Ortsname: Bahnhof - Ticketschalter Art: Gebäude Spezielles: --- Beschreibung: Im aus Holz gebauten und mit Fell bespannten Bahnhof ist der Ticketschalter eines der modernsten Gerätschaften. Zwar macht er hier und da Faxen, ist aber ein guter Treffpunkt am Bahnhof.
B: Die Rechnung ohne den Wirt gemacht anzug, verdunkelte sonnenbrille
Diese verdammte Daeva musste nicht einmal hier sein, um ihm den Tag zu versauen. Wobei, versauen traf es nicht ganz. Es hatte auch seine Vorteile gehabt, dass sie und ihre Worte ihm im Kopf herumspuckt waren. Er hatte sich zum Beispiel einen neuen Anzug gekauft und die Nachtkleidung behalten. Rhys mochte den Stoff und er würde ihn ihr um keinen Preis zurückgeben. Außerdem zweifelte er an, dass es sie groß interessierte. Rhys war nicht vertrauensselig, schon war nicht, was die Rothaarige betraf, aber er hatte dann doch besseres von ihr erwartet. Selbst in Messer im Rücken hätte mehr Charme gehabt, doch nein. Nachdem er neben ihr eingeschlafen war, ihr Kopf auf seiner Brust und einen Arm um ihre Schultern in einem lockeren Griff, war er nicht wieder mit ihr im Bett aufgewacht. Das war auch das erste Mal gewesen, dass wirklich zurück ins Bett mit ihr gewollt hatte. Lady Máirín hatte ihn höchst unladyhaft vom Bett gezogen und durch ihre Gemachter geschleift wie einen nassen Sack. Sie hatte mit der schönen, schwarzen Kleidung aus Samt und Seide mit ihm darin den Boden aufgewischt! Und als er sich dagegen gewehrt hatte, hatte sie ihm etwas hartes über den Schädel gezogen. Rhys war zu sehr im Dämmerschlaf gewesen, um sich dagegen zu wehren und so hatte die Daeva es geschafft, ihn die Treppe hinauf nach oben an die frische Luft zu schleppen. Wie eine Leiche hatte sie ihn dort abgelegt und war verschwunden. Zurück hinein oder weg, das konnte er nicht sagen, als er später vor Kälte zitternd aufgewacht war. Die Kleidung klebte ihm nass vom Schnee am Rücken, seine Finger und Zehen blau angelaufen. Nur sein Gesicht war etwas wärmer, dank einem Tuch, dass über seinem Gesicht lag. Lady Máirín hatte ihn lebendig im Schnee bestattet. Er war voll Ärger darauf gewesen, vor allem aber beinah erfroren. Wie genau er im Dämmerlicht des Morgens seinen Weg in die Stadt gefunden hatte, wusste er nicht mehr. Erst als die Wärme des Feuers in seiner Feuerschale ihn wieder aufgetaut hatte, hörten die Erinnerungen auf, in Grau und weiß zu verschwimmen. Rhys hatte den Tag über geschlafen, bis er seinem Körper genug vertraute, ihn nach draußen zu tragen. Nahrung, Kraft. Das Blut war gut gewesen. Nichts Besonderes. Die folgenden Tage über hatte er kein Wort von Lady Máirín gehört. Rhys verbarg den Anflug von Sorge hinter Wut. Wut auf sie und auf sich selbst, weil er nicht wirklich damit gerechnet hatte. Weil er gehofft hatte, dass sie ihn nicht hinauswerfen würde wie Abfall. Hatte sie ihn damit töten wollen, so wie die anderen Männer, von denen sie erzählt hatte? Aber warum so, warum ihn nicht erstechen? Hatte sie keine Lust auf das Blut gehabt oder hatte sie es nicht über ihr totes Herz gebracht? Vor nun schon fast zwei Wochen wäre seine Antwort ein klares Nein gewesen. Das Lady Máirín nicht etwas wie ein Herz besaß. Vielleicht stimmte das auch, vielleicht war es zerrissen von dem, was sie dazu gebracht hatte, ihn mit Blut beinah zu ersticken, sich selbst wehzutun und in seinen Armen zu weinen? Rhys hatte sein Leben lang versucht herauszufinden, was andere Menschen wollten und wie er dem Wunsch nachkommen konnte. Doch die Daeva war wie ein sich ständig änderndes Labyrinth, aus dem es kein Entkommen war. Vielleicht hatte sie auch … Angst gehabt? Angst, weil er sie schwach gesehen hatte, eine Frau, die das nie war. Deren Schale so hart und rau war, dass man sich daran die Fingerknöcheln blutig schlug.
Rhys schüttelte den Kopf und schob sich seine neue Sonnenbrille höher. Seine alte lag irgendwo bei Lady Máirín zu Hause, wenn sie diese nicht zerstört hatte, um ihn aus ihrem Leben zu streichen. Die Hände in den Taschen des hellgrauen Mantels. Er hatte keinen Pullover an sondern nur ein schwarzes Seidenhemd mit einer zweiten, schwarzen Schicht darunter verborgen. Der Person nach, die er gebeten hatte, den Auftrag vorzulesen, war der Auftrag in Marokkasu Town. Eine Hochzeit, wieder einmal, nur das er diesmal wirklich dabei sein würde. Ein Lächeln auf den Lippen betrat er den Bahnhof und sah sich um. Er sollte sich hier mit seinen Begleitern treffen, zwei an der Zahl. So behielt der Vampir die Reisenden verdeckt hinter den verdunkelten Gläsern im Auge … zumindest bis ihm ein vertrauter, roter Haarschopf auffiel und seine Entspannung und Vorfreude verschwanden. Er starrte an den Hinterkopf der etwas kleineren Frau und betete. Ob darum, dass sie einfach ging oder sich zu ihm umdrehte, war er sich nicht sicher.
Wie amüsant, dass sich heute zwei Personen trafen, die dank ihrer Gildenmitglieder schon fast einen Erkältungstod hatten sterben dürfen. Die eine wohl freiwilliger als der Andere. Anders als Máirín hatte Eohl keine harte Schale, zeigte sich genauso nahbar und unterwürfig, wie sie war, wenn es um die anderen Crusader ging. Vielleicht empfand Rhys es ja als erfrischend. Die Meisten taten es nicht Die Yihwa hatte keine besondere Verbindungen zu Hochzeiten. In ihrem alten Leben hatte sie sich nie eine vorgestellt, hatte kaum einen Gedanken daran verschwendet. Seit ihrem neuen Erwachen war ihr kaum bewusst, dass es so etwas überhaupt gab. Wenn sie das Wort hörte, wusste sie, was gemeint war, aber sie verlor den Gedanken so schnell wieder aus der Sicht, dass sie sich nicht einmal vorstellen könnte, selbst eine zu haben oder auch nur eingeladen zu werden. Im stetig bröckelnden Gedächtnis der Assassine hatten diese Veranstaltungen nicht wirklich einen Platz, sodass sie sich selbst in der Vorbereitung auf diese Quest regelmäßig vergessen hatte, was genau eigentlich der Anlass war, auf den sie heute gehen sollte. Nur, dass es irgendeine schicke Veranstaltung war, das wusste sie. Zum Glück war Thana so gut gewesen, mit ihr zusammen ein Kleid auszusuchen, sodass sie tatsächlich hübsch aussah, größtenteils in Schwarz gehüllt mit ein paar entscheidenden, goldenen Akzenten. Zumindest, wenn sie den hellbraunen Mantel auszog, unter dem sich ihr Kleid versteckte. Sie wollte nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, schließlich bestand immer das Risiko, dass jemand sie erkannte. Das bedingte auch die Kapuze, die Eohl über den Kopf gezogen hatte, damit ihr Gesicht ungesehen blieb. Wenn jemand realisierte, wer sie war, stellte das meistens ein Problem dar. Dementsprechend trat sie auch nicht offen in Richtung des Bahnhofes, sondern blieb nahe den Wänden, glitt wie ein Schatten durch die Menge, bis sie jemanden gefunden hatte, der ihr bekannt vorkam. Das Gesicht eines Crusaders, den sie nie angesprochen, aber bereits im Gildenhaus gesehen hatte. Seine Augen hatten bereits eine andere Person im Blick, als sie still wie die Nacht hinter ihm auftauchte.
“A’Rhys.”
Leise sprach sie ihm seinen Namen zu, wisperte ihm von hinten ins Ohr, damit er merkte, dass sie da war. Sie wollte vermeiden, ihre Stimme zu heben - nicht, dass sie noch jemandem auffiel oder es jemanden gab, der sie allein an ihrer Stimme zu erkennen vermochte. Erst, als er sich ihr zuwandte, sprach die Yihwa weiter: “Da du jetzt hier bist, nehme ich an, wir haben das gleiche Ziel?” Sie wollte es nicht explizit aussprechen, aber wenn er ihr Questpartner war, sollte er wissen, was sie meinte. Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln. “Es ist mir eine Freude, dich heute unterstützen zu dürfen! Du darfst mich um Alles bitten, was du brauchst, ja?” Den Kopf leicht schief legend betrachtete sie seine Augen, ehe sie sich die Kapuze noch einmal etwas tiefer ins Gesicht zog. Außer ihm sollte sie niemand erkennen. Gleichzeitig stellte sie sich ein wenig auf die Zehenspitzen, um über seine Schulter zu blicken. “Sag mal, sag mal… Wen hast du denn eben angeguckt… Nanu?”
Eohls Augen weiteten sich, als sie den roten Schopf in der Menge sah und sofort wiedererkannte. Natürlich, wie könnte sie diese Person auch vergessen? Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, und schon war alle Heimlichtuerei vergessen.
“Mái! Mái! Hier bin ich!”, rief sie fröhlich, den rechten Arm erhoben, während sie aufgeregt auf und ab hüpfte. Anders als der Untote vor ihr hatte Eohl nicht den geringsten Zweifel an der Freude, die sie verspürte, als sie die Königin entdeckte. Den jungen Mann am Handgelenk ergreifend eilte sie auf ihre gute Freundin zu. “Es ist schön, dich zu sehen! Richtig schön!”, freute sie sich, als sie nah genug an der Viziato stand, und klatschte vor ihrer Brust einmal in die Hände. “Du siehst echt gut aus in dem Kleid, Mái. Aber das tust du ja immer, hehee…”
Die Laune der Daeva an diesem frühen Morgen war vorzüglich. Sie war, wie die letzten Woche immer in ihrem Versteck aufgewacht, allerdings ohne einen gewissen Herren an ihrer Seite, der diesen vorübergehenden Schlafplatzwechsel zu verantworten hatte. Rhys hatte gerade Mal eine Nacht bei ihr verbracht. Außerdem war er lebend wieder aus ihrem Nest gekommen. Etwas, was die Untote doch irgendwie überraschte. Sie hatte es einfach nicht über sich gebracht, den Vampir einfach abzumurksen. Dafür hatte sie noch viel zu viel mit ihm vor. Jedoch hatte sie verdeutlichen wollen, dass sie immer noch sie selbst war. Also hatte sie ihn aus ihrem Versteck geworfen und mitten im Wald, fern von Crystalline Town aber auch ihrem Versteck liegen lassen. War das kalt? Auf jeden Fall. Doch an den beiden vorherigen Tagen hatte die Untote den Jüngeren viel zu nah an sich herangelassen. Das was sie getan hatte, brauchte sie. Die kalte Entscheidung, half ihr, den Mantel um ihrer Herz wieder enger zu ziehen. Es wieder unter dicken Pelz zu schützen. Ihre Mauern wieder aufzuziehen. Es war nicht einfach gewesen, gehörte Stärke nicht gerade zu den Dingen, von denen sie viel besaß. Doch sie hatte es geschafft und Rhys daran erinnert, das er für sie nichts weiter als ein Spielzeug war, was sie zu sich einlud und wieder abwimmelte, sobald sie das Interesse verlor. Die darauf folgenden Tage hatte sie ihn bewusst gemieden. Sie hatte ihn nicht sehen wollen. Máirín hatte sich in die Arbeit und Alkohol geworfen. Sie hatte getrunken und getanzt, die Finsternis in ihr gefüttert... Sowas halt. Bei dem Gedanken daran, was sie die vergangenen Tage alles getan und getrieben hatte, entlockte ihr ein Schmunzeln. Ja, das erfüllte sie. Das gefiel ihr. Ruhig setzte sie einen Fuß vor den anderen, ihre schwarzen High Heels, die mit ebenso dunkler Spitze besetzt waren und ihre Knöchel umhüllt hielten, lugten bei jedem Schritt unter dem bodenlangen Kleid hervor. Das Kleid war schwarz, hatte hohe Beinschlitze und der Stoff bedeckte ihren Oberkörper nur so weit, dass man die Mitte des Bauches und ihr Busen bedeckt waren. Der Rest ihres Oberkörpers war von schwarzer Tattoospitze verdeckt, genauso ihre Arme. Über den Rock des Kleides lag noch eine weitere Lage Stoff aus schwarzem, transparentem Tüll. Um ihren linken Oberschenkel trug sie eine kunstvolle, kostbare Körperkette, die von ihrer Hüfte, bis ein Stück weit über die Mitte des Oberschenkels hinweg ragte. Um ihre Taille war ein Band gebunden, das ihre Figur betonte und auf der Vorderseite waren weitere Ketten befestigt, die bis etwas zu der Höhe, wo die Beinkette begann herunter ragten. Dazu trug sie noch ein Juwelen Armband ums linke Handgelenk, zwei Diamantringe und Ohrringe, die geradlinig nach unten in größere Diamanten verliefen. Das allein wäre bei den Temperaturen des hohen Nordens jedoch viel zu kalt, weshalb sie sich kurzerhand noch einen Mantel übergeworfen hatte, der sie wärmte und an den Schultern mit Echtpelz bestückt war. Ihr rotes Haar trug sie in einem verspielten, sanftem Dutt. Der Schnee knirschte unter ihren Schuhen, doch davon abgesehen war es recht ruhig, und das obwohl sie sich immer mehr dem Bahnhof näherte. Sie hätte mit mehr Betrieb gerechnet. Doch so war es auch in Ordnung, sollte ihr recht sein. Sie ließ sich Zeit dabei, den Bahnhof zu überqueren und sich zu dem vereinbarten Treffpunkt zu begeben. Ihre beiden Begleiter bei der heutigen Quest könnten es sicher verschmerzen. Wenn nicht, war es ihr schlichtweg auch egal. Natürlich wusste die Untote, mit wem sie es heute zutun haben würde und tatsächlich freute sie sich darüber. Sie hatte den Vampir lange genug mit Stille bestraft und sie freute sich schon darauf, Eohl wieder zu sehen. Das letzte Mal als sie das sonderbare Mädchen getroffen hatte, waren sie zusammen in der Manor gewesen.... Die Grünhaarige hatte mit ihr getrunken, gebadet, bei ihr übernachtet und ihr Frühstück gemacht. Sie war schon sehr speziell, aber irgendwie fand die Daeva gefallen daran. An dieser ganz speziellen Seite von ihr, welche die meisten als verrückt abstempelten. Je näher sie dem Ticketschalter kam, desto mehr prüfte sie die Umgebung. Waren die anderen beiden schon da? Wenn nicht, würde sie das ärgern. Sie hatte keine Lust bei diesem kalten Wetter auf die beiden anderen zu warten, bis sie ihren hübschen Hintern herbewegten. Doch zu ihrer Erleichterung wurde sie nicht enttäuscht, bald schon erkannte sie den vertrauten grünen Schopf in der Ferne, zusammen mit Rhys lilanen. Soweit Máirín das beurteilen konnte, schienen sie sich bereits zu unterhalten - ob sie sich schon kannten? Das würde sie ja herausfinden. Die Daeva hatte die beiden noch nicht einmal erreicht, als Eohl nach ihr zu rufen begann. Sie schrie ihren Spitznamen über den halben Bahnhof, war ganz fröhlich, enthusiatisch wie ein kleines Kind. Máirín stieß ein leises Kichern aus, griff in ihren Mantel und zückte eine Sonnenbrille, die einem der beiden mehr als vertraut sein dürfte. Sie setzte sich die Brille auf die Nase und wurde ein Stück weit langsamer, als sie sah, das Eohl zu ihr geeilt kam. "Ich freue mich auch dich wiederzusehen, Eohl.", erwiderte sie und neigte schmunzelnd den Kopf. Eine höfliche Geste ihrerseits. "Das ist lieb von dir, du scheinst dich heute aber auch herausgeputzt zu haben.", sprach sie warm, während sie den orangenen Blick über das Antlitz von Eohl wandern ließ. Sie hielt sich etwas verdeckter als die beiden anderen, aber schien etwas interessantes unter ihrem Mantel verborgen zu halten. Auch ein Kleid? Von dem was Máirín sehen konnte, schien es ein gutes Kleid zu sein... Sie freute sich schon darauf, das Werk in vollem Glanz erstrahlen zu sehen. Nachdem sie die Yihwa begrüßt hatte, wanderte ihr Blick zur dritten Person in der Runde. Sie schob die Sonnebrille herunter, ein breites, provokantes Grinsen auf den roten Lippen. "Hallo, Rhys.", sprach sie, musterte ihn ebenfalls einmal von Kopf bis Fuß. Sie musste gestehen... Sein heutiges Outfit sah gar nicht Mal zu scheiße aus. Er schien ja doch ein paar mehr vernünftige Kleiderstücke in seinem Schrank zu haben. "Schön dich wieder zu sehen.", fuhr sie fort, während sie sich so positionierte, dass sie näher bei Eohl stand, als bei ihm. "Wie ich sehe, haben wir drei heute das Vergnügen miteinander auf eine Hochzeit zu gehen."
B: Die Rechnung ohne den Wirt gemacht anzug, verdunkelte sonnenbrille
Es war wahrlich ein Glück, dass Rhys nicht sonderlich schreckhaft war. Ebenso, dass er sich nicht in einer Bewegung umdrehte, um der Stimme hinter sich eine Faust gegen den Schädel zu rammen. Stattdessen wurde er nur stocksteif, den Rücken durchgedrückt, als jemand von hinten seinen Namen flüsterte. Kühler Atem streifte sein Ohr und Gänsehaut überzog seinen Hals. Keine der guten Sorte, wohlgemerkt. Er erkannte ihre Stimme nicht, konnte nur aus den Worten schließen, wen er da hinter sich hatte. Langsam drehte er sich um und war mit einer etwa einen Kopf kleineren, in einen braunen Umhang gehüllten Gestalt konfrontiert. Mattrote Augen trafen die seinen. Sie lächelte ihn an und hätte sie nicht seinen Namen gewusst, seinen ganzen Namen, hätte er es für eine Verwechselung gehalten. Allerdings … es passte zu Royal Crusade, ihr Verhalten, so seltsam es sein mochte. Und ihr Angebot, ihm zu dienen. Rhys entspannte sich ein Stück und nickte langsam. „Davon ist auszugehen.“ Er betrachtete die Frau mit leicht schräg gelegtem Kopf, noch immer hoffend, dass die andere Frau jetzt hinter ihm, ihn nicht bemerken würde. Ob er sich die Haarfarbe wieder herauswachsen lassen sollte? Vielleicht wäre sein dunkelblonder Naturton etwas weniger auffällig … Doch es war viel zu spät und so beschäftigte er sich vorerst mit der Magierin vor sich. Rhys nickte ihr zu. „Dann nenne mir deinen Namen.“ Er konnte es an einer Hand abzählen, wie oft er seit Bosco bereits jemanden mit Du angesprochen hatte. Grundsätzlich ging er davon aus, dass er andere Personen mit Euch anzureden hatte, etwas, dass ihm so im Blut lag, dass er es ganz instinktiv tat. Selbst Personen, mit denen er sich gleichgestellt sah, genossen diese Anrede. Doch die Fremde hier hatte sich ihm offen und eindeutig als Untergestellte angeboten, als jemanden, der ihm Folge leisten würde und Rhys widersprach dem nicht, sondern akzeptierte und hielt es entsprechend weder für nötig ihr mitzuteilen, dass es ihm auch eine Freude war, noch darum zu bitten. Er forderte ihren Namen. Die Magierin ihrerseits lugte ihm über die Schulter und fragte ihn nach … ihr. Der Vampir biss die Zähne zusammen und als die Fremde breit zu lächeln begann, schwante ihm böses. Rhys drehte sich um, die Hände an den Seiten, als die Frau, die sich gerade noch an ihn herangeschlichen hatte und ihm zugeflüstert hatte, nun Lady Máiríns Namen quer über den Bahnhof rief, während sie wie ein Kind auf und ab sprang. Rhys legte er eine Hand auf die Schulter und drückte sie zu Boden, um das Gehüpfe einzudämmen. Anstatt sie zur Ruhe zu bringen, wurde er nun von ihr mit erstaunlicher Kraft mitgezerrt. „Loslassen!“, zischte er ihr zu. Er drehte sein Handgelenk, um es von ihrem Griff zu befreien, während er mit großen Schritten hinter ihr auf die Daeva zusteuerte und verflucht, doch die Magierin hatte Recht. Rhys atmete tief durch, als er der Rothaarigen entgegentrat. Sie sah gut aus, das Kleid umschmeichelte ihre Kurven, der schwarze Stoff bedeckte nur Teile ihrer Haut, während der Rest von dunkler Spitze bedeckt war. Oder kaum etwas, wie seitlich an ihren Beinen. Rhys blinzelte und richtete den Blick zurück auf ihr Gesicht. Lady Máirín begrüßte die Magierin, Eohl. Doch … der Name war ihm nicht gänzlich fremd. Sie beiden Frauen komplimentierten ihre Kleidungswahl und dann zog die Daeva eine Sonnenbrille aus dem Mantel und setzte sie auf. Rhys grollte leise. Diese Brille kam ihm sehr, sehr bekannt vor. Es war vollkommene Absicht, da war er sich sicher, als Lady Máirín ihn angrinste. Pure Provokation. Einen langen Herzschlag schwieg er, ehe er den Mund aufmachte: „Es ist mir gleichfalls eine Freude … auch wenn ich etwas an der Wahrheit Euer Worte zweifle, wenn mir das erlaubt ist.“ Natürlich zweifelte er daran, der letzte Satzteil nur eine Antwort auf ihre Geste mit der Sonnenbrille. Seiner Sonnenbrille. Rhys war nicht sicher, ob er sauer oder belustigt sein sollte, als seine Lippen sich seinerseits zu einem Grinsen verzogen. „Dem scheint so.“ Er warf einen Blick hinüber zu den Gleisen. Der Zug musste bald ankommen. Ein Schritt brachte ihn näher zu der Daeva und er betrachtete ihr Gesicht, die Brille. Ein Stück vorgebeugt meinte er: „Ich dachte, Ihr zerstört sie, nachdem Ihr mich so … eiskalt aus Eurem Leben gestrichen habt.“ Ein leises Schmunzeln. „Aber es scheint mir, Ihr habt es doch nicht über Euer Herz gebracht, alle Spuren zu beseitigen.“ Rhys klopfte mit dem kleinen Finger erst auf seine Ersatzbrille, dann auf die ihre, zwischen den Gläsern. „Vielleicht gebt Ihr sie mir ja zurück, oder wollt Ihr sie als Andenken behalten?“ Ein dünnes Eis, auf dem er schlitterte, aber es war, als hätte der süße Geruch von Blut ihn auf den gefrorenen See gelockt, hin zu ihr. Zugegeben … Rhys wollte sie zurück. Hauptsächlich, weil sie mit etwas Mana als Nachtsichtgerät funktionierte. Aber andererseits … es gefiel ihm auch, seine Sonnenbrille auf ihrer Nase zu sehen.
„Jawohl. Ich bin Eohl Yihwa“, stellte sich die Assassine vor, als Rhys nach ihrem Namen fragte. Ohne jedes Zögern beantwortete sie seine Frage, wie es sich für ihren Stand gehörte. Tatsächlich gefiel es ihr, wie er sie ansah, wie er mit ihr sprach. Wie es sich für Meister und Untergebene gehörte. Kalt, deutlich. Er befahl, sie gehorchte. Die Yihwa spürte ihr Herz etwas höher schlagen, während sich das Lächeln auf ihren Lippen verbreiterte. Die Freude, die Eohl zeigte, multiplizierte sich aber um ein Vielfaches, als sie Máirín sah. „Jawohl“, entkam es ihr noch einmal nebensächlich, als Rhys ihr befahl, ihn loszulassen, und mit kaum einer halben Sekunde Verzögerung hatte sie auch schon Folge geleistet und ihren Griff entfernt. Ihr Fokus lag gerade ohnehin an anderer Stelle, nämlich auf der rothaarigen Schönheit, die ihr ein Kompliment für ihr Kleid gab. „Echt? G-gefällt es dir?“, fragte die Yihwa mit leuchtenden Augen, ein hoffnungsvolles Lächeln auf den Lippen, doch viel schneller als erhofft war Mái fertig damit, ihre Worte an sie zu richten, und trat stattdessen an Eohls Seite, um an ihr vorbei zu sehen... zu dem anderen Crusader, der unter ihnen weilte. Anders als die Grünhaarige hatte die Viziato Rhys wohl bereits kennen gelernt. Während sie ihn sehr freundlich grüßte, sprach er aber Zweifel ihr gegenüber aus und stellte Forderungen. „Wie unhöflich...“, murmelte Eohl, während sie näher an Mái herantrat, so dicht, dass ihre Arme einander berührten. Sie hatte zwar keine Ahnung, was zwischen den beiden vorgefallen war, aber Eohl konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Königin etwas Ungerechtfertigtes oder Herzloses tat. Und wenn doch... dann war das auch okay. Es war Máirín. Eohl wollte nicht mehr als ihr uneingeschränktes Glück, aber auch nicht weniger als das. Wenn die Viziato etwas wollte, sollte sie es bekommen. Das hatte die Yihwa ihr versprochen, und dieses Versprechen wollte sie halten. Es lag ihr am Herzen. Eohls rechter Arm verschränkte sich mit dem ihrer Freundin, nahm ihre Hand und hielt sie dicht bei sich, während sich ihre linke Hand sanft an Máis Oberarm legte. Mit einem leisen Kichern sah sie der Daeva ins Gesicht. Es war ein schönes Gefühl, ihr wieder nahe zu kommen.
„Ah, richtig. Eine Hochzeit. Es war eine Hochzeit“, erinnerte sich Eohl an den Anlass, dem sie heute beiwohnen durften, nun, da Mái ihn wieder erwähnt hatte. Ihr Gedächtnis wurde wirklich von Tag zu Tag schlechter... aber solange sie sich noch an die Menschen erinnern konnte, die ihr wichtig waren, war das erst einmal in Ordnung. Hand in Hand mit ihrer Begleiterin, ein schmales Lächeln auf den Lippen, ging die Yihwa in Richtung des Ticketschalters. Sie sollten sich ein wenig beeilen, wenn sie den nächsten Zug erwischen wollten. Aber nicht so sehr, dass sie nicht noch plaudern konnten. „Ich verstehe nicht ganz... warum“, gab Eohl etwas kleinlaut zu und legte den Kopf schief. Dass Rhys ihr privates Gespräch vermutlich belauschte, war ihr herzlich egal. Es war nicht so, als wären ihre Gedanken ein Geheimnis gegenüber den anderen Crusadern. „Mái... kannst du mir erklären... warum es Hochzeiten gibt?“
Máirín freute sich auf diesen Tag. Es stellte zwar ein ziemliches Risiko da, sich mit ZWEI Personen zu umgeben, die es ein wenig durch ihre Mauer aus Dornen geschafft hatten. Sie hatten sich hindurchgezwängt, einen Arm hindurchgestreckt. Ob sie sich dabei an den spitzen Dornen geschnitten und gestochen hatte, konnte sie von ihrer Position aus eher schwer beurteilen, waren die Grenzen eines jeden anders und individuell. Doch in dieser Hinsicht waren sie als Sieger herausgegangen. Einererseits wurmte es die Daeva, ärgerte sie bis ins Mark, doch ändern... Das konnte sie es nicht. Es war zu spät und das einzige was sie tun konnte, war ihren Fehler zu akzeptieren und zu berichtigen. Als genau so eine Chance sah sie diese gemeinsame Quest. Sie konnte die beiden, vor allem Rhys wieder auf ihren billigen Platz verweisen. Ganz hinten, im Eck... Dort wo sich der ganze Dreck ansammelte, weil man ihm keine Beachtung schenkte. Weil es so unwichtig war. Den Spaß, den Vampir vorher ordentlich zu provozieren wollte sie sich jedoch nicht nehmen lassen. Sie wollte sich amüsieren, wenn sie seine Hoffnungen und seinen Glauben, irgendwas bei ihr erreicht zu haben mit Füßen trat und in feinste Körner zertrat. Sollte alles nicht helfen, hatte sie immer noch Eohl. Ihre Freundin, ihre loyale Dienerin und scharfe Waffe. Wenn sie es so nicht schaffte, konnte sie immer noch auf ihr Ass im Ärmel zurück greifen. Davor scheute sie sich nicht. Bereits aus der Ferne konnte sie die beiden anderen Royal Crusade Magier erkennen, die offensichtlich schon zueinander gefunden hatten. Schnell hatte ihr Blick den des Vampires gefunden, was das Interesse der Yihwa weckte. Diese sprang anschließend aufgeregt wie ein kleines Kind, das gerade nach einem wundervollen Tag seine Eltern wiedersah und sich darauf freute ihnen von all dem zu erzählen, was sie erlebt hatten. Natürlich entging ihr nicht, wie der Vaeth die Grünhaarige versuchte zu bändigen, was das euphorische Grinsen der Untoten ein wenig schmälerte. Stimmt... Für sie bin ich nur eine von vielen, auch wenn sie mir die Welt verspricht... Sie wird mir nie so viel geben, bieten, wie sie es bei niemand anderen tun würde. Diese Erkenntnis, die sie eigentlich alles andere als überraschen sollte brannte sich mit einem Schlag in ihr Gedächtnis und ihr Herz. Es erinnerte sie an die Worte, welche die Yihwa bei ihrem ersten Aufeinandertreffen an sie gerechnet hatte. Sie hatte sie daran erinnert, dass sie kein Mädchen für die Ewigkeit war. Keines an das man sich band oder von der man vor anderen sprach. Eine, die man einfach vergaß. Für die beiden anderen durfte es nicht sichtbar gewesen sein, doch die Daeva schluckte schwer. Das... Das saß. Sie verstand nicht warum es sie traf. Sie hatte es von Anfang an gewusst. Es erwartet. Warum musste sie dieses Kind denn auch nur mögen?! Es wäre einfacher, wenn diese an ihr abgeprallt wäre, wie jeder andere. Sie musste sich irgendwas einfallen lassen, damit sie die Kontrolle zurückgewann, die ihr gerade aus den zitternden Händen zu rutschen drohte, die sie in den langen Ärmeln ihres teuren Mantels verbarg. Wie sie es immer tat, lächelte sie die beiden an und begrüßte erst einmal Eohl und komplimentierte ihr Kleid. Eohl wirkte ganz überrascht davon und fragte noch einmal nach. Die Viziato nickte. "Ja, das tut es.", bestätigte sie und griff sanft nach den Händen der Jüngeren und strich darüber, auch wenn jede Berührung sich anfühlte wie tausend Nadelstiche, wenn auch nicht auf die gute Art, welche der Masochistin gefielen. Um sich selbst aus dieser emotional riskanten Situation herauszuziehen hatte sie sich wieder von Eohl gelöst und sich Rhys und somit dem zugewandt, was sie doch sehr gut konnte - provozieren. Kurzerhand hatte sie die Sonnenbrille, welche der Vaeth bei ihr gelassen hatte auf ihre Nase gesetzt und ihn provokant angegrinst. Selbstverständlich erkannte er diese in diesem Moment, als er sie erblickte und zur Freude der Daeva stieß er ein leises, verärgertes Grollen aus. Das gefiel ihr schon deutlich besser. "Nah-nah...", säuselte sie, mit leicht verspieltem Unterton, was an ein liebevolles Tadeln erinnerte. "Es gehört sich nicht, jemand anderen so etwas zu unterstellen... Was würde dein Lehrer denn dazu sagen, dass du dich so respektlos verhältst?", erwiderte sie und schritt näher an Eohl heran, welche das Verhalten des Vampirs leise kritisierte. Es gefiel ihr, würde aber nicht den Zorn lindern, den die Daeva der Yihwa gegenüber empfand. Weniger gefiel es ihr, dass der Vampir vor ihr zu grinsen begann, näher an sie herantrat und sie eingehend musterte, ehe er sich vorbeugte. Ihr gefiel es nicht, das er ihr näher kam. Nicht im geringsten. Sie wollte nicht, dass er ihr so nah kam... Nicht so. Nicht jetzt. Sie schluckte die keimenden Gefühle der Unsicherheit herunter. Ein leises, kaltes und dorniges Kichern entwich ihr und sie hielt sich eine Hand leicht vor den Mund, ihn offensichtlich auslachend für seine Worte. "Da lehnt sich aber jemand weit aus dem Fenster...", sprach sie, beugte sich ihm, ihren Instinkt wiederstrebend, entgegen, sodass sie einander noch ein wenig näher waren. Dabei zog sie die Brille von ihrer Nase, kaute für einen kurzen Augenblick auf dem Bügel herum, seinen Blick erwidernd. Dann zuckten ihre Mundwinkel und ein böses Funkeln blitzte in ihren Augen auf, als sie mit einem Mal die Hand fest um die Brille schloss. Mit einem Mal zerbrach sie unter ihren Fingern, wusste sie, wie sie es bei einem solchen Modell geschickt tun konnte, ohne viel Kraft zu benötigen. Ein lautes Knacken war zu hören. Daraufhin entfernte sie sich von ihm, als Eohl ihren Arm um Máis legte. Sie fragte danach, warum es Hochzeiten gab. Sie ließ sich von der Jüngeren mitziehen, bedachte Rhys mit keinem weiteren Blick, ließ die zerstörte Brille vor seinen Füßen zu Boden rieseln. "Weißt du denn was Liebe ist? Romantische Liebe für eine andere Person?", begann sie auf ihre Frage einzugehen, während der Ticketschalter immer näher kam. Jetzt gerade konnte sie die Yihwa gut nutzen, um sich von der Gefahrenzone namens Rhys zu entfernen, auch wenn sie in ihren Armen nicht sonderlich sicherer war. Dennoch würde sie sich die Mühe machen, auf ihre Frage einzugehen - doch davor musste sie erst einmal ein Gefühl dafür bekommen, was Eohl zu dem Thema wusste.
B: Die Rechnung ohne den Wirt gemacht anzug, verdunkelte sonnenbrille
Es war lange her, dass er so offiziell in der Position gewesen war, klare Anweisungen zu geben. Rhys hatte Jahre daran gearbeitet, sich das Vertrauen der Königsfamilie zu erarbeiten. Acht Jahre, bis er seinen höchsten Stand als Diener des Kronprinzen erreicht hatte und die niederen Diener seinen Worten gefolgt waren. Er hatte es gemocht. Der Vampir war ein stolzer Diener gewesen, nicht aber, weil es ihm Spaß machte, stumm zu gehorchen. Er hatte es nur nie anders gekannt, bis Lady Máirín es ihm vor gehalten hatte. Er war noch nicht sicher, was er mit der Erkenntnis anfangen wollte, dass er … frei war. Freiheit war für ihn nie real gewesen und die Frage, was er wollte, war immer von anderen beantwortet geworden. Auf kurze Sicht gefiel ihm Eohls Verhalten, die trotz ihrem stürmischen kindlichem Verhalten, auf seine Forderung reagierte. Sein Lächeln schwand rasch, als er ihr zu der rothaarigen Frau folgte. Nein, er wusste weder, was er mit seinem Leben im Ganzen anfangen wollte, noch mit ihr. So hielt er sich zurück, als Eohl sich mit der Daeva über ihre Kleidung unterhielt und letztere der Magierin ein Kompliment machte. Fasziniert sah er zu, wie Eohl sein Verhalten als Unhöflich betitelte und an Lady Máirín herantrat. Entweder bemerkte sie die Provokation nicht oder es war ihr schlichtweg egal. Noch interessanter war aber, wie Eohl das Hand der Rothaarigen nahm, den Arm mit ihr verschränkte. Es war keine Geste, wie er sie getan hatte. Das Fremde sah Lady Máirín auch nicht so an, wie die anderen, mit denen sie sich in ein Zimmer oder auf die Zugtoilette verzogen hatte. Nein, es war der Blick eines Hundes oder Kindes, dass Nähe suchte – und die Daeva ließ es zu. Mehr noch, sie strich tatsächlich sanft über die Hände der in den Mantel gehüllten. Nicht aufreizend, sanft. Rhys hob die Augenbrauen, abwartend, ob diese Nettigkeit nur ein weiteres Spiel war oder ein Durchblick von Máirín. Kurz darauf löste sie sich und die sanften Worten waren pure Fassade. Mit seiner Sonnenbrille auf der Nase griff sie Eohls Kritik auf. Rhys Miene verfinsterte sich. Sein Lehrer, die einzige Person, der er gegenüber wirklich Loyalität empfand. Für den er seinen besten Freund bewusstlos in einen kalten Fluss geworfen hatte. „Ich nehme an, wusste er, dass Ihr am Leben seid, wäre sein Auftrag, Euch zu töten.“ Sylvester hatte ihm in der Tat mitgeben, dafür zu sorgen, dass man ihn weiterhin für tot hielt, bis die Prinzessin genau das war. Und er würde die Daeva als Risiko sehen. Die Kälte verlor sich aus seiner Stimme, als sich seine Mundwinkel wieder hoben und er sich vorbeugte. Die Daeva lachte leise, eisig und kam ihm entgegen. Er sah ihre Augen hinter den dunklen Gläsern nicht, nur eine matte Spiegelung seiner selbst. „Dann sagt mir, warum Ihr sie aufgehoben hat“, forderte er leise, als sie die Sonnenbrille abnahm, den Blick weiterhin auf ihn gerichtet. Rhys reagierte zu langsam, als sie die Finger bewegte. Anstatt nach ihm zu greifen, umschloss sie die Brille und drückte zu. Mit einem leisen Krachen zerbrach der Bügel, das dunkle, mit Lacrima ergänzte, Glas zu Splitter. Rhys wurde regungslos, als die Scherben zu Boden fielen. Es war eine klare Botschaft. Mehr noch, als dass es seine Brille gewesen war, dass er sie aufgrund ihres Effektes zurückhaben hatte wollen, mehr noch, als dass sie sie nicht behalten würde, etwas von ihm, grub sich diese unerwartet spitz in seinen Brustkorb. Sie hatte das letzte von ihm zerbrochen. Hatte ihn damit endgültig aus ihrem Leben gestrichen, aber sie hatte gewartet, dass sie ihn traf. Dass sie es vor ihm machen konnte. Rhys zog die Augenbrauen zusammen und schnappte sich ihr Handgelenk, als sie den Blick von ihm abwandte und sich zu Eohl zurückdrehte. Mit der zweiten Hand unter ihrem Kinn hielt er sie fest, wie sie es auch bei ihm mehrfach getan hatte. „Um sie vor mir zu zerbrechen?“, führte er seine Frage von zuvor weiter. „Wolltet Ihr mir oder Euch zeigen, dass Ihr es könnt und wollt? Alles aus Eurem Leben werfen, dass weiß, dass Ihr nicht immer stark seid?“ Er blinzelte und sah auf die Scherben hinab. Mit einem Fuß stand er darauf. „Stark genug, das zu verdrängen.“ Der Vampir hob die Augenbrauen mit diesem spöttischen Unterton und ließ von der Daeva ab.
Lady Máirín hielt wieder Eohls Hand fest und beide bewegten sich Richtung Ticketschalter. Rhys sah auf die Scherben hinab. Die größten zwei hob er auf und schob sie in seine Tasche, dann folgte er ihnen. Sein ironisches Lächeln war in ihrem Rücken. Romantische Liebe. Ob die Daeva den Begriff Romantik überhaupt kannte? Doch er sagte dazu nichts, sondern trat vor den Schalter und betrachtete die Buchstaben. Er hatte sich in den letzten paar Wochen bemüht, mehr normales Essen zu sich zu nehmen. Sein Gesicht war bereits weniger eingefallen, aber mit dem Lesen hatte er nur geringfügig Fortschritte gemacht. Die meisten Buchstaben verloren sich, bis er sie alle entziffert hatte. Nicht alle erkannte er und den Sinn von Worten zu begreifen machte das umso schwieriger. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt sah er zu den beiden Frauen zurück. „Lady Máirín, wenn Ihr so freundlich wäret.“ Er deutete mit dem Kinn auf den Automaten.
Eohls Augen weiteten sich, als sie sah, wie Rhys auf Máirín reagierte. Warum sie eine Sonnenbrille kaputt machte, gut, das verstand die Yihwa nicht, aber es war ihr auch herzlich egal. Was auch immer der Vampir für Gründe haben mochte, sie würde nicht akzeptieren, dass jemand die Viziato so anpackte. Eine Hand hielt ihr Handgelenk, die zweite ihr Gesicht. Das, nachdem er vorhin schon etwas gesagt hatte, was man als Drohung nehmen konnte. Mái hatte entspannt auf ihn reagiert, also hatte sich auch Eohl zurückgehalten, aber in diesem Moment ging Rhys deutlich zu weit. „Finger! Weg!“ In einer schnellen, geschickten Bewegung hatte sie sich zwischen die beiden Magier gedrängt, kaum dass Rhys sein letztes Wort gesprochen hatte. Ihre linke Hand lag auf dem Gesicht des Mannes, drückte ihn kräftig von Máirín weg und presste seine eigene Sonnenbrille in seine Haut, während sie mit der rechten bereits Athame, ihren Dolch, gezückt hatte. Sie berührte ihn damit noch nicht, hielt sich selbst noch immer zurück, doch die Spitze war entschieden auf seinen freigelegten Hals gerichtet. Von der entspannten, fröhlichen Eohl von eben oder auch nur der ruhigen, gefügigen Hündin, die er am Anfang gesehen hatte, war an diesem Moment nichts mehr übrig. Ihre Stimme war eiskalt und hasserfüllt, und in ihren rot glühenden Augen steckte kein Funke von Freundlichkeit oder Gnade. „Crusader oder nicht. Ich lasse nicht zu, dass du meine Königin bedrohst“, stellte sie klar und man konnte spüren, dass sie nicht scherzte. In diesem Moment war die Yihwa bereit zu töten, auch wenn sie mitten in der Öffentlichkeit waren. Erste Augen wandten sich bereits in ihre Richtung. Glücklicherweise bemerkte niemand den Dolch. Die magische Waffe verschleierte ihre Präsenz, sodass es für die Umstehenden nur wie eine leichte Handgreiflichkeit aussah. Als Eohl spürte, wie der Druck gegen ihre Hand nachließ und Rhys wieder auf Abstand gehen wollte, ließ sie ihn wieder los und steckte ihre Waffe weg, darauf achtend, dass sie weiterhin zwischen ihm und Máirín stand. So schnell würde sie ihn nicht wieder aus ihren aufmerksamen Augen lassen.
So schnell, wie Eohls Aufregung gekommen war, ließ sie auch schon wieder nach – zumindest an der Oberfläche. Kaum spürte sie wieder die sanfte, kühle Berührung der Daeva, schien sich Eohl beruhigt zu haben, auch wenn man wohl merkte, dass ihr Blick sehr regelmäßig hinüber zu Rhys huschte. Schlusendlich war sie nicht nur ein Schoß-, sondern auch ein Wachhund. Dennoch gab sie sich Mühe, Máirín alle Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdiente. „Liebe... ist...“, murmelte sie nachdenklich, lehnte ihren Kopf zur Seite, sodass ihre Haarspitzen leicht die Wange ihrer Begleiterin kitzelten. „Ähm... also, ich habe davon gehört. Glaube ich. Hat das Wort wirklich eine Bedeutung?“ Sie war sich da unsicher. In ihrem Kopf herrschte gähnende Leere, wo die Beschreibung der Liebe stehen sollte. Irgendwie glaubte sie, so etwas schon einmal gefühlt zu haben... aber sie wusste nicht, was so etwas eigentlich war. „Ich weiß nicht... Ist Romantik denn wichtig, Mái? Muss ich das wissen?“
Máirín durftr so ziemlich direkt am eigenen Leib erfahren, wie falsch sie mit ihrer Vermutung und ihrem Willen lag. Sie war sich nicht wirklich sicher, ob sie ihr Ziel, die beiden wieder in ihre Schranken zu verweisen wirklich funktionieren würde. Ob sie dieses erreichen konnte. Die beiden machten es ihr alle Male schwer und das war schlecht. Sehr schlecht. Das durfte sie nicht tolieren. Nicht einfach so hinnehmen. Dennoch sprach sie sanft mit Eohl, es war rein instinktiv und natürlich. Dabei war diese ehrliche sanfte Art von ihr alles andere als typisch für sie. Eohl schaffte es interessante Seiten in ihre hervorzuholen. Rhys schien überrascht von dieser Geste, doch interessierte es die Untote ziemlich wenig, was er davon hielt. Wobei.. Wenn sie so darüber nachdachte, wäre es gut zu wissen was er dachte. Das gewonnene Wissen konnte sie sich letzen Endes womöglich zu Nutze machen. Jedoch lief ihre Provokation ziemlich anders als sie es erwartet hatte. Rhys hatte seit ihrem letzten Treffen wohl an seiner Respektlosigkeit gepfeilt und bedrohte die Daeva indirekt. "Ist das so? Zu dumm, dass dem bereits der Fall ist. Er weiß, das ich hier bin... Es war immerhin seine Idee.", erwiderte sie ein freches Grinsen auf den Lippen. Es würde schwer, gar unmöglich für den Vampiren werden zu erkennen, ob sie die Wahrheit sprach oder nur blöffte. Kalt war das langen, das aus ihren Lungen erblühte als Rhys vermutete, dass ihr wohl doch etwas an ihm lag. Er schien nicht zu verstehen, warum sie die Brille behalten hatte, wenn er ihr nichts bedeutete. Anstelle ihm zu antworten zeigte sie es ihm, in dem sie die Brille mit ihren Händen zerbrach. Im Inneren musste sie sich doch ein Stück weit überwinden, um es letzten Endes zu tun, hatte sie tatsächlich mit dem Gedanken gespielt gehabt, die Brille für sich zu behalten. Doch sie musste ein Zeichen setzen, sich schützen. Erst starrte Rhys sie geschockt an, ehe er nach vorne griff, ihr Handgelenk und ihr Kinn griff. Es überraschte die Daeva doch schmälerte ihr Grinsen nicht. Sie hatte ins Schwarze getroffen, Rhys verletzt. Triumphierend blickte sie ihm in die Augen, leckte sich über die Lippen. "Ich spinne und ich webe, wie ich will. Ich erschaffe Gedanken und Gefühle und genauso zerbreche ich sie wieder.", erwiderte sie, beugte sich zu ihm vor, wodurch ihr Atem seine Lippen streifte. "Ich sähe Rosen und ernte ihre Dornen. Schönheit kann ohne Hässlichkeit nicht gedeihen...Die Rosen sind erblüht, ich habe was ich wollte, die Dornen sind mir nicht mehr von Wert.", wisperte sie leise und ein Kichern entwich ihr. Ihre Worte mochten spitz sein, hoffentlich spitz genug, um die Distanz zu wahren, die die Viziato brauchte. Rhys kam ihr zu nahe... Nicht nur körperlich. Bevor sie noch etwas anderes sagen konnte mischte sich die Yihwa ein und trennte die beiden voneinander, bevor das ganze eskalieren konnte. Wobei ihre Methoden schon fragwürdig waren, ging sie Rhys regelrecht an die blanke Kehle. Sie verteidigte Máirín und wies Rhys für sein Verhalten in die Schranken. Das gab der Daeva einen Augenblick um ihre Gedanken wieder zu sammeln. Ihr Puls war für ein paar wenige Sekunden tatsächlich in die Höhe geschossen, hatte ein ganz anderes Bild präsentiert als ihre Worte es taten. Es lief nicht wie sie wollte. Wie es geplant hatte. Verdammt.
Kurz darauf hatte Eohl sich auch schon wieder beruhigt und den Arm der Untoten ergriffen, führte sie zum Ticketschalter und fragte sie nach dem Sinn der Heirat. Dafür war erst einmal wichtig herauszufinden, was die Grünhaarige über das ganze überhaupt wusste und offenbar scheiterte es bereits bei der Begrifflichkeit der Liebe. "Für manch einen hat es das. Viele verbinden mit der Liebe absolute Glückseligkeit und Vertrauen. Diesem Prinzip da, unterstützt man einander, ist füreinander da, geht durch dick und dünn.", begann sie zu erklären, ihre hohen Schuhe ließen ein lautes Klacken erhallen. "Für manch einen ist die Liebe und Heirat, das höchste Ziel. Es ist wie ein Pakt, ein Vertrag der zwei Menschen für ihr restliches Leben aneinander bindet. Oft geschieht es aus Liebe, in adligen Kreisen auch oft aus Zwecksgründen. Mit Hochzeiten werden gerne Allianzen geschmiedet.", fuhr sie fort und musterte den Ticketschalter. Sie deutete Eohl zu warten und besorgte drei Tickets für die Zugfahrt. Dem netten Assistenten gab sie dann noch ein paar hundert Jewel extra - einfach weil sie es konnte und sie den Kerl ganz niedlich fand. Mit den Papieren in der Hand drehte sie sich wieder zu Eohl. "Ich für meinen Teil, glaube nicht daran. Wer vertraut wird hintergangen und wer liebt, wird gebrochen. Liebe ist ein Spiel, dass man nicht gewinnen kann und der Einsatz ist viel zu hoch, als das sich das Risiko verletzt zu werden lohnt. Glaub mir, ich weiß wovon ich rede.", sprach sie ruhig und legte der Yihwa gen Ende eine Hand auf die Schulter. "Eine Frau hat viel zu viel zu verlieren und ich habe kein Interesse daran, als Kinderpresse zu enden.", ergänzte sie nun mit ziemlich kalter Stimme. Nein, daran war die Daeva nicht im geringsten interessiert. Sie wollte keine Kinder, keine Heirat, keine Liebe. Das alles machte einen schwach und band einem die Hände. Mái bevorzugte es ihre Hände frei bewegen zu können, frei im Blut und Wein ihrer Feinde zu baden.
B: Die Rechnung ohne den Wirt gemacht anzug, verdunkelte sonnenbrille
Er weiß, dass ich hier bin … Er … Rhys wurde das dritte Mal in Folge stockstreif, seit er auf dem Bahnhof aufgetaucht war. Seine Miene verfinsterte sich. Mit Lady Máirín war es die eine Sache. Er … mochte es, mit ihr zu reden, auch wenn ihrer beider Worte nur selten nett waren. Aber obwohl es oft anstrengend war, ihn reizte, so wollte er wissen, ob es möglich war, erneut durch diese dicke Wand zu brechen, die um sie herum aufgebaut war. Er wollte einen Weg hinein, ohne sie dafür beinah umzubringen. Etwas, das ihm noch immer leid tat, auch wenn er sich gerade jetzt nicht dafür entschuldigen würde. Vielleicht nie wieder. Es ging ihm nicht darum, dass er wirklich zu ihr vordrang, nicht für sein Seelenwohl oder weil sie ihm dahingehend wichtig war. Nein, es war mehr eine Herausforderung, die sie darstellte. Es waren die scharfen Worte, die er ihr zurückwerfen wollte und die Knöpfe, die sie einen nach der Reihe drückte, wo er nicht geahnt hatte, diese zu besitzen. Aber Sylvester war mehr, er hatte seinen besten Freund für ihn umgebracht, war für ihn nach Fiore gereist. Wenn Lady Máirín recht hatte … Rhys weigerte sich, dem zu glauben. Weigerte sich, sich einzugestehen, dass der Mann, der ihn als Kind gerettet und auf den Hof geschickt hatte, ihn angelogen hatte. Er wagte es nicht, darauf einzugehen, als hätte es seinen Glauben sonst in tausende Scherben zerbrechen. Stattdessen konzentrierte er sich auf Lady Máiríns Zufriedenheit, ihn zu verletzten. „Ihr spinnt Euch eure Welt, in der Ihr die Spinne seid. Und wenn Euer Netz gegen euren Willen zerreißt?“ Es war dünnes Eis. Verdammt dünnes Eis, als ihr Atem seine Haut streifte, so nah aneinander. Rhys blieb, wo er war, auch wenn er erst nichts auf ihre Metapher mit den Dornen und Rosen sagte. Das Problem war, er verstand sie. Er konnte zu gut nachvollziehen, was sie meinte, und entsprechend hatte er wenige Gegenworte. Auch der Vampir warf die Stacheln gerne weg und behielt nur die schönen Blüten. „Ich bin nicht ganz sicher, ob Ihr bekommen habt, was Ihr wolltet“, meinte er schließlich. Damit war ihre Unterhaltung aber auch vorbei. Eohl, die zuvor noch brav bei ihm gewesen war, dann bei Lady Máirín herumgehüpft war, drängte sich zwischen sie. Überrascht von dem plötzlichen Stimmungswechsel der Frau, wich er einen Schritt zurück, als sie ihn mit erstaunlicher Kraft nach hinten drückte und ihren Arm in sein Gesicht. Unter den Brillenrändern erahnte er nur ungenau etwas, das auf seinen Hals gerichtet war. Rhys wich noch einen Schritt zurück, versuchte, Eohl abzuwerfen. Ihm war bereits der Hals aufgeschnitten worden, eine notwendige Bestrafung für den Mord an Raoul, aber er wollte das wirklich nicht noch einmal machen. Rhys hielt den Mund. Vorhin noch so klar gewesen, wer wem gehorchte, brachten die drei zusammen das Konzept von Diener und Könige ziemlich durcheinander. Rhys und Lady Máirín, die sich gegenseitig forderten und Eohl, die ihre Königin weit über ihn zu stellen schien. Die jetzt ihm Befehle gab. Er war hin und hergerissen, ob er sich denen beugten sollte oder nicht. Als ihre Hände sanken, blieb sie zwingen ihm und der Rothaarigen. Der Vampir wagte es nicht, den Blick von der Kleineren zu lösen, auch wenn seine Worte an die Frau dahinter gerichtet waren. „Ihr könnt Euch nicht länger selbst verteidigen? Oder habt Ihr sie nicht unter Kontrolle?“ Er deutete mit dem Kinn auf Eohl. Bislang hatte sie immerzu erpicht darauf reagiert, nicht mit Federhandschuhen angefasst zu werden und das selbst auch nicht getan. Und sie hatte nie jemanden vorgeschickt, um den Kampf für sie auszutragen.
Nach dieser ersten Auseinandersetzung hatten sie sich zum Ticketschalter aufgemacht. Rhys lauschte den Gesprächen der beiden über Liebe und Heirat. Eohl schien in der Tat keine Ahnung davon zu haben. Selbst der Vampir, der noch nie verliebt gewesen war, kannte zumindest die Theorie davon. Ein wenig erinnerte ihn die Grünhaarige mit ihren offenen Fragen an ihn selbst in den ersten Monaten nach seiner Wandlung zum Untoten, als sein Kopf ein Chaos gewesen war, dass sich erst wieder richten musste. Noch interessanter fand er allerdings Lady Máiríns Antwort, nachdem sie die Tickets gekauft hatte. Rhys machte keine Anstalten, seinerseits etwas zu bezahlen. Sie hatte das Geld und das eine Mal, als er gezahlt hatte, war es in einem Desaster geendet. Und doch. Sie wusste, wovon sie sprach? Es machte ihm ein weiteres Mal klar, wie wenig er wirklich über sie wusste. Über ihre Vergangenheit, die sie nie wirklich erwähnt hatte. Eine, die sie offensichtlich in Trümmer hinterlassen hatte, Trümmer, geschützt von dieser kalten Mauer aus Blut und Eis. Kinderpresse. Rhys verzog das Gesicht. Noch weniger als in einer Ehe konnte er sich die Daeva als Mutter vorstellen. Der Zug fuhr wenig später ein und Rhys blieb hinter den beiden. Und das wiederum hieß, dass sie die erste Wahl hatten? Ein zweiersitz, zu zweit? Oder einen zu viert? Obwohl er zuweilen Vergnügen dabei hatte, Lady Máirín aus der Reserve zu locken, würde eine Pause nach diesen ersten Minuten ihnen allen gut tun. Außerdem war er gut darin, an der Seite zu stehen und zuzuhören, sich seinen Teil zu denken, wie es sich als Diener und Spion eben gehört hatte. 290 IV 290
Es war Eohl herzlich egal, was Rhys über ihren Eingriff dachte. Sie hatte Máirín versprochen, dass sie immer für sie da sein und sie beschützen würde. Darauf hatten die Worte eines aggressiven Spinners keine Bedeutung. Eohl Yihwa war nicht mehr die gleiche Person, die sie noch vor einem halben Jahr gewesen war. Jemand, der die Gilde über ausnahmslos Alles stellte und keines der Mitglieder hinterfragte. Manche Crusader standen über den Anderen, und Mái gehörte für sie zu den Wichtigsten. Dieses Gefühl, das Eohl in ihrem Herzen trug... das sie vermutlich gar nicht fühlen sollte, nicht fühlen können sollte. Was auch immer es war, es genügte, sie dazu zu treiben, einen anderen Crusader zu bedrohen, auch wenn der selbst schuld war. Während er seine höhnenden Worte in Richtung Mái sprach, starrten Eohls blutrünstige Augen tief in seine, beide aufeinander fokussiert. Er zog sich für den Moment zurück, aber der Hals, der ihm so viel zu bedeuten schien, war noch lange nicht sicher.
Glücklicherweise wusste Máirín gut, wie man Eohls boshafte Seiten im Zaum hielt. Neugierig und aufmerksam hing Eohl an ihren Lippen, als sie erklärte, was Liebe bedeutete. „Man unterstützt einander... ist füreinander da...“, wiederholte sie atemlos, wie in einer Trance. „Für immer... aneinander gebunden... Wie ein Band des Schicksals?“ Das kam ihr doch sehr bekannt vor. Was waren noch gleich die genauen Worte gewesen, mit denen sie ihr und Máiríns Schicksal verwoben hatte? Eohl war da, um ihre Wünsche zu erfüllen. Sie zu behüten. Alles an ihr. Sie folgte den Worten der Viziato, so perfekt, wie sie es verdient hatte. Und dieses Gefühl... das hatte die Daeva gespiegelt. Sie hatte gesagt, dass sie Eohl mochte. Dass es richtig für sie war, Eohl zu mögen. Egal, was andere Menschen von ihnen wollten. War das die Art Band für die Ewigkeit, von dem die Viziato sprach? Es klang so. „Du meinst also... wie bei uns?“ Die Frage kam wie selbstverständlich aus dem Mund der Yihwa, ehrlich und naiv. Sie war weder besonders leise, noch vorsichtig mit ihren Worten. Sie versuchte nur, etwas zu verstehen, was zu kompliziert für sie war. Langsam näherte sich ihr Gesicht dem der Viziato, um ihr tief in die Augen zu sehen, Zentimeter von ihr entfernt. „Dieses Gefühl... zwischen uns... Ist das, was Liebe ist?“ Was konnte es sonst sein? Wenn es dieses Gefühl nicht war, was blieb denn dann noch übrig? Es war Alles, was die Viziato beschrieben hatte. Was das bedeutete... das verstand Eohl immer noch nicht wirklich. Sie war keine Adelige, ganz im Gegenteil, und wusste auch nicht, welchen Zweck es erfüllen könnte, sich an sie zu binden. Allianzen kannte sie auch nur in anderer Form, mit Druck und Todesdrohungen. Und dann... dann waren da... Kinder? „Kinderpresse?“, fragte sie laut, jetzt endgültig verwirrt, und legte den Kopf schief. „Was... was soll das denn heißen?“
Einige Augen lagen auf der Gruppe, als sie in den Zug stiegen, was wohl kein Wunder war. Eben hatten sich Eohl und Rhys fast geprügelt, nun rief sie Worte wie Kinderpresse durch die Gegend. Und Máirín... die war ohnehin ein Blickfang! Ein Blickfang, den Eohl nicht wieder loslassen wollte. Sie stellte ganz sicher, dass sie beim Hinsetzen direkt neben ihrer Königin war, dicht an dicht mit ihr, ohne die Berührung zu lösen. Gelegentlich huschte ihr Blick hinüber zu Rhys. Dem vertraute sie nämlich immer noch nicht...
Wie viel ihre kleine Provokation tatsächlich in dem Vampir auslöste, war der Daeva nicht bewusst. Hätte sie Kenntnis dafür, würde sie wahrscheinlich vor Zufriedenheit platzen. Das würde ihr Herz tatsächlich wärmen. Zu wissen, das die Wunden die sie geschnitten und die Zweifel die sie gesäht hatten fruchteten. Das würde ihr wirklich gefallen und freuen. Sie fand immer gefallen daran, wenn sie anderen wehtat und sie verletzte. Jedes Mal, wenn sie es schaffte, bedeutete es, dass sie nicht verletzt würde. Das sie schneller geschossen hatte als ihr Gegner. Natürlich konnte sie dennoch von den Geschossen anderer getroffen werden, aber ein Treffer ihrerseits gab ihr immer Zeit, den der anderen auszuweichen. Von den Personen, mit denen sie vertraut war, war Sylvester auf jeden Fall eine, die der Untoten sehr im Gedächtnis geblieben waren. Die beiden verband viel mehr, als nur die schlichte Tatsache, dass Sylvester sie auf den Königshof in Bosco gebracht hatte und dass er sie nach Fiore geschickt hatte, um sich um die Kronprinzessin zu kümmern. Sie waren einander sehr vertraut... Doch auch ohne dieses Wissen, die Einsicht, konnte Máirín gut erkennen, wie gut ihre Saat in Rhys gefruchtet hatte. Sie hatte ihn verletzt. Provokant war sie ihm näher gekommen, nachdem er sie gepackt hatte - doch hielt es ihn nicht davon ab weiter zu reden. So einfach einschüchtern ließ er sich leider Gottes dann doch nicht. "Hmmm... Fäden sind ersetzbar. Reißt ein Netz webt man ein Neues. Ich habe in meinem Leben viele Netze gesponnen.. Die meisten davon habe ich selbst wieder zerissen... Mit jedem Mal wurde ich stärker und weiser. Meine Fäden wurden fester, die Netze stabiler.", erwiderte sie auf seine Frage, legte den Kopf provokant grinsend schief. "Selbst, wenn ich mich dabei selber verletze... Du solltest mittlerweile verstanden haben, das mich der Schmerz nicht hemmt, sondern noch mehr voran treibt.", wisperte sie, legte die freie Hand auf sein Schlüsselbein... Strich mit den kalten Fingern seinen Hals entlang. "Es ist niedlich, wie du es verzweifelt versuchst.. Versuchst mir auf Augenhöhe zu begegnen...", murmelte sie, blickte auf ihre Hand, dann wieder in seine Augen. Dann ging Eohl dazwischen und trennte die beiden voneinander. Etwas, was die Daeva weniger überraschte. Es war gut, dass sie es getan hatte, doch gefiel ihr nicht, was Eohl Rhys damit zeigte. Sie suggerierte, dass Mái schwach war. Nicht in der Lage war sich selbst zu verteidigen. Etwas, was nicht im geringsten stimmte. Sie war nicht schwach. Dennoch versuchte sie gelassen zu bleiben, was zwar mit ihrer Haltung gelang, aber nicht ganz ihre Augen erreichte. Ihr Blick war tadelnd, als sie Eohl anblickte. Auf Rhys Worte hin verdrehte sie die Augen. "Ich bin durchaus in der Lage mich selbst zu verteidigen... Doch im Gegensatz zu dir, gibt es Personen, die ihr Leben für das meine geben würden. Die mich in allem unterstütze was ich tue... Die mir loyal sind.", erwiderte sie mit ruhiger Stimme, einem falschen Lächeln auf den Lippen - bewusst eines, bei dem man erkennen konnte, das es nicht der Wahrheit entsprang. "Noch etwas in dem wir uns voneinander unterscheiden... Du bist alleine Rhys. Nicht einmal Sylvester war da, als man dir die Kehle aufgeschnitten hat. Als man dich, zusammen mit den anderen in ein Loch geworfen hat... Es wäre ein Risiko gewesen, doch wenn du ihm wirklich so viel bedeuten würdest, wie du dir einbildest, hätte er einen Weg gefunden. Hätte dir in irgendeiner Form beigestanden.", mit diesen Worten gewann ihr Lächeln, ihr Grinsen an Echtheit. Ihre Worte waren scharf gesprochen und zielten darauf ab, Rhys zu treffen, ihn zu provozieren. Danach widmete sie sich voll und ganz Eohl und ihrer Frage. Sie versuchte ihr die Liebe zu erklären, was als solches viel schwerer war, als sie zunächst angenommen hatte. Den Begriff Liebe zu erfassen... Zu definieren... Das war nahezu unmöglich. Liebe war immer etwas individuelles und persönliches... Jeder nahm sie anders wahr. Zumal dies ein Thema im Leben der Untoten war, das tiefe Narben hinterlassen hatte. Das ein Loch in ihrem toten Herzen gerissen hatte. "Manche halten es durchaus für Schicksal.", erwiderte sie auf ihre Frage, übte sanften Druck auf Eohls Hand aus, mit welcher ihre verschlungen war. Die Worte die darauf folgten, stachen der Daeva alleridngs tief ins Mark. Für einen kurzen Augenblick konnte man ihr ansehen, dass sie überrascht von Eohls Worten ist, wenn nicht sogar etwas überfordert. Sie räusperte sich, strich sich mit der freien Hand Haare aus dem Gesicht, ihre Fassung wiedergewinnend. "Es gibt neben der romantischen Liebe auch andere Formen der Liebe ja. Freundschaften zum Beispiel, sind auch eine Form der Liebe. Im klassischen Sinne hängt sie allerdings seltener mit sexueller Nähe zusammen, als die romantische Liebe. Wenn du jemanden liebst, dann willst du dich der anderen Person hingeben. Es ist wie ein guter Alkohol. Er hinterlässt ein wohliges, warmes Gefühl in dir und du willst immer mehr davon.", versuchte sie es weiter zu beschreiben. Das Eohl ihr mit einem Mal so nahe kam und sie regelrecht anstarrte - was schon irgendwie gespenstig wirkte - löste dann doch ein wenig Unbehagen in der Untoten aus. "Wie gesagt... Ich glaube nicht daran. Du bist mir wichtig, aber ich werde mein Herz nie wieder an jemanden hängen, den ich nicht halten kann.", sprach sie, ihr Blick war sturr geradeaus gerichtet während ihr Herz in ihrer Brust krampfte, sich schmerzhaft zusammenzog. Tief atmete sie ein und aus, unterband jegliche Möglichkeit für Tränen ihren Weg in die Freiheit zu finden und sah wieder zu Eohl. "Was eine Kinderpresse ist?", wiederholte sie die Frage der Yihwa, erstaunt darüber, wie wenig sie eigentlich wusste. Was auch immer mit ihr passiert war... Es musste sich sehr stark auf ihr Gedächtnis ausgewirkt haben. "Viele Personen sind der Auffassung, dass die Aufgabe der Frau darin liegt, Kinder zu gebären. Manchmal wird die Frau dann mehr zu einer Maßenanfertigungsfabrik, als das man sie als Person wahrnimmt. Jede Schwangerschaft birgt ein Risiko, jede Geburt kann dich das Leben kosten... Es gibt viel bessere Dinge, als sein ganzes Leben dem Kinder kriegen und aufziehen zu widmen.", erklärte sie dann letzten Endes und stieg mit Eohl in den Zug ein. Das sie beobachtet wurden störte sie nicht, war sie es gewohnt die Blicke anderer auf sich zu ziehen. Im Zug setzte sie sich dann in ein Sitzplatz für vier Personen, verspürte sie weniger das Bedürfnis, sich in einen Platz für zwei zu quetschen, davon ausgehend, das Eohl die ganze Zeit an ihr kleben würde. Da brauchte sie etwas mehr Platz zum Atmen. Sie nahm sich den Platz am Fenster, Eohl folgte ihr und setzte sich neben sie. Die Fahrt würde einige Stunden dauern... Hoffentlich würde sie sich nicht allzu sehr ziehen.
B: Die Rechnung ohne den Wirt gemacht anzug, verdunkelte sonnenbrille
Sie waren beide gut geworden, besser darin, sich gegenseitig herauszufordern. Er wich vor ihrer Berührung nicht mehr zurück, wollte ihr diese Genugtuung nicht geben. Bei ihrer ersten Bewegung, noch bei der danach, war er hätte er niemals ihr Handgelenk festgehalten, ihr Kinn in seinen Finger, die kühle, weiche Haut berührt. Und Lady Máirín deckte nach und nach die Wunden auf, von denen er nicht gewusst hatte, dass er sie besaß. Versteckt hinter der Uniform des Soldaten, bis sie gekommen war. „Ja, dass Ihr Schmerzen bevorzugt und Euch gerne in lebensgefährliche Situation begebt, habe ich mitbekommen.“ Das letzte Mal hatte er die halbe Nacht wachgesessen und gehoffte, dass sie wieder aufwachen würde und wenn nur um ihr zu sagen, wie unglaublich dämlich und leichtsinnig es von ihr war, ihn solange zu reizen, bis er anbiss. Zubiss. Und sich nicht dagegen zu wehren. Die Daeva war nicht hilflos, sie hätte ihn, wenn sie es wirklich gewollt hätte, von sich stoßen können, aber sie hatte das Gegenteil getan und ihn festgehalten. Bei sich, um den Schmerz zu spüren, den sie so liebte, vielleicht als einziges liebte. Seine Haut kribbelte, wo ihre Finger entlangfuhren, und er blinzelte, ehe er den Blick mit leichtem Lächeln wieder auf sie richtete. „Niedliche Worte, wie passend für jemand …“, er tippte mit dem kleinen Finger auf ihre Nasenspitze: „der hinaufsehen muss, um Augenkontakt herzustellen.“ Ihre Annäherung war vorbei, als Eohl dazwischenging, zumindest körperlich. Über Eohls Kopf hinweg setzten sie ihre Unterhaltung fort, wobei Rhys die andere mittlerweile mehr wie einen Wachhund betrachtete, als eine Person, der er wirklich zu gehorchen hatte. Oder die ihm gehorchte. Eohl würde ganz einfach nach ihm beißen, wenn er ihrer Herrin zu nahekam und auch wenn er das Bedürfnis nach Diener nachvollziehen konnte, konnte er sich eine Anmerkung dazu nicht verkneifen. Und Lady Máirín … traf mit ihren Worten ins Schwarze. Wie Kugel um Kugel aus dem Lauf einer Pistole lösten sich die Worte von ihrem hübschen Hund und schlugen in ihm ein. Zielgenau, jede Kugel näher an der Mitte als die zuvor. Rhys hob die Oberlippe, doch das Lächeln war nicht fröhlich, nicht einmal wirklich provozierend. Egal was er darauf sagen würde, es war die Wahrheit. Rhys hatte keine Personen, keine Freunde, nicht hier. Er hatte sie alle verloren, in jener Nacht. Ihm war immer bewusst gewesen, dass es dazu kommen würde, dass er die Menschen am Hof verraten würde. Loyalität hatte er nie gehabt und sie auch nicht für ihn. Und jetzt, hier … Hier war er alleine, kannte noch immer kaum jemand, wusste nicht, wohin mit sich und seinem Leben. Er war alleine. Alleine. Rhys hatte sich nie einsam gefühlt, tat es auch jetzt nicht, aber im Vergleich zu der Daeva war er allein. Er atmete langsam ein, schloss die hellgrünen Augen. „Ich ziehe das Alleine sein Euren Eskapaden vor.“ Rhys brauchte nicht viel Umfeld, er wollte nur ein Gebäude, das ihn an den Hof erinnerte und Diener, die es in Form hielten. Alles andere würde er noch herausfinden müssen. „Zu Euer Information, ich wurde nicht in das Loch geworfen sondern an den Straßengraben. Und dort hat er mich mitgenommen, sobald er mich gefunden hatte.“ Der provozierende Ton war weg, pure Kälte in seiner Stimme, als er zusah, wie die beiden Frauen sich abwandte und auf den Weg machten. Rhys folgte ihnen, während ihre Worte in seinem Kopf sich drehten und wanden. Natürlich war Sylvester nicht gekommen, er hatte ein großes Ziel. Er durfte nicht gefangen wurde. Er hatte ihn geholt, sobald es möglich gewesen war und ihn wiederbelebt. Er hatte getan, was er gekonnt hatte. Der Vampir klammerte sich an den Gedanken. Sylvester war der einzige Grundstein in seinem Leben, auf den er vertraute, auf den er sein Leben aufgebaut hatte. Ihn zerbrechen zu sehen würde auch seine Welt zu Scherben zertrümmern.
Lady Máirín und Eohl unterhielten sich über Heirat und das Konzept der Liebe, während er halb zuhörte, halb seinen Gedanken über die Rothaarige nachhing. Rhys ballte die Hände zusammen, bis sich die Fingernägel in seine Handballen gruben, als Eohl der Daeva immer näher kam und fragte, ob das zwischen ihnen Liebe war. Er hielt ein Schnauben nur dank seiner Ausbildung zurück, auch wenn oder gerade weil Lady Máirín irritiert dreinsah. Nicht nur berühren, sondern auch versorgen ließ sie sich von Eohl, sondern sie zeigt ihr gegenüber auch Gefühle. Nun, hätte Rhys mehr mitgespielt, wären sie vielleicht auch zu dem Ergebnis gekommen, doch der Vampir hatte sich ihr entgegengestellt. Dennoch lauschte er interessierter als er sehen ließ, was sie über die Arten der Liebe erklärte. Rhys kannte ziemlich nur die arrangierte Ehen und die Schwärmereien des Kronprinzen für manche Dienerinnen. Er selbst hatte noch nie geliebt. Sylvester wie einen Vater, doch ansonsten … Sexuelle Nähe war für ihn nie romantische Liebe gewesen. Und Lady Máirín in seinem Kopf mehr wie der Kater nach dem Trinken als das Gefühl von Betrunkenheit selbst. Ein Zustand, den er nur sehr, sehr selten genossen hatte, war er doch beinahe immer auf seinem Posten als privater Diener gewesen waren. Immerhin liebte die Daeva Eohl nicht. Zum Thema Kinderpresse hatte er weniger Gedanken, Kinder waren für den Vampir nicht einmal am Rande seines Horizontes aufgetaucht. Über Schwangerschaften hatte er also noch nie gedacht, auch wenn er sich so etwas bei Lady Máirín wirklich nicht vorstellen konnte.
Im Zug hatten die beiden Frauen sich eine Bank genommen, Lady Máirín am Fenster. Rhys setzte sich hinter sie und öffnete den Knopf des Sakkos, als er sich zurücklehnte und die Augen schloss. Er hätte wissen müssen, dass er sie wieder sehen würde. Und dass er wieder gegen ihre Fassade laufen würde, sich die Fingernägel daran blutig kratzen. Und Eohl … einerseits zeigte es ihm, dass sie wohl wirklich Gefühle hatte, unter der Schale der Daeva verborgen. Nur war er sich nicht so ganz sicher, ob es ihm gefiel, dass Eohl das hervorrief. Ob es ihm gefiel, wie früher daneben an der Wand zu stehen, nur zu beobachten und zuzuhören.
Beginn C-Rang Quest: Die Legende von Constanza Confortola
Outfit
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Als die Durchsage im Zug das kürzlich stattfindende Eintreffen in Crystalline Town einläutete, setzte Delia sich schon einmal vorsichtig die weiße Strickmütze auf, um für die kalten Temperaturen gewappnet zu sein. Es war nicht das erste Mal, dass sie in den kalten Norden reisen musste, daher wusste sie sich auch entsprechend zu kleiden. Gemäß einer Zwiebel hatte sich die Köchin viele Schichten übergezogen, wobei man davon jedoch nur einen dicken, ebenfalls weißen Pulli und einen schwarzen Parka noch erkennen konnte. Warme, wetterfeste Stiefeletten hielten die Füße warm und eine Jeans, welche aufgrund der Strumpfhose darunter etwas enger saß, rundete das Ganze ab. Schnell schnappte sich Delia ihre Tasche aus der Gepäckablage über ihr und machte sich langsam schon einmal auf den Weg zu nächsten Tür des Waggons. Azael war bestimmt schon da, denn sein Zug war knapp eine halbe Stunde vor ihrem bereits eingetroffen.
Dieser Auftrag war etwas besonderes, denn er kam von einem gewissen Master Slick, von welchem Delia schon einmal gehört hatte. Eine neue, ziemlich skurrile Bekanntschaft namens Reek hatte diesen Namen erwähnt und auch, dass sie eine Verbindung zueinander haben. Doch der Magier aus Fairy Tail war super nett und hatte das Herz am rechten Fleck, außerdem hatten er und sein Team Delia vor einem fiesen Taschendieb gerettet! Daher hatte die Erdmagierin diesen Auftrag gerne angenommen, da sie hoffte, sich zumindest über ein paar Ecken bei dem Grünhaarigen revanchieren zu können, indem sie seinem Master Slick half. Der alte Amphibia, welcher ebenfalls in Crocus Town lebt, war auf der Suche nach einem alten Buch, welches er in einer Bibliothek in Crystalline Town gefunden zu haben glaubt. Der Auftrag war also einfach, denn Delia musste ihm das Buch lediglich beschaffen. Dass Azael mit von der Partie war, freute die Köchin natürlich unheimlich, schließlich hatte sie den schwarzhaarigen Magier sehr gern. Bestimmt hatte sein Beisein auch damit zu tun, dass er und Reek befreundet waren. Zumindest glaubte Delia, dass die beiden Freunde waren. Warum? Nur so.
Als der Zug im Bahnhof Halt gemacht hatte und die Türen sich öffneten, trat Delia bereits mit aufmerksamen, hellgrünen Augen aus dem Waggon. Sofort suchte sie nach Azael, denn sie hatte ihn seit seiner Abreise aus Crocus Town nicht mehr gesehen. Wer hätte auch gedacht, dass dieser sonderbare Anzugträger aus dem Sumpfgebiet ihr einmal so ans Herz wachsen würde? In der Wüstenstadt Pitaya Town hatten sie sich kennengelernt, daraufhin waren sie gemeinsam in Sakura Town im Sakura Funland, in welchem sie viel Spaß hatten und schöne sowie traurige Momente geteilt hatten. Bald darauf stand die Jagd eines Riesen gemeinsam mit ihm und Reek an und kürzlich hatte der Finsternismagier sie in Crocus Town besucht, um ihrem Vater zu helfen. Daraufhin blieb er ein wenig und sie verbrachten noch einen Tag länger zusammen in der Hauptstadt, in welcher er eine ausführliche Führung bekommen hatte. Delia hatte von dem Moment an, an welchem sie Azael kennen- und verstehen gelernt hatte, gemocht. Sie hatte viel Spaß mit ihm und genoss die unbeschwerte, unkomplizierte Zeit, in welcher sie sich nicht verstellen musste oder sich bemühen musste, besser zu sein, als sie war. Natürlich gab es noch immer das ein oder andere Missverständnis zwischen ihnen, aber in aller Regel konnte sie Erdmagierin darüber hinweg lächeln. Lediglich wenn er sich wieder vor ihr entblößte wurde sie nervös, aber das war wohl verständlich.
Als Delia ihren Freund entdeckt hatte, marschierte sie schnurstracks auf ihn zu und konnte bereits nicht anders, als glücklich zu lächeln. Am liebsten würde sie ihm in die Arme fallen, allerdings war sie nicht immer so sicher, wie sie sich ihm gegenüber mit derartige Nähe verhalten sollte. Als sie sich während ihres Marschs zu ihm freudestrahlend fragte, was genau sie selbst wohl meinte, merkte sie, wie sie plötzlich nervös wurde. Nein, am besten cool winken und Hallo sagen! So der Plan, aber ein Unglücksmensch wie Delia wurde kurz vor ihrem Freund von einem hektischen Herrn weggestoßen, da sie anscheinend im Weg stand und fiel daraufhin nach vorn. Allerdings weniger romantisch, als erwartet. Denn sie stieß sich hart die Nase am Brustbein Azaels und hielt sich schnell die Hand an die arg schmerzende Nase. „Au.. entschuldige..“
Plot C-Quest: Die Legende von Constanza Confortola
Delia & Azael | Outfit # 1 | 10
Für den Finsternismagier aus Fairy Tail war es selbstverständlich gewesen den Auftrag anzunehmen, als eine Anfrage von Master Slick vorlag. Der alte Amphibia stand in enger Verbindung zu Reginald, den Azael durchaus als einen seiner Freunde bezeichnen würde. Sie waren Kameraden in Fairy Tail und hatten bereits das Vergnügen gehabt, Delia zu retten und einen Riesen aufzuhalten. Sie wussten also von den Fähigkeiten des jeweils anderen und konnten sich außerdem hinsichtlich Loyalität und Aufrichtigkeit sicher sein. Der schwarzhaarige Magier hatte dem Eklund versichert, auf diesem Auftrag sein Bestes zu geben und die Bergung des Buches sicherzustellen, natürlich sehr zur Zufriedenheit von Reek. Aber so war Azael nun einmal. Er war ein Beschützer und über allen Maßen hilfsbereit, daher würde er niemals eine derartige Anfrage ablehnen. Und so kam es, dass er schlussendlich im Zug gen Crystalline Town saß. Hoch oben im Norden war er bereits gewesen, als er zusammen mit Anahera in einem Tante Emmas Laden für Sicherheit gesorgt hatte. Er wusste nur noch wie kalt es dort oben im Norden war, doch zählte Azael nicht zu den Geschöpfen, die schnell froren.
Im Zug saß er aufrecht am Fenster und blickte ausdruckslos in die Landschaft, die nur so an ihm vorbei zog. Er hing seinen Gedanken nach und beschäftigte sich dabei insbesondere mit der Finsternismagie, über die er kürzlich ein Buch von Gildenmeister Raban erhalten hatte. Schade nur, dass er überhaupt nicht gut lesen konnte und daher alsbald die Hilfe von Delia benötigte, um sich dem Inhalt habhaft zu machen. Angeblich sollte darin beschrieben sein, wie die Magie aufgebaut war und was für Zaubernaturen man mit ihr umzusetzen Imstande war. Das sollte dem Targaris durchaus helfen, diese Macht unter Kontrolle zu bekommen und mehr darüber zu lernen, schließlich musste er als Magier von Fairy Tail durchaus auch einigen Verpflichtungen nachkommen. Schlussendlich hatte ihm der Meister nahegelegt, dass er mit Gefühlen allein niemanden akkurat beschützen konnte und er dringend lernen musste, wie man sich und andere mit Magie verteidigte. Dann wanderten seine Gedanken weiter zum Auftrag, wobei er unweigerlich an Delia Hollingsworth denken musste, seine vermeintlich zukünftige Gemahlin, wodurch Azael im Übrigen der neue Baumagnat von Crocus Town würde.
Ein Lächeln blieb natürlich aus, aber innerlich wurde ihm warm ums Herz. Er hatte die Hollingsworth wirklich ins Herz geschlossen und sich unlängst auf die Fahne geschrieben, sie wann immer nötig zu beschützen. Sie war die erste Person, die über einen längeren Zeitraum wirklich aufrichtig und fürsorglich mit ihm umgegangen war, abseits der paar Personen innerhalb der Gilde. Sie hatte sich zügig zu einer Freundin entwickelt, die man nicht mehr missen wollte und daher freute er sich ungemein, sie endlich wieder zu sehen. Sie hatten bereits einige Abenteuer erlebt und kürzlich hatte er sie sogar Zuhause besucht, um seinem vermeintlich baldigen Schwiegervater bei einem Bauvorhaben zu unterstützen. Ein seltsamer Tag, geprägt von Missverständnissen und kuriosen Zukunftsplänen, die der Targaris nicht einzuordnen wusste. Dennoch freute er sich auf ein Wiedersehen mit Delia und wusste daher, dass dieser Auftrag von Erfolg gekrönt sein musste, denn sie waren immerhin ein sehr gutes Team.
Sein Zug erreichte Crystalline Town, wo er nach Einfahren des Zuges direkt aufstand und bereits an der Tür wartete. Das Gefährt kam zum Stehen und öffnete zischen die Türen, womit Azael ungehindert aussteigen und sich erst einmal orientieren konnte. In Crystalline Town selbst war er noch nie gewesen, daher musste er natürlich erst einmal alles abchecken, bevor er auf Delia warten konnte. Er entfernte sich selbstverständlich nicht aus der Reichweite des Gleises, doch nutzte er den wenigen Bereich aus, um sich kurz umzusehen. Bummelig eine halbe Stunde Zeit hatte er ja, denn der Zug aus Crocus Town sollte erst etwas später eintreffen, daher blieb genug Zeit für einen schnellen Happen vom Gleis-Futterwagen, der dort Bratwurstsemmeln vertickte. Dieses Mal kleckerte Azael jedoch nicht auf seinen schicken Anzug, denn aus diesem Fehler hatte er unlängst gelernt. Mümmelnd stand er also da und wartete ausdruckslos darauf, dass seine Partnerin eintraf, damit sie gemeinsam das besagte Buch in Besitz nehmen konnten. Nach gut einer halben Stunde traf ihr Zug dann auch schon ein, sie stieg aus und näherte sich seiner Position. Aus der Ferne hob er bereits die Hand, denn er hatte mittlerweile auch gelernt, wie man frühzeitig begrüßte. Das tat man wohl, wenn die andere Person einen nicht sofort sah oder weil man seiner Freude keinen Einhalt mehr gebieten konnte. Im Fall von Azael war es letzteres.
Kurz bevor Delia bei ihm angekommen war, wurde sie jedoch stark angerempelt und zur Seite gestoßen. Azael reagierte sofort und kam ihr entgegen, was jedoch zur Folge hatte, dass sie mit ihrer Nase ungebremst auf seinem Brustbein einrastete und sich dahingehend etwas wehtat. Aus großer Sorge, die man ihm natürlich nicht ansehen konnte, legte er seine Hände auf ihre Schultern und blickte ihr in die Seelenspiegel. „Ist alles in Ordnung bei dir, Delia?“, erkundigte er sich sofort und wollte sich um sie kümmern. Ihre Entschuldigung hielt er für unpassend, schließlich war es nicht ihre Schuld gewesen, was geschehen war. Viel mehr war es seine Schuld, denn hätte er sich ihr nicht genähert, dann wäre sie auf den Boden gestürzt und dann wäre es die Schuld des Remplers gewesen. „Ich bin wirklich froh dich zu sehen“, gestand er ihr dann auch schon. Hoffentlich war sie bereit für den Auftrag, sofern sie ihn dieses Mal überhaupt richtig gelesen hatte. Bei der hübschen Hollingsworth wusste man schließlich nie, wie bei Azael eben auch immer.
Warum tat es immer so scheußlich weh, wenn man sich die Nase stieß? Ähnlich verhielt es sich mit dem kleinen Zeh. Wenn man mit der Schulter gegen etwas prallte, war das nicht so schlimm! Aber Delias niedliche Nase, welcher keiner Seele je etwas zu Leide getan hatte, pulsierte unter dumpfen Schmerzen. Azael hatte echt harte Knochen! Wenngleich die Schuldfrage nicht ganz ersichtlich zu klären war, entschuldigte sie sich bei Azael für den Überfall. Dann spürte sie schon seine Hände auf ihren Schultern und bemerkte den Blickkontakt, welchen er zu ihr aufgebaut hatte. Langsam ließ Delia ihre Hand von der Nase sinken, prüfte kurz, ob Blut daran war (zum Glück nicht!) und sah ihm dann in die grauen Iriden. Unweigerlich lächelte sie ihn an und nickte einmal. „Ja, alles in Ordnung. Der Schmerz klingt schon ab!“, versicherte sie ihm, wobei sich der Schmerz ruhig ein wenig damit beeilen konnte. Als er ihr dann mit seiner typischen, ausdruckslosen Art mitteilte, dass er wirklich froh war, sie zu sehen, lächelte sie ihn berührt vor Freude darüber glücklich an. Sanft überwand sie den letzten Abstand zu ihm und legte ihre Arme um seine Körpermitte, um sich vorsichtig durch die Umarmung an ihn zu schmiegen. Für einen Augenblick schien sich das rege Treiben des Bahnhofs um Delia gänzlich beruhigt zu haben, da sah sie es an der Zeit, sich wieder von Azael zu lösen. Sie wusste um seine Schwierigkeiten mit gesellschaftlichen und sozialen Gepflogenheiten und hatte stets die Sorge, ihn zu überfordern. „Ich bin auch froh“, erwiderte sie lächelnd.
„..und ich habe eine Überraschung für dich dabei! Aber erst die Arbeit“, verkündete sie stolz, wobei Azael sich ja denken konnte, dass sie ihm etwas gekocht oder gebacken hatte. Heute würde sich der junge Mann über den Genuss frischer, fluffiger Zimtschnecken erfreuen dürfen. Ein Glück, dass der Auftrag also so simpel war. Es klang wirklich einfach, sich nur eben schnell ein Buch aus der Bibliothek zu holen. Delia würde es auf einen falschen, erfundenen Namen ausleihen und Master Slick bekäme das Buch für immer und ewig, denn Esmeralda Fortuna Steinfaust würde es nie mehr wieder nach Crystalline Town zurückbringen. Klang vielleicht gemein, aber für Reek würde Delia dieses Opfer natürlich bringen! Dass das alles aber gar nicht so einfach werden würde, damit rechnete die Erdmagierin noch nicht. „Lass uns schnell das Buch besorgen, danach zeige ich es dir“, versprach sie ihm mit einem verschmitzten Grinsen und spielte erneut auf die Überraschungs-Zimtschnecken an.
So verließen die beiden Freunde den Bahnhof und spazierten gemeinsam durch das kalte Crystalline Town. Mit Hilfe eines Stadtplans, welchen Delia noch flott am Bahnhof besorgt hatte, suchten sie nun die große städtische Bibliothek von Crystalline Town. Da fiel der Köchin ein, dass Azael einst zu ihr sagte, dass er nicht schreiben könne. Bedeutete das auch, dass er nicht in der Lage war, zu lesen? Wahrscheinlich, oder? Am besten, Delia würde mal hinten herum danach fragen, um mehr darüber herauszufinden: „Warst du schon einmal in einer Bibliothek, Azael?“, fragte sie ihn und suchte lächelnd den Blickkontakt zu ihrem Freund.
Die nächste Frage kam dann wieder von dem Riesen... Der wollte wohl wirklich Smalltalk mit den beiden führen. Pff... Als ob es ihn etwas anging warum die Daeva ihre Zeit in der Gilde verbrachte. Sie zuckte lediglich mit den Schultern, nicht sonderlich daran interessiert ihm eine Antwort auf die Frage zu geben. Wenn sie ehrlich war, angetan war sie von der Frage partout nicht. Es war nicht wichtig, wer man vor Royal Crusade war oder warum man in die Gilde kam. Man gab sein normales Leben, alles was man davor hatte auf um Teil dieser Organisation zu sein. Danach zu fragen, darüber zu sprechen war in ihren Augen sehr kritisch. Hatte man diesen Teil von sich denn wirklich aufgegeben, wenn man bei jeder Gelegenheit darüber sprach? In den Augen der Daeva, war diese Frage mit einem klaren Nein zu beantworten. Kurz darauf erreichten die drei auch schon den großen Bahnhof der nördlichen Großstadt. Wie immer herrschte reges Treiben, zahlreiche Menschen strömten heraus und wiederherein. Die Ticketschalter waren gut besetzt, bildeten sich bereits Schlangen daran. Sie waren wohl wirklich zur Hauptbetriebszeit hier angekommen. "Wir sollten uns die Tickets für den nächsten Zug der fährt holen, das wir möglichst schnell nach Süd-Fiore kommen.", meinte sie und sah erst zu Bran, dann zu Flint. "Wie ist das bei dir? Irgendwas, was man beim Ticket beachten muss, wegen deiner Größe oder weil du im Güterwaggon mitfährst?", erkundigte sie sich, die Arme unter der Brust verschränkt und die Augenbraue fragend angehoben, während sie auf eine Antwort des Kolosses wartete.
Angespannt sah der Aviane zu, wie sich der Riese aus seiner Rage wieder langsam beruhigte und versicherte den beiden, dass er in einen Güterwagon von einem Zug passte. Dies waren auf jeden Fall schon mal gute Neuigkeiten und eine Sorge weniger für die beiden Magier. Flint bat der Gruppe an Magiern sogar an, dass er die Strecke wieder alleine zurücklief. Bran hielt kurz inne, bevor er dem großen antwortete, da er sich unsicher war, wie er auf die Frage reagierte „Hey, wäre es möglich, wenn ich nach dem Auftrag mit dir zurücklaufen könnte?“. Der Gefiederte war immer auf der Suche nach Leuten, die ihn was beibrachten und der Riese strotzte nur vor Stärke. Maí fragte er erst gar nicht, die Blicke von ihr reichten und verrieten ihm, dass sie überhaupt kein Interesse an ihm hatte. Mit jeder Aussage, die er traf, verzweifelte sie nur noch mehr, nach außen hin gab sie sich kühl und gelassen, aber die Blicke sprachen Bände. Es war nicht immer einfach der Neuling in der Gilde, dies bestimmte die Hierarchie der Gilde, die starken herrschten über die schwachen, demnach ordnete er sich unter. Es war also umso wichtiger, dass man stärker wurde, aber alleine Stärke reichte nicht aus, man benötigte Allianzen und Verbündete, damit man Kämpfe und Schlachten gewann. Der Schwarzhaarige hatte bis zum heutigen Tag immer noch keine Freunde oder Verbündete, da er sich gegenüber anderen nicht gerne öffnete, aus Schutz, dass man ihn nicht verletzte, verriet oder hinterging.
Als der Aviane loslief, stieg Máirín von dem Fass und beide Magier folgten ihm. Mit dem Plan der Viziato war er einverstanden und nickte ihr zu. Auf die Frage von dem Rotschopf, überlegte er kurz und erwiderte „Ich habe ein Ziel, dass ich verfolge und bin mit demselben Idealismus von Royal Crusade aufgewachsen“ . Es wurde immer deutlicher, dass die Rothaarige eigentlich nur ihren Auftrag erledigte und am besten danach nie wieder was von den beiden hörte. Nach dem Aufkommen mit dem Alkohol interessierte sie sich nur sehr wenig für die beiden und antwortete nicht mal auf die Frage des Riesen, sondern zuckte nur mit den Schultern. Bran zückte sein kleines Notizbuch aus der Tasche, notierte weitere Charakterzüge der beiden Magier und verstaute dies auch wieder ohne, dass er ein Wort darüber verlor. „Wie sieht es bei dir aus, Flint? Wie kamst du dazu beizutreten?“ .
Nun kamen die drei Magier endlich an dem Bahnhof an, wo die weite Reise nach Süd-Fiore losging. Der Brillenträger war erstaunt über die Anzahl an Leuten, die sich an dem Bahnhof aufhielten, klar war er auch schon auf vielen Festlichkeiten, aber so eine Masse an Wesen an einem Ort überwältigte ihn. Es faszinierte den Wassermagier immer wieder, wie so viele Leute zusammenarbeiteten, ohne dass viele Fehler passierten. Solche Abläufe sah er nämlich nur selten, er verbrachte seine ganze Kindheit meist in den eigenen vier Wänden und immer mit den gleichen Gesichtern. Im nächsten Moment riss ihn Máirín aus seinen Gedanken, mit der Aussage, dass sie sich Tickets holten, damit sie möglichst schnell nach Süd-Fiore kamen. Er nickte ihr als Bestätigung zu, während sie noch auf eine Antwort von Flint erwartete, beobachtete der neugierige Aviane die Masse an Wesen, holte aus seiner Tasche wieder sein Notizbuch und hakte Wesen ab, von denen er bis jetzt nur in seinen Büchern las. Als er genügend Haken in seinem Notizbuch setzte, klappte er diesen zu und machte einen zufriedenen Eindruck und gesellte sich zu den beiden Magiern zurück. Zum Glück entfernte er sich nicht zu weit von den beiden, da man schnell in der Masse verloren ging, aber der Riese war zum Glück auch groß genug, sodass man ihn immer über den Köpfen der anderen sah.
Máiríns Plan war recht simpel, sonderlich große Vorbereitung hatte man also noch nicht treffen können. Zustimmend nickte Flint. Dass er der Mission gegenüber selbst abgeneigt war, musste er ja nicht an der Leiterin auslassen (sofern er sich unter Kontrolle halten konnte). Die Frage, ob Bran Flint auf dem Heimweg per pedes begleiten durfte, bejahte der Riese mit einem Kopfnicken. Das mit dem Gegenseitig-Kennen-Lernen schien bei Bran auf ein wenig mehr Anklang als bei Máirín zu stoßen. Letztere machte keine Anstalten, auf Flints Frage nach der Motivation, einer Gilde wie Royal Crusade beigetreten zu sein, zu beantworten. Der Aviane wiederum gab wenigstens eine nichtssagende Antwort. Er hat also ein Ziel. Na immerhin etwas, das war ein Anfang. Flint antwortete auf die von Bran zurückgegebene Frage mit einem Klopfer auf die eigene Brust. Ich bin ein erbärmlicher Magier und will besser im Zauber werden. Und das hier ist die einzige Gilde, die mich noch nicht rausgeschmissen hat. In seinem Bestreben, ein wenig besser mit seiner Magie umgehen zu können, war Flint noch nicht wirklich weit voran gekommen, aber er hoffte, dass er auf der Mission trotzdem irgendwie von Nutzen seit konnte. Zum Unfälle-Fabrizieren konnte er sicher beitragen.
Vom Kloster in den Außenbereichen Crystalline Towns war es ein mittlerweile vertrauter Weg zum Bahnhof in der Stadt. Manchmal ging es eben doch nicht anders als mit dem Zug, selbst für jemanden wie Flint, dessen Physiologie sich dazu nicht gerade anbot. Der Rotschopf musste sich ganz schon ducken um durch das Portal in die Bahnhofshalle hineinzupassen. Unter den uniformierten Mitarbeitern des Bahnhofes machte Flint schon bald einen aus, den er bereits kannte. Ein kleiner Mann mit Doppelkinn, schütterem schwarzen Haar und einer Brille mit rundem Gestell und kreisrunden Gläsern. So schnell es, geduckt gehend, auch ging, machte Flint sich schnell auf dem Weg zu dem Bahnarbeiter, der den Riesen natürlich schon aus der Ferne kommen sah. Panik war ihm aufs Gesicht geschrieben. Verzweifelt sah er sich nach einem Fluchtweg um, doch Flint war schneller da. Grüße!, rumpelte er und schnappte sich den Mann mit einer Hand. Mühelos hob er ihn vom Boden ein wenig in die Luft, dass seine Beinchen nutzlos aus der Faust des Riesen herausbaumelten. Panisch schnappte dieser nach Luft. E…ein… Wagon?!, fragte der Mitarbeiter, während Flint den Griff enger um ihn schloss. Riiichtig. Nach Südfiore., erwiderte der rothaarige Riese und stellte den Bahnhofsmitarbeiter nach einem Moment dann auf den Boden zurück. Dieser spurtete eilig davon. Wollt ihr im Güterwagen mitfahren?, fragte Flint dann seine beiden Kameraden.
Das war ja schön, dass die beiden eine Bindung aufbauten. Innerlich wollte die Untote bei dieser Konversation zwar Kotzen, mimte nach außen hin, aber die geduldige und entspannte und erfahrene Magierin. So etwas wie hier war für sie nicht im Geringsten etwas Neues. Nein. Doch mögen tat sie es absolut nicht. Sie beschäftigte sich nicht gerne mit unbegabten, unerfahrenen Hornochsen. Máirín war Qualität sehr wichtig. Wenn sie etwas tat, musste es gut sein. Genügend reichte ihr nicht. Aber Neulinge wie dieser Bran und ein Kerl, der quasi auf der Stirn stehen hatte "Seht mich an" zogen dies deutlich herunter. Womöglich würde sich der Schwarzhaarige noch als nützlich herausstellen, aber bei dem Riesen bezweifelte sie dies stark. Wäre er nicht perfekt als Beweisvernichter? So wie @Eohl, welche die Aufmerksamkeit auf sich zog und somit den anderen Mitgliedern der Gilde ermöglichte unerkannt zu bleiben und ihre Spuren verwischte? Das würde der Hüne hier doch sicherlich auf die Kette bekommen. Der musste nur einmal niesen und alles in zehn Metern Entfernung war verwüstet. Ja, die Untote war ziemlich von Vorurteilen eingenommen. Jucken tat sie das nicht wirklich. Sie hoffte einfach, das ganze hier schnellstmöglich hinter sich zu bringen und dann nie wieder mit dem anderen Rotschopf in Verbindung gebracht zu werden. Bran begann ein wenig, sehr kurz angebunden zu erzählen, was ihn zu Royal Crusade geführt hatte. Es war ganz schön öde. Da musste Máirín gestehen, dass Flints Geschichte doch etwas spannender war. Er hatte immerhin ein wenig Feuer in sich. Auch wenn es ein wenig erbärmlich war. Das er ein katastrophaler Magier war, überraschte die Untote nicht. Magie war etwas mächtiges, elegantes gar filigranes. Dem Riesen mangelte es an jeglicher Schönheit und Feingefühl. Kein Wunder, dass er nicht zum Magier taugte. Aber auch dass er in keiner anderen Gilde einen Platz gefunden hatte überraschte sie wenig. Vor allem, wenn sie an ihre Hyperbel zurückdachte. Sicherlich hatte er schon weit über dutzend Sachen kaputt gemacht und den Ruf seiner bisherigen Gilden durch den Dreck gezogen, dass diese sich aus lauter Scham von ihm abgewandt hatte. Fast schon schade, dass Royal Crusade perfekt für solche Idioten war. Die nahmen so ziemlich alles an was keuchte und fleuchte. Bald schon erreichten sie den Bahnhof von Crystalline Town und besorgten sich Tickets. Anstatt auf Máiríns Frage zu antworten, sprach dieser einen Zugarbeiter an und klärte sich somit seine Mitfahrgelegenheit. Er erkundigte sich, ob sie beide im Güterwaggon mitfahren wollten. Máirín musterte ihn einmal eingehend und schüttelte dann den roten Schopf. "Ich bevorzuge es, Züge im angedachten Sinn zu nutzen. Aber wenn ihr beide fahren wollt.... Meinetwegen. Hier dein Ticket, Bran.", meinte sie und reichte dem Schwarzhaarigen das gekaufte Ticket. "Man sieht sich dann in Südfiore.", meinte sie und stieg in den Zug, mit dem sie fahren wollten - einige Waggons von dem Güterwagen, der hinten mitgezogen wurde entfernt. Drinnen angekommen machte sie es sich in einem der Sitze bequem, schlug die Beine übereinander und blickte aus dem Fenster, darauf wartend, dass der Zug losfuhr. Was sicherlich eine Weile dauern würde, wenn man bedachte, dass sich Flint erst hinten reinquetschen musste.
Der Gefiederte war froh über die Bestätigung von dem Riesen, dass er diesen nach der Quest begleiten durfte. Dies war seine Chance, dass er den Riesen als Verbündeten akquirierte. Anders sah es bei Maí aus, das Desinteresse und den Hass sah man der Rothaarigen deutlich an. Es war also besser, wenn man sie nicht weiter provozierte, oder ansprach. Spannend war trotzdem, was Flint sagte, ein hochrangiger Magier, der nicht wirklich Zauber wirken konnte? Dies beeindruckte den Aviane sehr, dass der Riese alleine durch seine Stärke so weit in der Gilde kam.
Begeistert studierte der Brillenträger die ganzen Abläufe des Bahnhofs mit seinem Notizbuch und kritzelte immer öfter darin herum. Doch schon bald trat ein kleiner Tumult auf und schnell bildete sich ein kleiner Kreis um den Riesen, der ungefähr zehn Meter weit weg stand. Bran drängelte sich durch die Menschenmenge, damit er der Sache auf den Grund ging. Als er dort ankam, hielt diese Riesen Person den Bahnangestellten wie eine Figur in seiner Hand. „He – Hey, lass den Mann wieder runter Flint“, rief er ihm zu. Als der Große seine Intention dem Bahnhofsmitarbeiter klarmachte, ließ er ihn auch schon wieder hinunter. Die Menschenmenge, die sich zuvor um die beiden bildete, löste sich langsam wieder auf. „Es wäre vielleicht besser, wenn wir uns nicht so auffällig benehmen, überlass das Reden am besten Maí oder mir“, entgegnete der Gefiederte ihm. Durch Flint seiner Größe stachen sie eh schon heraus wie ein kunterbunter Pfau. Wenn es jetzt noch zu Problemen kam, schadeten sie weiterhin nur ihrer Quest-Mission. Der Bahnhofsarbeiter begleitete den Großwüchsigen zu seinem eigenen Wagon. Maí wiederum gab den Brillenträger sein Ticket und überließ ihm die Entscheidung, ob er im Zug oder dem Güterwagon mitfuhr. „Ich werde mich auch vorne mit in den Zug setzen, wir sehen und später mein großer!“, er packte seine Sachen zusammen und setzte sich vorne in einer der Zugabteilungen. Von der Rothaarigen war aber keine Spur und er setzte sich alleine auf einen freien Fensterplatz, damit er unterwegs ungestört die Landschaft betrachtete. Es dauerte auch schon nicht lange und der Zug startete Richtung Süd-Fiore. Beim Start vernahm der Wassermagier ein leises dumpfes Geräusch, dass vom hinteren Teil des Zuges ausging.
„Ding – Dong, hier ist eine Durchsage von dem Lokführer“. Neugierig lauschte Bran der Durchsage, obwohl im Zug eine lautere Atmosphäre herrschte. „Hier ist euer Lokführer, leider gab es Schwierigkeiten beim Start des Zuges, beim letzten Güterwagon ist die Schraubenkupplung gebrochen und fahren deshalb ohne den Güterwagon weiter nach Süd-Fiore. Wir wünschen Ihnen weiterhin eine angenehme Fahrt“, entsetzt sprang der Schwarzhaarige auf und drängelte sich durch die Menschen in die letzte Zugabteilung. Durch das kleine Fenster am Ende des Zugabteils sah er, wie der zu große Riese ganz traurig in dem Güterwagon saß und dem Zug hinterher winkte. Das hieß, dass nur noch Bran und Maí die Quest bestritten. Selbst wenn Flint den nächsten Zug nahm, käme er viel zu spät, da der nächste Zug nach Süd-Fiore erst in zwei Tagen wieder fuhr. Wer rechnete auch damit, dass sowas passierte? Der Brillenträger überließ sich seinem Schicksal und machte sich wieder auf den Weg zurück und setzte sich auf seinen Platz. Einer weniger, dachte er sich, dennoch blieb er optimistisch, der Aviane hatte ja immer noch eine starke Magierin an seiner Seite, selbst wenn sie ihn auch nicht mochte. Seine Quest-Partnerin hörte bestimmt auch die Durchsage des Lokführers, ob dies sie nun verärgerte oder freute, zeigte sich bestimmt schon bald. Es dauerte eine ganze Weile, bis die beiden Magier in Süd-Fiore ankamen. Als sie an der Station ankamen, packte der Gefiederte seine Sachen und ging aus dem Zugabteil, schnupperte von der frischen Luft und streckte sich, sodass seine Federn um seinen Hals sich sogar erhoben. „Endlich sind wir da, jetzt stellt sich die Frage wo Maí ist“, ständig schaute sich Bran um, in der Hoffnung, dass er die Rothaarige sah.
Es war schon irgendwie niedlich, wie bemüht Bran mit dem Riesen umging. Máirín hielt den zu groß geratenen Kerl eher für beratungsresistent. Sie glaubte nicht wirklich daran, dass dieser Kerl so etwas wie Intelligenz besaß. Natürlich war sie in ihrem Handeln und Denken vollkommen von Vorurteilen eingenommen, jedoch war sie niemand der sich groß dafür schämte.Sie interessierte es nicht ob es unfair, gemein, diskriminierend oder rassistisch war. Ihr war schlichtweg egal, was dieser Hüne und Bran von ihr hielten. Dann war sie eben menschlicher Abschaum, was kümmerte sie das? Sie würde keine Nachteile dadurch haben und die beiden locker überleben. Sie stand also nur daneben als Flint den Mann in die Hand nahm und Bran versuche ihn dazu zu bringen, ihn wieder los zu lassen. Das klappte auch und somit sank auch schnell wieder die Aufmerksamkeit, die man auf das Trio gerichtet hatte. Doch in einem Punkt stimmte die Untote dem Schwarzhaarigen zu. "Ja, am besten du hälst den Mund.", stimmte sie ihrem Kollegen zu, ein supersüßes Lächeln auf den roten Lippen. Danach zischte sie aber auch schon von dannen und stieg in einen der vorderen Waggons und suchte sich ein leeres Abteil in dem sie die gesamte Fahrt über ihre Ruhe haben würde. Genügte ja dass sie die beiden anderen den gesamten Resttag an der Backe haben würde. Zu ihrer Genugtuung erfolgte kurz darauf eine Durchsage des Lokführers, der ihnen mitteilte, dass sie ohne den Güterwagon weiterfahren würden. Máirín wusste, dass dies bedeutete, dass Flint den Güterwagon kaputt gemacht hatte und nicht weiter mit ihnen mitreisen würde. Das war doch eine wundervolle Nachricht! Nun konnte sie sich noch viel fröhlicher ihren Memoiren widmen und ein wenig ihrer Arbeit nachgehen. Sie hatte in der Vergangeheit ein wenig damit begonnen an ihren Fertigkeiten zu arbeiten und bisher hatte es sich als nützlich erwiesen, diese Entwicklungen schriftlich festzuhalten, um die Perfektion ihrer Magie zu optimieren und zu erlangen. Davon ab schrieb sie jenes auf, um auf Ideen für weitere Zauber zu kommen, an denen sie arbeiten könnte. Hin und wieder geschah es, dass sie durch Zufall einen entwickelte - oft genug, entstanden sie aber auch durch intensives nachdenken, forschen, üben und schlichtweg arbeiten. Zumal sie mit der Zeit immer mehr Magien dazu lernte. Das ermöglichte ihr so viele neue Dinge, die sie alle ausprobieren wollte. Dadurch, dass sie vollkommen in ihre Arbeit versunken war, verging die Zeit wie im Fluge und bald schon kam die Durchsage, das sie schon in Süd-Fiore ankamen. Das war hervorragend! Sorgfältig sammelte Maírín ihre Notizen zusammen, legte sie ordentlich hin, ehe sie das kleine Büchlein zusammenklappte und wieder sicher in ihrem Gepäck verstaute. Sollte immerhin nichts von verloren gehen! Wenige Minuten später, sah sie im Fenster wie sie in den Bahnhof einfuhren, wartete bis er anhielt ehe sie sich erhob und aus dem Wagon stieg. Draußen angekommen streckte sie sich zunächst einmal, bevor sie umher blickte um ihren verbliebenen Kollegen zu finden. Es dauerte nicht allzu lange, stiegen nicht besonders viele Personen an dieser Haltestelle aus. "Wie ich hörte sind es jetzt nur noch wir beide. Meinst du , du bist der Aufgabe gewachsen?", sprach sie Bran an, war zum Anfang hin noch lauter um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und zum Ende hin wieder leiser, damit nicht jeder mitbekam, was sie ihm so sagte. Man konnte direkt erkennen, wie sie sich entspannt hatte. Jetzt wo sie eine Sorge weniger hatte, hielt sie den Auftrag für ziemlich leicht zu bewältigen. Ohne den Klotz am Bein, würde es sicherlich nicht schwer sein, ihr Ziel auszuschalten, konnten sie viel unbemerkter vorgehen.
Im Mantel gehüllt stand Dana neben Sullivan. Seit sie offizielles Mitglied wurde, ist er so mehr oder weniger ihr Ansprechpartner geworden. Was vermutlich daran lag, dass er einer der Kandidaten war, hinter ihr her zu räumen, falls es dann doch mal eskalieren sollte. Sie waren in Süd Fiore gewesen, um zu schauen, ob Dana sich problemlos unter anderen Menschen bewegen kann, denn die erste Woche sollte sie nicht ohne Begleitung eines anderen Royal Crusades Mitglied durch die Gegend streifen. Reine Vorsichtsmaßnahme. Dana stand in ihrer Uniform da und hatte die Flügel angelegt. Die Augen auf den Bahnsteig gesenkt. Sie knirschte mit den Zähnen und Sullivan legte ihr nur eine Hand klopfend an die Schulter. Anscheinend war Dana irgendwie frustriert. Den Weg durch den Bahnhof fortsetzen, hielt Sullivan plötzlich inne und hob grüßend die Hand. ”Hey, na fleissig am arbeiten?” Nach einem kleinen gespräch mit Bran wurde deutlich um welchen Auftrag es ging und Sullivan nickte ”Ah, der Monet Fall, ja klar - Na dann macht nicht zuviel Dreck…” er setzte zum gehen an und stoppte dann mit Seitenblick auf Dana. ”Ne, wartet mal. Bran du kommst mit mir und wie wäre es, wenn unsere Schönheit hier die Kleine mitnimmt.Irgendwas scheint ihr bei unserem Ausflug missfallen zu haben und ich glaube der Auftrag könnte ganz nach ihrem Geschmack sein.” und als er sich zu Mairin vorbeugte, flüsterte er grinsend ”Sorg dafür, dass ihr danach aufräumt ja” und schmunzelte. Er wusste um die mörderischen Tendenzen von Dana. Hatte von oben ja deshalb die Aufgabe bekommen, sie in der ersten Woche zu begleiten. Aber andere Royal Crusade - Mitglieder sollten doch wohl auch dazu fähig sein, nicht wahr? Und kurz darauf war er mit Bran verschwunden, hatte wohl keine Ausrede zugelassen, selbst wenn es versucht wurde.
Dana schluckte. Wie jetzt ein Auftrag? Aber sie waren nicht hier… und was hieß hier missfallen…es war einfach nur… sie hatte sich den Start als richtiges Mitglied eben anders vorgestellt als ständig ein Begleiter zu haben. Er sagte es ihr nur für die Woche und anscheinend war es ihm auch nicht so wichtig es selbst zu tun, hatte er sie doch gerade im Grunde wem anderes zum Problem gemacht. Dana verschränkte die Arme und murmelte ”Mir missfällt nichts…ich…es geht mir gut” sagte sie mit offensichtlich frustrierten Blick auch wenn ihre Stimme eher neutral klang. Dann nickte sie leicht ”Ich bin Dana…ich folge euch dann wohl. ” sagte sie und nickte. Bereit sich Mairin anzuschließen, die wohl oder übel mit ihr agieren musste, denn die anderen waren schon den Bahnsteig entlang gelaufen. Als sie den Blick endlich hob um die Magierin zu musternd fiel ihr Blick über ihr seidiges Haar, die rötlichen Augen, die edel wirkende Kleidung. Ihre Augen weiteten sich einen Moment bewundern, dann kehrte ihr frustrierter Ausdruck im Gesicht zurück. Wer auch immer das vor ihr war, sie war wunderschön. Verdammt! Aber Royal Crusade Mitglieder waren Freunde, keine Feinde. Also sagte sie nichts weiter sondern machte eine Geste um Mairin vor zu lassen um ihr folgen zu können. Sie wusste noch nicht mal, was der Auftrag war, oder wieso Sullivar meinte es würde zu ihr passen, aber sie war sich sicher sie würde das bestimmt noch herausfinden: Erstmal musste sie sich mit der Situation an sich arrangieren.
Gerade als sie ihren Kollegen wiedergefunden hatte, wurde die Zweisamkeit schon wieder gestört. Das gefiel der Untoten überhaupt nicht. Generell gefiel es ihr nicht, wenn man laut nach ihr rief. Entsprechend wenig Begeisterung fand sich in ihrem Blick wieder, als sie den Kerl entdeckte, der nach ihr und Bran gerufen hatte. Soweit die Daeva wusste hieß er Sullivan. Noch jemand, den sie nicht sonderlich gut ausstehen konnte. Sie waren definitiv nicht auf einer Wellenlänge. Máirín gefiel es nicht, wenn sie sich mit jemanden wie diesem Typen abgeben musste – das war unter ihrer Würde. Doch ließ es sich nun wohl nicht mehr ändern. Während Bran von ihrem Auftrag erzählte stand die Daeva nur da, die eine Hand in ihre Hüfte gestemmt und ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden tippend. Ihr Blick glitt über den Bahnhof und richtete sich erst wieder auf die Gruppe die sich hier gebildet hatte, als Sullivan Máirín direkt ansprach. Ihr Blick schoss auf ihn, ihre Pupillen verengten sich und sie erdolchte ihn regelrecht mit ihrem Blick. “Natürlich.“, sprach sie zuckersüß, jedoch mit einem klar erkennbaren Sarkasmus. Danach sah sie zu, wie der Typ sich aus dem Staub machte. Hatte der einfach seine Begleitung bei ihr abgeladen! Konnte doch jeder erkennen, dass er keinen Bock drauf hatte und das Mädchen nun zu dem Problem anderer machen wollte. “Dieser kleine…“, knurrte sie zwischen zusammen gebissenen Zähnen, ihre Augen flackerten kurz rot auf, während sie die Hand zur Faust ballte. Máirín atmete tief durch, entspannte sich wieder und als sie ihre Augen wieder öffnete, war das Rot schon wieder daraus gewichen und sie musterte das Mädchen das erste Mal, seit Sullivan und sie dazu gekommen waren. Sie war recht klein, helle Haare, zwei Flügel… Ein Tiermensch? Na super. Máirín hoffte Mal, dass die Kleine den Auftrag nicht versauen und mit ihren Flügeln nicht alles umreißen würde. “Dann komm Mal mit, Dana.“, sprach sie dann an sie gerichtet und deutete ihr zu folgen.
Mit großen, eleganten Schritten trat sie über den Bahnhof, bahnte sich ihren Weg durch die Menschen die sich unter dem Daches des Wiesenbahnhofes aufhielten und immer weiter in vom Platz weg, der den Wiesenbahnhof umfasste. “Bist du neu?“, erkundigte sie sich dann bei dem Mädchen, welches doch viel älter sein sollte, als es ihr Aussehen vermuten ließ. “Ich hoffe du hast so etwas schon einmal gemacht. Ich kann es nicht leiden, wenn mir Leute in die Quere kommen und die Tour versauen, verstehst du?“, fuhr sie fort und trat auf eine Fläche, an der sich ein paar Kutschen befanden, die nur darauf warteten, ein paar Reisende mit sich zu nehmen. Sie deutete auf eine der Kutschen und stieg in diese. “Nach Maldina Town bitte.“, teilte sie dem Fahrer mit ehe sie Dana anwies ihr auf die Kutsche zu folgen. Die Untote würde doch sicherlich nicht den gesamten Weg vom Wiesenbahnhof nach Maldina Town laufen. Das kam gar nicht in Frage. “Mein Name ist übrigens Máirín Sarnai Visha Viziato. Vermutlich hast du schon einmal von mir gehört.“, stellte sie sich dann der Jüngeren einmal vor, schlug die Beine elegant übereinander und lehnte sich an die Rücklehne der Plätze der Kutsche. Máirín hatte sich in der Zeit die sie bisher bei Royal Crusade verbracht hatte einen Namen gemacht. Kein Wunder, sie war eine der A-Rang Magierinnen, es war nur noch eine Frage der Zeit bis sie zur S-Rang Magiern aufstieg und zu einer der Besten der Organisation gekürt wurde. Nicht, dass sie diese Anerkennung nötig hatte. Das sie die Beste war, wusste sie auch so. Doch ausschlagen würde sie es dennoch nicht.
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