Ortsname: Royal Crusade Ruinenversteck - Ehemaliger Weinkeller Art: Gebäude Spezielles: --- Beschreibung: Einst war dieser große Raum ein Weinkeller, in dem die Mönche selbst hergestellten Wein aus den hier in der Gegend wachsenden Eisbeeren lagerten und gegen Spenden an das Kloster verkauften, doch heute dient der verlassene Keller als Aufenthaltsraum für die Magier der dunklen Gilde. Viele der alten Fässer wurden umfunktioniert zu Tischen oder Bänken und nach und nach haben es die finsteren Magier sogar fertig gebracht eine richtige Küche in einer Nische unterzubringen, in der nicht nur fließend Wasser, sondern auch alle nötigen Geräte zu finden sind.
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Eohl The Sun's Shade
Anmeldedatum : 23.09.14 Anzahl der Beiträge : 1406
“Mehr zu wissen als Andere hat immer einen Nutzen, Thana”, erklärte Eohl das Selbstverständliche mit liebevoller, sanfter Geduld. Es war in Ordnung, dass die Jüngere noch keine so klaren Vorstellungen der Fähigkeit hatte. Viele Leute glaubten, dass es eine grenzenlose Macht war, die Zukunft zu sehen, doch ganz so einfach war es nicht. “Weissagungen sind wie die meisten Fähigkeiten: Sie zu haben ist nützlich, aber wenn du sie wirklich meistern willst, dann musst du über das Offensichtliche hinausblicken. Du kannst nicht erwarten, dass ein Blick in die Zukunft all deine Probleme sofort löst, aber du kannst ihn als Orientierung nutzen, auf die niemand anders einen Einblick hat.” Wahrscheinlich würde auch das die Mahaf nicht überzeugen, aber das war in Ordnung. Eohl hatte seit über zwei Jahren Zeit gehabt, ihr Wissen über die Zukunft zu vertiefen und zu lernen, wie man es am Besten anwendete. Thana hatte sich so lange mit anderen Dingen befasst und dort Fortschritte gemacht. Sie war ja auch noch jung, eine jugendliche Schönheit. Sie hatte noch viel Zeit, sich mit dieser Welt und ihrem Schicksal zu befassen.
Im Zug war es dann Eohl, die ihre Partnerin ungläubig ansah. Sie wollten die Einwohner der Stadt… friedlich loswerden? Kein Mord, kein Terror, keine weitläufige Zerstörung? “Wie stellst du dir das vor?”, fragte sie verblüfft, ohne wirklich zu verstehen, worauf die Jüngere hinaus wollte. Meinte sie etwa wirklich eine Evakuierung? Aber… das war so gar nicht Eohls Arbeitsweise. Es war nicht heimlich, im Gegenteil, man stellte sich sehr offen vor Menschen, die nicht zu den Crusadern gehörten, und musste dann noch nett zu ihnen sein. Und als wäre das nicht genug brachte das die Yihwa doch genau in die Mitte der Leute, die nicht herausfinden durften, wer sie war. Nervös schluckte sie. “Aber… die dürfen mich doch gar nicht sehen…”, meinte sie kleinlaut, unsicher, wie sie so einen Auftrag abschließen sollte. Nicht, dass sie vorhatte, sich Thanas Wünschen zu widersetzen. Sie musste nur einen Weg finden, wie gerade sie so friedlich auftreten konnte, ohne ihre Identität zu riskieren…
Es war nicht wirklich ungewöhnlich, Eohl mit zerzausten Haaren oder schlecht sitzender Kleidung zu sehen, auch wenn sie sich in der Hinsicht in letzter Zeit gebessert hatte. Da Thana ihre alte Rüstung optisch nicht gerade ansprechend fand, bewegte sich die Yihwa inzwischen tatsächlich im etwas modischeren Bereich, nur heute wirkte sie irgendwie ganz schön durcheinander. Grund dafür war die weiße Henne, die sie in ihren Armen trug. So richtig wusste die Grünhaarige nicht, wie das kleine Tierchen inmitten des kalten Schnees von Nordfiore seinen Weg in die Ruine gefunden hatte, die Royal Crusade als Heimat auserkoren hatte. Sie konnte nur dafür ausgehen, dass einer der Fleischfresser hier es sich als kleinen Snack mitgenommen hatte. Angeblich verspeisten die Riesen der Gilde teils ganze Käfige voll von den Tieren am lebendigen Leib, auch wenn Eohl daran zweifelte. Sie hatte es nie gesehen, obwohl sie doch eigentlich immer ihr Auge auf den übrigen Crusadern hatte. Wo es herkam war wohl auch nicht wichtig. Eohl hatte das arme Tierchen entdeckt, als ein paar jüngere, frischere Crusader es in die Ecke gedrängt hatten. Es war wohl irgendwann ausgebüchst und durch die Gänge gewandert, und dann hatte es die falsche Gesellschaft gefunden. Die Yihwa, die soweit sie sich erinnerte schon immer eine Vorliebe für Alles hatte, was Flügel besaß, hatte nicht dabei zugucken wollen, wie ein paar Grünschnäbel das arme Tier verängstigten und piesackten, also hatte sie ihnen klar gesagt, dass sie sich jemanden in ihrer Größe zum ärgern suchen sollten… und das hatten sie dann auch getan. Für jeden zu sehen, der auch nur in der Nähe war, hatte sich die S-Rang Magierin von den dreien beleidigen lassen, hatte sich nicht einmal gewehrt, als sie zu Boden getreten worden war. Nur, als sie das Huhn wieder ins Visier nehmen wollten, hatte Eohl ihre Stimme scharf erhoben. Dafür hatte zwar einer von ihnen seine Zigarette an ihrer Stirn ausgedrückt, aber immerhin hatten sie das Tier in Ruhe gelassen. Offensichtlich wussten sie, dass sie sich bei der Assassine so einiges leisten konnte… dass Eohl aber nicht so ungefährlich war, wie man auf den ersten Blick vielleicht denken würde.
Für einen Moment hatte die Yihwa die Augen geschlossen, einmal tief durchgeatmet, ehe sie sich mit einem strahlenden Lächeln wieder vom kalten Steinboden des alten Schlosses erhob. “Ehehe, du bist so eine Süße!”, meinte sie fröhlich, als wäre eben gar nichts passiert, während sie die Henne aufhob. Das Tier wehrte sich, kratzte sie mit seinen kleinen Klauen, aber daran schien sie sich gar nicht zu stören. Aus leuchtenden Augen betrachtete sie das Huhn, ließ ihre Fingerspitzen sanft durch seine Federn gleiten, um einen Blick auf die Haut darunter zu werfen. “Oh, bist du verletzt?” Blut sah sie zum Glück keines, aber so, wie es aussah, hatte die raue Behandlung der Jungspunde seine Spuren an der zarten Haut des Tieres hinterlassen. “Ausgerechnet am Flügel…” Wie grausam, einem majestätischen Wesen das Fliegen zu verbieten. Enttäuscht schüttelte Eohl den Kopf, ehe ihre Augen durch die Menge glitten. Suchend begann sie, den Gang entlang zu gehen, während sie in Gedanken durchging, wen sie erkannte. Von den meisten Crusadern hatte sie zumindest ein ungefähres Bild, schließlich versuchte sie, so viel über die Helden ihres Schicksals zu erfahren wie möglich. Neugier würde Eohl nennen, was manch anderer wohl als Stalking bezeichnen würde - zurecht. Aber genau diese Neugier gehörte zu ihren größten Vorteilen. “Du!”, meinte die Yihwa entschlossen, als sie vor einer jungen Dame mit langen, silbrigen Haaren stehen blieb, die unschuldig und unauffällig ihrem Tagwerk nachging. Ihr direkt in die Augen sehend hielt Eohl ihr das Hühnchen hin. “Du kannst heilen, richtig?”
Aurea hatte feststellen müssen, dass ihr auf ihrem Zimmer allmählich die Decke auf den Kopf fiel. Sie vereinsamte, konnte den Klang ihres wundervollen Instruments nicht mehr ertragen und langweilte sich mit den spannendsten Büchern. Auch wenn sich alles in ihr sträubte, sie musste raus. Wenigstens für den Rest des Tages. Gab es denn irgendeine Arbeit zu tun, welche sie nicht gleich zu einer Quest führte? Langsam und vorsichtig trat Aurea aus ihrem Zimmer, schloss es ab und schritt aufmerksam durch die Gänge. Sie fühlte sich nicht wohl und hatte immer ein wenig Angst in dieser alten Ruine, doch hatte sie neulich ein Gespräch aufgeschnappt, dass es im Weinkeller immer zu interessanten Unterhaltungen kam. Eine ganze Weile irrte die junge Frau durch das alte Gemäuer, als sie glaubte, auf dem richtigen Pfad zu sein. Im Weinkeller war um diese Tageszeit wenig los. Um genau zu sein.. nichts. Keiner war da. Seufzend sah sich Aurea um und bemerkte, dass die Tische und die Theke ein wenig schmierig zu sein schienen. Sie suchte sich also einen sauberen Lappen in der Theke und machte sich eifrig daran, all die schmuddeligen Oberflächen mit sauberem Wasser zu polieren. Es war das aufregendste, das sie seit Tagen erlebt hatte. Unbewusst lächelte die junge Frau sogar während ihrer Tätigkeit.
“Du!”
Aurea erschrank fürchterlich. Sie sog schnappartig Luft sein, nahm verteidigend ihre Arme vor ihre Brust, als wolle sie sich vor Schlägen schützen. Panisch blickte sie zur Geräuschquelle und entdeckte diese Frau, diese hochrangige Magierin mit dem grünen Haar. Sie hielt ihr.. ein Huhn entgegen. Augenblicklich atmete Aurea auf und versuchte, den Schreck aus ihrem Gesicht zu vertreiben. Sie kann heilen, ja. Aber warum? Und dann machte es Klick. Diese Frau wollte, dass Aurea das Huhn heilte. „Äh, ja!“, antwortete sie sofort entschlossen. Und dann lächelte sie freudestrahlend: „Ja, ich kann heilen!“, wiederholte sie sich vor Freude, dass es hier eine Seele gab, welche das Leben eines Huhns schätzte und schützte. Das war schön.. und es beruhigte Aurea.
Als die Dhakalis auf das Huhn zuging, begann dieses gleich wieder mit den Kratzversuchen. „Ich weiß.. du hast Angst..“, sprach Aurea beruhigend auf das arme Geschöpf ein, ehe sie lächelnd zu Eohl blickte. „Würdest du es auf dem Tisch absetzen und weiterhin gut festhalten?“, bat sie freundlich. So war es für die frisch gebackene Heilerin einfacher, das Tierchen zu untersuchen. Es dauerte nicht lange, da war Aurea auch schon fündig geworden. „In deinem Flügel steckt ja ein Nagel“, stellte sie überrascht fest. „Armes Geschöpf, das war bestimmt kein Unfall“, redete sie einfach weiter mit dem Huhn, denn Aurea hatte nicht mehr viele Gesprächspartner. Dann konzentrierte sie ihr Mana in ihre Hände und wandte den Zauber Cleanse, womit es ihr gelang, den Nagel vorsichtig aus dem Flügel zu nehmen, ohne weitere Schäden zu verursachen. Außerdem wurde die Wunde von jeglichem Schmutz befreit. Doch damit nicht genug, ein weiteres Mal konzentrierte Aurea ihr Mana und schloss die Wunde des süßen Huhns mit Hilfe des Zaubers Healing Aid. Es dauerte eine Minute, doch dann war es geschafft. „Jetzt sollte es besser sein!“, freute sich Aurea mit dem Huhn, ehe sie glücklich zu Eohl aufblickte. „Danke, dass du es hergebracht hast!“ Und das meinte sie auch so, schließlich hätte das Huhn an der Wundinfektion sonst sterben können. Es wäre ein Jammer gewesen, schließlich war jedes Leben kostbar. Doch als Aurea die Grünhaarige so ansah, bemerkte sie, dass auch sie mitgenommen aussah. Ihr Lächeln schwand, während sich Sorge in ihrem Gesicht breit machte: „Du bist ja auch verwundet. Soll ich auch dir helfen?“ Der Fleck an ihrer Stirn sah aus wie eine frische Brandwunde, allgemein sah die Frau etwas abgekämpft aus.
Manavorrat:
Manavorrat (40/60)
Zauber:
Healing Aid TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 20 pro Minute MAX. REICHWEITE: Berührung SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2, Geschicklichkeit Level 2 BESCHREIBUNG: Dies ist wohl die grundlegendste Form der Magie und zeigt auf, wie man leichte Wunden, Schrammen und Schnitte versorgt. Wenn die die Hand auf die äußere Wunde gelegt wird und Mana hinzugefügt wird, beschleunigt sich der Selbstheilungsprozess der oberen Hautschichten, um so Wunden zu schließen oder leichte Blutungen zu stoppen. Bis der Prozess abgeschlossen ist, kann gut und gerne eine Minute vergehen.
Cleanse TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 20 pro Minute MAX. REICHWEITE: Berührung SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Geschicklichkeit Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Diese Technik ist ein unersetzbares Hilfsmittel bei der Behandlung kleinerer Unfälle. Wo man normalerweise umständlich mit einer Pinzette hantieren müsste, um Splitter, Steinchen, Stacheln oder anderen Schmutz aus Wunden oder der Haut zu lösen, legt der Magier seine Hände auf die Wunde und aktiviert sein Mana, wodurch die Fremdkörper langsam aus der Haut gelöst werden. Nach etwa einer Minute, hat der Magier jegliche Verunreinigung aus einer Wunde gezogen. Der Zauber stellt nur eine Grundlage für weitere Behandlungen dar, weil die Verletzung an sich nicht behandelt wird.
Man konnte sehen, wie Eohls Gesicht sich aufhellte, als ihr Gegenüber bestätigte, dass sie eine Heilerin war. „Sehr gut, sehr gut!“, freute sich die Yihwa mit einem Nicken, ehe sie wieder hinab auf das Huhn in ihren Armen blickte. Sie kannte das Tier zwar erst seit ein paar Minuten, hatte nicht einmal einen Namen dafür und eigentlich gehörte es ihr auch gar nicht, sondern mit Sicherheit einem anderen Crusader hier in der Gilde, der vermutlich vorhatte, sein Leben zeitnah zu beenden, aber trotzdem scherte sie sich um das Wohlergehen der kleinen Henne. Sie spürte eine Verbindung mit dem Tierchen. Ein geteilter Wunsch zu fliegen, eine vergleichbare Leere mit gedämmter Hoffnung im Inneren ihrer Köpfe, und ein Wissen, dass sie beide schlussendlich nur einem Zweck dienten. Die Henne gackerte, Eohl kicherte. Eventuell war es Teil ihres Wahnsinns, dass sie sich mit einem einfachen Huhn so verbunden fühlte. Ungewöhnlich war es für die Yihwa allerdings nicht. „Natürlich“, bestätigte sie, als Aurea sie darum bat, das Huhn auf dem Tisch zu halten, und hielt es sicher, aber nicht zu fest. „Vielen Dank für deine Hilfe! Ich tue, was ich kann.“ Nie störte sich Eohl daran, wenn ein Mitglied niedrigeren Ranges ihr sagte, was sie zu tun hatte. Schlussendlich hatte jeder Magier von Royal Crusade seinen Wert und der Großteil war für den Lauf des Schicksals entscheidend. Davon abgesehen war Eohl in manchen Dingen wirklich, wirklich gut... aber in vielen überhaupt nicht. Heilen konnte sie nicht. Reparieren nicht, richten nicht, verbessern nicht. Eohl konnte beobachten und sie konnte zerstören. Von einem Akt der Wiederherstellung, wie Aurea ihn gerade vollzog, verstand sie nichts. Also war es nur logisch, die Silberhaarige das Steuer übernehmen zu lassen.
„Ah, das sieht viel besser aus!“, freute sich Eohl, als die Behandlung vollendet war, und strahlte ihr Gegenüber aus leuchtenden Augen an. „Natürlich habe ich sie gebracht! Ich will ja nicht, dass es ihr schlecht geht!“ Grundsätzlich hatte die Yihwa ja nichts dagegen, wenn ihre Gildenkameraden ihre Grausamkeit auslebten, aber sie ging dazwischen, wenn es um etwas ging, das ihr wichtig war. Wenn sich Auserwählte untereinander stritten, oder wenn einer von ihnen das Risiko einging, sein Leben zu verlieren. Oder eben bei einem ihrer geflügelten Seelenverwandten, wie jetzt. Schlussendlich war es der Yihwa lieber, die anderen Crusader ließen ihre Frustrationen an ihr aus. Das schadete niemandem. Insofern blickte die Assassine auch ziemlich überrascht drein, als die Dhakalis anbot, auch ihr zu helfen. „Hm? Warum solltest du?“ Komplett verständnislos starrte Eohl ihr Gegenüber an, ehe sie wieder ein Lächeln aufsetzte und den Kopf schüttelte. „Nicht doch. Ich fühle mich gut“, gab sie wahrheitsgemäß zurück, ehe sie langsam das Huhn wieder auf dem Tisch absetzte und losließ. Nun, wo es keine Schmerzen mehr hatte, wirkte es ein gutes Stück ruhiger, auch wenn es immer noch irritiert gackerte und gelegentlich mit den Flügeln schlug. Ein paar Sekunden lang beobachtete Eohl das unschuldige Tier, ehe ihre Augen sich wieder hoben und jene von Aurelia trafen, diese so kühl gefärbten und doch so warmen Spiegel ihrer Seele. Nachdenklich starrte sie die Jüngere an, schien mehr oder weniger durch sie hindurch zu starren, ehe sie den Kopf leicht schief legte. „Wir kennen uns kaum“, stellte Eohl fest und trat einen Schritt dichter an Aurea heran, nur wenige Zentimeter von ihr entfernt, um umso tiefer in ihre Augen blicken zu können. Sie suchte das wahre Ich, das sich darin verbarg. „... Das müssen wir ändern“, meinte die Yihwa schlussendlich nach ein paar langen Sekunden und blinzelte ein paar Mal, bis wieder ein fröhlicher Gesichtsausdruck auf ihrer Miene auftauchte. „Hii, ich bin Eohl! Eohl Yihwa! Und wie heißt du?“
Der erste Eindruck, den die Grünhaarige machte, war überraschend positiv. Es imponierte Aurea durchaus, dass diese Magierin so besorgt um das Huhn war. Das sprach für ein gutes Herz und Nächstenliebe, wenn man ein Lebewesen so sehr zu schützen vermag. Und auch, dass die Fremde so offen für die Zusammenarbeit war, stimmte Aurea positiv. Es war in der Hierarchie bereits vorgekommen, dass die Weißhaarige ziemlich angepflaumt wurde, da sie ein höherrangiges Mitglied um etwas gebeten hatte. Aber diese Frau schien freundlich gestimmt zu sein, das war schön. Natürlich war Aurea dennoch auch der Hut, aber zumindest war es nicht unangenehm, mit der Grünhaarigen in einem Raum zu sein. Lächelnd nahm sie die Worte ihrer Gegenüber zur Kenntnis und beteuerte: „Ich möchte auch nicht, dass es der Henne schlecht geht“
Doch dann schien sich Aurea zu weit aus dem Fenster gelehnt zu haben. Gerade, als sie Eohl anbot, sich auch ihre Verletzungen anzusehen, reagierte die Fremde eigenartig. Aurea spürte die Verständnislosigkeit, welche ihr für dieses freundliche Angebot entgegenschlug. Verunsichert hob sie ihre filigrane Hand, einer der Fingerknöchel berührte sanft ihr Kinn. Hatte sie nun einen Fehler gemacht? „B-bitte verzeih“, brachte sie unter Mühe leise hervor, da lächelte die Grünhaarige plötzlich wieder freundlich und meinte, dass sie sich ja gut fühle. Kaum merklich atmete Aurea erleichtert aus, ganz langsam senkten sich die angespannten Schultern und die Hand ebenfalls. Automatisch lächelte auch sie wieder sanft. Darauf folgte ein stiller Augenblick, in welchen beide Damen das liebenswerte Huhn beobachteten. Ob es diesem Wesen bewusst war, dass die beiden Menschen ihm geholfen hatten? Aurea wollte es gerne glauben. Als die Dhakalis jedoch bemerkte, dass sie beobachtet, ja regelrecht durchbohrt wurde, blickte sie fragend zur Magierin auf. Es war eigenartig, so angestarrt zu werden. Aurea lächelte natürlich unberührt, doch in Wirklichkeit fühlte sie sich wie erstarrt.
Sie kannten einander kaum? Richtig, aber.. Ihr gesamter Körper spannte ich an, als die Grünhaarige ihr so nah kam. Normalerweise wäre Aurea einen Schritt zurückgetreten, doch sie konnte nicht. Zu groß war die Angst, erneut einen komischen Augenblick auszulösen, wie vorhin, als sie fragte, ob auch sie Heilung brauchte. Die Sekunden fühlten sich an wie Stunden, bis die Fremde blinzelte, wieder lächelte und sich schließlich als Eohl Yihwa vorstellte. Sie wollte das ändern? Sie wollte Aurea kennenlernen? Die junge Frau war nicht sicher, ob das eine gute Idee wäre. Während sie Eohl anlächelte, kamen ihr sofort ein paar Gedanken in den Kopf. Eohl Yihwa war eine S-Rang Magierin, so wie ihr Vater. Angeblich sei sie irre. Und eine Person, welche problemlos tötet. Während Aurea sanft lächelte, schlug ihr Herz vor Angst gegen ihre Brust. „Ich heiße Aurea Dhakalis“, hörte sie sich selbst sagen. Es fühlte sich so an, als würde der Rest nun einfach automatisch ablaufen. Die Heilerin ließ sich nichts anmerken, doch bekam sie gerade Panik. Was nun? In diesem Moment flatterte das Huhn wieder mit seinen Flügeln. Das Lächeln der jungen Frau wurde sogar noch breiter, doch die Augen drohten, feucht zu werden. Jetzt nicht die Fassung verlieren. Tief durchatmen. Es half. „Glaubst du, das Huhn möchte lieber wieder nach draußen?“, hörte sie weiterhin ihre eigene, freundliche Stimme, welche mit Eohl sprach. „Wir können es ja gemeinsam ins Freie bringen, wenn du möchtest?“, unterbreitete sie der Grünhaarigen ein Angebot, bekam aber im nächsten Moment Angst, erneut eine komische Frage gestellt zu haben. Wenn diese Eohl wirklich irre war, dann könnte es für Aurea schwierig werden, die richtigen Worte zu finden..
Ein bisschen verwirrend war Aurea ja schon. Eohl freute sich sehr, dass sie ihr mit dem Hühnchen half, aber warum bat sie um Verzeihung, als die Yihwa ablehnte, ihre Heilung auch für sich selbst zu beanspruchen? Leicht verwirrt legte sie den Kopf schief, ließ den Moment aber verstreichen. Sie hatte weder Bedarf für Entschuldigungen, noch Interesse daran. Wichtig war doch, dass sie auf einer Seite standen, und gerade ihre gemeinsame Sorge um das unschuldige Tier neben ihnen, das sie in einem ruhigen Moment betrachteten, schien sie zusammenzuschweißen. Aber das hob nur umso mehr hervor, dass sie, obwohl sie sich schon jetzt so nahe standen – zumindest, wenn man Eohl fragte – sich gegenseitig kaum kannten, nicht einmal wussten, wie die jeweils andere hieß. Glücklicherweise ließ sich das schnell ändern. Geflissentlich hatte die Yihwa ihrem Gegenüber jede Form von Distanz oder Privatsphäre genommen und alle Illusionen zerstört, dass sie eines dieser zwei Dinge eventuell respektierte, und Momente später stellte sich ihr Gegenüber auch schon vor.
„Hallo, Aurea Dhakalis! Ich freue mich!“, antwortete Eohl mit einer kurzen Verbeugung und hob dann ihre Hand vor ihren Mund, um in ein Kichern auszubrechen. Diese Art Höflichkeit fand sie immer amüsant, vor Allem, wenn so eindeutig war, dass sie das nicht brauchte. Schließlich waren sie und die Silberhaarige jetzt praktisch schon richtig, richtig gute Freunde! „Hmm... ich weiß nicht, ob es eine gute Idee wäre, das Huhn nach draußen zu bringen“, meinte sie nachdenklich und kippte ihren Kopf zur linken Seite. „Da draußen ist es richtig, richtig kalt... Ich weiß nicht, ob der Schnee gut für sie ist. Würdest du gern im Schnee ausgesetzt werden, Aurea?“ Interessanterweise war das ein Problem, dass der Yihwa vor einem Jahr vermutlich gar nicht aufgefallen war. Bevor Thana ihr gezeigt hatte, wie schön Wärme eigentlich sein konnte und wie wichtig es war, sich in seinem eigenen Körper wohlzufühlen, wäre ihr der Gedanke überhaupt nicht gekommen, dass der kalte Schnee ihr oder jemand anderem Schaden konnte. Bei ihrer ersten Begegnung mit Ren hatte er sie sogar dabei erwischt, wie sie auf Anweisung ihrer anderen Gildenmitglieder so lange in der Kälte sitzen geblieben war, dass es sie fast umgebracht hätte – ein Fehler, den sie so heute nicht mehr machen würde, und ein Schicksal, das sie für die Henne sicher nicht wollte. „Hier bleiben kann sie aber auch nicht...“, murmelte Eohl nachdenklich und ließ ihren Kopf in den Nacken fallen, ehe er wieder nach oben zuckte. „Oh! Aber wir können bestimmt ein anderes Heim für sie finden, meinst du nicht, Aurea? Lass sie uns doch in die Stadt bringen und gucken, ob wir da jemanden finden!“ Schnell lehnte sie sich wieder nach vorne, ergriff die Hände ihres Gegenübers mit ihren eigenen und hob sie an, sodass Aurea die Wärme ihrer Haut spüren konnte, während die aufgeregten, orangen Augen der Yihwa hoffnungsvoll in ihre starrten. „Kommst du mit? Bitte, bitte?“, fragte sie, ihre Freude über den Gedanken mehr als offensichtlich. Sie befahl es Aurea nicht, ging nicht einfach davon aus, dass sie ihr folgen würde, und zerrte auch nicht an ihr. Nichts davon hätte zu Eohl gepasst, schließlich war ihr das Glück ihrer Gildenkameraden mit das Wichtigste. Nie würde sie auf die Idee kommen, einem von ihnen zu sagen, was er zu tun hatte, es sei denn, das war explizit ihre Aufgabe. Trotzdem hoffte sie, dass die Dhakalis an ihrer Seite bleiben und sich mit ihr um die süße Henne kümmern würde.
Diese Situation war für Aurea sehr schwer einzuschätzen. Einerseits folgte sie ihrem Verstand und war der Überzeugung, dass man es sich auf keinen Fall mit dieser Eohl verscherzen sollte. Andererseits wirkte sie gerade irgendwie sehr nett, regelrecht verspielt. Nicht wie jemand, der als S-Rang Magierin einer dunklen Gilde Angst und Schrecken verbreitete. Wie sie vor ihr stand und kicherte. Freute sich Eohl wirklich so sehr darüber, Aurea kennenzulernen? Die Dhakalis hatte ja keine Ahnung, dass sie aus Sicht der Grünhaarigen bereits richtig gute Freundinnen waren. Es wäre nicht so, als würde Aurea sich daran stören, allerdings fände sie es wahrscheinlich durchaus eigenartig. Aber es würde ein erstes Puzzleteil sein, warum Eohl in der Gilde den Ruf hatte, ein wenig.. irre zu sein. Vorerst würde Aurea aber weiterhin ihrer Linie treu bleiben und versuchen, die Grünhaarige unter keinen Umständen irgendwie zu reizen. Wer weiß, vielleicht war sie ja auch gar nicht so böse? Schwer zu sagen.
Der nächste Supergau folgte. Aurea würde doch niemals ein Huhn im Schnee aussetzen.. Natürlich hatte sie einen kleinen Laufstall im Sinn gehabt, welcher sich im Freien befand. Unterstellte Eohl ihr nun Kaltherzigkeit? Welch Ironie! Verunsichert über die Situation ging Aurea einen halben Schritt zurück, um ein wenig Abstand zwischen sich und die hochrangige Magierin zu bringen, welche so nah bei ihr stand. „Oh.. nicht doch.. Ich möchte auch nicht in der Kälte ausgesetzt werden. Ich hatte einen Hühnerstall im Sinn.. der im Freien steht“, erklärte Aurea sich zögerlich und im selben Moment hatte sie das Gefühl, eine sehr eigenartige Unterhaltung zu führen. Sie wusste auch nicht, aber es fühlte sich kurzzeitig an, als spreche sie mit einem Kind. War das nicht absurd? Immerhin war eines für beide Parteien eines klar: Hier konnte das Huhn nicht bleiben, denn weiterhin war Aurea der Überzeugung, dass dieses Tierchen sich nicht über einen Unfall den Nagel in den Flügel gerammt hatte. Kein Tier hatte es verdient, unter solchen Menschen zu leiden. Nachdenklich und mit aufrichtigem Mitgefühl blickte die junge Frau mit dem silberweißen Haar auf die Henne herab, welche sich neugierig im Raum umsah. Eohl hatte unterdessen die Idee, das Tierchen in die Stadt zu bringen, um jemanden zu finden, welcher sich um es kümmern würde. Aurea nickte nur gedankenverloren, als sie plötzlich spürte, wie Eohl ihre Hände in die eigenen nahm und sie anhob. Die junge Frau erschrak fürchterlich, zuckte zusammen und holte einmal schnappartig Luft, während sie mit geweiteten Augen in die orangen Pupillen ihres Gegenübers sah. Eohl lächelte, sie selbst entspannte sich schnell und legte das übliche, sanfte Lächeln auf. Dann löste sie ihre verkrampften Hände, sodass sie sich sacht ebenfalls auf Eohls Hände legten, wenngleich es ihr etwas Unbehagen bescherte. „Ich komme gerne mit, ja. Zusammen finden wir bestimmt ein gemütliches Heim für das Huhn“, versicherte Aurea ihr lächelnd und versuchte zumindest, ihre Hände ohne jeglichen Nachdruck zu befreien, wenn es ihr denn gelingen würde.
So verließen die beiden Damen den Weinkeller, in welchen Aurea zuvor sauber machen wollte. Mit der süßen Henne ausgestattet marschierten sie gemeinsam durch das Ruinenversteck, welches nun Aureas Heimat darstellte. Diese Situation war weiterhin ein wenig undurchsichtig für die Dhakalis, weswegen sie nun versuchen würde, ein wenig mehr Klarheit in die Sache bringen. Es wäre sicherlich hilfreich, wenn sie Eohl ein bisschen besser einschätzen könnte. „Ich finde es wirklich schön, dass du dich so um das Huhn kümmerst. Du bist ein sehr netter Mensch“, begann Aurea also den Versuch, ihr Gegenüber kennen- und einschätzen zu lernen. „Möchtest du ihr einen Namen geben? Oder magst du so etwas nicht?“, fragte Aurea fröhlich und blickte lächelnd zum Huhn, welches wohl noch nicht so ganz wusste, was es von der Sache halten sollte.
Eohl konnte ja nicht ahnen, wie viele Gedanken sich Aurea über ihre Worte machen. Deutlich mehr als sie selbst, ohne Zweifel. Tatsächlich kam sich die Yihwa ziemlich clever dafür vor, dass sie daran dachte, wie schlecht es wäre, ein Huhn draußen in der Kälte auszusetzen. Ob es hier in der Nähe einen Hühnerstall gab, bezweifelte sie allerdings auch. Es würde vermutlich auch nicht dabei helfen, diese Ruine als Versteck geheim zu halten, wenn man draußen lebende Tiere in irgendwelchen Anlagen hielt. Sowas war dann doch ein Indiz dafür, dass hier vielleicht Menschen lebten. Insofern war es vermutlich besser, einfach zu gucken, ob sie die Henne in Crystalline abgeben konnten. Wenn sie da nichts fanden, wäre die Yihwa auch bereit, durch den Wald in Richtung Oak Town zu gehen, auch wenn das eine Weile dauern würde. Schlussendlich war ihre Zeit nicht so wichtig wie das Wohlergehen dieses Hühnchens. „Danke, dass du mitkommst! Du bist die beste, Aurea!“, freute sich die Yihwa ehrlich und reagierte überhaupt nicht darauf, als die Jüngere ihre Hände wieder zurückzog. Weder hielt Eohl sie fest, noch schien sie die Geste überhaupt zu registrieren. Vorsichtig nahm sie das Tier wieder in ihre Arme, ehe sie Aurea zunickte. „In Ordnung! Lass uns gehen!“ Man konnte eine gewisse Freude deutlich in ihrem Gesicht ablesen, die sie schon bei den ersten Schritten des Ganges mit dem fröhlichen Singsang „Aus-flug, Aus-flug“ untermauerte. Dafür, dass sie gleich raus in die Kälte gehen würden, hatte sich die Stimmung der Yihwa ganz schön aufgewärmt. Die lieben Worte ihrer Begleiterin entlockten ihr nur ein umso fröhlicheres Kichern. „Ehehee... Sie hält mich für nett...“, sprach sie vor sich hin, ihren Kopf heiter von Seite zu Seite neigend. „Du bist auch voll lieb, Aurea! Ich bin glücklich, dass du mit mir befreundet sein magst, hehe!“ Ehrlich wie immer freute sich die Yihwa über die Aufmerksamkeit der Auserwählten. In letzter Zeit war sie ja leider dazu gezwungen, an den neuen Mitgliedern der Gilde ihre Zweifel zu haben, nach dem, was mit Christoff passiert war, aber die Dhakalis wirkte wie eine wirklich gute und zuverlässige Seele. Wie jemand, der sie nicht einfach so hintergehen würde. Insofern war Eohl sehr gern bereit, sie in den Rängen der Auserwählten zu sehen, zu denen alle loyalen Crusader gehörten. Ein überraschtes Blinzeln gewann das Silberhaar ihr dann aber doch noch ab. „Einen... Namen...?“ Wie zuvor sah die Yihwa ihre Partnerin aus leeren, verständnislosen Augen an, ehe sie sich nach einigen Sekunden wieder sammelte und zumindest im Ansatz verstand, was von ihr gewollt war. „Ah, ein Name! Wenn du das möchtest, gerne!“, nickte sie aufgeregt und blickte hinab auf das weiße Tierchen. Was für ein Name wohl passend wäre für ein so liebes Huhn wie dieses? „Hen...ne...?“, murmelte sie nachdenklich. Wirklich viel kam ihr nicht in den Kopf. Hennohl war noch kurz ihn ihren Gedanken aufgeblitzt, aber das war eigentlich ein echt guter Spitzname, den sollte sie lieber nicht aussprechen, bevor sie ihn brauchte. Für das Huhn war auch Henne gut. „Wie klingt Henne? Findest du Henne gut?“, fragte sie Aurea, Stolz in ihren Augen. Die Grünhaarige war echt froh darüber, dass sie sich einen Namen hatte ausdenken können.
Als die beiden über die Schwelle der Ruine traten, löste Eohl ein Hand von der Henne und ergriff damit ihren roten Umhang, um ihn ein wenig um ihren Oberkörper und damit auch um das Tier zu ziehen. „Hier, damit wird dir wärmer“, meinte sie liebevoll, ehe sie ihren Blick wieder hob, um sich der Dhakalis zu widmen. „Wir sind noch nicht fertig mit kennenlernen! Ich weiß zu wenig von dir!“, stellte sie klar, ihr Lächeln nicht einen Moment weichend. „Du bist noch nicht so lange hier bei uns, richtig? Magst du mir sagen, wieso du dich Royal Crusade angeschlossen hast?“ Das war eine ziemlich persönliche Frage, aber diese Art Rücksichtnahme kannte Eohl kaum. Schlussendlich hatte jedes Mitglied seine eigenen Gründe, hier zu sein. Manche waren mehr, andere weniger edel, aber das war in Ordnung. Schlussendlich arbeiteten sie schließlich alle zusammen an einer besseren Zukunft. „Ich bin sicher, jemand wie du hat ein richtig ehrenhaftes Ziel, hehe! Vielleicht kann Eohl dich ja dabei unterstützen...“
Diese aufrichtige Freude darüber, dass Aurea Eohl begleiten würde, ging nicht spurlos an der Dhakalis vorbei. Unweigerlich musste die Hellhaarige lächeln. Aber nicht das erlernte Lächeln, sondern eines von Herzen. Zugegeben, rein äußerlich gab es dabei keinen Unterschied bei Aurea. Aber sie spürte den Unterschied deutlich und das verwirrte sie. Ausgerechnet die S-Rang Magierin, die angeblich irre sein sollte, löste diese Wärme in Aurea aus. Es war einfach schön, wenigstens für einen kurzen Moment das Gefühl von Herzlichkeit zu spüren. Ihr halbes Leben war das eine Selbstverständlichkeit zwischenmenschlicher Kommunikation gewesen, doch seit einigen Monaten fühlte Aurea sich von einer ungeahnten Kälte umgeben. Doch auch wenn man es annehmen könnte, so handelte es sich bei der jungen Frau nicht um eine naive Person. Eohl Yihwa war eine S-Rang Magierin der dunklen Gilde Royal Crusade, das durfte Aurea niemals vergessen. Und doch kam sie nicht ohnehin, die gefährliche Assassine lächelnd dabei zu beobachten, wie sie nebenher über den Ausflug sang. Sie war wirklich eigenartig.
Befreundet? So sah Eohl das also. Das half Aurea durchaus, die Situation ein wenig einordnen zu können. Aber meinte sie das wirklich so? Aurea hatte Freunde in Crocus Town gehabt, sie weiß also, wie Freundschaften entstehen. Und innerhalb von zehn Minuten taten sie das nicht. Aber bei Eohl tickten wohl nicht nur die Uhren anders. Doch wenngleich das verurteilend klang, so dachte die Dhakalis nicht, dass die Grünhaarige irre war. Es war nicht schön, einen Menschen so zu betiteln. „Und für mich ist es schön, ein anderes Mitglied näher kennenzulernen“, erwiderte Aurea mit dem üblichen, sanften Lächeln. So reagierte sie oft. Die Heilerin war keine Schauspielerin, welche jederzeit Masken aufsetzen und auf Kommando lügen konnte. Nein, Aurea wich aus. Wann immer sie nicht wusste, was sie sagen sollte, wich sie gekonnt aus. Sie wand sich aus unangenehmen Situationen, so gut es ging.
Leere, verständnislose Augen sahen in die hellen, graublauen Augen der Heilerin. Einen Augenblick lang befürchtete Aurea, dass sie erneut einen Fehler gemacht hatte. War sie zu weichherzig? Verpönte Eohl es, einem anderen Wesen einen Namen zu geben? Doch dem war nicht so, anscheinend wusste die Grünhaarige einfach vorerst nichts damit anzufangen. Im nächsten Augenblick aber war es an Aurea, verständnislos dreinzublicken. Aber nur ganz kurz. Henne? Sie selbst dachte an übliche Namen wie Gackerliese oder Flattermarie. Aber Henne? Das ließ tief blicken. „Henne passt hervorragend zu einem Huhn wie diesem“, bestätigte Aurea das kichernd, da sie das tatschlich auch amüsant fand. Und dann bemerkte sie es. Die Begeisterung in den orangen Augen. War sie stolz darauf, auf diesen Namen gekommen zu sein? Aber das konnte doch nicht sein.. Wer war Eohl Yihwa? Dann auch noch diese liebevolle Geste, als sie ihren Mantel um das Huhn legte, damit es draußen nicht fror..
Und dann änderte sich alles. Nicht fertig mit kennenlernen. Eohl wusste zu wenig über sie? Schlagartig begann Aureas Herz wieder zu rasen, ihr wurde trotz der kalten Temperaturen ganz heiß. Die Hände in ihren Manteltaschen verkrampften sich, während Aurea lächelnd zu Eohl sah. Warum sie sich angeschlossen hatte? War das ein Test? Hatte ihr Vater sie geschickt? Lügen könnte Aurea nicht, das war nie überzeugend. Unmerklich atmete die Hellhaarige durch. „Mein Vater Adrius Dhakalis hat mich dazu berufen, nun der Gilde ebenfalls beizutreten. So, wie auch mein Bruder Curio es bis vor kurzem getan hat. Es ist die Aufgabe meiner Familie, Royal Crusade loyal und treu ergeben zu dienen“, beantwortete Aurea derart nervös die Frage von Eohl, dass ihre Lippen dabei sogar leicht zittern. Ein Glück, dass sie es auf die Kälte schieben konnte. Aurea wusste nicht, ob Eohl die Namen kannte. Adrius wohl eher, ihren kürzlich verstorbenen Bruder Curio vielleicht. Sie hoffte inständig, dass der S-Rang Magierin diese Antwort genügte. Es war keine Lüge, so viel stand fest.
Ein ehrenhaftes Ziel? Nun, die Flucht zählte bestimmt nicht dazu. Aber auch hier wusste Aurea zu antworten. Es gelang ihr sogar, wieder das bekannte, sanfte Lächeln zu zeigen. „Bedauerlicherweise bin ich keine Magierin, die sich für den offensiven Kampf eignet. Denkst du, es ist auch ein ehrenhaftes Ziel, wenn man die anderen Mitglieder, welche für die Gilde kämpfen, heilt? Ich denke, dass das meine Aufgabe ist. Darin bin ich gut“ Es war durchaus die Taktik von Aurea, die Sache mit dem ehrenhaften Ziel an Eohl zurückzuspielen. Somit könnte die Dhakalis herausfinden, mit welcher Antwort die Grünhaarige zufrieden wäre. Danach war es an ihr, Eohl noch mehr kennenzulernen. „Du hingegen bist schon lange ein Mitglied von Royal Crusade, habe ich recht? Warum hast du dich der Gilde angeschlossen?“
„Hervorragend...! Sie hat hervorragend gesagt!“, rief Eohl ungläubig aus, ehe sich ein breites Lächeln auf ihre Lippen zauberte. „Hervorragend! Ein hervorragender Name! Ja!“ Sie nickte, sehr froh darüber, dass eine Auserwählte ihre Namenswahl gestützt hatte. Hätte sie nicht gerade ein Huhn in ihren Armen, hätte die Yihwa vermutlich in die Hände geklatscht. So musste sie sich damit beschränken, ihre Freude in ihrer Stimme auszudrücken. Liebevoll blickte sie hinunter auf das Tier. „Naa, Henne? Der Name gefällt dir, nicht wahr? Hehe!“ Was für Aurea viel Anspannung und Sorge enthielt, war für Eohl nicht mehr als ein sehr positiv gestimmter Ausflug zweier Freundinnen, die sich zur genau richtigen Zeit gefunden hatten. Nur, dass Freundinnen sich vermutlich ein bisschen besser kannten, aber das ließ sich ja ändern. Ein Gespräch eignete sich da immer am Besten! Die Wünsche, Ziele und Träume einer Person sagten viel über sie aus. Aufmerksam hörte sie zu, nickte, während Aurea sprach. „Ah, es macht Sinn, dass du Adrius Tochter bist“, bestätigte sie, jetzt wo sie die Nachnamen miteinander in Verbindung gebracht hatte. „Er ist ein toller Mann. Intelligent und zuverlässig. Es ist mir eine Ehre, den gleichen Rang wie er zu tragen... oh!“ Erkenntnis leuchtete in Eohls Augen auf und sie senkte ihren Kopf. „Das mit deinem Bruder tut mir leid. Es ist immer traurig, einen der Unseren zu verlieren.“ Eigentlich brauchten sie jeden Auserwählten, vor Allem jene, die sich so treu der Gilde verschworen hatten. Eohl schätzte jeden einzelnen von ihnen tief, und es versetzte ihrem kalten Herzen immer einen Stich, wenn einer davon verloren ging – auf die eine oder andere Weise. Immerhin hatte er bis zum Ende auf der Seite der Gilde gestanden. Das war viel wert.
„Nicht jeder muss kämpfen. Ich bin auch keine Kämpferin“, versicherte Eohl mit sanfter Stimme, als Aurea ihre Sorgen äußerte. „Es ist echt wichtig, jemanden zu haben, der sich um dich kümmern kann, wenn etwas passiert! Mir geht es richtig, richtig schlecht, wenn ich verletzt werde, weißt du? Da würde ich mich freuen, wenn du dich um mich kümmerst, Aurea!“ Das war eine tolle Aufgabe, die die Jüngere da für sich gefunden hatte! Eohl freute es, auch wenn es einen unangenehmen Nachgeschmack auf ihrer Zunge hinterließ. Wieso, das wusste sie auf Anhieb nicht. Eventuell, weil es klang, als wäre die Dhakalis nur für ihre Familie hier. Dabei war es doch wichtig, seine eigenen Gründe zu haben! „Ich bin hier, weil mir die Zukunft wichtig ist“, erklärte Eohl und legte den Kopf ein wenig in den Nacken, um hoch in den grauen Himmel zu blicken. „Weißt du... wenn die Dinge in Fiore so bleiben, wie sie jetzt sind, dann werden ganz schlimme Sachen passieren. Viele Menschen werden sterben. Ich auch. Fiore wird es so wie jetzt nicht mehr geben, und wir alle verlieren das, was uns wichtig ist. Das gefällt mir nicht.“ Ob Aurea schon davon gehört hatte, dass Eohl an das Schicksal und Visionen aus der Zukunft glaubte? Ein Geheimnis war es nicht, aber wohl auch nichts, worüber dauernd gesprochen wurde. Eher nannte man sie eine Verrückte. Das tat ihrer Überzeugung allerdings keinen Abbruch. „Aber Royal Crusade kann das ändern! Die Auserwählten können dafür sorgen, dass wir eine bessere Zukunft erreichen! Ein starkes Fiore, das nicht gegen Feinde von außen fallen wird und in dem Menschen leben können, deren Schicksal sonst der Tod wäre. Menschen wie ich.“ Zufrieden sah Eohl wieder zu ihrer Begleiterin, Für jemanden, der gerade über seinen eigenen Tod sprach, war sie schockierend ruhig, wirkte geradezu friedlich. „Deswegen diene ich Royal Crusade als Werkzeug. Ich erfülle meine Rolle, bis die Gilde ihre Ziele erreicht hat und uns allen eine bessere Zukunft bevorsteht. Und wenn wir dann in einer besseren Welt leben... dann wird es Zeit, meinen eigenen Weg zu gehen.“
Eohl freute sich so sehr über das Kompliment von Aurea, was den Namen Henne für das Huhn betraf, dass einem warm ums Herz werden konnte. Die Dhakalis suchte wirklich nach Hinweisen in Eohls Gesicht, in ihrer Mimik und in der Tonlage, welche darauf hindeuteten, dass sie diese Freude nur heuchelte. Aber sie fand nichts dergleichen. Was war Eohl für eine Person? Sie wirkte über alle Maßen kindlich, verhielt sich dabei zeitgleich auch eigenartig. Aber freundlich. Und voller Fürsorge für ein Geschöpf, welches andere mit einer erschreckenden Abgeklärtheit als Nutztier behandelten.
Es war nicht verwunderlich, dass Eohl Adrius kannte. Während Aurea dankend nickte und sanft wie immer lächelte, als die Grünhaarige ihren Vater mit solch netten Worten beschrieb, sah es innerlich anders aus. Aurea fand nicht, dass ihr Vater ein guter Mensch war. Manchmal erwischte sie sich dabei, wie sie sogar so etwas wie Verachtung für ihn empfand. Doch das wollte sie eigentlich nicht.. er war letztendlich ihr Vater. Dass Eohl aber auch Curio kannte, welcher im Rang niedriger gestanden hatte, wunderte Aurea dann schon. Dies war ein Ausdruck, welchen man ihr sogar ansehen konnte. Das Mitgefühl der Assassine kam unerwartet, doch es war nett. Curio. Ihr großer Bruder. Die junge Frau biss die Zähne zusammen, während sie ihre Augen mit Tränen füllten. Sein Tod war noch nicht lange her und die Trauer saß noch immer tief. Obwohl Aurea wusste, dass Curio sich in den letzten Jahren bewusst von ihr abgewandt hatte, so hatten sie auch schöne Jahre der kurzen gemeinsamen Kindheit gehabt. Stille Tränen liefen über ihre Wangen, welche sie schleunigst mit ihrem seidenen Stofftaschentuch trocknete. „Entschuldige, ich verliere noch immer schnell die Fassung wenn es um seinen Tod geht“, erklärte sie sich schnell, während sie sich eine weitere Träne trocknete. „Es ist sehr traurig, ja..“
Aufmerksam lauschte Aurea den Worten ihrer heutigen Gefährtin, welche plötzlich eine andere Facette zeigte. Sie klang aufbauend und sanft, nicht so sonderbar kindlich. Es tat gut zu hören, dass die Hellhaarige auch als Heilerin akzeptiert werden würde. Nur so war es erträglich, der Gilde Royal Crusade ihre Dienste zu erweisen. Andere zu verletzen, auszubeuten oder deren leibliches und seelisches Wohl wissentlich in Gefahr zu bringen würde Aurea nicht ertragen. Sie war keine Person für die Offensive. Das übliche sanfte Lächeln wurde aufmerksamer, breiter. „Natürlich werde ich mich um dich kümmern, Eohl! Sei es eine kleine Wunde oder eine schlimme Verletzung, ich werde mein Bestes geben!“, versicherte Aurea ihr aufrichtig, denn das würde sie tun. Jeden würde sie heilen, vielleicht sogar ihren Vater. Noch war die Magierin ziemlich unnütz, doch eines Tages könnte sie vielleicht Leben retten.
Dann war es an der Grünhaarigen, ihre Beweggründe zu erläutern. Nachdenklich ließ sich die Dhakalis ihre Worte durch den Kopf gehen. Wovon sprach Eohl nur? Als eine Person, welche friedlich in Fiore gelebt hatte und Vertrauen in die Obrigkeiten und die Wahrung des Friedens durch die Rune Knights hatte, konnte Aurea Eohls Ängste nicht verstehen. Aber das war einer der Gedanken, welcher unter Verschluss bleiben müsste. Ein Ausdruck von Sorge lag in Aureas Gesicht, als die Yihwa von ihren düsteren Prophezeiungen sprach. Feinde von Außen? Vielleicht war Aurea auch zu naiv, um an so etwas zu glauben. Oder es machte ihr zu viel Angst? „Du hast recht, es klingt angsteinflößend und schrecklich. Dieser Lauf der Zeit wäre wahrlich eine Katastrophe“, erwiderte sie in großer Sorge. Ja, Aurea mochte keine gute Lügnerin sein, aber sie konnte verdammt gut spiegeln, verbalisieren und vor allem ausweichen. Sie wusste, wie man Antworten gab, welche alles ausdrückten und doch nichts.
„Und hast du bereits Ideen oder Träume, wohin dich dein eigener Weg führen wird, wenn wir in einer besseren Welt leben?“, fragte Aurea gespannt lächelnd, denn diese Antwort würde ihr wirklich helfen, Eohl ein wenig besser kennenzulernen. Die Stadt war unterdessen nicht mehr weit, man konnte bereits das rege Treiben und die Marktschreier hören. Fröhlich wandte sich Aurea plötzlich dem Huhn in Eohls Armen zu: „Na, Henne? Freust du dich schon auf dein neues Zuhause?“
“Danke dir! Leute wie du sind eine große Hilfe, Aurea”, freute sich Eohl, als die Jüngere ihr versicherte, dass sie ihr als Heilerin zur Seite stehen würde, wenn es notwendig war. Die Yihwa vermied im Allgemeinen den direkten Kampf, aber trotzdem gab es Situationen, in denen sie verletzt würde - vor Allem, wenn sie versuchte, eines ihrer Gildenmitglieder zu beschützen. Wie ein Spiegel war sie zerbrechlich, niemand, der viel einstecken könnte. Insofern wurden ihr solche Wunden schnell gefährlich. “Es gibt leider ganz viele Leute, die nicht zu den normalen Ärzten können… Hier bei den Crusadern, aber auch sonst. Nicht nur Leute wie ich. Auch jene, die in der Gesellschaft des Königshauses keinen Platz haben. Kein Geld, kein Heim, keine Freiheit. Sie finden schnell die Wege abseits dem, was den Runenrittern schmeichelt, doch dann hilft ihnen erst Recht niemand mehr. Wir haben ein paar wenige Ärzte, die sich um jene kümmern, die im Untergrund leben. Ich kann mir vorstellen, dass so eine Rolle auch dich erfüllen würde, Aurea.” Ein gutes Herz hatte die Silberhaarige schließlich. Musste sie auch, sonst wäre sie ja wohl kaum bei Royal Crusade! Dass sie an sich zweifelte, war für Eohl unverständlich. Eine Auserwählte hatte nichts zu fürchten, hatte sich keine Sorgen zu machen. Sie konnte das Leben wählen, das sie wollte - solange es eines war, das Royal Crusade nicht den Rücken zuwandte. Gerne wollte die Yihwa ihr helfen, hier ihre Erfüllung zu finden, denn eines hatte sie bemerkt: Wenn Aurea darüber sprach, wieso sie bei der Gilde war, dann sprach sie nicht über sich.
Sie sprach über ihren Vater.
Eohl verspürte Mitgefühl wegen Aureas Verlust. Das Gefühl, ihre Schwester nicht mehr an ihrer Seite zu haben, brannte auch in ihrer Seele, obwohl sie schon ein gutes Stück länger damit leben musste. Aber gleichzeitig fürchtete sie auch Aureas schwachen Antrieb. Eohl selbst brannte für ihre Gilde, war zu hundert Prozent überzeugt von dem Weg, den sie - wenn auch nur begrenzt freiwillig - eingeschlagen hatte. Mit Passion berichtete sie von der Zukunft, die sie gesehen hatte, und was es für die Menschen Fiores bedeutete. Was es für sie selbst bedeutete. Aureas ausweichende Worte nahm sie auf als Zustimmung in allen Belangen, was ihr wieder Feuer in den Augen tanzen ließ, während sie die Jüngere begeistert anstrahlte. Sie hatte doch gewusst, dass die Dhakalis ein gutes Mädchen war, auf das sie sich verlassen könnte. “Ja, nicht wahr? Es wäre furchtbar, richtig?”, rief die Yihwa aus, große Freude in ihrer Stimme, passend zu ihrem breiten Lächeln. “Ich bin so froh, dass du mich verstehst, Aurea! Alle Crusader haben große Herzen, aber nicht jeder versteht meine Visionen. E-ein paar von ihnen halten mich glatt für irre, e-ehehee…” Aber Aurea war nicht so. Aurea wusste genau, was Eohl fühlte, das spürte die Grünhaarige einfach! Vermutlich, weil sie sich so ähnlich waren! Sie waren ja praktisch die gleiche Person, mit ihren guten Herzen und ihrem Blick in die Zukunft. “Es ist, als würde ich in einen Spiegel sehen… hehe!” Ja, da hatte die Jüngere Eohl wirklich eine Freude gemacht. Auch die Frage danach, was denn ihre Pläne nach ihrer Zusammenarbeit mit Royal Crusade waren, nickte Eohl fröhlich ab. “Oh ja, ich weiß genau, was ich mache”, kicherte sie fröhlich und streichelte dabei dem etwas aufgeregten Huhn in ihren Armen das kleine Köpfchen. Das schien ihren kleinen Ausbruch eben nicht sehr zu schätzen. “Wenn meine Rolle hier in Fiore erfüllt ist… dann gehe ich wieder zurück in meine Heimat. Und da lebe ich dann ein schönes Leben mit den Menschen, die mir wichtig sind, hehe!”
Es klang nach einem relativ simplen Traum, davon ging Eohl auch aus. Wäre es wohl auch, wenn das Alles wäre. Wenn Eohl nicht aus dem Land vertrieben worden wäre, mitsamt ihrer Familie. Wenn sie nicht so viel ihrer Vergangenheit verloren hätte. Wenn sie nicht Menschen kennen gelernt hätte, die in ihrem Schicksal nie vorgesehen gewesen waren. Wenn es nicht die große Zukunft gäbe, die der Spiegel ihr gezeigt hatte. Aber über all das musste sich Aurea keine Gedanken machen. Dass Eohl zurück in ihre Heimat wollte, um dort glücklich zu werden, das war kein Geheimnis. Und das Bild, so simpel es auch wirken mochte, war am Ende wirklich schön…
Aurea war wohl zeitlebens zu behütet aufgewachsen, um ein Bewusstsein dafür zu haben, dass nicht alle Menschen medizinische Hilfe bekommen könnten, wenn sie diese brauchten. Ihr Vater hatte stets dafür gesorgt, dass die Familie - vor allem zu der Zeit, als ihre Mutter schwer krank war - erstklassig medizinisch versorgt wurde. Es war wohl einfach für ihn, weil er viel Geld verdient hatte. Sah man von den zwielichtigen Wegen ab, wie er an sein Vermögen gekommen war, so war Adrius stets aufopfernd für seine Familie da gewesen. Er liebte seine Frau Ateia und seinen Sohn Curio. Und Aurea wusste, dass er sie auch einst geliebt hatte. Doch heute liebt er nur noch Royal Crusade. Selbst in all den Jahren, in welchen Aurea bei ihrem Onkel aufgewachsen war, konnte sie immer zu einem Arzt gehen. Aber es stimmte wohl, arme Menschen litten mehr, als nur Hunger. Die Worte Eohls stimmten Aurea nachdenklich, doch suchte sie zugleich nach einer alternativen Lösung. Wäre es gesellschaftlich denn nicht möglich, ein System zu etablieren, in welchem alle zum Arzt gehen konnten? Egal ob arm oder reich? Aber auf legalem Weg, ohne die Welt ins Chaos zu stürzen. Und bis es so weit wäre, sollte Aurea all die Verbrecher heilen. Das war nicht das, wozu sie sich berufen fühlte. Aber sie hatte keine Wahl, wenn sie das Leben ihrer geliebten Mutter wahren wollte. Sanft lächelnd entgegnete sie nur: „Ja.. ich denke, dass das auch meine Rolle ist. Es ist das, was ich tun werde“
Die Unterhaltung mit Eohl wurde immer unangenehmer. Nicht, weil Eohl eine eigenartige Person war, sondern weil sie Aurea aufrichtig zu mögen schien und sich so sehr über ihr Verständnis freute. Die Hellhaarige wollte doch niemanden so enttäuschen.. Doch im Moment täuschte sie die Grünhaarige. Ein schlechtes Gewissen belastete Aurea, als sie beobachtete, wie sehr sich Eohl über ihre Worte gefreut hatte. Über ihre nichtssagenden, ausweichenden Worte. Doch Aurea konnte nicht aufhören. Sie musste weitermachen und durfte nicht schwach werden! Und so blieb sie sich selbst treu und ließ Eohl jedoch erstmals wirklich aufrichtige Worte hören: „Oh.. nein, Eohl. Du bist nicht irre, lass dich nicht verunsichern. Du stehst für deine Überzeugungen ein und willst den Menschen, die dir etwas bedeuten, vor dieser schrecklichen Entwicklung retten. Das ist nicht irre, das ist sehr nett und mutig“, sprach sie ihr gut zu und meinte es auch so. Natürlich könnte man ihre Visionen nun hinterfragen, aber darum ging es nun nicht. Aber ein wenig erschrak Aurea schon, als ihre Begleitung indirekt meinte, sie seien gleich.
„Du wirst gehen?“, fragte Aurea sichtlich überrascht. Eohl kämpfte einen Kampf in Fiore, nur um dann zu gehen? In ihre Heimat. Die junge Frau mit dem hellen, silberweißen Haar verzichtete auf die Frage, wo genau diese Heimat war. „Aber wirst du Fiore nicht vermissen, wenn du so viel für das Land tust?“, fragte sie aufrichtig interessiert. Ja, Eohl war interessant. Undurchschaubar, vielleicht unberechenbar. Und so liebenswert. So sonderbar. Distanzlos. Aufopferungsvoll. Henne wurde immer unruhiger, je länger der Weg in die Stadt dauerte, doch schließlich hatten die beiden Damen den Stadtrand erreicht. An diesem sollte die Suche auch beginnen, schließlich hoffen sie auf ein schönes Zuhause für Henne. Auf dem Markt würde sie schneller als Suppenhuhn enden, als Eohl und Aurea sich von ihr verabschiedet hätten. „Da hinten ist ein Bauernhof. Sollen wir dort nachfragen, ob sie Hühner halten? Vielleicht hätten die Leute ja noch Platz für Henne“, schlug Aurea lächelnd vor, wenngleich sie erneut merkte, dass sich Unbehagen in ihr breit machte. War ihr Vorschlag okay? Oder würde sie Eohl damit irgendwie auf den Schlips treten?
Anders als Eohl trat Aurea ihrer Rolle nicht mit sonderlich viel Passion entgegen. Ob es einfach in ihrer Natur lag, immer so leise und sanft zu sein? Eohl konnte auch still sein, sehr still sogar, aber nicht, wenn sie glücklich war. In der Hinsicht unterschieden die beiden sich wohl. „Ich bin froh, dass du deine Rolle gefunden hast!“ Über ihren eigenen Platz sprach Eohl dann natürlich auch. Ihre Motivation, ihre Zukunft. Aurea unterstützte sie, bestärkte sie darin, dass ihre Visionen und ihre Herangehensweise die richtigen waren. Auch die Dhakalis war offensichtlich überzeugt davon, dass die Zukunft, die Fiore erwarten konnte, mehr als Grund genug war, die Ziele Royal Crusades zu verteidigen – mit allen Opfern, die es forderte. In der Hinsicht waren die beiden offensichtlich auf einer Wellenlänge. „... Vermissen?“ Verwundert legte Eohl den Kopf schief, als ihre Begleiterin eine doch recht seltsame Frage stellte. Ob sie Fiore vermissen würde? „Warum sollte ich?“ Gab es denn etwas, das Eohl an dieses Land band? Wenn ja, dann versteckte es sich wohl in all den Erinnerungen, die sie nicht mehr hatte... aber zu behaupten, dass das die gleiche Eohl gewesen wäre, war gewagt. Einzig Royal Crusade war ein Hoffnungsschimmer in diesem Reich voller fehlgeleiteter Gutmenschen. Was mochte sie hier? Das Wasser, die Schwerter, die Hitze und Kälte, die Vögel und Hühner, die Paprika. All das würde sie auch in ihrer Heimat finden, an der ihr Herz und ihre Zukunft hingen. „Hier bin ich nur ein Werkzeug. Wenn meine Rolle erfüllt ist, hält mich nichts mehr. Dann ist es Zeit für Eohl, frei zu sein“, nickte sie, strahlte Aurea aber fröhlich an. „Aber keine Sorge! In der Zukunft, die ich gesehen habe, sind meine Heimat und Fiore Freunde! Dann können wir uns jederzeit sehen, also nicht traurig sein, ja?“
An der Grenze zu Crystalline Town hielt Eohl kurz inne, als Aurea sie ansprach. Sie nickte. „Oh, du hast Recht! Ein Bauernhof ist eine tolle Idee!“, meinte sie und streckte ihre Arme aus, um ihrer jungen Begleiterin das Huhn hinzuhalten. „Magst du Henne kurz nehmen? Ich müsste da etwas machen, bevor wir hingehen...“ Kaum hatte Eohl die Hände wieder frei, griff sie auch schon in eine ihrer Taschen und zog ein paar kleine Spiegelfragmente hervor, die sie mit sich getragen hatte. Kurz blickte sie diese durch, ehe sie eines davon antippte. Über ihrer Hand tauchte plötzlich ein großes, braunes Stück Stoff auf, ein Umhang, den sie sich um die Schultern zog. Damit war ihr Oberkörper komplett verdeckt, und als sie die Kapuze aufsetzte, verschwanden auch ihre grünen Haare darunter. Nachdem sie die Spiegel wieder weggesteckt hatte, zog sie den Stoff noch etwas tiefer in ihr Gesicht, verbarg ihre Augen auf, ein sanftes Lächeln auf den Lippen. „Soo ist es besser. Ich muss aufpassen, wer mich sieht, weißt du“, kicherte Eohl und klopfte sich stolz auf die Brust. „Ich weiß nicht, ob du es schon gehört hast, aber ich bin eine gesuchte Verbrecherin! Wenn die merken, dass ich das bin, nehmen sie Henne bestimmt nicht auf. Kommst du?“ Nun, da Eohl ihre Hände wieder frei hatte, hakte sie eine davon bei Aureas linkem Arm ein, um an der Seite ihrer Freundin weiter zu gehen. Die freute sich bestimmt, wenn sie nah beieinander blieben. Schließlich hatte die Dhakalis gerade erst ihren Platz gefunden. Eine Freundin an ihrer Seite zu haben, der sie vertrauen konnte, würde sie sicher beruhigen...
Eohl war ein Buch mit sieben Siegeln. Eine Unterhaltung mit ihr glich einem Würfelspiel. Für jemanden wie Aurea bedeutete das ein Mienenfeld. Sie hatte erneut geglaubt, Eohl eine normale Frage gestellt zu haben! Doch diese reagierte so unerwartet verwundert, ja verwirrt. Aber warum? Die Frage, ob sie Fiore nicht vermissen würde, war doch legitim? Innerlich seufzte Aurea auf. Das war wirklich nicht einfach, aber das änderte nichts daran, dass sie irgendwie Sympathie für die Grünhaarige empfand. Doch das würde nicht ihre Vorsicht gegenüber ihr als Mitglied von Royal Crusade schmälern. Eohl betrachtete sich als Werkzeug, welches eigentlich nicht hierher gehörte, aber immerhin einen Zweck erfüllte. Zurück in die Heimat.. wo das wohl war? Diesmal würde Aurea lieber nicht mehr nachfragen. Die Assassine zeigte schnell wieder ihre liebenswerte Seite und tröstete die Dhakalis damit, dass sie sich weiterhin sehen könnten - denn ihre Heimatländer würden Freunde sein. Ohne näher darauf einzugehen, lächelte Aurea erleichtert, denn die Stimmung entspannte sich wieder. „Dann ist es gut! Ich dachte, dir würden vielleicht die Menschen in Fiore fehlen, die du gern hast. Aber unter diesen Umständen gibt es wohl keinen Grund, etwas zu vermissen. Und schon gar nicht, traurig zu sein“, lachte sie leicht auf und lächelte Eohl glücklich an. Schon eigenartig, es war nicht einmal unecht.
„Natürlich“, erwiderte die Hellhaarige sogleich und nahm Henne entgegen, damit Eohl eben tun konnte, was sie zu tun hatte. Und dann fiel es Aurea wieder ein. All die Gründe, warum sie Eohl und die anderen Mitglieder von Royal Crusade mied. Sie alle waren gesuchte Schwerverbrecher, brandgefährliche, kaltherzige Menschen. Deswegen musste sich die Grünhaarige verhüllen - Aurea hingegen nicht. Dabei fühlte sie sich beinahe schlecht dabei, sich so frei neben der Assassine zu bewegen. Wäre es nicht besser, sie würde sich ebenfalls verhüllen? Nein. Es war nicht nötig. Jetzt nicht in Panik verfallen. Gebannt beobachtete die Dhakalis ihre Begleitung dabei, wie sie mit Hilfe ihrer Spiegelfragmente einen Umhang herbeiholte. So ganz verstand Aurea das nicht, aber sie beließ es dabei. Henne wand sich unterdessen in den Armen der Hellhaarigen, welche unbewusst fester zugedrückt hatte. Schnell ließ sie locker und entschuldigte sich gedanklich bei dem Huhn.
Ja, Eohl musste aufpassen, wer sie sieht. Aber klang sie gerade wirklich stolz, weil sie eine gesuchte Verbrecherin war? Aurea lächelte anerkennend, doch innerlich war sie schockiert darüber. Das war wahrlich nichts, worauf man stolz sein sollte. „Ich habe davon gehört, schließlich bist du sehr bekannt in der Gilde“, entgegnete Aurea lächelnd und hoffte inständig, nicht wieder schlafende Hunde geweckt zu haben. Lieber schnell vom Thema ablenken. „Dann sind wir wohl bereit, unser Glück zu versuchen. Ich hoffe, sie werden sich liebevoll um Henne kümmern“, tat Aurea ihren Wunsch kund und lächelte das Huhn an. Auf dem Hof befand sich eine alte Frau, welche gerade vor der Haustür fegte. Sie staunte nicht schlecht, als sie die Besucher erkannte, klammerte sich im ersten Moment misstrauisch an ihren Besenstil. Doch als sie das Huhn bemerkte, schien sie sich zu beruhigen. War ihr etwa eines entlaufen? Nein, dieses Tierchen kannte sie nicht. „Guten Tag, gnädige Frau. Wir haben dieses entlaufene Huhn gefunden und suchen ein neues Zuhause für es. Haben Sie einen Hühnerstall?“, fragte Aurea freundlich lächelnd. Im ersten Moment musterte die Alte Eohl misstrauisch. Na, sie würde sich lieber mit der Netten unterhalten. „Ja, wir haben Legehennen. Die Süßen haben genug Platz und Auslauf. Ist es denn gesund?“, fragte die Bäuerin. Legehennen, das klang gut! Es wäre nicht schön, würden sie Henne gleich schlachten wollen. „Zumindest macht es einen sehr gesunden Eindruck“, meinte Aurea. Ob es Krankheiten hatte, wusste sie natürlich nicht, aber sie ging nicht davon aus. „Hm!“, machte die Alte nur und musterte Henne misstrauisch.
„B-bekannt? Findest du echt, ich bin bekannt?“ Überrascht sah Eohl Aurea an, während sich ein helles Rot auf ihre dunklen Wangen legte, begleitet von einem zittrigen, aber glücklichen Lächeln. Aufgeregt legte sie sich die Hände ans Gesicht, schüttelte leicht den Kopf. „Aha... ahaha... K-kennen mich... die anderen Crusader wirklich? Ist das... ist das nicht zu schön? Zu schön für die Wahrheit?“ Wie ein Traum, der wahr wurde. Es hatte viel Mühe gekostet, sich einen Namen innerhalb der Gilde zu machen. Einen, der nicht furchtbar war. Es kam immer noch oft genug vor, dass andere Mitglieder sie als nichts anderes als Dreck behandelten. Das hatte sie wohl verdient, für die Vergangenheit, an die sie sich nicht erinnerte, und für ihre Natur, die ihr aufgezwungen worden war. Schlussendlich konnte sie auch das genießen, solange sie nur in der Nähe ihrer geliebten Auserwählten bleiben konnte. Trotzdem wärmte es ihr Herz zu wissen, dass manche Mitglieder ihren Namen mit positiven Dingen in Verbindung brachten. „Wie lieb von ihnen... Sie sind alle viel zu lieb zu mir... ehehee...“
Ihre Freude ein wenig in den Hintergrund stellend, fokussierte Eohl darauf, der alten Bäuerin mit einem sanften Lächeln unter ihren größtenteils verdeckten Augen zu begegnen. Das Sprechen überließ sie erst einmal Aurea, die schnell auf den Punkt brachte, worum es ihnen ging. Die beiden Crusaderinnen wollten ein Huhn unterbringen, und so, wie es aussah, war die einzige Frage, die offen blieb, ob Henne gesund war oder nicht. „Lässt sich das irgendwie herausfinden?“, fragte die Yihwa neugierig, legte den Kopf leicht schief, und die alte Dame nickte nach kurzem Zögern. „Zu einem Tierarzt müsstet ihr sie bringen, der soll sie sich mal anschauen“, meinte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. „Oder... hm. Ihr habt Glück. In ein paar Tagen kommt einer vorbei, um sich unsere Schweine anzusehen. Kommt dann noch einmal wieder, dann kann sie gleich mit getestet werden.“ „Ah...“ Nachdenklich senkte Eohl den Kopf. Zwar bedeutete das, dass sie einen Platz hatten, an dem Henne bleiben konnte... aber wo sollte sie denn die paar Tage verbringen? Draußen in der Kälte ging nicht, drinnen bei Royal Crusade ging nicht. Mit nach Hause nehmen konnte Eohl das Huhn erst recht nicht. Thana war im Allgemeinen kein großer Freund von Haustieren, und die Yihwa hatte nicht vor, die Wünsche ihrer Mitbewohnerin zu missachten. „Entschuldigung, aber... wir können sie nicht wirklich zuhause behalten. Unser, ähm, Vermieter kann nicht gut mit Tieren“, erklärte sie, log ganz selbstverständlich, während ihr Daumen und Zeigefinger mit dem Zipfel ihrer Kapuze spielten. „Gibt es vielleicht einen Weg, Henne hier zu lassen, bis der Arzt kommt? Ich glaube, hier geht es ihr besser, als wenn wir sie wieder mitnehmen würden. Bitte, zeigen Sie Ihr Herz!“ „Hm!“ Etwas mürrisch wirkte die alte Dame schon, als sie das, was sie von Eohls Gesicht sehen konnte, mit ihren kleinen Augen eindringlich studierte. Schlussendlich seufzte sie allerdings. „Nun gut. Ich kann das arme Ding nicht leiden sehen“, meinte sie, schüttelte kurz den Kopf, ehe sie sich wieder an Aurea wandte. „Wenn es nicht anders geht, dann her mit ihr. Ich habe noch einen kleinen Käfig abseits der Stallungen. Lange kann man ein Huhn da nicht halten, aber für die paar Tage bis wir wissen, dass es gesund ist, wird es schon passen.“ Sie hob die Hände, um Henne entgegen zu nehmen, und Eohls Augen leuchteten auf. Fröhlich hopste sie einen Schritt zurück, während sie ihre rechte Hand hob.
„Moment, Moment“, rief Eohl aufgeregt und ließ über ihrer Hand ein kleines, rechteckiges Spiegelfragment entstehen, das sie dann vor sich hielt. Die alte Bäuerin, Aurea und Henne spiegelten sich allesamt darin, während die Yihwa dahinter grinste. „Ich will ein Bild von dem Moment einfangen, in dem du sie übergibst, Aurea!“, erklärte die Assassine und kicherte. „Schließlich will ich dich und Henne niemals vergessen, hehe!“
Reflection Frost TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 20 MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber kann der Anwender entweder ein viereckiges Spiegelfragment erschaffen oder einen bereits bestehenden Spiegel verwenden. Die Reflektion, die der entsprechende Spiegel beim Einsatz des Zaubers zeigt, wird dabei eingefroren und lässt sich von diesem Moment an nie wieder verändern. Somit kann man das aktuell gezeigte Bild für die Ewigkeit festhalten. Die entsprechende Oberfläche zählt nicht länger als Spiegel und kann nicht weiter von Infinity Mirror beeinflusst werden.
Der Fluss der Zeit... brennt alle Hoffnung nieder... That odd woman... | Cracked Mirror, Awaken!
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Aurea
Anmeldedatum : 20.12.22 Anzahl der Beiträge : 710 Ort : Crystalline Town
Da war schon wieder so ein Moment. Aurea hatte das nebenher erwähnt, dass Eohl in der Gilde berühmt war - nichts ahnend, was diese Aussage mit der Yihwa anstellte. Sie freute sich so sehr.. war so verlegen und glücklich. Aurea konnte nicht anders, als diese Begeisterung in ihrem Gesichtsausdruck zu teilen. Was tat sie hier eigentlich? Das war dich nichts, worauf man stolz sein sollte. Ein berühmtes Mitglied einer dunklen Gilde zu sein hieß, dass man ein schrecklicher Verbrecher war. Und doch wirkte sie so unschuldig. Es war zum Haare raufen. Aber die Dhakalis würde in ihrer Rolle standhaft bleiben. „Ich kann natürlich nicht für alle sprechen, aber ich glaube durchaus, dass du sehr bekannt in der Gilde bist. Ich zumindest konnte dich gleich zuordnen“ Und als Aurea Eohl zugeordnet hatte, war ihr erstmals das Blut in den Andern gefroren.
Die Vermittlung der süßen Henne war gar nicht so einfach und selbstverständlich, wie Aurea geglaubt hatte. Ein Huhn war kostbar, hatte sie gedacht, jeder würde sich freuen, eines geschenkt zu bekommen. Doch stattdessen war die alte Bäuerin etwas skeptisch und erkundigte sich über den Gesundheitszustand von Henne. Im Nachhinein verstand Aurea das natürlich, schließlich wollte man sich kein krankes Tier zu den anderen ins Gehege setzen. Aber der Tierarzt käme erst in ein paar Tagen wieder.. Beide Magierinnen senkten den Blick. Wohin mit Henne in der Zeit? Aurea wollte nicht, dass sie erneut von diesen kaltherzigen Magiern drangsaliert wurde. Auch Eohl schien das Problem erkannt zu haben und sprach nun davon, dass der Vermieter der beiden leider keine Tiere duldete. Sehr gut! Der zweite Part, in welchem die Grünhaarige darum bat, dass die Bäuerin doch ein Herz zeigen sollte, hätte dann auch von Aurea kommen können. Und dann die erleichternde Antwort der Alten: Sie würde Henne schon heute nehmen! Natürlich war ein kleiner Käfig nicht ideal, aber es wäre ja nur eine Übergangslösung. „Oh! Habt vielen Dank! Das ist wundervoll!“, freute sich Aurea und wollte ihr bereits das Huhn reichen, doch Eohl stoppte. Nanu?
Während die Dhakalis über das niedliche Verhalten ihrer Gildenkollegin kichern musste, stemmte die Bäuerin die Hände in die Hüften. „Ich bin aber dann auch auf der Scherbe! Mich wirst du auch niemals vergessen! Das ist sehr nett, was ich für euch tue!“, beschwerte sie sich, doch man merkte, dass auch sie tatsächlich ein wenig Spaß machte. „Also gut. Bereit? Dann werde ich Henne nun offiziell an Euch übergeben!“, kündigte Aurea gut gelaunt an und legte das Huhn endlich in die Arme der Bäuerin. War es eigentlich wirklich so lustig, wenn man zu den Personen gehörte, die Eohl Yihwa niemals vergessen wollte?
Ehe sich die beiden Magierinnen versahen, machten sie sich bereits auf den Weg zurück zur Gilde. Das war wohl der vergnüglichste Tag in Crystalline Town, welchen Aurea je seit ihrem Beitritt bei Royal Crusade erlebt hatte. „Vielleicht komme ich in ein paar Tagen noch einmal her und sehe nach Henne“, meinte Aurea. Es war nicht so, dass sie der Bäuerin misstraute, aber es wäre sicherlich auch nett zu sehen, ob es dem Huhn auch tatsächlich gut ging. „Solltest du nicht mitkommen können, werde ich es dir natürlich berichten!“, versicherte Aurea Eohl lächelnd.
„Natürlich kommen sie mit auf das Bild! Das geht doch sonst nicht, haha!“, lachte Eohl amüsiert, ehe sie der Bäuerin ein breites Lächeln schenkte. „Ich bin Ihnen sehr dankbar! Da halte ich Ihre gute Tat gern für immer fest.“ Die etwas grimmigere alte Frau schien so langsam doch eine gewisse Wärme gegenüber den zwei Crusaderinnen zu zeigen. Sie konnte wohl das Gute in ihnen sehen. Neben ihr wirkten auch Aurea und Henne ganz begeistert, während Eohl den Spiegel bereit machte. „Uuund... hepp!“ Ihr Zeigefinger senkte sich hinab, tippte auf den Rand des Spiegels, sodass sich von dort aus Wellen über die Oberfläche zogen, bis das Bild darunter eingefroren war. Zufrieden betrachtete Eohl ihr Werk, sah sich an, wie eine fröhliche Henne von den Händen Aureas in die ihrer neuen Besitzerin überging, beide lächelnd. „Es ist wirklich schön geworden, schaut mal!“ Aufgeregt hopste Eohl hinüber zu den beiden anderen, zeigte ihnen das Bild, lachte noch einen Moment mit ihnen, ehe es Zeit war, sich von Henne zu verabschieden. Sanft streichelte Eohl ihr das kleine Köpfchen. „Es war schön, dich kennen zu lernen, Henne“, kicherte sie fröhlich und zwinkerte dem Tier zu. „Ich komm dich ganz oft besuchen, in Ordnung?“
Natürlich hatte Eohl nicht vor, das alleine zu tun. Sie war ja nicht alleine für das Tier verantwortlich, auch Aurea hatte ein Interesse daran, nach Henne zu sehen, wie sie berichtete, während die beiden sich wieder auf den Weg machten. Aufgeregt ergriff die Yihwa wieder die Hand ihrer Freundin. „Aber natürlich komme ich mit! Machst du Witze?“, strahlte sie Aurea breit lächelt an, blickte ihr in die Augen. „Und überhaupt! In ein paar Tagen ist noch so weit weg! Bis dahin haben wir bestimmt noch ganz viele andere Sachen gemacht, ehehe!“ Fröhlich kichernd ließ Eohl wieder hoch und tänzelte ein wenig um Aurea herum, ehe sie ihre Arme ausstreckte und ihre Füße beim Gehen je direkt voreinander setzte, einer vor den anderen, ihre Aufmerksamkeitsspanne kurz wie eh und je. „Wir sind doch jetzt Freunde, nicht? Du und ich, Aurea? Dann müssen wir auch Sachen machen, die Freunde so machen! Lesen und Schwimmen gehen und Trainieren und Eis essen und sowas! Du musst nie wieder einen Tag allein sein, hehe! Und ich auch nicht!“ Einsamkeit war eine grausame Sache. So, wie Eohl es vorhin aus Aureas Worten herausgehört hatte, war sie in Royal Crusade noch nicht so richtig angekommen. Außerdem vermisste sie ihren Bruder, den sie verloren hatte. Wer war denn für sie da, wenn sie sich nicht traute, jemanden zu finden? Die Antwort war eigentlich ganz einfach. Eohl Yihwa freute sich immer, wenn eine Auserwählte ihr Gesellschaft leistete, und wenn sie ihr dabei auch einen Gefallen tun konnte, dann sprach doch gar nichts dagegen! Glücklich strahlte sie Aurea an. „Was sagst du? Was möchtest du denn morgen machen, hmm?“
Lächelnd betrachtete Aurea das Foto, welches viel mehr ein festgefrorenes Abbild der Szenerie auf einer Scherbe war. Es war etwas eigenartig, sich mit einem Huhn und einer Fremden ablichten zu lassen, aber für die geduldige Aurea in Ordnung. Eohl freute sich darüber und ihr machte es nichts aus. Dann war es an der Zeit, sich von Henne zu verabschieden. Es war schon eigenartig, dass man zu diesem Tierchen eine Bindung aufbaute, obwohl man es nur wenige Stunden kannte. Aber so war Aurea nun einmal und sie hoffte, dass die Bäuerin Wort hielt. Es wäre schön, wenn es Henne hier gut gehen würde und sie mit den anderen Hühnern den lieben langen Tag vor sich hin picken und gackern könnte. „Leb wohl, Henne! Lass es dir hier gut gehen!“, verabschiedete sich schließlich auch Aurea, woraufhin die beiden Magierinnen den Hof der Alten wieder verließen.
Eohl war sehr enthusiastisch und ergriff wieder die Hand von Aurea, um die gemeinsame Zeit zu planen. Es war ein befremdliches Gefühl. Einerseits war es okay, wenn die liebenswerte Eohl ihre Hand hielt. Andererseits wusste Aurea nicht, wie viele Menschen durch diese Hand bereits ums Leben gekommen waren. Doch sie blieb wie immer ruhig und lächelte die Grünhaarige sanft an. Sie lächelte selbst dann noch, als sie innerlich darüber stolperte, dass Eohl anscheinend nun jeden Tag an Aureas Seite sein wollte. Natürlich war das auch für die Assassine unrealistisch (oder?), aber dennoch fühlte sich Aurea im ersten Moment ein wenig überrumpelt. „Ja? Woran dachtest du denn?“, fragte sie noch immer unberührt lächelnd. So könnte sie sich definitiv nicht aus der Affäre ziehen. Und allmählich verstand sie auch, warum Eohl solche Pläne machte. Sie betitelte ihre Beziehung als Freundschaft. Kurz wurden Aureas Augen größer, doch nur einen kleinen Augenblick. Dann lächelte sie wieder. Lesen? Schwimmen? Eis essen? ..Training? Nie wieder einen Tag allein. Das klang nicht schlecht, das musste Aurea zugeben. Denn wenn sie etwas war, dann einsam. Aber Eohl machte ihr zeitgleich Angst, es wäre nicht einfach. „Das klingt wirklich nach allerlei Dingen, die Freundinnen zusammen erleben!“, lachte sie leicht. Ausweichen war ihre Stärke. Aurea konnte sich winden wie ein Aal. Wüsste sie aber, dass Eohl ihr beistehen wollte, um den Tod ihres Bruders zu verarbeiten, dann sähe das wieder ganz anders aus. Sie würde erneut das Herz der Yihwa erkennen. Doch so war sie noch nicht sicher, wie sie das alles finden sollte.
„Morgen?“ Ach schon Morgen? Aurea dachte nach. „Für morgen habe ich noch keine Idee. Aber ich lese gerne. Oh, magst du Musik? Ich kann dir mein Instrument zeigen und dir etwas vorspielen. Natürlich nur, wenn du an so etwas Freude hast“, schlug die Dhakalis etwas verunsichert vor. Es wäre immerhin etwas, aber für Gegenvorschläge war Aurea offen. Schwimmen.. Eis essen. Das klang eigentlich nett..
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Seine Beute hatte Krallen. Und Zähne. Der Vampir hatte nicht mit größerer Gegenwehr als gewöhnlich gerechnet. Die Junkies, die sich in der Nähe des alten Bahnhofs herumtrieben, schienen mit den Drogen oft auch ihren Überlebensinstinkt verloren zu haben. Die kleine Frau mit den glasigen Augen stank nach der Flasche Rum, die sie in der Hand gehalten hatte, als Rhys sich ihr genähert hatte. Sie hatte die Flasche hinter ihrem Rücken versteckt und ihn angefaucht, sich zu verziehen. Er nahm an, dass seine Erscheinung sie verschreckte. Nicht die Sonnenbrille auf seiner Nase, die neue, nachdem Lady @Máirín seine alte mit der Nachtsichtfunktion nicht mit seinem Körper hinaus in den Schnee geworfen hatte. Vielmehr die schwarze ordentliche Hose und der blassblaue Mantel aus Seide, unter dem er seinen dicken, schwarzen Pullover versteckte. Die sauberen, dunklen Stiefel und die schwarzen Handschuhe. Er passte nicht an diesen heruntergekommenen Ort. Der Ärger in ihren Augen war zu Schreck geworden, als er die Betrunkene zurückdrängte und umdrehte. Eine Hand an ihrer Schulter hatte Rhys sie widerwillig festgehalten, von den Schatten in der schmalen Gasse, die vom Bahnhof wegführte, verborgen. Es war noch ein wenig zu früh für die Menschen, ihre warmen Häuser zu verlassen. Die Dämmerung ein flüsternde Versprechen in der gefrorenen Luft. Der Vampir hatte die letzten Wochen die Zeit, die er nicht gemalt hatte oder auf Aufträge gewesen war, damit verbracht, wieder etwas auf die Rippen zu bekommen. Es hatte Erfolg gezeigt, auch wenn er das Essen zum Großteil hinabwürgen musste. Im Gegensatz zu Blut schmeckte es nicht wirklich. Andererseits hatte er auch wirklich genug davon, so sehr davon abhängig zu sein, unfähig, seinen Bluthunger zu kontrollieren. Es war ihm bei drei seiner acht Blutdiener der letzten zwei Wochen gelungen, sich zu stoppen. Rhys stellte gerade erneut fest, dass kleine Personen wirklich schlechte Ziele waren – für seinen Nacken, als ihre kleinen Krallen sich in seinen Oberarm gruben. Der Vampir wich erschrocken über den plötzlichen Schmerz zurück, als sich die Frau in seinem Griff drehte und nach ihm schnappte. Sie schwankte, aber es gelang ihr, den Überraschten erneut mit den Krallen an ihren Händen zu treffen. Sie zog sie ihm quer über das Gesicht, über Augenbrauen, Wange und Kinn. Rhys Sonnenbrille fiel zu Boden, als sich sein eigenes Blut mit dem vermischte, das von ihrem auf seinen Lippen klebte. Ihr Losreißen hatte die Wunden an ihrem Hals aufgerissen und der … Sie grub die Krallen in seine Brust, durch seinen Mantel und stieß ihn zurück. Er spürte die Spitzen dank des Pullovers, gut, der zwei Pullover, kaum. Zwar trug er sie gegen die verfluchte Kälte der nächtlichen Crystalline Town Luft, aber im Moment war er ihnen darüber hinaus sehr dankbar. Und sauer, dass sein Mantel jetzt Risse hatte. Der Vampir hasste es vielleicht, aus Versehen jemanden zu töten, aber nicht, weil er ein Gewissen dazu hatte. Es nervte ihn nur, nicht die Kontrolle zu haben. Rhys packte ihre Handgelenke. „Dämlich.“ Er verdrehte sie. Etwas knackte, aber ob es wirklich gebrochen war, wusste er nicht. Die Frau schrie vor Schmerz auf, doch sein Arm dämpfte den Schrei. Rhys zögerte einen Augenblick, abgelenkt von dem Blut, so nah. So köstlich … nah. Warm. Mit einem verärgerten Knurren packte er ihren Kopf mit beiden Händen und senkte den Kopf. Er hatte nicht vor, aufzuhören.
Als Rhys später den Körper der Toten versteckt hatte und zurückkehrte, die Sonnenbrille in der Manteltasche, hatten die Kratzer in seinem Gesicht noch immer nicht aufgehört zu bluten. Es war nicht viel, aber es brannte, als er in den Teil des Gewölbes trat, dass mehr oder minder als Küche funktionierte. Er steuerte auf das Wasser zu, um sich das Blut vom Gesicht zu waschen, bevor jemand erwachte und vorbeikam.
Seit Aurea damit rechnen musste, dass Eohl sich problemlos, unbemerkt und leise Zugang zu ihrem Zimmer verschaffen konnte, schlief die junge Frau nicht mehr so gut. Der einzige Ort in diesen kalten, unheimlichen Ruinen, an welchem Aurea sich einigermaßen wohlgefühlt hatte, hatte den Schutz und den Hauch von Geborgenheit verloren. Es war nicht so, als würde sie sich vor Eohl fürchten, aber nicht umsonst war die eigentlich so liebenswerte Yihwa eine im ganzen Königreich gesuchte Schwerverbrecherin. In den frühen Morgenstunden hatte sich die Tochter des hochrangigen Adrius Dhakalis also nach draußen begeben, um sich die Beine ein wenig zu vertreten. Ab und an führte ihr Weg sie in den ehemaligen Weinkeller. Gerade um diese Uhrzeit war dort in aller Regel keine Menschenseele, weswegen Aurea sich die Langeweile dort vertrieb, indem sie dort ein wenig aufräumte, die klebrigen Tische säuberte und benutzte Gläser spülte. Die fleißige Heilerin hatte fast alles geschafft, nur noch ein letzter Tisch im dunklen Eck und sie würde sich eine neue Beschäftigung suchen müssen. Gerade hatte sie den Lappen auf die hölzerne Tischplatte gelegt, da betrat jemand unvermittelt den Raum.
Aurea erstarrte regelrecht, während ihre hellen, graublauen Augen dem Fremden folgten. Sie gab keinen Ton sich und stand einfach nur regungslos in der dunklen Ecke. Ihr Herz raste vor Schreck und Unbehagen. Sie kannte diesen Mann nicht. Er war groß, aber auch ziemlich hager. Besonders auffällig waren seine violetten, schulterlangen Haare. Als er gezielt zum Waschbecken gegangen war, erkannte sie sein markantes Gesicht. Umrahmt wurde es von zwei schwarzen Strähnen und ein leuchtendes, hellgrünes Augenpaar schien im düsteren Raum regelrecht hervorzustechen. Was sollte sie tun? Warten, bis er wieder ging? Doch was, wenn er sie bemerkte, wie sie klammheimlich im Dunkel stand und ihn beobachtete? Vielleicht wäre es doch besser, wenn Aurea sich bemerkbar machte..? Noch immer erstarrt beobachtete sie den Mann und bemerkte erstmals, dass sein Gesicht eindeutige Blutspuren zeigte. Es war zu düster im Raum, um die Verletzung eindeutig bestimmen zu können, doch schien er das Wasser nutzen zu wollen, um sich zu säubern. Wäre es ihre Aufgabe, ihm ihre Hilfe anzubieten? Aurea wusste es nicht.. aber es wäre wohl allemal besser, als sich hier zu verstecken. So fasste sich die junge Frau ein Herz und trat aus der dunklen Ecke.
„Entschuldige“, kam verunsichert und leise über die Lippen der Silberhaarigen, während sie sich zu erkennen gab und hervortrat. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, die aufgeregten hellen Augen musterten sein verschmiertes Gesicht. „Ich hatte nicht erwartet, zu dieser Tageszeit auf jemanden hier zu treffen“, erklärte sie ihre Anwesenheit, als sei dies Notwendig. So gesehen war sie schließlich zuerst hier gewesen. Verunsichert ging sie einen weiteren Schritt in den Raum in seine Richtung, hielt dann jedoch sogleich wieder inne. „Ich kann deine Verletzungen heilen. Es ist nur ein Angebot.. Anderenfalls werde ich natürlich gehen und dich allein lassen“
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Seine Finger waren kalt und blutverschmiert. Rhys hatte seinen rechten Handschuh auf dem Weg ausgezogen, um ihn nicht mit Blut zu verschmieren. Dadurch hatte sich die kalte frühmorgendliche Luft in seiner Haut verbissen. Er fuhr sich mit den Fingern über sein Gesicht, spürte die Kratzer, brennend. Allerdings waren nicht diese, was ihn wirklich ärgerte. Noch mehr war es die Tatsache, dass sein Mantel nun Risse hatte. Auch wenn er sich noch nicht so lange auf dem Weg zur Besserung befand, so war ihm seine Kleidung schon immer wichtig gewesen. Das diese jetzt nicht mehr perfekt war … Immerhin hatte die Schuldige den Preis dafür bezahlt und sein Magen war nun warm und voll. Er spürte schon jetzt, wie das Blut ihn von innen her mit neuer Energie füllte. Mit dem Essen zusammen hielt der Zustand auch länger an, eine sehr erfreuliche Folge dessen, wie er Suppen, Brei und besseres Essen hinabwürgte. Passend betrat er den alten Weinkeller. Was Rhys wirklich überraschte war, dass er Lady @Máirín hier noch nie getroffen hatte. Allgemein lief er ihr selten hier über den Weg. Ob er sich darüber aber beschweren sollte oder sich freute, er war sich dem nicht so sicher. Vieles, was die Rothaarige betraf, war verwirrend, auch wenn Rhys seine Zeit genützt hatte, über sie nachzudenken. Und über das, warum sie gehandelt hatte wie sie es tat. Was er mit seinen Vermutungen und Ideen aber anstellen wollte war ein anderes Thema. Der Vampir hatte beinah die Spüle erreicht und zog auch den zweiten Handschuh aus, um ihn in die Tasche zu stecken. Als von hier ihm eine Stimme erklang, blieb er stocksteif stehen. Jahre als Diener brachten ihn instinktiv dazu, sich mit gesenktem Kinn umzudrehen, den Blick zu Boden gerichtet, als hätte man ihn ertappte. Dann erinnerte er sich daran, dass er Diener gewesen war. Man hatte ihn mit dem Tod bestraft und damit mehr als deutlich gekündigt. Rhys konnte diese Tat vollkommen nachvollziehen, er hätte auch jeden anderen, der Raoul versuchte hätte umzubringen, getötet. Doch geschehen war geschehen und der Vampir war kein Diener mehr, auch wenn es seltsam war, den Blick zu heben. Schwer. Er kniff die Augen zusammen und sah die kleine, hellhaarige Frau an, die ihn angesprochen hatte. Sie klang noch unsicherer als er es gewesen war. Ihre Stimme war nicht sonderlich laut, als sie auf ihn zutrat. „Das ist ein öffentlicher Raum. I-.“ Er stockte, zögerte. Musterte die junge Frau und versuchte sie einzuschätzen. Im Gegensatz zu der Daeva wirkte sie nicht gerade so, als würde sie den Raum mit ihrem Dasein einnehmen. Es war für Rhys nicht immer einfach die Rangordnung herauszufinden, auf die er sich sein ganzen Leben lang verlassen hatte. Eine Treppe, auf der ein jeder seinen Platz gehabt hatte, wo es keine Verwirrungen gab. Doch hier und jetzt lag es an dem Vampir selbst, die Entscheidung zu treffen. „Du hast jedes Recht, dich hier aufzuhalten.“ Das Du kam ihm etwas stockend über die Lippen, aber nachdem sie ihre Dienste angeboten hatte, nahm er an, dass es angemessen war. Rhys hob das Kinn ein Stück höher und kniff die hellen Augen zusammen. „Nein. Komm her.“ Er winkte mit der sauberen Hand, während er sich selbst zum Wasserhahn aufmachte und diesen aufdrehte. Er hielt die Hände unter das kalte Wasser und schauderte, presste die Lippen zusammen, als er sich das Blut von der Hand wusch, ehe er sich das Wasser ins Gesicht schaufelte. „Findest du ein Tuch?“, erkundigte er sich, auch wenn sein Tonfall es eher wie eine Aufforderung eines zu holen klingen ließ. „Du solltest sehen, was du machst.“ Dann wusch er sich bestmöglich das Blut vom Gesicht und Kinn. Rhys zischte bei dem Schmerz, der seine Wirbelsäule hinabsauste. Das Problem war nur, das ein wenig neues nicht lange auf sich warten ließ.
Aurea ahnte nicht, dass der Fremde ausgerechnet deswegen ins Stocken geraten war, weil ihm die Rangordnung zwischen ihnen beiden nicht klar war. Wüsste sie davon, dann könnte sie den Mann schnell aufklären und beruhigen. Für sie lag es nämlich auf der Hand, wer von den beiden wo stand. Seit Aurea bei Royal Crusade angekommen war, hatte sie das beklemmende Gefühl, stets am Ende der Nahrungskette zu stehen. Sie hatte so viel Angst vor den anderen Mitgliedern, dass sie kaum jemandem die Stirn bieten könnte. Es war völlig egal, wer von dieser dunklen Gilde vor ihr stand - er wäre ihr immer überlegen. Von daher empfand Aurea es durchaus als freundliche Geste von dem Fremden, dass er ihr das Recht einräumte, sich hier aufzuhalten. Es sei ein öffentlicher Raum, so begründete er das. Nun, damit hatte der Verletzte Recht. Dem könnte sie nichts entgegenbringen. Also lächelte sie wie immer sanft in seine Richtung und nickte leicht. Die Aufforderung, herzukommen, war wohl gleichzusetzen mit der Annahme ihres Angebots. Dennoch waren die ersten Schritte der jungen Frau zögerlich. Es kostete sie viel Mut, doch ihr sanftes Lächeln hielt sie stets aufrecht. Es war wie die Atmung ein unbewusster Prozess, um zu überleben.
Das Herz Aureas hämmerte gegen ihre Brust, als der Fremde sie beinahe schroff wegen des Tuchs ansprach. Sie hatte Angst, einen Fehler zu machen. Während er sein Gesicht wusch, sah die Silberhaarige sich mit unruhigen Augen um. Alles, was sie finden konnte, waren verdreckte, benutzte Geschirrtücher. Zwar konnte sie die Wunden desinfizieren mit Hilfe ihrer Magie, doch darauf anlegen wollte sie es nicht. Nachdem sie sich ebenfalls die Hände gewaschen hatte, griff sie langsam in die Tasche ihres Rocks, um ein sauberes, seidenes Taschentuch herauszunehmen. So eines hatte sie immer bei sich. Und auch, wenn sie dieses Exemplar danach wegschmeißen konnte, hatte sie ja noch weitere in ihrem Schrank. Eine Marotte ihres Onkels, welche Aurea für sich übernommen hatte. Außerdem nahm sie sich ein frisches Paar Einmalhandschuhe aus einem Pappkarton. Die hatte sie vorhin mitgenommen, um nicht mit blanken Händen putzen zu müssen. Als der Mann sich ihr wieder zuwandte, schob sie vorsichtig mit ihrem Fuß einen Hocker, welcher in ihrer Nähe stand, näher zu ihm. „Möchtest du dich vielleicht setzen? Es wäre einfacher.. du bist sehr groß“, bat sie ihn nervös. Es wäre nicht unmöglich, doch durchaus ein ziemlicher Akt, wenn Aurea auf Zehenspitzen und mit ausgestreckten Armen arbeiten müsste. Dann hob sie ihre Hand, in welcher sich das saubere Stofftaschentuch befand. Es war ihr unangenehm, wie sehr ihre Hand zitterte. Bemerkte er es? Vorsichtig versuchte sie sein Gesicht zu trocknen und von der roten Flüssigkeit zu befreien. Als es einigermaßen ging, konzentrierte sie ihr Mana in der freien Hand. „Ich reinige sie erst, damit sie sich nicht entzünden“, erklärte sie ihr tun und wandte schließlich den Zauber Cleanse an. Als sie mit ihrer Arbeit zufrieden war, suchte sie den Blickkontakt zu dem fremden Mann. Sie schauderte, als sie so tief in die leuchtenden, hellgrünen Augen sah. „Einen Moment noch“, vertröstete sie ihn mit unruhiger Stimmlage, ehe sie einen weiteren Manaimpuls in ihre freie Hand gab und die Wunden dann schließlich mit Healing Aid verschloss. Während der gesamten Prozedur war Aurea wie immer sehr behutsam und vorsichtig vorgegangen, um sich keinen Fehler zu leisten.
Das blutige Tuch wusch sie am Waschbecken gründlich aus, ehe sie es so fest wie möglich auswringte. Damit wandte sie sich wieder dem fremden Mann zu, von welchem sie nicht einmal ahnte, dass er ein Vampir war. Verunsichert sah sie ihm in die Augen und suchte eine Art stilles Einverständnis, ihm die letzten Blutreste zu entfernen. Dabei hob sie langsam die Hand mit dem feuchten Stoff, um es ihm gegebenenfalls einfach zu reichen, falls er das selbst erledigen wollte.
Manavorrat:
Manavorrat (100/100)
Zauber:
Healing Aid TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: Berührung SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2, Geschicklichkeit Level 2 BESCHREIBUNG: Dieser grundlegende Zauber heilt kleine Wunden, Schrammen und Schnitte. Die Hand des Anwenders wird mit Mana umhüllt und liegt unmittelbar über der Verletzung. Dadurch beschleunigt sich der Selbstheilungsprozess der oberen Hautschichten und leichte Blutungen werden gestoppt und Wunden geschlossen. Bis der Prozess abgeschlossen ist, vergeht eine Minute.
Beherrschung:
Willenskraft Level 4: Die Geschwindigkeit des Heilvorgangs hat sich erhöht, sodass der Magier die beschriebenen Verletzungen innerhalb einer halben Minute heilen kann. Willenskraft Level 6: Die höchste Beherrschung dieses Zaubers erlaubt es dem Anwender, kleine Verletzungen in 15 Sekunden vollständig zu heilen.
Cleanse TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: Berührung SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Geschicklichkeit Level 3, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Dieser Zauber stellt die Grundlage jeder medizinischen Versorgung dar. Der Anwender konzentriert sein Mana in der Hand und hält diese unmittelbar über der Wunde des Verletzten. Daraufhin entfernt er sämtliche Verunreinigungen wie Schmutz, Bakterien oder Keime und die Gefahr einer Wundinfektion wird drastisch verringert.
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Rhys hasste dieses kalte Wasser, dass seine sowieso kühlen Finger nicht unbedingt erwärmte. Gerne hätte er welches genossen, dass von Feuer vorgewärmt war, wie er es in den letzten Haaren zu Hofe erhalten hatte. Irgendwo im Raum hörte er die Schritte der jungen Frau, die hoffentlich wie aufgefordert ein Tuch suchte. Er trat zurück, um ihr Platz zu machen, sich auch die Hände zu säubern, während ein neuer Blutstropfen über seine Wange bis zum Mundwinkel lief. Seine Zunge schnellte hervor und leckte ihn von seinen Lippen. Sein eignes Blut war metallisch, aber es weckte nicht das Bedürfnis nach mehr. Schmeckte nicht gut. Nicht wie das Blut alter Personen, auch wenn er das bei der Daeva nur mutmaßen konnte, sondern falsch. Es hatte einfach nichts in seinem Magen zu suchen, der zum Glück gefüllt und warm war. Die Frau zog ein Tuch hervor und zog sich Handschuhe über, während Rhys, die Hände in den Taschen des Mantels zusah. Interessiert verfolgte er, wie sie einen Hocker zu ihm hinschob. Auch wenn er Forderungen stellte und sie deutlich nervös wirkte, so war Rhys noch immer nicht wirklich vertraut mit der Welt außerhalb der Hallen von Boscos Schloss. Es irritierte ihn ein Stück weit, dass auch sie beim Du blieb, aber sie tat immerhin, was er verlangte. Den Kopf leicht schräg gelegt sah er auf sie hinab. Sie hatte Recht. Rhys hatte keine Lust, dass sie mehr von seinem Blut über sein Gesicht verschmierte, weil sie ihr Gleichgewicht nicht halten konnte oder nicht ordentlich sah. Er setzte sich auf den Hocker, nach einer kurzen Begutachtung, dass er nicht zu verstaubt war. „Halte deine Hand still, sonst verschmierst du noch alles“, mahnte er und wartete ab. Es brannte, wann immer sie mit dem Tuch seine Wunden streifte, aber es war zu ertragen. Ihre Bewegungen waren geschickter als er gedacht hatte. „In Ordnung.“ Seine Haut kribbelte. Nicht unangenehm, aber so, als würde sich etwas … tun, man mit einer Feder zärtlich darüberstreifen. Dann war das Gefühl auch schon wieder verschwunden. „Was war das?“ Erneut solch ein seltsamen Gefühl und als er die Hand hob, um seine Haut zu berühren … zögerte und sah die Frau stirnrunzelnd an. Heilen. Hatte sie in der Tat heilen mit Magie gemeint, nicht mit den herkömmlichen Mitteln? Er wartete ab, bis der Eindruck sich verzog, dann fuhr er mit den Fingerspitzen über seine Wange. Kein Blut. Kein Schmerz. Die Haut fühlte sich zwar ein wenig … wund an, aber er konnte keine Wunden selbst mehr ertasten.
Während sie das Tuch auswuchs, nahm Rhys den Mantel ab und besah sich mit verstimmter Miene die Risse darin. Er war nicht sicher, ob man diesen so richten konnte, das nichts davon übrig blieb. Das erinnerte ihn … „Sind noch Spuren in meinem Gesicht zu sehen?“, erkundigte er sich und drehte sich wieder der Heilerin zu, die mit dem Tuch zurückkam. Von den Kratzern unter dem schwarzen Pullover, besser gesagt, unter den zwein, erzählte er nichts. Sie waren deutlich weniger tief und hatte sicher aufgehört zu bluten. Rhys setzte sich wieder, um das restliche Blut von sich waschen zu lassen. Er ließ andere zwar an sich ungerne an sich heran, aber das war eher Situations- und Rangfolgebedingt. Da er aber keinen Spiegel hatte und er nicht glaubte, dass die Frau ihn mit dem Tuch erwürgen würden ließ er sie machen. Um seinen Oberkörper würde er sich hier nicht kümmern, dafür war es zu kalt ohne Feuer. „Heilerin, wie ist dein Name?“, fragte er, nachdem sie fertig waren und er sich erhob. Rhys hielt seinen Mantel über dem einen Arm. „Bist du mit vielen Mitgliedern der Gilde bekannt? Kennst du jemanden, der sich mit Nadel und Faden auskennt?“ Er deutete mit dem Kinn auf seinen Mantel. „Ich möchte diesen ungerne entsorgen, nur wegen dieser dämlichen Katze.“ Oder was sie auch immer gewesen war.
Ein Glück, er nahm auf dem Hocker Platz. Das würde ihre Arbeit erheblich erleichtern, doch hatte Aurea solche Angst, dass ihre Hände zitterten. Seine Ermahnung, sie solle diese still halten, half ihr zumindest dabei, die Fassung zu wahren. „Natürlich“, entgegnete sie leise, atmete kaum merklich durch und legte wieder das sanfte Lächeln auf, welches beinahe automatisch entstand. Es war an der Zeit, Ruhe zu bewahren. Die Dhakalis hatte Übung darin, ihr lächelndes Pokerface aufzusetzen. Sie musste sich nur beruhigen - und es gelang ihr allmählich. So erledigte Aurea ihre Aufgabe und erfüllte das Angebot, welches sie dem Fremden gemacht hatte. Dabei erklärte sie ihm jeden Zwischenschritt, um böse Überraschungen zu vermeiden. Und dennoch machte es kurz darauf den Eindruck, als habe er nicht so ganz verstanden, was Aurea gerade gemacht hatte. Was das war? Sie stutzte kurz. „Das.. das war Heilmagie“, erklärte sie ihm dann irritiert, da sie nicht wusste, worauf genau er hinaus wollte. Dann entfernte sie sich vorsichtig von ihm, um das Stofftaschentuch auszuwaschen. Über einen verstohlenen Blick zur Seite bemerkte sie, dass er prüfend sein Gesicht abtastete.
Als Aurea zu ihm zurückgegangen war, machte er keine Anstalten, das feuchte Tuch entgegen zu nehmen. Das war wohl die stillschweigende Einladung, dass sie die letzten Reste des verschmierten Blutes von seinem Gesicht wischen sollte. Gut, dann würde sie dem eben nachkommen. Daran störte sie sich nicht. Stattdessen stand sie da, wie immer sanft lächelnd und entfernte das trockene Blut behutsam. Ihre Augen suchten kurz den Blickkontakt zu ihm, als er ihr eine Frage gestellt hatte. Aurea trat einen Schritt näher an ihn heran, um die frisch verheilten Wunden genauer anzusehen. „Die Wundmale sind noch zu erkennen, aber das ist üblich. Sie verblassen mit der Zeit, spätestens übermorgen sind sie vollständig verschwunden“, versicherte sie ihm lächelnd, ehe sie das Tuch und ihre Handschuhe entsorgte und sich gründlich die Hände wusch.
Überrascht blickte sie über ihre Schulter zu ihm, als er sich nach ihrem Namen erkundigte. Es wunderte sie durchaus, dass er noch danach fragte. Es hätte sie weitaus weniger überrascht, wäre er einfach ohne ein Wort des Dankes gegangen. „Mein Name ist Aurea Dhakalis“, antwortete sie also gefasst und wandte sich ihm wieder gänzlich zu. Manch Mitglied der dunklen Gilde konnte den Namen Dhakalis zuordnen. Ihr Vater Adrius war ein hoch angesehener S-Rang Magier und ihr Bruder Curio, ein A-Rang Magier, war vor einigen Monaten während eines Auftrages für Royal Crusade verstorben. Aber nicht alle schufen die Verbindung zwischen diesen beiden Helden und einer schwächlichen Person wie Aurea. Gerne hätte sie sich nach seinem Namen erkundigt, wie die Höflichkeit es verlangte, doch sie traute sich nicht. Er wirkte zu abweisend.
Es kostete Aurea durchaus Willenskraft, nicht verwundert über sein Anliegen die Augen zu weiten. Stattdessen stand sie nur da, sah ihn mit dem üblichen, sanften Lächeln an. Es ging also um seinen Mantel. Was auch immer der Mann in den letzten Stunden erlebt hatte, sein Gesicht und sein Mantel waren in Mitleidenschaft gezogen worden. Vorsichtig trat Aurea wieder einen Schritt näher an ihn heran. „Ich kann mit Nadel und Faden umgehen“, entgegnete sie. Das hatte sie von der Ehegattin ihres geliebten Onkels gelernt. Einfache Kleidungsstücke zu reparieren stellte kein Problem für sie dar. „Es macht mir nichts aus, dir deinen Mantel wieder zu nähen“, versicherte sie ihm freundlich, ehe sie suchend an sich herum klopfte. Nein, sie hatte natürlich nichts bei sich. „Ich brauche nur das nötige Werkzeug.. Hast du etwas zur Hand? Ansonsten muss ich auf mein Zimmer, dort ist alles“ Es war Aurea gleich, ob sie das Nähzeug eben holte oder einfach seinen Mantel mitnahm. Dass ihre Worte als indirekte Einladung, schnell mitzukommen, verstanden werden könnten, überging sie gekonnt. Er wirkte nicht besonders gesellig.
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