Ortsname: Umland von Magnolia und Hargeon Town Art: Freiraum Spezielles: --- Beschreibung: Das Umland der beiden größten Städte Ost-Fiores ist durchzogen von fruchtbaren Feldern und üppigen Wäldern, dort wo die sauber angefertigten Straßen enden und die schlichte Trampelpfade beginnen. Wenn selbst die kleineren Dörfer, die mit ihren lokalen Spezialitäten oder Handwerk versuchen ihre Taschen zu füllen, nach und nach verschwinden, erwartet einen nur noch die unberührte Natur, die mit Vorsicht zu genießen ist.
Der warme Atem des Banditen stank erbärmlich nach altem Bier, geräuchertem Fleisch und ein paar mehr, nicht definierbare Dinge. Lasciel atmete dem Kerl Zigarettenrauch ins Gesicht, woraufhin dieser hustete. Dummerweise hielt es ihn nicht davon ab, seine Faust erneut im Gesicht des Engels zu parkten. Diesmal wurde sein Kiefer getroffen und seine Zähne klapperten, als sie aufeinander schlugen. Perfekt. Nun war nicht nur seine Stirn angeschlagen. Lash knurrte und spannte sich an, um die Kette hinter seinem Kopf zu erreichen. Jeder weitere Schlag könnte seiner Nase einen weiteren Knick zufügen, und auch wenn er nicht um eine möglicherweise schräge und deformierte Form keine Sorgen machte, so hatte es doch verdammt weh getan. Und er hatte damit alles vollgeblutet. Also zögerte er nicht länger, riss die Kette hoch und zog sie dem Räuber über den Rücken. Seine eigenen Ellbogen trafen hart den Boden der Kutsche und greller Schmerz ließ ihn das Gesicht verziehen, doch das Schreien des Mannes gab bekannt, dass die feinen Klingen, zu denen die einzelnen Glieder geformt worden waren, sich wie Haizähne in der Kleidung und oberen Hautsicht vergruben. Lash riss daran, und sie ihm über den Rücken. Zugleich zog er die Beine an und platzierte seine Fersen an den Hüftenknochen, zog die Knie unter dessen Körper und stieß ihn so von sich. Zugleich hörte er den Mann erneut schreien. Lasciel sah nichts, doch da er es nicht gewesen war und Cayra einen Dolch besaß, nahm er einfach einmal an, dass sie sich in Bewegung gesetzt hatte. Zumindest hoffte er das, und nicht, dass das Mädchen aus der Kutsche gesprungen war, um in Panik zu fliehen. Wenn sie ihn nämlich nicht angelogen hatte, wären dann noch zwei Räuber übrig, die die Kleine sicher nicht entkommen lassen würden. Ein kleiner Wumps, als etwas Leichtes umkippte. Der Engel schüttelte den schmerzenden Kopf und rappelte sich mit der Kette in den Händen auf. In solchen Situationen war es verdammt beschissen, nichts zu sehen. Er konnte nicht einfach angreifen, ohne ausversehen das Mädchen zu treffen, also blieb ihm nicht übrig, außer sie sich selbst zu überlassen.
Eine Entscheidung, die er nicht bereute, als schmerzerfülltes, verzweifeltes Gurgeln erklang und eine zweite Person zu Boden ging. Und dann war es still. Viel zu still. Lash ging leicht in die Knie und wartete ab, ob etwas geschah. „Mädchen?“, fragte er leise. Das Oh Fuck war für ihn Erleichterung. Man konnte ihm viel vorhalten, dass er ein Arsch war. Ein Dieb, rücksichtlos, ein Trinker. Aber ein bisschen Ehre und Mitgefühl steckte noch in ihm und vor allem gegenüber jüngeren, und zwar wirklich jüngeren Personen wurde das geweckt. Ins besondere, wenn das Mädchen dann in Gefahr schwebte wie es jetzt der Fall war. Doch das sie sprach, schien ihm ein gutes Zeichen zu sein, trotz der Panik in ihren Worten. Doch Lash war der letzte, der jemanden aufgrund Schimpfwörter verurteilen würde. Doch was sie da erzählte, war interessant. Sie hatte den Banditen tatsächlich umgebracht? Dieses kleine Ding hatte jemanden ermordet? Ein kleiner Anflug von Stolz meldete sich in ihm. Vielleicht war es nicht ganz passend, doch sie hatte um ihr Leben gekämpft und gewonnen. „Psch!“, zischte er dennoch und tastete herum, bis er ihre Schulter fand und sie zu Boden drückte. In der Hocke sprach er weiter. „Du musst dich noch etwas länger zusammenreisen, verstehst du Mädchen? Wenn du das hier überstehen möchtest, dann musst du das hier vorerst ignorieren. Und wenn du keine Zeugen möchtest …“, Lash zuckte die Schultern, während er leise auf sie einredete. „Dann sollten wir dafür sorgen, dass die anderen beiden, verschwinden.“ Seine Hand glitt über den Boden, bis er auf etwas Warmes, Flüssiges traf. Kurz darauf ertastete er den Räuber. Seine Hände fuhren über dessen Körper und Taschen, die bis auf ein Messer, mit dem er sich beinah in den Finger schnitt, leer waren. Er hielt es Cayra hin. „Ich gehe hinaus. Komm mit, wenn du möchtest. Oder bleibe hier, dann wird keiner je erfahren, dass du es warst.“ Er hob die blutigen Hände an und stand auf, ging über die ausblutende Leiche hinweg und kramte in seinen Taschen nach der Augenklappe. Kaum aufgesetzt und aktiviert wurde der Eingang wie ein helles Rechteck vor ihm sichtbar und er blinzelte hektisch. „Doch für was du dich entscheiden magst, vergiss nicht, dass es um dein Leben geht.“ Ja, für Lash war in dem Zusammenhang Mord gestattet. Seine eigene Weste war ebenfalls schmutzig was das betraf, doch er hatte weitergemacht. Nicht das es gut gewesen war, es hatte ihn damals nur weiter in die Kreise des Untergrundes gebracht, doch es hatte sein Leben gerettet. Und das war es wert, wenn er nun dafür das der Kleinen bewahren konnte. Mit einem letzten Blick zurück in die für ihn trotz der Augenklappe undurchdringlichen Dunkelheit sprang er aus der Kutsche, landete leichtfüßig auf dem Boden, und sah sich um.
Im Licht der Mittagssonne war der Weg gut erleuchtet und schnell entdeckte er einen der beiden anderen Räuber an der Hinterseite der Kutschte. Lasciel drückte sich mit dem Rücken gegen die Seitenwand und ging seitlich langsam weiter, die Waffe locker in den Händen, bereit, sollte sein Gegner sich zeigen, ihn damit anzugreifen. Wenn möglich, ihn tötlich anzugreifen.
In dem Gerangel zwischen Lasciel und dem Räuber war es etwas schwierig eine gute Gelegenheit zum Angriff zu finden. Es wurde weiter auf den Blinden eingeschlagen, während dieser dem Banditen seine Kette über den Rücken zog. Die dadurch entstandenen Wunden sahen überraschend schmerzhaft aus, als würde die Waffe mit kleinen Dornen gespickt sein. Dann, als der Bandit nach hinten getreten wurden war, griff Cayra an. Das Gefecht lief etwas unerwartet, der große Mann war überraschend schnell gewesen, doch hatte die sie es dennoch geschafft ihn auszuschalten, und das dauerhaft. Sie konnte nicht wirklich behaupten dass es ihr Leid tat. Sie war es gewohnt ihr eigenes Leben über das Anderer zu stellen, und selbst wenn, wäre ihre größere Sorge gewesen niemanden davon erfahren zu lassen, so wie es jetzt der Fall war. Die Feline war sich unsicher wie der Blinde reagieren würde, aber sie hatte auf jeden Fall nicht damit gerechnet, dass er sie jetzt an der Schulter greifen und in die Hocke drücken würde, worauf sie ihm direkt in die leeren Augen blicken konnte. Er… hatte recht. Es waren immer noch zwei Räuber in der Nähe, mit denen sie fertig werden mussten, also musste sie einen kühlen Kopf bewahren. Um die Leiche konnte man sich immer noch kümmern, wenn die Luft rein war. Und Lasciel würde sie nicht verpfeifen? Die meisten Menschen wären außer sich gewesen, wenn sie die Tötung miterlebt hätten, aber der Mann vor ihr schien immer noch genauso gelassen wie zuvor. Ihn störte es nicht? Mit einem tiefen Ein- und Ausatmen kam die Lunos wieder runter, worauf sie beobachtete wie der Brünette ein Messer aus den Taschen des leblosen Banditen fischte, welches sie dann leicht perplex entgegennahm. Sie hatte doch einen Dolch, wozu würde sie also das Messer brauchen? Es konnte wohl nicht schaden einen Ersatz zu haben, zudem war das Messer noch sauber, im Gegensatz zu ihrer eigenen Waffe. Die Silberhaarige beobachtete interessiert wie der Blinde aufstand, sich zur Tür begab und eine… Augenklappe aufsetzte? Sie sollte hier bleiben, wenn sie wollte dass keiner von ihrem Mord erfährt, sagte er, wohl für den Fall, dass einer der Banditen fliehen konnte, nachdem er sie gesehen hat. Hieß das etwa, Lasciel wollte sich alleine um die Beiden kümmern? Könnte er das schaffen? "Was hast du vor?" Fragte die Teenagerin, noch immer in der Mitte der Kutsche hockend und nicht wirklich von einer Antwort ausgehend, ehe ihr Gegenüber die Kabine verließ. Tja, was sollte sie jetzt tun? Sie konnte in der Kutsche bleiben und abwarten was passieren würde, oder mit raus gehen und das Risiko eingehen dass man von ihrem Verbrechen erfuhr. Cayra war sich gerade wirklich, wirklich unsicher was sie tun sollte, ein Gefühl das sie so schon lange nicht mehr verspürt hatte. Ihr war unwohl dabei dem Brünetten blind zu vertrauen, sie legte ihr Schicksal nicht gerne in die Hände Anderer, vor allem nicht Fremder. Was, wenn er verlieren würde und sie gleich zwei Räuber auf dem Hals hatte? Was, wenn er sich nicht an sein Wort halten und sie verraten würde? Wenn sie hingegen mit raus ging, hätten die Beiden viel bessere Chancen zu gewinnen und die Banditen auszuschalten, sodass diese nicht reden konnten. Aber… wollte sie das, mehr Blut an ihren Händen? Die Feline schaute zu dem Mann den sie getötet hatte, wandte sich dann aber wieder davon ab. Es war definitiv kein schöner Anblick. „Doch für was du dich entscheiden magst, vergiss nicht, dass es um dein Leben geht.“ hatte Lasciel gesagt. Ihr Leben… was wollte sie denn von ihrem Leben? Johannah wieder gesund machen, sicher, aber was gab es denn jenseits davon? Sie hatte schon immer auf kosten anderer gelebt, aber wollte sie wirklich auch noch anfangen sich durchzumorden wie es ihr passte? Wofür auch immer sie sich entschied, beide Möglichkeiten die sie jetzt hatte konnten im schlimmsten Fall das Ende ihres Lebens zur Folge haben, wenn auch nicht zwangsweise auf die gleiche Weise. Im besten Fall würden beide Optionen sie aber konsequenzenlos davon kommen lassen, nur bei einer würde sie einen weiteren Menschen töten. Allerdings war das auch wiederum die sicherere Option. Der Feline entfuhr ein fauchender laut, als sie frustriert ihre Hände an ihren Kopf legte. Vielleicht… konnte sie Lasciel einfach vertrauen. Vielleicht musste sie gar nicht auf Nummer sicher gehen. Irgendwas an seiner gelassenen Ausstrahlung hatte ihr das Gefühl gegeben, dass es in Ordnung war, dass er es schaffen würde, auch wenn sie nicht wusste wie. Die Lunos schluckte als sie ihre Entscheidung traf. Sie wettete gerade auf gut Glück auf den Blinden. Obwohl ihr Geist sie anschrie dass sie kein Vertrauen in ihn setzen sollte, dass sie selbst kämpfen sollte anstatt abzuwarten, gab es doch auch einen Teil der ihr sagte, dass das gerade das richtige war. Die Lunos stand auf und setzte sich wieder in die Ecke, in der sie dem ersten Räuber aufgelauert hatte. Falls der Brünette wirklich verlieren sollte, konnte sie die geschwächten Banditen immer noch heimlich überfallen. Jetzt saß sie aber ruhig da, nervös mit dem Messer das sie bekommen hatte rumspielend, und lauschte den Kampfgeräuschen von draußen.
Was hatte er vor? Lash antwortete nicht. Es war nicht nötig. Er war kein Mann vieler Worte, wenn es nicht notwendig war, dass er seinen Senf dazu gab und die kühle Miene ließ sehen, dass er nichts ausschloss, was passieren könnte. Und nun ja … wie die Kettenglieder in einfallenden Licht glänzen, so schwand die Chance, dass er eben diese nicht zu verwenden gedachte. Dennoch hatte er einen Blick zurückgeworfen. Cayra hatte sich bewiesen, sie hatte sich selbst bis aufs Äußerste verteidigt, dennoch war er nicht sicher, ob sie es erneut schaffen könnte. Er wusste genauso wenig über sie wie umgekehrt und auch wenn er es vorzog, nicht zu viel zu erzählen, so hätte er gerne mehr gewusst. Doch es war keine Zeit für Fragen und so blieben ihm nur Vermutungen. Zudem hatte er nicht gesehen, wie zielsicher mit dem Messer gewesen war, wie viele Stiche sie gebraucht hatte. Aber absichtlich umgebrachte hatte sie den Räuber wohl nicht und das hieß, es wäre gut, wenn kein weiterer der Männer in Kutsche gelangen würde.
Lash sprang leichtfüßig aus der Kutsche. Der Boden war etwas rutschig unter seinen Stiefel. Im frühen Frühling gefror der Boden zuweilen nachts noch und nun bedeckte Tau den Weg. Einige Augenblicke verharrte er still und lauschte nur. Die Vögel um ihn herum waren verstummt. Auf von den Pferden war kein Schnauben oder Stampfen zu hören. Es war still, zu still. Der Engel packte den Griff der Kette fester und ging leicht in die Knie. Einen Vorteil hatte die Stille, denn so hörte er Schritt hinter der Kutsche. „He Jorg, hast du sie?“ Er drehte sich nicht zu der Stimme ein Stück hinter sich um. Das war etwas, dass er durch sein fehlendes Augenlicht schließlich aufgegeben hatte zu tun. Zudem war der Ursprung der männliche Stimme ein gutes Stück von ihm entfernt. Lasciel drückte den Rücken gegen die Seitenwand, als der Kerl erneut nach Jorg rief, diesmal ungeduldiger und eine Antwort forderte. Jetzt hatte er eine 50 50 Möglichkeit, welchen der beiden er sich zuerst vornehmen wollte. Er war kein Anfänger, doch sein Kopf pochte nach wie vor und der blutige Geschmack auf seiner Zunge kam ohne Zweifel ebenfalls von den Schlägen, die er zuvor eingesteckt hatte. Der Mann hinter ihm rief erneut und Lash lief geduckt los, nach hinten. Vor dem Eck verharrte er. Mit dem linken Auge hätte er sich weit vorbeugen müssen, um etwas zu sehen, also lief er kurzerhand drum herum und prallte beinah mit dem zweiten Räuber zusammen. Der überraschte Laut war eindeutig zu verräterisch. Lash trat rück, drehte sich seitwärts, als auch schon eine Faust an seinem Gesicht vorbeiflog. Er würde nur wenige Augenblicke haben, ehe der andere Räuber zu ihnen kam. Kurzerhand nützte er den Ellbogen, um damit auf die breite Brust des etwas kleineren Mannes zu zielen. Mit der Drehung seines Körpers nahm er Schwung mit, um ihn möglichst hart zu treffen und ließ zugleich Magie in den Schlag fließen. Direkt darauf hieb er erneut zu und sein Ellbogen traf wie von Zauberhand die Stelle erneut. Es pochte, doch das schmerzliche Ächzten des Gegners war Bezahlung genug. Lash riss den Fuß hoch und zwischen die Beine des Räubers, der sich mit einem Schrei nach vor beugte und sich seine Kronjuwelen hielt. Das nützte er, um hinter ihn zu kommen, die Kette um seinen breiten Hals zu wickeln und zuzuziehen. Die scharfen Kanten gruben sich in seine Haut und er schnappte röchelnd nach Luft. Die Waffe des Engels war nicht für einen schnellen Tod gemacht. Sie war dafür geschaffen, langsam zu tödlichen und schwere Wunden zuzufügen, wodurch der Blutverlust zum Ende führen würde. Vielleicht hätte er das Messer behalten sollen. Doch er hatte es nicht und sie riss er grob daran, bis die Glieder sich immer tiefer in die Haut gruben, sie zerfetzten wie die Zähne eines Haies. Einmal trat der Räuber ihm auf den Fuß und Lash fluchte, als seine Stiefel seine Zehen nicht gut genug von dem Gewicht des anderen abschirmen konnten. Doch er ließ nicht los, bis die Gegenwehr immer schwächer wurde.
„George! He, wat machst du da??“ Der letzte der Räuber kam um das Eck und erstarrte, als er seinen Kumpanen im Griff des Engels sah. Selbst in schwarz und weiß mit nur einem Auge saß Lash, wie ihm die Farbe aus dem Gesicht wich. „He, Finger weg!“ Der dürre Kerl, dünner als er es bei seiner Stimme vermutet hatte, wollte auf ihn zu gehen und zog ein Schlachtmesser. Der Alte hasste diese Dinger. Und er hasste es, unterbrochen zu werden, doch noch hatte er keine Hand frei, um etwas gegen ihn zu unternehmen. Knurrend lockerte er die Kette soweit, dass er sie nur noch an den Enden in einer Hand hielt und schlug dann mit der flachen Hand gegen dessen Rücken. Der Räuber wurde nach vor gegen die Kette geschleudert und das Knacken seines Genicks war der letzte Laut, den der Mann je erzeugen würde. Lash ließ die Kette los, griff unter den Mantel und zog die Pistole. Als die Waffe auf den Kopf des letzten Räubers gerichtet war, hielt dieser inne. Ein ‚Einen Schritt und ich drücke ab‘ sparte er sich. Er hatte gerade seinen Kumpel vor seinen Augen das Genick gebrochen, dass sollte genügen. Sollte. Doch dieser war entweder besonders dämlich oder … oder nichts, denn er begann auf ihn zuzulaufen, als wollte er so schneller sein als Lashs Finger. Überraschung, war er nicht. Der Engel drückte ab, doch der erste Schuss ging daneben. Erst der zweite traf den Räuber an der Schulter, woraufhin dieser automatisch hinfasste. Als er nur einen pochenden Schmerz, kein Blut spürte, zeichnete sich Verwirrung auf seinem Gesicht ab. Verwirrung, die zu Wut wurde. „Fuck“, brummte er und streckte die Hand links von sich aus, während er die Pistole fallen ließ. Das Ding war mehr schein, vorursachten die Schüsse doch mehr Lärm als Schaden, doch oft genügt allein sein Anblick, ihm aus der Patsche zu helfen. Lasciels Magievorrat war mittlerweile beinah vertan, doch ein letztes Mal nutzte er ihn, um die Kette durch Magnetismus zurück in seine Hand zu holen. Dann wirbelte er sich über seinen Kopf und ließ sie auf den letzten Räuber herabsausen. Sie wickelte sich um dessen Oberkörper und begleitet von einem Schrei ging dieser zu Boden. Was Lasciel aber übersah war dessen Messer. Wie er die Kette geworfen hatte, erwischte die Klinge ihn am Oberschenkel und zerschnitt den Stoff der Hose und drang weiter nach unten vor. Lash grunzte, als der Schmerz sein Gehirn erreichte und stolperte, sank ein Stück von dem noch lebendigen Räuber entfernt zu Boden. Sein Atem ging stoßweise, als er nach dem Messer griff, dass ihm im Oberschenkel steckte. Seine Finger berührten etwas warmes, feuchtes und er blickte an sich hinab. Auf seiner Hose wurde rasch ein dunkler Fleck sichtbar, während zugleich der Schmerz stetig mehr und mehr wurde.
Cayras Bein wippte nervös auf und ab, während sie in der Kutsche saß. Sie hatte sich vorgenommen, sich auf Lasciel zu verlassen, sodass sie sich nicht den Räubern zeigen musste, aber mit jeder Sekunde die verging wurde ihr unwohler mit dieser Entscheidung. Sie hätte mit raus gehen soll. Es war feige von ihr, sich so zu verstecken. Lasciel würde es nicht alleine schaffen. Das waren die Gedanken, die in ihrem Kopf immer lauter umherhallten und ihr keine Ruhe ließen. Der Blick der Feline wanderte zu dem toten Räuber, und dann wieder zu dem Messer, das sie immer noch zwischen den Fingern hatte. Sie hatte für ihr eigenes Überleben gekämpft, wie so oft zuvor auch. Worüber machte sie sich also Gedanken? Dass er gestorben ist war seine eigene Schuld, dafür dass die Banditen nicht schlauer vorgegangen sind, konnte sie doch nichts. Der Kopf der Lunos schnellte zur Tür als ein Schrei zu hören war, und nicht lange danach jemand am Eingang der Kabine vorbeizulaufen schien. Unfähig weiter still zu sitzen, stand sie dann einige Sekunden später auf, wieder ihren Dolch ergreifend. Sie wollte kein Risiko eingehen, nicht so. Langsam bewegte sie sich auf die Türschwelle zu, lauschte ob sich in der Nähe etwas tat, und lugte dann mit dem Kopf heraus. Als sie sich umsah war gerade noch zu erhaschen, wie einer der Räuber am Ende der Kutsche um die Ecke bog. Einer is also noch mindestens übrig Sie schritt vorsichtig aus der Kabine, als auf einmal ein lautes Knallen zu vernehmen war - Eine Pistole? – worauf sie sich in die Richtung begab, in die der Räuber gelaufen war, bemüht keinen Ton von sich zu geben. Am Ende der Kutsche angekommen drückte die Silberhaarige sich dann an die Wand und lugte um die Ecke. Es waren drei Personen zu sehen, einer der Räuber, der bewegungslos auf dem Boden lag und aus seinem gesamten Hals blutete, dann Lasciel, der mit einem verletzten Bein auf dem Boden kniete und die Kette hielt, und zuletzt der dritte Räuber, welcher gegenüber von dem Blinden auf dem Boden lag, in der Kette eingewickelt. Der Brünette hatte anscheinend doch Schwierigkeiten gehabt, doch zum Glück war der letzte Feind von ihr abgewandt und schutzlos. Leisen Schrittes ging die Teenagerin auf den Banditen zu, ihren Dolch bereithaltend. Ich muss nur die gleiche Stelle treffen wie vorhin Als sie nah genug dran war schnellte Cayra dann nach unten, riss den Kopf des Banditen mit der einen Hand in Position, und vergrub mit der anderen Hand ihren Dolch in seinen Hals, viel zu schnell für ihn um zu reagieren. Einen Moment verweilte die Feline so, doch die Muskeln des Räubers verloren schnell ihre Kraft, worauf sie seinen Kopf zu Boden sinken ließ. Das war dann wohl der zweite Nach einem tiefen Ein- und Ausatmen sah sie Lasciel an, dessen Bein recht angeschlagen schien. "Wenn wer fragt warst du‘s." Sagte sie trocken, ehe sie auf ihn zuging. Die Lunos war sich nicht sicher, was sie gerade fühlte. Aufregung über ihren ersten willentlichen Mord, Erleichterung, dass sie jetzt außer Gefahr waren, aber auch einen Ton Enttäuschung, welchen sie nicht ganz zuordnen konnte. Sie hätte gleich mit rauskommen sollen, dass war ihr jetzt klar. Auch wenn der Blinde überraschend weit gekommen war, war er nicht schlecht verletzt worden, und sie hatte den letzten Schlag geben müssen. Diesen Fehler würde sie nicht noch einmal machen. "Wie geht‘s, kannst du stehen?" fragte die Silberhaarige, neben dem Brünetten kniend und die Wunde begutachtend. Wenn er nicht mehr laufen konnte, würden sie ein Problem haben. "Lass uns erstmal die Blutung stoppen. Du hast keinen Verband mit, oder?" Mehr eine rhetorische Frage, Lasciel sah nicht so aus als hätte er Erste Hilfe Ausrüstung dabei. Nachdem sie die Räuber und auch den Kutscher, welcher ebenfalls nicht mehr unter den lebenden war, nach verbandszeug durchsucht hatte, kehrte sie zum Verletzten zurück, und schnitt ein Stück von der Kleidung eines Banditen ab. Besser als nichts Darauf ging sie wieder zum Brünetten um sein Bein zu verbinden. "Für einen Blinden hast du dich ja echt gut geschlagen."
Keuchend lag Lasciel auf dem feuchten Boden. Die Kälte der Erde unter ihm kroch durch den Stoff der Hose in seinen Hintern, wo der Mantel ihn nicht bedeckte, sondern zurückgerutscht war. Er wollte sich bewegen, wollte sich aufrichten, den warmen, schweren Stoff unter sich ziehen um sich darauf gemütlich nieder zu lassen, doch die Schmerzen machten es ihm schwer, auch nur den Kopf zu drehen. Sie waren überall, überrollten ihn immer und immer wieder wie ein Tsunami, der auf das Festland prallte. Seine Gedanken liefen nur holprig, während er die Zähne fest zusammenbiss, bis es knirschte. Er musst gegen den Nebel ankämpfen, der sich in seinem Kopf ausbreitete, so schnell, wie auch das Blut mit jedem Herzschlag aus der Wunde floss. Noch war es weniger schlimm, da das Messer selbst den Blutfluss leicht stoppte, doch ausreichend war es bei weitem nicht. Nein, er musste handeln. Er musste handeln um sich zu retten. Lasciel knurrte verbissen. Er hatte über 700 Jahre auf dieser verdammten Welt gelebt. Er hatte seine Flügel und sein Augenlicht verloren. Sein Körper trug Spuren von Stunden voll solcher Qual. Er hatte seine Geliebte verloren und war dennoch noch hier, nur um jetzt durch einen mageren Räuber und dessen Schlachtermesser auf dem mit Tau bedecktem Boden zu sterben? Er wäre mit Lin wieder vereint, sollte er denn eine Chance haben, zu ihr in den Himmel zu kommen. Fast glaubte er sie zu hören, wie sie nach ihm rief. Spürte ihre Hände an seinen, die ihn zu sich zogen. Er könnte nachgeben. Er könnte sich zurücksinken lassen und sich dem Schicksal überlassen, ob er verbluten würde oder nicht. Nein. Das Wort war klar, schnitt wie eine saubere Klinge durch den Dunst. Lash beugte sich vor und schloss die Finger zitternd um die Halterung des Messers. Er würde nicht aufgeben. Der Engel hasste das Schicksal, zu oft hatte es für ihn entschieden. Zu oft hatte jemand anders entschieden, ob er leben oder sterben würde. Doch das hier war seine eigene, verdammte Entscheidung! „Arrg!“ Er zog die Klinge aus seinem Oberschenkel und kurz wurde ihm ironischerweise schwarz vor dem Auge, dass mit Magie noch funktionierte. Die alte, gute Blindheit. Doch er war diese gewöhnt und sie drückte er ohne zu zögern die Handfläche auf die Wunde. Beim Kontakt zischte er auf, seine Muskeln spannten sich als Gegengewicht an, um den Schmerz auszuhalten, als er ohne Rücksicht darauf zu nehmen, fester drückte. Es musste aufhören zu bluten.
Seine Finger wurden glitschig nass, doch er legte nur die andere Hand darüber. Vielleicht könnte er sich ausziehen und damit die Wunde verbinden, doch dazu hätte er entweder ein Messer benötigt oder sich mehr bewegen müssen, was er beides nicht als gute Idee ansah. Also blieb ihm nichts, außer hier zu sitzen und den Räuber zu beobachten, der ein Stück entfernt auf dem Boden lag, wie ein Päckchen in die Kette, die seine Haut an mehreren Stellen aufgerissen hatte. Immerhin ging es ihm noch schlechter als dem Alten, von seinem Kumpanen ganz zu schweigen. Ein verbissenes, aber doch zufriedenes Lächeln verzog seine Züge zu einer Grimasse. Es erfreute Lasciel nicht, jemanden umzubringen, doch in seiner Welt fraß der Starke den Schwächen, und der Gute den Bösen – wenn er es schaffte. Und sofern man ihn hier als gut ansah, hatten er und Cayra es geschafft. Cayra. Lasciel drehte den Kopf zur Kutsche herum, bereit das Mädchen zu rufen. Er war ein Einzelgänger, bat nicht gern um Hilfe. Nicht, weil er zu stolz war, sondern weil er nicht gerne in der Schuld anderer stand. Dennoch würde er es dieses Mal tun. Die Kleine hätte es auch verdient, etwas von ihm zu verlangen, nachdem sie den ersten Räuber erledigt hatte. Und wenn es nur ein Versprechen war, zu schweigen. Doch bevor er sprechen konnte, öffnete sie die Türe langsam und schließlich tauchte eine kleine, hellhaarige Frau auf. Sie ging leise auf den in Ketten liegenden, noch lebendigen Räuber zu und ja … er war tatsächlich etwas überrascht, als sie das Messer kaltblütig ansetzte und den Dolch in dessen Hals vergrub. Damit, dass sie es so absichtlich tat, hatte er nicht gerechnet. Mit neuer Vorsicht und Interesse beobachtete er sie, wie sie sich näherte. Lash nickte nur. „Ich war es“, wiederholte er. Doch im Optimalfall würde keiner die Leichen je finden. Um dafür zu sorgen, musste er es selbst aber schaffen, nicht einer von ihnen zu werden und dass noch immer Blut hervorquoll und ihm das Sitzen langsam anstrengend wurde, verhieß nichts Gutes. Scheiße … der Räuber schien einen Glückstreffer gelandet zu haben. Er brummte leise einen Fluch vor sich hin und schüttelte den Kopf. „Schwankend vielleicht. Aber wenn ich es zur Kutsche schaffe …“ Er versuchte den Hintern anzuheben, gab es aber auf und schüttelte den Kopf erneut. „Nein, besser nicht. Wir müssen das anders machen.“ Sie würde ihn nicht tragen können. Lash sah Cayra hinterher, die die Leichen durchsuchte, während er überlegte. Er kam nicht hin, also musste die Kutsche zu ihm. Als das Mädchen mit einem abgeschnittenen Streifen zurückkam nahm er ihr das Stoffstück entgegen und legte es über die Wunde. Dann zog er harsch fest, grunzte vor Schmerz, und knotete es hinten zu. Lange würde es nicht helfen. „Zwei Dinge Mädchen. Erstens, schneide einem der Räuber mehr Stoff ab oder ziehe ihn zu mir. Und zweitens, kannst du eines der Pferde losmachen und hier her bringen?“
Es war nicht schwer den letzten Banditen zur Strecke zu bringen. Er war durch die Kette schon bewegungsunfähig geworden, was es nur noch einfacher machte sich ihm unbemerkt zu nähern. Dann war ein ein Leichtes den Hals zu treffen. Die Feline war nicht erpicht darauf ihm das Leben zu nehmen, aber lieber seines als ihres. Lasciel machte den Eindruck als täte er sich schwer mit der Verletzung, kein Wunder, so tief wie das Messer anscheinend in sein Bein eingedrungen war. Als er bestätigte nicht aufstehen zu können fluchte sie innerlich, eine weitere Bekräftigung dass sie gleich hätte mit rausgehen sollen, anstatt sich feige zu verstecken. Doch war jetzt nicht die Zeit auf vergangenen Fehlern zu verharren, sollte der Brünette ausbluten würde sie noch größere Probleme kriegen. Es war interessant dass er entschied seine Verletzung selbst zu Verbinden. Sie hätte es auch getan, würde sich aber nicht aufzwingen wenn er es so wollte. Die Lunos war sich nicht sicher wozu der Blinde den Extrastoff und das Pferd haben wollte. Den Stoff vielleicht um die Wunde besser zu verbinden und das Pferd um sich drauf zu setzen? Sie gehorchte erstmal. Der Stoff war schnell besorgt und zu Lasciel gebracht, bevor sie sich zur Vorderseite der Kutsche begab, wo die Pferde standen. Was es der Silberhaarigen erschwerte ein Pferd zu holen war der Fakt, dass sie absolut keine Ahnung von diesen Tieren hatte. Erst einmal hatte sie Probleme an eines der Pferde ran zu kommen, weil diese sich eine Weile lang immer wieder von ihr weg bewegten und anfingen um sich zu schlagen wenn sie zu nahe kam, doch irgendwann hatte sie es dann doch irgendwie geschafft einigermaßen das Vertrauen der Tiere zu gewinnen. Nachdem sie rausgekriegt hatte wie man sie von Kutsche löst, hatte sie dann eines der Pferde am Zügel, wo sich eine weitere Herausforderung zeigte: Es wollte nicht mitkommen. Egal wie sehr die Teenagerin zog oder auffordernd zu dem Tier sprach, es rührte sich nicht von der Stelle. Dies ging ein Paar Minuten so weiter, bis sie sich an die Quest am Drachenherz erinnerte, wo Elion ihr gezeigt hatte wie man mit Kamelen umging. Er hatte dem Dromedar erst über die Stirn gestreichelt und dann sanft am Zügel gezogen. Ob das so auch bei Pferden ging? Die Idee austestend ging Cayra zum Pferd, und legte die Hand langsam auf die Stirn, bevor sie begann sanft drüber zu streichen, worauf sie leicht am Zügel zog, weniger als Befehl wie vorher, sondern jetzt eher als Bitte. Und tatsächlich begann das Huftier jetzt sich zu bewegen und ihr zu folgen. Eine Welle an stolz durchströmte die Feline in Anbetracht dieses Erfolgserlebnisses, als sie das Pferd zu Lasciel führte, der jetzt wohl einige Minuten lang hatte warten müssen. "Du hast aber nicht vor einfach so weg zu reiten, oder?" fragte sie mit witzelndem Ton, als sie mit dem Tier neben ihn trat. Nachdem er sich im Alleingang den Banditen gestellt hatte glaubte sie nicht dass der Brünette sie jetzt zurücklassen würde. "Also, was jetzt? Wir müssen die hier loswerden..." Die Lunos schaute zu den Räubern, die regungslos auf dem Boden lagen, und dann rüber zur Ladefläche der Kutsche, wo noch immer der Tisch verharrte, wegen dem sie überhaupt erst in diese Situation gekommen war. "...und dann irgendwie die Kutsche nach Magnolia kriegen. Nur wird der Fahrer uns da nicht mehr helfen können." Jetzt sah die SIlberhaarige wieder zum Brünetten, der sich seitdem sie draußen waren überraschend… koordiniert bewegt hatte, fast schon als würde er wieder sehen können, obwohl er doch eigentlich blind war. Ob es etwas mit der Augenklappe zu tun hatte die er jetzt trug? "Was ist das eigentlich für ne Augenklappe?"
Lasciel wartete ab, bis er weitere Stoffstücke in Händen hielt. Dann legte er diese neben sich auf den Boden und legte einen Streifen sorgfältig zusammen, faltete ihn immer und immer wieder, bis er einen etwa zwei Zentimeter hohen Turm erhielt. Lash beugte sich vor, nahm sein Knie und hob dies hoch, um das Bein leicht aufrecht zu stellen. Dann legte er das Polster auf die Wunde, balancierte es auf dem Oberschenkel und schnappte sich einen weiteren Streifen, den er unter das Bein legte, dann hochzog und über all dem Zeug verband. Grunzend vor Schmerz, als er anzog um durch den starken Druck den Blutfluss möglichst schnell zu stoppen, verknotete er das den Streifen und ließ das Bein dann sinken. Hoffentlich würde es so besser klappen. Das letzte Stoffstück in Händen haltend schloss er die Augen und ging seinen Körper durch, ob er dank des Adrenalins und der Beinwunde etwas anders übersehen hatte. Seine Zehnen schmerzten von dem Tritt, seine Ellbogen ebenfalls, doch keiner davon blutete. Nun, da schien er relativ gut davongekommen zu sein, wenn er die beiden Räuber betrachtete. Der eine lag ein Stück von ihm entfernt auf dem Bauch, den Kopf seltsam und eindeutig ungesund verdreht. Der zweite Räuber befand sich noch immer im Griff seiner Kette und der feuchte Boden saugte das Blut auf, dass auf den kleinen Wunden sowie des Schnittes des Mädchens lief. Lash überdachte kurz, seine Kette zu sich zu holen, doch er war nicht sicher, ob er dazu genug Kraft aufwinden könnte. Er war magisch gesehen ausgebrannt von dem Kampf zuvor und würde für so etwas nicht riskieren, aufzustehen und die Sache noch schlimmer zu machen. Nein, dass würde wohl noch etwas sein, um dass er Cayra bitten würde müssen. Es gefiel ihm nicht sonderlich, so hilflos zu sein. Ins besondere hasste er es, die Kleine erneut dazu zu bringen, in näheren Kontakt mit den Räubern zu kommen, doch um keinen Preis würde er seine Kette hier zurücklassen. Das Ding war alt, ohne Zweifel dreimal so alt wie das Mädchen selbst. Natürlich hatte er im Laufe der Zeit die Glieder immer wieder ausgewechselt, neu schleifen lassen, sie verbessert, dennoch war das Grundkonstrukt das gleiche. Der Griff, das vertraute Gewicht in seiner Hand. Die Länge, die perfekt um seine Hüften passten um so getarnt als Gürtel zu dienen und dennoch stets bereit zur Anwendung zu sein. Neben seinem Pferd war die Kette wohl eines der wertvollsten Dinge, die er besaß.
Apropos Pferd. Lash hob den Kopf und blickte in Richtung der Kutsche, wo die Tiere standen. Von hier aus wirkten sie kleiner als Des, aber kräftiger. Er glaubte zu erkennen, wie sie in der Sonne unruhig herumtänzelten, als würden sie den Geruch des Todes wahrnehmen, dann hörte er Schritte und eines der Tiere kam an der Seite des Mädchens auf ihn zu. Das erste Mal hatte er nun Zeit, auch sie etwas genauer zu betrachten. Kleine Katzenohren und ein Schweif, zwei Dinge, die ihm bisher entfallen waren. Sie ähnelte Temujin ein bisschen, nur in kleiner, süßer – und ja, Lasciel benutzt das Wort nicht oft, aber dennoch wusste er über dessen Existenz bescheide – und allgemein … er mochte sie mehr. Was nicht schwer war, da der Skinwalker ihm den wortwörtlich letzten Nerv geraubt hatte. Niemals hätte dieser für ihn getötet, eher zugesehen und hätte ihn danach ausgeraubt. Kurz verdüsterte sich die Miene des Engels, dann aber erreichten Cayra und das Pferd ihn und Lash schüttelte leicht den Kopf, um die Gedanken an diese Katastrophenquest zu verscheuchen. Ja, das Tier war etwa 10 Zentimeter kleiner als Desperatio, was es ihm dann doch erleichterten würde. Hoffentlich zumindest. Der Engel streckte die Hand aus und wartete bis es daran schnupperte und langsam, ein, zwei Schritte zu ihm kam. Leise murmelnd strich er durch das dickere, weiche Fell, durch die kurze Mähne. Die weichen Lippen des Tieres kitzelten seine Wange. Es war einer der seltenen Momente, in denen Lasciels Lächeln wirklich warm und ehrlich war. Beruhigend brummte er und atmete den Geruch des Pferdes ein. Dann nahm er Cayra die Zügel ab und verdrehte den Oberkörper, um es näher an sich heran zu bringen. Mit den Händen stützte er sich an der kräftigen Schulter an. „Einfach stehen bleiben“, murmelte er, während er sich ächzend hochhievte, um dann schwankend auf einem Bein zu stehen. Jetzt musste er nur noch hinauf. Mit Des hatte er gelernt, sie dazu zu bringen, sich hinzulegen, falls er es benötigte, doch Lash war kein Pferdekenner. Er hatte nie wirklich viel gelernt, wusste nur, was er von Bekannten und Büchern noch nicht vergessen hatte und was seine eigene Stute ihm beigebracht hatte. Doch zum Glück hielt das Tier still. Lash legte die Hände in dessen Widerrist und atmete tief durch. Das würde jetzt weh tun. Ein paar Mal hopste er auf dem gesunden Bein, dann warf er den Oberkörper über das Pferd. Der Engel war relativ groß, entsprechend schaffte er es rasch, das gesunde Bein über den Rücken zu schwingen. Dann saß er und kniff die Augen gegen den Schmerz zusammen. Unter ihm tänzelte das Pferd unruhig herum. Aber immerhin saß er endlich darauf.
Lasciel schüttelte den Kopf auf Cayras Frage und handierte mit den Zügeln, bis er diese ordentlich links und rechts vom Hals des Tieres hatte. „Danke Mädchen." Nicht oft kam es vor, dass er sich bedankte, und wenn doch, dann war es wirklich so gemeint. Der Alte sah zu ihr hinab und dann zu den Räubern. „Ist etwas in der Kutsche, dass wir zu deinem Heim bringen sollen? Ich denke, es könnte schwierig werden, die Kutsche hier zu wenden … Am einfachsten wäre es wohl, dem Weg zu folgen und die Räuber einzupacken.“ Er runzelte nachdenklich die Stirn und strich mit der Hand über das warme Fell. „Schaffst du das? Die beiden in die Kutsche zu bringen? Dann können wir versuchen so zurückzukehren.“ Er schnalzte mit der Zunge und musste sich daran erinnern, das verletzte Bein nicht anzuspannen, um das Pferd, oder Pony, in Bewegung zu bringen. Langsam lenkte er es zur Kutsche zurück. „Wenn du das schaffst und das Pferd mit mir wieder an die Kutsche bringst, können wir es versuchen.“ Lasciel hatte keine Ahnung, wie man eine Kutsche steuerte, aber wenn er dabei auf dem Tier selbst saß, könnte es klappen. Es sei denn, Cayra wusste wie das ging? Kurz vor der Kutsche hielt er das Tier an und drehte sich nach dem Mädchen um. Augenklappe? Er war erstaunlich selten bisher nach dem genauen Zweck des Dinges gefragt worden. Oder er hatte es einfach ignoriert, doch sie hatte sich seinen Respekt und vieles mehr verdient. „Es hilft mir zu sehen“, gab er also zu.
Es hatte zwar eine frustrierend lange Zeit gedauert, bis sie dem Pferd nahe gekommen war und es dazu bringen konnte sich zu bewegen, doch sobald Cayra das geschafft hatte konnte sie es ohne große Anstalten zu Lasciel bringen. Sie war erstaunt, wie schnell dieser es im Gegensatz zu ihr schaffte das Vertrauen des Tieres des zu gewinnen. Obwohl der grimmige Lasciel bisher keinen wirklich tierfreundlichen Eindruck gemacht hatte, schien er doch zu wissen was er da tat. Auch das warme Lächeln das er kurz aufblitzen ließ fiel ihr auf. Die Feline beobachtete wie er sich langsam aufrappelte und sich trotz der Verletzung dann mit einem Sprung auf das Tier hievte. Sie selbst hätte sich durch ihre geringe Größe schon ohne Verletzung anstrengen müssen, sodass sie das nicht als schlechte Leistung sah. Als der Blinde einen Vorschlag machte wie sie weiter vorgehen sollten wurde die Lunos nachdenklich. Sie sollte die Räuber einpacken? Sie war davon ausgegangen dass sie sie einfach liegenlassen, beziehungsweise in irgendeinem Gebüsch verstecken würden, immerhin wollten sie ja beide nicht als Mörder auffliegen. Dann wanderte ihr Blick aber zur Vorderseite der Kutsche, worauf ihr das Problem mit diesem Plan auffiel. Sie mussten die Räuber mitnehmen um erklären zu können wie der Kutscher umgekommen war, ansonsten würde es so aussehen als wären sie verantwortlich. Die Silberhaarige hatte auf jeden Fall nicht vor ohne die Kutsche nach Magnolia zu gehen. Auch wenn es nur ein Tisch war der damit transportiert wurde, war es doch ihr Auftrag diesen heil nach Hause zu bringen, und bei einem Auftrag den sie von ihrer Mutter bekommen hatte wollte sie nicht scheitern. "Auf der Ladefläche ist ein Tisch der zu mir nach Hause soll." Die Teenagerin holte ihren Dolch wieder hervor, worauf sie ihn mit dem Griff nach vorne dem Brünetten entgegenstreckte. "Hier, nimm du den. Ich packe die Typen ein." Sie hatten sich schon darauf geeinigt dass Cayra die Verantwortung für die Toten nicht übernehmen würde, was hieß dass man sie nicht mit den Stichwunden in Verbindung bringen durfte. Dann ging sie zum nächstgelegenen Räuber und enthedderte den erst einmal von der Kette. Bei der Gelegenheit betrachtete sie diese gleich genauer und erkannte jetzt die unzähligen kleinen Klingen, die die einzelnen Glieder bildeten. Manche Glieder schienen älter und abgenutzter als Andere. Waren die ausgetauscht wurden? Als das erledigt war reichte sie Lasciel auch die Kette, worauf sie sich daran machte die Körper in die Kutsche zu hieven. Es nervte die Feline dass sie das alles allein machen musste, für den Blinden wäre es viel einfacher gewesen, aber das war dann wohl einfach eine weitere Konsequenz ihrer Untätigkeit. Es verlangte der Feline einiges an Mühe und Zeit ab die ausgewachsenen Männerkörper in die Kabine zu ziehen, sodass sie merklich ausgelaugt war, als die Beiden Banditen und der Kutscher sicher verwahrt wurden waren. Erschöpft atmend befestigte sie das Pferd auf dem der Brünette saß wieder an die Kutsche, worauf sie sich mit einem langen seufzen auf dem Fahrersitz breit machte. "Das klappt so? Also ich weiß nich wie man ne Kutsche fährt." Irgendwie schafften sie es schließlich die Kutsche in Gang zu setzen und den Weg nach Magnolia fortzusetzen. Irgendwie war diese eigentlich banale Aufgabe wirklich mühsam geworden, auch wenn sie selbst nicht allzu viel getan hatte war die Lunos ziemlich erschöpft. Sie hatte auf jeden Fall nicht erwartet dass ihr Tag so laufen würde. Noch nicht lange wieder unterwegs widmete sie ihre Gedanken jetzt dem, was Lasciel über seine Augenklappe gesagt hatte. "Durch die kannst du sehen? Is ja krass." Sie hatte noch nie von Augenklappen gehört die Blinden das Sehen ermöglichen konnten, und wusste auch nicht wie das funktionieren sollte. Sie konnte es sich höchstens vorstellen wenn die Augenklappe magisch war. Ein magischer Gegenstand, und dazu hatte er es mit zwei Banditen aufnehmen können. Konnte es sein? "Kannst du Magie benutzen?" Es konnte natürlich auch sein dass der Brünette einfach nur ein gekonnter Kämpfer war, aber es schien ihr auch nicht abwegig dass er ein Magier sein könnte, die kamen ja in so ziemlich allen Größen und Formen. "Ich bin jedenfalls Magierin, in Fairy Tail."
Mit etwas Müh und Not hatte Lash es geschafft, seinen Hintern auf den breiten Rücken des kleinen Pferdes zu hieven. Sein Bein hing nun locker herab, etwas, das den Schmerz nicht linderte, aber es war immer noch die bessere Alternative. Ansonsten hätte er selbstständig zur Kutsche humpeln müssen und selbst wenn er Cayras Hilfe gehabt hätte, wäre er auf dem Weg mehr als einmal zusammengebrochen. Wenn er in seinem jetzigen Zustand noch öfter hinfallen würde, bezweifelte der Alte, dass dies hilfreich wäre, die Blutung zu stoppen. Nein, mit dem Pony war es definitiv die bessere Wahl, denn so konnte er sich zumindest etwas ausruhen und über das sprechen, was nun anstand. Denn abgesehen von der Beinwunde hatten sie es noch immer mit drei, nein vier wenn er den Kutscher mitzählte, Toten zu tun, sowie mit der Ladung der Kutsche und dem Mädchen selbst. Sie stellte sich unglaublich taff an. Cayra hatte Lasciel bereits damit überrascht, den ersten und letzten Räuber in Notwehr aber dennoch umgebracht zu haben. Doch auch jetzt behielt sie die Nerven zusammen und war fähig ihm zu helfen und seine Fragen zu beantworten. Lash sprach es nicht aus, aber er fand sie wirklich mutig. Das spiegelte sich aber darin wieder, dass er das Kinn leicht senkte, als sie ihm das Messer entgegenreichte. Eine kleine Geste der Dankbarkeit ihr gegenüber, ein Gefühl, dass er sonst sehr, sehr selten zeigt. Er zog die Pistole aus der Halterung, schob diese in seine Manteltasche, um das Messer dann darin zu verstauen. Sich unabsichtlich selbst zu verletzen war wirklich nicht sein Plan. Kaum verstaut brachte er das Tier dazu, sich zu bewegen und zurück zu den anderen Zugpferden zu gehen und bat Cayra darum, den Ort aufzuräumen. „Dann werden wir dem Weg zu dir nach Hause folgen und den Tisch abladen. Ich werde mit der Kutsche dann zurückkehren.“ Er runzelte kurz die Stirn und zögerte. „Ist dein Namen gemeldet und weiß jemand, dass du in dieser Kutsche warst?“ Wenn dies so wäre, hätten sie oder er ein kleines Problem. Andersfalls könnte er die Kutsche einfach versenken und die Ponys irgendwo abliefern oder mitnehmen. Ob Desperatio sich wohl mit ihnen verstehen würde? Er hatte sie oft im Stall mit anderen Tieren, doch seit er sie hatte, hatte er kein anderes Pferd selbst gehabt. Es wäre ein interessanter Gedanke, ein Gepäckpferd bei sich zu haben, doch dazu hatte er nicht genug Besitz, dass es sich auszahlen würde. Zudem wäre es teurer und Lash kam mehr oder minder gut mit seinen Questersparnissen klar, um davon selbst zu leben, sein Reittier zu versorgen und sich in seiner Freizeit in Clubs bei Glücksspielen zu betrinken. Und für die Zigaretten. Doch jetzt auf dem Pferd würde er sich keine anzünden. Des kam damit, zumindest, soweit es ihm erschien, gut klar. Sie war allgemein eher wenig schreckbar, aber er konnte nicht wissen, ob das auf die Tiere hier auch zutraf.
Cayra hatte die Räuber schließlich verladen und zu Lashs Entzückung ihm sogar die Kette zurückgegeben. Er fädelte diese ein und wartete ab, dass das Mädchen sich auf die Kutsche setzte. Das Wort Danke kam ihm nicht mehr über die Lippen, aber seine Züge waren weicher und weniger desinteressiert als sonst. „Das werden wir sehen. Ruhe dich aus, und sage Bescheid, sollten wir vom falschen Weg abkommen.“ Lash schnalzte mit der Zunge, berührte auch das Tier neben sich mit der Hand und zog an den Zügeln und ratternd setzte die Kutsche sich in Bewegung. Es tat weh, von den Schritten durchgerüttelt zu werden, doch so konnte er immerhin die Kontrolle behalten. Also bis der Engel die Zähne zusammen, bis es knirschte. Entsprechend froh war er um die Ablenkung, die Cayra ihm mit ihren Fragen bot. Er nickte, auch wenn er nicht sicher war, ob man es von hinten sehen konnte, wie sein brauner Schopf sich bewegte. „Etwas. Ich war allerdings nie wirklich magiekundig, meine Fähigkeiten sind eher … unterstützend, was den Kampf betrifft.“ Lasciel beherrschte nicht viele magnetische Zauber, doch einen Liebling, den er auch am besten konnte, verwendetet er hauptsächlich in Kombination mit der Kette. „Es gibt viele Wege, Magie zu nützen.“ Das sie von Fairy Tail war … er zog eine Braue hoch. Sie wirkte nicht sonderlich chaotisch, eher, als hätte sie sich ziemlich gut unter Kontrolle. Doch vielleicht musste der Alte einmal aus seinem gemütlichen Schubladendenken heraus, auch wenn es ihm nicht in den Kram passte. „Du wirst mich in keiner Gilde finden“, gab er nach einer kurzen Pause, in der nur die Schritte der Tiere und das Ächzten und Knarzen der Kutsche zu hören war, von sich. Lasciel hatte die Gilden bisher zwar als da wahrgenommen, sich aber nie tiefergehend damit beschäftigt, oder gar auf sich bezogen. Irgendwie hatte er auch nicht das Gefühl, dass eine davon passen würde. Die rote Gilde womöglich, doch erstes hasste er rot und zweites war ihm das Gilden Getue zu anstrengend. Dennoch formte sich eine Frage in seinem Kopf, die er diesmal nicht schluckte und einfach stoisch schwieg. „Warum Fairy Tail?“
Wortlos nahm Lasciel den Dolch an sich, was Cayra dankbar stimmte. Falls sie dieses Ereignis nicht komplett unter den Teppich kehren können würden, wollte sie so wenig Augen auf sich ziehen wie möglich. Sie würde nur das unschuldige Mädchen sein, während der Blinde den starken Kämpfer spielen würde, der sie beschützt hat. Irgendwie hat er das ja auch getan, sich alleine den Räubern gestellt, und hatte sogar zugestimmt die gesamte Schuld auf sich zu nehmen. Wo die Feline darüber nachdachte war sie dem Brünetten damit im Ernstfall eigentlich wirklich eine Menge schuldig. Ein Teil ihres Geistes sagte ihr dass es ein Fehler war ihm zu vertrauen, dass er sein Wort brechen würde wenn es hart auf hart kam - Warum auch nicht? - doch hatte sie gerade keine Alternativen außer ihm zu vertrauen, es war nicht so als würde sie die Kutsche alleine nach Magnolia bekommen können. Sie wusste nicht wo sie gemeldet sein sollte. Hatte Johannah sie irgendwo gemeldet? Die Lunos hatte keine Ahnung von Bürokratie. "Meine Mutter weiß davon, und der Bekannte von den wir dem Tisch haben. Also... ist es in Ordnung, die Verraten uns nicht." antwortete sie etwas nachdenklich. Ja, ihre Mutter würde sie nicht an Runenritter oder wen auch immer verpfeifen, aber trotzdem hatte sie ein mulmiges Gefühl. Ihr war es so ziemlich noch nie gelungen etwas vor Johannah geheim zu halten, zumal diese definitiv fragen würde warum es keinen richtigen Kutscher gab. Die Silberhaarige wusste nicht wie sie ihr sagen würde was passiert war, und fürchtete sich vor der Reaktion. Aber auch das war eine Sache, bei der es nicht viel nützen würde jetzt ewig darüber nachzudenken, weswegen sie sich dem Hier und Jetzt widmete, wenn auch mit einem unguten Gefühl im Magen. Nachdem die Toten mühsam verstaut waren pappte die Teenagerin sich erschöpft auf den Fahrersitz, worauf sich die Kutsche dann auch in Bewegung setzte. Sie konnte sich darauf nur halbwegs ausruhen, das ständige Rütteln war hier noch schlimmer als in der Kabine und sorgte dafür dass sie stetig darauf achten musste nicht vom Sitz zu fallen. Mit ihrer Vermutung dass der Brünette ein Magier war hatte sie wohl richtig gelegen, denn dieser bestätigte Magie nutzen zu können. wiedereinmal verfluchte Cayra sich dafür nicht mit aus der Kutsche gestiegen zu sein, denn dann hätte sie sehen können was Lasciel für Magie nutzte. Aber wie er sagte was es wohl keine allzu protzige, sie hatte keine ungewöhnlichen Wunden an den Banditen entdecken können. Es gibt viele Wege Magie zu nutzen, das konnte die Feline nur bestätigen wenn sie an die Magier dachte, die sie bisher alle getroffen hatte, Zahar die mit ihrem Gift ihre Nahkampffähigkeiten untermalte, Elion der ohne Trara Explosionen auf seine Hindernisse schoss, oder Lian der ihr damals ein Port Monee voll Geld vorgegaukelt hatte. Was man mit Magie alles machen konnte schien echt grenzenlos zu sein, eine Sache die die Lunos begeisterte wenn sie daran dachte. Der Blinde war also eher ein Einzelgänger, irgendwie nicht überraschend. Sie konnte durchaus nachvollziehen warum viele sich nicht an Gilden binden wollten, sie selbst bevorzugte es auch lieber unabhängig zu sein und sich nur auf sich selbst verlassen zu müssen. "Hmm, gute Frage." stimmte sie da auf die Frage des Blinden ein. Warum war sie in Fairy Tail? Sie war Magierin geworden und einer Gilde beigetreten um Geld zu verdienen, aber hätte es da unbedingt diese sein müssen? Eigentlich war es nur Fairy Tail geworden weil es die nächstgelegene Gilde war und Johannah da Verbindungen hatte. Wären die Umstände anders gewesen wäre sie auch genauso Satyrs Cornucopia, Liberty Phoenix, oder der sogenannten „dunklen“ Gilde Royal Crusade beigetreten, sowie den Rune Knights oder Crimson Sphinx, obwohl sie bei den Letzteren, nach dem was sie darüber gehört hatte, Zweifel hegte ob sie sich dort wohlfühlen würde. Somit hatte sie mit Fairy Tail schon einen Glückstreffer gelandet, denn bisher gefiel es ihr dort nicht schlecht. Aber letzten Endes ging es ja auch nicht darum ob sie sich in der Gilde wohlfühlte, sondern darum für Johannahs Medizin zu sparen. "Ich schätze es war einfach die nächste. Ich bin beigetreten um Geld zu verdienen, und es is da in Ordnung..." kam sie schließlich zu einem Schluss. "...aber ich weiß nicht ob ich da für immer bleib." Die Silberhaarige hatte noch nicht oft darüber nachgedacht was sie tun würde wenn ihre Mutter geheilt war, denn danach würde es eigentlich nicht mehr nötig sein in der Gilde zu bleiben. Die Arbeit als Magier war definitiv nicht ungefährlich, und die Teenagerin wusste nicht ob sie sich dem für den Rest ihres Lebens aussetzen wollte, aber andererseits hatte sie schon so viele Dinge gesehen, so viele Leute getroffen und so viele Abenteuer erlebt, sie wusste nicht ob sie das aufgeben wollte. Schließlich wurde Cayra aber von einem anderen Gedanken abgelenkt. "Ach, meine Ma is übrigens Heilerin, also kann die sich dein Bein mal anschauen wenn wir in Magnolia sind."
Lash war kein misstrauischer Mensch. Er ging nicht grundsätzlich davon aus, dass man ihn anlog oder verriet. Eher setzte er ein gewisses Grundvertrauen voraus, das etwas im Gegensatz zu seiner fehlenden Begeisterung bezüglich dem Kontakt zu Menschen stand. Er hielt erstmal keinen für böse oder gut, nur ein unbeschriebenes Blatt, dass ihn eher weniger als mehr interessierte. Erst wenn man ihm einen Grund gab, jemanden für einen Lügner oder Dieb zu halten, dann brach er seinerseits den Kontakt gerne ab – oder setzte sich gegen die Personen ein. Eine zweite Chance gab es nicht, aus dem einfachen logischen Grund, dass es sich wiederholen könnte und es nicht Wert war. Doch weder Cayra noch ihre Familie haben ihm Anlass, sie für Verräter zu halten und so zweifelte er nicht an den Worten des Mädchens. Für ihn war es am Ende sowieso unwichtig. Natürlich würde es sein Leben etwas erschweren, wenn er gesuchter Verbrecher wurde, allerdings war Lasciel seiner Meinung nach mit seinem Tun im Recht gewesen. Es würde sich nicht dafür entschuldigen, auch wenn man die Runenritter auf ihn hetzen würde. Wobei es noch nerviger wäre, würden diese oder sonst jemand plötzlich ein Fan von ihm werden und ihn nicht mehr alleine lassen. Doch zum Glück war das sehr unwahrscheinlich. „Das einzige Hindernis ist meine Verletzung. Es wird offensichtlich sein, dass du mitgeholfen hast. Doch wenn der Kutscher dich nirgends vermerkt hat, werde ich es auf meinen Namen machen oder übertragen lassen, wenn es so weit ist.“ Dann musste er nur noch abhauen, bevor es brenzlig wurde. „Wie streng ist es in Fiore mit …“ Wie hieß das gleich? Damals war Tod einfach Tod gewesen. „Selbstverteidigung? Notwehr? Was würde man mit mir machen?“ Ein bisschen Vorbereitung wäre nicht schlecht, wenn er es erstmal zum Hof schaffte und zurück, ohne dabei auszubluten. Immerhin sah er nicht, ob das Blut schon durch den Verband gedrungen war oder nicht. Gestoppt würde die Wunde aber nicht haben, wie er auf dem Rücken des Tieres herumrutschte.
Als das Gespräch diesmal weiterging, verweigerte Lash sich dem nicht. Er schwang keine Reden, aber immerhin gab er Antworten und stellte sogar eine Rückfrage. Für seine Verhältnisse war das sehr viel Beteiligung und Bemühung, das Gespräch am Laufen zu halten. Doch er erinnerte sich an das erste Mal, dass er Schiss gebaut hatte. Er hatte Amors Reaktion darauf gefürchtet, hatte versucht, den Gott zu meiden. Nicht das man ihm entkommen konnte, wenn man das wollte. Doch er wusste noch gut die nagende Unsicherheit vor dem, was kommen würde. Vielleicht ging es ihr jetzt gerade ähnlich und wenn es ihr half zu reden … ahgr. Dann würde er seine verrosteten Sprachkenntnisse ausgraben. „Geld kann man auch ohne einer Gilde verdienen.“ Da war er das lebende Beweis für. Dennoch brachte sie ihn zum Nachdenken. Lash hatte sie nie mit den Gilden dieser zeit beschäftigt. Er kannte grob die Namen der großen, aber mehr auch nicht. Früher hatte es mehr solcher Gruppierungen gegeben, je nach Arbeitsgebiet, doch ob das heute auch noch so war. „Musstest du etwas können oder erlernen, um dieser Gilde beizutreten?“, fragte er schließlich nachdenklich nach. Dann schüttelte er den Kopf, eine instinktive Reaktion, ehe er überhaupt darüber nachdachte, noch mehr Hilfe anzunehmen. Doch der Schmerz ließ ihn seine Antwort noch einmal überdenken. Lash wusste nämlich nicht, ob er ohne Hilfe auch heile am selben Tage noch zurück kommen würde, geschweige den zu Des in den Stall. Und vielleicht könnte er es hier weniger teuer bekommen, denn komplizierte Quests würden erstmal flachfallen. Erstaunlich, wie schnell ein Tag alle weiteren Pläne ändern konnte. Der Engel bereute es nicht, ohne ihm wäre vermutlich auch Cayra gestorben, dennoch war die Verletzung ziemlich hinderlich. Also grunzte er schließlich zustimmend etwas, dass entfernte Ähnlichkeit mit einem „In Ordnung“, hatte. Und schob ein leises „Danke“ hinterher.
Zeit später, Lash hatte absolut kein Zeitgefühl, und seine Augenklappe hatte er schließlich abgenommen, da sie ihm sowieso nichts half, spürte er, wie das Tier unter ihm unruhiger wurde. Der Geruch veränderte sich von der erdigen Wiesenluft zu etwas menschlicherem und Geräusche kamen von vorne. „Cayra?“, rief er nach hinten, zur Kontrolle, ob sie noch wach war. „Wo genau müssen wir hin?“ Er griff die Zügel nach und bereitete sich darauf vor, ihren Weganweisungen zu folgen.
Wie streng es in Fiore mit Selbstverteidigung war? Cayra legte nachdenklich ihren Finger ans Kinn. "Man kann Leute zur Notwehr verletzen bis sie auf dem Boden liegen, ab dann darf man nicht mehr angreifen glaube ich... Und bei Magiern is es auch strenger, weil die in Regel stärker sind. Und auf dich würden die besonders gehen weil du gildenlos bist." Wie hart genau man Lasciel bestrafen würde konnte sie nicht sagen, aber ein gesuchter Verbrecher würde er ihrer Einschätzung nach auf jeden Fall werden. Auf rein logischer Ebene dachte die Feline ja dass dies das beste Ergebnis für sie war. Wenn er die gesamte Aufmerksam auf sich zog, dann würde niemand sie verdächtigen, die perfekte Lösung. Sie sollte damit zufrieden sein, aber aus irgendeinem Grund gab diese Aussicht ihr trotzdem ein unbehagliches Gefühl, und sie konnte nicht den Finger darauf legen wieso. Es war immerhin seine eigene Entscheidung gewesen alleine aus der Kutsche zu steigen, sie hatte damit nichts zu tun gehabt… war was die Lunos gerne denken wollte, allerdings konnte sie nicht abzustreiten dass der Brünette sich dadurch irgendwie für sie eingesetzt hatte, was sie dankbar machte. Diese Erkenntnis machte es aber nur noch frustrierender für sie, dass ihr kein fester Plan einfiel wie sie Beide aus dieser Sache raus kommen konnten. "Vielleicht kann man die Kutsche irgendwo versenken gehen oder so wenn der Tisch abgeliefert ist…?" Eine Idee die die Teenagerin selbst nicht einmal für gut hielt, irgendjemand würde doch sicher irgendwann nach dem Kutscher fragen, und es war nicht so als hätte man die Beiden nicht sehen können als sie mit der Kutsche losgefahren waren, zumal sie noch durch Magnolia mussten. Es frustrierte die Silberhaarige. Was hätte sie anders machen können um diese Situation abzuwenden? Es war nicht so als hätte der in der Kette eingewickelte Räuber noch eine große Gefahr dargestellt, aber an jenem Zeitpunkt hatten die Beiden sowieso schon je einen Räuber auf dem Gewissen gehabt. Hätte sie beim ersten Banditen etwas besser machen können? Besser planen können? So sehr sie darüber nachdachte, eine jede Illusion hätte nur zum gleichen Ergebnis geführt. Sie hätte einfach… stärker sein müssen, geschickter mit dem Dolch, schneller beim Ausweichen, geübter mit ihrer Magie, und sie hätte nicht so feige sein sollen Lasciel sich alleine um die Räuber kümmern zu lassen, dann wäre sie ihm jetzt auch Nichts schuldig. Diese Situation war ihre Schuld, weil sie nicht stark genug war. Als die Beiden dann losgefahren war hatte sich eine Konversation entwickelt die Cayra nicht schlecht gefiel, auch wenn sie nicht gerade half ihre Gedanken von ihrer Mutter abzulenken. Es stimmte schon, sie hätte wohl nicht unbedingt zu einer Gilde gemusst. Als sie daran zurückdachte wie sie vorgeschlagen hatte eine professionelle Magierin zu werden war es irgendwie nie eine in den Raum gestellte Möglichkeit gewesen unabhängig zu sein, Johannah hatte gleich von Fairy Tail gesprochen. Das war zu erwarten da diese selbst einst in der Gilde gewesen war, trotzdem wunderte die Feline sich jetzt im Nachhinein schon etwas darüber. Über die Zeit hatte sich aber gezeigt dass es definitiv seine Vorteile hatte, also war das vielleicht der Grund gewesen. "Ich schätze schon… aber die Gilde kommt für Viel auf und die Quests werden meistens auch besser belohnt, hat also auch Gutes." Ob es irgendwelche Voraussetzungen für den Gildeneintritt gegeben hatte? Auch hier dachte die Lunos kurz nach, ehe sie sich verlegen den Hinterkopf kratzte als sie antwortete. "Also, ehrlich gesagt habe ich da nicht viel gemacht. Meine Ma hat sich um das Meiste gekümmert, die kennt da Leute. Ich weiß nich ob es normalerweise einen Test oder so gibt." Etwas peinlich war es ihr schon irgendwie so einfach bei Fairy Tail rein gekommen zu sein, die Silberhaarige erreichte ihre Ziele gerne aus eigener Kraft, hatte sich da allerdings komplett auf Johannah verlassen. Sie wollte nicht abhängig wirken. Jedoch erschien dann ein schelmisches Grinsen auf ihrem Gesicht. "Warum die Frage? Hast du etwa Interesse?" Als die Teenagerin ihr Angebot machte ob ihre Mutter sich die Wunde ansehen soll, sah es erst so aus als würde der Blinde den Kopf schütteln, jedoch stimmte er dann doch zu, was Cayra äußerst zufrieden stimmte, so konnte sie ihre Schuld zumindest zum Teil zurückzahlen. Schließlich erreichten die Beiden dann irgendwann Magnolia. Die Feline war nicht eingeschlafen, der Boden war über die fahrt nicht weniger holprig geworden, womit sie dem Brünetten jetzt auch sogleich den Weg beschreiben konnte. Es führte sie an den östlichen Standrand, wo es schon mehr Wiese als Häuser gab und der Wald nicht weit entfernt war. Dort gab es abseits von der Straße ein kleines bis mittelgroßes Haus, vor dem die Kutsche zum Stehen gebracht wurde. "So, da sind wir."
Nun, das war ja perfekte Aussichten für ihn. Ansich wäre es Lash ziemlich egal, wenn man ihn einsperren würde. Solange er nicht lebenslang eingesperrt werden würde, was eine echt beschissene Zukunft wäre, angesichts der Tatsache, dass lebenslang bei ihm gut und gerne mehrere Menschenleben beinhaltete. Am Ende würde er noch das Gefängnis überleben, bis die Steine sich aus den Wänden lösen würden und ihn erschlagen. Das Problem war nur, dass Des ihn dann nie wieder sehen würde. Und das Lash die frische Luft vermissen würde. Es hatte seine Gründe, dass der Engel stets draußen schlief. Er brauchte nicht viel, kein warmes Bett oder eine Dusche, ihm reichte der Boden und der Fluss. Lash runzelte nachdenklich die Stirn. Er könnte zwei der Räuber in den Wald werfen, oder es zumindest versuchen. Dann hätte er tatsächlich nur einen auf dem Gewissen. Am besten behielt er denjenigen, den das Mädchen zuerst erledigt hatte. Dessen Verletzungen wiesen wohl am ehesten auf Selbstverteidigung hin. Allerdings müsste er sich dann ein Messer einstecken und ob es einen guten Eindruck macht, mit drei Waffen am Körper darauf zu behaaren, dass es wirklich nur Notwehr gewesen war? Der Alte seufzte leise. Das würde ein großartiges Versteckspiel werden. Hoffentlich bluteten die drei den Wagen nur nicht allzu voll. Einige Schritte der Pferde später fiel ihm erst ein, dass er seine Gedanken vielleicht mit Cayra teilen sollte, damit sie beide keine unterschiedlichen Geschichten erzählten. Zudem sie ja einen nicht einmal allzu schlechten Vorschlag brachte. „Wir werden die letzten zwei Räuber entweder bei euch abladen oder ich werde sie auf dem Rückweg entsorgen. Ich werde mir eines der Messer einstecken und erklären, es wäre notwendig gewesen. Er hat den Kutscher umgebracht und wollte uns angreifen, daraufhin habe ich ihn mit dem Messer aus Versehen tödlich getroffen, um dich zu schützen.“ Das es eigentlich umgedreht passiert war, brauchte keiner zu wissen. Und warum er ein Messer bei sich trug … sollte erst einmal seine Sorge bleiben. „Womöglich wird es etwas bringen, mich als Beschützer eines Mädchens darzustellen.“ Er zuckte die Schultern. Schützer eines Mädchens. Ja klar. Lash hatte in solchen Situationen zwar einen ziemlich Beschützerinstinkt, als Retter in Not würde er sich dennoch nicht aufspielen. Zudem Cayra ihm das Leben gerettet hatte, und das mehr als einmal.
Ihr Gespräch entwickelte sich weiter in Richtung der Gilden. Obwohl er nun seit etwa 70 Jahren in Fiore herumstreifte, waren sie ihm noch immer relativ fremd. Vielleicht war es schwer vorstellbar, wie er das geschafft hatte, wenn man allerdings beachtete, dass Lash etwa 80 Prozent der Zeit in unbewohnten Gegenden herumstreunte, so machte das doch Sinn. Und die restliche Zeit war es ihm einfach egal. „Hm“, machte er. Gildenmagier bekamen mehr Belohnung? Das war ihm neu. Es machte schon Sinn, aber Gefallen tat es ihm trotzdem nicht. Dass Cayra sich nicht selbst darum gekümmert hatte, war ihm ziemlich gleich. Zudem war sie noch beinah ein Kind. „Wie viele Sommer zählst du bereits?“, fragte er nach, bevor er die Frage stoppen konnte. Lash war zwar daran interessiert es zu erfahren, doch er hasste die Gegenfrage, die oft genug kam, wenn er jemanden nach dessen Alter fragte. Dann schüttelte er mit einem harschen Lachen den Kopf. Nein, eine Gilde brauchte er nicht. Auch wenn Cayra nicht die erste war, die ihm so etwas anbot. Das, was Gin ihm angeboten hatte, würde nun aber schwer werden, sollte er plötzlich doch Gefallen darauf entwickeln, die bösen Jungs zu jagen.
Zeit später hatten sie die Stadt erreicht und Lash betete dafür, dass man die Toten nicht riechen konnte. Cayra fragen würde sich jetzt aber auch als zu riskant gestalten. Zum Glück blieben sie aber etwas außerhalb, zumindest kam der Lärm von Magnolia nur von links von ihm. Als das Mädchen dann den Zielort feststellte, hielt er das Pony an. Er zog die Augenklappe wieder hoch, um wieder zu sehen. Die Dunkelheit lichtete sich und gab den Blick auf ein kleines Haus neben ihnen frei. Lash drehte sich halb zu Cayra um. „Wo soll die Kutsche hin?“
Den Vorschlag den Lasciel machte fand Cayra gar nicht schlecht. Komplett unbeschadet aus der Sache raus zu kommen schien ihr nicht möglich, doch vielleicht konnten sie es dann wenigstens weniger schlimm aussehen lassen. Man würde ja sicher akzeptabler behandelt werden, wenn man nur eine statt drei Personen auf dem Gewissen hatte. "Geht klar, so erzählen wir‘s. Am Besten entsorgst du die dann aufm Rückweg. Und ‘n Messer hast du doch schon von mir. Keine Sorge, das kannste behalten, ich kauf mir dann einfach ‘n Neues." Es war zwar Schade schon wieder Geld für einen Dolch ausgeben zu müssen, auf ihrer ersten Quest hatte sie schon einmal einen verloren worauf er hatte ersetzt werden müssen, allerdings war es besser als ein Beweismittel mit sich herum zu tragen und am Ende noch selbst verdächtigt zu werden. Der Lunos gefiel der Gedanke zwar immer noch nicht dass der Blinde wegen ihr ins Gefängnis wandern könnte, allerdings war es besser als die Alternative. Dessen nächster Satz brachte die Silberhaarige zum Schmunzeln. Ja, vielleicht konnte der Brünette durchkommen, wenn er sich als Retter in der Not eines wehrlosen Mädchens darstellte, so etwas kam in der Regel ja gut an. Sollten die Gesetzeshüter das so abkaufen fände sie es extrem witzig. "Danke" ließ sie es dann schließlich verlauten. Auch wenn Lasciel noch gerade so davon kommen sollte, ging er ein großes Risiko ein, und das nur weil… ja, warum eigentlich? Es war nicht so als hätten die Beiden sich gekannt. War es weil sie ihm den Räuber in der Kutsche vom Hals geschaffte hatte? Aber das war doch sowieso der Plan gewesen. Wären die Rollen vertauscht, würde sie die erste Gelegenheit nutzen um so viel wie möglich auf den Blinden zu schieben, so wie sie es jetzt praktisch auch tat. Bei dem Gedanken kam in ihr wieder etwas Angst hoch dass er sie doch bei erster Gelegenheit verraten würde. "Hey, wieso machst du das eigentlich? Warum… nimmst du freiwillig Alles auf dich? Machen die Folgen dir denn keine Angst?" Der Brünette hatte eine seltsame Art und Weise nach ihrem Alter zu Fragen. "Sechzehn, wieso? Wie alt bist du denn?" Wenn er schon fragte, dann fragte die Teenagerin auch zurück, obwohl es ihr eigentlich ziemlich egal war. Das Alter sah sie nur als eine unbedeutende Zahl, die wenig über die tatsächliche Lebenserfahrung einer Person aussagte, und war somit auch kein effektives Mittel um zu bestimmen ob jemand erwachsen war oder nicht. Dass Lasciel in Antwort auf ihre nächste Frage zu lachen begann überraschte Cayra ein wenig. So, wie er am Anfang der Kutschfahrt gewesen war, hätte sie nicht erwartet ihn überhaupt jemals Lachen zu hören. Generell schien er gesprächiger geworden zu sein, was sie freute. Mit einer Unterhaltung konnte man die Zeit viel schneller überbrücken als in Stille.
Shizuka wartete geduldig. Sie hatte es nicht besonders eilig, wusste sie doch ohnehin nicht, wo sie Zahar finden sollte. Dementsprechend konnte sie auch gar nichts anderes machen als zu warten. Ihre Zeit vertrieb sich die Magierin damit, mit Bekannten und Kollegen zu quatschen, allen voran der Person, die in diesem Moment im Schankraum arbeitete. Dieses Gespräch wurde allerdings unterbrochen, als ein raunen durch die spärlich besuchte Räumlichkeit ging. Töne der Verwunderung wurden ausgestoßen. Sie vermischten sich in der Luft zu einem Summen. Ebenfalls vermischte sich etwas anderes in, beziehungsweise mit der Luft und zwar ein merkwürdiger, pinker Nebel. Doch ehe auch nur eine Person im Raum einen klaren Gedanken dazu fassen konnte, was es damit auf sich hatte, lagen die ersten Köpfe auch schon auf den Tischen. Auch die zwei Kerle, die einander am Kragen gepackt hatten, um sich gegenseitig mit ihren Fäusten die Zähne zu bügeln, stießen weitaus friedlicher zusammen, als sie es geplant hatten. Shizuka sah noch mit an, wie der Mann vor ihr, also der hinter dem Tresen, kraftlos zu Boden sank, ehe auch ihr Verstand sich langsam verabschiedete. Sie spürte noch, wie merkwürdig schwer ihr Kopf sich anfühlte, dann bettete sie ihn auf ihrem Arm. Im Nu war die Weißhaarige ins Reich der Träume gewandert.
Als Shizuka zaghaft ihre Augen öffnete, war das Erste was sie sah eine Baumkrone vor einem leicht bewölkten, blauen Himmel als Hintergrund. Vogelzwitschern, sowie andere tierische Geräusche, gemischt mit dem Rauschen des Windes traten in ihr Ohr. Die Magierin verstand nicht im Geringsten was geschehen war. Sie wusste nicht wo sie war, oder wann sie war. Shizuka war vollkommen planlos. Es dauerte einen Moment, bis ihr Verstand die Eindrücke verarbeiten konnte, die ihre Augen und Ohren ihr lieferten. Plötzlich war da auch noch eine Stimme, die ihr so unglaublich bekannt vorkam. “Z-Zahar?“ Das war doch die Stimme der Echsendame, oder nicht? Ja, da war sie! Sie konnte sie sehen. “Hallo Zahar!“ Das Mädchen reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen und ohne zu zögern griff sie danach. Mit Zahars Unterstützung raffte sich Shizuka auf. Gleich darauf begann sie damit, sich den Dreck von der Kleidung zu klopfen. Die Freude, die auch sie empfand, ihre Gefährtin mal wiederzusehen, wurde von ihrer Verwirrung und der Müdigkeit überdeckt, die sie noch immer im Körper spürte. “Wo bin ich? Und wie bin ich hierhergekommen?“, fragte sie Zahar also verwundert. Die ersten Eindrücke, die die Schwertkämpferin sammeln konnte, sagten ihr, dass sie in irgendeinem Wald war. War das ein Wald bei Magnolia? Saß sie nicht grade eben noch an der Bar im Gildengebäude? Und… Moment mal! Wie sie in den Wald gekommen war, war ja das eine. Doch… “Was machst du hier?“, das war die andere Frage! Skeptisch richtete Shizuka ihren Blick auf das Mädchen. So langsam beschlich sie der Verdacht, dass Zahar bei diesem Ereignis ihre Finger im Spiel hatte. Es war ja wohl kein Zufall, dass sie die Weißhaarige irgendwo abgelegen im Wald gefunden hatte!
Trotz Allem, was passiert war, konnte Zahar eine gewisse Freude nicht unterdrücken. Es bedeutete ihr viel, endlich wieder einer Freundin gegenüber zu stehen, denn auch ein Dämon wie sie konnte sich einsam fühlen. Ob es anderen wohl ähnlich ging? Ihr Lächeln war auf jeden Fall ehrlich und warm, während sie die Otorame weckte und ihr auf die Beine half. „Jap! Ich bins!“, grinste sie fröhlich und sah auf zu der starken Frau mit den weißen Haaren. Mit dem Wort Heldin ging die Naga jetzt vorsichtiger um, aber es ließ sich wohl nicht bestreiten, dass Shizuka, so zart sie auch wirkte, eine geborene Kriegerin war... und, dass sie das Herz am rechten Fleck hatte. Zahar erinnerte sich noch gut, wie fröhlich sie gegen die Piraten gekämpft hatte und sie wie trotz der Schärfe ihrer Klinge keinen davon tötete, bis... zum Ende. Ja. Das Ende war wohl für beide ein ziemlicher Schock gewesen. Zahar war erleichtert, dass die Otorame wohl nie erfahren würde, was genau nach ihrer Ohnmacht geschehen war.
„Ich hab dich hergebracht. Wir sind ein kurzes Stück vor Magnolia Town“, beantwortete die Echse freundlich die Fragen, die ihr gestellt wurden. Es war kein Wunder, dass die Ältere ein bisschen verwirrt war nach dem, was gerade passiert war, aber nach dem, was sie bereits gemeinsam durchgestanden hatten, und in Anbetracht von Zahars Auftreten würde die Otorame doch sicher nicht an ihr zweifeln... oder etwa doch? Zahar blinzelte überrascht, als Shizuka sie fragte, was sie hier machte. „Wir... wir sollen doch eine Quest zusammen machen!“, erklärte sie und hob dabei demonstrativ die Hände. Das musste Shizuka doch wissen, oder etwa nicht? Doch, Zahar hatte eigentlich Zweifel daran, dass Raban sie beide informiert hatte, nicht nur eine von ihnen. Es hatte auch gewirkt, als hätte Shizuka auf etwas gewartet. Sie wusste bestimmt, worum es ging. „Richtung Norden sind wohl Krieger aufgetaucht, die die Dörfer angreifen. Es geht um unbekannte Feinde, die vielleicht gar nicht aus Fiore stammen. Deshalb bin ich hier. Damit wir zusammen den Leuten helfen können, die unter den Angriffen leiden!“ Vielleicht war sie ja einfach noch ein wenig verschlafen, das würde zumindest die Verwirrung der Älteren erklären... aber nein, daran schien es nicht zu liegen. Der Blick, den die Weißhaarige ihr zuwarf, gab der Naga ein seltsames Gefühl. Konnte es sein, dass Shizuka ihr misstraute? Einer Gildenkameradin, mit der sie schon gearbeitet hatte? Sie hatten sich gegenseitig gerettet, hatten gescherzt und sich über die Piraten gefreut. Sie waren eigentlich wirklich gut ausgekommen. Der Gedanke, dass diese Shizuka Otorame jetzt an ihr zweifelte, verursachte einen unangenehmen Schmerz in Zahars Herzen, der sich vermutlich auch in ihrem Gesicht zeigte. Mit niedergeschlagenem Blick sah sie auf in das Gesicht ihrer Begleiterin.
„Freust du dich gar nicht, mich wiederzusehen...?“
Es war wohl weniger Zweifel, der Shizuka erfüllte, als viel mehr die Verwunderung darüber, was geschehen war. Sie verstand es einfach nicht, doch dauerte es auch einen Moment, bis sie sich überhaupt zusammenreimen konnte, wie sie in diesen Wald gekommen war. Auf ihre Frage hin, erklärte Zahar ihr, dass sie Shizuka hergebracht habe. Warum dem so war, leuchtete ihr da noch nicht wirklich ein. Sie hätte doch herlaufen können. Wurde die Gilde angegriffen, hatte Zahar sie deswegen da rausgezogen und in Sicherheit gebracht? Nein, nein es wirkte nicht so. Als Grund gab die Echse an, dass sie wegen der gemeinsamen Quest da war. Eine Quest, die ein nordisches Volk betraf und so weiter. “Ja, klar. Ich kenne die Quest. Die sollen wir zusammen bestreiten, genau…“ Warum erklärte sie ihr ausgerechnet das? Instinktiv griff sich Shizuka an die Schläfe. Diese seltsamen Ereignisse bereiteten ihr Kopfschmerzen, oder waren das Nachwirkungen des Gases? Es fiel Shizuka schwer das alles zu verstehen und es kostete viel Konzentration. Jedenfalls bis Zahar besorgt die Vermutung ausstieß, dass ihre Kollegin sich nicht freuen würde sie zu sehen. “Was?“, entgegnete die Weißhaarige erschrocken. “Nein… Nein. Ich freue mich dich zu sehen.“ Sie legte ein Schmunzeln auf und die Hand, die grade noch ihre Schläfe rieb, wanderte zum Kopf der Grünen, um ihn sanft zu tätscheln. “Ich verstehe nur nicht… Hast du mich einschlafen lassen und dann hergebracht? Warum hast du mich nicht einfach abgeholt und uns zusammen laufen lassen? Das ist alles sehr verwirrend für mich, verstehst du? Dort einzuschlafen, hier aufzuwachen. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet.“ Shizuka hoffte, dass sie ihre Verwunderung verstand und dass sie ihr damit nicht zu nahe treten würde. In ihren Augen war Zahar ein aufgewecktes Mädchen, aber irgendwie doch noch kindlich. “Wollen wir uns auf dem Weg zum Bahnhof machen? Alles weitere können wir ja unterwegs besprechen.“, merkte Shizuka dann nebenbei an, unterbrach das Thema gewissermaßen kurz. Immerhin mussten sie weit in den Norden und das dauerte dann auch wieder seine Zeit. Eine lange Zugreise, auf der sie mehr als genug Zeit hatten Shizukas Verwirrung aus dem Weg zu räumen und über Zahars neue Abneigung, sich der Gilde zu nähern, sprechen zu können. Die Ritterin hatte ja keinerlei Ahnung davon, was genau zwischen ihr und Aska vorgefallen war. Letztere hatte die Gilde verlassen, die Echsendame zeigte sich so gut wie gar nicht mehr. Dass etwas passiert war, lag ja irgendwie auf der Hand.
Irgendwo konnte Zahar ja verstehen, dass es vielleicht ein bisschen komisch war, die ganze Gilde in Schlaf zu versetzen, nur um Shizuka in einen Wald zu verschleppen und da zu wecken... Gut, ein bisschen sehr komisch, auch wenn sich Zahar nicht so sehr gewundert hatte, als sie mal eingeschläfert und entführt worden war. Die Otorame musste sich mal ein bisschen entspannen! Dafür, dass die Naga der Meinung war, reifer und erwachsener geworden zu sein seit der Sache mit Aska, tat sie sich immer noch ein bisschen schwierig damit, ihre eigene Schuld einzugestehen. Instinktiv versuchte sie, das Thema unter den Teppich zu kehren, davon abzulenken, etwas ganz Anderes zu erklären, als wüsste sie nicht, was Shizuka meinte. Es war aber auch nicht sehr lieb von der Älteren, sie so zu hinterfragen. Immerhin sagte sie zumindest, dass sie sich über Zahars Anwesenheit freute... Die Echse atmete erleichtert auf, als sie spürte, wie ihre Freundin ihr die Haare streichelte. Trotzdem brachte Shizuka noch einmal das Thema mit dem Einschlafen auf. Wow, da hatte sie sich wirklich dran festgebissen. Wie stur! Peinlich berührt blickte Zahar zur Seite, während ihre Wangen rot wurden.
„Ich... ich hab doch nur...“, murmelte sie, wusste aber nicht wirklich, wie sie den Satz zu Ende bringen sollte. Sie seufzte. „Es... es ist besser, wenn mich die anderen nicht sehen. Ich sollte überhaupt nicht hier sein. Wenn es nach mir ginge, hätten wir uns direkt in Oak Town getroffen.“ Sie hielt sich doch nicht zum Spaß mit ihrer Anwesenheit zurück. Zu gerne würde Zahar wie früher mit ihren Gildenkameraden spielen, Scherze treiben und lachen, aber es war gefährlich. Fremde Dämonen konnten sie jederzeit ins Visier nehmen, und dann wäre der Rest ihrer Familie in Gefahr. Und das selbst dann, wenn Zahar selbst ihren eigenen Dämon unter Kontrolle hatte. Mit einem Schnauben verzog das Mädchen ihre Schnute. Das war ein blödes Thema! „Wie auch immer! Ich will nicht darüber reden!“, blockte sie schlussendlich ab und sah Shizuka bittend an. Sie hoffte wirklich, dass die Ältere die Sache endlich ruhen lassen würde. „Kein Bahnhof“, antwortete Zahar mit einem Kopfschütteln, als Shizuka das nächste schwierige Thema anschnitt. Ihre Augenbrauen zusammengezogen sah die Naga entschlossen auf zu ihrer Freundin. „Es geht mir immer richtig mies, wenn ich mit dem Zug fahre, also mach ich das nicht mehr! Man kommt auch zu Fuß gut überall hin. So bin ich ja auch hierher gekommen!“ Das war ein Entschluss, dem die Naga mit stahlharter Entschlossenheit folgte. Allgemein war sie weniger kompromissbereit, seit sie nicht mehr so viel Angst vor ihren böseren Seiten hatte. Was war denn falsch daran, wenn sie daran festhielt, was ihr wichtig war? Sie würde nicht einknicken und zurück nach Hause kommen. Sie würde nicht einknicken und Zug fahren. Sie würde klar ihre Meinung sagen und dazu stehen. Wenn Raban sie hierher nach Magnolia gerufen hatte, weil er glaubte, dass sie dann nachgab, hatte er sich geschnitten. Selbst wenn ihr gegenüber eine mächtige Heldin wie Shizuka war, hatte die Echse nicht vor, hier einzuknicken. „Ich bin kein Kind mehr. Ich habe viel Verantwortung. Da ist es wichtig, dass ich auf mich aufpasse“, erklärte sie sich, während sie ihre kleinen Ärmchen vor der Brust verschränkte. „Das bedeutet auch keine Züge mehr. Wenn du nicht zufällig fliegen kannst, müssen wir schon nach Nord-Fiore laufen!“
Shizuka konnte ja nicht ahnen, dass es für Zahar scheinbar Gang und Gebe war, dass irgendjemand eingeschläfert und verschleppt wurde. Scheinbar hatte sie da so ihre Erfahrungen, die Weißhaarige aber nicht. Bei Gelegenheit würde sie ihr auch klarmachen, dass sie das lieber nicht noch einmal so handhaben würde. Doch zunächst erklärte Zahar, dass sie nicht gesehen werden wollte. Das war wohl auch der Grund für diese merkwürdige Aktion. Sie hätte sich viel lieber direkt in Oak Town mit ihr getroffen. Aber… warum? Eine Frage, die der Magierin natürlich sogleich aufkam. Leider sollte sie darauf keine Antwort bekommen, ja sie stellte sie nicht einmal. Das lag daran, dass Zahar ihr zuvor schon klarmachte, dass sie darüber nicht reden wolle. Es war also wohl etwas vorgefallen. Natürlich… es musste ja einen Auslöser dafür geben. So ein Verhalten kam ja nicht von alleine. Die emotionale Bitte der Grünen, die vielleicht leicht verwechselt werden konnte mit der Bockigkeit einer Teenagerin, entlockte Shizuka pure Überraschung. “O-Okay. Musst du nicht.“, stotterte sie hervor. War sie ihr etwa zu nahe getreten? Zu gerne wüsste sie was los war, doch scheinbar war Zahar (noch) nicht bereit mit ihr darüber zu reden. Das musste sie leider so akzeptieren. Doch das war nicht das einzige „Streitthema“ der beiden. Das Mädchen blockte auch das Vorhaben ihrer Kollegin, den nächsten Bahnhof aufzusuchen, einfach ab. Sie erklärte, dass es ihr immer schlecht ging, wenn sie mit dem Zug fuhr, was in Shizuka Erinnerungen an ihre Piratenjagd hervorholte. Aber… “Das tut mir wirklich leid.“, erklärte sie mitfühlend. “Aber wir müssen hoch in den Norden. Zu Fuß sind das vermutlich Tagesmärsche!“ Sie wollte nicht wahrhaben, dass das tatsächlich zur Wahl stand, nein, dass es die einzige Option sein sollte. Zu Fuß bis nach Oak Town? Das war doch wahnsinnig! Hätte sie das gewusst, hätten sie sich wirklich lieber dort getroffen. Dann brach es auch noch aus Zahar hervor. Shizuka kam nicht drum herum sie tatsächlich mit einem pubertierenden Mädchen zu vergleichen. Sie blockte komplett ab, meinte, dass sie kein Kind mehr sei, dass sie Verantwortung trage und dass sie definitiv nicht mit dem Zug fahren würde. So ganz konnte Shizuka da nicht mit ihr übereinstimmen. In ihren Augen wirkte sie sehr wohl sehr kindlich. Aber was nützte es, nun eine Diskussion mit ihr anzufangen? Sie schien ziemlich festgefahren, jedenfalls sprach sie so. Solange die Weißhaarige nicht zufällig fliegen könne, müssten sie laufen. Die Otorame presste ihre Lippen zusammen und runzelte ihre Stirn. Es gefiel ihr gar nicht, wie sie da mit ihr redete. Tatsächlich bestand für sie sogar die Möglichkeit zu fliegen. Immerhin verfügte sie über eine geflügelte, magische Rüstung. Doch von der Jüngeren so herrisch behandelt zu werden war ein wirklich unschönes Gefühl. “Du stellst aber ganz schön hohe Forderungen. Es ist nicht üblich für ein Mädchen von großer Verantwortung zu sprechen und solche Forderungen zu stellen.“, entgegnete Shizuka ihr, wobei sie protestierend die Hände in die Hüften stemmte. Sie plusterte ihre Brust auf und auch ihre Stimme hatte sich verändert. Sie hatte mehr Biss. Die Magierin beabsichtigte nicht sich von Zahar auf der Nase herumtanzen zu lassen. Erst diese seltsame Entführungsaktion und nun verlangte sie eisern, dass sie durch das halbe Reich liefen, dass sie zu Fuß gingen, statt den Zug zu nehmen, weil ihr während der Fahrt schlecht wurde? Shizuka versuchte auf ihre Entscheidung, sich der Gilde nicht zu nähern, noch Rücksicht zu nehmen. Es missfiel ihr zwar, da Fairy Tail für Freundschaft, Kameradschaftlichkeit und Nähe stand und Zahar sich damit gegen fast alles stellte, was Fairy Tail ausmachte, aber das war ihre Entscheidung. Irgendwo war allerdings auch Schluss. “Was hält mich davon ab den Zug zu nehmen und dort auf dich zu warten? Freundschaft ist ein Geben und Nehmen, weißt du? Du nimmst dir grade ganz schön viel raus, gibst aber nichts dafür.“
Zahar war nicht unbedingt überrascht, dass Shizuka keine Lust darauf hatte, zu Fuß zu gehen. Irgendwie mochten die meisten Menschen das nicht. Für sie war das Zugfahren so viel schlimmer, dass sie das nicht wirklich nachvollziehen konnte, auch wenn ihr die Anstrengung langer Reisen inzwischen sehr bekannt war. Allerdings hatte sie die ganze Zeit akzeptiert, dass sie sich mit in Kutschen und Züge und auf Schiffe begeben musste, wenn sie mit ihren Gildenkollegen arbeiten wollte, hatte es sich wieder und wieder angetan. Jetzt wollte sie das nicht mehr. Es war nicht fair, dass es immer nur sie war, die zurücksteckte. Sie hatte Verständnis dafür, dass Shizuka nicht begeistert war, aber diese Sache war ihr wichtig, und dazu würde sie stehen!
Die Naga rechnete mit Widerworten. Womit sie nicht rechnete, war die Aussage, dass sie nicht bereit wäre, selbst ihren Beitrag zu leisten.
Es tat mehr weh, als Zahar gedacht hatte, diese Worte von einer ihrer Heldinnen zu hören. Eigentlich hatte das Mädchen gedacht, dass Shizuka glücklich mit ihrer Freundschaft war. Seit sie das erste Mal miteinander zu tun gehabt hatten, hatte sie der Weißhaarigen nicht wenig Grund gegeben, zu lachen, wenn sie im Schankraum ihren Schabernack getrieben hatte, und als sie bei Mareos Turnier zusammen am Wagen getanzt und getrunken hatten, war sie echt glücklich gewesen. Aber anscheinend war Zahar keine so gute Freundin, wie sie glaubte. Ohne dass sie es kommen sah, ohne eine Chance es zu unterdrücken, kamen ihr die Tränen. “Mgh… waaah!” Ihre großen Augen füllten sich mit Wasser, als die harten Worte in ihrem Kopf wirklich ankamen, und sie hob schnell ihre Hände, um diesen kindlichen Akt zu verdecken, sich die Tränen wegzuwischen, aber es half nicht. Kaum hatte sie die Flüssigkeit beiseite geschoben, kam auch schon die nächste Salve nach. “Das is so unfaaair!”, rief sie aus, erleichtert, dass sie hier im Wald waren, wo sie niemand außer Shizuka hören würde. Die Sache war Zahar so schon peinlich genug. Eben hatte sie noch behauptet, dass sie kein Kind war, und jetzt… das. Es war ihr einfach Alles zu viel! “Ich… ich mach so viel für euch! Ich hab meine einzige Familie aufgegeben! Ich bin die ganze Zeit alleine, damit ihr sicher seid! Ich riskier mein Leben, damit kein Mensch mehr sowas erlebt wie Aska und ich, und du… du… du sagst so fiese Sachen! Fiesling! Gemeine!” Als hätte sie es so leicht! Als würde Zahar das Alles gerne machen! Als ob sie nicht Tag für Tag mit ihren Freunden lachen und in der warmen Gilde in einem gemütlichen Bett schlafen wollte! Sie gab sich so viel Mühe, über ihren eigenen Schatten zu springen, sich selbst unter Kontrolle zu halten! Sie war nicht mehr die verwöhnte Prinzessin, die immer glaubte, alles müsse nach ihrem Willen gehen! Sie wollte doch nur nicht Zug fahren! War das wirklich so schlimm? “Shizugaa!”, heulte sie wie eine Sirene und sah die Größere am Boden zerstört an. “Als du von den Piraten verletzt warst, hab ich dich durch den ganzen Wald zu einem Arzt geschleppt! Ich hab drei Tage lang an deinem Bett gewartet, dass du aufwachst, und auf dich aufgepasst! Und jetzt will ich nicht Zug fahren, weil du weißt, wie schlecht es mir da geht! Und plötzlich bin ich die Böse?” Sie bleckte die Zähne, während sie ein Stechen in ihrem Herzen spürte. Da war es wieder, dieses Wort. Die lauten Heuler der Naga wurden zu einem leisen Schluchzen, während sie sich wieder fasste, mit dem Handrücken ihr Gesicht trocken wischte, ihr Blick gesenkt. “Warum… muss ich immer die Böse sein…?”
Es war zu viel gesagt, zu behaupten, dass der Gefühlsausbruch wirklich geholfen hätte. Ein bisschen Druck war weg, sicher, aber jetzt fühlte sich Zahar einfach nur stumpf… und deprimiert. Niedergeschlagen wandte sich die junge Echse von der Älteren ab, trat von ihr weg. “... Entschuldigung”, meinte sie nur, musste sich stark unter Kontrolle halten, damit man aus ihrer Stimme nicht zu sehr heraus hörte, wie nah sie den Tränen noch immer war. “D-du hast Recht… das war nicht sehr erwachsen von mir…” Die Augen schließend atmete sie langsam aus, versuchte, sich zu beruhigen. Sie legte ein Hand auf ihr Herz, der Dämon darin still. Die unschönen Gefühle, die sie gerade erfüllten, waren allein ihre eigenen. “Dann… geh ich alleine… und wir sehen uns in Oak Town, ja?”
Shizuka gab sich in der Regel Mühe Verständnis für andere zu haben. Allerdings war sie auch eine Frau, die äußerte wenn ihr etwas nicht passte und dieser Punkt war in dem Gespräch mit Zahar mittlerweile erreicht. Natürlich war es blöd, wenn es Zahar während der Zugfahrt schlecht erging. Aber aufgewogen mit dem Aufwand, der dahinter stand den gesamten Weg von der Gilde bis hin nach Oak Town zu Fuß hinter sich zu bringen, war die Übelkeit irgendwie das geringere Übel. Zumal Zahar es ja auch anders hätte regeln können. Sie hätte ihr ja bloß Bescheid geben müssen, dass sie sich im Norden treffen wollte und alles wäre gut gewesen. Sie wäre wer weiß wie lange dorthin marschiert und Shizuka wäre ganz normal mit dem Zug gefahren. Aber am allerwenigsten passte ihr, wie bockig sich das Mädchen gab. Zuerst betonen wie erwachsen sie doch nun sei und im nächsten Moment zickte sie gleich rum. Nein, das war zu viel für Shizuka. Zu viel um nicht ihren Standpunkt klarzumachen. Ob sie dabei etwas zu harsch war? Ihre Freundin brach daraufhin jedenfalls (ganz erwachsen) gleich in Tränen aus. Sie sprach davon ihre Familie aufgegeben zu haben und dass sie das nur tat, um sie, also die Gilde, zu schützen. Außerdem sprach sie von einem Ereignis mit Aska und genau da lag das oder zumindest ein Problem. Die Magierin wusste nicht, was bei den beiden vorgefallen war. Wie sollte sie Verständnis für Zahars Situation aufbringen, wenn sie diese weder kannte noch verstand? Allerdings kam sie auch nicht dazu Fragen zu stellen, denn die Grüne brachte gleich ihr nächstes Argument vor und das wog recht schwer. Sie erklärte, was sie für Shizuka speziell getan hatte, als sie das letzte Mal gemeinsam auf einer Quest waren. Die Otorame presste aufgeregt ihre Lippen zusammen. Natürlich waren das rührende Taten, für die sie dankbar war. Doch durfte man auch nicht vergessen wie es dazu gekommen war. Immerhin war die Magierin für Zahar an die Grenzen des für sie Machbaren gegangen. Sie hatte die Grenzen ihres Körpers gar überwunden und mit Hilfe ihrer Ghoul Armor langfristig ihre Gesundheit riskiert, um sich dem bösen Piratencaptain gegenüberzustellen und Zahar das Leben zu retten. Doch eine Diskussion wollte Shizuka nun nicht vom Zaun brechen. “Du bist nicht immer die Böse… Ich weiß nicht wie du darauf kommst. Was war denn mit Aska? Was hat dich so verletzt?“ Sie wollte darüber nicht reden, aber genau das machte die Ritterin als großes Hindernis aus.
Zahar beruhigte sich langsam wieder, doch leider hatte das kein Lächeln zur Folge. Glücklich würde sie sicher eine Weile nicht sein, nach diesem Gespräch. Sie war eher niedergeschlagen, wirkte abwesend und tieftraurig. Sie sprach von Einsicht, aber war es das was Shizuka erreichen wollte? Nicht direkt. Nicht so. “Warte…“, sprach sie, ehe die Wege der Zwei sich tatsächlich schon trennten. Sie ging zu ihrer Kameradin herüber und legte den Arm um ihre Schulter. “Bist du denn schon einmal geflogen?“, fragte sie Zahar und legte dabei ein mildes Lächeln auf die Lippen. Sie hatte es explizit angesprochen, warum wohl? Auch wenn die Ältere eigentlich hatte hart bleiben wollen, rührte sie die Niedergeschlagenheit des Echsenmädchens. In ihr wehrte sich etwas dagegen, sie einfach sich selbst zu überlassen, mit dem Zug nach Oak Town zu fahren und dort gemütlich auf sie zu warten, während Zahar durch das halbe Reich marschierte. Alleine. Traurig. Durch Wind und Wetter. Ein grauenvoller Gedanke. Das war Shizuka dieser Disput keinesfalls wert. Sie trat nun hinter ihre Freundin und legte auch den zweiten Arm um sie herum, während ihr Körper von einem hellen Schein erfüllt war. Als sich das Licht wieder auflöste, stand sie in einer pechschwarzen, geflügelten Rüstung dar. “Ich liebe das Gefühl zu fliegen.“, wisperte Shizuka, noch immer lächelnd. Ihre Flügel erhoben sich, sie holte zu ihrem ersten Flügelschlag aus und würde kurz darauf abheben, wenn Zahar sich nicht dagegen wehrte. Dazu musste die Otorame natürlich auch noch umgreifen, ihre Arme über den Schultern der Kleinen wegholen und ihr unter die Arme greifen, wortwörtlich.
Genutzte Zauber Black Wing Armor TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: III MANAVERBRAUCH: 150 pro 3 Minuten MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Geschicklichkeit Level 6, Manaregeneration Level 4 BESCHREIBUNG: Diese pechschwarze Rüstung generiert beim Anlegen ein Paar schwarze Flügel am Rückenteil der Rüstung. Dank der Flügel ist es dem Zauberer nun möglich zu fliegen, wobei die Geschwindigkeit des Fluges und die Tragekraft der Willenskraft des Anwenders bis zu einem maximalen Level von 8 entspricht.
Zahar war nicht immer die Böse? Wann denn nicht? Sie war es doch, die immer Chaos stiftete. Die Leuten Streiche spielte. Aska war furchtbar sauer auf sie gewesen, selbst Yuuki hatte ihr eine Standpauke gehalten. Zahar war diejenige, die Gabriel verteidigt hatte, als er etwas ganz Schlimmes gemacht hatte, und den Giftmagier in der Ruine auch. Sie war nicht da gewesen, um ihren Lehrmeister zu verteidigen, und hatte sich dann unerlaubt auf eine Quest mitgeschlichen, um ihn zu rächen – da hatte ihr dann Akay gesagt, wie falsch sie doch lag. Als wäre das nicht genug, hatte sie die Dämonen freigelassen, die ihren Vater getötet hatten, hatte Aska und alle anderen belogen, was ihre wahre Natur anging, ihre dämonische Herkunft, die sie noch immer nicht preisgeben konnte und wollte. Sie brachte damit ihre Familie in Gefahr, das hatte sie deutlich gesehen, als Fenrir sie ausgenutzt hatte, um wieder an Aska heran zu kommen. Von Anfang an hatte die Naga gewusst, dass Dämonen hinter ihr her waren, und hatte kein Wort darüber verloren, während sie im Gildenhaus gelebt hatte in dem Bewusstsein, dass jederzeit etwas versuchen könnte, sie anzugreifen. Wie man es auch drehte und wendete, sie hatte die Leute, die sie so bereitwillig aufgenommen hatten, in große Gefahr gebracht. Und jetzt... jetzt hatte sie so große Erwartungen an Shizuka gestellt, dass selbst die sauer auf sie war. „Alles, was ich mache, tut Leuten weh oder macht sie sauer“, antwortete sie mit weinerlicher Stimme, als die Otorame fragte, wie sie darauf kam. „Ich geb mir so viel Mühe, aber immer, wenn ich etwas mache, ist es böse... Selbst jetzt, wo ich versuche, Verantwortung zu übernehmen, kann ich nichts richtig machen!“ Dabei wollte sie doch zu den Guten gehören. Aska hatte ihr eine Chance gegeben, hatte sie am Leben gelassen, damit sie beweisen konnte, dass selbst ein Dämon wie sie Gutes tun und aufrichtig leben konnte. Hatte sie Unrecht gehabt? War es wirklich unmöglich für sie, nicht böse zu den Menschen um sie herum zu sein? Shizuka fragte weiter nach, wollte wissen, was passiert war, aber selbst das konnte Zahar nicht für ihre Freundin tun. Noch immer Tränen in den Augen schüttelte sie den Kopf. „Das... darf ich nicht sagen“, war das Einzige, was sie sagen konnte. „Es geht um etwas... sehr Persönliches für Aska... Ich kann nicht darüber reden, ohne etwas zu sagen, was sie geheim halten will. Das muss sie dir selber erzählen... Entschuldigung.“ Gab es einen Weg, über ihren Konflikt zu sprechen, ohne Fenrir zu erwähnen? Nicht wirklich. Das Komplott des Dämonen, seine Taten, die Natur der Naga und die Vergangenheit der beiden Slayerinnen waren es gewesen, die zur Eskalation geführt hatten, und nur eine Sache davon war etwas, worüber Zahar nur für sich sprechen konnte... aber zu verraten, dass sie ein Dämon war, würde auch indirekt preisgeben, dass Aska etwas mit Dämonen zu tun hatte. Wie viel konnte die Echse denn zugeben, ohne den Wunsch der van der Velden, ihr Geheimnis zu wahren, zu übergehen? „Jemand, den Aska kennt, hat etwas Böses gemacht...“, versuchte sie zu erklären, noch immer so verheult wie zuvor. „Und dann... hat sie gegen mich gekämpft... weil ich auch eine böse Kreatur bin... und weil ich ihr das nicht gesagt habe...“
War das genug? Reichte das, um Shizukas Neugier zu befriedigen? Zahar wusste es nicht. Sie wusste nur, dass gerade eine weitere ihrer Freundinnen kurz davor stand, sich von ihr abzuwenden. Also hatte sie keine Wahl, musste diejenige sein, die es zuerst tat. Sie drehte sich um, machte sich bereit, den ganzen Weg hinauf in den Norden zu eilen, damit sich die Otorame nicht weiter damit befassen musste. Das war aber irgendwie auch nicht, was die Ältere wollte. Sie bat Zahar zu warten, trat zu ihr herüber und legte ihren Arm um sie, zog das junge Mädchen an sich heran. Aus wunden, unsicheren Augen sah die Naga hinauf zu ihr. Was jetzt? „Ich... ich bin noch nicht geflogen, nein“, schniefte Zahar etwas unsicher, schüttelte wieder den Kopf. Sie war aber schon getragen worden. Das war anders, als wenn sie auf einem Schiff stand oder in einem Zug saß. Auch wenn sie es nicht war, die sich selbst bewegte, wurde sie nicht davon krank, wenn es jemand anders tat. Aber das galt natürlich nur, wenn Shizuka tatsächlich fliegen konnte. Die große Fee umarmte sie, ein warmes, angenehmes Gefühl, während sie ihre Rüstung wechselte, um plötzlich mit großen, schwarzen Flügeln vor ihr zu stehen. Die Augen der Naga weiteten sich. „W-woow...“ Sprachlos sah sie auf zu der Älteren. Das war ja cool! Wie ein dunkler Engel stand die Weißhaarige über ihr, lächelte auf sie hinab. Eigentlich wollt sich Zahar ja abgewöhnen, andere Leute zu sehr zu idealisieren, aber... Shizuka machte ihr das wirklich schwer. „Du... du bist so beeindruckend, Shizuka!“, rief Zahar aufgeregt, die Trauer in ihrer Stimme langsam Platz machend für das Wunder, das sich in ihrem Inneren ausbreitete. Ohne jeden Widerstand ließ sich die Naga anheben, ihr Herz kräftig schlagend. Es war ein seltsames Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren, lag flau in ihrem Magen, aber sie fühlte sich nicht schlecht damit. Kein bisschen. Im Gegenteil, ihr Herz klopfte froh und aufgeregt, während sie sich weiter vom Boden entfernte, sicher in den Armen der Otorame, und hinab blickte auf die Erde, die von hier oben noch grüner aussah als ihre eigene Haut. „Das ist... wow! I-ich liebe es auch!“, nickte sie aufgeregt. Die ganzen schlechten Gefühle von eben waren wie weggeweht. Genau wie auf ihrer letzten gemeinsamen Quest fühlte sich Zahar schnell sehr wohl an Shizukas Seite. Sie beide hatten Lust auf Abenteuer, auf Neues, auf die Freiheit des Fluges. Dafür, dass sie sich eben so gezankt hatten, waren die beiden Feen sich irgendwo auch ganz schön ähnlich...
Natürlich machte es in Shizukas Augen gar keinen Sinn, dass das Echsenmädchen so ein schlechtes Bild von sich hatte. So wie sie Zahar kannte, war sie gar nicht immer das Böse Mädchen, doch wie sich herausstellte war sehr viel im Gange, von dem sie gar nichts wusste und genauso wenig ahnte. Genaueres erzählte die Kleinere allerdings nicht. Sie meinte noch, dass alles was sie mache irgendwie böse dargestellt oder gesehen werden würde. Ungefähr so, wie Shizuka anprangerte, wie sie hergeholt wurde, obwohl Zahar es eigentlich nur gut meinte. Doch was genau zwischen ihr und Aska vorgefallen war, sollte zunächst ein großes Geheimnis bleiben. Dabei war es der Grünen anzurechnen, dass sie versuchte es so grob wie möglich zu umschreiben. Es hatte etwas mit einem „Bekannten“ Askas zu tun und weil Zahar ihr nicht erzählt hatte, was dieser Bekannte gemacht hatte, haben sie miteinander gekämpft. Und weil sie eine böse Kreatur war, doch diesen Teil strich Shizuka gedanklich sogleich wieder, da er ihrer Auffassung nach gar nicht stimmen konnte. Zahar war doch ein aufgewecktes Mädchen. Zwar konnte sie sicher nervig und anstrengend sein, doch welches Mädchen war das nicht in irgendeinem Zeitpunkt ihres Erwachsenwerdens? Jedenfalls stand sehr bald fest, dass die Weißhaarige so nicht weiterkommen würde. Ein Umstand, den sie wortlos zur Kenntnis nahm. Sie wusste aber auch nicht, was sie dazu noch sagen sollte. Um die Situation aufzuklären führte kein Weg daran vorbei das Gespräch mit Aska zu suchen. Nur sie wusste vermutlich was es mit Zahars geändertem Verhalten auf sich hatte. Blöd nur, dass die Magierin nicht länger Teil Fairy Tails war. Sie war nach Crocus gezogen und den Rune Knights beigetreten. Das machte spontane, klärende Gespräche natürlich komplizierter.
Das dominierende Gesprächsthema erst einmal ad acta gelegt, versuchte Shizuka die Stimmung wieder ein wenig aufzulockern. Nein, sie würde nicht den Zug nach Nord Fiore nehmen und Zahar allein laufen lassen. Stattdessen entschied sie sich dazu, über den Streit hinwegzusehen und sie mitzunehmen und zwar fliegend. Wie Zahar erklärte, war sie noch nie geflogen. Shizuka hoffte, dass ihre Aussage über das Fliegen als Option den Reiseweg hinter sich zu bringen nicht nur so daher gesagt war und sich schließlich als Fehlschlag herausstellte. Sie griff das grüne Mädchen unter den Armen und hievte sie dann mit ein paar Flügelschlägen in die Höhe, um mit ihr gemeinsam aus dem Wald heraus und gen Nordosten zu fliegen. Das Staunen, welches alleine schon Zahars Stimmlage zu entnehmen war, trieb der Ritterin ein Grinsen auf die Lippen. “Das freut mich, dann genieße den Flug! Das kriegt man nicht alle Tage!“, entgegnete sie ihrer Freundin. Die Reise nach Oak Town war nicht in einem Rutsch zu absolvieren. Dafür hatte Shizuka nicht die Puste. Immer mal wieder ging sie herunter, um mit ihrer Gefährtin ein paar Minuten zu Fuß weiter zu spazieren, ehe sie sich genug ausgeruht hatte um sich erneut in die Lüfte zu schwingen. So oder so war dies der schnellste Weg zum Zielort. Auch schneller, als den Zug zu nehmen. Schließlich kamen die zwei Feen weiter außerhalb der Stadt Oak Town, nahe eines Waldes an. Nun galt es Spuren der barbarischen Seefahrer zu finden, um diese treffen und mit ihnen sprechen zu können.
Genutzte Zauber Black Wing Armor TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: III MANAVERBRAUCH: 150 pro 3 Minuten MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Geschicklichkeit Level 6, Manaregeneration Level 4 BESCHREIBUNG: Diese pechschwarze Rüstung generiert beim Anlegen ein Paar schwarze Flügel am Rückenteil der Rüstung. Dank der Flügel ist es dem Zauberer nun möglich zu fliegen, wobei die Geschwindigkeit des Fluges und die Tragekraft der Willenskraft des Anwenders bis zu einem maximalen Level von 8 entspricht.
Unerwartet entwickelte sich binnen weniger Augenblicke die Grundlage für ein interessantes Geschäft zwischen den beiden Magiern. Maenor fasste zusammen, was er bis zu ihrem Besuch vorbereiten würde. So hatte sie bis dahin eine gewisse Auswahl, aus dem sie sich nach Belieben ihren eigenen Pulli oder Shirts oder was auch immer zusammenstellen konnte. “Das klingt wirklich sehr gut. Ich freue mich drauf.“, entgegnete die Mahaf ihm einerseits Honig ums Maul schmierend, andererseits mit etwas Aufrichtigkeit. Doch das Gespräch über Ra, den Sonnengott, überwog in ihrer Vorfreude alles andere. Möglichst viele und wertvolle Informationen über ihn einzuholen blieb die oberste Priorität. Von der Anrede des Magiers war Thana wirklich überrascht worden, was sie ihrem Partner dann auch gleich offenbarte. Dieser winkte allerdings verbal ab, in dem er diese Aktion als „einfach nur so ein Spruch“ bezeichnete. “Ein Spruch, mhm.“, wiederholte die Magierin nachdenklich und zweifelnd. Nicht, dass sie auch nur auf die Idee kam, dass es sich bei diesem jungen Mann tatsächlich um einen Adeligen handeln könnte. Dafür gab es abgesehen von der seltsamen Rede, die Maenor kurzzeitig von sich gegeben hatte, wirklich viel zu wenig Anhaltspunkte, die Thana in eine solche Richtung lenken konnten. Dem Spaß der Mahaf entgegnete der Herr dann wieder mit einem seiner eigenen, der sich thematisch perfekt in den bisherigen Stil einreihte. Selbstlob. “Du bist ein Schwätzer.“, kommentierte die Dürremagierin grinsend, aber sichtlich belustigt vom bisherigen Auftreten ihres Kameraden. Als es dann um die weitere Reise ging, stürzte sich der Verschleierte sofort auf die vorgeschobene Vermutung der Mahaf. Dabei wirkte er so überrascht und improvisierend, dass diese Aussage tatsächlich in einem unehrlichen Licht zu stehen schien. Da wurde Thana wirklich etwas misstrauisch. Allerdings fiel ihr auch kein Grund dafür ein, warum er sie dabei so anlügen sollte. Deswegen zermarterte sie sich dabei auch nicht grade das Hirn. Nur eine kleine Randnotiz in Sachen Unehrlichkeit machte sie sich im Hinterkopf. “Dann bin ich zufrieden. Ob du die Zugfahrt nun auf der Toilette verbringst oder in der Kabine, Hauptsache ich muss den Weg nicht laufen.“, kommentierte sie achselzuckend. Derweil führte der Weg die Beiden auch schon wieder in Richtung des Bahnhofes, über den die Magierin überhaupt erst angereist war. Als ihr Begleiter dann anmerkte, dass der Zug bald einfahren würde, war sie erneut etwas verwundert. Aber vielleicht kannte er ja auch den ungefähren Zeitplan der Zugverbindungen, das war ja gar nicht so weit hergeholt. “Nah… Wenn es sein muss…“ Dann musste sie sich eben beeilen, auch wenn körperliche Anstrengung ihr wirklich nicht lag. Wobei sie diese ja auch gar nicht auf sich nehmen musste! Sogleich verschaffte sich die Mahaf mit Lighter Than Air etwas auftrieb, um den restlichen Weg zum Bahnhof entspannt und schnell zu schweben. Da musste Maenor schon zusehen wie er mithalten würde.
Die gesamte Zugfahrt über hatte Thana ihren Questpartner nicht mehr gesehen. Nachdem sie besprochen hatten, in Hargeon wieder auszusteigen, verabschiedete sich Maenor sogleich auf der Zugtoilette. Erst als sie angekommen waren, nachdem die Magierin ausgestiegen war, erspähte sie den Witzbold wieder. “Und? Geht es wieder?“, erkundigte sie sich bei ihm. Der Weg führte die Zwei dann wieder weg von der Zivilisation, dorthin wo der zuvor getroffene Bauer sie schickte. “Also, was sagte der Mann gleich? Magier, die das Wetter beeinflussen, die die Wolken stoppen und damit die Dürre heraufbeschwören? Wir müssen uns also nach auffälligen Personen umschauen.“, fasste Thana noch einmal zusammen. “Klingt nicht besonders schwer. Immerhin sind wir bald bestimmt wieder in einer Gegend, in die sich sonst kaum jemand verirrt.“ Zumindest sie selbst würde sich an einen solchen Ort nicht zufällig verirren, wenn sie dort nicht arbeiten würde…
Genutzte Zauber Lighter than Air TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: III ART: Support MANAVERBRAUCH: 150 (Mastery III: 120) (Volksbonus: 108) pro 3 Minuten MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 5, Geschicklichkeit Level 5, Heat Immunity BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber heizt der Magier die Luft um seinen Körper herum so sehr auf, dass sie leichter wird als die Umgebungsluft und ihn vom Boden heben kann, sodass der Magier kontrolliert schweben kann. Geschwindigkeit und Tragkraft werden durch das Level seiner Willenskraft definiert, bis zu einem maximalen Wert von 8. Dabei darf der Anwender sich maximal mit einer Fluggeschwindigkeit, 2 Level über dem Level seiner Geschicklichkeit bewegen, da der Magier ansonsten seinen Flug nicht kontrollieren kann. Auf diesem Level ist er nicht in der Lage, weitere Zauber einzusetzen, da er sich voll und ganz aufs Fliegen konzentrieren muss.
Beherrschung:
Willenskraft 6: Der Anwender kann nun nebenher Zauber bis Klasse II verwenden. Willenskraft 8: Der Anwender kann nun nebenher Zauber bis Klasse III verwenden. Willenskraft 10: Der Anwender kann nun nebenher Zauber bis Klasse IV verwenden. Willenskraft legendär: Der Anwender kann nun nebenher jeden Zauber verwenden, der ihm zur Verfügung steht.
Voiceactor hellere Stimme TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: 20 Meter SPEZIELLES: Jeder in Reichweite VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Dieser Zauber greift einzig den Hörsinn seiner Opfer an. Der Anwender täuscht vor, mit einer anderen Stimme zu sprechen – dabei muss der Anwender die Stimme, die er oder sie kopiert, natürlich selbst schon einmal gehört haben. Für den direkten Kampf ist die Technik nicht unbedingt geeignet, da die Opfer den Anwender sehen. Daher lässt die Illusion sich eher nutzen, wenn kein direkter Blickkontakt zum Anwender besteht und dieser Verwirrung stiften möchte. - 123 Mana +200 Mana
Glücklicherweise schien es sich bei Thana um keine allzu argwöhnische Person zu handeln – Maenor war nicht wirklich ein Menschenkenner, sonst hätte er die junge Frau niemals mit diesen Gedanken bedacht – denn sie kaufte ihm seine Reisekrankheit einfach ab. Dabei hatte er sich alles andere als geschickt angestellt und war eher verdächtig schnell auf den Zug der Reisekrankheit aufgesprungen, aber einem geschenkten Gaul schaute man nicht ins Maul, nicht wahr? Dementsprechend liefen die beiden ungleichen Magier schnellen Schrittes gen Wiesenbahnhof, den sie just im rechten Augenblick erreichten. Kaum hatten sie den Bahnhof betreten, ertönte schon das Geräusch des sich nahenden Zuges, der langsam tuckernd einfuhr und mit einem lauten Quietschen vor ihnen stoppte. Der Mahaf den Vortritt lassend, huschte er schnell hinterher und begab sich schnurstracks zur Bordtoilette, wo er sich für den Rest der Fahrt verschanzte. Das Klopfen anderer Gäste sowie des Zugkontrolleurs kommentierte er mit lauten Würggeräuschen, um den Eindruck einer unangenehmen Reisekrankheit zu erwecken. So schnell wollte niemand auf eine Toilette, in der sich jemand übergab. Da der Fice allerdings auf die harte Tour gelernt hatte, dass Zugkontrolleure von eher misstrauischer Natur waren und sie ihm schon das eine oder andere Mal vor der Bordtoilette aufgelauert hatten, entschloss sich der braunhaarige Magier für eine Flucht durch das enge Toilettenfenster, kaum waren sie in der Nähe Hargeons angekommen.
Im Bahnhof selbst herrschte reges Treiben der Menschen: Passanten stiegen aus dem Zug aus und huschten durch den Bahnhof, um eine mögliche Folgeverbindung zu ergattern, während neue Passagiere aus Hargeon den Zug bestiegen. In all diesem Trubel wäre es für eine normale Person vermutlich schwer gewesen, eine schwarzhaarige Frau zu lokalisieren, doch das traf nicht auf den verhüllten Magier und seine göttlichen Augen zu! Die haselnussbraunen Seelenspiegel huschten über die Menschenmassen und erblickten schließlich Thana, sodass er sich gleich zu ihr begab. Dass die Mahaf ihn wiederum erblickte, lag vermutlich an seiner einzigartigen Erscheinung, die es kein zweites Mal im Bahnhof gab. „Alles gut, auch wenn ich das nächste Mal keine Bohnen frühstücken werde.“, zwitscherte Maenor gut gelaunt von sich und überließ der Fantasie der jungen Frau, was er damit meinte. Selbstverständlich hatte er keine Bohnen gefrühstückt, es war halt mal wieder Schabernack, den er hier betrieb.
Die Menschenmassen hinter sich lassend, verließen die beiden Magier den Bahnhof und begaben sich zum Stadtrand und darüber hinaus, in das Umland von Hargeon Town. Hier sollte sich gemäß der Aussage des leicht regierungskritischen Bauern das Schauspiel um die Wolken abspielen. „Genau!“, stimmte Maenor seiner Kollegin zu, ehe er gleich daraufhin seine Hand auf ihre Schulter legte. „Hier, ich habe jemanden verdächtigen gefunden!“, gab er lachend von sich und ließ wieder von der Schwarzhaarigen ab. Wenn einer von ihnen Beiden verdächtig war, dann wohl der junge Mann! „Spaß beiseite, wir finden schon irgendwen. Spätestens, wenn die Wolken verschwinden.“ Bei diesen Worten blickte der exzentrische Künstler gen Himmel, der spärlich von Wolken bespickt war. Hmm, ob das wohl an der aktuellen Jahreszeit lag? Oder war es wirklich das Werk irgendwelcher Magier? „Sag mal, wenn du keine Heilerin bist, welche Magie beherrschst du denn jetzt eig…“, begann Maenor seine Frage, bevor er stutzte und stehenblieb. Dort hinten, über der Hügelkette, hatte sich bis gerade eben noch eine fette Wolke befunden … die jedoch immer mehr an Materie verlor und sich schließlich ganz auflöste. „Da! Da hinten! Hast du das gesehen? Die Wolke hat sich aufgelöst!“, rief der junge Mann aus und zeigte ganz aufgeregt und energisch in Richtung der Hügelkettel. Ob Thana das Schauspiel auch mitverfolgt hatte? Es schien ganz so, als ob der Verschwörungstheoretiker vom Lande die Wahrheit gesagt hatte. Jetzt galt es nur, die Übeltäter zu schnappen und ihnen das Handwerk zu legen!
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