blutrot, bis die Wunde die Form des Schlangensymbols angenommen hatte. "Le pacte est clos!", sprachen der Mann und die Vampirin gleichzeitig aus und damit war auch dieser Pakt besiegelt. Benötigst du meine Dienste?, wollte der Dämon wissen, während Gin sich noch an den schmerzenden Arm griff. Nein... Der Paktschluss war mein einziges Begehr, Andromalius. Es steht Euch frei, zu gehen, bis ich Euch wieder rufe. Und der Dämon tat auch genau das. In einer Wolke aus grünem Rauch verschwand er wortlos. Von der Zeremonie ermattet wandte Gin sich zu Eohl um, die das ganze Spektakel nur als Zuschauerin betrachten konnte. Im Gegensatz zu Amy hatte Andromalius absolut kein Interesse an Eohl gezeigt, immerhin war Gin es gewesen, der ihn beschworen hatte. Sich die rechte Hand auf die noch immer blutende Wunde drückend wandte die Vampirin sich zu Eohl um. Hmm... Der war nicht so nett wie Amy... Ein Gedankengang, der die Vampirin eigentlich schon vor einigen Minuten hätte tätigen sollen, schlich sich ihr langsam in den Kopf. Du... hast nicht zufällig... einen Verband oder sowas dabei?
Bloodseal: Pact TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 5 für Pakt / 10 vereinfachte Beschwörung MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: Dieser Zauber ist notwendig, um andere Zauber der Magie zu erlernen VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Der Grundzauber der Magie Ars Goetia erlaubt es dem Anwender einen Dämon zu beschwören, um mit ihm einen Pakt einzugehen. Hierzu muss das Symbol des Dämons im Blut des Magiers auf einen Untergrund gezeichnet werden und nur eine sehr kleine Menge Mana hineingeleitet werden. Nach Abschluss eines Paktes zeichnet sich das Symbol des Dämons auf der Haut des Magiers in Größe einer Münze ab und die Stelle ist frei wählbar, man sollte jedoch dran denken, dass sie leicht erreichbar sein sollte, denn durch einfache Berührung des Siegels und etwas zusätzlichem Mana, kann der Dämon wieder beschworen werden. Sollte der Anwender kein Siegel wünschen oder es nicht erreichen können, muss bei einer Beschwörung jedes Mal das Symbol des entsprechenden Dämons in Blut gezeichnet werden.
Demonic Count: Andromalius TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Beschwörung MANAVERBRAUCH: 25 pro Minute MAX. REICHWEITE: 15 Meter SPEZIELLES: Beim Pakt mit Andromalius reduziert sich die Stärke des Anwenders während der Beschwörung des Dämons um 1 Level. VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Andromalius sieht aus wie ein nackter Mann mittleren Alters, wenn da nicht die Schlange wäre, die sich scheinbar immer in Bewegung um seinen Körper windet und die Funktion von Kleidung zu erfüllen scheint. Solange der Dämon beschworen ist, kann er jede noch so alte Spur lesen und Gerüche folgen, was das Aufspüren von Zielpersonen und Gegenständen deutlich vereinfacht.
“Attribute des Dämons“:
Stärke: Level 1
Schnelligkeit: Level 2
Geschicklichkeit: Level 2
Widerstand: Level 1
Manaregeneration: Level 1
Willenskraft: Level 2
205 / 235
reden ✞ denken
Eohl The Sun's Shade
Anmeldedatum : 23.09.14 Anzahl der Beiträge : 1406
Die eiskalte Nähe der leblosen Magierin war eine selige Erlösung für Eohl, die überhaupt nicht mit Stille und Einsamkeit umgehen konnte. Schwer zu glauben, wenn man wusste, wie viel Zeit sie in eine Ecke ihres Häuschens gekauert mit Nichts als sich allein verbrachte, wenn ihr die Wahl fehlte. Aber es hatte seinen Grund, dass sie jeden wachen Moment, soweit möglich, in ihrer Gilde war, lauschend und beobachtend, verzweifelt jedem Anzeichen lebender Menschen folgend. „J-ja... ich halte dich fest“, nickte die Yihwa, und ein unsicheres Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen, während ihre Finger sich mit denen der Jüngeren verschränkten. Ihr Blick glitt zu dem mörderisch aussehenden Kopf von Gins Hellebarde. „Ehe... hehe... deine Waffe sieht so niedlich aus... als wäre sie gemacht, um Menschen zu quälen...“ Dennoch fragte Gin bald wieder danach, dass die Yihwa losließ. „Ah... natürlich, Liebes“, antwortete die Grünhaarige zögerlich und nutzte dabei die gleiche Ansprache, die auch Gin für sie verwendet hatte. „Ich... muss aber nicht wieder weit weg... richtig?“ Man konnte eine gewisse Nervosität in ihrer Stimme hören, aber sie trat gehorsam ein paar Schritte zurück, um stumm und starr stehen zu bleiben und zu beobachten, was die du Bellay da machte. „C'est pour l'honeur de ton nom, ô grand Andromalius, que je répands le fang de cette victime; daigne, ô grand Andromalius, recevoir fes cendres pour agréable.“, wiederholte sie dabei leise die Worte, die Gin so deutlich aussprach. Sie fühlten sich so schwer und tiefgreifend an, so kraftvoll, obwohl es doch eigentlich nur Worte waren. Als würde mehr hinter ihnen stecken. Neugierig betrachtete die Yihwa jeden einzelnen Schritt der Beschwörung, vom ersten Schnitt bis hin zu dem Moment, in dem die unbekannte Schlange ihre Zähne tief in den Arm der Magierin schlug. So schloss sie also ihre Freundschaften. Hatte sie deswegen seltsam reagiert, als Eohl zuvor ihren Zahn berührt hatte? Wenn sie sich recht erinnerte, hatte Gin ihr ungefähr zu diesem Zeitpunkt zugestanden, Freunde zu sein... Was für ein interessantes Ritual sie da pflegte. Sie war allerdings mit der Yihwa ein gutes Stück sanfter umgegangen als die Schlange mit ihr.
„C'est pour l'honeur de ton nom, ô grand Andromalius, que je répands le fang de cette victime; daigne, ô grand Andromalius, recevoir fes cendres pour agréable.“ Kaum standen Eohl und Gin einander wieder gegenüber, zitierte die Yihwa mit einem stolzen Grinsen noch einmal die Worte, die sie zuvor gehört hatte. Wenn sie aufmerksam genug war, würde Gin vielleicht merken, dass sie ihre Aussprache und sogar ihre Betonung exakt spiegelte. Dann legte sie den Kopf schief und lächelte die Vampirin an. „Was bedeutet das? Es hat einen sehr schönen Klang. Es erinnert mich ein wenig an meine Sprache, aber es ist ganz anders.“ Etwas verwirrt blickte die Yihwa hinab auf die blutende Wunde ihrer Freundin, als diese sie darauf aufmerksam machte. „Stört dich das?“, hakte sie verständnislos nach, ehe sie nachdenklich einen Finger an ihre Lippen legte. „Hm... nein, einen Verband habe ich nicht. Entschuldige. Ist es okay, wenn ich etwas Anderes benutze?“ Ihren Finger wieder von ihrem Gesicht nehmend deutete sie direkt auf Gin und malte in einer kleinen Bewegung einen geschwungenen Kreis in die Luft vor sich, woraufhin sich zwischen den beiden ein kleines Spiegelfragment bildete, sich langsam zusammensetzte aus feinstem Glasstaub. Ein paar Momente lang ließ sie den Spiegel in der Luft hängen, betrachtete ihr sich darin spiegelndes Gegenüber nachdenklich, ehe sich ein entschlossenes Lächeln auf ihrem Gesicht bildete. „Der Mantel ist zu dick. Der Pullover sollte gut sein.“
Auf ihrer Seite des Spiegels erschien eine exakte Kopie von Gins Pullover bis hin zu der aufgestickten Rose. Mit der linken Hand fing die Yihwa das Kleidungsstück aus der Luft, spürte den Stoff. Nachdem sie sich eben so an die Jüngere geschmiegt hatte, konnte sie die Unterschiede erkennen. So weich und angenehm wie der Pullover war der Stoff nicht, dafür ein wenig glatter, überhaupt nicht kratzig. Es sollte so oder so nah genug am Original sein. Mit ein paar geschickten Schnitten ihres Schwertes trennte sie einen Ärmel auf und ab und ließ den Rest des Oberteils in den Schnee fallen, ehe sie sich vor ihrer Freundin auf ein Knie senkte. „Entschuldige, wenn es ein wenig zieht“, meinte sie mit sanfter Stimme, während sie mit geübten Bewegungen den selbst geschaffenen Baumwollverband um Hand und Unterarm der du Bellay legte. Sie kicherte leise, während sie das machte. „Sag mal, lässt du dich von all deinen Freunden beißen?“
Carbon Copy TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 40 MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 4 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber erschafft der Magier ein viereckiges Spiegelfragment. Wenn sich in diesem Fragment ein Nicht-Lebendes Objekt spiegelt, kann der Magier eine optisch exakte Kopie dieses Objektes auf der anderen Seite des Spiegels schaffen, wobei der Spiegel zerstört wird. Dieses Kopie ist nicht haltbar und besitzt nicht die gleichen Eigenschaften wie das reale Objekt, ein kopiertes Schwert wird also leicht zerbrechen, ein kopierter Kochtopf ist nicht heiß und kopiertes Essen füllt den Magen nicht und ist eher unverträglich. Kreiert man so aber etwas, dessen reine Form einen Nutzen hat wie einen Schlüssel, erfüllt es den gleichen Zweck wie das Original. Die Kopie zerbricht nach spätestens einem Tag in Spiegelscherben.
Der Fluss der Zeit... brennt alle Hoffnung nieder... That odd woman... | Cracked Mirror, Awaken!
Zuletzt von Eohl am Di 29 Jun 2021 - 18:27 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Gin mag diesen Beitrag
Gin
Anmeldedatum : 04.03.21 Anzahl der Beiträge : 1247
Als Eohl die dargebotene Hand anbot musste Gin breit Grinsen, wobei sich ihre spitzen Fangzähne an das fahle Abendlicht stahlen. Mit Eohl fühlte es sich beinahe an, als wäre Gin eine Mutter, die auf ihr Kind aufpassen musste. War das vielleicht, wie Eohl tickte? War sie wie ein naives Kind, das den Wert des Lebens anderer noch nicht erkannt hatte? Wie ein neugieriges Balg, das mit einem Stock auf Ameisen eindrosch? Die Vampirin hatte bereits einige Zeit mit der Gehörnten verbracht und langsam began sie, all die Fragmente des Charakters Eohls, all ihre Eigenarten, zu einam Ganzen zusammen zu setzen, wie ein Puzzle oder Mosaik. Und was dabei heraus kam, ließ die Untote froh sein, dass sie sich eher als Eohls Freundin etabliert hatte. Hmm..., äußerte Gin laut, als sie über Eohls Einschätzung zu ihrer Waffe nachdachte. Ich mag quälen nicht. Deswegen hab ich mir eine Waffe rausgesucht, die kurzen Prozess mit meinen Feinden machen kann., erläuterte die Schwarzhaarige. Ein ordentlicher Treffer mit der Wuchtigen Axt beendete die meisten Kämpfe in einem Streich, das war ihr am liebsten. Die Yihwa gab Gins Hand nur widerwillig frei, doch kam sie der Bitte der Vampirin nach. Nein nein, du darfst hier bleiben und ich bleibe auch hier., versprach Gin, bevor sie sich ihrem Ritual zuwandte.
Als der Pakt geschlossen und Andromalius verschwunden war, wiederholte Eohl den Zauberspruch, den Gin kurz zuvor aufgesagt hatte, perfekt. Beinahe so, als spiegelte sie die Worte Gins wieder. Viele Leute hatten Probleme mit der Aussprache ihres Dialektes, doch Eohl hatte die Worte makellos rezitiert. Gin zog die Augenbrauen in die Höhe, Eohl war ein wahres Teufelsstück und voller Überraschungen. Kurz zögerte die Beschwörerin, doch dann gab sie der neugierigen Frage der Gehörnten nach. Zur Ehre, Glorie und Macht deines Namens, oh Andromalius - das ist der Name von dem Herren von eben - vergieße ich das Blut dieser Opfergabe. Lasse dich herab, diese Aschen anzunehmen, oh großer Andromalius. Ein wenig neugierig sah Gin sich um, ob der Dämon ihrem Ruf noch einmal gefolgt war, doch weder hatte sie Zeichen vorbereitet noch Mana verwendet und so blieb der Schlangenmann, wo er war. Es ist wichtig, Dämonen bei ihrem Namen zu Rufen. Namen haben Macht., erläuterte Gin gut gelaunt und nur leicht ausblutend. Zum Glück hatte Eohl auch dafür eine Lösung bereit. Mit ihrer Spiegelmagie konnte sie irgendwie eine Kopie von Gins Pullover erschaffen, die sie mit wenigen geschickten Schnitten ihres Schwertes zu einer kleinen Bandage verarbeitete. Gin streckte die Rechte aus, um den Verband entgegenzunehmen, doch stattdessen griff Eohl nach Gins Linken und legte den Verband selbst an. Sie kniete sich sogar in den Schnee dafür, das war der Vampirin ja beinahe schon unangenehm. Danke dir, Liebes.., murmelte sie Eohl zu und wurde sogleich schon wieder auf dem falschen Fuß erwischt. Ob alle ihre Freunde sie beißten? Wie zum Henker kam die Yihwa denn darauf? Nein, das passiert sonst nicht. Meist war es eher Gin, die andere Leute biss. Meistens. Tatsächlich gab es eine Ausnahme, dieses Thema würde Gin nun allerdings nicht anschneiden. Willst du mich etwa beißen?, fragte sie neugierig und gab sich größte Mühe, das nicht wie ein Angebot wirken zu lassen.
Unausweichlich kamen Eohl und Gin der Andresse, die auf dem kleinen Zettelchen stand, näher und näher. Gin wechselte die Hand, nahm die olle Josy also über die linke Schulter und hielt sie auch mit Links fest. So konnte sie im Notfall schneller mit der Rechten an eines der drei blutroten Siegel an ihrem Unterarm greifen um einen ihrer Dämonen heraufzubeschwören. Wir müssten gleich bei der Adresse sein, Eohl., warnte Gin ihre neue Freundin vor. Bisher wirkte ihre Magie noch nicht so, als müsse die Gerüstete dazu großartige Vorbereitungen treffen, doch so ganz sicher war die Vampirin sich da nicht. Also gab sie der Gehörnten, die sich in der Gegend ja nicht auszukennen schien, besser eine kleine Vorwarnung.
1Ihre Stiefel verursachten kaum ein Geräusch auf dem kalten Boden. Der schwarze Mantel wallte um den hohen Körper, die Kapuze verdeckte den Kopf und verbarg das unmenschliche Gesicht. Wie ein Schatten der vielen, die spät morgens durch die dunklen Gemäuer geisterten, bewegte sie sich fließend vorwärts. Wie eine Löwin auf der Pirsch, die Augen geöffnet, um etwas, und wenn nur die Spitzen der Stiefel zu erkennen. Aber das war kein Problem. Mercian kannte diesen Ort hier besser als so manch ein Diener. Es war einst ihr zuhause gewesen, jahrelang ihre ganze Welt. Eine Welt die schließlich in Blut und das Funkeln von Juwelen zersprungen war. Es war kein schlechtes Erlebnis, keine schlechte Welt, in die er sie entlassen hatte. Es war nur … größer. Anders. Einfacher. Bestechlicher, die Eigenschaft, die ihr am meisten gefiel und der sie selbst ebenso unterlegen war. Dennoch fühlte es sich jedes Mal richtig an, hierher zurückzukommen. Als würde ein Teil von ihr einrasten, ein Puzzleteil, dass sich in das große Ganze einfüllte und sic zu einem perfekten Bild schloss. Ihr war bewusst, woher das kam. Ai’Slah’Tzech hatte es ihr erklärt. Orwynn war der Herr ihres Geistes, wenn es hart auf hart kommen würde, wäre sie ihm aufgeliefert. Nein, besser sie hielt sich an die Regeln, spielte mit und schlug ihren Profit heraus. Zudem mochte sie das Gefühl der Verbundenheit, dass hier in Gestalt ihres Bosses auf sie wartete. Sie hatte in drei Wochen nicht gesehen, und übernächste Woche würde das Datum ihrer Erschaffung sein. Doch zuvor hätte sie etwas zu tun. Er schickte nur selten aus reinem Vergnügen nach ihr. Mercy hatte sich die Witze der Welt da draußen angeeignet, sie könnte diese Orwynn durchaus erzählen und ihm Wein in hohen Gläsern einschenken, aber das benötigte er sie nicht. Nein, wenn er sie so rief, dann hatte er entweder besonders schlechte Laune, die selbst die Diener und sein kleines Spielzeug nicht hatten beruhigen können, oder er hatte Groll gegen jemanden. Oder ihm war jemand ausgerissen. Noch gut erinnerte sie sich an den Vorfall mit der … Vampirin. Sie und der Zombie hatten sie gesucht …
Mercy duckte sich durch einen der Teppiche hindurch und betrat einen weiteren Raum. Hohe, und ebenso schmale Fenster beleuchteten das dunkle Holz der Wände. Die Golem zog die Kapuze zurück und ging auf den Mann zu, dem all das hier gehörte. Sie ging vor ihm in die Knie und senkte den Kopf. „Meister. Ihr habt mich gerufen.“ Langsam hob sie den Blick wieder und richtete die roten, brennenden Augen auf sein Gesicht. Doch aufstehen würde sie nicht, nicht ehe er es ihr gebot. Das waren Regeln, mit denen sie umgehen konnte. Knien schadet ihr nicht, knien würde ihr nicht ihr Herz und das bisschen Freiheit kosten. Knien war den Preis wert.50 | 50
Es war schon etwas länger gewesen das Orwynn sie getestete hatte, geschaut hatte wie weit sie mit ihren Fähigkeiten gekommen war und ob sie in dieser Welt bestehen konnte. Nur weil sie mittlerweile Aufträge erfüllen durfte, hieß es nicht das sie nachlassen durfte, das hatte er deutlich gemacht und nachdem der letzte Auftrag nicht zu der Zufriedenheit von Orwynn verlaufen war war es nur logisch, dass er genau das mal wieder testen wollte. Immerhin wollte er nur das beste für sie, sie musste vorbereitet sein, sonst würde sie es zu nichts bringen… Zumindest war es das was Momo glaubte, auch wenn ein gewisser Teil davon sicher damit zusammenhing wie stark ihre Fähigkeiten geworden waren, aber vielmehr war es doch allgemein die Tatsache wie sich eine Nymphe so entwickelte, wie sich die Magier die sich zu einer festen Person geformt hatte weiter entwickelte, wie viel sie aushielt und wie schnell und viel sich ihre Magie entwickelte. Wie ein Experiment mit unbekannter Magie und gleichzeitig sein Mittel seine Kontrolle über Momo zu erhalten. Denn auch wenn er für ihre Entstehung mitverantwortlich war, könnte die Nymphe viel freier sein als es ihr selbst bewusst war…zumindest wenn Orwynns Einfluss nicht von Anfang an so stark gewesen sein würde.
Momo rieb sich über die schmerzenden Arme und nahm einen tiefen Atemzug. Sie hatte ihr bestes gegeben, gerade weil sie die misslungene Mission auch wieder gut machen wollte, doch ob es ihr gelungen war wusste sie nicht. Denn ziemlich schlagartig hatte Orwynn das ganze abgebrochen, er habe noch etwas zu erledigen. Nun stand sie in der hauseigenen Bibliothek stand und sortierte die Bücher weg sortierte um sich nützlich zu machen, jedoch war da eine leise Unsicherheit in ihrem Herzen. Mit gekonnten Bewegungen verschwand ein Buch nach dem anderen, an die richtige Stelle im Regal. Sie kannte sich hier mittlerweile gut aus, hatte sie doch viel gelesen in der Zeit in der Orwynn sie auf die Welt vorbereitet hatte. Würde Orwynn sie nun nicht mehr zu Aufträgen rausschicken? Ob sie nachfragen sollte, vielleicht war es ja das was er erwartete, dass sie zeigte das sie dazu bereit war ihren Fehler wieder gut zu machen? Es ließ ihr einfach keine Ruhe. Und als sie das letzte Buch an ihren Platz zurück gestellt hatte, fasste sie den Entschluss. Auf leisen Schritten huschte sie aus dem Raum den Gang entlang. Jedoch ließ sie der wehende Mantel und das kurze aufblitzen eines Gesichts darunter das sie erblickte inne halten. Mercy? War das nicht eben Mercy gewesen? Konnte das sein, sie war doch nicht oft hier..vielleicht bekam sie einen Auftrag…ja vielleicht sogar einen den sie hätte durchführen können wäre ihr kein Fehler unterlaufen. Ohne darüber nachzudenken lief sie leise den Gang hoch und hielt neben den Wandteppich inne indem, wie sie glaubte Mercy verschwunden war. Zögerlich stand sie an der Wand, wagte nicht sich weiter zu bewegen. Sie wusste, dass sie nicht einfach so hier stehen sollte, geschweige denn lauschen was Mercy mit Orwynn besprach. Aber was sollte sie tun, wenn sie sich nun irrte? Aber wenn sie die Gelegenheit nicht nutzte um zu zeigen das sie bereit war es wieder gut zu machen, wie lange würde sie dann keinen Auftrag mehr bekommen? Innerlich zerrissen stand sie da, an der Wand, im Versuch still zu atmen und in der hoffnung mitzukriegen worum es ging, bevor sie voreilige Schlüsse zog. Normalerweise würde sie sich freuen das Mercy mal wieder da war um mit ihr zu reden, zu erfahren was sie so erlebt hatte. Dazu kamen die beiden viel zu selten, doch diesmal war ihr Herz von Unsicherheit ergriffen, welche die Freude überschattete.
Orwynn Zerox war normalerweise kein Mann, der sich sonderlich um Stolz oder Ansehen, Reputation oder Prestige kümmerte. Er hatte seine Ziele, er hatte seine Methoden. Was andere davon hielten war dem Schwarzmagier recht egal. Doch ein kleines Projekt des von Forscherdrang getriebenen Magiers verlangte nun ebenjenes von ihm. Dass er sein Ansehen in der Schwarzen Gilde Royal Crusade ein wenig mehrte. In der traurigen Ödnis von Mördern, Wahnsinnigen und Verblendeten, die sich unter dem Banner Royal Crusades gesammelt hatten, gab es doch das ein oder andere versteckte Blümelein, das zu betrachten den Schwarzmagier reizte. Und um eben einer solch seltenen Blüte ein wenig näher zu kommen, galt es nun Maßnahmen zu ergreifen, einige seiner Finger um sich zu scharen und die Räder des Schicksals mit einigen delikaten Berührungen so anzustoßen, dass sie den Lauf der Dinge zu einem von Orwynn gewünschten Ergebnis bewegen würden. Einige Vorbereitungen waren bereits getroffen worden. Der zweite Schritt jedes Planes war, Informationen zu sammeln, diese waren vor wenigen Stunden an den Ränkeschmieder herangetragen worden. Nun galt es, sie gewinnbringend einzusetzen.
Hitze strömte von Mercy aus, sodass Orwynn es selbst einige Meter von ihr entfernt noch wahrnehmen konnte. Sie war eines der vielen Wesen, das der Schwarzmagier in seiner Neugierde geschaffen hatte. Ein Golem. Lebendiges Feuer. Seit nunmehr dreißig Jahren diente Mercian ihm nun, war nun eine seiner lang gedientesten Dienerinnen. Für den Schwarzmagier behielt die Golemkin üblicherweise ein Auge auf die chaotische Gilde Fairy Tail. Bei dieser Truppe konnte man nie zu gut wissen, was sie denn vor hatten. Und auch, wenn die vermutlich bekannteste Magiergilde Fiores weder ein Ziel von Orwynn war noch in der Vergangenheit seinen Plänen und Absichten nahe gekommen war, war es doch immer besser, mehr als weniger zu wissen. Doch Mercian hatte auch andere Aufgaben. Sie war gelegentlich Orwynns Leibwächterin und gelegentlich - wie auch heute - half sie dem Schwarzmagier in anderen Angelegenheiten. Erhebe dich, Mercian., sprach er zu dem künstlichen Lebewesen. Orwynn saß auf einem Thron, dessen Armlehnen und Rückenlehne mit den bleichen Schädeln Toter verziert und dessen Sitzfläche mit nachtschwarzem Samt bezogen war. Er war zwar kein König, doch hier in seinem Thronsaal kniete man dennoch vor ihm. Geisterhaft blau leuchtende, immer-brennende Fackeln warfen ihren Schein auf kreidebleiche Wände und Säulen, einen Schwarz-Weiß karierten Boden und einen großen, roten Teppich, der von einem breiten schwarzen Eichenportal bis vor den Thron den Schwarzmagiers führte. Neben Mercy und Orwynn war niemand im großen Saal. Erdrückende Leere hing in der Luft wie dicker Rauch in einem brennenden Gebäude. Ich habe einen Auftrag für dich. Seine Worte waren knapp und sachlich, monoton und emotionslos. Gefühle waren an einem Ort wie diesem hier fehl am Platz.
Bevor Orwynn seiner Dienerin ihre Aufgabe zukommen lassen konnte gab es jedoch noch etwas anderes, um das der Schwarzmagier sich zu kümmern hatte. Ein anderes Experiment seinerseits, das noch nicht ähnliche Früchte wie Mercian abwurf. Momo…, sprach der Magier. Seine Stimme wurde durch den großen Saal zur Nymphe getragen, die davor wartete. In Orwynns Anwesen geschah nichts, was dem Magier entgehen konnte - auch kein neugieriges Kind, das an der Türe lauschte. Wartete. Egal. Trit ein. Im Gegensatz zu Mercian wandelte Momo erst seit einer handvoll Jahre auf Earthland. Auch sie war ein Wesen, das seine Existenz einzig und alleine Orwynn zu verdanken hatte. Sie war eine Nymphe. Lebendiges Wasser. Seit einigen Wochen nun war Orwynn mit der “Erziehung” Momos soweit vorangeschritten, dass er das naive Ding auch alleine in die Welt hinaus schicken konnte. Doch bisher hatte die Nymphe sich nicht wirklich mit Ruhm bekleckert, was ihre vorweisbaren Erfolge anging. Doch Orwynn war ein geschäftiger Mann. Er hatte nicht die Zeit, sich tagein tagaus einer Kammerzofe gleich um das Balg zu kümmern. Sie war seine Schaffung, nicht sein Kind. Darum würde Mercian das heute tun. Sie würde Momo mitnehmen und Momo dafür sorgen, dass sie nicht vermasselte, was der Schwarzmagier erledigt haben musste. Ich habe auch für dich einen Auftrag.
2Der Boss hatte gesprochen. Unter ihren Knien spürte sie die Kühle des Bodens, die harten, eleganten Fließen, die das Licht ihres Körpers spiegelten wie das Licht der Kerzen, die sie zu Hause ausgestellt hatte. In dem Haus, dass sie von seinem Geld gekauft hatte. Es war nicht allzu groß, besaß nur drei Räume, doch sie hatte es sich gut eingerichtet. Das Haus hatte lediglich den Sinn, den Schein zu wahren. Sie hatte es in Grautönen eingerichtet, mit einem offenen Kamin. Oft brannte er nicht, verbrachte sie doch die meiste Zeit unterwegs auf Aufträgen. Mercy nahm alles Mögliche an, was es zu tun gab. Eine Nachricht überbringen. Den Partner überwachen, dem man vorwarf, fremd zu gehen. Eine Quests zu übernehmen. Einen Teil des Geldes wurde an Orwynn geschickt, doch den Rest zweigte sie für sich selbst an. Wie ein Drache hortete sie es. Es war nicht nur zum Spaß. Mercy mochte leuchtende Dinge. Sie mochte teure Juwelen, wie jener, der den Mantel vorne zusammenhielt. Im Feuerschein funkelte der Rubin wie frisches Blut, gefangen in der Form eines Sternes. Zudem wusste man nie, was das Leben bringen würde. Es war gut, eine gewisse Vorsorge zu haben. Obwohl sie dem Meister ergeben war, war auch er nicht unsterblich. Zumindest vermutete sie das. Im Gegensatz zu ihrem Geliebten würde er eines Tages untergehen. Und wenn sie diesen Tag erleben und nicht verhindern könnte, so wäre sie danach auch sich gestellt. Wobei Mercy nicht sicher war, ob sie nicht mit ihm zufallen würde. Ihr Geist war Teil von ihm, womöglich würde er mit seinem Vergehen ebenfalls sterben und sie dem Wahnsinn verfallen. Doch noch war der Tag fern und sie nur ein Werkzeug – in seinen Augen. Und so erhob sie sich bedächtig.
Mercy war ziemlich groß, selbst für einen männlichen Körper. Bewusst senkte sie das Kinn ein kleines Stück und verzichtete darauf, sich ganz aufrecht hinzustellen. Hier war Orwynn der Meister, nicht sie, und sie hatte sich entsprechend zu verhalten. Sie würde ihm keine Gefahr sein, indem sie sich aufspielte, als hätte sie mehr Macht über sich selbst, als er ihr zugestehen wollte. Demnach rührte ihr Gesicht sich kaum, als er den Grund ihres Kommens verriet. Sie hatte derlei bereits erwartet. Also nickte sie nur knapp. „Was benötigt Ihr?“ Sie würde abwarten, was er wollte, was er wusste. Und alles weitere wäre ihre Aufgabe. Herauszufinden, wo sich ihr Opfer befand oder den Ort zu erkunden, den er bereisen wollte – was es auch wäre. Mercy war sein, aber sie konnte auch denken. Sie mochte es, einen Plan zu haben und die Probleme zu kennen, die auf sie lauerten. Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als ihr Boss eines der neuen Experimente dazu rief. Momo war ihr nicht so bekannt wie Quentin oder Gin, aber sie kannte das Mädchen seit ihrer Erschaffung, auch wenn sie bisher sich nicht viel um sie gekümmert hatte. Mercy hatte ihre eigenen Sachen zu tun. Doch das schien sich ab heute zu ändern. Die Golem konnte sich gut anpassen. Sie hatte mit verschiedensten Personen eine Aufgabe erledigt, auch wenn sie es bevorzugte alleine zu arbeiten. Doch man widersprach Orwynn nicht. Also drehte sie sich nur um und wartete ab, dass die kleine Nymphe zu ihnen kommen würde.50 | 50
Obwohl Momo es besser wissen sollte, stand sie vor dem Saal. Wie ein Eichhörnchen an einer Nuss, nagte die Unsicherheit an ihrem Herzen. So fühlte es sich zumindest an. Sie wusste das sie noch nicht stark genug, fleissig genug, erfolgreich genug war um zu beweisen das sie in dieser Welt bestand hatte, das sie nützlich war. Sie hatte das Gefühl jeder in diesem Haus konnte das besser als sie ,einer der Gründe wieso sie zu den anderen aufsah, und das obwohl sie die anderen kaum kannte. Aber sie waren viel unterwegs manche sogar in Gilden, und Momo durfte all dies nicht. Noch nicht wie sie selber hoffte, woran sie auch jeden Tag Stück für Stück arbeitete. Das ihr ein kleiner Fehler passiert war durfte nicht das Ende bedeuten… die Finger ineinander verschränkt stand sie da und lauschte auch wenn sie wusste das die nicht gut war. ...einen Auftrag? Also doch, ob ich fragen sollte ob ich sie begleiten kann…ich muss doch etwas tun oder? dachte sie und verstrickte sich in ihre eigenen wirren Gedanken. Das sorgte für ein kräftiges Zusammenzucken ihrerseits als die Stimme von Orwynn durch den Saal zu ihr herüber getragen wurde. Ihre Augen weiteten sich etwas und schuldbewusst senkte sie den Kopf als sie der Aufforderung des Magiers folgte.
Sie trat durch das Eichenportal und hielt den Kopf gesenkt. Eins…zwei…drei…zählte sie die schwarz-weißen Kacheln,die neben den roten Teppich der ihren Weg markierten, den Boden zierten...vier ….fünf…sechs… Momo verlangsamte ihre Atmung, sich zwingend das gefühl in ihrem Herzen zu unterdrücken, welches sie gleichzeitig Antrieb…. sieben....acht…neun… die leise Angst die sie spürte war ihr nur allzu bekannt, ein Teil von ihr glaubte,dass dies normal war während ihr Körper leise Zeichen gab, dass es das nicht war... Doch die zeichen ihres Körpers schien sie seit Anfang an nicht zu beachten….zehn, elf, zwölf…
Sie spürte die Wärme die Mercy ausstrahlte neben sich, ohne den Blick zu heben verbeugte sie sich. Erst danach hob sie den Blick und das blaue leuchten der Fackeln spiegelte sich in ihren Augen wieder, es war fast als brenne da ein leises Feuer in ihren Augen, denn anstatt die Angst zu zeigen die in ihrem Herzen ruhte hatte sie einen entschlossenen Ausdruck in den Augen. Sie war stark genug…sie musste es einfach sein. Mit einem Hand drückte sie leicht ihrem einen Arm, unter den langen Ärmel war gut verborgen, das sie etwas wund waren von der letzten Prüfung ihrer Fähigkeiten. Der leise Schmerz den sie bei der Berührung spürte bestärkte sie in ihrem Entschluss. Wenn Orwynn ihr nun sagte das sie keinen Auftrag mehr kriegen könnte, würde sie darum kämpfen. Wenn es sein musste sogar mit Mercy, obwohl sie nichts gegen sie hatte und sie eher interessant war, war sie bereit alles zu tun was sie tun musste….sie wusste nicht viel vom leben, sie wusste nur, dass sie das was sie gewonnen hatte nicht wieder verlieren wollte. Doch die nächsten Worte lösten die Spannung die sich in Momo aufgebaut hatte, wie ein Knoten und sie atmete leise aus. ”Jawohl, ich bin jederzeit bereit!” sagte sie daraufhin und warf erst dann einen Seitenblick zu mercy und nickte leicht um sie nicht länger zu ignorieren. So neugierig und aufgeregt sie normalerweise wäre Mercy zu sehen, wurde dieses Gefühl zumindest vorerst und bisher gut in den Hintergrund gerückt. Wichtiger war um welche Art von Auftrag es gehen würde
Orwynn wartete und schwieg. Er würde nicht plauschen oder plaudern. Seine Worte waren Befehle an seine Ergebenen, nicht weniger und nicht mehr. Zumindest nicht bei diesen beiden Kreaturen. Er hatte sie erschaffen, sie hatten ihm zu gehorchen. Sicher, eines Tages mocht vielleicht der Tag kommen, da sie wie aufgebrachte Jugendliche gegen seine Herrschaft rebellieren würden, doch Orwynn nannte Mercian und Momo nicht umsonst seine Finger. Er hatte sie unter Kontrolle. Sie waren in seiner Hand. Als die Chaosnymphe sich neben die Golemkin gesellt hatte, erhob der Schwarzmagier die Stimme. Er sprach ohne große Mühe, dennoch trug die von Fackeln erleuchtete Luft seine Stimme mühelos an die Ohren und in den Kopf seiner beiden Untertanen. So, als würde er direkt in ihre Seele flüstern. Jemand muss sterben, Mercian., sprach er zuerst zum Golem. In den Augen Orwynns gab es Strukturen und Ränge. Die Welt baute darauf auf. Er stand über Mercian und Mercian würde heute über Momo stehen. So war es nicht nötig, dass der Schwarzmagier seine Worte direkt an die Nymphe wendete. Seinen ersten Satz hatte Orwynn mit einer Selbstverständlichkeit ausgesprochen, die dessen Inhalt stark kontrastierte. Mord gehörte für den Intriganten zum Tagesgeschäft.
Auf eine beiläufige Geste des Schwarzmagiers erstrahlte rotes Licht in einem der Schädel, die den Thron Orwynns säumten. Von unheiliger Magie animiert bildeten sich sechs lange, spindeldürre Arme aus dem bleichen Kopf. Orwynn hielt ein Stück Papier beiläufig an, der Schädel schnappte es sich zwischen die toten Zähne und krabbelte gleich einer Küchenschabe auf Mercian zu. Die Knochenbeine tippelten über den kalten Fliesenboden. Das Papier war eine Fotografie eines jungen Mannes. Er wird euch morgen Abend in Sequoia als Verbündete erwarten und euch einen Brief überreichen. Von seinem Tod darf es keine Zeugen geben. Euch darf dort niemand sehen. Orwynn blickte Mercian eindringlich an. Sie war zwar eine gute Dienerin, doch ihr Äußeres war für viele Aufgaben zu auffällig. Das war eine der Bürden, die der Schwarzmagier dem Golemkin aufgelegt hatte. Die Anweisungen waren simpel. Orwynn schloss Missverständnisse aus, indem er mit seinen Untertanen deutlich redete. Verstanden sie ihn doch falsch wurde ihnen eingeprügelt, sorgsamer zuzuhören, wenn er sprach. Seine Leiche darf keinen Rückschluss auf eure Magie geben. Sie soll jedoch gefunden werden. Bring mir den Brief Dass dessen Inhalt Mercian nicht zu interessieren hatte musste Orwynn nicht aussprechen. Briefe waren etwas für die Augen, für den Kopf. Nicht für die Finger. Der Schädel war indies, nachdem er Mercy die Fotografie überbracht hatte. wieder an seinen angestammten Platz zurückgekrochen. Das Licht aus seinem Inneren war wieder erloschen und nun deutete nichts mehr darauf hin, dass der Magier dem Schädel kurz zuvor das Leben geschenkt hatte. Das hatten Mercian und Momo hoffentlich verstanden. in Orwynns Augen waren sie nicht mehr als dieser Schädel. Mit einem Handwink hatte er sie in diese Welt gebracht, mit einem Handwink würde er sie wieder daraus entfernen, wenn sie ihm nicht mehr nützlich waren. Die Augen des Schwarzmagiers bewegten sich nur unmerklich, doch sein Blick lag nun schwer auf Momo. Sie hatte ihre letzte Mission ohne nennenswerte Erfolge beendet, das konnte der Magier nicht dulden. Er hatte keine Verwendung für ein schiefes Lot oder ein stumpfes Messer. Glücklicherweise war Momo noch weich wie heißen Eisen. Sie war noch formbar. Es würde nur einige Hammerschläge benötigen, um aus ihr ein nützliches Werkzeug zu machen. Du, Momo, wirst Mercian begleiten und von ihr lernen. Es war keine Bitte, kein Befehl, keine Aufforderung. Orwynn stellte Momo vor vollendete Tatsachen. Ihr wurde keine Wahl gelassen als diese zu akzeptieren. Ihren Worten hast du so lange wie den meinen zu folgen. Damit war auch die Rangordnung geklärt.
Orwynn hob die Hand und winkte die beiden von dannen. Er hatte ihnen genügend Informationen und Anweisungen auf den Weg mitgegeben, ein erfahrener Finger wie Mercian würde damit genug anfangen können. Die beiden hatten einen Ort, eine Zeit und ein Ziel, mehr musste der Magier sie nicht wissen lassen. Er erwartete von seinen Fingern, dass sie ihre Aufgaben selbstständig erfüllen konnten, das würde Mercian Momo hoffentlich näher bringen können. Noch während die beiden sich von Orwynn entfernten erhob der Schwarzmagier ein letztes Mal die Stimme. Mercian. Er sah die Nymphe an, während er mit dem Feuergolem redete. Ich möchte, dass Momo es tut. Kehrt hier her zurück, wenn ihr die Aufgabe erfüllt habt. Dass die beiden sich bei einem von Orwynns etwas permanenteren Dienern - einer dicklichen, untoten Dame namens “Dolly” - noch mit Reisegeld versorgen lassen durften, wusste Mercian sicherlich.
3Sie war so begeistert. So jung und doch so … so aufgeregt. So kam es der um einiges älteren Golem vor, als sie mit kühlem Lächeln Momo betrachtet. Die Nymphe hatte die Größe einer ausgewachsenen Frau, doch sie war noch ein Kind. Das Leben bei Orwynn war nicht einfach, es war fordernd und formend. Das Feuer ihres Meisters brannte kalt und dunkel, doch es war fähig Klingen zu formen, deren Schärfe tödlich war. Er hatte mit den beiden Frauen und Quentin Waffen geschaffen, die nun in seinen Händen ruhten, bereit zu verletzen, auf was oder wen er zielte. Dennoch hatte die Kleine noch viel zu lernen und Mercy würde es nie wagen, dagegen anzusprechen. Sie würde tun, was man ihr auftrug, wie es schon immer gewesen war. Also richtete sie ihren Blick zurück auf den Boss und wartete seinen Auftrag still und ruhig ab, die Hände locker an den Seiten, aufmerksam zuhörend. Ihre Miene rührte sich nicht, als er den Auftrag aussprach. Ein Mord war unbedeutend. Er war nur eine Sache, die sie zu erfüllen hatte. Ob es ihr Wesen war, Orwynns Erziehung oder die Tatsache, dass sie selbst nur indirekt lebte, sondern mehr existierte, war der Tod anderer für sie unbedeutend. In ihrer Wahrnehmung war es kein Ende, kein Verlust. Es kam auf den Nutzen an, den Profit, denn es bot. Und hierbei war es die Loyalität zu ihrem Erschaffer. Sie hörte ihm weiter zu und nickte dann knapp. „Gibt es einen Namen oder Gesicht?“, fragte sie. Einen Fremden zu finden könnte etwas schwer sein, wenn sie nur bis morgen Abend Zeit hätten. Mercy konnte langsam arbeiten, über Monate hinweg ein Ziel verfolgen, ohne dem müde zu werden. Aber wenn es nötig war, musste sie eben schnell handeln. Zudem gab es weit mehr als eine Möglichkeit jemanden umzubringen. Sie könnte ihn mit ihren Krallen zerfetzen und es nach einem wilden Tier, einem ausgerissenen Hund oder schlimmeres aussehen lassen. Oder ihn erwürgen. Oder mit einem Gegenstand erschlagen. Das würde ihre Aufgabe nicht groß behindern. Und zugleich konnte sie Momo in die Methoden des Todes einweisen.
Ein Klacken vom Boden her lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich. Mercy sah hinab und das Knochengebilde hielt ihr ein Blatt hin. Die Feuerfrau ging in die Knie, um es aufzuheben. Vorsichtig strich sie es glatt und betrachtete es eingehend. Helles, braunes Haar hing in glatten Strähnen auf die Schultern des Mannes, in der Mittel gescheitelt. Er trug Augenringe, schien diese aber mit etwas verdeckt zu haben. Sie beugte sich vor, um es genauer zu betrachten, die Stirn in tiefe Falten gelegt. Dann reichte sie es an Momo weiter. Orwynn begann derweil der Nymphe ihren Platz zuzuteilen und Mercy hörte ihm wieder zu. Viel betraf es sie nicht, da sie sowieso versucht hätte, die Jüngere zu leiten. „Wir sind zurück, sobald er vergangen ist.“ Die Golem verneigte sich respektvoll und wich dann leise zurück. Sie wollte sie gerade umdrehen, da rief Orwynn sie zurück. Mercy drehte den Kopf herum, um ihn anzusehen. Er erwiderte ihren Blick nicht, doch die Worten brachten beinah ihre kühle Miene ins Wanken. Sie atmete tief ein, um sich zu beruhigen, und nickte. „Verstanden.“ Damit drehte sie sich um und ging über die Fliesen, die unter ihren Stiefeln leise klackten zu der Wand zurück. Sie duckte sich durch den Eingang hindurch und tauchte am Gang wieder auf. Erst da erlaubte sie sich ein Zähneknirschen. Die Kleine sollte den Mann umbringen? Ohne Magie? Damit waren ihre Pläne auch für die Katz. Doch sie unterdrückte jeden Fluch und drehte sich stattdessen zu Momo um. „Wir werden den heutigen Tag nützen, um uns die Sachen anzusehen.“ Damit ging sie wieder los in Richtung des großen Speisesaals. „Du bist nicht stark. Du darfst deine Magie nicht verwenden. Was bleibt dir übrig? Wie kannst du es vollenden?“, richtete sie sich an Momo, um sie dazu zu animieren, mitzudenken. „Es geht erstmal nicht darum, wie du entkommst, sondern wie du es schaffst, dein Ziel durchzusetzen. Denn im besten Fall wird nie jemand sich gegen dich wehren, wenn du es effektiv genug anstellst. Und keiner wird dich dafür verdächtigen.“50 | 50
Mit den Augen fixierte Momo Orwynn, während die Flammen von Mercy neben ihr züngelten. Sie hatte Erfahrung und die Möglichkeit sich freier durch die Gegend zu bewegen als Momo, ja sie durfte ähnlich wie Gin Teil einer Gilde sein und dafür bewunderte sie die anderen. Ja sie war die Jüngste in den reihens Orwynns, aber sie hatte ebenso Fähigkeiten an denen sie stetig hart trainierte. Eines Tages würde sie reisen und vielleicht sogar einer Gilde beitreten. Dies war eine weitere Chance dazu.
Jemand muss sterben… wiederholte Momo in Gedanken. Ein Schauer durchfuhr ihren Körper als sie die Worte in sich aufnahm. Niemals zuvor hatte Orwynn ihr so eine Aufgabe gegeben, oder handelte es sich dabei um den Auftrag von mercy und sie bekam einen anderen? Angespannt verschränkte Momo die Finger ineinander während sie ihren Blick auf Orwynn hielt. Dieser gab klare Anweisungen zum Auftrag und Momo folgte dem Schädel mit den Augen als dieser aufstand und zu Mercy herüber gekrochen kam, immer wieder faszinierte sie die Magie anderer und erst als der Schädel ankam drehte sie den Kopf wieder zu Orwynn. Noch hatte er nichts zu ihrem Auftrag oder ihrer Aufgabe gesagt, würde sie Mercy begleiten dürfen? Sein Blick legte sich auf sie, was sie dazu bewegte sich nochmal gerade aufzurichten. Sie sollte Mercy begleiten, sie verstand. Also wollte Orwynn ihr zeigen wie Mercy einen Auftrag ausführte, damit sie lernte und es das nächste mal besser machen konnte. Momo zeigte keine Angst, keine Sorge und kein Unwille. Sie nickte nur, um zu zeigen das sie Orwynns Worte zur Kenntnis genommen hatte. Vielleicht würde das ja richtig lustig werden, sie durfte noch nie mit Mercy zusammen auf einen Auftrag gehen. Als Momo sich umdrehte und Seite an Seite mit Mercian den Saal verlassen wollte hielt sie inne als sie Orwynns Worte hörte. Der Satz von Orwynn hallte in ihr wieder und im Vergleich zu Mercy konnte sie ihre Überraschung im Gesicht nicht verbergen. Sie sollte es tun? Sie sollte diesen Auftrag, den Mord auführen? Aber sie hatte so etwas doch noch nie getan? Doch sie machte sich keine Sorgen um ein moralisches Dilemma, nein, denn ein Auftrag war ein Auftrag und es wurde alles dafür getan einen Auftrag erfolgreich durchzuführen. Eher waren es die Schwierigkeiten wie ein Mord genau durchgeführt wurde, denn Momo hatte damit keinerlei Erfahrungen. Doch sie musste sich was einfallen lassen, denn enttäuschen wollte sie Orwynn nicht.
Als Mercian und Momo den Saal verließen, klackerten Mercys Schuhe im Takt in dem ihr Herz schlug. Die ersten Worte von dem Feuergolem nahm sie zuerst gar nicht war, weil es in ihrem Kopf bereits arbeitete, wie konnte sie das schaffen? Erst als Mercy wieder loslief zuckte sie leicht und nickte um kurze Zeit später hinter dem Golem her zu eilen. ”Aber wir dürfen unsere Magie verwenden, wir dürfen nur keine Rückschlüsse darauf finden lassen.” murmelte sie kleinlaut und starrte Mercian dann mit großen Augen an, sie hatte ihr gerade Widersprochen also nahm sie einen Atemzug und korrigierte sich sofort. ”Verzeiht, keine Magie verstanden!” und sah zu Boden während sie überlegte. Keine Magie, dabei war das doch genau dies was sie konnte. Stetig und stetig trainierte sie ihre magischen Fähigkeiten, was sollte sie denn nun ohne ihre Magie tun? Sie war verunsichert und zögerlich, doch sie überspielte dies und hob wenig später wieder den Blick. ”Menschen haben Schwachpunkte. Anatomisch gibt es anfällige Stellen. Der Ort muss unaufällig genug sein es ungesehen zu vollenden, aber nah genug an dem Ort wo die Leiche später gefunden werden soll.” gab sie ihre Gedanken Preis ”Menschen können unter Wasser nicht atmen und Feuer nicht ertragen, wenn man einen Brand legt…oder ihn…aber das ist alles mit Magie” dachte sie ehe sie weiter sprach ”Es muss schnell gehen, also effektiv sein. Wenn es ohne Magie sein soll, dann geht es nur mit…mit Waffen. Oder man konstruiert einen Unfall jedoch könnte das Unbeteiligte treffen, die nicht Teil des Auftrags sind. ” sie überlegte ein weiteres mal kurz und murmelte dann ”Effektiv und schnell, dann also. Verzeiht ich bin gleich zurück” sagte sie und verschwand noch bevor sie den Speisesaal erreichten. Sie rannte regelrecht durch die Hallen zur Bibliothek wo sie gekonnt die Reihen ablief. Sie suchte also ein Buch. Anatomie - der menschliche Körper. Sie zog das Buch aus dem Regal und kehrte damit zum Speisesaal zurück. Schon auf dem Weg dahin hatte sie es aufgeschlagen und suchte nach empfindlichen Stellen des menschlichen Körpers. Als sie den Speisesaal betrat indem Mercian sicher schon auf sie wartete sagte sie ”Kehle und Hals sind anfällige Stellen des Körpers” und während sie dies sagte rannte sie einen der Stühle halb um und stolperte zurück. Mit dem Fuß richtete sie jenen schnell wieder und legte das Buch dann aufgeschlagen vor Mercy ab. ”Seht ihr, genau dort” sie deutete mit dem Finger auf eine der Abbildungen im Buch.
Es war das totale Chaos im Kopf von Momo, weil sie versuchte alles abzurufen was sie wusste und viele Informationen durcheinander wirbelten. Dabei war ihr Wille das ganze zu schaffen groß und ihre Gedanken von der Richtung her vielleicht auch gar nicht so falsch, sie mussten nur geordnet werden. Und auch wenn ihre Stille neutral und wie immer klang, man merkte ihr ihre Unerfahrenheit in dem Bereich sicher an, zumindest wenn man wie Mercy darin schon eine gewisse Erfahrung hatte. Ob sie sich wünschte den Auftrag ohne Momo durchführen zu können?
4Mercy zog die Augenbrauen hoch und blickte auf die Kleine hinab. Sie hatte etwas, dass die Golem selbst nie gehabt hatte: Feuer. Obwohl ihr Körper brannte, hatte ihr Inneres, ihr Wille nie so hell geleuchtet. Auf gewisse Art war sie eifersüchtig. Sie beneidete diese darum. Ihr waren die Gefühle des Mädchens aufgefallen. Sie waren so … real. Orwynn gefiel so etwas nie. Er mochte keine Widerworte, doch Momos Willen war noch nicht gebrochen. Und selbst wenn er eines Tages, wenn sie so alt werden würde wie die Größere, nicht mehr so sein würde wie jetzt, ein Rest wäre da. Eine leere Hülle. Doch Mercy hatte das nicht. Sie hatte keine leere Hülle, sie hatte absolut nichts. Es zwickte in ihr, dass sie das nicht ändern konnte. Nicht darum kämpfe konnte, denn da war nichts, um dass sie hätte kämpfen können. Dafür konnte sie das, was sie hatte, wie einen Regenwurm ohne Knochen, so zurechtbiegen wie sie das wollte. Und das fehlte Momo.
Mercy schwieg, bis sie um das erste Eck gebogen waren. Sie verlangsamte ihre Schritte, um dem Mädchen die Chance zu geben, einfacher Schritt zu halten. „Wir dürfen es. Doch das Risiko bei etwas erwischt zu werden ist stets größer, wenn man es macht.“ Die Golem hielt inne und ging in die Hocke, um besser auf einer Augenhöhe zu sein. Sie richtete die roten, kleinen Augen auf Momo. „Es ist wichtig, dass du verstehst, was du tust. Ansonsten zieht die Schlinge sich immer weiter um deinen Hals zu wie Haie, die einen Fischscharm umkreisen, bis sie sich haben. Wenn du etwas nicht verstehst oder nicht tun möchtest, dann sprich es mir gegenüber aus. Du musst genau wissen, was du tust. Und ich muss es ebenfalls wissen, verstanden?“ Sie sprach leise, aber eindringlich. Wenn Momo etwas unvorhergesehenes tat, so würde das ihren Plan zerstören. Und jeder Fehler würde auf sie zurücklaufen. Doch sie schmierte das der Kleinen nicht unter die Nase. Wenn sie schlau war, wusste sie, dass dieser Auftrag sehr wichtig war, für sie beide. „Du musst nur wissen, wem du widersprichst, und wo." Sie legte ihre großen Hände auf die Schultern der Nymphe, um ihre Worte zu verdeutlichen und verharrte so einen Moment lang. Dann erhob sie sich, um ihr mit einer Handbewegung zu bedeuten, ihr zu folgen.
Mercy steuerte auf den Speisesaal zu. Neben ihr begann Momo von Schwachpunkten zu faseln, was sie still über sich ergehen ließ. Kurz vor dem Saal verschwand die Kleine kurz und die Golem trat in die große Halle. Auch hier war der Boden in schwarz und weiß ausgelegt. Unbenützte Stühle standen um die nicht gedeckte Tafel aus schwarzem Marmor. Sie ging nicht darauf zu, sondern setzte sich im Schneidersitz auf den Boden, wo sie darauf wartete, dass das Mädchen mit einem Buch zurückkehrte. Ihre Oberlippe zuckte amüsiert und die grinste auf das Buch hinab. Mercy kannte es gut. Sie hatte es oft genug gelesen. „Der Mann wird vermutlich größer sein als du. Das heißt, du müsstest deinen Arm etwas höher heben, um ihn zu gut treffen.“ Mercy klappte das Buch zu und stand auf. Sie legte den Mantel ab, sodass nur noch der kunstvoll verzierte Lederschurtz übrig blieb. Sie stellte sich Momo gegenüber. „Stell dir vor, sein Hals ist auf dieser Höhe, kommst du dort gut hin?“ Sie deutete auf ihre Brust. „Wenn du ihn richtig triffst, wirst du Schaden anrichten können. Aber du wirst ihn damit nicht umbringen, es sei denn, du bist sehr stark. Aber es kann effektiv sein, um ihn kampfunfähig zu machen wie ein Seil um seine Hände. Allerdings darf er nicht gesehen oder gehört werden. Das bedeutet, er muss direkt schweigen.“ Die Golem hob das Kinn und ließ die Arme locker an den Seiten hängen. Sie ging ein Stück in die Knie, um ihre Größe zu verringern. „Was würdest du versuchen, wenn ich unser Ziel wäre?“, forderte sie Momo auf, sie anzugreifen.
Nun wo sie einen gemeinsamen Auftrag erhalten hatten und die Rollen ganz klar verteilt waren, kam ihr Mercy wie eine Richterin vor. Ein Urteil von ihr fiel nun fast genauso stark ins Gewicht wie ein Urteil von Orwynn. Die Wärme die Mercy ausstrahlte war hing wie eine Flamme über ihr, die jeden Moment auf sie herab sausen konnte. Auch deshalb raste es in Momos Kopf im versuch einen Ansatzpunkt zu finden, ihre Energie in eine Bahn zu leiten die dieser Mission zu Erfolg verhelfen würde. Das sie Mercy wiedersprach war das erste was sie lieber wieder rückgängig gemacht hätte, Mercy stand über ihr, was sie sagte wurde getan…verdammt das ganze hatte sie doch gelernt. Als der Golem sich zu ihr runter begab und sie ansah hob sie den Blick tapfer. Während der eindringlich gewählten Worte drückte Momo wieder nervös ihren eigenen Arm. Eine Erinnerung daran, dass sie hier nicht versagen durfte. Ein leichter Schauer durchfuhr ihren Körper und sie nickte. ”Verstanden!” bestätigte sie die Aussage von Mercy und spürte die Hände auf ihren Schultern. Sie fühlten sich schwer an wie Gewichte die ihre wild sprudelnden Gedanken immer tiefer hinab zu ziehen schienen, an einen Ort wo sich Ratlosigkeit befand. Doch die Nymphe weigerte sich, sie weigerte sich zuzugeben, dass sie keine Ahnung hatte wie sie das ganze angehen sollte. Orwynn hatte sie doch vorbereitet was wäre all dies wert gewesen wenn sie nun hier aufgab bevor es begonnen hatte. Sie musste einen Weg finden, eine Lösung, einen Plan. ”Das wird nicht wieder passieren” sagte sie also und versuchte ihre Gedanken zu sortieren. Doch es kam nichts klares dabei raus und als sie in die Bibliothek verschwand um den Anhaltspunkt der Schwachstellen zu verfolgen war sie selbst hin und her gerissen. Aber Schwachstellen finden, das war doch ein guter Ansatz, oder nicht?
Sie kehrte mit dem Buch zurück und legte es vor Mercy ab, ihre Augen sahen sie hoffnungsvoll an, sie brauchten einen Ansatzpunkt, hatte sie einen gefunden? Doch nach einem einfachen Satz wurde das Buch zugeklappt und zur Seite gelegt. Sie saugte die Informationen die Mercy mit ihr teilte auf wie ein Schwamm während sie versuchte ihr Inneres zu beruhigen. Ich soll sie angreifen? Momo blinzelte und sah sich nervös im raum um ...ohne Magie wahrscheinlich… Einen Moment kam Panik in ihr auf ehe Momo die Augen schloss Fokussier dich, denk nach
Einige tiefe Atemzüge folgten und als sie die Augen wieder öffnete sahen sie Mercy entschlossen an. Mercy hatte ihr eine direkte Aufgabe gestellt, eine Art Herausforderung, damit konnte sie arbeiten. ”Das ist schwer zu vergleichen, ihr seit ein Golem…Feuergolem um genau zu sein” begann sie und lief dabei einige Schritte auf Mercy zu schien sie näher zu betrachten ”Wasser ist vermutlich etwas womit man euch gut schaden könnte.” sie machte einen kleinen Bogen zurück, so als könnte sie während ihrer Gedanken nicht still stehen. Nichts in ihren Bewegungen jedoch wirkte wie das Vorhaben anzugreifen, das was Mercy jedoch vermutlich gemeint hatte. ”Demnach würde ich versuchen euch zu ertränken, ein Unfall inszenieren” Sie sah einen Moment zu Mercy und änderte erneut die Richtung nun wieder auf sie zugehend, auch wenn sie eher seitlich an ihr vorbei lief. ”Müsste ich euch jedoch dabei direkt angreifen…du bist um einiges größer, dadurch schwer erreichbar” ihre Worte wählte sie ruhig und bedacht, ganz anders als noch vor einigen Minuten. ...also Nach diesen Worten konzentrierte Momo ihr Mana in ihre Füße und legte quasi ungesehen einen Wasserfilm unter jene, ihre natürliche Verbindung zur Magie sorgte dafür das sie die Magie wie ein natürlicher Teil ihrer selbst spürte, da bedurfte es keine großen Worte den Zauber zu wirken. Ja sie durfte keinen zauber nutzen um Mercy anzugreifen, aber dafür war dieser Zauber auch nicht da. Nein stattdessen nutzte sie ihn um hinter Mercy auf die Tische zu rutschen und sie setzte leicht schräg an um mit einem Sprung auf dem Stuhl und dann auf den Tisch zu kommen. Dort beugte sie sich während des schlitterns nach unten um den abgelegten Mantel von Mercy zu greifen, dann stemmte sie den Haken in den tisch und wechselte abrupt die Richtung. Ein weiteren Sprung später flog sie auf den Golem zu, durch die erhöhte Position und das Zu Hilfe nehmen des Tisches auch in einer ganz guten Höhe. Das Gerede am Anfang, das alles…ja das alles gehörte zu der kleinen Idee die sie sich überlegt hatte. Sie hatte die Hoffnung dass Mercy sich drehte um sie im Blick zu behalten. Dann hieß es nur das sie schnell genug sein musste, da sie nun wieder von der anderen Seite auf sie gesprungen kam. Mercy hat selbst gesagt die Person darf nicht schreien diesen Gedanken hielt sie fest während sie im Sprung rief ”...muss ich überraschend angreifen” Um das zu erreichen was sie vorhatte und zwar mithilfe des Mantels dafür zu sorgen das Mercy zumindest nicht schreien konnte musste sie jedoch schnell genug sein. Sie wusste dass sie von der Stärke sicher nicht mithalten konnte, also musste sie sich behelfen… und was anderes hatte sich in diesem Moment nicht in ihrer Reichweite befunden. Ob sie tatsächlich auf Mercy landen würde und das was sie vorhatte auch nur ansatzweise umsetzen können hing jedoch auch von ihrem Gegenüber ab. Vielleicht hatte sie das ganze ja längst durchschauen und wartete förmlich darauf angesprungen zu werden, vielleicht trat sie zur Seite und Momo landete unsanft auf dem Boden…vielleicht aber auch schaffte Momo das ganze, nur was dann? Mit bloßen Händen konnte sie nichts ausrichten, oder? Doch bei diesem Gedanken war sie noch nicht, denn erstmal galt es Mercy nun überhaupt zu treffen, zumindest war es das worauf sie sich fokussierte. Auch wenn ihr schon während sie sprang bewusst wurde, das sie einen konkreten Plan brauchen würde. Denn ja diese Idee war kreativ und dennoch hatte Momo im Grunde nicht wirklich eine Ahnung davon was sie hier tat, sie versuchte einfach krampfhaft Anforderungen zu erfüllen, von denen sie noch nicht einmal genau wusste welche Anforderungen Mercy gerade genau an sie stellte. Das konnte ja noch was werden.
Slippy Feet TYP: Elementarmagie ELEMENT: Wasser KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro 5 Minuten MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Geschicklichkeit Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem einfachen Zauber konzentriert der Anwender sein Mana an der Unterseite seiner Füße und wandelt es dann in Wasser um. So entsteht ein dünner, glitschiger Film, auf dem man stets rutschen kann. So kann man mit etwas Kreativität und Geschick viele außergewöhnliche Bewegungen vollführen.
sprechen | denken
It’s dangerous to wish... Dangerous to even have that thought
But I would love to know is it dangerous to dream?
Zuletzt von Momo am Fr 18 Feb 2022 - 17:35 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
5In der Realität wäre Momo bereits tot. Mit jedem Wort, mit jeder Sekunde die verstrich, während das Mädchen nachdachte, hätte der Feind sich auf sie gestürzt. Doch hier stand Mercy nur still da und behielt sie im Auge. Um später schnell denken zu können und dabei die richte Entscheidung zu treffen, mussten sie alles langsam angehen. Natürlich saß ihnen die Zeit im Nacken, doch sie würden hier versuchen was ginge und sich um die Realität später kümmern. Die Golem war zwar der Meinung, dass der Kampf der beste war, der überhaupt gar nicht erst gekämpft wurde, doch das Leben spielt nicht nach ihren Regeln. Sie musste sich dem anpassen, was man ihr vorsetzte und für die nächsten Stunden würde dies Momo sein. Also ließ sie der Nymphe Zeit, nachzudenken. Und sie zu betrachten. Die muskulösen Arme locker an den Seiten hängend ließ sie sich begutachten. Kurz grinste sie, beim ersten Vorschlag, sie zu ertränken, doch sie schwieg dazu. Noch sollte Momo lernen, ihren eigenen Kopf anzustrengen. Mercy hatte es auf die harte Tour gelernt, als sie immer mehr das Anwesen verlassen hatte – kaum älter als Momo jetzt. Hier ging es nach Orwynns Willen und auch ansonsten achtete sie darauf, nicht zu viel zu widersprechen, niemanden zu verärgern. Dennoch war sie oft auf sich gestellt gewesen und hatte lernen müssen, selbst zu entscheiden, was die beste Wahl war. Das war es, was sie von der Kleinen wollte. Es ging nicht darum, dass die Golem einen guten oder effektiven Angriff erwartete, sondern dass sie die andere dazu brachte, nachzudenken und sich mit einer für sie schwer lösbaren Situation zu beschäftigen.
Momo rutschte auf dem glatten Boden los hinter sie. Sie war schneller als die Golem, die sich nur halb umdrehen konnte, um ihr zumindest weniger Angriffsfläche zu bieten. Als kein Angriff kam, drehte sie sich ein Stück weiter um. Momo stand auf dem Tisch mit ihrem Mantel in den Händen. Und dann segelte die Nymphe auf sie zu Mercy schaffte es gerade noch, ihren Arm auszubreiten, bevor die Kleinere gegen ihren Oberkörper prallte. Mercy schloss die Arme um den schmaleren Körper und hielt Momo so fest. „Guter Versuch“, brummte die Golem am Ohr der anderen. „Mit einem Messer in der Hand hättest du mich jetzt.“ Sie grinste auf die Jüngere hinab, ohne sie loszulassen. „Mit Wasser könntest du mir tatsächlich Schaden zufügen. Das war ein guter Ansatz, zu erkunden, was meine Stärken und Schwächen sind. Merke dir das als Regel eins: Weiß so viel wie möglich über deinen Gegner.“ Sie drückte etwas fester zu. „Aber wisse auch deine Stärken und Schwächen und wie du sie einsetzen kannst. Überschätze dich nicht.“ Mercy ließ Momo abrupt los und trat einen großen Schritt zurück. Sie fixierte die Kleine und trat dann kurzerhand in Richtung ihres Oberkörpers. Zeit für Lektion zwei.
Momo nahm sich Zeit, Zeit zum überlegen und zum nachdenken, denn dies hier war keine echte Kampfsituation. Außerdem musste sie überlegen wie sie vorgeht, ohne ihre Magie war sie verloren. Sie fühlte sich wie ein Fisch an Land, der schnell zurück ins Wasser finden musste. Doch die Aufforderung von der Gloemdame hatte sie dazu gezwungen sich zu fokussieren, was bei dem wirbelnden Gedanken schonmal ein guter erster Schritt war. Deswegen rutschte sie um Mercy herum und flog wenig später auf sie zu. Den Mantel in den Händen wollte sie jener die Sicht nehmen, doch bevor sie ankam prallte sie gegen den einen Arm den sie austreckte. Der Mantel rutschte Momo aus den Händen, segelte an dem Kopf von Mercian vorbei. Gut das hatte nun nicht so geklappt wie gedacht und im Griff von Mercy schwebend hörte sie ihre Worte nah an ihrem Ohr. ...mit einem Messer… eine Waffe…aber ich hatte doch noch nie eine in der Hand schoss es ihr durch den den Kopf. Sie blickte nach oben und nickte leicht. Wissen war Stärke, ein weiterer Grund wieso sie gerne reisen würde, so erfährt man so viel mehr als nur aus Büchern. Als Mercy jedoch dann etwas zu drückte entwich Momo ungewollt etwas Luft aus der Lunge und ihre Augen weiteten sich etwas, denn nur wenige Worte später wurde sie losgelassen und segelte zu Boden. Im Versuch sicher zu landen sah sie zu Boden und als sie den Blick hob kam das Bein von Mercy auf sie zu. Kaum zeit zu reagieren und um ihren körper so gut es ging zu schützten riss Momo in letzter Sekunde die Arme hoch, kreuzte sie vor ihrem Körper um einen direkten Treffer etwas abzufangen. Sie wurde getroffen und durch den Zauber der noch auf ihren Füßen lag schleuderte sie der tritt nach hinten. Leicht geduckt rutschte sie durch den langen Raum und erst als sie die Wand hinter sich erreichte stoppte sie. Mit einem leisen ”Uff.” löste sie den Zauber auf ihren Füßen und suchte den Blick von Mercy. Der Tritt war ordentlich spürbar gewesen, nur im Aushalten hatte sie Erfahrung. Mehr als im Angreifen ohne Magie, weshalb sie Mercy nur an blickte. Ihre Arme hatten ohnehin schon weh getan, da machte dies nun keinen Unterschied auch wenn sie den Tritt natürlich deutlich gespürt hatte. Jedoch galt auch hier: keine Schwäche zeigen, nur weil etwas weh tat musste man es nicht gleich zeigen. Zumindest war dies eines der Dinge die sie für sich herausgenommen hat. Denn je weniger man dies zeigte desto stärker wirkte man. ”Ich muss ehrlich sein angegriffen zu werden ist nicht das Problem, nur ich… also ein Messer, eine Waffe hatte ich noch nie in der Hand. Wir haben uns auf meine Magie fokussiert, mein Durchhaltevermögen gestärkt. Jedoch mit eurer Stärke kann ich nicht mithalten.” sagte sie dann nach einem Moment den sie zum durchatmen brauchte. Ihr war schmerzlich bewusst, dass sie rein körperlich nicht mit ihrem gegenüber mithalten konnte.
Sie betrachtete die Golemkin während ihrer Worte genau, nicht das ein weiterer Angriff folgen würde. ”Die besten Chancen habe wir wohl, durch eure Erfahrung und Stärke…” murmelte sie dann weiter ”Niemand hat gesagt das ihr unser Ziel nicht zum Beispiel festhalten könntet” ein weiterer Gedanke, ganz am Anfang hatte sie ganz außer Acht gelassen dass Mercy gemeinsam mit ihr den Auftrag bekommen hatte. Ja, sie sollte es tun, aber das hieß nicht, dass sie nicht nutzen konnte was ihr gegeben worden war. Sie hatte zwar ihre Magie nicht zur Verfügung, aber sie konnte auf Hilfe von Mercy zählen. Oder hatte jene vor Momo wirklich alles alleine machen zu lassen? Um genau das zu erfahren betrachtete sie Mercy während in ihr langsam ein Zustand einkehrte indem man auch sinnvoll einen Mord planen konnte. Noch konnten sie nicht viel über jenen mann erfahren der ihr Ziel darstellen, aber Schritt 2 konnte man gut beleuchten, genau das versuchte Momo zu tun, indem sie ehrlich war. Sie versuchte jedes Wort alles was Mercy ihr sagte in sich aufzunehmen, zu verstehen und daraus Stück für Stück zusammen zu setzen wie man so eine Mission am besten anging. Denn es musste einen Grund geben wieso Orwynn ihn ihr jetzt auftrug und sie wollte auf keinen Fall eine Enttäuschung sein. Weder gegenüber ihm noch gegenüber Mercy.
6Für gewöhnlich dachte Mercy über ihre nächsten Schritte viel nach. Sie war ein Buch voll Wissen und versuchte dieses auch stetig zu erweitern. Doch sie versuchte dies immer vor der Ausführung zu tun und nicht unterdessen. Es lenkte ab, im Kampf zu viel zu denken, anstatt sich auf die Bewegungen des Gegners zu konzentrieren. Dies kam natürlich mit der Übung, bis der Körper instinktiv wusste, was er tun müsste. Wie er zu reagieren hatte, wenn ein Fuß auf einen zuschnellte. Momo war noch unerfahren. Sie dachte viel und laut nach, etwas, dass der Golem grundsätzlich gefiel, dass sie so einfacher den Gedankengängen der Kleinen folgen hatte. Sie war noch nicht stolz auf sie, Mercy war eine ehrgeizige Frau mit hohen Erwartungen an sich selbst und an jene, die unter ihr standen. Sie war streng, ohne Zweifel, aber zugleich sah sie auch der Realität ins Auge, dass die Nymphe einfach nicht stark oder gut genug war, etwas gegen sie zu unternehmen, wenn man sie von dem abschnitt, was sie am besten konnte. Orywnns Training war bei Mercy mehr körperlicher Natur gewesen, denn dafür war sie erschaffen worden. Doch sie wusste, dass der Boss gerne verschiedene Dinge ausprobierte, und damit auch experimentierte. Momo hatte scheinbar kein Kampftraining erhalten und nun lag es an der Golem, sie bestmöglich vorzubereiten. Sie freute sich nicht darauf, doch sie verstand die Beweggründe ihres Meisters und entsprechend würde sie danach handeln. Ihre eigenen Gefühle und Wünsche waren hierbei unwichtig.
Momos Arme fingen den Tritt etwas ab, dennoch wurde die Jüngere nach hinten geschleudert. „Zu langsam.“ Es war kein Vorwurf in ihrer Stimme, nur eine kühle Tatsache. Immerhin jammerte sie nicht, etwas, dass sie wohl Orwynn zuschreiben konnte. Das war gut. Stille war gut. Anstatt erneut anzugreifen hielt Mercy nun inne und fixierte die Nymphe nur durchdringendem Blick. Diese bestätigte nun ihre Vermutung. Sie nickte knapp, als Momo weitersprach und sich ihre roten Knopfaugen verengten. Das waren gefährliche Worte, die die Kleine da von sich gab … Mercy bückte sich kurzerhand um den Mantel und das Buch aufzuheben, warf sich ersteres über die Schulter und klemmte sich das zweite unter den Arm. „Komme mit“, forderte sie die Blonde auf und drehte sich um in der festen Erwartung, dass ihrem Befehl auch folge geleistet werden würde. Die Golem durchquerte den Raum und trat zurück auf den Gang. Ohne ein weiteres Wort der Erklärung durchquerte sie Gänge und Flure des großen Anwesens, bis sie ein weiteres Mal vor verschlossenen Türen stand. Mercy öffnete diese und hielt inne, um Momo vorzulassen. Dann trat sie ein und laut fiel die Türe hinter ihrem Rückens ins Schloss. „Ich werde mich so wenig wie möglich daran beteiligen. Ich werde aufpassen wie ein Wachhund, doch es wird soweit es geht deine Aufgabe sein. Jeder näherer Kontakt von mir und dem Ziel wird ausbleiben“, stellte sie für Momo klar, hoffentlich so, dass sie diese auch verstand und nicht erneut mich solchen Ideen im Graubereich von Orywnns Anweisung um die Ecke kommen würde. „Du bist nicht stark. Du wirst ein Hilfsmittel benötigen, wenn wir es ohne Magie versuchen.“ Mercy drehte sich zu den hohen Wänden um, die voller Regalen waren, die bis oben hin und diversen Waffen gefüllt waren. Die Sammlung ihres Bosses. „Wähle aus, was dir gefällt.“ Damit trat sie zurück und verschränkte die muskulösen Arme vor der Brust. Gespannt, für was die kleine Nymphe sich entscheiden würde, wartete sie ab.
Momo dachte viel nach, immer und stetig. Natürlich fehlte ihr da die Reaktionsgeschwindigkeit im Kampf. Orwynn hatte sie nicht zum Kampf ausgebildet, nicht zum körperlichen Kampf zumindest. Sie war eine magisches Wesen was er dementsprechend erforscht hatte. Sie wusste wie sie mit ihrer Magie umgehen konnte und wie sie Schmerzen aushielt. Und trotz dieser offensichtlichen Schwäche versuchte sie für all dies eine Lösung zu finden. Nur sie schien nie das zu treffen was Mercy wirklich von ihr erwartete. Dabei wollte sie es doch so sehr, sie war Feuer und Flamme dafür sich in dieser Aufgabe zu beweisen, doch es war als rannte sie stetig gegen eine Mauer die sich unüberwindbar vor ihr auftat.
Der Tritt der sie traf und zurückgeschleudert hatte wurde von Mercy knapp kommentiert. Sie nickte nur leicht, nahm die Worte zur Kenntnis. Sie musste schneller reagieren, das hatte sie verstanden. Jedoch reagierte die Golemfrau nicht direkt auf den Gedanken den Momo nun äußerte. In ihrer Vorstellung war das ein Weg ihre Schwäche auszugleichen, Orwynn hatte nie erwähnt das Mercy nicht helfen konnte. Also war das doch eine gute Idee, oder nicht? Doch statt direkt zu antworten nahm Mercy ihren Mantel und das Buch und verließ den Speisesaal. Momo folgte Mercy ohne Nachfragen zu stellen. Sie stand über ihr also folgte sie ihren Worten. Sie liefen die Gänge entlang und vor einer Tür hielten sie inne. Momo war noch nie in diesem Bereich des Anwesens gewesen. Sie betrat den Raum und als die Tür laut hinter ihnen zu fiel erreichten eindringliche Worte von Mercy ihr Ohr. Ein weiteres mal wurde ihre Gedanke, ihre Idee abgeschmettert. Jede Idee die sie hatte wurde von Mercy abgelehnt, regelrecht verbrannt. Eine Mischung aus Unsicherheit und Wut machte sich in ihr breit. Verstand Mercy denn nicht das sie hier versuchte ihre Schwächen auszugleichen? das sie nicht wusste wie sie das sonst angehen sollte? Wieso schmetterte sie alles ab? Nichts, nichts was sie einwarf schien gut genug zu sein. Aber wie nur sollte sie dann den sonst schaffen. In ihrer Frustration ballte sie ihre Hand zu einer Faust zusammen. Einen Moment schwieg sie eisern, ehe sie ohne Mercy anzublicken ”Ich habe verstanden.” sagte, die leise verzweifelte Wut in sich hinunterschluckend nahm sie die Aussage von Mercy hin. Was blieb ihr anderes übrig, das was sie sagte wurde getan, so hatte es Orwynn aufgetragen. Ihr Blick streifte nun die Regale entlang die sich vor ihr auftaten und auf die Aufforderung sagte sie nur ”In Ordnung” Sie versuchte die verkrampfte Hand zu entspannen und fuhr stattdessen mit den Fingen am Regal entlang als sie rastlos in jenes hinein blickte.
Ihr Blick fuhr über verschiedene Waffen, alles größere wäre vermutlich zu auffällig, also fielen die Waffen mit den langen Sangen schon mal weg. Ebenso die Bögen die sich von einer gewissen Entfernung sicher gut machten, aber so? Worauf musste man noch achten? Momo hielt bei einem regal mit verschiedenen Messern inne. War so etwas nicht das woran man zuerst dachte? Momo griff nach einem das breiter und höher als die anderen schien und drehte es einmal um es zu begutachten, es war kein einfacher Dolch, nein stattdessen ließ er sich öffnen wie eine Art Fächer ragen mehrere Klingen im Halbkreis aufgeklappt nun hervor und Momo sah jenen Kampfächer fasziniert an. ...so etwas gibt es? dachte sie bei sich und starrte tatsächlich einige Sekunden länger auf die Waffe, ehe ihr Blick wieder seitlich zu Mercy wanderte. Die Euphorie über die ungewöhnliche Waffe wurde hinweg gewischt und sie packte die Waffe wieder zurück. Woher sollte sie denn wissen was hier am besten geeignet war? Sanft strich sie über die anderen Dolche, und nahm einen ziemlich normalen Dolch in die Hände. Ratlos ob das die beste Wahl war, wendete sie jenen in der Hand. Ein Dolch war klein und unauffällig, besser doch als etwas großes…oder täuschte sie sich vielleicht und etwas großes wäre besser? Hilflosigkeit und die Angst erneut etwas vorzuschlagen was Mercy ablehnen würde, bewegten sie dazu mit dem Dolch in der Hand auf ein anderes regal zuzusteuern. Dinge zum werfen, eine Peitsche und längere Klingenwaffen fand sie hier. Mit einer peitsche konnte man fesseln, das wäre doch auch hilfreich, oder? Sie legte die Hand auf jene und zog sie einige Sekunden danach zurück, damit konnte man einen jedoch nicht gut genug verletzen. Ihr Blick wanderte wieder zu dem Dolch und unterdrückte ein seufzen. Sie musste sich langsam entscheiden….also würde es der Dolch bleiben. Sie drehte sich zu Mercy um den Dolch Auf der flachen Hand liegend. ”Das hier, klein genug um unauffällig zu sein, jedoch scharf um damit auch etwas auszurichten. Ich würde es hiermit probieren wollen, außer ihr meint es sei ungeeignet dann nehme ich natürlich sofort etwas anderes” sagte sie also, sie wirkte nun kleinlauter als zuvor. Zuvor war sie voller Leidenschaft dabei im Versuch die Aufgabe zu lösen und eine Lösung zu finden, nun sah sie nur zögerlich zu Mercy. Konnte sie diesen Auftrag denn wirklich ohne ihre Hilfe schaffen? Wie denn, wenn sie nicht mal wusste welche Waffe sich am besten eignen würde? Was wenn sie versagen würde…. wieder spürte sie das leise brodeln in sich. Sie wusste sie musste sich noch mehr anstrengen, mehr bemühen um überhaupt eine Chance zu haben…etwas anderes konnte sie wohl nicht tun. Egal wie eingeschränkt und unverstanden sie sich gerade vorkam, sie hatte ja keine andere Wahl als mit dem gewählten Hilfsmittel ihr bestes zu geben.
7Mercy beobachtete die junge Nymphe aufmerksam. Ihr war vollkommen bewusst, dass sie es ihr alles andere als einfach machte, indem sie eine Idee nach der nächsten ablehnte. Es hieß nicht, dass sie alle diese Ideen sinnlos oder falsch wahrnahm. Die Golem arbeitete lediglich nach zwei Richtlinien. Die erste war, so wenig Risiko wie möglich einzugehen. Würde es in der Situation notwendig sein, würde Mercy helfen. Wenn es darauf hinauf lief, so könnte die das Ziel auch entführen, an einen Ort, an dem Momo es in Ruhe erledigen könnte. Sie verschloss sich dem Vorschlag nicht gänzlich. Dennoch war es ein gewisses Risiko. Orwynn hatte seinen Auftrag nicht explizit so formuliert, dass er es ihr verbat, doch sie wusste nicht, ob er es nicht dennoch kritisch betrachten würde. Und sie würde nicht riskieren, sein Vertrauen, weit es da war, für solche eine Aktion wenn es nicht wirklich nötig war, in den Sand zu setzen. Sie könnte in dem Falle natürlich auch lügen, doch wenn musste es perfekt sein. Der Boss durfte sie nicht durchschauen, obwohl seine scharfen, kalten Augen doch alles zu sehen meinten. Und vor allem durften sie nicht in seinem Haus davon sprechen, wo er stets alles zu hören schien. Der zweite, für Mercy im Moment interessantere und für Momo gewiss anstrengendere Punkt war es, dass die Golem die Jüngere forderte, nachzudenken. Sie hätte ihrer ersten Idee zustimmen können, doch so wäre Momo nie auf die Idee gekommen, sich wirklich mit ihren Stärken und Schwächen zu beschäftigen. Und sie wären nie hier in der Waffenkammer gelandet um Momo mit etwas anderem auszustatten. Mercy wartete also ab, die Arme vor der Brust verschränkt, während die junge Nymphe die Waffen durchging.
Sie war ehrlich gespannt, was die Kleine wählen würde. Mercy war bei ihrem Training mit dem Boss nicht dabei gewesen, doch sie vermutete, dass Orwynn ihr nicht sonderlich viel über Waffen beigebracht hatte. Mercy hatte sich früher damit beschäftigt, ihr Zweck war auch mehr auf Kraft aufgebaut als auf Magie, bis sie als ältere Teenagerin von Ai Magie gelernt hatte und ihrem Meister damit in die Hände spielte. Dennoch hatte sie nur selten Waffen verwendet. Die Golem nützte eher ihre Hände. Momo hatte einen der Fächer gewählt und dann zurückgelegt, legte ihn dann aber wieder zurück. Dann landete einer der Dolche in ihrer Hand, trotz weiterer Musterung der Waffen. Mercy nickte und trat auf sie zu. „Liegt der Dolch locker in deiner Hand? Du sollst dich nicht anstrengen, ihr zu halten, aber er soll dir nicht zu leicht sein.“ Sie beugte sich hinab, um den Griff zu inspizieren. „Schließe deine Finger darum. Der Griff passt ganz in deine Hand, steht aber nicht mehr als mein Daumen auf beiden Seiten hervor? Wenn es passt, behalte ihn. Ansonsten suche einen, der besser passt.“ Die Golem wartete darauf, das Momo die Waffe kontrollierte und ging dann ihrerseits die Waffen ab. Sie zog einen langen, dünnen Stab hervor, eine Lanze, und wog sie in ihrer großen Pranke. Wie ein Fliegengewicht lag sie darauf, etwa so lang die Momo groß war. Als zweites Objekt wählte sie zwei halbe Handschuhe mit Krallen und hielt diese ihr hin. „Probiere mal, ob sie dir passen.“
Damit ausgerüstet drehte Mercy sich von den Waffen weg. „Wir werden das Messer probieren, die beiden nehme ich mit, falls es doch nicht passt.“ Damit öffnete sie die Türe mit dem Ellbogen und drückte sie mit dem breiten Rücken auf. „Komm mit, wir gehen zurück.“Damit trat sie auf den Gang zurück, doch diesmal nützte sie den Rückweg, um mit Momo zu sprechen. „Es ist noch nicht wichtig, dass du viel kannst. Wir werden uns auf das konzentrieren, dass du nicht so gut beherrschst, sprich auf deine körperlichen Fähigkeiten. Was wir schaffen, das schaffen wir, und damit werden wir, oder wirst du, unser Ziel konfrontieren.“ Mercy hatte beschlossen, sollten sie dies hier gut schaffen, Orwynn zu bitten, ihr wirkliche Trainingsstunden mit der Nymphe zu gewähren. „Du musst vielseitiger werden. Nicht nur deine Magie macht dich aus.“ Sie erreichten den Speisesaal und Mercy führte Momo hinein. Dann stellte sie die Gegenstände ab und sich hinter die Kleine, wobei sie deutlich in die Knie gehen musste. Von hinten legte sie ihre Hände locker auf die der Jüngeren. „Am einfachsten ist es, wenn du neben dem Ziel gehst. Es wird dich als Gefahr wahrnehmen, solange du dich freundlich verhälst.“ Mercy sprach leise am Ohr der Nymphe. „Du musst zuvor wissen, auf welcher Seite du von ihm gehen wirst und das Messer im Ärmel verstecken. Im Besten Falle hast du zwei Messer, wenn es nicht funktioniert. Welche Hand ist deine stärkere?“
Der Frust der sich in ihr gebildet hatte schob sie von sich, auch wenn ihre geballte Faust ein indikator dafür war, das in ihr weitaus mehr vorging als sie nach außen hin zu zeigen versuchte. Unter allen anderen Umständen hätte sie sich gefreut mit Mercy einen Auftrag zu kriegen, sie näher kennen zu lernen, von ihr zu lernen. Doch Mercy war anders und reagierte anders als Momo es erwartet hätte, sie schien von Momo zu fordern sich etwas zu überlegene doch nahm nichts von dem gesagten an. Mittlerweile kam sich Momo klein vor, nicht körperlich sondern mental. Sie wusste das sie mit Mercy nicht auf einem Level war, auch wenn sie sich nicht sicher war ob sie in einem Kampf mit ihrer Magie nicht doch mehr Chancen gegen sie hätte als erwartet. Aber dies war egal, die Hierarchie war deutlich und so musste sie hinnehmen, dabei schien Mercy das Risiko eines Misserfolgs des Auftrages mit ihrer Art nur zu erhöhen, oder sah sie das falsch? So oder so, sie sagte nichts. Sie sagte nichts dagegen das Mercy entschloss dass sie Magie nicht zur Hilfe nehmen sollten oder das sie ihr nicht helfen würde. Sie nahm es hin, denn das was sie sagte war ihr Gesetz, so hatte es Orwynn gesagt. Alles was ihr nun noch blieb war mit dem auferlegten Umständen ihr Bestes zu geben.
In diesem Fall war es eine Waffe zu wählen. Sie kannte sich nicht gut aus und doch griff sie nach dem was ihr am logischsten erschien. Hier musste sie sich auf einen leisen instinkt und die Worte von Mercian verlassen. Als sie sich mit dem gewählten Dolch zu dem Golem und lauschte den Erklärungen. Sie umfasste den Griff stärker und prüfte die Griffigkeit und die Schwere des Dolches, er war leicht und zu klein für ihren griff, dabei war sie schon nicht die Größte. Also wandte sie sich wieder dem Regal zu um den Dolch auszutauschen. Während sie ihrerseits also jeden Dolch testete den sie fand suchte Mercy sich auch Waffen raus. Oder nein, sie suchte welche für sie. Kurzerhand drehte sie sich also wieder um um die Handschuhe anzuprobieren. Sie passten und still schweigend gab sie jene dem Golem zurück um sich dann wieder den Dolchen zuzuwenden. Sie fand schließlich auch einen passenden und nur Sekunden später schien Mercian direkt wieder zurück zu wollen. Momo nickte nur und doch fiel ihr Blick noch einmal ins Regal und während Mercy bereits halb zur Tür raus war Griff Momo nach dem Fächer der sie zu Beginn so fasziniert hatte und steckte ihn in den Bund ihres Rockes. Mercy hatte bereits die ersten Schritte getan und Momo eilte ihr nach. ”Natürlich nicht…nur.” murmelte sie und sah mit leicht verengten Augen zu Boden. Sie hatte mehr zu bieten das wusste sie selbst, sie hatte Wissen zumindest etwas, sie hatte Durchhaltevermögen…zumindest irgendwie. Natürlich gab es mehr….stark konnte man auch anders sein. Doch hier wurde das klassische, das körperlich stark sein gefordert. Doch sie äußerte die zweifel diesmal nicht, sie machte nicht den fehler zu widersprechen, oder eine Alternative vorzuschlagen. ”Ich werde mich bemühen” sagte sie also stattdessen, sie meinte das ernst was sie sagte, auch wenn jemand der aufmerksam war sehen würde wie verkrampft sie den Dolch umfasst hielt, eines der Zeichen das mehr in ihr vorging als sie aussprach.
...kann ich den Dolch denn nicht an einem Gürtel tragen oder so, das machen doch einige…. überlegte sie. Jedoch dachte sie es und nickte dennoch auf Mercys Worte. ”In meinem langen Mantel sollte das gut gehen. Ich habe nun aber nur einen Dolch mitgenommen…” sagte sie und sah nun zu Mercian über ihre eigene Schulter. Hatte sie einen fehler gemacht, aber woher sollte sie wissen das sie zwei Dolche gebraucht hätte? Doch nicht nur das denn die nächste Frage wusste sie nicht recht zu beantworten. War denn eine Hand stärker als die andere? Sie sah hinab auf ihre Hände, mit der linken hatten sie den Dolch umklammert und die andere war leer. ”Ich weiß nicht…ich weiß nicht welche stärker ist.” sagte sie und drehte ihre Hände etwas hin und her. ”Wie kann ich das rausfinden?” fragte sie also während sie weiterhin ihre Hände ansah. ”Vielleicht sind ja beide gleich stark” nuschelte sie etwas verwirrt über die Frage. Rechtshänder und Linkshänder war wohl kein ihr bekanntes Konzept. ”Ist das wichtig zum kämpfen mit Waffen, also das mit der hand, kann ich nicht wenn ich zwei Dolche sowieso haben sollte dann nicht mit beiden gleichzeitig zustechen?” fragte sie, mit zwei gleichzeitig dürfte doch effektiver sein als mit einem, zumindest wenn reine mathematische Logik hier funktionierte. Sie hatte wirklich wenig Erfahrung im Bereich Waffen, das bekam Mercy nun zu spüren. Zum Glück hatte sie noch nicht verlangt das momo auch zustechen soll, das würde sicher auch nochmal spannend werden. ”Oder macht man das nacheinander?” fragte sie also ergänzend, während sie die Hände des Golem noch immer schwer auf ihren Schultern spürte, wie der Druck der dieser Auftrag für die junge Nymphe bedeutete.
8Zufrieden musterte Mercy Momos Finger, die in den Krallenhandschuhen steckte. Nicht zu groß, nicht zu klein. Das gefiel ihr. Zwar sagte die Kleine nichts dazu, doch die roten Knopfaugen, die wie kleine Glühbirnen in ihrem Kopf brannten, sahen genug. Mercy nahm die Handschuhe wieder an sich und wartete ab, dass Momo den Dolch umgetauscht hatte. Interessiert betrachtete sie, wie das Mädchen die Messer durchsah, bis sie einen wählte und damit zu ihr kam. Nach kurzem Nicken ging sie vor aus der Waffenkammer und wartete dort darauf, dass Momo ihr folgte. Während ihrem Weg zurück begann die Golem mit der kleinen zu reden. Ihr war die getrübte Stimmung nicht entgangen, die eingetreten war. Wo Momo zu Beginn noch gesprüht hatte wie ein schöner Brunnen, dessen Wassertropfen vom Gestein abprallten und das Nachmittagslicht einfingen, bis Mercy ihre Vorschläge nacheinander abgelehnt hatte. Es tat der Golem nicht Leid, allerdings betrachtete sie nun die Blonde mit etwas mehr Interesse und Vorsicht. Sie wusste nicht, wie viel Momo ertrug. Bisher hatte sie nicht sonderlich viel auf längere Zeit mit ihr zusammengearbeitet und sie herausgefordert. Zugleich war ihr bewusst, dass es etwas schwer sein konnte, zwischen den Zeilen zu lesen. Mercy wollte Momos Gehorsam so lange Orwynn es mitbekommen könnte, aber sie wollte nicht, dass Momo aufhörte selbstständig zu denken. Sie sollte lernen, von sich aus eine Meinung zu bilden – und zugleich wissen, wann es angebracht war, diese auszusprechen. Da die Golem selbst bei meist einen sehr klaren Eindruck machte und nach festen Systemen arbeitete, gab es da manchmal Verständigungsschwierigkeiten, wenn sie versuchte etwas anzudeuten. Fürs erste nahm sie die leise Zustimmung von der Nymphe aber hin.
Im Speisesaal hatte sie die Lanze und Krallen abgelegt. „Der Mantel reicht. Zu Beginn werden wir auch bei einem Dolch bleiben. Das ergänzen wir später.“ Später, nach dem Auftrag, sollte Orwynn ihrer Anfrage nachgeben, Momo auch im körperlichen und Waffenkampf zu trainieren. „Je mehr Waffen, umso kompliziert ist es zu Beginn.“ Sie trat hinter Momo und zog den Fächer hervor. Mercy hielt ihn stirnrunzelnd noch. Eine interessante, zweite Wahl … Sie trat zur Seite und legte ihn zu den Tisch zu den anderen Gegenständen. Währenddessen schien Momo mit ihren Händen beschäftigt zu sein. Kurz überlegte Mercy, was an ihrer Frage denn so schwer war. Für sie war es klar, doch es schien, als hatte man vergessen, dass Momo beizubringen. Kurz presste sie nachdenklich die Lippen zusammen, eine weitere Mimik, die sie gelernt hatte, um menschlicher zu wirken. „Mit welcher Hand hältst du den Suppenlöffel?“, fragte Mercy schließlich. „Das ist deine stärke Hand. Die Menschen nennen es Linkshändler, oder Rechthändler, je nach Hand.“ Hoffentlich kannte sie sich zumindest mit links und rechts aus. „Es ist die Hand, mit der du am meisten machst. Mit der du schreibst und auch, mit der du den Dolch halten solltest. Wenn es deine rechte ist, dann gehst du von der Person aus gesehen rechts von ihr, dadurch ist dein Arm frei.“ Sie ließ die schmalen Schultern los, die sie kurzzeitig festgehalten hatte. „Es ist um einiges schwerer, es gleichzeitig zu machen.“ Mercy ging um sie herum und stellte sich vor sie hin. „Nacheinander geht einfacher, aber du musst bei beiden Schlägen wissen wo sie treffen sollen. Entweder du schlägst blind zu, oder du siehst extrem schnell hin. Und du musst zweimal die richtige Kraft nützen und darfst keine Hand vernachlässigen.“ Sie blieb hinter Momo, während sie weitersprach. "Im Optimalfall stichst du einmal zu. In einem Moment, wo er nicht auf seine Hand achtet und wo dich sonst keiner siehst. Was musst du dann machen? Ziehst du deine Hand mit oder ohne Messer zurück? Auf was würdest du danach achten?", führte sie das theoretische Training weiter, bis Momo die Frage nach der hand beantworten würde.
Momo hatte kein Problem, zu folgen und die Worte und Aussagen anderer über ihre eigenen Gedanken zu stellen. Sie war tatsächlich gewohnt so zu arbeiten, auch wenn sie stets versuchte sich ihrer Umgebung anzupassen. Nicht jeder war so deutlich in dem was er sich für eine Zusammenarbeit wünschte, manchmal musste sie auch mehr die Initiative ergreifen. Genau jetzt, hier in diese Situation schwankte sie. Sie würde immer eigene Gedanken zu etwas haben, das hieß jedoch nicht, dass sie die aussprach. Oder ihnen Wichtigkeit zu schrieb. Wenn Orwynn sagte etwas war falsch, dann musste er es doch am besten wissen oder nicht? War es nun bei Mercy nicht genauso, immerhin gab es sie auch schon länger und sie war im Waffenumgang zumindest weiter als Momo.
Sie kehrten in den Speisesaal zurück und Momo lauschte den Worten von Mercy, versuchte das Wissen was ihr fehlte aus jeder Aussage zu ziehen die die Golem Dame traf. Der Fächer den Momo eingesteckt hatte und sich in den Bund ihres Rockes gesteckt hatte wurde in einer flüssigen Bewegung von Mercy hervorgezogen und gemustert. Momo beobachtete das ganze mit leicht geweiteten Augen, hätte sie den Fächer doch lieber da lassen sollen? Jedoch kam keine Aussage dazu und mit einer leisen inneren Unsicherheit wand sie sich den Fragen von Mercy zu. ”Ich…” sie begann den Dolch den sie hielt von einer Hand in die andere zu legen, als würde sie kurz überlegen und behielt ihn dann in der linken Hand. ”Links, ich halte meinen Löffel links, also auch den Dolch.” sagte sie dann und nickte leicht ehe sie wieder zu Mercian auf blickte. ”Nacheinander, Wissen wo man treffen möchte, Kraft richtig einteilen.” wiederholte sie alles was ihr wichtig erschien. Auf die nächste Frage blickte sie kurz etwas im Raum umher und deutete mit dem Dolch eine kleine Bewegung an. Es dauerte einen Augenblick ehe sie also antwortete. ”Mit Messer, aus mehreren Gründen. Erstens der Dolch gehört mir nicht er gehört Orwynn, er möchte ihn sicher zurück. Zweitens wir sollen ja keine Spuren hinterlassen, der Dolch wäre doch eine oder? Drittens ich kann mir vorstellen das es effektiver wäre einmal zuzustechen und dann wieder rausziehen, so wie beim Brot schneiden, da bewegt man das Messer ja auch vor und zurück und kommt so Stück für Stück mehr durchs Brot, das dürfte dann da doch genauso sein, oder vielleicht nicht aber so ähnlich. Ihr meintet doch, schnell, effektiv und unauffällig, also würde ich das Messer wieder mit rausziehen. ” beantwortete sie die Frage nach ihrem besten Wissen. Sie hat versucht aus den Dingen die sie weiß das beste zusammen zu basteln, ja zugegeben Brot schneiden war wohl eher weniger damit zu vergleichen worum es hier ging, aber dennoch versuchte sie sich eben irgendwie zu erschließen was hier effektiv sein konnte und was nicht. Wie gut das ihr gelang war eine andere Sache. Dennoch schaute sie Mercian nach dieser Antwort direkt an. Auch wenn der leise Frust in ihr noch nicht verschwunden war, sie wollte sich Mühe geben, sie wollte mehr sein…mehr schaffen, deshalb bemühte sie sich ja auch.
9Leicht abschätzig sah Mercy zu, wie Momo überlegte. Bei Orwynn war es vermutlich gut, wie unterwürfig sie sich verhielt. Und ja, dank ihrer Gestalt konnte man leicht vergessen, wie jung sie war. Menschenkinder ihres Alters waren um einiges kleiner, während man Momo leicht auf über 10 Jahre schätzen konnte. Das Problem war, dass die Menschen draußen das auch tun würden. Sie würden sie nicht wie ein kleines Kind behandeln, und so ging auch Mercy härter mit ihr ins Gericht. Noch war sie weich, wie das Wachs einer Kerze, die seit Stunden vor sich hin brannte. Man konnte sie verbiegen, man konnte ihr Dinge einreden und ausreden. Und sie würde jede Sekunde, die ihr gegeben war, nützen, um etwas sinnvolles aus der Kleinen zu formen. Auch wenn das hieß, ganz am Anfang zu beginnen, doch zum Glück hatte Mercy über 30 Jahre Übung darin, anderen nicht zu zeigen, was sie wirklich wahrnahm. Sie verwendete bewusst das Wort wahrnahm, nicht fühlte. Mercy und Gefühle waren eine seltsame Sache, die sie nicht immer ganz verstand, doch Unruhe konnte sie wahernehmen. Die Unruhe darüber, dass jeder Augenblick zählte und über das was Orwynn tun würde, wenn ihr Auftrag fehlschlug. Mercy würde das Beste daraus machen, doch für den Boss reichte selbst das Beste nicht immer. Dennoch, trotz dieser Gedanken, stand sie ruhig neben Momo und wartete ab, bis diese ihre Hand gefunden hatte. Die Golem nickte langsam. „Gut. Die meisten Menschen sind Rechtshändler, so nennen sie das. Ihre rechte Hand ist die gute, das werden sie auch von der unbewusst erwarten. Womöglich kann es uns einen kleinen Vorteil verschaffen.“ Auch auf ihre weiteren Fragen antwortete Momo und Mercy trug ihrem Gesicht auf, zu lächeln. Es schien, als wurde Momo langsam warm. „Korrekt. Vielleicht werden wir uns eines Tages um den Kampf mit zwei Klingen gleichzeitig kümmern, doch noch brauchst du dir darüber keine Gedanken zu machen. Wichtiger ist, dass du das Messer um keinen Preis loslässt. Neben den von dir genannten Gründen ist jedes Messer im Körper deines Gegners sein Messer, mit dem er, wenn du ihn ungünstig getroffen hast, dich wieder attackieren kann. Zudem kannst du es in dem Falle erneut einsetzen – ob als Angriff oder zum Schutz.“ Mercy musterte Momos Gesicht. „Hast du schon einmal gesehen, wie einem Huhn der Kopf abgehakt wird?“, fragte sie. „Es zuckt dann noch, manchmal läuft es sogar weiter. Auch der Sterbende kann eine Gefahr darstellen. Vergiss nie, ihn im Auge zu behalten, bis du gänzlich sicher bist, dass er tot ist.“ Eindringlich blickte sie aus den roten Knopfaugen und die großen Seelenspiegeln des Mädchens.
Dann stellte Mercy sich an die rechte Schulter Momos. „Ich werde im Hintergrund sein. Da, aber nicht neben dir. Du wirst ihn dazu bringen müssen, mit dir zu gehen. Dann reihst du dich an seiner linken Seite ein. Du könntest versuchen sein Herz zu treffen, es wäre in einer guten Höhe.“ Kurz machte sie eine Pause uns blickte auf die Nymphe hinab, ehe sie den Blick wieder nach vor richtete. „Was ist eine Schwierigkeit daran, das Herz zu treffen? Warum lassen wir das, wenn möglich?“, gab sie ihr die Chance, selbst darauf zu kommen. „Du wirst ihn an einen Ort bringen, an dem dich keiner siehst. Und dann nützt du das Messer in deiner linken Hand. Ich werde im Notfall da sein, aber ich werde dir nicht helfen.“ Mercy legte den Arm um die schmalen Schultern der Hellhaarigen und zog sie mit sich in den Schritt. "Wir werden im Saal herumgehen. In dem Moment, in dem du unsere jeweilige Position am besten hältst, versuchst du, mich zu treffen. Verstanden?“ Damit ging sie mit mehr Zug los, im Kreis, in der Acht, um Momo verschiedene Posen ihrerseits zu geben, sie zu treffen. Ob sie sie lieber attackieren würde, wenn sie ihr zu oder abgewandt war, oder doch auf der Geraden?
» Crocus Lotus Mo 18 Nov 2024 - 23:17 von Sirviente
Disclaimer
Das Forum wurde für die Nutzung der Desktopversion von Firefox und Chrome optimiert. Es kann in der mobilen Version oder in anderen Browsern zu Darstellungsfehlern kommen. Sollte euch ein Fehler auffallen, meldet euch bitte direkt bei @Medusa.