Ortsname: Großwald von Nord-Fiore Art: Freiraum Spezielles: --- Beschreibung: In der Nähe von Oak-Town und Crystalline-Town erstreckt sich der Großwald von Nord-Fiore, der größte Wald in diesem Landstrich. Mit einer Größe von 25.000 Hektar ist er ein wahrer Koloss, indem sich bereits viele verirrt haben und nie wieder aufgetaucht sind. Sagen und Legenden ranken sich um dieses Gebiet, die sowohl von schöner als auch von erschreckender und brutaler Natur sind. Viele Pfade schlängeln sich durch den dichten Nadelwald, die an halbwegs warmen Tagen auch gut für Wanderwege geeignet sind. Man darf nur nicht den Fehler machen, sich zu weit von ihnen zu entfernen: Sonst verschluckt euch die schiere Dichte an alten Bäumen! Jene Straßen, die breiter und weniger verwildert sind, eignen sich auch hervorragend für Handelsrouten und verbinden die beiden Hauptstädte von Nord-Fiore.
Wenn Jeldrik keinen Auftrag erledigte, war er anderswo beschäftigt; das war eine allgemein anerkannte Wahrheit und war auch so nicht anders von ihm zu erwarten. Man könnte nun meinen, dass er in diesen gigantischen Wald unterwegs war, um sich ein wenig von Marokkasu zu erholen, die Natur wieder zu spüren. Doch dem war nicht so: Mit einer großen Axt ausgestattet, zwei kräftigen Kaltblüter Pferden, welche er sich für einen Tag ausgeliehen hatte, und einen kleinen Anhänger, ist er von Marokkasu zu diesem Wald geritten, um Holz zu hacken. Jenes, das der Elb noch übrighatte, ging langsam aber sicher zuneige. Warum ritt er so lange, um sich Holz zu holen? Nun, die Frage ließ sich einfach beantworten: Er beschaffte sich das Material lieber selbst und in diesem Wald war das Holz besonders tauglich fürs Handwerk. Als er die Wege entlangritt, suchte der hochgewachsene Mann eine geeignete Stelle ab, wo er genug Platz für die beiden Tiere, für den Anhänger und seinem Proviant hatte. Er wurde recht schnell fündig. Es hatte in den letzten Tagen viel geschneit, doch heute war der Himmel recht klar. Jeldrik wusste aber, dass es nicht lang anhielt. Bereits unterwegs hatte er gespürt, dass seine Augen einen seltsamen Überdruck hatten. Nicht, dass es Auswirkungen auf sein Sehvermögen hatte, es war schlichtweg ein seltsames Gefühl, dessen er sich stetig bewusst war. Das Wetter würde bald umschlagen, weshalb er sich beeilen musste.
„Brrr, is‘ dat kalt…“, beschwerte sich Belenus. Der kleine Rabe von Jeldrik war seit nunmehr neun Jahren sein treuer Begleiter und hielt ihn immer auf Trab. „Dann flieg. Da wird dir schon warm“, kommentierte der Große. „Jaja, dann lass mich aus deenen Mantel ros!“ Darauf musste das Tier nicht lange warten. Unterwegs hatte er sich unter Jels Mantel gekuschelt und konnte von der Körperwärme profitieren. Der Langhaarige brauchte gar nicht erst zu erwähnen, dass Belenus doch bitte in seiner Nähe bleiben sollte. Nie würde der Rabe seinen Freund im Stich lassen. Außerdem war es sowieso zu gefährlich und nur in seiner Nähe wusste er, dass er sich in Sicherheit wiegen konnte. Als das schwarz-weiße Wesen seine Flügel ausstreckte, wuchs er zu voller Größe heran und erhob sich in die Lüfte. Vor neun Jahren war der Vogel noch so klein, dass er locker in Jeldriks Handfläche hineinpasste, jetzt passte dieser gerade noch so auf seine Schulter.
Nachdem er weggeflogen ist, musste er sich nur noch um die beiden Zugtiere kümmern. „Können Sie uns ein paar Äpfel geben, Herr Yrr?“ Eines der beiden Kaltblüter schaute den Elben fragend an. „Natürlich.“ Die beiden Pferde wussten, dass er als Elb sie verstehen konnte. Nun waren auch die beiden Reittiere versorgt, sodass er seiner Arbeit nachgehen konnte. Der Rabe flog ein paar Kreise über den Wald, kam aber wenige Minuten später zurück, um auf seine Schulter platz zunehmen. Währenddessen hatte sich der Magier seinen Mantel ausgezogen, ihn sorgfältig gefaltet und in seine Tasche gelegt, die Ärmel des rotschwarz-karierten Hemds hochgekrempelt, das lange Haar zu einem lockeren Zopf gebunden und die Axt in die großen Hände genommen. Lange brauchte er nicht nach einem richtigen Baumexemplar suchen, denn er wurde schnell fündig und ging schnurstracks auf einen zu, der nicht mehr lange zu leben hatte. Mit einem kräftigen Ruck schlug er das Axtblatt in den Stamm und haute eine immer tiefer werdende Kerbe hinein. Als er an der Mitte angekommen ist, wechselte Jel die Seite und hackte an gegenüberliegender Stelle weiter. Am Vortag hatte er sie gut geschärft, sodass die Klinge ziemlich einfach durch das Holz kam.
Während er so hackte, war Jel in schwermütigen Gedanken versunken, versuchte durch den Klang der Natur ein wenig Ablenkung zu finden, doch kam nicht umhin, über seine Vergangenheit nachzudenken. So merkte er selbst gar nicht, dass sich jemand in seiner Nähe aufhielt. Belenus, der aufmerksam die Umgebung beobachtete, nicht, um einen Feind aufzuspüren, sondern weil er den Wald ästhetisch fand, wurde unruhig, rutschte hin und her und fing dann an, an Jels Ohr zu knabbern. „Was ist los?“, fragte dieser, ohne sich von seiner Arbeit abbringen zu lassen. Die durch die Axt entstehenden Erschütterungen störten den Vogel nicht. Er war schon so oft auf der Schulter, dass er sich automatisch den gleichgewichtigen Gegebenheiten anpasste. „Ik glaub‘, da kommt jemand.“ Dem Elben war das allerdings ziemlich egal. Sie waren an einer Handelsroute, da war es doch normal, wenn jemand vorbeikam. Doch sicherheitshalber drehte sich der Hüne so, dass er diese im Blick hatte. Derweil fiel der Stamm mit einem dumpfen Krach zu Boden, dessen Geäst ächzte und knackte… jetzt konnte er den Stamm in kleine Teile zerhacken und diese auf den Anhänger laden… Das war der schwierigste Teil seines Vorhabens.
Der Großwald Nord-Fiores erstreckte sich, wie der Name wohl vermuten ließ, über eine ganz schön eindrucksvolle Fläche. Ein Teil davon, aufgespalten von ein paar breiten Wegen, stand sogar zwischen dem Gildenhaus Royal Crusades, der verfallenen Ruine, von deren Inhalt nur die Auserwählten wussten, und Crystalline Town, der Stadt, in der so viele selbiger Auserwählten hausten. Nicht so Eohl. Ihre Hütte lag inmitten des undurchdringlichen Waldes, auf einer Lichtung, die zu erreichen großes Glück erforderte, wenn man nicht wusste, welche Richtungen man einzuschlagen hatte. Interessanterweise fiel es ihr deutlich leichter als den meisten anderen Menschen, sich zwischen den hohen, dicht wachsenden Tannen zurecht zu finden, was wohl kein Wunder war, wenn ihr vorgesehenes Heim in diesen Teil der Welt gelegt worden war. Wer sich doch zu nah verirrte, der konnte sich unglücklich schätzen. Die Gerüchte, dass Menschen, die sich hier verirrten, nicht zurückkehrten, bestanden schon seit Jahren, lange bevor die Yihwa selbst ihren Weg an diesen Teil der Welt gefunden hatte – aber sie half sicher nicht dabei, diese Gerüchte enden zu lassen. Wer den belebteren, vorgefertigten Straßen folgte, war allerdings sicher, meistens. Auch wenn es passierte, dass sie die Aufmerksamkeit der Crusaderin erregten. So auch heute.
Wie es gelegentlich geschah, war die Yihwa durch die Wälder gewandert, scheinbar ziellos, wenn auch sich Stück für Stück Crystalline Town nähernd. Selbst sie musste gelegentlich in die Stadt. Warum wusste sie gerade nicht. Sie konnte sich nicht daran erinnern, je Lebensmittel oder Kleidung gekauft zu haben. Aber sie musste in die Stadt. Das wusste sie. Während sie sich einer Handelsstraße näherte, fiel ihr ein Geräusch auf. Das stetige Klopfen einer Axt in hartem Holz, auch wenn sie es so genau nicht definieren konnte. Für sie war es erst einmal etwas, das sie lockte. Ihre schwarze Rüstung war schwer zu sehen in den finsteren Schatten der ohnehin recht dunklen Stämme, doch die roten und goldenen Akzente schienen aufzuleuchten, wann immer ein verlorener, noch so schwacher Lichtstrahl auf sie fiel. Es war kein Wunder, dass auffiel, wie sie sich näherte. Auch wenn es vielleicht eine Überraschung war, dass jemand zwischen den Bäumen auftauchte, anstatt dem Straßenverlauf zu folgen. Mit stoischem Ausdruck stemmte sie eine Hand gegen einen der rauen Stämme, als sie dem Elben gegenüber trat und zu ihm aufblickte. Er war deutlich größer als sie und das Krachen des stürzenden Baumes gab dem Treffen eine gefährliche Atmosphäre, aber jegliche Form von Einschüchterung suchte man in den Augen der Yihwa vergebens. „Mir war nicht bewusst, dass heute jemand meinen Wald besuchen wollte“, meinte sie kühl, während ihre Augen abschätzig den eindrucksvollen Körper hinauf wanderten. Die dunkle Kleidung, die ungenierte Haltung, die große Axt, das lange, weiße Haar... und waren das rote Augen, die sie da sah? Rot wie ihre eigenen, die sich gerade leicht aufhellten? Er sah ja ganz sympathisch aus! Die finstere Aura, die ihn umgab, erinnerte an den ein oder anderen Auserwählten, die sie bewunderte. Ein allzu schlechter Mensch, nach ihren Standards, konnte er wohl kaum sein. Ein Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen. „Herzlich Willkommen. Ich freue mich immer über Besuch.“ Ihr Blick glitt hinüber zu dem Raben, der auf seiner Schulter saß, und man konnte ein Funkeln in ihren Augen erkennen. Sie liebte alle Wesen, die das Fliegen beherrschten. Glücklicherweise interessierte sie sich nicht allzu sehr für Kategorien, ansonsten würde sie sich wohl schwer damit tun, das Tier einzuordnen. Völlige Schwärze, wie sie sie zu schätzen wusste, war immerhin ein Merkmal von Raben, das dieses Exemplar nicht erfüllte. Dennoch spürte sie, wie allein der Blick darauf ihr Herz höher schlagen ließ. Ein hörbares Kichern entkam ihr, während ihre Augen viel mehr auf diesem kleinen Tierchen gefangen waren als auf dem riesigen Elben darunter...
„Mir war nicht bewusst, dass heute jemand meinen Wald besuchen wollte.“ Eine glockenklare Frauenstimme riss ihn aus den Gedanken. Obwohl Jeldrik seine halbe Aufmerksamkeit darauf gerichtet hatte, die Gegend im Blick zu behalten, hatte er dennoch nicht bemerkt, wie sich die Fremde ihm genähert hatte. Auch wenn sein schwarz-weißer Freund ihn auf die Anwesenheit eines Unbekannten aufmerksam gemacht hatte, erschrak der Elb. Ein Glück, dass er seinen Gemütszustand in vielen Situationen verbergen konnte. So blickte er in die roten Seelenspiegel einer kleineren Frau, welche eine ungewöhnliche Haarfarbe von hellem Grün auf den Kopf hatte. Das schwere Blatt der Axt ließ er sinken, behielt den Griff allerdings noch in seiner rechten Hand, locker und unprovokativ. Er spürte ihren Blick, wie sie ihn musterte und ihn zu analysieren schien. „Guten Tag.“ Stutzig machte ihn ihre Bemerkung, dass es laut ihrer Behauptung ihr Wald war. Seit wann war der Großwald im Besitz einer Person? Oder gab es Gebiete, die von gut betuchten Personen aufgekauft worden wurden? War sie eine Försterin und bewirtschaftete dieses Gebiet, in dem er sich gerade befand? Ihrer Statur zufolge war sie kein zartes Pflänzchen, wenngleich er auch feststellte, dass sie eine sehr feminine Figur hatte. „Danke“, sagte er, als sie ihn willkommen hieß. Ob ihre Aussagen stimmte oder nicht, war mal dahingestellt. Doch der Hüne konnte keine Gefahr von ihrer Seite aus feststellen. „Falls Ihr dieses Gebiet Euer Eigen nennt, muss ich wohl um Verzeihung bitten, dass ich den Baum hier gefällt habe“, sein Blick deutete auf den der Länge nach hingefallenem Stamm, der darauf wartete, von Jeldrik zerteilt zu werden. „Wenn Ihr wünscht, bezahle ich ihn.“ Dann bemerkte er den bewundernden Blick, den die Fremde auf seinen Raben heftete. „Das ist mein Begleiter“, beantwortete er ihre Frage, die sie nicht einmal gestellt hatte. Sie schien jedes Detail des Gefieders seines Freundes aufzusaugen. Ob sie wohl ein großes Interesse an Raben hatte? Ihrer Reaktion nach war das offensichtlich. Auch der schwarz-weiße Vogel musterte die Fremde. „Die kickt einen ja an, als wär‘ ik irgendwat, dat se‘ noch nie jesehen hat!“, kommentierte er die Situation. „Mein Begleiter ist erstaunt über Euer offensichtliches Interesse an ihn“, übersetzte der Elb. Ihr Kichern unterstrich seine Vermutung.
„Kannst ihr ruhig meinen Namen sagen“, plapperte er. „Ik glaub, solange du ihr net deene Lebensjeschichte erzählst, isse vertrauenswürdig.“ Jeldrik fragte sich, warum Belenus meinte, er würde einer Fremden irgendetwas Privates über sich erzählen… Verständnislos schüttelte er sein Haupt und tat, was er wollte. „Sein Name lautet Belenus.“ Der Weißhaarige konnte nachvollziehen, warum Belenus so Feuer und Flamme war, sich mit der Fremden auseinanderzusetzen. Immerhin kam es nicht oft vor, dass er so fasziniert angeschaut wurde. Das schmeichelte ihn natürlich und da musste sich der Flatterich natürlich aufplustern. Typisch für ihn. Der Vogel hatte sein Herz am rechten Fleck, doch er war ziemlich eitel, manchmal egozentrisch, und freute sich über jede Aufmerksamkeit.
„Was führt Euch hierher?“, wollte der Elb wissen. Eigentlich war er nicht sonderlich gesprächig, sondern hielt sich mit Worten meist zurück. Das tat er auch jetzt, wenngleich er fand, dass er in diesen Moment ziemlich gesprächig war. Andere, die extrovertiert waren, würden auf der Stelle alles Mögliche erzählen und einfach so ein Gespräch aufbauen. Er war absolut schlecht darin. Und der Hüne konnte wohl schlecht einfach ‚Schönen Tag und auf Wiedersehen‘ sagen, wenn er doch genau wusste, dass er die Fremde gelockt hatte – und falls es wahr war, dass er sich in ihrem Gebiet befand, war es noch unwahrscheinlicher, dass er jetzt so ohne Weiteres seiner Arbeit nachgehen konnte. Also würde ihn einen kleinen Small Talk auch nicht umbringen. Sie würden zwei Sätze austauschen und dann konnte er, wenn er Glück hatte, wieder Holz hacken. Sein distanzierter Blick huschte über ihr Gesicht, um nach etwas zu suchen, das nach einer wahren Intention ihres Besuchs aussah. Doch er wurde nicht fündig. Also musste er sich wohl überraschen lassen, was als Nächstes kam. Jeldrik war kein unhöflicher Elb. Er zeigte nur keine Emotionen und war reserviert, aber feindselig und unfreundlich war er ganz gewiss nicht.
„Unser... Eigen?“ Eohl blinzelte – auf die gewählten Worte ihres Gegenübers war sie nicht vorbereitet gewesen. Nicht, dass sie nicht selbst gelernt hätte, mehr als ordentlich zu sprechen – eines Tages, zu einer vergangenen Zeit, die für sie kaum noch existierte. Es war nur so, dass Höflichkeit etwas war, das sie schon lange nicht mehr zu hören bekam und auch von niemandem einforderte, ganz besonders nicht in der doch recht altmodischen Form, die sie von ihrem Gegenüber zu hören bekam. Oder war es eher traditionell? So oder so ertappte sich die Grünhaarige dabei, wie sie ganz automatisch die Ausdrucksweise des Elben zu spiegeln versuchte – auch wenn sie darin nicht allzu erfolgreich sein konnte. „Ah, es gibt keinen Grund zur Sorge. Für meine Wenigkeit gibt es kein Eigentum. Dies sind lediglich die Gefilde, in denen wir Uns niedergelassen haben. Fühlt Euch nicht in Eurer Freiheit beschränkt, Fremder.“ So naiv es auch von ihm sein mochte, einer Fremdem Geld für etwas anzubieten, das ihr nicht gehörte... Die Yihwa hatte kein Interesse daran. Nicht an der Täuschung und nicht an den Wertsachen. Wenn es eine Sache gab, die sie interessierte, dann war es vermutlich der schwarz-weiße Vogel, den der Fremde auf der Schulter trug.
„Es ist Uns eine Freude, euch kennen zu lernen, Sir Belenus“, meinte die faszinierte Magierin mit einer tiefen, respektvollen Verbeugung in Richtung des Vogels – und zwar explizit in seine Richtung. Sie war zur Seite gelehnt, eindeutig auf die Schulter des Elben zu, anstatt sich nach seiner Mitte und seinem Gesicht auszurichten. „Euer Gefieder ist wahrlich einzigartig. Selten ist mir ein Lebewesen untergekommen mit dieser Musterung aus Schwarz und Weiß... Und das an einer Existenz, die sich mit solch Leichtigkeit in die Lüfte zu erheben vermag. Da wird man ja richtig neidisch.“ Ein Kichern entkam ihr, während ihre letzten Worte ein wenig aus dem Sprachschema fielen. Anders als ihr Gegenüber war diese hochgestochene Höflichkeit nichts, was sich für Eohl natürlich anfühlte, eine zusätzliche Lage, die sie über ihre eigenen Formulierungen legte – ungewollt, aber dennoch nicht minder falsch. Es war nur natürlich, dass sie früher oder später wieder aus dem Muster heraus rutschte.
„Ah, ich bin nur zufällig hier vorbeigekommen. Der Klang sterbenden Holzes hat mich gelockt, mehr nicht“, meinte Eohl mit einem fröhlichen Lächeln und einem sanften Nicken. Sie hatte eigentlich gar nicht vorgehabt, eine der von Menschenhand geschaffenen Straßen aufzusuchen. Ihr Weg hätte sie direkt durch das Geäst nach Crystalline Town geführt. „Ich folge nur ungern den Wegen, die Andere für mich geschaffen haben... Viel lieber erkunde ich die dunklen Stellen des Waldes, an die sich keine lebende Seele verirrt. Ohne Euer Einschreiten wäre ich wohl nie an diese Straße gelangt. Sollte ich dafür dankbar sein?“ Nachdenklich legte sie ihren Kopf zur Seite. Nein, dankbar fühlte sie sich nicht. Wie seltsam. Sie hatte einen wundervollen, hübschen Raben getroffen. Wenn sie das nicht schätzte... dann war die Person vor ihr vielleicht doch nicht so besonders, wie sie es im ersten Moment für möglich gehalten hatte. Was für ein enttäuschender Gedanke, auch wenn es nichts an seinem ansprechenden Äußeren änderte. Vielleicht sollte sie sichergehen, ob es sich bei ihm nicht vielleicht doch um einen Auserwählten handelte... „Nun gut, wir wollen ja nicht nur über mich sprechen“, lachte sie also amüsiert und blickte wieder auf, ihre hellen Augen optimistisch glänzend. „Ich wüsste gerne mehr über Euch. Was führt euch zu mir? Seid ihr dankbar für diese Begegnung?“ Sie war schließlich, wenn auch von geringem Wert, auch eine Auserwählte. Eine niedere Lebensform würde mit Sicherheit freudig sein, ihr zu begegnen. Wenn die beiden es jedoch nicht zu schätzen wussten, dann war es durchaus möglich, dass sie selbst zu den Auserwählten gehörten, die neigten schließlich dazu, auf die Yihwa herabzusehen wie das Werkzeug, das sie war. „Oh, und beherrscht einer von euch beiden Magie? Vermutlich, wenn ihr euch an einen Ort wie diesen traut. Welche Art?“ Natürlich richtete sie all diese Fragen nur an einen von beiden – an den Vogel, der ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Mochte sein, dass der große Elb für ihn übersetzte, aber die Yihwa hatte nur Augen für den wunderschönen Sir Belenus...
Offen gestanden war Jeldrik über ihr plötzlich verändertes Sprachbild irritiert. So hatte sie ihn doch recht locker begrüßt, ging die junge Frau in eine sehr gehobene Sprache über, so, als wollte sie ihm nachahmen oder sich seiner Sprache anpassen. Der Mann konnte sich keinen Reim daraus machen und ignorierte die offensichtliche Veränderung, kam aber nicht umhin zu bemerken, dass sie sich extrem – dieses Wort traf es am treffendsten – für Belenus interessierte. Ein temperamentvollerer Mann seines Alters, der auf Suche war, wäre in dieser Situation wohl eifersüchtig geworden, weil sich eine so ansehnliche Frau nicht für ihn, sondern für seinen Kumpan interessierte. Selbst wenn er leidenschaftlich wie früher wäre, hätte er es für sehr erbärmlich gehalten, auf einen Vogel eifersüchtig zu sein. Vielleicht bewirtschaftete sie eine Art Vogelzucht? Nein, Jeldrik brauchte sich nur umzusehen, um das auszuschließen. Es sei denn, sie arbeitete irgendwo anders, wo es wärmer war und Vögel wie Belenus ausgebrütet werden konnten. Oder war es ein umfassendes, großes Interesse an Tieren? Es würde wohl ein Mysterium bleiben. Dennoch fand er ihr Verhalten ein wenig befremdlich – natürlich war es in seiner Kultur so, dass Tiere einen sehr hohen Stellenwert im Leben einnahmen. Die allermeisten Elben hatten tierische Begleiter, die ihnen treu bis ans Ende folgten. Doch nie hatte er mitbekommen, dass jemand sie wie seines- oder ihresgleichen behandelte. Belenus war ein schlauer Rabe – das sagte man vielen seiner Artgenossen nach – aber es gab auch Tiere, die weniger Intelligenz besaßen. Deswegen waren sie nicht weniger wert. Dies sollte nur untermalen, dass zumindest er Tiere nicht wie Menschen behandelte und das war für beide Parteien nie ein Problem gewesen. Aber die Fremde behandelte ihn, als wäre er ein Lord. Sir Belenus. Der Elb schielte zu seinem Freund herüber und bemerkte, wie geschmeichelt er sich fühlte. Glaubte er wirklich, Jeldrik würde hier den Dolmetscher spielen? Nun gut, für eine kurze Zeit konnte er das Spielchen mitspielen. Viel Zeit konnte er allerdings nicht aufbringen: Das Wetter würde bald umschlagen und lange dauerte es nicht mehr. Also fing der Elb geduldig an, Belenus dialektreiche Sprache in die menschliche Sprache zu übersetzen. Ihm war bewusst, dass die junge Dame so auf den Vogel fixiert war, dass er für sie kaum von Bedeutung war. Stören tat es ihm wenig, doch zum Affen machen wollte er sich auch nicht, wenngleich es ihm wenig interessierte, was andere über ihn dachten. Würde und Stolz sind dennoch kein unwichtiges Thema für den Langhaarigen.
„Belenus bedankt sich für Eure Worte. Er ist schon lange mein Begleiter und hat bereits einige Blicke auf sich gezogen. Ein Rabe mit weißem Gefieder sieht man nicht alle Tage.“ „Und sag ihr, dat‘ ich der eenzige Rabe bin mit so’n toll’n Federkleed. Raaah, ich bin der eenzig wahre!“ Innerlich seufzend registrierte Jel, dass Belenus mal wieder seine fünf Minuten hatte. Sobald er ein Kompliment bekam, wurde er ziemlich berauscht und suhlte sich in diesem Gefühl. „Mein Freund kann lediglich fliegen und viel reden, wenn der Tag lang ist“, neckte Jel den Raberich mit einem amüsierten Funkeln in den roten Seelenspiegeln. „Eeeyy, warum dat denn!? Ik rede imma wertvolles Zeugs!“ Beleidigt flatterte der schwarz-weiße Vogel auf die Fremde zu und landete auf ihre rechte Schulter. Dann kühlte sein Blick wieder ab und der Elb erklärte: „Ich habe Kenntnisse über Holzmagie. Belenus erkundigt die Umgebung für mich. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr Belenus einen Moment halten. Eile ist geboten. Das Wetter schlägt demnächst um“, brachte es der Weißhaarige auf den Punkt. „Das Holz lässt sich gut verarbeiten“, meinte er auf ihre Frage, was die beiden hier denn suchten. Natürlich konnte er auch Brennholz daraus machen, aber in Marokkasu war es aktuell nicht kalt. Von daher war es überflüssig.
Die Neugierde dieser jungen Frau fand er allerdings etwas befremdlich. Neugier im Sinne der Beschaffung von Wissen war ihm nichts Unbekanntes und diesbezüglich war er es auch, doch jemand Fremdes nach seinen Beweggründen zu fragen, war er nicht gewohnt. Die sozialen Fähigkeiten des Yrrs haben in den letzten Jahren ziemlich abgenommen. In der Ausbildung als Mechaniker hatte er zwar seinen Meister, doch dieser ließ ihn bei seinen Übungen meistens allein und schaute über seine Schulter, korrigierte einiges und bemühte sich, dass sein Schüler möglichst selbstständig das Handwerk lernte. Da konnte der Mann nun wirklich keine sozialen Kenntnisse einüben und mit wildfremden Mal eben ein Small-Talk halten. Und Belenus war von einem Sozialpädagogen so weit entfernt, wie die Sonne vom Mond. Jel wollte aber auch nicht unhöflich sein und beantwortete geduldig ihre Fragen. „Es ist Euch überlassen, dankbar zu sein.“ Ob er dankbar war? Es wäre wohl unhöflich einfach nein zu sagen. Eine seltsame Frau. „Wird sich noch zeigen“, antwortete er stattdessen, „oder auch nicht.“
Im nächsten Moment schwang der Hüne seine Axt und schlug das Blatt in die Rinde. Die Rinde um die neuentstandene Rille sprang durch den kräftigen Einschlag vom Stamm ab, flog im hohen Bogen durch die Luft und verschwand wenige Meter weiter irgendwo im Schnee. Das Schlagen hallte durch den riesigen Wald und merkte, dass er vielleicht noch eine Stunde hatte, den Stamm aufzuteilen, ehe der Blizzard hier angekommen war. Weit entfernt tauchten langsam die dicken, von Schnee gefüllten Wolken auf, welche für ungeübte Augen wie normale, harmlose Schäfchenwölkchen aussahen. Doch er wusste ganz genau, dass der Schein trog. Belenus schaute sich derweil neugierig seine neue Freundin an, flatterte auf den Anhänger und inspizierte sie von oben bis unten. Da Jel nun beschäftigt war, konnte er nicht richtig mit ihr kommunizieren. Was für ein Ärger! Nun, nicken und den Kopf zu schütteln sah er sich in der Lage. Es wäre einfach, wenn… „Wenn Ihr Euch mit Belenus unterhalten wollt, bietet es sich an, geschlossene Fragen stellen“, half der Weißhaarige der jungen Frau auf die Sprünge. So brauchte er nicht übersetzen, er konnte sich auf das Holzhacken konzentrieren und sein Begleiter konnte sich mit Komplimenten beschallen lassen.
„Fliegen ist eine wunderbare Fähigkeit, das würde ich auch gern können“, meinte Eohl mit einem breiten Lächeln. „Da wird man ja fast neidisch auf Herrn Belenus...“ Eohl hatte ganz offensichtlich einen Narren an dem Tierchen gefressen, der auch sogleich belohnt wurde, als es sich auf ihrer Schulter niederließ. Begeistert grinste sie, streichelte mit dem pelzigen Zeigefinger ihres Handschuhes zart sein kleines Hälslein, während sie sich die Lippen leckte. Wie solch ein einzigartiges Wesen wohl schmeckte...? Holzmagie... das klang durchaus nach einer nützlichen Fähigkeit, zu einem gewissen Grad. Nicht nach der Fähigkeit eines Auserwählten, aber als Sidekick für einen hübschen Raben war das wohl mehr als ausreichend. Nachdenklich nickte Eohl, ehe sie überrascht blinzelte und dem Hünen diesmal direkt in die Augen sah. „Was hast du gerade gesagt?“ Ihre Augen waren groß, neugierig. „Das Wetter schlägt um? Woher weißt du das?“ Der Himmel sah normal an – ein helles Grau, hier und da etwas dunkler, an mancher Stelle leichter Schneefall. Alles wie immer. Der Wind war nicht unüblich, genauso wenig war es die Temperatur. Die Yihwa legte ihren Kopf in den Nacken, starrte hinauf in den Himmel, um zu sehen, was er sah, aber da war nichts. „Es sieht alles ganz normal aus. Als würde es den ganzen Tag ruhig bleiben“, stellte sie fest, nicht skeptisch, nicht misstrauisch. Sie glaubte daran, dass der Fremde meinte, was er sagte. Nur wo er die Information hernahm, das wusste sie nicht. Ein geheimer Trick? Verlorenes Wissen? Eine unerwähnte Magie? Instinkt? Ein Blick in die Zukunft? Eohl wusste es nicht, aber was es auch sein mochte – es weckte ihr Interesse. Auf den Zehenspitzen lehnte sie sich vor, näher an den Hünen heran. „Habt ihr eigentlich auch einen Namen? Ich bin Eohl... freut mich sehr.“
Es würde sich zeigen, oder auch nicht. Amüsiert zogen sich die Mundwinkel der Yihwa nach oben. Einen faszinierenden Ausblick auf das Leben hatte der Elb. So unabhängig davon, so weit entfernt. Als wäre er überhaupt nicht beteiligt an dem, was um ihn herum geschah. Während sich der Rabe von ihrer Schulter erhob, hockte sich Eohl auf den Baumstumpf, den der Holzfäller soeben geschaffen hatte, und beobachtete ihn bei der Arbeit. „Wie könnte es sich nicht zeigen? Am Ende wirst du eine Antwort haben, nicht wahr?“, fragte sie verschmitzt und stützte ihr Kinn auf die Rücken ihrer Hände. Die Axt gefiel ihr. Sie hatte etwas Machtvolles an sich. In der Hand des eindrucksvollen, aber ruhigen Elben schien sie ein Punkt der Energie zu sein, zog eher den Blick auf sich als ihr Besitzer. Vielleicht war das der Grund dafür, dass Belenus sie so eingenommen hatte. Als Ruhepunkt, selbst in diesem stillen Wald, hatte der Weißhaarige einfach etwas an sich, das nicht allzu sehr ins Auge stach. Ein leiser Gedanke kam ihr in einem Wispern über die Lippen: „Was für ein seltsamer Mann...“ Der Blick der Grünhaarigen glitt zurück zum Vogel, der sich an ihrer Aufmerksamkeit wohl eher erfreute als der Elb. Sie sollten nun also zu zweit sprechen? „Geschlossene... Fragen?“, meinte sie nachdenklich, blinzelte aus naiven, ahnungslosen Augen das Tier an. „Ich verstehe... denke ich.“ Verstand sie? Sicher. Bestimmt. Warum nicht? Es ging schlussendlich nur um Fragen. Sie fragte gerne und viel, da konnte sie schon nicht allzu viel falsch machen. „Du fliegst also viel... Wie findest du es, einen Blick aus dem Himmel herab auf die Menschen und alles, womit sie leben, zu haben?“, fragte sie neugierig und legte ihren Kopf schief. „Hast du Vogelfreunde, mit denen du gerne fliegst? Haben sie auch Namen? Wie heißen sie?“ Sie hob eine Hand vor ihre Lippen, musste kichern. „So hübsch wie du sind die bestimmt nicht...“
„Das Wetter schlägt um? Woher weißt du das?“ Woher er das wusste? Die Frage ließ sich einfach beantworten. „Ich bin ein Elb. Das Wetter vorherzusagen, ist uns angeboren“, erklärte er kurz und strich sich eine Strähne, die sich durch die Bewegung auf sein Gesicht verirrt hatte, weg. „Es ist bei jeden unterschiedlich. Bei mir sind es unterschiedliche Arten von Kopfschmerzen“, achselzuckend schaute er auch in das tiefe Blau des Himmels und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seine neue Begleiterin. Sie ging wenig näher zu ihm und stellte sich auf ihre Zehenspitzen. Das reichte noch lange nicht aus, um auf seiner Augenhöhe zu sein. Er hielt inne mit seiner Arbeit. „Man nennt mich Jeldrik, angenehm“, antwortet auf die Frage nach seinem Namen. Er fühlte sich etwas unwohl in seiner Haut; so richtig wusste er nicht, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte und wie man am besten mit Ihresgleichen umgehen sollte. „Ihr habt einen wohlklingenden Namen“, stellte er fest. Dann schwang der Mann wieder seine Axt und wumps! Schon war das erste Stück Holz abgetrennt und er konnte es auf den Wagen schmeißen. Der Elb hockte sich in die Knie, umgriff die Kanten des dicken Holzstückes, spannte seine Muskeln an und hievte es hoch. Mit schweren Schritten ging er zum Wagen und legte es vorsichtig hinein – darauf bedacht, keine großen Erschütterungen zu verursachen. Immerhin durfte das Holz keine Risse haben, die die Stabilität seiner Baukonstrukte gefährden konnten. Jel beobachtete, wie sich die junge Frau auf den Baumstumpf setzte und ihn bei seinem Tun beobachtete. Scheinbar interessierte sie sich für Philosophie. Wer machte sich schon darüber Gedanken, dass man nach einer Begegnung dankbar darüber war, die Person getroffen zu haben. Wenn er aber an seiner geliebten Efiane dachte, musste Jel schon zugeben, dass er in den Jahren, mit denen er mit ihr zusammen war, darüber nachgedacht hatte, dass er froh war, sie begegnet zu haben. Damals, wo er noch seines Lebens froh war, hatte er ihr immer erzählt, dass ihre Begegnung Schicksal gewesen ist und dieser scheinbar harmlose Tag wie eine Explosion im Universum war. Efiane hatte gelacht und ergänzt, dass es wohl eher eine Explosion in seinem Universum gewesen sein musste… Jeldrik blickte Eohl kurz an und schwang wieder seine Axt. „Ihr scheint Euch viele Gedanken über derlei Dinge zu machen. Wozu?“, fragte er stattdessen und schlug zu. Der Schlag hallte durch den dichten Wald, gefolgt von einem weiteren. Der Yrr musste dringend wieder von den nostalgischen Gedanken weg. Diese führten meist unweigerlich zu Szenen, die er stets in das tiefste Unterbewusstsein zu verbannen versuchte, wie es ihm nur möglich war. „Es ist meines Erachtens nur Zeitverschwendung und lenkt von den wichtigen Dingen ab, auf die es jetzt in diesen Moment ankommt.“ Belenus schielte währenddessen verstohlen zu Jel hinüber, legte seinen Kopf schief und änderte seine Sitzposition. Er wusste genau, was seinem Herrchen gerade für Gedanken durch den Kopf gingen, wenn ein Thema wie Vergangenheit und Zukunft aufkam. Dünnes Eis, auf das sich Eohl da gerade bewegte. Doch Jel wäre nicht Jel, wenn er sich das nicht hätte anmerken lassen können.
Anscheinend wusste die junge Frau nicht, was geschlossene Fragen waren, denn sie bombardierte den armen Raberich mit Fragen, die er unmöglich mit Nicken oder Kopfschütteln zu beantworten imstande war. Der Rabe blickte Hilfe suchend zu den Elben, doch sein Mundwinkel zuckte nur belustigend. Warum musste er sich auch immer so aufführen, wenn man ihm Komplimente gab? Jetzt musste er zusehen. Aber andererseits… das war schon unfair, wenn er ihn einfach so in Stich ließ. Doch Jel konnte es sich nicht verkneifen, ihn für wenige Augenblicke zappeln zu lassen. „Komm schon Maestro, ik kann ihre Froagen net beantworten. Hilf mir doch ma'! Wenn wa' wieder zu Hause sind, dann brinste mir gefällig schreeben bei. Geht ja mal jar net!“ Jel ist bisher noch nie dazu gekommen, dem kleinen Mann etwas derartiges beizubringen. Wie sollte er das auch machen? Er hatte immerhin keine Hände zum Schreiben. Wobei… wenn er auf ein Bein stehen konnte, konnte er die Krallen seines Anderen doch dazu nutzen… ihm würde bestimmt etwas einfallen, wenn er wieder daheim war.
Mit einem dünnen, kaum merkbaren Lächeln brach er seine Arbeit ab, stellte sich mit dem linken Bein auf einen der Holzstücke, stütze sich mit dem linken Arm ab und schaute die beiden amüsiert an. [color:ef87=#maroon]„Ich fürchte, ich habe mich missverständlich ausgedrückt, Eohl. Geschlossene Fragen beantwortet man mit ja und nein. Jene, die Ihr soeben verwendet habt, sind offene Fragen, auf die man beliebig antworten kann“, erklärte der Weißhaarige. Der kleine Rabe nickte so heftig, dass er fast das Gleichgewicht verlor und sich erneut anders hinsetzten musste. „Einmal noch übersetze ich Euch seine Antworten“, schlug er vor. Das begeisterte Belenus natürlich und er quasselte direkt darauf los. „Ik fliege immer hoch und jucke, ob da jemand is', der in unserer Nähe ist. Ik passe auf Maestro oof. Schließlich sind wa' seit neun Joarn' Freunde und da helfen wa' uns jegenseitig. Mit anderen Vögeln hab ik keen Kontakt. Elben sind viel schlauer und interessanter, find ik! Vor 'n paa' Jahren hab ik mal versucht mich mit 'nem Eulenmädel anzufreunden. Aber… dit hat net so jut jekappt. Mit den meesten Vögeln kann ik mich net über höheres als Jagen und Essen unterhalten. Deswegen hob ik dit janz schnell uffjegeben. Aba…. Fliejen is' dat beste, dat es jibt. Elliich. Grenzenlose Freehet. Ihr Menschen tut mir janz schön leid, dat ihr net so eenfach fiejen könnt. Dat is dat schönste, dat man sich vorstell'n kann.“ Jel übersetzte, wenn auch zögerlich. Er war gerührt von den Worten seines Freundes. Wenn Belenus vom Fliegen sprach, wurden seine Augen feucht vor Glück und man konnte fast meinen, kleine goldene Funken zu sehen – wie ein Feuerwerk. Aber nur, wenn man eine blühende Fantasie besaß.
Ein eisiger Wind wehte, ließ die Nadeln der Bäume rascheln und jeden, der mit Kälte nicht gut umgehen konnte, frösteln. Ein normaler Mensch hätte sich jetzt die Hände an die Oberarme gerieben und bekundet, wie kalt es ihm jetzt war. Jeldrik hingegen machte es wenig aus. Außerdem war sein Körper sowieso sehr warm durch das Holzschlagen. Er warf einen fragenden Blick auf die Grünhaarige und dann auf den Himmel, wo die kleinen weißen Wölkchen sich so langsam sammelten. Der Himmel sah nun aus, wie ein Feld, auf dem Baumwolle wuchs. Überall kleine, vereinzelnde Wolken, welche alsbald miteinander verschmolzen. Wenige Minuten würde es dauern und der Himmel deckte sich in eine weiße Decke, die von Zeit zu Zeit immer dicker und dunkler wurde. Rasch machte er sich weiter ans Werk, schlug das nächste Stück vom Hauptstamm, schleppte es zum Wagen und begann die Prozedur von Neuen. Noch drei Holzstücke und er war fertig…
„Ist Euch nicht kalt oder seid ihr dieses Klima gewohnt?“, wollte der Hüne wissen. Vielleicht wars auch nur ein Vorurteil, aber war es nicht so, dass viele Frauen schnell fröstelten? Efiane hatte er damals seine Jacke gegeben, in der sie sich eingekuschelt hatte… Der Elb schluckte und wischte diesen Gedanken hinfort.
„Uuh, wie spannend“, meinte Eohl mit leuchtenden Augen. Jetzt hatte Jeldrik sie wirklich geködert. „Ich bekomme keine Kopfschmerzen, wenn ich die Zukunft sehe. Bei mir kommen sie, wenn ich über die Vergangenheit nachdenke.“ Nachdenklich legte sie ihren Kopf in den Nacken, blickte hinauf in die Wolken. Wenn sie eine Vision hatte, dann sah sie darin theoretisch auch das Wetter... Es half nur nicht, dass sie nicht einschätzen konnte, zu welcher Zeit das, was sie sah, spielte. „Ich finde es beeindruckend, dass du einschätzen kannst, wann deine Zukunft eintrifft... Das kann ich überhaupt nicht.“ Mit einem Nicken nahm sie sowohl seinen Namen, als auch sein Lob auf. „Jeldrik klingt sehr weich. Dein Name spricht sich angenehm, Jeldrik“, erwiderte sie sanft, während sie ihre Beine überschlug. Sie fand den Baumstumpf hochgradig komfortabel. „Was mache ich denn für wichtige Dinge, von denen ich mich ablenke?“ Die Yihwa konnte nicht anders, als zu kichern. Aktuell tat sie nichts weiter, als sich an dieser Begegnung zu ergötzen. War es da nicht nur natürlich, über ebenjene Begegnung nachzudenken? Obwohl das natürlich nicht immer der Fall war. Als Mitglied einer Gilde hatte sie oft genug wichtige Dinge zu tun – dennoch nahm sich Eohl jedes Mal wieder die Zeit, um in aller Ruhe neue Menschen und andere Wesen kennen zu lernen. „Ich denke wirklich, dass Begegnungen wichtig sind. Vermutlich wichtiger als das Meiste, was man so tut“, meinte sie also etwas ernster, nachdem sie eine kurze Weile darüber nachgedacht hatte. „Einsamkeit ist furchtbar anstrengend. Auch furchtbar furchterregend. Wenn ich jemanden treffe, denke ich darüber nach. Das ist nur natürlich, finde ich. Denn eine Begegnung bleibt mir so viel länger als jede andere Handlung, die ich ausführen kann.“ Ob er das wohl auch so sah? Vermutlich nicht, sonst hätte er nicht gefragt. Der Elb schien einen Blick auf die Welt und vor Allem auf Gesellschaft zu haben, der deutlich nüchterner war als ihrer. Schwierig war das nicht unbedingt – niemand, der sie kannte, würde Eohl als nüchtern bezeichnen, als rational oder bedacht. Sie war anhänglich, obsessiv, bedürftig. Es war eine Selbstverständlichkeit, dass ihr der Kontakt zu anderen extrem wichtig war – deutlich über das durchschnittliche Maß hinaus.
Das mit den geschlossenen Fragen... das war schwierig, zugegeben. „Äh... verstanden“, nickte Eohl mit einem unsicheren Lächeln. Jeldrik meinte also, dass man geschlossene Fragen mit einem Ja oder einem Nein beantworten musste... „Und... das geht bei meinen Fragen nicht...?“ So richtig sicher war sie sich nicht, wo genau das Problem lag... aber das würde sie schon hinbekommen. Jeldrik war so geduldig mit ihr, das würde sie mit Erfolg belohnen. Hoffentlich. „So lange kennt ihr euch schon? Das ist ja beeindruckend! Ich kenne niemanden länger als ein paar Monate“, meinte die Yihwa interessiert, während sie sich auf ihrem Baumstumpf nach vorne lehnte. „Wie du das Fliegen beschreibst ist wunderschön, Mister Belenus... genau so stelle ich es mir auch vor“, meinte sie verträumt, ein breites Lächeln auf ihren Lippen. „Bist du zufällig ein Poet? Du klingst wie ein Poet.“ Das war doch eine Frage, die man mit Ja oder Nein beantworten konnte! Oder? Irrte sie sich da? Eigentlich war Eohl sich ziemlich sicher. Am Besten versuchte sie es gleich noch einmal, um sicher zu gehen, dass sie es verstanden hatte: „Ich würde das sehr gerne mal erleben... Denkst du, du kannst mich mal zum Fliegen mitnehmen, Sir Belenus?“
Die dichter und dunkler werdenden Wolken fielen Eohl kaum auf, genauso wenig die weiter sinkende Temperatur. Zugegeben, ihre Kleidung war nicht die Wärmste, wenn auch nicht die Kälteste. Jeder Teil des Körpers war verborgen und besonders die gepanzerten Stellen gut isoliert, aber weder ihre Oberarme, noch alles zwischen ihren Knien und ihrer Taille war von mehr als einer relativ dünnen Stoffschicht bedeckt. Es machte wohl Sinn, dass sich der Elb Gedanken um sie machte, auch wenn das nur zu einem amüsierten Lächeln ihrerseits führte. „Ist mir kalt? Was für eine kuriose Frage. Ich weiß nicht...“ Sie löste ihre Beine voneinander, um sich in den Schneidersitz zu setzen. Wenn sie hier reglos verharrte und darauf achtete... ja, dann war es schon ziemlich kalt. „Ja, es ist kalt hier. Mir ist kalt“, nickte sie schlussendlich mit einem strahlenden Lächeln. Allzu sehr störte sie sich an dieser Erkenntnis offenbar nicht. Wieso auch? Wie es ihr ging war nicht relevant. „Sag mal, wie lange dauert es noch, bis dein Sturm kommt? Denkst du, wir haben noch Zeit für ein paar Bäume, oder sollten wir uns auf den Weg machen?“
Jeldrik stutzte und betrachtete Eohl genauer. „Ihr könnt die Zukunft sehen? Hochinteressant“, das meinte er ernst, denn bis auf naturverbundene Ereignisse konnte er nicht spüren, was bald passierte. Fähigkeiten, menschengemachte Ereignisse vorauszusehen, besaß er nämlich nicht. „Darf ich fragen, wie es sich bei Euch ausdrückt? Bis auf meinesgleichen bin ich keinen begegnet, der in die Zukunft blicken kann, geschweige denn richtige Visionen sehen kann, wenn ich das so richtig verstanden habe.“ Er hörte ihr aufmerksam zu. „Nun, ich fürchte, da habe ich missverständlich ausgedrückt. Wenn man es salopp ausdrücken müsste, könnte man mich auch einen Wetterfrosch nennen. Ich weiß aber nicht, was Ihr am nächsten Tag unternehmen werdet. Glückszahlen kann ich auch nicht voraussehen. Mit der Fähigkeit hätte sicherlich der ein oder andere einige Jewels dazuverdienen können und sich ein schönes Leben machen können…“, er kratzte sich am Kinn. Sie stellte die richtigen Fragen, das weckte seine Aufmerksamkeit. Ob er ihr nicht zu viel verriet? Nun, was sollte sie auch mit einem ‚Wetterfrosch‘. Er nahm das Kompliment über seinen wohlklingenden Namen mit einem höflichen Nicken zur Kenntnis. Vor Jahren, als er noch ein kleiner Bube war, hatte seine Mutter ihm erzählt, dass sie auf seinen Namen gekommen ist. Es standen aber noch andere Namen zur Auswahl, die nicht annähernd so elegant klangen, wie sein gewählter Vorname. Jeldrik war seinen lieben Eltern dankbar über diese Wahl und hielt ihn in Ehren.
„Nun, Einsamkeit mag anstrengend sein“, begann er bedacht. „Aber sie ist auch ein Segen. Schließlich kann man ungestört seinem Sinn nachjagen und seine innere Kraft aus ihr ziehen.“ Eohl hatte ihn zum Reden gebracht, das musste er ihr respektvoll eingestehen. Eine Fremde, die dem schweigsamen Jeldrik in einen redseligen Mann verwandelte. „Ich ziehe die Einsamkeit einer sich ständig bekriegenden Gesellschaft vor. Sie zerreißt nur Herzen. Lieber möchte ich im Hintergrund agieren und zur Besserung beitragen. Aber“, er überlegte für einen Augenblick. „Dennoch sehe ich es als eine Bereicherung an, einer Frau mit Substanz wie Euch begegnet zu sein. Nicht viele stellen derartige Fragen, auf die ich definitiv zu antworten weiß.“ In Wahrheit zog er die Einsamkeit vor, um nicht erneut zerrissen zu werden. Seine Vergangenheit hat ihn so viel abverlangt, dass er die Leere des Alleinseins bevorzugte. Denn nur so konnte Jel vermeiden, dass sein Herz, sei es Liebe oder Freundschaft, erneut dermaßen gebrochen wurde, wie damals…
Das Thema wurde wieder auf Belenus gelenkt, der den Weißhaarigen verdutzt anschaute. „Das ist sehr bedauerlich“, meinte der Yrr auf die Aussage, sie würde Leute nicht mehr als ein paar Monate kennen. Die Axt hatte er zur Seite gelegt, setzte sich auf einen der entzwei gehackten, waagerecht liegenden Baumstämme und legte eine Pause ein. Solch einer Unterhaltung bedurfte es einer größeren Aufmerksamkeit, stellte er fest. Der Elb streckte seine Beine auf, legte die Hände auf den Schoß und faltete sie zusammen, während er Eohl anblickte. „Ich bin mir aber gewiss, dass Ihr einen Gefährten findet, den ihr mehr als nur ein paar Monate kennen dürft. Schließlich seid Ihr noch jung und auch ich, wenngleich ich mir das ehrlich nicht vorstellen kann, könnte neben Belenus noch weitere, langjährige Gefährten finden.“ Sein Mundwinkel zuckte kurz. Es wirkte fast, wie ein Lächeln. „So auch Ihr. Und wenn Ihr Euch nach Gesellschaft sehnt, steh die Chance sehr hoch.“ Die Fragerunde an Belenus begann. Der kleine Raberich nickte heftig, als sie ihn fragte, ob er ein Poet war. Von wegen, der kleine hatte einen schrecklichen Dialekt und kann nicht mal lesen. Er redete meistens sehr unflätig und frei heraus… alles andere als poetisch. Doch Jel wollte seinem Freund nicht seine Show stehlen. Doch als sie ihn um die Mitnahme beim Fliegen bat, machte er große Augen und schüttelte heftig den Kopf. „Es sei’nn du kanns‘ fliejen! Dann könn‘ wa gern ‘nen kleenen Ablug machen, hahaha!“, krächzte er. „Dat würd‘ mich aber sehr wundern. Hast ja jar keene Flügel!“ Jeldrik übersetzte.
Die Freude, mit der Eohl bestätigte, dass sie froh, war dem Elb etwas fremd. Vermutlich waren ihr derartige Fragen ebenso fremd. Eine aberwitzige Idee kam ihn in den Sinn, die ihn an die romantischen Tage an früher erinnern ließen. Aber, musste es eine romantische Intention haben, auf so einen Einfall zu kommen? Die junge Frau war alles andere als unattraktiv, hatte einen wachen Geist, besaß eine gewisse Integrität. Doch von romantischen Gefühlen konnte keine Rede sein – absurd, allein diesen Gedanken zu haben. Schließlich kannten sich die beiden erst seit einer halben Stunde, wenn nicht weniger. Aber das waren wohl die natürlichen Triebe eines alleinstehenden Mannes. Jeldrik zuckte die Achseln. Sie würde aus dieser freundlichen Geste wohl nichts hineininterpretieren. „Möchtet Ihr Euch meinen Mantel überziehen? Mir ist nicht kalt, daher brauche ich ihn jetzt nicht zu tragen.“ Sie kamen zurück auf das Thema Wettervorhersage. „Nun, ich kann nicht auf die Sekunde genau sagen, wann das Unwetter auftritt, aber…“, er blickte in den Himmel und fühlte in sich hinein, die Kopfschmerzen und was er sonst noch spürte… „das Unwetter dürfte so in zwanzig Minuten losgehen. Bis dahin habe ich noch einen weiteren Baum gefällt, geteilt und auf den Wagen gelagert. Danach wäre es an der Zeit irgendwo Schutz zu suchen. Es sei denn Ihr wollt vom Schneesturm begraben werden“, scherzte er, stand auf und brachte die Holzblöcke des ersten Baumes zum Karren und begann mit dem zweiten Baum, der ihn würdig erschien.
Die besagte Zeit verging wie im Flug. Über dem riesigen Wald hatte sich mittlerweile eine aschgraue Wolkendecke gebildet, denen man die Massen des Schnees ansehen konnte. Es würde ein heftiger Bizzard kommen und Jeldrik fühlte sich für Eohl verantwortlich und wollte nicht, dass ihr, wie absurd es auch klingen mochte, etwas passierte. „Ihr kennt Euch hier gut aus, wenn ich Euch richtig verstanden habe. Gibt es in der Nähe einen sicheren Unterschlupf? Die Tiere und das Holz möchte ich ungern verlieren.“ Der Yrr warf einen Blick auf die beiden Pferde, die nervös wieherten. Auch sie spürten, dass etwas im Gange war.
„Ich habe nicht viel Kontrolle darüber... aber die Zeit ist gelegentlich so gnädig, mir ein Bild dessen zu vermitteln, was eines Tages aus ihr werden wird“, nickte Eohl mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Im Vergleich zu den anderen Auserwählten Royal Crusades mochte sie ein Nichts sein, aber selbst jemand wie sie war nicht ganz ohne Grund bei der Gilde aufgenommen worden. „Wann es passiert, weiß ich jedoch nie... Vielleicht morgen? In zehn Jahren? In zwanzig? Gelegentlich ist die Vision bereits geschehen, wenn sie mich erreicht...“ Sie zuckte mit den Schultern. Keine Fähigkeit war perfekt, besonders nicht die von einem Werkzeug wie ihr. „Deswegen finde ich dich so beeindruckend... Selbst wenn es nur das Wetter sein mag. Die Zukunft auf ein paar klare Minuten zu bestimmen ist schockierend. Ein Geschenk, das sich kaum ein Mensch je erhoffen mag. Unterschätze nicht deine eigene Gabe. Ich persönlich schätze sie sehr, hehe...“ Ein leises, klares Lachen entkam ihr, ein Kichern, das ihre Freude zeigte. Jeldrik, wie er hieß, war ein Zeitgenosse, den zu kennen sich lohnen würde. Das spürte sie schon jetzt. „Die Zukunft sehe ich meist im Traum... gelegentlich im Spiegel. Verändern kann ich sie nicht. Das Schicksal ist in Stein gemeißelt... aber zumindest kann ich mir von meinem zukünftigen Ich den ein oder anderen Zauberspruch abschauen.“
Was die Einsamkeit anging, konnte sie dem Hünen allerdings kaum zustimmen. Eine große Furche bildete sich zwischen ihren Augen, als sich Eohls Stirn sichtbar in Falten legte. Sie ließ ihn aussprechen, aber man konnte sehen, dass seine Worte ihr ein unangenehmes Gefühl verpassten. „Einsamkeit ist nichts Schönes“, meinte sie mit entschiedenen Worten, als er fertig war. „Auch ich handle aus dem Hintergrund. Auch ich bin niemand, der im Licht zu stehen hat. Dafür sind Andere besser geeignet. Doch das heißt nicht, dass ich nicht an ihrer Seite stehen will!“ Allein zu sein war schmerzhaft, nichts weiter. Darin lag kein Glück, keine Erfüllung, nur Leid und die niemals endenden Stimmen. „Leider wird es mir kaum gewährt sein, Gefährten zu haben... nicht in absehbarer Zeit zumindest“, seufzte sie mit einem melancholischen Blick hinab in den Schnee zu ihren Füßen, ehe sich wieder ein Lächeln auf ihre Lippen drängte. „Aber das ist in Ordnung. Es ist besser, mein Herz wird zerrissen, als das einer besseren Person.“ Ja, das stimmte. Ihr Körper, Geist und auch ihr Herz waren dafür gemacht, dem größeren Ganzen zu dienen. Eohl Yihwa hatte kein Problem, sich mit glücklichem Gesicht aufzuopfern und jedes Leid, das ihr aufgezwungen wurde, mit Freude zu tragen. Dafür war sie hier.
„Oh, wie gern würde ich fliegen... Geht es wirklich nicht?“, fragte sie und legte eine Hand an ihre Wange, sah auf zu Jeldrik und Belenus, als würde ein süßer Blick etwas daran ändern, dass der Rabe sie nicht tragen konnte. Es half nicht, aber es schien immerhin ein gewisses Mitleid bei dem Elben auszulösen, der ihr seinen Mantel anbot. „Es wäre mir eine Freude“, nickte sie dankbar und erhob sich von ihrem Platz, um hinüber zu ihn zu schreiten und die dicke Jacke entgegen zu nehmen. Um ihre Schultern geschlungen stellte das Kleidungsstück den Größenunterschied zwischen den beiden umso deutlicher dar. Der Körper der Yihwa verschwand nahezu komplett unter dem langen, schwarzen Stoff, und sie stieß ein leises „Uff“ aus, als sie das Gewicht auf ihren Schultern spürte. Der Mantel war dick und robust und somit für ihren Körper, der lange nicht so fit wie früher war, unerwartet schwer. Dennoch konnte sie nicht leugnen, wie warm und weich das Kleidungsstück war. Zufrieden hob sie ihre Arme, um ihr Gesicht in den Ärmeln zu vergraben und tief einzuatmen. „Mmh... Vielen Dank. Ein wahrer Komfort in diesem rücksichtslosen Wetter.“ Er duftete gut. Ein natürliches, aber angenehmes Aroma. Das würde sie nicht allzu schnell vergessen. „Hmm... ich folge nicht allzu oft den Straßen“, gab Eohl zu. „Aber euren Karren bekommen wir wohl kaum durch den dichten Wald...“ Nachdenklich blickte sie den Weg entlang. Fiel ihr eine Stelle an, an der sie sicher waren? Sie deutete den Pfad entlang Richtung Norden. „Dort befindet sich ein Unterstand, wenn ich mich nicht irre. Mit einem kleinen Pavillon. Ich sehe da gelegentlich Holz gelagert, also müsste es wetterfest sein. Wenn das nicht reicht, bleibt eigentlich nur der Weg zurück in die Stadt...“
01 Unter einen Baum, einer der wenigen Orte, an dem sich die dichte Schneedecke nicht breit machte, hatte es sich der Wendigo bequem gemacht, ruhig saß er da, mit eine Buch in der Hand und wartete, er wartete auf die beiden Menschen, mit denen er eine Quest bestreiten sollte, doch wie üblich war er zu früh am Treffpunkt angekommen, mochte er es doch nicht andere warten zu lassen. Egal, es störte ihn nicht, die Ruhe genoss er, den Gesang der kleinen Vögel über ihn, das die Rufe der Tiere des Waldes, selbst das krächzen der Raben war angenehm, wenn man nichts weiter wollte als seine Ruhe. Ein leichter Schneefall setzte ein, ein paar frische Schneeflocken legten sich über die Schneedecke, glitzerten in der Mittagssonne, ein schöner Anblick, vor allem für alle, die den Schnee gerne hatten, doch als Kreatur des Winters war es dem Menschenfresser ziemlich egal, lebte er nicht nur sein ganzen Leben hier oben im Norden, sondern auch sein Unleben, im Grunde genommen hatte er noch nie die Ländereien des Nordens verlassen, ab und zu war er zwar mal während einer Quest woanders, doch nie lange genug, das es einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterließ, alles was er kannte war Schnee und Kälte, doch es war das was er mochte. Ruhig packte er das Buch, welches er sich bei seiner Herrin auslieh in seine Tasche, schüttelte sich einmal ein kleines wenig, strich mit seiner Hand über seine Haare und ordnete sie ein kleines wenig, er mochte es nicht, wenn sein Haar nicht ordentlich lag. Wo die beiden wohl blieben? Woher kamen sie überhaupt? Hatte er da nicht eine Notiz von der Gilde bekommen? Auf jeden Fall musste er als Liberty Phoenix arbeiten, wie langweilig, dennoch wusste er es, das es notwendig war Royal Crusade durfte nicht auffliegen und deswegen gab es ja die kleine Gilde. Ruhig suchte er nach der Notiz, dort sollten doch die Namen seiner Partner vermerkt sein und vor allem, wer sie anführte, doch wo hatte er den Zettel gleich noch verstaut? In seinem Buch, als Lesezeichen, hatte er doch keines mit und wollte nicht vergessen, wo er stehengeblieben war, egal er würde die Seite schon wieder finden. Langsam zog er das Zettelchen heraus, steckte das Buch wieder weg und warf einen Blick auf die Notiz, ein junger Mann seiner Gilde, nein Liberty Phoenix war der Leiter der Quest, Necrologia sein Name. Er war nur Mitglied der Deckgilde? Seltsam doch nichts was der Gehörnte wirklich hinterfragen wollte, waren solche Mitglieder doch auch wichtig um die Gilde zu schützen, er musste nur aufpassen, das er nichts falsches sagte und nicht Royal Crusade erwähnte, zu dummen Fragen würde es führen und dazu, das der arme Junge ausgeschaltet werden müsste, etwas auf das er derzeit verzichten konnte. Die zweite Person, die an der Quest teilnahm war eine junge Dame ohne Gilde, eine die sich scheinbar niemanden anschließen mochte und ihr eigenes Ding durchzog, nur Quests annahm für das Geld, ebenso seltsam wie die Mitglieder von Liberty Phoenix, egal es ging ihn ja nichts an, nicht seine Sache war es, was sie tat und im Grund genommen war es ihm auch ziemlich egal.
Die Namen der beiden wahren ebenso vermerkt worden, der Name des jungen Mannes lautete Alessandro Christoff Necrologia, was für ein langer Name, hoffentlich war es für den jungen Mann in Ordnung, wenn er ihn abkürzen würde, wollte er ihn doch nicht bei dem vollen Namen ansprechen, zu anstrengen war es. Der Name der zweiten Person war nicht unbedingt kürzer, Liora Amancaya Serrado, auch bei ihr hoffte der Wendigo, das es in Ordnung war ihren Namen zu kürzen, weder hatte er die Lust, noch den Nerv sich solch einen Namen zu merken, warum gab man seinen Kindern überhaupt solche schrecklich langen Namen? Egal, es war nicht seine Sache, die beiden konnten ja nichts dafür, werden sie sich doch schlecht ihre Namen ausgesucht haben. Langsam stand er auf, putze sich den Schmutz von der Hose und blickte sich um, der frische Schnee verdeckte schon die Spuren, die er hinterlassen hatte, immer wieder war der Mann fasziniert wie schnell das hier passierte, doch so schön wie es aussah, so schnell war es auch wieder dahin, machte er sich doch auf den Weg zum Wanderweg, war Raziel doch der Meinung, das er die beiden anderen wohl eher dort antreffen würde. Mit verschränkten Armen stellte er sich mitten auf den Weg, wartete und schüttelte ab und zu den Kopf um den Schnee auf seinen Haar und den Hörnern los zu werden, ihn zu übersehen war schwer, mussten sie doch in ihn hineinlaufen, in den großen Mann mit den leuchtend grünen Augen und den schwarzen Hörnern.
Also das hatte sie nicht gemeint, als sie sagte, dass sie sich ein wenig eigenes Geld dazu verdienen wollte. Sie hatte sich zwar bewusst dazu entschieden, mithilfe von Quest ein wenig extra Geld zu bekommen, aber sie hatte nicht erwartet, dass es so würde. Es war deutlich kälter als sie angenommen hatte, als sie sich die Beschreibung der Quest durchgelesen hatte. Wenigstens hatte die junge Frau angemessene Kleidung an, die sie ausreichend wärmte. Dennoch musste sie gestehen, dass die verschneite Umgebung einen äußerst starken Kontrast zu dem bildete, was sie kannte. In Sakura Town lag zwar auch Schnee im Winter, aber auch nur dann. Auch dann, sah es nie so aus wie hier. Der Ort, an dem sie die Quest absolvieren sollte glitt einer Einöde. Aus nassem. Kalten. Schnee. Sie stieß seuzfend Luft aus, welche sich direkt in kleine Wölkchen verformte. Sie setzte einen Fuß vor den anderen, glücklich darüber, dass ihre Stiefel ansatzweise abweisend gegenüber Nässe und Kälte waren. Sie stapfte Stück für Stück über einen der Trampelpfade der Schneewüste, die von einem großen Wald erfüllt wurde. Sie kramte in einer ihrer Taschen herum, kramte einen kleinen Zettel heraus auf dem alles wichtige zur Quest stand. In der Beschreibung der Quest hieß es, dass ein Lieferant in diesem Gebiet krank geworden war und dementsprechend ausfiel... Sie und zwei andere sollten sich nun also daran machen, seine Lieferung von a nach b zu bringen. Ihre Kameraden gehörten beide zu der Gilde Liberty Phoenix. Sie würden sich möglicherweise schon kennen. Nur Liora würde sowas wie ein Außenseiter sein. Wie auch immer. Für Liora war es schon immer ein leichtes sich in einer Gruppe einzufügen und mit Menschen auszukommen, egal wie kurios diese sein mögen. Dies war eine gute Fähigkeit fand sie. Vor allem, da sie in solch einer Einöde aufeinander vertrauen mussten. Sie hatte nämlich jetzt schon das beklemmende Gefühl, dass man sich in diesem Ort leicht verirren konnte. Liora war jedenfalls sehr gespannt darauf ihre beiden Kameraden kennenzulernen. Vielleicht wird das ja ganz erheiternd in dieser kalten Finsternis. Ein leichtes Lächeln zuckte über ihr Gesicht. Während sie weiter nach vorne ging, zog sie ihren Rucksack nochmal ein wenig zurecht, den sie auf ihrem Rücken trug. In ihm befand sich etwas Proviant und ein paar andere praktische Dinge, von denen sie möglicherweise Gebrauch machen könnte. Sie stopfte den Zettel wieder in ihre Tasche und zog stattdessen eine Karte aus der anderen. Sie zeigte einen groben Umriss der Trampelpfade und sie versuchte sich ein wenig zu navigieren. Sie ging immer weiter den pfad entlang, auf dem sie sich befand, bis sie den Rand eines kleinen Hügels erreichte auf dem sie sich befand. Sie blickte hinunter, hielt hierbei eine Hand über ihre Augen versuchend, dadurch besser erkennen zu können, was sich am Fuße des Hügels befand. Am Fuß des Hügels begann ein etwas dichteres Stück des Waldes und sie glaubte jemanden neben einem der Bäume hocken zu sehen. Beziehungsweise lang zu gehen. Zumindest bewegte sich dort etwas. Möglicherweise war es ja einer ihrer Partner. Erfreut blickte sich Liora um, Ausschau haltend, ob hier etwas war mit dem sie schnell und leicht den Hügel hinunter kommen konnte. Sie entdeckte einen kleinen, umgekippten Baumstamm. Sie stieß einen triumphierenden Laut aus, nahm sich den Baumstamm und platzierte ihn am Rand des Hügels. Der Stamm war von Schnee bedeckt, den sie erst davon runter schubbeln musste ehe s ie sich darauf setzte. Es ist schon eine Weile her, dass ich das letzte Mal eine kleine Schlittenfahrt gemacht hab. Sie sah nochmal nach unten zu der Person, die auf dem Wanderweg unten stehengeblieben war, welcher zwischen den Bäumen hervorlugte. Die Bäume hielten den Schnee schon ziemlich gut weg. Liora stemmte ihre Füße vor sich auf den Baumstamm und platzierte ihre Hände neben beziehungsweise ein Stück hinter sich. Dann rutschte sie nach vorne, bis die Schwerkraft einsetzte. Immer schneller rutschte sie den Hügel hinunter, lachte leise auf und verlagerte ihr Gewicht zwischendurch etwas mehr in die eine Richtung, dann in die andere Richtung, um Bäumen oder ähnlichen Hindernissen auszuweichen. Hinter sich hinterließ sie eine Spur im Schnee und je tiefer sie gelangte, desto besser erkannte sie die Person die am Wanderweg stand. Aber nicht gut genug. Sie war viel zu schnell. Sie stemmte ihre Füße neben dem Baumstamm in den Schnee, um sich ein wenig abzubremsen. Achtung!", rief sie jedoch war es schon zu spät. Ehe sie sich versah verhakte sich der Stamm ruckartig im Boden und warf sie regelrecht nach vorne, direkt in den jungen Mann hinein. Ein leises, schmerzhaftes Stöhnen entfuhr ihr, als sie ihre Hände im Schnee abstützte. Langsam richtete sie ihren Kopf auf, schüttelte ihre Haare aus ihrem Gesicht und sah unter sich. Unter ihr begraben lag ein Mann in dunkler Kleidung, mit kreidebleicher Haut und großen Hörnern. Liora brauchte einen Moment um sich zu sammeln und setzte sich dann auf, dass sie nur noch auf ihm saß und nicht mehr lag. Sie schüttelte ihre Hände und wischte sie anschließend an ihrer Kleidung ab und blickte zu dem Mann herunter. "Tut mir leid, Hübscher. War wohl etwas schnell unterwegs.", sie schmunzelte leicht und musterte das Gesicht des Fremden. Sein Haar war glatt und gepflegt, wenn auch jetzt voller Schnee. Sein Gesicht war eher lang und schmal, eine süße eher unauffällige Nase, spitze Ohren und dann... Strahlende limonengrüne Augen mit schlitzartigen Pupillen. Liora blieb kurz an diesen hängen, räusperte sich dann und erhob sich dann, elegant und locker wie sie war. Aufgestanden schüttelte sie den restlichen Schnee von ihrer Kleidung ab, richtete diese und hielt anschließend dem jungen Mann ihrer Hand hin. "Ich heiße Liora, du kannst mich aber auch gerne Lio nennen.", kam es mit fester Stimme von ihr während ein warmes, freundliches Lächeln ihre Lippen benetzte, welche durch die Kälte noch etwas rosiger wirkten als sonst.
Chris hatte etwas, das andere ein Problem nennen würde. Eigentlich hatte er mehr als eines, wobei er sich mittlerweile damit abgefunden hatte. Das Ganze hatte gestern morgen begonnen. Nach einem halben Jahr Aloe war es ihm langweilig geworden. Er wollte raus aus der Stadt, raus aus der Wüste. Also hatte er seine Wohnung vorbezahlt und seine Sachen in einen großen Rucksack gestopft. Sein Notizbuch, Kleidung, sein Messer und ein Stück Holz und alles was er sonst noch so benötigte. Damit war er zum Bahnhof marschiert und hatte sich in irgendeinen Zug gesetzt. Er war tatsächlich ohne Ticket ausgekommen und auch irgendwann eingeschlafen, bis der Zug ihn tief in der Nacht irgendwo, weit, weit entfernt ausgespuckt hatte. Wenn das kein Abenteuer war, hatte er zumindest gedacht! Es gab nicht viel was ihm die Suppe versalzen konnte, sodass er sie nicht mehr aß, doch mitten in der Nacht in der Stadt seiner Kindheit zu stehen gehörte dazu. Am Ende hatte er es irgendwie überstanden und sich von allen ferngehalten, die er hätte kennen können. Dick eingepackt hatte er sich am heutigen Morgen schließlich auf den Weg gemacht. Wenn er hier oder in einem anderen Ort überleben wollte, musste er seinen Geldvorrat etwas aufstocken und es war die perfekte Möglichkeit Kontakte zu knüpfen. Hoffentlich würde er nur nicht seine Mutter treffen! Dann wäre er wirklich am Arsch. Was sie wohl tat? Ob sie ihn suchte? Ihn vermisste? Er glaubte es nicht. Chris schob die Gedanken an sie zur Seite und stampfte weiter durch den Schnee. Sie verbesserte seine Laune nicht und eigentlich genoss er die kalte, vertraute Luft. Es erinnerte ihn an die Tage, die er draußen im Schnee verbracht hatte, wenn er sich hinausgeschlichen hatte, anstatt in seinem Zimmer zu lernen. Dinge, die er bis jetzt nicht gebraucht hatte. Allgemein hatte er bisher nur wenig davon nützen können, was man ihm über die Jahre versucht hatte einzutrichtern. Chris war nicht dämlich, er merkte sich Sachen schnell – wenn er sich dafür interessierte.
Der Teenager wurde aus seinen Überlegungen aus alten Zeiten gerissen, als ihm plötzlich das Bein wegrutschte. Durch den Schnee hatte er das Eis nicht gesehen und schlitterte etwas ein Stück nach vor. Rudernd versuchte er sich auf den Beinen zu halten. Irgendwie gelang es ihm, nicht auf dem Hintern zu landen. Dennoch ging er nicht wirklich vorsichtiger weiter, stattdessen begann er zu pfeifen und trabte munter weiter. Der Weg war etwas schwer zu erkennen, aber irgendwie schaffte er es, darauf zu bleiben. Wie seine Kollegen wohl sein würden? Hoffentlich keine Spießer. Obwohl, es wäre schon lustig. Einer Eingebung folgend bückte er sich am Straßenrand und presste den Schnee zu zwei Schneebällen zusammen. Damit lief er weiter, in der Hoffnung, sie würden nicht ganz schmelzen. Am Ende ging es sich aus. Vor ihm, eine Biegung in den Bäumen weiter, tauchten zwei Gestalten auf, doch erst als er näher kam, erkannte er ihre seltsame Position. Wie angewurzelt blieb er stehen. Was zum. „Bäh, was macht ihr da!“ Sein Schneeball fiel ihm aus der Hand und er flucht. Damit war sein Plan kaputt! Er konnte sie nicht hinterrücks abschießen! Nicht, wo er sich verraten hatte und ein Geschoss verloren hatte. Im Versuch das noch zu retten warf er einfach den anderen Schneeball, der über die Schulter der Frau hinwegsegelte und aus seinem Blickfeld verschwand. Aber mit etwas Glück traf er den komischen Kerl ins Gesicht, der unter ihr lag – warum auch immer. Chris klopfte sich den Schnee von den Handschuhen und kam näher.
02„Achtung!“ - Das war das letzte das der Wendigo hörte, ehe er von etwas getroffen wurde, etwas? Nein von einer jungen Dame, welche wie ein Wirbelwind den Hügel auf einen Baumstamm herunter kam, den sie als Schlitten nutzte, dabei jedoch scheinbar die Geschwindigkeit und die Gesetzte der Physik unterschätzte. Schwarz wurde es ihn ein paar Sekunden, störte ihn vielleicht der Schmerz nicht, dennoch war er Aufprall am Boden nur bedingt angenehm, sein sturer Schädel war für so etwas nun wirklich nicht gedacht. War es das jetzt mit ihm? War er so lange am Leben, nur um am Ende dann von einer Dame erschlagen zu werden, die sich gnadenlos überschätzte? Wenn es so war, dann war es nun einmal so, doch wenn sie ihn erschlagen hätte, dann würde er nicht mehr denken, so dachte Raziel es sich zumindest, er sah die Sterne am Himmel kreisen, er war einfach ein klein wenig weg vom Fenster, doch er atmete noch, sein Herz in der Brust spürte er ebenso noch schlagen, so wie das warme des Körpers der jungen Dame, diese dumme Körperwärme, die er doch so hasste, spürte er es, wie sie sich durch seinen kalten Körper zog. Noch benommen, der blick vollkommen verschwommen schüttelte er leicht seinen Kopf, die langen, spitzen Hörner, die sich in den harten, vereisten Boden gegraben hatten, hinterließen tiefe Rillen in diesem, er nutzte sie zwar nicht im Kampf, dennoch konnte man schnell sehen, das man seinen Kopfschmuck nicht unterschätzen sollte. Vorsichtig griff er nach oben, fühlte nach was vor ihm war, wer da auf ihn saß, etwas weiches, warmes verspürte er, etwas warmes weiches, das er seit langen nicht mehr spüren durfte, etwas warmes weiches, das er vielleicht nicht anfassen sollte, hatte er der Fremden wirklich gerade an das eine Körperteil gefasst, an das man als Mann nicht ohne Konsens fassen sollte? Schnell zog er seine Hände weg, im blassen Gesicht des Mannes bildete sich eine ungewohnte, ungesunde Röte, was hatte er da gerade getan? So einer war er doch nicht, er war keiner von denen, die Frauen einfach anfassten, er war keiner von dem, die es in Ordnung fassten einfach überall hin zu fassen. Doch konnte er was dafür? Nicht wirklich, sah er doch nicht, was er tat.
„Oh… ähm.. tut mir Leid.“ Ein wenig irritiert war die Tonlage des Mannes, drehte er sein Gesicht doch weg von der Dame die auf seinen Schoße saß, ihn scheinbar bewunderte, ihm ein kleines Kompliment machte. Sie musste die Dame mit dem unglaublich langen Namen sein, der Name stimmte zumindest zum Teil überein. „Lio also? Ich bin Raziel, aber du kannst mich gerne Raz nennen, wenn dir das lieber ist…“ Noch immer rot vor Scham schüttelte er seinen Kopf noch einmal, richtete seinen Oberkörper ein wenig auf, blickte Liora in die Augen. „Das gerade, das war nicht mir Absicht. Ich fasste Frauen eigentlich nicht einfach so an. Ich bin kein Perverser, auch wenn gewissen Damen das von mir behaupten.“ Musste er sich rechtfertigen, oder klang das gerade erst recht so, als ob er das häufiger tat? Wirklich sicher war Raziel sich da nicht. „Du sitzt aber auch auf einen etwas unpraktischen Ort, nicht?“ Auf seinen Schoß, lange hatte er da niemanden mehr sitzen, froh war er, das er seine Männlichkeit gut unter Kontrolle hatte. „Mit dir und jemanden aus meiner Gilde, Liberty Phoenix soll ich also eine Quest bestreiten? Der andere, der scheint aber noch nicht da zu sein, kein Engel, der vom Himmel geflogen kam ist er, so wie du, die es sich so bequem auf mir gemacht hat.“ Naja, was wollte er machen? Sie herunter werfen? Nein, so war er nicht, einen Kerl ja, der hätte wahrscheinlich sein Messer zu spüren bekommen, Liora hatte dein einen Vorteil, sie war weiblich, ihr tat er nicht weh, zumindest nicht mit Absicht. „Du hast dich aber bei deinem kleinen Ausflug nicht verletzt oder? Ich bin nun wirklich nicht das, was man als weich und bequem bezeichnen könnte. Geht es dir…“ Seinen Satz konnte er nicht beenden, hörte er einen lauten, leicht angewiderten Ausruf, gefolgt von einem Schneeball im Gesicht. War das der Dritte im Bunde, der Magier aus der Scheingilde? „Sei froh, das ich keine schlechte Laune habe Junge, sonst hättest du jetzt echt ärger…“ Vorsichtig putzte er sich den Schnee aus dem Gesicht. „Erschrecke dich nicht, Lio..“ Vorsichtig legte er seinen Arm um sie, den anderen nutzte er um sich vom Boden ab zustoßen, er setzte sich, zusammen mit der jungen Dame auf, nur um dann mit einen Ruck aufzustehen, Liora hielt er dabei im Arm wie ein Bräutigam seine Braut. „Wenn ich dich runter lassen soll, sag bescheid. Wenn nicht, genieße deine Reise auf meinem Arm.“ Freundlich lächelte er, machte sich dann zusammen mit Liora auf zum Neuankömmling. Du solltest der sein, der die Quest anführt, nicht Junge? Was wir beide getan haben, was nichts war, wäre auch wenn es etwas gewesen wäre nicht deine Sache. Wenn du etwas nicht sehen magst, dann schau einfach nicht hin. Aber solltest du nicht in dem Alter sein, in dem du so etwas mögen solltest?“ Fragend lächelte er den jungen Mann an, gab sich dabei jedoch Mühe seine langen Reißzähne zu verstecken. „Um mich noch einmal vorzustellen. Ich bin Raziel. Du kannst mich jedoch auch gerne Raz nennen, oder wie du willst, letztendlich ist es mir egal. Das gleiche gilt auch für dich, Lady Lio.“ Mit der Dame im Arm und den Teenager vor sich, wartete er nur noch darauf, was passieren würde und vor allem ob der Junge Informationen für die Quest hatte.
Fuck, ich bin viel zu schnell!, dachte sie sich immer wieder. Zügig hatte sie angefangen ihre Füße gegen den Boden zu stemmen, um ihr rasendes gefährt abzubremsen. Der tiefe Schnee zerschmolz unter ihren Füßen oder wich zu den Seiten aus, aber es half nichts. Brachte nichts. Vor ihr wurde die dunkle Gestalt immer größer, war aber durch die hohe Geschwindigkeit des Baumstammes auf dem Liora saß total schwammig und extremst schwer zu erkennen. Sie hatte keine andere Möglichkeit als die Person, auf die sie zuraste zu warnen. Jedoch war es vergebens. Keinen Augenblick später war sie vom Stamm geschleudert und mitten in die Person hinein gebrettert. Selbstverständlich riss sie ihn zu Boden. Einerseits, weil Liora keine Feder war - auch wenn alles an ihr mehr Muskeln als Fett war, aber auch, weil der Fremde selbstverständlich nicht damit gerechnet hatte. Klar, wer würde damit rechnen, mitten in einer Einöde aus Schnee und Wald von einer Frau auf einem Baumstamm, den sie als Schlitten nutzte, umgefahren zu werden? Nun hatte sie also den unschuldigen Mann unter sich begraben, war auch ihr für wenige Sekunden schwammig vor Augen, welche erst etwas brauchten, um sich von dem Flug zu erholen. Zu allem Überfluss war ihr auch noch etwas schwindelig. Dies war zwar nichts neues für sie, so oft wie sie sich in solche Zustände brachte, aber sie war immerhin hier um eine Quest zu absolvieren und nicht um sich gleich wieder unfähig zu machen! Allerdings war es für Beschwerden auch schon zu spät. Ließ sich doch eh nichts mehr an der Situation ändern. Das einzige was sie nun noch machen könnte, war sich aufzurappeln und sich bei ihrem "Opfer" zu entschuldigen. Es dauerte keinen weiteren Augenblick bis sich der Blick der Blonden wieder schärfte und sie sich wieder vom Aufprall erholt hatte. Sie warf einen nachdenklichen Blick nach unten, war direkt vom Anblick dieses interessanten, humanoiden Wesens ergriffen. Vor allem die Augen faszinierten sie, strahlten sie doch so viel magisches, mystisches aus. Der junge Mann, den sie unter sich fand schüttelte sachte seinen Kopf, wodurch Liora wieder die langen, dunklen Hörner, die auf seinem schwarzen Haupt thronten wieder auffielen. Dann passierte etwas... sagen wir Mal unerwartetes. Der Fremde unter ihr regte sich und griff nach oben, direkt in den üppigen Busen der Frau, welcher in Greifweite des Mannes gelegen hatten. Es kam ihr sogar ein wenig so vor, als würde er diesen noch ein wenig kneten beziehungsweise versuchen diesen zu ertasten. Lioras Augen weiteten sich für einen Augenblick überrascht. Was geht denn bei dem ab? Checkt der überhaupt, was der da gerade macht?-Nicht das ich mich beklagen würde... Aber damit hab ich jetzt nicht gerechnet, nachdem ich ihn so umgeworfen hab. Kaum einen Augenblick später erhielt Liora auch schon eine Antwort auf die Frage, die sie sich im inneren gestellt hatte. Der mann unter ihr, nahm in einer schnellen Bewegung seine Hand von ihrer Brust und er wurde ganz rot im Gesicht, dass es schon ziemlich ungesund wirkte. Kurz darauf stammelte er eine Entschuldigung, drehte sein Gesicht weg, vermutlich um sein vor Unbehagen verzerrtes Gesicht, sowie die Röte in seinem blassen Gesicht zu verbergen. Jedoch musste Liora bei seiner Entschuldigung ein wenig auflachen, unterdrückte dies allerdings, weshalb nur ein leises Kichern aus ihrer Kehle drang. Amüsiert schmunzelnd hatte sie sich ihm im Folgenden vorgestellt, worauf er sich ebenfalls vorstellte. Raziel hieß er. Da klingelte es bei Liora. Den Namen hatte sie schon gehört... War er nicht einer der Personen, mit denen Liora ihre Quest unternehmen würde? "Na dann, Raziel schön dich kennenzulernen.", kam es sanft, aber auch warm von ihr, während sie den jungen Mann dabei beobachtete, wie er seinen Kopf schüttelte, sich ein wenig aufrichtete, in dem er seine Ellebogen unter seinem Körper auf dem Schnee abstützte, welcher sich unter seinem Gewicht verdichtet hatte und in ihrer silbernen AUgen blickte. Nochmals entschuldigte oder eher rechtfertigte er sich für sein Grabschen, versuchte zu verdeutlichen, dass er kein Perverser war. Erneut musste Liora leise herzlich Kichern. "Ich glaube ich würde erkennen, wenn du ein Perverser bist. Sagen wir einfach, es liegt an der Gehirnerschütterung.", kam es schmunzelnd von ihr und sie fuhr sich durch die leicht zerstrubbelten Haare, die Tatsache ignorierend, dass sie die ganze Zeit ihre Hüfte bewegte und an einer eher ungünstigen Stelle saß. Erst als Raziel sie darauf ansprach wurde es ihr bewusst. "Ja, hast wohl recht.", stimmte sie ihm zu, machte zunächst aber keine Anstalten sich da weg zu bewegen. Vor allem, weil sie nicht wirklich das Gefühl hatte, dass es Raziel störten würde. Zumindest spürte sie nichts was das Gegenteil beweisen würde. Außerdem blieb ihr nicht viel Zeit um darüber nachzudenken, fing der Schwarzhaarige wieder an zu reden. Rhetorisch fragte er, ob er mit Liora und einem weiteren aus seiner Gilde eine Quest bestreiten sollte, ergänzte, dass sein Gildenkamerad aber anscheinend noch nicht anwesend war und Liora kam es auch ein wenig vor, als würde er ein wenig auf der Tatsache herumhacken wollen, dass sie ihn so ungeschickt umgerissen hatte. "Man lebt schließlich nur einmal. Außerdem hab ich mich doch schon bei dir entschuldigt.", konterte sie mit immernoch freundlicher und warmer Stimme. Und es stimmte. Sie hatte sich bereits entschuldigt, bevor sie sich vorgestellt hatte. Kurze Zeit später erkundigte sich Razzle, wie Liora beschloss ihn nun zu nennen, auch wenn es etwas vorbei an dem von ihm vorgeschlagenen Namen war, ob sie sich verletzt hatte, weil er sich selbst mitunter nicht als gerade weich oder bequem beschreiben würde. Also ich find ihn jetzt nicht gerade unbequem..., dachte sie sich, überlegte ob sie ihm das sagen sollte, möglicherweise um ihn ein wenig zu necken und das Eis zwischen ihnen zu brechen - wenn es durch ihren Aufeinanderprall noch nicht gebrochen war. Razzle setzte dazu an, sie zu fragen ob es ihr gut ging wurde allerdings von einem lauten, angeekelten, prüden Ausruf unterbrochen. Lioras Kopf schnellte um und sie erkannte einen Teenager, der etwas von ihnen entfernt stand und gerade einen Ball abgefeuert hatte, der gerade so an Lioras Gesicht vorbeiglitt zu Raziel. Als Liora den Kopf wieder zu ihm drehte, war sein gesamtes Gesicht vom Schnee, der ja der Schneeball gewesen war, verdeckt. Treffen kann der Kleine., kam ihr der Gedanke, ehe sie sich daran machte Raziel mit dem Schnee zu helfen und welchen zu entfernen, den er vielleicht nicht direkt spüren würde. Diesen wischte sie vorsichtig mit dem Ärmel ihrer Jacke zur Seite weg. Leise grummelnd meinte Razzle, dass der Kleine Glück hatte, dass er keine schlechte Laune hatte, da er sonst echt Ärger bekommen würde. Kaum hatten sie den gesamten Schnee aus dem Gesicht des Schwarzhaarigen entfernt, kam von dem hornigen Mann eine Warnung. Liora verstand erst nicht was er meinte. Im nächsten Moment dann doch. Raziel hatte einen Arm um sie gelegt, sich mit dem anderen vom Boden abgestoßen, mit Liora auf dem Schoß aufgesetzt, welche reflexartig ihre Arme um seinen Hals legte und erneut die Augen ein wenig überrascht aufriss, ehe er sich komplett auf die Füße stemmte. Im Bräutigam Stil lag sie nun also in seinen Armen, ein wenig überfordert. Sie hatte doch selbst aufstehen wollen? Naja, der gutaussehende Mann um sie war wohl schneller. Irritiert blickte sie zu Razzle auf, welcher sie direkt darauf hinwies, dass sie einfach nur Bescheid geben soll, wenn sie von seinem Arm runter will, aber ansonsten auch auf seinem Arm reisen könnte. Diese Aussage umschmückte er mit einem freundlichen Lächeln und ging mit ihr im Arm zu dem Jungen, der den Schneeball nach ihnen geworfen und sich über sie beschwert hatte. Während Raziel damit beschäftigt war mit dem Knirps zu reden, war Liora damit beschäftigt ihren "Bräutigam" etwas schräg von der Seite anzublicken, mit einem fetten Fragezeichen im Gesicht. Was war das denn jetzt? Was ist mit dem? Ich hab den wortwörtlich umgehauen und der reagiert als wär nichts passiert... Verwirrt legte sie ihr Ohr sachte an seine Brust, hörte nach ob sein Herz noch schlug. Tat es. Hmmm... Dann löste sie eine Hand von seinem Hals und legte sie ihm an den Kopf, um zu gucken ob er irgendwie glühte. Also körperlich ist er schonmal nicht krank... Glaub ich... Raziel stellte sich dem Kind vor, riss Liora somit aus ihren Gedanken. Irritiert blickte sie zu dem Jungen, dann wieder zu Raziel und an ihnen herunter. Dann befreite sie sich mehr oder weniger gekonnt aus seinen Armen, verzichtete darauf ihm Bescheid zu geben. Dementsprechend fiel sie aus seinem Arm, fing sich aber gekonnt auf und drückte sich wie bei einer Liegestütze locker nach oben und rappelte sich wieder auf die Beine. Dann räusperte sie sich, nahm dabei die Hand vor den Mund und senkte sie erst als sie fertig war. "Genau, ich heiße Liora, aber du kannst mich auch gerne Lio nennen.", meinte sie freundlich zu dem Knirps und lächelte ihn freundlich an. Auf Razzles Ansprache mit "Lady Liora" runzelte sie nur leicht die Stirn. Sie mochte es zwar umworben zu werden, aber diese gnadenlose Freundlichkeit des Schwarzhaarigen traf sie irgendwie total unerwartet und vermutlich war sie noch von dem Aufprall durcheinander, weshalb sie damit in dem Moment weniger umgehen konnte. Irgendwas an ihm war seltsam...
Eigentlich war es ja nicht sexuell gemeint oder so. Obwohl es sicher amüsant wäre, aber wer würde schon im eiskalten Schnee so etwas anfangen? Das Bäh war ihm einfach so entschlüpft, als er die beiden entdeckt hatte. Das wenige was er von der Frau gesehen konnte, waren ihre honigblonden Locken, wie die eines wildgewordenen Engels, der in einen Sturm geraten war. Von dem Kerl sah er nur dessen Schuhe und Beine, nicht wirklich aufschlussreich. Nein, eigentlich ging es nur darum die beiden gleich zu Beginn ein wenig zu foppen, um sie auf sich selbst vorzubereiten. Chris Art konnte für manche überfordern oder störend sein – was ihn nicht daran hinderte, diese weiterhin munter auszuleben. Grinsend rieb er die Hände in den schwarzen Handschuhen aneinander. Erstaunlich wenig bunt war er heute unterwegs, bis auf den Mantel ganz in schwarz. Allerdings hatte der Schneeball den gewünschten Effekt. Er sah das Gesicht zwar nicht, aber er hörte den Kerl nun mit sich sprechen. Der Teenager kam näher, konnte den frechen Gesichtsausdruck nicht ganz verbergen. „Sonst kommt der große, böse Raz und frisst mich raufazraz auf?“ Er lachte leise, aber keineswegs spöttisch. „Und jetzt hoch ihr zwei, sonst werf ich mich auf euch drauf und wir machen Schneekuscheln zum Kennenlernen.“ Ah, es hatte wirklich etwas, der Boss zu sein! Es erinnerte ihn an die Quest mit Temmy. Und er muss zugeben, es machte wirklich Spaß anderen etwas anzuschaffen. Obwohl er die Idee mit dem Fitnesstrainier wieder verworfen hatte, da ihm die Ausbildung zu dämlich war und zu lange dauern würde, vielleicht konnte er seinen eigenen Zirkus ausmachen oder so?
Kurz darauf saß Raziel auf dem Hintern, die Frau – wohl Liora – auf seinem Schoß. Nun, dass war schon eine Besserung. Die Hände in die Seiten gestemmt stellte Chris sich daneben hin, zog eine Augenbraue hoch, und versucht erfolglos streng zu gucken. Allerdings war er zu sehr von den Hörner fasziniert. Chris beugte sich vor und betrachtete sie. Schwarz wie das Haar des Gildenmagiers waren sie, länger als die Temus. Als Raz dann plötzlich aufstand, spießte er den jungen Gestaltwandler beinah mit auf. „Alter, sag doch was, bevor du mich umbringst!“, sprang er zurück und starrte jetzt zu ihm hoch. „Ich glaube, es wäre hier auch nicht so warm“, kommentierte Chris sarkastisch. „Mal davon abgesehen erspare dich dir jetzt die große Geschichte und belasse es dabei, dass ich wohl selbst entscheide, was mir gefällt.“ Seine Stimme klang etwas trotzig. Es war sein empfindlicher Punkt, in ein von anderen vorgegebenes Bild passen zu müssen. Außerdem wollte er dem Kerl nicht gleich zu Beginn alles erzählen, dass wäre zu viel auf einmal – selbst für ihn und Chris konnte in sehr kurzer Zeit sehr viel reden. Ob man ihn auch verstand, war dann nicht sein Kuchen. Sein Blick wanderte zu der Blonden. Liora sah Raz etwas verwirrt an, bevor sie sich löste und zu Boden fiel. Das er dabei lachte, tat ihm nicht wirklich leid. Dennoch grinste er sie freundlich an, wie sie ihn. „Und jap, ich bin Chris. Ich soll das irgendwie leiten oder so. Keine Ahnung, ich habe das noch nie getan.“ Er zuckte unbekümmert und mit jugendlichem Selbstbewusstsein die Schultern. Irgendwie würde das schon werden. „Also ich schätze, wir sollen uns dann auf den Weg machen. Nicht dass uns die Leute noch abkratzen, weil sie kein Essen bekommen.“ Chris strich sich die langen Strähnen zurück und drängte sich zwischen die beiden. Ohne nachzufragen, hakte er sich ein und zog daran. Sie würden dem Weg noch ein Stückchen folgen müssen, bevor sie das Heim dieses Sirius erreichen würden. Hoffentlich würden Lio und Raz auch mitgehen. „Also Jungs – und Mädls“, begann er, „wie seht ihr das? Sollte es Schulen für Eichhörnchen geben? Ich meine, damit die ihre Nüsse beschriften und wiederfinden können?“
03 Liora befreite sich aus den Armen des Mannes und landete auf dem Bode, Chris lachte ein wenig, während Raziel nur licht den Kopf schüttelte, hätte sie etwas gesagt, dann hätte er sich vorsichtig abgesetzt, aber naja es war ja nicht seine Entscheidung, wenn sie es so wollte, dann war es das halt so. „Ob ich dich fressen möchte, Chris? Vielleicht? Du siehst immerhin nach einen leckeren, kleinen Snack aus.“ Leicht lächelte der Wendigo, zeigte dabei seine scharfen Zähne. „Nur ein Spaß, kleiner Mann, keine Sorge, du bist Tabu. Selbst wenn ich es könnte, so würde ich dir kein Haar krümmen, du bist unser Questführer und naja, wie sollte ich es formulieren, es wäre wohl nicht so gut wenn ich diesen anknabbern würde, das bringt nur schlechte Presse und eine missglückte Quest, Verstehst du?“ Freundlich war seine Tonlage, dennoch war er sich sicher, das er die beiden armen, jüngeren Magier mit seinen Kommentaren verwirrte, zweifelte er doch ein kleines wenig daran, das sie etwas vom Volke der Wendigo wussten, die sich ja von Menschen ernährten, sollte er die beiden lieber aufklären oder besser nicht? Überlegend legte der große Mann seinen Kopf schief, suchte nach ein paar passenden Worten, die die beiden vielleicht nicht so verschrecken würden. „Kennt ihr die Geschichte vom Rotkäppchen und dem großen, bösen Wolf? Wenn ja, so etwas wie der Wolf bin auch ich, ein Wendigo. Wie der Wolf in der Geschichte, so isst mein Volk gerne Menschen.“ Kurz pausierte er, überlegte wie er weiter fortfahren könnte. „Aber macht euch keine Sorgen, weder du Chris, wirst von mir angeknabbert, noch du Lio. Selbst wenn mein Volk gerne andere isst, so werde ich das nicht tun, ich bevorzuge dann doch lieber das Fleisch von Tieren.“ Eine Lüge, aber egal, mussten die beiden ja nicht wissen und als Magier der Gilde Royal Crusade konnte er ziemlich gut Lügen, log er ja auch gerade, tat er doch so, als wäre er ein Magier von Liberty Phoenix, auch wenn dies nicht stimmte, aber egal. „Achja, wegen den Hörnern, tut mir leid, ich konnte nicht ahnen, das du dich in dem Moment, in dem ich aufstehen wollte, mir so nahe kommst. Aber als Entschädigung kannst du sie dir gerne einmal näher anschauen, wenn du das möchtest. Ich denke nicht, das du oft Leute mit Hörnern auf dem Kopf triffst, außer meinen Volk fällt mir nämlich keines ein, welches ebenso Hörner hat. Aber sicher gibt es da auch noch andere, nur leider kann ich es nicht behaupten, das ich es wüsste.“ Wer wusste schon alles? Der Wendigo auf jeden Fall nicht, hatte er doch mehr oder weniger den Großteil seines Lebens eingesperrt in einer Krypta verbracht, alleine und vollkommen einsam. Egal, leicht beugte der Mann sich zum Jungen herunter, zeigte ihm seine Hörner, auch eine Gelegenheit für die junge Dame einen genaueren Blick auf den Kopfschmuck zu werfen. „Jeder meines Volkes hat andere Hörner. Ich hab welche, die einer Antilope oder einem Drachen ähneln. Andere haben Geweihe oder die Hörner eines Rindes, ich hab für meinen Teil da doch ziemlich Glück mit dem gehabt, was ich bekommen habe. Wenn ihr anfassen wollt, nur zu, aber Finger weg von der Spitze, die ist nicht ungefährlich.“ Sie war natürlich Spitz, sollte man sich denken können, aber naja Raziel wollte da doch auf Nummer sicher gehen, traute er den beiden doch nicht ganz.
Eine Zeit lang blieb er so stehen, gab den beiden die Zeit sich an ihm aus zu toben, dann jedoch hob er seinen Kopf wieder an, schüttelte sich einmal kräftig und ordnete dann seine Haare, genug gealbert, nun war es doch Zeit für die Quest. „Sag Chris, was sollen wir tun? Lieferungen für jemanden der liefern, der es im Moment nicht kann? Wenn wir es nicht liefern, dann verhungern die Menschen? Zu dumm, wenn man von einer Person abhängig ist. Aber naja, nicht meine Sache. Sag wo müssen wir hin, kleiner Mann?“ Seine Arme hatte er vor der Brust verschränkt, wunderte sich ein wenig über die seltsame Frage des Jungen, sollte das ein Witz sein? Egal, ruhig wartet er ab, was die beiden anderen tun würden, hoffte er es doch, das es bald losgehen würde.
Mit verwirrten Blick und gezielten Handbewegungen half die Blonde ihrem neuen Bekannten dabei, die Reste des nassen Schnees aus seinem Gesicht und seinem Haar zu entfernen, ehe sie aus dem Augenwinke sehen konnte, dass der Bursche näher kam und die Hände rieb. Auf seinem Gesicht lag ein frecher Ausdruck, während er auf Raziels Kommentar, das der Kleine Glück hatte, dass er nicht schlecht drauf war, antworte und fragte, ob er ihn sonst auffressen würde und lachte leise. Dies entlockte der jungen Frau ein sanftmütiges Schmunzeln. Der Kleine hatte ein ziemlich loses Mundwerk, aber dies gefiel Liora schonmal an ihm. Seine jugendhafte, freche Art hatte etwas erfrischendes und lockeres, mit dem man Liora doch recht einfach um den Finger wickeln konnte. Dann forderte der Kleine die beiden Älteren auf, aufzustehen außer sie waren scharf darauf, dass er sich auf sie warf und sie ein Schneekuscheln zum Kennenlernen veranstelteten. Lioras Schmunzeln verstärkte sich. Irgendwie wurde ihr der Bursche immer sympathischer. Raziel hingegen entschied sich auf den kleinen Spaß des Jungen zu antworten, als wäre es eine ernst gemeinte Frage gewesen. Er meinte etwas von wegen, dass der Kleine wie ein leckerer Snack aussah, während er seine Fänge präsentierte die Liora zuvor noch nicht aufgefallen waren. Ein wenig überrascht, aber auch neugierig musterte sie die spitzen Zähne. Irgendwie hatte sie schon immer ein gewisses Interesse an fremden Dingen oder anderen Völkern gehabt.... Mythische, mysteriöse Wesen hatten sie schon als kleines Mädchen fasziniert. Mit freundlichem Ton erläuterte der Schwarzhaarige, dass er dem Jungen nichts antun würde, da er schließlich der Questführer war und das es nur schlechte Presse einbringen würde. Nun legte Liora den Kopf schief, da sie den Satz davor nur als Scherz wahrgenommen hatte, aber an diesem "Scherz" schien wohl etwas dran zu sein. Razzle legte den Kopf schief als würde er über etwas nachdenken, ehe er sich dann entschloss noch ein wenig mehr zu erzählen, nutzte hierfür einen Vergleich mit Rotkäppchen und dem bösen Wolf. Er meinte, dass er dem Volk der Wendigos angehörte und jene wie der böse Wolf gerne Menschen fraßen. "Nur das du kein Wolf bist - ganz offensichtlich.", murmelte sie nachdenklich und musterte den Mann auf dessen Schoß sie immer noch zu sitzen pflegte. Erneut versuchte er sie dann zu beruhigen, sagte dass sie sich keine Sorgen machen müssten, da er hingegen den Rest seines Volkes weniger gerne Menschenfleisch verzehrte und eher tierisches Fleisch bevorzugte. Etwas misstrauisch beziehungsweise ungläubig hob sie eine Augenbraue. "Wird man als Wendigo geboren? Ich dachte immer, man wird zum Wendigo, wenn man das Fleisch eines Menschen gegessen hat...", kam es ruhig und neugierig von ihr. Irgendwie hatte sie keine Angst, vertraute sie den Worten des Mannes, dass er ihnen nichts tun würde. Selbst wenn er sich umentscheiden würde, hatte sie noch die Möglichkeit ihn mit ihren Fäusten auseinander zu nehmen. Dann hatte sich Raziel auch schon mit Liora auf dem Schoß aufgerichtet, woraufhin der Kleine die Augenbraue hochzog und sein Gesicht verzerrte. Vermutlich sollte es ein strenger Blick werden - erfolglos. Der Kleine beugte sich zu ihnen, genau als Raziel entschied aufzustehen und Liora in seinen Armen mit hoch zu nehmen. Erschreckt stieß der Teenager aus und blickte zu ihm hoch. Razzle entschuldigte dafür, dass er den Jungen beinahe erdolcht hatte mit seinem Kopfschmuck und meinte, dass er als Entschädigung doch Mal diese betrachten könne. "Und er hätte besser aufpassen sollen.", meinte sie neckend zu dem Teenager, während sie sich ein wenig ungeschickt aus Raziels Armen löste und sich mit einer perfekt ausgeführten Liegestütze wieder auf ihre Beine hiefte. Sie hörte wie der Bengel leise kicherte und sich dann endlich einmal vorstellte. Darüber hinaus meinte er noch, dass er nicht wirklich wusste wie er diese Quest leiten sollte und zuckte mit den Schultern. Liora grinste leicht und wuschelte dem Bengel durch die Haarsträhne, die er nicht geflochten hatte. "Wird schon werden, Kleiner.", meinte sie sanft und warm, aber auch unterstütztend. Er würde das bestimmt hinbekommen, da hatte Liora kaum Zweifel dran. Außerdem würde er bestimmt dafür sorgen, dass ihr bestimmt nicht langweilig würde, so wie er drauf war. Dann kam sie gedanklich wieder auf Raziels Angebot mit den Hörnern zurück und ihr Blick fiel auf eben jene. Liora verspürte kein Bedürfnis diese wieder anzufassen, hatte sie diese doch bereits leicht berührt bezeihungsweise gestriffen, als sie auf Raziel gelandet oder ihm bei dem Schnee geholfen hatte. Der Wendigo erklärte, dass jeder aus seinem Volk diese Hörner hatte und diese häufig an die verschiedensten Tiere erinnerten und warnte sie vor den Spitzen. "Gibt es eigentlich einen speziellen Grund dafür, dass euch diese wachsen? Oder ist das nur eine Laune von Mutter Natur?", fragte sie, während sie grübelnd ihre Arme unter der Brust verschränkte und sich mit der einen Hand nachdenklich über ihr Kinn und ihre Unterlippe fuhr. Wenige Augenblicke später forderte der Teenager seine beiden Kompane dazu auf, sich auf den Weg zu dem Haus des Händlers zu machen, bevor irgendwelche Menschen starben, die seine Lieferungen nicht bekamen und aufgrund dessen verhungerten. Er drängte sich dabei zwischen sie und hakte sich in ihre Arme ein, was Liora mit einem leisen Kichern quittierte. Schmunzelnd ging sie mit ihm mit, lauschte wie Razzle unaufhörlich Fragen zu der anstehenden Quest stellte. Liora überließ es dem Kleinen zu antworten und setzte leise summend einen Fuß vor den anderen, welche immer wieder im tiefen Schnee verschwanden. Für einen Augenblick schaltete sie ab, genoss die angenehme Körperwärme die von dem Jungen ausging und ließ ihren grauen Blick durch die eiserne Eisöde schweifen. Erst als Chris eine etwas ungewöhnliche Frage stellte, drehte sie ihren Kopf wieder zu den beiden. "Auf jedenfall! Oder ein Krankenhaus für Eichhörnchen mit Demenz... Muss ganz schön bitter sein, wenn man Jahr für Jahr ganz viele Nüsse sammelt und im Winter kaum welche wiederfindet!", kam es von ihr und ein breites, amüsiertes Grinsen zierte ihre vollen Lippen. Dann richtete sie ihren Kopf wieder nach vorne und erkannte in der Ferne eine Art Hof, mit einem großen Haus, etwa vier Meter hoch und war sehr großzügig gebaut mit drei Türen oder mehr. Nicht allzu weit vom Haupthaus entfernt stand ein großer Stall. Sanft stieß sie Chris mit dem Ellenbogen in die Seite. "Guck Mal, Chris... Ich glaube wir sind da.", wies sie ihn hin und es dauerte nicht mehr allzu lange bis sie den Hof betreten hatte. Nun, dass sie so nah war, hörte Liora Geräusche aus dem Stall kommen. Sie drehte ihren Kopf in die Richtung, konnte die Geräusche aber immer noch nicht zuordnen. Was verursachte solch Geräusche? Da es sich aber um einen Stall handelte, vermutete sie einfach, dass es die Tiere waren, deren Laute durch die Wände verzerrt wurden und seltsam klangen. "Wir sollten als erstes ins Haupthaus... Bestimmt ist unser Herr Wood da drinnen.", schlug sie vor und legte im nächsten Augenblick auch schon ihre Hand auf den Türknauf, den sie umdrehte und mithilfe diesem, die große Tür zum Haus öffnete. Sie löste sich von Chris und betrat das Hausinnere. Ein sanftes, wenn auch etwas schwaches Licht erhellte die gewaltige Eingangshalle. Liora blickte umher und erkannte den Kamin, der an der hinteren Hauswand brannte und als Lichtquelle diente. Dann jagte ihr Blick die Wände entlang, die von zahlreichen Tierköpfen geziert waren. Auf dem Boden lagen überall verstreut Tierfelle die als Teppiche dienten. Es war ziemlich eindeutig, dass es sich um das Haus eines Jägers handelte. Liora trat tiefer in die Halle. "Hallooo? Mr Wood, sind Sie da?", rief sie in das Haus hinein, während sie sich weiter umblickte und sich um ihre eigene Achse drehte. Als erst einmal keine Antwort kam und sie niemanden in der Eingangshalle entdecken konnte, wunk sie den beiden Jungs zu, dass sie hereinkommen sollten. "Wir sollten uns in den anderen Räumen umsehen, ob der Hausherr irgendwo zu finden ist... Was denkt ihr?" Irgendetwas war seltsam... Hatte nur sie das Gefühl? Oder teilten ihre Kameraden es?
Okay. „Okay. Halt. Stopp. Aus.“ Chris hob abwehrend die Arme, während ein großes What the Fuck? in seinem Gesicht stand. Es hatte als Spaß wegen seinem Namen begonnen aber was zum Henker hatte der Typ bitte genommen? Oder futterte er wirklich Menschen? „Also du Freak“, Chris meinte das nicht als Beleidigung, „frisst Leute? Eigentlich waren das zu viele Informationen, selbst für mich. Und ich kann ziemlich viel Scheiße reden, aber holy, du hast den Vogel abgeschossen Junge. Aber heißt das, wäre ich nicht der Questleiter, würdest du mich echt fressen?“ Etwas weiß um die Nase von dem Schock, den Razi ihm verpasst hatte, schürzte er die Lippen. Aber ein bisschen weckte es doch sein Interesse. Ach was, es war extrem spannend! „Öhm, kocht ihr Leute eigentlich? Oder frisst du die roh?“ Chris kam wieder näher, stellte sich vor Raz auf die Zehenspitzen und hielt sich mit der Hand an der Schulter des Älteren fest. Ohne zu fragen griff er in dessen Gesicht und drückte die Oberlippe hoch gegen die Nase. „Krass, du hast so richtige Beißerchen. Wie ein Vampir. Kennst du einen Vampir, gibt es die wirklich? Meine Lehrerin war glaube ich auch ein Vampir. Die war so blass und ist nie in die Sonne. Und sie war gemein, hat mir nur weil ich sie mit Stiften abgeworfen habe meine Note um eines verschlechtert.“ Chris schweifte ein wenig ab, riss sich dann zurück ins Hier und Jetzt und ließ Raz los. „Sorry fürs betatschen.“ Er grinste leicht. „Es gibt schon ein paar, mein bester Freund hat auch welche. Aber die sind ganz anders. Er ist auch ein Skinwalker, kein Wendi.“
Dann ging die Quest auch los, zumindest so halb. Lio wuschelte ihm durch die Haare und er lachte. „Natürlich, auf gut Glück beinhaltet ja Glück.“ Verschmitzt hakte er sich bei den beiden ein und zog an ihnen, um sie in Bewegung zu setzen. „Genau, irgendwo ist ein Haus und der Typ, der das sonst macht, sagt uns was wo hinmuss. Zumindest habe ich mir das so gemerkt, und wenn nicht, müssen wir improvisieren oder hoffen, Sirius zumindest zu treffen.“ Er nickte bestätigend und trabte munter los, nur um kurz darauf mit seiner Frage herauszuplatzen. Leider schien Razidazi keine große Meinung dazu zu haben, schade. Aber dafür ging Lio darauf ein. Er drehte sich hier zu und hüpfte seitlich weiter, wobei er sich halb die Schulter ausrenkte, weil er Raz nicht losließ. „Oh ja, glaubst du, es gibt Medikamente dagegen?“ Dann drehte er sich wieder in eine angenehmere Position und tänzelte vorwärts. Er nickte bestätigend, als Lio das Haus entdeckte. Ja, dass musste es sein! Chris beschleunigte seinen Schritt, bis sie den Hof erreichten. „Woah, das ist groß“, kommentierte er. Interessiert sah er sich um. „Denkt ihr, der hat Pferde oder so? Dann könnten wir diese stehlen und damit reiten, das ginge schneller. Aber könnt ihr eigentlich reiten?“ Er konnte es nicht. Keiner hatte es ihm je beigebracht und in der Schule hatte man ihm das Hirn mit Worten vollgestopft, anstatt ihm was Sinnvolles beizubringen, wie zum Beispiel zu kochen. Und deshalb floss viel Geld in die Bar in der Nähe, die ihn regelmäßig, also jeden Tag, mit Essen versorgte.
Chris löste sich von den Beiden und lief Liora hinterher, die klopfte und dann eintrat. Die Decke war hoch über ihm und versank schon fast in den Schatten. „Kommst du, Raz?“, rief er hinter sich und ging seiner Questgefährtin dann staunend hinterher. Sirius war offensichtlich ein Jäger, mit all den Tieren an den Wänden. „Macht dir das eigentlich Hunger“, fragte der Gildenmagier den Wendigo. Dann nickte er bestätigend. „Ja, das klingt prima. Vielleicht liegt er ja im Bett?“ Chris sah sich um und entdeckte schließlich eine breite Treppe, die hinauf führte. „Los geht’s!“ Damit trabte er hinauf und den Gang entlang, wobei er kurzerhand jede Türe aufriss und wieder zuknallte, bis er auf das Schlafzimmer traf. Das Bett war groß, wirklich groß. Wie der Mann, der die Hand vor das Gesicht hielt, als der Lichtschein ihn traf. „Ach du scheiße, hat man dich zu kalt gewaschen oder so?“, brach es aus Chris heraus.
04„Immer mit der Ruhe, kleiner Mann, ich habe gesagt, das ich dich Essen könnte, aber ich möchte dich doch gar nicht essen. Ich bin doch kein wilder Wald-und-Wiesen-Wendigo. Es war ein Witz, den wohl leider nur Menschenfresser verstehen, tut mir Leid, wenn ich dir Angst gemacht habe.“ Ein kurzer Seufzer, armer Junge, da hatte er ihm wohl doch einen ganz schönen Schrecken eingejagt, vielleicht sollte er doch ab und zu darüber nachdenken wem er erzählte, was er gerne zu sich nahm? Doch die Einladung war doch so schön für den Witz des Wendigo. Nun zur Frage der jungen Dame. „Es gibt Wendigo wie ich es bin, ein Untoter, der durch Hass zu einen gehörnten Menschenfresser geworden ist. Die Wendigo, die du meinst sind menschenfressende Bestien, die sich hoch oben im Norden aufhalten. Im Grunde genommen wurde mein Volk nur nach ihnen benannt, weil wir ähnliche Gewohnheiten haben, was das Essen angeht. Die Hörner warum wir die haben? Scheinbar hat das was mit dem Hass bei unserem Tod zu tun, je wütender du bist, desto größer die Hörner. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht, ich habe bis auf mich im Spiegel weder einen richtigen Wendigo, noch einen meines Volkes gesehen.“ Kurz holte er Luft. „Und zumindest ich bevorzuge mein Fleisch roh, Chris. Oder getrocknet als Trockenfleisch, das ist auch noch in Ordnung, aber gebraten und gekocht, nein danke.“ Kurz schüttelte der Wendigo seinen Kopf, genug hatte er von den Essgewohnheiten von sich und seines Volkes geredet, es gab wichtigeres, die Quest wartete, waren ihm die Menschen, die hungerten zwar ziemlich egal, so war ihm die Belohnung nicht egal, welche die drei Magier bekommen sollten, ein wenig Taschengeld konnte er gut gebrauchen, hatte er doch selber nie wirklich etwas in der Tasche und selbst wenn, gab er es Ruck zuck für sein Essen aus. „Kein Problem, ich habe es dir ja angeboten, mich anzufassen und selbst wenn nicht, wäre es mir ziemlich egal. Ich habe Zähne wir ein Wolf oder ein Tiger, oben und unten lange Fangzähne, die Vampire haben nur oben zwei, zum Adern aufstechen und Blut trinken. Ich kenne Vampire, einer meiner Freunde ist einer, aber wirklich stören tut die Sonne ihn nicht, nur ein kleines wenig schwächer wird er wohl. Deine Lehrerin, die war wohl einfach nur ein altes Kellerkind, für die ist die Sonne der Todfeind. Aber wegen ein paar Stiften deine Note zu killen? Das ist unnötig, bei mir hättest du vielleicht etwas Schimpfe bekommen, mehr aber auch nicht.“ Noch einmal schüttelte er sich kurz, dann reichte es aber auch mit anfassen, zumindest in seinem Gesicht. „Skinwalker? Noch nie gehört. Werde ich später mal in der Bibliothek nachschlagen.“
Nun ging es wohl mit der Quest los, Chris hakte sich bei den beiden ein und zog sie mit sich mit, gut, sie hatten genug Zeit verschwenden, ihn störte die Kälte ja nicht, aber die beiden jüngeren, den war es sicher ein wenig kalt, still herumstehen um Schnee, das war nicht jedermanns Sache und hier oben im Norden von Fiore war es sogar ziemlich ungesund lange herumzustehen, wenn du nicht gerade unempfindlich gegenüber von Kälte warst, er war als Wendigo auch nicht zu einhundert Prozent geschützt vor der Kälte, dennoch störte es ihn recht wenig, wenn es mal ein wenig kühler war, im Gegenteil, er mochte es sogar lieber wenn es kalt war, mit wärme konnte er nichts anfangen. Ruhig lieft der Mann mit, lies sich einfach von dem Jungen mitziehen, das Ziel war das Haus des Auftraggebers, Sirius Wood war sein Name. Hatte er nicht schon einmal einen ähnlichen Namen gehört? Aus seiner Gilde? Da gab es auch irgendwen mit dem Namen Wood, persönlich kannte der Gehörnte den Mann nicht, dennoch vernahm er von anderen Royal Crusade Magiern eben diesen Namen, er war wohl für seine Größe bekannt, dennoch viel konnte der Wendigo nicht dazu sagen, oder besser denken, denn gesehen hat der Menschenfresser den Mann in seinem Leben noch nie, viel hatte er ja mit den anderen Mitgliedern seiner Gilde nicht zu tun gehabt. Aus seinen Gedanken wurde er gerissen, als der Junge seinen Namen rief. „Sicher, du bist der Chef, also folge ich dir. Aber mein Gott ist das ein Haus.“ Er war ein großer Mann, der alte Wendigo, doch selbst er fühlte sich klein als er die Türe des Mannes sah. Auf die Frage von Chris, ob die Pelze am Boden und die Tierköpfe an der Wand ihm hunger machten, schüttelte er leicht seinen Kopf. „Im Grunde habe ich immer Hunger. Aber das macht mir keinen Appetit, das macht mich eher traurig. Ob die armen Tiere wohl nur wegen ihre Pelze erlegt worden waren? Ich sehe hier Wolfspelze. Wer einmal Wolf probiert hat, der weiß das die nicht schmecken. Sie starben also für ihren warmen Pelz. Aber jedem das seine, ich will ja niemanden verurteilen.“ Tiere, die man jagte, sollte man auch essen, so sah es zumindest der Wendigo, ein Tier wegen seines Pelzes, seines Schädels oder einer anderen Trophäe zu erlegen, das Fleisch dann zu entsorgen, das ging für den Mann gar nicht, zum einen Starb das Tier dann vollkommen umsonst und zum anderen er, der mehr oder weniger zweihundert Jahre lang hungerte, konnte es nicht ertragen, wenn man Essen verschwendete. Aber egal, zu viele Gedanken machte er sich, als er sich ein kleines wenig umschaute. Zumindest die Hirsche, Elche, Karibus und Bären wurden wohl gegessen, denn die schmeckten immerhin gut, kein vernünftiger Jäger würde solch ein gutes Fleisch wegwerfen.
Chris fand den Mann, der sich in seinem Schlafzimmer in seinem Bett befand und scheinbar etwa genauso verwirrt von den drei Fremden in seinem Anwesen war, wie die drei Magier von der Körpergröße des Mannes. „Sie sind ein Riese.“ Die ersten Worte des Gehörnten, als er den kranken Mann sah. „Ähm, tut mir Leid. Sie sind sicher Herr Wood, oder? Die junge Dame hier ist Liora und er junge Mann, das ist Chris. Ich bin Raziel und wir sind wegen ihrer Quest hier.“ Ein wenig vom Licht geblendet schüttelte der Riese seinen Kopf, in seinem Schlafzimmer war es dunkel und Chris hatte ihn mehr oder weniger ziemlich geblendet. „Ihr seit die Magier, die zu mir Geschickt worden?“ Seine Stimme, tief und rau, aber nicht so kräftig wie man es für einen Mann von seinem Kaliber vermuten würde, sie klang eher schwach und eben krank. „Wir sollten eine Lieferung für sie erledigen, da sie ja offensichtlich nicht können. Warten sie schon lange auf Magier, die ihnen helfen?“ Der Riese schüttelte seinen Kopf. „Zum Glück nicht. Zwar warten die Leute auf ihre Lieferung, aber ihr kommt gerade rechtzeitig.“ Die Stimme des Mannes hatte einen gewissen, Raziel würde sagen, erleichterten Unterton, er war wohl froh, das schnell jemand die Quest annahm. „Die Lieferung, wie sollen wir die zu den Leuten bringen? Mit Pferden?“ Der Riese schüttelte seinen Kopf. „Schlittenhunde, ich habe in der Scheune mein Rudel. Ich habe hier eine Karte für euch, sowie die Warenlisten und Adressen meiner Kunden. Passt bei meinen Hunden auf, die sind zwar liebenswert, aber etwas speziell.“ Vorsichtig nahm der Wendigo die Karte, die Listen und das kleine Adressbuch an sich. „Ich schau mir die Hunde mal an, Chris, klär du den Rest ab, ja? Wegen der Bezahlung und so.“ Ruhig machte er sich auf den Weg, verstaute die Sachen des Riesen in seiner Tasche. Was das wohl für Hunde waren? Huskys oder Malamuts? Das waren die Schlittenhunde die er kannte, aber waren die nicht etwas klein für den Riesen? An der Scheine angekommen, er hörte ein lautes Knurren, ruhig öffnete er die Türe und schaute herein.
„Ach du meine Güte…“ Das waren keine Hunde, das waren ausgewachsene Warge, riesige wolfsartige Kreaturen, die man, so dachte es der Wendigo zumindest, nicht zähmen konnte, doch der Riese schien es geschafft zu haben. „Brave Hunde, ich bin im Auftrag von euren Herrchen hier, bitte fresst mich nicht auf. Ich hab auch Leckerli für euch…“ Langsam ging er zurück. „Hey, Chris, Lio! Die Hunde, die müsst ihr gesehen haben!“ Ruhig kramte er in seinem Rucksack und holte eine Tüte Trockenfleisch heraus, warf den ‚Hunden‘ etwas vor die Nase, gierig schlangen sie es herunter. „Euer Herrchen konnte euch wohl nicht füttern? Wenn ihr brav seid, gibt es gleich Futter, ja?“ Vorsichtig näherte er sich den Tieren, die zwar mit der Rute wedelten, jedoch ziemlich mit ihren Zähnen fletschten, so fühlten die Menschen sich wohl, wenn Raziel ihnen die Fangzähne zeigte, nach und nach löste er die Ketten der Hunde, brachte sie dann zum Schlitten und machte sie an diesem fest, ab und zu steckte er den Tieren etwas von seinem Fleisch zu. „Schaut, geht doch. Seit brav und wartet hier. Ich bin gleich wieder zurück.“ Die Türe der Scheune schloss er hinter sich, den Schlitten mit den Hunden lies er hinter sich, er machte sich wieder auf dem Weg zu seinem Questführer und seiner Begleiterin. „Der Schlitten ist fertig, die Ware ist auch schon drauf, ich vermute doch, das die Kisten das Zeug ist, was wir liefern sollen, Herr Wood?“ Der Riese nickte. „Die Hunde, das sind keine Hunde, das sind teuflische, menschenfressende Monster. Wie haben sie es geschafft diese Dämonen so zahm zu bekommen? Egal, sie müssen mir die Frage nicht beantworten, ich habe in meinen Leben nur noch kein Warge gesehen, der mich nicht gleich zum Mittag verspeisen wollte.“ Kurz holte er Luft. „Wenn ihr fertig seid können wir los.“ Ruhig machte er sich auf dem Weg zur Scheune, die beiden jüngeren Magier würden ihm schon folgen.
Amüsant- Amüsant war das Bild was sich ihr zur Beginn der anstehenden Quest zeigte. Nicht nur hatte sie zunächst einen ihren Partner umgerissen, welcher möglicherweise nun eine leichte Gehirnerschütterung haben könnte, nein. Besagter Questpartner schaffte es dem jungen Burschen, welcher ebenfalls in ihrem Questteam und der Leiter der anstehenden Quest war völlig zu erschrecken, aber auch verschrecken. Liora selbst reagierte recht gelassen darauf, dass sich ihr vermeintlicher Partner als menschenfressendes Wesen herausstellte. Sie kümmerte es nicht, solange er nicht versuchen würde an ihr zu nagen. Außerdem hatte er ja eh gesagt, dass er Tierfleisch dem Menschenfleisch gegenüber bevorzugte. Also war es halb so wild. Chris jedoch, tickte ein wenig aus. Gut... Ein wenig mehr. Vollkommen verschreckt hatte er dem Wendigo angewiesen mit seinem Schwall an nicht ganz zu gut verdaulichen Aussagen aufzuhören, wiederholte mehr oder minder eine der Aussagen des Wendigos, betitelte ihn als Freak. Liora spürte den Drang, den Jungen darauf hinzuweisen, dass es unhöflich war Leute als Freak zu betiteln, nur weil sie eine andere Art des Lebens hatten. Man sollte immer tolerant gegenüber allem sein. Außer natürlich die eigenen Grenzen werden überschritten, aber bisher hatte der Wendigo nichts gemacht, außer dem Kleinen ein wenig Nachhilfe Unterricht zu geben, was mythische Wesen wie Wendigos anging. Jedoch hielt die Blonde diesen Instinkt zurück und hörte dem Burschen weiter zu, welcher weiterhin ein ziemlich loses und teilweise auch respektloses Mundwerk hatte. So dauerte es nicht lange bis Liora ihm einen Klaps gegen den Hinterkopf gab und ihn streng anblickte. "Reiß dich zusammen... Es gibt viele Völker mit sehr unterschiedlichen und für uns unverständlichen Ritualen und sowas.", sie seufzte und schüttelte ihren blonden Kopf und beobachtete wie der Junge sich wohl irgendwie von seinem Schock zu erholen schien und nun eher neugierig drein blickte. Er stellte ihm fragen und als er einfach anfing in Raziels Gesicht rumzufummeln und sich über seine Beißer auszulassen und erzählte was von Vampiren, riss sie schockiert die Augen auf. "Chriiiiiis.....", sprach sie lange und mit erneut strenger Stimme, ein klarer Hinweis, dass das unangemessen war. Kurz darauf entfernte sich der Kleine wieder von dem anderen und entschuldigte sich für sein Benehmen. Raziel hatte sich noch nicht aufgegeben und versuchte aus der misslichen Lage in die er sich gebracht hatte wieder herauszubringen, indem er einfach weiter machte. Einerseits höchst interessant, aber wenn man die Reaktion des Teenagers betrachtet und beobachtete hatte auch eine ziemlich... Dumme Idee. Er antwortete auch auf Lioras Frage die sie geäußert hatte und erklärte, dass man auf unterschiedlichen Wegen zum Wendigo werden kann und er nicht konkret wüsste, warum sie überhaupt Hörner haben. Er stellte eine These auf, meinte aber das er sich nicht sicher war, weil er noch keinen Anderen seines Volkes gesehen habe. Liora nickte nachdenklich aber dennoch aufmerksam und schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln, welches vermitteln sollte, dass alles in Ordnung war und er sich zumindest um sie keine Sorgen machen müsse. Auch auf Chris gefasel und umhöflichen antatschen antwortete er, auch wenn Liora hierbei viel mehr nur mit einem Ohr zuhörte, da sie ihren Blick erneut umherschweifen ließ. Jedenfalls dauerte es nicht mehr lange, bis die Quest dann in Fahrt kam. Aufmunternd hatte sie dem frischen Questleiter durch die Haare gewuschelt, um ihm zu zeigen, dass sie ihm vertraute und weil das nunmal ihre Art war und sie Chris richtig eingeschätzt hatte und es ihm wenig ausmachte. Gemeinsam waren sie also mehr und mehr in Richtung des Hauses ihres Auftragsgeber gegangen bis sie das massige Anwesen entdeckt hatten. Eifrig reagierte der Braunhaarige als Liora auf seine Frage einging und fragte, ob sie glaubte das es Medikamente dagegen gab. "Das kann ich dir nicht sagen..", meinte sie, schmunzelte und beobachtete den energiegeladenen Burschen, welcher sie immer näher zum Anwesen zerrte. Alle blickten sich interessiert um, als sie erkannten wie groß das Haus eigentlich war und der ein oder andere von ihnen stieß einen entsprechenden Kommentar darüber aus, auf welche Liora selbst nicht wirklich einging. Sie hatte sich schnell dazu entschlossen zu klopfen und einzutreten, um herauszufinden wo ihr wehrter Auftraggeber war. Kaum hatte sie das Gebäude betreten, folgten ihr die beiden Kameraden und beim Anblick der Jagdtrophäen stieß Chris wieder eine neugierige Frage bezüglich Raziel aus, auf welche der Wendigo ohne zu zögern antwortete, was Liora verspielt die Augen verdrehen ließ. Diese beiden..., dachte sie amüsant und blickte sich weiter um und hatte bald schon den Vorschlag gemacht sich weiter nach dem Hausherren umzusehen. Bald schon waren sie eine breite Treppe nach oben gestiegen und Chris hatte so ziemlich jede einzelne Tür aufgerissen, was der Blonden ein leises Kichern entlockte. Er war wirklich unverbesserlich. Bald schon schien der Junge einen Zimmer mit einem Bett gefunden zu haben, welches die drei gemeinsam betraten und ein riesiges Bett vorfanden, in dem ein ebenso großer Mann lag. Wie Chris nunmal war, ergoss sich sein Schock wieder geradewegs aus ihm heraus und Liora legte ihm die Hand auf die Schulter. Sie lächelte ihn und wies ihm an, sich möglicherweise ein wenig zurück zu halten. Sicherlich war es dem Jungen nicht bewusst, aber seinem losen Mundwerk entwichen schon teils rassistische Worte und das war nicht in Ordnung. Also zog sie ihn sanft zu sich und hielt ihn an der Schulter fest, damit er ja keine Anstalten machte wieder wen zu betatschen auch wenn dieser seinen Konsens nicht gegeben hatte. Der Kleine musste auf jeden Fall noch eine Menge lernen. Raziel stellte währenddessen fest, dass es sich bei dem großen Mann um einen Riesen handelte. Liora hatte bisher nur wenige Riesen gesehen, aber wusste u ihre existenz und Beschaffenheit, weshalb es sie wneig wunderte. Schließlich erklärte dieser Umstand auch, warum alles im Haus zu riesig war. Raziel übernahm den Dialog, stellte sie alle drei einmal vor und wies den offensichtlich kranken Mann darauf hin, dass sie wegen der Quest da waren. Liora sah sich um und erkannte einen Eimer mit Wasser sowie ein paar Wickel, die der Mann wohl dazu nutzte, sich diese auf den Kopf zu legen und seinem kränklichen Zustand ein wenig entgegen zu wirken. Er erhob die Stimme und Liora konnte nicht anders als zu ihm zu gehen und ihm einen Becher mit Wasser zu reichen, der auf dem Nachttisch stand. "Hier bitte.", meinte sie leise und der Mann bedankte sich nickend bei ihr und nahm den Becher an. Er trank ein paar Schlücke und fuhr dann den Dialog mit Raziel fort. Es stellte sich heraus, dass sie nicht allzu spät dran waren und zeigte sich sichtlich erleichtert. Liora lächelte sanft und hörte zu, wie Raziel sich weiter erkundigte und fragte, wie sie die Lieferungen wegbringen sollten. Daraufhin erklärte der Hausherr, dass er ein paar Schlittenhunde hatte die in der Scheune warteten und eine Karte und Warenliste für sie hatte, dass sie wussten wohin sie welche Lieferung bringen mussten. Raziel nahm sie entgegen, blickte drüber und wies Chris an, sich um den Rest zu kümmern und verschwand aus dem Raum, vermutlich um sich die Schlittenhunde mal anzusehen. Liora nahm einen der Wickel, tunkte ihn in das Wasser, wrung ihn ein wenig aus, dass er nicht pitsch nass war und legte ihn vorsichtig auf die Stirn des Riesens. Jedoch tat sie nicht viel mehr, als ein wenig Smalltalk mit dem Mann zu führen und ihm hin und wieder einen frischen Wickel aufzulegen, während Chris weitere Fragen stellen könnte. Kurze Zeit später ertönte auch schon ein regelrechter Schrei aus der Scheune des Riesens. Irritiert blickte sie zu dem Riesen, welcher ein schwachses Schmunzeln auf den Lippen trug. Er wusste selbstverständlich genau, was Raziel meinte, hörte aber zunächst weiter Chris zu. Es dauerte nicht allzu lange bis Raziel wieder in das Zimmer kam und sich erkundigte, ob die Waren auf dem Schlitten die waren, die sie ausliefern sollten und fragte nach den Hunden, beschrieb sie ziemlich bestialisch und böse und fragte, wie der Riese sie hatte zähmen können. Liora guckte ihn nun mit derselben Strenge an, mit der sie zuvor Chris angesehen hatte. Unsensibles Pack! Die Frage war zwar aus Neugierde enstanden, was an und für sich nichts schlechtes war, aber ziemlich ungeschickt und unsensible gestellt. Vor allem, da jedes Herrchen an seinen Tieren hing und es unangemessen war, so über sie zu reden. Auch wenn es möglicherweise stimmte. Als Raziel nannte, um was für Hunde es sich hielt horchte Liora auf und Neugierde keimte in ihren Venen. Warge also? Sie hatte diese bislang nur in Büchern gesehen aber noch nie in echt. Das würde ein Spaß werden! Sie verabschiedete sich von dem Herren, wechselte nochmal seinen Wickel wofür dieser sich bedankte und verschwand dann aus dem Zimmer. Als sie an Chris vorbeiging, packte sie ihn sanft an der Kleidung und zerrte nun ihn sanft hinter sich her aus dem Zimmer raus. Es wurde auch Mal Zeit, dass sie sich an die Arbeit machten - die Kunden konnten ja schließlich nicht ewig warten. Kaum waren sie aus dem Haus ließ Liora Chris los und marschierte fröhlich pfeifend zur Scheune. Kaum hatte sie diese betreten wurden ihre Augen rieeesig. "AWWWWWWWW", stieß sie gedehnt aus und lief zu den Hunden. Sie hielt einem von ihm ihre Hand vor die große Nase, an welcher diese zähnfletschend schnupperte. Kurze Zeit später entspannte dieser sich, schloss den Mund und stupste sie sachte an. Liora grinste, vergrub die Hände im weichen Fell am Kragen des Hundes und kuschelte ihn einmal durch. "Du bist so ein lieber süßer Hund!", stieß sie grinsend aus und der Hund stieß ein tiefes Bellen aus, bei dem ein leises Knurren mit zu hören hatte. Liora streichelte den Hund weiter, welcher zwar nicht so reagierte, wie ein normalgroßer Hund, aber seine Zuneigung in anderer Form zeigte und Liora erkannte und anerkannte diese. Nach einiger Zeit löste sie sich von dem riesigen Fellball, drehte sich zu ihren Kameraden und stemmte die Hände in ihre Seiten. "Na dann wollen wir Mal!", rief sie, stieg auf den Schlitten und nahm die dicken Leinen in die Hand. Sie ließ den beiden ein wenig Zeit, dass sie das große Tor der Scheune aufmachen und auf den Schlitten steigen konnten. Einige Zeit später holte die Blonde dann so stark aus wie sie konnte und schlug die Leinen, damit die Warge wussten, dass sie los sollten. Dies taten sie auch. Sehr schnell nahmen sie an Fahrt auf und sie rasten förmlich aus der Scheune, den Hang vom Anwesen herunter. Liora stieß ein freudiges Lachen aus, auch wenn die Fahrt ein wenig holprig war und sie ein wenig mühe hatte, durch den Schwung nicht vom Schlitten runterzufallen. Aber Spaß hatte sie alle Male jetzt schon!
Das war trotzdem nicht beruhigend! Es war wie der Spruch: „Hunde die bellen, beißen nicht.“ Das hieß dann aber nur, dass es stille Hunde gab. Die man nicht sah. Und dann kamen sie. Und bissen einen in den Hintern! Chris lief ein kalter Schauer über den Rücken, und das obwohl er Hunde mochte! „Heißt das, es gibt wilde Wald-und-Wiesen-Wendigos? WuWW?“ Das klang abgekürzt echt wie Hund, sehr beunruhigend. Skeptisch betrachtete der Junge die Hörner. Klar, er fand sie noch immer cool, aber … Er hob eine Hand vor das Gesicht, und sah abwechselnd die Länge des Horns und die seiner Hand an. „Öhm, hast du viel Hass?“, fragte er gerade heraus. Wenn das nämlich kurz war, wollte er sich nicht vorstellen, wie es wirklich alten, verschrumpelten Hassleuten ging, die einen nur wegen etwas zu viel Lärm anzeigten. Konnten die unter dem Gewicht der Hasshörner dann überhaupt noch gehen? Allerdings überwog am Ende seine Neugierde, da konnte der Schreck auch nichts dagegen machen. Also platzte er direkt mit der nächsten Frage heraus, gefolgt von einer Begutachtung der Zähne.„Die war glaube ich trotzdem ein Vampir! Gemüffelt hatte die auch. Vermutlich hat sie dich die Zähne irgendwie abgezwickt wie Fingernägel, damit sie den Job bekommen hat. Da konnte sie dann Schüler tyrannisieren.“ Dann lachte er aber. Schimpfe war er sowieso gewöhnt, ob von Lehrern oder Liora, die wohl nicht verstand, dass er es ja nicht böse gemeint hatte. „Vampire haben nur zwei? Aber ist doch viel praktischer mit vier, oder?“ Nein, vielleicht verarschte Raz ihn auch nur und der Wendi war eigentlich ein Vampir? Das wäre ein echt krasser Move! „Ich bin ja auch n Freak“, drehte er sich am Ende noch zu Lio um. „Ist ja nicht schlimmes dran, einer zu sein. Ich find es cool.“ Er grinste sie an, dann schnappte er sich die zwei und machte sich auf den Weg.
Immer Hunger zu haben stellte er sich nicht angenehm war. Chris aß gerne, solange kein Basilikum dabei war und er mochte es, danach so satt zu sein, dass er fast vom Sessel kippte. Nur zog es ihm das Geld wie nix aus der Tasche, also musste er sich auch dafür anstrengen, Essen zu bekommen. Und dadurch hatte er wieder mehr Hunger, ein Kreislauf. In die Breite wuchs er aber noch nicht. Trotz der Tatsache, dass er alleine wohnte, war er noch immer minderjährig und (hoffentlich) nicht ausgewachsen. Aber ob er mal so groß werden würde wie Razi? „Wölfe töten ist scheiße. Ich mag sie, oder auch Hunde. Irgendwann möchte ich einen Hund haben“, stimmte er ihm zu. „Man sollte eher Katzen da aufhängen. Obwohl nein, das wäre schräg. Dann hätte ich die ganze Zeit das Gefühl, die wollen mich anspringen und zerfetzen.“ Er schüttelte den Kopf. Nein, besser Rehe oder so ein Zeug hing an den Wänden. Die drei stiegen hoch und nachdem Chris jede Türe in seiner Reichweite aufgerissen, den Kopf reingesteckt, und wieder zugeknallt hatte, fand er das Schlafzimmer. Und der Typ darin war … groß. Doppelt so groß wie der Magier selbst! Entsprechend konnte er die Überraschung auch nicht zurückhalten. Raz tat es ihm gleich, wenn auch etwas … sensibler. Und während Chris den Magier angaffte, schaffte der Wendigo es zum Glück, sich, den Jungen und Lio vorzustellen. Dafür bekam er es hin, ein ‚Brummm‘, zurückzuhalten, als die tiefe Stimme von Sirius Wood durch das Zimmer dröhnte. Gespannt hörte er zu, soweit er es hinbekam, ohne sich von irgendetwas ablenken zu lassen. Naja, so ganz nicht. Er lief im Zimmer ein wenig hin und her, aber das war es auch schon. Als der Riese aber von Schlittenhunden sprach, quietschte der Liberty Phoenix begeistert auf. Hunde! Da hatte er gerade noch von geredet! Ob er einen mitnehmen konnte? Mit einem breiten Grinsen im Gesicht stellte er sich sich selbst mit einem Hund im Zug vor! Das wäre großartig! Als Raz plötzlich aus dem Zimmer lief, starrte Chris ihm aber verwirrt hinterher. Was hatte er gesagt? Hilfesuchend sah er zu Lio, die den Riesen umsorgt. „Ähm…“ Wow, er wusste echt nicht, was er sagen sollte. Das war ihm auch noch nie passiert. Und wenn doch hatte er das Erlebnis ganz weit nach hinten verdrängt! „Wo ist denn die Lieferung?“, kam er schließlich auf die Idee zu fragen. Gute Idee, Chris, gute Idee, lobte er sich selbst. Er wartete kurz auf die Antwort und tänzelte dann rückwärts aus dem Zimmer. „Alles klar Bro, bis dann!“ Da kam ihnen Raz auch schon entgegen und sammelte die zwei Jüngeren ein, um sie zu den Bestien zu bringen. „Hast du Angst vor Hunden?“, fragte er. Chris nannte Katzen ja auch Bestien, auch wenn er nie zugeben würden, dass er sie auch etwas fürchtete.
Sie erreichten die Scheune und dem Jungen stand der Mund offen. Sie waren auch … groß. Die Schulter fast auf der Höhe seines Kopfes. Allerdings … Es waren Hunde! So lief er Lio hinterher, die einen der Hunde kraulte oder so ähnlich. Chris blieb vor einem etwas kleineren stehen und sah in dessen neongelbe Augen. Er mochte Gelb. „Hey Schnuppi!“, begrüßte er ihn und hielt ihm das Gesicht entgegen, ohne groß nachzudenken, dass das Maul des Hundes ihm durchaus den Kopf abbeisen konnte. Stattdessen bekam er einmal die Zunge quer drüber. Lachend wich er zurück. „Bah!“ Doch er war dem Hund nicht böse, kraulte ihn hinter den Ohren und wischte sich mit dem Ärmeln den Schlatz vom Gesicht. Dann gesellte er sich zu Lio auf den Schlitten. Kaum saßen die drei drauf ging die Fahrt auch los. Chris klammerte er sich fest, doch auch sein Gesicht war zu einem breiten Grinsen verzogen. Gott war das cool! Querfeldein in den Wald preschten die Tiere, ihr Jaulen und Bellen erfüllte die Luft. „Yuhuuu!“, jubelte er mit. Schon bald verschwand das gigantische Haus hinter ihnen, verborgen durch die hohen Bäume.
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Zuletzt von Christoff am So 13 Feb 2022 - 14:28 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Raziel Royal Crusades Cleaner
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05 Wie konnte man nur mit den Bestien kuscheln? Irritiert und ein kleines wenig verängstigt wich der Wendigo ein paar Schritte zurück, während die beiden jüngeren ihren Spaß mit den Tieren hatten, sie mit ihnen schmusten und sich von den riesigen Tieren liebkosten ließen, von Tieren, die welche die beiden wohl mit ein paar Bissen hätten auffressen können. Warum hatte er so Angst vor den doch scheinbar zahmen Wölfen? Warum war es so? Er war ein Raubtier wie sie, doch sie waren die größeren, sein Instinkt als Wendigo sagte ihm, er müsste aufpassen und den Tieren lieber aus dem Weg gehen, in der Natur war es ja nichts ungewöhnliches, das größere Raubtiere die kleineren einfach umbrachten und irgendwas in seinem Kopf sagte Raziel, das es bei den Tieren und ihm nicht anders war, auch wenn er sich selber wunderte, das sie ihn nicht sofort angriffen, als er zur Scheune kam. Gut, er gab ihn etwas Futter, aber das bisschen Fleisch war nun wirklich nur ein kleines Leckerli für die großen Warge, der Wendigo hatte da deutlich mehr Fleisch auf den Knochen, doch trotzdem taten sie ihm nichts. Auch die beiden jüngeren Magier, die sicher eine leckere Mahlzeit wahren wurden nicht von den Hunden angefasst, der Riese Sirius musste sich wohl mit den Tieren auskennen, so zahm wie die Bestien waren. All seinen Mut nahm der große Gehörnte zusammen, ging vorsichtig auf einen der Wölfe zu und hielt ihm die Hand hin, lies ihn schnüffeln und erwartete, das seine Hand gleich weg war, doch mehr als die große feuchte Nase und das warme, weiche Fell spürte er nicht, der Warge drückte einfach seine Schnauze gegen die Hand des Mannes, schnüffelte daran und leckte ein, zwei mal über diese.
„Igitt..“ Dachte Raziel sich, wischte seine Hand an seinem Mantel ab und streichelte das Tier einmal, machte sich dann jedoch auf den Weg zum Schlitten und kletterte auf diesen, ehe er los wollte, sollte er noch einmal kontrollieren, ob die Ware auch wirklich fest war, er wollte nun wirklich nicht, das sie bei der fahrt die Hälfte verlieren würden und dann anhalten mussten, vor allem könnte die Ware ja auch kaputt gehen, wenn das Trio sie bei voller fahrt verlieren würden, so zumindest war es, als er einmal mit seiner Geliebten auf einen Schlitten unterwegs war, das Paket was sie für den Vater von Valeria mit genommen hatten ging zu Bruch weil sie es nicht richtig festgebunden hatten. Noch einmal wollte Raziel das nicht, es wäre schlecht für sein Gewissen und auch für die Quest. Doch seine Sorge war unbegründet, alles war schön fest und nichts wackelte. Nun schaute er nur noch nach den Warge, waren die fest genug? Nicht das sie losrannten und den Schlitten einfach stehen lassen würden, einer Horde Schlittenhunden wollte er wirklich nicht hinterherrennen, aber auch da war alles gut, erleichtert seufzte er, setzte sich dann auf eine der Kisten und wartete bis die beiden Fertig waren, er selber hatte ja eher weniger Interesse mit den Hunden zu kuscheln, doch wollte er Liora und vor allem Chris den Spaß lassen, nachdem er dem armen Jungen schon so eine Angst machte, eine Sache die er wohl nie wieder gutmachen konnte, schade eigentlich, er meinte es ja nicht so, doch der Wendigo, der ist halt manchmal ein kleines wenig dumm, er vergisst das nicht jeder mit seinen Scherzen umgehen kann, weswegen er es eigentlich immer schön verschwieg, das er Menschen fressen würde, doch das eine mal rutsche es ihm halt heraus, so wie der enttäuschte Seufzer, der ihm entglitt.
Mit einen Peitschenhieb ging es los, Liora gab den Hunden den Befehl loszulaufen, laut bellend und heulend liefen die Tiere auf den Knall der Peitsche los, machte einen Heidenlärm und nahmen schnell an fahrt auf, ehe der Wendigo sich versah, war das riesige Haus des riesigen Mannes hinter den noch riesigeren Bäumen verschwunden. Chris schien ziemlichen Spaß zu haben, Liora führte den Schlitten und der Wendigo, der saß einfach nur da, dachte nach, schwieg vor sich hin und passte auf die Waren auf. Ob die Hunde wohl den Weg kannten? Immerhin rannten die Tiere ziemlich zielgerichtet durch den Wald, es war ja nicht das erste mal das sie hier lang gingen. „Ich muss mich noch einmal bei dir entschuldigen Chris.“ Seine Stimme war relativ ruhig, wenn auch ein wenig lauter, da er gegen den Krach der Hunde ankommen musste. „Ich wollte sich nicht so schlimm verschrecken. Das war nicht meine Absicht. Kann ich es wieder gut machen?“ Gerne würde er es, auch wenn Raziel daran zweifelte, das er es wieder gut machen konnte. „Lio, auch bei dir muss ich mich entschuldigen, auch wenn ich dich nicht erschreckt habe, muss es nicht angenehm sein, das ich über meine Art rede. Wer will das schon hören? Ich muss mir merken, das ich nicht so offen darüber reden sollte.“ Seinen Blick richtete er zum Himmel, beobachtete die Wolken und dachte über sein schlechtes Gewissen nach.
Erheiternd? Amüsant? Amüsant - war das, das richtige Wort? Alle Male. Ein sehr erheiterndes, amüsierendes Bot sich der jungen Frau dar. Nie hatte sie damit gerechnet, dass ihre erste Quest, beziehungsweise eine ihrer ersten Quests derartig verlaufen würde! Ihre Erwartungen wurden bislang bei Weitem übertroffen. Sie hatte eine tolle Truppe mit der sie die Quest beschritt. Den etwas flapsigen Chris, der das perfekte Paradebeispiel für die heutige Generation und den jugendlichen Leichtsinn war. Auch wenn er manchmal etwas unbeholfen, unsensibel und ungeniert agierte. Aber es sei seiner naiven, vielleicht sogar etwas dümmlichen Art zuzuschreiben, welche auch etwas sehr erheiterndes an sich hatte. In seiner Gegenwart fühlte man sich einerseits alt, weil man erkannte, dass man doch ein Stück älter war, als der Bursche, andererseits auch wieder jung, weil Chris einen mit seiner regen und enthusiastischen Art direkt ansteckte. Auf der anderen Seite war da der ruhige, mysteriöse aber auch fasziniernde und charmante Raziel. Er hatte etwas bedrohliches, aber auch sehr anziehendes und vielleicht sogar erotisches an sich, zeigte er ein doch sehr graziles und fürsorgliches Verhalten, hatte sich mehr um Liora gesorgt als um sich selbst, dabei hatte sie ihn umgerissen und war im Gegensatz zu Razle noch sanft gelandet. Aber wenn wir schon bei dem Spitznamen waren, den sich die Blonde für den Mann gemerkt hatte, ließ sich etwas weiteres über den mysteriösen Mann sagen. Der Spitzname erinnerte Liora an das Wort hazel, was diese widerrum sehr passend fand. In ihren Augen hatte Raziel doch viel Ähnlichkeit mit einer Hasel(-nuss). Eine harte, schützende Schutzschicht um sich, die den wertvollen Schatz im Inneren vor aller Augen verbarg, glänzend, glatt, wunderschön und fast schon viel zu perfekt war. Liora glaubte, dass sich im Kern des Mannes etwas faszinierendes, vielleicht auch makelhaftes fand. Etwas, was Raziel ein wenig mehr Menschlichkeit einhauchte. Immerhin waren es die größten Schwächen und Macken der Individuen, die einen Charakter wirklich formten. Jeder hatte seine ganz individuellen Macken und Liora war mehr als bereit, Raziel ein wenig zu durchleuchten und sein Inneres nach außen zu holen, da dieses bestimmt genauso schön war wie sein Äußeres und das was er ihnen präsentierte. Schönheit kam ja bekanntlich von innen. Ein schöner Charakter machte schön, ein hässlicher Charakter machte auch die schönste, oder am meisten den aktuellen Schönheitsidealen entsprechende Person hässlich. Sie war sich sicher, dass nichts allzu schnell in der Lage war, Liora von dem Gedanken abzubringen, dass die beiden Männer viel Liebe in sich trugen. Gemeinsam war das Trio zum Anwesen ihres Auftraggebers begeben, nachdem sie sich sehr... Genau kennengelernt hatten. Liora hatte zwar Chris hin und wieder auf sein Verhalten hingewiesen, auch wenn sie wusste, dass dieser sich nicht absichtlich so verhielt und eigentlich nur Witze machte. Das einzige Problem war, dass man bei manchen Witzen etwas vorsichtiger sein sollte und dies müsste der kleine Draufgänger noch lernen. Immerhin wollte Liora nicht, dass sie ihm wegen seiner unüberlegten Art etwas schlimmes passierte. Nun hatten sie rausgefunden, dass es sich bei ihrem Auftraggeber um einen Riesen handelte. Sie hatten sich alle notwendigen Informationen von dem kranken Mann geholt die sie benötigten und Liora hatte ihm ein paar Mal einen neuen Wickel auf die Stirn gelegt, war es für sie doch selbstverständlich. Sie glaubte zumindest, dass es in einer gewissen Art und Weise selbstverständlich war, anderen zu helfen wo immer es auch ging und außerdem ließ ein wenig Nächstenliebe und Freundlichkeit einige Mauern schmelzen und das Verhältnis ein wenig auflockern. Schließlich war es wichtig, dass ihr Auftraggeber den drei Magiern vertraute und sich ein wenig ausruhen konnte, anstelle sich ständig Gedanken darüber machen zu müssen, ob alles glatt ging. Kurze Zeit später hatten sie sich bereits wieder von Sirius Wood verabschiedet und waren zur Scheune mit dem Schlitten und den dazu gehörenden Hunden gegangen. Während Razle ein wenig Panik schob, waren Chris und Liora regelrecht zu den Hunden gegangen und hatten sich ihnen nahezu an den Hals geworfen. Sie sprach zu einem der Hunde, rubbelte ihm das Gesicht und wuschelte durch das lange, dichte Fell und kassierte daraufhin wohlige Töne und wurde einmal über das Gesicht geleckt. Sie stieß ein amüsiertes Lachen aus, wischte sich die Sabber aus dem Gesicht, ehe sie den Warg ein weiteres Mal durchkuschelte. Daraufhin hatten sie auch schon das große Tor der Scheune aufgemacht, waren auf den Schlitten gestiegen und Liora hatte den Hunden das Startzeichen gegeben. Nun schlitterten sie, immer schneller werdend, über den dichten, tiefen Schnee, sausten aus der Scheune den Berg den sie zuvor mühsam hochgestiegen waren wieder herunter. Jubelnd und lachend genossen die jüngeren Zwei die Schlittenfahrt, während der dritte im Bunde hinten auf dem Schlitten saß und grübelte. Nachdem die Fahrt wieder etwas ruhiger wurde, erhob der Wendigo das Wort und wandte sich an Chris, entschuldigte sich erneut für seine misslungenen Witze über seine Lebensweise. Verspielt verdrehte die Blonde die Augen, hatte den Blick immer noch nach vorne gerichtet. Sie hörte dem Gespräch der beiden eher weniger zu, konzentrierte sich darauf die wilde Meute von Hunden zu lenken und stellte fest, dass es anfing zu schneien. Erst waren es wenige kleine Flocken, dann immer mehr und immer größere. Als sie ihren Namen hörte horchte sie auf, machte den Fehler nach hinten zu Raziel zu blicken, welcher sich auch bei ihr um ein weiteres Mal entschuldigte und irgendwas davon faselte, dass es sicherlich nicht angenehm war wie er über seine Art redete und er sich merken solle in Zukunft nicht mehr so offen darüber zu reden. "Was laberst-", setzte sie an, wurde aber schlagartig unterbrochen. Sie war dermaßen von Raziel abgelenkt, dass sie gar nicht gemerkt hatte, dass die Warge aus Gewohnheit eine scharfe Kurve machten, der Schlitten dabei aber viel mehr Schwung gewann, als er normalerweise tat. Drei Menschengroße Magier waren nunmal deutlich leichter als ein Riese. Somit war der Schlitten geradewegs gegen einen Felsen geknallt und Liora konnte nichts mehr dagegen tun, egal wie stark sie an den Zügeln zerrte. Sie schaffte es somit auch nicht, sich selbst in Sicherheit zu bringen, als der Schlitten mit der Ladefläche gegen das harte Gestein bretterte. Im nächsten Augenblick fand sich die Blonde zwischen beidem wieder. Dann sank der Schlitten auch schon wieder auf die Schneedecke und Liora mit ihrem Rücken auf diesen. Als sie auf das harte Holz prallte, stieß sie ein lautes, schmerzerfülltes Keuchen aus, verzog das Gesicht und krümmte sich. "Scheiße!", stieß sie fluchend aus, während sie spürte, wie ihr die Tränen in die silbernen Augen stiegen und bald schon über ihre rosigen Wangen flossen.
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