Ortsname: Eingangshalle Art: Raum Spezielles: Norden - 1. OG Beschreibung: Eine pompöse Halle, die von mehreren steinernen Säulen getragen wird öffnet sich, wenn man den Tempel betritt. Durch ein Oberlicht dringt ausreichend Helligkeit ein, um die Umgebung erkennen zu können. Eine der Säulen ist umgestürzt und hat einen Teil der östlich gelegenen Wand mit sich zu Boden gerissen. Wie es aussieht gibt es zwei mögliche Wege, dem normalen Portal folgen oder durch die eingestürzte Wand kriechen.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Number of Statues: 312
No statue would defy me
So you shouldn't either
Yuuki
Anmeldedatum : 18.08.15 Anzahl der Beiträge : 4718
Yuuki machte ziemlich große Augen, als er das Innere des Eingangsbereiches dieses gewaltigen Tempels erblickte. Der Aufbau dieser ziemlich pompösen Halle zeugte von vergangenem Ruhm des Tempels, denn sie wurde von mehreren massiven Steinsäulen getragen. Die rubinroten Augen des jungen Mannes wanderten begierig den Raum entlang und versuchten alles Mögliche aufzunehmen und zu analysieren. Für gewöhnlich würde sicherlich ausreichend Helligkeit durch das Oberlicht eindringen, doch das stürmische Wetter machte ihnen dabei einen Strich durch die Rechnung. Zum Glück der Magier befanden sich an den Wänden alte Beleuchtungslachryma, welche die Umgebung in ein trübes Licht tauchten. Sie konnten es wirklich schätzen, dass die Lachryma nach all‘ der Zeit immer noch funktionierten, denn wer wusste schon, wie lange sich der Tempel im Ozean befunden hatte? Jedoch hatte auch hier der Zahn der Zeit zugeschlagen, was man unter Anderem an einer umgestürzten Säule und einer zerstörten Wand erkennen konnte, zudem aber auch an den vielen zerstörten Malereien an den Wänden.
Die Laune des Crimson Sphynx Magier hatte sich deutlich gebessert, was einerseits diesem Anblick zu verschulden war, denn immerhin erkundeten sie einen seit Jahrhunderten verlassenen Tempel. Das war es doch, wofür man als Magier lebte und Abenteuern und Aufträgen nachging, vor allem der Grynder mit seiner neugierigen Persönlichkeit. Andererseits waren sie endlich diesem Sturm entflohen, der keine fünf Meter entfernt von ihnen noch ekelhaft tobte, sodass er endlich dieses klitschnasse Regencape loswerden konnte. Nonchalant zog er sich dieses aus und ließ es einfach zu Boden fallen, denn das würde er sicherlich nicht die ganze Zeit über mit sich herum tragen. Mit der rechten Hand fuhr sich Yuuki durch das feuchte Haar und versuchte das meiste Nass durch etwas strubbeln loszuwerden, leider mit mäßigem Erfolg. Aber auch das würde mit der Zeit trocknen und wenigstens klebte es nicht mehr an seiner Stirn. Schließlich drehte sich der Magnetismusmagier zu seinen beiden Begleiterinnen um und es hatte sich tatsächlich ein Lächeln auf seinem Gesicht abgebildet. „So weit, so gut, damit wären wir zumindest im Trockenen.“ Sein Blick glitt von Amelia zu Eohl, während er sich an die Worte der Spiegelmagierin erinnerte. Das weckte in ihm eine Art von Déjà-vu, denn hatte sie nicht etwas Ähnliches zu Shizuka damals gesagt? „Ihr seht wirklich aus wie Zwillinge.“, kommentierte der Grynder trocken ihre Frisuren und erlaubte sich diesen doch eher harmlosen Scherz. Doch wie würde es die Yihwa aufnehmen? Sie nahm diese Dinge für gewöhnlich ziemlich ernst, auch wenn offensichtlich sein sollte, dass der junge Mann scherzte. Natürlich erinnerte sich der junge Mann auch an das erste Treffen mit der doch etwas exzentrischen Runenritterin, die ziemlich geschickt beim Einsatz ihrer Reize war. Da würde er sich definitiv hüten müssen! Lleider war er in der Hitze des Gefechts auf ihr Kuchenangebot eingegangen, aber hey, es war Kuchen, was hätte er sonst tun sollen?! „Also …“, begann er deshalb an die junge Frau gerichtet. „… das Kuchenangebot zählt, sofern wir hier alle wieder heile rauskommen.“ Er hatte sein Wort gegeben und er würde es auch halten – zudem er eine Naschkatze und ein Nimmersatt war, also durchaus nichts dagegen hatte. Dennoch würde er Amelia - und ihre Hände - im Blick behalten!
Der Grynder ließ den Blick erneut durch die Eingangshalle wandern und kam zu dem Schluss, dass es an der Zeit für eine kleine Lagebesprechung war. Als er sich umgedreht hatte, war das Lächeln auf seinem Gesicht wieder etwas verblasst und hatte einem ernsteren Gesichtsausdruck Platz gemacht. „Ich wünschte es wäre so, aber wir sind leider nicht zum Spaß hier, denn wir haben keine Ahnung, was mit dem Spähtrupp passiert ist. Im besten Falle haben sie sich einfach verirrt und ihnen ist ihre Kommunikationsmöglichkeit abhandengekommen, im schlimmsten Falle …“ Ja, was? Im schlimmsten Falle lauerte wohl etwas in diesem Tempel, aber davon sollten sie nicht ausgehen. Definitiv im Hinterkopf behalten, aber dennoch etwas Optimismus an den Tag legen. „Als Leiter hat man mir eure Leben anvertraut und auf die werde ich aufpassen.“, führte er seine Erzählungen fort. Oh ja, zwar kannte Yuuki die beiden Magierinnen lediglich eine kurze Zeit, dennoch verspürte er das Bedürfnis, sie zu schützen. Das war wohl dem Fakt zu verschulden, dass alle wichtigen Personen auf, die eine oder andere Art aus seinem Leben ausgeschieden waren, weshalb er versuchte, seine Freunde zu schützen, damit ihnen nichts geschah. Von diesem Status waren die Beiden zwar noch ein gutes Stück entfernt, aber sie hatten zumindest die ersten Schritte in die entsprechende Richtung gesetzt und genossen aufgrund dessen die Aufmerksamkeit des jungen Mannes. „Wir können den Tempel erkundigen und uns umschauen, aber wir sollten auf der Hut sein, denn wir wissen nicht, was uns hier erwartet.“ Mal sehen, was die beiden Magierinnen so zu sagen hatten, vielleicht wollten sie ja ihrerseits etwas anmerken oder ergänzen? „Lasst uns also aufeinander Acht geben, ja?“, schloss er ab und schaute mit einem aufmunternden Lächeln in die Runde.
Der Tag hatte also doch etwas Erfreuliches gebracht. Inmitten des gesamten Sturmes, der Evakuierung und der unangenehmen überfahrt hatte sie es geschafft Yuuki eine Essenseinladung heraus zu leiern. Das Beste daran? Yuuki hatte gerade Amelias Wunsch nachgegeben und er würde bezahlen. Großer Fehler des Crimson Sphynx Magiers, beim letzten Mal hatte sich Amelia zurückgehalten, jetzt würde sie schlemmen können. Und ja, Zurückhaltung war ein Wort, das Amelia kannte, sie lebte es nur fast nie. War ja auch langweilig, wieso zurückhalten, wenn man das Leben in vollen Zügen genießen konnte? Erschien überhaupt nicht logisch. Wie dem auch sei, jetzt würde sie Yuuki mit seinen eigenen worten festnageln können, also war die Zeitmagierin zufrieden. Außerdem war diese Zusage des Grynders sicherlich nicht die Hauptattraktion, die noch auf der Treppe geschah, nein, diese Ehre gehörte der anderen Magierin, Eohl. Begann sie doch noch ihre Begrüßung mit einer etwas obskuren Bemerkung über die Frisuren der beiden Frauen, zweifarbig auf beiden Seiten. Ein Lächeln huschte über das Gesicht Amelias, als die andere Magierin ihren Kommentar dazu abgab. Erst danach stellte sich die Magierin offiziell, wenn auch etwas verwirrt vor.Bücherei? Okay. Mach einer hätte jetzt gelacht oder genervt die Augen verdreht, schließlich wirkte es so, als wäre Eohl nicht wirklich beisammen. Verrückte auf einer Quest oder so waren ja nicht wirklich zu gebrauchen, aber Amelia war da etwas anders. Nachdem Eohl geendet hatte, trat sie einen Schritt auf die andere Magierin zu und blickte sie kurz an, bevor sie ihr um den Hals fiel. Du bist ja soooo niedlich, Eohl. Ich bin Amelia, hoffentlich werden wir gute Freundinnen. Jap, das war gerade passiert, ob Yuuki mit dieser geballten Chaosenergie umgehen konnte, die sowohl Eohl, als auch Amelia an den Tag legen konnten? Er würde es müssen, soviel stand fest. Doch die aktuelle Aufgabe musste auch erfüllt werden, daher folgte Amelia Yuuki durch das große Eingangsportal in den Tempel, nachdem sie von Eohl abgelassen hatte. Staunend blickte sich Amelia in dem riesigen Raum um, den die drei Magier betreten hatten. Zerstörte Wandmalerei und umgestürzte Säulen prägten das Bild, aber auch einige kleinere Gegenstände lagen auf dem Grund, so als seien sie vergessen worden oder an ihre jetzige Position gestürzt. Eigentlich wollte Amelia gleich los, um sich etwas um zu sehen, aber Yuuki musste erst seine Lagebesprechung halten und die beiden Mädchen darauf aufmerksam machen, dass sie vorsichtig sein sollten. Er klang ernsthaft wie ihr Vater, etwas, dass sie sofort abtörnte. Jaha, El Capitano. Es ist hoffentlich nicht zu dreist, wenn ich mir den Raum ansehe. Merkte man, dass Amelia es nicht leiden konnte, wenn jemand so mit ihr sprach? Ihr aber eigentlich egal, lieber drehte sie sich um und begann den Raum zu durchwandern. Neben einer der umgestürzten Säulen hockte sich die Rune Knight hin und begutachtete die Reste eines alten Kerzenständers, der fein aus ermattetem Metall gearbeitet worden war. Während der Glanz bereits vor Jahrzehnten verschwunden sein musste, war noch genügend von der Handwerkskunst zu erkennen, um Amelia ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Die feinen Metallteile bildeten zusammen eine Rose, in deren Mitte ein runder Lacrima für Licht hineingelegt werden konnte. Die einzelnen Rosenblätter hatten aber zusätzlich Einkerbungen, in die man scheinbar Kerzen als nicht magische Beleuchtung stecken konnte. Guck mal Eohl. Die Lampen sehen echt aus, wie Blumen. Sind die nicht hübsch? Ob ich eine mitnehmen soll, wenn wir nachher nach Hause gehen? Hübsch war das Ding auf jeden Fall, wenn es jemand aufarbeitete konnte man bestimmt eine schöne Dekoration daraus machen, selbst wenn man sie nicht als Lampe benutzte. Vielleicht kann ich einen Blumentopf in die Öffnung stecken. Die Gedanken der Magierin waren gerade wirklich nicht bei der Sache. Ihren Fund ließ sie dann jedoch dennoch liegen, wenn sie den Leuchter mitnehmen wollte, würde sie das wirklich erst tun, wenn sie wieder verschwanden. Daher erhob sich Amelia und begann wieder den Raum zu durchschreiten. Hierbei strich sie mit der linken Hand über die neben ihr liegende Säule. Der Stein war kalt und rau, sah aber so aus, als wäre er zu den Hochzeiten des Tempels regelmäßig poliert worden. Einer spontanen Eingebung folgend schwang sich die Magierin über die steinernen Reste der Säule und landete auf der anderen Seite. Was sie dort erblickte ließ sie kurz nach Luft schnappen. Direkt neben ihr lag ein Skelett gegen die Säule gelehnt. War das einer aus dem Suchtrupp? Bestimmt nicht, wenn das Fleisch schon verfaulen konnte, konnte das kaum einer der Magier sein, die nur wenige Stunden Vorsprung hatten. Leute, ich glaube, ich habe hier einen der ehemaligen Bewohner gefunden. Vorsichtig tippte Amelia das Skelett an, welches aufgrund der einwirkenden Kraft sofort seitlich umkippte. Der Kopf löste sich von der Wirbelsäule und rollte langsam in die Mitte des Raumes, wo er von allen gesehen werden konnte. Und Leute sagen ich wäre kopflos. Musste das wirklich sein Amelia? Scheinbar schon.
Manavorrat
170 / 170
Reden ~ Denken ~ Magie
Eohl The Sun's Shade
Anmeldedatum : 23.09.14 Anzahl der Beiträge : 1406
Heute hatte Eohl richtig Glück! Als Eohl die andere Frau ansprach, kam die sogar im strömenden Regen auf sie zu und gab ihr eine feste Umarmung, die das Herz der Yihwa höher schlagen ließ. „Amelia...!“, wiederholte sie den Namen der anderen aufgeregt und schlang die Arme fest um sie, ehe sie sie loslassen musste, damit sie weitergehen konnten. Trotzdem leuchteten ihre Augen hell und sie schenkte ihrer neuen Freundin ein breites Lächeln. „Das hoffe ich auch!“
Im Trockenen angekommen hob Eohl erst einmal ihre Hand und beschwor darin einen kleinen, handlichen Spiegel, den sie dazu nutzte, ihr durchnässtes Haar zu begutachten und wieder etwas in Ordnung zu bringen. Dabei achtete sie penibel genau darauf, nie ihr Gesicht in der Reflexion sehen zu können, was für sie zum Glück ein Leichtes war – sie war ziemlich geübt darin, die Winkel von Spiegeln einzuschätzen, und was sie ihn ihnen sehen konnte und was nicht. Ehe sie damit fertig war, errötete sie auch schon und blickte zu Yuuki hinüber. Er sah es diesmal also auch! Dass Eohl und Amelia wie Spiegelbilder waren! Bei Shizuka war er weniger überzeugt gewesen, aber diesmal zauberte er wirklich ein Lächeln auf ihre Lippen. „Wie Zwillinge... ja!“, stimmte sie fröhlich zu und sah glücklich zu ihrer neuesten Freundin, während sie den Spiegel in den Weiten ihres Umhangs verstaute. Interessiert lauschte die Yihwa, als Yuuki erklärte, was sie tun sollten. Etwas unsicher hob sie die Hand, weil er etwas ansprach, zu dem sie vielleicht etwas beitragen konnte. „Äh... bei Kommunikation kann ich helfen, glaube ich...“, meinte sie, stockte kurz, ehe sie merkte, dass die anderen beiden sie aussprechen ließen. Das taten ihre Gildenmitglieder meist nicht. „Ich kann eine visuelle Verbindung aufrecht erhalten, wenn wir uns trennen... kostet aber auf Dauer viel Mana, also nur, wenn es nötig ist.“ Man ging vermutlich nicht davon aus, dass Eohl eine professionelle Seite hatte, aber schlussendlich war sie ein Werkzeug, das andere benutzen sollten. Dafür musste sie wissen, was sie tun und wie sie helfen konnte. Gerade eine Erkundung wie diese lag ihr mit ihrer Magie sehr gut. Um die Ecke sehen, Bilder speichern und Kameras anbringen zu können war in solchen Fällen extrem hilfreich. Dafür war sie weniger dafür geeignet, sich den Raum genau anzusehen. Durch ihre erblühende Beziehung zu Amelia war die Yihwa ziemlich aufgeregt, da hatte sie kein Auge für Details. Im Gegenteil, sie hatte quasi nur Augen für die Frau, die sie niedlich genannt und umarmt hatte. Wie sie sich hinhockte und etwas fasziniert beobachtete... Was für eine achtsame Person. Eohl spürte ihr Herz höher schlagen, und das Gefühl verstärkte sich umso mehr, als Amelia ihren Namen rief. „Oh! Wie Blumen!“, stimmte die Crusaderin zu und eilte zu ihrer Freundin, eine sanfte Röte auf ihren Wangen. „Das passt... zu Amelia! Nimm sie mit!“ Stehlen war ja an sich kein Problem. Besitz war wechselhaft und subjektiv, und gerade hier in dieser alten Ruine würde sich schon niemand dafür interessieren, ob eine Sache mehr oder weniger da war. In Eohls Augen gab es hier überhaupt kein Problem! Nur wenig Abstand wahrend folgte sie dem Pinkschopf wie ein ausgesetztes Kätzchen, das eine neue Meisterin gefunden hatte. Yuuki hatte schon viel früher die Chance gehabt, sie zu umarmen; hätte er die genutzt, würde sie jetzt vielleicht stattdessen ihn stalken.
Als die Harper über die Reste einer Säule flüchtete, versuchte Eohl stattdessen außen rum zu gehen, wurde aber überrascht, als ihr ein Haufen Knochen vor die Füße fiel und der Schädel eines Toten vor ihren Füßen herum rollte. Einen kurzen Blick warf sie hinab, verlor aber schnell wieder das Interesse. Viel wichtiger war für sie, was ihre Freundin da über sich selbst sagte. Hatte sie etwa Angst, dass ihr Kopf genauso abfallen würde? Vorsichtig trat Eohl vor sie, streckte ihre Hände aus, um ihre feuchten Handschuhe an die Wangen der Magierin zu legen. „Amelia...“, meinte sie mit ruhiger Stimme und lächelte ihr entgegen. „Solange ich da bin, bleibt dein Kopf dran. Versprochen.“
… Yuuki hatte wirklich Pech damit gehabt, zwei Frauen mit sich herumschleppen zu müssen, die sich so leicht ablenken ließen...
215 / 225
Der Fluss der Zeit... brennt alle Hoffnung nieder... That odd woman... | Cracked Mirror, Awaken!
Yuuki
Anmeldedatum : 18.08.15 Anzahl der Beiträge : 4718
Von einer Runenrittern hatte Yuuki definitiv ein anderes Verhalten erwartet, so viel stand fest. Kein Wunder also, dass sich seine Augenbrauen als Reaktion auf ihre eher patzige Antwort hoben. Solch ein Verhalten hätte er sicherlich von einem Fairy Tail Magier erwartet, die sich kopfüber in Probleme warfen und sogar Quests annahmen, für die sie nicht die nötigen Fähigkeiten besaßen. Todesfälle waren in solchen Situationen keine Seltenheit, weshalb der Crimson Sphynx Magier definitiv ein Auge auf seine beiden Kolleginnen haben musste. Weiter musste noch ergänzt werden, dass der Grynder sich keinesfalls gegen das Erkunden des Tempels ausgesprochen hatte, lediglich Vorsicht sollten sie dabei walten lassen. Mit einem Kopfnicken reagierte er auf ihre sarkastische Antwort, sodass sie von dannen ziehen konnte. Und dann war da noch Eohl. Wer hätte an dieser Stelle gedacht, dass sie sich nützlicher als die Runenritterin erweisen würde? „Das klingt nach einer wirklich nützlichen Fähigkeit.“, teilte er der Yihwa aufmunternd mit. Der Grynder hatte schon während ihres Treffens vor einiger Zeit gemerkt, dass die Frau sehr positiv auf aufmunternde Worte reagierte – bestimmt geschah so etwas nicht wirklich oft in Royal Crusade. „Sofern wir darauf zurückgreifen müssen, erfährst du es als Erste.“, versuchte er sich an einem Witz, als die Spiegelmagierin auch schon aufgeregt der anderen Magierin hinterherlief. *In was bin ich da nur hineingeraten...*, dachte er sich und schüttelte resigniert den Kopf. Vermutlich hätte er nicht den Kommentar zu der Ähnlichkeit und den Zwillingen abgeben sollten, der den Stein erst ins Rollen gebracht hatte. Wie dem auch sei, es galt das Beste aus der Situation zu machen und aufgrund des Verhaltens der anderen Beiden, müsste er eben das dreifache Maß an Vorsicht an den Tag legen. Während sich Aemlia und Eohl über irgendwelche Lampen, Vasen und Blumen erfreuten, galt Yuuki’s Aufmerksamkeit den zerstörten Wandmalereien. Manche waren völlig unleserlich, während man bei anderen noch Fetzen des einstiegen Kunstwerkes erkennen konnte. Mit seinen Fingern strich er langsam über das Kunstwerk und fragte sich, was durch den Einfluss der Zeit und der Witterung wohl verloren gegangen war. Hier und da konnte man noch etwas erkennen, dass wie Feuer aussah. Dort wiederum Menschen.„Hmm, was würde ich nicht dafür geben, zu wissen, was es damit auf sich hat.“, murmelte er leise vor sich hin und ließ seinen Blick anschließend durch den Rest der Halle schweifen. Der Grynder stutzte, als er plötzlich die beiden anderen nicht mehr erblickte – wo waren sie nur hin? Schnell setzte er sich in Bewegung zum Standort, an dem er sie als Letztes gesehen hatte, als plötzlich ein Totenschädel hinter der Säule auftauchte und langsam an ihm zur Mitte des Raumes vorbeirollte. Da waren die beiden ja und spielten an irgendeinem Skelett herum. Dazu noch ein passender Spruch der Harper, den er am Liebsten kommentiert hätte, es sich aber verkniff. Als Eohl auch noch darauf ansprang und ihr versicherte, dass ihr Kopf dran bleiben würde, wandte sich der Rotschopf endgültig ab. *Tz, tz, sowas von unzivilisiert.* Abgesehen von einem Skelett hatten sie hier bisher nichts gefunden. Sie konnten nun weitergehen, die Frage war nur, wohin? Auch dem Grynder war die eingestürzte Wand aufgefallen und das dahinter befindliche Licht zeugte von einem Weiterkommen in dieser Richtung. Aber wollten sie wirklich da lang gehen oder würden sie doch die richtigen Türen nehmen? „Was meint ihr?“, adressierte er höchst widerwillig seine kompetenten Mitstreiter. „Wo sollen wir lang?“ Vielleicht erwies sich ja Eohl mit ihren Spiegeln als nützlich und konnte sie vor Gefahren und Fallen damit warnen?
Die Luft war schwerer als üblich. Das bemerkte Denniel als erstes, nachdem sein Körper damit begonnen hatte, sich langsam, ganz langsam aus dem Schlaf zu lösen. Bei einer kleinen Kammer wie der seinen war eine gewisse Schwüle nach einer Nacht bei geschlossener Tür nicht weiter verwunderlich, doch die aktuelle Feuchte war überaus unnatürlich. Unnatürlich, unangenehm und schlecht sowohl für ihn, Denniel, als auch für seine Kleider. Mühsam warf der Knabe die seltsam schwere Bettdecke von sich und versuchte, sich auf seiner Schlafstatt hochzustemmen. Doch sobald er seine Arme auch nur ein wenig belastete, knickten sie sofort unter ihm weg und Denniel landete zurück auf seiner kratzigen Matratze. Einen zusammenhängenden Gedanken konnte der Junge noch nicht formen, doch er war sich sicher, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Eine undeutliche Erinnerung blitzte hinter seiner Stirn auf, das Bild seines Ziehvaters, der auf der bei ihm auf der Bettkante saß und ihn sorgenvoll ansah. „Lass uns beten, mein Sohn.“ Denniel versuchte, die einzelne Erinnerung einzuordnen, doch eine sonderbare Schwere in seinem Kopf machte ihm das unmöglich. Ein weiterer Hinweis, dass irgendetwas nicht stimmte. War Denniel vielleicht krank? Hatte er Fieber? Der Junge fasste sich an die Stirn, konnte aber keine erhöhte Temperatur feststellen. Nun denn, eine Sorge weniger. Solange er nichts weiter tat, als im Dunkeln auf seinem Bett zu sitzen, kam er diesem kleinen Rätsel sicher nicht auf die Spur. Sein zweiter Versuch, sich aufzusetzen, klappte glücklicherweise, und so robbte der Junge etwas unbeholfen an den Rand seines Betts und setzte seine Füße auf den kalten Stein. Noch in der Finsternis griff Denniel zielsicher zu seinem Nachttisch, wo seine Roben fein säuberlich gefaltet auf ihn warteten. Zumindest in dieser Hinsicht war alles normal. Einen neuerlichen Rückschlag erlebte der Junge allerdings, als er aufzustehen versuchte. Diesmal waren es seine Beine, die unter dem Knaben nachgaben und ihn unsanft zurückplumpsen ließen. Die Theorie, dass er nicht bei voller Gesundheit sein mochte, verhärtete sich damit, doch das sollte Denniel nicht daran hindern, seinen Pflichten nachzugehen. Doch apropos… Noch hatte keiner der Priester an seine Tür geklopft, um ihn zum Tempeldienst zu wecken. Sicher, hin und wieder erwachte Denniel von sich aus, doch in diesen Fällen wusste der Junge stets zu sagen, wie spät es in etwa war. Jetzt allerdings, wie Denniel im Dunkeln saß, hatte er absolut keine Idee, was den Stand der Uhrzeit anging. Denniel leckte sich unsicher über die Lippen, grabschte nach seinen Roben und begann, sich im Sitzen anzuziehen. Das war nicht ganz einfach, doch nach einigen Minuten fühlte sich Denniel in der Lage, zumindest relativ ordentlich seine Kammer verlassen zu können. Sein nächster Versuch, von seinem Bett aufzustehen, fiel trotzdem vorsichtig aus. Was insofern gut war, als der Junge drei Anläufe brauchte, um schließlich auf wackligen Beinen zu stehen. Unsicher stolperte Denniel zur schweren Eichentür, die sein Zimmer mit einem der etlichen Flure des Drachentempels verband. Um keinem umhereilenden Priester in die Quere zu kommen oder irgendjemandes Schlaf zu stören, bemühte sich Denniel, die Türe langsam und möglichst leise zu öffnen. Dabei traf ihn allerdings der plötzliche Schein einer flackernden Wandlampe und bohrte sich regelrecht in seine Augen. Überdurchschnittliche Lichtempfindlichkeit… Noch ein Indiz, das auf eine Krankheit deutete. Durch zusammengekniffene Augen und vorgehaltene Hände spähte Denniel in den leeren Gang hinaus. Die dortige Kühle fühlte sich angenehm auf seiner blassen Haut an, doch die Luft blieb feucht. Da jede Spur von arbeitsamen Priestern fehlte, war er wohl doch mitten in der Nacht aufgewacht. Denniel dachte deshalb kurz daran, in sein schwüles Zimmer zurückzukehren und weiterzuschlafen, doch die Vorstellung missfiel ihm so, dass er überraschend hastig die Tür hinter sich schloss und einen ersten Schritt in den Flur hinein nahm. Seine empfindlichen Augen machten es ihm noch immer schwer, seine Umgebung wahrzunehmen. Andererseits lebte Denniel bereits etliche Jahre im Tempel und war zuversichtlich, auch blind den Weg durch dessen verschlungene Gänge zu finden. Dachte Denniel zumindest, denn in genau diesem Moment stieß er mit dem Zehn gegen etwas Steinhartes. Der Junge konnte sich zwar gerade noch auf den Beinen halten, indem er sich gegen die nächstbeste Wand warf, doch sein Fuß schmerzte trotzdem. Nun humpelnd durchquerte der Junge den stillen, fast zu stillen Korridor. Sein Ziel: Die Eingangshalle des Tempels. Selbst zu so später Stunde würde er dort ein oder zwei Priester finden, und diese konnten ihm vielleicht sagen, ob man ihn aufgrund einer Krankheit einen Tag hat verschlafen lassen oder Ähnliches. Und tatsächlich: Während sich Denniel der beeindruckenden Halle näherte, hörte er ein paar Stimmen miteinander sprechen. Die Sprache allerdings war ihm nicht bekannt, vermutlich handelte es sich um junge Pilger, die die Nacht im Tempel zu verbringen suchten. Denniel lächelte und blieb kurz stehen, um seine Roben und sein Haar zu richten. Insbesondere im Angesicht von Fremden war es schließlich wichtig, das Bild eines anständigen Priesters zu vermitteln. Noch immer lächelnd trat Denniel so in die Halle, wobei er sich zwang, seine empfindlichen Augen weiter zu öffnen und die Besucher möglichst höflich zu besuchen. Der Anblick, der sich Denniel bot, war mehr als nur ein Schlag in die Magengrube. Der Junge fühlte sich, als würde ihm ein böser Geist Dutzende Messer überall in den Körper rammen. „Aaaaaaaaah!“ Die Eingangshalle des Tempels war völlig verwüstet, von der einstigen Schönheit waren nur noch ein paar Lampen und vereinzelte Mosaike und Steinskulpturen übrig. Es war staubig, feucht, und einfach… unglaublich traurig. Denniel schnappte nach Luft, doch seine Kehle war von Verwirrung und Schmerz plötzlich zugeschnürt. Sein Blick zuckte zu den drei Gestalten, die sich in der Eingangshalle unterhalten hatten. Zwei Frauen standen dort gemeinsam neben einem Mann. Alle wirkten… seltsam, doch getroffen, wie Denniel war, vermochte er nicht zu sagen, wieso. Stattdessen hagelten wilde Gedanken auf den Knaben ein: Was war hier passiert? Hatten diese Leute etwas mit der Verwüstung zu tun? Wie konnte jemand nur zu so etwas fähig sein? Wo waren die anderen Priester? Hatte man sie im Schutze der Nacht angegriffen, ohne dass es jemand bemerkt hatte? Erst jetzt wurde sich Denniel bewusst, dass er eben laut geschrien hatte, und es keine Möglichkeit gab, dass diese Fremden ihn nicht längst bemerkt hatten. Panisch drehte sich Denniel um, verhedderte sich dabei aber in seiner Robe und fiel der Länge nach zu Boden. Jeder Versuch, sich auf dem glatten Grund wieder aufzurichten, wurde von Denniels zittrigen Beinen sofort zunichte gemacht. Blieb ihm denn nichts anderes übrig…? Hilflos rollte sich Denniel zu einem Häufchen Elend zusammen und begann, mit zitternder Stimme zu beten: „Sahrot Dwah, kogaan zu’u voth fin mulaag wa luft hin ahrk filok daar mar muz!“
Die leicht verwirrte, aber sehr positiv eingestellte Eohl schien die Meinung von Amelia zu teilen, die Leuchter waren eine hübsche Sache, die sie mitnehmen sollte. Die Dinger waren aber auch süß und einer davon würde sich bestimmt gut in ihrem Schlafzimmer machen. Ein paar rosafarbene Blumen, ein wenig das Metall abschleifen und vielleicht weiß lackieren … ja, das konnte super werden. Vielleicht wollte Eohl sich später Aurich einen schnappen? Es gab hier ja genügend Reste. Hast recht Eohl. Wenn wir hier fertig sind und nach Hause gehen, nehme ich eine mit. Das wird total süß. Willst du auch einen, hier liegen ja noch welche? Fröhlich grinste Amelia Eohl an, während sie noch den Schädel in der Hand hielt, der eben weggerollt war. Die Überreste der armen Seele sollten schon beisammen bleiben und wenn sie schon keine Bestattung würde durchführen können, sollte die letzte Ruhestätte dieses Menschen nicht noch weiter gestört werden. Amelia war nicht so unsensibel, was diese Dinge anging. … Meistens. Aus diesme grund begab sie sich zurück zu den Resten des Skelettes und versuchte ihr möglichstes beides wieder zu evreinen. Den Kopf wieder auf die Wirbelsäule des Skelettes zu setzen, während Eohl und Yuuki scheinbar ihre Optionen durchsprachen, erwies sich als schwierig, doch sie war darauf versessen den Kopf des Toten wieder auf seinen Körper zu setzen. Kein wirklich sinnvolles Unterfangen, die wenigsten Skelette kamen mit einem praktischen Schraubverschluss, dieses hier auf jeden Fall nicht. Nach einigem Herumprokeln beließ es Amelia dabei den Kopf in den knöchernen Schoß des Toten zu legen. Sollte sie auch noch ein gebet sprechen? Nein, das käme komisch, war Amelia weder besonders religiös, noch wusste sie, was dieser Mann oder Frau angebetet hatte. Den falschen Gott um irgendwelche Hilfe bitten erschien ihr nicht richtig. Ja geradezu respektlos, sie mochte nicht selbst an irgendwas außer sich selbst glauben, aber anderen war sowas nun mal wichtig. Aus diesem Grund beließ sie es dabei den Schädel ruhen zu lassen und erhob sich. Eohl und Yuuki hatten ihr Gespräch über die Magie der anderen Magierin wohl beendet, wobei Amelia keine Ahnung hatte was besprochen worden war, denn sie hatte nicht einmal den Versuch unternommen zuzuhören. Wozu auch, Yuuki würde sowieso was sagen, wenn er wollte, dass Amelia etwas tat. Und sie selbst würde sich dann überlegen, ob sie auf ihn hörte. Gerade rechtzeitig hatte sich Amelia erhoben, denn ein spitzer Schrei hallte durch die Eingangshalle und ließ Amelia zusammenzucken. Erschrocken fuhr Amelia auf dem Absatz herum und blickte einen Jungen an, der wohl gerade erst in seine Blütezeit kommen würde. Ein grüner Haarschopf rahmte das unschuldige Gesicht des Kindes ein und die saubere Kleidung strafte die Umgebung Lügen. Doch was machte er hier? Wie ein Magier einer Gilde wirkte der Kerl nicht, war er doch recht jung. Sicher, es gab Gilden die junge Magier aufnahmen und ausbildeten, aber wenn er hier in der Halle war, konnte er nicht mit den anderen gekommen sein. Amelia wusste, dass noch ein paar andere Teams in den Tempel sollten, aber die Einstiege waren so weit voneinander entfernt, dass so schnell sicherlich keiner der anderen seinen Weg hier hergefunden hätte, oder? Und warum schrie er, wie am Spieß? Wie aufs Stichwort kippte das Skelett, an dem Amelia eben noch herumgefuhrwerkt hatte, nach vorne und ließ den Schädel ein zweites Mal über den Boden rollen, dieses Mal auf den Jungen zu. Oh, deswegen. Bester erster Eindruck, der entstehen konnte. Erwartungsgemäß ergriff das Kind die Flucht. Weit kam der Junge jedoch nicht, seine Beine schienen unter ihm nach zu geben und die weiten Kleider machten ein Aufstehen so gut, wie unmöglich. Beinahe weinend blieb er auf dem Grund liegen. Irgendwie tat er ihr leid, auch wenn sie nicht wusste, was das für ein Kind war. Er wirkte so hilflos und verwirrt, fast so verwirrt, wie Eohl und schien jetzt fast schon eine Panikattacke zu haben. So klein, wie nur irgendwie möglich, hatte er sich zusammengerollt und begann in einer merkwürdigen Sprache zu sprechen. War das ein Gebet oder die pure Panik, die da aus ihm sprach? Was auch immer es war, die Zeitmagierin wollte den Jungen nicht weiter leiden lassen, daher schritt sie vorsichtig zu ihm hinüber und ging neben dem Kind in die Hocke. Sachte berührte sie ihn an der Schulter und setzte ihr bestes Lächeln auf. Wirklich gut mit Kindern konnte sie nicht, aber es würde schon klappen … irgendwie jedenfalls. Shh, ganz ruhig, es wird alles gut. Was machst du hier und geht es dir gut? Als Antwort kam … keine Antwort. Ein wenig unhöflich der Kleine. Aber Panik konnte das auslösen. Sicherlich konnte er gerade nicht geradeaus denken. Oder versteht er mich nicht? Diese merkwürdige Sprache, was war das? Als würde Amelia die Geheimnisse einer Sprache auf Anhieb entschlüsseln können, während sie diese noch nie gehört hatte und so gut, wie keinen Hinweis hatte. Abgesehen davon, dass sie sicherlich nicht dazu in der Lage gewesen wäre, selbst wenn sie einen Hinweis gehabt hätte. Linguistik war nicht die Stärke der Harper. Eine andere Herangehensweise war notwendig, eine einfachere. Mit der linken Hand tippte sie sich auf die Brust und blickte den Jungen an. Amelia. A-Me-Lia. Anschließend nahm sie ihre Hand und legte sie vorsichtig auf die Brust des Jungen. Würde er sie verstehen? Himmel sie wusste gerade nicht einmal, ob sie sich verstanden hätte. Aber was blieb ihr anderes übrig?
Manavorrat
170 / 170
Reden ~ Denken ~ Magie
Eohl The Sun's Shade
Anmeldedatum : 23.09.14 Anzahl der Beiträge : 1406
Es dauerte nicht allzu lange, bis Yuuki damit fertig war, die Malereien zu untersuchen, Amelia damit fertig war, den Raum zu untersuchen, und Eohl damit fertig war, Amelia zu untersuchen. Sie hatten hier wohl alle etwas Interessantes gefunden. Sich selbst eine Lampe mitzunehmen musste Eohl ablehnen, schließlich behielt sie nur das, was sie zum Leben wirklich brauchte. Außerdem passte etwas Schönes doch besser zu der Harper als zu der Yihwa. Yuuki nutzte den Zeitpunkt, an dem er wieder die Aufmerksamkeit der Frauen zu sich ziehen konnte, um zu fragen, wie es weitergehen sollte, und bewegte so Eohl dazu, erstmals den Raum, in dem sie waren, wirklich zu betrachten. Wo sollten sie lang? Wo ging es denn lang? Sie war gerade dabei, sich ein Bild zu machen, als auch schon ein lauter Schrei ertönte. Der Grynder hatte aber auch ein Pech...
Vorsichtiger als Amelia näherte sich auch Eohl dem fremden Jungen. Noch ein Kind... wenn auch kaum kleiner als die Yihwa selbst. Er wirkte so schwächlich und wehrlos, so einsam und furchtsam... Ein sehr verständliches Gefühl für die Crusaderin, die es kaum aushielt, auch nur wenige Minuten allein gelassen zu werden. „Je ireumeum Eohl-yeyo“, versuchte sie, mit ihm zu sprechen. „Utukeh jinese-yo?“ Sie hatte kein Wort von dem verstanden, was er gesagt hatte. Er würde sie vermutlich auch nicht verstehen. Trotzdem hatte sie instinktiv den Drang verspürt, in der Sprache ihres Heimatlandes zu antworten. Tief in ihrem Gedächtnis hing noch immer die Erinnerung fest, in einem fremden Land gefangen zu sein, in dem sie niemanden verstehen konnte. Sie hatte kaum noch Kontext dazu, aber das Gefühl war tief in ihr vergraben. Mit langsamen Bewegungen, um ihn nicht noch weiter zu verschrecken, griff Eohl in ihre Taschen und holte den kleinen Handspiegel hervor, den sie zuvor geschaffen hatte. „Geoul“, meinte sie leise, zeigte den Spiegel dem Kind, ehe sie ihn langsam auf den Boden legte und in Richtung des Jungen schob. Dann stand sie aus ihrer Hocke auf und trat ein paar Schritte zurück. Es würde nicht helfen, wenn zu viele Leute auf einmal ihm nahe waren. Ihr Blick glitt hinüber zu der eingestürzten Wand, und sie musste lächeln.
Das Wort für Spiegel klang fast wie ihr Name...
225 / 225
Der Fluss der Zeit... brennt alle Hoffnung nieder... That odd woman... | Cracked Mirror, Awaken!
Yuuki
Anmeldedatum : 18.08.15 Anzahl der Beiträge : 4718
Mehr oder weniger gespannt wartete Yuuki auf die Meinungen seiner Kolleginnen, als etwas völlig Unvorhergesehenes geschah. Ein lauter Schrei ertönte, was dazu führte, dass der Rotschopf zusammenzuckte. Schnell blickte er sich nach der Quelle dieses Schreis um und erblickte sogleich einen großen Jungen mit grünen Haaren. Der Neuankömmling trug eine Art Robe, wie sie der Crimson Sphynx Magier noch nie zuvor gesehen hatte. Kaum ruhte die Aufmerksamkeit des Trios auf dem Jungen, schon machte dieser kehrt und versuchte zu flüchten, verhedderte sich jedoch in seiner Robe und legte eine Bauchlandung auf dem Boden hin. *Autsch, das muss weh getan haben.*, schoss es dem Grynder durch den Kopf, während er sich dem Jungen neugierig näherte. Zu seiner Faszination begann dieser nun in einer ihm völlig unverständlichen Sprache zu sprechen! Ob das Zittern seiner Stimme Teil der Sprache war oder von Aufregung zeugte, ließ sich nicht wirklich sagen – wobei der laute Schrei in ihm die Vermutung aufwarf, dass es eher von Angst zeugte. Aber Angst wovor? Amelia, Eohl und er sahen doch nicht wirklich bedrohlich aus. Nun, zumindest auf Eohl und ihn passte diese Beschreibung, Amelia … war jedoch eine ganz andere Sache. Professionell ging sie auf den verängstigten Jungen zu, um sich nach seinem Zustand zu erkundigen und tatschte ihn einfach an. Ganz toll, einfach jemand Fremdes anfassen, das würde sicherlich dazu führen, dass er sich beruhigen würde. Das einzig clevere dabei war, dass sie einen Versuch startete, die Sprachbarriere zu durchsprechen. Es mochte einem primitiv vorkommen, wie sie sich vorstellte, aber immerhin machte sie auf diese Art und Weise deutlich, was ihr Name war. Kommunikation war der Schlüssel zu allem und würde ihnen hier sicherlich weiterhelfen.
Indes schien auch Eohl ihr Bestes zu geben, und begann auch in irgendeiner fremden Sprache zu sprechen. Sie klang ganz anders, als die des Jungen und Yuuki wusste nicht so recht, ob er da wirklich eine Fremdsprache hörte, oder sie einfach irgendwelche zusammengeschusterte Worte von sich gab. Aufgrund ihrer Verwirrung hätte ihn das zumindest nicht gewundert. Rubinrote Augen verfolgten die Hände der Yihwa, als sie einen kleinen Spiegel hervorholte und ihn zum Jungen rüberschob. *Was zum Henker macht sie da?* Der Grynder wurde nicht wirklich schlau aus der Situation, war sich aber zumindest im Klaren darüber, dass er von Idioten umgeben war. Na gut, Eohl hatte als Entschuldigung zumindest ihren geistigen Zustand vorzuweisen, aber Amelia als Runenritterin, hatte keinerlei Entschuldigung. Nachdem sich der Rotschopf die ganze Szene lang genug angesehen hatte, entschloss er sich endlich, einzuschreiten und wieder die Initiative zu übernehmen. Er legte die Hand auf die Schulter von Amelia und zog sie sachte, aber bestimmt von dem Jungen weg. „Er sieht aus, als ob er unter Schock steht. Wir sollten ihm etwas Abstand gewähren und ihn nicht direkt … antatschen.“ Diesen kleinen Seitenhieb gegenüber der doch kontaktfreudigen jungen Frau konnte er sich nicht verkneifen. Mit den beiden Frauen hinter sich und in Abstand von dem Jungen, beugte sich Yuuki ebenfalls zu ihm herunter. Er streckte seine Hände vor sich aus, um dem Jungen zu signalisieren, dass er keine Waffe bei sich trug und er nichts zu befürchten hatte. Anschließend führte er diese langsam zu seiner Tasche, während er den Blick zu dem in einer fremden Sprache sprechenden Jungen aufrechthielt, und holte eine kleine Trinkflasche sowie eine seiner Notrationen hervor. Diese schob er langsam zum Jungen rüber, stets darauf bedacht, keine plötzlichen und schnellen Bewegungen zu machen. Möglicherweise halfen ihm etwas zu essen und zu trinken dabei, den Schockzustand zu überwinden. Um ihm deutlich zu machen, was es damit auf sich hatte, zeigte der Rotschopf auf die Trinkflasche und machte eine Handbewegung dazu, als ob er selbst trinken würde. Und bei der Notfallration eine passende Bewegung, die man gut und gerne als essen interpretieren konnte. Yuuki war zwar enorm an ihm interessiert, an seiner Sprache und seinem merkwürdigen Kleidungsstil, aber voreilige Handlungen würden wahrscheinlich nur einen gegensätzlichen Effekt haben und den Jungen endgültig verstören oder gar vertreiben. Wer wusste schon, was er ihnen erzählen konnte? Vielleicht hatte er sogar die Magier des ersten Spähtrupps gesehen und konnte ihnen mitteilen, was aus ihnen geschehen war?
Aber ein Schritt nach dem Anderen. Der Grynder wollte es zwar nicht zugeben, aber die Vorstellung der Runenrittern war – wenn man mal von ihrem voreiligen physischen Kontakt absah – gar nicht mal schlecht gewesen. Aus diesem Grund entschloss sich der junge Mann, sich ein Beispiel daran zu nehmen. Zunächst zeigte er auf die Runenrittern, und sprach ihren Namen langsam aus. „Amelia.“ Anschließend zeigte er auf die Spiegelmagierin. „Eohl.“ Dann war er selbst an der Reihe und legte seine rechte Hand auf die Brust. „Yuuki.“ Laut und deutlich sprach er alle Namen aus und hoffte inbrünstig, dass sich der Junge etwas beruhigte und er mitbekam, dass sie ihm gerade seine Namen mitteilten. Als letztes zeigte er schließlich auf den Jungen und neigte den Kopf fragend vor. Ob er wohl verstand, dass der Grynder sich gerade nach seinem Namen erkundigte?
Die Fremden verloren keine Zeit damit, Denniels Missgeschick auszunutzen und sich ihm zu nähern. Über seine verzweifelten Gebete bemerkte der Junge dies zu spät, und so waren die drei bereits dicht bei ihm, als Denniel, von Panik gepackt, zu flüchten versuchte, indem er über den glatten Steinboden robbte. Weit kam er jedoch sowieso nicht, da ihm schnell ein Haufen Geröll den Weg versperrte. Furchtsam suchte er nach einem auch noch so winzigen Loch in der zerstörten Mauer, durch das er vielleicht entkommen konnte, doch auch in dieser Hinsicht blieb ihm der Segen der Drachen versagt. Überstürzt drehte Denniel sich um, presste seinen Rücken an die Geröllwand und zog die Beine so dicht wie möglich vor seine Brust. Sein Blick schoss dabei ängstlich von einem fremden Gesicht zum nächsten, bis er sich an die erste Person heftete, die ihm nahe kam: Eine junge Frau mit zwei unterschiedlich gefärbten Augen und ebenso bunten Haaren. Als die Fremde sich anschickte, Denniel an der Schülter zu berühren, konnte der Junge nicht anders und zuckte zusammen. Dennoch, und auch trotz der merkwürdigen Kleider und absonderlichen Farbenfreude der Frau, fühlte sich Denniel nicht bedroht. *Sie ist anders, selbst im Vergleich mit den anderen Pilgern. Woher sie und ihre Freunde wohl stammen mögen?* Aber war das wirklich die richtige Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, woher diese Fremden kamen? Schließlich konnte es sein, dass diese Drei schuld am Zustand des Tempels waren! Denniel schüttelte den Kopf, schloss die Augen und atmete tief durch. Der Schatten einer Erinnerung versicherte ihm, dass der, der stark im Glauben war, nichts zu fürchten hatte. Doch war er das? War sein Glaube stark genug, um dieser Prüfung standzuhalten? Auch auf diese Frage antwortete ihm das Echo einer längst vergangenen Stimme: „Du hast ein gutes Herz, mein Junge. Hör auf das, was es dir sagt, und du wirst jeden Zweifel besiegen.“ Als Denniel die Augen wieder öffnete, sah er gerade noch, wie die Fremde erst auf sich und dann auf ihn zeigte. „Amelia. A-Me-Lia.“ Denniel starrte auf ihren Finger, den sie auf seine Brust gelegt hatte, folgte ihm einen schlanken Arm herauf und sah der Frau schließlich in das hübsche Gesicht. In ihren wundersamen Augen lag nichts von dem, was Denniel mangels eines besseren Worts als „das Böse“ bezeichnen würde. Sie schien einfach nur… neugierig. Denniel nickte vorsichtig und behielt seine abwehrende Haltung bei. Sein Blick wirkte aber wesentlich ruhiger als zuvor, und auch sein Zittern schien aufgehört zu haben. Entsprechend zaghaft, aber deutlich zugänglicher sah er nun zur zweiten Person die vortrat, um mit ihm in Kontakt zu treten. Auch bei ihr handelte es sich um eine Frau, sie schien etwas älter als ihre Partnerin, mit deutlich dunklerer Haut, was an sich schon auffallend war. Darüber hinaus verfügte die Dame jedoch auch über zweierlei Haarfarben und trug eine dunkle Rüstung, die Denniel in ihrem Design deutlich an etliche Darstellungen von… etwas… erinnerte. Dass ihr etwas Drachenartiges anhaftete lag auf der Hand, doch da war noch etwas anderes, wesentlich spezifischeres… Denniel konnte sich nicht erinnern. Auch die Sprache der Frau, mit der sie den Jungen anredete, schien ihm sonderbar bekannt, doch er konnte beim besten Willen nicht sagen inwiefern, geschweige denn antworten. Schweigend, aber neugierig beobachtete Denniel, wie die Frau sich ihm näherte und einen kleinen Handspiegel in seine Nähe legte, bevor sie sich wieder zurückzog. Der Knabe dachte nicht einmal darüber nach und griff nach dem funklenden Objekt, schaute allerdings nicht hinein, sondern betrachtete stattdessen die Fremde. Auch von ihr ging keinerlei Bösartigkeit aus, auch wenn ihr Gewand etwas anderes bezwecken wollen mochte. Insbesondere der Kopfschmuck, der an zwei Hörner erinnerte, beruhigte Denniel einerseits, und machte ihn andererseits verrückt. Irgendetwas war da, irgendetwas, woran er sich partout nicht erinnern konnte…! Die Finger um den kleinen Handspiegel gewickelt ließ Denniel von seinen Beinen ab, die nun in einen strengen Schneidersitz fielen. Da kam auch schon der dritte Fremde auf ihn zu, der einzige Mann der Gruppe und scheinbar auch der einzige mit nur einer einzelnen Haarfarbe. Er wechselte einige Worte mit seinen Gefährtinnen, dann trat er an Denniel heran, streckte ihm seine leeren Hände entgegen, und nahm dann zwei Gegenstände aus seiner Tasche, die er dem Jungen vorsichtig hinschob. Schließlich nahm er wieder einen Schritt zurück und deutete mit unbeholfenen Gesten an, er solle beides trinken und essen. Denniel konnte sich nicht helfen und griff erneut nach den Objekten. Das eine schien der Funktion nach eine Art Flasche oder Phiole zu sein, ein abschließbares Gefäß für Flüssigkeiten, bestand allerdings nicht etwa aus Glas und einem Korken, sondern aus einem merkwürdig weichen Material. Das andere Ding wiederum war ein kleiner Stab, der in etwas gewickelt war, das zwar wie Metall schimmerte, aber dafür viel zu dünn und flexibel war. Außerdem hatte jemand etwas auf dieses dünne Material geschrieben, und zwar in großen, bunten Buchstaben, die Denniel zwar kannte, aber zu Worten arrangiert waren, die er nicht verstand. Dank einer Kombination aus Nervosität, körperlicher Schwäche, plötzlichem Hunger und weil Denniel mit den Dingen einfach nicht vertraut war und auch den kleinen Spiegel nicht beiseite legte, stellte er sich äußerst ungeschickt an, den Gesten des Jungen zu folgen. Das Öffnen der Flasche dauerte eine Weile, sein erster Versuch, etwas zu trinken, endete in einem kleinen Schwall Wasser auf Denniels Robe, und beim Öffnen des eingewickelten Stabs zerbrach dieser in mehrere kleine Stücke. Als sich Denniel allerdings eins dieser dunkelbraunen Bruchstücke in den Mund schob, explodierte eine so ungewohnte Süße auf seiner Zunge, dass der Junge freudig quietschte, die Augen schloss und zufrieden lächelnd den himmlischen Geschmack genoss. Zumindest für Denniel war die Sache damit klar. Den Mund noch immer gesegnet durch das Geschenk dieser Fremden, hievte sich der Junge auf die Knie und drückte seine Stirn in einer Verbeugung auf den kalten Boden. Als er sich kurz darauf wieder erhob und den letzten Rest Süßes schluckte, zeigte er nacheinander auf jeden der Fremden. „Amelia. Eohl. Yuuki.“ Dann legte er seine Hände sanft auf seine Brust. „Dionision Elenoscora. Denniel.“ Es folgte eine weitere Verbeugung, bevor er sich bedrückt in dem zerstörten Gang umsah. „Zu’u hi wah dar golz, uv, wah kopraan do nii.“ Schließlich senkte er den Kopf, nickte, und suchte dann Halt am Geröll hinter sich, um mit sichtbarer Mühe auf die Beine zu kommen. Nach einer dritten Verbeugung schaute er traurig in die fragenden Gesichter, seufzte müde und schloss die Augen. Als er sie nach einigen Momenten der Stille wieder öffnete, begann Denniel, in zahlreichen unsicheren Gesten auf sich, auf die Fremden und auf etliche Ecken im Tempel zu zeigen, wo die Zerstörung besonders groß war. Der Junge versuchte wortwörtlich, sich mit Händen und Füßen irgendwie verständlich zu machen, um den Fremden zumindest zwei Dinge zu erklären: Erstens, dass er ihnen dankbar war, und zweitens, dass er nicht wusste, was hier passiert war, aber dies unbedingt herausfinden wollte.
Der Junge in dem ungewöhnlichen Gewand reagierte nicht auf den Versuch der Rune Knight sich zu verständigen, soviel stand fest. Er blickte sie verwirrt und schweigend an. Hatte Amelia ihn verschreckt oder war er so sehr von Panik besessen, dass es ihm nicht möglich war die junge Frau zu verstehen? Oder, was wahrscheinlicher war, Amelia war einfach nicht deutlich genug gewesen. Ja, das musste es sein. Doch bevor die junge Frau noch einen weiteren Versuch wagen konnte, erschien Eohl direkt neben ihr und reichte dem Jungen einen Handspiegel. Bitte was? Nicht unbedingt das erste Geschenk, an das Amelia denken würde, aber es war Eohl von der wir hier sprachen, Eohl aus der Bücherei. Überraschenderweise griff der Junge sofort nach dem kleinen Objekt, auch wenn er stattdessen die grünhaarige Magierin musterte und nicht den Spiegel. War das wenigstens ein Teilerfolg? Was Amelia jedoch nicht erwartet hatte war Eohls Versuche mit dem Jungen zu kommunizieren. Die Magierin von Liberty Phoenix hatte ebenfalls in einer fremden Sprache angefangen mit dem Jungen zu sprechen. Wirklich geähnelt hatten sich die Worte nicht, aber es war ja nicht Amelias Aufgabe Sprachen zu interpretieren. Dafür wäre sie vollkommen unterqualifiziert gewesen, daher überließ sie es anderen, ihre linguistischen Fähigkeiten glänzen zu lassen. Wobei Eohl hier leider nicht wirklich glänzte, denn scheinbar stimmte Amelias unqualifizierte Meinung, die Sprachen hatten nichts miteinander zu tun. Der Junge, noch immer schweigsam, starrte die Magierin nur an und reagierte nicht auf sie. Fortschritte sahen anders aus. Nun war es wohl an Yuuki den Anführer raushängen zu lassen und die Sache in die Hand zu nehmen. Unvermittelt für die Harper zog der Crimson Sphynx Magier sie von dem Jungen weg und begann nun selbst zwei Gegenstände zu präsentieren. Verpflegung. Hätte Amelia ja selbst einfallen können, aber nein, sie hatte sich eher mit der interpersonellen Art beschäftigt. Den Jungen zu beruhigen erschien ihr im ersten Moment halt wesentlich wichtiger. Generell, war essen wirklich die beste Lösung? Der Junge hatte gezeigt, dass er Angst hatte und ihm dann Nahrung vor zu setzen, schien eher einer Provokation gleich zu kommen. Würde er dem Essen überhaupt trauen? Yuuki konnte das Sandwich einfach so vergiftet haben oder ein paar Tropfen einer nicht bekömmlichen Flüssigkeit in das Wasser gemischt haben. Gut, Amelia schätzte Yuuki so nicht ein, aber das war weniger von Bedeutung, es ging ja darum, wie die Gruppe von dem Jungen wahrgenommen wurde. Alleine in einer Ruine mit drei Fremden, die ihm Wasser und Nahrung hinstellten, schien das eher merkwürdig zu sein. Und dennoch überraschte der Grünschopf Amelia, denn ohne groß zu zögern griff er nach dem Vorrat, den Yuuki geteilt hatte und machte sich daran zu verzehren, was ihm präsentiert worden ist. Sichtliche Schwierigkeiten machten ihm bereits die Verpackungen, ein wenig amüsiert betrachtete Amelia, wie der junge Mann damit kämpfte eine einfache Flasche mit Schraubverschluss zu öffnen und erst nach ein paar Versuchen an die Flüssigkeit gelangte. War es Durst oder Gier, egal, jedenfalls verteilte der … Priester? eine nicht unerhebliche Menge des Wassers über seinem Gewand. Der Kampf mit der Aluminiumfolie um das Sandwich war nicht minder kompliziert. Hatte der Junge Ahnung von nichts? Er konnte die Sprache nicht, verstand nicht einmal einfachste Verpackungen und war gekleidet, wie ein Priester aus alten Zeiten. Was war hier los? Zeitreisender? Nein, das ist absurd. Und Amelia musste das wissen, war sie hier wahrscheinlich die erfahrenste Person, was Zeitreisen anging oder bessere den blatanten Mangel dieser. Weder in den ihr überlassenen Unterlagen, noch ihrer eigenen Erfahrung, hatte sie einen Zauber erlebt, der die Zeit über Jahrhunderte oder gar Jahrtrausende überbrücken konnte. Das lag vor allem daran, dass ein Magier mit ihrer Magie gerade für stärkere Veränderungen einen Preis zahlen musste, seine Lebenszeit, man konnte unter Umständen Jahre des eigenen Lebens für eine halbe Minute aufgeben. Niemand lebte so lange, um mehrere Jahrtauschende auf diese Weise gewinnen zu können. Doch zurück zum geschehen, denn der Junge schien langsam aufzuwärmen und erhob sich wackelig, während er die Namen der Gruppe langsam wiederholte, die ihr Anführer nochmals wiederholt hatte. Der fremde setzte sogar eine Schippe drauf, indem er sich, nach einer tiefen Verbeugung, selbst vorstellte. Dionision Elenoscora? Was für ein Kauderwelsch ist das? Denniel lässt sich das viel besser merken. Gerade wollte Amelia den Jungen nochmals begrüßen, mit seinem Namen wäre das vielleicht einfacher? Doch dazu kam es nicht, denn Denniel stellte seinerseits eine Frage. Eine Frage, die Amelia und möglich beantworten konnte, wusste sie nicht einmal, was der Junge da von sich gab. Mehr als den jungen Mann fragend anzublicken und den Kopf leicht schief zu legen konnte die Rune Knight leider nicht. Den beiden anderen Magiern schien es auch nicht besser zu gehen. Aber offensichtlich bemerkte dies auch Denniel, der plötzlich begann Scharaden zu vollführen. Nicht, dass dies bei Amelia eine bessere Kommunikationsform gewesen wäre. Vorsichtig tippte sie Yuuki auf die Schulter und sprach, in keinem leisen Tonfall, folgende Worte aus. Ich habe keine Ahnung, was er von uns will. Aber er ist so süß, können wir ihn behalten?
Manavorrat
170 / 170
Reden ~ Denken ~ Magie
Eohl The Sun's Shade
Anmeldedatum : 23.09.14 Anzahl der Beiträge : 1406
Es war schön zu sehen, dass der fremde Junge einen hübschen Spiegel zu schätzen wusste. Niedlich war das grüne Kerlchen ja schon! Er schien sich auch relativ schnell zu beruhigen, was auch Eohls Herzschlag beruhigte. Mit einem stolzen Lächeln hörte sie, wie er ihren Namen sagte, und nickte aufmunternd zurück. „Denniel!“, wiederholte sie dementsprechend auch nochmal das, was in seinen Worten nach einem Namen klang, und hörte ihm genau zu. Seine Sprache machte für sie überhaupt keinen Sinn, nicht einmal ansatzweise, aber trotzdem hatte sie vor Allem in Kombination mit seiner wilden Gestik das Gefühl, ihn zu verstehen. Das, was er aussagen wollte. Quasi auf Herzensebene! Sie waren mit Sicherheit vom Schicksal zusammengeführt worden, also machte es nur Sinn, dass sie sich trotz Sprachbarriere aus der Seele lesen konnten! „Er sagt, er möchte mehr vom Tempel sehen! Ihn interessiert vor Allem, was hinter der kaputten Wand ist“, übersetzte sie voller Selbstbewusstsein und komplett falsch, was Denniel ihnen sagte, und wandte sich an den Jungen. „Nal mid-eo. Eohl-gwa Denniel dulleoboda.“ Ihr Lächeln war freundlich und ruhig, aber ihre Worte waren freudig aufgeregt. Sie bot ihr eine Hand an, damit er sie halten konnte und sich nicht so allein fühlte. Ja, den würde sie auf jeden Fall behalten! „Wir behalten ihn auf jeden Fall“, stimmte sie zu und nickte in Richtung der Harper, die ebenfalls einen Narren an dem Kind gefressen hatte. Yuuki als Anführer war an dieser Stelle also klar überstimmt.
Um Denniels Wunsch nachzukommen fokussierte sich die Yihwa jetzt auch wieder auf ihre eigentliche Aufgabe: Die Erkundung dieser Ruine! Ihre freie Hand hebend fokussierte die Yihwa ihr Mana und sah dabei zu, wie sich in der Luft um sie herum zwei kleine, runde Spiegel aufbauten, die sich langsam um ihren Körper bewegten, mit denen sich Eohl an den breiten Spalt in der Wand stellte. Ein Spiegel drang in den anderen Raum ein, während die Magierin ihn über den zweiten beobachtete und durch leichtes Ändern der Rotation einen Blick auf die toten Winkel warf, ohne sich selbst in Gefahr zu begeben. „Hm... ich sehe niemanden“, erklärte sie Yuuki, während sie versuchte, ein besseres Bild davon zu bekommen, was sich auf der anderen Seite der Mauer befand. Es dauerte ein wenig, aber schlussendlich leuchteten ihre Augen auf, als sie realisierte, was sie da sah. Der Rand des relativ leer wirkenden Raumes war mit erhobenen Sitzplätzen gesäumt, von denen aus viele Personen einen guten Blick auf diejenigen hatten, die sich in der Mitte befanden. „Oh, es ist ein Theater!“, erklärte sie aufgeregt in Yuukis Richtung, ehe sie sich Denniel zuwandte. „Denniel, Geugjang!“ Er war bestimmt genauso gespannt wie sie! Ohne weiter zu zögern nahm sie die Hand des Jungen und ging mit ihm weiter, durch die Schneise in der Wand hindurch...
Mirror Map TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I MANAVERBRAUCH: 10 pro Spiegel pro Minute MAX. REICHWEITE: 1 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber erschafft der Anwender ein oder mehrere kleine, runde Spiegelfragmente, die um ihn herum in der Luft schweben. Er kann sie kontrollieren und so positionieren, dass er um Ecken oder hinter sich sehen kann.
Der Fluss der Zeit... brennt alle Hoffnung nieder... That odd woman... | Cracked Mirror, Awaken!
Nachdem Zahar es endlich geschafft hatte, die Treppe hinauf zu hechten und durch das bereits geöffnete Eingangsportal zu hüpfen, purzelte sie auf den trockenen Boden in der Eingangshalle der Ruine, bis sie schlussendlich auf ihrem Hintern sitzen blieb und sofort damit begann, ihre Gummistiefel von ihren Füßen zu ziehen. Das fühlte sich richtig unangenehm an, vor allem, weil ihr Sekret so klebrig war und ihre Beine gar nicht loslassen wollte. Wenn sie jetzt einen der Stiefel umdrehte, konnte sie dabei zugucken, wie die dicke Flüssigkeit nur langsam heraus triefte, als würde man versuchen, halb getrockneten Wackelpudding auszukippen... Die Naga seufzte leise. Die wurden auf jeden Fall nicht wieder sauber. Unzufrieden ließ sie die Stiefel in der Halle liegen, auch wenn sie es ein wenig bereute, weil die so hübsch gewesen waren. Immerhin konnte sie jetzt ihre Kapuze absetzen; dadurch, dass sie die so eng geschnürt hatte, waren ihre Haare immer noch trocken und hübsch. Wurde Zeit, dass jemand das bestaunen konnte!
„Sieht nicht so aus, als wären wir die ersten hier“, meinte Zahar noch immer nicht in bester Stimmung, während sie sich zurück zu den beiden anderen Magierinnen gesellte. Ein kurzer Blick durch die Umgebung zeigte, dass der Raum ziemlich mitgenommen aussah. Alles war durcheinander, Lampen lagen auf dem Boden und eine der Säulen, die die Halle trugen, war sogar eingestürzt und in eine der Wände eingeschlagen. „Denkt ihr, hier hat jemand gekämpft?“ Wenn ja, musste es ziemlich wild zugegangen sein, das war ein wenig besorgniserregend... Zum Glück war Aska hier. Zahar erinnerte sich, dass die Blondine eine sehr starke Magierin sein sollte. Zur Sicherheit sah sie zu der Anführerin des Teams auf. „Aska... du kannst doch auch Monster besiegen, die Säulen umwerfen können, richtig?“ Abgesehen von den Gedanken der Naga hatten sich noch zwei weitere Fragen herauskristallisiert: Einerseits, wo sie ihre Suche beginnen sollten, wenn sie die anderen Magier finden wollten. Andererseits die Frage, für wen oder was dieser Tempel gedacht war. Beides nicht ganz leicht zu beantworten. Nachdenklich sah sich Zahar um und deutete schlussendlich auf die Bilder, die in eine der Wände eingemeißelt waren. Größtenteils waren sie verwittert – oder eventuell durch den Kampf beschädigt? – aber hier und da konnte man noch ein bisschen was sehen. Interessiert tapste die Echse hinüber und schaute sich das genauer an. „Viele Bilder von Menschen...“, meinte sie, da ihr auffiel, dass keine einzige der abgebildeten Personen einen Schweif hatte, so wie sie. Ihre Aufmerksamkeit glitt schlussendlich zu einer besonders kaputten Stelle der Reliefs, an der sie glaubte, die Umrisse eines sehr großen Wesens ausmachen zu können – auf jeden Fall deutlich größer als die kleinen Menschen. „Ich glaube, der Tempel ist für was richtig Großes“, meinte sie also und schluckte leicht. Menschlich sah die Silhouette nicht aus. Konnte es sein...? „Vielleicht... für einen Dämon?“ Der Gedanke gefiel ihr gar nicht, also drehte sie sich schnell wieder um und suchte ihre Sicherheit in der Nähe der van der Velden. Die konnte sie bestimmt vor bösen Dämonen beschützen...
You don't... hate demons, do you?
Aska Dämonentöterin
Anmeldedatum : 01.08.20 Anzahl der Beiträge : 2742 Ort : Crocus Town
Das Gesicht Askas war durchweg angespannt. Sie bemerkte irgendwann, dass ihre Gesichtsmuskulatur tatsächlich unangenehm zu ziehen begann, weshalb sie diese bewusst entspannte. Überhaupt spürte die Blondine die innere Anspannung deutlich. Nicht aber, weil dieser Ort unheimlich war oder sie Angst wegen möglicher Gefahren hatte. Nein, Aska war aufgrund ihrer hohen Selbstansprüche angespannt. Sie musste erfolgreich sein! Angst war eine Emotion, welcher sie sich schon viele Male in ihrem jungen Leben hatte stellen müssen. Und wenn es besonders schwer gewesen war, so hat ihr der Wolfsdämon eingebläut, dass Angst ein beschämendes Gefühl sei, welches um jeden Preis übergangen werden musste. Doch im Kampf gegen das Böse hatte man stets präzise vorzugehen, die Perfektion musste der Standard sein! Deswegen schoss der Devilslayerin auch das Adrenalin durch das Blut. Dies war ihre große Stunde und sie könnte endlich zeigen, wie stark sie ist und wie souverän sie in den schlimmsten Situationen handeln kann! Hochmut kommt vor dem Fall - doch davon wollte sie nichts wissen.
Die karamellfarbenen Augen suchten die Eingangshalle ab und blieben kurz an Zahar hängen, welche gerade den dicken Schleim aus ihren Stiefelchen triefen ließ. Kein schöner Anblick, aber so war das wohl bei der liebenswerten Echse. Sie war außerdem die einzige, die sogar luftig trockenes Haar hatte (es wurde hiermit offiziell bestaunt)! Helena und Aska waren eher wie zwei begossene Pudel, aber sie würden schon irgendwann trocknen. Zahar warf den Gedanken in den Raum, dass sie wohl nicht die ersten waren, die diesen Raum betraten. Es stimmte durchaus, hier schien bereits viel passiert zu sein. Allerdings könnte man nicht sicher sagen, ob es wirklich an der Anwesenheit anderer Magier lag oder am allgemeinen Zustand des Tempels. „Ich denke, dass wir es zumindest nicht ausschließen können, dass hier gekämpft wurde.“, meinte Aska nachdenklich und umgriff ihren langen Haarschopf, um ihn einzudrehen. Dadurch wrang sie eine weitere kleine Menge Wasser heraus. Die darauffolgende Frage Zaras an sie schaffte es sogar, Aska in dieser angespannten Lage ein kurzes Auflachen zu entlocken. Aber nur ganz kurz! Sie musste den nötigen Ernst schließlich wahren! Ein stolzes, nicht minder selbstgefälliges Lächeln zierte das Gesicht der Magierin, welches Zahar galt. „Die Frage sollte eher lauten, welches Monster ich nicht besiegen kann!“ War das Antwort genug? Diese Aussage sollte sie wohl erst einmal unter Beweis stellen..
Helena war bereits einen Schritt weiter und kam darauf zu sprechen, für wen dieser Tempel wohl erbaut worden war. Aska trat ein wenig näher an die Brünette heran und warf ebenfalls einen Gedanken in den Raum, vor allem aber an Helena gewandt. „Vielleicht für irgendeine Gottheit?“ Damit aber kannte sie sich nicht aus, denn leider fehlte der Fairy Tail-Magierin jegliches Wissen auf diesem Gebiet. Auf einem anderen Gebiet aber war Aska mehr als bewandert. Das jüngste Glied der Gruppe erwähnte eine Möglichkeit, welche die Blondine derart triggerte, dass sich ihre gesamte Mimik schlagartig änderte. Ihr Herz schlug urplötzlich und ohne jede Vorwarnung wie wild gegen ihre Brust, während sich die eigentlich freundlichen, aufmerksamen Augen vor Zorn verengten. Zahar hatte diesen Zustand schon einmal für einen kurzen Moment bei Aska gesehen, als sie gemeinsam im Wald waren. Doch diesmal galt diese lodernde Wut nicht dem armen Echsenmädchen, sondern diesen verabscheuungswürdigen Wesen... „Für einen Dämon?!“ Aska eilte zu Zahar, um sich ebenfalls die Abbildungen an der Wand anzusehen. Sie erkannte jene Zeichnung, welche die Jüngere auf diesen Gedanken gebracht zu haben schien. „Ich hasse Dämonen.. ich werde jeden einzelnen Dämon auf dieser Welt vernichten..“, knurrte sie vor sich hin und ballte ihre Hände zu Fäusten. „Mitsamt ihren Tempeln!“, hing sie lauter an und schlug mit der Faust gegen die Abbildung an der Wand.
Erschrocken über den Schmerz, welcher sich empfindlich von ihren Knöcheln aus anbahnte, zog sie die Hand zurück und presste sie an ihren Oberkörper. Das tat weh wie Hölle! Autsch.. wie blöd! Aber immerhin fand sie dadurch wieder zu sich selbst zurück, sodass sich ihre Gesichtszüge wieder erweichten und sie zu den beiden anderen Damen sah, als wäre nichts gewesen. Komische Frau? Vielleicht. Noch immer aber rieb sie sich die schmerzenden Handknöchel. „..jedenfalls sollten wir schleunigst weiter vordringen. Ich schlage vor, wir nehmen diesen Weg!“, sagte Aska an und deutete mit der gesunden Hand in jene Richtung, welche sie meinte.
Aska | Zauber | Theme
Helena
Anmeldedatum : 19.08.20 Anzahl der Beiträge : 911 Alter : 32
cf: Nordseite des Tempels #3 Helena bekam nur am Rande mit, wie die Echsendame in den Tempel hinein stolperte. Vom Lärm des Purzelns überrascht, blickte sie über ihre Schulter und sah flüchtig, wie Zahar auf ihrem Hintern saß und an ihrem Stiefel zerrte. Ein Lächeln huschte über die Lippen der Halbgöttin. Einen Kommentar wollte sie dazu allerdings nicht abgeben. Sie konnte sich vorstellen, dass der Fairy Tail Magierin dies vielleicht unangenehm oder peinlich gewesen wäre.
“Möglich.“, entgegnete Helena auf die Vermutung hin, dass in der Halle mal ein Kampf stattgefunden haben könnte. Aska schloss dies auch nicht aus. Die Zeichen deuteten schon darauf hin. Das Gemäuer ist beschädigt, eine der Säulen umgekippt. Konkrete Beweise für einen Kampf konnte die Brünette auf den ersten Blick allerdings nicht finden. Zumal dieser Tempel uralt war. “Wenn ja, kann das aber auch schon hunderte Jahre her sein, wenn nicht länger.“, trug die Magierin zur Vermutung Zahars bei. Während Helena ihre Erkundung des Raumes hauptsächlich stehend verbrachte, nahm sie deutlich wahr, was um sie herum geschah. So blieb ihr auch nicht die Gefühlslage der Echsendame verborgen, als sie sich die künstlerischen Werke näher anschaute. “Ist doch ganz normal. Tempel sind doch für so etwas gedacht. Für den Glauben an höhere Mächte.“ Das einte die Möglichkeiten, die sowohl Aska als auch ihre Kollegin offenbarten. Wobei die Blondine nach dem Äußern ihrer Vermutung plötzlich zu Zahar geeilt war, als diese von Dämonen sprach. Was war nur mit den beiden? Fürchteten sie sich bereits so sehr? Stutzig geworden, wandte sich nun auch Helena dem Kunstwerk zu. Sie schloss zu ihren beiden Gefährtinnen auf. Dabei wurde auch gleich klar, dass es nicht Furcht war, die die Damen antrieb. Zumindest war es bei Aska nicht der Fall. Sie äußerte ihren Hass dem Dämonengeschlecht gegenüber und sprach davon, jeden einzelnen auszurotten. “Mach das mit dem Tempel doch am besten erst, wenn wir wieder hier raus sind, ja?“, scherzte Helena, was an Hand ihrer heiteren Tonlage deutlich zu vernehmen sein sollte. Gegen den Vorschlag der Gruppenführung hatte sie jedenfalls nichts einzuwenden. Sie waren ohnehin planlos und hatten keine Ahnung was sie erwarten würde, egal welchen Weg sie einschlugen. “Du bist der Chef.“, kommentierte Helena also die Richtungswahl und setzte ihren Weg in jene fort.
Eeh... Da war es wieder! Da war wieder dieser gruselige Blick, den Aska letztes Mal schon kurz gehabt hatte! Diesmal ging er aber nicht in Richtung von Zahar, sondern auf das riesige Bild an der Wand, das vermutlich einen Dämon darstellte. Was sollte es denn sonst sein? Ein Drache etwas? Von denen wusste die Naga doch nicht mal, wie sie aussahen! Auch wenn sie nicht wütend auf Zahar war, lag etwas sehr gruseliges in ihrer Stimme, als Aska, eine Frau, die stärker war als säulenzerstörende Monster, behauptete, sie würde sämtliche Dämonen vernichten. Jeden... jeden einzelnen? Was war mit Halbdämonen? Während sich die van der Velden nach einem einzigen Schlag gegen das Symbol des Dämonen wieder beruhigte, zogen sich Zahars Augen zusammen und sie spürte, wie ihr kleines Herz pochte. Wollte Aska etwa auch sie töten? Aber... Zahar mochte Aska. Aska war so lieb und stark und zuverlässig und toll. Sie fühlte sich sicher, wenn die ältere Magierin bei ihr war... Und die wollte sie umbringen?
Ein paar Mal musste Zahar ganz schön tief durchatmen, während sie versuchte, sich zu beruhigen. Aska würde ihr niemals etwas tun... richtig? Selbst wenn doch... Aska wusste doch gar nicht, dass Zahar ein Dämon war! Das wusste keiner, nicht einmal Mareo! Also... solange Zahar ihr nicht sagte, was für Blut in ihrem Körper floss... so lange waren sie noch Freunde, oder? Genau, ganz richtig! Aska mochte vielleicht keine Dämonen, aber sie mochte Zahar, das Echsenmädchen! Solange sie sich nicht verplapperte, würden sie weiterhin richtig gute Freunde sein! Was die beiden Magierinnen eben besprochen hatten hatte die Grünhäutige in ihrer Katatonie verpasst, auch wenn sie daran, in welche Richtung sich die beiden bewegten, erkennen konnte, dass sie auf dem Weg aus der Eingangshalle heraus waren. Zahar erinnerte sich allerdings noch an etwas, das die Brünette, diese Helena gesagt hatte. Interessiert blickte sie zu ihr auf. „Hey... denkst du echt, dass der Kampf mehr als hundert Jahre her ist?“, fragte sie neugierig, nicht ganz sicher, wie die Magierin darauf kam. „Ich meine... der Tempel ist gerade erst aus dem Wasser gekommen, richtig? Vor heute war noch niemand hier drin. Oder denkst du, dass im Wasser jemand gekämpft hat?“ Mit diesem Aspekt im Hinterkopf sah sich das Mädchen noch einmal im Raum um, während sie schon vor der Tür standen, die wohl zu einer Treppe führte. Erst in den letzten Momenten, kurz bevor sie hinter den beiden anderen durch die Tür schlüpfte, kam ihr noch ein Gedanke: „Sag mal, sollte es hier drin nicht nass sein, wenn die Insel bis vorhin im Wasser war?“
Langsam strichen die Finger des jungen Mannes über eine der vielen zerstörten Wandmalereien, welche sich in dieser durch trübes Licht beleuchteten Eingangshalle befanden. Dabei überkam ihn ein äußerst seltsames Gefühl. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, dass Yuuki Grynder zusammen mit anderen Magiern diesen Tempel betreten und erforscht hatte. Damals hatte alles mit einem Jahrhundertsturm in Hargeon Town begonnen, weswegen alle Gilden des Landes mobilisiert worden waren, um mit der Evakuierung der Bevölkerung zu helfen. Natürlich wollte Crimson Sphynx seinen Beitrag leisten, um der Welt wieder zu zeigen, dass sie ihre dunkle Vergangenheit hinter sich gelassen hatten und ihre Kräfte nun für Gutes genutzt wurde. Auch der Grynder war mit den Evakuierungen beschäftigt gewesen, als ein markerschütternder Knall ertönte und plötzlich eine Insel im Meer vor der Stadt erschienen war. Das darauf befindliche Gebäude schien alt zu sein, uralt, weshalb die Einsatzleitung sofort einen Spähtrupp bereitstellte, um den Tempel zu erkunden. Doch nachdem der Kontakt zum ersten Spähtrupp abgebrochen war, entschloss man sich weitere Spähtrupps zu schicken, um nach dem rechten zu sehen. Bei diesem Gedanken ballte Yuuki die Hand zur Faust zusammen, mit welcher er gerade noch über die alte Wandmalerei gestrichen hatte. *Wenn ich nur gewusst hätte, was uns hier erwartet…* Ja, was dann? Hätte er etwas anderes tun können? Seine Pflicht hätte er sicherlich nicht vernachlässigt. Aber es hatte ihn beinahe das Leben gekostet. Und alles hatte er einem Mitglied seines Trupps zu verdanken, welche ihn ein Stockwerk heruntergeschubst und ihn damit dazu gebracht hatte, seine letzten Manareserven aufzubrauchen. Mana, welches gefehlt hatte, als sie von scheußlichen Kreaturen und einer mysteriösen Gestalt begegnet waren. Und er war nicht stark genug gewesen, um seine Kameraden zu schützen. Es glich einem Wunder, dass er und die anderen den Tempel lebend verlassen hatten, auch wenn es um ihn sehr schlecht gestanden hatte und er wirklich von Glück sagen konnte, dass er heute noch hier weilte.
Doch was tat der junge Mann erneut hier, im Drachentempel? Irgendetwas ließ ihn nicht los. Möglicherweise war es die Nahtoderfahrung, vielleicht aber auch etwas anderes. Es ließ sich jedoch nicht von der Hand weisen, dass ihn dieser Ort anzog und dass er hier noch nicht fertig war. Vielleicht gelang es ihm, etwas darüber herauszufinden, was es mit diesem Ort auf sich hatte? Warum hatten sich all diese grausigen Kreaturen hierher begeben? Als er wieder bei Bewusstsein gewesen war und sich mit seinen Gildenkollegen unterhalten hatte, wurde ihm berichtet, dass auch sie in Kämpfe verwickelt worden waren. Die unterschiedlichsten Gestalten, von Mutanten, über Zombies, bis hin zu rasenden Barbaren. Dieser Tempel verbarg ein Geheimnis und genau diesem Geheimnis wollte er auf die Spur kommen! In der Zwischenzeit war er auch ein anderer Magier, hatte trainiert und seine Fertigkeiten weiterentwickelt, sodass seine Gegner ihn dieses Mal nicht so leicht überwältigen könnten. Wie dem auch sei. Schließlich wandte sich Yuuki von der Wandmalerei ab und ließ seine rubinroten Augen durch die Eingangshalle wandern. Sie hatte sich wirklich gar nicht verändert. War es nicht dort vorne gewesen, dass sie Denniel gefunden hatten? Den Jungen, der sich seltsamerweise gut im Tempel auszukennen schien und lediglich eine fremde Sprache beherrschte? Kopfschüttelnd erlaubte er sich ein leises Lachen, während seine Gedanken um die Vergangenheit kreisten. Zum Zeitpunkt, als sie auf den grünhaarigen Jungen gestoßen waren, hatte alles noch so entspannt gewirkt und sie hatten noch nicht gewusst, welche Fallen dieser Tempel für sie in petto hielt und was für Monster sich in seinem Inneren versteckten.
Nun wusste der Magnetismusmagier jedoch, was er hier zu erwarten hatte! Und dementsprechend war er auch vorbereitet. Er trug seine magischen Gegenstände und Waffen bei sich, über die er das letzte Mal nicht verfügt hatte. Seine Taschendimension in Form einer Kürbisflasche, die allerlei nützliche Gegenstände enthielt. Seinen braunen Umhang, mit welchem er Duplikate von sich erschaffen konnte, die eigenständig denken und handeln konnten. Und schließlich auch jener metallene Stift in seinem Ohr, welcher sich mit einem Manaimpuls zu seinem Stab vergrößern würde. Zudem verfügte er nun über die Fähigkeit, die Zeit zu manipulieren und teilweise zu kontrollieren, also war er sich sicher, dass ihn heute nichts so einfach aufhalten würde. Nachdenklich blickte sich Yuuki um, während er die Hände in die Hüften stemmte und er überlegte, in welche Richtung er gehen sollte. Den alten Weg? Oder doch etwas Neues erkundigen? Was dem Crimson Sphynx Magier jedoch nicht bewusst war – er war hier nicht alleine im Tempel und sollte wohl alsbald Gesellschaft bekommen…
Nun konnte Gin Hargeon Town also auch von ihrer Reiseliste streichen. Das Städtchen hatte einen netten Flaire, die vielen Schiffsreisenden, die tagein tagaus in die Stadt soder heraus schipperten, hatten dafür gesorgt, das es eine trauhafte Strandpromenande gab. Wieder einmal hatte Gin es verflucht, nun ein Wesen der Nacht zu sein. Das Bummeln entlang der Bucht hätte ihr in ihrem früheren Leben gefallen, so hatte sie sich im gnadenlosen Licht der Sonne an Bord eines Schiffes gequält. Nur wenige Bootsführer waren mutig genug, den Insel mit dem Tempel anzusteuern, der hier vor einiger Zeit aus dem Meer gesprießt war, doch ein lokaler Fischer mit einem großen Herz und noch größeren Gehaltsvorstellungen hatte sich dann doch schlussendlich bereit erklärt, die Vampirin überzusetzen.
Eine breite Treppe führte die Vampirin zum Drachentempel hinauf, wo ein großes Portal wie ein Maul darauf wartete, sie zu verschlingen. Gin hatte für ihren Meister, Orwynn, schon so manche Schandtat vollbracht, so manche Quest erledigt und so manche Aufgabe erfüllt, doch es waren Aufträge wie dieser, den sie am meisten liebte: In irgendwelchen alten Gemäuern herumkrakseln, Inschriften abpausen, Artefakte finden, Schriftstücke stehlen, dergleichen. Die Vampirin konnte es sich nicht genau erklären, doch zwischen jahrhundertealten Gemäuern zu wandern hatte auf sie einen erfuhrchtgebührende Wirkung. Als Kunde über das mysteriöse Bauwerk, das in einem Jahrhundertsturm aus dem Meer aufgetaucht war, Crystalline Town erreicht hatten, hatte Orwynn Zerox nicht eine Sekunde gezögert und einen seiner Finger, Gin, in Richtung des Tempels geschickt. Fuchsteufelswild war der Royal Crusade Magier gewesen, keinen seiner treu ergebenen Mittelsmänner bei der Ersterkundung des Tempels dabei gehabt zu haben, nun musste Gin ihn auf den neuesten Stand bringen. Es galt, herauszufinden, was hier vor sich gegangen war, und natürlich möglichst viel mit einzustecken und dem Herren in Crystaline Town mitzubringen. Das übliche Menü also. Die Erzählungen von unauffällig befragten Einwohnern Hargeons hatte Gin keine sonderlich nützlichen Informationen entlocken können. Magier waren zur Insel gegangen, dann waren mehr Magier zur Insel gegangen, dann waren noch mehr Magier zur Insel gegangen und irgendwann kamen dann die meisten davon wieder zurück, manche ganz okay, manche windelweich geprügelt. Doch das zu wissen hatte Gin nicht geholfen, herauszufinden, was hier los gewesen war. Mit jeder Stufe, die Gin weiter zur Öffnung im ersten Obergeschoss hinauftrat, holte sie ihre Gedanken von den Nachforschungen der letzten Stunden zurück und konzentrierte sie stattdessen auf das Hier und Jetzt. Denn wenn es eines gab, das sie bei früheren Besorgungen dieser Art gelernt hatte, dann, dass man alte magische Ruinen nicht sorglos und unachtsam betrat. Die Vampirin trug eine enge schwarze Lederhose und ein figurbetontes, dunkelgraues Tank-Top mit Camouflage-Musterung. Natürlich durfte die schwarze Lederjacke nicht fehlen. Die Tatsache, dass Gin zu diesem Ausflug Stiefeletten ohne Absatz gewählt hatte, täuschte beinahe schon über die anthrazitfarbene Umhängetasche, die voller Notizbücher, Behälterchen und Werkzeug war, hinweg. Auch eine kleine Laterne, die von einer Licht-Lacrima gespeist wurde, hing, bereit entfacht zu werden, mit einem Karabiner befestigt am Riemen der Tasche.
Als Gin am oberen Ende der Treppe angekommen war, ließ sie ihren Blick durch das offene Portal in das Tempelinnere fallen. Durch die weite Öffnung fiel genug Tageslicht in diesen Bereich des Tempel, dass Gin ihre Lampe noch nicht entfachen brauchte. Noch ehe sie eintrat blickte sie nach oben, suchte nach Anzeichen von Fallen: Löcher oder Schlitze im Portal, großen Steinklötzen, dergleichen. Zufrieden, nichts dergleichen gefunden zu haben, trat sie ein. Die Eingangshalle war weit und geräumig. Doch weder die umgestürzten Säulen, noch die verblichenen Wandmalereien oder die eingestürzte Wand sprangen der Vampirin zuerst in die Augen. Stattdessen war es ein tanzender Fleck aus Rot, den sie in den schwachen Lichtstrahlen, die in den Tempel fielen, fand. Gin war nicht alleine. Nun war es für "Grabräuber in Spe" wie Gin nur selten hilfreich, Gesellschaft zu haben, doch noch zögerte sie, den Kerl einfach kalt zu machen und so weniger teilen zu müssen. Sie war alleine und hatte keine Ahnung, was Rotkäppchen auf dem Kasten hatte. Zudem, vielleicht hatte der Kerl ja Unterhaltungswert.
Also gab Gin sich keine Mühe, ihre Präsenz zu verbergen. Ihr Schritte hallten majestätisch von den hohen Decken und Wänden wieder, als sie sich zu dem Mann bewegte. Heyyy!, grüßte sie mit einem schmalen Lächeln auf den dünnen Lippen. Auch neugierig?, fragte sie offen und stellte sich neben den Herren. Ihr Blick traf den seinen kurz, Neoblau spiegelte sich in Blutrot, ehe die Seelenspiegel Gins seinen Hals hinab, die Schulter und den Arm entlangglitten und seiner Hand folgten, die noch immer auf den Wandmalereien lag. Sie zeigten Feuer, jede Menge davon, und dazu einige Menschen darin. Na das scheint ja wenig zuversichtlich auszusehen... Ich bin Gin, hallo! Ab und zu blickte die Vampirin zum Rothaarigen als sie weiter durch die Eingangshalle des Tempels schritt, ihm dabei ab und zu sogar den Rücken zuwandte. Gin suggestierte dem anderen Erkunder damit, dass sie ihn nicht als eine Gefahr betrachtete. Meist war das eine gute Art, Konflikte zu vermeiden. Hmm... Die Säulen und der große Durchbruch, das sieht nicht frisch aus. Nicht von den Ereignissen vor einigen Wochen herrührend, würde ich vermuten. Ihre Einschätzung, Kollege?, plauderte die Schwarzhaarige los und wartete gespannt ab, ob der Rothaarige spontan tatsächlich die Rolle als Gins (temporärer) Kollege annehmen würde.
Yuuki staunte nicht schlecht, als er plötzlich sich nähernde Schritte vernahm und ihn jemand grüßte. Noch jemand war auf die Idee gekommen, den alten Tempel zu besuchen? Im ersten Augenblick hatte er erwartet, dass er hier Denniel oder jemanden seinesgleichen treffen würde, genau wie beim ersten Mal hier, doch dieser Gedanke wurde ganz schnell durch den Gruß in seiner Landessprache zunichte gemacht. Überrascht drehte sich der junge Mann um, damit er den Neuankömmling besser erkennen konnte. Dadurch, dass er mit dem Rücken zum Eingang gestanden hatte, konnte man lediglich seinen Rücken sehen, also nur einen Blick auf seinen dunkelbraunen Umhang und sein scharlachrotes Haar werfen. Als er sich also umdrehte, konnte man einen Blick auf ein weißes Shirt, eine dunkle Hose sowie zum Outfit passende braune Stiefel werfen. Schließlich hatte er sich vollends umgedreht, sodass seine rubinroten Seelenspiegel nun auf eine junge Frau fielen, die sich ihm unbeschwert näherte. Dabei handelte es sich um keine Erscheinung, die man alle Tage auf der Straße erblickte, oh nein! Die Frau wäre in einer Menschenmasse sicherlich sofort herausgestochen, denn sie verfügte über einen sehr hellen Hautton, ja beinahe einen blassen Hautton mochte man sagen. Im Kontrast dazu stand ihr rabenschwarzes Haar mit den roten Spitzen am Ende, sowie ihr Outfit, welches vor allem dunkel gehalten war.
Als sie bei ihm ankam, stellte sie sich neben ihn – sie war beinahe so groß wie er selbst – lächelte ihn an und fragte ihn, ob er auch neugierig sei. Also damit hatte er nicht gerechnet, weder einer anderen Person hier über den Weg zu laufen noch jemandem so Freundliches zu begegnen. Der junge Mann konnte keine Gedanken lesen und wusste dementsprechend natürlich nicht, dass diese Frau mit dem Gedanken gespielt hatte, ihn zu beseitigen. Dementsprechend reagierte er auf ihr Lächeln mit einem eigenen Lächeln. Natürlich war er neugierig, da hatte sie den Kopf mit dem Nagel getroffen, auch wenn sein heutiger Daseinsgrund etwas komplizierter war. „Hallo Gin, schön dich kennen zu lernen! Ich bin Yuuki!“, antwortete er schließlich genauso freundlich und beobachtete, wie sich die Frau in der Eingangshalle des Tempels umsah. Sie hatte bereits etwas Witz bewiesen und eine der Wandmalereien, auf denen etwas alles andere als Beruhigendes und Friedfertiges abgebildet war, etwas ironisch kommentiert. Der Grynder war zwar etwas über die Art der jungen Frau überrascht, wie unbekümmert sie sich in dieser alten Ruine benahm und Smalltalk mit ihm führte, aber es hätte schlimmer kommen können. Immerhin schien er es hier mit einer Gleichgesinnten zu tun zu haben, die sich auch für alte Ruinen und Mysterien zu interessieren schien. „Du kannst mich übrigens gerne duzen.“, teilte er ihr zunächst mit und führte mit seinen Händen eine einladende Geste aus. Sie waren ja keine Respekts- oder Hoheitspersonen, die man derart gehoben ansprechen musste. Schließlich schüttelte er den Kopf, um auf ihre Frage zu reagieren. „Nein, als ich hier das erste Mal war, als der Tempel gerade aus dem Wasser gekommen war, sah er bereits so aus.“ Damit hatte der Rotschopf preisgegeben, dass er diesen alten Tempel bereits besucht hatte. „Ich gehe davon aus, dass ihn entweder die lange Zeit auf dem Meeresgrund so zugerichtet hat … oder das Ereignis, durch dass er überhaupt gesunken ist.“ Anschließend zuckte er mit der Schulter, denn er wusste die Antwort nicht. Seine Theorien klangen logisch, aber das bedeutete noch lange nichts – es konnte genauso gut etwas völlig anderes gewesen sein. So oder so würden sie es hier wohl nicht herausfinden, außer der Tempel beherbergte noch alte Geheimnisse, welche nicht dem Zahn der Zeit anheim gefallen war.
Der Crimson Sphynx Magier störte sich tatsächlich nicht daran, dass ihn Gin als archäologischen Kollegen bezeichnete. Obwohl dieser Tempel gefährlich und voller Fallen war, schien er der Öffentlichkeit zugänglich zu sein, auch wenn sich die Wenigsten hierher trauten. Und er war nicht die Polizei, die Zivilisten oder gar andere Magier hier fernhalten konnten oder würden. Es war ein freies Land und genauso wie er seiner Neugier nachging, so vermochten andere Menschen das doch auch machen, nicht wahr? Nichtsdestotrotz wusste er um die Gefährlichkeit dieser alten Ruine und dass der Tod an jeder Ecke lauern konnte. „Dieser alte Tempel ist voller Fallen, Magien und alter Konstrukte, die jeden angreifen, der ihnen zu nahe kommt. Ich würde davon abraten, diesen Tempel alleine zu besichtigen.“, teilte er ihr schließlich mit und ein etwas ernsterer Ausdruck hatte sich auf seinem Gesicht breit gemacht. „Falls du dich hier etwas umsehen und den Tempel erkundigen möchtest, können wir das gerne gemeinsam tun.“ Damit stand der Vorschlag im Raum und es war an Gin zu überlegen, ob sie sein Angebot annehmen würde oder nicht. Es lag einfach in seiner Verantwortung, dass er jetzt wusste, dass sich jemand in diesem Tempel außer ihm befand. Und falls der Frau etwas zustoßen sollte und er sie nicht gewarnt oder zumindest seine Begleitung angeboten hätte, so würde er es sich nicht verzeihen. „Ich empfehle nur nicht in diese Richtung, da ist die Brücke eingestürzt.“ Bei diesen Worten kratzte sich Yuuki am Hinterkopf und setzte ein kleines Lächeln auf, während Bilder der Vergangenheit durch seinen Verstand flogen. Damals, als die Brücke unter ihnen zusammengebrochen war und er seine Gruppe nicht hatte retten können, obwohl er über die Fähigkeiten verfügt hatte … *Denk nicht dran!*, ermahnte sich der Grynder und schüttelte innerlich den Kopf, um die Bilder aus seinem Verstand zu vertreiben. Er war in einer ganz anderen Verfassung als damals, sodass ihm ein solche Faux-pas sicherlich nicht nochmal unterlaufen würde. Wieder klaren Verstandes, wandte er sich der Schwarzhaarigen zu und wartete auf ihre Antwort. Wie sie sich wohl entscheiden würde?
Yuuki also. Der Rotschopf schien für's erste nicht auf Konflikt aus zu sein, erwiderte Gins Vorstellung und bot sogleich den Schritt zum Per-Du an. Freundlich lächelnd blickte sie sich zum Grynder um, ihre Augen funkelten wie Saphire im Halbdunkel des Tempels. Dann werde ich das tun, Yuuki. Schön, dich hier zu treffen! Die beiden hatten gerade eine Minute geredet, da ließ der Rotschopf schon eine kleine Bombe platzen. Er war schon einmal hier gewesen und zwar kurz nach dem Auftauchen der Tempelanlage aus der Hafenbucht Hargeons. Das verriet Gin zwei Dinge: Erstens hatte sie es, höchstwahrscheinlich, mit einem Magier zu tun. Zum anderen hatte sie allerdings eine gute Informationsquelle gefunden. Wer könnte besser berichten, was hier vor einiger Zeit vorgefallen war, als jemand, der direkt dabei war? Dieses Blatt durfte Gin nicht verspielen. Die Vampirin öffnete die Tasche, nahm einen Notizblock samt Bleistift heraus, began, ein paar Dinge niederzuschreiben und ging dann neben einer der Säulen in die Hocke. Prüfend klopfte sie mit der Rückseite des Bleistiftes dagegen. Also diese hier, die wirkt mehr wie umgebrochen oder umgestoßen. Macht das Wasser sowas mit gehauenem Gestein? Die Vampirin wusste es nicht. Obgleich sie schon ab und an in Ruinen und Grabstätten unterwegs gewesen war, war die Du Bellay doch weit davon entfernt, eine waschechte Archäologin zu sein. Und mit Gesteins-Korrision kannte sie sich auch nicht aus. Die Bleistiftspitze tanzte krazend-rauschend über das Papier.
Die Warnung des Magiers nahm Gin mit einem Kichern auf. Ich wäre höchst enttäuscht, wenn dem nicht so wäre. Da würde ja die Spannung fehlen., ließ sie den Grynder wissen, bevor sie ihren Rundgang durch die große Eingangshalle beendete und zurück zum Rotschopf trat. Ich werde mich hier drinnen auf jeden Fall ein wenig umsehen, über Gesellschaft freue ich mich aber! Die Magierin nickte aufmerksam, als Yuuki ihr von der eingestürzten Brücke erzählte. Ist ja praktisch, dass du dich hier schon auskennst. Da habe ich echt Glück gehabt, dich hier getroffen zu haben., ließ sie den Grynder wissen. Nun war ein guter Zeitpunkt, um ihn darauf anzusprechen, was er denn noch alles wusste. Du hast gesagt, du warst hier, als der Tempel aufgetaucht ist. Sag mal, was ist hier drin eigentlich passiert?, erkundigte Gin sich neugierig, schlug eine Seite auf ihrem Block um und hielt den Bleistift parat. In Hargeon Town konnten mir die Leute nur sagen, dass hier viele Magier unterwegs waren. Aber was genau vorgefallen ist, das wusste niemand so recht.
Während sie abwartete, was Yuuki ihr zu berichten hatte, und ob er ihr überhaupt eine Antwort geben würde, blickte sie sich schon einmal weiter im Raum um. Gegenüber des großen Eingangstores war eine prachtvolle Marmortreppe, die entweder weiter nach oben oder tiefer hinab führte. Neben dem Gang nach Westen, den Yuuki schon abgeschrieben hatte, gab es außerdem noch östlich eine Wendeltreppe, die ebenfalls auf- und abwärts führte. Der Instinkt der Vampirin riet ihr, zuerst dem offensichtlichsten Weg zu folgen, das wäre die Prunktreppe vor ihr. Doch hinauf? Oder doch lieber erst hinab? Vermutlich ersteres. Der Tempel hatte von Außen nur drei Stockwerke erkennen lassen und nach dem Erklimmen der Stufen befand sich Gin bereits im mittleren davon. Also war nach oben wohl bald Schluss, während Gemäuer wie dieses auch sehr weit in die Tiefe gehen konnten. Wie weit es hinab ging, das konnte Gin nicht einschätzen, daher würde sie vermutlich erst ein Stockwerk weiter nach oben und sich dann vor dort hinunterarbeiten. Doch die Vampirin war nicht alleine, sie hatte nun einen Kollegen und der kannte sich hier drin anscheinend schon besser aus. Daher war Nachfragen auch eine Option: Was meinst du, Yuuki, wo sollen wir anfangen?, erkundigte sie sich nach seiner Meinung. Vermutlich hatte er schon das ein oder andere hier gesehen. Und wenn er nach seinem ersten Besuch wieder hier her zurück gekommen war, dann hatte der Tempel wohl noch einige Geheimnisse verborgen, die dieser Yuuki noch nicht ergründet hatte. Das konnte ja ein Spaß werden.
Als Gin auf sein Angebot des Duzens einging, lächelte Yuuki sie an und nickte bekräftigend, ehe er im nächsten Moment stutzte. Zum ersten Mal hatte der Grynder seinen Gegenüber eingehender betrachtet, wobei ihm aufgefallen war, dass sie über äußerst besondere Augen verfügte: Ihre eisblauen Iriden wurden von nichts als schwarz umgeben, wohingegen seine rubinroten Augen in gewöhnlichem weiß ruhten. Das musste doch bedeuten, dass er es hier mit keiner gewöhnlichen Person zu tun hatte, nicht wahr? Wer den Crimson Sphynx Magier kannte, der wusste, dass sein Interesse nun geweckt worden und es nur eine Frage der Zeit war, ehe er seine Neugier nicht mehr im Zaum halten und mit seinen Fragen herausrücken würde. Sicher würde sich noch eine passende Gelegenheit ergeben, darüber zu reden! Doch zunächst ging die junge Frau scheinbar fachmännisch voran, zauberte Notizblock und Stift hervor, um sich Notizen zu machen und das beschädigte Bauwerk genaustens zu beobachten. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.“, antwortete er direkt auf ihre Frage, ob das Wasser des Meeresgrundes diesen Tempel so zugerichtet hatte, oder doch etwas Anderes. Wenn er sich an die mysteriösen Feinde von damals erinnerte, dann tippte er jedoch eher auf Zweiteres. „Aber ich glaube auch, dass wir es hier mit externen Einwirkungen zu tun haben, nicht mit Abnutzung durch Wasser. Die Archäologen wissen immer noch nicht genau, von welcher Zeit dieser Tempel stammt. Sobald das klar ist, kann man sicher auch abschätzen, wie viel vom Zahn der Zeit beschädigt wurde und was einen aktiveren Einfluss darauf hatte…“ Fragen über Fragen. Ob die beiden Hobby-Archäologen wohl im Verlaufe ihres Abenteuers im Tempel zufriedenstellende Antworten darauf finden würden? Das galt es noch abzusehen!
Mit Erleichterung nahm der Rotschopf auf, dass die schwarzhaarige Frau auf sein Angebot einging, den Tempel gemeinsam zu erkundigen. „Sehr schön!“, stimmte er ihr erneut lächelnd zu. Damit fühlte er sich auf jeden Fall besser, da er dann selbst aktiv eingreifen konnte, falls sie in Gefahr waren. Er hatte keine Ahnung, ob sie den Fallen des Tempels gewachsen war, ob es sich bei ihr auch um eine ausgebildete Magierin oder doch eher um einen gewöhnlichen, aber adrenalin- und gefahrsuchenden Menschen handelte. Noch etwas, dass es herauszufinden galt! „Hmm?“, fragte Yuuki, aus seinen Gedanken gerissen, als sich Gin danach erkundigte, was hier vorgefallen war. Es war ganz offensichtlich getratscht worden, doch die Bewohner Hargeon Towns wussten nicht mit völliger Sicherheit, was vorgefallen war. Immerhin waren viele von ihnen evakuiert worden, sodass sie nur von ganz weit weg das Auftauchend es Tempels und die anschließende Entsendung der Magier mitbekommen haben dürften. „Als der Tempel aufgetaucht ist, wurde ein Magierteam losgeschickt, um diesen zu erkundigen, während der Rest von uns mit den Evakuierungsmaßnahmen beschäftigt war. Als der Kontakt zu ihnen abbrach, wurden weitere Gruppen losgeschickt, eine davon unter meiner Führung.“, begann der Grynder seine Erzählung, während sich die Ereignisse der Vergangenheit parallel dazu vor seinen Augen vor ihm abspielte. Ja, damals hatte er noch keine Ahnung gehabt, was für Probleme in hier in diesem Tempel erwarten würde. Und dabei sprach er noch nicht mal von den unbekannten Feinden, sondern lediglich von den Mitgliedern seiner Truppe und den allgemeinen Fallen dieses Ortes. „Abgesehen von Fallen, alten Mechanismen und bröckeligen Brücken, fanden wir jedoch auch weitere Eindringlinge vor, die feindliche Absichten hatten und der Grund dafür waren, dass der Kontakt zum ersten Magiertrupp abgebrochen war.“ Sicherlich konnte sich Gin vorstellen, worauf er sich mit Kontaktabbruch und feindlichen Absichten bezog. Kein einziges Mitglied des ersten Trupps hatte überlebt und beinahe wäre ihnen allen auch dasselbe Schicksal zuteil geworden…
Die Frage, die im Raum stand, war simpel, aber erforderte doch einiges an Überlegung: Wohin sollte sie ihr Weg führen? Nur allzu gerne würde Yuuki den alten Weg gehen, um sich seine Arroganz und das anschließende Scheitern in Erinnerung zu rufen. Andererseits hatte dieser alte Tempel noch viele Geheimnisse zu offenbaren, weshalb er mehr an einem anderen Weg interessiert war. Über Umwege hatte er bei seinem letzten Besuch die unteren drei Stockwerke teils erkundigt, aber im obersten Stockwerk war er auch nicht gewesen. Genau wie bei seiner Begleitung, ruhten die rubinroten Seelenspiegel des Crimson Sphynx Magiers auf der Punktreppe vor ihnen, dem offensichtlichen Weg. „Lass uns doch diesen Weg nehmen und zunächst das obere Stockwerk erkundigen.“, antwortete Yuuki auf die ihm gestellte Frage und nickte dabei mit dem Kopf in Richtung der Prunktreppe. Da er noch nichts über Gin wusste und bereits in diesem Tempel gewesen war, übernahm er entsprechend auch die Führung und ging schon mal voraus. Beim Laufen drehte er sich jedoch noch zur jungen Frau um. „Was führt dich eigentlich hierher?“, erkundigte er sich nun neugierig. „Hast du so etwas bereits öfter gemacht?“ Es gab ja genügend Ruinen und verlassene Tempel aus vergangenen Zeiten in Fiore, da war es nicht abwegig, dass sie eine Art Archäologin war. „Mir ist außerdem aufgefallen, dass du schwarze Augen hast. Darf ich fragen, was es damit auf sich zu tun hat?“ Es war bereits mehrfach vorgekommen, dass er ein wenig zu direkt und forsch beim Fragen gewesen war, was dazu geführt hatte, dass sich manch einer seiner Gesprächspartner überfahren gefühlt hatte. Natürlich hatte er daraus gelernt, weshalb er hoffte, dass seine etwas vorsichtiger formulierte Frage nun besser ankommen würde. Jetzt war er sehr auf ihre Antwort gespannt!
Liora hatte es bereits im Gefühl gehabt. Irgendwie hatte sie bereits zu Beginn der Quest das Gefühl gehabt, dass diese noch äußerst interessant werden würde. Auch wenn die Quest per se recht ruhig verlief und bislang noch nichts größeres oder gefährlicheres passiert war, war sie fasziniert. Der Tempel war atemberaubend. Es war interessant zu sehen, was alles die lange Zeit unter Wasser und das plötzliche Auftauchen überstanden hatte. Es war faszinierend, sich zu überlegen, wie es wohl damals war. Zu der Zeit, wo die Kultur, die in diesem Tempel gepflegt wurde noch da war. Hatte hier ein eigenes Volk gelebt? War es ein Volk, dass bis heute überdauerte und existierte? Wie haben sie gelebt? Was waren ihre Traditionen, Bräuche und ihr Alltag? Es war so interessant und Liora bereute es gar nicht, sich für diese Quest entschieden zu haben. Hoffentlich würde Dr. O'Brien vieles finden und vor allem herausfinden. Es wäre doch schon spannend, wenn man in ein paar Jahren der Forschung dieses Tempels ein Buch über die Ergebnisse bekommen könnte. Wo man sich hineinlesen, etwas über den Tempel und die dort vorherrschende Kultur lernen könnte. Dass man sich ein Bild von dem machen konnte, was vor vielen hunderten von Jahren üblich war und in die Geschichte dieser Zeit eintauchen konnte. Aber noch etwas anderes faszinierte sie äußerst. Wobei nicht etwas, sondern viel mehr. Seit sie ihren Questkameraden als den Mareo Celeris identifiziert hatte, der einerseits so etwas wie das Maskottchen und der öffentliche Vertreter von Fairy Tail war, andererseits aber auch ein beliebtes und begnadetes Fotomodel für zahlreiche Kampagnen. Ja, Liora hatte einige davon gesehen. Es war schön fürs Auge und nebenbei, gab es immer interessante Interviews mit dem Mann. Aber dies konnte bei weitem nicht die Realität übertreffen. Liora war von dem Halbgott, mit dem sie durch die alten Mauern des Tempels streifte noch mehr, als der über den sie gelesen hatte. Er war ein verantwortungsbewusster, charmanter junger Mann, attraktiv, gewissenhaft und er hatte sicherlich einiges auf dem Kasten. Sie fragte sich, was genau er alles machen konnte, hatte sie in den ersten Augenblicken der Quest bislang nur seinen Lichterzauber gesehen, der wunderschön war. Man, sie verlor sich ja hier echt in Tagträumerein. Das war keine sonderlich gute Idee, immerhin stand die Quest und somit der Schutz des Archäologen an erster Stelle. Außerdem hatten die beiden Magier ja eh beschlossen, die Quest gemeinsam ausklingen zu lassen. Sie hätte also noch die Gelegenheit mehr über ihn zu erfahren und ihn kennenzulernen. Sie gingen durch die Flure der Ruinen und Liora hatte ein genaues Auge auf den viel zu übereifrigen und somit unvorsichtigen Dr. O'Brien, während Mareo die Umgebung beobachtete und ihnen Rückendeckung gab. Irgendwann kamen sie an einem Ende an, wo es offenbar kein weiteres Durchgehen gab. Klar, auch dieser Ort war wie jeder faszinierend und schön anzusehen, aber wenn sie nicht weiterkamen spielte das auch keine Rolle mehr. Dennoch kartographierte der Archäologe etwas von der faszinierend aussehenden Tür (Irgendwie war das ihr Lieblingswort heute). Danach gingen sie allerdings zurück, nahmen einen anderen Eingang durch den Tempel und beschlossen den Tempel auf einem anderen Weg zu erkunden. Eine große andere Wahl hatten sie ja nicht. Es hatte ziemlich lange gedauert und es musste mittlerweile schon ein ganzes Stück später sein. Womöglich hatten sie schon Mittag oder Nachmittag, auch wenn man in den kühlen, tiefen Gemäuern des Drachentempels nicht viel davon merkte. Man verlor ein wenig das Zeitgefühl. Hoffentlich würden sie nicht auch den Orientierungssinn verlieren... Das wäre unpraktisch. Aber nicht unwahrscheinlich, wenn man die Größe des Gebäudes beachtete. Irgendwann hatten sie ein Obergeschoss erreicht von dem aus es drei Möglichkeiten zu geben schien. Zwei Treppen und eine Tür, die womöglich in einen Raum führte. Allerdings entschlossen sie sich eine kurze Pause einzulegen. Liora griff in ihre Tasche die sie mitgebracht hatte und reichte allen eine Flasche Wasser. Danach nahm sie ein paar Schlücke - man, das tat gut. Maroe erkundigte sich ob bei den beiden alles in Ordnung war. Liora nickte. "Der Tempel ist größer und verzweigter als ich angenommen hatte, aber auch ziemlich faszinierend...", sagte sie während sie den Blick durch den Raum schweifen ließ und sich gegen eine der Säulen lehnte, die recht stabil wirkte. "Bisher sind wir auf keine größeren Schwierigkeiten gestoßen, aber das kann sich sicherlich jeder Zeit ändern...", fuhr sie fort und trank danach noch etwas. "Wo wollen wir als nächstes lang? Durch die Tür oder eine der beiden Treppen entlang?", erkundigte sie sich bei den anderen.
B-Rang: Indiana Jones und der wagemutige Archäologe
Liora und Mareo # 8
Hätte Akay ihm gesteckt, dass er seinen empfohlenen Eingang zum Einsturz gebracht hätte, wäre Mareo von Anfang an woanders in den Tempel gegangen. So hatten sie nun wertvolle Zeit verloren und mussten den Weg nun wieder zurückgehen, um daraufhin einen anderen zu finden. Letztlich störte sich der Archäologe nicht daran, schließlich wollte er ohnehin die gesamte Anlage kartographieren. Der Halbgott wusste bereits, dass diese Quest ihm noch den letzten Nerv rauben würde, denn zuzüglich zu all den Gefahren im Tempel war es eben auch der Archäologe, der die Geduld des Blondschopfes strapazierte. Glücklicherweise verfügte seine blonde Begleitung über wesentlich mehr Professionalität, wenngleich ihr die Faszination ebenfalls deutlich ins Gesicht geschrieben stand. Mareo legte seine Gedanken diesbezüglich ad acta und entschied sich dazu, einfach abzuwarten, was diese Quest noch so mit sich brachte. Er hoffte einfach nur, dass er möglichst schnell wieder hier heraus konnte, denn wohl fühlte er sich hier nicht.
Nach mehreren Stunden der Kartographie und des Umherwanderns, hatte es die Gruppe endlich geschafft, in das erste Obergeschoss des Tempels vorzudringen. Hier befanden sie sich nun in einer pompösen Halle, die von mehreren steinernen Säulen getragen wurde und durch ein Oberlicht ausreichend Helligkeit zur Verfügung stellte. Eine der Säulen war umgestürzt und hatte eine Wand eingerissen, was ein möglicher Weg wäre oder man begab sich weiter über das normale Portal. Der Godslayer ordnete zunächst jedoch eine Pause an, damit jeder einmal tief Luft holte und sich etwas stärkte. Der Archäologe dachte daran natürlich nicht und kartographierte freudig die pompöse Halle, während Liora ein paar Wasserflaschen hervorholte, um jedem eine zu geben. „Danke“, entgegnete der Halbgott mit sanfter Tonlage, öffnete die Flasche und nahm ein paar Schlucke Wasser zu sich, während Liora seine Frage beantwortete. Ihr ging es also gut und dem Archäologen allen Anschein nach ebenfalls, das beruhigte ihn selbstverständlich. Es wäre für das Fortführen der Quest von Nachteil, wenn es einem der Beiden nicht so gut gehen würde, aber glücklicherweise musste sich der Celeris da keine Sorgen machen.
Erneut nahm er etwas Wasser zu sich, während seine goldgelben Iriden den Raum sondierten und Liora derweil fragte, welchen Weg sie nun einschlagen wollten. Für gewöhnlich war der Halbgott ein sehr gesprächiger und kommunikativer Typ, der sich immer ein Stückweit gehen ließ und vieles sehr entspannt anpackte, aber hier im Tempel war er ziemlich angespannt und vorsichtig, dahingehend auch entsprechend stiller. Die ganze Atmosphäre des Tempels gefiel ihm einfach nicht, zumal er ja schon die eine oder andere düstere Erfahrung hier gesammelt hatte. „Die Wahl des Weges überlasse wir ausnahmsweise mal unserem Schützling“, lächelte Mareo und deutete dabei auf Dr. O´Brian, der fleißig kartographierte und insbesondere die Prunktreppe in Augenschein nahm. Damit war die Wahl dahingehend also getroffen. Erneut zog ein stechender Schmerz an seinem Abdomen entlang, wo ihn damals dieses Geisterwesen mit dem Messer gestochen hatte. Erneut zog er sein Oberteil etwas hoch, um diese Narbe zu betrachten. Sie schimmerte leicht. Das musste definitiv an diesem Tempel liegen, denn außerhalb der Insel hatte er nicht einmal diese Narbe. „Seltsam.“
Doch zurück zum Auftrag. Mareo trank noch einen Schluck und wandte sich dann an Liora und den Archäologen. „Dann gehen wir jetzt weiter über die Prunktreppe“, ordnete er an, denn diesen Weg wollte Dr. O´Brian gern einschlagen und der Celeris hatte nichts dagegen. Hoffentlich hatten sie auch weiterhin Glück und bekamen keine unerwünschten Überraschungen, denn er wollte ungern erneut in diesem Tempel kämpfen. Seine Magien würden hier nur alles einäschern. „Und immer schön die Augen offen halten“, lächelte er also und schritt dann voran, um die Prunktreppe zu betreten. Nun würde sich zeigen, was der Tempel noch so zu bieten hatte. Mareo war natürlich auch gespannt darauf, zeigte es aber natürlich nicht, schließlich war er zum Schutz hier und nicht, um sich zu amüsieren.
» Crocus Lotus Mo 18 Nov 2024 - 23:17 von Sirviente
Disclaimer
Das Forum wurde für die Nutzung der Desktopversion von Firefox und Chrome optimiert. Es kann in der mobilen Version oder in anderen Browsern zu Darstellungsfehlern kommen. Sollte euch ein Fehler auffallen, meldet euch bitte direkt bei @Medusa.