Ortsname: Abgelegenes Waldstück nahe Magnolia Art: Freiraum Spezielles: --- Beschreibung: Ein abgeschiedenes Stück Mischwald nahe des Stadtrandes Magnolias. Es grenzt nicht direkt an der Stadt an, ist jedoch ohne den Wald zwischendurch verlassen zu müssen erreichbar. Es ist ein, von der Zivilisation weitestgehend unberührtes Fleckchen Erde, an dem man so manches Tier beobachten kann, von dem man eigentlich nicht glauben würde, dass es noch in diesen Wäldern lebt. Der nächste Wanderweg ist einige hundert Meter bis wenige Kilometer entfernt und ist von dort aus gar nicht mehr einzusehen. Selbst laute Geräusche, wie Schreie verirren sich zwischen den Bäumen, ehe ein Wanderer sie hören könnte. In diesem Waldstück kann man die Natur noch in ihrer ursprünglichen Form beobachten. Es ist voll von Variationen, von Hügeln und kleinen Tälern, von dichten Baumgruppierungen und Lichtungen, in denen das Sonnenlicht sogar großflächig den Boden erreicht.
Ein sanftes Lächeln zeichnete sich ab auf dem ungewohnt ruhigen Gesicht von Ravinuthala, während ihr Körper leise und sanft vor sich hin grollte. Amelie mochte nicht gerade trocken sein, aber über Kälte konnte sie sich wirklich nicht beschweren, auf der einen Seite gelehnt an den stets warmen Körper der übergroßen Oni, auf der anderen Seite an die mehr oder minder liebevoll schmusende Shion. Hätte sie gewusst, dass sie am Ende sowieso klatschnass sein würde, hätte sie vermutlich gleich darauf verzichtet, unbedingt einen Unterschlupf zu wollen... aber jetzt, wo sie schon in der Situation war, konnte sie ja auch die Augen schließen und das Beste daraus machen. Es war nicht nur das erste Mal, dass sie draußen unter freiem Himmel schlief, es war auch das erste Mal, dass die Blackwood überhaupt eine Nacht nicht komplett allein verbracht hatte. Ihr Vater hatte nie gewollt, dass ihre Freundinnen aus der Schule über Nacht blieben, und zu Feiern und Übernachtungen hatte sie auch nie gedurft. Irgendwie... auf eine seltsame Weise... war es ganz angenehm, nicht allein zu sein. Auch wenn sie ihre beiden irren Begleiterinnen sicher nicht als Freundinnen bezeichnen würde. Das sanfte Lächeln der Tsumiho war inzwischen einem breiten, offenen Grinsen gewichen und ein wenig Sabber hing an ihrem Kinn, während sie von einem köstlichen Festmahl bei ihrer Familie träumte. Es war wirklich zu lange her, dass sie im großen Kreis des Stammes gespeist hatte! Allein der Gedanke daran spendete ihr Energie, die sie dringend benötigte. Ihr Körper war bereits voll und ganz im tiefen, Energie regenerierenden Schlaf und hatte keine Lust, daraus wieder auszubrechen. Kein Brüllen und kein Zetern war dazu geeignet, sie zu wecken. Von dem Bären oder davon, dass Shion weglief, bekam sie nichts mit. Amelie, vor Angst zitternd und den Tränen nahe, musste einmal kräftig niesen und entschloss sich dann, sich vor die Oni zu knien und mit all ihrer geringen Kraft an ihr zu rütteln. „Ravi! Ravi! Bitte, wach auf!“, flehte sie und biss sich auf die Zunge, um nicht loszuheulen. „Bitte, du musst mich hier wegbringen! In Sicherheit!“
Es sah nicht gut für Shion aus. So mutig es auch gewesen war, sich selbst zur Zielscheibe zu machen, der Bär wirkte darauf ganz schön sauer. Knurrend schnupperte er nach ihr, bis er sie in seiner Höhle ausmachte, und stellte sich auf die Hinterbeine. Mit einem zornigen Brüllen stapfte die Bestie auf sie zu, die Krallen an seinen großen Pranken bereit, die junge Frau zu zermalmen. Ihre Fährte hatte er aufgenommen, und er sah nicht so aus, als würde er sich mit Worten abhalten lassen...
„Hey, hey, HEY!“
Ein aufgebrachtes Brüllen hallte durch die kleine Höhle, lauter noch als der Zorn des Bären, als der Fuß von Ravinuthala mit voller Kraft auf den steinernen Boden aufstampfte. „Was denkste, was de da ma... maaachst...“ Sich ein müdes Auge reibend, driftete die Oni in einen langgezogenen Gähner ab. Sie war eigentlich noch nicht bereit gewesen, aufzustehen... Ihre Haltung zeigte deutlich, dass sie noch müde und unfokussiert war, aber dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Sich selbst mit beiden Händen auf die Wangen klatschend, tat die Tsumiho ihr Bestes, sich wieder ordentlich aufzurichten und wach zu halten. „Die kleine Oni da in der Ecke? Die steht unter meinem Schutz! Also Krallen weg von ihr! Wenne einen Fressfeind suchst, ich bin gleich hier!“ „Ah... R-Ravi, nicht...“ Unsicher stand Amelie hinter Ravi, trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Sie wollte offensichtlich nicht hier sein. „B-bitte, gehen wir einfach... Papa bezahlt nur dafür, dass es mir gutgeht. Es ist okay, wenn sie...“ „Ne, ne, NEEE! So fang wir gar nicht erst an!“, brüllte Thala mit Feuer in ihren müden Augen. „Jetz wär'n guter Moment für dich, den Mund zu haltn, Amy! Klar, Geld is wichtig, aber wenne noch ein mieses Wort über Shion sagst, stell ich selber sicher, dass wir nich ein Jewel für deine Sicherheit kriegen!“ Sie warf einen kurzen Blick über die Schulter – nicht lange, sie wusste, dass sie ihre Augen nicht von dem kräftigen Tier vor ihr abwenden konnte. Nur ein kurzes, deutliches Zeichen dafür, dass sie verdammt sauer war und jedes Wort ernst meinte. „Shion is ja mal sowas von cool! Die wird Teil von meinem Stamm, und selbst wenn nich, lass ich sie sicher nich hier draußen verrecken! Wir sind doch voll gute Freunde!“ Sie lachte auf, während sie einen Schritt auf den Bären zutrat. „Diesen ganzen Kram mit dem Geld kapier ich eh nicht richtig!“
Die Fäuste vor ihren Körper hebend tänzelte Ravi von Seite zu Seite, die Bewegungen des Bären über ihre Knöchel hinweg beobachtend. Das Tier hatte sich inzwischen auf sie fokussiert – vermutlich, weil sie das lauteste Lebewesen in der Umgebung war. Kaum sah sie eine Eröffnung, machte sie auch schon einen Ausfallschritt nach vorne, um dem Tier ihre rechte Faust mitten ins Gesicht zu hauen... doch der Bär nahm das nicht einfach so hin, sondern schlug gleichzeitig mit seiner rechten Pranke zu! Ihr linker Arm war zum Glück bereits zur Verteidigung gehoben, sodass sie die Tatze abfangen konnte, ohne die scharfen Krallen abzubekommen, auch wenn die Wucht des Hiebes ganz schön schmerzhaft war. Das Vieh war wohl kein Stück schwächer als sie... auch wenn das nicht bedeutete, dass es besser zielte. Ihr Schlag ins Gesicht ließ den Bären ein Stück zurück taumeln, was die Tsumiho nutzte, um vorzustürmen und ihre Arme fest um den Oberkörper des Tieres zu legen und es fest an sich zu drücken. „Bear Huuug!“, brüllte sie und packte fester zu, versuchte mit all ihrer Kraft, dem Bären die Luft aus den Lungen zu pressen. Das war aber wohl nicht ihr cleverster Angriff. „O-oh!“ Sie spürte, wie sich die Krallen der Bestie in ihre Taille schlugen, tief in ihr zähes Fleisch schnitten und sie packten. Im nächsten Moment wurde der schwere Körper der Oni auch schon in die Luft gerissen und an die gegenüberliegende Höhlenwand geschleudert, wo sie nach dem Einschlag keuchte. Nicht nur ihre Seiten, wo der Bär tiefe Wunden hinterlassen hatte, taten weh... auch ihren Kopf hatte sie sich beim Aufprall offenbar gestoßen. Sie spürte das warme Blut in ihren Nacken laufen. Müde, wie sie war, fühlte es sich in diesem Moment einfach richtig an, die Augen zu schließen und wegzunicken... aber das konnte sie sich nicht leisten.
„ORAAA!“, brüllte Ravi, während sie sich wieder auf die Füße zwang, die Augen weit aufgerissen, ein zuckendes, blutrünstiges Grinsen auf ihrem Gesicht. „Was, denkste, das war's schon? Ich hör nich auf, bisde wimmernd aufm Boden liegst!“ In einer schwungvollen Bewegung zog sie ihre beiden Trommelstöcke aus ihrem Obi... und taumelte kurz. Ups, da war das Gleichgewicht weg. Schnell fing sie sich wieder und fokussierte sich, hielt die beiden Holzstöcke schützend vor sich – einen hoch, einen niedrig. Sollte es dieses Vieh doch wagen, sie anzugreifen!
„Braves Bärchen, gurr, gurr!“ Shion klappte die Arme ein, beugte sich leicht vor, scharrte mit einem Fuß auf dem staubigen Steinboden und ließ die Ellenbogen wie Geflügel schlackern. Doch gleich darauf wurde ihr klar, dass diese Geste keine gute Idee war und eigentlich für Provokation diente. Manchmal verwechselte sie Dinge eben! Oder musste sich spontan für etwas entscheiden, auch das fiel ihr aufgrund großer Auswahl hin und wieder schwer. Als der Bär ihre Taktik tatsächlich nicht gut aufnahm brüllte er dröhnend auf, Shion musste durch das geballte Echo die Ohren zuhalten. Er richtete sich in voller Größe auf die Hinterbeine, präsentierte seine spitzen Zähne und lange Krallen, während seine gelben Äuglein die Rosahaarige fixierten. „Oh, oh...“ Schützend hob sie ihre Arme ausgestreckt vor den Oberkörper und versuchte, sich nach hinten durch eine Steinspalte zu quetschen, um weiter in die Höhle zu dringen. In der Höhle gab es nämlich noch mehr Hohlraum, in den der riesige Bär nicht gelangen konnte. Warum sie nicht einfach ihre Illusion verwendete? Sie glaubte nicht, dass sie in der Lage war, mit der Menschensprache das ungezähmte Tier, das nur Wildnis kannte, zu manipulieren. Dafür musste es ihre Worte verstehen. Noch ein Grund, die Magie kontinuierlich zu studieren und zu verbessern. Vielleicht war Shion dann in der Zukunft sogar dazu fähig, Tiere für sich zu gewinnen. Mann, wie sie doch aus jeder Situation neue Projekte schöpfte, wie praktisch! Wenn das hier vorbei war, musste die wissbegierige Kevuem erst mal das kleine Notizbuch zücken und die Ideen niederschreiben - sofern sie den heutigen Tag überlebte. Als der Bär einen Schritt nach vorn setzte und der jungen Frau mit der Pranke näher kam, mischte sich am Eingang ein anderes Gebrüll ein sowie … Zetern. Was, die blöde Göre war wirklich dabei? Wie belastend. Doch das Schimpfen schien nützlich, denn das riesige Ungeheuer, das übrigens Ravi um einiges überragte, ließ von Shion ab und wandte sich schwerfällig dem unangenehmen Lärm zu. Gut so, gut so! Während die Oni auf einer Stelle tanzte und somit die Aufmerksamkeit sicherte, zwängte die Gehörnte ihren Körper sichtlich nervös und ungelenk wieder aus dem Hohlraum und klebte ihn sofort an die Wand, um mit ihr zu verschmelzen. Natürlich wurde sie nicht unsichtbar, es war der reine Wunsch danach. Dreimal tief Luft holend, begann sie mit fest geschlossenen Lidern an der Wand entlang zu robben und machte Pausen, sobald der Bär ruckartige Bewegungen vollzog. Zum Beispiel dann, wenn er sich gegen Ravi verteidigen musste oder auch zurückschlug. Wow, ein Kampf der Giganten! … Der leider viel Platz einbüßte und kaum Chance für ein Schlupfloch ließ. Es benötigte viel Gefühl und Augenmaß, um die passende Gelegenheit zu erwischen, die jedes Mal zu Nervenkitzel führte. Zwar mochte Shion auch mal Risiken eingehen, doch bei der Aussicht, nach jedem Schritt zerquetscht zu werden, war dann doch nicht so toll. Was wäre das denn bitte für ein peinlicher, unwürdiger Tod?! Als der Bär Ravi packte und gegen die nächste Wand schmetterte, nahm sie die Beine in die Hand und sprintete zum Ausgang, an dem Amelie ängstlich kauerte.
„Was, du läufst weg?! Nimm' mich mit, wage es ja nicht, mich allein zu lassen!“, quiekte sie, als Shion tatsächlich an ihr vorbeirannte, ohne ihr einen Blick zu schenken. „Kannst du auch kein dummes Zeug labern? Mach dich mal nützlich und sammel' Steine auf, die du werfen kannst!“, meinte sie abgehetzt nachdem Stehenbleiben und aus der Puste während sie selbst Steine in ihrem übergroßen Shirt sammelte. „Wie bitte, ich soll was?? Wozu??“ „Tu doch einfach mal das, was man dir sagt! Wir werfen die nach dem Bären, damit wir ihn von der verletzten Ravi weg und aus der Höhle locken.“ „Aber wieso im Gottesnamen sollte ich so was tun??“ „Wer soll uns denn sonst in diesem verdammten Wald beschützen?! Ich etwa?“ Huch, das war wohl der richtige Grund, haha. Sobald die beiden jungen Frauen genug Steine hatten, warfen sie sie blindlings in die Höhle, in der Hoffnung, das gefährliche Tier zu treffen. Die Ersten trafen wahrscheinlich nicht, denn das typische Geräusch von Stein auf Stein war zu hören, doch dann vernahm Shion schwere Schritte, die auf sie zukamen - bald langte eine große Tatze an die Öffnung, die den restlichen Körper mitzog. Erst im Tageslicht sah man das Ausmaß des gewaltigen Tiers, das sich nun wirklich in voller Größe aufrichtete und die Zähne fletschte. Die Blackwood verschanzte sich instinktiv und ohne Zögern hinter den nächstbesten Baum, gut, eine Belastung weniger. Und nun? Tjaaa, so weiter hatte die Kevuem auch nicht gedacht. Sie besaß keine Magie zum Kämpfen und auch ihr Nahkampf war bloß ein Herumhampeln, das zufällig mal irgendwas kitzelte. In ihrem Inventar war das gefährlichste Item, wenn überhaupt, die robuste Zahnseide. Als Stolperfalle bei so einem riesigen, massigen Wesen leider ungeeignet. Nachdenkend hüpfte Shion hin und her, um Zeit zu schinden. Ob Ravi überhaupt noch lebte? Dass sie bereits auf den Beinen war, wusste immerhin niemand. Unvermittelt stieg Rauch aus der Ecke der Blonden auf … Was, legte sie etwa ein Feuer? Die Rosahaarige riskierte einen schnellen Blick nach hinten und oben, wie gut, dass das Blätterdach um sie herum dicht genug war, um den Regen weitergehend abzuschirmen. Tiere hatten normalerweise Angst vor Feuer, auch der böse Teddy? Gute Idee, Blondine, gute Idee! Aber reichte das aus?
„Haah... haah...“ Schwer atmend und breit grinsend stand die Tsumiho vor dem Bären. Das hier war ein anstrengender Kampf, aber auch ein aufregender! Diese Bestie war stark! Es war immer wieder ein Wunder, wie mächtig die Wesen dieser Welt sein konnten! Ein paar Köpfe über die Oni ragend wirkte das blutrünstige Tier echt bedrohlich... wie die perfekte Beute! Ein Sieg, der sich wahrlich triumphal anfühlen würde! So eine Herausforderung hatte sie schon lange nicht mehr gehabt! Natürlich gab es Tigerman, aber der würde ihr niemals ernsthaft wehtun. Dieser Bär dagegen hatte kein Problem damit, Ravinuthala zu zerfetzen. Ihr Blut – zumindest das, das nicht aus ihren Wunden floss – kocht und pulsierte vor Aufregung! Nun, da Shion die Gelegenheit genutzt hatte, um zu flüchten, konnte sich Ravinuthala voll und ganz auf den Kampf konzentrieren! Nicht so schnell wie zuvor, diesmal vorsichtiger und kontrollierter trat die Oni auf den Bären zu, der ihr gleichermaßen entgegen kam. Wenn man die Beute in die Ecke gedrängt hatte, durfte man seine Angriffe nicht überstürzen. Das Ziel würde zwangsläufig aggressiv werden und Eröffnungen ausnutzen. Ihre beiden Trommelstöcke in einer defensiven Haltung betrat Ravi die Reichweite des Bären, und schon holte dieser mit einer seiner Pranken zu einem kräftigen Hieb aus. Vorbereitet, wie sie war, sah die Oni diesen Angriff natürlich kommen! Ehe das Monster sie treffen konnte, schlug ihr Stock gegen seinen Arm und stieß diesen zur Seite, ehe sie einen Ausfallschritt nach vorne machte. Den anderen Arm hatte sie hoch erhoben, um den zweiten Stock mit voller Kraft auf den Kopf der Bestie zu schmettern. Mit etwas Glück reichte das schon als tödlicher Treffer... wenn sie denn getroffen hätte. Ehe sie zuschlagen konnte, wurde sie von der anderen Pranke des Bären erwischt, die nicht nur Wunden in ihren linken Arm riss, sondern sie auch wieder zur Seite und zu Boden schleuderte. Kraftvolles Vieh! „Grr... bist schneller, als ich dachte!“, murrte Ravi, während sie sich hoch stemmte und dabei kurz einknickte. Warum war es gerade so schwer, vom Boden hochzukommen? War sie wirklich schon so verwundet? Ihre Hände hatten ihre Waffen immer noch fest im Griff, also konnte es so schlimm nicht sein! Sich an der steinigen Höhlenwand hochziehend, steckte die Tsumiho einen ihrer Trommelstöcke weg und schlug den anderen kraftvoll gegen die Steine, sodass ihre Keule zu ihrer ursprünglichen Form zurückkehrte. „Hah... mal schauen, wie du damit umgehst...“ Ihre Sicht war leicht verwischt, aber das war okay. Solange ihre beiden Hände die Keule, mit der sie seit Jahren kämpfte, fest im Griff hatten, konnte sie gar nicht verlieren! „Dein Pech, die stärkste Kriegerin aus dem Stamm der roten Sonne zum Feind zu haben!“ Mit einem lauten Brüllen stürzte sie vor und hob die Waffe über ihre Schulter. Der Bär reagierte instinktiv, kam ihr entgegen und stieß mit seiner Pranke zu, wie erhofft. Mit einem geschickten Schritt zur Seite wich die Yihwa dem Angriff aus, um hinter den Rücken der Bestie zu gelangen. Als sie zwischen seinen Armen gestanden hatte, hatte er sie erwischt, doch hier hatte er keine Chance! Mit einem kraftvollen Hieb traf sie den linken Arm des Tieres und brachte es dazu, laut loszubrüllen vor Schmerz, während seine Knochen knackten. Ha! So einen direkten Treffer mit ihrer Keule überstand niemand so einfach! Als Oni lagen ihr solche stumpfen Waffen einfach im Blut, da war es, als könne sie ihre Kraft noch voller ausschöpfen als normal! Es reichte leider nicht, um das Tier lange aufzuhalten. In einer Drehung seines Oberkörpers erwischte sie der Bär mit dem Rücken seiner Pranke direkt im Gesicht und schleuderte sie so noch einmal direkt gegen die Wand. Sie musste so viele schwere Prellungen haben...
Es waren wohl die Steine, die das Tier davon abhielten, sich weiter auf sein gerade regungsloses Opfer zu stürzen. Ravinuthala musste damit kämpfen, ihre Augen wieder zu öffnen. Ihr Körper wollte einfach... aufhören. Einschlafen und aufhören. Das klang gerade so schön angenehm. Aber was war mit Shion? Was war mit Amelie? Sie wollte nicht, dass den beiden etwas passierte... Als die Tsumiho die Augen öffnete, hatte der Bär die Höhle schon verlassen. Ihre Keule als Stütze benutzend kämpfte sie sich ein drittes Mal hoch auf die Beine. Das Schwanken war schlimmer geworden, als würde sich der Boden unter ihren Füßen bewegen, und ihre Haltung zeigte deutlich ihre Erschöpfung, weil sie nicht mehr die Energie hatte, ihren Oberkörper ordentlich zu heben und ihren Rücken gerade zu halten. Trotzdem... konnte sie nicht länger hier warten. Ihre Füße setzten sich in Bewegung. Der Bär zögerte. Man konnte sehen, dass er sauer war. Dass er die Frauen angreifen wollte, die ihn mit Steinen beworfen hatten. Aber da war etwas, das ihn davor warnte, ihnen näher zu kommen. Sein Blick fiel hinüber zu den knisternden, warmen Flammen, die eine der beiden erzeugt hatte. All seine Instinkte warnten ihn davor, sich nicht dem Feuer zu nähern. Als dann noch ein Knirschen hinter ihm zu hören war, war die Entscheidung wohl besiegelt. Die Oni stampfte auf das Laub des Waldes auf, während sie auf den Bären deutete. „Hey, was denkste, was du hier draußen machst? Unser Kampf ist noch nicht fertig!“, brüllte sie, auch wenn ihre Stimme angestrengt klang. Der Schmerz im Arm des Bären pulsierte. Sie schlug hart zu. Er konnte sie töten, aber sie war nicht die einzige hier. Da waren die Steine und das Feuer... Die Instinkte trafen die Entscheidung: Es war Zeit, sich auf alle Viere zu senken und wegzurennen. Wobei er eigentlich nur auf drei Beinen unterwegs war, denn seine linke, vordere Pranke schleifte schlaff über den Boden. „Hey, weglaufen gilt nicht!“, rief die Oni ihm hinterher, doch er hörte nicht. Aufholen würde sie in ihrem Zustand auch nicht. Ein frustrierendes Ergebnis.
„Shion! Amy! Seid ihr okay?“ Mit der gebannten Gefahr richtete sich die Aufmerksamkeit der Hochgewachsenen wieder auf ihre beiden Begleiterinnen. Sie ging auf die beiden zu, stolperte dabei aber, wurde von ihrer eigenen Kraftlosigkeit auf ein Knie hinab gerissen. Die Zähne zusammenbeißend zwang sie sich wieder hoch ins Stehen. „Uff... ich bin so froh, dass es euch gut geht...“ Sie lächelte. Nichts an ihr sah gerade gut aus. Ihre Haltung zeigte, wie kraftlos sie war, ihre Wunden waren tief und ihr Körper in ihrem eigenen Blut an vielen Stellen rot gemalt. Wo sie sich nicht rot überdeckt wurden waren blaue Flecken zu sehen, sowohl an ihren Armen als auch an ihrem Torso. Selbst eine Gesichtshälfte der Oni sah verflucht mitgenommen aus, dank der kraftvollen Rückhandschelle des Bären. Dennoch schenkte sie den beiden Kleineren ein warmes Lächeln. „Gehen wir weiter“, meinte sie ruhig, begann schon damit, die ersten Schritte zu machen. Es wäre vermutlich gut gewesen, sich auf jemanden zu stützen, aber dafür waren Amelie und Shion etwas zu klein und fragil. Wie sollten die hundert Kilo puren Muskels mit sich herumschleppen? Nein, sie musste stark sein. Als Beschützerin, als Satyr, als Kriegerin der roten Sonne. „Ich hoffe, wir finden bald einen sicheren Ort für ein Nickerchen...“
„IIIIEK!“ Die riesige Pranke verfehlte Shion nur um Haaresbreite, als sie mit Adrenalin erfüllt wie ein rosa Flummi unkontrolliert umhersprang, bald über ihre eigenen Füße stolperte und mit dem Gesicht im Matsch landete. Kurz blieb sie regungslos liegen, musste aufgrund von Sauerstoffmangel jedoch umdrehen - in diesem Moment schlug der Bär zu. Glück gehabt! Okay, Totstellen war auch keine Lösung, dafür hatte sie nachher, falls sie das Spektakel überhaupt überlebte, eine Babyweiche Haut! Die kleinen Dinge im Leben und so, hahaha, grunz. Sichtlich aus der Puste machte Shion unfreiwillig Pause und hielt sich die stechende Seite, während die andere Hand auf einem Knie stützte. Ein Verhalten, das bei körperlicher Verausgabung eigentlich voll falsch war, oder? Hieß es nicht, dass man langsam umhergehen und die Arme nach oben strecken sollte? Irgendwie so. Aber mal ehrlich, wer war denn bitte nach so einer Anstrengung noch dazu in der Lage? „Ach Scheiße … dann puste ... mich eben … aus dem Leben.“, spuckte sie dem Bären abgehackt entgegen und winkte ab. Sie wollte nicht sterben. Wäre sie doch einfach weitergelaufen, nachdem sie die Höhle verließ! Amelie, die wichtige Ware, war schließlich in dem Moment ebenfalls außer Gefahr. „Ich dachte, du bist eine Magierin! Zauber doch irgendwas!“, blökte es aus der warmen, leuchtenden Ecke. Langsam aber sicher kam sich die Rosahaarige wirklich erbärmlich vor. Tja, Theorie war nicht gleich Praxis. Ihre Magie war schlicht für den direkten Kampf ungeeignet, die ließ im Idealfall bloß andere für sie arbeiten. Leider war sie für den Notfall noch gar nicht vorbereitet. Ravi schien außer Gefecht und die Blackwood konnte wahrscheinlich weniger ausrichten als die Kevuem selbst, die war auch keine Option. Als sie in Gedanken versank und mit dem Leben quasi abschloss, fiel ihr erst gar nicht auf, dass der Bär mittlerweile tatsächlich mit dem Angriff zögerte. Dass das Feuer größer wurde, bekam sie bei dem Gehüpfe, Ausweichen und Fallen ebenso nicht mit, zu sehr war sie damit beschäftigt, Zeit zu schinden. Plötzlich spürte Shion einen stechenden Schmerz am Kopf, der sie wieder an die Oberfläche riss. „Hast du gerade einen Stein nach mir geworfen?!“, fragte sie empört und drehte zur Blondine um, die ihre Position wegen des Feuers änderte. „Du hast ja nicht mehr reagiert! Jetzt komm' zu mir, wenn du nicht sterben willst!“, keifte sie und Shion nahm die Einladung sofort murrend an. Ist ja toll. Die nervige Göre war gar nicht so dumm und unnütz, wie gedacht. Stattdessen war es die Magierin, die nichts geschissen bekam. Nachdem die beiden jungen Frauen am Feuer auf das Schicksal wartenden, trat die lebendige Ravi schleppend auf die Bühne. Wow, die sah wirklich nicht mehr so lebendig wie zuvor aus. Dass ein ausgewachsener Bär so viel Schaden ausrichten konnte, war wirklich erstaunlich. Dabei war die Weißrothaarige nicht mal ein Mensch, sondern ein mit stahlharten Muskeln bepackter großer Dämon! Nun, so schlecht musste sich Shion dann nicht fühlen, war das wohl doch ein sehr starker Gegner! „Ravi!“, leuchteten ihre Augen auf. „Mach das Vieh fertig!“, feuerte sie die Oni an, ohne sonderliche Gewissensbisse. Eigentlich hasste Shion Gewalt gegenüber Tieren, aber wenn diese selbst so aggressiv und bereits zum sinnlosen Töten waren, war das was anderes. Wäre der Bär friedlich an der Gruppe vorbeigezogen, hätte der Frieden gesiegt, weil Ravi sowieso schlummernd am Boden lag und sich die anderen beiden Luft anhaltend in Staturen verwandelten. (Dass Shion den Bären überhaupt erst auf die Gruppe aufmerksam machte, sei mal dahingestellt)
Doch … Das mutige Tier lief davon, nachdem es seine Optionen abwog und besonders das Feuer als lebensgefährlich einstufte. Physische Treffer waren weniger wirksam als ungreifbares, verbrennendes Element, das man nicht greifen konnte. Diese Einsicht war tatsächlich klug und logisch von dem Bären. Erleichtert atmete die Gehörnte auf und ließ sich auf den Hintern plumpsen, auch Amelie tat es ihr nach. Natürlich würde Shion ihr niemals Respekt wegen des Einfallsreichtums zollen, sie war doch nicht überheblich! „Du kommst viel zu spät!“, blaffte die Blackwood Ravi entgegen. „Ihr seid für nichts zu gebrauchen!“, giftete sie weiter, stand unbeholfen auf, klopfte ihre nasse Kleidung aus und stürmte mürrisch in die trockene Höhle. Auch Shion richtete sich erschöpft auf, schenkte Ravi jedoch das typische Grinsen, das durch den dunklen Schlamm im Gesicht nur noch mehr zur Geltung kam. „Du siehst scheiße aus.“, kommentierte sie kleinlaut den Zustand des Oni, trat auf ihn zu und schob ihn ebenfalls Richtung Höhle. „Du solltest dich ausruhen. Ich verlege das Feuer vor den Eingang, damit wir nicht wieder einen unerwünschten Besucher bekommen. Oder durch Rache sterben.“, meinte Shion trocken, schlenderte wiederholt zur Feuerstelle zurück und holte jeden einzelnen, brennenden Ast, um ihn näher an die Höhle zu platzieren. So weit reichte ihre eigene Gesundheit aus, für eine schützende Barriere, die in Takt bleiben musste. Sie würde wohl am Eingang verweilen, bis der neue Tag einbrach. Immerhin, das konnte sie für das Überleben tun. Schmollend fläzte sich Shion an die steinerne Wand und verschränkte die Arme. Die Quest lief eindeutig nicht gut, morgen musste das Trio unbedingt den Wald durchqueren, koste es, was es wolle. Konnte doch echt nicht so schwierig sein. Vielleicht ließ er dann Gnade walten und ohne weitere Vorkommnis den Rest passieren. Kacke, ehe sie die nächste Quest anging, musste sie unbedingt an ihren Fähigkeiten feilen oder eine wählen, die besser zu ihr passte. Wie kam sie nur darauf, als Bodyguard zu fungieren? Pfff, so was Dummes. Natürlich schlug die Müdigkeit bald hinterhältig zu, ehe das letzte Holz die Flammen traf. Trotzdem hatte die Kevuem gut durchgehalten, begann die Morgendämmerung, als der Schlaf sie endgültig einholte. Auch der Regen hatte inzwischen nachgelassen und hinterließ einen hartnäckigen, weichen Boden, der vermutlich noch einmal an der Energie nagte. Ob die anderen miteinander auskamen? Ob Ravi sich in der kurzen Zeit erholen konnte? Vielleicht nahmen die ja das Gespräch von zuvor auf. Kakariko sollte nicht mehr weit weg liegen und Shion würde keine Magie zum Spaß und zur Ablenkung verprassen; der Bär war Endgegner genug. Auch Abenteuer und Risiko war mehr als vorhanden, die Tochter konnte wirklich nicht klagen.
„Du siehst viel schlimmer aus als ich“, grinste Ravinuthala zu Shion zurück, auch wenn sie das nicht wirklich gut einschätzen konnte – sie hatte ja keinen Spiegel oder so. Aber gleichzeitig wusste sie, dass sie nicht Kopfüber in einen See aus Schlamm eingetaucht war, also konnte sie gar nicht dreckiger sein als die Gehörnte! „Aber gut... ein Nickerchen klingt jetzt nicht schlecht. Letztes Mal konnte ich ja nicht ordentlich ausschlafen...“ Ein langgezogenes Gähnen entkam ihr. Ja, Ravi war müde, furchtbar müde. Der Blutverlust spielte vermutlich mit rein, aber vor Allem war es die Anstrengung. Der Kampf hatte sie die wenigen Energiereserven gekostet, die sie im letzten Schläfchen wieder aufgebaut hatte, und sie war eigentlich jetzt schon bereit, auf der Stelle umzukippen und wenigstens ein paar Stunden nicht mehr aufzuwachen. Zur Höhle würde sie es schon noch schaffen, aber der Rest klang nach einem guten Plan.
Das bedeutete allerdings auch, dass die Oni nicht wirklich für Gespräche zur Verfügung stand, bis die ersten Sonnenstrahlen zwischen den Bäumen hervor schienen und der nächste Morgen gekommen war. Als es soweit war, war sie aber noch vor der Auftraggeberin wieder auf den Beinen. Während die Oni sich streckte und ein wenig ihre Gelenke rotierte, um sich für den Tag bereit zu machen, fiel ihr Blick auf die Pinkhaarige. Die war wohl schon wach! „Hey, hey, Shion!“, rief sie ihr zu, ihre Stimme laut wie immer. „Bist ja schon fit! Schön, dass dir nix passiert ist! Du bist taffer als du aussiehst!“ So kam es ihr zumindest vor. Sie hatte nicht wirklich mitbekommen, was Amelie und Shion gemacht hatten, während sie in der Höhle mit einer Ohnmacht kämpfen musste. Offensichtlich waren sie aber auch ohne Ravis Hilfe mit dem Bären ausgekommen, was ziemlich beeindruckend war! Dennoch kam Shion ihr anders vor als gestern. Offenbar war die Oni nicht die einzige, die viel Energie aufgebraucht hatte. „Siehst irgendwie müde aus. Soll ich dich heute tragen?“ „Könnt ihr nicht ein Mal leise sein? Manche Leute versuchen, hier zu schlafen...“, grummelte die Blackwood unzufrieden und kam aus ihrer Ecke der Höhle hervor. Offenbar war ihr Ravinuthalas Stimme etwas zu laut. Nicht, dass die Oni auch nur die geringste Ahnung hätte, wie man leise sprach. „Morgen, Amelie! Gut geschlafen? Sieht aus, als hättest du nicht mal einen Kratzer abbekommen! Wir sind wohl ziemlich gute Bodyguards!“ „Mrgh...“ Das schallende Lachen der Tsumiho ließ das Mädchen zusammenzucken, während sie eine Hand an ihre Stirn legte. Sie hatte offenbar Kopfschmerzen, wagte es aber nicht, sich darüber zu beschweren. Es fiel ihr schon schwer genug, Ravinuthala überhaupt anzusehen. Die Oni war noch immer blutverschmiert, auch wenn der Großteil davon inzwischen getrocknet war. Ihre Wunden waren allerdings kaum besser geworden. Die blauen Flecken waren eher größer geworden als kleiner und die Stellen, an denen sich die Klauen des Bären in ihren Körper gebohrt hatten, sahen ziemlich tief und übel aus. Das spiegelte sich allerdings weder in Thalas Gesichtsausdruck, noch in der Art, wie sie sich bewegte. Von außen war schwer zu sagen, ob sie den Schmerz überhaupt noch spürte.
„Super! Wenn wir jetzt eh alle wach sind, gehen wir weiter!“ Jetzt, wo sie wieder fit war, freute die Oni sich richtig darauf, weiterzugehen. Sie hatte wieder Energie, und die wollte verbrannt werden! Länger als nötig still zu sitzen lag einfach nicht in ihrer Natur. Abgesehen davon dauerte es nach dem Aufbruch auch gar nicht mehr lange, den Rand des Waldes zu erreichen. Kaum hatten sie die Bäume hinter sich gelassen, konnte die Gruppe in der Ferne auch schon die ersten Häuser einer Stadt sehen. „Oh, das sieht gut aus!“, meinte Ravi begeistert. „Shion? Ist das da Kakariko? Da wollten wir hin, richtig?“
“Huuuuuaaaah~argh! … Au, au, au!” Shions herzhaftes Gähnen gleich nach dem Erwachen und den Versuch, die Muskeln anzuspannen, schlug in Klagelaute um. Vor Schmerz zuckte der ganze Körper zusammen - ein angenehmes Strecken war gerade nicht drin. Natürlich war sie es nicht gewohnt, auf solch hartem Boden ohne abdämpfende Unterlage zu liegen, geschweige denn zu schlafen. Und dann noch auf Stein! Dazu kam die körperliche Ertüchtigung; das Wandern durch den unebenen Wald plus Regen und Matsch und der Tanz mit dem Bären am Vortag, uff. Schwerfällig an der Höhlenwand hochziehend, ächzend und stöhnend, kam sich Shion wie eine uralte Oma vor, die schon etliche Jahre auf dem Buckel hatte. Außerdem konnte man den Schlaf auch nicht als Erholung betiteln, war jeder Sandkorn quasi zu spüren sowie jedes kleinste, beißende Lüftchen, das trotz des Lagerfeuers am Eingang in die Knochen kroch. Erneut zusammenzuckend gaben die wackligen Beine beinahe nach, als Ravi schallend durch die Höhle rief und auch schon auf sie zu kam. “Uff, mich nicht Ravi doch so erschrecken! ...”, empörte die Gehörnte konfus und spuckte dann Sand aus dem Mund, der trocken aus Haar und Gesicht rieselte. Langsam grob den Dreck von sich rubbelnd und klopfend, ordnete sie auch erst mal den Geist ehe sie den Worten wieder einen Klang schenkte. “Von wegen fit! Mir tut ALLES weh! Wie kannst du überhaupt aufrecht stehen mit deinen ganzen Wunden?! Ist das auch so ein Oni-Ding? Spürst du überhaupt Schmerzen?” Fragen über Fragen, die durchaus berechtigt waren! Jeder andere würde sich wimmernd in eine Ecke verziehen und auf das Ende hoffen oder eben auf Besserung, alternativ in Koma liegen, aber am nächsten Tag doch nicht so tun, als wäre nichts gewesen! Gut, Ravi war kein Mensch. TROTZDEM! Das war doch nicht möglich, oder? Eine Welt voller Magie hin oder her! “Du siehst selber müde aus …”, murmelte Shion und ignorierte das sich tragen lassen-Angebot. Wenn die Oni nicht so schwer verletzt wäre, würde die Kevuem sofort einwilligen und sich auf ihrem Rücken bequem machen, bestenfalls den Rest des Weges einfach durchschlafen und am Ende nur noch das Honorar kassieren. ABER: Ravi musste die möglichen Gefahren fernhalten beziehungsweise bezwingen. Das konnte sie mit Shion als Gepäck sicherlich nicht, stählerne Muskeln halfen da auch nicht viel mehr. Volle Bewegungsfreiheit war wichtig! “Ich sagte, ihr sollt leise sein ich versuche zu schlafen!” Wow. Amelie konnte tatsächlich schlafen und wollte auch weiter schlafen? Im Grunde war das eine gute Sache, das hieß nämlich, dass sie ein Gefühl von Sicherheit verspürte. Obwohl sie ständig meckerte und Kritik äußerte, versagten die beiden Magier anscheinend doch nicht auf ganzer Linie! HA! Während die Oni der Blackwood einen guten Morgen wünschte und ihr subtil einen Seitenhieb (ob das wohl jemand bemerkte?) verpasste, kramte die Rosahaarige ein paar zerquetschte Reisbällchen aus dem Rucksack und teilte sie untereinander auf. “Eeeew, was in Gottes Namen ist das?” “Reis, sieht man doch.” “Aber der sieht-” Ehe Amelie noch weiter labern konnte, schnappte Shion den Reis aus ihren Händen und übergab ihn an Ravi, die ohnehin mehr Energie benötigte. “Dann verhungere doch, pah! Mir doch egal!” Und damit stapfte sie ungelenk aus der Höhle in den frisch angebrochenen Tag hinaus.
Begrüßt wurde das ungleiche Trio von Sonnenstrahlen, die durch die Blätterdächer der feuchten Bäume brachen. Insgesamt wirkte der Wald viel heller, frischer und freundlicher als am Vortag. Vielleicht war der Starkregen schon lange nötig. Auch die Luft war angenehmer, nicht mehr so furchtbar stickig. Als hätte der gesamte Wald einmal kräftig durchgeatmet und alle Schadstoffe davon gespült. Kichernd stellte sich Shion vor, wie der große, schwere Bär auf einer riesigen Welle durch den Wald surfte und schließlich ausgespuckt wurde. So nach dem Motto: Such dir mal eine neue Heimat! Und gründe Familie, damit du nicht mehr so aggressiv bist! “Hehehe …” seit die Kevuem mehr und mehr in Bewegung kam, waren die Gelenkschmerzen und so weiter auch gar nicht mehr so schlimm! Nur der blöde Dreck war noch hartnäckig genug, um ihre Stimmung nicht bis zum Anschlag zu heben. Ein gründliches Bad nehmen nach der Quest war also das Erste, was Shion tun würde - nachdem sie eine passende Bleibe in Kakariko fand. Und diesmal geizte sie mit dem Geld nicht so sehr wie sonst! “Ja, Amelie, bist du ein Mensch, weil du dir Sachen kaufen kannst? Und hilfst du damit anderen?”, schoss es wie aus heiterem Himmel aus dem Mund, als die unbeantwortete Frage in ihrem Kopf kratzte. Eine Frage unbeantwortet zu lassen war ein Unding! Zwar konnte die Gehörnte so was kurzzeitig beiseiteschieben, doch vergessen? Niemals. Jedenfalls ahnte sie bereits was die Blackwood darauf sagen würde und grinste über das ganze Gesicht. “Hä, wir haben eine schlimme Zeit hinter uns und du tust so als wäre nichts gewesen? Ach, auch egal. Ich bin natürlich nur ein Mensch, weil meine Eltern Menschen sind! Was ist das denn für eine dumme Frage, jetzt mal ehrlich … Aber meine Eltern helfen mir tatsächlich mit dem Geld, damit kann ich mir meine Wünsche und Träume erfüllen!” Oh? Das klang jetzt aber nicht nach reinen Stolz, die Stimme wurde mit jedem Wort leiser. Hm! Was auch immer! Sie antwortete, das reichte aus. Jetzt war die Kevuem selbst dran! “Ich komme aus Marokkasu, das liegt mittig von Fiore.”, meinte Shion also wieder wie aus dem Nichts gegriffen und beantworte damit die zweite Frage von Ravi. “Du bist echt seltsam … Aber das ist nicht mehr verwunderlich bei deiner Herkunft!”, kommentierte die Blondine naserümpfend den wiederkehrenden Themenwechsel. Irgendwann lichtete sich der Wald tatsächlich und die Oni entdeckte begeistert die ersten Dächer. Amelie und Shion streckten sich, konnten aber erst einige Momente später diese Entdeckung mit Ravi teilen. “Oh, endlich! Endlich sind wir aus dem Horrorwald und bald da! Und ich lebe noch was ein Glück!”, schluchzte die Blackwood erleichtert und legte einen Zahn zu, während die Rosahaarige wie zu Anfang die Karte aus der Tasche kramte. “Jup, das ist Kakariko und der Ort zu dem wir sollen.”, bestätigte sie Ravi, die unter freiem Himmel noch viel übler zugerichtet aussah als in den Schatten des Waldes. “Tut dir echt nichts weh? Das kann ich mir gar nicht vorstellen! Willst du noch mehr Reis?” Diese tiefen Wunden konnten nur schmerzen! Shion war sich zwar ziemlich sicher, dass auf der letzten Strecke nichts mehr passierte, aber sicherer war sicherer! “Macht doch mal schneller, ich will nie wieder draußen schlafen!”
„Haha, klar spür ich Schmerzen! Mir tut Alles weh wie'n Eberhorn!“, meinte die Oni mit einem schallenden Lachen. Was war denn das für eine Frage? Gab es Menschen, die keine Schmerzen spürten? Die musste sie mal kennen lernen! „Aber hey, das gehört zu ner guten Jagd dazu! Das mit dem Bär gestern war voll krass, findest du nicht? Lange keinen so brutalen Kampf gehabt!“ Menschen waren da zurückhaltender. Selbst Tigerman, der mächtige Wrestler, hatte ihr noch nie ernsthaft wehgetan – das war das Einzige, was den Kämpfen im Ring ein wenig die Spannung nahm. Das mit dem Bären war schon deutlich näher daran, wie das Kämpfen zurück zuhause unter Oni geendet hatte! Da gab eigentlich nie jemand auf, ohne zumindest ein wenig zu bluten. „Kriegt man echt Heimweh von!“ Amüsiert grinsend beobachtete Ravi, wie Amelie und Shion miteinander sprachen. „Als wär nix passiert! Ihr zwei redet wie alte Freunde!“, meinte sie, auch wenn ihre Lautstärke bei der Blackwood wohl noch immer auf unwillige Ohren traf, während sie sich die Onigiri schnappte, die Shion ihr anbot. Es passte ihr ganz gut in den Kram, wenn sie mehr davon bekam, denn sie war verdammt hungrig und brauchte die Energie! Und selbst wenn sie sie nicht bräuchte, hatte sie einfach Lust auf was Ordentliches zu Essen! Wählerisch war sie ja ohnehin nicht – wenn man den Reis nicht furchtbar versalzen hatte, war das für die Oni schon eine Delikatesse. „Die win voll uut!“, rief sie fröhlich, nachdem sie sich gleich drei davon auf einmal in den Mund geschoben hatte, und grinste beim Schlucken. „Bist ja richtig die gute Köchin! Nach unserm Kampf musste auf jeden Fall nochma für mich kochen!“
Es war ein schöner Tag zum Weiterreisen – ein angenehmer Kontrast zum gestrigen Regen, auch wenn sich Ravinuthala davon wie von den meisten Dingen ohnehin nicht die Laune hatte vermiesen lassen. Auch Shion wirkte wieder, als hätte sie mehr Lust und Freude an der Reise, was schön war. Sie begann sogar, wie aus dem Nichts drauflos zu reden, was für Ravi ein bisschen verwirrend war. Es war beeindruckend, dass die beiden kleineren Damen sich an das Gespräch noch so detailliert erinnern konnten – die Oni konnte es nicht. „Haben wir nich gestern drüber geredet, wo wir herkomm?“, fragte sie mit einem verwirrten Blinzeln, ehe sie mit den Schultern zuckte. „Ist ja egal, ich hab's eh nicht mehr im Kopf. Marokkasu, ja? Die Mitte von Fiore kann ja gar nicht so weit weg sein! Wie ist es da?“ Dafür, dass Amelie unbedingt hatte reisen und ein kleines Stück der Welt sehen wollen, war sie jetzt echt froh, dass die Reise sich dem Ende neigte. Ob es der Bär war, der Regen, dass sie den Fußmarsch unterschätzt hatte oder dass sie froh war, wieder allein gelassen zu werden, das konnte Thala schwer einschätzen, aber wenn das Mädchen jetzt glücklicher war als vorher, war das ja schon was Schönes! Shion fokussierte sich dagegen weniger auf das Ziel und warf stattdessen der Oni einen besorgten Blick zu. Sie machte sich ja echt Gedanken. „Oooh, das ist voll süß von dir, dass du dich um mich kümmerst!“, meinte Ravi und duckte sich ein wenig, damit sie einen Arm um Shions Nacken legen und sie an sich drücken konnte. „Bist ein Schatz, aber ich komm klar! Mehr Reis geht aber immer! Der war köstlich!“ Kohlehydrate gaben gut Energie, die auch wieder abgebaut werden wollte. Da die Oni sich ziemlich vollgestopft hatte, wirkte sie inzwischen wieder so lebhaft wie als sich das Trio erstmals getroffen hatte. Bereit für Action tänzelte sie beim Laufen von Seite zu Seite und stimmte immer mal wieder ein leises Summen an oder übte einen Schlag gegen die Luft vor ihr. Da kam es ihr ganz gelegen, dass Amelie das Tempo anziehen. „Klingt super!“, rief sie motiviert und nickte. „Was haltet ihr von nem Wettrennen? Wer zuletzt da ist, gibt Essen aus! Klingt doch super, oder?“ Sie lachte, während ihre Augen die sich nähernde Stadt fixierten. „Bin schon voll gespannt, wie's in Kakariko aussieht...“
"Aber wenn du so starke Schmerzen hast, wie kannst du komplett so tun, als hättest du keine? Mir ist das nur bedingt möglich." Gab die Gehörnte ehrlich zu und stopfte sich den Rest von dem zermatschten Reisball in den Mund. Gefüllt waren sie übrigens alle mit Avocado und zwei, drei Körner davon ein klitzekleines bisschen in Soja getränkt. Shion liebte gesundes, salziges Essen. Scheinbar kam die Nahrung auch bei Ravi gut an, obwohl kein Fleisch vorhanden war. Jaja, Vorurteile waren überwiegend suboptimal, aber die Oni hatte Tiere bestimmt zum Fressen gern. Ausnahmen konnte man sich bei dem Volk einfach nicht vorstellen. "Nee. Den Kampf fand ich ziemlich uncool! Auf so eine Situation bin ich nicht vorbereitet, wir hätten einfach flüchten sollen! Du wärst auch beinahe krepiert!" Schnaufend stampfte Shion mit einem Fuß auf und blähte wie zuvor unzufrieden die Wangen auf. Sie hasste es, so sehr den Kürzeren ziehen zu müssen. Wäre das Trio ohne Weiteres getürmt, stürzte die Lage nicht von einem Szenario in das nächste. Dass die Kevuem für den Schlamassel verantwortlich war, ignorierte sie selbstverständlich immer noch. Schließlich belehrte sie bisher niemand und konnte auch jetzt noch den Klugscheißer raushängen lassen. Tatsächlich war sie vor dem Bären ziemlich aufgeschmissen, vermutlich lebte sie ohne Ravi gar nicht mehr! Eine Flucht war nicht mehr möglich, ab dem Zeitpunkt, als sie in die blöde Höhle rannte. Mann, so ein dummer Anfängerfehler. Zähneknirschend wandte sie den Kopf von den beiden Damen ab und betrachtete die idyllische Natur, die im Vergleich zum Wald ein gefährliches Schauspiel lieferte, wahrhaftig friedlich wirkte. Von Ruhe konnte man jedoch bedingt reden, zwitscherten umher flatternde Vögel, pure Sorglosigkeit und jagten aus Spaß einander. Außerdem gab die Sonne alles, um das Leben aus sämtlichen Verstecken hervorzulocken, die durch das Unwetter vorerst verschwanden. Auch der Boden und die saftigen Grasfelder trockneten mit jeder Stunde etwas mehr. Und die Luft schien im freien Umfeld noch frischer. "Mann, bin ich froh aus diesem Wald raus zu sein … " Wiederholte Shion murmelnd Amelies Aussage. Ohne jeden Zweifel war die Natur wunderschön, allerdings unberechenbar und nicht zu unterschätzen, egal wie beschaulich sie sich zeigte. "Und die da wird niemals meine Freundin! Zudem werde ich nicht mit dir kämpfen, ich bin doch nicht lebensmüde! Argh, ich wiederhole mich." Giftete sie empört hinterher, pointierte dabei energisch die gut gelaunte Blackwood, die bereits einen beachtlichen Abstand zwischen den Anwesenden aufbaute und tadelte die Oni gleichzeitig erneut.
"EY, REICHE GÖRE! WENN DU WEITER VORLÄUFST STIRBST DU AN DEM STARKEN GRAVITATIONSFELD DA VORNE!" Shion warf Ravi einen offensichtlichen Seitenblick zu, grinste breit und zuckte unschuldig mit den Schultern. Ein lautes, ängstliches Quieken ließ Erfolg vermuten, denn gleich darauf sprintete die Blondine zu ihren Bodyguards zurück. Sie starrte die junge Frau mit den Piranha-Zähnen entgeistert entgegen und wartete auf weitere Anweisungen, die ihr Leben retten würde. Ach, jetzt war sie also gehorsam? Dann machte die Kevuem wohl doch nicht alles falsch, blöd nur, dass diesmal keine unmittelbare Gefahr lauerte und die Göre aus Spaß an der Freude zurückpfiff. Es war für Shion kaum möglich, ein ernstes, alarmiertes Gesicht zu wahren, als sie die Ängstlichkeit in den Zügen des Gegenübers sah. “Bwahahaha, wenn du gerade dein blödes Gesicht sehen könntest!”, platzte es amüsiert aus der Rosahaarigen, die dann den Bauch hielt und die andere Hand auf ein Knie stützte, während sie sich halb tot lachte, ehe es Schläge hagelte und ein Ausweichen nötig war. Jup, auch die restliche Reise sollte bloß nicht mit schlechter Laune oder in Langeweile enden - dafür sorgte die nicht-Oni schon, denn Entertainment war eine Sache in der sie wirklich gut war! Auch wenn es wie immer hauptsächlich für ihre eigene Stimmung bestimmt war. “Keine Ahnung, hab nicht viel von Marokkasu gesehen.”, griff Shion die nächste Frage auf, beließ es jedoch bei der nichtssagenden Antwort. War halt echt so, nach der Flucht aus dem Labor hatte sie Wichtigeres zu tun, als die Stadt zu erkunden, in der sie ganz leicht wieder in die Fänge der Forscher geraten konnte. Beine in die Hände, Augen zu und durch, bis der Wald die junge Frau mit offenen Armen empfing. Zwar hatte sie keine sonderlichen Probleme damit, über die Vergangenheit zu reden, doch angenehm war es nicht. Und unangenehme Dinge gehörten aus ihrem Leben verbannt. Was auch immer! Das Grinsen wackelte nicht, wie gewohnt verstärkte es sich nur, bis ihr plötzlich die Luft weggedrückt wurde. “Uff … Hey, brich mir nicht die Knochen, Ravi!”, keifte die platte Flunder und schob den kräftigen Arm von sich, während das Kompliment über ihre Kochkünste still und heimlich runter wie Öl ging. Amelie schuf erneut Abstand zwischen den beiden Monstern, auch das Große hatte anscheinend Lust das Tempo noch viel mehr anzuziehen. “Ey, wartet auf mich!”
Schwer keuchend kam Shion natürlich als Letzte am Dorftor an, an dem nicht nur ihre Mitstreiter warteten, sondern auch zwei Männer, die die Neuankömmlinge entsprechend skeptisch betrachteten. Unruhestifter? Es waren keine Torwächter in dem Sinne, nur besonders neugierige Bewohner Kakarikos, die Besucher nicht so sehr gewohnt waren und zufällig den Weg kreuzten. “Boah … Wie könnt ihr bloß noch so viel Energie haben?” Die Hände in die Hüfte stemmend, schnappte sie nach Luft und versuchte einige Momente lang die Lunge zu beruhigen. Als dies fast gelang, wedelte sie mit einer Hand Richtung Tor, um zu signalisieren, endlich das Dorf zu betreten. Es präsentierte sich wie erwartet genauso idyllisch wie die Landschaft drumherum - abgesehen von dem riesigen Vulkan und einer Bergruine in der Nähe. Moderne Technik und Luxus schien hier zu fehlen, waren die meisten Menschen handwerklich und mit vollem Körpereinsatz unterwegs. Auch Nutztiere wurden eingesetzt, jedoch nicht zu sehr belastet und waren gesund und stark; damit konnte Shion leben. “Ohje … Ich fürchte, hier gibt es kein Luxushotel. Oh Mann, ich hab mich schon sooo~ darauf gefreut, hmpf! Könnt ihr vielleicht so was ähnliches sehen? Irgendwie sehen alle Häuser gleich aus.” “Da stimme ich dir ausnahmsweise mal zu! Ich hab mich auch darauf gefreut!”, quengelte die Blondine von der Seite und wirkte enttäuscht. “... Wieso glotzen die eigentlich alle so?” Vielleicht, weil das Trio momentan wie Überlebende aus einem heftigen Krieg aussahen und einer davon wie ein ausgetrocknetes Schlammmonster? “E- Entschuldigung … braucht ihr einen Arzt?”, fragte eine mutige Frau von hinten. Ein kleines Kind klammerte sich mit großen Augen, die auf Ravi geheftet waren, an ihren langen Rock. Es wirkte nicht ängstlich, eher fasziniert.
Verwirrt sah Ravinuthala Shion an. Es war deutlich sichtbar, dass sie gerade auf vollkommen unterschiedlichen Ebenen miteinander sprachen. „Aber... ich tu doch gar nicht so?“, meinte sie verwundert und legte den Kopf schief. „Ich meine, jeder benimmt sich so, wenn er sich verletzt... Man muss halt weitermachen! Oder? Wie handhabt dein Stamm das denn?“ Unter den Oni, die Ravi kannte, war ein bisschen oder auch eine Menge Schmerz kein Grund rumzuheulen. Wenn man so verletzt war, dass man nicht mehr konnte, dann musste man das eben wegschlafen. Das hatte sie gemacht! Jetzt konnte sie sich wieder bewegen, also tat sie das auch. Wegen ihren Schmerzen zu weinen war das Letzte, was ihr in den Sinn käme. Darüber hätten sich bestimmt alle anderen Oni in ihrem Stamm lustig gemacht... Für einen künstlichen Oni schien Shion nicht allzu viel Freude am Kämpfen zu haben, was Ravi nicht so ganz verstand, aber trotzdem freute sie sich mit ihrer Freundin gemeinsam, als das Team endlich in Kakariko ankam. Die Tsumiho war ziemlich eindeutig die fröhlichste Person in der Gruppe, aber auch Amelie hatte ihre Energie zurück, wirkte irgendwie sogar lebendiger als vorher. Eventuell hatte ihr das Abenteuer ja wirklich gut getan, auch wenn sie sich aktuell noch ein wenig darüber beschwerte, wie alles gelaufen war. Über die sicher gespielte Aufregung der Pinkhaarigen konne Ravi nur lachen. Die war echt eine lustige Zeitgenossin! „Was ist ein Gravitationsfeld?“, hakte die Oni nach, die selbst nach dem Auflachen ihrer Begleiterin nicht so recht verstanden hatte, dass die schon wieder nur einen Witz gemacht hatte. Die Hand über die Augen hebend blickte sie sich auf dem Weg nach Marokkasu um. „Ich seh da nichts... Sicher, dass da etwas ist? Wo muss ich draufhauen?“ Als zweifellos klügstes Mitglied des Duos, Ravi hatte kein Problem damit, das zuzugeben, war Shion quasi der Boss. Wenn sie ihr nur sagte, was zu schlagen war, würde Ravi ihr vertrauen! Über Marokkasu konnte sie leider nicht viel sagen, was ein wenig schade war, vor Allem, weil sie von hier kam. Thala konnte jede Menge über die Berge erzählen, in denen sie aufgewachsen war!
„Okay, Shion ist heute fürs Essen zuständig“, erklärte Ravi, als die dritte im Bunde auch endlich angekommen war. Die Oni hatte es auf dem Weg zur Stadt geschafft, Amelie noch zu überholen, dafür atmete sie schon wieder ziemlich schwer, während die Blackwood noch fit wirkte. Sie hatten eben alle so ihre Stärken und Schwächen. „Hier gibt’s doch bestimmt Hotels. Oder ist ein Luxushotel was Anderes?“, hakte die Oni verloren nach, doch Amelie bemerkte etwas Anderes: Da waren Menschen! Eine ganze Menge sogar, die direkt auf das ungleiche Trio starrten. „Oh, hey Leute!“, grüßte Ravi mit ihrer lauten Stimme, einer erhobenen Hand und einem breiten Grinsen, auch wenn sie keine Ahnung hatte, wer das war oder warum sie sie so komisch anguckten. Erst bei den Worten der Frau zeigte sich Verständnis ihn ihren Augen. „Oh!“, rief sie aus und schlug mit ihrer Faust hinab auf ihre flache Hand, um zu zeigen, dass sie begriffen hatte. „Ein Arzt ist sowas wie ein Schamane! Das Wort kenn ich! Na? Na?“ Stolz Shion angrinsend erwartete sie ein bisschen positive Bestätigung für ihr tiefgreifendes Wissen über Menschen, musste aber schlussendlich trotzdem der Frau antworten. „Scham-... Arzt klingt super! Bisschen Salbe, ein paar Verbände, und schon bin ich wieder wie neu“, lachte sie fröhlich und betrachtete die beiden kleineren Mädchen an ihrer Seite. Die sahen zum Glück nicht so verletzt aus wie sie, was wohl bedeutete, dass sie ihren Job ordentlich gemacht hatte. „Ich hoffe, euch zwei geht’s gut genug? Oder braucht ihr auch?“, hakte sie nach, ehe sie Shion hungrig angrinste. „Wenn nich, kannst du ja schonmal was zu Futtern anschleppen, meinste nicht?“
"Was? Hast du noch kein verletztes Wesen getroffen, das vor Schmerz heulte? Naja, das wirst du bestimmt irgendwann sehen!" Meinte Shion leicht schockiert auf Ravis Verwirrung, während sie durch das Dorf schlenderten, erneut aus dem Nichts. Als ob jeder ein Pokerface bewahren könnte, wenn er Qualen erlitt. Das wäre ja voll langweilig. Und vor allem eine Katastrophe für die teilweise empathielose Kevuem, die Schwierigkeiten mit Lesen bestimmter Gefühlslagen hatte. "Gravitation bedeutet 'Schwere', die hält dich auf dem Boden. Komprimierte Gravitation könnte deinen Körper zerquetschen oder ihn einfach auf dem Boden festsetzen, ohne etwas dagegen tun zu können. Und man kann es weder sehen noch greifen." So einfach wie möglich erklären und gar nicht erst weit ausholen, dieser Weg war erfahrungsgemäß leichter zu verstehen. Ob es wohl Magier mit dieser Fähigkeit gab? Hoffentlich nicht, wäre megagruselig und so was von zu vermeiden. Obwohl ... "Uff, stellt euch mal vor, meine Hörner brechen plötzlich durch die Schädeldecke nach unten, das Hirn … " Oha, Kopfkino war direkt an, hehehe. "Wie kommst du denn bloß wieder auf diesen Mist? Diese Themen waren doch schon vergessen …", nörgelnd und schaudernd hielt sich die Blondine beide Ohren zu, doch Shion war bereits fertig mit dem Vortrag über ihre makabere Fantasie und grinste daraufhin zufrieden. Hach, es machte ihr aber auch eine große Freude sie zu ärgern. Zugegeben, so jemand würde ihr zum Pushen für die eigene Stimmung auf der weiteren Reise als Magierin fehlen.
"Ich bin nicht für das Essen zuständig, sondern ein Koch in einem Hotel!" Klar, Shion schleppte einen Herd mit Ofen mit sich herum und dazu einen Sack Reis, der gefühlt auch eine Tonne wog plus literweise Wasser, Gewürze und Gemüse. Zudem Töpfe und Geschirr. Gar kein Problem, sie war so stark und breit wie Hulk! Äh, hallo? War auch nicht so, als hätte sie jemals die Survival-Skills verinnerlicht. Durch Bücher erlernte man leider keine Tätigkeit. “Luxus ist für Leute mit ganz viel Geld, also für mich!”, erklärte die Blackwood stolz, reckte die Nase in die Luft und klaute damit Shions Antwort, die bereits auf der Zunge lag. Die Kevuem schluckte grummelnd und warf ihr einen giftigen Blick zu. Wie konnte sie es wagen! “Also … Unser Dorfarzt hat seine Praxis direkt neben der kleinen Pension.” Mischte sich die Frau mit Kind vorsichtig, aber nachdrücklich wieder ein, scheinbar wollte sie wirklich nur das Wohl der schrägen Damen. Sie zeigte auf zwei unscheinbare Häuser, die in wenigen Schritten erreicht wären und machte den Anfang, indem sie das Grüppchen zu sich winkte; nach dem Motto: Folgt mir! Shion sah erst die Blondine, dann Ravi an und zuckte mit den Schultern. “Tja, die Frau hat gesprochen! Und ja, Ravi, das hast du fein erkannt!”, lobte sie die Oni und klopfte ihr gegen den Oberarm, an den Kopf kam sie ja nicht ran! Von Luxus konnte man bei den rustikalen Objekten nun wirklich nicht reden, waren sie äußerlich bloß mit Materialien aus dem Umland erschaffen. Ob sie im Inneren anders aussahen, war sehr unwahrscheinlich. Aber besser als nichts, was? Ein Dach über dem Kopf war immer besser, so enttäuscht wie Amelie war Shion dann doch nicht. “Jup, ich schnappe mir die Göre, während du dich in Ruhe behandeln lässt. Wir bestellen schon mal das Essen und buchen die Zimmer für die Nacht.”, stimmte die Kevuem der Oni zu. Eine Buchung war hier bestimmt nicht nötig, aber sicher war sicher. Wer wusste schon, ob nicht doch noch plötzlich eine Horde von Touristen an diesem Ort aufschlug. Gesagt, getan. In Ravis Abwesenheit suchten Shion und Amelie die weitläufigste Ecke mit viel Platz am Tisch aus und ließen sich jeweils stöhnend auf Holzstühle mit dünnen Kissen plumpsen. Ein kurzes Schweigen und Ausruhen trat ein, ehe die Gehörnte wieder das Wort ergriff. “Wie kommst du eigentlich wieder nach Hause?” Eine berechtigte Frage, huh? “Ich werde von richtigen Bodyguards mit Fahrzeug abgeholt.” Aha … Bitte, was? Was sollte dann der blöde Auftrag für Magier, wenn sie auf bequemen Weg ganz leicht Orte besuchen konnte?! Manche Menschen musste man echt nicht verstehen.
Allzu oft kam es nicht vor, aber Ravinuthalas Augen zogen sich in leichter Sorge zusammen und sie schluckte. „Gravitation klingt gruselig...“ Tatsächlich war die einfache und bildliche Beschreibung der Pinkhaarigen bei der nicht immer furchtbar cleveren Oni sehr klar angekommen. Genauso bildlich konnte sie sich vorstellen, was die Kleinere bezüglich ihrer Hörner beschrieb. Für einen kurzen Moment drohte der Gedanke, dass es vielleicht doch ganz gut war, keine Hörner zu haben, sich in Ravis Kopf zu schleichen, doch bevor sie dieses ehrlose Gefühl zuließ fasste sie sich wieder und hob protestierend ihre Faust. „Das lass ich nicht zu! Wenn du diese Gravitation siehst, dann sag mir Bescheid und ich beschütze deine Hörner!“ Wie genau sie das machen sollte, wusste sie noch nicht so recht. Gravitation klang nach einem Gegner, den sie ernst nehmen musste. Aber wenn die Gravitation die Hörner der Hybrid-Oni nach unten zog, sollte es doch theoretisch reichen, wenn Ravi sie packte und in die andere Richtung zog, also nach oben, richtig?
Es war gut, dass die Pension direkt neben dem Schamanen lag, ansonsten hätte die Tsumiho vielleicht ein paar Schwierigkeiten damit gehabt, ihre Begleiterinnen wiederzufinden. „Shion?“, rief sie mit ihrer üblich lauten Stimme, während sie sich in die Herberge durckte. „Amelie? Seid ihr hier?“ Im Essensbereich waren die beiden zum Glück schnell gefunden, auch wenn die Tische und Stühle ein wenig niedrig wirkten. Naja, für die anderen Gäste war es wohl bequem... „Da seid ihr zwei ja“, meinte die Oni, während sie sich auf dem übrigen Stuhl niederlassen wollte, der unter ihrem Körpergewicht aber ganz schön ächzte. Tatsächlich fühlte sich der Tisch jetzt, wo sie daran saß, erst recht zu klein an. Angenehm konnte sie mit ihren Händen hier nicht das Besteck bedienen. Kurzentschlossen stand sie auf, schob den Stuhl mit der Seite ihres Fußes zur Seite und setzte sich im Schneidersitz neben Shion. Damit waren sie sogar ziemlich auf Augenhöhe – die Pinkhaarige war sogar erstmals ein wenig größer als die Oni. „Ach, Amelie! Wie kommst du eigentlich wieder nach Hause?“, kam es der Tsumiho in den Sinn, woraufhin sie schnell die gleiche Antwort bekam, die auch Shion vor ein paar Minuten gehört hatte, wenn auch ein wenig genervter. Sie wurde also abgeholt? „Haha, richtig. Du wolltest ja nur zum Spaß mal selber laufen“, lachte Ravinuthala und nickte. Sie für ihren Teil hatte ihre Freude an dem Trip gehabt. „Und, wie fandest du es? War es Alles, was du dir erhofft hast? Denkst du, du gehst jetzt öfter mal raus?“ Die Kriegerin konnte sich gut vorstellen, dass das Mädchen nach der ganzen Aufregung auf den Geschmack gekommen war und dass das Leben im verwöhnenden Hause ihrer Eltern einfach nicht mehr reichte, um ihre frisch geweckte Abenteuerlust zu befriedigen. Sie konnte es bestimmt kaum erwarten, das Ganze noch einmal zu erleben. „Oh, ich weiß! Warum sagst du deinen Leuten nicht einfach ab und wir machen den Rückweg auch nochmal zu dritt? Dann musst du zwar noch einmal bezahlen, aber dafür haben wir länger Spaß zusammen!“ Nein? War sie die Einzige, die den Gedanken mochte? Irgendwie wirkte die Blackwood nicht begeistert...
„Wie sieht's eigentlich bei dir aus, Shion? Schon Pläne, wie du nach Hause kommst? Wo ist für dich überhaupt zuhause?“, hakte die Große nach und legte den Kopf schief. Dann grinste sie breit. „Ich muss den ganzen Weg zurück nach Maldina, das ist ganz weit südlich von hier! Das dauert ne Weile! Du willst nicht auch zufällig da hin? Macht zusammen bestimmt mehr Spaß! Warst du schon in Maldina?“ Mit ausladenden Gesten beschrieb die Oni die großen Ausstellungen, die Musik und Festivitäten sowie die Unmengen von Restaurants, die diesen Touristenort ausmachten. Die kulturelleren Themen wie Theater und Kunstgalerien erwähnte sie nur kurz, während sie über den Zirkus mit großer Begeisterung sprach. „Da gibt es Menschen, die ganz weit oben durch die Luft fliegen! Und Menschen, die ihren Kopf ins Maul von Tigern und Löwen stecken! Wenn sie noch Wrestler hätten, wäre das der perfekte Ort!“ Ob die Kleinere das wohl genauso cool fand wie sie?
Den Kopf schief legend betrachtete Shion die auf dem Boden sitzende Ravi, beobachtete Gestik und Mimik, während sie mit der gewohnt energischen Tonlage sprach und allerlei Fragen abfeuerte. Irgendwie kam ihr das Gesamtbild bekannt vor, doch was war es nur … Mit einem Zeigefinger tippte sich die Kevuem gegen das Kinn, so als würde diese Gebärde beim Grübeln Unterstützung leisten. Hm, vielleicht kam sie noch drauf! Schmunzelnd über dieselbe Frage schnappte sie ihr Glas Wasser und nippte daran; erst jetzt bemerkte Shion wie durstig sie eigentlich war und leerte den Inhalt beim nächsten Ansetzen vollkommen. Zwar hatte sie eine pralle Feldflasche in ihrer Tasche, doch die hatte sie den ganzen Weg über völlig vergessen! Mann, das war aber auch stressig! Nicht angenehm stressig, sondern unangenehm stressig! Ja, da gab es Unterschiede!! Ironischerweise war sie von Amelies Antwort eher enttäuscht, war doch Ravi diejenige, die körperliche Tätigkeit für alles hielt. Zumindest glaubte sie das. Aber scheinbar konnte kaum etwas an dem Gemüt der großen Oni kratzen, egal wie absurd die Situation auch war. Eigentlich war Shion ähnlich gestrickt, aber die kurzzeitige Hilflosigkeit im Wald gegen den Bären nagte noch am Stolz. Manchmal musste sie wirklich besser aufpassen! Aber eine Show war vonnöten! Aber~ “Ob ich nun öfter raus gehe? In die Wildnis meinst du? Eventuell mit wirklich begabten Magiern, die mich ohne Weiteres beschützen können … Durch euch wurden in mir lästige Gefühle geweckt, die ich so schnell nicht wieder empfinden will!” Och, wenn die Gefühle der Blackwood das einzige Problem an der ganzen Sache waren, dann war die Anstrengung ja doch nicht umsonst! Den Auftrag hatten Ravi und Shion so oder so erfüllt, die Göre hatte den Kurztrip schließlich in einem Stück überlebt, Gefühle hin oder her! Ha! Und da kam schon ein typischer Vorschlag von der Oni, der jedoch mit kollektiv ablehnenden Gesichtern vernichtet wurde, immerhin diese Verneinung schien sie in den Gesichtern lesen zu können. “Außerdem hättet ihr mal mehr auf meine Wünsche eingehen müssen, das habt ihr auch nicht getan!”, grummelte sie weiter und schnalzte mit der Zunge. “Dann wäre ich jetzt tot.”, entgegnete Shion trocken, aber mit einem breiten Grinsen. “Oh, oder Ravi, wenn wir ohne sie geflüchtet wären.”, bohrte sie weiter im Gewissen der verwöhnten Dame mit den egoistischsten Wünschen, denen sie je begegnete. Wenn es um Leben und Tod ging, war nicht mal die Kevuem so dermaßen skrupellos, ohne Ravi wäre sie ziemlich aufgeschmissen gewesen! “... … … Dennoch!!!” Hahaha, da hatte sie wohl noch ein unangenehmes Gefühl geweckt! Heimliche kleine Erfolge für Shion! Ihre Stimmung stieg! “Aber es war nicht langweilig und hat mich mal aus dem üblichen Trott geholt.”, knickte Amelie murmelnd ein, während ihre Wangen eine leicht rötliche Farbe annahmen. “Wieso bist du plötzlich rot? Bist du etwa krank?” “Nein, bin ich nicht! Ach, lass mich!” Und knallrot. Hä? “Bist du wütend?” “Gnaaahr!”
“Hmm, die gansche Welt isch mein Tschuhausche.” Shion sprach mit vollem Mund, schaufelte fleißig einen Teller Reis nach dem anderen hinein. Auch der große Hunger wurde wie der Durst unter all dem Stress kaum bemerkt. Später gab es bestimmt Bauchschmerzen bei dieser Menge, aber später war später und jetzt musste einfach gespachtelt werden, koste es, was es wolle. Sie schluckte zwischendurch. “Ich muss zum Glück nicht dann und wann irgendwo sein.” Das war tatsächlich eine Sache, die Shion wirklich auskostete - einfach durch die Welt Reisen und Wissen sammeln, ohne an etwas oder jemanden gebunden zu sein. “Maldina klingt zwar sehr spaßig und interessant, aber ich bleibe vorerst im Osten, da hab ich noch nicht ansatzweise alle Orte besucht. Aber du kanscht misch ja irgnwann ma einladn.”, schlug sie stattdessen vor und schaufelte weiter. Nachdem ca 6 Teller vernichtet waren, lehnte sich Shion mit prallem Bauch und laut seufzend in die Lehne zurück. Ohje, hatte sie jemals so ein starkes Völlegefühl? Uff. Bevor noch ein Unglück geschah, stand sie langsam und ungelenk auf, um endlich ihr Zimmer aufzusuchen. “So, das war's dann wohl. Hat mich gefreut, deine Bekanntschaft zu machen, Ravi! Beim nächsten Treffen bin ich bestimmt stärker und schlauer und wir überstehen die Gefahren dann mit Leichtigkeit! Du kannst die Vergütung für mich gerne beim Wirt hinterlegen lassen, falls wir uns morgen nicht mehr sehen, reiche Göre!” In einem Atemzug verabschieden und Vertrag fachgerecht beenden, kurz und schmerzlos. Ohnehin konnte man das gemeinsame Essen danach quasi als Bonus für die Blondine betrachten. “Ach, Ravi, du kannst deine Nachricht an einen Ort schicken, an dem ich manchmal aufschlage. Nach Shirotsume an das Hotel, falls Bedarf. Bis dann!” Bloß nicht Marokkasu, da setzte Shion kein Fuß mehr freiwillig rein. Schleppend hievte sie ihren Körper zum Wirt und bezahlte eine beachtliche Summe für das Essen, darüber seufzend verschwand die Kevuem über eine Treppe nach oben. Oh! Die Oni erinnerte sie an einen fröhlichen Hund!
War Ravi die einzige, die das Gefühl hatte, dass sie und die beiden anderen Mädels sich auf der Reise gut verstanden hatten? Amelies Kritik klang ein bisschen harsch... aber dann zogen sich sie und Shion wieder gegenseitig auf, wie sie das die ganze Reise schon gemacht hatten, und die Oni musste grinsen. Sie waren ja doch Freunde geworden!
„Hah! Einen großen Teller noch, und nen neuen Krug zum Runterwaschen!“, bestellte sie ihre dritte Person, während der Rest der Gruppe so langsam sein Ende erreichte. Dabei hatte das Essen doch gerade erst richtig angefangen! Menschen waren schon irgendwie ganz anders als Oni. „Kannst also frei durch die ganze Welt huschen, Shion? Klingt super! Ich wette, du erlebst ne Menge Zeug!“ Glücklicherweise schafften es die Getränke nicht, Ravi noch lauter zu machen als ohnehin schon, auch wenn sie so langsam einen roten Schleier auf ihr glückliches Gesicht legten. Sie fühlte sich sehr wohl damit, mit ihren zwei neuen Freundinnen zu feiern, auch wenn die so langsam die Bremse anziehen wollten. „Gehst schon ins Bett, ja? Schlaf gut!“, meinte sie und hob zum Abschied die Hand. Sie selbst würde wohl noch eine Weile brauchen, bis es zurück aufs Zimmer ging, und erst wieder aufstehen, wenn das Hotelpersonal persönlich kam, um sie rauszuwerfen. So lebte es sich gut! „Kannst drauf wetten, dass ich dir schreibe! Wir sehn uns wieder, klar? Falls du die Schrift nicht lesen kannst, der Brief is von mir, also komm einfach vorbei! Frag gern nach Satyrs Cornucopia!“ Das mit Shirotsume musste sie sich merken. Es wäre tragisch, wenn sie vergaß, der Pinkhaarigen zu schreiben. Da diese nun gegangen war, blieben nur noch die Tsumiho und die Blackwood, die auch schon ziemlich voll wirkte. „Wenn du das nicht mehr isst, nehm ich's“, bot die Hünin an, während das Mädchen sie nachdenklich ansah. Mit einem kurzen Blinzeln legte Thala den Kopf schief. „Hey, alles okay, Amy?“ „Hm? Ja, alles gut“, meinte das Mädchen und blickte peinlich berührt auf ihren Teller, während sie mit ihrer Gabel in ihrem Essen stocherte. „Ich hatte nur überlegt, weil...“ Zögerlich tippten die Zacken ihrer Gabel auf den Teller, während sie überlegte, wie sie sagen sollte, was sie dachte, ober ob sie es überhaupt aussprechen wollte. Dann blickte sie auf und sah Ravi ins Gesicht. „... du hast da was an der Wange.“ Oh, war es das, was sie hatte sagen wollen? „Ah, danke dir“, meinte die Größere und wischte sich mit dem Handrücken über die Wange, woraufhin sich die Augenbrauen des Mädchens zusammenzogen. „Uff... eine ungehobelte Göre und eine unzivilisierte Riesin...“, murmelte sie vor sich hin. „Warum mache ich mir um die überhaupt Gedanken?“ Deutlich weniger nervös als zuvor schüttelte sie den Kopf und stand vom Tisch auf, um sich umzudrehen. „Ich bin fertig. Ich geh auch ins Bett. Das Essen heute geht auf meinen Vater, also mach nicht zu lange.“ Mit diesen Worten verließ auch sie den Saal. Ravi verabschiedete sie mit vollem Mund, sah ihr noch kurz hinterher und dann hinab auf ihren Teller.
„Sie hat's echt nicht gegessen... Dann kann ich das ja nehmen.“
#10 Shizuka war eine der wenigen Magierinnen, vor denen sich Akay alles andere als genierte seine magischen Fähigkeiten anzuwenden. Nicht vor jedem, der diesen beruf ausübte, durfte er so freizügig gegenüber sein, welche Zauber er anwendete. Diese Erfahrung hatte er bereits machen dürfen, auch wenn es kein Erlebnis war, das nur gut oder schlecht gewesen war. Es war genau das gewesen, eine Erfahrung. Eine aus der er gelernt hatte. So wie sie jetzt hier standen, befürchtetet der Schwarzhaarige nichts Negatives. Eigentlich, wenn er recht überlegte, war er gerade zu verpflichtet möglichst schnell dazu beizurragen diesen Angriff aufzuklären. Immerhin musste er seine Anführerin ja in jeder Art und Weise unterstützen. So war zumindest sein Verständnis der Hierarchie, obwohl sie in Fairy Tail natürlich sehr locker war. So ließ er ihre wenigen Worte unkommentiert und schmunzelte nur, während er den Zauber vorbereitet hatte. Wenn sie ihn schon für seine Stärke im Kampf lobte, dann hatte er den beiden Verbrechern doch eine ganz gute Abreibung verpasst. Die Kopie hingegen war putzmunter und erzählte ihnen nicht nur von dem vermeintlichen Versteck, sondern auch von Passwörtern, Sicherheitskontrollen, Aufbau des Gebäudes etc. Einfach alles, was potenziell für einen Zugriff auf einen oder vielleicht sogar den Sitz der Bande von Nutzen war. Der Grund für seine Frage hatte natürlich auch mit der Rolle zu tun, die der Weißhaarigen heute zu teil wurde. Akay konnte sehr leicht wiedergeben, was er tun würde. Aber darum ging es in dem Moment nicht, denn es lag nicht an ihm eine Entscheidung zu treffen. Er sah sich eher in der beratenden Funktion, wobei er eher davon ausging, dass die Leitung in ihrem Kontext eher auf dem Papier herrschte und sie miteinander auf Augenhöhe umgingen. Trotzdem bot es der Respekt ihr nicht in die Parade zu fahren. Scheinbar hatte seine kleine Einlage selbst bei einer so gestandenen Kämpferin für etwas Verblüffung gesorgt. Wären die Leichen, die sie damals in Marokkasu gesehen hatten, nicht schon derartig verstümmelt gewesen oder hätten sie die Chance bekommen, ein Opfer lebendig zu fassen, hätte sie die kleinen Quälgeister schon viel früher kennengelernt. Nachdem sich diese Überraschung jedoch schnell gelegt hatte, war die Requipmagierin wieder Feuer und Flamme. Der grobe Plan stand also: Sie wollten der Bande etwas von der Medizin zurückgeben, mit welcher sie nicht nur die Gilde sondern auch Magnolia und die umliegenden Gegenden versorgt hatten. Nicht die eleganteste Idee, allerdings war der Junge der Sache alles andere als abgeneigt. Natürlich war er von Haus aus niemand der die Konfrontation suchte. Nach dem Stunt, den sich die Tätowierten geleistet hatten, sank die Grenze für sein Mitgefühl doch auf ein überschaubares Level. Bevor sie sich auf den Weg machen konnte, gab es nur ein kleines Hindernis, das es vorher zu beseitigen gab: die beiden Flüchtigen. Beseitigen klang etwas drastisch, niemand würde hier sterben müssen schon gar nicht zwei wehrlose Menschen, vielleicht sogar Opfer der Truppe. Einfach laufen lassen würde aber auch nicht funktionieren. Ob sie ein Warnsystem oder ähnliches hatten, schien zumindest der eine von ihnen nicht zu wissen. Das letzte was sie brauchten, wäre in eine noch offensichtliche Falle zu laufen. Kaum hatten sie fast zeitgleich das Toilettenhäuschen entdeckt, grinste der Stellarmagie beinahe schon finster. Ein altes Schultrauma? Keineswegs, er hatte einfach Lust drauf. „So schnell wird hier keiner vorbeikommen. Klar bin ich bereit, die Bewegung und frische Luft wird mir guttun. Sie wissen es noch nicht, aber sie sollten es jetzt schon bereuen sich mit Fairy Tail angelegt zu haben“. Und vielleicht könnte er sich unterwegs doch noch etwas zu Essen schnappen.
Ein paar Stockbrot und weitere Versorgungen später, hatten die beiden den Weg eingeschlagen, denen ihnen Gemini beschrieben hatte. Sie mussten dabei sehr akkurat vorgehen, konnte auch der Geist den Ort nicht auf einer Karte markieren. Scheinbar waren ihre Gegner nicht komplett stümperhaft unterwegs. Wenn jemand nur beschreiben konnte, wie man an einen Ort kam, festgemacht an Landmarken, die für einen Fremden wohlmöglich wahllos erscheinen konnten, machte man sich unentbehrlich. Gleichzeitig ging damit etwas Sicherheit einher, denn selbst mit dieser Information stand es nicht hundertprozentig fest, dass sie den Unterschlupf auch finden würden. Das Waldstück, in welches sich die beiden Magier begaben, war beinahe noch unberührte Natur. Nicht selten ginge hier Leute verloren, ob gewollt oder nicht. War es dennoch möglich eine Operation dieses Kalibers hier zu planen, ohne dass es jemand mitbekam? Akay war skeptisch. Vorsichtig wurde er die ersten abgeknickten Saatlinge erblickte. Der Schaden war zu hoch für ein Tier und zu gering für magische Geschöpfe. Hier waren Leute lang gegangen, die zwar ihre Fußspuren mit Blättern verdeckt, jedoch nicht all ihre Spuren beseitigt hatten. Hätte er nicht gewusst nach so etwas zu suchen, wäre es ihm vermutlich selbst nie aufgefallen. „Wir kommen langsam näher“ begann er leise zu sprechen und deutete auf die Spuren und Wegmarken und gab damit Shizuka zu verstehen kurz halt zu machen. „Ich habe prinzipiell kein Problem damit einfach Vollgas zu geben und diese ganze Operation in Kleinholz zu verwandeln. Vielleicht sollten wir uns trotzdem einen Plan überlegen, wie wir das ganze erst einmal auskundschaften?“. Nachdenklich tippte er sich auf die Nasenspitze. Er wollte der Ruhige, der Überlegte in dieser Konstellation sein. Wohlmöglich der alte Gefangenentrick? Sie wussten das Passwort und auch das Vorzeigen des sonderbaren Tigerabzeichens. Gelingen konnte es durchaus. Akay sorgte sich eher darum, dass sie ihren Überraschungsmoment vergeudeten, wenn dieser Ort nur ein weiteres Puzzleteil war.
Oh nein, oh nein... Jetzt hatte Zahar fast die Fährte verloren.
Die kleine Echse mochte hier zwar niemand erwarten, aber sie musste sich mit dieser Quest einfach befassen! Zahar hatte zwar ein paar tiefe Geheimnisse, selbst vor ihrer Gilde, aber was allgemein bekannt war, war, dass sie keine andere Familie mehr hatte. Fairy Tail war die einzige Familie, mit der sie leben und auf die sie sich verlassen konnte. Die Leute hier bedeuteten ihr viel, jeder einzelne, aber auch ein paar Bestimmte ganz besonders. Und als sie den Angriff gesehen hatte, war sie furchtbar schockiert gewesen! Allein der Gedanke, dass jemand Fairy Tail, einer Gruppe voller guter Menschen, etwas Böses antun wollte, war schwer zu verstehen, aber unter den direkten Opfern steckte sogar der ältere Mann, der ihr Selbstverteidigung beigebracht hatte! Sein Körper mochte nicht mehr das sein, was er einmal gewesen war, doch die Feinde mussten wirklich stark gewesen sein, um ihn zu besiegen... und bei seinem schwer verletzten Anblick war eine Wut in Zahar hochgekocht, die sie so noch nie verspürt hatte. Sie hatte selbst nicht sehen können, wie die Ringe in ihren Augen geglüht hatten. Für die Naga stand fest: Sie wollte es den Übeltätern zeigen! Sie wollte beweisen, dass die Gilde immer zusammenhielt und dass die Fähigkeiten des Mannes, den die Feinde zu Grunde gerichtet hatten, stark genug waren, um zu gewinnen! Sie würde seine Rache übernehmen, so wie Aska es tun würde! Nur leider sah der Gildenmeister das Anders. Das war nicht die richtige Aufgabe für sie, hatte er gesagt, aber sie musste sich keine Sorgen machen: Er hatte starke, zuverlässige Magier darauf angesetzt, die die Situation auflösen würden. Natürlich war Zahar damit nicht zufrieden gewesen. Nicht einmal der Gildenmeister wusste von ihrer dämonischen Natur, also war es ein Leichtes gewesen, mit ihren scharfen Ohren herauszufinden, dass Shizuka ein Teil der Truppe war. Sie kannte Shizuka! Und auch, wenn es stimmte, dass sie eine starke Magierin war, die Alles schaffen konnte, wollte Zahar immer noch dabei sein. Sie war auf das Dach der Gilde geklettert und hatte auf Shizukas Stimme und Schritte gelauscht, um ihr folgen zu können. Danach war sie den beiden gefolgt, bis sie in die Bar mit dem Kampfring gekommen war... und da hatte sie sich dann ablenken lassen.
Wer konnte auch dem Geruch von all dem Alkohol widerstehen?
Heimlich hatte sich die Echse einen Haufen davon stibitzt und kaum bemerkt, wie ihre Gildenkollegen den Ort verließen, um ihrer nächsten Spur zu folgen. Jetzt musste sie sich ranhalten, um hinter ihnen her zu kommen. Auf allen Vieren eilte die Naga in die Richtung, in der sie die beiden vermutete, und versuchte, nach ihnen zu lauschen. Wo steckten sie nur? Wo steckten sie nur? Zahar spürte, wie sich eine Panik in ihr ausbreitete – bis sie plötzlich zum Stehen kam. Oh... da waren sie. Von Angesicht zu Angesicht stand sie Shizuka und Akay gegenüber, die wohl kaum mit ihr gerechnet hatten. „Oh! Da seid ihr ja!“, rief sie erleichtert, ehe sie realisierte, dass sie ja eigentlich gar nicht hier sein sollte. Ihre Wangen röteten sich – hatte sie sich gerade selbst verraten? Das wäre ja dumm! „Ähm, ich meine... Was für ein Zufall, euch beide hier zu sehen!“
#11 Es gab viele Dinge die Akay auf dieser Mission erwartet hatte und ebenso viele, auf die er sich nicht vorbereiten konnte. Womit er jedoch niemals gerechnet hätte, wäre die Tatsache, dass sie aus den eigenen Reihen heraus sabotiert werden würden. Wobei sabotiert ein verdammt starkes Wort waren, dessen Bedeutung nicht genau das widerspiegelte, was er in dem Moment dachte als er Zahar sah. Wo sollte er anfangen? Der offensichtlichste Punkt zu erst und auch der, der ihm wirklich am meisten sorgen bereitete: Sie waren verfolgt worden, ohne dass es ihnen aufgefallen war. Sie waren beide verdammt starke Magier, aber so etwas nicht zu bemerken, dann noch in einem dichteren Wald, war vielleicht schon mehr als peinlich. Entweder war also die kleine Dame vor ihm sehr gut in der Lage ihre Präsenz zu verschleiern und auch ihre Geräusche auf ein Minimum zu reduzieren oder das Zweigespann hatte noch etliches zu lernen. Schlimmer jedoch war die damit einhergehende Möglichkeit, dass ihnen auch Gestalten gefolgt waren, die wohlmöglich nicht ganz so noble Tendenzen hatten, wie es bei ihrem Gildenmitglied vor ihnen der Fall war. In erster Linie kamen dem Jungen die beiden Herren aus der Gasse in den Sinn, die unmissverständlich Teil der Bande waren, die sie gerade infiltrieren wollten. Nicht nur das Tattoo hatte dies augenscheinlich gezeigt sondern auch die Informationen, die sie über Gemini erfahren hatten. Irgendwann würde sie jemand finden, davon gingen auch die Magier aus, allerdings gingen die beiden eher von über einem Tag aus. Wenn sie jetzt bereits gefunden worden waren oder sich gar befreit hatten, könnten die Feen hier gerade in eine Falle laufen. Ein Gedanke, den Akay alles andere als glücklich stimmte. Sie mussten also in dieser Hinsicht intervenieren. Aber bevor sie das konnten, war da noch das offensichtlichere Problem vor ihnen: Zahar selbst. Der Stellarmagier wusste, wie sie hieß und aussah aber das war beinahe schon sämtliche Interaktion, die er seit seiner Zeit in der Gilde mit ihr hatte. Schon lange hatte er sich vorgenommen eine Quest mit ihr zu bestreiten, allerdings war es dazu bis dato nicht gekommen. So spontan zusammengewürfelt zu werden war jedenfalls nicht das, was er sich vorgestellt hatte. Ihr kleiner Versprecher war ihm dabei keinesfalls entgangen. Wie bereits im Gildenhaus zeigte sie, wie angespannt die Lage innerhalb Fairy Tails war. Jeder wollte ein Stück vom Kuchen, den Verbrechern mit den eigenen Fäusten zeigen, mit wem genau man sich angelegt hatte. Doch Adair war zu einer Entscheidung gekommen und die mussten alle Mitglieder respektieren. Die Grünhäutige sah das anders, wusste sie aber wohl um die Konsequenzen ihrer Tat. Warum sonst hätte sie sich so bemüht nicht entdeckt zu werden? Frustriert rieb sich Akay die Schläfe und sondierte einige Momente die Umgebung. Sie waren noch nicht entdeckt worden oder man wartete noch auf eine bessere Gelegenheit zu attackieren. Eine Gelegenheit, die weder Shizuka noch er geben wollten. Kein Wunder also, dass die weißhaarige Dame das aussprach, was beide dachten. Einer von ihnen musste ihren Rücken decken. Zahar war dafür nicht die richtige. Wenn sie so mir nichts dir nichts ihnen gefolgt war, wäre es vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis sie es wieder tat. Sie musste wohl oder übel mit eingeplant werden, denn, so glaubte zumindest der Schwarzhaarige, hätte das Mädchen nicht diese Strapazen auf sich genommen, um jetzt einfach nach Hause geschickt zu werden. Zudem wollte keiner der beiden älteren Magier sie einfach so zurückschicken. So war es auch Shizuka, die letztendlich von sich heraus diese Aufgabe übernahm. Mit ihr als Rückendeckung dürften sich die anderen beiden wenigstens voll auf die Quest konzentrieren können.
Mit dem einen Problem aus der Welt geschafft, blieb noch der letzte Gedanke übrig: Sie hatten noch immer keinen Plan, wie sie von hier aus weitermachen würden und selbst wenn sie einen gehabt hätten, hätten sie ihn jetzt über Bord werfen können. Zusätzlich wussten die beiden Magier, wie bereits erwähnt, herzlich wenig voneinander. Dazu zählten natürlich auch die Fähigkeiten des Gegenüber. War es darüber hinaus eigentlich verantwortungsvoll, eine so junge Magierin einer solchen Gefahr auszusetzen? Ja, Akay dachte in diesem Moment sehr in Schubladen, aber man sollte nicht vergessen, dass er nicht mit Magie großgeworden war. Für ihn war die Vorstellung, dass eine Jugendliche in der Lage war sich gut und gerne selbst zu verteidigen und vermutlich sogar eine große Unterstützung war, absolutes Neuland. Er für seinen Teil konnte immer noch darauf Acht geben sie zu beschützen nicht zuletzt durch seine Magie. Zusammen würden sie das schon irgendwie schaffen. Der Gedanke dem Kopf der Operation alleine gegenübertreten zu müssen, löste jedoch ein mulmiges Gefühl in seiner Magengegend aus, welcher gewiss nicht mehr dem Alkohol geschuldet war. Erneut etwas frustriert ausatmend, schaute er nun direkt zu Zahar und bemühte sich um eine wohlwollende Miene. „Kannst du sowas bitte in Zukunft nicht mehr tun? Oder uns direkt fragen? Wir hätten bestimmt etwas für dich gefunden. Jetzt wo du schon mal hier bist, folgendes: …“. Was folgte war eine kurze Zusammenfassung der letzten Zeit und alle Informationen, die der Minoru für wichtig hielt. Wohlmöglich zeigte sich auch hier wieder, wie wenig er Zahar kannte. „Bevor wir also da rein gehen, wenn wir da rein gehen, wäre es gut zu wissen, was du so kannst und ich bin gerne offen, wenn du eine Idee einbringen möchtest“. Hoffentlich hatte er die Arme damit nicht überfordert. All zu viel Zeit sollten sie hier draußen nicht mehr verbringen.
Hatte Zahar wirklich etwas falsch gemacht? Ja, gut, technisch gesehen sollte sie jetzt eigentlich nicht hier sein, nicht zuletzt weil es gefährlich war für jemanden wie sie, und an sich hätte sie ja zumindest versuchen können, mit Akay und Shizuka zu sprechen... aber dann wäre sie jetzt bestimmt nicht hier. Die hätten sie doch niemals mitgenommen, oder? Naja, vielleicht schon... aber jetzt war sie hier und konnte nicht mehr weggeschickt werden und alles war gut, also hatte sie doch alles richtig gemacht! Das ergab Sinn, oder? „Entschuldigung... ich wollte nur helfen“, tat sie trotzdem so, als wäre sie sich ihrer Schuld bewusst, und blickte den Minoru aus großen, traurigen Augen an. Sie hörte sich seine Zusammenfassung an, auch wenn sie sich eigentlich schon ziemlich gut informiert fühlte, und legte dann nachdenklich einen Finger an ihr Kinn, während sie über seine Frage nachdachte. Ja, was konnte sie, mit dem sie sich bei dieser Quest nützlich machen konnte? Jetzt hatte sie besser eine gute Antwort parat, denn wenn sie sich schon in die Kombination der beiden Magier gezwängt hatte, um sich einer Aufgabe zu stellen, die für sie eigentlich zu hoch war, dann musste sie wenigstens etwas beitragen, ansonsten war sie nur eine Nervensäge. „Meine Magie ist Gift... Ich kann Menschen gut ablenken oder einschränken damit. Das ist hilfreich, oder?“ Dass sie selbst immun gegen Gift war hielt sie an der Stelle vermutlich besser für sich. Das hatte mit der Quest nicht wirklich etwas zu tun, soweit sie einschätzen konnte, und war nur ein unnötiger Hinweis auf ihre wahre Natur. Wenn Akay herausfand, dass sie ein Dämon war, würde er umso mehr sauer sein, dass sie ihm gefolgt war, also war sie damit vorsichtig. Aber es gab doch noch andere Sachen, in denen sie gut war... „Ich kann mich gut einschleichen! Ich komme durch total kleine Löcher durch und ich kann mich richtig leise bewegen! Außerdem kann ich überall festkleben und hochklettern.“ Ob das hilfreich war...? An sich hatte Akay ja schon einen Weg ins Innere, wenn sie das richtig verstanden hatte. Die beiden hatten ein Passwort oder so etwas bekommen, wenn die Naga sich nicht irrte. Aber ob es die beste Lösung war, einfach durch die Eingangstür zu gehen?
„Es... es wäre bestimmt eine gute Idee, wenn ich erst einmal heimlich reingehe!“, meinte Zahar entschlossen, sehr darauf erpicht, ihren Nutzen zu beweisen. „Es muss doch irgendwo ein Fenster geben oder einen Schornstein oder einen schlecht gedeckten Teil vom Dach... Irgendeine kleine Öffnung, durch die ich rein und raus kommen kann. Dann kann ich dich vielleicht sogar rein lassen, ohne dass es jemand merkt!“ Wenn sie das schaffte, würde Akay bestimmt froh darüber sein, dass die Echse sich mit auf die Mission geschlichen hatte. Er würde darüber nachdenken, was er nur ohne sie getan hätte, und realisieren, dass Alles, was sie heute getan hatte, eigentlich etwas Gutes gewesen war! Ganz bestimmt! Sie brauchte nur die Chance, sich zu beweisen...!
#12 Kaum blickte Akay in die großen Augen der jungen Magierin konnte er nicht anders als sich etwas schlecht zu fühlen für die Worte, die er geäußert hatte und seien sie noch so nett formuliert gewesen. Immerhin schien sie sogar etwas feuchte Augen zu haben, was nicht gerade dazu beitrug, dass er sich besser fühlte. Jetzt musste sie eben das beste aus ihrer Situation machen und Zahar fing damit an, indem sie seine Fragen ohne weitere Ablenkungen beantwortete. Dabei wirkte die Person vor ihm so ganz anders zu den Worten, die ihren Mund verließen. Gift war etwas, womit er die Fee so gar nicht in Verbindung gebracht hätte, obwohl ihr Äußeres es wohlmöglich nahegelegt hätte. Jedoch war der Minoru kein solcher Mensch. Wie für ihn üblich weckten neue Magien sein Interesse und so gerne es die Dame ausgefragt hätte, desto dringender war es für sie weiterzumachen, solange sie noch das Überraschungsmoment hatten und allem Anschein auch noch nicht entdeckt worden waren. Ablenken und Einschränken waren definitive nützliche Fähigkeiten, besonders in ihrer jetzigen Situation, wo sie doch das Lager der Bande infiltrieren wollte, um im besten Fall den Kopf der Operation zu finden und außer Gefecht zu setzen. Ob sie wohl ein Gift erzeugen konnte, welches Personen bewusstlos machen konnte? fragte der Schwarzhaarige sich im Stillen. Noch war es keine Information, die absolute Dringlichkeit hatte. Wenn der Moment gekommen war, falls er überhaupt kommen würde, könnte er an diese Frage anknüpfen. Schlussendlich würde es auch ein gut gezielter Schlag auf den Kopf tun. Der zweie Teil ihrer Ausführung war etwas, womit Akay nicht gerechnet hatte, zielte seine Frage in seinem Kopf nur auf die magischen Fähigkeiten ab. Dennoch waren diese Merkmale seiner Begleiterin etwas, was sie jetzt ganz konkret gebrauchen konnten. Die Nummer mit der Gefangen ließ sich nur noch unter Mühen durchführen und außerdem war sie versehen mit einem hohen Risiko entdeckt zu werden. Wenn Zahar sich jedoch in ihrer überschaubaren Größe Zutritt verschaffen konnte, bräuchte die Fairy Tail Magier vielleicht nur ein ganz geringes Quäntchen Gewalt. Im besten Fall würde sie einen Eingang entdecken, der sowohl von außen als auch von innen unbewacht war oder zumindest eine Chance oder Zeitfenster bot unbemerkt in den Komplex einzudringen. Bevor er seine eigenen Idee dazu äußern konnte, hatte die kecke Giftspuckerin einen entschlossen Ton aufgesetzt und gab ihrerseits Ideen preis, wie die beiden Magier in ihrer unbekannten Konstellation am besten weiter vorgehen könnten. Das war auf alle Fälle etwas, was er bereits in diesem Moment sehr zu schätzen wusste. Fast die gleiche Idee, wenn auch durch ihre Art und ihre Stimme um ein vielfaches niedlicher, äußerte das jüngste Mitglied dieser besonderen Quest und demnach war sich der Stellarmagier sicher, dass es wohl ihr klügstes Vorgehen sein musste. Die Chance, die sie sich heimlich erhoffte, sollte ihr der Anführer der Untersuchung nun geben. „Das sind sehr nützliche Fähigkeiten“ kommentierte er zuerst einmal ihren kurzen Abriss, ehe er nach einer kurzen Pause auf den Plan zurückkehrte darauf achten, dass seine Mimik und Stimmmelodie einen freundlichen Eindruck erweckten. Der „Zorn“, sofern man es überhaupt so nennen konnte, über das, was sie getan hatte war so gut wie verflogen. „Ich denke auch, dass damit unsere Chance am besten sind. Lass uns vom weiten nach einem geeigneten Zugang schauen und dann sehen wir weiter“. Das Gebäude nachfolgend umkreisend, erhoffte er sich inständig irgendeinen Möglichkeit zu erhaschen, wie sie diese Idee umsetzen konnte.
Tatsächlich stellte sich dieses Unterfangen allerdings schwieriger heraus als erwartet. Die Türen waren alle samt mit mindestens einem Wachposten versehen. Nur die kurzen Seiten der Halle wurden durch Patrouillen abgedeckt. Mit etwas Geduld konnten sie in Erfahrung bringen, wie viel Zeit ihnen von einem Wachposten zum nächsten blieb. Es war nicht unbedingt eine Fülle, aber genug für jemand im Inneren die Tür zu öffnen, zu schließen und dann unbemerkt weiter vorzudringen. Einziges Problem war, dass die Fenster entlang der Halle überwiegend geschlossen waren oder es sich um sehr kleine Kippfenster handelte. Bessere Chancen schienen sie auf dem Dach Basis zu haben. Hier waren in etwas vier bis fünf Meter Höhe Dachfenster angebracht, welche definitiv offen waren. Wenn Zahar sich wirklich festkleben konnte, wäre diese Tatsache mitnichten ein Problem. „Alles klar Zahar. Siehst du das Dachfenster dort? Entlang meines Zeigefingers? Ja, genau! Da müsstest du hoch und hineinklettern und eine der kleinen Türen auf der gleichen Seite öffnen. Sobald der Wachposten seine neue Runde beginnt, müssen wir zuschlagen. Versprich mir nur, falls es im Inneren zu gefährlich ist, dass du gleich wieder herkommst. Kann du das für mich tun?“. So ganz war für Akay nicht angekommen, dass die Echsendame doch sehr gut auf sich selbst achten gebe konnte. Das änderte nur nichts an seinen beschützerischen Gedanken. Hoffen wir mal aufs Beste.
Menschen bewusstlos machen konnte Zahar nicht. Noch nicht zumindest. Mit Sicherheit fand sich unter den dämonischen Giften, die ihr im wahrsten Sinne des Wortes im Blut lagen, eines, das Menschen das Bewusstsein rauben konnte. Sie musste es nur noch finden und meistern. Bis dahin musste sich das Mädchen allerdings darauf beschränken, Wände entlang zu klettern und sich durch Löcher zu quetschen, und gelegentlich Leuten die Haare oder Haut abzuschmelzen. Für den Moment sollten diese Fähigkeiten auch genügen, das sahen die Naga und der Minoru wohl gleich. Ihre Augen leuchteten auf, als er ihr die Erlaubnis erteilte, als Erste in das Gebäude einzudringen. Eine kurze Untersuchung des Gebäudes offenbarte eigentlich nur eine nutzbare Öffnung: Die Fenster ganz oben auf dem Dach. Eine Herausforderung für die meisten Menschen, aber ein Kinderspiel für Zahar. „Ja, ich sehe, welche Stelle du meinst“, nickte sie, ihre Augen dem Deut von Akays Finger folgend. „Ich pass auf mich auf. Uns wird nichts passieren, versprochen.“ Mit diesen Worten ließ sie ihr weißes Sekret an ihren Händen und Fußsohlen austreten und machte es ordentlich klebrig, sodass sie sich ganz einfach an die Wand heften konnte. Darauf achtend, nicht aus dem Inneren durch eins der weniger verbarrikadierten Fenster gesehen zu werden, eilte sie die Wand hinauf und hatte es schnell hinauf aufs Dach geschafft, wo ihr die offenen Dachluken auch schon entgegen lächelten. Sich noch einmal kurz zu Akay umdrehend deutete sie mit ihrem Daumen nach oben, zeigte, dass alles gut aussah, ehe es Zeit war, in eine der Öffnungen zu krabbeln...
Im Inneren des Gebäudes war es unruhig. Stimmen waren gedämpft durch Wände und Decken zu hören, auch wenn Zahar auf Anhieb niemanden sah. Nicht hier oben auf dem Dachboden zumindest. Sie merkte aber, dass die Dielen, auf denen sie stand, kleine Lücken hatten, gerade groß genug, um sich ein ungefähres Bild davon zu machen, was unter ihr los war. Hier oben lagerten sie wohl nur Dinge, die sie geraubt hatten... und nicht einmal die besonders wertvollen Sachen. Hauptsächlich irgendwelche Lacrima-betriebenen Geräte, da in der Ecke eine Kiste voller verstaubender Klamotten, außerdem eingelegtes Essen, das für die Naga alles Andere als appetitlich aussah. Unter ihren Füßen geschah mehr. Ziemlich zentral im Gebäude herrschte eine größere Gruppe vor, in den umgebenden Gängen waren meist nur ein oder zwei Personen unterwegs. Weiter hinten waren ein paar Schlafplätze und Badezimmer, die gerade schwach besucht waren. Der Großteil der Menschen, die es gewagt hatten, Fairy Tail, Zahars einzige Familie zu attackieren, war also zusammen in einem großen Raum und feierte seine Erfolge der nahen Vergangenheit. Gerne hätte die Naga sich durch das Holz geschmolzen und sie aufgemischt, aber einerseits war sie nicht stark genug, andererseits hatte sie mit Akay etwas Anderes ausgemacht. Ihre Priorität war es, den erfahreneren Magier ins Innere zu lassen. Und dafür musste sie eine Tür in der richtigen Richtung finden. Als sie die richtige Richtung ausgemacht hatte, verließ Zahar den Dachboden durch eine Luke und kletterte leise an der Decke des Ganges entlang, in dem sie herausgekommen war, darauf achtend, sich in Schatten zu verstecken und in die Ecke zu zwängen, wenn jemand unter ihr entlang lief, damit sie bloß nicht bemerkt wurde. Es dauerte nicht lange, bis sie ziemlich sicher war, eine Tür zu sehen, die genau in Akays Richtung zeigen sollte. Das einzige Problem war, dass ein Mann mit seinem Rücken dagegen gelehnt stand und gerade in das Gespräch mit einer gut gerüsteten Frau, eher einer Söldnerin als einer Räuberin ähnelnd, verwickelt war. „Na komm, nicht so negativ. Ich bin auch im Wachdienst“, meinte sie entspannt und zuckte mit einer Schulter, ihre andere Hand in die Hüfte gesteckt. Er seufzte nur. „Du kommst auf deiner Patrouille wenigstens durch das Gruppenzimmer. Ich steh die ganze Zeit nur hier an einer Tür, durch die eh keiner durch will. Ist doch bescheuert.“ „Ach komm, sei nicht so. Wir haben eine große Nummer geschafft, also freu dich ein bisschen!“, lachte die Frau und klopfte ihm auf die Schulter, ehe sie sich abwandte. „Pass auf, auf meiner nächsten Runde bring ich dir eine Flasche mit, wie klingt das? Dann sieht der Tag schon besser aus.“ Mit diesen Worten ging sie auch schon weiter. Der Türwächter grummelte noch ein wenig vor sich hin, aber auch das nicht mehr lange. Zahar wartete nämlich nur darauf, dass die Schritte der Söldnerin verhallten und sie mit ihm alleine hier im Gang war. Mit einem geschickten Sprung löste sie sich von der Decke, ließ ihren Körper in einem Salto um sich selbst drehen, ehe sie mit voller Kraft ihren dicken Schweif auf seinen Kopf knallen ließ. Er ging zu Boden, bevor er auch nur realisierte, dass sie da war.
„Akay! Hier rein!“, rief Zahar dem Stellarmagier zu, kaum dass sie den Schlüssel aus der Tasche des Wächters gesucht und die Tür geöffnet hatte. „Komm hier rein! Schnell! Es ist grad keiner hier, aber es kommt bestimmt gleich jemand...“
Poison Devils Ascent TYP: Lost Magic ELEMENT: Gift KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: - VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Manaregeneration Level 2, Snakeskin BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber sondert der Devilslayer sein Sekret an Handfläche und Fußsohle ab und sorgt dafür, dass es schön klebrig ist. So kann er sich an Wänden und Ähnlichem festhalten und daran hochklettern. Dafür sollte man allerdings Schuhe und Socken ausziehen. Dieses klebrige Sekret ist außerdem immer ungiftig.
You don't... hate demons, do you?
Akay Minoru
Anmeldedatum : 23.09.14 Anzahl der Beiträge : 451 Alter : 32
#13 Versprochen. Akay hoffte, dass dieser Versprechen, welches sie ihm so souverän gegeben hatte, kein Anflug von jugendlichen Leichtsinn war, sondern ein Beweis ihrer Fähigkeiten sein würde. Kaum war sie in das Dachfenster gestiegen und aus seinem Sichtfeld verschwunden, begann das Gedankenkarussell. Eine so plötzliche Planänderung, die Unwissenheit über das, was gerade passierte und noch kommen würde und natürlich Zahar selbst, die der junge Magier so wenig kannte und noch schlechter einschätzen konnte. Wenn man ihn so beobachtete, wie er im Unterholz hockte und nervös auf seinem Daumen kaute, während er den Komplex und seine Umgebung in Blick behielt, könnte man nicht zuletzt aufgrund seiner Gedanken meinen er wäre schon im gehobenen Alter, dabei trennten ihn und seine Kollegin nicht wirklich viele Jahre. So verging eine Weile, in welcher Akay immer wieder überlegte ihr nachzueilen, bis sich endlich eine Tür öffnete. Sein Herz blieb gefühlt stehen darauf wartend, wer aus dieser Tür herauskommen würde. Zu seiner Erleichterung erkannte er als alles erstes ihren so markanten Hautteint, ehe der Rest seiner Begleiterin aus der Tür spickte. Mit einer finalen Analysen seines Umfeldes, verließ die Fee ihre Deckung und hechtete zum neu eröffneten Eingang, ehe er diesen hinter sich schloss. Sie waren endlich in dem Gebäude, zu welcher sie die Spur geführt hatte. Die Frage war nur: Was jetzt? Seine Kameradin hatte bestimmt einige Dinge auf dem Weg hier her gesehen, aber hier an dieser Stelle konnten sie nicht lange verweilen, wenn das Netz im Inneren so eng war, wie es von Außen der Fall. Und dann war da natürlich noch die Wache, die noch wunderbar bewusstlos und sichtbar an der Wand neben Pforte lag. „Beeindruckend“ attestierte er ihr wirklich und sichtlich beeindruckt darüber, wie sie diese schwierige Situation gemeistert hatte. Den Wachmann geschultert (und das war alles andere als einfach) bat er sein Gildenmitglied ihn auf die obere Ebene zu führen. Die Gänge war zu eng, als dass beide sich hier unbemerkt fortbewegen konnten. Zusätzlich noch die Tatsache, dass sie nicht wussten, wie viele und was für Leute sich hier befanden. Immerhin hatten sich diese Verbrecher mit Fairy Tail angelegt. Nicht jede Organisation würde sich das trauen.
Den Mann vorsichtig ablegend, betrachtete der Minoru die Gänge des Dachbodens. Hier also hatte sie sich unbemerkt entlang bewegt und hier würde auch niemand so schnell den Wachposten finden. Zumal sie ebenso keinen blassen Schimmer hatten, was für eine Art von Kontrolle, Kommunikation oder System hier funktionierte. Würde bereits Alarm geschlagen werden, wenn der Typ an der Tür fehlte? Würde man in Ruhe nach ihm suchen, immerhin hatte keiner der beiden wirkliche Spuren hinterlassen. Oder wussten sie bereits, dass sie kompromittiert waren und stellten eine Falle? Darüber zu philosophieren brachte zumindest den Schwarzhaarigen in diesem Moment nicht wirklich weiter und so tat er nichts anderes als das, was Zahar vor ihm getan hatte, während er sich leise von ihr erzählen ließ, was und wie sie Dinge hier wahrgenommen hatte. Genau wie sie blieb auch er hängen an der größeren Gruppe, die anscheinend in der Mitte des Raumes zusammengekommen war. Und genau wie sie stieg auch in ihm eine bekannte, wenn auch ungewöhnlich starke Wut auf. Er fühlte sich wie die Weißhaarige zuvor, wie so viele Mitglieder seiner Gilde, denen durch die Taten von wenigen so großes Leid zugefügt wurde. Das Tattoo des sonderbaren Tigers prangerte an den Armen all dieser Banditen, sie waren also definitiv am richtigen Ort. Wirklich verstehen, worüber sie sich unterhielten konnte er jedoch nicht. Aber ein Unterschlupf voll von potenziellen Quellen? Das war eine Gelegenheit, die sie sich nicht leisten konnten verstreichen zu lassen.
Natürlich hätte er ihre Geisel befragen können. Aber ein Bauchgefühl verriet ihm, dass es vermutlich eher diese Gruppe unter ihnen war, die etwas brauchbares zu sagen hatte. Wobei zu sagen auch weit hergeholt war. Es gab einige Methoden Informationen zu erlangen auch ganz ohne weitere Gewaltanwendung. Auf ein normales Gespräch würden sie sich sicher nicht einlassen. Zehn Personen waren es, wie er sich nach zweimaligen durchzählen vergewisserte. Fünf pro Person. Eine gute Quote, sofern sie sich nicht komplett verschätzen. Aber Akay war sich seiner Sache mehr als sicher und es war gerade diese Quest, die ihn immer wieder belastete und aus seiner Komfortzone herausholte. Vielleicht war jetzt an dem sonst so ruhigen Magier einen ihm neuen Pfad zu beschreiten, Auge um Auge, Zahn um Zahn. Mit gesenkter Stimme sprach er Zahar an. „Wenn wir uns hier wirklich in Ruhe umgucken wollen, herausfinden wollen, wer sie sind und was sie hier tun, müssen wir diese Leute außer Gefecht setzen. Hast du noch eine andere Möglichkeit gesehen und wenn nicht: Traust dir das zu?“. Zum wiederholten Mal in kurzer Zeit wälzte der Stellarmagier praktisch die Verantwortung von sich ohne es zu merken, obwohl er es doch war, der sich so unsicher war mit der Anwesenheit einer so jungen Magierin. Dass diese über Fähigkeiten verfügte, die ihnen durchaus die Infiltration erleichtern konnte. Sie hatten bestimmt mehr als die eine Option, es galt nun herauszufinden, für welche Aktion die beiden sich entschieden.
Glücklicherweise kümmerte sich Akay darum, den Wachmann zu tragen, Zahar hätte das nämlich nicht so einfach geschafft. Ihre kleinen Ärmchen waren wirklich nicht fürs Schleppen geeignet, dafür konnte sie aber gut den Weg zurück nach oben verfolgen, auch wenn es eine ganz andere Perspektive war, jetzt, wo sie nicht mehr die Decke entlang kletterte. Wieder war der Dachboden der beste Ort, um einen Blick zwischen den Dielen hindurch ins Erdgeschoss zu werfen und sich einen Plan zu überlegen. Ein Plan, den der Minoru ziemlich simpel formulierte: Sie sollten die Leute dort unten außer Gefecht setzen. „Find ich gut!“, nickte Zahar entschlossen. Sie konnte es tatsächlich kaum erwarten, es den Leuten, die ihre Gildenmitglieder attackiert hatten, heimzuzahlen. Fairy Tail war mehr als eine Arbeitsgemeinschaft; es war ihre Familie! Ihre einzige Familie! Und sie dachte im Besonderen an eine Person, die ihr einiges Gutes getan hatte, seit sie beigetreten war. „Ja... Wenn wir so zweit sind, schaffen wir das“, nickte sie überzeugt, ohne Zweifel in der Stimme. Sie traute sich diesen Kampf zu. „Einer von denen, die sie angegriffen haben, hat mir beigebracht, wie man kämpft... Er ist leider schon alt, aber er ist wirklich gut. Die werden schon sehen, was ich von ihm gelernt hab!“ Nicht weiter zögernd hob Zahar ihre Hände und ließ ihr blütenweißes Sekret daraus austreten, bis es sich plötzlich in ein tiefes Waldgrün tauchte. „Nicht anfassen“, warnte sie, auch wenn sich das Akay hoffentlich denken wusste, sie hatte ihm schließlich gesagt, dass sie Giftmagie beherrschte. Sie legte ihre Hände auf das Holz, verwischt die Säure, die sie geschaffen hatte, sodass die beiden dabei zusehen konnten, wie sich das organische Material auflöste. Als das ziemlich schnell entstehende Loch größer wurde, brach ein Stück Holz heraus, schlug klackend zwischen den Gaunern da unten auf den Tisch und zog für einen kurzen Moment ihre Aufmerksamkeit auf sich. Ehe sie die Gelegenheit hatten, nach oben zu sehen und sie zu entdecken, sprang Zahar hinterher.
Wo das kleine Stück Diele nur geklackt hatte, schlug der schwere Körper der kleinen Echse krachend in den Tisch ein, der unter ihr in zwei Hälften brach, ehe sie sich auch schon davon abstieß und dem erstbesten von den Tigerleuten ihren Schweif ins Gesicht schlug, dass er nach hinten taumelte. Schnell war sie zu Boden gehüpft und tauchte zwischen den Älteren hindurch, geschickt allen Händen ausweichend, die nach ihr zu greifen versuchten. Zahar war flink, geschickt und im Nahkampf sehr geübt. Sie hatte nicht vor, von einem Haufen Schläger erwischt zu werden! Im Vorbeilaufen versuchte die Naga mehrfach, den Leuten um sie herum mit dem Schweif die Beine wegzuziehen, und beim dritten schaffte sie es tatsächlich, ihn kurz zu Boden zu reißen. Schnell reagierte sie, sprang in die Luft, um ihren Schweif mit voller Kraft auf seinen Körper aufschlagen zu lassen. Der stand vermutlich nicht so schnell wieder auf... Blieben noch neun Stück. „Hab ich dich!“, rief ein größerer Mann, der auf sie zukam, ein Bein des zerbrochenen Tisches in der Hand, um damit nach ihr zu schlagen. Gerade so rollte sie zur Seite, wurde nicht getroffen, doch er hatte sie tatsächlich in die Ecke gedrängt. „Hier kommst du nicht raus!“, rief er, das Bein mit beiden Händen wie eine Keule schwenkend. Er wagte einen horizontalen Schwung, um den ganzen Bereich vor sich abzudecken, doch Zahar sprang über die Attacke hinweg und verpasste ihm mit ihrer rechten Hand eine Ohrfeige. Sie klatschte hörbar, auch wenn sie nicht allzu kräftig war, und es dauerte einen Moment nach dem Treffer, ehe eine Reaktion folgte. „Aaaargh!“ Ein Schmerzensschrei folgte, als die Säure, die noch immer die Hand des Mädchens bedeckte, sich in die Haut des Angreifers grub, ihren Handabdruck für die Ewigkeit in sein Gesicht brannte. Den Moment der Ablenkung nutzte die Naga, um an ihm vorbei zu huschen und wieder in die Defensive zu gehen. Alleine war es wirklich schwierig, in so einem kleinen Raum mit so vielen Leuten umzugehen. Glücklicherweise hatte sie ja noch Akay an ihrer Seite...
#14 Nicht nur bejahte die kleine Echsendame namens Zahar seine Idee, sie fand sie auch noch gut. Etwas überraschte das Akay schon, obwohl ihre folgende Begründung nicht anders war als die Motivation eines jeden Fairy Tail Magiers, der mit dieser besonderen Aufgabe betraut war: jeder wollte die Chance nutzen etwas Dampf abzulassen und es denjenigen heimzuzahlen, die ihre Gilde attackiert hatten. Zudem war für seine Kameradin sogar noch etwas persönlicher, kannte sie die angegriffenen Personen nicht nur sondern es war auch einer ihrer Lehrmeister, was den Kampf betraf. Ein Fakt, der den Minoru wohlmöglich etwas hellhörig werden lassen sollte, jedoch war er selbst zu konzentriert auf die aktuelle Situation. Zudem bestand immer noch die Möglichkeit, dass auch dieser Mann von der Organisation überrascht worden war. Aktuell war der Stellarmagier guter Dinge, hatte seine Partnerin ihn zuvor schon überrascht. Sie hatte sein Vertrauen gewonnen und dies wollte er ihr jetzt auch zeigen. Wenn sie sich sicher war, dann würden sie die Typen unschädlich machen, um daraufhin die Anlage genauer zu untersuchen. Das plötzlich austretende Sekret aus den Händen der Braunhaarigen war faszinierend. Scheinbar drückte das auch sein Blick aus, weshalb sie ihn ermahnte es nicht zu berühren. Gift. Stimmt, das war knapp. Die Neugierde überwog bewusst oder unterbewusst eben immer dann, wenn es irgendwie Magie betraf, wie in diesem Fall. Da sie immer noch leise sein musste, lächelte er noch einmal kurz verlegen, ehe er seinen Stab vom Rücken griff und sich bereitmachte loszulegen. Allmählich eröffnete die unbekannte Substanz den beiden einen Angriffsvektor. Die Rechnung hatten sie allerdings ohne den Zustand des Gebäudes selbst gemacht, denn ein Stück Holz brach heraus, nicht größer als vielleicht zehn oder zwanzig Zentimeter, doch schon allein aus dem menschlichen Instinkt heraus schauten die Leute zuerst auf den Tisch, von welchem das Geräusch ausging, ehe sie nach der Quelle des unbekannten Teils nach oben schauen würden. Hier sah Akay bereits zum ersten Mal, wie versiert Zahar im Kampf war, denn es war genau dieser Moment zwischen den Reaktionen, den sie für ihren Angriff nutzte. Obwohl sie von zierlicher Statur war, war es die pure Wucht ihres Aktion, die das scheinbar doch marode Möbelstück unter ihr zusammenbrechen ließ. Aber es war diese Leichtigkeit, die sofort nutze, um sich ins Getümmel zu werfen. Wollen wir ihr doch nicht den ganzen Spaß alleine lassen.
Durch den plötzlichen Angriff der Naga, war die Aufmerksamkeit von der Decke abgewendet worden, zumindest so lange, bis auch der Schwarzhaarige mitsamt seines Kampfstabes über die ahnungslosen Banditen hereinbrach. Statt wie seine Kumpanin auf den Überresten zu landen, nutze er den Schwung des Falls und setzte durch den verstärkten Tritt direkt einen Angreifer außer Gefecht. Schnelle schaute er sich um, erfasste die übrigen und auch Zahars aktuelle Lage. Sie kamen gut voran. „Sie sind zu zweit! Informiert die anderen“ brüllte einer von ihnen im Handgemenge. Unabhängig davon, ob diese Leute wussten, dass sie von Fairy Tail waren, hielten sie die beiden wohl für gefährlich genug, um trotz ihrer Überzahl nach Hilfe rufen zu wollen. Eine Idee, für die die Fee zwar Verständnis hatte, dieses aber natürlich nicht zulassen konnte. Obwohl er die Feinde mithilfe seines Stabes auf Distanz halten konnte und so auch die Aufmerksamkeit auf sich binden konnte, musste er jetzt nicht nur verhindern, dass diese Leute den Raum verließen, sondern auch, dass noch mehr von außen hereinkamen. Die Überraschung aus der Decke hatte wahrscheinlich schon genug Lärm erzeugt, um die ein oder andere Wache anzulocken. Zeit war nun etwas wichtiger geworden als unentdeckt zu bleiben. Einen weiteren Gegner mit der flachen Seite des Stabes an der Schläfe getroffen, der daraufhin zu Boden ging, nutze Akay den Schwung in die entgegengesetzte Richtung und warf, mit der Spitze voran, die Waffe in Richtung des Ausganges. Gezielt huschte diese an den Widersachern vorbei und kam mit einem quietschenden Geräusch in der Tür zum halt. Um die Klinke zu betätigten mussten sie entweder die Waffe entfernen, die durch ihre Spitze diese auf beiden Seite blockierte, oder schlichtweg die Tür aufbrechen, die von der Art der Scharniere jedoch nur nach innen zu öffnen war. Ihre zahlenmäßige Überlegenheit nutze ihnen also erst einmal weniger. Mit nun zwei der Zehn damit beschäftigt einen Ausgang zu schaffen und weiteren vier bereits außer Gefecht, lichteten sich die Reihen sichtbar. Ein Blick zu Zahar sollte ihr vergewissern, dass sie es unter Kontrolle hatten, sofern sie nicht ebenso überrascht werden würden, wie sie zuvor die Männer überrumpelt hatten.
Akay war größer, stärker und mit Sicherheit ein gutes Stück erfahrener als die junge Naga, weshalb Zahar nicht verwundert war, dass er deutlich effizienter war, wenn es darum ging, Feinde niederzustrecken und ihnen den Weg zu blockieren. Inmitten seines eigenen Kampfes warf er seine Waffe und damit die Tür blockierte. Gleich zwei der Tiger stemmten sich mit einem lauten, dumpfen Krachen gegen die Tür, versuchten, diese zu öffnen, und ließen so ihre Deckung fallen. In einem schnellen Drehsprung huschte Zahar an dem Duo vorbei und ließ dabei schwungvoll ihren Schweif in deren Oberkörper krachen, sodass sie in die nächste Wand geschmettert wurden. „Nochmal zwei weniger“, lachte das Mädchen, während sie schlitternd zum Stehen kam, und sah für einen Moment dabei zu, wie drei von den vier übrigen gemeinsam Schwierigkeiten damit hatten, den Minoru in Schach zu halten. Sie selbst fokussierte sich auf den vierten und jagte auf ihn zu. Wenn sie den ausgeschaltet hatte, konnte sie ungestört Akay unterstützen...
Ein lautes Krachen ertönte zu ihrer Rechten, und nur knapp schaffte es Zahar, sich vom Boden abzustoßen und mit klebrigen Pfötchen oben an der Decke anzukommen, ehe auch schon ein kraftvoller Tritt durch den Raum fegte, geradewegs in die nächste Wand. Ihr Blick fiel auf die Tür, die sie eben noch verteidigt und blockiert hatten. Nun lag sie in Trümmern, zerstört durch einen einzigen Angriff. Durch die Öffnung eingedrungen mit einem Schwung, der ihn in einem einzigen Satz ans andere Ende des Raumes befördert hatte, war ein großer Mann mit breiten Schultern, der sich jetzt erst zu einer vollen Größe aufrichtete. Zahar bleckte die Zähne, als sie das natürliche Gegenstück zu einer Echse wie ihr selbst erblickte: Einen Amphibia! Die blaue Haut war ein deutliches Signal dafür, dass das da unten kein normaler Mensch war, aber auch seine Sprunggelenke waren deutlich ausgeprägter als die, die man von einem Menschen erwartete, und seine Füße waren deutlich näher an seiner wahren Natur: Der eines Frosches! Schuhe fand er so vermutlich keine... An seinem Hals hatte der Frosch einen roten Hautsack, der sich aufblähte, als er aufstand. „Kroooaaakekeke!“, lachte er hämisch, seine Fäuste erhebend, an denen er jeweils eine scharfe, rote Klaue angebracht hatte. Seine Beine beugten sich bereits wieder, während er sich auf den nächsten Sprung vorbereitete. „Wenn ihr euch bei Tiger Storm einschleichen wollt, solltet ihr nicht so laut sein, keke!“ Kaum hatte er seine Beine gestreckt, schlug seine Faust auch schon über ihm in die Decke ein, der Stachel in das Holz dringend, um es aufreißen und zerbröseln zu lassen. Rechtzeitig hatte sich Zahar von ihrem Platz gelöst und war an die nächste Wand gesprungen, aber in dem Moment, in dem die Füße des Frosches wieder auf dem Boden aufkamen, stieß er ihr auch schon hinterher. Die Naga biss die Zähne zusammen. Dieser Raum war zu klein. Egal, wie weit weg sie war, es war immer weniger, als er mit einem Sprung zurücklegen konnte.
Wegrennen war also keine Option. Sie musste einfach zuschlagen!
Geschickt tauchte die Naga unter dem Schlag der Amphibie unter, kam so näher an ihn heran. Ihre flache Handfläche stieß sie nach oben, um seinen Arm aus dem Weg zu schieben und dann freie Bahn für einen Schweifschlag zu haben... aber anstatt seinen Arm wegzudrücken, glitten ihre Finger einfach daran ab? „Was?“ Ein glitschiger Film überzog die Haut von Zahars Gegner, als würde sich eine ölige Flüssigkeit über seinen gesamten Körper ziehen. Das absolute Gegenteil einer Trockenheit liebenden Echse, wie Zahar es war. Amüsiert starrte er auf sie herab, während er seinen rechten Fuß anhob. „Kukukuku!“ Sofort streckte sich sein Bein und Zahar spürte, wie der breite Fuß in ihren Bauch drückte. Bewusst hob sie die Füße vom Boden und gab ihre eigene Resistenz auf – je mehr sie sich wehrte, desto mehr Schaden würde sein Tritt verursachen. So schleuderte sein kraftvolles Bein das kleine Mädchen zwar durch die Luft, aber abseits von ein bisschen Husten und Keuchen blieb sie unverletzt und konnte sich sicher abrollen, als sie auf dem Boden aufkam, um sofort wieder auf allen Vieren zu stehen und um ihn herum zu zischen. Er sprang hoch, als sie versuchte, ihm mit einem Zug ihres Schweifes die Beine wegzuziehen, und trat sofort nach unten, schlug kräftig in den Boden ein, als sie knapp ausgewichen war. Ihre kleinen Handflächen drückten gegen seinen muskulösen Bauch und drückten ihn zurück, brachten ihn für einen Moment aus dem Gleichgewicht. Mit dem bisschen Raum hatte Zahar endlich die Gelegenheit, ihren liebsten Angriff zu entfesseln: In einem schwungvollen Salto nach vorne sprang sie in die Luft, um ihren Schweif von oben auf den Frosch krachen zu lassen. Der reagierte aber schneller als erwartet. Anstatt zu versuchen, sein Gleichgewicht wieder zurückzugewinnen, ließ er seinen Oberkörper nach hinten fallen, bis sich die Klauen an seinen Händen in den Boden gruben. Schnell zog er die Beine an, sodass Zahars Schweif nur auf die Holzdielen krachte, ehe er die Beine auch schon wieder streckte für einen weiteren, mächtigen Tritt. Aber was er konnte, das konnte sie auch! Den Schwung ihres Saltos nutzend rollte sich Zahar zusammen, wurde gerade klein genug, dass seine Beine über sie hinweg schlugen, ehe sie ihren Kopf und ihre Hände auf den Boden stützte und ihre beiden Füße von unten in seinen Rücken stieß. Während der Amphibia endlich umkippte, vollendete das Mädchen seine Rolle und schaffte es so wieder, sich gerade hinzustellen. Sie setzte nach zu einem weiteren Sprung, ließ ihren Schweif dorthin knallen, wo aktuell sein Gesicht lag, aber wieder nutzte der Frosch seine Beine, um sich vom Boden abzustoßen und sich selbst mit dem Rücken gegen die nächste Wand zu schleudern. So plötzlich gestoppt konnte er direkt den nächsten Sprung wagen, geradewegs auf das Mädchen zu, ein blitzschneller Schlag mit der rechten Faust, über den sie geübt hinweg sprang, um mit ihrem Fuß auf seinem kahlen Kopf zu landen und weiter zur nächsten Wand zu hüpfen. Langsam atmete Zahar schwer, während sie ihren Gegner betrachtete. Er war stark und geschickt, ein geübter Kämpfer. Im Vergleich zu ihr schien er auch mehr Ausdauer zu haben, wirkte kaum berührt von der heftigen körperlichen Betätigung, die die beiden hier ausübten, während sie sich gegenseitig von einer Wand zur nächsten jagten.
„Keke... du kämpfst wie ein alter Mann, Eidechse!“
Zahars Augen weiteten sich. Ein alter Mann? Wieso würde er so etwas sagen, wenn er nicht...? Geschockt dachte die Naga zurück an ihren Lehrmeister. Seine Verletzungen kamen ihr in den Sinn. Blaue Flecke und tiefe Kratzer, wie... wie von den Klauen, die der Frosch an seinen Händen trug. Dieser schien zu sehen, dass das Mädchen in Gedanken nicht ganz bei der Sache war. Ohne zu zögern setzte er zu seinem nächsten Schlag an, wollte sie kalt erwischen, aber so leicht würde Zahar es ihm nicht machen. „Ich kämpfe wie jemand, der lange leben wird!“, rief sie ihm entgegen, während sie ihm entgegen sprang und wieder im Kreis durch die Luft wirbelte, sodass ihr Fuß auf seine Faust treffen konnte, ihre Zehen gespreizt, sodass sie an dem Stachel vorbei gingen. Nun, wo sie auf seinem Angriff stand, war der Frosch ihr ausgeliefert. Entschlossen die Hände zu Fäusten ballend...
KRACH!
Unerwartet wurde Zahar seitlich von einem Windgeschoss getroffen, das sie in die nächste Wand feuerte. „Ha... Haa! Du dummes Tier!“, lachte der Kerl, den sie hatte angreifen wollen, bevor der Frosch durch die Tür geschmettert war, seine Klamotten wehend durch den Wind, der um seinen Körper herum aufzog. Richtig, auch wenn es sich so anfühlen konnte, waren die beiden Schuppentiere nicht die Einzigen hier. Auch wenn er weniger stark war, hatte der Mensch mit seiner Windmagie einen ordentlichen Treffer gegen Zahar gelandet, den der Frosch mit einem breiten Grinsen realisierte. „Kekeke! Vergessen, dass ihr in der Unterzahl seid?“, fragte er hämisch, während er bereits nach ihr schlug. Die Naga schaffte es noch, sich von der Wand abzustoßen, sodass seine Faust sie nicht traf, aber die daran befestigte Klaue hinterließ einen breiten, blutigen Riss in ihrem Arm. Intensiver Schmerz zuckte durch ihren Körper, sodass sie sich nicht halten konnte, als sie auf dem Boden aufkam, und stolperte, auf das raue Holz stürzte. „Kukuku! Es ist vorbei!“, lachte der Amphibia, während er stolz seine Arme hob. „Spürst du, wie das Gift sich ausbreitet, kee? In ein paar Sekunden wirst du dich gar nicht mehr bewegen können, Rrrribbit!“ Zum Ende seines Satzes blähte sich seine Halsblase stolz auf, während er auf die Echse herabblickte. In diesem Moment wirkte er sehr siegessicher...
Poison Devils Ascent TYP: Lost Magic ELEMENT: Gift KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: - VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Manaregeneration Level 2, Snakeskin BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber sondert der Devilslayer sein Sekret an Handfläche und Fußsohle ab und sorgt dafür, dass es schön klebrig ist. So kann er sich an Wänden und Ähnlichem festhalten und daran hochklettern. Dafür sollte man allerdings Schuhe und Socken ausziehen. Dieses klebrige Sekret ist außerdem immer ungiftig.
You don't... hate demons, do you?
Akay Minoru
Anmeldedatum : 23.09.14 Anzahl der Beiträge : 451 Alter : 32
#15 Es wäre sicherlich spannend zu beobachten gewesen, wie die beiden Fairy Tail Magier aufeinander eingingen, wenn man beachtete, dass sie sich nicht viel mehr als maximal eine Stunde zu kennen schienen, abgesehen von einem netten zunicken im Gildenhaus vielleicht. Zudem war ihre Absprache relativ ungenau geblieben, wussten sie abgesehen von der Anzahl nicht genau, was sie in diesem Raum erwarten würde. Dass ihr Teamwork also ohne nennenswerte Kommunikation funktionierte, war ein Geschenk des Himmels und wohlmöglich spornte es Akay auch dazu an sich vor der Jungmagierin nicht die Blöße zu geben. Kaum hatten sich zwei der Ganoven an seinem Stab zu schaffen gemacht, huschte die Naga an ihm vorbei und schaltete wiederum zwei weitere Widersacher aus. Selbst ohne seine Stellargeister, standen die Sterne zunehmend besser für die Feen. Tatsächlich war der Minoru selbst etwas überrascht, dass er die Möglichkeit hatte zumindest für kurze Augenblicke seinen Blick von seinen drei Gegner zu nehmen. Er merkte, wie sie versuchten seine Erfahrung und seine Fähigkeiten mit der Masse auszugleichen, doch zeigten sich gerade in diesen Momenten, wie wenig Anzahl den Schwarzhaarigen wirklich noch zu schaffen machte, war es viel eher seine Ausdauer, die ihm langfristig zu schaffen machen würden. Jetzt im aktuellen Zeitpunkt könnte er die drei ewig beschäftigen. Aber Zeit war weiterhin ein wichtiger Faktor und so war es an der Zeit die Zahl endgültig auf Null zu bringen. Dachte der junge Mann jedenfalls als plötzlich ebene blockierte Tür in Stücken befand, seine Waffe nun freiherumliegend im Raum. Ob dies wirklich eine Chance war bezweifelte er, nutzte jedoch im Gegensatz zu den anderen drei die Bruchteil der Ablenkung und brachte zwei der drei zu gezielte Schläge auf die Luftröhre dazu, sich fürs erste um sich selbst zu kümmern. Das blauhäutige Wesen, welches diese Zerstörung angerichtet hatte, hatte sich Zahar als Ziel ausgesucht, allerdings war Akay sicherlich nicht daran interessiert, den Zweikampf unkontrolliert laufen zu lassen. So wie sie sich gegenseitig unterstützen, würde dieser Kampf auch zu Ende gehen. Es war seinem vermeintlich verblieben Kontrahenten geschuldet, dass das Wurfmesser sich nicht in seiner sondern der Brust des sehr entbehrlichen Kameraden bohrte. Nicht gerade die Art, die der Schwarzhaarige bevorzugte, aber auch keine Handlung mehr, die ihn aus dem Konzept bringen konnte. Statt also Zahar helfen zu können, musste er weiteren Messern ausweichen, die aus der kleinen Dunstwolke entsprangen, ausgelöst durch die Zerstörung der Tür. Was auch immer die merkwürdige Echse konnte, Zahar musste sich ihr fürs erste allein stellen. Erschwerend hinzu kamen die Luftströme, die sich um den letzten der Zehn formierten und die verdächtig nach Windmagie aussahen. So schnell, wie sie die Oberhand zu gewinnen schienen, so schnell wendete sich nun das Blatt. Aber die Magier waren es gewohnt, dass nicht immer alles nach Plan lief. Eigentlich lief selten etwas nach Plan, weshalb sollten sie sonst diesen zerstörerischen Ruf haben? Mit Absicht definitiv nicht. Es waren seine langwierigen Übungen und die Erlebnisse der letzten Jahre, die den Minoru teils instinktiv die richtigen Entscheidungen treffen ließen. Den weiteren Projektilen und nun der ersten Welle des feindlichen Magiers war er nicht etwa in den Raum hinein oder gar in Richtung einer Wand gewichen, die Option, wie sie seine Kameradin sie gewählt hatte, blieb leider aus, sondern in den Raum in Richtung der Gefahr. Ziel war jedoch nicht direkt seine Kontrahentin, wovon sich noch immer einer nicht gezeigt hatte. Es war seine Waffe, die sehnsüchtig darauf wartete wieder aufgehoben zu werden. Es war die Reichweite seines Kampfstabes, der ihm Sicherheit in dem Chaos geben würden.
Keine Sekunde zu früh katapultierte der Junge seine Waffe mithilfe seines Fußes in den sicheren Griff seiner Hände als er unter eine Schwertklinge hinwegrutschte, die mehr als eindeutig intendierte ihn einen Kopf kürzer zu machen. Den Schwung des Rutsches mitnehmend, verpasste er dem Windmagier einen kräftigen Tritt in den Brustkorb, genug, um ihn fürs erste aus dem Kampf zu nehmen, aber bei weitem nicht genug, um ihn auszuknocken. Ein weiteres, gezielter Blick verriet Akay, dass Zahar noch immer mit ihrem blauen Cousin zugange war. Viel länger war es ihm nicht möglich nach ihr Ausschau zu halten als der Mann, der zuvor mit der Klinge attackierte hatte, wiederholt in die Offensive ging. Der Gegner des Feenmagiers war ein Mann mittleren Alters, dessen Schläfen bereits ergraut waren, während seines eigenes, schwarzes Haar kräftig wirkte. Die darüber hinaus vermeintlich langen Haare waren zu einem langen Zopf geflochten, der trotz seiner Komplexität seinem Träger noch immer bis zur Mitte des Rücken ging. Seine Statur deutete daraufhin hin, dass dieser sich, ebenso wie es Akay tat, in körperlicher Ertüchtigung übte, wovon wohl einige Zeit in den Waffenkampf geflossen waren. Die Musterung offenbarte zudem, dass die Messer, die zuvor geflogen kamen, noch nicht vollständig aufgebraucht waren, hingen ursprünglich zehn davon an den Beinen des Mannes, fünf pro Seite, wovon drei fehlten. So angespannt, wie der Magier in diesem Moment war, so sehr spürte er auch, wie es ihm in den Fingern kribbelte bei dem Gedanken sich mit dem Älteren zu messen. Im Gespräch vielleicht verneinend, genoss der Stabkämpfer einen guten Kampf, wenn ihm dieser geboten wurde und noch dazu jede Gelegenheit seine Fähigkeiten und Fertigkeiten in einem echten Szenario zu messen. Es war dabei nicht so, dass er seinen Gegner unterschätzte oder gar die Situation. Aber kein Training war besser als der echte Kampf. Diese Lektion hatte er schnell verinnerlicht. Sein Gegenüber war schwieriger zu lesen als der Minoru, verzog der Mann keine Miene und wirkte durchaus stoisch, fast mechanisch in seiner Art und Weise. Das Logo des Tigers prangerte an beiden Oberarmen, die durch die fehlenden Ärmel des Oberteil offen zur Schau getragen wurden. Interessanter als dessen Miene waren natürlich die zwei Katana, welcher Akay zuvor ausgewichen war und deren Form er jetzt erst richtig wahrnehmen konnte. Zwei Schwerter gegen seinen Stab. "Ich werde nicht zulassen, dass ihr uns weiterhin im Weg steht" hallte die tiefe Stimme aus der Kehle. "Ihr habt euch doch mit uns angelegt! Wir werden sicherlich nicht zuschauen, wie ihre weitere unserer Freunde verletzt" antworte der Magier ihm entrüstet. Kurz kreisten die beiden umeinander, ehe sie fast zeitgleich die Flucht im Angriff suchten, der bekanntlich die beste Verteidigung war.
Obwohl der Feenmagier den Vorteil der Reichweite hatte, war es die Anzahl und Geschwindigkeit der beiden Schwerter, die ihn, zum ersten Mal seit langer Zeit, dazu zwangen, seine volle Aufmerksamkeit auf den Mann richten zu müssen. So sehr er Zahar beschützen wollte, so war es wohl am sinnvollsten es dadurch zu tun, indem er diese Gefahr vor sich aus dem Weg räumte. Aber nur weil er gebunden war, hieß es nicht, dass er keine Hilfe rufen konnte. Genau das war doch die Stärke seiner Magie. Hier zeigte sich nun vollends, von welchem Kaliber der stoische Feind wirklich war. Denn kaum hatte Akay auch nur für einen kurzen Moment zu seinen Schlüsseln gegriffen, fischte jener dessen Hand aus der Tasche, in dem er seine eigene Waffe wie einen Jonglierkegel nach oben geworfen hatte, dabei die schwertführende Hand gewechselt und zu guter Letzt noch die Distanz überbrückt, die zuvor noch der Vorteil seiner Stabwaffe waren. Die geworfene Klinge befand sich nun in derselben Hand, wie sein anderes Schwert. Erneut befand sich der Minoru jetzt nicht nur in einem Waffenkampf sondern auch in einem waffenlosen. Die Expertise allein war es, die ihn jetzt noch handlungsfähig machte, denn zu viel Denken wäre nun sein Untergang. Der Schlüssel Leos befand sich in seiner Hand, die festgehalten wurde, was ihm die Konzentration auf die Beschwörung erschwerte, seine andere Hand hielt seinen Stab, der sogleich zum Angriff überging, nur um diesmal von beiden Klingen gleichzeitig geblockt zu werden. Normalerweise hätte er diesen merkwürdigen Schwertgriff rein physisch übermannen können, doch da er selbst nur eine Hand um seine Waffe hatte, fehlte der nötige Nachdruck, um den anderen zu schlagen. Akay hatte keine wirkliche Wahl als die Taktik seiner Gegenübers zu kopieren und diesen mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Seine Fuß schnellte nach oben, währenden er seinen gezogenen Schlüssel fallen ließ; der Stab attackierte von neuem. Sein Gegner reagierte, ließ seine Hand los, blockte beide Angriffe, jedoch nicht schnell genug, um zu verhindern, dass Akay seinerseits eine Messerklinge vom Bein des Mannes entwendete, welches er zum Blocken genutzt hatte. Was folgte war unter Umständen selbst für die beiden ein Novum. Jede Sekunde versuchten beide die Oberhand zu gewinnen und dabei wurden immer mehr Objekte involviert. Für jeden Schlüssel den der Stellarmagier zückte und verlor, wurde die Anzahl der Messer ebenso geringer, während die Fäuste und Beine dauerhaft versuchten einen Treffer zu landen. Die Waffen gerieten dabei nicht nur aneinander, nein, sie entwaffneten sich auch Gegenseitig, tauschten förmlich immer wieder ihre Waffen in dem Versuch die spitzen Seiten dieser Werkzeuge ins Fleisch des anderen zu bohren. Die Objekte, die nicht gerade in der Luft schwirrten, wurden durch gezielte Bewegungen wieder in die Luft befördert, um erneut zu versuchen einen Nutzen daraus zu ziehen. Ein wildes durcheinander, welches die Konzentration der Beteiligten vollends forderte. Kein Wunder, dass die Fee deshalb nicht bemerkte, wie sich der Windmagier wieder aufgerappelt hatte und so Zahar feige von der Seite attackiert hatte, was die Kämpfenden nur durch die Windböe im Raum bemerkten. Glück im Unglück des so hitzigen Gefechts. Der Minoru würde wohl noch seine letzten Asse ziehen müssen, um diesen Schlagabtausch für sich zu entscheiden. Aktuell war er zu sehr gebunden, um mehr als nur eine bloße Hoffnung an seine Partnerin verschwenden zu können doch er war sich sicher, dass sie dem Blauhäutigen mehr als gewachsen war.
Gift konnte eine furchtbare Waffe sein. Sie konnte Leid und Schmerz erzeugen, den Körper von Innen heraus verletzen, konnte dir die Sicht nehmen oder das Gefühl in Teilen deines Körpers. Und je nachdem, wie man es verwendete, konnte es einen Kampf beenden, bevor er auch nur begann. Der Frosch war offensichtlich jemand, der kein Interesse daran hatte, anderen eine Chance zu geben. Ein einziger Treffer und er hatte gewonnen – das war seine Methode. Wenn man dazu seinen schnellen, starken Körper nahm, der springen konnte, wie es sich kein Mensch auch nur wünschen durfte, und den feuchten Film auf seiner Haut, der es ihm deutlich erleichterte, Treffer menschlicher Fäuste abzuwehren, dann war es kein Wunder, dass Zahars Lehrer in keiner guten Position gewesen war, als die beiden gekämpft hatten. Die Zähne zusammenbeißend öffnete Zahar eins ihrer Augen, fokussierte sich trotz ihrer Schmerzen. Die Wunde an ihrem Arm... eine dunkle, violette Flüssigkeit lief heraus, und wenn sie so darüber nachdachte, dann waren auch die Wunden des alten Mannes stellenweise verfärbt gewesen. Er musste viel gelitten haben gegenüber einem übermächtigen Gegner.
Aber Zahar und er waren nicht die gleiche Person. Sie hatten nicht die gleichen Schwächen.
„Keke!“ Mit einem hämischen Grinsen blähte der Amphibia seinen Hals auf, um ein lautes „Krrrroaaa!“ auszulassen, ein Zeichen seines Triumphes. Seine Klauen vor sich hebend trat er auf die Echse zu, die besiegt am Boden lag. Es war genug Zeit vergangen. Sein Gift sollte jetzt wirken, ihren Körper komplett unter Kontrolle halten. Dass sie sich seit seinem Treffer nicht mehr groß bewegt hatte war ein gutes Zeichen. So, wie es aussah, war dieser Kampf vorbei. Zufrieden stand er über ihr, arrogant auf sie hinabblickend, während er seine Faust auf ihren kleinen Körper ausrichtete. Es war Zeit für den Todesstoß! „Hiya!“ Plötzlich spannten sich Zahars Beine an und so, wie es der Frosch so oft getan hatte, stieß sie sich vom Boden ab, um ihm mit voller Kraft ihre Faust in den Hals zu rammen, genau da, wo die Schallblase lag, auf die er so stolz war. Überrascht weiteten sich die Augen des Kämpfers, als sein Hirn ihm ein schmerzhaftes Alarmsignal bezüglich seiner Atmung verpasste und seine Sicht sich für einen Moment verdunkelte. Der kurze Moment genügte Zahar völlig. Mit einem zweiten Sprung, geradewegs nach vorne, stieß sie ihren rechten Fuß geradewegs in die Magengrube, sprang aber dieses Mal nicht wieder von ihm weg wie bisher. Stattdessen wusch eine Welle weißen Schleimes durch ihr Haar, überzog es als klebrige Masse, aus der sich plötzlich vier Schlangen erhoben, deren Köpfe sich öffneten, zu Händen wurden, von denen je zwei jeden seiner Arme packte. So glitschig er auch war – diesem festen Griff konnte er nicht entkommen.
„Gift ist eine grausame Waffe“, sprach sie mit einem düsteren Blick in ihren Augen, während ihre Zähne sich mit einem dunkelgrün triefenden Sekret überzogen. „Aber wirklich grausam sind die Kreaturen, die es benutzen.“
Ohne zu zögern verbiss sie sich in der Schulter des Amphibia, vergrub ihre Zähne tief in seiner zähen, fast schon gummiartigen Haut, woraufhin er aufschrie, doch sie ignorierte seinen Schmerz. Der Biss war noch gar nichts. Die Säure, die sie in rohen Mengen in seinen Körper pumpte, damit sie ihn von innen heraus zersetzen konnte, würde deutlich schlimmer sein als Alles, was er je zuvor erlebt hat. Als Alles, was er dem alten Mann, den anderen Feen, irgendeinem Menschen je angetan hatte. Insgesamt rechnete es sich auf. Vielleicht auch nicht. Dem kalten Herz eines zornigen Dämonen war das nicht so wichtig. Langsam löste sich Zahars Fuß wieder von dem Körper ihres Gegners, landete auf dem Boden. Dann rissen die schleimigen Hände, die aus ihrem Haar kamen, ihn nach oben und warfen ihn durch den Raum, geradewegs auf den verdatterten Windmagier. Der Angriff der Echse war so schnell gewesen, dass er kaum realisieren konnte, dass sie überhaupt schon vom Boden aufgesprungen war, als die beiden Männer kraftvoll ineinander und dann über den nächsten Tisch geschleudert wurden. Die dämonischen Zeichen in der Mitte von Zahars Augen glühten, während sie einen kalten Blick auf die beiden Männer warf – dann sah sie hinüber zu Akay, der noch mit dem letzten Feind zu kämpfen hatte. Sie suchte Blickkontakt mit dem älteren Magier, ihre Schleimhände weiterhin kampfbereit. Konnte sie ihn unterstützen?
Poison Devils Servants TYP: Lost Magic ELEMENT: Gift KLASSE: III ART: Nahkampf MANAVERBRAUCH: 150 pro Minute MAX. REICHWEITE: Beim Anwender VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 6, Manaregeneration Level 5 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber sondert der Devilslayer sein Sekret über seine Schultern oder seinen Rücken ab und formt damit bis zu vier Arme mit Händen an ihrem Ende. Diese Arme reichen genauso weit wie die Arme des Anwenders und können frei bewegt werden, wobei ihre Stärke und Geschwindigkeit der Willenskraft des Anwenders entsprechen, mit einem Maximum von 8. Das Geschick der Arme entspricht der Geschicklichkeit des Anwenders -1 und sie können keine Gegenstände oder Waffen halten. Dadurch, dass die Angriffe der Arme keine Wunden reißen, können sie auch kein Gift in den Körper des Gegners bringen. Sie können allerdings für Zauber verwendet werden, bei denen Sekret aus Hand oder Arm des Anwenders abgesondert wird. Es ist aber nicht möglich, über zwei Arme gleichzeitig unterschiedliche Zauber zu wirken. Je nach Vorliebe des Anwenders kann die Position der Arme an seinem Körper variieren, das hat aber keinen Einfluss auf Reichweite oder Wirkung.
Acid: Tartaric TYP: Gift ELEMENT: Gift KLASSE: III ART: Nahkampf MANAVERBRAUCH: 65 MAX. REICHWEITE: Beim Anwender VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 6 BESCHREIBUNG: Dieses aggressive Gift greift Zellen bei Kontakt direkt an und kann organische Stoffe (wie Pflanzen oder Haut) auflösen. Bei Hautkontakt ist es schmerzhaft und zerstört die oberen Hautschichten. Gelangt es in den Körper, kann es ernsthafte innere Schäden verursachen. Wie viel Schaden dieses Gift verursacht hängt stark von der Menge ab, sodass einzelne Tropfen oder kleine Kratzer kaum eine Gefahr darstellen. Anorganische Stoffe werden von diesem Gift nicht betroffen.
Das Forum wurde für die Nutzung der Desktopversion von Firefox und Chrome optimiert. Es kann in der mobilen Version oder in anderen Browsern zu Darstellungsfehlern kommen. Sollte euch ein Fehler auffallen, meldet euch bitte direkt bei @Medusa.