Ortsname: Bahnhof - Eingangshalle Art: Gebäude Spezielles: --- Beschreibung: Aloe Town als Zentrum des Westens ist selbstverständlich ein wichtiger Knotenpunkt für Tourismus und Handel Fiores. Der Bahnhof der Stadt ist entsprechend groß und besitzt selbstverständlich auch eine Eingangshalle, an der sämtliche Zugverbindungen des Tages ausgeschrieben sind. Es gibt kaum eine Tageszeit, an der nicht viel los ist in dieser Halle, die sich mit ihren eher erdigen Tönen insgesamt sehr gut in das restliche Stadtbild eingliedert.
B-Rang Quest: Wüstengeister [Arkos Aurelius & Lian Falls]
„Hast du schon gehört?...“ „Ja, ich kann es auch kaum glauben.“ „Die haben es mit eigenen Augen gesehen!“ „Oh, guck mal, da drüben. Das ist er, oder?“
Lian konnte es nicht mehr hören. Diese hinter vorgehaltener Hand gemunkelten Sätze verfolgten ihn auch noch lange, nachdem er den Gildenpalast von Crimson Sphynx hinter sich gelassen hatte. Seit seinem Auftrag in Nord-Fiore war einfach alles anders geworden. Ja, Leute hatten auch schon vorher über ihn gesprochen. Manches mal offen, meistens allerdings verdeckt waren sie ihn angegangen – weil niemand in der Gilde glauben wollte, dass dieser namenlose Lian, der sich die meiste Zeit ins seiner Wohnung verbarrikadierte, wirklich ein A-Rang Magier sein konnte. Irgendwann war es allerdings besser geworden, die Zwischenfälle waren weniger geworden. Der Falls glaubte, dass man ihn einfach wieder vergessen hatte und das war etwas, das er sehr begrüßte. Der junge Mann mochte es, vergessen zu werden. Und dann… dann geschah DeepCorp. Sein Zusammentreffen mit Minerva Black. Diese Bestie, die von der Wizard Saint getötet worden war. Und ausgerechnet ihm dichtete man diese glorreiche Tat an.
Es war zum Haare raufen!
Und das alles wurde noch schlimmer. Anstatt ihn zu fragen, ob er eine Quest erledigen wollte, hatte sich die Personalleitung der Wüstengilde kurzerhand entschieden, Lian einfach einen Auftrag zuzuteilen. Weil er doch so ein erfahrener Minenexperte war, konnte er gleich die nächste Mine sichern. Und dazu auch noch die Kupfermine „West“! Da war der Braunhaarige doch ohnehin schon gewesen. Ja, absolut alles hatte dafür gesprochen, dass Lian Falls die einzig richtige Besetzung für so eine Quest war und deshalb sollte er sich sogleich auf den Weg machen, um seinen Kollegen vom Bahnhof abzuholen. Sie durften immerhin keine Zeit vergeuden! Wer der Kollege war? Na, Arkos Aurelius natürlich. Denn auch seine Unterstützung in DeepCorp hatte sich herumgesprochen und wenn die Zusammenarbeit zuletzt so gut funktioniert hatte, konnte man die Gilde Satyrs Cornucopia doch einfach anschreiben und darum bitten, den rothaarigen Schmied erneut zu entsenden. Lian und Arkos saßen somit im Endeffekt im gleichen Boot... Und doch kochte die Sphynx! Denn nicht zuletzt der Aurelius trug die Verantwortung für die gesamte Misere des Bogenschützen. Er hatte damals die Gelegenheit gehabt, die Aussagen zu korrigieren, zumindest zu behaupten, dass es nicht der A-Rang-Magier gewesen war, der im Alleingang irgendeine Bestie besiegt hatte. Aber nichts hatte Arkos getan. Ganz im Gegenteil: Heute wirkte es auf Lian so, als hätte er die Minenarbeiter in ihrem Gerede sogar noch unterstützt. Argh! Der Falls stieß wütend die Luft aus der Nase, als er in der Eingangshalle des Bahnhofes zum Stehen kam und sich nach einem auffälligen, kaum zu übersehenden Haarschopf in tiefroter Farbe umsah. Anders als bei ihrer letzten Begegnung trug Lian keinen dicken Pullover oder eine Winterjacke, sondern ein braunes Shirt und lockere Hosen aus dünnem Stoff, die an den Knöcheln enger wurden. Und da er keine Wintermütze benötigte, um die Ohren vorm Erfrieren zu schützen, konnte man auch ungehindert auf die lockige, wilde Mähne des Falls blicken. Aber egal, es gab wichtigere Dinge: Wo war Arkos? Wo war er?!
Für Arkos hatte sich nicht furchtbar viel geändert seit der A-Rang-Quest in den Minen von DeepCorp Alpha - was wohl vor allen Dingen daran lag, dass ein gewisser Lian die meisten Lorbeeren aus dieser Quest abbekommen hatte. Das war - nebst dem amüsanten Faktor - vor allen Dingen deshalb ganz gut, weil Arkos eigentlich gar nicht vorhatte, groß Aufmerksamkeit für sich zu generieren. Problematisch daran war, dass selbst in seiner Gilde der ein oder andere Kollege mitbekommen hatte, dass der gerade erst zum B-Rang beförderte Arkos bereits eine A-Rang-Quest abgeschlossen hatte. Gerüchte verbreiteten sich eben schnell. Und so war die Erinnerung an DeepCorp Alpha (und an Minerva Black) noch sehr frisch, als Arkos die direkte Mitteilung oder Bitte zugetragen bekam, dass er mit einem gewissen Lian (witzigerweise dieses Mal ohne Nachnamen) eine weitere Mine säubern sollte. Dieses Mal war es keine eingestürzten Tunnel, was den jungen Mann ein wenig stutziger machte - und ein wenig die Befürchtung nährte, dass dieses Mal vielleicht kein übermächtiger Magier ihnen helfen würde, der gleichzeitig noch ganz andere Gefühle zu wecken vermochte. Seufzend hatte Arkos erneut seinen Hammer niedergelegt (natürlich nur, um ihn an seiner Hüfte zu befestigen) und seine Arbeit erst einmal ruhen lassen, um sich auf die Quest vorzubereiten. Sein Ziehvater schien sich mehr darüber zu freuen als er, und der Rotschopf war sich mittlerweile sicher, dass Mimir die Ruhe manchmal genoss. Normalerweise war der Reptilia nie für Ruhe gewesen, sondern hatte stets gearbeitet, wenn er nicht geschlafen hatte - etwas, was sich Arkos abgeschaut hatte - aber vielleicht war es einfach das Alter. Oder aber die Jahreszeit. Wenn Mimir konnte, saß er draußen vor der Schmiede in der Sonne, die erst langsam begann, wieder stärker zu werden, und wärmte sich.
Naja, aber es war auch nicht alles schlecht. Seit seinem Besuch in DeepCorp Alpha hatte er einen Kontakt und damit einen direkteren Weg bekommen, um an Materialien zu bekommen. Und da DeepCorp nicht nur billige, sondern auch ziemlich wertvolle Materialien abbaute, hatte er jetzt ein etwas leichteres Spiel damit an Materialien zu kommen - und diese auch zu verwenden. Und mit der Qualität der Waren veränderte sich auch der Fokus; durchaus konnte er jetzt bessere Waffen und Werkzeuge herstellen. Und auch die Sache mit der Goldschmiede verbesserte sich. Alles in allem ein gutes Zeichen, weswegen Arkos gar nicht so furchtbar missmutig war, noch einmal auf eine Quest zu müssen.
Der andere Grund, warum er nicht furchtbar missmutig war - nur ein kleines bisschen - war Lian selbst. Der junge Mann war zwar ein wenig larifari und ein wenig lauchig, aber er hatte sich als ein verlässlicher Partner herausgestellt, der eine Mission auch nicht zwingend in die Länge zog. Im Gegenteil, sie hatten eigentlich sogar ganz gut zusammengearbeitet, und trotz der etwas laschen Tendenzen seines Crymson Sphynx-Kollegen war Arkos guter Dinge, dass sie wieder eine sehr schlanke Erfahrung aus der Quest machen konnten. Solange er nicht wieder in der Gegend herumflunkerte. Dass Lian es ihm wirklich übel nahm, die Lorbeeren nicht willig auf sich genommen zu haben, konnte Arkos natürlich noch nicht wissen - seine Gedanken hingen eher bei der Kupfermine in der Wüste, in die er geladen worden war. Der mittlerweile erschlossene Bahnhof von Maldina (von dem er sich sicher war, dass er schon vorher existiert haben musste, wie sonst hätte er sonst den Zug nehmen können!?) machte es ihm einfach, sich auf den Weg nach Nordwesten zu machen, und so kam er schließlich in Aloe an. Er war bereits einmal in der Wüste gewesen, als er mit Ravinuthala die Früchte der Kronprinzessin gesucht hatte - insgesamt ein eher unerfreulicher Trip mit wilden Tieren, heißer Sonne, und viel zu viel Sand in den Schuhen. Als Arkos also aus dem Zug stieg, hatte er sich zumindest ein wenig besser auf die Temperaturen eingestellt als letztes Mal. Es war selten, ihn so zu sehen, aber er trug tatsächlich kurze Ärmel und hellere Farben, wenngleich seine feste Hose und die Stiefel weiterhin das Gesamtbild vervollständigten. Irgendwann war auch mal gut miz dem Anpassen. Er hatte seinen Stil, und er mochte seinen Stil.
"Lian!" Die Stimme des Schmieds, noch ein wenig rau ob der etlichen Stunden, die er jetzt bereits nicht gesprochen hatte, ertönte hinter dem Wuschelkopf und Arkos klopfte seinem Kollegen einmal auf den Rücken, als er neben ihm trat - nicht zu fest, natürlich. Er wollte ja nichts kaputt machen. "Irgendwie habe ich dich anders in Erinnerung. Diese Klamotten passen irgendwie ein wenig besser zu dir." Auch wenn Arkos nicht gewusst hatte, was für einen Wuschelkopf Lian spazieren führte. Dafür brauchte er ja fast einen Führerschein. Naja, dasselbe hätte man wohl für Arkos und seinen... Hammer auch sagen können. "Ich fürchte, heute muss ich dich nicht vor Kälte, sondern du mich vor der Sonne schützen. Ich war bisher nur einmal in der Wüste, und ich habe keine sonderlich guten Erinnerungen daran." Er seufzte leise, blinzelte dann leicht. "Sieht so aus, als hätten sie dich als den Minenexperten identifiziert", ergänzte er dann, mild amüsiert. "Selbst bei mir in der Gilde reden sie über dich. Ohne Namen zwar, aber dennoch." Ein kleines Grinsen folgte. "Leider bin ich noch nicht weitergekommen, was Minerva und ihren Ring angeht." Kurz schwieg er. "Sag mal, du kennst dich doch nicht zufällig auf den örtlichen Basaren aus?"
Aufmerksam huschte der Blick der hellgrünen Seelenspiegel durch die große Eingangshalle des Bahnhofes. Die Menschen wuselten wild durcheinander, sodass es schwierig war, jeden im Detail zu erkennen, aber Lian wollte nicht aufgeben. Der dort hinten? Nein, der war zu schmächtig. Wie war es mit dem beim Ticketschalter? Nein, die Haarfarbe passte nicht. Oh aber das da… nein, auch nicht. Das war eindeutig eine Frau. Lian schnalzte missbilligend mit der Zunge und hatte das Bedürfnis, wütend auf dem Boden aufzustampfen, als würde das seine Probleme lösen. Unbemerkt trat in dieser Zeit jemand von hinten an ihn heran und sein Name ertönte. Da! Noch bevor sich der 20-Jährige herumgedreht hatte, spürte er auch schon die Hand, die ihm kameradschaftlich auf den Rücken klopfte und ihn dazu brachte, einen kleinen, kaum merkbaren Ausfallschritt nach vorne tätigen zu müssen. Lian war eben immer noch eine Bohnenstange.
Wie konnte Arkos sich so… so… erfreut anhören?!
Die Sache mit den Klamotten konnte er sich sonst wo hinstecken! Genauso wie die Sache mit dem Schutz vor Sonne oder Kälte! Das Grinsen, das der Schmied wenige Augenblicke später auf seinen Lippen erscheinen ließ, brachte das Fass endgültig zum Überlaufen. „Das ist nicht lustig!“, fuhr der Falls den Satyrs Magier an packte ihn am Kragen – was ziemlich erbärmlich aussah, denn Arkos war nicht nur größer als Lian, sondern auch mindestens dreimal so breit. Etwas, das in dem heutigen Outfit des Aurelius mit den kurzen Ärmeln sogar nochmal mehr zur Geltung kam. Was war das bitte für ein krasser Bizeps? Naja… tatsächlich hatte ein offensichtlicher Kräfteunterschied einen aufgebrachten Lian Falls in der Vergangenheit nie daran gehindert, auf irgendwen loszugehen. Kein Wunder, dass er allzu oft eins auf die Nase bekam… „Warum hast du das damals nicht geradegestellt? Warum hast du ihnen nicht gesagt, dass du dieses Monster besiegt hast! Scheiße, warum haben wir Minerva überhaupt gedeckt?!“ Immer weiter sprach sich der Bogenschütze in Rage, die Stirn in tiefe Falten gelegt und Arkos schüttelnd – soweit das für den schmächtigen Illusionisten denn überhaupt möglich war. Dann, abrupt, hielt Lian in seiner Bewegung inne, starrte sprachlos in die bernsteinfarbenen Augen des Schmiedes. Die Stirn glättete sich und dort, wo eben noch purer Zorn und Ärger gewesen waren, entstand nun vollkommene Resignation. Lian stieß seine angehaltene Luft demonstrativ aus, ließ danach endlich von seinem Kollegen ab und drehte sich weg, während er mit beiden Händen fahrig durch sein lockiges Haar fuhr. „Die Leute denken ernsthaft, ich hätte dieses Monster erlegt. Und die Felsen weggeräumt. Ich meine, sind die alle blind? Schau mich an! Wie hätte ich sowas machen sollen.“ Die Hände des Illusionisten rutschten ihm aus dem Haar, er drehte sich zu Arkos und breitete die Arme aus. „Sie haben mich losgeschickt, weil nach den Ereignissen von DeepCorp unser jetziger Auftrag doch ein echter Klacks für mich sein soll. Ich konnte meinen Augen kaum glauben, als ich den Text gelesen habe.“ Plötzlich hielt Lian in seinen Aussagen inne, ließ nochmal Revue passieren, was der Schmied gesagt hatte. Moment – das konnte nicht sein. „Bei Satyrs Cornucopia sprechen sie auch darüber?!“ Fuck. Zwar nicht mit Namen, wenn man den Worten von Arkos glauben schenken wollte, aber… vielleicht kam das noch? Würde sein Name bald in ganz Fiore in Zusammenhang mit irgendeiner getöteten, wilden Bestie auftauchen? Was würden die Leute von ihm denken? Von ihm erwarten?! Er war doch nicht mehr als ein verdammter Dieb mit ein bisschen Magiebegabung! „Okay, warte.“ Lian schloss die Augen, atmete sichtbar tief ein, zählte gedanklich bis sieben, ehe er die Luft genauso langsam wieder aus den Lungen entweichen ließ. Besser. Viel besser. Die Lider hoben sich wieder an und der Falls blickte Arkos direkt an. Kurze Stille folgte, ehe Lian verlauten ließ: „Basare. Ich kenne mich aus. Was suchst du dort?“ Es hatte nur einen Ausraster, einen halben Nervenzusammenbruch und einen knappen Heulkrampf gedauert, bis der Schmied endlich die vermutlich einzige, für ihn relevante Information an diesem Bahnhof erhielt. Das… war doch ein Schnitt, der sich sehen lassen konnte, oder?
Es... war nicht lustig? Das konnte schon sein, Arkos war kein Experte, was Humor anging. Aber: Er fand es schon irgendwie lustig - dass Lian allerdings derart starke Gefühle bezüglich dieser, tja, 'Anschuldigungen' ihm gegenüber hatte, hätte er nicht erwartet. Klar, Arkos war sich relativ sicher, dass Lian sich gerne aus jeglicher Verantwortung schlich, wo er nur konnte, und dass er nicht gerne die Aufmerksamkeit auf sich zog, hatte er auch schon mitbekommen. Dass das allerdings ein Grund dafür war, mit seinen Ärmchen an seiner Kleidung zu zerren, hätte der Aurelius nun auch nicht erwartet. Es war auch nicht so, als wäre Lian gegen ihn ein Winzling - sie trennten ein paar Zentimeter - aber die Stärke, die in Lian steckte, war wohl doch nicht ganz zu vergleichen mit der des Schmieds. Der wiederum war aber so verwundert, dass er sich kurz ein wenig schütteln ließ und sein Gegenüber verdutzt ansah. Er hatte gedacht, dass sie auf guten Fuß miteinander gestanden hätten, aber gerade sah Lian ein wenig aus wie ein etwas bockiges, verzweifeltes Kind. "Warum hätte ich es geradestellen sollen? Es hätte mir doch eh keiner geglaubt. Du bist der A-Rang-Magier", erwiderte er und seine Mundwinkel zuckten ein wenig. "Und bitte reiß nicht so an dem Hemd rum, das war teuer." Trotzdem fand er, dass Lian etwas ein wenig missverstand. Aber: Arkos ließ ihn sich erstmal auskotzen. Das lag vor allen Dingen daran, dass der Braunschopf ein paar Vorschusslorbeeren bei ihm hatte, aber auf ewig würde Arkos dem jungen Mann das nicht durchgehen lassen, egal, ob er nun ranghöher war oder nicht. Außerdem war der kleine Ausbruch von Lian irgendwie amüsant. Er fragte sich, was genau es mit seinem 'Leben' gemacht hatte, dass er diese Quest angetreten war. Offenbar hatte es ihm Verantwortlichkeiten eingebrockt, die er nicht hatte haben wollen. "Ja, tun sie. Aber wie gesagt, ohne Namen. Ich vermute, dass der Name für die Gerüchteküche weniger interessant sind. Außerdem ist dein Nacken in den Gerüchten auch ein wenig... ähm... trainierter." Tatsächlich lachte Arkos ein wenig und verschränkte die Arme vor der Brust - was seinen Bizeps noch ein wenig mehr betonte. Normalerweise sah man das nicht, aber in dem engen, kurzärmligen Kleidungsstück war das eine andere Geschichte.
"Eins nach dem anderen", meinte der Rotschopf dann und setzte wieder eine etwas neutralere Miene auf. "Erstens: Sieh es mal so, hätte Minerva nicht alles für uns erledigt, hätten wir es erledigen müssen - und ich weiß nicht, ob wir die Werkzeuge gehabt hätten, um gegen das Vieh anzukommen und durch das Geröll Löcher zu schlagen. Im Zweifel hätten wir uns vielleicht völlig verausgabt und wären von dem Vieh ebenso in Stücke gerissen worden. Insofern war es nur fair, dass wir sie gemäß der Abmachung außen vor gelassen haben." Arkos empfand das als 'Integrität'. Sehr wichtig, das! "Zweitens hätte, wenn ich gesagt hätte, dass ich das Vieh getötet habe, deinen Mythos nur weiter genährt. 'Der A-Rang-Magier, der seinem neu beförderten Kollegen die Lorbeeren überlässt...'" Arkos zuckte mit den Schultern. "Wäre dir das lieber gewesen?" Der Schmied lächelte leicht. "Und außerdem steht es dir ganz gut zu Gesicht, ein wenig mehr Selbstbewusstsein zu entwickeln. Klar, das mag ein wenig gezwungen kommen, aber vielleicht ist das ja eine Chance... vor allen Dingen, weil ich nicht damit rechne, dass sie erneut in einer Mine auftaucht. Scheint mir nicht ganz ihr Ort zu sein. Was denkst du, was so ihr Ort ist?" Nachdenklich tippte sich Arkos an das Kinn, schmunzelte dann leicht und fokussierte sich wieder auf die Gegenwart. "Sicher gibt es hier Stücke, die aus einer Goldschmiede kommen, oder? Ich suche nach einer Verbindung zu diesem Ring, oder etwas, was in der Art und Weise gemacht ist. Ich brauche keinen Goldschmied, der gerade aktiv ist und Neuanfertigungen macht, denke ich. Ich brauche... Sammlerstücke, oder etwas in der Art. Irgendetwas spezielles." Kurz schwieg er, runzelte dann die Stirn. "Selbstverständlich nachdem wir die Quest erledigt haben", stellte er allerdings klar, und sah den Braunhaarigen an. "Da du offensichtlich der Ortskundige bist... wie kommen wir überhaupt zu dieser Mine?" Vielleicht sollte er versuchen, Lian ein wenig aufzumuntern? Nachdenklich legte Arkos für einen Moment den Kopf schief. "Trotzdem freue ich mich, dass wir noch einmal zusammengewürfelt wurden. Das würde ich aktuell nicht sonderlich vielen Leuten so sagen." Gab zwar auch noch nicht die Gelegenheit (außer bei Esmée, und seien wir ehrlich, es wäre eine Lüge gewesen), aber trotzdem. "Vielleicht habe ich auch eine Kleinigkeit für dich in der Tasche, die dich interessieren könnte... sobald wir unterwegs sind." War das Ansporn genug?
Das… das hätte ihm doch sowieso niemand geglaubt? Weil Lian der A-Rang-Magier in diesem Zweiergespann war? Verdammt, das war doch genau der Punkt! Das war der Fehler! Lian hätte nie ein A-Rang-Magier werden sollen, weil er vieles verkörperte, aber ganz gewiss nicht das! Wieder einmal wurde der junge Mann in seiner Überzeugung bestätigt, dass diese komischen Ränge absolut keine Aussagekraft besaßen und er selbst das beste Beispiel dafür war. Der Falls war nicht dumm, ihm entging weder der zuckende Mundwinkel, noch das amüsierte Funkeln in den bernsteinfarbenen Augen des anderen Mannes. Arkos fand diesen Ausraster des Diebes offensichtlich ziemlich lustig. Aber… Lian konnte einfach nicht aufhören. Seit er vor rund zwei Wochen aus Nord-Fiore zurückgekehrt war, hatte sich all das in ihm aufgestaut. Mit jedem Tag waren die Gerüchte lauter geworden, hatten sich vermehrt und entsprechend war auch das Unwohlsein im Illusionisten gestiegen. Jetzt, beim Anblick des Schmiedes, kam all der geballte Frust endlich nach draußen. Eigentlich… tat das auch ganz gut, wenn Lian ehrlich zu sich selbst war. „Wow, danke. Das habe ich jetzt noch gebraucht“, murrte der 20-Jährige missmutig auf den Kommentar des Kollegen, dass Lians Name bisher nicht bekannt, sein Nacken in den erzählten Geschichten allerdings auch etwas trainierter wäre. Wollte Arkos ihn wirklich zum Weinen bringen? Er war auf einem guten Weg. Schweigend lauschte der Falls den weiteren Worten des Rothaarigen und es gefiel ihm gar nicht, dass der Aurelius die Wahrheit sprach. Ja, ohne Minerva wären die beiden Männer wohlmöglich ziemlich aufgeschmissen gewesen. Gut möglich, dass sie einen Kampf gegen dieses Monstrum überhaupt nicht überlebt hätten. Und die Sache mit den Felsen war auch nicht zu leugnen: Sie hätten den Minenarbeitern nicht helfen können, wenn sie dieses Gestein nicht aus dem Weg geräumt bekommen hätten. Und für all diese Unterstützung – vielleicht sogar für die Lebensrettung – hatten sie einzig und allein Minerva Blacks Namen aus der Geschichte heraushalten müssen. Ja, verdammt! Es stimmte! Ob das mit dem Mythos um dem A-Rang-Magier, der seinem frisch beförderten Kollegen aus einer fremden Gilde großzügig die Lorbeeren überließ, auch so eingetreten wäre, konnte Lian nicht abschließend beurteilen. Möglich war es. Und dann war da die Sache mit dem Selbstbewusstsein, das der Falls entwickeln sollte. Die Augenbraue des 20-Jährigen wanderte sichtlich nach oben und er starrte Arkos wenig begeistert an. Ernsthaft? Musste er sich so etwas jetzt schon von einem Typen aus einer fremden Gilde anhören, der noch überhaupt nicht lange Magier war und mehr Zeit in seiner Schmiede als im Gildenhaus von Satyrs Cornucopia verbrachte? Pff. Und dann auch noch die Frage, was die Orte wären, an denen man Minerva Black treffen könnte. „Oh, da fallen mir einige ein. Weniger kalt und steinig als eine Mine, aber mindestens genauso zwielichtig.“
Die Sache mit dem Basar war wirklich eine sehr willkommene Ablenkung für Lian. Arkos suchte also nach jemandem, der Goldstücke herstellte oder diese sammelte? Etwas spezielles. Tatsächlich fielen dem Illusionisten auf Anhieb ein paar mögliche Personen ein, die sie fragen könnten. Zum Teil fand man diese auf dem Basar, zum Teil… auf dem Schwarzmarkt. Castilliane wäre wie gemacht, um solche Informationen zu bekommen und seit Lian den alten Mann gemeinsam mit Evie getroffen hatte, wusste er auch, dass Castilliane immer noch im Geschäft war. Aber wollte der Falls den Satyrs Magier wirklich zum Schwarzmarkt führen? Klar, er mochte Arkos, aber das könnte durchaus Nachfragen verursachen, die Lian lieber vermeiden wollte. Er behielt es vorerst für sich. „Hm. Ja, ich denke, da werden wir jemanden finden“, antwortete er relativ vage und verschränkte die Arme vor der Brust. Als Lian merkte, dass diese Pose seinen Bizeps nicht ansatzweise so sehr betonte wie bei dem Aurelius und er dadurch noch lauchiger aussah, als ohnehin schon, löste er die Verschränkung geschwind wieder auf. Wie sie zur Kupfermine „West“ kamen? Nun, vielleicht erhoffte sich Arkos etwas anderes, aber was Lian sagte, war: „Wir müssen ein Stückchen gehen.“ Der Lockenkopf erinnerte sich an das letzte Mal, als er zur Kupfermine „West“ hatte aufbrechen müssen. Interessanterweise war Lian auch damals zuerst auf dem Basar von Aloe Town gewesen und hatte dort… Rownan getroffen. Damals hatten beide noch gänzlich anders zueinander gestanden, als es heute der Fall war, weshalb es eine ziemlich schweigende und angespannte Reise zur Kupfermine gewesen war. Lian war guter Dinge, dass zumindest das heute mit Arkos besser laufen würde. Bei der letzten Aussage des Satyrs Magiers musste der junge Mann dann allerdings doch laut lachen. „Okay, ich muss gestehen, du hast meine Neugier geweckt, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich wirklich wissen möchte, was du vor mir in deiner Tasche versteckst.“ Lian schüttelte den Kopf und trat dann an Arkos vorbei. Naja, immerhin ging es ihm nach dieser Auflockerung des Gespräches etwas besser. „Bei so einer gezielten Zusammenstellung kann man zwar kaum von würfeln sprechen, aber… ja, es hätte einen schlimmer treffen können.“ Der Falls zwinkerte und deutete dem Aurelius dann an, ihm zu folgen. Unterwegs hatten sie noch genug Zeit, um miteinander in Gespräch zu kommen. Nicht nur über die Dinge, die der Schmied in seiner Hose versteckte, sondern natürlich auch über die Quest. „Erinnerst du dich daran, dass ich erzählt habe, schon einmal in einer Mine gewesen zu sein?“, begann Lian das Gespräch, kaum dass sie auf die trockenen und heißen Straßen der Wüstenstadt getreten waren. Wie Arkos mit der Hitze wohl zurechtkam? Immerhin war er Schmied. Ein bisschen Widerstand dahingehend sollte er also haben. „Das war die Kupfermine „West“. Ich kenne mich also mit den Strukturen dort aus. Zumindest… naja, soweit ich sie damals wahrgenommen habe.“ Die Erinnerungen des Falls schweiften ab zu Ava Finch, die sich damals an seinen Arm geklammert hatte und mit der er mehr als eindeutig geflirtet hatte. Seine Aufmerksamkeit für die Tunnelsysteme war da ein wenig… naja, abhandengekommen. Und der Streit mit Rownan war der Aufmerksamkeit des jungen Mannes auch nicht gerade zuträglich gewesen. Wie lange das alles schon her war. Es war nicht nur viel Zeit vergangen, sondern auch wirklich viel seitdem geschehen, wie Lian aufging.
Arkos fragte sich bei all dem Tohuwabohu, den Lian nach außen (und vermutlich auch nach innen veranstaltet), was tatsächlich für ihn das beste Szenario gewesen wäre - machte er überhaupt irgendetwas freiwillig? Wenn ja, dann machte sein Frust keinen Sinn. Wenn nein - warum tat er dann, was er eben machte? Hatte irgendjemand etwas gegen ihn in der Hand? Es machte sehr wenig Sinn, und trotzdem vermutete Arkos notwendigerweise, dass es da etwas geben musste. Witzig wiederum fand Arkos erneut seine Reaktion auf seinen Hinweis mit dem Nacken. Es war nicht so, das Lian furchtbar schlecht gebaut war, er hatte nur eine katastrophale Körperhaltung und eine katastrophale Einstellung. Es würde sich wohl geben, wenn er einfach ein wenig den Rücken gerade machen würde (sowohl im übertragenden als auch im tatsächlichen Sinne). Immerhin schien er einigermaßen mit seinen Argumenten übereinzustimmen, denn eines wusste Arkos: Wenn Lian der Meinung gewesen wäre, dass er Unrecht hatte, dann hätte er ihm das in seinem jetzigen Zustand sicherlich gesagt. Ging der Rotschopf zumindest davon aus. Allgemein ganz zufrieden mit der Situation schmunzelte Arkos ein wenig und nickte. "Das wird wahrscheinlich stimmen. Ich kenne mich mit zwielichtigen Orten wenig aus." Was vollkommen der Wahrheit entsprach. Arkos war kein Typ, der sich in Spelunken oder auf Schwarzmärkten herumtrieb oder in irgendwelche abgeranzten Seitenstraßen ging, um irgendetwas zu kaufen. Obwohl es ihm sicher manchmal geholfen hätte, ein wenig weniger... ehrlich zu sein, hatte sich das einfach nie wirklich durchgesetzt in seinem Leben. Und falls Lian auf etwas noch zwielichtigeres anspielte (wovon Arkos nicht ausging) - weder frequentierte er diese Art von Etablissement noch konnte er sich vorstellen, dass man diese Frau gerade dort traf. Nachdenklich kratzte er sich am Kinn. Hm. Irgendjemand musste doch wissen, wer diese Minerva war... sie war keiner Gilde angehörig gewesen, und hatte es sogar eher... abgelehnt, mit ihnen in einen Topf geworfen zu werden. Und sie hatte sich als Hexe bezeichnet, ganz im Gegensatz zu den Magiern und Magierinnen, wie sich der landläufige Zauberkundige eben so nannte. Sie hob sich bewusst ab. Hm.
Das Zwinkern von Lian war allerdings leicht überflüssig gewesen. Arkos runzelte ein wenig die Stirn, aber zuckte dann für sich mit den Schultern und folgte dem jungen Mann, der sich in dieser Umgebung sichtlich wohler fühlte als im Norden noch. "Offensichtlich hast du schon schlechte Erfahrungen mit versteckten Dingen in Hosen gemacht", merkte Arkos an und schnalzte leicht mit der Zunge. "Nicht mein Fehler, allerdings. Ja, du, ähm, hast es in deiner kleinen... Tirade erwähnt", bestätigte Arkos den Wuschelkopf, der immerhin dieses Mal genau zu wissen schien, wo es hingehen sollte. Es hatte gar nicht so lange gedauert, vom Bahnhof in Richtung der Wüste zu kommen, was wahrscheinlich ein Teil der Erfahrung war, die Lian vorweisen konnte - natürlich war das grundsätzlich nichts besonderes, aber Arkos verstand noch immer nicht, wieso er sich selbst so geringschätzte. Er schwieg noch einen Moment, während ihre Füße sie Lians fachkundiger Führung nach in Richtung der Mine führte... vermutete der Schmied. "Wie meinst, du, wahrgenommen?" Der Rotschopf musterte den Gesichtsausdruck von Lian. Er sah ein wenig abwesend aus, als ob er sich an etwas erinnerte. "Wirkt so, als wäre viel passiert damals." Arkos kurzes Urteil klang leicht amüsiert. "Dann bist du ja tatsächlich die perfekte Besetzung für den Job. Ach... ich erinnere mich, dass du von zwei Tiermenschen erzählt hast bei unserer letzten Quest. War das in dieser Mine 'West'?" Die erste Begegnung von Lian und Arkos war ja noch nicht so lange her, er konnte sich eigentlich noch ganz gut erinnern - er hatte erzählt, dass er 'damals mal' bei einer Quest zwei Tiermenschen dabei gehabt hatten, die sich in einer Mine orientieren hatten können - anhand von Geruch. "Ist die Mine so groß wie DeepCorp Alpha?" Arkos wartete gar nicht erst auf eine Antwort. Der Sand knirschte unter ihren Füßen, und es wirkte so, als müssten sie noch ein Stück in der Hitze hinter sich bringen. Er kramte in seiner Tasche, warf Lian dann einen kleinen Beutel zu, in dem es metallisch Klimperte. "Diese Sonne macht mich fertig", merkte der Schmied an. "Hitze juckt mich nicht, aber die Sonne hier hat einen anderen Schlag als im Süden." Brummelnd zog er seinen Hammer ein wenig fester, der trotzdem noch an seiner Hüfte befestigt war. Seine Arme waren - insbesondere die Oberarme - tatsächlich ziemlich blass. Das lag einerseits daran, dass er sie fast nie zeigte - und dann erst recht nicht damit in der Sonne herumgammelte. Das war - wie so einiges - nicht sein Stil. Trotzdem hielt er sich wacker... fand er. "Pfeilspitzen. Ich habe ein wenig herumexperimentiert, nachdem du letztes Mal etwas darüber gesagt hast. Einfach, um etwas neues zu lernen." Es war tatsächlich viel Physik und Finesse in den kleinen Dingern, wenn man richtig hochwertige Qualität liefern wollte. "Komplizierte kleine Biester", murmelte er, verschränkte dann die Arme hinter dem Rücken, während er ging.
Arkos kannte sich mit zwielichtigen Orten nicht aus? Lian war nicht überrascht. Er hatte den Schmied von Anfang an als ziemlichen Saubermann eingeschätzt, kaum dass er ihn am Bahnhof von Crystalline Town erblickt hatte. Ein grundsätzlich sympathischer Saubermann, keine Frage – aber eben dennoch ein Saubermann. Der Falls war – wenn man ehrlich war – das genaue Gegenteil. Ein Dieb, Illusionist und Taschenspieler. Wie der Rothaarige wohl auf die Information reagiert hätte, dass Lians gesamte Jugend vermutlich mit dem Wort zwielichtig am besten zusammengefasst werden konnte? Je nachdem, wie der Satyrs Magier sich zukünftig schlug, würde er es vielleicht noch erfahren. Wenn das Vertrauen, das Lian dem Schmied entgegenbrachte, ausreichte. Für den Moment beließ der 20-Jährige es jedoch bei einem Nicken. „Hm. Könnte man so sagen“, antwortete der Lockenkopf auf die Aussage mit den versteckten Dingen in Hosentaschen, wobei ein Schmunzeln sich auf seinen Lippen zeigte. Lian meinte das nicht in zweideutiger Hinsicht (wobei ihm durchaus bewusst war, dass man das so deuten konnte) sondern vielmehr auf diverse Diebstähle bezogen. Was man so alles fand, wenn man heimlich in fremde Hosentaschen griff. Man glaubte es erst, wenn man es selbst erlebte.
Die beiden Magier steuerten auf die Tore Aloe Towns zu, als Arkos auf die Kupfermine „West“ zu sprechen kam. Genauer gesagt auf das, was Lian damals erlebt hatte und auch die beiden Tiermenschen, mit denen der Bogenschütze unterwegs gewesen war, fanden eine Erwähnung. Als Lian zuletzt mit dem Aurelius unterwegs gewesen war, hatte er sich lieber kurz halten wollen. Allgemein war der Braunhaarige keine Person, die gerne allzu viel von sich preisgab, um zu verhindern, dass irgendetwas gegen ihn verwendet wurde. Aber mittlerweile konnte er Arkos ein Stück weit besser einschätzen und er mochte den Schmied, so im Gesamten. Also riss sich Lian zusammen, sprang über seinen Schatten und erzählte: „Treffen sich ein Wolf, eine Katze und nen Typ im quietschgelben Rock in der Wüste und wollen eine Mine erkunden…“ Was klang wie der Beginn eines schlechten Witzes war im Grunde genau das, was damals vorgefallen war. Die Mundwinkel des Falls hoben sich zu einem amüsierten Grinsen an. „Naja. Die drei und meine Wenigkeit. Also ja, die Quest, von der ich das letzte Mal erzählt habe, war genau die mit den beiden Tiermenschen. Aber ich meins ernst, du hättest die Gruppe sehen sollen. Ich habe vorher und nachher nie wieder eine so wilde Mischung an Persönlichkeiten auf einem Haufen erlebt.“ Die Erinnerung alleine reichte aus, um den Wuschelkopf zum Lachen zu bringen. Schon damals hatte er sich wirklich zusammenreißen müssen, um nicht zu lachen und die ohnehin angespannte Situation noch schlimmer zu machen. „Du kannst dir vielleicht vorstellen, dass eine solche Mischung auch entsprechend… explosiv ist.“ Gerade Rownan hatte sich gänzlich anders verhalten, als Lian ihn sonst kannte. Der Lupine, der sonst stets auf Höflichkeit und Anstand bedacht war, war auf Ava Finch losgegangen, noch ehe sie ein wirkliches Wort miteinander gewechselt hatten. Etwas, das im Verlauf der Quest eher schlimmer als besser geworden war. Und Lian, naja… heute sah er irgendwie ein, dass auch er seinen Teil zu dem ganzen Konflikt beigetragen hatte. „Ich würde nicht sagen, dass alles, was damals geschehen ist, nur schlecht für mich lief…“ Dabei dachte er insbesondere an den Moment, als Ava Finch sich bei ihm einhakte. „… allerdings waren es doch diverse, zwischenmenschliche Ereignisse, die meine Aufmerksamkeit in der Mine an mancher Stelle beeinträchtigt haben. Immerhin das kann ich sagen: Die Kupfermine West ist hinsichtlich der Größe nicht zu vergleichen mit DeepCorp. Nicht ansatzweise. Außerdem existieren ganz gute Karten, weshalb ich nicht davon ausgehe, dass wir uns verlaufen werden.“
Das zum Thema Mine. Überrascht fing Lian den leise klimpernden Beutel auf, der ihm vom Kollegen zugeworfen wurde. Als der Falls das Bändchen löste und den Inhalt vorsichtig in seine rechte Handfläche fallen ließ, lächelte er. Irgendwie hatte der junge Mann genau das schon vermutet. Es nun bestätigt zu wissen, war allerdings noch besser. „Wow.“ Der Braunhaarige nahm eine der Pfeilspitzen in die Finger der linken Hand und hob sie in die Höhe, um sie im Licht besser betrachten zu können. Ein kleiner Querschnitt und flacher Spitzenwinkel – perfekt, um schwere Rüstungen zu durchschlagen. Aber Arkos hatte es nicht bei der einzelnen Form belassen, sondern tatsächlich herumexperimentiert. Da waren auch Spitzen mit Widerhaken und großer Schnittkante, wobei die Formen sehr variierten. Es ging über den Standard, der Lian sonst zur Verfügung stand, in jedem Fall hinaus. Ob sie sich auch beim tatsächlichen Einsatz eigneten? Das müsste der Falls ausprobieren. Die hellgrünen Augen sahen hinüber zum Schmied. „Nicht schlecht. Ich würde sogar sagen: Ich bin ziemlich begeistert.“ Lian ließ die Pfeilspitzen wieder zurück in den Beutel gleiten und achtete darauf, auch keine zu verlieren. Ihm war bewusst, dass das, was er hier von Arkos erhalten hatte, einen gewissen Wert besaß. „Ich muss sie ausprobieren, um zu sagen, wie gut sie funktionieren. Aber ich werde es dich gerne wissen lassen, welche Pfeilspitzen sich besonders gut geschlagen haben. Wie lange hast du dafür gebraucht?“ Kurz grübelte der 20-Jährige, ehe ihm der Name wieder einfiel: „Hat dir Mimir dabei geholfen? Dein… Ziehvater, richtig?“ Hm. Irgendwie erinnerte Lian sich gerade an Ronja. Auch sie hatte von ihrem Ziehvater erzählt und davon, dass sie durch ihn dazu motiviert wurde, eine eigene Praxis eröffnen und den Menschen helfen zu wollen. Lian, der weder einen leiblichen noch einen Ziehvater besaß, wusste nicht, wie es sich anfühlte, ein solches Vorbild zu haben. Vielleicht konnte er sich gerade deshalb nicht verkneifen, zu fragen: „Bist du wegen deinem Ziehvater ein Schmied geworden?“
Questbeginn: [B-Rang] Sand in die Wüste featuring @Jae & Ravis
01 | Outfit
Voll. Zu voll. Das war alles, was sich der Teilzeitvierbeiner denken konnte. Eigentlich war er jemand, der gut mit Menschenmassen klar kam und sich kaum daran störte, wenn mal etwas gedrängelt wurde, doch das hier war eine ganz andere Nummer. Es war noch früher morgen, nichtsdestotrotz hatte sich hier gefühlt die halbe Stadt versammelt. Von links bekam er einen Ellenbogen in die Seite, von rechts bekam er ein leises 'Sorry', nachdem man ihm auf den Fuß getreten war. Hinzu kam die unerträgliche Hitze, die bereits jetzt herrschte. Keine Zweifel: Der Bahnhof von Aloe war einer der schlimmsten Orte dieser Welt. Da wanderte er lieber wieder mitten in der Nacht auf Friedhöfen umher oder ließ sich von den Gästen und verrücktgewordenen Chefs merkwürdiger Restaurants anpöbeln. Er nahm alles, nur nicht das. Ein Weilchen ließ Ravis sich hin und her schieben, doch nachdem er auch nach der zweiten klaustrophobischen Runde durch die Eingangshalle nicht gefunden hatte, was er suchte, entschloss er sich, sich zurück zur großen, breiten Eingangstür zu kämpfen. Selbst das stellte sich als überraschend große Herausforderung heraus, denn die meisten Reisenden in dieser Halle gingen nicht, sie kamen. Das hier war eine Art des gegen den Strom schwimmens, auf die er definitiv verzichten konnte. Als er endlich wieder frische Luft in den Lungen spürte, atmete er tief durch, stützte sich mit einem Arm gegen eine der dicken Säulen, die den Eingang zierten. Ganz sicher, ob er sich freuen sollte, lebendig wieder herausgekommen zu sein oder sich ärgern sollte, weil alles umsonst gewesen war, weil er seine Kollegin nicht gefunden hatte, war er sich noch nicht. Viel mehr war er einfach erleichtert, wieder Raum zum Durchschnaufen zu haben. Sich den Stress des erlebten abschüttelnd, richtete er den Blick auf den Platz, der sich vor ihm erstreckte. Im Gegensatz zum Inneren konnten sich die Leute hier deutlich besser verteilen, sodass man tatsächlich einen Überblick erlangen konnte. Trotzdem entdeckte er auch hier nicht die junge Frau, die er suchte. Vielleicht hätten sie sich doch lieber in der Gilde treffen sollen? Sie waren beide dem gleichen Auftrag zugeteilt worden und da keiner von ihnen im Palast lebte, hatte der Blauhaarige sich gedacht, dass es besser wäre, sich direkt am Bahnhof zu treffen. Tja, falsch gedacht. Woher er überhaupt wusste, wo genau seine Kollegin wohnte? Ganz einfach: Er hatte sie am Ende ihrer letzten gemeinsamen Quest nach Hause begleitet! Zusammen hatten sie sich der Herausforderung gestellt, im glasierten Froschschenkel zu kellnern, nachdem mehrere Angestellte ausgefallen waren. Noch zu gut konnte er sich an die junge, grünhaarige Frau erinnern, die stets die untere Hälfte ihres Gesichts verbarg. Ehrlich gesagt war er sogar ziemlich froh, dass es ausgerechnet Jae war, mit der er die erteilte Quest erledigen musste. Den Informationen, die er erhalten hatte, zufolge, sollten sie einen Händler von der Mitte des Landes bis hierher zurück nach Aloe begleiten und seine Ware schützen. Das war keine Sache, die innerhalb weniger Stunden, nicht einmal innerhalb eines einzigen Tages, erledigt war, weshalb er froh war, ein bekanntes Gesicht an seiner Seite zu haben. Er wusste, dass er mit der Yihwa gut zusammenarbeiten konnte, was ihm bereits einen großen Teil seiner Sorgen nahm.Wann sie wohl ankam? Sein Blick wanderte ein weiteres Mal über den großen Platz und dieses Mal meinte er tatsächlich, den bekannten Grünschopf aufblitzen zu sehen. Sein Blick hellte sich auf, ehe er auch schon die Hand gehoben hatte, um sich bemerkbar zu machen.
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Jae
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# 01 Jae war bereits früh auf den Beinen. Früher als sonst, beziehungsweise früher als an einem freien Tag üblich. Sie war grade aus der Dusche gestiegen und stand nun vor dem Waschbecken ihrer Wohnung, damit auch vor dem Badezimmerspiegel. Gedankenverloren starrte sie hinein. Sie sah nichts, beziehungsweise nahm nichts wahr, hielt sich lediglich in ihrem Kopf auf, während ihre Arme träge und langsam das Handtuch über ihren Rücken zogen. Das passierte häufiger, wenn sie ihr entstelltes Gesicht betrachtete. Hin und wieder zurück. Hin und zurück. Warum war sie noch gleich so früh aufgestanden und schlief nicht einfach bis in den Tag hinein? Mit einem Mal fiel es der Magierin wie Schuppen von den Augen. Es hatte einen Grund, definitiv. Da war doch etwas. Da war… Ravis! Geschockt wanderte Jaes Blick etwas herauf, in das Spiegelbild welches sich ihr zeigte. Sie nahm Blickkontakt zu sich selbst auf, die Augen weit geöffnet. Die Quest! Sie hatte es einfach vergessen! So ein Mist! Jae fuhr herum, sie schaute auf die Uhr. Diese vermittelte ihr gnadenlos, wie spät sie dran war. Sie wollten sich doch am Bahnhof treffen und einen Zug erwischen. Hastig warf die Magierin ihr Handtuch durch den Raum. Dafür war wirklich keine Zeit mehr! Um noch halbwegs rechtzeitig zu kommen, musste sie magisch etwas nachhelfen. Mit Spacial Cleansing teleportierte die Untote das Wasser von ihrer Haut direkt in die Dusche hinein, wo es dann ganz normal in den Abfluss lief. Sie schlüpfte in die Unterwäsche, streifte sich hastig Hose und Shirt über und stolperte dann eilig aus dem Bad heraus. Jae packte sich einen Apfel und biss hastig mehrfach hinein. Sobald sie draußen war, hatte sie nicht mehr die Möglichkeit zu essen. Nicht ohne, dass… Als sie also bei der Tür angekommen war, stülpte Jae die Maske über ihr Gesicht. Sie griff ihren Schlüssel, ein Haarband, ihre Jacke und trat dann nach draußen. Schnellen Schrittes ging sie die Straße entlang. Dabei warf sie sich erst ihre kurze Lederjacke über, ehe sie ihr Haar darunter wegzog, um es wie üblich zu binden. Das funktionierte glücklicherweise auch unterwegs noch relativ gut. Kaum hatte sich die Magierin dann endgültig fertiggemacht, legte sie nochmal einen Schritt zu. Jae wusste nicht, wie Ravis mit Unpünktlichkeit umging. Sie hatte ihn jedenfalls als wirklich kollegialen und freundlichen Kameraden kennengelernt. Sie war so positiv von ihm überrascht, dass ihm gleich mit ihrem ersten Treffen die Ehre zu teil wurde, dass es sie tatsächlich kümmerte was er dachte. Sie wollte ihn nicht verärgern, wenn es sich vermieden ließ. Aber wie sollte sie sich auch erklären? „Seit mein Hirn mal Matsche war, funktioniert es nicht mehr so recht?“ Nein, das war Teil ihres Geheimnisses. So gut sie diesen Kerl auch leiden konnte, darüber würde sie auch mit ihm nicht sprechen. Glücklicherweise zollte Ravis ihr auch den Respekt, sie nicht ständig nach der Maske zu fragen. Vermutlich ein größerer Aspekt, beziehungsweise Grund dafür, dass die Zwei gut auskamen. Als Jae am Bahnhof ankam wurde sie wieder langsamer. Das hing nicht damit zusammen, dass sie nicht mehr konnte, war allgemein keine freiwillige Entscheidung. Der Eingangsbereich des Bahnhofs war nur so proppenvoll, dass sie nicht mehr rennen, oder schnell laufen konnte. Aus einer recht graden Route durch die Stadt wurde ein Parkour durch die Menschenmasse. Dabei versuchte die Magierin so gut sie konnte auszuweichen. Stetig scannte sie ihr Sichtfeld nach Lücken, durch die sie schlüpfen konnte um vorwärts zu kommen. Wenn es keine gab, dann… musste sie eben ungemütlich werden und ihre Ellenbogen auspacken. Pech gehabt. Da Jae sich so aufmerksam umsah, erspähte sie plötzlich auch einen Arm, der auffällig über die Köpfe der Leute gestreckt wurde. Kurz glaubte sie das Gesicht ihres Kollegen erspäht zu haben, ehe sich die anderer Leute wieder dazwischenschoben. Die Grünhaarige blieb stehen. Sie wollte zu Ravis aufschließen, doch vor ihr bildete sich so ein Gedränge, dass dies kaum möglich war. "Hey! Dürfte ich…" Sie wurde nicht einmal beachtet. "Kann ich vielleicht…" Sie versuchte einen weiteren Vorstoß, doch schaffte es nicht durch den fließenden Strom hindurch. Dann reichte es ihr. Resignierend trat sie wieder einen Schritt zurück. Jae schaute sich um. Ihr Blick fiel dabei auf eine Treppe, die scheinbar an einen Ort führte, der niemanden interessierte. Sie war nämlich relativ leer, aber glücklicherweise unweit der Position von Ravis. Fünf Sekunden musste sie sich konzentrieren, dann verschwand ihr Körper aus dem dichten Gedränge, nur um auf der Treppe wieder aufzutauchen, von jetzt auf gleich. Erleichtert Atmete die Magierin durch. Es war noch etwas ungewohnt diesen Zauber zu nutzen. Speziell für ihre Wahrnehmung war es irritierend, plötzlich ein komplett neues Bild vor Augen zu haben. Doch die Erleichterung rührte auch daher, dass sie es endlich geschafft hatte. "Yo! Hey Ravis!", sprach sie ihn also nun von der Seite an. Während sie weiter auf ihn zutrat hob sie auch schon ihre Hand für ein High Five. "Tut mir echt leid, bin etwas spät dran.", lächelte sie ihm entgegen, wenngleich sich dieser Ausdruck primär durch ihre Augen zeigte.
Zauber:
Spacial Cleansing TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 10 MAX. REICHWEITE: 5 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft 2, Geschicklichkeit 2 BESCHREIBUNG: Eine Anfängertechnik der Arc of Dimension, die dazu genutzt wird um verschiedene Arten von oberflächlichen Unreinheiten zu entfernen. So kann zum Beispiel ein Fleck in einem Shirt gesäubert werden, indem die Substanz des Flecks einfach aus dem Stoff heraus, an eine nahe liegende Stelle teleportiert wird. Auf diese Weise kann man sich zum Beispiel auch Sand aus den Haaren entfernen, oder sich nach einem Bad abtrocknen.
Minor Teleportation TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: III ART: Support MANAVERBRAUCH: 150 pro Sprung MAX. REICHWEITE: 25 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 7, Geschicklichkeit Level 4 BESCHREIBUNG: Mit diesem Zauber ist der Anwender in der Lage sich eine kurze Strecke zu teleportieren. Hierbei ist es zwingend notwendig, dass der Anwender sieht, wo er landen wird. Eine Anwendung benötigt etwa fünf Sekunden Konzentration und ist deswegen schwierig in einem Kampf einzubauen.
Wirklich begeistert über die leichte Verspätung seiner Kollegin war Ravis natürlich nicht. Würde er sich noch so verhalten, wie er es von seinem Vater gelernt hatte, dann hätte die junge Frau definitiv mit einer saftigen Strafe rechnen müssen, denn niemand hatte das Recht, die wertvolle Zeit eines Reveau zu verschwenden. Doch aus diesem toxischen Mindset hatte er sich glücklicherweise schon befreit und auch, wenn es einfach gewesen wäre, zurückzufallen, wehrte er sich dagegen. Es gab viele nachvollziehbare Gründe, wieso sie es nicht perfekt auf die Minute an den Bahnhof geschafft hatte. Ihr Zug verzeihte zum Glück mehrere Minuten Verspätung, weshalb es keinen wirklichen Grund gab, sich aufzuregen. Die Stelle, an der er stand, war zum Glück relativ frei von dem Gedränge, das in der Halle herrschte, sodass er gemütlich die Hände in die Hosentaschen schieben und ein wenig die verschiedenen Leute beobachten konnte. Viele von ihnen trugen einen gestressten Ausdruck im Gesicht, kein Wunder. Schließlich erblickte er einen grünen Haarschopf, der ihm äußerst bekannt vor kam. Er hob den Arm, um sich bemerkbar zu machen, doch bevor er sich versah, wurde die Grünhaarige auch schon wieder von der Menge verschluckt. Ein wenig verwirrt blickte er hin und her. Er hätte schwören können, dass sie gerade eben noch da gewesen war! "Yo! Hey Ravis!" Gepaart mit einem kleinen Aufschrei machte der Blauschopf einen großen Satz zur Seite. Zwar erkannte er die Stimme sofort wieder, das änderte jedoch nichts daran, dass ihr plötzliches Auftauchen neben ihm dafür sorgte, dass er einen halben Herzinfarkt bekam. Halb schnaufend, halb lachend hielt er sich die Hand über das kräftig schlagende Herz. "Man, hast du mich erschreckt", keuchte er und schüttelte den Kopf. Wie zur Hölle hatte sie es geschafft, so schnell und unerwartet neben ihm aufzukreuzen? Kein normaler Mensch schaffte es, sich in so einer Zeit durch so eine dichte Menge zu quetschen. Hatte sie sich etwa durchgeboxt? Und wie war sie auf einmal neben ihm, obwohl er gerade noch hätte schwören können, dass sie gerade aus auf ihn zukam? Er nahm sich noch einen Moment, um ein weiteres Mal tief durchzuatmen, bis er endlich ihr High Five erwiderte. War er schon immer so schreckhaft gewesen? "Das kann ich dir verzeihen, aber bitte schleich dich nie wieder so an", lachte er. Das war echt nicht gut für seine zarten Nerven! "Ach und schön, dass du es in einem Stück her geschafft hast. Ich freue mich, dich wiederzusehen." Lächelnd sah er sie an. Auch heute trug sie wieder diese Maske, der Tag, den sie gemeinsam im glasierten Froschschenkel verbracht hatten, war also keine Ausnahme gewesen. Trug sie das Ding wirklich immer? Das musste doch ungemütlich sein. Was konnte so schlimm sein, dass sie es dauerhaft verstecken wollte? Der Blauschopf konnte sich wirklich nichts vorstellen, allerdings war ihm bewusst, dass ein Großteil der Leute nicht so unvoreingenommen waren wie er. Oft reichte schon eine Zahnlücke oder ein Muttermal, um verurteilende Blicke auf sich zu ziehen. Irgendwo konnte er Jaes Verhalten also doch nachvollziehen. "Lass uns erstmal an den Bahnsteig gehen, sonst wird es nämlich echt knapp." Sobald sie im Zug saßen, würde man sich hoffentlich auch besser verstehen, denn die Lautstärke, die hier herrschte, war durchaus unangenehm. Mit einer einladenden Handbewegung bedeutete er seiner Kollegin, ihm zu folgen. Nach wenigen Schritten blieb er aber doch noch einmal stehen und blickte über seine Schulter. "Du kannst dich an meinem Rucksack festhalten, wenn du nicht verloren gehen willst." Jetzt, wo sie sich endlich gefunden hatten, wollte er nur ungern riskieren, sie in dem Gewusel, das in der Halle herrschte, wieder zu verlieren. Allerdings wollte er auch nicht so anstandslos sein und sie einfach an der Hand nehmen, so gut kannten sie sich einfach noch nicht. Er selbst war jemand, der sich an solchen Dingen nicht störte, doch er hatte keine Ahnung, wie Jae das sah. Der Rucksack war also hoffentlich eine gute Alternative. Zurück in der vollgepackten Halle wurde er direkt von einer Wand dicker, aufgebrauchter Luft empfangen. Nicht nur das machte das Atmen schwer, auch die Fremden, die sich von jeder erdenklichen Seite an ihn pressten. Er wollte nichts mehr, als einfach fertig mit diesem Ort zu sein! Mit einer Schulter voraus presste er sich durch hier und da entstehende Lücken, schob hier und da sogar bewusst Leute mit den Händen aus dem Weg, auch, wenn es ihm unangenehm war. Wirklich voran kamen sie so aber noch immer nicht. Zunehmend frustriert schnaubte er. Hinzu kam auch noch die Durchsage, die aus mehreren Lautsprechern über ihren Köpfen dröhnte: "Abfahrt von Gleis drei Richtung Crocus Town in wenigen Minuten, bitte einsteigen." So konnte das nicht weiter gehen. "Das ist unserer", murrte er. Sein Blick wanderte von links nach rechts über die ganzen Körper, die sich wie Ölsardinen an einander drängten, ehe er den Kopf in den Nacken legte und leise brummte. "Bleib bitte direkt hinter mir", bat er Jae - die hoffentlich noch da war - ehe er nach hinten griff und nach seiner Wasserflasche tastete. Als er diese fand, schraubte er den Deckel ab und fuhr mit der Hand über die Öffnung, um das Wasser darin herauszuziehen. Mit gezielten, kreisenden Bewegungen formte er es zu einem langgezogenen Oval, welches er in etwa einem viertel Meter Abstand zu sich und Jae herumwandern ließ. Wenn er dabei Leute traf, dann war das eben so. Sein Zauber besaß nicht sonderlich viel Wucht und würde niemandem schaden. Dass normale Leute das nicht wussten, war ihm vollkommen klar, sodass er zufrieden dabei zusah, wie sein Umfeld überrascht zurückwich um zu verhindern, dass er ihre schöne Kleidung nass machte. Ging doch, wieso nicht gleich so? Ein wenig unfair war das zwar schon, aber sie hatten schließlich etwas wichtiges zu tun. Jetzt sollten sie aber wirklich einen Gang zulegen!
verwendete Zauber:
Bubble Shapes x2 TYP: Elementarmagie ELEMENT: Wasser KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro Form pro Minute MAX. REICHWEITE: 5 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Mit diesem Zauber kann der Magier eine kleine Menge an Wasser in einer Blase mit simpler Form(Kreis, Herz, Stern) einschließen. Nachdem der Magier die Form erschaffen hat kann er mit der geöffneten Hand die Form innerhalb der Reichweite frei bewegen. Die Schnelligkeit des Zaubers entspricht der Willenskraft des Anwenders -1 wobei dieser Wert niemals größer als 4 werden kann. Schließt der Magier die Hand oder berührt jemand die Blase geht die Form verloren und das Wasser aus der Blase tritt schlagartig aus. Dieser Zauber verursacht kein Schaden, kann aber als Ablenkung genutzt werden, oder wenn man jemanden nass machen möchte.
Jae
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# 02 Um sich endgültig durch die Menge zu schlagen, auf eine möglichst gewaltfreie Art und Weise, griff Jae schließlich auf einen altbekannten Zauber zurück, den sie allerdings erst vor kurzem wiedererlangt hatte. Seit dem Verlust ihrer Kräfte war es für sie mühselig sich diese erneut zu erarbeiten. Es dauerte gefühlt viel länger als beim ersten Mal. Jedenfalls gab es für die Magierin nun einen zweiten Grund sich zu entschuldigen. Sie war nicht nur zu spät, mit ihrer Teleportation hatte sie Ravis auch noch einen riesigen Schrecken eingejagt. Dieser hatte sie nämlich erst gesehen, doch dann sprach sie plötzlich aus einer ganz anderen Richtung zu ihm. Nachdem die Hände der Zwei einander abklatschten, führte die Grünhaarige ihre verlegen zum Hinterkopf. "Nochmal sorry?", schob sie also hinterher, nachdem sie sich für ihre Verspätung ja bereits entschuldigt und Ravis jene Entschuldigung angenommen hatte. "War nicht meine Absicht!", erklärte sie noch. Nein, erschrecken wollte sie ihn nicht. Sie wollte nur… richtig! In einem Stück durch diese Menschenmenge, die in ihren Augen mit einer Büffelherde vergleichbar war. Man musste echt aufpassen nicht umgerannt zu werden. Alle sahen nur die Zeit und die Möglichkeit ihren Zug oder Termin zu verpassen. Kaum jemand hatte dabei ein Auge für seine Mitmenschen. "Ja, freut mich auch!", erwiderte die Yihwa auf die Worte ihres Kameraden. Auch sie setzte dabei ein Lächeln auf, wenngleich es sich bei ihr wie immer primär über die Augenpartie ausdrückte. Sogleich folgte die Magierin Ravis, denn was er sagte hatte Hand und Fuß. Unterhalten konnten sie sich im Zug immer noch, wenn nicht sogar besser als in mitten des Gedränges und Gemurmels unzähliger anderer Menschen. Am wichtigsten war es jedoch den Zug überhaupt zu bekommen. Kaum waren die Zwei ein paar Schritte gegangen, hielt Ravis überraschend inne. Jae reagierte zuerst verdutzt auf seinen Vorschlag, beim genaueren darüber Nachdenken klang er allerdings gar nicht so verkehrt. "Öhm… Ja, gerne!" Mit ihren 161 Zentimetern hatte sie unter all diesen Leuten hart zu kämpfen, weswegen sie ja letztlich auch ihren Teleportationszauber genutzt hatte. Wenn sie sich aber an seinem Rucksack festhielt, konnte sie ihn nicht so leicht verlieren, oder anders herum. Außerdem bestand so die Hoffnung, dass nicht einfach jemand durch ihren Arm laufen und die Zwei voneinander trennen würde. Die Magierin kam dem Vorschlag also nach. Sie packte sich eine Schlaufe am Rucksack ihres Vordermanns und folgte ihm wie der Waggon einer Lock, denn sie hatte voll Bock. Der Auftrag der war schnell vorbei, sie waren super diese Zwei… Im Kopf der Magierin entwickelten sich bereits die nächsten Liedzeilen, während ihr Vordermann sie mehr schlecht als recht durch das Gedränge führte. Wie unzufrieden er mit dem Fortschritt war, erkannte man leicht an seiner Tonlage, nachdem er Jae darauf hinwies, dass die eben erklungene Durchsage sich auf ihren Zug bezog. "Ja, klar!", entgegnete sie seinen darauf folgenden Worten leicht überrascht, hatte es sie aus ihren Gedanken gerissen. Kurz schaute sie überrascht drein, fragte sie sich doch, warum Ravis Hand sich ihr entgegenstreckte, bis sie bemerkte, dass es die Trinkflasche war, nach der er griff. Diese nach vorne gezogen und geöffnet, zog sich plötzlich der Inhalt um die beiden Magier herum. Jae staunte nicht schlecht. Ihr fiel erst in diesem Augenblick auf, dass sie ja gar nicht wusste was ihr Kollege so konnte. Bei ihrer ersten gemeinsamen Quest hatte er keinen Zauber gewirkt, da war es nur sie, die ihm eine Kostprobe ihres Talentes gab. War das Wassermagie? Oder eine Art Telekinese, mit der er den Inhalt der Flasche bewegte? Was es auch war, es hatte Erfolg! Die Leute blieben mehr und mehr auf Abstand, aus Angst, dass ihre Klamotten nass wurden. Dieser Einfall war gleichermaßen genial wie einfach. Die Beiden kamen nun viel schneller durch die Menge und waren im Nu an ihrem Gleis angekommen. Dort stand auch schon der Zug, bereit zur Abfahrt. Sogar mehr als nur bereit. So bereit, dass er sich plötzlich in Bewegung setzte. "Oh, Mist! Schnell!", stieß Jae erschrocken aus. Sie ließ vom Rucksack ihres Partners ab, am Gleis war durch das Einsteigen in den Zug ohnehin weniger los und rannte los. Es war nicht wirklich im letzten Moment, doch die Magiern hüpfte eilig auf die Brüstung eines Waggonendes. Die Seitentüren waren bereits geschlossen, doch an den Verbindungsstücken der einzelnen Waggons kamen sie auch so leicht in einen herein. Sogleich fuhr sie herum, um sicherzustellen, dass Ravis es ebenfalls packte, beziehungsweise ihm notfalls zu helfen.
Die Grünhaarige entschuldigte sich erneut, doch Ravis schüttelte nur den Kopf. Er hatte sich fast schon wieder von dem Schrecken erholt. "Schon gut", lachte er und winkte ab. Es war ja nichts passiert, sie brauchte sich also keinen Kopf zu machen. "Jetzt bin ich wenigstens richtig wach." Das war er zwar auch schon gewesen, nachdem er sich das erste Mal durch die Menschenmengen gekämpft hatte, doch das konnte sie ja nicht wissen. Durch diese Menge musste er sich nun erneut zwängen, dieses Mal war er dabei aber nicht alleine. Leider machte es das kein bisschen einfacher, denn nun musste er auch noch ein Auge auf seine deutlich kleinere Kollegin haben, um diese nicht im Gedränge zu verlieren. Glücklicherweise nahm sie sein Angebot an, sodass sie sich Hand an Rucksack ihren Weg bahnen konnten. Wie beim ersten Versuch nahm auch jetzt nicht eine Seele Rücksicht auf die Beiden und den wichtigen Auftrag, der vor ihnen lag. Dass es so nicht weitergehen konnte, wurde klar, nachdem der Durchsagensprecher verkündete, dass die angepeilte Bahn in Kürze fortfahren würde. So blieb dem Blauschopf nichts anderes übrig, als doch zu härteren Methoden zu greifen. Mithilfe seiner Magie schnitt er eine Schneise in die Masse, sodass sie in Windeseile an ihr Gleis gelangten. Gerade noch rechtzeitig, denn die knarzenden Räder waren gerade dabei, sich in Bewegung zu setzen. Jae eilte bereits voran und auch der Reveau ließ sich nicht zweimal bitten. Er wusste bereits jetzt, dass er den Sprint bereuen würde, doch was hatte er für eine Wahl? Gar keine. Direkt nach seiner Kollegin setzte er zum Sprung an, hielt sich am Geländer fest und ließ sich von ihr die letzten Zentimeter hinauf helfen. "Danke."Ganz wie erwartet fand sein Kreislauf die Sache überhaupt nicht lustig, weshalb er sich direkt gegen die Außenwand des Wagons lehnte. Mit der flachen Hand fuhr er sich über die Stirn und die Haare. "Das war viel zu knapp für meinen Geschmack", murrte er darauf wartend, dass der Schwindel nachließ. "Aber hauptsache wir haben's geschafft. Jetzt können wir erstmal entspannen." Vorausgesetzt natürlich, sie bekamen noch einen Sitzplatz. Kaum, dass er sich etwas besser fühlte, richtete er sich wieder auf, um sich endlich ins Innere bewegen zu können. Glücklicherweise waren noch mehrere Plätze frei. "Ich bin mal so frech", sprach er und ließ sich auch schon in den Fensterplatz der Zweierreihe fallen. Dagegen hatte Jae doch sicherlich nichts, oder? Ihm ging es dabei nur zweitrangig um den besseren Platz, viel mehr schätzte er die Möglichkeit, sich gegen das Fenster lehnen zu können. Das Gedränge, die stickige, aufgebrauchte Luft im Bahnhof, seine Magie und dann noch der unerwartete Sprint hingen ihm nach. Er lehnte also seinen Kopf gegen die Scheibe, drehte den Rest seines Körpers aber so, dass er zu der Grünhaarigen blicken konnte. Etwas anmerken lassen wollte er sich schließlich nichts. Wie sah das bitte aus, wenn er schon schwächelte, bevor es los ging? Zeit, sich über die bevorstehende Quest auszutauschen, würde das Duo noch genug haben, weshalb Ravis es vorerst nach hinten schob. "Also, wie ist es dir ergangen? Hat dich das Leben gut behandelt?" In seinen Augen lag aufrichtiges Interesse. Bei ihrem ersten Treffen hatte er keine Zeit gehabt, ein wirkliches Gespräch mit ihr zu führen und seit ihrem Auftrag im glasierten Froschschenkel war er ihr nicht mehr begegnet. "Bei dir ist damals auch keine Beschwerde mehr von der Froschschenkel-Trulla eingetrudelt, oder?" Noch zu gut konnte er sich daran erinnern, wie wütend die Inhaberin des Restaurants zwischenzeitlich gewesen war, weil ein Kunde vor der Yihwa reißaus genommen hatte, weshalb er sichergehen wollte, dass sie deshalb nicht doch noch Probleme bekommen hatte. Nebenbei kramte er noch ein Päckchen Traubenzucker aus seinem Rucksack hervor. Eigentlich war er kein großer Fan von dem Zeug, aber es half fantastisch gegen Schwindel. " Willst auch?"
Jae
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# 03 Jae entschuldigte sich abermals bei Ravis, diesmal dafür, dass sie ihn mit ihrer Magie erschreckt hatte, doch er winkte lediglich ab. Es sei halb so wild gewesen, damit hatte sich die Sache dann auch erledigt. Allzu viel Zeit sich darüber zu streiten hätten sie ohnehin nicht gehabt, fuhr doch ihr Zug zeitnah ab. Sie mussten sich beeilen ihn noch zu erwischen sonst mussten sie auf den nächsten warten und das kostete unnötig viel Zeit! Grade noch so schafften es die Sphinxen den Zug zu erreichen, als dieser sich bereits in Bewegung setzte. Jae stürmte sofort voran, um auf einen der Waggons zu springen und Ravis ihre Hilfe anzubieten, damit er es ihr gleichtun konnte. Mit ihrer Unterstützung kletterte er das letzte Bisschen vom Geländer auf den Waggon, ehe er sich auch schon kraftlos an die Außenwand des Gefährtes lehnte. "Ja, war echt eng.", bemerkte die Untote schmunzelnd und erheitert, vom Erfolg der Anstrengung positiv gelaunt, während sie sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn wischte. Als ihr Blick dann aber auf ihren erschöpften Kameraden fiel, stutzte sie. "Alles klar bei dir?" Das Lächeln auf ihren Lippen versiegte schnell wieder. So anstrengend war das doch nun auch nicht gewesen. Ein kurzer Sprint und ein kleiner Hops auf den Zug? Recht hatte Ravis jedenfalls. Nun konnten sie erstmal entspannen, denn die Fahrt nach Zentral-Fiore würde eine Weile dauern. Sie dachte sich jedenfalls nichts weiter dabei. Gemeinsam ging es dann in das Innere des Waggons. Kaum waren sie dort angekommen, erdreistete sich Ravis sich einfach einen der Fensterplätze zu sichern. Immerhin kündigte er es quasi zeitgleich auch an, was ein wenig die Schärfe aus dem Streit um diesen Platz herausnahm. Also eigentlich war es Jae eh egal. "Öhm, klar. Gönn dir." Die Grünhaarige blieb nur noch kurz achselzuckend stehen, ehe sie sich zu ihrem Gefährten gesellte. Dieser absorbierte mit seinem Kopf dann bereits die kühlen Temperaturen der Glasscheibe. Wer mochte es ihm verdenken? Die Sonne schien, es war warm und in einem Zug wie diesem war es ohnehin fast nicht auszuhalten. Jae hingegen hatte dann nur noch die Rückenlehne, um sich anzulehnen. Auf Kuschelkurs ging sie mit Ravis schließlich nicht! So gut kannten die Beiden einander nun nicht. Etwas unsicher was sie nun sagen sollte, rettete die Initiative ihres Partners vor irgendwelchen dummen Versuchen in eine Konversation zu starten. Ganz locker erkundigte er sich bei ihr, wie es ihr ging und „wie das Leben sie behandelt habe“. Grade letzteres irritierte die Magierin ein wenig. Es klang in ihren Ohren wie eine Fiorische Floskel, die für diese Sprache eigen war und nicht zu der ihres Heimatlandes passte. Mit fragend gehobenen Augenbrauen blickte Jae Ravis an. "Ach, alles easy. Eigentlich wie immer.", erklärte sie. Wie das Leben sie behandle? Scheiße. Hatte er ihr mal ins Gesicht geschaut? Nein, konnte er ja auch nicht. Nicht ohne Maske jedenfalls. Nahezu alle Kräfte schwanden der Yihwa mit ihrem Tode. Auf „das Leben“, im personifizierten Sinne, war sie wirklich nicht gut zu sprechen. Doch all das waren Gedanken, die sie für sich behielt. "Habs zuletzt eher ruhig angehen lassen. Ich hab da so eine Sache am Laufen, weißt du? Eine Art zweites Standbein, so neben meiner Magierkarriere. Ich mache Musik." Darüber ließ es sich viel besser sprechen. Darüber oder aber über die vergangene, gemeinsame Quest natürlich. "Haha! Nein, zum Glück nicht!", entgegnete Jae lachend, sprach Ravis die seltsame Questgeberin mit ihrem komischen Feinschmeckerrestaurant an. "Vielleicht war sie auch einfach froh uns los zu sein." Zumindest kam bei Jae keinerlei Kritik an. Konnte natürlich auch gut sein, dass die Beschwerde irgendwo in der Gilde landete, aber einfach nur nicht bis an sie weitergereicht wurde. Weitergereicht bekam die Grünhaarige allerdings etwas anderes, nämlich Traubenzucker von Ravis. Ihr Blick fiel auf das kleine Objekt in seiner Hand, ehe ihr Blick wieder hinaufwanderte, sich quasi zu seinem gesellte. "Klar, gerne. Danke dir.", erwiderte sie lächelnd. Dann nahm sie sich den Traubenzucker. "Wie ist es bei dir? Wie hat das Leben dich behandelt?" Die zitierende Betonung der Magierin verdeutlichte wohlmöglich, wie seltsam sie diesen Ausdruck fand. Während die Yihwa auf eine Antwort wartete, neigte sie ihren Kopf ein wenig vor. Mit der einen Hand nahm sie ihre Maske, um am Kinn einen kleinen Spalt zu schaffen, durch den sie das Stück Traubenzucker in ihren zerfledderten Mund schieben konnte, ehe sie die Maske wieder vernünftig aufsetzte.
Automatisch richtete sich der Blauschopf etwas auf, als seine Kollegin ihn fragte, ob alles okay wäre. Oh man, war er wirklich so mies darin, zu verbergen, wie es ihm ging? "Ja klar, alles gut", lachte er und winkte mit einer Hand ab, "Ich bin fit wie ein Turnschuh." Eine blanke Lüge, doch so breit, wie er grinste, konnte man es ihm fast glauben. Er brauchte auch einfach nur einen Moment. Bis sie an ihrem Zielort angkamen, war er wieder fit, da war er sich sicher. Die Anreise würde schließlich ein Weilchen dauern, es war genug Zeit, ein wenig zu faulenzen. Kein Grund zur Sorge. Um sicher zu gehen, dass er die nötige Erholung bekam, musste er Jae jedoch den Fensterplatz fortschnappen. Wirklich glücklich darüber, so frech zu sein, war er auch nicht, aber es war zu ihrer beiden Besten! Nur zu gerne hätte er ihr angeboten, ihr zumindest auf der Rückfahrt diesen Platz zu überlassen, doch die würde es nicht geben. Schließlich würden sie den gesamten Weg zurück in die Wüstenstadt zu Fuß gehen müssen. Irgendwie war ihm dieser Gedanke aber sogar lieber, als sich noch einmal am Bahnhof so stressen zu müssen. "Danke, bist ein Schatz", erwiderte er, aufrichtig dankbar, dass sie ihm seine Anstandslosigkeit verzeihte. Mit dem Kopf gegen der Fensterscheibe kam er langsam zur Ruhe, sodass er die Chance direkt nutzte, ein wenig mit der Grünhaarigen zu quatschen. Im Gegensatz zu ihr hatte er keinerlei Probleme oder Schwierigkeiten, ein Gespräch zu starten. Wenn er eine Sache konnte, dann war es nunmal reden. Außerdem machte es ihm Jae nicht gerade schwer, denn sein Interesse an ihr war echt. Was er jedoch nicht verstand, war, warum sie ihn so ansah. Er konnte ja nicht ahnen, dass seine Floskel, mit der er sich nach ihrem Wohlergehen erkundigte, beschäftigte. "Das freut mich." Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, während er weiter ihren Worten lauschte. "Musik? Das klingt ja mal cool! Was denn für welche? Spielst du ein Instrument oder so?" Und schon hatte sich ein Thema gefunden, über das sie quatschen konnten. Er selbst hatte mit dem Thema nicht viel am Hut, irgendetwas spielen konnte er nicht, Töne konnte er womöglich mit etwas Glück halten, aber das war es schon. Lieber war er Zuhörer. Allerdings wollte er auch nicht unhöflich sein und die Yihwa direkt fragen, ob sie ihm ihre Künste vorführen konnte. Wenn sie selbst es wollte, würde er jedoch nicht ablehnen! So interessiert er aber auch an ihrer Musiker-Karriere war, eine Frage musste er noch dazwischen schieben. Es war eine Sache, die ihn seit ihrer letzten, gemeinsamen Quest beschäftigt hatte. Der Blauschopf hatte sich Gedanken darüber gemacht, ob seine Kollegin womöglich doch noch eine Beschwerde erhalten hatte. Zum Glück konnte sie ihm diese Sorge direkt nehmen. Erleichtert schnaufte er durch. "Puh", lachte er erleichtert, "Das beruht definitiv auf Gegenseitigkeit." Auch er war alles andere als scharf darauf, der Restaurantbesitzerin noch einmal zu begegnen. So neugierig er auch war, wie die einzigartigen Gerichte in ihrem Laden tatsächlich schmeckten, einen Fuß würde er da nicht freiwillig hinein setzen. Nachdem er ihr einen Traubenzucker überlassen hatte, kam sie schließlich auf ihn zu sprechen. Natürlich, es war nur eine Frage der Zeit gewesen. Viel passiert war in dem Leben des Blauschopfs jedoch nicht. "Eigentlich hat es mich ganz gut behandelt." Natürlich entging ihm ihre Betonung nicht, doch er verstand noch immer nicht, was sie daran fand. Er hatte sie damals - wenn auch ein wenig anders - in seiner Zeit bei dem alten Schäfer ständig gehört. 'Na, wie haben euch die Weiden behandelt?' hatte der Greis immer gefragt, wenn er am morgen kam, um nach seinen Schafen zu sehen. So oft hatte er sie gehört, dass sie inzwischen vollkommen normal für ihn war, nur, dass die Menschen normalerweise keine Weiden kannten, höchstens das Leben. Aber wo er gerade über Hunde nachdachte, da gab es etwas, das er ihr erzählen konnte: "Ich habe seit Kurzem einen neuen Mitbewohner." Mit der Hand zeigte er die geringe Schulterhöhe des Miniaturwolfs an, der seit seiner letzten Quest seine Wohnung unsicher machte. "Chance, ein ehemaliger Straßenhund. Total süß, sage ich dir." Er lächelte. Vermutlich machte der Kleine gerade gemeinsam mit Rayu, einem weiteren Hund, die Gassen von Aloes Wohngebiet unsicher. Oder vielleicht schlummerte er auch einfach friedlich im Garten vor sich hin. "Auf einmal ist so viel Energie und Leben im Haus. Daran muss ich mich erst gewöhnen." Als er bemerkte, dass sie die Maske anheben wollte, um sich den kleinen Snack zu gönnen, wendete er selbstverständlich kurz den Blick ab. Daran hatte er überhaupt nicht gedacht, als er ihr den Traubenzucker überlassen hatte.
Jae
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# 04 In Jaes Augen reagierte Ravis auf ihre Frage fast schon so, als fühle er sich ertappt. Der Kerl erklärte, dass er sich fit wie ein Turnschuh fühlte. Dass er eher wie ein ausgelatschter Schuh mit Loch in der Sohle wirkte, behielt sie ausnahmsweise für sich. Er machte auch nicht den Eindruck, als wäre er richtig am Ende und vielleicht täuschte ihr Eindruck sie ja auch einfach. Wie fit der Gute war, würde sich sowieso früher oder später zeigen. Jae rechnete nämlich nicht damit, dass dieser Auftrag reibungslos verlaufen würde. Die Art und Weise wie Ravis sich für den Fensterplatz bedankte, ließ die Augenbrauen der Untoten nach oben wandern. “Schatz“, so hatte man sie noch nie genannt. Zumindest nicht, dass sie sich daran erinnern könnte. Nicht nach ihrer Wiedergeburt. Doch wer sollte sie auch so genannt haben? Ravis war vermutlich die Person, der sie bisher am nächsten gekommen war. Irgendwie hatte er es geschafft ihre harte Schale zu knacken, beziehungsweise sie etwas zu erweichen. Mit seiner so kollegialen Art, bei der letzten Quest. Er war der “Schatz“, der ihr selbstlos zur Seite stand, nachdem sie ihn nur angezickt hatte. Einen kurzen Augenblick verlor sich die Magierin in jenen Erinnerungen. Solange, bis er sich nach ihrem Wohlergehen erkundigte und das mit einem für sie so ungewöhnlichen Wortlaut. Jae wollte sich davon nicht beirren lassen, was ihr allerdings nicht gelang. Dennoch antwortete sie kurzerhand auf seine Frage. Sie erzählte ihm von ihrem Projekt, welches sie begonnen hatte, also von der Musik. Ravis zeigte sich daraufhin gleich neugierig. Er bohrte noch ein wenig nach, zeigte Interesse an dem Thema und erkundigte sich nach der Art ihrer Musik und ob sie Instrumente spielte. Nun, da er dieses Interesse angedeutet hatte, war ihr das Thema plötzlich fast… peinlich. Sollte sie ihm wirklich davon erzählen? Was, wenn er es blöd fand? Eigentlich kümmerte Jae nicht, was andere von ihr dachten, doch Ravis war für sie gewissermaßen die Person, die am nächsten an so etwas wie einen Freund drankam. Schon irgendwie traurig, wenn man so darüber nachdachte. Immerhin war alles was sie verband die Zugehörigkeit zur selben Gilde und nicht mehr als eine einzige Quest, die sie gemeinsam bestritten hatten. "Ach, ehm… Das ist so… Hiphop…", erklärte die Magierin also zögerlich. Immerhin konnte sie seine Fragen nicht einfach ignorieren. Also konnte sie schon, aber was hätte das für ein Bild abgegeben? "Ich hab etwas dabei, wenn du magst." Die Yihwa griff nach einem ihrer Kopfhörer, die aus ihrem Top herausbaumelten und deutete an ihn ihm zu reichen. Ein Teil von ihr war neugierig, was er zu ihrer Musik sagen würde, der andere schämte sich grade in Grund und Boden und fürchtete ein vernichtendes Urteil und die damit verbundenen, peinlichen Konsequenzen.
Ein anderes Thema fiel Jae dann umso leichter. Sie war nie die gesprächigste Person gewesen, doch die Erleichterung über etwas Anderes sprechen zu können beflügelte sie förmlich. Zumal die letzte Quest wirklich glimpflich ausgegangen war und glücklicherweise keine Folgen hatte, scheinbar für keinen der Beiden. Die Aussage darüber, dass Ravis wiederum auch froh war die Restaurantbesitzerin nicht mehr sehen zu müssen, sorgte für ein breites Grinsen unter Jaes Maske. "Ja, ich bleibe auch viel lieber bei Sushi und Burgern.", fügte sie seinen Worten heiter an. Keine zehn Kamele brachten sie noch einmal in dieses seltsame Restaurant. Sie brauchte weder die exotischen Speisen dort, noch die Gesellschaft der unfreundlichen Gäste ein weiteres Mal. Nachdem Jae die Frage ihres Kollegen zurückgegeben hatte, erstattete auch er Bericht. Dass es ihm gutging, nahm die Untote mit einem wohlwollenden Nicken zur Kenntnis. Als er dann aber davon sprach, nun einen Mitbewohner zu haben, erwischte sie sich dabei neugieriger zu sein, als sie es vielleicht sein sollte. Was ging sie die Wohnsituation eines Kollegen auch an? Irritiert verfolgte ihr Blick dann die Hand des Magiers, wie sie eine Höhe anzeigte. Erst als er davon sprach einen Straßenhund aufgenommen zu haben, verstand sie worauf er damit hinauswollte. "Ach so! Okay.", lachte sie fast schon ein wenig erleichtert auf. "Das kann ich mir vorstellen.", entgegnete sie dann der Aussage über die Umstellung seines Alltags. "Du hast nicht zufällig ein Bild von ihm dabei?", fragte sie weiter. "Ist bestimmt auch eine plötzliche Umstellung Verantwortung für jemand anderen mit zu übernehmen, oder? Ich weiß nicht… Ich glaube nicht, dass das etwas für mich wäre." Nein, sogar definitiv nicht. Ein Tier hätte es bei ihr nicht grade gut. Die Gefahr, dass sie vergessen würde es zu füttern und sich darum zu sorgen war viel zu groß. Das wäre dem Lebewesen gegenüber nicht fair. Die Unterhaltung der Zwei schritt voran. Es gab so viel, über das sie sprechen konnten. Die Reise zum Questort würde bestimmt nicht langweilig werden.
Mit großen, neugierigen Augen sah Ravis sein Gegenüber an, nachdem diese verkündet hatte, Musik zu machen. Er selber hatte damit nur wenig am Hut, das hieß jedoch nicht, dass er sich nicht dafür begeistern lassen könnte. Durch seinen Mangel an Erfahrung und Wissen in diesem Bereich ging er ohne große Erwartungen an die Sache heran, etwas, das für Jae womöglich gut zu wissen gewesen wäre, doch daran dachte er überhaupt nicht. "Hiphop?", wiederholte er, hörbar planlos. "Keine Ahnung, was das ist, aber klingt cool!" Dem Namen nach zu urteilen war es wohl eher etwas energiegeladenes und weniger schnulzige Liebeslieder oder ähnliches, doch damit konnte er sehr wohl falsch liegen. So, wie er die Maskenträgerin bisher kennengelernt hatte, passte seine Theorie eigentlich auch ganz gut. Natürlich entging ihm nicht, wie beschämt sie auf einmal wirkte. "Du musst mir nichts zeigen, wenn du nicht möchtest", versicherte er, "Und ich werde dich schon gar nicht verurteilen." Das wusste sie vermutlich schon, trotzdem wollte er es gesagt haben. Auf keinen Fall wollte er, dass der Eindruck entstand, dass sie zu irgendetwas gedrängt wurde, schließlich wusste er nur zu gut, wie unangenehm dieses Gefühl war. Sie erklärte jedoch, dass sie sogar etwas dabei hatte und reichte ihm einen Kopfhörer. "Aber wenn du willst, sage ich natürlich nicht nein!", fügte er noch begeistert hinzu. Vorsichtig nahm er den kleinen Stöpsel entgegen und betrachtete ihn kurz, ehe er ihn in sein Ohr steckte. Mit Technologie hatte er ehrlich gesagt nicht viel am Hut, denn in seiner Familie und dem Clan, dem er lange angehört hatte, war diese stets abgelehnt worden. Er teilte diese Ablehnung zwar nicht, aber er tat sich ziemlich schwer, sich nun doch an das Zeug zu gewöhnen. Es war einfach irgendwie fremd. Geduldig wartete er, bis sie etwas einschaltete und lauschte dann den Tönen, die aus dem Gerät kamen. Im ersten Moment war er überrascht, doch dann lächelte er. Oh ja, das passte nur zu gut zu der Yihwa. Und ganz ehrlich? Es war gut, zumindest in den Ohren eines Laien, was ein wahrer Musikprofi dazu sagen würde, wusste er nicht, doch ihm gefiel es. Es war catchy. "Ich glaube davon werde ich die nächsten Wochen einen Ohrwurm haben", kommentierte er amüsiert. Nachdem der Track zuende war, gab er ihr den Kopfhörer zurück. Er wollte nicht zu viel währenddessen quatschen, sodass er das, was er sich anhörte, vollkommen aufnehmen konnte. "Du hast es echt drauf, Jae! Wo hast du sowas denn gelernt? Oder hast du dir das selbst beigebracht?" So oder so, es war beeindruckend! Auch der Reveau selbst hatte etwas über sein Leben zu erzählen, auch, wenn es nicht so spannend war wie das Musiktalent seines Gegenübers. "Natürlich habe ich ein Bild dabei", lachte er. Andere trugen Fotos ihrer Familie in ihren Geldbörsen, er hingegen von seinen vierbeinigen Mitbewohnern. Fix kramte er diese aus seinem Rucksack hervor und zog zwei Bilder hervor, welche er ihr reichte. "Der Gestreifte da ist Rayu. Der war einfach in meinem Garten, als ich eingezogen bin. Ich glaube die vorherigen Bewohner haben ihn einfach zurück gelassen. Deshalb kümmere ich mich jetzt um ihn." Nicht, dass er eine große Wahl gehabt hätte, denn der Akita ließ nichts mit sich machen, das er nicht wollte. "Und der Rot-Weiße ist Chance. Den habe ich vom Grab der Frau geholt, die ihn wohl immer gefüttert hatte. Man hat sich gewundert, wer es immer wieder verunstaltet." Er lachte, aber es lag auch ein wenig Trauer in seinen Augen. Obwohl der Miniaturwolf noch so jung war, hatte er bereits eine ziemlich unschöne Zeit hinter sich. Doch damit wollte er sich nicht beschäftigen, schließlich war eben diese Zeit nun vorüber. "Ach, mich stört das überhaupt nicht. Verantwortung ist nichts Neues für mich." Schließlich war er bereits mit ihr aufgewachsen. Als angehender Priester hatte er schon in jungen Jahren viele wichtige Pflichten übernehmen müssen, ob er wollte oder nicht. Auch, als er jahrelang für den alten Mann Schafe gehütet hatte, trug er die Verantwortung für die Sicherheit der Tiere auf seinen Schultern. Gewissermaßen hatte er sich so sehr daran gewöhnt, dass er sich inzwischen unwohl fühlte, wenn er keine Verantwortung übernehmen konnte. "Aber ich kann dich verstehen, glaube ich. Es wirkt bestimmt ziemlich einschüchternd, wenn man es vorher noch nie gemacht hat, oder?" Er lächelte. Sicherlich war es irgendwo auch schön, sich nur um sich selbst kümmern zu müssen, doch davon hatte er keine Ahnung, dementsprechend konnte er sich mit dem Gedanken auch nicht anfreunden.
Jae
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# 05 Als Jae davon sprach, das sie Musik machte, meinte sie nicht, dass sie ein Instrument spielte. Nein, ihr Instrument war ihre Stimme. Doch auch singen konnte man das nicht wirklich nennen, nicht so ganz. Die meiste Zeit sprach die Magierin viel mehr und melodische Klänge ihrer Stimme standen eher im Hintergrund, bildeten zum Beispiel Refrains. Es war tatsächlich seltsam jemandem diese Musik zu erklären, wenn er sie nicht kannte. Nicht einmal Hiphop sagte Ravis etwas, doch zumindest die Bezeichnung betitelte er als „cool“. So ganz nahm Jae das die Angst vor seiner Bewertung ihrer Musik natürlich nicht. Diese erfolgte schließlich nicht anhand der allgemeinen Bezeichnung, sondern anhand ihrer Fähigkeiten und natürlich seines Geschmacks. Außerdem bestand die Gefahr, dass er sie irgendwie… cringe fand oder wie die Jugend das nannte. "Ist gut.", entgegnete die Grünhaarige Ravis lächelnd, nachdem dieser ihr versichert hatte, dass er sie nicht verurteilen würde, dass sie ihm aber auch nichts zeigen müsse, wenn sie nicht wollte. Aber… sie wollte ja. Die Meinung der Sphynx bedeutete ihr tatsächlich etwas. Bis dahin hatte sie ihre Werke eigentlich noch niemandem gezeigt, den sie so kannte und wenn sie mit dem was sie tat bekannter werden wollte, brauchte sie sich ja schon gar nicht vor nahestehenden Personen verstecken, oder? Die Magierin reichte Ravis also ihren Kopfhörer und nahm dann das Abspielgerät in die Hand, um einen ganz speziellen Track einzustellen. Wenn sie ihm schon ein Stück zeigte, dann ja wohl dieses Eine! "Also gut…", leitete sie leise ein. Dann atmete sie noch einmal kurz durch, ehe sie fortfuhr. "Das hier ist von unserer letzten Quest inspiriert.", erklärte sie. Das Augenpaar der Untoten lag gespannt auf der Mimik ihres Kollegen, während sie ihrerseits durch den anderen Kopfhörer ebenfalls der Musik lauschte.
"… Ich serviere Platten wie ne Kellnerin, räume richtig ab. Sammle Preise wie Trinkgeld, werde niemals satt. Check meine Tour, in deiner Nähe findet‘s statt. Crocus, Aloe, Magnolia, auch in deiner Stadt. Fette Bass Mashine, Fünftausend Watt. Erst wenn ihr glücklich seid, mache ich nen‘ Cut…"
Als der Track zu Ende war, löste Jae den Kopfhörer wieder aus ihrem Ohr. Zudem nahm sie jenen zurück, den Ravis ihr wieder reichte. "Ich habe ihn Fünf-Sterne-Restaurant genannt.", erklärte sie hoffnungsvoll lächelnd. "Und? Was sagst du?" Die große Aufregung, das flaue Gefühl im Magen war irgendwo mitten im Stück verlorengegangen. Dafür packte sie sogleich die Neugierde. Die Erlösung folgte, als Ravis sein Lob aussprach. Die Grünhaarige hätte zuvor vermutlich selbst nicht gedacht, dass seine Meinung so viel mit ihr anstellen würde. Glücklicherweise war diese gut. Er meinte, dass er von dieser Musik vermutlich einen Ohrwurm davontragen würde und fragte, wo sie das gelernt habe. Das Grinsen der Magierin wuchs von Wort zu Wort weiter, wurde immer breiter, so wie eine querliegende, ausfahrbare Leiter… Also verengten sich ihre Augen zunehmend, das Grinsen selbst war ja nicht zu sehen. "Ach, das war auch eine Quest. Für so ein Turnier, wo die Leute sich gegenseitig Reime an den Kopf werfen, wurden Teilnehmer gesucht. Es waren zu viele Leute abgesprungen und sie brauchten Ersatz. Ich bin dort auf einen anderen Magier gestoßen und wir mussten diese improvisierten Texte auf den Takt sprechen. Daran habe ich irgendwie Gefallen gefunden.", berichtete die Magierin, stolz wie Oskar ob der verbalen Schulterklopfer. Ähnlich freudig erzählte Ravis bald darauf auch von seinem neuen Freund und Mitbewohner. Zur Freude seiner Partnerin hatte er tatsächlich auch ein Bild von ihm dabei. Auf dem Foto war aber nicht ein Hund zusehen, sondern gleich zwei! Die Sphynx stellte ihr sowohl Rayu, einen gestreiften Hund, wie auch Chance vor. "Du meinst, sie sind umgezogen und haben ihn nicht mitgenommen?", erkundigte sich Jae verwirrt nach der Geschichte Rayus. Hätte ja genauso gut sein können, dass die Leute, die vorher in Ravis Wohnung gelebt hatten, verstorben waren. Doch so wie er erzählte klang es so, als sei genau das nicht der Fall gewesen. "Wie kann man denn sowas machen? Seinen Freund zurücklassen oder gar einen Teil seiner Familie…" Nein, dafür hatte sie kein Verständnis. Aber auch die Geschichte des anderen Tieres war traurig. So gabelte der Magier ihn vom Grabe einer Frau auf. Zwei Schicksalsschläge, doch beide fanden sie in Ravis einen neuen Freund. Glück im Unglück. Der junge Mann erklärte noch, dass es ihm nichts ausmachte solch Verantwortung zu übernehmen. Das war sehr ehrenhaft. Jae war sich nicht sicher, ob sie das schaffen würde. Darum nickte sie zustimmend, als Ravis weiter fragte. "Ja, irgendwie schon.", bestätigte sie. "Ich wüsste gar nicht was ich alles für die Racker tun sollte. Außerdem hätte ich Sorge sie zu vergessen…", meinte die Untote etwas leiser und halb abwesend, ehe ihr Fokus sich wieder richtig auf ihren Kameraden legte. "Freut mich, dass sie jetzt ein neues Zuhause haben, oder ein neues, altes Zuhause. Je nachdem wie man es betrachten mag.", scherzte die Magierin. "Hast du ihnen die Namen gegeben?" Es war wirklich eine unterhaltsame Zugfahrt. So viel Unterhaltung und sozialen Austausch war die Yihwa gar nicht gewohnt…
Gemeinsam verließen der Drachensohn und die Seeschlangenenkelin den Gildenpalast von Crimson Sphynx und traten auf die sandigen Straßen Aloe Towns hinaus. Während in der schattigen Eingangshalle noch eine angenehm kühle Temperatur herrschte, knallte einem hier draußen die Wüstensonne auf den Schädel. Vahid liebte das Gefühl dieser brütenden Hitze, und kaum hatten sie einige Meter an den steinernen Gebäuden vorbei zurück gelegt, kam ihm seine Bloßstellung vor dem Questboard nur noch wie eine entfernte Erinnerung vor, die sein Ego nicht mehr beschädigen konnte. Hin und wieder ging der Blick des Slayers zu seiner Begleitung, doch sonderlich geprächig zeigte sich Vahid nicht - er konnte zwar durchaus eine Plaudertasche sein, aber wenn es akut kein Thema gab, dann konnte er auch gut einmal die Klappe halten. Als wäre er selbst ein Reptil, genoss er die Wärme und die trockene Luft. Sie trug eine Vielzahl an Düften von den Märkten und den Basaren weiter im Inneren von Aloe herüber, doch ihr Ziel lag außerhalb.
Als die beiden die Stadttore erreichten, hatte Vahid seine Hände in die weiten Taschen seiner Pluderhose gesteckt. Seine Geschwindigkeit war auf die eines angenehmen Spaziergangs gedrosselt und er grub beim Überschreiten der Sanddünen auf dem Weg zum Bahnhofsgebäude die Zehen in das weiche Material. Wenn man nicht darauf achtete, dass es Sand war, konnte man es genau so gut mit Wolken verwechseln. Der Drachensohn mochte seine Heimat und all ihre Merkmale, doch eine Reise ins Unbekannte lockte ihn ebenso. Wenn sie nur nicht mit einem Zug fahren müssten! Leider verfügte er nicht über die Fähigkeit zu fliegen und konnte auch keine Teleportationsmagie wirken, weshalb ihnen wenig anderes übrig blieb, als in den sauren Apfel zu beißen.
Zusammen mit einer kleinen Ansammlung an Reisenden wurden Vashti und Vahid in die Eingangshalle des Bahnhofs gespült. Da nicht alle Menschen die Hitze bevorzugten, hatte man Vorhänge vor die großen Fenster gezogen, um die Sonne auszusperren - nur der Ausgang zu den Bahngleisen war offen. Er bot genügend Licht, dass man sich in der Halle zurechtfinden konnte und machte diese höchstens einen Ticken gemütlicher. Ein paar Leute saßen auf Bänken, andere verpeisten eine kleine Mittagsmahlzeit und wieder andere drängten sich um die Ticketschalter, auf die auch Vahid zuhielt. Nicht ohne einem der Züge, den man von hier aus sehen konnte, einen giftigen Blick zuzuwerfen. Mit langen Schritten und den Vorteil seiner recht hohen Körpergröße nutzend, schlängelte sich der Wüstenbewohner durch die Leute, die Abfahrtstabellen studierten, Geld zählten oder anderweitig nicht direkt mit den Ticketverkäufern interagierten. Vashtis Großvater wäre sicherlich stolz! Nach einem langweiligem Gespräch hatte der Drachensohn auch schon zwei Karten erworben, von denen er eine gen Vashti hielt. "Hehe, unsere Tickets! Wir müss'n noch nen wenig warten. Sagmal, welche Magie beherrscht'n du eigentlich?" Er wies auf den Außenbereich, von wo aus sie die Bahngleise im Glück haben würden und hoppelte aufgeregt nach draußen, nachdem er seine Frage gestellt hatte. Noch hatte er Energie und konnte plaudern, doch das würde sich bald ändern ...
Oh der Bahnhof, der Ort an dem die Echsendame nicht mehr so gerne gesehen wurde, nachdem sie hier zuletzt etwas kaputt gemacht hatte. Sie durfte den Ort zwar noch betreten, aber man hatte ein genaues Auge auf sie, denn auch wenn sie brav die Schäden, die sie angerichtet hatte bezahlt hatte, so wollte man doch nicht, dass die rabiate Reptilia noch einmal etwas zerstörte. Aber das störte Vashti nicht, sollen die Menschen doch misstrauisch sein, denn letztendlich konnten sie eh nichts gegen sie tun, sie würde eh nicht auf sie hören, denn die einzige Person, auf die sie wirklich hörte war ihr Partner und der war nun einmal nicht da, nein Hei befand sich ja selber auf einer Quest, dieses Mal konnte er nicht böse auf sie werden. „Ich kenne jemanden, der möchte einen Zug erjagen. Sie ist eine Oni und ziemlich groß, Karma heißt sie. Die musst du unbedingt mal treffen.“ Ja, Vashti mochte Karma, die große Oni war ja irgendwie auf der selben Wellenlänge, zumindest was schlechte Ideen anging. Immerhin hatte Vashti der Oni ja Tipps gegeben, wie sie am besten einen der Züge erlegen konnte, ganz zum Leidwesen von Hei und wohl auch dem Rest der Gilde. Aber sie war nun einmal so. „Welche Magie? Ähm der Name ist ein bisschen schwer, aber die meisten, denen ich von meiner Magie erzählt hab haben sie einfach Antimagie genannt.“ Ja, Antimagie war doch deutlich einfacher als Arc of Revocation, vor allem, weil die Echsendame nicht wirklich wusste, wie man das Wort aussprechen sollte. Es war einfach ein ganz kleines bisschen zu schwer für die arme Dame.
„Die Magie hat voll viele Namen, Mirror Arc, Arc of Revowasauchimmer und halt Antimagie, ich mag Antimagie.“ Ganz einfach, kurz und einfach und es der Name sagte aus, was ihre Magie so konnte. „Aber ich bin nicht gut darin, die Magie zu wirken. Ich haue meine Gegner lieber zu Brei, als zu Zaubern, das Zaubern lerne ich im Moment noch.“ Ja, von ihrem Partner und Charon, der sich als ihr Lehrer angeboten hatte, doch noch hatte Vashti leider keine Fortschritte gemacht, sie war halt etwas langsamer als andere. „Und du? Was kannst du so? Zauberst du gut?“ Vielleicht hatte Vahid ja auch so eine seltene Magie wie sie selbst. Wer wusste das schon? Vashti auf jeden Fall würde es gerne Wissen, denn auch wenn sie es eigentlich versuchte zu verstecken, so war sie doch eine ziemlich neugierige Person. Manchmal auch etwas zu neugierig, aber was wollte sie machen? „Meine Magie ist ziemlich selten, laut den Worten von ein Paar anderen. Lost Magic oder so nennt sich dass, aber bei mir im Stamm war die Magie ganz normal, die Schamanen haben die immer gelernt, ich selbst sollte eigentlich auch Schamane werden, deswegen kann ich die Magie.“ Oder auch nicht, denn wirklich gelernt hatte sie die ja nicht wirklich, die übte ja im Moment noch, aber Vashti hatte ja auch keine Zeit sie richtig zu lernen, denn sie wurde ja immerhin verfolgt. In der ferne hörte man ein lautes Tuten, ihr Zug war wohl bald da. „Oh, ich glaube, wir können bald los, schau mal Vahid.“ Die große Metallschlange näherte sich langsam aber sicher dem Paar, ihre Quest oder für Vashti wohl eher das große Festmal würde dann wohl bald beginnen.
Das Beschaffen der Tickets stellte keine große Herausforderung dar. Der Drachensohn bemerkte dabei nicht, dass die Angestellten des Bahnhofs Vashti ganz genau beäugten, denn er hatte nur Augen für die Aufgabe vor ihnen - und hätte ja sowieso nicht erraten können, dass er sich auf dieser Quest eine Seelenverwandte im Bereich der versehentlichen Zerstörung angelacht hatte. "Einen Zug ... jagen?", hakte der junge Mann, der ungeduldig in der Nähe seiner Questpartnerin herumturnte, nach. Da Vahid den Großteil seines Lebens in der Wildnis verbracht hatte, war er freilich nicht in der Position gewisse "wilde" Anwandlungen zu verurteilen, doch eigentlich kannte er die Jagd eher als Mittel zur Beschaffung von Nahrung. Er hatte durchaus davon gehört, dass Leute dergleichen zu einem Sport erhoben und einfach so aus der Freude hinauszogen, um Tiere zu erlegen, doch kam ihn das recht respektlos gegenüber der Natur vor - sie hatten immer nur genommen, was sie brauchten, auch wenn die Jagd an sich spannend gewesen war und ihm gut gefallen hatte. Doch welchen Grund könnte man haben, einen Zug zu jagen? Sofern diese von Vashti genannte Person nicht zufällig gerne an Transportmitteln knusperte, kam ihm da doch reichlich komisch vor ...
Zu lange musste er an diesem Thema aber nicht festhalten, denn Vashti beantwortete nun seine Frage nach ihren Talenten. Antimagie, also. Darunter konnte sich der Drachensohn überhaupt nichts vorstellen, und das zeigte er auch durch erhobene Augenbrauen und einen recht verwirrten Blick. Fraß sie vielleicht, ähnlich wie er, gewisse Arten von Magie? Eine gebräunte Hand tauchte auf, kratzte den Slayer am Nacken und am Kinn, denn selbst nach der Nennung der anderen Namen konnte er mit der Beschreibung kaum etwas anfangen. Kein Wunder, dass Vashti bei einer so komplizierten Magie lieber draufhaute! Davon verstand Vahid auch einiges, dementsprechend nickte er eifrig und versuchte zu überspielen, dass er bei der ganzen Sache mit der Antimagie den Faden schon lange verloren hatte. "Na ja, ich zaubere schon gut, aber meine Magie ist nicht so ... mit Zaubersprüchen und Büchern und dergleichen. Ich fühle sie mehr - so als wäre sie ein Teil von mir. Verstehste?" Das mochte etwas vage klingen, aber Vahid konnte das Feuer in seinem Inneren einfach nicht anders beschreiben. Es gehörte zu ihm, nicht, weil er ein Buch gelesen hatte oder dergleichen, sondern weil es sein gesamtes Wesen ausmachte. Er war der Dragonslayer des Feuers - die lodernden Funken seines Vaters schlummerten in seiner tiefsten Seele. "Ich mache Feuer." Mehr konnte er dazu nicht sagen, denn "Feuermagie" kam ihm irgendwie unpassend vor. Ach, Vashti würde schon verstehen!
Während der Zug seine Ankunft ankündigte, schlängelten sich die beiden Reptilienfreunde näher zum Gleis und Vahid wich einigen Passanten aus, während er Vashti nachdenklich beäugte. Schamanen ... Das Wort war dem Drachensohn unbekannt. "Mach dir nix draus, was du hättest sein sollen! Du bist jetzt so, wie du bist. Und das ist gut so!", erklärte er ihr in absoluter Überzeugung seiner Worte, klatschte sich auf die muskelbepackte Brust und trat in den Zug, der durch das Öffnen seiner Tür einen Sinn für's Dramatische bewies. Kaum waren die beiden Magier aber in der Kabine angekommen, begann Vahid zu wanken. Er hatte doch tatsächlich vergessen, was Transportmittel mit ihm anstellten! Nach Luft schnappend und trocken würgend, warf sich Vahid über die flache Bank einer freien Vierer-Sitzgruppe und öffnete mit letzter Kraft das Fenster, damit frische Luft über sein plötzlich blass gewordenes Gesicht wehen konnte. "Wenn wir aussteigen müssen ... nimm mich einfach mit ...", ächzte Vahid mit schwacher Stimme und pflanzte das Gesicht flach in die Sitzkissen seiner Bank.
Lange dauerte es nicht, da waren die beiden Magier am Bahnhof angekommen. Viel war noch nicht los, aber es war ja noch früh, aber dass war auch ganz gut so, denn Barbatos konnte Menschenmassen gerade nun wirklich nicht ertragen, denn schon der Gedanke an die Fahrt mit dem Zug verdrehte ihn den Magen. Aber was sein musste, musste nun einmal sein, denn auf einen Fußmarsch durch die Wüste, bis nach Hargeon hatte der Magier keine Lust, nicht nur, weil er die arme Cassandra nicht durch die Weltgeschichte schleifen wollte, sondern auch weil die beiden Magier dann viel zu spät in der Hafenstadt ankommen würden. „Ich hoffe die Person, die uns da Treffen möchte ist auch pünktlich da.“ Ja, der Bestatter würde es sonst nämlich ziemlich unhöflich finden, wenn man die beiden Magier bis nach Hargeon lockte, nur um sie warten zu lassen. „Und ich hoffe, dass wir dann auch mal mehr Informationen bekommen. So können wir doch gar nicht arbeiten…“ Es würde schon werden, da war der Necrologia sich sicher, aber egal wie er es drehte oder wendete, er fand die Situation einfach ein wenig komisch. Aber gut, nun hieß es warten, denn ihr Zug war ja leider noch nicht da. „Hoffentlich wird die fahrt schön ruhig…“ Leise flüsterte er zu sich, denn je mehr der Zug wackelte, desto schlimmer wurde es für ihn, aber er musste da durch, für seine Gilde und auch seine Partnerin.
"Richtig", bestätigte Cassandra die Vermutung von Barbatos. Zugegeben war es nicht wirklich einhundertprozentig gesagt, dass sie verzaubern konnte, was auch immer der Slayer haben wollte. Ihre Fertigkeiten in Sachen Verzauberkunst ließen noch deutlich zu wünschen übrig und es war im Grunde nur einer gewaltigen Menge an Vorbereitungszeit und den zahlreichen ins Labor eingebauten Verstärkern und Steuerelementen zu verdanken, dass sie funktionierende Verzauberungen fabrizierte. Aber niemals würde sie ihren potenziellen ersten ernsthaften Kunden mit sowas verschrecken. Sonst ging er für seine Werkzeuge vielleicht doch wieder nach Crocus Town statt dass jemand endlich mal ihren Laden beehrte. Ein wenig besorgt musterte Cassandra Barbatos, durchwühlte noch einmal rasch ihre Handtasche. Mittel gegen Übelkeit? Fehlanzeige. Aber ein paar Tücher, mit denen sich eventuelle Unfälle aufwischen ließen. Das war ein Anfang. "Also geht es allen Slayern so? Nero verträgt auch keine Fahrzeuge und..." Ein Lichtchen entzündete sich mit deutlicher Verspätung in Cassandras Verstand. Also war Mareo aus dem Zug geworfen worden, weil er nicht mehr selbst laufen konnte! Und sie hatte gedacht, dass er sich irgendeinen Fehltritt geleistet hatte. Wahrscheinlich hatte er den Schaffner sogar darum gebeten, wohlwissend, dass ein simpler Sturz aus einem Zug ihm nichts anhaben konnte. Dagegen stand Maenor, der es geschafft ein Boot nicht nur zu steuern, sondern sogar selbst zu paddeln. Vielleicht funktionierte diese Schwäche einfach bei Schiffen nicht? Oder das Problem trat erst ab einer gewissen Geschwindigkeit auf? Sie musste Barbatos ein paar Fragen dazu stellen, wenn sich die Gelegenheit ergab. Und wenn der nicht einmal Aufzüge vertrug, lag es vermutlich nicht an der Geschwindigkeit. Die meisten Aufzüge eigneten sich ja nicht einmal dazu ein Wettrennen gegen jene Personen zu gewinnen, die lieber die Treppe genommen hatten.
Für's Erste blieb ihr aber nichts anderes übrig als rasch wieder zu Barbatos aufzuschließen. Immerhin hatten sie trotz misslicher Informationslage einen Auftrag zu erfüllen. Und dafür mussten sie nach Hargeon Town. Das lag...jedenfalls nicht in West-Fiore! Sonst hätten sie ja nicht den Zug nehmen müssen. Mit munteren, beschwingten Schritten dackelte Cassandra also neben Barbatos her in Richtung Bahnhof. Sonderlich lange dauerte es nicht. Auch wenn die Alshaytan sich nach wie vor immer noch nicht sonderlich gut in der neuen Heimatstadt auskannte, schaffte es der Necrologia diesen Mangel gut auszugleichen. "Ich gehe die Tickets kaufen", verkündete Cassandra, kaum, dass die beiden das Innere des Bahnhofs betreten hatten. Wieder dauerte es nicht lange, bis sie erneut neben Barbatos stand und diesem sein Ticket reichte. Bis der Zug ankam würde es noch einen Moment dauern. "Es wäre jedenfalls unhöflich zu spät zu kommen. Und wenn man uns nicht mehr Informationen gibt, müssen wir selbst mehr herausfinden." Immerhin ging es in eine Bibliothek. Die waren stets Fundgruben an Wissen, auch wenn man vielleicht mal eine ganze Weile suchen musste, bis man etwas Brauchbares fand. Aber Cassandra hatte schon mehr als einmal einen alten Folianten irgendwo gefunden, wo dieser definitiv nicht hin gehörte. Also galt es auch in dieser Bibliothek die Augen offen zu halten. "Ist es so schlimm? Diese Übelkeit? Wenn ich dir irgendwie helfen kann, lass es mich bitte wissen." Nebeneinander stehend, beugte sich Cassandra ein Stückchen vor, um mit gedrehtem Kopf Barbatos ins Gesicht sehen zu können. Hoffentlich musste er nicht erbrechen. Das würde sonst Arbeit bedeuten. Und sie wollten ja nicht zu spät kommen. "Vielleicht ein wenig frischer Wind?"
Ob andere Slayer auch das Problem mit der Reisekrankheit hatten? Ganz ehrlich, dass wusste Barbatos nicht, aber da auch sein Bruder darunter litt, konnte das wohl ganz gut möglich sein. „Ich bin mir nicht sicher, ich habe bis auf meinen Bruder ja nicht wirklich andere Slayer getroffen, aber da wir beide unter dem selben Problemen leiden, könnte das ganz gut möglich sein.“ Ja, vielleicht hatte die Krankheit direkt etwas mit der besonderen Magie zu tun, auch wenn Barbatos nicht ganz wüsste, was. „Ich weiß halt auch nur, dass Nero als Kind noch problemlos Zug fahren konnte, aber seitdem er ein Slayer ist, hat sich dass erledigt. Scheinbar vertragen Drachen und Götter es nicht, mit Fahrzeugen zu fahren und mit ihrer Magie geben sie es einfach an uns weiter.“ Oder es hatte mit etwas anderen zu tun, wer wusste das schon? Bis auf ein paar Theorien, die er aufstellen konnte, konnte er einfach nichts nachweisen, denn ihm fehlte einfach das Wissen darüber. Aber es war auch irgendwie eine recht seltsame Sache, dass die Slayer es nicht vertrugen mit Fahrzeugen zu fahren, denn auf Kamelen und Pferden konnten sie sich immerhin fortbewegen. „Irgendwie ist das ganze Thema einfach seltsam. Du lernst eine Magie und plötzlich kannst du keine Züge mehr fahren, je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr verwirrt mich das eigentlich.“ Tja, mit einer mächtigen Magie kommt halt ein absolut alberner Nachteil. Aber gut, genug von seinen seltsamen Problemen mit dem Zug, mal zurück zu ihrer Aufgabe. „Das Geld können wir uns später dann bei der Gilde wieder holen, dass ist der Vorteil.“ Ja, auch wenn die Gilde einen das Geld für Fahrkarten und Hotels nicht sofort gab, so konnte man es nach einer abgeschlossenen Quest zurück holen, das war schon ein ganz gutes System, immerhin wäre es nicht wirklich fair seinen Lohn für so etwas auszugeben. „Unpünktlichkeit ist eigentlich mit das schlimmste, das macht nie einen guten Eindruck.“ Zumindest nicht im Sinne von Geschäften, wer wollte schon mit jemanden zusammen arbeiten, der zu spät kommt? Barbatos auf jeden Fall nicht. „Im Grunde ist es nur ein bisschen lästig, mir geht es jetzt gut und gleich fühl ich mich so, als hätte ich mich drei Stunden lang im Kreis gedreht. Übel wird es mir ja nur, wenn ich was gegessen habe, aber das habe ich ja nicht. Aber ein bisschen frische Luft wäre vielleicht nicht so schlecht.“ Dann kam aber auch schon der Zug.
Adrius Dhakalis hatte Wort gehalten. Vor Monaten hatte er dem Davis ein Angebot unterbreitet und Maxwell hatte es angenommen, was ihm nunmehr eine Erhebung in den A-Rang eingebracht hatte. Adrius förderte ihn im Austausch für Loyalität und Ergebnisse, die Maxwell bisher zweifelsohne zur vollsten Zufriedenheit geliefert hatte. Diese Position brachte ihm innerhalb der Gilde natürlich auch viel Status ein, denn auch wenn man ihn aufgrund seiner Vergangenheit bei den Rune Knights kritisch betrachtete, so zählte er nun einmal zu den Obrigkeiten und damit zu den Trägern von Verantwortung und Befehlsgewalt. Den meisten Mitgliedern war es dadurch nicht länger möglich den Davis außen vor zu lassen und auszugrenzen, denn nun waren sie es, die seine Gunst brauchten, um innerhalb der Gilde bestehen zu können. Diese Ränkespiele waren für den Soldaten nichts neues, schließlich war das ein Klassiker innerhalb von dunklen Gilden. Gewiss nutzte Maxwell diesen Umstand auch aus, um potenzielle Widersacher aus dem Rennen nehmen zu lassen. Wie Royal Crusade funktionierte, hatte er unlängst durchschaut und seither stellte er sämtliche Weichen zu seinen Gunsten.
Wie es sich für Magier in seinem Rang gehörte, bekam er selbstverständlich auch die Aufträge übertragen, die für das gewöhnliche Magiervolk nicht auszuführen waren. Entweder mangelte es ihnen an den notwendigen Fähigkeiten, an Rang oder übertragener Verantwortung in Kombination mit fehlendem Vertrauen. Doch dem Davis brachte man ausreichend von allem entgegen, um ihn mit einem solchen Auftrag zu betrauen. Eine Dame hatte Royal Crusade um Abstellung von Magiern gebeten, die bei ihrer Expedition unterstützten, die mit akuten Gefahren in Verbindung stand. Das gefundene Grabmal war restlos zu säubern, damit Abigail Creed ungehindert arbeiten und Grabschändung betreiben konnte. Selbst die Arbeiter vor Ort waren entbehrlich, Hauptsache sie kam an die verborgenen Schätze. Das war natürlich ein Auftrag, wo er nicht als Maxwell Davis arbeiten konnte, da sonst sein Ruf gefährdet war. Für Royal Crusade war er als ehemaliger Runenritter insoweit nützlich, dass er Verbindungen nach Crocus Town hatte und dazu war eine blütenreine Weste zwingend notwendig.
Entsprechend hatte er seine Verhüllung als Seraph in seiner Umhängetasche dabei, um sich bei Zeit umziehen zu können. Als Maxwell Davis konnte er problemlos durch das Königreich reisen und auch seine Begleitung, Lacrita, zählte nicht zu den Geschöpfen, die man im Königreich suchte. Die junge Dame war jedenfalls ein Fall für sich, so viel wusste Maxwell über sie, auch wenn ihr persönlich vorher nie begegnet war. Die Frau mit den feuerroten Haaren wurde ihm für diesen Auftrag an die Seite gestellt, wodurch sie sich erst in Gildenruine vor der Abfahrt kennengelernt hatten und nunmehr gemeinsam im Zug nach Aloe Town saßen. Gebucht war eine Kabine nur für die Beiden, damit sie sich ungehindert unterhalten konnten, schließlich musste man vorsichtig sein bei all der Neugier, der man grundsätzlich ausgesetzt war. Wie üblich hüllte sich der Soldat in Schweigen, während er auf seinem Platz saß und den Blick über die Landschaft schweifen ließ. Wirklich lang war der Zug noch nicht unterwegs, daher blieb noch ausreichend Zeit für potenzielle Gespräche, ehe sie in Aloe Town eintrafen und ihrer Arbeit frönen mussten.
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