Ortsname: Wald der Totenstille Art: Freiraum Spezielles: Auf diesem Wald liegt ein Fluch, der die Ausbreitung von Schall in eine Distanz über wenige Meter eingrenzt. Beschreibung: Dieser Ort ist ein finsterer und verlassener. Das Gehölz dieses Waldes ist halbtot und das im besten Falle. Bäume und Äste sind morsch, die Baumkronen scheinen dunkel, fast schwarz. Moos sorgt noch für das meiste Grün. Der Wald ist finster und verbreitet eine düstere Atmosphäre. Beleuchtet wird er auf eine magisch anmutende Art durch indirektes Licht, welches immer hinter den nächsten Bäumen hervorzutreten scheint. Häufig breiten sich plötzliche Nebelschwaden zwischen den Bäumen aus. Betritt man den Wald, so hört man außer dem Knacken der Zweige unter den eigenen Füßen nicht viel. Nach Geräuschen von Vögeln, Tieren oder selbst vom Wind lauscht man vergebens. Ob der Wald von allen Tieren verlassen wurde oder es einen anderen Grund für die Stille gibt, ist unklar. Hiesige Anwohner behaupten jedenfalls, dass der Wald verwunschen ist. Auf ihm läge ein Fluch, der die Bäume zum Schweigen bringe, so heißt es. Weiter, so sagt man sich, soll in dem Wald eine dunkle Magierin wohnen, die mit ihrer Magie Fremde abschrecken will, um sich ungestört ihren unheiligen Machenschaften hingeben zu können. Natürlich gibt es keine Augenzeugen, die jene Magierin mal gesehen haben wollen. Immerhin heißt es, dass niemand, der tief in den Wald eingedrungen ist, je zurückgekommen sei…
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Eine ordentliche Schlägerei in alter Fairy Tail Manier in allen Ehren, aber jetzt war definitiv der falsche Zeitpunkt für so etwas, denn die dunkle Magiern hatte sich davon nicht beirren lassen. Shizuka pfiff die beiden Streithähne also zurück und machte sich auf den Weg, um dieses mysteriöse Schwert zu erreichen, während sich die anderen beiden Magier um die alte Hexe kümmern sollten. Sowohl Aska als auch Mareo spurten natürlich sofort und sorgten gemeinsam dafür, dass der Hexe die Lichter ausgeblasen wurden. Der blonde Halbgott hatte die Hexe mit seinen schwarzen Blitzen gelähmt und Aska tackelte sie einfach um, nur um der alten Dame danach ordentlich die Fresse zu polieren. Mareo entschied sich genau in diesem Augenblick dazu, dass er sich niemals wieder mit Aska anlegen wollte, auch wenn er bei der vorherigen Situation eigentlich keine Schuld trug. Sollte er eine ruhige Minute finden, dann würde er das Gespräch mit ihr suchen und versuchen, ihr diese Situation zu erklären. Allerdings hatte er nicht einmal selbst so richtig verstanden, was genau da nun los war. Es wirkte auf ihn so, als hätte er sich in seinem Inneren befunden, aber jemand anderes hatte die Kontrolle. War es dieser seltsame, blonde Mann gewesen? Offenbar, denn Mareo hatte ihn in seinem Kopf gesehen, ganz eindeutig.
Die alte Frau war erst einmal ausgeschaltet worden und Shizuka konnte erfolgreich den vielen Ranken ausweichen, um zum Schwert zu gelangen. Offenbar konnte sie es jedoch nicht aus dem Stein ziehen, weswegen Mareo kurz darüber nachdachte, ihr dabei helfen zu wollen. Auch Aska schien sich nach dem Fortschritt der Anführerin erkundigen zu wollen, allerdings blieb den beiden Magiern nicht viel Zeit, sich um Shizuka zu sorgen. Sie bekamen mittlerweile ein ganz anderes Problem, denn der Spalt war noch immer offen und schier unendlich viele Tentakeln quollen daraus hervor, um sich Aska und Mareo zu schnappen. Der Blondschopf wich den Tentakeln zu allen Seiten aus, kombinierte Fassrollen mit Flick-Flacks, Hauptsache nicht gefangen werden. Rettung nahte, als Shizuka plötzlich mit dem Schwert auftauchte und eine beachtliche Menge mit einem gezielten Hieb zu Boden beförderte. „Verschafft mir etwas Zeit“, wies Mareo an und begann dann seine Arme über seinem Kopf zu kreuzen. Mareo konzentrierte sein Mana und erzeugte eine massive Ansammlung an komprimierter Energie, die zügig die Form eines schwarzen Lochs annahm und durch die speziellen Eigenschaften eines schwarzen Lochs auch einen unheimlich gewaltigen Luftsog verursachte, der über die Lichtung schoss und sich radial in das schwarze Loch bewegte. Die blonden Haare von Mareo flatterten in diesem starken Wind und die Kraft des schwarzen Lochs wurde immer gewaltiger. Aska und Shizuka durften die anziehende Wirkung dieser besonderen Technik durchaus verspüren, mit welcher der Halbgott die restlichen Tentakel aus dem Spalt angreifen wollte.
Als das schwarze Loch groß genug war, zielte er damit auf den Spalt und die vielen Tentakel, die daraus hervor quollen und feuerte das schwarze Loch dann ab. „Altairis!“, benannte er die Technik dabei und sah dem schwarzen Loch hinterher, wie es auf den Spalt zuraste und dort auf die breite Masse der Tentakel stieß. Diese wurden allesamt abgetrennt und fielen zu Boden, während eine Vielzahl auch direkt in den Orb eingesogen und somit zerfetzt wurde. Zugleich begann der Spalt seltsam zu flackern, da das schwarze Loch noch immer aktiv war und offenbar noch etwas Energie absorbierte. Dann detonierte der Orb und sendete eine Schockwelle über die Lichtung, der Spalt flackerte weiter. Schützend hielt sich Mareo einen Arm vor die Augen, in der Hoffnung, dass er großen Schaden verursacht hatte.
Verwendete Zauber:
Altairis TYP: Elementlose Magie ELEMENT: - KLASSE: III ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 125 MAX. REICHWEITE: 45 Meter SPEZIELLES: - VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 6, Manaregenration Level 4 BESCHREIBUNG: Um diesen Zauber zu beginnen überkreuzt der Anwender seine Arme über seinem Kopf. Durch die sich ansammelnde Kraft bildet sich eine Art "schwarzes Loch" über dem Kopf. Dieses "schwarze Loch" nimmt allmählich an Größe zu, je länger die Position gehalten wird. Hat das Orb die gewünschte Größe erreicht, kann der Magier dieses auf seinen Gegnern abfeuern, was bei einem direkten Treffer bereits starken Schaden anrichten kann. Sollte es diesen treffen wäre es vergleichbar mit einem Baum der direkt auf einen hinabstürzt. Das Orb fliegt auf den Gegner mit einer Stärke und Geschwindigkeit entsprechend der Willenskraft des Anwenders von einem maximalen Level bis 8.
Aska blickte zwischen der alten Hexe, welche regungslos auf dem Waldboden lag und Shizuka, welche versuchte, das Schwert aus dem Stein zu ziehen, hin und her. Dann warf sie immer wieder einen Blick über ihre Schulter hinweg zu Mareo, als wolle sie prüfen, ob er sie erneut angehen würde. Die weißhaarige Anführerin schien vorerst keinen Erfolg zu haben, dieses eigenartige Schwert irgendwie an sich nehmen zu können. Womöglich war es auch gar nicht dafür vorgesehen, aus dem Stein gezogen zu werden. Der unheilbringende Spalt drang wieder in den Fokus Askas. Aus diesem portalartigen Ding drangen mehr und mehr tentakelartige, dunkle.. Tentakel. „Schon wieder“, murrte Aska, denn auf der letzten Quest kam sie bereits mit dieser Formel in Berührung. War dies ein Portal zur Unterwelt, wie Gabriel es in den Ruinen von Shirotsume geöffnet hatte? Denn auch daraus waren diese Tentakel gekommen. „Ein wirklich unerfreuliches Wiedersehen für euch!“, kündigte die glorreiche Heldin ihre Gegenwehr entschlossen an und erschuf sich, wie auch beim letzten Mal, ihren Bogen aus Licht mit Hilfe des White Devil’s Holy Arrow. Damit hatte sie gute Erfahrungen gemacht, zumal ihre Devilslayermagie meist einen sehr empfindlichen Effekt auf diverse Bösartigkeiten hatte. Allerdings musste Aska, ähnlich wie Mareo, erst einmal ein wenig in Deckung gehen, um den nötigen Abstand zwischen sich und diesen Tentakeln herzustellen. Gekonnt nutzte die Magierin dafür ihre Umgebung, umrundete ein paar tote Bäume und veranlasste dadurch sogar, dass sich zwei der Tentakel darum verknoteten. Dann machte sie sich endlich zum Abschuss bereit, peilte in der knappen Zeit einen besonders dicken Tentakel an und schoss ihn mit einem Lichtpfeil ab. Dieser krümmte sich zusammen und zog sich verletzt in das Portal zurück, verschwand allerdings nicht gänzlich. Ganz so, als wolle er sich Regenieren. Nur am Rande nahm die glorreiche Heldin wahr, dass es Shizuka plötzlich doch gelungen war, das Schwert aus dem Fels zu ziehen. Doch es war Mareos Stimme, welche sie zum Handeln drängte. Ihm Zeit verschaffen? Wenn es sein musste.
Also schoss Aska weiterhin mit ihren Pfeilen auf die Tentakel, welche sich dann wenigstens zweitweise verzogen. Mit anderen Zaubern wäre sie erfolgreicher, allerdings wollte sie den nötigen Abstand zu diesen widerlichen Dingern wahren. Nach insgesamt fünf Pfeilen wurde es der Heldin aber dann doch zu blöd und sie wollte sich näher heranwagen, als einer der einst verknoteten Tentakel sich gelöst hatte und sie am Fußgelenk packte. Kopfüber hing sie nun in der Luft, hielt sich wütend den Rock fest und wollte gerade zur Gegenwehr ansetzen, als ein anderer ihren Oberkörper umschlang. Zwar hing sie nun nicht mehr kopfüber, aber angenehmer wurde es deswegen nicht. Der Griff wurde immer fester und fester, bis Aska merkte, dass ihr das Atmen schwer fiel. Wie gerne hätte sie nun losgeschimpft, doch sie musste sich die Luft sparen. Das könnte allmählich zum Problem werden.. Verdammt. Panik stieg langsam in der Blonden auf. Und plötzlich ließ es los.
Aska kam auf dem Boden auf, schnappte hektisch nach Luft und erkannte sogleich, dass Shizuka mit Hilfe des Schwertes einfach die Tentakel zerschnitten hatte. „Sehr gut! Das gefällt mir!“, teilte sie ihre Begeisterung für die Waffe sogleich außer Atem mit und rappelte sich auf die Beine, um zu Shizuka zu laufen. Vereint standen die beiden Frauen nun da, allseits bereit zu kämpfen. Bis Aska merkte, in welch glibberigem Schleim die Tentakel sich auflösten. „Igitt, das gefällt mir weniger“, kommentierte sie das angeekelt und wich einen Schritt zur Seite, damit der Schleim nicht an sie heran kam. Nicht auszumalen, das Zeug wäre in irgendeiner Form giftig. Da die beiden Magierinnen ganze Arbeit geleistet hatten (Shizuka in dem Fall wohl etwas mehr, als Aska), konnte Mareo genug Zeit verschafft werden, sodass er nun selbst zu einem glorreichen Angriff ausholen konnte. Dabei stand er natürlich unter der ständigen Beobachtung Askas misstrauischer Augen. Da sie allerdings in den letzten Minuten mehr mit ihrem eigenen Überleben beschäftigt gewesen war, konnte sie nun nur noch das Endprodukt Mareos Vorbereitungen bewundern: Ein großes, schwarzes Loch, welches die Umgebung in Wallung zu setzten schien. Der Wind hatte aufgefrischt und allgemein hatte wohl keiner im Moment das Bedürfnis, diesem Loch zu nahe zu kommen. Und so warf Mareo es mit voller Kraft gegen das Portal..
Die Tentakel zerplatzten regelrecht, wobei deren Überreste sogleich weggesogen wurden. „Nein..“, hörte man die Hexe ächzen, welche sich wieder auf die Beine hievte, jedoch sichtlich geschwächt war. Das Portal erzitterte, schien instabiler zu werden. Doch schließen tat es sich nicht.. „Ich erkenne keinen Bannkreis oder dergleichen, wie damals in Shirotsume“, überlegte Aska laut. Damals hatte Gabriel es mit Hilfe eines magischen Rituals innerhalb eines Kerzenkreises auf dem Boden geöffnet. Doch diese Hexe hatte es einfach in der Luft erschaffen. Die Augen der Heldin wanderten zu der alten Frau. „Es scheint, wie müssten das Problem an der Wurzel packen“, verkündete sie entschlossen. Hexe tot, alles gut?
Aska Zauber:
White Devil’s Holy Arrow TYP: Lost Magic ELEMENT: Licht KLASSE: II ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 35 pro Pfeil MAX. REICHWEITE: 20 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Geschicklichkeit 4, Fernkampfwaffen Grad I BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber erschafft der Devilslayer einen Bogen aus Licht und kann mit diesem einen großen Lichtpfeil auf den Gegner abfeuern. Nach dem Abschuss lässt sich der Pfeil nicht weiter kontrollieren. Seine Stärke und Geschwindigkeit entspricht der Willenskraft des Anwenders und kann einen Maximalwert von 7 nicht überschreiten.
Durch Shizukas Einschreiten konnte sie verhindern, dass diese ekelhaften Dinger ihrer Gefährtin die Luft abschnürten. Aska wurde von den Tentakeln gepackt, in die Luft gehoben und umschlungen, doch da die Weißhaarige das Problem an der Wurzel packte, beziehungsweise dort abtrennte, war die Lichtfee wieder befreit. Sogleich gesellte sie sich zu ihr. Ja, so war es besser. So konnten sie einander Deckung geben. Die Schwertkämpferin grinste auf den Kommentar ihrer Kollegin hin, blickte sich dann aber hastig um. Sie schlug drohend nach weiteren Tentakeln, die aber nicht entschlossen genug waren, noch einmal nach jemandem zu greifen. Im Endeffekt sollten sie dazu auch nicht mehr kommen. Erst im letzten Augenblick bemerkte Shizuka, dass Mareo einen mächtigen Angriff einleitete. Er feuerte eine Art schwarzes Loch ab, direkt auf den Spalt. Die Kraft dieses Zaubers zerfetzte die restlichen Tentakeln mit einem Male. Sie lösten sich in Schleim, beziehungsweise in der Luft auf und waren einfach pulverisiert. "Sehr gut!", jubelte die Schwertkämpferin, eine Faust gen Himmel geragt. Dieses Portal, der Riss in den Dimensionen oder was das auch immer war, es flackerte. Es wirkte so, als würde es bald zusammenfallen. Shizuka wollte sich schon freuen, da erspähte sie wieder so eine komische Kreatur. Ein riesiger Dämonenkopf versuchte sich durch das stark geschrumpfte Loch zu drücken, den Eintritt in ihre Welt zu erzwingen. Die Ritterin blickte rasch zu Aska. "Schnapp dir die Hexe!", wies sie sie an. Sie durften nicht riskieren, dass diese Frau irgendwie davonkam oder gar wieder in den Kampf eingriff. Sie musste zur Rechenschaft gezogen werden! Ohne weiter zu zögern hastete Shizuka dann in Richtung des Risses. Unterstützt durch ihre Rüstung sprang sie ein paar Mal nach vorne, ehe sie sich dann richtig feste abdrückte, um den Spalt, der noch immer hoch in der Luft klaffte, zu erreichen. Den Schwung den sie mitnahm investierte sie in einen mächtigen Hieb mit dem Schwert, welches sie grade aufgehoben hatte. Die Waffe bohrte sich in den Dämonenkopf und die Weißhaarige, die den Griff fest mit ihren Händen umschloss, hing einen Moment daran. Auch wenn dieser Angriff vermutlich nicht dafür gereicht hatte die Kreatur auf der anderen Seite zu töten, so reichte es sie zurückzudrängen. An dem Realitätenspalt abgeschmiert, rutschte die Klinge aus dem großen Kopf heraus. Shizuka fiel zu Boden. Dadurch, dass der Kopf nicht länger versuchte hindurch zu drücken, löste sich das Portal letztlich komplett auf. Es flackerte immer schneller und stärker und fiel schließlich in sich zusammen. Als es endgültig kollabierte, stieß es ein letztes Mal eine kräftige Druckwelle aus. Es knallte ohrenbetäubend laut, dann folgte Stille. Gespenstische Stille. Fassungslos in die Luft starrend, lag die Feenritterin noch einen Moment am Boden. Sie wollte zuerst nicht glauben, dass es tatsächlich vorbei war, doch so war es. Der Spuck war zu Ende.
Zauber:
Bunny Suit Armor TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 10 pro Sprung MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Geschicklichkeit Level 3, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Eine eher spärlich schützende Rüstung, die in ihrer Optik dem bekannten, aufreizenden "Häschenkostüm" nachempfunden ist. Ein Body mit Hasenpuschel, relativ blickdichte Netzstrumpfhose und ein Haarreif mit Hasenohren. Diese magische Rüstung verbessert die Sprungfähigkeiten des Nutzers enorm. Die Sprunghöhe/weite entspricht der Willenskraft des Anwenders in Metern, wobei sie aber nie einen höheren Wert als 4(+1)m erreichen kann. Mastery: Sprunghöhe/-weite +1
Der Wind fegte über den Platz und die Hexe schien sich trotz der Tracht Prügel ziemlich sicher, dass sie gewinnen würde. Unheimlich viele Tentakel fingen an, die Magier von Fairy Tail auf das äußerste zu belästigen und ohne Shizukas Schwertkünste, hätten sie die beiden Slayer wohl auch schnell aus dem Rennen genommen. Der Spalt in der Raum-Zeit war ein echtes Problem und bildete ein Portal für all die schrecklichen Dinge, welche die Hexe in diese Dimension holen wollte und doch hatte Mareo es geschafft, diese riesige Hand zuvor zurück zu befördern. Nun waren es die vielen Tentakel, die an einen Vorfall in Shirotsume erinnerten. Dort hatte ein niederer Dämon eine finstere Formel genutzt, um ebenfalls derartige Tentakel zum Einsatz zu bringen und doch gab es einen grundlegenden Unterschied zu Shirotsume, den Aska alsbald bemerken konnte. Der Halbgott hatte seine letzten Reserven zusammen gezogen und ein mächtiges, schwarzes Loch erzeugt. Diese Kugel verfügte über eine ganze Menge Kraft und allen voran über fantastische, physikalische Eigenschaften und sollte hoffentlich dieses Raum-Zeit-Portal schließen können.
Das schwarze Loch stellte physischen Kontakt zum Raum-Zeit-Portal her und zerfetzte sämtliche Tentakel, die daraus hervor gekrochen kamen. Zugleich schien das schwarze Loch die Kraft des Spalts zu absorbieren, da dieser kräftig zu flackern begann und instabiler wurde, allerdings reichte es noch nicht aus. Mareo atmete schwer auf und kniete sich ab, um sich etwas zu erholen, während er das Ergebnis seiner Arbeit betrachtete. „So ein verdammter Mist“, raunte er, enttäuscht über seine eigenen Kraft, die offenbar nicht ausreichte, um dieses Portal zu vernichten. Wie viel seiner mächtigen Zauber musste er denn noch darauf abfeuern, um Erfolg zu haben? Offenbar lag das Geheimnis jedoch nicht darin, sondern bei der Hexe. Doch zuvor bemerkte Aska noch den Unterschied zu Shirotsume, was Mareo ein paar hektische Blicke in die Umgebung abverlangte. „Du hast recht. Ich sehe auch nichts“, entgegnete er ihr und hievte sich wieder auf die Beine, um nach eventuellen Bannkreisen zu suchen.
Leider stellte sich eine weitere Gefahr ein, denn ein riesiger Kopf versuchte den Raum-Zeit-Spalt durchzudringen. Ob es dasselbe Geschöpf war, zu dem auch die große Hand zuvor gehörte? Denkbar. Shizuka reagierte sofort und wies Aska an, mit der Hexen nunmehr kurzen Prozess zu machen. Die Ritterin nutzte ihr neues Schwert, um einen eindrucksvollen Angriff durchzuführen, während Aska sich um die Hexe kümmern sollte. Mareo entschied sich kurzerhand dazu, der Heldin den Weg zu ebnen und richtete seine Hand wieder auf die alte Frau, erzeugte schwarze Blitze in Form eines großen, elektrischen Balls und feuerte ihn auf die Rentnerin ab. Dort schlug das Geschoss ein und entfaltete sich zu einer Explosion aus schwarzen Blitzen, die für elektrische Verbrennungen und Paralyse sorgten und somit ein Zeitfenster erschafften, in welchem Aska zuschlagen konnte. „Mach sie fertig, Aska!“, rief der Halbgott seiner Kameradin hinterher. In Shirotsume hatte Aska viel von sich Preis gegeben und sich von einer Seite gezeigt, die der Godslayer nicht kannte. Aber es erklärte viele Verhaltensweisen von der Heldin, wie Mareo nachträglich empfand. Vielleicht war es für ihn die Möglichkeit, wieder besser mit ihr anzuknüpfen, jetzt wo er am heutigen Tage diese seltsamen Erfahrungen gemacht hatte, die auch einiges über ihn erklären konnten.
In der Zwischenzeit landete Shizuka rücklings auf dem Boden, der Raum-Zeit-Spalt war geschlossen und eine enorme Druckwelle fegte über die Lichtung. Diese warf den Blondschopf aus Fairy Tail rücklings zu Boden, wo er sich noch zweimal überschlug und dann erschöpft liegen blieb. Für einen Augenblick hatte er eine Art Tinitus auf den Ohren und er schien benommen, doch langsam drückte er sich mit den Ellenbogen etwas empor und sah, dass der Raum-Zeit-Spalt verschwunden war. „Hahaha. Wir haben es geschafft“, lachte er leise und richtete seinen Blick dann zur Heldin, die mittlerweile kurzen Prozess mit der Oma gemacht haben müsste.
Verwendete Zauber:
Lightning God's Lightning Explosion TYP: Lost Magic ELEMENT: Blitz KLASSE: II ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 50 MAX. REICHWEITE: 15 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber konzentriert der Anwender zunächst seine elektrische Energie. Diese kann er dann zu einem großen elektrischen Ball abfeuern. Bei Aufprall entlädt sich die gesamte Energie in Form von schwarzen Blitzen. Die Stärke dieser Technik entspricht der Willenskraft des Anwenders minus 1 und kann einen Maximalwert von 7 erreichen.
Aska hatte eher damit gerechnet, dass der Kampf langsam aber sicher für die Magier Fairy Tails entschieden war. Doch es kam anders als gedacht, als plötzlich der Kopf eines Dämons aus dem Portal ragte und sich den Weg aus der Unterwelt bahnen wollte. Sofort in alte Muster fallend, schoss Aska das Adrenalin durchs Blut und sie spürte, wie ihr Herz wild zu schlagen begann. Es war ein jahrelang konditionierter Prozess, welchem sie immer dann zum Opfer fiel, wenn sie mit Dämonen oder anderen finsteren Kreaturen konfrontiert wurde. Geistesgegenwärtig wollte die Blonde sich sofort diesen Teufel vornehmen, doch Shizuka gab ihr einen anderen Befehl. Verständnislos sah Aska sie an, doch sie musste ihr als Teamleiterin folgen. Genervt wandte sie sich wieder ab und ballte wütend die Fäuste. Das passte ihr gar nicht in den Kram, doch einen Streit war die Sache nicht wert. Nicht, wenn Aska einfach kurzen Prozess mit der alten Hexe machen würde und sich dann sofort dem Dämon widmen konnte. Genau so würde sie es machen, ja. Die Hexe schnell niederstrecken, um sich dann den wichtigen Dingen zu widmen.
Schwarze Blitze bahnten sich ihren Weg zu der Dunkelmagierin, welche dadurch zunehmend in Mitleidenschaft gezogen wurde. Aska erwiderte nichts auf Mareos Zuspruch, da sie noch immer nicht wusste, was sie von der Aktion vorhin halten sollte. Doch sie hatte einen Plan, welchen sie nun schnellstens durchziehen wollte. Es war also keine Zeit, sich nun mit derartig banalen Themen zu beschäftigen. Also fixierte Aska die Hexe, sprach White Devil’s Holy Rage leise aus und atmete tief ein, ehe sie auf die paralysierte Frau zuging. Die konzentrierte Lichtmagie schoss laserartig aus den Lungen der Magierin direkt auf die Alte zu. Die Wucht des Aufpralls ließ die Hexe durch ihre eigenen vier Wände brettern, in welchen sie regungslos zu Boden ging. Als sich von oben ein Deckenbalken löste und zu allem Übel noch auf sie niederschlug, konnte man wohl nur noch ihren Tod feststellen. Selbst wenn der Balken nicht gewesen wäre, so hätte ihr altes Herz die Strapazen des Kampfes nicht länger ertragen. Askas Angriff war also nur noch der Tropfen gewesen, welcher das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. So! Jetzt aber. Als wäre nichts gewesen, wandte sich Aska von der Hexe ab.
Doch gerade, als sie sich entschlossenen Blickes dem Dämon widmen wollte, da musste sie feststellen, dass sich das Portal mit einer finalen Druckwelle geschlossen hatte. „Wie jetzt“, murmelte die Dämonenjägerin verdattert, konnte sie schließlich kaum glauben, dass sie nicht mehr zum Zuge kam. Der leise lachende Mareo wandte sich ihr zu, bekam das Lächeln allerdings nicht von ihr erwidert. Ohne eine Miene zu verziehen, ohne auf den passenden Moment zu warten, konfrontierte Aska ihn sofort mit ihrer Frage: „Was sollte das vorhin?“ Sie klang dabei gar nicht mehr wütend, stattdessen konnte man tatsächlich einen leichten Hauch von Enttäuschung aus ihrem Ton wahrnehmen. Ihr Gesicht verzerrte sich, die Augen waren traurig, doch der Kiefer angespannt zusammengepresst. „Denk nicht, dass mir nicht aufgefallen ist, dass du regelrecht wesensverändert warst. Aber ich erwarte dennoch eine Erklärung, Mareo. Es ist-“, für einen kurzen Moment brach sie ab, da sie nicht zu sehr in ihre eigene Gefühlswelt abtauchen wollte. Denn das war ein Ort, zu dem nur sie selbst Zutritt hatte. Aber sie hatte dem Blonden Vertrauen entgegengebracht, vor allem in Shirotsume und dann kam so etwas. „Das.. das hat mich enttäuscht“ Während die drei Magier noch immer an Ort und Stelle ausharrten, schien das Sonnenlicht allmählich wieder zutritt in den Wald der Totenstille zu bekommen. Erst jetzt fiel Aska auch auf, dass ihre Stimme nicht mehr diesen eigenartigen Echoklang hatte.
Manavorrat:
Manavorrat (90/700)
Zauber:
White Devil’s Holy Rage TYP: Lost Magic ELEMENT: Licht KLASSE: III ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 125 MAX. REICHWEITE: 25 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 7 BESCHREIBUNG: Der Devilslayer atmet tief ein, sammelt und konzentriert gleichzeitig das Mana in seinen Lungen. Beim Ausatmen stößt dieser anschließend einen mächtigen und laserartigen Lichtatem aus, der selbst über die Distanz nicht schwächer wird. Die Wucht und Geschwindigkeit entspricht der Willenskraft des Magiers bis zu einem Maximum von 9 und der Durchmesser des Atems beträgt 5 Meter.
Beherrschung:
Willenskraft Level 8: Der Durchmesser beträgt nun 7,5 Meter und die Reichweite 30 Meter Willenskraft Level 9: Der Durchmesser beträgt nun 10 Meter
Shizuka kümmerte sich ein für alle Male um diesen blöden Dimensionsriss. Sie nutzte das gefundene Schwert im weitesten Sinne als Schlüssel, mit dem sie es abschloss. Nur, dass sie es nicht herumdrehte und sie den Schlüssel viel mehr in diesen Dämonenkopf steckte und… na egal. Die Magierin starrte noch einen Moment in die Luft, dort wo grade noch der Spalt klaffte. Sie war erschöpft und atmete schwer. Erst als eine Weile nichts mehr geschehen war, traute sie dem Braten wirklich. Die Weißhaarige raffte sich auf und klopfte sich den Dreck von den Klamotten. Sie schaute sich um, wobei ihr Blick schließlich bei Aska und Mareo hängenblieb. "Aaaah, die streiten doch nicht wieder?" Die Hexe? Die war nicht mehr zu sehen. Sie befürchtete, dass die dunkle Magierin es nicht überlebt hatte, bekam aber aufgrund ihrer eigenen Sorgen nicht mit wie der Kampf zuvor verlaufen war. Die geballte Macht dieser zwei mächtigen Magier war wahrscheinlich zu viel für die Frau gewesen. Schade, Shizuka hätte sie gerne gefangengenommen und dem Gildenmeister vorgestellt. Vielleicht hätten sie noch etwas interessantes über die Hintergründe dieser düsteren Veranstaltung herausfinden können.
Auf dem Weg zu ihren Kameraden löste die Ritterin ihren Zauber auf, wodurch sie wieder in ihren Alltagsklamotten erschien. Sie bemerkte, wie die Atmosphäre sich gewandelt hatte. Die Sonne schien von oben herab, sie wärmte die Haut der Magierin auf eine angenehme Weise. Außerdem war die Akustik wieder ganz anders. Entfernt zwitscherten Vögel und der Wind rauschte durch die Baumkronen des Waldes, der viel grüner und gesünder aussah, als noch wenige Augenblicke zuvor. Dieser Zauber oder Fluch, was immer es war, schien gebrochen. Shizuka warf noch einmal einen Blick auf das Schwert, welches sie gefunden hatte, ehe sie es nachdenklich an ihrem Rücken befestigte.
Als die Weißhaarige bei ihren Gefährten ankam, spazierte sie von hinten auf Aska zu. Sie legte ihren Arm um den Nacken ihrer Gefährtin und platzierte sich so wie selbstverständlich an ihrer Seite. "Wow, war das ein Abenteuer! Ihr zwei wart spitze! Deine Lichtzauber, wie du es diesen komischen Viechern gezeigt hast!" Mit der freien Hand stupste sie der Lichtmagierin in die Seite, ehe ihr Finger nach vorne auf Mareo deutete. "Dieses Blitzschwert, einfach atemberaubend! Kannst du es mir mal borgen?" Shizuka grinste breit. Sie hatte keine Lust auf Streitigkeiten und außerdem war die Gefahr doch gebannt. Zeit für gute Laune, oder nicht? Sie freute sich jedenfalls schon auf eine ausgelassene Feier in der Gildenhalle, wo sie den anderen berichten konnten, was für waghalsige Manöver sie unternommen haben um die Welt zu retten, oder so ähnlich. Welt retten… gut, das war vielleicht etwas weit hergeholt, doch eine mysteriöse Gefahr gab es da schon und diese wurde abgewendet. "Wollen wir?" Ihr Lächeln wanderte vom Blonden zu Aska zurück. Oder mussten sie das unbedingt jetzt klären?
Es war überstanden. Der Dimensionsriss war geschlossen und die alte Hexe war ein für alle Mal besiegt. Die Heldin von Fairy Tail hatte wirklich kurzen Prozess mit ihr gemacht und Mareo staunte abermals nicht schlecht über die immensen Kräfte, über die Aska verfügte. In seinen Gedanken malte er sich bereits aus, wie die van der Velden ihn windelweich prügelte und entschloss sich, ihr fortan nie wieder einen Grund dafür zu geben. Er mochte die Frau mit den karamellfarbenen Augen eigentlich und die Sache mit Rownan war schon schlimm genug gewesen, insbesondere nachdem er in Shirotsume erfahren hatte, weswegen ein Date mit einem Wolf vielleicht nicht das klügste Manöver war. Aska hatte dort viel von sich Preis gegeben und den Halbgott damit wirklich überrascht, auch wenn er manche Zusammenhänge noch immer nicht parat hatte und daher das große Ganze nicht verstehen konnte. Dennoch sah Mareo diese Tatsache als einen gewaltigen Vertrauensvorschuss und wollte diesen eigentlich nicht verspielen, auch wenn ausgerechnet heute etwas passiert war, was er sich nicht wirklich erklären konnte.
Die van der Velden konfrontierte ihn auch sofort damit und hakte nach, was das vorhin den sollte. Der Blondschopf senkte etwas den Blick und ließ die Situation Revue passieren, nun wo er die Zeit hatte selbstreflektierend darüber nachzudenken. Es hatte sich in dem Augenblick so angefühlt, als hätte eine andere Präsenz das Steuer übernommen und er konnte nichts dagegen tun. Mareo konnte alles aus seinen eigenen Augen beobachten, doch so sehr er versuchte zu kommunizieren, es drang nichts nach außen. Stattdessen befand sich in seinem Kopf diese Präsenz, gekleidet in eine Toga und von gleichem blondem Haar, wie Mareo es hatte. Der Herr trug einen Bart, wirkte boshaft und strahlte etwas sehr autoritäres und gefährliches aus, während er Mareos Körper offenkundig als Gefäß bezeichnete. Er war ein Gefäß? Aber wofür? Was er nun eigentlich? Gefühlt tausende Fragen hatten sich in seinem Kopf überschlagen und für viele davon, hatte er schlichtweg keine Antworten. Und dann waren da noch dieses Blitzschwert und diese Erinnerungen von sich, wie er genau mit diesem Schwert gegen den blonden Mann kämpfte, der die Kontrolle über ihn übernommen hatte. Einzelne Worte wie „Sohn“, „Zeus“ und „Halbgott“ hallten durch seinen Kopf, während Mareo anfing vorhandenes Wissen zu verknüpfen.
Kurz blickte Mareo in Richtung von Shizuka, die weit genug entfernt war und begab sich dann mit einem Schritt näher an Aska, denn die nachfolgenden Worte waren für die Otorame nicht gedacht. „Da war jemand in einem Kopf. Ein alter Mann, der meinen Körper gesteuert und gesprochen hat. Es war, als wäre ich in meinem eigenen Körper gefangen. Ich konnte nur zuschauen“, erklärte Mareo leise und atmete tief durch. „Ich verstehe es, ehrlich gesagt, nicht. Ich weiß nicht wirklich wer dieser Mann sein soll…“, fügte er an und blickte der Heldin dann in die Augen. „Es tut mir wirklich leid, was passiert ist. Das war nicht ich. Ich würde niemals…“, sprach er weiter und dann kam auch schon Shizuka dazu. Erst jetzt wurde der Godslayer auf die Umgebung aufmerksam, die sich wieder weitaus zum Positiven verändert hatte. Die Sonnenstrahlen stießen durch die Baumkronen, die Vögel zwitscherten und die Atmosphäre war wieder völlig normal. Auch die Akustik war wieder so, wie sie sein sollte. Kurz blickte der Halbgott entschuldigend zu Aska, da sie gerade nicht weiter sprechen konnten, aber auf dem Rückweg ergaben sich da definitiv noch Möglichkeiten. Shizuka legte ihren Arm um Aska und lobte die Stärker ihrer Magie, als auch schon der Finger auf Mareo gezeigt und breit grinsend nach dem Blitzschwert gefragt wurde. „Klar. Wenn ich herausgefunden habe, wie ich das Teil in die Finger kriege, leihe ich es dir gern mal aus“, kicherte Mareo belustigt und schenkte danach Aska ein Lächeln, auch wenn sie es vielleicht nicht haben wollte.
Der Magier stimmte Shizuka mit einem Nicken zu und das Trio begann die Heimreise, die nun wesentlich entspannter war. Das Trio nutzte die Gelegenheit und verzichtete auf einen strammen Fußmarsch, wodurch alles in einem gediegenen Spaziergang mündete. Man ließ den Auftrag Revue passieren, sprach über ein paar Vorfälle und stellte allgemein fest, dass man eine ziemlich schlagkräftige Gruppe war, mit der nicht zu Spaßen ist. In einem ruhigen Augenblick, wandte sich der Halbgott wieder Aska zu. „Ich glaube dieser Mann, der mich kontrolliert hat, ist mein Vater…“
Im ersten Moment dachte Aska, dass es vielleicht tatsächlich ein Phänomen dieses Waldes gewesen war, welchem Mareo zum Opfer gefallen war. Als hätte ein Fluch ihn ergriffen und fremdgesteuert. Waren diese dunklen Formeln vielleicht ein Teil der Misere gewesen? Mit der Unterwelt und all ihren Machenschaften war nicht zu scherzen, das wusste Aska. Die verhärteten Gesichtszüge erweichten sich langsam, allerdings konnte man ihren Augen noch immer die Skepsis ablesen. Doch es sprach dafür, dass Mareo alles sehen konnte, was in diesen Sekunden geschah. Und auch Aska hatte das Wort „Gefäß“ vernommen. War der Celeris tatsächlich ein Gefangener im eigenen Körper gewesen? Eine unheimliche Vorstellung. Es fiel Aska so schwer.. so unglaublich schwer, jemandem zu glauben. Einem anderen Menschen die Unschuld anzuerkennen, zu verzeihen.. einfach darauf zu vertrauen, dass das Gesagte der Wahrheit entspricht. Man konnte Aska den inneren Konflikt regelrecht ansehen. Es war ein Kampf zwischen ihrem jahrelang gehegten Misstrauen anderen gegenüber und der Realität. Einer Realität, in welcher sie Mareo mochte und deutlich erkennen konnte, wie sehr er selbst gerade unter den Ereignissen litt. Der Blonde entschuldige sich. Er würde niemals.. „Mareo“, unterbrach Aska ihn leise und umgriff mir ihrer Hand seinen Zeige-, Mittel- und Ringfinger. „Das ist nicht leicht. Aber ich versuche, dir zu glauben, ja?“, versicherte sie ihm noch leise, ehe sie sofort wieder von ihm abließ. Denn Shizuka kam angeswaggt.
Aska musste unweigerlich breit grinsen, als Shizuka ihren Arm um ihren Nacken gelegt hatte. Das war doch mal eine Kameradin! Sie drehte ihren Kopf in Richtung der Weißhaarigen, wodurch nur noch wenige Zentimeter zwischen ihren Nasenspitzen lagen. „Ein richtiges Abenteuer, ja! Wie früher!“, freute sich die Blonde, ohne das „früher“ zu erläutern. „Aber dass es dir gelungen ist, das Schwert aus dem Fels zu ziehen, hat mich auch schwer beeindruckt!“, gab Aska plötzlich gut gelaunt ein Kompliment zurück an die Weißhaarige. Shizuka war so cool und unkompliziert, dass es der Devilslayerin vergleichsweise einfach fiel, ihr Sympathie und ein Gefühl von Kameradschaft entgegen zu bringen. Das hatten bisher nur Zahar und Helena geschafft. Es gelang Shizuka sogar, die etwas steife Atmosphäre zwischen Mareo und Aska aufzulockern, ihre gute Laune und Erleichterung über das gemeinsam bestandene Abenteuer steckten einfach an. Daher nickte die Magierin ihr auch entschlossen zu, als sie die Heimkehr einläuten wollte. „Auf jeden Fall“, bestätigte Aska das lächelnd.
Auch wenn die Laune besser war und allmählich auch eine gewisse Erleichterung und Ruhe in Aska zu spüren waren, so dachte sie noch viel über Mareos Worte und über deren Situation nach. Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie dem Celeris vertrauen konnte und er ihr keinen Bären aufgebunden hatte. Konnte sie sich denn auf dieses Gefühl verlassen? Nun.. wenn nicht auf sich selbst, auf wen könnte Aska denn dann vertrauen? Gedankenverloren seufzte die Blonde auf und richtete ihren Blick gen Himmel. Als Mareo sie plötzlich unvermittelt angesprochen hatte, neigte sie ihr Gesicht in seine Richtung und sah ihn mit großen Augen an. Sein Vater? „Du scheinst nicht besonders erfreut darüber zu sein“, entgegnete sie nach einigen Augenblicken der Stille. Und nein, er machte wirklich keinen glücklichen Eindruck. Aber wie auch, denn wenn Mareo recht hatte, dann war Mareos Vater anscheinend kein angenehmer Geselle..
Hm.. Anders als ihr Vater. Die wenigen Erinnerungen, welche Aska an ihn hatte, waren geprägt von Liebe, Zuwendung und viel gemeinsamen Gelächter..
Hobby? Der Wolf verzog das Gesicht zu einem wehmütigen Lächeln. Wenn man es so nennen wollte? Eigentlich nannte er es zwar eine notwendige Tat, aber er empfand auch, auch wenn es ihm nicht ganz richtig erschien, Spaß daran. Es war ein Nervenkitzel in Häuser einzubrechen, Schmuck und Geld zu suchen und wieder zu verschwinden. Drohungen zu schreiben, die er natürlich nie ausführen würde. Aber sie wirkten oft genug, dass er es weiter tat. Das Delia es auf die Pflanzenfähigkeiten seiner Ziehtochter bezog, darauf kam er nicht. Auf ihre Aussage, dass sie nichts konnte, runzelte er die Stirn. „Ob es kau doch jeda zumindest etwos“, meinte er und sah sie gespannt an. Ganz sicher war sie gut in etwas! Da war er sich sicher. Und ja, da erzählte sie auch schon, dass sie Erdmagie beherrschte. Na also, und sicher konnte sie noch viel mehr. „Ach, des is scho in Ordnung. Wir faungen olle kla au. Wie bist du zu Erdmagie kuma? Is des vererbt?“, fragte er. Zacha hatte, für seine Erfahrung und sein Alter, tatsächlich wenig Ahnung von Magie. Seine formte lediglich die Pfeile, ansonsten wusste er nicht viel darüber. Wie entstand Magie? Konnte man sie lernen? Er hatte es einfach irgendwann gekonnt, je mehr er mit Pfeil und Bogen geübt hatte. Aber war das bei allen so? Jetzt, wo er ein kleines Mädchen bei sich hatte, wollte er mehr Wissen, um ihr mehr erzählen und bieten zu können als seine kläglichen Vermutungen.
Fonsi kam zurück und Zachas Nase juckte. Der leckere Geruch der Wurst ließ seinen Magen knurren, obwohl er zuvor gegessen hatte. Der Wolf in ihm leckte sich die Lefzen. Es roch auch zu gut … Zachariel zwang sich, nicht länger auf die Würstel zu starren, als wollte er sie Fonsi jeden Moment entreißen, sondern vorzugehen. Sie sollten sich langsam aber sicher auf den Weg zum Wald machen. Und so taten sie es auch. Sie verließen die Stadt wieder und folgten dem Wanderweg zum Wald. Es war ein gutes Stück, die er seinen Aktenkoffer schleppte. Ein Rucksack war mit dem Bogen am Rücken leider oft schwer zu tragen. Zu dritt näherten sie sich dem Waldrand. Zachariel hörte immer weniger die Grillen, die langsam einsetzten, obwohl die Sonne sich zum Untergehen aufmachte. In den gelbgoldenen Strahlen ragten der Wald düster vor ihnen auf. Trotz seiner Wort schluckte er hart. Einladenden sah er nicht aus. Doch Zacha dachte an Gaea, und daran, wie freudig sie auf den Wald zulaufen würde. Wenn sie das konnte, konnte er das auch. So erreichten sie die ersten Bäume, deren raue Rinde grau und alt wirkte. Nicht nur ihm war die Stille aufgefallen, auch Delia sprach davon und er roch die Unsicherheit und Angst von mindestens Fonsi. „Stimmt, darum hast der Woid woi so“, murmelte er und sah sich aufmerksam um. „Kumts“, winkte er den beiden und trat vor in den Wald. Er roch auf den ersten Eindruck normal, doch beim zweiten Atemzug war etwas … falsch. Der Wald roch faulig krank. Seine Nasenflügel bebten und er hielt das Kinn hoch erhoben, um weiter möglichst unauffällig zu schnüffeln. Es war eine Aura, ein Gefühl und ein Geruch, der ihm Gänsehaut verpasste. Delias Vorschlag wurde leider von Fonsi abgelehnt. „Wir könnten uns a mitm Rucken zum Rand setzen. Daun seng man ned“, schlug er nicht ernst gemeint vor und unter seinem Stiefel knackte laut ein Ast. Zacha erstarrte kurz, dann ging er langsam weiter. Noch etwas fehlte hier, die Wildwege, denen er hätte folgen können. So schlug sich selbst durch, umging ein Gebüsch und drang tiefer in den Wald vor. Immer wieder sah er zurück, bis der Rand verschwand und der Wald sie gänzlich verschluckte. „Wir sollten uns an Platz suchn, wo ma an Überblick ham“, meinte er und blieb stehen, um sich umzusehen. Vielleicht entdeckte ja auch Delia ein Plätzchen?
Zachariel war wirklich nett. Delia schätzte es sehr, dass er so aufbauende Worte für sie übrig hatte - obwohl sie einander nicht einmal kannten. Das war richtig edel! Hoffentlich würde sie ihn nicht enttäuschen, da musste sich die Blauhaarige wirklich anstrengen. Ja, irgendwas kann jeder. Delia wusste auch, worin ihr einzigartiges Talent lag, doch sicherlich könnte sie den Wald der Totenstille nicht überleben, indem sie für alle was Schönes kochte. Sie käme sich Zachariel gegenüber einfältig vor, würde sie ihm nun sagen, dass sie statt nützlicher Magie vorzüglich kochen konnte. Da kam es ihr gerade recht, dass der Schwarzhaarige sich weiter nach ihrer Erdmagie erkundigte. „Ein Erbe? Hm, nein. Das glaube ich nicht. Meine Eltern sind keine Magier. Aber eine gute Bekannte brachte mir diese Magie bei, sie ist eine wahre Meisterin! Ich meine..“ Dann machte Delia ein paar spektakuläre Bewegungen, mit welchen sie versuchte zu deuten, was Yingtao alles mit ihrer Erdmagie anstellen konnte. „Und dann wusch! Und.. ungefähr so!“, untermalte sie diesen peinlichen Ausdruckstanz, welchen sie gerade aufführte. „Und zum Schluss hundert Felsbrocken, die auf die Fieslinge herabregnen!“ Mit den Fingern deutete Delia den Regen, begleitet von einem: „Bam, bam, bam!“ Und Ende. Ein wenig verlegen grinste sie den Fremden an, lachte dann über ihre eigene Darbietung. „Das ist es jedenfalls, wo ich mal hinmöchte! Im Moment kann ich nur ein Loch graben“ Traurige Realität!
Fonsis Würstel schienen das Objekt der Begierde Zachariels zu sein. Denn so, wie er die Fleischwaren gerade anstarrte, hatte Yingtao immer Delias Takoyaki angestarrt, wenn sie ihr diese servierte. Delia aß so ziemlich alles und probierte alles, was als Köchin natürlich ein Muss war. Aber sie hatte sich eigens Proviant zubereitet und darauf freute sie sich im Moment ebenso. Fonsis Würstel würde sie den beiden also nicht streitig machen! Der Wald der Totenstille war erreicht und er wirkte auf Delia so furchteinflößend und gruselig, dass sie am liebsten hier abbrechen würde. Aber Zachariel war so nett gewesen und da täte es ihr wirklich leid, wenn sie ihn nun mit diesem Würsteltypen allein lassen würde. Abgesehen davon war diese Quest bestimmt besser zu ertragen, wenn sie zu dritt waren. Vorsichtig machte die Blauhaarige einen Schritt nach dem anderen, wohlbedacht, wo sie hintrat. Immer wieder sah sie sich um und man konnte ihr deutlich ansehen, dass sie sich gerade ins Hemd machte. Wie sehr hätte sie gehofft, dass der Waldrand ausreichen würde! Gerade noch murrte die junge Frau vor sich hin, da brachte Zachariel einen Spruch, welcher sie augenblicklich prusten und loslachen ließ. Während die Köchin herzhaft und aufrichtig lachte, machte Fonsi eine Miene wie drei Tage Regenwetter. „Ihr findet das wohl lustig! Ich hoffe ihr macht nicht erst ernst, wenn es zu spät ist!“ Delia legte ein ertapptes Gesicht auf und senkte danach kurz den Blick, da sie den Auftraggeber natürlich mit ihrem Gelächter nicht auf den Schlips treten wollte.
Zachariel hatte Recht. Ein Platz, auf welchem sie einen guten Überblick haben, wäre wohl am besten. Da stellt sich nur die Frage, wo man so einen Platz findet? Allzu weit wollten sie sich wohl nicht vom Waldrand entfernen, doch sehen konnten sie ihn nun nicht mehr. Fragend blickte die Magierin umher. Ein eigenartiger, unheimlicher Ort. Düster.. nur erleuchtet von diesem unheilvollen Licht, welches hinter einigen Bäumen finden zu sein schien. „Seht mal, da hinten. Das sieht nach einer Lichtung aus. Sollen wir uns dorthin begeben?“, fragte Delia und deutete in jene Richtung, in welcher sich die toten Bäume zu lichten schienen. Vorsichtig begab sich die Truppe also dorthin und tatsächlich, diese Lichtung war etwas weniger erdrückend und furchteinflößend. „Ja, hier kann man es vielleicht ertragen! Kann einer von euch ein Feuer zaubern?“, fragte Fonsi, ehe er es sich auf dem Boden bequem machte. „Ihr könnt ja Feuerholz suchen“, meinte er und machte keinerlei Anstalten, irgendetwas zu tun. Das gefiel Delia gar nicht, aber sie wusste ehrlich gesagt nicht, wie sie mit dieser Situation umgehen sollte. Fonsi war der Auftraggeber, womöglich durfte er sich so verhalten. Seufzend resignierte die Blauhaarige daher und meinte: „Dann.. dann suche ich wohl das Holz, oder? Allein und.. verloren. Ein Feuer kann ich nicht herbeizaubern“, erklärte sie geknickt und machte sich bereit, die Lichtung wieder zu verlassen. Allzu weit würde sie sich aber ganz bestimmt nicht von hier wegbewegen! Delia ist ja nicht lebensmüde.
Interessiert sah er zu der jungen Frau hinab. Zachariel hatte unzählige Bücher zu Hause, die zwischen all den Pflanzen standen, die Gaea angeschafft hatte. Manche waren zum Stabel geschlichtet sogar der Untergrund für die vielen Töpfe, die sonst keinen Platz gefunden hätte. Sonderlich viel Wissen über Magie enthielten sie aber nicht. Zacha hatte genug Schmöker über die Geschichte Fiores, über die Beziehungen des Landes zu den anderen des Kontinentes, und deren Entwicklung, aber was das anging, was Delia ihm erzählte, hatte er wenig Ahnung. Er nickte langsam und sah zu, wie sie ihm gestikulierend erklärte, was ihre Ausbilderin gekonnt hatte. Der Wolf musste schmunzeln, als das Mädchen wild mit den Händen durch die Luft fuhr, um ihren Worten noch mehr Ausdruck zu verleihen. „Si muas wirkli storke Magierin sa. Wonst du ba ihr lernst, wirst sicha a boid voi guad drin sa. Daun mochst a Bam, Bam, Bam mit de Fieslinge.“ Er grinste sie aufmunternd an. „Mit Magie a Loch mochn? Vielleicht bringt uns des im Woid jo wos, immahin is do übaroi erd.“ Dann kam Fonsi mit den Würsteln zurück. Zacha roch sie, sobald die Tür sich öffnete. Ihr Geruch ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Seit seinem ersten Fehltritt, seiner Verwandlung vor zehn Jahren, wollte der Jäger in ihm Fleisch – und eben auch Wurst. Aber er riss sich zusammen, um den armen Kerl nicht noch weiter zu verunsichern. Denn als sie sich auf den Weg zum Wald der Totenstille machten, stank er nahezu nach Angst. Wie ein bitterer, saurer Geschmack legte sich der Geruch über Zachas Gaumen und Zunge. Er schluckte, konnte ihn aber nicht vertreiben. Auch Delia roch nach Angstschweiß, was er ihr nicht verdenken konnte. Der Wald war unheimlich. Als Stadtkind war er sowieso nicht übertrieben gerne draußen unterwegs, wo er sich nicht auskannte. Mehr als die alten Bäume und die Monster machte ihn die Stille nervös, die immer dröhnender wurde, je weiter sie vordrangen. Selbst das Rascheln der Blätter, die sie streiften, wurde beinah vom Wald verschluckt. Das war es. Der Wald hatte eine einatmende Präsenz, etwas, dass all das Leben und die Geräusche aufsaugte. Er roch die feuchte Rinde, aber kein Tier, nichts. Nervös sah er sich um. Seinem Scherz folgte er nicht, auch wenn es ihn freute, zumindest Delia kurz aufgeheitert zu haben. „Wir passen scho auf, oba wir soiten uns ned gaunz varückt mochn.“ Kaum verschwand der Waldrand, hielt er an. Weiter als nötig wollte er da nicht hinein. Zachariel sah zurück, sich dann um. Sie brauchten einen Platz. Die halbe Dunkelheit des Ortes war gespenstig und er fragte sich, ob das Licht mit der Zeit wie die Sonne vergehen würde. Er hoffte nicht. Es mochte zwar normaler sein, aber Zachariel visierte seine Ziele lieber an, wenn er sie auch sah und nicht nur roch. Er konnte blind ebenso gut einen Baum wie einen Feind treffen. Oder einfach nur den Boden. Delia hatte derweil eine kleine Lichtung gefunden, auf der sie sich nun versammelten. Zachariel stellte den Koffer und sein Hab und Gut ab. Er nickte zustimmend. „Danke Delia, do schauts guad aus. Und leider kann i kain Feua“, musste auch er verneinen. Zacha sah dem Mädchen hinterher, dass sich auf die Suche nach Feuer machte. „Oba i hob a Feuerzeug mid. I glaub, damit kriagn ma wos hi.“ Er hielt Fonsi die Hand hin. „Kum, auspacken kin ma später. Jetzt brauch ma olle Händ.“ Fonsi zögerte und sah ihn stirnrunzelnd an. Zumindest die Geste musste er aber richtig gedeutet haben, denn er schüttelte den Kopf. „Ich … ich dachte, ich passe auf unser Gepäck auf? Wer weiß … was ihr lauert.“ „Wir brauchen fü Holz. Du bezoist uns, das ma auf di aufpassen, ned dass du herumsitzt. Kum, sonst wird’s a koite Nocht“, meinte er mit mehr Nachdruck. Dann drehte er sich um und folgte Delias Beispiel Holz zu sammeln. Der Himmel, wo man ihn durchblitzen sah, wurde dunkel und kühler Wind kam mit der nächtlichen Frische auf. Zusammen hatten sie einen hübschen Stapel gesammelt. „I glaub, des reicht“, meinte Zachariel schließlich. Er betrachtete den Haufen und kramte dann das Lacrima Feuerzeug aus der Aktentasche. „Kaunst du Feua mochn, Delia?“, fragte er und hielt es ihr hin. „I und Fonsi packen unsa Zeig drum herum aus."
Delia hatte zwar bei weitem nicht alles verstanden, was Zachariel da zu ihr gesagt hatte, aber sie war dennoch der Überzeugung, dass all seine Worte super nett waren. Mit Sicherheit hatte sie vernommen, dass der Schwarzhaarige daran glaubte, dass auch sie eines Tages bam, bam, bam mit den Fieslingen machen würde und darüber hinaus hatte er sie angegrinst, was sehr aufrichtig ausgesehen hatte. Hoffentlich hatte er recht! Denn wenn sie irgendwann dem Verbrecher gegenüber stand, welcher ihr geliebtes und existenzsicherndes Restaurant dem Erdboden gleichgemacht hatte, wären ein bisschen bam, bam und der entsprechende Felsregen nicht verkehrt. Und wer weiß? Vielleicht wäre ihre Fähigkeit, innerhalb kürzester Zeit ein Loch in den Erdboden zu zaubern, noch von Bedeutung? Ach, da ging es einem doch gleich viel besser! Zachariel war ein toller Kollege! Könnte sie doch nur immer alles verstehen, was er zu ihr sagte..
Ehe sich die Blauhaarige versah, fand sie sich ein wenig ab von den beiden Herren im Wald der Totenstille wieder und sammelte Feuerholz. Es gab kaum Geräusche, aber wenn sie selbst dann auf einen kleinen Ast trat und dieser unter ihren Füßen knackte, erschrak Delia beinahe zu Tode. Immer wieder blickte sie über ihre Schulter zu Zachariel und Fonsi, um sich zu versichern, dass sie hier nicht allein gelassen wurde. Wenngleich das völlig absurd wäre, aber man konnte ja nie wissen! Und gerade als Delia mit dem ersten Schwung Feuerholz auf den Armen zurück zur Lichtung ging, bemerkte sie, dass Zachariel und sogar Fonsi auch mithalfen. Super! Wie hatte der andere Magier das wohl geschafft? Fonsi jedenfalls zog eine Miene wie drei Tage Regenwetter.
Viele Hände machen der Arbeit schnell ein Ende. Gemäß diesem Sprichwort war es nur eine kurze Frage der Zeit, bis die drei zufrieden auf ihren Holzhaufen herabblicken konnten. Der würde sie bestimmt über warm und sicher durch die Nacht bringen! Als Zachariel der Köchin dann das Lacrima Feuerzeug hinhielt und fragte, ob sie das Feuer machen könne, strahlte Delia regelrecht. Ja! Ja! Das kann sie! Sie kann etwas beitragen! Begeistert nahm sie also das Ding entgegen und verkündete: „Das ist eine meiner leichtesten Übungen! Seit ich keine vollausgestattete Küche mehr habe, mache ich ständig Feuer im Freien. Für meinen Schwenkgrill, versteht sich!“, verkündete Delia also grinsend und machte sich daran, aus dicken Steinen einen Kreis zu bauen, in welchem sie das Feuerholz fachmännisch stapelte. Trockenes, totes Gras gab es hier genug. Das eignete sich ganz gut, um das Feuer zu entfachen. Und ehe sich die drei versahen, prasselte ein wärmendes Feuerchen.
In der Zeit hatten die beiden Herren das Lager vollendet, sodass sie es sich nun eigentlich gemütlich machen konnten. So gemütlich, wie man es sich an einem Ort, welcher sich „Wald der Totenstille“ nannte, eben machen konnte. Da es dann nichts weiter zu tun gab, machten es sich zumindest Fonsi und Delia am Feuer bequem. Der Auftraggeber packte seine dämlichen Würstel wieder aus und biss herzhaft von einer ab, woraufhin er sie Delia so nah hinhielt, dass sie instinktiv ihren Kopf nach hinten neigte, um die angebissene Wurst nicht im Gesicht zu haben. „Magst mal von meiner Wurst abbeißen, Delia?“, bot er ihr freundlich lächelnd an. Bäh, bloß nicht. „Oh! Das ist wirklich nett, aber lieber nicht!“, lehnte sie das Angebot höflich ab. „Isst du keine Würstel?“, wollte Fonsi etwas enttäuscht wissen. „Grundsätzlich schon.. aber heute ist mir nicht danach, schließlich haben sie uns erst in diesen Schlamassel gebracht, nicht wahr?“, meinte sie mit dem üblichen kecken grinsen, doch Fonsi ging nicht weiter darauf ein. Zachariel bot er keine Wurst an, vielleicht verübelte er es dem Schwarzhaarigen, dass er ihn zur Mitarbeit genötigt hatte.
Aber es wäre sicherlich keine schlechte Idee, etwas zu essen. Gerade war es ruhig und wer weiß, was die Nacht noch bringen würde? Also schnappte sich Delia ihren Rucksack und kramte in freudiger Erwartung ihre Bentō-Box aus, welche sie frisch und selbst zubereitet hatte. Da waren zwar auch kleine Würstchen drin, aber vielleicht würde es Fonsi auch nicht weiter auffallen. Was Zachariel wohl dabei hatte? Hoffentlich war er nicht allzu enttäuscht, dass er nichts von Fonsi abbekam. Aber er war so nett gewesen, dass Delia mit ihm teilen würde. Sie hatte ja wirklich überhaupt keinen Schimmer, dass es sich bei dem Mann in Schwarz um einen Werwolf handelte. Eine Wahrheit, welche durchaus etwas verstörend sein könnte. „Wirst du nicht auch allmählich hungrig?“, fragte die Blauhaarige ihren Kollegen freundlich, woraufhin sie den ersten Happen nahm.
Fonsi war nicht erfreut, dass Zachariel ihn dazu gebracht hatte, ebenfalls mitzuhelfen. Zacha war schon vor seiner Wandlung zum Wolf ein sehr sozialer Mensch gewesen, jemand, dem es wichtig war, dass Menschen um ihn herum nicht litten. So hatte er auch versucht Delia aufzumuntern und ihr die Angst zu nehmen, auch wenn er selbst unruhig war. Das hieß allerdings nicht, dass er zuließ, dass sich jemand darauf ausruhte, dass er und das Mädchen sich um alles kümmerten. Sie waren nur zuständig, dass Fonsi die Nacht überstand und nicht, dass er die ganze Zeit auf seinem Hintern saß. So hatte er ihn dazu überredet, mit ihnen Holz zu sammeln. In einem Rudel mussten auch alle mithelfen, und obwohl er nicht sicher war, ob Fonsi seine Worte wirklich verstanden hatte, hatte Zacha wohl gut demonstriert, was er von ihm wollte. So schleppten sie nun Äste heran und Zachariel machte sich daran, einige längere Äste über dem Knie zu zerbrechen. Ein, zwei schaffte er nicht, diese schlichtete er unten auf, sodass sie den Rest darüber legen konnten und der feuchte Boden nicht herankam. Anschließend reichte er Delia das Feuerzeug, die dieses erfreut entgegen nahm. Zacha musste lächeln, als sie mit überschwänglicher Freude erklärte, dass sie das konnte. „Küche? Du kochst?“, fragte er und sah ihr zu, wie sie das Holz schlichtete und in Brand setzte. „So beruflich oda nur daham?“
Am Feuer ließen sie sich nieder, das kleine Lager aufgebaut. Zachariel setzte sich zu ihnen und legte den Bogen und den Köcher neben sich ab. In der aufkommenden Dämmerung war das matte, dunkle Grau schwer zu sehen, als er ihn durch die Luft bewegte. Er hatte mit Absicht einen unscheinbaren Bogen gekauft. Er war billig, praktisch, unauffällig und blieb nicht mit irgendwelchen Schnörkeln wo hängen. Fonsi und auch Delia packten ihre Jause aus und Zachariels Nasenflügel bebten bei dem Geruch der Würstel, die beide dabei hatte. Er musste schmunzeln, als Delia Fonsis Angebot ablehnte, obwohl er das Fleisch in ihrer Box riechen konnte. Er selbst bekam keine angeboten und öffnete so seinen Koffer, um die Papiertüte hervorzuholen. „Doch, doch. Oba wenn i drau denkt hät, hät i uns wos zum grillen mitgnuma“, meinte er grinsend und zog die belegte Semmel (mit aufgeschnittener Wurst) hervor, um abzubeißen. Abwartend was Delia mit ihrem Fleisch tun würde, sah er zwischen ihr und Fonsi hin und her. „I würd sagen, wia halten abwechselnd Wache?“, schlug er vor. „I kann gern anfangen, daun kinnts es derwei schlofen.“ Sie aßen zu Ende und Zacha legte nach, drehte dem Feuer den Rücken zu und blickte in die Dunkelheit. Es dauerte, dass seine Augen sich an die Finsternis gewöhnten, wo er so lange ins Licht geblickt hatte. Eben den Atemzüge von ihnen drei war der Wald ruhig. So ruhig, dass er das Gefühl hatte, etwas zu überhören. Unruhig drehte er den Kopf und versuchte über den Geruch des Feuers in den Wald zu schnuppern. Doch er roch nichts, lange Zeit verblieb der Wald gespenstig still. Totenstill. Zachariels Augen drohten zuzufallen und er verfluchte sich, kein Wasser und Kaffeepulver mitzuhaben. Für gewöhnlich hielt er sich damit wach … Gähnend streckte er sich, um nicht einzuschlafen, als das erste Mal etwas … anders war. Da war. Der Geruch von etwas nassem, fauligem, dass sich bewegte. Zachariel drehte den Kopf in die Richtung, konnte aber nichts erkennen. Nur der Gestank wurde immer stärker, aber der Grund dessen bewegte sich lautlos. Zumindest bis ein Ast vom Baum links von ihm zu Boden fiel. Zachariel streckte die Hand zur Seite und rüttelte an Delias Schulter. Dann griff er den Bogen, zog einen Pfeil und legte ihn an, ohne die Sehne zu spannen. Stattdessen sah er hoch zu dem Baum. Zu dem Schatten, der sich da oben bewegte …
Delia konnte selten die Emotionen aus ihrem Gesicht verbergen. Sie trug ihr Inneres meist nach Außen, auch wenn sie sich bemühte, sich nichts anmerken zu lassen. So löste die Frage Zachariels, ob sie beruflich oder „daham“ kochte, viel Wehmut in ihr aus. Die Blauhaarige senkte den Blick und versuchte, sich auf das Holzschlichten zu konzentrieren und nebenher gedanklich sicherzugehen, dass „daham“ wohl „daheim“ bedeutete. Als das Feuer dann entfacht war, gab sie dem schwarz gekleideten Mann das Feuerzeug mit einem traurigen Lächeln zurück. „Bis vor kurzem war ich Besitzerin und zugleich auch die Köchin eines Restaurants direkt bei Crocus Town“, erklärte sie ihm niedergeschlagen und richtete die traurigen, hellgrünen Augen wieder zum Feuer. „Vor einigen Wochen wurde es von einem unbekannten Magier zerstört. So viel harte Arbeit, so viel Zeit.. ein Lebenstraum. Innerhalb von Sekunden einfach zerstört“, murmelte sie und presste dann die Lippen aufeinander. Die junge Frau atmete einmal tief durch und schloss dabei die Augen. Als sie sich bereit fühlte, wandte sie sich wieder Zachariel zu und lächelte in üblicher Manier. „Aber dafür bin ich jetzt als Magierin hier und helfe dem Würstel-Fonsi, die Nacht zu überstehen!“, heiterte sie sich selbst auf und erhob sich dann aus der Hocke, um sich einen Platz etwas weiter weg vom Feuer zu suchen. Allmählich wurde es hier echt heiß, so direkt davor!
In Gesellschaft zu essen war immer viel schöner, als allein zu speisen. Während Delia zunächst mit ihrem Reis Vorlieb nahm, sprach Zachariel davon, dass man ruhig hätte grillen können. Sofort leuchteten die Augen der Köchin auf und sie nickte zustimmend. Das wäre es gewesen! Ihren Schwenkgrill konnte Delia schließlich kompakt zusammenklappen und ihn somit auch mitnehmen, was sie gerne mal machte. Heute natürlich nicht, aber schön wäre es gewesen. „Ich grille für mein Leben gern! Ihr könnt mir glauben, von meiner Marinade würdet ihr noch nächtelang danach träumen“, machte Delia den beiden die Nasen lang, ehe sie den Traum wieder platzen ließ: „Vielleicht nächstes Mal!“, lachte sie unbekümmert und nutzte den unaufmerksamen Moment Fonsis, um sich eines ihrer eigenen Würstchen in den Mund zu stecken.
Als Zachariel später den Vorschlag machte, dass sie sich mit der Wache abwechseln sollten, wurden die hellgrünen Augen Delias tellergroß. Aber.. aber das würde ja bedeuten, dass sie auch einmal allein Wache halten müsste, wenn alle anderen schliefen! Nicht, dass sie dafür zu bequem war, darum ging es nicht. Aber dann lag das Leben ihrer Begleiter ja in ihren Händen! Um Himmels Willen, das dürfte sie dann wirklich nicht vermasseln! Was, wenn sie einnickte und alle wegen ihr von einer wilden Bestie gefressen werden? Ein schrecklicher Gedanke! Nein, das durfte niemals passieren! „Ist gut, so machen wir das! Aber nur zur Sicherheit: Du hast bestimmt einen leichten Schlaf, aus dem ich dich im Notfall schnell rausreißen kann, oder?“, wollte sie sich ungeniert noch absichern. Nicht auszumalen, die wilde Bestie stand da und Zachariel schlief so tief und fest, dass Delia ihn einfach nicht wachbekam! Er war doch hier der starke Magier, der alle retten musste! Ein Glück, dass die Köchin nicht wusste, dass er als Magier auch noch viel zu lernen hatte..
Es war eine wahre Herausforderung, an diesem gruseligen Ort einzuschlafen. Delia machte sich beinahe ins Hemd und fürchtete sich sehr, doch irgendwann übermannte sie die Müdigkeit und sie glitt in einen unruhigen Schlaf. Wie viel Zeit war vergangen? Jemand rüttelte an ihrer Schulter. Im ersten Moment grummelte sie, doch dann wurde ihr wieder schlagartig bewusst, in welcher Situation sie sich befand. War sie an der Reihe mit der Wache? Oh man. Delia öffnete die müden Augen, setzte sich auf und blickte zu Zachariel, welcher seinen Bogen und einen Pfeil griffbereit hatte. Sofort gefror Delia das Blut in den Adern und sie folgte seinem Blick in Richtung Baum. Was war das für eine unheimliche Gestalt, welche da in den Ästen saß!? Und dann dieser nasse, faulige Geruch, welcher sich ausgebreitet hatte. Oh Gott, das war‘s. Sie würde sterben. Na toll! Dann hätte sie die letzten Stunden ihres Lebens mit diesem Würstel-Heini im Wald der Totenstille verbracht! Eine bittere Pille..
„Was ist das?“, hauchte sie leise und beinahe völlig stimmlos. Ihr Herz hämmerte regelrecht gegen ihren Brustkorb und sie hörte das Blut in ihren Ohren rauschen. Und dann schwang sich dieses Wesen vom Baum, hielt einen Moment lang inne und fixierte die Fremden regungslos, welche hier lagerten. Verängstigt krallte sich Delia in den Stoff von Zachariels Ärmel, nicht bedenkend, dass ihn das im Umgang mit dem Bogen behindern würde. „V-vielleicht geht es gleich w-wieder weg“, stammelte sie heiser und ganz leise vor sich hin. Das war ein Albtraum! Und hinter ihnen schnarchte Fonsi seelenruhig vor sich hin.
Eine Köchin. Zachariel war nicht der beste Koch, aber er gab sich Mühe. Vor allem in letzter Zeit, da er Gaea mit Essen versorgen wollte und nicht jeden Tag mit ihr Essen gehen wollte. Nicht, weil er es für sie nicht wollte, sondern hauptsächlich, weil ihm dafür einfach das Geld fehlte. Obwohl er nicht viel Zeit in seinem Zuhause verbracht hatte, war es ihm wichtig. Die Vorstellung, es könnte vernichtet werden … Zachariel verzog das Gesicht. „Habn de Runenritta nix für di gmacht?“, fragte er, die Stirn gerunzelt. Wenn nicht war genau das der Grund, dass er zur Selbstjustiz umgestiegen war. Er hatte es versucht, auf legalem Weg umzusetzen und gemerkt, wie schnell er an den Richtlinien anstand, die das Gesetz vorgab. Kaum einer der reichen Schnösel war bereit sein Geld für andere abzutreten. Sie waren zu versessen darauf, ihre Sachen zu Horten wie gierige Drachen, während sie das gemeine Volk völlig aus den Augen verloren. Er kannte Delia nicht gut oder lange, aber er hasste Unrecht und hier hörte er davon. „Es duat mir echt lad für di. Baust du es wieder auf? Und host du den Schuldigen gefunden?“, erkundigte er sich ehrlich besorgt. Ob man ihm den leichter Groll anhörte, den über darüber empfand, was ihr angetan worden war? Delia versuchte die Stimmung gegen Ende aufzulockern, aber die Wut in seinem Herzen blieb. Brannte, wie das von ihr entfachte Feuer, um dass sie sich versammelten. Zu dritt saßen sie um das Feuer und packten ihr Essen aus. Zachariel verputzte seine Semmel mit der Wurst, während ihm der Gedanke kam, wie gut man hätte grillen können. Delia sprang begeistert darauf an und der Wolf schmunzelte. „Des glaub i, wenn ma uns wieder treffen soiten, daun wü i des kosten.“
Die Finsternis verschluckte den Wald und Zacha bot an, die erste Wache zu übernehmen. Delia schien nicht gerade erfreut und auch Fonsi wollte widersprechen, aber Zacha hatte keine Lust sich erneut mit ihm abzugeben, wenn er sich vor der Arbeit drücken wollte. Am Ende stimmten beide zu und Zachariel nickte. „I wach leicht auf.“ Zachariel hatte keinen guten und vor allem nicht viel Schlaf. Sein Schlafrhythmus riss ihn alle paar Stunden auf. Meist brach er erst nach Mitternacht auf und kehrte dann zwei, drei Stunden später zurück, bis Gaea ihn mit den ersten Sonnenstrahlen aus dem Bett riss. Ihr Lager wurde still, nur das Feuer prasselte weiter vor sich hin. Zachariel sah hinaus in die Dunkelheit. Die Zeit verstrich … bis etwas ihn aufschreckte.
Der Wolf starrte hinauf in die Äste und griff nach dem Bogen neben sich. Mit der anderen Hand rüttelte er an Delias Schulter, um das Mädchen aufzuwecken. Er wollte sie nicht unnötig stressen, aber er wollte sie ebenso wenig ahnungslos ins Verderben laufen lassen. Der Gestank von dem Baum verpestete die Luft und verstopfte seine Nase so sehr, dass er vom Rauch abgesehen nichts anderes mehr riechen konnte. Selbst Delias Angst konnte er nicht riechen, obwohl ihre Stimme fast tonlos war. „Kannst du nu Holz nachlegen? Vielleicht verscheucht es des Feuer, wenn‘s merkt, dass wia ned schlafen“, bat Zachariel leise in seiner besten Aussprache, damit sie ihm auch richtig verstand. Der Akzent blieb natürlich, aber Delia würde es hoffentlich um einiges einfacher haben. Langsam zog er die Beine aus dem Schlafsack und ging in die Hocke. Das Wesen, der Schatten kletterte vom Baum herab und erstmals sah Zacha die langen Gliedmaße, mit denen es wie ein Affe über den Boden kletterte. Er schauderte. „Das sehn wir gleich. Oba was auch passiert, lauf ned in den Wald rein.“ Langsam löste er Delias Finger von seinen Arm und stellte sich vor die Flammen, sodass das Wesen nur seine Gestalt vor dem Feuer erkennen konnte. Zachariel behielt das Wesen im Blick, den Pfeil angelegt, als es sich einem anderen Baum näherte. Er wollte es nicht verletzen und reizen, wenn es wieder gehen würde, ohne dass es nötig war und so drehte er sich mit dem Geschöpf. Zacha knurrte leise, es war ein instinktiver Laut, während seine gelben Augen im Dunkle glühten. Kurz hielt das Wesen inne, dann … verschwand es. Der Geruch blieb, doch es verschwand in den Schatten. Erst als wieder Äste über ihnen knackten und zu Boden fielen, riss er den Blick hoch. Nach oben schießen konnte er nicht, da kam der Pfeil zurück. Und da. Da war es, hing an den langen Armen an einem Ast und baumelte in der Luft. Dann ließ es sich die paar Meter wieder nach unten fallen und landete zwischen dem Werwolf und Delia. Zachariel wirbelte herum. „Zur Seite“, rief er der jungen Frau zu und ließ den Pfeil fliegen.
„Die Runenritter? Naja schon.. denke ich. Sie haben sich den Schaden vor Ort angesehen und es wurden Zeugen gesucht. Ich glaube, sie haben den Fall auch als Auftrag intern ausgeschrieben. Aber die Ermittlungen verliefen sich wohl im Sande“ Hätte man die wundervolle Aska mit diesem Auftrag betraut, hätte sie den Verbrecher entweder binnen weniger Tage festgenommen oder aber der Verbrecher hätte gehört, wer ihm da auf den Fersen ist und hätte sich freiwillig gestellt! Davon war Delia überzeugt! Aber leider war Aska zu dieser Zeit noch nicht bei den Rune Knights und jetzt war ihr Fall sicher als ungelöst abgelegt worden. „Es wurde dem Erdboden gleich gemacht, man kann es leider nicht wieder aufbauen. Aber eines Tages werde ich mich erneut Selbstständig machen! Allerdings muss ich erst den Verantwortlichen finden, vorher habe ich nicht den Mut dazu“, hatte sie Zachariel noch erklärt. Ihr war nicht entgangen, dass er ihre Geschichte nicht nur bedauerte, sondern dass sie ihn verständnislos machte. Dass er aber tatsächlich Wut empfand, damit rechnete Delia nicht. Sie kannte Zachariel schließlich kaum und schon gar nicht seinen Pfad der Selbstjustiz.
Einige Stunden später fand sich Delia in einem weiteren Albtraum wieder. Eine noch undefinierbare, dafür aber bestialisch stinkende Kreatur aus dem Wald der Totenstille hatte den drei Eindringlingen aufgelauert. Starr vor Angst hatte Delia sich mit der einen Hand in den Stoff ihres Schlafsacks gekrallt, die andere Hand verkrampfte sich im Stoff von Zachariels Ärmel. Am Rande bekam Delia mit, dass sie einen Auftrag von ihrem Kollegen bekommen hatte. Und irgendetwas in ihr wollte sie auch dazu drängen, diesem Auftrag nachzukommen. Doch sie konnte nicht. Sie konnte sich nicht mehr bewegen und nur noch gebannt zu dieser Kreatur blicken. Ein leises Wimmern entfuhr ihr vor Angst, als das Wesen vom Baum kletterte. Der Schwarzhaarige wusste selbst nicht, um was für ein Monster es sich handelte. Er gab Delia nur den Ratschlag, nicht in den Wald zu laufen. Ein eigentlich selbstverständlicher Hinweis, doch Delia stand so unter Schock, dass sie vor Angst auch in den Wald laufen würde. Wie ein Affe bewegte sich das eigenartig stinkende Wesen fort mit seinen langen Gliedmaßen. Die Köchin hörte ihren eigenen Puls und das Blut in ihren Ohren rauschen. Erst als sie spürte, wie Zachariel ihre Finger von seinem Ärmel löste, schien sie wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Was hatte er gesagt? „Holz nachlegen. Das Feuer“, wiederholte sie völlig von der Rolle und stolperte zurück, um endlich ihrer Aufgabe nachzugehen. Und dann machte sie Feuer, als ob ihr Leben davon abhinge - nun, in gewisser Weise tat es das ja. Sogar Fonsi schien einen kurzen Augenblick lang mehr Angst vor dem völlig wild entfachten Lagerfeuer zu haben, als vor der Gruselkreatur. „Okay, es brennt lichterloh!“, rief Delia und wich einen Schritt zurück, da es echt fast außer Kontrolle geriet und es ziemlich heiß wurde.
„ZUR SEITE“
Statt zur Seite zu gehen, riss Delia den Kopf um. Sie musste erst sehen, was los war! Und um Himmels Willen, diese Kreatur stand direkt vor ihr! Geistesgegenwärtig sprang die Köchin zur Seite, um sich irgendwie zu retten. Dabei rettete sie sich in erster Linie vor dem Monster und dessen Gestank, ein bisschen nur vor Zachariels Pfeil. Dieser traf die Bestie ins Schwarze, was ihr gar nicht gefiel. Das Wesen sprang zur Seite und versengte sich dabei die Füße am viel so hoch brennenden Feuer. Da hatte Delia wohl etwas übertrieben. Aber immerhin! Es schlug mit den Fäusten auf dem Boden herum vor Zorn und hielt aber nun etwas Abstand zur Gruppe. Doch noch war es nah genug, sodass Delia reflexartig einen Zauber anwandte, nämlich Pit Fall. Als das affenartige, stinkende Vieh noch einmal wütend aufschlug, brach der Boden unter ihm ein und es fiel in ein zwei Meter tiefes Loch. „Ein Glück, es hat geklappt..“, seufze sie geschafft auf. Aber so flink, wie es auf den Baum geklettert war, könnte es sich bestimmt bald auch aus dem Loch befreien. Doch für den Moment konnten die drei durchatmen und sich schnell einen Plan überlegen.
Zauber Delia:
Pit Fall TYP: Elementarmagie ELEMENT: Erde KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 MAX. REICHWEITE: 5 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Diese einfache Technik erzeugt eine kleine Höhle von maximal 2 Meter Tiefe unter der Zielstelle. Sollte nun jemand darauf stehen oder treten, bricht das letzte bisschen Boden weg und man fällt in das Loch.
Verliefen im Sand. Verschwunden oder aufgegeben. Zacha knurrte leise. Er hasste es, hasste die Bände, an die die Ritter gebunden waren, die sich für die Verfechter für Recht und Unrecht hielten. Und was taten sie? Kamen, sahen sich um. Schnüffelten mit ihren stumpfen Nasen in Rauch und Asche und gaben auch, sobald die Spuren über einen Fluss führten, anstatt dahinter weiterzusuchen. Es war eine ziemlich negative Einstellung den Runenrittern gegenüber, doch Zachariel hatte zu oft Unrecht gesehen hatte, wo sie nichts hatten, tu wollen … oder können. Weil ihr Regeln sie wie Fessel hielten. Weil sie zu viel hatten, um sich intensiv um weniges zu kümmern. Er hatte sein Rudel, seine Stadt, für die er lebte. Hier und da nahm er sich anderen an, aber im Grunde steckte er seine ganze Energie in seine Freunde und Bekannte, genug, dass es sich auszahlte. „Veaständlich, i wünsch dir alles gute dafir. Und … wenn du Hilfe brauchst de Typen zu finden, daun meld di.“ Ja, vielleicht sollte man eher sagen, dass er sich bemühte, sich auf seine Gruppe zu beschränken … Doch Zacha konnte nicht weghören, wenn ihm jemand so eine Geschichte erzählte. So lag sein voller Ernst in seinen Worten. Wenn Delia Hilfe wollte, dann sollte sie diese bekommen, so gut er es eben konnte.
Delia und Fonsi hatten sich schlafen gelegt. Zachariel hielt Wache, bis diese von einem … Geschöpf unterbrochen wurde, dessen Gestank seine Nase malträtierte. Er weckte Delia und ergriff seinen Bogen. Erhob sich, als das Tier vom Baum sprang und gab der jungen Frau Anweisungen, die er für das Beste hielt. In so einer Situation war er noch nie gewesen, doch mit Feuer vertrieb man den Geschichten nach das Böse. Ein Zimmer mit Feuer im Kamin mied er. Delia roch nach Angst, doch unter dem bestialischen Gestank nahm er das kaum noch war. Dafür hörte er in der Stille, die nur vom Prasseln der Flammen unterbrochen wurde, wie sie seine Bitte widerholte und sich dann aufmachte, dem zu folgen. Das Feuer in seinem Rücken brannte heißer und leuchtete das Biest aus, das auf den nächsten Baum sprang. Anstatt zu fliehen kroch es an einem der großen Äste näher. Zacha hatte den Bogen in der Hand, den Pfeil angelegt, doch noch konnte er nicht schießen. Und als es zu Boden sprang, direkt hinter ihn, war Delia hinter dem haarigen Geschöpf, dessen lange Arme und Beine seinen runden Kopf mit den kleinen Ohren etwa auf Zachas Bauchhöhe brachte. Fonsi war seitlich von ihm, so rief er Delia eine Warnung zu. Leider wich diese nicht seinem Schuss aus, zumindest mit Verzögerung. Zum Glück hingegen traf sein Pfeil die Schulter des Tieres, riss es herum. Sein Fell kam mit der Hitze in Kontakt und verbrannte seine Pfoten. Aus schwarzen Augen starrte es Zachariel an, doch wann immer es sich auf die Vorderbeine stützte, schrie es wieder auf. Und dann … verschwand es. Nicht Puff, nein, es fiel. Der Boden tat sich auf und das Geschöpf wurde von der Erde verschluckt. Zacha drehte sich herum. „Delia? Fonsi? Ois okay? Seids es verletzt?“ Er eilte zu der Magierin und deutete auf das Loch, in dem das Vieh jaulte und knurrte. „Des worst du, richtig?“ Da, sie war stark. Und sie hatte sie gerade gerettet. Doch Zeit zum Aufatmen gab es nicht. Das Tier war widerholt nicht geflohen und als der Wolf in die Flammen sah, kam ihm nur eine Idee. „Wie laung hält de Grube?“ Er sah sich um und riss einige Büschel Gras aus. Wickelte sie um einen zweiten Pfeil und hielt ihn ins Feuer. Das Gras fing Feuer und er schoss ihn in die Grube, der das Wesen versuchte zu entkommen. Der Pfeil bohrte sich in Flanke und das heiße Gras, die Funken und das Feuer verbrannten es, erleuchteten das Loch. Zachariel wagte sich nur langsam näher heran, den dritten Pfeil angelegt. Er zielte auf die Brust und endlich, jetzt, wo es nicht mehr wegkonnte, ließ er den Pfeil sicher auf die kurze Entfernung fliegen.
Wer hätte gedacht, dass Delia einmal ein Loch herbeizaubern würde, in welches ein gefährliches Monster fällt? Tja, sie selbst nicht. Man konnte der Magierin ansehen, dass sie völlig am Ende war. Ihre sowieso schon helle Haut war beinahe weiß, jede Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen und gab dunkle Augenringe frei. Schweißperlen lagen auf ihrer Stirn und die Augen waren weit aufgerissen, die Lippen zitterten leicht vor Angst. „Ja.. ich denke, mir geht’s-“ „Mir geht’s gut! Alles gut! Ich lebe! Du liebe Güte, was für ein schrecklicher Ort!“, brach Fonsi hervor und raufte sich, völlig außer sich vor Angst, die Haare. Delia sah kurz zum Auftraggeber, ehe sie sich wortlos Zachariel zuwandte, welcher zu ihr gelaufen war. Obwohl ihr nicht danach war, lachte sie stimmlos auf, ohne wirklich zu lächeln. „Das war ich.. das war ich..“, hauchte sie ungläubig über ihren Triumph. Vielleicht war sie doch nicht so verkehrt als Magierin? Wie Aska van der Velden das wohl fände, wenn sie von Delias Tat erfahren würde? Oh Gott. Vielleicht würde sie der Köchin sogar.. die Hand schütteln?! Hm, was? Wie lange das Loch hält? „Ich weiß nicht. Für immer?“, antwortete sie atemlos mit einer Gegenfrage. „Kann sich ein Zauber etwa wieder auflösen?“ Ja, das war sie. Die große Magierin von morgen. Ein Glück, dass dieses Loch im Boden zeitlich nicht begrenzt war.
Dann wurde Delia Zeuge einer wirklich schrecklichen Sache. Sie verurteilte Zachariel nicht dafür, nein. Er tat das, was wohl irgendwie das Richtige war und was allen dreien den Hintern rettete. Der Schwarzhaarige wickelte Grasbüschel um seine Pfeile und entzündete sie im Feuer. Dann schoss er die brennenden Geschosse in die Grube, in welcher die Kreatur festsaß. Völlig überfordert von der Notwendigkeit dieser Grausamkeit stand Delia regungslos da und schaute entgeistert zur Grube, ohne wirklich zu sehen, was darin passierte. Das ließ der Blickwinkel zum Glück nicht zu. Das Wesen merkte wohl, dass es zu Ende ging. Es streckte die Hand nach oben aus und man hörte etwas Unfassbares: „Wüüürsteeel“ Eine Gänsehaut breitete sich auf Delias Körper aus. „Es.. es konnte sprechen?“, stellte sie perplex fest. Und es waren Fonsis Würstel, welche es angelockt hatten? Und jetzt.. als die qualvollen Schreie des Wesens ertönten, biss die junge Frau die Zähne fest zusammen. Ihr Herz raste vor Mitleid und irgendwann ertrug sie es nicht mehr, weswegen sie sich die Ohren so fest wie möglich zuhielt. Die Augen waren ebenfalls fest geschlossen, während unaufhörlich Tränen über ihre Wangen liefen. Jedes Schluchzen versuchte sie so gut wie möglich zu ersticken, da sie sich auch ein Stück weit dafür schämte, so überfordert zu sein. Würde es genauso werden? Solch schreckliche Momente würde sie regelmäßig ertragen müssen? Delia hatte in ihrem Zustand gar nicht bemerkt, dass sie sogar auf die Knie herab gegangen war.
Das Wesen war tot und es wurde wieder still. Ja, das war der Wald der Totenstille. Langsam öffnete Delia wieder ihre vom Weinen geröteten Augen und blickte verwirrt umher. Nur allmählich entfernte sie auch ihre Hände wieder von den Ohren. Eigentlich sollte sie nun fragen, ob es allen gut ging. Aber so fühlte es sich wohl an, wenn man unter Schock stand und zu verstört war, um zurück ins Hier und Jetzt zu finden. Unruhig wanderten die hellgrünen Augen zu Fonsi, welcher ebenfalls ziemlich fertig mit den Nerven zu sein schien. Dann suchten ihre Augen Zachariel. Er war doch viel erfahrener als sie! Wie ging er nun damit um? Hatte es ihm überhaupt etwas ausgemacht? War er zu abgebrüht, um sich großartig Gedanken darüber zu machen? Alles in allem verpackte Delia es in eine schwache, heisere Frage: „Wie schaffst du das?“
Zachariel riss den Blick von dem Loch los. Das Tier knurrte und fauchte dort unten, unterbrochen von Schmerzensgeräuschen. Zacha ließ Tiere ungern leiden, doch das Wohl seiner Begleiter war wichtiger. So lief er, den Bogen in der Hand, zu Delia und Fonsi. Dieser war gerade erst aufgewacht, durch den Lärm, den sie veranstaltet hatten. Beide schienen unverletzt zu sein. Delias Gesicht glühte orange im Licht der Flammen. Der Schock standen beiden ins Gesicht geschrieben. Noch hielt das Adrenalin und der instinktive Wille die kleine Gruppe zu schützen Zachariel von diesem Gefühl getrennt. Eine Schutzmauer, die er dringend brauchte. „Delia … kaunst du mit erm redn? Ihm sogen, dass es do unten is und nicht mehr hochkumt? Dass alles guat wird?“, bat er sie, legte eine Hand auf ihre Schulter. Er könnte es auch tun, doch er hoffte, dass sie damit nicht nur Fonsi sondern auch sich selbst beruhigen könnte. Und ihn. Zachariel nickte. „Jo, das worst du. Du host es do unten eingsperrt.“ Zumindest bis es entkam. Delia schien wirklich wenig Erfahrung zu haben und auch Zacha konnte nur die Schultern zucken. „Meine Sochen verschwinden ned. De von Gaea, meina Ziehtochta, scho. Oba loss uns des ned herausfinden. Sie kaun de Zauber auflösen.“ Er sah mit gerunzelter Stirn zu dem dunklen Loch. Das war wohl eine Frage für ein anders mal.
Zachariel nahm Gras, wickelte es um einem Pfeil und hielt ihn ins Feuer. Dann legte er an und schoss. Ein Funkenregen auf dem Weg zum Loch. Zachariel folgte dem Pfeil um den Wesen mit einem letzten Pfeil ein schnelles Ende zu schenken. Er nützte das brennende Fell um zu sehen, wohin der zielen musste. Und zögerte einen Augenblick, als es nach Würstel schrie. Es … es hatte gesprochen? Doch er durfte nicht länger warten, ließ den Pfeil fliegen und sah zu, wie es zusammenbrach. Der Gestank des Wesens, krank und verfault vermischte sich mit Geruch von verbranntem Fell und Fleisch, während das Feuer das regungslos gewordene Wesen verzerrten. Zacha drehte sich ruckartig um und kehrte zum Lagerfeuer um. Delia war zu Boden gesunken. Tränen glitzerten in ihren Augen, die Hände hatte sie über den Ohren. Zachariel ging neben ihr in die Knie, nahm ihre Hände von ihren Weg in die seinen. „Hey, es is vorbei. Es spürt nix mehr.“ Der Wolf ließ sie los und legte den Bogen neben sich ab. Er sah zu Fonsi. „Willst du de Nacht weitermachen? I glaub ned, dass uns nu wer angreift, oba des musst du entscheiden.“ Dann zögerte er. Wie er das machte? Wie er es über sich brachte, ein hungriges Monster zu töten? Zachariel hatte darüber nicht groß nachgedacht, er hatte nur gehandelt. Es war eine instinktive Reaktion zum Schutz. Das Recht des Stärkeren. Trotz vieler Einstellungen, die er mit nicht jedem teilen, war er durchaus der Meinung, dass dieses Recht nicht umkehrbar war. Und hier waren er und Delia die Starken gewesen. Wichtig war nur, sich nicht darauf auszuruhen. Rechte hatten Pflichten im Gepäck. Die Pflicht, die Schwächeren zu schützen, die es nicht konnten, gegen die, die ihnen schaden wollten. Und das Monster hatte Schaden wollen, aus welchem Grund auch immer. „Es … es wor notwendig um uns zu retten. Entweda wir sterben oda es und in der Situation is mir unsa Leben wichtiger. Es soid ned unnötig leiden, oba maunchmoi miasen wir Dinge tun, um andere oder uns zu schützen, a wons verwerflich erscheint.“ Er sah über die Schulter zur verglimmenden Licht, das aus dem Loch drang. „Oiso, was woits ihr tun? Gehn oder bleiben?“ „Die werden mich auslachen, wenn ich heimlaufen“, flüsterte Fonsi. „Aber ich will nimmer hier sein. Egal was du da versuchst du sagen, warum sollte nicht noch ein Monster kommen?“ „Es gibt ka hundatprozentige Sicherheit. Oba do is grod ein Monster gstorben und won ma de Würstel und unser Essen in de Grube werfen, soiten si uns in Ruhe lossen.“ Fonsi sah hilfesuchend zu Delia, sichtbar in der Hoffnung, dass sie auch heimwollte und damit die letzte Stimme gab, was sie tun sollten.
Fonsi war relativ einfach zu beruhigen - und das, obwohl Delia selbst so was von verängstigt und durch den Wind war, dass sie in diesem Moment alles tat, außer andere zu beruhigen. Und doch schien er schon völlig zufrieden gewesen zu sein, als Delia ihn an den Schultern gepackt hatte und ihm eindringlich in die Augen gesehen hatte. „Beruhig dich! Kein Grund zur Sorge!“, hatte sie viel zu laut und viel zu schnell vor Aufregung auf ihn eingeredet. „Wir haben das absolut im Griff! Das.. das muss alles so sein! Erst ein Spektakel und danach..“ Sind wir alle tot - schoss es ihr durch den Kopf „..und danach können wir alle herzlich darüber lachen!“ Ja, genau! Wisst ihr noch, als uns das Monster im Wald der Totenstille beinahe getötet und bei lebendigem Leibe gefressen hätte? Das war doch ein Knüller! Überfordert hatte Delia von Fonsi abgelassen und fuhr sich hektisch durch die dunklen Haare. Jede Konversation zwischen ihr und Zachariel nahm sie wie in Watte gepackt war. Zauber konnten also wieder verschwinden? Auch ein Loch in der Erde? Und er hatte eine Ziehtochter? Wow, er war so viel erfahrener als sie, in allen Lebenslagen!
Dann hatte sich Zachariel das Gras um die Pfeile gewickelt und es entzündet.
Nachdem die Minuten voller Schrecken, Übelkeit und Grausamkeit vorübergezogen waren, wagte Delia nur langsam einen Blick zum Geschehen. Das Monster war verstummt und bald nur noch ein Häufchen Asche. Zögerlich nahm die Köchin also die Hände von ihren Ohren und sah verstört umher. Irgendwann tauchte Zachariel bei ihr auf, er war neben ihr in die Knie gegangen. Er nahm ihre Hände in seine und teilte ihr mit, dass der Schrecken nun ein Ende habe, denn das Wesen war dem Feuer erlegen. Betroffen sah Delia dem Älteren in die Augen und nickte dann schwach, den Blick wieder gen Boden senkend. Sie schätzte seine liebe Geste sehr und es hatte auch etwas Tröstliches, dass er ihre Hände kurz gehalten hatte. Doch die markerschütternden Schreie des Wesens hallten noch immer in ihren Gedanken nach.
Als Zachariel ihre verzweifelte Frage beantwortete, verstand Delia leider nur die Hälfte. Zu viele Wörter blieben in seinem Dialekt verborgen. Doch sie meinte herausfiltern zu können, dass der Magier sehr pragmatisch an die Dinge heranging. Das Recht des Stärkeren - entweder das Monster oder er. Er hatte getan, was er für richtig hielt, auch wenn es verwerflich scheint. Verstehend nickte Delia. Langsam fand sie ihre Stimme wieder: „Ich weiß, dass du Recht hast. Das klingt alles richtig.. aber auch so unmöglich für mich. Ich bin nicht wirklich für so ein Leben geschaffen. Aber auch das weiß ich“ Vom ersten Tag ihres Entschlusses an, diesen Übeltäter zu finden, wusste Delia bereits, dass das nach hinten losgehen würde. Aber was sollte sie sonst machen? Neueröffnen und noch einmal diesen Schmerz erleiden, wenn sich die Geschichte wiederholt? Das wäre schlimmer, als die Schreie des Monsters zu ertragen. Also müsste sie hart bleiben und ihre magischen Fähigkeiten trainieren.
Die beiden Männer der Runde sprachen darüber, wie es nun weitergehen sollte. Abbrechen oder durchziehen? Fonsi war hin und hergerissen, Zachariel würde sich nach dem Auftraggeber richten. Und Delia? Sie wollte einfach nur nach Hause. Doch sie hatte sich gerade vorgenommen, hart zu bleiben. „Wir sollten bleiben“, entschied sie, wenngleich die junge Frau nicht besonders überzeugt klang. „Fonsi, du brauchst dringend die Anerkennung der anderen. Wirklich“ Ja, das meinte sie ernst. Dieser Dödel konnte sich keinen gesellschaftlichen Patzer mehr erlauben. „Außerdem sind wir in das Territorium dieses Wesens eingedrungen und haben es getötet. Jetzt einfach wieder zu gehen käme mir nicht richtig vor“ Waren die beiden einverstanden?
Nur widerwillig warf Fonsi seine Würstel in die Grube, auch Delia kämpfte ein wenig damit, ihr tolles Essen wegzuwerfen. Sie hatte echt nicht genug Geld, um so was zu machen! Doch es half nichts. Als all die Lebensmittel in der Grube lagen, wurden sie angezündet und schließlich verbrannt. „Ich wünschte, dieses Wesen hätte die Würstel zu Lebzeiten bekommen“, seufzte Delia, während sie traurig in das Feuer starrte. Moment mal! Hektisch rieb sie sich plötzlich die Schläfen und schüttelte den Kopf. „Meine Güte, ich verliere in diesem Wald schon den Verstand. Ich habe Mitleid mit der Kreatur, die uns töten wollte“, stellte sie verdattert fest. Nun hatten sie nur noch wenige Stunden bis Sonnenaufgang zu schaffen, dann könnten sie endlich ihre Sachen zusammenpacken und diesen Wald verlassen.
Erleichtert sah er, dass Delias Worte Fonsi wirklich zu beruhigen schienen. Das war gut. Je weniger panisch waren, umso besser. Es reichte wenn er und Delia sich mit dem Monster herumschlagen mussten. Mit dem in dem Loch und dem in ihren Köpfen, die Angst und Anspannung. Am liebsten hätte er auch der jungen Frau die Sorgen abgenommen, aber das konnte er nicht. Außerdem würde er sie damit davon abhalten, selbst stark zu werden. Gehütet aufzuwachsen, ohne Probleme und Fehler machte nicht stark. Das Leben machte stark, auch wenn es Zachariel schon jetzt oft schwerfiel, Gaea den Freiraum für eigene Erfahrungen zu lassen. Aber sie in Watte zu packen würde nichts nützen … Vermutlich sollte er einfach die Zeit genießen, bis sie zum Teenager wurde.
Zachariel hatte das Geschöpf getötet. Es war notwendig gewesen, nichts, was ihm Spaß bereitet und das war für ihn eine wichtige Grenze. Sobald es ihm Spaß machte, das Gesetz zu brechen, war er wirklich ein Verbrecher. Ein Tanz auf einem Seil, bei dem er schon oft genug schwankte. „Des wichtige ist, ihm dafir ned bös zu sein. Es woit woi nur unsa Essen, oba es hot dabei uns in Gefahr gebrocht. Zum Schutz seina Gruppe und Freude muas ma manchmal soiche Dinge tun. Wia dürfen nua ned aus den Augn verliern, wos wir mochen und dass es ohne Gründe ned in Ordnung is.“ Er wusste nicht, ob es etwas bringen würde, ob seine Worte Delia irgendwie helfen konnten. Er hoffte es. Zachariel drückte noch einmal bestärkend ihre Hände. „Du musst für so a Leben ned geschaffen sa. Wir haum olle unsere Aufgaben, so is es gut. Oba kum, wir müssen uns um Fonsi umschauen. Wenn du willst kinan wia später numoi drüber reden.“ Gerne wäre er hier sitzen geblieben, doch die Pflicht rief und so ließ er sie los und richtet sie wieder auf. Delia entschied zu bleiben und Zacha nickte. Sie warfen ihr restliches Essen in die Grube, wo der dürre Körper der Kreatur noch brannte. Der Geruch biss sich in seiner feinen Nase fest. Zacha fuhr sich mit dem Ärmel über die Nase, vermochte den Gestank aber nicht zu vertreiben. Mit großen Schritten entfernte er sich zurück zu ihrem eigenen Feuer und brachte das zwischen sich und den brennenden Körper. „Fonsi, wüst du nochmal schlafen versuchen? Wia passen so laung auf, bis es hell is.“ Fonsi schien nicht viel Hoffnung zu haben, wieder einzuschlafen, aber er stimmte zu und legte sich wieder hin. Zachariel setzte sich neben Delia und sah in die züngelnden Flammen. „Des mocht uns zum Menschen, Delia. Das wir es ned hossen. Das wir a an seine Gefühle denken, des sorgt dafir, das wir trotz dem, wos wir tun kane Monster san.“ Er dreht sich herum, sodass er sie aus dem Augenwinkel sehen konnte und wieder mit dem Gesicht zur Dunkelheit gewandt saß. Zachariel versuchte einen Gähnen zu unterdrücken. Es war wohl schon nach seiner üblich späten Bettgehzeit … Nun, Schlaf musste bis zum Vormittag warten. „Des Loch scheint echt zu bleibn. Das is faszinierend“, meinte er im Versuch sie ein wenig abzulenken. „Wie lernst du so Zauber? Host du Trainer, a Buch?“
Delia war sehr bestürzt und nach wie vor verstört vom grausamen Tod des Wesens. Während Zachariel ihre Hände hielt, konzentrierte sie sich dennoch darauf, ihn zu verstehen. Es wirkte ein wenig unpassend, dass sie ihn mit dieser hochkonzentrierten Miene und leicht geöffneten Mund betrachtete, während er so tröstende Worte fand. Aber nach wie vor war es nicht einfach für Delia, alles zu verstehen was er sagte. Aber immerhin funktionierte die Kommunikation zwischen den beiden. Es war ein unsagbares Glück, dass die Köchin auf dieser schweren Quest auf einen Magier wie Zachariel getroffen war. Er verurteilte sie nicht aufgrund ihrer mangelnden Kompetenz, sondern gab ihr wichtige Ratschläge und Denkanstöße mit auf den Weg. Sie mochte den Ansatz, das Wesen nicht zu verurteilen und stets selbstreflektiert zu bleiben, um nicht der Grausamkeit zu verfallen. Doch auch, wenn es schwer sein würde, auch Delia müsste bestimmt irgendwann schwere Entscheidungen treffen, um andere zu schützen. Aufmunternd drückte er ihre Hände, was das verheulte Gesicht der Dunkelhaarigen leicht lächeln ließ. Für so ein Leben muss sie nicht geschaffen sein.. das stimmte. Es war ja auch nicht ihr Leben.. es war ein Zwischenstopp. Hoffte sie. „Ich danke dir, Zachariel. Das hat mir sehr geholfen“, bedankte sie sich aufrichtig bei ihm.
Die Gruppe verblieb also im Wald der Totenstille, um die Sache zu einem Ende zu bringen. Fonsi war seit dem Angriff ziemlich durch den Wind und meinte, er könne sich doch unmöglich noch einmal schlafen legen. Dennoch hörte man ihn keine fünf Minuten später schon schnarchen. Delia aber wollte wirklich nicht mehr schlafen, davon abgesehen wäre sie nun ohnehin an der Reihe, Wache zu halten. Aber Zachariel dachte wohl auch gar nicht erst daran, sich schlafen zu legen. Auch er würde die letzten Stunden im Wachzustand verbringen, wenngleich er sich das ein oder andere Gähnen unterdrücken musste. Auch für ihr Mitleid für das Monster, welches sie im selben Moment noch selbst kritisch hinterfragt hatte, schien er genau die richtigen Worte zu haben. Mein lieber Scholli, dachte Delia, der wusste wirklich immer, was man sagen musste! Ob der Schwarzhaarige nebenher ein Philosoph war? Oder war er einfach immens erfahren? Delia lächelte erleichtert. „Das stimmt wohl.. Und ich will wirklich kein Monster werden. Das ist meine größte Sorge auf diesem neuen Weg“, erklärte sie, den Blick gen Flammen gerichtet. Dann aber wandte sie sich ihm lächelnd zu: „Du bist wirklich sehr weise!“, gestand sie ihm aufrichtig zu.
„Ein Stammgast meines ehemaligen Restaurants brachte mir diese Magie bei und hilft mir nach wie vor, besser zu werden. Ihr Name ist Yingtao und sie ist bereits sehr alt, aber eine Meisterin der Erdmagie“, erklärte sie ihrem Partner. Dann lachte sie leise auf, da sie sich an etwas erinnerte: „Yingtao schien von meinen Takoyaki regelrecht besessen zu sein!“ Einen kurzen Augenblick pausierte die Köchin und wurde wieder nachdenklich. „Sie war genauso erschüttert wie ich, als es zu jenem Vorfall kam. Da sie zu alt ist, um den Schuldigen zu suchen, hilft sie mir indirekt durch ihr Training dabei“ Ja, so war das. Und um Himmels Willen, unter Yingtao zu lernen war eine harte Schule. Zimperlich ging die alte Magierin nicht gerade mit Delia um.
Die Stunden vergingen und die Magier stellten irgendwann erleichtert fest, dass die Sonne aufging. Sie hatten es also fast geschafft! Erleichtert weckte Delia Fonsi, welcher super stolz war und in voller Inbrunst seine Sachen packte, so wie auch die Magier das Lager abrissen. Der Weg aus dem Wald der Totenstille war nicht allzu weit, schließlich hatten sie sich nur so weit vom Waldrand entfernt, wie notwendig. Glücklich ließ Delia außerhalb des Waldes ihr Gepäck auf den Boden fallen und streckte sich ausgiebig. Dazu nahm sie einen tiefen Atemzug und reckte das Gesicht in die Sonne. „Endlich!“, freute sie sich. „Das kannst du laut sagen! Die anderen werden grün vor Neid! Oder gelb? Nein, grün. Oder klingt gelb besser? Ach, was soll’s!“, meldete sich auch Fonsi glücklich zu Wort. Die beiden Magier begleiteten den Auftraggeber noch an den Stadtrand Magnolias, wo sie noch die geschäftlichen Dinge klärten. Um einige Jewels und um viel Erfahrung reicher wandte sich Delia dann Zachariel zu, als Fonsi sich verabschiedet hatte.
„Ich bin froh, dich kennengelernt zu haben, Zachariel! Und ich bin sehr dankbar für deine Geduld mit mir. Es wäre schön, wenn ich dir eine größere Hilfe hätte sein können.. aber wer weiß, was die Zeit noch bringt“, bedankte sie sich aufrichtig bei ihm. Eigentlich waren diese Worte gar nicht ausreichend, denn Delia war ihm wirklich aus tiefstem Herzen dankbar für all das, was er ihr mitgegeben hatte. „Und.. was dein Angebot betrifft, mir bei der Suche nach den Schuldigen zu helfen, die mein Restaurant zerstört haben.. es wäre mir bereits eine große Hilfe, wenn du dich einfach ein wenig umhörst. Vielleicht bringst du ja zufällig etwas in Erfahrung“, meinte sie, kramte dann eine Notizblock aus ihrem Rucksack und schrieb ihre Adresse darauf, welche sie ihm reichte. „Schreib mir doch einfach, wenn du etwas herausfindest“, bat sie ihn lächelnd. Vier Ohren hören mehr, als zwei. So viel war sicher! So war es auch an der Zeit, dass die beiden Magier sich voneinander verabschiedeten. Delia hoffte durchaus auf ein Wiedersehen, denn von dem Schwarzhaarigen könnte sie noch viel lernen. Und vielleicht könnte sie ihm eines Tages ein paar Fortschritte demonstrieren? So oder so, Zachariel würde ihr in sehr guter Erinnerung bleiben.
Die Tränen rannen ihr gesamtes Gesicht hinab, befeuchteten ihre glühenden Wangen und verfärbten diese aufgrund des nicht-wasserresistenten Kajalstiftes leicht schwärzlich. Ihre Lunge schrie nach Sauerstoff, doch mit jedem Atemzug, spürte sie einen unerklärlichen Schmerz in ihrer Brustgegend. Ihr Mund war weit aufgerissen, es schien, als würde sie nicht genügend Sauerstoff bekommen. Die eiligen Schritte führten sie in einen totenstillen Wald. Die einzige Geräuschkulisse waren Lidiyas verzweifelten Schnappatmungen, die hin und wieder von einem Winseln unterbrochen wurden. Es war dunkel, doch es hinderte sie nicht an ihrer Flucht. Was sie hinderte, waren ihre hohen Plateauschuhe, die sich in einer Baumwurzel verfingen und sie zu Boden brachten. Da sie ein enormes Tempo drauf hatte, rollte sie noch wenige Meter, ehe sie zum Stillstand kam. Mit einem panischen Blick fuhr sie herum, eine knochige, pechschwarze Hand mit langen roten Fingernägeln kratzte ungeduldig an einem Baumstamm. Leise tropfte Blut hinab, wurde allerdings vom schwarzen Laub regelrecht verschluckt. “Lass mich!”, ihre Stimme klang vollkommen verfälscht. Der Kloß im Hals machte sie tiefer und ihr Nervenzusammenbruch ließ es so klingen wie eine Schallplatte mit Sprung. Ihre Hand fuhr zu ihrem aufgeschlagenen Knie, die Netzstumpfhose schnitt ihr regelrecht in die Wunde, die sie sich mit dem Fall zugezogen hatte. Scharf zog sie die Luft zwischen ihren zusammengekniffenen Zähnen. Du hast mich alleine gelassen. Als Lidiya realisierte, dass sie nicht aufstehen konnte, krallten ihre Fingernägel sich in den feuchten Boden und sie begann allmählich davon zu krabbeln. Nein, nicht heute. Wieso ausgerechnet jetzt? Und warum hier? Warum führte die Angst sie zu einem Ort so dunkel wie das kleine Zimmer? “Bitte, … geh”, ächzte sie, mit ihrem Unterarm wischte sie einmal über ihre triefenden Augen, um so die Tränen wegzuwischen. Sie konnte nicht einmal erkennen, wo sie genau hin wollte. Genau genommen wollte sie einfach nur weg von diesem Etwas. Doch egal wo sie war, egal wie sie sich fühlte und was der Tag brachte, … es fand sie. Immer und jederzeit. Es konnte nicht aufgehalten werden. Und es ging erst, wenn sie blutete. Mit einem Mal fühlte sie einen unerklärbaren Druck auf ihrem Schädel, ehe sie realisierte, dass das Monster sie in den Dreck drückte. “Nggh. Nein! FASS MICH NICHT AN!”, sie erstickte fast an diesen Worten. Sie hatte niemandem etwas getan, womit hatte sie das verdient? “Du wirst mich nicht kleinkriegen! Ich gebe nicht auf!”, mittlerweile kniete sie auf dem Boden, sie selbst war sich sicher, dass sie ihren Kopf mit ihren Händen schützte. Ihre Augen waren zusammengekniffen, sie konnte nichts sehen. Wie immer … ließ sie alles über sich ergehen. Doch dieses Monster existierte nur in ihrem Kopf. Lidiya saß alleine mitten im Dreck und blutete sowohl am Knie, als auch am Schädel. In ihrer rechten Hand hielt sie eine ihrer Haarsträhnen, welche sie sich herausgerissen hatte. Mit der anderen Faust schlug sie sich mehrfach gegen den Kopf, ihr Körper wand sich hin und her. Ihre Mütze lag mittlerweile auf dem Boden und die Schminke vermischte sich mit den Tränen und dem Blut, welches ihr Gesicht hinunterrann. Auf der einen Seite ihrer Wange trug sie bereits ein großes Pflaster. Und nun war sie erneut verletzt. “Du kriegst mich nicht … ich gebe nicht auf …”, flüsterte sie, die Schläge wurden schwächer. Nicht verwunderlich, denn Lidiyas Ausdauer war miserabel. Als sie ihre Augen öffnete, blinzelte sie mehrfach. Fast so, als wäre all das um sie herum nicht echt. Als müsse sie realisieren, wo sie sich gerade befand. Wie jemand, der von einem langen Schlaf erwachte. “Ich lebe”, stellte sie fest. Ihre Augen waren aufgrund der vielen Tränen noch blutunterlaufen. Sie wirkten leer und trüb. Ihr war schwindelig. Mittlerweile passierte ihr das viel zu oft … das Monster schlug die letzten Tage unerwartet oft zu. Doch warum? “I-Ich … wo …”, stammelte sie verwirrt. Als sie ihre Hand öffnete, fiel die weiße Strähne hinab. Doch sie registrierte dies nicht einmal. Gerade wirkte sie hilflos und verloren. Viel jünger, als sie eigentlich war. Und dass sie bei diesem Spektakel einen Zuschauer hatte, wusste sie selbstverständlich nicht …
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Nero
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Der Wald der Totenstille. Ein fanatischer Ort der Ruhe, an den man sich zurückziehen konnte, wenn man, wie es der Name schon so offenkundig sagte, einfach nur die Totenstille bevorzugte. Es war ein finsterer Wald, der nicht gerade dazu einlud, sich besonders lange an diesem Ort aufzuhalten. Und doch zog er immer wieder Menschen wie aus magischer Natur an, vermutlich weil sie einfach nur diesen Gedanken an an Abenteuer oder Nervenkitzel untersuchen mussten. Etwas, was sich völlig dem Verständnis von Tartaros entzog war, wie man einen Ort wie diesen, auf den offenkundig eine Art Fluch liegen sollte, denn so freiwillig besuchen konnte. Die Schallwellen, die man hier durch Laute verursachte, verblassten zumeist schon wenige Meter von ihrem eigentlich Ursprungsort entfernt, was schon sehr ungewöhnlich war, aber diesem Wald eben auch seinen mythischen Aspekt gab. Er trug nicht umsonst die Bezeichnung als Wald der Totenstille. Aber, jeder musste es selbst wissen, an einen trostlosen Ort wie diesen zu gelangen und sich dann auch weitgehend an diesem aufzuhalten. Es war die Entscheidung, die das Schicksal jener offenbarte, die sich wirklich wagten, einen Fuß in diesen Wald zu setzen. Es war ja nicht so, dass dieser Wald nicht doch von Gefahren nur so wimmelte, schließlich war es hier beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, dass man Hilferufe, Hilfeschreie oder was auch immer wirklich hören könnte. Aber, warum sollte man sich überhaupt einen Kopf darüber zerbrechen, es musste nun wirklich jeder selbst wissen und wenn man das Risiko auf sich nahm, an einen Ort wie dieen zu kommen, dann war man entweder wirklich lebensmüde, hatte etwas zu verbergen oder einem war einfach nicht mehr zu helfen.
Warum befand sich dann eigentlich eine Person wie Tartaros an einem solchen Ort? Nun, die Antwort darauf lag doch wohl offensichtlich auf der Hand. Er war auf der Suche nach etwaigen Rückzugs- und Verteckmöglichkeiten, die er nutzen könnte, um seine Planungen weiter voranzutreiben, da er eine Gilde ja schon sehr bald verlassen wird. Er lebte momentan viel mehr in seiner neuerlichen Identität als Vain, er hatte sich ja aus bestimmten Gründen diesen neuen Namen gegeben. Er versuchte damit ein Stückweit auch, seine alte Existenz gnadenlos und konsequent auszulöschen, damit ihn das nicht mehr in Erinnerung gerufen werden konnte. Es war aber auch nur irgendwo logisch, dass er alle seine Pläne und alle seine Vorhaben nur als Tartaros selbst, das bedeutete auch mit Maske, mit neuer Kleidung und allem drum und dran unternehmen konnte. Schließlich hatte er in seiner früheren Identität mittlerweile auch schon seinen rehct guten Ruf aufgebaut, da musste er sich noch etwas einfallen lassen, wie er diesen ganz schnell beenden könnte, ohne das großartig ein Verdachtsmuster entstehen könnte. Aber, das würde auch relativ einfach von statten gehen, denn erste Grundzüge einer ausgesprochen gut funktionierenden Strategie hatte er bereits in seinem Köpfchen zusammengeschustert. Allerdings war davon noch ungefähr überhaupt nichts spruchreif, sodass er sich weitere Gedanken über sein Verschwinden hatte machen müssen. Es durfte bei ihm ja kein Fehler geschehen, jede noch so kleine Ungereimtheit musste mit einer plausiblen Erklärung abgedeckt werden, damit an seinem Verschwinden auch überhaupt keine Zweifel entstehen würden. Aus diesem Grundgedanken und eben auf der Suche nach geegineten Unterschlüpfen durchstreifte er einen solch mysteriösen Ort wie den Wald der Totenstille.
Natürlich nutzte er dabei wieder seinen Drang, sich an erhöhten Plätzen aufzuhalten, um sich die ganze Sache ein wenig einfacher zu machen. Dabei erlebte der maskierte Mann allerdings eine ziemlich große Überraschung. Denn während er da gerade in einer Baumkrone über eine Astgabelung auf den nächsten Baum kletterte, nahm er den Geruch eines Menschen in der Nähe war. Seine Sinne als Dragonslayer hatten ihn eben noch nie im Stich gelassen. Doch, dieser Mensch erschien... irgendwie merkwürdig zu sein. Augenscheinlich führte sie Gespräche.. Aber, mit wem? Etwa mit sich selbst? In der offenen Entfernung konnte Tartaros jedenfalls niemanden weiteres erkennen, auch geruchsmäßig konnte er niemanden sonst wahrnehmen. Das Schauspiel was sich ihm bot, erschien aber sehr interessant zu sein. Eigenlich hatte der Mann mit den orangefarbenen Haaren kienerlei Gründe dafür, aber er blieb auf seiner Astgabelung hocken und begann, das ganze Schauspiel, was sich unter ihm auftat, einfach mal zu beobachten...
Die Wortfetzen, die er dabei mitbekam, enthielten immer wieder denselben Inhalt. Man würde sie nicht kriegen, man sollte sie nicht anfassen.. In irgendeiner Art und Weise erschien Tartaros das nach einem bekannten Szenario anzuhören, aber vermutlich irrte er sich da. Es gab letztendlich viele Überraschungen, aber das Schicksal hatte doch immer wieder nur eines wirklich im Sinn: Die Darbietung der grausamen Wirklichkeit. Dementsprechend erschien es ihm so, als würde die junge Frau, - wenn er dies richtig identifizierte von der Höhe gesehen aus, - in jedem Fall nicht gerade ein wirklich positives oder gutes Leben zu führen. "Merkwürdig. Mir scheint, als wenn die Welt ihr auch nicht wirklich gut auferlegt ist. Sie scheint sich verfolgt zu fühlen. Aber dennoch auch wiederum nicht. Diese Überraschung, die sie jetzt an den Tag legt..." Tartaros musste sich erst einmal genau überlegen, in welche Schublade er diese Zufallsbegegnung überhaupt stecken sollte. Dennoch entschied er sich dazu, der jungen Frau zu erscheinen und sprang mit einigen eleganten Sprüngen vom Baum hinab, etwa einhundert Meter hinter der jungen Frau entfernt, landend. "Warum solltest du auch nicht leben? Gibt es dafür einen besonders guten Grund? Oder entfliehst du einfach nur vor irgendetwas oder irgendjemandem?" Während er dies sagte, lief Tartaros in aller Seelenruhe an der am Boden sitzenden jungen Dame vorbei und blieb danach exakt wenige Meter vor ihr stehen. Dabei erkannte er ihr in Schwärze gehülltes Gesicht, auffällig stark im Bereich der Seelenspiegel. Da verlief wohl etwas Make-Up, was der Flüssigkeitsansammlung von Tränen wohl nicht gewachsen war. Zwischenzeitlich hatte der maskierte Mann auch die Mütze aufgehoben, welche sich von ihrem Kopf gelöst und auf den Boden gefallen war.
"Das hier ist der Wald der Totenstille. Was auch immer du gerade für einen Auftritt hattest und was auch immer dich hierher führt, hier droht jedenfalls keine unmittelbare Gefahr." Noch während er diese Sätze durch seine Maske sprach, setzte Tartaros ihr einfach die Mütze wieder auf den Kopf. Warum er dies tat? Das wusste er selbst nicht, eigentlich hatte er dazu keinen Grund gehabt. Es war eben einfach eine Geste. Danach hielt er der jungen Frau vor sich die ausgestreckte, rechte Hand entgegen, welche von einem Handschuh verborgen war. Offenkundig konnte sie erkennen, dass Tartaros aus seiner Identität und seiner wahren Gestalt ein großes Mysterium machte. Nichtsdestotrotz bot er ihr damit an, ihr auf die Beine zu helfen. "Wer bist du? Und was macht ein so junges Mädchen wie du an so einem verfluchten Ort wie diesem?" Tartaros fixierte dabei ihre Seelenspiegel und blickte starr und konsequent ausschließlich in diese. Für ihre Körperproportionen oder andere Dinge, die man sich hätte ansehen können, interessierte er sich nicht. Aber, er zeigte ein deutliches und reges Interesse an ihren Augen...
Lidiya war jemand, der sich immens vor Stille fürchtete. Ironisch, denn die Angst trieb sie ausgerechnet an einen Ort, wo genau genommen keine Geräuschkulisse existierte. So wurde sie von einem Horror zum nächsten gejagt. Es war kalt und dass obwohl kein Wind wehte. Die feuchte Stelle an ihrem Kopf pochte immens, auf ihrem rechten Ohr klingelte es regelrecht. Wahrscheinlich ein Tinnitus von all den Schlägen, die sie zuvor kassierte. Das Monster war nun verschwunden, mit einem Mal. Von einer Sekunde auf die andere. Doch Lidiya hinterfragte dies nicht, denn sie war gerade damit beschäftigt, ihre Atmung wieder zu regulieren. Erst wenn sich ihr Brustkorb wieder synchron auf- und abbewegte, war es an der Zeit, sich die wichtigen Fragen zu stellen. Die Hauptsache war die Sicherheit, in welcher sie sich befand. Kurz legte sie ihren Kopf in den Nacken, blickte in die zahlreichen Äste, welche sich über ihr erstreckten und das Sonnenlicht gänzlich abfingen. War es Tag oder Nacht? Wer weiß. Es war wieder das übliche Unwissen. Dass sich eine fremde Gestalt auf den Weg zu ihr machte, wusste sie nicht. Noch nie war sie so verwundbar gewesen wie zu diesem Zeitpunkt. Völlig immobilisiert, verdreckt und müde. Ein Häufchen Elend zur falschen Zeit am falschen Ort. Lidiya sah noch nie so verloren aus wie heute. Als eine fremde, maskuline Stimme ertönte, entspannte sie sich. Jeder normale Mensch wäre wohl zusammengezuckt und hätte das Weite gesucht. Doch nicht sie. Jemand, der das Alleinsein so sehr fürchtete, freute sich über die Gesellschaft. Völlig egal, in welchem Zustand sie sich gerade befand. Völlig ausgeliefert saß sie da, mit diversen Wunden, die entweder frisch oder am abheilen waren und mit dem verschmierten Make-Up. Wie das wohl auf andere wirken musste? “Ich wurde attackiert. Ich … ich bin froh, dass ich es erneut überlebt habe”, während sie sprach, blickte sie geradeaus auf ein stacheliges Gebüsch. Gerade konnte sie sich noch nicht umdrehen, ihr Kopf tat zu doll weh. Doch der Fremde machte es ihr leicht, indem er sich auf sie zubewegte und dann vor ihr stehenblieb. Lidiya scheute nicht vor Augenkontakt, demnach versteckte sie es auch nicht, dass sie ihn regelrecht von oben bis unten scannte. Er war maskiert, demnach konnte sie das Alter nicht gut einschätzen, doch das war ihr egal. Solange jemand mit ihr hier war, war ihr jeder recht. Der Wald der Totenstille? Jetzt wo sie den Namen dieses Waldes kannte, machte vieles mehr Sinn. Die Natur schien wie ausgestorben, nicht ein Windchen wehte und es waren auch keine Tiere zu vernehmen. Sehr merkwürdig, doch nun wusste sie zumindest Bescheid. Was ein gruseliger Ort. Das Monster wollte sie mit ihrer Schwäche konfrontieren und scheuchte sie absichtlich hierher. Gerade konnte sie sich glücklich schätzen, auf diesen Mann getroffen zu sein. Ihr waren die Intentionen anderer egal, solange sie Gesellschaft besaß. “Keine Gefahr? Dann ist das Monster ja wirklich weg …”, erleichtert atmete sie auf, ihre Stimme klang noch deutlich angeschlagen und heiser. Nicht verwunderlich, schließlich hatte sie stundenlang vorher geschrien. Als sie zu Boden blickte, spürte sie die Mütze wieder auf ihrem Kopf. Kurz war sie zusammengezuckt, doch dies resultierte nur daraus, da sie auf ihrem Kopf eine Wunde besaß. Ihre Wangen wurden leicht rötlich und als sie mit ihren blutroten Augen hinaufblickte, bemerkte sie die ausgestreckte Hand. Ohne auch nur zu zögern, griff sie diese und zog sich dann leicht ächzend daran hoch. Ihr Knie schmerzte ein wenig, doch sie versuchte es zu ignorieren. So handhabte sie ihre körperlichen Einschränkungen meistens. Ob es half? Nein. Aber naja, was sollte sie auch groß dagegen tun? In diesem Wald existierte ganz bestimmt kein Krankenhaus. “Danke”, gab sie kleinlaut von sich, hielt die Hand noch immer, obwohl seine Aufgabe bereits getan war. Macht der Gewohnheit. “Ich heiße Lidiya und ich weiß nicht wie ich hierhergekommen bin. Meine Beine haben mich hierhergetragen … ich kenne diesen Ort nicht einmal”, der Wald der Stille klang für sie eher wie ein Ort, welchen sie schnellstmöglichst wieder verlassen wollte. Aufgrund seiner Maske, wusste sie auch leider nicht, wohin sie mit ihren Augen blicken sollte. Irgendwann ließ sie von seiner Hand ab, ehe sie sich die Augen zuhielt und ihre Unterlippe begann zu zittern. Sie hatte einfach nur Angst. Nicht vor ihm, nicht vor den schmerzenden Wunden, … einfach vor der Zukunft. Ihr war klar, dass dieses Monster wiederkommen wird. Doch sie kannte nie den exakten Zeitpunkt. Und immer wenn sie sich wohlfühlte, sich in Sicherheit wog, Spaß erlebte und allmählich vergaß … schmiss es sie wieder komplett aus der Bahn. Machte sie irgendetwas falsch? War es ein Verbrechen die Vergangenheit vergessen zu wollen? “Entschuldige”, sie schniefte. Dieser arme Mann, er wollte vielleicht nur helfen und sie ablenken und jetzt bahnte sich die nächste Panikattacke an. Eilig suchte sie in ihrer Blazertasche etwas, ehe sie einen kleinen Handspiegel hinausfischte und diesen aufklappte. Als sie hineinblickte realisierte sie erst, wie sie auf ihn wirken musste. All der zerlaufene Kajalstift, die knallroten Wangen und das Blut. Ihre Atmung nahm wieder an Tempo an, sie musste sich mit einer Hand Luft zuwedeln. “Warte, … bitte”, es klang schon fast hilflos. Doch gerade versuchte sie sich ernsthaft mit Gedanken abzulenken. Was würde Mama jetzt von ihr denken? Nein. Nein. Nein. Die existierte nicht mehr für sie. Royal Crusade wartete auf sie, ihre Freunde warteten auf sie. Ja, ganz bestimmt. Nun kniff sie einmal ihre Lippen aufeinander, schluckte den Schluchzer hinab und öffnete dann wieder die Augen. Der Spiegel glitt wieder in die Tasche ihres Blazers. Sie wischte sich mit ihren Fingern die Tränen aus den Augen und realisierte erst wieder, dass jemand vor ihr stand. “Lidiya Vinogradov ist mein Name, entschuldige meinen Ausrutscher. Es geht mir wieder gut”, ihre Laune schwankte von Nacht auf Tag. Obwohl sie verprügelt aussah und wie jemand, der Hilfe benötigte, zeichnete sich auf ihren Lippen nun ein leichtes Lächeln ab. Fast so, als wäre nun jemand anderes anwesend. “Wie lautet dein Name? Du musst ihn mir nicht nennen, ich meine du vermummst dich bestimmt nicht grundlos, oder? Was meinst du, wie erleichtert ich bin, endlich jemanden hier anzutreffen?”
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