Ortsname: Bahnhof - Eingangshalle Art: Gebäude Spezielles: --- Beschreibung: Aloe Town als Zentrum des Westens ist selbstverständlich ein wichtiger Knotenpunkt für Tourismus und Handel Fiores. Der Bahnhof der Stadt ist entsprechend groß und besitzt selbstverständlich auch eine Eingangshalle, an der sämtliche Zugverbindungen des Tages ausgeschrieben sind. Es gibt kaum eine Tageszeit, an der nicht viel los ist in dieser Halle, die sich mit ihren eher erdigen Tönen insgesamt sehr gut in das restliche Stadtbild eingliedert.
Eine gelungene Abwechslung. Ja, so konnte man diesen ganzen Tag bereits bezeichnen. Für Lacrita war in letzter Zeit viel zu viel Eohl in ihrem Leben, dass sie es unglaublich wertschätzte. weder die Stimme, noch das Gesicht oder irgendetwas anderes, was mit der Yihwa zu tun hatte, zu sehen. Es gab wenige konkrete Personen auf dieser Welt, gegen die sie tiefe Abneigungen hegte. Meist waren es eher Konzepte oder weitläufige Begriffe, die sich auf viele Leute ausweiten ließ, gegen die die Magierin aktiven Groll verspürte. Doch Eohl hatte sich definitiv in die Reihen der Menschen eingereiht, die Lacy wirklich nur durch ihre bloße Anwesenheit verärgerten. Vielleicht war sie sogar auf Platz 1. Umso schöner war es, dass sie die Grünhaarige heute noch nicht einmal sehen musste und vermutlich auch nicht tun würde. Es sei denn, das Schicksal machte ihr einen Strich durch die Rechnung, doch das hoffte sie inständig nicht. Ihre heutige Quest führte die Magierin wohl in die Wüste. Aus eigener Erfahrung war ihr schon beim Einsteigen in den Zug bewusst, dass das hier eine ziemlich lange Reise werden würde. Von Crystalline nach Aloe zu fahren war unglaublich langwierig, doch ein weiteres Mal war sie froh darüber, dass eine gewisse Person nicht Teil des Auftrags war. Ihr Rucksack war dafür mit den nötigstens Sachen gefüllt. Hauptsächlich ein paar Wasserflaschen und ein wenig Proviant, der sie durch den Tag bringen sollte. Ach und neben dem Wasser befand sich auch noch ein kleines, 0,1l Fläschchen in einer Seitenöffnung, welches definitiv nicht mit Wasser gefüllt war, dafür aber genauso klar und durchsichtig.
Während der Zug den Bahnhof von Crystalline verließ, hatte Lacy sich mit ihrem Kollegen bereits in ihre Kabine verzogen. Mit dem Kerl hatte sie bisher in Royal Crusade noch nicht viel zu tun gehabt, wie war sein Name noch gleich? Max…well? Joa, irgendwie so, dürfte passen. Im Gegensatz zu anderen Personen sammelte dieser Typ aus einem einfachen Grund schon einige Sympathiepunkte: Er laberte einem nicht das Ohr voll. Sie kannten sich zwar kaum, doch auch bei ihrem Treffen in der Gilde und auf dem gesamten Weg hatten die beiden nicht mehr als nötig Worte gewechselt. Es war ein Segen, wie angenehm so eine Begleitung sein konnte. Daher konnte die Rothaarige es sich auch erlauben, ihren Kopf auf ihrem Arm zu stützen und am Fenster angelehnt ein wenig die Augen zu schließen. Sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit in der Zwischenzeit verging, doch die angenehme Stille machte es umso leichter, ihre Umgebung auszublenden und sich ein wenig zu erholen. “Also…” leicht verschlafen hallte die Stimme der jungen Dame durch die Kabine, als sie schließlich ihre Augen langsam wieder öffnete. “...wir sollen ein gefährliches Grabmal säubern, richtig? Noch mehr Infos oder wars das schon? Ich steh nicht so auf unschöne Überraschungen.” Kam es schließlich von ihr. Immerhin wollte Lacy wissen, worauf genau sie sich einstellen musste.
Der Davis war ein ruhiger Zeitgenosse und für gewöhnlich sprach er nun dann, wenn es notwendig war. Meistens beschränkte er sich auf Auftragsbezogene Angelegenheiten und verzichtete auf großartig Smalltalk, um irgendwelche Zeitfenster zu schließen. Man musste nicht immer ausführlich über alle möglichen Dinge sprechen, denn das kostete nur unnötige Energie und selten interessierte sich wirklich jemand brennend für das, was man zu sagen hatte. Lediglich bei Aurea war sehr kommunikativ, denn sie hatten eine einzigartige Verbindung zueinander und dort konnte er sich durchaus auch öffnen. Ein Umstand, den Lacrita wohl erst einmal nicht kennenlernen sollte, weswegen sie auch in aller Ruhe die Augen schließen konnte. Die Zugfahrt war dadurch sehr angenehm, denn so konnte Maxwell an den Dingen arbeiten, die in seinem Kopf herumspukten. Unheimlich viele Dinge gab es zu planen und dabei zu bedenken, daher war die Ruhe wirklich ein Segen.
Crystalline Town hatten sie unlängst hinter sich gelassen, doch noch war die Wüstenlandschaft nicht erkennbar. Das bedeutete also, dass sie noch im grünen Zentrum des Königreiches waren und daher noch ausreichend viel Zeit blieb, um etwaige Details zum Auftrag zu besprechen. Maxwell hatte man diesen Job persönlich aufgetragen, schließlich hatte Adrius Dhakalis so seine Pläne und für die war der gebürtige Winchester von maßgeblicher Bedeutung. Wie genau Lacrita an diesen Auftrag gelangt war, hinterfragte der Soldat nicht, zumal es ihn auch nicht gerade interessierte. Sie befand sich in der Nahrungskette unter ihm, so zumindest, wenn man alles aus einer Royal Crusade Brille betrachtete. Für Maxwell konnte Lacrita aber durchaus ein Mittel zum Zweck werden, sollte sie sich entsprechend anstellen und gewisse Dinge unter Beweis stellen. Natürlich galt es aber auch für Maxwell sie erst einmal kennenzulernen, um sie besser einschätzen zu können. Und wenn sie schlussendlich nur ein Hindernis war, welches aus dem Weg geräumt werden musste, dann war es eine ebenso akzeptable Rolle für sie.
Seine blutroten Iriden sah auf als die Ardere das Wort erhob und ihn mit ihrer sanften Stimme behelligte. „Überraschungen werden uns zweifelsohne einholen“, gab Maxwell also mit sonorer und neutraler Tonlage kund. „Es wird mit allerhand Fallen und giftigen Tieren gerechnet. Laut Aussagen unserer Auftraggeberin sind bereits einige Arbeiter beim Freilegen des Grabmals aufgrund eben genannter Hindernisse umgekommen“, berichtete Maxwell weiterhin. „Es besteht natürlich die Gefahr konkurrierender Gilden oder gar aufdringliche Neugier entbehrlicher Arbeitskräfte“, ließ der Soldat noch folgen und blickte dann wieder aus dem Fenster. „Wir schalten ausnahmslos alles und jeden aus, der nicht zur Gruppe unserer Auftraggeberin gehört“, bestimmte er also kurzerhand. Diese Informationen ließ er zunächst auf Lacrita wirken, ehe er den letzten aller Punkte zur Sprache brachte. Abigail, die Auftraggeberin, musste herzlich lachen, als sie davon erzählte, doch Maxwell sah darin keine Legitimation.
„Ein scheinbar abergläubischer Helfer hat ängstlich erzählt, dass dort in den Tiefen der Kammer weitaus schlimmeres lauert“, teilte er Lacy dann noch mit. „Ich bin nicht abergläubisch aber jeder Aberglaube, jedes Gerücht und jede Legende haben wahrhafte Ursachen zur Grundlage. Wir sehen uns vor“, wies er ernst an und blickte weiter aus dem Fenster. In der Ferne war die Wüste zu erkennen, doch in Aloe Town waren sie noch lange nicht.
Wie lang es wohl nach Aloe noch dauerte? Lacritas Schlaf machte es ihr unmöglich, abzuschätzen, wie lange diese Fahrt noch gehen sollte. Hatte sie jetzt eine Stunde gepennt? 20 Minuten? Oder doch eher zwei Stunden? War an sich aber auch egal, Hauptsache sie kamen überhaupt an. Die Rothaarige war zum Glück nicht die Art Person, die dauernd Hummeln im Hintern verspürte. Ihr war stetiger Questfortschritt wichtig, aber eine Zugfahrt gehörte nicht dazu. Dafür war diese umso angenehmer, denn ihr Questpartner war eher der ruhige Typ. Eine gute Sache, denn nach ihren letzten Erfahrungen brauchte sie definitiv so jemanden. Wer er war oder was er bei Royal Crusade wollte, war ihr da recht egal. Solange er ihr während diesen Jobs nicht auf die Nerven ging war alles gut. Kurz beäugte die Magierin ihren Kollegin, bevor sie zu sprechen begann und nun den guten alten Informationsaustausch startete. Ihr ging es zwar wirklich langsam auf die Nerven, dieses olle Prozedere jedes Mal durchzuführen, aber ohne Infos wollte sie nicht in irgendwelche Fallen laufen. Lacy seufzte leise. “Nicht überraschend. Wäre ohne Gefahr wohl kaum als A-Rang klassifiziert worden.” Auch wenn sie sich beim Anschauen des Questboards manchmal fragte, was für Schmarn alles überhaupt als Quest ausgestellt wurde, schien es hierbei immerhin irgendeinen Grund zu haben. Gefährliche Tiere und Fallen in einem unerforschten Grabmal? Juhuu…
“Irgendeine Chance, dass ne legale Gilde sich hier einmischt? Die Wüste ist Crimson Sphynx Gebiet.” Mitglieder dieser Gilde würden sicher nicht lange dauern, wenn die von solchen Aktivitäten Wind bekamen und dieser Sache hier irgendeine Art von Wichtigkeit zusprachen. Lacy war es recht unwichtig, ob irgendwelche anderen dunklen Gilden meinten, anzukommen und sie bei ihrer Aufgabe zu behindern. Legale Gilden waren da nochmal was anderes, denn sie hatte nicht unbedingt Lust, am Ende des heutigen Tages gesucht zu sein. Schulterzuckend wandte sie ihren Blick dann wieder aus dem Fenster und blickte dem entfernten Wüstensand entgegen. “Versteht sich von selbst.” Wer auch immer ankam und nicht zu ihnen gehörte, war gegen sie. So einfach war die Situation und genau danach würden sie auch handeln. Wobei Lacy auch kein Problem damit hatte, Verbündete auszuschlaten, falls sich herausstellte, dass diese ihnen schaden wollten. Das Letzte, was man hier gebrauchen konnte, waren Verräter. “Pff, Aberglaube…” Gott, wie sie dieses Wort hasste. “Sollen sie doch glauben, was sie wollen. Wir werden selber sehen, was da drinnen ist.” Die Einbildung von manchen Personen machte viele Dinge schlimmer als sie waren und Lacy war kein Freund von solchen Übertreibungen. Lieber blickte sie diesen “Legenden” mit ihren eigenen zwei Augen ins Gesicht, sollten diese sich als wahr herausstellen. Es verging noch einige Zeit, doch irgendwann erreichte auch der Zug die Wüstensande. Und mit den Wüstensanden war es nicht mehr allzu lang bis Aloe, größte Stadt West-Fiores und Sitz von Crimson Sphynx. Kaum fuhr der Zug in den Bahnhof ein, stand Lacrita auch schon von ihrem Sitz auf. Sie brauchte ihm wohl nicht sagen, dass sie keine Zeit verlieren wollte. Wenn Maxwell irgendeinen Sinn für Eigeninitiative besaß, sollte er das schon von selbst verstehen.
Ruhige Kameraden waren einfach die angenehmste Sorte an Mitreisenden, die man haben konnte. Maxwell war selbst ein sehr ruhiger und allen voran verschwiegener Mann, der im Regelfall überhaupt kein Interesse an sozialer Beteiligung hatte und daher sämtliche Gespräche stets auf ein Minimum reduzierte. Glücklicherweise sah es Lacrita genauso, denn offenbar hatten ihre jüngsten Aufträge eher Gegenteiliges mit sich gebracht. Der Davis machte daher auch keine Anstalten sie aus ihrem Schlaf zu reißen, denn die Zugfahrt war ohnehin lang genug und der zwingend notwendige Informationsaustausch würde nur wenige Minuten in Anspruch nehmen. Leider Gottes blieb dieser Informationsaustausch aber eine zwingende Notwendigkeit, denn auch wenn der Auftragszettel am Board einiges hergab, so hatte der Davis durchaus einige Hintergrundinformationen von Lord Dhakalis erhalten, die es zu berücksichtigen galt. Entsprechend klärte der Soldat seine Begleitung über diese auf und erhielt genau die Reaktion, mit welcher er gerechnet hatte.
„Der Aufklärung nach besitzen die legalen Gilden keine Kenntnis über die Aktion“, entgegnete Maxwell und sah dabei in die Seelenspiegel der jungen Dame. „Es gilt jeden auszuschalten, der uns dahingehend in den Rücken fallen könnte“, wies der A-Rang Magier daher an. Sie durften kein Risiko eingehen und daher musste jede potenzielle Schwachstelle eliminiert werden, selbst wenn es sich dabei um ein Mitglied vom Team der Auftraggeberin handelte. Sollte Crimson Sphynx vor Ort aufschlagen, dann standen die Chancen für die beiden Royal Crusade Magier sehr schlecht unbeschadet und allen voran unbekannt aus dieser Sache herauszukommen. Gegen die elitäre Gilde aus der Wüste wollte Maxwell wirklich nicht antreten, denn er war noch lange nicht zu seiner alten Stärke gelangt, für die man ihn sogar bei den Verdeckten Operationen gefürchtet hatte. Stattdessen zählte er nur zum Mittelmaß der Royal Crusader, doch Lord Dhakalis trainierte unaufhörlich mit ihm. Maxwell Davis war eines Tages wieder mächtig, garantiert. Die blutroten Augen wanderten hinaus in die Landschaft, die in gemächlichem Tempo an ihnen vorbeizog.
„Was auch dort lauern mag, wir schalten es aus“, entgegnete er auf den mangelnden Aberglauben der Ardere, den er allerdings teilte. Maxwell war auch nicht abergläubisch, aber jede Legende hatte ihren Ursprung in irgendeiner Wahrheit, also standen die Chancen sehr gut dort tatsächlich auf etwas Gefährliches zu treffen. Aber zugleich war sich der Crusader auch sehr sicher, dass sie es gemeinsam schaukeln konnten. Damit war jedenfalls alles Wichtige besprochen und die angenehme Stille kehrte wieder ein, während das stählerne Gefährt sie immer tiefer in die Wüste und damit auch nach Aloe Town brachte, wo Crimson Sphynx heimisch war. Beim Anblick der Stadt kamen einige Erinnerungen hoch, die er hier mit Aurea teilte, wenngleich sie diese Erinnerungen nicht in der Art besaß wie Maxwell es tat. Die schrecklichen Bilder vor Augen hatte lediglich er. Der Mann versank völlig in seinen Gedanken während seine blutroten Seelenspiegel leer hinaus blickten, weswegen er gar nicht so recht mitbekam, wie der Zug allmählich zum stehen kam. Erst das Aufstehen seiner Partnerin signalisierte ihm, dass sie eingetroffen waren und nun loslegen mussten.
Maxwell stand also ebenfalls auf und verließ gemeinsam mit der rothaarigen Dame das stählerne Gefährt. Kurz blickte er sich am Bahnhof um und erspähte direkt einen Kamelverleih, der wie gerufen kam. „Wir treffen unsere Auftraggeberin zehn Meilen vor der Ausgrabungsstätte“, erklärte er der Ardere. „Der Treffpunkt befindet sich direkt an der Karawanenstraße bei einer Trog-Station“, fügte er noch an. Dann lief Maxwell auch schon zum Kamelverleih und sprach den Besitzer an, um für entsprechend viel Geld zwei leistungsfähige Kamele zu erstehen. Diese begutachtete er kurz und übergab dann eines an seine Partnerin, während er sich selbst auf seines schwang. „Ich werde die Gespräche mit unserer Auftraggeberin übernehmen. Ich möchte, dass du deine Augen aufhältst. Uns darf nichts entgehen“, mahnte der Soldat und setzte sein Kamel in Bewegung. „Wir könnten genauso gut von unserer Auftraggeberin hintergangen werden, wie all die Arbeiter. Ich möchte vorbereitet sein“, schloss er ab. Dann kehrte wieder Stille ein und Maxwell ritt endgültig los, um den Treffpunkt zu erreichen.
Die Chamberlain war wirklich ein Engel auf Erden, aber eben im Sinnbild gesprochen und nicht so wie Ken, die in ihrem Laden angestellt war. Sie hatte ein Herz aus Gold und brachte selbst in dieser Situation unglaubliches Verständnisses für den Aker auf, obwohl er durchaus aus niederen Trieben gehandelt hatte. Graham war grundsätzlich ein ehrbarer Mann, aber am Ende des Tages eben auch nur ein Mensch mit all seinen Stärken und Schwächen. Dennoch hatte Lorelai ein Bild von ihm und ließ nicht zu, dass selbst Graham dieses alternierte. Graham hatte sie als Freundin überhaupt nicht verdient, hatte er ihr traditionelles und wohlbehütetes Antlitz mit seinen niederen Trieben beschmutzt. Und doch gewährte sie ihm auch weiterhin den Platz an seiner Seite, als ihr Freund. Der Aker schätzte sich unglaublich glücklich und fasste sich ein Herz, sich in Zukunft auch so zu verhalten. Immerhin konnte er ihr nun auch einen passenden Ratschlag erteilen.
Im Büro von Sergej Fährlich wurde dann alles hinsichtlich des Auftrags besprochen. Die Anweisungen waren präzise und simpel, daher ließen sie keine Fragen offen. Zwar wusste die Chamberlain mit Wumms nichts anzufangen, aber alles andere hatte sich eben entsprechend erübrigt. Es sollte in die Wüstenstadt gehen und darauf freute sich Lorelai sehr, ebenso wie der Aker. Der ehemalige caelische Soldat hatte stets eine große Freude daran, die schönen Seiten in Fiore gemeinsam mit der Chamberlain zu erkunden. Sie hatten zusammen das Bahnfahren kennengelernt, den schönen Süden des Landes erkundet und ihren gemeinsamen Weg bis in diese hochtechnologische Stadt gefunden. Jetzt durften sie endlich gemeinsam die Wüste kennenlernen, allen voran Aloe Town. Und schon waren sie auch schon wieder in der Lounge. Das war irgendwie typisch für Midas Hands, denn ausgedehnte Besprechungen mit Kaffee und Kuchen gab es hier echt nicht.
„Lassen wir uns überraschen“, lächelte der Crashmagier hinsichtlich der Produkte, wobei er sich unter Wumms schon etwas vorstellen konnte. Als ehemaliger caelischer Soldat hatte er ja durchaus die eine oder andere Waffe in der Hand gehabt, aus denen etwas herauskam und einige Meter später etwas ankam. Dann verabredeten sie sich für einen späteren Zeitpunkt am Bahnhof und trennten vorerst ihre Wege, um notwendige Dinge in ihren Heimen einzupacken. Am Bahnhof vereinte sich das Duo dann wieder, um den richtigen Zug und Sitzplätze auszuwählen. Dieses Mal war auch wirklich alles bezahlt. „Wenn die Arbeit erlaubt“, leitete der Aker ein und griff dabei Lorelais Hand, um sie kurz zu halten. „Erkunden wir alles. War noch nie da“, schlug er vor. Je schneller sie ihren Job erledigt hatten, desto mehr Zeit hatten sie für all die Entdeckungen, die Aloe Town für sie bereithielt. Graham ließ dann wieder von ihr ab und blickte kurz aus dem Fenster, bis Lorelai erneut zu sprechen begann.
Aufmerksam lauschte er ihren Worten und empfand Mitleid für Großmutter Conny, die nach dem Tod ihres Ehemannes bestimmt sehr einsam gewesen sein musste. Gleichwohl waren es wohl die Traditionen, die ihr untersagt hatten, während der anhaltenden Ehe diese Reisen allein zu tätigen. Je nach Betrachtungsweise konnte man nun behaupten, dass Traditionen einen beschützten oder einfach nur einschränkten. Graham sah darin eher eine gesunde Mischung, kannte sich aber einfach nicht gut genug aus, um irgendwelche Schlüsse daraus zu ziehen. „War bestimmt schwer“, entgegnete er lakonisch auf die schöne Chamberlain. „Für Großmutter Conny“, fügte er an. Dann erfuhr er von Lorelai, dass ihre Großmutter ihn mochte und für einen stattlichen Mann hielt, der seine Tollpatschigkeit mit Entschlossenheit wettmachte. Die Augen des Akers weiteten sich dabei ein wenig, schließlich war das ein großes Kompliment und ihm natürlich auch eine Ehre. Er neigte leicht sein Haupt und lächelte dabei. „Richte Großmutter Conny meinen herzlichsten Dank aus“, verlangte er dann höflich von der Schönheit.
Plötzlich ertönte eine Signalhupe und das eiserne Gefährt setzte sich in Bewegung. Sie ließen den Bahnhof von Marokkasu Town zügig hinter sich und begaben sich hinaus in die freie Wildbahn von Fiore. Der Weg vom Zentrum nach Aloe Town war eher mittelmäßig lang, doch die Zugfahrt sollte den beiden Magiern ausreichend Zeit geben, sich angeregt zu unterhalten, vorzubereiten und sogar auszuruhen. Je länger sie fuhren, desto neugieriger wurde Graham auf die Wüste, von der er bisher nur gehört hatte. „Wegen meiner Magie“, brachte er dann aber noch ein neues Thema zur Sprache und sah lächelnd zu Lorelai. „Ich kann es kontrollieren. Besser jedenfalls.“
Lorelai war überzeugt davon, dass man den Mitmenschen mit Güte begegnen musste. Sie glaubte fest an das Gute in jedem und ging davon aus, dass jeder seinen guten Kern zeigen konnte und wollte, wenn er die Möglichkeit dazu bekam. Die Chamberlain wusste, dass weder sie noch andere Menschen unfehlbar waren, mit dieser Nachsicht und diesem Verständnis begegnete sie allen. Daher fiel es ihr nicht schwer, Graham zu verzeihen. Natürlich kannte sie die niederen Triebe des Akers nicht, welche ihn dazu bewegt hatten, ihr diese Ratschlag zu erteilen. Doch sie wollte es auch nicht wissen. Sie wahrte sich das Bild von ihm, welches sie hatte: Ein ehrenwerter Krieger aus Caelum. Und er war ihr Freund, den sie gern in ihrer Nähe hatte. Seit dem Umzug nach Marokkasu und dem Beitritt in die Gilde dachte sie oft an ihn und hatte sich gefragt, wie es ihm wohl ginge.. und ob er sie suchen würde. Doch das Schicksal hatte sie an den selben Ort gebracht.
Im Zug machten die beiden es sich bequem, um die entspannte Zugfahrt zu genießen. Lorelai schwärmte unterdessen bereits von Aloe Town und konnte es kaum erwarten, die Wüstenstadt zu entdecken. Als Graham daraufhin ihre Hand nahm, um ihr zuzusagen, dass sie alles nach dem Job erkunden würden, sah Lorelai ihn mit großen Augen an. Ein sanftes Lächeln zierte ihre Lippen und ihre Wangen zeigten eine rötliche Färbung. Es war natürlich nichts dabei, doch für eine tugendhafte Frau wie die Rosahaarige war allein diese Geste bereits sehr intim. Doch erneut entzog sie ihm nicht ihre Hand, wie sie es bei vielen anderen Männern bereits getan hatte, welche ihr zu nah gekommen waren. Lag es daran, dass Graham ihr Freund war und sie ihm vertraute? Oder waren der leicht erhöhte Puls und das undefinierbare, aufgeregte Bauchgefühl dafür verantwortlich? So oder so, als er wieder von ihr abließ, schien alles zu erkalten. Sie würde der Sache zu gerne auf den Grund gehen.. doch ihr war das nicht gestattet.
Nachdenklich blickte sie auf Großmutter Connys Ring, ehe ihr etwas einfiel. So erzählte sie dem Krieger ein wenig von Constance Chamberlain, die erst reisen konnte, als ihr Mann verstorben war. Und die eine positive Meinung von Graham hatte. Dieser schien sich sichtlich zu freuen, konnte sein Glück kaum fassen und ließ seinen Dank ausrichten. „Ich werde es ihr ausrichten“, versicherte sie ihm lächelnd. Das Gefährt setzte sich in Bewegung und mit jedem Kilometer, welchen der Zug durch Fiore fuhr, kamen sie dem ersehnten Ziel näher. Lorelai konnte es kaum erwarten, die Veränderung der Natur zu erkennen. Dann plötzlich sprach Graham ein anderes Thema an. Sofort funkelten die Augen der Rosahaarigen begeister und sie faltete andächtig ihre Hände. „Das ist ja wundervoll! Das freut mich wirklich sehr für dich, Graham. Aber es überrascht mich nicht. Ich wusste, dass du dazu in der Lage bist.. es ist nur eine Frage der Übung“ Es stimmte, denn die Chamberlain hatte nie daran gezweifelt, dass der Aker es schaffen würde. „Bedeutet das auch, dass du deine Magie nicht mehr versehentlich entfesselst?“, fragte sie ihn interessiert und erinnerte sich an diverse Male, als Graham Schaden verursacht hatte, ohne es zu wollen. Dann kicherte sie plötzlich auf, als ihr etwas aufgefallen war. „Ist es dir auch aufgefallen? Du hast es Magie genannt und nicht 'dein Pech'“ Kurz wich ihr Blick auf seinen Oberarm aus. Das Schutzband saß an Ort und Stelle.
Es würde nicht mehr lange dauern und der Zug würde am Bahnhof von Aloe Town einfahren. Die Region hatte sich bereits verändert und Wüstengebiet und Steppe herrschten nun vor, von Grün war kaum mehr eine Spur. Nach einer längeren Gesprächspause, in welcher jeder seinen Gedanken nachhing, brach Lorelai die Stille mit einer unvermittelten Frage: „Graham? Darf ich dich etwas fragen? Du musst nicht darauf antworten“, begann sie zögerlich, die Hände nervös in den Schoß gelegt. „Warst du schon einmal verheiratet? Oder verlobt? Ich frage mich nur, da du ja durchaus.. erfahren bist.. ob du etwa kein Interesse an einer Partnerin hast?“ Erfahren war der Code für..?
Die Chamberlain war ein wahrer Engel und dazu musste sie noch nicht einmal einer sein. Sie begegnete der Welt mit ihrer völlig eigenen Sicht und vermochte sogar Graham zu verzeihen, der sich für ein starkes Unwohlsein ihrerseits zu verantworten hatte. Zwar wusste sie nicht aus welchen Quellen heraus der Aker so gehandelt hatte, doch sie bewahrte sich das Bild von ihm und ermöglichte dem Krieger daher auch weiterhin an ihrer Seite zu bleiben. Und auch wenn sie ihm durchaus klar gemacht hatte damit klarzukommen, so würde er dennoch bei der nächsten Gelegenheit möglichst viele Magazine kaufen, um eine Verbreitung einzudämmen. Das war zwar ein Kampf gegen Windmühlen, aber das stellte Graham bei Zeit sicher auch selbst fest.
Im Zug sitzend erzählte Lorelai ein wenig von ihrer Großmutter und wie das Leben verlaufen konnte, was dem Aker durch diese Erzählungen erst richtig bewusst wurde. Es hatte so lang gedauert, bis Großmutter Conny ihrer Vorliebe frönen konnte und das alles aus Loyalität und Tradition. Keine verwerflichen Dinge, aber je nach Sichtweise bestimmt auch einschränkend. Die Chamberlain lebte allerdings nicht mehr in ihrem Land, unterlag hier in Fiore nicht dem traditionellen Denken ihres einstigen Lebensmittelpunktes. Sie war nur eine Magierin Fiore und konnte buchstäblich tun und lassen, was ihr beliebte. Entsprechend war es auch nur natürlich darüber nachzudenken, sich von festgefahrenen Traditionen ein stückweit zu lösen. Schlussendlich musste Lorelai ihren eigenen Weg finden und glücklich werden, mehr wollte Graham nicht. Und egal wofür sie sich entschied, er stünde ihr bedenkenlos zur Seite.
„Ich habe viel geübt“, bestätigt er lächelnd, nachdem Lorelai ihm ihre Zuversicht mitteilte. Sie freute sich aufrichtig für seine Erfolge und beteuerte, es gewusst zu haben. Die Chamberlain war einfach zu gut für diese Welt, das stellte Graham in diesem Augenblick auch wieder fest. Und dann sah sie auch noch so verboten schön aus. Für einen Augenblick färbten sich die Wangen des Mannes rosa, der sich über diesen innigen Zusammenhalt mit Lorelai unheimlich freute. „Bisher ist es nicht wieder passiert“, klärte der Aker sie hinsichtlich seiner vielen Fauxpas mit seiner Magie auf. Er hatte es natürlich ihrem Schutzband zugeschrieben und würde daran auch festhalten, denn so ganz hatte er das Konzept von Magie ohnehin noch nicht begriffen. Plötzlich kicherte die Chamberlain und Graham errötete erneut. „W-was ist?“, fragte er peinlich berührt und erhielt sofort Aufklärung. Er hatte es Magie genannt und nicht Pech. „Du…“, begann er und lächelte dann freudig. „…hast recht!“
Der Zug fuhr in der Zwischenzeit durch das gesamte Land und offenbarte den beiden Magiern diverse Einblicke in die natürlichen Veränderungen, die damit einhergingen. Stille kehrte ein und die Magier genossen den Ausblick, der alsbald in reinem Wüstengebiet mündete. Sie hatten es also fast geschafft und die Wüste endlich erreicht, die bereits aus dem Zug äußerst faszinierend wirkte. Im Waggon selbst spürte man bereits die erhöhten Temperaturen, doch noch hielt sich alles soweit in aushaltbaren Grenzen. Die Stille wurde dann von Lorelai durchbrochen, die dem Aker unbedingt eine Frage stellen wollte, wenngleich sie ihm direkt die Option ließ darauf nicht antworten zu müssen. „Schieß los“, gestattete er ihr also und beobachtete Lorelai neugierig, während sie das Thema zur Sprache brachte. Seine Augen weiteten sich und eine gewisse peinliche Berührtheit stellte sich ein, während sein Herz schneller schlug. Informierte sich Lorelai gerade über sein Liebesleben, weil dahinter eine gewisse Absicht oder ein Interesse lauerte? Stand sie etwa auf ihn? Nice, verdammt. Das Schutzband brachte echt Glück. Graham räusperte sich und legte nachdenklich eine Hand ans Kinn, während er kurz realisierte, dass er im Grunde als alter Mann bezeichnet wurde.
„Ich war noch nicht verheiratet“, klärte er zunächst auf. Man heiratete nur einmal im Leben und solange er nicht die richtige Frau hatte, kam das überhaupt nicht infrage. „Der heilige Bund ist nur für Sie“, fügte er an und betonte das Sie, das damit niemand explizites, aber eben die Eine gemeint war. „Hatte eine Partnerin“, setzte Graham weiter fort. „Courtney“, verriet er ihren Namen und verzog dann etwas das Gesicht. „Hat nicht gepasst. Suche also noch“, klärte er dann abschließend auf. Kurz ließ Graham die Informationen sacken und blickte dann Lorelai an. Eine Gegenfrage erübrigte sich eigentlich, schließlich war sie eine sehr traditionsreiche Frau. Aber er konnte eine andere Frage stellen. „Bist du schon versprochen?“, wollte er dann also von ihr wissen. „Falls du es sagen möchtest“, fügte er direkt an, schließlich musste sie ihm auch nicht antworten. Derweilen erreichte der Zug auch schon die Einfuhr in Richtung Aloe Town.
01 Es war wiedermal ein wundervoller Tag, den die Halbgöttin in Aloe verbringen durfte. Das Wetter dort war für sie zwar immer noch etwas gewöhnungsbedürftig, doch gewöhnte sie sich schnell daran, dass es kaum einen Tag gab, an dem nicht die Sonne schien, um die Stadt in eine wohlige Wärme zu tränken. Zuletzt trieb es die Magierin immer häufiger in den Westen des Landes. So häufig sie eben Zeit entbehren konnte und so häufig Charon, ihr Freund ebenjene auch für sie hatte. Es fühlte sich für Helena immer noch etwas surreal an, ihn „ihren“ Freund zu nennen. So sehr hatte sie sich für Aska gefreut, als diese ihr davon erzählte, mit Cassius zusammengekommen zu sein. Aus Sicht einer Außenstehenden, war das für sie ganz normal. Nun, da sie aber die Protagonistin in einem solchen Szenario war, wusste sie gar nicht so recht wie ihr geschah. Es war… ja, als schien in ihrem Alltag nun viel häufiger die Sonne. Unabhängig vom extremen Wetter der Wüste. So gerne Helena einfach so Zeit mit Charon verbrachte, so sehr freute sie sich auch auf besondere Unternehmungen mit ihm. Ihre diesmalige Reise nach Aloe gründete mit unter auf eine Einladung des Magiers, zu einer Art Volksfest am folgenden Tage. Das war die perfekte Gelegenheit für sie, ihr ohnehin schon geplantes Vorhaben in die Tat umzusetzen. Sie hatte sich fest vorgenommen, shoppen zu gehen und sich für die doch sehr speziellen Begebenheiten in der Wüste zu rüsten. Die Kleidung, die sie sonst üblicherweise trug, war für die extreme Sonnenwirkung in der Aloe Region nicht sehr praktikabel. Zudem regte sich in ihr so etwas wie ein Bedürfnis. Sie wollte Charon gefallen, was ihre Kleiderwahl plötzlich wesentlich bewusster machte, als es vermutlich zuvor der Fall war. Statt nun alleine loszuziehen und abzuschätzen, was dem Weißhaarigen gefallen könnte, war es viel einfacher ihn einfach mitzunehmen und vor Ort zu fragen. Zudem brauchte Helena ohnehin seine Expertise, wollte sie sich doch während der Festlichkeiten den Aloeïschen Traditionen entsprechend kleiden. So zogen die Zwei also gemeinsam durch Aloe Town, um die Magierin rundum neu einzukleiden. Helena wäre auch vom Bahnhof aus bis zur Gilde spaziert, um Charon dort abzuholen, doch er war ihr bereits zuvorgekommen und befand sich schon am Gleis, um sie dort zu empfangen. Als der gedankenverlorene Blick der Halbgöttin auf den Daragin traf, zuckten ihre Mundwinkel gleich zu einem strahlenden Lächeln empor. Ihr Schritt beschleunigte sich etwas und als sie bei ihm ankam, schlang Helena ihre Arme um den Magier, um ihm daraufhin sogleich einen Kuss zur Begrüßung zu schenken. “Es ist so schön dich zu sehen. Ich habe dich vermisst.“, erklärte die Marinakis, kaum hatten sich ihre Lippen von den seinen gelöst. Nicht gelöst hatten sich indes ihre Hände, die lediglich an seinen Armen entlanggewandert waren, um die seinen zu greifen. Grade hatte sie ihre Worte ausgesprochen, da erwartete sie schon beinahe, was Charon daraufhin sagen würde. Sein Verlangen danach, sie aus den Rune Knights und aus Crocus heraus, fest nach Aloe zu holen, waren ihr ja nicht unbekannt. Ob ihm wieder ein Kommentar diesbezüglich über die Lippen kommen würde? “Hast du bereits eine Idee, wo es uns hinzieht?“, erkundigte sich Helena bei ihrem Freund. Er kannte die Stadt schließlich viel besser als sie und im besten Fall schon eine Vorstellung, wo sie fündig werden konnten. Nicht, dass es sie stören würde, mit ihm auch einfach die gesamte Aloe Innenstand entlang zu schlendern.
Das Wetter in der Wüste war sicher gewöhnungsbedürftig, aber es gab definitiv schlechteres Wetter, an das man sich gewöhnen musste, als immer warm und sonnig. Charon für seinen Teil war sich ziemlich sicher, dass es Helena – seiner Freundin – hier in Aloe Town gut gefiel. Und dass sie gut hierher passte. Und dass sie vielleicht hier bleiben sollte, aber gut, das wusste sie ja. Und heute war ein weiterer Tag, an dem er ihr zeigen konnte, wie gut sie es hier im Herzen der Wüste eigentlich fand! „Hallo, Helena. Ich habe dich auch vermisst“, lächelte Charon warm, als er die Arme um sie legte. Einem sanften Kuss zum Gruße folgte ein zweiter, der etwas intensiver war. Der Dargin war eben ein gieriges Kerlchen. Schlussendlich entließ er sie aber wieder aus seinem Griff und begnügte sich damit, ihre Hand zu halten. „Sicherlich, ich weiß schon genau die richtigen Geschäfte“, lachte er warm, als sie nachhakte, wo es denn hingehen sollte. Was genau der Plan für heute war, war ja bekannt, also hatte der Dargin genügend Zeit gehabt, sich zu überlegen, wo sie hingehen wollten. Es sollte ein Geschäft sein, in dem sich Helena wohlfühlte, in dem es aber vor Allem auch Sachen gab, die dem Dargin optisch gefielen. Hochwertige Sachen, soweit möglich. Das schränkte die Wahl schon ein Stück weit ein. Trotzdem freute sich Charon auf den Shoppingtrip. Die Marinakis hatte wohl Glück, einen Herren erwischt zu haben, der an so etwas eine Menge Spaß hatte. „Aber hast du nicht Gepäck dabei, das du erst einmal abstellen willst? Wenn ja, sollten wir vorher einen kurzen Abstecher ins Gildenhaus machen.“
Hand in Hand über die Straßen Aloes zu schlendern war eine Erfahrung, die Charon so noch nie wirklich gemacht hatte. Als jemand, der nicht gerade nach Beziehungen gesucht und Frauen eher außerorts getroffen hatte, hatte es nie wirklich jemanden gegeben, bei dem sich diese Art öffentlicher Intimität richtig anfühlte oder angemessen war. Allgemein war er eher der Typ dafür, dass Frauen sich einhakten. Das fühlte sich... weniger persönlich an. Mit seiner Freundin würde das aber wohl so passen. Unangenehm war es nicht, im Gegenteil. Es bildete ein interessantes Gefühl der Nähe zwischen ihm und Helena. „Hach ja... es ist schön, hier mit dir unterwegs zu sein. Das Strahlen der Wüstensonne schmeichelt deiner zarten Haut“, schmunzelte das Weißhaar und strich sanft mit seinem Daumen über die Hand, die er hielt. „Und? Hast du etwas Interessantes erlebt, seit wir uns das letzte Mal begegnet sind?“ Normalerweise war es ja eher der Dargin, der erzählte, und Helena, die schweigend genoss, aber er bemühte sich, diese Dynamik nicht immer Überhand nehmen zu lassen. Das gehörte schließlich zum Kennenlernen dazu. Außerdem war das Leben der Marinakis Alles in Allem doch ziemlich spannend, da gab es sicher etwas zu erzählen! „Ach, und wie geht es eigentlich Aska? Wenn ich mich recht erinnere, wart ihr zwei ziemlich gut befreundet...“
02 Es war vermutlich ein nahezu trivialer Ablauf für das Wiedersehen eines Paares. Erst recht, wenn es noch so frisch zusammen war. Als die Beiden einander sahen, steuerten sie einander entgegen. Sie nahmen sich in den Arm und tauschten die ersten Zärtlichkeiten aus, sowohl physischer, als auch emotionaler Natur, ehe ein richtiges Gespräch aufgegriffen wurde. Helena kam dabei sogleich zum Punkt, beziehungsweise zu dem geplanten Ausflug, mit dem dieser Besuch verbunden war. Die Zwei wollten Einkaufen, also Shoppen, doch oblag es dem Einheimischen, diese Tour anzuleiten. Während die Marinakis in Erfahrung bringen wollte, wo es die Beiden als erstes hinziehen würde, sorgte sich Charon zunächst über ihr Gepäck, welches im Zweifelsfall Ballast darstellen würde, den sie in seiner Gilde verstauen könnten. Die Halbgöttin schüttelte aber sogleich lächelnd den Kopf. “Ich hab nur das Nötigste eingepackt, in dem Wissen, dass wir ohnehin etwas einkaufen werden.“, erklärte sie. Um dem Dargin zu zeigen, dass ihr Gepäck wirklich kaum der Rede wert war, streifte sie eine Art Turnbeutel von ihren Schultern, um ihn ihm zu präsentieren. Er war nicht einmal zur Hälfte gefüllt, war auf dem Rücken kaum spürbar, sodass man ihn gar leicht vergessen könnte. “Dafür brauchen wir nicht extra zur Gilde laufen.“, meinte Helena noch, ehe die Zwei sich dann gemeinsam auf den Weg machten, die Einkaufsstraßen Aloes unsicher zu machen. Das würden sie Hand in Hand tun. Helena war es nicht unbekannt, sich bei Charon mit ihrem Arm einzuhaken. Das hatte sie in dieser Form schon getan, doch war die Beziehung der Beiden zuletzt auf eine ganz neue Ebene angestiegen. Auf eine Ebene, die mit wesentlich mehr Intimität und Persönlichkeit in Verbindung stand. Die Hand der/des Anderen zu ergreifen und diesen Kontakt beim Spazieren aufrecht zu erhalten, war eine solche Form von Intimität. Es war weniger „edel“, weniger distanziert als die eingehakten Arme und vermittelte auch nach außen hin ein deutliches, ein eindeutiges Bild. Nicht, dass es der Tochter Poseidons darauf besonders ankam. Die schmeichelnden Worte ihres Freundes zauberten sogleich ein herzhaftes Lächeln auf die Lippen der Halbgöttin. Zu dem von ihm angesprochenen Thema der Sonne und ihrer Wirkung auf das Antlitz der Brünetten, fiel ihr aber umgekehrt ebenfalls etwas auf, beziehungsweise ein. “Ich mag, wie das Licht dein Haar zum Strahlen bringt.“, entgegnete sie ihm, wobei ihr Lächeln sich zu einem Grinsen intensivierte. Dem Gegenkompliment folgte eine Frage nach ihren jüngsten Erlebnissen. Überrascht zuckten die Augenbrauen der Magierin empor. Sprachlos machte sie diese Frage jedoch nicht. Ihr fiel sofort ein kleines Abenteuer ein, von welchem sie berichten konnte und wollte. “Oh, ich hatte die Tage eine Verfolgungsjagt durch Crocus. Nein, zwei sogar!“, korrigierte sie sich selbst, kaum hatte sie ihr Erlebnis angeschnitten. “Vielleicht hast du davon gehört, dass es vor Kurzem diese Unruhen unter den Bewohnern gab? Demonstranten sind auf die Straße gezogen, um sich über das Königshaus und die Autoritäten aufzulehnen. Die Situation war wirklich brenzlich.“ Helena bemerkte gar nicht, wie sie plötzlich mit ihrer freien Hand zu gestikulieren begann. “Stellte sich heraus, dass die Leute angestachelt und aufgehetzt wurden!“ Wer hätte das geahnt? Da steckte doch ein Drahtzieher dahinter, der die Gemütslage der Bewohner für seine Zwecke nutzen wollte! Helena nicht. Also sie hätte das vorher nicht geahnt. Neben der Erzählung von ihrem kleinen Abenteuer in Crocus, interessierte sich Charon auch für ein anderes Thema, welches er eigenständig anschnitt. Er erkundigte sich nach dem Wohlergehen Askas. Nicht, dass dies verwerflich war, doch irritierte Helena diese Frage ein wenig. Was wohl die Intention dahinter sein mochte? “Ja, klar. Das sind wir immer noch.“, schmunzelte die Magierin, womit sie ihre leichte Unsicherheit diesbezüglich ein wenig überspielte. “Ich habe neulich eine Geburtstagsfeier für sie geschmissen, danach habe ich sie aber nicht mehr wirklich getroffen. Sie ist viel beschäftigt.“, erklärte die Marinakis, zunächst ohne sich danach zu erkundigen, woher diese Frage wohl rühren mochte.
„Ah, wie vorausschauend. Dann machen wir uns direkt auf den Weg.“ Charon musste schmunzeln, als seine Partnerin meinte, dass sie ihr Gepäck weise gewählt hatte. Er selbst war jemand, der gerne gut vorbereitet war, insofern gefiel es ihm, die Eigenschaft auch an der Marinakis zu beobachten. Hand in Hand verließen sie den Bahnhof, spazierten durch das warme und lebendige Aloe Town. Seine freie Hand wanderte hinauf zu seinen Haaren, fuhr einmal hindurch, als sie diese lobte. Ja, sie sahen beide schon ziemlich eindrucksvoll aus. „Eine Verfolgungsjagd?“, wiederholte der Dargin neugierig, sah Helena mit Interesse an, während sie ihre Geschichte erzählte. Er selbst hatte in der Zwischenzeit festgestellt, dass die Jagd nur begrenzt in seiner Natur lag. Bei Helena dagegen konnte man es sich gut vorstellen. Wo Charon sein Leben gerne Schritt für Schritt lebte, war es leicht, sich die fitte Dame dabei vorzustellen, wie sie ein paar wilden Halunken hinterher jagte. „Hm... Demonstrationen sind ja erst einmal nicht ungerecht, aber so, wie du das erzählst, klingt das nach einer größeren Gruppe. Ich war der Meinung, die meisten Einwohner Fiores wissen die guten Taten unserer Königin zu schätzen.“ Er schüttelte den Kopf, ein Funken von Enttäuschung in seinen Augen. In letzter Zeit musste er sich viel zu häufig damit auseinander setzen, was für egoistische, rücksichtslose und undankbare Menschen es selbst heute noch in Fiore gab. Vorurteile gegenüber anderen Völkern waren immer noch sehr real, trotz Allem, was Königin Kaede dagegen getan hatte. Wahrscheinlich gehörten die meisten ihrer Gegner diesen konservativeren, feindseligen Gruppen an. „Du meinst also, dass ein Demagoge der Grund dafür ist? Ich hoffe, ihr habt ihn geschnappt. Solche Leute sollten nicht frei herumlaufen.“ Charon wusste selbst gut genug, wie einflussreich gut gewählte Worte sein konnten. Er selbst hatte seinen Charme, aber glücklicherweise war sein Herz rein und gut, da musste man sich keine Gedanken machen. Es wurde erst problematisch, wenn andere, niedere Menschen ihre Worte nutzte, um den dummen Massen den Kopf zu verdrehen.
„Viel beschäftigt... das kann ich mir vorstellen. Das ewige Los eines S-Rang Magiers, schätze ich.“ Mit einem schmunzeln nickte Charon, musste daran denken wie viel zeitintensiver seine neuen Quests waren. Man hatte auch nur eine begrenzte Wahl, ob man sich darum kümmern wollte, denn wer sollte es sonst tun? S-Ränge waren selten und manchen Aufgaben waren nur sie gewachsen. Dass diese Aufgaben gerne mal ein paar Tage oder gar ein, zwei Wochen kosteten war eine ganz schöne Einbildung. Bevor er weiter darauf eingehen konnte, blieb er aber auch schon stehen und hob seinen Kopf. „Ah, da wären wir. Einer meiner Favoriten, wenn es um Damenmode geht.“ Helena konnte das Gebäude vor ihnen wohl kaum übersehen. Die braune Fassade war hier und da mit bunten Girlanden geschmückt, um Blicke auf sich zu lenken, und enthielt ein großes Schaufenster mit ein paar sehr auffälligen Kleidungsstücken. Das erste war ein weißes Kleid mit Überwurf, der vor der strahlenden Sonne schützen sollte, ohne zu viel vom eigenen Körper zu verbergen, das dritte ein alltäglicheres, aber dennoch niedliches Outfit, das farblich gut zu der sandigen Umgebung West-Fiores passte, sich aber so weit vom hellen Sand abhob, dass man immer noch auffallen würde. In der Mitte wurde etwas ganz Besonderes ausgestellt: Das recht freizügige, mit schimmerndem Gold besetzte Outfit einer Bauchtänzerin, passend mit den durchsichtigen Tüchern, die den Look vervollständigten. Als Traditionelle und Moderne Mode für die Aloische Dame wurde das Sortiment des Ladens auf einem Schriftzug über dem Fenster beschrieben, während das Schild über der Tür den Namen des Geschäftes hervorhob: Tausend Wüstenträume. „Hier sollten wir etwas Traditionelles finden können, das du für das Fest anziehen kannst. Es gibt eine gute Auswahl, ich bin sicher wir finden etwas, das dir gefällt“, meinte Charon warm und drückte Helenas Hand leicht. „Und ein paar Outfits für den Alltag in Aloe können wir auch gleich besorgen. Wir wollen ja nicht, dass du hier noch einen Sonnenstich bekommst...“
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