Ortsname: Gloria-Center Crocus Art: Gebäude Spezielles: - Beschreibung: In Crocus entschied sich die Stadtverwaltung dazu ein Konzept zu testen, welches darauf basiert möglichst viele verschiedene Geschäfte an einem Ort zu sammeln. Ein Gebäude wie eine Einkaufsstraße, nur noch konzentrierter. Das Ergebnis ist das Einkaufszentrum von Crocus. Ein mehrstöckiges Bauwerk, welches neben Einkaufsläden auch mehrere Dienstleister beheimatet. So ist es im Einkaufszentrum nicht nur den Liebhabern verschiedenster Mode und verschiedenster Styles möglich sich mit der Kleidung ihrer Wahl einzudecken. Sie können sich auch die Haare schneiden, die Nägel machen oder Fotos von sich schießen lassen. Um die Kundschaft bei Laune und im Haus zu halten, gibt es in einem Untergeschoss sogar eine ganze Etage voller Lokale und Imbissbuden. Auch hier legen die Verantwortlichen viel Wert auf eine große Auswahl, sodass für jedermann etwas dabei ist. Ein Konzept, bei dem es scheinbar nur Gewinner gibt. Die Besucher kommen auf ihre Kosten und sind zufrieden. Die Läden verdienen gut, locken Kunden und spielen sie sich gegenseitig zu. Sogar die Stadt selbst profitiert neben der eingefahrenen Miete noch dadurch, dass sie ein weiteres Wahrzeichen zu bieten hat, das Touristen in die Stadt lockt.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
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Helena
Anmeldedatum : 19.08.20 Anzahl der Beiträge : 911 Alter : 32
# 13 Beide verspürten sie etwas Positives, als Helena die letzte Frage selbst beantworten konnte. Bei Charon war es Erleichterung darüber, dass das Rätsel damit schnell gelöst war. Die Magierin hingegen freute sich darüber, ebenfalls etwas beigesteuert zu haben, was anscheinend sonst gefehlt und wichtige Zeit gekostet hätte. Zeit war das Stichwort, denn der Moderator, der auf dieser Etage wartete und sich um jenes Rätsel kümmerte, teilte den beiden staunend mit, dass sie die schnellsten war, was diese Aufgabe anging. Aber die Zeit, sich dieser Botschaft zu erfreuen, wollte das unschlagbare Duo sich nicht nehmen. Stattdessen machten sie sich gleich daran das nächste Rätsel, was Charon gereicht bekam zu lösen. Ohne sich eine zweite Meinung einzuholen brach der Magier auch direkt mit der Antwort heraus. „Aquarium“. Keine Frage, die Zahlen deuteten auf die Buchstaben der Wörter hin, die bildlich dargestellt wurden. “A-Qua-ri-Um.“, wiederholte Helena, die zwar selbst so schnell nicht auf die Lösung gekommen war, sie aber sofort nachvollziehen konnte, als sie nur das Wort gehört hatte. Immerhin. Mehr Rätselspaß war ihr an dieser Stelle aber nicht vergönnt. Stattdessen fragte Charon sie nach dem Weg zu einer Zoohandlung. Tatsächlich hatte Helena eine gesehen, als sie sich vor wenigen Augenblicken etwas umgesehen hatte und so lotste sie ihren Gefährten zielgerichtet dorthin. Kurz bevor sie das Geschäft betraten, spürte die Magierin den Körperkontakt Charons, der ihre Aufmerksamkeit in eine Richtung lenkte, in der sie zwei Frauen sah, die sie sofort wiedererkannt. Die Idee des Weißhaarigen war nicht unbedingt das, was man Fairplay nennen würde, aber sie war dennoch weit von Betrug entfernt. Auf das Level des schmierigen, selbstverliebten… Typen würden sie sich niemals herunter begeben! Um die Frage ihres Teamkollegen zu beantworten, musste Helena nicht zweimal, eigentlich nicht ein einziges Mal nachdenken. “Ich regle das. Grüß die Zwei von mir.“ Die Magierin grinste breit. Wenn diese Aufgabe etwas mit Wasser zu tun hatte, dann wäre Charon sowieso über“flüssig“ (badum tss) gewesen. Wahrscheinlich kam er kaum dazu zwei Worte mit den Damen zu wechseln, ehe die halbgöttliche Godslayerin des Wassers die Aufgabe erledigt hatte. Helena nahm sich also die Stempelkarte ihres Gefährtin und wandte sich ohne zu zögern an die Verkäuferin der Zoohandlung. “Einen wunderschönen guten Tag. Wegen des Aquariums bin ich hier sicher richtig. Wie geht’s weiter?“, fragte sie die junge Dame, die bereits grinste und auf die Fässer deutete. “Fischers Fritz fischt frische Fische, doch er ist es leid. Nun bist du an der Reihe! Fange einen Fisch mit den blanken Händen und lege ihn in dieses Fass. Dann bekommst du meinen Stempel!“ Diese Frau hatte wirklich Lust auf ihre Aufgabe! Ganz anders als der letzte Verkäufer der unteren Etage, war sie voller Elan und hatte eine super Ausstrahlung. Helena grinste. Es galt keine Zeit zu verlieren! “Mit den Händen, ja?“, wiederholte sie. Die Verkäuferin nickte. “Unterschätze die Tiere nicht. Sie sind wirklich flink.“ Klang fast so, als hätte es an diesem Tage schon Leute gegeben, die die Fische unterschätzt hätten. Aber die Frau kannte Helena eben noch nicht. Diese fuhr sich nämlich durchs Haar, um es zur Seite zu nehmen, sodass es nicht nass wurde. Die Verkäuferin runzelte bereits verwundert die Stirn. Die Magierin hingegen näherte sich mit ihrem Gesicht dem Wasser, um es dann plötzlich mit einem kräftigen Zug in sich aufzunehmen. Während sie das Fass geschwind leerte, klappte der Frau der Kiefer herunter. Als das Wasser in dem Fass einen Stand hatte, der für die Fische zum Schwimmen nicht mehr reichte, griff Helena seelenruhig nach einem Fisch, um ihn in das rettende Wasser des zweiten Fasses zu werfen. “Einmal stempeln bitte.“, sprach die Halbgöttin, als wäre es grade ein Gläschen Sprudel gewesen, welches sie getrunken hatte. “Dann sollten sie sich um den Wasserpegel kümmern. Die armen Fische sollen doch nicht sterben.“ Der Stempel war eingesackt und besser noch. Als die Runenritterin aus dem Laden trat, kamen ihr zwei Personen entgegen, die ebenfalls wegen der Aufgabe hergekommen waren. Tja, da mussten sie wohl warten bis die Aufgabe auch wieder vorbereitet wurde.
Helena schien sich ihrer Sache ja sicher zu sein. Dann brauchte sich Charon keine weiteren Sorgen zu machen, als er bei dem Optiker nebenan eintrat und sich taktisch an ein Gestell voller Sonnenbrillen stellte, von dem aus er den Weg nach draußen effektiv blockierte. Während er gerade eine der Brillen aufsetzte, wollten die beiden Damen auch schon gehen... dafür mussten sie aber erst einmal an ihm vorbei. „Hey, mach mal Platz. Wir wollen vorbei“, sprach ihn eine von beiden relativ aggressiv an, während die andere mehr oder minder desinteressiert die Karte ansah, die sie vom Ladenbesitzer bei Abholung ihres Stempels erhalten hatten. Gespielt überrascht blickte Charon der überraschend unfreundlichen Rothaarigen entgegen, ehe er sich mit einem lieben Lächeln zu den beiden umdrehte. „Oh, Verzeihung. Dieser Ständer ist unglücklich positioniert, nicht wahr?“, meinte er, während er die Arme leicht ausbreitete und keine Anstalten machte, den Weg zur Tür freizugeben. „Ihr seid auch Teil des Wettbewerbs, nicht wahr? Freut mich, euch kennen zu lernen. Mein Name ist Charon.“ „Lindi“, stellte sich die ruhige Frau im Hintergrund vor und zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. Sie konnte mit ihrem nächsten Hinweis wohl nicht viel anfangen, ein gutes Zeichen. „Dein Name interessiert mich nicht. Ich hab gesagt, du sollst Platz machen“, meinte die scheinbar etwas Ältere von den beiden schroff. Da hatte wohl jemand wirklich keine Geduld. Mit einem Seufzen schüttelte der Dargin den Kopf. „Nicht einmal ein Name? Ich weiß, dass wir aktuell Rivalen sind, aber ein wenig Geselligkeit hat noch niemandem geschadet...“, meinte er und blickte hinüber zu der Jüngeren, die etwas kürzere, schwarze Haare trug. Außerdem ein Choker aus Leder um ihren Hals. Ja, die gefiel ihm besser. „Ist sie immer so, Lindi? Wie gut kennt ihr zwei euch überhaupt? Ich und meine Teampartnerin waren uns bis zu diesem Wettbewerb tatsächlich komplett fremd.“ Wenn eine von ihnen nicht sprechen wollte, dann konnte man sie ja getrost ignorieren. Da wandte er sich lieber direkt an die, die etwas offener wirkte. Ohne vom Papier aufzusehen, nickte sie kurz. „Wir sind Freundinnen. Sie ist ein bisschen ungeduldig, sorry“, meinte sie und schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung, worauf sich „das Auge des Sturms“ hier bezieht... Die siebte Frage ist viel schwieriger als der Rest...“ Siebte Frage? Damit brauchten die beiden also nur noch die letzten zwei Stempel... Gut, dass sie noch nicht so recht zu wissen schienen, wie es weiterging. Der Dargin setzte schon wieder dazu an, weiterzusprechen, als ein Klopfen an der Tür des Geschäftes seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Sah so aus, als wäre Helena fertig. „Ah, sieht so aus, als müsste ich weiter. Verzeihung, die Damen. Wir können das Gespräch gerne nach dem Wettbewerb weiterführen“, nickte er höflich, ehe er sich abwandte und die beiden stehen ließ. Die Rothaarige wirkte ziemlich sauer...
„Sie haben gerade ihren sechsten Stempel bekommen. Ich denke, wir können davon ausgehen, dass die Schleimer von vorhin langsam auch auf dem Weg zu Nummer Sieben sind“, fasste der Dargin kurz zusammen, während er und seine Begleiterin weitergingen. Dann wandte er ihr sein Gesicht zu, sah sie sich an. Sie wirkte ziemlich glücklich mit sich selbst, was wohl kein Wunder war, nachdem sie die letzte Aufgabe in so kurzer Zeit gemeistert hatte. „Du warst übrigens beeindruckend schnell“, nickte Charon anerkennend. „Wie hast du das angestellt? Wir haben mit den beiden letzten Aufgaben wohl ordentlich Zeit wieder gut gemacht!“ Wenn sie die sechste Aufgabe auch so schnell erledigten, dann waren sie mit den beiden führenden Teams auf einer Linie. Apropos... „Wo müssen wir als nächstes hin? Weißt du das schon, Helena?“
Während sie so sprachen, löste sich auch, still und leise, die finstere Blüte im Haar der Mariakis auf in die dunkle Energie, aus der sie kreiert worden war. Für so eine kleine Spielerei, an die sie vermutlich gar nicht mehr dachte, hatte der Dargin tatsächlich einen ganzen Haufen seines Mana verschwendet... Ob Helena überhaupt bemerkte, dass die Blume jetzt nicht mehr da war?
# 14 Die Aufgabe war schnell abgeschlossen. Sie war ja gewissermaßen auch wie perfekt auf eine Wassermagierin, wie die Halbgöttin eine war, zugeschnitten. Dementsprechend war es ein Klacks, es konnte weitergehen. Dafür musste sie den Weißhaarigen aufsammeln, der sich nebenan, ein Geschäft weiter seine Zeit vertrieb und dort mit zwei Damen turtelte. Na gut, er turtelte eher mit einer der beiden, da die andere nicht grade unterschwellig ablehnte und sich lieber dem Wettstreit widmen wollte. Helena bekam von dem kleinen Flirt beim Optiker und der dadurch (halbherzig) verschleierten Ablenkung nicht wirklich etwas mit. Als sie dort auftauchte, verabschiedete sich Charon ja auch sofort wieder. Ab diesem Zeitpunkt hätte es schließlich ihre eigene Zeit vergeudet, nicht nur die der beiden Kontrahentinnen. Es konnte also weitergehen! Charon klärte die Magierin darüber auf, dass die beiden Damen grade ihren sechsten Stempel erhalten hatten. Ein flüchtiger Blick auf ihre eigene Stempelkarte bestätigte Helena in ihrer Vermutung, dass sie also noch immer hinten dran waren. Sie hatten erst fünf. Wie konnte das sein? Dass sie erneut darauf hingewiesen wurde, nicht zu führen, ließ zumindest leichten Ärger wieder aufkeimen, wenn gleich sie sich dem nicht erneut hingeben wollte. Der Stolz über ihre geschwind absolvierte Aufgabe überwog doch deutlich. Ihr positiver Ausdruck intensivierte sich enorm, als ihr Partner ihr diesbezüglich seine Komplimente aussprach. Gleich im Anschluss fragte er, wie sie es in der geringen Zeit angestellt hatte. “Magie!“, antwortete sie neckisch. Dass sie sich dieser Wirkung bewusst war, deutete ihr schelmisches Grinsen an. Im Gegensatz zu ihr hatte er nicht mit ansehen können, wie sich ihre magischen Fähigkeiten auswirkten. Pech gehabt? Vielleicht bot sich ja noch einmal die Möglichkeit, sie nützlich anzuwenden, oder aber sie zumindest mal vorzuführen. Aber genug davon! Sie mussten ja weiter! “Ah!“ Wie war das noch gleich? Da lag ein kleiner Stapel Hinweiskärtchen, von denen Helena sich eine mitgenommen hatte. Sie zog das Kärtchen hervor und las. “Wettstreit hin oder her, das Miteinander sollte nicht zu kurz kommen. Lerne was es heißt, auf der anderen Seite zu stehen. Vom Bedienten zum Bediensteten.“ Okay, das war keine klare Aufgabe, sondern wieder ein Rätsel. Nachdem Helena den Text durch- und vorgelesen hatte, drehte sie das Objekt noch ein-, zweimal, um sich zu vergewissern, ob es noch andere Hinweise gab. Dann richtete sie ihr Augenmerkt wieder auf Charon, ihren Partner. Ob er eine Idee hatte? Bisher konnte er mit seinem logischen Denken in solchen Sachen gut punkten. Vielleicht viel ihm ja auch dieses Rätsel leicht. Es wäre jedenfalls von Vorteil, um den Abstand zu den Teams vor ihnen weiter schrumpfen zu lassen. Das Verschwinden der magischen Blume bekam die Halbgöttin nebenbei tatsächlich nicht mit. Sie löste sich ja auch ganz still und heimlich in Luft auf. Eigentlich schade, aber für ein kleines Accessoire war es ohnehin ganz schön kostenintensiv.
„Oh? Sag bloß, du beherrscht auch Magie.“ Überrascht weiteten sich die Augen des Dargin, als er mit erneuertem Interesse seine Begleiterin ansah. Magie war nicht so selten, wie sie es noch vor hundert Jahren gewesen war, aber man konnte dennoch nicht einfach die nächstbeste Person ansehen und erwarten, dass es sich dabei um einen Magier handelte. Nur jeder Zehnte hatte das Potential dazu, und nicht jeder nutzte es. Offenbar war er aber die ganze Zeit mit einer fähigen Magierin unterwegs gewesen, ohne es zu ahnen. „Du wirst wirklich mit jedem Moment spannender...“ Allerdings war jetzt nicht die Zeit, um sich gegenseitig Lob zuzuspielen. Sie standen vor dem nächsten Rätsel, und wenn sie es nicht schnell lösten, dann würden sie nicht zeitig zu den beiden anderen Teams aufschließen. Vor Allem schien die siebte Frage eine ganz schöne Herausforderung zu sein. Sie konnten sich nicht schon an der sechsten Aufhalten. „Vom Bedienten zum Bediensteten...“, wiederholte Charon nachdenklich den Teil des Rätsels, der am Ehesten nach dem Kern der Aussage klang. Er wollte den Rest auch nicht aus den Augen lassen, aber diesen Knoten mussten sie vermutlich lösen können, um zur richtigen Antwort zu gelangen. „... vielleicht ein Geschäft für Putzutensilien?“ Es gab weniger Aufgaben, die sich wie die eines Dieners anfühlten, als das Saubermachen, und das machte man meistens selbst. Vom Kunden, dem Bedienten, zum Bediensteten. „Aber das kommt nicht hin... Das hat nichts mit dem Miteinander zu tun.“ Das Rätsel begann damit, dass sie sich kennenlernen und etwas füreinander tun sollten, nicht wahr? Und von zwei Seiten war auch die Rede. Auf der anderen Seite stehen... „Spiegel? Oder... vielleicht eine Bar? Bars sind Orte des Miteinanders, bei denen man auf zwei Seiten steht... der Bediente auf einer Seite des Tresens und der Bartender auf der anderen!“ Das klang gar nicht dumm, wobei es schwer war zu sagen, ob das stimmte. Schlussendlich war es nur eine Idee, die aber auch nicht ganz hinkommen dürfte. „Aber Moment... gibt es hier oben überhaupt eine Bar? Lebensmittel sind im Untergeschoss, und wir wissen, dass die sechste Lösung noch im ersten Stock ist... Außerdem würde das gleiche Konzept mit einer Eisdiele, einem Café oder allerlei anderen Geschäften funktionieren. Vielleicht ein Laden mit Do-It-Yourself-Komponente? Wollen sie, dass ich dir einen Plüschhasen mache?“ Das klang tatsächlich fast lustig. Charon hatte schon von einem Geschäft namens Build-a-Bunny gehört, wo die Besucher quasi ihr eigenes Kuscheltier aus einem Haufen unterschiedlicher Vorlagen auswählen, befüllen und einkleiden konnten. Es war natürlich eher für Familien gedacht, kam aber konzeptuell auch für ihre Beschreibung ungefähr hin... wenn man seine Gedanken ordentlich streckte. Das war dann doch recht weit hergeholt. Außerdem wusste er gar nicht, ob es Build-a-Bunny hier überhaupt gab. Vermutlich nicht. Der Dargin seufzte.
„Ich bin unsicher. Es gibt viele potentielle Lösungen, aber keine, die sich so recht richtig anfühlt.“ Er schüttelte den Kopf, sah sich währenddessen aber um, betrachtete die Geschäfte in ihrer Umgebung, während die beiden zügigen Schrittes weitergehen. „Wir wissen, dass es hier oben sein muss. Wenn wir uns die Geschäfte anschauen, muss eins kommen, auf das die Beschreibung passt“, meinte er schlussendlich recht sicher, sein Blick aufmerksam. „Solange kannst du mir ja sagen, was für ein Plüschtier du am liebsten hättest...“
# 14 Ob sie auch Magie beherrsche? Hatten sie das etwa nicht offen besprochen? Es war nicht so, dass Helena darüber Stillschweigen bewahrte. Nicht darüber. Was ihre Herkunft und Abstammung betraf, da war die Magierin weniger gesprächig, beziehungsweise ehrlich. Ihre Profession hingegen war kein Geheimnis. „Ich bin eine Magierin im Dienste des Königshauses.“, erklärte sie mit einem ein wenig gekünstelt gehobenen Ausdruck. Wobei sie ihre erste, verwunderte Reaktion bezüglich der Nicht-Aussprache ihres Berufes nicht verbergen konnte. Aber warum sollte sie auch? „Solange das nicht für Spannungen zwischen uns sorgt?“, warf Helena auf den nächsten Kommentar zurück, gefolgt von einem einseitigen, kecken Grinsen. Der Fokus war aber schnell wieder auf das Wichtige gelegt, nämlich auf den Wettbewerb. Die Beiden waren schließlich da um diesen zu gewinnen und allen anderen klar zu machen, wovon sie selbst bereits lange überzeugt waren. Sie waren die Nummer Eins… Einsen… Also die Gewinner halt. Die nächste Rätselfrage war etwas knifflig. Scheinbar kniffliger als die zuvor. Der Einfall mit den Putzutensilien sollte Helena jedenfalls nicht so richtig überzeugen. „Ich weiß nicht…“, gab sie zweifelnd, wenn auch eher murmelnd von sich. Charon selbst schien seine Idee, einmal ausgesprochen, auch nicht mehr zu gefallen. Was das anging, so stimmte ihm die Wassermagierin verhaltend nickend zu. Leider konnte sie selbst für den Moment nicht so viel zur Lösung des Rätsels beitragen. Helena wollte einfach nichts einfallen. Während sie ihr Hirn zermarterte, lauschte sie den Worten ihres Gefährten. Dieser schweifte immer weiter und weiter aus. Denkaufgaben schienen tatsächlich voll sein Ding zu sein. Er redete sich fast schon in Rage. So sehr, dass Helena ihre Bemühungen bei Seite legte und ihren Fokus auf ihn richtete. Schnell hatte sie vergessen woher Charon seine Schlussfolgerungen nahm, wo er angefangen hatte oder wo er hinwollte. Plötzlich, ohne Vorwarnung, landete er bei selbstgemachten Kuscheltieren. „Einen Plüschhasen?“, fragte die Halbgöttin erstaunt, als der Weißhaarige sich fragte, ob es seine Aufgabe sei ihr einen zu basteln. Helena war sichtlich amüsiert. Nein, nicht nur sichtlich, auch hörbar. Die Heiterkeit in der rhetorischen Frage die sie stellte, verdeutlichte das. Nicht, dass sie etwas gegen einen Plüschhasen auszusetzen hatte, doch zweifelte sie auch in diesem Falle stark daran, dass das die Lösung auf das ihnen gestellte Rätsel war. „Ich habe leider auch keine Idee…“, stieß sie niedergeschlagen aus. Doch die verlorene, positive Stimmung war schnell zurückgefunden, als Charon mehr oder minder zur Geduld aufforderte. Sie sollten sich einfach mal umsehen und ihnen würde sicher ein Geistesblitz kommen. Die Lösung musste sich ja irgendwo auf dieser Etage befinden. Ausschlaggebend für das Zurückfinden der guten Laune war allerdings eher die Aufforderung ihm von ihrem gewünschten Plüschtier zu berichten. Als der Magier auf diese Vorstellung einer möglichen Lösung zurückkam, konnte Helena ein Kichern nicht unterdrücken. Nein, das hatte bestimmt nichts mehr mit der Aufgabe zu tun. Aber sie hatten ja wieder Zeit zum Plaudern. Mehr als sich umsehen konnten sie ja aktuell nicht. „Was für ein Plüschtier hätte ich gerne?“, sagte die Halbgöttin sich selbst noch einmal erinnernd auf. „Es wäre ein Geschenk, also sollte es eine persönliche Note beinhalten.“, sinnierte sie weiter. „Etwas, was mich an den Schenkenden erinnert, oder an die mit ihm verbrachte Zeit.“ Helena fielen auf die Schnelle eher Rahmenbedingungen ein, als eine konkrete Vorstellung. Dann schweiften ihre Gedanken zurück zu dem Laden, den Charon genannt hatte. Build-a-Bunny. „Hasen sind schon süß…“ Die Magierin kramte ein bisschen weiter in ihren Gedanken, versuchte sich ein Kuscheltier nach ihren Wünschen vorzustellen, kam aber von dem Hasengedanken auch nicht mehr weg. „Hast du denn schonmal ein Kuscheltier verschenkt?“, war eine Frage die ihr daraufhin in den Sinn kam und die sie unverzüglich mit ihrer Begleitung zu teilen gedachte.
Die Rätsel wurden definitiv schwieriger... Bei diesem hier musste Charon zugeben, dass er nicht auf eine eindeutige Antwort kam. Und das, nachdem er so überzeugt davon geprahlt hatte, wie leicht sein Intellekt diese Aufgaben knacken würde! Aktuell blieb eigentlich nur eine Möglichkeit: Das Ausschlussverfahren. Wenn er und Helena sich jeden einzelnen Laden auf diesem Stockwerk ansahen und die prüften, auf die das Rätsel zutreffen konnte, dann würden sie es zu Aufgabe Sieben schaffen... und damit hoffentlich zu den beiden Teams aufschließen, die gerade vor ihnen lagen. Es würde sie einen Moment kosten, aber es war der schnellste Weg. Darauf achtend, seine Gelassenheit nicht zu verlieren, während er an Helenas Seite durch den Gang lief und sein Blick über die Geschäfte glitt, führte Charon das Gespräch so ruhig wie möglich weiter.
„Das Königshaus? Beeindruckend! Gehörst du zu den Runenrittern oder zur privaten Garde?“, hakte Charon neugierig nach. Er hatte nicht immer nur gute Erfahrungen mit Runenrittern gemacht, aber wenn mehr so waren wie Helena, würde er sich sicher nicht an ihnen stören. So entspannt und abenteuerlustig, wie sie wirkte, war sie weit entfernt von dem Bild eines Spießers, das Charon mit den Rittern in Verbindung brachte. „Ich selbst bin ein hohes Tier in Crimson Sphynx. Wir müssen beizeiten einmal zusammen trainieren. Ich wollte schon immer sehen, welche Macht man mitbringen muss, um vom Adel Fiores anerkannt zu werden.“ Spannungen zwischen ihnen würden sicher nicht entstehen – zumindest nicht die schlechte Art. Mit einem Zwinkern zeigte der Finsternismagier, dass er nur gute Bilder davon im Kopf hatte, was zwischen ihnen passieren konnte. „Hm... ein Hase würde dich vermutlich nicht an mich erinnern...“, meinte Charon nachdenklich, während sein Blick an einer Tür hängen blieb. Einer offenen Tür, um genau zu sein, hinter der einer der Stempeltische stand, allein und unbedient. Moment, bedient? Laut dem Schaufenster war das hier ein Spieleladen – Zu Zweit, zu Viert, alle Miteinander war das Motto. War das Miteinander nicht auch Teil ihres Rätsels gewesen? Plötzlich blieb Charon stehen und schenkte Helena ein amüsiertes Lächeln. „Ich überlege mir etwas für dich“, meinte er selbstbewusst, nickte ihr zu. „Aber jetzt müssen wir erst einmal dieses Spiel gewinnen.“ Mit entschlossenem Schritt trat er auf den Laden zu, was ziemlich peinlich enden würde, wenn er falsch lag. Andererseits passte alles so gut. An einem Ort des Miteinanders fanden sie einen Stempel-Stand, an dem sie nicht wie bisher bedient wurden, sondern einer von ihnen das Stempeln – das Bedienen – selbst übernehmen musste. Eine bessere Antwort konnten sie nicht finden! „Oh, und nein... Bisher hat noch niemand ein Kuscheltier von mir bekommen. Du wärst die Erste.“
Und tatsächlich, die Lösung schien richtig zu sein. Auf dem Stempeltisch lag eine Liste mit verschiedenen Symbolen, von denen Charon nur ein einziges wiedererkannte – das gleiche Symbol, das auf ihrer Stempelkarte hinten drauf war. Daneben stand eine sechs, und das hier wäre ihr sechster Stempel. Mit diesen Listen konnte man wohl einschätzen, ob ein Team mit dem richtigen Rätsel in den Laden gekommen war; wenn sie noch keine fünf Stempel hätten, wären sie mit bloßem Glück hierher gelangt. Auch wenn niemand hier war, um für sie zu stempeln, merkte Charon doch, dass die Angestellten des Ladens ein Auge auf sie hatten, es wurde also darauf geachtet, dass das Team nicht betrog oder gar den Stempel mitnahm, sodass die anderen Teams, die hierher kommen mussten, ihre Chance verloren. Wie achtsam. „Wie schön zu sehen, dass Ihre Gruppe das Rätsel gelöst hat“, sprach er, während er den Platz hinter dem Stempeltisch einnahm und mit einem kecken Grinsen den Stempel hochnahm. „Wenn ich einmal Ihre Stempelkarte haben dürfte, junge Dame?“ Das nächste Rätsel war auch schon bereit, lag in einer laminierten Hülle unter der durchsichtigen Tischdecke. Auch diesen Zettel sollten sie wohl nicht mitnehmen. Das bedeutete auch, dass sie sich aus dem Kopf daran erinnern mussten, während sie unterwegs waren... aber als siebtes Rätsel würde es sicher nicht allzu einfach sein. Das Weißhaar runzelte beim Lesen leicht die Stirn.
ROYGBIV und mehr. Stern und Kugel, Oval und Rechteck. Eine Berührung, und es lässt dich nicht mehr los. Wir alle, an einem Ort.
Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten... Welches Potenzial liegt dann in mir?
Helena
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# 15 Mit ihrer Darstellung hatte Helena natürlich ein wenig dick aufgetragen. Als Runenritter stand man ja in Verbindung mit dem Königshaus in Fiore, doch sich als Magierin im Dienste des Königs zu bezeichnen? Das war viel mehr eine humorvolle Übertreibung. Darum grinste sie breit und nickte zustimmend, als Charon noch einmal nachhakte. „Ersteres. Ich bin eine Runenritterin, ja.“ Damit war all das Mysteriöse nur noch Schall und Rauch und damit auch schnell wieder verflogen. Helena dachte gar nicht daran, dass ihre Verbindung zu den Rune Knights irgendwelche Probleme verursachen könnte. Immerhin hatten die Zwei sich bisher doch super verstanden und beruflich war sie ja auch nicht da. Wenngleich ihr nicht fremd war, dass es unter Gildenmagiern so manche Anfeindung mit ihrer Institution gab, immer wieder. Und ein Gildenmagier war der Weißhaarige ja auch. Er stellte sich nämlich sogleich als „hohes Tier“ in Crimson Sphynx vor. Auf das, was er dann noch sagte, reagierte Helena indem sie ihren Kopf schief legte und ein peinlich berührtes Lächeln aufsetzte. „Nun ich bin kein hohes Tier bei den Runenrittern. Ich weiß nicht, ob ich die geeignete Trainingspartnerin für dich wäre.“ Wenn er tatsächlich einen hohen Rang innehatte, war er sicher stark. Doch abhalten würde es sie nicht. Jeden anderen vielleicht, aber garantiert nicht die Halbgöttin. „Wir könnten es auf jeden Fall mal versuchen!“ Es hatte keinen halben Satz gedauert, da hatte es sie nämlich wieder beim Ehrgeiz gepackt.
Dem Zwinkern entgegnete Helena mit einem warmen Lächeln. Dieser Magier war ihr sehr sympathisch. Er war ein hübscher Kerl und dazu noch so charmant. Kurz fragte sich die Wassermagierin, ob auch in ihm göttliche Gene schlummerten… Charon meinte noch, dass ein Hase vermutlich nicht auf ihre Beschreibung eines passenden Geschenkes zutraf, als er plötzlich so etwas wie einen Einfall zu haben schien. Er überlege sich etwas für sie, sagte er. Er wolle aber zuerst das Spiel gewinnen. Verwundert blickte sie ihn an. Er steuerte diesen Spielzeugladen an und reichte noch nach, dass er noch nie zuvor jemandem ein Kuscheltier geschenkt hätte. Helena wollte den Weißhaarigen grade etwas fragen, als sie diese Aussage kurz stocken ließ. Ein Hauch von Röte legte sich auf ihre Wangen und es dauerte einen Moment, ehe ihr wieder klar wurde was sie eigentlich noch sagen, beziehungsweise fragen wollte. „Ah! Hast du das Rätsel geknackt?“, warf sie ihm hinterher, ehe die Magierin sich dann beeilte wieder zu ihm aufzuschließen. Als Helena an dem Stand ankam, hatte Charon sich bereits hinter genau diesem platziert. Er zog eine Art Schauspiel auf, bei dem er selbst die Rolle eines Kaufhausmitarbeiters einnahm und ihr zum Lösen des Rätsels gratulierte. „Auf der anderen Seite stehen…“, murmelte die Marinakis vor sich hin, als es ihr wie Schuppen von den Augen fiel. Ihre nachdenkliche Mimik schwand und machte so einem strahlenden Lächeln Platz. „Ja, aber sehr gerne der Herr! Habt meinen Dank!“ Voller Freude überreichte sie ihrem eigentlichen Teampartner die Stempelkarte, für die auch er selbst verantwortlich war, damit er ganz im Sinne der Aufgabe selbst einen Stempel daraufsetzen konnte. Was er dann auch tat. Den sechsten Stempel hatten sie also. Es folgte Rätsel Nummer Sieben. „R – O – Y – G – B – I – V und mehr. Stern und Kugel, Oval und Rechteck. Eine Berührung, und es lässt dich nicht mehr los. Wir alle, an einem Ort.“, las Helena leise und primär für sich selbst vor. Auf Anhieb fand sie keinerlei Anhaltspunkte. Sie wusste gar nicht wo sie starten sollte. „Ist das erste eine Abkürzung? Rechteck, Oval…“ Bis dahin ging es auf, aber das Y war in keinem anderen Wort dieses Rätsels vertreten, außer in der in der Buchstabensuppe am Anfang. Auch war dort kein S für Stern und kein K für Kugel. Nein, das schien ein falscher Ansatz zu sein. Fragend blickte sie ihren Gefährten an. Das war wohl ein weiteres Rätsel für ihn.
„Ich finde es immer gut, gegen andere Magier anzutreten. Es gibt so viele Arten, Magie zu nutzen, dass man immer etwas aus so einem Kampf mitnehmen kann“, meinte Charon freundlich, ehe er der Ritterin ein herausforderndes Grinsen schenkte. „Außerdem denke ich doch, dass jemand mit so viel Selbstbewusstsein auch genug drauf hat, um das zu rechtfertigen!“ Wer hatte denn von Anfang an gesagt, dass sie immer gewinnen würde? Ja, gut, das waren sie beide gewesen, aber trotzdem wirkte sie nicht wie jemand, der vor einer Herausforderung zurückschrecken würde. Und nein, das tat sie auch nicht. Zumindest auf den Versuch ließ sie es gerne ankommen. „Ich freue mich darauf...“
Bevor sie gegeneinander kämpften, mussten die beiden aber noch ihren Kampf als Team zu Ende führen. Sie hatten gerade die vorletzte Aufgabe erreicht, ihre perfekte Gelegenheit, das bisschen Rückstand, das sie hatten, endgültig zu schließen. Die hübsche Marinakis schien sich an der ersten Abkürzung ein wenig aufzuhängen, die war in den Augen des Dargin aber nicht das Thema. „ROYGBIV ist eine vordefinierte Abkürzung. Sie steht für die Reihe der Farben im Regenbogen“, erklärte er, während seine Augen weiterhin den Text studierten. Er persönlich musste gar nicht über diesen Part nachdenken, weil er diese Buchstabenfolge schon oft genug in Büchern gelesen hatte, aber sie war wohl nicht jedem bekannt. „Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo, Violett. Das und mehr dahinter bedeutet wohl, dass es nicht nur um diese Farben, also nicht um Regenbögen geht. Der Satz soll wohl allgemein auf Farben hindeuten und der zweite Part – Stern, Kugel, Oval, Rechteck – sind Formen. Farben und Formen also.“ Das wirkte richtig. Farben und Formen war ein bekannter Ausdruck, der sich logisch aus den ersten beiden Zeilen ergab, also ein guter Bestandteil für ein Rätsel. Der Rest war nicht ganz so einfach, oder zumindest nicht annähernd so eindeutig. „Eine Berührung, und es lässt dich nicht mehr los...“, murmelte Charon, den schwierigsten Satz auf dem Zettel wiederholend. „Das könnte alles sein.“ Ein Rätsel war nur dann gut, wenn es eine eindeutige Antwort hatte – nicht zwingend eine offensichtliche, aber nur eine, auf die die Beschreibung wirklich zutraf. Das Gefühl hatte er hier gar nicht. „Also etwas in allen Farben und Formen, das dich festhält...? So etwas wie... ein Schleim...?“ Schleimkreaturen waren zwar nicht allzu häufig, aber sie kamen in vielen Farben vor, waren verformbar und galten im Allgemeinen als eher klebrig. Nur hatte das irgendwie gar nichts mit einem Kaufhaus oder einem der Läden hier zu tun. „Kinderspielzeuge vielleicht? So etwas wie Bauklötze? Die haben eigentlich nur eine Form... aber es gibt ja auch diese bunten Spielzeuge mit vielen verschiedenen Formen... hmm...“ Das wirkte legitimer, aber nicht wirklich so ganz richtig. Wenn man es so betrachtete, fielen ihm auch noch ein, zwei andere Sachen ein, die halbwegs passten. Kopfschüttelnd biss er die Zähne zusammen. Diese Uneindeutigkeit war frustrierend. „Vielleicht lese ich den letzten Part auch falsch... Wir alle an einem Ort muss jan nicht heißen, dass es nur eine Sache ist. Vielleicht sind auch viele Sachen an einem Ort. Farben, Formen und etwas, das dich nicht loslässt... Etwas Klebriges? Leim? Teig?“ Etwas zu Essen, seien es Früchte oder Kuchen, wirkte legitim, aber wortwörtlich war eine Art Bastelladen sehr treffend. Da gab es definitiv Farben, es gab Formen zum Ausschneiden oder in Bastelbüchern, Kleber und Leim würde man auch finden... Aber Spielzeuge passten auch irgendwie. „Ich tendiere zu einem Bastelladen oder einer Bäckerei... im Erdgeschoss müsste Ersteres sein. Alles mit Essen ist im Untergeschoss.. aber ganz sicher bin ich nicht. Wenn wir da jetzt beide runter hetzen und es ist falsch, verlieren wir eine Menge Zeit“, bemerkte der Magier und schüttelte den Kopf. Vielleicht war es das Beste, wenn sie sich kurz aufteilten. „Was hältst du davon, wenn du vorgehst? Guck im Erdgeschoss, ob du den richtigen Laden findest. Ich behalte die Karte und schaue mich noch einmal hier oben um“, schlug er vor und steckte die Stempelkarte ein. „Wenn ich hier den richtigen Laden nicht finde, komme ich runter ins Erdgeschoss. Wir treffen uns an der Treppe und du sagst mir, ob du den Stempel gefunden hast. Wenn ja gehen wir direkt zum richtigen und wenn nicht, dann muss er im Untergeschoss sein. Dann verlieren wir keine unnötige Zeit.“
# 16 Nur weil Helena sich selbst nicht unbedingt so stark wie Charon einschätzte, einfach aufgrund seines Standes, den er scheinbar in seiner Gilde inne hatte, hieß das nicht, dass sie davor zurückschrecken würde sich ihm entgegenzustellen. Crimson Sphynx war eine der Top Gilden des Landes. Jemand, der von sich behauptete dort ein hohes Tier zu sein, musste einiges auf dem Kasten haben. Er wäre vermutlich eine wahre Herausforderung für sie und wie die Halbgöttin zu Herausforderungen stand, daraus machte sie ja nie einen Hehl. „Ich auch.“, entgegnete sie also grinsend auf die ausgedrückte Vorfreude.
Was das Rätsel betraf, so klärte Charon seine Gefährtin gleich darüber auf, was dieses komische Wort, beziehungsweise die Abkürzung R.O.Y.G.B.I.V. bedeutete. Dieses Rätsel war also sehr schnell gelöst. Die Buchstaben standen für die Farbreihenfolge eines Regenbogens, nämlich von oben nach unten: Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo und Violett. Die Schlussfolgerung des Magiers führte ihn zu weitaus weniger Worten als im Rätsel standen. Farben und Formen. „Ah, verstehe…“, merkte Helena an. Tatsächlich hatte sie das mit den Regenbogenfarben nicht gewusst. Dabei sah sie aufgrund ihrer Magie doch wahrscheinlich häufiger welche, als es andere Personen taten. Charon fing dann gleich an zu sinnieren, was etwas mit Farben und Formen zu tun hatte und einen nicht mehr losließ. Letzteres war ja auch noch Teil dieses Rätsels. Schleim… Weiter führte sein Weg ihn zu Kinderspielzeug, welches aber wieder primär auf Farben und Formen zutraf. „Farben und Formen… Ein Bastelladen? Kleber?“ Das war zumindest die einzige ihrer Ideen, in denen sich das nicht Loslassen, in klebriger Form mit verschiedenen Formen und Farben zusammenbringen ließ. Der Weißhaarige hinterfragte derweil seine eigene Analyse und warf noch Begriffe wie Teig oder Leim in den Raum. „Klebrige Backwaren?“, fragte die Wassermagierin deutlich belustigt von der Vorstellung, Teilchen aufzunehmen, die einem dann nicht mehr von der Hand wollten. Oder war es gar ein Teigmonster, welches sich ihnen gegenüberstellte? Nein, da ging die Fantasie der Heldin mit ihr durch. Diese ganze Veranstaltung war auch für Nichtmagier gedacht. Ein Kampf käme da nicht in Frage, kein gefährlicher jedenfalls. Vielleicht war das Teigmonster ja auch nur ein paar Zentimeter hoch… Das war nicht zielführend. Viel zielführender war es – so dachte jedenfalls der Crimson Sphynx Magier – sich aufzuteilen. Er dachte an die Zeit, von der sie vermutlich nicht mehr viel hatten und es würde einiges davon sparen, wenn die Zwei sich aufteilten. Helena nickte zustimmend, während sie seinem Vorschlag lauschte. Sie sollte eine Etage hinunter, um sich wieder bei den Essensläden umzusehen, ob sie dort etwas zutreffendes fand. Wenn also einer gegen das Teigmonster kämpfen musste, dann wäre sie das! Jedenfalls wollte Charon auf dieser Etage bleiben um sich dort mal ein wenig umzusehen. „Okay, klar!“ Die Halbgöttin stimmte ohne zu zögern zu. Es ging schließlich immer noch darum, diesen Wettbewerb für sich zu entscheiden. Dieser war mittlerweile weit fortgeschritten und es sah aktuell noch sehr knapp aus. Das Aufteilen wirkte auch für sie sehr sinnvoll. „An der Treppe dann, okay.“, wiederholte sie, auch um sich selbst nochmal den Treffpunkt zu verinnerlichen. „Dann viel Glück! Bis gleich.“ Helena grinste dem Magier noch einmal entgegen und machte sich dann auch schon auf den Weg nach unten. Schnurstracks ging sie auf die Treppe zu, die sie dann auch nahm. Dabei bemerkte sie nicht wie sie zuerst beobachtet und dann sogar verfolgt wurde…
Mit der vorletzten Frage standen die beide Magier vor einer Herausforderung der Uneindeutigkeit. Nicht sicher, welcher Weg der richtige war, entschloss sich Charon, dass es der beste Weg war, sich kurz aufzuteilen, und Helena stimmte ihm zu. „Sehr gut. Wir sehen uns gleich“, nickte er, ehe er sich auch schon beeilte, das Stockwerk zu durchlaufen. Schnelligkeit war nicht seine größte Stärke, aber wenn er etwas hastete, sollte er bald seine Antwort haben. Und tatsächlich, da war er, ein Spielzeugladen. Zielsicher trat Charon hinein, sah sich um... und konnte keinen Tisch mit Stempel sehen, wie er in den anderen Läden gewesen war. Okay, falsche Antwort. Also wieder raus aus dem Laden und weiter im Text...
Mit einem sicheren Abstand folgte Morris Helena die Treppen hinab ins Untergeschoss. Also hatte sich dieses Team jetzt auch schon entschieden, sich aufzuteilen... Er wusste, dass er und sein Partner vorne lagen, auch wenn er nicht einschätzen konnte, wie lange Cliff brauchen würde, um den achten Stempel zu besorgen. Dem einzig anderen Team, das sich gerade seinen siebten Stempel abgeholt hatte, hatte er bereits im wahrsten Sinne des Wortes eine Mauer in den Weg gestellt, also musste er sich um die keine Gedanken machen... aber die hübsche Schnalle hier und ihr Boy Toy hatten ganz schön zugelegt, seit er sie an der Treppe abgefangen hatte. Sich für Lau einen Einkaufswagen vollzustopfen mit Allem, was er wollte, war etwas, das sich keiner der beiden Kerle entgehen lassen wollte, und wenn sie das diesmal machen konnten ohne jedes Risiko, zurück in den Bau zu müssen, dann würde Morris die Gelegenheit nicht verstreichen lassen. Den Kragen seiner glänzenden, mit Stacheln besetzten Lederjacke zurück schlagend warf er den Zahnstocher, auf dem er herumgekaut hatte, zur Seite und steckte die Hände in die Taschen seiner engen, schwarzen Lederhose, während er gemächlich von der Treppe trat und dem Weg folgte, den die Godslayerin eingeschlagen hatte. Dass es sich bei den beiden Gegnern, die seinem Team den größten Ärger machten, um Magier handelte, war unglücklich, aber dank seiner Spionage hatte er zumindest eine ungefähre Ahnung davon, worauf er sich einzustellen hatte. Dadurch, dass sie sich getrennt hatten, sollte er eine gute Gelegenheit haben, die beiden überraschend außer Gefecht zu setzen. Kaum war Helena in einer Bäckerei verschwunden, breitete sich auch schon ein Grinsen auf dem Gesicht des Halunken aus. Er zog langsam eine Hand aus der Tasche und richtete sie auf den Laden, in dem sie sich befand. Zeit, sie einzukesseln! In der Luft vor ihm bildeten sich Ziegelsteine, erst ein paar wenige, dann immer schneller mehr und mehr, die sich auf den Boden vor der Tür und den Schaufenstern legten, dann aufeinander, Lage um Lage um Lage. Innerhalb kürzester Zeit bildete sich eine komplett abgeschlossene Mauer, als wäre an der Stelle, an der eben noch eine Bäckerei gestanden hatte, nicht mehr als eine Wand. Als hätten sich die Menschen hier nur eingebildet, dass da je ein Laden gewesen war. Ein paar überraschte Blicke hatte Morris damit zwar auf sich gezogen, aber das war ihm herzlich egal. Gegen das Gesetz waren diese Mauern auf jeden Fall nicht, und in den Regeln des Wettbewerbs stand auch nichts dazu. Die Hände wieder in seine Hose schiebend wandte er sich ab, zufrieden mit dem Gedanken, dass das Mädel mit dem heißen Crop Top erst einmal nirgendwo hingehen würden. Vielleicht konnte er ja ein bisschen was von ihr verlangen dafür, sie später wieder freizulassen...
# 17 Die Zwei hatten es geschafft sich als Team zusammenzufinden. Zwei Einzelgänger, oder zumindest selbstbewusste Persönlichkeiten, die es doch hinbekamen irgendwie als Team zu agieren. Doch nun war es wieder Zeit die eigenen Wege zu beschreiten, jedenfalls für einen Moment. Sie teilten sich auf. Eine Entscheidung, die in diesem Falle tatsächlich sinnvoll war, nicht wie in so manchen Horrorgeschichten. Sie hatten zwei Theorien zu dem aktuellen Rätsel. Zwei potenzielle Ziele, die auf unterschiedlichen Etagen zu finden waren. Sie waren zwei Personen. Es lag einfach nahe, dass eine von ihnen das Stockwerk wechselte, um dort nach der richtigen Antwort zu suchen. Das war in diesem Falle Helena. Sie zögerte nicht lange, wünschte Charon noch viel Glück und hastete dann zur Treppe. Helena achtete kaum auf ihre Umgebung. Zumindest achtete sie nicht auf die Personen, die sich um sie herum bewegten. Die Läden an denen sie vorbei lief nahm sie schließlich genau unter die Lupe. Solange, bis sie schließlich eine Bäckerei entdeckte. „Ah! Bäääh-kerei schmusiges Schaf.“, las die Magierin das Schild über der Tür in üblicher Zimmerlautstärke vor, bevor sie eintrat. „Ulkiger Name.“ Mit einem Lächeln auf den Lippen schaute sie sich um. Ihr Blick fiel zunächst auf die Dame hinter dem Tresen. Eine junge Frau, allem Anschein nach ein Tiermensch und wenn Helena den Namen dieses Ladens richtig deutete, vermutlich die Besitzerin der Bäckerei. Sie war nicht sehr groß, vielleicht 1,60m, schaffte sie es doch grade über ihre gläserne Vitrine zur Auslage von Speisen drüber zu schauen. Sie hatte helles, blondes Haar, unverkennbare Schafsohren und trug einen Pullover, der ebenfalls aussah, als entstamme die Wolle davon einem Schaf. „Guten Tah-ah-ah-ag. Was kann ich für Sie tun?“, fragte die junge Dame. Die Halbgöttin musste sich ein Lachen verkneifen, wollte sie doch nicht unhöflich auftreten. Nicht, dass sie die junge Frau auslachen würde, doch ihr Auftreten wirkte eben belustigend und ein wenig niedlich auf sie. Helena öffnete bereits ihren Mund um ihre Frage nach dem Stempeltisch zu äußern, da vernahm sie Geräusche, die ihr die Sprache verschlugen. Es war ein seltsames klackern, so als schlug jemand wieder und wieder Steine gegeneinander. Die Magierin fuhr herum und konnte grade noch das fiese Grinsen einer Person erkennen, bevor sich weiter Stein auf Stein sortierte, was ihr letztlich die Sicht auf den Fremden vollständig nahm. „Was zum-“ Verwirrt richtete sie ihren Blick erneut auf die Bedienung hinter ihr. Die Verwunderung, die auch ihr ins Gesicht geschrieben war, sprach Bände. Die Dame hatte selbst keinerlei Ahnung was da vor sich ging. „He-he-he-hey! Was macht er mit meinem Laden?!“, meckerte die Schafsdame empört, eine Hand zur Faust geballt und an den eigenen Brustkorb gelegt. „Er… Er hat uns eingemauert.“, erklärte Helena, als wäre das nicht offensichtlich. Die Tatsache, dass sie so verdutzt war, nahm ihr das Urteilsvermögen was derlei selbsterklärende Handlungen anging für einen Moment. Helena näherte sich der Mauer, sobald sie den ersten Schock überwunden hatte. Sie versuchte einzelne Steine zu drücken, schlug letztlich aber frustriert mit ihrer Faust dagegen, als dies nicht funktionieren sollte. „Keine Sorge, ich kümmere mich schon darum. Diese Mauer steht nicht sehr lange.“ Helenas Stirn legte sich in Zornesfalten, die sich allerdings schnell wieder auflösten, als ihr eine gewisse Sorge in den Sinn kam. Zögerlich wandte sie sich der Verkäuferin wieder zu. „Ähm, sind Sie eigentlich gegen Wasserschäden versichert?“ Der jungen Frau war anzusehen, dass sie keinerlei Ahnung hatte, worauf die Magierin da grade hinauswollte.
Zufrieden wandte sich Morris ab, die Hände in den Hosentaschen, in Gedanken bereits dabei, was er sich alles für lau kaufen wollte und was er mit der hübschen Schwarzhaarigen anstellen würde, wenn sie heulend hinter seiner Mauer lag und darum flehte, dass er ihr endlich die Freiheit schenkte. Allein dafür hatte sich die Mühe gelohnt, das bisschen Magie zu lernen, das er beherrschte. Er war nicht so muskulös wie sein Kumpel, nicht so körperlich stark, aber seine Ziegel-Zauber genügten, um die meisten durchschnittlichen Menschen unter ihm zu halten. Mit einem schmierigen Grinsen warf er einen letzten Blick über die Schulter. Ja, alles lief gut heute für den guten, alten Morris. Jetzt musste er nur noch den Schnösel mit den weißen Haaren aus dem Weg räumen...
Überrascht weiteten sich die Augen des Halunken, während hinter ihm die Mauer, die er so schön errichtet hatte, aufplatzte, begleitet von einem Schwall schwarzen Wassers. Ziegelsteine wurden durch die Luft geschleudert, landeten krachend auf dem Boden, einer sogar in dem Schaufenster eines gegenüber liegenden Geschäftes, während einzelne Zivilisten schnell aus dem Weg liefen, um selbst nicht getroffen zu werden. „Was zur Hölle...?", fauchte Morris, spürte, wie sich der Schweiß an seiner Stirn bildete, als er die Frau, die er dort eigentlich eingesperrt hatte, aus der Bäckerei treten sah. Er hatte keine Ahnung, wie lange sein Kumpel brauchen würde, um den letzten Stempel zu bekommen, aber so selbstbewusst, wie er gesagt hatte, dass er die anderen Gruppen beschäftigen würde, konnte er jetzt nicht einfach abhauen. Wer hätte auch gedacht, dass noch andere Magier darunter waren? Anders konnte er es sich nicht erklären. Kein normaler Mensch konnte einfach so eine Mauer sprengen! Aber gut, schlussendlich war das auch nur eine Frau. Sie mochte ein bisschen Mana in ein bisschen Wasser umwandeln können, aber das würde nicht reichen, um einen cleveren und kräftigen Mann wie Morris zu besiegen, nicht wahr? Wenn überhaupt, dann war sie es, die sich vor ihm in Acht nehmen musste. Den Schock von eben abschüttelnd drehte sich Morris zu Helena und grinste sie an, während er seinen Hals leicht streckte. „Hey, Süße. Was machst du denn hier draußen?“, sprach er sie an, hob seine linke Hand zum Gruß, während die rechte in seiner Hosentasche blieb. „Hast echt Glück, dass du mir allein über den Weg läufst, Baby. Dein Stecher ist nicht hier, hm? Dann lass uns doch ein bisschen Spaß zusammen haben.“ Daumen, Ringfinger und kleinen Finger seiner erhobenen Hand einklappend wurde aus einem Gruß ein Peace-Zeichen, und nur Sekunden später hob Morris dieses V vor seinen Mund, um seine Zunge durch zu strecken. Eine vulgäre Geste, aber eine eindeutige. Während er darauf wartete, dass sich sein Gegenüber für ihn praktisch auszog, entstanden in der Luft um Morris herum drei weitere Backsteine, schwebten um seinen Körper, nur darauf wartend, auf Helena geschleudert zu werden. „Komm schon“, forderte er sie auf, wies sie mit einer einfachen Handbewegung dazu auf, näher an ihn heran zu treten. „Wenn du es mir nicht einfach machen willst, geht’s auch auf die harte Tour...“
# 18 Natürlich hatte die Schafsdame keine Ahnung worauf Helena mit ihrer Frage hinauswollte. Diese besaß aber auch nicht die Muße sich intensiv damit auseinanderzusetzen, der Frau ihre Situation und vor allem ihr Vorhaben genau zu erklären. Da war grade jemand, der sie mit Hilfe seiner Magie in der Bäckerei eingeschlossen hatte und das verstand die Halbgöttin keineswegs als Spaß. Vermutlich handelte es sich bei dieser Person um einen Kontrahenten in der vom Center veranstalteten Schnitzeljagd. Wer sonst sollte auf die Idee kommen sie hinter einer magischen Mauer verschwinden zu lassen? Welche anderen Gründe sollte es sonst geben? Helena hatte leider nicht genau gesehen wer es war. Sie hatte in ein Gesicht geblickt, kurz bevor die Sicht versperrt war, doch es ging alles so schnell. Außerdem flogen Steine von A nach B und kreuzten dabei immer wieder ihr Sichtfeld. Doch dieser Kerl würde noch sehen! Helena ging in die Hocke. Sie spannte ihre Arme an, spreizte diese ein wenig vom Körper und sammelte dann schließlich Mana in ihnen. Als sie das gesammelte Mana aktivierte, sammelte sich mehr und mehr pechschwarzes Wasser an ihren Unterarmen. Es wirkte so, als fließe es von allen Regionen ihres Körpers hin zu den Armen, nur dass der Ursprung nicht auszumachen war. Schließlich ummantelte eine dicke Schicht des Wassers die beiden Gliedmaßen. „Water God’s Punching Gloves!“, stieß Helena wütend murmelnd aus. Mit diesen magischen ‘Boxhandschuhen‘ näherte sie sich der Ziegelwand, um dann darauf einzuschlagen. Immer wieder und vor allem immer schneller schlug sie zentral auf dieselbe Stelle in der Mauer. Sorgen um ihre Knöchel musste sie sich dabei nicht machen. Das Wasser fing die Gegenkraft, die von der Wand ausging ab und ihre Faust erreichte nie den Stein selbst. Das göttliche Wasser arbeitete quasi für Helena mit. Es dauerte einige Schläge, dann spürte die Halbgöttin Fortschritte. „Komm schon…“, sprach sie eher zu sich selbst, als zu jemand anderem. Die Schafsdame hinter dem Tresen hatte die Hände vor ihr Gesicht geschlagen und schaute ihrer Kundin durch ihre feingliedrigen Finger hindurch besorgt zu. Sie verstand überhaupt nicht was da vor sich ging. Helena indes bemerkte, wie einzelne Steine auf die sie schlug sich langsam aber sicher verschoben. „Ein Bisschen noch!“ Sie legte sich noch einmal richtig ins Zeug und zertrümmerte die Wand schließlich mit einem einzelnen, kräftigeren Schlag. Mit diesem finalen Hieb löste sie auch gleich ihren Zauber auf. Das schwarze Wasser, welches grade noch an ihren Armen haftete, als ziehen diese es magnetisch an, floss auf den Boden des Einkaufszentrums und schwappte dabei in Richtung des Mannes, der für diese spaßige Aktion verantwortlich war. Er hatte der Mauer und damit Helena schon den Rücken zugekehrt und änderte dies erst, als er dein Fall seines Bauwerkes bemerkte. Die Halbgöttin blickte den Mann finster an. Der Kerl erdreistete sich doch tatsächlich, die Magierin gleich in einer ekelhaften Manier anzuflirten. Wenn man das überhaupt noch flirten nennen konnte. Nein, er war respektlos und sprach in einem Ton zu der Runenritterin, der ihr überhaupt nicht schmeckte. Mehr noch, er unterstrich seine Ansprache mit einer äußerst vulgären Geste. Helena zweifelte an, dass solch ein Vorhaben jemals bei einer Frau gefruchtet hatte, vertiefte ihre Gedanken zu dem Thema allerdings nicht wirklich. Priorität hatte etwas anderes. Helena biss ihre Zähne fest aufeinander. Ihre Hände hatten die Haltung der geballten Faust seit Beginn ihrer Befreiungsaktion nicht mehr verlassen. „Erbärmlicher Wurm!“, schmiss sie dem Kerl angewidert entgegen. Dann ging sie langsam, Schritt für Schritt vorwärts. „Ich mach’s gerne auf die harte Tour.“, entgegnete sie dann, gefolgt von einem schelmischen, jedoch finsteren Grinsen. Die Zweideutigkeit ihrer Antwort war ihr durchaus bewusst, sie war mit Absicht gewählt. Aber dieser Kerl würde sich nicht lange daran erfreuen können, soviel stand fest. Als klar war wie es laufen würde, schleuderte der Typ die Steine, die er zuvor schon erschaffen hatte auf die Magierin. Diese hob ihre Arme, um ihr Gesicht abzuschirmen und wehrte die Geschosse damit ab. Die Treffer schmerzten, was Helena ein schweres Seufzen entlockte, doch da musste sie durch. Dieser Mistkerl sollte für diese Aktion büßen und genau dafür würde sie noch sorgen!
Zauber:
Water God’s Punching Gloves TYP: Lost Magic ELEMENT: Wasser KLASSE: I MANAVERBRAUCH: 15 (12) pro Minute MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber konzentriert der Magier in einer oder beiden Händen Mana, um sie mit pechschwarzem Wasser zu umgeben. Dieses erhöht den Wiederstand an jenen Stellen und verstärkt durch das zusätzliche Gewicht die ausgeteilten Faustschläge. Die getroffenen Stellen werden nass, was auf Dauer dazu führen kann, dass sich die Kleidung des Gegners vollsaugt und seine Bewegungen erschwert. Auf beide Hände angewendet, kostet der Zauber doppelt so viel Mana.
Charon für seinen Teil ahnte gar nicht, dass seine liebenswerte Begleiterin gerade zwei Stockwerke unter ihm Mauern einschlagen und sich gegen einen Betrüger wehren musste, der bereits die beiden anderen hübschen Frauen eingesperrt hatte, die ihm im Zuge dieses Spieles aufgefallen waren. Er selbst war in Gedanken eher bei dem Rätsel, über dem er noch immer brütete, nicht sicher, ob die Aufteilung wirklich die beste Idee gewesen war. Hier oben fand er auf jeden Fall nicht den Stempel, den er suchte. Nach einer Prüfung aller Läden, die halbwegs zum Rätsel passen würden, kam er zunehmend zu dem Schluss, dass die wahrscheinlichste Antwort wohl auch die richtige sein musste. Also doch ein Bastelladen? In dem Fall war Helena zumindest schon einmal im richtigen Stockwerk, er musste nur noch den Weg zu ihr finden. „Ich hätte gleich bei ihr bleiben sollen...“, murmelte er vor sich hin, enttäuscht, dass er sich von Unsicherheiten hatte leiten lassen. Ja, das Rätsel war ein wenig uneindeutig, aber nicht so uneindeutig, und sie waren beide der Meinung gewesen, dass der Bastelladen die höchste Wahrscheinlichkeit hatte. Es war vermutlich der Zeitdruck und das Wissen, dass zwei Teams noch vor ihnen lagen, die ihn dazu bewegt hatten, lieber auf Sicherheit zu gehen. In Gedanken versunken tauchte er bei der Treppe auf... und stoppte. Da stand er doch wieder, der schmierige Typ, der so stolz auf seine Muskeln war und vorhin schon versucht hatte, Helena anzumachen. Der ging ihm ja so richtig auf die Nerven. Die Art wie er aussah, wie er redete, sein unverdientes Selbstbewusstsein. „Na, sieh mal einer an. Bist ja immer noch hier.“ Mit vor der Brust verschränkten Armen blieb der Hüne direkt vor Charon stehen, blockierte damit seinen Weg zur Treppe, während er auf ihn herab sah. „Wo ist deine kleine Schnecke hin? Warst ihr wohl zu langsam? Sie sah aus, als hätte sie lieber nen Kerl, der was drauf hat.“ Mit einem überheblichen Grinsen blickte Cliff die wenigen Zentimeter, die er größer war, auf Charon herab. Die Zähne zusammenbeißend ballte Charon eine seiner Hände zur Faust, musste sich zurückhalten, um nicht finstere Energie zu sammeln, mit der er den Größeren in den Boden stampfen könnte. Nein, für ihn als Magier wäre es eine Schande, jemanden zu attackieren, der ihm nichts getan hatte – nicht direkt zumindest. „Ich war gerade auf dem Weg zu ihr“, meinte er also, blieb komplett ruhig. Die Befriedigung, Zorn in seiner Stimme zu hören, würde er dem Mistkerl nicht geben. „Also mach Platz. Du bist mir im Weg.“ „Pah.“ Ein paar Momente starrten sich die beiden Männer gegenseitig an, warteten darauf, dass der jeweils Andere einen Rückzieher machte. Dann zuckte Cliff mit den Schultern und trat an Charon vorbei – nicht, ohne ihn dabei ordentlich mit der Schulter anzurempeln. „Tu, was du nicht lassen kannst. Die Kiste ist für euch zwei eh gelaufen.“ Überheblich hob er seine Stempelkarte hoch, und Charon sah, was er befürchtet hatte: Anders als er und Helena hatten die beiden Kerle inzwischen ihren siebten Stempel. Und wenn er hier oben war, dann wusste er, wo er den achten bekommen würde. Das Rennen näherte sich dem Ende, und die beiden Magier waren noch immer im Rückstand.
„Das werden wir noch sehen.“
Als ob er gegen solche Versager verlieren würde. Mit stolz erhobenem Kinn trat Charon die Treppe hinab, machte sich auf den Weg herunter zu Helena. Sie musste die Stelle gefunden haben, an der der vorletzte Stempel auf sie wartete, und dann waren sie wieder gleichauf. Der Sieg würde ihnen gehören, komme was da wolle...
# 19 Helena hatte ja gar keine Ahnung, was für eine Begegnung Charon in der Zwischenzeit hatte. Dieses Team war wirklich eines voller Ekelpakete. Zu gerne würde sie in diesem Wettbewerb triumphieren und oben vom Thron auf die Mistkerle herabblicken. Gab es einen Thron? Vermutlich nicht. Doch das Gefühl des Sieges über diese Maden würde ihr zur Not auch reichen. Für diesen Wunsch reichte es vollkommen aus, ihr eigenes Erlebnis zu haben. Sie brauchte die Erzählung Charons auch gar nicht. Wenn der Kerl, der sie eingemauert hatte, nicht aufpasste, ähnelte seine Visage bald wirklich der Geste, die er grade noch gezeigt hatte. Dann konnte er versuchen sein Essen mit der Zunge aus seiner Schale zu lecken, weil er dann nämlich nicht mehr kauen konnte! Oder er nutzte einen Löffel… Der Typ war jedenfalls sehr amüsiert von der Wortwahl der Halbgöttin. „Mach’s gerne auf die harte Tour“. Sollte er nur lachen, solange er noch konnte. Helena seufzte Schmerz heraus, als der Ziegelstein auf ihren Arm traf. Doch die Tatsache, dass er seine Steine von sich gestoßen hatte, machte ihn auch ein Stück weit angreifbar. Helena jedenfalls sah darin ihre Chance. Sie linste hinter ihrer Deckung hervor, sah ihre Gelegenheit und stürmte mit geballten Fäusten vor. Ohne sich zurückzuhalten ging sie vor dem Mann in eine geduckte Haltung, um ihm gleich mal eine links rechts Kombination in die Magengrube zu verpassen. Irritiert von der niedrigen Position der jungen Frau, hatte der Kerl ihr nichts entgegenzusetzen. "H-Hey! Nicht so stürmisch!", sprach er, nachdem ihm kurz die Luft weggeblieben war. Instinktiv hatte er sein Knie hochgezogen, um Helena eine zu verpassen. Diese agierte ebenfalls aus ihrer Intuition heraus und stemmte erneut ihre Arme gegen diesen Angriff. Er drückte sie ein, zwei Schritte rückwärts und sorgte wieder für eine gewisse Distanz zwischen ihnen. Das würde vermutlich blaue Flecken hinterlassen haben, wenn sie später daheim ihre Handschuhe abstreifte. Helena grinste dem Kerl fies entgegen, wohingegen er weniger erfreut zu sein schien. "Bist ja eine richtige Ziege!", klagte er, nutzte aber dennoch die Chance einen weiteren Spruch abzugeben. "Ich steh auf wilde Weiber!" Nun grinste auch er, was Helena ein Gefühl der Übelkeit aufkommen ließ. „Ach halt doch die Klappe!“, entgegnete sie genervt. Dabei ging sie erneut auf den Mann zu, die Fäuste wieder erhoben. Wie schon zuvor in der Bibliothek sammelte sich pechschwarzes Wasser um ihre Hände. Der Mistkerl schaute etwas irritiert, als sie nach ihm schlug. Er fragte sich wohl ob das tatsächlich Wasser sein sollte, hatte es doch diese markante Farbe. Helenas Schläge kamen jedenfalls mit einer ordentlichen Wucht direkt auf ihn zu. Wenn es sein musste, würde sie ihm sein dreckiges Mundwerk noch auswaschen!
Zauber:
Water God’s Punching Gloves TYP: Lost Magic ELEMENT: Wasser KLASSE: I MANAVERBRAUCH: 15 (12) pro Minute MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber konzentriert der Magier in einer oder beiden Händen Mana, um sie mit pechschwarzem Wasser zu umgeben. Dieses erhöht den Wiederstand an jenen Stellen und verstärkt durch das zusätzliche Gewicht die ausgeteilten Faustschläge. Die getroffenen Stellen werden nass, was auf Dauer dazu führen kann, dass sich die Kleidung des Gegners vollsaugt und seine Bewegungen erschwert. Auf beide Hände angewendet, kostet der Zauber doppelt so viel Mana.
„Helena?“ Als Charon im Erdgeschoss ankam, sah er sich erst einmal kurz nach seiner Begleiterin um, die eigentlich hier auf ihn warten sollte, nachdem sie die Geschäfte überprüft hatte. Sie war nicht hier... Bedeutete das, dass sie mit ihrer Runde noch nicht durch war? Schwer zu sagen, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. Eventuell hatte sie sich ablenken lassen... oder aber, sie hatte den richtigen Laden gefunden und wurde dort irgendwie aufgehalten. So oder so musste Charon wohl nach ihr suchen. Typischerweise begann man die Runde in einem Gebäude wie diesem von links und ging nach rechts durch, also würde er in die entgegengesetzte Richtung. Dann müsste er ihr ja entgegen kommen. „Ich hoffe, bei ihr ist alles in Ordnung...“
Der Magier ahnte nicht, dass seine Kameradin gerade ein Stockwerk unter ihm in einen Kampf verwickelt war. Woher sollte er das auch wissen? Wenn man ihn fragte, sollte sie sich eigentlich mit ihm im Erdgeschoss befinden, und dass ihre Gegner zu so drastischen Maßnahmen greifen wollten hatte er auch nicht vorhergesehen. Stattdessen war er tatsächlich überrascht, als er in den Bastelladen eintrat und merkte, dass er die Marinakis weder auf dem Weg hierher, noch im Geschäft selbst entdecken konnte. Nachdenklich stützte er sein Kinn auf seine rechte Hand, legte seine Stirn in Falten. Es war schwierig, sich in einer Situation wie dieser keine Sorgen zu machen... Aber gleichzeitig fiel ihm etwas ins Auge. Ein kleiner Tisch, darauf ein Stempel, dahinter eine fröhliche junge Dame. Das hier... war der richtige Ort. Das hier war der siebte Stempel. „Sieht aus, als hätte ich gefunden, was ich suche“, meinte der Dargin zufrieden, ein Lächeln auf seine Lippen zurückkehrend, während er seine Hand hob, um die Stempelkarte vorzuzeigen, die zwischen seinen Fingern lag. Sein Gegenüber gab das Lächeln zurück, kicherte sogar ein wenig, während sie einen leichten Knicks machte. „Das ist gut möglich“, erwiderte sie amüsiert und hob mahnend einen Finger. „Aber das heißt noch lange nicht, dass du auch bekommst, was du willst! Ein bisschen mehr anstrengen musst du dich schon!“ Mit fröhlichem Schritt trat sie neben ihr Tischchen, ehe sie einen kleinen Griff an der Seite packte und daran zog, um eine große Schublade hinauszuziehen. Im Inneren fanden sich Papiere, Kartonstücke, Leim, allerlei Bastelwerke... und eine Figur. Eine kleine, handgemachte Figur, die die junge Dame heraus nahm und vor sich auf den Tisch stellte. Es handelte sich um ein kleines Tierchen, ein Vierbeiner, gelb mit hellbraunen Streifen, die es hier und da zierten. „Zeit ein wenig Geschick. Fingerfertigkeit. Gib dir Mühe“, meinte die Dame und grinste, während sie in die Schublade deutete. „Hier sind alle Mittel, die du hast, um diese Figur nachzustellen. Sobald ich finde, dass sie ähnlich genug aussehen, kriegst du deinen Stempel! Also, husch, husch!“
# 19 Helena ahnte ja nicht, dass es zwischen Charon und ihr ein kleines Missverständnis gab, was die Aufteilung der Stockwerke anging. Sie war schlichtweg einfach falsch gelaufen und hatte sich dadurch auch noch in Schwierigkeiten gebracht. Das wäre vielleicht nicht geschehen, hätte sie das richtige Stockwerk gewählt. Vielleicht hätte der Kerl sie dann nicht gesehen und sie dadurch auch nicht einmauern können. Doch das waren viele Eventualitäten. Zu ändern war an der Situation nichts mehr. Helena hatte sich hineinmanövriert und musste schauen wie sie da wieder rauskam. Zumal sie von ihrem Fehler ja ohnehin noch nichts wusste. Zornig schlug die Magierin nach ihrem Gegner. Dieser wehrte ihre Hiebe notdürftig mit seinen Armen ab. Hin und wieder gelang ihr ein Treffer auf seiner Brust oder auf seiner Schulter. „Ja, lass dich ruhig aus.“, spornte der Maurermeister sie auch noch an. Als er realisierte, wie triefend nass seine Kleidung mit der Zeit war, erkannte er das als weitere Chance für einen dummen Spruch. „Wet T-Shirt Contest? Ziehst du gleich nach?“ Zu gerne hätte er gesehen, wie das weiße Oberteil der Magierin feucht wurde. Als Antwort brachte Helena nur ein verärgertes Grummeln von sich. Es wurde definitiv Zeit die Rücksicht aufzugeben. Der nächste Hieb der jungen Frau traf den Macho ein Stück tiefer. Sie drückte ihre Faust in seine Magengrube. Ein Treffer der dann auch endlich saß. Der Kerl stieß ein qualvolles Seufzen aus, bei dem auch etwas Speichel aus seinem Mund austrat. Dabei beugte er sich vor. Er krümmte sich ein wenig vor Schmerzen. Durch diesen Wirkungstreffer litt dann auch die Deckung des Magiers. Gleich den nächsten Angriff, die andere, mit schwarzem Wasser ummantelte Faust setzte Helena mit einem Uppercut gegen sein Kin. Der Mann taumelte sofort mehrere Schritte zurück und nahm beide Hände zu seinem Gesicht herauf. "Na, hat’s dir die Sprache verschlagen?", grinste Helena ihm entgegen, woraufhin sie einmal mit ihrem Unterarm über ihre Stirn wischte, um sich den dort durch die Anstrengung entstandenen Schweiß zu entfernen. Der Kerl testete ob sein Kiefer noch so funktionierte, wie er es gewohnt war, ehe er zurück ätzte. „Du bist wirklich eine verrückte Schlampe!“, rief er quer durch die Etage. "Du bist ein schlechter Verlierer!", antwortete Helena. Wer hatte diesen Mist denn angefangen? Er besaß die Dreistigkeit sie einfach in der Bäckerei einzumauern. Er war der Aggressor! Was hatte er denn erwartet was passieren würde? Jedenfalls machte der Typ erst einmal einen Abgang. Er lief weg und blickte dabei mehrfach bösartig in Richtung der Wassermagierin zurück. Das war vermutlich nicht das letzte Mal, dass sie aneinandergerieten. Doch nächstes Mal würde Helena vorbereitet sein! Poseidons Tochter ließ ihre kampfbereiten Fäuste wieder fallen, woraufhin sich das Wasser von ihnen löste und auf den Flur plätscherte. Sie hatte genug Zeit vertrödelt. Hoffend, dass Charon mehr erreicht hatte, schaute sich Helena noch einmal um. Der Bäcker war nicht die richtige Antwort auf das aktuelle Rätsel gewesen. Vielleicht hatte der Weißhaarige den Stempel ja gefunden. Helena ging schnellen Schrittes auf die Treppe zu, um nach ihrem Teamkameraden zu suchen.
Zauber:
Water God’s Punching Gloves TYP: Lost Magic ELEMENT: Wasser KLASSE: I MANAVERBRAUCH: 15 (12) pro Minute MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber konzentriert der Magier in einer oder beiden Händen Mana, um sie mit pechschwarzem Wasser zu umgeben. Dieses erhöht den Wiederstand an jenen Stellen und verstärkt durch das zusätzliche Gewicht die ausgeteilten Faustschläge. Die getroffenen Stellen werden nass, was auf Dauer dazu führen kann, dass sich die Kleidung des Gegners vollsaugt und seine Bewegungen erschwert. Auf beide Hände angewendet, kostet der Zauber doppelt so viel Mana.
Die Schritte der Marinakis hallten über die Treppe, verliehen ihrer Eile einen deutlich hörbaren Klang, bis sie auf der obersten Stufe aufkam und ihr Blick auf den eines jungen Mannes traf. „Ah, da bist du, Helena. Ich hab dich schon vermisst.“ Mit einem charmanten Lächeln hob Charon eine Hand zum Gruße, dabei deutlich die Stempelkarte hervorhebend, die zwischen seinem Zeige- und Mittelfinger steckte. Sie hatten den siebten Stempel erlangt. Jetzt fehlte nur noch einer – der letzte. Aber nachdem sie sich doch etwas länger als erwartet nicht gesehen hatte, wollte sich der Dargin zumindest einen kurzen Moment für seine Begleiterin nehmen. „Du hattest völlig Recht. Wir hätten gleich zusammen zum Bastelladen gehen sollen. Entschuldige, dass ich gezweifelt habe“, meinte er, während er zu ihr hinüber trat, und musterte Helena für ein paar Momente, ehe er ihr in die Augen sah. „Alles in Ordnung? Deine Haare sind ein wenig durcheinander. Ist etwas passiert?“ Ohne großes Zögern hob Charon langsam seine Hand, um eine wirre Strähne von Helenas schwarzem Haar sanft nach hinten zu streichen und die Wogen ihrer Frisur wieder ein wenig zu glätten, ehe er die Hand wieder zurückzog und in seine Hüfte stemmte. Hätte er gewusst, dass die Slayerin gerade einen Kampf hinter sich hatte, wäre es wohl eine Selbstverständlichkeit, dass sie ein wenig zerzaust wirkte, und tendenziell hätte er sich ein wenig um sie gesorgt und wäre vielleicht sogar beeindruckt, wie wenig außer Atem sie wirkte. Aber in diesem Moment konnte er das nicht wissen, dementsprechend entspannt fielen seine Worte aus.
Viel Zeit hatten sie für Entspannung allerdings nicht. Das Rennen lief schließlich noch.
„Was das nächste Rätsel angeht... Ehrlich gesagt habe ich noch keine Ahnung, was es bedeuten könnte“, gab der Weißschopf mit einem Schulterzucken zu und kramte kurz das Stück Papier hervor, das ihm die Verkäuferin eben überreicht hatte, und hielt es der Marinakis zu. Sie sollte sich gerne selbst durchlesen, was dort geschrieben stand. Vielleicht fiel ihr ja etwas auf, das an ihm vorbeigegangen war. „Wir sind nicht das einzige Team beim letzten Rätsel. Mir sind zwei Mädels aufgefallen, die schon vor einer Weile ihren siebten Stempel geholt haben, und einer von den schleimigen Kerlen von vorhin ist mir oben entgegen gekommen.“ Demonstrativ deutete der Dargin die Treppe hoch, um hervorzuheben, wo sich die Gefahr befand. Sie hatten aufgeholt, waren aber noch immer im Rückstand. Wenn sie eine Chance haben wollten, dann mussten sie sich beeilen... und selbst dann würde es knapp für sie werden. Dennoch grinste er. „Also, Helena... Zeit, den Leuten hier mal zu zeigen, was wir wirklich drauf haben! Egal, wer gerade vorne liegt – wir schnappen uns den Sieg, nicht wahr?“
# 20 Helena war aufgewühlt und unruhig. Das rührte nicht direkt von der Konfrontation mit diesem Mistkerl. An dem hatte sie sich ja ein wenig abreagieren können. Dadurch, dass sie mit ihm gekämpft hatte, hatte sie aber vielleicht wertvolle Zeit verloren. Das Ganze war schließlich nicht nur ein Wettkampf, sondern auch eine Art Wettrennen. Es ging darum wer die Stempelkarte als erstes voll hatte. Zeit war eine wichtige Komponente und darum war das da eben Zeitvergeudung. Helena beeilte sich also, wieder zur Treppe zu gelangen und kurz nachdem sie diese bestiegen hatte, rannte sie förmlich in die Arme eines Mannes, den sie erst seit kurzem kannte und den sie sehr gerne wiedersah. "Charon!", grüßte sie ihn gleichermaßen überrascht wie erleichtert. Überrascht deswegen, weil sie ihn zwar suchte, jedoch nicht erwartete ihm schon im Treppenbereich über den Weg zu laufen. Der strahlende Blick der Magierin wanderte vom Gesicht des Weißhaarigen hin zu der Hand die er erhoben hatte. In ihr befand sich ein Stück Papier und zwar die Stempelkarte dieses Wettbewerbs. Ein kurzer, genauerer Blick Helenas verriet ihr, dass er den Stempel gefunden hatte. Sie waren bei der allerletzten Aufgabe angekommen. Ein Stempel noch fehlte zum Sieg. Das war großartig! Wie Charon dann auch erklärte, war sie diejenige, die den richtigen Riecher hatte. Des Rätsels Lösung war der Bastelladen. Ein Zugeständnis des Magiers, der das Lächeln Helenas noch einmal kurz aufflammen ließ. Dann erkundigte er sich nach dem Wohlbefinden seiner Kameradin. Er erkannte, dass ihr Haar etwas durcheinander war und richtete es ihr, indem er sanft eine Strähne aus ihrem Gesicht kämmte. Überrascht von dieser unbeschwerten und persönlichen Berührung, allerdings nicht besonders abgeneigt, antwortete die Halbgöttin erst verzögert. "Nein… Also ja! Doch! Alles in Ordnung. Ich wurde nur aufgehalten.", sprach sie etwas hastig, als sie bemerkte, dass sie inhaltlich erst die falsche Antwort, beziehungsweise die richtige Antwort auf eine andere Frage gegeben hatte. Die Überraschung über die körperliche Nähe war schnell wieder weggewischt. Poseidons Tochter schwemmte sie mit einem Lächeln bei Seite. Charon reichte ihr derweil auch schon den Zettel mit der letzten Aufgabe. Er sprach davon nicht schlau daraus zu werden und bot ihr an es mal zu versuchen. Helena griff nach dem Stück Papier und las sich den Text beiläufig durch, während sie ihre Unterhaltung fortführten. Der Weißhaarige klärte seine Kameradin nämlich auch noch darüber auf, dass sie sich beeilen mussten. Es gab noch andere Teams, die dem Sieg bedrohlich nahe waren. Speziell erwähnte er dabei einen der „schleimigen Kerle“. "Ah, ja! Ich habe den anderen getroffen. Er war der Grund warum ich aufgehalten wurde.", antwortete Helena, konzentriert auf den Schrieb in ihren Händen. Als er sie dann wieder mit Namen ansprach, blickte sie zu ihm auf. "Wir sind so nahe dran. Natürlich schnappen wir uns den Sieg!", entgegnete sie dem Magier strahlend. Dann erhob sie Zeige- und Mittelfinger ihrer Hand, den Zettel dazwischen geklemmt. "Und deswegen sollten wir sofort los! Komm mit!" Ohne zu zögern machte sie auf dem Absatz kehrt. Es ging zum Ausgang. "Ich bin immer in dir, manchmal auf dir und wenn ich dich umschließe, kann ich dich töten. Was bin ich? Finde mich da, wo ich Leute unterhalte.", wiederholte Helena den Rätseltext, den Charon selbst schon gelesen hatte. "Wenn ich nicht irre, geht es um Wasser. Des Rätsels Lösung sind Brunnen, wie im Eingang!", löste die Magierin auf dem Weg dorthin auf. Sie mussten zum Eingang, doch war das sicher nicht alles. Dort wartete vermutlich noch ein allerletzter Kniff, ehe sie den Sieg ihr eigen nennen konnten.
So, wie es aussah, freute sich Helena genauso darüber, Charon wieder vor Augen zu haben. Selbst gegenüber seiner kleinen Berührung wehrte sie sich nicht im Geringsten, auch wenn sie die Marinakis ein wenig aus dem Konzept brachte. Charon entkam ein leises, amüsiertes Kichern, während er betrachtete, wie sie ihre Worte zusammensuchte. „Also versuchen die beiden wirklich, andere Teams zu sabotieren...“, meinte Charon, sein Lächeln schwindend, und verschränkte nachdenklich die Arme vor der Brust. „Bei uns werden sie damit nicht weit kommen, aber ich hoffe, dem Rest geht es gut.“ Hätte er gewusst, wie aggressiv der Erdmagier gewesen war, wäre Charon wohl ziemlich sauer gewesen, aber so war es erst einmal in Ordnung. Auf jeden Fall waren sich die beiden Magier einig, dass sie sich von diesen Mistkerlen nicht den Sieg wegschnappen lassen würden. Anders als er selbst hatte Helena auch direkt eine Idee, wohin sie das letzte Rätsel führen sollte. So schnell er konnte eilte Charon an ihrer Seite nach vorne und hörte sich dabei ihre Erklärung an. „Wasser... Wasser. Aber natürlich“, meinte er und errötete leicht, während er sich eine Hand an die Stirn legte. „Das... war nicht die Richtung, in die ich gedacht hatte.“
Angekommen in der Eingangshalle bei dem großen Brunnen, der vorhin schon Ziel einer Frage gewesen war, wartete bereits jemand auf sie beiden, und zwar niemand Geringeres als der Veranstalter der Schnitzeljagd, der gleichzeitig die Ankündigungen übernahm. „Und da haben wir ein Team, das auf seinen achten Stempel wartet!“, lachte der Ansager in sein Mikrofon, machte eine ausladende Geste, um Aufmerksamkeit in seine Richtung zu ziehen. „Lustige Sache: Es gibt zwei Teams, die ihre letzte Herausforderung hier vorne erleben sollen, aber von euren Rivalen war noch keine Spur zu sehen! Ich habe auch noch nicht gehört, dass sich ein anderes Team den achten Stempel gesichert hat! Seid ihr etwa auf Kurs für einen absoluten Sieg?“ „Klingt doch gut“, wisperte der Dargin zufrieden seiner Begleiterin zu. Dafür, dass sie am Anfang eher wie zwei Einzelkämpfer gewirkt hatten, hatten sie sich ganz schön zusammengerauft. Der Dargin war sogar bereit, zuzugeben, dass er ohne Helena keine so gute Figur gemacht hätte. Aber noch war es zu früh zum Feiern. Noch hatten sie nicht gewonnen. „Nun ist die Frage: Welche letzte Aufgabe wird euch an die Grenzen eurer Teamarbeit bringen? Wie es aussieht, hat sich ein Scherzkeks einen Schabernack mit unserem Einkaufszentrum erlaubt und bereits Teile unserer Weihnachtsdekoration aufgehangen! Seht nur einmal nach oben!“ Energisch hob er seine freie Hand und deutete damit geradewegs nach oben, und Charons Augen folgten seiner Geste. Tatsächlich, hoch über ihren Köpfen hingen ein paar kleine Gegenstände an langen, dünnen Fäden. Ein Stern, eine kleine Plätzchendose, eine Weihnachtsmütze und ein paar Blätter... War das ein Mistelzweig? Ja, keine Frage. Ein Mistelzweig! Die Gegenstände hingen ganz schön hoch... Auf jeden Fall viel zu hoch für eine einzelne Person, und auch, wenn sich einer von beiden auf die Schultern des anderen stellte, würden sie wohl etwas zu kurz kommen. Sie wollten also, dass ein wenig Kreativität gezeigt wurde für diese letzte Aufgabe, oder eben entsprechendes Geschick. Aber gut, zwei Magier wie Charon und Helena dürften keine Probleme damit haben... „Eure Aufgabe ist es, einen dieser Weihnachtsschätze von seinem Faden zu lösen und zu uns herunter zu bringen. Allerdings geht es hier um Teamarbeit, nicht um die Fähigkeiten eines Einzelnen! Wir haben festgestellt, dass sich unter unseren zufällig ausgewählten Kandidaten ein paar Magier befinden, also fürs Protokoll: Für Aufgabe Nummer Acht ist das Anwenden von Magie untersagt!“ Hm... unglücklich, aber schlussendlich kein größeres Problem. Menschen, die mit Mana gesegnet waren, konnten ihren Körper weiter treiben als der Durchschnitt. Sowohl Helena als auch Charon hatten bereits gesagt, dass sie stolz darauf waren, wie fit sie waren. Sie würden schon einen Weg finden. Gemeinsam.
Mit einem Lächeln trat der Dargin einen Schritt vor und senkte sich vor Helena auf ein Knie. „Nun denn... Holen wir uns den Sieg. Und wenn du auf meine Schultern, meine Arme, meine Hände steigen musst. Ich werde dich sicher in den Himmel heben, Helena“, versprach er und machte damit deutlich, wieso er in diese Position gesunken war. So konnte sie ohne Probleme auf seine Schultern steigen. „Ich würde sagen, wir holen uns das Grünzeug?“
# 21 Ja, des Rätsels Lösung war erneut Wasser, beziehungsweise die Brunnen. So leicht es einer Halbgöttin fiel, der quasi Wasser statt Blut durch die Adern floss auch fiel, so schwierig fiel es Charon. Einfach dadurch, dass er in andere Richtungen gedacht hatte. Auch ein simples Rätsel konnte schwer wirken, wenn man falschen Fährten folgte oder zu kompliziert dachte. Sogleich machten die Zwei sich also auf den Weg zur Eingangshalle, wo sie auch schon gebührend empfangen wurde. Der Moderator, der den Wettstreit eingeleitet hatte, stand mittlerweile dort, umgeben von neugierigen Kunden und Zuschauern. Sofort erklärte der Mann, dass es eigentlich ein weiteres Team geben musste, welches sich den achten und letzten Stempel erarbeiten sollte. Sogleich wanderte Helenas ernster Blick zu ihrem Gefährten. Ob das daher rührte, dass diese Mistkerle das andere Team aufgehalten hatten? Nun, das war wohl deren Pech. Die Zwei würden nun nicht einfach umdrehen und eingesperrte Kontrahenten suchen, dadurch sogar noch ihren Sieg riskieren. Die erste Priorität war es, den Wettkampf zu gewinnen. Danach konnten sie immer noch schauen wie sie mit den fiesen Typen umgingen. Der Moderator ging jedenfalls bald dazu über, den Beiden zu erklären was zu tun war. Er lenkte das Augenmerk aller Anwesenden nach oben und verpackte die Aufgabe, die dort baumelte, in eine nette Geschichte. Es wurden Gegenstände aufgehängt und zwar weihnachtliche. Ihre Aufgabe war es, einen dieser Gegenstände von der Schnur zu lösen und nach unten zu bringen. Pah, das war doch ein Klacks! Ob Charon einen Zauber kannte, den er nach oben feuern konnte, um den Faden zu durchtrennen? Ihre eigene Reichweite langte leider nicht bis dort oben. Aber seine Magie bot sicherlich auch gute Optionen… die sie aber nicht nutzen durften. Denn es wurde auch klargestellt, dass man bemerkt habe, dass Magier anwesend waren. So gut organisiert diese Veranstaltung auch war, vorab hatte man wohl nicht damit gerechnet, oder aber man hat es als unwichtig empfunden. Nun aber wurde explizit gesagt, dass das Anwenden von Magie für diese letzte Aufgabe untersagt war. Sie mussten diese Objekte erreichen, ohne auf ihre besonderen Fähigkeiten zurückzugreifen. Die Lockerheit in ihr und das Grinsen auf Helenas Lippen war vorerst wieder verschwunden. Sooo einfach war es also doch nicht und sie mussten sich einen anderen Weg überlegen. Im Augenwinkel bemerkte sie, dass Charon sich hinkniete, was ihre Aufmerksamkeit gleich auf diese Bewegung lenkte. "Hm?", ertönte es fragend aus der Kehle der Halbgöttin, doch Charon erklärte sogleich, dass sie auf ihn steigen solle. Natürlich, so kamen sie der Sache schon näher und zwar wortwörtlich. Es würde nicht reichen das gewünschte Objekt zu erreichen, aber die größte Distanz wäre damit bereits überbrückt. Helena lächelte wieder. Sie war guter Dinge und nickte zustimmend. Glücklicherweise war sie eine recht geschickte Frau. Die Magierin kämpfte körperlich. Sie war trainiert und wusste sich zu bewegen. "Wie du magst.", entgegnete sie noch dem Vorschlag das Grünzeug herunterzuholen. Dabei dachte sie gar nicht an den Brauch, den man dieser Dekoration zum Winterfest nachsagte. Ihr Fokus lag einfach nur auf dem Gewinnen. "Also gut…", murmelte sie, bevor sie noch einmal durchatmete. "Achtung…" Sie hob ihr Bein, platzierte den ersten Fuß erst einmal auf der Schulter des Weißhaarigen. "Reich mir deine Hände.", forderte sie ihn dann auf. Sie wollte sich an ihnen festhalten um auch den anderen Fuß auf seine andere Schulter zu setzen. Dann lag es an ihm sich wieder aufzurichten. Helena bemühte sich derweil darum das Gleichgewicht zu halten. Auch an die Tatsache, was für einen Ausblick der junge Mann unter ihr haben würde, sobald sie sich mit ihrem Rock einmal auf ihn erhoben hatte, war nicht Bestandteil ihrer Gedankengänge. Sogleich hatte sich ihr Blick nach oben gerichtet und dort würde er vermutlich bleiben, bis sie den Mistelzweig in ihren Händen hielt! In der Zwischenzeit raunte das Publikum. Zwei Herren traten in die Halle. Zwei Kerle, die den Magiern nur allzu bekannt waren… Die Zeit drängte!
Der Sieg war nahe. Auch, wenn sie keine Magie nutzen konnten, war sich Charon sicher, dass sie diese Aufgabe bestehen würden. Keiner von ihnen war sonderlich kurz und eine Räuberleiter bekamen sie mit Sicherheit hin. Es war zwar nicht wirklich seine Art, sich vor jemandem auf die Knie zu begeben, und erst recht nicht, jemanden auf seine teuren Klamotten treten zu lassen, aber einerseits hatte er es hier nicht mit irgendwem zu tun, sondern mit einer süßen, fitten Runenritterin, die sich ziemlich gut mit ihm zu verstehen schien, und andererseits ging es hier um den Sieg und einen kostenlosen Einkauf! Yuuki würde sich schon darum kümmern, dass alle Flecken von seinen Klamotten entfernt wurden... „Hier, bitte“, meinte Charon, als er der Jüngeren seine Hände reichte, damit sie sich auf seinen Schultern in Balance halten konnte, ehe er langsam, aber sicher aufstand, sich erhob als solides Fundament, auf dem sie ohne Probleme stehen konnte. Es gab mit Sicherheit stärkere Magier als ihn, aber im Vergleich zu den meisten Menschen hatte Charon einen sehr gut entwickelten Körperbau, um dessen Training er sich durchgehend kümmerte. Ohne zu zittern stand er da, sein eigenes Gewicht gemeinsam mit dem von Helena tragend. Nicht, dass sie sonderlich schwer wäre. „Kommst du heran?“, fragte er, das leise Raunen in der Menge ignorierend. Sein Fokus lag auf der Aufgabe, die sie noch von einem überwältigenden Sieg trennte. Offenbar fehlte ihnen noch ein Stück, aber damit war zu rechnen gewesen. „Hier... wenn du auf meine Hände steigst, kriegen wir noch ein bisschen Distanz“, meinte er und reckte seine Arme nach oben, seine Handflächen öffnend. Die Länge eines menschlichen Armes lag bei etwa achtzig Zentimetern, das würde schon einen spürbaren Unterschied machen. Hoffentlich genügte das, damit die Wassermagierin sich den Mistelzweig schnappen konnte, der über ihren Köpfen hing...
„Hey, Boss“, meinte Cliff, während er mit einem hämischen Grinsen im Gesicht auf den Showmaster zutrat. Kurz schielte Charon hinüber, als er die Stimme erkannte, und sein Gesichtsausdruck wurde etwas angespannter. Da waren sie wieder, das dubiose Duo. Sie hatten Glück, dass der Dargin nicht viel über Morris Auseinandersetzung mit Helena wusste. „Check das. Wir haben die Stempel!“ Wie angekündigt holte er seinen Zettel hervor und zeigte dem Mann mit dem Mikro, dass sie tatsächlich alle Felder ausgefüllt bekommen hatten. „Wie aufregend!“, rief dieser und hob eine Hand, um nach oben zu deuten. „Das heißt, wir haben ein Team, das alle Stempel vollzählig hat, und eines, das kurz davor steht! Die perfekte Chance für ein großes Finale!“ „... ein was?“ Der Rüpel verzog das Gesicht, starrte grimmig auf sein Gegenüber hinab. „Ich hab alle Stempel, Mann! Ich hab das hier gewonnen!“ „Noch nicht ganz! Habt ihr die Regeln vergessen?“, sprach der Verkäufer in sein Mikrofon, sodass seine Worte aus allen Lautsprechern in die Halle schallten. „Die ersten drei Gruppen, die mit allen acht Stempeln den letzten, geheimen Ort erreichen, kriegen Preise! Das heißt, erst, wenn ihr am Ort der Siegerehrung ankommt, steht fest, wer der erste Platz ist!“ Stimmt, das hatte er gesagt. Bei all der Spannung fühlte es sich an, als wäre der Start dieses Wettbewerbs Monate her, aber jetzt, wo sie noch einmal wiederholt wurden, erinnerte sich Charon gut an die Regeln. Der letzte Stempel war noch nicht das Ende – sie mussten damit noch die Ziellinie passieren. „Geben wir unseren beiden Kandidaten hier noch ein Minütchen, um Stempel Nummer acht einzuholen. Sie haben es praktisch schon geschafft“, meinte der Showmaster fröhlich. „Und dann sage ich euch, wo ihr hin müsst. Das Team, das zuerst mit beiden Mitgliedern dort ankommt, ist dann der Gewinner!“ Das ganze schien Cliff gar nicht zu gefallen, aber er sagte nichts weiter. Stattdessen warf er einen grimmigen Blick in Richtung seines Partners, der ihm nur unauffällig zunickte, ehe er nach oben zu Helena sah, die sich gerade nach dem Mistelzweig streckte. Die Tour konnte er ihr doch vermiesen. Wenn sie herunter fiel und die beiden ihre Aktion von vorne starten mussten, dann musste der Veranstalter ihnen sagen, wo sie hin mussten. Er konnte nicht warten, dass sie so lange auf diese Versager warteten. Einige Meter über dem Kopf der Runenritterin bildete sich ein einzelner Ziegelstein, hart und fest, und kaum war er fertig damit, zu entstehen, wurde er auch schon von der Schwerkraft herab und fiel geradewegs herunter, direkt auf sie zu. Das hatte sie davon, ihm die kalte Schulter zu zeigen!
# 22 Die Aufgabe war vergleichsweise simpel, klar und deutlich formuliert. Dort oben hingen Dinge, hole eines dieser Dinge herunter ohne dabei Magie einzusetzen. Soweit, so gut. Der Lösungsansatz der beiden Magier lag vermutlich auch sehr nah. Charon ging sogleich auf die Knie, damit seine Gefährtin sich auf seine Schultern begeben konnte und sie gemeinsam viel größer waren. Sich auf ihn zu setzen reichte aber bei weitem nicht aus, weswegen Helena sich auf seine Schultern stellte. Schnell wurde jedoch klar, dass auch das nicht ausreichen würde. Der Weißhaarige wies sie also an, sich auf seine Hände zu stellen, damit er seine Arme weiter nach oben strecken und sie so weiter anheben konnte. Sah man sich die Zwei so an, hätte man nicht zwingend erwartet, dass sie zu solch artistischen Manövern im Stande waren. Hier spielte der Bonus eine Rolle, von dem man automatisch profitierte, wenn man Mana in sich trug. Ihre Körper waren überdurchschnittlich und das in vielen Bereichen. "Okay.", entgegnete Helena also konzentriert. Sie blickte nach unten und platzierte ihre Schuhe auf den Handflächen Charons. Dabei war sie mindestens genauso fokussiert, wie ihr Kollege. Dass zwei weitere Gestalten hereinkamen und sie eigentlich ihren Sieg anmelden wollten, bekam sie also nur indirekt und unterbewusst mit. Charon drückte ihren Körper weiter hinauf, doch auch das sollte nicht reichen um an den Mistelzweig zu kommen, den sie doch gerne haben würden. Helena blickte also erneut zu ihrem Partner hinab. "Kannst du mich ein Stück werfen?" Vielleicht schaffte er es ja in die Knie zu gehen und so Schwung zu holen. Auch seine Arme könnte er eventuell ein wenig herunternehmen. Ja Helena selbst konnte in die Knie gehen und Kraft sammeln. Im Endeffekt würde aus den zwei Magiern so etwas wie eine riesige Sprungfeder werden. Sie mussten es nur schaffen sich gut genug zu koordinieren. Es brachte ja nichts, wenn Helena versuchte zu springen, noch bevor Charon ihr den nötigen Schwung gegeben hatte. Als die Halbgöttin jedoch wieder aufblickte, sah sie plötzlich einen Backstein auf sich herabfallen. Der Stein war sogar schon sehr nahe. Reflexartig riss sie ihre Hand hoch, um den Block abzuwehren. Das sollte ihr auch gelingen. Kurz bevor der Stein ihr auf den Kopf fiel, schob sie ihn zur Seite. So kurzfristig wie das passieren musste, sorgte es aber auch dafür, dass Helena ihr Gleichgewicht verlor. Sie kam ins Straucheln und begann sogleich mit den Armen zu rudern, in dem verzweifelten Versuch ihren Fall zu vermeiden und sich wieder zu fangen. Gedanken darüber, wo dieser Stein plötzlich herkam, machte sie sich zu diesem Zeitpunkt nicht. Auch dachte sie noch nicht daran, dass es sich bei dem Übeltäter um jemanden handeln musste, der sich ihr schon gegenübergestellt hatte. Ein Gedanke, der ihr sicher nicht schwerfallen würde, sobald sie den Schock überwunden hatte und ihren Kopf wieder dazu nutzen konnte klar zu denken!
Dem Sieg so nahe wollte Charon sich nicht ablenken lassen. Sein Fokus lag darauf, Helena die Stütze zu sein, die sie benötigte. Ihr gemeinsames Schicksal bei diesem Wettbewerb lag in den Händen der Ritterin, doch sie konnte ihren Teil nur tun, wenn er den seinen erfüllte. Das Meiste an Höhe, was er herausschlagen konnte, hatte er ihr geboten, aber es reichte nicht ganz. Sie wollte geworfen werden? Etwas skeptisch wurde der Blick des Magiers düsterer. Ob das so eine gute Idee war? Ganz sicher wirkte es nicht und er war sich nicht sicher, ob er diese Art Wurf ordentlich zielen konnte... aber eine andere Wahl schienen sie nicht zu haben. Nicht auf die Schnelle zumindest, und die Zeit lief den beiden davon. Schlussendlich nickte er. „Ja, das kriege ich schon hin“, meinte er, sprach sich damit selbst ein wenig Selbstbewusstsein zu. Er war stark und zuverlässig. Das würde schon klappen. „Aber wir haben nicht die Zeit für einen zweiten Versuch. Ich verlasse mich darauf, dass du es beim ersten Mal schaffst, Helena.“ Ohne weiteres Geplänkel ging der Dargin ein Stück weit in die Knie, darauf achtend, dass er trotzdem eine genauso sichere Basis für die Marinakis darstellte, die weiterhin auf seinen Händen stand. Auch sie schien sich auf den Sprung vorzubereiten. Sie waren kurz davor, es zu schaffen... als plötzlich etwas passierte.
Charon spürte eine Bewegung in Helenas Körper und hielt sie instinktiv etwas fester, um ihren Stand zu stützen. Wenn sie jetzt fiel, war Alles vorbei. Eher nebenbei sah er, wie der Ziegelstein unweit von seinem Standpunkt zu Boden stürzte, und auch, wenn es ihn irritierte, wurde er aus diesem Indiz nicht so schnell schlau. Anders als seine Partnerin hatte er die Magie ihrer Gegner ja noch nicht gesehen. Viel wichtiger war ja, dass Helena ihr Gleichgewicht nicht verlor, es fühlte sich nämlich gerade an, als würde sie sich damit schwertun. Gleichzeitig konnte der Dargin nicht mehr lange in der Hocke bleiben. „Wir müssen den Sprung jetzt wagen“, gab er zurück, biss die Zähne zusammen. Wenn Charon einknickte, würden sie zusammenbrechen, also musste er wieder hoch, und diesen Schwung musste Helena nutzen, auch wenn sie noch nicht fertig damit war, ihr Gleichgewicht zurück zu gewinnen. Sie hatten beide von Anfang an behauptet, dass sie die Größten waren. Nun war die Zeit gekommen, es zu beweisen. „Jetzt!“ Schwungvoll streckte Charon wieder seine Beine und Arme, richtete sich gerade auf und gab Helena damit die Energie, die sie brauchte, um sich in die Luft zu erheben. Damit sollte sie die notwendige Höhe bekommen, und zumindest in etwa stimmte auch die Ausrichtung. Ein wenig ungerade war der Flug der Marinakis, aber Charon hoffte, dass sie trotzdem an den Mistelzweig oder wenigstens einen anderen, nahe hängenden Gegenstand herankam. Leider konnte er es von seiner Position nicht gut erkennen, und seine Aufmerksam war auch an anderer Stelle. In diesem Moment war Helena ziemlich hoch in der Luft, eine Distanz, die die meisten Leute nicht einfach wieder herabfallen wollte. Also achtete der Dargin darauf, sich ordentlich unter ihr zu positionieren, damit er sie wieder auffangen konnte, wenn sie herunter kam. Ziemlich kräftig schlug ihr Körper in seinen ein, riss ihn mit sich zu Boden, sodass sie auf ihm wie auf einer Matratze landete und ihn mit ihrem Schwung allein ein bisschen über die Kacheln der Eingangshalle schob, aber wenigstens sollte Helena selbst weich und relativ gemütlich gelandet sein. Charon selbst störte sich nicht an dem Fall – er konnte deutlich mehr aushalten, wenn es nötig war. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er als erstes, sich zuerst um ihr Wohlergehen kümmernd, ehe sein Blick auf ihre geschlossene Hand fiel. „Hast du... es geschafft?“
# 23 Die Zeit drängte. Erst recht, seit das andere Team in die Halle getreten war, um den vermeintlichen Sieg anzumelden, der sich allerdings dann doch zunächst zerschlagen sollte. Vielleicht aus Frust heraus, versuchte man dann das Team, welches man gut und gerne Team Godlike hätte nennen können, zu manipulieren. Der Schmutzfink, der Helena bereits versucht hatte in der Bäckerei einzusperren, erzeugte einen weiteren Backstein, den er einfach über ihrem Kopf hinunterfallen ließ. Die Halbgöttin schaffte es grade noch so ihn abzulenken, indem sie ihn von sich wegdrückte, was sie jedoch das Gleichgewicht kostete, jedenfalls temporär. Charon gab sich derweil die Mühe in die Knie zu gehen und Schwung zu holen, um seine Gefährtin nach oben zu werfen. Ein Prozess, den er in diesem Moment auch nicht mehr stoppen konnte. Sie mussten es nun versuchen, die Zeit drängte. Charon warf Helena also in die Luft. Diese tat es ihrem weißhaarigen Freund gleich, indem auch sie in die Knie ging und sich wieder streckte. Das Ergebnis war ein hoher Bogen, den die Magierin schlug. Der Griff nach den Sternen folgte, dann der Fall. Stürzen sollte Helena allerdings nicht schwer. Es war der Weißhaarige, der sich gutmütig wie er war, ihrem herabfallenden Körper in den Weg warf. Die Halbgöttin landete auf Charon, den es wiederum zu Boden riss. Ein Raunen ging durch die Menge, gefolgt von einem Moment der bedrückten Stille, der allerdings nicht lange hielt. Die Stille sollte sogleich wieder von einem immer lauter werdenden Murmeln unterbrochen werden. Helena nahm sich einen Moment um durchzuatmen. Erst als Charon sie ansprach, richtete sie sich wieder etwas auf, zunächst ohne von ihrem Gefährten herunterzutreten. Die Magierin kämmte sich das durch den Sturz etwas zerzauste Haar aus ihrem Gesicht, ehe sie dem jungen Mann entgegenlächelte. "Alles in Ordnung, danke.", strahlte sie ihm aus der Nähe direkt ins Gesicht. Auf seine Frage hin, hob sie ihre Hand an. Ein dunkelgrüner, gebundener Zweig baumelte an einem Bindfaden langsam hin und her. "Natürlich!" Ihr Lächeln wuchs langsam aber stetig zu einem Grinsen. Doch Zeit sich auszuruhen war noch immer nicht! „Es geht ihnen gut! Niemand hat sich verletzt, alles ist in bester Ordnung!“, merkte eine durch ein Mikrofon verstärkte Stimme feststellend an. Eine Klarstellung, der tosender Applaus folgte. „Dann kann nun das letzte Rennen beginnen. Ein allerletztes Rätsel, möge das bessere Team gewinnen!“ Der Moderator wurde noch einmal laut und versuchte damit die Menge anzuheizen. „Was behütet ein jeder Heim, schützt vor Schnee und Regen, steht aber dennoch unter einem Zelt?“, las der Mann von einer Karte ab, ehe er fragend in die Runde blickte. „Ideen? Findet den beschriebenen Ort, betretet ihn und gewinnt dieses Rennen! Los, auf!“ Nun war der Zeitpunkt gekommen, in dem Helena sich von Charon erhob. "Los, komm!" Sie reichte ihm eine helfende Hand, bot ihm also an ihm beim Aufstehen eine Stütze zu sein. Ob er eine Idee hatte, wo es hingehen sollte? Was befand sich unter einem Zelt, obwohl es selbst Schutz vor verschiedenen Wetterszenarien bot?
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