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 Heather Town

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Medusa
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Medusa
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BeitragThema: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptyDi 16 Jun 2020 - 15:45

das Eingangsposting lautete :

Ortsname: Heather Town
Art: Ortschaft
Spezielles: ---
Beschreibung: Heather Town ist ein etwas abgelegenes, heimeliges Städtchen im Süden des Reiches. Die meisten Gebäude sind im Fachwerkstil errichtet worden und stehen um einen großen Platz herum, der als Zentrum dient. Um den Ort liegen mehrere Gehöfte, die offiziell noch zu Heather zählen, aber bis auf den Markttag kaum Kontakt zu der „Stadt“ haben. Wichtige Bauwerke sind nur das Rathaus und eine eher baufällige Kapelle.

Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.


Number of Statues: 312
No statue would defy me
So you shouldn't either
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AutorNachricht
Esmée

Esmée
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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptyMo 6 Dez 2021 - 19:55

Je länger man Ava und Esmée miteinander beobachtete, desto schneller konnte man zu dem Schluss kommen, dass man es mit zwei ziemlichen Luftköpfen zu tun hatte. Beide waren abseits des normalen Lebens großgeworden, hielten sich selbst für den Mittelpunkt der Welt, dachten, alles tun und machen zu können und wenn es darauf ankam, wäre das Ergebnis bei beiden Damen vermutlich gleichermaßen katastrophal. Zudem redeten sie aneinander vorbei, ohne es richtig zu bemerken und verstanden sowieso gegenseitig kaum eine Anspielung oder Äußerung, die getätigt wurde, richtig. Esmée und Ava waren wirklich ein grandioses Team. Wer war auf die hirnrissige Idee gekommen, ausgerechnet diese beiden Gestalten von Satyrs Cornucopia gemeinsam loszuschicken? Die Wahrscheinlichkeit, dass ein zweites Team losgeschickt werden musste, um nicht nur den Hund, sondern am Ende auch die beiden verschütteten Magierinnen zu retten, stand nicht schlecht. Es blieb also spannend und der Ausgang dieser eigentlich recht simplen Quest war mit den beiden Frauen als Teilnehmerinnen ungewiss. Ob eine Explosion reichen würde, um sich den Weg notfalls freizusprengen?

Apropos Magie! Ava begann zu erzählen, welche Fähigkeiten sie mitbrachte und die Dinge, die sie äußerte, ließen die hellblauen Augen der de Bosco groß und rund werden. Giftmagie? Das klang aber gefährlich! Dass Explosionen auch nicht gerade ungefährlich waren, war ein Detail, das die Schwarzhaarige bei diesem Gedanken ganz außer Acht ließ. Das Kompliment, das die Finch der jungen Frau für ihre Exposionen machte, zauberte sogleich ein fröhliches Lächeln auf die Lippen der Prinzessin. Wenn sie jemand nervte, könnte sie ihn einfach wegsprengen? Was für eine interessante Idee! „Ich weiß nicht, ob ich es so extrem ausdrücken würde…“, schränkte die junge Frau ein und wog den Kopf nach rechts und wieder nach links. „… aber grundsätzlich hast du wohl Recht. Man sollte sich lieber nicht mit mir anlegen! Ich habe in der Vergangenheit auf jeden Fall das eine oder andere Möbelstück zerstört.“ Esmée zuckte mit den Schultern und schmunzelte zuckersüß, als wäre sie sich überhaupt keiner wirklichen Schuld bewusst. Man mochte es in diesem Moment nicht glauben, aber die de Bosco war zu ganz schrecklichen Wutausbrüchen fähig. Und wenn sie wütend wurde… naja, dann zeigte sich die Kraft ihrer Explosionen besonders. Wie gut, dass sie mit Ava jemanden an der Seite hatte, die mitnichten dafür sorgen würde, dass Esmée irgendwann im Verlauf des Auftrages die Kontrolle verlieren würde! Gerne hätte das Model das Gespräch mit ihrer wundervollen Teamkollegin fortgeführt, doch diese schien immer noch nicht überzeugt davon, diesen Auftrag durchgeführt zu bekommen. Das genervte Augendrehen nahm die de Bosco gerade noch wahr, bevor die Kollegin resigniert den Kopf gegen die Fensterscheibe des Zuges lehnte und den Blick nach draußen abwandte. Hm! Na gut, dann musste Esmée eben genug Motivation für beide Frauen mitbringen und die Finch damit einfach anstecken. Für den Moment ließ sie die Sängerin jedoch in Ruhe und tappte nur unruhig mit den Füßen, während der Zug weiterrollte.

Und dann, irgendwann, kamen die Magierinnen in Heather Town an. Hinter zwei anderen Passanten verließen sie den Zug und Esmée wurde mindestens im gleichen Maße wie Ava von den stürmischen Böen, die durch den Bahnhof fegten, überrascht. Mit beiden Händen umklammerte sie den Griff ihres hübschen Regenschirms und stemmte sich gegen den Wind, darauf hoffend, dass das Gestell nicht nachgeben würde. Puh, wenn das Wetter so blieb, könnte das vielleicht wirklich ziemlich schwierig werden… Der Zug in ihrem Rücken setzte sich wieder in Bewegung und so musste sich die de Bosco anstrengen, um die Worte, die die Finch aussprach, zu verstehen. Wo sie hingehen mussten? „Oh, das weiß ich!“, verkündete Esmée selbstbewusst und ihre Augen strahlten. Sie hob belehrend den Zeigefinger, bevor sie fortfuhr: „Wir müssen zum Gasthaus 'Schneller Hase'!“ Und natürlich hatte die junge Frau vorher in Erfahrung gebracht, wo genau dieses Gasthaus lag! Mit einem Wink der Hand deutete sie Ava an, dass man ihr folgen sollte – Esmée freute sich. Sie konnte sich nützlich machen!

… oder etwa nicht?

Heather Town war ein kleines, abgelegenes Städtchen, das nicht ansatzweise mit den großen Ortschaften Fiores mithalten konnte. Die Gebäude waren ziemlich altbacken, es gab einen Zentralplatz und wenige Straßen, die durch die Ortschaft führten. Man mochte meinen, dass es nicht viele Möglichkeiten, insbesondere nicht viele Gasthäuser gab, die als Treffpunkt mit den Auftraggebern infrage kamen. Tja, wenn man Esmée de Bosco im Team hatte, konnte man sich wundern, wie viele Ecken sogar so ein verschlafenes Örtchen besitzen konnte. Wie viele Ecken… und wie viele Gasthäuser!. Es waren nur wenige Menschen draußen unterwegs, weshalb es nicht verwunderlich war, dass es eine ganze Weile dauerte, bis jemand den Magierinnen erklärte, dass es in Heather Town kein Gasthaus gab, das 'Schneller Hase' hieß. Aber wie konnte das sein?! Esmée hatte sich den Namen so gut gemerkt! Eine ältere Dame kam schließlich auf die Idee: Vielleicht meinten sie den 'Schleichenden Fuchs'? Oh, natürlich, der schleichende Fuchs, das musste es sein! Doch dort angekommen, stellte sich schnell heraus: Nein, hier waren die Magierinnen auch nicht richtig. Vielleicht meinten sie 'Die Kupferkanne'? Den 'Rabenhof'? Das 'Gasthaus zum Wegekreuz'?... Und dann, irgendwann, standen die mittlerweile völlig durchnässten und – vermutlich – nicht sonderlich gut gelaunten Magierinnen vor dem aller letzten Gebäude, das überhaupt infrage kam: Das Papperlapub. „Das muss es sein! Es kann gar nicht anders sein!“, ließ Esmée außer Atem verlauten, nahm nach kurzem Zögern wieder eine gerade Haltung ein und wischte sich entschieden eine pitschnasse Strähne ihres schönen, schwarzen Haares zurück. Eigentlich war die de Bosco jetzt schon total fertig – aber sie würde einen Teufel tun, sich das anmerken zu lassen! Nein, sie war stolz. Pitschnass vielleicht, ja, aber auch stolz!

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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptyDo 6 Jan 2022 - 20:59

Amüsiert lachte die Feline auf, als ihre Kollegin behauptete, schon das ein oder andere Möbelstück zerstört zu haben. "Oh, das kenne ich." kicherte sie, natürlich vornehm mit der Hand vor dem Mund. Zwar hatte sie keine Explosionen zur Verfügung, aber wenn sie richtig wütend war reichten ihre Krallen vollkommen aus. Kaum ein Einrichtungsstück in ihrer Wohnung hatte keine Kratzspuren - das ein oder andere war auch schon auf dem Sperrmüll gelandet weil es deswegen nicht mehr schön ausgesehen hatte. Aber das war weitaus besser, als ihren Zorn an Mitmenschen auszulassen! Immerhin hatten die zwei Prinzesschen jetzt schon mal eine Gemeinsamkeit gefunden: Mobiliarschändung.
Der Rest der Zugfahrt verlief absolut ruhig und bot Ava Finch mehr als genug Zeit noch einmal ausführlich darüber nachzudenken, wie sehr sie diesen Auftrag eigentlich hasste. Ein Glück erreichten sie Heather Towns Bahnhof, bevor ihre Mordpläne an dem zuständigen Questverteiler Form annehmen konnten.
Eher weniger Glück hatten die jungen Frauen, als es darum ging, den - eigentlich - einfachsten Teil ihrer Aufgabe hinter sich zu bringen: den Auftraggeber treffen und sich anhören was dieser zu sagen hatte. Beflügelt von Esmées Selbstbewusstsein und Tatendrang stolzierte die ehemalige Sängerin ihrer Kollegin hinther, drehte dabei fröhlich ihren Schirm in den Händen. "Schneller Hase, du hast vollkommen recht! Daran kann ich mich auch erinnern!" Glaubte sie zumindest. Irgendwo hatte sie das auf jeden Fall schon mal gehört. Bestimmt in der Beschreibung, die sie super aufmerksam gelesen hatte.
Die Motivation der Schwarzhaarigen war jedoch nur von kurzer Dauer - bereits wenige Straßen und Ecken weiter begann ihr Schritt an Schwung zu verlieren. Trotz ihres zuckersüßen Schirmes mit den Katzenöhrchen begann ihre Kleidung langsam, feucht zu werden. Immer wieder musste sie sich mit dem Wind einen erbitterten Wettkampf um eben jenen Schirn leisten. Die ersten paar Male gewann sie diesen Streit sogar - aber ihre Siegessträhne war kurz. Eine besonders starke Böe riss ihr das Ding schließlich aus der Hand, trieb es in die Höhe und ließ es in großen Kreisen davonschweben. Einige Schritte hetzte sie ihm noch hinterher, jedoch war schnell klar, dass sie ihn nicht einholen würde. Mit angelegten Ohren und schwungvoll pendelndem Schweif tappte sie zurück zu der Arnault, quetschte sich wortlos mit unter deren Regenschirm. Dies war jedoch nur der Anfang einer mehr als planlosen Schnitzeljagd durch Heather. Als sie schließlich durch die Tür des Papperlapub traten war sich Ava Finch absolut sicher, dieses verfluchte Kaff nun besser zu kennen als ihre eigene Heimat. Jedes noch so dreckige Eck, jede halb verfallene Scheune und jedes steinalte Bauernhaus - sie hatte es alles mehrfach gesehen.
Die arme Katze war völlig durchnässt. Kein Zentimeter ihres Körpers war mehr trocken. Ihr Fell klebte an ihrem Körper wie eine zweite Haut und ihre Kleidung sowieso. In ihren Schuhen hatten sich garantiert kleine Ozeane gebildet in denen ihre Zehen nun qualvoll ertranken. Sie hasste alles. So, so sehr. "Unfassbar..." Noch keine Minute angekommen - sie hatte noch nicht einmal einen klitzekleinen Moment Zeit, ihrem Ärger Luft zu machen - kam bereits ein altes Pärchen auf die Magierinnen zugelaufen. "Da seid ihr ja endlich!" riefen sie erleichtert, die rauen Stimmen im Einklang. Als sie jedoch vor den Damen zum Stehen kamen, wurden die von Falten umrahmten Augen groß. "Oweh, wie seht ihr denn aus? Sagt nicht ihr seid die ganze Zeit da draußen herumgeirrt und habt uns gesucht? Ihr armen Dinger!" Das Großmütterchen ergriff sogleich die Hände des Models und drückte diese fest. "Johann, was sollen wir nur tun? Am Ende holen sie sich noch wegen uns eine Erkältung!" Der angesprochene Mann fuhr sich einige Male nachdenklich über den grauen Rauschebart, ehe er zu dem Entschluss kam: "Annabelle, haben wir nicht einige Kleiderspenden bekommen, die nicht unsere Größen waren? Die könnte unseren beiden Helfern doch passen!" Während von der Alten ein begeistertes Nicken kam, machte sich in Ava Finch das blanke Entsetzen breit. Sie sollte irgendwelche Fetzen von fremden Leuten anziehen? Am Ende waren da Läuse oder so dran! Igitt! Ein Blick hinab an ihrem eigenen Körper ließ sie jedoch seufzen. Vielleicht war es immer noch besser als das jetzt? "Genau, genau. Da wir fast alles verloren haben, haben wir einiges an herzallerliebsten Sachen von den anderen Einwohnern bekommen. Sie haben so unfassbar schnell reagiert. Kaum zu glauben, oder?" Sie faselte noch irgendetwas von Nachbarschaftshilfe und Nächstenliebe, doch die ehemalige Sängerin hatte schon längst auf Durchzug geschalten. Sie konnte es immer noch nicht fassen.
Kurze Zeit später fanden sich die Mädels also wirklich vollkommen neu eingekleidet beim Ausgang des Paperlapub wieder. Nichts passte so wirklich, alles war irgendwie zu groß, hing vom Körper wie ein alter Sack. Auch die Farbwahl war wirklich grausig - wer dachte sich, dass es okay war, eine hellblaue Hose mit einer quietschgrünen Jacke zu kombinieren? Immerhin war es wetterfest... Nichtsdestotrotz konnte man zumindest Ava Finch ansehen, wie unzufrieden sie mit der Situation war. Ihre Ohren noch immer zurückgelegt und das Fell ihres Schweifes leicht aufgeplustert blickte sie immer wieder an sich hinab. Das ging sowas von gar nicht. "Ihr seht beide absolut bezaubernd aus!" trällerte die Großmutter, man konnte ihr beinahe glauben, dass sie das wirklich dachte. "Wie bereits gesagt findet ihr in einem kleinen Schuppen etwas abseits alles, was ihr brauchen könnt. Und unser kleines Gänseblümchen" - ernsthaft? Wer nannte seinen Köter bitte Gänseblümchen?!- "Haben wir zuletzt in der Scheune gesehen ... aber da haben wir schon nachgesehen. Dort war sie nicht... Sie muss fortgelaufen sein um sich zu retten...!" Nun hatte Johann das Wort ergriffen. Er schien kein Interesse daran zu haben, die Satyrs mit Nettigkeiten bei Laune zu halten. "Bitte findet unser kleines Schätzchen ... ihr seid unsere letzte Hoffnung!"

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Esmée

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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptyDi 11 Jan 2022 - 22:39

Esmée bemühte sich – sie bemühte sich wirklich. Ihre Kleidung war pitschnass und ihr war kalt, ihre dunklen Strähnen klebten ihr unschön im Gesicht und sie fühlte sich absolut miserabel – dennoch behielt sie ihre stolze Haltung bei und versuchte, so wie ihr es als Prinzessin beigebracht worden war, sich die schlechte Verfassung nicht weiter anmerken zu lassen. Nach außen hin blieb sie stark und optimistisch! Aber Ava? Sie machte aus ihrer Abneigung über die Gesamtsituation überhaupt kein Geheimnis. Sogar die Prinzessin konnte die schlechten Wellen spüren, die von der Katzenlady ausgingen, als sie langsam auf das Papperlapub zutraten und es war gar nicht so leicht, sich davon nicht ebenso herunterziehen zu lassen. „Hey, wir haben es gefunden!“, versuchte die de Bosco in einem letzten, kläglichen Versuch, ihre Teamkollegin aufzumuntern und schenkte ihr ihr schönstes Lächeln – nur leider hatte sie damit gar keinen Erfolg. Die Finch schien es nicht einmal richtig wahrgenommen zu haben, als auch schon ein älteres Pärchen auf das Duo zusteuerte. Den Schirm gerade erst geschlossen und neben der Eingangstür abgestellt, wandte sich das schwarzhaarige Model zu den älteren Herrschaften, die sich ziemlich schnell als die Auftraggeber entpuppten. Johann und Annabelle - was ein Zufall, dass die Auftraggeber so hießen. Esmée neigte geschwind ihr Köpfchen und wollte bereits zu einem Knicks ansetzen, um die Begrüßung zu erwidern… doch dann stockte sie. Peinlich berührt blickte die Magierin an sich selbst herab und eine leichte Röte bildete sich um ihre Nase. Sie… sah wirklich nicht sonderlich gut aus. Die Kleidung klebte klatschnass an ihrem Körper, ihre Frisur war vollkommen hinüber und Esmée konnte nur hoffen, das ihr Make-Up diesen Kampf gegen die Naturgewalten überstanden hatte. Was ihre Familie wohl denken würde, wenn sie ihre Prinzessin so sehen würden? Sicherlich nichts Gutes. Als die ältere Frau schließlich die Hand von Esmée ergriff, zuckte diese merklich zusammen. Sie machten sich Sorgen, dass die Magierinnen eine Erkältung bekommen könnten? Das war… irgendwie süß. Und doch war der jungen Frau die Situation so unangenehm, dass sie schnell abwinken wollte. „N-nein, Sie müssen nicht…“ Aber weiter kam die de Bosco nicht. Schon sprach Johann von einigen Kleiderspenden, die sie an die Magierinnen abtreten könnten. Kleiderspenden?! Es war dieser Moment, in dem Esmée so richtig bewusstwurde, wie tief sie gesunken sein musste. Früher in Bosco war sie es gewesen, die Kleidung gespendet hatte. Und heute? Heute war sie es, die Kleiderspenden angeboten bekam. Es war nicht so, dass sie ein Problem damit hatte, die Klamotten anderer Leute zu tragen. Sie hatte auch kein Problem damit, keine Neuware zu tragen. Es verdeutlichte ihr einfach nur sehr, wie viel sie eigentlich seit dem Verlassen ihrer Heimat verloren hatte. Und irgendwie machte das die Schwarzhaarige einen kleinen Augenblick sprachlos und auch wehmütig. Als sie hilfesuchend zu Ava blickte, konnte ihr hier aber auch nicht wirklich weitergeholfen werden. Auch Ava Finch sagte kein Wort, sah vielmehr so aus, als hätte sie sich ihrem Schicksal ergeben… und so stolperte Esmée der Oma schlussendlich in ein Zimmer hinterher, in dem sie sich umziehen könnte.

Immerhin gab es der 19-Jährigen ein paar Minuten, um sich wieder zu sammeln, ihre schweren Gedanken zu ordnen und für die Dauer des Auftrages wieder in den Hintergrund zu schieben. Jetzt hatte sie keine Zeit, um sich über sich selbst Gedanken zu machen, sie musste funktionieren! Am Ende trug die Prinzessin irgendeine braunkarierte Holzfällerjacke, deren hochgekrempelten Ärmel direkt wieder über ihre Finger hinwegrutschten, kaum dass sie sich bewegte. Die schlabberige Hose, die um ihre Beine hing, war nicht nur alles andere als figurbetonend, sondern übersäht mit bunten und überhaupt nicht zusammenpassenden Flicken. Aber immerhin die quietschgelben Gummistiefel passten ganz ausgezeichnet! Die de Bosco war alles andere als überzeugt von ihrem Outfit und konnte leider auch die Tatsache, dass sie jetzt deutlich besser für die bevorstehende Aufgabe gekleidet war als zuvor, nur so halb anerkennen. Mit einem Seitenblick streifte sie Ava, um herauszufinden, ob sie genauso schlimm aussah – und kaum, dass sie die Sängerin erblickt hatte, wurden die Äuglein der de Bosco größer. Eine hellblaue Hose mit einer quietschgrünen Jacke? Grün und blau, trägt die… Esmée fand ihre eigenen Gedanken so unglaublich witzig, dass sie ein Lachen spürte, das sich unaufhörlich den Weg über ihre Lippen suchte. Geschwind hielt die junge Frau die Hand vor den Mund und biss sich schmerzhaft auf die Zunge, aber so ganz zurückhalten konnte sie ihr kichern nicht. „Entschuldige…“, murmelte sie und räusperte sich dann. „Wir sehen wirklich schlimm aus“, versuchte sie am Ende, die Wogen zu glätten. Ob das half, um Ava Finch zu beruhigen? Vermutlich mochte sie es nicht besonders, wenn man sie aus… Pardon, anlachte. Just in diesem Augenblick kamen die beiden Auftraggeber wieder zurück und erklärten unumwunden, wo die Magierinnen ihre Arbeitsutensilien finden konnten. Und der vermisste Hund wurde auch nochmal erwähnt! Gänseblümchen? War das der richtige Name? Oder nur irgendein Kosename? Naja, war auch egal. „Wir werden Gänseblümchen finden“, gab die de Bosco selbstsicher zur Antwort, ohne sich das Befremden über diesen Kosenamen anmerken zu lassen. „Machen Sie sich keine Sorgen. Oder, Ava?“ Die hellblauen Augen sahen hinüber zur Sängerin, die allerdings nicht sonderlich erpicht darauf schien, etwas zu der Situation beizutragen. Sie sah sogar… ziemlich genervt aus. Oweh! Bevor die Auftraggeber irgendetwas von der schlechten Stimmung mitbekamen, zog die Prinzessin lieber die Aufmerksamkeit wieder auf sich: „Verlassen Sie sich auf uns“, beendete sie geschwind und neigte den Kopf etwas. Es war gar nicht so leicht, die Situation alleine zu schaukeln und dabei stets Freundlichkeit und Optimismus auszustrahlen... Das Pärchen wechselte einen unsicheren Blick, nickte allerdings schlussendlich und ließ die Magierinnen alleine. Erste Hürde geschafft? Wie viele würden noch folgen?

Und so machten sich die beiden Magierinnen auf den Weg zu besagtem Hof. Da es immer noch stürmte und regnete, blieben sie natürlich auch auf diesem Weg nicht wirklich trocken… aber immerhin das Schuhwerk hielt dicht. Man konnte es ja positiv sehen, nicht? „Ach du meine Güte…“ Esmée konnte ihren Augen kaum glauben, als sie zusammen mit Ava vor dem Hof zum Stehen kam. Das Gebäude, das sie freilegen sollten, war… vollkommen mit Schlamm bedeckt. Was musste das für eine große Lawine gewesen sein, die sich von dem Hang hinter dem Gebäude gelöst hatte? Und… war das überhaupt sicher, dass die Magierinnen jetzt, inmitten des Regens, mit irgendwelchen Bergungsarbeiten begannen? Könnte sich nicht noch eine Schlammlawine lösen?! Die de Bosco hatte Zweifel daran, dass das hier so korrekt war… ob die Gilde überhaupt auf die Sicherheit ihrer Magier achtete, bevor irgendwelche Aufträge verteilt wurden? Oh man… Nur kurz ließ die junge Frau zu, dass man ihr ihre Skepsis ansehen konnte, bevor sie tief einatmete und sich wieder gerade hinstellte. Nicht jammern! „Da hinten ist der Schuppen, von dem gesprochen wurde.“ Esmée deutete auf ein ziemlich verwittertes Holzgebäude, das sicherlich schon bessere Tage gesehen hatte. Wie hatte dieses Ding dem Sturm eigentlich standhalten können? Sie trat auf den Schuppen zu, öffnete die Tür und sah sich um. Hier lag wirklich viel herum… „Sollen wir… mit Schaufeln anfangen?“, fragte sie unsicher in Richtung Ava und legte nachdenklich einen Finger an ihr Kinn. Das war nicht unbedingt ein Gebiet, in dem die Prinzessin wirklich viel Ahnung hatte. Ihr war auch noch gar nicht klar, wie anstrengend so ein Unterfangen noch werden konnte. Aber das würde Esmée wohl sehr bald herausfinden können.

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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptyDi 25 Jan 2022 - 19:42

Der unerschöpfliche Optimismus des Models war schon beinahe zu beneiden. Er war wie ein bodenloses Fass, aus dem man bis ans Ende der Zeit schöpfen konnte, ohne, dass es leer wurde. Nur leider reichte das trotzdem nicht aus, um auch nur im geringsten auf die Feline abzufärben. Ihr Inneres kochte, der Deckel würde sicher nicht mehr lange halten. Vor Allem, nachdem Esmée doch tatsächlich lachte. Es war ihr hoch anzurechnen, dass sie zumindest versuchte, es sich zu verkneifen, denn die jungen Frauen sahen wirklich absolut lächerlich aus, aber Ava Finch wäre nicht Ava Finch, wenn sie Verständnis zeigen könnte. Stattdessen sträubte sich das Fell an ihrem gesamten Körper und ihr entfuhr ein frustriertes Zischen. Sie musste zumindest noch kurz die Fassung behalten. Vor den Auftraggebern konnte sie es sich nicht leisten, auch wenn sich ihr Zorn überwiegend auf diese bezog. Wie diese die Magierinnen hilfesuchend anblickten, als wären sie ihre letzte Hoffnung war wirklich nicht fair. "Ja, das tun wir." knurrte die Schwarzhaarige leise. Schließlich waren dies auch die letzten Worte, die sie in der Gegenwart des alten Pärchens verlor. Auf die Ansprache reagierte sie nur mit einem scharfen Blick. Die Arnault war schlichtweg besser im Reden, schien regelrecht ein Talent dafür zu haben, die richtigen Worte zu finden. Oder vielleicht hatte sie es gelernt? Egal. Hauptsache sie hatten nun endlich ihre Ruhe und konnten den Mist hinter sich bringen.
Es war schwer zu entscheiden, was schlimmer war. Im Pub, aber dafür in der Gegenwart der alten Knacker, oder hier draußen mitten im Sturm, zu sein. Auf beide Optionen hätte das Idol gerne von anfangan verzichtet, aber ihre Meinung schien ja niemanden zu interessieren. Immerhin fanden sie den Hof - oder um genauer zu sein das Bisschen, was davon noch übrig war- auf Anhieb. Es gab kein großes Herumgeirre. Ein Wunder eigentlich bei dem Orientierungssinn der Frauen. Die warmen, braunen Seelenspiegel der Katzen wanderten zweifelnd über den riesigen Schlammhügel, der sich vor ihnen erhob. Würden hier und da nicht einige Ecken des Dachs hervorlugen, hätte sie niemals geglaubt, dass sich darunter überhaupt irgendwas befand. Es musste einem Wunder gleichen, dass das Gebäude unter dem ganzen Gewicht noch nicht eingestürzt war. Wie sollten zwei zierliche Magierinnen, die Beide nicht sonderlich hilfreiche Magien beherrschten, hier irgendetwas ausrichten? "Was soll die scheiße hier überhaupt?" fragte Ava Finch kopfschüttelnd. Das war eine Aufgabe, die nicht einmal ein ganzer Bautrupp mit Baggern und anderen Geräten mit Leichtigkeit erledigen konnte!
Doch genau dieser Anblick des Unmöglichen entfachte etwas in der Schwarzhaarigen. Motivation? Nein. Eher eine ganz ganz große Portion Trotz. Da hatte sie doch jemand bewusst darauf angesetzt nur um sie versagen zu sehen! Ihre zarten, arbeitsfremden Hände formten sich zu Fäusten. Wortlos stapfte sie hinter Esmée her und warf über deren Schulter einen Blick in den alten Schuppen. Tatsächlich fanden sich darin alle möglichen Werkzeuge. Das Meiste davon hatte der Popstar noch nie gesehen, hatte dementsprechend auch nicht die geringste Ahnung wie man es nutzte. Zumindest die Schaufeln erkannte sie. "Haben wir irgendeine Alternative?" scherzte sie. Nein, die hatten sie natürlich nicht. Nachdem sich beide ihre 'Ausrüstung' geschnappt hatten, trat sie die halbverrottete, ächzende Tür mit Schwung wieder  zu. Das steinalte Hüttchen stöhnte und meckerte, stand nach der unsanften Behandlung garantiert noch ein paar Grad schiefer. Aber das war Ava Finch sowas von egal.
Mit der Schaufel fest in beiden Händen stapfte sie zurück, direkt an den Fuß des gewaltigen Matschhaufens. Der unermüdliche Regen prasselte auf sie herein, doch inzwischen bemerkte sie diesen kaum noch. Sie streckte die Arme weit über den Kopf hinaus, holte so viel Schwung wie sie konnte und ließ das Werkzeug dann in den weichen Untergrund schnellen. Mit den Füßen trat sie daraufhin auf den flachen Teil der Schaufel ein, sodass diese noch ein wenig tiefer sank. "So ein Scheißdreck! Diese blöden Ficker glauben wohl, dass ich das hier nicht schaffe! Aber die werden schon sehen, wir kriegen das hin, egal was die denken!" Noch ein paar Tritte mehr folgten. Wenn sie sich vorstellte, dass dort, wo sie hintrat, die Köpfe dieser Idioten, die ihr diesen Auftrag erteilt hatten, lagen, fiel es ihr gleich ein wenig leichter. "Ich sag dir Esmée, die werden blöd glotzen wenn wir diesen bescheuerten Köter nach Hause gebracht haben!" Dann verlagerte sie ihr ganzes Körpergewicht auf den Stiel und schwang sich nach hinten. Ein großer Brocken Erde löste sich mit einem eckelhaften Schmatzen und ließ sich dann von der Katze beiseite schmeißen. Der erste Spaten(naja, eigentlich war es ja eine Schaufel. Aber Ava kannte den Unterschied sowieso nicht)stich war getan! "Blöde, verfickte Dreckscheiße! Ich werd's denen schon zeigen. Wart's ab, Esmée, wart's nur ab. Selbst wenn ich den ganzen Berg versetzen muss." Sie wiederholte das Prozedere, dieses Mal jedoch mit deutlich weniger Erfolg. Gerade, als sie ihr Gewicht verlagern wollte, rutschte sie an dem nassen Holzgriff ab und fiel -Rücken voraus - in den Schmodder, den sie eben hinter sich geschmissen hatte. Ein schrilles, frustriertes Kreischen entwischte dem ehemaligen Star. "Mich will doch heute wirklich alles veraaahrrschennn!"

@Esmée



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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptySo 30 Jan 2022 - 21:28

Ob sie irgendeine Alternative hatten? Esmée dachte wirklich und ernsthaft über diese Frage nach, obwohl die Antwort mehr als eindeutig war. Wenn die beiden Frauen diese Quest erledigen wollten, hatten sie gar keine andere Möglichkeit, als jetzt in die Hände zu spucken, sich eine Schaufel zu schnappen und sich ihrem Endgegner – namentlich dem Schlamm – in einem erbitterten Kampf auf Leben und Tod zu stellen. So unschlüssig die de Bosco war, was genau sie eigentlich von dieser ganzen Aktion halten sollte, so entschieden war Ava in ihrer Meinung. Nicht nur, dass sie mit einem gezielten Fußtritt die Tür des Holzschuppens zu pfefferte, sodass Esmée kurz befürchtete, das Ding würde einfach in sich zusammenfallen… nein, es wurde noch viel schlimmer. Der Mund des Models klappte entsetzt nach unten, als sie die vulgäre Aussprache von der Finch vernahm. Hatte sie… hatte sie gerade Scheißdreck gesagt? Das war ein Wort, das man sich in der Vergangenheit weder gewagt hatte, in Gegenwart der Prinzessin zu äußern, noch das ihr selbst erlaubt gewesen wäre, zu nutzen. Ihre Mutter hätte ihr den Kopf für so eine Aussprache umgedreht! Sie hätte sich mit Sicherheit im Anschluss den Mund auswaschen müssen! Obwohl sich Esmée hätte freuen sollen, dass ihre Kollegin aus ihren wüsten Beschimpfungen und Beleidigungen neue Kraft gewann und sich gegen den Schlamm und Matsch stemmte, konnte sie sich doch nicht so richtig darauf konzentrieren oder Ava gar zur Hilfe eilen. Denn die Kollegin redete sich immer weiter in Rage! F-Ficker?, haspelte das Model gedanklich und schlug sich die Hand erschrocken vor die Lippen. Irgendeine Stimme in ihrem Kopf forderte, dass sie sich sofort die Ohren zuhalten sollte, bevor sie noch mehr dieser schrecklichen Worte hörte, aber Esmée war wie paralysiert. Wenn es einen Moment gab, der mehr als eindeutig zeigte, dass sie beim normalen Fußvolk angekommen war, dann war es der jetzige. Menschen adliger Herkunft hätten sich niemals auf ein solches Niveau herabgesenkt!

Esmée zuckte sichtlich zusammen, als Ava von dem Griff ihrer Schaufel abrutschte und rücklings in den Schlamm fiel. Aber erst das schrille und ohrenbetäubende Kreischen der Kollegin sorgte dafür, dass die Schwarzhaarige sich aus ihrer Starre lösen konnte und hektisch den Kopf schüttelte, um wieder zu Sinnen zu kommen. Immerhin überhörte die 19-Jährige dadurch, dass die Finch selbst rücklings im Dreck liegend noch mit Flüchen um sich warf. Oder vielleicht gerade jetzt? „Ava, warte! Lass mich dir helfen!“, rief die de Bosco aus, lief los und rutschte beinahe selbst auf dem matschigen Untergrund aus, noch ehe sie bei Ava angekommen war. Nur im letzten Moment konnte sich Esmée abfangen. Kein Wunder, dass die Sängerin sich hier nicht hatte halten können… „B-beruhige dich doch, Ava“ Die Explosionsmagierin versuchte wirklich, ruhig zu klingen, als sie Ava die Hand reichte, um ihr aufzuhelfen und ärgerte sich über sich selbst, dass sie gestottert hatte. Wie sollte sie der Kollegin dabei helfen, sich zu beruhigen, wenn sie nicht selbst Ruhe ausstrahlte? Auch das war etwas, was ihre Mutter sicherlich besser hinbekommen hätte. Die Schwarzhaarige atmete tief ein und aus, um sich zu sammeln und zog Ava dann wieder auf die Füße. Obwohl die Finch mit der kompletten Rückseite voller Schlamm wirklich lustig aussah, kontrollierte sich die Prinzessin nun. Sie verzog keine Miene und lachte auch nicht, als sie die Lippen sofort zur nächsten Erwiderung öffnete. Sie musste die Situation retten! „Ich habe einen Plan.“ Was die Sängerin in diesem Moment nicht ahnen konnte: Wenn Esmée sagte, dass sie einen Plan hatte, war das die Einleitung für schreckliche Dinge, die geschehen würden. Die 19-Jährige schenkte der anderen Magierin ein überzeugtes Lächeln und steckte die eigene Schaufel entschieden in den Schlamm, ehe sie den Griff losließ und sich stattdessen zu dem Matschhaufen herumdrehte. „Wir haben das im Handumdrehen erledigt. Sieh nur zu!“, kündigte Esmée mit einer ordentlichen Portion Stolz in der Stimme an und hob dann beide Hände an, sodass die Handflächen nach außen zeigten. Mehrere hübsch leuchtende Funken bildeten sich um ihre Hände, die sofort in Richtung Matsch flogen und schließlich darin verschwanden. Sie konnten hier Ewigkeiten mit Schaufeln herumhantieren, um langsam vorwärts zu kommen. Oder sie… sprengten den ganzen Schlamm einfach weg! War das nicht ein genialer Einfall? “Firework!“, rief die Prinzessin voller Begeisterung aus und schloss beide Handflächen.

Hätte sie das mal nicht getan.

Das Positive vorneweg: Die Explosionen sorgten durchaus dafür, dass mit einem einzigen Schlag eine große Portion Matsch und Schlamm weggeschleudert wurde. Die Problematik war vielmehr, wohin der Dreck sich verabschiedete – nämlich in sämtliche Himmelsrichtungen und damit natürlich auch direkt auf die beiden Magierinnen zu. Esmée hatte noch im letzten Moment die Augen und den Mund schließen können, aber mehr war nicht mehr möglich gewesen. Ihre komplette Vorderseite wurde von oben bis unten mit Schlamm bedeckt und einen Augenblick später sickerten Feuchtigkeit und Kälte durch die Kleidung der de Bosco. Sekunden verstrichen, in denen die junge Frau sich nicht rührte… ehe sie perplex mit der Hand eine ordentliche Portion Schlamm aus dem Gesicht wischte. Blinzelnd sahen die hellblauen Seelenspiegel der Prinzessin zu Ava. Naja, man konnte es auch so sehen: Immerhin war der Matsch jetzt sowohl auf der Vorder- wie auch auf der Hinterseite der Sängerin gleichermaßen verteilt. Esmée half ihren Mitmenschen immer gerne!

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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptyFr 4 Feb 2022 - 19:35

Jedes mal wenn die Feline dachte es konnte nun nicht mehr schlimmer werden, setzte das Schicksal noch eins obendrauf. Immer und immer wieder bis der Turm an Katastrophen so hoch war, dass sie sich fragte, wie er überhaupt noch stehen konnte. Doch ihr herzhafter Sturz in den Schlamm war noch lange nicht das Ende und das würde Esmée in Windeseile beweisen! Dass das Model zuvor sichtlich geschockt von Ava Finchs losem Mundwerk gewesen war hatte diese überhaupt nicht mitbekommen. Viel zu beschäftigt war sie damit gewesen, ihre Wut an dem gewaltigen Matschhaufen auszulassen.
"Ich brauche keine Hilfe." zischte die Schwarzhaarige ung ignorierte die Hand, die ihr hilfsbereit entgegen gestreckt wurde. Stattdessen versuchte sie alleine wieder auf die Füße zu kommen. Der durch den Regen (und Avas Wutanfall) vollkommen aufgeweichte und rutschige Boden machte das alles andere als einfach. Es war eine wahre Herausforderung mit ihren gepunkteten Leih-Gummistiefeln Halt zu finden um sich wieder auf die Beine hieven zu können. Letztendlich gelang es ihr, jedoch nicht, ohne sich doch an der Schulter der Arnault festzuhalten um nicht auf der Zielgeraden doch wieder das Gleichgewicht zu verlieren. "Beruhigen? Tsk, das sagst du so leicht. Schau dir bloß mal meinen Schwanz an!" Sie streckte diesen in die Luft. Das schöne, gut gepflegte und vor allem lange Fell war von den Spitzen bis zum Ansatz in dunkelbraunen Schmodder getränkt, hier und da hatten sich sogar Matschklumpen verheddert. Einfach unfassbar! "Es wird Stunden dauern, das wieder sauber zu kriegen!" Ein Glück waren ihre Haare und Ohren durch die Kapuze geschützt worden, doch auch das war nur ein kleiner Trost. "Beschissener Schlamm!" Sie holte mit dem linken Bein weit aus und trat herzhaft in das Objekt ihres Hasses hinein. Es bewirkte rein gar nichts - außer dass sie sich zumindest ein klein wenig besser fühlte. Und vielleicht, dass ihre Schuhe nun noch dreckiger waren. Die hellgrünen Tupfen waren inzwischen kaum noch sichtbar.
"Du hast einen Plan?" Die Bernsteinaugen der Katze weiteten sich hoffnungsvoll. Was hatte das Model wohl vor? Hatte es etwas mit ihrer explosiven Magie zu tun? Ava Finch schnappte sich ihre eigene Schaufel und trat einige Schritte zurück. Auf keinen Fall wollte sie zwischen ihrer Kollegin und dem Matsch stehen, wenn sie diesen tatsächlich in die Luft jagen wollte. Der Regen trommelte unaufhörlich auf ihre Schultern herab während sie neugierig beobachtete, wie ihre Kollegin die Arme hob und eine Vielzahl an Funken im Dreck verschwinden ließ. War es das gewesen? "Ich glaube das hat nicht geklap-"
Ehe sie fertigsprechen konnte schloss Esmée die Hände und entfesselte eine gewaltige Explosion. Ein ohrenbetäubender Knall ertönte, ehe Schlamm sich mit unausweichlicher Geschwindigkeit in alle Himmelsrichtungen verteilte. Gerade noch so konnte sich die Feline den Arm schützend vor den Kopf halten. Als sie ihn wieder senkte war ein Streifen quer über das Gesicht das letzte Bisschen an ihr, das nicht vollkommen braun und schmierig war.
Tja. Der Schreck musste sich erst einmal setzen. So richtig begriff sie erst einige Augenblicke später was passiert war. Da war nun tatsächlich ein großes Loch und man kam sogar bis zur Haustür! Doch sie war alles andere als dafür bekannt, ausschließlich das Positive zu sehen. "Was zur Hölle Esmée?! Ich könnte dich umbringen!!" schrie sie geradeheraus, drehte sich nicht einmal zu ihrer Kollegin um ihr in die Augen zu blicken. Sie wollte sich nicht bewegen denn sie fürchtete, dass die Sauerei dann erst recht unter ihre Kleidung sickerte. "Hättest du nicht vorher sagen können, dass deine Idee absolut beschissen ist?!" Wann war ihr Leben bloß so sehr entgleist, dass sie nun hier, mitten in der Pampa, stand und von Kopf bis Fuß mit Dreck überzogen war? Gerade wünschte sie sich nichts sehnlicher, als zurück in die Welt der Promis und deren unnötig strengen Regeln zurückkehren zu können. Das konnte und wollte sie sich nie wieder antun! Das war kein Ort für eine Schönheit wie sie ...
Es verstrich bestimmt eine ganze Minute, wenn nicht sogar länger, bis sich die Sängerin wieder regte. Wie ein nasses Tier schüttelte sie sich um zumindest ein klein wenig sauberer zu werden. Ob die Arnault dabei von umherfliegenden Tröpfchen getroffen wurde war ihr scheißegal. Das hatte die Olle nach dieser Aktion absolut verdient. Ja, sie hatte ihnen eine Menge Schufterei erspart, aber war es das wirklich wert gewesen?
Die Antwort lautete ganz klar ja, denn es hätte mithilfe der Schaufeln sicherlich Stunden gedauert um so weit zu kommen, aber Ava Finch war nicht bereit, das zuzugeben. Stattdessen stapfte sie wortlos voran, direkt auf die frisch freigelegte Haustüre zu. Man konnte erahnen, dass diese irgendwann mal in einem fröhlichen Himmelbrau erstrahlt war, doch ihr neuer Anstrich war braun. Es lag nur nahe, dass sie sich im Inneren umsahen, oder nicht? Vielleicht hatte sich der Köter dorthin geflüchtet. Doch das war überhaupt nicht ihre Priorität. Viel eher wollte sie für einen kurzen Moment dem Dauerregen entkommen. So leicht würden es ihnen die vollkommen verschmutzten Scharniere jedoch nicht machen, denn auch nach mermaligem Rütteln rührte sich überhaupt nichts. "Tür, eintreten!" brummte die Feline zu ihrer Kollegin. Sie war absolut nachtragend und hatte eigentlich gar keine Lust, sich weiter mit ihr zu unterhalten. Doch alleine würde sie es nicht schaffen. So hob sie den Fuß, ehe sie zu zählen begann: "Drei ... zwei ... eins!"

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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptyDi 8 Feb 2022 - 15:29

Hatte ihr Plan funktioniert? Naja, irgendwie schon. Klar, man konnte darüber streiten, ob die Durchführung optimal gelaufen war, Esmée hätte mindestens eine Vorwarnung geben können, damit sie und ihre Kollegin vorher in Deckung gehen konnten. Verbesserungspotenzial war also durchaus gegeben, dennoch sprach das Resultat für sich: Nicht nur hatte die Prinzessin mithilfe ihrer Magie eine große Menge Schlamm mit einem Schlag beiseiteschaffen können, auch die Eingangstür war nun sichtbar und ermöglichte den Magierinnen, ins Innere des Gebäudes vorzudringen. Eine Chance, den vermissten Hund der Familie zu finden? Auf jeden Fall! Obwohl die de Bosco von oben bis unten mit Schlamm bedeckt war, obwohl Kälte und Nässe durch ihre Kleidung sickerten, fühlte sie sich… ziemlich gut. Sogar ganz hervorragend, voller Energie und Elan! Sie hatte keine Hilfe benötigt, hatte nicht in den Hintergrund treten müssen, sondern hatte selbst dafür sorgen können, dass sie und ihre Kollegin einen gehörigen Schritt vorankamen bei der Bewältigung ihrer Quest. Als Prinzessin wäre es ihr nie erlaubt worden, sich selbst die Hände schmutzig zu machen! Ihre Hände… und den gesamten restlichen Körper. Nun blickte die junge Frau doch einmal ungläubig an sich herab, musterte den Schlamm und Dreck, der überall herumhing. Die saubere Kleidung, die ihnen von dem älteren Pärchen extra gegeben worden war, war wirklich vollkommen hinüber. Normalerweise hätte Esmée jetzt ein schlechtes Gewissen gehabt und darüber gegrübelt, wie sie sich für diesen schlechteh Umgang mit der fremden Kleidung entschuldigen könnte. Überraschenderweise war es aber gar kein schlechtes Gewissen, das sich langsam an die Oberfläche kämpfte, sondern… ein Lachen. Ein ziemlich lautes Lachen sogar. Die Lippen zitterten bereits, das Gesicht verzog sich und die rechte Hand der Dunkelhaarigen wanderte bereits in Vorbereitung auf das, was kommen würde, in Richtung Mund.

"Was zur Hölle Esmée?! Ich könnte dich umbringen!!"

Offensichtlich war Esmée mit ihrem Amüsement und der Freude gänzlich alleine. Der schrille Ausruf der Felinen ließ sie sichtlich zusammenzucken und das Lachen, das eben noch über ihre Lippen hatte kommen wollen, erstarb von einer Sekunde auf die andere. Mit großen Äuglein blinzelte die de Bosco zu ihrer Kollegin, die vor Wut richtig rot anlief in ihrem Gesicht. Sie… schrie Ava sie gerade wirklich an? Und hatte sie gerade eine Morddrohung ausgesprochen? Eine Morddrohung gegenüber der Prinzessin von Bosco?! Im Königspalast hätte das sofort dafür gesorgt, dass sich irgendwelche Wachen von rechts und links auf die Finch geworfen und sie festgenommen hätten. Aber… das geschah nicht. Denn das Model war keine Prinzessin in einem prunkvollen Palast mehr, sondern eine stinknormale junge Frau, die in hässlichen Gummistiefeln irgendwo in der Pampa von Fiore herumstand und der Schlamm und Dreck vom Kinn heruntertropfte. Vermutlich war es dieser Gesamtsituation geschuldet, dass Esmée sich plötzlich bewusst darüber wurde, dass es überhaupt keinen Grund für sie gab, so an ihren Lehren als Prinzessin festzuhalten. Sie war hier nicht in Bosco, sie war nicht im Königspalast und ihre Familie war nicht anwesend. Niemand konnte sie dafür rügen, wenn sie ihren Gefühlen freien Lauf ließ und sie einfach das tat, wonach ihr war. Wenn sie nicht ständig darüber nachdachte, was sie sagen oder machen sollte, wenn sie nicht stets darum bemüht war, einer Prinzessin entsprechend zu handeln. Und da war es wieder: Das Lachen. Obwohl Ava herumschrie und brüllte, obwohl sie in den Matsch trat und fauchte, öffnete Esmée die Lippen und lachte. Einfach, weil ihr danach war und es ihr egal war, dass das einer Prinzessin nicht entsprach. Vielleicht war ja genau das die echte, unverfälschte de Bosco? Es war die Rebellin in der 19-Jährigen, die nun zum Vorschein kam, als sie sich sogar noch zu einem weiteren Kommentar hinreißen ließ: „Aber Ava, so ein Schlammbad ist wirklich gut für die Haut!“ Was? Esmée holte verbal aus, anstatt sich zu entschuldigen? Sie machte Scherze auf Kosten anderer? Wieder lachte die junge Frau und ignorierte dabei gänzlich die Wut ihrer Kollegin, die ihrerseits nun auf das Haus zutrat und an der Eingangstür rüttelte. Das Model war am Anfang noch nicht fähig, ihrer Kollegin zu folgen, musste sie doch erstmal damit kämpfen, wie es sich anfühlte, der inneren Esmée so unerwartet Platz in der Außenwelt zu gewähren. Nicht immer nur die nette, höfliche und zurückhaltende Prinzessin zu sein, sondern die aufgeweckte junge Frau, die sie immer hatte sein wollen. Was ein berauschendes Gefühl! Obwohl die Finch es nicht wissen konnte, unterstützte sie diese Gedankengänge nur noch, als sie kurzerhand einen Befehl brummte. Sonst war es immer die Prinzessin gewesen, die Befehle gab, aber jetzt war es umgedreht. Verkehrte Welt, aber eine Welt, auf die die de Bosco sich in ihrer aktuellen Gemütsverfassung gerne einließ. Sie stapfte durch den Schlamm, bis sie neben ihrer Kollegin angekommen war und hob den rechten Fuß an. Normalerweise hätte sie sich dafür geschämt, bewusst mit Gewalt irgendwelche Dinge zu zerstören, aber Ava schien genügend Einfluss auf die Prinzessin zu haben, dass sie auch das gedanklich nach hinten schob. „Drei… zwei… eins!“, zählte Esmée laut mit und holte dann Schwung.

Schmerz krabbelte von dem Fuß ausgehend bis in die Haarspitzen der Prinzessin, als die Tür sich trotz des ersten, gemeinsamen Tritts einfach keinen Millimeter rührte. Das… hatte die junge Frau sich anders vorgestellt.

Esmée war verwundert, aber immerhin brachte es sie wieder ein bisschen zurück auf den Boden der Tatsachen. Sie lachte nicht mehr, der Blick war kurzzeitig irritiert… und wurde dann plötzlich ziemlich entschlossen. „Nochmal!“, forderte sie Ava auf, die sich hoffentlich genauso wenig wie die Explosionsmagierin von einer alten Tür unterkriegen lassen wollte. Nicht mit ihnen. „Drei… zwei… eins!“, zählte die junge Frau erneut herunter und holte dann wieder Schwung. Gemeinsam traten die Frauen auf die Tür ein, die zwar immer noch nicht aufging, aber… hatte sie sich ein bisschen mehr bewegt? Sie und die Finch mussten es gar nicht erneut wiederholen, auch ohne Worte waren sie sich einig, dass sie auch ein drittes und viertes Mal auf diese Tür eintreten würden.

Und es war der fünfte Tritt, bei dem die Tür endlich krachend aufflog.

„Endlich!“, ließ Esmée erleichtert verlauten und sah begeistert zu der ehemaligen Sängerin – ganz unabhängig davon, ob diese die Begeisterung gerade überhaupt teilte oder nicht. Aber vielleicht hatte sie sich ja auch ein bisschen von dem Moment mitreißen lassen? Die Hoffnung starb zuletzt. Gemeinsam mit Ava betrat die Magierin die kleine Stube und schnupperte. Es war ein Geruch, den die Prinzessin nicht zuordnen konnte, aber für jeden normalen Menschen da draußen: Es roch nach alten Menschen. Und damit stand es außer Frage, dass sie hier falsch sein könnten. Schlimmer als der Geruch war allerdings die Dunkelheit hier drinnen. Die Fenster, durch die eventuelles Tageslicht eingedrungen wäre, waren voller Schlamm und Dreck und selbst durch die geöffnete Eingangstür strömte kaum Licht. Klar, draußen war es immerhin dunkel und regnerisch – was wollte man da schon erwarten? Esmée jedenfalls war vollkommen aufgeschmissen, was sich spätestens dann zeigte, als sie direkt über irgendeinen Teppich am Boden stolperte und sich nur im allerletzten Moment noch fangen konnte. Sie wusste nicht, dass die Feline anders als ein stinknormaler Mensch deutlich besser mit der Dunkelheit klarkommen konnte. Langsam tastete sich Esmée durch den Raum und blieb schließlich an einem Tisch stehen – zumindest vermutete sie, dass es ein Tisch war, von dem, was sie erfühlen konnte. „Siehst du einen Lichtschalter?“

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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptyFr 11 Feb 2022 - 18:49

Woher nahm die Arnault bloß diese unerschöpfliche Menge an guter Laune?! Am liebsten wäre Ava Finch ihr direkt an die Kehle gesprungen um sich für das unangebrachte Lachen zu rächen ... doch das war schwerer gedacht als getan. Die Schwarzhaarige stand einfach da und lachte, fast als wäre es das erste Mal in ihrem Leben, dass sie so lachte. Was zur Hölle?! Wie konnte man da noch so wirklich wütend bleiben? "Du hast echt Nerven!" Frustriert bließ die Feline die Backen auf und schnaubte. Sie wollte wirklich weiterhin wütend auf Esmée sein! Da hatte sie wirklich noch einmal Glück gehabt. Was war überhaupt so lustig?
Als alternatives Ventil für ihren Frust konnte die netterweise die Eingangstür hinhalten. Diese brauchte nicht ein und nicht zwei gemeinsame Tritte sondern ganze fünf! Das Ding mochte zwar hartnäckig sein, doch die Magierinnen waren hartnäckiger! Als sich der Eingang endlich ächzend und knarzend öffnete entwischte der Katze doch tatsächlich ein kleines Jubeln! Ihre Begleiterin schien mindestens genauso begeistert über diesen kleinen Erfolg. Einfach aus Prinzip gab sie der Tür beim Hineingehen noch einmal einen ordentlichen Tritt. Im Inneren begrüßte sie sogleich alles verschlingende Dunkelheit.  Für Ava Finch war das jedoch kein Problem. Sie sah alles genauso klar wie im Tageslicht - nur weniger farbenfroh. "Typische Alte-Knacker-Einrichtung. Fürchterlich." kommentierte sie trocken. Sie waren direkt im Wohnzimmer gelandet. Aufmerksam scannte sie das gesamte Zimmer doch auf den ersten Blick war kein Hund zu entdecken. Vielleicht hatte er sich unter irgendeinem Möbelstück versteckt? Die Viecher waren schließlich absolute Schisser. Schließlich blickte sie zurück zu der Arnault. Diese hatte wohl deutlich mehr mit der Dunkelheit zu kämpfen. Als das Idol ihre Kollegin stolpern sah konnte sie sich ein Prusten nicht verkneifen. Schlimm mit diesen halbblinden Menschen! "Jaja, Moment. Auch wenn es echt lustig ist dir beim rumirren zuzuschauen." erwiderte sie und marschierte zurück zum Eingang. Logischerweise war dort der Lichtschalter. Wo sollte er auch sonst sein? Sie drückte auf das typische weiße Plastik und im gleichen Moment wurde der Raum auch schon erhellt.
Die Katze blinzelte während sich ihre Pupillen an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnten, doch das hätte sie sich sparen können. Die Glühbirne begann zu flackern, erst nur langsam, dann schneller und zum Schluss gab sie mit einem leisen 'bbrrzzztttt' vollkommen den Geist auf. Welch Überraschung. "Tja... dann wohl kein Licht." Die verschütteten Fenster freizugraben würde nur unnötige Zeit verschwenden. Esmée würde sich wohl mit dem bisschen Licht, das durch die Eingangstür drang, zurechtfinden müssen. Ava Finch seufzte. Auf gar keinen Fall würde nun die gesame Arbeit an ihr hängen bleiben! So weit würde es noch kamen! Einen Moment lang überlegte sie, ob sie einfach so tun sollte, als könnte sie ebenfalls nichts sehen. Es bestand schließlich die Chance, dass das Model nichts von ihren Katzenaugen wusste. Letztendlich kam sie jedoch zu dem Entschluss, dass das die Zeit, die sie hier draußen - dreckig und nass - verbringen musste, nur verlängern würde. "Lass uns erst mal oben gucken. Es war doch nicht das ganze Dach verschüttet. Vielleicht kommt ja durch ein paar Dachfenster ein bisschen Licht rein." Ein weiterer, verlockender Gedankengang war, ihre Kollegin noch ein wenig alleine hier unten herumirren zu lassen und sich an ihrer Hilfslosigkeit zu erfreuen - so als kleine Rache für den Matschvorfall - doch auch hiergegen entschied sie sich. Aus den bereits erwähnten Zeitgründen. Sie holte die Schwarzhaarige an ihrem Tisch ab. Ihre Rache konnte sie immer noch zu einem anderen Zeitpunkt ausüben - schließlich gehörten sie der selben Gilde an und würden sich somit früher oder später wieder über den Weg laufen. "Komm, du Maulwurf." befahl sie, ehe sie sie an der Hand nahm und hinter sich herzog. "Aber glaub bloß nicht, dass ich dich jetzt überall hinführe." Ganz selbstverständlich führte sie ihre Kollegin zwischen Sofa und Kamin hindurch und schließlich auf die Treppe zu. "Hier geht es rauf." Die Stufen waren eng und steil und führten in einem leichten Bogen hinauf ins nächste Stockwerk. Am Ende befand sich eine Tür. Das alte Holz knarzte bedrohlich als die Frauen die ersten Schritte nahmen.
Wie am Eingang rüttelte die Sängerin auch hier kraftvoll an der Tür. Im Gegensatz zu Ersterer sprang diese jedoch deutlich leichter auf. Was sie jedoch dahinter erwartete war eine kleine Katastrophe. Es war tatsächlich deutlich heller hier oben was jedoch nicht an irgendwelchen Fenstern lag. An mehreren Stellen hatte das Gewicht des Schlamms das Dach übermannt und tiefe Löcher hineingerissen. Dicker, brauner Schmodder verteilte sich in großen Flecken auf dem Boden und durch den Regen hatte sich bereits eine dünne Wasserschicht auf dem Boden gebildet. Zeitgleich sog er sich tief in das Holz verschiedenster (vermutlich antiker) Möbel. Was einmal ein großes, geräumiges Schlafzimmer gewesen war, war nun reinstes Chaos. Jetzt taten die alten Leute der kleinen Diva doch ein wenig Leid; das alles wieder hinzukriegen würde ein halbes Vermögen kosten. "Oweh..." Sie schluckte und blickte hinüber zu Esmée. Ob sie wohl hierzu wohl auch etwas Positives finden würde? Sollten sie überhaupt hier suchen? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass der Kläffer sich hierher verirrt hatte. Außerdem wusste ja keiner, ob nicht noch mehr Teile des Dachs nachgaben.

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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptyMi 16 Feb 2022 - 19:27

Als Esmée mit dem Knie gegen irgendeinen harten Gegenstand knallte, stieß sie die Luft zischend zwischen den Zähnen aus und bemühte sich mit aller Kraft darum, nicht lauthals zu kreischen. Kleine Tränchen sammelten sich in ihren Augenwinkeln und zumindest einen kurzen Augenblick gewährte sie sich, um über das geschundene Knie zu streichen und mental ein wenig Selbstmitleid zu empfinden. Warum war es hier drinnen auch so dunkel? Warum konnte sie nichts sehen? Ihre letzte Hoffnung, aus dieser verzwickten Lage doch noch zu entkommen, war Ava Finch. Während die de Bosco sofort mitten in den Raum gestolpert war und nun hilflos in der Gegend herumstand, hatte die Feline es klüger gemacht und war in der Nähe der Eingangstür geblieben. Dass Ava im Dunkeln sehen konnte – deutlich besser als ein normaler Mensch – war dabei ein Umstand, der Esmée überhaupt nicht bewusst war. Die 19-Jährige atmete einfach nur erleichtert auf, als ihre Kollegin kundtat, einen Lichtschalter zu sehen (ganz gleich, dass sie sich im gleichen Atemzug über die Prinzessin lustig machte) und wenige Sekunden später wurde es hell. Endlich! Die Explosionsmagierin konnte einen Blick erhaschen auf den schweren Esstisch aus Eiche, an dem sie sich gerade festhielt und genauso auf den massiven Holzstuhl, den sie als Übeltäter für die Schmerzen in ihrem Knie identifizierte. Gerade als Esmée etwas sagen wollte, flackerte das Licht…

… und schon war es wieder dunkel.

„Oh nein!“, jammerte die 19-Jährige, erneut ihres Augenlichts beraubt und klammerte sich hilflos an den Tisch. Einerseits wusste sie, dass sie sich bewegen musste, wenn sie in dieser Quest vorankommen wollten, andererseits hatte Esmée Sorge, gleich gegen das nächste Möbelstück zu stoßen und neuen Schmerz zu verspüren. Wie sollten sie denn so den Hund finden? Als sie die Stimme ihrer Kollegin hörte, drehte sich die junge Frau zumindest in besagte Richtung. Sie sollten nach oben gehen? Grandiose Idee, aber wie genau sollte die Prinzessin das umsetzen, wenn sie blind wie ein Maulwurf war?! Erst als sie die Umrisse der Finch in der Dunkelheit erkannte, diese zu ihr trat und die de Bosco schlussendlich an der Hand packte, wurde der jungen Frau endlich klar, mit wem sie es zu tun hatte. Ava Finch war eindeutig eine Feline. Eine Katze. Esmées hellblaue Äuglein wurden groß. „Du kannst in der Dunkelheit sehen!“, stellte sie unnötigerweise fest und griff nun mindestens genauso fest, wie sie sich zuvor an den Tisch geklammert hatte, in die Hand von Ava. Voller Vertrauen folgte sie der Sängerin und stellte glücklich fest, dass sie nicht erneut gegen irgendwelche Möbelstücke krachte, sondern heil und vollständig bis zu der Treppe des Gebäudes geführt wurde. Mit einem Seitenblick musterte die junge Frau ihre Kollegin, zumindest soweit, wie sie diese erkennen konnte, bevor ein leises „Danke, Ava“ ihren Lippen entwich, das nicht nur ehrlich und aufrichtig klang, sondern auch genauso gemeint war. Gemeinsam erklommen die beiden Damen die Treppenstufen und kamen in einem mittelgroßen Raum auf der oberen Etage zum Stehen.

Naja, zumindest schien es einst ein Raum gewesen zu sein.

Das Positive vorneweg: Esmée konnte wieder sehen, auch ganz ohne die Hilfe ihrer Kollegin. Das Negative folgte aber sogleich: Dieser Raum sah absolut katastrophal aus! Das Dach war an mehreren Stellen eingebrochen und Schlamm, Matsch sowie Regen hatten sich ihren Weg in das Zimmer gesucht, das Esmée erst auf den zweiten Blick als Schlafzimmer identifizierte. Die junge Frau hing gedanklich so sehr an dem älteren Ehepaar und daran, dass ihr ganzes Hab und Gut in diesem Zimmer zerstört worden war, dass ihr nicht einmal bewusstwurde, dass die Statik dieses Gebäudes sicherlich gelitten hatte und die Magierinnen dadurch ebenso in Gefahr stecken könnten. Nein, für solche Gedankengänge hatte die Explosionsmagierin gerade keine Kapazitäten übrig. „Oweh…“, sprach auch Esmée aus und erwiderte sogleich den Blick, der ihr von Ava zugeworfen wurde. Egal wie ihr bisheriges Aufeinandertreffen verlaufen war, zumindest in diesem Moment sprachen genau die gleichen Dinge aus den Augen des jeweils anderen und sie schienen ähnliche Gefühle durchzumachen. Eine kleine Ebene, auf der sie sich verstanden? Esmée schluckte und riss sich erst einige Sekunden später wieder zusammen. „Wie hieß ihr Hund nochmal?“, fragte sie nach und unterbrach damit die Stille, die sich kurzzeitig zwischen den Satyrs-Magierinnen aufgebaut hatte. Gleichzeitig würde die Frage vielleicht auch der Finch helfen, aus ihren Grübeleien zurückzukehren. Die Prinzessin legte eine Hand ans Kinn, runzelte sichtlich die Stirn und senkte den Blick, während sie angestrengt nachdachte. Und dann fiel es ihr wieder ein: „Gänseblümchen!“ Hach ja, was ein wunderschöner Name für einen Hund. Wer nannte sein Haustier nicht so? „Er hieß Gänseblümchen!“, wiederholte sie nochmal und lächelte. Ohne groß darüber nachzudenken, legte die junge Frau die Hände um den Mund und holte tief Luft. „Gäääääänseblüüüüüümchen!“, rief sie, so laut es ihre Stimme hergab – und wohlgemerkt, das war ziemlich laut. Arme Ava. „Gäääääänseblüüüüüümchen!“, wiederholte Esmée sofort wieder… und stutzte dann. Sie legte den Kopf schief, horchte. War das… ein Bellen? Aus einem anderen Winkel des Hauses? „Hörst du das auch?“, fragte sie ihre Kollegin und blinzelte.

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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptySa 19 Feb 2022 - 16:17

"Kein Ding." erwiderte die Feline und zuckte mit den Achseln. Für die kleine Aktion brauchte es nun wirklich keinen Dank, doch es fühlte sich natürlich schön an. Irgendwie klangen die Worte ehrlich - so viel ehrlicher als all die 'Danke' die sie bisher bekommen hatte. Meist war es für sie nur eine dumme Floskel, die sie im Gegenzug für Autogramme, Fotos oder kurze Gespräche bekam. Dinge, die sie mehr oder weniger gezwungenermaßen tat. Doch Esmée durch die Dunkelheit zu führen war nicht gezwungen. Sie hatte es freiwillig getan, weshalb sich die Dankbarkeit, die sie dafür bekam, irgendwie anders anfühlte, besser. Darin hätte sie bestimmt noch ein paar Minuten länger baden können, doch die Arbeit rief.
Oweh - ja das traf es wirklich gut. Besser hätte man das Chaos und die Zerstörung, die im oberen Stockwerk herrschte, nicht beschreiben können. Eine untypische Stille entstand zwischen den zwei Prinzesschen, die einige Zeit lang dick und unangenehm im Raum hing. Was sollte man dazu auch groß sagen? Sie standen schließlich gerade vor den Überresten eines Ortes, der sicher bereits viele Jahre ein sicheres, warmes Zuhause für zwei alte Leute dargestellt hatte. Und jetzt war alles futsch ohne dass sie groß etwas dafür konnten. Fast ein bisschen wie Ava Finchs Karriere. Es war ein dummes Foto und eine noch dümmere Lüge ihrer 'besten Freundin', die ihr den Fall vom Sternchenhimmel beschert hatten. Es war unfair gewesen. Genauso wie es unfair war, dass die Alten nun kein sicheres Heim mehr hatten. "Hm, was?" Die Worte der Arnault waren in ein Ohr hinein und direkt durch das andere Ohr wieder hinaus gewandert. "Ah, der Name. Ääähh..." Bevor sie antworten konnte hatte sich ihre Kollegen schon selbst wieder erinnert. "Ja genau!" Der Köter hieß Gänseblümchen - der wohl beschissenste Name, den man sich für ein Haustier hatte aussuchen können. Und nachdem die Feline ihn so laut um die Öhrchen gejagt bekam, würde sie ihn wohl auch nie wieder vergessen. Insinktiv legten sich die großen Lauscher zurück um einen Teil der Lautstärke abzublocken. "Mahn, hier sind vielleicht auch Leute mit empfindlichen Ohren!" Es hallte noch ein Weilchen nach. Oder eher bellte noch ein Weilchen nach ....
Moment. Bellte? Ihr Schweif zuckte nach oben. Das bildete sie sich überhaupt nicht ein, das war echt! "Ja, tu ich!" Aber woher kam es? Die Geräusche waren so gedämpft, dass es selbst für Ava Finch schwer war, ihren Ursprung herauszufinden. Aber hier oben war es auf jeden Fall nicht. Also mussten sie wieder ab nach unten! Bevor die Sängerin ihren Gedanken allerdings aussprechen konnte, erklang über ihren Köpfen ein lautes, schwerfälliges Knarzen. Bereits ein kurzer Blick nach oben verriet, dass gerade einer der breiten, aber bereits alten Dachbalken dabei war, nachzugeben. Anscheinend wurde ihm das Gewicht des Schlamms wohl doch zu viel. Langsam bekam das Holz Risse und ließ bereits die ersten Splitter auf die Damen herabregnen. In diesem Moment war die Angst in den Augen der Katze deutlich zu sehen. Ihr war vollkommen bewusst, dass es nun gefährlich wurde, doch dafür war sie absolut nicht bereit. Erst nach mehrmaligem Bitten setzten sich ihre Füße endlich in Bewegung. Zeitgleich packte sie das Model am Arm. Sie mussten hier weg. Sofort. "Scheiße, scheiße, scheiße, Scheiße!!" Ava Finch war sich überhaupt nicht bewusst, dass ihre Beine sie so schnell tragen konnten, sie war von sich selbst überrascht, als sie die alten, engen Treppen regelrecht herunterflog - jedoch nicht mit dem Gesicht voraus.
Unten angekommen musste sie kräftig die Bremsen anziehen um nicht volle Kanone in die gegenüberliegende Wand zu rennen. Esmée war direkt hinter ihr, oder? Vom oberen Stockwerk kam ohrenbetäubendes Krachen und Scheppern, das sogar das kontinuierliche Bellen, das inzwischen auch lauter geworden war, verschluckte. Das Herz des ehemaligen Teenie-Idols schlug bis zum Hals. Das war überhaupt nicht gut. Eigentlich hätten die Beiden schon längst kapiert haben müssen, dass dieses Haus kein sicherer Ort mehr war. Inzwischen war es beinahe schon zu spät. Das gewaltige Gewicht des gelösten Dachbalkens in Kombination mit den Teilen des Dachs und dem Schlamm begann nun, auch die Decke des Erdgeschosses langsam - aber sicher - durchzudrücken. Das Positive an der Sache? Durch die jetzt geöffnete Tür, die nach oben führte, drang nun etwas mehr Licht nach unten und ermöglichten den normalen Menschenaugen nun, etwas besser zu sehen. Der Feline brachte das zwar nicht viel, aber immerhin musste sie die Arnault nun etwas weniger wie ein kleines Kind hinter sich herziehen.
Wenn Ava Finch auf ihre Instinkte gehört hätte, dann wäre sie inzwischen schon längst aus dieser Todesfalle geflüchtet. Doch sie konnte Esmée nicht einfach alleine hier zurücklassen. Leider hatte sie diese irgendwie lieb gewonnen. Garantiert würde die quirlige, optimistische Frau zurückbleiben wollen um weiter nach dem Köter zu suchen. Daran bestand in den Augen der Katze überhaupt kein Zweifel. Und das wäre garantiert der sichere Tod. Zu zweit würden sie das Mistvieh sicher schneller finden. Das Ziel ihres Auftrags war ihr inzwischen scheißegal, doch Esmée war es ihr nicht - so nervig sie auch sein konnte. "Woher kommt das Bellen?" fragte sie also schließlich. "Von unter uns? Kommt es von unter uns? Das kann doch nicht sein?!" Es war immer noch schwer zu sagen, doch es klang wirklich so, zumindest für die Sängerin. Gab es hier vielleicht einen Keller oder so? Oder lag es vielleicht einfach daran, dass sie so gestresst war und sich nicht mehr wirklich konzentrieren konnte?

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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptySa 5 März 2022 - 20:40

Ach Mensch. Wieder einmal zeigte sich, dass Esmée absolut unfähig war, auf die Bedürfnisse der Menschen in ihrem Umfeld einzugehen. Mit den lauten Rufen nach dem Haustier des Auftraggeber hatte die Schwarzhaarige wirklich nur helfen wollen. Vielleicht würde das kleine Tierchen sich dadurch in all dem Chaos und dem Schutt ermuntert fühlen, auf sich aufmerksam zu machen? Sie hatte überhaupt nicht darüber nachgedacht, dass sie mit einer Felinen unterwegs war, die nicht nur gute Augen, sondern auch ziemlich gute Ohren besaß. Ohren, die mit so einer Lautstärke aus direkter Nähe mit Sicherheit nicht besonders gut umgehen könnten. Naja, aber was sollte man auch erwarten? Die de Bosco dachte selten lange über ihre Handlungen nach… Denken gehörte nicht in die Liste ihrer charakterlichen Stärken. Die hellblauen Äuglein wurden groß, der Mund öffnete sich überrascht und sie drehte sich zu Ava. Sie… sie hatte was gehört? Sie hatte sich das Geräusch nicht nur eingebildet? Das war gut! Das hieß, dass Gänseblümchen wirklich irgendwo in diesem Haus herumlief! „Wo…“, begann die 19-Jährige, doch ihre Worte wurden übertönt von einem lauten Knacken, das eindeutig von einem Dachbalken über den Magierinnen stammte. Das schwarzhaarige Model hatte die Gefahr, in der sie schwebten, noch gar nicht richtig realisiert, sondern legte den Kopf in den Nacken, um herauszufinden, was dieses Geräusch eigentlich bedeutete. Als die ersten Holzsplitter auf die junge Frau herabsegelten, schloss sie die Augen und hielt den Arm schützend vor ihr Gesicht… und wurde dann am Arm gepackt und mitgerissen. Esmée stolperte ihrer Kollegin vielmehr hinterher als dass sie lief und es war eigentlich ein Wunder, dass keine der beiden Damen sich bei ihrer kopflosen Hast die Treppe herunter das Genick gebrochen hatte. So schnell, wie die Finch abbremste, konnte Esmée nicht folgen und so knallte sie natürlich die Nase voran in den Rücken der Felinen. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sich die junge Frau wieder gefangen hatte und vorsichtig einen Schritt von Ava zurücktrat. Sie waren wieder im Erdgeschoss angekommen. „Ich… was…“ Und wieder war es das laute Knacken aus dem oberen Stockwerk, das die Stimme der Prinzessin unterbrach. Die Decke! War die Decke da oben wirklich eingestürzt? Es hatte lange – viel zu lange – gedauert, aber endlich verstand auch Esmée, in welcher Gefahr sie gesteckt hatten. Sie konnte es immer noch nicht ganz fassen – beinahe wäre es vorbei gewesen. Einfach so. Von einer Sekunde auf die andere. Ihre Finger zitterten sichtlich. „Ava, du hast mich gerettet“, murmelte die junge Frau perplex und drehte sich zu ihrer Gildenkollegin. Man hätte es bei diesen Worten belassen können, aber dann hätte man es nicht mit Esmée de Bosco zu tun gehabt. Nein, sie fiel Ava kurzerhand um den Hals und drückte sie fest und herzlich an sich. Selbst wenn es nach außen hin so wirkte, als würde die Prinzessin das nur machen, um ihren Dank auszudrücken, ging es der jungen Frau auch darum, selbst ein wenig Halt zu finden, um den Schrecken, der in ihre Glieder gefahren war, zu verdauen. Das ziemte sich nicht für eine Prinzessin? Nein, das tat es nicht, aber von ihrer Rolle als Prinzessin hatte die 19-Jährige in Begleitung von Ava ja allgemein bereits abgelassen. Esmée war in ihrer Kindheit – wenn sie ehrlich war – ziemlich einsam gewesen. Sie hatte nicht viel Kontakt zu Gleichaltrigen gehabt und wenn doch, dann waren selbst diese Beziehungen immer durch ein entsprechendes Machtgefälle gekennzeichnet gewesen. Es waren keine echten Freundschaften gewesen, wie jene, die Esmée aus ihren vielen Romanen kannte, mit den Hochs und Tiefs, die mit solchen Beziehungen verbunden waren. Insgeheim suchte die Schwarzhaarige auch nach Freundschaften – wenn sie gewusst hätte, dass ausgerechnet Ava Finch gerade darüber nachdachte, dass sie sie mochte, hätte die Prinzessin die enge Umarmung vermutlich noch mehr intensiviert, selbst auf die Gefahr hin, der Sängerin damit sämtliche Luft abzudrücken. Wenn man es so sah, war es also vielleicht gar nicht so schlecht, dass sie nichts von den Gedankengängen der Kollegin wusste…

Und dann drang erneut ein Bellen an das Ohr der der Explosionsmagierin und ließ sie aufhorchen. Ganz eindeutig, es war wieder da gewesen. Das musste Gänseblümchen sein, oder? Esmée löste sich von der Felinen und drehte sich einmal um die eigene Achse. „Ich höre es auch. Ein Keller?“ Über die Schulter sah sie zu Ava, zuerst fragend, aber keine Sekunde später sehr entschlossen. Natürlich hatte Ava Recht gehabt: Die Schwarzhaarige würde alles in ihrer Macht stehende tun, um diesen armen Hund zu retten. So lange hatte dieses Tier schon einsam und ohne seine Familie ausharren müssen – ein bisschen so wie sie selbst, seit sie nach Fiore gekommen war. Die beiden Magierinnen waren die letzte Hoffnung für Gänseblümchen! Sie durften jetzt nicht aufgeben! „Such du dort drüben, ich schaue, ob ich auf dieser Seite einen Kellereingang finde.“ Hach ja, jetzt kam doch wieder die Prinzessin durch, die anderen sagte, was sie tun sollten. Hoffentlich konnte Ava darüber hinweghören. Zum Wohle ihres Auftrages? Esmée jedenfalls wandte sich herum und begann damit, sämtliche Türen in dem chaotischen Häuschen aufzureißen, die sie finden konnte. Immer wieder konnte man ein Knacken aus dem oberen Geschoss hören, genauso konnte man aber auch das Bellen aus dem unteren Stockwerk vernehmen. Die Schwarzhaarige entschied sich, sich lieber auf Zweiteres zu konzentrieren, um den Mut nicht kurzerhand zu verlieren. Sie stand in der Küche, riss eine weitere Tür auf – und atmete tief ein. Da waren Treppenstufen! Treppenstufen, die hinabführten in eine erneute Dunkelheit, die zumindest Esmée nicht durchblicken konnte. „Ava! Ich habe es gefunden!“, rief sie. Selbst wenn die Prinzessin nichts erkennen konnte – für die Sängerin mit ihren super tollen Augen wäre das doch ein Klacks, oder? Sie würden Gänseblümchen retten, die de Bosco war felsenfest überzeugt.

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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptyDo 10 März 2022 - 18:56

Es war alles andere als schwer zu erkennen, dass die Feline vollkommen überrumpelt von der distanzlosen Reaktion ihrer Kollegin war. "Gerettet? Naja, wir wollen mal nicht übertreiben..." Eigentlich mochte sie Lob, Anerkennung und Zuwendung, doch unangekündigte Umarmungen? Das war ein wenig zu viel des Guten ... oder? Eigentlich war die Wärme, die Esmée ausstrahlte ja ganz nett, aber nur eigentlich! Zögerlich legte sie die Hände auf die Schulterblätter der Anderen und tätschelte eine Seite leicht. Es war ja nicht so, als wäre es Ava Finch fremd, gedrückt zu werden. Wie oft waren ihr bereits kreischende Fans um den Hals gefallen, bevor ihre Bodyguards einschreiten konnten? Aber das war anders, oberflächlich und nicht so herzlich. Mit zusammengebissenen Zähnen unterdrückte sie das Schnurren, das sich in ihrer Kehle bildete und atmete tief durch, als endlich wieder Distanz zwischen die beiden Frauen kam. "Äh ... schon gut undso." Diese normalen Menschen waren schon manchmal merkwürdig, so emotional. Die Sängerin war immer auf einem deutlich höheren Podest gestanden und dementsprechend wurde sie auch behandelt. Nicht wie eine gewöhnliche Person, sondern wie etwas besseres ... und es hatte ihr gefallen. Ansonsten hatte sie nur das exakte Gegenteil gekannt. Doch nun erfuhr sie zum ersten Mal wirklich, wie es war, ebenbürtig behandelt zu werden. Dabei wusste die Arnault doch, dass sie eine Berühmtheit vor sich hatte. Energisch schüttelte sie die viel zu tiefgründigen Gedanken ab. Das passte doch überhaupt nicht zu ihr.
Wirklich Zeit war dafür aber sowieso nicht. Sie hatten ja noch etwas zu erledigen und die Zeit tickte. Das Fell des gefallenen Sternchens stand in alle Himmelsrichtungen ab, als sie die Decke erkannte, die sich über ihren Köpfen langsam nach unten verbog. Sie wollte hier raus, verdammt! Wieso war ihre Kollegin so verdammt dumm und leichtsinnig und zog sie dann auch noch in den Mist hinein? "Ein Keller?" wiederholte sie und ließ die Idee durch ihre Gedanken wandern. Natürlich, das machte absolut Sinn! "Mhhr..." schnaubte sie widerwillig auf den Befehl hin. Esmée hatte wirklich Glück, dass die Situation so dringlich war und Ava Finch keine Zeit zum Diskutieren hatte, sonst wäre ihre Reaktion vollkommen anders ausgefallen. Doch so hatte sie schlichtweg keine andere Wahl, als sich zu fügen. Ihr Leben war ihr dann doch wichtiger als ihr Stolz. Ohne weiter darüber nachzudenken riss sie sämtliche Türen auf, die ihre Reichweite kamen. Hier ein Badezimmer, da ein Abstellraum, doch kein Keller. Wieso hatte dieses Haus so verdammt viele Räume? Welchen Architekten durfte sie - falls sie hier lebendig heraus kam - einen Kopf kürzer machen? Frustriert fauchend trat sie eine weitere Tür ein, doch bevor sie sich den Raum genauer anschauen konnte, hörte sie ihren Namen. Sofort machte sie auf den kaum vorhandenen Absätzen ihrer Gummistiefel kehrt und sprintete in die Richtung, die ihre Ohren ihr vorgaben. "Ich mach' das!" verkündete sie, ehe sie ohne zu stoppen die Treppen hinunter sprang. Erst, als sie unten ankam, bemerkte sie, dass es hier sogar für sie zu dunkel war. Im Erdgeschoss hatte sie das Licht, das durch die Tür drang, gehabt, das ausreichte, um ihren Augen ihr volles Potential zu entlocken, doch hier unten gab es nicht einen einzigen, schwachen Lichtstrahl. Und dann war sie hier nicht einmal alleine. Irgendwo hier unten lauerte ein verdammter Hund. Aber wo? Lauerte er ihr vielleicht schon auf, bereit, sie zu beißen?
Vorsichtig und mit kleinen Schritten kämpfte sie sich tiefer in die Dunkelheit. Sie hatte Angst, verdammte Angst. Die Situation war viel zu weit ihrer Kontrolle entglitten. Doch einen Rückzieher konnte sie nun nicht mehr machen. Es gab nur nach vorne. "Hiiier Gänseblümchen ... hiiiierher. Sei ein gutes Hundiii..." lockte sie mit zittriger Stimme. Eine Antwort - in Form eines tiefen, lauten Bellens - erfolgte sofort. Vor lauter Schreck schrie die Feline auf, stolperte nach hinten und fiel direkt auf den Hintern. Ihren Kopf stieß sie dabei an irgendeiner Kante. Vielleicht ein Schrank oder so? Sie hatte keine Ahnung aber es tat verdammt weh! Fauchend hielt sie sich den Hinterkopf, ehe plötzlich mit einem Schlag ein gewaltiges Gewicht gegen ihren Brustkorb stieß und sie gänzlich zu Boden drückte. Heißer, feuchter Atem kitzelte ihren Hals. Das war das Ende. Nun war alles vorbei. Zerfleischt von einem gewaltigen Biest, von dem sie nicht einmal wusste, wie es aussah. "Esmée, hilfe!" presste sie mit dem letzten, verbliebenen Atem heraus. Ob das Model ihren Hilferuf überhaupt gehört hatte? Verzweifelt versuchte die Katze, ihren Angreifer fortzudrücken, doch ihre Hände vergruben sich nur tiefer und tiefer in Unmengen an langem, flauschigen Fell. Der Besitzer war offensichtlich riesig und nicht bereit, sich fortzubewegen. Zu dem heißen Atem gesellte sich nun auch noch zäher, dicker Speichel, der ihr direkt ins Gesicht tropfte. Es war einfach katastrophal. Der gesamte Körper der Katze zitterte. Sie hatte es schon immer gewusst, Hunde waren abgrundtief böse.
Ein letzter, erstickter Schrei entkam ihr, ehe eine riesige Zunge quer über ihr gesamtes Gesicht fuhr. Immer und immer wieder.

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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptyMi 23 März 2022 - 16:23

Es war so… dunkel. So schrecklich dunkel. Esmée spürte, wie sie von ihrer Angst übermannt wurde. Was da unten wohl lauerte? War es überhaupt möglich, dort nach Gänseblümchen zu suchen? Die Magierin schluckte schwer und hielt sich instinktiv am Geländer fest, ohne auch nur einen Schritt auf den Treppenstufen nach unten zu gehen. Ein wenig unbehaglich war ihr schon beim Blick in diese unendliche Dunkelheit. Als sie die Stimme von Ava hörte, drehte sie sich herum und konnte nur gerade so eben dem Körper der Felinen ausweichen, die schnurstracks an ihr vorbei nach unten stürmte und keine Sekunde später von der Dunkelheit verschlungen wurde. Die Prinzessin blinzelte… und beneidete Ava kurzzeitig um ihre Fähigkeiten, aber auch um ihren Mut. Wie entschieden sie in den Keller gestürmt war, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern! Weder wusste Esmée, dass die Dunkelhaarige trotz ihrer tollen Augen unten im Keller genauso wenig erkennen konnte wie ein normaler Mensch, noch dass die Finch ebenso von Angst heimgesucht wurde, wie die de Bosco bereits zuvor. Es wurde still und die Zeit verstrich, ohne dass das Model ein Lebenszeichen ihrer Kollegin vernahm. Was da unten wohl vor sich ging? Wie ging es Ava? Und dann vernahm sie die Sängerin, wie sie nach dem Haustier der Auftraggeber rief und das dunkle Bellen, das als Antwort folgte, konnte die Prinzessin auch aus dem oberen Stockwerk hören. War das Gänseblümchen?

Ein Schrei folgte, dann ein dumpfer Knall… "Esmée, hilfe!"

Die Prinzessin erschrak und klammerte sich so fest an das Geländer, dass das Weiß ihrer Knöchel hervortrat. Das war ein Hilferuf gewesen – Ava hatte nach Hilfe gerufen. Zuerst wollte die 19-Jährige instinktiv nach jemandem rufen. Erial zum Beispiel – Erial könnte der Felinen helfen! Doch so schnell, wie dieser Gedanke gekommen war, verwarf sie ihn auch schon wieder. Erial war nicht hier, so wie auch sonst keine Palastwache oder irgendeine Person, die ihr die Aufgabe von Avas Rettung abnehmen konnte. Die Prinzessin war ganz auf sich allein gestellt, sie war die Einzige, die ihrer Kollegin zur Hilfe eilen konnte. Die hellblauen Augen starrten in die Dunkelheit, Schweiß stand ihr auf der Stirn, ihr Herz raste. Aber war sie es Ava nicht schuldig? Hatte die Sängerin sie nicht auch gerettet? Was wäre die Prinzessin für ein schrecklicher Mensch, die Finch in einer Notsituation sich selbst zu überlassen? Nein, das ging nicht. Esmée musste sich zusammenreißen. Sie musste jetzt funktionieren! „Ava, ich… ich komme!“, rief sie nach unten in die Finsternis, mehr um sich selbst davon zu überzeugen als die Feline. Und dann trat die junge Frau über die erste Treppenstufe, danach auch über die zweite, immer weiter in die Tiefe. Je weiter Esmée ging, desto finsterer wurde es und doch hörte sie Geräusche, die ihr den Weg wiesen. Ein… Schlabbern? So richtig zuordnen konnte die Schwarzhaarige es nicht, wenn sie ehrlich war. Sie schluckte, als sie am Ende der Treppe angekommen war und wollte sich beeilen, um in die Richtung des Geräusches zu kommen… da stieß sie hart mit der Hüfte gegen irgendein Hindernis, taumelte zurück und stieß gleich darauf mit dem Rücken gegen irgendeinen anderen Gegenstand. Nein… nein, so konnte das nicht funktionieren. Esmée sah einfach zu wenig und war nicht geschult genug, um sich nur mithilfe ihres Gehörsinns fortbewegen zu können. Vielleicht ihre Magie? Konnte sie mithilfe ihrer Magie für Licht sorgen? Sofort schossen der jungen Frau Erinnerungen durch den Geist – nicht nur daran, wie sie unzählige Male für die Anwendung ihrer Magie getadelt worden war, sondern auch von der wenigen Kontrolle, die sie immer wieder über die Explosionen gehabt hatte, die sie verursachen konnte. Esmée wusste, dass sie in Gefahr schwebten. Das Letzte, was dieses Haus brauchte, war eine unkontrollierte Explosion. Doch dann ertönte wieder das entsetzte Aufschreien von Ava und die de Bosco traf einen Entschluss: Sie musste es versuchen! Selbst wenn sie sich ein wenig davor fürchtete… gerade die Momente, in denen man sich fürchtete waren jene, in denen man tapfer sein konnte. Und so sammelte Esmée ihr Mana, wandte den Zauber Firework an und es waren kleine Funken, die um ihren Körper herum entstanden. Anstatt diese allerdings explodieren zu lassen, hielt die Prinzessin die Form der Funken einfach bei und sorgte so dafür, dass Licht gespendet wurde. Die 19-Jährige war stolz auf sich, als sie merkte, dass ihr Plan aufging. Endlich mal ein Plan, der auch klappte! Nun konnte Esmée es erkennen: Die alten Möbelstücke, die hier und dort standen, die Kartons, die in der einen Ecke gestapelt worden waren, irgendwelche Regale, in denen Bücher und Akten standen… und nicht zuletzt erkannte sie die am Boden liegende Ava Finch und ein riesiges Wesen, das sich über der Felinen aufgebaut hatte. Das war… ein Hund. Und was für einer! Die ganze Zeit war die Satyrs Magierin davon ausgegangen, dass es sich bei Gänseblümchen um einen kleinen Pudel, Terrier oder Zwergspitz handelte. Das gewaltige Wesen, das jetzt, angeschienen vom Licht der Funken, seinen massigen Kopf anhob und Esmée neugierig anfunkelte, ging mit seinen Maßen allerdings weit über einen solch kleinen Hund hinaus. Trotz des wuscheligen, dichten Fells konnte man den massigen und kräftigen Körperbau des Tieres erkennen. Die Schnauze war groß und obwohl man rein von der Statur her einen angsteinflößenden Hund hätte erwarten können, konnte Esmée sich doch nicht recht fürchten, sodass sie sich aus ihrer Starre löste. Die dunklen Augen sahen so… neugierig aus. Und die großen Schlappohren sowie dicken Pfoten ließen Gänseblümchen einfach liebenswert erscheinen. Die Prinzessin hatte keine Ahnung, was für eine Hunderasse das sein sollte, aber das musste sie auch nicht, um zu lächeln. „Ava, ich glaube, wir haben Gänseblümchen gefunden“, ließ sie erleichtert verlauten und fast so, als wollte das Tier seine Zustimmung mitteilen, war es erneut ein dunkles Bellen, das ertönte. Endlich löste sich der Hund von Ava und lief stattdessen auf Esmée zu, die gar nicht zurückschreckte, sondern dem großen Wesen die Ohren kraulte. In all dem Chaos, in all der Gefahr, war es ein kleiner, freudiger Moment, in dem die Prinzessin richtige Erleichterung verspürte. Eine Erleichterung, die leider nicht allzu lange anhielt, denn plötzlich war es ein lautes, nicht zu überhörendes Krachen, das von oben zu hören war. Esmée erschrak so sehr, dass sie Gänseblümchen umklammerte und die Augen zusammenkniff, während Staub von der Kellerdecke rieselte und nur im letzten Moment schaffte sie es, sich soweit zusammenzureißen, dass nicht eine ihrer erzeugten Funken plötzlich explodierte. Das hätte alles nur noch schlimmer gemacht. „Ava, alles in Ordnung bei dir?“, fragte sie vorsichtig, als der ohrenbetäubende Lärm abgeklungen war. Zaghaft hoben sich die Lider der 19-Jährigen, aber… eigentlich sah alles aus wie vorher. War nochmal alles gut gegangen? Nein, doch das wahre Ausmaß der Katastrophe würden die Magierinnen erst erkennen, wenn sie versuchten, den Rückweg über die Treppe anzutreten. Denn die Decke war tatsächlich eingestürzt und die Überreste blockierten die Tür, durch die sie in den Keller gekommen waren. Sie steckten also im Keller fest?

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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptyMi 6 Apr 2022 - 14:20

Lautes Rumpeln und Poltern hallte durch den stockdunklen Kellerraum, während die Feline noch immer von dem gewaltigen Biest belagert wurde. Eine gewaltige Tatze ruhte auf ihrem Brustkorb, verhinderte so, dass sie sich auch nur wenige Zentimeter bewegte. Nicht einmal nach ihrer Kollegin rufen konnte sie noch, denn jeglicher Versuch, den Mund zu öffnen, wurde mit einem äußerst schlabbrigen Zungenkuss bestraft. Das Herz der armen Katze schlug wie wild, sie wollte nichts mehr, als hier fort. Sie hasste Hunde, sie hasste Orte an denen sie nichts sehen konnte, sie hasste diese Quest. Wieso bloß hatte man ausgerechnet sie dazu gezwungen, dieses verfluchte Mistvieh zu retten? Und wieso hatte man sie nicht vorher gewarnt, dass es aggressiv war! Anstatt Ava Finch einfach ein schnelles Ende zu bereiten, folterte man sie! Was machte bloß Esmée? Die Sängerin hatte die Schritte ihrer Kollegin die Treppe herunterkommen hören, doch nach dem letzten Scheppern war absolute Ruhe eingekehrt. Sie hörte nurnoch das Hecheln des Hundes. Zu gerne hätte sie gerufen, doch sie konnte nicht. Hatte die Arnault sich gestoßen oder war gefallen? Hatte sie sich verletzt?
Doch dann erhellte plötzlich eine Vielzahl an kleiner Funken den Raum. Frustriert zischte die Katze, kniff blitzschnell ihre schmerzenden Augen zusammen. Woher kam das Licht? Es hatte doch keiner der Lichtschalter bisher funktioniert! Hastig blinzelte sie um sich möglichst schnell an die neuen Lichtverhältnisse zu gewöhnen und konnte dabei beobachten, wie der gewaltige Köter endlich von ihrem Gesicht abließ und in eine andere Richtung blickte. "Ich hätte drauf verzichten können!" fauchte sie und versuchte, die schwarze Masse irgendwie von sich herunterzuschieben. Dabei verloren sich ihre Hände jedoch nur in Unmengen an schwarzem Pelz. Die Rute des Tiers begann langsam zu wedeln, ehe es sich langsam bewegte und in schweren Schritten auf Esmée zutapste, Ava Finch somit freigab. Hektisch hievte diese sich sofort auf die Beine und zeitgleich auf die Platte des Tisches, an dessen Bein sie sich eben noch den Kopf gestoßen hatte. "Vorsicht!" schrie sie, während Gänseblümchen sich dem Model immer und immer weiter näherte. Diese schien jedoch völlig angstfrei, ließ das Biest kommen und kraulte ihm sogar das Schlappöhrchen! Währenddessen hockte die Feline zitternd, mit zurückgelegten Ohren und aufgeplustertem Schweif, da, Unglaube in den Äuglein. Sie hatte gerade eine Nahtoderfahrung gehabt und nun interagierte ihre Kollegin fröhlich mit dem Monster, das daran Schuld war?! Sie selbst war es doch, die nun Aufmerksamkeit und Zuwendung verdiente! Nicht dieser Köter!
Doch bevor sie ihre Meinung lauthals herausposaunen konnte, zog ein gewaltiger Knall alle Aufmerksamkeit auf sich. Es schepperte, knarzte und knallte in einer ohrenbetäubenden Lautstärke. Panisch hielt das ehemalige Idol die Arme und Hände über ihren Kopf, überzeugt, dass nun wirklich ihr letztes Stündlein geschlagen hatte, dass die Decke über ihren Köpfen nachgeben würde und sie alle drei unter Tonnen an Geröll zerquetscht werden würden. Doch das geschah nicht. Es wurde wieder still, zumindest bis Esmées Stimme durch den Keller hallte. "J-ja..." erwiederte die Schwarzhaarige leise. Eigentlich war 'in Ordnung' meilenweit von der Wahrheit entfernt. Sie hätte heulen können, ihr ganzer Körper zitterte vor Angst und Sorge. Aber zumindest lebten sie noch. Die Fingernägel tief in die Tischkanten gegraben schob sie sich langsam von ihrem sicheren Podest herunter. "Wi-ir müssen hier möglichst sch-schnell raus..!" Ihre Stimme war noch immer leise und zaghaft, als ob sie befürchtete, dass noch immer alles zusammenbrechen könnte, wenn sie zu laut wäre. Zu gerne hätte sie sich jetzt an die Arnault geklammert, so wie diese es bei ihr zuvor getan hatte; hätte Halt und Sicherheit gesucht. Doch da war noch immer das Untier, welches genau zwischen ihnen stand. "Halte Gänseblümchen b-bitte fest, ich schau solang wie es oben aussieht...ok?" Ein 'Bitte' aus dem Mund von Ava Finch?! Das gewaltige Ego der Katzendame wurde aktuell von der brenzligen Situation gezügelt, daran musste es wohl liegen. Langsam schlich sie sich zur Treppe, unter dem aufmerksamen Auge des pechschwarzen Hundes. Dessen Rute schwang noch immer fröhlich von Seite zu Seite, als wäre es tatsächlich ein Grund zur Freude, dass sie hier waren.
Die Stufen ächzten qualvoll, als sie einen Fuß nach dem anderen aufsetzte. Zur Sicherheit klammerte sie sich an das wackelige Geländer und arbeitete sich so langsam nach oben. Als sie jedoch die letzten Treppenstufen erreichte, erblickte sie der Horror, der sie im Erdgeschoss erwartete. Ein gewaltiger Holzbalken lag direkt vor dem Türrahmen quer, darunter und darüber Unmengen an Geröll, Putz und zersprungenen Ziegeln. "Nein..." quietschte sie. "Die Decke, die Decke ist runtergekommen...!!" Pure Panik und Verzweiflung schwangen in ihrer Stimme mit. Mit aller Kraft stämmte sie ihren zierlichen Körper gegen den Balken, drückte und drückte, aber er rührte sich keinen Millimeter. Es war zwecklos. "Wir stecken hier fest." Resigniert ließ sie sich auf eine Stufe sinken, bevor sie sich versah rollten einige Tränen ihre Wangen hinab. "Es ist vorbei. Hier kommen wir nie wieder weg. Nie wieder." Das konnte doch nicht das Ende sein! Sie waren doch noch so jung, hatten das halbe Leben noch vor sich und nun sollten sie in irgendeinem beschissenen Keller sterben? Das war einfach nicht fair! Es war einfach nur grausam. Nicht einmal ihre Magie würde ihnen hier helfen. Was sollte Gift schon anrichten? Höchstens Esmée konnte jetzt noch etwas tun ...

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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptySa 9 Apr 2022 - 23:29

Es war ein ohrenbetäubender Lärm, der durch den Keller hallte und der Esmée so sehr erschreckte, dass sie ihre magischen Funken beinahe zum Explodieren gebracht hätte. Zum Glück nur beinahe… andernfalls wäre die Gefahr, in der die beiden jungen Frauen schwebten, nur noch schlimmer geworden. Als sich nicht nur die Geräuschkulisse, sondern auch der Staub und Dreck gelegt hatten, hob die Prinzessin den Blick und sah sich suchend nach ihrer Kollegin um. Obwohl diese mit einer auffallend leisen, fast schon brüchigen Stimme erwiderte, dass es ihr gut ging, beruhigte es Esmée. Keine Verletzungen also, sie waren vielleicht wirklich mit dem Schrecken davongekommen? Als die de Bosco den Auftrag angenommen hatte, hätte sie nie damit gerechnet, in was für eine Gefahr sie sich begeben würde. Es war eine ganz merkwürdige Mischung aus Angst, aber auch Spannung und Aufregung, die sich in der Prinzessin breitmachte. So richtig einordnen konnte sie diese unbekannten Empfindungen auf Anhieb nicht, weshalb sie sich an Gänseblümchen klammerte. Irgendwie gab ihr das Tier gerade den Halt und die Kraft, die sie benötigte – dabei waren sie doch hier gewesen, um den Hund zu retten und nicht umgekehrt! Während die Finch sich auf den Weg machte, um die Treppe hinaufzusteigen, blieb das dunkelhaarige Model zuerst auf ihrem Platz stehen und wartete ab. Erst der panische Ausruf der Felinen ließ sie aufhorchen. Nein? Was meinte sie damit? Vorsichtig folgte Esmée dem Weg, den Ava zuvor eingeschlagen hatte und trat nun selbst einige Treppenstufen nach oben. Gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie die Sängerin sich gegen einen schweren Balken stemmte, der ihren Ausweg versperrte.

Sie waren hier unten gefangen?

Im ersten Augenblick verstand Esmée gar nicht das Ausmaß dieser Information. Sie starrte ihre Kollegin ratlos an, vergriff sich automatisch mit der rechten Hand in dem langen Fell von Gänseblümchen und schwieg. Dann, allmählich, verstand sie es. Sie kamen hier nicht einfach heraus, sie saßen fest. Und niemand, absolut niemand war hier, um ihnen zu helfen. Wie lange würde die Decke noch halten? Bestand die Möglichkeit, dass auch der Keller noch einstürzen würde? Würden sie… würden sie dann hier lebendig begraben werden? Sollte es wirklich so enden? Sie, als letztes Überbleibsel ihrer Familie, jene, die nach Fiore gebracht worden war, um dort in Sicherheit zu sein. Um vielleicht sogar irgendwann in ihr Heimatland zurückzukehren und dort auf den Thron zu steigen. Ihre Geschichte würde hier und heute enden. Es überraschte die Prinzessin selbst, als sie sich dabei ertappte, wie sie an Erial dachte. Sie ließ es sich im Alltag nie anmerken, aber ihr war durchaus bewusst, dass der junge Mann ebenso alles hinter sich gelassen hatte, um sie zu beschützen. Und jetzt? Sie würde auch ihn im Stich lassen. Entschuldige, Erial…, dachte sich die junge Frau, ihre Hand zitterte.

Aber dann fiel ihr Blick auf Ava.

Die Finch hatte sich auf der Treppenstufe niedergelassen und sie weinte. Dicke Tränen rollten ihre Wangen herab, sie schluchzte und wiederholte in ihrer Verzweiflung die Gedanken, die auch Esmée gehabt hatte. Es wäre vorbei, sie würden hier nie wieder wegkommen. Nie wieder. Beim Anblick der aufgewühlten Felinen ebbte das Zittern in den Fingern der de Bosco plötzlich ab. Ja, sie hatte diese Gedanken gehabt, auch sie hätte beinahe zu weinen begonnen. Aber das durfte sie nicht, oder? Es ging hier nicht nur um sie, es ging nicht nur um ihre Familie und auch nicht nur um das Heimatland Bosco. Wenn sie jetzt aufgaben, dann betraf es auch Ava Finch. Die junge Frau, mit der Esmée heute so viel erlebt hatte, die sie gerettet hatte. Sie fühlte sich der Sängerin wirklich verbunden… und sie wollte für ihre Freundin da sein. Esmée biss die Zähne zusammen und hob ihren Blick. Was sie jetzt brauchten, war eine stolze Prinzessin. Eine Person, die auch in einer ausweglosen Situation noch Zuversicht ausstrahlen konnte. Das war die Person, die die de Bosco jetzt sein wollte. „Es ist nicht vorbei“, widersprach sie ihrer Kollegin entschieden, löste sich von Gänseblümchen und trat auf Ava zu. Ganz so, wie sie es auch bei Álvaro getan hatte, griff sie nach den Händen der Finch, hielt diese in den ihren und sah ihr dann entschlossen direkt in die braunen Augen. „Wir kriegen das hin. Lass mich das machen. Ich verspreche dir, dass wir hier gleich draußen sind.“ Wieder einer von Esmées Plänen? Normalerweise waren es nie gute Dinge, die mit ihren Plänen einhergingen, aber gerade war etwas anders. Ihr Tonfall? Ihre Ausstrahlung? Sie deutete Ava an, ein bisschen nach hinten zu treten und erst, als diese einen sicheren Abstand aufgebaut hatte, drehte sich die Prinzessin zu dem verschütteten Ausgang. Noch immer leuchteten die Funken um sie herum. Funken, die explodieren konnten.

Funken, die auch explodieren würden.

Esmée würde jetzt nicht aufgeben. Sie würde kämpfen, nicht nur für sich selbst, sondern für alle anderen, die davon betroffen waren, wenn sie und Ava hier unten begraben werden würden. Ihr war bewusst, dass das, was sie vorhatte, diverse Risiken barg. Aber es war ihre einzige Chance, oder? Eine Chance, die sie ergreifen mussten. Die Hand der 19-Jährigen schnellte nach vorne, genauso taten es auch die Funken, die zuvor um ihren Körper getanzt hatten. Sie näherten sich dem Balken, der den Ausgang versperrte, platzierten sich um diesen herum.

Und dann schloss die de Bosco ihre Faust.

Es explodierte und wieder war es ein ohrenbetäubender Lärm, der verursacht wurde. Esmée hatte die Augen geschlossen und den Arm schützend angehoben, als ihr die warme Luft der Explosion entgegenschlug. Dann öffnete sie zaghaft die Augen… und sie konnte etwas sehen! Licht drang durch einen Spalt herein, nicht besonders groß, aber groß genug, dass sie sich durchquetschen könnten. Zumindest hoffe die Prinzessin das. „Ava, schnell!“, rief sie nach hinten und trieb nicht nur ihre Kollegin, sondern auch Gänseblümchen an. Erst als die beiden es durch den Spalt geschafft hatten, folgte auch die de Bosco. Draußen angekommen verschlug es der jungen Frau kurz den Atem: Alles, aber auch alles war eingebrochen. Das Haus, in dem sich die Magier eben noch aufgehalten hatten, war gar nicht mehr wiederzuerkennen. Es war das Bellen von Gänseblümchen, das Esmée zu Sinnen brachte – sie hatten gerade keine Zeit, um sich darüber Gedanken zu machen. Sie mussten hier raus! Zu dritt hetzten sie zum Ausgang des Hauses, oder eher gesagt zu dem, was vom Ausgang noch übriggeblieben war. Erst, als sie sich einige Schritte von dem Gebäude entfernt hatten und ihnen der kalte Wind und nasse Regen ins Gesicht peitschte, realisierte auch die Prinzessin, dass sie draußen waren. Sie drehte sich zu den Überresten des Gebäudes herum und starrte fassungslos auf das Gemäuer. War sie eben noch so selbstsicher gewesen und hatte Kraft ausgestrahlt, fiel diese Fassade der Prinzessin nun in sich zusammen. Leise wisperte sie: „Wir haben es geschafft…“  

@Ava




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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptyDo 14 Apr 2022 - 20:24

Wie war es nur so weit gekommen? Als Ava Finch auf der alten, morschen Holzstufe saß, das Gesicht in den Händen vergraben, fragte sie sich wirklich, ob das hier das Ende sein würde. Nach ihrem Karriere-Aus war sie Magierin geworden, weil alle anderen Berufe ihr nicht zugesagt hatten, weil sie sich vorgestellt hatte, dass es doch toll wäre, anderen Leuten zu helfen. Dabei hatte sie jedoch nie daran gedacht, dass sie dabei sterben würde. Doch nun war genau dieser Fall eingetreten und sie fühlte sich so hilflos wie noch nie. Nicht einmal damals, als die Fotos, die das Ende für die Misstaken bedeuten würden, auf ihrem Schreibtisch landeten, war sie so verzweifelt gewesen. Wer hätte gedacht, dass es sich so anfühlen würde, wenn man dem Tod direkt ins Auge blickte?
Doch bevor sie noch tiefer in Selbstmitleid versinken konnte, erklangen Esmées entschlossene Worte. Schon wieder war es das Model, das sich weigerte, die Hoffnung aufzugeben, die weitermachen wollte, obwohl es irrisnnig war. Entschlossen hatte sie der Feline die Hände aus dem Gesicht genommen und hielt diese nun fest in den Eigenen. Durch einen Schleier aus Tränen erwiderte Ava Finch ihren Blick. "Aber wie? Das ist doch viel zu viel Geröll..." fragte sie leise, schüttelte dabei ungläubig den Kopf. Gerne hätte sie auch nur einen Hauch des Willens gehabt, den ihre Kollegin hatte, doch sie hatte ihn nicht. Trotzdem erhob sie sich langsam, ging wieder einige Stufen hinab in den düsteren Keller. Wenn die Arnault es versuchen wollte, wollte sie sie nicht daran hindern. Gänseblümchen war ihr nun äußerst nah, sie konnte beinahe das pechschwarze Fell berühren. Noch immer hatte sie große Angst vor dem massiven Hund, doch wenn sie ihre letzten Stunden mit ihm verbringen musste, musste sie sich wohl oder übel an seine Gegenwart gewöhnen.
Mit schlotternden Knien und gesträubtem Fell beobachtete sie also, wie das Model ihren 'Plan' ausführte, wie sie erneut den Firework Zauber wirkte und die glühenden Funken mit einer ruckartigen Bewegung auf den Balken hetzte. In diesem Augenblick herrschte absolute Stille, bloß das leise Trommeln des Regens war zu hören. Die braunen Seelenspiegel der Katze waren auf die glühenden Partikelchen fixiert, die mit einem Schlag explodierten und alles um sie herum in kleine Stückchen rissen. Instinktiv legte sie die Ohren zurück, ehe sie langsam die Stufen wieder hinaufschlich, um vorsichtig hinter Esmée hervorzulugen. Dicht dahinter folgte auch das schwarze Untier.
Und dann ging plötzlich alles ganz schnell. Sie hörte die Worte ihrer Kollegin, folgte ihnen wie ferngesteuert. Ohne zu zögern quetschte sie sich in die schmale Lücke. Zeit um Angst vor dem Steckenbleiben zu haben, blieb dabei keine. Zersplittertes Holz, die scharfen Kanten von kaputten Ziegeln, aber auch Unmengen an Schlamm zerrten an ihrer Kleidung, versuchten sie zurückzuhalten, doch sie ließ sich nicht bremsen. Risse und Schürfwunden nahm sie gerne in Kauf, hauptsache sie kam hier heraus. Die Katzenohren hatte sie jedoch stets nach hinten gerichtet, sodass sie die Schritte der Anderen hören konnte. Sie wollte nicht die Einzige sein, die aus dieser Hölle entkam. Von dem altmodischen Bauernhaus war nichts mehr zu erkennen, es herrschte das reinste Chaos. Doch darum machte sie sich keinerlei Sorgen. Stattdessen stürmte sie zum Ausgang, auch wenn sie dabei mehrfach ausrutschte und stolperte. Sonst hätte sie all die Schlammspritzer, die sich über ihre Kleidung, Gesicht und Haare verteilten, niemals einfach hingenommen. Sie hätte sich lauthals aufgeregt, doch gerade war sie einfach nur froh darüber. Alles war besser als noch länger in dem Keller eingesperrt zu sein.
Schließlich hatten sie es geschafft. Der Wind heulte lauthals und der Regen prasselte von allen Seiten gnadenlos auf sie nieder. Der Himmel war mit pechschwarzen Wolken bedeckt, obwohl es erst Nachmittag war, war es dunkel wie am späten Abend. Das Wetter war fürchterlich, doch sie waren frei. Das war alles, was zählte. Alle drei hatten sie es geschafft. Wortlos trat Ava Finch auf ihre Kollegin zu, packte sie an den Schultern und zog sie zu sich heran in eine enge Umarmung. Eigentlich war sie kein Mensch, der groß auf Umarmungen stand, doch sie wusste nicht, wie sie sonst ihre Dankbarkeit hätte zeigen können. Noch immer zitterte ihr gesamter Körper, doch es war ihr egal, ob Esmée es bemerkte oder nicht. "Du hast es geschafft." korrigierte sie und verzichtete somit auf jegliche Anerkennung, überließ der Arnault sämtlichen Ruhm und Erfolg. Ausnahmsweise konnte sie damit leben. Zumindest bis man sie in einigen Stunden wieder darauf ansprechen würde. Dann würde sie alles verneinen, was sich in der letzten Stunde abgespielt hatte. Doch zumindest jetzt, für einen kleinen Augenblick lang, konnte sie ehrlich mit ihren Gefühlen und Gedanken sein und ihren eigenen Stolz ablegen. Erst, als auch ihre Ersatzkleidung klatschnass war und an ihr klebte, wie eine zweite Haut, löste sie sich von ihrer Kollegin. "Ich glaube es wird Zeit, endlich den Köter zurückzubringen." Laut bellend war Gänseblümchen die ganze Umarmung lang mit wedelndem Schwanz um die Magierinnen herumgesprungen. Ihr Kläffen war beinahe so laut wie das Donnergrollen über ihren Köpfen. "Ich will nach Hause und das hier möglichst schnell vergessen." Sie lachte.
Ja, die Erlebnisse und die Angst würde sie verdrängen. Bloß Esmée, die würde sie auf jeden Fall in Erinnerung behalten, ganz nah an ihrem Herzen.

-Questende-


@Esmée



"You say that I'm kinda difficult,
but it's always someone else's fault."

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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptyMi 20 Apr 2022 - 21:49


Es war wirklich zum Kotzen. Neuerdings fand Álvaro sich wiederholt in Situationen wieder, mit denen er nicht gerechnet hatte und das gefiel ihm alles andere als gut. Álvaro war gerade im Begriff sich mit einem Fischer zu treffen, der behauptete eine Schatzinsel gefunden zu haben. Ein Piratenschatz auf einer geheimnisvollen Insel? Grober Unfug. Er konnte der Sache recht wenig abgewinnen und doch hatte er sich auf den Weg gemacht, um sich der Gruppe des Fischers anzuschließen, denn wie so oft hatte ihn das klassische Schicksal eines Boscos erreicht: Er war komplett blank und brauchte ein wenig Geld, um nach Maldina Town zurückzukommen, ohne auf dem Weg dahin zu verhungern. Wie war er eigentlich in diese Situation gekommen? Alles fing mit diesem unfassbar peinlichen Missverständnis mit Esmée und Erial vor einiger Zeit an. Seitdem wusste er, dass der Schutz der Prinzessin kein One-man Job war und hatte ein paar Jobs erledigt, mit denen er erfolgreich ein wenig Geld angehäuft hatte. Geld, das er jetzt offensichtlich nicht mehr hatte, denn er hatte es investiert, um an Informationen zu gelangen. Da er wusste, dass sicher irgendwelche Rebellen aus Bosco auf der Suche nach Esmée waren, hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, diese aufzuspüren, bevor sie Esmée aufspürten. Esmée und Erial waren selbst wohl noch nicht auf diese Idee gekommen, aber allein konnte er eh freier agieren. Es dauerte nur wenige Tage, bis seine Suche scheinbar zu einem Ergebnis kam: Ein junger Mann in Heather Town war auf der Suche nach einer verschollenen Adeligen aus einem entfernten Königreich. Als er in Heather Town angekommen war, stellte sich das ganze jedoch schnell als eine falsche Fährte heraus. Der junge Mann war nur irgendein unerfolgreicher Abenteuer, der sich eine tolle Geschichte schreiben wollte und wenn Álvaro nicht bemüht wäre, ein besserer Mensch zu werden, hätte er den Kopf dieses jungen Mannes am liebsten in die Wand der örtlichen Schenke gerammt, denn die Bezahlung für die Informanten und die Unterkünfte auf dem Weg nach Heather Town hatten ein riesiges Loch in seinen Geldbeutel gesprengt.
Der Zug ist zu teuer, Álvaro, du hast Zeit. „Verdammte Scheiße.“, flüsterte er und verfluchte sein naives Ich, dass immer noch nicht mit der Preisgestaltung in Fiore klarkam. Warum waren Betten auch so teuer? Wütend trat er gegen einen Stein, der sich aus dem Kopfsteinpflaster des Marktplatzes gelöst hatte und war selbst überrascht, dass dieser einmal quer über den Marktplatz flog. Glücklicherweise war es früh und offensichtlich auch kein Markt, sodass Álvaro heute nicht zu einem Mörder wurde, denn der Platz war verhältnismäßig leer. So blieb nur die leichte Freude darüber, dass er es scheinbar schnell schaffte, zu einer recht annehmbaren Form zurückzukehren, wenn man seine nervigen Wehwehchen mal ausklammerte. Jacques hatte in Maldina Town bei der Ausstattung des Fitnessraums nicht gegeizt und so hatte Álvaro nun allerhand zur Verfügung, um sich wieder in Form zu bringen, während er Jacques ein wenig Unterricht gab. Dieser machte ebenfalls bemerkenswerte Fortschritte.
Álvaro hatte fast schon vergessen, dass er eigentlich verdammt schlechte Laune hatte, als ihm dann doch wieder in den Sinn kam, dass er die Räumlichkeiten in Maldina Town vielleicht eine lange Zeit nicht wiedersehen würde, wenn die Geschichte des Fischers nur ein weiteres Hirngespinst in dieser kleinen, perfekten Ortschaft war. So klein und perfekt, dass er sich das nötige Kleingeld nicht mal mit ein wenig körperlicher Arbeit verdienen konnte, da hier offensichtlich aktuell kaum jemand Probleme hatte. Widerlich. Álvaro konnte sich gar nicht mehr an den Moment erinnern, wo er das letzte Mal keine Probleme in seinem Leben hatte.
„Entschuldigung?“ Mit einem Gesichtsausdruck, der seine wiedergefundene schlechte Laune widerspiegelte, drehte Álvaro sich, um und blickte auf einen Mann hinab, der in etwa einen Kopf kleiner als er selbst war, dafür aber einige Jahre älter, denn von seinen Haaren war lediglich ein buschiger Oberlippenbart und ein grauer Kranz übrig. „Was?“, fragte Álvaro, der fast schon ein wenig hoffte, dass der Mann ihn um Geld bat, denn dann konnte er in aller Aufrichtigkeit antworten, dass er keinen einzigen Taler mit sich führte. Etwas verunsichert von Álvaros auftreten, fuhr der Mann fort. „Mein Name ist Olaf Olsson und ich bin Fischer. Kann es sein, dass Sie einer der Männer sind, die wegen meiner Geschichte hier sind?“ Álvaro zog eine Augenbraue hoch und änderte nichts an seinem Gesichtsausdruck, denn ihm gefiel es gar nicht, dass der Mann seinen eigenen Auftrag als Geschichte bezeichnete. Immerhin schien schonmal zu stimmen, dass er Fischer war. Auf den zweiten Blick konnte Álvaro deutlich erkennen, dass der Mann trotz seines höheren Alters – etwa fünfzig schätzte Álvaro – muskulöse Oberarme hatte, die ein Indiz dafür waren, dass er oft hart anpacken musste. „Das bin ich tatsächlich. Ich hoffe, dass es ein bisschen mehr als eine Geschichte ist.“ Manchmal war es am besten, die Dinge direkt anzusprechen, denn immerhin hatte Álvaro keine Zeit einem Märchen hinterherzujagen. Der Mann grinste und wühlte in seiner Tasche. Offensichtlich schien er mit Álvaros schroffer Art vertraut zu sein. Auf See vielleicht nichts Unübliches? Dann holte er eine große Goldmünze hervor. „Keineswegs, aber mehr dazu, wenn wir vollzählig sind.“


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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptySa 7 Mai 2022 - 0:06

Schatzsuche. Gab es einen höheren Ruf für den begeisterten Abenteurer? Der Gedanke an Piratenschätze ruhend in feuchten Höhlen, versteckt in einer kleinen Bucht, auf einer Insel, die es auf keiner Karte zu finden gibt... Wenn Solomon nicht ein (gelegentlich) vernünftiger Feline wäre, die Strecke vom Wiesenbahnhof zu Heather Town wäre er vermutlich zu Gänze gelaufen, so sehr spornten diese und ähnliche Gedanken ihn an. Da er aber ein (mutmaßlich) vernünftiger Kater war plante er stattdessen genug Zeit ein, um den Weg ein wenig zu genießen. Solomon war schließlich nicht so oft in Süd-Fiore.

Schließlich kam er in Heather Town an; es war ein recht ruhiges Örtchen und nicht wirklich dass, was Solomon sich vorgestellt hatte, als er die Quest angenommen hatte. Wenn man an Schatzsuche dachte, dann kamen einem Gedanken wie eine Taverne am Rande der Karte, wo einem ein alter, vielleicht betrunkener, vielleicht irrer Typ von unglaublichen Dingen in der weiten Unbekanntheit erzählte. Heather Town lag vielleicht am unteren Ende von Fiore, aber wenn Solomon sich so umschaute - eine Ziege, die wohl zu einem der umliegenden Gehöfte gehörte blökte in diesem Moment - dann hatte dieses verschlafene Städtchen nicht wirklich den Flair eines beginnenden epischen Abenteuers. Er musste sich selbst gegenüber allerdings auch zugeben, dass er Magnolia gewohnt war. Reges Treiben herrschte dort, nur unterbrochen von der gelegentlichen (manchmal wörtlichen) Lärm-Explosion weil... naja... Fairy Tail. (Und allein, dass Solomon deswegen grinste, anstatt sich zu fragen wo er in seinem Leben einen Fehler gemacht hatte, bewies wohl, dass er das Tattoo auf seinem Hals zurecht trug.) Das lauteste was es in Heather Town zu hören gab waren Tiere, wie diese blökende Ziege.

Wie bereits erwähnt war Solomon ein (es soll schon mal vorgekommen sein) vernünftiger junger Magier. Und Vernunft bedeutete, sich nicht vom ersten Eindruck täuschen zu lassen. Es würde sich hier sicher schon ein Abenteuer finden lassen. Und falls nicht, dann hatte er eine neue Gegend gesehen (und ein paar Jewel verdient, bestimmt). Und dafür musste er jetzt nur einen Fischer finden. Die einzige Beschreibung, die Solomon für den Klienten hatte war "alt" und "fischt beruflich". Das war nicht sonderlich viel, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass es in Heather Town allzu viele Leute gab, die man da verwechseln konnte. Tatsächlich war Solomon sich nicht sicher, ob es überhaupt jemanden außer dieser Ziege gab, bis er auf den Marktplatz des Ortes trat. Hier zumindest waren, trotz der frühen Stunde, ein paar Leute unterwegs. "Fischer, Fischer...," murmelte Solomon leise zu sich selbst und blickte sich um. Niemand der wenigen Leute, die über den Marktplatz gingen, um dem Nachzugehen, was man halt in Heather Town tat, sprach wirklich als "Fischer" zu ihm. Eine Frau, die von einem Ende des Marktplatzes kam, und ihn am anderen Ende wieder verließ. Ein Kind, vermutlich auf dem Weg zur Schule (und früh dran). Und dann standen da zwei Männer und redeten miteinander. Einer sah aus, als hätte er schon bessere Zeiten gesehen, mit vernarbtem Gesicht und einer alten Lederjacke an.  Der andere war zwar  alt, aber Solomon hätte ihn jetzt nicht als Fischer bezeich- war das eine Goldmünze?! Sofort marschierte er zu den zwei Leuten hinüber. Es musste sich einfach um den gesuchten Fischer handeln! Goldmünzen waren typisch für Schätze, und der Lederjacken-Träger stach genug in Heather Town hervor, dass es sich vermutlich, um einen Magier handelte. (Und wenn er sich irrte, dann konnte er immer noch herausfinden, woher der alte Mann das Gold hatte.) Solomon winkte, als er sich den beiden näherte. "Hallo!" Er blickte zu dem alten Mann mit der Münze. "Ich nehme an, Sie sind der Herr, den ich hier treffen soll?" Und da Solomon ein (es gibt nicht ausreichend Beweise für oder gegen diese Behauptung) vernünftiger Magier war, starrte er nicht (ständig) auf das Gold in Händen des Mannes, sondern grinste diesen einfach breit an. Höflichkeit musste schließlich sein.

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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptyFr 13 Mai 2022 - 11:22


Silence is gold and gold is expensive
Plotquest Die Gefahr der Gemeinschaft

Lasciel hatte sich zugegeben ein Stück weit mehr erwartet.
Im Nachhinein gesehen war es natürlich eine absolut dämliche Annahme gewesen, dennoch war er irgendwie … genervt. Es war keineswegs die Schuld der Gilde, noch bereute er den Eintritt wirklich, aber er war dennoch nicht begeistert davon, dass die Runenritter in der Hauptstadt lebten. Es waren für den Geschmack und die Nerven des Alten einfach viel zu viele Menschen. Zu viel Lärm, der ihm die Orientation zusätzlich erschwerte und Des erschreckte. Sie war sehr gelassen, mehr, als es viele anderen Pferde waren, aber er wollte ihr die Großstadt dennoch nicht ständig zumuten. Außerdem vermisste er den Geruch der Bäume, wenn er erwachte. Die kühle, saubere Luft der Wälder und Wiesen und das eiskalte Wasser der Flüsse, dass er sein Bad nannte. Jetzt hatte er ein Zimmer im Heim der Magier, eines mit Bad, mit Bett. Lash hatte es acht Tage darin ausgehalten. Er hatte neben dem Bett auf dem Boden geschlafen und alle Spiegel abgehängt und unter das Bett geschoben, um sie nicht sehen zu müssen. Seine große Tasche hatte er nie ganz ausgeräumt. Es war nie wirklich sein gewesen, er hatte sich eingesperrt gefühlt wie der Tiger im Käfig. Am neunten Morgen hatte er seine Tasche genommen und ankündigt, mit Des unterwegs zu sein. Er war nicht einfach geflohen, noch etwas, an dass er sich gewöhnen musste. Kommunikation. Doch schlussendlich hatte er Desperatio aus dem Stall geholt und war losgezogen. Er würde sich zuweilen bei der Gilde melden, Aufträge annehmen, für Recht sorgen, doch bleiben konnte er nicht mehr, wenn er nicht noch mehr durchdrehen wollte. Denn das war das andere Problem gewesen, der Irrtum. Natürlich konnten die Rune Knights nicht seine Probleme in Luft auflösen, auch wenn er es gehofft hatte. Er war noch immer Lasciel. Der Engel, verstoßen, verloren.
Dennoch, so negativ es sich anhörte, hatte es doch seine Vorteile. Ab dem Tag, an dem er Crocus Town verlassen hatte, war der Ritt wie eine Befreiung gewesen. Die Stille, von Geräusch, dass Des Hufe verursachten, einmal abgesehen. Doch auch das war anders gewesen. Die Kieselsteine und die Erde waren dumpfer als der Asphalt. Zum ersten Mal seit fast zwei Wochen hatte er durchatmen können. Was sich noch gezeigt hatte, war das er weniger planlos durch die Gegend zog. Seine Sinne waren mehr auf seine Umgebung eingestellt. Und er erhielt zuweilen auch mehr Jewels als zuvor. Es schien, als hätten sich die Vorteile, von denen Cayra und Gina gesprochen hatte, bestätigt. Gina. Einen Moment blieben seine Gedanken bei der kurzhaarigen Frau hängen. Er hatte sie in der kurzen Zeit bei der Gilde nicht gesehen. Zugleich war er aber auch unsicher, ob er das wollte. Sie wusste viel, zu viel. Lash selbst wusste allerdings nicht, was er davon halten sollte. Und so klammerte er sich an Lin, anstatt etwas anderem eine Chance zu geben …

Am heutigen Morgen war die Sonne bereits siebenundzwanzig Mal auf und unter gegangen, seit er aufgebrochen war. Seit dem hatte er auch wieder mehr Kontakt mit Des gepflegt, was ihm eindeutig gut tat. Doch das sollte nun für kurze Zeit eine Pause finden. Er hatte einen Ort gefunden, an dem sie vorsorgt wurde, kurz nachdem er sich für die Quest gemeldet hatte. Es ging um einen alten Schatz. Lash war nicht habgierig, aber er mochte es, hier und da und nur wenn er es auch selbst entschied, etwas mehr zu leben. Außerdem waren Glücksspiele teuer.
So hatte er das nötigste in seinen Rücksack gepackt. Den Mantel ließ er im Zimmer, mittlerweile war es warm genug, dass ihm das lange, braune Shirt genügte. Seine Hose in einer etwas dunkleren Farbe, wurde von der Kette gehalten, die Stiefel schwarz, machte er sich mit der Augenklappe auf den Weg. Sein Haar war ausnahmsweise regelmäßig gleich lang und stoppte wenige Zentimeter über seinen Schultern. Die Pistole und das Messer steckten links und rechts an seinen Hüften in ihren Taschen. Das war ein weiterer Vorteil. Man sah ihn weniger verschreckt an, wenn er im Frühling nun mit sichtbarem Pistolenknauf herumlief, sobald man das Gildentattoo auf seiner Kehle bemerkte. Dafür waren Kette und Messer besser versteckt und würden nur sehr wachen, nach Waffen suchenden, Augen auffallen.
Lash erreichte den Platz, an dem er seine Kollegen treffen sollte und sah sich um. Ins Auge fielen ihm drei Männer, die sich unterhielten, nicht weit entfernt, sodass er Wortfetzen mitbekam. Irgendetwas wurde von vollzählig erzählt … Lash trat näher. „Morgen. Seid ihr drei Schatzsucher?“, fragte er ohne Umschweife.


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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptyMo 23 Mai 2022 - 16:34

Mehr dazu, wenn wir vollzählig sind? Erwartete der alte Fischer jetzt, dass Alvaro mit ihm Smalltalk trieb? Alvaro hatte unter normalen Umständen schon wenig Lust auf belanglose Gespräche, die man nur führte um die Zeit zu überbrücken. Heute war seine Laune so mies, dass er jegliche Kommunikation mit einem grimmigen Blick abwehren würde. Ausdruckslos schaute Álvaro dem alten Fischer in die Augen, der mit seiner Münze spielte und den Blick erwiderte. Offensichtlich erwartete er wirklich, dass Àlvaro den nächsten Schritt machte und ein Gespräch begann. Bevor dieser jedoch zu seinem grimmigen Blick überging – von dessen Effektivität er im Übrigen sehr überzeugt war – stieß das dritte Mitglied der Schatzcrew zu ihnen. Ein Glück. Álvaro hatte den Eindruck, dass ihm damit einiges erspart blieb, denn immerhin hatte er so keine Gelegenheit seinen Auftraggeber zu verärgern.

Der Neuankömmling war ein junger Mann oder besser gesagt, die männliche Version irgendeines Tiervolkes, wenn die flauschigen Ohren nicht Teil irgendeines Fetisches waren. Wäre er auf einer vorherigen Mission nicht bereits einem Echsenjungen begegnet, wäre er wahrscheinlich überraschter gewesen und hätte den Jungen etwas eingehender gemustert. So blieb es bei einer kurzen Betrachtung, die zu dem gleichen Ergebnis führte, wie bei den meisten Leuten, denen er in Fiore auf Aufträgen begegnete. Es handelte sich offensichtlich um einen Magier und sein äußeres gab keinerlei Aufschluss darüber, was er konnte oder wie mächtig er war. Er hasste es, wenn er genauer drüber nachdachte und das lag nicht daran, dass er gerade wahrscheinlich alles hassen würde, was in seine Sphäre eindrang. Wenn er beim Boxen in den Ring stieg, verriet die Statur seines Kontrahenten bereits viel über seine Fähigkeiten. Stärke und Geschwindigkeit konnten zumindest grob eingeordnet werden. Bei Magiern war das nicht so. Das Einzige, was Álvaro an Solomon auffiel war das Tattoo an seinem Hals, was ihn als Mitglied einer Gilde identifizierte. Immerhin schien er ein netter Junge zu sein, was vermutlich ein wichtiger Ausgleich zu Álvaro war.

Mit einem Nicken begrüßte er den Neuankömmling und bevor Olaf mit seiner Begrüßung beginnen konnte, stieß auch schon eine vierte Person zur Gruppe. Das Äußere des Mannes war aufschlussreicher, aber warf zugleich einige Fragen auf. Kann er uns überhaupt sehen?  Das war der erste Gedanke der Álvaro in den Kopf schoss, denn ein Auge war durch eine Augenklappe verdeckt, während das andere Auge nicht gerade den Eindruck machte als würde es ordnungsgemäß funktionieren. Aber sagte das in einer Welt voller Magier überhaupt etwas aus? Es schien zumindest so als würde der Mann sich nicht völlig auf seine Magie verlassen, denn an seiner Hüfte baumelte eine Waffe, die verdächtig nach einem Revolver aussah. „Morgen. Alvaro.“ Auch wenn der Mann irgendwie in der Lage sein musste etwas zu sehen – sonst hätte er die drei wohl kaum so zielgerichtet ansprechen können –, ließ Álvaro sich zur Sicherheit doch zu einer verbalen Begrüßung hinreißen. Der Mann hatte ebenfalls ein Tattoo am Hals, was sich jedoch von Solomons Tattoo unterschied. Dem Gesamtbild nach zu urteilen, würde die Gruppe also aus zwei lebensfrohen und zwei mürrischen Personen bestehen. Immerhin hielt es sich die Waage.

„Damit wäre unsere Abenteuergruppe vollständig!“, konstatierte Olaf und schnippte die Münze in die Luft, nur um sie im Anschluss wieder aufzufangen und in seiner Tasche zu verstauen. „Nochmal für alle: Mein Name ist Olaf Olsson. Ihr wisst es ja bereits, denn sonst hättet ihr mich wohl kaum getroffen: Ich habe einen riesigen Schatz auf einer Insel gefunden! Die Münze von Crook Wither ist der Beweis. Es war mehr Glück als Verstand, aber ich weiß den Weg und will zurück, um den Schatz zu bergen, bevor mir jemand zuvorkommt. Für eure Unterstützung werdet ihr entsprechend belohnt werden.“ Das Glitzern in den Augen des alten Fischers wirkte etwas gierig, aber wer konnte es ihm verübeln? Wenn der Schatz wirklich so groß war, wie er behauptete, dann könnte er sich daher zur Ruhe setzten und wenn er wirklich sein ganzes Leben als Fischer gearbeitet hatte, dann hatte er das auch mehr als verdient. „Mein Boot steht am Strand bereit. Am besten brechen wir schnell auf, denn man weiß nie, wer noch ein Auge auf den Piratenschatz geworfen hat. Noch Fragen?“ Das war schonmal genau nach Alvaros Geschmack, denn mit seiner Begrüßung hatte er schon mehr Smalltalk geführt als geplant. „Die können wir auch auf dem Weg klären, wenn die Zeit rennt, oder?“ Das sollte auch so bleiben bis seine Laune sich vielleicht gebessert hatte. Er schaute in die Runde und hoffte auf Zustimmung zu treffen.

@Solomon  @Lasciel


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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptySo 5 Jun 2022 - 22:54

Hätte Solomon nicht den Großteil seiner Aufmerksamkeit der goldenen Münze gewidmet, vermutlich wäre ihm aufgefallen, wie der Mann mit den Narben kurz seine Ohren ansah und darüber leicht amüsiert gelächelt. Aber da war Gold vor seiner Nase, das hatte selbstverständlich Vorrang. Er konnte sie regelrecht klimpern hören, obwohl man dafür eigentlich mehr Münzen brauchte, und der Fischer sie eigentlich nur hoch hielt. Solomon wollte um die Münze bitten - nur zur Begutachtung natürlich, niemals würde er sie mit einem Taschenspielertrick und verbaler Ablenkung dann in seiner Tasche verschwinden lassen - als sich auch der letzte des Schatzjäger-Trupps einfand, nur kurz nachdem der Feline selbst aufgetaucht war.

Während Solomon den anderen Magier - hatten sie sich echt noch nicht einander vorgestellt? - diplomatisch als robust und rau bezeichnet hätte gab der Neuankömmling ihm einen anderen Eindruck. Der Magier - und es musste ein Magier sein, wenn er trotz fehlender Pupille in seinem einen Auge etwas sehen konnte - war nicht nur ziemlich schön, sondern erweckte mit der gewählten Kleidung und dem sichtbaren Knauf einer Pistole bei Solomon den Eindruck, als ob er gerade eine Westernstadt betreten hätte. (Er blickte sich kurz um, ob vielleicht gleich ein Steppenläufer vorbeirollen würde.) Und er hatte sein Gildentattoo ebenfalls am Hals! Ob der Prozess für ihn genauso angsteinflößend gewesen war wie für Solomon? Der Hals war schließlich wichtig! (Und allein die Erinnerung an die Nadel so nah an seiner Kehle schnürte eben jene Solomon für einen Moment zu.) Es war kein Fairy-Tail Tattoo, was Solomon ein klein wenig überraschte: Er hätte nicht erwartet, dass es außerhalb Fairy Tails Leute gab, die sich freiwillig unzählige Male in den Hals stechen ließen. (Dann wiederum, Fiore war ziemlich groß. Da war genug Platz für mehr als einen Halsstecher-Enthusiasten.) Solomon hob die Hand zum Gruß - nur zum Teil um zu sehen, ob das Auge des Mannes der Bewegung folgen würde, zum anderen Teil aus Gewohnheit - und lächelte freundlich. "Solomon Merryweather, Hallo." Solomon hätte vielleicht noch mehr gesagt, aber dann merkte er aus den Augenwinkeln, wie der Fischermann die Goldmünze wieder wegsteckte und das nahm seine Aufmerksamkeit in Anspruch. Damit war die Gelegenheit verstrichen sie sich näher anzusehen... Vielleicht konnte er die Münze später... sich ausleihen? (Nur zur Inspektion! Solomon war kein Dieb! Er behielt nichts für länger als nötig, was ihm nicht legal gehörte.)

Crook Wither... Solomon las recht gern und oft, und nicht nur Fiktion, auch wenn er bevorzugte sich die Dinge selbst anzusehen, anstatt in einem Lexikon darüber zu lesen. (Das war einfach spannender.) Aber von einem Crook Wither hatte er tatsächlich noch nicht gehört. Ein Pirat vermutlich? Solomon setzte es auf die Liste der weiterführenden Fragen, die er Olaf noch stellen wollte, direkt hinter die Frage, wie die Entlohnung denn genau aussehen würde. (Weil nichts gegen ein Abenteuer, aber Solomon wollte für eine Quest auch den Zaster sehen! Erst recht bei einer Schatzsuche!) Aber die konnten warten, bis sie sich in Bewegung gesetzt hatten. Denn Alvaro hatte völlig Recht, die Zeit drängte! Kein Schatz wurde je nur von einer Person(engruppe) gleichzeitig gesucht! "Sehe ich genauso," stimmte er dem anderen Magier zu. Zeit war schließlich Geld. Eine Wahrheit des Universums.

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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptyFr 10 Jun 2022 - 16:17


Silence is gold and gold is expensive
Plotquest Die Gefahr der Gemeinschaft

Irgendwie fühlte er sich nicht wie sich selbst. Es war nicht so, als stünde er neben sich und würde sich selbst dabei zusehen, wie er über den Platz ging. Abgesehen davon, dass er sowieso seine Schwierigkeiten und Unzufriedenheiten damit hatte, sich selbst auch nur im Spiegel anzusuchen. Nicht, weil er hässlich war, auch wenn seine Nase einen Knick zur Seite hatte, sein leeres Auge den einen oder anderen erschrecken könnte. Es war mehr das Schöne an sich selbst, dass er nicht mochte. Es war wie ein Foto aus einer schönen Zeit, dass ihn anlächelte. Verhöhnte. Damit, dass diese Zeit bereits Jahrhunderte zurücklag und nicht so schnell wieder kommen würde.
Lash war dankbar dafür, in diesem Moment nur die drei Männer vor sich zu sehen anstatt das Gesicht seiner einstigen Geliebten, unabhängig davon, wie unwohl er sich fühlte. Die Rune Knights hatten sein Outfit verbrennen wollen, so verschmutzt und zerrissen war es gewesen. Mit etwas Nachdruck hatte er es davor retten können, dennoch glaubte er den frischen Geruch nach sauberer Wäsche und Honig von der Seife noch daran zu riechen, auch wenn zu viele Tage vergangen waren, als dass er noch da sein könnte. Zumal er es zwischendurch im Fluss gewaschen hatte. Dennoch wirkte es falsch. Die Löcher waren ordentlich geflickt, die Naht kaum sichtbar. Selbst in dem kurzen Oberteil, dass irgendwo in seiner Tasche bei Desperatio ruhte, hatten sie den Schnitt, mit dem er es halb aufgetrennt hatte, als er Gina getroffen hatte, ordentlich zusammengeflickt. Noch etwas, das ihn störte. Sie hatte ihn perfekt gemacht, integriert und ihm dadurch das Gefühl für sich selbst genommen. Oder, und der Gedanke war ihm zunehmend unwohler, als er sich der Musterung des Katzenmenschens unterzog, er hatte seit langem der erste Mal ein Gefühl für sich gehabt.
Was es auch war, nun schüttelte er leicht den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben und tastete stattdessen instinktiv seine Habseligkeiten ab, die er einfach erreichen konnte. Einer der letzten Personen mit solchen Ohren, denen er begegnet war, hatte versucht ihn auszurauben und dann verarscht. Entsprechend misstrauisch musterte er ihn, bis die Stimme des zweiten Kerls seine Aufmerksamkeit forderte. Tatsächlich zuckte Lashs Mundwinkel kurz, seine Version eines Lächelns, als der Mann sich ziemlich kurz vorstellte. „Lasciel“, gab Lasciel zurück. Als etwas, an das er sich noch immer nicht gewöhnt hatte, kümmerte er sich keinen weiteren Augenblick um die Gildenzugehörigkeit der Zwei und beschloss stattdessen ihrem Reiseleiter zuzuhören. Solomon wurde nur ein kurzes Kopfzudrehen geschenkt, einen Blick werfen konnte er ja schlecht. Es mochte, sehr wahrscheinlich, unfair von ihm sein, doch Lash dachte und handelte gerne nach Schubladen und aus der, die Temujin geöffnet hatte, musste der Junge nun erst einmal wieder herausklettern.

Olaf fasste ihnen den Auftrag noch einmal zusammen. Lash lauschte ihm schweigend, ohne die Miene zu verziehen. Ihn persönlich interessiert das Gold wenig. Ihm ging es eher um die Ablenkung, und wenn dabei etwas heraussprang, dass er für Desperatio nützen konnte, umso besser. Oder um das was übrig blieb später zu verspielen. Dennoch glaubte er die Gier zu verstehen, die die Sucher antreiben müsste – wie gesagt, Schublade. Nur bei Álvaro war er noch nicht ganz sicher … Irgendwie erschien ihm der grobe Kerl mit der düsteren Miene weniger freudig wie Solomon oder der Fischer. Vorerst und vermutlich für immer behielt er diese Gedanken aber für sich und nickte nur knapp. Zeit war für den Alten zwar nur ein stetiger Ablauf von Ereignissen, die auf einen einströmten, allerdings hatte er persönlich wenig Interesse daran, weiter hier in der Menge zu stehen. „Dann bring uns zu deinem Boot“, gab Lash schließlich den Kommentar zum Aufbruch und der Fischer setzte sich in Bewegung. Leider Gottes blieb zu nicht lange stumm. „Ich hoffe, ihr seid nicht seekrank? Das wäre nicht gut, draußen am Meer sind die Wellen um einiges stürmischer und größer als hier am Ufer. Aber keine Sorge! Mit mir finden wir ohne Probleme auf die Insel!“
Lash betrachtete den Fischer skeptisch, was dieser zum Glück nicht sah, da er vor ihm lief. Sicher? Wo er doch auf der Insel gestrandet war? Irgendwie war er nicht ganz überzeugt …

Noch weniger überzeugte ihn das Boot. Für eine Person reichte es gewiss aus, doch für vier? Das würde eine kuschlige Partie werden. „Los, los! Rein mit euch!“, kommantierte Olaf die drei Magier ohne umschweife in das Holzboot.


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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptyFr 19 Aug 2022 - 8:09

Kurze, präzise Antworten und effektives Zeitmanagement schienen den Teilnehmern der Mission keine fremden Konzepte zu sein, was Álvaro erstmal erfreute. Etwas enttäuschend war es, dass der Questgeber zumindest die erste dieser Kompetenzen nicht zu besitzen schien. Dieser war eher von der Sorte, der sich nur wohl fühlte, wenn er Worte von sich gab, egal ob diese das Vorhaben voranbrachten oder nur leeres Gebrabbel waren. Immerhin nicht so schlimm, wie die Russo-Brüder… Der Trupp setzte sich also in Bewegung und Olaf legte mit dem Erzählen los. Er versorgte die Gruppe mit allerlei Seemannsgarn und dafür, dass er ein einfacher Fischer war, hatte er wohl schon einiges erlebt, wenn alles stimmte. Als Álvaro jedoch realisierte, dass diese Geschichten keinerlei Relevanz für die kommende Mission haben würde, schaltete er ab und gab kein Wort von sich, bis sie das Boot des Fischers erreicht hatten. Sieht genauso abgeranzt aus wie ich. Dem Zustand und der Größe nach zu urteilen, war das Schiff nicht unbedingt für vier Personen gemacht und hatte schon einige Tonnen Fisch an Land gebracht. Trotzdem stieg Álvaro, ohne zu zögern ein, denn auch wenn er Fischer ihm zu viel schwafelte, war Álvaro sich sicher, dass er ein fähiger Mann war. Eine Einschätzung, die sich bestätigte als Olaf das Boot für die Reise bereit machte. In seiner Jugend hatte Álvaro ein wenig über die Seefahrt gelernt, sodass ihm das Handwerk nicht völlig fremd war. Die Handgriffe des Fischers waren einfach zu routiniert als das er sie nun geradewegs in den Tod führen würde. Außerdem wäre es auch nicht so schlimm, wenn Álvaro sich irrte. Aufgrund seiner Laune – und meist auch sonst – war ihm alles egal.

Was Álvaro mehr sorgen machte, war die Situation auf dem Boot. Eigentlich konnte man auf einem so kleinen Kahn nicht viel machen. Es war eigentlich die perfekte Gelegenheit, um ein wenig Ruhe zu genießen, dem Meer zu lauschen, wenn das Wetter es zuließ und Kraft für die eigentliche Arbeit zu sammeln. Er hatte jedoch das Gefühl, dass Olaf die Situation anders deuten würde. Eher als eine Art Theater mit verschlossenen Türen. Er konnte so viel Reden wie er wollte ohne eine Möglichkeit zur Flucht für die Anwesenden. Normalerweise hätte Álvaro auch seine Hilfe auf dem Boot angeboten, doch bereits hier war ihm das Risiko zu hoch, dass dies Olaf direkt zu Anfang zu einem Redeschwall motivieren würde, der nicht mehr zu stoppen war. Deshalb setzte er sich still an den Rand des Boots und richtete seinen Blick auf das Meer, während sie ablegten. Olaf würde definitiv noch Reden und sicher auch relevante Informationen zu Mission teilen, aber man musste ihm ja nicht zu früh die Gelegenheit dazu geben.
 
Seine Strategie trug allerdings nur wenig Früchte. Sie hatten sich erst wenige Meter vom Ufer entfernt als Olaf erneut das Wort ergriff: „Wir sollten den ruhigen Wellengang nutzen, um uns ein wenig zu unterhalten, findet ihr nicht?“  Álvaro schüttelte innerlich den Kopf. Es würde sicher noch ein wenig dauern bis der Wellengang so stark war, dass man sich nicht mehr unterhalten konnte, aber er war sich bewusst, dass die Frage rhetorisch war. „Am besten erzähle ich euch erstmal von Anfang an, wie ich den Schatz gefunden habe. Ich habe mein Boot fertig gemacht und bin raus aufs Meer. Es war ein Morgen ruhiger morgen, wisst ihr? Keineswegs normal, denn ich habe schon einiges erlebt. Weiß gar nicht wo ich da anfangen soll.“ Er lachte kurz auf. „Einmal zum Beispiel…“ Álvaro hatte es geahnt. Er schätzte den Mann für seine ehrliche Arbeit, aber diese Eigenschaft zu reden fand sich am anderen Ende seiner Wertschätzungsskala. Jeder Mensch hatte wohl seine schlechten Seiten. Besser ein Plappermaul als jemand wie Álvaro. Er schloss die Augen und versuchte sich so gut es ging auf die Wellen zu konzentrieren. Seine Laune war immer noch alles andere als gut, weshalb er gut ein wenig Ruhe gebrauchen konnte.

@Lasciel @Solomon


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Solomon

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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptyMo 19 Sep 2022 - 0:36

Solomons war nicht oft mit dem Boot unterwegs, sondern bevorzugte es die Landstraßen Fiores zu bereisen. (Seitdem er Teil von Fairy Tail war benutzte er auch öfter die Züge, da Quests meistens einen zeitnahen Abschluss voraussetzen.) Dementsprechend wusste er, als er sich in dem etwas kleinen Gefährt (Selbst mit Randplatzierung würden die Knie der Reisenden regelmäßig in Berührung kommen) nur zwei wirklich wesentliche Dinge über das Bootsfahren: Erstens, es war wirklich ungünstig über Bord zu gehen (Erfahrungswert) und zweitens er musste aufpassen, dass er seinen Katzenschwanz nicht über die Seite ins Wasser hängen ließ. Ganz abgesehen von der unangenehmen Nässe, was Menschen vermutlich kaum nachvollziehen können (Sie haben ja kein Fell, die Armen), war die Chance ebenfalls groß, dass ein oder mehrere Fische das lange, rote Etwas für einen Köder hielten. (Ebenfalls ein Erfahrungswert, tatsächlich sogar derselbe: Nach Solomons Ermessen gab es weniger unerfreuliche Gefühle als das abrupte Sinken in der Bauchgegend bevor man Arsch voran in die Tiefe gezogen wurde.) Also lieber im Boot bleiben, seiner Meinung nach.
Die Bootsfahrt selbst war recht treffend als "kuschelig" beschrieben, einfach weil Olafs Boot zwar in der Lage war vier erwachsene Männer zu transportieren ohne unterzugehen, aber offensichtlich nicht für mehr als einen, mit viel Nachsicht vielleicht für zwei Passagiere gedacht war. Immerhin war der Wellengang recht ruhig (bis jetzt, Olaf hatte ja vor stürmischeren Zuständen weiter draußen gewarnt) und die unbesorgte Stimme des Fischers tat ihr übriges, um die Bootsfahrt für Solomon angenehmer zu gestalten. Zumindest für eine kurze Weile. Denn während Solomon dem Seemannsgarn gerne zugehört hatte (war ja recht unterhaltsam), er war doch ein wenig mehr an tatsächlichen Details zur Schatzsuche interessiert. Von denen Olaf abgeschweift war. Seit nun gut zehn Minuten, die Solomon (der aller Höflichkeit und Freundlichkeit zum Trotz wirklich nicht so am täglichen Leben eines Fischers interessiert war) sich damit vertrieben hatte seine Magierkollegen aus den Augenwinkeln zu beobachten. Keiner der anderen Magier in diesem Boot war wirklich als "freundlich" zu bezeichnen, aber Lasciel schien zumindest Solomon gegenüber ein Stück weit misstrauisch zu sein. Vielleicht war ihm aufgefallen, wie Solomon von der Goldmünze fasziniert gewesen war? Alvaro hingegen machte einfach den Eindruck, als wäre er lieber gerade ganz woanders. Nun, man konnte sich nicht immer in fröhlicher Gesellschaft befinden (auch wenn Olaf sich wirklich Mühe gab.)
Schließlich war aber auch Solomons Geduld erschöpft und er unterbrach den redefrohen Fischer, der gerade den neunten Schwank aus seinem Leben zu erzählen angesetzt hatte: "Also Sie sind mit dem Boot raus aufs Meer und haben den Schatz dann wie gefunden?" Hatte er da ein wenig säuerlich geklungen? Hoffentlich nicht; Solomon wollte Olaf wirklich nicht verärgern. Sonst fiel am Ende seine Entlohnung vielleicht geringer aus!
Langsam nahmen die Schwankungen des Meeres unter ihnen etwas zu und der Wind begann ihnen um die Ohren zu pfeifen. Solomon wurde etwas mulmig zu Mute; er hielt sich fest am Bootsrand und blickte auf die höher und höher werdenden Wellen. "Woher genau haben Sie eigentlich gewusst, dass es hier stürmischer wird?" unterbrach er Olaf erneut. "Ich kenne mich da nicht so aus, ich war noch nie so weit draußen." Solomons Lächeln war ein wenig wackelig.

@ Álvaro @Lasciel


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Lasciel
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BeitragThema: Re: Heather Town
Heather Town - Seite 2 EmptyFr 23 Sep 2022 - 14:18


Silence is gold and gold is expensive
Plotquest Die Gefahr der Gemeinschaft

Lash hatte eine gewisse … er verband nicht nur Gutes mit dem Meer. Es war nicht so, dass ihm vom Wellengang übel wurde. Eigentlich mochte er das Meer, die Weite, den Geruch von Salz in der Nase und den Wind auf der Haut. Es erinnerte ihn nur schmerzhaft an das, was er verloren hatte. Das er den Namen Engel nicht länger verdiente. Man erkannte ihn nicht länger. Pirat, Räuber, das war er geworden, als man ihm Flügel und Augenlicht nahm. Und seitdem war das Reiten und das Bootfahren das, was dem Fliegen am nächsten kam. Wie der Kuss einer verflossenen Geliebten, der ihn an das erinnerte, was er nicht mehr hatte. Bittersüß. Außerdem war es, sobald er darüber nachdachte, ein unangenehmes Gefühl, dem Boot ausgeliefert zu sein. Wenn es ein Leck bekam und unterging, dann konnte er nicht einfach wegfliegen wie damals. Er war jung gewesen, 300 Jahre und noch ein paar Jahrzehnte in etwa, als er einem Menschen in die Falle gegangen war und der ihn im Rumpf seines Schiffes eingeschlossen hatte. Lassiter hatte ihn ein, zwei Wochen lang gesucht, bis er ihn aus dem Schiff befreit hatte. Es war das Ende seiner nicht legalen Karriere gewesen, deren Zeugen mittlerweile alle tot waren. Außer er, vermutlich sein Bruder und Amor, wenn der Gott es denn mitbekommen hatte.
Nun war er ähnlich … gefangen. Lash saß neben Álvaro, da er ihm seiner Einschätzung nach am wenigsten ein Ohr abkauen würde. Zur Seite gelehnte sah er hinaus auf den Wellengang, ohne viel mehr als eine graue, sich bewegende Masse zu erkennen. Unheimlich. Als würden sich aber und abertausende Wesen darunter bewegen. Schlängeln. Gänsehaut überzog seine Arme. Während Olaf wieder zu quasseln begann, beschloss Lasciel zu tun, was er am besten konnte: andere zu ignorieren. Er kramte in den Hosentaschen um mit den Fingern die Kippen zu zählen. Mindestens vier fand er hier. Hoffentlich würden sie reichen. Er sah zu Olaf und Solomon hinüber und verzog das Gesicht. Unwahrscheinlich. Dennoch kramte er die erste hervor, zündete sie mit einem kleinen Lacrima Feuerzeug an und steckte sie sich in den Mund. Er beugte sich wieder soweit über die Kante wie er es wagte, ohne das Boot ins Kentern zu bringen, um die Asche nicht auf dem Deck zu verteilen und nahm einen tiefen Zug. Mit halbem Ohr hörte er der Geschichte zu. Als diese wieder in alte Geschichten abschweifte runzelte er die Stirn. „Wie lange sind wir nochmal unterwegs?“, unterbrach er den Fischer und beschloss bei dessen Antwort, ihn erst einmal plappern zu lassen. Sie hatte noch Zeit. Zum Glück erbarmte sich schließlich Solomon, was dem Jungen, der im Grunde nichts für Lashs Vorurteile über ihn konnte, erste Pluspunkte einbrachte.
„Oh ja! Wisst ihr, je weiter am weg kommt, um so ungehinderter fegt der Wind über das Wasser. Und meine liebe See lügt nie, wenn sie vom Wind erzählt.“ Der Fischer grinste, während Lash die freie Braue hob. Olaf war ihm irgendwie zu locker, dafür, wie das Boot langsam zu schaukeln begann.
„Richtig, wo war ich … Ah ja! Das war ein Abendteuer, das sag ich euch. Der Wind, nein ein Sturm war es, hat die Wellen bis in mein Boot getrieben. Viel konnte man nicht mehr sehen, da haben mich die Wellen vom Land abgetrieben. Doch den Göttern sei dank, da erscheint auf einmal diese Insel vor mir. Mitten aus der Gischt ist sie da und meine Rettung. Ich steuere auf sie zu und schaffe es, mich zu retten. Und sie scheint ganz unbewohnt. Ich suche unterschlupf und finde ein Höhle im Berg, doch was … sie geht weiter. Ein Gang, der mich immer tiefer in die Höhle führt …“ Die Stimme des Fischers wurde leise, seine Augen groß. „Da ist er plötzlich vor mir. Der Schatz. Eine Sammlung von Gold, Schmuck und Edelsteine. Die Schatz des berühmt berüchtigten Crook Withers!“
Während der Fischer erzählte, vom großen Schatz des Piratens, der vor über 100 Jahren die Küsten unsicher gemacht hatte, tauchten in der Ferne die ersten Gipfel auf. Die ersten Anzeichen eines Berges, der sich aus dem Meer erhob. Lash ließ die niedergebrannte Kippe ins Meer fallen. Sein Augenlicht war ihm längst erloschen, doch seine Mitreisenden konnten die langsam näherkommende Insel sehen. In die Klippen vor dem Wald am Fuß des Bergs, um die Olaf sie herumschiffen würde.


@Solomon @Álvaro [ 3 ] Kleidung

#LasQ7


Manaverbrach [175/175]:


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