Ortsname: Wohngebiet der Reichen Art: Freiraum Spezielles: ---
Beschreibung: Ein großes und famoses Wohngebiet, deutlich edler und feiner als die übrigen Wohngebiete in Crocus Town. Hier leben ranghohe Politiker, Militärs und allen voran die reichen Individuen. Mehrfamilienobjekte sucht man hier vergebens, dafür ist ein Haus prunkvoller als das andere. Ja, sogar größere Villen sind hier zu finden. Feine Restaurants und ein nobles Casino runden das Wohngebiet der Reichen natürlich ab, denn auch die Oberschicht sehnt sich nach Vergnügungsmöglichkeiten.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Die Zuversicht Sirvientes, was das Catering betraf, beruhigte auch Delia. Ohne professionelle Küche und aufwendig geschultes Personal kam ihr dieses Unterfangen so unglaublich schwer vor, doch der Eisgolemkin färbte mit seinem Optimismus auf sie ab. Darüber hinaus strahlte er Ruhe und Gelassenheit aus, wirkte so, als empfinde er nicht besonders viel. Tat er das vielleicht auch nicht? Nun, es war kaum der richtige Zeitpunkt, darüber nachzudenken. Aber nachfragen würde Delia nachher bestimmt. Es gefiel der Köchin, dass Sirviente ebenso strukturiert und gezielt plante, wie Delia. Auch sie hätte die Suppe als erstes vorbereitet, damit sie in Ruhe köcheln und ziehen kann, danach die Desserts, welche in der Kühlung die gewünschte Konsistenz erreichen mussten und erst am Schluss das frische Obst. Dazwischen lagen lediglich die Hauptgänge - das Herzstück, wenn man so will. Anerkennend nickte Delia also und stemmte bereits energisch motiviert die Hände in die Hüften: „Mir gefällt deine Art zu denken! Sehr gut, genau so möchte ich vorgehen!“, bestätigte sie also den Plan und dann konnte das Abenteuer beginnen!
„Dann kümmern wir uns um die Suppe! Ich möchte mich um das Suppengrün kümmern und die Brühe aufsetzen, wenn das für sich in Ordnung ist. Übernimmst du die Gemüsejulienne? Die Markklößchen bereiten wir danach zu“ Als die Aufgaben soweit verteilt waren, wurde das Gemüse gewaschen und flink und geschickt vorbereitet und geschnitten. Delia musste sich dabei nicht allzu sehr konzentrieren oder fokussieren, diese Arbeiten waren ihr schließlich bereits ins Blut übergegangen. Eine einfache Vorspeisensuppe zu kreieren gehörte zu den Inhalten, welche schon früh während der Ausbildung gelehrt wurden. Daher blickte sie immer wieder prüfend Sirviente über die Schultern, schließlich wollte sie sichergehen, dass er nicht nur im Planen, sondern auch im Schnibbeln gut war. Es ging hier ja nach wie vor ums Geschäft! Die Hollingsworth hatte als Küchenchefin die Qualität der Speisen zu überprüfen. Aber was sie sah, gefiel ihr gut, weswegen sie immer wieder zufrieden nickte, wann immer sie zu Sirviente sah. „Donnerwetter, man merkt, dass du das nicht zum ersten Mal machst!“, meinte sie sogar irgendwann lobend.
Als Delia das Suppengrün angebraten und schließlich mit Wasser aufgegossen hatte, konnte sie erst einmal durchatmen. Das musste nun schön köcheln, ehe es abgesiebt werden konnte. Dann ginge es wohl nun an die Zubereitung der Klößchen als Suppeneinlage! Dabei fiel ihr wieder ein, dass sie Sir ja eigentlich etwas fragen wollte: „Du wirkst wirklich tiefenentspannt! Ich bin total angespannt und aufgeregt. Ich möchte, dass alles perfekt wird! Warst du denn überhaupt schon einmal nervös oder hibbelig?“ Kannte er letzteres überhaupt als Wort? So oder so, wie auch immer die Antwort des Eisgolemkin ausfiel, Delia hatte aufrichtige Worte für ihn übrig: „Ich bin froh, dass du so gelassen bist. Das tut mir gut!“, versicherte sie ihm lächelnd.
„Es freut mich zu hören“, verneigte sich Sirviente leicht bei Delias Lob. Seine Art zu denken, ja? Was auch immer daran besonders sein sollte, es war gut, wenn es zu den Plänen der Hollingsworth passte. Er nickte, als sie seine Reihenfolge annahm und ihm dann detailliertere Anweisungen gab. „Einmal Julienne, kommt sofort.“ Gemüse schneiden war nun wahrlich keine Herausforderung, aber es war wohl nur natürlich, einen Koch, den man nicht einschätzen konnte, mit solchen Aufgaben zu betrauen. Nicht, dass sich der Golem daran störte. Er war hier gekommen, um Delia mit jeglicher Aufgabe unter die Arme zu greifen, also nahm er sich das beste Messer, das ihm dafür unter die Augen kam, und begann, sich um die verschiedenen Gemüsesorten zu kümmern, die für die Suppe relevant sein dürften. Anders als seine Kollegin wandte Sir seinen Blick nicht ab, blieb durchgehend auf seine Arbeit konzentriert, ohne auch nur einen Moment der Unachtsamkeit. Es war, als würde Alles neben dem Befehl, den er bekommen hatte, in den Hintergrund rücken, während er mit präziser Handarbeit jedes Stück Gemüse so exakt schnitt, wie es für jedes lebendige Wesen schwierig gewesen wäre. „Sicherlich. Ich habe in meinem Leben mehrere tausend Mahlzeiten dieser Art hergestellt“, nickte er zufrieden und präsentierte die gefüllten Schalen voller kleiner Gemüsestifte. „Wobei ich nicht glaube, dass sich an meiner Schnitttechnik seit dem ersten Mal etwas verändert hat, Miss Delia.“
Diesen Teil der Vorbereitung abgeschlossen, konnten Sirviente und Delia fortschreiten zum letzten Schritt der Soppe: Den Klößen. Während er die Zutaten bereitstellte, lauschte er aufmerksam den Worten der jungen Dame. „Ah, nicht doch. Nervosität oder... Hibbeligkeit sind wenig zielführend. Insofern sind sie für mich keine Notwendigkeit“, versicherte er mit einem höflichen Lächeln, während er die junge Köchin an seine Seite einlud, um gemeinsam Klöße zu formen. „Entspannung ist ein wünschenswerter Zustand, soweit ich es einschätzen kann, und ein Zustand, den ich im Allgemeinen Pflege. Auch als Mensch sollte es möglich sein, ihn in herausfordernden Momenten herbeizuführen. Soll ich Euch vielleicht einen entspannenden Tee zubereiten? Die Zeit dafür sollte unsere Planung nicht aus den Fugen geraten lassen.“ Er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, so wie er es auch von ihr zurückbekam. Sie taten einander als Duo wohl beiderseitig gut, auch wenn es für einen Golem schwierig war, das in seinen Tiefen zu verstehen. Zumindest grundsätzlich konnte er das Gefühl dahinter aber ausdrücken. „Das freut mich zu hören, Miss Delia. Ich empfinde eure optimistische Natur und die Energie, die ihr mitbringt, ebenfalls als sehr zuträglich für die allgemeine Arbeitshaltung. Es ist mir jedes Mal eine Freude, an eurer Seite zu stehen.“ Es war kein leeres Kompliment – für diese hatte der Eismann nun wirklich nichts übrig. Eine Abneigung war es nicht, aber Nutzen sah er darin auch keinen. Seine Worte waren ehrlich und klar, wenn auch stets höflich. So, wie er es gelernt hatte. Mit Delia fühlte es sich auch durchaus angenehm an, so zu sprechen. Sie war ein Mensch, der auf ihn schon immer sehr sympathisch gewirkt hatte. Nachdenklich betrachtete Sirviente den Kloß zwischen seinen Händen, den er gerade fertig formte.
„Hm... Miss Delia? Ich habe eine Frage, die ich Euch gerne stellen möchte.“
Sorgfältig machte er den Prozess fertig, legte das Klößchen zu den anderen dazu. Damit blieb nur noch die Kloßmasse, die die Hollingsworth sich bereits genommen hatte. Die Suppe stand wohl kurz vor ihrer Vollendung... Zumindest wenn man ihre Zeit auf dem Herd außer Acht ließ.
„Wie ist es eigentlich, aus menschlicher Sicht... einen dieser Klöße zu essen? Ist das etwas, das Ihr beschreiben könnt?“
Als Delia die fertigen Gemüsejulienne sah, welche Sirviente zurechtgeschnitten hatte, nahm sie ungläubig immer wieder ein Gemüsestiftchen in die Hand. Ob Karotte, Zucchini oder Pastinake, all das Gemüse war absolut und exakt gleich geschnitten. Die Größe und Form waren beinahe identisch, einzig die Natur des Gemüses hatte Sirviente bei ein paar wenigen Ausnahmen einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Also alle Achtung, Sir, die sind ja wirklich erste Sahne!“, murmelte Delia, während sie mit den hellgrünen Augen akribisch genau ein paar Stiftchen verglich. Als der Eisgolemkin etwas von über tausend Mahlzeiten sprach, kicherte Delia amüsiert, hielt sie es schließlich für einen geschickt angebrachten Scherz. Doch dann kam ihr in den Sinn, dass das sein voller Ernst gewesen sein musste. „Sag mal, Sirviente, darf ich dich eigentlich fragen, wie alt du bist?“
Der blaue Helfer hatte bereits alle Zutaten für die Markklößchen vorbereitet, sodass es gleich weitergehen konnte, als Delia die Suppe aufgegossen hatte. Zwar war das ein kurzer Moment zum Durchatmen, doch dennoch tat Delia ihre Aufregung kund und fragte, ob auch Sir so hibbelig war. Nicht zielführend? Keine Notwendigkeit? „Ah, hahaha“, lachte die Köchin auf. „Ich wünschte, ich könnte das auch abstellen! Es ist auch für mich nicht zielführend, aber ändern kann ich es nicht. Aber weißt du, manchmal denke ich, dass es gut ist, wenn ich nervös bin! Dann nehme ich die Sache ernst, strenge mich an und nehme nichts auf die leichte Schulter!“, erläuterte sie ihre Gefühle und ballte dabei entschlossen ihre Fäuste. Irgendwie war es total witzig, sich mit Sir zu unterhalten. Er sprach über Gefühle und Zustände, als habe er sie lediglich aus einem Sachbuch entnommen. Und doch war er nicht überheblich dabei, sondern total niedlich auf seine Art. Und einen Tee bot er obendrein auch noch an! „Oh, sehr gerne! Ich liebe entspannenden Tee! Vielen Dank, das ist sehr nett von dir“, freute sich die Erdmagierin. Ja, die beiden waren schon ein gutes Team. Sie bauchpinselten sich gegenseitig, redeten sich gut zu und hatten eine positive symbiontische Wirkung. Man könnte die beiden eigentlich perfekt für die Moderation einer Kinderunterhaltungsshow buchen.
Während die die Klößchen liebevoll wie die Stimmung rollten und akkurat aufreihten, schien Sirviente nun eine wichtige Frage stellen zu wollen. Oh Gott, dachte Delia, was nun? Bestimmt wollte er wissen, warum sie nicht verheiratet war und keine Kinder hatte. Warum sie keine Festanstellung hatte oder auch sonst in ihrem Leben so wenig Erfolg hatte. Das Herz der Köchin schlug schneller, bis die Frage endlich ausgesprochen war. „Hu?“, machte sie baff. Er wollte wissen, wie es ist, Markklößchen zu essen? Was für ein Glück. Auf diese Frage hätte sie wenigstens eine Antwort, im Gegensatz zu den anderen. „Naja, wie beschreibe ich das“, begann sie dann doch etwas hilflos. „Also speziell Markklößchen sind würzig, das würde ich als spannend für den Mund bezeichnen. Ihre Konsistenz ist weich, aber nicht matschig oder schleimig. Gleichzeitig sollten sie nicht zu fest sein, sonst fühlt es sich vielleicht an, als hätte man eine.. harte Schnecke im Mund. Du weißt schon, die ganz eklige Sorte, diese braune Nacktschnecken!“, verirrte sich Delia gerade auf der Straße der Erläuterung. „Jedenfalls - wenn sie gelungen sind, so wie unsere, dann sind es butterzarte, würzige Klößchen, die man mit der Zunge zerdrücken kann, jedoch nicht von selbst im Mund zerlaufen“ War das klar? Die Köchin seufzte schwer. „Wow, wenn ich mich selbst so höre, vergeht mir echt die Lust auf Markklößchen“, lachte die Blauhaarige und sah dann wieder zu Sir. „Also mir ist bewusst, dass du auch ohne Nahrung überleben kannst. Aber hast du es denn noch nie ausprobiert? Moment! Nein, hast du eine Speiseröhre? Aber eine Luftröhre hast du, oder? Wie könntest du sonst sprechen.. oder ist das alles magisch?“ Delia redete sich gerade regelrecht in Rage. „Und kauen und naja.. ausspucken? Ich weiß, das tut man nicht, aber..“
„Nicht doch. Ihr könnt euch sicher sein, dass es reines Gemüse ohne weitere Zusatzstoffe ist“, versicherte Sirviente mit einem Lächeln, während Delia seine Julienne inspizierte. „Es sind weder Sahne, noch andere Milchprodukte enthalten, das versichere ich Euch.“ Er sprach entspannt und offen, wie eh und je. Auch, wenn es bei einem Menschen kaum zu glauben gewesen wäre, waren diese Worte sein voller Ernst. Auch auf ihre nächste Frage antwortete er mit einem entschiedenen Nicken. „Aber natürlich. Fühlt Euch frei, mich alles zu fragen, was Euch interessiert, Miss Delia.“ Ohne sich von dem Gespräch aufhalten zu lassen, blieb der Eisgolem fokussiert an der Vor- und Zubereitung des Essens. Die Suppe war auf einem guten Weg, während die beiden sich über ihre Gemütszustände unterhielten. Sirvientes ewige Ruhe war ein merklicher Kontrast zu Delias fröhlicher Energie, doch sie ergänzten sich gut. „Ah, es ist ohne Zweifel lobenswert, einer Aufgabe seine ganze Aufmerksamkeit zu widmen“, bestätigte der Eismann nickend. „Und Nervosität ist euch dabei eine Hilfe? Wie spannend. Man hört primär Negatives über diese Emotion.“ Menschen funktionierten ganz anders als ein Golem, das wusste Sir sehr gut. Wo er einfach seine Aufgaben erfüllte und geraden Linien folgte, zeigten sich Menschen ineffizient und indirekt. Fehlender Fokus war eine dieser Schwächen, Nervosität und Unsicherheit eine Andere. Dass sie in der Lage waren, eine dieser Schwächen zu nutzen, um die andere gerade zu rücken, war auf seine eigene Weise sehr amüsant. „Ich staune stetig, wie die Gefühlswelt der Menschen funktioniert, Miss Delia. Ich lerne so einiges mehr von euch, als ich erwartet hätte. Donnerwetter.“ Es war ein fröhliches Lächeln, das diese Worte begleitete, während der Golem das Wasser für seinen Tee aufsetzte. Er wusste auch schon genau, welche Blätter er verwenden würde...
Verständlicherweise ging die Hollingsworth davon aus, dass er eine dieser Fragen stellen würde, von denen sie schon hunderte gehört hatte. Stattdessen aber konfrontierte er sie mit einer, die sie vermutlich so noch nicht gehört hatte. Aufmerksam betrachtete er sie, während er weiter Klößchen rollte und im Hintergrund das Teewasser zu pfeifen begann. Kurz legte er seinen letzten Kloß beiseite, reinigte seine Hände und machte ihr eine dampfende Tasse fertig, während sie zu erklären versuchte, wie die Erfahrung eines Menschen beim Essen war. „Spannend... für den Mund?“, nahm er ihre Worte auf, den Kopf leicht schief legend. Das war eine interessante Formulierung, aber tatsächlich sorgte es dafür, dass er ein gewisses Bild in seinem Kopf bekam. Authentisch würde er wohl nie einschätzen können, wie sich so mancher Sinneseindruck für einen Menschen anfühlte, aber zumindest konnte er glauben, einen Teil davon zu verstehen. Dennoch blinzelte er leicht irritiert. „Aha... also sind braune Nacktschnecken... eklig? Was genau bedingt diese Einstufung?“ Ekel war für ihn tatsächlich schwer nachzuvollziehen, auch wenn es eine Emotion war, die er schon sehr häufig an Kindern beobachtet hatte – meist, wenn sie etwas nicht essen wollten. Zwischen Ekel und Essen schien eine merkliche Verbindung zu bestehen. „Ich... kann ehrlich gesagt nicht detailliert beschreiben, wie meine Sprachausgabe und meine Nahrungsaufnahme funktionieren. Perdóname“, verneigte sich der Ritter leicht, ein entschuldigendes Lächeln auf seinen Lippen. „Ich kann Lebensmittel aufnehmen, aber nicht verarbeiten. Es ist eher ein Lager in meinem Körper als das, was Ihr als Speiseröhre bezeichnen würdet. Nur sehr geringe Teile des Prozesses sind inhärent magisch... soweit ich es einschätzen kann.“ Selbst wusste er nicht, wie man einen Golem baute, deswegen überstiegen solche Details seinen Horizont. Er hatte eine ungefähre Idee davon, wie sein Körper funktionierte, aber gerade das Innere war für ihn schwer einzuschätzen. Dass er Essen aufnehmen konnte wusste er, aber ausstoßen musste er es nicht... und es blieb auch nicht sonderlich lange in seinem Inneren liegen, also musste Magie zu einem gewissen Grad eine Rolle spielen. Zu schade, dass die Kunst des Golembaus schon lange nicht mehr praktiziert wurde, ansonsten hätte sich Sirviente gerne jemanden gesucht, der mehr darüber wusste. „Schlussendlich... habe ich ein Fazit gezogen“, stellte der Eismann mit einem Nicken fest. „Lebensmittel sind für Menschen ansprechend, wenn sie nicht von selbst zerlaufen, aber dennoch ohne Kauen zu essen sind. Eine lohnende Lektion.“
Überrascht blinzelte Delia. Zusatzstoffe? Aber sie hatte doch gar nichts in die Richtung gesagt. Frei von .. Sahne?! Die Köchin lachte auf. „Ach, das ist doch nur so eine Redensart! Wenn etwas einwandfrei ist, dann ist es erste Sahne! Aber ich weiß auch nicht, warum man das so sagt“, gestand sie gegen Ende ein wenig verlegen. Es war wie damals im Einkaufszentrum mit dem Wort 'Donnerwetter', welches Delia gerne mal als Ausdruck der Ver- oder Bewunderung verwendete. Sirviente schien es wirklich sehr faszinierend zu finden, was die Emotionen der Menschen betraf und wie sie Einfluss auf deren Verhalten und Denken nehmen konnten. Delia machte sich über solche Dinge wenig Gedanken. „Das ist alles Ansichtssache! Jede Emotion hat etwas Gutes, auch Wut oder Angst. Ich versuche, optimistisch zu bleiben“, kicherte sie und es gab wohl kaum einen positiveren Menschen, der zugleich von so viel Pech geplagt war, wie Delia Hollingsworth.
„Superspannend“, bekräftigte Delia ihre Aussage, als sie erklärt hatte, wie das Gefühl im Mund bei guten Markklößchen zu sein hatte. Während die Köchin gemeinsam mit dem Eismann die Klößchen rollte, wurde das Thema Nacktschnecken noch einmal vertieft. Warum die eklig waren? Hoffentlich erwartete Sirviente nun keine fachmännische Antwort. „Na, sieh sie dir doch an! Es sind dicke, braune, schleimige Würmer, die Hundehaufen vertilgen, uääh“ Allein bei dem Gedanken verzog Delia bereits angewidert das Gesicht. Also jetzt hatte sie wirklich genug von dem Thema! Statt über Schnecken würde sie nun lieber über Sirvientes Verdauung sprechen.
Mit großen, hellgrünen Augen musterte Delia ihr Gegenüber. Sie war nicht immer für ihre Sensibilität bekannt, wenngleich ihr Herz warm und groß war. „Du meinst.. du bist wie ein Kühlschrank! Das finde ich ja praktisch! Kamen die Rune Knights schon einmal auf die Idee, ihre Lebensmittel auf Aufträgen in dir zu lagern?“, platzte Delia völlig erstaunt heraus und ja, sie meinte die Frage absolut ernst. Sie selbst hatte ja oft das Problem, dass sie nur Proviant mitnehmen konnte, welcher nicht so verderblich war. Die Lektion Sirvientes ließ die Köchin nur weiterhin grinsen, sie amüsierte sich heute wirklich prächtig. „Ich freue mich, wenn ich dir helfen konnte! Frag nur immer weiter. Und vielen Dank für den Tee, er schmeckt sehr gut und beruhigt mich. Aber die wahre Freude sind die Gespräche mit dir!“
Als die Suppe und die Einlagen endlich vorbereitet waren, konnten sie ja nun Phase zwei beginnen. Doch zuerst wurde noch einmal aufgeräumt und sauber gemacht, wie es sich gehörte. „Gut, dann bereiten wir nun die Chocolat und die Pana Cotta vor. Die Obstplatte muss frisch sein, das machen wir später. Hast du mit diesen Desserts bereits Erfahrung?“, fragte sie ihn gut gelaunt. „Die Mousse muss schön locker und.. wolkig sein! Die Panna Cotta hingegen muss zwar fest genug sein, damit sie ihre Form behält, aber auf gar keinen Fall zu fest, sodass wir wieder beim Thema Schnecken sind“, erklärte Delia. „Machen wir das gemeinsam? Oder möchtest du ein Dessert für dich übernehmen?“ Ein großes Zugeständnis der Sterneköchin. Natürlich würde sie ihm über die Schulter blicken, schließlich bürgte sie mit ihrem Namen. Aber sie vertraute dem Eisgolemkin.
“So, so… Sahne ist also das Symbol der Einwandfreiheit. Mir war nicht bewusst, dass sie im menschlich-kulturellen Kontext einen derart erhabenen Standpunkt einnimmt”, stellte Sirviente nachdenklich fest. Delia konnte nicht erklären warum, aber es handelte sich um ein Lebensmittel. Sicherlich hatte es mit dem Geschmack zu tun. “Hm… Eventuell sollte ich der Julienne doch ein wenig Sahne hinzufügen, auch wenn das eine Abweichung vom Rezept darstellen würde.” Was die Menschen als fehlerfrei bezeichneten, wünschten sie sich doch sicher auch auf ihren Tellern. Oder in ihrer Suppe. In den Markklößchen? Dem Dessert? “Gibt es auch Gerichte, die bevorzugt ohne Sahne gegessen werden?”, stellte der Golem die natürliche nächste Frage. Auch wenn er sich die Antwort, ein klares Nein, wohl schon denken konnte. Auch die weiteren Erzählungen der Hollingsworth waren hochgradig interessant. Sirviente war sich bisher recht sicher gewesen, dass Emotionen in die guten und produktiven sowie die schlechten und schädlichen eingeteilt wurden. Nun sagte sie aber, dass jede Emotion etwas Gutes an sich hatte. “Welch spannende These”, nahm der Eismann neugierig auf. “Ich denke, ich werde den Gemütszustand meiner Umwelt und dessen Vor- und Nachteile in Zukunft etwas genauer beobachten, um diese Aussage im Kern zu verstehen. Sicherlich kann das meiner eigenen Entwicklung nur Gutes tun.”
Die Beschreibung davon, wie sich Markklößchen beim Essen anfühlten, war für Sirviente weder appetitlich, noch unappetitlich. Appetit hatte er schließlich ohnehin keinen! Delias Uääh implizierte Anderes, aber anders als sie sah der Runenritter bisher keinen Grund, das Nacktschneckenthema abzuhaken. Für ihn war die Thematik aktuell noch recht undurchsichtig. “Welcher Teil ist es genau, der sie eklig macht? Die Breite? Farbe? Schleimgehalt? Gattung? Oder ihre Fressgewohnheiten?”, hakte er neugierig nach. Delia hatte in ihrer Beschreibung so viele unterschiedliche Punkte aufgeworfen. Die konnten doch unmöglich alle zu den Gründen gehören. “Ich habe in der Vergangenheit auch Schnecken zubereitet und dargeboten. Ich würde gar sagen, dass sie sich einer gewissen Beliebtheit erfreut haben”, stellte er fest. Delias Erklärungen waren im Allgemeinen sehr hilfreich, doch diese fand Sir sehr irritierend. “Sie gelten gar als Delikatesse. Meine Informationen scheinen sich nicht ganz mit Eurer Wahrnehmung zu decken, Miss Delia.” Irgendwie schien der jungen Frau das Thema nicht ganz angenehm zu sein. Wie seltsam. Im Gegenzug warf sie einen Punkt auf, mit dem sich der Eismann selbst nicht ganz wohl fühlte. “Oh, nein, nein. Ich bezweifle, dass mein Inneres ein geeignetes Lager wäre”, winkte er mit ruhigem Lächeln ab. “Wie du siehst, ist mein Mund nicht merklich größer als der eines vergleichbar großen Menschen. Was Ihr zerbeißen müsst, müsste auch ich zerbeißen. Bissspuren gehören nicht zu den Dingen, die Menschen erfahrungsgemäß gerne in ihrem Essen finden.” So hatte er es zumindest mitbekommen. “Darüber hinaus braucht man ja auch Zugriff auf das Eingelagerte. Mir wäre kein einfacher Weg bekannt, die Lebensmittel wieder aus meinem Körper herauszuholen. Der Mechanismus ist lediglich dafür gedacht, dass ich an den Teepartys der Kinder teilnehmen kann, ohne unhöflicherweise Getränke oder Kekse ablehnen zu müssen. Sämtliche Funktionen, die über diesen Zweck hinausgehen würden, habe ich nicht.” Peinlich berührt hob Sirviente seine rechte Hand hinauf an sein eisiges Haar. “Darüber hinaus… ist es ehrlich gesagt auch für mich ein eher unangenehmer Gedanke. Perdóname.” Dennoch war das Gespräch, Alles in Allem, durchaus eine Hilfe für den Eismann. Er tat sich schwer damit, die Menschen in Gänze zu verstehen, und auch seine eigenen Gefühle waren noch immer ein wenig undurchsichtig. Schon allein durch ein paar Redewendungen und Erklärungen fühlte er sich etwas weniger von der Allgemeinheit isoliert, etwas näher dran an all diesen Personen, die so unmöglich zu verstehen wirkten. Vermutlich ahnte die Hollingsworth gar nicht, wie viel Gutes sie ihm damit tat. “Ah, nicht doch. Ich habe Euch zu danken”, versicherte er fröhlich, zeigte sich bei ihren nächsten Worten dann aber doch sehr perplex. “Die wahre Freude… ist nicht der Tee?” Die Augen des Golems weiteten sich bei diesem Feedback. Nachdenklich hob sich eine der eisigen Hände an sein Kinn, und auch, wenn sein Lächeln unverändert blieb, zogen sich Sirvientes Augenbrauen argwöhnisch zusammen. “Welch Schock… Eventuell muss ich noch einmal an der Rezeptur feilen. Habe ich den Tee etwa eine Viertelsekunde zu lange ziehen lassen? Das ist mir ja noch nie passiert!” Hach je, und das an einem so wichtigen Tag wie heute. Leicht frustriert, aber noch immer lächelnd, schüttelte der Koch den Kopf. “Nun gut. Entschuldigt bitte. Möchtet ihr vielleicht etwas Sahne zu eurem Tee?”
Im weiteren Verlauf achtete Sirviente umso penibler darauf, mögliche Fehler zu vermeiden. Es kostete ihn keine zusätzliche Zeit, schlussendlich war er ohnehin so programmiert, aber es war ihm wichtig, sicher zu gehen, dass ihm nicht doch noch etwas entkam. Er war schließlich hier, um Delia zu unterstützen. Halbgare Arbeit oder halbgares Essen abzuliefern war keine Option. “Es ist alles sauber”, stellte er klar, ehe es an die Desserts ging. Mit einem Nicken bestätigte er. “Selbstverständlich. Derart beliebte Nachspeisen gehören zu meinen häufigsten Übungen.” Tatsächlich war er sich sehr sicher, sowohl Geschmack, als auch Festigkeit zuverlässig hinzubekommen. Er stutzte aber, als Delia das Thema Schnecken wieder ansprach. “Oh, ihr wollt weiter über Schnecken sprechen? Den Eindruck hatte ich gar nicht”, stellte er fest. Offenbar musste er wirklich noch viel beobachten, ehe er die Natur der Menschen wahrlich verstand. “Doch es kommt mir gelegen. Ich hätte noch die ein oder andere Frage.” Zuerst war aber die Frage der Hollingsworth dran. Ohne groß zu überlegen nickte der Golem. “Wenn ihr die Nachspeisen aufteilen möchtet, kümmere ich mich gerne um die Mousse. Erfahrungsgemäß nimmt diese ein wenig mehr Zeit in Anspruch… Und wenn wir einen von uns als Ressource vorzeitig wieder freimachen können, dann ist es sicher von Vorteil, wenn Ihr das seid, Miss Delia.”
„Ähm..“, überlegte Delia laut, während sie Sirviente ein wenig irritiert ansah. Im ersten Moment hatte sie geglaubt, er hatte nur Witze gemacht, als er von Sahne in den Julienne gesprochen hatte. Doch dann fragte er weiter nach. Ob es Gerichte gab, die man bevorzugt ohne Sahne aß? „Naja.. ich denke, alle.. also alle, in die traditionell eben keine Sahne rein kommt. Das ist wirklich nur eine Redensart, verstehst du?“, versuchte Delia ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen und war überzeugt, dass das nun geklappt hatte.
Etwas gequält blickte die Köchin über ihre Schulter zu dem Eisgolemkin. Schon wieder Schnecken? „Es ist das Gesamtpaket.. Schleimgehalt, Aussehen und Essgewohnheiten“, erklärte Delia hilflos lächelnd und nickte verstehend, als Sir von einer Delikatesse sprach. Da musste sie sogar auflachen. „Aber nicht alle Schnecken eignen sich dafür! Die Ekligen von der Straße oder in Blumenbeeten, die würde ich nicht essen wollen“ Doch nicht nur Delia musste sich mit unschönen Themen konfrontieren lassen. Auch Sir blieb nicht von ihr verschont. Es war der Köchin nicht bewusst, aber es war dem Eisgolemkin unangenehm, sich als Kühlschrank missbrauchen zu lassen und darüber hinaus schien er dafür auch gänzlich ungeeignet zu sein. Als Delia offen kommuniziert wurde, dass Sirviente der Gedanke unangenehm war, schämte sie sich sogar vor ihm. „Oh, bitte entschuldige! Ich wollte nicht unsensibel sein. Sprechen wir einfach über schöne Dinge und über unser Menü“, schlug sie wohlwollend vor und hoffte, er nahm es ihr nicht weiter übel.
Irgendwie war jedoch gerade der Wurm drin! Schon wieder redeten die beiden aneinander vorbei, obwohl sie sich doch eigentlich so gut verstanden. Erneut hatte Delia Sirviente verunsichert, dabei hatte sie ihm doch ein Kompliment gemacht. „Nein, nein! Der Tee ist perfekt!“, erklärte Delia hektisch. „Ich wollte dir damit nur sagen, dass ich unsere gemeinsame Zeit sehr genieße und sie mir mehr Freude machen, als der beste Tee in Fiore“ Ob er verstand, was sie meinte? Irgendwie konnte die Köchin nicht mehr darauf setzen. Doch als Sir dann mit der Sahne anfing, da lachte Delia herzhaft auf, sie bekam sogar einen kurzen Lachanfall. „Du bist wirklich ein Scherzkeks, Sirviente!“, lachte sie noch immer vergnügt, als sie sich einigermaßen eingekriegt hatte.
Abwehrend hob Delia die Hände. „Nein, genug von Schnecken für heute!“, lachte sie und machte sich nun wieder konzentriert an die Arbeit. Während Sirviente die Mousse zubereitete, machte sie selbst sich an die Panna Cotta. Als diese nach einiger Zeit fertig, füllte Delia sie vorsichtig in die kleinen Gläschen ab, in welchen sie erkalten konnten. Dekoration würde sie später noch darauf geben. Sie blickte Sirviente kurz über die Schulter, um die Konsistenz der Mousse zu prüfen und war zufrieden damit. In der Zwischenzeit setzte sie die Kartoffeln auf und bereitete den Teig für die Pasta vor. Sobald Sir fertig war, könnte er ihr bei diesen Aufgaben ebenfalls unter die Arme greifen. „Wie ist das eigentlich bei dir? Kochst du, weil es deine Aufgabe ist oder bereitet es dir Freude? Oder ein Gefühl von Zufriedenheit? Würdest du sagen, es ist dein Hobby? Und gibt es dann noch andere Dinge, die du gerne machst?“
“Hm… ich fürchte, mit Euren Redensarten tue ich mich noch immer ein wenig schwer” Leicht unzufrieden legte Sirviente eine Hand an seine Stirn und stieß dabei leicht an sein Haar, was die dünnen Eiszapfen zu leisem Klimpern anregte. “Donnerwetter, das ist aber auch nicht einfach. Ich versichere Euch, dass ich mir weiterhin Mühe gebe, zu Eurem Kenntnisstand aufzuschließen, Miss Delia. Scheut euch also nicht davor, mich weiterhin zu belehren.” Als Koch war Sirviente doch sehr überzeugt davon, dass er wusste, was er tat, aber soziale Bereiche wie dieser fielen ihm nicht ganz leicht. Insofern konnte ihm die junge Magierin ja vielleicht in der Hinsicht noch etwas mehr beibringen. Er empfand sie tatsächlich als ziemlich gute Lehrerin. “Verstehe… bei Schnecken ist also am Ehesten die Art das Thema”, nickte er, eine Hand an sein Kinn gelegt. “Nun gut… das deckt sich mit meinem Verständnis. Auch ich achte sehr genau auf die Wahl meiner Zutaten.” Fröhlich schenkte er der Hollingsworth ein breites Lächeln. “Ich danke euch, Miss Delia! Dank euch vertieft sich mein Verständnis des Menschen weiterhin, Stück für Stück.”
Das Kochen ging gut voran. Die Gespräche waren angenehm. Auch mit der Zubereitung des Tees war Sirviente sehr zufrieden. Auch Delia besänftigte seine Zweifel: Doch, der Tee war perfekt geworden, genau so, wie er sein sollte. “Das erleichtert mich”, gab der Eismann sanft lächelnd zu. Als seine Partnerin dann aber noch einmal hervorhob, dass sie die Gespräche mit ihm wirklich genoss, mehr noch als den besten Tee Fiores, weiteten sich seine Augen leicht. “Miss Delia… das…” Sirvientes Mund schloss sich, doch kein weiteres Wort entkam. Es kam so gut wie nie vor, dass er einen Satz begann, den er nicht auch beendete. Typischerweise war es leicht, klare Antworten zu geben. In diesem Fall war eine Antwort aber zweifellos notwendig, doch der Golem tat sich schwer damit, eine zu formulieren. “Ah… Ihr schmeichelt mir. Ich mag mir kaum vorstellen, dass das der Wahrheit entsprechen könne.” Den Kopf leicht schief legend lächelte er. Sirviente hatte seine Rolle gut eingenommen, aber emotionale, gar freundschftliche Beziehungen zu den Leuten um ihn herum, selbst unter den Rune Knights, fielen ihm nicht gerade zu. Dafür gab es sicherlich verschiedene Gründe. Dennoch war er stets auch gerne für ein Gespräch zu haben, hatte gelegentlich sogar ein recht produktives, soweit er es wahrnahm jedenfalls. So direkt hatte aber noch niemand ihm gesagt, dass seine Gegenwart so intensiv geschätzt wurde. Nachdenklich blickte er die junge Dame an, ehe er sich an die weiteren Worte heran traute: “Miss Delia… Ich möchte ungern voreilig oder gar aufdringlich erscheinen, aber… Würdet ihr mich als einen Freund bezeichnen?”
Nun hatten sie auch das Dessert erfolgreich abgeschlossen… Wundervoll. Damit blieben nur noch die Hauptspeisen, ehe es an das doch sehr simple Schneiden des Obstes ging. Ein kurzer Blick in Richtung Uhr stellte auch sicher, dass die beiden trotz ihrer gemeinsamen Gespräche nicht zu langsam gearbeitet hatten. Auch wenn die Hauptgerichte eine kurze Weile benötigen würden, waren die beiden Magier sehr gut in der Zeit. “So, wie es aussieht, nähern wir uns einem erfolgreichen Abschluss”, lächelte der Eismann, ehe er mit ihr an die Pasta herantrat. Die Kartoffeln würden wohl auch ohne weiteres Zutun seinerseits kochen; das hier war die feine Arbeit, die mit einem zusätzlichen Paar Hände sicher flinker vollendet werden würde. “Nun… das ist zugegebenermaßen nicht ganz einfach zu differenzieren”, gestand Sirviente auf die Frage hin, die Delia ihm stellte. “Ich bin zwar offiziell ein Wesen mit Bewusstsein, aber… ich kann leider nicht exakt einschätzen, wie sehr das welche Teile meiner Persönlichkeit beeinflusst. Was ich sagen kann, ist, dass die Sachen, die ich häufig und, meiner Meinung nach, gerne tue, sich nahezu komplett mit jenen Dingen decken, die ich früher als Teil meiner Programmierung zu erledigen hatte. Ob es sich dabei um einfache Gewohnheit handelt oder um einen intrinsischen Zwang, gewisse Aufgaben übernehmen zu müssen, kann ich unglücklicherweise nicht abschließend sagen.” Auch alle Personen, die versucht hatten, ihn und seinen Talisman zu untersuchen, hatten nicht viele klare Antworten geben können. Der Prozess, bei dem ein Golem ein Bewusstsein gewann, war praktisch nicht erforscht und definitiv nicht verstanden. “Insofern bin ich durchaus der Meinung, dass Kochen mir Freude bereitet. Ich mache es gern zu meiner Pflicht”, stellte er fest in dem Versuch, sich offen mit Delias Frage auseinander zu setzen. “Das Gleiche gilt für das Reinigen, für die Pflege von Tieren und insbesondere dafür, mich um Kinder zu kümmern. Nichts fühlt sich angenehmer an, als einem jungen Menschen behilflich zu sein.” Auch wenn sein Lächeln nie schwand, schien bei diesem Gedanken etwas mehr Wärme darin zu liegen. Gleichzeitig traf dieser Gedanke aber auch den Kern hinter Delias Worten. Sirvientes primäre Aufgabe war es, sich um Kinder zu kümmern… und das war die Sache, die er am Meisten genoss. Sprach das nicht dafür, dass sein freier Wille gar nicht so frei war? “Ansonsten… habe ich auch eine gewisse Vorliebe für Brett- und Kartenspiele sowie für Teezeiten und Feiern. Allgemein genieße ich es sehr, wenn ich Menschen behilflich sein kann”, schloss er diese intensive Selbstreflexion mit heiterer Stimme. “Wie sieht es denn bei Euch aus, Miss Delia? Was tut ihr, abseits Eurer Pflichten und abseits des Kochens?”
Delia freute sich, dass sie jemandem wie Sirviente helfen und etwas beibringen konnte. Noch nie hatte die Erdmagierin jemandem etwas beigebacht! Für eigene Lehrlinge war sie nicht lang genug als Köchin im Geschäft gewesen und magische Fähigkeiten konnte sie nun wirklich niemandem lehren. Ansonsten konnte Delia leider nichts, außer reden. Ja, reden konnte sie gut! Unendlich viel, schamlos und liebreizend zugleich. Und nun konnte sie Sirviente die bunte Welt der Worte und Redewendungen näherbringen! Wie schön! Fieberhaft dachte sie über weitere Sprichwörter nach, aber ihr fiel ausgerechnet jetzt keines ein. Dafür aber hatte sie einen lustigen Brüllerwitz auf den Lippen: „Menschsein kann ich gut! Darin habe ich seit über zwanzig Jahren Erfahrung!“, kicherte sie und grinste erwartungsvoll in Sirvientes Richtung.
Überrascht blickte Delia über ihre Schulter zum Rune Knight. „Natürlich entspricht es der Wahrheit“, entgegnete sie verwundert über seine Zweifel. Sie mochte den Eisgolemkin und genoss die Zeit, die sie gemeinsam verbrachten. Es war immer angenehm, lustig und einfach nur schön. Delia musste sich nicht verstellen und dennoch schien er sie gern zu haben. Die Köchin war wahrlich nicht perfekt, nervte manche Leute bestimmt mit ihrer Art. Doch Sir schien sie genau deswegen gern zu haben. Zumindest glaubte sie da. Als er dann eine Frage stellte, welche ihm nur schwer über die Lippen zu gehen schien, wandte sich die Magierin ihm gänzlich zu. Ihre Antwort würde sie ihm nicht über ihre Schulter hinweg geben. Ein aufrichtiges, warmherziges Lächeln zeichnete sich in ihrem Gesicht ab. „Ja, ich bezeichne dich als meinen Freund“, antwortete sie ohne Umwege. „Ich weiß, das muss nicht unbedingt auf Gegenseitigkeit beruhen, aber für mich bist du mein Freund“, betonte sie erneut und lehnte sich neben ihm an der Arbeitsfläche an. „Du bist hergekommen, um mir zu helfen. Ohne deine Hilfe hätte ich es nicht geschafft. Und du hast meine Aska-Figur zum Leben erweckt, nur um mir eine Freude zu machen. Wir sehen uns und schreiben einander Briefe.. Ich mag dich sehr und deswegen bist du mein Freund“
Während die letzten Handgriffe in der Küche getätigt wurden, unterhielten sich die beiden weiter. Delia hatte sich nach Sirvientes Hobbies erkundigt und hörte ihm aufmerksam zu, während sie das Obst schnitt und hübsch auf einer großen Platte anrichtete. Es war komisch, dass er davon sprach, einst programmiert worden zu sein. Das passte gar nicht zu dem Bild, welches Delia von Sirviente hatte. In ihren Augen war er eine Person mit Seele, wenngleich er aus Eis war. „Tja.. ich denke, es ist dann ein Hobby, wenn du ein gewisses Wohlgefühl empfindest, wenn du der Tätigkeit nachgehst“, philosophierte Delia. Als er weiter erzählte, was er gerne machte, kicherte die Köchin gegen Ende auf und meinte: „Das ist gut zu wissen! Wenn ich mal Kinder habe, aber gerne mal mit meinem Mann ausgehen will, dann darfst du gerne auf sie aufpassen!“ Eine typische Aussage, aber Delia gefiel der Gedanke. Oh, was sie gern machte? Kochen und Backen gehörte zu ihren Pflichten, daher zählte das wohl nicht. Ansonsten.. „Naja.. ich gehe gerne in Restaurants, um ein wenig zu spionieren“, plauderte sie aus dem Nähkästchen. „Außerdem besuche ich gerne Orte, an welchen ich mit Askas Anwesenheit rechnen kann und dann versuche ich, irgendwie zu ihr zu gelangen. Leider ist es mir noch immer nicht gelungen.. Oh und ich bin aktives Mitglied im Aska-Fanclub! Ansonsten schlafe ich gerne. Und ich verbringe gerne meine Zeit mit Freunden“ Zugegeben, das war nun nicht so edel wie Schachspielen oder Fechten, aber Delia war eben mit wenig zufrieden.
Die Vorbereitungen waren getroffen, den Gästen war soeben die Suppe aufgetragen worden. Die Stimmung war ausgelassen und das Geburtstagskind zufrieden. Die Wärmebehälter für das Buffet befanden sich in der Küche und waren bereit, gefüllt zu werden. Dieser Aufgabe kamen die beiden auch bald nach, sodass das Buffet aufgebaut werden konnte. Sie Suppenteller wurden abgeräumt und nun konnten sie kurz in der Küche durchatmen. Seit dem Gespräch über ihre Freundschaft war Delia nachdenklich geworden. Sie stocherte mit ihrer Gabel in den Nudeln herum. Sie musste es ihm noch sagen. Die Köchin scheute unangenehme Gespräche, doch es war an der Zeit. „Sir?“, fragte sie also mit gedrückter Stimme nach seiner Aufmerksamkeit. „Es ist so, dass.. also.. ich denke, ich brauche eine Aufgabe, so wie du. Und.. es ist viel passiert in letzter Zeit.. irgendwie wusste ich lange Zeit nicht mehr, was ich überhaupt mit mir anfangen soll. Aber jetzt weiß ich es wohl. Aber das bedeutet, dass ich Crocus Town sehr bald verlassen werde“ Nur langsam blickte sie von ihrem Nudelteller auf und suchte vorsichtig den Blickkontakt zu Sirviente.
Ein Mensch sein konnte Delia also recht gut, ja? Dass sie in ihren über zwanzig Jahren mehr als genug Erfahrung in diesem Bereich sammeln konnte, glaubte der Golem ihr sehr bereitwillig. “Das freut mich zu hören”, lächelte er optimistisch, den Kopf leicht zur Seite gelehnt. “Ich selbst habe eine begrenztere Erfahrungsspanne. Ich freue mich darauf, von eurem Wissen zu profitieren.” Allgemein waren ihm die Interaktionen mit der Hollingsworth praktisch ausnahmslos sehr angenehm. Und so, wie sie es anklingen ließ, ging dieses Gefühl in beide Richtungen. Was der Eisgolem zuerst als Kritik an seinem Tee wahrnahm, stellte sich schnell heraus als gut verborgenes, aber gleichzeitig sehr tiefgreifendes Lob. Sie wusste seine Gegenwart sehr zu schätzen… und auf Nachfrage hin bestätigte sie sogar, dass sie ihn als Freund betrachtete. “Ah… nicht doch, Miss Delia. Es beruht zweifellos auf Gegenseitigkeit!”, versicherte Sir - nicht, dass sie noch dachte, er würde sie geringer schätzen. Tatsächlich war es ihm wichtig, dass die junge Dame im Bilde dazu war, welche Stellung sie in seinem aktuell doch recht kurzläufigem Bekanntenkreis einnahm. “Es ist für mich eine Selbstverständlichkeit, euch zu unterstützen, wo es mir möglich ist”, versicherte er und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. “Und ich gestehe gerne, dass es mich sehr erfreut hat, einen Brief von Euch erhalten zu haben.”
Wie besprochen stellte das Obst den letzten Schritt dar, und hier war in erster Linie entscheidend, dass es nach dem Schneiden so ansprechend wie möglich aussah. In der Hinsicht gab es allerdings keinerlei Grund zur Sorge; Sirvientes Schnitte waren präzise und methodisch wie von Anfang an und auch an Delias Technik gab es nichts, was man hätte aussetzen können. Man sah den beiden ihre üppige Erfahrung in der Küche deutlich an, sodass sie sogar entspannt weiter plaudern konnten, ohne dass die Genauigkeit darunter litt. “Sicherlich, ich kümmere mich gerne um eure Kinder“, nickte der Eismann mit einem fokussierten Lächeln. “Habt ihr bereits einen Zeitraum in Aussicht? Ich bin leider nicht ganz im Bilde, an welchem Punkt Eure Familienplanung aktuell steht.“ Es war nicht schwer, sich die Hollingsworth als eine Mutter vorzustellen. Sie war herzlich und gütig und hatte offensichtlich ein Talent dafür, sich um Andere zu kümmern. Auch ihr Umgang mit Finia auf der gemeinsamen Quest der beiden war vorbildlich gewesen. Nur von einem potenziellen Vater hatte der Golem bisher noch nicht gehört. Kurz warf er einen Blick hinüber zu ihr, ehe er seine Augen wieder auf das Obst legte. “Mir war nicht bewusst, dass Ihr Spionage betreibt. Ich hoffe, sie hält sich innerhalb des legalen Rahmens? Im Normalfall ist es nicht akzeptabel, personenbezogene oder limitiert verfügbare Informationen auf unlautere Weise zu gewinnen, wenn man nicht behördlich dazu bestimmt wurde.“ Als Runenritter war es nur natürlich, dass Sirviente bei solchen Begriffen aufhorchte... auch wenn ihm nicht gleich bewusst war, wie die Hollingsworth das mit der Spionage eigentlich meinte. Es sprach natürlich nichts dagegen, als potenzielle Konkurrentin andere Restaurants und Lokalitäten zu besuchen wie ein normaler Gast. “Ich kann gut verstehen, weshalb Ihr gern Miss Aska zu begegnen versucht. Sie ist wahrlich eine eindrucksvolle Personen. Wortwechsel mit ihr gehören gerne einmal zu den Highlights des jeweiligen Tages, in meiner Erfahrung“, nickte Sirviente und konnte nicht anders, als amüsiert zu lächeln. “Es gibt also die Möglichkeit, einem für sie ausgelegten Fanclub beizutreten? Faszinierend. Könnt ihr mir dazu mehr mitteilen? Ich würde die Gelegenheit sehr gerne nutzen, um es Euch gleichzutun.“ Schließlich zeigte die van der Velden auch ihm gegenüber große Güte, obwohl die beiden sich kaum kannten. Die Art, wie sie mit den Personen um sie herum sprach, empfand Sir allemal als inspirierend, da war es wohl nur angemessen, seiner Anerkennung auf dem offiziellen Weg Ausdruck zu verleihen. Zufrieden platzierte er die Scheiben einer dritten Kiwi ordentlich am Rand von ein paar Wassermelonenscheiben und umgab das ganze mit Trauben, ehe er einen Schritt zurücktrat und das Gesamtbild der Obstplatten betrachtete. Sehr gut. Das war doch ein Erfolg.
Regungslos, die Arme hinter dem Rücken verschränkt und ein ruhiges Lächeln im Gesicht, stand Sirviente am Rand der Küche, als Delia die kurze Ruhepause nutzte, um sich selbst ein paar Nudeln zu gönnen. Sicherlich waren sie gut gelungen, was wieder einmal zeigte, wie viel Sirviente noch über das Deuten von Mimik zu lernen hatte. Wer gutes Essen zu sich nahm war üblicherweise glücklich; dennoch wirkte der Gesichtsausdruck seiner Partnerin eher bedrückt. Ein unsinniger Kontrast. Selbst als sie den Mund öffnete und wieder mit ihm sprach, was den Eismann dazu brachte, seinen Körper langsam wieder in Bewegung zu versetzen, klang sie gar nicht mal so fröhlich. Weil sie auch eine Aufgabe brauchte, und weil viel passiert war, und weil sie jetzt wusste, was sie wollte. Aber... das bedeutete, dass sie Crocus verlassen musste? “Ah.“ Leicht überrascht blinzelte Sirviente, sah Delia in die Augen, ehe er sie fröhlich anstrahlte. “Das ist ja wundervoll. Herzlichen Glückwunsch!“ Offensichtlich erfreut hob er seine beiden Hände und klatschte einmal, um seine Gratulation zu unterstreichen. “Ich muss gestehen... Die Information, dass Ihr in naher Zukunft nicht mehr in leicht erreichbarer Nähe sein werdet, ist ein Verlust, aus meiner Perspektive“, meinte er, auch wenn es ihm vielleicht nicht zustand, etwas so egoistisches auszudrücken. Aber die beiden waren Freunde, nicht wahr? Er musste sich nicht davor fürchten, ehrlich zu ihr zu sein. “Aber dieses Gefühl ist schwach im Vergleich zu der Freude, zu hören, dass Ihr Eure Erfüllung gefunden habt. Ich kenne das Gefühl, vor einem unklaren Weg zu stehen... und es ist herzerwärmend zu hören, dass Euer Weg nun so klar vor euch liegt.“ Lächelnd trat er auf die junge Dame zu, setzte sich ihr Gegenüber, um direkter mit ihr sprechen zu können. Die Freude in seinem Gesicht, das Leuchten in seinen Augen, war zweifelsohne echt. “Wohin werdet Ihr denn gehen?“, hakte er nach mit großem Interesse daran, wie Delias Zukunft aussehen sollte. “Was ist es, das Euch glücklich machen soll, Miss Delia?“
Das Gefühl der Freundschaft beruhte also auf Gegenseitigkeit. Delias Lächeln wurde breiter und wärmer. Sie freute sich sehr, dass sie mit Sir so offen darüber sprechen konnte. Sie teilten eine große Leidenschaft, das schweißte die beiden zusammen. Darüber hinaus verstanden sie sich prima. Delia schien Sir mit ihrer offenherzigen und fröhlichen Art zu beeindrucken, während die Köchin den Eisgolemkin für seine Höflichkeit, seine aufopferungsvolle Hilfsbereitschaft und seinen Humor (der oftmals gar nicht als solcher gemeint war) schätzte. „Wenn das so ist, dann werde ich dir öfter einen Brief schreiben“, versicherte sie ihm lächelnd. Das wäre auch bald notwendig, doch dazu später mehr.
Etwas ertappt über die Frage nach ihrer Familienplanung legte Delia das scharfe Messer zur Sicherheit zur Seite, mit welchem sie gerade noch die Ananas bearbeitet hatte. „Äh.. nein, da ist noch nichts in Sicht“, stammelte sie verlegen und mit hochrotem Kopf. „Ich bin ja erst dreiundzwanzig Jahre alt.. ein paar Jahre dürfen ruhig noch ins Land ziehen, bevor ich über so was nachdenke!“, lachte sie hilflos. Delia wollte schon irgendwann mal Kinder, aber Betonung lag klar auf dem 'irgendwann'. Die Unterhaltung über die Hobbies war weitaus angenehmer, besonders da Sir sich an der Sache mit der Spionage aufzuhängen schien. Delia konnte nicht anders, als amüsiert aufzulachen. „Mach dir keine Sorgen, Sir! Mit spionieren meine ich, dass ich Restaurants zwar als Gast betrete, aber ganz bewusst die Speisekarte, das Ambiente und die Machart der Speisen betrachte, um mich zu inspirieren und neue Ideen zu bekommen. Natürlich bezahle ich auch brav meine Zeche“, versprach sie dem Rune Knight. Er sollte ja nicht schlecht von ihr denken!
Hachja, Aska war einfach wundervoll, das hatte auch Sir erkannt. Der Eisgolemkin machte Delia eine wahre Freude, denn würde er tatsächlich ein Mitglied des offiziellen Aska-Fanclubs des Königreichs Fiore werden, dann könnte sie eine Provision für das Anwerben kassieren! „Du hast großes Glück, ich habe nämlich die Anträge für den Beitritt stets bei mir! Man kann schließlich nie wissen, wann man auf einen Gleichgesinnten trifft. Der Mitgliedsbeitrag umfasst zweitausendfünfhundert im Monat“ Den würde sie nachher auf alle Fälle noch mit Sir ausfüllen.
Der Großteil der Arbeit war geschafft und der entspannte Teil des Abends begann. Während die Gäste das Hauptspeisenbuffet genossen, aß auch Delia ein paar Nudeln in der Küche. Doch etwas trübte ihre Laune, denn sie musste Sir nun sagen, dass sie Crocus Town verlassen würde. Sie versuchte ihm mit unklaren Worten zu erklären, warum das der Fall war, sprach aber unbewusst in Rätseln. Fragend blickte die Köchin dann zum Rune Knight. Und er.. beglückwünschte sie. Irritiert darüber lächelte sie zwar, verstand aber im ersten Moment seine Reaktion nicht. Beinahe erleichtert vernahm sie dann die Worte, dass ihr Weggang für ihn einen Verlust darstellen würde. Nicht, dass Delia wollte, dass Sir traurig war.. aber ein wenig vermissen durfte er sie ruhig! Sie würde ihn ja schließlich auch vermissen! Doch er erklärte, warum er sich so sehr für sie freute und erinnerte an seine eigene Situation. „Ich danke dir, das ermutigt mich sehr!“, gestand sie ihm herzlich lächelnd.
„Schau her!“, forderte sie ihn grinsend auf, drehte ihm den Rücken zu und befreite ihren Nacken von ihrem Haar. Dort war nun das Symbol von Fairy Tail zu sehen. „Wusstest du, dass Aska ihr Gildenzeichen von Fairy Tail damals auch im Nacken hatte? Deswegen wollte ich es auch dort haben!“, kicherte sie und teilte Sir damit mit, dass sie nun ein Mitglied der Gilde Fairy Tail war. „Deswegen werde ich nach Magnolia Town gehen. Da ich kürzlich dieser Gilde beigetreten bin. Außerdem kann ich dort auch für Gäste kochen, so wie früher“, erklärte sie ihm glücklich. Dann färbten sich ihre Wangen leicht rötlich und ein träumerischer Blick zierte ihr Gesicht. „Außerdem.. gibt es dort jemanden, bei dem ich sein will. Er ist einfach toll..“, schwärmte sie.
Bald schon war der Hauptgang beendet, weswegen es an der Zeit war, das benutzte Geschirr abzuräumen und das Buffet für den Nachtisch umzugestalten.
“Ich werde sie mit Freuden empfangen und beantworten”, lächelte Sirviente, als Delia zusicherte, ihm in Zukunft häufiger zu schreiben. Es war ein schöner Gedanke, auch wenn der Golem zu diesem Zeitpunkt noch nicht den Zusammenhang erkannte, dass sie näherer Kommunikation ferner würde bleiben müssen. Den Hinweis musste sie ihm dann doch ein Stück direkter geben. Stattdessen verneigte er sich leicht, seine Stimmung ungetrübt, als sie meinte, dass sie sich mit der Kinderplanung noch Zeit zu nehmen gedachte. “Es gibt keinen Anlass zur Eile”, versicherte er ruhig. “Wie lange Ihr auch benötigt… Ich werde da sein.” Er hatte zweihundert Jahre lang nichts getan außer zu warten. Es gab wohl kaum einen Moment in Delias Lebenszeit, der Sirviente seine Geduld kosten würde.
Bezüglich ihrer Spionage konnte die Köchin ihren Freund beruhigen und auch das Thema mit Askas Fanclub war schnell geklärt. “Da bin ich ja erfreut”, war seine Antwort auf beide Aussagen und er prüfte bereits, dass er auch ja einen Stift bei sich trug, um die Unterlagen auszufüllen. Wenn es die Gelegenheit gab, Aska zu unterstützen, dann würde der Eisgolem sie nur allzu gerne nutzen. Schlussendlich gab er ja nur ein wenig zurück für all das, was sie bereits an guten Taten vollbrachte. Insofern war die Stimmung, zumindest soweit der Golem sie wahrzunehmen wusste, ziemlich heiter. Dabei wollte Delia aber wohl nicht bleiben, brachte ein eher unglückliches Thema auf. Sie würde Crocus Town verlassen, was im Rückschluss bedeutete, dass sich die beiden wahrscheinlich nicht mehr allzu kurzfristig oder gar ungeplant sehen konnten. Das Lächeln des Eismannes blieb bestehen, aber er musste zugeben, dass ihn der Gedanke traf… auch wenn er sich gleichzeitig für die junge Dame freute, die er so sehr zu schätzen gelernt hatte. Und dass er ihr das gönnte schätzte wohl auch sie, wenn man ihrer Mimik und ihren Worten glauben konnte. “Aber selbstverständlich”, antwortete Sirviente, eine Hand an seiner Brust, während er die Hollingsworth ansah. “Wohin es Euch auch verschlägt, Miss Delia… Ihr könnt euch darauf verlassen, dass ich stets Euer Bestes wünsche.” Und ihr Bestes hatte sie wohl auch gefunden. Das Glück war der Köchin deutlich anzusehen, als sie über Aska und ihr Gildenzeichen schwärmte. “Nein, das war mir nicht bewusst”, antwortete er ruhig. “Aber es freut mich zu sehen, dass Ihr und Miss Aska neben eurer herzlichen Natur eine weitere Gemeinsamkeit finden konntet.” Allgemein wirkte es so, als würde diese Entscheidung einige positive Änderungen in das Leben der Hollingsworth bringen. Der Golem hatte sie bereits glücklich gesehen, aber seiner Einschätzung nach bisher noch nicht so glücklich wie heute. “Es wirkt wirklich, als würde diese Gilde euch erfüllen. Mir war nicht bewusst, dass man die eigenen Verpflichtungen gegenüber seiner Gilde auch mit dem Kochen für Gäste verbinden kann.” Er selbst unterstützte bei den Runenrittern zwar gelegentlich in der Küche, wurde dort aber eher für Nebenaufgaben genutzt, anstatt ihn direkt an den Topf zu lassen. Dabei fände er das vermutlich nicht weniger erfüllend als Delia. Und sie hatte wohl bereits einen hübschen Herren in der neuen Gilde im Auge. “Und wie es aussieht, ist eure Kinderplanung wohl doch schon weiter fortgeschritten, als ich erwartet hatte.”
Alles in Allem sah das wirklich gut für die junge Dame aus. Nachdenklich blickte Sirviente an ihr vorbei. “Fairy Tail scheint eure Träume wahrlich zu erfüllen…”, stellte er fest, und auch, wenn sein Ton weiterhin positiv blieb, steckte dieses Mal nicht viel Enthusiasmus in den Worten. “Das ist wundervoll. Ich habe selbst wohl noch einen gewissen Weg vor mir, um zu finden, was ich suche. Ich hatte gehofft, ein Beitritt bei den Runenrittern würde helfen, aber… so schön es ist, den Menschen behilflich zu sein, fühle ich mich doch noch nicht merklich weiter als zuvor.” Hier und da hatte er etwas Sinnvolles getan oder jemanden kennen gelernt, den er schätzte, aber für ihn als wenig emotional wirkende Kreatur war es schwierig, diese Bindungen zu vertiefen. Auch einen wahren Zweck für sein Leben hatte er bisher noch nicht entdecken können. Selbst als Runenritter war klar, dass Sirviente nicht zum Helden geschaffen worden war. “Es ist wahrlich seltsam… Dass ich zu einer Zeit, zu der ich keine Empfindungen hatte, so erfüllende Beziehungen knüpfen konnte, dass ich heute Vergleichbarem hinterher trauere.” Mit dem exakt gleichen Lächeln, das sein Gesicht immer trug, erhob er sich von seinem Sitz und wandte sich um zu den gekühlten Nachspeisen. “Nun denn. Es ist Zeit, sich um das Dessert zu kümmern.” Ungetrübt und mit gerader Haltung balancierte er sicher die beiden Tabletts mit den Desserts aus dem Kühlschrank. Delia konnte dann das geschnittene Obst mitnehmen. Ein schmackhafter Abschluss für eine sicherlich wundervolle Feier.
„Ehehe~“, kicherte Delia verschlagen, als Sir von Gemeinsamkeiten zwischen ihr und Aska sprach. Eine herzliche Natur! Aska van der Velden und Delia Hollingsworth vereinte eine herzliche Natur! Selbstgefällig strich sich die Köchin das Haar zurück. „Ja“, meinte sie bestätigend, „Herzlichkeit ist mir sehr wichtig“, fügte sie an, um diese Gemeinsamkeit noch einmal zu unterstreichen. Daraufhin erklärte sie Sirviente, dass sie erfahren hatte, dass Fairy Tail nicht nur für die eigenen Mitglieder Essen anbot, sondern auch Gäste von Außen dort ihr Mahl einnehmen konnten. Allerdings fehlte es an guten Köchen, weswegen die Dunkelhaarige natürlich sofort ihre Dienste angeboten hatte. Sie konnte es kaum erwarten, endlich wieder für Gäste zu kochen! Und das ohne den Druck und die Existenzängste einer Selbstständigkeit. Doch kaum hatte Delia von Azael geschwärmt, kam der Eisgolemkin erneut mit der Kinderplanung um die Ecke. Hektisch hob sie abwehrend die Hände und winkte flott ab. „N-nein! So weit ist das wirklich nicht! Ich weiß ja nicht mal zu einhundert Prozent, wie es seinerseits aussieht, was mich betrifft“, erklärte sie schnell. Zwar wusste Delia, dass Azael sie ebenso gern hatte.. doch ob diese Gefühle, welche sie für ihn hegte, vergleichbar waren, das konnte sie noch nicht gänzlich einschätzen.
Auch wenn die Stimmung ein wenig aufgelockert war, spürte Delia, dass sie sich insgesamt ein wenig verändert hatte, seit sie ihren Umzug verkündet hatte. Es war auch für die junge Frau nicht leicht, denn sie verließ Freunde, Familie und ihre Heimat. Sie war in Crocus Town geboren und liebte die Hauptstadt. Doch sie hatte einsehen müssen, dass es an diesem Ort nichts mehr für sie gab. Sie hoffte, ihr Glück in Magnolia Town zu finden. Und auch Sirviente suchte sein Glück. Doch er hatte bisher keinen Erfolg gehabt. Traurig sah sie zu ihrem Freund, welcher anscheinend in einer Sackgasse stand. „Weißt du, allein deine Erkenntnis, dass du dich noch nicht erfüllt fühlst, ist ein Gewinn. Auch ich musste das erst einmal erkennen. Nun wage ich einen neuen Weg und hoffe, mit Fairy Tail mein Glück gefunden zu haben. Aber eine Garantie, dass ich richtig liege, gibt es nicht. Vielleicht stellte ich bald fest, dass es ein Fehler war. Aber so ist das eben, man muss Risiken eingehen. Kennst du das Sprichwort: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt?“, fragte sie den Eisgolemkin lächelnd. Doch es war schwierig. Delia hatte ja keine Ahnung, wie es sich anfühlen musste, so viele Jahrhunderte alt zu sein. Die Liebsten kommen und gehen zu sehen. Allein zurück zu bleiben. Die Sterneköchin trat näher an ihren Freund heran und lächelte ihn aufmunternd an. „Halte deine Erinnerungen und die Personen, die dir so viel Freude beschert haben, immer in Ehren. Aber lass nicht zu, dass darüber hinaus kein Platz für andere, neue Beziehungen ist. Für mich bist du zu einem Teil meines Lebens geworden und ich hoffe, dass ich diesen Platz auch bei dir einnehmen darf, wenngleich ich keine Person aus deiner Vergangenheit bin“
Über ihr tiefgründiges Gespräch hinaus durfte die Arbeit natürlich nicht vergessen werden. Es war an der Zeit, die Desserts zu servieren. Delia ging hinter Sirviente mit dem Obst hinterher und alles wurde hübsch angerichtet. Dann begann für die beiden bereits die Aufräumarbeit. Alles wurde gespült, aufgeräumt und sauber gemacht. Es war ein Akt von vielen Stunden, doch bald schon war ein Ende in Sicht. Angestrengt wischte sich Delia über die Stirn. „Und das ist noch gar nichts im Gegensatz zu dem Kraftakt, meinen Kram zum Bahnhof zu bringen“, seufzte sie schwer über die anstehenden Umzug.
„Aber natürlich“, lächelte Sirviente, als Delia noch einmal hervorhob, wie wichtig ihr Herzlichkeit war. „Das ist mir sehr bewusst.“ Es war ja auch schwer zu übersehen. Sie war immer so freundlich und zuvorkommend und schien immer zuerst an Andere zu denken, nie an sich. So zumindest wirkte es auf den Golem, der zugegebenermaßen nicht sonderlich gut darin war, den Charakter Anderer zu durchschauen. Wenn er wüsste, was die Hollingsworth gelegentlich so plante, würde er mit ihrer Herzlichkeit vielleicht vorsichtiger umgehen.
„Ein Gewinn? Ist das so?“
Auch wenn Sir nicht immer einschätzen konnte, was für Menschen das Gefühl des Sieges ausmachte, so musste er doch annehmen, dass es sich anders anfühlte als das Wissen darum, sich nicht erfüllt zu fühlen. Das war nämlich nicht gerade ein angenehmes Gefühl. „Das Sprichwort ist mir durchaus bekannt, ja.“ Wobei das Wagen bei ihm wahrscheinlich weniger das Problem war. Es war nicht, als würde sich Sirviente nicht trauen, sein Leben zu leben. Er tat Alles, was sich im Rahmen seiner Möglichkeiten befand, zumindest soweit er sich dem bewusst war. „... ich fürchte, die korrekte Anwendungsweise ist komplexer, als ich es erwarten würde.“ Sah Delia den Beitritt bei Fairy Tail also als Risiko? Eben noch hatte sie so sicher gewirkt. Jetzt war sich der Golem nur umso weniger klar darüber, wie er seine eigene Situation einschätzen sollte. Selbst wenn er zuversichtlich wäre, bedeutete das ja augenscheinlich nicht viel. Am Besten wäre es wohl, er konzentrierte sich einfach darauf, das Essen zu servieren, und dachte nicht zu viel über seinen Sinn und Zweck als Individuum nach...
Die gute Arbeit erledigt, lächelte Sirviente die erschöpfte Delia an. Wie so oft sah man ihm keine Veränderung an; wenn ihn das ganze Servieren ausgelaugt hatte, so erkannte man es zumindest nicht. „Ihr habt euch doch wacker geschlagen, Miss Delia“, lächelte er fröhlich und zog eine kleine Puppe hervor, die er vor der jungen Dame auf den Tisch setzte. „Und was euren Kraftakt angeht... Ich mag nicht sonderlich kräftig sein, doch ich unterstütze euch gerne dabei.“ Es war ein niedliches Püppchen, ein blondes Mädchen mit kleinen Zöpfchen und langen locken, ein großer Hexenhut auf ihrem Kopf. Sie sollte eine Art Alchemistin darstellen – die magische Version einer Köchin, wenn man so wollte. Ruhig lächelnd griff der Golem wieder in seine eigene Brust, in seine hell leuchtende Seele, um einen Kern hervor zu holen, wie es die Hollingsworth bereits kannte. Langsam setzte er diesen Teil seines Ichs ein in den kleinen Körper, der plötzlich zu blinzeln begann und dann aufstand. „Sie ist ein neuer Teil meiner Sammlung... Ich habe sie Lydia getauft“, erklärte der Eismann. Ob Delia merken würde, dass der Name von ihr inspiriert war? „Sie ist ein starkes Mädchen. Sie und meine anderen Begleiter werden sicherlich von Nutzen sein, wenn es darum geht, dich bei deinem Umzug zu unterstützen.“ „Potzblitz! Du ziehst also weg?“ Aus großen Augen starrte das Mädchen Delia ein, die Hände in ihre Hüften gestemmt. Auf ihrem Gesicht breitete sich ein entschlossenes Lächeln aus. „Hah! Du hältst mich besser nicht für eine schwache junge Dame! Ich seh es doch in deinen Augen!“ Mit einem kurzen Hüpfer verließ sie den Tisch, landete auf dem Boden, um ihre kleinen Ärmchen um das Bein eines Stuhles zu legen. Obwohl das Möbelstück deutlich größer war als sie selbst, schaffte es die Puppe tatsächlich, es anzuheben und recht geschickt auf die andere Seite des Tisches zu tragen, wo sie ihn wieder abstellte. „So! Da siehst du's! Wer mich unterschätzt, der kriegt ein Donnerwetter!“ „Hehe.“ Ein leises Lachen konnte Sirviente nicht unterdrücken. Zufrieden hatte er die Arme hinter seinem Rücken verschränkt, während er Delias Reaktion betrachtete. Selbstverständlich würde er sie unterstützen auf ihrem Weg in die Zukunft, die ihr hoffentlich Glück brachte. Dafür waren Freunde schließlich da, nicht wahr?
Sie bogen durch diverse Seitenstraßen ab und folgten eine Weile der Hauptstraße, bis sie ins Wohngebiet der Reichen vordringen konnten. Natürlich steckte irgendein reicher Pinkel hinter all dem, denn die verarmten Bürger der Stadt hätten gar keine Ressourcen gehabt, Magier für Ausschreitungen zu engagieren. Doch wie genau die ganze Angelegenheit gestrickt war, würde sich erst vor Ort zeigen. „Hör mal, Helena“, sprach Cassius seine Freundin an, während sie weiter vorrückten. „Ich möchte mich bei dir entschuldigen für die Lage, in die ich dich gebracht habe“, begann er zunächst und meinte es auch aufrichtig so. „Ich werde dir alles erklären und offenbaren, wenn es die Zeit zulässt“, gestand er ihr zu. „Dieses Geheimnis. Es soll nichts Geheimes zwischen uns stehen“, fügte er noch abschließend an. Sicher mochte Helena ihn auch danach in einem anderen Licht sehen, doch er vertraute ihr und war bereit sein Geheimnis mit ihr zu teilen. Schlussendlich hatte sie ja auch eines vor ihm, wenngleich die Schwere nun wirklich nicht zu vergleichen war. Dann blickte Cassius wieder nach vorn. „Das Reichenviertel…wir sind da“, stellte er fest.
13/20 Es war eine schwierige Situation. Im Gesamten, so wie in kleineren Teilen auch. Die ganze Lage der Stadt war eine solche, schwierige Situation. Die Demonstrationen stellten ein sehr großes Problem dar, keine Frage. Helena war anfangs auch sehr motiviert gewesen, die Hintergründe ausfindig zu machen und das Feuer, welches im übertragenen Sinne geschürt wurde, mit dem Brandherd zu löschen. Ganz so einfach war es aber nicht, wie sich herausstellte. Um diesen Brandherd überhaupt zu finden, mussten sie Spuren nachgehen und dabei auf, zumindest für Helena, unkonventionelle Mittel zurückgreifen. Vielleicht war dies ein Schlüsselereignis für die Halbgöttin, die sich zuvor nie ausgemalt hatte, was für Methoden angewandt wurden, um aus Verbrechern herauszubekommen, was man wissen musste. Sie hatte sich noch nie zuvor in einer solchen Lage befunden und dementsprechend auch keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, bis sie es nun mit eigenen Augen sehen durfte. Konnte. Musste? Die Marinakis war eine Weile wie weggetreten. Es fiel ihr schwer das Erfahrene gleich zu verarbeiten. Die Tatsache, dass in dieser Szene das Private, mit Cassius, einem ihrer Freunde und das Berufliche vermischt waren. Hätte da jemand anderes gestanden und den Gefangenen so zugerichtet, dann hätte sie vermutlich viel mehr Hass auf den Ritter projiziert. Oder sie hätte sich gleich eingeschaltet und es gar nicht erst soweit kommen lassen. So aber fühlte sich Helena in dieser Situation gefangen. Sie wusste nicht was sie tun sollte, wusste nicht was sie von ihm denken sollte. Ihr waren gewissermaßen die Hände gebunden. Fast wortlos machte sie sich mit dem Höherrangigen auf den Weg zurück zur Meisterin, der sie sowohl den Verbrecher als auch die Informationen überreichten, ehe es dann weiter ging um den Job nun zu beenden. Es war schließlich Cassius, der das Wort erhob und sich an seine Gefährtin wandte. Verhalten wanderte der Blick der Halbgöttin zu ihm herüber, als er sie ansprach. Dabei bat er sie direkt um Entschuldigung. Auch erklärte er ihr, gewisse Geheimnisse offenlegen zu wollen. Dass es ihm leidtat, wie die Mission verlaufen war, konnte sie ihm definitiv ansehen. Er gab sich Mühe, diese Wogen, welche Form sie auch immer hatten, wieder zu glätten. Helena nickte zustimmend. “Ist gut.“, entgegnete sie seinen Worten. In all dem Wirrwarr, die Form, welche ihre Gedanken angenommen hatten, sorgte das zumindest ein wenig für Klarheit. Cassius war nicht der gemeine Bösewicht, der Wolf im Schafspelz, wie ein Teil von ihr ihn plötzlich sehen wollte. Die Sache war tiefgründiger, als sie vielleicht zuerst scheinen sollte und Helena wäre die Letzte, die ihm die Chance verwehren würde, sich und sein Handeln zu erklären. “Okay.“, bestätigte sie also letztlich, dass es keine Geheimnisse zwischen ihnen geben sollte. Dafür zwang sie sich sogar ein Lächeln auf die Lippen. Es brach ihr in diesem Moment bereits das Herz, dass sie dieses Angebot von Wahrheit und Aufrichtigkeit bekam, jedoch schon wusste, dass sie diese Offenlegung von Geheimnissen nicht spiegeln konnte oder wollte. Es entwickelte sich unweigerlich zu einem falschen Spiel, das nur noch einseitig gespielt werden würde. War das Cassius gegenüber fair?
Das Reichenviertel erreicht, legte sich der Fokus der beiden Magier wieder auf die Arbeit. Der Strippenzieher dieses Aufstandes war in greifbarer Nähe. Statt die Revolte wie ein Feuer zu löschen, wollten sie der Maschinerie stattdessen nun den Stecker ziehen. “Haben wir eine Adresse?“, fragte die Marinakis ihren Gefährten. “Ich hoffe er ist zugegen.“ Wenn sie den Verantwortlichen packen konnten, hatten sie die Chance ihn dazu zu zwingen, den Aufstand abzublasen. Wenn er jedoch gar nicht da war, war ihre Reise ins Reichenviertel gar umsonst.
Die Atmosphäre zwischen den beiden Rittern wurde unweigerlich kühl und distanziert, schließlich hatte Helena Dinge zu Gesicht bekommen, die sie bei den Runenrittern nicht für möglich gehalten hatte. Die Runenritter standen für Volk und Vaterland ein, handelten stets nach einem akkuraten Moralkodex und achteten den Wertekompass des Königreiches. Doch gleichwohl gab es eben diese eine Sondereinheit, die dagegen verstieß, um aus den Schatten heraus eben jenen Wertekompass zu schützen. Cassius war aufgrund seiner Fähigkeiten einer dieser Ritter, die ihre Hände in Blut tauchten, um die Hände der anderen Ritter sauber und rein zu halten. Er wurde schmutzig, die Welt blieb sauber. Das war seine Mission. Das ruinierte zwar seine Integrität und griff in diesem Fall sogar in seine wichtigste Freundschaft ein, aber es führte kein Weg daran vorbei. Cassius setzte so viel Vertrauen in die Marinakis, das sie dieses dunkles Geheimnis anvertraut bekommen sollte.
Sein erster Versuch die Wogen zu glätten verlief natürlich nicht optimal, aber es war ein Anfang und darauf kam es an. Der Velnarion wollte der Marinakis klar machen, das er eben kein abgebrühter und kaltherziger Mörder war, der einfach das tat, was notwendig war. Solche Methoden waren der absolut letzte Ausweg und es brach ihm jedes Mal wieder das Herz, zu welch Dingen er dadurch gezwungen war. Wann immer Cassius diese Grenze übertrat, starb ein Teil von ihm und er wusste, dass er niemals wieder das Glück im Leben für sich beanspruchen durfte. Der Velnarion war also kein schlechter Mensch, eher im Gegenteil, aber er tat dadurch eben schlechte Dinge. Dinge, die ihn in Helenas Augen völlig anders wirken ließen, als das, was sie bisweilen von ihm kannte. Cassius konnte die Bemühungen der Halbgöttin deutlich spüren und er wusste, dass sie ihn gern anders sehen wollte, doch auch sie kam natürlich nicht einfach so aus ihrer Haut. Sie gewährte ihm also die Chance all das vernünftig zu erklären, auch wenn sie diese Aufrichtigkeit und Geheimnistuerei womöglich nicht unbedingt erwidern konnte.
Sollte Cassius jemals etwas darüber erfahren, dann wüsste er aber, wie er es einzuordnen hätte. Ob er Helena jetzt als Halbgöttin kannte oder als Mensch, das machte keinen Unterschied, denn am Ende des Tages war sie eben einfach Helena und sie war gut so, wie sie war. Beim schwarzen Ritter hingegen konnten die Geheimnisse bezüglich der Verdeckten Operationen das Ansehen massiv beeinflussen. Es war also ungewiss, ob Helena je wieder den Cassius in ihm sehen konnte, der er war. „Vielen Dank“, nickte der Ritter und seine schwarzen Augen überbrachten ihren Seelenspiegeln große Aufrichtigkeit. Cassius hatte nicht viel im Leben, weswegen er Helena definitiv nicht verlieren wollte, denn dafür war sie ihm einfach zu wichtig. Schlussendlich erreichten die beiden Ritter das Reichenviertel und widmeten sich wieder ihrem Auftrag, was hinsichtlich des Miteinanders die Dinge zumindest zeitweise wieder etwas vereinfachte. „Evergreen Allee, zweite Querstraße. Hausnummer 5“, antwortete er auf die Frage hinsichtlich der Adresse.
Kurz darauf erreichten sie auch schon das besagte, prunkvolle Haus und blieben vor dem Eingangstor stehen. „Es scheint jemand da zu sein“, meinte Cassius und deutete auf das Licht in den Fenstern. Jetzt hatten sie mehrere Optionen. Klingeln und auf Kooperation hoffen oder aber ein gewaltsamer Einstieg mit direkter Konfrontation. Die Chancen standen gut, dass sich dort auch Unschuldige aufhielten, also gewann die erste Option. „Klingeln wir doch mal“, meinte der schwarze Ritter daraufhin und dackelte an die Haustür, nachdem er einfach das Tor zum Grundstück geöffnet hatte. An der Tür betätigte er die Klingel und nach wenigen Augenblicken öffnete ein Butler eben jene. „Ja bitte?“, erfragte dieser direkt. „Wir suchen Mr. Carver Mitchell, Sir“, brachte der Ritter direkt hervor. „Und wer verlangt nach ihm?“, hakte der Butler nach. „Helena Marinakis und Cassius Velnarion von den Rune Knights, Sir. Es ist dringend“, machte der Ritter klar. Der Butler nickte und bat die Gäste hinein in den üppigen Hausflur. „Warten Sie bitte hier“, mahnte er an und machte sich auf die Suche nach dem Hausherren.
14/20 Helena hatte während dieser gemeinsamen Mission Dinge gesehen, die sie veränderten. Sie veränderten ihre gesamte Sichtweise auf die Rune Knights, aber auch auf Cassius in Person. Was während ihres Auftrages geschehen war, war unschön, bedeutete aber eigentlich nicht die Welt. Was die Marinakis viel mehr plagte waren die Vorstellungen davon, was sonst noch geschah. Wie weit würde ihr Freund oder auch andere Runenritter gehen? Wie weit waren sie bisher schon gegangen, wovon sie gar nichts wusste und vermutlich auch nie erfahren würde? Die Beziehung der Heroin zu ihrer eigenen Gilde bekam an diesem Tag einen ordentlichen Knacks. Zuerst galt es aber die zu Cassius zu kitten. Helena war definitiv bereit darüber zu sprechen und jedwedes Unwohlsein damit aus dem Weg zu räumen, wenn dies möglich war. Nur die Zeit dazu, die hatten sie natürlich nicht sofort. Erst mussten sie ihre Arbeit verrichten und dafür sorgen, dass die Straßen dieser Stadt wieder sicher waren. Darauf legten die Zwei ihren Fokus. Es blieb ja auch nicht mal die Zeit, nebenher noch großartig Smalltalk zu halten, denn sie waren schon in der Gegend des Hauptverdächtigen. Es wurde nun ernst und die Ritter mussten sich konzentrieren. Damit ihnen der Kerl nicht durch die Lappen ging und damit er sie nicht überraschen konnte. Dieser Typ war garantiert mit allen Wassern gewaschen und er würde nach jedem Strohhalm greifen, um irgendwie wegzukommen. Das durften sie nicht zulassen.
Auf Helenas Frage hin, legte ihr Kollege ihr die Adresse des Gesuchten offen. Evergreen Allee, Nummer fünf. Sogar die Position des Hauses nannte Cassius ihr dabei. Damit wussten die Beiden ganz genau wo sie suchen mussten. “Bist du sicher?“, fragte die Halbgöttin verdutzt, als ihr Kollege plötzlich vorschlug, ganz ungeniert zu klingeln. Sicher, es schien tatsächlich so, dass jemand sich im Haus aufhielt. Aber wenn die Beiden sich ankündigten, dann würde der Mann doch sicher fliehen, oder nicht? Nun, Cassius war nicht nur der Ranghöhere, er war auch der Erfahrenere von ihnen. Er würde schon wissen was er da tat. Genau das, was er angekündigt hatte. Er klingelte an der Tür. Helena trat gleich an seine Seite, bevor schließlich ein Mann öffnete, der wie ein Bediensteter bekleidet war. Cassius fragte höflich nach Herrn Mitchell und der Butler zog los, bedeutete den Gästen allerdings zu warten. Die Lippen aufeinander gepresst, blickte die Wassermagierin zu ihrem Partner. “Mir gefällt das nicht. Meinst du nicht, wir sollten etwas unternehmen? Er warnt ihn doch sicher nur.“, haderte sie. Eine Verfolgungsjagt hatten die beiden Rune Knights an diesem Tage schon hinter sich gebracht. Eine zweite würde es aber nur geben, wenn sie sahen, dass der Gesuchte floh. Wenn er es schaffte still und heimlich zu fliehen, dann stünden sie lediglich mit leeren Händen da. “Man sucht nach meiner Person?“, ertönte plötzlich eine Stimme und die Marinakis staunte Bauklötze, als jemand die Tür weiter öffnete, um den beiden Rittern unter die Augen zu treten. “Runenritter, richtig? Was kann ich für Sie tun?“ Helenas Augen waren weit geöffnet, ihre Augenbrauen hochgewandert, ihr Mund stand offen. Es dauerte einen kurzen Moment, ehe sie wieder zur Besinnung kam. Damit hatte sie wirklich nicht gerechnet. “I-Ist er das?“, stieß sie verdattert aus. “Carver Mitchell?“ Oder war das nur irgendjemand, der dem eigentlichen Hausherren noch mehr Zeit verschaffen wollte? Helena jedenfalls wusste ja nicht wie die gesuchte Person aussah.
Der Tag entwickelte sich auf vielerlei Arten äußerst bescheiden. Es waren dabei nicht nur die Ausschreitungen der ärmlichen Bevölkerung und die Eskalation der Demonstration, die sogar Todesopfer gefordert hatte, sondern auch die Beziehung zweier Freunde zueinander. Im Eifer des Gefechts hatte Cassius auf Dinge zurückgegriffen, die er für gewöhnlich nicht vor den Augen anderer Ritter hätte tun dürfen und damit die Freundschaft entsprechend belastet. Zugleich schürte er in der Marinakis aber auch generelle Zweifel gegenüber der Gilde, die eigentlich für Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit stand. Von der dunklen Seite der Gilde wusste sie eigentlich nichts und das sollte am besten auch so bleiben, doch gleichermaßen wollte Cassius auch ehrlich mit ihr sein. Die Halbgöttin war ihm unheimlich wichtig und um nichts in der Welt wollte er die Freundschaft zu ihr verlieren, weswegen er die Dinge definitiv wieder geradebiegen wollte. Glücklicherweise zeigte sich Helena dahingehend bereit, lag ihr augenscheinlich ebenfalls viel an dieser Freundschaft.
Am Zielort angekommen gab es mehrere Optionen für die Ritter, doch gleichwohl hatte sich der Velnarion für den friedlichen Weg entschieden. Sie hätten das Anwesen auch stürmen und alle Verdächtigen festnehmen können, doch weitere Personenschäden wollte der Ritter tunlichst vermeiden, was unter anderem mit dem Zwischenfall in der Gasse zusammenhing. Helena hatte mit ihrem Einwand allerdings recht, denn wenn sie klingelten, dann kündigten sie sich an und provozierten unter Umständen eine Flucht seitens des Verdächtigen. Sollte es so weit kommen, dann würden sie entsprechend reagieren, denn viel beschissener konnte der Tag nun auch nicht mehr werden. Doch Cassius glaubte daran, dass sich der Verdächtige wie ein wahrer Gentleman verhalten würde, um eben keinerlei Verdacht auf sich zu ziehen. Die Chancen standen für ihn so deutlich besser aus dieser Sache herauszukommen, als wenn er zur Flucht ansetzte. Der Butler öffnete die Tür und Cassius verlangte nach dem Hausherren, wodurch sich die Ritter kurzweilig allein im Hausflur wieder fanden. „Gut möglich“, stimmte er seiner Freundin zu und nickte. „Halt dich bereit, für den Fall“, mahnte er die schöne Halbgöttin an. Sollten sie reagieren müssen, dann sollte Helena nicht zögern müssen.
Dann tauchte ein Mann auf und öffnete die Tür, positionierte sich als der Mann, den die Ritter suchten. „Wir haben nur ein paar Fragen an Sie, Mr. Mitchell“, sprach Cassius, während Helena ein wenig um ihre Fassung rang. Natürlich bestand die Möglichkeit hier einer Täuschung ausgesetzt worden zu sein, doch davon wollte Cassius eigentlich nicht ausgehen. Noch mehr Verschwörungen und Geheimnisse konnte er nun wirklich nicht gebrauchen, Helena erst recht nicht. „Das ist meine Wenigkeit, ja“, bestätigte er die Frage der Marinakis zunächst und nickte dann dem Schwarzkopf zu. „Kommt herein“, bat er die Ritter und Cassius blickte zu Helena, um ihr zuzunicken. „Vielen Dank“, bedankte er sich bei der Zielperson und trat dann zu erst in das Haus ein. Im Haus war es merkwürdig still und diese Stille gefiel dem Ritter überhaupt nicht, weswegen er Helena sanft am Arm berührte, um sie vorzuwarnen. „Kehren wir doch in die Stube ein“, bot Carver Mitchell an und führte sie in eine Art Wohnzimmer, wo den Rittern Sitzplätze angeboten wurden.
Der Velnarion nahm Platz und lehnte sich etwas zurück, während Carver ihm gegenüber Platz nahm. „Mr. Mitchell“, sprach Cassius ihn wieder an. „Sie haben sicher von den Unruhen in der Stadt gehört“, leitete er direkt ein. „Ja. Sehr schrecklich“, bestätigte Mr. Mitchell und gab sich betroffen. Er wirkte ein wenig angespannt, versuchte aber souverän zu bleiben. „Wir haben vor Ort einen gewalttätigen Magier gefangen genommen, der in seiner Aussage von einem Drahtzieher gesprochen hat“, setzte Cassius weiter fort. „Drahtzieher? Und was hat das mit mir zu tun?“, fragte Carver nach, sichtlich beunruhigt. Der Kerl steckte definitiv mit drin, doch wie genau konnten die Ritter womöglich noch nicht sagen. „Der Täter hat Sie als Drahtzieher benannt. Deswegen sind wir hier“, brachte Cassius das Subjekt endgültig auf den Tisch. Die Augen des Mannes weiteten sich und er erhob sich ruckartig von seinem Sitzplatz, um aufzustehen. Gerade als er den Mund öffnete, stieß ein Bolzen durch das Fenster und zersplitterte dieses dabei. Das Geschoss stieß geradewegs in die Brust von Carver und er ging rücklings zu Boden. „Helena!“, rief der Ritter nur und warf sich direkt nach vorn zu Carver, um sein Leben zu retten.
„Bleiben Sie bei mir“, forderte Cassius den sterbenden Mann auf, der kein Wort mehr hervorbrachte. Stattdessen zog die Panik in dessen Augen ein, wusste er, dass ihm das Leben entglitt. „Siehst du jemanden, Helena?“, erkundigte er sich bei seiner Freundin. Vielleicht hatte sie jemanden entdeckt und konnte eventuell sogar die Fährte aufnehmen. Verflucht noch eins, damit hatte sich so eben eine wichtige Spur in der Ermittlung in Luft aufgelöst.
15/20 Tatsächlich war das Handeln des führenden Runenritters recht konträr zu dem einige Minuten zuvor. Erst vermöbelte er einen Verbrecher, um an Informationen zu gelangen, die er sonst nicht herausgeben wollte und nun wartet er brav vor der Tür eines noch viel größeren Verbrechers, um darauf zu warten, dass er freiwillig herauskam und sich stellte. Aber Helena hinterfragte diesen Kontrast nicht. Sie brachte beide Situationen nicht einmal in Verbindung zu einander, Vermutlich weil sie mit der ersten einfach abgeschlossen hatte. Das Thema wollten die Beiden später klären, in Ruhe. Die Magierin nickte zustimmend, als ihr Gefährte ihren Einwand für gar nicht so schlecht hielt und sie dazu anwies, aufzupassen und sich bereit zu halten. Die Zwei mussten nun auf jedes noch so kleine Zeichen achten, das darauf hinweisen könnte, dass der Gesuchte fliehen würde. Zunächst schien das aber nicht der Fall zu sein. Jemand trat an die Tür und stellte sich den Runenrittern als Mr. Mitchel vor, was Helena offen hinterfragte. Als der Kerl aber noch einmal bestätigte, dass er es sei, fragte sie sich, was sie für eine Antwort erwartet hatte. „Nein, aber ich lenke euch solange ab, damit er fliehen kann“? Der Kerl bat die Beiden jedenfalls nach drinnen, um sich dort ihren Fragen zu stellen. Die Sache wurde für Helena immer komischer, aber vielleicht verrannte sie sich auch in ihrer Skepsis. Sie ließ ihren Blick durch den Eingangsbereich schweifen, während sie der Bitte des vermeintlichen Hausherrn folgte, ehe Cassius ihre Aufmerksamkeit dann mit einer Berührung ihres Armes auf sich zog. In seinem Ausdruck sah sie sich dann bestätigt. Das war doch alles arg komisch. Helena zog es vor zu stehen, als ihr Freund sich mit Mr. Mitchell niederließ. So war sie sofort bereit loszulegen, wenn irgendetwas geschah und musste sich nicht noch erst aufraffen. Mit unter der Brust verschränkten Armen platzierte sie sich hinter ihrem Kollegen, den Blick skeptisch auf Mr. Mitchell gerichtet. Sie fragte sich, ob sie sein Gesicht schon mal irgendwo gesehen hatte, doch wollte ihr nichts einfallen. Cassius konfrontierte ihn derweil mit der Problematik, rund um die Aufstände in den Straßen. Außerdem legte er ihm offen, dass sie hergekommen waren, da ein gefasster Täter ihn als Drahtzieher hinter der Sache benannt hatte. Das war der Moment, in dem es spannend wurde. Wie reagierte der Kerl? Was sagte sein Gesicht vielleicht anderes als seine Worte? Als Mr. Mitchell plötzlich aufsprang, ging auch ein Ruck durch die Halbgöttin. Sie ging davon aus, dass er fliehen wollte, trat an ihrem sitzenden Kollegen vorbei, auf den Mann zu. In diesem Moment splitterte eine Fensterscheibe. Helena bremste ihren Lauf. Sie zog schützend die Arme vor ihr Gesicht, um es von den Glassplittern zu bewahren. Als sie sich dann in Sicherheit wähnte, lugte sie wieder hinter ihrem Schutz hervor. Mitchell lag mit einem Bolzen in der Brust am Boden. Sofort wanderte ihr Blick nach draußen, um zu schauen von wo auf ihn geschossen wurde. Tatsächlich glaubte sie gesehen zu haben, wie etwas hinter dem Giebel des Nachbarhauses weggetaucht ist. “Ich glaube schon!“, stieß sie also aus, als Cassius sie fragte. Ohne zu zögern setzte sich die Magierin dann in Bewegung. “Den schnapp ich mir!“ Mit diesen Worten hechtete sie durch das bereits zerbrochene Fenster hindurch. Geschickt abgerollt, führte der Weg sie dann durch den Garten, um das Nachbarhaus herum. Sie hörte noch wie es schepperte. Scheinbar war der Schütze vom Dach gesprungen, in eine Mülltonne oder so. Das bedeutete aber auch, dass er noch nicht weit gekommen war. Helena war ihm dicht an den Fersen. Die zweite Verfolgungsjagt innerhalb kürzester Zeit.
Ein gewagtes Unterfangen den vermeintlichen Drahtzieher einfach so zu konfrontieren, doch eine andere Wahl hatten die beiden Ritter nicht. Sie hätten eine Verdachtsverhaftung durchführen können, doch die Gefahr der Verschleierung war einfach zu groß und die Zeit drängte auch, denn sie brauchten sofort die notwendigen Antworten, um den Ausschreitungen deeskalierend begegnen zu können. Helena war die ganze Sache nicht geheuer und auf ihr Bauchgefühl verließ sich der junge Velnarion blind, weswegen er ihr wortlos den Auftrag erteilte, alles genau im Blick zu behalten. Entsprechend mit Skepsis bewaffnet, hielt sich Helena bereit und blieb bei der bevorstehenden Unterredung sogar stehen, um direkt agieren zu können. Cassius konnte sich so beruhigt hinsetzen und Mr. Mitchell mit den Vorwürfen konfrontieren, die es zu klären galt. Selbst wenn Mr. Mitchell drin steckte und nicht der Drahtzieher war, so konnten seine Informationen äußerst wertvoll sein. Leider gelang des den beiden Rittern nicht an ausreichend gute Informationen zu kommen, denn kaum hatte sich Mr. Mitchell panisch erhoben, ging plötzlich alles ganz schnell.
Helena setzte zum Reagieren an, doch musste sie durch die splitternde Scheibe abrupt stoppen. Mr. Mitchell wurde von einem Bolzen getroffen und ging zu Boden, während Cassius in voller Aufregung den Namen seiner Kollegin rief. Die Marinakis wusste sofort was zu tun war und beobachtete einen möglichen Flüchtigen, weswegen sie keine Zeit mehr verlor und zur nächsten Verfolgungsjagd ansetzte. Die Informationen von Mr. Mitchell waren verloren, doch eine Sache konnte nunmehr mit absoluter Sicherheit bestätigt werden: Mr. Mitchell wusste etwas und das war der Grund, wieso er ausgeschaltet wurde. Damit die Kette der Informationen jedoch nicht unwiederbringlich abriss, war eine Gefangennahme des Schützen von höchster Wichtigkeit. Ein allerletztes Mal prüfte der Velnarion die Lebenszeichen von Mr. Mitchell, doch er war zweifelsohne tot. Kurz rief er noch nach dem Hausangestellten und sprang dann ebenfalls durch das zerstörte Fenster, um die Verfolgung aufzunehmen. Helena hatte bereits einen großen Vorsprung und setzte dem Täter direkt nach, der noch gar nicht so weit gekommen zu sein schien. Offenbar war der Täter kein professioneller Attentäter, aber immerhin ein treffsicherer Schütze.
Im Laufen aktivierte Cassius seinen Requip und hüllte sich in gleißendes Licht, nur um direkt danach in der gewohnten Black Wing Armor eingekleidet zu sein. Im Laufen stieß er sich ab und vollzog einen kräftigen Flügelschlag, der ihn empor in die Lüfte beförderte und schon konnte er die Augen von oben offenhalten. Für eine Verfolgung definitiv keine schlechte Position, aber sonderlich schnell fliegen konnte der Ritter noch nicht. Die hauptsächliche Verfolgung hing also an der schönen Wassermagierin, auf die Cassius all sein Vertrauen setzte. Mit einer saftigen Kurve schoss Cassius über den Dachgiebel des Nachbarhauses und sah sich hektisch um, ehe er Helena erkennen konnte. Sie hatte einen Affenzahn drauf und war dem Täter dicht auf den Fersen, der es erfolgreich aus dem Müllbehältnis geschafft und seinen Weg gen nächster Villa fortgesetzt hatte. Von oben konnte er das Ziel des Täters durchaus erkennen, daher warnte er die Marinakis lieber vor, ehe sie blindlinks hinterherhechtete. „Helena!“, rief der Ritter und machte damit auf sich aufmerksam, damit die Halbgöttin ihn überhaupt auf dem Schirm hatte. „Halt dich rechts!“, empfahl er ihr mit lauter Stimme. „Hinter dem nächsten Gebäude geht es scharf rechts in einen großen Innenhof voller Deckungen!“, warnte er sie also.
Mehr konnte Cassius von oben aus nicht tun, daher flog er einen Bogen und versuchte daher bereits über die Villa hinweg über den Innenhof zu gelangen, um weiterhin den Part der Luftüberwachung zu übernehmen. Leider war er nicht so schnell, um dem Flüchtigen den Weg abzuschneiden. Es hing schlussendlich also alles von Helena ab, doch zweifelte Cassius keineswegs an ihrem Erfolg, denn Helena war eine famose Kämpferin, mit der man niemals leichtfertig umgehen sollte.
Black Wing Armor TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: III ART: Support MANAVERBRAUCH: 125 pro 3 Minuten MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Geschicklichkeit Level 6, Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 5 BESCHREIBUNG: Diese pechschwarze Rüstung verfügt zwar über keinerlei schützende Wirkung, stellt dem Träger allerdings ein paar Flügel am Rückenteil der Rüstung zur Verfügung. Mithilfe dieser Flügel ist es dem Träger möglich zu fliegen, wobei die Schnelligkeit und Tragkraft durch das Level der Willenskraft bis zu einem maximalen Wert von 8 definiert wird. Dabei darf die Geschicklichhkeit maximal der Willenskraft -2 entsprechen, da der Magier ansonsten seine Schnelligkeit nicht kontrollieren kann und die Kontrolle über sich verliert. Während des Fliegens können maximal Zauber der Klasse II gewirkt werden. Diese Rüstung kann mit anderen Rüstungen der gleichen Klasse kombiniert verwendet werden.
Beherrschung: Willenskraft Level 8: Nun können auch Zauber der Klasse III während des Fluges gewirkt werden. Willenskraft Level 10: Nun können auch Zauber der Klasse IV während des Fluges gewirkt werden. Willenskraft Legendär: Nun können sämtliche Zauber die man beherrscht während des Fluges gewirkt werden.
16/20 Erst hatte Helena so ihre Zweifel. Es war nicht so, dass sie nicht daran glaubte, dass Mr. Mitchel der Täter war. Es war viel mehr, dass sie nicht glaubte wirklich mit ihm reden zu können, hatten sie wie brave Pfadfinder lieb und nett nach einem Gespräch gefragt. Die Magierin glaubte einem Lockvogel gegenübertreten zu müssen, wenn ihnen überhaupt wer Rede und Antwort stehen wollte und man dem gesuchten Mann nicht nur Zeit für eine Flucht einräumen wollte. Aber nein, sie irrte sich. Tatsächlich empfang die zwei Runenritter dieser vermeintliche Drahtzieher der Proteste und Aufstände in den Straßen der Stadt. Doch kaum hatte Helena sich daran erfreut, dass das Schicksal es gut mit ihnen meinte, machte ein anderer Verbrecher es ihnen auch schon wieder zunichte. Da hatten sie eine vielversprechende Spur, wähnten sich vielleicht schon am Ende ihrer Mission, da verletzte man den Verdächtigen gemein aus dem Hinterhalt. Nein, man tötete ihn sogar, zerstörte damit die einzige, richtige Spur die sie hatten. Doch davon wusste Helena zunächst nichts. Sie hatte ja sofort die Verfolgung des flüchtigen Attentäters aufgenommen. Ihr Kollege hatte den Tod des Verdächtigen erst danach festgestellt und war zur Verfolgung der Verfolgerin losgelaufen. Besagte Verfolgerin hatte ein gutes Gefühl. Dem Scheppern, welches sie vernahm, gefolgt, erkannte sie am Ende einer zwischen den pompösen Häusern gezogenen und durch die Vorgärten abgezäunten Gasse eine vermummte, humpelnde Gestalt. Sie steuerte zielstrebig auf einen der Vorgärten zu. Wohin es den Fremden genau verschlug, wusste die Marinakis allerdings nicht, dafür war sie noch zu weit entfernt. Unverhofft kam jedoch oft. Eine Stimme wies der Magierin den Weg. Es war Cassius, der nicht nur aufgeholt hatte, sondern eine Art fliegenden Rune Knight in der Position der Überwachung aus dem Luftraum mimte. Er war in seine magische Flügelrüstung geschlüpft, hatte den Überblick und wies seine Kollegin an. Den Blick kurz über die Schulter nach oben gerichtet und ihren Verbündeten erkannt, nickte die Magierin entschlossen. “Okay!“, rief sie lediglich, bevor sie sich dann an die Hinweise des Schwarzen Ritters hielt. Dem ursprünglichen Impuls, direkt auf den Flüchtigen zuzusteuern zum Trotze, umlief sie stattdessen das Hindernis in Form eines größeren Anwesens. Helena hielt sich an die Worte ihres Kollegen, bog erst hinter dem Gebäude ab und bremste ihren Lauf dann schließlich, als sie den besagten Innenhof erreichte. Dass Cassius die vielen Möglichkeiten der Deckung erwähnte, war ein wichtiger Hinweis. Er verhinderte, dass die Wassermagierin überengagiert in einen Hinterhalt tappte, der ihr zum Verhängnis hätte werden können. Vorsichtig, den Blick im Sekundentakt schweifen lassend, betrat Helena also den Hof. Hier und da standen Kisten herum. Bäume zierten den Platz, spendeten Schatten und eben Möglichkeiten sich dahinter zu verstecken. Proaktiv überzog die Magierin ihre Arme mit göttlichem, schwarzen Wasser. Sie rüstete sich gewissermaßen für eine Auseinandersetzung und diese Vorsicht zahlte sich aus. Tatsächlich sprang der Fremde Helena trotz aller Vorbereitung wie aus dem Nichts an. Er war in der Eile auf einen der Bäume geklettert, was sie ihm nicht zugetraut hätte. Nun brachte er sich mit der Ritterin in den Nahkampf. Eine Entscheidung, die er vermutlich bereuen würde. Der Kerl überwältigte Helena zunächst, riss sie mit zu Boden. Im Gegensatz zu dem Verbrecher, der sich bei seinem überstürzten Fluchtversuch vom Hausdach das Bein verletzte, war sie topfit. Die Halbgöttin rollte sich ab, fand schnell ihren Weg zurück auf die Beine und setzte gleich zu ein paar saftigen, feuchten Hieben an, die saßen. Wäre er mal lieber weiter weggelaufen und hätte sein Glück in der Flucht gesucht.
Zauber:
Manaregeneration: 100 pro Post Water God’s Tentacle Gloves TYP: Lost Magic ELEMENT: Wasser KLASSE: II ART: Nahkampf MANAVERBRAUCH: 40 (32) pro 3 Minuten MAX. REICHWEITE: 1 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 4, Water God’s Punshing Gloves BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber konzentriert der Magier in einer oder beiden Händen Mana, um sie samt Unterarmen mit pechschwarzem Wasser zu umgeben. Dieses erhöht den Wiederstand an jenen Stellen und verstärkt durch das zusätzliche Gewicht die ausgeteilten Faustschläge. Bei diesem Zauber werden die Hände und Unterarme mit soviel Wasser umgeben, dass sich dieses bei Schlägen ausdehnen und die Arme damit verlängern kann. Das ermöglicht dem Anwender einen Kampf auf mittlerer Distanz. Die getroffenen Stellen werden nass, was auf Dauer dazu führen kann, dass sich die Kleidung des Gegners vollsaugt und seine Bewegungen erschwert.
Beherrschung:
Willenskraft Level 5: Die Reichweite der Wassertentakel steigt auf 2 Meter.
Cassius schwebte in der Luft und beobachtete aufmerksam, wie Helena in den Innenhof eintrat. Die Wucht des Moments und die Dynamik der Verfolgung schienen sich in der Luft aufzuladen. Der Verbindung zwischen den beiden Rittern war unbestreitbar; sie waren in der Situation ein eingespieltes Team, und das Vertrauen, das sie zueinander hatten, würde nun auf die Probe gestellt werden. Cassius wusste, dass er all seine Überwachungsgabe einsetzen musste, um Helena den entscheidenden Vorteil zu verschaffen. Der flüchtige Attentäter war schnell und unberechenbar, das war mehr als offensichtlich. Er hatte bereits bewiesen, dass er fähig war, sich blitzschnell zu bewegen – vom Dach war er unbemerkt zu den Bäumen gesprungen, und nun lag es an Helena, ihn zu fangen. Cassius konzentrierte sich auf die Bewegungen im und rund um den Innenhof. Die Aufregung und der Adrenalinschub ließen sein Herz schneller schlagen, während er die Szenerie erfasste.
„Geh nach links, Helena! Der Baum bietet einen guten Blick!“, rief er, während er über den Schatten der Bäume hinweg schwebte. „Halte dich nah dran, ich sehe dich!“ In diesem kurzen Augenblick hatte Cassius das Gefühl, dass sie die Kontrolle über die Situation hat. Doch der Moment der Sicherheit war nur von kurzer Dauer. Der flüchtige Angreifer glitt durch das Geäst des Baumes, verborgen und doch unruhig, wie ein Schatten in der Dämmerung. Cassius kannte die Verzweiflung, die in einer solchen Situation entstehen konnte. Der Drang, den Verbrecher zu fangen, wuchs in ihm und er wusste, dass er die Nase vorn haben musste. Aber was, wenn Helena sich zu stark exponierte?
Plötzlich raste die bewegliche Gestalt des Verbrechers durch die Blätter und mit einem Satz sprang er auf Helena zu. Cassius‘ Herz setzte für einen Moment aus, als er sah, wie die Halbgöttin von dem Angreifer niedergerissen und zu Boden geworfen wurde. Unweigerlich war er selbst wieder in Bewegung, während er mit einem kraftvollen Flügelschlag in die Richtung der beiden sauste. Helena war schnell zurück auf den Beinen und reagierte prompt mit ihrem Wasserzauber, aber die Attacke des Mannes war unvorhergesehen. „Achtung, Helena! Pass auf seine Bewegungen auf!“, rief Cassius und beobachtete, wie die Wassermagierin geschickt auswich und sich dann mit einer fließenden Bewegung aus der Gefahr durch den Verbrecher befreite.
Normalerweise hätte Cassius den Akzent der Kämpfe und die Dynamik des Schauens auf den Boden konzentriert, doch jetzt genoss er die Fähigkeit, das Geschehen von oben heraus zu überblicken. Er sah, wie Helena ihre Magie entfesselte – wie ein springender Wasserfall, der einen Gegner in durchsichtigen, schimmernden Zügen überdeckte. „Zeigs ihm!“, rief Cassius mit einer aufmunternden Stimme, als Helena ihre Hiebe ansetzte. Der Verbrecher war jetzt umzingelt von der machtvollen Aura ihrer Wassermagie und ihrer Schlagkraft, die für ihn überwältigender war, als er vertragen konnte. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis Helena ihn auf die Bretter geschickt hatte. Windelweich geprügelt landete der Flüchtige im Dreck und rührte sich kaum mehr, denn er war durch die Schmerzen viel zu benommen. In diesem Augenblick setzte Cassius auch schon wieder auf dem Boden auf und trennte sich von seiner Rüstung, die ihm doch sehr viel Energie raubte.
„Also deine Schläge möchte ich nicht schlucken“, kommentierte Cassius die Situation und schenkte der Halbgöttin ein Lächeln, zufrieden und beruhigt zugleich. Jetzt mussten sie nur noch ein paar Antworten aus dem Typen bekommen und endlich die Hintermänner dieser Aufstände ausfindig machen. Doch diese Befragung würde er wohl Helena überlassen, denn seine zuvor gezeigte Methode hatte schließlich einen Schatten auf ihre Freundschaft geworfen.
Black Wing Armor TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: III ART: Support MANAVERBRAUCH: 125 pro 3 Minuten MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Geschicklichkeit Level 6, Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 5 BESCHREIBUNG: Diese pechschwarze Rüstung verfügt zwar über keinerlei schützende Wirkung, stellt dem Träger allerdings ein paar Flügel am Rückenteil der Rüstung zur Verfügung. Mithilfe dieser Flügel ist es dem Träger möglich zu fliegen, wobei die Schnelligkeit und Tragkraft durch das Level der Willenskraft bis zu einem maximalen Wert von 8 definiert wird. Dabei darf die Geschicklichhkeit maximal der Willenskraft -2 entsprechen, da der Magier ansonsten seine Schnelligkeit nicht kontrollieren kann und die Kontrolle über sich verliert. Während des Fliegens können maximal Zauber der Klasse II gewirkt werden. Diese Rüstung kann mit anderen Rüstungen der gleichen Klasse kombiniert verwendet werden.
Beherrschung: Willenskraft Level 8: Nun können auch Zauber der Klasse III während des Fluges gewirkt werden. Willenskraft Level 10: Nun können auch Zauber der Klasse IV während des Fluges gewirkt werden. Willenskraft Legendär: Nun können sämtliche Zauber die man beherrscht während des Fluges gewirkt werden.
17/20 Der flüchtige Verbrecher war vermeintlich im Vorteil. Er war derjenige, der aktiv handelte. Seine Verfolgerin konnte nur reagieren und musste mit dem umgehen, was sie vorfand. Helena konnte sich glücklich schätzen, dass Cassius in die Lüfte aufgestiegen war, um eine Art Überwachung zu beginnen, durch die er ihr wichtige Hinweise und Tipps geben konnte. So wusste die Magierin wo sie hin musste und auf was sie sich einstellen konnte. Gänzlich konnte diese Vorbereitung zwar nicht verhindern, dass sie überraschend angegriffen wurde, doch konnte sie die Situation sogleich in die für sie richtige Richtung lenken. Cassius Unterstützung tat ihr gut. Nicht nur seine Informationen, sondern auch die anfeuernde Art, mit der er aus der Luft zu ihr rief. Die Magierin fühlte sich gesehen und gewertschätzt, was ihr ebenfalls einen kleinen Auftrieb gab. Sicher war bei dieser Mission etwas vorgefallen, was Fragen aufwarf und Bilder ins Wanken brachte, aber als es nun wirklich darauf ankam und die Spannung sich in einem dramatischen Höhepunkt zuspitzte, waren sie eben doch noch immer ein super Team. Eines, mit dem dieser Attentäter sich nicht messen konnte. Helena las ihm mal so richtig die Leviten. Wie ein Leviathan überrollte sie ihn förmlich mit ihren magieverstärkten Schlägen. Bereits mit den ersten Hieben war der Kerl komplett durchtränkt. Seine Kleidung war triefendnass und schwer. Sein Haar klebte in seinem Gesicht, das Atmen fiel ihm schwer, da er einen Wasserschwall nach dem anderen abbekam. Davon abgesehen setzten die Schläge ihm natürlich auch physisch zu. Nachdem Helena ihren Gegner windelweich geprügelt hatte, er vom göttlichen Wasser ganz aufgeweicht war, beendete sie den Kampf, der diese Bezeichnung aufgrund seiner Einseitigkeit kaum verdiente, mit einem Finisher. Sie spülte den Verbrecher, der nach ihren Hieben bereits taumelte, mit einem Water God's Bellow durch den Hof. Schließlich blieb er in all dem mitgerissenem Dreck und Schlamm liegen und kam nicht mehr hoch. Der war erledigt und musste nur noch eingesammelt werden. Selbstzufrieden und stolz grinste die Marinakis Cassius entgegen, als dieser schließlich neben ihr landete und seine Rüstung auflöste. Das Grinsen spitzte sich sogar noch zu, als er seinen Wortwitz brachte, den sie zumindest als solches verstand. Durch das mitgebrachte Wasser konnte man ihre Schläge schließlich tatsächlich „schlucken“. Die Magierin fragte noch einmal nach, als der Schwarze Ritter ihr die Befragung überlassen wollte. Dann bat sie ihn darum, den Attentäter aufzusammeln und aufzurichten, immerhin schien er dazu nicht wirklich in der Lage zu sein. Die Befragung lief dann aber leider mehr schlecht als recht. Kaum war der Typ wieder so richtig zu sich gekommen, wirkte er plötzlich sehr gehässig. “Du kannst dich oder mich mit noch so vielen Wassern waschen. Ich halte dicht.“, lachte er ihr entgegen. Helena spürte, wie die Wut in ihr hochkochte. Sie spürte aber auch etwas anderes. Verständnis. “Würdest du ihn einmal etwas wachrütteln?“, bat sie Cassius. Es war nicht richtig, jemandem Schaden zuzufügen, um an Informationen heranzukommen. Aber vielleicht war es manchmal notwendig. Das mochte diese Befragung ihr grade zeigen. Helena hatte es nicht oft mit der Befragung von Verbrechern zu tun, ihr Kollege hingegen hatte Erfahrung darin. Sie konnte sich gut vorstellen, dass er früher auch nicht einfach ohne zu zögern reingehauen hätte.
Zauber:
Manaregeneration: 100 pro Post Water God's Bellow TYP: Lost Magic ELEMENT: Wasser KLASSE: III ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 125 (100) MAX. REICHWEITE: 25 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 7 BESCHREIBUNG: Hierfür atmet der Wasser Godslayer tief ein und konzentriert gleichzeitig Wassermagie in seinen Lungen. Beim Ausatmen stößt dieser anschließend einen schwarzen, sinnflutartigen Wasserschwall aus, der selbst über die Distanz nicht schwächer wird. Die Wucht entspricht gleicht der Willenskraft des Magiers mit einem Maximum von 9 und der Durchmesser des Atems beträgt 5 Meter.
Beherrschung:
Willenskraft Level 8: Der Durchmesser beträgt nun 7,5 Meter und die Reichweite 30 Meter Willenskraft Level 9: Der Durchmesser beträgt nun 10 Meter
Mastery (Fernkampf):
Mastery-Stufe I: Stärke +1
Water God’s Tentacle Gloves TYP: Lost Magic ELEMENT: Wasser KLASSE: II ART: Nahkampf MANAVERBRAUCH: 40 (32) pro 3 Minuten MAX. REICHWEITE: 1 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 4, Water God’s Punshing Gloves BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber konzentriert der Magier in einer oder beiden Händen Mana, um sie samt Unterarmen mit pechschwarzem Wasser zu umgeben. Dieses erhöht den Wiederstand an jenen Stellen und verstärkt durch das zusätzliche Gewicht die ausgeteilten Faustschläge. Bei diesem Zauber werden die Hände und Unterarme mit soviel Wasser umgeben, dass sich dieses bei Schlägen ausdehnen und die Arme damit verlängern kann. Das ermöglicht dem Anwender einen Kampf auf mittlerer Distanz. Die getroffenen Stellen werden nass, was auf Dauer dazu führen kann, dass sich die Kleidung des Gegners vollsaugt und seine Bewegungen erschwert.
Beherrschung:
Willenskraft Level 5: Die Reichweite der Wassertentakel steigt auf 2 Meter.
Auch wenn der flüchtige Angreifer im Vorteil gewesen war, so hatte er seine Rechnung keineswegs mit diesem Ritterduo gemacht. Geschwind hatte Helena die Verfolgung aufgenommen und seine Fährte nicht verloren, doch konnte Cassius sie unmöglich damit allein lassen. Der stinkreiche Mann war ohnehin tot, also konnte er den Schauplatz des Verbrechens gleichermaßen verlassen und erhob sich mithilfe seiner Black Wing Armor in die Lüfte, um die Luftüberwachung zu übernehmen. Er behielt die Flucht im Auge und allen voran die Position des Flüchtigen, damit Helena ihm nicht einfach in die Falle lief. Schlussendlich konnten die Informationen von Cassius ausreichend helfen, um der Marinakis den Vorteil zurückzugeben und schon prügelte sie ihn windelweich. Der Flüchtige schluckte einen Schlag nach dem anderen, konnte der Godslayerin kaum etwas entgegensetzen und schlussendlich schickte Helena ihn mit einem mächtigen Wasserstrahl endgültig auf die Bretter. Der Kampf war vorüber und Helena blieb glücklicherweise unbeschadet, denn heute kamen wirklich schon genug Menschen zu Schaden.
Die Halbgöttin war eine vorbildliche Ritterin, die den Schutz ihrer Kameraden stets über alles stellte, selbst wenn es hier und dort eine Ausdehnung von empfangenen Befehlen bedeutete. Regeln waren das eine, Überzeugung und Loyalität das andere. Zwar handelte sich Helena für Befehlsverweigerung bestimmt mal eine Standpauke ein, aber nicht von Cassius, gewiss nicht. Der schwarze Ritter hatte großen Respekt vor ihr und ihren Fähigkeiten, aber auch vor ihrer Kameradschaft und Loyalität. Und genau deswegen tat Cassius das, was er nun einmal tat, und vermied somit, dass jemand wie Helena so etwas tun musste. Vielleicht konnte sie es ja verstehen, eines Tages zumindest. Die Befragung des Flüchtigen hatte der Velnarion seiner Freundin überlassen, während er lediglich helfend zur Hand ging und ihn so aufrichtete, dass er befragt werden konnte. Doch kaum war er zurück bei Bewusstsein, verweigerte er jedwede Aussagen und verhielt sich Helena gegenüber sehr gehässig. Damit hatte er sich aber leider ins Aus bugsiert.
Seine schwarzen Augen trafen die Seelenspiegel der Halbgöttin, als diese ihm eine Bitte entgegenbrachte. Die Augen des Velnarion weiteten sich dabei ein wenig und kurz atmete er tief durch, denn eigentlich wollte er nicht nochmal, dass Helena ihm dabei zusah. Doch augenscheinlich hatten sie auch hier keine große Wahl, denn sie mussten den Tumult in der Stadt um jeden Preis aufhalten und die dunklen Hintermänner endlich ausfindig machen. Kurz kniff Cassius die Augen zusammen und nickte daraufhin, ehe sein kühler Blick auf dem Flüchtigen landete. „Du sagst ihr besser, was wir wissen wollen“, drohte er dem Typen an und ballte eine Faust, die kurz darauf in dessen Magenkuhle landete und ihn ordentlich prusten ließ. Sofort wollte er seine Hände auf den Magen legen, um die Schmerzen zu bekämpfen, doch leider hatte der Velnarion sie hinterrücks gefesselt. Die zu stellenden Fragen überließ er auch weiterhin Helena, doch wann immer sich der Kerl weigerte Informationen preiszugeben, kassierte er weitere Schmerzen seitens des Velnarion…so lange, bis ihm plötzlich danach war, wie ein Vogel zu singen.
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