Ein lautes Knurren war zu hören, als die Daeva sich ihren weg durch die zerstörten Gemäuer des zerfallenen Gebäudes begab. Zielstrebig setzte sie einen Fuß vor den anderen, ging weiter und weitere bis sie den Ort ihrer Begierde erreichte. Dieses Mal hatte dies allerdings nichts mit zweiduetigen Spielereien oder ihrem Dasein als Masochistin zutun, sondern viel mehr mit einem natürlichen Bedürfnis - Hunger. Die Untote plagte seit Jahrzehnten ein nie endender Hunger und heute machte sich dieser besonders bemerkbar. Es war aber ehrlich gesagt auch eine Weile her, dass sie das letzte Mahl eine warme, leckere Mahkzeit zu sich genommen hatte. In letzter Zeit hatte der Wein ihren Magen gefüllt und sie gesättigt, aber dieser Effekt blieb nicht ewig. Also hatte sie sich dazu "gezwungen" den ehemaligen Weinkeller des Ruinenverstecks der dunklen Gilde Royal Crusade aufzuscuehn. Dort würde sie sicherlich etwas finden, womit sie sich den Magen vollschlagen könne.
Ihre filigranen Finger schlossen sich um den noch relativ gut erhaltenen Türknauf, welchen sie einmal drehte und dann die Tür öffnete. Es dauerte eine Weile, bis die Viziato sich an die dunklen Lichtverhältnisse gewöhnte. Der große Auffenthaltsraum mit der Küche wurde von zahlreichen Kerzenhalten in ein warmes, dämmriges Licht getaucht, auch wenn die Schatten dadurch umso stärker und schwärzer waren. Die Steinwände waren sichtlich mitgenommen, aber in dem Raum standen großzügig verteilt Fässer, Bänke und Tische, sowie ein alter, ausgefranster roter Teppich lag auf dem Boden und gab der Kammer doch etwas wohliges - so gut das nunmal in einem Keller und einer Ruine nun einmal ging. Überraschender Weise war der sonst stark befüllte Raum leer und verlassen. Es war schon ein Wunder, dass die Kerzen noch brannten und nicht gelöscht wurden oder von alleine ausgegangen waren. Sie steckte zuerst den Kopf durch die Türe, sah sich kurz um, ehe sie auch den Rest ihres Körpers in den Raum schaffte.
Der Boden klirrte unter ihren hohen Schuhen die sie trug, hallten immer wieder durch den Raum, wie ein Echo in einer Höhle. Manch einer würde dies bereits als gruselig beschreiben, aber die Daeva hatte sich in der kurzen Zeit bereits daran gewöhnt. Oder viel mehr war sie es davor schon gewohnt gewesen. Sie hatte viel Zeit in solchen Gemäuern verbracht, in denen man jede Bewegung hörte, wenn man nicht wusste wie oder möglicherweise auch nicht wollte dass man unbemerkt und unentdeckt blieb. Damals hatte sie immer eine Welle der Furcht überkommen, sobald sie Schritte gehört hatte. Aber jetzt.. Jetzt störte es sie nicht so sehr. Sie fühlte sich zwar nicht gerade wohl dabei, aber reagierte deutlich gelassener. Außerdem wusste sie ja, dass sie fernab dieser Erinnerungen und sie nur ihre eigenen Schritte hörte. Nachdenklich ging sie an den umfunktionierten Fässern vorbei, in die Nische in der die Küche war. Hier befanden sich einige Schränke die mit Lebensmitteln gefüllt waren. Sie summte leise, während sie sich Päckchen für Päckchen, Zutat für Zutat herausnahm und auf die Arbeitsfläche stellte.
Ihr war nach etwas Süßem, also holte sie alles heraus was sie für eine kleine Torte brauchte. Möglicherweise blieb sogar etwas über was sie ihrem "Retter" und Freund
@Raziel geben konnte. Immerhin war es ihr lieber, ihren Kuchen mit jemanden zu teilen, den sie mochte, als einem der Raufbolde, die ihre Gildenkameraden darstellten. Raziel war ein guter Mann, wenn auch ein untoter, menschenfressender. Er hatte sie aus ihrem Kaff herausgeholt und hierher gebracht, zeigte sich stets besorgt und fürsorglich. Davon Mal abgesehen verband die beiden eine innige Leidenschaft und Vorliebe - Alkohol, vor allem die Schwäche für Wein. Sie hatte bereits bei ihrem ersten Treffen gemerkt, dass Raziel kein ahnungsloser Säufer war, sondern wusste was wichtig war, damit ein Wein als "gut" galt. Bei dem Gedanken an eine ihrer Konversationen über Wein huschte ihr ein leichtes Lächeln über die Lippen. Es war eine ungewohnte Erfahrung, zu sehen wie sich jemand um sie kümmerte - nicht weil er selber Profit aus ihrem Wohlergehen schlagen konnte, sondern viel mehr weil er es wollte. Dies war ihr seit ihrer Zeit im Waisenhaus, in dem sie
@Valerian kennengelernt hatte nicht mehr untergekommen und die Daeva genoss es.
Während sie nachdachte, mischte sie die Teigmischung zusammen und schob den Kuchen in den Ofen während sie die Creme fertig machte. Hin und wieder naschte sie ein wenig was von der Creme, ließ den süßen Geshcmack auf ihrer Zunge zergehen. Es war einer ihrer Lieblingskuchen. Früher im Waisenhaus hatte sie häufiger, diesen Kuchen gemacht und ihn Valerian und seiner Kindheitsfreundin
@Yannicka gegeben. Sie selbst hatte zwar nur zu Valerian eine engere Bindung gehabt, aber ihr war aufgefallen wie sehr sich der freundliche Mann stets um Mädchen gekümmert hatte. Ein wenig fragte sie sich, was mit ihr passiert war - wie es ihr, seit ihrem Verschwinden aus dem Waisenhaus ergangen war. Vermutlich würde diese Frage auf ewig unbeantwortet bleiben, aber die Erinnerung daran, wie sie Valerian gesehen hatte, wie er ihr immer einen Stück von dem Kuchen abgab, ließ das vorherige Lächeln auf den Lippen der Daeva leicht schwächer werden. Denn ehrlich gesagt hatte sie die Bindung der beiden Kinder immer bewundert und beneidet.