Ortsname: Bahnhof - Eingangshalle Art: Gebäude Spezielles: --- Beschreibung: Der Bahnhof Magnolias liegt im Westen der Stadt und stellt für die gesamte Stadt die größte Verbindung zum Umland dar. Auf sechs Gleisen halten Züge, die in fast jeden Winkel Fiores fahren und sogar andere Länder Ishgars ansteuern, somit ist es besonders den Magiern Fairy Tails ein leichtes jeden Ort schnell zu erreichen. Im Stil alter Fachwerkbauten errichtet, stellt das Gebäude eine typische Baustruktur Magnolias dar und fügt sich passend in das Stadtbild ein.
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Aska Dämonentöterin
Anmeldedatum : 01.08.20 Anzahl der Beiträge : 2742 Ort : Crocus Town
Sie würde diesen Anblick nie mehr vergessen können, als sie ihr Spiegelbild vor nicht einmal zwei Wochen im Clover Lake betrachtet hatte. Das blonde Haar war in ein tiefes Nachtblau gehüllt, ihre Haut ungesund silbrig weiß. Der gesamte Körper überzogen mit den nachtblauen Streifen Fenrirs, die Hände mehr Klauen als alles andere und die Augen dämonisch schwarz. Sie war zu dem geworden, was sie zu hassen gelernt hatte. Einer der schmerzhaftesten Augenblicke ihres Lebens und doch offenbarte er ihr so viel.. Er verdeutlichte ihr, dass alles Böse gut sein konnte - und all das Gute böse. All die Erkenntnisse, all das Verstehen und den Weitblick.. Aska hatte von Fenrir gelernt, schwarz und weiß zu denken. Doch das Leben hatte ihr Grautöne und Farben gezeigt.
Auch ohne das God’s Eye konnte Aska die Enttäuschung und den Zorn in Mareos Augen erkennen. Seit er eine Reaktion zeigte, war sie in der Lage, ihn anzusehen. Ganz so, als würde sie ihre gerechte Strafe entgegennehmen können. Natürlich hatte die Magierin damit gerechnet, dass es so kommen würde. Und doch brach es ihr in diesem Moment das Herz, dass Mareo sie so abfertigte. Hatte sie sich tatsächlich mehr erhofft? Anscheinend. Verstehend nickte Aska, hatte sie schließlich begriffen, wie tief die angebliche Verbundenheit wohl nur reichte. Aber wer konnte es ihm auch verübeln? Es ging um Zahar. Und Mareo hatte recht, sie war ein Kind, egal was sie war. Ihre karamellfarbenen Augen wanderten zu seinen Fäusten, um welche schwarze Blitze zuckten. So weit würde er also gehen? Durfte er sich dann überhaupt so sehr über sie erheben? Diese Frage im Keim erstickend blieb Aska standhaft und sah Mareo wieder in die goldgelben Augen. Immer mehr steigerte er sich in seinen Zorn, die schwarzen Blitze wirkten immer gefährlicher. Enttäuscht, aber dennoch gefasst blickte Aska ihm unaufhörlich entgegen. Und dann begann er, sie zu provozieren.
Sie baut scheiße und zieht dann den Schwanz ein?! Hatte er vergessen, wer da vor ihm stand?! Einen Moment lang braute sich ein gewaltiger Zorn in Aska auf. Sie ballte ebenso die Fäuste wie er und das matte, blütenweiße Licht begann um ihre Fäuste zu leuchten. Finster schaute sie drein, bereit sich zu wehren. Doch dieser Moment dauerte nur wenige Sekunden an, dann wurde der Blonden schmerzlich bewusst, warum sie diese schwere Entscheidung des Gildenverlassens getroffen hatte. Aus genau diesem Grund.
Augenblicklich erschlafften ihre Arme, die Magie erlosch und jegliche Wut in ihrem Gesicht wich einer nie gekannten Verzweiflung. Aska begann zu zittern, wie damals am Clover Lake und ihr wurde schlecht. Benommen machte sie sich an der Schnalle ihres Rapiers zu schaffen und warf die Klinge dann demonstrativ zur Seite auf den Boden, als sie sich davon befreit hatte. Diese Zeiten waren vorbei. Sie hatte aus ihren Fehlern gelernt und würde sich von ihren Impulsen nicht mehr knechten lassen. Aber sie verstand Mareo nur zu gut. Sie war wahrlich nicht in der Rolle eines Moralapostels. Deswegen ging sie sogar noch einen Schritt näher auf ihn zu und spornte ihn förmlich dazu an, seiner Wut freien Lauf zu lassen. Ging es ihr am Clover Lake mit Zahar nicht genauso? Enttäuschungen schmerzten so sehr, dass man die Kontrolle über sein Handeln verlieren konnte.
„Von dieser Warte habe ich meinen Entschluss ebenfalls betrachtet. Ich mache einen schrecklichen Fehler und verziehe mich, anstatt für meine Taten geradezustehen“, verriet sie ihm kraftlos, ehe sie noch näher an ihn herantrat. Beinahe so, als wolle sie ihn provozieren, sie anzugreifen. „Du bist die erste Person, die erkennt, wie schändlich mein Verhalten war. Ich ertrage es nicht mehr, dass meine Taten damit entschuldigt werden, da ich Opfer der Manipulation eines mächtigen Dämons wurde. Und es ist keine Entschuldigung, dass Zahar wohlauf an meiner Seite zur Gilde zurückgekehrt ist!“, ging sie den Celeris laut an, welcher gerade eine geballte Ladung ihres Frusts abgekommen hatte. „Und sie dachte, sie sei ein schreckliches Wesen, welches den Tod verdient hat. Sie hätte mich nicht einmal aufgehalten, wäre ich nicht zuvor zur Besinnung gekommen!“
Ein derart brisanter Auftrag könnte nicht schlimmer beginnen als so, wie Aska und Mareo es gerade erleben mussten. Nicht nur hatte die Bahn entsprechend Verspätung, nein, auch zwischen den beiden Magiern war die Luft unheimlich dick. Ein entsprechend schlimmer Vorfall hat die Bande zwischen Zahar und Aska zerstört, aber gleichwohl auch die zu Mareo massiv beeinflusst. Zahar war für Mareo ein unheimlich wichtiges Mädchen und ihr gegenüber hatte er die wohl stärksten Beschützerinstinkte, die man je haben könnte und Aska gegenüber empfand er eine Freundschaft, die nirgends auf dieser Welt seinesgleichen kannte. Und ausgerechnet diese Freundin hatte sich nun gegen das Kind gewendet, welches er um jeden Preis beschützen wollte. Und nun zog Aska die Reißleine und hatte dem Gildenmeister klar gemacht, sich aus dem Staub zu machen und alle Bande zu brechen. Mareo war augenblicklich so unheimlich wütend, allerdings war die Quelle allen Übels nicht auf eine simple Tatsache zurückzuführen. Einerseits war es Askas vorübergehende Feindschaft Zahar gegenüber, aber es war auch die Tatsache, dass Aska verschwinden wollte. Hinzu kamen natürlich die Geheimnisse des Gildenmeisters bezüglich seiner Abstammung und ein paar andere Dinge. Mareo war einfach nur wütend und irgendwie auch völlig überfordert.
Und nun standen sich die beiden Magier gegenüber, konfrontierten sich mit der Situation. Der Zorn des Godslayers zeigte sich deutlich in seiner Mimik, aber auch in seiner Körperhaltung und den zuckenden schwarzen Blitze, die gefährlich um seine Fäuste brausten. Er motzte die Heldin von Fairy Tail an und machte ihr Vorwürfe, was durchaus provokanten Charakter hatte und zunächst dafür sorgte, dass Aska es ihm gleichtat. Die Kiste schaukelte sich schön hoch und vermutlich konnte jederzeit eine deftige Schlägerei hier am Bahnhof entstehen, die sich echt gewaschen hatte. Zwei so mächtige Slayer würden den ganzen Bahnhof vernichten, wenn es hier zu einem Gefecht auf Basis tief geschürter Emotionen käme. Gerade rechtzeitig hatte Aska ihren Impulsen jedoch Einhalt geboten und sich wieder beruhigt, womit lediglich Mareo als Aggressor übrig blieb. Er war so aufgewühlt und so zornig, dass er sich kaum im Zaum halten konnte, allerdings wollte er seine beste Freundin nicht wirklich windelweich prügeln. In einem waschechten Kampf hätte er dazu ohnehin keine Chance gehabt, davon mal abgesehen.
Sie hingegen ging nun einen Schritt auf Mareo zu und sprach weiter. Sie gestand ein, sich verziehen zu wollen, anstatt für ihre Taten gerade zu ziehen und sie beteuerte ebenso, dass es keine Entschuldigung war, dass Zahar wohlauf zur Gilde zurückgekehrt war. Vermutlich hatte die Devilslayerin mit diesen Worten recht, aber zu hören, dass Zahar wohlauf war, brachte Mareos Herz kurz zum Beben. Für den Augenblick eines Momentes war er äußerst erleichtert, wobei er sich große Sorgen um die psychische Verfassung des Kindes machte. „Dein Verhalten ist nicht zu entschuldigen“, fauchte Mareo zurück und holte aus, nur um dann einen schwarzen Blitz aus der Hand zu lösen. Dieser verfehlte Aska jedoch um Haaresbreite und schlug hinten im Gemäuer ein, wo er leise vor sich hin knisterte. „Den hättest du verdient, aber ich so leicht werde ich es dir nicht machen!“, maulte der Halbgott. Die Blitze versiebten und seine Körperspannung reduzierte sich deutlich. Er war von Aska enttäuscht, keine Frage und auch wenn er glaubte, dass Aska der Manipulation nicht hätte ausweichen können, so sprang er nicht auf den Zug auf, alles einfach damit zu rechtfertigen.
„Die Aska, die ich kenne, würde sich zusammen reißen und nicht in ihrem Frust versinken“, meinte Mareo daraufhin, jedoch deutlich weniger zornig. „Sie würde nach vorn sehen und aus ihren Fehlern lernen. Die Aska, die ich kenne, ist die mutigste Frau in diesem Königreich und niemals würde sie davon laufen“, sprach er weiter. Eigentlich war er überhaupt nicht in der Position, ihr eine Lektion zu erteilen, aber irgendwie fühlte er sich als ihr Freund dazu berufen, sie wach zu rütteln und zur Besinnung zu bringen. „Du solltest dich zusa….“, wollte er gerade fortsetzen, als die Bahndurchsage einen Strich durch die Rechnung machte. Ein Zug fuhr ein und die Durchsage teilt mit, dass dieser Zug genau die Nummer betrug, in welchen die beiden Magier einsteigen mussten. Aufgrund der Verspätung war höchste Eile geboten, da keine lange Wartezeit vorhanden war. „Scheiße…komm schon!“, meinte der Halbgott hastig zu Aska und dann nahmen die Dinge ihren Lauf.
Die beiden Slayer eilten so schnell über die Gleise, wie sie konnten und erwischten gerade noch so den Zug, mit welchem sie reisen mussten. Natürlich wollte der Godslayer das Gespräch fortsetzen, doch an Bord des Zuges wurde den beiden Magiern so schlecht, dass nun für viele Stunden eine außerordentlich intensive Stille eingekehrt war. Der zweite Horror dieses Auftrages hatte damit begonnen.
Verstand Mareo denn überhaupt nichts? Aska wollte eine gerechte Strafe für all das, aber es kam nicht dazu. Sie versteckte sich nicht vor den Konsequenzen, hatte keine Angst davor, sich verantworten zu müssen. Aber es schien keine Notwendigkeit zu geben! Ganz so, als spreche man ihr keine Schuld zu. Und nun stand dieser Clown vor ihr, welcher sich für freizügige Fotos öffentlich verkaufte und wollte ihr unterstellen, sie würde sich wie ein Feigling aus dem Staub machen. Askas Worte stellten das zwar dar, allerdings war das nur eine mögliche Sicht der Dinge gewesen. Sie wusste nur zu gut, dass genau das die Außenwirkung sein würde. Aber keiner von ihnen, Mareo eingeschlossen, verschwendete auch nur einen Gedanken an Aska. Dass sie sich in Grund und Boden schämte, so sehr, dass sie freiwillig ihr Zuhause verlassen würde, in welchem sie sich so wohl fühlte. Tage-, nächtelang hatte sie geweint, verzweifelt darüber, wie es nur so weit kommen konnte. Es gab keine Feindschaft zwischen ihr und Zahar. Sie waren nach wie vor Freunde.. auf eine sehr verquere Art. Auf eine Art, die viel Zeit und Abstand benötigte. Aber sie waren keine Feinde und Aska wäre nach wie vor für Zahar da, wann immer sie sie brauchen würde! Es brach der Magierin das Herz, welch seelische Schmerzen die Reptilia wegen ihrer Abstammung erleiden musste. Sie wollte das Feld räumen, um Zahar den nötigen Freiraum zu geben. Nicht eine Sekunde aber wollte Aska davonlaufen.
Aber wen interessierte das? Statt die Situation gänzlich erfassen zu wollen, schoss Mareo einen seiner schwarzen Blitze haarscharf an Aska vorbei. Ihr Haar wehte an jener Seite für einen kurzen Augenblick auf, die Augen fassungslos weit aufgerissen. Das hätte sie verdient? Ja, womöglich. Ihr Blick verfinsterte sich nach und nach. Allmählich hatte sie genug von der Situation.
Seine Heldenansprache erzielte nicht den gewünschten Effekt. Sie brachte Aska weder zum Nachdenken, noch erweichte sie ihr Herz. Glaubte Mareo etwa, dass sie nach diesem Angriff noch etwas von ihm annehmen konnte? Er hatte ihr gezeigt, was er von ihr hielt. Und Taten sagen mehr als Worte. Genervt schnappte sich Aska ihr Rapier und schnallte es wieder um ihre Hüften. Bis ihr die Hutschnur platzte: „Verschone mich mit deinen Tiraden darüber, was die Aska, die du kennst, getan hätte! Falls du dich daran erinnerst, warst du im Wald der Totenstille auch nicht gerade Herr der Lage. Du hattest einfach nur Glück, verstanden?!“, fuhr sie ihn wütend an, ehe sie einen Schritt zurückwich und durchatmete. „Lange habe ich gehadert, ob ich dich schon früher hätte aufsuchen sollen. Ich hatte Angst davor, dir das alles zu erzählen. Aber ich hoffte, du würdest mit genug Geduld all die Facetten dieser schrecklichen Nacht begreifen können. Ich hoffte.. du.. du könntest mich irgendwie aus dieser grausamen Dunkelheit holen, welche mich seither im Griff hat. Doch mein Bauchgefühl hatte recht, meine Sorgen über deine Reaktion waren berechtigt“ Tränen stiegen in ihren Augen auf, was Aska gerade unheimlich ärgerte. Aber es tat weh, so von ihm behandelt zu werden. Natürlich wusste sie, dass sie es verdient hatte. Doch sollte es das nun gewesen sein? „Ich will mich nicht aus dem Staub machen oder den Schwanz einziehen, wie du es nennst. Ich muss das kostbarste aufgeben, das ich je besessen habe. Eine Heimat, Freunde und die Geborgenheit einer Familie. Ich erkenne den Mehrwert nicht, welchen du mir unterstellst. Für mich ist es eine Strafe“ Einen Moment lang sah sie ihn einfach nur an, dann wischte sie sich die Tränen von den Wangen. „Und weißt du, warum ich das tue? Um nach vorn zu sehen, um aus meinen Fehlern zu lernen. So, wie du es dir wünscht. Aber ich habe verstanden, du hast deinen Standpunkt deutlich gemacht“ Würde das auf ewig zwischen ihnen stehen? Wahrscheinlich. Das Ende einer Freundschaft also. Aska konnte sich nicht erinnern, wann ihr zuletzt solch ein Hass entgegen gebracht wurde. Zumindest interpretierte sie das seitens Mareos so.
Plötzlich ging alles ganz schnell. Der Zug war eingetroffen? Oh nein, die Quest! Im ersten Augenblick wollte Aska nicht mitziehen, schließlich war der Auftrag dem Ende geweiht, würden sie nun gemeinsam reisen. Doch der Stress ließ sie einfach loslaufen, sodass sie doch beide in einem Abteil für sich allein einen Platz fanden. So weit auseinander wie möglich saßen sie also da und wussten, dass der Schlagabtausch nun erst einmal beendet war..
Die Situation war völlig…entgleist. Und das auf einem Bahnhof! Irgendetwas hatte mit Aska einfach nicht gestimmt und da er auch Zahar nirgends finden konnte, wusste Mareo, dass irgendetwas passiert sein musste. Natürlich ging er nicht davon aus, dass sich die beiden an die Gurgel gegangen waren, sondern erwartete ein völlig anderes Ereignis. Aber gerade weil er es niemals für möglich gehalten hatte, dass sich Aska und Zahar einander abwandten, war es für ihn umso überraschender und unfassbarer. Die Erzählungen der Heldin brachten ihn aus seinem, ohnehin schon angeschlagenen, Gleichgewicht und in ihm keimte eine Wut auf, die sich ungehobelt unter die anderen Wutpotentiale mischte. Zügig hatte Mareo die Zügel seiner Contenance verloren und ging Aska an, bevor er überhaupt die Gänze der Geschichte kannte. Er hatte also lediglich zu hören bekommen, dass Aska der Grund für die unheimliche Angst war, die Zahar verspüren musste und das Aska eben wie Fenrir selbst wurde. Der Halbgott war so unheimlich wütend und schien glatt zu vergessen, dass seine Freundin hier nicht weniger darunter zu leiden hatte, als Zahar es tat. Tatsächlich hatte er augenblicklich nur das Leid seines Ziehkindes vor Augen und hielt der Heldin eine Standpauke, anstatt sich ihre Worte wirklich zu Herzen zu nehmen und darüber nachzudenken, was für eine Konsequenz Aska da eigentlich für sich zog.
Natürlich fühlte sich die van der Velden davon massiv brüskiert und bot dem Godslayer damit kurzerhand die Stirn. Die Wut Mareos hatte sich mit einem schwarzen Blitz geäußert, der ihr vermutlich nur ein Kribbeln verschafft hätte, aber die Botschaft war eindeutig. Er war wütend auf sie und diesen Schlag hätte sie verdient, das war vermutlich auch so, aber damit hätte es sich gehabt. Trotz seiner göttlichen Augen, mangelte es ihm augenblicklich an empathischer Reichweite, sonst hätte er unlängst erkannt, dass Aska sich selbst dermaßen hart bestraft, wie es nicht hätte sein müssen. Verständlicherweise ließ sich Aska diese Standpauke auch keineswegs mehr gefallen und lud ihrerseits die Kanonen, um sich ins Wortgefecht zu begeben. Die Heldenansprache hatte nur eines bezweckt und zwar Wut, obwohl Mareo damit etwas völlig anderes bezwecken wollte. Er war noch nie der große Redner gewesen, wie sich auch hier wieder deutlich zeigte. Es würde zwar noch etwas dauern, aber im Laufe dieses Auftrags würde er schon noch herausfinden, dass er zukünftig einfach den Schnabel halten sollte.
Und so kamen die Kanonenkugeln beim Celeris an. Aska mahnte ihn, sie zu mit den Tiraden zu verschonen und referierte zügig auf den Wald der Totenstille, wo auch Mareo einen derartigen Aussetzer hatte, dass er auf Kameraden losging. Erstmals in dieser hitzigen Unterhaltung geriet der Blondschopf ins stocken und alles an bitterlicher Wut zerschellte an der Klippe der Realisierung. Seine Gesichtszüge weichten sich auf und die Augen vergrößerten sich, während die belehrenden und auch sehr emotionalen Worte der Devilslayerin in seinen Gehörgang eindrangen und seine Wahrnehmung völlig neu aufrollten. Aska hatte Angst gehabt, ihm davon zu erzählen und viel damit gehadert, weil sie Angst hatte, dass er sie vorschnell verurteilte und das stark gefestigte Band kurzerhand durchtrennte. Und sie hatte recht behalten. Zwar hatte Mareo dieses Band nicht mit der sinnbildlichen Schere durchtrennt, aber wohl einen gewaltigen Felsbrocken drauf geworfen, um es arg zu belasten. Er hatte die schlimmsten Befürchtungen seiner Freundin bewahrheitet und sie zutiefst damit verletzt. Aber war es Hass, den er ihr entgegen brachte? Nein. Es war lediglich die Wut, aber auch seine Trauer, aber Hass hatte er für die van der Velden gewiss nicht übrig.
Sie hatte ihm deutlich gemacht, dass sie die für sich höchstmöglichen Konsequenzen auferlegt hatte, um das Geschehene irgendwie zu sühnen und trotzdem hatte sie das Gefühl, dass sie niemals Buße tun konnte. Als Aska das Wort Familie in den Mund nahm, weiteten sich seine Augen noch ein weiteres Stück. Niemals hätte er gedacht, dass Aska mit Fairy Tail eine derartige Verbundenheit verspürte, war sie bezüglich ihrer Emotionen und ihren Zuwendungen doch immer sehr spärlich umgegangen, wenn sie derart emotionalen Tiefgang hatten. Klar, er wusste, dass Aska einige sehr gute Freunde in der Gilde hatte, aber familiäre Geborgenheit? Das war für Mareo völlig neu, allerdings konnte er es nur allzu gut verstehen. Fairy Tail war ja auch für ihn eine Familie. Eine Familie, die gerade im Begriff war, eines ihrer wertvollsten Mitglieder zu verlieren. Erst jetzt merkte der Celeris, dass sein Wutausbruch und sein Appell an sie, Aska nur noch weiter von der Familie wegtrieb, als sie enger daran zu binden. Er brauchte einen Moment, um die Worte seiner Freundin zu verdauen, denn sie hatten es ordentlich in sich und hatten ihm ein stückweit die Augen geöffnet. Gegenwärtig drehten sich seine Gedanken im Kreis, die Ströme kollidierten und die Emotionen vermischten sich hinein. Er war augenblicklich sehr überfordert mit der Situation und brachte kein Wort mehr heraus. Und dann traf der Zug ein…inmitten dieses Desasters. Welch ungünstiger Zeitpunkt. Das Gespräch war unterbrochen, vieles war noch immer unausgesprochen und vieles war noch nicht wieder begradigt worden.
Und nun saßen sie im Zug. Im gleichen Abteil, aber möglichst weit voneinander entfernt. Sie hingen beide wie ein Sack Kartoffeln in ihren Sitzen, kämpften mit dem Unwohlsein der Reiseerkrankung und waren nicht in der Lage, auch nur ein Wort miteinander zu wechseln. Als wäre diese lange Reise mit all ihren Auswirkungen nicht schon schlimm genug, nun stand da auch noch eine riesige Angelegenheit zwischen den beiden Magiern, obwohl sie hier einen echt prekären Auftrag zu erfüllen hatten. Natürlich wusste Mareo um Askas Professionalität und damit auch, dass der Auftrag keineswegs darunter leiden würde, wenn sie ein Problem miteinander hatten. Aber die Harmonie war natürlich zerstört. Dann kam ihm eine Idee. Er hatte ja noch Sieben dieser Troja-Pillen, die ihm vorübergehend helfen könnten und er könnte auch Aska eine davon geben. Dann hätten sie die Masse der Zugfahrt wie normale Reisegäste überstanden, doch das würde ihnen auch die Möglichkeit geben, sich weiter zu streiten. Mareo hielt inne, blickte angestrengt in die Richtung, in welcher Aska saß und tat nichts. „Scheiße…man…“, fluchte Mareo leise und meinte damit nicht das Leid seiner Reisekrankheit. Mareo senkte den Kopf und vergrub ihn in seinen Armen, da er eh wie in den Seilen hing und verbarg damit die Tränen, die ihm allmählich über die Wangen liefen.
Scheinbar waren die Betrachtungsweisen der beiden Feen in vielerlei Dingen sehr verschieden. So kümmerte es Mareo gar nicht, dass er sofort wieder losgeschickt wurde. Auch wie er an die bevorstehende Quest herangehen wollte hob sich komplett von Shizukas Idee ab, doch dazu später mehr. Er betrachtete nämlich auch seine Aufgaben in Bosco ganz anders, unabhängig davon wie sich die Situation in diesem Land entwickelte. Er würde halt einfach erneut dorthin reisen und erneute Hilfestellung leisten, wenn es sein musste. Das Herz dieses Magiers war wirklich riesig. Diese Selbstlosigkeit, dieser Einsatz… “Lass mich dir gerne helfe, wenn es dazu kommen sollte!“, bot Shizuka ihm instinktiv an, ohne dieses Angebot überhaupt zu überdenken. Sie würde ihm ohne Zweifel sofort folgen, er brauchte es nur zulassen! Aber auch die Otorame war in der Zeit, die ihr Gefährte in Bosco war, auch nicht untätig gewesen. Sie hatte weitere Aufträge für die Gilde ausgeführt, wenngleich es im Vergleich keine ganz so prekären waren. Vielleicht spielte sie sie allerdings vor Mareo auch etwas herunter. Dass er eine Art Lob aussprach, brachte sie dann aber zum Strahlen. “So sieht’s aus!“, brachte sie stolz hervor, den einen Arm kurz angespannt, die andere Hand zum Bizeps geführt. “Einer muss ja auf Fiore aufpassen, wenn der Schwarze Blitz nicht im Lande ist!“, scherzte sie gelassen, woraufhin ihr ein Kichern entfuhr. Dann begann schließlich das Gespräch über die Arbeit, also über die bevorstehende, beziehungsweise aktuelle Arbeit. Nachdem Shizuka sich erkundigt hatte, was Mareo plante, äußerte er tatsächlich komplett andere Ideen als sie erwartet hätte. Ihre Verwirrung diesbezüglich lag also sehr nahe. Sie legte sie gar offen, indem sie ihre Vorstellung vom Ablauf der Quest vortrug, die selbstredend die des Blonden nicht umstoßen sollte. Ganz im Gegenteil! Nachdem Mareo seine Gedankengänge offenlegte, überzeugte er sie gar voll und ganz davon, dass sein Weg der bessere war. Nicht nur deswegen, weil er ihnen unnötige Reisen ersparte… An eigenen Erfahrungen machte er fest, dass der Rat nicht lange fackelte jemanden dingfest zu machen, wenn es einen vermeintlich Schuldigen gab, oder vielleicht auch einen Sündenbock? Nun da er das sagte, musste Shizuka an die Quest mit Akay und Kazuya zurückdenken. Auch damals wurden sie von den Rune Knights aufgefasst und wie Verbrecher behandelt, obwohl sie lediglich das Opfer gefunden hatten… Plötzlich klang es gar nicht mehr so abwegig, dass sie lieber nicht in Persona den Rat aufsuchen sollten. Aber noch mehr sprach für Mareos Plan. Er stellte auch klar, dass sicher schon Runenritter im Dorf waren um die Bewohner zu befragen und das weitere Nachfragen eventuell auffällig wären. Mit den Informationen, die die Leute dort ihnen liefern konnten, kamen sie vermutlich eh nicht besonders weit und der Rat würde ja alle Dokumente bezüglich der Auftragsvergabe und so weiter vorliegen haben. Es sprach also wirklich alles dafür, das Dorf erst einmal zu ignorieren. “Hm, ja. Da hast du wohl Recht…“, entgegnete die Ritterin eher kleinlaut. Einerseits fühlte sie sich neben ihm grade so klein, so amateurhaft, andererseits erstaunte es sie, mit was für einer überwältigenden Kompetenz der Magier sie schlug. Er stampfte ihren Plan durch Argumente mit Leichtigkeit in den Boden, ohne sich großartig Zeit dafür genommen zu haben, darüber nachzudenken. Aber nicht nur das, er hatte sogar jemanden zur Hand, der ihnen am Bahnhof bezüglich des Lacrimas weiterhelfen konnte. “Ich hätte ja gedacht, dass sie am Bahnhof grade auf uns eher nicht so gut zu sprächen wären…“, deutete die Weißhaarige frech grinsend an. Die Jagt nach dem Verräter hatte schließlich die Bahngleise gen Norden in Mitleidenschaft gezogen, ganz zu schweigen den Zug, in dem Peter fliehen wollte. Natürlich stand die Gilde dafür auch grade, doch ein bitterer Nachgeschmack blieb bei solchen Vorfällen ja häufig zurück. “Wen meinst du denn da? Einen Mitarbeiter des Bahnhofs?“
Letzten Endes bedankte sich Mareo allerdings für den Freundschaftsdienst, den sie ihm in seiner Abwesenheit geleistet hatte. “Ach, schon in Ordnung!“, winkte Shizuka von einem schlecht angehauchten Gewissen geplagt ab. “Hättest du für mich sicher auch getan! Ist doch kaum der Rede wert.“ sie lächelte ihm entgegen, während sie langsam gen Bahnhof schritten. Immerhin hatte die Magierin nach dem Fauxpas mit den zwei eingegangenen Pflanzen damit begonnen die Wohnung Mareos sauberzuhalten, also etwas Staub zu wischen. So versuchte sie gegen ihre Schuldgefühle anzukämpfen, auch wenn diese Maßnahme nur einen schwachen Effekt darauf gehabt hatte. “Ah, da fällt mir ein, dass ich deinen Schlüssel gar nicht dabei habe. Ich gebe ihn dir später wieder.“ Dramatisch war das wohl nicht. Mareo würde schon seinen eigenen Schlüssel dabeihaben, um wieder in seine Wohnung zu gelangen, sobald sie diese Quest hinter sich gebracht hatten.
Der Weg führte die beiden Magier also zum Bahnhof von Magnolia, gleich bis in den Eingangsbereich, die große Halle des Gebäudes. Neugierig schaute Shizuka sich um. Wo würden sie nun hin? Wo war diese Person, die dem Blondschopf noch einen Gefallen schuldete? Und noch viel wichtiger… Wie sprachen sie mit dem Rat? “Was sagen wir eigentlich, wenn wir mit den Leuten aus Era sprechen? Wir wollen wissen, wer von uns den Auftrag angenommen und ausgeführt hat, richtig? Man bin ich gespannt, wer dafür verantwortlich gemacht wird. Stell dir vor, sie nennen uns deinen Namen… Wäre sicher gar nicht so schlecht, wenn ich darüber nachdenke… Sicher, dein guter Ruf könnte einen Knick kriegen, aber du kannst sicher nachweisen, dass du gar nicht im Land warst, oder? Hoffentlich haben sie auch einen Namen für uns. Das würde es uns allgemein erleichtern, irgendetwas nachzuweisen!“ Im Prinzip reichte es doch schon aus, Kohlen aus dem Feuer zu nehmen, wenn sie beweisen konnten, dass es definitiv nicht so ablief wie vom Rat vermutet. Natürlich brauchten sie dann trotzdem noch den tatsächlichen Täter!
„Das tut gut zu wissen“, entgegnete Mareo lächelnd auf ihr zügiges Angebot, ihm beim nächsten Mal zu helfen, wenn er in Bosco für das Gute kämpfte. Sie waren ein starkes Team und Mareo war sich sicher, dass sie in Zukunft noch um einiges stärker wurden, also schadete es sicher nicht, eine so starke Verbündete neben sich zu haben. Dennoch hoffte Mareo natürlich, dass sein bisheriger Einsatz dort ausgereicht hatte, um nachhaltig etwas zu bewirken, auch wenn diese Hoffnung verschwindend gering war. Glücklicherweise hatte sich Shizuka in seiner Abwesenheit um alles gekümmert und die Gilde vor Schaden bewahrt, zumal sie einige Angelegenheiten geregelt hatte, die sicher auch nicht mit einem Fingerschnipsen getan waren. Sie konnte stolz auf sich sein, hier im Königreich etwas Gutes bewirken zu können. Auf ihren Kommentar, dass ja irgendjemand aktiv sein musste, wenn der schwarze Blitze nicht im Lande war, schmunzelte er. Er erinnerte sich kaum, wo dieser Spitzname eigentlich seinen Ursprung hatte und doch hatte er sich wie ein Leuchtfeuer verbreitet. Er war zwar noch keine Berühmtheit im Königreich, wie seine beste Freundin Aska, aber nah dran. „Stell dein Licht nicht so unter den Scheffel, Shizu“, antwortete Mareo. „Du bist nicht weniger wichtig für dieses Land als ich es bin“, fügte er an.
Geschwind hatte der Halbgott die besondere Situation analysiert und eine geeignete Methode auf die Beine gestellt, um effektiv an Ergebnisse heran zu kommen, ohne sich selbst dadurch in Gefahr zu bringen. Außerdem sollte es den beiden S-Rang Magiern damit auch wesentlich leichter fallen, unterhalb des Radars zu ermitteln. Wenn sie also offiziell im Namen der Gilde beim magischen Rat anfragten, wer für diesen Auftrag verantwortlich war, dann sollte das eigentlich funktionieren. Sie mussten es eben im Namen von Raban Adair machen, aber da kannte Mareo nichts, denn er wusste, dass er insgeheim die Unterstützung des Meisters genoss, selbst wenn dieser im Anschluss wieder stänkerte. Auf jeden Fall hatte er die Otorame von seinem Vorhaben überzeugt und entsprechend gefestigt marschierten nun beide Magier in Richtung des Bahnhofes. „Die sind auch nicht gut auf uns zu sprechen“, lachte der Blondschopf unbeschwert. Er erinnerte sich noch gut an den all den Ärger, den die Jagd auf Peter verursacht hatte. „Genau. Mein Bekannter arbeitet für gewöhnlich am Ticketschalter, doch ich weiß auch, dass er stellvertretend die Durchsagen am Bahnhof macht. Er kann uns zum Lacrima bringen“, erklärte Mareo lächelnd. Dass ihm dieser Stein im Brett mal derart gelegen kam, hätte er natürlich nicht erwartet.
„Es wäre zwar schwer für mich gewesen, Fairy Hills zu betreten, aber ich hätte mir schon etwas einfallen lassen“, bestätigte er ihre Vermutung, dass er den Gefallen auch für sie getan hätte. Das hätte er natürlich, schließlich machte er im Grunde fast alles für seine Kameraden, für Shizuka aber eben auch eine Ecke mehr. Hinsichtlich des Schlüssels, fiel der Otorame ein, dass sie ihn gegenwärtig nicht mit sich führte, ihn aber bei Zeiten zurück geben würde, doch schlimm war das nicht. Lächelnd winkte der Halbgott also ab und schritt weiter gen Bahnhof voran. „Behalt den ruhig. Wer weiß, wie oft du meine Pflanzen noch gießen musst“, lachte er amüsiert. Er hatte für den Zweitschlüssel keine Verwendung und ihr ja ohnehin gesagt, dass sie bei ihm jederzeit willkommen war, also konnte sie den Schlüssel auch gleich behalten. Wenn er ihn zurück wollte, dann würde er ihr das schon mitteilen, doch aktuell war ihm das recht.
Am Bahnhof angekommen, blieb Mareo kurz stehen und atmete tief durch. Er hatte durchaus das Gefühl heute wieder einen Zug besteigen zu müssen, also stellte sich wieder ein merkwürdig mulmiges Gefühl ein. Danach betraten sie den Bahnhof und sahen sich um, ehe Mareo die richtige Fährte erblickt hatte, um James aufzusuchen. „Wenn Namen unserer Magier genannt werden, verkompliziert das die Angelegenheit deutlich, weil wir dann keinerlei Hinweise haben, mit denen wir etwas anfangen könnten“, erklärte Mareo nachdenklich, während er Shizuka zu seinem Kontakt führte. „Wir werden höflich beim magischen Rat die Namen erfragen, die besagten Auftrag entgegen genommen und gezeichnet haben, in der Hoffnung, dass jemand blöd genug war, Namen zu nennen, die wir nicht kennen“, fügte der Godslayer an, ehe er kurz zu Shizuka blickte. „Es wäre ein großer Schritt, denn dann könnten wir immerhin die Schuld von Fairy Tail weisen. Damit hätten wir dann auch die Hälfte unseres Auftrages erledigt, allerdings bleibt dann nur noch die Aufgabe, die Schuldigen zu finden und dingfest zu machen. Und ich befürchte, dass das nicht so leicht wird“, gestand Mareo ehrlich, dennoch war er zuversichtlich, schließlich hatte er Shizuka an seiner Seite. Dann erreichten sie den Ticketschalter, an welchem James arbeite, und dieser seufzte sofort, als er den Blondschopf sah. „Nein. Nein. Nein“, sagte er direkt und ob abwehren die Hände. „Du weißt doch gar nicht, worum es geht!“, entgegnete Mareo. „Brauche ich auch nicht. Ihr macht nur Ärger!“, wehrte sich James. „Du schuldest mir etwas, Kumpel. Ich brauche wirklich deine Hilfe“, erklärte Mareo kurzerhand und James seufzte lang gezogen. „Was brauchst du?“, erfragte der Bedienstete. „Zugang zum transkontinentalen Kommunikationslacrima“, forderte Mareo direkt. Die Augen von James wurden kurz groß, aber er verzichtete auf weiteren Widerstand.
„Okay, gut. In 5 Minuten im rechten Gang dort hinten. Ich schließe euch den Raum auf“, versicherte James ihnen und Mareo nickte anerkennend. „Gehen wir, Shizu“, läutete Mareo ein und machte einen Schwenker beim Bahnhofsbäcker, um sich eben einen Coffee to go zu holen. Wenn die Weißhaarige ebenfalls etwas wollte, so würde er sie dazu entsprechend einladen. Dann begaben sie sich auch schon nach hinten zum Gang, wo James wenig später die Räumlichkeit öffnete. „Macht ja nichts kaputt“, mahnte er mit perlendem Schweiß. „Ich doch nicht“, grinste Mareo frech. Der Mann, der in Marokkasu Town eine ganze Bank und das Gebäude direkt gegenüber gesprengt hatte. Vertrauenswürdig. „Legen wir los“, nickte er Shizuka zu, nahm einen kräftigen Schluck Kaffee und setzte sich direkt an die Lacrima. „Dieses Ding muss man zu zweit bedienen. Gehe du an das Interface da vorn und übernimm die Kontrolle der Leitung. Stelle eine Verbindung nach Era her, zum magischen Rat, Code Null Acht Zwei Null, verschlüsselte Leitung“, erklärte der Halbgott. Woher er das wusste? Mareo hatte häufiger beim magischen Rat angerufen, um sich für irgendetwas zu entschuldigen als beim Lieferdienst, um eine Pizza zu bestellen.
Kurz darauf war die Leitung dann auch schon hergestellt und ein Verwaltungsmitarbeiter des magischen Rats war an der Gegenstelle. „Seid gegrüßt. Ich bin Mareo Celeris von der Gilde Fairy Tail. Ich melde mich im Auftrag unseres Meisters, Raban Adair, hinsichtlich der Angelegenheit des zerstörten Dorfes“, läutete Mareo das Gespräch ein und sofort veränderte sich die Fratze des Gegenübers zu einem missmutigen Gesicht. Ausgerechnet Mareo Celeris am Apparat, Jackpot? Für ihn gewiss nicht. „Was genau ist Euer Anliegen, Mr. Celeris?“, erfragte die Gegenstelle. „Wir erbitten um Einsicht in die Aktenlage hinsichtlich der Auftragsannahme. Unser Bestreben ist, die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen und der Gilde zu verweisen. Mein Meister hat mir den Auftrag erteilt, mich um die Informationsbeschaffung zu kümmern“, erklärte Mareo. „Einen Augenblick“, hieß es dann und die beiden Magier warteten tatsächlich um die Zehn Minuten. „Mein Vorgesetzter ist einverstanden. Die verantwortlichen Magier für besagten Auftrag waren Laurel Meadowhill, Cloud Twistyshore und Brock Pinewood“, berichtete der Angestellte des magischen Rats. „Diese Namen kenne ich nicht“, stellte Mareo verwundert fest und vergewisserte sich mit einem Blick zu Shizuka, dass diese ebenso wenig Plan von den Namen hatte. „Ah, Mr. Celeris. Ich sehe gerade. Diese drei Magier befinden sich gemeinsam auf einem Auftrag in Hargeon Town, ebenfalls von Fairy Tail signiert. Monster in der Kanalisation bekämpfen“, berichtete der Angestellte. Mareo riss die Augen auf und wandte sich an Shizuka. „Beeil dich und organisiere uns eine Reise nach Hargeon, schnell!“, ordnete er ausnahmsweise an. Nun war es an Shizuka, die Weiterreise nach Hargeon Town zu regeln.
Mareo wandte sich wieder ans Lacrima. „Diese Magier gehören nicht zu Fairy Tail. Wir haben diese Namen noch nie gehört!“, berichtete Mareo. „Wie bitte?“, ließ der Angestellte überrascht verlautbaren. „Das sind Hochstapler. Entsenden sie einen Trupp nach Hargeon Town, Mareo Celeris Ende“, antwortete der Halbgott und beendete die Übertragung. Dann sprang er vom Platz und eilte los. Es war Gefahr im Verzug, wenn sie einen weiteren Auftrag ausführten. Wenn sie die Kanalisation nutzten, konnten sie ganz Hargeon Town zerstören. Jetzt war höchste Eile geboten.
Tatsächlich taten Mareos Worte der Ritterin sehr gut. Auch wenn sie keineswegs niedergeschlagen war, so fühlte es sich schön an, eine derartige Anerkennung zu erfahren, erst recht wenn sie aus seinem Munde kam. Der Magierin hob sie zu sich auf eine Stufe und wertete ihre Arbeit genauso gut wie die seine. Unabhängig davon, dass er im Gegensatz zu ihr einen gängigen Spitznamen hatte, der sich langsam regional oder gar reichsübergreifend verbreitete. Auch wenn ihr Erfolg und Ruhm noch nicht über die Landesgrenzen hinausgetragen wurden, sah er sich keinesfalls als etwas Besseres an. Dabei war er doch sogar ein… beeinflusste dieses Wissen vielleicht ihre Denkweise? Fühlte sie sich neben einem (halb)göttlichen Wesen weniger wertvoll? Eine Sache, die sie in diesem Moment definitiv nicht hinterfragte. “Danke…“, sprach Shizuka recht leise, was ihrem Wort aber keineswegs an Bedeutung verlieren lassen sollte. Shizuka lag mit ihrer Einschätzung gar nicht so falsch. Jedenfalls bestätigte Mareo ihr, dass man am Bahnhof tatsächlich nicht allzu gut auf die Gilde und erst recht nicht auf die zwei Spezialisten zu sprechen war, nachdem sie auf ihrer letzten gemeinsamen Mission doch für viel Ärger und enorme Komplikationen gesorgt hatten. Allerdings ging es diesmal auch gar nicht um die Betreiber des Bahnhofs an sich, sondern um einen ganz spezifischen Mitarbeiter. Dieser arbeitete am Ticketschalter, wie der Blondschopf offenbarte und er sei wohl in der Lage sie zu dem Kommunikationslacrima zu bringen. “Ah, perfekt! Hoffentlich bekommt er keinen Ärger dafür…“, entgegnete Shizuka etwas nachdenklich. Zum einen sollte er sicherlich keinen Fremden Zutritt dazu verschaffen. Darüber hinaus aber erst recht nicht den Feen! Dass Mareo die Worte bezüglich der gegenseitigen Gefallen sooo wörtlich nahm, hätte die Ritterin nicht erwartet, doch er merkte an, dass es ihm denkbar schwerfallen würde, die Fairy Hills zu betreten um ihre Pflanzen zu wässern. Ganz abgesehen davon, dass sie gar keine besaß, würde er sich aber Mühe geben es dennoch zu schaffen. Die Magierin grinste diesen Kommentar einfach weg und warf Mareo dabei lediglich einen vielsagenden Blick zu, der darauf hinwies, dass sie ihre Aussage ein wenig anders gemeint hatte. Als er dann aber auch anmerkte, dass sie seinen zweiten Wohnungsschlüssel einfach behalten solle, wandelte sich ihr Ausdruck schlagartig. Bei dem Gedanken ging Shizuka das Herz auf, auch wenn sie nüchtern betrachtet eigentlich nichts mit dem Schlüssel anfangen konnte. Sie würde ja kaum einfach bei ihm vorbeischneien können, so einfach nach Lust und Laune. Dabei ging es eigentlich viel mehr um eventuelle, zukünftige Wiederholungen des geleisteten Gefallens. Fraglich war natürlich, ob er diese Idee noch bereuen würde, wenn er seine Pflanzen das nächste Mal inspizierte… “Ist gebongt!“ Doch vorerst wollte sich Shizuka dieses positive Gefühl nicht nehmen lassen!
Nachdem die Weißhaarige in der Eingangshalle ihre Hoffnungen bezüglich des kommenden Gesprächs geäußert hatte, arbeitete Mareo bereits daran ihre Hoffnungen wieder zu relativieren und die Magierin ein weiteres Mal zu belehren. Viel mehr wünschte er sich, dass ein ihnen unbekannter Name genannt wird, weil das seiner Meinung nach die Aussichten auf Erfolg erhöhen würde. “Aber… Was wenn es ein erdachter Name ist? Stehen wir nicht dann vor dem gleichen Problem, wie als wenn wir im Dorf nach einer Aussehens Beschreibung gefragt hätten?“, erwiderte sie nachdenklich. Oder wäre eine Beschreibung des Aussehens nicht sogar noch nützlicher gewesen? Sicherlich konnte man auch sein Äußeres relativ leicht anpassen. Je nach beherrschter Magie oder magischen Gegenständen war das sogar verdammt leicht! Aber noch viel, viel leichter war es, einfach einen Fantasienamen herauszugeben, den man nie zuvor und ab dann auch nie wieder verwendete! Dann würde ihre Spur einfach im Nichts verenden… Aber Plan B, die weniger aussichtsreiche Variante, die Shizuka vorgeschlagen hatte war ja so oder so immer noch möglich. Zuerst aber sollten sie versuchen den Plan des Celeris in die Tat umzusetzen. Vorher schwarzmalen brachte sie natürlich auch nicht weiter.
Als Mareo seine Gefährtin zum Ticketschalter geführt hatte, wurden sie dort alles andere als herzlich begrüßt. Wenn man bei den Worten überhaupt von einer Begrüßung sprechen konnte. Ohne ein Hallo oder irgendeine auch nur ansatzweise ähnliche Floskel versuchte James die beiden Magier sofort abzuweisen, noch bevor sie überhaupt selbst ein Wort verloren hatten! Genau das machte Mareo ihm dann auch klar. Nach der versuchten Gegenwehr überzeugte der Blonde James allerdings ohne Argumente, abgesehen davon, dass er ihm vorhielt, einen Gefallen zu schulden. Sogleich verwies der Verkäufer die Feen auf einen Raum, vor dem sie waren sollten, damit er ihnen später aufschließen konnte. “Danke, James!“, sprach Shizuka stellvertretend für ihren Freund aus, wobei sie dem Herren ein strahlendes Lächeln, sowie ein kurzes Zwinkern schenkte. Vom Halbgott erntete er nicht mehr als ein Nicken. Ohne Verzögerung folgte Shizuka ihrem Gefährten, hin zu dem Raum zu dem sie sollten. Dachte sie jedenfalls. Aber zuerst sollte ein kurzer Zwischenstopp bei einem Stand eingelegt werden, bei dem Mareo sich selbst einen Kaffee holte und seiner dankbaren Begleitung sogar einen ausgab! James hielt sein Versprechen dann auch. Er traf auf die beiden Magier und öffnete ihnen die Tür, unter der Voraussetzung, dass sie nichts kaputt machen würden. Diesbezüglich dem Wort einer Fee zu vertrauen war historisch gesehen nicht unbedingt die beste Entscheidung, aber mit dem Versprechen Mareos gab er sich dann dennoch zufrieden. “Du hast ja nur für dich gesprochen…“, scherzte Shizuka im Flüsterton, nachdem James abgezogen war. Falls es also zu Komplikationen kommen sollte… dann war wohl sie das. Zumindest offiziell. Die Magierin nickte entschlossen, als sie die durchaus präzisen Instruktionen ihres Kollegen entgegennahm. Sie stellte ihren Kaffeebecher an die Seite und trat an die Kontrollstelle der Anlage heran. “Null Acht Zwei Null, sagst du. Ja?“, gab sie ruhig und konzentriert von sich, während sie sich einen Moment mit dem Gerät auseinandersetzte. “Wie geht denn… Ah, verstehe. Also wenn ich… So?“ Nachdem sie sich einen Augenblick mit der Apparatur auseinandergesetzt hatte, bekam sie so langsam ein Verständnis dafür, wie sie funktionierte. Glücklicherweise hatte sie zumindest ein Bisschen Technikaffinität von ihrem Vater vererbt bekommen. Zudem hatte sie häufiger mit seinen Erfindungen gespielt, auch mit denen, mit denen man eigentlich nicht spielen sollte… Tatsächlich sollten die Versuche Shizukas, die Verbindung aufzubauen, fruchten. Kurze Zeit später begann Mareo auch schon mit dem Ferngespräch nach Era. Die Weißhaarige stutzte kurz, als er behauptete im Auftrag des Gildenmeisters zu agieren, da er das ja präzise genommen grade nicht tat… Zumindest wurde ihnen nicht aufgetragen sich beim Magnolia Bahnhof einzuschleusen und mit dem Rat zu telefonieren. Bei der Person am anderen Ende traf der Magier jedenfalls nicht auf Gegenliebe. Als dieser nämlich erfuhr ,dass es sich um einen Mann Fairy Tails handelte, veränderten sich die Gesichtszüge des Gesprächsempfängers ins Negative. Shizuka bestaunte dann aber die Redegewandtheit ihres Freundes. Er war sehr gut darin, sich fachlich und höflich, also eloquent auszudrücken. Etwas, was man sicherlich nicht von vielen Mitgliedern der Gilde behaupten konnte. Das war sicher genau die richtige Wortwahl, um bei so elitären Personen wie denen im Rat Era etwas erreichen zu können. Diese Fähigkeit erleichterte ihnen wohlmöglich den weiteren Verlauf der Quest! Dann folgte etwas, was gewissermaßen mit einer Kaffeepause gleichzusetzen war. Nachdem Mareo seine Anfrage gestellt hatte, wurde er dazu angehalten einen „Augenblick“ zu warten. Ein Augenblick, der sicsh über mehrere Minuten hinzog. “Die machen jetzt aber nicht unsere Position anhand des Lacrimas aus und lassen uns doch verhaften?“, sprach Shizuka zwischenzeitlich scherzhaft, bevor sie dann einen Schluck ihres spendierten Heißgetränks zu sich nahm. Jedenfalls hoffte sie, dass es sich dabei nur um einen Scherz ihrerseits handeln würde und nicht um eine ungewollte Prophezeiung. Es geschah aber auch nichts dergleichen. Nachdem die Pause sich unnötig lang hingezogen hatte, kehrte der Sprecher des Rates zurück an das Gerät und er gab zu verstehen, dass sein Vorgesetzter eingewilligt hatte die geforderten Informationen herauszugeben. Der Mann nannte gleich drei Namen, die auch ihr vollkommen unbekannt waren. Dementsprechend schaute die Magierin zu ihrem Kollegen, als dieser sie anblickte. Sie schenkte ihm ein Schulterzucken und ein leichtes Kopfschütteln, das sollte ihm sicher gut vermitteln, dass auch sie nie zuvor von diesen Magiern gehört hatte. Zwei S-Rang Magier, die gleich beide drei Magier ihrer Gilde nicht kannten? Wenn das mal nicht merkwürdig war. Doch damit nicht genug. Der Sprecher erzählte ihnen noch etwas und zwar etwas sehr Wichtiges. Etwas, was ihnen sehr weiterhelfen würde. Er sprach davon, dass genau die drei Magier aktuell erneut eine Quest bestritten und zwar in Hargeon, in der Kanalisation um genau zu sein. Shizuka schreckte kurz auf, als Mareo sich so energisch an sie wandte. Dann aber nickte sie begleitend zu einem “Ja! Klar!“ entschlossen. Sofort erhob sich die Weißhaarige, um aus dem Zimmer herauszustürmen. Geschickt sprang sie auf das Geländer der Treppe, die nach oben führte, da der Bereich vor der Treppe von einer Gruppe Fahrgäste besetzt wurde, die grade zu ihren Gleisen hinaufwollten. “Tschuldigung!“, stieß sie aus, während sie halb an den Menschen vorbei, halb über deren Köpfe hinweg auf das Geländer gegenüber sprang um sich dort wieder herunterzulassen. Ihr Weg führte sie nämlich direkt wieder zu James, dessen Job es ja war Tickets zu verkaufen. “Ah, hey James! Wann fährt der nächste Zug nach Hargeon? Wir brauchen zwei Karten.“, quatschte sie ihn einfach von der Seite an, statt sich in die Schlange vor seinem Schalter einzureihen, wenngleich diese gar nicht sooo lang war. "Hey, du kannst doch nicht-" “Es ist dringend! Wirklich!“, fuhr die Weißhaarige ihm über den Mund. Daraufhin kramte sie gleich auch ein paar Jewel aus der Tasche, die sie auf den Tresen klatschte. "Ja, ja… Das ist es immer…", murrte James. "Wird aber knapp." Er riss die Tickets von einer Rolle und legte sie neben das Geld, welches er im gleichen Zug auch an sich nahm. “Spitze! Danke!“ Noch bevor er die Chance hatte Wechselgeld auszugeben, schnappte Shizuka sich die Tickets, um zu Mareo zurückzukehren. "Gleis drei, in zwei Minuten!", rief der Herr ihr noch hinterher und die Magierin konnte noch hören, wie er begann die anderen Kunden vor sich zu beschwichtigen und sich vor ihnen zu entschuldigen. Die Ritterin stürmte zurück zum Kommunikationsraum. Statt hineinzulaufen rief sie lediglich ein paar Worte hinein. “Gleis drei, schnell!“ Diese Information an ihren Gefährten gerichtet, lief sie gleich weiter zum besagten Gleis, um den Zug dort aufzuhalten und Mareo so die Chance zu verschaffen ebenfalls noch einzusteigen.
dunkle jogginghose | weißer pullover | rote jacke + kapuze | schwert | kopfhörer Die kalte Luft am Bahnhof, verpestet von dem Gestank der vielen Menschen, ihrer Haustiere und Vormittagssnacks roch nach Freiheit. Xaviera schob die Hände in die Hosentaschen ihrer dunkelgrauen Jogginghose, umschloss mit den Fingern das schmale Gehäuse des MP3-Players. Es war nicht ihrer, zumindest nicht wirklich, aber zurückgeben würde sie ihn nicht so schnell. Vielleicht würde sie den jungen Mann, dem sie das Gerät vor einigen Tagen in einer Bar spät abends abgenommen hatte, auch nie wieder sehen. Er war sowieso nicht mehr nüchtern gewesen, hatte den Tisch fast schon vollgesabbert, als sie die Hand in seine Jackentasche hatte gleiten lassen. Vermutlich glaubte er nur, seinen Schatz verloren zu haben, an das rothaarige Mädchen würde er sicher nicht denken. Wenn doch, dass hätte sie ein Problem. Xavis Mundwinkel hoben sich und sie übersprang den nächsten Song. Immerhin hatte er Arme einen guten Geschmack – die meinste Zeit. Die Schnulzen übersprang sie dann doch. Sie drehte die Musik lauter, bis sie ihr in den Ohren dröhnte und zog sich mit einer Hand, die mit weißem Kunstfell besetzte, dunkelrote Kapuze ihrer gleichfarbigen Jacken über den Kopf. Im Windstoß des einfahrenden Zuges verhedderte einige Strähnen mit dem Kabel ihrer Kopfhörers und sie zog ihn aus dem Ohr, um sie ihn entwirren. „Willst du auch mal?“ Fertig damit drehte sie sich zu dem ein gutes Stück größeren Magier an ihrer Seite zu und hielt ihm den Kopfhörer entgegen. Azael Targaris war so ausdruckslos, als hätte man eine Steinstatue angemalt und im Bahnhof abgestellt. Es juckte sie in den Fingern, herauszufinden, ob er sich genauso kalt anfühlte wie der Stein unter ihren schwarzen Stiefeln. Xavi war nicht einmal sicher, ob er sie überhaupt hören konnte – obwohl sie zusammen hierhergekommen waren. „Könnte verhindern, dass du einschläfst“, fügte sie grinsend hinzu, während ihr die Stimme einer ihr unbekannten Frau in das andere Ohr rappte. Sie würde noch herausfinden müssen, wer das war. Später, sobald, sie diesen Babysitter Job hinter sich hatte.
Sie stieß Azael mit dem Ellbogen in die Seite und drängte sich dann ohne noch eine Reaktion von ihm abzuwarten an ihm vorbei und in den Zug, der sie nach Crocus Town bringen würde. In die Stadt der tausend Möglichkeiten. Aufregung ließ ihren Magen flattern, als sie sich den Gang entlangquetschte und einen Sitzplatz am Fenster ergatterte. Sie wartete ab, dass der Dunkelhaarige ebenfalls wieder auftauchte und knöpfte den Mantel auf. Auch wenn die Fahrt den Infotafeln zufolge nicht lange dauern würde, war ihr weißer Pullover ziemlich warm unter der Jacke. Außerdem war es mit dem Schwert auf ihrem Rücken unangenehm. Sie stellte Nea, den echten Namen der Waffe hatte sie nie verwendet, nur den des Mädchens darin, auf den Boden und lehnte sie gegen die Rückwand des Sitzes vor sich. Die Haare über der einen Schulter, einen Kopfhörer auf der anderen Schulter liegend rutschte sie auf dem Sitz herum, bis sie mit dem Rücken halb gegen dem Fenster lehnte. Ein Bein über dem anderen, um ihn nicht wegzutreten betrachtete sie ihren grimmigen Begleiter. „Warst du schon einmal in Crocus?“, erkundigte sie sich mit offener Neugierde. Xavi hatte im letzten halben Jahr verdammt viele Kilometer hinter sich gebracht, aber wirklich genossen hatte sie die Erlebnisse nicht. Wer sich aus einem Land mit verschlossenen Grenzen mogeln ließ, hatte keine Zeit dazu, das Umfeld zu genießen. Umso gespannter war sie, was sie hier erwarten würde, und Azael war zumindest einige Jahre älter und hoffentlich schon etwas mehr herumgekommen. Nicht, dass es Xavi gestört hätte, uninformiert über ihr Ziel ins kalte Wasser zu springen und sich das Schwimmen selbst beizubringen, um nicht unterzugehen.
Das Leben als Magier war wirklich aufregend und abwechslungsreich, denn nun hatte Azael schon seinen dritten Auftrag an Land gezogen und bisweilen waren alle Aufgaben ziemlich unterschiedlich. Er hatte eine Erpressung regeln und einen Bahnhof in der Wüste bauen müssen, doch nun wurde er als Sicherheitsfachkraft eingesetzt. Und das ausgerechnet bei seiner größten Vorliebe: Die magische Spielshow „Der Preis ist heiß“. Trotz seiner Herkunft aus den Sümpfen und der damit verbundenen Weltfremde, verfügte Azael über einen ausgeprägten Beschützerinstinkt und hatte genau den richtigen Blick für so eine Arbeit, zumal er sich natürlich Einblicke in die Spielshow erhofft. Sein größtes Ziel war ja ohnehin eine dortige Teilnahme, inklusive Sieg. Dieses Mal wurde Azael aber nicht allein losgeschickt, sondern hatte seine Partnerin direkt bei Fairy Tail bekommen. Es handelte sich dabei um Xaviera, eine junge Magierin derselben Gilde. Dunkles, rostrotes Haar, Schmuck und Make Up.
Gemeinsam standen die Magier am Bahnhof, die weniger gemeinsam hatten als die Farbe Schwarz und Weiß. Während Azael durchweg den Eindruck erzeugte, völlig abwesend und gefühlskalt zu sein, so verfügte Xaviera über eine ausdrucksstarke Mimik. Sie trug etwas lässiges, er hingegen trug einen schneidigen Slim-Fit Anzug, der seinen trainierten Körper betonte. Xaviera und Azael waren wirklich Gegensätze, in so ziemlich allem. Wortlos stand der schwarzhaarige Mann am Gleis und wartete auf die Einfahrt des krassen Pferdes, wie er Züge immer nannte, während die rothaarige Teenagerin mit ihrer Musik beschäftigt war. Der Zug fuhr daraufhin ein und sorgte offenbar dafür, dass sich die Aralies ein Ohr frei machte und sich direkt an ihn wandte. Er wurde gefragt ob er auch mal wollte, weswegen er ausdruckslos den Ohrstöpsel betrachtete und ihn ebenso wortlos entgegen nahm. Er mochte Musik, wenn auch keinen Hip-Hop. Der Kopfhörer war nun in seinem Ohr und sofort wurde er mit Hip-Hop konfrontiert. Das war ja nun wirklich überhaupt nicht seine Musik. Er entfernte den Ohrstöpsel wieder und gab ihn zurück. „Ich bin wach und ausgeruht“, entgegnete er trocken.
Plötzlich bekam er ihren Ellenbogen in die Seite gestoßen und kommentarlos stieg sie in den Zug. Azael legte den Kopf leicht seitlich, zeigte aber auch weiterhin keinerlei Ausdruck, ehe er der Teenagerin in den Zug folgte. Diese hatte sich bereits einen Sitzplatz am Fenster gesichert, so musste der Targaris also lediglich dazu stoßen und Platz nehmen. Die junge Frau knöpfte derweilen ihren Mantel auf, stellte ihr Schwert beiseite und rutschte so lang auf dem Sitz herum, bis sie bequem saß. Azael selbst hatte sich gerade hin gesetzt und machte keinerlei Anstalten, sich irgendeine lässige Haltung zu genehmigen. Dann fragte sie ihn, ob er schon einmal in der Hauptstadt des Königreiches war. Der Sumpfbewohner war erst vor wenigen Wochen im Königreich Fiore angekommen, denn zuvor war er im Königreich Minstrel gewesen, davor im Sultanat Desierto und davor im Königreich Bellum. Gestartet war er im Königreich Pergrande. Der Targaris war die letzten 8 Jahre lang nur unterwegs gewesen und blieb nie länger als einen Tag am gleichen Ort. Mit ausdruckslosem Blick sah er in die Seelenspiegel der Aralies. „Nein. Ich war noch nie in Crocus Town“, antwortete er trocken und wandte sich wieder ab, um nach vorn zu schauen.
Dann setzte sich der Zug auch schon in Bewegung und verließ den Bahnhof von Magnolia Town. Es war einen Augenblick lang still, doch dann sah Azael wieder trocken zu Xaviera. „Warst du schon in Crocus Town?“, stellte er ihr nun also dieselbe Frage. Wer tiefgründige und lang ausgedehnte Unterhaltungen mit dem Sumpfbewohner führen wollte, sollte oftmals zügig enttäuscht werden.
dunkle jogginghose | weißer pullover | rote jacke + kapuze | schwert | kopfhörer Es musste doch anstrengend sein, immer so einen Ausdruck zu haben. Besser gesagt gar keinen. Der Dunkelhaarige wirkte so leer und gefasst, dass Xavi ihn gerne an den Schultern gepackt und gerüttelt hätte. Ihm gegen die Brust geboxt, um ihm eine Reaktion zu entlocken. Es juckte ihr wirklich in den Fingern, den stoischen Magier neben sich ein wenig ins Leben zu stoßen. Nea hätte ihr sicher zugestimmt, aber das Schwert hatte heut Morgen sein Auge geöffnet und verkündet, es wolle die nächsten Stunden in Ruhe Schlafen. In Xavis Handlungen mochte es oft so wirken, als würde sie keinen Respekt kennen, aber das stimmte nicht ganz. Sie wusste, was Respekt war. Sie gab ihn nur sehr wenigen Menschen, nur jenen, die ihn sich verdient hatten. Die junge Rothaarige war nicht bereit, Ja und Amen zu allem und jeden zu sagen. Und das schloss Azaels Ausdruckslosigkeit mit ein. Es musste ja kein Lächeln sein. Sie wäre zufrieden, wenn er sie böse anschauen würde. Im Moment sogar, wenn er die Lippen ein bisschen verziehen würde. Aber nichts, nada. Xavi hatte ihrerseits ihren Ohrhörer von ihren offenen Haaren befreit und hielt ihn dem Dunkelhaarigen entgegen. Gespannt behielt sie sein Gesicht im Auge, als er sich tatsächlich rührte und ihn entgegennahm. Sie grinste und wartete ab, als er ihn sich kurz ans Ohr hielt. War ihm entweder zu laut oder nicht seine Musik, so schnell, wie sie ihn zurückhatte. Xavi steckte ihn unter den Kragen ihrer Jacke, damit er nicht herausfiel, sie Azael aber weiter hören konnte. „Bei dir ist es wirklich die Frage, hast du einen ganz seltsamen Humor oder gar keinen?“, meinte sie, die Lippen amüsiert verzogen. „Entschuldige, wenn ich dir das nicht ganz glaube, du stehst da, als würdest du jeden Moment einschlafen.“ Eine kleine Übertreibung, ein Scherz, wenn er so etwas kannte. Müde sah er eigentlich nicht aus, diese grauen Augen schmal, aber nicht halb geschlossen. Er sah eher sehr desinteressiert aus, was auch ein Grund war, dass sie ihn mit dem Ellbogen anstieß, als sie vorging, um sich in den Zug zu drängen. Während Xavi sich einrichtete, die Jacke auszog und das Schwert abstellte, blieb Azael einfach sitzen, wie er war. Der Rücken gerade, weiter in diesem Anzug und keine Änderung im Gesicht. Es kratzte an der Rothaarigen. Sie mochte keine ruhigen, gefassten Menschen. Es war weniger, weil sie sich mit diesen langweilte, sie war ganz gut darin andere zu Unsinn anzustiften, sondern weil sie so tot wirkten. Und ihre Ruhe ihr auf einem gewissen Level so etwas wie Angst machte. Nervös. Es war das Gegenteil von dem, was sie ausmachte, erschreckend für jemanden, deren Leben aus „Stillstand bedeutet verpasste Chancen“ bestand. Als könnte es sie infizieren. So sprach sie weiter, fragte ihn nach Crocus Town. „Wow, immerhin mehr als ein einfaches Nein. Ich glaube, wir machen Fortschritte. Am Ende des Tages könnten wir es schaffen, dass du sogar eine drei-Sätze-Antwort hinbekommst.“ Sie grinste und rutschte ein wenig weiter seitlich, um ihn besser im Blick zu haben. Immerhin war er, auch wenn er sein Leichenspiel abzog, ganz schön anzuschauen. Wenn er schon sonst wenig von sich gab, würde sie sich das nicht entgehen lassen. Frei nach: Etwas schauen hat noch keinem geschadet.
Xavi schüttelte ihrerseits den Kopf, als er tatsächlich eine Gegenfrage stellte. „Ne, ich bin noch nicht so viel in Fiore herumgekommen. Aber Crocus wollte ich demnächst mal besuchen. Man kann die Großstadt doch nicht einfach ignorierend. Ein bisschen schauen, was es da so gibt.“ Sie musterte ihn mit schräg gelegtem Kopf. „Du gehst nicht so gerne feiern, kann das sein?“ Azael konnte sie sich beim besten Willen nicht auf der Tanzfläche vorstellen. „Wie viel Arbeit muss ich leisten, dass ich dich in eine Bar bekomme?“ Xavis Grund war nicht ganz selbstlos. Abseits davon, dass sie eine Herausforderung liebte und eine Reaktion aus dem Magier kitzeln wollte, war sie zu jung für einige der Club. Azael sah zwar nicht so viel älter aus, aber sicher alt genug, sie mit hineinzubekommen!
Diese Ausdruckslosigkeit war lediglich anstrengend für all die vielen Mitmenschen, denn der Targaris bemerkte nicht einmal, dass er eine derart gefasste Leere ausstrahlte, wie Xaviera sie wahrnahm. Er verfügte über allerlei Emotionen, fühlte ununterbrochen irgendwelche Dinge und er besaß sogar großen Humor, doch nichts von all dem erreichte auch nur ansatzweise seine Körpersprache oder sein Gesicht. Er wirkte dadurch wie ein emotionsloser und kalter Stein, der sprechen und sich bewegen konnte, aber menschlich wirkte er dadurch nicht wirklich. Entsprechend war es auch nicht verwunderlich, dass ein Mensch wie die Aralies auf die seltsame Idee kam, ihm eine Emotion entlocken zu wollen und zwar auf Biegen und Brechen. Noch waren ihre Geschütze von harmloser Natur, aber selbstverständlich erfolglos. Sie hörte Hip Hop, wie er kurz selbst hören konnte, doch auch wenn er diese Musikrichtung nicht mochte, so zeigte er es eben nicht. Die Geste den Kopfhörer zügig zurückgegeben zu haben, musste für eine Vermutung also völlig ausreichen.
„Ich schlafe aber nicht jeden Moment ein“, entgegnete er auf die Bemerkung der rothaarigen Dame. „Und mein Humor ist einwandfrei“, fügte er ausdruckslos an. Ihr erster Versuch ihn zu einer Reaktion zu bewegen, verlief keineswegs vielversprechend, doch natürlich ließ sich Xaviera davon nicht unterkriegen. Stattdessen schien das ihre Motivation dahingehend nur zu stärken, doch daran störte sich Azael natürlich keineswegs, zumal er ihren Herausforderungswillen ja ohnehin nicht erkennen konnte. Sie stieß ihm in die Seite und drängelte sich in den Zug, weswegen Azael stillschweigend folgte und sich wenig später neben ihr auf den Sitz setzte. Er behielt dabei seine akkurate Körperhaltung bei und zeigte weiterhin keinen Ausdruck, während Xaviera ablegte und es sich bequemer machte. Der Finsternismagier konnte deutlich spüren, wie ihr Blick auf ihm lag und doch regte sich überhaupt nichts bei ihm.
Ausdruckslos wandte er seinen Blick seitlich zu Xaviera, die von Fortschritten und einer Drei-Sätze-Antwort sprach. Der Sumpfbewohner war nicht auf den Kopf gefallen und ihm war bewusst, dass dieses Mädel sich frech verhielt, doch wie üblich ließ Azael sich von so etwas eben nicht beeindrucken. „Ich kann Drei-Sätze-Antworten geben. Da musst du nicht bis zum Ende des Tages warten. Hier ist Satz drei“, antwortete Azael stumpf und ausdruckslos mit drei Sätzen, um zu zeigen, dass er das beherrscht. Dann wandte er sich wieder ab und blickte nach vorn, während der Zug allmählich Anstalten machte, abzufahren. Die Reise nach Crocus sollte zwar nicht lang dauern, aber lang genug, dass Xaviera wohl noch einige Geschütze auffahren könnte, um Azael aufzuziehen. Die Frage war letztlich nur, wie erfolgreich sie damit wäre. Doch zunächst wurde erst einmal ein wenig Smalltalk betrieben.
Aufmerksam hörte er ihr zu und nickte einmal ausdruckslos hinsichtlich der Tatsache, dass man Crocus natürlich nicht ignorieren durfte. Großstädte waren faszinierend, aber für den Sumpfbewohner auch sehr beängstigend, denn damit war er ja nicht gerade aufgewachsen. Er sollte in der Hauptstadt des Königreiches also viel Neues kennen lernen und einige Erfahrungen machen, doch würde sich am Ende des Tages sicherlich das Gefühl auftun, dass ihn all das keineswegs beeindruckt hätte. „Feiern? Was ist Feiern?“, fragte er dann aber innerlich überrascht und offenkundig unwissend, doch weiterhin mit einer Leere im Gesicht. Er konnte sich unter dieser Tätigkeit absolut überhaupt nichts vorstellen, denn in der Sumpfstadt Paludis gab es keine Discothek oder dergleichen, wo man solcherlei Erfahrungen hätte sammeln können. Dann wollte Xaviera aber auch direkt wissen, wie viel Arbeit sie leisten musste, um ihn in eine Bar zu bekommen. Was eine Bar war, das wusste der Finsternismagier.
„Ich kann dich gern in eine Bar begleiten, wenn du das wünscht“, sprach er trocken und ausdruckslos, ohne sich erneut in ihre Richtung gedreht zu haben. Dass sie noch minderjährig und folglich zu jung für die gängigen Clubs war, das wusste er ja nun nicht und er wusste eben auch nicht, dass das irgendeine Voraussetzung für Bars, Kneipen und Co. war. Wenn Xaviera nach dem Auftrag also noch in eine Bar gehen wollte, dann sprach da überhaupt nichts gegen, denn etwas anderes hatte der Finsternismagier ja nicht zu tun. Was genau ihn da jedoch erwarten sollte, wusste er natürlich nicht.
dunkle jogginghose | weißer pullover | rote jacke + kapuze | schwert Xavi konnte nichts dagegen tun, ihre Augenbrauen wanderten sehr, seit weit nach oben. „Das ist gut, ich glaube du bist zu schwer, als dass ich dich tragen könnte“, merkte sie an. Wenn er Humor hatte, dann war dieser sehr verkorkst und trocken. War das alles nur Spaß, diese Miene? Fand er es amüsant? Xavi kniff die Augen zusammen und betrachtete ihn kritisch. Azael war wirklich sehr gut darin, keinen Ausdruck zu zeigen. Selbst seine Augen, grau, kühl. Keine Gewitterstürme oder dergleichen, wie einst in einem Romantikbuch, dass sie aus der Bibliothek ihrer Schule gestohlen hatte, diese beschrieben worden waren. Sie war zu jung für das Buch gewesen, aber genau das hatte ja auch den Reiz daran gehabt. Außerdem war es dadurch cool gewesen, so Bücher zu lesen. Aber bei Azael war davon nichts zu sehen. Gar nichts. In der Hoffnung, dass er wirklich Humor besaß, grinste sie. „Wow.“ Einen Herzschlag lang sah sie zu, wie er sich einfach wieder abwandte. „Weißt du, eine Konversation funktioniert ein wenig anders, als nur zu zeigen, dass man drei Sätze reden kann. Es ist ein sehr guter Start, aber wenn du jetzt noch Gegenfragen daran hängst und sagen wir auf vier Sätze kommst, dann wäre das echt atemberaubend.“ Zumindest schien Azael ihr zuzuhören und nickte sogar. Viel mehr bekam sie von ihm nicht zu hören, bis auf eine Nachfrage, die sie stocken ließ. Luftanhalten. Er nahm sie auf den Arm. Ganz sicher. Aber er blickte noch immer so nichtsaussagen drein, dass sie mittlerweile sogar in Betracht zog, dass er einfach keine Gesichtsmuskeln hatte, um daran etwas zu ändern. „Das ist … meinst du das ernst?“, fragte sie dann sichtlich schockiert. „Du kennst feiern nicht? Warst du noch nie feiern?“ Darum musste sie erst einmal hinwegkommen, aber er begann nicht plötzlich damit, sie aufzulachen. Das war also wirklich sein Ernst. „Das muss ja ein trauriges Leben sein. Feiern ist Spaß haben mit Leuten. Spaß kennst du, ja?“ Mittlerweile traute sie ihm alles zu. „Manchmal mit Freunden, manchmal alleine. In Bars gegen, tanzen gehen, zu Hause feiern. Man kann Geburtstage feiern, Siege feiern. Feiern nur zum Spaß oder was auch immer. Oft mit Alkohol.“ Das Xavi selbst nicht tank, hielt sie vom Feiern aber auch nicht ab. Immerhin kannte er den Begriff Bar und willigte ein. „Sehr cool!“, meinte sie dazu also.
Der Zug fuhr weiter, während Xavi versuchte, ins Gespräch mit dem seltsamen Kerl zu kommen. Als der Bahnhof angesagt wurde, zog sie die Jacke wieder an und nahm ihr Schwert hoch. Die Kopfhörer schob sie in die freie Hosentasche. Aufreget presste sie das Gesicht an die Scheibe und starrte die verbeifliegenden Gebäude an. Das war also Crocus Town. Ihr Herz pochte vor Vorfreude, als der Zug anhielt und sie wartete ungeduldig darauf, dass Azael ihr Platz machte, um auf den Gang zu gelangen. Hinter ihm tänzelte sie diesen entlang und dann durch die Türen auf den Bahnsteig hinaus. Tief atmete Xaviera die Luft der Stadt ein und fuhr sich mit den Fingern durch die rostroten Strähnen. Sie drehte sich am Absatz zu Azeal herum, ein breites Lächeln auf dem Gesicht und griff nach mit ihren von Schatten umtanzten Fingern seiner Hand, um ihn hinter sich weg vom Gleis zu ziehen. „Los, schauen wir, wo wir hinmüssen!“
Quest: Im Schoße der Familie - 1 | 10 Dieser Zug war ziemlich voll. Erin fuhr ja nicht allzu oft mit diesen Gefährten bisher. Immerhin hatte ihr Magen sich mittlerweile an das Geruckel gewöhnt. Sie konnte nun sogar aus dem Fenster schauen, während es sich bewegte! Allerdings war das heute nicht möglich. Noch nie hatte sie in einem so gequetscht vollem Zug gesessen. Dabei hatte sie Glück gehabt, dass sie schon eine Weile hier war, denn so hatte sie sogar noch einen Platz abbekommen. Die dampfende Lock war so mit Passagieren vollgestopft, dass es das Gesicht der Kobolddame jedes Mal kurz gegen die Fensterscheibe drückte, wenn sie anhielt und Leute ein- oder ausstiegen. Wie unangenehm. Da sie recht klein war, schubste man sie auch regelmäßig mit irgendwelchen Rucksäcken und Taschen. Das Ganze ging nun schon so lange so, dass Erin sich wunderte, ob sie es überhaupt rausschaffen würde, wenn der Zug endlich in Magnolia ankam. Dort war sie noch nie gewesen... aber schlimmer als in diesem vollen Zug könnte es wohl kaum werden! Die Quest, die sie heute angehen würde, klang ziemlich mysteriös. Morddrohungen an einen recht wohlhabenden Mann. Dem könnte wohl jeder an den Kragen wollen, oder? Erin war ein bisschen neugierig. So etwas kannte sie nur aus Geschichten... Sie hoffte aber, dass der Kerl nicht wirklich in Gefahr war. Das gönnte sie niemandem...
Als der viel zu volle Zug endlich in Magnolia hielt, raffte sich Erin von ihrem Sitzplatz auf, forderte ein paar Leute dazu auf ihr Platz zu machen, damit sie endlich vorankam, aber irgendwie nahm sie gar keine wahr. Wie doof! Dann tat es aber einen Ruck, als die anderen Fahrgäste nach draußen wollten. Wie in einem Fischschwarm wurde Erin von der Masse mitgenommen und sie musste sich an der Stange am Ausstieg festhalten, um die Kurve zu kriegen. Als sie aus der Lock herauskam, wurde sie noch ein Stück weit auf den Bahnstieg geschoben, dann löste sich die Menschentraube auf und wie Ameisen, auf einem vorgegebenen Weg, wanderten die Leute in verschiedene Richtungen ab. Erin hielt sich mit der Hand kurz angestrengt den Kopf und sah sich um. Was für eine sonderbare Reise... Das Impmädchen rümpfte einen Moment lang die Nase, dann schulterte sie ihren schweren Rucksack wieder ordentlich und stapfte der Menge nach in die Eingangshalle. Im Augenwinkel sah sie die fünf anderen Gleise. Das war ein wirklich großer Bahnhof. Bestimmt konnte man von hier aus überall hin reisen. Kein Wunder, dass der Zug, den sie genommen hatte, so voll war. Erin war aber ganz froh darüber, dass sie hier nicht noch umsteigen musste. Sie war an ihrem Ziel angekommen. Nur wo sollte sie nun hin? Irgendwie musste sie zum Haus der Familie kommen und auf dem Weg im besten Fall vielleicht schon ihre Begleiterin finden, die sie noch nicht kannte. Hm. Erin hatte sich gerade in Bewegung gesetzt, folgte den wandelnden Menschen in Richtung des Vorplatzes, da schien plötzlich - wie aus dem Nichts - auf einmal eine Frau vor ihr zu stehen. Sie hatte silbriges, langes Haar und war ein gutes Stück größer als das Impmädchen. Die rieb sich ihre Stirn, mit der sie vor die Dame gerempelt war. Sollte sie sich entschuldigen? Nichts da. Die war ja stehengeblieben! Oder aus dem Nichts aufgetaucht... So ganz sicher war sie sich da nicht. Upsi.
I Das war doch wieder einmal typisch. Warum musste das eigentlich geschehen? Wieder einmal hatte sich innerhalb der Gilde irgendein Schwachkopf einen Spaß daraus erlubt, den Namen der Ice Queen einfach willenlos an das Anschlagbrett zu klatschen und ihr smit eine Quest aufzubürden, obwohl sie sich nocht nicht einmal freiwillig dafür eingetragen hatte. Das war nun wirklich absolut nicht das, was sie sich zu Beginn eines Tages überhaupt vorgestellt hatte. Sicherlich war nach ihrem Beitritt zu Satyrs Cornucopia schon so einige Zeit vergangen und demnach war auch schon so einiges geschehen, aber das bedeutete doch nicht, dass man so etwas einfach so mit ihr machen konnte. Tja, viele der Magier in Satyrs sahen sie eben als schwierig an, was aber auch durchaus stimmte, denn schließlich war sie nun einmal eine sehr eigenwillige Persönlichkeit gewesen, mit der nur die wenigsten Personen wirklich auf Anhieb zurecht kamen. Das das verlangte sie ja auch nicht, denn das wollte sie auch überhaupt nicht. Moira war in der Gilde, weil sie wusste, dass sie damit ihre Ziele weitaus einfacher erreichen konnte, als wenn sie weiterhin gildenlos bleiben würde. Das sorgte nämlich letztendlich dafür, dass sie auch schneller wachsen und vorallem auch schneller bekannt werden würde. Zwar war das nicht unbedingt ein Punkt, auf den sie jetzt so sehr Wert legte, aber es war für eine Königin doch immer noch wichtig gewesen, einen Bekanntheitsgrad zu haben, der sich auch sehen lassen konnte. Aber nichtsdestotrotz hatte die Schneeflocke nicht wirklich die Intention, sich damit wohlzufühlen, schließlich führte sie diese Quest ja auch noch nicht einmal an. Schon allein dabei handelte es sich schon um ein Sakrileg. Aber sie dachte natürlich sofort an @Temujin, wahrscheinlich hatte sie es dem Skinwalker zu verdanken, vermutlich hatte er sie in diese Situation gebracht. Der könnte später bei ihrer Rückkehr sein eisiges Wunder erleben...
So eine Zugfahrt juckte die Dame recht wenig, es nervte sie bloß, dass sie so einen wichtigtuerischen Kerl bei sich sitzen haben musste, der auch noch die Frechheit besaß, sich direkt neben sie zu setzen, obwohl der Platz neben ihr schon reserviert war: Für die Luft. Naja, jedenfalls musste sie damit zurechtkommen, wenngleich dieser Kerl auch noch die Frechheit und Dreistigkeit besaß, sie einfach so ansprechen zu wollen. Was er auch tat, Moira aber die gesamte Zugfahrt aber mit konsequenter Ignoranz reagierte. Erst, nachdem sie an ihrem Zielpunkt angekommen war, reagierte sie mit ein wenig Aufmerksamkeit, in dem sie mit ihrem Absatz des Stiefels einmal auf die Zehen des nervenden Kerls trat. Daraufhin verlies sie den Zug auch wortlos. Damit war aber ihre Laune schon denkbar schlecht, denn so viele Zufälle auf einmal, das konnte unmöglich alles nur eine Fügung des Schicksals gewesen sein.
Als sie auf dem Bahnsteig angekommen war, richtete sie sich erst einmal Verdugo wieder auf ihrem Rücken ein und schaute sich ein wenig um. Natürlich war es klar, dass dieser dumme Bahnhof zu dieser Zeit mehr als nur voll sein musste, etwas, was die Ice Queen ja mal so absolut nicht mochte. Aber, sie hatte keine Wahl, als das jetzt zu ertragen, sie war schließlich mit einem Auftrag hier, wenn auch nur widerwillig. Aber, dennoch würde sie keinen Hehl daraus machen, mit was für einer Laune sie hier an diesen Ort gekommen war. Zudem sie ja noch nicht einmal diese Quest führen sollte, was ihr mehr als nur gegen den Strich ging. Sie hatte zwar keine Ahnung, was für eine Questpartnerschaft sie eingegangen war, aber eigentlich war ihr das auch völlig egal gewesen. Schließlich würde sie das alles schon zu ihren Gunsten verändern können, das sollte nicht sehr lange dauern, da war sie sich sicher.
Doch plötzlich merkte sie etwas. Auch, wenn Moira sich kaum bewegt hatte, spürte die Ice Queen, wie sie etwas berührte. Wie konnte man es nur wagen? Sie blickte ein wenig hinab und erkannte, dass da ein kleines Wesen regelrecht in sie hineingelaufen war. - Sie wurde gerade angerempelt. Was für eine Frechheit. Augenscheinlich rieb das kleine Wesen sich die Stirn, denn damit schien sie in die Königin hineingelaufen zu sein. Moiras Blick, mit welchem sie das Wesen anschaute, war deutlich stechend und eiskalt, es war ein Blick, den man nicht gerne bekam, erkannte man doch so viel Ablehnung und Abneigung darin. Regelrecht wortlos nutzte sie als Reaktion ihr Mana und formte einen Schneeball, welchen sie schon sogleich in die Richtung des kleinen Wesens katapultierte. Schließlich hatte sie Majestätsbeleidigung begangen. Ob sie das wissen konnte? Interessierte die Vanitas doch nicht. Nachdem sie ihren Schneeball abgefeuert und damit auch auf ihr Gesicht gezielt hatte, lies Moira zusätzlich noch ein paar Worte los. "Pass gefälligst auf, wohin du dich bewegst. Es gibt durchaus Wesen, die soetwas nicht akzeptieren." Daraufhin wurde der Blick der Ice Queen mit den auffälligen blauen Fingernägeln und den blauen Lippen nur noch einmal kühler, stechender und auch abweisender. Die beiden hatten ja keine Ahnung, das sie gerade ihre jeweiligen Questpartnerinnen getroffen hatten. Na, das konnte ja noch was werden...
200 ø 210Snowball TYP: Elementarmagie ELEMENT: Eis KLASSE: I ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 10 pro Geschoss MAX. REICHWEITE: 10 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Dieser einfache Frostzauber wird vom Magier aus der Hand abgefeuert. Eigentlich werden auf magische Weise mehrere Schneebälle nacheinander geformt und durch Mana aus der Hand abgeschossen. Ihre Stärke und Schnelligkeit entspricht immer der Willenskraft des Anwenders minus eins und kann höchstens den Wert 4 erreichen.
Quest: Im Schoße der Familie - 2 | 10 Der volle Zug hatte Erin ganz schön zugesetzt. Sie würde lügen, würde sie behaupten, dass sie danach nicht irgendwie erschöpft war. Es war beinahe so, als wären die vielen Menschen dazu in der Lage ihr die Energie mit ihrer bloßen Anwesenheit abzusaugen. So wie sie das Wasser aus allem mit ihrer Hitze heraussaugen konnte, waren die Menschen wohl in der Lage ihr die körperliche Kraft zu nehmen. Wie gemein! Aber Erin versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren und sich voranzukämpfen. Wenn sie nur aus dem Bahnhof herauskäme und zum Haus der Auftraggeber fand, dann würde alles gut gehen. Erin ging nicht davon aus, dass ganz Magnolia so voll mit Menschen war, oder? Das wäre ja der Horror!
Als sie sich gerade vom Bahnsteig aus in die Hallen begab, bewegte sie sich nervös mit der Masse mit. Sie musste aufpassen nicht irgendwo zu stolpern oder in den nächsten Zug mit gedrängt zu werden. Immerhin war sie so klein, dass die Menschen sie irgendwie gar nicht wahrnahmen. Erin war also wirklich überrascht, als da auf einmal eine Frau aus dem Nichts vor ihr erschien, in die sie hereinstolperte. Die kleine Magierin rieb sich die Stirn mit schmerzhaft verzogenen Gesicht und sah zu der Frau mit dem silbrigen Haar auf. Doch als sie sich umdrehte, war ihr Blick so eiskalt und stechend. Erin fuhr zusammen. Sie erinnerte sie an eine Gestalt aus den Horrorgeschichten, die ihr Paps immer erzählte. Wie angewurzelt blieb sie stehen und starrte die Dame in Schock an. Doch im nächsten Moment kam mit einem Mal etwas auf sie zugeflogen. Erin schaffte es gerade so die Hände hochzureißen und ihr Gesicht vor einem Aufprall zu bewahren. Sie quietschte, als der Schneeball auf ihre Handgelenke aufschlug, riss die Hände herunter und schüttelte sie panisch. Es war so kalt, dass es auf ihrer Haut stach, dann schmolz es und tropfte wie Wasser daran herunter. Die sonst so rote Haut der Magierin färbte sich in einem helleren und an den direkt getroffenen Stellen gar bläulichen Farbton. Erins Augen wurden sofort glasig und sie begann zu zittern. Eigentlich war sie ja nicht aus Zucker und hatte auch immer eine gute Antwort parat, aber diese Frau? Die machte ihr richtig Angst. „B-B-B-Bitte entschuldige...“, stammelte sie nervös und ihre Unterlippe zitterte, während ihr ein paar dicke Tränen an den Wangen hinabliefen. „I-I-Ich ha-hab's in der M-M-Masse nicht ge-gesehen...“, versuchte sie verzweifelt zu erklären. Na hoffentlich warf sie die Frau nicht mit mehr von diesem gruseligen Zeug voll... oder verfluchte sie gar. Aaaah! Erin hatte Angst!
II Der ganze Bahnhof und das drumherum mit dem Getue der Menschen ging Moira wahnsinnig auf den Geist. Etwas, das für sie absolut unerträglich war, das waren diese Menschen. Sie war keine Freundin davon, sich in einem Bereich wiederzufinden, der von einer Vielzahl von Menschen überflutet war. Aber leider war so ein Bahnhof immer wieder eine Kontaktquelle für zahllose Begegnungen mit Menschen. Es war für jemanden die die Eiskönigin einfach nicht wirklich zu verstehen oder zu akzeptieren, dass es Personen gab, die ihrerseits dieselbe Luft atmeten wie sie. Und dann waren da ja auch noch diese ekelhaften Männer, eine der schlimmsten Erfindungen der Natur seitdm es Lebewesen gibt. Für sie war das nicht nur deshalb unerträglich, weil sie Männer nicht leiden konnte, sondern auch deswegen, weil die Ice Queen viel lieber in einem Gebiet gewesen wäre, welches so schön von Kälte nur so strahlte. Aber leider war das nicht so ganz möglich, denn Magnolia Town in Ost-Fiore war nun einmal leider nicht der Norden des Landes gewesen. Aber für eine Frostmagierin wie sie, die sich nur innerhalb der kalten Gefilde wirklich wohlfühlte, gab es eben noch sehr viel mehr, als nur diese hirnlosen Wesen außerhalb ihrer geliebten Polarregion ertragen zu müssen. Aber naja, Traumwelten waren und sind nie gut gewesen, vorallem nicht für derartige Gedankenspielchen und hirngespinste. Denn die Vanitas war aus einem ganz anderen Grund an diesen Ort gekommen, eine Aufgabe führte sie. Aber leider wusste sie nicht sorecht, mit wem sie eigentlich diese Aufgabe angehen sollte, denn die Person, von mit der sie ihre Aufgabe angehen sollte, war ihr noch völlig unbekannt. Sie wusste nur eines, laut dem Questschreiben hörte sie auf den Namen "Erin".
Als die Vanitas dann auch noch angerempelt wurde, erschien ihr Glück an diesem Tag ja wirklich perfekt zu sein. Denn für sie bedeutete das nur, dass es noch jemand wagte, sich ihr in den Weg zu stellen. Wie konnte man denn eigentlich so dumm sein und eine erhabene Persönlichkeit wie sie einfach so übersehen? Mit ziemlicher Sicherheit würde die Person, die sie angerempelt hatte, das schließlich nicht tun, wenn sie aufmerksam gewesen wäre. Aber leider konnte die Weißhaarige das ja nicht von jeder Person der Welt erwarten. Gerade deshalb war es für sie auch so wichtig, dass eben diese Person, die das Sakrileg begangen hatte, eine Majestätsbeleidigung zu begehen, mit einer ordenltichen Strafe zu belegen. - In dieser Form mit einem Schneeball, geformt aus ihrer Frostmagie, direkt in die Richtung desjenigen Wesens.
Als das Wesen vor ihr sich zu erkennen gab und relativ überschaubar in der Körpergröße war, zeigte sich, dass dieses Wesen augenscheinlich auf die Tränendrüse drückte. Zwar entschuldigte sich dieses kleine Wesen bei der Eiskönigin, aber leider war ihr das so ziemlich egal gewesen. Schließlich war die Narzisstin eine äußerst undankbare und schwierige Persönlichkeit, da gehörte es sich auch, sie wie eine Kaiserin zu behandeln. Und wer das nicht tun würde, der würde den Zorn des undankbaren Monsters sehr deutlich zu spüren bekommen. Denn, viele wussten es nicht, aber Moira konnte wirklich sehr unangenehm sein. "Pah! Was interessieren mich deine Entschuldigungen? Und warum heulst du hier so vor dich hin? Die Tränendrüse zieht bei mir nicht, denn ein solches Verhalten legen nur Schwächlinge an den Tag. Los, steh auf. Du hast es gewagt, mich, Moira Vanitas, die Königin des Eises anzurempeln. Was sind also deine missmutigen Worte dafür? Ich glaube dir schlicht nicht, dass du mich nicht gesehen haben willst. Also sag mir die Wahrheit..." Giftete die Vanitas ihr mit einem eiskalten Blick entgegen. Zwar wussten beide nicht, dass sie ihre aktuellen Questpartner jeweils direkt vor der Nase hatten, aber eines musste man unweigerlich schon einmal festhalten, diese Begegnung war natürlich ein wirklich toller, erster Eindruck. Mal so sarkastisch gesprochen...
Es hatte begonnen. Sie war nun offiziell ein Mitglied der Rune Knights und eine Vertreterin des Gesetzes, im Kameradenkreis noch völlig unbekannt und ausgestattet mit einem Pseudonym, der auch heute Anwendung fand: Lauren Riley. Es war schon ironisch ausgerechnet im Namen dieser Institution für Recht und Ordnung zu sorgen, wenn man hinter vorgehaltener Hand jedwede dieser Dinge völlig außer Acht ließ und dann wurde dieser Umstand auch noch von den Top Shots hingenommen. Es war ein berauschendes Gefühl zu wissen, wie abhängig die Regenschaft von einem Netzwerk war, welches eines Tages wieder das Potenzial besitzen sollte, der Regenschaft den Kopf abzuschlagen. Aber besondere Zeiten erforderten besondere Umstände, weswegen diese streng geheime Vereinbarung zwischen einer der einst meistgesuchtesten Verbrecherinnen und dem Könighaus überhaupt erst zustande kam. Natürlich zwang diese Vereinbarung Emily dazu, ihre Schritte um einiges sorgfältiger zu wählen, denn im Falle einer Offenlegung ihrer wahren Identität würde man sie natürlich fallen lassen und jede Abmachung abstreiten. Es lag also an der Caldwell, die Kontrolle zu behalten, um diesen Umstand gar nicht erst geschehen zu lassen.
Sie hatte heute ihren ersten Tag als Lauren Riley bei den Rune Knights und wurde nach einer Einweisung in die örtlichen Gegebenheiten auch direkt zur Auftragsverwaltung befohlen. Der militante Umgang war für die Verbrecherin völlig in Ordnung, denn innerhalb ihres Syndikats liefen die Dinge nicht zwingend anders und so hatte dieses neue Leben durchaus Parallelen zu ihrem vorherigen. Emily erhielt einen Auftrag der B-Stufe und musste Vorlieb mit einer übergreifenden Kooperation nehmen, die seitens Crimson Sphynx gestellt wurde. Die Wüstengilde war ihr natürlich ein Begriff, schließlich sollte diese Gilde eines Tages mal Teil ihrer Agenda werden, aber vorerst ließ sie die Finger von der ehemals verrufenen Gilde. Ihre Partnerin hieß Karmajeevan Tsumiho, so zumindest stand es in der Auftragsbestätigung die seitens Crimson Sphynx erteilt wurde. Die Wüstengilde erhielt ihrerseits nun eine Auftragsbestätigung, in welcher Lauren Riley als Name übermittelt wurde. Als Treffpunkt wurde ein Bahnhof in Ost-Fiore ausgewählt, der sich nicht weit vom East Forest befand, wo sie der Auftrag hinführen sollte. Bei dem Bahnhof handelte es sich natürlich um den in Magnolia Town, wo die Gilde Fairy Tail Zuhause war. Für diese Saubande hatte sie auch schon Pläne, aber alles mit der Zeit.
In ihrem Quartier zurück hatte sich Emily für ihren Auftrag fertig gemacht und dabei eine bequeme, aber dennoch sehr damenhafte Aufmachung entschieden. Ein weinrotes Kleid, darunter eine Strumpfhose und schwarze Pumps dazu. Eine helle Strickjacke übergezogen und das hellrote, seidenglatte Haar offen. Abgerundet wurde ihre Erscheinung durch eine einfache Handtasche, welche sie über die Schulter hängen konnte. Ihre Schminke war sehr dezent, aber betonte ihre sanften Gesichtszüge mit beeindruckender Feminität. Und ehe sich die Machias versah, saß sie auch schon im Zug gen Magnolia Town, wo sie diese Karmajeevan treffen sollte. Die Zeit nutzte die Ritterin, um sich den Auftrag genauer anzuschauen. Ein Schwert in einem Felsen auf einer rituellen Lichtung im East Forest? Wer das Schwert ergatterte, wurde König? Das klang überhaupt nicht nach einer Aufgabe, für welche Emily geeignet war, denn körperliche Angelegenheiten zählten nicht zu ihrem Metier. Sie führte Schlachten durch Informationen und machte sich dadurch nicht die Hände schmutzig, aber ein Schwert aus einem Stein ziehen? Keine Chance. Dass ihre Partnerin eine hochgewachsene, kräftige Oni-Dame war und der Erfolg somit deutlich gesicherter war, wusste die Caldwell ja nun nicht.
In Magnolia Town verließ sie den Zug und blieb in der Haupthalle des Bahnhofs stehen, um auf ihre Partnerin zu warten. Sie hatte sich natürlich einen Coffee to go geholt und schlürfte diesen in aller Zufriedenheit. Unterdessen ließ sie ihren neugierigen Blick durch die Gegend wandern, denn diese überwachungslose Freiheit fühlte sich echt faszinierend an. Zwar hatte sie im Gefängnis durchaus Einfluss gehabt, aber sich gänzlich frei bewegen, um tun und lassen zu können worauf man Lust hatte, war schon etwas Grandioses. Und auch wenn sie eigentlich kein Interesse daran hatte, den Rune Knights zu helfen oder Aufträge für sie zu erfüllen, so war sie doch in freudiger Erwartung. Lauren Riley, an den Namen musste sie sich definitiv gewöhnen.
Karma hatte Lust auf ein wenig Muskelarbeit. Sie mochte Aloe Town, ihre neuen Freunde dort, aber gänzlich würde es nie ihr Zuhause sein. Nicht so sehr wie der Wald und seine Bewohner, wie Lokesh und seine Höhle im Süden. Sie hatte den Auftrag in erster Linie gewählt, weil er sie in einen Wald führen würde, und auch, weil es eine Herausforderung war und Karma gerne ihre Kraft teste. Warum nicht an einem Stein mit einem Schwert darin? Der arme Gildenkollege, den sie dazu gebracht hatte, ihr eine Quest mit Wäldern auszusuchen, hatte ihr den Auftrag vorgelesen, nachdem sie das noch immer nicht tun konnte. Es klappen zwar schon mehr Buchstaben und ein paar Zahlen, aber Karma war noch immer auf dem Bildungslevel eines Erstklässlers in den ersten paar Wochen, was das betraf. Zumindest mit den Zügen kam sie relativ gut zurecht. Sie kannte die wichtigen Knöpfe und war so mit Ticket in Magnolia Town gelandet, anstatt wie die halbe Zeit schwarz zu fahren. Karma trug ihre übliche Kleidung, die dunkle Hose mit dem Gürtel, an dem ihre Wasserflasche hing, sowie verschiedene, kleine Beutel mit diversem Inhalt von Snacks bis hin zu Kräuter und Verbänden. Und sie trug ihre beiden, neuen Äxte auf den Rücken geschnallt, worum ihre offenen Haare sich wellten. Diese und ihre Größe, und die Hörner, brachten ihr einige Blicke ein, als sie im Zug saß und auch, als sie schließlich am Bahnhof ausstieg und sich draußen endlich wieder durchstrecken konnte. Die Zugschlangen waren echt nicht für ihre Größe gemacht. Kein Wunder, dass es bei den Onis so etwas nicht gab. Die Wege dort lief man einfach, und wenn sie zu weit waren, waren sie zu weit oder man rang sich durch. Aber die ganze Welt war dort deutlich kleiner als hier, wo man Tage, gar Wochen laufen konnte, ohne vom einen Ende von Fiore zum anderen zu kommen. So schätzte sie das zumindest, Karma hatte das noch nicht ausprobiert. Auch wenn es einen Gedanken wert war …
Die Oni grinste und sah sich dann suchend um, sobald sie einige Schritte vom Zug entfernt war. Jetzt musste sie nur noch ihre Begleiterin finden. Eine gewisse Lauren sollte sie heute begleiten, aber nachdem keiner auf die Idee gekommen war, ihr eine Aussehensbeschreibung zu geben, suchte Karma nach jemanden, der auch zu suchen schien. Ihr Blick glitt über Familien, über zusammentreffende Paare, oder auch sich trennende, immerhin würde der Zug bald weiterfahren. Über ein paar alleine Reisende und eine schlanke, rothaarige Gestalt, die mit einem Café in der Hand in der Mitte der Halle stand. Das sah nach einem guten Warteplatz aus. Karma steuerte auf sie zu, um sich neben sie zu stellen und dort zu warten.
Der Bahnhof von Magnolia Town. Den Ort kannte Emily bereits seit Jahren, denn vor einiger Zeit hatte sie einen Wartungsarbeiter der Bahngesellschaft auf ihrer Gehaltsliste gehabt. Diese Ressource musste sie mit ihrer Inhaftierung leider aufgeben, doch das tat ihrem Syndikat natürlich keinen Abriss, denn mittlerweile hatte sie dahingehend ganz andere Möglichkeiten gefunden. Aber genug vom Syndikat, schließlich hatte sie ihren großen Tag als Lauren Riley und damit auch als Anfängerin der Rune Knights. Es war schon merkwürdig zu den Runenrittern zu gehören ohne vorher irgendeine Ausbildung dahingehend genossen zu haben. Definitiv vorteilhaft für Emily, denn sie hatte keine Lust auf die Grundausbildung eines stinknormalen Soldaten. Dafür war sie nicht geboren, denn sie war eine Anführerin. Ob sie sich als Ritterin schlussendlich gut schlug, das musste letztlich die Zeit zeigen.
Sie wartete dort nun also in der Haupthalle und sah sich aufmerksam um, doch so recht wusste sie noch nicht, wie sie diese Karmajeevan ausfindig machen sollte. Außer Gildenzugehörigkeit und Name waren ihr absolut keine Informationen bekannt, daher konnte es so ziemlich jede Person hier in der Halle sein. Für eine Frau wie Emily, die den Wert von Informationen über alles stellte, war das ein ziemlich frustrierender Umstand, doch offenbar war gildenübergreifende Zusammenarbeit nun einmal so lasch reglementiert. Die rothaarige Frau stieß einen Seufzer aus und genehmigte sich einen Schluckes vom Coffee to go, während ihre gelblichen Augen die vorbeigehenden Personen musterten. Sie wirkten alle so normal, uninteressant und auffällig. Man konnte nicht mal wirklich erkennen, ob Magier unter ihnen waren oder eben auch nicht. „Lästig...“, murmelte sie leise und seufzte abermals.
In ihrem Augenwinkel erblickte sie dann aber eine Gestalt von sonderbarem Format, denn eine Oni mit rötlicher Hautfärbung sah man nun wirklich nicht jeden Tag. Die hübsche Rothaut war ja locker drei Meter groß, so zumindest schätzte es Emily in diesem Augenblick ein. Sie musste ihren Kopf schon spürbar in den Nacken legen, um zu ihren ebenso gelblichen Augen hinaufzuschauen. Die Magierin von Crimson Sphynx gesellte sich zu Emily und schien ebenso auf jemanden zu warten, denn sie unternahm keinen Versuch der Kontaktaufnahme. Im Grunde war es auch völlig normal an einem Bahnhof auf irgendwen zu warten, daher rechnete auch Emily nicht unbedingt damit, dass es sich bei ihr um Karmajeevan handelte. Genüsslich nippte die Syndikatschefin an ihrem Kaffee und behielt weiterhin die Menschen im Auge, doch es kam einfach niemand auf die beiden Damen zu.
„Echt nervig, diese Warterei“, sprach die Caldwell dann darauf los und sah hinauf zur Oni, um ihr ein sanftes Lächeln entgegenzubringen. „Nicht wahr?“, fragte sie die Oni und wartete gespannt eine Reaktion ab. Kurz senkte sie ihren Blick, um den letzten Schluck vom Kaffee zu nehmen. „Und der hier ist nun auch leer“, murmelte sie enttäuscht und blickte empor. „Du kennst nicht zufällig eine Magierin mit dem Namen Karmajeevan, oder? Wäre echt zu schön“, lachte sie amüsiert und ließ ihren Blick dann anschließend wieder durch den Bahnhof gleiten. Wo steckte sie nur? Sie müsste doch langsam echt mal eintrudeln.
Karma hatte den Zug verlassen und sah sich nun auf dem Bahnhof um. Sie war schonmal hier, jetzt musste sie nur noch ihre Kollegin ausfindig machen. Natürlich könnte sie deren Namen durch die Halle schreien, aber das behielt sie sich für später vor. Karmas normale Lautstärke lag zwar über der der meisten Menschen … sie war aber auch weit oben! Aber sie schrie nicht durch die Gegend um andere aufzuschrecken, wenn sie es nicht brauchte. Das störte die Umwelt, ob auf einem Bahnhof oder im Wald. Besser, sie stellte sich an einen Ort, wo man die große Oni nicht übersehen würde und wartete ein wenig. Mit etwas Glück hatte Lauren eine Beschreibung erhalten und würde auf sie zukommen. Dem Beispiel einer anderen Wartenden folgen erreichte die Oni also die Mitte des Bahnhof und stellte sich nach einem grüßenden Nicken neben sie. Die Arme locker an den Seiten behielt sie die Menschenmenge im Blick, die Schlangen dahinter, die einfuhren, warteten und wieder loszischten. Die kleinere Frau neben ihr trank weiter ihren Kaffee und Karma schnüffelte leicht. Sie war von Charon mehr Tee gewöhnt, sodass Kaffeegeruch in ihrer Nase leicht brannte. Mit dem Handballen rieb sie sich die Nase und ihre gelben Augen hoben sich wieder von Becher weg. Kurz zumindest, den diesen Moment nützte ihre Mitwartende, um die Stimme zu erheben.
Karma sah zurück in ihr Gesicht und zuckte die Muskeln. „Warten ist wichtig, wenn man etwas fangen will.“ Sie grinste. Karma hatte viel Zeit in ihrem Leben schon gewartet, auf Bäumen, auf dem Boden. Darauf, dass die Vögel ihre Anwesenheit vergaßen und ihre Beute sich näherte. Etwas verspätet bemerkte die Oni erst, dass ihre Formulierung nicht die beste gewesen war und fügte ein: „Oder jemanden“, hinzu … was es aber wohl auch nicht großartig verbesserte. Sie hielt sich gerade so zurück, der Fremden auf die Schulter zu klopfen. Das, soweit hatte sie sich gemerkt, sollte man nicht bei jedem tun. Ihre Gildenmitglieder und Questbegleiter hatten den Schutz zwar nicht, aber so langsam begriff Karma das Konzept von Fremden. „Tun deine Füße etwa weh?“, fragte sie stattdessen und musterte die junge Rothaarige. „Geh ein wenig um Kreis oder bewege sie. Das hilft dir sicher.“ Sie hob einen Fuß und bewegte ihn, kreiste und krallte die Zehen zusammen, bevor sie sie durchstreckte. „So.“ Wenn sie hier standen, konnte sie ihr zumindest ein paar Tipps geben, die Warterei für die andere erträglicher zu machen. Die Fremde hatte nun auch ihren Becher geleert, vermutlich stand sie wirklich schon einige Zeit hier herum. Bevor die Oni aber darauf eingehen konnte, weiteten sich ihre Augen und dann auch ihr Grinsen. „Oh ja! Das bin ich!“ Sie klopfte sich mit der Faust auf die Brust in einer stolzen Geste. „Karmajeevan, beste Jägerin im Stamm der Roten Sonne und Magierin bei Crimson Sphynx.“ Sie trat einen Schritt zurück, um nicht so stark hinabsehen zu müssen und rieb sich den Nacken. „Und du bist Lauren?“ Ja … Karma hatte kein Problem mit Warten, aber sie freute sich dennoch, wohl so rasch ihre Kollegin gefunden zu haben. Zwar mit einer kleinen Verzögerung dank fehlendes Vorstellen, aber jetzt schien sie Lauren gefunden zu haben! Das hieß, sie konnten bald losgehen!
» Crocus Lotus Mo 18 Nov 2024 - 23:17 von Sirviente
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