Ortsname: Bahnhof - Haupthalle Art: Gebäude Spezielles: --- Beschreibung: In Oak Town hat man das Pech oder Glück an einer Endhaltestelle zu liegen, denn hinter der Stadt führt kein Gleis weiter in die Berge, die um Oak so steil sind, dass sie kaum zu überwinden sind. Aus diesem Grund besitzt die Stadt nicht nur einen Bahnhof aus solidem Stein mit nur zwei Bahngleisen, sondern auch eine Wendestation und ein Zugwagensilo.
So wie Momo mit Mercian durch die Stadt lief, bekam man das Gefühl als würden sie einen fröhlichen Ausflug machen. Sie schlitterte über den Boden und betrachtete die Stadt mit den gleichen neugierigen Augen wie sonst: Auch wenn sie Crytalline Town mittlerweile sehr gut kannte. Sie beobachtete, wie die Leute ihren Schal höher ins Gesicht zogen, wie die Verkäufer in ihren Läden hinter den Tresen standen. Nichts erweckte den Anschein, dass sie auf dem Weg waren einen Mord vorzubereiten. Nachdem Momo den Schub kindlicher Energie rausgelassen hatte, schloss sie zu Mercy auf und stellte ihr nun endlich ein paar Fragen, die sie wirklich interessierten. Sie konnte diese einfach nicht mehr zurückhalten. ”Ich verstehe, wenn ich also mit Wasser angreife, merkt man, dass da die Person nass wird. Aber sag mal, wie lässt man denn jemanden ganz verschwinden? ” fragte sie, ganz ungerührt von der Aussage, aber sichtlich interessiert. ”Ich kann mein Wasser ja auch wieder mitnehmen” sagte sie, tatsächlich nutzte Momo öfter verwendetes Wasser wieder, was daran lag das sie, vermied das, Wasser einzusetzen, das sie selbst bilden konnte. Jedoch kostete es Zeit, gerade Wasser aus Klamotten ziehen, auch wenn es nicht unmöglich war. ”Jedoch bräuchte das etwas Zeit. Aber in Hargeon Town dürfte ich sicher mit Wasser angreifen, immerhin ist da ja überall Wasser, oder geht das da auch nicht? ” fragte sie und nickte dann wieder ”Okay und diesmal ist ja wichtig das man es zwar sieht, aber ohne Magie. Das werde ich nicht vergessen, keine Sorge! ” bestätigte sie nochmal. Sie machte sich tatsächlich weniger Sorgen, ob sie jemand hören konnte, sie hatte aber auch kein richtiges Gespür, für das was sie bald tun würde. Vielleicht war das in diesem Fall ein Segen. Sie nickte also nur, dies würde also nur der erste Auftrag dieser Art sein. Sie würde also noch viele Aufträge dieser Art durchführen…umso wichtiger das heute alles klappte. Dann wusste Orwynn das sie sowas auch konnte.
Der Bahnhof war schnell erreicht und Momo folgte Mercys Angaben nur mit einem nicken. Ein paar Jewels hatte sie tatsächlich dabei, aber vermutlich nicht genug. Sie hatte kein Gespür für die Menge an Jewels, die es brauchte um eine Jacke zu kaufen. Tatsächlich hatte sie weniger Jewels bisher ausgegeben, sie holte sich mal ein paar Kleinigkeiten, Tee zum Beispiel. Aber eigentlich wusste sie nicht so richtig, wie man mit Jewels umging. Der Zug kam und die beiden setzten sich auf einen Zweiersitz. Ein erneutes nicken folgte und dann kühlte die Wärme neben ihr ab und Mercy erstarrte. Schliefen Feuergolems so? Einen Moment starrte Momo die Feuergolemdame einfach nur interessiert an. Wie funktionierte das? Wozu war das gut? Muss ein Golem überhaupt schlafen? So viele neue Fragen und doch konnte sie keine davon stellen, nein sie hatte eine Aufgabe bekommen. Also lehnte sie sich etwas zurück, klappte das Notizbuch auf, ergänzte, was sie heute so erfahren hatte und blickte immer wieder auf um aus dem Fenster zu sehen. Wurde immer wieder von dem Wechsel der Natur draußen am Fenster abgelenkt, nur um sobald sie das merkte, verstohlen zu der leblos wirkenden Mercy zu blicken, ehe sie sich wieder ihrem Buch widmete. Bald kam es darauf an. Bald würde sie zeigen müssen, dass sie das Training von gestern verinnerlicht hatte. Der nächste Halt war Oak Town und Momo klappte das Buch zusammen. ”Entschuldigt, wir sind da” sagte sie und legte sanft eine Hand auf den leblosen Körper.
Draußen auf dem Bahnhof angekommen verkroch sich Momo wieder tiefer in den warmen Mantel. ”Gehen wir direkt die Gegend auskundschaften? Soll ich dann wieder nach Verstecken schauen, so wie gestern beim üben? ” fragte sie also auf dem Weg nach draußen. Sie wusste nicht welche Reihenfolge am sinnvollsten wäre, weshalb sie da lieber nachfragte. ”Oder erst den Mantel? Wo bekommt man am besten einen der für die Aufgabe geeignet ist?” dass sie dafür ohnehin zu wenig Geld dabei hatte, war ihr nach wie vor nicht bewusst. ”Was ist wenn wir nicht genug Zeit für beides haben, was davon ist am wichtigsten?” man merkte wohl das ihr auf der Zugfahrt weitere Fragen zum Auftrag eingefallen waren und sie wollte so effizient wie möglich vorgehen. ”Ich möchte lernen bei so etwas effizient zu sein, da ist die Reihenfolge ja durchaus von Wichtigkeit, nehme ich zumindest an.” fragend sah sie zu Mercy hoch, während sie Oak Town betraten.
Bahnhof Vorplatz -->Mercy sprach Momo nicht auf ihr Verhalten an. Es war gut, es machte sie normal und Menschen hatten Angst vor Dingen, die nicht normal waren. Und Angst, Angst forderte Reaktionen, die sie selbst nicht kontrollieren konnte. „Vergraben … Versenken. In den Wald werfen, einen Unfall inszenieren. Verbrennen“, beantwortete sie Momos Fragen. „Aber darum werden wir uns später kümmern. Unser Ziel heute soll nicht verschwinden. Das bedeutet, dass die Spuren des Todes normal sein sollen. Spuren, die ein normaler Mensch schaffen kann. Wenn wir einen Brunnen in der Nähe haben, kannst du ihn mit einer Magie ertränken und es wirken lassen, als wäre er ertrunken, wenn du ihn danach kopfüber hineinhängst. Denn auch wenn du dein Wasser wegnimmst, sieht er ertrunkene Leiche anders aus, als wenn man ihm das Genick bricht. Außerdem muss es schnell gehen. Merk dir das: Sicher. Endgültig. Schnell.“ Mercy nickte. „Wenn du einen Ort findest, an dem dich kein sieht, kannst du das dort machen und ihn danach in die Fluten werfen.“ Die Golem hasste Wasser zwar, aber es war Momos Element und musste genutzt werden, wenn es ging.
Im Zug fuhr Mercy sich herunter, um ihrer Übelkeit auszuweichen. Momo würde sie aufwecken, spätestens wenn sie über sie kletterte, um den Zug zu verlassen und so vertraute die Golem darauf. Einige Zeit später wurde sie von der Nymphe dann auch geweckt. Mercy rührte sich nach und nach, während ihr Körper wieder die normale, erhöhte Temperatur annahm. Sie nickte, erhob sich und stieg mit der Nymphe aus dem Zug und hinaus auf den Bahnsteig von Oak Town. Die Wolken waren hier ähnlich düster und schwer hoch am Himmel. Momo kuschelte sich in ihren Mantel und Mercy hielt ihre Temperatur hoch gegen die niedrigen Grade der frischen, feuchten Luft. Sie ließ die Kapuze unten, sah aber von Zeit zu Zeit zum Himmel. Hoffentlich würde es nicht Regnen und der Auftrag ins Wasser fallen, weil ihr Ziel sich bei dem Wetter nicht hinauswagte und den Termin verschieben wollte. „Ja. Der Ort ist wichtiger, auf den Mantel können wir im Notfall verzichten. Aber wir sollten uns ansehen, wo wir seinen Körper liegen lassen und wo du ihn töten kannst, ohne gesehen zu werden. Wie du aussiehst, ist immer zweitranig zu dem Ort. Wenn du den Ort kennst, kannst du auch in bunter Kleidung verschwinden, doch es nützt dir nichts, in einem dunklen Mantel gefangen zu werden. Du musst immer eine Fluchtmöglichkeit haben“, meinte sie ernst und verließ mit der Nymphe den Bahnhof in Richtung statt. „Wir brechen zu der Kneipe auf, vor der ihr euch trefft und sehen uns die Umgebung an. Warst du schon in einer Bar?“, fragte sie die Kleinere. Orwynn hatte sie früh fortgeschickt, doch Momo war wie ein Schoßhündchen. Das gefiel ihr nicht, sie wollte, dass die Kleine mehr lernte, über die Welt und über die Menschen und eine Bar ein guter Ort dafür.
Es wurde allmählich wieder Zeit für den jungen Ritter, seine persönliche Haushaltskasse wieder aufzufüllen. In letzter Zeit hatte er lediglich Aufträge im Namen der Rune Knights ausgeführt, doch nun benötigte er dringend einen klassischen Gildenauftrag, bei welchem er entsprechende Belohnung auch einkassieren konnte. In der Questausgabe in den Hallen der Rune Knights hatte er also die nette Dame an der Rezeption gefragt und bekam kurzerhand einen vermeintlich simpel klingenden Auftrag zugeteilt. Die Rezeption hatte die Auftragsbestätigung übernommen und dem schwarzen Schwertkämpfer wenig später mitgeteilt, dass er sogar die Verantwortung trug, da er lediglich von einer unabhängigen Magierin begleitet werden sollte. Na war er ja gespannt, mit wem er zusammen arbeiten sollte. Ausgemacht war das Zusammentreffen der Magier am Bahnhof von Oak Town im Norden Fiores, denn dort lag auch das Auftragsgebiet dieser Quest.
Der schwarze Schwertkämpfer hatte also alles organisieren lassen und sich auf sein Quartier begeben, um sich entsprechend anzuziehen. Am Oberkörper befestigte er wieder seine Doppelkreuzscheiden und entschied sich für seine Schwerter Justice und Freedom, die beiden Rosenschwerter. Vor seiner Abreise stibitzte er sich noch einen Nuss-Nougat-Riegel aus der Schublade von @Flux und verließ daraufhin die Hallen der Rune Knights, um zum Bahnhof zu spazieren. Vor kurzem war er aus dem Lazarett entlassen worden, nachdem er auf dem Herrschaftsgut von Fürst Lignum vergebens um den Erhalt von dessen Familie gekämpft hatte. Die Gedanken des jungen Ritters kreisten seither ungebremst und auch wenn er Aska im Lazarett zugesichert hatte, ihre Seite niemals zu verlassen, so zweifelte er doch an sich selbst. War er überhaupt stark genug, sich von seinen Zweifeln zu befreien?
Dann stieg er auch schon in den Zug und reiste in den Norden des Königreiches. Dort hatte er schon einmal operiert, als er gemeinsam mit Aska in Lerhamn gewesen war, woran er sich im Übrigen wirklich gern erinnerte. Dort hatte die gemeinsame Reise der beiden Ritter angefangen, wenn auch zunächst kooperativ über ihre Gilden und doch verband sie zügig eine Freundschaft, die sich immer tiefer entwickelt hatte, bis sie tief ineinanders Schuld standen. Jetzt waren sie Kameraden und sehr innige Freunde, auch wenn Cassius weit mehr Gefühle entwickelt hatte, als es ein gewöhnlicher Freund für gewöhnlich täte. Lächelnd schüttelte er den Kopf und befasste sich nun wieder mit seinem Auftrag, denn gemäß Auftragszettel handelte es sich um einen Händler, der ein Monster verloren hatte, welches er lediglich zum Arzt bringen wolle. Dieses Monster wütete nun im Land und bedrohe dabei die Bauernfamilien im Umland, aber die lokal ansässigen Tiere. Eine Monsterjagd also.
Und so verging die Zeit, bis der Zug im kalten Oak Town auf die Bremse trat und mit einem lauten Pfeifen einfuhr. Der schwarze Schwertkämpfer erhob sich von seinem Sitzplatz und verließ kurz darauf den Zug, nur um sich am Bahnhof von Oak Town umzusehen. Es war ein großer Bahnhof, ausgestattet mit einer Wendestation und einem Zugwagensilo, denn Oak Town war die Endstation und hoch in die steilen Berge führte lediglich der Fußbus. Hier war alles so trist und düster, wie es für den Norden des Königreiches so üblich war. Oak Town war einst der Sitz der dunklen Gilde Phantom Lord gewesen und so manche Überreste der alten Zeit konnte man noch immer erkennen, so wie das Gildenhaus in der Ferne, auch wenn es mittlerweile völlig anders genutzt wurde. Der schwarze Schwertkämpfer suchte eine Sitzbank und nahm dort Platz, um auf seine Partnerin zu warten. Er wusste lediglich, dass sie keiner Gilde zugehörig und eben von weiblichem Geschlecht war, aber einen Namen hatte er nicht erhalten.
Das waren eigentlich immer so Dinge, die er an gewöhnlichen Quests nicht so mochte, denn Menschen kennenlernen war nicht gerade seine größte Stärke. Trotzdem war er hinsichtlich des Auftrages zuversichtlich, da er hier ja nur ein Monster bändigen und eben keine Familie vor dem Tod bewahren musste. Es folgte ein tiefer Seufzer, als ihm dies wieder bewusst wurde. Er lehnte sich etwas zurück und richtete seinen trüben Blick in die Ferne, die leerer nicht hätte sein können. Vielleicht er ja wirklich nur Cassius, der Idiot mit zwei Schwertern und nicht der schwarze Schwertkämpfer, ehrenwerter Ritter und Beschützer des Volkes.
Zeige- und Mittelfinger beider Hände hatte Delia gekreuzt, während sie die Augen fest geschlossen hielt und sich immer wieder wie ein Mantra einflüsterte: „Bitte lass es Aska sein“ Sie wiederholte dieses Vorgehen im Zug so oft, dass ein paar Leute den Platz gewechselt hatten, da sie nicht neben einer Verrückten sitzen wollten. Doch Delia ließ sich nicht beirren und klopfte noch dreimal hintereinander auf Holz, um die Chancen zu erhöhen, dass es wirklich Aska van der Velden sein würde, mit welcher sie diese Quest ausführen würde. Ja, Delia hatte diesmal hoch gepokert. Eine B-Rang Quest! Das war weit über dem, als sie überhaupt schaffen könnte. Wahrscheinlich würde man ihre Überreste am Ende des Auftrages vom Boden kratzen müssen. Eine Monsterjagd! Delia! Die Frau, die geweint hatte, als sie im Wald der Totenstille von einem Monster überrascht wurden! Aber.. auf dem Auftragspapier stand, dass diese Quest in Kooperation mit einem Rune Knight absolviert werden würde. Und wer war ein Mitglied der Rune Knights? Aska van der Velden!
Allein der Hauch einer Chance, hier und heute auf diese Ikone zu treffen, hatte Delia all die Angst und Zweifel über Bord werfen lassen. Sie musste es einfach wagen! Und ehe sie sich versah, saß sie im Zug nach Oak Town und verscheuchte die anderen Fahrgäste mit ihrem Mantra. Noch wusste sie nicht, dass sie auf eine Person treffen würde, welche zwar nicht Aska war, aber ihr durchaus viel über die geliebte Heldin erzählen könnte. Nicht ganz das, was sie sich erhofft hatte, aber durchaus akzeptabel! Nein, die offenherzige und freundliche Köchin würde sich natürlich nichts anmerken lassen und sich über jeden freuen, der ihr wohlgesinnt war. Und das war nicht selbstverständlich, denn wer Delia als Partnerin für eine hochrangige Quest hatte, der hatte nicht gerade das große Los gezogen.
Als die junge Frau aus dem Zug ausstieg und den Bahnhof von Oak Town erstmals in ihrem Leben betrat, raste ihr Herz regelrecht. Gleich wäre es soweit. Gleich würde sie auf Aska van der Velden treffen.. Was sollte sie sagen? Guten Tag? Seid gegrüßt? Alles fit im Schritt? Oder lieber wortlos die Hand zum Gruß anbieten? Delia wurde so heiß, dass ihr die kalten Temperaturen noch gar nichts ausmachten. Sie hatte sich aber auch wirklich sehr warm angezogen und viele Lagen übereinander gelegt. Der Bahnhof war nicht besonders belebt, was einigermaßen untypisch war. Doch so wäre es umso einfacher, Aska zu finden. Doch von der Blonden war keine Spur.. Sollte das wirklich alles umsonst gewesen sein? Hilflos tappste Delia über den Bahnhof und sah sich suchend um, bis sie jemanden entdeckte, welcher dermaßen ritterlich aussah, dass er ein Rune Knight sein musste. Die Köchin marschierte näher auf ihn zu, direkt geradeaus, bis sie nur noch zwei, drei Meter voneinander trennten. Ihre Blicke trafen sich - und Delia konnte die Enttäuschung in ihrem Gesicht nicht länger verbergen.
Traurig ging sie auf den Fremden zu und setzte sich einfach neben ihn. Sie sah ihn an, musterte ihn kurz. Schwarzes Haar, schwarze Augen. Er war sehr gutaussehend, das erkannte Delia. Aber das half ihr kein bisschen über die Enttäuschung hinweg. „Du bist das, oder?“, fragte sie mit einem wehmütigen Lächeln. „Der Magier der Rune Knights, der das Monster suchen soll, habe ich recht?“, fügte sie an, damit er auch verstand, was sie meinte. Wissend nickte Delia, ehe sie den Blick wieder geradeaus richtete. Ach, das war doch dämlich! Nein, sie durfte nicht so unfreundlich sein! Heute wäre nicht der letzte Tag gewesen, an welchem sie Aska treffen könnte! Etwas hilflos lachte sie also auf und wandte sich dem Fremden lächelnd zu. „Es tut mir leid, das war keine nette Begrüßung! Ich habe mich nur regelrecht darauf versteift, auf eine andere Person zu treffen, daher..“, erklärte sie ihm entschuldigend. Ja, Delia konnte eine ziemliche Plaudertasche sein. „Ich hoffe, wir haben trotzdein einen guten Start! Mein Name ist Delia Hollingsworth und ich habe mich ebenfalls für diesen Auftrag gemeldet!“ Dann zog sie mitten auf der Bahnhofsbank ihre Beine näher an sich heran, sodass sie letztendlich im Schneidersitz neben Cassius hockte. „Du solltest wissen, dass ich noch nicht so viel Erfahrung als Magierin habe! Aber lass dich davon bitte nicht abschrecken, ich gebe mein Bestes!“, versicherte sie ihm und hoffte, der Fremde wäre mit ihr einverstanden.
Die kalte Luft des Nordens zog in Form einer sanften Brise an den Gleisen entlang und hinterließ einen seichten Schauer, wenn man nicht witterungsgerecht gekleidet war. Für den schwarzen Schwertkämpfer war dies jedoch kein Problem, denn seine schwarze Kleidung war ohnehin immer recht dick, außerdem war er ein Frostmagier und war dadurch befähigt, extremer Kälte standzuhalten. Gerade erst hatte er auf der Bank Platz genommen, da veränderte sich das rege Treiben am Bahnhof. Unzählige Gäste waren ausgestiegen und in allen Richtungen verschwunden, aber nicht minder wenige waren eingestiegen und wartete darauf, bis die Eisengefährte loszogen. Auf jeden Fall war es nun recht überschaubar, weswegen Cassius problemlos die Augen offen halten konnte, um seine heutige Auftragspartnerin ausfindig zu machen.
Lange warten musste der Ritter auf jeden Fall nicht, denn eine junge Dame hatte ihn förmlich anvisiert und näherte sich zielgerichtet, wenngleich sie etwa zwei Meter vor ihm zum stehen kam. Neugierig richtete er seine schwarzen Iriden auf ihre hellgrünen Seelenspiegel, blickte kurz darauf aber äußerst überrascht, als er die große Enttäuschung in ihrem Gesicht erkennen konnte. Sie hatte eindeutig jemand anderes erwartet oder zumindest erhofft, doch offenbar musste Cassius sie bereits vor dem ersten Wort deutlich enttäuschen. Der Lichtmagier war so überrascht von diesem Aufeinandertreffen, dass er den Mund gar nicht aufbekam, während sich die Neuankömmling direkt neben ihn auf die Bank setzte. Direkt wurde er gemustert, aber offenbar half es nicht sonderlich über die Enttäuschung hinweg.
Bei Delia handelte es sich um eine sehr attraktive Frau, wie Cassius objektiv feststellen durfte und doch löste es nichts in ihm aus. Sein Herz schlug für eine andere Frau, weshalb die äußerliche Erscheinung der gildenlosen Magierin eben lediglich das blieb. Sie brach dann mit der Tür ins Schloss und machte direkt auf den Auftrag und seine Aufgabe aufmerksam. Delia wollte wissen, ob er der Rune Knight war, der das Monster jagen sollte. „Das bin ich, ja“, antwortete Cassius also trocken, der ihre Art und Weise mit ihm umzugehen zunächst als unhöflich empfand. Sie hatte sich nicht vorgestellt und ihn auch keineswegs begrüßt, also hatte sie da bereits die ersten Minuspunkte gesammelt.
Plötzlich lachte Delia los und wandte sich ihm lächelnd zu. Die Einsicht kam deutlich schneller als der Frostmagier erwartet hatte, doch rang es ihm schlussendlich ebenfalls ein Lächeln ab. Wirklich zum direkten Antworten kam der Ritter aber nicht, denn die Magierin entpuppte sich als kleine Quasselstrippe, deren Name Delia Hollingsworth war und ihm nebenher gestand, erst wenige Erfahrungen mit der Arbeit als Magierin gesammelt zu haben. Für einen Augenblick war Cassius etwas überfordert mit der Überschwemmung an Konversation, doch ein tiefes Durchatmen half bekanntlich immer. „Mein Name lautet Cassius Velnarion. Es ist mir eine Freude dich kennen zu lernen, Delia Hollingsworth“, entgegnete der Ritter also höflich. „Mach dir wegen deiner mangelnden Erfahrungen keine Sorgen“, beschwichtigte Cassius sie daraufhin. Jeder Magier fing bei null an, so wie er auch vor wenigen Jahren.
Dann erhob sich Cassius und streckte sich kurz durch, ehe er zu Delia blickte. „Am besten wir verschleudern keine weitere Zeit und begeben uns zum Auftraggeber in Oak Town, um die letzten Details zu besprechen, bevor wir auf Monsterjagd gehen“, lächelte Cassius und deutete an, ihm folgen zu sollen. Mit den Händen in der Hosentasche, schritt der Velnarion also voran und legte dabei ein gemächliches Tempo an den Tag. „Achja, Delia“, sprach er die gildenlose Magierin erneut an und warf einen Blick zur winterlich gekleideten Dame. „Du sagtest vorhin, du warst versteift darauf, eine andere Person zu treffen“, brachte er dann zur Sprache. „Du kennst also bereits Ritter von uns?“, erfragte er dann. Er konnte es verstehen, denn er hatte in den einzelnen Gilden ja auch so seine Favoriten, was Zusammenarbeit anbelangte. „Tut mir leid, dass es nichts wurde“, fügte er dann noch entschuldigend an. Er zweifelte nicht an den Erfolg des Auftrags oder befürchtete mangelnde Motivation bei der Hollingsworth, aber es tat ihm dennoch leid, dass ihr Wunsch unerfüllt blieb.
Der Norden bringt schöne Erinnerungen zurück. Aska hatte Cassius vielsagend angelächelt, als sie seine Worte vernommen hatte. Spielte er etwa auf ihr Kennenlernen in Lerhamn an? Sein Lächeln ließ diese Vermutung zu. Vor ihrem inneren Auge sah die Devilslayerin noch einige Zeit diesen Ausdruck und seine Worte schienen in ihren Gedanken wieder zu hallen, während sie neben ihm im Bett lag und die Zimmerdecke anstarrte. Dabei fielen ihr immer wieder die Augen zu, denn die Erschöpfung hatte sich in der jungen Frau breit gemacht. Es dauerte nicht mehr lange, da schlief Aska ein und erholte sich von den Strapazen des erst kürzlich geendeten Kampfes. Sie brauchte die Kraft, denn ihre nächste große Aufgabe würde sie an ihre Grenzen bringen.
Gemeinsam reisten die beiden Ritter als in den kalten Norden, wo sie sich vor fast zwei Jahren kennengelernt hatten. Eine schicksalhafte Begegnung, über deren Ausmaß sich die Blonde zu jener Zeit natürlich nicht bewusst war. Dass Cassius ihr einmal dann den Weg aufzeigen würde, wenn sie sich selbst und ihren eigenen Weg verloren hatte, konnte sie zu jener Zeit in Lerhamn kaum ahnen. Natürlich musste sich die große Heldin erst einmal von der Zugfahrt erholen, doch als das geschafft war, konnten die beiden in Oak Town auch richtig ankommen. Da fiel Aska etwas ein: „Warst du nicht erst kürzlich hier? Monsterjagd, richtig?“, fragte sie ihn grinsend, schließlich hatte sie in den Hallen der Rune Knights diesbezüglich etwas aufgeschnappt. Bald schon aber mussten die beiden einen Plan schmieden, wie sie weiter vorgehen würden. Der Schwertkämpfer hatte Recht, sie brauchten dringend eine Spur. Sollten sie erneut so vorgehen wie in Clover Town? Aska würde sich verhüllen und mit Hilfe des Devil’s Ear nach Informationen suchen. „Es ist zumindest ein erster Anhaltspunkt. Lass es uns versuchen“, stimmte sie also zu.
Doch in der Stadt angekommen stellten die beiden Ritter fest, dass hier ganz schön was los war. Die Straßen waren geschmückt, überall leuchteten bunte Lampions und Girlanden verliehen einen besonderen Zauber. Buden mit Spielen, Waren und Essen waren überall aufgestellt, es duftete herrlich und die Stimmung war gut. Und das eindrucksvollste waren wohl die Besucher, welche allesamt in traditioneller Kleidung das Fest besuchten. Eine perfekte Tarnung.. Touristen auf dem Fest? Aska warf Cassius einen vielsagenden Blick zu, woraufhin sich die beiden schleunigst einen Laden suchten, in welchem sie sich neu einkleiden konnten. So hatte die Magierin einen Kimono gefunden, welcher gut passte und steckte sich noch schnell den zugehörigen Schmuck ins Haar. Die eigenen Klamotten wurden verstaut und der Verkäufer wunderte sich natürlich nicht, dass die beiden Fremden ihre neuen Sachen gleich anbehalten wollten. Als auch Cassius so weit war, konnten sie sich unters Volk mischen.
Der Auftrag war ernst und die Lage gefährlich, doch Touristen hatten auf einem Fest Spaß, warum also sollten die beiden Freunde diese Tarnung nicht aufrecht erhalten? Ganz ohne Hintergedanken natürlich.. Neben den Ermittlungen spielten sie an den Buden, probierten sich an den Essenständen durch und flanierten mit großen Augen über das Fest. Allerdings zweifelte Aska bald an der Idee, denn sie konnte einfach nichts Wichtiges wahrnehmen. Erst als sich eine große Menschentraube auf einem großen Platz bildete, hegte die junge Frau noch einmal Hoffnung auf ein paar brauchbare Informationen. „Sehen wir uns noch an, was dort los ist. Danach suchen wir die nächstbeste Spelunke“, vertröstete sie den Schwertkämpfer, etwas Verbitterung schwang in ihrer Stimme mit. Sie hatte sich mehr Erfolg von dem Fest erhofft, aber vermutlich war eine dunkle Gilde kein Gesprächsthema in Oak Town.
So ganz schlau wurde Aska nicht aus dem Menschenauflauf, welcher sich gebildet hatte. Ein paar wenige Meter abseits verblieben die beiden Ritter, um nicht mitten in der Menge stehen zu müssen. Die hochrangige Magierin war sich ihrer Aufgaben stets bewusst, doch konnte sie nicht abstreiten, die letzten Stunden auch sehr genossen zu haben. Wie sie auch immer zueinander standen, mit Cassius hatte sie immer auch viel Spaß. Lächelnd wandte sie ihr Gesicht in seine Richtung und sah ihm in die schwarzen Iriden, als er ihren Blick bemerkte. Sie waren einander nah, nicht nur aufgrund der Verbundenheit. In seinen eindrucksvollen dunklen Augen konnte sie sogar ihr Spiegelbild erkennen. Langsam, kaum merklich schwand ihr Lächeln und die Sehnsucht in ihr herrschte vor. Dieses unsägliche Gefühl der Unvollkommenheit und des Schmerzes, hoffnungsvoll und ungeduldig. Sie hätte nicht sagen können, wie es geschah, doch Aska war ihm nicht mehr nur aufgrund ihrer Bindung nahe. Ihr Herz raste, drohte sich aus der Brust zu schmettern. Doch ihr Gesicht kam seinem näher. Sie spürte für einen zu kurzen Augenblick, wie sich ihre Nasenspitzen berührten, als plötzlich ein ohrenbetäubender Knall sie aufschrecken und gebannten Blickes nach der Geräuschquelle suchen ließ, welche sie regelrecht ins kalte Wasser geschmissen zu haben schien. Ein Feuerwerk.. die Menschen hatten sich versammelt, um das Feuerwerk zu sehen.. Und nun standen die beiden Ritter da, blickten gen Himmel und zumindest Aska wagte es nicht, ihren Blick von den bunten Farben abzuwenden. Nur eine Sekunde länger und sie hätte ihn geküsst. Immer wieder wiederholte sich dieser Gedanke in ihrem Kopf. Was war nur-
„..und du bist dir sicher, dass Aska in der Stadt ist? Denkst du, das hat etwas mit uns zu tun?“ „Nicht jetzt“ „Dann stimmten die Informationen von Camu?“ „Sei endlich still“
Aska blickte weiterhin zum Himmel. „Jemand spricht über uns. Verhalten wir uns unauffällig“, murmelte sie und lächelte, schließlich wollte sie sich nicht anmerken lassen, etwas bemerkt zu haben. Ein denkbar unpassender Zeitpunkt, in welchem Aska am liebsten im Erdboden versinken würde. Aber nicht wegen der Fremden, welche sie und Cassius bemerkt zu haben schienen.
Es wäre alles so unheimlich leicht, wenn sie einfach mal miteinander sprechen würden, doch weder Aska noch Cassius wollten riskieren, in irgendeiner Form zurückgewiesen zu werden. Man konnte unweigerlich eine Spannung zwischen den Beiden spüren, doch konnten sie einander einfach nicht erreichen, um diese blockierenden Missverständnisse aus dem Weg zu schaffen. Sicherlich würde sich dies auch nicht ändern, wenn sie sich nicht selbst änderten, doch dafür war der richtige Zeitpunkt offenbar noch nicht gekommen. Stattdessen lagen sie nunmehr im Bett, schwiegen sich an und schliefen nach all den Strapazen der Nacht. Eine dunkle Gilde auszuradieren war deutlich einfacher als sich die eigenen Gefühle einzugestehen und basierend auf diesen zu handeln. Ziemlich interessante Ironie.
Zusammen reisten sie nun also in den kalten Norden und begaben sich dabei direkt nach Oak Town, um sich auf die Jagd nach Informationen zu machen. Cassius zweifelte stark daran, dass sich die andere dunkle Gilde hier in der Stadt befand und sicherlich irgendwo im umliegenden Wald oder Gebirge untergekommen war. Dennoch standen die Chancen gut, Angehörige dieser Gilde hier in Oak Town aufzuspüren, schließlich brauchten diese Dunkelmagier auch aktuelle Informationen über die Außenwelt. Bevor sich die beiden Ritter jedoch auf den Weg machen konnten, benötigte Aska erst einmal etwas Zeit, um die Zugfahrt zu verdauen. Ein Umstand den Cassius äußerst interessant fand, da er den Zusammenhang mit einer Slayermagie nicht wirklich verstand, aber gleichwohl auch großes Mitgefühl für Aska aufbringen konnte. Niemandem war gern übel, ganz gleich wo jene herrührte. „Genau. Ich habe einen verletzten Greifen gejagt, der vor lauter Hunger die umliegenden Höfe terrorisiert hat“, erklärte Cassius knapp und erinnerte sich dabei an Delia zurück. Ob er Aska von ihrem größten Fan erzählen sollte? Besser nicht, sonst kam seine Mitgliedschaft im Aska-Fanclub noch heraus.
Sie entschieden sich nun also in den Tavernen nach Informationen zu suchen, doch als sie in der Stadt ankamen, wurden sie von einem Spektakel überrascht, welches sie gewiss nicht erwartet hatten. Geschmückte Straßen, bunte Lampions und Girlanden verliehen der Stadt einen völlig neuen Look. Überall standen Buden mit Spielen, Waren und Speisen aller Art. Es wurde ausgiebig gefeiert und die Laune war in den höchsten Sphären, doch viel wichtiger war die Kleidung der Anwesenden. Traditionelle Kleidung! Das war doch die perfekte Tarnung, daher nickte Cassius still als er den vielsagenden Blick der S-Rang Magierin vernommen hatte. Schleunigst suchten sie einen Laden auf und kauften ein, wobei Cassius natürlich seiner urtypischen Farbe treu geblieben war. Sein Kimono saß perfekt und stand ihm außerordentlich gut, aber auch Aska sah fantastisch aus. Sie waren nun bereit, sich unter das Volk zu mischen und nebenher konnten sie sogar etwas Spaß haben. Da traf man doch gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.
So genossen die beiden Ritter dieses Straßenfest und flanierten wohlig durch die Straßen, wobei sie dabei dennoch ihre Augen offenhielten, damit ihnen nichts entging. Wirklich erfolgreich waren sie dabei nicht, doch das war vorerst nicht weiter schlimm, denn zu guter Letzt blieben immer noch die Spelunken und Tavernen, die man abklappern konnte. Dennoch war die Enttäuschung deutlich spürbar, hatte man sich doch mehr Erfolg von diesem Fest erhofft hinsichtlich der dunklen Gilden. Doch zuvor ging es zur großen Menschenansammlung, um zu prüfen, was dort vor sich ging. „Gehen wir“, nickte Cassius lächelnd und gemeinsam sahen sie sich das Spektakel an, aus dem sie jedoch nicht sonderlich schlau wurden. Sie standen nun dort und versuchten etwas herauszufinden, doch tatsächlich geschah etwas völlig anderes. Die Intensität ihrer Nähe nahm deutlich spürbar zu und ehe sich die Ritter versahen, sahen sie einander tief in die Augen. Es war ruhig und niemand sagte etwas, doch hatte Cassius das Gefühl, gerade ein intensives Gespräch zu führen. Sein Herz hämmerte so schnell, dass es beinahe stehen blieb und er kam nicht umhin festzustellen, eine leichte Gänsehaut zu haben. Wie auch immer es geschehen konnte, doch plötzlich kamen sich ihre Gesichter sehr nahe und schon berührten sich ihre Nasenspitzen. Ein wundervolles Gefühl und eine Nähe, die sehr Bedeutungsschwanger war. Cassius konnte nicht leugnen, wie sehr ihr sie küssen wollte um ihr endlich so nah zu sein, wie nur irgend möglich. Plötzlich knallte es laut am Himmel und der schwarze Schwertkämpfer schreckte zurück.
Das Feuerwerk hatte ihren innigen Moment ruiniert, den sie so schnell nicht wiederbekommen sollten, denn als ihnen klar wurde, was eben beinahe geschehen war, war es vorbei mit dem Blickkontakt. Wieder waren beide in ihre Schneckenhäuser zurückgekehrt und bauten etwas Distanz auf. Jeder Gedanke an diesen Augenblick wurde aus seinem Kopf geblasen, als Aska plötzlich etwas äußerst Interessantes erwähnte. Es wurde über sie gesprochen? Damit war klar, dass definitiv die richtigen Leute auf diesem Fest anwesend waren, doch das bedeutete auch, dass sie sich nun auffälliger verhalten mussten als eh schon. „Geht klar“, murmelte der Ritter zurück und blickte dann wieder lächelnd gen Himmel. Dort explodierten immer und immer wieder die Feuerwerkskörper, wobei sie dabei eindrucksvolle magische Muster in den buntesten Farben kreierten. „Ist es nicht wunderschön?“, fragte er seine Begleiterin und sah dann lächelnd zu ihr. „Eine weitere Erinnerung, die wir beide geschaffen haben“, fügte er verträumt an und sah wieder empor. Ob sie schon entdeckt wurden? Auf jeden Fall war es nun an Aska die Verdächtigen ausfindig zu machen, damit die beiden Ritter diesen Leuten folgen konnten. Das war sicher das Ticket zum Erfolg dieser Mission, die ja immerhin schon zur Hälfte von Erfolg gekrönt war.
Eine wundervolle Nähe, eine zarte Berührung. Als sich ihre Nasenspitzen berührt hatten, war es wie ein unendlicher Augenblick, in welchem das letzte Einverständnis stillschweigend eingeholt wurde. Aska hörte das Herz des schwarzen Schwertkämpfers schlagen, welches ebenso schnell gegen seine Brust stieß, wie es bei ihr der Fall war. Er wich nicht zurück, blieb bei ihr, schien diesen Moment ebenso ersucht zu haben - und doch sollte es nicht sein. Der laute Krach eines unerwarteten Feuerwerks ließ die beiden Magier schreckhaft auseinandergehen, noch bevor sie einander küssen konnten. Es war ein Jammer, denn der Mut, welchen Aska gerade aus dem Nichts heraus geschöpft hatte, war mit einem Mal verpufft. Völlig verdattert blickte sie gen Himmel, um dem bunten Feuerwerk zuzusehen. Doch was war mit ihm? Er war ihr auch näher gekommen, nicht nur sie ihm. Oder? Hatte sie sich das eingebildet? Es war aber auch der denkbar schlechteste Zeitpunkt, um eine derartige Spannung und Nähe aufzubauen! Erst das Fleischbällchen und nun das. Vielleicht sollte Aska doch noch einmal zu Fairy Tail zurückkehren, um mit Ariadne Saint-Claire zu sprechen. Als Heilerin wüsste sie wohl, was mit ihr nicht stimmte.
Trotz aller Zweifel bedauerte Aska, dass die Sache so ein jähes Ende gefunden hatte. Doch es half alles nichts, denn spätestens dann, als sie bemerkt hatte, dass jemand über sie gesprochen hatte und Cassius davon erfuhr, war alles vorüber. Die Devilslayerin fokussierte die Stimmen, konzentrierte sich auf jene Richtung, aus welcher sie gekommen waren. Diese beiden schienen unsicher zu sein, wie sie nun vorgehen sollten. Sie diskutierten.. Überrascht über die Worte ihres Freundes blickte Aska wieder zu ihm. Spielte er seine Rolle? Sichtlich verunsichert, wie sie sich nun verhalten sollte, nickte sie nur über seinen Kommentar über das Feuerwerk. Doch dann lächelt er, sprach von einer weiteren gemeinsamen Erinnerung. Ihre Augen wurden etwas größer, ehe sie das Lächeln nur noch glücklich erwidern konnte. „Ja.. und bestimmt nicht die letzte“, entgegnete sie, klang aber eher vorsichtig, auch hoffnungsvoll. Wie auch immer ihre Geschichte ausgehen würde, ob mit gebrochenem Herzen oder nicht, diese Freundschaft durfte kein Ende finden. Aska musste sie stets in Ehren halten.
„Kehren wir heim. Los jetzt!“ „Heute noch? Bis Heim Rada sind wir Stunden unterwegs!“ „Die Berichterstattung kann nicht warten. Lass uns ein paar Umwege aus der Stadt raus nehmen, wir können uns keine Verfolger leisten“
Aska wartete noch etwas ab. Dann, als sie sicher war, suchte sie wieder den Blickkontakt zu Cassius. Es fiel ihr schwer, nun die Fassung zu wahren, während sie in diese eindrucksvollen, schwarzen Iriden sah. Aber sie musste sich konzentrieren, wenngleich es ihr schwerfiel. „Sie wollen für eine Berichterstattung zurück nach Heim Rada und meinten, sie könnten sich keine Verfolger leisten. Klingt nach einem Anhaltspunkt, oder?“, teilte sie ihm mit und wartete auf seine Antwort. Doch dann wurde sie nachdenklich. Wie sollten sie nun am besten vorgehen? „Ich bin unschlüssig.. was denkst du? Sollten wir sie direkt verfolgen und befragen? Oder gehen wir zeitversetzt nach? Sicherlich sind sie im Moment besonders aufmerksam für Verfolger. Andererseits könnten sie ihre Verbündeten warnen..“ Nervös wanderten Askas Hände über ihren Hals in Richtung Haarschopf, in welchem sie sich vergriff. Sonst war sie so entscheidungsfreudig und wusste sofort, wie sie am besten vorzugehen hatten. Aber ihre Gedanken schienen wild umherzufahren, sie konnte kaum klar denken. Diese Nähe, diese Berührung. Kaum etwas anderes fand gerade in ihrem Kopf statt.
So oder so, sie würden in eine Falle tappen. Ob sie den beiden gleich folgten oder erst später, man wäre auf die Rune Knights vorbereitet. Camu, der Informant der dunklen Gilde im Norden wusste von Askas Devil’s Ear und hatte seine beiden Kollegen bewusst nach Oak Town geschickt, um sie dort auf Heim Rada aufmerksam zu machen.
Schon immer war der Blondschopf ein Magier gewesen, der sich für das Volk eingesetzt hatte. Maßgeblich hatte er sich natürlich für die Bewohner von Magnolia Town engagiert, doch mittlerweile war er ein S-Rang Magier und ein recht berühmter Mann im ganzen Königreich, daher hatte er seine Aufgabenfelder im gesamten Reich ausgedehnt. Es gab sogar Auftraggeber, die spezifisch nach ihm verlangten und jene, die sich eine Teilnahme seinerseits wünschten, es aber nicht voraussetzten. Es war schon ein grandioses Gefühl, derart anerkannt zu sein, dass man sich bei Aufträgen um ihn streiten konnte. Dennoch war Mareo ein echt bescheidener Typ, der sich keineswegs an seinem Ruhm berauschte und irgendeinen Profit daraus schlug, denn ihm persönlich war dieser Status halt einfach egal. Als er den Auftrag am Questboard erblickt hatte, zögerte er keine Sekunde um diesen abzureißen und registrieren zu lassen, doch damit war es nicht getan. Er hatte Aska kurzerhand einen Brief geschrieben und sie dazu eingeladen, dieses Abenteuer mit ihm gemeinsam zu bestreiten und hatte auch prompt eine Antwort erhalten. Diese fiel erstaunlich kurz aber deutlich aussagend aus, zustimmend natürlich.
Mit großer Vorfreude war der blonde Halbgott also aufgebrochen und hatte Magnolia Town hinter sich gelassen, um in den kalten Norden zu reisen. Der Auftrag führte sie nach Oak Town, wo das Herrenhaus eines gewissen Pedro Rolas von einer Gruppe Vampiren besetzt wurde, zumal der Verbleib seiner Familie gänzlich unbekannt war. Es war natürlich Eile geboten und so zwang sich der Halbgott zum Zugfahren, was ihn vorerst außer Gefecht setzte und ihn wie einen Schluck Wasser in der Kurve aussehen ließ. Stunden hatte der Zug in den Norden gebraucht, was damit verbunden Stunden waren, in denen es ihm einfach unglaublich schlecht ging. Sicherlich hatte Mareo noch ein paar dieser Wunderpillen, doch der Vorrat war arg begrenzt und nur für absolute Notfälle vorgesehen. Er hatte also all seinen Mut zusammengenommen und sich dem Leid bereitwillig ausgesetzt, um den Norden mit dem erstbesten Zug zu erreichen. Treffpunkt und Zeitansatz waren natürlich vom Auftraggeber vorgegeben worden, daher gab es für die teilnehmenden Magier ohnehin keinen großen Spielraum hinsichtlich ihrer Flexibilität.
Am Bahnhof von Oak Town stürzte der Blondschopf beinahe aus dem Waggon, als sich die Tür öffnete, denn er besaß absolut keine Kraft mehr. „Es…ist…so…schlimm“, stammelte er völlig fertig und kämpfte sich zur nächsten Sitzgelegenheit, um dort erst einmal zusammen zu sacken. Diese Reisekrankheit knockte ihn immer für einige Zeit aus, doch die Erholung am Bahnhof ging verhältnismäßig doch recht schnell. Sicherlich lief er nicht sofort wieder rund, doch die erste Erholung reichte auf jeden Fall aus, um sich zum Treffpunkt zu begeben, der direkt in der Haupthalle des Bahnhofes sein sollte. Aufmerksam sah er sich mit seinen goldgelben Iriden um, damit er Aska oder den Auftraggeber ausfindig machen konnte, doch noch konnte er niemanden sehen. „Schwarzer Blitz!“, rief dann eine unbekannte Stimme und sein Blick erreichte sofort einen Herrn, der aufmerksam zu winken schien. Der Blondschopf nickte und begab sich zu dem Mann, der sich zügig als Pedro Rolas identifiziert hatte. „Fehlt nur noch meine Partnerin“, meinte Mareo lächelnd und die beiden Männer warteten weiter, bis auch die berühmte Runenritterin eingetroffen war. Der Zug aus Crocus Town müsste eigentlich auch alsbald eintreffen. "Partnerin?", fragte Pedro. "Aska van der Velden. Eine Runenritterin", antwortete Mareo lächelnd. Pedro blinzelte und schluckte dann. Damit hatte er wohl nicht gerechnet.
Ächzend saß Aska auf der Sitzbank am Bahnhof von Oak Town, als sie den Zug endlich verlassen hatte. Nur einen Moment. Ein kurzer Augenblick.. dann könnte sie Mareo suchen. Sie hatte sich wirklich sehr über seinen Brief gefreut und voller Freude und Inbrunst zurückgeschrieben. Zumindest war Aska der Überzeugung, dass sie das getan hatte. Als der Brief ihres engsten Freundes in ihren Händen gelegen und sie den Inhalt gelesen hatte, wurde ihr warm ums Herz. In diesem Moment hatte sie den Eindruck, dass all die Dinge, welche zwischen ihnen gestanden hatten, nun ein für alle Mal vergeben und vergessen waren. Die Tragödie mit Zahar, Mareos indirkter Angriff auf sie, Askas Verlassen der Gilde und das Gestehen ihrer Gefühle, welches auch nicht gerade angenehm gewesen war. Der Abstand hatte ihnen wohl gut getan und das Aufeinandertreffen in Bosco war eine gute Einleitung in ein neues Kapitel. Mareo war wohl nicht bewusst, was seine Nachricht für Aska bedeutet hatte, doch sie war sehr glücklich gewesen und musste keine Sekunde überlegen, sein Angebot anzunehmen.
Allgemein war Aska derzeit sehr glücklich. Sie würde es Mareo natürlich niemals sagen, aber das, was für ihn empfunden hatte, war im Nachhinein womöglich als Schwärmerei einzuordnen. Erst seit einigen Monaten hatte sie verstanden, wie sich das tiefgreifende Gefühl von Liebe anfühlte. Cassius hatte ihren einst so dunklen und kalten Pfad erhellt und die eiserne Fassade zum Bröckeln gebracht. Und das spiegelte sich durchaus in ihrem allgemein Befinden, der Stimmung und dem Verhalten wieder. Als sie das Gefühl hatte, wieder erholt zu sein, erhob sie sich von der Sitzbank und marschierte über den Bahnhof, um Mareo zu suchen. Es dauerte nicht lange, da hatte sie ihn bereits erblickt. Er unterhielt sich gerade mit einem Mann. Ob das bereits der Auftraggeber war? Sie horchte von weitem ein wenig nach der Unterhaltung und bemerkte anhand des Inhalts, dass das wohl Pedro Rolas sein musste. Nun.. er klang nicht unbedingt begeistert darüber, dass Aska ebenfalls auf dem Plan stand. Tja, da müsste er jetzt wohl durch! Sie war stundenlang mit dem Zug hergefahren, sie würde den Auftrag jetzt durchziehen, ob es ihm gefiel oder nicht.
„Entschuldigt die Verspätung“, klinkte sich die junge Frau in das Gespräch ein und lächelte höflich, ehe sie dem Mann die Hand reichte, welcher dieser annahm und schüttelte. „Pedro Rolas? Sehr erfreut, ich bin Aska“ „Ah, ja.. sehr angenehm! Ich hätte nicht erwartet, dass neben dem Schwarzen Blitz noch ein weiteres Kaliber auf dem Plan stehen würde.. das ist ja wunderbar!“, freute Pedro sich, noch immer erstaunt über die Auslese. Da wurde der Burgherr plötzlich von einer Passantin angesprochen, die beiden kannten sich anscheinend und tauschten kurz ein paar Höflichkeiten. In der Zeit wandte sich Aska Mareo zu und griff kurz nach seiner Hand, um sie sanft zu drücken, ehe sie wieder abließ. Sie lächelte ihn glücklich an verriet ihm: „Ich möchte dir für deinen Brief danken. Ich habe mich wirklich darüber gefreut!“ Dann aber wollte sie natürlich wissen, ob es ihm auch so gegangen war! „Hast du dich über meinen auch gefreut?“, wollte sie so derart aufrichtig hoffnungsvoll wissen, dass Mareo einfach bemerken musste, dass ihr nicht bewusst war, wie knapp so ein Einzeiler auf andere wirken konnte.
„So, meine ehrenwerten Gäste. Entschuldigt. Darf ich euch zu meiner bescheidenen Burg führen?“
Das Aska seiner Bitte nachkam und sich dazu entschieden hatte, ihm bei diesem Auftrag unter die Arme zu greifen, stimmte den Halbgott sichtlich glücklich. Die beiden Slayer hatten ihre Höhen und Tiefen, doch waren sie zugleich auch beste Freunde, was mit unerschütterbarem Vertrauen einherging. Dennoch ereigneten sich auch Dinge, die dieses Vertrauen einer gewaltigen Probe unterzogen hatten. Die Tragödie mit Zahar, sein Angriff auf Aska und ihr Verlassen der Gilde. Das waren alles Dinge, die zwischen ihnen standen und doch zeigte bereits der gemeinsame Auftrag in Bosco, dass die Sterne für die zwei Slayer günstig standen. Der Brief an Aska mochte auf den ersten Blick vielleicht nicht so wirken, aber darin steckten unheimlich viele Gefühle des Blondschopfes, der sich nach seiner besten Freundin sehnte. Aska hatte immer ein Gehör für ihn und gab ihm die notwendige Kraft, um weiter voranzuschreiten, doch seit sie bei den Rune Knights war, musste er da einfach irgendwie allein durch. Durch die Begleitung von Yuuki hatten die beiden Freunde auch in Bosco nicht die Chance gehabt, sich großartig miteinander zu befassen. Dieser Auftrag schlug also zwei Fliegen mit einer Klasse.
Der Halbgott hatte Oak Town als Erster erreicht und konnte sich bereits ausreichend erholen, ehe er in Kontakt mit dem Auftraggeber getreten war. Dieser wirkte auf den ersten Blick anständig und besorgt, was sicherlich mit dem Verbleib seiner Familie und diesen Vampiren zu tun hatte. Mareo war grundlegend ein mitfühlender Mensch und konnte daher nachvollziehen, wie es dem Auftraggeber erging, wenngleich er selbst nie in dieser Situation gesteckt hatte. Die erste Kontaktaufnahme verlief ohne Probleme, doch als der Blondschopf von Aska sprach, schien Pedro Rolas nicht sonderlich begeistert zu sein. Die goldgelben Iriden des Halbgottes konnten diese Reaktion durchaus auffassen, doch rechnete Mareo dieser keine große Bedeutung an. Das dahinter weit mehr steckte, vermochten die göttlichen Augen jedoch nicht auszumachen. Stattdessen galt es nun auf die Dämonentöterin zu warten, die auch nicht lang gebraucht hatte, um dazuzustoßen. Sie entschuldigte sich für ihre vermeintliche Verspätung, woraufhin Mareo lediglich lächelte. Bevor sich die Freunde großartig aneinander wandten, galt es natürlich auch für die Runenritterin den Kontakt zum Auftraggeber herzustellen. Da hatte wohl jemand nicht gerechnet, dass einst stärkste Duo aus Fairy Tail für seinen Auftrag gewonnen zu haben.
Als Pedro von einem Passanten angesprochen wurde, nutzten die beiden Freunde die Gunst des Augenblicks, um sich miteinander zu beschäftigen. „Das freut mich sehr“, entgegnete Mareo lächelnd auf die Tatsache, dass sich Aska sehr über seinen Brief gefreut hatte. Sie wollte natürlich gleichwohl wissen, ob es dem Blondschopf gleichermaßen ergangen war, daher nickte er lächelnd. „Auf jeden Fall. Einen Brief von dir zu bekommen, bedeutet schließlich immer, dass du noch am Leben und wohlauf bist“, erklärte Mareo. Zwei grundlegende Dinge, die ihn glücklich machten. Bevor der Celeris das Gespräch jedoch fortführen konnte, wurden die Magier von Pedro abgelenkt, der sie nun zu seiner bescheidenen Burg führen wollte. Abermals nickte der schwarze Blitz und deutete mit einer Geste an, dass er vorangehen sollte. „Aber gewiss, Herr Rolas“, bestätigte Mareo dabei noch verbalisiert und wartete einen Augenblick lang, bis sich der Auftraggeber abgewandt hatte, um loszugehen. Auch diese Sekunde nutzte Mareo, in dem er Aska kurzerhand in eine Umarmung zog, sie kurz ordentlich drückte und dann wieder freiließ. „Du siehst gut aus. So stark und ritterlich wie immer“, machte er ihr dabei noch ein Kompliment.
Gemeinsam folgten die Magier dem Auftraggeber, der sie natürlich erst einmal aus dem Bahnhof herausführen wollte. Außerhalb des Bahnhofes blickte Mareo auf, denn es war gerade wieder einmal am Schneien, allerdings blieb hier nicht viel liegen. Weiter nördlich gen Crystalline Town hätte sie eine winterliche Landschaft erwartet, doch hier in Oak Town war es einfach nur dunkel, kalt und trist. Diese Stadt mochte Mareo nicht sonderlich, denn hier fühlte er sich einfach nicht wohl, doch das hinderte ihn natürlich keineswegs, diese Stadt zu besuchen. Glücklicherweise hatte er keine Freundin, die hier ihren festen Wohnsitz hatte, sonst wäre er ja ständig hier. Mit einem Manaimpuls aktivierte er dann sein Armband, welches kurz aufleuchtete und dann kurzerhand mit Mana aufgeladen wurde. Kurz blickte er zu Aska und lächelte, schließlich konnten sie sich unterhalten, da Pedro einige Schritte weiter vorn lief. „Wie ist es dir seit unserer Rückkehr ergangen?“
Da musste Aska schon kurz aufprusten, woraufhin sie Mareo ungläubig angrinste. „Das ist der Grund deiner Freude über einen Brief von mir? Dann sollte ich dir wohl öfter schreiben, sonst machst du dir noch Sorgen“, lachte sie über seine Erklärung, mit welcher sie ehrlich gesagt nicht gerechnet hatte. Der Auftraggeber wollte dann zügig zurück in sein Anwesen, womit sich die beiden Magier natürlich auch einverstanden zeigten. Aus irgendeinem Grund schien der gute Mann nicht auf Smalltalk zu stehen, was für Aska etwas ungewöhnlich war. Sie war zwar kein Freund davon, aber sie kannte es in aller Regel so, dass die Auftraggeber ihr ein Ohr abkauten. Doch Rolas ging einfach vor in der Erwartung, dass die beiden Magier ihm hinterhergingen. Aska wollte gerade ansetzen und losmarschieren, als sie von Mareo in eine Umarmung gezogen wurde. Beinahe überfordert damit legte sich ein roter Schimmer auf ihre Wangen, doch sie freute sich über die Wiedersehensfreude des Halbgottes. Es ging ihr ja genauso. Sie vermisste sie alle, Shizuka und Zahar genauso. Aber Mareo hatte eine größere Lücke hinterlassen. Erst sein Kompliment ließ sie das Gesicht verziehen. Natürlich. Sie sah stark aus und ritterlich. Das war etwas, das Aska wirklich satt hatte. „Stark und ritterlich. Das schmeichelt mir als Frau ja sehr“, murrte sie also wenig begeistert und blickte über ihre Schulter zum Auftraggeber. „Wo ist er hin?!“, stieß sie hervor, doch nach einem kurzen Augenblick hatten die beiden ihn bereits eingeholt.
Die beiden nutzten den Moment, in welchem sie mehr oder weniger unter sich waren, um ein wenig zu plaudern. Noch immer wunderte sich Aska ein wenig über den Auftraggeber Rolas, doch vielleicht war er einfach kein Mann großer Worte. Dann blickte sie kurz auf das leuchtende Armband von Mareo. War das etwa ein Manaspeicher? So etwas hätte Aska auch gern.. Vielleicht würde sie ja paar Jewel dafür zur Seite sparen. Lächelnd blickte sie schließlich zu dem blonden Halbgott auf, als dieser ihr eine Frage stellte. Wie es ihr seit Bosco ergangen war? Aska konnte nicht anders, als glücklich zu lächeln. Ihr Herz schlug schneller und sie antwortete: „Ich würde sagen.. wirklich großartig“, verriet sie ihm fröhlich, ehe sie ihren Blick wieder geradeaus richtete. „Achso. Und ich war kürzlich hier im Norden wegen einer dunkle Gilde. Um ehrlich zu sein.. ich war überzeugt, wir würden sterben. Wir gerieten in einen Hinterhalt, doch ein fremder, geheimnisvoller Mann ist in der letzten Sekunde erschienen und hat all die Feinde allein besiegt. Dann heilte er uns sogar noch.. aber ich weiß nichts über ihn. Er wich meinen Fragen aus und verschwand wieder. Aber er kannte Fenrir und den Zusammenhang zwischen dem Dämon und mir. Ich habe gehofft, jetzt, da ich wieder im Norden bin, ihn vielleicht zu finden“, erzählte Aska Mareo und erinnerte sich an diesen geheimnisvollen Mann.
„Aber genug von mir. Wie ist es dir ergangen? Ich habe das Gefühl, als wüsste ich gar nichts mehr von dir“, teilte sie ihm mit und sah Mareo aufmerksam an. Eigentlich machte er heute zumindest einen gut gelaunten Eindruck.
Der Auftraggeber war irgendwie ein komischer Kerl, dachte sich Mareo, denn er verhielt sich allgemein ziemlich merkwürdig. Insbesondere die Teilnahme einer Runenritterin schien ihn zu irritieren, zumal es ausgerechnet auch noch eine der berühmten S-Rang Magierinnen war, die man überall im Königreich kannte und fürchtete. Er hatte es zwar damit abgetan, nicht damit gerechnet zu haben, aber irgendwie vermutete Mareo mehr dahinter. Allgemein schien er die Nähe der beiden Magier etwas zu meiden, daher hatte er den Smalltalk zügig beendet und sich auf den Weg gemacht, um sie zu seinem Herrenhaus zu geleiten. Währenddessen lief er sogar ein ganzes Stück vor ihnen und schien sich soweit nichts aus der Gesellschaft der Magier zu machen, daher konnten Aska und Mareo in Ruhe miteinander sprechen und sich austauschen.
Nach der innigen Umarmung, die sich Mareo aufgrund seiner großen Wiedersehensfreude nicht verkneifen konnte, verzog Aska jedoch ihr Gesicht. Er hatte ihr ein Kompliment gemacht, doch die van der Velden bekam dies ein wenig in den falschen Hals, denn sie fühlte sich offenbar in ihrer Weiblichkeit damit nicht gerade bestätigt. Offenbar hatte die Dämonentöterin gefallen daran gefunden, für ihre Attraktivität komplimentiert zu werden, doch so gut verstand Mareo die Frauen nun einmal nicht, um das auf Anhieb zu erkennen. Außerdem gab es da doch diesen Ritter, der sich darüber gewiss nicht freute, wenn andere Männer ihr Komplimente gaben. Der Blondschopf stieß einen leisen Seufzer aus und ließ die Sache auf sich beruhen, denn egal was er dazu nun sagte, es machte nichts ungeschehen. Der Auftraggeber hatte zuvor zum Aufbruch geblasen, doch plötzlich war er einfach weg. Blinzelnd sah Mareo zu seiner besten Freundin und hob ahnungslos die Schultern. „Warten ist wohl nicht mehr“, kommentierte er dabei leise.
Gemeinsam spazierten die beiden Magier hinter dem Auftraggeber her, als sie diesen endlich wieder im Blickfeld hatten und nutzten die kleine Zweisamkeit, um ein wenig zu quatschen. Ihre letzte ungezwungene Konversation war schon lang her und auch in Bosco hatten sie wenig Zeit gehabt, sich großartig auszutauschen. Sicherlich war der Augenblick für die tiefgängigsten Gespräche noch nicht gekommen, aber für einen ersten Vorstoß in das Leben des jeweils Anderen reichte es vollkommen aus. Das glückliche Lächeln entging ihm natürlich nicht, als er nachfragte, daher ging er vorab schon davon aus, dass wohl alles gut war. „Das freut mich wirklich sehr zu hören“, entgegnete der Halbgott lächelnd, als Aska auch schon ein wenig aus dem Nähkästchen erzählte. „Ich habe davon in der Zeitung gelesen. Da habt ihr gleich zwei dunkle Gilden ausradiert, hm?“, fragte Mareo eher rhetorisch, schließlich beantwortete sich die Frage von selbst. „Aber schon seltsam, dass dieser Typ so viel von dir wusste. Ich meine, das sind Informationen, die ja eigentlich für niemanden zugänglich sind“, fasste er direkt auf, die Hand dabei ans Kinn gelegt.
„Wenn du mir verrätst, wie er ausgesehen hat, halte ich die Augen offen. Vielleicht kann ich ihn ja aufspüren“, fügte Mareo dann noch an, um Aska eine Hilfe zu sein. Wie die Chancen standen, diesen mysteriösen Mann noch einmal zu begegnen, vermochte Mareo überhaupt nicht einzuschätzen, aber seine Augen waren eben äußerst präzise und vermochten Details aufzuspüren, die sonst kein Lebewesen vernahm. Sie spazierten weiter und ließen den Bahnhof allmählich hinter sich, doch begaben sie sich nicht direkt in die Innenstadt von Oak Town, sondern folgten dem Auftraggeber zu den ländlichen Gebieten außerhalb der Stadtviertel. Aska lenkte das Gespräch nun aber erst einmal in seine Richtung, womit er nun am Zug war, aus dem Nähkästchen zu plaudern. „Du hast recht, ja. Eigentlich weißt du gar nichts mehr von mir“, bestätigte er zunächst und lächelte sie bedauernd an. Es war nicht von der Hand zu weisen, dass sie sich ein wenig auseinandergelebt hatten. Natürlich waren die unterschiedlichen Gilden und die Distanz daran schuld, jedoch nicht ihre Verbundenheit zueinander. „Shizuka und ich haben Hargeon Town gerettet. Raven Tail hat versucht unseren Namen in den Schmutz zu ziehen und uns die Zerstörung der Stadt in die Schuhe zu schieben, doch wir konnten das verhindern. Dafür habe ich dann drei Wochen im Gefängnis gesessen, übliche Leier. Habe sogar den Gott Poseidon getroffen. Er hat mir die Macht gegeben, zu gewinnen“, erzählte Mareo also. „Und kürzlich hat mir Raban den Auftrag erteilt, einen Stützpunkt von Raven Tail dem Erdboden gleichzumachen. Gesagt getan, habe sogar Zahar dabeigehabt. Und dank meiner Medikation konnte sie sogar Zug fahren“, lachte er amüsiert auf. Bei Fairy Tail erlebte man eben immer viel. Dennoch wurde seine Miene immer trauriger, je mehr er über die Erlebnisse nachdachte.
„Ich habe herausgefunden, wer meine Mutter ist“, erzählte er dann und blickte in die Ferne. „Sie hieß Maria und war eine Magierin von Fairy Tail. Sie war auf Heilmagie spezialisiert und eine sehr fürsorgliche und beliebte Kameradin gewesen, heißt es“, führte er fort. „Ich bin also quasi in die Gilde hinein geboren worden“, lächelte er schwach. „Doch wie du weißt, beginnen meine Erinnerungen erst vor ein paar Jahren. Wo war ich die ersten 18 Jahre meines Lebens? Es ist mir nach wie vor verborgen. Und auch der Verbleib meiner Mutter ist ungeklärt. Sie ist nach meiner Geburt offenbar einfach verschwunden“, beendete er dann die Neuigkeiten hinsichtlich seiner Selbst. Mehr hatte er noch nicht herausfinden können.
Nach einem letzten Überprüfen seiner vertrauten Tasche verließ Shukketsu den Zug, der mit Oak Town seine Endhaltestelle erreicht hatte. Nicht lange ist es her, da hatte er mit Miss Finch eine Beziehungssituation geklärt, und nun ist er schon auf seinem nächsten Auftrag. Ein Folgeauftrag einer Dame in der Stadt. Auch dieses Mal würde ihm eine einzelne Frau zur Seite stehen, jedoch hier ist die Magierin soweit bekannt, kein Mitglied einer der offiziellen Gilden. Eventuelle Beschwerden würden demnach schwieriger werden. Nicht verzagen, noch hatte er sie ja nicht getroffen und vielleicht würde sie mehr in Richtung Amelia oder der Gildenmeisterin gehen. Jetzt musste er aber erstmal zum Treffpunkt. Gemäß Vereinbarungen sollten sie sich direkt hier am Bahnhof treffen, aber auch wenn der Verkehr weniger war als in einer der zentraleren Stationen, gab es trotzdem einen Verkehr an Personen. Shukketsu trug für diesen Auftrag einen Anzug in einem dunkleren Rot mit einer blauen Krawatte. Seine Schuhe waren rotbraun, um nicht mit der Farbe des Anzugs zu beißen. Was seine Partnerin tragen würde, war im völlig unbekannt, da es nur wenige Leute gab, die so Uniformbewusst waren wie er, insbesondere jene, die keiner Gilde angehörten und demnach keine Uniform hatten. Bevor er sich in unnütze Gedanken verlor, war es vielleicht besser noch einmal über die bisher bekannten Informationen zu gehen. Um dies zu tun, ging der Magier zu einer der Bänke, die an den Wänden des Bahnhofs platziert waren. Von dieser Position wäre er auch in der Lage, beide Gleise und einen guten Teil des Bahnhofs zu überblicken. Seine Tasche stellte er zu seiner rechten ab, nachdem er die erste Akte herausgeholt hatte. Es schien sich um den dritten Auftrag dieser noch sehr kurzen Serie zu handeln. Während er las und den Klängen des Bahnhofs mit halbem Ohr zuhörte, bemerkte er nach einer Weile, dass sich Schritte unmissverständlich in seine Richtung begaben, könnte dies seine Partnerin sein?
150 / 150
~sprechen~denken~
Exia mag diesen Beitrag
Lyn Phantom Bullet
Anmeldedatum : 31.08.23 Anzahl der Beiträge : 236 Alter : 32
Seit sie in Crocus Town wohnte hoffte sie inständig, früher oder später eine Fährte zu finden, welche sie zu Maxwell führte. Doch bisher waren jede Bemühungen im Sande verlaufen und sie wusste einfach nicht weiter, doch gleichwohl konnte sie nicht tatenlos herumsitzen und hoffen, also beschäftigte sie sich zwischenzeitlich mit der Arbeit als Magierin. Bei Mermaid Heel hatte sie ständig irgendwelche Aufträge erfüllt, doch als gildenlose Magierin war das gar nicht so einfach, an gute Aufträge zu kommen. Die meisten Jobs waren schlecht bezahlt und stammten von Auftraggebern, mit denen man sich nicht unbedingt einlassen sollte, aber wenn man genauer hinsah, dann erblickte man auch einige wenige, für die man morgens echt aufstehen konnte. So einen Auftrag hatte sie auch jetzt an Land gezogen, denn einer verzweifelnden Ladenbesitzerin unter die Arme zu greifen war etwas sehr Nobles. Auch wenn ihr Umgang mit ihren Mitmenschen deutlich zu wünschen übrigließ, so hatte sie ihr Herz am rechten Fleck und tat, was getan werden musste. Etwas, worin ihr Bruder Maxwell und sie sich außerordentlich ähnlich waren. Leider endeten die Gemeinsamkeiten dort auch schon wieder.
Ihr heutiger Auftrag sollte sie hoch in den Norden führen, um Sofie im Tante Emma Laden zu unterstützen. Ihre Lieferungen blieben aus, wodurch sie schlussendlich keine Verkäufe mehr tätigen und kein Geld verdienen konnte. Früher oder später wäre das ihr Ruin, dabei gab es dort doch einen Kuchen, von dem man sogar in Crocus Town gehört hatte. Madilyn zögerte keine Sekunde und ließ sich den Auftrag geben, denn sie wusste, dass auch Maxwell geholfen hätte. Irgendwie hoffte die Winchester durch solche Taten dem Beispiel ihres Bruders zu folgen, auch wenn sie all die Jahre ein wenig dafür verurteilt hatte, so wenig auf sich selbst zu achten. Doch seit er verschwunden war, erkannte sie, was für ein großartiger Mann er war und was er alles opferte, damit es seinen Mitmenschen gut ging. Sie beneidete ihn ein wenig für diese Eigenschaften, doch war sie auch froh, sich von ihm zu unterscheiden. Nichtsdestotrotz halfen solche Jobs ihr, die Erinnerungen an ihren Bruder lebendig zu halten. Und so stieg sie in Crocus Town in den Zug, der sie hoch nach Oak Town bringen sollte.
Die Zugfahrt war lang und langweilig, die Lyn überwiegend mit Schlafen oder mit dem Reinigen ihrer Pistolen verbrachte. Ihr knapper und auffälliger Kleidungsstil sorgte natürlich für allerlei Aufmerksamkeiten, insbesondere beim männlichen Geschlecht, doch dafür interessierte sie sich keineswegs. Einer der Schaffner meinte sogar, sie wäre zu knapp bekleidet und würde für unangenehmes Aufsehen sorgen, doch dem Typen hatte sie sofort den Marsch geblasen und die Knarre ins Gesicht gehalten. Seither war Ruhe und man ließ sie unbeschwert weiterreisen. In Oak Town angekommen, verließ sie den Zug und sah sich am Bahnhof um. Der Treffpunkt wurde ihr bei der Auftragsvergabe mitgeteilt, doch hätte sie gewusst, dass sie mit einem Rune Knight aus Crocus Town zusammenarbeitete, hätten sie auch gleich gemeinsam reisen können. Doch das war fürs Erste nebensächlich. Mit den beiden Pistolen unter den Armen im Holster, stiefelte sie durch den Bahnhof, um den Treffpunkt zu erreichen.
Die Kälte störte sie herzlich wenig, denn wirklich empfindlich war sie dahingehend nun nicht. Sie holte ihre Schachtel hervor, zog eine Zigarette heraus und klemmte sie zwischen die Lippen, ehe sie den Glimmstängel anzündete und einmal kräftig daran zog. Den kalten Rauch blies sie hinaus ins Freie und schon näherte sie sich der Bank, auf welcher ihr Partner zu sitzen schien. Er trug einen Anzug, machte einen äußerst feinen und elitären Eindruck. Irgendwie erinnerte sie der Kerl direkt an Maxwell, denn sie hatten eine ähnliche Frisur und teilten sogar ein wenig die Ausstrahlung. „Yo“, raunte Lyn den guten Shukketsu also an. „Bist sicher der Kollege, mit dem ich hier dieser Sofie im Laden aushelfen soll, hm?“, raunte sie unmissverständlich hinterher, während sie erneut kräftig an der Zigarette zog und den Rauch ausstieß. „Mach ma Platz“, forderte sie ihn dann noch auf und schwang ihren Hintern geradewegs neben ihn auf die Bank. Die Arme wurden ausgestreckt auf die Lehne der Bank abgelegt und die Beine überkreuzt, während der Glimmstängel vor sich hin rauchte. „Wartest schon lang?“, fragte sie dann unverblümt.
Besagte Schritte kamen unmissverständlich nahe ihm zu einem Halt, sollte es sich bei der Person tatsächlich um seine Partnerin handeln, so muss sie in dem Zug nach ihm, der gerade erst eingetroffen ist, gekommen sein. Das wäre gut, da Shukketsu nicht lange hat warten müssen, aber trotzdem die Zeit hatte, die Akten noch einmal zu lesen, zumindest die wichtigsten Teile. Just als der Magier beinahe wieder in Gedanken verschwunden wäre, hörte er einen Gruß an sich gerichtet, die Stimme schien ein wenig rauer als er es von einer jungen Dame erwartet hätte. Um sich zu der Situation zu vergewissern, hob Shukketsu deswegen seinen Blick und wollte die Person mustern, doch diese hatte bereits zu ihrer nächsten Aktion angesetzt, ohne auf eine Antwort zu ihrer implizierten Frage zu warten. Ihre nächsten Worte waren eine Aufforderung, der Shukketsu hastig nachging, Unwillens einen negativeren Eindruck zu hinterlassen. Während sich die junge Frau hinsetzte, bekam er noch einmal Gelegenheit, sie sich zu betrachten.
Das Erste, was ihm ins Auge fiel, die offensichtliche Zigarette in ihrer Hand, was die rauere Stimme erklären würde. Shukketsu hatte nichts gegen Rauchen, er selbst war Nichtraucher, sein Körper seiner Meinung nach geschunden genug und er wusste auch nicht, ob Restwirkungen der Experimente in irgendeiner Weise mit dem Rauch reagieren würden. Die Chancen dafür waren praktisch null, aber es tat ihm keinen Abbruch nicht zu rauchen. Von der Zigarette abgesehen war die Dame eher leicht bekleidet, nicht besonders geeignet für das eher kühlere Wetter hier im Norden, vielleicht hatte sie magische Mittel sich warmzuhalten oder eine genetische Resistenz gegen Kälte, in den Akten war nichts davon geschrieben, doch sie konnten unvollständig sein, es war seines Wissens nach kein Gesetz, das einen dazu zwingen würde, alle Fähigkeiten den Ämtern zu offenbaren. Woher die Informationen in den Akten stammen, war eher eine Fall zu Fall Geschichte. Durch eben jene luftigere Bekleidung konnte der Magier einen guten Teil des Körpers sehen und was er sah, gefiel ihm doch sehr. Sie hatte schöne Haut. Objektiv betrachtet konnte man sie nach den Kriterien, mit denen Shukketsu vertraut war als attraktiv bezeichnen. Ganz anders als er mit seinem Narben-verseuchten Körper. Sie schien auch mit einer Pistole bewaffnet zu sein. Shukketsu bevorzugte eher den Nahkampf, trotz Training in den meisten konventionellen Waffen. Seine bescheidenen physischen Attribute machten Kämpfen in jedwedem Sinn eher eine Notlösung, wobei er kontinuierlich versuchte besser zu werden.
All diese Gedanken und Observierungen kosteten ihn nur wenige Momente, aber es war dennoch genug Zeit für eine weitere Frage. Nun hätte er auch gleich die Gelegenheit, die Erste zu beantworten. "Madam Winchester nehme ich an? Ihre Annahme ist korrekt, in dass ich ihr für diesen Auftrag zugewiesene Partner bin, bezüglich der Wartezeit kann ich sie beruhigen, indessen sie nicht übermäßig lange war und mir die Möglichkeit eröffnete, die Akten bezüglich unseres Unterfangens noch einmal zu studieren." Hier machte er eine kurze Pause, um besagte Akten, die er noch in den Händen hielt, wieder in seine Tasche zu sortieren. "Ich bitte vielmals um Entschuldigung, sollten sie es als anstößig betrachten, aber ich kam nicht Umweg festzustellen, dass sich ihre Kleiderwahl nicht zwingend mit dem lokalen Klima verträgt. Sollten sie es daher benötigen ein Kleidergeschäft aufzusuchen, bevor wir uns dem Fall widmen, so wäre dies ein verständlicher Umweg." Shukketsu wollte zutiefst nicht mit ihr zu einem Kleidungsgeschäft und ein Outfit shoppen, es wäre aber ein zu großer Nachteil für ihre Mission sollte sie frieren.
150 / 150
~sprechen~denken~
Lyn Phantom Bullet
Anmeldedatum : 31.08.23 Anzahl der Beiträge : 236 Alter : 32
Wie für Madilyn üblich, überfiel sie ihre Kameraden gern mit ihrer lässigen und direkten Art. Anstatt ein höfliches Fräulein zu sein und mit einem Knicks vor Shukketsu entsprechende Unterwürfigkeit zum Ausdruck zu bringen, schwang sie ihren knackigen Hintern lieber direkt neben ihn auf die Bank. Der Runenritter gehörte definitiv zu der Sorte Mann, die Lyn ansprechend und attraktiv fand, aber ihr Ziel war es hier ja nun nicht, ein Date klarzumachen, sondern Geld zu verdienen. Das der Ritter sie eindringlich musterte, nahm sie allerdings wahr und schmunzelte deswegen auch kokett, denn ihr gefiel so etwas natürlich durchaus. Der Auftrag versprach bereits jetzt spannend zu werden und dass, obwohl sie noch keine Kostprobe seiner Stimme bekommen hatte, die glücklicherweise aber auch nicht lang auf sich warten ließ.
„Goldrichtig, Schnucki“, bestätigte sie seine Annahme Madam Winchester zu sein. Das klang sehr hochgestochen und wurde ihrer Person auch absolut nicht gerecht, aber wenn der Ritter so mit ihr umspringen wollte, dann hinderte sie ihn natürlich nicht daran. Irgendwie war sein Verhalten ja doch gleich dem eines Gentlemans und diese Sorte Mann verfügte für gewöhnlich über ansprechenden Charme. Dann entglitten ihr jedoch ein wenig die Gesichtszüge, denn Shukketsu sprach echt…ja, wie sprach er denn? Gebildet und ordentlich, sehr fein und gesellschaftlich hoch im Niveau. Der arme Ritter, dass er ausgerechnet an Madilyn geraten war, die für so etwas ja kein Gespür übrighatte. „Du hast es ja voll drauf“, posaunte sie also grinsend heraus und lauschte dann seinen weiteren Worten. Er brachte ihre Kleiderwahl zur Sprache und machte sie auf das hier herrschende Klima aufmerksam, wie es sich für einen Gentleman nun einmal gehörte.
„Du bist echt süß“, gestand die Winchester und legte ihren Arm um den Ritter, während sie mit der anderen Hand an ihrer Zigarette zog und diese dann ausdrückte. „Ich frier nicht so schnell“, erklärte sie ihm dann kurz ein wenig ernster, um ihm zu versichern, dass er sich da keine Sorgen machen musste. Kurzerhand erhob sich Lyn dann auch schon wieder auf die Beine und deutete dann mit ihrem Daumen auf ihre Kleidung. „Außerdem gefällt dir das, was du siehst“, unterstellte sie ihm, wissend, dass er es wohl auch tatsächlich tat. „Nicht wahr?“, fragte sie also noch spitzbübisch, um Shukketsu ein wenig aus der Reserve zu locken. Der Ritter war so förmlich und versteift, daher wollte Madilyn einfach mal herausfinden, ob der Kerl über eine lockere Seite verfügte. Aber vorerst musste das mit den Spielereien reichen, denn sie hatten schließlich eine gewisse Arbeit zu erledigen.
Ihr Blick wurde ein wenig ernster und sie blickte den Leiter der Mission an, der hoffentlich ein bisschen was auf dem Kasten hatte. Sie war noch nicht gerade die größte Magierin, daher wollte sie eigentlich von seinen Fähigkeiten profitieren. „Wollen wir uns dann an die Arbeit machen, Schnucki?“, fragte sie grinsend und verschränkte die Arme unterhalb ihrer recht voluminösen Brust. „Auf dem Weg könntest mir ja erklären, was so in deinen Akten steht. Hab‘ keine wirklichen Infos zu dieser Arbeit“, gestand sie und würde sich freuen, wenn Shukketsu einige Details mit ihr teilen konnte. Nun mussten sie aber wohl erst einmal zum Tante Emma Laden von Sofie.
Shukketsu war korrekt mit seiner Annahme, nicht dass sie sonderlich weit hergeholt war. Die Dame schien gemäß ihres Umgangs zu der eher freifühlenden Sorte zu gehören. Die Dame initiierte Körperkontakt als wären sie alte Freunde. Shukketsu hatte sie seinem Gedächtnis nach noch nie getroffen und ihre Akte, so wenig in ihr auch stand, hatte auch eine solche familiarität nicht hervorgegeben.
Aus dem Augenwinkel betrachtend, schien es keinen der anderen Leute im Bahnhof zu stören. Glücklicherweise drückte die Magierin auch ihre Glimstange aus. Gefolgt wurde diese Geste mit dem Antworten seiner in diesem Moment noch größten Sorge und zugleich größten Hoffnung. Unglücklicherweise gab Madam Winchester an, keine Probleme mit dem lokalen Wetter zu haben. Sie schien auch ein gewisses, verdientes, Maß an Selbstvertrauen in ihren Körper zu haben.
Ganz im Gegenteil zu dem Magier selbst, der bei jeder seiner Uniformen penibel darauf achtete, seinen Narbenkörper so exzessiv wie nur im vernünftigen Rahmen möglich zu verdecken. Shukketsu wunderte sich bei dem Gedanken, ob sie eher vereckelt oder verschreckt wäre, würde sie seinen Körper sehen. Vielleicht war sie auch die seltene Art von Perversling und er würde ihr gefallen? Nein, das war ein Hirngespinst, solche Leute gab es nicht. Niemand würde je auf seinen Körper schauen und ihn als schön bezeichnen. Keine Zeit in Selbstverachtung abzudriften, es galt eine Mission zu erfüllen, und dankenswerterweise war es kein Schönheitswettbewerb.
Bei dem hätte Madam Winchester weitaus bessere Karten alleine. Besagte Magierin wollte auch schon sogleich aufbrechen. Verständlich, der Bahnhof war kein guter Platz für eine Lagebesprechung und die Klientin vorher zu treffen war eine gute Idee.
Nicht wie in seiner letzten Mission, bei der er tief greifen musste, um sie vor dem sofortigen Scheitern wegen seiner sogenannten Partnerin zu retten. Er mag nicht der beste in soziologischen Fragen zu sein, aber er würde behaupten er wäre besser als sie.
Neue Mission, neue Partnerin, klügere Partnerin, auf gehts. Das halte ich für eine wunderbare Idee, der Inhalt der Akten ist theoretisch unter Geheimhaltung, da sie Informationen enthalten, die wir ungern ohne die Zustimmung der involvierten Personen weitergeben. Das Kurze zum Langen ist, dass es sich um wiederholten Ärger handelt, der potenziell zusammenhängt. Ich war in den vorherigen Anstrengungen nicht dabei und die Berichte sind nicht doktrinär geschrieben, es waren demnach auch keine anderen Ritter.
Shukketsu erhob sich damit und öffnete seine Tasche erneut, nicht aber um die Auftragsakten hervorzuholen. Eine Akte, die ich die jedoch ohne weiter Probleme aushändigen kann, ist die Akte, welche Madam Winchester selbst betrifft. Den Hefter gefunden, holte er ihn heraus und streckte ihn in die Richtung der Magierin. Es sollten hoffentlich keine Überraschungen darin zu finden sein.
150 / 150
~sprechen~denken~
Lyn Phantom Bullet
Anmeldedatum : 31.08.23 Anzahl der Beiträge : 236 Alter : 32
Den wundersamen Ritter zu durchschauen war keineswegs leicht, denn selbst als sich Madilyn sicher war, dass er sie attraktiv fand, verweigerte er eine direkte Zustimmung trotz Konfrontation. Die Winchester störte sich daran natürlich nicht, allerdings musste sie wohl härtete Geschütze auffahren, wenn sie Shukketsu aus der Reserve locken wollte. Glücklicherweise blieb dafür noch ausreichend Zeit, denn der Auftrag hatte gerade erst begonnen und wer wusste schon, wo die beiden Magier nach Abschluss noch landeten. Nun war es aber erst einmal Zeit sich um die Arbeit zu kümmern, denn Madilyn brauchte das Geld und außerdem half sie äußert gern ihren Mitmenschen, so wie ihr Bruder Maxwell es immer getan hatte. Entsprechend lenkte sie den Fokus der doch recht offenen Unterhaltung auf die Aktenlage, die der Ritter mit sich führte.
„Geheimhaltung also“, seufzte die Winchester langgezogen und zuckte dann mit den Achseln. „Kann man nix machen“, fügte sie aber verständnisvoll an. Eigentlich wollte sie vom Ritter ja auch nur wissen, womit sie es zu tun bekamen, doch auch darüber schien es keine wirklichen Informationen zu geben. Sie mussten sich also zunächst mit der Klientin besprechen und ihre nächsten Schritte im Anschluss planen. Damit hatte Madilyn natürlich kein Problem, also blies indirekt ins Horn, um den Aufbruch einzuläuten. Der Bahnhof eignete sich einfach nicht für eine derartige Besprechung erst recht nicht die Bahnhöfe, die sich im Norden des Königreiches befanden. Hier gab es einfach viel zu viele zwielichtige Gestalten und die dunklen Gilden verfügten hier über ein ätzend intensives Informationsnetzwerk.
Der hübsche Ritter bot ihr aber nun tatsächlich Akteneinsicht an, jedoch lediglich für die Akte, die sie selbst betraf. Es gab eine Akte über sie? Na ganz toll. Sie nahm die Akte entgegen und schenkte Shukketsu ein kurzes, freches Lächeln, dann öffnete sie den Hefter und sah hinein. „Hoff ich auch“, lachte sie amüsiert auf den Kommentar hinsichtlich der Überraschungen, während ihre Iriden allmählich die Zeilen durchforsteten. Natürlich waren einige Informationen vorhanden, immerhin war ihr Bruder bis vor kurzem ein aktiver Rune Knight gewesen. Dort stand drin, woher sie kam, dass sie bis vor kurzem zu Mermaid Heel gehörte und allen voran, dass Maxwell Winchester ihr Bruder war. Überraschungen fand sie darin tatsächlich keine, also war sie beruhigt. „Krasse Sammlung“, kommentierte sie den Hefter und gab ihn zurück. „Kennste eigentlich Maxwell?“, fragte sie dann direkt. Wenn Shukketsu ein Ritter war, standen die Chancen gut, dass sich die Zwei kannten.
In der Zwischenzeit hatten sich die beiden Magier auf den Weg gemacht und ließen den tristen Bahnhof schnell hinter sich. Sie betraten die Hauptstraße von Oak Town und begaben sich tiefer in die Stadt, denn Tante Emmas Laden befand sich mitten im Herzen von Oak Town. Die neue Besitzerin Sofie hatte ihren eigenen Laden dort eröffnet und bereits diverse Schwierigkeiten gehabt, doch nun sollte alles aus dem Ruder geraten. Hoffentlich konnten Shukketsu und Madilyn ihr auch wirklich dabei helfen. „Sag mal, Schnucki“, startete die Waffenträgerin abermals ein Gespräch. „Was hast du eigentlich so drauf?“, erfragte sie und wollte natürlich wissen, mit welchen Magien und oder Waffen ihr temporärer Kamerad so hantierte. Allmählich näherten sie sich dabei auch dem Geschäft, während der kalte Wind durch die Gassen pfiff.
Das Forum wurde für die Nutzung der Desktopversion von Firefox und Chrome optimiert. Es kann in der mobilen Version oder in anderen Browsern zu Darstellungsfehlern kommen. Sollte euch ein Fehler auffallen, meldet euch bitte direkt bei @Medusa.