Ortsname: Großwald von Nord-Fiore Art: Freiraum Spezielles: --- Beschreibung: In der Nähe von Oak-Town und Crystalline-Town erstreckt sich der Großwald von Nord-Fiore, der größte Wald in diesem Landstrich. Mit einer Größe von 25.000 Hektar ist er ein wahrer Koloss, indem sich bereits viele verirrt haben und nie wieder aufgetaucht sind. Sagen und Legenden ranken sich um dieses Gebiet, die sowohl von schöner als auch von erschreckender und brutaler Natur sind. Viele Pfade schlängeln sich durch den dichten Nadelwald, die an halbwegs warmen Tagen auch gut für Wanderwege geeignet sind. Man darf nur nicht den Fehler machen, sich zu weit von ihnen zu entfernen: Sonst verschluckt euch die schiere Dichte an alten Bäumen! Jene Straßen, die breiter und weniger verwildert sind, eignen sich auch hervorragend für Handelsrouten und verbinden die beiden Hauptstädte von Nord-Fiore.
„Hoppe, hoppe Reiter, wenn er fällt dann schreit er. Fällt er in den Graben, fressen ihn die Raben. Fällt er in den Sumpf, macht der Reiter plumps.“ Chris sang das Kinderlied laut genug mit, dass es durch das Brausen des Windes an seinen Ohren zu hören war. Er traf keinen Ton, aber da er zwischendurch sowieso lachen musste, kam es allgemein nicht ganz verständlich raus. Außer man kannte den Text. Seine Mutter hatte es ihn nachts stets weggesperrt, aus Angst vor dem, was in den dunklen Stunden aus ihm hervorbrach. Aber wenn er dann geweint hatte, hatte sie ihm das Lied vorgesungen. Zumindest, bis sie sich immer weiter von ihm entfernt hatte, bis sie ihn ganz abgegeben hatte.
Der Junge schüttelte den Kopf. Er war jetzt hier im Wald, auf dem Schlitten und nicht daheim. Und hier war er definitiv nicht der Verrückteste. „Nope, kannst du ni-„, setzte er an, dann leuchtete sein Gesicht aber auf. „Ne halt, doch!“ Eigentlich war es ein wenig geflunkert. Er war Raz nicht böse, auch wenn er sich etwas erschreckt hatte. Er fand es echt cool, um ehrlich zu sein. Es gab so viel Neues, dass er gerne entdecken wollte! Und Razi gehörte da definitiv dazu, ob der wollte oder nicht. Und ob er ein Wendigo war oder ein Vampir, woran Chris stur festhielt. Aber wie er ihm da die Chance bot, etwas für ihn zu machen, da konnte er echt nicht nein sagen. „Du kannst mir erzählen, die Leute schmecken“, platzte er gerade heraus. „Ich habs nicht vor, aber stimmt es, dass wir nach Hündchen schmecken. Oder Hühnchen, was es auch war …“ Er zog nachdenklich die Stirn in Falten. Hündchen hoffentlich nicht. Chris mochte Hündchen. Der Junge blickte nach vor, wo die schönen Biester durch den Wald preschten. Sie waren echt überwältigend! Nein, die wollte er echt nicht essen. „Hühnchen meine ich“, korrigierte er sich und sah zurück. „Wir essen keine Hunde, die sind toll.“ Chris nickte bestätigend, gerade als er plötzlich begann zu fliegen.
Sein Hinter hob sich und krachte dann volle Kanne auf das Holz des Schlittens. „Au!“, schrie er auf. Das fühlte sich an, als würde sein Steißbein ihm ins Gehirn stechen. Echt nicht gut. Unter ihm ging der Schlitten unter, und dann landete Lio neben ihm. Chris, sitzend aber ziemlich durch den Wind, starrte die Felswand vor seinem Gesicht an. Was zum Henker war da jetzt passiert? Und sein Mantel! Er sah hinab und Dreck und Splitter auf sich. Oh nein! Der war jetzt sicher kaputt! Genau wie seine neue Kumplin. Ganz langsam drehte er den Kopf zu dem Blonden und riss die Augen auf. „Lio!“ Er beugte sich über sie, als er die Tränen auf ihrem Gesicht sah. Nicht gerade zart drehte er sie auf den Rücken. „Hey, hey, alles okay? Hast du dir was gebrochen, Mädl?“ Besorgt musterte er sie, während sein Hintern und Kopf pochten. Die Hunde bellten und ruckten an dem Schlitten, ohne ihn vom Schnee los zu bekommen. Und Raz? Chris sah auf, um sich nach dem Wendivamp umzusehen. „He Razi! Lebst du noch?“
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Zuletzt von Christoff am So 13 Feb 2022 - 14:28 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Raziel Royal Crusades Cleaner
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06 Ein lauter Knall, dem Wendigo wurde es schwarz vor Augen, was ist gerade passiert? Scheinbar verlor Liora die Kontrolle über den Schlitten, oder besser die drei Magier brachten zusammen nicht genug auf die Wage um den Wagen unter Kontrolle zu halten, die mächtigen Warge schlugen ihre üblichen Kurven, doch die letzte, die war einfach zu scharf, das Gewicht ihres Herren fehlte, sie brachen aus und knallten voll in einen Felsen, ein kostenloser Freiflug war das Ergebnis für den alten Mann, er saß ja ganz oben auf den Kisten und passte auf die Waren auf. Das zweite Mal lag er Heute im Schnee, das zweite Mal konnte er die Vögelchen um seinen Kopf schwirren sehen, die Welt um ihm herum war schwarz, selbst dem Mann, der eigentlich keine Probleme mit Schmerzen hatte, tat im Moment alles weh. Wie war er gelandet? Ganz hatte er es noch nicht realisiert, doch mit seinen Gesicht voran lag er da, hinter dem Felsen, halb auf einen kleineren Brocke und halb um Schnee, das Gesicht tief im nassen Weiß vergraben, welches sich langsam ein wenig rot färbte, er schien ein wenig zu bluten, doch wo? Seine Nase war es nicht, der metallische Geschmack des Lebenssaftes füllte seinen Mund, scheinbar hatte er sich selber mit einen seiner langen Fänge in die Lippe gebissen, es tat ihm nicht weh, angenehm war es trotzdem nicht. Vorsichtig richtete er sich auf, schüttelte sich einmal kräftig und tastete sich selber ab, nichts schien gebrochen zu sein, dennoch taten seine Knochen ihn weh. Doch wie ging es seinen Begleitern? Wie ging es Liora und Chris? Hoffentlich ist ihnen nichts schlimmes geschehen, er selber kommt ganz gut klar, wenn er sich einmal verletzte, doch die jungen Menschen, auf die er aufpasste, er zweifelte, das sie das so gut wegstecken würden wie er. Ein wenig blutend machte er sich auf den Weg, umringte den Felsen, an den Hunden vorbei, die versuchten weiter zu kommen, doch der Schlitten steckte fest, mit einen Finger deutete er auf den Boden, die Tiere fügten sich dem Fingerzeichen und setzten sich auf den Boden, bellten, jaulten und knurrten, so laut, das man es sicher bis in die nächste Stadt hören konnte. „Liora, Chris… geht es euch gut?“ Besorgt und fragend war die Tonlage des Mannes, der selber erst einmal etwas Blut in den weißen Schnee spuckte. Raziel humpelte, zeigte es, für ihn deutlich das er Schmerzen hatte, solch eine Bruchlandung hatte er noch nie hingelegt und nicht einmal als Liora auf ihn landete tat er sich weh, kurz war er Weg, aber das war eher der Schreck, doch das war anders, er fühlte sich sichtlich unwohl, dennoch musste er stark bleiben, für die beiden Jüngeren. „Chris, du scheinst ziemlich fit zu sein, kannst du dich bewegen? Wo tut es dir weh? Wenn wir im Dorf sind suchen wir nach jemanden, der uns helfen kann.“ Chris schien der Hintern zu schmerzen, er hatte wohl Glück im Unglück und ist nur auf eben diesen gelandet, doch die arme Liora, die war eine andere Sache, Tränen liefen ihre Wangen herunter und sie schien ernsthafte Schmerzen zu haben. Vorsichtig kletterte er wieder auf den Schlitten, streichelte dem Mädchen über das blonde Haar.
„Alles wird gut meine Kleine.“ Sanft wischte der Wendigo ihr die Tränen aus dem Gesicht. „Erschrecke dich jetzt nicht, ja? Ich fühle nur, ob etwas gebrochen ist, nicht wundern.“ Sanft tastete er Liora ab, erst die Arme, dann ihre Beine, ihre Gliedmaßen schien in Ordnung zu sein, er fühlte zumindest nichts, das auf einen Bruch hindeuten könnte, das war schon einmal gut. Bei ihren Rippen machte er weiter, hielt jedoch da inne, wo er nicht hin zufassen hatte. „Also Lio, was ich fühlen konnte, fühlte sich gut an, ich habe nichts gefühlt, was sich wie ein Bruch anfühlte. Das ist schon mal etwas gutes, meine Liebe.“ Kurz kramte er in seiner Tasche, holte seine Decke heraus und formte ein Kissen aus dieser, er legte es dann unter dem Kopf der kleinen blonden Patientin. „Wir machen hier eine kurze Pause, der Schlitten steckt fest, ich schau, was ich tun kann, aber ihr beiden ruht euch aus, ja? Ich will nicht verantworten, das ihr euch noch schlimmer verletzt.“ Kurz kramte er noch einmal in seiner Tasche, holte eine kleine Tüte heraus. „Hier Chris, sich dir was aus und gib Liora bitte auch was, was Süßes tut der Seele gut und vertreibt schmerzen.“ Mit diesen Worten sprang er wieder vom Schlitten, zuckte jedoch zusammen, seine Beine taten ihm doch noch immer weh, vielleicht sollte er das später einmal anschauen, doch das hatte Zeit, wichtiger war der Schlitten. „Mal sehen…“ Tief in den Schnee hatten die Kufen sich gegraben, eigentlich sollte es reichen, wenn man den weg bekommt, doch im Moment war er noch zu kaputt, noch musste er sich ausruhten und überlegen, wie er das Problem lösen sollte, er setzte sich einfach in den Schnee, holte eine Tüte Trockenfleisch hervor und fing an aus Frust zu essen, auch wenn ihm das Kauen im Moment schmerzte, es frustrierte ihn, das unter seinen Augen eine junge Lady verletzt wurde, auch wenn keiner der drei Magier etwas dafür konnte. „Ich wusste, die Köter bringen uns noch Probleme…“ - Dachte er sich und knurrte in seinen nicht vorhandenen Bart.
Schmerz. Brennender, heißer, köchelnder Schmerz raste durch ihren Körper. Unweigerlich wurde ihr heiß, die Hitze stieg ihr in alle Gliedmaßen und ihren Kopf, gab ihr das Gefühl beui lebendigem Leibe zu verbrennen. Während der Ursprung des Schmerzes ein ungesundes Knacken von sich gab, einerseits steif und zusammen geklumpt, aber auch verweichlicht, wabbelig war. Ihr Körper ebbte, bebte und zitterte, während die Tränen ihr in die Augen gestiegen war und aus den Augenwinkeln heraus, die Wangen, den Hals hinab in den Schnee tropften und liefen. Kein Laut verließ ihren Körper. Krampfhaft hatte sie die Augen geschlossen, die Augen fest zusammen geballt und in den Schnee gedrückt, in der Hoffnung sich immerhin so ein wenig Abkuhlung und Beruhigung zu gönnen. Aber nichts schien zu helfen, der Schmerz wurde sogar noch schlimmer, die Hitze unerträglicher und mit dem zuckenden, lähmenden Schmerz ging auch immer mehr ein Gefühl der Taubheit einher. Bitte mach das es aufhört... Hochkant waren sie geflogen. Alle drei von ihnen. Während es Raziel aus ihrem Sichtfeld heraus schleuderterte, konnte sie aus dem Augenwinkel Chris erkennen, der in die Luft gewirbelt wurde und mit dem Hintern wieder auf dem harten Holz aufkam, einige Zeit später nachdem Liora es ihm mehr oder minder vorgemacht hatte. Verkrampft lag diese auf dem Schlitten, gab kein Laut von sich auch wenn ihre Haltung und die Tränen deutlich aussagten, dass es der Blonden alles andere als gut ging. Liora tat alles weh, der Schädel brummte und sie realisierte gar nicht so recht, was gerade passiert war. War nahezu wie in Schockstarre. Plötzlich beugte sich ein bekanntes Gesicht über sie herüber und sie erkannte Chris, welcher besorgt auf sie herabblickte und versuchte sie auf dem Rücken in eine bessere Position zu bringen. Hektisch und mit tiefst besorgter Tonlage erkundigte er sich, ob alles okay war und ob sie sich etwas gebrochen hatte. Diese schaffte es allerdings kein bisschen ein Wort zwischen den zusammengepressten Zähnen und Lippen hervorzubringen, starrte ihn regelrecht an, der Schmerz deutlich ins Gesicht geschrieben. Da hörte sie Chris auch schon nach Raziel rufen, dessen Stimme gedämpft etwas weiter von ihr weg zu hören war. Sie verstand nicht was er sagte, blickte weiter starr zum Himmel, die Atmung flach und den Körper angespannt. Im nächsten Augenblick fand sie auch schon wieder eine Person neben sich. Dieses Mal war es Raziel, welcher beruhigend auf sie einredete und ihr die Tränen aus dem gesicht wischte. Was allerdings nicht viel brachte, da diese weiter unkontrolliert über die Wangen der Blonden kullerten. Dann tastete er ihre Rippen ab, was unweigerlich dazu führte, dass die junge Frau sich noch mehr anspannte, als ohnehin schon. Allerdings war sie aufgrund des Schmerzes nicht in der Lage ein Wort hervorzubringen oder sich zu bewegen und kniff einfach um ein weiteres Mal die Augen zusammen. Raziel sagte irgendwas von wegen, dass er nichts gefunden habe, was sich wie ein Bruch anfühlte, kramte in seiner Tasche herum und legte ihr vorsichtig etwas unter den Kopf. Etwas weiches, angenehmes was eine gute Abwechslung zum harten und nassen Boden unter ihr bot. Zu den beiden jüngeren gewandt, sprach der Wendigo, dass sie sich ein wenig ausruhen und Pause machen sollten und er versuchen würde, den Schlitten, welcher nun feststeckte, irgendwie zu befreien. Als Raziel sich erhob und Anstalten machte abzuhauen, hätte die Blonde am Liebsten nach seinem Umhang gegriffen und ihn wieder zu sich gezogen, aber ihr Körper wollte ihr nicht gehorchen, weshalb der Wendigo seines Weges ging und sie weiter ihren Schmerzen ausgesetzt war. Frustration erfüllte die Blonde. Es war ihre erste Quest gewesen und sie hatte es direkt geschafft, sich selbst handlungsunfähig zu machen! Was hatte sie sich auch dabei gedacht? Sie bewies nunmal bislang mehr große Klappe als Talent... Zumindest wen es darum ging, was sie einstecken konnte... Erbärmlich war das! Unwillkürlich liefen die Tränen nun deutlich schneller ihre Wangen herunter und ein Schluchzen entfuhr Liora und sie stieß einen frustrierten Schrei aus. Zumindest soweit ihr das Möglich war. Dies allerdings reichte, um dafür zu sorgen, dass der Wendigo sein Vorhaben, den Schlitten zu befreien abbrach und zu ihr geeilt kam. Liora hatte sich in der Zwischenzeit dazu gezwungen, sich aufzurichten, trotz der immensen Schmerzen die dabei ihren Körper durchzuckten und drohten, sie wieder auf den Schlitten zurück zu werfen. Kaum war ihre Hazel in Reichweite, schnellte sie schnell mit dem Arm nach vorne und zog Raziel an seinem Mantel zu sich herunter. Ein trotziger, aber immer noch schmerzerfüllter Gesichtsausdruck bedeckte ihr Gesicht, als sie dieses gegen die Brust des Mannes schmiegte und seinen Mantel fest umklammerte und ihn somit bei sich hielt. "Bitte bleib...", murmelte sie mit verletzlicher Stimme, machte aber gleichermaßen deutlich, dass er nichts dazu sagen sondern es einfach hinnehmen sollte. Tief atmete die Blonde ein und aus, schloss die Augen und entspannte sich allmählich, auch wenn der Schmerz kaum merklich abebbte und ihren Körper immer noch vollends eingenommen hatte. Irgendwas hatte der Wendigo an sich, was Liora beruhigte. War es seine ruhige Art, die er den ganzen Tag schon bewiesen hatte? Sein Charme? Was auch immer es war, irgendwie half es der jungen Frau, sich zu beruhigen und sich langsam an den Schmerz zu gewöhnen. Ihr Griff, welcher den Wendigo fest bei der Blonden gehalten hatte, lockerte sich etwas und Liora entfernte ihr Gesicht allmählich von ihm. "Tut mir Leid...", murmelte sie etwas betreten, auch wenn ihre Stimme wieder mehr an Sicherheit zurück gewann. Ihr Blick wanderte zu Chris, welcher ebenfalls bei ihnen war und genauso wie Liora Schmerzen zu haben schien. "Gehts dir gut, Kleiner?", sprach sie zu ihm, beäugte ihn besorgt, ihre eigenen Probleme nun wie gewohnt hinten anstellend. Dann richtete sich ihr Blick wieder hoch zu Raziel, welcher ebenfalls mitgenommen aussah. Sie nahm sein gesicht zwischen ihre Hände und beäugte das Bein, welches ihr bereits aufgefallen war, bevor sie den Wendigo in ihre Arme gezwungen hatte. Sie stieß ein frustriertes Seufzen aus und fuhr sich durch die langen, verwuschelten Haare. Was sie gleich wieder bereute, als ein neuer Schwall Schmerz durch ihren Rücken in ihre Arme und ihren Kopf strömte und sie ein Zischen ausstießen ließ. Haste wirklich toll gemacht...
Chris hatte noch nie einen Unfall gehabt. Zumindest nicht einen in der Größenordnung. Natürlich war er als Junge oft genug mit dem Bob den schneebedeckten Hang hinabgerast und hatte dabei mehr als einmal den Halt verloren, aber es hatte sie so weh getan und es war auch nie weit entfernt von seinem zu Hause gewesen. Er hätte immerzu seine Mutter rufen können. Einmal hatte er es geschafft, sich nachts davonzuschleichen. Das kleine, fledermausartige Wesen allein unter der hellen Halbmondsichel. Es war ziemlich kalt, doch auch ziemlich lustig gewesen. Zumindest bis seine Mama ihn dafür eingefangen und wieder weggesperrt hatte. Jetzt war keiner in der Nähe, er ihnen, oder in dem Fall vor allem Lio, helfen konnte. Der Teenager selbst war da noch gut davon gekommen und beugte sich jetzt besorgt über die Blonde. Sie weinte! Das sah echt ganz und gar nicht gut aus! Trotz seiner oftmals ungestümen Art hielt er sich davor zurück, in ihrer Schulter zu rütteln, damit sie mit ihm sprach. Chris war nicht dumm, auch wenn es oft den Anschein hatte, als wären ihm ein paar Sicherungen durchgebrannt. Aber ihm war die meiste Zeit durchaus bewusst, was er tat. Zumindest grob. Er wusste, wann er sich gehen ließ und wann es wirklich notwendig war, sich zusammen zu reisen. Sein Traum war es, Theater zu spielen und nur allzu oft wurde die Realität, der Alltag, seine Bühne dafür. Gewissermaßen war es eine Verkleidung, eine Verstellung, dass er sich zusammenriss und den Arzt spielte. Oder zumindest den panischen Passanten, der nach Hilfe, in dem Falle Raz, rief. Aber das wurde ja hoffentlich nicht so genau bewertet!
Der Vampigo – Chris erfand das Wort an der Stelle einfach, um auch seinen Beitrag zu leisten – kam humpelnd zu ihnen herüber und kletterte auf den Schlitten. „Äh ja. Mein Arsch tut nur weh.“ Er rappelte sich auf und klopfte sich mit verzogenem Gesicht auf den Hintern. Sein Mantel war jetzt ganz nass, und seine Hose erst! Schlimm! Aber nicht so schlimm wie Lio, daran musste er denken. Raz war etwas einfühlsamer und kümmerte sich um die Blonde, während Chris von Schlitten kletterte und durch den Schnee zu den Tieren stampfte. Mit geschürzten Lippen betrachtete er den Leithund. „Also ehrlich gesagt, fand ich sehr asozial von euch. Dachte, ihr würdet besser aufpassen. Pff!“ Er stemmte demonstrativ die Arme in die Seite und funkelte die Tiere jeden nach der Reihe an. „Schaut nur, ihr habt ihr weh getan!“, deutete er auf Raz und Lio. „Und meine Hose is jetzt nass.“ Ob die Tiere verstanden, was der Junge da vor ihnen jammerte? Naja, er wollte zumindest seinen Ärger rauslassen. Immerhin hatte er echt mehr von ihnen erwartet. Enttäuscht schüttelt Chris den Kopf und schnalzte mit der Zunge.
Dann landete Raz bei ihm und besah sich den Schlitten. Chris sah ihm zu, bis der Vampigo wieder zu Lio zurücklief, deren Schmerzen wohl noch nicht nachgelassen. Armes Mädchen. Aber da konnte er nicht viel tun. Was er tun konnte, war der Versuch, den Schlitten los zu bekommen. „He Razlmaus, kannst du Lio mal hocheben und vom Schlitten runtertragen?“ Er sah sich um und begann dann, das Gepäck anzuladen und auf dem Boden etwas aufzubreiten, um einen Platz für Liora zu machen. Dann ging er zu dem ersten der Riesenhunde, deren genauen Namen er bereits vergessen hatte, und trat nah an ihn heran. „Okay Bro, wir kriegen das jetzt hin. Halt mal still.“ Chris hielt sich am Geschirr fest und zog sich daran hinauf, bis er bäuchlinks über dem Tier lag. Mit etwas Ächtzen und Rutschen schaffte er es schließlich ganz hinauf und klammerte sich im Pelz fest. Echt hoch hier oben … „Und los!“, rief er und versuchte den Hund in Bewegung zu setzen, sobald Lio und Raz den Schlitten verlassen hätten.
07 Kurz seufzte Raziel, schluckte seine angetaute Wut herunter und blieb doch bei der kleinen Lady, die da so traurig und verletzt lag, hätte er mal besser aufgepasst und vor allem hätte er daran gedacht, das der Riese doch so viel schwerer war als die drei zusammen, nun hatten sie den Salat und waren verletzt. Chris, der freche Wildfang, der hatte sich den Hintern bei seiner Bruchlandung blau gehauen, ihm schien es trotz der Umstände recht gut zu gehen. Liora, die kleine Lady mit den großen Löwenherzen, die sah schon schlimmer aus, ein kleines und vor allem trauriges Häufchen elend war sie, auch wenn er eigentlich nicht so war, so weckte sie im alten Wendigo den Beschützerinstinkt und er selber, der uralte Mann m Körper eines Mitte zwanzigjährigen? Er hatte sich die Wange aufgebissen und sowie eines einer Knie verletzt, es nervte, denn normal spürte er kaum schmerzen, doch diese ignorierte er im Moment, wichtiger war es, das es Liora besser ging. „Razlmaus?“ Verwirrt legte er kurz seinen Kopf schief, nickte dann jedoch zustimmend und hob die kleine Löwin vorsichtig auf, vorher jedoch wickelte er sich vorsichtig in seinen Mantel, sie sollte ja nicht frieren, wie ein kleines Kind nahm er sie auf den Arm, stieg vorsichtig den Schlitten herunter und fragte sich, was Chris wohl vor hatte. Hatte er einen Plan, wie er den Schlitten befreien konnte? Wenn ja, was war sein Plan? Sein Kopf spielte ja nicht so mit, wie er das wollte, das zweite Mal an einem Tag vollkommen sein Bewusstsein zu verlieren, das konnte ja nicht gut sein, aber um ihn ging es ja nicht, er war sich selber gerade ziemlich egal, er war ja schon Tod und vor allem störte er sich ja nicht an schmerzen, auch wenn er sie gerade ziemlich spürte, dem armen Mädchen ging es gerade nicht gut. „Geht es so, meine kleine? Wenn ich dir wehtue, sag mit bitte sofort bescheid, ja?“ So sanft seine Stimme war, so sanft trug er das Mädchen auch auf seinen Armen, er gab sich Mühe, das er sie nicht zu viel bewegte, er wollte es ja nicht noch schlimmer machen, wusste er doch nicht, ob sie doch irgendwo einen Bruch hatte. „Mach die keinen Kopf Liora, egal was passiert ist, du kannst nichts dafür. Ich hätte mehr Gewicht auf den Schlitten packen sollen. So ein Riese, der wiegt doch viel mehr als wir…“ Ein wenig schuldig fühlte er sich, dachte er doch nicht an diesen einen, so kleinen, aber so wichtigen Fakt. Kurz schüttelte er seinen Kopf, setzte sich dann mit Liora auf dem Arm in den Schnee und lehnte sich an einen der Bäume, ihn störte es nicht, wenn seine Hose durch den Schnee nass werden würde, auch die Kälte störte ihn nicht wirklich, doch die kleine Löwin, die sollte nicht frieren.
„Hey Chrissy, wenn du mit deinem Plan fertig bist, wie wäre es, wenn du ein Feuerchen machst? Wir sollten eine Pause einlegen, uns aufwärmen und vor allem warten, bis es Lio wieder besser geht, ja?“ Besser war es, das Geruckel des Schlittens wäre wohl nicht so gut für sie. „Wenn du kein Feuer machen kannst, sag bescheid, dann nehmen wir einen der Hunde. Die haben ein tolles Fell, dann wärmen wir uns an denen auf. Aber natürlich nur dann, wenn du damit einverstanden bist, du bist ja immer noch der Leiter unserer Quest.“ Der Junge war der Leiter der Quest, auch wenn er nicht so aussah und Liora mehr oder weniger die Zügel in die Hand nahm, aber dennoch musste der Junge entscheiden, so dachte es sich Raziel zumindest. Kurz schüttelte Raziel seinen Kopf, schloss dann seine Augen und überlegte, er überlegte sich, warum auch immer er in solche Situationen kommen konnte, mit der kleinen Piratin Aileen war es ja nicht anders, auch die hatte er in Gefahr gebracht, weil er nicht aufpasste, doch was wollte er machen, Wendigo hin oder her, er war halt doch nur ein Mensch, ein Mensch der Fehler machte und diese letztendlich nicht wieder zurück nehmen konnte, ein Mensch, der zwar schon lange nicht mehr an seine Gefühle glaubte, dennoch hatte er das Gefühl etwas richtig falsch gemacht zu haben. Seufzend schüttelte er noch einmal seinen Kopf, schlug seine Augen wieder auf und streichelte sanft über den Rücken seiner kleinen Patientin. „Wenn wir im Dorf sind, schauen wir, das wir dich wieder hinbekommen, ja?“ Leicht lächelte er und versteckte, das er sich ein wenig unwohl fühlte.
Die Wärme, der Schmerz und Pein zuckten immer noch ungehindert durch den angeschlagenen Körper der jungen Frau, welche sich selbst wieder einmal viel zu überschätzt hatte. Leichtsinnig war sie gewesen, hatte die Zügel in die Hand genommen und war vorran geschritten. Diese Erkenntnis traf sie hart und schmerzend, zwang sie nieder auf die Knie oder viel mehr in die Arme ihrer Kollegen. Mit einem lauten Poltern war sie auf dem Schlitten aufgeprallt, nachdem sie für einen Augenblick zwischen diesem und dem Felsen eingequetscht worden war. Tränen waren ihr in die Augen gestiegen, welche sofort den jüngeren ihrer beiden Kameraden in Alarmbereitschaft gesetzt hatte. Schützend und besorgt hatte er sich über die Blonde gebeugt, wirkte regelrecht verzweifelt, als diese kein Wort herausbrachte. Und wie Liora sich deswegen erst fühlte! Sie fühlte sich erbärmlich. Erbärmlich, weil sie dumm gewesen war. Erbärmlich, weil sie nun so schwach dalag und dermaßen auf die Fürsorge und Hilfe zweier Fremder angewiesen war. Sie war diejenige die half, nicht anders herum. Am liebsten hätte sie frustriert die Fäuste gegen einen der Bäume, gegen den Felsen oder in die Erde geschlagen. Aber sie lag wie gelähmt da, blickte flennend in die Augen von Chris. Der Blickkontakt wurde unterbrochen, als der Dritte der Runde, Raziel zu ihenn herüber geschlendert oder viel mehr gehumpelt kam. Besorgt hatte er sich nach dem Wohlbefinden der beiden erkundigt, war daraufhin zu der Blonden geeilt und hatte begonnen ihren Brustkorb auf Brüche abzusuchen. Fürsorglich hatte er an ihrer Seite verweilt, hatte nachgegeben, als die Magierin darum gebeten hatte, bei ihr zu bleiben. Tief hatte sie das Gesicht in seiner Brust vergraben und atmete seinen blumigdn Duft ein. Es beruhigte sie, half ihr, ihren Atem wiede rzu regulieren, sodass dieser wieder gleichmäßiger wurde. Der Schock und die Schmerzen saßen immer noch sehr tief, aber für einen einen Augenblick konnte sie sich selbst erlauben schwach und verletzt zu sein. Ihre Finger striffen sachte über den seidigen Stoff seiner Kleidung, während sie seiner gleichmäßigen Atmung und seinem Herzschlag lauschte. Kurz darauf hatte sie sich wieder entfernt und bei ihm entschuldigt, als Chris auch schon daher kam und den Wendigo darum bat, sie vom Schlitten zu heben. Vorsichtig tat Raziel das, was Chris ihm aufgetragen hatte, zeigte sich sehr bedacht und selbst beim Hochheben sehr fürsorglich. Scharf sog die Blonde die Luft ein, die Hand schloss sich etwas fester um den Saum seiner Kleidung und sie presste sich an seinen Körper. So trug er sie also von dem Schlitten herunter und erkundigte sich, ob es so in Ordnung ginge, wies sie darauf hin, dass sie sofort Bescheid geben sollte, sobald er ihr wehtat. Sie nickte geistesabwesend. Sie versuchte den Schmerz in ihrem Körper zu verdrängen und sich nicht ein weiteres Mal von diesem überwältigen zu lassen. Beruhigend redete er auf die Jüngere ein, erklärte, dass sie sich keinen Kopf machen sollte und das sie keine Schuld traf und er mehr Gewicht auf den Schlitten hätte packen sollen, sowie dass ein Riese doch sehr viel mehr wog als sie drei. Mit vor Schmerz verzogenen Gesicht blickte sie zu ihm hoch, auch etwas irritiert drein blickend. Sie schlug ihm einmal gegen die Brust. "Sag-so-was nicht... Di-ch trifft ke-ine Schuld.", murmelte sie mit zusammen gebissenen Zähnen. Raziel setzte sich mit Liora auf dem Arm in den Schnee, lehnte sich gegen einen Baum und begann mit Chris zu quatschen. Liora hingegen nutzte die Zeit, um Raziel ein wenig genauer in Augenschein zu nehmen. Klar, hatte es sie von den dreien am Schlimmsten erwischt, aber das bedeutete nicht, dass die Wunden ihrer Kollegen nicht versorgt werden müssten. Während Raziel also mit Chris darüber sprach, ob es nicht vielleicht sinnvoller wäre eine Pause einzulegen, bis es allen Beteiligten wieder besser ging und sie bedenkenfrei weitermachen konnten - ließ dabei aber nicht außer acht, dass es Chris Entscheidung war, war er immerhin der Questleiter. Danach hatte sich sein Blick geradeaus gerichtet und jeder Blinde würde erkennen, dass er in Gedanken versunken war. Liora beobachtete ihn, von seinem Schoß, genoss die Wärme die von ihm ausging, auch wenn man vermuten würde, dass ein Untoter eiskalt wäre. Oder war es einfach nur ihre Wärme die sich auf den Wendigo übertrug und von ihm wieder auf sie? Raziel schüttelte kurze Zeit später auch schon seufzend den schwarzen Schopf, öffnete seine strahlend grüne Augen und strich Liora sanft über den Rücken. Ein angenehmer, warmer Schauer lief ihr über die Haut und seine Berührungen ließen eine leichte Gänsehaut. Fragend legte sie den Kopf ein wenig schief, neugierig, worüber er nachgedacht hatte, dass er so frustriert geseufzt hatte. Dann meinte er, dass sie im Dorf gucken würden, dass sie Liora wieder hinbekommen würde. Der Kopf der Blonden legte sich noch etwas schiefer und sie legte ihre warme Hand auf die Wange des Wendigos. "Dich werden wir auch wieder hinbekommen. Glaub nicht, dass mir nicht aufgefallen ist, dass du verletzt bist.", sprach sie, überraschender Weise wieder klar und ohne größere Probleme. Ihre Stimme klang warm und besorgt. Diegleiche Emotionen fanden sich auch in ihrem Blick wieder, zusammen mit dem Schmerz der sie immer noch fest im Griff hatte. Sanft strich sie mit dem Daumen über seine Wange. "Da hab ich dich wohl ziemlich umgehauen heute, was? Und das gleich zweimal?", sprach sie, ein schwaches Lächeln auf den Lippen und im versuch, die Situation wieder etwas entspannen zu lassen und mit ein wenig Humor aufzulockern.
Chris war sich sicher, dass Raz ihn nicht ganz so lieb umhätschelt hätte, würde er so auf dem Boden liegen wie Liora jetzt. Vielleicht war es ein vorschneller Entschluss, was er dem Vampigo da andichtete. Immerhin konnte dieser ja schlecht etwas dafür, dass nicht er sondern das einzige Mädchen ihrer Gruppe den meisten Schaden genommen hatte. Und eigentlich wollte sich auch gar nicht mit ihr tauschen, sein schmerzender Hintern war ihm Qual genug. Aber … dennoch! Mit einem Gemisch von Belustigung und Eifersucht sah er zu, wie Razl tat, was er von ihm wollte und Lio hochhob, nachdem sie sich gegenseitig gesagt hatten, dass keiner von ihnen Schuld war. Sinnlose Diskussion für ihn, Chris Meinung nach war die Sache klar: Die Kurve war schuld. Und die Mauer. Und dieser ekelhafte Schnee, wegen dem sie erst geschlittert waren und der sie jetzt einfach nicht gehen lassen wollte, dieser Arsch! Aber erstmal beschloss er die Turteltäubchen zu ignorierten, solange sie nicht begannen, kleine Liorazen zu machen, und machte sich am Leithund (oder Leitwolf) zu schaffen. Was genau diese Tiere da waren, wusste er nicht, aber solange sie ihm helfen würde, war ihm das auch schnurz egal. Chris hatte sich mit einigem Strampeln, wobei er aus Versehen die Schulter die Schulter eines anderen Zugtieres erwischte, dass daraufhin knurrend einen Satz zur Seite macht, auf den Rücken den Leiters gesetzt. So groß die Tiere aussahen, trat doch ihre Wirbelsäule angesichts des eher schmalen Rückens hervor und drückte ihm in den Hintern. Vielleicht würde er doch kein Tier mit nach Hause nehmen, die waren ungemütlicher als gedacht. Der getretene Wolf knurrte ihn von unten her mit angelegten Ohren an. „Sorry Junge, oder Mädchen? War nicht auf dich gezielt!“ Er streckte das Bein aus, um ihn damit zu ‚streicheln‘, zog es aber rasch wieder ein, als danach geschnappt wurde. „Gut, dann halt nicht“, meinte er achselzuckend und lehnte sich dann zurück, verdrehte den Kopf, um zu kontrollieren, dass die anderen beiden erstens einmal vom Schlitten runter waren und zweitens auch nicht übereinander oder sonst wie im Schnee lagen. „He ihr zwei!“, rief er ihnen zu und winkte. „Ich hab nicht gesagt, dass du dich auch hinsetzten sollst Raz!“ Woha! So streng hatte er noch nie geklungen! Chris musste sich echt zusammenreißen nicht loszuprusten, während er um eine ernste Miene kämpfte. Vermutlich sah man ihm den Kampf aber an. „Du musst mir da noch ein bisschen helfen, ich wird versuchen die Hunde dazu zu bekommen, den Schlitten rauszuziehen, aber du musst von hinten schieben.“
Chris wartete ab, dann drückte er die Beine fest zusammen. „Und ho!“, machte er. Zunächst wirkte der zu groß geratene Monsterhund nur verwirrt von dem, was das Menschlein auf seinem Rücken da von ihm wollte. Nach weiterem Klopfen setzte es sich aber in Bewegung. Chris spürte die geballte Kraft des Tieres, die starken Muskeln, unter seinem Hintern, als die Tiere zu ziehen begannen. Er feuerte sie aus Leibeskräften an, laut genug, um vermutlich all die anderen Tiere im Umkreis um einem Kilometer in die Flucht zu schlagen. Aber es zeigte Wirkung! Ächzend, langsam aber dann doch ruckte der Schlitten und geriet in Fahrt. Das Kläffen der Tiere wurde lauter, dann auch ihre Schritte schneller, als sich die Fugen von dem Schnee lösten und das Gefährt sich aus der Grube auf den Weg erhob. Und dann hatten sie es geschafft. Die Hunde stoppten und Chris rutschte vom Rücken des Leittieres, um ihm das Gesicht zu tätscheln. „Ganz stark, Bro! Echt, habt ihr super gemacht“, lobte er und sah dann zu Raz, der weiter Dinge vorschlug. Ein Feuer? Aber sie hatten den Schlitten doch … Als Chris den Blick senkte entdeckte er, dass ein Teil der Kurven des Schlittens auf der rechten Seite abgebrochen war. Na toll. Dabei hatte er sich gerade so gefreut! Der Teenager ging drum herum zu den beiden anderen. „Feuer? Ich kann kein Feuer, du?“ Also ja, mit Feuerzeug konnte er Feuer, aber ansonsten war Chris absolut unfähig irgendwo alleine zu überleben. Aber bevor sie Raz zweite Idee umsetzten, würde er das lieber versuchen! Entgeistert starrte er den älteren Mann an. Er wollte … was?? „Du willst du Hunde killen? Zum Wärmen und zum …“ Da fiel es ihm ein! „Willst du nen Hund essen??“
08 Ruhig schmuste er noch ein bisschen mit der kleinen, blonden Dame, tröstete sie noch ein bisschen über ihren Schmerz hinweg und überlegte dabei, wie er das mit dem Schlitten wieder hinbekommen würde, im Moment war er ja leider so verklemmt, das es kein vor und kein zurück mehr gab und mittlerweile wurde es auch ein wenig spät, in einer Gegend, die sie nicht kannten, mitten im dauerhaften Winter des Nordens, da war es keine gute Idee nachts zu reisen, sie sollten also vielleicht ein Lager für die Nacht aufschlagen. Raziel konnte es gut im kalten Wetter aushalten, er brauchte kein Feuer, durch seine Adern floss so oder so eiskaltes Blut, doch seine beiden Begleiter, die konnten die Kälte leider nicht so gut vertragen, sie würden die Nacht wohl nicht durch halten. Feuer mochte der Wendigo nun eigentlich nicht, doch darauf konnte er nun wirklich keine Rücksicht nehmen, so wie er es auch schon nicht bei der armen Aileen ignorieren musste, als er diese wieder Trocken bekommen musste. Aber scheinbar hatte keiner der drei etwas mit, was sie zu Feuermachen nutzten konnten, zu dumm Raziel brauchte nichts und die anderen beiden? Naja, sie schienen nun einmal Magier der Stadt zu sein, sie würden in der üblen Natur hoch im Norden wohl nicht lange überleben. Dann blieben noch die Hunde, die Warge, riesige, menschenfressende Wölfe, den Vorschlag hatte er ja schon gebracht, auch wenn Chris es vollkommen falsch verstand. Nein, töten wollte er das Tier nicht, das wäre dumm, denn so kalt wie es hier draußen war, so schnell wäre die Wärme des toten Tieres auch weg, er brauchte einen lebendigen Wolf, einen an dem die beiden Magier sich aufwärmen konnte und der sie auch schützen würden, während Raziel sich selber um den Schlitten kümmern würde. „Nein. Ich werde dem Tier nichts tun. Keine Sorge.“ Ruhig sprach er, stand dann vorsichtig auf und setzte die junge Magierin an dem Baum ab, an dem er selber gerade noch saß. „Mach dir keinen Kopf, Liora. Ich kümmer mich um unser Problem. Ruhe du dich schön aus, damit es dir schnell wieder besser geht. Meine alten Knochen mögen vielleicht ein kleines wenig verbeult sein, aber was will man machen? Ich bin nun mal ein Wendigo und kein Vogel, fliegen kann ich nun mal nicht, nur auf die Nase.“ Ein wenig witzelte er herum und machte sich dann auf den Weg zum Schlitten, genau genommen hatte er die Hunde im Blick, welcher war es nochmal, der ihn so mochte?
Für ihn sahen alle gleich aus, doch das Tier, das wedelte bei seinem Anblick sofort mit seiner Rute und knurrte fröhlich. „Du bist es also…“ Vorsichtig griff Raziel dem großen Hund an sein Geschirr und löste es vorsichtig. „Folge mir.“ Der Warge hörte, ging dem Mann bei Fuß, ein seltsamer Anblick musste es gewesen sein, der riesige Hund lies den großen Mann so aussehen, als wäre er gar nicht, so groß. „Du musst auf die beiden aufpassen. Mach Platz und wärme sie, ja?“ Auf sein Wort hörte das Tier und legte sich hin, vorsichtig ging Raziel auf Liora zu, hob sie noch einmal an und setzte sie zu dem großen Tier, so das sie sich in das Fell des großen Tieres kuscheln konnte. Dann ging er auf den jungen zu, der sich seinen Hinter verletzt hatte, schnappte sich ihn, brauchte ihn ebenso zum Hund und setzte Chris zu Liora. „Ruht euch aus meine Lieben. Ich kümmer mich um den Schlitten.“ Gesagt getan, Raziel machte sich auf den Weg zum Schlitten und schaute sich die Situation noch einmal genauer an. Auf der einen Seite war der große Felsen, auf der anderen ein paar kleinere, in denen sich die Kufen verklemmt haben, was für ein Dilemma, einfach wird das wohl nicht werden, aber naja, was wollte er machen, Liora und Chris, die konnten nichts tun, zu schwach und zu verletzt waren die beiden und dem alten Wendigo ging es nicht besser. „In meinen zweihundertfünfzig Jahren ist mir so etwas noch nicht passiert…“ - Murmelte Wendigo in seinen nicht vorhandenen Bart. „Aber gut, auf geht es…“ Langsam kletterte Raziel auf den Schlitten, räumte den Rest der Waren ab, so das er leichter wurde, dann ging er zu den Hunden. „Ihr seit brav.“ Nach und nach löste der Wendigo die Tiere von ihren Geschirren. „Bei Fuß und folgt mir.“ Langsam machte er sich mit den Tieren im Schlepptau zu den beiden jüngeren. „Passt auf die beiden auf. Macht Platz und wartet hier.“ Auf seinen Befehl legte die Warge auf den Boden und wedelten nur leicht mit der Rute. Nun konnte er Raziel arbeiten, der Schlitten war leichter und er hatte Platz, musste keine Rücksicht auf die Tiere und die Magier nehmen, auf die er besser hätte aufpassen sollen.
Die ganze Nacht arbeitete Raziel, buddelte kleinere Felsen aus dem eiskalten Boden, drückte auf der anderen Seite des Schlittens gegen die Wand, so das er sich löste, hier und da Zog an der Stelle der großen Tiere vorne am Schlitten, es war anstrengend, doch er hatte Erfolg, das Gefährt war wieder frei. Müde war er, vollkommen erschöpft, doch seine Arbeit war noch nicht getan, er musste den Schlitten auch wieder beladen, doch dieses eine mal passte er besser auf, nicht nur die Waren räumte er auf den Schlitten, nein die kleinen Felsen, die er ausbuddelte, die legte er auch dazwischen um das Gewicht des Schlittens zu erhöhen, so das den Trio das nicht noch einmal passieren würde, noch einmal wollte er nicht, das den jüngeren etwas passierte, einmal eine freie Flugstunde reichte ihm vollkommen aus. Nach und nach sammelte er auch die schlafenden Warge wieder ein, spannte die Tiere wieder in ihr Geschirr ein, nur der eine Hund, den lies er noch außen vor, das Tier, welches die Nacht über auf Liora und Chris aufpasste, seine Körperwärme spendete, der Hund, der hatte sich eine Belohnung verdient. Zuerst jedoch packte er die beiden Magier auf den Schlitten. „Guten Morgen ihr beiden. Ruht euch noch ein bisschen aus, ich kümmer mich um alles, ja? Chris, du bist der Anführer der Quest, du hast dich gut geschlagen. Aber bis wir im Dorf sind, übernehme ich.“ Mit diesen Worten sprang er noch einmal von dem Schlitten herunter, machte sich auf den Weg zu dem Hund, legte seine Hand auf dessen riesigen Kopf. „Ich bin kein Fan von euch, aber das hast du gut gemacht, großer. Für einen Warge bist du ein echt tolles Tier.“
Mit sanfter Stimme lobte er das große Tier und hielt ihm eine handvoll Trockenfleisch vor die Nase. „Nun komm, die anderen warten.“ Mit einem Fingerzeig stand das Tier auf, folgte dem Wendigo und lies sich, ohne auch nur zu knurren wieder an den Schlitten schnallen, dann sprang der alte Mann auf den Schlitten, schnappte sich die Zügel und gab das Zeichen zum losfahren, ein wenig langsamer als beim letzten mal, jedoch sollte es so sicherer sein, so das nicht wieder ein Unfall passieren würde. Ein wenig später kamen die drei Magier im Dorf an, sie wurden schon erwartet, ein paar Männer nahmen die Waren entgegen. „Wie siehst aus, wollt ihr euch noch einmal anschauen lassen, meine Lieben? Hier gibt es bestimmt ein Heiler oder eine Heilerin.“ Ruhig war seine Stimme, eine deutliche Müdigkeit war zu hören, die schlaflose Nacht mit der schweren Arbeit hat seine Spuren hinterlassen. „Nun hab ihr die Chance dazu, wenn wir hier fertig sind, geht es zurück nach Sirius.“ Dann würde es die Belohnung geben und sie könnten endlich Pause haben. Mit müden Augen schaute er die beiden jungen Magier an, wartete darauf, ob sie sich noch einmal anschauen lassen wollten oder nicht, er selber brauchte nichts, sein Knie war wieder mehr oder weniger in Ordnung, er spürte es zumindest nicht. „Aber wenn ich ehrlich bin, Liora nutzt es, du hast dich so schlimm verletzt, es wäre besser, wenn du das mal anschauen lassen würdest.“ Mit diesen Worten lehnte er sich an den Schlitten, verschränkte seine Arme und schloss für ein paar Minuten seine Augen.
Da war dsie junge Dame aber wirklich in ein ziemliches Schlamassel geraten! Bisher war ihr sowas nicht passiert! Okay, das war gelogen. Ihr waren solche Dinge, in denen sie oder andere in ihrem Umfeld verletzt wurden schon häufiger passiert. Irgendwie schien sie solche Probleme und Sachen anzuziehen, als wäre sie ein Stück Metall, das von einem Magnet namens Pech angezogen wurde. Jedoch schmälerte dies nicht die Lebenslust und Freude der Blonden. Klar, sie hatte Schmerzen und konnte sich aktuell kaum bewegen, fühlte sich mies, weil die anderen ebenfalls verwundet waren, aber dennoch genoss sie jeden Moment, die sie mit den beiden magischen Wesen verbrachte. Chris war ein süßer kleiner Bengel, der sie ein wenig an sich selbst erinnerte, als sie in seinem Alter war... Und das war noch nicht einmal allzu lange her, geschweige denn hatte sie sich wirklich seither verändert. Vermutlich lag es einfach daran, dass sie nicht die Jüngste in der Truppe war, dass sie sich anders verhielt als sonst. Erwachsener und strenger als sie es sonst war. Irgendwas in ihr wollte sichergehen, dass der Nachtmahr sich das Leben nicht schwer und kaputt machte, auch wenn sie seinen Drang zum Blödsinn machen gut nachvollziehen konnte. Das Leben war langweilig, wenn man hin und wieder nichts riskierte, aber man sollte es auch nicht übertreiben. So wie sie es getan hatte. Nun waren alle drei Beteiligten verwundet, der eine mehr als der andere und es war interessant zu sehen, wie alle mit ihrem Schmerz umgingen. Chris jammerte über seinen schmerzenden Hintern, verlor aber nicht seine jugendhafte, fröhliche Art, riss Witze und war voller Lebensenergie. Raz hingegen humpelte sich einen Ast ab, störte sich aber nicht dran, als wäre es gar nichts. Es war fast so, als würde er den Schmerz, der ziemlich stark sein dürfte, angesichts seiner Wunde, nicht im geringsten spüren. Oder zumindest weniger stark. Und dann gab es da Liora, die am schwersten verletzt war, sich einerseits danach sehnte, dass jemand sie bemutterte, aber andererseits auch nicht einsehen wollte, dass es ihr nicht gut ging und das sie verletzt war. Fast schon trotzig und bockig hatte sie sich an Raziel geklammert und ihn dazu gezwungen bei sich zu bleiben. Sicherlich hätte er sich mit Leichtigkeit von ihr lösen können, aber er tat es nicht und ließ sie machen. Es war fast schon niedlich, wie er sich um sie kümmerte, Rücksicht auf sie nahm und sie in seinen Armen hielt. Raziel hatte vorgeschlagen, dass sie ein Nachtlager aufschlugen. Die beiden anderen Magier stimmten zu, verneinten aber seine anschließende Frage, ob sie Feuer machen konnten. In dieser Hinsicht war die hitzige Löwin ziemlich unbrauchbar. Sie war nur der Auramagie fähig, die nur sie oder andere schützen könne. Allerdings hatte sie zuvor nicht daran gesagt, war zu geschockt gewesen um auch nur einen von ihnen vor dem Aufprall zu schützen. Sie spürte einen Stich. Sie hätte womöglich etwas tun können und hatte es nicht getan. Was für eine Magierin war sie eigentlich, wenn sie ihre Freunde nicht einmal beschützen konnte? Sie grub ihre Finger ein wenig stärker in die Kleidung des Wendigos, versunk das Gesicht ein wenig tiefer und atmete tief ein und aus. Raziel schlug vor, dass sie sich an den Tieren wärmen konnten, was Chris natürlich falsch verstand und dachte, dass Raziel die Tiere essen wollte. Schnell klärte der Mann den Jüngeren auf, dass er das nicht vor hatte. Langsam stand er auf, woraufhin Liora ein wenig eine Schippe zog. Sie hatte es wirklich genossen in seiner Nähe zu sein, verstand aber, dass er aufstehen und sich mit Chris um den Schlitten kümmern musste. Der Wendigo ging zu den Hunden, löste einen von ihnen aus dem Geschirr und brachte ihn zu Liora, damit sie sich an ihm aufwärmen konnte. Der Warg war warm unter ihr, atmete tief ein und aus und gab freundliche Laute von sich, leckte ihr sanft über die Wange. Ein leises, schwaches Kichern entfuhr ihr während sie sich an den warmen Bauch des Tieres schmiegte, mit den Fingern durch das lange, weiche, pechschwarze Fell fuhr und sich an ihm wärmte. Alles weitere bekam sie nicht mit, hatte ihre gesamte Aufmerksamkeit auf den Hund gerichtet, kuschelte ihn, wärmte sich und wurde allmählich müde. Dieser Tag war anstrengend gewesen und ihr Körper sehnte sich nach Ruhe. Ehe sie sich versah wurden ihre Lider schwerer, die regelmäßige Bewegung des Körpers des Warges ließ die Frau in eine Art Trance eintauchen, welche letztendlich dazu führte, dass sie ihre Lider erschöpft schloss und einschlief.
Sie hatte die gesamte Nacht durchgeschlafen und wachte auch nicht auf, als Raziel den Schlitten am nächsten Morgen wieder belud, dass sie sich auf den We zum Dorf machen konnten. Sie hörte eine leise, tiefe Stimme und wurde allmählich wacher. Müde öffnete sie ihre Augen, stieß ein langes Gähnen aus und streckte sich. Dies bereute sie sofort, zischte als der Schmerz durch ihren Körper zuckte. Fuck... Schmerzlich wurde sie daran erinnert, dass der Unfall keineswegs nur ein Traum gewesen war. Als sie ihre grauen Augen öffnete sah sie in das blasse Gesicht des Wendigos, dessen giftgrüne Augen wie eh und jeh strahlten. Er meinte, dass sie sich noch ein wenig ausruhen sollte und er vorerst das Ruder an sich reißen würde, sprach mit dem Hund der noch immer an Liora gekuschelt lag, ehe er die Magierin hochhob, auf den Schlitten lud und anschließend den Warg wieder an den Schlitten spannte. So lag sie also neben Chris auf den Schlitten, müde und erschöpft. Nachdenklich sah sie zu, wie er den Tieren das Zeichen gab, loszufahren und der Schlitten langsam in Bewegung kam. Sie sah kurz zu Chris, dann wieder nach vorne. "na, wie gehts dir, Kleiner? Was tut der Hintern?", sagte sie freundlich und besorgt, schmunzelte zum Ende hin ein wenig. Kurz warte sie auf eine Antwort, ehe sie ein Seufzen ausstieß. "So hast du dir sicherlich nicht deine erste Quest als Leiter vorgestellt oder?", fuhr sie fort, überbrückte die Zeit die es dauern würde, bis sie im Dorf angekommen waren mit einem Gespräch. Während sie zu Beginn noch recht müde und erschöpft war, heiterte Chris sie immer mehr auf, brachte sie hin und wieder zum Lachen. Als sie im Dorf ankamen, fühlte sie sich schon ein wenig besser. Der Rücken schmerzte zwar immer noch, aber immerhin hatte sie nicht mehr ein so schlechtes Gewissen und war emotional gesehen deutlich besser drauf. Im Dorf angekommen, wurde der Schlitten langsamer, hielt an und die Dorfbewohner nahmen die Lieferung entgegen. Langsam drückte sie sich an einer der Kisten hoch, biss die Kiefer aufeinander als der Schmerz wieder ihren Körper durchzuckte, versuchte ihn allerdings sonst zu ignorieren. Raziel beobachete sie dabei, schlug den beiden Verwundeten vor, sich von einem Arzt ansehen zu lassen bevor sie wieder zu Sirius gehen würde. Widerwillig schüttelte sie den Kopf. "Ist schon gut, wirklich.", sagte sie, auch wenn man vermutlich deutlich sah, dass es nicht so war. Jedoch beharrte der Untote darauf, nötigte vor allem die Blonde dazu, sich einmal von einem Heiler ansehen zu lassen. Ein wenig frustriert warf sie die Hände in die Luft, stieß einen ebenso frustrierten Laut aus, packte dann aber sanft Chris Oberarm und zog ihn leise vor sich hinmurmelnd vom Schlitten. Es dauerte eine Weile, aber dann erreichten sie eine Art Praxis. Der Heiler, ein etwas älterer Mann mit langen weißen Haaren und gepflegtem Bart bat sie in ein Zimmer und erkundigte sich, was passiert war. Zuerst kümmerte er sich um Chris, da Liora darauf bestand. Sie wartete derweil auf einem Stuhl der im Raum stand, verschränkte die Arme vor der Brust, die Zähne wieder zusammen gebissen. Es gefiel es ihr nicht, dass Raziel ihr "vorschrieb" was sie tun sollte. Man... Ich hasse es, dass er Recht hat..." Frustriert, wenn auch ein wenig verärgert zog sie die Augenbrauen zusammen und stierte aus dem Fenster, durch welches sie den Wendigo sehen konnte, wie er da gegen den Schlitten gelehnt stand und die Augen geschlossen hatte. In Gedanken versunken, merkte sie zunächst nicht, dass der Arzt mit Chris' Vehandlung fertig war und sie angesprochen hatte. Erst beim zweiten oder dritten Mal bemerkte sie es, drehte den Kopf zu dem Mann. "Was?", fragte sie irritiert. Der Mann forderte sie auf, ihm ihren Rücken zu zeigen. Seufzend stand sie auf, setzte sich auf die Liege und beteuerte um ein weiteres Mal das es ihr gut ging, wärend sie ihre warme Jacke auszog, das Geischt vor Schmerz verzog bei dieser Bewegung. Der Arzt, wies sie daraufhin, dass es ihr eindeutig nicht gut ging und die Blonde gab sich geschlagen. Die Jacke legte sie neben sich auf die Liege, zog den Reisverschluss ihres Einteilers bis zur Hüfte herunter und legte somit, dass weiße Shirt frei, welches darunter war. Sie stöhnte vor Schmerz, als sie das Shirt über ihren Kopf zog und somit ihren Rücken größenteils freilegte, wenn man von dem weißen BH, absah der einen kleinen Teil nach wie vor bedeckte. Sie störte sich null daran, ihre Kleidung vor dem Heiler und Chris auszuziehen. Das war in ihren Augen das geringste Problem. Sie hatte sich noch nie für ihren Körper geschämt und hatte mit Nacktheit weniger Probleme. Mehr störte sie sich an dem, was sie vermutete, was die beiden nun sehen würden. Ihr Rücken war nahezu vollständig blau und violett gefärbt, genauso wie ein Teil ihres Brustkorbes. Sanft strich der Mann über die Haut, was die Blonde zischen ließ. Wie Raziel tastete er ihren Rücken, sowie ihre Rippen an, einen ernsten Ausdruck auf dem faltigen Gesicht. Ein wenig später nickte er und beäugte die Blonde. Er erklärte ihr, dass sie sehr viel Glück gehabt hatte, dass nichts gebrochen war. Er holte noch ein wenig weiter aus, erklärte dass sie einige Prellungen und Hämatome hatte, die sicherlich bald verheilen würde. Er trug auf den entsprechenden Stellen eine mintfarbene Creme auf, welche den Heilprozess beschleunigen sollten. Zunächst war die Creme kalt, wurde aber kurze Zeit darauf warm und wohlig seufzte die Blonde. Nach einigen Minuten waren die Prellungen und Hämatome nahezu vollständig verheilt. Sie waren noch ganz blass zu erkennen und die Schmerzen lagen nun wieder in einem ziemlich ertragbaren Bereich. Sie hatte die Augen während der ganzen Prozedur geschlossen, hörte dem Heiler zu, wie er sie darauf hinwies, dass sie sich weiterhin ausruhen sollte und es ihr bald wieder ganz gut sehen sollte. Somit zog sie sich wieder an und verließ mit dem Jungen die Praxis, nachdem sie den Mann bezahlt hatten. Als sie draußen wieder angekommen waren, schlenderte sie auf Raziel zu, welcher immer noch die Augen geschlossen hatte. Ein Schmunzeln bedeckte ihre Lippen, als sie ihn sanft auf den Schlitten stieß. "Da sind wir wieder.", sagte sie, grinste und beugte sich über den Mann, der auf den Schlitten geplumpst war, vergrub die in dicke Handschuhe gewickelten Hände in den Taschen ihrer Jacke.
Am Ende war keiner gestorben. Das macht Chris echt glücklich. Noch zufriedener war er, als er sich neben Lio setzte und gegen den Hund gekuschelt. Seinem Hintern gefiel das, aber als die Dunkelheit hereinbrach hatte sein Körper begonnen, sich zu verzerren, so verändern. Seine Haut wurde von dunklem Fell bedeckt, seine dunklen, braunen Augen wurden zu gelben Katzenaugen. Sein Körper selbst stauchte und schrumpfte auf etwa einen Meter, während sich ein Schwanz ähnlicher Länge bildete. Seine Arme bildeten auswüchse, sein Gesicht wurde fledermausartig. Chris wagte es lange nicht, zu Lio und Raz zu gucken und kroch an dem Wolfshund hinauf, um sich, jetzt wo er auch leichter war, auf dessen Schulter zu klammern. Doch irgendwann wurde die Angst, dass sein Nachtmahr die anderen beiden verschrecken konnte, von seiner inneren Unruhe abgelöst. So begann er schließlich damit, die hellen Sterne über seinen Kopf zu zählen. Laut natürlich, sonst wäre er ja durcheinandergekommen und so hatte er immer wieder nachfragen können, bei welcher -zahl er gewesen war, wenn er den Faden verlor und seine Gedanken abschweiften. Natürlich war seine Zählerei dadurch sehr ungenau, da er sicherlich ein paar Lichtpunkte vergaß oder doppelt zählte. Nach einigem herumgezappel, und nachdem er endlich auf dem Rücken lag, war es ihm schließlich gelungen, ebenfalls einzuschlafen.
Chris erwachte ziemlich früh dadurch, dass er vom Hund fiel. Als dieser sich etwas drehte purzelte der Nachtmahr herab und landete im Schnee. Gerade erst krochen die erst Sonnenstahlen über den Horizont und seine Atemluft gefror in der Luft. Langsam drehte er sich Richtig rum und sah über den Rücken des Hundes hinweg zu Raziel hinüber, indem er sich darin mit den Vordertatzen festhielt. Noch immer arbeitete dieser. Echt krass, wie unermüdlich der Vampigo war. Er holte den Hund weg und spannte ihn wieder an, um dann den Schlitten zu belagerte. Chris krabbelte über den Schnee auf den Schlitten, während Lio von Raz getragen wurde. Dann lagen die zwei zwischen dem ganzen Zeug und Raz lenkte die Tiere durch den Wald. Und während die Sonne aufging, zogen sich die nicht menschlichen Merkmale langsam zurück. Es spannte und tat weh, aber dann war er wieder er selbst. Chris schüttelte sich leicht. „Äh, besser.“ Er klopfte sich auf den Hintern. „Glaub, er wird das überleben.“ Dann aber riss er die Augen auf, die noch den goldenen Farbton verloren. „Oh fuck!“ Im Internat hätte man ihn für das f-Wort mit Nachsitzen bestraft, aber zum Glück war das schlimmste, dass gerade passieren könnte, dass er von Schlitten geworfen wurde. „Nah, echt nicht so cool gelaufen. Ich mein, ihr seid cool, aber dass du dir was brichst oder so, war nicht der Sinn der Sache.“ Er versuchte mit scherzhafter Stimme zu sprechen, doch gewiss hörte man die Unsicherheit und Scharm heraus, dass ihm das passiert war. Vielleicht sollte er keine Quests mehr leiten?
Als sie im Dorf ankamen, wurden die Waren abgenommen und sie drei zum Heiler geschickt. „Du kommst auch mit“, bestand Chris und hängte sich bei Raz ein, um den Vampigo, wenn nötig mit sich zu ziehen. Oder ohne dessen Mitgehen auch stehen zu bleiben. Als Lio aber das auch bei ihm machte, musste er Raziel doch noch loslassen. Der Heiler untersuchte Chris, wobei er den Teenager unabsichtlich kitzelte, sodass dieser sich echt beherrschen musste, sich nicht lachend zu winden. Dann war er aber fertig, nur eine kleine Prellung am Hintern und Lio war dran. Als die begann, sich vor ihm auszuziehen, quietschte er kurz erschrocken auf. Auch wenn sie bei Arzt waren, er aber immer noch 17 Jahre. Das er nichts von Lio wollte, spielte keine Rolle. Eher wollte er es eben nicht sehen. Außerdem war ihr Rücken voller Farbe. „Ach du scheiße“, entfuhr es ihm. „Wie zum Henker lebst du eigentlich noch?“ Jetzt starrte er doch, auf ihren Rücken. Hastig blinzelte er. „Äh, ich bin mal draußen. Habt euren Spaß noch!“ Dann zog er sich schnell zurück und ging zu Raz zurück. „Sie hat sich ausgezogen“, murmelte er kopfschüttelnd. Kurz darauf kam auch Lio zurück und die drei zogen sich auf den Schlitten zurück. Chris schnappte sich diesmal die Zügel und schickte die Hunde los, heim in Richtung Sirius. Diesmal kamen sie heile bei dem Riesen ab, Chris versorgte die Hunde und brachte sie zurück. Er bat Raz, den Schlitten zu verstauen, ehe die drei sich in das Haus begaben. Lio hatte er gebeten nicht zu machen. Ihr Rücken stand ihm noch klar vor Augen. Der Riese lag noch in seinem Bett, während Chris ihm kurz und ohne groß auf den Unfall einzugehen, erzählte, dass das Gebäck abgeliefert worden war. War wohl besser, hier ausnahmsweise an Details zu sparen. Und außerdem war er müde. „War uns ne Freude“, gähnte er und Sirius bedankte sich. Er wies sie an, sich ihren Geldbetrag von der Küche abzuholen, der nach einer Verabschiedung ihr vorletztes Ziel wurde. Ihr letztes Ziel würde nach der Verteilung der Jewel der Heimweg sein.
Eigentlich wollte Ronni Ravi ja sagen, dass sie überhaupt nicht kämpfen sollte. Weder jetzt noch sonst irgendwann, aber ihr war bewusst, dass sie damit Ravi ziemlich einschränken würde. Nicht weder tanzte gerne am frühen Morgen und nicht jetzt machte gerne dieses Wrestling. „Du kannst mit ihr, wenn sie will, da später dieses Kampfkuscheln machen?“, schlug sie zögernd vor. „Dann ist das nicht so gefährlich und wir kommen wir weiter, wie klingt das?“ Hoffentlich konnte sie Ravi damit überzeugen, die Blonde nicht anzugehen. Ronni stellte sich auf die Zehenspitzen, musste aber normal laut reden, denn fürs Flüstern war sie noch immer zu weit von der großen Oni weg. „Dann wird sie, dass später sich auch noch wollen, nicht? Und dann kannst du auch mit ihr reden, dass sie es wirklich will …“ Für sie war es nämlich nach wie vor schwierig zu glauben, dass jemand echt kämpfen wollte. Als Moira die großen Füße der Oni festfror lachte diese nur, was die Vogellady sehr beruhigte. Gut, dass es ihr nicht weh tat. Dennoch verstand sie nicht ganz, was die andere damit versuchte zu bezwecken … „Nein, danke dir“, lehnte sie das nette Angebot ab und erhob sich selbst wieder, während sie staunend noch der Geschichte über den Bären lauschte. „Da haben wir wohl echt voll Glück, dass du dabei bist“, meinte sie. „Aber ich hoffe trotzdem, dass wir heute keinem Bären begegnen. Ich will echt nicht, dass du dir weh tust“, meinte sie. Nein, das wünschte sie weder Ravi noch Moira noch sonst jemanden. Auch nicht dem Vampir, der sie beinah ermordet hatte.
Ihr weiteren Gedanken dahingehend wurden unterbrochen, als sie sich aus Ravis bärenstarker Umarmung löste und wieder von Moira berührt wurde. Diesmal Lippen auf Lippen. Noch kurzem Schock wich Ronja zurück. Es war nicht ihr erste Kuss, wenn man ihn so nennen wollte, aber er war ihr irgendwie unangenehm. Sie wollte das hier nicht, nicht so und so trat sie einen bestimmten Schritt zurück, um sich von der Eismagierin zu lösen. Ronni kam nicht zu weiteren Worten, da hatte diese sich schon Ravi zugewandt und vollzog das gleiche Spektakel, auch wenn mit anderem Ausgang. Die Oni hob die kleine Frau einfach hoch, anstatt wegzugehen. Verwirrt sah sie zu ihr, bis Ravi sie nach ein paar weiteren Schmatzern wieder absetzte. Dann, als Moira sich wieder – diesmal mit Worten – Ronja zudrehte, lichtete sich deren Verwirrung langsam. Die Worte, die diese wählte, waren verletzend. Die Empathin brauchte einen Moment, um sich auf sich selbst zu konzentrieren und die Anschuldigungen durchzugehen, abzugleichen, um sich von ihnen nicht innerlich zerfetzen zu lassen. Dann aber sah sie von ihren Schuhen auf und trat einen Schritt auf die Blonde zu. Leicht schüttelte sie den Kopf. „Nein, Moira.“ Ronja widersprach nicht oft, doch hier blieb ihr nichts anderes übrig. „Ich besitze Rückgrat. Ich habe in diesem Moment genug Rückgrat gehabt, um auf meine Gefühle zu hören und ihnen zu folgen. Das hat nichts mit Angst sondern mit Mut zu tun, sich selbst zuzuhören und so zu handeln. Ich gebe zu, ich habe oft Probleme damit, weil ich andere Personen als wichtiger einstufe, aber es ist mein Recht etwas abzulehnen, wenn ich mich damit unwohl fühle. Das hat auch nichts mit Selbstbewusstsein zu tun, sondern damit, wie wichtig es mir ist, dass es anderen um mich herum gut geht und auch, dass es mir gut geht. Das nennt man Empathie, nicht Selbstbewusstsein. Ob dies eine Last ist, kann nur jeder von uns für sich entscheiden. Wenn du dir schwer damit tust, wenn ich auf mich achte, dann ist das etwas, dass dich ausmacht.“ Ronja legte ihre Hand leicht auf die Schulter der Magierin. „Das ist auch in Ordnung so, aber ich möchte, dass dir das so bewusst ist.“ Ronja sah ihr ohne Scheu in den Augen, obwohl ihre Stimme sanft und ruhig war. Sie spürte die Gefühle der Frau kühl auf ihrer Haut. Keine sonnige, bewegte Wärme wie bei Ravi, doch bevor sie sich genauer darauf konzentrieren konnte, löste Moira sich von ihr und sprach mit Ravi, wenn auch wohlwollender als mit ihr, ehe sie auf den Schlitten stiegen und dieser los in den Wald fuhr. Ronja nützte die Pause, um über Moira nachzudenken. Trotz ihrer klaren Befehle wirkte sie unglaublich unsicher. Als hätte sie bei ihren Tests nach sich selbst gesucht, als würden Ravis und Ronnis Reaktionen ihr das Spiegeln was sie war. Nachdenklich betrachtete die Empathin, die sich neben Ravi gesetzt hatte, die Hellhaarige. Sie wirkte perfekt, wie eine eisige Statue. Und zugleich auch so zerbrechlich wie eben jene. Wovor sie wohl Angst hatte? Davor, dass andere erfuhren, dass sie Angst hatte? Davor, dass man ihr nichts spiegelte, sondern sie mit sich selbst in Berührung kam? Es waren nur Mutmaßungen, sie kannte Moira nicht, doch sie kannte Menschen, die ähnlich handelten und wirkten und hatte sich zuweilen mit ihren Beweggründen beschäftigt. Ja, es war nur ein Raten, doch falls sie auch nur annähernd richtig lag, so lichtete dies den Nebel um Moira ein Stück weit …
Schließlich, mitten im Wald, stiegen sie von dem Karren ab. Ronja bedankte sich bei dem Jungen, der mit Esel, Karren und Hund von dannen zog. Sie drehte sich zu Moira und Ravi um und nickte, die Stirn in Falten gelegt. „Die Jagd durch Kiefern verfolgt das falsche Ziel, der Jäger wird zum Gejagten, die Beute ist der Sieger. So hieß es, nicht wahr?“ Suchend sah Ronja sich um. „Also … jemand jagt jemanden? Und der erste Jäger wird schließlich von zweiten gejagt und dessen Beute. Ich kenne die Geschichten, in denen ein Mensch den Wolf jagt, bis der Wolf umdreht – oder auch anders herum. Oder was fällt euch dazu ein?“, richtete sie das Wort an die anderen beiden Satyrs.
Doch nicht so hirnlos, wie sie angenommen hatte? Moira war von Missbildungen der Intelligenz ausgegangen, aber sie hatte sich geirrt? Zweimal blinzelte die Oni, während die potenziellen Beleidigungen an ihr abprallten und sie realisierte, dass das, was die Vanitas sagte, an sich eine positive Aussage war. Es war mehr als kompliziert formuliert worden, aber als Ravi die Worte endlich durchschaut hatte, musste sie Grinsen und zeigte dem Silberhaar einen Daumen nach oben. „Aber HEY, ist doch klar? Ich bin super, nich? Danke dir, Momo!“ War doch schön, dass das Mädel was Nettes sagte! Ronja reagierte da nicht ganz so glücklich. Ravi blickte überrascht auf ihre kleine Freundin hinab. So sauer hatte sie sie noch nicht erlebt. Die Vates wirkte immer so entspannt und freundlich, so als könnte nichts auf dieser Welt sie erschüttern. Selbst jetzt, wo sie stark genug sprach, dass sogar Ravi verstand, dass etwas nicht stimmte, hatte sie sich noch unter Kontrolle, begegnete ihrem Gegenüber mit klarer, entschlossener, bestimmter, aber ruhiger Stimme. „Alles okay?“, fragte sie, wollte sicher gehen, dass es Ronja gut ging. „Ich mein, is doch klar, dass du Rückgrat hast, oder nich? Du bist so klein, aber du sagst immer, wenn du was nich willst. Sogar mir, hey! Wer sagt nem Oni, dasser nich kämpfen soll? Das traut sich doch keiner außer dir!“ Ein lautes Lachen hallte durch die Luft, ließ ein paar Vögel aufgeschreckt losfliegen, während die Tsumiho die Hände in die Hüften stemmte. Hier und da hatte bestimmt selbst Ronnie mal Angst, wer hatte die nicht? Selbst eine mächtige Kriegerin wie Ravi hatte das schon mal gespürt, auch wenn sie sich davon nicht zurückhalten ließ. Genauso wenig wie Ronja. „Sieht doch jeder, dassde stark bist. Musste nich beweisen“, lächelte die Oni und klopfte ihrer Freundin sanft auf den Rücken. „Ich find's gut, dassde zeigst, wasde willst und was nicht. Bist wie'n kleiner Ehren-Oni!“
Rätsel gehörten ja nicht wirklich zu den Stärken der Tsumiho. Während Ronja und Moira über den Text diskutierten und irgendwie auf Wälder und Wölfe kamen, stand die Hünin mit unschlüssigem Gesichtsausdruck neben den beiden und blickte ahnungslos zu ihnen hinunter. „Ähm... Kiefern waren Bäume, richtig?“, hakte sie sich in das Gespräch ein, so gut sie konnte, war sich aber selbst bei der Aussage nicht zu hundert Prozent sicher. Bäume konnte man nicht gut essen, das hatte sie als Kind ein paar Mal probiert. Insofern hatte sie nicht allzu viel Interesse daran gehabt, viel über die Dinger zu lernen. Seit sie zu den Menschen gekommen war und gelernt hatte, wie die lasen, hatte sie sich in erster Linie mit Büchern über Abenteuer, Tiere und Restaurants befasst. Die Namen von verschiedenen Bäumen zu lernen wirkte einfach wie furchtbar langweilige Zeitverschwendung. „Ich mein... dann müssen wir doch einfach gucken, wo die Bäume sind, und irgendwas jagen, richtig? Jagen kann ich voll gut! Ich würde sagen, wir fangen einfach an und gucken, was passiert, oder?“ Anders als ihre Begleiterin gewann Thala nicht allzu viel davon, über das Rätsel zu sprechen und sich Gedanken darüber zu machen. Ihr Vater hatte als Kind gelegentlich versucht, den Verstand seiner Töchter mit Rätseln zu schärfen. Tsumiho war unheimlich clever aufgewachsen. Die kleine Schwester dagegen hatte diese Versuche meist beendet, indem sie irgendwas kaputt gehauen hatte. Das war selten die richtige Antwort auf das Rätsel, aber es war immer die Lösung gewesen, um aus der ganzen Sache wieder herauszukommen. In der Hinsicht war sie also gar nicht so dumm gewesen. „Kommt, kommt, kommt schon! Hier rumstehen und reden bringt doch nix“, grummelte die Oni leicht ungeduldig und packte ihre beiden Freundinnen bei den Handgelenken. Ein breites Grinsen zeigte sich auf ihrem Gesicht, als sie glaubte, die Lösung gefunden zu haben. „Da hinten sind ein Haufen Bäume! Gehen wir einfach da hin und suchen uns Beute zum Jagen! Dann gewinnen wir das schon!“ Mit den beiden Anderen im Schlepptau machte sich Ravinuthala auf den Weg. Sie war eine Macherin, keine Denkerin. Das hier war doch viel, viel zielführender!
Ronja hatte nicht geplant gehabt, dass sie sich gegen Moira zur Wehr setzte. Eigentlich hatte sie sich auf die Quest gefreut, vor allem ab dem Moment, in dem sie Ravi entdeckt hatte, war sie hellauf begeistert gewesen. Nun … trübte war das falsche Wort, doch hing jetzt ein blasser Schatten über der Szenerie des verschneiten Winterwaldes, in dem sie abgesetzt worden waren. Sie sprach klar mit Moira, freundlich, respektvoll und dennoch widersprach sie ihr. Ronja tat das nicht gerne, aber es gab Momente, da war es notwendig. Für die Empathin hatte die größere Magierin eine Grenze überschritten und so einen Moment erzeugt. Ihre Grenze, die Toleranz dessen, was sie einfach so mit sich machen ließ. Zum Glück wurden die beiden von Ravi unterbrochen, die das ganze lockerer nahm als sie selbst. Die Oni sagte einfache Dinge, aber sie erwärmten ihr Herz mehr als die heiße Sonne an fernen Sommertagen. Vielleicht war es das, weil es so ehrlich schien. Weil die Worte mit so viel Freundlichkeit und Selbstverständlichkeit gesagt wurden. Ronja bekam nicht öfter als der Durchschnitt ein Kompliment und das war ein großes, ein ganz ganz großes. So groß wie die Frau selbst, die ihr das sagte und sie einen kleinen Ehren-Oni nannte. Das brachte sie zum Schmunzeln. „Danke“, meinte sie und lächelte zu dem Gesicht der großen Waschechten-Oni hoch. Es hatte sie beruhigt, das zu hören. Ob sie es selbst wahrhaben wollte oder nicht, hatten Moiras Worte sie durchaus getroffen und … ein kleiner Teil ganz tief in ihr drinnen hatte Angst, große Angst davor, was denn wäre, würde sie mit etwas davon richtig liegen. Trotzdem ihres ruhigen, festen Glaubens und ihrer Selbstliebe war auch die Empathin nicht frei von allen Zweifeln … „Ja, Nadelbäume. Wie der da drüben zum Beispiel.“ Ronja ging vor durch den Schnee zu dem Baum, auf den sie gezeigt hatte. Hoch ragte er über ihnen auf. Mit den Fingern strich sie über die raue, großflächig rissige Rinde. „Der Wald ist ziemlich voll damit. Glaube ich zumindest.“ Ronja lebte im Wald und hatte sich in ihrer Freizeit mehr als nur ein wenig auch damit beschäftigt mit wem sie den Wald teilte. Ihr Baumhaus zum Beispiel war zum Großteil auf Kiefern. Langsam nickte sie und sah zu Ravi hoch. „Ja, ich denke schon. Aber das ist gut, jagen kann ich nicht so.“ Sie kicherte leise. „Da komm ich viel zu schnell aus der Puste und ganz so flott bin ich nicht. Ich weiß ja auch nicht, wie man das macht, aber das ist hoffentlich egal. Wir haben ja dich dabei.“ Entsprechend folgte sie Ravi ohne Widerstand tiefer in den Wald, dorthin, wo die Kiefern enger standen und die Schatten über dem Schnee lagen. Hoffentlich sank Ravi nicht allzu tief ein. „Und … was mach wir jetzt?“, fragte sie die Oni. Liefen sie jetzt los? Noch als sie das dachte, entdeckte Ronja etwas. Eine Bewegung im Augenwinkel. Ein Funkeln, heller als der Schnee es war. „Da guck mal!“, rief sie, wohl zu laut für eine Pirschjagd, und deutete, zu offensichtlich, als dass derjenige es nicht mitbekommen würde, auf die Gestalt. Ein Hase. Das weiße Fell fiel kaum auf, außer wenn er in das Licht hüpfte, dass durch die Zweige schien. Doch etwas war seltsam. Er war so … unruhig. Schlug einen Haken und raste wie ein Blitz hinfort in den Wald. Was zum- Die stumme Frage wurde schlagartig beantwortet, als ein zweites Wesen auftauchte. Graues Fell, hüfthoch. Spitze Ohren, die schwarze Nase in der Luft, mit der Rute den Weg steuernd. Ronja starrte mit riesigen Augen den Wolf an.
Okay, Kiefern waren Nadelbäume. Damit hatten sie einen Teil des Rätsels wohl schon gelöst. Da der Wald voll mit diesen Bäumen war, mussten sie dorthin. Es war alles so viel einfacher, wenn man es mit Ravis Denkweise anging! Ohne zu zögern packte die Oni die Handgelenke ihrer Begleiterinnen und wollte diese mit sich ziehen, Momo schien es allerdings nicht zu mögen, so behandelt zu werden. Sie zog sich frei und begann zu zetern, ohne dass Ravinuthala es überhaupt bemerkte, und blieb somit in ihrem Staub zurück. Erst als sie stehen blieb, nun sicher zwischen den Nadelbäumen, realisierte Thala, dass sie ja ihre Teamleiterin zurückgelassen hatten. „Oh, Momo is weg“, bemerkte sie und sah sich um, konnte aber kein Zeichen mehr von ihr entdecken. Grinsend zuckte sie mit den Schultern. „Naja, die findet uns schon. Schaun wir erstmal, was wir hier finden können, ja, Ronnie?“ Die Vates war wohl bereits dabei, zu überlegen und zu beobachten. Dabei stellte sie gleich die große Frage: Was sollten die beiden jetzt machen?
Ehe Thala ihr antworten konnte, wurde ihre Aufmerksamkeit aber in eine andere Richtung gezogen. Da... Da war ein Lebewesen, das sich durch den Wald bewegte. Es mochte versuchen, unauffällig zu bleiben, aber dem scharfen Spürsinn eines Jägers konnte es nicht entkommen! Natürlich ging es dabei um den Hasen, der sich aus den Gebüschen schälte und dessen Schritte dabei leise auf der dünnen Schneedecke knirschten. Auch Ronja hatte ihn offensichtlich bemerkt, deutete nach ihm, woraufhin das Tierchen auch schon weglief. War das eine Reaktion auf den Ausruf der Schwarzhaarigen, oder gab es etwas Anderes, vor dem es sich zu flüchten lohnte? Mit einem Grinsen betrachtete Ravi den Wolf, der zwischen den Bäumen hervortrat, der Fährte des Hasen hinterher schnuppernd. Ja, das war die Antwort. Sie wusste jetzt, wie sie auf Ronjas Fragen reagierten sollte. Ein lauter Knall hallte durch den Wald, als die Oni einen ihrer Trommelstöcke neben den Stamm der Tanne neben ihr Schlug, sodass der Schnee von ihren Ästen fiel und ihre kleine Waffe zu einer großen, stählernen Keule wurde. „Jetzt gehen wir auf die Jagd.“ Der laute Knall verschreckte den Wolf, und das war auch gut so, denn kaum war er losgelaufen, krachte auch schon die Keule der Tsumiho an die Stelle, an der er eben noch gestanden hatte. Mit einem großen Satz war sie nach vorne gesprungen und hatte die Waffe so kräftig in den Boden geschlagen, dass der Schnee in alle Richtungen aufgewirbelt wurden. Der Wolf nutzte die Gelegenheit, um mit einem Wimmern die Flucht anzutreten, doch so leicht würde sie ihn nicht entkommen lassen! Ein Hunger ließ die Augen der Tsumiho entflammen, die ihm auch schon hinterher lief, wild ihre Keule schwingend. „Hey, HEY! Du entkommst mir niiiicht!“ Ihm hinterher rannte sie zwischen den Bäumen hindurch und verschwand damit recht schnell aus Ronjas Blickfeld. Aus dem Verlust von Moira hatte sie offensichtlich nicht allzu viel gelernt. Immerhin konnte man sagen, dass der Jäger jetzt der Gejagte geworden war...
Ronja hatte sich ohne Gegenwehr von Ravi mitziehen lassen. Einerseits, weil ihr ziemlich klar vor Augen stand, dass sie sich ohnehin nicht wirklich hätte wehren können, Ravis starke Hand hätte sie sicher ohne große Anstrengung durch den Schnee schleifen können. Sie hatte die Muskeln der Oni einmal berührt und damit konnte sie schon gar nicht mithalten. Wenn überhaupt, so hätte sie Ravi einfach wörtlich darum gebeten, sie loszulassen. Ronja hatte bisher keine großen Erfahrungen damit gemacht, dass das nicht funktioniert hätte, wenn sie nur freundlich darum bat, dass man sie los ließ und die Große hatte sich schon öfter von ihr davon abhalten lassen, jemanden wehzutun. Sie vertraute ihr und so machte sie sich auch keinen großen Kopf drum. Außerdem hatte sie ja nichts dagegen. Sie wollte das Rätsel ebenfalls schnell lösen und der Enthusiasmus war ansteckend, sodass sie freudig an der Seite der Oni herlief. Mit Gehen kam sie mit ihren kurzen Beinen nicht mit. Moira hingegen löste sich von ihnen, offenbar nicht mit der Behandlung einverstanden. Ronja wollte schon zu ihr zurück, doch dann zögerte sie. Ob Ravi recht hatte? Vielleicht benötigte Moira auch einfach etwas Zeit für sich? Es konnte gut sein, wenn Ronni nämlich doch selten aber immerhin sauer wurde, zog sie sich auch gerne zurück, um die anderen damit nicht zu belästigen und sich zu beruhigen. So musste es wohl sein … „Okay … aber wenn sie länger weg bleibt, suchen wir sie, ja?“, fragte sie unsicher.
Bis dahin könnten sie sich aber weiter mit der Quest befestigen. Ronja fragte gerade, was sie tun könnten, da bewegte sich schon der Schnee. Ein Hase, dessen Fell seltsam schimmerte, fast, als hätte man Glitzer über sein Fell geschüttet, hetzte durch den Wald. Dass nicht ihr Ausruf es war, der ihn erschreckt hatte, wurde kurz darauf klar, als ein zweites Tier, ein Wolf, dem Hasen folgte. Es war Ronjas erster Wolf und so sah sie das Tier kurz gebannt an. Im Gegensatz zu ihr zögerte Ravi weniger lange. Ihre Stöcke schlugen gegen einen der Bäume in der Nähe und Ronja zuckte bei dem lauten Schlag zusammen. Mit geweiteten Augen sah sie Ravi an, die kurz darauf die Keule in den Schnee warf, dahin, wo gerade noch der Wolf gewesen war. Die Empathin quietschte auf. „Du hast ihn fast getroffen!“, rief sie mit Entsetzen im Gesicht. Der arme Wolf! So hatte sie sich die Jagd nicht vorgestellt! Vermutlich wäre das der richtige Zeitpunkt um sich zu fragen, wie sie sich eine Jagd denn ansonsten vorgestellt hatte. In einer naiven Wunschvorstellung hatte sie gehofft, dass … dass es einfach gut gehen würde. Ohne wirklich zu jagen, eher wie ein Fangen spielen. Aber auf jeden Fall ohne Verletzungen oder Tote! Leider konnte sie das Ravi nicht mehr sagen, denn die Oni schoss schon los, der Spur hinterher, und ließ sie alleine zurück. Das genügte, dass Ronja sich endlich in Bewegung setzte. Sie begann, Ravis tiefen Spuren hinterherzulaufen, deutlich langsamer aber immerhin. Die großen Füße der Oni wiesen ihr den Weg, doch etwas seltsames blieb ihr dabei nicht verborgen. Weder der Hase, noch der Wolf hinterließen Spuren. So, als wären sie gar nicht da gewesen. So, als hätte sie sich sie nur eingebildet …
Die Jagd war ein wundervolles Gefühl! Ravinuthalas breites Grinsen und ihre weit offenen, hungrigen Augen zeigten wohl deutlich, dass sie sich von der Aufregung mitreißen ließ, sich daran richtig erfreute. Wieder und wieder hörte man das Krachen ihrer Keule. Einmal zerschlug sie einen Schneehaufen, ein anderes Mal schlug ihr Angriff so kräftig gegen den Stamm einer Kiefer, die daraufhin zu kippen begann und Rauschend zu Boden stürzte. Der Wolf entkam aber jedes einzelne Mal, dabei fühlte es sich gar nicht so an. Thala könnte schwören, dass sie ihn schon mehrfach getroffen hatte, aber er schaffte es wohl so geschickt auszuweichen, dass sie nicht einmal eine Berührung an ihrer Waffe spürte, selbst wenn es aussah, als würde sie in seinen Körper eindringen. Auch seine Geschwindigkeit war inkonsistent. An sich war es leicht, ihm zu folgen, aber jedes Mal, wenn sie tatsächlich attackierte, wich der Wolf mit unglaublicher Schnelligkeit aus und schuf blitzschnell wieder eine sichere Distanz zwischen sich und der Oni. „HAHAHAA! Nächstes Mal hab ich dich! RRRAAAHH!“, rief die Tsumiho ihm lautstark hinterher, ihr Lachen und ihre Stimme durch den Wald hallend. So laut war sie die ganze Zeit. Ihre Atmung war bereits schnell und schwerfällig, aber das Gefühl der Jagd war einfach so belebend, dass sie nicht stoppen konnte! Dass sie keine Pause einlegen wollte, bevor sie den Wolf nicht gefangen hatte! Darauf, wie sie durch den Wald gelotst wurde, in eine bestimmte Richtung geführt, achtete Ravinuthala überhaupt nicht. Sie realisierte nicht, dass dieser Wolf vielleicht seine ganz eigenen Absichten verfolgte. Es war schließlich nur ein Wolf! Beute! Sie würde ihn erlegen, auffuttern und seinen Pelz als Trophäe behalten! Sobald sie ihn erwischte, natürlich, was sich gerade schwierig gestaltete. Nicht nur, weil sie nicht traf, sondern auch... weil er weg war.
„Äh... hey, hey? Wolf?“
Fragend rief die Oni nach dem Tier, bekam aber keine Antwort. Seltsam, sie hatte dieses Mal gar nicht gesehen, wie er zwischen den Bäumen verschwunden war. Ihr Blick fiel hinab auf den Schnee, aber auch darin fanden sich keine Abdrücke, denen sie folgen könnte. War diese wilde Bestie etwa clever genug, um ihre eigenen Spuren zu verwischen? Wie cool! Den musste sie auf jeden Fall fangen! Die Frage war nur, wie sie das tun würde. Instinktiv schnupperte Ravi in der Luft nach ihm, aber das half natürlich nicht. Auch der Versuch, nach seinen Bewegungen zu lauschen, blieb fruchtlos... Erst einmal. Nach einer kurzen Weile konnte sie dann doch hören, wie sich Schritte durch den Schnee bewegten, und ihre Augen weiteten sich. Da, zwischen den Bäumen! Durch all die Äste und Nadeln hindurch konnte sie nicht gut erkennen, was sie da sah, aber da bewegte sich auf jeden Fall etwas. Ihr Grinsen wurde wieder breiter. „Hab ich diiich!“ Mit einem lauten Ausruf sprang sie vorwärts, brach durch das Dickicht hindurch, die Keule fest in beiden Händen. Ihre Emotionen, der Hunger, die Vorfreude, der Spaß und eine kontrollierte, aber kraftvolle Portion Wut brachen geradezu aus ihrem Körper heraus in einer farbenfrohen Explosion. „OOORRRAAAAHH!“, rief die Tsumiho, ein Kriegsschrei, der Furcht in die Herzen ihrer Feinde schlagen sollte. Mit einem lauten Krachen kam sie auf dem Boden auf, stampfte ihre beiden Stiefel tief in den Schnee, direkt vor dem Körper der kleinen Kreatur. Ihre Waffe hatte sie hoch in die Luft gerissen, bereit, schwungvoll und schwer auf das Wesen vor ihr herab zu schnellen, sie zu zerquetschen und ihr Fleisch weich zu klopfen... ehe Ravi stoppte. „Oh... du bist das nur.“ Ne, das war kein Wolf, das war Ronja. Mit einem freundlichen Lächeln senkte sie ihre Keule wieder, stemmte sie in den Schnee, um sich darauf zu stützen. „Hey, haste vielleicht den Wolf gesehen? Der war hier plötzlich einfach weg, glaubste das?“ Entspannt lachte die Tsumiho. Sie wollte ihre Beute zwar nicht verlieren, aber hey, noch war der Zug nicht abgefahren. Trotzdem musste sie erst einmal durchatmen. Das war ganz schön anstrengend gewesen...
Dank dem Lärm, den die Oni vor ihr verursachte, war es Ronja ein leichtes ihr durch den Wald zu folgen. Über ihrem Kopf stoben die Vögel hoch, erschrocken von dem Radau unter ihnen. Ihre Warnrufe gingen in dem lauten Krachen, dass in regelmäßigen, kurzen Abständen vor ihr erfolgte, beinah unter. Die Vates lief weiter den Spuren hinterher. Ravis große Schritte, oder Sprünge, wechselten sich mit tiefen Löchern in der Schneedecke ab, wo wohl ihre Keule gelandet war. Da sie weder Blut noch einen toten Wolf sah ging sie davon aus, dass das schöne Tier noch immer am Leben war. Das war gut, atmete sie doch nicht nur aufgrund des Laufes schnell sondern auch, da sie um den Wolf fürchtete. Ronja bezweifelte stark, dass Ravi ihn einfach nur einfangen und dann wieder laufen lassen würde. So beeilte sie sich zusätzlich, während sie noch nachgrübelte, warum sie weder die Spuren des Wolfes, noch die des Hasens sehen konnte. Letzterer mochte leicht sein, doch selbst Vögel hinterließen im Winter, wenn der Schnee auf ihrem Baumhaus lag, grazile Spuren. Beide Tiere mussten doch viel schwerer sein als eine Amsel! Ob Ravi dazu vielleicht etwas wusste? Möglich, doch dazu musste sie die Oni erst einmal einholen. Vor ihr waren die Gräusche verstummt, sodass sie nicht sicher war, ob die große Jägerin beschlossen hatte, doch leise zu sein oder ob sie so weit von ihr entfernt war, dass sie selbst ihre laute Stimme nicht mehr hören konnte. Was es war, sie musste sich beeilen! Also lief sie weiter, auch wenn sie dank der dicken Kleidung ganz schön ins Schwitzen kam. Vielleicht hätte sie sich doch etwas Sparen sollen? Zudem zogen ihre Flügel bei jedem Schritt, wenn die Jacke sich über ihren bewegte und sie auf ihrem Rücken hin und her schob. Zugleich wusste Ronja aber auch, dass sie sich ohne ganz sicher verkühlen würde. In Maldina war es ihr warm genug, doch hier oben würde sie sich schneller einen Husten einfangen, als sie Hatschi sagen konnte.
Ein lauter Aufschrei erklang vor ihr und Ronni riss den Blick von den Spuren los, nach oben. Ihr blasses Gesicht wurde noch einen Ticken weißer, als sie Ravi, die Keule erhoben, mit einem Kriegsruf vor sich stehen sah. „AH!“, entwich ihr ein erschrockener Ruf und sie wich zurück, versuchte es zumindest. Stattdessen verlor sie das Gleichgewicht und landete auf dem Hintern im Schnee. Doch ob das reichen würde, um dem gewaltigen Schwung zu entgehen, der sie einfach zermatschen würde? Zum Glück musste sie es nicht herausfinden, denn Ravi schien aufzufallen, dass Ronja nicht der Wolf war, den sie jagte. Sie senkte ihre Keule und grinste die Vates an. Diese wiederrum versuchte noch damit klarzukommen, gerade knapp einem Schlag entkommen zu sein. Sie nahm es der Oni nicht übel, aber ihr stillstehendes Herz passte gerade hervorragend. Langsam schüttelte Ronja aber den Kopf. „N-nein“, murmelte sie und richtete sich wieder auf, schüttelte sich und klopfte sich den Schnee vom Hintern. Dafür trug sie die Skihose. „Aber ich glaube dir. Irgendwie ist etwas seltsam, nicht? Bei mir im Wald hinterlassen alle Tiere Spuren, aber der Wolf erscheint, als wäre er gar nicht da. Und er glitzert. Ich habe noch nie einen Wolf gesehen, aber das tun sie normalerweise nicht, oder?“ Endlich konnte sie ihre Fragen stellen. „Wenn ich raten müsste, dann würd ich raten, dass es ihn gar nicht gibt …“ Ronjas Stimme verklang, als sich etwas in den Schatten rührte. Sie legte den Finger an die Lippen, als der Hase sich langsam aus seinem Versteck unter seiner Wurzel löste und auf sie zuhoppelte. Sie wagte kaum zu atmen, als der Hase sich umdrehte und ein Stück weiterhoppelte. Dann wartete er, als würde er … „Komm mit“, flüsterte Ronja und setzte sich in Bewegung, um den Hasen zu folgen. Er führte sie durch den Wald bis zu einer Kiefer, an deren Fuß sich etwas kleines, eckiges befand. Der Hase blieb ein Stück entfernt sitzen und Ronja ging neben dem Gegenstand in die Knie. Eine kleine Kiste lag halb im Schnee vergraben. Vorsichtig hob sie ihn heraus, um ihn Ravi zu zeigen.
Etwas aus der Puste war Ravi ganz froh darüber, eine kurze Pause einlegen zu können, um mit Ronja zu sprechen. Dass sie ihre kleine Freundin ein wenig aufgeschreckt hatte, fiel der Oni gar nicht so recht auf; die Vates sprach es auf jeden Fall nicht an. Aktuell ging es beiden eher darum, wie sie an diesen Wolf herankommen sollten. Der schaffte es sehr erfolgreich, seine Spuren zu verwischen und alle Angriffe zu vermeiden. „Jap, jap, hab's gesehn. Noch nie'n Tier gejagt, das so gut drin is, hinter sich aufzuräumen. Im Schnee ist nix zu finden, was uns zu ihm führt.“ Sie waren sich also einig, dass die Jagd keine einfache werden würde. Bei Ronjas nächstem Punkt gingen die Meinungen aber auseinander. „Was meinste mit den gibt’s nich? Wir haben ihn doch gesehen, Ronnie! Klar gibt’s den!“ Seltsamer Gedanke war das, aber gut. Die Schwarzhaarige war clever, sie würde sich schon etwas dabei denken, auch wenn Ravinuthala sich absolut nicht vorstellen konnte, wie sie richtig liegen könnte. Bevor sie allzu sehr darauf eingehen konnten, fiel Ronja aber noch etwas anderes auf. Eine kleine Kiste, die sich im Schnee versteckte. Fragend legte Ravi den Kopf schief, betrachtete das hölzerne Behältnis. Sie war hübsch gestaltet, verschnörkelte Verzierungen in das Holz gearbeitet mit etwas dunkler Farbe entlang den Rändern. Mit Neugier in den Augen nahm die Oni ihrer Freundin das Kleinod aus der Hand, sah es sich etwas genauer an. „Hey... sag mal, ist das das, was wir gesucht haben?“ Schwer vorstellbar, dass das Ding nicht irgendwie mit ihrem Rätsel zu tun hatte. Verrückt, dass sie einfach so darüber gestolpert waren. Irgendetwas musste die Tsumiho ja wohl richtig gemacht haben bei ihrer Wolfsjagd. Sie musste grinsen, zufrieden mit ihrem Erfolg, während sie den Deckel der Box packte und öffnete... oder es zumindest versuchte. Er öffnete sich nicht, dabei konnte Thala kein Schloss oder sonst etwas sehen. Musste irgendein Verschlussmechanismus im Inneren sein, aber gut, damit wurde sie schon fertig. Sie zog etwas kräftiger, aber das half nicht. Die kleine Kiste fest unter ihren linken Arm klemmend packte sie den Deckel so gut sie konnte und zerrte daran, die Zähne zusammen beißend, ohne jeden Nachlass. „Kurzen Moment noch...“, knurrte sie, während ihr Kopf vor Anstrengung rot wurde. Ein Hauch von Zorn legte sich über sie, während die kleine Kiste unnachgiebig blieb, sich ihrer Kraft erwehrte. Ravinuthala Tsumiho, die stärkste Kriegerin aus dem Stamm der roten Sonne, hatte seit ihrem Beitritt in die menschliche Zivilisation akzeptieren müssen, dass es Magier und andere Kreaturen gab, die aktuell noch stärker waren als sie... aber eine kleine Holzkiste? Das konnte doch nicht sein! „RORRAA!“, rief sie aus und schmetterte das Stück mit voller Kraft in den Schnee vor ihren Füßen, ehe sie ihre Keule hochriss und schwungvoll auf die Box einschlug. Sie erwartete splitterndes Holz, ein lautes Knacken, dass sie Zugriff auf das Innere dieses sturen Gegenstandes bekam... aber nein, neben dem Krachen ihrer Keule ertönte nicht viel mehr, und die Kiste, die sie hatte öffnen wollen, war verschlossen und unversehrt wie eh und je. Mit einem grimmigen Blick wandte sich die Tsumiho ab, atmete tief durch. „Hah... haah...“ Sie war erschöpft, angestrengt. Das war eine Menge Energie gewesen, die sie in diesen Schlag gesteckt hatte, und das direkt nach einer Jagd. Sie musste sich wohl erst einmal ausruhen, ehe sie es noch einmal probieren konnte, und...
„WOLF!“
Da! Da war er wieder! Ravi zuckte hoch, ihre Augen weit offen, ihr Grinsen zurück da, wo es hingehörte, als sie den Wolf bemerkte. Da war er wieder, zwischen den Bäumen, war naiv genug gewesen, sich wieder zu ihnen zu wagen. Ihre Keule fest packend begann die Oni wieder damit, ihm hinterher zu laufen. „Du entkommst mir nicht!“
Nein, Ronni hatte es sich also tatsächlich nicht eingebildet. Die Spuren waren wirklich und wahrhaftig verschwunden. Der Wald lag still vor ihnen. Kein Ruf eines Vogels durchbrach die Stille, in der die beiden Satyrs Mitglieder versuchten, zu Atem zu kommen. Ihr Atem gefror in der kalten Luft des Nordens, als Ronja ihre Vermutung äußerte. Eine, die Ravi wohl etwas anders auffasste als sie es gemeint hatte. Wobei, eigentlich war es genau so, wie die Oni sagte. Sie hatten ihn gesehen oder zumindest etwas. Die Empathin hatte sich selbst nie Illusionen beschäftigt. Zugegeben griff ihre Magie durchaus in diesen Bereich ein, auf gewisse Art und Weise hatte sie Zauber, die den Menschen etwas zeigen konnten, dass nur halb real war. Etwas, dass es gab, dass man aber normalerweise nicht sah. Bei Illusionen war es ihren Büchern nach umgedreht. Etwas sah man, ohne dass es dieses gab. „Ich glaube, dass der Wolf nicht eine Hülle aus Magie ist. Ich kann mir nicht erklären, wie er dir so oft entkommen sein kann. Du bist ihm doch voll schnell hinterher und bist gut im Jagen“, zumindest interpretiere sie das aus Ravis Worten, den Wolf gefangen hatte sie ja nicht. Zum Glück. „Wenn wir ihn nur sehen, aber er eine Illusion ist, würde es doch Sinn machen, dass er keine Spuren hinterlässt, nicht wahr?“ Die Stirn gerunzelt blickte sie nachdenklich zu der großen Oni hoch. Aber wenn den wirklich so war, so bestand doch auch die Möglichkeit, dass der Wolf nicht verletzbar war. Ein Gedanke, der Ronja ungemein beruhigte. Das Wissen, dass es dem Wolf gut ging, gut gehen würde – auch wenn er nur ein Konstrukt aus Magie und Willen war. Oder hatte er sich irgendwie von alleine entwickelt? Soweit hatte sie sich nie mit Illusionen befasst. Vielmehr hatte sie sich auf die emotionalen und geistigen Möglichkeit konzentriert, um so auf verschiedensten Wegen Mensch und Tier und alles was es noch so gab zu helfen. Nur eine wirkliche Arztausbildung hatte sie nicht, diese wäre ihr vermutlich, aber auch zu kompliziert und zu theoretisch. Nein, besser sie kümmerte sich weiter um die Gefühle unter den Beschwerden.
Ronja löste aus ihren Gedanken. Sie waren auf einer Quest, für so etwas war später Zeit. Also sah sie sich um. Zum Glück, denn so entdeckten die beiden schließlich die kleine Kiste, die halb im Schnee vergraben war. Ronja ging hinüber und kniete sich auf das Weiß, dass perfekt mit ihrer Skihose verschmolz. Sie hob die kleine Kiste heraus und reichte sie an Ravi weiter. Ein Blick in das Loch, dass so entstanden war, offenbarte ihr, dass das wohl alles war. Schade … Sie stand wieder auf. „Ich denke schon. Bekommst du die Kiste auf?“, fragte sie. Sie hatte kein Schloss gesehen, doch so kurz sie die Kiste in Händen gehalten hatte, könnte es aber gut sein, dass sie es einfach nur übersehen hatte. Wie dem auch sei, Ravi versuchte die Kiste nun im Gewalt aufzubrechen. Das kalte Gefühl, dass sie einen Moment überrollte, veranlasste Ronja automatisch dazu, einen Moment lang die Augen zu schließen. Das rostige, brennende Rot der Wut hatte sich auf dem Webstuhl Ravis vor ihrem inneren Auge ausgebreitet. Bei dem lauten Ruf riss sie die hellblauen Augen wieder auf uns sah gerade noch, wie die Kiste am Boden landete und kurz darauf von der großen Keule in den Boden gestampft wurde. Als diese hochgehoben wurde, war die Kiste nach wie vor, nur ein Stück weiter im Schnee vergraben. „Warum geht sie nicht auf?“, murmelte Ronja und warf einen Blick auf die Keule. Ob Ravi sie eh nicht übersehen würde, wenn sie sich hinabbeugte? Ihre Sorge erledigte sich, als der Wolf wieder auftauchte. Einen Moment lang war der Hase zu sehen, der nun anstatt wegzulaufen dem Wolf folgte. Sie kam nicht dazu sich zu wundern, denn da stürmte Ravi sich hinterher. Ronja grub die Finger in den harten, tieferen Schnee und zog die Kiste heraus. Damit im Arm begann sie, Ravi hinterher zu laufen.
Ihr Jagd würde mit dem Treffen des Wolfes enden. Damit, dass sein Körper sich in funkelndes Nichts auflöste und der Hase seinem Beispiel folgte, direkt vor einer hohen Schneewehe, die Ronja bis zur Schulter ging. Eine Schneewehe, die ein weiteres Geheimnis, eine weitere Kiste in sich beherbergte und damit die Möglichkeit an den Schatz zu gelangen.
Eine Hülle aus Magie...? Ravi hatte nicht wirklich eine Ahnung, wovon Ronja da sprach, und das konnte man wohl auch in ihrem Gesichtsausdruck deutlich erkennen. Wenn man die Oni nach Magie fragte, bestand die in erster Linie aus Laserstrahlen und Feuerbällen, die Leute aufeinander werfen konnten. Transformationen und Ähnliches konnte sie noch halbwegs nachvollziehen, aber Halluzinationen oder Illusionen gingen dann doch über ihren Horizont hinaus. „Ich kapier nich ganz... Was ist mit den Spuren?“, hakte sie nach, mehr als irritiert von den Worten der Schwarzhaarigen. „Du sagst also... es verwischt seine Spuren mit Magie?“ Okay, das ergab schon etwas mehr Sinn. Aber die Vates hatte Recht: Ravinuthala war eine tolle Jägerin und sie würde sich von ein wenig Magie nicht in die Flucht schlagen lassen. Kaum hatte sie den Wolf wieder gesehen, jagte sie ihm auch schon wieder hinterher. Dieses Mal sollte er nicht entkommen. Über Stock und Stein hüpfend wich Ravi den Bäumen kaum aus, schlug rücksichtslos die Äste ab, die ihr im Weg waren, während sie mehr und mehr die Distanz zwischen sich und dem Wolf schloss. Schlussendlich schaffte es die Oni sogar, ihn tatsächlich mit ihrer Keule zu erwischen... und er löste sich auf, zerstob kurz in eine leuchtende Wolke, ehe die einzelnen Funken in der Luft ihr Licht verloren. Verdattert starrte Ravinuthala auf das Ergebnis, sah, dass kein Körper übrig war. Kein Fleisch. Als Ronja zu ihr aufschloss, konnte sie vermutlich zum ersten Mal ehrliche Enttäuschung in den Gefühlen der Tsumiho spüren. „Ronnie... Von dem Wolf is nix mehr da“, meinte sie mit enttäuschter Stimme, während sie die Ältere ansah. Ihr Blick glitt hinüber zu der leeren Stelle, an der sie das Tier erlegt hatte. „Ich hab ihn erwischt, ehrlich! Aber er is einfach... verschwunden. Ist zu Licht geworden und dann verschwunden“, erklärte sie und ballte eine Hand zur Faust. „So... so läuft das doch nich! Wir kämpfen, um zu leben! Wenn man einen Kampf gewinnt, dann kriegt man vom Verlierer was zu Essen! Gegner machen dir was oder geben dir was ab, und Beute... Beute wird gegessen! Das muss so! Wie willste denn sonst die Energie wiederkriegen?“ Ob Ronja das so nachvollziehen konnte? Diese Art, Kämpfe und das Leben in Verbindung zueinander zu betrachten, war eine der natürlichsten Regeln, die Oni schon in jungen Jahren lernten. Menschen waren da anders. Viele Menschen nahmen Kämpfe nicht als etwas Natürliches, Faires, Freundschaftliches an. Sie wurden sauer, wenn man ihnen etwas wegnahm oder wenn man ihnen wehtat. Kein Oni würde je auf die Idee kommen. Wenn man sich nicht einig wurde, kämpfte man. Wenn man mit dem Kampf fertig war, aß man zusammen. Der Gewinner ging mit dem davon, was er wollte, und der Verlierer genoss das gemeinsame Mahl und die Zeit zusammen, um sich daran zu erinnern, dass es keine Feinde gab. Dass sie Freunde waren und auf der gleichen Seite standen. Da half es natürlich, dass Oni genügsamer, weit weniger gierig waren als Menschen. Innerhalb des eigenen Stammes würde kein Oni auf die Idee kommen, jemandem Alles wegzunehmen, nur weil er stärker war. Der stärkste Oni war immer der Führer des Stammes, so wie Ravis Mutter, und hatte damit die Verantwortung, auf die Anderen aufzupassen. So lag wahre Stärke immer im Interesse des Stammes und das Risiko, sich zu zerstreiten, kam gar nicht erst auf. So wie ihre Körper waren eben auch die Herzen der Oni größer als die der Menschen.
Weniger enthusiastisch als sonst und dank ihrer Erschöpfung schwer atmend grub die Tsumiho durch die Schneewehe, bis ihr kalten Hände auf Holz trafen und sie eine Kiste hervor ziehen konnte. Ja, da hatten sie noch einmal etwas gefunden. Ravi ließ das Kästchen fallen und ließ ihre Finger knacken, knetete sie ein wenig durch, um sie wieder aufzuwärmen, ehe sie wieder ihre Keule aufnahm. „Na dann... haun wir das Ding mal auf“, nickte sie und musste wieder grinsen. Dieses Mal versuchte sie gar nicht, die Box von Hand zu öffnen. Das machte eh keinen Spaß. Mit einem Hauch von Freude ließ sie ihre Keule niedergehen, sodass sie mit einem lauten Krachen auf das Holz der Kiste traf...
Ronja haderte kurzzeitig mit den Worten. Wie erklärte man das am besten? „Ja, also nein. Fast.“ Sie sah Ravi entschuldigend über die unklaren Worte an. Noch mehr verwirren wollte sie die Oni eigentlich nicht. „Der Hase existiert nicht. Er ist … wie dein Schatten. Schau mal.“ Die Empathin deutete auf die dunklen Stellen auf dem Schnee. „Du siehst den Schatten, ja? Aber du kannst ihn nicht angreifen. Genauso ist der Hase. Wir können ihn beide sehen, obwohl er nicht wirklich lebendig ist.“ Ob sie so ein bisschen etwas erklären konnte oder machte sie nur alles schlimmer? Ronja betete für ersteres, doch wenn nicht, hatte Ravi vielleicht nach der Quest noch Lust und Zeit darüber zu reden. Oder sie unternahmen etwas ganz anderes. Sie zumindest würde sich sehr darüber freuen, sich nicht gleich nach der Quest von der großen Frau mit dem großen Herz zu trennen. Nicht nur die Auswirkung von Ravi auf sie selbst war es, sie mochte die Oni einfach. Auch wenn sie wie jetzt mit der Kiste im Arm alleingelassen wurde, als ihre stürmische Begleiterin ein neues Ziel entdeckt hatte. Der Wolf war zurückgekommen und nun stürmten Jäger und Jäger in den Wald davon. Ja … der Jäger war zum Gejagten geworden. Ronja lief ihnen hinterher und folgte wie zuvor dem Lärm der durchs Gehölz brechenden Läufer und den tiefen Spuren im Schnee. So viel laufen … Mittlerweile schwitzte sie wirklich! Die Vates erreichte mit einiges an Verspätung Ravi, die im Wald stand. Alleine, der Wolf war wie vom Erdboden verschluckt. Hatte sie ihn etwa verloren? Fragen sah die kleine Vogellady auf, als ihr die Oni mit enttäuschter Stimme die Situation erklärte. Trotz der zur Faust geballten Hand wagte sie sich näher und umarmte Ravis Bauch, wo sie gut hinkam. „He, es ist schon okay. Ich glaube dir, dass du ihn getroffen hast.“ Einen Moment hielt sie sie fest, dann löste sie die Umarmung. „Das habe ich vorhin gemeint. Wenn du einen Schatten anleuchtest, verschwindet er ja auch. Also mach dir keinen Kopf.“ Sie lächelte Ravi an, war aber zu klein, ihr den Kopf zu tätscheln. Obwohl sie kein Fleisch und somit keine Beute aß, machte der Gedankengang schon Sinn. Zumindest für Jäger da draußen musste die Welt so funktionieren, ob es ihr gefiel oder nicht. „Wir gehen nach der Quest etwas essen, ja? Dann kannst du dir mit ganz leckerem Essen den Bauch vollschlagen, bis du nur noch kugeln kannst“, versuchte sie ihre Freundin aufzumuntern. Sie wollte nicht, dass Ravi sauer oder traurig war. Dafür war sie eine viel zu gute Jägerin, zumindest in Ronjas Augen und so sagte sie ihr das auch. Das Ravi auch die einzige Jägerin war, die sie kannte, tat da nichts zur Sache. „Du bist trotzdem eine super Jägerin!“
Etwas traurig über die gesunkene Stimmung sah Ronja zu, wie Ravi in der Schneewehe grub und schließlich eine zweite Kiste zu Tage förderte. Diesmal schien Ravi weniger Geduld zu haben, zugleich aber konnte Ronja wieder eine Spur mehr Freude fühlen, als die Keule die Kiste traf. Mit einem lauten Krauchen zerbarst das Holz und kleine Splitter stoben vom Schnee begleitet auf. Ronja duckte sich, wurde dennoch von ein paar getroffen. Dank der Kleidung erhielt sie nur einen kleinen Kratzer an der Wange. Hoffentlich war Ravi nicht mehr passiert! Diese Frage wurde für einen Augenblick aber von etwas anderem übertrumpft. „Ravi!“, rief sie erstaunt. „Guck mal!“ Sie hielt ihr die Kiste in ihren Händen hin. Das in Leder gebundene Gefäß hatte sich mit leisem Klacken geöffnet und Ronja konnte den Deckel zurückschlagen. Ein langer, spitzer Zahn – gebogen wie der eines Raubtiers lag darin. Der zu einem Schüssel geschnitzte Zahn eines Wolfes.
„Der Hase ist... ein Schatten?“ Die Augenbrauen zusammenziehend versuchte Ravi, die Worte ihrer Freundin nachvollziehen zu können, aber ganz ehrlich... der Hase sah gar nicht aus wie ein Schatten. Erschöpft ausatmend legte die Kriegerin eine Hand an ihre Stirn. „Keine Ahnung. Musst du mir später erklären, Ronnie.“ Jetzt gerade war nicht der Zeitpunkt, um sich total komplexe Themen anzuschauen, die praktisch gar nicht greifbar waren. Viel wichtiger war es doch, sich den Wolf zu greifen! Auch wenn nicht einmal das so gut funktionierte, wie Ravinuthala es sich vorstellte. Der Wolf verpuffte einfach, als sie ihn attackierte, was als Ergebnis ihrer Jagd einfach... keine Beute hinterließ. Es war ja wohl verständlich, dass die Oni darauf ein wenig aufgebracht reagierte! „Immerhin glaubst du mir...“, meinte die Tsumiho mit einem Seufzen und beruhigte sich ein wenig. Es tat gut zu wissen, dass Ronja sie nicht für eine schlechte Jägerin hielt, nur weil sie mit diesem einen Wolf ihre Schwierigkeiten gehabt hatte. Es war Thala wichtig, dass Leute wussten, was sie drauf hatte – besonders die Leute, mit denen sie öfter mal zu tun hatte, die, die ihr echt was bedeuteten. Eine Freundin wie Ronja sollte auch sehen, dass es nicht nur Angeberei war, wenn sich Ravi als die stärkste Kriegerin ihres Stammes bezeichnete! Aber anscheinend hatte sie schon geahnt, dass der Wolf einfach verschwinden würde. Wie ein Schatten. „Oooh!“ Jetzt verstand die Tsumiho endlich, was ihre Begleiterin meinte! Also, so ungefähr. Es erklärte zumindest, wieso die beiden Tiere so spurlos verschwunden waren. Ronnie war echt clever, dass sie das gleich gemerkt hatte. Und als wäre das nicht genug, versprach sie auch gleich, sich um das Thema mit dem Essen zu kümmern, das Ravi eben noch verloren geglaubt hatte! Die Augen der Oni leuchteten auf, wieder fröhlich und feurig, und sie beugte sich vor, um dieses Mal ihre Freundin in den Arm zu nehmen, so wie die Vates es eben noch getan hatte. Das funktionierte natürlich bei der starken, großen Frau etwas anders. Kaum hatte sie Ronja wieder an sich gedrückt, richtete sie sich auch schon wieder auf, sodass die Füße der Vogelfrau den Boden verließen. „Ahahaha! Klingt voll super!“, lachte die Weiß-Rothaarige, ihr Herz wieder höher schlagend, und nickte zufrieden. „Klar doch, klar doch! Mit dir essen gehen macht bestimmt voll Laune!“
Die zweite Kiste machte nicht so viel Ärger wie die erste. Ein einzelner, kräftiger Hieb, und schon war sie nicht mehr als ein Haufen Splitter, die harmlos an der dicken Haut der Oni abprallten. Neugierig trat die Tsumiho vor und kniete sich in den Schnee, um ins Auge zu nehmen, was von dem Rätsel noch übrig war. Es war... nicht allzu viel. Eigentlich nur das Holz. Wieder verengten sich ihre Augen. „War ja nich viel drin...“, meinte sie und griff mit ihren breiten Fingern nach etwas, das im Schnee zu glitzern schien. Eine Glasscherbe... eine von drei oder vier. Das war wohl eine kleine Glaskugel gewesen, die sie gerade kaputt gemacht hatte. Wenn sie das Glas hoch ans Licht hielt, konnte sie im Inneren den Rest eines Schriftzeichens erkennen. „Hm... Bei Papa hab ich sowas ein paar Mal gesehn, glaub ich“, meinte sie, während sie wieder aufstand. „Ich glaub, das war... ne Art Siegel? Hab wohl ein Siegel zerhaun, oder so.“ Das Ergebnis ihrer Aktion hatte Ronja bereits entdeckt: Das Kästchen, das bis eben noch magisch verschlossen war, hatte sich quasi von selbst wieder geöffnet. Oder eben nicht von selbst... sondern wegen Ravi. Sie hatte es geschafft! Sie hatte ihre Jagd erfolgreich abgeschlossen und das Rätsel geknackt! „AHA!“, stieß sie aus, während sie den Fangzahn aus der Schatulle nahm und begutachtete, ihn mit leuchtenden Augen in ihrem Griff drehte. Dann legten sich die übrigen Finger ihrer Hand um den Schatz, und auch ihre andere Hand ballte sich zur Faust, sodass sie beide begeistert in die Luft stoßen konnte. „RRRAAAAHAHAA! Ronnie, Ronnie, wir hams gepackt! Haste das gesehn?“, lachte sie ausgiebig, ehe sie ihrer kleinen Freundin sanft auf den Rücken klopften. „Hab ich's dir doch gesagt, dass wir's beste Team sind! Du und ich, wir packen alles zusammen, ne? Nee?“ Ihre schlechte Laune von zuvor war wie weggeblasen. Das war wohl die größte Stärke von Ravinuthala Tsumiho: Komme, was da wolle, sie gab nicht auf und sie ließ sich nicht groß runterziehen. Selbst aus dem tiefsten Tal kletterte sie schnell wieder hoch, brauchte dafür nicht mehr als ein paar gute Worte oder ein kleines Erfolgserlebnis... oder etwas Gutes zum Essen. Apropos! Jetzt, wo die Arbeit getan war, hatten die beiden Damen doch eine Verabredung! „Hey, hey! Wenn wir den Schlüssel abgeliefert ham, gehnwer essen, ja?“, meinte sie fröhlich und war schon drauf und dran, die Lichtung zu verlassen und den Rückweg einzuschlagen. „Sag ma, Ronnie, was wisste denn essen? Wetten, ich schaff mehr als du?“
Enttäuscht sah Ronni Ravi an. Sie war nicht enttäuscht, dass die Oni es nicht verstand, sie verstand es selbst ja nur ansatzweise. Die Vates wusste nicht, wie so etwas funktionierte, noch wie genau es geschnappt werden könnte. Sie kannte das Wort: Illusion. Etwas, dass man sah, ohne dass es da war. Ein Trugbild, ungreifbar, auch wenn es sehr real wirken könnte. Noch schwerer war es, das anderen zu vermitteln, die über so etwas offensichtlich nicht in Büchlein gelesen hatten. „In etwa … von einer Idee …“ Ronja verstummte. Sie musste der Oni zustimmen. Besser, sie erklärte es ihr später. „In Ordnung, es ist auch echt kompliziert. Aber wir haben später ja den ganzen Tag noch Zeit.“ Sie lächelte Ravi an. „Auch um den ganzen Tag zu essen bis wir umkippen.“ Erfreute darüber, wie begeistert die Oni auf den Vorschlag reagierte, musste sie herzhaft lachen. „Ich bin sicher, nicht mehr als mit dir! Ich bin ganz gespannt, vielleicht hast du ja einige Geschichten von der Jagd und deinem Volk?“, fragte sie neugierig nach. Sie konnte sich nicht helfen, sie war einfach viel zu interessiert daran. Außerdem wirkte Ravi bislang nicht, als würden sie Fragen stören. So wackelte sie mit den Füßen in der Luft herum, wehrte sich aber nicht sondern vertraute ganz darauf, dass ihre Freundin ihr schon nicht wehtun würde.
Ravis zerschmetterte die zweite Kiste zu Holzsplittern. Ronja konnte durch den Kopf der kurzhaarigen Oni nicht sehen, ob dem Schlag noch etwas anderes zum Opfer gefallen war. Erst als diese sich erhob und etwas ins Licht hielt, erkannte die Vates etwas Kleines, nahezu durchsichtiges. Sie hinterfragte die Vermutung der Oni nicht, warum auch? Ravi war ja nicht dumm sondern eine der faszinierendsten, begeisterungsfähigsten und ehrlichsten Personen, die sie je kennengelernt hatte! Dennoch hoffte sie, dass sie das Siegel nicht noch gebraucht hätten. Ihre Sorge erwies sich zum Glück rasch als unbegründet. Die Kiste in ihren Händen schien den inneren Widerstand aufzugeben und ließ sich plötzlich wie von Zauberhand öffnen. Vermutlich traf das in der Tat zu … von Zauberhand. Ravi nahm den Zahn aus der Kiste und Ronja legte diese auf dem Boden ab. Sie musste vergnügt lachen, als sie Ravis Freundesausbruch betrachtete. Begeistert nickte sie. „Oh ja, das haben wir!“ Sie schwankte nach dem Rückenklapser kurz, fing sich zum Glück aber wieder, ehe sie ernsthaft ins Straucheln gelangen konnte. „Wir sind ein super Team und du eine tolle Jägerin! Immerhin hat deine Jagd uns zu den Kisten geführt.“ Von der Flut an Positivität nahezu überrollt, zog Ronja die ganze Energie in sich und fühlte, wie ihre eigene Erschöpfung zurückwich. Stattdessen legte sie die Splitter, zumindest die großen, in die Kiste, damit kein Waldbewohner sich diese in die Pfoten spießen würde und beschloss, die Kiste mitzunehmen. „Trägst du den Zahn zurück?“, fragte sie, als die beiden sich stolz und zufrieden auf den Rückweg machten. Dann musste Ronja erneut kichern. „Auf jeden Fall! Aber ich wette, dass du mindestens doppelt so viel essen wirst wie ich!“
// Ronni out, muss zu ner Essenverabredung mit ihrer besten Freundin!
Mit dem Essen bis zum Umkippen hatte Ronja definitiv recht. Wenn man mit Ravi unterwegs war, dann gab es das Wort 'wenig' praktisch gar nicht. Die Vates würde schon sehen, worauf sie sich eingelassen hatte... und sie würde bestimmt eine Menge Spaß daran haben. Gute Gespräche, lautes Lachen, sicherlich gute Musik, wenn sie eine Trommlerin wie die Oni dabei hatte. Zusammen singen konnten sie bestimmt auch. Klang soweit alles ziemlich traumhaft, nur die Quest mussten sie vorher noch abschließen.... aber hey, für ein Duo wie die beiden war das ja wohl ein Kinderspiel! „Klar, klar, ich kümmer mich ums Zähnchen!“, nickte sie auf die Aufforderung der Älteren hin und steckte den zum Schlüssel geformten Fangzahn in eine ihrer weiten Hosentaschen. Ihre Keule, die sich inzwischen wieder zu dem üblichen Trommelstock verwandelt hatte, steckte sie zurück in den Bund ihrer Hose und hatte damit eigentlich alles abgedeckt, was sie hier noch machen musste. „Jap, jap, bin schon ziemlich super!“, lachte Thala über das Kompliment, das Ronja ihr machte, und zwinkerte ihr zu. „Die Wette gewinnst du! Ich hör nich auf zu futtern, bevor mein Bauch echt voll is heute. Hey, was willste zu trinken? Was hältste von Sake? Kennst du Sake?“
Wie so oft kam Ravi aus dem Erzählen gar nicht mehr heraus. Ein gutes Zeichen dafür, dass sie sich freute. Sich Ronja ein wenig zu öffnen machte Laune und sie hatte tatsächlich das Gefühl, dass die Schwarzhaarige ihr sehr aufmerksam zuhörte. „Willst also mehr über uns Oni wissn, hm?“, meinte sie, einerseits fröhlich wie immer, andererseits aber tatsächlich ziemlich heiß darauf, ein wenig über ihren Stamm und ihre Vergangenheit zu sprechen. Wann kam man schon einmal dazu? Während die beiden Magierinnen den Wald hinter sich ließen, begann sie mit der erste von vielen Geschichten, die sie an diesem Tage erzählen wollte. „Okay, pass auf. Ich sag dir mal, wie meine allererste Jagd damals gelaufen is. Da war ich so... sieben Jahre alt...“
Hach je, welch ein Drama sich doch hier oben im hohen Norden abspielte. Ein Mensch aus Eis und Schnee, der wohl seinen eigenen Sinn entwickelt hatte... Das klang für Sirviente doch mehr als bekannt. Selbst war er ein Eisgolem, der lange Zeit ohne tieferen Verstand gedient hatte, bis er weggelagert worden und eines Tages erwacht war. Ob dieser Schneemann, von dem berichtet wurde, eine vergleichbare Kreatur war? Als der ewige Diener die Quest gesehen hatte, konnte er einfach nicht anders, als dem Zettel vom Board zu nehmen und sich dafür zu melden. Es war, als ob die Aufgabe nach ihm rief, als würde sie ihm endlich einen tieferen Einblick darin geben können, wer und was er tatsächlich war und wie er wohl in diese Welt hinein passte, denn trotz Allem, was sich der Golem in den letzten vier Jahren erarbeitet hatte, war er noch immer etwas verloren. Man konnte sehen, dass er ein Wesen war, bei dem nie beabsichtigt worden war, dass es mal einen eigenen Willen haben würde. Das passierte wohl, wenn man seine eigenen Schöpfer um mehrere Jahrhunderte überlebte...
Mit seinem ewigen Lächeln stand Sirviente am Rande von Oak Town, unweit der ersten Bäume, die den dichten Nadelwald ausmachten, von dem die Stadt umgeben und eingehüllt wurde. Es war viel zu lange her, dass der Diener selbst in Nordfiore gewesen war. Zweihundert Jahre, mindestens, auf den Reisen seines ersten und einzigen Herren. Damals war es hier noch deutlich lichter gewesen, wenn auch nicht weniger kalt, wobei Sir dieses Wort nicht unbedingt verwenden würde. Die Temperaturen hier oben im verschneiten Norden empfand das Geschöpf aus Eis als mehr als angenehm. Er war zu früh hier gewesen, wieder einmal. Sein Zeitgefühl entsprach einfach noch immer nicht dem der Menschen. Auch wenn er sich erst gegen Mittag mit dem Repräsentanten der anderen Gilde treffen sollte, war Sirviente bereits vor dem Morgengrauen mit dem Zug eingetroffen und hatte sich hierher zum vorgegebenen Treffpunkt begeben. In der Zwischenzeit hatte es aufgehört zu schneien, doch der Schnee auf Sirs Kopf und Schultern war nicht weggeschmolzen. Kein Wunder, war sein Körper doch kein Stück weniger kühl als die Natur um ihn herum. Bewegt hatte er sich in der ganzen Zeit auch keinen Millimeter. Er wartete einfach, zeigte die endlose Geduld eines Wesens, das es gewohnt war, in Lagerhäusern aufbewahrt zu werden. Zu schade, dass er hier draußen nicht die Möglichkeit haben würde, Tee zu kochen. Wenn sein Partner tatsächlich zum Mittag hier eintreffen würden, wäre es eigentlich ein wundervoller Moment, um ihm eine frisch gebrühte Tasse anzubieten...
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