Ortsname: Wohngebiet der Reichen Art: Freiraum Spezielles: ---
Beschreibung: Ein großes und famoses Wohngebiet, deutlich edler und feiner als die übrigen Wohngebiete in Crocus Town. Hier leben ranghohe Politiker, Militärs und allen voran die reichen Individuen. Mehrfamilienobjekte sucht man hier vergebens, dafür ist ein Haus prunkvoller als das andere. Ja, sogar größere Villen sind hier zu finden. Feine Restaurants und ein nobles Casino runden das Wohngebiet der Reichen natürlich ab, denn auch die Oberschicht sehnt sich nach Vergnügungsmöglichkeiten.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Es zeigte sich immer mehr: Eohl und Esmée waren wie gemacht dafür, um am laufenden Band aneinander vorbeizusprechen. War es so schwierig, Klartext miteinander zu reden und dafür zu sorgen, dass der jeweils andere ohne jeden Zweifel wusste, was gemeint war? Für die beiden Damen, die die Hauptrolle bei der heutigen Quest übernahmen, offensichtlich schon. Mit ziemlich großen Augen sah Esmée zu, wie ihre neue Freundin einen kleinen Spiegel in ihrer Hand erscheinen ließ… einen Spiegel, der ihr sogar geschenkt wurde?! Wow. Ihr war nicht klar gewesen, dass Magie sogar solche Dinge erschaffen konnte! „Was für eine praktische Magie!“, kommentierte die 19-Jährige die Vorführung daher mit strahlenden Augen, während sie mit den Fingerspitzen ehrfürchtig den goldenen Rand mit den auffälligen Schriftzeichen entlangfuhr. Der Spiegel sah wirklich wertvoll aus, als wäre er direkt aus dem Haushalt einer Königsfamilie entnommen worden. Was für eine Bedeutung diese Schriftzeichen wohl hatten? Die Prinzessin sah von dem Handspiegel in ihren Händen auf. Sie konnte gar nicht richtig fassen, dass ihr der Spiegel einfach so geschenkt werden sollte – ablehnen wollte sie ihn allerdings auch nicht. „Du bist so lieb, Seohl! Meine Magie… leider kann ich dir nicht sowas Tolles herbeizaubern.“ Sie wog den Kopf zur rechten, dann zur linken Seite, in der Hoffnung, dass ihr irgendeine besondere Möglichkeit einfiel, um die Explosionen in Szene zu setzen. Doch ehe sie hier zu einem zufriedenstellenden Schluss kam, war es das helle Läuten einer Kirchenglocke in der Ferne, das Esmée darauf aufmerksam machte, dass sie doch noch etwas zu erledigen hatten: Herr Laurent! Oh nein, nicht, dass sie noch zu spät kamen. „Ich zeige dir meine Magie nachher noch! Aber jetzt müssen wir erstmal zu Herrn Laurent!“ Und so packte die de Bosco die Hand der Grünhaarigen und zog sie munter hinter sich her, immer in Richtung Hausnummer 24. Währenddessen ging sie auf die Fragen ein, die Seohl ihr gestellt hatte – da verloren sie immerhin keine wertvolle Zeit mehr: „Wir bei Satyrs Cornucopia machen eigentlich… so ziemlich alles!“ Okay, das war eine so nichtssagende Antwort, dass die andere Magierin kaum etwas damit anfangen konnte. Zum Glück entschied sich die Prinzessin von ganz alleine, dass sie da ruhig noch ein bisschen mehr ins Detail gehen konnte. Mit einem freudigen Lächeln auf den Lippen wandte sie sich an Seohl. Dass die de Bosco ihre Gilde sehr mochte, konnte man ihr nicht nur ansehen, sondern der Stimme auch ohne jeden Zweifel entnehmen: „Also wir haben alle möglichen Hobbys! Mein Cousin zum Beispiel kocht und backt total gerne und viel.“ Tat Erial das wirklich? Also… gerne? Oder nur, weil er wusste, dass er Esmée damit immer locken konnte? Vermutlich war Zweiteres der Fall, wenngleich die 19-Jährige das nicht wusste. Vielleicht ignorierte sie es auch nur gekonnt, um immer wieder an ihre geliebten, frisch zubereiteten Krapfen zu kommen. „Oder Ravi, die mag… äh… Wrestling?“ Da fiel der Schwarzhaarigen ein, dass sie das doch noch mit der hochgewachsenen Oni-Kriegerin ausprobieren wollte! Was auch immer Wrestling war. Aber das würde Ravi ihr dann schon zeigen und ganz bestimmt machte es ganz viel Spaß! „Es gibt auch einige Künstler, die malen oder fotografieren gerne.“ Sie tippte sich mit der freien Hand ans Kinn, überlegte, was sie noch erzählen konnte, bevor ihr das aller Wichtigste noch einfiel, was sie mit nicht wenig Stolz in der Stimme verkündete: „Oder ich! Ich modele.“ Aufmerksam betrachtete Esmée ihre Begleiterin, darauf aus, in ihrem Gesicht gleich pure Begeisterung ablesen zu können. Was gab es bitte Cooleres als mit einem echten Model unterwegs zu sein?
Eigentlich hätte die Schwarzhaarige noch viel mehr Fragen gestellt. Die Gilde von Seohl – Aries Wool – davon hatte sie noch nie gehört. Bestimmt gab es hier auch ganz viel zu erzählen! Aber ehe diese Themen vertieft werden konnten, kamen beide Magierinnen vor dem Haus von Herrn Laurent zum Stehen. Die ersten Sekunden, nachdem die ältere der beiden Magierinnen in den Kontaktlacrima gesprochen hatte, passierte nichts, außer dass man ein leises Knarzen hörte. Danach folgte ein Surren, dass Esmée zusammenzucken ließ. Geschwind wandte sie ihr Köpfchen und blickte in… „Eine Kamera?“, murmelte sie und blinzelte in eine Linse, die sich auf sie und Seohl gerichtet hatte. Die Magierinnen wurden beobachtet? Die 19-Jährige drehte sich herum, wollte gerade etwas sagen, da setzte sich das goldene Gittertor in Bewegung und eröffnete ihnen den Weg über den hellen Kiesweg. Das Tor war noch nicht ganz geöffnet, da schallte bereits aus dem Kontaktlacrima eine erzürnte Stimme: „Wollt ihr Wurzeln schlagen? Los, los! Bevor die Paparazzi noch kommen!!!“ Nur kurz wechselte Esmée einen Blick mit Seohl, bevor sich die Explosionsmagierin in Bewegung setzte. Ob Eohl genug erkannte, um ihr zu folgen? Dieses Mal hatte die de Bosco nicht darauf geachtet, erneut nach der Hand der Anderen zu greifen. Zumindest bis zu dem Augenblick, als sie die Treppenstufen heraufstiegen, unerwartet die Eingangstür des gigantischen Hauses aufgerissen wurde und ehe sich Esmée versah, irgendjemand nach ihrem Arm gegriffen hatte und sie in das Innere des Hauses zerrte. Was... was passierte hier?! Die 19-Jährige schrie erschrocken auf und konnte nur im letzten Moment nach Seohl greifen, damit sie zumindest nicht alleine in die Dunkelheit gezogen wurde. Kaum waren sie drinnen angekommen, wurde die Haustür zugeschlagen, man hörte mehrere Schlösser, die geschlossen wurden, ehe der Raum sich endlich erhellte. Esmée benötigte ein paar Sekunden, um die Orientierung zurückzufinden. Befanden sie sich… im Eingangsbereich? „Magierinnen, ja?“, hörte sie eine männliche Stimme hinter sich, drehte sich auf dem Absatz herum. Dort, direkt an der Eingangstür, stand Herr Laurent! Ihr Auftraggeber! Er sah wirklich genau so aus, wie Esmée ihn von den Fotos aus den Zeitschriften kannte. Die junge Frau war so erstaunt, den Star lebendig vor sich stehen zu sehen, dass sie nicht einmal Notiz davon nahm, dass das Popsternchen nicht nur sie, sondern auch Seohl ziemlich ausgiebig musterte. Vielleicht… ein bisschen zu ausgiebig? „Mir war gar nicht klar, wie hübsch Magierinnen sind.“ Ein gewinnendes Lächeln schlich sich auf die Lippen des jungen Auftraggebers, ehe er den Zeigefinger ermahnend anhob. "Ich will eure Gildensymbole sehen. Als Beweis, dass ihr wirklich die beauftragten Magierinnen seid." Ihr Gildensymbol? "Oh. Wie Ihr wünscht." Was ein Glück, dass die junge Frau ihre Haare heute sogar hochgesteckt trug. So war es überhaupt kein Aufwand, Herrn Laurent den Rücken zuzudrehen und ihm das hellblaue Symbol von Satyrs Cornucopia in ihrem Nacken zu präsentieren. "Auch ein schöner Rücken kann entzücken..." Ob der junge Mann sich erhofft hatte, noch ganz andere Stellen am Körper der Magierin zu sehen zu bekommen? Sein Blick wandte sich umso erwartungsvoller an Seohl.
Ja, Esmée und Eohl waren schon ein eigenartiges Paar, aber eins, das zu funktionieren schien. Den kleinen Spiegel fand die de Bosco wohl richtig begeisternd, sodass sie mehr als fröhlich weiter mit Eohl plauderte, während sie sie hinter sich her zog. Die Yihwa lauschte aufmerksam, ihre Augen weit vor Neugier. „Uii, das klingt nach Spaß“, meinte sie ungläubig, legte leicht den Kopf schief. „Was ist denn Wrestling?“ Auch wenn sie eine tödliche Assassine, eine Verrückte und Unterstützerin einer boshaften und kriminellen Organisation war, war die Spiegelmagierin jemand, den man schnell begeistern konnte. Insofern bekam Esmée exakt die Reaktion, die sie wollte. Eohls Augen leuchteten auf, während ihr Mund ein erstauntes „Ooh“ formte, bevor es sich zu einem breiten Lächeln ausweitete. „Das ist ja cool! Du musst voll beliebt sein! Heißt das, die Künstler malen und fotografieren dich?“ Was für ein schöner Gedanke. Die Grünhaarige wäre sicher sehr glücklich, wenn jemand sie darum bat, Modell zu stehen. So lange gesehen zu werden, der Fokus und Mittelpunkt zu sein... Das war etwas, das die so oft in den Hintergrund gedrängte Magierin, die so wenig Beachtung innerhalb ihrer Gilde bekam, sich kaum vorstellen konnte. Die Hand, die Esmée gerade nicht mit sich zerrte, legte Eohl sich selbst auf das Herz. „Sag, darf ich dann auch ein Bild von dir machen? Als Erinnerung?“
Der Weg endete recht hektisch, auch wenn Eohl nicht ganz sicher war, wie das passiert war. Plötzlich fauchte sie eine unbekannte Stimme an, dass sie sich beeilen sollten, und als die Crusaderin ihre Brille hob, lief Esmée auch schon auf die Tür zu. Das Tor war offen, also sollte Eohl ihr wohl folgen; den geraden Weg würde sie ja wohl hinbekommen. Die Brille wieder loslassend eilte sie Esmée hinterher und wurde erst langsamer, als die Farben ihrer Kleidung vor ihr erschienen, um zu vermeiden, dass sie ineinander rannten. Was sie nicht verhindern konnte war allerdings, dass ihr Fuß sich in einer Treppenstufe verhakte, die sie nicht sah. Geschockt fühlte sie, wie ihr Körper von der Schwerkraft nach vorne gerissen wurde. Vermutlich hätte sie sich den Kopf an einer der steinernen Stufen aufgeschlagen, wenn sie nicht so geübt darin wäre, Stürze und Sprünge aus großen Höhen abzufangen. Fast schon instinktiv schoben sich Eohls Hände vor ihren Kopf, schützten diese verletzliche Stelle, indem sie zuerst auf der Stufe auflagen und ihren Fall verlangsamten. Dann legte sie das Kinn an ihre Brust, zog ihre Beine an und nutzte das, was sie sich von ihrer einst so beeindruckenden körperlichen Kraft im letzten Jahr wieder erarbeitet hatte, um ihren Unterkörper nach oben zu ziehen und eine nahezu perfekte Rolle vorwärts auszuführen. Ihre Beine standen oben auf der Terasse, ihr Kopf hatte an keiner Stelle Stein berührt, und ehe sie auch nur versuchen konnte, sich wieder zu orientieren, wurde ihre Hand auch schon wieder von Esmée ergriffen, sodass sie ins Haus gezerrt wurde. Alles in Allem ein erfolgreicher Moment, auch wenn sich die Yihwa nicht sicher war, was genau geschehen war. Das war aber auch nicht unbedingt wichtig. Im Inneren stellte sich Eohl nämlich der ersten Herausforderung, die nicht durch ihre eigene Verkleidung verursacht wurde. Oder, naja, irgendwie schon. „Gi... Gildensymbol?“, wiederholte sie die Worte ihres Auftraggebers und hob eine Hand vor ihren Mund. Oh, daran hatte sie überhaupt nicht gedacht. Nervös drehte sie sich weg und öffnete den Knoten, der ihre Lederjacke um ihre Hüfte band, um sich schnell das Kleidungsstück überzustreifen und sich fest darin einzukuscheln, sodass ihr Oberörper möglichst verborgen blieb. „Das... das mag ich jetzt aber gar nicht zeigen...“ Normalerweise war sie sehr stolz darauf, sich als Mitglied von Royal Crusade zu präsentieren, aber jetzt gerade durfte sie das nicht. Glücklicherweise war ihr Zeichen nicht in einer sonderlich auffälligen Position an ihrem Arm, sodass es bisher noch nicht entdeckt und nun von ihrer Jacke verdeckt worden war, aber wenn sie gebeten wurde, es vorzuzeigen, dann würde ihr Geheimnis schnell auffliegen.
Leider kam sie da so leicht nicht heraus.
„Oh? Warum willst du denn dein Symbol verstecken?“, fragte Laurent, wirkte mit einem Mal wirklich, wirklich aufmerksam, während er sie musterte und sich sein rechter Mundwinkel nach oben zog. Er hatte wohl seine ganz eigenen Gedanken dazu, was sie verbergen wollte. „Wie soll ich euch denn vertrauen, ohne eure Gildensymbole zu sehen? Zeig es her, und zwar jetzt!“ Eine große Wahl hatte Eohl ja nicht... und jetzt, wo sie sich so geziert hatte, musste sie nicht nur herausfinden, wie sie ihm ein falsches Zeichen zeigte, sondern auch einen Grund dafür liefern, dass sie es nicht hatte zeigen wollen. Ihr Kopf war hochrot vor Anspannung, während ihre Hände mehr und mehr ihres Gesichtes verdeckten. „N-na gut...“, begann sie, während ihr Auge flink durch den Raum zuckte, und blieb an einem großen Standspiegel hängen, der neben der Garderobe aufgestellt worden war. Vermutlich, um sein Outfit zu prüfen, bevor man das Haus verließ. Sie deutete in die Richtung. „A-aber ich kann es nicht so zeigen... Bitte, guck nur im Spiegel, okay?“ Ohne weitere Erklärung dazu, wieso sie es nur im Spiegel zeigen wollte, trat Seohl vor das große Gerüst, was allen drei übrigen Anwesenden vor Allem eine Sache zeigen dürfte: Sie hatte kein Spiegelbild. Erst, als sie stehen blieb, bildeten sich auf der Oberfläche vor ihr Teile ihres Körpers, vor Allem ihr Torso und Ansätze ihrer Arme, ihrer Beine, ihres Halses, die Ränder ein wenig verwaschen. Mehr als das Zentrum ihres Körpers wollte sie nicht abbilden. Mehr brauchte sie auch nicht. „Es ist... h-hier“, erklärte sie, während sie die Lederjacke gerade weit genug von ihren Schultern rutschen ließ, dass sie niedrig hing und ihren Pullover nicht weiter bedeckte, auch wenn ihre Arme weiterhin im Inneren der Ärmel versteckt hielt. Etwas unsicher legten sich ihre Hände an den unteren Saum ihres Oberteiles und sie atmete tief durch. Die Röte auf ihrem Gesicht war immer noch nicht weg, aber es würde schon in Ordnung sein. Langsam zog sie den Stoff nach oben, sodass sich auf dem Spiegelbild detailliert ihre Magengegend zeigte, ihre Hüften, die recht gerade in ihre Taille übergingen. Sie war nicht so schlank wie Esmée, man konnte ihr ansehen, dass sie noch immer ein wenig außer Form war, auch wenn sich ihre Bauchmuskeln zumindest ein wenig abzeichneten. Ein Gildezeichen sah man dort allerdings nicht. Der Stoff glitt weiter nach oben, bis direkt unter ihrer Brust... und dann weiter. Nun, da sie ihre Arme so weit gehoben hatte, verdeckte die herabhängende Jacke zumindest ihre Seiten, sodass man die nackte Haut, die sie entblößte, ausschließlich im Spiegel sehen würde, wo sie etwas... angepasst erschien. Gerade um ihre Brust herum verschwamm das Bild, harte Konturen wurden aufgewühlt, wie von Wolken überdeckt, und alles, was nicht gesehen werden sollte, wurde nicht gesehen. Es war, als würde man den Körper einer Puppe betrachten, die nicht ganz lebensecht nachgebildet worden war – auch wenn sich die Augen von Laurent weiteten, als er an ihren Konturen hängen blieb. Offenbar hätte er so eine Show nicht erwartet. „Da... da ist es. Hast du es gesehen?“, fragte Eohl leise, mit unsicherer Stimme, und ihr Auftraggeber zuckte zusammen. Stimmt, da war es, das Gildenzeichen, direkt über ihren Brüsten an der Stelle, an der wohl ein Dekolleté liegen würde, hätte die Yihwa heute keinen Rollkragen an. Ein weißes Bild im starken Kontrast zu Eohls dunkler Haut, das nicht mehr darstellte als ein wolliges Schaf. Gesehen hatte er es noch nicht, aber ja, es sah aus wie ein Gildenzeichen, und ganz ehrlich: Das von Esmée kam ihm auch nicht so wirklich bekannt vor. „Äh, ja... Passt so“, meinte er ein wenig abgelenkt und versuchte, weiter zu starren, doch kaum hatte Eohl die Erlaubnis, zog sie ihr Oberteil wieder herunter, schloss ihre Lederjacke und hüpfte zu Esmée, um sich hinter ihrem Rücken zu verstecken. „Gut... gut“, murmelte sie leicht aufgeregt und atmete langsam aus. Sah aus, als hätte sie die Situation gerettet. „Dann, ähm... machen wir jetzt Quest...?“
Do not look TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Passiv MANAVERBRAUCH: --- MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: Persönlicher Zauber Eohl Yihwa VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Manaregeneration Level 3 BESCHREIBUNG: Eohl Yihwa wagt es nicht, sich selbst im Spiegel zu betrachten. Inzwischen ist sie es so sehr gewohnt, ihr eigenes Spiegelbild aus jedem Spiegel zu löschen, an dem sie vorbei kommt, dass es komplett automatisch passiert. Diese Fähigkeit sorgt dafür, dass sich niemals ein Bild des Anwenders in einem Spiegel zeigen wird.
Fake Reflection TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: 15 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber kann der Anwender entweder einen runden oder viereckigen Spiegel mit goldenem, verziertem Rand erschaffen oder einen bereits existierenden Spiegel verwenden. Das Bild, das der betroffene Spiegel zeigt, kann dabei beliebig verändert werden. Das beinhaltet kleine Veränderungen wie die Änderung der Haarfarbe einer Person, die in den Spiegel blickt, oder das Erschaffen eines vollkommen anderen Bildes auf der Oberfläche. So kann dieser Zauber einen Spiegel auch als Gemälde tarnen.
Der Fluss der Zeit... brennt alle Hoffnung nieder... That odd woman... | Cracked Mirror, Awaken!
Esmée
Anmeldedatum : 21.08.21 Anzahl der Beiträge : 504 Alter : 31
Für Esmée war es keine große Sache gewesen, ihr Gildensymbol zu zeigen. Sie stand voll und ganz hinter ihrer Mitgliedschaft bei Satyrs Cornucopia, eine Gilde, die ihr ein gänzlich neues Leben nach ihrer Flucht aus Bosco ermöglicht hat. Außerdem war die Stelle, die sie sich herausgesucht hatte, um das Abzeichen zu tragen, auch leicht erreichbar – vor allem heute, wo sie ihr langes, pechschwarzes Haar zu einem großen Knoten auf dem Kopf gebunden hatte. Die Anspielung des Auftraggebers ging an der verhältnismäßig naiven jungen Frau vorbei, während sie sich wieder umdrehte und genauso wie Laurent erwartungsvoll zu Seohl blickte. Aber… irgendetwas war bei ihrer Kollegin anders. Anstatt das Symbol zu präsentieren, verhüllte sich die ältere Frau gleich noch mehr, zog ihre Jacke über und schien eher zurückhaltend. Zuerst verstand die Explosionsmagierin nicht, was mit ihrer Kollegin los war… bevor auch bei ihr endlich der Groschen fiel. Es war vielleicht der Beschützerinstinkt als Prinzessin von Bosco, der sich meldete, als sie einen Schritt vortrat um Seohl zur Hilfe zu eilen, doch ehe sie etwas sagen konnte, stimmte die Grünhaarige zu. Unter einer Bedingung: Sie durften nur ihr Spiegelbild betrachten. Aufmerksam verfolgten die hellblauen Augen die Bewegungen von Seohl und sie weiteten sich nicht wenig, als Esmée erkannte, dass die andere Magierin… kein Spiegelbild besaß?
Wie war so etwas überhaupt möglich?
Die Antwort lag auf der Hand: Nur durch Magie. Die 19-Jährige war viel zu gut erzogen, als dass sie auf die Idee gekommen wäre, der Bitte Seohls nicht nachzukommen. Anstatt also auf den fremden Körper zu starren, sah auch sie genauso wie der Auftraggeber nur in das Bild, dass sich nun, allmählich, in dem Spiegel abzeichnete. Je höher das Oberteil der Grünhaarigen gezogen wurde, desto mehr hielt Esmée die Luft an. Das Gildensymbol war nicht auf der Hüfte der anderen Magierin, nicht auf dem Bauch, nicht unter den Brüsten… Wie weit denn noch?!, fragte sich die Prinzessin schockiert in Gedanken. Erst als Seohl ihre Oberweite entblößt hatte, wurde das Bild eines wolligen Schafs auf der dunklen Haut der Grünhaarigen sichtbar. Warum bitte ließ man sich sein Gildenzeichen an so eine Stelle setzen?! Das… das… das gehörte sich doch nicht! Wieder einmal zeigte sich mit Bravour, was Esmée eben doch für einen Stock im Hintern hatte. Sie war mindestens genauso erleichtert wie die Grünhaarige, als dieses Schauspiel endlich sein Ende fand, das Oberteil wieder heruntergezogen wurde und Seohl sich hinter Esmée versteckte. Verstohlen atmete die 19-Jährige aus, ehe sie mit einem fassungslosen Ausdruck in den Zügen die Kollegin hinter sich musterte und mehr oder minder direkt auf ihre eigene Oberweite deutete. „Seohl… warum denn… warum denn da?!“ Die 19-Jährige konnte die Frage beim besten Wilen nicht zurückhalten. Niemals im Leben wäre die naive Prinzessin darauf gekommen, dass alles, was sie im Spiegelbild gesehen hatte, nur ein Fake gewesen war. Ja, es war ziemlich naiv, wenn man bedachte, dass sich Seohl eben noch als Spiegelmagierin vorgestellt hatte. Und dass in irgendeiner Art und Weise Magie im Spiel gewesen war, hatte man bereits daran erkennen können, dass das Spiegelbild von Seohl erst mit Verzögerung aufgetaucht war. Vielleicht würde Esmée irgendwann später nochmal darüber nachdenken und diese ganze Geschichte mehr in Frage stellen. Aber jetzt, in diesem Augenblick… war es Laurent, der mit einem Räuspern auf sich aufmerksam machte. “Das tut jetzt erstmal nichts zur Sache. Wir haben Wichtigeres zu besprechen.“ Mit einem Winken deutete er den Magierinnen an, ihm zu folgen. Er führte sie einen Raum weiter, ohne darauf zu achten, ob die Damen ihm auch wirklich folgten.
Auf Anhieb erinnerte der neue Raum Esmée an eine Art Empfangszimmer, denn es waren verschiedene, gräuliche Sessel, die allesamt um einen in der Mitte stehenden, etwas kleineren, hölzernen Tisch standen. Auf dem Tisch befanden ungenutzte Tassen sowie eine Teekanne, aus der ein aromatisch würziger Duft stieg, den die Schwarzhaarige allerdings nicht auf Anhieb einer bestimmten Geschmacksrichtung zuordnen konnte. Laurent hatte sich auf seinen Besuch offensichtlich vorbereitet, immerhin. Zudem fiel der Prinzessin sofort ein ziemlich großes Gemälde aus, das auf der gegenüberliegenden Seite an der Wand hing – ein Gemälde, das das feine Gesicht von Herrn Laurent in Großaufnahme zeigte. Da war wohl jemand ziemlich selbstverliebt, was? “Setzt euch.“ Wieder war es ein Wink mit der Hand, den der Auftraggeber andeutete, ehe er sich selbst in einen der Sessel fallenließ. Esmée folgte der Aufforderung, setzte sich allerdings nicht nur langsamer als das Pop-Sternchen, sondern auch deutlich akkurater hin – anstatt sich bis zur Rückenlehne darauf niederzulassen, setzte sie sich lieber nur an das vordere Ende des Sessels, konnte dafür aber ihre gerade Haltung aufrechterhalten. So war es ihr als Prinzessin beigebracht worden, so würde Esmée es auch beibehalten. “Also, wir haben nicht viel Zeit. Ich habe heute ein Date. Und besagtes Date wird hier bald auftauchen“, begann Laurent sogleich zu sprechen und seufzte. Die de Bosco runzelte die Stirn: Sollte man vor seinem Date nicht eher aufgeregt sein? Schmetterlinge im Bauch haben? Zumindest war es das, was Esmée aus ihren Liebesromanen kannte. Herr Laurent wirkte allerdings mehr… gestresst, als wirklich verliebt. “Meine letzten Verabredungen wurden allesamt von irgendwelchen Groupies und Paparazzos unterbrochen und ernsthaft, ich kann ja verstehen, dass man mich liebt, aber an einer gewissen Stelle geht das doch zu weit. Und deshalb seid ihr hier.“ Er sah abwechselnd zu Esmée, dann zu Seohl, bevor seine Mundwinkel sich anhoben. “Sorgt dafür, dass ich ein ungestörtes Date haben kann. Keine Meute, die sich über mich oder meine Begleiterin hermacht! Oh und … es wäre gut, wenn meine Begleiterin euch auch nicht zu sehen bekommt. Das Ganze soll so natürlich wie möglich wirken. Am besten merkt sie gar nicht, dass ihr anwesend seid.“ Just in dem Augenblick, als er geendet hatte, klingelte es plötzlich an der Tür. Esmée zuckte zusammen… war das etwa schon das Date?! Aber… aber was war mit dem Raum für Fragen? Und sie hatten sich nicht einmal wirklich vorstellen können! Wie sollte sie denn Kontakte knüpfen, wenn das hier so schnell losging?! Herr Laurent jedenfalls schien es egal, dass die Magierinnen ins kalte Wasser geschmissen wurden, als er fast schon bellte: “Da ist sie ja schon. Los, versteckt euch!“ … Das ging der Prinzessin alles viel zu schnell!
Hier hinter Esmée fühlte sich Eohl doch gleich ein Stück sicherer. Die Augen Laurents waren ihr ziemlich unangenehm gewesen, auch wenn es schlussendlich ihre eigene Schuld gewesen war, dass sie sich vor ihm hatte entblößen müssen. Hätte sie im Voraus daran gedacht, ihr echtes Gildenzeichen mit einem falschen zu überdecken, wäre die ganze Situation besser abgelaufen, aber schlussendlich war es, wie es war. Auch wenn sie sich jetzt dafür erklären musste, wieso dieses Persona sich für so eine gewagte Position entschieden hatte, wenn es sie doch offensichtlich störte. „Ich... ich wollte zeigen, dass meine Gilde immer nah an meinem Herzen ist...“, sprach Seohl schüchtern mit gesenktem Kopf und legte eine Hand an ihren Pullover an der Stelle, an der sich das Zeichen befinden würde, wenn es nicht ein reines Produkt der Welt in ihrem Spiegel gewesen wäre. „Außerdem sieht man es so immer, wenn ich einen Ausschnitt trage... Dann muss ich es gar nicht zeigen, weil... na, weil man es schon sieht, verstehst du?“ Weiter ins Detail würde das Thema aber nicht gehen, wie es aussah. Wie erhofft gab Laurent ihnen endlich das Briefing, das gebraucht wurde, um die Quest zum Start zu bringen. „Niemand darf Euer Date stören“, nickte sie, die Befehle aufmerksam aufnehmend wie die perfekte Soldatin, die sie war. Auch wenn sie andere Hintergedanken im Ausführen dieser Aufgabe hatte – Hintergedanken, an die sie sich gerade nicht erinnerte, aber das würde schon noch kommen –, würde sie, wie es sich für ein Werkzeug gehörte, jedes Wort ihres Auftraggebers befolgen, ohne es zu hinterfragen. „Und wir bleiben unbemerkt. Verstanden. Das ist eine meiner Stärken, also verlasst Euch auf uns.“ Als Spionin und Assassine war Eohl die perfekte Kandidatin für eine Quest wie diese. Eine Quest, in der man Menschen stoppen musste, ohne dabei gesehen zu werden. Bevor sie abklären konnte, inwiefern Mord dabei eine akzeptable Option war, ging es auch schon los; die lang ersehnte Frau des Tages klingelte und Laurent bellte einen Befehl, erwartete, dass sich die beiden Bodyguards verbargen.
„Jawohl!“
Ihre Brille nach oben schiebend, sodass sie ordentlich sehen konnte, verlor Seohl für ein paar Momente ihr fröhliches Persona für einen ernsten Blick durch den Raum, ehe sie ohne weiteres Zögern Esmée von ihren Füßen fegte, sie auf die Arme nahm wie eine Braut. Ihre Arme waren kräftig genug, die de Bosco sicher zu halten, während sie nach vorne sprintete, einen Fuß auf den Glastisch in der Mitte des Raumes zu setzen, um sich von dort abzustoßen und über das Sofa zu springen. Schnell setzte sie die Prinzessin in ihrem Griff wieder ab und zog die Tür des Schrankes neben einem großen Lacrima für visuelle Kommunikation auf, um schnell hinein zu treten und ihre neue Freundin mit sich ins Innere zu ziehen. Als sich die Tür schloss waren die beiden zwar auf ziemlich engem Raum zusammen, aber niemand würde sie sehen und Eohl konnte durch das dünne Holz der Tür hindurch hören, was ihr Auftraggeber mit seiner Begleiterin besprach.
„Ah, herzlich Willkommen, Vanessa! Ein Tag ist doch nie schöner, als wenn wir zusammen sind, nicht wahr?“ Das war Laurents Stimme. Sie war leicht zu erkunden, dunkel und weich zugleich, etwas rauchig, aber nicht kratzig. Seine Kadenz unterschied sich stark von der Art, wie er gesprochen hatte, als es um die beiden Magierinnen ging, das merkte Eohl. Er präsentierte sich deutlich liebevoller, geradezu bewundernd. Wie bewundernd klang, das wusste die Yihwa sehr gut. Die weibliche Stimme, die daraufhin erklang, hatte mit ihrer grauen Monotonie eine ganz andere Wirkung. „Denkst du das, ja? Ich hatte letztes Mal den Eindruck, du genießt eher die Zeit mit hübschen Fans, die dir ungefragt ihre BHs zuwerfen.“ Anscheinend war das letzte Date nicht so gut gelaufen... und irgendwie klang es für Eohl nicht so, als wären nur die Fans daran Schuld, aber es war nicht ihr Job, über so etwas nachzudenken. Wie wichtig es war, dass sie ihren Auftrag heute erfolgreich abdeckte, machte Vanessa mehr als deutlich: „Unser erstes Date war auch nicht viel besser. Das heute ist deine letzte Chance. Wenn du auch nur eine andere Frau anguckst, dann sind wir fertig miteinander!“ „Ah, hey, Vanessa... Sag doch sowas nicht. Es gibt keine andere Frau für mich!“, versicherte der le Magnifique, angestrengt seine Contenance bewahrend. „Mach dir keine Sorgen. Ich habe alles vorbereitet. Ich habe sogar alle Plätze in meinem liebsten Restaurant den gesamten Tag reserviert, es werden also nur du und ich sein, niemand sonst.“ Nur die beiden... und ihre unsichtbaren Bodyguards, wie es aussah. Aber auch das war ja nur eine Maßnahme, um zu verhindern, dass irgendwelche Fans sie stören kamen. Überrascht weiteten sich Eohls Augen. Vielleicht hatte Laurent ja tatsächlich nur gute Absichten...
Unbemerkt zu bleiben sollte eine von Seohls Stärken sein? Esmées Blick flog unwillkürlich über die gesamte Erscheinung ihrer Kollegin, doch ehe sie hätte sagen können, dass sie hier eindeutig anderer Meinung war, ging die Quest auch schon los. Wie genau? Nicht direkt durch das schrille Klingeln aus Richtung Eingangstür, nicht einmal durch den lautstarken Befehl von Laurent, sondern vielmehr durch… „W-was?!“, quietschte die 19-Jährige überrascht, als sie sich unerwartet in den Armen der grünhaarigen Kollegin wiederfand und von einer Sekunde zur Nächsten durch den großen Raum gewirbelt wurde, als wäre sie nicht mehr als ein Karton, der von A nach B gebracht werden musste. Instinktiv klammerte das Model sich um den Hals von Seohl, obwohl ihr eigentlich vielmehr danach war, zu befehlen, sofort wieder auf die Füße gelassen zu werden. Was passierte hier bitte? Das ging alles viel zu schnell! Mit der de Bosco in den Armen segelte die Assassine in erstaunlicher Eleganz über Glastisch und Sofa, setzte Esmée schließlich vor einem großen Schrank zurück auf die Füße und zog sie dann, nachdem besagtes Holzmobiliar geöffnet worden war, mit sich in das viel zu kleine Innere. Erst mit deutlicher Verzögerung wurde der Prinzessin klar, wo sie sich befand und sie spürte inmitten der Dunkelheit irgendetwas Weiches an ihrem Ellbogen… waren das etwa Seohls… Seohls… mit einer leichten Röte auf den Wangen bemühte sich Esmée, nicht nur sich selbst, sondern auch der Kollegin den notwendigen Platz zurückzugeben, aber es war vergebens: Hier drinnen war es einfach zu eng. Und spätestens dann, als sie Stimmen aus dem Raum hörte, erstarrte die de Bosco zu einer Statue, um auch bloß keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Wie unangenehm wäre es, wenn das Date von Laurent den Schrank öffnen und die beiden Magierinnen hier drinnen vorfinden würde? Das wäre ein Anblick, der einer Prinzessin nicht angemessen war. Nein, auf gar keinen Fall durfte das passieren. Dafür war Esmée auch gewillt, dieses enge Gedränge an Seohls Körper stillschweigend zu ertragen.
„Na schön“, murrte Vanessa mit einer deutlichen Skepsis im Unterton, ehe sie sich eine ihrer langen, blonden Strähnen hinter das Ohr zurückstrich und sich dann mit einem langgezogenen Seufzer darauf einließ, dass Laurent einen Kuss auf ihren Handrücken hauchte. Selbst wenn sie sich bemühte, entging dem Auftraggeber doch nicht das kleine Lächeln auf den Lippen seines Dates bei dieser Geste. Vanessa mochte es eben, erobert zu werden. „Komm, lass uns gehen, meine Liebste“ und um die Worte nochmal zu unterstreichen, bot Laurent der Blondinen seinen Arm an, um sich einzuhaken. Laurent wollte bereits losgehen, doch Vanessa hielt ihn noch einen Moment zurück, sah von der Seite skeptisch zu ihm herauf und ihre Augenbraue wanderte weit nach oben. „Meinst du nicht, dass wieder irgendwelche Fans auf dem Weg zum Restaurant auf dich lauern werden? Ich werde das nicht nochmal tatenlos mit ansehen!“ Laurent grinste und lachte dann, winkte ab und sprach – vielleicht ein bisschen lauter, als es unbedingt notwendig gewesen wäre: „Ach was. Ich bin mir sicher, dass sämtliche Fans, die uns auf dem Weg begegnen könnten, anderweitig beschäftigt sein werden. Wir werden ganz ungestört zum Restaurant gehen können.“ Vanessa schien nur halb überzeugt, doch sie nickte und setzte sich gemeinsam mit Laurent in Bewegung. Das Geräusch der Haustür, die zurück ins Schloss fiel, gab Seohl und Esmée endgültig das Zeichen, dass sie aus dem Kleiderschrank hervorkommen konnten. Die Prinzessin platzte förmlich heraus und stolperte zurück in den Raum, in dem sie kurz vorher noch mit Laurent gesprochen hatten. Endlich konnte sie wieder frei atmen! Leider hatte die Schwarzhaarige nicht viel Zeit, um ihre zurückgewonnene Freiheit zu genießen, denn es gab einen Auftrag, der bereits im vollen Gange war. „Seohl, wir müssen uns beeilen!“ Sie eilte zu einem Fenster und sah, wie Laurent und Vanessa gemeinsam durch den Vorgarten gingen. Ohne lange zu zögern, riss die Schwarzhaarige das Fenster auf, drehte sich dann zu ihrer Kollegin. Esmée war nicht sonderlich athletisch, aber Seohl… so, wie sie eben über Glastisch und Sofa gesprungen war, hatte sie eindeutig einiges auf dem Kasten. Der de Bosco kam eine Idee und ehe sie sich ausreichend Gedanken über die Risiken gemacht hatte, stolperten die Worte auch schon über ihre Lippen: „Kannst du uns über die Dächer transportieren? Dann können wir sehen, ob irgendwelche Menschen ihren Weg kreuzen könnten und sie vorher ablenken.“ Moment, wie genau stellte sich Esmée das eigentlich vor? Das wusste sie auch noch nicht so recht… aber alles war besser als hier Wurzeln zu schlagen!
Still, mit kaum wahrnehmbarer Atmung und keiner sichtbaren Bewegung, hielt Eohl ihre Position in dem Schrank, unabhängig von Esmées ständiger Zappelei. Sie atmete erst dann erleichtert auf, als die Eingangstür sich einmal geöffnet und wieder geschlossen hatte, und folgte mit sicherem Schritt ihrer Begleiterin aus dem Schrank heraus. „Jawohl. Die Quest hat begonnen. Wir dürfen nicht zögern“, nickte sie Esmées Aufruf zur Eile ab, auch wenn sie noch dabei war, zu überlegen, wie sie die beiden Turteltäubchen am Besten verfolgen sollten, ohne selbst aufzufallen. Zum Glück hatte ihre clevere Begleitung auch dazu bereits Gedanken. „Natürlich! Die Dächer!“, nickte Seohl glücklich, ihr ernster Gesichtsausdruck schnell wieder verschwinden, damit sie ihre neue Freundin strahlend anlächeln konnte. „Du bist so clever, Esmée! Das Dach da drüben sieht gut aus, meinst du nicht?“ Kurz deutete Eohl hinauf auf ein oben etwas abgeflachtes Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite, auf dem man besser stehen können sollte als auf den etwas steileren. Aus ihrem Fingerzeig wurde schnell eine offene Handfläche, die sie stattdessen dorthin ausrichtete, und schon konnte man sehen, wie sich dort oben ein Spiegel bildete, groß genug, um seinen gesamten Körper darin zu sehen, wenn man sich davorstellte. Ihre andere Handfläche richtete die Yihwa auf den Spiegel aus, der mit ihnen zusammen im Zimmer stand – der, vor dem sie sich zuvor entblößt hatte. Mit einem Mal änderte sich dessen Bild, zeigte das Anwesen, in dem Eohl und ihre Begleiterin sich gerade befanden. Schaute man ganz genau hin, konnte man sogar das geöffnete Fenster sehen, an dem Esmée stand, auch wenn es ziemlich niedrig in der Perspektive war. Die Punkte ließen sich vermutlich schnell verbinden: Eohl hatte das Bild dieses Spiegels mit dem auf dem Dach ausgetauscht, und das war noch nicht alles. „Komm mit“, war Alles, was sie sagte, ehe sie auf den Spiegel zulief und ohne weiteres Zögern hinein und hindurch lief, nicht mehr als einen kurzen Hauch eines sanften Widerstandes spürend, als würde sie durch eine Wand aus Papier laufen, ehe sie auch schon auf der anderen Seite heraus kam, oben auf dem Dach stand. Ein kleiner Schritt für sie, aber vermutlich eine ganz schöne Überraschung für Esmée.
Der Spiegel hier oben löste sich erst wieder auf, als die de Bosco Eohl gefolgt war, während diese bereits am Rand des Daches stand und herab auf die sich vor ihr kreuzenden Straßen blickte. „Dort drüben sind unser Auftraggeber und Vanessa“, berichtete sie kurz, ehe sie weiter guckte. „Ich weiß nicht genau, woran wir die Fans erkennen sollen, aber ich denke, es ist sinnvoll, alle Frauen fernzuhalten. Lady Houghton hatte gesagt, dass sie er keine einzige Frau sehen darf, richtig?“ Kurz stockte Eohl. Houghton? Wo kam der Name auf einmal her? Warum war sie sich so sicher, dass das Vanessas Nachname war? Hatte sie ihn erwähnt? Bestimmt hatte sie ihn erwähnt. Wenn nicht sie, dann hatte Laurent es getan, kein Zweifel. Mit einem kurzen Kopfschütteln entledigte sich die Yihwa ihrer Zweifel. Es gab ohnehin Wichtigeres zu bedenken. Ihr Aufmerksamer Blick erfasste eine kleine Gruppe Passanten, von denen mindestens drei tatsächlich weiblich zu sein schienen... und sie waren auf direktem Kurs, dem Popstar und seinem Date an der übernächsten Kreuzung über den Weg zu laufen! „Achtung! Da sind Frauen!“, alarmierte die Yihwa ihre Begleiterin und sah sie aus fragenden Augen an. „Was... was machen wir jetzt?“
Mirror Summoning TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: [color:b144=009900]30 pro Spiegel MAX. REICHWEITE: 50 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 4 BESCHREIBUNG: Der Anwender kann innerhalb der Reichweite beliebig viele runde und viereckige Spiegel mit goldenem, verzierten Rahmen beschwören. Die Maximalgröße der einzelnen Spiegel beträgt dabei einen Meter Seitenlänge bzw. einen Meter Durchmesser. Diese Spiegel besitzen nach ihrer Beschwörung keine magischen Eigenschaften und bleiben bestehen, bis sie zerstört werden.
Reflection Connect TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: III ART: Support MANAVERBRAUCH: [color:b144=009900]140 pro Minute MAX. REICHWEITE: 50 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 6, Manaregeneration Level 5 BESCHREIBUNG: Dieser Zauber erlaubt es dem Anwender, zwei Spiegel miteinander zu verbinden, solange er beide sieht und sie sich in seiner Reichweite befinden. Sobald die Verbindung besteht, hält sie an, bis ihr kein Mana mehr zugeführt wird. Zwei verbundene Spiegel zeigen das Bild an, das der jeweils andere Spiegel reflektieren würde, und erlauben es jedem Lebewesen, Angriff oder Gegenstand, in einen Spiegel einzudringen und aus dem anderen herauszukommen. Dieser Zauber dient dazu, zwei nicht-magische Spiegel zu verbinden. Der Anwender kann maximal einen Spiegel beschwören, um diesen Zauber anzuwenden, mindestens der zweite muss aber bereits bestehen.
Der Fluss der Zeit... brennt alle Hoffnung nieder... That odd woman... | Cracked Mirror, Awaken!
Esmée
Anmeldedatum : 21.08.21 Anzahl der Beiträge : 504 Alter : 31
Wieder einmal wurde Esmée bewusst, wie wenig sie in ihrem alten Leben mit der Magie dieser Welt in Berührung gekommen war. Ja, sie hatte schon früh erkannt, dass sie magisches Potenzial in sich trug – die Tische, Stühle und anderen Möbelstücke, die sie in kindischen Wutausbrüchen als kleiner Knirps zerstört hatte, konnten nicht einmal mehr gezählt werden. Umso mehr Wert wurde in ihrer Erziehung darauf gelegt, dass sie sich von diesem magischen Potenzial löste, dass sie möglichst wenig mit jeder Form von Magie interagierte und sich vielmehr darauf konzentrierte, eine ordentliche, anständige und gesittete Prinzessin zu werden. Sie sollte einem Ideal entsprechen, das man sich von der Prinzessin eines Königreiches machte, ganz gleich, ob es ein Ideal war, das zu der wahren Persönlichkeit der jungen Frau passte. Und so hatte sich die de Bosco von der Magie distanziert, bis zu jenem Tag, als sie zusammen mit Erial verloren und ausgehungert vor dem Gildenhaus von Stayrs Cornucopia angekommen war und die Magie die einzige Fähigkeit war, die die Schwarzhaarige vorzuweisen hatte, um Geld zu verdienen.
Umso überraschter reagierte die 19-Jährige, als sie zusah, was Seohl mit dem Spiegel im Zimmer anstellte.
Als Esmée den Vorschlag mit den Dächern gemacht hatte, hatte sie damit gerechnet, dass ihre grünhaarige Kollegin sie packen, erneut in den Armen transportieren und dann leichtfüßig, wie ein Ninja, über irgendwelche Hindernisse springen würde, bis sie auf den Dächern angekommen waren. Selbst wenn die Prinzessin auf Anhieb keinen konkreten Weg sah, der sie dorthin geführt hätte, so hätte Seohl sicherlich genug Sprungmöglichkeiten gefunden – ihre Geschicklichkeit hatte die ältere Frau schon zuvor, bei dem Manöver zum Kleiderschrank, unter Beweis gestellt. Doch es waren nicht ihre körperlichen Fähigkeiten, auf die Seohl zurückgriff, sondern… ihre Magie. Jetzt, wo Esmée sich ein paar Sekunden mehr Zeit nahm, um darüber nachzudenken, erschien es ihr viel naheliegender, gleichzeitig konnte sie die Faszination aber auch nicht aus ihrem Gesicht heraushalten. Skeptisch näherte sie sich dem Spiegel im Zimmer und betrachtete das Bild, das sich ihr zeigte. Das musste der Ausblick sein, den sie von den Dächern hatten. Aber wie… wie funktionierte diese Magie von Seohl, dass so etwas ermöglicht wurde? Kaum hatte die Kollegin sie aufgefordert, ihr zu folgen, war sie auch schon durch den Spiegel verschwunden. Einfach verschluckt! schoss es der 19-Jährigen schockiert durch den Geist und sie hielt eine Hand vor den Mund, um einen erschrockenen Ausruf zu unterdrücken. Natürlich dauerte es ein paar Sekunden, bis sich die Satyrs Magierin von der Überraschung erholt hatte und selbst vorsichtig auf den Spiegel zutrat, langsam ihre Hand ausstreckte. Ihre Fingerspitzen berührten die Oberfläche, dann hielt Esmée die Luft an, schob ihre Hand weiter und erschauderte, als ihre Finger einfach so in das Spiegelbild hineinglitten. Es funktioniert wirklich… Wow, so etwas hatte das Model noch nie gesehen. Sie holte tief Luft, als würde sie gleich unter Wasser tauchen wollen, presste dann die Lippen aufeinander und sprang.
Im nächsten Augenblick fand sie sich auf dem Dach wieder.
Geschwind drehte sich Esmée auf dem Absatz herum und konnte noch die Schemen des Spiegels in ihrem Rücken erkennen, der sich auflöste. Dann wandten sich die hellblauen Seelenspiegel an Seohl, sie wollte etwas sagen, ihrer Begeisterung Luft machen – aber die Grünhaarige bemerkte überhaupt nicht, was für eine große Sache das gerade eben für die Prinzessin gewesen war! Nein, sie konzentrierte sich schon wieder auf den Auftraggeber und sein Date. Die Schwarzhaarige war nicht vollkommen dämlich: Ihr fiel auf, dass Seohl den Nachnamen von Vanessa aussprach. Aber… woher kannte sie ihn? Esmée war sich sicher, dass der Name nie gefallen war… oder war sie vielleicht so unaufmerksam gewesen? „Seohl, woher…“, begann sie ihre Frage, allerdings wurde sie unterbrochen, bevor diese zu Ende gestellt worden war. Mit dem Finger deutete die Ältere auf die Straßen. Da waren Frauen! FRAUEN! Und wenn sie diese Truppe nicht aufhielten, würden sie direkt auf Laurent und Vanessa treffen. Die Gedanken der Prinzessin überschlugen sich, der Zeitdruck machte ihr zu schaffen. „Magie!“, sprach sie dann aus, als wäre es eine grandiose Idee, die sie hatte und sofort deutete sie mit dem Zeigefinger auf den Platz, über den sich die ahnungslosen und unschuldigen Passanten bewegten. Dort, wo Esmée hingezeigt hatte… ging eine Explosion los! Immerhin hatte die Prinzessin die Explosion in genügend Abstand zu den Passanten hochgehen lassen, die aber natürlich trotzdem nicht verstanden, was da eigentlich passiert war. Plötzlich kreischten sie, drehten um und liefen panisch davon. Okay, das war eindeutig ein bisschen zu viel gewesen – aber hey! Sie hatten verhindert, dass die Frauen auf Vanessa trafen, also eigentlich alles super, oder? „Es hat geklappt!“, quiekte Esmée zufrieden, wandte sich an Seohl und ignorierte die erschrocken und wild durcheinanderlaufenden Menschen unten auf den Straßen der Stadt. „Oh, das ist übrigens meine Magie. Die ist klasse, oder?“ Die 19-Jährige lächelte erfreut, dann blinzelte sie und deutete nach unten. „Oh nein, Seohl – schau mal, sie laufen!“ Und damit meinte die Prinzessin Laurent und Vanessa. Auch wenn die Explosion nicht direkt bei ihnen stattgefunden hatte, so hatten die beiden den Knall natürlich ebenso gehört… und waren jetzt genauso in Aufruhr wie alle anderen Leute. „Schnell, ansonsten laufen sie gleich noch irgendwelchen Frauen in die Arme!“ Ob das gerade wirklich die größte Sorge von Laurent und Vanessa war? Fraglich…
Brevi TYP: Lost Magic ELEMENT: Feuer KLASSE: II ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 40 MAX. REICHWEITE: 10 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5 BESCHREIBUNG: Zunächst streckt der Anwender seine Hand aus und zeigt auf das Gebiet, welches von der Explosion betroffen sein soll. Die daraufhin entstehende Explosion besitzt einen Radius von 2 Metern.
Überraschenderweise war Eohl deutlich weniger erstaunt über ihre eigenen magischen Fähigkeiten als Esmée und demnach schnell beim nächsten Thema: Ihrem gemeinsamen Auftrag. Kaum stand sie auf dem Dach, scannte sie auch schon die Umgebung, Der große Feind dieser Quest, da waren sie sich wohl einig, waren die Frauen! Also, nicht Eohl und Esmée selber, aber die anderen Frauen. Wobei die beiden ja auch nicht auftauchen durften... Irgendwie war das schon eine schwierige Geschichte, wenn man darüber nachdachte. Also tat Eohl das mal lieber nicht. Besser war es, wenn Esmée das Denken übernahm. Die war nämlich echt gut darin, wie sie schnell zeigte. Mit einem kurzen Deut ihres Fingers löste sie in einem dicht bevölkerten, städtischen Areal eine unkontrollierte Explosion aus und zerstreute damit die kleine Menschengruppe, die die erste Herausforderung ihrer Aufgabe dargestellt hatten. Die Augen der Yihwa leuchteten auf. Wenige Menschen, die nicht zu den Auserwählten Royal Crusades gehörten, waren zu solch wilder Zerstörung bereit! „Wow, das ist ja cool!“, meinte sie beeindruckt und wandte ihren Blick von dem aufgesprengten Beton unter ihr ab, um Esmée zu bewundern. Hopsend legte Eohl die kurze Distanz zu ihrer neuesten Freundin zurück, packte ihre Hände und sah ihr tief in die Augen. „Was ist das für eine Magie? Hat das irgendwelche Einschränkungen oder kannst du einfach überall BOOM machen?“ Eohls Herz klopfte aufgeregt, vielleicht stark genug, dass Esmée es durch ihre Hände spüren konnte. „Davon will ich mehr sehen! Bitte, bitte! Darf ich? Darf ich?“
So begeistert Eohl auch von den Fähigkeiten ihrer Begleiterin war, gab es wohl andere Themen, die ihre Aufmerksamkeit erforderten. Wie der de Bosco auffiel, hatte sie nicht nur die unschuldigen Zivilisten aufgescheucht, sondern auch die beiden Leute, die sie eigentlich beschützen sollten. Mit eiligen Schritten jagten sie nun die Straße entlang und drohten, den Bereich zu verlassen, den Eohl überblicken konnte. Für den Moment nahm Eohl ihre Brille komplett ab, steckte sie an den Kragen ihres Pullovers, aber es half nicht. Am Ende der Straße würden die beiden ihr Blickfeld komplett verlassen. „Oh nein!“, meinte die Yihwa geschockt und hob eine Hand vor den Mund. Dann sah sie entschlossen zu Esmée hinüber. „Ich stelle sicher, dass ihre rechte Flanke gedeckt ist. Kümmer du dich um die linke Seite!“, befahl die Yihwa entschlossen, ehe sie auch schon auf den Rand des Daches zulief und hinab sprang. Geschickt landete sie auf einem hoch gelegenen Fenstersims, stieß sich dann von dort ab, um sicher auf einer Straßenlaterne aufzukommen. Von dort aus war es nur ein kleiner, letzter Sprung zu Boden, und schon konnte sie mit herausragender Geschwindigkeit zu dem Pärchen aufholen, darauf achtend, ungesehen in Seitenstraßen zu bleiben.
„Hey! Wo wollt ihr denn hin?“ Entschlossen kam Eohl vor zwei Leuten stehen, einem Mann und einer Frau, beide ziemlich schick angezogen. Sie zog die Augenbrauen zusammen. Wollten sie Essen gehen? Wussten sie nicht, dass das Restaurant für heute ausgebucht war? Was auch immer die Antwort war, es war unbedeutend. Die Yihwa musste sicherstellen, dass die beiden nicht auf ihren Auftraggeber trafen, also breitete sie die Arme aus. „Ich kann nicht gestatten, dass ihr diesem Weg weiter folgt“, meinte sie, ihre Augen düster glühend. „Kehrt um oder stellt euch eurem Schicksal.“
Esmée suhlte sich förmlich in den Komplimenten, die Seohl ihr machte genauso wie in der Bewunderung, die sie von der anderen Magierin erfuhr. Die Prinzessin liebte es eben, wenn man zu ihr heraufblickte. Ihr Lächeln wurde breiter, das Strahlen in ihren hellblauen Seelenspiegeln intensiver… und als sie merkte, wie sehr sie sich über das Kompliment zu ihrer Magie freute, räusperte sie sich geschwind und winkte ein bisschen ab. Ihre Mutter hatte ihr so oft erklärt, dass sie sich als Prinzessin nicht jede Gefühlsregung sofort vom Gesicht ablesen lassen sollte, dass es besser war, immer ein Stück erhaben zu wirken. Tja… auch so eine Sache, in der die de Bosco mal besser, mal schlechter war. Trotz dessen, dass sie versuchte, sich wieder zusammenzureißen, blieb ein kleines Lächeln auf ihren Lippen doch zurück. Das Chaos auf den Straßen der Stadt ignorierend, ging sie lieber auf die Fragen ein, die ihr von der Grünhaarigen gestellt worden waren. Belehrend hob die 19-Jährige den rechten Zeigefinger in die Höhe und neigte den Kopf ein kleines bisschen zur Seite: „Man nennt es Explosionsmagie!“ Glaubte Esmée zumindest. Es war nicht so, dass sie sich wirklich jemals ernsthaft mit jemandem über ihre Magie hätte unterhalten können. Denn nicht nur waren ihre Kontakte mit anderen Magierinnen und Magiern in der Vergangenheit sehr spärlich ausgefallen, sie hatte auch niemanden getroffen, der auch nur eine ansatzweise ähnliche Magie wie sie besaß. Aber Explosionsmagie war naheliegend, oder? Besser als BOOM-Magie hörte es sich auf jeden Fall an. „Und du hast mit deiner Vermutung schon Recht: Ich kann überall BOOM machen!“ Zur Betonung riss die Prinzessin die Arme von sich, um das Ausmaß ihrer Kräfte zu verdeutlichen. Nur fürs Protokoll: Natürlich übertrieb die de Bosco hier. Ihre Fähigkeiten waren nicht nur durch ihren Manavorrat, sondern auch durch Distanzen eingeschränkt. Aber Einschränkungen ihrer Fähigkeiten könnten die Bewunderung reduzieren, die sie in den roten Seelenspiegeln von Seohl erkannte. Und diese Bewunderung wollte die Prinzessin unbedingt weiter aufrechterhalten! „Oh, ich zeige dir gerne noch mehr meiner unglaublich tollen Magie!“ Beschwingt drehte sich Esmée auf dem Absatz herum und suchte den Boden nach einem geeigneten Ort ab, um eine erneute Explosion zu erzeugen (wo waren eigentlich die Rune Knights, wenn man sie brauchte?), aber ehe sie hier zur Tat schreiten konnte, machte Seohl auf ihren Auftraggeber aufmerksam. Im Detail: Darauf, dass Vanessa und Laurent drohten, aus ihrem Sichtfeld zu verschwinden. Es gab einige Einwände, die Esmée gehabt hätte. Zum Beispiel die Frage, wie genau sie eigentlich über die Dächer die Verfolgung aufnehmen sollte. Oder die Frage, wie es sein konnte, dass Seohl ihre Brille einfach so abnahm?! Aber es war nicht ein Wort, dass die junge Frau äußern konnte, bevor ihre Kollegin auch schon auf die Dachkante zusteuerte und einfach heruntersprang. Erschrocken sog die Dunkelhaarige die Luft ein, rannte ebenso zur Dachkante und ließ sich direkt dort auf die Knie fallen – nicht, dass sie noch das Gleichgewicht verlor und einfach herunterfiel. Vorsichtig spähte sie über den Rand des Daches hinweg, um sicherzugehen, dass es ihrer Kollegin gutging, aber… Esmée hatte sich umsonst Sorgen gemacht. Wieder einmal stellte Seohl ihre besondere Geschicklichkeit unter Beweis, was die Prinzessin mit nicht wenig Neid zur Kenntnis nahm.
Ein bisschen wackelig kam die Satyrs Magierin wieder auf die Beine und sah sich um. Es war vollkommen ausgeschlossen, dass sie so geschickt von den Dächern heruntersprang wie Seohl, sie würde sich das Genick brechen! Warum hatte die Grünhaarige ihr nicht einen der Spiegel zurückgelassen? Warum half man ihr nicht? Wo war Erial, wenn man ihn brauchte?! Was soll ich denn jetzt machen? Esmée fühlte sich vollkommen verloren, so ganz auf sich alleingestellt. Es war nur ein kleiner Spalt, der sie vom nächsten Dach trennte. Konnte sie… konnte sie es wagen, Anlauf zu nehmen und dort hinüberzuspringen? Konnte sie das schaffen? Würde sie sterben? Ein eiskalter Schauer lief der hilflosen Prinzessin über den Rücken und sie erstarrte. Aber Seohl… sie verließ sich doch darauf, dass die de Bosco die linke Seite übernahm. Würde die Bewunderung der Kollegin anhalten, wenn sie merkte, dass Esmée schon an so einer Kleinigkeit scheiterte? Abgesehen davon: Wenn die Grünhaarige diese akrobatischen Sprünge auf den Boden geschafft hatte, dann würde Esmée ja wohl den Sprung auf das nächste Dach schaffen, oder? Sie war doch immerhin eine Magierin! Die 19-Jährige schluckte, ballte die Hände zu Fäusten und biss die Zähne fest zusammen. Dann holte sie Anlauf, sprang ab, segelte über den Abgrund hinweg…
Und kam tatsächlich stolpernd auf dem nächsten Dach zum Stehen!
Zuerst konnte Esmée nicht fassen, dass sie es wirklich getan hatte. Dann wurde sie übermannt von einem euphorischen Hoch, das dafür sorgte, dass sie aufsprang und freudig quietschte. Wenn Erial das gesehen hätte!, dachte sie sofort und grinste. Die ehemalige Palastwache hätte ihr das bestimmt nicht zugetraut! Die junge Frau drehte sich zum nächsten Dach, gepackt von einer ganz neuen Form der Motivation. Das erste Dach hatte sie geschafft – dann konnte sie auch die anderen schaffen, oder? Und so sprang die Prinzessin, nicht unbedingt elegant, aber zumindest verunglückte sie nicht tödlich, bis sie – immer noch von den Dächern herabblickend – wieder Laurent und Vanessa im Blick hatte. Dazu auch Seohl, die sich vor einigen Passanten aufgebaut hatte. Dann schwankte der Blick hinüber zur linken Straße, von der ebenso einige Menschen auf Laurent und Vanessa zusteuerten. Esmée musste sie aufhalten… und in Ermangelung einer Möglichkeit, zu ihnen herunterzukommen, nutzte die junge Frau eine der wenigen echten Fähigkeiten, die sie als Mitglied der Königsfamilie erworben hatte: Ihr gebieterischer Ton. „Ich befehle euch, sofort stehen zu bleiben!“, rief sie herunter, so laut, dass es die Passanten gar nicht überhören konnten. Es waren zwei Frauen und zwei Männer – vielleicht Pärchen? – die wirklich stehenblieben und hinaufblickten zu der dunkelhaarigen Magierin. Ihre Gesichter sahen verwirrt aus. “Was willst du? Wer bist du überhaupt?“, fragte eine der Frauen nach, nicht direkt erbost, aber auch nicht wirklich freundlich. Esmée runzelte die Stirn. „Ich bin Eure…“ Sie hätte fast Königin gesagt, besann sich aber im letzten Moment, dass sie das nicht sagen konnte. Aber was sollte sie stattdessen sagen? Diese Leute sahen erwartungsvoll zu ihr auf. Sie musste den Satz beenden! Aber wie… wie… ihr schoss die Formulierung aus einem ihrer Romane durch den Kopf und ehe Esmée genauer darüber hatte nachdenken können, endete sie mit: „… Euer schlimmster Albtraum.“ Hatte sie das gerade wirklich gesagt? Ja, das hatte die de Bosco. Und jetzt gab es kein Zurück mehr, wie das lautstarke Lachen der Gruppe ihr unmissverständlich klarmachte. „Schlimmster Albtraum? Was hast du denn bitte eingeworfen?!“, verhöhnten sie die Prinzessin und lachten noch lauter. Die Magierin wurde ein bisschen rot um die Nase, ließ sich aber nicht beirren und sprach weiter: „Ihr müsst sofort umdrehen!“ Es war nicht verwunderlich, dass die Truppe auch diese Aufforderung nicht allzu ernst nahm. Sie machten einen provozierenden Schritt nach vorne und es war die Frau vom Anfang, die fragte: „Aha? Und was willst du sonst tun, du schlimmer Albtraum, heh?“ Ganz klar: Diese Leute nahmen Esmée nicht ernst. Und wenn es etwas gab, das die Prinzessin von Bosco gar nicht leiden konnte, dann war es das Gefühl, nicht ernstgenommen zu werden. Ihre Augenbrauen zogen sich zornig zusammen und sie deutete mit dem Zeigefinger nach unten. Sie hatte nicht vor, hier irgendjemanden zu verletzen… aber ein bisschen Respekt würde diesen ungehobelten Grobianen mit Sicherheit ganz guttun! Es waren kleine Funken, die sich um den Körper der 19-Jährigen bildeten und nach unten flogen. Während ein Funke in gewissem Sicherheitsabstand zu den Passanten stehenblieb, schwebten sie anderen um die Menschen herum. „Das“, drohte Esmée und der eine Funke, der nicht direkt bei der Gruppe stand, ging in einer kleinen Explosion hoch. So, wie sie es geplant hatte, zuckten die Menschen zusammen und das selbstgefällige Lachen verstummte abrupt. Hektisch sahen sich die Passanten um, musterten die Funken, die direkt um sie herumtanzten. Dann sahen sie wieder herauf zu Esmée, die mit wehendem Haar und den leicht zusammengezogenen Augen mit einem Mal so viel bedrohlicher wirkte als eben noch. „Die… die ist doch verrückt!“, schrie eine der Frauen und die Gruppe nahm ihre Füße in die Hand, um in die entgegengesetzte Richtung davonzulaufen. Die Prinzessin blinzelte – sie hatte es geschafft. Sie hatte die linke Seite erfolgreich geschützt! Sich überhaupt nicht fragend, ob ihre Handlungen moralisch in Ordnung gewesen waren, lief Esmée auf die andere Seite des Daches, um danach zu sehen, ob auch Seohl erfolgreich gewesen war. Laurent und Vanessa müssten eigentlich auch mittlerweile im Restaurant angekommen sein, oder? „Seohl! Hilf mir mit deinen Spiegeln, um hier herunterzukommen!“, rief sie hinab, noch bevor sie die Grünhaarige in den Blick hatte nehmen können.
Eohl rechnete nicht mit der Bewunderung der Prinzessin. Wieso auch sollte jemand mit solch einer beeindruckenden Magie ein Werkzeug wie die Yihwa als herausragend empfinden? Die Fähigkeit, zu zerstören, was man wollte, traf sie direkt ins Herz, während sie nicht viel mehr konnte als sich ein wenig durch die Weltgeschichte zu teleportieren und Häuser hoch und runter zu springen. Okay, ihre Schwertkünste waren auch nicht übel, aber von denen hatte Esmée noch nichts gesehen – anders als die beiden Zivilisten, denen sie gegenüber stand. „Mein Auftraggeber hat nicht spezifiziert, ob ich töten darf oder nicht“, erklärte sie mit einem warmen Lächeln und weit aufgerissenen Augen, während die Frau, der sie gegenüber stand, eine Hand an ihre blutige Wange legte. Der Angriff war so schnell gewesen, dass sie ihn kaum mitbekommen hatte, aber präzise genug, ihr nur einen leichten Schnitt zu verpassen. Nun war das Schwert in den Händen dieser Wahnsinnigen direkt auf sie gerichtet. Der Mann an ihrer Seite schluckte, ehe er ihre Hand packte und sie mit sich zog, weg von der Grünhaarigen, die zu lachen begann. „Sehr schön, sehr schön“, freute sich Seohl, und drehte sich einmal um die eigene Achse. „Bleibt schön weit weg von Herrn Laurent, wenn euch eure Gesundheit lieb ist, hehee!“
Ihre Seite war damit gesichert. Zufrieden hopste die Assassine wieder die nächste Häuserwand hinauf auf einem ähnlichen Wege, wie sie herunter gekommen war, und bekam gerade noch mit, wie Esmée sich an den Rand eines Daches stellte, um zu ein paar Fremden zu sprechen, die wohl die Zweisamkeit ihrer Auftraggeber stören wollten. Selbst auf diese Distanz war die starke Stimme der Satyr deutlich wahrzunehmen, sodass Eohls Augen aufleuchteten, während sie über die Dächer hüpfte auf dem Weg an die Seite ihrer Partnerin. „Ich bin bereits hier“, grüßte sie, als sie auf dem gleichen Dach wie Esmée landete, während diese nach ihr rief. Mit einem warmen Lächeln blickte Eohl zu ihr hinüber. „Was für ein wundervoller Auftritt! Ich bin so froh, eine Begleiterin wie dich gefunden zu haben, ehehe!“ Kichernd legte sie eine Hand vor den Mund, ehe sie auch schon mit schnellen Schritten an die Seite der Prinzessin eilte und sie – wie zuvor – von den Beinen fegte, um sie sicher auf ihren Armen hochzuheben. „Mach dir keine Sorgen, Esmée. Ich werde dich sicher zu Boden bringen.“ Es war schwierig, ein Haus zu erklimmen, wenn man jemanden in den Armen hielt. Eohl war kräftig für einen Menschen, aber weit entfernt davon, zu den körperlich stärksten Magiern zu gehören. Sie hatte einiges ihrer Körperkraft eingebüßt, da half auch ihr herausragendes Geschick nicht oder wie flink sie allgemein auf den Füßen war. Der Weg nach unten war allerdings eine andere Geschichte. Kurz blieb Eohl stehen, ging ein paar Mal in die Knie und stellte sich wieder aufrecht hin, um einzuschätzen, inwieweit Esmée sie weiter belasten und ihren Sprung beeinflussen würde. Glücklicherweise war die Schwarzhaarige leichter als sie. Ob sie es mit mehr als dem Doppelten ihres Körpergewichtes geschafft hätte, konnte Eohl nicht sagen. So war es aber nicht einmal besonders schwer, mit ein paar geschickten Sprüngen genau dort zu langen, wo sie es wollte, und die de Bosco am Ende sanft und sicher wieder auf dem Gehweg abzustellen.
„So, wie es aussieht, haben unsere Zielpersonen es erfolgreich zum Restaurant geschafft. Bis hierher ist die Quest ein voller Erfolg“, gab sie einen kurzen Lagebericht, ehe sie ihre Augenbrauen zusammenzog. „Von hier unten aus müssen wir allerdings näher dran, um sie zu beobachten. Wir müssen also umso vorsichtiger sein, nicht entdeckt zu werden...“
Was, wie, wo… Esmée erschrak sichtlich, als die Stimme von Seohl nicht wie erwartet vom Boden, sondern direkt hinter ihr erklang. Sofort sprang die 19-Jährige auf, drehte sich auf dem Absatz herum und drohte kurzzeitig das Gleichgewicht zu verlieren und rücklings das Dach hinabzufallen. Ein Glück, dass sie sich im letzten Augenblick noch fangen konnte und so in die blutroten Seelenspiegel der Kollegin blicken konnte. Die Prinzessin wusste nicht, wie genau Seohl die Passanten auf ihrer Seite der Straße in die Flucht geschlagen hatte – wenn sie es gewusst hätte, wäre sie vielleicht vorsichtiger im Umgang mit der Grünhaarigen gewesen. Esmée ahnte nicht einmal, dass die andere Dame vielleicht die eine oder andere Schraube locker haben könnte… um es salopp auszudrücken. „Ich bin auch froh, eine Begleiterin wie dich zu haben!“, stimmte die Schwarzhaarige sofort zu und lächelte erfreut. Sie mochte es, Komplimente zu bekommen und außerdem war Esmée auf der ständigen Suche nach Freundschaften, seit sie ihren behüteten Königspalast hinter sich gelassen hatte. Der Auftrag mit Seohl bereitete ihre wirkliche Freude und sie glaubte, immer mehr über sich selbst hinauszuwachsen. Ja, die Prinzessin war überzeugt davon, dass Seohl und sie ganz tolle Freundinnen werden könnten! Ob die Grünhaarige der beste Umgang und Einfluss für die de Bosco wäre, sei dahingestellt. Das könnte Erial beurteilen, sollte er jemals auf die Crusaderin treffen. Anstatt einen Spiegel heraufzubeschwören, fegte Seohl die Explosionsmagierin erneut von den Füßen, hielt sie fest und machte ein paar Aufwärmübungen, bevor sie loslief und sprang. Esmée hielt instinktiv die Luft an und klammerte sich an die Kollegin, um nicht den Halt zu verlieren. Erst als sie am Boden angekommen waren, fiel die Anspannung vom Körper der Prinzessin ab. Die blauen Augen musterten kurz den Boden, auf dem sie endlich wieder stand, dann sah sie hinauf zu dem Dach, von dem Seohl mit ihr heruntergesprungen war. Wie viele Meter das wohl waren? Am Ende lachte Esmée und klatschte begeistert in die Hände. „Wow! Seohl, das hat richtig Spaß gemacht!“, ließ sie ihre neue Freundin wissen. Am liebsten hätte sie gefragt, ob sie nicht gleich noch eine Runde dranhängen könnten, aber Esmée besann sich, dass es einen Auftrag gab, den sie erledigen mussten. Und die Prinzessin hatte zumindest genügend Pflichtbewusstsein, um das nicht gänzlich zu vernachlässigen. Sie nickte auf die Ausführungen der anderen Magierin hin und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Restaurant.
„Hm. Sie sind drinnen!“, ließ Esmée ihre Partnerin wissen, nachdem sie verstohlen einen Blick durchs Fenster ins Innere des Gebäudes geworfen hatte. Bevor irgendjemand sie erwischte, löste sich die Prinzessin wieder vom Fenster und setzte sich gemeinsam mit Seohl auf den Hosenboden, während sie mit dem Rücken gegen die Steinwand des Gebäudes lehnte. Das Fenster, durch das Esmée geblickt hatte, lag direkt über ihnen. Der Eingang lag nur wenige Schritte von ihnen entfernt. Auch wenn Laurent und sein Date sich vielleicht durch die Explosionen und die Massenpanik auf den Straßen der Stadt erschrocken hatten, so hatten sie sich von ihrem Plan, gemeinsam Essen zu gehen, doch nicht abbringen lassen. Naja, Menschen setzten unterschiedliche Prioritäten, was? Es gab einen kleinen Moment zum Durchschnaufen und vielleicht ein ebenso kleiner Moment, um miteinander ins Gespräch zu kommen? Mit einem vorsichtigen Seitenblick spähte Esmée zu Seohl und ihr wurde klar, dass sie bisher kaum Gelegenheit bekommen hatten, einander wirklich kennenzulernen. Viel wichtiger als das waren da aber auch noch diverse Fragen, die sich in der letzten Stunde ergeben hatten. Der Blick der hellblauen Seelenspiegel blieb am Gesicht von Seohl hängen, genauer gesagt auf ihrer Nase. Dort, wo zu Beginn der Quest noch eine Brille gesessen hatte, die jetzt eindeutig fehlte. „Sag mal, Seohl. Brauchst du gar keine Brille?“, fragte die 19-Jährige naiv nach, legte dann eine Hand ans Kinn und grübelte. „Und woher kanntest du den Nachnamen von Vanessa?“, fragte sie weiter und blinzelte, gar nichts Böses ahnend. Seohl würde in jedem Fall Gelegenheit bekommen, auf die Fragen einzugehen – ehe es ein Schrei aus dem Inneren des Restaurants sein würde, der bis auf die Straßen ertönte. Ein Schrei, der eindeutig besagter Vanessa gehörte. “Verschwindet, alle!!“, keifte sie und Esmée warf einen fragenden Blick in Richtung der Crusaderin, bevor sie sich wieder aufstellte, um durch das gekippte Fenster zu spähen. Dort stand wirklich Vanessa, die aufgebracht eine Serviette nach einer der Kellnerinnen warf. Laurent saß auf seinen Platz und hob die Hände beschwichtigend an, was Vanessa aber nur noch mehr in Rage versetzte. “Hör auf, so unschuldig zu tun! Ich habe doch ganz genau gesehen, wie du mit ihr geflirtet hast!“, wütete Vanessa weiter und verschränkte die Arme vor der Brust. “Ich verlange einen männlichen Kellner! Sofort!!“ Ihr Blick wanderte suchend über alle Angestellten im Restaurant, aber… da war kein einziger Mann dabei. „Seohl, ich glaube, wir haben ein Problem…“, murmelte Esmée und knabberte unbehaglich an ihrer Unterlippe.
„Ja, nicht wahr? Ich mach das voll gerne“, lachte Seohl, als Esmée meinte, viel Spaß an dem Abstieg vom Hausdach gehabt zu haben. Ja, das genoss die Yihwa auch. In erster Linie tat sie es wohl, weil es unauffällig war, sich auf Dächern zu bewegen, auf denen man eher nicht gesehen werden konnte, aber irgendwo hatte sie auch einfach Spaß an der Kletterei. Hm, das war dann wohl eine dritte Aktivität, die sie wie eine Art Hobby schätzte. Erst der Schwertkampf, dann das Schwimmen und jetzt noch das Klettern. So langsam wurde aus Eohl Yihwa, der Puppe, ja eine richtige Person. „Ehehe... Wenn wir fertig sind, lass uns doch zusammen ein bisschen üben. Du siehst bestimmt super aus, wenn du geschickt ein Haus hochkletterst“, meinte die Grünhaarige fröhlich und zwinkerte. „Wenn du dich damit wohler fühlst, kann ich dich aber auch immer in meinen Armen tragen, hehe.“
Leise summte Eohl vor sich hin, während sie vor dem Restaurant hockte und auf Esmées Bericht wartete. So, wie es aussah, waren die beiden Promis sicher im Inneren angekommen und wurden von keinen Fans belästigt. In diesem Moment konnte eigentlich nicht mehr so viel schiefgehen. „Dann haben wir ja ein bisschen Zeit für uns“, meinte die Yihwa fröhlich und sah dabei zu, wie die de Bosco sie musterte. Überrascht blinzelte sie, als die Jüngere sie auf ihre fehlende Brille ansprach, und tastete ihre eigene Nase ab, stellte fest, dass sie die ja tatsächlich noch nicht wieder aufgesetzt hatte. „Oh... Nein, eine Brille brauche ich nicht“, gab sie zu und zuckte mit den Schultern. Dass Esmée das erfuhr, war wirklich nicht das größte Problem. „Ich bin in einigen Kreisen nicht ganz unbekannt. Deswegen versuche ich eigentlich, unnötige Aufmerksamkeit zu vermeiden. Ich hatte gehofft, dass man mich mit etwas alltäglicheren Klamotten und einer Brille nicht erkennen würde“, erklärte sie ruhig und logisch und lächelte ihr Gegenüber an. „Du hast gesagt, du bist Model, richtig? Dann verstehst du das doch sicher. Ein hübsches Mädchen wie du wird sicher dauernd von irgendwelchen Fans auf der Straße erkannt. Du musst doch auch schon einmal aus dem Haus gegangen sein in der Hoffnung, dass niemand merkt, wer du bist, oder nicht?“ Das war nicht nur eine gute Erklärung, sondern vielleicht sogar ein Punkt, an dem sich die beiden Magierinnen ähneln und verstehen konnten. Ein weiterer dieser Spiegelpunkte, über die sie zuvor gesprochen hatten. Die nächste Frage war da anders. Woher Eohl Vanessas Nachnamen gekannt hatte? „Hm? Den hat uns doch Herr Laurent gesagt“, meinte sie, hatte sich inzwischen selbst davon überzeugt, dass das die einzige logische Schlussfolgerung war. Woher sonst sollte sie den Namen kennen? Sie kicherte und stupste Esmées kleines Näschen mit ihrem Zeigefinger an. „Sag bloß, du hast nicht aufgepasst, Dummerchen. Warst du etwa zu aufgeregt, weil wir uns im Schrank verstecken mussten?“
Nerviges Geschrei aus dem Inneren des Lokals beendete leider die Sprechstunde der beiden Magierinnen. Die Stimme war deutlich zu erkennen – wer außer Vanessa Houghton klang in jedem einzelnen ihrer Worte so zeternd? „Hmm... nein, kein Problem“, entschied die Yihwa, während sie sich von ihrem Platz erhob und kurz streckte. Dann atmete sie einmal durch, schloss die Augen und hob ihre Augen vor ihre Brust, um zwischen den Daumen und den übrigen Fingern einen Kreis zu formen, in dessen Mitte das Amulett um ihren Hals zu leuchten begann – das kleine Spiegelfragment von Mímirbrunnr, golden umrandet. Dort erschien das Spiegelbild des Mannes, den sie vor wenigen Minuten mitsamt seiner Begleitung verscheucht hatte. Er war gut angezogen gewesen, das spielte ihr in die Karten. Zwischen Eohls Händen bildete sich ein kleines Spiegelfragment, auf dem sein Abbild zu sehen war, und mit einem Lächeln öffnete sie die Augen und fischte das Objekt aus der Luft. Kaum berührten ihre Fingerspitzen den Spiegel, legte sich das Abbild auch schon über sie. Plötzlich stand statt Eohl ein junger, adrett gekleideter Herr vor Esmée und schenkte ihr ein warmes Lächeln. „Na, wie sehe ich aus? Oh.“ Erst als sie sprach realisierte die Yihwa, dass ihre Stimme ja unverändert geblieben war... aber gut, das sollte kein großes Problem sein. Ihre Stimme war ohnehin recht tief. Von hier aus war es kein großer Schritt, sie ein wenig zu verstellen, sodass man ihr den Mann zumindest abkaufen würde. „Ahem... und wie klinge ich, Esmée? Passt das so?“
Mit ein paar sicheren Bewegungen wickelte Eohl die Scherbe in ihren Rollkragen und schlug diesen zweimal nach unten hin um, sodass das Spiegelglas weich und sicher zwischen die Lagen geklemmt war. So würde sie nicht kaputt gehen. Die Bewegung musste für Esmée etwas seltsam aussehen, schließlich hatte Eohls aktuelle Form einen freigelegten Hals und keinen Kragen, sodass es optisch gewirkt haben musste, als hätten ihre Finger nur mit der Luft gespielt, bis die Scherbe unsichtbar geworden war. Solche visuellen Dissonanzen gehörten zum Zauber, darauf würde sie aufpassen, wenn sie vor dem Auftraggeber und seiner Begleitung stand. „Wünsch mir Glück. Ich verlasse mich darauf, dass du dich um die Papapizzas kümmerst“, waren ihre letzten Worte, ehe sie in das Gebäude trat. „Entschuldigen Sie meine Verspätung“, unterbrach männliche Seohl Vanessa, die gerade dabei war, die Schichtleiterin des Restaurants anzukeifen. Mit einer höflichen Verbeugung stellte sie sich neben Laurent. „Mein Name ist Mannohl, und ich werde für heute die Rolle Ihrer Bedienung übernehmen. Herr le Magnifique hat mich engagiert, da ihm das Risiko einer rein weiblichen Besetzung hier bewusst war und er Missverständnisse vermeiden wollte. Schließlich hat er keinerlei Interesse an Kellnerinnen. Nicht war, Herr le Magnifique?“ Höflich sah Eohl Laurent an, und auch, wenn der junge Mann im ersten Moment keine Ahnung hatte, was los war, breitete sich langsam Erkenntnis auf seinem Gesicht aus. „Ah, aber natürlich. Mannohl. Ich werde die Verspätung dieses eine Mal vergeben, auch wenn sie zu unnötiger Verwirrung geführt hat.“ Er räusperte sich, ehe er sein Date anlächelte. „Was sagst du, Vanessa, Liebes? Siehst du nun, wie aufmerksam und vorausschauend ich wirklich bin?“
Mimirs Talisman GATTUNG: Artefakt TYP: Halskette BESITZER: Eohl Yihwa ELEMENT: --- KLASSE: II MANAVERBRAUCH: 20*Zauberklasse SPEZIELLES: Mimirs Talisman kann von allen Nutzern der Lost Magic "Infinity Mirror" verwendet werden. VORAUSSETZUNGEN: Infinity Mirror Klasse II BESCHREIBUNG: Mimirs Talisman ist ein rundes Stück des Spiegels Mímirbrunnr mit goldenem Rahmen und einem Durchmesser von 5 Zentimetern, das in eine Halskette eingearbeitet wurde. Er reflektiert alles, was der Träger sieht, und speichert das Bild für bis zu eine Stunde ein. Zauber, die einen Gegenstand, ein Lebewesen oder einen Zauber reflektieren müssen, um zu wirken, können für einen Manaaufpreis auf etwas angewendet werden, das innerhalb der letzten Stunde von Mimirs Talisman reflektiert wurde.
Outer Self Reflection TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 50 für 3 Minuten MAX. REICHWEITE: 50 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 4 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber erschafft der Anwender ein kleines, rechteckiges Spiegelfragment, in dem das Spiegelbild eines Menschen eingefangen wird, sobald dieser darin zu sehen ist. Trägt der Anwender oder eine andere Person innerhalb seiner Reichweite dieses Fragment am Körper, wird das eingefangene Spiegelbild auf den Körper der Person projiziert. So kann der Anwender sich selbst oder einem Verbündeten das Aussehen eines Fremden geben. Dieser rein optische Effekt hat keine Auswirkungen auf Geruch oder andere Wahrnehmungen, außerdem ragt man aus der Projektion heraus, wenn man merklich größer oder breiter ist als das Ziel des Zaubers. Verlässt das Fragment die Reichweite des Anwenders oder wird nicht mehr mit Mana versorgt, löst sie sich in Glasstaub auf und der Zauber wirkt nicht länger. Außerdem geht es leicht kaputt, sodass man beim Transport vorsichtig sein muss.
Der Fluss der Zeit... brennt alle Hoffnung nieder... That odd woman... | Cracked Mirror, Awaken!
Esmée
Anmeldedatum : 21.08.21 Anzahl der Beiträge : 504 Alter : 31
„Oh, du bist also auch berühmt?“, fragte die 19-Jährige neugierig nach und ihre Augen wurden ein bisschen größer. War Seohl etwa auch ein Model? Oder eine… Sängerin? Tänzerin? Es gab so viele verschiedene Möglichkeiten. Von den Fähigkeiten, die die Grünhaarige bisher gezeigt hatte, wäre eine Akrobatin ziemlich naheliegend. Wieder erinnerte sich die junge Frau daran, dass ihre Agentur ihr geraten hatte, Verbindungen zu anderen Personen zu knüpfen, die in der Öffentlichkeit standen. Verbindungen waren Gold wert, wenn man an begehrte Aufträge als Model herankommen wollte. Eigentlich hatte die de Bosco geplant, mit Laurent ins Gespräch zu kommen, aber so, wie sich die Dinge nun gestalteten, dachte sie ernsthaft darüber nach, diese Pläne nochmal zu verändern. Sie verstand sich ziemlich gut mit Seohl, wollte sie ohnehin als eine neue Freundin gewinnen. Wenn sie nun auch noch berühmt war… damit würde Esmée gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen! Die naive junge Frau kam nicht einmal auf die Idee, dass man auch aufgrund einer kriminellen Vergangenheit seine wahre Identität verschleiern können wollte. Eine Lektion, die die Prinzessin in ihrem Leben vielleicht noch lernen musste. Als die Grünhaarige erwähnte, dass Esmée es doch sicher kennen würde, wie es war, auf den Straßen nicht erkannt werden zu wollen, nickte die 19-Jährige tatsächlich. Zuerst war es aber nicht ihr Job als Model, der ihr hierbei in den Sinn kam, sondern ihre Vergangenheit als Prinzessin von Bosco. Gedankenverloren griff sie nach einer ihrer blauen Haarsträhnen und spielte an ihnen herum. Diese Strähnen waren etwas, das sie sich zugestanden hatte, zum einen, weil sie es wollte, aber auch, um ihr vorher sehr förmliches Aussehen zu verändern. Keine pompösen Frisuren mehr, keine voluminösen Kleider – als Prinzessin von Bosco hatte Esmée durchaus anders gewirkt. Ob die Typveränderung auf Dauer ausreichen würde, um vor ihren Verfolgerinnen und Verfolgern unentdeckt zu bleiben, würde nur die Zeit zeigen können. Ehe sie ihre Gedankengänge in diese Richtung vertiefen konnte, erklärte Seohl, woher sie den Namen von Vanessa kannte. Laurent hatte ihn erwähnt? Immer wieder ließ die 19-Jährige ihr Gespräch mit dem Auftraggeber Revue passieren, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass der Name gefallen war. Doch die Erwähnung des Schranks trieb die Schamesröte zurück auf die Nasenspitze von Esmée, sodass sie, bevor das hier noch weiter vertieft werden würde, schnell zustimmte. „Ja… ja, da hat Laurent es erwähnt. Jetzt wo du es sagst erinnere ich mich auch!“ Wie leicht es doch war, die 19-Jährige auf eine falsche Fährte zu locken.
Die Verwandlung, die die Kollegin wenige Augenblicke später vollführte, ließ Esmée sprachlos werden. Und es machte ihr bewusst, dass Seohl nicht nur körperlich weit fähiger war als sie, sondern die ältere Frau ihre Magie offensichtlich ebenso auf einem ganz anderen Level beherrschte. Die Prinzessin hatte gedacht, dass der Zauber mit den Spiegeln die Krönung gewesen wäre, dass es nichts geben würde, das sie noch mehr beeindrucken könnte. Sie hatte sich weit geirrt! Ja, die de Bosco liebte ihre Explosionen und fühlte sich mit ihnen immer noch verdammt gut und mächtig. Aber das, was Seohl zeigte, zeugte von so viel… Kreativität! Ein bisschen neidisch war die Prinzessin schon und sie wünschte sich, sie hätte sich bereits früher mit ihrer Magiebegabung auseinandergesetzt. Vielleicht wäre sie dann auch so gut wie Seohl! Ihre Augen strahlten, als sie der fertig verwandelten Kollegin applaudierte. „Du siehst wunderbar aus. Ganz hervorragend!“ Es war ein merkwürdiges Bild: Dort stand ein ihr fremder Mann, der aber mit der Stimme von Seohl sprach. Ja, es fiel der Prinzessin auf, aber sie glaubte nicht, dass es die Aktion an sich auffliegen lassen würde. Sie kicherte leise. „Du meinst Paparazzi“, korrigierte sie ihre Freundin, nickte dann aber entschlossen. Die Dunkelhaarige erinnerte sich an etwas, das sie einmal in einer Serie gesehen hatte und das jetzt, in dieser Situation wirklich gut passen könnte. Sie hatte es schon damals unheimlich cool gefunden, aber eine Prinzessin hatte einfach keine Gelegenheit, um so eine Pose zu machen, denn es gehörte sich nicht, war nicht adrett genug. Anders als jetzt, denn Esmée war gerade keine Prinzessin mehr! Zaghaft hob sie ihre Hand an, überlegte kurz, wie die Pose nochmal ausgesehen hatte… und deutete dann mit dem Daumen nach oben. War das richtig? Doch, so musste es ausgesehen haben. Dann sah sie wieder zu Seohl und lächelte. „Verlass dich auf mich!“
Während die Grünhaarige sich um den Auftraggeber und sein Date im Inneren des Gebäudes kümmern musste, kümmerte sich Esmée darum, das Äußere des Restaurants zu bewachen. Aber… wie genau sollte sie das eigentlich machen? Es endete darin, dass die Prinzessin wie ein Wachhund ihre Kreise um das Gebäude herumzog. Wenn es irgendjemanden gab, der dem Restaurant zu nahekam – ganz gleich, ob diese Menschen wirklich dort essen gehen wollten oder nicht – wies sie sie in eine andere Richtung und konnte so sogar auf recht freundliche Art und Weise alle Leute umlenken. An sich funktionierte der Plan zwar, aber schon bald wurde der jungen Frau klar, dass das ständige Herumlaufen viel zu anstrengend war. Ihr Blick schweifte nach oben, zurück auf das Dach des Gebäudes. Es lag nicht sonderlich hoch, handelte es sich bei dem hübschen Restaurant um ein schnuckeligen Bungalow mit Flachdach. Von dort oben hätte sie wieder einen Blick rundherum und sie könnte viel besser Wache halten. Mit der Magie oder den akrobatischen Fähigkeiten von Seohl wäre es leichter gewesen, aber… sie schaffte das auch alleine! Das Manöver endete darin, dass sie mehr oder minder geschickt auf einen der naheliegenden Müllcontainer kletterte und sich von dort aus nach oben auf das Dach hievte. Esmée atmete einmal tief durch, als sie diese Herausforderung gemeistert hatte, stand dann auf und klopfte sich den Dreck von der Kleidung. Bei dieser Quest blühte die junge Frau ja richtig auf! Nun, aus der erhöhten Position heraus, ging sie wieder ihrer Aufgabe nach, merkte allerdings schnell, dass sie eine Sache nicht bedacht hatte: Von hier oben aus musste sie viel mehr brüllen als vorher, damit die Leute sie auch hörten… Na schön, dann musste sie eben erneut das Stimmorgan einer Herrscherin hervorholen! Esmée schrie alle Menschen auf den Straßen an, rechts, links, vor und hinter dem Gebäude. Einerseits hatte sie damit zwar Erfolg, denn die Leute stempelten sie als Irre ab, die auf fremde Dächer kletterte und wandten sich lieber schnell wieder ab, andererseits war ihr Gezeter so laut, dass man es mit Sicherheit auch im Inneren des Restaurants ziemlich deutlich hören konnte… vor allem, weil unweit von ihr entfernt ein Dachfenster geöffnet worden war, um ein bisschen frische Luft einzulassen. Ob man sich so ein entspanntes Abendessen zu zweit vorgestellt hatte?
„Ich würde mich ungern berühmt nennen... Das klingt so eingebildet, hehe“, kicherte Seohl und winkte ab, ohne Esmée eine direkte Antwort zu geben. Die konnte sich ihren Teil schon denken. Ohne weitere Spielchen verwandelte sich die Yihwa und zeigte damit eine weitere ihrer Fähigkeiten, die sie zu so einer herausragenden Spionin machten. Ewig konnte sie so eine Verwandlung zwar nicht aufrecht erhalten, aber um ein bisschen Zeit damit zu verbringen, die Bedienung zu spielen, sollte es genügen. Alles für den Auftrag, nicht wahr? Mit einem Grinsen spiegelte Eohl die Geste ihrer Partnerin und streckte auch für sie einmal den Daumen nach oben. „Jawohl! Du hast mein volles Vertrauen!“
Das plötzliche Auftauchen von Mannohl machte wohl auf verschiedene Anwesende einen eher irritierenden Eindruck, aber mit der Bestätigung des Mannes, der das gesamte Lokal für sich gemietet hatte, stellte man eher ihn als sie in Frage. So ein großer Schritt war es von da ja nicht, auch seinen eigenen Kellner mitzubringen. Vanessa für ihren Teil schien sich nicht entscheiden zu können, ob sie skeptisch oder gerührt sein sollte, und entschied sich schlussendlich dafür, ihre gereizte Verteidigung ein wenig zu senken und sich entspannt auf die angenehm gepolsterte Sitzbank des Lokals sinken zu lassen. „Nun gut. Ich muss zugeben, du hast einen schicken Laden... und einen schicken Kellner ausgesucht.“ Bei den letzten Worten schenkte sie Mannohl ein amüsiertes Lächeln und betrachtete ihn ein paar Momente länger, während ihre Finger langsam den Rand der Karte entlang glitten. Dann fiel ihr Blick auch tatsächlich auf das Essen, das sie bestellen wollte. „Ich nehme das Ragú di Manzo.“ „Ah, eine wundervolle Wahl“, lobte Laurent, kaum dass sich ihr Mund geschlossen hatte. „Für mich bitte die Bruschetta mit dem Pecorino, und zum Trinken teilen wir beide uns gerne einen Pendio Antico... Rot, selbstverständlich.“ „Selbstverständlich“, nickte Mannohl und verneigte sich, ohne auch nur eine Notiz zu machen, ehe sie auch schon in Richtung Küche verschwand. Kaum stand die Yihwa zwischen den drei Köchinnen, die das Duo heute versorgen durften, tippte sie auch schon gegen die Spiegelscherbe in ihrem Kragen und ließ das Hologramm von sich abfallen, einmal tief durchatmend. Auf Dauer würde es anstrengend werden, die Verkleidung aufrecht zu erhalten, da sollte sie so viel Mana sparen, wie sie konnte. Es hatte ja keinen Nachteil – solange sie darauf achtete, keine volle Stunde verstreichen zu lassen, konnte sie das in Mimirs Talisman gespeicherte Abbild sooft zum Leben erwecken, wie ihr Mana es erlaubte. Das einzig nervige daran waren die komischen Blicke, die ihr die anderen Anwesenden schenkten. Waren es wohl nicht gewohnt, dass ein Mann plötzlich zur Frau wurde. Eohl zuckte mit den Schultern. „Ich tue nur, was Herr Laurent wünscht“, meinte sie entspannt und setzte sich auf eine der Arbeitsflächen, die Beine überschlagend. „Und nun wünscht er... Ragú die Manto, Bruschetta mit dem Pecorino, Pendio Antico... Rot.“ Sie hatte zwar keine Ahnung, was diese Worte bedeuteten, aber sie spiegelte einfach exakt das, was die beiden gesagt hatten, bis hin zur exakten Aussprache und Tonlage. Die Köchinnen würden schon wissen, was sie damit anzufangen hatten. Eine laute Stimme vom Dach lenkte den Blick der Yihwa aufwärts. Wie seltsam... War das etwa Esmée? Was machte die da oben? Gerne hätte Eohl nachgeschaut, aber sie musste hier sein, wenn das Essen fertig wurde. Was auch immer die Prinzessin tat, es würde schon richtig sein. Auch wenn natürlich wieder Zetern aus dem Speisesaal kam. „Ist das wieder einer deiner unsäglichen Fans?“, meckerte die Houghton einem stöhnenden Laurent entgegen. „Klingt das, als wäre sie meinetwegen hier? Ich bin nicht für alle Verrückten auf der Welt verantwortlich.“ „Naja, nein, aber...“ Vanessa wurde etwas kleinlaut. „Ich meine... Ist es nicht irgendwie ein großer Zufall, dass gerade jetzt jemand auf dem Dach steht und Leute verscheucht...?“ „Wäre es dir etwa lieber, wenn sie und die ganzen Leute reinkommen? Du wolltest doch keine anderen Frauen sehen, dann läuft doch alles perfekt!“ Die Yihwa seufzte, verschränkte die Arme vor der Brust. Warum noch gleich hatte sie diesen Auftrag unbedingt annehmen wollen...?
„Der Adler ist gelandet, over. Unsere Schokopraline befindet sich im Futterkäfig, over“, sprach eine vermummte Gestalt, die sich auf der anderen Straßenseite zwischen zwei Mülltonnen versteckte, in ein abgeschaltetes Mikrofon. Der Kumpel neben ihr schenkte ihr einen Blick, als wäre sie komplett irre. „Ich sag doch, Meister de Magnifique hat den Laden ausgebucht! War klar, dass er hier aufkreuzt!“ Kopfschüttelnd schob er seine Brille zurück. „Als Vize des Magnum-Fanclubs bin ich bestens informiert. Der Rest ist schon auf dem Weg.“ „Verstanden, over. Vorbereitungen für Operation Spontanter Zufall sind abgeschlossen, over. Potenzielle Risiken: Eins, over.“ „Du meinst die Irre auf dem Dach?“ Grimmig zog der Vize-Fan die Augenbrauen zusammen und betrachtete, wie die hübsche, aber irgendwie doch sehr seltsame Frau auf dem Dach des Restaurants irgendwelche Passanten wegschickte. „Naja, an der kommen wir schon vorbei. Wenn der Rest hier ist, nutzen wir unseren Zahlenvorteil. Sie kann uns nicht alle aufhalten. Entweder wir kämpfen uns an ihr vorbei oder wir teilen uns auf und ein Teil der Gruppe lenkt sie ab.“ Zufrieden mit dem Plan hielt er seine rechte Faust aus. „So oder so wird einer von uns beiden heute mit ihm sprechen, Nummer Eins!“ „Positiv, Nummer Zwei, over“, kam die Bestätigung, ehe die Faust des anderen leicht gegen seine klopfte. Auch wenn sie ihre Unterschiede hatten, konnten sich die beiden schlussendlich komplett aufeinander verlassen. Da würde ein hübsches Prinzesschen nicht viel gegen machen können...
Nein, Laurent war nicht für alle Verrückten auf dieser Welt verantwortlich, das stimmte. Für die zeternde Gestörte, die gerade auf dem Dach des kleinen Restaurants auf und ab ging, war er aber durchaus verantwortlich. Wäre Laurent nicht gewesen, wäre Esmée nicht hier. Hätte Laurent nicht gewünscht, ein ruhiges Abendessen in Zweisamkeit mit seinem hübschen Date zu verbringen, würde die Prinzessin nicht die Hände um den Mund legen und lauthals herunterbrüllen, wann immer sich Passanten dem Gebäude aus irgendeiner Richtung näherten. Wenn Laurent nicht wäre, hätte man sich vielleicht noch einreden können, dass die de Bosco eine ganz normale, junge Frau war. Aber nach dem heutigen Tag… naja, konnte man das vielleicht doch ein bisschen in Zweifel ziehen. Da fehlte wohl der gute Einfluss, den Erial und Alvaro sonst auf die Schwarzhaarige hatten. Aber was hatte man auch erwartet? Die Satyrs Magierin war ihre gesamte Kindheit und Jugend von der normalen Welt ferngehalten worden, hatte in einem goldenen Käfig gelebt, insbesondere, nachdem ihre Mutter einem Attentat zum Opfer gefallen war. Sie hatte nie gelernt, was wirklich normal war und was nicht, sog die Einflüsse, denen sie seit ihrer Flucht nach Fiore ausgeliefert war, daher auf wie ein Schwamm das Wasser. Und dadurch entstand nach und nach die Esmée, mit der man heutzutage zu tun hatte… wohin das alles wohl noch führen würde?
„Verschwindet von hier!“, brüllte die 19-Jährige zum bestimmt zwanzigsten Mal, als sich eine vermummte Gestalt dem Restaurant näherte. Sie sah anders aus als die anderen Menschen, die die de Bosco bisher fortgeschickt hatte. Und ihr Bauchgefühl sagte der Magierin, dass mit dieser Gestalt was nicht stimmte. Doch noch ließ sie sich nicht aus der Fassung bringen, auch nicht, als die vermummte Gestalt zu ihr aufblickte, aber keine Anstalten machte, die Richtung zu ändern. „Heute gibt es hier nur eine geschlossene Gesellschaft. Ihr müsst umdrehen!“ Endlich blieb die Gestalt stehen und die de Bosco glaubte, ein Lächeln hinter der Kapuze aufblitzen zu sehen. Sicher war sie sich aber nicht, dafür war die Entfernung einfach zu groß. „Oh, ich werde ganz gewiss nicht umdrehen. Auf diese Chance habe ich mein Leben lang gewartet! Laurent le Magnifique befindet sich in diesem Restaurant… und in wenigen Augenblicken werde ich ihm Gesellschaft leisten!“ Es war ein Widerstand, mit dem Esmée nicht gerechnet hatte. Sie stutzte, allerdings nur einen kleinen Moment lang, bevor die altbekannten Funken sich um sie herum bildeten. Wenn er nicht hören wollte, musste sie ihm eben einen Schrecken einjagen. Die Explosionen hatten zuvor bereits geholfen, es würde wieder helfen, oder? Sie wollte etwas sagen, eine Drohung aussprechen, aber plötzlich ertönte eine Stimme auf der genau anderen Seite des Restaurants. „Die Explosionen? Das haben wir gesehen. Und die kannst du dir sparen.“ Schnell drehte sich die Magierin auf dem Absatz herum und sah eine zweite Gestalt, die sich dem Restaurant näherte. Die arbeiteten zusammen? Die Prinzessin biss sich auf die Unterlippe, hob dann die Nase an und verkündete laut: „Jede dieser Funken kann und wird explodieren! Ich kann euch beide aufhalten!“ Aber die Antwort, die sie bekam, war nicht das, was sie sich erhofft hatte. Beide Personen – das eine musste eine Frau sein, das andere ein Mann – lachten. Schließlich war es die erste, vermummte Gestalt, die erneut loslegte: „Durchaus. Aber… wie viele magst du gleichzeitig aufzuhalten?“, fragte die Fremde und dann erkannte Esmée aus ihrer erhöhten Position aus das Ausmaß der Katastrophe. Überall ploppten Menschen auf, aus allen Seitenstraßen strömten sie näher, unaufhörlich, und alle hatten sie ein Ziel: Das Restaurant, in dem sich Laurent befand. Es waren… es waren viel zu viele! Unsicher, was sie tun sollte, wich Esmée ein paar Schritte zurück, sie fühlte sich wie gelähmt von der Menschenwelle, die von überall heranströmte.
Und dann wurde es noch schlimmer.
Die Schwarzhaarige übersah das geöffnete Dachfenster in ihrem Rücken und schrie auf, als sie unerwartet keinen Halt mehr unter ihrem Fuß spürte. Es war mehr Glück als Verstand, dass sie sich nicht ernsthaft verletzte, als sie durch das geöffnete Fenster hinabfiel… und natürlich genau zwischen Laurent und Vanessa auf dem Tisch landete. Das Geschirr klirrte, Besteck flog durch die Gegend, der Rotwein ergoss sich in der Umgebung und der laute Schrei von Vanessa vervollständigte das Bild. Esmée brauchte einen Augenblick, um zu verstehen, wo sie sich befand und was eigentlich geschehen war. Ihre Lider hoben sich langsam wieder an und sie stöhnte vor Schmerz… und erst, als sie in das überrascht dreinblickende Gesicht von Laurent sah, wurde ihr klar, was geschehen war. Unsicher lächelnd hob sie den Zeigefinger und es waren kleine Funken, einer Wunderkerze gleich, die aus dem Finger herausströmten. „Überraschung?...“, ließ die Prinzessin unsicher verlauten, bevor es Stimmen von draußen waren, die sie sichtlich zusammenzucken ließen. Zuerst war es nur eine flache Hand, die gegen eines der Fenster des Restaurants klatschte… aber kaum, dass die erste Hand erschienen war, kamen noch mehr hinzu. Wenige Momente später waren wildfremde Menschen an sämtlichen Fenstern des Restaurants und überall pressten sich Nasen gegen das Glas und riesige, geistlose Augen starrten in das Innere des Gebäudes. Alles begleitet von einem monotonen Chor, der „Laurent, Laurent, wir holen uns Laurent“ sang. Waren das wirklich Fans? Zwei Mitarbeiter stemmten sich gegen die Eingangstür, um die Meute davon abzuhalten, einzubrechen. Aber die Abwehr schien gegen die Überzahl an Gegnern nicht mehr lange standhalten zu können. Das war ja wie in einem Horrorfilm…
Sparkle TYP: Lost Magic ELEMENT: Feuer KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 10 pro 5 Meter pro Minute MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Der Zauber Sparkle hat Ähnlichkeiten mit einer Wunderkerze, was an sich schon recht gut beschreibt, was während ihm passiert. Der Anwender gibt mit dem Zeigefinger eine Linie vor und beschwört an ihr magische Funken, die zu Boden regnen, während sie verglühen. Dabei entsteht der Eindruck eines glitzernden Vorhangs. Die Funken an sich sind zu klein um wirklichen Schaden anzurichten, fallen sie auf die Haut bemerkt man dies schon, allerdings nur durch die Hitzeentwicklung, welche eine kleine Rötung hervorrufen kann. Rennt man durch den Vorhang entstehen gar keine Effekte, außer man hat das Pech, dass sich einer der Funken in den Haaren verfängt und sie anfangen zu kokeln. Aus diesem Grund ist die Technik im Kampf kein wirklich effektiver Angriff, allerdings besitzt sie durchaus ihren Nutzen bei Ablenkungsmanövern, um Kinder zu erfreuen, ein Feuer zu entzünden, oder wilden Tieren den Weg zu versperren. Letztere schrecken in der Regel instinktiv vor den prasselnden Lichtern zurück und man hat die Chance die Flucht zu ergreifen.
Eigentlich hatte das Übernehmen eines einfachen Kellnerpostens wie eine ziemlich simple Aufgabe gewirkt. Eohl war darauf vorbereitet, jetzt einfach eine Weile in der Küche auf einem der Tresen zu sitzen, die Beine überschlagen und aus kühlen, roten Augen die Köchinnen beobachtend, bis sie etwas hatte, das sie an den Tisch liefern konnte. Ohne dass sie es ahnte brach aber das Chaos aus. Schwer zu sagen, ob sie es hätte verhindern können, wenn sie mit Esmée dort draußen gewesen wäre, aber so oder so war das nicht die Welt, in der sie lebten. Mit einem Seufzen glitt Eohl von ihrem Sitzplatz, als sie hörte, wie es vorne im Restaurant laut wurde, und tippte die in ihrem Kragen verborgene Spiegelscherbe an, um sich wieder in die Form von Manohl zu verwandeln. Sie guckte noch kurz, ob es vielleicht Essen gab, das sie mitnehmen konnte, aber nein, das brauchte wohl noch einen Moment. Insofern wandte sie sich um und trat zurück in Richtung Esszimmer.
Laurents ungläubige Augen wurden weicher, während er die vor ihm liegende Schönheit betrachtete. Er hatte es zuvor schon bemerkt, aber... Esmée war wirklich bezaubernd, und auch ihre Kleidung schien seinen Blick geradezu auf sie ziehen zu wollen. Die Funken, die von ihr ausgingen, wirkten wie ein Zeichen der Attraktion zwischen ihr und ihm, zwischen zwei gutaussehenden Menschen, die sich gefunden hatten. Sanft ergriff seine linke Hand die ihre – die, von der keine Mini-Explosionen ausgingen – und seine rechte stützte ihren Kopf, während er sich über den Tisch beugte, sein Gesicht dicht an ihrem mit einem besorgten Blick. „Ist alles in Ordnung, mein Engel? Hast du dich verletzt, als du vom Himmel gefallen bist?“, fragte er sanftmütig, während er ihr tief in die Augen sah. Dieser Moment... fühlte sich doch wirklich wie Schicksal an, nicht wahr? „Ehehe...“ Amüsiert kicherte Mannohl und betrachtete das Bild, das sich gerade auf dem Spiegel in ihrer Hand gefestigt hatte. Der berühmte Laurent, der ein halblokales Model in den Armen hielt, während eine wütende Vanessa auf der anderen Seite starrte, als gäbe es kein Morgen... Was für eine amüsante Erinnerung, die der Kellner einfach hatte festhalten müssen. Während sie das Bild wegsteckte, realisierte der Star plötzlich wieder, dass er nicht mit der Gildenmagierin alleine hier war, und ließ diese schnell los, um erschrocken zu seinem eigentlichen Date zu sehen. „Ähm, ich meine natürlich... Wie können Sie es wagen, unser gemeinsames Essen zu stören, Sie... unbekannte Fremde!“
Leider war die gute Prinzessin nicht die Einzige, die der trauten Zweisamkeit hier einen Strich durch die Rechnung machte. Wie Zombies umstellten unzählige Fans das Gebäude, blickten durch die Fenster und versuchten, durch die frisch blockierte Eingangstür zu kommen. Frustriert blickte Laurent hinüber zu Eohl. „Worauf wartest du? Ich bezahle dich, damit du solche Leute für mich loswirst!“, fauchte er und erntete dafür einen skeptischen Blick von Vanessa. „Ich dachte, Mannohl ist als Kellner hier?“, fragte sie, und er zuckte zusammen. Eohl dafür lächelte ganz entspannt. „Ah, ich bin tatsächlich als Kellner und als Bodyguard eingestellt. Ich werde sicherstellen, dass sich diese Quälgeister wieder entfernen... ooohne sie zu töten?“ „Ja... Ja, natürlich“, grummelte der le Magnifique und deutete in Richtung Tür. „Jetzt kümmer dich endlich um die da draußen!“ „Aber natürlich. Würden Sie beide bitte die Türen öffnen?“ Dem Befehl folgend öffnete das Personal beide Flügel der Eingangstür, die sie eben noch blockierten, und noch ehe auch nur einer der Fans ins Innere dringen konnte, warf Mannohl sie mit einem geübten Roundhouse-Kick zurück. „Wie beeindruckend!“ Dicht, wie sie standen, wurde eine ganze Gruppe auf einmal erwischt – nur die vermummte Gestalt schaffte es, sich geschickt zurückzuziehen, um einem Treffer zu entgehen. „Schützen! Feuer! Over!“, rief sie laut aus, eine Hand nach oben reißend. Eohls Augen weiteten sich, als sie es gerade so schaffte, zwei Kugeln klirrend mit ihrem schnell gezogenen Schwert abzuwehren. Pistolenkugeln waren im allgemeinen nicht die größte Gefahr, aber sie konnten ganz schön schmerzhaft sein und die Yihwa war nicht gerade dafür bekannt, gut einstecken zu können. Selbst Angriffe wie diese würden ihr ernsthaften Schaden zufügen. Grimmig hob sie ihre Hand, richtete sie in die Richtung der beiden Scharfschützen, die sich auf einem gegenüberliegenden Dach verschanzt hatten, bereit, dort einen Spiegel zu beschwören, ehe sie sich selbst stoppte. Moment. Sie durfte nicht töten. Was für eine frustrierende Einschränkung. Ihr Schwert schwingend zwang sie die Gruppe ein wenig zurück, die wieder an Fläche gewonnen hatte, wurde langsam selbst wieder zurück in den Türrahmen gedrängt, wo sie weniger flexibel agieren konnte. Sie schluckte. Als Assassine hatte sie auch schon Situationen erlebt, in denen sie viele Personen auf einmal ausschalten musste, das war kein Problem. Aber wenn man den Feind nicht töten durfte, war es wirklich schwierig, so eine Überzahl zu handhaben...
Hilfeschreie aus der Küche wiesen darauf hin, dass auch die Fans auf der anderen Seite des Gebäudes nicht untätig blieben. „Sie haben den Liefereingang geknackt?“ Das war ein schlechtes Zeichen. Nicht nur kamen sie ins Gebäude, aber wenn das Küchenpersonal abgelenkt wurde, konnte es noch passieren, dass das gute Ragû verkochte, und dann wäre das Date erst recht versaut! „Ich kann nicht an zwei Orten gleichzeitig kämpfen!“, warf Mannohl ein – eine Aussage, die nicht ganz stimmte. Eohl konnte theoretisch ein Spiegelbild für sich kämpfen lassen, aber das kostete nicht nur eine Menge Mana, es würde sie auch noch auffliegen lassen. Es würde schließlich die echte Eohl darstellen, nicht den Mann, dessen Aussehen sie sich gerade übergeworfen hatte. Esmée musste wieder helfen! „Es-... ich meine, unbekannte Fremde!“, rief sie über die Schulter, während sie einen der Fans ins Gesicht trat, sodass er wieder die kurze Treppe vor der Veranda herunter polterte. „Kümmer du dich um die andere Seite! Ich passe hier auf!“ Diese Quest war anstrengender als ursprünglich erwartet. So langsam bekam Eohl Kopfschmerzen. Wenn sie sich doch nur noch daran erinnern könnte, warum sie sich das überhaupt antat...
Esmée blinzelte, öffnete den Mund einen Spalt breit, nur um ihn sogleich wieder zu schließen. Sprachlos starrte sie auf ihre Hand, die von Laurent umschlossen wurde und in dem Moment, in dem sie aufsah, spürte sie, wie er hinter ihren Kopf griff, wie er ihrem Gesicht gefährlich nahekam. M-Moment! D-das hatte sie so nicht geplant! Stopp! Halt! Wo war Erial, um sie zu beschützen?! D-das ging so doch nicht! Sie war eine Prinzessin! Sie… Laurent hielt in seiner Bewegung inne und faselte irgendetwas von einem Engel, der vom Himmel gefallen war. Überfordert mit der gesamten Situation war es ein irritiertes „Also eigentlich bin ich nur vom Dach gefallen…“, das der 19-Jährigen über die Lippen kam, ehe sie zeitgleich mit dem Auftraggeber heftig zusammenzuckte. Die hellblauen Augen sahen hinüber zu Seohl, die leise lachte und Esmée hatte das Gefühl, bei irgendetwas Verbotenem erwischt worden zu sein. Dabei war sie doch vollkommen unschuldig! Das hier war nicht auf ihrem Mist gewachsen! Wieder zuckte die junge Frau zusammen, als Laurent sich von ihr entfernte und sein Tonfall sich nach einem auffälligen Räuspern änderte. Nun war es kein Süßholzgeraspel mehr, das er für sie übrighatte, sondern ein richtig angreifender Tonfall. Ja, Esmée hätte sich über diese ungerechtfertigte Attacke echauffieren können, aber eigentlich war sie ganz dankbar und froh darüber. Damit konnte sie deutlich besser umgehen als mit dieser unvorhergesehenen, körperlichen Annäherung von Laurent… Es blieb nicht viel Zeit, um sich darüber Gedanken zu machen, denn die Paparazzi ließen nicht lange auf sich warten. Einem Haufen Zombies gleich, tauchten sie an Fenstern und Türen des Restaurants auf und versuchten, in das Innere vorzudringen. Selbstbewusst stellte sich Seohl den Gegnern in Überzahl entgegen, die hineinstürmten, kaum dass die Tore des Restaurants geöffnet worden waren.
Das Chaos nahm seinen Lauf.
Menschen flogen durch die Gegend, als wären sie aus Gummi, sodass es mehr als ein Körper war, dessen Flugbahn Esmée mit Faszination beobachtete. Auch sie war beeindruckt von den Kräften, die Seohl hier zeigte. Es war die eine Sache, dass die Papparazzi versuchten, an Laurent zu kommen, aber als es schlussendlich Pistolenkugeln waren, die durch die Gegend gefeuert wurden, japste die Prinzessin nach Luft. P-Pistolen? Moment, wollten die hier irgendwem umbringen?! Das waren doch keine Papparazzi, das waren Auftragsmörder! Esmées Kinn klappte nach unten und trotz der Schreie, die aus der Küche herüberdrangen, bewegte sich die junge Frau keinen Millimeter. Einer Statue gleich gaffte sie den hereinstürmenden Menschen entgegen, entsetzt darüber, zu was diese Leute fähig waren. Die ganze Situation war viel zu plötzlich eskaliert! Es dauerte mehrere Sekunden, bis die de Bosco verstand, dass Seohl sie meinte, als sie die ‚unbekannte Fremde‘ ansprach. Esmée löste sich aus ihrer Starre, schüttelte heftig den Kopf und kam wieder zur Besinnung. „J-ja!“, antwortete sie der Kollegin geschwind, drehte sich auf dem Absatz herum und lief in Richtung Küche, wobei sie noch mindestens zwei weiteren Körpern ausweichen musste, die durch die Luft flogen…
Kaum dass Esmée in der Küche angekommen war, erkannte sie auch schon das nahende Unheil. Einer der Köche stemmte sich gerade eben noch gegen ein halb geöffnetes Fenster, doch es war zu spät. Die Kraft der Fans und Anhänger Laurents war zu groß, allesamt stemmten sie sich von außen gegen das Fenster, das schlussendlich krachend aufflog. Der Koch segelte nach hinten und knallte gegen die Küchentheke. Als er versuchte, mit der Hand Halt zu finden, schlug er auf ein leicht überstehendes Holzbrett und der bereits fertige Soufflee-Teig flog durch die Küche. “Neeeeeeeeeeeein!“, schrie der Koch, der sah, wie der Teig in Zeitlupe drauf und dran war, in dem bereits fast fertigen Ragù zu landen. Das Gericht wäre ruiniert! Noch bevor Esmée hätte einschreiten können, war es ein anderer Angestellter des Restaurants, der sich schützend mit weit ausgestreckten Armen vor dem Ragù aufbaute und mit seinem gesamten Oberkörper laut ächzend die Teigmasse abfing. Getroffen von dem Teiggeschoss taumelte der Mann, doch bevor er das Gleichgewicht gänzlich verlor, war der Koch zur Stelle und fing ihn auf. “D-du… du hast das Ragù gerettet…“, murmelte der Koch atemlos, den Tränen nahe und schüttelte sachte den Kopf. Wieder ächzte der Getroffene und nur schwer hoben sich seine Lider an, während er hinauf zu dem Koch sah und vage lächelte. “Es war … mir eine Ehre…“, antwortete er kraftlos, ehe seine Augen endgültig zufielen und er in den Armen des Kochs leblos zusammensackte.
Esmée blinzelte. Okay, die hatten hier alle eindeutig den Verstand verloren.
Über diese übertrieben dramatische Szene hinweg hätte die Prinzessin beinahe den Grund vergessen, warum sie eigentlich hergekommen war: Die Zombies! Äh… Paparazzi, natürlich. Die junge Frau drehte sich zu dem geöffneten Fenster, an dem die ersten Menschen auftauchten und versuchten, sich über den Rand des Fensters hinweg ins Innere zu hieven. Die de Bosco hob die rechte Hand an und kleine Funken explodierten um ihre Handfläche herum. „Ich habe es schon einmal gesagt: Heute gibt es nur eine geschlossene Gesellschaft“, ließ sie mit drohendem Unterton verlauten. „Ich werde euch jetzt endgültig zeigen, was geschlossen bedeutet.“ Das nächste, was man vernehmen konnte, war ein lauter Knall, mindestens genauso laute Schreie und ein weiterer Haufen von Körpern, die in bester Anime-Manier das Fliegen lernten.
Esmée konnte gar nicht genau sagen, wie viel Zeit vergangen war, ehe sie zurück in den Hauptraum des Restaurants kehrte. Ihre Frisur war hinüber, die Kleidung hatte den einen oder anderen Fleck abbekommen und auch das Make-Up saß nicht mehr so perfekt wie zu Beginn des Tages, als die Prinzessin – sichtlich erschöpft – an der Tür zur Küche auftauchte. „Die Seite ist… gesichert…“, ließ sie abgekämpft verlauten und holte dann tief Luft. Erst danach stellte sich gerade hin, strich sich eine in ihre Stirn verirrte Strähne aus dem Gesicht und ergänzte entschieden: „Und… das Ragù ist fertig.“
Frustriert biss Eohl die Zähne zusammen. Diese Art direkter Kampf war nicht wirklich ihre Stärke und die ganzen Einschränkungen, die der Auftraggeber ihr auferlegt hatte, machten es nur schlimmer. Ihr Schwert konnte sie auch nicht wegstecken. Wieder und wieder kamen Kugeln von den Dächern auf sie zugeschossen, die Eohl wieder und wieder mit einem zielsicheren Klirren abwehrte. Ein paar der Querschläger trafen Mitglieder des Fanclubs, aber die paar machten beim Ausmaß dieser Apokalypse nur einen geringen Unterschied. Die Yihwa tat ihr Bestes, um ihre Gegner mit ungefährlichen Schwüngen zurück zu drängen und sie dann mit kräftigen Tritten zu Boden zu werfen, aber damit würde sie nicht weit kommen. Die Übermacht drohte, ihr wirklich gefährlich zu werden. Laute Explosionen aus der Küche zeigten, dass Esmée wohl auch so ihre Herausforderungen hatte... und dass sie deutlich weniger zimperlich damit umging.
Ein wenig Brutalität war wohl doch in Ordnung...?
Ein hungriges Grinsen zierte das Gesicht von Mannohl, als er sich über die Lippen leckte. Richtig, töten durfte er nicht, aber ansonsten dürfte doch wohl Alles in Ordnung sein, was der Sicherheit dieses Dates diente, nicht wahr? Die gutherzige Esmée hatte sich nicht zurückgehalten, also konnte es nicht so verdächtig sein, wenn auch sie es nicht tat. „Ich habe euch gewarnt“, sprach der Kellner ruhig, während er leicht in die Knie ging, seinen Oberkörper senkte und seine Feinde boshaft anfunkelte. Es war Zeit, sie mit ihren Fehlern zu konfrontieren... Laute Schreie und spritzendes Blut begleiteten den Vorstoß des jungen Mannes, der tiefe Schnitte in Armen, Beinen und Taillen hinterließ, bis auch die letzten Mitglieder der breiten Masse sich humpelnd und wimmernd zurückzogen. „Das... das ist inakzeptabel!“, rief Nummer Eins aus, ihre Stimme erstmals wirklich besorgt, während sie versuchte, mit Eohl direkt in den Nahkampf zu gehen. Die Yihwa war erstaunt, als sie feststellte, dass die Vermummte wohl tatsächlich mal das kämpfen gelernt hatte. Die Art, wie sie sie am Revers zu packen versuchte, erinnerte an Judo, und mit einem für ihr überladenes Outfit viel zu gelenkigen hohen Tritt, der auf Erfahrung im Kickboxen hindeutete, versuchte sie, die Crusaderin von den Beinen zu reißen... aber es war zu wenig, zu spät. Als Magierin waren Eohls Reaktionen schneller, ihre Körperkontrolle war besser, jede ihrer Bewegungen war der ihrer Gegnerin überlegen, sodass diese schlussendlich auf dem Hosenboden landete, eine vor Blut triefende Klinge in ihre Gesicht deutend. „Flieh“, sprach Eohl mit herablassendem Blick. „Und komm mir nicht wieder unter die Augen.“
Erleichtert aufatmend trat der Kellner wieder in das Restaurant ein. Trotz Allem, was da draußen geschehen war, waren seine Haut und seine Kleidung noch immer komplett sauber. Selbst, als er sein Schwert an seiner Hose abwischte, wurde diese nicht schmutzig. Er steckte die Klinge wieder weg, ehe er mit einem Lächeln an dem Tisch des Liebespärchens ankam. „Sie sind weg“, meinte er fröhlich und klatschte in die Hände, ehe er einen Blick auf das Ragú warf. „Oh, das sieht ja köstlich aus!“ Somit war wohl alles glatt gelaufen. Keiner von den Fans hatte es zu dem Promi geschafft, das Essen war sicher zum Tisch gelangt, die beiden hatten nicht einmal aufstehen müssen. Ein perfektes Date, wie man es drehte und wendete, und eine perfekt abgeschlossene Quest! „Was war denn das? Das war ja furchtbar! Das schlimmste Date, das ich je hatte!“ Nanu? Irgendwie hatte Vanessa wohl eine andere Meinung zu der ganzen Sache als Eohl. „Ich bin so kurz davor, zu verschwinden und dich nie wieder auch nur anzusehen!“ Wütend stand sie von ihrer Sitzbank auf und stampfte auf den Boden auf, ehe sie wild gestikulierte – erst zu Esmée, dann raus zum Fenster. „Du schleppst mich in ein Restaurant voller leicht bekleideter Kellnerinnen, dann gräbst du eine Frau an, die auf unseren Tisch fällt und mit der du doch eindeutig irgendwas zu tun hast, und dann versucht eine ganze Armee von deinen Fans, hier einzubrechen! Was soll denn jetzt noch kommen? Ist Mannohl vielleicht auch noch eine deiner Frauen?“ Wie auf Befehl rutschte die Spiegelscherbe aus Eohls Rollkragen, der sich ein wenig gelöst hatte, als Nummer Eins sie am Kragen gepackt und daran gezerrt hatte. Mit einem Klirren zerbrach das Glas am Boden und die hübsch angezogene Männerhülle um Eohl herum löste sich auf, gab den Blick auf ihren hübschen, wenn auch mit einigen Blutspritzern verzierten Körper frei. Man konnte fast hören, wie die Ader an Vanessas Schläfe pochte. „Okay! Das reicht! Ich bin fertig mit dir!“, rief sie aus und knallte ihre Serviette auf den Tisch. „Aber... aber, mein Engelhäschen...“, begann Laurent, doch sie starrte ihn nieder. „Ich! Bin! Fertig!“, fauchte sie zurück, wandte sich um und stampfte aus dem Lokal heraus, den Rest der Gruppe ziemlich verdattert zurücklassend. Deprimiert sank Laurent in seinem Sitz zusammen. „Aber... aber sie war... die Eine für mich...“, murmelte er vor sich hin, seine Augen leer vor Verzweiflung. Eohl schluckte. „Oh nein... wenn das so weitergeht, wird er die Quest sicher als Fehlschlag verbuchen...“, meinte sie und sah Esmée erst besorgt, dann entschlossen an. „So kann das nicht bleiben! Esmée! Ich gehe und versuche, Vanessa zu beruhigen und zurück zu bringen! Bleib du hier und baue Herrn Laurent wieder ein wenig auf, ja?“
Ohne auf eine Antwort zu warten, huschte die Yihwa auch schon aus dem Lokal hinaus und eilte der Lady hinterher. Sie hatten schließlich keine Zeit zu verlieren. Die Prinzessin würde es schon schaffen, dass es ihrem Schützling besser ging. Er schien sie ja doch sehr zu mögen...
Esmée hatte wirklich alles gegeben, um die Fans von Laurent und Vanessa fernzuhalten. Sie hatte gebrüllt, geschrien, gefaucht und gekämpft, bis sie vollkommen ausgelaugt zusammengesackt war. Nur mit aller letzter Kraft hatte sie sich bis zum Restaurant zurückkämpfen können, hatte sich am Türrahmen festhalten müssen, um entschlossen zu verkünden, dass sie als Siegerin aus dem Kampf hervorgegangen war. Da Seohl ebenso Position bezogen hatte und keine weiteren Fans versuchten, in das Restaurant einzudringen, schienen sie beide erfolgreich gewesen zu sein.
Warum also kippte dieses Date dennoch so plötzlich um?
Anstatt sich über das Abendessen zu freuen, stand Vanessa entschlossen auf und feuerte ihre Serviette zurück auf den Teller. Das war furchtbar? Das schlimmste Date, das sie je gehabt hatte? Erst jetzt begann die de Bosco zu hinterfragen, was sie eigentlich den gesamten Tag über getrieben hatte. Sie war im Flow gewesen, hatte einfach gehandelt, wie sie sich gerade gefühlt hatte. Und wie so oft, wenn sie rein nach ihren Gefühlen handelte, war das alles in riesigen, unkontrollierten Explosionen geendet. Schon damals, als Prinzessin ihrer Heimat, war ihr dieses impulsive Verhalten mehr als einmal vorgehalten worden. Und auch jetzt, beim Anblick der erzürnten Vanessa, wurde Esmée klar, dass ihre Quest wohl doch nicht so erfolgreich verlaufen war, wie sie zuerst gedacht hatte. Die dunkelhaarige Magierin hatte sich so sehr darauf konzentriert, die angreifende Gegnerfront abzuwehren, dass sie vollkommen das größere Ganze aus den Augen verloren hatte. Jetzt, wo sie genauer darüber nachdachte, fand die Prinzessin erschreckend wenig Ähnlichkeiten zwischen diesem Date und den romantischsten Szenen aus ihren geliebten Romanen. Nein, in den Romanen verliefen die gefühlsbetonten Szenen anders, man wurde nicht von einer Masse fremder Leute angegriffen, es gab keine actiongeladenen Explosionen, keine Schwertkämpfer und natürlich keine anderen Frauen als die eine Angebetete. Esmée konnte Vanessa tatsächlich keinen Vorwurf machen, als auch noch die letzte Tarnung aufflog und aus Manohl wieder Seohl wurde. Sie sah der wütenden Frau hinterher, als diese das Restaurant schleunigst verließ und befürchtete, dass es kaum etwas gab, das dieses Date noch retten könnte.
Oder irrte sie sich da etwa?
Während die Prinzessin bereits die Flinte ins Korn werfen wollte, dachte Seohl nicht einmal daran, hier und jetzt aufzugeben. Sie drehte sich zu Esmée herum und forderte sie dazu auf, sich um Laurent zu kümmern, während sie selbst Vanessa beruhigen wollte. Im ersten Augenblick nickte die Satyrs Magierin euphorisch und ballte die Hände dabei zu Fäusten. Ja, sie durften nicht aufgeben! Aber kurz nachdem Seohl das Restaurant verlassen hatte, wurde der jungen Frau plötzlich klar, zu was sie sich hier eigentlich bereiterklärt hatte. Die hellblauen Äuglein sahen hinüber zu Laurent, der sie mit seinem Blick beinahe zu auszog… Esmée konnte es nicht verhindern, dass sie ziemlich rot um die Nase wurde. „Ein bisschen mehr Haltung, wenn ich bitten darf!“, platzte es aus ihr heraus und sie meinte dabei sowohl Laurent als auch sich selbst. Immerhin hatte es die Wirkung, die die Dunkelhaarige sich erhofft hatte. Der Auftraggeber blinzelte, anstatt das Model weiterhin anzustarren und bevor er sich entschied, wieder irgendeine komische Sache abzuziehen, trat die de Bosco entschieden auf den Mann zu. Sie war die Thronfolgerin, sie musste hier also das Ruder an sich reißen. Und so war es diesmal Esmée, die nach den Händen des Mannes griff, der wiederum so überrumpelt von diesem umgekehrten Verhalten war, dass es ihm die Sprache verschlagen hatte. „Vanessa hat Recht, dieses Date war bisher absolut katastrophal! Aber das heißt nicht, dass wir es nicht noch retten können. Denn jeder weiß: Es muss zuerst der Tiefpunkt erreicht werden, damit man danach das echte Happy End ansteuern kann.“ Es war wohl nur Laurent, dem die Zweideutigkeit dieser Aussage bewusst war. „Ich werde Euch jetzt einen Schnellüberblick darüber geben, worauf es bei einem guten Date ankommt. Denn Ihr habt Glück, ich bin eine echte Expertin in sowas!“, ließ die 19-Jährige, die in ihrem gesamten Leben noch zu keinem einzigen, echten Date eingeladen worden war, selbstbewusst verlauten. Aber wer musste auch je selbst auf einem Date gewesen sein, wenn man doch unzählige Liebesromane hatte lesen können? Ja, doch, Esmée war überzeugt davon, ganz genau zu wissen, worauf es in der Realität eines Dates ankam. Sie hob den Finger belehrend an und fuhr im strengen Tonfall fort: „Lektion eins: Ihr habt nur Augen für die eine“, begann sie und als Laurent immer noch nicht wegsah, ergänzte sie mit Nachdruck: „Damit meine ich Vanessa!“ Die Prinzessin ließ die Hand von Laurent los, drehte sich zu den restlichen Bediensteten des Restaurants und sprach weiter. Sie war voll in ihrem Element. „Wir brauchen Kerzen – viele Kerzen! Und Blumen!“ Esmée sah nachdenklich auf ihre Finger, während sie weiter aufzählte. „Und eine Harfe. Notfalls tut es aber auch ein Klavier, aber in jedem Fall brauchen wie gesangliche Begleitung und den Platz für einen Paartanz. Ein Feuerwerk wird ebenso benötigt. Und wie sieht es mit Tauben aus?“ Nachdem die junge Frau die Aufträge an alle Umstehenden verteilt hatte, drehte sie sich zu Laurent herum. Ihre Augen funkelten ihn voller Enthusiasmus an, war der Auftraggeber nur so halb erwidern konnte. „Und in der Zwischenzeit kümmern wir uns um ein Liebesgeständnis, das Vanessa zu Tränen rühren wird“, endete sie mit einem zuversichtlichen Lächeln auf den Lippen.
Esmée ihrem eigenen Schicksal überlassend, eilte Eohl aus der Tür des Restaurants heraus und machte sich auf die Verfolgung ihres eigentlichen Zieles: Vanessa Houghton! Moment... Eigentliches Ziel? Kurz leuchteten die Augen der Yihwa in einem hellen Orange auf, während sie sich daran erinnerte, warum sie diesen Auftrag überhaupt erst angenommen hatte. In ihrer rechten Hand bildete sich ein kleiner, rechteckiger Spiegel, in dessen Mitte sie ihren Daumen presste, um ihn an dieser Stelle in zwei perfekte Hälften zu brechen. Eine davon steckte sie weg, die andere behielt sie in der Hinterhand. Ihre Zeit war gekommen.
„Vanessa... warte doch bitte!“, rief sie, während sie zu der wütend davon stapfenden Dame aufholte. Erst, als Eohl sie überholt hatte und sich vor sie stellte, stoppte die Jüngere und schnaubte. „Was willst du, Mannohl?“, fragte sie trotzig, die Arme vor der Brust verschränkend, ehe sie skeptisch ihre Augenbrauen senkte. „Wenn das überhaupt dein echter Name ist.“ „Nein... nein, das ist er nicht. Entschuldige, dass ich nicht ehrlich zu dir war, Vanessa“, meinte die Yihwa mit niedergeschlagenem Blick, schüttelte den Kopf. „Mein echter Name ist Seohl. Ich... ich wollte dich nicht belügen, aber... ich musste tun, wofür Herr Laurent mich bezahlt hat. Er hat mich und meine Freundin eingestellt, um sicher zu gehen, dass niemand kommt und euer Date kaputt macht.“ „Ha!“ Ein säuerliches Lachen entkam ihrem Gegenüber. „Wer es glaubt! Du willst mir wirklich immer noch weismachen, dass er es ernst mit mir gemeint hatte?“ „Aber... aber das hat er!“ Mit besorgter Stimme rief Eohl diese Worte aus, während sich ihre Hände vor ihrer Brust ineinander legten. „Wirklich! Er wusste, dass seine Fans versuchen würden, euer Date zu sprengen... Deshalb hat er uns gebeten, dafür zu sorgen, dass niemand vorbei kommt. Er hat sogar extra ein ganzes Restaurant gemietet. Niemand hätte ahnen können, dass das Ganze so ausartet, aber... Herr Laurent hat es gut gemeint. Das hat er wirklich.“ Stille legte sich über die beiden Damen. Vanessas Mundwinkel waren noch immer tief gesunken, aber ihr Blick war nachdenklich. Sie wirkte auf jeden Fall weniger wütend. Die Worte von Seohl hatten ihr wohl den Wind aus den Segeln genommen. „Das... mag sein“, gab sie schlussendlich zu und seufzte. „Er ist ja schon ganz süß... aber so kann es einfach nicht weitergehen. Das ist ja nicht unser erstes Date. Er schafft es nicht, einen Tag lang keiner anderen Frau hinterher zu gucken, und... auch wenn es nicht seine Schuld ist, diese Fans sind wirklich aufdringlich. So etwas will ich nicht jeden Tag in meinem Leben haben. Das verstehst du doch, oder, Seohl?“ Etwas traurig sah die Grünhaarige ihr Gegenüber an, nickte dann aber. Ja, das konnte ihr wohl niemand verübeln. „Ich verstehe dich. Ich hoffe nur, du weißt, dass es niemand böse mit dir gemeint hat. Nicht Herr Laurent, und ganz sicher nicht ich. Es ist nur... mir ist wichtig, dass es dir gut geht. Nach Allem, was heute passiert ist...“ Ein schmales Lächeln schlich sich auf die Lippen der Houghton, die langsam nickte. „Alles gut, Seohl“, meinte sie und legte sanft ihre Hand auf die der Assassine. „Es ist lieb, dass du dir solche Gedanken um mich machst. Das... passiert mir ehrlich gesagt nicht oft. Die Leute, mit denen ich normalerweise zu tun habe, sind alle so... oberflächlich.“ „Hehe!“ Eohl kicherte, während sie der Berühmtheit etwas näher trat. Mit ihrer linken Hand nahm sie die Hand der Houghton, während ihre rechte sich an deren Taille legte. „Nichts zu danken, Vanessa. Du bist ein guter Mensch. Du hast es verdient, dass sich jemand um dich kümmert!“, meinte sie, ein bisschen aufdringlich mit ihrer plötzlichen Nähe, ehe sie wieder zurücktrat und in die Hände klatschte. „Oh, oh! Was hältst du davon, wenn wir Freundinnen werden? Das klingt doch schön, hehe!“ Irgendwie konnte Vanessa nicht anders, als zu lachen. Irgendetwas an dieser Seohl war einfach... lustig. Sie wirkte so unbeschwert, so frei von Sorgen, und das, obwohl sie so offen auf Andere zutrat. Ein ehrlicher, liebevoller und empathischer Mensch. Da fühlte sich das frisch geschundene Herz gleich ein wenig wärmer an. „In Odnung!“, nickte sie und lächelte breit. „Dann sind wir jetzt Freunde, Seohl!“ „Hehe, sehr schön!“ Demonstrativ hob die Yihwa ihre Hände vor sich und erschuf darüber erneut eine kleine Spiegelplatte. Neugierig sah Vanessa darauf. Anders als die Crusaderin hatte sie so gut wie keine Erfahrung mit Magie. Sie wirkte erstaunt, als Eohl mit beiden Enden je ein Ende des Fragments hielt und in der Mitte eine dünne Linie zu leuchten begann, ehe der Spiegel an genau dieser Stelle in zwei perfekte Hälften brach. „Hier, bitte sehr“, lächelte die Yihwa und hielt ihrer neuen Freundin ein Hälfte hin. „Ein Geschenk als Zeichen für unsere Freundschaft. Zwei Teile von einem Ganzen, ehehee!“
Unter Esmées Anleitung und mit der Unterstützung aller anderen Restaurantmitarbeiter, die er ordentlich bezahlt hatte, hatte Laurent le Magnifique all seine Vorbereitungen getroffen. Er hatte sich wirklich Mühe gegeben, um diese letzte Chance zählen zu lassen. Der ganze Laden war angefüllt mit Blumen und nach Rosen duftenden Kerzen. Als sich die Tür öffnete stimmte das Quartett seinen Gesang an, begleitet von den sanften Tönen einer Harpe. Auf beiden Seiten der Tür wurden weiße Tauben freigelassen, während Laurent auf ein Knie sank und seinen Blumenstrauß präsentierte. „Mein Engel! Verzeih, dass ich es nicht geschafft habe, unsere Zeit heute zum schönsten Tag deines Lebens zu machen!“, rief er aus, Bewunderung und Reue gleichermaßen in seinen Augen. „Die Wahrheit ist... du bist eine Schönheit, wie es keine zweite gibt, und ich konnte nicht mehr als zu hoffen, deiner würdig zu sein. Mein einziger Traum war es, mit dir eine schöne Zeit und vielleicht... ein schönes Leben zu verbringen. Weil du die Eine für mich bist, und weil ich dich liebe!“
„Ähm, wow?“
Überrascht blickte Eohl hinab auf den Mann, der ihr zu Füßen lag. Hatten die Leute hier etwa erwartet, dass es Vanessa sein würde, die durch diese Tür kam? Zugegeben, es war beeindruckend, wie schnell der Popstar das Alles aufgezogen hatte, aber das hätte er sich auch sparen können. Sie lachte auf. „Sorry, aber ich mag dich überhaupt nicht, Laurent. Spar dir deine Liebe für eine Andere auf“, grinste sie amüsiert und schritt eiskalt an ihm vorbei. Das romantische Knallen des Feuerwerks im Himmel war durch das Dachfenster zu hören, während Seohl über die freie Tanzfläche ging und ihre Augen die von Esmée trafen. Auf ihre zweitneueste Freundin zutretend nahm sie sanft die Hand der dunklen Schönheit. „Entschuldige, Freundin. Ich konnte Vanessa nicht überzeugen. Sie mag ihn nämlich auch nicht“, erklärte sie und legte der Prinzessin liebevoll ihre freie Hand an die Wange. Mit einem sanften Lächeln sahen sie sich gegenseitig an. „Dennoch bin ich froh, dich heute getroffen zu haben. Du hast mehr für mich getan, als du vielleicht glaubst, meine Liebe... und ich hoffe, dass wir uns bald wiedersehen können.“ Langsam bewegte sich Eohls Gesicht auf das ihres Gegenübers zu, bis kaum noch Distanz zwischen ihnen bestand. Die Augen schließend lehnte Eohl ihre Stirn an die von Esmée. „Ehehe...“ Sie kicherte, hielt für einen Augenblick die Nähe, ehe sie losließ und zurücktrat. Eine Taube krachte unweit von ihr in eine Fensterscheibe und fiel zu Boden. Laurent dagegen hatte sich wieder hingesetzt, in seinen Augen eine gewisse Akzeptanz, während er hinauf an die Decke sah.
„Ach je... ich habe es wohl wirklich vermasselt, hm?“ Auch er lachte kurz, aber es war ein trauriges Lachen. Eines, das darüber hinwegtäuschen sollte, wie sehr ihn der Verlust schmerzte. „Wisst ihr... Ich glaube, sie war es wirklich. Die Eine. Ich habe noch nie für einen Menschen so viel gefühlt wie für Vanessa, und jetzt... ist es vorbei. Einfach so. Ich muss echt erbärmlich aussehen...“ Kurz fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht, strich seine Haare zur Seite. Ja, das war sein Fehler gewesen. Er atmete einmal tief durch, ehe er wieder lächeln konnte. „Aber gut, das Leben geht weiter. Hey, trotz Allem, was heute passiert ist, habt ihr beiden Mädels echt gut ausgesehen... ähm, ich meine, gute Arbeit geleistet. Morgen ist mein Date mit Rebecca... Was haltet ihr davon, mir noch einmal auszuhelfen, hm?“
Long-Distance Transfer x2 TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 40 MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Reflection Transfer BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber erschafft der Anwender ein viereckiges Spiegelfragment und bricht dieses in zwei Teile. Wenn er eines dieser zwei Fragmente berührt, kann er den Zauber Reflection Transfer zu vollen Kosten wirken, um zwischen den beiden Fragmenten unabhängig von Distanz eine optische Verbindung herzustellen, sodass beide Seiten sehen können, was die jeweils andere reflektiert. Dieser Effekt wird im Allgemeinen genutzt, um jemandem eine Scherbe an den Körper zu heften und so anhand der Umgebung einzuschätzen, wo sich die Person befindet. Alternativ kann auch der Zauber Reflection Connect verwendet werden, sodass auch Geräusche durch den Spiegel dringen. In dem Fall eignet sich das Fragment gut zur Kommunikation, kann aber nicht zur Teleportation genutzt werden. Das Fragment kann mit geringem Kraftaufwand zerstört werden.
Beherrschung:
Willenskraft Level 7: Statt insgesamt zwei kann man nun insgesamt vier verbundene Fragmente erschaffen. Reflection Transfer bzw. Reflection Connect beeinflusst dabei immer alle Fragmente. Es ist nicht möglich, nur einen Anteil der Fragmente zu verbinden.
Der Fluss der Zeit... brennt alle Hoffnung nieder... That odd woman... | Cracked Mirror, Awaken!
Esmée mag diesen Beitrag
Esmée
Anmeldedatum : 21.08.21 Anzahl der Beiträge : 504 Alter : 31
Esmée war voll in ihrem Element. In schwindelerregender Geschwindigkeit hatten die Bediensteten des noblen Restaurants alle Utensilien herbeigeschafft, die die Prinzessin bestellt hatte. Die 19-Jährige managte die Verteilung der Blüten und Kerzen im Raum, während sie selbst noch ein bisschen zusätzlichen Blumenduft in die Luft versprühte, die angelieferten Tauben in Position bringen ließ und auch noch den Aufbau und die Positionierung der Harfe zusammen mit dem Gesangsquartett begleitete. Und obwohl es anstrengend und kräftezehrend war, obwohl es so manch eine Person an den Rande des Wahnsinns getrieben hätte… leuchteten die hellblauen Äuglein der Prinzessin mit jeder Umdrehung, die sie vollführte, mit jedem Befehl, den sie in den Raum bellte, noch ein bisschen euphorischer. Das hier würde einfach eine perfekte Liebesszene werden, so gut, dass es selbst die besten Momente in ihren Romanen alt aussehen lassen würde. Endlich war es soweit, die junge Frau würde im echten Leben erleben, was sich in ihrer unendlichen Fantasie schon so viele Male abgespielt hatte. Und dann war da auch noch Laurent! Der Auftraggeber schien ziemlich überrumpelt von der aufgeregten Magierin und ihren vielen Vorstellungen zu sein, ließ sich dadurch aber auch widerstandslos mitreißen. Nicht nur ließ er sich von Esmée in einen neuen, noch ein bisschen schickeren Anzug quetschen (der farblich einfach besser zu den bestellten Blumen im Raum passte), sondern lernte auch brav das Liebesgeständnis auswendig, bei dem die Prinzessin ihm geholfen hatte… natürlich nur geholfen, nicht diktiert. Und dann war es soweit: Alle hatten sich in Position gebracht, ein Schweigen lag über dem Raum, während alle Augen sich ungeduldig auf den Eingang des Gebäudes richteten.
Und als die Tür sich schlussendlich endlich regte, sogen die Menschen hier und dort scharf die Luft ein, als es auch schon ohne Umschweife losging.
Während die weißen Tauben sich in die Lüfte erhoben, der liebliche Gesang des Quartetts das Ohr umschmeichelte und Laurent formvollendet auf ein Knie niedersank, war es vermutlich nur Esmée, deren Gesicht absolutes Entsetzen ausdrückte. Moment! Das war nicht Vanessa, das… das… die Schwarzhaarige wollte die Szene am liebsten unterbrechen, doch ihre Beine versagten ihr, genauso wie ihre Stimme, sodass der unglaubliche Irrtum erst in dem Moment auffiel, als Laurent sein Liebesgeständnis bereits beendet hatte. Es folgten keine Tränen, keine überschwängliche Umarmung, kein Paartanz und kein Kuss, der in die Geschichte der Romantik eingehen würde. Das wunderbare Bild, das sich in dem Köpfchen der de Bosco gebildet hatte, landete auf dem knallharten Boden der Realität und zerschellte in tausend Teile, nicht robuster als ein dünnes Glasgebilde. All die Vorbereitung, all die Mühe… die 19-Jährige trauerte ihrer verklärten Vorstellung noch eine ganze Weile nach, sodass sie erst mit Verzögerung auf Seohl reagierte und weder die Berührung an den Händen, noch jene an ihrer Wange so recht wahrnahm. „Aber… die Tauben…“, war alles, was Esmée in ihrem Entsetzen hervorbringen konnte. Erst als die Kollegin sich noch ein bisschen näher zu ihr beugte und die eigene Stirn gegen die der Prinzessin lehnte, kam die Explosionsmagierin wieder zurück in die Realität. Sie blinzelte, erstarrte – war sie solche Berührung doch wirklich nicht gewohnt – und zuckte erst dann merklich zusammen, als eine der besagten Tauben lautstark gegen ein Fenster des Restaurants krachte. Ja, so habe ich mich auch gefühlt…, dachte sich die Prinzessin, die das Spektakel nur mit einem Seitenblick mitbekommen hatte. Und als Seohl sich wieder von ihr entfernt hatte, löste Esmée sich endlich aus ihrer Starre und … schmunzelte. Es hatte ein bisschen gedauert, aber jetzt konnte auch sie die Komik der Situation erkennen und es war sogar ein leises Kichern, das ihrer Kehle entkam. Das heute war auf jeden Fall ein Auftrag, den die junge Frau nicht so schnell vergessen würde. Sie wusste überhaupt nicht, wie sie Erial von all den Dingen, die heute geschehen waren, berichten sollte. Sie sah zu Laurent und schüttelte kurz ungläubig den Kopf, als sie seine Worte hörte. Ganz gleich, wie sehr die Dunkelhaarige sich angestrengt hatte, ihr wurde klar, dass es vergebene Mühe gewesen war. Die Protagonisten in ihren Büchern hätten jetzt alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das Herz ihrer Angebeteten doch noch zu gewinnen. Um sie davon zu überzeugen, dass sie sich gebessert hatten. Was sie nicht getan hätten, wäre, von einer Rebecca zu sprechen. Esmée seufzte leise. Ja, sie hatte diesen Mann näher kennenlernen wollen, um in ihrer Modelkarriere weiterzukommen. Aber… nicht um jeden Preis. Die Prinzessin war sich sicher, dass sie ihre Ziele auch anders erreichen konnte. Laurent war immerhin nicht die einzige Berühmtheit, mit der man zu tun haben konnte, nicht? Sie trat auf einen der Tische zu, schnappte sich eine Serviette und einen Stift und schrieb etwas auf, bevor ihre Füße sie zu dem noch immer am Boden knienden Laurent führten. “Oh, deine Nummer?“, fragte der Mann begeistert, als er die dargebotene Serviette entgegennahm, runzelte allerdings sogleich die Stirn, als er genauer hinsah. Die Prinzessin lächelte beinahe freundlich. „Eine Auflistung von Buchtiteln, die Ihr lesen solltet. Und danach könnt Ihr noch einmal darüber nachdenken, wer die Eine wirklich ist.“ Anstatt auf seine letzte Frage zu antworten, drehte sich Esmée auf dem Absatz herum. „Ich bin auch wirklich froh, dich heute getroffen zu haben, Seohl“, sprach sie an die Grünhaarige gerichtet und neigte den Kopf lächelnd zur Seite. „Es hat mir viel Freude bereitet und ich hoffe sehr, dass wir das irgendwann nochmal wiederholen können. Wollen wir gehen?“ Sie streckte der anderen Magierin einladend die Hand entgegen, bevor sie gemeinsam zum Ausgang gingen und den am Boden knienden Laurent einfach hinter sich ließen. Vermutlich war bei diesem Mann Hopfen und Malz verloren, aber vielleicht… vielleicht nahm er sich ja doch die Zeit, um einen der aufgezählten Liebesromane zu lesen. Wenn er das tat, würde er endlich verstehen, wie die Realität bezüglich der Liebe zu laufen hatte! Als könnte man das Herz einer Frau einfach so gewinnen. Ohne einen langsamen Tanz im Lichte der untergehenden Sonne, während das stetige Rauschen des Meeres im Hintergrund den Takt vorgab… Laurent musste wirklich noch viel lernen.
Das mit den Tauben und den Büchern verstand Eohl zwar nicht so ganz, aber wie es aussah, waren sie und Esmée einer Meinung: Keine von beiden hatte groß Interesse daran, noch weiter Zeit mit Laurent zu verbringen. Dafür schienen sie miteinander deutlich besser klarzukommen. „Ja... gehen wir“, nickte Seohl mit einem Lächeln und nahm gerne die ihr angebotene Hand, um Seite an Seite mit der Prinzessin das Restaurant zu verlassen. Wie die Chancen dafür standen, dass sie sich wiedersahen, war schwer zu sagen, aber glücklicherweise hatte Eohl ja eine Erinnerung an Esmée gespeichert. Trotzdem mussten sich ihre Wege schlussendlich trennen, denn während eine von ihnen nach Hause zurückkehrte, blieb die Yihwa noch ein wenig länger in Crocus Town... und begab sich in den Untergrund.
„Wow, du hast es wirklich geschafft. Beeindruckend“, hauchte Lily, während sie auf den kleinen Spiegel blickte, den Eohl ihr hingestellt hatte. Das Bild, das er anzeigte, war dunkel, aber die Töne, die herauskamen, waren eindeutig. Sie konnte sehr deutlich eine Konversation zwischen Vanessas Vater, Milton Houghton, und einem seiner Klienten hören. Für jemanden, der so dicht mit den Runenrittern arbeitete, war dieser Kerl in ganz schön zwielichtige Geschäfte verwickelt. Als sie genug gehört hatte, nickte sie der Yihwa zu, die die Verbindung für den Moment trennte. „Sehr gut, damit haben wir schon ein paar Druckmittel. Der Kerl wird uns nicht weiter im Weg stehen. Du kannst Thana sagen, dass ihre Lieferung bis Ende der Woche da ist“, meinte die Diebin fröhlich und stemmte einen Fuß gegen die Tischplatte vor sich. „Was ist mit dem anderen Spiegel, den du erwähnt hast?“ „Der ist in Vanessas Zimmer. Ich hätte nicht gedacht, dass sie ihn behält, aber sie hat ihn tatsächlich auf ihr Regal gestellt. Man bekommt einen guten Ausblick auf ihren Schreibtisch und ihr Bett.“ Offenbar war das Freundschafts-Versprechen dem jungen B-Promi wichtiger als erwartet. Eohl hatte gedacht, dass Vanessa die Scherbe wegwerfen würde, und hatte ihr deswegen unauffällig eine zweite in die Jackentasche gemogelt – die Jacke, die unten über einem Stuhl hing, mitten in dem Wohnzimmer, in dem ihr Vater seine Gespräche abwickelte. Zufrieden lächelte sie und zog noch einmal die Scherbe mit Esmée darauf hervor. „Thana wird sich freuen...“ „Hm? Was ist das?“ Verdutzt blickte Lily über ihre Schulter. „Kann ich die mal kurz haben?“ „Nicht kaputt machen“, mahnte Eohl die junge Frau, ehe sie ihr das Bild in die Hand drückte. Lilys Augen wurden weit. „Oh! Mein! Gott! Ist das Laurent le Magnifique mit Vanessa Houghton und... ähm... hey, das ist doch dieses Model, oder?“ Ungläubig starrte Lily das Bild an, das Eohl gemacht hatte. Es sah aus, als würden ihr gleich die Augen aus dem Gesicht fallen. „Hast du eine Ahnung, wie viel die Klatschpressen dafür bezahlen würden?“, stieß sie aus. „Eohl, kann ich das behalten, bitte?“ „Keine Chance.“ Mit einer schnellen Bewegung und einem eiskalten Blick schnappte sich die Yihwa die Scherbe wieder und verstaute sie unter ihrer Kleidung. Sie hatte nicht vor, eine ihrer wertvollen Erinnerungen aufzugeben. „Aber ich mache dir gerne eine Kopie.“ Ihre rechte Hand hebend erschuf sie darüber ein kleines Spiegelfragment. Mit Fake Reflection zauberte sie eine exakte Kopie des Bildes auf die Oberfläche, ehe sie mit dem Zeigefinger dagegen tippte und Reflection Frost wirkte. Sie fischte das Glas aus der Luft und überreichte es Lily. „Bitte sehr. Mach damit, was du möchtest.“ „Oooh, das werde ich“, grinste die Blondine und legte lachend den Kopf in den Nacken. „Das kannst du einfach so machen, Eohl? Das ist ja unglaublich! Sag Mal... magst du mir dabei helfen, eine Menge Geld zu scheffeln? Der Großteil geht natürlich an Royal Crusade...“
Reflection Connect TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: III ART: Support MANAVERBRAUCH: 150 pro Minute MAX. REICHWEITE: 50 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 6, Manaregeneration Level 5 BESCHREIBUNG: Dieser Zauber erlaubt es dem Anwender, zwei Spiegel miteinander zu verbinden, solange er beide sieht und sie sich in seiner Reichweite befinden. Sobald die Verbindung besteht, hält sie an, bis ihr kein Mana mehr zugeführt wird. Zwei verbundene Spiegel zeigen das Bild an, das der jeweils andere Spiegel reflektieren würde, und erlauben es jedem Lebewesen, Angriff oder Gegenstand, in einen Spiegel einzudringen und aus dem anderen herauszukommen. Dieser Zauber dient dazu, zwei nicht-magische Spiegel zu verbinden. Der Anwender kann maximal einen Spiegel beschwören, um diesen Zauber anzuwenden, mindestens der zweite muss aber bereits bestehen.
Fake Reflection TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: 15 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber kann der Anwender entweder einen runden oder viereckigen Spiegel mit goldenem, verziertem Rand erschaffen oder einen bereits existierenden Spiegel verwenden. Das Bild, das der betroffene Spiegel zeigt, kann dabei beliebig verändert werden. Das beinhaltet kleine Veränderungen wie die Änderung der Haarfarbe einer Person, die in den Spiegel blickt, oder das Erschaffen eines vollkommen anderen Bildes auf der Oberfläche. So kann dieser Zauber einen Spiegel auch als Gemälde tarnen.
Reflection Frost TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 20 MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber kann der Anwender entweder ein viereckiges Spiegelfragment erschaffen oder einen bereits bestehenden Spiegel verwenden. Die Reflektion, die der entsprechende Spiegel beim Einsatz des Zaubers zeigt, wird dabei eingefroren und lässt sich von diesem Moment an nie wieder verändern. Somit kann man das aktuell gezeigte Bild für die Ewigkeit festhalten. Die entsprechende Oberfläche zählt nicht länger als Spiegel und kann nicht weiter von Infinity Mirror beeinflusst werden.
Der Fluss der Zeit... brennt alle Hoffnung nieder... That odd woman... | Cracked Mirror, Awaken!
Esmée mag diesen Beitrag
Charon Desert Night
Anmeldedatum : 23.09.14 Anzahl der Beiträge : 1571
Offplay – In guter Gesellschaft Teilnehmer: Charon, Aska, Helena
“Einen schönen guten Tag, Helena.”
Mit einem charmanten Lächeln stand Charon überraschend vor der Tür der jungen Dame, an deren Wohnung er sich noch so gut erinnerte. Abgesprochen hatten sie sich nicht, aber es war noch nie die Natur des Dargin gewesen, sich nach den Zeitplänen anderer zu richten. Er war hier, und zwar jetzt, und die Welt drehte sich um ihn, wie es sich gehörte. “Wie schön, dich wiederzusehen. Du siehst gut aus. Wie fühlst du dich?”, fragte er, während er durch die geöffnete Tür trat und sich ungefragt auf einen der Stühle bei dem Tisch setzte, an dem sie letztes Mal zusammen gefrühstückt hatten. Aus liebevollen Augen betrachtete er die attraktive Halbgöttin, während er einen Arm auf dem Tisch abstützte. Ein wenig Small Talk war ein guter Start ins Gespräch, aber natürlich hatte er auch heute wieder etwas mitgebracht, was er ansprechen wollte. “Heute findet hier in Crocus eine Galaveranstaltung statt… Hast du davon gehört? Es geht um eine Spendensammlung, bei der wir dafür sammeln, dass die ärmeren Randgebiete Crocus Towns zumindest teilweise wiederhergestellt und die Menschen dort stärker in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt integriert werden können. Als ich davon gehört habe, habe ich in Abstimmung mit meinem Gildenmeister auch die Unterstützung von Crimson Sphynx angeboten und einen Teil der Organisation mit übernommen. Ich finde, das ist ein guter Weg, den Menschen von Fiore etwas Gutes zu tun.” Ja, Charon Dargin war schon ein großer Wohltäter. Es schadete sicher auch nicht, dass auf diesem Wege die Öffentlichkeit einen guten Einblick bekam, was für ein guter und aufopferungsvoller Kerl er doch war. Nicht, dass das seine primäre Motivation wäre… aber es war eine gute Sache. Nicht nur für ihn, auch für die Welt. Die musste schließlich wissen, was für ein Glück sie hatte, dass es ihn gab. Apropos… Er war ja nicht nur hier, um die Welt glücklich zu machen. Da gab es noch jemanden. “Sag, Helena… Hättest du Lust, mich zu begleiten? Die Veranstaltung findet in einem großen Ballsaal statt. Es wird alles sehr schick sein, es wird getanzt… und wenn ich ehrlich bin, fällt mir keine Frau ein, mit der ich lieber dorthin gehen würde als mit dir. Würdest du mir die Ehre erweisen, heute meine Partnerin zu sein?”
Natürlich musste auch Charon sich in Schale werfen. Als er im Saal ankam, trug er bereits seinen schicken Anzug. Sein weiches Haar glänzte im Licht der Scheinwerfer, während seine tiefen Augen sich schnell einen Überblick darüber schufen, wie hier alles aussah. Es waren noch ein paar Stunden, bis es wirklich losging, aber als einer der Verantwortlichen hier musste er so früh dran sein, hatte nicht nur ein Auge auf den Aufbau, sondern packte auch mit an und stellte sicher, dass in der Planung nichts schief ging. Dafür musste Helena nicht hier sein. Er hatte sie eingeladen für einen schönen, gemeinsamen Abend, nicht als Packesel. Sie würde dann herein kommen, wenn die Feier wirklich losging - dank der Karte, die er ihr gegeben hatte, als VIP, der nirgendwo warten musste und dem es an nichts fehlen sollte. Essen und Getränke standen bereit, die Bühne war ordentlich aufgebaut worden, die Redner des Tages waren alle da. Und während sich die Vorbereitungen dem Ende neigten, tauchte auch der Star des Abends auf. “Aska van der Velden.” Mit einem höflichen Lächeln löste sich Charon von der Aufgabe, an der er gerade hing, und trat auf den Neuankömmling zu. Eine gutaussehende, junge Dame, die als Vertreterin der Runenritter hier war. Der Mann, der vonseiten der Runenritter an der Organisation teilgenommen hatte, war heute nicht persönlich hier, und auch der Bürgermeister hatte nicht so viel Zeit, dass er vor dem tatsächlichen Beginn mithelfen würde. Insofern war von den Veranstaltern gerade nur Charon da, um die Heldin zu begrüßen. “Ihr Ruf eilt Ihnen voraus… aber im echten Leben wirken Sie ja fast noch eindrucksvoller”, grüßte er amüsiert und verneigte sich leicht vor ihr, ehe er eine Hand auf seine Brust legte. “Mein Name ist Charon Dargin, meines Zeichens S-Rang Magier von Crimson Sphynx und Organisator dieser Veranstaltung. Es freut mich, Sie kennen lernen zu dürfen. Wenn Sie irgendetwas brauchen, sagen Sie einfach bescheid.” Mit einem Nicken schloss er den Gruß ab, ehe er noch einen Schritt näher an Aska herantrat und seine Stimme etwas senkte. “Mir würde übrigens auch das Du passen, wenn es nicht stört. Als Magier vergleichbaren Kalibers sollten wir uns auf Augenhöhe begegnen, nicht wahr?”
„Gibt es keine andere ranghohe Person der Rune Knights, welche sich dort präsentieren kann?“, fragte Aska gequält. Wann immer sie zu den Befehlsgebern gerufen wurde, kam etwas Dummes dabei heraus. Man schwatzte ihr eine, vielleicht auch zwei Kameradinnen auf, um ein Auge auf sie zu haben oder - so wie heute - zwang sie regelrecht dazu, einer Benefizgala als prominenter Gast beizuwohnen, um für mehr Spenden zu werben. „Natürlich gäbe es diese Personen, aber sie alle stehen Euch in der Berühmtheit und vor allem Beliebtheit nach. Das Volk schätzt Euch für Euren Mut und all die guten Taten. Ihr seid prominent, jeder kennt Euren Namen! Ein Vorbild für Jung und Alt!“ Unbewusst verzog Aska das Gesicht. Der übertrieb doch völlig. Das war doch seine Masche! Widerwillig verschränkte sie die Arme. Sie wusste, dass sie bereits verloren hatte. Befehl ist Befehl! Doch vielleicht gab es einen Ausweg? „Ich.. ich präsentiere mich nicht gerne der Öffentlichkeit“, gestand sie aufrichtig und man merkte deutlich, dass ihr allein der Gedanke missfiel. „Dann springt für die armen Leute in den Randgebieten der Stadt über Euren Schatten. Das schafft Ihr!“ Verdammt. Aus der Sache käme sie nicht raus.
Als besagter Abend gekommen war und Aska mit einer Miene wie drei Tage Regenwetter die Hallen der Rune Knights verlassen hatte, marschierte sie in ihrem edelsten Gewand und durchaus herausgeputzt durch Crocus Town. Es dämmerte bereits, denn erste Sterne waren am dunklen Himmel zu erkennen. Es gäbe viele Orte, an welchen Aska jetzt lieber wäre. Und es gäbe eine Person, mit welcher Aska ihre Zeit nun liebend gern verbringen würde. Allerdings herrschte seit der Quest auf Champa ein eigenartiges Verhältnis zum Schwertkämpfer, kurz darauf musste die Magierin nach Bosco aufbrechen. Sie war erst vor wenigen Tagen zurückgekehrt. Eine Aussprache war noch nicht möglich gewesen und darunter litt die Devilslayerin sehr. Hinzu kam ein Brief, welcher ihrer Post beigelegen war. Es schien völlig absurd sein, dass die Verfasser dieser Zeilen tatsächlich ihre Eltern sein sollten. Es hatte Aska wirklich durcheinander gebracht. Und anstatt all die angehäuften Probleme anzugehen, musste sie nun zu einer Galaveranstaltung.
Aska hatte das Gebäude betreten und befand sich im Eingangsbereich. Die wenigen Meter in den großen Saal waren schnell überwunden, als ihr etwas im Augenwinkel auffiel. Wurde da gerade jemand von zwei Runenrittern abgeführt?! „Junge Dame, Sie müssen jetzt wirklich gehen, auch wenn sie zum Team des Caterers gehören!“, schimpfte einer der Ritter. „Aber!“, protestierte diese, ehe sie aufgeregt aufschrie: „Oh! Aska! Ich bin hier!“ Fragend blickte die Blonde sich um, doch da war die Fremde, welche nach ihr gerufen hatte, schon ums Eck geführt worden. „Ich hab‘ nichts unrechtes getan!“, hörte sie diese Frau vom Catering noch rufen, doch dann war sie auch schon weg. So was..
Einen kurzen Augenblick schloss die Blonde die Augen und atmete tief durch. Dann nickte sie kurz für sich und betrat den Raum. Aufrecht, stolz und elegant wie immer fand sie sich mit ihren langen Schritten schnell im großen Saal wieder. Dort wurde sie kurz nach ihrem Eintreffen bereits angesprochen. Fragend blickte sie zu dem unbekannten Mann, welcher sich ihrer sogleich angenommen hatte. Gleich zur Begrüßung kam er auf ihren Ruf zu sprechen und meinte, im echten Leben wirke sie sogar noch eindrucksvoller. Aska wusste nicht wirklich, was sie darauf sagen sollte, konnte sie mit Komplimenten schließlich nicht gut umgehen. Daher bewegte sie sich lieber in sicheren Gewässern und lächelte leicht mit einem: „Vielen Dank“ Etwas hilflos schielte sie zur Seite, als Charon sich verneigte und erblickte eine große Glasschale voll Bowle. Nein, heute lieber nicht. Lächelnd sah sie wieder zu dem Weißhaarigen. Er war deutlich größer als Aska, hatte eindrucksvolle violette Augen und eine ziemliche Haarpracht. Sein Gesicht war wirklich ansprechend, so wie seine gesamte Gestalt. Aber das änderte nichts an der eher mäßigen Laune der jungen Frau.
Hm.. Charon von Crimson Sphynx. Die Banditengilde. Aloe Town. Der Magier Charon aus Aloe Town. Aufmerksam blitzten die karamellfarbenen Augen Askas plötzlich auf. Durfte das wahr sein? Handelte es ich hier um den Charon? Helenas Charon? Der, der sich erst bei ihr breit gemacht, mit ihr geschlafen und dann seine Bindungsängste auf sie projiziert hatte? Na sieh mal einer an. Der trieb sich ja offensichtlich gerne in Crocus Town herum. Es würde Aska nicht wundern, wenn er sich wieder eine Schlafmöglichkeit bei Helena suchen würde. Schamlos wäre das. Doch die Blonde war kein Typ für Drama, es ging sie schlichtweg nichts an. Weiterhin lächelte sie nur freundlich, Charon merkte vielleicht bereits, dass Aska nicht immer eine Frau großer Worte war.
Das du? Magier vergleichbaren Kalibers? Aska hatte keine Bindungsängste, aber gut. Ihretwegen waren sie eben von vergleichbarem Kaliber. Sie wusste zwar nicht, wie eine ehemalige Banditengilde ihre Ränge verteilte, aber sie wollte jetzt nicht unhöflich sein. „Es stört nicht“, antwortete sie also nur höflich, ehe sie sich kurz im Saal umsah. „Weißt du, wer die junge Frau war, die gerade abgeführt wurde?“, fragte Aska, denn das interessierte sie tatsächlich. Und als Organisator konnte dieser Schwerenöter bestimmt auch die andere Frage beantworten: „Mir wurde nicht erläutert, was genau ich heute Abend hier machen soll. Gibt es eine bestimmte Aufgabe für mich?“
01 “Einen schönen guten Tag, Helena.” Helena vernahm diese Worte, doch die Verarbeitung dauerte länger als für gewöhnlich. Das lag daran, dass vor ihrer Nase jemand stand, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Die Quelle dieser Worte war niemand geringeres als Charon Dargin, S-Rang Magier von Crimson Sphnxy. Sie sah ihn nicht zum ersten Mal, doch die letzte Begegnung der Zwei hatte ein wirklich unangenehmes Ende. Dazu sei gesagt, dass jenes Treffen sehr schön anfing und auch einen wundervollen Verlauf nahm. Doch grade das war es, was den Abschied der Beiden so unschön gestaltete, zumindest für Helena. Nun stand der Weißhaarige unangekündigt vor ihrer Wohnungstüre, nein mehr noch. Nachdem das Holz der Türe ihn nicht länger zurückhielt, trat er einfach an ihr vorbei in die Wohnung hinein. „Charon…“, hatte sie seiner Begrüßung lediglich verdutzt entgegnet, bevor sie sich auch schon herumdrehen musste um weiter mit ihm zu sprechen. „Wie bist du…“ Ja warum stand er überhaupt schon vor ihrer Türe und nicht unten vor der Haustüre? Vielleicht hatte ihr Nachbar ihn ja schon hereingebeten. Der gute alte Mann, der auch ihren Ersatzschlüssel besaß und sich als so hilfreich erwiesen hatte, nachdem Aska und sie ohne ihre Klamotten von ihrer Quest heimgekehrt waren. „Klar, komm rein.“, sprach sie dann schließlich halblaut und sarkastisch angehaucht, nachdem Charon ihrer Aufforderung schon nachgekommen war, ehe sie überhaupt ausgesprochen war. Der Magier ließ sich an ihrem Esstisch nieder und machte es sich gleich bequem. Helena schloss derweil ihre Türe, verschränkte die Arme unter der Brust und versuchte sich in Windeseile zu überlegen, wie sie mit dieser Begegnung umgehen sollte. Es war ihr ja schon schwergefallen die letzte zu verarbeiten. Den Dargin nun in ihrer Wohnung zu sehen riss da die Wunden vergangener Tage auf, zumindest ein wenig. Nachdem sie sich aufeinander eingelassen hatten und die Halbgöttin darin den Start einer Beziehung vermutet hatte, schloss Charon diese abrupt aus. Nie zuvor hatte Helena sich so dumm gefühlt wie in dem Moment. Plötzlich stand der Mann einfach wieder vor ihrer Tür und benahm sich dabei so, als wäre nie etwas geschehen. Doch das hatte sich ja auch schon bei ihrer letzten Verabschiedung angedeutet. „Ja, ich habe davon gehört. Eine wunderbare Aktion, die den ärmlicheren Menschen in dieser Gegend hoffentlich helfen wird auf die Beine zu kommen. Dass Crimson Sphynx daran beteiligt ist wusste ich aber nicht.“, erklärte die Magierin, während sie die paar Schritte von der Eingangstüre weg, hin in den Essbereich machte. Sie löste die Verschränkung ihrer Arme und legte eine Hand auf die Lehne des Stuhls, hinter dem sie zum Stehen gekommen war. Die Halbgöttin spürte sogleich wieder diese Spannung in der Luft, die unangenehme Atmosphäre die auch schon zwischen ihnen lag, als die Zwei von den Feldern vor dem Dörfchen nahe der Stadt zurückgekehrt waren. Doch auch dieses Mal war sie nicht bereit das Unausgesprochene auszusprechen. Stattdessen versuchte sie diesen Besuch einfach zu überstehen. Helena fragte sich zwar, was diese Veranstaltung mit dem Besuch genau zu tun hatte, doch Charon klärte sie ohnehin gleich auf. Er war jedenfalls nicht nur da, weil er sowieso in der Nähe war. Zumindest schien das aus seiner Erklärung hervorzugehen. Er wollte sie nämlich gerne als Begleitung zu dem Ball einladen, der zur Gala gehörte. Seine Worte, mit denen er sie als die optimale Frau dafür darstellte, schmerzten sie allerdings. „Ich, also…“ Von der Frage überfordert wandte die Halbgöttin ihren Blick von Charon ab, hinein in den leeren Raum. Vor hatte sie an dem Tag ja eigentlich nichts. Der Wachschicht für die Veranstaltung war sie nämlich glücklicherweise entgangen. Die Zeit war also da, doch hatte es ihr so gut getan, sich zu beschäftigen und Charon, sowie die verbrachte Zeit mit ihm zu vergessen. Alles dahingeblasen, saß er auf einmal vor ihrer Nase und fragte nach dem nächsten Date.
Das Forum wurde für die Nutzung der Desktopversion von Firefox und Chrome optimiert. Es kann in der mobilen Version oder in anderen Browsern zu Darstellungsfehlern kommen. Sollte euch ein Fehler auffallen, meldet euch bitte direkt bei @Medusa.