Ortsname: Kupfermine "West" Art: Höhlensystem Spezielles: --- Beschreibung: Die größte Kupfermine des Königreiches ist vor einigen Jahren verlassen worden, da die großen Vorkommen erschöpft worden sind und es sich nicht mehr gelohnt hat. Weit hinter den letzten Ausläufern der Wüste in einem trockenen Teil des Landes schmiegt sich die Mine in ein Tal einer kleinen Bergkette. Bereits zu aktiven Zeiten war es beinahe unmöglich eine aktuelle Karte der Mine zu führen, aber nun, wo Felsstürze, Banditen und Monster die Mine ihr Eigen nennen, wäre keine Karte, die es jemals gab, auch nur annähernd akkurat.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Number of Statues: 312
No statue would defy me
So you shouldn't either
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Asher
Anmeldedatum : 25.10.21 Anzahl der Beiträge : 270 Alter : 19
schwarze Stiefel | hellgelber Rock | gelbes Top | dunkelblaue Weste um die Hüften | Haare offen
Chris hatte sich etwas genervt abgewandt. Okay, vielleicht war genervt das falsche Wort. Genervt waren alte Leute wie Rownan, wenn der Rest nicht auf ihn hören. Rest, in dem Falle Ava und Chris, was ihn schon wieder freute, noch eine Gemeinsamkeit mit ihr zu haben! Doch jetzt waren sie sich den Wand geteilt, und das nur weil, sie mehr an Lian drangehängt war, als an ihm! Echt beschissen, sonst wäre sie jetzt vielleicht bei ihnen und der Wüstenprinz alleine, wie es ihm gehört! Ah ja, man könnte schon sagen, das Chris ein bisschen grummelig war. Dabei war er echt nicht alt! Er war ja nicht mal volljährig! Das brachte ihn aber auf etwas. „Duu Rowi, weißt du wie alt Ava ist? Und Lian? Denkst du, sie mag mich nicht, weil ich noch nicht 18 bin und dich … ähm, weil du ein Wolfshundmensch oder was auch immer bist? Gibt’s da eigentlich ein Wort dafür? Hundemann oder irgendwie so?“ Vielleicht auch in einer anderen Sprache? Chris hatte eine andere Sprache gelernt, aber die Vokabelzettel immer in seine Socken gesteckt, so dass sie mitgewaschen wurden und dann unbrauchbar waren. Außerdem hatten die Putzfrauen die Zettel dann manchmal weggeworfen. Ein paar Mal war er dafür zum Wäsche waschen verdonnert worden um zu sehen wie nervig es war, wenn man Zettel aus Socken futzeln musste. Ihm hatte es besser gefallen als die Lernstunden in seinem Zimmer, die er sich sowieso mit etwas anderen vertrieben hatte. Damals hatte er echt überlegt später Putzmann zu werden.
Das Rownan seine Idee toll fand, hob seine Laune deutlich. Ja, Chris stieß andere gern mit unüberlegten Worten vor den Kopf. Der Vorteil daran war, dass dann keiner etwas besseres von ihm erwartete und er keinen enttäuschen würde. Aber das der Wolf es super fand, was er sich dachte, dass freute ihn natürlich dennoch. Ein ehrliches, warmes Lächeln brachte sein Gesicht zum Leuchten. Es tat echt gut, sowas zu hören. „Doch, zumindest am Kreuzbein oder so“, versuchte er seine Rührung zu überspielen und grinste etwas schief. Doch trotz der netten Worte blieb da eine Frage, die er nicht so schnell aus dem Kopf bekam und wie es für ihn typisch war, plapperte er damit auch gleich los. Die kurze Stille danach machte ihn fast ein bisschen nervös, aber Chris war ehrlich interessiert. Er war nicht sauer auf die drei, dass sie nichts gemacht hatten, er verstand es einfach nur nicht. Für ihn war es komplett unverständlich und sinnlos, nichts dagegen zu tun. Der Wolf erklärte es ihm, oder schien es zu versuchen, doch wirklich durch kam es für den Gestaltwandler noch immer nicht. „Äh, also ich verstehs nicht.“, fasste er seine Gedanken ganz gut zusammen. „Es geht ja nicht um Magie, also nicht nur. Ich wette, du hast viel mehr Schlag als ich. Ich schieß ja eher mit Worten um mich. Warum hast du nicht versucht die Wand zu treten? Hattest du Angst, dir was zu brechen? Aber was, wenn sie kaputt gegangen wäre? Dann würden wir jetzt nicht so ein Theater haben. Also, ich spiel gern Theater, aber das ist doch dämlich oder?“ Verwirrt drehte er sich um und lief rückwärts weiter, um Rownan ins Gesicht gucken zu können. „Gut, Avas Grund macht schon Sinn aber ist auch nicht schlau.“ Ruckartig blieb er stehen und sah sie alarmiert um. „Das hab ich nie gesagt! Verstanden, Rowinani? Hast du nie gehört!“ Und hoffentlich waren sie bereits weiter genug entfernt, dass ihre Katzenohren es auch nicht gehört hatten, sonst wäre er doch am Arsch und zwar nicht wegen seinem Begleiter. „Was sind den Lians Stärken?“, fragte er leiser nach und drehte sich wieder um, um dem Gang weiter zu folgen. Nein … das mit Ava tat ihm echt leid! Man, hoffentlich, hoffentlich hatte er damit nichts schlimmer gemacht! Unruhig war er kurz so in Gedanken und Sorgen versunken, dass er für kurze Zeit den Mund hielt. Tatsächlich war es dann der Wolfsmensch, der die Stille brach.
Chris zuckte zusammen, als er seine Stimme nah am Ohr hörte. „Ahh!“, kreischte er kurz auf und machte einen Satz vorwärts. „Musst du dich so anschleichen??“ Sein Herz klopfte schnell in seiner Brust und er starrte Rowi vorwurfsvoll an. Also echt. Und dann fing er auch noch mit dieser Anrede an. Was er aber sagte ließ Chris merkwürdig still werden. Während er sonst immer sprach oder sich bewegte, wurde er nun ruhig und blickte seine Stiefelspitzen an. Nach was er roch? „Äh, ich hab mein Duschgel vom Ausverkauf“, murmelte er, doch irgendwie ahnte er, dass es nicht das war. Es gab nur eine Sache, die an ihm anders roch. Das, was Katzen nicht an ihm mochten, da er halb wie ein Beutetier, halb wie eine Bedrohung roch. Zumindest stellte er es sich so vor, er selbst roch es ja nicht. Er wusste nur, wie er nachts aussah. Chris scharrte mit dem Absatz des Stiefels auf dem Boden herum. „Kannst du aufhören, so komisch zu reden? Du ist voll okay, außerdem nennst du mich ja nicht Mister Necrologia“, schindete er etwas Zeit, während er nachdachte, was er sagen sollte. Eigentlich war es nichts, wofür er sich schämte, meistens, Dennoch war es etwas, wo er sich gerne Mal durchringen musste, darüber zu sprechen. Und er mochte es gar nicht, wenn man dann Angst vor ihm hatte. Denn mal ehrlich, was war den seltsamer? Ein Typ mit gelben Rock und nicht dazu passenden gelben Shirt oder eine zu große Fledermaus? Chris arbeitete darauf hin, dass es ersteres war. „Ich bin eigentlich kein Mensch“, gab er dann zu und schielte zu dem Wolf hoch, während er sich wieder neben ihm in Bewegung setzte. „Wenns finster wird, dann werde ich zu so ner Art Fledermaus, wie ein großer Rucksack.“ Er zuckte die Schultern und grinste, doch ein aufmerksames Auge könnte sehen, dass es nicht ganz ehrlich und fröhlich war.
Seit es nichts mehr zum Streiten gab war es tatsächlich etwas ruhig zwischen dem Duo geworden. Dabei hätte es sicherlich Einiges gegeben, was die Feline hätte sagen - oder tun - wollen jetzt wo sie endlich alleine waren. Lian folgte ihr beinahe wie ein hilfloses Kitten, ein Zustand der ihr durchaus gefiel. In der Rolle der Anführerin mit den Zügeln in der Hand fühlte sie sich schließlich am wohlsten. "Was denn, Lian?" Sie blieb einen Moment lang stehen und blickte den Wuschelkopf an. Die Frage, die er ihr stellte enttäuschte sie fast ein wenig. Wie langweilig! Kannte er sich etwa nicht mit Katzen aus? Dann musste sie ihn wohl aufklären. "So ziemlich alles, was ich auch im Hellen sehen kann, solange ich zumindest eine kleine Lichtquelle habe." Dementsprechend war der Lacrima - solange sie ihm nicht direkt entgegenblickte - auch äußerst praktisch. Katzenaugen waren keine Magie - sie konnten schlichtweg besser mit unterschiedlichen Lichtverhältnissen umgehen, indem sich unter anderem die Größe ihrer Pupillen anpasste. "Schau." Sie trat mindestens einen Schritt zu nah an ihren Kollegen heran und stellte sich ein wenig auf die Zehenspitzen um ihm direkt in die Augen zu blicken. Ihre Pupillen nahmen beinahe die gesamte Breite ihrer Iriden ein. Als sie sich jedoch nun seine zweite Hand - in der er den magischen Kristall hielt - schnappte und näher zu ihrem Gesicht brachte, machte die Schwärze wieder mehr Platz für das warme Braun der Iris. "Cool, oder?" Sie grinste, warf ihm ein Zwinkern zu und wendete sich dann wieder dem Weg vor ihnen zu. Es brauchte einen Moment, bis sich ihre Seelenspiegel wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten, doch dann konnte es direkt weitergehen. Doch weit kamen sie definitiv nicht. Anscheinend waren es nicht Ava Finchs herausragende Äuglein, die ihnen jetzt weiterhelfen würden, sondern ihre Ohren. "Natürlich." erwiderte sie kurz und knapp. "Klang wie Schritte oder so." Sie stellte sich vor dem Falls quer und lauschte aufmerksam. Falls da wirklich jemand war wollte sie nicht, dass er blind wie ein Maulwurf vorausmarschierte und direkt in den nächsten Hinterhalt stolperte. Zumindest konnte sie schon mal keine weiteren Runen an den Wänden, Böden oder Decken entdecken. Doch da war definitiv etwas gewesen, geirrt hatten sie sich nicht. Dafür würde sie ihre Hand ins Feuer legen. Der Griff um die Hand des Illusionsmagiers wurde fester, als sie langsam und vorsichtig einige Schritte vorwärts schlich. Ihr Fell hatte sie gestellt und auch den Schweif zu einer Drohgebärde erhoben. Als am Ende des Gangs ein Schatten vorbeihuschte schreckte sie zurück. Sie hatte es doch gewusst. "Da war jemand." zischte sie. Die Gestalt hatte sich allerdings zu kurz gezeigt, als dass sie irgendwelche Merkmale hätte ausmachen können. "Ich weiß nicht, wer oder was da ist, aber wir sind definitiv nicht mehr alleine." Schade eigentlich. Trotzdem schlug das Herz der Schwarzhaarigen deutlich schneller. Sie war absolut bereit für den nächsten Hinterhalt, doch auch ein wenig Angst hatte sich in ihr Gefühlsbild gemischt. Sie war es einfach noch immer nicht gewohnt, dass ihr neuer Job durchaus lebensgefährlich sein konnte. Sie war zwar auch schon auf der Bühne umgekippt, weil sie sich überarbeitet hatte, doch das würde sie nicht als annähernd so bedrohlich beschreiben. Ihr Körper hatte stets am Limit des Möglichen gearbeitet aber das hier war einfach anders. "Schleichen wir uns an?" Zu fliehen war keine Option und einfach an Ort und Stelle zu verharren auch nicht. Auf leisen Sohlen und stets in der Nähe der Höhlenwand führte sie ihren Kollegen langsam näher an die Stelle heran, an der sie zuvor den Schatten entdeckt hatte. Als Katze war es einfach nicht ihr Stil, sich lauthals anzukündigen und sich blindlings in die Gefahr zu stürzen. Nein, sie hielt sich (wortwörtlich) im Schatten, pirschte sich heran und wartete darauf, dass ihre Beute einen Fehler machte. Der erste Ausrutscher war bereits geschehen: Der oder die Unbekannte(n) hatten auf sich aufmerksam gemacht. Somit hatte die Jägerin und ihre Begleitung nun die Überhand. Je näher sie kamen, desto deutlicher wurde ein leises Geflüster und Gemurmel. Die gedämpften Stimmen klangen nervös, unsicher, doch genaue Worte konnte Ava Finch noch nicht ausmachen. Trotzdem war es keine gute Erkenntis. "Es sind viele." Das war auf jeden Fall klar. War das der Grund, warum man sie vom Rest des Teams getrennt hatte? Um sie in eine absolute Unterzahl zu bringen? Ihre Zuversicht schrumpfte."Was machen wir jetzt?" Mit dem Rücken an die Wand gedrückt hielt sie Inne. Sie hatten überhaupt keine Ahnung, was genau für Menschen hinter der nächsten Biegung lauerten. Waren sie bewaffnet? Beherrschten sie Magie? All das musste in eine Entscheidung mit einberechnet werden. Eine Entscheidung, die die Schwarzhaarige definitiv nicht treffen konnte. Ihr fehlte die Erfahrung, das sah sie selbst ein. Nun war es vielleicht doch ganz gut, dass Lian die Führung erhalten hatte... laut zugeben würde sie das aber nicht. Sie lockerte leicht den Griff um die Hand des Wuschelkopfs, drückte dann aber doch wieder fester zu. Sie brauchte einfach gerade die Gewissheit, dass sie nicht alleine war. Auf der Bühne konnte sie unerwartete Ereignisse super handhaben, doch das hier war keine Bühne. Und wenn sie genauer darüber nachdachte war es auch nicht unerwartet. Sie hatte die Sache bis zur letzten Sekunde auf die leichte Schulter genommen und das hatte sie nun davon: Eine Situation, mit der sie nicht alleine umgehen konnte. Hoffentlich hatte Lian eine gute Idee.
#7 Scheinbar bewegten die abgelehnten Avancen des jungen Magiers diesen mehr als es Rownan auf den ersten Blick wahrgenommen hatte. Ach, die junge Liebe, sie war so stürmisch, intensiv, poetisch … und so ganz und gar nicht nach meinem Geschmack. Würde der Wolf sich irgendwann mal auf die Partnersuche begeben würde er die Sache ganz anders angehen. Er hatte es ja bereits einmal getan und eine Dame bezirzen können, die ursprünglich nicht einmal mit ihm gerechnet hatte. Irgendwas schien er also richtig zu machen. Aber was feststand war, dass er diese Person deutlich geschickter auf Händen tragen würde und sollte er dennoch auf Ablehnung treffen, die damit einhergehenden Gefühle für sich behalten. Ja, der Lupine hat die Weltformel fürs Dating durchaus entschlüsselt. Kein Wunder, dass er die Fragenflut seines Begleiters fast schon belächelte, dabei jedoch keineswegs abweisend sein wollte. Die Frage nach seinem Sein traf dann doch irgendwo einen wunden Punkt. Er war doch wohl ganz klar wölfischer und nicht hundeähnlich, das hatte sogar Chris selbst betont, ehe er ihn als Hundemann titulierte. Regte er sich gerade wirklich darüber auf? Es war eben immer ein sehr emotionaler Punkt für den Cousin des Anubis, aber der Satyrs nutze gerne jeden Gelegenheit andere über sich und vermeintliche Vertreter seiner Art aufzuklären. Vielleicht nicht unbedingt im gleichen Atemzug mit den anderen Fragen. „Langsam, Langsam mit euren Fragen. Ich glaube die Situation vorhin war für uns alle nicht ganz vorteilhaft. Eine gewisse Antipathie aufgrund der äußerlichen Merkmale ist nichts Außergewöhnliches bei uns Tiermenschen. Primär lag es jedoch eher daran, dass wir uns einfach nicht kennen. Ich würde mir an eurer Stelle nicht so viele Gedanken machen“. Seiner Meinung nach sehr gekonnt hatte er so die Fragenflut des anderen gemeistert, ohne wirklich eine Auskunft zu geben. Wie sich herausstellen sollte, würde er dafür noch die Gelegenheit bekommen. Außerdem konnte er auf die Frage des Alters bestenfalls mit den Schultern zucken. Ava kannte er nur vom Sehen und Lian und er hatte sich über dieses spezielle Thema nicht unterhalten. Viel mehr war also nicht aus dem Lupinen herauszuholen. Wenigstens das Lob beruhte auf Gegenseitigkeit. Doch noch bevor der Grauhaarige seine Untersuchung hatte starten können, war das Thema der Wand und der Magie für den jungen Magier, wie er zuvor erfahren durfte, noch nicht abgeschlossen. Natürlich brachte er valide Punkte an, einige sogar und tatsächlich überlegte Rownan in diesem Moment, ob er richtig gehandelt hatte in seiner Passivität. Ehrlichkeit war seine starke Seite, er musste sie nur in eine Form pressen, die für diesen Dialog angemessen war. Der letzte Nachsatz und die Reaktion des Aschemagiers entlockte ihm daher ein tatsächlich ein aufrichtiges amüsiertes Luftaustoßen und ein kurzes Kopfschütteln. „Euer Geheimnis ist bei mir sicher. Was die Runen angeht: Wir wissen nicht, welche Konsequenz es gehabt hätte, wenn die Runen tatsächlich gebrochen wären. Soweit ich weiß, haben diese oft eingebaute Mechanismen, um sich dagegen zu wehren. Im schlimmsten Fall wäre hier alles eingestürzt. Dem wollte ich vorbeugen. Und seht es doch einmal positiv: Wir haben jetzt erst einmal die Gelegenheit unser Gemüt etwas zu beruhigen, bevor wir wieder aufeinandertreffen. Dann sollten wir als Team auch deutlich besser funktionieren als wir es gerade eben getan haben. Ich denke dann ist dazu auch alles gesagt und jetzt Kopf wieder nach vorne richten“ unterbrach er den weiteren Dialog fürs erste, ehe er noch die letzte Frage des Magiers beantworte wollte. Blindlings in eine Falle mussten sie dafür aber nicht laufen. Natürlich war es lächerlich gewesen, das konnte jeder in der Runde erkennen. Ändern konnte er nun allerdings auch nichts mehr daran. Bevor er mit seiner letzten Antwort begann, stockte er kurz ehe er den Mund wieder schloss. So wirklich wollte er an den Wüstenmagier gerade keinen Gedanken verschwenden, nach allem was in der Vergangenheit und heute passiert war. Was er so lapidar daher gesagt hatte, hatte zwar durchaus einen wahren Kern. Über den Kontakt mit dem Dieb musste sich Rownan aber weiterhin in einer ruhigen Minute Gedanken machen und schon gar nicht mit einem Fremden um sich herum.
Wieder im Hier und Jetzt hatte der Wolf seine Begleitung ganz schön aufgeschreckt. Eigentlich ein wenig fahrlässig, wusste er doch um die redselige Art des anderen Magiers. Jeder Feind in einem Umkreis dürfte dieses Kreischen gehört haben. Sie sollten sich ruhig trauen die beiden Magier zu attackieren, er für seinen Teil wäre bereit. Müssen tat er gar nichts. Die Reaktion amüsierte den Lupinen dennoch, war es sicherlich auch seiner animalischen Eigenschaft geschuldet. Sich schon auf einen Wasserfall an Worten gefasst machen, die sonst, wenn er ehrlich war, auch aus seiner Schnauzte hätten stammen können, blieb dieser überraschenderweise aus. Hatte er Chris gerade ebenso ertappt, wie er die Fee in Maldina erwischt hatte? Eine so charakterlich gegensätzliche Antwort deutete oft drauf hin. Die Antwort des Duschgels war dabei ein müder Versuch von etwas anderem abzulenken, was nicht zuletzt durch den fast leisen Ton des Sprechenden deutlich wurde. Statt also direkt zu antworten, wich er noch etwas aus, indem er das Duzen nun endgültig auch bewusst für sich einforderte. „Selbstverständlich, was immer dir genehm ist Chris“ antwortet er trocken, weiterhin die Regungen seines Gesprächspartners im schwachen Licht der Lacrima beobachtend. Was auf die Denkpause folgte, brachte Rownan wortwörtlich ins Stolpern und er musste sich kurz ausbalancieren, um nicht zu stürzen. Damit hatte er keinesfalls gerechnet, erklärte aber auch im gleichen Atemzug, weshalb seine Nase so empfindlich auf gewisse Personen reagierte. Den anderen noch einmal musternd, fragte sich der Satyrs natürlich schon, was genau denn nicht menschlich an dem Jungen sein sollte. Nun nebeneinander gehend, bemerkte er den Blick, etwas verunsichert fast schon, der von unten zu ihm heraufgeworfen wurde. Kommunikation über die Augen und diese zu deuten war oder schien neben der verbalen eine weitere Stärke des Tiermenschen zu sein. Eine Fledermaus? Ein großer Rucksack? So sehr Rownan auch versuchte diese Bilder in seinen Gedanken zu manifestieren, wollte sich kein konkretes Aussehen erzeugen lassen. Die Hybridität des Seins war demnach wohl etwas, was nicht nur den Tiermenschen oder solchen, die es geworden waren, vorbehalten war. Es klang auch nicht so, und das war relativ leicht zu sehen und zu hören, dass es auf kompletter Freiwilligkeit beruhte, was dem Rocktragenden in der Nacht widerfuhr. Ein Gefühl, was nicht nur ein tieferes Interesse im Kopf des Wolfes auslöste sondern diesen auch eine tatsächliche Verbindung zu Chris spüren ließ, denn die Art wie er reagierte kam ihm nur allzu bekannt vor. Vielleicht brauchte der Heranwachsende einen kleinen Stoß in die richtige Richtung. Etwas, das der Wolf selbst nie diesbezüglich erhalten hatte. „Weißt du“ begann er nach einem kurzen Moment der Stille, während er die Wände der Mine begutachtete „wir Hybride, so wie ein Wolfsmensch, der ich übrigens bin, lassen uns ganz schnell auf das reduzieren, was anders ist, befremdlich ist, anstatt die Stärken zu fokussieren, die wir haben. Lass dich nicht durch das definieren, was du bist, sondern zeigen ihnen, wer du bist. Das kann dir keiner nehmen“. Worte, die sich auch Rownan zur Brust nehmen sollte. Nicht wunderlich, dass sein hohes Ross gerade eher einem Pony glich. Nur zu gerne hätte er den Magier noch etwas ausgefragt, aber er wusste selbst, dass es sich weder gehörte noch der richtige Augenblick dafür war. Wenn, dann musste es von Chris selbst kommen. Dennoch blieb sein Nebenmann die erste richtige Spur, seit er das Waisenhaus verlassen hatte. Er würde diese Person sicherlich nicht einfach so gehen lassen. "Und sieh es mal so" fügte er noch hinzu "in unserer aktuellen Gruppe ist Lian der Außenseiter". Ein Gedanke, der sicher wohlwollend aufgenommen werden würde.
Ehh. Was geschah denn jetzt?! Lian hielt automatisch die Luft an, als Ava sich zu ihm drehte und sich ihm so nah entgegenbeugte, dass es nur noch wenige Zentimeter waren, die ihre beiden Gesichter voneinander trennten. Zuerst war sein Kopf wie leergefegt, er wagte sich nicht, sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen… doch dann löste sich seine Starre, als sich die zuerst fast gänzlich schwarzen Pupillen der Gegenüber zurückzogen und bedingt durch das Licht des Lacrimas der hübsche Braunton ihrer Augen zum Vorschein kam, den man sonst von der Sängerin kannte. Es sah… faszinierend aus, das musste der Falls neidlos anerkennen. So faszinierend, dass er sogar die Nähe zum Gesicht der Finch vergaß, so fokussiert war er auf das Spiel ihrer Pupillen. Es war das erste Mal im Leben des Bogenschützen, dass er so etwas aus direkter Nähe beobachten konnte und es machte ihm mal wieder klar, dass Tiermenschen eben doch ganz andere Spezialitäten mitbrachten als normale Menschen. Vielleicht sollte er bei nächster Gelegenheit auch mal mit Rin näher ins Gespräch kommen? Natürlich wussten sie beide, dass die Inuyama ein Tiermensch war – in diesem Fall eine Canine – aber so richtig thematisiert hatten sie es im gemeinsamen Gespräch bisher noch nicht. Lian machte sich eine mentale Notiz just in dem Augenblick, als sich Ava wieder von ihm wegdrehte. Die Mundwinkel des Falls hoben sich zu einem leichten Grinsen an und er rieb sich über den wuscheligen Hinterkopf. „Ja, ziemlich cool“, stimmte er ihr unumwunden zu, senkte die Hand dann wieder und neigte den Kopf anerkennend. Und die Finch machte gleich weiter damit, ihn mit ihren Fähigkeiten zu überraschen, denn sie konnte nicht nur besser als er in der Dunkelheit sehen, offensichtlich war auch ihr Gehör dem seinen bei weitem überlegen. Nur kurz huschte der Blick der hellgrünen Iriden hinab auf die Hand, die erneut von der Schwarzhaarigen ergriffen wurde, dann sah er wieder auf und folgte der jungen Frau durch den dunklen Gang. Ihre Körperhaltung Noch ehe die Finch ein Wort gesagt hatte, war Lian klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Das sichtbare Fell und auch ihr Schweif hatten sich schnurstracks aufgestellt und ihr Blick schien sich auf irgendetwas zu fokussieren, was der Falls leider nicht erkennen konnte. Und jetzt fragte sie auch noch, ob sie sich anschleichen sollten? Anstatt zu sprechen, nickte der Falls nur – denn wer konnte schon so genau sagen, ob die Gegner sie nicht vielleicht auch hören könnten? Erst als Ava ihm mitteilte, dass um die nächste Ecke viele Leute lauern würden und sie ihn fragte, was sie tun sollten, wurde dem Falls klar, dass … es gerade auf ihn ankam?
Sofort spürte der Braunhaarige sein Herz heftiger schlagen und ihm blieb die Luft weg.
Lian war kein Anführer und erst Recht niemand, auf den man sich verlassen konnte. Es war das erste Mal, dass er auf einer Quest war und er derjenige war, der die Entscheidungen treffen sollte. Derjenige, der das Kommando hatte. Wo war Charon, wenn man ihn brauchte? Oder auch Rownan. Scheiße, das Hirn des Falls war so vernebelt gewesen von der Anwesenheit der Sängerin, dass ihm das Dilemma der gesamten Situation erst jetzt, wo eine undefinierte Menge an vor ihnen lauerte, richtig bewusst wurde. Lian fluchte innerlich und bereute es plötzlich sehr, sich nicht mehr angestrengt zu haben, um diese verdammte, unsichtbare Mauer zu durchbrechen. Dann hätte er sich weiterhin hinter dem Kommando des Hybriden verstecken können…
"Ich hab dir ja gesagt, dass du Potenzial hast. Und wenn ich mir ein Messer einfangen muss, damit du das anerkennst, dann würde ich mir für dich noch einhundert weitere einfangen".
Es war die Aussage von Rownan aus Crocus Town, die plötzlich durch den Geist des Falls huschte. Und die ihn irgendwie… zuversichtlicher stimmte. Wenngleich man hoffen sollte, dass Rownan sich nicht wirklich noch ein weiteres Messer im Verlauf dieser Quest einfangen würde… Der Falls atmete tief ein, dann wieder aus und sah direkt in die braunen Seelenspiegel der Felinen, deutlich entschlossener als zuvor. „Wir verschaffen uns erstmal einen Überblick über die Lage. Komm.“ Der Braunhaarige deutete mit dem Kinn in die Richtung, aus der die Geräusche zu hören waren, ging dann leicht in die Hocke und schlich sich an der Tunnelwand entlang. Kurz bevor sie an dem nächsten Hohlraum ankamen, wechselte der Falls einen weiteren Blick mit seiner Mitstreiterin, bedeutete ihr mit einem Finger vor den Lippen, leise zu sein… und löschte dann das Licht des Lacrimas. Ava noch immer an der Hand haltend, überbrückte er noch drei weitere Schritte und blieb dann stehen, um zu lauschen.
“Wir werden hier umkommen…“, eine Männerstimme. Ein Greis? “Wir hätten einfach in Aloe bleiben sollen…“ Eine weinerliche Frauenstimme. Aber Moment, was hatte sie mit Aloe gemeint? “Als wären wir in Aloe nicht genauso umgekommen!“ Erneut war es der Greis, der sprach und aus der Stimme sprachen Resignation und Zorn zugleich. “Maahir, du hast gesagt, wir würden hier unterkommen können…“
Maahir? Lians Augen wurden groß.
“Ich wusste nicht, dass hier drinnen Banditen lauern.“
Eindeutig. Der Falls kannte diese Stimme. Ohne auch nur ein Wort mit Ava zu wechseln, erhellte er den Lacrima in seiner Hand wieder und man konnte sofort ein erschrockenes Zischen aus dem Raum hören. Bevor auch nur einer der Menschen die Flucht ergreifen konnte, erhob sich Lian aus der Hocke und trat um die letzte Ecke, hinter der er und die Sängerin sich versteckt hatten. Tatsächlich hatten diese Menschen in der Dunkelheit ausgeharrt, sodass man die Gestalten erst erkennen konnte, als das Licht des Lacrimas auf sie fiel. Und das, was der Falls sah, verschlug ihm kurz die Sprache. Dort standen fünf Menschen, zumindest vermutete er, dass es Menschen waren. Sie waren vollkommen ausgehungert, ihre Gesichter blass und eingefallen und die Kleidung, die sie am Leibe trugen, fleckig und zerrissen, sodass nur gerade so eben die wichtigen Körperregionen verdeckt wurden. Vermutlich würde sich Ava noch mehr an dem Geruch im Raum stören als Lian selbst – empfindliche Sinne und so. Es war allerdings nicht die Gruppe im Gesamten, sondern ganz genau eine Person, auf die sich der Falls fokussierte. Ein Mann, zumindest das, was davon übriggeblieben war. Es brauchte mehrere Anläufe, um die Person zu erkennen, die der Braunhaarige aus der Vergangenheit kannte. „Maahir? Bist das… ernsthaft du?“, fragte er vorsichtig nach. Aber es war nicht nur Lian, der nicht sofort erkannte, mit wem er es zu tun hatte. Auch sein Gegenüber runzelte die Stirn und sagte nichts. „W-wer seid ihr? Banditen?! Wir werden kämpfen!“, rief stattdessen eine Frau aus dem Hintergrund und drückte ein Mädchen an sich, das kaum älter als zehn Jahre alt sein konnte. Ihr Haar war schrecklich zerzaust… Ziemlich sicher, dass das keine Banditen waren. Ob Ava die richtigen Worte fand, um die Menschen zu beruhigen, solange wie Maahir und Lian damit beschäftigt waren, sich sprachlos anzugaffen?
schwarze Stiefel | hellgelber Rock | gelbes Top | dunkelblaue Weste um die Hüften | Haare offen
Rowi wusste auch nicht, wie alt er war. Hm. Chris nahm sich vor, später mal daheim Erkundungen über sie anzustellen. Sein Koch des Vertrauens wusste sicher, wer sie war. Allerdings kannte er ja nicht mal ihren Nachnamen. Oder Künstlernamen, wenn sie einen gehabt hatte! Vielleicht wusste das ja Lian? Aber eigentlich wollte er mit dem nicht reden. „Ja aber Lian kennt sie irgendwie. Vermutlich hatte er immer Chaos um sich rum und alles mitbekommen.“ Er scharrte mit dem Schuhe in der Erde und stieß einen kleinen Stein an, schoss ihn wie einen kleinen Fußball in die Dunkelheit. Kurz hörte man ihn über Steinboden hüpfen, dann verschwand das Geräusch. „Also entweder war das nicht fest genug, oder da ist ne Wand. Oder eine Schlucht, aber eine Wand wäre wohl besser. Auch wenn das heißt, wir hocken hier fest, aber immer noch besser als da runter zu fallen.“ Er schnaubte lachend. „Ich mach mir nicht viele Gedanken, dass sorgt nur für Trübsinn.“ Das war Chris feste Meinung. Zu viele Gedanken waren wie ein Strudel, der einen immer tiefer zog und nicht mehr entließ. Wenn man sie hinausließ, dann staute sich das nicht an. Chris Kopf war wie ein reißender Fluss, nicht wie ein grünlicher Tümpel. „Ich rede nur viel.“ Er grinste verschmitzt. „Naja. Bei mir ist das Ding ja nicht eingestürzt oder so. Ich mein, man kann ja vorsichtig sein und so. Aber das ist doch langweilig. Wenn wir hier nichts rausfinden, musste du es wohl probieren, weil ob wir hier verhungern oder die Decke auf ihn draufknallt, ist schon fast egal. Außerdem geht das letzte schneller und wir haben ne größere Chance.“ Chris seufzte theatralisch. „Warum sind Leute immer so große Angsthasen darin, einfach etwas zu probieren? Weißt du das, Rowi? Du schaust aus wie jemand, der viel schlauen Quatsch inhaliert, gibt’s da Studien oder so?“ Mit auslandender Handbewegung deutete er auf die Kleidung des Wolfes, dies um einiges ordentlicher aussah als die seine. Dann nickte der Teenager aber.„Zumindest mit dir als Team ist es angenehmer als mit Lian. Auch wenn man dir alles aus dem Näschen ziehen muss.“ Er nickte und drehte den Wolf damit den Rücken zu.
Darum schreckte er auch ziemlich (laut) zusammen, als Rowi plötzlich an ihm schnüffelte! Doch mit der Frage warf dieser ihn erst so richtig aus dem Konzept. Chris zögerte etwas herum, ehe er begann, um den heißen Brei zu reden. Das Thema war ihm nicht so vertraut. Zwar versuchte Chris durch seine Art und Weise dafür zu sorgen, dass er keinen mehr negativ überraschen kann, aber seine Nachtmahrseite konnte er nicht immer zeigen. Zudem war dies einer der Gründe, dass seine Mutter ihn weggeschickt hatte. Und zuvor weggesperrt, sobald es dunkel wurde. Aber was wenn sie hier nicht mehr rauskamen? Dann würde er sich hier verwandeln müssen, wie ein Hahn, der Abend und Morgen kennzeichnete. Eine witzige Vorstellung, an die er sich klammerte, um sich von sich selbst abzulenken. Also schweifte er zunächst etwas ab, zu einen Thema, dass ihn generell sehr … dass ihm komisch und sinnlos vorkam, um es kurz zu sagen. „Jap, echt angenehmer. Dann hast du nicht mehr so eine strenge ‚Ich bin dein Lehrer und du bist mein unwissender Untertane‘ Ausstrahlung.“ Er grinste, ehe er erstmal weiterging, als könnte er das Thema so verdrängen. Ging natürlich nicht so einfach, es spuckte ihm im Kopf herum und sprudelte dann etwas betreten aus ihm heraus, begleitet von unsicheren Blicken, die ihm gar nicht in den Kram passten. „Ich kanns dir nicht zeigen, bis es Nacht wird. Und ich hoffe, dass ich dann nicht mehr hier feststecke.“ Kurz blitzte in den Worten seine Angst durch, dies würde so sein. er überspielte es ansonsten perfekt, doch Chris wollte echt nicht sterben! Schon gar nicht hier, ohne dass er @Temujin wieder gesehen hatte! Das würde man ihm doch nicht antun können! Die Gedanken an den Skinwalker beruhigten ihn etwas, während er auf Rowis Antwort wartete. Ob der Hunde- äh, Wolfsmensch es verstand? Teilweise vielleicht, aber … „Aber sie sehen mich ja nicht, was ich bin. Also sehen sie nicht alles“, gestand er sein Problem damit. Zum Rest sagte er ausnahmsweise nichts, doch man sah ihm wohl an, dass er ausnahmsweise nachdachte. Wer er war? Nun … wer war er? Chris war immer in seine Rolle gedrängt worden, wie ein Ast, den man bog. Und jetzt war er in das andere Extrem geschnellt, als er sich aus dem Griff befreit hatte. Aber war er das? Der letzte Kommentar riss den Jungen aus seinen Überlegungen. Er lachte leise und grinste zu Rownan hinauf. Lian als der Außenseiter ihrer Gruppe? Das gefiel ihm.
Lange Zeit liefen die beiden schweigend weiter. Lange Zeit, in Chris Verständnis gleichzusetzen mit etwa 4 Minuten. Chris war so in Gedanken, dass er einfach wie ferngesteuert um eine Ecke bog und prompt mit etwas zusammenknallte. Mit einem erschrockenem Schrei sprang er rückwärts und runderte mit den Armen, um nicht umzukippen. „AHH ROWI! HILFE! Da ist was!“
Es geschah selten, dass die Sängerin froh war, die Kontrolle an jemand anderen abzugeben, doch gerade war einer dieser Momente. Für gewöhnlich war es auch ihre Taktik, einfach vorauszumarschieren und sich stolz und selbstbewusst zu präsentieren, wenn sie etwas nicht kannte. Das funktionierte einfach immer. Doch bei einem Gegner, der in der Überzahl zu sein schien, war das keine Option. Ihr hilfloser Blick zu ihrem Kollegen wurde fast exakt genauso zurückgeworfen. Hatte er etwa genauso wenig Ahnung wie sie? Das war doch wohl nicht etwa der Grund, warum er ihr bis eben die Führung überlassen hatte? Scheiße. Am liebsten hätte sie geflucht und gemeckert, doch ehe sie dazu kam änderte sich etwas im Gesichtsausdruck des Falls. Gerade war er ihren Äuglein noch ausgewichen, doch jetzt fixierte er sie regelrecht mit seinem Blick. Hatte man die Person vor der Feline etwa innerhalb eines Blinzelns ausgetauscht? Der junge Mann, der da vor ihr stand wirkte plötzlich wie ein ganz anderer. Nicht, dass sie das störte. Im Gegenteil, sie war absolut erleichtert. Vollkommen ohne Beschwerden ließ sie Lian vorbei und folgte ihm auf leisen Sohlen. Immer wieder lugte sie über seine Schulter, einfach um sicherzugehen, dass nicht kurz vor ihrem Ziel doch eine Falle lauerte. Untypisch brav folgte sie seinen Befehlen und schwieg, schenkte ihm bloß ein knappes Nicken, ehe auch ihre Welt in vollkommene Dunkelheit getaucht wurde. Ohne das Licht des Lacrimas war auch sie praktisch blind, aber dies war ein Risiko, dass sie eingehen mussten, wenn sie nicht erwischt werden wollten. Nur noch wenige Meter trennten das Duo von den Fremden, dessen Stimmen sie nun viel deutlicher ausmachen konnte. Doch das, was ihre Lauscher da auffingen war überhaupt nicht das, was sie erwartet hatte. Die Leute klangen ängstlich und planten nicht etwa den Angriff auf die Eindringlinge. In Aloe bleiben? Hier umkommen? Bitte was?? Zu gerne hätte die Schwarzhaarige irgendetwas gesagt, doch jedes Wort hätte eins zuviel sein können. Die Bemühung hätte sie sich jedoch sparen können, denn bevor sie sich versah löste der Wuschelkopf auch schon vollkommen ohne Vorwarnung ihre Tarnung auf. Er hätte nur ein oder zwei beschissene Worte sagen müssen, dann hätte sie einen Moment lang ihre Augen geschlossen und sie langsam wieder an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt, aber so stach das Licht des Lacrima regelrecht in ihre Seelenspiegel und ließ sie frustriert auffauchen. Reflexartig hielt sie sich die Hände vor das Gesicht und fluchte. "Du verdammter Idiot!!" Hatte sie ihn nicht gerade noch über die Empfindlichkeit ihrer Äuglein aufgeklärt?! Doch das war noch nichteinmal das größte Problem. Ihre Tarnung war futsch und ihr potentieller Überraschugnseffekt ebenfalls. Eine Vielzahl an Blicken war nun auf das Duo gerichtet und Ava Finch brauchte es nicht einmal zu sehen um zu wissen, dass sie hier alles andere als willkommen waren. "Was machst du bitte für eine scheiße, Lian?!" Ihre Stimme hallte laut durch den kleinen Raum und erschreckte sogar sie selbst. Hier war definitiv nicht der richtige Ort um herumzuschreien. Maahir? Was laberte er da bitte? Mit noch immer zusammengekniffenen Lidern versuchte die Katze die Situation um sich herum auszumachen. Nur langsam konnte sie sie wieder öffnen und endlich die Menschen wahrnehmen, die einige Meter von ihr entfernt und eng aneinander gerückt dastanden. Das, was sie dort erblickte, ließ sie angewidert die Oberlippe nach oben ziehen. Die Leute waren ja vollkommen heruntergekommen, weder trugen sie ordentliche Kleidung, noch hatten sie sich mindestens eine Woche lang schon nicht mehr gewaschen. Der Geruch war einfach nur grausig... Aber Banditen waren das keine, oder? Sie hatte noch nie welche gesehen, aber so hatte sie sie sich auf garkeinen Fall vorgestellt. Scheiße, sie musste sich zusammenreißen und ihre Gesichtsausdrücke unter Kontrolle bringen. "Wir sind keine Banditen, aber wenn ihr angreift werden wir uns wehren." erwiderte sie und kehrte langsam wieder zurück in ihre selbstbewusste, Ava-typische Haltung. "Und in eurem Zustand hättet ihr das im vornherein verloren. Also lasst es gleich." Die Situation mit einer Gegendrohung zu deeskalieren war nicht die schlaueste Taktik, aber so war das ehemalige Teenie-Idol eben. Mitgefühl? Das gab's bei ihr nur äußerst selten mal im Sonderangebot. Außerdem hatte sie ja recht. Die Leute sahen aus, als könnten sie nicht einmal mehr einen der Steine, die hier herumflogen, aufheben. Ein Windstoß würde sie allesamt umwehen. "Ich bin Ava Finch, vielleicht kennt ihr mich ja. Aber ich bin hier nicht als Sängerin unterwegs sondern als Magierin." Um zu beweisen, dass sie nicht hier war, um Schaden anzurichten, hob sie beide Hände offen vor ihre Brust. "Und der dumme Kerl, der einfach nur dasteht und glotzt ist Lian." Sie hatte keine Ahnung, was überhaupt der Nachname von dem Typen war! "Und äh, wir sind hier um die Banditen zu beseitigen, vor denen ihr so Angst habt." Dass sie jedoch nicht nur diese, sondern auch alle anderen ungebetenen Gäste verscheuchen sollten, behielt sie erst einmal für sich. Zumindest so viel Taktgefühl besaß sie. Aber viel weiter wusste sie auch nicht. Was sollten sie denn mit dem Haufen jetzt anstellen? Falls hier wirklich noch gefährliche Räuber lauerten würde er nur einen großen Schwachpunkt darstellen. Mit einem wunderbar gekünsteltem Lächeln schob sie sich näher an ihren Kollegen heran: "Was wollen wir jetzt mit denen machen? Mitnehmen?" flüsterte sie ihm zu, ließ die Fremden jedoch nicht aus den Augen. Ja, sie wirkten heruntergekommen und verängstigt, aber es konnte immernoch eine Falle sein. Man konnte nie vorsichtig genug sein! Zumindest schienen ihre Worte die gewünschte Wirkung zu entfalten. Die Körpersprache der Leute entspannte sich ein wenig. Wer hätte das gedacht? Auch wenn alles in der Feline danach schrie, diese ekelhafte Gruppe einfach zurückzulassen, sie würde es ja doch nicht über's Herz bringen. So sehr sie auch nichts mit dieser Gesellschaftsschicht zutun haben wollte, irgendwie taten sie ihr Leid. Hatten sie denn überhaupt kein zuhause und mussten sich nun hier in diesen dunklen, feuchten Gängen eins suchen?
#8 Die Aufmerksamkeit wieder und vor allem sehr bestimmt auf die Umgebung vor ihnen richten zu lassen, war definitiv eine der besseren Entscheidungen, die er am heutigen Tag treffen konnte. So spannend wie es zwar war Chris zu lauschen und sich etwas abzulenken, war es doch noch immer eine Ablenkung in einer fremden Umgebung, deren Insassen sehr wahrscheinlich weitaus weniger an einem Dialog interessiert waren. Zudem nahm der junge Magier scheinbar jeden Brocken auf, den Rownan ihm hinwarf, und multiplizierte ihn um das Hundertfache. Ob das nun positiv oder negativ war, dessen war sich der Hybride selbst noch nicht ganz sicher. Dabei sei jedoch gesagt, dass obwohl er die weitere Worte fürs erste unbeantwortet gelassen hatte, sie keineswegs an ihm vorbeigegangen waren, auch wenn er differenzieren musste. Die ganze Ava/Lian Sache tangierte den Wolfsmensch doch herzlich wenig, zumindest bewusst nach außen hin. Irgendwo in ihm fand er die übertriebene Zurschaustellung von geheuchelt Zuneigung nervig, eher schon nervenaufreibend und vielleicht auch etwas abstoßend. Jedoch war diese ganze Problematik, und es hörte sich langsam in seinem Kopf wie ein Mantra an, etwas, was er irgendwann NACH dieser Quest klären musste. Je schneller sie also die Banditen vertrieben, desto schneller wäre eher wieder aus der Hölle, die sich Wüste nannte, verschwunden und hatte wieder Zeit für sich und um in Ruhe weiter nachzudenken. Interessanter war unter Umständen eher der Kommentar, dass sein Tandempartner jemand war, der eher Dinge tat, statt lange darüber nachzudenken. Schon fast ein merklicher Kontrast zum Merkmal der Quasselstrippe. Wohlmöglich sprach dieser einfach nur jeden Gedanken laut aus, der ihm durch den Kopf schoss. Das ergibt sogar sehr viel Sinn, wenn ich darüber nachdenke. Warum sonst hatten die Katze und er so lautstark vor einer Höhle von Gewalttätigen diskutiert. Es konnte nur durch eine solche Einstellung passieren. Von den vielen Fetzen, die der andere so munter äußerte, war es aber es aber ihr letzter Austausch, der dafür sorgte, dass Rownan nicht nur verstummte, weil er es selbst gefordert hatte, sondern weil die Aussage ihn irgendwo nachdenklich stimmte. Der Grauhaarige war immer eine Person gewesen, die an sich arbeitete, neue Fähigkeiten erlernte, offen war für eine Herausforderung und sie fast schon offenkundig suchte. Es war sein Motor, sein Antrieb in dieser Welt. Und dennoch hatte er es tatsächlich nicht probiert. Er hätte es tun können. Natürlich waren seine Punkte logisch und nachvollziehbar. Aber trotzdem hätte er es probieren können, vielleicht sogar sollen. Waren das nicht auch Worte, die er an den jungen Mann gerichtet hatte? Sich durch Taten zu definieren? Damit bliebe die Frage, wovor er in diesem Moment Angst gehabt hatte. Er und Angst? Ein Gedanke so weit weg seiner starken Persönlichkeit, dass er ihn mit einem Schmunzeln und einem Kopfschütteln verbannt, wohl wissentlich, dass dieser gewiss wiederkommen würde.
Es war beinahe schon ein inniger Moment, den die beiden ungleichen Gefährten in der spärlich beleuchteten Mine miteinander teilten. So unterschiedlich wie sie auch waren, hatten sie es binnen kürzester Zeit geschafft Eigenschaften aneinander zu finden, die so etwas wie Resonanz im jeweils anderen auslöste. Eine schwache Verbindung, welche nicht zuletzt durch das immense Vertrauen, das Chris dem Satyrs gegenüber durch seine Beichte, seine Offenbarung zeigte, aufgebaut worden war. Zumindest für den Wolf waren diese Informationen und auch das Angebot, dem Schauspiel beizuwohnen, etwas, das er an seiner Stelle gewiss nicht so nonchalant von sich gegeben hätte. Unter Umständen war es wirklich seiner Bekleidung und seiner Ausstrahlung geschuldet. Waren Lehrer nicht immer eine Art Vertrauensperson? Allerdings teilte er die Einschätzung des Magiers. Keiner der beiden plante länger als nötig an diesem Ort zu verweilen. Und so würden sie ihre Probleme, die sehr ähnlich und doch so anders waren, für erste wieder mitnehmen müssen. So war es auch die letzte Aussage seines Questpartners, welcher er nur stumm nickend und mit einem leisen brummen zustimmend konnte. So wie Rownan das Problem hatte, zu viel gesehen zu werden, trug Chris das Päckchen mit sich, wohlmöglich nicht alle so zeigen zu können, wie er es eigentlich intendierte. Versteckte der junge Mann mit der modischen Extravaganz doch einen faszinierend Kern hinter all dem unnützen Zeug, welches seinen Mund verließ. Wenn auch nicht ausgesprochen, war dies schon eine Art Ritterschlag in den Augen des Lupinen. Zudem lachte er über die Witze des Gravitationsmagiers. Ein definitiver Pluspunkt. Sich fast schon in diesen Gedanken verlierend, war es zum wiederholten Mal Chris, der ihn aus den Gedanken riss, diesmal jedoch mit Recht, denn Rownan hatte schon selbst mehrfach betont, dass sie aufmerksam sein mussten. Seinen Vordermann packend, damit dieser nicht sein Gleichgewicht verlor, zog er ihn in der gleichen Bewegung hinter sich, während der Degen in seiner linken Hand fast automatisch nach vorne schnellte. Die Gerüche der Mine hatten seine Sinne scheinbar trotzdem entschärft und so war ihm die unbekannte Gestalt nicht aufgefallen. Erst als das schwache Licht der Lacrima das Objekt vor ihm enthüllte, senkte er die Waffe wieder. Ein Kind? Stellte er verblüfft fest und kippte den Kopf unterbewusst zur Seite. Was macht ein Kind mitten in dieser Mine? Den Schock wohl überwunden, rannte das unbekannte Mädchen, nun laut quietschend, in die Richtung aus der es gekommen war, bevor der Hybride die Chance gehabt hätte es zu greifen. So viel zum Überraschungsmoment. Ohne selbst lange zu zögern, hechte er ihr hinterher. Zum einen musste er wissen, wo sie hinwollte und zum anderen wollte er wissen zum wem sie rannte. Erneut um eine Ecke biegend, eröffnete sich, im Schein von deutlichen mehr Lichtquellen, der von ihm erwähnte, größeren Raum. Ob die anderen im gleichen oder in einem ähnlichen Raum angekommen waren? Eher nebensächlich, in Anbetracht der Tatsache, dass bereits vor ihm deutlich mehr Leute waren als er zuvor angenommen hatte. Genug Menschen, um die beiden Magier zu übermannen. Bewaffnet jedoch waren die wenigstens und auch ihre Blicke, die ihn nun zu durchbohren begannen, wirkten nicht alle feindlich, teils verunsichert oder ängstlich. Was ging hier vor sich?
[…] „Das ist alles?“ Maahir runzelte sichtlich die Stirn. Trotz des Missfallens in seiner Stimme ließ er es sich nicht nehmen, die dargebotenen Jewel aus Lians Hand zu fischen, ehe dieser es sich hätte anders überlegen können. Erneut zählte der dunkelhaarige Musiker nach, doch seine Miene hellte sich auch nach dem zweiten Zählen nicht merklich auf. Wie so oft war es Levi, der zur Antwort ansetzte, ehe der 16-jährige Falls sich die richtigen Worte zurechtgelegt hatte. „Wir haben dir von Anfang an gesagt, du sollst es mit einem anderen Lied versuchen. Aber du wolltest ja nicht auf uns hören“, erwiderte Levi achselzuckend und warf seinem besten Freund danach ein schiefes Grinsen zu, denn sie dachten beide dasselbe. „Ich bin mir sicher, dass unsere Beute größer ausgefallen wäre, wenn du dein altbekanntes Loblied auf die Damen Fiores angestimmt hättest.“ Ob es sich bei dem Lied, das Maahir immer wieder in den Kneipen und Bars Aloes sang, tatsächlich um ein Loblied auf Fiores Frauen handelte, ließ Lian lieber dahingestellt. So oder so hatte Levi allerdings Recht: Es waren nicht die Geschichten von Kriegen und Heldentaten, die die Menschen in die Spelunken der Wüstenstadt trieben und ablenkten, sondern vor allem die Texte über die wohlgeformten Kurven eines weiblichen Körpers. „Ein Künstler muss für Abwechslung sorgen, wenn er seine Zuschauer bei Laune halten will“, winkte Maahir ungeduldig ab und ließ die Jewels schlussendlich in seiner Jackentasche verschwinden. Er griff nach seiner hölzernen Harfe, ließ die auffallend schlanken Finger über die Saiten wandern und erzeugte eine leise Tonfolge, ehe sein Blick erneut auf die beiden 16-Jährigen fiel. Sie standen in einer Seitengasse, unweit der Kneipe entfernt, in der Maahir vor einer Stunde aufgetreten war. Es war nicht das erste Mal, dass die drei zusammengearbeitet hatten – und aller Voraussicht nach würde es auch nicht das letzte Mal gewesen sein. Dafür war der Gewinn, den das Dreiergespann erzielte, einfach zu gut. Maahir war nur gelegentlich vor Ort, er reiste viel umher, aber wenn er mal wieder in Aloe zu Besuch war, kamen sie immer irgendwie zueinander und schmiedeten Pläne für den nächsten Auftritt. Die Arbeitsteilung war hier klar: Einer der Jungen lockte die Menschen aus den umliegenden Straßen an, der Musiker sorgte mit seiner Musik für die benötigte Ablenkung, die dritte Person erleichterte die Gäste um ihre Habseligkeiten. Natürlich konnten sie das nicht bei jedem Auftritt Maahirs durchziehen, nicht, dass noch jemand misstrauisch wurde. Die illegalen Geschäfte hatten sie nicht zu besten Freunden werden lassen, aber das mussten sie auch nicht sein, um zu funktionieren. Lian sah in Maahir vielmehr einen Geschäftspartner – genauso wie es auch umgekehrt der Fall war. „Na schön. Ich hatte mir eine größere Beute erhofft, aber es soll mir reichen. Ich werde Aloe morgen übrigens wieder verlassen.“ Der Musiker trat frontal auf Levi und Lian zu, die beide zur Seite auswichen, um ihm Platz zu machen. Ehe er die Seitengasse verlassen und auf die belebtere Straße verschwunden war, hob Maahir ein letztes Mal die Hand und sah über die Schulter zurück. „Aber in ein paar Monaten bin ich zurück – wir sehen uns.“ […]
Das war das letzte Mal gewesen, dass Lian den Musiker getroffen hatte. Wenn er ehrlich war, hatte er in den letzten Jahren kaum einen größeren Gedanken an Maahir verschwendet und war daher umso erstaunter, ihn so unerwartet vor sich zu sehen. Der Braunhaarige war so abgelenkt von dem Anblick des abgemagerten Mannes, dass sogar die Beleidigungen und Vorwürfe von Ava einfach an ihm abperlten. Erst als die Schwarzhaarige sich selbst und schlussendlich auch ihn namentlich vorstellte, kam der Illusionist wieder zu Sinnen. „Lian?...“, wiederholte Maahir die Worte der jungen Frau zaghaft. Es war nur ein Wort gewesen. Und doch war es nicht zu vergleichen mit der samtig weichen Stimme, die der Falls in Erinnerung behalten hatte. Die Stimme von Maahir klang rau und kratzig, wie ein Instrument, das über Jahre hinweg nicht mehr gepflegt worden war. Wenn man sich den älteren Mann im Gesamten ansah, war das allerdings nicht verwunderlich. Die Stimme klang so ungepflegt wie der gesamte Körper von Maahir. Am meisten fehlte dem Falls allerdings die Holzharfe, die der Musiker immer bei sich getragen hatte. Das Instrument war ihm heilig gewesen, der Ältere ohne Harfe – das erschien Lian einfach falsch. Was war nur geschehen? Mit einem Seitenblick musterte der Bogenschütze seine Kollegin, als diese an ihn herantrat und fragte, was sie mit dem unbekannten Haufen an Menschen machen sollten. Endlich löste der Falls seinen Fokus von Maahir, ließ den Blick der hellgrünen Augen stattdessen über die restliche Gruppe wandern. Es war vielleicht nicht die klügste Entscheidung der Felinen gewesen, die Situation mit einer Drohung deeskalieren zu wollen, aber es hatte dennoch Wirkung gezeigt. Die Leute waren still und beobachteten aufmerksam die Magier. Interessanterweise schien niemand so recht auf die Präsenz einer Berühmtheit wie Ava Finch einzugehen. Ob sie sie nicht kannten oder schlicht zu eingeschüchtert waren, vermochte Lian nicht zu sagen. Unter normalen Umständen wäre der Falls auf diesen Umstand eingegangen, hätte die verwahrlosten Menschen auf ihre Unkenntnis aufmerksam gemacht, um Pluspunkte bei der Felinen zu sammeln. Aber… das hier waren keine normalen Umstände. Ganz und gar nicht. Es waren Umstände, die sogar einen Lian Falls ernst werden ließen. „Ich kenne einen von ihnen“, antwortete er Ava in genau dem gleichen Flüsterton und bemühte sich darum, nicht erneut zu Maahir zu blicken. Es war gar nicht so einfach. „Aus Aloe… ist schon ein paar Jahre her.“ Er wollte weitersprechen, doch besagter Mann kam ihm zuvor. Es war ein Lächeln, das sich auf dem geisterhaften Gesicht des Abgemagerten wiederfand, während er auf die Magier zutrat und die Arme breitete. „Unglaublich. Lian, du bist es wirklich! Du hast dich kein Stück verändert.“ Worte, die der Falls nur zu gerne zurückgegeben hätte. Die hellgrünen Augen sprachen wohl Bände, denn anstatt weiterzusprechen, senkten sich die Arme von Maahir wieder, die Mundwinkel wanderten nach unten, bevor er den Blick fast schon beschämt abwandte. Kurz sah der Bogenschütze zu seinem einstigen Bekannten, dann wieder zu der Finch. Was sie tun sollten? Die Sphynx seufzte stumm und setzte dann zur Antwort auf ihre Frage an: „Schau sie dir an. Wenn hier drinnen Banditen lauern, können wir sie nicht einfach hier lassen. Wir...“
„Mama! Naila ist weg!“
Naila? Es war die Frau, die bereits zuvor gesprochen hatte und ein kleines Mädchen an sich gedrückt hielt, die sich bei der Erwähnung des Namens erschrocken umwandte. Lian verstand nicht, woher diese Frau die Energie nahm, doch ihr ausgehungerter Körper richtete sich gerade auf, sie drehte sich herum, ließ ihren Blick hektisch durch den Raum schweifen… und blieb am Ende bei Ava und Lian hängen. „Mein Kind!“, schrie sie erschrocken, die Gesichtszüge entgleisten ihr. „Naila, sie ist weg! Sie… oh nein…“ Die Fremde zitterte, drückte das verbliebene Kind noch fester an sich und schluchzte. „Das wird ja immer schlimmer…“, murmelte der 19-jährige Magier resigniert im Selbstgespräch. Es gab zwei Ausgänge aus diesem Raum – aus dem einen waren Ava und er gekommen. Wenn sie das Kind dort nicht getroffen hatten, musste es den anderen Ausgang, tiefer in die Miene, genommen haben, oder? Das Schluchzen der Frau intensivierte sich, hallte von den steinernen Wänden wieder, viel zu laut für die sonst so stille Umgebung. Es setzte den Illusionisten unter Druck. „Wir finden Naila“, hörte Lian sich sagen und zweifelte gleich im nächsten Atemzug an seiner eigene Aussage. Wie genau wollten sie das Kind finden? Und wenn sie es fanden und es sich in Gefahr befand, wären sie überhaupt in der Lage, es zu beschützen? Mal wieder verwünschte der Falls sich selbst für seine vorlaute Klappe. Er hasste es, ein Anführer zu sein. Er wollte wieder in den Hintergrund verschwinden, dahin, wohin er gehörte. „Ava, du kannst von uns am besten in der Dunkelheit sehen. Geh du vor und weise uns den Weg. Wenn du irgendjemanden bemerkst, gib mir ein Zeichen.“ Der Falls schluckte und im nächsten Moment leuchtete das Armband an seinem Handgelenk auf. Keine Sekunde später hielt er einen dunklen Bogen in der Linken. Er sah wieder zu der Gruppe von verängstigten Unbekannten. „Ihr folgt uns.“ Und mit einem Blick zu Maahir ergänzte er: „Wir haben später Zeit zum Sprechen.“ Zuerst regten sich die Menschen nicht, warfen sich gegenseitig unsichere Blicke zu. „In Ordnung“ Es war Maahir, der schließlich zustimmte und dafür sorgte, dass auch die anderen Menschen zaghaft nickten. Ganz gleich, was in den letzten Jahren geschehen war, wie unterschiedlich sich ihre Leben entwickelt hatten: Offensichtlich funktionierten Lian und Maahir immer noch als Partner. Ein Umstand, für den die Sphynx gerade sehr dankbar war.
Den dunklen Bogen in der Linken, den schwach leuchtenden Lacrimakristall in der Rechten, ging Lian dicht hinter Ava, die ihnen den Weg wies. Immer noch faszinierten ihn die Augen der Sängerin, die in der Dunkelheit so viel mehr erkennen konnte als er selbst. Und auch ihre Ohren zuckten immer wieder verräterisch auf und der Falls fragte sich, ob sie Dinge hörte, die ihm selbst verborgen blieben.
Dann blieb sie stehen, hob die Hand als warnendes Zeichen an.
Sie waren in einen größeren Raum getreten, da deutete Ava auf einen der Gänge. Erst jetzt konnte auch Lian es hören: Schritte. Mehrere Schritte. „Naila!“ Es war ein kleines Mädchen, das aus dem Tunnel gerannt kam, genauso verwildert wie der Rest der Gruppe, die Ava und er aufgegabelt hatten. Das kleine Kind hetzte auf seine Mutter zu, klammerte sich an sie und weinte – das war dann wohl das Kind, das sie gesucht hatten? Der Falls blickte zu der Frau, dann wieder zum Gang. Da kamen noch mehr Schritte, deutlich schwerer, in Eile. Banditen? Kommentarlos drückte Lian der Finch den Lichtlacrima in die Hand, hob den Bogen in seiner Hand an und spannte ihn, bis ein schwarzer Pfeil erschien. Er atmete tief ein, zielte auf den Gang. Er würde die Angreifer aufhalten, ehe sie die Gruppe attackieren konnten. Wenn die Gegner rechtzeitig anhielten, dann konnten sie in die Verhandlungen treten. Wenn sie weiterliefen, würde Lian feuern – der 19-Jährige war entschlossen, dieses Vorhaben bei Bedarf in die Tat umzusetzen. Die Lichtquelle aus dem fremden Gang kam näher, genauso wurden die sich nähernden Schritte lauter, ehe die Gestalten um die Ecke bogen.
Lians Finger zuckten. Er hatte noch nicht erkannt, dass es sich bei den vermeintlichen Angreifern um Rownan und Chris handelte. Man konnte nur hoffen, dass irgendjemand den Falls aufhielt, ehe er einen Fehler beging, den er auf ewig bereuen würde.
schwarze Stiefel | hellgelber Rock | gelbes Top | dunkelblaue Weste um die Hüften | Haare offen
Irgendwie war der Wolf komisch. Nicht schlecht komisch oder so, für Chris ging das Wort meist Hand in Hand mit spannend. Ihm war zwar bewusst, dass die meisten Menschen es negativ behaftet sahen, doch für ihn war das nur eine Chance, die Dinge anders zu machen. Er widersprach gerne dem gewünschten Bild, dass die Gesellschaft auf andere projizieren wollte. Nicht weil ein Kleid in der Wüste so bequem war trug er es, sondern weil es der klassischen Vorstellung widersprach, was ein Junge zu tragen hatte – wie er an Ava gesehen hatte. Klar, natürlich mochte er Kleider auch, ansonsten würde er es dennoch nicht tun, aber der Grundaspekt blieb. Im Großen und Ganzen war er also laut, schrill, lebendig. Rownan hingegen hatte nichts mehr gesagt, während sie durch die Miene liefen. Chris kaute unruhig auf der Unterlippe herum und stieß mit dem Fuß einen kleinen Stein an. Der kullerte davon und er steuerte auf ihn zu, um ihn wie einen Fußball erneut zu treten, wobei seine Schritte sich etwas verhaspelten, dass sich das auch ausging. Dann sah er kurz zu Rowi, ob der Wolf noch hinter ihm war. Es machte ihn etwas nervös, dass dieser leise war. Zwar mochte er Hunde, aber obwohl die Ansichten und Worte des Wolfes sehr erwachsen klangen, so hatte er Gefallen daran gefunden, sich mit ihrem Questleiter zu unterhalten. Meist fand er erwachsene Menschen langweilig, wenn sie nur blind für alles um sie herum ihren Arbeiten nachgingen. „Du Rowi?“, setzte er nach einer kurzen Pause an, als er den Stein irgendwo in einem Gröllhaufen verlor, in den er ihn aus Versehen gekickt hatte. Chris drehte den Kopf zu dem Wolf herum. Was hatte er nochmal sagen wollen? Eigentlich nichts allzu bestimmtes, nur irgendetwas. Die Stille war einfach zu erdrückend. „Warum hast du Kleidung an?“, platzte er dann mit der erstbesten Frage heraus, die ihm einfiel. „Ich mein, es ist Sommer. Du musst doch voll ekelig schwitzen, oder? Außerdem hast du ja ein Fell, reicht das nicht?“, überlegte er laut und runzelte übertrieben die Stirn, als würde er auf der Bühne einen Text vortragen. „Da brauchst du die ja eigentlich gar nicht, oder? Man auffallen tust du mit oder ohne gleichermaßen, da ists doch auch schon egal, nicht?“
Chris wartete noch auf die Antwort seines Begleiters, da wurde die Eintönigkeit von Gängen und Steinen, Chris hasste Steinwände mittlerweile, von etwas abgelöst. Wobei dieses etwas wohl beschloss, ihm volle Kanne in den Bauch zu rennen. Mit einem Schrei rückwärtstaumelnd wich er von dem Dings weg, dass ihn, als er um die Ecke hatte biegen wollen, eiskalt umgelaufen war. Fast zumindest. Zum Glück packte Rowi ihn und Chris klammerte sich seinerseits am starken Arm des großen Wolfes fest. Krass, wie fluffig er war. Ein bisschen wie ein Babyhühnchen, die er manchmal gefüttert hatte, wenn er bei einem der Bauern in der Umgebung gewesen war. Dort hatte er sich immer viel wohl gefühlt. Und definitiv auch wohler als jetzt gerade, was allerdings den Kommentar nicht zurückhalten konnte, der ihm kurzerhand in den Kopf stieg. „Oha Rowi. Wäscht du dich mit Babyshampo? Wenn es so was gibt?“ Dann aber ließ er den Wolf los und sah sich um. Wo war das kleine Dings denn hin? Anstatt dessen entdeckte er erstmal einen Degen, der ihm ein weiteres Quietschen entlockte. Oh shit, wo kam das Ding denn jetzt denn her?? Ob es gut war oder nicht wusste er noch nicht, aber … „Ich hoff, du piekst mich damit jetzt nicht“, murmelte er und entdeckte nun endlich das Kind. Das kleine Ding hatte sich wohl ähnlich erschrocken, denn noch rappelte es sich auf und lief von ihnen weg. Chris gefiel das nicht so recht. Er mochte Kinder. Er mochte es nicht, wenn Kinder alleine in die Dunkelheit vor ihm davon liefen. Also begann Chris Rownan hinterherzulaufen. Der Teenager hatte nicht unbedingt viel Ausdauer oder trieb wirklich Sport, aber er tanzte gerne. Wenn man es so nennen konnte, wenn er zum Spaß in Gasthäusern und Club zur Musik tanzte. Dennoch war er langsamer als der Wolf, als sie einen größeren Raum erreichten. Und durch dir große Gestalt sah er auch nichts, außer dass jemand einen Namen rief. Jemand, der zu alt für das Mädchen war. Dennoch lief Chris an Rowi vorbei und kam schlitternd in der Mitte der Höhle zum stehen. In Mitten von … Menschen. Hä? Keuchend sah er sich mit großen Augen um, drehte sich zum Wolf zurück, öffnete den Mund. Just in dem Moment, wo er den Kopf drehte zischte etwas mit leisem Surren an seinem Kopf vorbei. Ein scharfer Schmerz an seiner Wange. Chris griff danach, während hinter ihm etwas an der Steinmauer abprallte und zu Boden lief. Er hob die Hand vor die Augen. Etwas rotes war auf seinen Finger. „Äh …“, machte er und starrte seinen Begleiter hilfesuchend an. „Ich glaub, wurde gerade angeschossen.“ Erst mit etwas Verzögerung kam es in seinem Hirn an und er riss die Augen auf. „Oh scheiße! He, Rowi! Hilfe! Da killt mich wer!“ Seine Stimme wurde mit jedem Wort höher, bis sie mehr ein Quietschen war als sonst etwas. Aber das war doch sicher ganz verständlich! Immerhin hatte da jemand auf ihn geschossen! Mit rasendem Herzen sprintete er los, zurück zu Rownan, um sich hinter ihm zu verstecken. Jetzt war er echt dankbar für die Waffe des Wolfes. Denn Chris wollte noch nicht sterben!
Vollständig naachvollziehen konnte Ava Finch die Einstellung ihres Kollegen noch immer nicht. Wieso kannte er Leute aus dieser schäbigen Truppe und wieso wollte er sie unbedingt beschützen? Sie selbst tendierte dazu, sie eher als unnötigen Ballast zu sehen - sie hatten sich schließlich von selbst entschieden, hierher zu kommen. Ein wenig Herz besaß sie aber eben doch, denn ohne Widerworte nickte sie, ehe eine fremde Stimme durch den Raum hallte. Instinktiv legten sich die Ohren der Feline zurück, als kurz danach verzweifeltes Jammern und Schluchzen folgte. Für ihren feinen Gehörsinn war das, in Kombination mit dem Echo, einfach zu viel. Dementsprechend wuchs auch der Frust in ihr. Es konnte ja wohl nicht so schwer sein, auf sein eigenes Kind aufzupassen. Wie konnte man es an einem Ort wie diesem überhaupt freiwillig aus den Augen lassen? Natürlich hatten sie jetzt gar keine andere Wahl mehr, als sich auf die Suche nach Naila zu machen. Der Weg, den die Kleine vermutlich genommen hatte, war schließlich auch der, den die Magier nehmen mussten. Ihrem Kollegen gab sie ein kurzes Nicken, ehe sie auch schon voranschritt, um die Vorhut zu bilden. "Vielleicht kannst du ja in der Zwischenzeit dafür sorgen, dass hier wieder Ruhe herrscht." grummelte sie leise vor sich hin und warf der heulenden Dame einen scharfen Blick zu. Mitgefühl war hier Fehlanzeige, schließlich war sie doch selbst daran Schuld, dass ihr Kind fort war. Außerdem verriet sie dadurch sofort jedem noch so schwerhörigen Banditen, wo sie sich befanden. Nach einigen Schritten kehrte tatsächlich Ruhe ein, mit Ausnahme von vereinzeltem Gemurmel, dass die großen Lauscher der Katze jedes Mal zum Zucken brachte. So schwer konnte mal kurz die Klappe halten doch nicht sein, verdammt! Doch sie schluckte ihren Ärger herunter, sie konnte es sich gerade nicht leisten, die Konzentration zu verlieren. Wenn sie es nicht schaffte, einen potentiellen Angriff rechtzeitig zu erkennen, dann wäre sie die Erste, die es traf. Auch wenn Lian direkt hinter ihr war, bewaffnet und (hoffentlich) allzeit bereit, zu schießen, dafür musste er ja ersteinmal wissen, wo der Gegner war. Zum Glück war der Gang schmal, sie konnte ihre Augen also auf einen Punkt fixieren, ohne, dass sie etwas übersah. Zunehmend wurde er jedoch breiter und breiter, ehe er schließlich in eine weitere Kammer mündete. Die Finch hielt Inne. Sie brauchte einen Moment, um das ganze Gebiet zu überprüfen. Doch schließlich waren es erneut nicht ihre scharfen Seelenspiegel, die etwas bemerkten. Es waren ihre Ohren, die, angeleitet von leisen, hektischen Schritten, in eine Richtung zuckten. Ihr Zeigefinger folgte in die gleiche Richtung. Zeitgleich stellte sich ihr Schweif mit gesträubtem Fell auf. Es waren mehrere Paar Füße, die heraneilten, doch jenes, welches am nächsten war, passte nicht zum Rest. Ihr Echo hallte häufiger, in geringeren Abständen, durch die Mine. Das war ein Kind! "Nicht schießen!" wieß sie den Falls an und beobachtete kurz darauf, wie eine kleine Gestalt an ihnen vorbei in das Herz der Gruppe flitzte. Damit hatten sie schon mal ein Problem weniger. Das Nächste näherte sich jedoch bereits in flottem Tempo. Inzwischen waren die Schritte wohl laut genug, um selbst von den Menschenohren aufgeschnappt zu werden. Ohne die Möglichkeit zum Reagieren zu bekommen, wurde ihr von Lian der Lacrima in die Hand gedrückt. Automatisch umschloss sie den Kristall fest mit ihren Fingern, ehe ihr Blick der Spitze des aufgezogenen Pfeils folgte. Würde er wirklich schießen? Sie konnte ihm doch noch gar nicht sagen, wer oder was da überhaupt kam. Den Geräuschen zuvolge war es definitiv menschlich (oder lief zumindest auf zwei Beinen), doch noch waren sie nicht aus dem Gang geteten, sodass sie noch abwarten musste. Ihre Katzenaugen waren auf genau die selbe Stelle wie die Waffe fixiert. Mit angehaltenem Atem zählte sie die Schritte, bis endlich zwei Gestalten um die Ecke traten. Für das menschliche Auge war es garantiert noch immer zu dunkel, um Details auszumachen, doch die Sängerin sah sie kristallklar. Das da waren keine Banditen! Feinde waren sie in gewisserweise zwar für die Feline, aber abschießen durften sie sie auf garkeinen Fall. Doch bevor sie etwas sagen konnte, war es bereits zu spät. Mit einem leisen 'Swuusch' sauste der Pfeil auf ihre Kollegen zu. "Nein!! Halt!" schrie sie, doch auch das würde ihn nicht aufhalten. Schnell wie der Blitz zuckte er haarscharf an dem Kleineren der Beiden vorbei, landete in der Wand. Das war zu knapp. Viel zu knapp! Ein Glück konnte der Nachtmahr direkt danach schon wieder dumm dahinschmarren. "Das sind Rownan und Chris, du Idiot!" Ihr Herz schlug wie wild. "Wieso hast du nicht auf meine Worte gewartet?!" Als es Neila gewesen war, hatte er doch auch abgewartet! In der Dunkelheit konnte man ihr das Entsetzen im Gesicht vermutlich kaum ansehen, doch in ihrer Stimme war es deutlich zu hören. Man könnte fast meinen, dass sie einen Moment lang Angst um ihren Kollegen gehabt hätte. Auch, wenn sie ihn eigentlich nicht leiden konnte. Das fiel ihr schließlich auch selbst auf. Seit wann machte sich Ava Finch denn Gedanken um das Wohl Anderer? Das konnte sie nicht so stehen lassen. "Eigentlich fast schade, dass du nicht getroffen hast... ahaha..." versuchte sie, die Situation mit einem kleinen Scherz aufzulockern.
#9 So ganz wollte sich Chris wohl nicht auf die Situation einlassen, in die sie mehr oder wenig freiwillig geraten waren. Freiwillig, weil sie als Magier natürlich bewusst für solche Situationen angeheuert wurden und sich der Gefahren stets bewusst sein mussten. Unfreiwillig, weil sie es selbst gewesen waren, die durch ihren Disput und ihre Unachtsamkeit die Falle der Fremden übersehen und voneinander getrennt worden waren. Wo Rownan am liebsten permanent geschwiegen hätte, schien es sein ungleicher Begleiter mit der Stille nicht so zu haben. Es konnte nicht mehr als fünf Minuten vergangen sein als er die Stimme des anderen zum wiederholten Mal vernahm. Mit einer Mischung aus Amüsement und Genervtheit rollte er, geschützt durch die Dunkelheit, mit den Augen, ehe er sich mental darauf vorbereitete auf das, was er gleich hören musste. Eine weitere Anweisung oder Forderung nach Stille wäre vermutlich eher kontraproduktiv gewesen. Wenn Chris reden wollte und sich dabei entspannte, würde sich der Tiermensch einfach anpassen. Das war immerhin eine seiner Stärken. Und insgeheimen sympathisierte er ja auch mit dem Freigeist und war ebenso interessiert ihn etwas besser kennen zu lernen. Doch die Frage folgte nicht sofort und so überlegte der Satyrs, ob sich sein Kollege überhaupt etwas überlegte hatte oder einfach nur die Stille durchbrechen wollte. Dann erst platze es förmlich aus ihm heraus und keine Zeit der Welt hätte ihn auf diese Frage vorbereiten können. Sie war schlichtweg so weit von den Gedankengänge des Wolfes entfernt, dass es ihn in bei all seiner Logik und Rationalität tatsächlich Kalt erwischte. Aber wie sollte man sich auch auf Chaos und Zufall vorbereiten, waren es doch Dinge, die sich der Beobachtung so lange entzogen, bis sie schlussendlich eintraten oder passierten. Dennoch wirkte diese so simple Frage fast schon philosophisch, wenn man länger darüber nachdachte. Es ging in der Essenz darum, warum man Dinge tat, obwohl man nicht musste. In diesem Fall das Tragen von Klamotten. Chris hatte natürlich auf den ersten Blick Recht. Es war Sommer beziehungsweise sie waren in einer Wüste also an einem Ort der tagsüber unbeschreiblich heiß war, mit und ohne Fell, und nachts so kalt werden konnte, dass erfrieren eine Option war. Rownan trug über seinem ungeschorenen Fell, was die ganze Situation nur noch unerträglicher machte, Klamotten, die nicht unbedingt mit Atmungsaktivität oder Leichtigkeit, dafür aber mit Stil und Etikette auftrumpfen konnten. Auffallen, der letzte angesprochene Punkt, tat er natürlich immer. Es war einer dieser Punkte die ihn fortwährend begleiteten. Aber bereits früh, nach seiner zweiten Geburt sozusagen, die ihn ebenso nackt zurückgelassen hatte, wie die erste, hatte er gelernt, welche Wirkung Auftreten und Aussehen haben konnten. An seinem Sein konnte er nur bedingt etwas verändern, aber es waren Wirkung und Eindruck, deren Signifikanz nicht zu verneinen waren, die er beeinflussen konnte. Seine Bildung, seine Erziehung all diese Aspekte manifestierten sich in der Art wie er sprach oder sich eben auch kleidete. Der zweite und vermutlich gesellschaftlich wichtigerer Fakt waren die Normen, welcher sie sich alle unterwarfen. Eine von diesen Normen war es eben nicht nackt herumzulaufen. Es war das, was die Humanoiden von den Tieren unterschied, auch wenn dieses Beispiel in seinem Fall doch sehr schlecht gewählt war. Trotzdem war es ein Gedankenspiel, dass den Hybriden reizte, ja sogar faszinierte. Die Vorstellung in einer Welt zu leben, die diesen Normen nicht unterworfen war, in welcher er nicht nur so herumlaufen durfte, wie er wollte sondern im weiteren Verlauf dadurch auch mit sich selbst wohlmöglich zufrieden, ja gar im Einklang sein konnte, war so berauschend, so erfrischend, dass sie utopischer nicht sein konnte. Die Art wie Chris auftrat war nur ein kleiner Einblick in diese Utopie, doch die Reaktionen der anderen, ja selbst seine eigenen Gedanken beim ersten Anblick verdeutlichten ihm, wie illusorisch das Konzept blieb. Das kurze Hoch, dass ihm dieses Gedankenspiel gebracht hatte, wurde durch die Erkenntnis des Unvermögens so schnell wieder zerstört, dass Rownan schlichtweg geerdeter zurückblieben war, bestätigt in der Art, wie die Welt nun einmal funktionierte, funktionieren sollte. So viel zum Thema „jeder ist seines Glückes Schmied“. Mit dieser Ernüchterung wollte er natürlich die Frage nicht beantworten sie aber gleichzeitig nicht mit Stille im Raum stehen lassen. Stattdessen lag es doch am Magier seinen Begleiter ebenso herauszufordern. Der Höflichkeit wegen galt es natürlich erst einmal eine Antwort zu geben. „Eine gute, sogar spannende Frage Chris. In der Höhle hier ist es sehr angenehm aber du hast natürlich recht damit, dass mir nicht nur warm ist, sondern verdammt warm. Und auch mein Fell, wenn es zwar vieles verdeckt, ist es auch nicht überall vollumfänglich. So bin ich also durchaus auf Kleidung angewiesen. Ist jedoch ihr Effekt noch viel interessanter für mich. Wenn du darüber nachdenkst, wirst du sicher auch merken, dass du ebenso keine Kleidung benötigt. Frag dich also selbst einmal mit welchem Gedanken du Kleidung trägst, du einen Rock trägst, wo es doch für dein Geschlecht eher unüblich ist. Wenn man schon ausfällt… dann will man doch selbst entschieden wie, nicht wahr?“. Ein paar kluge Worte für seinen geselligen Kollegen.
Nicht nur war er schlichtweg zu langsam gewesen, behindert durch das unbekannte Terrain und die minimale Sicht, sondern auch nicht frei in seiner Bewegung, hatte er Chris hinter sich platziert. Doch dieser beließ es nicht dabei und klammerte sich, vermutlich eher aus Überraschung und Schock, an eben jenem Arm fest. Den Kommentar bezüglich seines Fells nahm er unterbewusst dankend an, verlor jedoch keine weitere Silbe daran. Zu ernst war die Situation gewesen. Das plötzliche Quietschen seines Partner schmerzte in seinen Ohren und so musste er sich etwas zusammenreißen nicht die Stimme zu erheben. Nur ein Amteur würde einen Verbündeten mit seine Waffe verletzen.„Konzentriert euch, dort sind Stimmen“. Und so kam das ungleiche Duo in eben jenem Raum an, gefüllt mit vielen Leute unterschiedlicher Natur. Noch immer die fremde Situation analysierend, huschte der Aschemagier bereits an ihm vorbei. Es wirkte fast so als ob er übersehen hatte, wie der zweimetergroße Wolf stehen geblieben war. Wie war das nochmal mit Auffallen? Verhindern konnte er es nicht mehr und so war es das merkwürdige Geräusch, fast unbemerkbar für sein normales Gehör, hätte es nicht einen bekannten Klang gehabt, welcher ihn zur Bewegung animierte. Nicht zu früh wendete er seinen Körper um, nur um zu sehen wie seine Krawatte, sauber abgeschnitten, zu Boden segelte. Augenblicklich schaute er zu Chris, dessen Gesicht ebenso verwundert war über den Pfeil, der beide beinahe durchbohrt hätte. Wie von der Tarantel gestochen, schrie der junge Mann zum wiederholten Mal an diesem Tag auf. Nur kurz danach sprintete der leichtverletzte auch schon hinter den Hybriden, sehr zu dessen Freude, und würde wohl fürs erste nicht wieder ins Getümmel laufen. Den Degen wieder im Anschlag konnte man sehen, wie die Spannung im Raum merklich anstieg. Immerhin hatte man gerade den Wolf mit der Waffe angegriffen, dieser wusste nicht, woher es kam und jene nicht, was die Intentionen des Bewaffneten waren. Ein Pulverfass, welches nur darauf wartete zu explodieren. Zum Glück für alle Beteiligten war Rownan jemand der erst fragte, bevor er etwas tat. Meistens zumindest. Oft genug. Er versuchte es jedenfalls. Erst jetzt vernahm er die Stimme Avas und es waren ihre Worte, die ihm das erste, richtige Lächeln an diesem Tag auf die Lippen zauberte, besonders, weil es von der Felinen kam. So schnell ist also die traute Zweisamkeit der beiden dahin. Ein Jammer. Wirklich. Seine Spitzen Zähne, die durch das Lächeln sichtbar geworden waren, lösten wohl nur noch mehr Verunsicherung aus, eine Frau schreckte sogar kurz auf, weshalb er seine Emotionen fürs erste wieder für sich behielt und auch den Degen wieder senkte. Zur Truppe aufschließend, kam er nicht umher Lian einen arroganten Blick zuzuwerfen. Nach einer Lektion war dem Grauhaarigen nicht zu Mute, zumal es den Wüstenmagier vermutlich herzlich wenig interessiert hätte, ihn eventuell sogar verletzten konnte. Nur, weil sie nicht gut auseinandergegangen waren, gab es keinen Freifahrtschein das bröcklige Verhältnis zu beschädigen. „Wenn euch sogar die berühmte Ava Finch schon maßregeln muss… wir sind so gut wie unverletzt. Chris wird es überleben“. Dann händigte er Chris die Reste seiner Krawatte, um diese auf den kleinen Kratzer zu packen. Jetzt war sie für nichts anderes mehr zu gebrauchen.
So wie er den Braunhaarigen kennengelernt hatte, durfte die Unsicherheit schon jetzt genug an ihm nagen. Jetzt inmitten der fremden Meute, die sich noch immer zurückhielt, konnten sie unter Umständen in Erfahrung bringen, was die Leute dazu veranlasst hatte hier her zu kommen. Feindlich wirkten sie zunehmend weniger, nicht zuletzt wegen der Kinder, die hier anwesend waren. Vielleicht war es an der Zeit ein paar beruhigende Worte zu äußern. „Wir sind Magier“ richtete er das Wort an die Menschen, dabei mit einigen kurz Blickkontakt aufbauen, um seinen Worten Gewicht zu verleihen „und hier her entsandt worden, um einer Truppe Banditen Herr zu werden. Wenn sie Informationen für uns haben, bitte wir um ihre Mithilfe“. Das war doch ein guter Start, wusste der Satyrs ja noch nicht, dass zumindest eins seiner Teammitglieder unter den Anwesenden Kontakte hatte. Gespannt wartete er nun darauf, dass jemand reagierte. Irgendjemand, unwissend darüber, dass seine Gildenkollegin fast genau die gleichen Worte bereits an die Menge gerichtet hatte.
Ein Ausruf, der leider zu spät kam. Es war die Bewegung in der Dunkelheit gewesen, der undefinierbare Schemen, der Lian hatte erschrecken lassen und nicht zuletzt dafür gesorgt hatte, dass seine Finger zuckten und die Sehne des Bogens losließen. Er hätte warten, hätte auf das Signal der Finch horchen müssen, bevor er den Pfeil blindlings in die Dunkelheit schoss. Aber er hatte es nicht getan, hatte seine Furcht nicht im Griff gehabt – der 19-Jährige bereute es just in dem Augenblick, als die Sehne seine Finger verließ. Immerhin hatte der Ausruf von Ava dafür gesorgt, dass die präzise Konzentration des Falls soweit unterbrochen worden war, dass der Pfeil einen minimalen Kurswechsel eingenommen hatte. Nicht viel, aber genug, um Leben zu retten? Die hellgrünen Augen folgten der Flugbahn der Waffe und weiteten sich, als er zuerst Rownan, danach Chris erkannte, die seinem Angriff in die Quere kamen. Ersterer konnte sich im letzten Moment nach hinten beugen, sodass es nur die Krawatte war, die dem Pfeil zum Opfer fiel. Chris hingegen… nur um wenige Millimeter verfehlte das scharfe Geschoss dessen Kopf, schnitt ihm stattdessen eine blutende Wunde in die Wange und prallte am Ende gegen die steinerne Höhlenwand im Hintergrund.
Sie hatten Glück gehabt. Glück im Unglück.
Auch als Chris wie ein kleines Kind aufschrie und zu Rownan eilte, um sich zu verstecken und sein Leid lautstark kundzutun, bewegte sich Lian keinen Millimeter. Paralysiert hing der Blick der hellgrünen Augen auf dem mittlerweile am Boden liegenden Pfeil, an dessen Spitze er noch kleine Überreste von Chris Blut zu erhaschen glaubte. Das Herz des Falls war stehengeblieben, er war schockiert. Damals in Crocus hatte er seine Waffe das erste Mal gegen einen echten Menschen eingesetzt, hatte jemanden verletzt – allerdings war es ein Gegner gewesen. Doch heute? Der Braunhaarige hätte beinahe Teamkollegen verletzt, vielleicht sogar getötet, wenn man überlegte, wie knapp der Pfeil an dem Kopf von Chris vorbeigesegelt war. Wieder einmal ein Beweis dafür, dass Lian unfähig war, in einem Team zu agieren? Wie wäre er damit umgegangen, wenn er nicht durch den Ausruf von Ava in seiner Konzentration unterbrochen worden wäre? Wenn er Chris oder gar Rownan wirklich einen Pfeil durch den Kopf gejagt hätte? Der Vorwurf, den die Feline ihm machte, war nachvollziehbar – er hätte warten müssen, immerhin hatten sie abgemacht, dass sie die Augen hatte, um in der Dunkelheit die Orientierung nicht zu verlieren. Warum hatte Lian es nicht tun können? Warum hatte er vorher geschossen? Er hätte Ava sagen können, dass er Angst gehabt hatte, dass er sich von der Bewegung in der Dunkelheit erschreckt und die Verantwortung für die vielen Menschen in dieser Höhle ihn förmlich erdrückt hatte… aber das war nichts, was er mit der Finch teilen wollte. Erst recht nicht vor unzähligen Zuhörern. Es waren Gedanken aus seinem Innersten, die ausschließlich ihm gehörten. Gedanken und Sorgen, die er mit absolut niemandem teilen wollte und die sich dadurch nur noch tiefer in seine Seele fraßen. Aber war das alles? War es der einzige Grund, warum er seine Kollegen beinahe verletzt hätte? Nein, das war es nicht, wie dem Falls nach wenigen Sekunden aufging, während er die Feline sprachlos anstarrte. Er… vertraute ihnen einfach nicht. Vertraute niemandem wirklich. Lian war schon immer ein Einzelspieler gewesen, der für sich selbst hatte klarkommen müssen. Sein Leben möglicherweise in die Hände von Ava zu legen, auf ihre Worte zu hören und dadurch vielleicht erst zu spät reagieren zu können… selbst wenn er es gewollt hätte, es war dem 19-Jährigen einfach nicht möglich, dieses Vertrauen aufzubringen. Der arrogante Blick, der ihm von Rownan zugeworfen wurde, kaum dass dieser gemeinsam mit Chris nähergetreten war, tat sein Übriges. Bestätigte den Lockenkopf nicht nur in seinen Selbstzweifeln, die gerade in einem ganz ungeahnten Maße in seinem Inneren hochkochten, sondern auch darin, dass Lian für sich alleine besser dran war. Der Crimson Magier machte dicht, zog die Mauer um sich selbst höher und konnte nicht einmal dem Blick seines Kollegen standhalten, als dieser erwähnte, dass er und Chris den Angriff überleben würden. Es war nicht mehr als ein gemurmeltes „Gut“, das Rownan auf seinen Kommentar erhielt. Kein Lächeln, kein Grinsen. Nicht einmal auf den Scherz von Ava, der doch eigentlich ein perfekter Aufhänger gewesen wäre, konnte der Falls gerade eingehen. Wie gerne wäre er von hier verschwunden, hätte den Auftrag abgebrochen.
Und dabei hatte Lian seinen persönlichen Tiefpunkt noch gar nicht erreicht, wie er wenige Sekunden später feststellen sollte.
“Magier!“ Sofort wusste der Falls, wem diese empörte Stimme gehörte, die von den steinernen Höhlenwänden zurückgeworfen wurde. Maahir. Natürlich. Kaum dass Rownan geendet und die Magier den Fremden vorgestellt hatte, trat der magere Mann, der einst in Aloe als Musiker bekannt gewesen war, einen Schritt nach vorne. Maahir hätte einfach nur auf die Fragen des Teamleiters antworten können, aber danach schien dem älteren Mann nicht zu sein. Es war nicht der Hybride, auf den sogleich mit einem Finger gezeigt wurde – sondern Lian. “Ich habe mich wohl verhört. Lian? Ein Magier?!“ Maahir wandte sich herum, musterte den beschämt zur Seite blickenden Bogenschützen von oben bis unten, ehe er den Kopf schüttelte… und dann plötzlich laut auflachte. “Trickser, Betrüger, Lügner, bei alledem wäre ich mitgegangen. Aber Magier? Komm schon, Lian, das muss ein schlechter Scherz sein. Deine kleinen Taschenspielertricks machen dich nicht zum Magier.“ Der Falls wusste nicht, was er sagen sollte – er fühlte sich so schon miserabel genug, hatte alle diese Gedanken auch gehabt, bevor Maahir es in die Welt hinausposaunt hatte. Nur zaghaft sah der Illusionist auf, direkt in das Gesicht das hageren Musikers und einstigen Bekannten und öffnete den Mund, ohne zu wissen, was genau er eigentlich äußern wollte. Es war sein eigener Atem, den er vor sich erkannte, kaum dass er ausgeatmet hatte.
… sein eigener Atem?
Lian stutzte, spürte eine Gänsehaut auf Armen und Beinen. Es war… kalt. Warum war es so kalt? Und warum wurde es immer kühler?! “Mama!“ Das Brüllen eines der Kinder ließ den Falls zusammenzucken und das Ausmaß der Katastrophe erkennen. Nicht nur war die Temperatur in der Höhle deutlich gesunken, auch war es eine Eisschicht, die sich langsam über die Füße aller Anwesenden verbreitete und die Beine emporschlich. Während die Erwachsenen sich in ihrer Panik noch befreien konnten, war es für die anwesenden Kinder bereits unmöglich. Egal wie viel Kraft sie aufwandten: Ihre Füße klebten am Boden fest. “Ihr seid also entsandt worden, um der Truppe Banditen Herr zu werden, ja?“, hallte eine ernste Stimme durch die Höhle. “Ein armseliger Haufen, der schon an der Auflösung einer einfachen Barriere scheitert? Dürfen wir laut auflachen?“ Woher kam diese Stimme? Die Lacrima-Kristalle spendeten nicht genug Licht, damit zumindest das menschliche Auge von Lian Details in der Umgebung hätte erkennen können. Dennoch hob der Falls seinen Bogen, wollte sich kampfbereit machen… als die Worte von Maahir durch seinen Geist huschten. Billige Tricks, Menschen an der Nase herumführen, zu mehr war er nicht fähig. Dass er ein Magier sein sollte, musste ein schlechter Scherz sein. Dann war da die Stimme von Ava – „Das sind Rownan und Chris, du Idiot“ – er hatte sich erschrocken, hatte mit seinem Pfeil seine eigenen Teamkollegen getroffen. Nur ein Amateur würde einen Verbündeten mit seiner Waffe verletzen. Der arrogante Blick von Rownan. Einfach alles in Lian zog sich zusammen und ließ ihn zu der Erkenntnis gelangen, dass nicht er es war, der diese Situation retten würde. Der Braunhaarige verlor seinen Willen und so senkte er den Bogen wortlos wieder, um dem restlichen Team die Bühne zu überlassen. Ob sie sich das leisten konnten?
10 So ganz klar war Chris nicht, warum Rownan sich damit der Kleidung so folterte. Wenn ihm damit so verdammt warm war, warum tat er sich das dann an? Im weiteren Zug der Erklärung schien ihm aber ein Licht aufzugehen. Obwohl er den Größeren bisher als ziemlich spießig und für seinen Geschmack zu sehr darauf bedacht, was er von sich gab, konnte er diesen Gedankengang vollauf nachvollziehen. Es machte ihm ihn noch sympathischer. Wenn der Wolf nun noch etwas lockerer wurde … „Das ist verständlich.“ Chris blickte an sich hinab. „Ich denke, dass ist eine Art Rebellion von mir gegen das Kastendenken der Menschen. Warum soll ein Rock nur für Frauen üblich sein? Wer hat sich das ausgedacht und warum sollte ich es nicht tun dürfen?“ Er hob das Gesicht wieder Rownan entgegen. Ob er damit auffallen wollte? Möglich … Chris fiel ohne solcher Kleidung und seinem Benehmen tatsächlich erstaunlich wenig auf, wenn er es darauf anlegte. Er könnte anders sein, normaler, im Gegensatz zu Rownan. „Du hast mich übrigens schon wieder mit ‚euch‘ angesprochen“, wies er ihn noch hin, allerdings mit einem Grinsen in der Stimme. Ein Grinsen, dass kurz darauf, wie vom Erdboden verschluckt war.
Noch nie hatte jemand auf Chris geschossen. Okay, zugegeben, so ganz stimmte das nicht. Einige seiner Mitschüler hatten ihn, wann immer die Lehrer nicht aufgepasst hatten, ihn mit Papierkügelchen abgeworfen. Er war nicht bei vielen beliebt gewesen. Anderswo wäre er gewiss der Klassenclown gewesen, dort waren die meisten von seiner lebhaften, energiegeladenen Art nur genervt gewesen. Dennoch hatten sie ihn nie wirklich in Gefahr gebracht, geschweige denn verletzt! Nun hatte ihn der Pfeil an der Wange getroffen und einen roten Kratzer auf seiner Haut hinterlassen. Er brannte, doch das nahm er aufgrund des Schockes, wie unglaublich knapp es gewesen war, kaum war. Vielmehr flüchtete er sich reflexartig hinter den großen Wolf. Avas Schrei und darauf folgende Rügung war eine sehr positive Entwicklung. Immerhin hatte sie sich wieder gefunden! Außerdem stand Rowi noch immer mit dem Degen vor ihm und würde ihn ganz sicher beschützen können. Nur zögernd folgte er dem großen Wolf und spähte an dessen breiten Rücken vorbei. Im Dämmerlicht konnte er Avas Katzenohren erkennen, direkt neben dem Gesicht eines jungen Mannes mit einem Boden in Händen. Lian! Chris vergaß für den Moment die Menschen um sich herum und drückte sich an seinem Begleiter vorbei um sich direkt vor Lian zu stellen. Der etwas größere Magier hatte sein Lächeln verloren und das war auch der Grund, das Chris zögerte, ihm Beschimpfungen, um die Ohren zu hauen. Der erschrockene, wütende Gesichtsausdruck wurde von einem Anflug von Interesse unterbrochen. „Hättest du mir denn gerne ein hübsches Grab gebastelt und was dazu gesungen?“, schoss er zurück, ohne von Lian wegzusehen, auch wenn seine Worte als Antwort auf Avas Scherz gerichtet waren. Er mochte die Feline und fetzte sich gerne mit ihr, aber das verletzte ihn doch mehr als er je zugeben würde. Also versuchte er diese Emotionen aus seinem Gesicht zu verbannen, so gut es ihm eben möglich war. Stattdessen drehte er sich Rownan zu und nahm die Krawatte entgegen. Sein Blick wanderte zur Brust des Degenkämpfers. Oh, da fehlte tatsächlich etwas. Das hatte er gar nicht mitbekommen … Chris tupfte sich mit dem Stofffetzen die Wange ab und betrachtete kurz das Rot darauf. Dann sah er wieder zu Lian zurück, wegen dem er eigentlich erst vorgegangen war. „He, schon gut. Ich bin ganz froh, dass du auf mich geschossen hast und nicht irgendein echter Killer. Anscheinend laufen solche Leute ja auch in der Welt herum. Da ist es besser, wenn du auf unserer Seite bist.“ Er schmunzelte. „Aber pass trotzdem auf, ich will noch nicht sterbe.“ Das er so etwas einmal sagte … Eigentlich sagten eher andere ihm, dass er sich benehmen sollte, aufpassen, keinen Scheiß anstellen, …
Als Rownan begann, sich den Menschen vorzustellen, drehte Chris sich diesen erstmals zu. Er konnte ein leises Schnauben nicht unterdrücken. Nie und nimmer konnte er sich vorstellen, dass diese Leute hier freiwillig lebten. Seiner Meinung nach hatten sie sich ähnlich verlaufen wie sie vier. Bevor er dazu etwas sagen konnte, wurde sein Vorhaben von hageren Mann unterbrochen, der sich an Lian wandte. Warum zum Henker hatte er ihn denn? Überrascht davon weiteten sich seine Augen, als der Mann weitersprach. Chris drehte sich zu dem Wüstenmagier um. Taschenspielertricks mochte er, dass fand er faszinierend, doch Lügner? Betrüger? „Was behauptet der Kerl da?“, fragte er gleichermaßen interessiert wie auch verwirrt. Er wollte einen Schritt vorgehen und hing plötzlich fest. Chris sah zu Boden und riss an einem Fuß, der sich schließlich löste, während der andere von Eis überzogen wurde und festzukleben schien. Schwankend balancierte er auf einem Bein. „He!“, rief er aus. In Sekunden war die Höhle zu einem Eiskasten geworden und an seinen nackten Beinen und Armen war es plötzlich eiskalt. Chris wickelte sich die Weste von den Hüften und zog sie an, ohne sich um den Sand darauf zu kümmern, den er nicht ganz abgeklopft hatte. Neben ihm hob Lian den Bogen und zielte diesmal zum Glück nicht auf ihn, als eine ernste Stimme erklang, den Raum ausfüllte. „Nein, ich würde sagen, du darfst nicht lachen!“, rief Chris zurück und überspielte die Angst in seiner Stimme bestmöglich mit Wut. „Wenn du uns schon für so armselig hältst, dann zeig dich!“ Aus dem Augenwinkel sah er, wie Lian den Boden senkte und schüttelte den Kopf. „Was machst du da?“, zischte er ihm zu.
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Zuletzt von Asher am So 5 Feb 2023 - 16:35 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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Moment mal. Ganz langsam jetzt. Wieso kam da keine freche Antwort zurück, kein Scherz, keine total blöde Aussage? Ava Finch kannte ihren wuschelköpfigen Kollegen noch nicht lang, aber doch lang genug um feststellen zu können, dass sie mit ihren Worten ein wenig zu weit gegangen war. Für den Rest der Anwesenden mochte es vielleicht zu dunkel gewesen sein, doch sie selbst konnte das Entsetzen in seinen Augen nur zu deutlich erkennen. In der Regel interessierte sich die Feline nicht dafür, wenn ihre Worte ihre Mitmenschen verletzten, doch sie konnte nicht verneinen, dass der freche Wüstenbewohner ihr sympathisch war (wenn auch vermutlich nur wegen dem ganzen Geschleime). Sofort hob sie die Hände entschuldigend vor ihre Brust, zog ein wenig den Kopf ein und blickte ihn an. "Hehh, jetzt mach dich nicht verrückt." Sie war keine besonders mitfühlende Person, konnte sich nur schlecht in andere hineinversetzen und dementsprechend gehörte auch das Trösten nicht zu ihren Stärken. Doch das Gefühl, versagt zu haben, das kannte sie nur zu gut. Manchmal lief ein Auftritt beschissen, man traf seine Töne nicht, verpasste Einsätze, stolperte über die eigenen Füße. Man konnte nicht einmal die Schuld auf andere schieben, man musste sie einzig und alleine bei sich selbst suchen. Dann regte man sich kurz auf, ließ seine Wut so richtig heraus und dann ging es weiter. Ob man wollte oder nicht. Auch Chris hatte sich inzwischen dazu gesellt, schmarrte wie immer blöd vor sich hin. Ausnahmsweise war die Katze sogar froh darüber, auch wenn ihre Antwort auf seine Frage bloß ein eiskaltes "Nein." gewesen war. Vielleicht heiterte es den Bogenschützen ja auf. Rownan hatte sich stattdessen auf die kleine Meute Flüchtiger konzentriert, die sie und ihr Kollege angeschleppt hatten. Geduldig stellte der Wolf sich und sein Team vor, bat um Informationen. Doch die bekam er nicht. Stattdessen trat das olle Klappergestell, das Lian wohl zu kennen schien, zu den Dreien heran und ... Ava Finch traute ihren eigenen Ohren nicht. Einen Moment lang zweifelte sie wirklich an ihrem so feinen und präzisen Hörsinn. Zog der gerade ernsthaft über seinen Retter und Beschützer her? Es bestanden überhaupt keine Zweifel, dass wenn der Falls nicht da gewesen hätte, die Sängerin die Gruppe ohne zu zögern zurückgelassen hätte. Und das war der Dank?! Sie hatte es doch gewusst, sie hätten sie einfach verroten lassen sollen. "Du ekelhafter, kleiner Schmarotzer." knurrte die Feline. Ja, sie konnte nicht nur schnurren. Entschlossen schob sie sich zwischen die beiden Männer, bemerkte gar nicht, welche Schwierigkeiten sie dabei hatte, ihre Schuhsohlen vom Boden zu lösen. Niemand, absolut gar niemand, hatte hier das Recht, über ihr Team herzuziehen. Das war ihre Aufgabe. "Wenn hier jemand zu nichts taugt, dann ja wohl du. Schau dir deine Gruppe an. Am verhungern und jetzt hast du sie auch noch in große Gefahr geführt. Herzlichen, fucking Glückwunsch. Der Preis für den beschissensten Vollidioten geht heute eindeutig nicht an Lian, sondern dich." Sie schob ihm den Zeigefinger immer weiter ins Gesicht, sodass, egal wie weit er sich noch zurücklehnte, ihre Fingernägel nur wenige Millimeter von seiner Nase entfernt waren. Erst, als der Knacker beinahe das Gleichgewicht verlor, fing sie an, sich zu wundern, warum er nicht einfach einen Schritt zurück trat. Dann bemerkte sie es. Die Eiseskälte, die langsam an ihren Beinen hinaufkletterte. In der Hitze des Gefechts und ihres Ärgers hatte sie es bisher nicht wahrgenommen. Sofort war ihr klar, dass das keine gewöhnliche Temperaturveränderung war. Da steckte eindeutig mehr dahinter. Sie legte die Ohren zurück, in ihrer Kehle rumpelte noch immer ein leises Knurren. Nun hatten sie wohl endlich ihre Banditen gefunden. "Wir werden dir das Maul stopfen, bevor du es überhaupt zum Lachen öffnen kannst." ergänzte sie Chris' Worte. Ihr Ego war viel zu groß, um sich von den halbherzigen Beleidigungen auch nur eine kleine Delle zufügen zu lassen. Außerdem war sie eh schon auf 180. Bevor sie jedoch beginnen konnte, Mäuler zu stopfen, musste sie diese ersteinmal finden. Ihre Katzenaugen machten sich sofort auf die Suche nach dem Besitzer der Stimme. Sie wanderten durch den gesamten Raum, prüften selbst die Decke, und blieben dann schließlich im hintersten Winkel hängen. Selbst für sie war es kaum erkennbar, doch dort befand sich noch ein weiter, äußerst schmaler Gang und in diesem regte sich definitiv gerade etwas. Mehrere Schatten traten dort heraus, es war unmöglich zu sagen, wie viele genau. "Hinten links." flüsterte sie, hoffentlich laut genug, sodass es gerade noch Rownan erreichte, der ein wenig entfernt stand. Von Beginn an hatten sie in zwei Zweiergruppen agiert, was zwar bis jetzt halbwegs funktioniert hatte, doch jetzt, wo sie gemeinsam in diesem Raum standen, einem gemeinsamen Gegner gegenüber, mussten sie auch gemeinsam, zu viert, agieren. Eine Realität, die selbst Ava Finch mit zusammengebissenen Zähnen anerkennen musste. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie zur Hölle sie mit dem Wolf und der Quasselstrippe auf eine Wellenlänge kommen sollte, wenn sie es bereits mit Lian kaum geschafft hatte, doch sie musste einfach irgendwie. "Ich bin eure Augen und Ohren." versprach sie, das war das Mindeste. Vielleicht verließen sich die Banditen ja etwas zu sehr auf den Schutz der Dunkelheit.
#10 Wirklich reagieren tat die Sphynx nicht auf die Sprüche der Teammitglieder. Ganz verwunderlich war es nicht, immerhin war die Projektil nicht zu verachten und sie waren per se immer noch in feindlichem Territorium. Es war zwar alles gut gegangen, aber dennoch ein Fehler, der nicht hätte passieren dürfen. Definitiv ein Grund Trübsal zu blasen allerdings nicht unbedingt während der Quest. Viel dagegen tun konnte der Hybride jedoch nicht. Noch bestand auch kein Bedarf. Der Ausruf des Mannes, von dem der Wolf eigentlich erhofft hatte, eine Antwort auf seine Frage zu sein, war wiederum an den Wüstenmagier gerichtet. Nicht ganz unbeeindruckt davon hob Rownan eine Braue an und lauschten den Worten. Sie waren fast sinnbildlich für die Dinge, der der Braunhaarige so oft in seinem Leben wohl gehört haben musste. Was den Satyrs jedoch eher interessiert war, weshalb dieser Typ so familiär mit Lian zu sprechen schien. Ein Bekannter? An diesem Ort? Viel Zeit zum Nachdenken hatte keiner der Anwesenden mehr, denn genau wie bei den anderen, sah er plötzlich eine kleine Wolke aus seiner Nase aufsteigen. Die Kälte war es nicht, die er direkt spürte, viel eher war es die Anwesenheit vermeintlicher Kälte, die der Lupine registrierte. Das war, wie alle bereits merkten, kein gewöhnlicher Vorgang. Noch bevor sie jedoch richtig reagieren konnte, offenbarte sich bereits der vermeintliche Missetäter den Anwesenden, wenn auch nur in Form einer Stimme. Zu viele Areale waren noch nicht adäquat ausgeleuchtet und so konnte er zwar die Richtung der Quelle identifizieren, aber nie im Leben genau sagen, ob die Person sich noch an der Position befindet. Die verbale Einschüchterung wurde von den Magiern mannigfaltig quittiert. Quintessenz war das keiner der vier das Bedürfnis hatte dem Gegenüber diese Gratifikation zu geben. Ganz im Gegenteil, der Gegenangriff formierte sich bereits. So wie er die Person gerochen hatte, so hatte Ava dank ihrer ausgeprägten Auge die Stellung des Feindes konkret ausmachen können. Die Schatten, die sie sehen konnten, waren in der Nase des Hybriden als zwei Individuen identifiziert worden. Da sie sich so offen zu dieser Tat bekennen schienen oder zumindest keine Anstalten machten, diesen Konflikt gewaltfrei zu lösen, blieb dem Gespann nichts anderes übrig als auf diese Aggression entsprechend zu reagieren. „Es sind zwei“ gab Rownan den anderen ebenso leise zur Kenntnis. „Ich kümmere mich um das Eis, eurer ist der Unbekannte“. Wer es vielleicht vergessen hatte: Rownan hatte noch immer die Befehlsgewalt. So geschockt, wie der Falls noch wirkte, war es wohlmöglich klug, Chris und Ava zusammen zu packen, während er sich allein der Gefahr stellte. Die Bürde des Anführers. Lian könnte so noch immer eingreifen, wenn er sich gefasst hatte. Gleichzeitig schützten sie so alle Anwesenden vor den Gefahren des Zusammentreffens.
Mit einem müden Stöhnen ging so nach einem heftigen Austausch auch der letzte der zwei Banditen zu Boden und verlor das Bewusstsein. Wie sich herausstellen sollte, waren die entsendeten Magier zwar der Barriere nicht gewachsen, welche die Verbrecher immerhin auch in Ruhe aufbauen konnten, dafür aber sehr wohl den kämpferischen Fähigkeiten der beiden. Dazu kam die Tatsache der zahlenmäßigen Überlegenheit, die ihnen schlussendlich den Sieg sicherte. Erst als die beiden zu Boden gegangen waren, trauten sich die Leute auch Kontakt mit den Magiern aufzunehmen. Zwar bestand noch immer das Problem, dass man diese Menschen nach und nach aus ihrem gewohnten Raum zu vertrieben schien, jedoch hatten die Banditen die Hilfesuchenden unter falschen Versprechen in diese Mine gelockt um sie dann als Geiseln zu halten. Statt eines saftigen Lösegeldes gab es allerdings die verdiente Strafe ausgeführt durch das Vierergespann. Viel PR-Arbeit konnten die Magier allerdings nicht erledigen. Allerdings wirkte es so, da man sich doch sehr schnell um dieses Problem gekümmert hatte, dass die Anwesenden der Sache zusehends aufgeschlossener waren. Die Reaktivierung der Mine bedeutete Arbeit, das Fleckchen Land wurde an die Zivilisation angeschlossen und statt von der Hand in den Mund zu Leben bot das Projekt den Menschen eine neue Perspektive, auch wenn sie dafür ihre Heimat zurücklassen mussten. Zurücklassen mussten sich auch die Magier, mehr oder minder erfreut darüber. Eine sehr bizarre Erfahrung für alle Teilnehmenden hatten sie doch eher mit sich selbst als mit der eigentlichen Quest zu kämpfen. Nun manchmal war eben der Weg das Ziel.
“Der Lippenstift?” Ronya schaute auf die Lippen ihrer Kollegin, Mängel konnte sie allerdings keine feststellen. “Ja, sieht prima aus.” versicherte sie ihr mit einem Lächeln. Zwar wusste die Grünhaarige nicht, warum man sich für eine solche Mission hübsch herrichten musste, allerdings würde sie es auch nicht hinterfragen. Bonny schien sehr auf ihr Äußeres zu achten, selbst in so einer verlassenen Gegend wie dieser hier. “Oh, äh…gerne!” bedankte sie sich, während sie von ihrer Partnerin wieder in Richtung des Hauptraums gedreht wurde. Ihr Enthusiasmus, diesen Ort zu verlassen und weiterzuziehen, war schon fast erschreckend, wenn man bedachte, wie sie kurz vor Betreten des Lokals noch so wirkte, als hätte man ihr jegliche Lebenskraft ausgesaugt. Vielleicht hatte diese Pause ihre Lebensgeister wirklich wiedererweckt. Naja, jedenfalls hatten die Beiden keinen Grund, hier noch länger zu bleiben und gingen nach draußen. “Ja, scheint so.” Ronya schaute sich kurz um, doch mehr als ein paar Lastentiere und deren Besitzer konnte sie nicht sehen. Eigentlich wollte sie sich über die Kerle von vorhin keine großen Gedanken machen, ihre Mission hatte dieses Mal Vorrang. Auch wenn Bonny die Sorge, die die Magierin in sich trug, offen aussprach, hoffte sie einfach, dass diese Kerle ihnen wirklich nicht nochmal begegnen würden. “Lass mich eben einen Blick auf die Karte werfen…” sagte sie und kramte in ihrem Rucksack herum. Ronya zog eine Karte hervor, auf der sie kurz die Lage der Beiden und die Entfernung zu ihrem Zielort checkte. “Von hier aus müssen wir westlich bzw. ganz leicht südwestlich, um zur Mine zu kommen. Und…hmmm…ungefähr nochmal die Strecke wie von hier bis Aloe, glaub ich. Südwesten müsste hier lang sein.” und sie zeigte mit einem Finger in eine Richtung. Hoffentlich war Bonny bereit, den gesamten Weg, den sie bisher gelaufen waren, nochmal auf sich zu nehmen.
So machten die beiden Magierinnen sich in Richtung der Kupfermine West auf, um dort hoffentlich ein Rollidillo-Weibchen aufzuspüren und ihr das Ei zu entnehmen. Ein sehr simpel klingender Auftrag, wenn bedachte, dass man dafür zwei Personen einmal quer durch die Wüste schickte. Allerdings schienen sie schon den schlimmsten Teil des Weges überstanden zu haben, denn je näher sie dem Gebirge bzw, der Mine kamen, desto fester wurde der Boden, auf dem sie liefen. Kein purer Sand mehr, der sie in ihrer Bewegung behinderte. Nein, fester Gesteinsboden. Etwas solides unter den Füßen war wie ein Segen nach den etlichen Stunden, die sie durch die Dünen liefen. Ab diesem Punkt ging die Reise auch ein deutliches Stück schneller, denn nun fühlte es sich nicht so an, als würde man mit jedem Schritt eine halbe Sandburg in seinen Schuhen tragen und im Sand versinken. Nach einiger Zeit kamen sie in ein Tal, das sich in einer kleinen Bergkette befand. Erstmal nichts besonderes, doch konnte Ronya von weitem ein paar Höhlen erkennen. Moment… “Ich glaube…” sie verengte ihre Augen und schaute noch einmal ganz genau hin. Waren das etwa… “Mineneingänge! Ich glaube, wir haben unser Ziel gefunden!” Ja, es waren Mineneingänge. Mehrere, die sich alle in die Seite des Tals schmiegten. Die beiden Magierinnen hatten sie endlich erreicht: Die Kupfermine “West”. Jetzt mussten sie nur noch das Tier finden und das Ei besorgen. Und genau in diesem Moment fiel Ronya ein grundlegendes Problem auf, welches sie während dieser ganzen Reise schon wieder verdrängt hatte. “Hey, Bonny? Wie sieht so ein Rollidillo eigentlich aus?” etwas perplex schaute sie ihre Gefährtin an. Ja…das war jetzt blöd.
# 07|15 Bonny konnte es scheinbar nicht erwarten sofort weiterzureisen und das hatte einen Grund. Dieser Grund war nicht die Motivation die Quest erfolgreich abzuschließen, sondern zu verhindern, dass ihre Questpartnerin mit dem Kerl in Kontakt treten konnte, den sie grade um ein paar Schlucke Blut erleichtert hatte. Dieses merkwürdige Verhalten sprach jedoch keine der Beiden an, weswegen die Vampirin davon ausging, das Ronya auch nichts ahnte. Die Grünhaarige ließ sich jedenfalls von ihr durch den Saloon und wieder nach draußen treiben. Dort warf sie dann auch einen Blick auf die Karte, um festzustellen in welche Richtung sie gehen mussten, um zur Mine zu kommen. “Südwesten.“, wiederholte Bonny ohne auch nur den Hauch einer Ahnung wo Wesen war. Vermutlich nicht dort wo sie hergekommen waren! Glücklicherweise hatte ihre Kameradin eine Vorstellung davon in welche Richtung es gehen sollte. Bonny nickte also und ging los. “Dann mal los. Abmarsch!“ Im Endeffekt war es nicht der Weg, der sie geschafft hatte. Es war viel mehr die Tatsache, dass sie für diesen Weg zu viel Zeit gebraucht hatten. Wenn sie einen Zahn zulegten, schafften sie es vielleicht zur Mine bevor ihr wieder die Kräfte ausgingen. Es war nicht zwingend zu erwarten, dass vor der Mine jemand herumhüpfte, den sie für eine Erfrischung, beziehungsweise Stärkung anzapfen konnte. In die Karten spielte Bonny die Tatsache, dass sie dem Gebirge näher und näher kamen. Die Bodenverhältnisse veränderten sich. Der Sand schwand, er wich einem Gestein, auf dem es sich wesentlich besser laufen ließ. Das bedeutete auch, dass sie schneller unterwegs waren! In den Dünen rutschte man so oft weg und kam kaum voran. Die Schritte waren nun größer und leichter. Bonny war guter Dinge. Sie war fast schon so euphorisiert, dass sie fast verpasst hatte, dass ihre Kameradin etwas entdeckte. “Hm? Was? Ziel?“ Ach ja, die Minen. Das war ja der Punkt an dem sie sich auf der Suche nach diesem Tier orientieren sollten. Als Ronya ihr dann eine Frage stellte, fiel die Vampirin aus allen Wolken. “Du weißt nicht… Ich dachte…“ Aber sie war doch diejenige, die die Quest absolvieren sollte! Bonny wurde ihr lediglich mit an die Hand gegeben! “Ich dachte du wüsstest das!“ So eine Scheiße! Was machten sie denn nun? Die Rothaarige fasste sich an den Kopf als schmerzte er. “Okay, nachdenken…“ Vielleicht… “Hm, wahrscheinlich gibt es hier nicht so viele Tiere, die besondere Eier legen, die man unbedingt haben will, oder? Vielleicht schauen wir uns erstmal nach einer Art Nest um? Außerdem klingt mir ein Rollidillo nicht nach einem Vogel…“ Nein, das konnten sie sicher ausschließen. "Hey! Ihr!", ertönte eine ferne Stimme, die der Magierin verdammt bekannt vorkam. War das nicht… Bonny schaute sich suchend um und tatsächlich. Es war dieser Mann, der aus dem Saloon gespült wurde. Was machte er denn hier? Und vor allem, was wollte er von ihnen? Die Zwei hatten nicht vor ein Etablissement auf seinem Boden zu errichten.
Jetzt, wo sie hier standen und nach ihrem Ziel suchen mussten, fiel der Grünhaarigen erst wirklich auf, wie wenig sie über Rollidillos wussten. Also…wenig war vielleicht noch gut gemeint, eigentlich hatte Ronya keine Ahnung von diesen Wesen. Weder deren Aussehen, Verhaltensweisen, bevorzugte Nahrung. Gar nichts. Irgendwie…hatte sie das bei ihrer Vorbereitung vergessen. “Die Quest hatte nie eine Beschreibung von dem Tier mitgegeben.” sagte sie etwas aufgeregt, als müsse sie sich gerade rechtfertigen. “Und..naja, ich hab mich hauptsächlich nach der Mine selbst erkundigt. Ich denke es wird trotzdem alles gut gehen?” sagte sie eher fragend zu ihrer Kollegin, als ob sie sich gerade selbst nicht sicher war. Während Bonny versuchte, die Situation gerade zu verarbeiten und eine Idee zu formen, sah Ronya sich etwas um. Die Gegend war sehr karg, es wunderte die Dame, dass sich hier überhaupt irgendwelche Tiere aufhielten. “Also in der Beschreibung stand zumindest, dass es sich in der Nähe der Mine aufhalten soll. Wenn wir Pech haben, ist es vielleicht sogar in den Minengängen.” die Grünhaarige war ebenfalls am überlegen, wie sie diese Sache jetzt angehen sollten. “Am besten, wi-” bevor sie allerdings weiterreden konnte, wurde sie von einer Stimme unterbrochen, die aus Richtung des Tals kam. Irritiert drehte die Magierin sich um und erblickte den Kerl, der vorhin im Saloon Stress angefangen hatte. Mit seinem Säbel in der Hand kam er den beiden langsam näher, während ein paar seiner Kollegen sich langsam hinter ihm versammelten, als sie bemerkten, dass sie offenbar Besuch hatten.
“Na sieh mal einer an, was haben wir denn hier? Ein paar hübsche Damen, die sich ans Ende der Welt verlaufen haben?” er grinste die beiden an, sein Blick war etwas unheimlich. Auf einen Schlag wurde sein Blick ernster und seine Kollegen fingen an, die Magierinnen zu umkreisen. “Wir mögen es nicht, wenn sich Leute einfach so in unsere Gegend verirren, ohne den entsprechenden Wegzoll zu zahlen. Tasche auf und euch passiert nichts.” sagte er und ein zwei Gefolgsleute gingen nun direkt auf Ronya zu, um sie von ihren Wertsachen zu befreien. “Können wir das nicht friedlicher regeln? Es muss doch niemand zu schaden kommen, wirklich.” appelierte sie an die Männer. Jedoch schien diese Bitte auf taube Ohren zu stoßen. Im Gegenteil, der Anführer dieser Bande lachte lauthals, sodass es durch das gesamte Tal hallte. “Habt ihr das gehört? Die Kleine will uns nicht wehtun.” “Ähm, Boss? Könnte es sein, dass-” “Sei ruhig!” mit einem bösen Blick maulte er einen seiner Untergebenen an und wandte sich danach wieder zurück zu Ronya und Bonny. “Los, nehmt den Beiden alles ab, was sie haben.” Ronya dachte nach. Sie wollte denen eigentlich nichts tun. Immerhin waren sie hierhergekommen, um einem Tier ein Ei zu entnehmen und nicht, um sich mit Banditen herumzuschlagen. Okay, es war Zeit für... “Auszeit!” mit diesen Worten kanalisierte sie Mana in ihren Füßen und binnen weniger Sekunden bildete sie um sich und ihre Partnerin eine weiße Eiskuppel (Ice Devil’s Dome), die die komischen Gestalten vorerst von ihnen fernhalten würde. “Okay, ich brauche deine Meinung. Was ist unser Plan? Kämpfen oder fliehen?”, richtete sie an Bonny, während man hören konnte, wie mehrere Leute auf das Eis einschlugen.
Ice Devil’s Dome TYP: Lost Magic ELEMENT: Eis KLASSE: II ART: Schild MANAVERBRAUCH: 60 pro Minute MAX. REICHWEITE: 2 Meter um den Anwender herum SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 3 BESCHREIBUNG: Der Anwender erschafft hierbei eine Kuppel aus weißem Eis, welche sich direkt um ihn herum bildet und Schutz vor einem Klasse II Zauber oder drei Klasse I Zauber bietet. Desweiteren hält sie physische Angriffe von bis zu einer Stärke von 3 aus.
# 08|15 Natürlich bekam Bonny die Krise, als sie hörte dass Ronya nicht einmal wusste wie das Tier aussah, nach dem sie suchten. Ja, sie selbst wusste das zwar auch nicht, doch wurde sie der Grünhaarigen zugeteilt. Da konnte man doch davon ausgehen, dass sie bereits instruiert wurde, eine Beschreibung oder gar ein Bild von dem Tier bekam, oder nicht? Nun waren sie Stunden lang durch die Wüste gestolpert und wussten nicht einmal wonach sie suchten? Sie konnten nicht einmal „kurz“ zurück und nachfragen. Also, klar konnten sie zurück und nachfragen, sie konnten auch an einem anderen Tag wiederkommen, denn dieses Tier würde ihnen sicher nicht weglaufen. Allerdings würde Bonny einen Teufel tun und noch einmal einen Tag dafür verschwenden, sich durch die pure, geballte Sonnenkraft zu kämpfen. Sie würde nicht umkehren, nicht ohne etwas in den Händen zu halten! Auf gar keinen Fall! Also wirklich nicht! Sie würde nicht umdrehen, ohne dass sie dieses verfluchte Ei hatten! Ronya rechtfertigte sich auf die Fassungslosigkeit ihrer Gefährtin hin. Sie gab vor nie eine Beschreibung bekommen zu haben. Dass sie ja auf die Idee hätte kommen können, mal nachzufragen ehe sie für Stunden durch die Wüste marschierte, erklärte die Vampirin nun nicht. Unabhängig davon welch negative Emotionen in ihr grade kochten, wollte sie versuchen die Fassung zu bewahren, genauso wie ein vernünftiges Arbeitsklima. Bonny tat ihren Teil und begann ein offenes Brainstorming darüber, wie sie fortfahren sollten. Als ihre Kollegin darauf eingehen wollte, unterbrach eine dritte Stimme die Krisenrunde. Eine Stimme, die nicht viel dazu beitragen wollte das Problem zu lösen. Ganz im Gegenteil, sie drohte ein weiteres Problem an. “Och der hat noch gefehlt…“, maulte die Vampirin murmelnd, ehe der Mann zu ihnen stieß, den sie zuvor in dem Saloon schon mehr oder minder kennengelernt hatten. Der Kerl, der vom Wirt Schutzgeld haben wollte, bevor er von ihm nach draußen in den Sand gespült wurde. Normalerweise hörte Bonny gerne Komplimente, doch das mit den hübschen Damen, was der Typ da von sich gab, war leider Teil einer Drohung. Er wollte Geld von ihnen haben, damit ihnen nichts geschah. Immerhin musste man seiner Meinung nach Wegzoll abdrücken, wenn man sich in dieser Gegend aufhielt. Ronya versuchte die Sache noch friedlich zu regeln, doch darauf wollte der Kerl nicht hören. Stattdessen wies er seine Handlanger an sie auszunehmen. “Hey, du kannst uns nicht zufällig sagen wie ein Rollidillo aussieht, oder?“, warf Bonny ungeniert in die Runde, doch in diesem Augenblick zog sich bereits eine Eiskuppel über die beiden Damen. Ronya wirkte einen Zauber, mit dem sie sich von den Angreifern abschotteten. Die Grünhaarige erkundigte sich daraufhin, ob sie kämpfen oder laufen sollten. In den Augen Bonnys war das keine wirkliche Auswahl. “Ich laufe definitiv nicht.“, erklärte sie selbstbewusst. “Nicht bei dieser Hitze.“ Laufen war keine Option, also sollten sie kämpfen. Dabei hoffte Bonny inständig, dass diese Dame etwas auf dem Kasten hatte. Sie selbst war nämlich nicht mehr darin geübt sich zu fetzen. Seit sie von der Straße runter war, war sie wirklich eingerostet was das betraf. Bonny zog ihr rotes Rapier. Dann nickte sie ihrer Kameradin entschlossen zu. Es konnte losgehen! Sie war so bereit wie sie nur sein konnte.
Hmm…Bonnys Antwort war nicht gerade die, die sie präferiert hätte. Allerdings würde Ronya nicht weiter diskutieren, denn sie hatten wichtigeres zu tun. Also blieb den Beiden wohl nichts anderes übrig, als sich schnellstmöglich um diese Banditengruppe zu kümmern. Noch hatte die Grünhaarige es nicht so so richtig in ihrem Kopf registriert, doch der Ansatz von Bonny, die Kerle nach dem Rollidillo zu fragen, war eigentlich keine schlechte Idee. Doch so, wie die gerade drauf waren, musste man deren Gemüter wohl etwas kühlen. “Okay…aber wenn möglich, versuch sie so unversehrt zu lassen, wie du kannst. Ich hatte heute nicht vor, unnötiges Blut zu vergießen. Vielleicht kann man noch mit denen reden.”, die Grünhaarige hoffte inständig, dass Bonny ihrer Bitte Beachtung schenkte. “Dann 3…2…1…los!”, sie zählte hinunter und auf “los” ließ sie die Eiskuppel verschwinden. In ihrer näheren Umgebung standen mittlerweile vier Personen, die wohl alle versucht hatten, durch das dicke Eis durchzudringen, wohl ohne Erfolg. Ronyas wandte ihren Blick einmal 180 Grad herum, um ungefähr ihre Gegneranzahl abzuschätzen. 10? Vielleicht auch 12. Wie auch immer, direkt vor ihr holten nun zwei stämmige Kerle mit ihren Hämmern aus, um der Magierin mehr als nur eine Delle zu verpassen. Mit einer geschickten Bewegung wich sie beiden Schlägen jedoch aus und verpasste erst dem einen Typen einen Schlag in den Magen und dann dem Anderen einen Tritt direkt in den Unterkiefer, woraufhin beiden kurz zurückschreckten.
Ronya schaute kurz in Richtung ihrer Kameradin, die sich wohl auch ganz gut schlug, bevor sie ihren Blick gen Anführer richtete. Dieser hatte wohl noch keine Ambitionen dazu, sich bei dem Getümmel einzumischen und stand dort nur, die Situation beobachtend. Dieser kleine Moment der Unachtsamkeit wäre ihr fast zum Verhängnis geworden, denn nur knapp wich sie eine Sekunde später einem Pfeil aus, der offensichtlich von ihrer linken Seite abgeschossen wurde. Erstmal musste sie sich um die Handlanger kümmern, danach der Chef. Gerade als die Eismagierin zum Bogenschützen laufen wollte, kam ihr eine Klinge entgegen. Sie schaffte es gerade so noch, Mana in ihren Händen zu kanalisieren und weiße, scharfe Krallen zu formen (Ice Devil’s Strike), mit der sie das Metall abfing. “Hnngh…wieso…”, die Magierin gewann dieses Aufeinandertreffen und ließ den Kerl etwas zurücktaumeln, bevor sie ihm einen ordentlichen Schlag in die Luftröhre verpasste. Nach Sauerstoff schnappend fiel der Kerl zu Boden und war vorerst außer Gefecht. “...hört ihr nicht einfach auf?” die Dame sagte das nicht laut, sondern eher etwas frustriert zu sich selbst. Mit einem kurzen Topsprint kam sie binnen weniger Sekunden bei dem Bogenschützen an und schickte ihn ins Traumland. Erneut schaute sie sich um. Es würde kein Ende nehmen, bis nicht jeder von denen bewusstlos war, oder? Enttäuscht seufzte sie und machte sich auf, um sich auch noch um den Rest zu kümmern. Währenddessen beobachtete der Anführer der Banditen das ganze Schauspiel und mit jedem Mann, der fiel, wurde ihm immer mehr bewusst, dass er sich hier definitiv zu viel auf die Schultern nahm. “Wer sind diese verdammten Gören…?” “Genau das habe ich doch vorhin versucht, dir zu erzählen.” kam es nun von einem eher schmächtigen Gesellen, der die ganze Zeit neben ihm stand. “Wie du siehst, sind das Magier. Und definitiv eine Liga über uns.” genervt schaute der Anführer seinen Untertanen an, woraufhin dieser erschrocken zurückzog. “Hmm. Lass uns gehen. Die paar können wir entbehren. Der Rest wartet in der Mine. Wir müssen es finden, und zwar schnell” sagte er, drehte sich um und entfernte sich vom Kampfgeschehen, um…was auch immer nachzugehen.
Ice Devil's Strike TYP: Lost Magic ELEMENT: Eis KLASSE: I ART: Nahkampf MANAVERBRAUCH: 20 pro Minute MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2, Geschicklichkeit Level 2 BESCHREIBUNG: Bei dieser Technik konzentriert der Anwender sein Mana in einer Hand und erschafft auf diese Art und weiße spitze Krallen, die scharf sind und mit Leichtigkeit Schnittwunden sowie Gefrierbrand zufügen können. Die Anwendung auf beide Hände kostet nicht länger das Doppelte an Mana.
# 09|15 Was Bonny bei ihrer Antwort nicht wusste war, dass Ronya sehr gerne lieber gelaufen wäre. Sie hatte die Dame wohl falsch eingeschätzt, sie eher als Kämpferin gesehen, als die friedliche Seele die sie war. Aber woher hätte sie das auch wissen sollen? Die Grünhaarige hatte es ihr zur Wahl gestellt und keinerlei Präferenz angedeutet. Andererseits, wohin hätten sie denn laufen sollen? Durch die Wüste? Nein, danke. In die Minenstollen? Wer konnte schon sagen was da unten sein Unwesen trieb? Viel zu ungewiss! So sollte es also zum Kampf kommen. Ronya bat noch darum, kein unnötiges Blut zu vergießen. Sie wollte wohl, dass sie diese Männer mit Samthandschuhen anfassten. Um mit ihnen zu reden… Nun gut. Bei der Vorstellung Blut zu vergießen, wurde die Vampirin schon ein wenig wuschig. Während die Grünhaarige sich umschaute, leckte sich Bonny voller Vorfreude über die Lippen. Sie hatte nichts dagegen etwas mehr Blut zu vergießen. Zwar bezweifelte sie, dass sie bei dieser Masse an Personen in Ruhe dazu kommen würde sich noch einmal eine Erfrischung zu gönnen, allerdings würde sie auf ihre Chance lauern. Ein gutes Dutzend Gegner hatten sich um der mittlerweile aufgelösten Eiskuppel versammelt. Dieser Typ unterhielt eine kleine Privatarmee. Kein Wunder, dass er jedem der vorbeikam Geld abknöpfen wollte. Das musste ihn sicher eine hübsche Summe kosten. Während Ronya sich fast schon in den Kampf stürzte, ganz schön aktiv dafür, dass sie eigentlich lieber weggelaufen wäre, ging die Rothaarige das Ganze eher gemütlich an. Sie sah sich selbst nicht besonders offensivstark und verteidigte sich stattdessen eher. Sie ließ ihren Blick mehrfach hin und her wandern und fühlte sich in der Mitte dieses Kreises ganz schön unwohl. Mit langen, unnötig grazilen Schritten versuchte sie sich aus der Umkreisung zu befreien. Dafür kreuzte sie das Rapier mit einem Dolch, der nach ihr Stechen sollte. Sie ließ den Dolch an ihrer Klinge entlangfahren und gab seinem Träger einen Schubser gegen die Schulter, um ihn an sich vorbeilaufen zu lassen. Als sie durch pures Glück sah, wie ihr jemand einen Knüppel über den Schädel ziehen wollte, hob sie grade noch ihre freie Hand. Durch Brick Bat ließ die Magierin etwa zwanzig kleine Schattenfledermäuse aus ihrem eigenen Schatten aufsteigen. Diese flogen dem Mann ins Gesicht, wodurch sie ihm die Sicht nahmen und ihn irritierten. Bonny zögerte nicht lange und zog ihm ihr Rapier quer über den Brustkorb. Eine Wunde, die ihn sicher schmerzte, ihn aber keineswegs umbringen würde. Während die Fledermäuse sich auf die zwei, drei Männer in ihrer Nähe verteilten, schritt die Vampirin also aus dem Kampfkreis heraus. Sie hob ihre Waffe und leckte einmal über die Klinge, bevor sie sich schließlich wieder der Menge zuwandte und sich bereit machte, weitere Angriffe abzuwehren. Ronya schaltete in der Zeit einen Gegner nach dem anderen aus und schüchterte diesen Räuber damit ganz schön ein. So sehr, dass er sich mit seinem Kollegen beriet und eine Flucht einleitete. “Moment! Was müsst ihr finden?“, rief die Rothaarige dem Mann hinterher, doch war sie zu weit weg um ihn zu stellen oder aufzuhalten. Sie hatte sich ans andere Ende des Kampfgeschehens gemogelt. Die Fledermäuse der Magierin lösten sich in Luft auf und als der Mann, dem sie über den Brustkorb geschnitten hatte, grade seinem Chef hinterherlaufen wollte, stellte Bonny ihm mit ihrem Stiefel ein Bein. Unsanft fiel er auf den Felsboden. “Nicht so schnell! Wir brauchen Antworten.“, sprach sie süffisant von oben auf den Mann herab. Hoffentlich wusste er auch etwas! Zum Beispiel was ein Rollidillo war oder wie es aussah!
Wenn Ronya schon kämpfen musste, dann sollte es auch möglichst schnell beendet werden. Sie wollte diese Situation nicht unnötig in die Länge ziehen. In ihrem Inneren hoffte sie auch, dass diese Typen sich nach dieser Abreibung einfach verziehen würden und nicht noch mehr Stress anzetteln würden. War das realistisch? Vermutlich nicht. Aber die Hoffnung konnte man zumindest haben. Nachdem sie die nächsten beiden Typen vorerst kampfunfähig machte, bemerkte auch die Grünhaarige, dass sich der Anführer dieser Bande wohl aus dem Staub machte. Und irgendwas redete er von “er müsse etwas finden”. Hm, das kam ihr bekannt vor. Wenn sie sich recht erinnerte, hatte der Kerl schon außerhalb vom Saloon davon gesprochen, diese Mine zu durchsuchen. Was um alle Welt sollte in diesem verlassenen Ort denn noch zu holen sein? Die Kupfermine “West” wurde immerhin aus einem guten Grund verlassen: Hier gab es nichts wertvolles mehr. Oder vielleicht doch? Eventuell waren es auch nur die Träume eines verzweifelten Mannes. Ronya war neugierig, allerdings konnte sie dem Kerl nicht folgen, bis der Rest seiner Kumpanen sich entweder ergab oder nicht mehr in der Lage war, zu kämpfen. Als die Magierin sich allerdings umschaute, fingen die restlichen Leute, die noch standen, so langsam an, an ihren Gewinnchancen zu zweifeln. Sie zögerten, sich den Beiden zu nähern und eine Offensive zu starten. Anscheinend hatte die Leistung der Magierinnen dafür gereicht, die Moral der Banditen anzuknacksen. Ronya ging zwar noch nicht aus der Alarmbereitschaft, allerdings ließ sie die blütenweißen Krallen an ihren Händen verschwinden und nahm eine etwas entspanntere Körperhaltung ein. “Kann uns irgendjemand von euch sagen, wo wir ein Rollidillo finden?”
Diese Worte rief sie in die Runde, woraufhin sich die Banditen kurz verwirrt anschauten. “Ehm…was?”, fragte einer von denen, was mehr oder weniger den Konsens der Gruppe wiedergab. “Ein Rollidillo. Wir haben gehört, die soll es hier in der Gegend geben.” ein langes Schweigen. Wussten die etwa nicht, wovon sie redete? Oder hatte sie diese plötzliche Frage einfach nur aus der Bahn geworfen? Einer von denen schaute zu einem Kollegen links von ihm. “Hatten Samir und Alex nicht letztens erst so ein Ding gefunden?” Oh, also gab es die hier wirklich. “Glaub die waren weiter hinten im Tal unterwegs, ja.” “Könntet ihr uns auch sagen, wie die aussehen?” Erneut schauten die Banditen sich an. “Groß. Gepanzert. Ehm…wie ein mutiertes Gürteltier…oder so. Scharfe Zähne, sieht nicht freundlich aus.” er zuckte mit den Schultern, während der Rest sich in Schweigen hüllte. Anscheinend war das alles, was sie über diese Tiere wussten. Schnellen Schrittes ging Ronya auf ihre Kollegin zu. “Dann lass uns gehen. Wir haben immerhin was zu tun.”, sagte sie zu ihr, senkte jedoch danach nochmal ihren Ton und flüsterte Bonny etwas zu: “Ich würde vorschlagen, wir holen uns das Ei und schauen danach nochmal, was die Kerle hier eigentlich treiben. Okay?”, schlug sie ihr vor und wartete auf eine Zustimmung, eine Ablehnung oder einen Alternativplan.
# 10|15 Der Kampf war so schnell vorbei wie er angefangen hatte. Glücklicherweise wurden die beiden Magierinnen nicht allzu sehr gefordert, was es Bonny ermöglichte recht unbeschadet aus der Sache herauszukommen. Das wäre sicherlich nicht der Fall gewesen, hätten sie fähigen Kämpfern oder vielleicht sogar Magiern gegenübergestanden. So aber fiel die Unerfahrenheit der Rothaarigen nicht sonderlich auf. Was auf sie zukam hatte sie abgewehrt und sich dann aus dem Gemenge zurückgezogen. Ronya erledigte derweil das Grobe. Als die Banditen abzogen blieben wenige von ihnen zurück. Sie waren vorher ausgeschaltet oder aufgehalten gewesen und konnten nicht mit ihrem Chef abdampfen, was es den Magierinnen ermöglichte sie quasi zu verhören. Im Nachhinein konnten sie also quasi von Glück sprechen, dass sie angegriffen wurden, denn nur so kamen sie nun an die nötigen Informationen zu ihrer Quest. “Ja, so geht es uns auch.“, scherzte die Vampirin mit einer Art Galgenhumor, als der erste Typ verwirrt auf die Frage Ronyas reagierte. Eigentlich sollte sie sich ja über die mangelnden Informationen ärgern, doch so langsam amüsierte es sie. Bonny stand abseits da und hatte wartend ihre Arme unter der Brust verschränkt. Das Rapier steckte wieder in seiner Scheide. Rony hingegen stand den Banditen viel näher. Sie befragte sie und gab sich Mühe, im Gegensatz zu ihr. Mühe, die letztlich belohnt werden sollte. Einer der Kerle beschrieb ihnen eine Art übergroßes Gürteltier mit scharfen Zähnen. “Also wirklich kein Vogel.“, warf die Rothaarige erneut in den offenen Raum, woraufhin sie ein selbstzufriedenes Grinsen andeutete. Aber gut, ein großes Gürteltier, welches sich wohl im Tal aufhielt. Damit konnten sie doch arbeiten! Das sollte eindeutig sein. “Danke Jungs!“, merkte Bonny noch an, während sie Ronya auf sie zukommen sah. Sie schlug vor später noch einmal nach den Banditen in der Mine zu schauen, um sich zu vergewissern was die im Schilde führten. Die Lust auf eine solche Zusatzarbeit konnte man der Magierin im Gesicht ablesen. Die Zwei machten sich jedenfalls auf den Weg zum Tal. “Warum sollten wir das tun? Wir brauchen doch nur ein Ei aus einem Nest. Denk dran, dass wir auch noch einen Rückweg haben. Wieder schön Stunden lang durch die Sonne...“ Es brauchte schon überzeugende Argumente, wenn Ronya wollte, dass sie sich diesen Banditen noch einmal und diesmal ohne Zwang gegenüberstellten! Der Weg ins Tal war jedenfalls nicht besonders weit, sie hielten sich ja bereits am Rande des Gebirges auf und brauchten nur durch eine der Felsspalten hindurch. Große Gürteltiere konnte Bonny dort jedoch nicht sehen. Dabei war die Aussicht recht gut, sie konnten weite Teile des Tals problemlos überblicken. Auch wenn es sich dabei nicht um Wüstengelände handelte, hatte es Eines mit der Wüste gemein. Das Gebiet war sehr karg. Nach einigen Metern, die sie tiefer in das Tal wanderten und vielleicht darüber diskutierten, ob sie noch in die Mine sollten, lehnte sich Bonny an einen der vielen Felsen. Ein großer, seltsamer Fels. Fast schon Kugelrund. Ob der einst von den Bergen heruntergerollt war? “Ich dachte die Dinger seien hier irgendwo!“, beschwerte sich die Magierin laut. “Ich kann nicht eines sehen!“ Ob die Banditen sie hereingelegt hatten?
Na immerhin hatte dieser kleine Zusammenstoß eine gute Sache, oder? Sie hatten jetzt Informationen über das Rollidillo und konnten wieder ihrer Quest nachgehen. Ein glücklicher Zufall, denn außer “die Gegend absuchen und hoffen, dass man etwas findet, was ein Ei bei sich trägt oder bei einem Nest ist”, wäre wohl die Alternative gewesen. Schnell ging Ronya zu ihrer Kollegin und machte ihr einen Vorschlag, der mit einem nicht ganz so zustimmenden Blick erwidert wurde. Bonny hatte wohl nicht vor, sich diese Extraarbeit zu machen. Irgendwo konnte sie die Rothaarige ja verstehen, immerhin waren sie für dieses Ei stundenlang durch die Wüste gereist und den Rückweg müssten sie dann auch noch antreten. Sich noch mehr Arbeit zu machen, die eventuell sogar nicht nötig war, klang nicht gerade einladend. Während sie sich von der Gruppe Banditen entfernten, nahmen die verbliebenen ihre Kameraden und machten sich in Richtung einer der Mineneingänge auf. Hatten die etwa in den Gängen ihr Lager aufgeschlagen? Ob das wohl so sicher war… “Ich weiß nicht, es ist nur…ein Gefühl.” die Grünhaarige versuchte es irgendwie zu erklären, doch mehr als eine Vermutung konnte sie gerade nicht vorweisen. “Aber wenn du so dagegen bist, dann lass uns nur das Ei besorgen und von hier verschwinden”, gab die Magierin schließlich nach. Sie wollte Bonny ja zu nichts zwingen. Und aufteilen war auch keine Option. Dementsprechend entschied sie sich dafür, die Banditen erstmal in Frieden zu lassen. Vielleicht war diese ganze “ich muss es finden” Sache ja ganz harmlos und der Kerl hatte nur irgendwas in den Stollen verloren.
Der Weg ins Tal war sehr unspannend. Mehr als den kargen Boden und die triste Gegend erblickte man hier nicht. Ein leichter Wind wehte durch das Gebiet, was die heiße Sonne zumindest ein kleines Stück angenehmer machte. Während ihre Kollegin sich kurz an einem runden felsen abstützte, schaute Ronya sich in der Gegend vor ihnen genau um. “Hmmm, wir müssen vielleicht noch etwas tiefer rein. Das Tier kann immerhin gewandert sein. Oder ist es doch in die Mine gewandert?” die Grünhaarige dachte über die Möglichkeiten nach, wo das Rollidillo sein könnte. Währenddessen fing der komische runde Fels bei Bonny an, leicht zu vibrieren. Und dann bewegte er sich ein kleines Stück nach links. Dann nach rechts. Fast so, als würde er sich schütteln. “Irgendwas höre ich aber. Kannst du das au…” als Ronya sich zu der Rothaarigen umdrehte, konnte sie sehen, wie der Fels plötzlich zwei große, böse wirkende Augen bekam. “Weg von dem Fels!” schreite sie ihr entgegen, bevor der “Fels” begann, sich auszurollen. Vier große Füße stampften auf den Boden, während sich ein breites Maul mit spitzen Zähnen öffnete. Eine Schulterhöhe von zwei Metern und ein breiter, langer Körper. “Bonny? Ich glaube, wir haben unser Ziel gefunden.” stellte die Eismagierin fest und blickte in die Augen eines waschechten Rollidillos. Wobei sie es auch immer störten, es schien nicht gerade erfreut zu sein und lief auf die Rothaarige zu, die sich vor kurzem noch an seinen Panzer gelehnt hatte. Sein Maul war geöffnet und es war bereit, aus der Magierin sein Mittagessen zu machen.
# 11|15 Bonny war wirklich überrascht, als Ronya sie fragte, ob sie nachher noch nach den Banditen in der Wüste schauen wollten. In ihren Augen bot sich die Notwendigkeit dafür wirklich nicht und was auch immer sie dort anstellten, dies aufzuklären oder gar zu verhindern, dafür wurden sie nicht bezahlt! Bonny war wirklich keine Wohltäterin. Glücklicherweise registrierte die Grünhaarige ihre Meinung nicht nur, sie akzeptierte sie auch. Ronya konnte den Impuls für ihre Frage nicht erklären, stimmte jedoch zu sich einfach dieses Ei zu holen und dann zu verschwinden. Bonny nickte zustimmend und gab sich mit der Antwort mehr als nur zufrieden. Sie hatte schon befürchtet überzeugt oder einfach mitgeschleift zu werden, doch dazu sollte es nicht kommen. Sie konnten sich voll und ganz auf ihre eigene Quest konzentrieren.
In das Tal gewandert zeigte sich auch, dass die zwei Magierinnen vielleicht gar keine Zeit dafür hatten sich noch in den Stollen umzusehen. Vielleicht kostete sie die Suche nach einem Rollidillo, einem Nest und oder einem Ei ja so viel Zeit, dass sie überhaupt keine mehr fanden sich auch noch um die Banditen zu sorgen! Als Bonny sich entnerft an einen dieser Felsen stützte, unterhielt sie sich mit ihrer Gefährtin darüber, wie schwierig sich diese Quest doch gestaltete. Ronya überlegte laut, ob sie noch weiter ins Tal vordringen mussten, ehe sie eines dieser großen Gürteltiere sehen würden. Dabei kam ihr auch der Gedanke, ob man diese nicht doch/auch in der Mine finden würde… Bonny hoffte inständig, dass dem nicht so war. Doch kam sie nicht dazu sich mit der anderen Magierin darüber zu unterhalten. Stattdessen irritierte sie die Bewegung, die der Felsen von sich gab. War das ein Erdbeben? Nein, der Boden rührte sich kein Stück. Es war nur der Fel- Moment! Das war kein Felsen! Das war ein… ein… “WAH!“ Geschockt trat Bonny von dem vermeintlich toten Gestein weg. Die Warnung der Kollegin bedurfte es dafür eigentlich gar nicht. Wie sich herausstellte, war dieser Fels ein zusammengerollter Rollidillo, was eigentlich ein Grund zur Freude sein sollte. Wenn dieses Ding sich nicht grade bereit machte bedrohlich auf die Rothaarige zu zulaufen. Es stand scheinbar nicht so auf derartige Kontaktaufnahmen, aber vielleicht steckte da auch mehr hinter. Als das Tier sich ausrollte und positionierte, kullerte nämlich etwas rundes einen Meter zur Seite. Das war doch nicht etwa…. “Ein Ei!“, schrie Bonny aufgeregt, wobei sie mit ausgestrecktem Arm und Finger auf das Objekt der Begierde deutete. Oh wie sehr Ronya Recht hatte. Sie hatten ihr Ziel gefunden. Es musste nur noch eine der Beiden das Tier ablenken, damit die andere sich das Ei schnappen konnte. “L-Lenkst du es ab?“ Eigentlich war sie selbst ja schon in der passenden Position, die Aufmerksamkeit hatte sie ja sogar schon! Allerdings erhoffte sich Bonny, dass die vermeintlich fittere, oder die bessere Kämpferin das doch übernehmen könnte. Sie war jedenfalls gar nicht glücklich darüber im Fokus des Rollidillos zu stehen. Das drückte sich nicht nur durch ihre zittrige Stimme, sondern auch durch ihre Körperhaltung aus.
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